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Kommune
Erftstadt
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01.01.70, 00:00
Aktualisiert
01.01.70, 00:00
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STADT ERFTSTADT
öffentlich
Der Bürgermeister
A 335/2006
Az.:
Amt: - 51 BeschlAusf.: - 51 Datum: 06.04.2006
Den beigefügten Antrag der SPD-Fraktion leite ich an die zuständigen Ausschüsse weiter.
Beratungsfolge
Schulausschuss
Termin
11.05.2006
Jugendhilfeausschuss
17.05.2006
Jugendhilfeausschuss
25.10.2006
Schulausschuss
25.10.2006
Betrifft:
Bemerkungen
Antrag bzgl. Erfahrungsbericht über die in Kindergärten und Schulen durchgeführten
Veranstaltungenn zum Thema Gewaltprävention
Finanzielle Auswirkungen:
keine
Unterschrift des Budgetverantwortlichen
Erftstadt, den 06.04.2006
Stellungnahme der Verwaltung:
Gewaltprävention in Kindertagesstätten
Spielerische Raufereien gehören zum Alltag von Kindern. Es gibt keinen Grund zu dramatisieren,
aber auch keinen zu bagatellisieren. Das Thema Gewalt und Aggression unter Kindern und
Jugendlichen ist in den letzten Jahren immer mehr ins Zentrum der Öffentlichkeit und der
wissenschaftlichen Diskussion gerückt.
Präventionsarbeit ist in allen Kindertagesstätten wichtiger Bestandteil der täglichen pädagogischen
Arbeit. Neben Ernährungs-, Gesundheits- und Suchtprophylaxe findet auch die Gewaltprophylaxe
im Alltag ihren Platz.
Konflikte sind im Kindergarten an der Tagesordnung.
Sie sind wichtig; wir werden unser ganzes Leben mit ihnen zu tun haben. Unternehmen investieren
mittlerweile große Summen, um ihre Mitarbeiter im Umgang mit Konflikten zu schulen.
Die Wurzeln für einen sinnvollen Umgang mit Konflikten werden in der Kinderzeit gelegt. Deshalb
ist es besonders sinnvoll, schon im Kindergarten mit Konflikttraining zu beginnen. Es geht im
Kindergarten nicht um die Verminderung gewaltsamer Auseinandersetzungen. Im Mittelpunkt steht
vielmehr die Stärkung der Konfliktfähigkeit von Kindern, Erzieherinnen und Eltern. Ein so
verstandenes Konflikttraining versetzt Kinder in die Lage, ihre Bedürfnisse zu stillen, ohne den
anderen zu schaden. Das Konflikttraining im Kindergarten ist damit nicht nur ein wichtiger Beitrag
zur Gewaltprävention, sondern gleichzeitig ein Selbstbehauptungstraining besonderer Art.
Bewusst wird Gewaltprävention bereits weit vor der Entstehung von Konflikten angesetzt.
Im Kindergarten lernen die Kinder bewusst, Lösungsstrategien auszuprobieren und umzusetzen.
Hierzu benötigen sie ein ausreichendes Vokabular, um die Streitigkeiten beizulegen. Aus diesem
Grund ist die Sprachförderung Wurzel der Gewaltprävention im Alltag. „Wo die Sprache aufhört,
fängt die Gewalt an“. Die ErzieherInnen bieten den Kindern geeignetes Vokabular an, um
Konflikte gewaltfrei zu lösen. Sind die Kinder sprachlich in der Lage, Konflikte zu lösen, stärkt dies
ihr Selbstwertgefühl. Die Kinder erkennen sehr schnell ihre eigenen Stärken und können diese
auch vor anderen Kindern und Gruppen vertreten. Ein starkes Selbstbewusstsein hilft den Kindern,
Mut zu fassen und sich gegen Unrecht zu wehren. Das Kind lernt, Hilfe zu holen, wenn es sich
nicht mehr selbst helfen kann, ohne „sein Gesicht“ zu verlieren.
Im Kindergartenalltag findet daher eine regelmäßige Gewaltprophylaxe statt, denn alle
Kindertageseinrichtungen haben zum Ziel, starke und selbstbewusste Kinder zu erziehen.Eine
weitere Form der Gewalt ist der „sexueller Missbrauch“. Deshalb wurden die Mitarbeiterinnen der
städt. Kindertageseinrichtungen im letzten Jahr schwerpunktmäßig im Hinblick auf dieses Thema
sensibilisiert und geschult. Die Erziehungsberatungsstelle Lechenich stand hier unterstützend für
Teamcoaching und themenzentrierte Elterngesprächskreise zur Verfügung. In Zusammenarbeit mit
Strohhalm e.V. aus Berlin wurden pädagogische Fachkräfte qualifiziert und geschult, um im Alltag
mit den Kindern an der Stärke ihres Selbstwertgefühls zu arbeiten und Ansprechpartnerinnen für
Probleme und Gewalterlebnisse „innerhalb“ und „außerhalb“ der Einrichtung zu sein.
In der Arbeit mit den Kindern geht es darum, an ihren Ressourcen und Stärken anzusetzen und
mit ihnen Ideen zu entwickeln, wie sie sich schützen, wehren und von wem sie Hilfe bekommen
können. Wichtiger Bestandteil der Präventionsarbeit ist, die persönliche Grenze des anderen zu
achten und selbstbestimmt handeln zu können. Die Kinder werden geschult „Nein“ zu sagen,
Gefühle zu beschreiben und auszudrücken und den eigenen Körper selbstbestimmt
wahrzunehmen. Die derzeitig entwickelten Gewaltpräventionsprogramme wie Faustlos oder
Papilio setzen einen ganzheitlichen Ansatz voraus.
Um ein Medium zu haben, das im Alltag leicht umzusetzen und anwendbar ist, wurde in den städt.
Kindergärten Köttingen und E.-Liblar, Theodor Heuss Str. das „Programm Faustlos“ eingeführt.
Faustlos ist ein für die Grundschule und den Kindergarten entwickeltes Curriculum, das
impulsives und aggressives Verhalten von Kindern vermindern und ihre sozialen
Kompetenzen erhöhen soll. Es ist die deutsche Version des amerikanischen Programms
Second Step, das zahlreiche Auszeichnungen erhalten hat. Die deutschsprachige Version
des Programms wurde unter der Leitung von Prof. Dr. Manfred Cierpka entwickelt. Das
Curriculum vermittelt mit 51 bzw. 28 Lektionen Kompetenzen in den Bereichen Empathie,
Impulskontrolle und Umgang mit Ärger und Wut. Unterrichtet werden die Lektionen von
LehrerInnen bzw. ErzieherInnen, die vorab an einer entsprechenden Fortbildung
teilnehmen. Faustlos gehört in zahlreichen Kindertagesstätten und Grundschulen der BRD,
Österreich und der Schweiz zum festen Bestandteil der pädagogischen Arbeit.
Das Faustlos Programm wird regelmäßig, ein bis zwei mal in der Woche mit den Kindern
erarbeitet. Die Eltern erhalten vor jeder neuen Lektion einen Elternbrief mit Informationen über die
zu vermittelnden Inhalte, damit sie auf das Erlebte und Erlernte im Kindergarten eingehen und es
zu Hause vertiefen.
Aufgrund der entwicklungspsychologischen Orientierung von Faustlos stehen für Kinder
unterschiedlicher Altersstufen jeweils dem Entwicklungsstand angemessene Materialien zur
Verfügung. Die hohe Effizienz von Faustlos wird durch eine eintätige Fortbildung gewährleistet.
Nur das Heidelberger Präventionszentrum ist autorisiert, Faustlos- Fortbildungen durchzuführen.
Die Kosten d. Seminars in Heidelberg betragen für 2 Personen + Arbeitsmaterial 470.- €.
Von deutschen Wissenschaftlern und Pädagogen wurde Papilio speziell für Kindergärten zur
Primärprävention von Verhaltensproblemen und zur Förderung von sozial emotionaler Kompetenz
entwickelt. In Bayern wird dieses Modell mit großen Erfolg und wissenschaftlicher Begleitung
durchgeführt. Es ist eines der wenigen Programme, das Maßnahmen und Schulungen für
Kindergärten anbietet, bei denen die Erzieherin als Multiplikatorin zentral im Mittelpunkt steht.
Papilio ist ein kindgerechtes, spielerisches Programm, das Erzieherinnen konkrete Maßnahmen an
-2-
die Hand gibt. Eine geschulte Mitarbeiterin/Erzieherin ist Voraussetzung. Die
Multiplikatorenausbildung beträgt ca. 5.000 €.
In Zusammenarbeit mit dem Kommissariat Vorbeugung der Polizei des Rhein-Erft-Kreises fanden
erste Gewaltpräventionskurse für die Mitarbeiterinnen und Kinder der städt. Hortgruppen statt.
Thema war, Gefahren zu erkennen und zu helfen, ohne sich in Gefahr zu bringen.
Selbstbewusstes Verhalten wurde mit Kindern trainiert. „Rettungsinseln“ z. B. auf dem Heimweg
wurden besprochen. Diese Aktion wurde in einen Elternabend eingebunden. Das Programm fand
so großen Anklang, dass eine weitere Zusammenarbeit auch für Kinder im Vorschulalter
angestrebt wird.
Abschließend ist noch einmal herauszuheben, dass die ErzieherInnen Gewaltprävention im Alltag
der Kindertagesstätten praktizieren. Jedoch nur durch regelmäßige Fortbildungen und spezielle
Schulungen ist es möglich, das Wissen zu vertiefen und Gewaltprävention noch stärker in die
Arbeit einzubinden.
Gewaltprävention Jugendberatung Mobile
Seit Juli 2004 führt die Jugendberatung Mobilé das Projekt „Starke Schüler schlagen nicht“ durch.
Diese Gewaltprävention richtet sich an die Jahrgänge sechs bis sieben aller weiterführenden
Erftstädter Schulen und wird an drei aufeinander folgenden Tagen jeweils von 8.00 bis 13.00 Uhr
im Jugendzentrum in Köttingen unterrichtet.
Zentrale Themen der Veranstaltung sind Vertrauen, Kooperation und Kommunikation als auch
eine Sensibilisierung für unterschiedliche Formen und Wahrnehmungen von Gewalt. Mit Hilfe
gezielter Methoden werden Strukturen und Prozesse innerhalb der Klasse transparent gemacht.
Mobile vermittelt soziale Fähigkeiten, welche dazu beitragen, Konflikte konstruktiv und ohne
Gewalt austragen zu können. Das Projekt soll helfen, die Persönlichkeit der einzelnen
SchülerInnen zu stärken und das Klassenklima positiv zu beeinflussen.
Am 25.3.2004 wurde den Erftstädter Schulen das Konzept im Rahmen des Arbeitskreises
Jugendschutz vorgestellt und wird seit seiner erstmaligen Durchführung im Juli 2004 regelmäßig
nachgefragt.
Folgende Zeittafel gibt Übersicht über bisher durchgeführte Projekte sowie die weitere Planung.
1.
12.-14.07.2004
Gymnasium Lechenich
2.
15.-17.11.2004
Realschule Liblar
3.
15.-17.12.2004
Gymnasium Lechenich
4.
24.-26.01.2005
Hauptschule Lechenich
5.
28.2.-2.03.2005
Gymnasium Lechenich
6.
08.-10.03.2005
Gymnasium Lechenich
7.
25.-27.04.2005
Hauptschule Lechenich
8.
30.5.-1.6.2005
Gymnasium Lechenich
9.
19.-21.09.2005
Realschule Liblar
10.
19.-21.10.2005
Gymnasium Lechenich
11.
14.-16.11.2005
Gymnasium Lechenich
12.
12.-14.12.2005
Gymnasium Lechenich
-3-
13.
16.-18.01.2006
Gymnasium Lechenich
14.
20.-22.02.2006
Realschule Lechenich
15.
03.-05.04.2006
Realschule Lechenich
In Planung:08.-10.5.2006
Realschule Lechenich
Für das Schuljahr 2006/2007 liegen bisher folgende Anmeldungen vor:
Realschule Liblar mit einer Klasse, Don-Bosco-Schule mit einer Klasse, Gymnasium Lechenich mit
vier Klassen, Hauptschule Lechenich mit einer Klasse
Darüber hinaus bietet Mobilè “Jungenarbeit trifft Baseball“ an.
Hierbei handelt es sich um ein Projekt in Kooperation mit Schulen, bei dem Jungen zwischen 14
und 16 Jahren die Möglichkeit haben, verschiedene jungenspezifische Themen aufzuarbeiten. Als
Medium für dieses Projekt dient der Baseballsport.
Innerhalb von 6 Einheiten á 120min. werden neben den Grundtechniken des Baseballspiels
verschiedene jungenrelevante Themen (Kraft und Gewalt; Team; Umgang mit Beleidigungen;
Umgang mit Aggression; Respekt etc.) gemeinsam mit den teilnehmenden Jungen bearbeitet.
Projekte:
1.
12.05.2005 - 23.06.2005
Don Bosco Förderschule Friesheim
2.
25.04.2006 - 14.06.2006
Don Bosco Förderschule Friesheim
3.
26.04.2006 - 14.06.2006
Hauptschule Liblar
Die Erziehungsberatungstelle Lechenich engagiert sich sehr für das Gewaltpräventionsprogramm
Faustlos. Es fanden bereits mehrere Schulungen von pädagogischen Fachkräften und
Elternabende mit großem Anklang für Kindergärten und Schulen statt.
Hinsichtlich der darüber hinaus gehenden Veranstaltungen und Programme zur Gewaltprävention
in den Schulen sind die Schulen angeschrieben worden. Die Angaben der Schulen werden
nachgereicht.
(Bösche)
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