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Beschlussvorlage (Fallbeispiel FÖRSTA)

Daten

Kommune
Erftstadt
Größe
17 kB
Datum
19.06.2008
Erstellt
01.01.70, 00:00
Aktualisiert
01.01.70, 00:00
Beschlussvorlage (Fallbeispiel FÖRSTA) Beschlussvorlage (Fallbeispiel FÖRSTA) Beschlussvorlage (Fallbeispiel FÖRSTA) Beschlussvorlage (Fallbeispiel FÖRSTA)

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Inhalt der Datei

Falldarstellung zur Vorlage für den JHA und den Schulausschuss Schilderung eines Falles zur Dokumentation der FÖRSTA – Vorgehensweise. Johannes war zum Zeitpunkt der Kontaktaufnahme in der ersten Klasse der Grundschule. Er besucht die Schule im Vormittagsbereich. Der Kontakt zu Johannes fand über eine anonyme Fallberatung statt. Die Klassenlehrerin berichtete am 27.10.2006, dass Johannes große Schwierigkeiten in der Klasse habe. Sein Verhalten beschrieb die Lehrerin wie folgt: • • • • • • • • Johannes ist ein Chaot. Er greift oft andere Kinder an. So nimmt er auch Kontakt zu ihnen auf. Er gerät oft in Konflikte mit anderen Kindern. Johannes weiß, seine Eltern auszuspielen. Johannes Mutter ist ihm nicht gewachsen. Er ist sehr leicht ablenkbar, impulsiv und motorisch unruhig. Seine schulischen Leistungen liegen im unteren Drittel. Wenn sich sein Verhalten nicht ändert, wird Johannes extreme Schwierigkeiten in der Schule bekommen. Johannes Vater nahm dann auf Empfehlung der Klassenlehrerin telefonisch Kontakt zum Första -Team auf. Das Första -Team war zu diesem Zeitpunkt nur auf die Zusammenarbeit mit Kindern und deren Familien aus dem OGS Bereich (Nachmittags) beschränkt . Daher wurde in Absprache mit der Amtsleitung ein einmaliges Beratungsangebot ermöglicht, um die Familie anzubinden. In einem ersten Telefonat äußerte der Vater seine Ängste, dass Johannes in der Schule zum „Sündenbock“ gemacht würde. Sie seien als Eltern in dieser Situation hilflos, weil sie nicht wüssten, wie sie Johannes unterstützen könnten. FÖRSTA machte ein Angebot zum gemeinsamen Gespräch mit der Lehrerin und den Eltern, das kurzfristig zu Stande kam. Nach Klärung der Situation und einer anfänglichen Verbesserung meldete sich der Vater im März 07 erneut per e-Mail. Er beschrieb, dass die Situation an der Schule für Johannes wieder sehr viel schwieriger würde. Hinzu käme, dass es auch im häuslichen Bereich Probleme gäbe. Durch FÖRSTA wurden der Familie die Möglichkeiten der Hilfestellung und Unterstützung durch den Allgemeinen Sozialen Dienst aufgezeigt. Beim Hausbesuch im März 07, stellte sich die Situation in der Familie wie folgt dar: • • • • Es gibt ständige Konflikte zwischen Johannes und den Lehrerinnen der Schule. Er muss während der Pausen öfters „Strafe sitzen“ im Gang vor dem Lehrerzimmer. Johannes muss in der Klasse an einem Einzeltisch sitzen, damit er dem Unterricht folgen kann und die anderen Kinder nicht ablenkt. Die Eltern haben Angst, das Johannes Außenseiter in der Klasse wird. 1 • • • • • Sie haben umgekehrt Bedenken, Johannes auf Freizeiten (Fußball) oder Kindergeburtstage zu lassen, weil sie befürchten, dass er sich dann daneben benimmt. Die Mutter ist in die Rolle der ständigen Ermahnerin gekommen. Sie hat keine Vorstellung davon, wie sie mit Johannes noch umgehen soll, damit er sich anders verhält. Johannes hat ständig Streit mit seiner jüngeren Schwester, er ist eifersüchtig auf sie. Für die gesamte Familie ist die Situation eine große Belastung. Im Gespräch wird auch deutlch, dass es Konflikte zwischen den Eltern gibt, die auch im Zusammenhang mit Johannes Verhalten stehen (Vater autoritär und fordernd, die Mutter überfordert und ohne Rückhalt beim Vater). Bereits im ersten Gespräch konnte die Familie Vertrauen fassen, sich öffnen und über ihre Probleme sprechen. Die Eltern erkannten die Notwendigkeit einer Unterstützung. Sie wurden darauf hingewiesen, dass eine weitere Beratung in Zusammenarbeit mit dem ASD sinnvoll ist. Im Verlauf der Beratung stellte sich heraus, dass Johannes bereits im Kindergarten Schwierigkeiten hatte. Es lag eine Diagnostik von einer kinderpsychologischen Praxis und dem SPZ Kerpen vor. Johannes bekam außerdem ergotherapeutische und logopädische Unterstützung. Die Eltern waren auch bereits in der Erziehungsberatungsstelle. Sie hatten das Empfinden, alles in ihrer Macht stehende unternommen zu haben. Resignierend sahen sie keine Möglichkeit mehr, den erneut auftretenden Schwierigkeiten zu begegnen. Nachdem alle vorhandenen Diagnosen zusammengetragen waren, konnten mit den Eltern drei Themenschwerpunkte in der Beratung herausgearbeitet werden: 1. Verdacht auf ADHS (Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätssyndrom / Diagnostik aus 2005 und 2006) bei Johannes: Klärung, Beratung und Therapie durch einen Kinderpsychologen, evt. auch Medikation 2. Unterstützung der Eltern im Hinblick auf ihr Erziehungsverhalten 3. Bearbeitung der Konflikte zwischen den Eltern FÖRSTA hat sich daraufhin Vorgehensweise geeinigt: mit den • Eltern auf folgende gemeinsame Nochmalige Abklärung des Verdachtes auf ADHS in einer kinderpsychologischen Praxis Parallel dazu erfolgte: • Information über die ADHS-Symptomatik und die damit verbundenen Erziehungsaufgaben für die Eltern (Ängste und Chancen in der Diagnose ADHS). • Arbeit am Kommunikationsverhalten, um die Beziehung der Eltern zueinander zu stärken • Stärkung des elterlichen Erziehungsverhaltens im täglichen Umgang mit den Kindern 2 Die genannten Themen wurden in folgender Weise mit den Eltern bearbeitet: • • • • • • • • • • Wahrnehmung und Benennen von eigenen Gefühlen Selbst- und Fremdwahrnehmung als Grundlage für eine gelingende Kommunikation Ich - und Du – Botschaften im Umgang mit Kindern und Partnern Bewusstmachen von Alltagsstrukturen durch Erstellen von Tagesplänen Herausarbeiten „typischer Konfliktsituationen“ und „typischer Fallen“ Einschränkung des Gameboy– und Fernsehkonsums, Aufstellen einer klaren Regel Konsequentes Handeln mit logischen Konsequenzen fördern Möglichkeiten zum gegenseitigen Coaching der Eltern verdeutlichen Rückmeldung der gemeinsamen Arbeit an die Klassenlehrerin im gemeinsamen Gespräch wöchentliche Besprechung zwischen der Mutter und der Lehrerin über den Wochenverlauf in der Schule. Die Untersuchung in der kinderpsychologischen Praxis bestätigte die Diagnose ADHS bei Johannes. Im Verlauf des Beratungsprozesses konnten die Eltern die Diagnose akzeptieren und sich zu einer Medikation mit Methylphenidat für Johannes entscheiden. Das Medikament zeigte bei Johannes die erwartete Wirkung: • • Er konnte sich wesentlich besser konzentrieren. Sein impulsives Verhalten ging deutlich zurück. In Kombination mit dem veränderten Erziehungsverhalten der Eltern, wurde eine Verbesserung der Situation sowohl im häuslichen als auch im schulischen Bereich für Johannes erreicht. Nach Rückmeldung der Klassenlehrerin ist Johannes wesentlich weniger in Konflikten verstrickt als zuvor. Seine Art der Kontaktaufnahme hat sich verändert, Johannes ist offener und kameradschaftlicher im Umgang mit den anderen Kindern geworden. Er kann dem Unterricht besser folgen und ist besser in der Klasse integriert. Die Klassenlehrerin sieht zur Zeit keinen weiteren Unterstützungsbedarf für Johannes. Die Mutter berichtet, dass nachmittägliche Spielkameraden von Johannes zurückkehren. Für die Eltern ist eine deutliche Erleichterung im täglichen miteinander eingetreten. Es gibt weniger Streit, mehr zu lachen und die Eltern können beide viel offener und gelassener mit Johannes umgehen. Sie sehen sich jetzt in der Lage, ohne weitere Hilfe ihrer elterlichen Erziehungsaufgabe nachzukommen. Die Zusammenarbeit mit Första dauerte insgesamt von Oktober 06 bis März 08. Im Verlauf der Beratung hat es insgesamt 21 Kontakte mit der Familie gegeben. Zusätzlich gab es: • Fallbesprechungen / Supervision im Första -Team, • Austausch mit anderen Institutionen (EB , SPZ, Therapeutische Praxen) • Kollegiale Beratung mit den ASD Kollegen 3 • E- Mail Austausch mit dem Vater über den gesamten Beratungszeitraum sowohl zur Vereinbarung von Terminen als auch zum Informationsaustausch über die jeweils aktuelle Situation Selbstverständlich ist Johannes nicht der korrekte Name des Kindes. 4