Politik bei uns wird nicht mehr aktiv betreut, eine Datenaktualisierung findet genausowenig statt wie Support.

Wir würden gerne weitermachen. Aber die Ansprüche an die Plattform passen nicht zum vollständig ehrenamtlichen Betrieb. Hintergründe und Ideen zur Rettung finden Sie in diesem Blogartikel.

Beschlussvorlage (Anlage zur Beschlussvorlage 113/2006)

Daten

Kommune
Erftstadt
Größe
52 kB
Datum
21.02.2006
Erstellt
01.01.70, 00:00
Aktualisiert
01.01.70, 00:00

Inhalt der Datei

Touristisches Handlungskonzept für Erftstadt Das Touristische Handlungskonzept ist in vier verschiedene Abschnitte unterteilt: Ausgehend von der Bedeutung der Tourismuswirtschaft und aktueller touristischer Trends (I.) werden die bestehenden Angebotsstrukturen in Erftstadt unter Einbeziehung empirischer Daten betrachtet (II.). Darauf aufbauend erfolgt die Benennung von potentiellen Zielgruppen und Themen für die weitere touristische Entwicklung (III.) und die Formulierung weiterer Schritte zur Zielsetzung (IV.). Zu der beständigen Kooperation mit dem Rhein-Erft Tourismusverein, dem die Stadt Erftstadt seit nunmehr 3 Jahren angehört, und die unterschiedlichen Arbeitsfelder und Tätigkeitsbereiche, die der Verein für seine Mitglieder wahrnimmt, habe ich an verschiedenen Stellen und in mehreren Vorlagen ausführlich Stellung genommen, auf sie wird daher im Rahmen dieses Handlungskonzeptes nur am Rande eingegangen. In jedem Fall ist jedoch aus meiner Sicht ein Tourismusmarketing ohne die durch das Bestehen des Tourismusvereins hervorgerufenen Synergieeffekte und arbeitsteiligen Zusammenarbeit nur mit einem erheblich höheren Aufwand zu bewerkstelligen. I. Freizeit, Reisen und Urlaub gehören in der modernen Gesellschaft mittlerweile zu den allgemeinen Lebensbedürfnissen. Es kann von daher nicht verwundern, wenn sich der Tourismussektor seit Jahren zu einem Wachstumsmarkt entwickelt, dessen Wachstumsraten über denen der meisten anderen Wirtschaftszweige liegen. Der Tourismus zählt heute mit seinen vor- und nachgelagerten Wirtschaftssektoren zu den wichtigsten Dienstleistungsbereichen. infrastrukturellen Angeboten Voraussetzung Er zum ist mit einen seinen für die vielfältigen Entfaltung wirtschaftlicher Aktivitäten und zum anderen für den von den Gästen erwünschten Urlaubs-, Erholungs- oder Erlebniserfolg. Aufgrund des weitest gehenden Zuschnitts auf den Dienstleistungsbereich kommt dem Tourismus zudem eine besondere Beschäftigungswirksamkeit zu. Nach Schätzungen der Landesregierung sind dem Tourismusbereich in NordrheinWestfalen 280.000 direkte Arbeitsplätze zuzurechnen. Etwa 45.000 Betriebe stellen die touristische Infrastruktur in NRW sicher. Damit liegt dieser Wirtschaftszweig als Arbeitgeber bereits weit vor der elektrotechnischen und der chemischen Industrie in unserem Bundesland. Einer Berechnung des Deutschen Wirtschaftswissenschaftlichen Instituts für Fremdenverkehr in München zufolge fließen durchschnittlich 2 bis 3 % des touristischen Nettoumsatzes durch Gewerbesteuer, Grundsteuer und anteilige Lohnund Einkommensteuer an die Kommunen zurück. Neue Entwicklungen und Trends, wie das in den letzten Jahren gewandelte Reiseund Erlebnisverhalten bilden jedoch immer neue Herausforderungen an das touristische Angebot und Marketing. War vor einigen Jahren noch ein größerer Jahresurlaub bei vielen Reisenden die Regel, so geht heute der Trend hin zu kurzen, aber intensiv genutzten Tages- oder Mehrtagesreisen, bei denen eine genaue Vorbereitung und Planung der in der Regel nur recht eingegrenzt zur Verfügung stehenden Aufenthaltszeit im Vordergrund stehen. Folgende Trends stellt die Deutsche Zentrale für Tourismus (DZT) bei der Entwicklung der Deutschland-Nachfrage in den letzten Jahren fest: ¾ Kulturtourismus steht mehr und mehr im Mittelpunkt, ¾ Zunehmende Freizeit- und Genussgesellschaft fördert den Trend zu Erlebnisund Eventreisen, ¾ Urlaub im Einklang mit der Natur wird immer beliebter, ¾ Erholung, Sport und Wellness sind wichtige Urlaubsfaktoren. Die Vorteile von Nordrhein-Westfalen insgesamt, wie auch von unserer Region im Speziellen, als Urlaubsland sind besonders in den kurzen Anreisezeiten und kurzen Wegen sowohl für deutsche Urlauber als auch für Gäste aus den Benelux-Staaten zu sehen. Die geografische Lage mit der Nähe zu mehreren großen Städten der Rheinschiene, aber auch zum Naturpark Rheinland und der Eifel-Landschaft mit dem gleichnamigen Nationalpark sind gute Voraussetzungen für unsere Region, um den Status als beliebtes Kurzreiseziel weiter zu festigen und ausbauen zu können. Dabei wird gerade der Tagestourismus einer neueren Untersuchung mit dem Titel „Tagesreisen der Deutschen“ zufolge, die jüngst im Dezember 2005 veröffentlicht wurde, als Wirtschaftsfaktor oftmals unterschätzt. Nach dieser Studie zeigen die dem „Nordrhein-Westfalen-Tourismus“ vorliegenden Zahlen, dass gerade dieses Segment einen erheblichen volkswirtschaftlichen Beitrag leistet und Arbeitsplätze schafft, wobei seit 1993 die Bedeutung des Tagestourismus sogar noch zugenommen hat. Neben der Tourismuswirtschaft profitieren auch andere Branchen wie der Einzelhandel und der Verkehrssektor in hohem Maße vom Tagesreiseverkehr. Hier zeigt sich wieder einmal auf, dass Tourismus eine Querschnittsdisziplin ist, aus dem die unterschiedlichsten Wirtschaftsbranchen einen Nutzen ziehen. Wichtigster Quellmarkt bei Tagesreisen ist der Binnenmarkt NRW, bei den Tagesausflügen noch stärker als bei den Tagesgeschäftsreisen. In Anbetracht neuerer Entwicklungstrends, durch die es - um nur einige Beispiele zu nennen - mittlerweile möglich ist zum Taxipreis 1.000 km fliegen oder via Internet ein Busticket in einer in- oder ausländischen Großstadt zu buchen, sollte ein zukunftsfähiges touristisches Marketing deshalb darauf gerichtet sein, den Gästen die Reiseplanung und den Aufenthalt so komfortabel wie möglich zu machen. Zur Sondierung der Zukunftsfähigkeit touristischer Angebotsstrukturen gehört notwendigerweise aber auch die Betrachtung der sich ändernden Marktbedingungen in Deutschland: In weiten Kreisen unserer Gesellschaft sinkt das frei verfügbare Einkommen. Die Deutschen als wichtigste Zielgruppe für Urlaub in Deutschland werden weniger. Die Altersstruktur der deutschen Bevölkerung verschiebt sich immer mehr zu Gunsten der älteren Bevölkerung. Altersspezifisches Reise- und Freizeitverhalten nimmt weiterhin an Bedeutung zu. Die „Generation 55+“ lebt heute gesünder, ist wohlhabender, mobiler, genussorientierter und aktiver. II. Mit welchen Angebotsstrukturen kann Erftstadt um diese Gästegruppen werben? Die touristische Infrastruktur einer Stadt wird neben anderen Angeboten auch wesentlich von den Übernachtungs- und Beherbergungsmöglichkeiten geprägt. In Erftstadt sind 10 Hotels und Gasthöfe sowie 2 Tagungsstätten zur Aufnahme von Gästen vorhanden. Dort stehen insgesamt rund 270 Betten zur Verfügung. Des Weiteren sind in den letzten Jahren verschiedene Ferienwohnungen und -appartements auf den Markt gekommen, die etwa 20 Personen Unterkunft bieten können. Die meisten Unterkunftsmöglichkeiten bestehen in Lechenich (6), während sich die übrigen auf die Stadtteile Dirmerzheim (3), Liblar (2), Friesheim (2), Gymnich (2), Kierdorf, Köttingen und Frauenthal (jeweils 1) verteilen. Nach der aktuellsten Beherbergungsstatistik des statistischen Landesamtes, die den Zeitraum Januar bis Oktober 2005 umfasst, sind in diesem Zeitraum etwa 13.000 Übernachtungsgäste in Erftstadt zu verzeichnen gewesen. Die mittlere Aufenthaltsdauer dieser Gäste betrug 2,1 Tage. Diese Daten sind in etwa deckungsgleich mit denen aus dem Vorjahr 2004. Allerdings hat die amtliche Statistik ein Manko: Mit ihr werden nur die Beherbergungsbetriebe mit mehr als 9 Betten erfasst, so dass sich die o.a. Zahlen auch nur auf diese und nicht auf die kleineren Betriebe erstrecken. Daneben ist der Camping-Platz am Liblarer See zu erwähnen, der insgesamt 80 Stellplätze bietet, die jedoch zum Teil von Dauercampern benutzt werden und damit anderen Gästen von vornherein nicht zur Verfügung stehen. Eine Erweiterung der Angebotsinfrastruktur in Erftstadt wird es voraussichtlich noch vor Beginn der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 mit der Inbetriebnahme eines Reisemobilstellplatzes in Liblar geben, der für insgesamt 11 Wohnmobile ausgelegt ist, wobei 2 Stellplätze auch für größere Mobile mit über 10 Metern Länge vorgesehen sein werden. Der Blick auf die Beherbergungsmöglichkeiten lässt den sog. Tagestourismus jedoch außer Betracht. Für diesen, auch für Erftstadt wichtigen Tourismusbereich, liegen derzeit keine gesicherten Daten vor, so dass keine darauf bezogenen quantitativen und vor allem auch qualitativen Aussagen über die Gästestruktur und ihr Nachfrageverhalten getroffen werden können. Auch kann aus den reinen Übernachtungszahlen der Beherbergungsstatistik die Bedeutung des Tourismus für Erftstadt allein noch nicht abgeleitet werden. Als weitere Datengrundlage kann die sog. „Permanente Gästebefragung“ herangezogen werden, die der „Nordrhein-Westfalen-Tourismus“ in den Jahren 2002 und 2003 durchgeführt hat und in deren Rahmen sowohl Tagesgäste wie auch Übernachtungsgäste in allen touristischen Regionen NRW’s befragt wurden. Obwohl der permanenten Gästebefragung sicherlich kein repräsentativer Charakter zukommt, kann es trotzdem recht aufschlussreich sein, die Ergebnisse für den RheinErft-Kreis in diesem Zusammenhang mit einzubeziehen. Im Rhein-Erft-Kreis sind damals insgesamt 114 Tages- und Übernachtungsgäste interviewt worden. Von diesen Gästen kamen 78 aus NRW, der Rest aus Rheinland-Pfalz, das deckt sich mit den vorgenannten Aussagen zum touristischen Quellmarkt. Die durchschnittlichen Ausgaben der befragten Touristen lagen bei 100,- € bei den Tagesgästen und bei 105,- € bei den Übernachtungsgästen. Weitere Fragen der „Permanenten Gästebefragung“ bezogen sich auf die Motive bzw. den Anlass der Reise, auf eine Bewertung des örtlichen Angebotes und die Erfüllung der vorherigen Erwartungshaltung im Hinblick auf das Reiseziel sowie die Bereitschaft, ein weiteres Mal den Rhein-Erft-Kreis als touristisches Ziel anzusteuern. Das zusammenfassende Fazit des „Nordrhein-Westfalen-Tourismus“ aus der Befragung lautet, dass Gäste, die in den Rhein-Erft-Kreis reisen, hauptsächlich aus NRW kommen, überdurchschnittlich viel ausgeben und vorzugsweise mit dem Partner reisen. Die Besucher zeigen eine hohe Rückkehrbereitschaft, haben kaum Kritik an den Angeboten und bewerten besonders positiv die Einkaufsangebote, Veranstaltungsmöglichkeiten, die Gastronomie sowie Wander- und Radfahrangebote in der Region. Ebenso schätzen die Gäste die Freizeit- und Unterhaltungsangebote, Natur und Landschaft sowie die Ortsbilder und Sehenswürdigkeiten im Rhein-ErftKreis. Die vorhandene empirische Datenlage zur touristischen Ist-Situation in Erftstadt ist leider unbefriedigend zu nennen. In Anbetracht dessen und um bei engen finanziellen Spielräumen die erforderlichen Aktivitäten optimal und zielgruppengerichtet einsetzen zu können, sind der Tourismusmarkt und die dortigen Nachfragewünsche bedeutsam, da sie den Ausgangspunkt für ein Tourismusmarketing bilden. III. Die Stadt Erftstadt zeichnet sich durch ihre landschaftlichen Reize, kulturelle Vielfalt und historische Sehenswürdigkeiten aus und eignet sich dadurch vor allem für mit der Natur verbundene Freizeitangebote. Nicht umsonst lautet ein Slogan „Tür an Tür mit der Natur“. Urlaub im Einklang mit Natur, Erholung, Sport und Wellness sind die aktuellen Trends im Deutschlandtourismus. Dafür bietet Erftstadt sehr gute Voraussetzungen. Dies soll durch die Behandlung der nachfolgenden Themen verdeutlicht werden. Mit dem Verlauf der Erft durch das gesamte Stadtgebiet von Süden nach Norden, der abwechslungsreichen Landschaft im Schnittpunkt zwischen der Zülpicher Börde und der Ville als Teil des Naturparkes Rheinland und den geringen Steigungen eignet sich Erftstadt ideal zum Radfahren. Deshalb sollte das Radfahren auch bei der Bearbeitung der touristischen Themen eine Vorrangstellung einnehmen. Zudem hat die Zielgruppe der Radtouristen nach meinen Erkenntnissen aus den Anfragen nach Übernachtungsmöglichkeiten schon rein quantitativ eine besondere Bedeutung für Erftstadt. Die Zahlen der Radreiseanalyse 2005 des Allgemeinen Deutschen Fahrrad Clubs (ADFC) belegen erneut, dass Radfahren ein Zukunftsmarkt ist. Fahrrad-Urlaub oder das Fahrradfahren als Urlaubsaktivität werden immer beliebter. Rund 2,5 Mio. Deutsche hatten 2004 eine Urlaubsreise mit dem Rad – zumeist in Deutschland unternommen. Bemerkenswert ist auch die Entwicklung des ADFC-Netzwerkes „Bett & Bike“. Inzwischen können über 2.100 Orte in Deutschland Übernachtungsbetriebe mit diesem Markenzeichen vorweisen. Bei der Übernachtung setzen Fahrradtouristen im Übrigen verstärkt auf Qualität. Durch Erftstadt führen mehrere Radwege von überregionaler Bedeutung: ¾ Die Kaiser-Route von Aachen nach Paderborn, ¾ Der Erft-Radweg von der Quelle zur Mündung in den Rhein, ¾ Die Wasserburgen-Route als Rundstrecke am Eifelrand entlang. Mit der landesweit einheitlichen Beschilderung von Radwegen ist im vergangenen Jahr ein weiterer Baustein hin zu einer radfahrerfreundlichen Infrastruktur getan worden. Die entsprechenden Schilder (rote Schrift auf weißem Grund) befinden sich an verschiedenen Stellen im Stadtgebiet und weisen in der Regel die Entfernung zu den nächstgelegenen Ortschaften oder anderer Einrichtungen, wie etwa dem Bahnhof in Liblar, aus. Allerdings sind weiterhin Verbesserungen notwendig und zwar in mehrfacher Hinsicht. So ist die Qualität der Radwege streckenweise nicht akzeptabel und muss verbessert werden. Darüber hinaus ist auch das Angebot von fahrradfreundlichen Übernachtungsmöglichkeiten in Erftstadt noch unzureichend, da sich nur ein Hotelbetrieb auf diese Zielgruppe etwas eingestellt hat. Zudem gibt es leider noch keine Fahrrad-Verleihstellen, während andererseits aber positiv zu bewerten ist, dass Fahrradwerkstätten in mehreren Stadtteilen vorhanden sind. Wandern ist wieder „in“ und bildet einen Trendsport mit steigenden Zuwachsraten. Der moderne Wanderer wird nach einschlägigen Untersuchungen als besonders reiselustig eingestuft, das gilt vor allem für Kurzreisen und die Nebensaison im Frühjahr und im Herbst. Einem – einmal für gut befundenen – Urlaubsziel bleiben Wanderer besonders treu. Erftstadt bietet mit zahlreichen gekennzeichneten Wegen auf dem Ville-Rücken im Bereich des Naturparks Rheinland gute Voraussetzungen auch fürs Wandern. Darüber hinaus enthält die unlängst herausgekommene neue Freizeit-Wanderkarte „Erftstadt und die Römerstraße“ etliche weitere Wanderstrecken durch die Felder und Flure in Erftstadt, die vom Eifelverein ausgearbeitet wurden. Auch soll die historische Römerstraße von Köln nach Trier, die in Erftstadt über etliche Kilometer verläuft „begehbar“ gemacht werden. In der genannten Freizeitkarte ist diese bereits mit einem entsprechenden Wege-Kennzeichen versehen worden. Leider mangelt Fernwanderwegen es – im Gegensatz zu den Radrouten - an zwischen Rhein und Erft. Auf der attraktiven Internetplattform www.wanderbares-deutschland.de erscheint die Region als weißer Fleck, von den dort beschriebenen über 90 Fern-Wanderwegen verläuft kein einziger durch Erftstadt. Dies könnte sich in Zukunft allerdings ändern, da derzeit an dem Konzept eines sog. Holz-Wanderweges gearbeitet wird, der vom Elefantenhaus im Kölner Zoo zum Holz-Kompetenzzentrum in Nettersheim führen soll und dabei auch das Stadtgebiet von Erftstadt durchquert. Um weitere Freizeitwanderer gezielt nach Erftstadt zu leiten, wäre – in Ergänzung zur nunmehr vorliegenden Freizeit-Wanderkarte - die Erstellung einer Publikation mit Hinweisen auf die Angebote und Sehenswürdigkeiten am Weg denkbar. Ebenso sollte mittelfristig eine bessere Vernetzung zwischen den vorhandenen Wegen erfolgen. Auch der Wohnmobiltourismus ist eine Wachstumsbranche. Die Zahl der Neuzulassungen von Reisemobilen nimmt ständig zu. Wohnmobiltouristen haben sich in den letzten Jahren klar als eine eigene zusätzliche Zielgruppe mit eigenen Bedürfnissen heraus kristallisiert. Für Reisemobiltouristen bildet mit großem Abstand das Inland das beliebteste Reiseziel, deshalb sind diese eine interessante Zielgruppe im Rahmen des Deutschlandtourismus. Über 90 % der Wohnmobiltouristen verreisen zweimal und mehr pro Jahr für eine längere Urlaubsreise (mehr als fünf Tage); etwa die Hälfte von ihnen nutzt ihr Gefährt auch für Tagesausflüge. Wohnmobiltouristen verreisen zudem häufig in der Vor- und Nachsaison und führen somit zu einer gleichmäßigen Auslastung der Urlaubsregionen. Betrachtet man die liebsten Freizeitaktivitäten der Wohnmobiltouristen – Wandern, Radfahren, Einkaufen/Bummeln – so bildet Erftstadt für diese Gruppe ein attraktives Ziel. Mit der Errichtung des neuen Reisemobilstellplatzes in Liblar werden die infrastrukturellen Voraussetzungen zur Ansprache dieser Zielgruppe geschaffen. Zur Bekanntmachung des Stellplatzes und zur weiteren Entwicklung des Wohnmobiltourismus ist ein auf mehrere Jahre angelegtes Marketing notwendig. Ein Fachunternehmen, das bereits im Vorfeld der Planung des Reisemobilstellplatzes in Erftstadt beratend tätig gewesen ist, wird dazu eine entsprechende Marketingkonzeption entwickeln. Desweiteren wird die Auslastung des Stellplatzes mit Sicherheit von der dauerhaften Beibehaltung des bei der Einrichtung aufgestellten Komforts abhängen. Es ist daher besonderes Augenmerk auf die schnelle Behebung von Mängeln und Schäden auf dem Platz zu legen, um einen einheitlichen Qualitätsstandard auch über Jahre hinweg sicherzustellen. Weitere Erfolgskriterien für die Annahme des Reisemobilstellplatzes sind eine ausreichende Hinweisbeschilderung zur schnellen Auffindbarkeit des Platzes, die Einarbeitung des Stellplatzangebotes in die entsprechenden Publikationen wie Zeitschriften und Reiseführer für Wohnmobiltouristen sowie die allgemeine Marktbeobachtung, um auf die Bedürfnisse der Reisemobiltouristen besser eingehen zu können. Neben dem neuen Reisemobilstellplatz bildet der Campingplatz am Liblarer See ein seit Jahren beliebtes Ziel für Touristikcamper. Nach einer Grundlagenuntersuchung des Deutschen Tourismusverbandes zur wirtschaftlichen Bedeutung des Campingurlaubs sind die Übernachtungszahlen bei den Touristikcampern seit 1998 um rd. 18 % angestiegen. Die durchschnittliche Aufenthaltsdauer der Touristikcamper in Deutschland liegt bei 3,7 Tagen und damit erheblich über dem Durchschnitt der Beherbergungsbetriebe in Erftstadt. Campingurlaub eignet sich in hohem Maße für die Zielgruppe Familien mit schulpflichtigen Kindern. Diese Gruppe lebt sehr preisbewusst und schätzt Flexibilität, Freiraum, Ungezwungenheit und Spielmöglichkeiten für die Kinder. Da sich der Erftstädter Campingplatz in landschaftlich attraktiver Lage befindet, und sich außerdem aufgrund der Nähe zu Köln oder zum Phantasialand in Brühl hervorragend als Ausgangspunkt für entsprechende Tagesausflüge zu diesen Zielen eignet, ist eine Ansprache der Campingurlauber auch für Freizeitaktivitäten in Erftstadt wichtig. Auch aus der Beobachtung des Freizeitverhaltens dieser Zielgruppe können gezielt Angebote für diese entwickelt werden. Aufgrund der verschiedenen in Erftstadt existierenden Pferdehöfe sind ebenso Reiter eine interessante Zielgruppe, gerade im Hinblick auf die Verlängerung der Aufenthaltsdauer und auf die Verlängerung der Saison. So liegt die Aufenthaltsdauer der Reittouristen mit über 6 Tagen doppelt so hoch wie bei den übrigen Touristen. Außerdem ist der Reitsport weitgehend saisonunabhängig, prinzipiell ist auch bei ungünstigen Witterungsbedingungen oder etwa in der kalten Jahreszeit das Reiten im Gelände möglich. Um pferdesportinteressierte Gäste nach Erftstadt zu locken, muss für diese jedoch eine entsprechende Infrastruktur bestehen. Trotz des Vorhandenseins zahlreicher Pferdehöfe macht bislang lediglich nur ein Hof in Gymnich das Angebot, Pferde von auswärtigen Feriengästen aufzunehmen. Die Möglichkeit, Pferde zum Ausritt zu mieten, ist ebenfalls nur in ganz beschränktem Rahmen gegeben. Eine Verbesserung des reittouristischen Angebotes kann nur über eine gezielte Ansprache der Reitanlagen und Reiterhöfe erfolgen. Auch ist zur Attraktivitätssteigerung für auswärtige Reiter der Aufbau eines möglichst regionalen und vernetzten Reitwegenetzes mit entsprechender Kennzeichnung von Nöten. Der Rhein-Erft-Kreis mit seinen diversen Golfanlagen hat sich in den letzten Jahren zu einer attraktiven Golfregion entwickelt. Mit dem Golfplatz „Burg Konradsheim“ existiert in Erftstadt eine exzellente 12-Loch Anlage, die auch Gästen offen steht. Golf – früher als ein eher elitärer Sport betrachtet – wird langsam aber sicher zum Breitensport. Golftouristen sind eine wirtschaftlich sehr attraktive Zielgruppe, was sich sowohl an ihrer hohen Mobilität als auch an ihrem überdurchschnittlichen Ausgabenverhalten zeigt. Das Vorhandensein verschiedener Plätze, die Attraktivität der jeweiligen Plätze sowie das Spielerlebnis sind für den Erfolg eines golftouristischen Angebots von höchster Bedeutung. Die singuläre Vermarktung des einzigen in Erftstadt bestehenden Golfplatzes ergibt keinen Sinn, eher ist der Verbund der verschiedensten Golfanlagen im Rhein-Erft-Kreis anzustreben, so dass Gäste verschiedene Plätze nutzen können. Der Rhein-Erft Tourismus hat mit der Herausgabe einer entsprechenden Publikation einen Schritt in diese Richtung vollzogen. Auch die Wirtschaftsförderung Rhein-Erft geht in ihrer Zeitschrift „Wirtschaft im Dialog“, die sich an regionale Unternehmer, Entscheider und Multiplikatoren richtet, regelmäßig auf den Golfbereich ein, so u.a. bei international bedeutsamen Turnieren, wie dem Linde-German-Masters. Künftig gilt, den Stellenwert des Golfspielens in Erftstadt in den entsprechenden Publikationen der Wirtschaftsförderung und des Tourismusvereins an den entsprechenden Stellen regelmäßig zu unterstreichen. Gartenkunst kann ebenfalls touristische Akzente in Erftstadt setzen. Das Thema hat in Nordrhein-Westfalen in den letzten Jahren an Bedeutung und öffentlichem Interesse gewonnen. Mittlerweile trägt das Thema Gärten und Parks zunehmend zu einer neuen Identitätsfindung und touristischen Profilierung einzelner Regionen und Städte bei. Das gartenkulturelle Erbe wird vielerorts wieder in Wert gesetzt und gartenkünstlerisch bzw. kulturell akzentuiert. Nicht zuletzt wird auch die Bedeutung des städtischen, zum Teil historischen Grüns für die Attraktivität angrenzender Stadtquartiere und deren Lebensqualität erkannt. Mit den Schlossparks in Lechenich und Liblar sowie dem neuen Gesundheitsgarten bestehen in Erftstadt Ansatzpunkte, um dieses Thema auch touristisch aufarbeiten zu können. Durch den Beitritt der Stadt zur „Straße der Gartenkunst zwischen Rhein und Maas“ ist ein erster, bedeutender Schritt in diese Richtung getan worden. Ziel wäre es, öffentliche Parks und private Gärten in Erftstadt zum Beispiel durch einen Tag des offenen Gartens „begehbar“ Öffentlichkeitsarbeit zu betreiben. zu machen und dafür entsprechende Im Rahmen der Regionale 2010 wird unter dem Motto „Brückenschläge“ das Ziel verfolgt, verschiedene benachbarte Teilbereiche der Region miteinander zu verknüpfen um Vernetzungen zu fördern. Die Stadt Erftstadt ist mit dem Projekt „Erlebnisraum Römerstraße“, das rd. 400 Jahre römische Geschichte in der Region fokussiert, an der Regionale beteiligt. Mit diesem Projekt soll ein Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung der Region geleistet werden. Im Stadtgebiet besteht das Projekt aus den drei, sich ergänzenden Teilen der Römerstraße selbst, einer römischen Raststätte (Mansio) und dem Landleben sowie der Darstellung von 2000 Jahre Verkehrsgeschichte. Durch die vorgesehenen Angebote können die Besucher ein umfassendes Bild über das Leben der Römer im Rheinland erhalten, wie sonst nirgendwo in der Region. In Verbindung etwa mit dem Ausbau der Gymnicher Mühle zu einem Museum, den zahlreichen Hofläden und der Selbstvermarktung landwirtschaftlicher Produkte und nicht zuletzt dem Umweltzentrum im Friesheimer Busch, werden attraktive Freizeitangebote auch für Touristen entstehen, die hier den Spuren der kulturellen Tradition des ländlichen Raumes nachgehen – egal ob diese nur einen oder auch mehrere Tage Zeit mitbringen. Überhaupt ist anzuführen, dass prinzipiell die meisten der vorstehend aufgeführten Themen sowohl für die Ansprache von Tagestouristen wie auch von Übernachtungsgästen geeignet sind. Bei den Wohnmobiltouristen wie auch den Touristikcampern ist zwangsläufig mindestens eine Übernachtung am Standort verbunden, für alle anderen Themenbereiche können jedoch beide Gruppen in Betracht kommen. IV. Das Fazit, welches aus dem vorstehenden Themenkaleidoskop und der Ansprache von potentiellen Zielgruppen gezogen werden kann, ist, dass Erftstadt nicht d a s „Ankerthema“ aufzubieten hat, das über die regionalen Grenzen hinweg zu einer unmittelbaren, eindeutigen Identifizierung der Stadt selbst führt. Anders als z.B. in Brühl, wo es mit dem Weltkulturerbe Schloss Augustusburg, dem Phantasialand oder etwa dem neuen Max-Ernst-Museum, abgrenzbare prägende Elemente gibt, die in der touristischen Vermarktung eine herausragende Bedeutung spielen, gibt es für Erftstadt keine touristische „Klammer“. Um die im Tourismus liegenden Wachstumspotentiale für Erftstadt zu nutzen, sollten unter den Stichworten „Stärken stärken“ und Vernetzung von touristischen Angeboten und Diensten diejenigen Segmente besondere Aufmerksamkeit erhalten, die im Hinblick auf die Nachfrage die aussichtsreichsten Entwicklungschancen eröffnen. Die „Top-Themen“ für Erftstadt sind aus meiner Sicht: ¾ die Weiterentwicklung des Hotel- und Gastronomieangebotes für Touristen, ¾ die Auffindbarkeit von Hotels und Gastronomiebetrieben, ¾ die seit Jahren beständige Nachfrage bei Radtouristen, ¾ die historische Römerstraße, ¾ die Vermarktung des neuen Reisemobilstellplatzes. Auf dieser Grundlage werde ich für dieses Jahr im Rahmen des Tourismusmarketings den Betrag von 9.000,- € bei den Haushaltsplanberatungen einbringen. Die Finanzmittel sind zur Integration des interaktiven Freizeitplaners des Naturparks Rheinlands in den Erftstädter Internetauftritt, zur Erarbeitung einer touristischen Entwicklungsplanung (s.u.) sowie zur Einrichtung einer Hotel- und Gastro-Route vorgesehen. In Anbetracht der Ausführungen in den Abschnitten II. und III. erscheint es mir z.Z. wenig zielführend zu sein, weitere mittel- und gar langfristige Ziele zu formulieren, zumal aufgrund der engen Kooperation mit dem Rhein-Erft Tourismusverein dessen Zielsetzungen mit zu berücksichtigen wären. Bedeutsamer erscheint es mir, die unterschiedlichen Akteure, die im umfassenden Sinne touristisch tätig sind (von Hoteliers über Gastronomen bis hin zu Selbstvermarktern landwirtschaftlicher Produkte) an einen Tisch zu bringen, um mit diesen gemeinsam Verbesserungen und eventuell auch Synergien auf der Angebotsseite zu erreichen. Eine strategisch gelenkte Tourismusplanung setzt jedoch vor allem auch das Wissen um die Gäste und ihre Erwartungshaltung voraus. Aufgrund der äußerst dünnen empirischen Datenlage kann, wie in Abschnitt II. bereits erwähnt, derzeit hierzu jedoch quasi keine Aussage getroffen werden. Um diesem Mangel zeitnah abzuhelfen, habe ich Kontakt zur Compass GmbH, einem Beratungs- und Forschungsunternehmen mit Arbeitsschwerpunkt in der Tourismusbranche, aufgenommen, um eine entsprechende Entwicklungsplanung zu erarbeiten. Compass ist eng verbunden mit der Cologne Business School (CBS), einer privaten Hochschule mit Touristikschwerpunkt. Aktuelle Forschungsergebnisse der CBS fließen in die Beratungsdienstleistung von Compass ein. Im Rahmen des Seminars „Tourismusmarketing“ an der CBS wird daher beginnend ab diesem Semester eine touristische Situationsanalyse erarbeitet, in der Erftstadt u.a. hinsichtlich verschiedener Tourismusarten analysiert wird und eine Berechnung der derzeit durch den Tourismus induzierter „wirtschaftlicher“ Effekte in Erftstadt erfolgt. Die Ergebnisse werden Basis sein für einen von Compass moderierten Workshop mit den Vertretern der örtlichen Tourismuswirtschaft, der Politik, der Wirtschaftsförderung und Stadtverwaltung, dem Tourismusverein Rhein-Erft, dem Einzelhandel sowie weiterer Interessengruppen. Dies erfolgt unter dem Blickwinkel, dass eine langfristig erfolgreiche Tourismusentwicklung nur stattfinden kann, wenn die verantwortlichen Akteure aus Wirtschaft und Politik die gleichen Ziele verfolgen. Am Ende der Veranstaltung steht ein strategischer, langfristig ausgerichteter Zielkatalog mit verschiedenen Entwicklungsszenarien und Umsetzungsvorschlägen. Diese Entwicklungsziele werden in einem weiteren Schritt von Compass auf Plausibilität geprüft und zu Maßnahmenbündeln entwickelt. In zwei weiteren Workshops wird das Maßnahmenprogramm konkretisiert und unter Mitarbeit des gleichen Personenkreises wie bei der Erstveranstaltung werden u.a. erste Schritte bis zur Umsetzungsreife definiert. Bis zum Herbst wird der vorstehend beschriebene Prozessablauf abgeschlossen sein.