Daten
Kommune
Kerpen
Größe
20 kB
Datum
24.04.2007
Erstellt
06.08.08, 01:15
Aktualisiert
06.08.08, 01:15
Stichworte
Inhalt der Datei
STADT KERPEN
DIE BÜRGERMEISTERIN
Amt/Abteilung: 23.3 / Allg. Förderung v. Kindern,
Jugendl. Familien, Behinderten u. Senioren
Az.: 23.3
TOP
Drs.-Nr.: 96.07
Datum :
Beratungsfolge
Ausschuss für Soziales und Integration
Termin
28.03.2007
Jugendhilfeausschuss
19.04.2007
Stadtrat
24.04.2007
X
07.03.2007
Bemerkungen
Öffentlicher Teil
Nichtöffentlicher Teil
Neuorganisation des Projektes "Jung hilft Alt"
X
Durch die Vorlage entstehen keine haushaltsrelevanten Kosten
Durch die zu beschließende Maßnahme entstehen Kosten von ___ € (s. Anlage)
Mittel stehen haushaltsrechtlich zur Verfügung;
Haushaltsansatz im Haushaltsjahr :
HhSt.:
Mittel müssen über- außerplanmäßig bereitgestellt werden;
Im Haushaltsjahr :
HhSt.:
Deckung:
Mittel sollen im/in folgenden Haushaltsjahr/en veranschlagt werden:
Beschlussentwurf:
Der Ausschuss für Soziales und Integration, der Jugendhilfeausschuss und der Rat der Stadt
Kerpen nehmen die Ausführungen der Verwaltung zustimmend zur Kenntnis.
Beschlussausfertigung soll erhalten:
Sachbearb
eiter/in
Abteilungsleiter/in
Amtsleiter/in
Zuständiger
Dezernent
Mitzeichnung
Amt
Amt 20
Erster
Beigeordne
ter und
Kämmerer
Bürgermeisterin Büro des
Rates
Begründung:
Die gestiegene Lebenserwartung der Menschen und die Tatsache, dass in den nächsten
Jahrzehnten die zahlenmäßig besonders starken Jahrgänge der in den 50er bis 70er-Jahren
Geborenen in das höhere Lebensalter eintreten werden, führt zu sich verändernden
Anforderungen an die soziale Infrastruktur. Dieser Wandel in der Altersstruktur der Bevölkerung
wird auch die Lebensverhältnisse in den Kommunen vielfältig beeinflussen.
Die Kommunen werden sich auf einen weiter anwachsenden Anteil älterer Menschen an der
Bevölkerung insgesamt einstellen müssen. Die Altersstruktur in Kerpen hat sich im Vergleich von
1998 zu 2006 stark verschoben. Lag der Anteil der 65jährigen und älteren Bevölkerung 1998 noch
bei 7730 Personen, so stieg die Zahl bis zum 30.06.2006 auf 10850 Personen an. Dies entspricht
einem Anstieg von 3120 Personen, aufgerundet 40,4%.
Die Kommunen als die Orte, an denen die Menschen leben, müssen sich auf diese umfassenden
Veränderungen vorbereiten und zukunftsfähig gemacht werden.
Die Lebenswelten der Zukunft bedürfen einer Betrachtung, die über die nackten Zahlen hinausgeht
und auch qualitative Entwicklungen einbezieht und anregt.
Hier setzt die Neustrukturierung des langjährigen Projektes „Jung hilft Alt“ an.
Rückblickend auf die Entstehung des Projektes „Jung hilft Alt“ im Jahre 1989 war die damalige
Intention, jungen, arbeitslosen Jugendlichen eine Startchance ins Berufsleben zu ermöglichen. Zur
Umsetzung der hier formulierten Ziele bediente sich das Projekt der Seniorinnen und Senioren,
die aufgrund ihrer individuellen Situation auf Hilfestellungen angewiesen waren, damit sie
möglichst lange in ihrem eigenen Haushalt verbleiben konnten.
Durch die Zusammenlegung von Sozialverwaltung und Arbeitsverwaltung in die ARGE wurde aus
dem Projekt „Jung hilft Alt“ die Arbeitsgelegenheit „Jung hilft Alt“. Dadurch hat sich die
ursprüngliche Aufgabenstellung, nämlich die Qualifizierung der Teilnehmerinnen und Teilnehmer
und deren Vermittlung in ein Ausbildungs- oder Arbeitsverhältnis sowie Maßnahmen zur
nachträglichen Erlangung des Schulabschlusses dahingehend verändert, dass diese Aufgaben
nunmehr durch spezielle Träger übernommen und durchgeführt werden. Somit ist die
Kernaufgabe, die der Intention des Projektes „Jung hilft Alt“ zugrunde lag, nicht mehr gegeben.
Weiterhin zeigt die Praxis, dass die ursprüngliche Haupt-Zielgruppe (unter 25jährige
Leistungsbezieher) nicht im erwarteten Maße vermittelt wird bzw. relativ schnell wieder ihre
Teilnahme absagt. Die Statistik des Projektes „Jung hilft Alt“ zeigt, dass das Durchschnittsalter der
Teilnehmer zwischen 32 bis 34 Jahren liegt. Außerdem ist die Zahl der Teilnehmer sehr gering und
weiterhin rückläufig. Eine kontinuierliche Betreuung des Personenkreises der Senioren, im
Vergleich zu den früheren Quoten zeigt, dass immer häufiger die zu leistenden Hilfen abgesagt
werden müssen, da die Ausfallzeiten der Teilnehmer extrem hoch sind.
Vielmehr sind die teilnehmenden Zusatzjobber bei „Jung hilft Alt“ selber großen psychosozialen
Problemlagen unterworfen. Ihre Beweggründe zur Teilnahme an der Maßnahme liegen oftmals
ausschließlich darin begründet, dass sie endlich wieder eine Aufgabe und eine Tagesstruktur
haben und – je nach Lebenssituation – auch wieder soziale Kontakte aufbauen können. Dies
entspricht jedoch nicht der oben beschriebenen damaligen Intention. Dazu kommt, dass die
Zweigliedrigkeit des Projektes aus den genannten Gründen ebenfalls nicht mehr gegeben ist.
Bei dem Personenkreis der Seniorinnen und Senioren fällt seit längerem auf, dass die
Problemstellungen mit denen das Projekt konfrontiert wird, zunehmend schwieriger werden. Waren
in der Vergangenheit überwiegend Probleme bezüglich der häuslichen Versorgung festzustellen
(hauswirtschaftliche Tätigkeiten), so sind inzwischen zahlreiche Probleme, insbesondere
gesundheitlicher Art wie beispielsweise Demenzerkrankung hinzugekommen.
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Hierfür sind jedoch die zur Verfügung gestellten Teilnehmer weder ausgebildet bzw. geschult,
noch sind sie aufgrund der eigenen psychosozialen Problemlagen in der Lage, auch nur
annähernd auf die Bedürfnisse und Probleme der Seniorinnen und Senioren eingehen zu können
geschweige denn Hilfen anbieten bzw. leisten zu können. Das bedeutet, dass die ursprüngliche
Aufgabenstellung des Projektes „Jung hilft Alt“ nicht mehr gegeben ist.
Was aber bleibt sind die Seniorinnen und Senioren mit ihren vielfältigen Problemen.
Waren diese „Alten“ anfänglich eher Mittel zum Zweck, so haben sie sich stetig zu einer
eigenständigen Gruppe entwickelt, deren Bedürfnisse sich im Laufe der Jahre stark verändert
haben. Jedoch konnte im Rahmen des Projektes „Jung hilft Alt“ nur eine vergleichsweise geringe
Anzahl von Seniorenhaushalten in den Genuss einer Hilfeleistung kommen.
Aufgrund der eingangs geschilderten Entwicklung besteht hier akuter Handlungsbedarf. Die
Hilfeleistungen müssen auf den gesamten Bevölkerungsanteil der „Alten“ in Kerpen ausgeweitet
werden. Es gilt, wie oben beschrieben, den Entwicklungstendenzen entgegenzuwirken. Es sind
gerade die Kommunen die hier zum Handeln aufgefordert ja sogar gezwungen sind.
Zu einer Gestaltung der sozialen Infrastruktur in den Kommunen mit einer älter werdenden
Bevölkerung gehört daher die Förderung sozialer Netzwerke.
Ein besonderer Handlungsbedarf besteht für ältere Menschen, die mit hohem Hilfe- und
Unterstützungsbedarf sowohl zu Hause, als auch in Einrichtungen leben, z.B. bei der Einbindung
von ehrenamtlichem Engagement zum Erhalt von sozialer Kommunikation.
Bürgerschaftliches Engagement als eine Säule des Gemeinwesens ist das Ziel der neuen
Ausrichtung innerhalb der Altenhilfe in der Stadt Kerpen.
Alter hat Zukunft ist daher die Devise des neuen Handlungsfeldes in der Stadt Kerpen.
An die Stelle des ehemaligen „Teilseniorenprojektes“ tritt jetzt ein ausschließlich auf die
Seniorinnen und Senioren der Stadt Kerpen zugeschnittenes Projekt, das als Hauptschwerpunkt
den Aufbau und Ausbau des bürgerschaftlichen Engagements in der Stadt Kerpen beinhaltet.
Ziel dieses Projektes ist die Schaffung eines Netzwerkes, das die bürgerschaftlichen Aktivitäten
koordiniert und dabei als zentrale Anlaufstelle für die Belange von Freiwilligenengagement in der
Altenhilfe fungiert.
In Kerpen gibt es eine Vielzahl von aktiven Ehrenamtlichen, die sich bereits in Vereinen und
Verbänden aber auch privat unter anderem in der Seniorenarbeit engagieren. Eine Kooperation mit
diesen „schon Aktiven“ sowie die Ansprache derjenigen, die sich gerne engagieren würden, sich
aber noch nicht aufgerafft haben, sozusagen die ruhenden Kapazitäten des Gemeinwesens, bilden
die Grundlage für ein neues Freiwilligenengagement, das durch Vernetzung einen wichtigen
Gestaltungsansatz moderner Seniorenpolitik darstellt.
Wir wollen ein Ehrenamt unterstützen und aufbauen, dessen Arbeitsebene auf Schulungen und
Austausch, Begleitung und Förderung von Kreativität und Bedürfnissen basiert. Inhalt der
Schulung ist zum Beispiel der Umgang mit Demenzerkrankten. Zusätzlich könnten
Schulungsangebote mit den Angeboten der Seniorenakademie der Stadt Kerpen koordiniert
werden, die aber grundsätzlich mit den Vorstellungen der interessierten Aktiven abzustimmen sind.
Ehrenamtliche Arbeit bzw. bürgerschaftliches Engagement müssen Spaß machen und
Befriedigung bieten – entsprechend der unterschiedlichen Bedürfnisse und Interessen der
einzelnen Bürgerinnen und Bürger und als Beitrag zu mehr Lebensqualität für sich selbst und für
die anderen. Selbsthilfe und Hilfe für andere kommen hier zusammen.
Ein stabiles bürgerschaftliches Engagement braucht Förderung und verlässliche
Rahmenbedingungen und einen direkten Bezug zu den Bedürfnissen und Motiven. Gerade hier
kommt den Kommunen eine moderierende und koordinierende Funktion zu.
Beschlussvorlage 96.07
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Wir bieten eine bereichernde Beschäftigung bei der anderen geholfen wird. Bei eintretender
eigenen Hilfe- und Pflegebedürftigkeit werden sie selbst Nutznießer von bürgerschaftlichem
Engagement, d.h. der Kreis schließt sich wieder. Der Kommune fällt dabei die Aufgabe zu,
Netzwerke zu schaffen und zu unterstützen, bei denen ältere Menschen sowohl Akteure als auch
Empfänger von Engagement sein können.
Zielsetzungen des Projektes
•
Aufbau eines Besuchs- und Begleitdienstes
•
Handwerkliche Dienste
•
Aufbau niedrigschwelliger Betreuungsangebote für Menschen mit Demenz
(häuslicher
Unterstützungsdienst, Demenzcafé)
Organisation von Schulungen, Qualifizierung und Begleitung von freiwilligen HelferInnen
•
•
Entwicklung von neuen Projekten zum Einsatz von Freiwilligen
1. SeniorTrainerIn
2. Kulturbegleiter
3. Internet-Cafés
4. neue Medien
5. Demenzcafé
6. Tanzcafé für Menschen mit und ohne Demenz
7. Pflegebegleiter sowie
8. generationsübergreifende Betätigungen
•
Verbesserung der Zusammenarbeit zwischen Hauptamtlichen und Ehrenamtlichen
Mit ihrem bürgerschaftlichen Engagement übernehmen ältere Menschen Verantwortung für die
Mitgestaltung ihres Lebensortes und des Zusammenlebens. Das ist jedoch nur möglich, wenn
Menschen erleben, dass sie wirklich Einfluss auf die Gestaltung haben.
Bürgerschaftliches Engagement ist eines der Zukunftsfelder der älter werdenden Gesellschaft.
Für die Würdigung entsprechender Leistungen braucht es aber auch eine gezielte
Anerkennungskultur und Öffentlichkeitsarbeit. Hier sind längst nicht alle Potenziale ausgeschöpft.
Das neue Projekt trägt die umfassende Überschrift:
Kerpenerleben
für mich + für dich = für uns
Bürgerschaftliches Engagement für eine altersgerechte Zukunft
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