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Anfrage (Anfrage bzgl. Probleme des Einzelhandels und der zukünftigen Versorgung der Bevölkerung)

Daten

Kommune
Erftstadt
Größe
46 kB
Datum
20.09.2007
Erstellt
01.01.70, 00:00
Aktualisiert
01.01.70, 00:00

Inhalt der Datei

. Stadtverwaltung ⋅ Postfach 2565 ⋅ 50359 Erftstadt Stadtverwaltung ⋅ Holzdamm 10 ⋅ 50374 Erftstadt Herrn StV Bernd Bohlen Lambertusstraße 69 50374 Erftstadt . nachrichtlich allen Stadtverordneten Dienststelle Telefax 02235/409-505 Ansprechpartner/-in Telefon-Durchwahl Wirtschaftsförderung Holzdamm 10 Herr Lehmann 0 22 35 / 409-330 Mein Zeichen Ihr Zeichen Ihre Anfrage vom 14.06.2007 Rat Betrifft: Datum 07.08.2007 F 319/2007 20.09.2007 Anfrage bzgl. Probleme des Einzelhandels und der zukünftigen Versorgung der Bevölkerung Sehr geehrter Herr Bohlen, ihre 43 Fragen umfassende Anfrage beantworte ich wie folgt: Frage 1.1: Die von der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) in Nürnberg ermittelte Kaufkraft für den Einzelhandel belief sich im Jahre 2006 in der Stadt Erftstadt auf 5.662,- € je Einwohner. Im Vergleich zu den anderen Kommunen im Rhein-Erft-Kreis hat die Stadt Erftstadt die zweithöchste Kaufkraftquote nach der Stadt Pulheim. Frage 1.2: Die von der GfK ermittelte Kaufkraftbindung für den Einzelhandel hat im Jahre 2006 in der Stadt Erftstadt eine Einzelhandelszentralität von 55,9 ergeben. Das Zentralitätsniveau gibt u.a. Auskunft darüber, wieviel des Kaufkraftpotentials der Stadt Erftstadt und des Umlandes tatsächlich am Standort Erftstadt gebunden wird. Der Rhein-Erft-Kreis weist eine durchschnittliche Einzelhandelszentralität von 80,0 aus, wobei 6 von 10 Kommunen des Rhein-Erft-Kreises unter diesem Durchschnittswert bleiben. Frage 1.3: Die von der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) ermittelten Kaufkraftdaten unterliegen im Laufe der Jahre stetigen Veränderungen im Hinblick auf die Datenquellen und die angewandten statistischen Verfahren. Dadurch ergeben sich ebenfalls Veränderungen hinsichtlich der Datenberechnung, so dass die GfK nur den jeweils aktuellsten Datenstand anbietet und von Zeitreihenvergleichen mit ihren Daten ausdrücklich abrät. Die Heranziehung von Kaufkraftzahlen aus früheren Jahren konnte daher nicht erfolgen. Frage 1.4: Auch hinsichtlich der Kaufkraftbindung liegen mir keine Vergleichswerte aus früheren Jahren vor. Die GfK, die entsprechende Datenerhebungen durchführt, weist ausdrücklich darauf hin, dass sich ihre Daten in erster Linie zu regionalen Vergleichen heranziehen lassen. Frage 1.5: Tragfähige Daten über die Kaufkraftströme bzw. die Kaufkraftabschöpfung gibt es nicht und müssten erst ermittelt werden. Frage 2.1: Die Vermietungslage im Bereich der Einzelhandelsflächen unterliegt ständigen Veränderungen. Die Leerstandsentwicklung in den Zentren von Liblar und Lechenich wird von mir so weit wie möglich zum Zwecke einer möglichen Gegensteuerung ständig beobachtet. Daneben halte ich in diesem Bereich den Kontakt zu den verschiedenen Werbegemeinschaften. Eine dokumentierte Zeitreihenentwicklung liegt darüber hinaus nicht vor. Im übrigen gibt es in Lechenich derzeit keine nennenswerten Leerstände. Frage 2.2: Die zu beobachtenden Veränderungen im Einzelhandelsbesatz sind keine ortsgebundenen Phänomene, sondern durchaus eine typische Entwicklung, die bundesweit zu beobachten ist. Ihre Ursachen sind vielfältiger Natur und sicherlich muß auch immer der Einzelfall betrachtet werden. In manchen Bereichen macht sich insbesondere der Discount-Handel sowie der Trend zur Filialisierung bemerkbar. Für das EKZ Liblar ist der dort vorhandene Investitionsstau sicherlich als einer der Ursachen anzusehen. Frage 2.3: Die sinnvollste Handlungsoption ist nach meiner Erfahrung der regelmäßige Kontakt und die Abstimmung mit der Kaufmannschaft bzw. den örtlichen Werbegemeinschaften. Frage 3.1: Die Angebote zur ortsnahen Versorgung in den kleineren Stadtteilen von Erftstadt beschränken sich auf das Ladenhandwerk und kleinere Lebensmittelanbieter, seitdem der Rewe-Markt in Köttingen, der zuvor lange Jahre ein Spar-Markt war, als kleiner Vollsortimenter vor einigen Jahren geschlossen wurde. -2- Im Rahmen des „Zentrenkonzeptes für die Stadt Erftstadt“ wurde der Bestand des Ladenhandels im Bereich der Nahrungs- und Genussmittel im Stadtgebiet von Erftstadt nach Betriebsformen erfasst: Kleinere Nahversorger, wie Bäcker, Metzger bzw. kleinere Lebensmittelgeschäfte, sind danach noch in Blessem, Bliesheim, Dirmerzheim, Erp, Friesheim, Gymnich, Kierdorf und Köttingen vorhanden. In Ahrem ist lediglich ein Bäcker vorhanden, während Borr-Scheuren, Herrig, Frauenthal, Konradsheim und Niederberg als kleine Stadtteile mit ländlichen Siedlungsstrukturen weder Ladenhandwerk noch ein kleineres Lebensmittelgeschäft aufweisen. Frage 3.2: Allgemein ist der Besatz an Ladenhandwerk zurückgegangen, was allerdings teilweise auch dadurch aufgefangen wurde, dass das Angebot des Ladenhandwerks etwa in den Vorkassenbereich von vorhandenen Lebensmittelgeschäften integriert wurde. Positiv bewerte ich allerdings, dass die im Zentrenkonzept für die Stadt Erftstadt enthaltenen Handlungsempfehlungen zur Aufrechterhaltung der Nahversorgungsstrukturen im übrigen zwischenzeitlich umgesetzt wurden. Frage 3.3: Planungsrechtlichen und städtebaulichen Zielsetzungen kommt in diesem Bereich lediglich eine flankierende Wirkung zu; letztendlich besitzt der Verbraucher durch sein Kaufverhalten einen erheblichen Einfluss auf die Nahversorgungsstrukturen. Frage 3.4: Generell wird es gerade in den kleineren Stadtteilen schwierig sein, den Erhalt bzw. den Ausbau des dortigen Nahversorgungsangebotes mit städtebaulichen Maßnahmen zu fördern. Seitens der Stadt können flankierende Maßnahmen bei der Vermarktung von Leerständen sowie eine Steuerung durch Planungsrecht erfolgen. Frage 4.1: Als völlige Neuansiedlung ist in dem genannten Zeitraum lediglich der vor einigen Wochen neu eröffnete Rewe-Markt an der Köttinger Straße in Liblar anzuführen. Darüber hinaus gab es in dem Zeitraum mit dem Rewe-Markt in Gymnich auch eine ortsbezogene Standortverlagerung und natürlich die Erweiterung bestehender Standorte im Falle des Edeka am Bürgerplatz in Liblar sowie von Istas und dem Rewe-Center in Lechenich. Frage 4.2: Im genannten Zeitraum wurden in Lechenich mit Aldi und Lidl zwei neue Discounter eröffnet. Ebenso wie bei Vollsortimentern gab es aber auch in diesem Segment verschiedene ortsbezogene Standortveränderungen (Plus und Norma in Lechenich, Aldi in Liblar). Frage 4.3: Eine Verlagerung vom Ortskern an den Ortsrand liegt im Falle des Rewe-Marktes Richrath in Gymnich vor. -3- Frage 4.4: Das Nahversorgungsangebot ist aus meiner Sicht mit der derzeitigen Anzahl und Größenstruktur von Vollsortimentern in Erftstadt ausreichend abgedeckt. Wünschenswert wären unter dem Blickwinkel der fußläufigen Erreichbarkeit für zahlreiche Bürger/innen weitere Standorte in Kierdorf, Köttingen und Bliesheim. Eine wirtschaftliche Tragfähigkeit sehe ich in diesen Stadtteilen derzeit jedoch als nicht gegeben an. Frage 4.5: Ich sehe keinen Bedarf für weitere Discounter in Erftstadt. Frage 4.6: Es liegen keine Erkenntnisse vor, die einen weiteren Handlungsbedarf im Sinne der Fragestellung implizieren. Frage 5.1: Studien aus jüngerer Zeit, welche die generelle Entwicklung des Einzelhandels zum Inhalt haben bzw. Aussagen über Kaufverhalten und Einzelhandelsangebote treffen, liegen nicht vor. Frage 5.2: Üblicherweise wird in derartigen Untersuchungen zunächst eine Ist-Analyse des vorhandenen Einzelhandelsbesatzes durchgeführt, um in einem anschließenden Teil generelle ortsbezogene Handlungsstrategien zu entwickeln, die in konkreten Umsetzungsempfehlungen münden sollten. Die Kosten einer derartigen Untersuchung sind derzeit nicht bekannt. Zu einer ersten Einschätzung: Das im Jahr 1999 vorgelegte „Zentrenkonzept für die Stadt Erftstadt“ hatte damals ein Auftragsvolumen von über 14.000,- €. Frage 5.3: Das gemeinsame Interesse von Kaufleuten, Immobilieneigentümer und der Stadt sollte auf eine vielfältige, lebendige Einzelhandelsstruktur gerichtet sein. Inwieweit es gelingen würde, die private Seite (Einzelhändler, Eigentümer) an Gutachtenkosten zu beteiligen, kann so global nur schwer abgeschätzt werden. Dies hängt u.a. sicher auch vom Problemdruck und damit auch dem Nutzen, den jeder Akteur aus einer solchen Untersuchung ziehen kann, ab. Eine gänzliche Kostenübernahme seitens der Stadt würde zwar zur Wahrung einer standortunabhängigen Neutralität führen, jedoch könnte eine Kostenbeteiligung durch Dritte aber auch deren Bereitschaft fördern, das Gutachten auch tatsächlich umzusetzen. Frage 6.1: Aufgrund der planerischen Festsetzungen in den Bebauungsplänen ist in den Erftstädter Gewerbegebieten die Ansiedlung zentrenschädigenden Einzelhandels, unabhängig ob groß- oder kleinflächig – „auf der grünen Wiese“ ausgeschlossen. Mit dieser Regelung -4- konnte meiner Auffassung nach eine stärkeres Ausbluten des Geschäftsbesatzes in den Zentren durchaus verhindert werden. Frage 6.2: Sie ist richtiger denn je. Frage 6.3: Es gibt durchaus Betriebe mit großen Verkaufsflächen, die nicht zentrenrelevant sind, wie z.B. Autohäuser, Möbelhandel oder Tierfutterhandel. Frage 6.4: Nein. Frage 6.5: Für vorrangig halte ich eine Stärkung der vorhandenen Zentren, insbesondere des Erftstadt-Centers und der Altstadt von Lechenich. Für das Center habe ich jetzt ein Maßnahmenpaket in Auftrag gegeben. Wenn klar ist, welche Maßnahmen zur Stärkung der Zentren ergriffen werden müssen, kann anschließend untersucht werden, ob zur Stärkung der Kaufkraftbindung großflächiger Einzelhandel außerhalb den Zentren angesiedelt werden kann. Frage 7.1: Das Liblarer ‚Erftstadt-Center’ ist das einzige Einkaufszentrum in Erftstadt. Wie schon aus dem ‚Zentrenkonzept für die Stadt Erftstadt’ hervorgeht, hat das EKZ nicht zuletzt auch als Standort des einzigen SB-Warenhauses in Erftstadt eine über den Stadtteil Liblar hinausgehende Bedeutung. Frage 7.2: Im Hinblick auf eine Zukunftssicherung des EKZ bin ich im ständigen Austausch mit der Firmengemeinschaft, dem Center-Management und nicht zuletzt auch den Eigentümern. Durch ein externes Beratungsunternehmen soll gemeinsam mit den Eigentümern ein Konzept zur Stärkung des Standortes erarbeitet werden. Meine Bereitschaft, diesbezüglich konstruktiv mitzuwirken umfasst jedoch nicht Überlegungen zum Erwerb der unter Zwangsverwaltung stehenden Teile des EKZ. Frage 7.3: Aufgrund der bisherigen Gespräche bin ich zuversichtlich, dass es gelingen wird, gemeinsam mit den Eigentümern zu Lösungsschritten zur Verbesserung des Images und der Attraktivität des EKZ zu kommen. -5- Frage 7.4: Der Branchenmix stimmt nicht. Wenn es aber gelingen sollte, die Eigentümer zu einem finanziellen Beitrag zu bewergen, um mit Hilfe eines einschlägigen Beratungsunternehmens das Niveau des EKZ durch bauliche Verbesserungen und professionelle Akquise von fehlenden Einzelhandelsangeboten nachhaltig zu heben, sehe ich aber durchaus Chancen zu einem vielfältigerem Angebot als bisher zu kommen. Frage 7.5: Meiner Auffassung nach sollten die derzeit laufenden Gespräche, insbesondere mit den Eigentümern, zunächst ergebnisorientiert abgeschlossen werden, um auf dieser Grundlage ggf. städtebauliche und planerische Maßnahmen einzuleiten. Frage 8.1: Der Standort des neuen Rewe-Marktes an der Köttinger Straße ist gemeinsam mit alternativen Standorten im vorhinein gutachterlich geprüft worden. Im Ergebnis wurde der Standort auch unter Berücksichtigung des an der Carl-Schurz-Straße vorfindbaren Geschäftsbesatzes vom Gutachter empfohlen. Eine Verlagerung des Zentrums von AltLiblar sehe ich dadurch nicht. Frage 8.2: Der an der Carl-Schurz-Straße vorhandene Einzelhandel konzentriert sich zwischen dem Marienplatz und der Grachtstraße. Im weiteren Verlauf der Carl-Schurz-Straße bis zur Bliesheimer Straße bestehen nur noch vereinzelte Einzelhandelsangebote. Da die Köttinger Straße als Standort eines Lebensmittel-Discounters und nunmehr auch eines Vollsortimenters in die ‚Konzentrationszone’ einmündet, bestehen Chancen auf Koppelungseinkäufe. Außerdem hat die Carl-Schurz-Straße eine positive Entwicklung durch die dort ansässige Gastronomie genommen, welche durch die Bevölkerung gut angenommen wird. Das gastronomische Angebot ist dort inzwischen auf sechs Betriebe gewachsen. Frage 8.3: Das Einkaufsverhalten der Kundschaft bestimmt im wesentlichen den Branchenmix, wie er an der Carl-Schurz-Straße vorzufinden ist. Darüber hinaus spielen natürlich auch Faktoren wie bespielsweise die Ladenmiete eine Rolle. Ein steuerndes Eingreifen kann auf verschiedenen Ebenen erfolgen, wie etwa durch Kontakte mit Geschäftsleuten und Eigentümern oder durch das Planungs- und Baurecht. Frage 8.4: Über die Umsetzung der ‚Rahmenplanung Carl-Schurz-Straße’ hinaus stehen derzeit keine weiteren Maßnahmen an. -6- Frage 9.1: Der Erhalt des Bürgerplatzes in Liblar als lokales Nahversorgungszentrum ist im wesentlichen auch in Zukunft von einem interessanten, abwechselungsreichen Geschäftsbesatz abhängig. Städtebauliche Maßnahmen in diesem Bereich dienen zur baulichen Aufwertung und zur Pflege des Platzes sowie zur Platzgestaltung. Frage 10.1: Selbstverständlich sind die Chancen vorhanden, insbesondere wenn die augenfälligen Veränderungen im Lechenicher Geschäftsbesatz in jüngerer Zeit miteinbezogen werden. Frage 10.2: Der Stadtteil Lechenich hat das umfangreichste und umfassendste Einzelhandelsangebot in Erftstadt. Der dort vorhandene Branchenmix ist nicht zuletzt vom Einkaufsverhalten der Kunden abhängig. Im Hinblick auf die Beibehaltung der Attraktivität Lechenichs als Einkaufsstandort und die Umsetzung von Verbesserungen und Anregungen tausche ich mich in regelmäßigen Abständen u.a. mit der AHAG aus. Frage 10.3: Erforderlich ist die Umsetzung des Konzeptes zur Historischen Altstadt Lechenich. Frage 10.4: Die Umgestaltung des Marktes und der Bonner Straße steht nach den bislang erfolgten Kanalbaumaßnahmen im Zentrum von Lechenich noch an. Darüber hinaus ist die Errichtung weiteren Parkraumes am Bonner Tor jenseits des Rotbaches vorgesehen. Beide Maßnahmen werden zu einer Reduzierung des Kraftfahrzeugaufkommens in der Lechenicher Altstadt führen, was ich auch für erforderlich halte. Frage 11.1: Der Rewe-Markt hat vor ca. 1 Jahr an seinem neuen Standort eröffnet. Das frühere ReweLadenlokal ist nunmehr durch einen Getränkemarkt belegt worden. Weitere Strukturveränderungen sind nicht bemerkt worden, jedoch hat Norma bereits angekündigt, dass der dortige Markt geschlossen wird, falls sich ein weiterer Discounter in Gymnich ansiedeln sollte. Frage 11.2: Ja, ein Aldi-Markt in Gymnich wird voraussichtlich zu negativen Strukturveränderungen im Geschäftsbesatz des Stadtteiles führen. -7- Frage 11.3: Derzeit stehen konkrete städtebauliche oder planerische Maßnahmen nicht an, ggf. bestände aber die Möglichkeit einer Erweiterung des vorhandenen Norma-Marktes, sofern seitens des Eigentümers bzw. des Betreibers dieser Wunsch an die Stadt herangetragen wird. Mit freundlichen Grüßen (Bösche) -8-