Daten
Kommune
Kerpen
Größe
16 kB
Datum
07.12.2006
Erstellt
06.08.08, 01:15
Aktualisiert
06.08.08, 01:15
Stichworte
Inhalt der Datei
STADT KERPEN
DIE BÜRGERMEISTERIN
Amt/Abteilung: 23.3 / Allg. Förderung v.
Kindern, Jugendl. Familien, Behinderten u.
Senioren
Az.:
TOP
Drs.-Nr.: 195.06
Datum :
Beratungsfolge
Jugendhilfeausschuss
X
Termin
07.12.2006
16.11.2006
Bemerkungen
Öffentlicher Teil
Nichtöffentlicher Teil
Jugendliche im öffentlichen Raum-Beteiligungsprojekt mobiler Jugendarbeit
Sonderprogramm: Jugendarbeit und Soziale Brennpunkte 2006
Projekt Maastrichter Straße
X
Durch die Vorlage entstehen keine haushaltsrelevanten Kosten
Durch die zu beschließende Maßnahme entstehen Kosten von ___ € (s. Anlage)
Mittel stehen haushaltsrechtlich zur Verfügung;
Haushaltsansatz im Haushaltsjahr :
HhSt.:
Mittel müssen über- außerplanmäßig bereitgestellt werden;
Im Haushaltsjahr :
HhSt.:
Deckung:
Mittel sollen im/in folgenden Haushaltsjahr/en veranschlagt werden:
Beschlussentwurf:
Der Jugendhilfeausschuss nimmt die Ausführungen der Verwaltung zustimmend zur Kenntnis
Beschlussausfertigung soll erhalten:
Sachbearb
eiter/in
Abteilungsleiter/in
Amtsleiter/in
Zuständiger
Dezernent
Mitzeichnung
Amt 20
Erster
Beigeordne
ter und
Kämmerer
Bürgermeisterin Büro des
Rates
Begründung:
Das Landesministerium NRW hat für das Sonderprogramm „Jugend und soziale Brennpunkte
2006“ Mittel zur Verfügung gestellt, die mittels eines Ausschreibungsverfahrens der
Landesarbeitsgemeinschaft Streetwork/Mobile Jugendarbeit NRW e.V. unter dem Thema
Jugendliche im öffentlichen Raum – Beteiligungsprojekte mobiler Jugendarbeit
Sonderprogramm: Jugendarbeit und Soziale Brennpunkte zur Förderung von Projekten in
NRW verwendet werden sollen.
Dabei handelt es sich um Projekte, die die Jugendlichen an ihren selbst gewählten Treffpunkten
unterstützen und mit ihnen gemeinsam der allgemeinen Verdrängung aus dem öffentlichen Raum
entgegentreten und einen Treffpunkt schaffen.
Als Mitglied der LAG hat sich das Projekt Streetwork der Stadt Kerpen an dieser Ausschreibung
neben zahlreichen anderen Projekten beworben und hat im September 2006 mit vier anderen
Bewerbern den Zuschlag erhalten.
Das Projekt Streetwork erhält 10.900,00 €, die 2006 verausgabt werden müssen. Für die
Durchführung zeichnet sich jedes teilnehmende Projekt eigenverantwortlich. Es findet ein
Austausch unter der fachlichen Begleitung von Herrn Prof. Ulrich Deinet und der Fachhochschule
Düsseldorf statt. Die Evaluation des Gesamtprojektes wird ebenfalls durch die Fachhochschule
erfolgen. Es besteht ein großes Interesse seitens des Ministeriums daran, eine breite Öffentlichkeit
herzustellen, nicht nur jeweils vor Ort, sondern auch auf Landesebene. Im März 2007 werden sich
die Projekte im Beisein des Ministers Herrn Laschet präsentieren.
Projektbeschreibung
Maastrichter Straße
Die Maastrichter Straße wird optisch durch eine Bebauung mit mehreren Hochhäusern und vielen
Reihen Mehrfamilienmiethäusern, die nur unwesentlich kleiner sind, geprägt. Diese Straße wurde
auch der breiten Öffentlichkeit bekannt, als ein Hochhaus geräumt werden musste, weil es sich in
einem dermaßen maroden Zustand befand, dass es nicht zu verantworten war, dort weiterhin
Menschen leben zu lassen. Dieses Haus steht weiterhin dort, es wurde verschlossen und mit
Metallplatten an den Außenwänden der unteren Stockwerke verbarrikadiert.
Zwischen diesen Häusern befindet sich ein großer Kinderspielplatz, mit viel Freiflächen und
Spielangeboten. Insbesondere eine große Kletterkombination aus Holz mit Hängebrücke bestimmt
den Charakter dieses Spielplatzes.
In diesem Wohngebiet leben zum überwiegenden Teil Menschen mit türkischer Abstammung.
Die AWO unterhält dort ein Internationales Zentrum, was diesen Menschen als Anlaufstelle dient.
Es gibt in einer Ladenzeile türkische Geschäfte und Cafes. Es fahren auch Lebensmittelhändler
mit Lastwagen herum, die die Lebensmittel des dortigen täglichen Bedarfs verkaufen.
Die Jugendlichen
Die Jugendlichen identifizieren sich sehr stark mit ihrem Wohngebiet. Es ist für sie Heimat,
Rückzugsgebiet und schafft Sicherheit und Geborgenheit. Nach außen grenzen sie sich oftmals
vehement ab, weil die Adresse –Maastrichter Straße- leider auch stigmatisierend wirkt und
Anfeindungen „von außen“ kommen. Diese Jugendlichen selbst und auch die anderen
Jugendlichen aus dem gesamten Kerpener Stadtgebiet bezeichnen dieses Viertel und auch das
Gelände des Spielplatzes als „Texas“. Diese Bezeichnung symbolisiert einen „rechtsfreien Raum“,
der es ermöglicht nach eigenen Regeln und Gesetzen zu leben.
Es gibt Internetauftritte der Jugendlichen, die sehr martialisch wirken und oft rein optisch der
politischen Bewegung der „Grauen Wölfe“ nahe zu stehen scheinen. Inhaltlich sind die
Darstellungen aber glücklicherweise bisher nicht wirklich politisch motiviert, sondern dienen der
Provokation.
Die Angebote des Jugendzentrums und des Internationalen Zentrums sind ihnen bekannt, werden
auch teilweise genutzt, jedoch fehlt ihnen ein Aufenthaltsort, unabhängig von Öffnungszeiten, an
dem sie das Gefühl haben, erwünscht zu sein und ihre Zeit mit Inhalten füllen können. Bedingt
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durch mangelnde Schulausbildung und fehlende Ausbildungsplätze verbringen die Jugendlichen
viel Zeit, die sie nicht mit befriedigenden Inhalten füllen können.
Die Idee
Die große Fläche des Spielplatzes bietet die Möglichkeit, ein offenes, aber bedachtes Gebäude zu
errichten, das als wettergeschützter Aufenthaltsort primär für die Jugendlichen dienen soll. Dieser
Standort liegt „mittendrin“ im Quartier.
Die Jugendlichen „sitzen nicht auf dem Präsentierteller“, der Standort liegt am Rand der Freifläche,
aber dort, wo „man alles mitbekommt“. Er ist aber trotzdem von den spielenden Kindern entfernt,
sodass es keine Interessenskonflikte gibt.
Sitzgelegenheiten, ein Tisch etc. werden ebenfalls integriert. Es besteht die Möglichkeit, einen
Grillplatz zu errichten. Das Gelände ist leicht terrassenförmig abfallend zu einer asphaltierten
Fläche hin modelliert. Dieses Stück wird noch weiter gestaltet werden, zum Bespielen als
Sitzfläche, in der Art einer Tribüne. Auf der asphaltierten Fläche sollen Basketballkörbe aufgestellt
werden.
Das Gebäude soll gleichzeitig als Fläche für Graffiti genutzt werden.
Die Zielsetzung
Auf diese Weise wird ein Treffpunkt, aber auch ein „outdoor-Veramstaltungsraum“ entstehen, der
ebenso von den Freunden, Bekannten und Mitschülern der Jugendliichen, die nicht dort wohnen
gerne aufgesucht wird, weil der Platz attraktiv gestaltet ist. Anknüpfend läßt sich eine weitere
Öffnung erreichen, indem zum Beispiel ein Basketballevent oder ähnliches durchgeführt wird, zu
dem Jugendliche eingeladen werden.
Die Jugendlichen werden in die Planung und Durchführung miteinbezogen und werden den
Treffpunkt unter der Anleitung von Fachleuten selber bauen. Folglich können sie bereits
vorhandene Fähigkeiten und Fertigkeiten einbringen und lernen noch weitere hinzu.
Die Jugendlichen erhalten so Gelegenheit sich selbst handelnd und mitgestaltend zu erleben und
ihre Identifikation mit „Texas“ wird auf eine andere, positive Ebene transportiert.
Weiterhin sollen nicht nur die Jugendlichen, sondern auch alle Bewohner des Quartiers
angesprochen werden.
Die Unterstützung durch handwerklich talentierte Anwohner bei den Bauarbeiten, oder die
Versorgung der „Bauarbeiter“ durch mitgebrachte kleine Speisen soll dazu beitragen, ein
„Wirgefühl“ zu entwickeln. Die gemeinsame Arbeit an dem Projekt eröffnet die Möglichkeit das
Bewußtsein zu bilden, dass alle Bewohner eine Verantwortlichkeit übernehmen werden, damit
dieser Ort für die Nutzung erhalten wird. Die Jugendlichen sollen lernen, den Wert des Selbst geschaffenen zu schätzen.
Darüber hinaus sollen sie erkennen, dass sie als Teil der Gemeinschaft auch die Angebote der
Gemeinschaft (Spielplatz) mit demselben Respekt behandeln müssen, weil diese für alle
Bewohner des Quartiers vorgehalten werden, nicht zuletzt auch für sie selber(Fußballplatz).
Auf dem Spielplatz kommt es immer wieder zu Vandalismusschäden. Mit dem neu gewonnenen
Bewußtsein wird auch der Spielplatz mehr in den Blickpunkt rücken und die Schäden in Zukunft
vermieden.
In Absprache mit den Jugendlichen sollen auch die anwohnenden Familien diesen Platz nutzen
können. Die Erwachsenen sollen realisieren, dass sie in ihrer Vorbildfunktion maßgeblichen Anteil
am Gelingen des Projektes haben, indem sie den Jugendlichen vermitteln, dass Verantwortlichkeit
nicht an der eigenen Wohnungstüre endet.
Die Kooperationspartner
Das Projekt Streetwork kooperiert mit den MitarbeiterInnen der städtischen Jugendzentren und
des Spielmobils.(z.B. „Kerpener Sommer“). Der Erfolg dieser Projekte und die daraus
resultierenden positiven Effekte für die Jugendlichen bestätigt diese Art der Zusammenarbeit.
Neben dieser Vernetzung innerhalb des Jugendamtes wird das Internationale Zentrum
miteinbezogen. Mithilfe des türkischen Sozialarbeiters werden Flugblätter entworfen, die im
gesamten Quartier verteilt werden, um alle Anwohner zu informieren, von der Idee zu überzeugen
und zur Mitwirkung aufzufordern. Neben der direkten persönlichen Ansprache werden ebenso
weitestgehend alle Jugendliche erreicht und angesprochen.
Das Ausbildungszentrum der Bauindustrie wird mit den Jugendlichen die Dachkonstruktion bauen.
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Die Firma Neesen hat sich bereit erklärt, mit ihrer Logistik dabei behilflich sein, die notwendigen
Marerialien und die Einrichtung der Baustelle sicherzustellen.
Die fachliche Anleitung der Jugendlichen und die praktische Umsetzung vor Ort wird ehrenamtlich
von Herrn Schaloske organisiert, er wird dabei von fachkundigen Honorarkräften unterstützt, die
sich für dieses Projekt begeistern ließen.
Der Baubeginn wird in der 49. Kalenderwoche sein. Die gesamte Baumaßnahme wird ca. zwei
Monate in Anspruch nehmen.
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