Daten
Kommune
Wesseling
Größe
4,3 MB
Datum
06.03.2018
Erstellt
22.01.18, 17:06
Aktualisiert
22.01.18, 17:06
Stichworte
Inhalt der Datei
empirica
Forschung und Beratung
Handlungskonzept Wohnen Wesseling
Schlussbericht
Auftraggeber:
Stadt Wesseling
Ansprechpartner:
Thomas Abraham, Philipp Schwede, Arthur Rachowka
Projektnummer:
2016107
Datum:
21. 12. 2017
Zweigniederlassung Bonn
Kaiserstr. 29
53113 Bonn
Tel. (0228) 91 48 9‐0
Fax (0228) 21 74 10
empirica ag
Kurfürstendamm 234
10719 Berlin
Tel. (030) 88 47 95‐0
Fax. (030) 88 47 95‐17
berlin@empirica‐institut.de
Büro:
Bonn
www.empirica‐institut.de
bonn@empirica‐institut.de
Handlungskonzept Wohnen Wesseling
i
INHALTSVERZEICHNIS
1.
Einleitung ....................................................................................................................................... 1
1.1
Hintergrund .......................................................................................................................................... 1
1.2
Vorgehen und Methodik ....................................................................................................................... 2
2.
Wirtschaftliche und demografische Rahmenbedingungen ....................................................... 3
2.1
Wirtschaft .............................................................................................................................................. 3
2.2
Demografie ............................................................................................................................................ 5
2.3
Zwischenfazit: Bedeutung des Wohnstandortes Wesseling gewachsen – hohe
Wanderungsgewinne seit 2013 bremsen Alterungsprozesse ......................................................... 13
3.
Aktuelle Trends auf dem Wohnungsmarkt Wesseling............................................................. 14
3.1
Wohnungsbestand und Bautätigkeit ................................................................................................. 14
3.2
Teilsegmente des Wesselinger Wohnungsmarktes ......................................................................... 19
3.3
Teilräumlicher Blick auf den Wesselinger Wohnungsmarkt .......................................................... 47
3.4
Zwischenfazit: Angebotsengpässe in allen Segmenten – qualitative Mängel im
Wohnungsbestand – Stadtteile mit unterschiedlichen Qualitäten ................................................. 59
4.
Perspektiven des Wesselinger Wohnungsmarktes .................................................................. 61
4.1
Entwicklung von Bevölkerung und Wohnungsnachfrage ............................................................... 61
4.2
Vorhandene Wohnbauflächenpotenziale ......................................................................................... 67
4.3
Zwischenfazit: Einwohnerpfad der Variante „Wachstum“ möglich – Angebotsengpässe ab
2026 gefährden ein fortgesetztes Wachstum ................................................................................... 72
5.
Empfehlungen ............................................................................................................................. 74
5.1
Überblick ........................................................................................................................................... 74
5.2
Handlungsfeld „Strategisches Flächenmanagement“ ................................................................ 77
5.3
Handlungsfeld „Zielgruppen“ ......................................................................................................... 83
5.4
Handlungsfeld „Bezahlbarer Wohnraum“ ................................................................................... 89
5.5
Handlungsfeld Bestandsqualifizierung ........................................................................................ 93
5.6
Umsetzung des Handlungskonzepts Wohnen ............................................................................. 97
ANHANG ............................................................................................................................................ 99
empirica
Handlungskonzept Wohnen Wesseling
ii
ABBILDUNGSVERZEICHNIS
ABBILDUNG 1:
HANDLUNGSKONZEPT WOHNEN WESSELING ‐ ABLAUF
2
ABBILDUNG 2:
BESCHÄFTIGTENENTWICKLUNG IN WESSELING IM REGIONALEN VERGLEICH, 2002‐2015 3
ABBILDUNG 3:
PENDLERENTWICKLUNG IN WESSELING, 2002‐2015
ABBILDUNG 4:
BEVÖLKERUNGSENTWICKLUNG IN WESSELING IM REGIONALEN VERGLEICH, 1990‐2015 5
ABBILDUNG 5:
NATÜRLICHE ENTWICKLUNG UND WANDERUNGSDYNAMIK IN WESSELING, 1990‐2015 6
ABBILDUNG 6:
WANDERUNGSSALDEN NACH ALTERSGRUPPEN IN WESSELING, 2000‐2015
6
ABBILDUNG 7:
WANDERUNGSSALDEN NACH REGION IN WESSELING, 2000‐2015
7
ABBILDUNG 8:
VERSCHIEBUNG DER ALTERSSTRUKTUR IN WESSELING, 1995, 2000, 2015
8
ABBILDUNG 9:
ALTERSSTRUKTUR IN WESSELING IM VERGLEICH, 2000 UND 2015
9
ABBILDUNG 10:
ENTWICKLUNG DER ZAHL DER FLÜCHTLINGE IN WESSELING
10
ABBILDUNG 11:
UNTERBRINGUNG DER ASYLBEWERBER UND FLÜCHTLINGE IN WESSELING
11
ABBILDUNG 12:
ANZAHL DER ANERKANNTEN FLÜCHTLINGE IN FLÜCHTLINGSUNTERKÜNFTEN DER STADT
WESSELING
11
ABBILDUNG 13:
STRUKTURDATEN ZU DEN FLÜCHTLINGEN
12
ABBILDUNG 14:
WOHNUNGSBESTAND IN WESSELING, 2011
14
ABBILDUNG 15:
WOHNUNGSBESTAND IN WESSELING IM VERGLEICH MIT DEM RHEIN‐ERFT‐KREIS,
2011
15
4
ABBILDUNG 16:
ALTER DES WOHNGEBÄUDEBESTANDS IN WESSELING IM VERGLEICH MIT DEM RHEIN‐
16
ERFT‐KREIS, 2011
ABBILDUNG 17:
GRÖßEN DES MEHRFAMILIENHAUSBESTANDS IN WESSELING IM VERGLEICH MIT DEM
RHEIN‐ERFT‐KREIS, 2011
16
ABBILDUNG 18:
WOHNUNGSBAUTÄTIGKEIT IN WESSELING, 1990‐2015
17
ABBILDUNG 19:
WOHNUNGSBAUINTENSITÄT IN WESSELING IM VERGLEICH MIT DEM RHEIN‐ERFT‐KREIS
U. RHEIN‐SIEG‐KREIS, 1990‐2015
18
ABBILDUNG 20:
GEBÄUDETYPOLOGIE IM EIN‐ UND ZWEIFAMILIENHAUSBESTAND 2011
19
ABBILDUNG 21:
LEERSTANDSQUOTE VON WOHNUNGEN IN EIN‐ UND ZWEIFAMILIENHÄUSERN, 2011
20
ABBILDUNG 22:
BAUFERTIGSTELLUNGEN VON WOHNEINHEITEN IN EIN‐ UND ZWEIFAMILIENHÄUSERN IN
WESSELING
21
ABBILDUNG 23:
BAUFERTIGSTELLUNGEN VON WOHNEINHEITEN IN EIN‐ UND ZWEIFAMILIENHÄUSERN IN
WESSELING NACH HAUSTYP
21
ABBILDUNG 24:
VERKAUFSFÄLLE: EIN‐/ZWEIFAMILIENHÄUSER UND BAUGRUNDSTÜCKE FÜR EIN‐ UND
ZWEIFAMILIENHÄUSER IN WESSELING, 2010‐2015
22
empirica
Handlungskonzept Wohnen Wesseling
iii
ABBILDUNG 25:
VERKAUFSFÄLLE VON EIN‐ UND ZWEIFAMILIENHÄUSERN JE 1.000 EINWOHNER ( 2010‐
23
2012/ 2013‐2015)
ABBILDUNG 26:
VERKAUFSFÄLLE VON GRUNDSTÜCKEN FÜR EIN‐ UND ZWEIFAMILIEN‐HÄUSER JE 1.000
EINWOHNER (2010‐2012/ 2013‐2015)
23
ABBILDUNG 27:
ANTEIL VERKAUFSFÄLLE VON EIN‐ UND ZWEIFAMILIENHÄUSERN NACH PREISKLASSEN (IN
TSD. EURO), 2010‐2015
24
ABBILDUNG 28:
BODENRICHTWERT FÜR DEN INDIVIDUELLEN WOHNUNGSBAU (EZFH) – MITTLERE LAGE,
2010‐2015
25
ABBILDUNG 29:
DIE KLASSISCHE NEUBAUNACHFRAGE VON FAMILIEN: DAS FREISTEHENDE
EINFAMILIENHAUS
26
VERDICHTETE FORMEN DER NEUBAUNACHFRAGE VON FAMILIEN: DOPPEL UND
REIHENHÄUSER UND MEHRFAMILIENHÄUSER
27
ABBILDUNG 31:
VERMIETETE WOHNUNGEN NACH GEBÄUDEGRÖßE, 2011
28
ABBILDUNG 32:
NEUBAU‐MIETWOHNUNGEN IN WESSELING
29
ABBILDUNG 33:
ANGEBOTSMIETEN FÜR GEBRAUCHTE WOHNUNGEN IN DER REGION – 1. HJ. 2016 UND
ENTWICKLUNG 2012‐2016
30
ABBILDUNG 34:
MEDIAN DER ANGEBOTSMIETEN FÜR GEBRAUCHTE WOHNUNGEN IN WESSELING IM
VERGLEICH, 2012‐2016
ABBILDUNG 30:
31
ABBILDUNG 35:
MEDIAN DER ANGEBOTSMIETEN FÜR GEBRAUCHTE WOHNUNGEN IN WESSELING NACH
WOHNUNGSGRÖßEN, 2012‐2016
32
ABBILDUNG 36:
MEDIAN‐ANGEBOTSMIETEN (€ JE M²) FÜR GEBRAUCHTE WOHNUNGEN BIS 49M² IN DER
REGION, 2015/16 (WESSELING = PLZ 50389)
33
ABBILDUNG 37:
ENTWICKLUNG DES MARKTAKTIVEN WOHNUNGSLEERSTANDS IM RHEIN‐ERFT‐KREIS,
2001‐2015
34
ABBILDUNG 38:
ANTEIL PREISGEBUNDENER MIETWOHNUNGEN AM GESCHOSSWOHNUNGSBESTAND,
2015
35
ABBILDUNG 39:
ANTEIL GEFÖRDERTER MIETWOHNUNGEN NACH STADTTEILEN, 2015
35
ABBILDUNG 40:
ANGEBOTSMIETEN IN WESSELING 2012 UND 2017 IM VERGLEICH (OHNE GEFÖRDERTE
WOHNUNGEN)
36
ABBILDUNG 41:
HAUSHALTE MIT TRANSFERLEISTUNGEN UND WOHNGELDHAUSHALTE IN WESSELING
2015
37
ABBILDUNG 42:
ENTWICKLUNG DER HAUSHALTE MIT TRANSFERLEISTUNGEN UND WOHNGELDHAUSHALTE
IN WESSELING 2014‐2016
38
ABBILDUNG 43:
WOHNUNGSSUCHENDE JE 100 PREISGEBUNDENER MIETWOHNUNGEN, 2015
38
ABBILDUNG 44:
ANZAHL AUSGESTELLTER WOHNBERECHTIGUNGSSCHEINE IN WESSELING
39
ABBILDUNG 45:
WOHNUNGSSUCHENDE HAUSHALTE IN WESSELING: EINKOMMENSNIVEAUS
40
ABBILDUNG 46:
WOHNUNGSSUCHENDE HAUSHALTE IN WESSELING: HAUSHALTSGRÖßEN
40
empirica
Handlungskonzept Wohnen Wesseling
iv
ABBILDUNG 47:
STRUKTURDATEN DER WOHNUNGSSUCHENDEN HAUSHALTE
41
ABBILDUNG 48:
GRÜNDE FÜR DIE BEANTRAGUNG EINES WOHNBERECHTIGUNGSSCHEINS
42
ABBILDUNG 49:
BAUFERTIGSTELLUNGEN VON EIGENTUMSWOHNUNGEN IN WESSELING, 2007‐2015
43
ABBILDUNG 50:
MEDIAN DER ANGEBOTSPREISE FÜR GEBRAUCHTE WOHNUNGEN IN WESSELING IM
VERGLEICH, 2012‐2016
44
ABBILDUNG 51:
NEUBAU‐EIGENTUMSWOHNUNGEN IN WESSELING
45
ABBILDUNG 52:
ENTWICKLUNG DER HAUSHALSZAHLEN IN DEN STADTTEILEN, 2007‐2015
48
ABBILDUNG 53:
GRÖßE DER HAUSHALTE, 2011
48
ABBILDUNG 54:
WOHNGEBÄUDE NACH ANZAHL DER WOHNUNGEN, 2011
49
ABBILDUNG 55:
WOHNUNGSGRÖßEN, 2011
50
ABBILDUNG 56:
VARIANTEN DER ZUKÜNFTIGEN BEVÖLKERUNGSENTWICKLUNG IN WESSELING, 2015 ‐
2040
61
ABBILDUNG 57:
ENTWICKLUNG DER ALTERSSTRUKTUR IN DER VARIANTE „OHNE WANDERUNG“ IN
WESSELING, 2015 ‐ 2040
ABBILDUNG 58:
ENTWICKLUNG DER ALTERSSTRUKTUR IN DER VARIANTE „STABIL“ IN WESSELING, 2015 ‐
2040
63
ABBILDUNG 59:
ENTWICKLUNG DER ALTERSSTRUKTUR IN DER VARIANTE „WACHSTUM“ IN WESSELING,
2015 ‐ 2040
64
ABBILDUNG 60:
VARIANTE „STABIL“: ZUKÜNFTIGE NEUBAUNACHFRAGE IN WESSELING
66
ABBILDUNG 61:
VARIANTE „WACHSTUM“: ZUKÜNFTIGE NEUBAUNACHFRAGE IN WESSELING
67
ABBILDUNG 62:
BAUTRÄGEROBJEKTE IM 2. BAUABSCHNITT VON EICHHOLZ (KELDENICH)
68
ABBILDUNG 63:
KONZEPT DES ENTWICKLERS DES RHEINTAL‐QUARTIERS (WESSELING)
69
ABBILDUNG 64:
BEBAUTE BAULÜCKEN (WOHNEN) IN WESSELING ZWISCHEN 2007 UND 2016
71
ABBILDUNG 65:
AKTUELLE FLÄCHENPOTENZIALE IN BAULÜCKEN
71
ABBILDUNG 66:
ABGLEICH NEUBAUNACHFRAGE UND ANGEBOTSPOTENZIALE
73
ABBILDUNG 67:
BEVÖLKERUNGSPROGNOSEN FÜR DIE KÖLN‐BONNER‐REGION, 2014‐2040
73
ABBILDUNG 68:
WOHNUNGSMARKT WESSELING: HANDLUNGSBEDARFE, ZIELE UND STRATEGISCHE
HANDLUNGSANSÄTZE
75
ABBILDUNG 69:
HANDLUNGSEMPFEHLUNGEN
76
ABBILDUNG 70:
WOHNUNGSBAUINTENSITÄT IN WESSELING (EIN‐/ZWEIFAMILIENHÄUSER) IM VERGLEICH
MIT DEM RHEIN‐ERFT‐KREIS U. RHEIN‐SIEG‐KREIS, 1990‐2015
99
ABBILDUNG 71:
WOHNUNGSBAUINTENSITÄT IN WESSELING (MEHRFAMILIENHÄUSER) IM VERGLEICH MIT
DEM RHEIN‐ERFT‐KREIS U. RHEIN‐SIEG‐KREIS, 1990‐2015
99
62
empirica
Handlungskonzept Wohnen Wesseling
v
ABBILDUNG 72:
WOHNUNGSBAUINTENSITÄT IN WESSELING (EIN‐/ZWEIFAMILIENHÄUSER) IM VERGLEICH
MIT DEN KOMMUNEN IM RHEIN‐ERFT‐KREIS, 1990‐2015
100
ABBILDUNG 73:
WOHNUNGSBAUINTENSITÄT IN WESSELING (MEHRFAMILIENHÄUSER) IM VERGLEICH MIT
DEN KOMMUNEN IM RHEIN‐ERFT‐KREIS, 1990‐2015
101
ABBILDUNG 74:
MEDIAN DER ANGEBOTSMIETEN FÜR GEBRAUCHTE WOHNUNGEN IN WESSELING IM
VERGLEICH, 2012‐2016
102
ABBILDUNG 75:
ENTWICKLUNG DES MEDIANS DER ANGEBOTSPREISE FÜR GEBRAUCHTE WOHNUNGEN IN
WESSELING IM VERGLEICH, 2012‐2016
102
ABBILDUNG 76:
WOHNGEBÄUDETYPEN, 2011
103
ABBILDUNG 77:
BAUALTER DER WOHNGEBÄUDE, 2011
103
ABBILDUNG 78:
EIGENTÜMER‐ UND MIETERHAUSHALTE, 2011
104
ABBILDUNG 79:
WOHNBAUPOTENZIALE IN WESSELING: ÜBERBLICK
104
ABBILDUNG 80:
WOHNBAUPOTENZIALE IM STADTTEIL WESSELING
105
ABBILDUNG 81:
WOHNBAUPOTENZIALE IM STADTTEIL KELDENICH
105
ABBILDUNG 82:
WOHNBAUPOTENZIALE IM STADTTEIL BERZDORF
106
ABBILDUNG 83:
WOHNBAUPOTENZIALE IM STADTTEIL URFELD
106
empirica
Handlungskonzept Wohnen Wesseling
1.
Einleitung
1.1
Hintergrund
1
Das vorliegende Handlungskonzept Wohnen ist eine Grundlage im Rahmen der Neu‐
aufstellung des Flächennutzungsplans für die Stadt Wesseling. Die Festlegung von
Wohnbauflächen in einer längerfristigen Perspektive erfordert, den Wesselinger
Wohnungsmarkt quantitativ und qualitativ zu untersuchen, die zukünftige Woh‐
nungsnachfrage der unterschiedlichen Zielgruppen realistisch abzuschätzen und da‐
raus strategische Handlungsempfehlungen abzuleiten.
Seit 2012 ist die Einwohnerzahl von Wesseling stärker gewachsen als im Rhein‐Erft‐
Kreis und im Land NRW. Wanderungsüberschüsse durch die zentrale Lage von Wes‐
seling in der wachsenden Köln‐Bonner Region sind der Grund. Im Zuge dieser dyna‐
mischen Entwicklung haben die Flüchtlingsbewegungen in 2015 den Markt zusätzlich
angespannt.
Die Folge: Mieten und Kaufpreise für Wohnimmobilien sind in den letzten Jahren ge‐
stiegen und zeigen, dass die Nachfrage nach Wohnraum in Wesseling größer ist als
das Angebot. Für Haushalte mit geringen Einkommen ist es auch in Wesseling schwie‐
riger geworden, preisgünstigen Wohnraum zu finden. Ein Plus: Im Vergleich mit der
Region zählt Wesseling aber nach wie vor zu den preisgünstigen Städten.
Diese aktuellen Entwicklungen verlaufen vor dem Grundrauschen des demographi‐
schen Wandels. Trotz Wanderungsüberschüssen ist das Durchschnittsalter der Wes‐
selinger Bevölkerung gestiegen. Das ist aber nichts Außergewöhnliches und findet in
fast allen Städten und Gemeinden in Deutschland statt. Für den Wohnungsmarkt be‐
deutet das eine veränderte qualitative Nachfrage nach Wohnraum. Altersgerechter
Wohnraum wird auch in Wesseling wichtiger.
Die erfolgreiche Entwicklung des ersten Bauabschnitts von Eichholz in Keldenich be‐
legt die hohe Attraktivität von Wesseling für Familien aus der gesamten Region. Dies
wird sich im zweiten Bauabschnitt mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit fortsetzen.
Neubauangebote wie auch gebrauchte Eigenheime für Familien werden von Familien
aus Wesseling wie aus der gesamten Region nachgefragt.
Wesseling ist aber auch für andere Zielgruppen attraktiv. Berufstätige Ein‐ und Zwei‐
personenhaushalte schätzen die Erreichbarkeit von Wesseling. Die Wege mit dem
ÖPNV und mit dem Auto zum Arbeitsplatz sind kurz. Auch Studenten der Hochschulen
in Köln und Bonn ziehen in zunehmendem Maße nach Wesseling, da die Mieten in den
beiden Großstädten stark angestiegen sind und es kaum noch Wohnraum gibt.
Das Handlungskonzept Wohnen ist auch ein Beitrag zu gesamten Stadtentwicklung
von Wesseling. Die im Rahmen der vorliegenden Untersuchung durchgeführten Be‐
rechnungen der zukünftigen Einwohnerentwicklung und –struktur sind nicht nur
Ausgangspunkt für den Wohnungsmarkt, sondern betreffen auch andere Themen. Die
Frage nach erforderlichen Qualitäten am Wohnstandort betrifft in erster Linie den
empirica
Handlungskonzept Wohnen Wesseling
2
Wohnraum, tangiert aber bereits beim Wohnumfeld und der Ausstattung mit Versor‐
gungs‐ und Infrastrukturangeboten schon viele andere Aspekte der Stadtentwick‐
lung. Vor diesem Hintergrund ist das Handlungskonzept immer auch in einer inte‐
grierten Perspektive zu sehen.
1.2
Vorgehen und Methodik
empirica wurde im Dezember 2016 mit der Erarbeitung des Handlungskonzepts
Wohnen beauftragt. Nachfolgende Abbildung stellt den Ablauf und die einzelnen Ar‐
beitsschritte dar.
Abbildung 1:
Handlungskonzept Wohnen Wesseling ‐ Ablauf
Quelle: eigene Darstellung
empirica
Ausgehend vom oben dargestellten Ablauf ist der vorliegende Bericht folgenderma‐
ßen strukturiert
In Kapitel 2 sind die wirtschaftlichen & demografischen Rahmenbedin‐
gungen für den Wesselinger Wohnungsmarkt dargestellt.
Kapitel 3 umfasst die aktuellen Trends auf dem Wohnungsmarkt Wes‐
seling.
Die möglichen Pfade der zukünftigen Wohnungsnachfrage & die verfüg‐
baren Wohnbaulandpotenziale werden in Kapitel 4 aufgezeigt.
Strategische Ziele & Handlungsempfehlungen sind Inhalte des Kapitels 5.
empirica
Handlungskonzept Wohnen Wesseling
3
2.
Wirtschaftliche und demografische Rahmenbedingungen
2.1
Wirtschaft
2.1.1 Beschäftigungsentwicklung
Hohe Bedeutung als Arbeitsort ‐ wirtschaftliche Entwicklung stagniert seit
2012
In der Stadt Wesseling arbeiteten im Juni 2015 rd. 12.500 sozialversicherungspflich‐
tig Beschäftigte (Arbeitsort). Mit 348 Beschäftigten je 1.000 Einwohner zählt Wes‐
seling zusammen mit Brühl, Hürth und Frechen zu den Kommunen mit einem über‐
durchschnittlichen Arbeitsplatzbesatz im Rhein‐Erft‐Kreis. Nach einem Anstieg der
Beschäftigung zwischen 2010 und 2012 stagnierte die Beschäftigungsentwicklung in
den letzten Jahren – im Unterschied zur Wachstumsdynamik im Rhein‐Erft‐Kreis ins‐
gesamt und in der Region. Dies liegt vor allem am relativ hohen Anteil von Beschäf‐
tigten im Produzierenden Gewerbe (57% aller Beschäftigten, v.a. in der Chemischen
Industrie) in Wesseling – die Beschäftigung in diesem Sektor hat sich in den letzten
Jahren seitwärts entwickelt.
Abbildung 2:
Beschäftigtenentwicklung in Wesseling im regionalen
Vergleich, 2002‐2015
Quelle: eigene Darstellung nach Bundesagentur für Arbeit
empirica
empirica
Handlungskonzept Wohnen Wesseling
4
2.1.2 Pendelverflechtungen
Steigende Auspendlerüberschüsse sind Ausdruck einer wachsenden Bedeu‐
tung des Wohnortes Wesseling
In den letzten Jahren hat eine steigende Zahl von Auspendlern aus der Stadt Wes‐
seling dazu geführt, dass der negative Pendlersaldo angestiegen ist. Während 2014
rd. 11.000 Personen am Tag zur Arbeit einpendelten, verließen gleichzeitig rd. 12.300
Personen die Stadt Wesseling um einer Arbeit außerhalb nachzugehen.1 Der Großteil
der Tagesauspendler fährt nach Köln (5.500 Personen), in das übrige Kreisgebiet
(2.400 Personen) sowie nach Bonn (1.300 Personen) und den Rhein‐Sieg‐Kreis
(1.000 Personen) zur Arbeit (zusammen 84% aller Tagesauspendler). Die Tagesein‐
pendler stammen ebenfalls zu Großteilen aus diesen Orten (69% aller Tageseinpend‐
ler). Die steigende Zahl von Auspendlern ist nicht darauf zurückzuführen, dass mehr
Wesselinger Bewohner andernorts arbeiten, sondern auf eine wachsende Zahl von
Zuwanderern aus der Region (vgl. Kap. 2.2.2), die nach Wesseling gezogen sind, aber
nach wie vor z.B. in Köln arbeiten. Insofern ist das auch Ausdruck einer wachsenden
Bedeutung von Wesseling als Wohnstandort.
Abbildung 3:
Pendlerentwicklung in Wesseling, 2002‐2015
Quelle: eigene Darstellung nach Bundesagentur für Arbeit
empirica
1
Die Zahlen beziehen sich auf Tagespendler (Summe aus sozialversicherungspflichtig Beschäftigten, Beamten,
Selbständigen, geringfügig Beschäftigten).
empirica
Handlungskonzept Wohnen Wesseling
2.2
5
Demografie
2.2.1 Einwohnerentwicklung
Wesseling profitiert erst seit 2012 von Bevölkerungszuwachs in der Region
Die Stadt Wesseling zählte Ende 2015 rd. 36.000 Einwohner. Bis 2012 profitierte
Wesseling nicht vom Bevölkerungszuwachs im Rhein‐Erft‐Kreis und in der gesamten
Köln‐Bonner Region in den 2000er Jahren. Die Stadt hat über weite Strecken der
2000er Jahren Einwohner verloren. Erst seit 2012 wächst die Einwohnerzahl wieder,
zwischen 2012 und 2015 um rd. 1.000 Einwohner (ca. 40% Flüchtlinge). Mit dieser
Dynamik lag Wesseling (+2,9%) oberhalb des Kreiswachstums.
Abbildung 4:
Bevölkerungsentwicklung in Wesseling im regionalen
Vergleich, 1990‐2015
Quelle: eigene Darstellung nach IT.NRW
empirica
2.2.2 Natürliche Entwicklung und Wanderungen
Steigende Wanderungsüberschüsse treiben das jüngste Bevölkerungswachs‐
tum
Ursächlich für die positive Einwohnerentwicklung Wesselings seit 2013 sind Wande‐
rungsgewinne. Während der Wanderungssaldo zwischen 2005 und 2012 häufig ne‐
gativ ausfiel bzw. nur geringe Wanderungsüberschüsse erzielt wurden, lagen die
Wanderungsüberschüsse in den letzten drei Jahren auf einem höheren Niveau. In
2015 wurde zudem erstmals nach fünf Jahren wieder ein leichter Geburtenüber‐
schuss erzielt.
empirica
Handlungskonzept Wohnen Wesseling
Abbildung 5:
6
Natürliche Entwicklung und Wanderungsdynamik in
Wesseling, 1990‐2015
Quelle: eigene Darstellung nach IT.NRW
Abbildung 6:
empirica
Wanderungssalden nach Altersgruppen in Wesseling, 2000‐
2015
Quelle: eigene Darstellung nach IT.NRW
empirica
empirica
Handlungskonzept Wohnen Wesseling
7
Seit 2013 Wanderungsüberschüsse in fast allen Altersgruppen
Die positive Bevölkerungsentwicklung Wesselings seit 2013 ist begründet durch
Wanderungsgewinne in fast allen Altersgruppen (Abbildung 6). Einzige Ausnahmen
sind die 50 bis 64‐Jährigen und die älteren ab 65 Jahren. Dort gab es auch im Zeitraum
von 2013 bis 2015 in Summe Wanderungsverluste. Besonders hoch waren die Wan‐
derungsgewinne seit 2013 bei Familien (unter 18 Jahre und 30 bis unter 50 Jahre).
Diese Gewinne stehen auch im Zusammenhang mit der gewachsenen Bedeutung Wes‐
selings als Wohnort für Familien – so wurde z.B. in den letzten Jahren im Wesselinger
Stadtteil Keldenich ein großes Einfamilienhausneubaugebiet realisiert.
Wanderungsgewinne mit dem Ausland – Überschwappeffekte aus Köln/Bonn
Differenziert nach Regionen zeigt sich (siehe nachfolgende Abbildung):
dass die Wanderungsgewinne aus dem Ausland in den letzten drei Jahren
deutlich gestiegen sind. Diese jüngste Entwicklung steht auch im Zusammen‐
hang mit der Flüchtlingszuwanderung nach Deutschland und ist auch in an‐
deren Kommunen in Deutschland zu beobachten. Aber auch schon in den Vor‐
jahren zogen mehr Menschen aus dem Ausland nach Wesseling als in umge‐
kehrter Richtung fort; Einfluss haben hier schwerpunktmäßig innereuropäi‐
sche Wanderungen mit EU‐Staaten.
Abbildung 7:
Wanderungssalden nach Region in Wesseling, 2000‐2015
Quelle: eigene Darstellung nach IT.NRW
empirica
Die Wanderungsgewinne mit Köln (rd. 100 Personen pro Jahr zwischen 2007
und 2015) und seit 2009 auch mit Bonn (im Umfang von rd. 20 Personen jähr‐
lich) stehen in hohem Maße im Kontext der dortigen knappen und teuren
Wohnungsmärkte, die preissensible Haushalte in die Region abwandern lässt.
empirica
Handlungskonzept Wohnen Wesseling
8
Allerdings erreichen die jüngsten Wanderungsgewinne mit der Stadt Köln
nicht die Gewinne, die Wesseling vor 2005 mit Köln erzielen konnte (2000‐
2004: rd. 250 Personen im Jahresschnitt).
Seit 2005 hat Wesseling jedes Jahr im Saldo Einwohner an den übrigen Rhein‐
Erft‐Kreis verloren. Die Volumina schwanken allerdings – von weniger als 20
Personen (z.B. in 2008 und in 2015) bis 120 Personen in 2012. Dies hängt in
hohem Maße vom Wohnungsangebot ab – wurde viel in Wesseling gebaut,
dann waren die Verluste in den übrigen Kreis gering und umgekehrt. Seit
2012 haben gesunkene Wanderungsverluste mit dem Kreis dann auch positiv
zur Einwohnerentwicklung Wesselings beigetragen.
Die Wanderungssalden mit dem übrigen NRW schwanken – liegen aber auf
ähnlichem Niveau wie mit der Stadt Bonn.
2.2.3 Altersstruktur
Alterungsprozess schon seit Jahren in Gange
Der demografische Alterungsprozess ist kein neuer Trend. Schon in den letzten zwan‐
zig Jahren hat sich die Altersstruktur Wesselings mehr und mehr in Richtung der hö‐
heren Altersgruppen verschoben (siehe nachfolgende Abbildung). 1995 waren die 30
bis 35‐Jährigen noch die Gruppe mit dem höchsten Bevölkerungsanteil. Zehn Jahre
später waren es die 40 bis 45‐Jährigen und wiederum zehn Jahre später im Jahr 2015
die 50 bis 55‐Jährigen. Die Einwohner, die 1995 im Alter von 55 bis 60 Jahren waren,
bildeten 2015 die Gruppe der 75 bis 80‐Jährigen Hochbetagten in Wesseling.
Abbildung 8:
Verschiebung der Altersstruktur in Wesseling,
1995, 2000, 2015
Quelle: eigene Darstellung nach IT.NRW
empirica
empirica
Handlungskonzept Wohnen Wesseling
9
Wesselinger Bevölkerung jünger als im Rhein‐Erft‐Kreis und in NRW
Im Vergleich zum Rhein‐Erft‐Kreis und NRW insgesamt leben aktuell (2015) in Wes‐
seling anteilig etwas mehr Kinder und Jugendliche (unter 18 Jahren) sowie junge Er‐
wachsene im Alter von 187 bis unter 25 Jahren. Der Anteil der älteren Einwohner im
Alter von 65 Jahren und älter fällt in Wesseling demgegenüber etwas geringer aus.
19,3% der Wesselinger Bewohner fällt in diese Altersgruppe, im Rhein‐Erft‐Kreis sind
es 20,8% und in NRW 20,6%. Im Vergleich zum Jahr 2000 ist der Anteil der Kinder
und Jugendlichen sowohl in Wesseling als auch im Rhein‐Erft‐Kreis und NRW zurück‐
gegangen. Der Anteil der älteren Einwohner hat sich dafür erhöht.
Abbildung 9:
Altersstruktur in Wesseling im Vergleich, 2000 und 2015
Quelle: eigene Darstellung nach IT.NRW
empirica
2.2.4 Flüchtlinge
Situation bei den zugewiesenen Flüchtlingen hat sich entspannt
In der Stadt Wesseling gab es im April 2017 genau 318 Flüchtlinge. Davon waren der
Großteil Asylbewerber bzw. Folgeantragssteller und der kleinere Teil Geduldete. Die
Zahl der Flüchtlinge ist nach dem Höchststand im Jahr 2016 bis zum April 2017 zu‐
rückgegangen (‐18%).
empirica
Handlungskonzept Wohnen Wesseling
10
Abbildung 10: Entwicklung der Zahl der Flüchtlinge in Wesseling
Quelle: eigene Darstellung nach Stadt Wesseling
empirica
Die meisten Flüchtlinge sind in Übergangsheimen untergebracht
Der Großteil der Asylbewerber und Geduldeten in Wesseling wird gegenwärtig in
Übergangsheimen untergebracht und nur ein geringer Teil in Mietwohnungen.
Anerkannte Flüchtlinge verbleiben aufgrund Angebotsengpässen auf dem Miet‐
wohnungsmarkt in Übergangsheimen
Nach der Anerkennung sind die Flüchtlinge gehalten die Flüchtlingsunterkunft zu
verlassen und sich eine Wohnung auf dem freien Wohnungsmarkt zu suchen. Durch
die geltende Wohnsitzauflage in NRW müssen die Flüchtlinge drei Jahre lang vor Ort
verbleiben und dürfen den Wohnort nur in bestimmten Fällen wechseln (z.B. Famili‐
enzusammenführung, Arbeitsstelle).
Die Zahl der anerkannten Flüchtlinge, die weiterhin in der Flüchtlingsunterkunft ver‐
bleiben, ist in der letzten Zeit in Wesseling –wie in vielen anderen Kommunen – kon‐
tinuierlich gestiegen. Dies ist an Anzeichen dafür, dass die Versorgung der anerkann‐
ten Flüchtlinge auf dem freien Wohnungsmarkt nur bedingt funktioniert.
empirica
Handlungskonzept Wohnen Wesseling
11
Abbildung 11: Unterbringung der Asylbewerber und Flüchtlinge in
Wesseling
Quelle: eigene Darstellung nach Stadt Wesseling
empirica
Abbildung 12: Anzahl der anerkannten Flüchtlinge in Flüchtlings‐
unterkünften der Stadt Wesseling
Quelle: eigene Darstellung nach Stadt Wesseling
empirica
empirica
Handlungskonzept Wohnen Wesseling
12
Anerkannte Flüchtlinge: 70% Einpersonenhaushalte – durchschnittliche Haus‐
haltsgröße bei 1,8 Personen
Bei den anerkannten Flüchtlingen überwiegt die Zahl der Einpersonenhaushalte. In
den wenigen Mehrpersonenhaushalten mit 3 Personen und mehr, leben jedoch die
meisten Personen. Im Schnitt leben hier 5 Personen zusammen. Nach der Altersstruk‐
tur zeigt sich, dass 70% der Einpersonenhaushalte zwischen 18 und 35 Jahre alt sind
und auch Zweipersonenhaushalte dieser Altersklasse angehören und teilweise Kin‐
der haben. Die Mehrpersonenhaushalte sind sehr kinderreich.
Abbildung 13: Strukturdaten zu den Flüchtlingen
Quelle: eigene Darstellung nach Stadt Wesseling
empirica
empirica
Handlungskonzept Wohnen Wesseling
2.3
13
Zwischenfazit: Bedeutung des Wohnstandortes Wesseling gewachsen –
hohe Wanderungsgewinne seit 2013 bremsen Alterungsprozesse
Bei rd. 36.000 Einwohnern hat der Arbeitsort Wesseling mit rd. 12.500 sozialversi‐
cherungspflichtig Beschäftigten einen relativ hohen Arbeitsplatzbesatz im Rhein‐
Erft‐Kreis und in der Köln‐Bonner Region. Die Wesselinger Wirtschaft ist in hohem
Maße durch die chemische Industrie geprägt. Dies hat auch das Image von Wesseling
in der Vergangenheit bestimmt. Die 2000er Jahre waren in Wesseling dadurch ge‐
kennzeichnet, dass die Wirtschaft gewachsen ist, die Bevölkerungsentwicklung je‐
doch stagnierte – und dies obwohl die Einwohnerzahl im Rhein‐Erft‐Kreis und in der
Köln‐Bonner Region insgesamt in dieser Phase kräftig gewachsen sind. Wesseling hat
in den 2000er Jahren die Wachstumspotenziale der Region nicht genutzt.
In der jüngsten Zeit hat sich dies jedoch zum Positiven gewandelt. Die Bedeutung des
Wohnstandorts Wesseling ist in den letzten drei Jahren im Vergleich mit dem Rhein‐
Erft‐Kreis insgesamt gewachsen ‐ während die Beschäftigungsentwicklung am Ar‐
beitsort seit 2012 stagniert. Nichtsdestotrotz ist Wesseling nach wie vor ein wichtiger
Arbeitsort in der Region. Wesseling ist in der jüngsten Zeit überdurchschnittlich ge‐
wachsen, weil zum einen arbeitsplatzmotivierte Wanderungsgewinne mit EU‐Staaten
zugenommen haben und andererseits wohnungsmarktbezogene Wanderungsge‐
winne mit Köln und Bonn gewachsen sind und es zudem geringere Wanderungsver‐
luste mit dem Rhein‐Erft‐Kreis gab. Das Jahr 2015 ist zudem durch Flüchtlingszuwan‐
derungen geprägt.
Der Trendwandel der demografischen Entwicklung in Wesseling ist begleitet von
wohnungsmarktbezogenen Wanderungsgewinnen mit der Region insbesondere bei
Familien. Aber auch bei der Gruppe der Auszubildenden und Studierenden (18 bis
unter 25 Jahre) haben die Wanderungsverluste mit der Region abgenommen – ein
Indiz dafür, dass Wesseling auch für Studierende aus Köln und aus Bonn als Wohnort
zunehmend in Frage kommt. Ein Großteil der arbeitsplatzmotivierten Wanderungs‐
gewinne mit dem Ausland entfällt auf Altersgruppen bis ca. 40 Jahre. Auch die Flücht‐
lingszuwanderungen in 2015 fanden vor allem in jüngeren Altersgruppen statt.
Die hohen Wanderungsgewinne von Wesseling in der jüngsten Zeit haben maßgeblich
zu einer abgebremsten Alterung der Bevölkerung beigetragen. Das Durchschnittsal‐
ter der Wesselinger Bevölkerung ist in den drei Jahren zwischen 2012 und 2015 le‐
diglich um 0,2 Jahre auf 42,7 Jahre angestiegen. Zum Vergleich: In den drei Jahren von
2004 bis 2007, in denen Wesseling durch hohe Wanderungsverluste gekennzeichnet
war, ist das Durchschnittsalter dagegen um 1,1 Jahre gestiegen.
empirica
Handlungskonzept Wohnen Wesseling
3.
Aktuelle Trends auf dem Wohnungsmarkt Wesseling
3.1
Wohnungsbestand und Bautätigkeit
14
3.1.1 Wohnungsbestand
54% des Wohnungsbestands in Mehrfamilienhäusern – anteilig mehr als im
Rhein‐Erft‐Kreis
In Wesseling gab es zum Zeitpunkt der Zensuserhebung 2011 rd. 16.300 Wohnein‐
heiten (WE). 46% davon befinden sich in Ein‐ und Zweifamilienhäusern, 54% in
Mehrfamilienhäusern (ab 3 WE). Der Geschosswohnungsanteil ist höher als im Rhein‐
Erft‐Kreis (45,6%), liegt aber auf dem Niveau der meisten kreisangehörigen Kommu‐
nen im ersten Ring um Köln (Brühl, Hürth, Frechen). Ausnahme ist die Stadt Pulheim
mit 34,2% Mehrfamilienhausanteil. Im angrenzenden Rhein‐Sieg‐Kreis liegen Born‐
heim, Alfter und auch das rechtsrheinische Niederkassel mit Mehrfamilienhausantei‐
len von 30 bis 40% unter dem Wesselinger Niveau. Während die WE in Mehrfamili‐
enhäusern größtenteils vermietet sind (82,2%), wird Wohnraum in Ein‐ und Zweifa‐
milienhäusern in Wesseling mehrheitlich von den Eigentümern selbstgenutzt
(77,4%). Ferien‐ und Freizeitwohnungen spielen in Wesseling keine Rolle. Auch der
Leerstand spielt eine untergeordnete Rolle.
Abbildung 14: Wohnungsbestand in Wesseling, 2011
Quelle: eigene Darstellung nach Statistisches Bundesamt
empirica
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Handlungskonzept Wohnen Wesseling
15
Selbstgenutzte Geschosswohnungen in Wesseling die Ausnahme
Im Vergleich mit dem Rhein‐Erft‐Kreis sind WE in Mehrfamilienhäusern in Wesseling
häufiger vermietet (82,2% vs. 75,9%). Bei Ein‐ und Zweifamilienhäusern gibt es keine
Nutzungsunterschiede zwischen Wesseling und dem Rhein‐Erft‐Kreis.
Abbildung 15: Wohnungsbestand in Wesseling im Vergleich mit dem Rhein‐
Erft‐Kreis, 2011
Quelle: eigene Darstellung nach Statistisches Bundesamt
empirica
Qualitätslücken im Wesselinger Wohnungsbestand (überaltert, großteilig)
Der Mehrfamilienhausbestand in Wesseling weist höhere Anteile von Altbauten (Bau‐
jahre bis 1948) auf als im gesamten Rhein‐Erft‐Kreis. Deutlich höher ist auch der An‐
teil von Gebäuden aus der ersten Hälfte der 1990er Jahre (siehe hierzu auch Abbil‐
dung 18 mit der ausgeprägten Bautätigkeit von 1990 bis 1995). Da seit Mitte der
1990er die Wohnungsbautätigkeit im Geschoss in Wesseling stärker zurückgegangen
ist als im Rhein‐Erft‐Kreis, sind jüngere Gebäude in Wesseling auch in leicht geringe‐
rem Maße als im Kreisgebiet insgesamt vertreten. Hier zeigen sich qualitative Unter‐
schiede. In der Stadt Wesseling gibt es zudem anteilig mehr Wohnungen in größeren
Mehrfamilienhäusern, die über 13 und mehr Wohnungen verfügen als im gesamten
Rhein‐Erft‐Kreis. Gleichzeitig fällt der Anteil der kleineren Mehrfamilienhäuser mit 3
bis 6 Wohnungen in der Stadt Wesseling geringer aus.
empirica
Handlungskonzept Wohnen Wesseling
16
Abbildung 16: Alter des Wohngebäudebestands in Wesseling im Vergleich
mit dem Rhein‐Erft‐Kreis, 2011
Quelle: eigene Darstellung nach Statistisches Bundesamt
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Abbildung 17: Größen des Mehrfamilienhausbestands in Wesseling im
Vergleich mit dem Rhein‐Erft‐Kreis, 2011
Quelle: eigene Darstellung nach Statistisches Bundesamt
empirica
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Handlungskonzept Wohnen Wesseling
17
3.1.2 Wohnungsbautätigkeit
Anstieg der Wohnungsbautätigkeit in 2014 und 2015
In den letzten fünf Jahren (2011 – 2015) wurden in Wesseling insgesamt rd. 300 WE
neu gebaut, d.h. im Schnitt 60 WE pro Jahr (Abbildung 18). 57% davon wurden in Ein‐
und Zweifamilienhäusern errichtet, 43% in Mehrfamilienhäusern. Nachdem die Woh‐
nungsbautätigkeit in Wesseling über viele Jahre auf einem im Vergleich mit den
1990er Jahren und der ersten Hälfte der 2000er geringen Niveau lag, wurden 2014
und 2015 erstmals wieder mehr WE gebaut – aber auch in diesen beiden Jahren blieb
die Summe jeweils unter 100 WE.
Abbildung 18: Wohnungsbautätigkeit in Wesseling, 1990‐2015
Quelle: eigene Darstellung nach IT.NRW
empirica
Bauintensität in Wesseling geringer als in den Nachbarkreisen
Im Vergleich mit dem Rhein‐Erft‐Kreis und dem Rhein‐Sieg‐Kreis lag die Bauintensi‐
tät (d.h. die Baufertigstellungen gemessen an der Einwohnerzahl) in Wesseling auf
geringerem Niveau – sowohl bei Ein‐ und Zweifamilienhäusern als auch bei Mehrfa‐
milienhäusern (Abbildung 19 sowie Abbildung 70 und Abbildung 71 im Anhang).
Kommunen im Rhein‐Erft‐Kreis wie Frechen und Hürth haben in den letzten Jahren
relativ mehr Wohnungen gebaut als Wesseling. Es wird deutlich, dass die Bautätigkeit
in hohem Maße mit der Einwohnerentwicklung korrespondiert: Die Phasen, in denen
in Wesseling im Vergleich mit dem Rhein‐Erft‐Kreis relativ viel gebaut wurde, waren
gekennzeichnet von kräftigen Einwohnerzuwächsen (z.B. die Jahre 1990 bis 1997),
während „bauarme“ Zeiten von rückläufigen Einwohnertrends begleitet waren (z.B.
die Jahre 2004 bis 2012).
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Handlungskonzept Wohnen Wesseling
18
Abbildung 19: Wohnungsbauintensität in Wesseling im Vergleich mit dem
Rhein‐Erft‐Kreis u. Rhein‐Sieg‐Kreis, 1990‐2015
Quelle: eigene Darstellung nach IT.NRW
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Für eine Kommune im ersten Ring um Köln werden in Wesseling zu wenige Ge‐
schosswohnungen gebaut
Der Vergleich Wesselings mit einzelnen Kommunen im Rhein‐Erft‐Kreis zeigt im Ein‐
/Zweifamilienhausbereich einen Aufholprozess gegenüber den im ersten Ring um
Köln liegenden Kommunen Frechen und Pulheim (vgl. Abbildung 72 Abbildung 73);
dort wurde in den letzten Jahren relativ viel gebaut. Auch im Vergleich mit den Kom‐
munen des zweiten Rings hat Wesseling seit 2014 aufgeholt. Im Mehrfamilien‐
haussegment bleibt Wesseling aber im Vergleich mit anderen Kommunen im ersten
Ring um Köln noch zurück. Hier wurde in Frechen und Hürth mehr gebaut.
empirica
Handlungskonzept Wohnen Wesseling
3.2
19
Teilsegmente des Wesselinger Wohnungsmarktes
3.2.1 Einfamilienhausmarkt
Ein‐/Zweifamilienhausbestand durch Reihenhäuser geprägt
In der Stadt Wesseling gab es nach der Fortschreibung des Zensus im Jahr 2015 rd.
7.500 Wohneinheiten in Ein‐ und Zweifamilienhäusern, was einem Anteil von 46% an
allen Wohneinheiten entspricht. Nach der Erhebung des Zensus 2011 sind der Groß‐
teil der Ein‐ und Zweifamilienhäuser Reihenhäuser (41%). Freistehende Häuser ma‐
chen einen Anteil von rd. 34% aus und Doppelhäuser von 23%. Im Vergleich mit dem
Kreis und NRW gibt es in Wesseling anteilig wesentlich mehr Reihenhäuser und we‐
niger freistehende Häuser.
Ein‐/Zweifamilienhausbestand jünger als im Rhein‐Erft‐Kreis
Im Vergleich mit dem Rhein‐Erft‐Kreis ist der Ein‐ und Zweifamilienhausbestand in
Wesseling jünger (vgl. Abbildung 20). Es gibt anteilig weniger Gebäude aus den Jahren
vor 1978 und mehr aus den 1980er und 1990er Jahren sowie aus der Zeit nach 2008.
Leerstand im Ein‐/Zweifamilienhausbestand gering
Nach dem Zensus ist der Wohnungsleerstand in Ein‐ und Zweifamilienhäusern in
Wesseling etwas geringer als im Kreis und in NRW. Während rd. 1,3% der Wohnun‐
gen in Einfamilienhäuser leer standen, waren es in Zweifamilienhäusern rd. 4,1%.
Abbildung 20: Gebäudetypologie im Ein‐ und Zweifamilienhausbestand 2011
Quelle: eigene Darstellung nach IT.NRW
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Handlungskonzept Wohnen Wesseling
20
Abbildung 21: Leerstandsquote von Wohnungen in Ein‐ und
Zweifamilienhäusern, 2011
Quelle: eigene Darstellung nach IT.NRW
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Anstieg der Bautätigkeit in 2014 und 2015 in Folge der Realisierung von Eich‐
holz in Keldenich
Eine intensive Bautätigkeit im Segment der Ein‐ und Zweifamilienhäuser gab es in
Wesseling in den 1990er Jahren. Dort wurde im Schnitt ca. 120 Wohneinheiten pro
Jahr in Ein‐ und Zweifamilienhäusern in Wesseling fertig gestellt. Ab dem Jahr 2000
sanken die Fertigstellungszahlen deutlich ab und betrugen in den 2000ern durch‐
schnittlich nur noch rd. 50 Wohneinheiten in Ein‐ und Zweifamilienhäusern pro Jahr.
Besonders gering war die Bautätigkeit in den Jahren 2011 bis 2013: in diesen drei
Jahren wurden zusammen weniger als 70 WE errichtet (im Schnitt gerade einmal 23
WE pro Jahr). Die Jahre der geringen Bautätigkeit von Ein‐ und Zweifamilienhäusern
in Wesseling waren geprägt durch eine Inanspruchnahme von Baulücken. Größere
Neubaugebiete fehlten über einen langen Zeitraum in Wesseling. Erst mit der Reali‐
sierung des Baugebietes Eichholz im Stadtteil Keldenich stiegen die Fertigstellungs‐
zahlen wieder, so dass in den Jahren 2014 und 2015 im Schnitt rd. 55 WE pro Jahr in
Ein‐ und Zweifamilienhäusern fertig gestellt wurden. Damit konnte Wesseling auch
wieder an die Bauintensität der anderen Gemeinden im Umland von Köln anschließen
(vgl. Abbildung 72/ Abbildung 73). Ein Blick auf das im ersten Bauabschnitt fertige
und bezogene Baugebiet Eichholz zeigt, dass dort vor allem freistehende Einfamilien‐
häuser nachgefragt und realisiert wurden. Diese Bild ist auch in der Wohnungs‐
baustatistik von Wesseling ablesbar (Abbildung 23).
empirica
Handlungskonzept Wohnen Wesseling
21
Abbildung 22: Baufertigstellungen von Wohneinheiten in Ein‐ und
Zweifamilienhäusern in Wesseling
Quelle: eigene Darstellung nach IT.NRW
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Abbildung 23: Baufertigstellungen von Wohneinheiten in Ein‐ und
Zweifamilienhäusern in Wesseling nach Haustyp
Quelle: eigene Darstellung nach IT.NRW
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Handlungskonzept Wohnen Wesseling
22
Relativ geringe Verkaufszahlen von Ein‐/Zweifamilienhäusern auf geringes An‐
gebot zurück zu führen
Im Schnitt der letzten 6 Jahre wurden in Wesseling 93 Ein‐ und Zweifamilienhäuser
pro Jahr verkauft. Bezogen auf die Einwohnerzahl war die Verkaufstätigkeit in Wes‐
seling geringer als in den Nachbargemeinden. Insbesondere in Pulheim und Frechen
wurden sowohl im Zeitraum 2010 bis 2012 als auch 2013 bis 2015 wesentlich mehr
Verkäufe je 1.000 Einwohner getätigt. Die Verkaufsintensitäten in Pulheim und Fre‐
chen sind höher gewesen, weil hier im Unterschied zu Wesseling mehr Neubauten
von Bauträgern verkauft wurden.
Abbildung 24: Verkaufsfälle: Ein‐/Zweifamilienhäuser und Baugrundstücke
für Ein‐ und Zweifamilienhäuser in Wesseling, 2010‐2015
Quelle: eigene Darstellung nach Gutachterausschuss des Rhein‐Erft‐Kreises
empirica
Anstieg der Grundstücksverkäufe ist Ausdruck der hohen Nachfrage
Mit Realisierung des Baugebietes Eichholz in Keldenich ist die Zahl der in Wesseling
verkauften Baugrundstücke für individuelle Bebauung in Summe der letzten drei
Jahre gestiegen. Waren es zwischen 2010 und 2012 durchschnittlich 29 Grundstücke
pro Jahr, so konnten zwischen 2013 und 2015 im Schnitt 47 Grundstücke pro Jahr
vermarktet werden. Befragte Wohnungsmarktexperten berichten von einem anfäng‐
lich unerwartet schnellen Verkauf der Grundstücke in Eichholz. Es hätten deutlich
mehr Grundstücke verkauft werden können. Auch im Vergleich mit Nachbarkommu‐
nen hat sich Wesseling besser positioniert ‐ gemessen an der Einwohnerzahl lagen
die Verkaufszahlen in Wesseling zuletzt höher als in Pulheim, Frechen, Hürth und
Brühl.
empirica
Handlungskonzept Wohnen Wesseling
23
Abbildung 25: Verkaufsfälle von Ein‐ und Zweifamilienhäusern je 1.000
Einwohner ( 2010‐2012/ 2013‐2015)
Quelle: eigene Darstellung nach Gutachterausschuss des Rhein‐Erft‐Kreises
empirica
Abbildung 26: Verkaufsfälle von Grundstücken für Ein‐ und Zweifamilien‐
häuser je 1.000 Einwohner (2010‐2012/ 2013‐2015)
Quelle: eigene Darstellung nach Gutachterausschuss des Rhein‐Erft‐Kreises
empirica
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Handlungskonzept Wohnen Wesseling
24
Zahlungsbereitschaft für Ein‐ und Zweifamilienhäuser in Wesseling steigt
Die Auswertung von verkauften Ein‐ und Zweifamilienhäusern nach Preisklassen
zeigt, dass in den letzten Jahren anteilig mehr Ein‐ und Zweifamilienhäuser ab einem
Kaufpreis von 250.000 € in Wesseling verkauft wurden. Insbesondere bei den Objek‐
ten in der Preisklasse zwischen 250.000 und 300.000 € sowie 300.000 bis 400.000 €
kam es zu einer deutlichen Ausweitung.
Abbildung 27: Anteil Verkaufsfälle von Ein‐ und Zweifamilienhäusern nach
Preisklassen (in TSD. Euro), 2010‐2015
Quelle: eigene Darstellung nach Gutachterausschuss des Rhein‐Erft‐Kreises
empirica
Bauland in Wesseling relativ günstig in der Region
Der Bodenrichtwert für den individuellen Wohnungsbau (mittlere Lage) lag in Wes‐
seling im Jahr 2015 bei 220 Euro pro m². Im Vergleich mit anderen Gemeinden im
Kreis, die östlich der Ville liegen, ist Wesseling damit am preisgünstigsten. In Pulheim
liegt der Bodenrichtwert bei 310 €/pro m², in Brühl und Frechen bei 300 €/pro m²
und in Hürth bei 280 €/pro m². Geringer fällt demgegenüber der Bodenrichtwert in
den Gemeinden, die westlich der Ville liegen, aus. Hier reicht die Bodenricht‐
wertspanne von 125 bis 180 €/pro m².
Seit 2010 ist der Bodenrichtwert in Wesseling moderat gestiegen (+7%). In Brühl,
Hürth und Frechen war der Anstieg mit über 10% deutlich stärker.
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Handlungskonzept Wohnen Wesseling
25
Abbildung 28: Bodenrichtwert für den individuellen Wohnungsbau (EZFH) –
mittlere Lage, 2010‐2015
Quelle: eigene Darstellung nach Gutachterausschuss des Rhein‐Erft‐Kreises
empirica
Angebotsengpass bei Baugrundstücken
Die gestiegenen Wanderungsgewinne bei Familien zeigen die wachsende Bedeutung
von Wesseling als Wohnstandort für Familien (vgl. Kapitel 1.4). Insbesondere im Seg‐
ment von Baugrundstücken für den individuellen Wohnungsbau (Bau von Ein‐ und
Zweifamilienhäusern) ist die Verkaufsintensität in Wesseling im Vergleich zur Region
deutlich angestiegen (vgl. Kap. 2.2). Wenn Baugrundstücke im Angebot sind, dann
werden diese schnell verkauft. Nach Aussage von befragten Wohnungsmarktakteu‐
ren hätten in den letzten Jahren deutlich mehr Baugrundstücke für den Eigenheimbau
verkauft werden können. Gespräche mit Bewohnern in Neubaugebieten in Wesseling
bestätigen das zu geringe Angebot in der gesamten Region. Familien suchen häufig
mehrere Jahre passende Kaufangebote. Die Nachfrage kommt nicht nur aus Wes‐
seling, sondern auch aus Kommunen im übrigen Rhein‐Erft‐Kreis und aus dem links‐
rheinischen Rhein‐Sieg‐Kreis. Zudem „drücken“ Preissteigerungen in Köln und Bonn
Familien in zunehmendem Maße in die Region und damit auch nach Wesseling.
empirica
Handlungskonzept Wohnen Wesseling
26
Abbildung 29: Die klassische Neubaunachfrage von Familien: das
freistehende Einfamilienhaus
Baugebiet Eichholz in Keldenich
Baulückenbebauung in Berzdorf
Baulückenbebauung in Urfeld
Quelle: eigene Aufnahmen
empirica
Der Stadtteil Keldenich war in den letzten Jahren der Schwerpunkt des Neubaus von
freistehenden Einfamilienhäusern in Wesseling. Die Grundstücke im ersten Bauab‐
schnitt des Baugebiets Eichholz wurden schnell verkauft und auch im zweiten Bauab‐
schnitt zeichnet sich eine zügige Entwicklung ab. Eichholz verfügt über die Qualitäten,
die von Familien gesucht werden, d.h. nicht nur die Möglichkeit, ein Eigenheim nach
individueller Vorstellung zu bauen, sondern auch ein verkehrsarmes Wohnumfeld,
kurze Wege ins Grün, eine sehr gute Verkehrsanbindung mit dem Auto sowie Ein‐
kaufsangebote in der Nachbarschaft sowie darüber hinaus im rd. 1km entfernten
Nahversorgungszentrum von Keldenich. Der Stadtteil Keldenich hat zudem ein gutes
Image als Wohnstandort in der Stadt Wesseling und in der Region. Aber auch in den
anderen Wesselinger Stadtteilen werden Baugrundstücke für freistehende Einfamili‐
enhäuser gut verkauft – allerdings gab es in Wesseling, Urfeld und Berzdorf in den
letzten Jahren nur ein geringes Angebot, u.a. in Baulücken. Baulücken sind auch des‐
wegen begehrt, weil hier bereits ein gewachsenes Umfeld besteht.
Verdichtete Wohnformen im Neubau vor allem für Schwellenhaushalte
Stärker verdichtete Wohnformen im Neubau werden in Wesseling in erster Linie von
Familien mit unterdurchschnittlichen Einkommen akzeptiert. Während Familien mit
überdurchschnittlichen Einkommen vor allem freistehende Objekte nachfragen, fo‐
empirica
Handlungskonzept Wohnen Wesseling
27
kussieren weniger kaufkraftstarke Familien (Schwellenhaushalte) im Neubau vor al‐
lem auf Reihenhäuser – hier wurden in den letzten Jahren von Bauträgern in Wes‐
seling preisgünstige Objekte angeboten. Neubau‐Eigentumswohnungen wurden in
den letzten Jahren sehr selten von Familien nachgefragt. Dabei ist aber zu berücksich‐
tigen, dass die in den letzten Jahren auf den Markt gekommenen neuen Eigentums‐
wohnungen in Wesseling überwiegend im gehobenen Preissegment lagen – hier kon‐
kurrieren dann große Eigentumswohnungen in der Gesamtsumme preislich mit Ein‐
familienhäusern und sobald sich eine Familie in Wesseling ein Einfamilienhaus leis‐
ten kann, wird diese Option gewählt. Hier unterscheidet sich die Nachfrage von Fami‐
lien in Wesseling von den benachbarten Großstädten Köln und Bonn aber auch von
Kommunen wie Brühl und Hürth im Rhein‐Erft‐Kreis – dort fragen auch Familien mit
höheren Einkommen verdichtete Wohnformen nach, d.h. Reihenhäuser und Mehrfa‐
milienhäuser.
Abbildung 30: Verdichtete Formen der Neubaunachfrage von Familien:
Doppel und Reihenhäuser und Mehrfamilienhäuser
Doppelhäuser in Keldenich
Doppelhäuser in Wesseling
Reihenhäuser in Berzdorf
Quelle: eigene Aufnahmen
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3.2.2 Mietwohnungsmarkt
Mietwohnungen in Wesseling häufiger in größeren Gebäuden
Nach dem Zensus 2011 sind in Wesseling rd. 8.800 Wohnungen vermietet. Der größte
Teil davon, 83% bzw. rd. 7.300 Wohnungen, befinden sich in Mehrfamilienhäusern.
Innerhalb der Mehrfamilienhäuser überwiegen ‐ entsprechend der Baustruktur ‐
empirica
Handlungskonzept Wohnen Wesseling
28
Wohnungen in Gebäuden mit 3 bis 6 Wohnungen. Im Vergleich zum Kreis und insbe‐
sondere NRW gibt es anteilig mehr Mietwohnungen in größeren Mehrfamilienhäu‐
sern mit 13 und mehr Wohnungen.
Abbildung 31: Vermietete Wohnungen nach Gebäudegröße, 2011
Quelle: eigene Darstellung nach IT.NRW
empirica
Überdurchschnittlicher Anteil der Mietwohnungen im Eigentum privater Un‐
ternehmen
Der überwiegende Teil der Mietwohnungen in Wesseling befindet sich im Eigentum
von Privatpersonen (41%). Jeweils 23% der Mietwohnungen sind im Besitz von Woh‐
nungseigentümergemeinschaften und privatwirtschaftlichen Wohnungsunterneh‐
men. Darüber hinaus sind 6% der Mietwohnungen im Besitz eines kommunalen Un‐
ternehmens. Die anderen Eigentümerformen spielen eine untergeordnete Rolle. Im
Vergleich zum Kreis und NRW gibt es in Wesseling anteilig wesentlich mehr Wohnun‐
gen im Besitz von privaten Wohnungsunternehmen.
Neubauwohnungen in Wesseling werden vor allem zur Miete angeboten
Die meisten der wenigen in den letzten Jahren entstandenen Neubauwohnungen in
Mehrfamilienhäusern in Wesseling wurden von privaten Investoren aus Wesseling
und der Region und von der GWG als Mietwohnungen errichtet, u.a. in folgenden Pro‐
jekten:
Kurfürstenstr. 20 in Berzdorf: 6 Wohnungen (Baujahr 2015) zu Mieten von ca.
10 €/m²
Willy‐Kreutzer‐Weg 11 in Keldenich: 12 Wohnungen (Baujahr 2016) der
GWG zu einer Miete von rd. 8,50 €/m²
empirica
Handlungskonzept Wohnen Wesseling
29
Rheinstr. 50a in Urfeld: 6 Wohnungen (Baujahr 2013), die u.a. zu 8,75 €/m²
angeboten wurden.
Gotenstr. 3 in Wesseling: ca. 8 Wohnungen (Baujahr 2016)
Rheinstr. 46 in Urfeld: 13 Wohnungen (Baujahr 2014)
Die Neubaumietwohnungen in Wesseling werden nachgefragt von jüngeren Ein‐ und
Zweipersonenhaushalten, die u.a. in Wesseling beschäftigt sind, von Familien sofern
die Wohnungsgröße ausreichend ist (wie im Fall der 12 Wohnungen im Willy‐Kreut‐
zer‐Weg im Keldenicher Neubaugebiet Eichholz) sowie von älteren Haushalten aus
Wesseling (etwa in der Rheinstraße 195 in Urfeld).
Abbildung 32: Neubau‐Mietwohnungen in Wesseling
Kurfürstenstraße 20 (Berzdorf)
Gotenstraße 3 (Wesseling)
Willy‐Kreutzer‐Weg 11 (Keldenich)
Rheinstraße 50a (Urfeld)
Rheinstraße 195 (Urfeld)
Quelle: eigene Aufnahmen
empirica
empirica
Handlungskonzept Wohnen Wesseling
30
Neubauten in Wesseling mit durchschnittlich 9,0 €/m² günstiger als in Köln und
Bonn
Neubauwohnungen in Wesseling werden derzeit für einen Median von rd. 9,0€/m²
angeboten (bei allerdings geringen Fallzahlen aufgrund eines insgesamt geringen
Neubauangebots). Dies ist 10% günstiger als der derzeitige Neubau‐Median im Bon‐
ner Norden (dieser liegt im ersten Halbjahr 2016 bei 9,9€/m²) und 27% günstiger als
im Kölner Süden (im ersten Halbjahr 2016 bei 12,4€/m²).
Abbildung 33: Angebotsmieten für gebrauchte Wohnungen in der Region
– 1. Hj. 2016 und Entwicklung 2012‐2016
PLZ Wesseling = 50389
Quelle: empirica Preisdatenbank (empirica‐systeme GmbH)
empirica
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Handlungskonzept Wohnen Wesseling
31
Preisgünstige Miete in Wesseling Ergebnis von Qualitäts‐ und Imagedefiziten
Eine gebrauchte Mietwohnung in Wesseling wird aktuell für eine Medianmiete von
rd. 7,7 €/m² (nettokalt) angeboten (vgl. Abbildung 74 im Anhang). Damit liegt Wes‐
seling zwar auf dem Niveau des Rhein‐Erft‐Kreises, ist aber günstiger als ähnlich ge‐
legene Städte im ersten Ring um Köln (Hürth, Frechen, Brühl) und als der Bonner Nor‐
den2 (8,2€/m²) und sehr viel günstiger als der Kölner Süden3 mit 10,3 €/m². Diese
Preisgunst Wesselings ist einerseits dem im Vergleich qualitativ schlechteren Woh‐
nungsbestand in Wesseling geschuldet (siehe auch Kapitel 3.1), andererseits dürfte
dies auch Ausdruck des Wesselinger Images im Einzugsbereich sein.
Wesselinger Mieten steigen aktuell ähnlich stark wie in der Region
Seit 2012 hat sich das Bild jedoch positiv für Wesseling verändert. Mit einem Anstieg
der Medianmiete gebrauchter Wohnungen um 12% liegt die Dynamik in Wesseling
gleichauf mit dem gesamten Rhein‐Erft‐Kreis und dem Kölner Süden (Abbildung 34).
Nur in einigen Lagen im Einzugsbereich sind die Mieten noch stärker gestiegen, d.h.
im Bonner Norden und im Kölner Süden.
Abbildung 34: Median der Angebotsmieten für gebrauchte Wohnungen in
Wesseling im Vergleich, 2012‐2016
Quelle: empirica Preisdatenbank (empirica‐systeme GmbH)
empirica
2
Zum Bonner Norden zählen die Stadtteile Graurheindorf, Tannenbusch, Auerberg, Dransdorf und Buschdorf
3
Kölner Süden entspricht dem Bezirk Rodenkirchen
empirica
Handlungskonzept Wohnen Wesseling
32
In allen Wohnungsgrößen steigen die Mieten in Wesseling
Während die Mietentwicklung für Neubauten aufgrund der geringen Angebotsmenge
im Kontext unterschiedlicher Standortqualitäten in den Einzeljahren mit Vorsicht zu
interpretieren ist, ist die Mietentwicklung für gebrauchte Wohnungen (aufgrund sehr
viel höherer Fallzahlen) ein guter Indikator für Anspannung auf Wohnungsmärkten.
Die Auswertung der Bestandsmieten für Wesseling (vgl. Abbildung 35) zeigt das typi‐
sche Bild, dass die Nettokaltmiete je m² Wohnfläche mit zunehmender Wohnfläche
sinkt (für Wohnungen bis 49m² Wohnfläche liegt die Medianmiete derzeit bei 8,50m²,
für Wohnungen ab 90m² bei 7,50 €/m²). In allen Wohnflächenklassen sind die Medi‐
anmieten zwischen 2012 und 2016 gestiegen und weisen auf Nachfrageüberhänge bei
allen Zielgruppen hin.
Abbildung 35: Median der Angebotsmieten für gebrauchte Wohnungen in
Wesseling nach Wohnungsgrößen, 2012‐2016
Quelle: empirica Preisdatenbank (empirica‐systeme GmbH)
empirica
Die Preisgunst Wesselings gibt es auch bei kleinen Mietwohnungen bis 49 m² Wohn‐
fläche (siehe nachfolgende Abbildung). Im Zeitraum vom 1.1.2015 bis 1.10.2016 in‐
serierte Wohnungen bis 49 m² Wohnfläche lagen in Wesseling in Summe bei 330
€/Monat (nettokalt) und damit auf dem Niveau von Bornheim, Alfter und den Stadt‐
teilen im Bonner Norden. Kleine Apartments im Kölner Süden sind demgegenüber
deutlich teurer (Niveau von rd. 400€/Monat nettokalt).
empirica
Handlungskonzept Wohnen Wesseling
33
Abbildung 36: Median‐Angebotsmieten (€ je m²) für gebrauchte Wohnungen
bis 49m² in der Region, 2015/16 (Wesseling = PLZ 50389)
Quelle: empirica Preisdatenbank (empirica‐systeme GmbH)
empirica
Geringe Leerstandsquote signalisiert angespannten Mietwohnungsmarkt
In der Stadt Wesseling standen im Mai 2011 zum Zeitpunkt der Zensuserhebungen
knapp 532 Wohneinheiten leer, davon der größte Teil in Mehrfamilienhäusern (rd.
385 WE). Bezogen auf den Wohnungsbestand in Mehrfamilienhäusern entsprach dies
einer Leerstandsquote von 4,4%. Dieser Leerstand setzt sich zusammen aus
dem marktaktiven Leerstand: Wohnungen die unmittelbar dem Markt zur
Verfügung stehen, da sie weniger als 6 Monate leer stehen (hierzu zählt auch
der Fluktuationsleerstand), und
dem nicht‐marktaktiven (häufig auch strukturell genannten) Leerstand
(Wohnungen, die länger als 6 Monate leer stehen).
Der marktaktive Leerstand ist der beste Indikator zur Beurteilung, ob ein Wohnungs‐
markt angespannt oder entspannt ist. Nach dem CBRE‐empirica Leerstandsindex4 ist
der marktaktive Leerstand von Geschosswohnungen im Rhein‐Erft‐Kreis von 2,8% in
2011 auf derzeit 2,3% gesunken. Dies ist kaum mehr als die erforderliche Fluktuati‐
onsquote. Im bundesweiten Vergleich liegt der Rhein‐Erft‐Kreis mit einem Indexwert
von 77 deutlich unterhalb des bundesdeutschen Durchschnitts. Vor diesem Hinter‐
grund ist davon auszugehen, dass der derzeitige marktaktive Leerstand in der Stadt
Wesseling in etwa auf dem Niveau der für das Funktionieren eines Wohnungsmarktes
erforderlichen Fluktuationsquote (2,0 bis 2,5%) liegt.
4
.http://www.empirica‐institut.de/thema/regionaldatenbank/cbre‐empirica‐leerstandsindex/
empirica
Handlungskonzept Wohnen Wesseling
34
Abbildung 37: Entwicklung des marktaktiven Wohnungsleerstands im
Rhein‐Erft‐Kreis, 2001‐2015
Quelle: eigene Berechnungen (CBRE empirica Leerstandsindex)
empirica
3.2.3 Preiswerter Mietwohnungsmarkt
8,5% des Geschosswohnungsbestands ist gefördert – geringfügig weniger als in
den Nachbargemeinden
Nach Angaben der NRW.BANK gab es 2015 in Wesseling insgesamt 735 geförderte
Mietwohnungen. Gegenüber 2011 hat sich die Anzahl geringfügig erhöht. Im Jahr
2011 gab es insgesamt 729 geförderte Mietwohnungen. Bezogen auf den Geschoss‐
wohnungsbestand gibt es in Wesseling mit 8,5% anteilig etwas weniger preisgebun‐
dene Mietwohnungen als in den Nachbargemeinden Frechen, Hürth und Pulheim. Nur
in Brühl fällt der Anteil geringer aus.
Rund 470 geförderte Wohnungen laufen bis 2030 aus der Mietpreisbindung
Die NRW.BANK geht in ihren Modellrechnungen davon aus, dass sich der geförderte
Mietwohnungsbestand in Wesseling bis 2030 kontinuierlich verringern wird. Für das
Jahr 2025 geht die NRW.BANK von insgesamt 357 Mietwohnungen im geförderten
Segment aus (‐51% zu 2015) und für 2030 von 261 Wohnungen (‐64% zu 2015).
80% der geförderten Wohnungen befinden sich im Stadtteil Wesseling
Der preisgebundene Mietwohnungsbestand in der Stadt Wesseling konzentriert sich
auf den Stadtteil Wesseling. Im Stadtteil Wesseling befinden sich 80% aller preisge‐
bundenen Mietwohnungen. Einen nennenswerten Bestand gibt es noch in Keldenich,
während es in Berzdorf und Urfeld lediglich Streubestände sind.
empirica
Handlungskonzept Wohnen Wesseling
35
Abbildung 38: Anteil preisgebundener Mietwohnungen am
Geschosswohnungsbestand, 2015
Quelle: eigene Darstellung nach IT.NRW/ NRW.BANK
empirica
Abbildung 39: Anteil geförderter Mietwohnungen nach Stadtteilen, 2015
Quelle: eigene Darstellung nach Stadt Wesseling
empirica
empirica
Handlungskonzept Wohnen Wesseling
36
Angebotsrückgang bei preiswerten freifinanzierten Mietwohnungen
Im freifinanzierten preiswerten Segment ist die Zahl der angebotenen Wohnungen
zwischen 2012 und 2017 geringer geworden. Ein Indikator für eine Marktanspan‐
nung im preiswerten Segment. Im Jahr 2012 wurden Wohnungen des unteren Drittels
zu einem Mietpreis bis zu 6,50 € pro m² angeboten. Zu diesem Preis wurden in 2017
nur noch 10% der Wohnungen angeboten.
Abbildung 40: Angebotsmieten in Wesseling 2012 und 2017 im Vergleich
(ohne geförderte Wohnungen)
Quelle: empirica Preisdatenbank (empirica‐systeme GmbH)
empirica
Transferleistungsempfänger als Kerngruppe der einkommensschwachen
Haushalte
Haushalte mit geringen Einkommen sind zum größeren Teil Haushalte, die Mindest‐
sicherungsleistungen erhalten ‐ d.h. Leistungen nach dem SGB II oder SGB XII (Grund‐
sicherung im Alter und bei Erwerbsminderung und Hilfe zum Lebensunterhalt) – so‐
wie Wohngeldhaushalte. Haushalte, die eine bestimmte im Wohngeldgesetz (WoGG)
definierte Einkommensgrenze nicht überschreiten, können Wohngeld beantragen.
Wohngeld wird als Zuschuss zur Miete gezahlt. Bei Wohngeldhaushalten wird zwi‐
schen Haushalten unterschieden, bei denen alle Mitglieder des Haushaltes Wohngeld
beziehen (allgemeines Wohngeld) und Haushalten, bei denen nur ein Teil der Haus‐
haltsmitglieder Wohngeld beziehen (Teilhaushalte in Mischaushalten).
Insgesamt gibt es in Wesseling rd. 2.600 Haushalte, die Transferleistungen/ Wohn‐
geld beziehen. Der Anteil an allen Haushalten liegt damit bei gut 17%.
Der Großteil der Transferleistungsempfänger sind Bedarfsgemeinschaften nach dem
SGB II. In der Stadt Wesseling beziehen rd. 77% aller Transferleistungshaushalte Leis‐
tungen nach dem SGB II, was rd. 2.000 Haushalten entspricht. Der Anteil der Haus‐
halte mit Leistungen nach dem SGB XII (Grundsicherung und HLU) macht gut 17%
empirica
Handlungskonzept Wohnen Wesseling
37
der Haushalte mit Transferleistungen aus. Der Anteil der Wohngeldhaushalte liegt bei
nur gut 6%.
Abbildung 41: Haushalte mit Transferleistungen und Wohngeldhaushalte in
Wesseling 2015
Transferleistung
Bedarfsgemeinschaften nach SGB II
davon mit
1 Person
2 Personen
3 Personen
4 Personen
5 und mehr Personen
Haushalte mit Leistungen nach dem SGB XII*
Wohngeldhaushalte
davon
mit allgemeinem Wohngeld
Wohngeldrechtliche Teilhaushalte in Mischhaush.
Insgesamt
*Grundsicherung u. Hilfe zum Lebensunterhalt
Quelle: eigene Berechnungen nach IT.NRW, BA, Stadt Wesseling
Anzahl
Haushalte
2.008
948
433
283
205
139
446
159
Anteil
77%
47%
22%
14%
10%
7%
17%
6%
141 89%
18 11%
2.613
100%
empirica
Anstieg der Transferleistungsempfänger aufgrund von mehr SGB XII Empfän‐
gern
In den letzten drei Jahren hat sich die Zahl der Transferleistungshaushalte leicht er‐
höht. Zwischen 2014 und 2016 stieg die Zahl der Transferleistungshaushalte um 5%
(rd. 120 Personen). Am stärksten war der Anstieg bei den SGB XII‐Haushalten
(+21%/ +78 Personen). Die Zahl der SGB‐II‐Haushalte stieg demgegenüber nur um
3% (+ 57 Personen) und die Zahl der Wohngeldhaushalte ging um 5% zurück (‐11
Personen).
empirica
Handlungskonzept Wohnen Wesseling
38
Abbildung 42: Entwicklung der Haushalte mit Transferleistungen und
Wohngeldhaushalte in Wesseling 2014‐2016
Quelle: eigene Berechnungen nach IT.NRW, BA, Stadt Wesseling
empirica
Abbildung 43: Wohnungssuchende je 100 preisgebundener Mietwohnungen,
2015
Quelle: eigene Darstellung nach NRW.BANK
empirica
empirica
Handlungskonzept Wohnen Wesseling
39
Rund 200 ausgestellte Wohnberechtigungsscheine pro Jahr
Für den Bezug einer geförderten Wohnung ist ein Wohnberechtigungsschein notwen‐
dig. Interpretiert man die Zahl der erteilten Wohnberechtigungsscheine als Zahl der
Wohnungssuchenden, kann die Nachfrageseite dargestellt werden. Nach Angaben der
NRW.BANK wurden im Jahr 2015 in Wesseling insgesamt 198 Wohnberechtigungs‐
scheine an Haushalte ausgestellt (Wohnungssuchend). Auf 100 preisgebundene Miet‐
wohnungen kommen somit 27 wohnungssuchende Haushalte in Wesseling. Eine
Quote die dem Niveau der Region entspricht.
Die Zahl der ausgestellten Wohnberechtigungsscheine ist in den letzten Jahren mit in
Schnitt 200 ausgestellten Scheinen relativ konstant geblieben.
Abbildung 44: Anzahl ausgestellter Wohnberechtigungsscheine in Wesseling
Quelle: eigene Darstellung nach Stadt Wesseling
empirica
Wohnungssuchende für geförderten Wohnraum: Schwerpunkt bei Geringver‐
dienern und Einpersonenhaushalten
Eine Auswertung über die Antragsteller von Wohnberechtigungsscheinen in der Stadt
Wesseling zeigt, dass zuletzt (2015/2016) knapp 60% der wohnungssuchenden
Haushalte Geringverdiener sind, die die Einkommensgrenzen der nordrhein‐westfä‐
lischen Landeswohnraumförderung um mehr als 20% unterschreiten. Bei den Woh‐
nungssuchenden wächst der Anteil der Einpersonenhaushalte, die heute schon zwei
von drei wohnungssuchenden Haushalten ausmachen. Über die Altersstruktur dieser
Haushalte ist nichts bekannt. Der Anteil der Haushalte mit Kindern an den wohnungs‐
suchenden Haushalten liegt bei gut einem Drittel.
empirica
Handlungskonzept Wohnen Wesseling
40
Abbildung 45: Wohnungssuchende Haushalte in Wesseling:
Einkommensniveaus
Quelle: eigene Darstellung nach Stadt Wesseling
empirica
Abbildung 46: Wohnungssuchende Haushalte in Wesseling:
Haushaltsgrößen
Quelle: eigene Darstellung nach Stadt Wesseling
empirica
empirica
Handlungskonzept Wohnen Wesseling
41
Wohnungssuchende leben bislang vor allem in freifinanzierten Wohnungen –
wachsender Anteil in geförderten Wohnungen
Wohnungssuchende leben bislang zu 60% in freifinanzierten Wohnungen, d.h. nicht
in mietpreisgebundenen Wohnungen – ein Viertel wohnt in einer Sozialwohnung. Es
gibt aber auch eine Reihe von Haushaltsgründern/Starterhaushalten – die noch im
elterlichen Haushalt leben. Ihr Anteil liegt bei 13%. Die Größenordnungen der Anteile
sind in den letzten Jahren weitgehend konstant geblieben – eine geringe Verschie‐
bung zeichnet sich ab bei dem leicht steigenden Anteil von Haushalten, die bereits in
einer geförderten Wohnungen leben und einem parallel sinken Anteil von Haushal‐
ten, die bislang freifinanziert wohnen.
Abbildung 47: Strukturdaten der wohnungssuchenden Haushalte
Quelle: eigene Darstellung nach Stadt Wesseling
empirica
Wohnungssuche aufgrund von nicht passender Wohnfläche – zu hohe Wohn‐
kosten weniger wichtig
Die wohnungssuchenden Haushalte wurden auch nach den Gründen für den Woh‐
nungswechsel befragt. Als Hauptgrund wurde hier benannt, dass die Wohnfläche
nicht passend ist, also entweder zu groß oder zu klein ist. Fast jeder zweite angege‐
bene Grund bezieht sich auf eine zu kleine Wohnfläche. Berücksichtigt man, dass der
Anteil an größeren Haushalten unter den Wohnungsuchenden nicht gestiegen ist, ver‐
wundert dies, d.h. aus den Befragungsergebnissen lässt sich eine wachsende Unzu‐
friedenheit kleiner Haushalte mit der Wohnfläche ableiten. Möglicherweise ist die Un‐
zufriedenheit über eine zu kleine Wohnfläche auf den gestiegenen Anteil von Woh‐
nungssuchenden in gefördertem Wohnraum zurückzuführen (d.h. Mieter in geförder‐
ten Wohnungen sind eher unzufrieden mit der Wohnfläche als Mieter in freifinanzier‐
ten Wohnungen).
empirica
Handlungskonzept Wohnen Wesseling
42
Auffällig ist auch, dass ein Umzug aus Kostengründen in den letzten beiden Jahren
eine geringere Rolle spielt als in den Jahren davor. Bezogen sich 2011 noch ein Drittel
der Nennungen auf eine zu hohe Miete / zu hohe Neben‐/Heizkosten, so lag dieser
Anteil 2016 bei 17% ‐ wobei zu hohe Neben‐/Heizkosten keine Rolle mehr spielten.
Auch der Standort der bisherigen Wohnung ist derzeit in geringerem Maße Grund für
Umzüge als noch vor einigen Jahren. Bezogen sich 2011 noch 8% der Nennungen auf
ein schlechtes Wohnumfeld und die Lage der Wohnung, so gab keiner der befragten
Wohnungsuchenden 2016 dies als Umzugsgründe an.
Abbildung 48: Gründe für die Beantragung eines Wohnberechtigungsscheins
Quelle: eigene Darstellung nach Stadt Wesseling
empirica
3.2.4 Eigentumswohnungsmarkt
Eigentumswohnungen in Wesseling anteilig unterbesetzt
In der Stadt Wesseling gibt es nach dem Zensus insgesamt rd. 3.300 Eigentumswoh‐
nungen (Gemeinschaft von Wohnungseigentümern), das entspricht gut 20% des ge‐
samten Wohnungsbestandes. Der Anteil ist etwas geringer als im Kreis und in NRW
insgesamt (23%). Der Neubau von Eigentumswohnungen hat in Wesseling in den
letzten Jahren kaum eine Rolle gespielt. Nur im Jahr 2008 wurde mit 40 neuen Eigen‐
tumswohnungen eine größere Anzahl fertiggestellt. In den letzten drei Jahren wurden
jeweils weniger als 10 Eigentumswohnungen neu errichtet. Der Anteil an den Fertig‐
stellungen fällt entsprechend gering aus.
empirica
Handlungskonzept Wohnen Wesseling
43
Abbildung 49: Baufertigstellungen von Eigentumswohnungen in Wesseling,
2007‐2015
Quelle: eigene Darstellung nach IT.NRW
empirica
Geringe Preissteigerungen bei gebrauchten Eigentumswohnungen
Eine gebrauchte Eigentumswohnung in Wesseling wird derzeit für einen Medianpreis
von rd. 1.370 €/m² angeboten (Abbildung 50). Damit ist Wesseling in der Region
günstigster Standort. Im Rhein‐Erft‐Kreis ist das Medianniveau rd. 15% höher als in
Wesseling. Der Bonner Norden5 mit 1.670 €/m² und der Kölner Süden6 mit 3.150
€/m² sind rd. 22% bzw. 129% teurer als Wesseling. Im Vergleich zum Mietmarkt sind
die Unterschiede Wesselings bei Eigentumswohnungen zu den anderen Standorten
im Einzugsbereich größer. Hier schlägt die unterdurchschnittliche Qualität des Woh‐
nungsbestands in Verbindung mit einem verhaltenen Image als Wohnort stärker
durch. Hinzu kommt, dass in Wesseling anteilig relativ viele gebrauchte Wohnungen
in Erbpacht auf den Markt kommen.
Seit 2012 sind die Kaufpreise für gebrauchte Wohnungen in Wesseling weniger stark
gestiegen als die Mieten: einer 9%igen Kaufpreissteigerung (vgl. Abbildung 75 im An‐
hang) steht eine 12%ige Mietensteigerung gegenüber. In Bonn und in Köln zeigt sich
ein anderes Bild, dort sind die Kaufpreise mit 41% (Kölner Süden) und 24% (Bonner
Norden) deutlich stärker gestiegen als in Wesseling. Zudem fielen die Kaufpreisstei‐
gerungen in Köln und Bonn deutlich stärker aus als die Mieten. Die geringen Kauf‐
preissteigerungen in Wesseling sind Ausdruck der geringen Zahlungsbereitschaft von
5
.Zum Bonner Norden zählen die Stadtteile Graurheindorf, Tannenbusch, Auerberg, Dransdorf und Buschdorf
6
.Kölner Süden entspricht dem Bezirk Rodenkirchen
empirica
Handlungskonzept Wohnen Wesseling
44
Selbstnutzern (die v.a. aus Wesseling selbst kommen) und eines gewachsenen Risikos
für Kapitalanleger im Wesselinger Wohnungsbestand.
Abbildung 50: Median der Angebotspreise für gebrauchte Wohnungen in
Wesseling im Vergleich, 2012‐2016
PLZ Wesseling = 50389
Quelle: empirica Preisdatenbank (empirica‐systeme GmbH)
empirica
empirica
Handlungskonzept Wohnen Wesseling
45
Kaum Neubauwohnungen zum Kauf in Wesseling
In den letzten Jahren wurden kaum Neubauwohnungen zum Kauf in Wesseling reali‐
siert.
Im Wesselinger Wohnpark Eichendorfstraße im Stadtteil Keldenich wurden
2015/2016 in ruhiger und attraktiver Wohnlage (Nachbarschaft bestehend
aus Einfamilienhäusern und kleinen Mehrfamilienhäusern) 22 Wohnungen
mit Verkaufspreisen von 2.500 bis 3.250 €/m²realisiert. Gekauft haben vor
allem Ein‐ und Zweipersonenhaushalte ab 40 Jahren, sowohl aus Wesseling
als auch aus der Region.
In der „Residenz Rheinblick Urfeld“ wurden in direkter Rheinlage 29 Eigen‐
tumswohnungen (Baujahr 2016) an Familien und ältere Haushalte vorwie‐
gend aus Urfeld verkauft.
Seit Sommer/Herbst 2017 werden in dem Neubaugebiet „Berzdorfer Lich‐
tung“ (Akazienweg/Vochemer Straße) im Stadtteil Berzdorf 16 Eigentums‐
wohnungen mit Wohnflächen von ca. 68 m² bis ca. 105 m² vermarktet. Die
Preise liegen auf einem Niveau von 3.300 bis 3.600 €/m².
Mit diesen Preisen sind Eigentumswohnungen in Wesseling günstiger als in den übri‐
gen Kommunen im Rhein‐Erft‐Kreis und im Rhein‐Sieg‐Kreis im ersten Ring um Köln
und Bonn.
Abbildung 51: Neubau‐Eigentumswohnungen in Wesseling
Rheinstraße 193‐195 (Urfeld)
Eichendorffstraße 50 (Keldenich)
Quelle: eigene Aufnahmen
empirica
3.2.5 Altersgerechtes Wohnungssegment
5% der angebotenen Wohnungen sind barrierefrei
Das altersgerechte Wohnungssegment lässt sich unterschiedlich definieren. Im Allge‐
meinen werden hierunter Wohnungen verstanden, die barrierefrei zugänglich sind
und auch innerhalb der Wohnung eine barrierearme oder barrierefreie Bewegung er‐
möglichen. Das heißt zum einen ist ein barrierefreier/‐armer Zugang in das Gebäude
und bis zur Wohnungstür möglich (Wohnungen im Erdgeschoss oder Aufzug im Ge‐
bäude) und zum anderen ist auch die Wohnung barrierefrei oder –arm gestaltet
(schwellenfreie Räume, rollstuhlgerechte Türbreiten etc.). Amtliche Statistiken über
empirica
Handlungskonzept Wohnen Wesseling
46
die Zahl der barrierearmen oder –freien Wohnungen liegen nicht vor. Eine Auswer‐
tung aus der empirica‐systeme Datenbank für die Stadt Wesseling zeigt, dass rd. 5%
der angebotenen Mietwohnungen in der Stadt Wesseling in den letzten Jahren als bar‐
rierefreie Mietwohnungen angeboten wurden.
In der Landesbauordnung von NRW ist definiert, dass in Gebäuden mit mehr als zwei
Wohnungen, die Wohnungen eines Geschosses barrierefrei erreichbar sein müssen
und in diesen Wohnungen die Wohn‐ und Schlafräume, eine Toilette, ein Bad und die
Küche oder Kochnische mit dem Rollstuhl zugänglich sein müssen.7 Insbesondere
beim Neubau von Mehrfamilienhäusern entstehen so barrierefreie/ ‐arme Wohnun‐
gen. Der barrierenarmen Modernisierung sind im Wohnungsbestand Grenzen ge‐
setzt. So ist es häufig nicht möglich bodengleiche Duschen aufgrund zu geringer De‐
ckenstärken zu realisieren. Auch ist die nachträgliche Anbringung von Aufzügen tlw.
nicht möglich. Insofern ist davon auszugehen, dass auch zukünftig im Wohnungsbe‐
stand in Wesseling kein signifikanter Sprung zu einem höheren Grad der Barrierear‐
mut im Bestand erreicht werden kann.
Zwei barrierefreie Neubauprojekte in Keldenich und Urfeld
Im Neubau sind in Wesseling in den letzten Jahren zwei Projekte realisiert worden,
die über barrierefreie bzw. –arme Wohnungen verfügen. So konnte das Angebot an
barrierefreien Wohnungen in Wesseling vergrößert werden.
Die GWG Rhein‐Erft hat 2016 im Neubaugebiet Eichholz im Stadtteil Kelde‐
nich zwei Mehrfamilienhäuser mit insgesamt 12 Wohnungen fertiggestellt,
die über einen barrierefreien Zugang zu den Häusern verfügen.
Im Stadtteil Urfeld wurden in direkter Rheinlage 19 barrierefreie Eigentums‐
wohnungen errichtet, die tlw. jetzt zur Miete angeboten werden.
Barrierefreier Wohnraum wird allerdings nicht ausschließlich von älteren Haushal‐
ten nachgefragt, sondern ist für viele unterschiedliche Zielgruppen attraktiv.
Zwei Einrichtungen des Betreuten Wohnens zur Miete
An der Schnittstelle zwischen dem normalen Wohnungsmarkt und dem Pflegebereich
liegt das Segment des Betreuten Wohnens. Dort leben ältere Haushalte, die noch kei‐
nen Pflegebedarf haben und eigenständig leben können, jedoch die Sicherheit schät‐
zen, die Option zu haben, zusätzliche Serviceleistungen in Anspruch nehmen zu kön‐
nen. In der Stadt Wesseling gibt es zwei dieser Service‐Wohn‐Anlagen:
CBT‐Wohnhaus St. Luica „Wohnen mit Service“ in der Sebastianusstraße 11
mit Wohnungen für rd. 100 Bewohner
Pflegeteam Dreßen „Service Wohnen“ im Westring 15 mit Wohnungen zwi‐
schen 24 und 89 m².
7
vgl. Landesbauordnung (BauO NRW), Bekanntmachung der Neufassung vom 01.03.2000
empirica
Handlungskonzept Wohnen Wesseling
47
Ältere möchten am liebsten im gewohnten Umfeld bleiben
Der Anteil von älteren Einwohnern ist in Wesseling geringer als im Rhein‐Erft‐Kreis.
Im Zuge der Alterung der Gesellschaft hat der Anteil der älteren Einwohner aber auch
in Wesseling deutlich zugenommen (siehe Kapitel 1.5) und auch für die Zukunft ist
mit einem weiteren Anstieg der älteren Einwohner zu rechnen.
Nach dem Zensus 2011 leben die Seniorenhaushalte (nur Senioren im Haushalt) in
Wesseling je zur Hälfte im eigenen Eigentum und zur Miete. Deutschlandweite Stu‐
dien und Befragungen zeigen, dass beiden Gruppen gemein ist, dass sie zum überwie‐
genden Teil dort wohnen bleiben möchten, wo sie derzeit leben. Gleichzeitig möchten
die Senioren solange wie möglich ein selbstbestimmtes Leben führen. Barrierearme
und freie Wohnungen, teilweise in Kombination mit Service‐Wohnen, stehen also
ebenfalls in der Nachfragegunst der Senioren. Dass ein örtlicher Bezug vorhanden
bleiben soll bzw. gewünscht ist, zeigen die beiden barrierefreien Neubauprojekte in
Wesseling, die im Ortsteil Keldenich und Urfeld entstanden sind. Die beiden Anlagen
des betreuten Wohnens –also mit Service‐Angeboten‐ finden sich in zentraler Lage im
Stadtteil Wesseling und spiegeln den Wunsch der Senioren nach einer fußläufigen Er‐
reichbarkeit von zentralen Infrastruktureinrichtungen wieder.
3.3
Teilräumlicher Blick auf den Wesselinger Wohnungsmarkt
3.3.1 Strukturen und Entwicklung in den vier Stadtteilen
Die Stadt Wesseling gliedert sich in vier Stadtteile:
Wesseling Mitte
Berzdorf
Keldenich
Urfeld
Der größte Stadtteil von der Einwohnerzahl ist Keldenich mit rd. 15.300 Einwohnern
(41% aller Einwohner), gefolgt von Wesseling‐Mitte mit rd. 13.100 Einwohner (35%).
Im Stadtteil Berzdorf leben rd. 4.900 Einwohner (13%) und in Urfeld rd. 4.200 Ein‐
wohner (11%).
Seit 2007 ist die Zahl der Haushalte in allen Stadtteilen gestiegen. In der gesamten
Stadt nahm die Zahl der Haushalte zwischen 2007 und 2015 um 10% zu. Die stärkste
Zunahme gab es im Stadtteil Urfeld mit +15%. Leicht unterdurchschnittlich war dem‐
gegenüber die Entwicklung in Berzdorf mit +8%.
empirica
Handlungskonzept Wohnen Wesseling
48
Abbildung 52: Entwicklung der Haushalszahlen in den Stadtteilen,
2007‐2015
Quelle: eigene Darstellung nach Stadt Wesseling
empirica
Der Großteil der Haushalte in Wesseling sind Ein‐ und Zweipersonenhaushalte
(67%). Im Stadtteil Wesseling‐Mitte liegt der Anteil mit 71% noch wesentlich höher.
Im Stadtteil Keldenich gibt es mit 37% den größten Anteil von Zweipersonenhaushal‐
ten. Im Stadtteil Berzdorf gibt es demgegenüber anteilig mehr größere Haushalte mit
4 Personen und mehr.
Abbildung 53: Größe der Haushalte, 2011
Quelle: eigene Darstellung nach Stadt Wesseling/ Zensus 2011
empirica
empirica
Handlungskonzept Wohnen Wesseling
49
Der Wohngebäudebestand in Wesseling ist durch Ein‐ und Zweifamilienhäuser ge‐
prägt. Rund 83% der Wohngebäude sind Ein‐ und Zweifamilienhäuser (Abbildung
54). In Wesseling‐Mitte gibt es erwartungsgemäß den größten Anteil von Mehrfami‐
lienhäusern, wobei Mehrfamilienhäuser mit 3 bis 6 Wohnungen überwiegen. In den
anderen Stadtteilen dominieren Ein‐ und Zweifamilienhäuser. Bei den Mehrfamilien‐
häusern hat der Großteil der Wohngebäude auch hier 3 bis 6 Wohnungen.
Abbildung 54: Wohngebäude nach Anzahl der Wohnungen, 2011
Quelle: eigene Darstellung nach Stadt Wesseling/ Zensus 2011
empirica
Entsprechend dem Anteil von Ein‐ und Zweifamilienhäusern sind über die Hälfte der
Wohngebäude in Wesseling freistehende Häuser oder Doppelhäuser. Die anderen
Wohngebäude sind Reihenhäuser (42%). In Wesseling‐Mitte halten sich Einzel‐ und
Doppelhäuser und Reihenhäuser in etwa die Waage. In Keldenich sind die Hälfte aller
Wohngebäude Reihenhäuser. In Urfeld spielen demgegenüber Reihenhäuser kaum
eine Rolle (vgl. Abbildung 76 im Anhang).
Der Wohngebäudebestand in Wesseling‐Mitte ist im Vergleich am ältesten (vgl.
Abbildung 77 im Anhang). Wohngebäude, die bis Ende der 1970er erbaut wurden,
machen hier einen Anteil von über 70 % aus. In Berzdorf gibt es im Vergleich beson‐
deres viele Wohngebäude aus den 1990er Jahren, während in Keldenich im Vergleich
besonders viele Wohngebäude aus den 1980er stammen. In Urfeld liegt der Anteil von
Wohngebäuden, die ab dem neuen Jahrtausend gebaut wurden, im Vergleich zu den
anderen Stadtteilen höher.
In Wesseling wohnen etwas mehr als die Hälfte der Haushalte zur Miete (55%). In
Wesseling‐Mitte liegt der Anteil entsprechend der Gebäudestruktur mit über 70%
deutlich höher. In den anderen Stadtteilen überwiegen anteilig die Eigentümerhaus‐
halte (vgl. Abbildung 78 im Anhang).
empirica
Handlungskonzept Wohnen Wesseling
50
Kleine Wohnungen mit unter 40 m² gibt es in Wesseling kaum (Abbildung 55). Der
Großteil der Wohnungen hat eine Wohnfläche von 40 bis unter 100 m². Etwas mehr
als ein Drittel aller Wohnungen in Wesseling verfügt über eine Wohnfläche von 100
m² und mehr. In Urfeld gibt es anteilig die meisten großen Wohnungen mit 100 und
mehr m². Ihr Anteil liegt bei rd. 53%. In Wesseling‐Mitte fällt der Anteil mit rd. 22%
deutlich geringer aus. In Wesseling‐Mitte gibt es anteilig wesentlich mehr Wohnun‐
gen, die über eine Wohnfläche zwischen 40 und 80 m² verfügen.
Abbildung 55: Wohnungsgrößen, 2011
Quelle: eigene Darstellung nach Stadt Wesseling/ Zensus 2011
empirica
Nach dem Zensus standen 2011 3,3% aller Wohnungen in Wesseling leer. Einen über‐
durchschnittlichen Anteil gab es dabei im Stadtteil Keldenich. Im Stadtteil standen
2011 gut 4,1% der Wohnungen leer. In den anderen Stadtteilen war der Wohnungs‐
leerstand demgegenüber wesentlich geringer und lag deutlich unter dem städtischen
Durchschnittswert.
empirica
Handlungskonzept Wohnen Wesseling
51
3.3.2 Stärken und Schwächen der Wesselinger Stadtteile
Wesseling
Einwohner
rd. 13.100 Einwohner (35% aller Einwohner der Stadt)
zweitgrößter Stadtteil
höchster Anteil von Senioren (65+)
höchster Anteil von jungen Erwachsenen (18 bis unter 30 Jahre)
höchster Anteil von Personen mit Migrationshintergrund
Fläche
Fläche: 5.535.832 m²
größter Stadtteil nach der Fläche
zweithöchste Einwohnerdichte aller Stadtteile
Haushaltsent‐
wicklung
positive Haushaltsentwicklung im Schnitt der Stadt (2007‐2015 +10%)
Haushalts‐
struktur
höchster Anteil von Einpersonenhaushalten
geringster Anteil von 3 und 4‐Personenhaushalten
durchschnittlicher Anteil von großen Haushalten (5+)
unterdurchschnittlicher Anteil von Zweipersonenhaushalten
Mieterhaushalte überwiegen eindeutig
Wohngebäu‐
destruktur
höchster Anteil von Mehrfamilienhäusern
bei Mehrfamilienhäusern überwiegen kleine Mehrfamilienhäuser (3‐6 WE)
erhöhter Anteil von Reihenhäusern
Wohnungen sind im Schnitt kleiner
fast ein Drittel der Wohnungen hat eine Wohnfläche zwischen 60 und 79 m²
ältester Wohnungsbestand, 70% der Wohnungen wurde vor 1978 erbaut
zweithöchste Leerstandsquote (3,3%)
Flächenpoten‐
ziale
11,9 Hektar (inkl. Rheintal Quartier)
Immobilien‐
preise/
Bodenricht‐
wert
Medianangebotsmiete für Bestandswohnungen (2016/2017): 8,00 pro m²
Bodenrichtwert für den individuellen Wohnungsbau (2017): 215‐220 pro m²
ÖPNV‐Anbin‐
dung
gute ÖPNV‐Anbindung über Stadtbahnhaltestellen sowie verschiedene Busli‐
nien
MIV‐Anbindung
gute MIV‐Anbindung (A555)
Kindergärten
und Schulen
zwei Grundschulen
acht Kindertageseinrichtungen
mehrere weiterführenden Schulen (Haupt‐ und Realschule, Gymnasium)
Ärzte und Apo‐
theken
diverse Arztpraxen und mehrere Apotheken
Nahversorgung
mehrere Supermärkte und weitere Nahversorgungsangebote
Naherholung
Rheinpark (27.000 m²)
Parkanlage Birkenwäldchen (23.000 m²)
empirica
Handlungskonzept Wohnen Wesseling
Image
SWOT
Stärken:
52
Image noch durch Industriestandorte geprägt und weniger als Wohnstandort
gute Infrastrukturausstattung (Versorgungsangebote, Schulen, Kitas)
gute ÖPNV‐ und MIV‐Anbindung
gestiegene Attraktivitäten im Citybereich und am Rheinufer
Schwächen:
tlw. negatives Image als Wohnstandort
tlw. Modernisierungsstau bei Gebäuden
schlechte Anbindung rheinnahe City/ Rheinufer an die südwestliche City
kleinteilige Problemlagen (Mikrolagen)
Lärmbelastung entlang des A 555 Korridors
Chancen:
Qualifizierung des Wohnstandortes City (u.a. durch das Rheintal‐Quartier)
Städtebauliche Aufwertung des Bahnhofsbereichs
Aufwertung der Rhein‐nahen Lagen der Innenstadt
Weiterentwicklung / Aufwertung der ehem. „GAG‐Siedlung“ an der Ahrstraße
Risiken:
kaum Wohnbaupotenziale (nach Realisierung d. Rheintal‐Quartiers)
unzureichende Weiterentwicklung der Bestände
Versorgungsinfrastrukturen entwickeln sich nur unzureichend mit (Rheintal‐
Quartier)
Fotos
empirica
Handlungskonzept Wohnen Wesseling
53
Keldenich
Einwohner
rd. 15.300 Einwohner (41% aller Einwohner der Stadt)
größter Stadtteil
leicht überdurchschnittlicher Anteil von Senioren (65+), Anteile anderer Alters‐
klassen liegt im Schnitt
Durchschnittlicher Anteil von Personen mit Migrationshintergrund
Fläche
Fläche: 5.535.832 m²
zweitgrößter Stadtteil nach der Fläche
höchste Einwohnerdichte aller Stadtteile
Haushaltsent‐
wicklung
positive Haushaltsentwicklung im Schnitt der Stadt (2007‐2015 +10%)
Haushalts‐
struktur
unterdurchschnittlicher Anteil von Einpersonenhaushalten
überdurchschnittlicher Anteil von Zweipersonenhaushalten
durchschnittlicher Anteil von Mehrpersonenhaushalten
Eigentümerhaushalte überwiegen leicht
Wohngebäu‐
destruktur
überdurchschnittlich viele Wohnungen in Ein‐ und Zweifamilienhäusern
viele Einfamilienhäuser sind Reihenhäuser
geringster Anteil von Wohnungen in kleinen Mehrfamilienhäusern (3‐ 6 WE)
durchschnittlicher Anteil von größeren Mehrfamilienhäusern (> 6 WE)
Mehrfamilienhäuser v.a. im Norden (Aachener Str.), entlang des nördlichen
Kronenwegs und an der Sechtemer Strasse
größere Wohnungen überwiegen (über 50% der Wohnungen: ab 80 m²)
70% der Wohngebäude wurden vor 1987 gebaut
2011: Höchste Leerstandsquote (4,1%)
Flächenpoten‐
ziale
24,9 Hektar (inkl. Eichholz 2.BA)
Immobilien‐
preise/
Bodenricht‐
wert
Medianangebotsmiete für Bestandswohnungen (2016/2017): 7,50 pro m²
Bodenrichtwert für den individuellen Wohnungsbau (2017): 215‐280 pro m²
ÖPNV‐Anbin‐
dung
ÖPNV‐Anbindung ausschließlich über Bus (verschiedene Linien)
MIV‐Anbindung
gute MIV‐Anbindung ( rd. 2,2 km bis zur A555)
Kindergärten
und Schulen
zwei Grundschulen
sieben Kindertageseinrichtungen
keine weiterführende Schule
Ärzte und Apo‐
theken
mehrere Arztpraxen und eine Apotheke
Nahversorgung
mehrere Supermärkte und weitere Nahversorgungsangebote
1 Nahversorgungszentrum / Eichholzer Straße
Naherholung
Gebiet Entenfang (mit See)
Image
beliebter Wohnstandort mit gutem Image
empirica
Handlungskonzept Wohnen Wesseling
SWOT
54
Stärken:
gute Versorgungsinfrastruktur
beliebter Einfamilienhausstandort mit positivem Image (Neubaugebiet Eich‐
holz)
Bezüge zu den Wohnorten im Vorgebirge
gute MIV‐Anbindung
Schwächen:
ÖPNV‐Anbindung (nur Bus)
kleinteilige Problemlagen
Chancen:
Verfügbarkeit größerer Wohnbaupotenziale
Weiterentwicklung als EFH‐Standort
Stabilisierung der kleinteiligen Problemlagen
Risiken:
unzureichende Weiterentwicklung der Bestände
Fotos
empirica
Handlungskonzept Wohnen Wesseling
55
Berzdorf
Einwohner
4.900 Einwohner (13% aller Einwohner der Stadt)
kleinerer Stadtteil nach der Einwohnerzahl
viele Familien, wenig Senioren:
überdurchschnittlicher Anteil von unter 18‐Jährigen
überdurchschnittlicher Anteil von 40 bis unter 65‐Jährigen
unterdurchschnittlicher Anteil von 65‐Jährigen und älter
geringer Anteil von Personen mit Migrationshintergrund
Fläche
Fläche: 4.293.268 m²
kleinster Stadtteil nach der Fläche
geringe Einwohnerdichte
Haushaltsent‐
wicklung
unterdurchschnittliche Haushaltsentwicklung seit 2007 mit +8%
Haushalts‐
struktur
unterdurchschnittlicher Anteil von 1‐Personenhaushalten
überdurchschnittlicher Anteil von Haushalten mit 3 bis 4 Personen sowie 5 und
mehr Personen
Eigentümerhaushalte überwiegen
Wohngebäu‐
destruktur
Wohnungen in Ein‐ und Zweifamilienhäusern überwiegen deutlich
freistehende EFH und Doppelhäuser dominieren, gut ein Drittel der Wohnge‐
bäude sind zudem Reihenhäuser
anteilig wenig kleine Wohnungen (<79 m²) und mehr größere Wohnungen
Wohngebäude sind im Vergleich relativ jung: 40% der Gebäude wurden nach
1987 erbaut
Wohnungsleerstand ist unauffällig: Leerstandsquote von 2,8%
Flächenpoten‐
ziale
2,6 Hektar
Miet‐ und Kauf‐
preise
Medianangebotsmiete für Bestandswohnungen(2016/2017): 8,4 € pro m²
Bodenrichtwert für den individuellen Wohnungsbau (2017): 235‐250 pro m²
ÖPNV‐Anbin‐
dung
ÖPNV‐Anbindung ausschließlich über Bus (Linie 722, 930)
MIV‐Anbindung
gute MIV‐Anbindung (1,5 km zur A 553 u. 5 km zur A555)
Kindergärten
und Schulen
eine Grundschule
vier Kindertageseinrichtungen
keine weiterführende Schule
Ärzte und Apo‐
theken
eine hausärztliche Gemeinschaftspraxis
Nahversorgung
ein Lebensmittelladen, ein Discounter (Fachmarktzentrum)
Bäckerei und Post
Naherholung
Freizeit‐und Naherholungsanlage Entenfang (141.000 m²)
Coenders Park (10.000 m²)
Image
Einfamilienhausstandort, „Brühl näher als Wesseling“
empirica
Handlungskonzept Wohnen Wesseling
SWOT
56
Stärken:
dörflicher Charakter
attraktive/gepflegte Ortsmitte
Nähe zu Brühl
Schwächen:
Nahversorgungsangebot
ÖPNV‐Anbindung (nur Bus)
tlw. Sichtbeziehungen zu Industrieanlagen
Chancen:
Ansiedlung Nahversorgung
Weiteretablierung als Familienstandort
Risiken:
kaum Wohnbaupotenziale vorhanden
unzureichende Weiterentwicklung Stadtteilkern
Fotos
empirica
Handlungskonzept Wohnen Wesseling
57
Urfeld
Einwohner
4.200 Einwohner (11% aller Einwohner der Stadt)
kleinster Stadtteil
viele Familien (überdurchschnittlicher Anteil von unter 18‐Jährigen)
überdurchschnittlicher Anteil von 40 bis unter 65‐Jährigen
unterdurchschnittlicher Anteil von 30 bis unter 40‐Jährigen
geringster Anteil von Personen mit Migrationshintergrund (9%)
Fläche
Fläche: 5.756.363 m²
zweitkleinster Stadtteil nach der Fläche
geringste Einwohnerdichte aller Stadtteile
Haushaltsent‐
wicklung
überdurchschnittliche Haushaltsentwicklung (2007‐2015 +15%)
Haushalts‐
struktur
unterdurchschnittlicher Anteil von 1‐Personenhaushalten
überdurchschnittlicher Anteil an Haushalten mit 3 bis 4 Personen
Eigentümerhaushalte überwiegen (höchster Anteil im Vergleich)
Wohngebäu‐
destruktur
Ein‐ und Zweifamilienhäuser bestimmen das Ortsbild (v.a. freistehende EFH
und Doppelhäuser)
kaum große Mehrfamilienhäuser (> 13 WE)
über 50% der Wohnungen haben 100 m² und mehr an Wohnfläche.
Wohngebäude sind im Vergleich relativ jung: 40% der Gebäude wurden nach
1987 erbaut
Wohnungsleerstand spielt keine Rolle: Leerstandsquote von 1,9%
Flächenpoten‐
ziale
12,6 Hektar
Immobilien‐
preise/
Bodenricht‐
wert
Medianangebotsmiete für Bestandswohnungen (2016/2017): 7,70 pro m²
Bodenrichtwert für den individuellen Wohnungsbau (2017): 205‐250 pro m²
ÖPNV‐Anbin‐
dung
gute ÖPNV‐Anbindung durch Stadtbahnlinie 16 mit Haltepunkt Urfeld
Busanbindung über Linie 721
MIV‐Anbindung
gute MIV‐Anbindung ( rd. 2,3 km bis zu A555; direkte Anbindung an L 300)
Kindergärten
und Schulen
eine Grundschule
drei Kindertageseinrichtungen
keine weiterführende Schule
Ärzte und Apo‐
theken
mehrere Arztpraxen und eine Apotheke
Nahversorgung
ein Supermarkt und eine Bäckerei
Naherholung
Rheinlage
Lage im Grünen
Image
gutes durch Rheinlage geprägtes Image
empirica
Handlungskonzept Wohnen Wesseling
SWOT
58
Stärken:
dörflicher Charakter
Rheinlage
ruhiger Wohnstandort
beliebter Einfamilienhausstandort mit positivem Image
gute ÖPNV‐ und MIV‐Anbindung
Neubautätigkeit
Schwächen:
wenig Nahversorgungsangebote, v.a. im Zentrum fehlen Angebote
tlw. Modernisierungsstau bei einzelnen Gebäuden
Sonderfall Bauruine am Rheinufer
Chancen:
größere Wohnbauflächenpotenziale
Schließung kleiner Baulücken im Ortskern
attraktive Potenziale für Modernisierungen
Risiken:
Verlust des dörflichen Charakter durch zu starke Nachverdichtung
Infrastrukturausstattung muss mit Siedlungsentwicklung mitgehen
Fotos
empirica
Handlungskonzept Wohnen Wesseling
3.4
59
Zwischenfazit: Angebotsengpässe in allen Segmenten – qualitative Män‐
gel im Wohnungsbestand – Stadtteile mit unterschiedlichen Qualitäten
Wesseling liegt im ersten Ring um die Stadt Köln und befindet sich in zentraler Lage
auf der Achse Köln‐Bonn. Über die Autobahn 555 und die Linie 16 ist Wesseling an
Köln und Bonn gut angebunden. Angesichts der wachsenden Einwohner‐ und Haus‐
haltszahlen in der gesamten Köln‐Bonner Region und einer seit 2014 ausgeweiteten
Wohnungsbautätigkeit konnte Wesseling in der jüngsten Zeit die Nachfragepotenzi‐
ale aus der Region, insbesondere aus der Stadt Köln, nutzen. In nahezu allen Segmen‐
ten ist der Wesselinger Wohnungsmarkt derzeit angespannt.
Im Einfamilienhausbereich hat die Entwicklung des Baugebietes Eichholz im Stadtteil
Keldenich zu Zuwanderungen aus der gesamten Region geführt. Maßgeblich hierfür
war das Zusammenspiel aus attraktiver Lage, der Möglichkeit für Familien individuell
zu bauen, einem insgesamt geringen Grundstücksangebot in der Region sowie einem
günstigen Preisniveau. Im Ergebnis ist nicht nur ein funktionierendes Neubaugebiet
entstanden. Vielmehr hat Eichholz dazu beigetragen, das über mehr als ein Jahrzehnt
kaum noch am regionalen Wohnungsmarkt sichtbare Wesseling wieder auf das Radar
wohnungssuchender Haushalte in der gesamten Region zu setzen. Auch wenn derzeit
der zweite Bauabschnitt von Eichholz entwickelt wird, wird dieses Potenzial nicht
ausreichen, um die Nachfrage nach familiengeeignetem Wohnraum in Wesseling voll‐
ständig zu bedienen.
Während der Einfamilienhausbestand sich auf einem Verjüngungspfad befindet, läuft
dieser Prozess im Mehrfamilienhausbestand in Wesseling langsam an. Erst seit 2014
sind wieder vermehrt Neubauwohnungen in Mehrfamilienhäusern entstanden. Der
nächste große Schritt ist das Rheintal‐Quartier. Der Wesselinger Geschosswohnungs‐
bestand ist im Ergebnis einer geringen Bautätigkeit in den letzten 15 Jahren überpro‐
portional gealtert. Er ist zudem gekennzeichnet durch überdurchschnittlich viele
Wohnungen in größeren Gebäuden. Dies führte in der Vergangenheit dazu, dass Ge‐
schosswohnungen in Wesseling für Haushalte von außerhalb, die eher qualitäts‐ als
preisorientiert suchten, nur eingeschränkt geeignet waren. Dies sind z.B. Ein‐ und
Zweipersonenhaushalte, die ihren neuen Arbeitsplatz in Wesseling antreten und eine
gut ausgestattete Mietwohnung in der Nähe des Arbeitsplatzes suchen oder auch
Haushalte, denen der Kauf einer neuen Eigentumswohnung in Köln zu teuer ist. Das
Angebot an Mietwohnungen im Neubau in Wesseling ist jedoch mengenmäßig sehr
eingeschränkt.
Ältere Haushalte, die ihre Wohnsituation verbessern möchten, suchen vor allem bar‐
rierearmen Wohnraum in der Nähe ihrer bisherigen Wohnung. Wichtig dabei sind die
fußläufige Nähe zum Einkaufen und wenigstens eine Bushaltestelle. Gesucht werden
Wohnungen zur Miete und zum Kauf, die nicht zu groß sind. In den aktuell in Wes‐
seling realisierten Mehrfamilienhäusern im Neubau fragen auch ältere Haushalte
nach, die bislang im Einfamilienhaus oder in einer Mietwohnung wohnen. Diese Nach‐
frage wird sich angesichts einer wachsenden Zahl älterer Haushalte in Wesseling aus‐
weiten.
empirica
Handlungskonzept Wohnen Wesseling
60
Auch das preiswerte Segment der Mietwohnungen ist angespannt – zurückzuführen
auf ein knapper gewordenes Angebot preisgünstiger freifinanzierter Wohnungen und
einen Rückgang bei mietpreisgebundenen geförderten Wohnungen. Der Nachfrage‐
druck bei preisgünstigen Mietwohnungen ist am stärksten bei jüngeren und älteren
Ein‐ und Zweipersonenhaushalten, hat aber auch an Fahrt gewonnen bei großen Fa‐
milienhaushalten. Auch anerkannte Flüchtlingshaushalte finden auf dem freien Miet‐
wohnungsmarkt in Wesseling kaum Wohnungen und müssen in den Übergangshei‐
men verbleiben. Eine Verbesserung der Lage ist in Kürze zu erwarten, da die Stadt
Wesseling derzeit in Eigenregie preisgünstigen Wohnungsbau für Haushalte mit ge‐
ringem Einkommen schafft.
Derzeit ist absehbar, dass einige größere Wohnungsbestände in Wesseling in den
nächsten Jahren modernisiert werden. Dies ist eine wohnungswirtschaftliche und
stadtentwicklungspolitische Notwendigkeit, um den qualitativ relativ schlechten
Wesselinger Geschosswohnungsbestand auf einen modernen Stand zu bringen. Dabei
kann es dazu kommen, dass ein Teil der dort wohnenden Haushalte mit geringen Ein‐
kommen sich neuen Wohnraum sucht, sofern die Mieten nach der Modernisierung
deren Budgets übersteigen. Für die Stadtentwicklung kann hieraus ein Risiko resul‐
tieren, wenn es zu Konzentrationen von Haushalten mit geringen Einkommen an an‐
deren Standorten in der Stadt Wesseling kommt.
Die vier Wesselinger Stadtteile haben unterschiedliche Profile und Qualitäten als
Wohnstandorte. Berzdorf und Urfeld sind die kleinsten Stadtteile und in hohem Maß
durch Familienwohnen geprägt. Urfeld hat durch seine Lage direkt am Rhein eine
hohe Attraktivität, besitzt aber nur wenige Versorgungsangebote. Berzdorf hat ein at‐
traktives dörfliches Zentrum, ist aber in einigen Bereichen durch wenig attraktive
Sichtbeziehungen zur Industrie geprägt. Keldenich hat durch seine Nähe zum Vorge‐
birge ein gutes Image als Wohnstandort. Es gibt aber auch Bereiche, die weniger at‐
traktiv sind. Die Kernstadt von Wesseling profitiert von ihrer guten Anbindung mit
dem ÖPNV und ihrer guten Ausstattung mit Versorgungsangeboten, ist aber durch ein
nach wie vor negatives Image als Wohnstandort gekennzeichnet, dass wiederum ne‐
gativ auf das Image der gesamten Stadt Wesseling wirkt.
empirica
Handlungskonzept Wohnen Wesseling
61
4.
Perspektiven des Wesselinger Wohnungsmarktes
4.1
Entwicklung von Bevölkerung und Wohnungsnachfrage
4.1.1 Drei Varianten der zukünftigen Bevölkerungsentwicklung
Berechnung von drei Entwicklungspfaden
empirica hat im Rahmen der vorliegenden Untersuchung drei Varianten der zukünf‐
tigen Bevölkerungsentwicklung für die Stadt Wesseling bis zum Jahr 2040 berechnet:
Die Variante „ohne Wanderung“ gibt wieder, wie sich die Bevölkerung in
Wesseling zukünftig entwickeln würde, wenn der Wanderungssaldo „0“, d.h.
ausgeglichen ist. Die Variante soll lediglich die Bedeutung der Wanderung für
die Bevölkerungsentwicklung verdeutlichen bzw. darstellen, wie sich die Be‐
völkerung nur durch Sterbe‐ und Geburtenfälle entwickeln würde.
In der Variante „stabil“ wird die zukünftige Bevölkerungsentwicklung in
Wesseling auf Basis des Wanderungsverhaltens der Jahre 2010 bis 2014 so‐
wie unter Berücksichtigung der v.a. in 2015 aufgetretenen Flüchtlingsent‐
wicklung berechnet.
Die Variante „Wachstum“ lehnt sich an die jüngste Gemeindemodellrech‐
nung für Wesseling von it.nrw an, die einen sehr positiven und langfristigen
Wachstumspfad für die Stadt darstellt. Grundlage hierfür sind insbesondere
die Zuwanderungsvolumina der Jahre 2013 und 2014.
Abbildung 56: Varianten der zukünftigen Bevölkerungsentwicklung in
Wesseling, 2015 ‐ 2040
Quelle: it.nrw, eigene Berechnungen
empirica
empirica
Handlungskonzept Wohnen Wesseling
62
Variante „ohne Wanderung“: Einwohnerverluste und schnelle Alterung
Im Ergebnis dieser Variante sinkt die Einwohnerzahl von Wesseling aufgrund der zu‐
künftig wachsenden Sterbefallüberschüsse (und eines ausgeglichenen Wanderungs‐
saldos) sofort. Innerhalb der nächsten Dekade, d.h. bis 2025 verliert Wesseling in die‐
ser Variante bereits 2,4% seiner Einwohner. 2040 liegt die Einwohnerzahl Wes‐
selings bei nur noch rd. 32.300 Personen, dies wäre eine Schrumpfung zwischen 2015
und 2040 um knapp 10% (vgl. Abbildung 56).
Abbildung 57: Entwicklung der Altersstruktur in der Variante „ohne
Wanderung“ in Wesseling, 2015 ‐ 2040
Quelle: eigene Berechnungen
empirica
Variante „stabil“: Kein Wachstum mehr ab 2020
In dieser Variante bleibt die Einwohnerzahl von Wesseling über die meiste Zeit des
Prognosezeitraums stabil. In kurzer Frist, d.h. bis 2020 steigt sie allerdings noch spür‐
bar. Hier kommen die beiden in dieser Variante angenommenen Effekte „Zuwande‐
rungsvolumen wie 2010 bis 2014“ und „Gewinne aus der Flüchtlingswanderung“ zu‐
sammen und überkompensieren die steigenden Sterbefallüberschüsse. Zwischen
2015 und 2020 steigt die Einwohnerzahl in der Variante „stabil“ noch um 1,8%, bleibt
dann aber in den kommenden 20 Jahren stabil auf einem Niveau von rd. 36.500 Per‐
sonen. Es wird dabei angenommen, dass die Zuwanderung von Flüchtlingen nach
2020 nicht mehr so hoch ist wie in der aktuellen Phase (vgl. Abbildung 56).
empirica
Handlungskonzept Wohnen Wesseling
63
Abbildung 58: Entwicklung der Altersstruktur in der Variante „stabil“ in
Wesseling, 2015 ‐ 2040
Quelle: eigene Berechnungen
empirica
Variante „Wachstum“: Langfristiges Wachstum und Stabilisierung der Alters‐
struktur
In der Variante „Wachstum“ führen die angenommenen Zuwanderungen auf dem Ni‐
veau der Jahre 2013 und 2014 dazu, dass die Einwohnerzahl von Wesseling bis 2020
um 3,1% auf rd. 37.000 Einwohner und von 2021 bis 2025 um weitere 2,3% auf
knapp 38.000 Einwohner steigt. Trotz steigender Sterbefallüberschüsse (die aller‐
dings aufgrund der angenommenen kräftigen Wanderungsüberschüsse moderater
ausfallen als in den beiden anderen Varianten) reichen die Wanderungsüberschüsse
bis 2040 aus, dass die Einwohnerzahl von Wesseling langfristig zunimmt. Die Zu‐
wächse werden ab 2030 von Jahr zu Jahr geringer. Im gesamten Prognosezeitraum
von 2015 bis 2040 steigt die Einwohnerzahl von Wesseling um 10% (vgl. Abbildung
56). Im Ergebnis wirken die nachhaltigen hohen Zuwanderungsvolumina in dieser
Variante zu der günstigsten, d.h. jüngsten Altersstruktur, im Vergleich der Varianten.
empirica
Handlungskonzept Wohnen Wesseling
64
Abbildung 59: Entwicklung der Altersstruktur in der Variante „Wachstum“
in Wesseling, 2015 ‐ 2040
Quelle: eigene Berechnungen
empirica
4.1.2 Zukünftige Wohnungsnachfrage in Bandbreiten
Zahl der wohnungsnachfragenden Haushalte
Die Nachfrage nach Wohnraum wird nur indirekt durch die Bevölkerungs‐
entwicklung bestimmt. Die entscheidende Größe ist vielmehr die Zahl der Haushalte.
In den letzten Jahrzehnten ist dank einer fortschreitenden Haushaltsverkleinerung
die Zahl der Haushalte ständig stärker gestiegen als die Zahl der Einwohner. Dies ist
ein Prozess, der sich auch in Wesseling vollzogen hat. Die im Rahmen der vorliegen‐
den Untersuchung verwendete Haushaltsprognose wurde für verschiedene Alters‐
und Haushaltsgrößenklassen erstellt. Bei der Haushaltsprognose werden Zahl und
Struktur (Alter der Bezugsperson, Haushaltsgröße) der Haushalte auf Basis des
empirica‐Haushaltsprognosemodells prognostiziert. Dabei wird die Zahl der Haus‐
halte mit Hilfe von alters‐ und kohortenspezifischen Haushaltsvorstandsquoten
berechnet. Da nicht jeder Haushalt eine eigene Wohnung bewohnt oder eine Woh‐
nung besitzt, müssen bei der Abschätzung der zukünftigen Haushaltszahlen die
Untermiet‐ und Zweitwohnungsquoten berücksichtigt werden. Hier wird auf die
Ergebnisse des Zensus 2011 zurückgegriffen. Die um diese Quoten und statistische
Sondereffekte von empirica bereinigten Haushaltszahlen liefern die Zahl der künftig
Wohnraum nachfragenden Haushalte.
Im nächsten Schritt wird die Zahl der wohnungsnachfragenden Haushalte aufgeteilt
in die Nachfrage nach Wohnraum in Ein‐ und Zweifamilienhäusern und in Mehrfa‐
milienhäusern. Die Prognose der Nachfrage nach Wohnungen in Ein‐/Zweifamilien‐
häusern erfolgt anhand eines Kohortenmodells, das die regionalen Unterschiede, die
empirica
Handlungskonzept Wohnen Wesseling
65
zeitliche Entwicklung sowie die altersspezifischen Strukturen der Ein‐/ Zweifamili‐
enhausquoten in Deutschland berücksichtigt. Die Einfamilienhausprognose ist ein
wesentlicher Baustein auf dem Weg zur Prognose der Geschosswohnungsnachfrage
als maßgeblicher preisbildender Faktor für den Mietwohnungsmarkt. In vielen Regio‐
nen Deutschlands ist der Einfamilienhausbau zum direkten Konkurrenten der
Geschosswohnungen geworden, sodass sich die Geschosswohnungsprognose als
Differenz aus Haushalts‐ und Einfamilienhausprognose ergibt.
Zusätzliche Wohnungsnachfrage durch wachsende Haushaltszahl und durch
qualitative Zusatznachfrage
Die Nachfrage nach neuen Wohnungen ergibt sich aus zwei Komponenten.
Zum einen macht die steigende Wohnungsnachfrage (quantitative
Zusatznachfrage) Neubau erforderlich.
Daneben gibt es aber auch eine auf den Zustand bezogene Neubaunachfrage,
die daraus resultiert, dass Haushalte Qualitäten suchen, die der aktuelle
Wohnungsbestand nicht (mehr) bietet. In der Folge übersteigt der Neubau in
vielen Regionen den Zuwachs an Haushalten.
Während hohe Qualitäten in Zeiten kräftiger Haushaltszuwächse automatisch durch
die quantitative Neubaunachfrage auf den Markt kommen, verlangsamt sich dieser
Prozess künftig im Zuge der demografischen Schrumpfung. In der Folge können sich
Leerstände ergeben, die sich auf weniger attraktive Standorte und Bauformen
konzentrieren. Wohlhabende Haushalte mit hohen Ansprüchen fragen aber auch
dann noch Neubau nach. Diese qualitative Zusatznachfrage wird alternativ zum
klassischen Ersatzbedarf geschätzt. Dabei steigt die Neubaunachfrage genau dann
über das demografisch bedingte Maß hinaus, wenn die Qualität des
Wohnungsbestands nicht mehr den Anforderungen der Nachfrager entspricht. Dabei
ergibt sich das Ausmaß der qualitativen Zusatznachfrage durch einen Vergleich der
prognostizierten Mengengerüste der Wohnungsnachfrage mit den Qualitäten im
vorhandenen Bestand.
Auf Grundlage dieser Methodik wird für die beiden Varianten der Bevölkerungsprog‐
nose „stabil“ und „Wachstum“ nachfolgend die Wohnungsnachfrage dargestellt. Da
die Variante „ohne Wanderung“ lediglich didaktischer Natur ist und nur aufzeigen
soll, wie sich die Bevölkerung ausschließlich durch Geburten und Sterbefälle entwi‐
ckelt, wird hierfür keine zukünftige Wohnungsnachfrage dargestellt.
Variante „stabil“: Ab 2021 kaum noch mengenmäßige Neubaunachfrage
Die Variante „stabil“ ist dadurch gekennzeichnet, dass die Einwohnerzahl und damit
auch die Zahl der wohnungsnachfragenden Haushalte bis 2020 noch deutlich wächst,
die Wachstumsdynamik dann aber nachlässt. Da sich die Verkleinerung der Haushalte
in Wesseling fortsetzt, wächst die Haushaltszahl einerseits bis 2020 stärker als die
Bevölkerung und steigt nach 2020 trotz einer stabilen Einwohnerzahl noch moderat
an. Erst ab 2026 nimmt auch die Zahl der Haushalte in Wesseling nicht mehr zu.
empirica
Handlungskonzept Wohnen Wesseling
66
Für die Nachfrage nach Wohnraum bedeuten diese im Zeitablauf unterschiedlichen
Trends folgendes: Bis 2020 besteht noch quantitativer Neubaubedarf im nennens‐
werten Umfang. Der Anteil der qualitativen Neubaunachfrage liegt bei weniger als der
Hälfte. Zwischen 2021 und 2025 geht die mengenmäßige Neubaunachfrage deutlich
zurück und es wird vermehrt qualitative Neubaunachfrage wirksam. Ab 2026 gibt es
nur noch qualitative Neubaunachfrage in Wesseling.
Die quantitative und qualitative Neubaunachfrage zusammen betrachtet, gibt es bis
2020 eine rechnerische Neubaunachfrage in Wesseling von 114 Wohneinheiten (WE)
pro Jahr – aufgeteilt auf 70 WE in Mehrfamilienhäusern (MFH) und 44 WE in Ein‐ und
Zweifamilienhäusern (EZFH). Ab 2021 sinkt die Neubaunachfrage ab, erst auf 95 WE
(davon 60 WE in MFH) und ab 2026 auf 77 WE. Ab 2026 wäre aufgrund dann nicht
mehr steigender Haushaltszahlen kein mengenmäßiger Neubau mehr erforderlich. In
der Realität wird aber auch dann noch Wohnraum im Neubau nachgefragt werden,
weil die Qualitäten im Bestand aufgrund der in den Vorjahren geringer gewordenen
Neubautätigkeit nach und nach gesunken sind und dazu führen, dass diese schlechten
Qualitäten nicht mehr den Anforderungen der Wohnungsnachfrager entsprechen.
Dieser qualitativ nicht mehr adäquate Wohnraum wird dann langfristig leer stehen.
Da die Qualitäten im Bestand in langer Frist sinken, kommt es zu der scheinbar para‐
doxen Situation, dass die qualitative Neubaunachfrage ab 2031 sogar steigt.
Abbildung 60: Variante „stabil“: zukünftige Neubaunachfrage in Wesseling
Quelle: it.nrw, eigene Berechnungen
empirica
Variante „Wachstum“: Neubau von 1.200 Wohnungen bis 2025
Da die Einwohner‐ und Haushaltszahl in der Variante „Wachstum“ langfristig steigt,
gibt es in Wesseling auch eine nachhaltige mengenmäßige Neubaunachfrage. Auf‐
grund des hohen Wachstumsdrucks können bis 2030, d.h. in den kommenden rund
empirica
Handlungskonzept Wohnen Wesseling
67
15 Jahren, im Schnitt rd. 120 WE pro Jahr in Wesseling neu gebaut werden – jeweils
zur Hälfte in Ein‐/Zweifamilienhäusern und in Mehrfamilienhäusern. Ab 2030 sinkt
das Volumen auf knapp 100 WE pro Jahr. Auch wenn die Variante „Wachstum“ in ho‐
hem Maß durch einen mengenmäßigen Zuwachs der wohnungsnachfragenden Haus‐
haltszahlen in Wesseling geprägt ist, lässt die Wachstumsdynamik ab 2030 sukzes‐
sive nach, so dass der Anteil der qualitativen Neubaunachfrage im Zeitablauf zu‐
nimmt. Es gilt das gleiche, wie in der zuvor dargestellten Variante: Qualitativ nicht
mehr adäquater (d.h. den Präferenzen der Wohnungsnachfrager entsprechender)
Wohnraum in Wesseling wird langfristig leer stehen – nur kommt es in der Variante
„Wachstum“ später zu Leerständen als in der Variante „stabil“.
Abbildung 61: Variante „Wachstum“: zukünftige Neubaunachfrage in
Wesseling
Quelle: it.nrw, eigene Berechnungen
4.2
empirica
Vorhandene Wohnbauflächenpotenziale
Wohnbaupotenziale: Flächen mit Baurecht, FNP‐Flächen
Bei den derzeit in der Stadt Wesseling verfügbaren Wohnbauflächenpotenzialen wird
unterschieden in
Flächen mit Baurecht (u.a. Baulücken) und
Wohnbauflächen im Flächennutzungsplan (FNP).
Zum Abgleich, ob die zukünftige Neubaunachfrage auf den verfügbaren Flächenpo‐
tenzialen realisiert werden kann, ist es notwendig, die zeitlichen Machbarkeiten und
die möglichen Anzahlen an Wohneinheiten zu bestimmen.
empirica
Handlungskonzept Wohnen Wesseling
68
4.2.1 Flächen mit Baurecht
Flächen mit B‐Plänen: Eichholz und Rheintal‐Quartier ‐700‐800 Wohneinheiten
kommen sicher bis 2025
Die Entwicklung von zwei Flächenpotenzialen in Wesseling ist sicher.
Zum einen der zweite Bauabschnitt des Baugebietes Eichholz im Stadtteil Kel‐
denich.8 Im Gebiet entstehen rd. 250 Wohneinheiten. Baustart war im Früh‐
jahr 2017. Der Schwerpunkt liegt bei Einfamilienhäusern. Im Unterschied
zum ersten Bauabschnitt soll der Anteil von Wohnungen in Mehrfamilienhäu‐
sern im zweiten Bauabschnitt höher sein (vorgesehen sind ca. 50 Wohnun‐
gen). Der zweite Bauabschnitt von Eichholz wird wie schon der erste Ab‐
schnitt von der Projektgesellschaft Eichholz mbH entwickelt.9 Für Baufelder
an den Rändern des Gebietes wurden Bauträger ausgewählt.
Abbildung 62: Bauträgerobjekte im 2. Bauabschnitt von Eichholz
(Keldenich)
Geplante Reihenhäuser von Areal
Geplante Doppelhaushälften und Reihenhäuser von Dornieden
Quelle: Areal, Dornieden
empirica
8
Der Bebauungsplan Nr. 2/93.2 „Wohngebiet Eichholz – 2. Bauabschnitt" wurde vom Rat der Stadt Wesseling am
30.6.2016 beschlossen.
9
Gesellschafter der Projektgesellschaft Eichholz mbH sind die PARETO GmbH und die Stadtentwicklungsgesell‐
schaft Wesseling mbH
empirica
Handlungskonzept Wohnen Wesseling
69
Zum anderen steht die Entwicklung des Rheintal‐Quartiers im Stadtteil Wes‐
seling an.10 Im Quartier entstehen knapp 450 Wohneinheiten, die von der
Bernd Reiter Gruppe realisiert werden. Im Schwerpunkt sollen Mehrfamilien‐
häuser mit Miet‐ und Eigentumswohnungen errichtet werden, es sind aber
auch einige Stadthaustypologien (townhouse) vorgesehen.
Abbildung 63: Konzept des Entwicklers des Rheintal‐Quartiers (Wesseling)
Quelle: Bernd Reiter Gruppe
empirica
Baulücken: 20% Aktivierungsquote möglich – pro Jahr kaum mehr als 3 Baulü‐
cken für 10 Wohneinheiten machbar
Die Stadt Wesseling erfasst Baulücken im Stadtgebiet. Baulücken sind unbebaute oder
nur geringfügig bebaute (mindergenutzte) Grundstücke oder Grundstücksteile inner‐
halb des bestehenden Siedlungszusammenhangs, bei denen die äußere Erschließung
und Infrastruktur in ausreichendem oder nur geringfügig zu ergänzendem Umfang
vorhanden ist und keine oder nur geringe bodenordnende Maßnahmen für eine bau‐
liche Aktivierung erforderlich sind. Erfasst werden auch Flächen am Rand der vor‐
handenen Bebauung, auf die eine Ausdehnung der Besiedlung sinnvoll erscheint.
Im Jahr 2007 startete die Stadt Wesseling eine Initiative zur Aktivierung von Baulü‐
cken. Hierfür wurde ein Baulückenkataster erstellt. Im Rahmen des „Programms zur
Schließung von Baulücken“ sollte aufgezeigt werden, wie mindergenutzte Grundstü‐
cke zukünftig bebaut bzw. genutzt werden könnten. Dadurch sollten einerseits neue
Der Rat der Stadt Wesseling hat in seiner Sitzung am 10.5.2016 den Satzungsbeschluss für den vorhabenbezo‐
10
genen Bebauungsplan Nr. 1/114 "Westringquartier" gefasst.
empirica
Handlungskonzept Wohnen Wesseling
70
Wohnungen oder Gewerbeflächen geschaffen und andererseits städtebauliche Miss‐
stände beseitigt werden. Im Rahmen der Maßnahme wurden die jeweiligen Eigentü‐
mer der Flächen durch die Stadt Wesseling angeschrieben und ein Informations‐ /
Beratungsangebot über die jeweiligen Nutzungsmöglichkeiten der Grundstücke an‐
geboten. Aufgrund der damals fehlenden Resonanz bzw. der aktiven Mitwirkungsbe‐
reitschaft der Eigentümer, wurde das Verfahren jedoch wieder eingestellt.
Die grundsätzliche Voraussetzung für die Aktivierung von Baulücken ist die Bereit‐
schaft des Eigentümers, die jeweilige Fläche einer baulichen Nutzung zuzuführen
bzw. die Fläche an potenzielle Investoren zu veräußern. Eines der wesentlichen
Hemmnisse bei der Aktivierung von Baulücken ist das fehlende Verkaufsinteresse
bzw. die private „Bevorratung“ von Bauflächen. Oftmals erschweren auch unter‐
schiedliche Interessenlagen der Eigentümer, beispielsweise in Erbengemeinschaften,
die bauliche Entwicklung der Flächen.
Ein weiteres Hemmnis bei der Aktivierung von Baulücken ist die aktuelle Nutzung der
Flächen, die ggf. einer baulichen Nutzung entgegensteht. Solche konkurrierende Nut‐
zungen können beispielsweise Stellplätze und Garagen, oder auch gärtnerische und
landwirtschaftliche Nutzungen sein. In diesem Zusammenhang stehen auch langfris‐
tige Pachtverhältnisse, die eine kurzfristige bauliche Nutzung erschweren.
Insbesondere in den nördlichen Stadtteilen von Wesseling stellt die Nähe zu den dort
gelegenen Störfallbetrieben ein Hemmnis bei der Aktivierung potenzieller Wohnbau‐
flächen dar. Entsprechend den Vorgaben des Artikels 13 der Seveso‐III‐Richtlinie soll
langfristig dem Erfordernis Rechnung getragen werden, dass zwischen den unter
diese Richtlinie fallenden Betriebsbereichen einerseits und schutzbedürftigen Gebie‐
ten wie etwa Wohngebieten andererseits, ein angemessener Sicherheitsabstand ge‐
wahrt bleibt. Ein schutzbedürftiges Vorhaben nach der Seveso‐III‐Richtlinie, das den
angemessenen Abstand unterschreitet, ist nur ausnahmsweise zulässig. Es bedarf be‐
sonderer Gründe bzw. Belange, die für ein Vorhaben sprechen, wenn es innerhalb der
angemessenen Abstände zugelassen werden soll. Mit wachsender Schutzbedürftig‐
keit eines Vorhabens nehmen die Anforderungen an die Begründung einer Abstands‐
unterschreitung zu. In diesem Zusammenhang erarbeitet die Stadt Wesseling derzeit
ein städtebauliches Entwicklungskonzept zur Seveso‐III‐Richtlinie, welches eine
maßvolle Innenentwicklung und Nachverdichtung innerhalb der angemessenen Ab‐
stände sowie eine Weiterentwicklung und Neuansiedlung von schutzbedürftigen Nut‐
zungen gewährleisten soll. Darüber hinaus sollen durch die Wahrung der derzeit vor‐
handenen Abstände und die Vermeidung neuer Gemengelagen die Industriestandorte
langfristig gesichert werden. Entsprechend dem vorliegenden Entwurf des Entwick‐
lungskonzeptes (Stand Dezember 2016) sollen in der unmittelbaren Nähe der vor‐
handenen Betriebsbereiche (innerer Planungsbereich) keine zusätzlichen schutzbe‐
dürftigen Nutzungen bzw. nur noch in geringer Größenordnung (mittlerer Planungs‐
bereich) ermöglicht werden. Vor diesem Hintergrund ist im konkreten Einzelfall zu
prüfen, ob vorhandene Baulücken bzw. mindergenutzte Grundstücke in diesen Berei‐
chen künftig als Flächen für anderweitige, nicht schutzbedürftige Nutzungen (z.B.
Umwandlung in gewerbliche Bauflächen, Freiraumnutzungen) geeigneter wären.
empirica
Handlungskonzept Wohnen Wesseling
71
Im Zeitraum von 2007 bis 2016 wurde in der Stadt Wesseling etwa jede fünfte Baulü‐
cke (die im Kataster des Jahres 2007 erfasst war) bis zum Jahr 2016 mit einem Wohn‐
gebäude bebaut (Abbildung 70):
Im Segment der Einfamilienhausbebauung (Einfamilienhaus, Doppelhaus,
Reihenhaus) wurden insgesamt 2,3 Hektar in Baulücken realisiert. In den
Baulücken entstanden insgesamt 70 Wohneinheiten, was einem Dichtekenn‐
wert von 31 Wohneinheiten je Hektar entspricht.
0,6 Hektar wurden mit Mehrfamilienhäusern bebaut. In diesen Baulücken
entstanden 49 Wohneinheiten, was einem Dichtekennwert von 80 Wohnun‐
gen pro Hektar entspricht.
Abbildung 64: Bebaute Baulücken (Wohnen) in Wesseling zwischen 2007
und 2016
Quelle: Stadt Wesseling, eigene Berechnungen
empirica
Aktuell gibt es in Wesseling noch rd. 160 Baulücken, die zusammen ein Flächenpoten‐
zial von rd. 17 Hektar bilden (Abbildung 65). Die Baulücken sind relativ gleichmäßig
auf die vier Wesselinger Stadtteile aufgeteilt. Legt man die o.g. realisierten 41 WE je
ha als Dichte an, dann wären rein rechnerisch knapp 700 Wohneinheiten möglich.
Abbildung 65: aktuelle Flächenpotenziale in Baulücken
Stadtteil
Wesseling
Keldenich
Berzdorf
Urfeld
Gesamtstadt
Quelle: Stadt Wesseling
ha
4,50
5,19
3,33
3,74
16,76
empirica
Dieses rechnerische Baulückenpotenzial ist allerdings nur theoretischer Natur. Die
spezifischen Wesselinger Erfahrungen zeigen, dass kaum mehr als jede fünfte Baulü‐
cke aktiviert werden kann, d.h. von 160 Baulücken nur rd. 30 Baulücken. Geht man
von den bisher realisierten durchschnittlich rd. 3 WE je Baulücke aus, dann entspricht
dies einem Potenzial von rd. 100 WE. Weiterhin ist zu berücksichtigen, dass die Inan‐
spruchnahme von 20% der Baulücken über einen Zeitraum von zehn Jahren stattge‐
funden hat. Insofern wird deutlich, dass die o.g. 30 aktivierbaren Baulücken über ei‐
nen Zeitraum von geschätzten zehn Jahren an den Markt kommen können. Dies
würde einen Beitrag zur Deckung der Wohnungsnachfrage von gerade einmal 3 Bau‐
lücken pro Jahr bzw. bei den angenommenen 3 Wohneinheiten je Baulücke von rd. 10
WE pro Jahr bedeuten.
empirica
Handlungskonzept Wohnen Wesseling
72
4.2.2 FNP‐Potenziale
FNP‐Flächen: Realisierung von 300 WE mit hoher Wahrscheinlichkeit – weitere
550 bis 720 Wohneinheiten noch offen
Für einige Wohnbauflächenreserven des Flächennutzungsplans (FNP) bestehen der‐
zeit konkrete Überlegungen zur Entwicklung. Auf diesen Flächen können in Summe
geschätzte rd. 300 Wohneinheiten realisiert werden.
Darüber hinaus bestehen weitere rd. 18 Hektar (Bruttobauland/BBL) an Wohnbau‐
flächenpotenzialen im Flächennutzungsplan. Deren Entwicklung ist derzeit allerdings
noch offen. Für die Flächen gibt es zum aktuellen Stand noch keine Interessenten bzw.
Planungsvorstellungen.
Geht man in einer ersten Perspektive davon aus, dass auf diesen Flächen 40
WE pro Hektar entstehen könnten, wären auf diesen Flächen rd. 720
Wohneinheiten möglich.
In einer zweiten Perspektive ist jedoch zu berücksichtigen, dass nicht alle im
FNP als Wohnbauflächen definierten Potenziale auch tatsächlich entwickelt
werden. Denn auch hier muss erst eine Verkaufs‐ oder Entwicklungsbereit‐
schaft gegeben sein, da die meisten Flächen sich nicht im Eigentum der Stadt
Wesseling befinden. Da aus der Vergangenheit kein Erfahrungswert vorliegt,
veranschlagen wir eine mögliche Aktivierungsquote von 50%, d.h. es wird da‐
von ausgegangen, dass rd. 360 WE realisiert werden.
4.2.3 Weitere Potenziale
Der Vollständigkeit halber sind neben Flächen mit Baurecht und FNP‐Potenzialen
weitere mögliche Wohnbaupotenziale zu ergänzen, die theoretisch genutzt werden
könnten, z.B.:
Gewerbliche Brachen
Umnutzungen (bislang gewerbliche Nutzungen)
Umwandlungsobjekte (Nichtwohngebäude)
Unterausgenutzte Grundstücke (sofern nicht bereits als Baulücke erfasst)
Dachgeschossausbauten / ‐aufstockungen
Zu den genannten Kategorien liegen in Wesseling bislang jedoch keine Erkenntnisse
vor.
4.3
Zwischenfazit: Einwohnerpfad der Variante „Wachstum“ möglich – An‐
gebotsengpässe ab 2026 gefährden ein fortgesetztes Wachstum
Absehbare Fertigstellungen bis 2025 ermöglichen Bevölkerungspfad der Vari‐
ante „Wachstum“
Wie im Kap. 4.2 dargestellt, werden mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit im Zeitraum
von 2016 bis 2025 rd. 1.200 WE in Wesseling fertig gestellt werden. Diese entfallen
auf das Rheintal‐Quartier (Wesseling), den 2. Bauabschnitt von Eichholz (Keldenich),
empirica
Handlungskonzept Wohnen Wesseling
73
auf einige FNP‐Potenziale (Wesseling, Urfeld, Keldenich, Berzdorf) sowie auf weitere
Fertigstellungen im Rahmen der üblichen Innenentwicklung.
Ein solches Fertigstellungsvolumen lässt den in Kap. 4.1.2 dargestellten Bevölke‐
rungspfad der Variante „Wachstum“ möglich erscheinen. Nach der Variante „Wachs‐
tum“ bemisst sich das dafür erforderliche Neubauvolumen auf rd. 1.200 WE im Zeit‐
raum von 2016 bis 2025.
Angebotsengpass ab 2025 gefährdet weiteres Bevölkerungswachstum von
Wesseling
Während in einer 10‐Jahres‐Perspektive die absehbaren Wohnungsbaufertigstellun‐
gen mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit zu einem fortgesetzten Bevölkerungswachs‐
tum in Wesseling führen werden, zeichnet sich unter heutiger Perspektive ab 2026
ein Angebotsengpass ab: einer Neubaunachfrage von 1.300 WE (Variante „stabil“) bis
1.700 WE (Variante „Wachstum“) im Zeitraum von 2026 bis 2040 steht nur ein Ange‐
botspotenzial von 450 WE gegenüber (Abbildung 66). Somit besteht ein hohes Risiko,
dass die Bevölkerungsentwicklung ab 2026 deutlich gebremst wird – und das obwohl
im Rhein‐Erft‐Kreis bzw. der Köln‐Bonner Region insgesamt auch nach 2025 nach Be‐
rechnung von IT.NRW ein nachhaltiges Bevölkerungswachstum zu erwarten ist und
dies auch ein Nachfragepotenzial für die Stadt Wesseling ist (Abbildung 67).
Abbildung 66: Abgleich Neubaunachfrage und Angebotspotenziale
Angebot (Angabe in WE)
Nachfrage (Angabe in WE)
Variante "Wachstum"
Variante "stabil"
in Vorbereitung/Realisierung ‐ bis 2025
1.200
FNP (50% aktivierbar)
350
2016‐2025
1.200
2016‐2025
1.050
Baulücken (20% aktivierbar)
100
2026‐2040
1.700
2026‐2040
1.300
Summe
1.650
Summe
2.900
Summe
2.350
Quelle: Stadt Wesseling, eigene Berechnungen
empirica
Abbildung 67: Bevölkerungsprognosen für die Köln‐Bonner‐Region,
2014‐2040
Quelle: IT.NRW, eigene Darstellung
empirica
empirica
Handlungskonzept Wohnen Wesseling
5.
Empfehlungen
5.1
Überblick
74
Aus Analyse und Prognose ergeben sich die nachfolgend dargestellten Handlungsbe‐
darfe am Wesselinger Wohnungsmarkt. Daraus abgeleitet sind Ziele und strategische
Handlungsansätze (siehe nachfolgende Abbildung).
Ausgehend von den strategischen Handlungsansätzen wurden für die Handlungsfel‐
der
Strategisches Flächenmanagement
Zielgruppenorientierter Wohnungsmarkt
Preiswertes Wohnen
Bestandsentwicklung
Umsetzung des Handlungskonzeptes
Empfehlungen erarbeitet, die in den nachfolgenden Kapiteln dargestellt sind. Die Ab‐
bildung 69 zeigt die Empfehlungen im Überblick. In jedem Handlungsfeld werden zu‐
dem die jeweilige Ausgangssituation und die Ziele der Stadt Wesseling dargestellt.
empirica
Handlungskonzept Wohnen Wesseling
75
Abbildung 68: Wohnungsmarkt Wesseling: Handlungsbedarfe, Ziele und strategische Handlungsansätze
Quelle: eigene Darstellung
empirica
empirica
Handlungskonzept Wohnen Wesseling
76
Abbildung 69: Handlungsempfehlungen
empirica
Handlungskonzept Wohnen Wesseling
5.2
77
Handlungsfeld „Strategisches Flächenmanagement“
5.2.1 Thema „Stadtentwicklung / Demografie“
5.2.1.1 Ausgangssituation
Über weite Strecken in den 2000er Jahren hat Wesseling nicht die Wachs‐
tumspotenziale in der Region Köln‐Bonn genutzt. Erst in den letzten drei Jah‐
ren konnte Wesseling wieder an die Wachstumsdynamik der Region durch ei‐
nen entsprechenden Wohnungsneubau anschließen.
Der bis 2025 absehbare Wohnungsneubau in Wesseling wird zu einem fort‐
gesetzten Bevölkerungswachstum auf dem Niveau der letzten drei Jahre füh‐
ren. Damit besteht eine hohe Chance, dass Wesseling bis 2025 die Einwohner‐
zahl entsprechend der Variante „Wachstum“ der Einwohnerprognose errei‐
chen kann.
Zuwanderung findet vor allem in jüngeren Altersgruppen statt. Je höher die
Zuwanderung, desto positiver wirkt sich das auf die Altersstruktur aus. In den
2000er Jahren, in denen Wesseling hohe Wanderungsverluste hatte, ist die
Bevölkerung überproportional gealtert. Dieser Alterungsprozess konnte erst
seit 2013 durch kräftige Wanderungsüberschüsse gebremst werden.
Über viele Jahre hatte die Stadt Wesseling ein negatives Image als Wohnstand‐
ort. In den letzten Jahren hat sich dies im Zuge von erhöhter Nachfrage vor
allem aus Köln und gesteigerter Wohnungsbautätigkeit verbessert. Dies
führte zu Zuwanderung vieler neuer Bewohner.
5.2.1.2 Ziele der Stadt Wesseling
Die Stadt Wesseling möchte ihre in den letzten Jahre begonnene positive
Einwohnerentwicklung langfristig fortsetzen und die Zahl ihrer Einwohner
steigern. Dies trägt auch dazu bei, den Alterungsprozess der Bevölkerung zu
bremsen.
Der fortgesetzte positive Einwohnerpfad kann vor allem durch erhöhte
Wanderungsgewinne erreicht werden, d.h. eine reduzierte Abwanderung und
einen verstärkten Einwohnerzuwachs.
Durch ein fortgesetzes Bevölkerungswachstum will die Stadt Wesseling auch
eine nachhaltige Verbesserung des Images des Wohnstandortes Wesseling
erreichen.
5.2.2 Thema „Wohnbaulandpotenziale“
5.2.2.1 Ausgangssituation
Die Stadt Wesseling verfügt über Wohnbaupotenziale in einer rechnerischen
Größenordnung rd. 1.550 Wohneinheiten (vgl. Kapitel 4.2, ohne Baulücken).
empirica
Handlungskonzept Wohnen Wesseling
78
Dies sind Flächen mit bestehendem Baurecht und FNP‐Potenziale. Für einen
Großteil dieser Potenziale gibt es bereits konkrete Entwicklungs‐ bzw. Bebau‐
ungsabsichten. In diesem Kontext ist davon auszugehen, dass im Zeitraum
von 2016 bis 2025 rd. 1.200 Wohneinheiten in Wesseling entstehen werden.
Nach den beiden Varianten der zukünftigen Wohnungsnachfrage (vgl. Kapitel
4.1.2) werden bis 2040 in Wesseling insgesamt zwischen 2.350 Wohneinhei‐
ten (Variante „stabil“) und 2.900 Wohneinheiten (Variante „Wachstum“)
nachgefragt. Der Wachstumspfad erscheint für Wesseling angesichts des von
IT.NRW prognostizierten Einwohnerwachstums in der gesamten Region
Köln‐Bonn (vgl. Abbildung 67) plausibel.
Im Ergebnis des Abgleichs von Wohnbaupotenzialen und zukünftiger Woh‐
nungsnachfrage ergibt sich bis ca. 2025 kein außerordentlicher mengenmä‐
ßiger Engpass. Die anstehenden Wohnbauentwicklungen (u.a. Rheintal‐Quar‐
tier, Eichholz) werden mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit zu einem fortge‐
setzten Bevölkerungszuwachs in Wesseling zumindest bis 2025 führen – so‐
fern die entstehenden Wohnangebote den Präferenzen der Nachfrager ent‐
sprechen.
Für die Zeit nach 2025 ist aber schon heute erkennbar, dass für einen aus gut‐
achterlicher Perspektive möglichen fortgesetzten Bevölkerungszuwachs von
Wesseling die notwendigen Wohnbaupotenziale fehlen. Berücksichtigt man
die bis 2025 entstehenden rd. 1.200 Wohneinheiten, dann besteht im Zeit‐
raum von 2026 bis 2040 eine Neubaunachfrage im Umfang von 1.150
Wohneinheiten (Variante „stabil“) bis 1.700 Wohneinheiten (Variante
„Wachstum“). Setzt man eine durchschnittliche Dichte von 40 Wohneinheiten
je ha Wohnbauland an, dann wären 29 ha (Variante „stabil“) bzw. 43 ha (Va‐
riante „Wachstum“) erforderlich.
5.2.2.2 Ziele der Stadt Wesseling
Es ist Ziel der Stadt Wesseling, die vorhandenen Wohnbaupotenziale
möglichst vollumfänglich einer Wohnbaulandentwicklung zuzuführen. Die
Ausfälle bei der Aktivierung sollten so gering wie möglich sein (dies trifft
insbesondere auf die FNP‐Potenziale zu).
Das aktuell durchgeführte Verfahren zur Neuaufstellung des Regionalplans
bietet die Chance für die Stadt Wesseling, neue Wohnbauflächen zu
mobilisieren (ASB‐Flächen).
5.2.3 Thema „Nachverdichtungspotenziale“
5.2.3.1 Ausgangssituation
In den letzten Jahren wurde in Wesseling im Bestand nachverdichtet. Dies ge‐
schah in Form von Baulückenschließungen sowie Bestandsoptimierung (Um‐
bau, ggf. Abriss und Neubau).
Das Baulückenkataster der Stadt Wesseling weist derzeit noch rd. 160 Baulü‐
cken unterschiedlicher Größenordnung im gesamten Stadtgebiet auf.
empirica
Handlungskonzept Wohnen Wesseling
79
Weitere systematische Erfassungen zu Nachverdichtungspotenzialen liegen
nicht vor.
Insbesondere in der Kernstadt von Wesseling gibt es noch eine Reihe von
Grundstücken, die mit Nichtwohn‐Nutzungen belegt sind, und bei denen die
Frage zu stellen ist, ob dies noch zeitgemäße Nutzungen für eine Innenstadt
sind.
Es gibt Bereiche bzw. einzelne Grundstücke insbesondere in der Kernstadt
von Wesseling, aber auch vereinzelt in den drei anderen Stadtteilen von Wes‐
seling, die augenscheinlich Modernisierungsstaus aufweisen und sich für eine
Bestandsqualifizierung eignen würden (Umbau, ggf. Abriss und Neubau).
5.2.3.2 Ziele der Stadt Wesseling
In einer übergeordneten planerischen Perspektive, legt das im Baugesetzbuch
verankerte Prinzip der Innen‐ vor der Außenentwicklung eine Nachver‐
dichtung im Innenbereich der Stadt Wesseling nahe.
Die Stadt Wesseling strebt an, den Prozess der in den letzten Jahren begonne‐
nen Nachverdichtungen weiter zu verstärken und hierdurch vermehrt
Baulücken zu schließen und Bestandsoptimierungen (Umbau, ggf. Abriss und
Neubau) zu intensivieren.
Gewerbliche Brachen in der Stadt Wesseling sollten auch im Hinblich auf ihre
Potenziale für die Entwicklung als Wohnstandorte geprüft werden.
empirica
Handlungskonzept Wohnen Wesseling
80
5.2.4 Maßnahmen
5.2.4.1 Intensivierung von Nachverdichtungen
Intensivierung von Nachverdichtungen
Ziele
Nutzung der vorhandenen Potenziale im Bestand für
Wohnbauentwicklung von Wesseling
Sicherung der Auslastung von Infrastrukturen
Reduzierung von Verkehrsaufkommen durch kürzere Wege
Schonender Umgang bei der Neuinanspruchnahme von Flächen
die
zukünftige
Inhalte
Bestehende Baulücken
Pflege und Fortführung des vorhandenen Baulückenkatasters
Prüfung konkreter Rahmenbedingungen bei größeren Baulücken
Eigentümeransprache mit dem Ziel einer hohen Grundstücksaktivierung
Prüfung eines Aufkaufs von Baulücken durch die Stadt Wesseling im Kontext von
Quartiersentwicklungen
Weitere Flächen im Bestand (z.B. gewerbliche Brachen)
Identifikation weiterer möglicher Potenziale für Wohnen
Analyse der Eignung möglicher Flächen für eine Wohnbebauung
Prüfen der Rahmenbedingungen für eine Wohnbauentwicklung
Ansprache der Eigentümer
Bestandsoptimierung (Umbau, ggf. Abriss und Neubau)
Identifikation möglicher Grundstücke / Objekte
Verstärkte Beratung und Unterstützung für Eigentümer (u.a. was ist möglich)
Ggf. Aufkauf im Kontext von Quartiersentwicklungen
Nächste Schritte
Entwicklung einer Strategie der Nachverdichtung
Abstimmung der Inhalte der Strategie
Festlegung der Zeitplanung
Festlegung der erforderlichen organisatorischen Strukturen
Beteiligte
Stadt Wesseling: Fachbereiche Stadtplanung, Liegenschaften
Ggf. SEG
Ggf. Dritte
empirica
Handlungskonzept Wohnen Wesseling
81
5.2.4.2 Entwicklung von Potenzialen mit Baurecht
Entwicklung von Potenzialen mit Baurecht
Ziele
Schnelle Aktivierung von Flächen, die über Baurecht verfügen
Bedienen der hohen Nachfrage nach Wohnraum in Wesseling
Inhalte
Zielgruppenorientierte Entwicklung
Leitbild‐orientierte Entwicklung (Gesamtquartier und Teilquartiere)
Möglichst immer eine Mischung aus Einfamilien‐ und Mehrfamilienhaustypen und ggf.
ergänzenden Nutzungen
Bildung von Teilquartieren (insbesondere bei größeren Flächenpotenzialen)
Gestaltung attraktiver Außenräume (Wegeführung, Plätze)
Risikobetrachtung für große Potenziale
Identifikation möglicher Risiken (Zeit, Volumen, Qualität)
Begleitung / Austausch mit Entwicklern
Nächste Schritte
Prüfen der Rahmenbedingungen der einzelnen Flächen (z.B. Nutzungshemmnisse)
Erarbeitung von Nutzungskonzepten
Ansprache der Flächeneigentümer (ggf. Flächenerwerb)
Möglichst frühzeitiger Start mit der Bebauung
Beteiligte
Stadt Wesseling: Fachbereiche Stadtplanung, Liegenschaften
Ggf. SEG
Flächeneigentümer
5.2.4.3 Aktivierung zusätzlicher Wohnbauflächen
Entwicklung zusätzlicher Wohnbauflächen
Ziele
Finden von weiteren Wohnbauflächen für die längerfristige Entwicklung nach 2025
Nutzen der Wachstumschancen, die sich aus der posititiven Entwicklung in der Köln‐
Bonner Region auch nach 2025 ergeben
Inhalte
ASB‐Flächen des Regionalplans
Entwickeln von Nutzungskonzepten (Zielgruppen, Typologien)
Zeitliche Phasierung (u.a. Bauabschnitte)
empirica
Handlungskonzept Wohnen Wesseling
82
Ansprache von Grundstückseigentümern
Große Wohnbaupotenziale aus der Nachverdichtung (siehe Maßnahme „Intensivierung von
Nachverdichtungen)
Klärung der Rahmenbedingungen
Entwicklung von Nutzungsvorstellungen (Zielgruppen, Typologien)
Ansprache von Eigentümern
Nächste Schritte
Diskussion mit der Bezirksregierung über die Notwendigkeit der Entwicklung von
zusätzlichen ASB‐Flächen, damit Wesseling auch langfristig wohnungsmarktpolitisch
handlungsfähig sein kann
Entwicklung eines Kriterienkatalogs zur Identifizierung weiterer Wohnbauland‐
potenziale
Frühzeitige Einbindung der politischen Gremien
Akzeptanz schaffen (Politik, Bewohner)
Einbindung aller Akteure
Prüfen/Optimieren der bisherigen Akquisewege
Beteiligte
Stadt Wesseling: Fachbereiche Stadtplanung, Liegenschaften
Ggf. SEG
Flächeneigentümer
5.2.4.4 Prüfung eines verstärkten Zwischenerwerbs
Eine strategische Bodenvorratspolitik für Wesseling bietet die Chance, über ein aus‐
reichendes Portfolio an Wohnbauflächen zu verfügen, auf denen wohnungspolitische
Zielsetzungen verfolgt werden können. Die Flächen werden von der Kommune oder
einer städtischen Entwicklungsgesellschaft erworben. Dies können Flächen mit und
ohne Baurecht sein. Der Nachteil bei Flächen mit vorhandenem Baurecht ist ein ver‐
mutlich hoher Kaufpreis, den die Eigentümer fordern werden. Der Vorteil ist eine so‐
fortige Verfügbarkeit unmittelbar bebaubaren Wohnbaulands und die Entwicklung
gemäß städtischer Zielsetzungen. Flächen ohne Baurecht sind günstiger, allerdings
mag die Verkaufsbereitschaft der Grundstückseigentümer unter unveränderten Rah‐
menbedingungen gering sein bzw. in Erwartung einer baldigen Baureife werden un‐
angemessen hohe Kaufpreise gefordert.
Mit den Zielen, einerseits eine Grundstückspreise treibende Spekulation einzuschrän‐
ken und andererseits die Grundstückseigentümer an den Entwicklungs‐ und Folge‐
kosten für soziale und technische Infrastrukturen zu beteiligen, kann im Rahmen ei‐
nes Baulandbeschlusses die Regelung getroffen werden, eine Teilabtretung von Flä‐
chen zu vereinbaren. So muss z.B. ein Grundstückseigentümer in Dortmund 25% der
Nettobaufläche an die Kommune abtreten, damit für das Areal ein Bauleitverfahren
eingeleitet wird. Im Idealfall kann eine solche Regelung noch sehr viel weiter gehen
und beinhalten, dass Baurecht nur auf Flächen entstehen kann, die sich im Eigentum
der Kommune befinden und dass die Kommune im Rahmen eines Zwischenerwerbs
empirica
Handlungskonzept Wohnen Wesseling
83
lediglich den Preis für Bauerwartungsland oder Rohbauland bezahlt. Über eine ge‐
sonderte Regelung ist es möglich, dass dem Grundstücksverkäufer als Verkaufsanreiz
ein Teil des durch die Planung entstehenden Bodenwertzuwachses zu einem späteren
Zeitpunkt gezahlt wird.
Eine Kostenbeteiligung ist grundsätzlich auch möglich über Kostenbeiträge. Bei der
Entwicklung von solchen Folgekostenmodellen bzw. entsprechenden Vereinbarun‐
gen müssen Kommunen allerdings aufgrund des anzuwendenden Prinzips der Kau‐
salität hohe Anforderungen erfüllen.11 Die Stadt Rheinbach hat z.B. durch ein unab‐
hängiges Büro die „gesamten folgekostenfähigen sozialen Infrastrukturen“ zusam‐
menstellen und eine Kostenspanne in Höhe von 6,60 bis 7,20 Euro / m² Nettobauland
errechnen lassen. Dies gilt nur für die Folgekosten für die soziale Infrastruktur; die
Folgekosten für die technische Infrastruktur werden in Rheinbach über Erschlie‐
ßungsverträge geregelt.12
Wie eine deutschlandweite Analyse kommunaler Baulandbeschlüsse zeigt, gibt es kei‐
nen standardisierten Baulandbeschluss.13 Vielmehr ist jeder Beschluss individuell auf
die Kommune zugeschnitten und enthält unterschiedliche Inhalte und Regelungstie‐
fen. Für Wesseling würde dies bedeuten, einen möglichen Baulandbeschluss im Rah‐
men einer fächerübergreifenden Arbeitsgruppe aus Verwaltung und Politik, ggf. mit
externen Beratern, zu erarbeiten. Ein breiter politischer Konsens ist Grundbedingung.
In den meisten Fällen geht der Aufstellung eines Baulandbeschlusses ein langer und
intensiver Arbeitsprozess voraus.14
5.3
Handlungsfeld „Zielgruppen“
5.3.1 Thema „Familien“
5.3.1.1 Ausgangssituation
Die Stadt Wesseling ist ein bei Familien beliebter und nachgefragter Wohnort
in der Köln‐Bonner Region. Preisgunst und ein gute Infrastruktur für Familien
sind die Vorteile von Wesseling.
Anspannung auf dem Wohnungsmarkt der Stadt Wesseling gibt es derzeit am
stärksten bei Baugrundstücken für individuelle Einfamilienhausbebauung
und bei gebrauchten Objekten. Gebrauchte Ein‐/Zweifamilienhäuser werden
zu überhöhten Preisen angeboten, finden aber dennoch Nachfrage, da das An‐
gebot knapp ist.
Das Prinzip der Kausalität besagt, dass lediglich die (Folge)Kosten berücksichtigt werden dürfen, die aufgrund
11
der Entwicklung des jeweiligen Grundstücks entstehen.
Forum Baulandmanagement NRW, Januar 2017, Kommunale Boden‐ und Liegenschaftspolitik – Wohnbauland‐
12
strategien und Baulandbeschlüsse auf dem Prüfstand, S. 62
Forum Baulandmanagement NRW, Januar 2017, Kommunale Boden‐ und Liegenschaftspolitik – Wohnbauland‐
13
strategien und Baulandbeschlüsse auf dem Prüfstand
ebd., S. 72
14
empirica
Handlungskonzept Wohnen Wesseling
84
Eine verstärkte Zuwanderung von Familien aus den Hochpreisstandorten in
der Region auf der einen Seite und ein Halten von Familien, die schon jetzt in
Wesseling leben, aber ihre Wohnsituation verbessern wollen, auf der anderen
Seite, erfordern entsprechenden familiengeeigneten Neubau.
Im Zuge der Flüchtlingszuwanderung werden zukünftig auch Familien Wohn‐
raum in Wesseling nachfragen. Dem wird aktuell u.a. mit dem Bau von preis‐
günstigem Wohnraum begegnet.
5.3.1.2 Ziele der Stadt Wesseling
Wesseling bleibt auch zukünftig ein attraktiver Wohnstandort für Familien,
die in allen Segmenten geeignete und an die Kaufkraft angepasste Wohnange‐
bote finden.
Wesseling schafft im Neubaubereich eine ausreichende Anzahl von Baugrund‐
stücken für die gesamte Bandbreite an Haustypen (vom Einfamilienhaus bis
zum Geschosswohnungsbau).
Neben Grundstücken für das klassische Einfamilienhaus ist es eine wichtige
Herausforderung, Wohnraum in verdichteter Form (auch in Mehrfamilien‐
häusern) zu schaffen.
Ein großer Teil der zukünftig als anerkannte Flüchtlinge in Wesseling leben‐
den Menschen wird im Familienverbund leben. Die Stadt bietet Flüchtlingsfa‐
milien durch entsprechende familienorientierte Wohnraumangebote eine
Chance, sich in die Stadtgesellschaft zu integrieren.
5.3.2 Thema „Ältere Menschen“
5.3.2.1 Ausgangssituation
Schon heute ist jeder vierte Bewohner von Wesseling 60 Jahre und älter. Bis
zum Jahr 2040 wird sich dieser Bevölkerungsanteil auf ca. 30% erhöht haben.
Dieser Alterungsprozess wird auch bei der Variante „Wachstum“ stattfinden,
die durch hohe Zuwanderung vor allem jüngerer Menschen gekennzeichnet
ist.
Ältere Haushalte fragen heute in Wesseling Miet‐ und Eigentumswohnungen
nach. In diesen Segmenten gab es in den letzten Jahren relativ wenig barrie‐
rearmes bzw. –freies Neubauangebot in Wesseling. Auch beim Betreuten
Wohnen übertrifft die Nachfrage das Angebot.
5.3.2.2 Ziele der Stadt Wesseling
Auch angesichts des zukünftig fortschreitenden Prozesses des demografi‐
schen Wandels steigert die Stadt Wesseling ihre Attraktivität als Wohnstand‐
ort für ältere Haushalte.
Wesseling mobilisiert eine steigende Anzahl von altersgerechten Neubauten
sowohl im Miet‐ als auch im Eigentumsbereich.
empirica
Handlungskonzept Wohnen Wesseling
85
Der größte Teil der heutigen und der zukünftig älteren Haushalte in Wesseling
wird weiter im Bestand wohnen bleiben. Für diese Haushalte gilt es, das er‐
forderliche altersgerechte Anpassungen in den Wohnungen und Einfamilien‐
häusern erfolgen.
5.3.3 Thema „Junge Menschen“
5.3.3.1 Ausgangssituation
Aufgrund der guten Erreichbarkeit zwischen den beiden Hochschul‐ und Ar‐
beitsplatzstandorten Köln und Bonn und den relativ hohen Immobilienprei‐
sen in den beiden Städten hat Wesseling in den letzten Jahren auch zuneh‐
mend junge Menschen angezogen.
Die Attraktivität von Wesseling für junge Menschen beschränkt sich nicht auf
den Wohnungsmarkt. Freizeitangebote und die generelle Lebensqualität spie‐
len eine ebenso hohe Rolle – hier gibt es Schwächen in Wesseling.
5.3.3.2 Ziele der Stadt Wesseling
Auch wenn Wesseling nicht mit den Großstädten Köln und Bonn hinsichtlich
genereller Attraktivität für junge Menschen konkurrieren kann, kümmert sich
Wesseling darum, das Wohnangebot und die Lebensqualität für junge Men‐
schen zu verbessern.
5.3.4 Maßnahmen
5.3.4.1 Schaffung familiengerechter Neubauangebote
Schaffung familiengerechter Neubauangebote
Ziele
Durch Neubaumaßnahmen wird das Wohnungsangebot für Familien in Wesseling
quantitativ und qualitativ verbessert.
Verhinderung von Abwanderung von Familien aus Wesseling und Anziehen von
Familien aus der Region
Inhalte
Bei der Planung von Familiengerechten Wohnangeboten ist es wichtig, die nachfolgend dar‐
gestellten Präferenzen zu berücksichtigen. Bei Einfamilienhäusern sind diese einfacher zu
berücksichtigen als bei Mehrfamilienhäusern. Im Hinblick darauf, Familien in Wesseling
auch verdichtetes Wohnen zu ermöglichen, gilt es aber auch die u.g. Qualitäten möglichst
umfassend zu realisieren.
Berücksichtigung von Standortanforderungen von Familien
empirica
Handlungskonzept Wohnen Wesseling
86
Hausnahe sichere Aufenthaltsmöglichkeiten für kleinere Kinder mit Sichtbeziehung zu
den Wohnungen
Spielmöglichkeiten (Grünflächen, Spielplätze, Freiflächen)
Verkehrssichere, verkehrsarme und gut beleuchtete Wege im Quartier: Radwege,
Einbahnstraßen, Spielstraßen, Straßenbeleuchtung, keine Angsträume
Fußläufige Nähe zu qualitativ guten Kindertagesstätten und Grundschulen
Akzeptable Erreichbarkeit (zu Fuß, Rad, ÖPNV) weiterführender Schulen
Verkehrssichere Wegeverbindungen
Sichere, (halb‐)öffentliche Aufenthaltsmöglichkeiten für ältere Kinder und Jugendliche
im Quartier/Stadtteil als Treffpunkte
Sport‐/Bewegungsflächen
Kommunikationsorte im Quartier für Eltern
Einkaufsmöglichkeiten und Ärzte (u.a. Kinderarzt) in der Nähe
Möglichkeit der Anfahrt mit dem Auto an das Haus (zum Ausladen) und hausnaher
Stellplatz
Berücksichtigung von Anforderungen von Familien an Gebäude/Wohnraum
Entscheidender als die Wohnfläche ist die Anzahl an Zimmern, d.h. mind. vier, besser
noch fünf und mehr Zimmer
Wohn‐/Lebensbereich mit Anbindung an private Freifläche (z.B. Küche oder
Wohnzimmer direkt angrenzend an den eigenen Garten oder große kindersichere
Terrasse)
Hohes Maß an Privatheit im Haus/in der Wohnung, z.B. durch das Wohnen auf
mehreren Etagen, lärmdämmende Wände und Decken
Abstellmöglichkeiten (inklusive verschließbare) im Haus/der Wohnung und im
hausnahen Bereich (z.B. für Spielsachen, Kinderwagen, Fahrräder)
Privatheit am Haus, z.B. durch sichtgeschützte Eingangsbereiche und nicht einsehbare
Balkone oder Dachterrassen
Blick von der Küche auf den für Spielzwecke genutzten hausnahen Raum
Nächste Schritte
Prüfung der Standorte, die in Wesseling für Familienwohnen in Betracht kommen
Berücksichtigung der o.g. Anforderungen von Familien bei der Planung (auch bei
Abstimmungen mit Bauträgern und der Festlegung zu erreichender Qualitäten)
Beteiligte
Stadt Wesseling: Fachbereiche Stadtplanung, Liegenschaften, Kultur/Sport,
Verkehrsflächen, Kinder/Jugend/Familie, Sicherheit/Ordnung, Bauaufsicht
Ggf. SEG
Flächeneigentümer
Bauträger
empirica
Handlungskonzept Wohnen Wesseling
87
5.3.4.2 Schaffung altersgerechter Neubauangebote
Schaffung altersgerechter Neubauangebote
Ziele
Schaffung von zusätzlichen altersgerechten Neubauangeboten in Wesseling
Nutzen des Potenzials, um gebrauchte Einfamilienhäuser, die von älteren Haushalten
bewohnt werden, für junge Familien freizuziehen
Inhalte
Bei der Planung von altersgerechten Wohnangeboten ist es wichtig, die nachfolgend darge‐
stellten Präferenzen von älteren Haushalten zu berücksichtigen.
Berücksichtigung von Anforderungen älterer Haushalte an Standort /Wohnumfeld
Fußläufige Entfernung zu Angeboten der Alltagsversorgung
Nähe zu Bereichen von hoher Aufenthaltsqualität im wohnungsnahen Bereich, u.a.
Durchgrünung, belebte Bereiche
ÖPNV‐Anbindung in fußläufiger Entfernung
Sicheres Umfeld, beleuchtete Straßen, Vermeidung von Angsträumen
Integration in Wohnquartiere im Sinne eines Mehrgenerationenwohnens in der
Nachbarschaft
Wunsch nach Kommunikation in der Nachbarschaft
Wunsch nach gegenseitiger Unterstützung bei Hilfsbedürftigkeit
Sicherheit im Falle der Hilfs‐ und Pflegebedürftigkeit durch Integration von
Dienstleistungen bis hin zur Pflege in das Quartier (z.B. durch Betreutes Wohnen,
Pflegekerne im Quartier) Berücksichtigung von Anforderungen von Familien an
Gebäude/Wohnraum
Berücksichtigung von Anforderungen älterer Haushalte an Gebäude/Wohnraum
Barrierearme oder –freie Gebäude mit Aufzug auf die volle Etage
Barrierefreie bzw. –arme Erschließung der Gebäude
Abstellmöglichkeiten (inkl. verschließbare) im hausnahen Bereich (z.B. für Fahrrad,
Rollator)
Große Eingangssituation: Briefkästen, Sitzmöglichkeiten im Innenbereich
Im EG geschützte Lage, z.B. durch Sichtschutz oder erhöhte EG‐Zonen
(Sicherheitsaspekt)
Direkte Zufahrtsmöglichkeiten mit dem Auto bis vor die Haustür
Wohnungen mit mindestens 1,5, besser zwei Zimmern (1‐Personen Haushalt) bzw. drei
Zimmern oder mehr für Paare
Großzügige private Freiflächen (Balkon/ Terrassen/ Mietergarten)
Attraktive Sichtbeziehungen aus der Wohnung
Abstellmöglichkeit in der Wohnung
Bodengleiche Dusche im Bad
Ausreichende Bewegungsradien in Bad und Küche
Nächste Schritte
Prüfung der Standorte, die in Wesseling für Wohnen für ältere Haushalte in Betracht
kommen
empirica
Handlungskonzept Wohnen Wesseling
88
Berücksichtigung der o.g. Anforderungen älterer Haushalte bei der Planung (auch bei
Abstimmungen mit Bauträgern und der Festlegung zu erreichender Qualitäten)
Beteiligte
Stadt Wesseling: Fachbereiche Stadtplanung, Liegenschaften, Verkehrsflächen,
Sicherheit/Ordnung, Bauaufsicht, Soziale Hilfen/Wohnungswesen / Seniorenbeauf‐
tragte)
Ggf. SEG
Flächeneigentümer
Bauträger
5.3.4.3 Altersgerechte Anpassungen im Bestand
Altersgerechte Anpassungen im Bestand
Ziele
Verbesserung der Wohnsituation für ältere Haushalte in Wesseling
Modernisierung des Wesselinger Wohnungsbestands
Inhalte
Zielgruppen sind ältere Haushalte in Mehrfamilienhäusern und Ein‐/Zweifamilien‐
häuser sowohl im Bestand privater Eigentümer als auch größerer
Wohnungsgesellschaften
Herstellung eines schwellenfreien Zugangs zum Gebäude (Rampen)
Barrierearmut im Gebäude (z.B. Handläufe, Treppenlifte, wo kein Aufzug möglich bzw.
vorhanden ist)
Schaffung von Abstellflächen für Rollatoren
Anpassung der Badsituation
Zugang zum Balkon
Nächste Schritte
Verbesserte Bereitstellung von Informationsangeboten zum altersgerechten Umbau
Initiierung einer Informationskampagne
Einbindung des Themas in ein Beratungsnetzwerk
Förderlicher Umgang mit genehmigungspflichtigen Anpassungsmaßnahmen
Beteiligte
Stadt Wesseling: Fachbereiche Verkehrsflächen, Bauaufsicht, Soziale Hilfen/Wo‐
hnungswesen / Seniorenbeauftragte
Rhein‐Erft‐Kreis
Haus & Grund
Architekten / Handwerk
Wohnungsgesellschaften
empirica
Handlungskonzept Wohnen Wesseling
89
5.3.4.4 Steigerung der Attraktivität für junge Menschen
Steigerung der Attraktivität für junge Menschen
Ziele
Halten und Anziehen von jungen Menschen in/nach Wesseling
Nutzen von jungen Menschen zur nachhaltigen Imageverbesserung
Inhalte
Optimierung des Wohnungsangebotes für junge Menschen (Fokus Bestand)
Schaffung von Neubauangeboten für junge Menschen
Verbesserung der Standortbedingungen von Wesseling für junge Menschen
Nächste Schritte
Gespräche mit Bestandshaltern für gezielte (preisgünstige) Angebote für junge
Menschen
Gespräche mit Projektentwicklern zur Abstimmung von Wohnangeboten für junge
Menschen
Diskussion von Möglichkeiten, Wesseling gezielt als Standort auch für junge Menschen
zu entwickeln (Freizeitangebote, sonstige Qualitäten)
Beteiligte
Stadt Wesseling: Fachbereiche Kultur/Sport, Liegenschaften, Kinder/Jugend/Familie,
ggf. Soziale Hilfen/Wohnungswesen, ggf. Stadtplanung
Wohnungsgesellschaften
Projektentwickler
5.4
Handlungsfeld „Bezahlbarer Wohnraum“
5.4.1 Thema „Einkommensschwächere“
5.4.1.1 Ausgangssituation
Aufgrund der Mietpreissteigerungen in Wesseling in den letzten Jahren ist die
Versorgung von Haushalten mit geringen Einkommen schwieriger geworden.
Größere Bestandshalter in Wesseling beschreiben die Lage auf dem preiswer‐
ten Mietwohnungsmarkt in Wesseling allerdings als keinesfalls so angespannt
wie in Köln und Bonn.
Anerkannte Flüchtlinge finden in Wesseling kaum Wohnraum und müssen
daher in den Flüchtlingsunterkünften verbleiben. Dies wiederum schränkt die
Aufnahmekapazitäten für neue zugewiesene Flüchtlinge ein.
empirica
Handlungskonzept Wohnen Wesseling
90
5.4.1.2 Ziele der Stadt Wesseling
In der Stadt Wesseling sollen Haushalte mit geringen Einkommen adäquaten,
d.h. bezahlbaren Wohnraum finden.
Vorrangig im Fokus einer Wohnraumversorgung stehen Haushalte mit den
geringsten Einkommen, d.h. insbesondere Empfänger von Mindestsiche‐
rungsleistungen und auch wohnungslosen Personen.
Der Neubau von geförderten Wohnungen sollte in Wesseling ergänzenden
Charakter haben und ist standortbezogen und auf das Quartier abzustimmen.
5.4.2 Maßnahmen
5.4.2.1 Sicherung von preiswertem Wohnen im Bestand
Sicherung von preiswertem Wohnen im Bestand
Ziele
Wohnraumversorgung für Haushalte mit geringen Einkommen
Inhalte
Grundsätzlich gilt, dass mit einem hohen Wohnungsneubau insgesamt, der sich an der
zukünftigen Wohnnachfrage orientiert (siehe Kapitel 4.1.2), auch die Mieten im
Wesselinger Wohnungsbestand moderat gehalten werden können. Dies gilt
insbesondere für freifinanzierte gebrauchte Wohnungen.
Kosten der Unterkunft: Für die Gruppe der Haushalte mit den geringsten Einkommen
in Wesseling, d.h. Empfänger von Mindestsicherungsleistungen (SGB II, SGB XII)
übernimmt das Jobcenter die Kosten der Unterkunft, sowohl für mietpreisgebundene
geförderte als auch freifinanzierte Wohnungen. Unter der Voraussetzung, dass die
Kosten der Unterkunft seitens des Kreises regelmäßig der Mietpreisentwicklung in
Wesseling angepasst werden, sichern die Kosten der Unterkunft die
Wohnraumversorgung für die einkommensschwächsten Haushalte in Wesseling.
Aus der Mietpreisbindung laufende Wohnungen: Bundesweite Studien belegen, dass
Wohnungen, die aus der Mietpreisbindung gelaufen sind, auch langfristig im
preiswerten Segment Haushalte mit geringen Einkommen versorgen. Die Gründe
hierfür sind vielfältig (gesetzliche Regulierungen bei Mietpreiserhöhungen, Baualter/
Zustand der Wohnung, sozial verpflichtete Eigentümer wie z.B. Genossenschaften oder
kommunale Wohnungsunternehmen).
Mittelbare Belegungsrechte: Der Neubau von Mietwohnungen ohne Bindung wird mit
Mitteln der nordrhein‐westfälischen Landeswohnraumförderung gefördert, wenn im
Gegenzug Besetzungsrechte an freien oder frei werdenden Ersatzwohnungen im
Bestand eingeräumt werden.
Kauf von Belegungsrechten im Bestand: Die Stadt Wesseling kann Belegungsrechte für
bestehende Wohnungen erwerben, muss eine ggf. vorhandene Ertragslücke (Vergleich
von preisgebundener Miete zur Marktmiete) jedoch dem Eigentümer der Wohnung
zahlen. Diese Option wäre auch für die aus der Mietpreisbindung gelaufenen
Wohnungen vorstellbar.
empirica
Handlungskonzept Wohnen Wesseling
91
Nächste Schritte
Schaffen der Voraussetzungen für einen an der zukünftigen Wohnungsnachfrage
orientierten Wohnungsneubau
Einwirken der Stadt Wesseling auf die Ausgestaltung der Kosten der Unterkunft
(Rhein‐Erft‐Kreis)
Beobachtung, wie sich die Mieten der zukünftig aus der Mietpreisbindung laufenden
Wohnungen entwickeln
Ansprache von Bestandshaltern, die auch Neubauten realisieren (können), um die
Option der mittelbaren Belegungsrechte zu prüfen.
Beteiligte
Stadt Wesseling: Fachbereiche Soziale Hilfen/Wohnungswesen, Immobilienmanage‐
ment, Liegenschaften, Stadtplanung
Rhein‐Erft‐Kreis
Bestandshalter / Wohnungsgesellschaften
5.4.2.2 Ergänzender Neubau von gefördertem Wohnraum
Ergänzender Neubau von gefördertem Wohnraum
Ziele
Wohnraumversorgung für Haushalte mit geringen Einkommen
Inhalte
Die nordrheinwestfälische Landeswohnraumförderung stellt für Bauherren
Fördermittel für den Bau von mietpreisgebundenen geförderten Wohnungen zur
Verfügung. Damit einher geht die Verpflichtung des Bauherrn/Investors, eine
anfängliche Maximalmiete von 5,75€/m² nettokalt (Bewilligungsmiete für Kommunen
mit Mietniveau M4, Einkommensgruppe A) nicht zu überschreiten. Ab dem Jahr der
Bezugsfertigkeit kann die Miete entsprechend den Bestimmungen des BGB jährlich
1,5% erhöht werden. Die Mietpreis‐ und Belegungsbindung gilt für den in der
Förderzusage festgelegten Zeitraum.
Die geförderten Wohnungen dürfen nur von Haushalten bezogen werden, die in den
Einkommensgrenzen der nordrhein‐westfälischen Landeswohnraumförderung liegen
und die einen Wohnberechtigungsschein vorweisen (wird von der Kommune
Wesseling ausgestellt).
Angesichts des nach wie vor negativen Images von Wesseling als Wohnstandort und
tlw. räumlich fokussierten schwierigen sozialen Problemlagen sollte aus
gutachterlicher Einschätzung die Zahl der zukünftig in Wessseling entstehenden
mietpreisgebundenen geförderten Wohnungen einerseits möglichst gering gehalten
werden und andererseits keine geförderten Wohnungen in Quartieren gebaut werden,
deren soziale Ausgangssituation als schwierig zu bewerten ist. Daher wird in der
vorliegenden Untersuchung auch keine Zahl an zu bauenden geförderten Wohnungen
definiert – es ist immer einzelfallbezogen zu entscheiden, welches Volumen an
welchem Standort insgesamt verträglich und förderlich für eine gute Projekt‐ und
Quartiersentwicklung ist. Nichtsdestoweniger ist die sich aus der Wohnungsnach‐
frageprognose ergebende Anzahl von zu bauenen Wohnungen in Mehrfamilienhäusern
empirica
Handlungskonzept Wohnen Wesseling
92
(vgl. Kapitel 4.1.2) Richtschnur zur Bewertung des Volumens an zu bauenden
gefördreten Wohnungen. Ihr Anteil sollte im langjährigen Schnitt nicht mehr als 10‐
15% aller neu gebauten Wohnungen in Mehrfamilienhäusern in Wesseling sein.
Nächste Schritte
Fortsetzung der Beratung von Investoren, die geförderten Wohnraum in Wesseling
errichten möchten.
Aufstellen eines transparenten Kriterienrasters, unter welchen Bedingungen
mietpreisgebundene geförderte Wohnungen an Standorten entstehen können
Beteiligte
Stadt Wesseling: Fachbereiche Soziale Hilfen/Wohnungswesen, Immobilienmanage‐
ment, Liegenschaften, Stadtplanung
Bauherren / Investoren
5.4.2.3 Wohnraum für Flüchtlinge im Bestand
Wohnraum für Flüchtlinge im Bestand
Ziele
Wohnraumversorgung für anerkannte Flüchtlinge
Inhalte
Anerkannte Flüchtlinge werden in den nächsten Jahren unterschiedliche
Haushaltstypen in Wesseling bilden. Junge Alleinreisende werden eher in kleinen
Haushalten leben, Familien in größeren Mehrpersonenhaushalten. Ausgehend von der
heutigen Anzahl von bereits anerkannten Flüchtlingen (vgl. Kapitel 2.2.4) und den
vermutlich zukünftig Anerkannten ist davon auszugehen, dass die Zahl der Haushalte
mit anerkannten Flüchtlingen im Gesamtkontext der Wesselinger Bevölkerung sehr
gering sein wird und daher in geringerem Maße ein „Mengenthema“.
Die Sicherung von preiswertem Wohnen im Wesselinger Wohnungsbestand ist somit
die Maßnahme, die auch anerkannten Flüchtlingen am zielführendsten helfen kann. Die
Sicherung von preiswertem Wohnen im Bestand ist wiederum nur möglich, wenn in
Wesseling insgesamt möglichst viel Wohnungsneubau in den nächsten Jahren entsteht.
Unabhängig von der Mengenfrage ist davon auszugehen, dass anerkannte Flüchtlinge
auch in der Zukunft Zugangsschwierigkeiten auf den normalen Wohnungsmarkt haben
werden, u.a. da es auf Seiten von Vermietern Unsicherheiten bzw. tlw. auch Vorbehalte
gibt. Hier ist mit unterstützenden Maßnahmen anzusetzen und das hohe bestehende
Engagement für Flüchtlinge in Wesseling zu nutzen. Aufklärungsarbeit bei und
Kommunikation mit potenziellen Vermietern (in erster Linie private Vermieter) ist
dabei entscheidend. Gleichzeitig sind auch Flüchtlinge weiterhin dabei zu unterstützen,
sich in die Wesselinger Stadtgesellschaft zu integrieren – dies betrifft auch Fragen des
Wohnens.
Nächste Schritte
Unterstützung von anerkannten Flüchtlingen bei der Suche nach Wohnraum
empirica
Handlungskonzept Wohnen Wesseling
93
Modellprojekt „Junge Flüchtlinge in Wohngemeinschaften in Wesseling“ (gemeinsam
mit Studierenden/Auszubildenden/jungen Berufstätigen)
Beteiligte
Stadt Wesseling: Fachbereiche Soziale Hilfen/Wohnungswesen, Integrationsbeauf‐
tragte, Immobilienmanagement, Kinder/Jugend/Familie
Wohnungseigentümer
5.5
Handlungsfeld Bestandsqualifizierung
5.5.1 Thema „Qualitätsorientierte Quartiersentwicklung“
5.5.1.1 Ausgangssituation
Die Stadt Wesseling verfügt über teilräumliche Lagen mit sehr unterschiedli‐
chen Qualitäten. Dabei sind weniger die Unterschiede zwischen den Stadttei‐
len als vielmehr Unterschiede zwischen den Quartieren von Bedeutung.
Im Zuge des Nachfragedrucks auf dem Wohnungsmarkt und der von der Stadt
Wesseling verfolgten Strategie, Stadtbereiche zu stabilisieren bzw. auch auf‐
zuwerten, gab es und gibt es an verschiedenen Stellen der Stadt solche positi‐
ven Trends.
Bei einer auch weiterhin fortgesetzten positiven Nachfrageentwicklung in der
Zukunft – davon ist im Rahmen der auch langfristig stark wachsenden Köln‐
Bonner Region auszugehen – wird dieser Druck zur qualitativen Stabilisie‐
rung von Teilbereichen der Stadt Wesseling bestehen bleiben.
5.5.1.2 Positionierung der Stadt Wesseling
Die Stadt Wesseling verfolgt das Ziel, auch weiterhin bestehende
Wohnstandorte zu attraktivieren.
Dieser Prozess wird auch weiterhin räumlich selektiv stattfinden (es geht
nicht um eine stadtweite flächendeckende Aufwertung – diese wäre eine
Mammutaufgabe und erscheint angesichts der bestehenden Sozialstrukturen
auch nicht zielführend)
Es sollten Quartiere entwickelt werden, die aus städtebaulicher Sicht,
aufgrund einer Lagegunst und im Kontext der Generierung einer
erforderlichen Zusatznachfrage geeignet sind.
Bei der Entwicklung wird darauf geachtet, eine gute soziale Mischung zu
erreichen.
empirica
Handlungskonzept Wohnen Wesseling
94
5.5.2 Thema „Bestandsmodernisierungen“
5.5.2.1 Ausgangssituation
Ein großer Teil des Wesselinger Wohnungsbestands ist überaltert. Dies trifft
sowohl auf Mehr‐ als auch auf Einfamilienhäuser zu.
Damit einhergehend sind Wohngebäude oftmals unzureichend altersgerecht
ausgestattet, weisen nicht mehr nachfragegerechte Größen und Grundrisse
auf und haben zudem Mängel im energetischen Zustand.
Mit dem in den letzten Jahren gewachsenen Nachfragedruck wurden Wohn‐
gebäude vermehrt von den Eigentümern modernisiert, auch weil die Ertrags‐
perspektiven im Zuge gestiegener Mieten günstiger wurden.
Auch die größeren Bestandshalter in der Stadt Wesseling haben in den letzten
Jahren modernisiert. Davon ist auch in den kommenden Jahren auszugehen.
Die meisten Wohngebäude in der Stadt Wesseling befinden sich im Eigentum
von Privatpersonen. Hier zeigt sich oftmals die Herausforderung, dass nicht
in dem Maße wie es aus städtebaulicher und immobilienwirtschaftlicher Per‐
spektive heraus sinnvoll wäre, modernisiert wird. Das hat vielfältige Ursachen
(Alter der Eigentümer, Unsicherheit, ob sich Modernisierungen auch lohnen
oder nicht nur kosten).
In den kommenden Jahren werden sich die Wohnpräferenzen der Nachfrager
verschieben. Verstärkt altersgerechte Objekte werden nachgefragter sein, ge‐
rade auch im Bestand, ebenso wird stärker auf die Nebenkosten geachtet, was
eine Herausforderung für die energetische Modernisierung ist. Gleichzeitig ist
die Frage zu stellen, ob nicht auch eine von der Stadt Wesseling verfolgte Stra‐
tegie der schrittweisen Qualitätserhöhung auf dem Wesselinger Wohnungs‐
markt nicht auch Investitionen in den Bestand erfordern.
5.5.2.2 Positionierung der Stadt Wesseling
Die Stadt Wesseling verfolgt die Strategie einer selektiven Modernisierung
des Wohnungsbestands, d.h. Modernisierungen machen dort Sinn, wo auch
längerfristig eine Nachfrage nach Wohnraum adäquat befriedigt werden
kann. Die Anpassung bzw. Schaffung von Baurecht nach zukunftsfähigen
städtebaulichen Kriterien kann insbesondere in den Altbeständen
erforderlich sein.
Dort, wo selektive Modernisierung nicht sinnvoll ist, sollte die qualitative
Zusatznachfrage durch entsprechenden Neubau bedient werden.
Um auch private Eigentümer zur Modernisierung ihres Bestandes zu
motivieren, sind entsprechende Instrumente zu finden und anzuwenden.
empirica
Handlungskonzept Wohnen Wesseling
95
5.5.3 Maßnahmen
5.5.3.1 Beratungsnetzwerk „Modernisierung“
Beratungsnetzwerk „Modernisierung“
Ziele
Initiierung eines Beratungsnetzwerkes mit dem Ziel, Modernisierungen im
Wesselinger Wohnungsbestand zu unterstützen.
Inhalte
Zielgruppe der Leistungen eines Beratungsnetzwerk sind in erster Linie private
Eigentümer in Wesseling.
Im Rahmen eines Modernisierungs‐Netzwerks soll über Modernisierungsinhalte,
Vorgehen, Finanzierung informiert werden, Privateigentümer für das Thema
Modernisierung sensibilisiert werden und auch konkret unterstützt werden.
Ein Beratungsnetzwerk besteht üblicherweise aus allen für Modernisierungen rele‐
vanten Akteuren, d.h. Verbraucherberatung, Architekten, Finanzierer,
Wohnungsunternehmen, Haus & Grund, Makler und zielt auf unterschiedliche Aspekte
der Modernisierung (z.B. altersgerechte Anpassung, energetische Modernisierung,
zielgruppengerechte Modernisierungen).
Ein Beratungsnetzwerk kann von der Stadt Wesseling initiiert und für einen
begrenzten Zeitraum begleitet werden (z.B. im Rahmen eines Modellprojekte über eine
Laufzeit von 2 Jahren), sollte sich langfristig aber selbst organisieren. Dies erfordert
aber einen „Kümmerer“, wie z.B. Haus & Grund (da diese Institution an der Schnittstelle
zu Privateigentümern verortet ist).
Wichtig für die Partner eines solchen Netzwerkes ist es, langfristig wirtschaftliche
Optionen durch das Netzwerk zu erhalten (z.B. Beratung eines Privateigentümers
durch einen Architekten). Nur dann gelingt es, die Mitwirkungsbereitschaft der
Akteure langfristig zu sichern.
Nächste Schritte
Auswahl eines Quartiers als Modellprojekt (mögliche Auswahlkriterien: gut
abgrenzbar, überschaubare Anzahl von Einwohnern bzw. Immobilien, Quartier mit
Modernisierungsbedarf)
Eigentümerbefragung (Modernisierungszustände, Vermietungssituation etc.)
Ansprache möglicher Netzwerkpartner (auch über Multiplikatoren)
Etablierung des Netzwerks / regelmäßige moderierte Treffen (Ziel des
Beratungsnetzwerks, Themen/Inhalte, Vorgehen)
Beteiligte
Stadt Wesseling: Fachbereiche Soziale Hilfen/Wohnungswesen, Immobilienmanage‐
ment, Bauaufsicht
Potenzielle Netzwerkpartner
Eigentümer
empirica
Handlungskonzept Wohnen Wesseling
96
5.5.3.2 Qualifizierungsstrategien für Bestandsquartiere
Qualifizierungsstrategien für Bestandsquartiere
Ziele
Steigerung der Attraktivitäten von ausgewählten Wesselinger Quartieren als
Wohnstandorte
Profilierung der vier Wesselinger Stadtteile als Wohnstandorte
Verbesserung des gesamtstädtischen Images von Wesseling als Wohnstandort
Inhalte
Mögliche Quartierstypen
o Mischtypen (Wohnen, Handel, Dienstleistungen) in der Wesselinger Innen‐
stadt
o Durch Großwohntypologie geprägte Quartiere stadtweit
o Gewachsene Einfamilienhausquartiere
Prüfung der Qualifizierungsanforderungen für ausgewählte Bestandsquartiere in
Wesseling hinsichtlich (Auswahl von Kriterien, kann sich von Quartier zu Quartier
unterscheiden)
o Sozialstruktur
o Städtebaulicher Zustand
o Zustand der Gebäude
o Infrastrukturausstattung
Strategien und Maßnahmen in ausgewählten Quartieren, z.B.
o Beitrag der Quartiersentwicklung zu einer verbesserten gesamtstädtischen
Entwicklung von Wesseling (siehe auch o.g. Ziele)
o Altersgerechte und energetische Modernisierung von Gebäuden
o Stabilisierung der Sozialstruktur (Fokus soziale Mischung)
o Ergänzender Neubau (z.B. im Zusammenhang mit einem forcierten
Generationswechsel im Bestand der Bau von barrierefreien Wohnungen im
Quartier)
Nächste Schritte
Auswahl möglicher Quartiere (Festlegung anhand welcher Kriterien Quartiere
ausgewählt werden)
Analyse der Ausgangssituation (qualitativ und quantitativ)
Ableitung von Handlungsbedarfen
Beteiligte
Stadt Wesseling: Fachbereiche Soziale Hilfen/Wohnungswesen, Kinder/Jugend/
Familie, Bauaufsicht, Immobilienmanagement, Verkehrsflächen, Sicherheit/Ordnung,
Stadtplanung
Bestandshalter / Wohnungsunternehmen
Weitere relevante Akteure in den jeweiligen Quartieren
empirica
Handlungskonzept Wohnen Wesseling
5.6
97
Umsetzung des Handlungskonzepts Wohnen
5.6.1 Ziele der Stadt Wesseling
Das Handlungskonzept Wohnen Wesseling soll nach Verabschiedung durch
den Rat umgesetzt werden.
Eine Steuerung der Umsetzung des Handlungskonzepts durch die Verwaltung
ist erforderlich
Als wichtige Steuerungsgrundlage sollte eine Wohnungsmarktbeobachtung
eingerichtet werden
5.6.2 Maßnahmen
5.6.2.1 Strategische Steuerung
Strategische Steuerung
Ziel
Umsetzung des Handlungskonzepts Wohnen Wesseling
Inhalte
Auswahl / Reihenfolge der zur Umsetzung anzugehenden Maßnahmen
Festlegung eines Fahrplans mit entsprechendem Zeitplan (konkrete Schritte der
Umsetzung)
Umgang mit Hemmnissen der Umsetzung
Regelmäßige Berichterstattung an die Verwaltungsspitze und die Politik
Nächste Schritte
Aufgabendefinition einer Stelle innerhalb der Verwaltung, die das Management bzw.
die Steuerung der Umsetzung übernimmt
Festlegung der Organisationsstruktur
Beteiligte
Verwaltungsvorstand der Stadt Wesseling
Weitere relevante Fachbereiche der Stadt Wesseling
empirica
Handlungskonzept Wohnen Wesseling
98
5.6.2.2 Wohnungsmarktbeobachtung
Wohnungsmarktbeobachtung
Ziel
Unterstützung für die strategische Steuerung des Handlungskonzeptes Wohnen
Monitoring
der
zukünftigen
Wohnungsmarktentwicklung
gesamtstädtischen
und
teilräumlichen
Inhalte
Erfassen und Darstellung wichtiger Kennziffern des Wesselinger Wohnungsmarktes (auch
im regionalen Kontext)
Nachfrageseite
o Einwohner‐ und Haushaltsentwicklung
o Entwicklung der sozio‐demografischen Strukturen (Alter, Nationalitäten)
o Entwicklung der Wanderungsverflechtung (Alter, Herkunft/Ziel)
o Entwicklung von Nachfragern mit geringen Einkommen (Bedarfsgemein‐
schaften SGB II, SB XII‐empfänger, Wohngeldhaushalte, WBS‐Antragsteller)
o Entwicklung der Kaufkraft
Angebotsseite
o Entwicklung des Wohnungsbestands / Bautätigkeit
o Leerstandsentwicklung
o Preisentwicklung
Diese quantitativen Kennzahlen sollten ergänzt werden durch qualitative Informationen
(z.B. im Rahmen eines Wohnungsmarktbarometers).
Situation in den Teilsegmenten des Wohnungsmarktes (Einfamilienhäuser,
Mietwohnungen, preiswertes Wohnen, Eigentumswohnungen)
Entwicklung der Präferenzen der Nachfragergruppen (Standort, Immobilie)
Herausforderungen
Nächste Schritte
Festlegung der quantitativen und qualitativen Beobachtungsparameter (Quellen, ggf.
Kosten)
Festlegung des Beobachtungsintervalls (z.B. jährlich)
Festlegung der Berichtsform bzw. des –inhalts (z.B. Kurzbericht, Presseinfo)
Beteiligte
Verwaltungsvorstand der Stadt Wesseling
Weitere relevante Fachbereiche der Stadt Wesseling
Wohnungsmarktakteure
empirica
Handlungskonzept Wohnen Wesseling
99
ANHANG
Abbildung 70: Wohnungsbauintensität in Wesseling (Ein‐/Zweifamilien‐
häuser) im Vergleich mit dem Rhein‐Erft‐Kreis u. Rhein‐Sieg‐
Kreis, 1990‐2015
Quelle: eigene Darstellung nach IT.NRW
empirica
Abbildung 71: Wohnungsbauintensität in Wesseling (Mehrfamilienhäuser)
im Vergleich mit dem Rhein‐Erft‐Kreis u. Rhein‐Sieg‐Kreis,
1990‐2015
Quelle: eigene Darstellung nach IT.NRW
empirica
empirica
Handlungskonzept Wohnen Wesseling
100
Abbildung 72: Wohnungsbauintensität in Wesseling (Ein‐/Zweifamilien‐
häuser) im Vergleich mit den Kommunen im Rhein‐Erft‐Kreis,
1990‐2015
Erster Ring
Zweiter Ring
Quelle: eigene Darstellung nach IT.NRW
empirica
empirica
Handlungskonzept Wohnen Wesseling
101
Abbildung 73: Wohnungsbauintensität in Wesseling (Mehrfamilienhäuser)
im Vergleich mit den Kommunen im Rhein‐Erft‐Kreis, 1990‐
2015
Erster Ring
Zweiter Ring
Quelle: eigene Darstellung nach IT.NRW
empirica
empirica
Handlungskonzept Wohnen Wesseling
102
Abbildung 74: Median der Angebotsmieten für gebrauchte Wohnungen in
Wesseling im Vergleich, 2012‐2016
Quelle: empirica Preisdatenbank (empirica‐systeme GmbH)
empirica
Abbildung 75: Entwicklung des Medians der Angebotspreise für gebrauchte
Wohnungen in Wesseling im Vergleich, 2012‐2016
PLZ Wesseling = 50389
Quelle: empirica Preisdatenbank (empirica‐systeme GmbH)
empirica
empirica
Handlungskonzept Wohnen Wesseling
103
Abbildung 76: Wohngebäudetypen, 2011
Quelle: eigene Darstellung nach Stadt Wesseling/ Zensus 2011
empirica
Abbildung 77: Baualter der Wohngebäude, 2011
Quelle: eigene Darstellung nach Stadt Wesseling/ Zensus 2011
empirica
empirica
Handlungskonzept Wohnen Wesseling
104
Abbildung 78: Eigentümer‐ und Mieterhaushalte, 2011
Quelle: eigene Darstellung nach Stadt Wesseling/ Zensus 2011
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Abbildung 79: Wohnbaupotenziale in Wesseling: Überblick
Quelle: Stadt Wesseling, eigene Darstellung
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Handlungskonzept Wohnen Wesseling
105
Abbildung 80: Wohnbaupotenziale im Stadtteil Wesseling
Quelle: Stadt Wesseling, eigene Darstellung
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Abbildung 81: Wohnbaupotenziale im Stadtteil Keldenich
Quelle: Stadt Wesseling, eigene Darstellung
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Handlungskonzept Wohnen Wesseling
106
Abbildung 82: Wohnbaupotenziale im Stadtteil Berzdorf
Quelle: Stadt Wesseling, eigene Darstellung
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Abbildung 83: Wohnbaupotenziale im Stadtteil Urfeld
Quelle: Stadt Wesseling, eigene Darstellung
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