Daten
Kommune
Erkelenz
Dateiname
75863.pdf
Größe
1,2 MB
Erstellt
29.11.17, 12:00
Aktualisiert
11.12.17, 10:14
Stichworte
Inhalt der Datei
Beschlussvorlage
Federführend:
Planungsamt
Vorlage-Nr:
Status:
AZ:
Datum:
Verfasser:
A 61/416/2017
öffentlich
14.11.2017
Amt 61 Manfred Orth
Handlungskonzept Wohnen der Stadt Erkelenz
hier: Beschluss zur Fortschreibung des Handlungskonzeptes Wohnen
Beratungsfolge:
Datum
Gremium
12.12.2017
be
Ausschuss für Stadtentwicklung, Bauen, Wirtschaftsförderung und Betrie-
Tatbestand:
In seiner Sitzung am 24.05.2011 beauftragte der Ausschuss für Stadtentwicklung
und Wirtschaftsförderung die Verwaltung mit der Erarbeitung eines Handlungskonzeptes Wohnen. Das in einem moderierten Prozess unter Mitwirkung von Akteuren
des Wohnungsmarktes erarbeitete Handlungskonzept wurde in der Sitzung am
23.04.2013 als Leitlinie für die zukünftige Wohnbauentwicklung und städtebauliches
Konzept i. S. § 1 Abs. 6 Nr. 11 BauGB beschlossen.
Zur Aktualisierung der wesentlichen Rahmendaten des Erkelenzer Wohnungsmarktes, u. a. der Bevölkerungsentwicklung bzw. Zuwanderung, der sozioökonomischen
Rahmenbedingungen, Entwicklung des Wohnungsbestandes und zur Einschätzung
der Auswirkungen der wichtigsten Indikatoren auf das Handlungskonzept bzw. Ziele
und Handlungsempfehlungen, wurde das Handlungskonzept Wohnen in einem moderierten Prozess unter Mitwirkung von Akteuren des Wohnungsmarktes fortgeschrieben.
Die Einbindung im Erarbeitungsprozess und der Austausch mit den unterschiedlichen Wohnungsmarktakteuren erfolgt durch eine Lenkungsgruppe in mehreren Veranstaltungen.
Am 16.06.2016, 27.10.2016 und 14.06.2017 fanden die Sitzungen der Lenkungsgruppe statt, an der an der Wohnungswirtschaft beteiligte Akteure und Institutionen
(Wohnungsbauunternehmen, Banken, Bauträger, Immobilienmakler, Förderbehörden) und die Verwaltung teilnahmen.
In der Sitzung des Ausschusses sollen die wesentlichen Erarbeitungsergebnisse des
Handlungskonzeptes Wohnen durch das beauftragte Gutachterbüro InWIS –Forschung und Beratung GmbH, Bochum vorgestellt werden. Der Bericht ist der Anlage
der Beschlussvorlage beigefügt.
Das Handlungskonzept Wohnen Erkelenz soll in der Sitzung beschlossen werden.
Ergebnisse aus dem Handlungskonzept Wohnen sollen u. a. in informellen Stadtentwicklungsplanungen, in der Bauleitplanung und in der Wohnungsbauförderung Berücksichtigung finden.
Im Handlungskonzept wird darauf hingewiesen, dass für eine effiziente Nutzung der
Erkenntnisse aus dem Handlungskonzept eine Fortführung in einem auf die lokale
Situation abgestimmten Prozess sinnvoll ist. Hierzu zählt das regelmäßige „Berichtswesen“, mit jährlichen Analysen in Form von „Steckbriefen“ auch für verschiedene
räumliche Ebenen sowie unterschiedliche Zeitdimensionen und einem „Wohnungsmarktbericht“ im Abstand von ca. 5 Jahren. Dem regelmäßigen Berichtswesen sollten demografische Kennziffern, soziale und ökonomische Kennziffern und Wohnungsmarktkennziffern unterliegen. Bestandteil dieses Prozesses sollte ein intensiver
Kommunikationsfluss mit Marktakteuren sein, ebenso die Einbindung der privaten
Eigentümer als zentrale Akteure in dem Prozess.
Es ist beabsichtigt auch die Fortschreibung des Handlungskonzept Wohnen der Öffentlichkeit in digitaler Form zur Verfügung zu stellen.
Beschlussentwurf (in eigener Zuständigkeit):
„Die Fortschreibung des Handlungskonzept Wohnen der Stadt Erkelenz wird als Leitlinie für die zukünftige Wohnbauentwicklung und städtebauliches Konzept i. S. § 1
Abs. 6 Nr. 11 BauGB beschlossen.“
Finanzielle Auswirkungen:
keine
Anlage:
Bericht Fortschreibung Handlungskonzept Wohnen
Vorlage A 61/416/2017 der Stadt Erkelenz
Seite: 2/2
Fortschreibung des Handlungskonzeptes Wohnen
Stadt Erkelenz
Stand: 08.11.2017
Ansprechpartner
Carolin Krüger-Willim, M.Sc.
Tina Steltner, M.Sc.
InWIS Forschung & Beratung GmbH
Springorumallee 5
44795 Bochum
Tel.: 0234 - 890 34-31
Fax: 0234 - 890 34-49
E-Mail: carolin.krueger@inwis.de
Internet: www.inwis.de
Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wurde in der Regel die männliche Schreibweise
verwendet. Wir weisen an dieser Stelle ausdrücklich darauf hin, dass sowohl die
männliche als auch die weibliche Schreibweise für die entsprechenden Beiträge gemeint
ist.
2
Handlungskonzept Wohnen Stadt Erkelenz – Fortschreibung 2017
Inhalt
1. Einleitung ................................................................................................. 6
2. Aktualisierung der Rahmendaten .............................................................. 7
2.1. Soziodemografische Rahmenbedingungen ........................................ 7
2.2. Sozioökonomische Rahmenbedingungen ......................................... 11
3. Analyse des Wohnungsbestands und der Neubautätigkeit .........................13
3.1. Entwicklung des Wohnungsbestands ............................................... 13
3.2. Entwicklung der Neubautätigkeit ..................................................... 17
4. Der Markt für öffentlich geförderte Wohnungen ........................................21
5. Entwicklung der Angebotspreise in den Teilsegmenten des Erkelenzer
Wohnungsmarktes .................................................................................. 24
6. Abgleich von Prognosen und Auswirkungen auf den künftigen
Wohnungsbedarf ..................................................................................... 28
7. Rolle der untersuchten Quartiere für den Wohnungsneubau ..................... 32
8. Überprüfung der relevanten Handlungsfelder und Empfehlungen des
Handlungskonzeptes Wohnen auf Aktualität ............................................ 38
3
Handlungskonzept Wohnen Stadt Erkelenz – Fortschreibung 2017
Abbildungen
4
Abbildung 1:
Bevölkerungsfortschreibung Erkelenz, Haupt- und
Nebenwohnsitze (01.01.) ......................................................7
Abbildung 2:
Determinanten der Bevölkerungsentwicklung in Erkelenz ..... 9
Abbildung 3:
Neuaufnahme von Flüchtlingen in Erkelenz seit dem Jahr
2007 ................................................................................. 10
Abbildung 4:
Altersspezifische Wanderungen in Erkelenz 2011-2015 ....... 11
Abbildung 5:
Entwicklung Wohnungsbestand in Wohn/Nichtwohngebäuden ......................................................... 13
Abbildung 6:
Wohnungsbestand der Stadt Erkelenz nach der Wohnfläche 14
Abbildung 7:
Gebäudestruktur der Stadt Erkelenz nach dem Baualter (2011)
.......................................................................................... 14
Abbildung 8:
Entwicklung der Baufertigstellungen im regionalen Vergleich
(2000 = 100%) .................................................................. 18
Abbildung 9:
Baufertigstellungen von Wohnungen in Mehrfamilienhäusern
.......................................................................................... 19
Abbildung 10:
Baufertigstellungen von Wohnungen in Ein- und
Zweifamilienhäusern ......................................................... 20
Abbildung 11:
Entwicklung der Angebotspreise und Nachfragewerte für
freistehende Einfamilienhäuser in Erkelenz ......................... 25
Abbildung 12:
Entwicklung der Angebotspreise und Nachfragewerte für
Eigentumswohnungen in Erkelenz ...................................... 26
Abbildung 13:
Entwicklung der Angebotspreise und Nachfragewerte für
Mietwohnungen in Erkelenz ................................................ 27
Abbildung 14:
Variantenvergleich der Bevölkerungsprognose für Erkelenz
bis zum Jahr 2030 ............................................................. 29
Abbildung 15:
Untersuchte Quartiere in der Stadt Erkelenz........................ 32
Abbildung 16:
Geringes Flächenpotenzial erschwert Wohnungsneubau ...... 33
Abbildung 17:
Neubaupotenziale als Chance der qualitativen
Weiterentwicklung des Quartiers ....................................... 34
Abbildung 18:
Quartier mit Unterstützungsbedarf .................................... 36
Abbildung 19:
Generationenwechsel erfordert Unterstützungsbedarf ......... 37
Handlungskonzept Wohnen Stadt Erkelenz – Fortschreibung 2017
Tabellen
Tabelle 1:
Bevölkerungsentwicklung im Vergleich .............................. 10
Tabelle 2:
Entwicklung der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in
Erkelenz und der Region ..................................................... 12
Tabelle 3:
Entwicklung der Arbeitslosigkeit in Erkelenz und der Region
.......................................................................................... 12
Tabelle 4:
Kaufkraftindex im regionalen Vergleich 2016 ...................... 12
Tabelle 5:
Baufertigstellungen von Wohnungen in den Teilsegmenten
2001 bis 2016 .................................................................... 17
Tabelle 6:
Zukünftige Entwicklung des preisgebundenen
Mietwohnungsbestands in Erkelenz ....................................22
Tabelle 7:
Baufertigstellungen im Segment des öffentlich geförderten
Teilsegmentes in Erkelenz...................................................23
Tabelle 8:
Erforderlicher jährlicher Wohnungsneubau in den
Teilsegmenten ................................................................... 30
Tabelle 9:
Zusammenfassung Handlungsfelder und Empfehlungen ..... 38
5
Handlungskonzept Wohnen Stadt Erkelenz – Fortschreibung 2017
1. Einleitung
Handlungskonzept Wohnen ist
wichtige Grundlage für die Begegnung wohnungspolitischer
Herausforderungen
Die Stadt Erkelenz hat mit der Aufstellung des Handlungskonzeptes Wohnen
im Jahr 2013 eine wichtige Grundlage für die Begegnung wohnungspolitischer
Herausforderungen erarbeitet. Gemeinsam mit den Wohnungsmarktakteuren
der Stadt Erkelenz wurden für die zentralen Handlungsfelder geeignete Instrumentarien zur Steuerung im Bestand und Neubau und zur Marktbeobachtung diskutiert und entwickelt. Die Strategien und Maßnahmen sind mit den
Akteuren des Wohnungsmarktes abgestimmt und erarbeitet worden. Durch die
Umsetzung geeigneter Maßnahmen soll der prognostizierten Bevölkerungsentwicklung begegnet aber auch ein Beitrag für eine langfristige Stärkung der
Stadt als Wohnstandort in der Region geleistet werden.
Aktuelle Trendveränderung im
Zuzug mit Auswirkungen auf die
Einwohnerzahlen
Im Rahmen des Handlungskonzeptes Wohnen wurde bei der Analyse der Einwohnerentwicklung, des Wohnungsbestands und der Neubautätigkeiten die
Zeitreihe bis zum Jahr 2011 betrachtet. Diese kann aktuell bereits um fünf
Jahre fortgeschrieben werden. Eine stetige Beobachtung der Entwicklungen am
Wohnungsmarkt ist anzuraten, da Trendveränderungen Auswirkungen auf den
künftigen Wohnungsbedarf haben können. Hierzu trägt u.a. die erhöhte Zuwanderung aus dem Ausland in den Jahren 2015 und 2016 bei, die auch in
Erkelenz in jüngster Vergangenheit zu einem erneuten Anstieg der Einwohnerzahl geführt hat. Die Stadt Erkelenz hat die aktuellen Trends am Wohnungsmarkt zum Anlass genommen, die Rahmendaten des Handlungskonzeptes
Wohnen zu aktualisieren und die Diskussion im begleitenden Lenkungsgremium erneut aufzugreifen.
Erneute Einbindung der Wohnungsmarktakteure im Rahmen
der Fortschreibung des Handlungskonzeptes Wohnen 2017
Wie im Handlungskonzept Wohnen für die Stadt Erkelenz beschrieben, ist die
Einbindung und der Austausch mit den unterschiedlichen Wohnungsmarktakteuren der Stadt Erkelenz ein wichtiger Baustein zur Steuerung des Wohnungsmarktes. Im Rahmen der Termine des Lenkungskreises wurden zu wichtigen Themenschwerpunkten, wie der Bestandsentwicklung und möglicher
Fördermöglichkeiten, externe Referenten des zuständigen Bauministeriums
und der NRW.BANK eingeladen. Innerhalb der Sitzungen des Lenkungsgremiums, dessen Kreis um weitere Wohnungsmarktakteure ergänzt wurde, standen
folgende Themen im Vordergrund:
•
•
•
•
Vorstellung und Diskussion der aktualisierten Rahmendaten,
Diskussion aktueller Trends und Entwicklungen am Wohnungsmarkt,
Vertiefung der Schwerpunktthemen Wohnungsneubau und -bestand,
Rückblick auf die bisherige Zielerreichung der im Handlungskonzept
Wohnen benannten Handlungsschwerpunkte und -empfehlungen,
• Blick auf die im Rahmen des Handlungskonzeptes Wohnen untersuchten
Teilquartiere der Stadt Erkelenz hinsichtlich aktueller Entwicklungen,
• Überprüfung der Handlungsempfehlungen auf ihre Aktualität.
Fortschreibung umfasst Aktualisierung der Rahmendaten und
Diskussionsergebnisse des Begleitgremiums
6
Die vorliegende Fortschreibung des Handlungskonzeptes Wohnen umfasst
sowohl die Fortschreibung und Aktualisierung der wesentlichen Rahmendaten
des Wohnungsmarktes (darunter Einwohnerentwicklung, Wanderungen, Entwicklung des Wohnungsbestands, Neubautätigkeiten) als auch die Diskussionsergebnisse des Lenkungskreises, der im Rahmen der Fortschreibung zu drei
Terminen zusammengekommen ist.
Handlungskonzept Wohnen Stadt Erkelenz – Fortschreibung 2017
2. Aktualisierung der Rahmendaten
2.1. Soziodemografische Rahmenbedingungen
Die Bevölkerungsentwicklung einer Stadt gilt bei der Analyse des Wohnungsund Immobilienmarktes als wichtige Determinante, wenngleich nicht einzelne
Personen Wohnraum nachfragen, sondern Haushalte. Zu den Einflussfaktoren
zählt neben der Veränderung der absoluten Bevölkerungszahlen auch die Entwicklung der Altersstruktur einer Stadt, die im besonderen Maße Einfluss auf
wohnungswirtschaftliche Fragestellungen nimmt. Das folgende Kapitel geht
der Frage nach, wie sich die demografischen Rahmenbedingungen seit der
Erstellung des Handlungskonzeptes Wohnen im Jahr 2013 weiterentwickelt
haben.
Entwicklung der Einwohnerzahl
als eine der wichtigen Rahmenbedingungen für den Wohnungsmarkt
Nach einer Phase des Einwohnerzuwachses im Zeitraum 2001 bis 2008 war
die Zeit zwischen 2009 und 2014 durch leichte, jährliche Verluste gekennzeichnet, wobei die Entwicklung des Jahres 2009 auf die durchgeführte Melderegisterbereinigung im Jahr 2008 zurückzuführen ist. Im Jahr 2015 und 2016
konnte, auch ausgelöst durch die (krisenbedingte) Zuwanderung aus dem
Ausland, ein erneuter Bevölkerungszuwachs in Höhe von 216 bzw. 374 Personen erzielt werden. Mit rd. 45.700 Einwohnern zu Anfang 2016 lag die Bevölkerungszahl daher wieder auf dem Niveau des Jahres 2007. Zum 31.12.2016
lag die Einwohnerzahl in Erkelenz bei 46.111 Einwohnern.
Seit Anfang 2015 wieder positive
Bevölkerungsentwicklung in
Erkelenz
Abbildung 1:
Bevölkerungsfortschreibung Erkelenz, Haupt- und Nebenwohnsitze (01.01.)
44.000
45.751
45.377
45.161
45.255
45.381
45.296
45.411
45.410
45.643
45.573
44.756
44.302
43.876
46.000
43.694
48.000
45.391
1.000
45.237
50.000
600
426
374
454
42.000
182
40.000
800
400
481
154
216
182
200
85
38.000
0
70
1
36.000
-115
34.000
-126
-94
-200
-233
-400
32.000
30.000
-600
2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016
Anzahl der Einwohner
Veränderung zum Vorjahr
Quelle: Stadt Erkelenz, Darstellung InWIS Forschung & Beratung GmbH 2017
7
Handlungskonzept Wohnen Stadt Erkelenz – Fortschreibung 2017
Um die zurückliegende Bevölkerungsentwicklung der Stadt Erkelenz weiter zu
analysieren, werden im Folgenden die für einen Bevölkerungswachstum bzw.
-rückgang wichtigen Determinanten beleuchtet. Hierbei handelt es sich neben
der natürlichen Bevölkerungsentwicklung auch um das Wanderungsverhalten.
Natürliche Bevölkerungsentwicklung ist im vergangenen Jahrzehnt durchgängig negativ
Die natürliche Bevölkerungsentwicklung, die sich aus dem Verhältnis von Geburten und Sterbefällen ergibt, ist in der Stadt Erkelenz in der vergangenen
Dekade durchgängig negativ. Der Sterbefallüberschuss betrug in diesem Zeitraum zwischen 40 und 250 Personen pro Jahr und ist auf die gesunkene Fertilitätsrate und die damit geringere Anzahl nachwachsender Frauen im gebärfähigen Alter zurückzuführen. Ähnlich wie viele weitere Kommunen in Nordrhein-Westfalen ist die Stadt Erkelenz daher seit mehreren Jahren im Zuge des
demografischen Wandels mit dem Druck durch die natürliche Bevölkerungsentwicklung konfrontiert.
Zuwanderung (u.a. aus dem
Ausland und flüchtlingsbedingt)
führt zu positiver Bevölkerungsentwicklung in den letzten
2 Jahren
Differenzierter ist das Wanderungsverhalten der Stadt Erkelenz zu betrachten.
Mit Ausnahme des Jahres 2008 (Melderegisterbereinigung) ist im Untersuchungszeitraum ein durchgehend positiver Wanderungssaldo festzustellen.
Dieser hat zunächst bis 2007 ausgereicht, um den Sterbefallüberschuss auszugleichen.
Im sich anschließenden Zeitraum bis 2013 konnte der Sterbefallüberschuss
nicht kompensiert werden. Neben der Melderegisterbereinigung im Jahr 2008
ist als weiterer Grund die Umsiedlung infolge des Braunkohlebergbaus im
Bereich Garzweiler II anzuführen, die in 2008 eine erste starke Phase erreichten. Seit dem Jahr 2014 führt der positive Wanderungssaldo zu einer erneuten
Kompensation der negativen natürlichen Bevölkerungsentwicklung und in der
Folge zu einem erneuten Bevölkerungswachstum. Wie oben bereits skizziert,
ist diese Entwicklung insbesondere auf die verstärkte Zuwanderung aus dem
Ausland (u.a. Osteuropa) und den Krisengebieten dieser Welt zurückzuführen.
An dieser Stelle lässt sich daher festhalten, dass das Wanderungsverhalten für
die Stadt Erkelenz auch künftig die entscheidende Determinante der Bevölkerungsentwicklung darstellen wird.
8
Handlungskonzept Wohnen Stadt Erkelenz – Fortschreibung 2017
Abbildung 2:
Determinanten der Bevölkerungsentwicklung in Erkelenz
499
368
251
-400
216
-125
-152
-113
-94
-255
-166
-132
1
1
-142
-91
-233
-203
-134
-40
-144
-130
-138
-225
-300
-163
-200
-126
0
-100
19
85
17
129
204
204
298
182
70
100
182
200
154
300
222
481
345
400
374
454
426
600
500
611
700
592
651
800
2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015
natürliche Bevölkerungsentwicklung
Wanderungen
Gesamtentwicklung
Quelle: Stadt Erkelenz, Darstellung InWIS Forschung & Beratung GmbH 2017
Im Vergleich zur Analyse im Rahmen des Handlungskonzeptes Wohnen, in dem
die Zeitreihen nur bis zum Jahr 2011 abgebildet werden konnten, zeigte sich
im Jahr 2014 zunächst eine weitgehende Stabilisierung der Einwohnerzahl und
zuletzt (2015 und 2016) ein erneuter Einwohnergewinn. Im regionalen Vergleich fällt dieser Einwohnergewinn leicht unterdurchschnittlich aus. Einen
wesentlichen Einfluss nahm zuletzt die (auch krisenbedingte) Zuwanderung
aus dem Ausland – ablesbar neben dem Wanderungssaldo an der Entwicklung
der Anzahl an zugewiesenen Flüchtlingen in der Stadt Erkelenz.
Erneuter Bevölkerungsgewinn
seit 2015
Der Einfluss auf den Wanderungssaldo durch die flüchtlingsbedingte Zuwanderung ist deutlich anhand der nachstehenden Abbildung erkennbar. So ist die
Zahl der Neuaufnahmen von Flüchtlingen in der Stadt Erkelenz seit dem Jahr
2007 kontinuierlich angestiegen und fiel im Jahr 2015 mit allein 379 Zuweisungen am stärksten aus. Im Jahr 2016 ist die Zahl an neuen Zuweisungen
bereits deutlich zurückgegangen.
Flüchtlingsbedingte Zuwanderung übt Einfluss auf den Wanderungssaldo
Die bisherige Unterbringung der Flüchtlinge erfolgte nach Angabe der Stadt
Erkelenz vorrangig in städtisch angemieteten sowie städtischen Wohnungen
und Übergangsheimen. Da die Zahl der Zuweisungen im Jahr 2015 die Zahl der
Unterbringungsplätze überstieg, erfolgte eine kurzfristige Schaffung von weiteren Plätzen in Turnhallen und Containerlösungen. Generell wird jedoch die
dezentrale Unterbringung fokussiert und hierfür auch Angebote privater Eigentümer genutzt. Nach Einschätzung der Stadt Erkelenz hat sich hierdurch die
Wohnungsmarktlage verschärft, da die „Reserve“ des Wohnungsmarktes für
die Unterbringung von Flüchtlingen genutzt wurde. Darüber hinaus wird mit
einem Nachzug von Familienmitgliedern gerechnet.
Fokus auf dezentrale Unterbringung der Flüchtlinge in Kooperation mit privaten Eigentümern
9
Handlungskonzept Wohnen Stadt Erkelenz – Fortschreibung 2017
Verlässliche Bedarfsprognosen für den langfristigen Unterbringungsbedarf
existieren nicht, die NRW.BANK hat gemeinsam mit dem Bauministerium den
Zusatzbedarf durch die Flüchtlingszuwanderung 2015/2016 unter Berücksichtigung der bestehenden Leerstandsreserven für den Kreis Heinsberg auf etwa
800 zusätzlich zu schaffende Wohnungen bis zum Jahr 2020 beziffert.
Abbildung 3:
Neuaufnahme von Flüchtlingen in Erkelenz seit dem Jahr 2007
600
20
500
150
400
300
16
200
379
150
127
82
100
30
14
25
27
42
13
2008
2009
2010
2011
2012
112
0
2007
Zuweisungen
Amtshilfe
2013
2014
2015
2016
unbegl. Minderjährige
Quelle: Stadt Erkelenz, Darstellung InWIS Forschung & Beratung GmbH 2017
Nicht nur Erkelenz hat jüngst
Einwohner hinzugewonnen, auch
der Landkreis und NRW verzeichnen eine positive Entwicklung
Zur besseren Vergleichbarkeit und Einordnung der genannten Daten zur Bevölkerungsentwicklung erfolgt an dieser Stelle ein Vergleich der Einwohnerentwicklung der Stadt Erkelenz mit der kreis- und landesweiten Entwicklung.
Hierbei wird deutlich, dass der Kreis Heinsberg und das Land NRW in jüngerer
Vergangenheit (2012-2015) Einwohner hinzugewonnen haben und die Zuwachsraten leicht über der Entwicklung in Erkelenz liegen. Zahlen zum Einwohnerstand 31.12.2016 liegen seitens des statistischen Landesamtes voraussichtlich erst Anfang 2018 vor.
Tabelle 1: Bevölkerungsentwicklung im Vergleich
Raumeinheit
Einwohner 2012
Einwohner 2015
Veränderung 2012-2015
Erkelenz
42.901
43.350
+1,05%
Kreis Heinsberg
247.827
252.527
+1,90%
NRW
17.554.329
17.865.516
+1,77%
Quelle: IT.NRW, eigene Berechnungen
Wanderungsgewinne in allen
Altersklassen mit Ausnahme der
„Starterhaushalte“
10
Da die Wanderungen die entscheidende Komponente für die weitere Entwicklung der Einwohnerzahl darstellen, erfolgt an dieser Stelle der gesonderte
Blick auf die altersspezifischen Wanderungen. Im Zeitraum 2011 bis 2015 hat
die Stadt Erkelenz in allen Altersklassen mit Ausnahme der „Starter“ im Alter
von 18 bis unter 25 Jahren Einwohner über Wanderungen gewonnen. Der Trend
Handlungskonzept Wohnen Stadt Erkelenz – Fortschreibung 2017
der vergangenen Jahre hat somit Bestand: Erkelenz ist weiterhin für Familien
(unter 18-Jährige und 30- bis unter 50-Jährige), „Konsolidierer“ (25- bis unter
30-Jährige), „Best Ager“ (50- bis unter 65 Jährige) und Senioren (über 65Jährige) ein attraktiver Wohnstandort. Lediglich in der Altersklasse der 18- bis
unter 25-Jährigen findet eine zumeist ausbildungs- und berufsbedingte Abwanderung statt.
Abbildung 4:
Altersspezifische Wanderungen in Erkelenz 2011-2015
374
75 Jahre und älter
568
313
359
65 bis unter 75 Jahre
1272
1332
50 bis unter 65 Jahre
3342
30 bis unter 50 Jahre
3919
1852
2107
25 bis unter 30 Jahre
2547
18 bis unter 25 Jahre
2155
992
1110
6 bis unter 18 Jahre
681
unter 6 Jahre
879
0
500
1000
1500
Fortzüge
2000
2500
3000
3500
4000
4500
Zuzüge
Quelle: IT.NRW, Darstellung InWIS Forschung & Beratung GmbH 2017
2.2. Sozioökonomische Rahmenbedingungen
Die Beurteilung eines Wohnstandortes und seiner Attraktivität schließt die
Betrachtung der Wirtschafts-und Beschäftigungsentwicklung ein. Aus diesem
Grund werden im Folgenden die Determinanten der Nachfragesituation näher
beleuchtet. Hierbei handelt es sich um die Entwicklung der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten und der Arbeitslosenquote, um das Niveau des
Haushaltseinkommens sowie der Kaufkraft, da hieraus Rückschlüsse für den
zukünftigen Wohnungskonsum getroffen werden können.
Sozioökonomische Rahmenbedingungen beeinflussen Wohnungsnachfrage
Die Zuwachsrate bei den sozialversicherungspflichtig Beschäftigten lag in
Erkelenz im Zeitraum 2011 bis 2015 bei 12 Prozent und damit auf einem im
Vergleich mit dem landesweiten Wert überdurchschnittlichen Niveau. Der
Kreis Heinsberg hat im gleichen Zeitraum einen ähnlichen Zuwachs und damit
eine ähnlich positive Entwicklung zu verzeichnen.
Überdurchschnittlicher Zuwachs
an Beschäftigten in Erkelenz
11
Handlungskonzept Wohnen Stadt Erkelenz – Fortschreibung 2017
Tabelle 2: Entwicklung der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in Erkelenz und der Region
Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte am Arbeitsort zum 30.06.
Raumeinheit
Beschäftigte
2011
Beschäftigte
2011
Beschäftigte Veränderung
2015
2001-2011
Veränderung
2011-2015
NRW
5.929.580
6.030.050
6.407.112
+1,7 %
+6,3 %
Kreis Heinsberg
51.393
57.654
64.773
+12,2 %
+12,3 %
Erkelenz
10.579
11.406
12.749
+7,8%
+11,8 %
Quelle: IT.NRW, Darstellung InWIS Forschung & Beratung GmbH 2017
Verringerung der Arbeitslosigkeit
und unterdurchschnittliche
Arbeitslosenquote in Erkelenz
Spiegelbildlich zur Beschäftigungsentwicklung hat sich die Arbeitslosigkeit,
gemessen am Arbeitslosenquotienten, der durch die Relation der Zahl der
arbeitslosen Personen zur erwerbsfähigen Bevölkerung im Alter von 15 bis 64
Jahren gebildet wird, seit 2011 in allen Betrachtungsräumen (NordrheinWestfalen, Kreis Heinsberg, Stadt Erkelenz) weiter verringert. Die Stadt Erkelenz verzeichnet des Weiteren im kreis- und landesweiten Vergleich mit 4,3
Prozent die geringste Arbeitslosigkeit.
Tabelle 3: Entwicklung der Arbeitslosigkeit in Erkelenz und der Region
Arbeitslosenquotient
Raumeinheit
Arbeitslosenquotient
2007
Arbeitslosenquotient
2011
Arbeitslosenquotient
2015
NRW
7,2 %
6,3 %
6,3 %
Kreis Heinsberg
7,0 %
5,8 %
5,1 %
Erkelenz
6,5 %
5,0 %
4,3 %
Quelle: IT.NRW, Darstellung InWIS Forschung & Beratung GmbH 2017
Überdurchschnittliche Kaufkraft
und insgesamt positive sozioökonomische Rahmenbedingungen
bedingen Potenziale für die
Ausgestaltung von Wohnungsangeboten
Ein weiterer wichtiger Aspekt zur Beurteilung eines Wohn- und Arbeitsstandortes ist das durchschnittliche Haushaltseinkommen. Das verfügbare Einkommen
der Bevölkerung wird als Kaufkraft dargestellt und ist ein wesentlicher Indikator für die Bemessung der Sozialstruktur einer Stadt. Wird die Kaufkraft in
Relation zum Bundesdurchschnitt, der gleich 100 gesetzt wird, betrachtet, so
ergibt sich für die Stadt Erkelenz bezogen auf die Haushalte eine Kaufkraftkennziffer von 110,8. Damit liegt die Stadt Erkelenz sowohl über dem Bundesund Landesdurchschnitt (101,2) als auch über dem Kreisdurchschnitt (101,1).
Hieraus ergeben sich Potenziale für die zukünftige Ausgestaltung neuer Angebote auf dem Wohnungsmarkt. Berücksichtigt werden müssen aber eine kleinräumig heterogene Verteilung des Kaufkraftpotenzials in der Stadt sowie ein
weiterhin bestehender Bedarf an kostengünstigem Wohnraum.
Tabelle 4: Kaufkraftindex im regionalen Vergleich 2016
Raumeinheit
Kaufkraftindex pro Person
Kaufkraftindex pro Haushalt
NRW
100,0
101,2
Kreis Heinsberg
90,6
101,1
Erkelenz
100,6
110,8
Quelle: GfK, Darstellung InWIS Forschung & Beratung GmbH 2017
12
Handlungskonzept Wohnen Stadt Erkelenz – Fortschreibung 2017
3. Analyse des Wohnungsbestands und der
Neubautätigkeit
3.1. Entwicklung des Wohnungsbestands
Die Entwicklung des Wohnungs- und Immobilienmarktes in der Stadt Erkelenz
umfasst neben den Neubautätigkeiten auch Fragen zur Bestandsentwicklung.
Diese nehmen eine zunehmende Bedeutung in der Diskussion um künftige
Entwicklungen am Wohnungsmarkt ein, so dass an dieser Stelle einige wichtige Eckdaten zum Wohnungsbestand der Stadt Erkelenz aufgeführt werden.
In der Gesamtbetrachtung seit dem Jahr 2001 hat sich der Wohnungsbestand
der Stadt Erkelenz kontinuierlich erhöht. Der einmalige Rückgang im Jahr 2010
ist auf die im Jahr 2011 durchgeführte bundesweite Vollerhebung des Wohnungsbestandes im Rahmen des Zensus zurückzuführen. So hat IT.NRW den
Wohnungsbestand für das Jahr 2010 nachträglich angepasst und schreibt den
Wohnungsbestand seitdem auf Basis der Erhebung des Zensus 2011 fort. Die
jährlichen Zuwachsraten liegen auf einem stabilen Niveau von rd. 205
Wohneinheiten pro Jahr.
Wohnungsbestand der Stadt
Erkelenz wächst jährlich um rd.
200 Wohneinheiten an
15.000
20.776
20.569
20.378
20.171
19.977
19.732
19.881
19.704
19.556
19.407
19.217
19.053
18.814
18.450
20.000
17.815
25.000
20.989
Entwicklung Wohnungsbestand in Wohn-/Nichtwohngebäuden1
Abbildung 5:
1.000
800
600
635
400
364
239
164
245
190
149 148
177
194
207
191
207
213
200
10.000
115
0
5.000
-149
0
-200
-400
2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016
Wohnungsbestand
Veränderung zum Vorjahr
Quelle: IT.NRW, eigene Darstellung (Daten der Jahre ab 2011 beruhend auf der Zensus 2011Fortschreibung)
1
Ab dem Jahr 2010 werden die angegebenen Daten nach dem Zensus 2011 berechnet
13
Handlungskonzept Wohnen Stadt Erkelenz – Fortschreibung 2017
Prägung durch Eigenheime und
eine Vielzahl an privaten Eigentümern
Der Wohnungsmarkt der Stadt Erkelenz wird durch private Eigentümer geprägt. Fast 90 Prozent aller Gebäude befinden sich in Besitz von Privatpersonen. Dies korrespondiert mit dem hohen Anteil an Einfamilienhäusern, die ¾
des Bestands stellen. Die Dominanz von Ein- und Zweifamilienhäusern spiegelt
sich auch in der Wohnflächenverteilung des Wohnungsbestands wider: Über
2/3 der Wohnungen verfügen über Wohnflächen oberhalb von 80 m². Hierbei
entspricht die Wohnflächenverteilung der Struktur des Kreises Heinsberg,
während auf Landesebene stärker kleinere Wohnflächen in der Bestandsstruktur vertreten sind.
Abbildung 6:
Wohnungsbestand der Stadt Erkelenz nach der Wohnfläche
Quelle: Zensus 2011, Darstellung InWIS Forschung & Beratung GmbH
Prägung des Wohnungs- und
Gebäudebestands durch Nachkriegsbestände
Der Wohnungs- und Gebäudebestand in der Stadt Erkelenz wird des Weiteren
durch ältere Gebäude geprägt: Fast 60 Prozent aller Gebäude entstammen der
Zeit vor 1978. Der größte Anteil entstammt mit über 40 Prozent der Nachkriegszeit. Dieser hohe Anteil weist auf Handlungsbedarfe hin, denn hier sind
Modernisierungen in energetischer Hinsicht, aber auch hinsichtlich der Grundrisse und Ausstattungsmerkmale erforderlich.
Abbildung 7:
Gebäudestruktur der Stadt Erkelenz nach dem Baualter (2011)
2,3%
11,3%
9,6%
Gebäudestruktur nach Baualter
7,3%
14,1%
14,0%
41,5%
vor 1919
1919-1948
1949-1978
1979-1990
1991-2000
2001-2008
2009 und jünger
Quelle: Zensus 2011, Darstellung InWIS Forschung & Beratung GmbH
14
Handlungskonzept Wohnen Stadt Erkelenz – Fortschreibung 2017
Aufgrund der Relevanz möglicher Modernisierungsbedarfe im Erkelenzer Wohnungsbestand wurde diesem Thema eine der Sitzungen des Lenkungskreises
im Rahmen des Fortschreibungsprozesses des Handlungskonzeptes Wohnen
gewidmet. Eine zentrale Rahmenbedingung für die Durchführung von Modernisierungsmaßnahmen im Bestand ist die Verfügbarkeit entsprechender Fördermittel. Diese stehen sowohl im Rahmen der Wohnraumförderung des Landes
Nordrhein-Westfalen als auch über die NRW.BANK bzw. entsprechende Angebote der KfW zur Verfügung.
Handlungsfeld Wohnungsbestand
war Vertiefungsthema im Rahmen
der Fortschreibung des Handlungskonzeptes, unter Einbindung externer Fachleute
Zu den Zielen der Wohnraumförderung des Landes NRW zählt die bauliche
Aufwertung und soziale Stabilisierung von Wohnquartieren im Rahmen energieeffizienter, barrierearmer und denkmalgerechter Maßnahmen sowie der
Erhalt bezahlbarer und gleichzeitig zukunftsfähiger Wohnangebote durch Bestandserneuerung und Wohnungsneubau.
Mittel der Wohnraumförderung
stehen sowohl für Neubau- als
auch für Bestandsmaßnahmen zur
Verfügung
Dabei ist die Wohnraumförderung an allen Standorten in NRW einsetzbar –
d.h. unabhängig von den Gebietskulissen der Stadterneuerung/der Städtebauförderung oder auch in Kombination mit ebendiesen. Grundlage für den
Einsatz der Fördermittel im Rahmen der Investiven Bestandsförderung (Richtlinie BestandsInvest) können kommunale, wohnungspolitische Handlungskonzepte darstellen. Auf Grundlage dieser können die Wohnraumfördermittel
flexibel eingesetzt werden und ggf. projektbezogene Zusatzkontingente eingeworben werden. In Abstimmung mit dem zuständigen Ministerium sind in
diesem Zusammenhang auch Abweichungen von den Vorgaben der Förderrichtlinien möglich.
Handlungskonzept Wohnen kann
Basis für die Inanspruchnahme
von Zusatzkontingenten darstellen
Eine weitere Besonderheit stellt der Verzicht auf Belegungsbindungen in der
investiven Bestandsförderung in den Fördergebieten der sozialen Stadt und
des Stadtumbaus dar. Im Rahmen energetischer Sanierungsmaßnahmen gewähren die Förderkonditionen der Richtlinie BestandsInvest ein maximales
Darlehen in Höhe von 40.000 Euro pro Wohnung oder Eigenheim (davon max.
Tilgungsnachlass in Höhe von 20 Prozent). Werden energetische Maßnahmen
mit der Reduzierung von Barrieren verbunden, erhöht sich die Darlehenssumme auf maximal 65.000 Euro. Durch den Einsatz öffentlicher Wohnraumfördermittel bei der Bestandsmodernisierung entstehen, ähnlich wie beim Neubau mithilfe der Wohnraumförderung, Mietobergrenzen, die sich in Erkelenz
auf 5,25 Euro/m² belaufen.2
Nutzen von Tilgungsnachlässen,
Kombination von energetischen
und altersgerechten Umbaumaßnahmen erhöht max. Darlehenssumme
Das Fördermittelangebot der KfW bezieht sich beim Wohnungsbestand auf die
Programme „Energieeffizient Sanieren“ (+Ergänzungskredit), „Altersgerecht
Umbauen“ und wird ergänzt durch das NRW.BANK Gebäudesanierungsprogramm. Die Programme richten sich an Träger von Investitionsmaßnahmen an
selbst genutzten und vermieteten Wohngebäuden sowie Erwerber von neu
sanierten Wohngebäuden.
KfW-Förderangebote für energetische und altersgerechte Umbaumaßnahmen
Zu den möglichen Maßnahmen bei der energieeffizienten Sanierung zählen die
Wärmedämmung, die Erneuerung der Fenster und Außentüren, der Einbau
einer Lüftungsanlage oder der Austausch der Heizung. Voraussetzung ist die
Durchführung der Maßnahmen durch ein Fachunternehmen. Die Ziele des Programms „Altersgerecht Umbauen“ umfassen die Reduzierung von Barrieren,
Kredit- und Zuschussvarianten
bei der Umsetzung von Bestandsmaßnahmen möglich
2
Vortrag Rita Tölle/MBWSV.NRW 27.10.2016 im Rahmen der Fortschreibung des Handlungskonzeptes Wohnen: Handlungskonzept Wohnen in Erkelenz. Bedeutung/Einsatz der Wohnraumförderung 2016 für die Bestands- und Standortentwicklung in NRW.
15
Handlungskonzept Wohnen Stadt Erkelenz – Fortschreibung 2017
die Verbesserung des Einbruchsschutzes, die Ermöglichung einer selbstbestimmten Lebensführung sowie die Vorbereitung der Wohngebäude auf den
demografischen Wandel. Innerhalb des Programms werden Maßnahmen gefördert, die sich sowohl auf Wege und Stellplätze als auch auf Eingangsbereiche,
die Überwindung von Treppen, die Anpassung der Raumgeometrie oder den
Umbau des Bades beziehen.3
Möglichkeiten der Förderung
werden über Erkelenzer Finanzierungsinstitute kommuniziert,
bislang verhalten genutzt
Innerhalb des Lenkungskreises wird die Inanspruchnahme der genannten
Förderprogramme in Erkelenz diskutiert. Laut Aussagen der Vertreter der Finanzierungsinstitute werden Fördermittel für energetische Sanierungsmaßnahmen häufiger nachgefragt als Mittel für altersgerechte Umbaumaßnahmen.
Die Inanspruchnahme der Programme hängt jedoch auch mit dem jeweiligen
Bekanntheitsgrad zusammen. Die Sparkasse und Volksbank in Erkelenz bieten
die KfW-Förderprogramme aktiv in ihrem Portfolio an, diese werden jedoch
bisher in geringem Umfang nachgefragt.
Als wesentliche Herausforderung für die Erneuerung des Erkelenzer Wohnungsbestands wird seitens der Mitglieder des Lenkungskreises die Sensibilisierung und Ansprache von privaten Wohnungseigentümern genannt.
3
Vortrag Stephan Kunz/NRW.BANK 27.10.2016 im Rahmen der Fortschreibung des Handlungskonzeptes Wohnen: Wohnen in Erkelenz – Barrieren abbauen, Energie sparen, Kosten senken.
16
Handlungskonzept Wohnen Stadt Erkelenz – Fortschreibung 2017
3.2. Entwicklung der Neubautätigkeit
Der skizzierte Einwohnerzuwachs zu Beginn des neuen Jahrtausends wurde in
Erkelenz von einer regsamen Bautätigkeit begleitet, zu erkennen in den hohen
Baufertigstellungszahlen bis einschließlich 2004. Die Grundstücks- und Entwicklungsgesellschaft der Stadt Erkelenz hat mit der Ausweisung vieler neuer
Baugebiete Anfang des 21. Jahrhunderts zu dieser Entwicklung beigetragen.
Beispielhaft sei an dieser Stelle das Baugebiet „Oerather Mühlenfeld“ genannt, in dem seit 2003 etwa 300 Grundstücke für Einfamilienhäuser erschlossen und verkauft wurden. Aber auch in den Jahren davor wurde, so zum
Beispiel in den Baugebieten „Grabenstraße“, „In der Schlei“ und „In der Hütte“ durch die Ausweisung neuer Baugebiete die Wohnbaulandversorgung sichergestellt. Im darauf folgenden Zeitraum ab 2005 schwächten sich die Baufertigstellungszahlen ab. So hat sich die Anzahl an errichteten Wohnungen von
ursprünglich über 400 Wohneinheiten auf rund 150 bis 200 Wohneinheiten
pro Jahr reduziert. Im Durchschnitt der Jahre 2001 bis 2010 wurden jährlich
241 Wohnungen neu errichtet, ab 2005 sank der Durchschnitt auf 175 Wohnungen. Im aktuellsten Zeitraum zwischen 2011 und 2016 wurden in Erkelenz
durchschnittlich 208 Wohnungen pro Jahr neu errichtet. Die aktuelle Bautätigkeit liegt somit noch leicht unter dem Niveau, das im Rahmen der Wohnungsbedarfsprognose aus dem Jahr 2013 für Erkelenz empfohlen wurde. Als Ergebnis der (aktualisierten) Wohnungsbedarfsprognose (vgl. hierzu Ausführungen
in Kapitel 6) entsteht ein Bedarf in Höhe von 256 Wohnungen pro Jahr, dieses
Niveau entspricht somit eher den durchschnittlichen Baufertigstellungszahlen,
die Anfang der 2000er Jahre in Erkelenz erzielt wurden.
Rege Bautätigkeit bis 2004 im
Zuge der Entwicklung von Baugebieten, aktuelle Bautätigkeit
liegt leicht unter den ermittelten
Bedarfszahlen
Tabelle 5: Baufertigstellungen von Wohnungen in den Teilsegmenten 2001 bis 2016
Jahr
WE in Ein- und Zweifamilienhäusern
WE in Mehrfamilienhäusern
Summe Baufertigstellungen
2001
51
50
101
2002
384
213
597
2003
270
76
346
2004
171
59
230
2005
131
23
154
2006
164
21
185
2007
136
3
139
2008
127
37
164
2009
124
46
170
2010
154
42
196
2011
144
103
247
2012
140
59
199
2013
163
65
228
2014
113
63
176
2015
106
107
213
2016
111
71
182
Quelle: IT.NRW, eigene Darstellung
17
Handlungskonzept Wohnen Stadt Erkelenz – Fortschreibung 2017
Im regionalen Vergleich verzeichnet nicht nur die Stadt Erkelenz, sondern
auch das Kreis- und Landesgebiet eine abgeschwächte Bautätigkeit. Im Jahr
2016 entsprach die Bautätigkeit in auf Landes- und Kreisebene noch rd. 50
Prozent des Ausgangsjahres 2000, während die Bautätigkeit in Erkelenz auf
43 Prozent zurückging.
Abschwächung der Bautätigkeit
vollzieht sich nicht nur in Erkelenz, sondern in der Region
und in NRW
Abbildung 8:
Entwicklung der Baufertigstellungen im regionalen Vergleich (2000 = 100%)
140
140
120
20
46 54
52
48 50
50
44
41
46
43
47
43
47 58
40
46
40
35
35
33
37
42
48
43
38
54
56
60
24
36
59
63
68
81
54
40
57
58
60
67
64
80
77
81
100
0
2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016
Erkelenz
Kreis Heinsberg
NRW
Quelle: IT.NRW, eigene Darstellung
Mehrfamilienhäuser
Im Segment der Baufertigstellungen von Wohnungen in Mehrfamilienhäusern
zeigt sich insgesamt ein schnellerer und nachhaltigerer Rückgang in der Bautätigkeit. Hinzu kommen starke Schwankungen in der Bautätigkeit, sowohl in
Erkelenz als auch auf Ebene des Kreises Heinsberg.
Aktuell entspricht die Bautätigkeit in Erkelenz nur 38 Prozent des Ausgangswertes im Jahr 2000. Im Kreis Heinsberg konnte die Bautätigkeit zwischenzeitlich wieder auf das Niveau des Jahres 2000 angehoben werden, aktuell
entspricht die Bautätigkeit rd. 94 Prozent des Ausgangswertes. Während der
Kreis Heinsberg und die Stadt Erkelenz nennenswerte Schwankungen in der
Bautätigkeit bei Mehrfamilienhäusern verzeichnen, verläuft die Entwicklung in
Nordrhein-Westfalen insgesamt gleichförmiger – allerdings hat sich auch hier
die Bautätigkeit im Vergleich zum Jahr 2000 fast halbiert.
18
Handlungskonzept Wohnen Stadt Erkelenz – Fortschreibung 2017
Abbildung 9:
Baufertigstellungen von Wohnungen in Mehrfamilienhäusern
114
140
87
63
57
38
56
64
34
32 44
56
35 40 46
55
37
33
37
25
33
22 35
38
20
2
25
43
30
42
41
11
43
38
43
32
31
27
12
56
40
20
41
60
49
51
67
76
80
90
100
76
94
120
0
2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016
Erkelenz
Kreis Heinsberg
NRW
Quelle: IT.NRW, eigene Darstellung
Ein-/Zweifamilienhäuser
Auch im Segment der Ein- und Zweifamilienhäuser ist die Anzahl der fertiggestellten Wohnungen im betrachteten Zeitraum rückläufig. Das Niveau der Baufertigstellungen von Ein- und Zweifamilienhäusern hat sich in Erkelenz seit
2004 vergleichbar zum Kreis Heinsberg und zum Landesdurchschnitt entwickelt. Das Jahr 2002 stellt demgegenüber eine Spitze im Baufertigstellungsniveau in Erkelenz dar, welche deutlich von den Kreis- und Landeswerten abweicht. Diese ist auf zahlreiche Neuausweisungen von Baugebieten im Erkelenzer Stadtgebiet zurückzuführen.
Geringere Abschwächung der
Bautätigkeit von Eigenheimen in
Erkelenz als im regionalen Vergleich
Im regionalen Vergleich hat sich die Abschwächung des Niveaus in Erkelenz in
geringerem Maße bemerkbar gemacht: Die Baufertigstellungen in Erkelenz
betrugen im Jahr 2016 noch 46 Prozent ihres Ausgangswertes im Jahr 2000,
während sich im Kreis Heinsberg und in NRW die Abschwächung deutlicher
vollzogen hat. Seit dem Jahr 2008 ist darüber hinaus eine positive Dynamik in
der Bautätigkeit von Eigenheimen zu erkennen, die maßgeblich auf den durch
die Umsiedlungen bedingten Neubau an den Umsiedlungsstandorten zurückzuführen ist. Die ersten beiden Umsiedlungsstandorte Erkelenz-Kückhoven und
Erkelenz-Nord waren zur Mitte des Jahres 2007 erschlossen, so dass im Anschluss daran erste Umsiedler mit dem Bau ihrer neuen Eigenheime begannen
– eine Tatsache, die sich auch weiterhin in den Baufertigstellungszahlen niederschlägt. So soll die Umsiedlung der Bewohner der Stadtteile Immerath und
Lützerath im Jahr 2017 bzw. 2019 abgeschlossen sein.
Einfluss der Entwicklung der
Umsiedlungsstandorte auf die
Bautätigkeit
19
Handlungskonzept Wohnen Stadt Erkelenz – Fortschreibung 2017
Abbildung 10:
161
180
Baufertigstellungen von Wohnungen in Ein- und Zweifamilienhäusern
160
46
40 39
44 40
38
43 47
68
38
43
43
48
59
60
42
35
52
64
36
41
21
20
35
40
45
58
69
51
40
67
74
65
55
72
69
63
60
75
53
80
74
80
100
85
120
84
113
140
0
2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016
Erkelenz
Kreis Heinsberg
NRW
Quelle: IT.NRW, eigene Darstellung
Hohe Nachfrage nach Baugrundstücken, bei Mehrfamilienhäusern insbesondere in zentralen
Lagen
Insgesamt bestätigen die Mitglieder des Lenkungskreises, dass die Nachfrage
nach Grundstücken für den Wohnungsbau anhaltend hoch ist. Das aktuelle
Angebot an Baugrundstücken reicht zum derzeitigen Zeitpunkt nicht aus, um
die Nachfrage zu decken. Hierbei besteht sowohl für das Segment der Eigenheime als auch für Mehrfamilienhäuser eine gute Nachfrage. Während bei den
Eigenheimen auch Reihenhäuser und Doppelhäuser gefragt sind, wird die
Nachfrage bei Wohnungen in Mehrfamilienhäuser von der Lage beeinflusst. So
erfahren Angebote im Stadtzentrum das größte Interesse. Lediglich Wohnungsangebote ohne direkte Infrastrukturanbindung benötigen im Vergleich
zu besser angebundenen Standorten eine längere Vermarktungszeit.
Preissteigerung im Neubau und
Bestand
Die aktuelle Nachfrage nach Wohnangeboten ist derzeit so hoch, dass die entsprechenden Angebote nicht mehr zu Vermarktung auf Plattformen wie dem
ImmobilienScout24 angeboten werden müssen, da sie häufig bereits vorher
verkauft werden können. Hierzu zählen auch ältere Immobilien in den Ortslagen der Stadt Erkelenz. Der Wohnungsleerstand ist nach Einschätzung der
Experten dementsprechend gering ausgeprägt. Eher kritisch werden die z.T.
hohen Grundstückspreise bewertet, die den Bau bezahlbarer Wohnungsangebote erschweren. Generell hat sich nach Einschätzung der Experten in den
vergangenen Jahren eine Preissteigerung abgezeichnet, die sich nicht nur im
Neubau, sondern auch im Bestand abzeichnet.
20
Handlungskonzept Wohnen Stadt Erkelenz – Fortschreibung 2017
4. Der Markt für öffentlich geförderte
Wohnungen
Der Wohnungsmarkt befindet sich in Deutschland in einem ständigen Anpassungsdruck, von der einzelne Regionen und sachliche Teilmärkte unterschiedlich betroffen sind. Hierzu zählt auch der sozial gebundene Wohnungsbestand,
der aufgrund der bundesweit fortschreitenden Spreizung der Einkommensund Vermögensentwicklung auch in Zukunft bedeutend bleibt. Zu den einkommensschwachen Haushalten zählen nicht nur Bezieher von Grundsicherung, sondern auch zahlreiche Geringverdienende. Hinzu kommt, dass aufgrund der steigenden Gefahr der Altersarmut verstärkt auch ältere Haushalte
auf preisgünstigen Wohnraum angewiesen sind, der gleichzeitig barrierearm
sein muss. Gemäß der Auswertungen des MBWSV NRW sind alleine in Nordrhein-Westfalen über 50 Prozent der Haushalte theoretisch berechtigt, in einer
öffentlich geförderten Wohnung zu leben. Die gesetzliche Einkommensgrenze
für einen Familien-Haushalt mit zwei Kindern liegt bei 33.730 Euro, nach Abzug der Werbungskostenpauschale und der Arbeitnehmer-Pauschbeträge darf
ein solcher Haushalt beispielsweise über einen Brutto-Jahresverdienst von rd.
52.000 Euro verfügen, um noch einen Wohnberechtigungsschein zu erhalten.
Zu den Nachfragern nach preisgünstigem oder gefördertem Wohnraum gehören somit zusammenfassend die Bezieher von Grundsicherung (SGB II, SGB
XII), die Bezieher von Wohngeld (Mietzuschuss für Haushalte mit niedrigen
Einkommen), Haushalte ohne Grundsicherung aber mit Einkommen unterhalb
der Armutsrisikogrenze sowie ggf. Studierende und Auszubildende aber auch
ältere Haushalte.
Öffentlich geförderte Wohnungen
richten sich an breite Nachfragerschicht: Jeder zweite Haushalt in
NRW kann einen Wohnberechtigungsschein erwerben
Insgesamt lässt sich für Erkelenz feststellen, dass die dargestellten Indikatoren wie Kaufkraftindex, die Entwicklung des Arbeitslosenquotienten und die
Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten eine positive Entwicklung
verzeichnen. Auch der Anteil an SGB-II-Beziehern ist mit unter 7 Prozent
(Stand 2015) im Vergleich zu NRW (9%) unterdurchschnittlich. Im Vergleich
zum Kreis ist die Kaufkraft als überdurchschnittlich und der Arbeitslosenquotient als unterdurchschnittlich zu bewerten. Lediglich die Zunahme bei den
Beschäftigten fällt in Erkelenz im Vergleich zum Kreis etwas weniger positiv
aus.
Insgesamt positive sozioökonomische Rahmenbedingungen in
Erkelenz
Eine weitere Kenngröße für den Bedarf bezahlbaren Wohnraums ist das Wohngeld. Die Zahl der Haushalte im Wohngeldbezug ist in NRW seit 2009 insgesamt rückläufig. Aufgrund der Wohngeldnovelle im Jahr 2016 ist künftig jedoch wieder mit einer ansteigenden Zahl der Wohngeldbezieher zu rechnen.
Die Höhe des monatlichen Wohngeldanspruchs spiegelt in etwa die Mietpreisstruktur in NRW wider. In Regionen, die eine hohe Zuwanderung verzeichnet
haben, die auf ein enges Mietwohnungsangebot stößt und die Preise dementsprechend angestiegen sind, liegen die Wohngeldzahlungen oberhalb des
nordrhein-westfälischen Durchschnitts. Hierzu zählt auch Erkelenz mit einem
Durchschnittswert zwischen 140 und 155 Euro/Monat. Insgesamt gestaltet sich
die Vermittlung sozialwohnungsberechtigter Wohnungssuchender schwieriger.
In Nordrhein-Westfalen ist die Zahl der Wohnungssuchenden (gemessen an
den erteilten Wohnberechtigungsscheinen) zwischen 2014 und 2015 um 3
Prozent gesunken. Erkelenz zählt zu den Kommunen, die im gleichen Zeitverlauf eine Zunahme der wohnungssuchenden Haushalte um bis zu 5 Prozent
verzeichnet haben. Die Anspannung des Wohnungsmarktes spiegelt sich zu-
Überdurchschnittliche Wohngeldzahlungen in Erkelenz als Indiz
für angespannten Wohnungsmarkt
21
Handlungskonzept Wohnen Stadt Erkelenz – Fortschreibung 2017
dem in einer abnehmenden Vermittlungsquote, d.h. dem Anteil der wohnungssuchenden Bevölkerung, dem eine Wohnung vermittelt werden konnte, wider. 4
Zahl preisgebundener Mietwohnungen kann seit 2011 auf stabilem Niveau von 650 Wohnungen
gehalten werden
Zu Ende des Jahres 2016 bestehen in der Stadt Erkelenz noch 661 preisgebundene Mietwohnungen. Der Blick auf die vergangenen 15 Jahre zeigt, dass sich
die Zahl preisgebundener Wohnungen im Wohneigentum kontinuierlich verringert hat und zwar von 513 Wohnungen im Jahr 2000 auf 206 Wohnungen in
2016. Die Entwicklung bei den preisgebundenen Mietwohnungen ist in Erkelenz demgegenüber von deutlichen Schwankungen geprägt: Während die
Zahl preisgebundener Mietwohnungen von 2000 bis 2004 leicht gesteigert
werden konnte, unterlag der Bestand zwischen 2005 und 2010 einer kontinuierlichen Verkleinerung, insbesondere ausgelöst durch auslaufende Bindungen. Die Baufertigstellungen neuer, öffentlich geförderter Wohnungen im Jahr
2011 haben dazu beigetragen, dass dieser Rückgang gestoppt werden konnte
und sich die Zahl preisgebundener Mietwohnungen seit 2011 auf einem konstanten Niveau von 650 Wohnungen hält.
Bleibt weiterer Neubau aus,
verringert sich Zahl preisgebundener Mietwohnungen bis 2030
auf 500 Wohnungen
Insofern kein weiterer Neubau in den kommenden Jahren erfolgt, geht die
NRW.BANK in ihrer aktuellen Prognose (Oktober 2016) davon aus, dass der
Bestand an preisgebundenen Mietwohnungen durch auslaufende Bindungen
im Altbestand und durch vorzeitige Rückzahlungen von Krediten bis 2030 um
22,8 Prozent auf rd. 500 Wohnungen zurückgeht. Nach Angabe der Stadt Erkelenz findet diese Reduzierung durch auslaufende Bindungen ab dem Jahr
2021 statt und betrifft alle Wohnungsgrößen, mit einem Schwerpunkt auf den
kleinen Wohnungen, die für Single-Haushalte geeignet sind.
Tabelle 6: Zukünftige Entwicklung des preisgebundenen Mietwohnungsbestands in Erkelenz
Jahr
Aus der Bindung laufende Wohnungen
davon
2011
2
Zwei Vier-Zimmer-Wohnungen
17 Ein-Zimmer-Wohnungen
Sieben Zwei-Zimmer-Wohnungen
2012
44
2013
4
Vier 3-Zimmer-Wohnungen
2014
3
Drei Drei-Zimmer-Wohnungen
2015 bis 2020
0
0
16 Drei-Zimmer-Wohnungen
4 Vier-Zimmer-Wohnungen
20 Ein-Zimmer-Wohnungen
2021-2025
50
Fünf Zwei-Zimmer-Wohnungen
13 Drei-Zimmer-Wohnungen
Zwölf Vier-Zimmer-Wohnungen
Quelle: Stadt Erkelenz, Darstellung InWIS Forschung & Beratung GmbH 2017
Höchste Bautätigkeit geförderter
Wohnungen im Jahr 2011, positive Entwicklung bei den Bewilligungen in 2016
Die nachstehende Tabelle zeigt auf, dass die Bautätigkeit im geförderten Segment im Jahr 2011 (Umsetzung insbesondere im Oerather Mühlenfeld) bislang
nicht wiederholt werden konnte. In den Jahren 2012 und 2013 sind insgesamt
79 neue, öffentlich geförderte Mietwohnungen entstanden, seit diesem Zeitpunkt sind die Baufertigstellungszahlen wieder deutlich rückläufig und betrugen in 2015 nur noch 8 Wohnungen. Der Blick auf die Bewilligungszahlen zeigt
jedoch auf, dass zeitnah mit einer erneuten Erhöhung der Baufertigstellungen
zu rechnen ist, da in 2016 52 geförderte Wohnungen bewilligt wurden.
4
22
NRW.BANK: Wohnungsmarktbericht NRW 2016
Handlungskonzept Wohnen Stadt Erkelenz – Fortschreibung 2017
Tabelle 7: Baufertigstellungen im Segment des öffentlich geförderten Teilsegmentes in Erkelenz
Jahr
Baufertigstellungen geförderter
Wohnungen insgesamt
Bewilligungen geförderter Wohnungen insgesamt
2006
24
37
2007
36
33
2008
12
14
2009
26
65
2010
18
80
2011
95
61
2012
45
14
2013
34
26
2014
13
0
2015
8
14
2016
13
52
Quelle: NRW.BANK, Stadt Erkelenz, Darstellung InWIS Forschung & Beratung GmbH
Seitens der Stadtverwaltung Erkelenz wird durch die Anpassung der Wohnraumförderbestimmungen (insbesondere Erhöhung der Tilgungsnachlässe)
eine erneute Erhöhung der Aktivitäten im geförderten Mietwohnungsbau erhofft. Nach Einschätzung der im Rahmen der Fortschreibung eingebundenen
Wohnungsmarktakteure sind weitere Aktivitäten im geförderten Neubau in
starkem Maße von der Verfügbarkeit entsprechender Wohnbaulandangebote
abhängig. Die Nachfrage nach gefördertem Wohnraum konzentriert sich auf
innenstadtnahe Lagen, Angebote im Umland werden nach Experteneinschätzung deutlich weniger stark nachgefragt. Da Fördermittel für den Mietwohnungsneubau nur bei Gewährleistung einer nachhaltigen Vermietung bewilligt
werden, sollte die Stadt Erkelenz für dieses Wohnungsteilsegment auch weiterhin zentrumsnahe Lagen in den Fokus der Wohnlandbereitstellung nehmen.
Wohnbaulandbereitstellung als
wesentliche Rahmenbedingung
für die Neuschaffung geförderter
Wohnungen in zentralen Lagen
23
Handlungskonzept Wohnen Stadt Erkelenz – Fortschreibung 2017
5. Entwicklung der Angebotspreise in den
Teilsegmenten des Erkelenzer
Wohnungsmarktes
Baukostensteigerung infolge der
Verteuerung von Materialkosten,
gestiegenen, technischen und
nachfrageseitigen Anforderungen
Zu den allgemeinen Trends in Bezug auf Wohnungsneubau zählen steigende
Baukosten: Im Zeitraum von 2000 bis 2013 sind allein die Materialkosten um
über 30 Prozent angestiegen. Dies steht in Zusammenhang mit dem starken
Anstieg der Weltmarktpreise für Metalle und Preissteigerungen für Ausbaugewerke (z.B. Abwasser- und Gasanlagen). Hinzu kommen Veränderungen von
Regelungen und Normen, z.B. höhere technische Anforderungen infolge des
Gesetzes zur Förderung Erneuerbarer Energien und der Energieeinsparverordnung. Weitere Preissteigerungen ergeben sich durch den höheren Bedarf an
Fachplanungen im Zuge der Änderungen des Regelrahmens. Auf der Nachfragerseite sind darüber hinaus gestiegene Anforderungen an den Wohnraum zu
nennen, die sich nicht nur auf die Ausstattung, sondern insbesondere auf den
Wunsch nach größeren Wohnflächen beziehen.
Die folgenden Analyseschritte basieren auf den Auswertungen der Angebotsdatenbank ImmobilienScout24, welche diejenigen Immobilienangebote enthält, die von den Anbietern zum Kauf oder zur Miete in dem Internetportal
inseriert wurden. Für jedes Angebot enthält die Datenbank Angaben zur Struktur der Objekte: zum Status (Miete/Eigentum), zum Baujahr, zu Ausstattungsmerkmalen, zur Größe und zu den Angebotspreisen. Die Mietwohnungsangebote werden auf der Basis der Nettokaltmieten ausgewiesen.
Analyse der Preisentwicklung auf
dem Wohnungsmarkt der Stadt
Erkelenz mithilfe der Datenbank
des ImmobilienScout24
Gleichzeitig erlaubt die Angebotsdatenbank auch die Abschätzung der Nachfrage nach Wohnungen. Ein „Hit“ gibt wieder, wie oft das konkrete Angebot
von potenziellen Nachfragern betrachtet wird. Berechnet wird grundsätzlich
ein Durchschnittswert für jedes einzelne Objekt, der so genannte Hit pro Wohnung und Monat. Die Hits bilden zwar nicht die tatsächliche Nachfrage ab, sie
verdeutlichen jedoch das Interesse der Nachfrager an bestimmten Wohnungsangeboten. In zahlreichen bundesweiten Marktanalysen hat sich gezeigt, dass
starke (schwache) Märkte auf diese Weise durch entsprechend hohe (niedrige)
Werte identifiziert werden können. Im Folgenden werden für alle Teilsegmente
des Wohnungsmarktes – Eigenheime, Mietwohnungen, Eigentumswohnungen
– Auswertungen hinsichtlich der Entwicklung der Angebotspreise und des
Interesses an den Angeboten durchgeführt.
Der Markt für Eigenheime (hier: freistehende Immobilien)
Neuwertige und Bestandseigenheime liegen hinsichtlich der
Durchschnittspreise dicht beieinander, bei gleichzeitiger Nachfragesteigerung
24
Die Angebotspreise für neuwertige (d.h. Immobilien, die bei der Einstellung in
der Datenbank des ImmobilienScout24 nicht älter als zehn Jahre alt waren)
und Objekte aller Baualtersklassen liegen in Erkelenz insgesamt dicht beieinander und haben in den vergangenen drei bis vier Jahren spürbar angezogen
– von rd. 225.000 Euro im Durchschnitt im Jahr 2009 auf aktuell (Anfang
2017) 275.000 Euro. Nach Einschätzung der befragten Experten haben die
Bestandsobjekte aufgrund des nur geringen Angebots an neuwertigen Objekten deutlich aufgeholt. Aufgrund fehlender Optionen im Neubau (geringes
Grundstücksangebot) sind die Angebotspreise über alle Baujahre hinweg stark
angestiegen. Gleichzeitig hat sich die Nachfrage deutlich erhöht – dies spiegelt auch die Auswertung des marktaktiven Eigenheimangebots wider.
Handlungskonzept Wohnen Stadt Erkelenz – Fortschreibung 2017
Nach Einschätzung der Erkelenzer Wohnungsmarktakteure gehört Erkelenz zu
den teuersten Wohnstandorten im Kreis Heinsberg: Die gute infrastrukturelle
Ausstattung, die verkehrliche Anbindung (insbesondere an die Zentren Düsseldorf und Mönchengladbach) sowie die Qualitäten der Innenstadt zählen zu
den zentralen Standortvorteilen.
Abbildung 11:
Entwicklung der Angebotspreise und Nachfragewerte für freistehende Einfamilienhäuser in Erkelenz
350.000
1.200
300.000
1.000
250.000
800
200.000
600
150.000
400
100.000
200
50.000
0
0
2009
2010
2011
2012
2013
2014
2015
2016
2017
Angebotspreis in Euro (neuwertig)
Angebotspreis in Euro (alle Baujahre)
Nachfrageindikator Hits/Monat (neuwertig)
Nachfrageindikator Hits/Monat (alle Baujahre)
Quelle: ImmobilienScout24, Darstellung InWIS Forschung & Beratung GmbH
Im Segment der Eigentumswohnungen bestehen stärkere Preisunterschiede
zwischen Bestands- und Neubauimmobilien. Während die Angebote über alle
Baujahre hinweg aktuell im Durchschnitt noch unterhalb von 2.500 Euro/m²
offeriert werden, liegen die Angebotspreise für neuwertige Wohnungen bei
fast 3.000 Euro/m². Sowohl Bestands- als auch neuwertige Angebote haben
eine starke Preisentwicklung zu verzeichnen: Der erste deutliche Preisanstieg
vollzog sich bei den neuwertigen Objekten bereits zwischen 2010 und 2012,
Objekte älteren Baualters zogen ab 2014 nach. Auch in jüngster Vergangenheit, d.h. ab Anfang 2015 haben sowohl die Preise als auch die Nachfragewerte nochmals angezogen. Nach Einschätzung der Wohnungsmarktakteure in
Erkelenz sind im Segment der Eigentumswohnungen derzeit kaum Preisgrenzen auszumachen, ab denen sich keine Nachfrager für die Angebote mehr finden. Insbesondere in zentralen Lagen ist eine Zahlungsbereitschaft auch oberhalb von 3.000 Euro/m² noch vorhanden. Zwar wird ab diesem Preisniveau
die Nachfragergruppe kleiner, die Vermarktung ist jedoch noch nicht problematisch. Während jüngere Zielgruppen auch Lagen an den Stadträndern akzeptieren, fokussiert sich das Interesse älterer Nachfragergruppen auf zentrale
Lagen der Stadt Erkelenz, in denen Baulücken verstärkt mit hochpreisigen
Neubaueigentumswohnungen geschlossen werden. Bei den Senioren, die ge-
Deutlicher Preisanstieg bei
Eigentumswohnungen bei gleichzeitig hoher Zahlungsbereitschaft
der Nachfrager
25
Handlungskonzept Wohnen Stadt Erkelenz – Fortschreibung 2017
zielt eine barrierefreie Eigentumswohnung in direkter Infrastrukturnähe suchen, handelt es sich zumeist um ehemalige Eigenheimbesitzer, die ihr zu groß
gewordenes Eigenheim veräußern und eine Eigentumswohnung suchen. Je
nach erzieltem Preis für das Bestandseigenheim reicht der Erlös jedoch nicht
aus, um eine neuwertige Eigentumswohnung im Stadtzentrum erwerben zu
können. Neben „best agern“ und Senioren, die als Selbstnutzer im Segment
der Eigentumswohnungen auftreten, ist dieses Segment derzeit auch für Kapitalanleger sehr attraktiv, so dass ein Teil der neu entstehenden Wohnungen als
weiter vermietete Mietwohnungen auf den Markt kommen.
Abbildung 12:
Entwicklung der Angebotspreise und Nachfragewerte für Eigentumswohnungen in Erkelenz
3.000
1.000
900
2.500
800
700
2.000
600
1.500
500
400
1.000
300
200
500
100
0
0
2009
2010
2011
2012
2013
2014
2015
2016
2017
Angebotspreis in Euro/m² (neuwertig)
Angebotspreis in Euro/m² (alle Baujahre)
Nachfrageindikator Hits/Monat (neuwertig)
Nachfrageindikator Hits/Monat (alle Baujahre)
Quelle: ImmobilienScout24, Darstellung InWIS Forschung & Beratung GmbH
Spürbare Steigerung der Mietpreise ab 2012; eine neuwertige
Wohnung (nicht älter als 10
Jahre) kostet aktuell im Durchschnitt 8,00 Euro/m².
Im Segment der Mietwohnungen sind die Angebotspreise insgesamt (alle Baualtersklassen) seit dem Jahr 2009 um insgesamt 17 Prozent, dies entspricht
einer jährlichen Steigerung in Höhe von 2,1 Prozent. Neuwertige Angebote
verzeichnen im gleichen Zeitverlauf eine Steigerung um rd. 22 Prozent und
haben im ersten Quartal des Jahres 2017 einen Durchschnittspreis von 8,00
Euro/m² überschritten. Das Interesse hat seit 2014/2015 deutlich zugenommen.
Neubaupreise bis zu 10,00
Euro/m² in zentralen Lagen
Nach Einschätzung der Wohnungsmarktexperten findet der Neubau von Mietwohnungen aktuell vermehrt im hochpreisigen Segment (d.h. auch oberhalb
von 8,00 Euro/m²) statt. In zentralen Lagen werden Neubaupreise von bis zu
10,00 Euro/m² aufgerufen, die bei Wohnungsgrößen bis 75 m² eine noch gute
Nachfrage erfahren. Der aktuelle Mietspiegel, der z.B. im neuwertigen Seg-
26
Handlungskonzept Wohnen Stadt Erkelenz – Fortschreibung 2017
ment ab Baujahr 2005 Durchschnittspreise von 7,00 bis 7,60 Euro/m² nettokalt ermittelt hat, wird seitens der Teilnehmer als realistisch eingeschätzt.
Auch der ältere Mietwohnungsbestand differenziert sich hinsichtlich der Preise aus: Das Quartier um den Lambertusweg z.B. stellt ein Beispiel für die Verbindung von durchgeführten Neubau- und Bestandsmaßnahmen dar. Für die
Umsetzung der Modernisierungsmaßnahmen wurden keine Fördermittel der
Wohnraumförderung in Anspruch genommen, es handelt sich demnach um
eine frei finanzierte Maßnahme. Bei den Bestandsmietwohnungen in diesem
Quartier werden die Einzelmodernisierungen der Wohnungen bei einem Mieterwechsel durchgeführt, die Miete wird im Anschluss nur leicht auf etwa 6,00
Euro/m² angehoben.
Abbildung 13:
Quartier Lambertusweg als Beispiel für die Kombination von
Modernisierungsmaßnahmen im
Bestand und ergänzendem Neubau
Entwicklung der Angebotspreise und Nachfragewerte für Mietwohnungen in
Erkelenz
9,00
3.000
8,00
2.500
7,00
6,00
2.000
5,00
1.500
4,00
3,00
1.000
2,00
500
1,00
0,00
0
2009
2010
2011
2012
2013
2014
2015
2016
2017
Angebotspreis in Euro/m² (neuwertig)
Angebotspreis in Euro/m² (alle Baujahre)
Nachfrageindikator Hits/Monat (neuwertig)
Nachfrageindikator Hits/Monat (alle Baujahre)
Quelle: ImmobilienScout24, Darstellung InWIS Forschung & Beratung GmbH
27
Handlungskonzept Wohnen Stadt Erkelenz – Fortschreibung 2017
6. Abgleich von Prognosen und Auswirkungen
auf den künftigen Wohnungsbedarf
Bevölkerungsprognose wird
durch Wanderungen maßgeblich
beeinflusst
Die Entwicklung der Einwohnerzahl einer Stadt stellt eine wesentliche Komponente für die zukünftige Entwicklung einer Stadt dar. Eine verlässliche Bevölkerungsprognose ist im Wesentlichen durch folgende Einflussfaktoren gekennzeichnet: Geburtenniveau (Fertilität), Sterblichkeitsniveau (Mortalität) und
Umfang der Wanderungen (Migration). Sowohl die altersspezifischen Geburtenraten als auch die altersspezifischen Sterbewahrscheinlichkeiten haben in
den letzten Jahren einen relativ gleichförmigen Verlauf angenommen. Die unsicherste Komponente stellt der Umfang der Wanderungen dar. Sie hängen
oftmals von einer Vielzahl von Faktoren ab, z. B. wirtschaftliche oder politische Maßnahmen, die nur sehr schwer einzuschätzen sind.
Notwendiger Abgleich zwischen
Bevölkerungsprognose und
tatsächlicher Entwicklung
Im Rahmen des Handlungskonzeptes Wohnen wurde durch InWIS in 2012 eine
Bevölkerungsprognose für die Stadt Erkelenz in mehreren Varianten errechnet.
Eine der Empfehlungen im Rahmen der Erstellung des Handlungskonzeptes
Wohnen ist das stetige Monitoring der Einwohnerzahlen und der Abgleich
zwischen Prognose und tatsächlicher Entwicklung. Daher werden an dieser
Stelle die Varianten der Bevölkerungsprognose mit der tatsächlichen Entwicklung der vergangenen drei Jahre verglichen, um zu prüfen, inwiefern die Aussagen zum künftigen Wohnungsbedarf noch Bestand haben.
- Die 0-Variante: Diese Variante zeigt auf, wie sich die Bevölkerung in
Erkelenz ohne den Einfluss von Zu- oder Abwanderungen entwickeln
würde. Diese Variante bildet somit lediglich ein statistisches Modell
ab, um zu verdeutlichen, wie sich die Stadt nur aufgrund ihrer
natürlichen Faktoren, der Geburten und Sterbefälle, entwickeln würde.
- Die Variante „keine Beeinflussung durch Garzweiler“: Diese Variante
berücksichtigt neben den Geburten und Sterbefällen zudem das
Wanderungsverhalten der Bevölkerung in den Jahren 2001, 2005 und
2006. Da das Jahr 2008 durch eine Bereinigung des Melderegisters
einen ungewöhnlich hohen Fortzug aufweist, wurde dieses Jahr nicht
mit in den Referenzzeitraum einbezogen. Mit dem genannten
Referenzzeitraum schreibt die Prognose einen Trend fort, der
hinsichtlich des Wanderungsverhaltens noch als unbeeinflusst von den
Umsiedlungen durch Garzweiler II bezeichnet werden kann.
- Die Variante „Beeinflussung durch Garzweiler II“: Diese Variante
berücksichtigt, wie in der Variante ohne Beeinflussung, das
Wanderungsverhalten der Bevölkerung in den Jahren 2001, 2005 und
2006. Um den Einfluss, den die Umsiedlungen durch den
Braunkohletagebau im Gebiet Garzweiler II auf das
Wanderungsverhalten der Bevölkerung haben, in die Prognose
miteinzubeziehen, wurde auf Erfahrungswerte und statistische Daten
der Stadt Erkelenz zurückgegriffen. So wurde aufgrund der
Erfahrungen, die in den bisherigen Umsiedlungsschritten gemacht
wurden, in der Prognosevariante von einem höheren Fortzug aus
Erkelenz bis zum Jahr 2020 ausgegangen und die Personenzahl
berücksichtigt, welche innerhalb von Erkelenz von den Umsiedlungen
betroffen ist.
28
Handlungskonzept Wohnen Stadt Erkelenz – Fortschreibung 2017
Während die Variante „Beeinflussung durch Garzweiler“ einen leichten Bevölkerungsrückgang um 2,7 Prozent prognostiziert, wird in der Variante „Keine
Beeinflussung durch Garzweiler“ eine Stabilisierung der Einwohnerzahl bis
zum Jahr 2030 erzielt.
Abbildung 14:
Je nach Variante leichter Einwohnerverlust bis Stabilisierung der
Einwohnerzahl möglich
Variantenvergleich der Bevölkerungsprognose für Erkelenz bis zum Jahr 2030
Quelle: Kreis Heinsberg, IT.NRW, InWIS, Darstellung InWIS Forschung & Beratung GmbH
Für das Jahr 2015 hat die Variante „Beeinflussung durch Garzweiler“ eine
Bevölkerungszahl von 44.096 Personen und die Variante „keine Beeinflussung
durch Garzweiler“ eine Personenanzahl von 44.425 prognostiziert. Die tatsächliche Entwicklung, die im Jahr 2015 durch den Zuwanderungstrend aus
dem Ausland geprägt war, übertrifft zum aktuellen Zeitpunkt (45.751 Personen
mit Hauptwohnsitz am 31.12.2015) die optimistische Variante der InWISPrognosevarianten. Für den künftigen Wohnungsbedarf bedeutet diese aktuelle Entwicklung Folgendes:
Tatsächliche Bevölkerungsentwicklung liegt aufgrund der
überdurchschnittlichen Zuwanderung in 2015 oberhalb der Ergebnisse der Bevölkerungsprognose
• Die Prognosevariante „Beeinflussung durch Garzweiler“, die die Basis
der weiteren Bedarfsrechnungen im Handlungskonzept Wohnen
darstellte, geht von einem Gesamtbedarf von 4.396 Wohneinheiten bis
zum Jahr 2030 aus, dies entspricht einem Bedarf in Höhe von 220
Wohnungen pro Jahr.
• Wird aufgrund der aktuell deutlich positiveren Entwicklung der
Einwohnerzahl die optimistischere Variante (keine Beeinflussung durch
Garzweiler) als Grundlage für den Wohnungsbedarf genutzt, erhöht sich
der Gesamtbedarf auf 5.112 Wohnungen, dies entspricht einem jährlichen
Wohnungsbedarf von 256 Wohnungen bis zum Jahr 2030.
Der Abgleich mit den Baufertigstellungszahlen zeigt, dass im Zeitraum von
2011 bis 2016 in Erkelenz durchschnittlich rd. 220 Wohnungen pro Jahr neu
errichtet wurden. Das zu empfehlende Niveau entspricht eher den durchschnittlichen Baufertigstellungszahlen zu Anfang der 2000er Jahre (20022008). Ziel sollte somit eine weitere, moderate Erhöhung der Bautätigkeit bis
zum Jahr 2030 sein, um die erwarteten Bedarfe (bei einer langfristigen Stabilisierung der Einwohnerzahl) befriedigen zu können.
Bei einer langfristigen Stabilisierung der Einwohnerzahl (aktuell
realistische Entwicklung) erhöht
sich jährlicher Wohnungsbedarf
auf rd. 260 Wohnungen pro Jahr
29
Handlungskonzept Wohnen Stadt Erkelenz – Fortschreibung 2017
Der Bedarf in Höhe von 5.112 Wohnungen, ausgehend von der optimistischeren
Bevölkerungsprognose, bezieht sich auf den Zeitraum 31.12.2010 bis
31.12.2030 inkl. der umsiedlungsbedingten Neubaubedarfe. Aus diesem Grund
wird vom Gesamtbedarf sowohl der Ersatzbedarf durch Garweiler II (rd. 1.900
Wohneinheiten) als auch die Anzahl der Baufertigstellungen der Jahre 2011 bis
2016 (ohne umsiedlungsbedingte Baufertigstellungen) abgezogen, um den
verbleibenden Wohnungsbedarf ab 2017 zu ermitteln.
Aus dieser Rechnung entsteht ein verbleibender Bedarf in Höhe von 2.200
Wohnungen für den Zeitraum 2017 bis 2030, der aus der Haushaltsentwicklung
und dem regulären Ersatzbedarf (ohne umsiedlungsbedingte Ersatzbedarfe)
entsteht.
Darüber hinaus wurde im Rahmen des Handlungskonzeptes Wohnen der qualitative Zusatzbedarf berechnet. Das Modell kalkuliert mit einem dynamischen
Marktverhalten und berücksichtigt damit auch, dass bereits in der Stadt Erkelenz wohnhafte Personen künftig ihre Wohnform noch ändern könnten und
bei entsprechenden Angeboten Eigentum bilden. Im Handlungskonzept Wohnen wurde im Rahmen der Neubaupotenzialanalyse ein jährlicher, qualitativer
Zusatzbedarf in Höhe von 25 Wohnungen errechnet. Dieser wird auch für die
folgende Unterteilung des Gesamtbedarfs auf die Teilsegmente weiter mitberücksichtigt. Im Ergebnis entsteht ein jährlicher Bedarf in Höhe von 185
Wohneinheiten (zum Vergleich: das Handlungskonzept Wohnen ermittelte
einen Bedarf in Höhe von 155 Wohneinheiten pro Jahr). In die Aktualisierung
der Tabelle ist die aktuelle Beeinflussung durch den erhöhten Zuzug der Jahre
2015 und 2016 berücksichtigt. Die positive Entwicklung der Einwohnerzahl
wurde insbesondere durch den Zuzug aus dem Ausland, darunter krisen- und
flüchtlingsbedingt – ausgelöst. Eine Gegenrechnung in Bezug auf die Zuweisung von Flüchtlingen in 2015 und 2016 zeigt Folgendes: In 2015 und 2016
wurden Erkelenz rd. 950 Flüchtlinge zugewiesen. Bei einer aktuellen Bleibeperspektive von rd. 47 Prozent, einem angenommenen Familiennachzug in
Höhe von einer Person und einer durchschnittlichen Haushaltsgröße von 2,5
Personen pro Haushalt entsteht hieraus ein Bedarf in Höhe von 26 Wohnungen
pro Jahr. Dementsprechend wird empfohlen, den hieraus entstehenden Mehrbedarf in Höhe von ca. 30 Wohneinheiten pro Jahr dem Teilsegment des öffentlich geförderten Wohnungsmarktes zuzusprechen.
Tabelle 8:
Marktsegment
Erforderlicher jährlicher Wohnungsneubau in den Teilsegmenten
Zielgruppen
Wohnungen, Umfang pro Jahr
2017-2030
Eigenheime
Wohneigentumsbildung
Zur Miete
100
Schwellenhaushalte bis höhere Einkommensgruppen
92
Mobile Paare und Familien mit mittleren bis hohen Einkommen; ältere Paare 55+,
die im Eigenheim leben wollen
1
Familien mit 2-3 Kindern, einkommensschwache und Schwellenhaushalte
7
Etagenwohnungen
Eigentumswohnungen
Mietwohnungen öffentlich
gefördert
Mietwohnungen frei
finanziert
85
Best Ager, Senioren mittlerer Kaufkraft bis kaufkräftig, Paare ohne Kinder jeden
Alters
15
Einkommensschwache Haushalte
55
Alle Haushalte
15
Quelle: InWIS, eigene Darstellung
30
Handlungskonzept Wohnen Stadt Erkelenz – Fortschreibung 2017
Im Vergleich zum Handlungskonzept Wohnen aus dem Jahr 2013 zeigt sich
somit mit einem Verhältnis von 62 Prozent für das Wohneigentum (Eigenheime
und Eigentumswohnungen) und 38 Prozent für das Segment der Mietwohnungen eine höhere Bedeutung des öffentlich geförderten Wohnungsbaus bis zum
Jahr 2030. Mit 52 Bewilligungen für öffentlich geförderte Wohnungen in 2016
entspricht diese aktuelle Entwicklung der Empfehlung einer Erhöhung der
Bautätigkeit in diesem Segment und sollte auch künftig möglichst beibehalten
werden.
31
Handlungskonzept Wohnen Stadt Erkelenz – Fortschreibung 2017
7. Rolle der untersuchten Quartiere für den
Wohnungsneubau
Der QuartiersCheck, der von InWIS entwickelt wurde, um kleinräumige Stärken
und Schwächen abzubilden, gibt einen differenzierten Überblick über die
Standortqualität ausgewählter Wohnquartiere in der Stadt Erkelenz und identifiziert die Einflussfaktoren, die zu einer guten oder einer ungünstigen Bewertung geführt haben. Zu den Bewertungskategorien zählen die städtebauliche
Charakterisierung, sozialstrukturelle Merkmale, Infrastruktur, Verkehrsinfrastruktur und Belastungen/Beeinträchtigungen.
Fortschreibung des HKW umfasst
erneuten Blick auf Untersuchungsquartiere
Innerhalb des Handlungskonzeptes Wohnen wurden vier Quartiere in Erkelenz
untersucht, bei denen zwei Handlungsfelder im Vordergrund standen: die
„Weiterentwicklung des Wohnstandortes Innenstadt“ und das Themenfeld
„Generationenwechsel in älteren Wohnquartieren“. Bei den Untersuchungsquartieren handelt es sich um den „Historischen Stadtkern“, „Gerderath“, das
„Flachsfeld“ und das „Schulviertel“. Im Rahmen der Fortschreibung des Handlungskonzeptes Wohnen wurde der Frage nachgegangen, wie sich die Quartiere seit 2013 fortentwickelt haben, welche Maßnahmenvorschläge weiterhin zu
verfolgen sind und wo weitere Aktivitäten erforderlich sind.
Abbildung 15:
Untersuchte Quartiere in der Stadt Erkelenz
Historischer
Stadtkern
Gerderath
Flachsfeld
Schulring
Quelle: Stadt Erkelenz
Quelle: OpenStreetMap, Darstellung InWIS Forschung & Beratung GmbH
32
Handlungskonzept Wohnen Stadt Erkelenz – Fortschreibung 2017
Historischer Stadtkern: Rückblick auf die Ergebnisse des
QuartiersChecks und aktuelle Entwicklungen im Quartier
Zu den zentralen Stärken des historischen Stadtkerns zählen die Infrastrukturausstattung und die gute Mietwohnungsnachfrage. Als Strategien sind im
Handlungskonzept Wohnen die Einbindung der privaten Einzeleigentümer, die
Fokussierung auf Ausbaumöglichkeiten im Bestand und die Mobilisierung von
verfügbaren Flächenpotenzialen benannt.
Abbildung 16:
Historischer Stadtkern profitiert
aufgrund Infrastrukturausstattung von guter Wohnungsnachfrage
Geringes Flächenpotenzial erschwert Wohnungsneubau
Quelle: eigene Darstellung
Die Erkelenzer Innenstadt ist Gegenstand mehrerer, baulicher Veränderungen.
Hierzu zählen neben größeren Neubauprojekten wie dem Bahnhof, der Kreissparkasse, der Volksbank, der Finanzamterweiterung und dem neuen Amtsgericht auch Wohnungsneubauprojekte. So ist z.B. in der Brückstraße ein Neubau
mit acht barrierefreien Mietwohnungen zwischen 70 und 94 m² und zwei bis
drei Zimmern entstanden. Das als historisches Bleidt-Haus bekannte Gebäude,
das über die Jahrzehnte Gegenstand mehrerer Nutzungen war, wurde abgerissen und durch einen Neubau ersetzt. Dieser berücksichtigt die historischen
Stilelemente des ehemaligen Bleidt-Hauses, z.B. in der Fassadengestaltung.
Innenstadt ist Gegenstand mehrerer baulicher Veränderungen
und Verbesserungen im Erscheinungsbild
Ein weiteres Beispiel für aktuelle Wohnungsneubauvorhaben in der Erkelenzer
Innenstadt ist das Vorhaben an der Burgstraße. In innenstadtnaher Lage entsteht im Rahmen eines Ersatzwohnungsneubaus (Abriss und anschließender
Neubau) ein zweiteiliges Projekt aus Wohnen und Gewerbe. Hochwertiger
Wohnungsbau, der die Silhouetten am Johannismarkt aufgreift, und Gewerbeflächen im Erdgeschoss bilden das Gesamtprojekt, dessen erster Bauabschnitt
bis Sommer 2018 fertiggestellt sein soll.
Ersatzwohnungsneubau prägt
aktuelle Wohnungsneubauprojekte
Innerhalb der Lenkungskreissitzungen im Rahmen der Fortschreibung des
Handlungskonzeptes Wohnen wurde seitens der Wohnungsmarktakteure darauf verwiesen, dass durch die genannten Beispielprojekte des Ersatzwoh-
Definition als Kerngebiet bedingt
gewerbliche Nutzung im Erdgeschoss
33
Handlungskonzept Wohnen Stadt Erkelenz – Fortschreibung 2017
nungsneubaus das Wohnraumangebot in der Erkelenzer Innenstadt verbessert
wird. Nachverdichtungspotenziale werden aktuell vermehrt genutzt, um hochwertige und gleichzeitig freifinanzierte, höherpreisige Angebote zu schaffen
(so auch am Stadtpark in Innenstadtnähe). Die Mischung von Wohn- und Gewerbenutzung, die bei den Neubauprojekten z.T. umgesetzt wird, entsteht
aufgrund rechtlicher Vorgaben im Kerngebiet. Seitens der Wohnungsmarktakteure wird die Herausforderung benannt, für die gewerblichen Flächen geeignete Nutzungen und Mieter zu finden. Gewerbliche Leerstände im Bestand sind
in der Erkelenzer Innenstadt zwar nicht vermehrt zu finden, sondern stellen
noch Einzelbeispiele dar – sie sollten künftig nach Einschätzung der lokalen
Experten beobachtet werden. Mit Blick auf die im Handlungskonzept Wohnen
benannten Handlungsstrategien ist somit weiterhin die Einbindung der privaten Einzeleigentümer in die Quartiersentwicklung zu verfolgen. Der Ausbau im
Bestand und die Mobilisierung von Flächenpotenzialen (hier: Ersatzwohnungsneubau) wird bereits umgesetzt und ist weiter zu verfolgen. Einen Beitrag hierzu leistet auch das seitens der Stadtverwaltung entwickelte Baulückenkataster.
Schulring: Rückblick auf die Ergebnisse des QuartiersChecks und aktuelle Entwicklungen im Quartier
Quartier mit familienorientierter
Grundausrichtung befindet sich
durch Neubauprojekte im Wandel
Das Quartier „Schulring“ war zur Erstellungszeit des Handlungskonzeptes
Wohnen ein Quartier im Wandel, das sich durch das Bestehen mehrerer Wohnbauflächenpotenziale und die Umsetzung mehrerer Neubauprojekte auszeichnete. Zu den zentralen Charakteristika des Quartiers zählen die familienorientierte Grundausstattung sowie die Nähe zur Innenstadt. Zu den Empfehlungen
zählte, mit Nischenprodukten im Neubau qualitative Statements zu setzen,
neue Aufenthaltsqualitäten im öffentlichen Raum zu schaffen und den Geschosswohnungsbau zu qualifizieren.
Abbildung 17:
Neubaupotenziale als Chance der qualitativen Weiterentwicklung des Quartiers
Quelle: eigene Darstellung
34
Handlungskonzept Wohnen Stadt Erkelenz – Fortschreibung 2017
Nach Einschätzung der Stadtverwaltung Erkelenz und der Wohnungsmarktexperten hat das Quartier „Schulring“ durch die Errichtung der Klimaschutzsiedlung und dem Wohnungsneubau auf der ehemaligen Friedhofsfläche eine positive Weiterentwicklung erfahren. Die Klimaschutzsiedlung trägt dazu bei, das
teilweise negative Image des ehemaligen Bauxhofes, der durch Aussiedler
bewohnt wurde, und durch einen Neubau ersetzt wurde, umzukehren. Die
Neubauprojekte haben nicht nur zu einem Anstieg des Preisniveaus im umliegenden Bestand geführt, sondern auch zu einer Steigerung der Nachfrage nach
Wohnraum im Quartier. Neben der Klimaschutzsiedlung entsteht derzeit die
„Residenz Bauxhof“, dessen zweiter Bauabschnitt im Herbst 2017 fertiggestellt sein soll. Im Rahmen dieses Projektes entsteht seniorengerechter Wohnraum, der bereits vor Beginn beider Bauabschnitte verkauft war. Die „Residenz
Bauxhof“, dessen Konzept auf Individualität und Gemeinschaftsgeist setzt, ist
das Ergebnis der Planungen des Arbeitskreises „Wohnen im Alter“. Das Projekt
wurde am runden Tisch entwickelt; dies umfasste auch die Durchführung einer
Umfrage unter den künftigen Bewohnern, um eine nachfragegerechte Ausstattung zu realisieren. Die Wohnungen sind an Kapitalanleger und Eigennutzer
verkauft worden. Die Mietpreise liegen zwischen 5,80 und 7,00 Euro/m² und
stellen so preisgünstigen und gleichzeitig barrierefreien Wohnraum dar, der
überwiegend von Auswärtigen nachgefragt wird.
Klimaschutzsiedlung und Residenz Bauxhof tragen zur qualitativen Ergänzung des Wohnungsangebots und zur Imageaufwertung im Quartier bei
Nach gutachterlicher Einschätzung ist somit der Strategie, durch Nischenprodukte qualitative Statements zu setzen, bereits in nennenswertem Umfang
gerecht geworden. Empfehlenswert ist die weitere Verfolgung des Ansatzes,
auch im öffentlichen Raum neue Aufenthaltsqualitäten zu schaffen und den
Geschosswohnungsbau gemeinsam mit den Eigentümern für die Zukunft „fit“
zu machen.
Schaffung neuer Aufenthaltsqualitäten und Bestandsqualifizierung sind weiter zu verfolgen
Flachsfeld: Rückblick auf die Ergebnisse des QuartiersChecks und aktuelle Entwicklungen im Quartier
Im Handlungskonzept Wohnen wurde das „Flachsfeld“ als Quartier mit Unterstützungsbedarf beschrieben. Das Quartier „Flachsfeld“ ist kein homogenes
Einfamilienhausgebiet, sondern zeichnet sich durch unterschiedliche Mikrolagen mit differierenden Qualitäten aus. Die zentrale Herausforderung besteht
im Quartier hinsichtlich der Ansprache der Eigentümer von Mehrfamilienhäusern. Während die Eigenheimbestände zu großen Teilen hinsichtlich vorhandener Handlungsbedarfe als unkritisch einzustufen sind, bestehen deutliche
Modernisierungsbedarfe im Segment der Mietwohnungen. Der Mietwohnungsbestand im Quartier wird durch die Bauweise der 1950er Jahre dominiert. Nur
an wenigen Gebäuden wurden bereits umfassende Modernisierungen vorgenommen, das Gros der Immobilien befindet sich noch im Ursprungszustand.
Die Modernisierungsbedarfe beziehen sich hierbei auf energetische Aspekte,
zum Beispiel hinsichtlich der Fassaden und Dächer sowie auf die Wohnumfeldgestaltung. Viele der Mehrfamilienhäuser verfügen darüber hinaus über
keine Balkone – diese stellen jedoch im Segment der Mietwohnungen inzwischen ein zentrales Nachfragekriterium dar.
Modernisierungsbedarfe im
Nachkriegsbestand – private
Einzeleigentümer als handelnde
Akteure
Zu der zentralen Handlungsstrategie zählt somit die gezielte Aktivierung der
Einzeleigentümer im Quartier. Mit der Bürgergemeinschaft hat sich im Quartier Flachsfeld bereits ein engagiertes Netzwerk aus Bewohnern und weiteren
Akteuren gebildet, die sich in Form eines Vereins für ihren Stadtteil einsetzen.
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Handlungskonzept Wohnen Stadt Erkelenz – Fortschreibung 2017
Abbildung 18:
Quartier mit Unterstützungsbedarf
Quelle: eigene Darstellung
Nachverdichtung und Dachgeschossausbau mögliche Ansätze –
Überarbeitung bestehender BPläne erforderlich
Die Wohnungsmarktakteure des Lenkungskreises betonen, dass Ersatzwohnungsneubau im Quartier Flachsfeld derzeit keine Option sei, da das Preisniveau im Quartier zu hoch sei, um einzelne Objekte abzureißen. Prägend für
das Quartier ist der Generationenwechsel, der sich insbesondere in den Eigenheimbeständen vollzieht. Vereinzelt wurden in jüngerer Vergangenheit Neubaumaßnahmen auf ehemaligen Garagenflächen realisiert. Die Erneuerung von
Straßenkanälen bzw. der Straßenausbau hat nach Einschätzung der lokalen
Akteure zu einer Verbesserung des Straßenbildes geführt. Die Teilnehmer der
Lenkungsgruppe weisen darauf hin, dass das Thema Nachverdichtung (z.B. auf
großen Grundstücken) insbesondere für das Quartier "Flachsfeld" von Relevanz ist. Kritisch wird erachtet, dass die B-Pläne für das Gebiet z.B. keinen
Dachgeschossausbau als weiteres Vollgeschoss ermöglichen. Die entsprechenden B-Pläne befinden sich allerdings zum Teil bereits in der Überarbeitung. Zu
den Strategien für das Quartier zählen demnach die weitere Beobachtung des
Generationenwechsels im Gebiet sowie die Unterstützung privater Einzeleigentümer. Diese müssten für die Umsetzung entsprechender Nachverdichtungs- oder Ausbaumaßnahmen im Bestand gewonnen werden.
Gerderath: Rückblick auf die Ergebnisse des QuartiersChecks und aktuelle Entwicklungen im Quartier
Bergarbeitersiedlung prägendes
Element des Stadtteils Gerderath,
Bereitstellung von Baugrundstücken prägt Neubau vor Ort
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Das Gebiet Gerderath ist, gemessen an den Einwohnerzahlen, der zweitstärkste Stadtteil in Erkelenz. Die Bergarbeitersiedlung, die in den 1940er und
1950er Jahren errichtet wurde, stellt ein quartiersbildprägendes Element dar.
Die Bergarbeitersiedlung wird ergänzt um jüngere Eigenheime der 1960er bis
1970er Jahre, überwiegend in Form von Reihenhaus- und Doppelhausstrukturen, die sich aktuell teils im Generationenwechsel befinden. Im Rahmen des
Handlungskonzeptes Wohnen wurden ein anzustrebender Imagewechsel, die
Nutzung von Standortvorteilen (landschaftlich attraktive Lage, gesicherte
Handlungskonzept Wohnen Stadt Erkelenz – Fortschreibung 2017
Grundversorgung) und die Bestandsmodernisierung als wesentliche Herausforderungen benannt.
Abbildung 19:
Generationenwechsel erfordert Unterstützungsbedarf
Quelle: eigene Darstellung
Nach Einschätzung der lokalen Wohnungsmarktakteure wird der Wohnraum
der Bergarbeitersiedlung vielfach von Haushalten mit Migrationshintergrund
nachgefragt und bewohnt. Seit Beschluss des Handlungskonzeptes Wohnen hat
es im Quartier bislang keine wesentlichen Veränderungen im Wohnungsbestand gegeben. Im Rahmen eines Neubaugebiets („An der Burg“; Baugrundstücke bereits veräußert) und weiterer geplanter Bereitstellungen von Wohnbauland (unter Berücksichtigung des Mehrfamilienhaussegments) wird das
Neubauangebot vor Ort erhöht. Insgesamt wird die Entwicklung im Gebiet
„Gerderath“ positiv eingeschätzt: Durch die Ansiedlung eines Supermarktes,
der familienfreundlichen Infrastrukturen vor Ort sowie der guten Anbindung
an Wassenberg hat der Wohnstandort an Attraktivität und Beliebtheit gewonnen. Das Ziel, mit Neubauvorhaben qualitative Statements zu setzen, konnte
somit erreicht werden. Als langfristige Perspektive gilt es somit, die Akteursvernetzung vor Ort unter Einbindung der Bewohner zu verbessern und private
Einzeleigentümer für die Quartiersentwicklung zu gewinnen.
Baugrundstücke erzielen gute
Nachfrage, weitere Angebote
geplant
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Handlungskonzept Wohnen Stadt Erkelenz – Fortschreibung 2017
8. Überprüfung der relevanten Handlungsfelder
und Empfehlungen des Handlungskonzeptes
Wohnen auf Aktualität
Monitoring umfasst Abgleich der
gesetzten Ziele und Empfehlungen
Die Fortschreibung des Handlungskonzeptes Wohnen für die Stadt Erkelenz
umfasst neben der Betrachtung der Zeitreihen und der Entwicklungen auf
kleinräumiger Ebene die Überprüfung der gesetzten Ziele und der Empfehlungen auf Aktualität und Relevanz. In der nachstehenden Tabelle sind die zentralen Handlungsfelder mit ihren dazugehörigen Maßnahmenempfehlungen zusammengefasst.
Tabelle 9:
Zusammenfassung Handlungsfelder und Empfehlungen
Handlungsfeld
Mietwohnungsmarkt
Maßnahmenempfehlungen
Breite Zielgruppenansprache, aber Fokussierung auf Senioren, best
ager und Singles/Paare mit mittleren bis höheren Einkommen
Durch regelmäßigen Neubau auch moderne Ausstattungsmerkmale
schaffen
Bestandserweiterung bei Kernsanierung 1950er/1960er JahreBestände durch Grundrissveränderung
Bei Modernisierungen und Neubau auch im Kontext des Quartiers
denken
Ansprache privater Einzeleigentümer
Bedienung der Nachfrage nach Mieteinfamilienhäusern
Bestandserneuerung inkl. Verlängerung/Neuvereinbarung von Sozialbindungen
Neubau mit Fokus auf kleinen Wohnungen und familiengerechten
Möglichkeiten: Wohnungen für Single-Haushalte; Altersgerechte,
barrierefreie Wohnungen; Mieteinfamilienhäuser
Energetische Sanierung: Anreize für Eigentümer
schaffen (Klimabonus, Merkmal energetische
Sanierung Mietspiegel)
Schaffung zusätzlicher Angebote im Betreuten Wohnen (alle 3-4 Jahre ein Projekt)
Schwerpunktsetzung im Neubau und Bestand: unteres und mittleres
Preissegment (u.a. durch Nutzung der sozialen Wohnraumförderung)
Verschiedene Akteure aktivieren, um im Bestand und im Neubau altersgerechte Wohnungen anzubieten (Wohnungsunternehmen, private Einzeleigentümer, Selbstnutzer)
Kommunikation der Umbaumöglichkeiten im Bestand (z.B. Wanderausstellungen)
Angebot einer breiten Produktpalette, um unterschiedlichste Anforderungen an Ausstattung und Preiskategorien zu bedienen (Schwellenhaushalte, mittleres Einkommen, einkommensstarke Paare und
Familien, best ager und Senioren)
Marktnischen bedienen (geringe Quantitäten: barrierefreie Eigenheime, Mehrgenerationenhäuser, Baugemeinschaften)
Begleitung Generationenwechsel in Bestandsgebieten
Eigentumswohnungen: breite Zielgruppenansprache, Schaffung von
Mehrwerten
Gewinnung neuer Flächenpotenziale (Prüfung der Umwidmung von
gewerblich genutzten Flächen, Nachverdichtungspotenziale, Wohnbauflächen- und Baulückenmanagement)
Zusammenarbeit mit Investoren intensivieren, z.B. durch Durchführung eines „Erkelenzer Wohnungsbauforums“
Mobilisierungsquote von Baulücken erhöhen, z.B. durch Einrichtung
eines Bauflächenpools
Grundstückseigentümer und Investoren „zusammenbringen“, z.B.
durch Quartiersspaziergänge
Soziale Wohnraumversorgung
Wohnen im Alter
Wohneigentumsbildung
Wohnbauflächen
Quelle: InWIS Forschung & Beratung GmbH, Handlungskonzept Wohnen für die Stadt Erkelenz
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Handlungskonzept Wohnen Stadt Erkelenz – Fortschreibung 2017
Innerhalb der Sitzungen des Lenkungskreises im Rahmen der Fortschreibung
des Handlungskonzeptes Wohnen wurde seitens der Teilnehmer betont, dass
seit dem Beschluss des Konzeptes bereits viele Projekte initiiert wurden. Diese
wurden insbesondere im Neubau umgesetzt und haben zur Entwicklung einzelner Quartiere beigetragen. Beispielhaft sei an dieser Stelle auf die realisierten Neubauprojekte in der Erkelenzer Innenstadt und im Quartier „Schulring“
hingewiesen. Seitens des Lenkungskreises werden die Handlungsempfehlungen und Maßnahmenvorschläge aus dem Handlungskonzept Wohnen weiterhin
als aktuell und relevant eingestuft.
Ziele und Empfehlungen des HKW
werden seitens des Lenkungskreises weiterhin als aktuell und
relevant eingeschätzt
Der Abgleich der aktuellen Einwohnerentwicklung mit der Bedarfsprognose hat
jedoch aufgezeigt, dass sich bei einer weiterhin positiven Entwicklung der
Neubau an der Variante „keine Beeinflussung durch Garzweiler“ und damit an
der optimistischeren Variante der Bevölkerungsprognose orientieren sollte.
Dies entspricht einer Erhöhung der jährlichen Bauleistung von aktuell 208
Wohneinheiten auf rd. 260 Wohneinheiten. Allerdings steht hiermit die Frage
nach entsprechenden Wohnbauflächen im direkten Zusammenhang. Innerhalb
des Lenkungskreises wurde die Frage diskutiert, auf welchen Flächen der notwendige Mietwohnungsbau realisiert werden kann. Aufgrund der hohen Bedarfe wird angeregt, die Bestandsqualifizierung stärker in den Blick zu nehmen
und auch Nachverdichtungs- und Ausbaumöglichkeiten zu prüfen (so z.B. im
Quartier Flachsfeld).
Bei konstant stabiler bis positiver
Einwohnerentwicklung ist Erhöhung der Bautätigkeit anzuraten
Nach Einschätzung der Stadtverwaltung stehen insgesamt betrachtet noch
ausreichend Wohnbauflächenpotenziale in Erkelenz zur Verfügung. Von den
Wohnbauflächen für die erwartete Nachfrage im Zeitraum 2001 bis 2017 stehen derzeit noch etwa 50 Prozent zur Verfügung. Durch die geplante Erweiterung des Oerather Mühlenfelds können weitere 35 ha Wohnbaufläche entstehen. Seitens der Stadtverwaltung wird allerdings bestätigt, dass für die Realisierung von Mehrfamilienhäusern im Neubau der Baugebiete weniger Flächen
geeignet sind und hier Bauflächen für Mehrfamilienhäuser konkret zu planen
sind. Flächenknappheiten für Mehrfamilienhäuser bestehen unmittelbar im
Stadtkern, Abhilfe könnte hier der Entwicklungsbereich „Altes Amtsgericht/Polizei/Gesundheitsamt“ schaffen. Nach Einschätzung der Stadt Erkelenz
ist eine Konzentrierung der Wohnbaulandentwicklung erforderlich, z.B. durch
Fokussierung des Mietwohnungsbaus auf Erkelenz-Mitte und größere Ortslagen. Neue Baugebiete sind neben dem Oerather Mühlenfeld West noch in Katzem und Kückhoven geplant. Das Baugebiet Gerderath ist bereits abgeschlossen, ein weiteres, auch in Ortslage, in Vorbereitung.
Generelle Verfügbarkeit von
Wohnbauflächen, aber erwartete
Engpässe bei Flächen für den
Mehrfamilienhausbau
Eine weitere, bereits umgesetzte Maßnahme des Handlungskonzeptes Wohnen
ist die Erstellung eines Baulückenkatasters durch die Stadt Erkelenz. Dieses
verfolgt die Ziele,
Erstellung Baulückenkataster
durch die Stadt Erkelenz
• zur Mobilisierung des Baulandpotenzials beizutragen,
• potenziellen Bauinteressenten als Erstinformation zu dienen,
• eine nachhaltige Entwicklung zu unterstützen,
• die zügige Bebauung im Innenbereich zu stärken und gleichzeitig den
Außenbereich zu schützen.
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Handlungskonzept Wohnen Stadt Erkelenz – Fortschreibung 2017
Insgesamt rd. 180 Baulücken im
Erkelenzer Stadtgebiet
Die Flächenerhebung stellt zunächst eine unverbindliche Zusammenstellung
dar. Die Kartierung der Baulücken stellt keinen direkten Anspruch auf eine
Baugenehmigung dar. So richtet sich die Zulässigkeit der Bebauung nach bauplanungs- und bauordnungsrechtlichen Vorschriften. Insgesamt befinden sich
rd. 2.000 m² Fläche in Wohn- und Mischgebieten. 70 Baulücken sind allein
Erkelenz-Mitte zuzuordnen, 50 weitere befinden sich in Gerderath und jeweils
30 weitere in Kückhoven und Lövenich.
Anregung: Kontaktaufnahme zu
Grundstückseigentümern, um
Verkaufsbereitschaft abzufragen
Aktuell bestehen bereits erste Reaktionen auf das Baulückenkataster: Privatpersonen bzw. Grundstückssuchende stellen Anfragen zu Grundstückseigentümern, wobei die Stadt Erkelenz keine Aussagen zu grundstücksbezogenen
Daten und den Eigentümer treffen darf. Innerhalb des Lenkungskreises wurde
die Anregung gegeben, eine Kontaktaufnahme zu den Eigentümern durch die
Stadtverwaltung vorzunehmen, um die Bereitschaft zum Grundstücksverkauf
abzufragen.
Mobilisierungshemmnisse bei
Baulücken am größten
Bei Baulücken sind die Mobilisierungshemmnisse erfahrungsgemäß noch größer als z.B. bei neuen Beplanungsgebieten, u.a. wenn die Umsetzung technisch-baulich schwierig ist oder der Eigentümer sich nicht zu einer Neunutzung durchringen kann. Auch in der Stadt Erkelenz wird dieses Mobilisierungshemmnis seitens der Marktexperten und der Stadtverwaltung bestätigt.
Geringe Mobilisierungsquoten
bei kleinen Baulücken unter
1.000 m²
Der Regionalverband Ruhr ermittelt in seinem Flächeninformationssystem für
kleine Bauflächen bis zu 1.000 m² eine Mobilisierungsquote von 5 Prozent
und für größere Bauflächen eine Mobilisierung von 100 Prozent. Die 100 Prozent werden aus gutachterlicher Sicht für zu hoch bewertet. InWIS verfügt
aber mehreren Städten über empirisch gewonnene Werte zum Umfang der
mobilisierbaren Baulücken im Innenbereich und in B-Plangebieten innerhalb
eines Zehn-Jahres-Zeitraumes, die sich auf 63 Prozent aller Baulückenreserven
belaufen. Auf die tatsächliche Mobilisierung der Baulücken hat die Stadt Erkelenz zwar geringen Einfluss, seitens des Lenkungskreises wird eine entsprechende Flächenentwicklung jedoch als wünschenswert eingestuft.
Fortführung und Verstetigung des
Lenkungskreises empfehlenswert
Abschließend ist positiv zu bewerten, dass die Stadt Erkelenz nach Beschluss
des Handlungskonzeptes Wohnen im Jahr 2013 die Fortschreibung des Konzeptes angeregt hat und drei weitere Sitzungen des Lenkungskreises durchgeführt
hat. Dieser wurde für die Vertiefung der diskutierten Themen um weitere Wohnungsmarktakteure, die bei der Erstellung des Handlungskonzeptes Wohnen
z.T. über Expertengespräche eingebunden wurden, ergänzt. Empfehlenswert
ist die Fortführung des Lenkungskreises als „Runder Tisch der Erkelenzer
Wohnungswirtschaft“. Regelmäßige Treffen in einem Abstand von 6 bis 12
Monaten zum Austausch über aktuelle Neubauvorhaben, die Entwicklung von
Baugebieten und die Erfahrung bei der Flächenmobilisierung (z.B. über das
Baulückenkataster) könnten künftige Themen für den Austausch im Lenkungskreis darstellen.
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