Daten
Kommune
Erkelenz
Dateiname
50265.pdf
Größe
13 MB
Erstellt
29.11.16, 12:00
Aktualisiert
19.12.16, 08:10
Stichworte
Inhalt der Datei
Beschlussvorlage
Federführend:
Planungsamt
Vorlage-Nr:
Status:
AZ:
Datum:
Verfasser:
A 61/379/2016
öffentlich
15.11.2016
Amt 61 Thomas Balzhäuser
Ergebnis Werkstattverfahren, Institutionalisierung des informellen
Planungsverbandes Mönchengladbach, Erkelenz, Jüchen und Titz
Beratungsfolge:
Datum
Gremium
13.12.2016
be
15.12.2016
21.12.2016
Ausschuss für Stadtentwicklung, Bauen, Wirtschaftsförderung und BetrieHauptausschuss
Rat der Stadt Erkelenz
Tatbestand:
1. Vorbemerkungen
Das Gebiet des informellen Planungsverbandes ist geprägt von einem durch die
Braunkohlengewinnung in Anspruch genommenen zentralen Raum. Dieser Eingriff
bedingt in den angrenzenden Räumen Folgestörungen auf unterschiedlichen Ebenen, welche im gesamten Gebiet des informellen Planungsverbandes vielschichtige
und z. T. schwerwiegende strukturelle Auswirkungen haben. Ein erheblicher Teil der
naturräumlichen und landschaftlichen Prägung verschwindet. Die Beeinträchtigungen
des großflächigen Eingriffs in den Wasserhaushalt betreffen alle Partner des Planungsverbandes. Umsiedlungen gehören zu den gravierendsten Eingriffen des
Braunkohlentagebaus in die intensiv genutzte und dicht besiedelte Kulturlandschaft
der Niederrheinischen Bucht und in das Leben der davon Betroffenen. Darüber hinaus greift der Tagebau insbesondere in der Tagebaurandlage, aber auch im weiteren
Umland in ein bestehendes Netz aus Verkehrs-, Transport- und Handelsbeziehungen
ein.
Durch den großräumigen Eingriff entstehen aber auch neue Zusammenhänge und
neue Chancen. Sie liegen u.a. in der Option, eine einzigartige und identitätsstiftende
Tagebaufolgelandschaft entstehen zu lassen, sowie in der überregionalen Attraktivität der im Zusammenhang mit dem Tagebaurestsee entstehenden großen Wasserfläche, die die Bedeutung des Raumes grundlegend verändern wird.
Im Braunkohlenplan Garzweiler II wurden von der Landesregierung zahlreiche Regelungen zum Abbau der Braunkohle getroffen. Dabei wurde eine explizite Betrachtung
der Tagebaurandgemeinden und der Gestaltung der Tagebaufolgelandschaften au-
ßen vor gelassen. Entsprechend bestehen nur wenige Zielsetzungen, wie diese vor
den Auswirkungen nachhaltig geschützt werden und nach Tagebauende zukunftsweisend entwickelt werden können.
Aus diesem Anlass wurde nach eineinhalbjähriger Vorarbeit der informelle Planungsverband am 19.11.2014 mit einer gemeinsamen Auftaktveranstaltung auf den Weg
gebracht und anschließend durch die zuständigen kommunalen Gremien grundlegend konstituiert, um eine zukunftsfähige Entwicklung der Region im Umfeld des Tagebaus und mit diesem zu erreichen.
Die bisherige interkommunale Zusammenarbeit wird in Form von Arbeitskreisen von
den Verwaltungsspitzen und Mitarbeitern der vier Kommunen getragen. Ziel dieser
Zusammenarbeit ist die zukunftsfähige Entwicklung der Region im Umfeld des
Braunkohlentagebaus. Vor diesem Hintergrund haben die Kommunen einen Planungsprozess eingeläutet, der in einer Planungswerkstatt mündete, die im Zeitraum
vom 05.09.2016 bis zum 09.09.2016, im Rittergut Wildenrath in Wanlo stattgefunden
hat. Dabei sollten die unterschiedlichen Herausforderungen und Zielvorstellungen
des Betrachtungsraumes in einem Handlungsrahmen miteinander in Beziehung gesetzt werden und in einem „Drehbuch“ münden, welches die Grundlage für alle weiteren planerischen Schritte bis zum Jahr 2035 bilden wird.
2. Ergebnisse der Planungswerkstatt
Das gesamte Verfahren wurde begleitet vom Duisburger Büro plan b, weitere externe
Experten wurden als Berater hinzugezogen. Dabei lieferte die Werkstatt sowohl eine
langfristige Perspektive für den Gesamtraum als auch daraus abgeleitete und bereits
kurzfristig umsetzbare Projektideen (vgl. Anlage). Die im Rahmen der Planungswerkstatt entwickelten Vorschläge fokussieren sich auf das Umfeld des Tagebaus sowie
das Tagebaugebiet selbst – die vorgeschlagenen Verknüpfungen zu bestehenden
Strukturen (Tagebau Hambach und Inden, Verkehrsnetz, Naturräume etc.) reichen
jedoch weit in die Region hinein.
Die grundsätzliche Planungsidee beinhaltet Strategien in vier Bereichen:
landschaftliche Strategien (Landschaftsbild, Orientierungspunkte, neue Ansätze für Rekultivierung, Vernetzung von Freiraum und Landschaft, Wassererlebnis, Orte der Identität, Genusslandschaften, …),
städtebauliche Strategien (Siedlungsbild und Siedlungsentwicklung im ländlichen Raum, Thema Seerand, neue Siedlungsflächen ermöglichen, Revitalisierung/ Stärkung alter Ortskerne, …),
wirtschaftliche Strategien (Infrastrukturverbesserungen, Dorfinfrastrukturen
fördern/beleben, Gewerbe, Start-Ups, Innovationszentren, erneuerbare Energien, …) ,
soziale Strategien (aktiver und kreativer Umgang mit ‚Abschied und Erinnerung‘ verlorener Orte und Landschaft, Kommunikationszentren, Stärkung des
Zusammenhalts von Dorf, Bewohner, Familie, Vereinen, …)
Die konzeptionellen Ansätze und räumlichen Ankerpunkte adressieren unterschiedliche Umsetzungsebenen. Diese müssen im weiteren Planungsprozess vertieft und
weiter ausgearbeitet werden.
Aufbauend auf den vier genannten Strategiefeldern soll sich die Tagebaufolgelandschaft auf Grundlage des folgenden räumlichen Konzepts entwickeln:
Vorlage A 61/379/2016 der Stadt Erkelenz
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Das grüne Band: Dieses Band umgibt das gesamte Gebiet und schafft mit
vorhandenen sowie neuen Elementen und Strukturen eine grüne Infrastruktur.
Der Tagebau wird an seinen Schwellen als Attraktion inszeniert und bildet
durch unterschiedlich genutzte Frei- und Landschaftsräume an der Tagebaukante eine Attraktion in der Region. Das grüne Band ist begehbar und soll per
Radschnellweg auch im wörtlichen Sinn erfahrbar werden. Es verbindet über
die zu schaffende gründe Infrastruktur neben Landschaftsteilen auch die Orte
im Tagebauumfeld, z.T. bis weit in städtisches Umfeld hinein.
Drei Landschaften: Innerhalb des grünen Bands entstehen drei Landschaften
mit unterschiedlichen Qualitäten:
-
Die erste Landschaft: die Reallabor‐Landschaft. Sie stellt einen vielfältigen
Experimentierraum dar: für Gewerbe, neue Energieformen, temporäre Nutzungen, Land(wirt)schaftsprojekte.
-
Die zweite Landschaft – das Innovation Valley – Sie ist eine vielgestaltige, offene Landschaft mit Terrassen, Feucht‐ und Trockenzonen. Sie stellt
innerhalb der drei Landschaften das grüne Herz dar. Zum zukünftigen See
hin bietet sie Raum für neue Wirtschafts‐ und Wohnstandorte. Auch Einrichtungen für Forschung, das Gesundheitswesen, Dienstleistungen können in dieser attraktiven Landschaft Platz finden. Die Topographie der Hügellandschaft ermöglicht vielfältige Aussichten.
-
Die dritte Landschaft: das nahende Tagebauloch und der zukünftige
See. Gerade die Zwischenphase ermöglicht viel Raum für temporäre Nutzungen. Der See selbst stellt einen überregional wirkenden Anziehungspunkt dar, birgt großes Potential für Naherholung, Freizeit und Ökologie
und wird Entwicklungen in seinem direkten Umfeld positiv beeinflussen.
Innerhalb dieser räumlichen Konzeption auf der Basis der genannten Strategiefelder
hat die Werkstatt unterschiedliche Ideen und Vorschläge gemacht. Diese Vielzahl an
Anregungen zeigen, dass die Entwicklung der Tagebaufolgelandschaft Garzweiler
die Chance bietet, etwas Neues und Unverwechselbares zu schaffen. Zeitgleich zeigt
sich auch, dass die Ideen konkretisiert werden müssen. Dieser Prozess und insbesondere seine Steuerung sollen in Zukunft auf eine noch solidere Basis der interkommunalen Zusammenarbeit gestellt werden.
3. Umsetzung der Ergebnisse und Institutionalisierung
Mit dieser Beratungsvorlage legen die Verwaltungen der Stadt Mönchengladbach,
der Stadt Erkelenz, der Gemeinde Jüchen und der Gemeinde Titz den jeweiligen Räten eine gemeinsame Beschlussvorlage vor, mit dem Ziel, die Zusammenarbeit des
informellen Planungsverbandes zeitnah stärker zu institutionalisieren, um die Ergebnisse des Werkstattverfahrens im Rahmen eines Entwicklungskonzeptes für die Tagebaufolgelandschaft und dessen Umgebung zu konkretisieren und umzusetzen.
Die Verwaltungen der vier Kommunen haben hinsichtlich der weiteren Institutionalisierung verschiedene Rechtsformen geprüft. Im Ergebnis wird der Zweckverband als
die geeignetste Form angesehen, um die interkommunale Zusammenarbeit mit dem
Ziel der Umsetzung und Weiterentwicklung der Ergebnisse der Planungswerkstatt
Vorlage A 61/379/2016 der Stadt Erkelenz
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weiterzuführen. Generell stärkt ein Zweckverband die Rolle der vier Kommunen gegenüber dem Land hinsichtlich der Vergabe von Fördermitteln, aber auch als Akteur
im Rahmen von landes- und regionalplanerischen Verfahren. Auch eine politische
Beteiligung und Legitimation lässt sich im Rahmen eines Zweckverbandes am besten abbilden.
Beschlussentwurf (als Empfehlung an Hauptausschuss und Rat):
„1. Das im Werkstattverfahren des informellen Planungsverbandes erarbeitete und
am 02.11.2016 in einer gemeinsamen Veranstaltung in Erkelenz vorgestellte
Konzept eines Drehbuchs (s. Anlage) ist Grundlage, die dort gesetzten gemeinsamen Ziele und Planungsperspektiven im Rahmen der interkommunalen
Zusammenarbeit zwischen Mönchengladbach, Erkelenz, Jüchen und Titz weiter zu konkretisieren und umzusetzen.
2.
Der Rat beauftragt die Verwaltung, alle Prüfungen vorzunehmen, um die
Gründung eines Zweckverbands zur Konkretisierung und Umsetzung der Ergebnisse
des Werkstattverfahrens auf Grundlage des Drehbuchs vorzubereiten.“
Finanzielle Auswirkungen:
Ein genauer Kostenrahmen kann zurzeit noch nicht beziffert werden. Die Ermittlung
ist Gegenstand des Prüfauftrages an die Verwaltung. Vorsorglich wurden für den
Haushalt 2017 im Produkt 09, räumliche Planung und Entwicklung (Produktsachkonto 542945) 200.000 Euro veranschlagt.
Anlagen:
Präsentation der Planungswerkstatt
Dokumentation der Planungswerkstatt
Vorlage A 61/379/2016 der Stadt Erkelenz
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Tagebaufolge[n]landschaft Garzweiler – Dokumentation der Planungswerkstatt
Herzlich willkommen!
Gemeinsame Informationsveranstaltung
der Fachausschüsse
des informellen Planungsverbandes
02.11.2016
Informeller Planungsverband Mönchengladbach, Erkelenz, Jüchen und Titz
Folie 1
Tagebaufolge[n]landschaft Garzweiler – Dokumentation der Planungswerkstatt
Informeller Planungsverband Mönchengladbach, Erkelenz, Jüchen und Titz
Folie 2
Tagebaufolge[n]landschaft Garzweiler – Dokumentation der Planungswerkstatt
Informeller Planungsverband Mönchengladbach, Erkelenz, Jüchen und Titz
Folie 3
Tagebaufolge[n]landschaft Garzweiler – Dokumentation der Planungswerkstatt
Herzlich willkommen!
"Ich denke, dass es weltweit einen Markt für vielleicht fünf Computer gibt”.
Thomas Watson, Chairman von IBM, 1943
Informeller Planungsverband Mönchengladbach, Erkelenz, Jüchen und Titz
Folie 4
Tagebaufolge[n]landschaft Garzweiler – Dokumentation der Planungswerkstatt
Drehbuch
Informeller Planungsverband Mönchengladbach, Erkelenz, Jüchen und Titz
Folie 5
Tagebaufolge[n]landschaft Garzweiler – Dokumentation der Planungswerkstatt
Herzlich willkommen!
DAVOR:
Verlust,
Entwurzelung
Rückbau
MG
DABEI:
Lärm, Staub,
Wasser,
Sozialstruktur
Jüchen
ERK
DAVON:
Entkommen,
Neuanfang,
Nachholbedarf
DANACH:
Titz
Landschaft,
Siedlung,
Nutzung…
Das Raum- und Zeitenrad.
Informeller Planungsverband Mönchengladbach, Erkelenz, Jüchen und Titz
Folie 6
Tagebaufolge[n]landschaft Garzweiler – Dokumentation der Planungswerkstatt
DANACH
DAVOR
DAVOR
DANACH
Landschaftliche
Wirtschaftliche
Strategien
Strategien
DABEI
DAVON
DABEI
DAVON
DAVOR
DANACH
DAVOR
DANACH
DABEI
Soziale
Städtebauliche
Strategien
Strategien
DAVON
DABEI
DAVON
Handlungsfelder.
Informeller Planungsverband Mönchengladbach, Erkelenz, Jüchen und Titz
Folie 7
Tagebaufolge[n]landschaft Garzweiler – Dokumentation der Planungswerkstatt
Handlungsfelder.
Informeller Planungsverband Mönchengladbach, Erkelenz, Jüchen und Titz
Folie 8
Tagebaufolge[n]landschaft Garzweiler – Dokumentation der Planungswerkstatt
Kumulierend statt konkurrierend
Informeller Planungsverband Mönchengladbach, Erkelenz, Jüchen und Titz
Folie 9
Tagebaufolge[n]landschaft Garzweiler – Dokumentation der Planungswerkstatt
Neuland aus den Niederlanden:
Rob Kanbier
Wouter Vos
Thomas van den Berg
Informeller Planungsverband Mönchengladbach, Erkelenz, Jüchen und Titz
Folie 10
Tagebaufolge[n]landschaft Garzweiler – Dokumentation der Planungswerkstatt
Raumplaner aus Hannover:
Dr. Verena Brehm
Tim Mohr
Informeller Planungsverband Mönchengladbach, Erkelenz, Jüchen und Titz
Folie 11
Tagebaufolge[n]landschaft Garzweiler – Dokumentation der Planungswerkstatt
Landschaftsarchitektur aus Mailand und Duisburg
Dr. Andreas Kipar
Martin Thoma
Andrea Balestrini
Informeller Planungsverband Mönchengladbach, Erkelenz, Jüchen und Titz
Folie 12
Tagebaufolge[n]landschaft Garzweiler – Dokumentation der Planungswerkstatt
Sozialräumliches aus Hamburg:
Dr. Susanne Kost
Martin Döring
Tanja Wehr
Informeller Planungsverband Mönchengladbach, Erkelenz, Jüchen und Titz
Folie 13
Tagebaufolge[n]landschaft Garzweiler – Dokumentation der Planungswerkstatt
TAGEBAUFOLGE[N]LANDSCHAFT GARZWEILER
Jahr
Monat
Phase
TERMINSCHIENE VERFAHREN
2016
Woche 1
JAN
2
3
FEB
4
5
6
MAR
7
8
9
APR
MAI
JUN
JUL
AUG
SEP
OKT
NOV
DEZ
10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34 35 36 37 38 39 40 41 42 43 44 45 46 47 48 49 50 51 52
Grundlagenermittlung
Aufgabenstellung
22. April
Öffentlichkeit
Abstimmung
Teilnehmer und Experten
Vorbereitung Auftakt
1. Juni
Auftakt
Weiterer Klärungsbedarf
5. bis 9. September
Werkstatt
Nachbereitung
Zeitplan. Phase
Woche 1
Monat
2
3
JAN
4
5
6
7
FEB
8
9
10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34 35 36 37 38 39 40 41 42 43 44 45 46 47 48 49 50 51 52
MAR
APR
MAI
Informeller Planungsverband Mönchengladbach, Erkelenz, Jüchen und Titz
JUN
JUL
AUG
SEP
OKT
NOV
DEZ
Folie 14
Tagebaufolge[n]landschaft Garzweiler – Dokumentation der Planungswerkstatt
Ergebnisse
Informeller Planungsverband Mönchengladbach, Erkelenz, Jüchen und Titz
Folie 15
Tagebaufolge[n]landschaft Garzweiler – Dokumentation der Planungswerkstatt
Europäische Dimensionen
Informeller Planungsverband Mönchengladbach, Erkelenz, Jüchen und Titz
Folie 16
Tagebaufolge[n]landschaft Garzweiler – Dokumentation der Planungswerkstatt
Grünes Herz zwischen den Großstädten, „Magnet“
Informeller Planungsverband Mönchengladbach, Erkelenz, Jüchen und Titz
Folie 17
Tagebaufolge[n]landschaft Garzweiler – Dokumentation der Planungswerkstatt
Linien und Netze im Raum – Infrastruktur und Wasser
Informeller Planungsverband Mönchengladbach, Erkelenz, Jüchen und Titz
Folie 18
Tagebaufolge[n]landschaft Garzweiler – Dokumentation der Planungswerkstatt
Landschaftliche Vision, der Dreiklang der Tagebaue
Informeller Planungsverband Mönchengladbach, Erkelenz, Jüchen und Titz
Folie 19
Tagebaufolge[n]landschaft Garzweiler – Dokumentation der Planungswerkstatt
Weg vom Loch hin zum Ring
Informeller Planungsverband Mönchengladbach, Erkelenz, Jüchen und Titz
Folie 20
Tagebaufolge[n]landschaft Garzweiler – Dokumentation der Planungswerkstatt
Dörfer verbinden mit Sichtpunkten
Informeller Planungsverband Mönchengladbach, Erkelenz, Jüchen und Titz
Folie 21
Tagebaufolge[n]landschaft Garzweiler – Dokumentation der Planungswerkstatt
Informeller Planungsverband Mönchengladbach, Erkelenz, Jüchen und Titz
Folie 22
Tagebaufolge[n]landschaft Garzweiler – Dokumentation der Planungswerkstatt
+
Tradition würdigen
=
Vergangenheit annehmen
Informeller Planungsverband Mönchengladbach, Erkelenz, Jüchen und Titz
Zukunft gestalten
Folie 23
Tagebaufolge[n]landschaft Garzweiler – Dokumentation der Planungswerkstatt
Informeller Planungsverband Mönchengladbach, Erkelenz, Jüchen und Titz
Folie 24
Tagebaufolge[n]landschaft Garzweiler – Dokumentation der Planungswerkstatt
Identität stiften, einzigartig sein.
Geschichte(n) erzählen, Zugänge schaffen.
Das Loch kapern.
Die Region erobern.
Wirtschaftsstandorte befördern.
Siedlungen anreichern, neue Siedlungstypen erfinden.
Landschaft formen, Landschaft anreichern.
Ressourcen generieren, Energien freisetzen.
Räume vernetzen, Barrieren überwinden.
Informeller Planungsverband Mönchengladbach, Erkelenz, Jüchen und Titz
Folie 25
Tagebaufolge[n]landschaft Garzweiler – Dokumentation der Planungswerkstatt
Informeller Planungsverband Mönchengladbach, Erkelenz, Jüchen und Titz
Folie 26
Tagebaufolge[n]landschaft Garzweiler – Dokumentation der Planungswerkstatt
Informeller Planungsverband Mönchengladbach, Erkelenz, Jüchen und Titz
Folie 27
Tagebaufolge[n]landschaft Garzweiler – Dokumentation der Planungswerkstatt
Informeller Planungsverband Mönchengladbach, Erkelenz, Jüchen und Titz
Folie 28
Tagebaufolge[n]landschaft Garzweiler – Dokumentation der Planungswerkstatt
Informeller Planungsverband Mönchengladbach, Erkelenz, Jüchen und Titz
Folie 29
Tagebaufolge[n]landschaft Garzweiler – Dokumentation der Planungswerkstatt
VENRATH
KAULHAUSEN
Informeller Planungsverband Mönchengladbach, Erkelenz, Jüchen und Titz
Folie 30
Tagebaufolge[n]landschaft Garzweiler – Dokumentation der Planungswerkstatt
VENRATH
KAULHAUSEN
Informeller Planungsverband Mönchengladbach, Erkelenz, Jüchen und Titz
Folie 31
Tagebaufolge[n]landschaft Garzweiler – Dokumentation der Planungswerkstatt
VENRATH
KAULHAUSEN
Informeller Planungsverband Mönchengladbach, Erkelenz, Jüchen und Titz
Folie 32
Tagebaufolge[n]landschaft Garzweiler – Dokumentation der Planungswerkstatt
VENRATH
KAULHAUSEN
Der grüne Ring
Informeller Planungsverband Mönchengladbach, Erkelenz, Jüchen und Titz
Folie 33
Tagebaufolge[n]landschaft Garzweiler – Dokumentation der Planungswerkstatt
Grüner Ring mit Radschnellweg für Initiative und Entwicklungsmöglichkeiten
Informeller Planungsverband Mönchengladbach, Erkelenz, Jüchen und Titz
Folie 34
Tagebaufolge[n]landschaft Garzweiler – Dokumentation der Planungswerkstatt
Informeller Planungsverband Mönchengladbach, Erkelenz, Jüchen und Titz
Folie 35
Tagebaufolge[n]landschaft Garzweiler – Dokumentation der Planungswerkstatt
VENRATH
KAULHAUSEN
Dörfer und Entwicklungen
Informeller Planungsverband Mönchengladbach, Erkelenz, Jüchen und Titz
Folie 36
Tagebaufolge[n]landschaft Garzweiler – Dokumentation der Planungswerkstatt
Informeller Planungsverband Mönchengladbach, Erkelenz, Jüchen und Titz
Folie 37
Tagebaufolge[n]landschaft Garzweiler – Dokumentation der Planungswerkstatt
Informeller Planungsverband Mönchengladbach, Erkelenz, Jüchen und Titz
Folie 38
Tagebaufolge[n]landschaft Garzweiler – Dokumentation der Planungswerkstatt
Drei Landschaften innerhalb des grünen Ringes
Informeller Planungsverband Mönchengladbach, Erkelenz, Jüchen und Titz
Folie 39
Tagebaufolge[n]landschaft Garzweiler – Dokumentation der Planungswerkstatt
VENRATH
KAULHAUSEN
Reallaborlandschaft.
Informeller Planungsverband Mönchengladbach, Erkelenz, Jüchen und Titz
Folie 40
Tagebaufolge[n]landschaft Garzweiler – Dokumentation der Planungswerkstatt
Informeller Planungsverband Mönchengladbach, Erkelenz, Jüchen und Titz
Folie 41
Tagebaufolge[n]landschaft Garzweiler – Dokumentation der Planungswerkstatt
VENRATH
KAULHAUSEN
Innovation Valley.
Informeller Planungsverband Mönchengladbach, Erkelenz, Jüchen und Titz
Folie 42
Tagebaufolge[n]landschaft Garzweiler – Dokumentation der Planungswerkstatt
Informeller Planungsverband Mönchengladbach, Erkelenz, Jüchen und Titz
Folie 43
Tagebaufolge[n]landschaft Garzweiler – Dokumentation der Planungswerkstatt
Nachnutzung Bahnhof Forschungs- und Innovationszentrum
Informeller Planungsverband Mönchengladbach, Erkelenz, Jüchen und Titz
Folie 44
Tagebaufolge[n]landschaft Garzweiler – Dokumentation der Planungswerkstatt
VENRATH
KAULHAUSEN
Schwimmende Insel
Der Garzweiler See
Informeller Planungsverband Mönchengladbach, Erkelenz, Jüchen und Titz
Folie 45
Tagebaufolge[n]landschaft Garzweiler – Dokumentation der Planungswerkstatt
Informeller Planungsverband Mönchengladbach, Erkelenz, Jüchen und Titz
Folie 46
Tagebaufolge[n]landschaft Garzweiler – Dokumentation der Planungswerkstatt
Informeller Planungsverband Mönchengladbach, Erkelenz, Jüchen und Titz
Folie 47
Tagebaufolge[n]landschaft Garzweiler – Dokumentation der Planungswerkstatt
Informeller Planungsverband Mönchengladbach, Erkelenz, Jüchen und Titz
Folie 48
Tagebaufolge[n]landschaft Garzweiler – Dokumentation der Planungswerkstatt
Informeller Planungsverband Mönchengladbach, Erkelenz, Jüchen und Titz
Folie 49
Tagebaufolge[n]landschaft Garzweiler – Dokumentation der Planungswerkstatt
Informeller Planungsverband Mönchengladbach, Erkelenz, Jüchen und Titz
Folie 50
Tagebaufolge[n]landschaft Garzweiler – Dokumentation der Planungswerkstatt
Informeller Planungsverband Mönchengladbach, Erkelenz, Jüchen und Titz
Folie 51
Tagebaufolge[n]landschaft Garzweiler – Dokumentation der Planungswerkstatt
Informeller Planungsverband Mönchengladbach, Erkelenz, Jüchen und Titz
Folie 52
Tagebaufolge[n]landschaft Garzweiler – Dokumentation der Planungswerkstatt
Das Loch kapern
Informeller Planungsverband Mönchengladbach, Erkelenz, Jüchen und Titz
Folie 53
Tagebaufolge[n]landschaft Garzweiler – Dokumentation der Planungswerkstatt
Projektpfade
Informeller Planungsverband Mönchengladbach, Erkelenz, Jüchen und Titz
Folie 54
Tagebaufolge[n]landschaft Garzweiler – Dokumentation der Planungswerkstatt
Informeller Planungsverband Mönchengladbach, Erkelenz, Jüchen und Titz
Folie 55
Tagebaufolge[n]landschaft Garzweiler – Dokumentation der Planungswerkstatt
Herzlichen Dank für die Aufmerksamkeit!
Informeller Planungsverband Mönchengladbach, Erkelenz, Jüchen und Titz
Folie 56
Tagebaufolge[n]landschaft Garzweiler – Dokumentation der Planungswerkstatt
KAULHAUSEN
VENRATH
Informeller Planungsverband Mönchengladbach, Erkelenz, Jüchen und Titz
Folie 57
Tagebaufolge[n]landschaft Garzweiler
Tagebaufolge[n]landschaft Garzweiler
Dokumentation der Planungswerkstatt
15.11.2016
Dokumentation Planungswerkstatt
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Tagebaufolge[n]landschaft Garzweiler
Auftraggeber:
Stadt Erkelenz
Der Bürgermeister
Johannismarkt 17
41812 Erkelenz
Als Mitglied des Informellen Planungsverbands Mönchengladbach, Erkelenz, Jüchen und Titz
gefördert mit Mitteln des Landes NRW
Organisation und Betreuung:
jürgensmann landers gbr
landschaftsarchitekten bdla aknw
Dokumentation Planungswerkstatt
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Tagebaufolge[n]landschaft Garzweiler
friedrich-wilhelm-str. 89, 47051 duisburg
telefon 0203-2981929
telefax 0203-2981919
info@planb-alternativen.de
Dokumentation Planungswerkstatt
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Tagebaufolge[n]landschaft Garzweiler
Inhaltsverzeichnis
1.
Anlass und Vorgeschichte........................ 6
5.2. Projektidee ........................................... 18
1.1. Der informelle Planungsverband ............6
5.3. Der Raum ............................................. 19
1.2. Die
Leitentscheidungen
der
Landesregierung ..............................................6
5.4. Das Loch kapern ................................... 20
5.5. Das Loch einpacken .............................. 21
2.
Planungsraum und Erwartungen ............. 7
3.
Aufgabenstellung .................................... 7
4.
Die Werkstatt ........................................ 11
5.6. Das Grüne Band.................................... 22
5.7. Drei Landschaften ................................ 23
5.8. Sechs Phasen ........................................ 27
4.1. Format ..................................................11
5.9. Siedlungsentwicklung ........................... 28
4.2. Akteure .................................................11
4.3. Ablauf ...................................................13
4.4. Atmosphäre ..........................................14
5.
Ergebnisse ............................................. 14
5.10. Der Mensch .......................................... 29
6.
Fazit ....................................................... 30
7.
Ausblick ................................................. 32
8.
Noch’n Gedicht ..................................... 33
5.1. Neue Energie ........................................14
Gender - Hinweis
Im Sinne einer besseren Lesbarkeit der Texte wurde entweder die männliche oder
weibliche Form von Personen bezogenen Hauptwörtern gewählt. Dies impliziert keinesfalls eine Benachteiligung des jeweils anderen Geschlechts. Frauen und Männer mögen
sich von den Inhalten der Auslobung gleichermaßen angesprochen fühlen.
Wir danken für Ihr Verständnis.
Dokumentation Planungswerkstatt
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Tagebaufolge[n]landschaft Garzweiler
1.
Anlass und Vorgeschichte
1.1. Der informelle Planungsverband
Im Braunkohlenplan Garzweiler II schlagen sich die Zielsetzungen der Landesregierung zum Abbau der Braunkohle nieder. Dabei fehlt eine Betrachtung der Auswirkungen
auf die Tagebaurandgemeinden; die zukünftige Lage am Tagebaurand bedeutet vor allem für die dort liegenden Ortschaften eine neue Herausforderung. Die Nähe zur Abbaugrenze birgt Ungewissheiten hinsichtlich möglicher Belastungen durch die Tagebautätigkeit in naher Zukunft. Erst in ferner Zukunft bieten sich dagegen Entwicklungsoptionen in Abhängigkeit der Tagebaufolgelandschaft.
Anlass zur Gründung des informellen Planungsverbandes bestehend aus den Kommunen Erkelenz, Mönchengladbach, Jüchen und Titz im November 2014 ist daher das
Ziel, die Auswirkungen des Tagebaus Garzweiler II zu erfassen und ihnen planerisch zu
begegnen, mögliche negative Folgen mindern oder verhindern und sich mit raumentwickelnden Perspektiven auseinanderzusetzen.
Die Geschäftsstelle des informellen Planungsverbandes liegt bei der Stadt Erkelenz.
Ständig beraten wird der informelle Planungsverband von der Region Köln/ Bonn e.V.
Der Verein berät Kommunen bei Themen wie der regionalen Zusammenarbeit und
Strukturentwicklung.
1.2. Die Leitentscheidungen der Landesregierung
Die Landesregierung von Nordrhein-Westfalen legt über Leitentscheidungen (1987,
1991 und 2016) Vorgaben für den Braunkohlenabbau im Rheinischen Revier fest. Gemäß § 29 Abs. 2 Landesplanungsgesetz sind Leitentscheidungen landesplanerische Vorgaben für die Braunkohlenplanung. Der Braunkohlenausschuss bei der Bezirksregierung
Köln, der Träger der Braunkohlenplanung, erarbeitet auf der Grundlage der Leitentscheidungen die Braunkohlenpläne für die Tagebaue und die Umsiedlungen, so auch
den für das Gebiet des Planungsverbandes relevanten Braunkohlenplan Garzweiler II.
Bedingt durch geänderte energiepolitische und energiewirtschaftliche Rahmenbedingungen in Deutschland war seit 2014 erkennbar, dass eine neue Leitentscheidung
anstand. Am 06.05.2016 hat die Landesregierung die neue Leitentscheidung beschlossen.
In vier Entscheidungssätzen werden Vorgaben für die Verkleinerung von Garzweiler
II sowie für die zukünftige Entwicklung des Rheinischen Reviers gemacht.
Langfristige Energieversorgung Nordrhein-Westfalens
Umwelt: Wasserwirtschaft (Restsee), Naturschutz, Geologie, Boden
Holzweiler lebenswert erhalten
Strukturwandel im Rheinischen Revier in örtlicher und regionaler Zusammenarbeit
Durch diese Leitentscheidung wird eine Überarbeitung des Braunkohleplans, des
Landesentwicklungsplanes und der Regionalpläne erforderlich, schlussendlich sind die
Flächennutzungspläne auf die neuen Entwicklungsziele anzupassen. Hierzu kann der
Planungsverband seine Interessen im Sinne der Vermeidung negativer Auswirkungen,
Dokumentation Planungswerkstatt
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Tagebaufolge[n]landschaft Garzweiler
aber auch zukunftsfähiger Neuausrichtung der Region in den Planungsprozess einbringen.
2.
Planungsraum und Erwartungen
Das Gebiet des informellen Planungsverbandes umfasst 430 km² und überschreitet
in vielerlei Hinsicht Grenzen. Zunächst liegt es in zwei Regierungsbezirken – Erkelenz
und Titz im Regierungsbezirk Köln, Mönchengladbach und Jüchen im Regierungsbezirk
Düsseldorf. Daneben sind mehrere Kreise betroffen – Erkelenz im Kreis Heinsberg, Titz
im Kreis Düren, Jüchen im Rhein - Kreis Neuss sowie die kreisfreie Stadt Mönchengladbach. Insgesamt wohnen hier 330.000 Menschen.
Das Rheinische Revier gehört zu den leistungsstärksten Regionen NordrheinWestfalens und der Bundesrepublik Deutschland, insbesondere im Bereich der Energiewirtschaft. Gleichzeitig ist es eine Region mit großen Aufgaben und Herausforderungen für die Zukunft (Energiewende, Klimaschutz,…). Im Rahmen des Landesprogramms
„Innovationsregion Rheinisches Revier“ (IRR), soll das regionale Entwicklungspotential
mit seinen vorhandenen Aktivitäten und Akteuren identifiziert, gebündelt und vernetzt
werden, um daraus einen Mehrwert abzuleiten und bereits heute auf zukünftige Strukturveränderungen reagieren zu können. Die Arbeit begann 2011 und führte schließlich
zu einem regionalen Leitbild im Jahre 2015.
Ziel ist die Weiterentwicklung des Rheinischen Reviers zu einer Modellregion für die
Energiewende auf Basis der gegebenen wirtschaftlichen und infrastrukturellen Stärken
im Sinne einer modernen und nachhaltigen Industrie- und Strukturpolitik. Wurden in
den letzten Jahren im Rahmen von vorbereitenden Studien und Konzepten inhaltliche
Alleinstellungsmerkmale entwickelt (z.B. Themenfelder einer intelligenten Spezialisierung der IRR: Energiewirtschaft, Logistik, Technologie), gilt diese nun anhand von Modellprojekten aufzugreifen und in den konkreten Raum zu übersetzen.
Für den Innovationsraum Garzweiler, gelegen im nord-westlichen Bereich des Tagebaus Garzweiler sowie dessen Umfeld gehören zu den wesentlichen Herausforderungen und Aufgaben die Vorbereitung auf den heranrückenden Tagebau, die präventive
Gestaltung des Raumes zur Organisation notwendiger Umsiedlungen sowie die Stärkung
der Tagebauranddörfer. Vor diesem Hintergrund ergeben sich als mögliche Schwerpunkte einer zukünftigen Perspektive mit innovativen Modellprojekten die Entwicklung
eines dynamischen Landschaftsparks (Tagebaurand als Gestaltungsaufgabe), das innovative Dorf der Zukunft im Kontext von Energiewende und demographischem Wandel,
die Stärkung der Dorfgemeinschaft durch nachbarschaftliche Energienetzwerke sowie
die Erprobung beispielhafter Zwischennutzungen.
3.
Aufgabenstellung
Die Tagebauregion Garzweiler ist von eindrucksvoller Größe und erzeugt nachhaltige
Auswirkungen über Generationen. Da gibt es ein zeitliches Abbauvorfeld, für die Bergbau-Ingenieure der herbeigesehnte Auftakt, für die Bewohner eher der Abschied. Orte,
Weiler, Höfe, Schlösser, verschwinden, soziale und infrastrukturelle Netze zerbrechen,
Heimat löst sich auf, über Jahrtausende vom Wind herbeigeschaffter Lößboden wird
abgeschält und für eine Generation irgendwo konserviert.
Dokumentation Planungswerkstatt
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Tagebaufolge[n]landschaft Garzweiler
Danach beginnt – grob gerechnet – für eine Generation der Tagebau mit Staub, Setzungen durch abgesenktes Grundwasser, Erschütterungen, Lärm, aber auch Arbeit und
Brot.
Während in dem riesigen Areal „vorn“ gegraben wird, beginnt am anderen Ende bereits die „Rekultivierung“, Karten zeigen ein blaues Meer hinter Waldkulissen, unterbrochene Straßen und Autobahnen werden wieder miteinander vernäht, neu hergestellte
Ackerflächen über Zwischenanbau wiederbelebt.
Allein die Füllung des „Restsees“ dauert mindestens 35 Jahre, wir schreiben dann
das Jahr 2085. Gibt es dafür heute belastbare Daten über die Zukunft, die sich zu einem
Masterplan entwickeln lassen? Vor 30 Jahren haben wir noch nicht an die Wiedervereinigung gedacht, Wissenschaftler diskutierten, ob uns eine neue Eis- oder Warmzeit bevorsteht.
Wir können eben nicht in die Zukunft schauen, jedenfalls nicht derart, dass wir heute die richtigen Antworten für die zweite Hälfte des 21. Jahrhunderts geben. Deutschland, Europa, das Abendland, die Welt ist in einem rasanten Veränderungsprozess. Vor
diesem Hintergrund muss ein Masterplan vor allem wandelbar sein. Er muss sich neuen
Bedingungen und Gegebenheiten anpassen durch regelmäßige Zusammen- und Übereinkünfte der Akteure mit den Menschen in der Region. Die Menschen tragen die Last –
viele bis zum Ende ihrer Tage, ohne die Chance, 2086 am Restseeufer die neue Natur zu
genießen.
Dokumentation Planungswerkstatt
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Tagebaufolge[n]landschaft Garzweiler
Der Betrachtungsraum, Quelle geoserver.nrw.de
Aus diesen Erkenntnissen – durchaus im Einklang mit dem Braunkohlenplan, der die
Problematik einer Festlegung über Jahrzehnte aus dem heutigen Erkenntnisstand thematisierte – ist die Idee eines zukunftsfähigen, dem Erkenntnisstand in Duodekaden anzupassendes „Drehbuchs“ entwickelt worden. Die vor uns liegende Planungswerkstatt
wird sich mit einem Zeitraum bis 2035 befassen, in Kenntnis des Endstadiums für die
nächsten 20 Jahre ein Szenario annehmen, mit dem es umzugehen gilt. Aus diesem
überschaubaren Zeitfenster ergeben sich Handlungs- und Entscheidungsstränge für
Maßnahmen, die auch bereits kurzfristig umzusetzen sind.
Neben den in Dekaden zählenden, ineinandergreifenden Phasen von Vorbereitung,
Abbau, Rekultivierung und Befüllung gilt es auch, Raum und Zeit miteinander in Beziehung zu setzen. Südlich von Jüchen sind Ackerflächen „fertig“ und warten „DANACH“
auf kundige Landwirte, die die wieder funktionierenden Böden unter ihren Pflug neh-
Dokumentation Planungswerkstatt
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Tagebaufolge[n]landschaft Garzweiler
men. Landvermesser stecken die neue Autobahn 44 ab, die auf mehr als 10 km die neue
Börde durchmisst. In Borschemich am westlichen Rand des Tagebaus werden zeitgleich
die letzten Bande zerschnitten, Häuser geräumt und abgerissen – die Phase des „DAVOR“ ist sicherlich besonders schmerzlich. Es gibt aber auch noch das „DABEI“, hier finden sich die Siedlungen, die für eine Generation Bagger, Lärm, Staub, Risse im Haus und
im Feld neben sich haben, und – kurios – das „DAVON“, davongekommene Orte, die
erstmal wieder zu sich kommen müssen. Der Eine freute sich schon auf sein neues Heim
in Neu-Holzweiler, der andere baute noch um in der Hoffnung auf eine vermögensbildende Entschädigung, die Kirche entweiht… jetzt ist man „gerettet“.
Karte „Aufgabenstellung“, Quelle plan b
Die langfristige Vision soll bei allem nicht zu kurz kommen. Die kreativen Kräfte der
Werkstatt können über die Zeithorizonte bzw. die aktuell zu betrachtende Epoche hinaus Ideen befördern, die Hinweise für eine spätere Profilierung des Raums, aber auch
auf die spannenden Möglichkeiten von Zwischennutzungen, Projekten und Events liefern, die während der Abbau- bzw. der Verkippungsphase und der vollständigen Wiederherstellung der Flächen liegen.
Neben den Zeithorizonten sind auch die Wirkpfade des Tagebaus unterschiedlich.
Der Mensch ist zunächst betroffen durch die Störung der sozialräumlichen Netzwerke und Bezüge; der Tagebau zerschneidet Straßen und Nachbarschaften, Gemeinschaften und Vereinsleben. Landwirten geht die Existenz verloren. Diese Phase beginnt im
Vorfeld des Abbaus und endet mit der Verkippung und Rekultivierung; bei den Seeanrainern folgt eine weitere Generation, die sich mit dem langsam steigenden Wasserspiegel im Restsee auseinandersetzen kann, bis dann die Urenkel der heute Vertriebenen ihren Bootsverleih eröffnen dürfen.
Zu den sozialen Auswirkungen kommen Beeinträchtigungen durch Lärm, Staub und
Erschütterungen, die die Bewohner des „DABEI“ zu ertragen haben. Auch das erheblich
gestörte Landschaftsbild, der robuste Umgang mit der Landschaft und ihren Wunden
tragen nicht unbedingt zu gesunden Umwelt- und Lebensbedingungen bei.
Dokumentation Planungswerkstatt
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Tagebaufolge[n]landschaft Garzweiler
Neben all den Lasten verbindet sich mit dem Tagebau aber auch die Vision einer
Landschaft der Zukunft, die attraktiv gestaltet, zukunftsoffen, lebenswert und wirtschaftliche Grundlage für die hier lebenden Menschen ist.
Nicht zu vergessen sind auch die „Zwischenlandschaften“, die Verkippungsbereiche,
die Uferböschungen während der Füllung des Sees, die „Enklaven“ rekultivierter Teilbereiche entlang der neuen A 44. Hier können sich – „temporär“ über eine Generation –
Kreativität, Experiment und Forschergeist beweisen.
Die Umweltauswirkungen sind vielfältig, trotz aller Versickerungsanlagen ist das
Grundwasser nachhaltig betroffen, bei ungewissem Ausgang der chemischen Reaktionen bei der Befüllung des Restlochs drohen nachhaltige Schäden, wertvolle gewachsene
Böden gehen trotz aller Bemühungen verloren, wie der Rückgang der Bodenwertzahlen
zeigt, die Braunkohleverstromung ist wegen der Klimaanpassungsbemühungen nicht
mehr Stand der Technik.
Kultur und Sachgüter, Vierkanthöfe, Herrensitze, Kirchen, Friedhöfe, Mühlen gehen
verloren. Boden als Archiv der Kulturgeschichte wird vernichtet.
Wirtschaftliche Auswirkungen ergeben sich aus dem zunächst über Generationen
zu konstatierenden Wertverlust von Immobilien und der den Landwirten auferlegten
Flächenverlust. Es ist aber auch zu beachten, dass die Menschen in der Region im Tagebau und den Kraftwerken Arbeit finden, es gilt, frühzeitig Strategien zu entwickeln, wie
und wo die Ansiedlung neuer Unternehmen erfolgen kann und soll. Hier gibt es großes
Interesse der Lebensmittelproduzenten an der regionalen Produktion und Veredlung
landwirtschaftlicher Erzeugnisse im Dreieck der Ballungsräume.
4.
Die Werkstatt
4.1. Format
Gemeinsam.
Mit der Werkstatt sollen die unterschiedlichen Vorstellungen, Visionen, Wünsche,
Forderungen und Hoffnungen in einem Handlungsrahmen miteinander in Beziehung gesetzt werden und in eine Art Drehbuch münden, welches Grundlage für die planerischen Schritte der „1. Staffel“ bis 2035 sein soll.
Die Kraft der Ideen verstärkt sich durch den interkommunalen Ansatz, der die Grenzen von Kommunen, Kreisen und Regierungsbezirken überwindet.
Die Akteure sind im Dialog. Eine Woche.
Während der Werkstatt werden die Positionen und Ideen diskutiert, weiterentwickelt und konkretisiert. Entscheidungen fallen gemeinsam und bauen aufeinander auf nicht konkurrierend, sondern kumulierend.
Experten und Fachverwaltung begleiten den Prozess.
Der Öffentlichkeit wird ein Schulterblick gewährt.
4.2. Akteure
Das Verfahren bezieht das Wissen und den Input von Landschaftsarchitekten, Stadtplanern, und Soziologen mit ein. Mit dem informellen Planungsverband und dem Verein
Region Köln/Bonn e.V. wurden geeignete Planungsbüros gefunden und beauftragt:
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o
KuiperCompagnons
Rob Kanbier
Wouter Vos
Thomas van den Berg
Van Nelle Fabriek, Postbus 13042
3004 HA Rotterdam Niederlande
o
Cityförster Partnerschaft mbB
Dr. Verena Brehm
Tim Mohr
Escherstraße 22, 30159 Hannover
o
KLA kiparlandschaftsarchitekten GmbH
Dr. Andreas Kipar
Martin Thoma
Andrea Balestrini
Philosophenweg 61, 47051 Duisburg
o
Dr. Susanne Kost
Martin Döring
Universität Hamburg
Institut für Geographie
Bundesstraße 55, 22146 Hamburg
Tanja Wehr – Sketchnotelovers
Den „Bearbeitern“ werden externe Experten zur Seite gestellt, die sich über Statements und Diskussionsbeiträge in den Planungsprozess aktiv einbringen:
o
Prof. Ulrike Beuter, Landschaftsarchitektin, Oberhausen
o
Prof. Dr. Beate Niemann, Architektin und Stadtplanerin, Düsseldorf
o
Prof. Heinz W. Hallmann, Landschaftsarchitekt, Aachen
o
Prof. Frank Lohrberg, Landschaftsarchitekt, Stuttgart
o
Dr. Reimar Molitor, Geograph, Köln
o
Axel Carl Springsfeld, BSV Büro für Stadt- und Verkehrsplanung, Aachen
o
Prof. Rolf Westerheide, Stadtplaner, Aachen
o
Hans Wilhelm Reiners, Oberbürgermeister der Stadt Mönchengladbach
o
Peter Jansen, Bürgermeister der Stadt Erkelenz
o
Harald Zillikens, Bürgermeister der Gemeinde Jüchen
o
Jürgen Frantzen, Bürgermeister der Gemeinde Titz
o
Michael Eyll-Vetter, RWE Power AG, Köln
o
Bez.-Reg. Köln
o
Bez.-Reg. Düsseldorf
o
Kreis Düren
o
Kreis Heinsberg
o
Volker Große, Rheinkreis Neuss
o
Geschäftsstelle Braunkohlenausschuss
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Tagebaufolge[n]landschaft Garzweiler
4.3. Ablauf
Im Frühjahr 2016 wurden in enger Abstimmung mit der Arbeitsebene des informellen Planungsverbandes die Aufgabenstellung erarbeitet und Planungsgrundlagen zusammengestellt.
Am 1. Juni fand in Jüchen, Haus Katz, die Auftaktveranstaltung mit einer Bereisung
des Gebietes und der Erläuterung der Aufgabe statt, es bestand ferner Gelegenheit zum
Meinungsaustausch zwischen Planern und Experten, ergänzt durch eine Abendveranstaltung, wo die Politik Gelegenheit hatte, mit den Akteuren ins Gespräch zu kommen.
Danach hatten die Büros Gelegenheit, an der Struktur und Organisation der Werkstatt mitzuwirken, hierzu fand am 12. Juli eine Telefonkonferenz zwischen dem betreuenden Büro und den Planern statt.
Der Sommerurlaub bot die Chance, die Eindrücke zu reflektieren und erste Ideen zu
ventilieren, alle Beteiligten konstatierten zum Beginn der Werkstatt, dass sie der Tagebau nicht mehr losgelassen hat.
Am Montag, den 5. September begann die einwöchige Werkstatt mit einer gemeinsamen Auftaktveranstaltung, wo die Planer die Möglichkeit zu einem ersten Input hatten, der im Rahmen einer gemeinsamen Diskussionsrunde vertieft wurde.
Im Laufe des Nachmittags hatten sich die vier Planungsbüros bereits auf eine gemeinsame Struktur und Arbeitsteilung für die nächsten Tage vereinbart.
Der Dienstag war gefüllt mit konzeptioneller Arbeit; begleitet und unterstützt von
der interkommunalen Arbeitsebene und mit der Möglichkeit, mit Experten ins Gespräch
zu kommen.
Am Mittwoch wurde weiter gearbeitet, nachmittags entstand sogar eine kleine
Werkschau an den Pinnwänden, so dass der „Schulterblick“ für Bürger und Politik mit
ca. 80 Besuchern ein Erfolg wurde – auch die kritischen Stimmen haben sich sehr engagiert eingebracht und Anregungen für den weiteren Ablauf gegeben. Auch die Bürgermeister und Beigeordneten der 4 Kommunen waren anwesend.
Dokumentation Planungswerkstatt
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Tagebaufolge[n]landschaft Garzweiler
Schulterblick – volles Haus, Foto plan b
Der Donnerstag war wiederum ein Arbeitstag und Freitag sahen alle Anwesenden
den Ergebnissen mit Spannung entgegen. Alle 4 beteiligten Büros haben sich die 1 ¾
stündige Schlusspräsentation geteilt und anhand des umfangreichen Materials aus Skizzen und Plänen das Ergebnis dargelegt.
Die Experten waren sich anschließend einig, dass das Ziel erreicht war – ein Drehbuch für die nächsten Jahre war in seinen Grundzügen dargelegt worden.
4.4. Atmosphäre
Als Tagungsort wurde wegen der Nähe zum Plangebiet das Rittergut Wanlo gewählt,
hier gab es beste Arbeitsbedingungen für die Planer in einer entspannten, der Sommerhitze trotzenden angenehmen Atmosphäre. Die Stimmung war offen, kommunikativ
und konstruktiv – man arbeitete kumulierend statt konkurrierend. Teilweise wurde
noch abends im Hotel weitergezeichnet und diskutiert.
5.
Ergebnisse
5.1. Neue Energie
Das Konzept der vier Büros baut auf dem Thema ‚Neue Energie’ auf und spricht damit die verschiedenen Ebenen an:
o
die vier Kommunen Jüchen, Mönchengladbach, Erkelenz und Titz, die sich gemeinsam auf den Weg in die Tagebaufolge(n)landschaft Garzweiler begeben,
o
die Bewohner der Kommunen, die ein solches Konzept mitgestalten, mittragen
und mit umsetzen sollen,
o
den Prozess, der eine zukünftige Landschaft als Vision und Bild aus dem Heute
heraus beschreibt, aber in fassbaren und machbaren Schritten gedacht, entwickelt
und umgesetzt wird,
Dokumentation Planungswerkstatt
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Tagebaufolge[n]landschaft Garzweiler
o
die Vielschichtigkeit der Bedarfe und Zugänge zum Planungsraum / Tagebauloch /
See und ‚Hinterland’ berücksichtigt und Gemeinde‐ und kommunale Bedarfe in
den verschiedenen Beteiligungsebenen adäquat abbildet
o
und nicht zuletzt die vier Teams, die sich in der Planungswerkstatt zusammen gefunden haben und mit gemeinsamer Energie, Austausch und Arbeit dieses kooperative Konzept entwickelt haben.
‚Neue Energie’ ist Landschaft in Bewegung und setzt ganz bewusst auf einen Entwicklungsprozess, der im Hier und Jetzt beginnt und eine Landschaftsvision beschreibt.
Der Prozess steht dabei im Mittelpunkt. Der fortschreitende Tagebau soll nicht länger
monofunktional den Raum besetzen, sondern durch räumlich vorgelagerte, temporäre,
‚kapernde’ und die Vision verfolgende Projekte die Landschaft zu jeder Zeit attraktiv
entwickeln und besetzen.
Räumliche Vision der Planer
Dokumentation Planungswerkstatt
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Tagebaufolge[n]landschaft Garzweiler
Nein, ist nicht wahr oder? – Doch!
Marco Jonas Jahn hat sich anhand von Ausschnitten der von Kost / Döring (Universität
Hamburg) im Vorfeld der Planungswerkstatt geführten Interviews künstlerisch‐poetisch mit
dem Tagebauloch und den persönlichen Schilderungen der Bewohner auseinandergesetzt und
sein ‚Gedicht‘ am 05.09.16 zum Auftakt der Planungswerkstatt vorgetragen.
Loch im Herzen
Du wirst geboren und wächst auf
du gehst zur Schule, machst ein’ drauf
du findest Freunde, du knüpfst Bande
intensiv und außer Stande
mit Worten das Gefühl zu fassen
ihm gar ne Definition verpassen:
Heimat: das Land oder die Gegend, wo man
geboren und aufgewachsen ist oder wo man sich
zu Hause fühlt, weil man schon lange dort wohnt
Und im Herzen bleibt ein Loch
denn das Loch im Land
ist das Loch im Herzen
ist das Loch im Land
ist das Loch
im Herzen bleibt ein Loch
Haus gebaut und Baum gepflanzt
und Kinder, in den Mai getanzt
das Leben lernen, alles kennen
die Bäckerin beim Namen nennen
vertraute Kirchenglocken läuten
DIR wird das ewig was bedeuten
und heimgekehrt von wo auch immer
nach Hause in vertrautes Zimmer
hinsetzen und Kaffee trinken
durchs Fenster schnell dem Nachbarn winken
Richtig! und jetzt bitte löschen – Alles!
und glücklich spüren: angekommen
Nein, ist nicht wahr oder? – Doch!
und schleichend wird dir das genommen
Und im Herzen bleibt ein Loch
Ja, wer baggert da so spät noch
denn das Loch im Land
und immer noch
ist das Loch im Herzen
und ewig noch
ist das Loch im Land
Nein, ist nicht wahr oder? – Doch!
ist das Loch
Und im Herzen bleibt ein Loch
im Herzen bleibt ein Loch
denn das Loch im Land
lieben wirken - leben eben
ist das Loch im Herzen
Identität Bedeutung geben
ist das Loch im Land
Wurzeln haben und vertrauen
ist das Loch
auf dörfliche Gemeinschaft bauen
im Herzen bleibt ein Loch
kennt Buslinien und Eigenheiten
Wo machen wir Urlaub in Spee? Am Neu‐
Otzenrather‐See!
Gerüchte kann man schnell verbreiten
laufen lernen, Wohlfühlzone
im eignen Garten oben ohne
Familie, Friedhof, Nachbarschaft
und heute dort ein Krater klafft
Nicht nur die Chinesische Mauer kann man
vom Weltraum aus sehen!
Dokumentation Planungswerkstatt
Doch das tröstet nicht so richtig wichtig ist es
schon nach vorne zu schauen, weil
woanders nicht mehr hinzuschauen ist.
Gestern Fenster auf und Vögel zwitschern
heute Autobahn
und morgen Bagger.
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Tagebaufolge[n]landschaft Garzweiler
Gestern um die Ecke
heute fahren die Busse nicht
und morgen könnt ihr zu Aldi in die nächste
Stadt.
Gestern war Heimat
heute ist kein Tante Emma‐Laden
und morgen ist Loch.
Und das Loch im Herzen kann man nicht
einfach mit Wasser volllaufen lassen und hassen
hilft
hier am neuen Ort, wo ein kalter Wind durch die
Straßen zieht,
die noch ohne Erinnerungen keine Geschichten
zu erzählen wissen
doch ohne Geschichten vergessen Menschen
und werden Menschen vergessen
Nein, ist nicht wahr oder? – Doch!
Und im Herzen bleibt ein Loch
denn das Loch im Land
ist das Loch im Herzen
auch niemandem weiter.
ist das Loch im Land
Helfen können da nur Menschen
ist das Loch
Zuhause bist immer nur Du
im Herzen bleibt ein Loch
Doch du kämpfst hart im Kampf um ein neues
Gefühl
©2016 Marco Jonas Jahn
nach 10 Jahren Dreck bleibts immer noch kühl
Dokumentation Planungswerkstatt
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Tagebaufolge[n]landschaft Garzweiler
Er kommt, der Tagebau. Diese in den Augen der Bewohner der zukünftigen Tagebaurandgemeinden bedrohliche Tatsache ist Verantwortung und Herausforderung
gleichermaßen.
Verantwortung, weil den Bewohner der Gemeinden ein größtmöglicher Schutz vor
den alltäglichen Beeinträchtigungen (Verkehr Lärm, Schmutz, Licht und andere Emissionen) durch den Tagebau zuteilwerden muss. Herausforderung, weil der Weg lang ist
und das Bild einer zukünftigen Landschaft nach dem Tagebau schrittweise und mit steter Weiterentwicklung in den vier Kommunen umgesetzt werden muss.
Für die ‚Tagebaufolge(n)landschaft Garzweiler’ müssen Lösungen auf unterschiedlichen Ebenen und in fassbaren Zeitabschnitten gesucht werden. ‚Neue Energie’ kann
dabei der Motor sein, der auf unterschiedlichen Maßstabsebenen – von temporären
Kleinprojekten über Konzepte auf Gemeindeebene bis hin zur regionalen Entwicklungsperspektive 2086 – vielfältige Projekte anstößt und realisiert.
5.2. Projektidee
Die Projektidee formuliert entlang der vier Dimensionen
o
landschaftliche Strategien (Landschaftsbild, Orientierungspunkte, Neuland entdecken, Heimat‐/Landschafts‐ und Naturbezug, Wassererlebnis, Orte der Identität,
Genusslandschaften, …),
o
städtebauliche Strategien (Siedlungsbild Umsiedlungsstandorte, Stadterweiterungen, Seerand, Revitalisierung alter Ortskerne – sensible Rekonstruktion und moderne Formensprache, …),
o
wirtschaftliche Strategien (Infrastrukturverbesserungen, Dorfinfrastrukturen fördern/beleben, Genusslandschaften, Gewerbe, Start‐Ups, Innovationszentren, erneuerbare Energien, …) ,
o
soziale Strategien (aktiver und kreativer Umgang mit ‚Abschied und Erinnerung‘
verlorener Orte und Landschaft, Kommunikationszentren, Stärkung des Zusammenhalts von Dorf‐Bewohner‐Familie‐Vereinen, …)
Die konzeptionellen Ansätze, (räumliche) Ankerpunkte und adressieren unterschiedliche Umsetzungsebenen. Diese müssen natürlich im weiteren Planungsprozess vertieft
und weiter ausgearbeitet werden.
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Handlungsfelder, Quelle plan b
5.3. Der Raum
Um die eigene Region, ihre Bedeutung und mögliche Zukunft wirklich begreifen zu
können, ist es wichtig, aus dem definierten Projektraum einmal herauszuzoomen. Denn
der Projektraum Garzweiler, wenn wir uns darin bewegen, suggeriert uns zunächst eine
eher offene Landschaft mit Dörfern und Städten, wie Mönchengladbach und Erkelenz.
Erst beim bewussten Herauszoomen wird deutlich, in welch stark urbanisiertem Großraum diese ‚grüne Insel’ bzw. dieses ‚grüne Herz’ liegt. Und das zeichnet den Projektraum im Besonderen aus.
Wenn die Gesamtregion um Garzweiler zu einem attraktiven Ort werden soll, ist es
sinnvoll, die drei Tagebaugebiete Garzweiler, Inden und Hambach zusammen – synergetisch ‐ zu entwickeln. Dann kann hier ein Dreieck aus drei Orten entstehen, das eine hohe Anziehungskraft für die dicht besiedelte Region hat: Für die angrenzende Rheinschiene mit Düsseldorf, Köln, Bonn, aber auch für das nördlich, südlich und westlich gelegene Umland werden hier in Zukunft Flächen frei für Landschaft und Landwirtschaft,
für Freizeit und Erholung, aber auch für gewerbliche und Siedlungsentwicklungen.
Die drei „Tagebaufolgeorte“ Garzweiler, Inden und Hambach können sich gegenseitig stärken, wenn sie vielfältig verbunden sind. Es gibt bereits räumliche Verbindungen,
wie die Wassersysteme von Erft und Ruhr, die das Gesamtgebiet flankieren. In der Zukunft wird es weitere Wassersysteme geben, wie die Auenlandschaft, die durch die großen Seen, aber auch durch kleinere Gewässer entsteht. Diese Systeme sollen durch Kanäle miteinander verbunden werden. So entsteht ein blaues Netzwerk aus Wasserstraßen.
Des Weiteren gibt es bestehende Rad‐ und Wanderwege, die vervollständigt werden
können: Dann gibt es nicht nur den äußeren Weg, sondern auch die Verbindung durch
die Mitte, durch das „Herz“. Ein weiteres nutzbares Verkehrsmittel ist die Bergbaubahn,
die heute den Tagebau Hambach und den Tagebau Garzweiler verbindet ‐ ein Schienensystem, das man mit dem Personenfördersystem verknüpfen kann. Schließlich gibt es
ein weiteres Verbindungssystem, das der Charakteristik des Ortes vielleicht am besten
entspricht: Eine Luftseilbahn kann die einzelnen Tagebaugebiete bereits in naher Zu-
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Tagebaufolge[n]landschaft Garzweiler
kunft „überfliegen“ und langfristig alle drei miteinander verbinden. Im Gebiet Garzweiler könnte die Seilbahn zunächst Erkelenz über die Autobahn hinweg mit dem Tagebaurand verbinden und über das Tagebauloch hinweg Holzweiler anbinden, wodurch dessen Insellage während des Tagebaus etwas abgemildert würde. In einer späteren Phase
kann die Seilbahn von hier aus auch über die Folgelandschaft geführt werden und die
Gemeinde Jüchen über die Autobahn hinweg anknüpfen. Durch die Verbindung von Jüchen und Erkelenz ist die Seilbahn wieder an die Bahnschienen angebunden. Weitere
Verbindungen sind in Richtung Vollrather Höhe sowie für die beiden südlichen Tagebaugebiete vorstellbar.
Die Rheinschiene mit den Städten Düsseldorf und Neuss sowie die Stadt Mönchengladbach umschließen das Gebiet Garzweiler und sorgen für einen erhöhten Siedlungsdruck im Norden. Das Tagebaufolgegebiet kann somit nicht nur als Landschaftsraum für
Landwirtschaft, Erholung, Freizeit und Sport gesehen werden, sondern muss auch weitere Bedarfe aus den umliegenden Ballungszentren aufnehmen.
Siedlungs‐ und Gewerbeentwicklung sowie Bildung, Kultur, Forschung und vielleicht
auch universitäre Einrichtungen können hier Platz finden. Somit ist dies ein Raum, in
dem vieles stattfinden kann, was in den nächstgelegenen Gebieten aufgrund von Flächenknappheit nicht mehr möglich ist – unterstützt durch attraktive landschaftliche
Verbindungsräume. Wichtig ist, dass die verschiedenen Nutzungen so ihren Platz finden
und gestaltet werden, dass Garzweiler als Einheit erkennbar bleibt.
5.4. Das Loch kapern
Der Raum für den Tagebau folgt heute ausschließlich seiner eigenen Logik: der Bodenschatz Braunkohle wird gefördert, dafür Ortschaften umgesiedelt und zerstört, die
Landschaft ausgeräumt. Mit unserem Konzept wollen wir ab jetzt vom AUSRÄUMEN hin
zum EINRICHTEN der Landschaft kommen – ein Paradigmenwechsel im Umgang mit
dem Tagebau, der auf die Ausräumung wartenden Landschaft und Ortschaften. Gerade
hier brauchen wir Konzepte, kleine Interventionen und Projekte, die temporär, aber
auch zukunftsweisend wirken. Nur so können die Region und ihre Bewohner den langen
Weg bis 2086 meistern.
Schon jetzt wird die Landschaft für den herannahenden Tagebau bspw. durch Pumpenfelder, Tagebaurandstraßen und Wälle vorbereitet. Der Tagebau ist wie eine Krake –
er nimmt sich den Raum, überformt ihn mit seinen funktionalen Strukturen, gibt aber
nichts zurück. Die Landschaft verliert ihre Schönheit und Attraktivität, nicht zuletzt, weil
sie zunehmend verwahrlost.
Hier gilt es räumliche und gestalterische Interventionen zu entwickeln, die der Landschaft und ihren Bewohner etwas davon zurückgibt. D.h. die lange Dauer bis der Tagebau ‚kommt’ muss kreativ genutzt, der Tagebau (‐rand) gekapert, Geschichte und Geschichten der Dörfer, der besonderen Orte in der Landschaft, der vielen Quellen etc.
kann so erzählt werden.
Für Touristen stellt der Tagebau dann eine potentielle Attraktion dar. Solche Dimensionen sind landschaftlich kaum noch zu sehen. Für die Anwohner steht er verständlicherweise nur für Belastungen und Beeinträchtigungen. Deshalb ist es wichtig, jedem,
der am Tagebaurand sich aufhält, die Möglichkeit zu geben, hineinzuschauen oder
nicht. Dies wird möglich, wenn wir rund um den Tagebau ein grünes Band ziehen, das
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Durchblicke und Einblicke ermöglicht, wenn man es will und sonst die Funktion des
Sicht‐ und Emissionsschutzes übernimmt. Wichtig ist dabei, dass wir rund um den Tagebau keine Gleichförmigkeit des grünen Bandes erzeugen, sondern eine Vielfalt an Zugängen und Abschottungen durch naturnahe Strukturen und Elemente. Dies schafft
gleichermaßen eine Spannung, eine Neugier für den Entwicklungsprozess.
5.5. Das Loch einpacken
Die traditionsträchtige Kulturlandschaft in dieser Region wurde stark anthropogen
überformt und verändert. Die Varianz der Landschaftsnutzung ‐ ursprünglich als Grundlage des Lebensmittelanbaus, in der jüngere Vergangenheit und Gegenwart als Energielieferant durch den Tagebau ‐ erschuf eine neue Landschaft. Diese, ob der Größe beeindruckende, Überformung der Landschaft stellt momentan einen negativen Fokus dar.
Die Betrachtung auf einer Metaebene, welche sich nicht im großmaßstäblichen verliert und dennoch nicht zu kleinteilig ist, ist Grundlage für einen Perspektivwechsel. Bei
der Entwicklung eines Zukunftskonzepts darf nicht nur der Tagebau im Fokus stehen.
Dieses Konzept muss von der Umgebung auf die Ursache hin entwickelt werden.
Das Gesicht des Tagebaus und die Geschichte der Landschaft bleiben dabei das
Zentrum der Entwicklungsstrategie. Die Strategie entsteht jedoch aus der Dezentralität
der Umgebung, den Dörfern der traditionellen Landschaft.
Der zentrale Leitgedanke ist dabei, das Loch ‚einzupacken’. Einpacken auf eine schöne Art und Weise! D.h. für die Zeit des aktiven Tagebaus muss die ‚Verpackung’ mit einer hohen Qualität hergestellt werden. Für uns ist es ein grünes, vielgestaltiges Band,
das in dieser Zeit den Rahmen und ein Zeichen für weitere Entwicklungen in den angrenzenden Gemeinden setzt und gleichzeitig für die Zeit nach dem Tagebau die Voraussetzungen für die Entwicklung der Seeseite schafft.
Der grüne Ring
Das ‚eingepackte‘ Loch ermöglicht vielgestaltige, fokussierte Einblicke und an verschiedenen Standorten darüber‐hinweg‐Blicke (Aussichtstürme/‐plattformen). Gerade
der fokussierte Blick lässt den Betrachter die Besonderheiten der Landschaften und Or-
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te pointiert erleben. Der Grundgedanke der Blickachsen des englischen Landschaftsgartens kann dabei beispielgebend sein.
5.6. Das Grüne Band
Die Landschaft am Tagebau bleibt in Bewegung. In einem ersten Schritt wird der Tagebau mit einem grünen, vielgestaltigen Band ‚eingepackt’. Das ermöglicht Entwicklungen in den Dörfern. Die Landschaft und Orte sollen im Wesentlichen in ihrer Struktur
gestärkt werden. Die Infrastruktur in und zwischen den Orten muss wiederhergestellt
und modernisiert werden. Der Ring bzw. das grüne Band schafft somit auf vielen Ebenen Verbindungen und schützt die nächsten Entwicklungen in den Dörfern. Wenn der
See kommt, können Teile des Randes wieder ‚ausgepackt’ werden, um Zugänge zu
schaffen und Entwicklungen zum See hin zu ermöglichen. Das grüne Band bleibt die erkennbare und verbindende Struktur dieses Raumes.
Der Ansatz bestand daher nicht in einer genauen Betrachtung des Tagebaus selbst,
sondern in der Analyse der intakten regionalen Landschaft. Die Vielfalt der Elemente
und die daraus resultierende Kleinteiligkeit prägen das charakteristische Landschaftsbild, welches durch Transformation der einzelnen Bausteine bis an den Tagebaurand
weiterentwickelt werden kann. Entlang des ehemaligen, des aktuellen und des zukünftigen Tagebaurands entsteht ein grünes Band als Membran zwischen Alt und Neu, zwischen Innen und Außen.
Den Übergang zwischen der großmaßstäblichen Weite des Tagebaus und der Kleinteiligkeit der Umgebung bilden Schwellen, welche auf gekappten Straßen und Wegen
basieren.
Dieses Band umgibt das gesamte Gebiet und schafft mit bekannten Elementen und
Strukturen eine Grüne Infrastruktur. Der Tagebau wird an seinen Schwellen als Attraktion
inszeniert und bildet durch landwirtschaftlich genutzte Felder, Freizeitnutzungen
und Parkschaften eine Attraktion in der Region: Den Garzweiler Gärten.
Die Garzweiler Gärten
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Das grüne Band ist von Beginn an eine Art Hauptschlagader der Region. Von ihr sind
der Erfolg des Konzeptes und die Akzeptanz der Veränderungen wesentlich abhängig.
Die Grüne Infrastruktur in Form eines Grünen Bandes, welches sich aus den Ortschaften
entwickelt, diese miteinander verknüpft und irgendwann die gesamte Tagebaufläche
umschließt, wird zu der Generationenaufgabe, den Wandel der Landschaft aktiv mitzugestalten und den Raum während und nach dem Tagebau neu zu besetzen.
Die Garzweiler Gärten bieten eine neue Art von Freiräumen. Die kleinteilige Struktur
erlaubt ein Nebeneinander unterschiedlicher Nutzungen, welche mit den nahe gelegenen Siedlungen in Beziehung stehen. Durch die Betonung bestehender Strukturen werden Flächen für Siedlungsentwicklung, neben Lebensmittelproduktion und Parkschaften
mit großem Freizeitangebot, in einer Grünen Infrastruktur integriert.
Es ist wichtig, dass neben der räumlichen Kleinteiligkeit der Garzweiler Gärten der
große Maßstab immer wieder am grünen Ring erfahrbar ist. Ein Element des Ringes ist
der Radschnellweg, der als ca. 70 km langer „Orbit“ das gesamte ehemalige Tagebaugebiet einschließt: Mit dem Fahrrad wäre das ein schöner Tagesausflug. Entlang dieser
Route können Mobilitätsstationen entstehen, an denen unterschiedliche Verkehrsmittel
ausgeliehen und ausprobiert werden können, an denen man vielleicht auch Pause
macht, an denen ein gastronomisches Angebot vorhanden ist. Entlang des Weges, inmitten der Garzweiler Gärten, können „Lichtungen“, „Haine“, „Portale“ oder „Refugien“
gestaltet werden, die den grünen Ring bespielen ‐ Orte für Freizeit, Sport, Erholung, Feste.
Der Radschnellweg entlang des grünen Bandes und rund um den Tagebau muss als
Initial für weitere Entwicklungen begriffen werden. Beispiele, wie hier in Polen, belegen
dies. Eine vielgestaltige Mobilität ist Grundvoraussetzung, um in die Orte zu kommen
und den Raum als Ganzes erlebbar zu machen. Dabei sollten alternative, nachhaltige
Mobilitätskonzepte den Vorrang erhalten. Die Region kann hier Vorreiter sein.
5.7. Drei Landschaften
Innerhalb des Grünen Rings entstehen drei unterschiedliche Räume.
Die erste Landschaft ist die Reallabor‐Landschaft. Sie stellt ab jetzt einen vielfältigen
Experimentierraum dar: für Gewerbe, neue Energieformen, temporäre Nutzungen,
Landschaftsprojekte.
Die neu entstehende Landschaft soll ebenfalls über den grünen Ring mit den umliegenden Siedlungsstrukturen (insbesondere Jüchen) verbunden sein. Um die Barrierewirkung der Verkehrswege aufzuheben, könnte hier eine „grüne Brücke“ gebaut werden, die zukünftig Jüchen mit dem grünen Ring und dem sich entwickelnden Landschaftsraum verbindet. So würden Gemeinde und Grünraum wieder dichter zusammenrücken. Abhängig vom Siedlungsdruck ist auch eine Siedlungserweiterung Jüchens über
die Barriere hinweg vorstellbar. Die grüne Brücke führt in das neue Landschaftsgebiet
hinein: Entlang des Rings gibt es hier Flächen für Freizeit, Sport und Veranstaltungen.
Ein sekundäres Gewässersystem kann neben den großen Seen das Gebiet weiter beleben.
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Tagebaufolge[n]landschaft Garzweiler
Die Reallaborlandschaft
Die zweite Landschaft – das Innovation Valley - ist eine vielgestaltige, offene Landschaft mit besonderen Atmosphären, Terrassen, unterschiedlichen Feucht‐ und Trockenzonen, Wasser, unterschiedlichen Topographien. Sie stellt innerhalb der drei Landschaften das grüne Herz dar. Zum zukünftigen See hin bietet sie Raum für neue Wirtschafts‐ und Wohnstandorte. Auch Einrichtungen für Forschung, das Gesundheitswesen, Dienstleistungen können in dieser attraktiven Landschaft Platz finden. Die Topographie der Hügellandschaft ermöglicht vielfältige Aussichten in diesen abwechslungsreichen Raum.
In diese ungewöhnliche, neu geformte Landschaft können Ortschaften eingebettet
werden, in denen innovative Wohnformen angeboten werden. Durch einen starken Bezug auf die besondere Umgebung können diese Ortslagen eine Einzigartigkeit entwickeln und so auch für Menschen attraktiv sein, die sich vorher nicht vorstellen konnten,
außerhalb der großen Städte zu wohnen. Diese Menschen könnten die Region Garzweiler als Ort zum Leben, zum Wohnen und zum Arbeiteten entdecken und die bestehende
Bevölkerungsstruktur anreichern. Eine Strategie sollte also sein, zunächst die Landschaft
neu zu formulieren, zu modellieren und einzigartige landschaftliche Situationen zu
schaffen: Die Senke, das Tal, die Anhöhe, den See. Aus dieser Ausgangssituation heraus
können dann neue Siedlungsmodelle, Bebauungsstrukturen und Architekturtypologien
entwickelt werden. So kann hier ein Experimentierfeld für innovative Lebens‐ und Arbeitsmodelle entstehen, das eine große wirtschaftliche Antriebskraft hätte.
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Tagebaufolge[n]landschaft Garzweiler
Die Reallaborlandschaft
Um den Charakter der offenen Landschaft zu erhalten, können unterschiedliche
Raumnutzungen überlagert werden (bspw. Infrastrukturen und Wohnen). Dies ist zudem ein Beitrag zu einem nachhaltigen, reduzierten Flächenverbrauch.
Die Hangsituationen der modellierten Landschaft haben ein großes architektonisches Potenzial: Sie können kräftige, markante Bebauungsstrukturen integrieren, die
urbane Qualitäten in der Landschaft erzeugen. Neben einer hohen Dichte können sie
eine vielschichtige Programmatik aufweisen, die unterschiedliche Funktionen zusammenbringt.
Über Pionierstationen, „Wissens‐Hubs“ könnte man Punkte besetzen, an denen sich
einzelne Ortschaften oder Wegebeziehungen miteinander vernetzten und an denen
Wissen und Informationen der Bevölkerung zur Verfügung gestellt werden. Auch könnten es Begegnungsorte von Anwohnern und jenen Menschen sein, die sich einen Zuzug
in das Gebiet Garzweiler in Zukunft vorstellen können. Die Pionierstationen können sich
mit der Zeit weiterentwickeln und vernetzten, sodass eine aktive Wissenskultur am Ort
entstehen könnte.
Aus dieser Anfangssituation heraus könnte sich letztlich ein permanenter Wissenscampus etablieren. Ein Innovations‐ und Forschungszentrum, in dem alle Themen rund
um den Tagebau und seinen Folgen erforscht werden, wo das bereits vorhandene Wissen weiterentwickelt und ergänzt wird. Solch ein Wissenscampus wäre ein starker Motor für die gewerbliche und wirtschaftliche Entwicklung der ganzen Region.
Als Ort für das beschriebene Forschungs‐ und Innovationszentrum bietet sich der
Bahnhof der Bergbaubahn im Osten des Tagebaugebietes an, weil er eine gute Infrastruktur und Anbindung bietet, die für den Campus besonders wichtig ist.
Die dritte Landschaft: das nahende Tagebauloch und der zukünftige Garzweiler See.
Gerade die Zwischenphase ermöglicht viel Raum für temporäre Nutzungen und ‚Kaperungen‘, ob das Illuminationen der Großgeräte und des Tagebaulochs oder schwimmende, sich langsam hebende Inseln sind. Vielfältig können Aktivitäten und Aktionen
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Tagebaufolge[n]landschaft Garzweiler
unter Einbeziehung der Bewohner erfolgen. Dies ermöglicht zudem eine aktive und stete Auseinandersetzung mit der Zukunft des Raums in und für die Region.
Der Garzweiler See
Ehemalige Verbindungen, welche durch den Tagebau gekappt wurden, werden zu
Stegen in den zukünftigen See entwickelt. Diese Stege erinnern an die Verbindungen
der Orte zueinander und schaffen neue Qualitäten in der Landschaft. Der Grüne Ring
verbindet diese Orte miteinander und wandelt die Ungunstzone direkt am Tagebau in
eine Lebensader der Dorf‐ und Landschaftsentwicklung. Das Ufer des Sees lässt in der
Großform erkennen, dass es von Menschenhand gestaltet ist, Landschaftsbrücken greifen wie Finger in den Tagebau und zukünftigen See. Sie sind die Symbole und Zugänge
zur sich transformierenden Landschaft.
Am südöstlichen Ufer des Sees kann in ferner Zukunft eine neuartige „Landschaftsstadt“ entstehen. Hier können bestehende Typologien der Region in neue Konzepte
übersetzt werden.
Der lange Prozess der Flutung des Sees kann zur Energiegewinnung und ‐
speicherung im Zusammenwirken mit den anderen beiden Standorten Inden und Hambach genutzt werden. Die Sichtbarmachung der gewonnenen und gespeicherten Energie kann eine räumliche Verknüpfung betonen und gleichzeitig die gemeinsame Geschichte der Energiegewinnung in diesem Raum fortschreiben.
Die abwechslungsreiche Landschaft in ihren Strukturen und Topographien bietet viel
Raum für die Schaffung besonderer Orte. Orte für Forschung, Erholung, Gesundheit,
neue Energie …
Der See hat am Ende eine enorme Größe. Um auch die Orte und Landschaften neu
zu erfahren, können Inseln im See eine Bereicherung darstellen. Sie ermöglichen einen
Perspektivwechsel und eine bewusste Wahrnehmung des Grünen Bandes mit den Landschaftsbrücken rund um den See.
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Tagebaufolge[n]landschaft Garzweiler
5.8. Sechs Phasen
In der zeitlichen Abfolge betrachtet, ergeben sich sechs Hauptphasen:
1.
Der Tagebau wird ‚eingepackt‘. Das grüne Band mit all seinen Strukturen wird
als erstes entwickelt – quasi als Voraussetzung für die Entwicklung der Orte. Der
Tagebau wandert über die Autobahn 61 hinweg in seine endgültige Position.
2.
Auf dieser Qualität aufbauend werden die Entwicklungen in den Dörfern werden vorangetrieben, die Dörfer in ihrer Struktur gestärkt. Das jetzige Tagebauloch bzw. die Kippenseite im Osten wird entwickelt bzw. qualifiziert, die Orte
werden verstärkt und setzen neue Entwicklungslinien
3.
Die unterbrochenen Infrastrukturen werden entlang des entwickelten Konzepts
(wieder‐) hergestellt. Bestehende Infrastrukturen verbessert, so dass keine Mobilitätsgrenzen mehr bestehen.
4.
Das Gebiet des heutigen Tagebaus zwischen neuer A 44 und A 61 wird von Ost
nach West dem Tagebau folgend als abwechslungsreiche Landschaft entwickelt.
Sie bietet sowohl einer landwirtschaftlichen Nutzung als auch einer vielfältigen
Tier‐ und Pflanzenwelt Platz. Die historischen, naturräumlichen Gegebenheiten
dieses Raums (Quellen‐/Feuchtgebiet, leicht hügelige Landschaft, Kleinteiligkeit,
Ausblicke) sollen aufgenommen und an den Lebensraum der Menschen angepasst werden.
5.
Im Gebiet des heutigen Tagebaus entstehen regenerative Energiequellen, entlang der Infrastrukturen neue Gewerbestandorte. Die Orte am zukünftigen Tagebaurand verstärken ihre grüne Infrastruktur, entwickeln neues Wohnen und
schaffen damit die Voraussetzungen für ihre Attraktivität am zukünftigen Seerand.
6.
Der See ist da. Teile der ‚Verpackung‘ werden aufgebrochen, so dass neue Erlebbarkeiten der Landschaft möglich werden. Eine vielgestaltige, abwechslungsreiche und vielfältig erlebbare Landschaft ist entstanden. Gemeinsam mit den
ehemaligen Tagebaulöchern Inden und Hambach ist ein grünes Herz der Region
entstanden mit hohem Freizeit‐ und Erholungswert.
Wir können morgen bereits anfangen: mit der Entwicklung des grünen Bandes, temporären Nutzungen, ‚kapernden‘ Interventionen, der Verstärkung der Dorfkerne durch
Innenentwicklung.
Der Prozess des Wandels der negativen Aura des Tagebaulochs in etwas Positives
muss jetzt begonnen werden – am besten mit schnell umsetzbaren Projekten und Initiativen. Es muss ein Bewusstseinswandel bei allen Beteiligten stattfinden. Die positive Zukunft von Garzweiler ist etwas, das in den Köpfen der Menschen entstehen muss, insbesondere der Anwohner. Dieser Bewusstseinswandel muss sich natürlich auch auf einem
größeren Maßstab vollziehen, also bezogen auf das regionale Image. Die Impulse zum
Umdenken können unmittelbar gesetzt werden, indem man beispielsweise das Loch
und seine Ränder als einzigartige, aber eben auch vergängliche Situation begreift, die
man sichtbar und erfahrbar machen kann für alle, die das wollen. Das Loch lässt sich
‚kapern‘ ‐ durch Inszenierung, Bespielung oder Interpretation. Das kann eine künstlerische Inszenierung der Ränder und Hänge sein, Land‐Art, Start‐Up‐Projekte am und im
Loch, größere Veranstaltungen oder die Gestaltung der Infrastruktur, die es ohnehin
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gibt ‐ wie die zahlreichen Pumpen, Bewässerungsanlangen usw. Das alles könnte in naher Zukunft den Tagebaustandorten einen neuen Nutzen geben, die Gesamtregion aufwerten und neue Menschen an diesen Ort ziehen.
Der temporäre Rand ist das Element des Tagebaus, mit dem ein direkter Kontakt
möglich ist. Man kann in ihn hineinschauen, an ihm entlang gehen oder ihn aus der Luft
erleben. Das sind eindrückliche Erlebnisse, die bereits während des Tagebaubetriebes
das Bild des bestehenden und des zukünftigen Ortes positiv prägen.
Bereits 2020 könnte das Loch durch die Erlebbarkeit mit der Seilbahn inszeniert
werden. Diese hätte gleichzeitig eine wichtige Erschließungs‐ und Verbindungsfunktion
für Orte wie Venrath‐Kaulhausen oder Holzweiler, die sich durch den Tagebau zukünftig
in einer prekären Rand‐ oder Inselsituation befinden werden. Sie könnten dann durch
einen Seilbahnanschluss an Erkelenz auch mit dem regionalen Bahnhof verbunden werden.
Auch das Gemeindeleben könnte sich neu vernetzen und den Zusammenhalt der
Bewohner fördern. Die Seilbahn birgt unterschiedliche Potenziale der Anbindung, der
Erlebbarkeit des Ortes und der Verknüpfung jener Ortschaften, die sich in einer „abgehängten“ Situation befinden. Sie kann schrittweise und abgestimmt auf die jeweils akute Phase des Tagebaus weiter ausgebaut werden und neue Funktionen erfüllen. So
würde sie in fernerer Zukunft, wenn sich Venrath und Kaulhausen bereits in direkter
Seelage befinden, auch die Anbindung Holzweilers und damit der Bebauung des Hangs
zum See begünstigen. Schließlich können auch die umliegenden Anhöhen der Tagebaufolgelandschaft durch die Seilbahn erschlossen werden. Sie können zu regionalen
Bezugspunkten werden, da man von dort aus die anderen Tagebaugebiete, die Vollrather Höhe oder die Sophienhöhe sehen kann.
5.9. Siedlungsentwicklung
Die beiden Städte Erkelenz und Mönchengladbach müssen langfristig ihre Entwicklungsperspektive zum See planen, vorbereiten und erste Akzente setzen. Dies ist auch
ein wichtiges Signal für die Orte am zukünftigen Tagebaurand.
Erkelenz kann sich beispielsweise als städtisches Tor zum See begreifen und entwickeln. Die baulich‐räumliche Struktur kann sich vielfältig entwickeln, ggf. unterstützt
durch eine Überdeckelung der A 46. Gleichzeitig bedingt die Entwicklung des grünen
Bands auch die Entwicklung der in und an ihm gelegenen. Holzweiler als „Dorf über dem
See“ wird dabei großes Potential für eine städtebauliche Entwicklung attestiert.
Mönchengladbach, die wachsende Stadt, erhält die Chance, entlang der Niers einen
grünen Finger zu entwickeln, der aus der Innenstadt bis an den Grünen Ring und die
spätere Seelage anbindet, ein entscheidender weicher Standortfaktor kann so nachhaltig gestärkt werden.
Jüchen hat die Chance, über die A 46 hinweg zu springen und in der Reallaborlandschaft neue Siedlungsansätze zu formulieren, wobei durchaus Wohn- und Gewerbestandorte möglich erscheinen – insbesondere auch im „Innovation Valley“ mit seinen
wohl einmaligen Standortqualitäten.
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Tagebaufolge[n]landschaft Garzweiler
Sprung über die Autobahn
Auch Titz profitiert nachhaltig von dem Grünen Ring, aber insbesondere auch von
der Standortgunst im Dreieck der drei Tagebaue. Insgesamt ist zu konstatieren, dass die
Nachfrage nach Wohnbauflächen in dem Maße steigt, wie der Raum positive Signale
hinsichtlich seiner Zukunft zu senden in der Lage ist.
5.10. Der Mensch
Die große Herausforderung liegt in der zeitlichen Dimension und der damit verbundenen Frage – wie wollen wir in Zukunft leben? Dass diese Region heute den Grundstein
für eine bewusste Entwicklung in den nächsten 60 Jahren legt, bedeutet die Einbeziehung unterschiedlicher Generationen. Mit diesem Wissen muss der Weg dorthin als
Prozess gedacht werden, der immer wieder Anpassungen und Weiterentwicklungen erfährt, ohne die umspannende Grundkonzeption des ‚grünen Herzens’ bzw. des ‚grünen
Rings‘ um den Tagebau‐Großraum zu verlassen. Denn dies ist das Bindeglied für alle
Entwicklungen.
Wichtig erscheint dabei, die Entwicklungen in der nahen, mittelbaren und fernen
Zukunft sichtbar und für Jeden erfahrbar zu machen. Damit bleibt der Prozess im kollektiven Gedächtnis präsent. Die Geschichte und Geschichten des Tagebaus, der umgesiedelten Dörfer und Menschen, der verlorenen Orte und Erinnerungspunkte müssen
aktiv mit dem Umbau der Landschaft gedacht werden. Denn sie bedeuten Identität und
Verbundenheit mit dem Raum, der Region, dem Dorf, den Nachbarschaften. Nur so
kann sich eine positive Zukunft (‐svorstellung) im regionalen Bewusstsein entwickeln
und verankern.
Für Touristen stellt der Tagebau eine gewisse Attraktion dar. Solche Dimensionen
sind landschaftlich kaum noch zu sehen. Für die Anwohner steht er verständlicherweise
nur für Belastungen und Beeinträchtigungen. Deshalb ist es wichtig, jedem, der am Tagebaurand sich aufhält, die Möglichkeit zu geben, hineinzuschauen oder nicht. Dies wird
möglich, wenn wir rund um den Tagebau ein grünes Band ziehen, das Durchblicke und
Einblicke ermöglicht, wenn man es will und sonst die Funktion des Sicht‐ und Emissionsschutzes übernimmt. Wichtig ist dabei, dass wir rund um den Tagebau keine Gleichförmigkeit des grünen Bandes erzeugen, sondern eine Vielfalt an Zugängen und Abschottungen durch naturnahe Strukturen und Elemente. Dies schafft gleichermaßen eine
Spannung, eine Neugier für den Entwicklungsprozess.
Neben der großen Vision für die Tagebaufolge(n)landschaft Garzweiler brauchen die
Menschen vor Ort vor allem die kleinen Gesten und Entwicklungen, die den Prozess des
Wandels hin zu einer ‚schönen Landschaft’ sichtbar machen. Denn für die Region sind
zwei Dinge ganz wichtig:
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Tagebaufolge[n]landschaft Garzweiler
1. Die Entwicklung eines neuen Images, das durch eine Vielzahl von Projekten sichtbar und erlebbar wird. Ein Image, das NACH AUSSEN wirkt, neue Bewohner und Investoren anzieht.
2. Die Entwicklung der Dörfer und einzelnen Standorte muss sich in einer Vielzahl
unterschiedlicher Projekte sichtbar NACH INNEN abbilden. Nur so kann das große Projekt leben und nimmt die Bewohnerschaft mit.
Für den einzelnen Ort bedeutet dies, sich aus dem Kern, dem Zentrum heraus zu
entwickeln und die gegebenen Potenziale auszubauen. Unser Modell sieht für die Entwicklung der Dörfer eine Art Baukastensystem vor.
Der Vier‐Seiten‐Hof, den wir in vielen Orten antreffen, ist Symbol und Potenzial für
neue Entwicklungen gleichermaßen. Er steht für den Dorfkern, der sowohl baulich als
auch in der sozialen Gemeinschaft verstärkt werden muss. Es bietet Potenziale für neue
(alternative) Wohnprojekte oder auch für die Verbindung von Arbeiten und Wohnen
generell. Die Dörfer stehen für eine starke regionale Identität, für einen schönen Raum,
eine attraktive Landschaft, für modernes Wohnen und Arbeiten, für eine gemeinsame
interkommunale Zukunft.
6.
Fazit
Die Region braucht eine große Vision, im Grunde ein neues Raumbild, was die Region von anderen unterscheidet. Gleichzeitig braucht es die Projektebene, die an vielen
Stellen an diesem Raumbild arbeitet, Bewohnerschaft einbindet, Entrepreneurs anzieht.
Mit dem Konzept „Neue Energie“ liegt ein Drehbuch, ein Rahmen vor, den es weiter
zu konkretisieren und zu überprüfen gilt.
Er ist ein großer Schritt weg von der nüchternen Wiederherstellung hin zu einer
neuen Identität in der Region.
Das Konzept ist von überregionaler Bedeutung und Strahlkraft; es wird Einfluss
nehmen auf die weitere Landes- und Regionalplanung und wird zunächst konkret Bewertungsmaßstab für die Erstellung des Braunkohlenplans.
Aus dem Konzept lassen sich erste Schritte für die kommenden Jahre ableiten, die in
Angriff genommen werden können.
Maßstab für alle Maßnahmen ist der Mensch, für die Beteiligung der Bevölkerung
und einer aktiven Mitwirkung am Bewusstseinswandel liegen Konzepte vor.
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Tagebaufolge[n]landschaft Garzweiler
Lage des Restsees – „Alter“ Braunkohlenplan
Ein Vergleichsmaßstab für die zeitliche Dimension und die Entwicklungsschritte mag
der Emscher Landschaftspark im Ruhrgebiet sein. Bereits in den 1920er Jahren des letzten Jahrhunderts begann der damalige Siedlungsverband Ruhrkohlenbezirk damit, Freiraumstrukturen in Form „Regionaler Grünzüge“ zu sichern. Ziel war die Erhaltung und
Entwicklung der zusammenhängenden Grünflächen und die Verhinderung des Zusammenwachsens der einzelnen Städte. Eine rechtliche Absicherung der Grünzüge wurde
1966 im GEP66 des damaligen SVR erreicht.
Die Grünzüge im Ruhrgebiet
Links „Grundelemente der räumlichen Struktur“
aus: Gebietsentwicklungsplan 1966, Hg. v. Siedlungsverband Ruhrkohlenbezirk
Unten: Karte des Emscher Landschaftsparks 1999,
RVR
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Mit dem Projekt Emscher Landschaftspark und der Internationalen Bauausstellung
Emscher Park nahm die Idee ab 1989 konkrete Formen an und 2027 wird voraussichtlich
eine Internationale Gartenschau den krönenden Abschluss bringen.
Der Raum um Garzweiler hat ähnliche Zeitläufe vor sich und muss sich am Anfang –
wir im Ruhgebiet – bewusst visionär und zukunftsgerichtet aufstellen.
7.
Ausblick
Zunächst sind die Inhalte des Drehbuchs mit der kommunalen Politik abzustimmen
und der Öffentlichkeit zu erläutern. Dabei sind die Ergebnisse der Werkstatt als kreative
Ideen und Anregungen „ohne Scheuklappen“ weiter zu diskutieren und fortzuentwickeln.
Anfang 2017 sollte die Chance genutzt werden, den Planungsverband zu institutionalisieren, angestrebt wird ein Zweckverband, der den interkommunalen Ansatz bündelt und überregional wahrgenommen wird.
Die Machbarkeit bestimmter Maßnahmen ist gutachterlich zu überprüfen, etwa die
Frage, wie eine Gestaltung weiterer Wasserflächen im östlichen Bereich möglich und
sinnvoll ist.
Schließlich sind Förderzugänge zu erschließen und Mittel zu akquirieren, um die Projekte umsetzen zu können.
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Tagebaufolge[n]landschaft Garzweiler
8.
Noch’n Gedicht
Marco Jonas Jahn hat die Planungswerkstatt und die Arbeitsprozesse in den
vier Teams die Woche über begleitet und
beobachtet. Am Ende ist dieses ‚Gedicht‘
entstanden, das er am Tag der Abschlusspräsentation als sein Resümee
vorgetragen hat.
Alle Mann an die Sternenstaub‐
Kanonen
das Loch wird gekapert
Bungee‐Jumping, Mountain‐Biking
Kletterpark für großes Hiking
Fahrrad‐Schnell‐Weg, Gondelbahn
Roadmap bis zum Masterplan
Energie regenerativ
ACT NOW
neuer Wohnraum, hoch und tief
Also, machen, dass was geht! – Für
Seele Herz und Identität!
Anbindungen, ÖPNV
Die Tische mit Landschaft gedeckt
Schöner Raum mit richtig Weite
viele Hirne voller Ideen
Streuobstwiesen, richtig breite
Karten in jedem Format
schöne Bauten, jetzt wird’s krasser
Betroffene treffen, verstehn
denn wie Phönix aus dem Wasser
Papier durchpausen und schöpfen
werden sich manche erheben,
von Straßen bis zum Baumbewuchs
denn die Asche ist passé genau wie
der Staub aus dem Tagebau‐Beben,
Visionen in allen Köpfen
und Pläne und Rudi der Fuchs
Wie RISIKO, das Strategiespiel
auf Feldern gemalt like van Gogh
verfolgen sie folgenden Auftrag:
„Befreien Sie alle vom Loch!“
Und draußen krähen die Hähne
als hätten sie traumlos verpennt
und wollten nun alle erwecken
neue Jobs, Büroflächen‐Bau
der nicht das einzige ist, das vom
Wall gestoppt oder vom Wasser gefiltert
das vom Verlust getoppt und die
Seele gekillt hat.
Also, machen, dass was geht! – Für
Seele Herz und Identität!
Die Gedanken sind frei
hört nicht auf, sie euch zu machen
Aufbruch in jede Zukunft
und lasst sie uns trotz der Liebe zur
Freiheit ganz pathetisch in Gefangenschaft nehmen
ob nahe, ob mittel, ob fern
und bei zukünftigen Themen
aus schwarzem Loch, da entsteht
nun
zu Positivem zwingen.
für immer und diesen Moment
leuchtend ein blau‐grüner Stern
Denn das Kind ist ja nun einmal in
den Brunnen gefallen und da muss
man nun schauen,
Also, machen, dass was geht! – Für
Seele Herz und Identität!
künftige Kinder zu schützen.
(Fußball‐Song‐Melodie)
Okay, ohne Fragen
2026 – 36 – oder eighty‐six
etwas dick aufgetragen!
sei schlau – Act Now
Aber ohne Pathos geht die Welt zugrunde,
sonst ändert sich nix
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und in Abgründe sollte niemand blicken müssen,
wenn er hinter sich schaut,
denn weder Sodom noch Gomorra
bleiben aufgebaut
und Salzsäulen‐Starre kann man sich
hier ohnehin nicht leisten
Also leisten wir uns lieber einen
Ausblick und…
machen aus dem hässlichen Monster‐Entlein
so können wir ihr doch die Fingernägel lackieren und zelebrieren das
Dekorieren
Und die Geschichte mit ihren Geschichten wird nicht vergessen
und so kann man sich ohne zu stressen
auf seinen Wegen jene erzählen lassen
und die Vergangenheit hörend erleben, erfassen
einen schönen Schwan
Und dann haben wir wieder Seele
plus Herz gleich Identität
treten unermüdlich wie Don Quichotte
Also: Machen, dass was geht!!!
nur nicht gegen, sondern für die
Windmühlen an
Machen, dass was geht!!!
© 2016 Marco Jonas Jahn
denken groß
www.bühnenpoet.de/
doch mit Liebe zum Detail
jonas@volxbegehren.de
sachlich‐fachlich gut
und den Menschen stets dabei
heilen den Patienten
in allen Größeneinheiten
setzten überall Duft‐Landmarken
um Lebensqualität zu verbreiten
Und irgendwann wird der Bagger irgendwo in China zu seiner Vergangenheit interviewt
und sagt: „Schade, es wurde immer
schöner dort. Ich wäre gerne länger
geblieben“
doch er wird vertrieben
mit samt dem Schatten, den er zu
lange warf
stattdessen wird ein neues Licht
geworfen auf die RWEnergie‐Krake,
die ihre
Pumpenfeld‐Tentakel gierig immer
weiter in die Landschaft treibt
Doch wenn wir der Krake die Ärmchen schon nicht abschlagen oder
daran nagen dürfen,
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