Daten
Kommune
Erkelenz
Dateiname
43924.pdf
Größe
228 kB
Erstellt
08.06.15, 12:00
Aktualisiert
01.02.18, 12:20
Stichworte
Inhalt der Datei
Beschlussvorlage
Federführend:
Haupt- und Personalamt
Vorlage-Nr:
Status:
AZ:
Datum:
Verfasser:
A 10/233/2015
öffentlich
08.06.2015
Amt 10 Thomas Rolfs
Tätigkeitsbericht des ehrenamtlichen Behindertenbeauftragten
Beratungsfolge:
Datum
Gremium
24.06.2015
Rat der Stadt Erkelenz
Tatbestand:
Der ehrenamtliche Behindertenbeauftragte der Stadt Erkelenz, Peter Wild, hat seinen
Tätigkeitsbericht für das Jahr 2014/2015 erstellt. Dieser wird dem Rat zur Kenntnisnahme vorgelegt.
Für Rückfragen steht Herr Wild in der Ratssitzung zur Verfügung.
Beschlussentwurf:
„Der Tätigkeitsbericht für das Jahr 2014/2015 wird zur Kenntnis genommen.“
Finanzielle Auswirkungen:
Keine
Anlage:
Tätigkeitsbericht_2014_2015.pdf
Tätigkeitsbericht 2014/2015
des Behindertenbeauftragten der Stadt Erkelenz
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Tätigkeitsbericht 2014/2015
Nachfolgende Ausführungen stellen meinen Tätigkeitsbericht im Sinne des § 1 (3) Nr. a
der Vereinbarung über die ehrenamtliche Tätigkeit als Behindertenbeauftragter dar.
Ansprechpartner für Bürger mit Behinderung
Die Bürgersprechstunde findet weiterhin im Berichtszeitraum monatlich (regelmäßig jeden
1. Samstag im Monat) im Bürgerbüro der Stadtverwaltung von 10.00 h bis 12.00h statt.
Das Angebot wird weiterhin verhalten angenommen.
Die meisten Anliegen betrafen die Beantragung oder noch mehr den Änderungsantrag mit
der Absicht, ein bis dahin nicht gewährtes Merkzeichen zu erhalten.
Ebenso werden weiterhin oft Fragen zu Sozialleistungen in umfassender Art gestellt, die
beinahe ausschließlich nicht in die Zuständigkeit der Stadt Erkelenz fallen. Hier schafft das
vom Ministerium für Arbeit, Integration und Soziales (MAIS NRW) geförderte Projekt der
'Lotse/Lotsin für Menschen mit Behinderung' große Erleichterung. Die kreisweit
eingesetzten Lotsen wurden fach- und zuständigkeitsübergreifend zu Fragen von
Sozialleistungen geschult. Im Kreis Heinsberg wird die Aufgabe von Herrn Jacob C.
Terhaag wahrgenommen.
Barrierefreies Stadtgebiet
Projekt Wege ohne Barrieren
Das Projekt Wege ohne Barrieren des Arbeitskreis ÖPNV und Verkehr des Runden
Tisches wurde am 05.05.15 der Öffentlichkeit vorgestellt (wie bereits berichtet).
Mein Engagement in diesem Projekt war verbunden mit der Absicht, Barrieren von
herausragender Bedeutung im Stadtgebiet zu erkennen und mittelfristig zu beseitigen oder
zu verringern. Es sollte sich von der bereits vor dem Projekt wahrgenommenen Aufgabe
des Arbeitskreises unterscheiden, wo gemeldete Barrieren, die oft nur Einzelne
beeinträchtigten, an die Verwaltung weitergereicht wurden. Diese strategische ‚Erfassung‘
von Barrieren, die dem Arbeitskreis insbesondere eine Wertung der Hindernisstellen
abverlangt hätte, wurde unmittelbar nach dem Start‘ des Projektes aufgegeben, womit
meine unmittelbare Mitarbeit an dem Projekt entbehrlich wurde.
Barrierefreier Zugang zu Veranstaltungen im öffentlichen Raum
Der Teilhabekreis Erkelenz hat sein Projekt – von mir im letzten Bericht vorgestellt –
fortgeführt. Mit den jeweils Verantwortlichen wird versucht, in einer gemeinsamen
Ortsbegehung Hindernisse zu erkennen. Diese zu beseitigen bleibt in der Verantwortung
des Veranstalters. Hier ist es oft nicht die mangelnde Bereitschaft der Verantwortlichen,
dass dies nicht unmittelbar geschieht. Auf Grund anderer Faktoren, wie
Entscheidungswege, die eingehalten werden müssen oder soweit die Beseitigung der
Barrieren mit Kosten verbunden ist – was in vielen Fällen nicht zutrifft – ist die
Verhältnismäßigkeit zu wahren. Aus vorgenannten Gründen wurde das Projekt von Anfang
an auf Dauer angelegt. So wurde in diesem Jahr der Lambertusmarkt mit Vertretern des
Ordnungsamtes ‚begutachtet‘. Der Erfahrungsaustausch während des Rundgangs wurde
von allen Beteiligten als äußert unvoreingenommen und konstruktiv gewertet. Mit Freude
wurde beobachtet, dass die getätigten Verbesserungen des vergangenen Jahres wieder
umgesetzt wurden und somit von der Besonderheit/Ausnahme (Rollstuhltribüne,
Tätigkeitsbericht 2014/2015
des Behindertenbeauftragten der Stadt Erkelenz
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Rollstuhltoiletten etc.) zum ‚Standard‘ wurden. Darüber hinaus werden in diesem Jahr
noch mehr Kabelmatten eingesetzt. Die Hinweisbeschilderung der Rolli-WC’s wurde
verbessert und nicht zuletzt wurden am Parkdeck drei zusätzliche Rollstuhlparkplätze – als
Ersatz für die während der Veranstaltung nicht nutzbaren Plätze – eingerichtet.
Das Projekt beschränkt sich nicht auf den Lambertusmarkt, wie berichtet. So fand im
Dezember eine Begehung des Weihnachtsmarktes mit dem privaten Veranstalter statt.
Der anschließende Erfahrungsaustausch wurde auch hier von den Beteiligten als positiv
gewertet. Die finanziellen Möglichkeiten eines solchen vergleichsweise ‚kleinen‘
Privatveranstalters sind jedoch deutlich begrenzt, worauf verwiesen wurde, als die
fehlende Rollstuhltoilette beanstandet wurde.
Mobile Toiletten auf öffentlichen Veranstaltungen sind noch keine Regel, aber eben auch
keine Seltenheit mehr. Der ungezwungene Besuch einer Veranstaltung wie des
Weihnachtsmarktes ist für einen Rollstuhlfahrer, genau wie für andere Besucher ohne
vorhandene Toilette nicht möglich. Mit anderen Worten: eine fehlende Rollstuhltoilette
schließt Rollstuhlfahrer aus und dies nicht nur auf dem Weihnachtsmarkt. Diese
Ausgrenzung ist aus meiner Sicht zumindest mittelfristig nicht akzeptierbar. Eine
öffentliche Rollstuhltoilette (auch an Wochenenden und abends verfügbar) im Bereich des
Marktes halte ich daher weiterhin für dringend erforderlich.
Teilhabe am gesellschaftlichen Leben
Das Freizeitangebot für Menschen mit Behinderung ist weiterhin äußerst begrenzt.
Möglichkeiten, wie die Teilnahme am Angebot der Sommerferienspiele der Stadt Erkelenz
für Menschen oder das monatliche Rock-Café 'Inclusiv' im evangelischen Jugendzentrum
bleiben da eine – rühmliche – Ausnahme. Auf der anderen Seite erstreckt sich das
Engagement von 'Behindertengruppen' nicht selten darauf, auf Missstände hinzuweisen
und Wünsche oder Forderungen gegen andere zu äußern. Es besteht die Gefahr, dass
hierdurch ein verzerrtes Bild in der Gesellschaft entsteht.
In diesem Zusammenhang freut mich ganz besonders, dass der lokale Teilhabekreis
Erkelenz als Gruppe am Niederrheinischen Radwandertag teilnimmt. Vergleichbare
Aktionen empfinde ich als wünschenswert.
Dass mangelnde Barrierefreiheit die Teilhabe erschwert oder unmöglich macht, ist bereits
oft gesagt wurden. Trifft dies auf herausragende Orte im Stadtgebiet wie der Burg und
dem Alten Rathaus zu, so findet sich hierfür bei ausgegrenzten Betroffenen kaum
Verständnis. Der Vorsitzende des Vereins der Freunde der Burg stellte im April die
beabsichtigten Aus- bzw. Umbaupläne dem Lokalen Teilhabekreis Erkelenz vor. Positiv
überrascht bin ich gewesen, in welchem Umfang die Schaffung der Barrierefreiheit hierbei
Berücksichtigung gefunden hat. Da für die Umsetzung erhebliche finanzielle Mittel
erforderlich sind, ist absehbar, dass der vollständige Um-/Ausbau nicht kurzfristig
umgesetzt werden wird. Da aber bereits heute die Anzahl der attraktiven Veranstaltungen
auf dem Burggelände zunehmen, ist hier eine Zwischenlösung zur Barrierefreiheit
wünschenswert. Diese - so denke ich - kann aber nicht allein vom Verein der Freunde der
Burg, der fast ausschließlich von privatem Engagement getragen wird, geschultert werden.
Tätigkeitsbericht 2014/2015
des Behindertenbeauftragten der Stadt Erkelenz
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Kontakt zu Behindertenbeauftragten anderer Kommunen
Wie im ersten Treffen der Behindertenbeauftragten des Kreises am 13.02.14 vereinbart,
fanden seit dem zwei weitere Treffen am 29.09.14 und 12.03.15 statt. Die Gruppe wird
weiterhin ergänzt durch Vertreter der initiierenden Eichrichtungen Caritasverband und
KoKoBe, und einem Vertreter der lokalen Teilhabekreise. Besprochen wurden u. a. die
Themen barrierefreier ÖPNV, 'bezahlbarer' barrierefreier Wohnraum (das Anliegen wurde
auch dem Landtagsabgeordneten Herrn Krückel vorgetragen, der versprach, sich der
Sache anzunehmen).
Das Projekt „Barrierefrei – Wir sind dabei“ der Lokalen Teilhabekreise wurde vorgestellt
und erörtert. Ziel ist es, die Barrierefreiheit öffentlich zugänglicher Gebäude, wie
Ladenlokale und Arztpraxen, durch die Vergabe eines Signet, zu verbessern. Das Projekt
wurde zwischenzeitlich am 05.05.15 unter Schirmherrschaft von Landrat Stefan Pusch
'gestartet'.
Weiter wurde vereinbart, in Zukunft auch das Thema Inklusion an Schulen zu behandeln.
Unter anderem soll geprüft werden, ob die Abstimmung zwischen den Kommunen zu
diesem Thema ausreichend ist bzw. wie diese verbessert werden könnte. Hierzu wird zum
nächsten Treffen der Inklusionskoordinator des Kreises Heinsberg geladen.
Sitzungen des Rates und der Ausschüsse
Die Arbeiten zum Ausbau der Südpromenade haben begonnen. Die Ausbauplanung wurde
unter anderem in der Sitzung des Ausschusses für Stadtentwicklung, Bauen,
Wirtschaftsförderung und Betriebe am 04.11.14 vorgestellt und diskutiert. In der
Vergangenheit wurde von unterschiedlicher Seite die vorhandene Situation für Fußgänger
kritisiert, die die Südpromenade im Bereich des Hauses Südpromenade 1 queren müssen.
Hier wurde ein akuter Gefahrenschwerpunkt ausgemacht. Das Thema wurde auch in einer
früheren Sitzung des Ausschusses behandelt. In der Stellungnahme der Verwaltung zu
diesem Thema wurde auf den anstehenden Ausbau der Südpromenade verwiesen. Die
Planung zum Ausbau der Südpromenade hat die vorgetragene Kritik berücksichtigt und
sieht an dieser Stelle eine Querungshilfe (ein Fußgängerüberweg ist an dieser Stelle nach
geltendem Recht nicht vereinbar) vor. Eine weitere Diskussion zu dem Thema fand in der
Sitzung am 04.11.14 nicht statt.
Sonstige Aktivitäten
Zum Projekt 'Nur mit uns! Politische Partizipation von Menschen mit Behinderungen in den
Kommunen stärken!‘ organisiert von der LAG Selbsthilfe NRW, gibt es nach dem
Zwischenbericht von 2014 [http://lag-selbsthilfe-nrw.de/projekte/laufendeprojekte/politische-partizipation/zwischenergebnisse-zum-projekt/] nichts
Neues zu berichten.
Ein Treffen der Behindertenbeauftragten und -koordinatoren der Kommunen in NordrheinWestfalen mit dem Behindertenbeauftragten des Landes NRW Norbert Killewald zum
Informations- und Erfahrungsaustausch fand im Berichtszeitraum leider nicht statt. Für
2015 ist dies jedoch wieder beabsichtigt. Ansonsten informierte der
Landesbehindertenbeauftragte über seine Tätigkeit mittels Mail. Schwerpunkte seiner
Tätigkeit im vergangenen Jahr waren u. a. die Themen Tourismus, Sport und die Regelung
eines neuen Teilhaberechts im SGB IX gewesen.
Tätigkeitsbericht 2014/2015
des Behindertenbeauftragten der Stadt Erkelenz
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Aussichten
Mit Beendigung des Berichtsjahres lege ich meine Tätigkeit aus beruflichen und privaten
Gründen nieder. Die Vergangenheit hat gezeigt, dass die Erwartungen, die an den
Behindertenbeauftragten der Stadt gestellt werden, unterschiedlich und vielfältig sind.
Vielen konnte ich nicht gerecht werden, was sich wohl auch in der Forderung nach einem
Seniorenbeauftragten – wie jüngst gefordert – äußert. Die seinerzeitige Entscheidung, die
Position eines Behindertenbeauftragten der Stadt Erkelenz einzurichten halte ich weiterhin
für eine richtige und sinnvolle Entscheidung. Gleiches gilt aus meiner Sicht für den
Fortbestand dieser Position. Erstrebenswert ist, dass es zukünftig gelingt, unmittelbar
Betroffene verstärkt dazu zu bringen, sich aktiv zu beteiligen und einzubringen. Meinem
Nachfolger wünsche ich in diesem Sinne viel Erfolg und stehe, soweit benötigt,
unterstützend bereit.
gez.
P e t e r Wi l d
Behindertenbeauftragter