Daten
Kommune
Erkelenz
Dateiname
37809.pdf
Größe
6,0 MB
Erstellt
14.11.13, 12:00
Aktualisiert
01.02.18, 12:06
Stichworte
Inhalt der Datei
Beschlussvorlage
Federführend:
Amt für Kinder, Jugend, Familie und
Soziales
Vorlage-Nr:
Status:
AZ:
Datum:
Verfasser:
0/51/143/2013
öffentlich
13.11.2013
Amt 50/51 Claus Bürgers
Modellprojekt Kita Adolf-Kolping-Hof: Außengelände ohne
Spielgeräte
Beratungsfolge:
Datum
Gremium
03.12.2013
Jugendhilfeausschuss
Tatbestand:
Ein wichtiger Gedanke aktueller pädagogischer Konzepte in den Kindertagesstätten
ist es, den Raum, die Umgebung in dem Kinder sich aufhalten als „dritten Erzieher“
mit in die Planung und Überlegung aufzunehmen. Ihm kommt eine neue Bedeutung
zu. Er unterstreicht und bekräftigt die Intention zur Bildungs- und Erziehungsarbeit
und fordert das Kind auf einer weiteren Ebene heraus.
Wenn von Raum gesprochen wird, sind überwiegend die Innenräume einer
Einrichtung gemeint. Dort wird ein gewollter Zusammenhang zwischen den
pädagogischen Zielen und ihrer Umsetzung sichtbar. Doch spielt sich das Leben
einer Kita nicht nur in den Innenräumen ab, sondern zu einem wichtigen Teil auch im
Außenbereich. Da ist es nur konsequent, auch dort nach förderlichen Entwicklungsund Bildungsaspekten zu fragen und zu suchen.
Das Amt für Kinder, Jugend, Familie und Soziales möchte modellhaft deshalb den
Außenbereich der Kindertagesstätte Adolf-Kolping-Hof dahingehend betrachten, wo
und unter welchen Aspekten Bildung und Entwicklung im Außengelände fortgeführt
werden kann. Dabei liegt der Schwerpunkt auf naturnaher und/oder ökologischer
Gartengestaltung. Naturnahe Gartenbereiche zeichnen sich durch weniger oder gar
keine klassischen Spielgeräte, wie Kletter- oder Rutschelemente aus. Nicht die
Spielgeräte, sondern die natürliche Gestaltung und ihre Auswirkung auf die
Entwicklung der Kinder und deren Bildungsmöglichkeiten stellen hier den
Schwerpunkt des Angebotes dar. Räume, und hiermit ist der Außenbereich gemeint,
müssen so gestaltet sein, dass sie die kindlichen Fähigkeiten herausfordern und das
Neugierig-Sein, das Forschen und Fragen-Stellen unterstützen. Dies ist optimal zu
erzielen, wenn sich das Außengelände einer Kindertagesstätte durch die Kinder in
eigener Aktivität aus eigenem Antrieb formen, verändern und gestalten lässt. Dies in
einem Rhythmus mit den wechselnden Jahreszeiten ist qualitativ eine ganz andere
Herausforderung an die Kinder, als sie durch Bereitstellung von großen Spielgeräten
geleistet werden kann. Diese lassen sich eben nicht verändern, formen und können
nicht weiter nach kindlichen Vorstellungen gestaltet werden.
Das Reizpotential für eine kindliche Neugierde zu wecken, ist bei großen
Spielgeräten begrenzt und endet immer dann, wenn statische oder bauliche
Veränderungen eigentlich aus Sicht der Kinder notwendig wären.
Aber gerade ein Außenspielgelände muss so gestaltet sein, dass es die kindlichen
Tätigkeiten herausfordert und das Neugierig-Sein, das Forschen und Hinterfragen
unterstützt.
Das Amt 50/51 betrachtet es als Aufgabe, Kindern in einer Kindertagesstätte im
Außengelände eine Welt zu bieten, die es mit allen Sinnen erkunden kann und sollte.
In einem natürlichen, aber klar strukturierten Außengelände können die Kinder durch
Selbstorganisation ihre eigenen Erfahrungen machen.
Vielen Kindern ist es heute wegen veränderter gesellschaftlicher und räumlicher
Strukturen nicht mehr im ausreichenden Maße möglich, die Natur in ihrer
ursprünglichen Erscheinung zu erleben und sich genügend darin zu bewegen. Ein
Gegengewicht dazu bietet ein sinnvoll und lebendig gestaltetes Außengelände. Ein
naturnah gestaltetes Außengelände ist ein Lebensraum für Pflanzen und Tiere, bei
dessen Anlegung weit mehr der Gedanke des Naturschutzes im Vordergrund steht
als in herkömmlichen Gärten. Es geht darum, eine möglichst natürliche Situation zu
schaffen. Heimische Baumarten, Gehölze, Hecken und Stauden sind Bestandteil
eines Naturgartens. Anhöhen, Mulden, Sonnen- und Schattenzonen bieten
abwechslungs- und artenreiche Gestaltungsmöglichkeiten.
Fest installierte Spielgeräte sind nicht nötig. Ihre Möglichkeiten sind begrenzt. An
einem bestimmten Punkt endet die Herausforderung. Außerdem besteht bei
zurückhaltenden oder motorisch (nicht soweit) entwickelten Kinder die Gefahr, dass
sie sich nicht trauen auf ein Spielgerät einzulassen. Dadurch können Blockaden,
Ängste oder zurückhaltendes Verhalten entstehen, und das Kind eher in seiner
Entwicklung blockieren, als es weiter fördern.
Zwar sieht solch ein Außengelände für Außenstehende unter Umständen wie ein
ungeordnetes Sammelsurium aus, bietet aber bei genauerem Betrachten elementare
Erfahrung für die Gesetze der Mechanik und Physik und garantiert umfangreiche
Bewegungserfahrung und vielsinnliche Anreize. An kaum einem anderen Ort haben
Kinder so viele Möglichkeiten, der Natur so nahe zu kommen. Sie lernen die
Eigenschaften von Wind und Wasser kennen, können mit Erde, Steinen und Sand
experimentieren und mit naturwissenschaftlichen Erkenntnissen in Berührung
kommen. Es sind nicht unbedingt die Spielgeräte, die die Phantasie der Kinder
wecken, vielmehr sind es die Gegenstände und Plätze, in denen die Kinder
unbeschwert sich unter Aufsicht bewegen können.
Es kommt nicht darauf an, wie groß ein Außenbereich ist. Entscheidend für
gelingende Bildungs- und Entwicklungsprozesse ist die gestalterische Qualität eines
Außengeländes. Wichtig ist, den Kindern genügend Erfahrungsmöglichkeiten zu
eröffnen, indem die Bereiche nicht auf einen einzigen Zweck festgelegt, sondern
multifunktional zu nutzen sind und gemeinschaftlich und selbstbestimmte Aktivität
miteinander verknüpft werden können. Im Vordergrund aller Überlegungen über die
Gestaltung von Spielzonen stehen die Eigenaktivität und die Selbstständigkeit der
Vorlage 0/51/143/2013 der Stadt Erkelenz
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Kinder sowie die Art und Weise wie vielfältig die sinnlichen Wahrnehmungen sein
können.
Dabei ist dem Amt 50/51 durchaus bewusst, dass durch die natürliche Gestaltung
des Außengeländes an die Erzieherinnen ein erhöhter Anspruch hinsichtlich ihrer
Aufsichtspflicht besteht.
Das Personal der Kindertagesstätte Adolf-Kolping-Hof ist gerne bereit, diese
zusätzliche Belastung zu tragen. Die Mitarbeiterinnen der Kindertagesstätte haben
aktiv mit an der Gestaltung des Außengeländes durch ihren engagierten Beitrag in
Form von Ideen und Wünschen mitgewirkt.
Es wird kein Außengelände sein können, was den Vorstellungen der Erwachsenen
von Sauberkeit und Ordnung entsprechen kann.
Es wird aber ein Außengelände sein, was im hohen Maße mehr an Reizen zur
Erziehung und Bildung schafft, als herkömmliche Außengelände mit entsprechenden
Spielgeräten.
Es gibt auch keine unterschiedlichen Spielgeräte für U-3 oder Ü-3 Kinder. Die
Angebote eines solchen Außengeländes können von allen Kindern gemeinsam
genutzt werden.
Herr Nigl vom Amt 60 hat die Ideen und Anregungen aufgenommen und planerisch
umgesetzt. Er wird den Plan zum Modellprojekt im Jugendhilfeausschuss erläutern.
Beschlussentwurf (in eigener Zuständigkeit):
„Die Verwaltung wird beauftragt, in der Tagesstätte Adolf-Kolping-Hof ein natürliches
Außengelände ohne Spielgeräte zu schaffen.“
Finanzielle Auswirkungen:
Haushaltsmittel stehen vorbehaltlich der Genehmigung des Haushalts 2014 unter
dem Produktsachkonto S06020105 in Höhe von 17.500,- € zur Verfügung.
Anlage:
Lageskizze
Vorlage 0/51/143/2013 der Stadt Erkelenz
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