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Beschlusstext (Jahresbericht 2017 Caritas Familienberatungsstelle Kerpen)

Daten

Kommune
Kerpen
Größe
3,6 MB
Datum
01.03.2018
Erstellt
16.02.18, 13:17
Aktualisiert
16.02.18, 13:17

Inhalt der Datei

Jahresbericht 2017 Caritas Erziehungs- und Familienberatungsstelle Kerpen Inhaltsverzeichnis Sehr geehrte Leserinnen und Leser, 2 Vorwort 3 Inhaltsverzeichnis 4 Mit diesem Bericht über unsere Arbeit im Jahr 2017 möchte ich mich nun von Ihnen verabschieden. Ich werde mich zum 1.5.2018 in den Ruhestand begeben und damit meine Zeit beim Caritasverband für den Rhein-Erft-Kreis nach über 30 Jahren beenden. In den langen Jahren der Zusammenarbeit erlebte ich sowohl vonseiten meines Verbandes, meiner Kolleg*innen und auch von Ihnen, unseren Netzwerkpartner*innen, stets viel Unterstützung, Wertschätzung und tatkräftige Hilfe. Unsere Klienten, Kinder, Jugendliche und Eltern brachten uns in all den Jahren großes Vertrauen entgegen. Für all dies sage ich heute VIELEN DANK! Wir über uns 4 Kontakt 5 Das Team 6 30 Jahre Arbeit in der Erziehungsberatung 7 Haus der Familie, was ist das? 7 Erste Ideen und Visionen 7 Jetziger Stand Wie Sie sicher inzwischen alle erfahren haben, sind wir im Sommer 2017 in ein neues Haus umgezogen, in das „Haus der Familie“ in Kerpen, in dem mehrere Einrichtungen der Jugendhilfe unter einem Dach arbeiten. Die Zusammenarbeit der Institutionen kann auf diese Weise intensiviert, erleichtert und für die Klienten nutzbringender eingesetzt werden, als dies bisher der Fall war. Auch hierzu möchte ich einen ausdrücklichen Dank aussprechen, Dank für die unbürokratischen und schnellen Absprachen, Hilfestellungen und vor allem die finanziellen Unterstützungen der WALTER-UND-MARGA-BOLL Stiftung aus Kerpen, die uns allen ermöglicht hat, die ersten Ideen in die Tat umzusetzen, indem sie das Haus gebaut haben. 8 Umgang mit digitalen Medien 10 Abschluss eines Projektes: JuKiB, Jugendliche und Kinder im Blick Die Arbeit der Beratungsstelle geht nun aber selbstverständlich weiter, die Leitungsstelle wird neu besetzt werden, die Kooperationen können fortgesetzt werden. Wie immer finden Sie in dem vorliegenden Bericht natürlich auch die aktuellen Fallzahlen aus dem Jahr 2017. Sollten Sie weitere Informationen über unsere Arbeit wünschen, so fragen Sie gerne direkt bei uns nach oder nutzen Sie das Internet. 14 10 Bilanz 11 Die Schwerpunktthemen in der JuKiB Arbeit 11 Überführen des Projektes in die Regelarbeit der Beratungsstelle 12 Projekt Hilfen für Flüchtlinge 13 Jungenarbeit Aktuelle Zahlen 14 Fallzahlen im Jahr 2017 18 Ausblick auf das Jahr 2018 19 Und wie immer die letzte Seite Auf unserer Homepage www.beratung-in-kerpen.de oder www.eb-kerpen.de haben wir Inhalte unserer fachlichen Arbeit dargestellt. Mit freundlichem Gruß Impressum Edith Thelen Diplom Psychologin, Leiterin der Beratungsstelle 2 Herausgeber: Caritas Erziehungs- und Familienberatungsstelle Kerpen Verantwortlich für den Inhalt: Edith Thelen und div. Mitarbeiter*innen Fotos: CC by 4.0 DE Richard Heinen und E. Thelen Layout: Andreas Moskopp Druck: print24.de 3 Wir über uns Kontakt Das Team Öffnungszeiten des Sekretariats Leitung montags bis donnerstags: 08:30 – 12:30 Uhr 14:00 – 16:00 Uhr freitags: nach Vereinbarung Edith Thelen, Diplom Psychologin Offene Sprechstunde mittwochs: Sekretariat/Verwaltung Dorothee Feldhaus Anita Maibaum 09:00 – 11:00 Uhr Ratsuchende können in dieser Zeit ohne Terminvereinbarung kommen. Mediensprechstunde Berater*innen Esther Boppert, Diplom Psychologin Jeden 1. Mittwoch im Monat: 15:30 – 17:00 Uhr Mathias Berg, Diplom Sozialpädagoge, Master of Arts, Stellvertretender Leiter Bei Fragen oder Problemen rund um das Thema digitale Medien sind wir für Sie/Euch da - in der Sprechstunde auch ohne Voranmeldung. Karin Küppers, Diplom Sozialpädagogin Beratungsgespräche finden täglich nach Vereinbarung statt. Zunehmend wünschen Eltern Gespräche sowohl sehr früh morgens als auch in den späten Nachmittag- und frühen Abendstunden. Diesem Wunsch kommen wir bei Folgeterminen bereits morgens ab 7:30 Uhr oder abends noch um 18:00 oder 19:00 Uhr entgegen. Anmeldung Telefonisch 02237 6380050 E-Mail familienberatung-kerpen@caritas-rhein-erft.de Persönlich Kölner Straße 15, 50171 Kerpen Über unsere Homepage www.beratung-in-kerpen.de können Sie sich zudem in den passwortgeschützten Bereich der Online-Beratung einloggen und sich so anonym mit Ihren Fragen an uns wenden. Einen Termin für ein Erstgespräch erhalten Sie in der Regel innerhalb von maximal 2 - 4 Wochen. Die Beratung ist kostenlos. Alle Gespräche unterliegen der Schweigepflicht. In Krisensituationen ist innerhalb von 48 Stunden ein Gespräch mit einer Beraterin oder einem Berater möglich Jugendliche ab 14 Jahre können auch alleine und ohne Zustimmung und Wissen der Eltern zu uns kommen. Sie erhalten in der Regel innerhalb von 48 Stunden einen Gesprächstermin. 4 Ulrike Sapia, Diplom Sozialpädagogin Edith Jansen, Diplom Heilpädagogin Ursula d´Almeida-Deupmann, Diplom Heilpädagogin Harry Melchers, Diplom Heilpädagoge Sabine Kuhlmann, Diplom Heilpädagogin Peter Nagel, Diplom Sozialarbeiter Doris Rose-Frensch, Diplom Sozialarbeiterin Dr. Fatma Ibrahim-Logemann, Lehrerin Projektmitarbeiter*in Oliver Fina, Diplom Sozialpädagoge, Projektstelle Hilfen für Flüchtlinge Christian Veit, Diplom Pädagoge, Projektstelle Hilfen für Flüchtlinge Alle Beraterinnen und Berater verfügen über Zusatzqualifikationen im therapeutischen Bereich. Vertreten sind Ausbildungen in systemischer Beratung und Familientherapie, Paarberatung, Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie, Ego-State-Therapie, Traumatherapie, psychoanalytischer und tiefenpsychologisch fundierter Therapie, Gesprächspsychotherapie, Gestalttherapie, lösungs-orientierter Beratung und Hypnotherapie, Sandspieltherapie sowie Supervision. 5 30 Jahre Arbeit in der Erziehungsberatung Haus der Familie, was ist das? Ein kleiner Rückblick Erste Ideen und Visionen Vor ca. 30 Jahren lernte ich die Arbeit der Caritas Erziehungs- und Familienberatungsstelle in Kerpen kennen. Die Beratungsstelle befand sich zum damaligen Zeitpunkt bereits seit ca. 18 Jahren in Kerpen-Horrem, in der Mittelstraße 1. Es gab zwei Außenstellen, eine in Bedburg und eine in Pulheim, in denen zeitweise Mitarbeiter*innen aus Horrem Beratungsgespräche anboten. So begann meine Arbeit zunächst als Honorarkraft mit 12 Stunden pro Woche in der Außenstelle Pulheim. Als dann diese Kommunen die Aufgabe der Erziehungsberatung selbst übernahmen (für Bedburg wurde eine Beratungsstelle in Trägerschaft des Rhein-Erft-Kreises zuständig, Pulheim gründete eine eigene, städtische EB), wurden diese Außenstellen aufgegeben und alle Mitarbeiter*innen boten ihre Gespräche nur noch in der Mittelstraße an. Ein Haus, in dem sich Beratungsinstitutionen befinden, die Familien von der Schwangerschaft und Geburt bis hin zum Erwachsenwerden der Kinder begleiten können, die Hand in Hand arbeiten und für alle aufkommenden Fragen Antworten und Angebote vorhalten können, das war die Vision, mit der die Konzeption des Hauses der Familie erarbeitet wurde. Die Idee, möglicherweise auch institutionsübergreifend zu arbeiten, um die Ratsuchenden möglichst gut versorgen und begleiten zu können, rückte mit in den Blick. Themen, mit denen sich die Eltern … … damals an uns wandten: • Mein Kind schläft nicht durch • Mein Kind nässt ein • Wie werde ich die „Freundin“ meiner Tochter, der „Freund“ meines Sohnes • Auffälligkeiten der Kinder nach Kuraufenthalten • Störungen der Eltern-Kind-Beziehung nach bestimmten physiotherapeutischen Behandlungen • Verhaltens- und Leistungsauffälligkeiten in Kindergarten und Schule … und heute sind es: • • • • • • Missbrauch und Gewalt in der Familie Bindungsstörungen zwischen Eltern und Kindern Schulschwänzen Verhaltensauffälligkeiten in Kita und Schule Mobbing in der Schule Hochstrittige Eltern, zwischen denen die Kinder sich hin und hergerissen fühlen • Problematische Internet-/PC Nutzung, digitale Medien • Cybermobbing • Flüchtlinge mit traumatisierenden Fluchterfahrungen und Integrationsproblemen. 6 Die Probleme, die in den Familien auftreten, werden immer vielfältiger und die Berater*innen benötigen immer mehr therapeutische Fachkompetenzen, um den Familien, Kindern und Jugendlichen helfen zu können, ihre Probleme in den Griff zu bekommen oder zu lösen. Und damals wie heute stellt sich die Frage, wie wir die vielschichtigen Problemlagen bestmöglich angehen können, oder auch, welche Hilfen wir hinzuziehen können. Diese Fragen nach der Möglichkeit, für jede Familie ein möglichst passgenaues Unterstützungsangebot zu finden, führten unter anderem zu Überlegungen über ein neues Beratungskonzept, das in dem „Haus der Familie“ verwirklicht werden kann. Jetziger Stand Neun Institutionen der Jugendhilfe arbeiten inzwischen unter einem Dach, dem Dach des „Hauses der Familie“. Dem „Haus der Familie“ liegt der Gedanke an eine „Präventionskette“ zugrunde, Familien können beraten und begleitet werden von Beginn an. Bereits in der Schwangerschaft (Schwangerenberatung), über die Zeit der Geburt und ersten Lebensmonate (Frühe Hilfen) bis hin zu Verselbständigung der Jugendlichen (ambulante Familien-Hilfen und Erziehungsberatung) gibt es Beratungs- und Unterstützungsangebote durch die im Haus ansässigen Institutionen. Die kurzen Wege quasi durch das Treppenhaus können genutzt werden, um die Ratsuchenden Menschen in die für sie passende Institution und zu den für sie passenden Angeboten zu begleiten. Unsere Beratungsstelle rahmt räumlich das Gesamtangebot ein: wir befinden uns mit der Anmeldung und den Therapieräumen wie Sandspielzimmer, Kinder- und Jugendtherapieraum sowie einem großen Gruppenraum im Erdgeschoss. Die Beraterzimmer, in denen Einzel-, Paar- und Familienberatungen stattfinden, findet man im Dachgeschoss. Nach anfänglichen Schwierigkeiten, diese räumliche Trennung in den täglichen Abläufen zu überbrücken, hat sich inzwischen alles gut eingespielt, sodass unsere Klienten mit uns zusammen das erweiterte Beratungs- und Behandlungsangebot in den großzügigen Räumlichkeiten nutzen können. Durch die größere Anzahl von Beraterbüros können wir sehr flexibel auf Terminwünsche der Ratsuchenden eingehen, uns in den verschiedenen Therapieräumen auf spezifische Behandlungsnotwendigkeiten der Klienten einstellen. Stellen wir fest, dass wir für spezielle Fragestellungen die Kompetenzen der Fachkollegen aus anderen im Haus untergebrachten Institutionen benötigen, können wir mit den Klienten gemeinsam ein oder zwei Treppen gehen und die Kolleg*innen vor Ort mit einbinden. Diese Kooperation wird sicher im Laufe der nächsten Jahre noch wachsen und ausgebaut werden können bis hin zu gemeinsamen Projekten, die institutionsübergreifend denkbar sind. 7 Umgang mit digitalen Medien Der Umgang mit digitalen Medien spielt in unserer Arbeit eine große Rolle, sowohl in der Beratung von Familien, als auch in der Kooperation mit Kindertagesstätten, Familienzentren und Schulen. Die Medien Es geht um Themen wie: Das Leben der Kinder und Jugendlichen in sozialen Netzwerken, das Erstellen einer Nettiquette in Schulklassen, Aufklärung über einen guten Umgang miteinander im Netz, Cybermobbing, Überflutung durch Nachrichten, Elternverhalten und Implementierung von digitalen Medien in der Schule. Sprechstunde Unsere Aktivitäten Die Medien Sprechstunde Die Medien Sprechstunde Der Erfahrungsaustausch ist allen Beteiligten wichtig. Gerade Kinder haben ein großes Bedürfnis, über ihre digitalen Erfahrungen zu reden, und wir beschäftigen uns mit den Fragen: Wie kann man Kindern bei diesen Themen gut zuhören, wie geht man um mit guten und schlechten Nachrichten, die über die Medien verbreitet werden und wo besteht Suchtgefahr. In der Verantwortung der Eltern liegt die Medienerziehung, in der sie genau wie in allen anderen Erziehungsthemen eine Vorbildfunktion haben. Aber auch die Schulen nehmen dieses Thema immer ernster. Wir durften Schulen begleiten, die das Digitale in ihre Schulordnung verankern wollen. Zudem waren wir beteiligt an der Planung und Durchführung eines Elternabends von allen Schulen in Kerpen zum Thema „Cybermobbing“, den ca. 400 Personen besuchten. Die Medien Sprechstunde Postkarten für die Mediensprechstunde Wie oben benannt, wird auch in Kitas die Medienerziehung inzwischen immer wichtiger. Hier geht es um Themen wie Arbeiten mit Fotos, Töne, Kinder-Apps, Abbau von Hemmschwellen, Suchtprophylaxe, Medienkompetenz und digitales Lernen. Mit den Eltern werden an Elternnachmittagen Regeln zur Medienerziehung und empfehlenswerte Spiele besprochen. Karin Küppers Die Mitarbeiter*innen der Fachgruppe Medien 8 9 Abschluss eines Projektes: JuKiB, Jugendliche und Kinder im Blick Die Schwerpunktthemen in der JuKiB Arbeit Unser Projekt JuKiB – Jugendliche und Kinder im Blick – Hilfen für Kinder psychisch und suchtkranker Eltern endet Mitte des Jahres 2018 nach sieben Jahren Laufzeit. In diesem Zeitraum wurden durch die Projektmitarbeiter*innen 81 Kinder und Jugendliche und deren Familien oft sehr intensiv und zeitaufwändig therapeutisch begleitet. Bilanz Eine unserer Erfahrungen im Projekt JuKiB war, dass Familien, in denen ein Elternteil unter einer psychischen Erkrankung leidet, besondere Unterstützung benötigen. Wir haben einen Blick bekommen nicht nur für die Kinder und Jugendlichen, sondern im Verbund mit unseren Kooperationspartnern für die ganze Familie, die mit diesen Umständen leben muss. Passgenaue Hilfe kann hier nur von vielen Helfern geleistet werden, und so stand und steht JuKiB dafür, besonders die kleinen Angehörigen in den Blick zu nehmen. Die Idee, Jugendliche und Kinder zu stärken, so dass diese nicht selbst erkranken und mit Belastungssituationen besser umgehen können, ist effektive Präventionsarbeit. Das Wissen um psychische Störungen, Abhängigkeitserkrankungen und die entsprechende 10 Familiendynamik zeigte uns immer wieder, dass es vor allem die Tabuisierung der Erkrankung ist, die viele Schwierigkeiten mit sich bringt. Gefühle von Scham halten Einzug, so dass vor allem Kinder und Jugendliche kaum noch wissen, wie sie sich gut verhalten sollen und manchmal auch nicht mehr, wie sie fühlen sollen. JuKiB machte sich zum Auftrag, Themen behutsam anzusprechen, wo möglich zu enttabuisieren, anders hinzusehen, anders zu fragen. Im JuKiB-Projekt wurde manches Unaussprechliche besprechbar gemacht, und es hat vielen Kindern und Familien den Mut gegeben, dass sie nicht allein sind, die Probleme gemeinsam bewältigt werden können. Aus diesem Grund möchten wir die für uns so wichtige Arbeit mit diesen Menschen weiterführen. Überführen des Projektes in die Regelarbeit der Beratungsstelle Auch wenn das Projekt als solches beendet wird, so wird die Beratung der Familien und insbesondere die therapeutische Begleitung der Kinder und Jugendlichen in der Familienberatungsstelle in veränderter Form weiterlaufen. Denn diese Kinder, Jugendlichen und Familien benötigen eine besondere Unterstützung – auch ohne weitere finanzielle Förderung. Ein ausführlicher Abschlussbericht zum Projekt wird im Frühjahr 2018 veröffentlicht werden. Karin Küppers, Mathias Berg 11 Projekt Hilfen für Flüchtlinge Die Beratung, Begleitung und Therapie von Flüchtlingsfamilien und unbegleiteten Minderjährigen wurde auch im Jahr 2017 fortgeführt. Im letzten Jahresbericht kündigten wir an, dass wir ein Gruppenangebot für die unbegleiteten Minderjährigen entwickeln und durchführen wollten. Die jungen Männer, die wir hierzu ansprachen, lebten zu diesem Zeitpunkt alle gemeinsam im Ausbildungszentrum der Bauindustrie (ABZ) in Kerpen. Das Gruppenangebot wurde begonnen. Es stellte sich allerdings schnell heraus, dass dieses Setting für die jungen Menschen nicht hilfreich war. Jungenarbeit Aus dem Projekt der Familienberatungsstelle Kerpen „Jugendlich, männlich, was nun?“, das durchgeführt wurde in den Jahren 2006 - 2007, entstand im Jahr 2007 der Arbeitskreis Jungenarbeit Kerpen. In diesem Arbeitskreis wirkten Mitarbeiter des Jugendamtes, der Jugendzentren, der Schulsozialarbeit und der Erziehungs- und Familienberatungsstelle mit. Was wir unterschätzt hatten, waren vor allem zwei Dinge: Mädchen- und Jungenarbeit ist im Landesjugendplan seit 1999 verankert. Die Jugendlichen lebten zu dem Zeitpunkt alle gemeinsam unter einem Dach, machten alles gemeinsam, wollten ihre Probleme aber in der Gruppe zusammen mit den anderen nicht besprechen. Sie hatten das Gefühl, sich seelisch entblößen zu müssen mit ihren Problemen und Nöten. Begegnen sie sich dann im Alltag, ist dies ausgesprochen peinlich für sie. Die Jugendlichen hatten einen anderen Bedarf: Es ging ihnen nicht um psychotherapeutische Aufarbeitung der traumatischen Erlebnisse. Dies geht nur im Schutz der Einzelarbeit, nicht mit Menschen, die ihnen im Alltag ständig begegnen. Zum anderen war der Zeitpunkt für ein Gruppenangebot, in dem es um die Aufarbeitung von traumatischen Erlebnissen gehen sollte, schlecht gewählt. Es war erst mal Stabilisierung notwendig, noch nicht Aufarbeitung der Traumatisierung. Lebenspraktische Hilfe war notwendig, die durch andere Helfer gegeben wurde. Das Aufarbeiten von Traumatisierung wird erst möglich, wenn ein stabiler Lebensalltag gewährleistet ist. Die jungen Männer schützen sich davor, die Gefühle der Not ständig wieder zu erleben. Von daher müssen sie erst hier Fuß fassen. Das heißt, in unserer Projektarbeit stand die Einzelarbeit weiterhin im Zentrum. Sie hat den Status der Querschnittsaufgabe, d.h., es ist eine Aufgabe, zu der alle Einrichtungen der Jugendhilfe aufgefordert sind. An dieser Aufgabe soll einrichtungsübergreifend zusammengearbeitet werden und gemeinsame Angebote entwickelt werden (lt. Kinder- und Jugendförderungsgesetz NRW, KJFöG, 3. Ausführungsgesetz SGB VIII, §4 vom 06.10.2004). Aktuell besteht der Arbeitskreis Jungenarbeit Kerpen „nur noch“ aus zwei aktiven Mitgliedern, Herrn Gerd Meyer vom Kinder- und Jugendzentrum Domiziel Blatzheim und Herrn Harry Melchers aus der Familienberatungsstelle Kerpen. Der Arbeitskreis bietet seit 2012 in den Räumlichkeiten des Jugendzentrums Domiziel eine Jungengruppe an. Diese Jungengruppe erfreut sich großer Beliebtheit, und so können leider nicht alle interessierten Jungen in die Gruppe aufgenommen werden. Im Durchschnitt gehören der Gruppe rund zehn Jungen im Alter von 12 - 16 Jahren, unter anderem auch geflüchtete Jungen, an. Die Treffen der Gruppe finden in der Regel alle acht Wochen statt. Die Teilnahme ist nach einer Probezeit für die Teilnehmer verpflichtend. Der Haupttreffpunkt der Gruppe ist, wie oben benannt, das Jugendzentrum Domiziel. Hier beginnt und endet jedes Treffen. Neben den Angeboten, welche die Einrichtung selbst Geplant ist im Jahr 2018: weitere Ausweitung der Arbeit mit Familien mit Fluchterfahrung, Angebote der Einzelberatung für Ehrenamtler, Fortbildung für Fachleute, Integration der Arbeit in die Regelarbeit, Männerarbeit, Erstellen eines Flyers in verschiedenen Sprachen, Elternabende in unserer Beratungsstelle. bietet, angefangen vom Kicker und Billardtisch über Tischtennis bis hin zum Toberaum, unternimmt die Gruppe immer wieder auch Ausflüge. So besuchte die Gruppe eine Kletterhalle, eine Soccer Halle, eine Bowlingbahn, eine LaserTag Halle und vieles mehr. Jedoch ist der zentrale Punkt der gemeinsame Dialog in und mit der Gruppe. Die Gesprächsrunde, welche jungenspezifische Themen aufgreift, ist das zentrale Moment des Angebots. Die Themen umfassen ein großes Spektrum. So geht es um Fragen wie: Was ist männlich, was bedeutet es, ein Mann zu werden? Sie drehen sich um Fragen zur Geschlechtsidentität, Sexualität bis hin zu Themen wie Respekt, Mobbing, Umgang mit Medien. Sehr wichtig ist es uns, die Treffen durch ein gemeinsames Essen abzurunden, das oft von den Jungen organisiert und zubereitet wird. Harry Melchers Esther Boppert 12 13 Aktuelle Zahlen Im Folgenden finden Sie einen kurzen Überblick über die wichtigsten Zahlen. In diesem Jahr meldeten sich ca. 80 Familien weniger als im vergangenen Jahr neu bei uns an. Dies hat zum einen mit dem Umzug im Juli diesen Jahres zu tun, was dazu führte, dass wir den Umzug vorbereiten und durchführen, danach erst einmal alle Abläufe im neuen Haus den Erfordernissen anpassen mussten, was mit viel Arbeit verbunden war. Hinzu kam die Notwendigkeit für die Klienten, uns am neuen Ort zu finden. Zum anderen wurde aber auch im Sommer des Jahres bis auf weiteres die Kooperation mit der Realschule Mater Salvatoris beendet, die mit diesem Angebot verbundenen Stunden fielen weg. Dort boten wir seit Jahren eine regelmäßige Schülersprechstunde an, die dazu führte, dass viele Schüler*innen der Schule sowohl alleine, als auch außerhalb der Schulzeiten den Weg in die Beratung fanden. Inwieweit diese besondere Form der Kooperation wieder aufgenommen wird, bleibt abzuwarten. Sollten Sie an differenzierteren Zahlen interessiert sein, so fragen Sie gerne bei uns nach. Wiederanmeldungen Gesamtzahl: aller in 2017 bearbeiteten Fälle: 920 (2014: 889, 2015: 926, 2016: 951) Etwas mehr als 27% der Familien melden sich nach einiger Zeit zum zweiten oder dritten Mal bei uns an. Bei diesen Wiederanmeldungen geht es häufig um Problembereiche, die entweder neu bei einem anderen Kind der Familie auftreten oder um neue Themen, die abhängig vom fortschreitenden Entwicklungsalter sind. Auffällig ist, dass diese Zahl der Wiederanmeldungen in den letzten Jahren kontinuierlich gestiegen ist, was wir als ein positives Zeichen werten. Offensichtlich fühlen die Familien sich durch uns gut unterstützt und suchen oft bei neu auftretenden Problemen schneller unseren Rat, als dies bei einer ersten Anmeldung der Fall ist. Neuaufnahmen: 461 Familien meldeten sich neu bei uns an (2014: 484, 2015: 543, 2016: 540) Abgeschlossen: wurden 513 der Fälle (2014: 509, 2015: 510, 2016: 500) Anregung zur Anmeldung 368 221 158 110 21 25 17 Wartezeit von Anmeldung bis zur ersten Beratung Wartezeiten wochenweise Beratungskontakt: 52,28% keine Wartezeit 42,73% bis 4 Wochen 2,72% bis 8 Wochen 0,77% bis 12 Wochen 0,96% über 12 Wochen 0,54% Wartezeit negativ / kein Beratungskontakt! In 52,28 % der Fälle erhalten die Klienten einen Termin für ein erstes Gespräch innerhalb der ersten Tage nach Anmeldung. Warten Klienten ausnahmsweise einmal länger als 4 Wochen, so liegt das meist daran, dass aufgrund der beruflichen oder privaten Situation der Ratsuchenden vorher kein Termin gefunden werden kann, der für sie passend ist. Sprechstunden Dauer der Beratung/Behandlung 20,47% keine kontinuier liche Beratung 1,95% < 3 Monate 7,21% 3 – 5 Monate 31,19% 6 – 8 Monate 15,01% 9 – 11 Monate 13,06% 12 – 17 Monate 6,24% 18 – 23 Monate 4,87% > 24 Monate In ungefähr 20% der Fälle finden jeweils nur ein oder zwei Beratungstermine statt. In gut 46% dauern die Beratungen zwischen einem halben bis zu einem ganzen Jahr, wobei die Beratungsintervalle hier sehr unterschiedlich sein können. Es gibt Ratsuchende, mit denen wir wöchentliche Termine vereinbaren, andere, die nur einmal im Monat kommen. Immer wieder haben wir auch Klienten, die immer nur dann kommen, wenn sie wieder in einer Krise stecken, aus der sie alleine nicht herausfinden. Wir bemühen uns auch hier, unsere Angebote so flexibel wie möglich und nötig auf die Bedarfe unserer Klienten einzurichten. • Offene Sprechstunde in unserer Beratungsstelle: 65 Klient*innen • Schüler*innensprechstunde in der Realschule Mater Salvatoris: 50 Schüler*innen • Familienzentren: 32 Klient*innen • In Grundschulen und Schulzentrum: 6 Klient*innen • In sieben Fällen berieten wir die Klienten auch zu Hause in ihrem eigenen Umfeld, um ihnen den Zugang zur Beratung zu erleichtern • Informationsveranstaltungen für Menschen mit Migrationshintergrund zum deutschen Schulsystem in Familienzentren und anderen Institutionen: 176 Anzahl der Personen Ehemalige Klienten / Bekannte / sonstiges (17,18%) Selbstmelder: Eltern / Personensorgeberechtigte (40,00%) Jugendamt / Soziale Dienste / andere Institutionen (11,96%) Schule / Kindergarten / Familienzentrum (24,02%) Arzt / Klinik / niedergel. Therapeuten (2,28%) Jugendlicher / Junger Erwachsener / Kind selbst (2,72%) Gericht / Staatsanwaltschaft / Polizei / Rechtsanwälte (1,84%) 14 15 Aktuelle Zahlen Weitere Zahlen im Detail Beratungsanlässe 43,37% 119 Getrennt lebende Eltern Fallberatungen für Erzieher*innen in Kitas und Familienzentren 18* 36 Fälle von Kindeswohlgefährdung Fallberatungen für Lehrer*innen * in 11 Fällen musste durch uns das Jugendamt einbezogen werden. In den Fallberatungen für Erzieher*innen und Lehrer*innen geht es immer wieder um Kinder und Jugendliche, die in Kindergarten oder Schule durch ihr Verhalten auffallen. Die Arbeit der Fachkräfte mit diesen Kindern und oft auch mit deren Eltern wird in den Besprechungen reflektiert und neue Möglichkeiten des Umgangs mit ihnen entwickelt. 1,21% keine Angabe 2,29% Unversorgtheit des jungen Menschen durch Krankheit oder Tod eines Elternteils oder Flucht 2,22% Gefährdung des Kindeswohls durch Vernachlässigung, Gewalt und Mißbrauch 11,13% Belastung durch Problemlagen der Eltern, psychische Erkrankung, Sucht oder Behinderung oder auch Migration 14,17% eingeschränkte Erziehungskompetenz und Überforderung 28,74% Belastung durch fam. Konflikte und Trennung/Scheidung der Eltern 40,24% Auffälligkeiten im sozialen oder schulischen Verhalten oder der emotionalen Entwicklung des Kindes Mit den „Beratungsanlässen“ werden die Themen beschrieben, die die Eltern entweder schon bei der Anmeldung oder aber auch im ersten Gespräch als Grund für ihre Frage nach Beratung angeben. In über 40% der Fälle werden die Auffälligkeiten der Kinder als erstes wahrgenommen. Erst in der weiteren Beratung wird dann deutlich, dass die Gründe für die Auffälligkeiten der Kinder meist in den spezifischen Belastungssituationen der Eltern liegen, die ganz unterschiedlicher Natur sein können. 16 Anzahl der Fälle, in denen Therapie angezeigt war 66 17*1 Kinder- und Jugendlichentherapie JuKiB (Kinder mit psychisch und/oder suchtkranken Eltern) 22 19 110*2 Familientherapie Paartherapie Hochstrittige Eltern *1 dieses Angebot haben wir im Laufe des Jahres stetig zurückfahren müssen, da das Projekt ausläuft und wir schauen müssen, wie wir die weiterlaufenden Fälle im Rahmen der Regelarbeit gut weiter versorgen können. *2 dies entspricht 11,96% der Gesamtzahl unserer Fälle, davon wurden 13 Beratungen vom Familiengericht angeordnet. Migrationshintergrund In 26,41% der bei uns ratsuchenden Familien hat mindestens ein Elternteil Migrationshintergrund. Arbeit mit Menschen mit Fluchterfahrung: in 21 Fällen (Familien und Einzelpersonen) ging es um die Arbeit mit durch Flucht und Vertreibung traumatisierten Menschen aus verschiedenen Ländern. Diese Arbeit erfordert einen hohen Zeitaufwand, da sie verbunden ist mit Arbeit in Kooperation mit Sprachmittlern und häufigen notwendigen Absprachen mit den Institutionen, die in die Betreuung der Menschen mit involviert sind (Vormünder, Jugendamt, Ausländeramt, Erzieher*innen, Lehrer*innen, usw.). Wohnorte Kerpen-Brüggen 2,71% Kerpen-Horrem 13,79% K.-Neubottenbroich 0,54% Kerpen-Türnich 2,50% Kerpen 25,64% Kerpen-Sindorf 15,53% Kerpen-Buir 3,80% Kerpen-Manheim 0,88% Kerpen-Blatzheim 3,48% Kerpen-Mödrath 0,65% Bergheim 6,31% Bedburg 0,76% Elsdorf 2,29% Frechen 4,68% Pulheim 0,54% Brühl 0,22% Hürth 0,54% Erftstadt 0,88% Sonstige 14,26% Aus dieser Übersicht wird deutlich, dass die meisten Klienten aus den Stadtteilen Kerpen (25,64%), Sindorf (15,53%) und Horrem (13,79%) zu uns kommen. 17 Ausblick auf das Jahr 2018 Ein Neustart steht an. Ab dem 01.05.2018 wird die Leitung der Caritas Erziehungs- und Familienberatungsstelle Kerpen von Herrn Ulrich Blümer übernommen. Ulrich Blümer, Dipl.-Psychologe, Systemischer Therapeut (DGSF). Jahrgang 1966, aufgewachsen im Ruhrgebiet und im Rheinland. Verheiratet, drei (z. T. erwachsene) Kinder, lebt mit Familie in Aachen. Nach Ausbildung und Tätigkeit als Jugend- und Heimerzieher Studium der Psychologie an der Universität zu Köln, von 2002 – 2018 als Diplom-Psychologe für das Sozialpädiatrische Zentrum und die Kinder- und Jugendklinik des BethlehemGesundheitszentrums Stolberg (Rheinl.) tätig. Und wie immer die letzte Seite Ich bin dann mal weg… Bisherige Tätigkeitsschwerpunkte: Diagnostik, Beratung und Therapie von entwicklungsauffälligen und chronisch erkrankten Kindern und Jugendlichen und deren Familien im interdisziplinären Setting. Nebenberuflich als systemisch Lehrender im Weiterbildungsinstitut SIE. / Systemisches Institut Euregio tätig. Hier einige Worte von Herrn Blümer selbst Am 1. Mai 2018 werde ich die Leitung der Familienberatungsstelle Kerpen übernehmen. Diesem Ereignis sehe ich bereits jetzt mit Spannung und Vorfreude entgegen. Spannung, weil ich dann mit einer expliziten Tätigkeit im Feld der Kinderund Jugendhilfe ein neues Kapitel meiner psychologischen Tätigkeit aufschlagen werde. Ging es in meiner bisherigen klinisch-psychologischen Tätigkeit in einem großen sozialpädiatrischen Zentrum oftmals um Kooperation mit den Kolleg*Innen der kommunalen Jugendhilfe, so kann ich diese nun - gemeinsam mit meinem Team und den Kooperationspartnern in der Stadt Kerpen – noch aktiver gestalten. Der aus den bisherigen Treffen und Vorgesprächen gewonnene Eindruck, dabei Teil eines gut aufgestellten und hochqualifizierten Teams der Familienberatungsstelle Kerpen zu sein, freut mich sehr. Mitbringen werde ich aus meinen bisherigen Tätigkeiten umfassende diagnostische und beraterisch-therapeutische Erfahrungen in der Begleitung von Kindern und Jugendlichen mit Entwicklungsauffälligkeiten, chronischen Erkrankungen und Behinderungen, einschließlich der Beratung von Eltern, Angehörigen und Fachkräften. 18 Grundlage meines Handelns sind dabei die Haltungen der humanistischen Psychologie und der systemischen Therapie, mit ihrer Idee des Expertenwissens der Klienten für ihre eigene Person, der Betonung komplexer, wechselseitiger Zusammenhänge und der Orientierung an der gemeinsamen Lösungssuche. Um ein Kind zu erziehen, braucht es ein ganzes Dorf, meint ein afrikanisches Stichwort – als Professionen und Institutionen einer Stadt gut zusammenzuarbeiten, um Kinder und Jugendliche mit ihren Eltern in herausfordernden Situationen wirksam zu unterstützen, erscheint allerdings auch nach allem vorliegendem pädagogischem und psychologischem Wissen für ein gelingendes Handeln alternativlos. So freue ich mich darauf, demnächst gemeinsam mit meinem Team und anknüpfend an das Wirken meiner dann in den verdienten Ruhestand eintretenden Vorgängerin Frau Diplom-Psychologin Edith Thelen einen Beitrag zum Wohle von Kindern, Jugendlichen und Familien in Kerpen leisten zu können. Gut zusammen zu arbeiten heißt auch, sich kennen zu lernen - ich bin gespannt darauf, Sie kennen zu lernen! … und muss nicht mehr überlegen: 19 Caritas Erziehungs- und Familienberatungsstelle Kerpen Kölner Straße 15 50171 Kerpen Tel 02237 - 6380050 Fax 02237 - 6380050 Homepage www.beratung-in-kerpen.de E-Mail familienberatung-kerpen@caritas-rhein-erft.de FörderVerein der Familienberatungsstelle Kerpen e.V. Kreissparkasse Köln 20 IBAN: DE 1737 0502 9901 5201 5888 BIC: COKSDE33