Daten
Kommune
Kreis Euskirchen
Größe
447 kB
Datum
26.02.2018
Erstellt
20.02.18, 14:02
Aktualisiert
20.02.18, 14:02
Stichworte
Inhalt der Datei
Kreis Euskirchen
Der Landrat
X Öffentliche Sitzung
Datum:
Info 308/2018
19.02.2018
Nichtöffentliche Sitzung
Beratungsfolge:
Ausschuss für Wirtsch.Förd.,Tourismus u.Konvers.Vogels.
26.02.2018
Wirtschaftsstudie Region Aachen 2017
- Weiteres Vorgehen und Stellungnahme der Verwaltung
Bereits in der Sitzung des Fachausschusses am 20. November 2017 wurde die Wirtschaftsstudie
Region Aachen dem Fachausschuss vorgestellt.
Aktuell hat der federführende Zweckverband Region Aachen zum Operationalisierungsprozess
aufgerufen, mit dem Ziel im August 2018 der Zweckverbandsversammlung ein beschlussfähiges
Umsetzungsprojekt vorzulegen.
In diesem Zusammenhang sind die Gebietskörperschaften gebeten sog. Kreiskonferenzen
vorzubereiten, um gemeinsam mit Kommunen, Unternehmen, Verbänden, Politik,
Weiterbildungsakteure, Geschäftsbereichsleitern etc. die Studie zu beraten und möglichst zu
bedarfsgerechten Umsetzungszielen für die jeweilige Gebietskörperschaft zu gelangen.
Weiteres Vorgehen:
Die Verwaltung befindet sich derzeit in der Terminfindung für die o.g. Kreiskonferenz und in der
Konzipierung des Ablaufs der Veranstaltung. Außerdem wurden die betroffenen Geschäftsbereiche
um Stellungnahme gebeten.
Für Ende März / Anfang April lädt der Zweckverband Region Aachen zum nächsten Termin
„Operationalisierung der Wirtschaftsstudie“ ein.
Im Folgenden hat die Verwaltung, hier zunächst Stabsstelle 80, eine Bewertung der Wirtschaftsstudie
Region Aachen vorgenommen, dies insbesondere im Vergleich zu dem im April 2017 durch den
Kreistag verabschiedeten Wirtschaftlichen Entwicklungskonzept - WEK 2025 für den Kreis
Euskirchen.
Die Betrachtung ist wie folgt strukturiert:
In Teil A werden die von der PROGNOS AG für die Region identifizierten Leitmärkte A 1 und
Wirtschaftspolitischen Handlungsansätze (mit jeweiligen Empfehlungen) A 2 der Region
Aachen zusammengefasst.
Teil B stellt eine inhaltliche Auswertung beider Konzepte hinsichtlich ihrer Unterschiede dar.
-2Teil C befasst sich mit den spezifischen Handlungsansätzen der Wirtschaftsstudie der Region
Aachen, die sich nicht im WEK 2025 wiederfinden.
Teil D ruft noch einmal die Handlungsempfehlungen und Maßnahmen aus dem WEK 2025 In
Erinnerung.
Teil E stellt die inhaltlichen Übereinstimmungen beider Konzepte/Studien heraus.
Teil F wirft die Fragestellungen auf,
welche Handlungsansätze aus der Wirtschaftsstudie Region Aachen vom Kreis Euskirchen mit
den regionalen Akteuren weiter verfolgt werden sollen?
wie sich der Kreis Euskirchen im Kontext der wirtschaftspolitischen Weiterentwicklung
positioniert?
Die Verwaltung zeigt hier eine Herangehensweise zur künftigen Positionierung auf, die gekoppelt wird
an die geplante Kreiskonferenz und deren Ergebnisse.
Bis dahin werden auch die Positionen der übrigen, von den Aussagen der Wirtschaftsstudie
betroffenen Geschäftsbereiche der Kreisverwaltung in die Gesamtstellungnahme der Verwaltung
eingearbeitet.
A Zusammenfassung Wirtschaftsstudie Region Aachen
„Leitmarktansatz“ Bewältigung von Strukturwandelprozessen durch Konzentration auf
spezifische Stärken und Potenziale („smart specialisation“)
A.1 Leitmärkte der Region Aachen:
1. Informations- und Kommunikationswirtschaft (Teilmärkte: Hardware, Telekommunikation,
Software und IT sowie Handel und Reparatur)
Trends und Treiber für den Leitmarkt:
Mobiles Internet/Internet der Dinge/ Cloud Computing/ Mensch-Maschine-Interaktion/
Augmented
Reality/
Konvergenz
von
Märkten/
Wachsender
Bedarf
an
Kommunikationsstandards/ Neue Schnittstellen Mobile Anwendungen/ Gamification/ Software
as a Service (SaaS)/ Big Data Digital Lifestyle/ Mobile Workspace Intelligente Systeme/
Wearables Green IT IT Sicherheit/ Sharing Economy
2. Bildung und Forschung (Teilmärkte: Hochschulen, Forschung und Entwicklung)
Trends und Treiber für den Leitmarkt:
Mobiles Lernen/ Spin-Offs Lebenslanges Lernen/ Digitaler Kompetenzdruck/ Gamification/
Technologietransfer
Open Access Virtualisierung der Hochschulausbildung/ Mobile Workspace/ Wissenstransfer/
Wissensgesellschaft
Demografischer Wandel/ Open Innovation/ Fachkräftemangel/ Globalisierung der
Hochschulausbildung/ Innovationsgesellschaft
3. Produktionstechnik und Werkstoffe (Teilmärkte: Werkstoffe Textilien, Papier und Pappe,
Chemie, Gummi und Kunststoff, Glas und Keramik, Metall Produktionstechnik, Reparatur
und Installation von Maschinen und Ausrüstungen)
-3Trends und Treiber für den Leitmarkt:
Robotik/ System- und Integrationslösungen/ Mensch-Maschine-Interaktion/ IT Sicherheit/
Energie- und Ressourceneffizienz/ Internationalisierung/ Aftersales und Services/ Additive
Fertigung/ Internet der Dinge/ 3D-Druck/ Bedarf an Kommunikationsstandards/ Cyber
Physische Produktionssysteme/ Hybride Werkstoffe/ Multimaterialsysteme/ Automatisierung/
Leichtbau/ Industrie 4.0/ Neue Materialien und Werkstoffe
4. Mobilität und Logistik (Teilmärkte: Automotive, Personenbeförderung und Dienstleistungen
für den Personenverkehr, Logistik, Großhandel, Handel, Instandhaltung und Reparatur von
Kfz)
Trends und Treiber für den Leitmarkt:
Steigendes Umweltbewusstsein/ Elektromobilität/ IT Sicherheit/ Intelligente Güterwagen/
Ressourceneffizienz/
Leichtbau/ Flexibilisierung der Logistiksysteme/ Alternative
Antriebstechnologien/ Urbanisierung/ Mobilität als Dienstleistung/ Hybridantriebe/
Multimaterialsysteme Multimodalität/ Neue Logistikkonzepte/ Vernetzung des Verkehrs/
Autonomes Fahren/ Intelligente Verkehrsleitsysteme/ Brennstoffzelle/ Drohnen
5. Energie-, Wasser- und Abfallwirtschaft (Teilmärkte: Energieerzeugung und -versorgung,
Wasserver- und –entsorgung, Abfallentsorgung und -recycling)
Trends und Treiber für den Leitmarkt:
Neue Materialien und Werkstoffe/ Internet der Energie/ Energiespeicher/ Materialeffizienz/
Energiewende/ Flexible Stromnachfrage/ Neue Konsummuster/ Dezentralisierung/
Klimawandel Umweltwirtschaft/ Sekundärrohstoffe/ Erneuerbare Energien/ Steigendes
Umweltbewusstsein/ Smart Home Smart Meter/ Kreislaufwirtschaft/ Smart Grid
6. Gesundheitswirtschaft und Life Science (Teilmärkte: Stationäre und ambulante
Versorgung, Versicherung und Verwaltung, Herstellung von pharmazeutischen,
medizin(techn)ischen Produkten, Handel)
Trends und Treiber für den Leitmarkt:
Personalisierung/ Steigendes Gesundheitsbewusstsein/ Ambient Assisted Living/
Operationsroboter/ Internationalisierung/ Medizinische Produkte aus dem 3D-Drucker/ Kosten
für Haftpflichtversicherung/ Konsolidierung im Krankenhaussektor/ Demografischer Wandel/
Kostendruck im Gesundheitswesen/ Miniaturisierung der Medizintechnik/ Biologisierung/
Augmented Reality im OPTelemedizin/ Genomik / Intelligente Implantate
A.2 Wirtschaftspolitische Handlungsansätze:
Digitalisierung als Chance nutzen
Empfehlung:
Ausarbeitung einer regionsweit getragenen, übergeordneten Digitalisierungsstrategie. Ziel:
Unterstützung von KMUs bei der Umsetzung der Digitalisierung/ Regionsweite abgestimmte
Koordination und Zusammenarbeit aller wirtschaftsfördernder Akteure und Kammern – bspw.
auch, um die Ausrichtung inhaltlich- und formatgleicher Veranstaltungen zu vermeiden.
Modernisierung der Transferstrategie
Empfehlungen:
Gezielte
Weiterentwicklung
Transfergeschehens
von
Netzwerken
Übertragung von Wissen in die regionale Wirtschaft
als
wichtiger
Bestandteil
des
-4In der Region Aachen ist der Ideen-, Wissens- und Technologietransfer zwischen
Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft zu modernisieren und langfristig zu verstetigen.
Zur Etablierung einer regionalen Innovationsstrategie ist es notwendig, Standardprodukte der
Wirtschaftsförderung weiter zu entwickeln und die Technologietransferaktivitäten sowie die
Innovationsberatungskompetenzen der regionalen Akteure zu stärken.
Zur langfristigen Standortsicherung neu gegründeter Start-ups und Spin-offs sollte eine
abgestimmte Strategie ausgearbeitet werden, die an die Erfahrungen und Erfolge der
Gründerregion Aachen anknüpft.
Fachkräftesicherung
Empfehlungen:
Fachkräftesicherung durch intensivere Förderung der Frauenerwerbstätigkeit
Zur Sicherung von Fachkräften für das Handwerk sind bessere Informationen über
Aufstiegsmöglichkeiten nach der Ausbildung ratsam.
Mit Blick auf die Gewinnung von Hochschulabsolventen und -absolventinnen für die
Unternehmen in der Region sind frühzeitige Bindungsprogramme für Studierende von hoher
Bedeutung.
Zukünftig sollte zur Sicherung von Fachkräftepotenzialen in den regionalen Leitmärkten auch
die Anpassung von Ausbildungsinhalten erfolgen.
Die fachübergreifende Vermittlung zusätzlicher Schlüsselqualifikationen – wie in den
Bereichen der
Digitalisierung – ist stärker zu fördern.
Gesamtregionale Strategie zur Digitalisierung im Schulsystem wünschenswert
Damit noch mehr Menschen ihre Potenziale nutzen können, ist ebenso das regionale Portfolio
an Weiterbildungsangeboten auf die Stärken und zukünftigen Bedarfe der Leitmärkte
auszurichten.
Bedarfe müssen gesamtregional prognostiziert, nach außen kommuniziert und bspw. durch
Ausbildungsbotschafter an zukünftige Fachkräfte herangetragen werden.
Positionsstärkung des Logistikstandortes und Förderung der Mobilität der Zukunft
Empfehlungen:
Logistikstandorte in der Region Aachen müssen in den kommenden Jahren im Fokus der
regionalen wirtschaftsfördernden Akteure stehen Ausarbeitung einer spezifischen
Profilbildung
Thematisch sollten die Profile zukunftsorientiert in Richtung eLogistik, GreenLogistik,
emissionsarmer CityLogistik etc. weiterentwickelt werden.
Mögliche Entwicklung des Industriedrehkreuzes Weisweiler zu einem überregionalen,
zeitgemäßen und bedarfsgerechten Logistikstandort.
Flächendeckender Ausbau der Ladeinfrastruktur (nicht nur für Lkw!)
Umsetzung der Maßnahmenbündel für den Infrastrukturausbaubedarf
Schienenverkehr auf den Strecken Herzogenrath – Aachen – Köln
für
den
-5Entwicklung einer regionsweiten Mobilitätsstrategie mit ausnahmsloser Mobilitätsgarantie der
ländlichen Bevölkerung
Aktive Gestaltung des Strukturwandels im Energiesektor
Mit der Beendigung der Braunkohleförderung wird ein Strukturwandel eintreten. Das
übergeordnete Ziel ist die Definition einer neuen strategischen Ausrichtung des
Energiesektors.
Gesundheitswirtschaft und Life Science
Empfehlungen:
Wie in weiteren Leitmärkten gilt auch hier, Unternehmensgründungen stärker zu unterstützen,
Kapital – auch Venture Capital – für die Life Science zu erschließen und Fördermittel zu
akquirieren.
Die Potenziale des Megatrends „Digitalisierung“ müssen in der Gesundheitswirtschaft und Life
Science kommuniziert und erlebbar gemacht werden. Dabei ist entscheidend, dass sowohl
Aus- und Weiterbildungsstrukturen auf den vermehrten Einsatz digitaler Geräte ausgerichtet
als auch Innovationen aus der Region Aachen öffentlich bekannt gemacht werden.
Forcierung der Vernetzung regionaler Akteure der Gesundheitsregion Aachen
Mit einem überarbeiteten, die gesamte Region präsentierenden Auftritt könnten Akteure aus
Medizin, Wissenschaft, Technik und der Versorger bzw. Kostenträger intensiver
zusammengeführt und Transparenz über Projekte und Innovationen aus der Region Aachen
hergestellt werden. Im Zuge dessen sollte das Branchencluster MedLife e. V. in eine
entscheidende Position gebracht werden.
Verstärkung der Unternehmensberatung für KMU in der Medizintechnik und Life Science
Ausbau und Weiterentwicklung bereits etablierter Veranstaltungsformate (euregionale
Biomedica/ Gesundheitsberufemesse) zum Zweck der Fachkräftesicherung in der
Gesundheitswirtschaft und Life Science
Stärkere Inwertsetzung der Grenzlage
Durch die Markterweiterung (Internationalisierung) und das Aufeinandertreffen
unterschiedlicher Kulturen und Traditionen kann die allgemeine Bedeutung der Region
Aachen für den internationalen Wettbewerb gesteigert werden. Darüber hinaus müssen
wirtschaftsfördernde Akteure und Kammern aus der Region die Zusammenführung von
Gesellschaft und Wirtschaft über die Staatsgrenze hinweg weiter intensiv verfolgen.
Steigerung der Standortattraktivität durch Profil- und Imageschärfung
Die Ziele eines Regionalmarketings sind die Positionierung der Region im internationalen
Wettbewerb der Regionen, die Steigerung und Stärkung des Identitätsbewusstseins von
Bevölkerung und Wirtschaft mit dem regionalen Lebens- und Wirtschaftsraum, die Stärkung
des regionalen Erscheinungsbildes durch Hervorheben der regionalen Vorzüge, die aktive
Inwertsetzung und Pflege endogener gesellschaftlicher und wirtschaftlicher Potenziale sowie
das Hinwirken auf Standortentscheidungen von Wirtschaft, Bevölkerung, Verwaltung und
Institutionen durch gezielte Ansprache von Investoren und qualifizierten Arbeitskräften
Auch in der Region Aachen sollte über den Aufbau eines Regionalmarketings diskutiert
werden - „Dachmarkenstrategie“
-6B Inhaltliche Auswertung: WEK 2025 vs. Wirtschaftsstudie Region Aachen 2017
Die in der Wirtschaftsstudie Region Aachen 2017 beschriebene wirtschaftliche Ausgangslage in
der Region Aachen belegt große teilräumliche Unterschiede hinsichtlich Bruttoinlandsprodukt je
Erwerbstätigen sowie Entwicklung der Erwerbstätigkeit und Arbeitslosigkeit. Große teilräumliche
Unterschiede gibt es insbesondere bei der Struktur der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten
(Helfer, Fachkräfte, Spezialisten, Experten).
Im Vergleich zur Gesamtregion Aachen weist der Kreis Euskirchen einen deutlich niedrigeren
Anteil an Spezialisten und Experten auf. Der Anteil der Helfer an den sozialversicherungspflichtig
Beschäftigten liegt im Kreis Euskirchen hingegen über dem Durchschnitt der Region Aachen.
Die in der Wirtschaftsstudie Region Aachen 2017 definierten Leit- und Teilmärkte umschließen
mehrere Kompetenzbranchen des Kreises Euskirchen, wie zum Beispiel Logistik,
Kunststoffindustrie, Papiergewerbe oder Metallindustrie. Allerdings unterscheiden sich die
jeweiligen Anteile der Leit- und Teilmarktunternehmen bzw. Unternehmen der
Kompetenzbereiche an der Gesamtwirtschaft, gemessen an Wertschöpfung und Beschäftigung,
in den Teilregionen der Region Aachen erheblich. Gleiches gilt für Merkmale, wie z.B. Wachstum,
Innovationskraft etc.
Unternehmen der im Rahmen der Wirtschaftsstudie Region Aachen 2017 definierten Leitmärkte
„Informations- und Kommunikationswirtschaft“, „Bildung und Forschung“, „Produktionstechnik und
Werkstoffe“, Mobilität und Logistik, „Energie, Wasser- und Abfallwirtschaft“ sowie
„Gesundheitswirtschaft und Life Science“ sind in der Stadt Aachen sowie der StädteRegion
Aachen bereits sehr gut vernetzt – größtenteils unter Einbindung oder Federführung der
Hochschulen.
Der Grad der Vernetzung im Kreis Euskirchen ist deutlich geringer, mitunter fehlt er auch völlig.
Netzwerkarbeit als eine Kernaufgabe der Wirtschaftsförderung steht daher im Kreis Euskirchen
vor ganz anderen Herausforderungen und erfordert ganz andere Modelle und Instrumente, als in
der Stadt Aachen und der StädteRegion Aachen.
Besonders auffällig ist, dass die Unternehmen aus dem Kreis Euskirchen die niedrigste
Innovationskraft in der Region Aachen aufweisen. Die Wirtschaftsstudie Region Aachen 2017
attestiert der Gesamtregion „große Innovationskraft“. Für die Wirtschaft im Kreis Euskirchen gilt
dies nur eingeschränkt.
Bezüglich der in der Wirtschaftsstudie Region Aachen 2017 aufgezeigten Perspektiven und
Cross-Innovation Potenziale liegen die „Keimzellen“ überwiegend in der Stadt Aachen. Die
Wirtschaftsförderung in den Teilregionen muss mit geeigneten Maßnahmen den Wissenstransfer
sicherstellen.
Das Existenzgründungsgeschehen ist im Kreis Euskirchen anders ausgeprägt, als in der Stadt
Aachen und der StädteRegion Aachen. Ausgründungen aus den Hochschulen spielen in der
Gründungsstatistik für den Kreis Euskirchen nahezu keine Rolle. Die Wirtschaftsförderung des
Kreises Euskirchen widmet sich daher im Rahmen ihrer gründungsorientierten Dienstleistungen
unter dem Thema „Neue Gründerzeit“ z.B. Schülerinnen und Schülern als potentiellen
Gründerinnen und Gründern. Auch bei der Gewinnung von Gründerinnen und Gründern für eine
Unternehmensnachfolge in der Hotellerie und Gastronomie, dem Handwerk und weiteren
Branchen setzt die Wirtschaftsförderung des Kreises Euskirchen einen Schwerpunkt.
Hochschulabsolventen für eine Karriere im hochschulfernen Kreis Euskirchen zu gewinnen,
erfordert andere Maßnahmen, als im unmittelbaren Hochschulumfeld der Stadt Aachen und der
StädteRegion Aachen.
Die in der Wirtschaftsstudie Region Aachen 2017 aufgeführten Handlungsansätze für die
regionale Wirtschaftspolitik stellen (ggf. mit leichten Einschränkungen bei der stärkeren
-7Inwertsetzung der Grenzlage) gleichermaßen Herausforderungen für die gesamte Region Aachen
und auch den Kreis Euskirchen dar. Die Bewältigung der hier identifizierten Herausforderungen
bedarf regionsweit abgestimmter Maßnahmen, im Zusammenspiel mit Maßnahmen, die den
individuellen teilräumlichen Gegebenheiten und Bedürfnissen Rechnung tragen.
Fazit: Das Wirtschaftliche Entwicklungskonzept für den Kreis Euskirchen 2025 konkretisiert an
vielen Stellen die in der Wirtschaftsstudie Region Aachen 2017 erarbeiteten Handlungsansätze entsprechend den individuellen Gegebenheiten, Möglichkeiten und Bedürfnissen der
Unternehmen hier vor Ort.
Es bedarf der abgestimmten Entwicklung und Umsetzung von gesamtregionalen und
teilregionalen Maßnahmen – je nachdem, auf welcher Ebene eine Herausforderung am besten
bewältigt werden kann. Vielfach sind zunächst teilregionale Maßnahmen erforderlich, um die
Unternehmen mittel- bis langfristig in die Lage zu versetzten, sich in gesamtregionale
Handlungsansätze einzubringen.
C Spezifische Handlungsansätze aus der Wirtschaftsstudie Region Aachen 2017, die sich
nicht im WEK 2025 wiederfinden
Wirtschaftsförderung
Ausarbeitung einer Strategie zur langfristigen Standortsicherung neu gegründeter
Start-ups und Spin-offs
Förderung der Frauenerwerbstätigkeit
Verankerung des Campus-Projektes der RWTH Aachen in der gesamtregionalen
Wirtschaft
Etablierung einer regionalen Innovationsstrategie
Entwicklung des Industriedrehkreuzes Weisweiler zu einem überregionalen,
zeitgemäßen und bedarfsgerechten Logistikstandort
Förderung der FuE-Strukturen in der Region Aachen
Unterstützung der Baubranche in Bereichen wie Energieeinsparung,
Ressourcenverbrauch, Baustoffrecycling
Verstärkung der Unternehmensberatung für KMU in der Medizintechnik und
Life Science
Erschließung von Kapital – auch Venture Capital – für die Life Science und
Akquisition von Fördermittel
Bildung/Weiterbildung Gesamtregionale Strategie zur Digitalisierung im Schulsystem
Bereitstellung von Informationen über Aufstiegsmöglichkeiten im Handwerk
nach der Ausbildung
Anpassung der Ausbildungsinhalte insb. in den regionalen Leitmärkten
Ausrichtung des regionalen Portfolios an Weiterbildungsangeboten auf die
Stärken und zukünftigen Bedarfe der Leitmärkte
Gesamtregionale Prognose und Ermittlung der Bedarfe der Leitmärkte im
Bereich der Weiterbildung
-8Mobilität
Flächendeckender Ausbau der Ladeinfrastruktur (nicht nur für Lkw!)
„Zukunftsprozess Planung“
Umsetzung der Maßnahmenbündel für den Infrastrukturausbaubedarf für den
Schienenverkehr auf den Strecken Herzogenrath – Aachen – Köln
Entwicklung einer regionsweiten Mobilitätsstrategie mit ausnahmsloser
Mobilitätsgarantie der ländlichen Bevölkerung „Zukunftsprozess Planung“
Gesundheitswirtschaft
Förderung der Unternehmensgründungen im Bereich Gesundheitswirtschaft und
Life Science
Kommunikation und Erlebbarmachen der Potenziale der Digitalisierung in der
Gesundheitswirtschaft und Life Science
Gemeinsamer Web-Auftritt für regionale Akteure aus den Bereichen Medizin,
Wissenschaft, Technik und Versorger bzw. Kostenträger
Forcierung der Vernetzung der Akteure der Gesundheitsregion Aachen
Stärkung des Branchenclusters MedLife e.V.
Ausbau und Weiterentwicklung der Veranstaltungsformate euroregionale
Biomedica, Gesundheitsberufemesse
Energie
Aktive Gestaltung des Strukturwandels im Energiesektor: Definition einer neuen
strategischen Ausrichtung
Sonstiges
Stärkere Inwertsetzung der Grenzlage: Intensivierung der Zusammenführung von
Gesellschaft und Wirtschaft über die Staatsgrenze hinweg
Aufbau eines Regionalmarketings – „Dachmarkenstrategie“ – intelligente
Positionierung und Sichtbarkeit der Region Aachen innerhalb der
Metropolregion Rheinland
D Spezifische Handlungsempfehlungen und Maßnahmen aus dem WEK 2025
Spezifische Handlungsempfehlungen
Erschließung neuer Zielgruppen für Unternehmensgründungen
Förderung der Vernetzung und Kooperation der Gründer am Standort
Unterstützung der Unternehmensnachfolge im Kreis
Sensibilisierung der Betriebe im Kreis für das Thema Unternehmensnachfolge zum Zweck der
Bestandserhaltung
Entwicklung geeigneter Instrumente für die Nachfolgeberatung im Kreis
Förderung der Vernetzung und Kooperation der Gründer im Kreis
Förderung der Berufsfelderkundung im Kreis und ggf. weiterer ähnlicher Initiativen
-9
Stärkung der Familienfreundlichkeit des Standortes sowie der Vereinbarkeit von Familie und Beruf
sowie Pflege und Beruf
Entwicklung eines klaren Netzwerkprofils der Region nach innen und nach außen
Transparente Darstellung der technologischen Stärken des Standortes
Förderung der Zusammenarbeit am Standort beim Thema gesellschaftliche Verantwortung von
Unternehmen (Corporate Social Responsability)
Entwicklung eines Feedback-Mechanismus
Zusammenarbeit mit Akteuren im Kreis
Konkretisierung der Strategie für das Standortmarketing des Kreises hinsichtlich der
Vorgehensweise, Zielgruppen, Maßnahmen und Mittel
Ausschöpfung der Potenziale und Möglichkeiten bereits vorhandener Kommunikations- und
Marketinginstrumente
Einbeziehung weiterer Akteure aus unterschiedlichen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens
bei der Vermarktung des Standortes Kreis Euskirchen
für
die
Arbeit
der
Wirtschaftsförderung
Spezifische Maßnahmen
Erstellung eines Steuerungskonzeptes für die Unternehmensnachfolge im Kreis
Errichtung der Funktion eines Nachfolgemoderators
Modellprojekt zur Unternehmensnachfolge in „Hotellerie und Gastronomie“
Gründungswettbewerb „Grüne Unternehmen“
„Ideenmarkt“ für grüne Geschäftsmodelle
Werbekampagne mit Gründern mit Migrationshintergrund
Gründerwerkstatt für junge Menschen im Kreis
Sonderveranstaltung Arbeiten 4.0
New Comer-Friday
CSR-Projekt „Aktionstag der Wirtschaft“
Errichtung von Co-working Spaces für Start-ups, Gründer und Selbständige im Kreis
Integriertes Dienstleistungszentrum für die Wirtschaft „Smart-Work-Center“
Botschafter für den Wirtschaftsstandort Kreis Euskirchen
Schaffung eines „Feedback-Mechanismus“ für die Arbeit der Wirtschaftsförderung
Erstellung eines Standortmarketingkonzeptes für den Kreis Euskirchen
in
- 10 -
E Inhaltliche Übereinstimmungen WEK 2025 vs. Wirtschaftsstudie Region Aachen 2017
WEK 2025
Wirtschaftsstudie Region Aachen 2017
Digitalisierung als Schwerpunktthema
Digitalisierung als Chance nutzen: Ausarbeitung einer regionsweit
getragenen, übergeordneten Digitalisierungsstrategie
Intensivierung des Technologietransfers
In der Region Aachen ist der Ideen-, Wissens- und
Technologietransfer zwischen Wissenschaft, Wirtschaft und
Gesellschaft zu modernisieren und langfristig zu verstetigen
Anbindung der Unternehmerschaft an die
regionale Forschungslandschaft (inkl. Initiative
digitalHUB)
Förderung der Netzwerkarbeit
Weiterentwicklung und Verankerung der Initiative digitalHUB in der
Region
Förderung der Zukunftskompetenzen der
Arbeitnehmer
Vermittlung zusätzlicher Schlüsselqualifikationen – wie in den
Bereichen der Digitalisierung – ist stärker zu fördern
Logistik als Kompetenzbranche des Kreises
Positionsstärkung des Logistikstandortes: Logistikstandorte in der
Region Aachen müssen in den kommenden Jahren im Fokus der
regionalen wirtschaftsfördernden Akteure stehen.
Gesundheits- und Sozialwesen als bedeutender
Wirtschaftsfaktor im Kreis
Förderung der Gesundheitswirtschaft/ Life Science
Standortmarketing als Handlungsfeld des WEK
Steigerung der Standortattraktivität durch Profil- und
Imageschärfung der Region Aachen/ Aufbau eines
Regionalmarketings
Kompetenzfelder der Wirtschaft im Kreis:
Herstellung von Gummi- und Kunststoffwaren
Papiergewerbe
Metallindustrie
Unterstützung von Gründungen in
technologieintensiven Wirtschaftszweigen als
Herausforderung
Leit- und Teilmärkte der Region Aachen:
Gummi und Kunststoff
Papier und Pappe
Metall
Stärkere Unterstützung von Unternehmensgründungen in
Leitmärkten der Region Aachen
Handlungsempfehlung WEK: Gewinnung von
Informationen über die aktuellen Bedarfe der
Unternehmen im Bereich der Qualifizierung
und Weiterbildung der Mitarbeiter
Damit noch mehr Menschen ihre Potenziale nutzen können, ist
ebenso das regionale Portfolio an Weiterbildungsangeboten auf
die Stärken und zukünftigen Bedarfe der Leitmärkte
auszurichten. Bedarfe müssen gesamtregional prognostiziert, nach
außen kommuniziert und bspw. durch Ausbildungsbotschafter an
zukünftige Fachkräfte herangetragen werden.
Handlungsempfehlung WEK: Erhöhung der
Attraktivität des Standortes für junge
Menschen
Mit Blick auf die Gewinnung von Hochschulabsolventen und absolventinnen für die Unternehmen in der Region sind frühzeitige
Bindungsprogramme für Studierende von hoher Bedeutung.
Gezielte Weiterentwicklung von Netzwerken zum Zweck des
Technologietransfers
F Positionierung
Fragestellung: Welche Handlungsansätze aus der Wirtschaftsstudie Region Aachen 2017 sollen
vom Kreis Euskirchen in Zusammenarbeit mit regionalen Akteuren weiterverfolgt werden? Wie
positionieren wir uns als Kreiswirtschaftsförderung im Kontext der wirtschaftspolitischen
Weiterentwicklung der Region Aachen?
- 11 Vorschlag Vorgehensweise:
Im Rahmen der Beteiligung der Wirtschaftsförderung des Kreises Euskirchen an der
Operationalisierung und Priorisierung der Handlungsansätze aus der Studie Region Aachen 2017
könnten zum einen Handlungsbedarfe benannt werden, die sowohl in der Wirtschaftsstudie als auch
im WEK 2025 als prioritär erklärt wurden, d.h. Handlungsansätze darstellen, bei denen es sowohl auf
regionaler als auch auf teilregionaler Ebene Handlungsbedarf besteht. Anschließend soll in
Zusammenarbeit mit den regionalen Gremien herausgearbeitet werden, welche der benannten
Handlungsansätze regional weiterentwickelt werden.
Zum anderen könnte geprüft werden, welche der „spezifischen“ Ansätze aus der Wirtschaftsstudie
Region Aachen 2017 auch vom Kreis Euskirchen unterstützt werden, sollten diese Ansätze
operationalisiert und regional umgesetzt werden.
Empfehlung:
Mit Blick auf die
- Handlungsempfehlungen und anvisierten Ziele aus dem WEK 2025,
- die geplanten Schlüsselmaßnahmen zur Umsetzung des WEK 2025,
- die aktuellen wirtschaftspolitischen Handlungsbedarfe im Kreis Euskirchen und
- die vorgeschlagenen Handlungsansätze aus der Wirtschaftsstudie Region Aachen 2017
bietet sich an – im Hinblick auf die Positionierung des Kreises Euskirchen bei der Weiterentwicklung
der Region Aachen – im Rahmen der nächsten Kreiskonferenz, über die folgenden
Handlungsansätze aus der Wirtschaftsstudie Region Aachen 2017 näher zu beraten:
(1) Modernisierung der Technologietransferstrategie in der Region Aachen ( u.a. durch
Anbindung des Campus-Projektes der RWTH Aachen und der Initiative digitalHUB an die
gesamtregionale Wirtschaft, Etablierung einer regionalen Innovationsstrategie sowie gezielte
Weiterentwicklung von Netzwerken zum Zweck des Technologietransfers)
(2) Fachkräftesicherung (u.a. durch Entwicklung frühzeitiger Bindungsprogramme für
Studierende zwecks Gewinnung von Hochschulabsolventen und -absolventinnen für
Unternehmen sowie intensivere Förderung der Frauenerwerbstätigkeit)
(3) Förderung der fachübergreifenden Vermittlung zusätzlicher Schlüsselqualifikationen in der
Arbeitswelt (wie in den Bereichen der Digitalisierung)
(4) Ausarbeitung einer regionsweit getragenen, übergeordneten Digitalisierungsstrategie zur
Unterstützung von KMUs bei der Umsetzung der Digitalisierung.
Die Kreiskonferenz bietet den geeigneten Rahmen dafür, die oben erwähnten Handlungsansätze (14) zu spezifizieren und zu priorisieren, um eine künftige Umsetzung in Zusammenarbeit mit
regionalen Akteuren – entsprechend den individuellen Gegebenheiten, Möglichkeiten und
Bedürfnissen der Unternehmen hier vor Ort – zu ermöglichen.
Der Fachausschuss wird um Kenntnisnahme gebeten.
gez. Rosenke
Landrat
Stabsstelle:
Sachbearbeiter/in:
Kreistagsbüro:
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(Unterschrift)
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(Unterschrift)
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(Unterschrift)