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Beschlussvorlage (Vorl. 786 Z. 1 Waldblatt-April-2016-RFA-02)

Daten

Kommune
Nettersheim
Größe
386 kB
Datum
20.03.2018
Erstellt
01.03.18, 08:03
Aktualisiert
01.03.18, 08:03
Beschlussvorlage (Vorl. 786 Z. 1 Waldblatt-April-2016-RFA-02) Beschlussvorlage (Vorl. 786 Z. 1 Waldblatt-April-2016-RFA-02) Beschlussvorlage (Vorl. 786 Z. 1 Waldblatt-April-2016-RFA-02)

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Inhalt der Datei

Waldblatt NRW - Frühjahr 2016 Einfluss des Schalenwildes auf die Verjüngung der Wälder Wildmonitoring in den Pilotregionen des Hochsauerland- und RheinSieg-Kreises angelaufen Mit der Novelle des Landesjagdgesetzes aus dem Mai Die vor Ort zuständigen Försterinnen und Förster über- 2015 hat Wald und Holz NRW den gesetzlichen Auftrag prüfen im Anschluss die Erhebungsflächen und stellen erhalten, Verbissgutachten zu erstellen. Ziel ist die Wah- sie graphisch in der Karte dar und führen die eigentliche rung der berechtigten Ansprüche der Forstwirtschaft Verbissaufnahme durch. auf Schutz gegen Wildschäden. Im regelmäßigen Turnus von drei bis fünf Jahren werden Gutachten zum Einfluss des Schalenwildes auf die Verjüngung der Wälder erstellt. Diese Gutachten richteten sich vorrangig an Waldbesitzende, die hiermit statistisch abgesicherte Informationen erhalten, welchen Einfluss das vorhandene Schalenwild auf die eigenen Waldbestände ausübt. Soweit Hochwildarten vorkommen, für die ein Abschlussplan aufzustellen ist, ist das Verbissgutachten bei der Abschussplan-Feststellung zu berücksichtigen. Um diese Verbissaufnahme im Revier mit dem Toughpad. Mammutaufgabe für die Waldfläche in NRW mit über 900.000 Hektar bewältigen zu können, hat eine Arbeits- Die kartographische Erfassung der Erhebungsflächen gruppe von Wald und Holz NRW ein Arbeitsverfahren erlaubt eine objektive Überprüfung des Aufnahmever- zum Regelkreis des Wildmonitorings entwickelt. Als fahrens. Die Revierförster werden auf die Waldbesitzer Arbeitsgrundlage hierfür wurde ein vollautomatisiertes zukommen, die auch die Möglichkeit haben sich über Aufnahme- und Auswerteprogramm erstellt. den Zustand und die Erfassung in ihrem Wald genau zu informieren und sich das Verfahren vor Ort ansehen zu können. Neben dem Verbiss des Leittriebes werden in jeder Rasterfläche sonstige Schadensereignisse abgeprüft. Hierbei handelt es sich zum Beispiel um Sommerverbiss aus dem Vorjahr, erhebliche Fege- oder Schlagschäden oder aber den besagten Verbiss durch Hase oder Kaninchen. Die vom Revierleiter erhobenen Daten werden automatisiert Vorgesehener Regelkreis des Verbissgutachtens mit einem drei- bis fünfjährigen Turnus. an das Forstamt überspielt, so dass dieses in der Lage ist, die Daten zu interpretieren und das eigentliche Ver- Ablauf in der Praxis bissgutachten zu erstellen. Hierbei spielt der Wille des Der Prozess startet jeweils im zuständigen Regional- Eigentümers, vertreten durch den Eigenjagdbesitzer oder forstamt. Dieses wählt die Jagdbezirke aus, in denen im die Jagdgenossenschaft eine entscheidende Rolle, denn Frühjahr eine Verbissaufnahme durchgeführt werden soll er/sie muss die in ihrem Wald gewünschten Waldent- und stellt eine entsprechende Digitalisierung der Jagdbe- wicklungsziele definieren. Hierauf stellt das eigentliche zirke sicher. Gutachten ab. Seite 2 Waldblatt NRW - Frühjahr 2016 Es beurteilt, ob durch den Wildverbiss dieses Waldent- tatsächlich tun sollen. Jagd ist ein Handwerk und welcher wicklungsziel nicht gefährdet, gefährdet oder erheblich Hauseigentümer würde schon einem Handwerker gefährdet ist. Als gefährdet werden Nadel-bäume außer zugestehen, sich bei der Instandsetzung seines Hauses Tanne ab einem Leittriebverbiss von über 20 % und beim den Auftrag selbst zu schreiben? Laubholz und Tanne über 15 % eingestuft. Diese Richtwerte haben sich im gesamten Bundesgebiet unter den Aufnahmeverfahren Forst- und Jagdwissenschaftlern etabliert. Bei der Verbisserhebung handelt es sich um eine systematische Stichprobenaufnahme, wobei die Stichpro- Forstliche Empfehlungen benpunkte und auszuwählenden Erhebungsflächen aus Ergibt sich aus der Verbissaufnahme eine Gefährdung einem Rasternetz der Landeswaldinventur entwickelt des waldbaulichen Betriebszieles, wird der Förster wurden. erneut tätig. Denn dann sind offensichtlich Regelmecha- Der jeweilige Rastermittelpunkt ist über GPS-Koordinaten nismen in Gang zu setzen, um den Einfluss des Schalen- im Gelände eindeutig aufzufinden. Innerhalb der Untersu- wildes auf die Verjüngung der Wälder zu reduzieren. chungsfläche wird, die zum Mittelpunkt nächstgelegene Es werden deshalb im Gutachten Empfehlungen zur Verjüngungsfläche auf ihre Verbissbelastung analysiert. Biotopkapazität ausgesprochen. Konkret geht es um Die Auswahl der Modelregionen berücksichtigt im Jahr die Tragfähigkeit des Lebensraumes Wald, den forstlich 2016 eine Mittelgebirgsregion mit Rot- und Sikawild und gewünschten Bejagungsschwerpunkten, wie z. B. Kalami- einer Niederungsregion mit Reh- und Damwild. Da digitale tätsflächen, um kritische Waldbereiche, wie besonders Karten- und Sachdaten Grundlage der Erhebung sind, geschädigte Waldpartien, aber auch um Empfehlungen fiel die Wahl auf den Hochsauerlandkreis, der bereits seit zur Ausweisung von Wildruhezonen, zur Besucherlen- mehreren Jahren über ein digitales Jagdkataster verfügt, kung und Störungsvermeidung und möglicherweise zu was mit dem Erhebungsprogramm verschnitten werden Jagdstrategien. konnte. Für den Bereich des Rhein-Sieg-Kreises wurden Diese Empfehlungen setzen den Verpächter oder Eigen- hier über das örtlich zuständige Forstamt eigene digitale- jagdbesitzer in die Lage seine waldbaulich gewünschten Jagdkarten und Jagdkatasterdaten erhoben. Ziele in den Jagdpachtverträgen, soweit die Jagd nicht Die Verbissaufnahme selber erfolgt in dem Zeitraum selber ausgeübt wird, zu formulieren. Winterende bis zum Beginn des Blattaustriebs. Informationen und Zielsetzungen des Verbissgutachtens. Verbissaufnahme in Kunst- und Naturverjüngungsflächen. (Fotos: M. Vollpracht) Hier sieht Wald und Holz NRW einen künftigen Arbeits- Es wird dabei differenziert zwischen Kunst- und Natur- schwerpunkt der Beratungstätigkeit. In der Vergangen- verjüngung. Die Verjüngungsfläche muss, um eine heit haben sich die Waldbesitzenden oft zu wenig mit der repräsentative Aussage treffen zu können, mindestens Frage beschäftigt, was die Jäger auf ihren Waldflächen 2.000 Quadratmeter groß sein. Seite 3 Waldblatt NRW - Frühjahr 2016 Die zu erhebenden Pflanzen müssen sich in einem Ver- Das Verbissgutachten ist der gesetzliche Auftrag an die bisshöhenrahmen von 20 bis 150 Zentimetern befinden. Forstverwaltung ihren Sachverstand in die Jagdausübung Der Fokus der Verbissansprache liegt dabei auf den einzubringen. Es ist darüber hinaus Bindeglied zwischen Leittriebverbiss, wobei zwischen dem Verbiss der einzel- Waldbesitzenden und Jagdausübungsberechtigten und nen Wildarten Reh-, Rot-, Sika-, Dam-oder Muffelwild nicht bietet eine Chance nachhaltige Steuerungsinformationen unterschieden wird. Allerdings wird der Winterverbiss von zum Erhalt und Schaffung klimaangepasster Wälder in Hase oder Kaninchen als solcher gesondert angespro- Nordrhein-Westfalen zu erhalten. chen und berücksichtigt. Durch die Nutzung der modernen Technologien und Datenverarbeitungssysteme bei Wald und Holz NRW ist die Zukunftsfähigkeit des Verfahrens sichergestellt und eine Anwendbarkeit, auch außerhalb der Pilotregionen künftig möglich. Aufnahmeschema in einer Naturverjüngung. Die Verbissaufnahme selber erfolgt auf sogenannten Taxationslinien mit einer Länge von 75 oder 30 Metern je nachdem, wie es die Gelände- und Verjüngungssituation erlaubt. Am Beispiel der Naturverjüngung wird an vier Aufnahmepunkten jeweils der Verbiss der Haupt- und auch der Mischbaumarten am Terminaltrieb erfasst und gezählt. Manfred Gertz ist Fachgebietsleiter für den landeseigenen Forstbetrieb im RFA Siegen-Wittgenstein und Projektleiter Wildmonitoring für Wald und Holz NRW Fazit: In den Pilotregionen werden nach Fertigstellung der Erhebungen die Ergebnisse mit den zuständigen Unteren Jagdbehörden, den Kreisgruppen der Waldbauernverbände, den Waldbesitzern, den Vorsitzenden der Kreisjägerschaften, den Hegegemeinschaften und der Forschungsstelle für Jagdkunde und Wildschadensverhütung diskutiert und die weitere Nutzung der Daten festgelegt. Hierbei gilt selbstverständlich der Datenschutz und die vertrauliche Behandlung der erhobenen Informationen. Seite 4