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Kommune
Merzenich
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Erstellt
17.04.18, 14:57
Aktualisiert
17.04.18, 14:57
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Pädagogische Weiterentwicklung der Offenen Ganztagsschule Golzheim
Grundzüge des pädagogischen Konzepts - Thesenpapier
• „Schule gestern – Schule heute“: Herausforderungen an eine gelingende
Ganztagsschule
Eine schulische Einrichtung, in der Schülerinnen und Schüler den Großteil ihres Tages
verbringen, stellt enorme Herausforderungen an alle Beteiligten. Schule ist nicht mehr nur
Ort des Lernens, sondern auch Ort des Lebens für die Kinder. Diese Tatsache verändert die
Anforderungen an Schule grundlegend. Sie fordert eine veränderte Lehr- und Lernkultur.
Ganztagsschule will und darf keine reine „Paukfabrik“ sein. Wichtigstes Ziel ist die
individuelle Förderung jedes einzelnen Kindes.1
Darüber hinaus übernimmt und ergänzt die Offene Ganztagsschule (OGS) zunehmend
Aufgaben und Abläufe des familiären Umfelds und unterstützt so das Ziel der Vereinbarkeit
von Familie und Beruf. 2 Dazu gehören die Vermittlung einer Gemeinschaftskultur im
sozialen Miteinander, beispielsweise einer Esskultur, genauso wie die zunehmende
Verlagerung des kulturellen und sportlichen Nachmittagsangebots in den zeitlichen und
räumlichen Kontext der OGS.
Eine gelingende OGS vermittelt jedem Kind eine individuelle, ganzheitliche und gute Bildung
und trägt damit wesentlich zur Stärkung der Bildungsgerechtigkeit bei.3
• Auf veränderte Anforderungen der Gesellschaft und Arbeitswelt mit moderner
Pädagogik und Didaktik reagieren – Konsequenzen für eine OGS
„Kindheit heute“ ist häufig gekoppelt an bestimmte Veränderungen. Kinder sind heute weit
unruhiger, zeigen Konzentrationsschwächen, sind häufig überfrachtet und haben wenig Halt
durch strukturgebende Rituale. Viele Kinder haben Schwierigkeiten mit der Akzeptanz und
Einhaltung von Regeln. Es fehlen ihnen klare Grenzen und oft auch die Unterstützung durch
das
Elternhaus.
Es
ist
die
Aufgabe
des
gesamten
Schulteams,
die
Persönlichkeitsentwicklung jedes Kindes zu fördern und zu fordern. Lehrer und
pädagogische Mitarbeiter regen Selbstbildungsprozesse an, bieten individuelle Lern- und
Erfahrungsmöglichkeiten und unterstützen die Entwicklung eines sozialen Miteinanders. Sie
1
Vgl. hierzu auch die Empfehlungen der Bildungskonferenz NRW;
https://www.schulministerium.nrw.de/docs/Schulentwicklung/Bildungskonferenz/index.html
2
Ebd.
3
Ebd.
1
schaffen eine positive Atmosphäre, einen Ort der Sicherheit für die Kinder, aber auch für
alle Erwachsenen, die am Gelingen der Ganztagsschule beteiligt sind.
Darüber hinaus schaffen sie sowohl im unterrichtlichen als auch im außerunterrichtlichen
Kontext aufeinander abgestimmte, individuelle und vielgestaltige Bildungsmöglichkeiten.
Durch
moderne
Unterrichtsgestaltung
mit
Projektunterricht,
Stationenlernen
und
forschendem und entdeckendem Unterricht fördern sie eine ganzheitliche Bildung. Nicht
zuletzt nimmt auch die Medienerziehung im Hinblick auf eine zunehmende Digitalisierung
und die Vorbereitung auf die Industrialisierung 4.0 einen immer größeren Raum innerhalb
der Offenen Ganztagsschule ein.
Die
an
unserer
Schule
gewünschte
enge
Verzahnung
zwischen
Vor-
und
Nachmittagsbereich erfordert, neben räumlichen, auch personelle Voraussetzungen. Um
einen reibungslosen Übergang der Betreuungskinder vom Vormittagsbereich in den
Nachmittag zu gewährleisten, soll eine pädagogische Kraft aus dem Nachmittagsbereich an
mindestens zwei Tagen der Woche 15 Minuten vor Unterrichtsschluss in die jeweilige Klasse
kommen.
In
dieser
Zeit
soll,
gemeinsam
mit den
Kindern,
ein
Bilanz-
und
Perspektivgespräch durchgeführt werden. Dabei erhält die pädagogische Kraft wichtige
Informationen zum Lernfortschritt der Kinder, zu den in Nachbereitung zu bearbeitenden
Aufgaben, zu Schwierigkeiten bei den Lerninhalten und auch zu sozialen Aspekten, die die
Kinder betreffen.
Darüber
hinaus
muss
eine
enge
Zusammenarbeit
zwischen
Lehrkräften
und
pädagogischem Personal gewährleistet sein. Dies erfordert einen wöchentlichen Austausch
zwischen Gruppenleitung und Klassenlehrkräften der Tandemklassen, zu dem bei Bedarf
auch die Fachlehrer und die weiteren pädagogischen Mitarbeiter hinzugezogen werden
können. Elterngespräche sollen von einer Lehrkraft und einer pädagogischen Kraft
gemeinsam geführt werden. Die Gruppenleitungen des Nachmittags sollen regelmäßig an
den Elternabenden teilnehmen. Auch eine regelmäßige Teilnahme des pädagogischen
Personals an den Konferenzen des Lehrerkollegiums ist notwendig, um eine möglichst
ideale Verzahnung auf organisatorischer, aber auch inhaltlicher Ebene zu gewährleisten.
Ein gemeinsamer pädagogischer Tag des gesamten Schulteams pro Schuljahr soll
durchgeführt werden. Um all diese Punkte umzusetzen, benötigen die pädagogischen
Mitarbeiter des Nachmittagsbereichs ein deutlich erweitertes Stundenkontingent.
Mittelfristiges Ziel dieser Maßnahmen ist die Fortführung fächerübergreifender Projekte aus
dem Unterricht unter anderer Schwerpunktsetzung auch im Nachmittagsbereich.
Beispielhaft
können
naturwissenschaftlichen
hier
Projektarbeit
(wie
Wasser,
Luft),
oder
experimentelle
musischen
Erfahrung
(jahreszeitliche
im
Projekte),
2
sportlichen (gezielte Bewegungsförderung im Sinne der „Gesunden Schule“) oder
sprachlichen (Leseförderung u.a.) Themenbereich genannt werden. Ein wichtiger
übergreifender Aspekt ist besonders am Standort Golzheim auch die Verkehrserziehung.
• Entwicklung braucht Raum: Bildung durch räumliche Maßnahmen fördern.
Die veränderten pädagogischen Anforderungen an Schule verlangen auch eine Anpassung
räumlicher Konzepte. In nahezu allen Konzepten zeitgemäßer Pädagogik wird der Raum
als
„dritter
Pädagoge“
bezeichnet.
4
Der
Gestaltung
der
einzelnen
Räume
(Geräuschdämmung, Helligkeit, Mobiliar u.a.) wohnt ein enormes Potential inne.
Die geforderte Kompetenzbildung auf sozialer, multikultureller und inklusiver Ebene benötigt
Raum, ebenso wie die Zusammenarbeit multiprofessioneller Teams multiprofessionelle
Räume benötigt. Für Kommunikation und Kooperation muss Raum geschaffen werden.
Konkret benötigt wird also Raum für:
– individuelles Arbeiten und Lernen
– individuelle Förderung und Forderung
– Freiraum zur Gruppenbildung und -arbeit
– Rückzug (als Konzentrations- und Kreativitätsinsel, Rückzugs- und Entspannungsort)
– persönlichen Arbeitsplatz für alle Menschen, die am Gelingen des Projekts
Ganztagsschule beteiligt sind (Schülerinnen und Schüler, Lehrkräfte, pädagogische
Mitarbeiter, Schulleitung, Leitung des außerunterrichtlichen Angebots...)
– Teamarbeit der Lehrkräfte und pädagogischen Mitarbeiter
– Elternarbeit, Elterngespräche
– Freiraum zur sozialen Begegnung
Auf der Grundlage dieser Überlegungen erarbeitete das Schulteam der KGS Golzheim ein
Raumkonzept, das auf den modernen Grundsätzen und Leitlinien basiert und eine
pädagogische Weiterentwicklung der OGS nach entsprechenden Standards gewährleistet. 5
• Das Raumkonzept der KGS Golzheim – „Leben und Lernen unter einem Dach“
Allen genannten Veränderungen und Anforderungen an eine moderne OGS wird das vom
4
Vgl. hierzu u.a. die Empfehlungen der OGS-Konferenz der StädteRegion Aachen zur Raumgestaltung und
Lernkultur oder die Handreichungen der AWO Mittelrhein zur Offenen Ganztagsschule.
5
Das erarbeitete Raumkonzept ist im Anhang einsehbar.
3
Schulteam der KGS Golzheim erarbeitete Raumkonzept besonders durch die folgenden
Aspekte gerecht:
– Die Räume werden nicht nur am Vor- oder am Nachmittag, sondern ganztägig
sinnvoll genutzt.
– Der bisherigen Einzelnutzung steht eine multiprofessionelle Nutzung entgegen.
Die Räume werden beispielsweise nicht nur als Klassenraum am Vormittag, sondern
auch als „Lebensraum“ am Nachmittag genutzt. Für ein multiprofessionell agierendes
Schulteam steht ein Teamraum zur Kommunikation, Kooperation und induviduellen
Arbeit zur Verfügung.
– Durch flexible Einrichtung und Möblierung wird eine vielfältige Nutzbarkeit sowohl
für den unterrichtlichen als auch den ausserunterrichtlichen Bereich geschaffen.
– Durch die separate Einrichtung themenspezifischer Räume wie z.B. eines
Kunstraums, naturwissenschaftlichen Arbeitsraums oder eines Bewegungsraums
wird deren ganztägige Nutzung gefördert, da beispielsweise Material nicht
aufwändig dorthin transportiert werden muss oder Versuchsaufbauten über einen
längeren Zeitraum in einem spezifischen Raum von der ganzen Schulgemeinschaft
beobachtet werden können. Diese Formen des Lernens fördern nicht nur die
ganzheitliche Bildung der Kinder, sondern in besonderem Maße ihre Lernmotivation
und Kreativität.
– Wo durch ähnliche räumliche Anforderungen eine Zusammenlegung möglich ist,
entstehen durch geschickte Möblierung „Raumkomplexe“ (Beispiel MedienraumBibliothek).
– Das Raumkonzept ist ausgelegt auf Langfristigkeit und Zukunftsfähigkeit. Es
bietet zahlreiche Möglichkeiten zur Weiterentwicklung und ist damit langfristig nutzbar.
– Es handelt sich also um eine langfristige und nachhaltige Investition.
– Die Bildung eines Lern- und Lebensorts mit Kita und OGS unter einem Dach
erleichtert den Kindern den Übergang zwischen Kita und Schule. Dieser Lern- und
Lebensort schafft für Golzheim und das Einzugsgebiet einen Standortvorteil und eine
Standortsicherung und macht den Raum Merzenich besonders attraktiv für junge
Familien.
– Mit dem Konzept und dem damit einhergehenden Leitbild „Leben und Lernen unter
einem Dach“ kann die KGS Golzheim eine Vorreiterrolle im Kreis Düren einnehmen
und exemplarisch für einen gelungenen und sinnvollen Weg der Schulentwicklung
stehen.
Kinder, die eine nach höchsten qualitativen und pädagogischen Standards ausgerichtete
4
vorschulische Bildungseinrichtung besuchen, sollen die Perspektive haben, mit Schuleintritt
ein gleichwertiges, ihrem Alter entsprechendes Bildungsangebot vorzufinden.
Besonders für die Eltern ist die Perspektive einer ganzheitlichen, qualitativ hochwertigen
und
verlässlichen
Bildungs-
und
Betreuungseinrichtung
bei
der
Standortwahl
ausschlaggebend.
5