Daten
Kommune
Merzenich
Größe
126 kB
Datum
29.03.2012
Erstellt
03.04.12, 20:19
Aktualisiert
03.04.12, 20:19
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Beschluss
aus der Niederschrift über die 15. Sitzung des Gemeinderates der Gemeinde Merzenich
vom 29.03.2012.
Öffentliche Sitzung
Empfehlung des Bau-, Planungs- und Umweltausschusses vom 22.03.2012
6.2
Stellungnahmen der Gemeinde Merzenich zum 3. Rahmenbetriebsplan für die Fortführung des Tagebau Hambach von 2020 bis 2030
und zum Sonderbetriebsplan betreffend die artenschutzrechtlichen Belange bei der
Fortführung des Tagebaus Hambach bis 2020
11/2012
Der Bürgermeister verwies auf die als Anlage beigefügte Stellungnahme der CDUFraktion vom 28.03.2012. Die Änderungswünsche sind in den nachstehenden Stellungnahmen berücksichtigt.
Der Gemeinderat beschloss einstimmig,
die nachfolgenden Anregungen, und Bedenken der Gemeinde Merzenich zum 3.
Rahmenbetriebsplan für die Fortführung des Tagebaus Hambach von 2020 bis 2030
und zum Sonderbetriebsplan betreffend die artenschutzrechtlichen Belange bei der
Fortführung des Tagebaus Hambach bis 2020 als Stellungnahmen der Gemeinde
Merzenich in die Verfahren einzubringen.
Da die Verfahren formell getrennt sind ergehen zwei Stellungnahmen. Die Verwaltung wird beauftragt, die Stellungnahmen fristgerecht an die Bezirksregierung
Arnsberg weiterzuleiten.
Stellungnahme der Gemeinde Merzenich zum 3. Rahmenbetriebsplan für die
Fortführung des Tagebaus Hambach von 2020 bis 2030
Immissionsschutz
Staubimmissionen
Der süd-westlich des Tagebaus Hambach gelegene Zentralort Merzenich wird insbesondere in den Herbst- und Wintermonaten durch Staub aus dem Tagebau Hambach und
zukünftig durch die in südliche Richtung verlegte Trasse Hambachbahn und der BAB 4
erheblich beeinträchtigt.
Diese Beeinträchtigungen werden mit Fortschreiten des Tagebaus und nach Inbetriebnahme der Hambachbahn und der verlegten BAB 4–Trasse stetig ansteigen. Die GeAuszug 15. Sitzung
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meinde Merzenich fordert daher umfangreiche Immissionsschutzmaßnahmen z.B. durch
geeignete Bepflanzungen, insbesondere in den nördlichen und östlichen Teilen der Ortschaft Merzenich. Im Bereich der verlegten Trassen der A4, der Hambachbahn sowie im
Bereich der DB Strecke Köln - Aachen stehen geeignete, teilweise im Eigentum der RWE
Power AG befindliche Flächen zur Verfügung.
Für die Ortschaft Golzheim ist ebenfalls ein zusätzlicher Immissionschutz zu schaffen, da
Golzheim in süd-östlicher Richtung des Tagebaus Hambach liegt und angesichts der vorherrschenden Windrichtung in den Herbst- und Wintermonaten mit erheblichen Staubbelästigungen zu rechnen ist.
Bedingt durch den fortschreitenden Tagebau Hambach wird die Umsiedlung der Ortschaft
Morschenich erforderlich. Der von den Morschenicher Bürgerinnen und Bürgern gewählte
und im Braunkohlenplanverfahren „Umsiedlung Morschenich“ festgelegte Umsiedlungsstandort liegt nord-östlich des Zentralortes Merzenich.
Im Braunkohlenplan ist der Beginn der Umsiedlung Morschenich auf den 02.12.2013 datiert, wobei die ersten baureifen Grundstücke in einem nahen zeitlichen Zusammenhang
Anfang 2014 bereitstehen sollen.
Insbesondere hinsichtlich der zu erwartenden Immissionen fordert die Gemeinde Merzenich vom Tagebaubetreiber eine möglichst frühzeitige Eingrünung des Umsiedlungsstandortes mit geeigneten, ausreichend großen Bäumen und Sträuchern in einer angemessenen Anzahl.
Seit dem Jahr 2004 betreibt das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz
NRW (LANUV) eine Messstation in Niederzier, deren Messwerte Rückschlüsse auf die
Feinstaubemissionen aus dem Tagebau Hambach zulassen.
Die Gemeinde Merzenich fordert im Zusammenhang mit dem fortschreitenden Tagebau
Hambach die Überwachung der Luftqualität im Gemeindegebiet sowohl durch kontinuierlich arbeitende Messeinrichtungen an ortsfesten Stationen als auch durch diskontinuierliche Messungen an mobilen Stationen. Darüber hinaus sollen in ausgewählten Gebietsteilen regelmäßig Staubniederschlagsmessungen stattfinden.
Die Errichtung einer Staubemissionsmessanlage in der Ortschaft Buir wird seitens der
Gemeinde Merzenich ausdrücklich gefordert, da die Messergebnisse auch Rückschlüsse
für die Beurteilung der Immissionswerte in den Ortschaften Golzheim und Morschenich
liefern können.
Im Rahmen der Umsetzung des „Luftreinhalteplanes“ sollen 2012 unter Federführung der
Bezirksregierung Köln alle Staubquellen auch außerhalb des Tagebaus Hambach untersucht und geeignete Maßnahmen zur Reduzierung der Fein- und Schwebestäube festgelegt werden.
Die Gemeinde Merzenich fordert, unabhängig von den vorgegebenen Werten der
TA
Luft, die Ausschöpfung aller technischen, planerischen und organisatorischen Möglichkeiten zur Vermeidung der erheblichen Belästigungen und Auswirkungen auf den Menschen
und den Naturhaushalt durch Staubimmissionen (Grob- und Feinstaub) im Zusammenhang mit dem Tagebau Hambach und der hiermit einhergehenden Verlegung der Hambachbahn sowie der BAB 4.
Hierbei ist ebenfalls zu berücksichtigen, dass die östlich der Ortschaften Merzenich und
Girbelsrath verlaufende L 264 künftig, ab 2014 die Funktion eines Autobahnzubringers
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übernehmen wird und die Verkehrszahlen von derzeit rd. 10.600 auf rd. 16.100 KFZ/24h
im Jahr 2020 ansteigen werden.
Da die Fortführung des Tagebaus Hambach für diese Verkehrszunahme ursächlich verantwortlich ist, fordert die Gemeinde Merzenich die Umsetzung geeigneter Maßnahmen
zur Minderung der Staubimmissionen durch den Verkehr auf der L 264.
Geräuschimmissionen
Die im Tagebaurand liegenden Bereiche der Gemeinde Merzenich sind durch tagebauseitige Lärm- oder Geräuschimmissionen insgesamt bereits hoch vorbelastet. Hinzu kommen
die künftigen Belastungen durch den Betrieb der Hambachbahn und der BAB 4.
Die Gemeinde Merzenich fordert vom Tagebaubetreiber die Ausschöpfung aller technischen, planerischen und organisatorischen Möglichkeiten zur Vermeidung der erheblichen
Belästigungen und Auswirkungen auf den Menschen und den Naturhaushalt durch Geräuschimmissionen im Zusammenhang mit dem Tagebau Hambach und dem Betrieb der
Hambachbahn.
Die im direkten Zusammenhang mit dem Tagebau Hambach stehende Verlegung der
BAB 4 in südliche Richtung verursacht in Verbindung mit der prognostizierten enormen
Zunahme der Verkehre auf der L 264, die ab 2014 als Zubringer für die BAB 4 fungieren
wird, zusätzliche insbesondere für die Ortschaften Merzenich und Girbelsrath belastende
Lärmemissionen.
Die Gemeinde Merzenich fordert daher, auch vor dem Hintergrund der künftigen städtebaulichen Entwicklung des Zentralortes Merzenich, geeignete Lärmschutzmaßnahmen im
östlichen Bereich der Ortschaften entlang der L 264. Insbesondere die Wohnsiedlung „Auf
der Heide“ ist durch einen Lärmschutzwall vor weiteren Beeinträchtigungen zu schützen.
Die Kosten für alle Schutzmaßnahmen sind vom Tagebaubetreiber zu tragen, da ohne die
entsprechenden Maßnahmen die städtebauliche Entwicklung der Gemeinde Merzenich
stark eingeschränkt wird.
In diesem Zusammenhang fordert die Gemeinde Merzenich vom Tagebaubetreiber eingehend eine möglichst frühzeitige Eingrünung des Umsiedlungsstandortes Morschenich –
Neu mit geeigneten, ausreichend großen Bäumen und Sträuchern in einer angemessenen
Anzahl.
Die Gemeinde Merzenich fordert, die Staub- und Lärmbelästigungen durch die
BAB 4
und der Hambachbahn, deren Umlegung durch den Tagebau Hambach verursacht sind
und die Immissionen aus dem Tagebau selbst, nicht getrennt sondern kumuliert zu betrachten. Den Menschen schaden Staub und Lärm unabhängig davon, ob die Verursacher
Autobahn mit Zubringer, Kohlebahn oder der Tagebau selbst sind.
Immissionsmessungen in der Gemeinde Merzenich müssen daher bereits zum jetzigen
Zeitpunkt durchgeführt werden, damit Referenzwerte zur Verfügung stehen, wenn die
Hambachbahn und die BAB 4 in Betrieb genommen werden und der zunehmende Verkehr auf der L 264 eintritt und der Tagebau Hambach weiter in Richtung Merzenich fortschreitet.
Bergschäden:
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Die Gemeinde Merzenich liegt im Randbereich der direkten bergbaulichen Inanspruchnahme durch den Tagebau Hambach. Durch das Aufeinandertreffen der Rur- und Erftscholle besteht eine erhöhte tektonische Aktivität. Bereits seit geraumer Zeit liegen im
Gemeindegebiet und insbesondere im Zentralort Merzenich zahlreiche, teilweise erhebliche Schäden an öffentlichen und privaten Gebäuden, Straßenkörpern und Kanälen vor.
Auslöser für die Schäden sind die Grundwasserabsenkungen im Tagebauumfeld durch
die RWE Power AG.
Mit zunehmendem Fortschritt des Tagebaus Hambach ist auch im Gemeindegebiet eine
zunehmende Beanspruchung des freien Grundwasserspiegels zu erwarten, womit im Bereich setzungsempfindlicher Böden eine weitere Schadenswahrscheinlichkeit zu prognostizieren ist. Zudem werden auch die tieferen Grundwasserstockwerke weiter entwässert,
wodurch sich die tektonischen Störungen weiter durchpausen und voraussichtlich auch
zunehmende Schäden verursachen werden.
Vor diesem Hintergrund fordert die Gemeinde Merzenich eine Intensivierung der Beobachtungsmaßnahmen der unterschiedlichen Bodenbewegungen im gesamten Gemeindegebiet, Ergänzungen des Höhenfestpunktnetzes und ortslagenspezifische Höhenmessungen.
Für die Ortsteile Golzheim und Morschenich - Neu, bei denen gemäß der Planunterlagen
deutlich ist, dass Absenkungen durch die Sümpfungsmaßnahmen in den Grundwasserhorizonten 6b, 7 und 2-5 sehr wahrscheinlich sind, werden ebenfalls umfangreiche Messungen gefordert.
Die Messangaben zu den Grundwasserstandsdifferenzen in den Karten 3.18 – 3.21 sind
mit den Angaben zur Absenkung › 1 m äußerst ungenau. Die Gemeinde Merzenich fordert
für die Horizonte, die das Gemeindegebiet betreffen, genauere Zahlen und Erläuterungen.
Bauwerks- und infrastrukturschädigende Bodenbewegungen müssen zum frühestmöglichen Zeitpunkt erkannt und die entsprechenden Gegenmaßnahmen eingeleitet werden.
Das Bergrecht hebt das Verfügungsrecht des Grundeigentümers über bestimmte Bodenschätze auf und erlegt ihm - bei nur geringen Einwendungsmöglichkeiten - umfangreiche
Rücksichtnahme- und Duldungspflichten auf. Als Ausgleich hierfür werden den betroffenen Grundeigentümern Schadensersatzansprüche zuerkannt.
Vor diesem Hintergrund und angesichts des komplexen Regelungsumfangs fordert die
Gemeinde Merzenich die Anwendung aller möglichen Hilfsmittel in der Schadensfallbearbeitung zur Verkürzung der Verfahrensabläufe und insbesondere eine Beweiserleichterung für betroffene Grundstückseigentümer.
Für die kommunalen Gebäude werden frühzeitig gezielte und objektbezogene Einzelbeobachtungen, wie Setzungsmessungen, Baugrund- und Fundamentuntersuchungen sowie
Beweissicherungen mittels Bauzustandsaufnahmen und Gebäudevermessungen durch
den Tagebautreibenden gefordert.
Die Gemeinde Merzenich fordert darüber hinaus regelmäßige Messungen des freien
Grundwasserspiegels in der Ellebachaue um Auebergschäden frühzeitig zu erkennen und
zu prognostizieren.
Bei den Bergschadensregulierungen besteht Anpassungserfordernis im Zuge der zunehmenden kommunalen Koordinierung von Sanierungen öffentlicher Kanäle und auch hinsichtlich der Überprüfungen der privaten Abwasserleitungen.
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Hinsichtlich der anhaltenden Diskussionen zwischen den Bürgern, den Kommunen der
Politik und dem Bergbautreibenden zum Thema Bergschäden und der in diesem Zusammenhang stehenden zahlreichen offenen Fragen, fordert die Gemeinde Merzenich die
zeitnahe Einrichtung eines Monitoring Bergschäden unter Federführung der Bezirksregierung Köln.
Für die Dauer des Bergbaueinflusses soll für die Betroffenen, die Kommunen und die Behörden nachvollziehbar dargestellt werden können, in welchen sümpfungsbeeinflussten
Bereichen des Rheinischen Reviers sich Bergschäden entwickelt haben, sich aktuell entwickeln und sich absehbar noch entwickeln werden.
Die Gemeinde Merzenich fordert die schnellstmögliche Einrichtung eines wasserwirtschaftlich – ökologischen Monitorings unter der Leitung der Bezirksregierung Köln. Analog
den Monitoring Programmen der Tagebaue Garzweiler und Inden müssen die wasserwirtschaftlichen und ökologischen Auswirkungen des Tagebaubetriebes gezielt beobachtet,
kontrolliert und bewertet werden, damit letztendlich die erforderlichen Maßnahmen zur
Schadensbehebung festgesetzt werden können.
Radioaktivität
Es gibt Annahmen, dass durch den Tagebau natürlich vorhandenes Uran freigesetzt wird
und seine Zerfallsprodukte zu einer erhöhten Radioaktivität im Umfeld des Tagebaus führen.
Die Gemeinde Merzenich fordert daher frühzeitige Referenzmessungen der Radioaktivität
im Umfeld des Tagebaus Hambach und Nachweise darüber, dass eine Gefährdung der
Menschen und des Naturhaushaltes durch Radioaktivität ausgeschlossen werden kann.
Trinkwasserversorgung
Vor dem Hintergrund der bereits laufenden und noch anstehenden Sümpfungsmaßnahmen im Tagebauumfeld durch den Tagebaubetreiber, die nach Aussagen der Betriebsplanunterlagen teilweise in Tiefen von bis zu 600 m reichen, bestehen seitens der Gemeinde Merzenich Bedenken hinsichtlich der langfristigen Trinkwasserversorgung des
Gemeindegebietes.
Die Trinkwasserversorgung der Ortsteile Girbelsrath und Golzheim durch Brunnenwasser
des Wasserleitungszweckverbandes der Neffentalgemeinden (WLZV) wird durch die
Sümpfungsmaßnahmen in Frage gestellt. Die Stadtwerke Düren (SWD), unter anderem
Wasserversorger für die Ortsteile Merzenich und Morschenich, betreiben in der Gemeinde
Niederzier, Ortsteil Ellen, eine Wassergewinnungsanlage, die ebenfalls der Trinkwasserversorgung dient. Da sich die Ortschaft Ellen in Tagebaunähe befindet, stellt sich auch
insbesondere hier die Frage der langfristigen Wasserversorgung.
Die Gemeinde Merzenich fordert daher vom Tagebaubetreiber ein Konzept für den Fall,
dass die Wasserversorgung tagebaubedingt nicht mehr in der bisherigen Form durch den
derzeitigen Versorger erfolgen kann. Weiterhin wird gefordert, dass die Sicherstellung der
derzeit vorhandenen Qualität und Quantität des Trinkwassers auch zukünftig immer gewährleistet sein muss.
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In diesem Zusammenhang wird darauf hingewiesen, dass seitens der Gemeinde Merzenich eine zukünftig mögliche Trinkwasserversorgung durch die RWE Power AG mit sogenanntem Ersatzwasser äußerst kritisch betrachtet wird.
Im Gemeindegebiet Merzenich befinden sich eine nicht unbeachtliche Anzahl privater
Brunnenanlagen zur Grundstücksbewässerung. Analog zur Trinkwasserversorgung wird
durch die Sümpfungsmaßnahmen auch diese Wasserversorgung langfristig in Frage gestellt. Auch hier fordert die Gemeinde Merzenich vom Tagebaubetreiber ein Versorgungskonzept und eine Zusage bezüglich der zukünftigen Sicherstellung dieser Wasserversorgung.
Ausgleichsmaßnahmen
Waldersatz, Ersatzmaßnahmen Naherholung- und Artenschutz, Ersatz landwirtschaftlicher Flächen
Durch den fortschreitenden Tagebau Hambach verliert die Gemeinde Merzenich einen
erheblichen Teil des Gemeindegebietes ohne hierfür einen flächenmäßigen Ausgleich,
beispielsweise durch rekultivierte Flächen zu erhalten. Dementsprechend muss seitens
der RWE Power AG ein Ausgleich in einer geeigneten Art und Weise geschaffen werden.
Durch den Wegfall des Erbwaldes geht der Merzenicher Bevölkerung langfristig ein wertvoller gewachsener Naherholungsraum verloren. Auch unter Rücksichtnahme auf die Lebensqualität der nachfolgenden Generationen muss durch den Tagebaubetreiber möglichst frühzeitig und ortsnah ein Ersatz an Naherholungsflächen im Gemeindegebiet geschaffen werden. Hierfür wäre eine Aufforstung in Bereichen parallel der Bahntrasse DB,
ausgehend von dem Wohngebiet „Auf der Heide“ in östliche Richtung bis zur Ortschaft
Buir geeignet, die auch bedingt durch die Tagebaunähe einen zusätzlichen Staubschutz
bedeuten kann. Denkbar ist es auch diese Maßnahme als gemeinsame Maßnahme im
Zusammenhang mit Ausgleichsmaßnahmen im Bereich der ebenfalls vom Tagebau Hambach betroffenen Stadt Kerpen durchzuführen.
Des weiteren soll das vorhandene Naherholungsgebiet Steinweg durch den Tagebaubetreiber grundlegend ertüchtigt und bepflanzt werden und aufgrund des räumlichen Zusammenhanges mit der vorgenannten geforderten Ausgleichsmaßnahme vernetzt werden.
Als weitere Teilkompensation für den wegfallenden Erbwald wird vom Tagebaubetreiber
gefordert, das vorhandene Waldgebiet im südlichen Bereich der Ortschaft Girbelsrath in
westliche Richtung bis zum Ellebach und in nördliche Richtung bis zum Grillplatz an der
verlängerten „Matthias-von-den-Driesch-Straße“ zu erweitern.
Darüber hinaus wird gefordert, entlang des Ellebaches in nördliche Richtung bis zum
Zentralort Merzenich und von dort weiterführend bis zur S-Bahnstation Merzenich einen
ca. 30 m breiter Grünstreifen mit Baumbewuchs und Rad- und Wanderwegen zu schaffen.
Die Kosten dieser Maßnahmen sind vollständig vom Tagebaubetreiber zu übernehmen.
Darüber hinaus wird die RWE Power AG aufgefordert, die Gemeinde Merzenich bei der
Durchführung ökologischer aufwertender Maßnahmen, wie z.B. Durchforstung der vorhandenen Pappelreihen, Anlegen von Streuobstwiesen etc. zu unterstützen.
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Hierzu ist in Zusammenarbeit zwischen der RWE Power AG und der Gemeinde Merzenich
zeitnah ein entsprechendes Konzept zu erarbeiten. Als weitere Kompensationsmaßnahme
soll die langfristige Übernahme von Pflege- und Unterhaltungsmaßnahmen an gemeindlichen Ausgleichsflächen, Grünanlagen, Sport- und Spielplätzen etc. durch den Tagebaubetreiber erfolgen. Hier sind von der RWE Power AG in Abstimmung mit der Gemeinde
Merzenich entsprechende Konzepte zu entwickeln.
Bei der Vergabe RWE Power eigener Flächen im Gemeindegebiet Merzenich sind insbesondere die betroffenen Landwirte aus Merzenich beim Flächenausgleich gesondert und
bevorzugt zu berücksichtigen.
Wiedernutzbarmachung / Restseegestaltung
Die Gemeinde Merzenich verliert infolge der Fortführung des Tagebaus Hambach rund
18% der Gebietsfläche und wird daher in ihrer Entwicklung stark eingeschränkt. Hinsichtlich der zukünftigen Wiedernutzbarmachungsmaßnahmen und der Gestaltung des Restsees und der Nachfolgelandschaft im Gemeindegebiet Merzenich wird daher gefordert,
dass die Konzeptentwicklung unter Berücksichtigung der gemeindlichen Belange und in
enger Zusammenarbeit mit der Gemeinde Merzenich frühzeitig erfolgen. Dies betrifft unter
anderem die Böschungsausgestaltung, auch in Bezug auf das Niveau der künftigen Wasseroberfläche des Restsees und die Möglichkeiten einer frühestmöglichen Zwischennutzung der Bereiche.
Insbesondere die Schaffung von direkten Zugangsmöglichkeiten zum Restsee vom Gemeindegebiet Merzenich aus, ist für neue Entwicklungen im Gemeindegebiet in der Nachfolge des Tagebaus Hambach enorm wichtig und wird daher im Rahmen der künftigen
Planungen von der Gemeinde Merzenich gefordert.
Vor dem Hintergrund des langfristigen Verlustes von Naherholungsflächen im Gebiet der
Gemeinde Merzenich infolge der Inanspruchnahme durch den Tagebau Hambach, soll die
Ausgestaltung und die Wiedernutzbarmachung des Restseeumfeldes zukünftig insbesondere die Belange der Naherholung der Merzenicher Bevölkerung berücksichtigen.
Die Planungen der Gestaltung der Nachfolgelandschaft der Tagebaus Hambach gehen
bis in das Jahr 2100. Es muss sichergestellt werden, dass die für die Umsetzung benötigten Gelder den Anrainergemeinden auch dann noch zur Verfügung stehen, wenn sich die
Besitzverhältnisse des Tagebaubetreibers verändern sollten.
Kosten für eine eventuelle Normerhöhung der Ausrüstung der Freiwilligen Feuerwehr
Auf die Freiwillige Feuerwehr der Gemeinde Merzenich kommt mit der Verlegung der BAB
4 durch den fortschreitenden Tagebau eine große Bedeutung zu. Sie übernimmt eine
wichtige Aufgabe. Der Aufgabenbereich weitet sich ausgehend vom konventionellen
Brandschutz immer mehr auch in Richtung der technischen Hilfeleistung.
Unter anderem wegen den genannten Neuerungen in den Einsatzbereichen der Freiwilligen Feuerwehr und der besonderen Stellung der Merzenicher Wehr steht die Wichtigkeit
des Umfanges, der Aktualität und Funktionalität der Ausrüstung außer Frage.
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In diesem Zusammenhang wird seitens der Gemeinde Merzenich die Forderung gestellt,
dass die Kosten einer, mit Inbetriebnahme der neuen Streckenführung der BAB 4 erforderlichen Normerhöhung der Ausrüstung der Freiwilligen Feuerwehr Merzenich zu Lasten
von RWE Power gehen.
Verkehr
Die ausschließlich aufgrund der Erweiterung des Tagebau Hambach notwendige Verlegung der BAB 4 in südliche Richtung verursacht eine enorme Zunahme der Verkehre auf
der L 264, die ab 2014 als Zubringer für die BAB 4 fungieren wird, auf bis zu 16.100
KFZ/24h.
Die Gemeinde Merzenich fordert daher für die Bewohner der Wohnsiedlung in Merzenich
„Auf der Heide“ und insbesondere für die dortigen Schulkinder und älteren Mitbürger, die
Herstellung einer geeigneten Querungshilfe über die L 264, die ein gefahrloses Erreichen
der westlich der Wohnsiedlung gelegenen Bushaltestelle an der L 264 und des S-Bahn
Haltepunktes Merzenich gewährleistet.
Die Kosten dieser Maßnahme sind vollständig von der RWE Power AG zu tragen.
Folgekosten
Die Gemeinde Merzenich fordert, dass alle weiteren, von der Gemeinde zum jetzigen
Zeitpunkt noch nicht absehbaren Kosten, die durch den Tagebau Hambach, die Hambachbahn sowie durch die BAB 4 und den zunehmenden Verkehr auf der L 264 verursacht werden, von der RWE Power AG als Tagebaubetreiber zu übernehmen sind.
Genehmigungsverfahren des Rahmenbetriebsplanes
Die Gemeinde Merzenich fordert die Durchführung eines Erörterungstermins und eine Beteiligung bei der Abwägung der eingegangenen Stellungnahmen, Forderungen, Anregungen und Bedenken nach der Offenlage.
Sollte aus rechtlichen Gründen ein Erörterungstermin nicht möglich sein, fordert die Gemeinde Merzenich die Erläuterung über den Umgang mit den gemeindlichen Stellungnahmen durch die zuständige Bergbehörde im Rahmen eines Informationstermins.
Der Rat der Gemeinde Merzenich wünscht die Vorstellung des genehmigten Rahmenbetriebsplanes durch die Bezirksregierung Arnsberg.
Stellungnahme der Gemeinde Merzenich zum Sonderbetriebsplan betreffend
die artenschutzrechtlichen Belange bei der Fortführung des Tagebaus Hambach bis 2020 (Restfläche des 2. Rahmenbetriebsplanes)
Mit dem Sonderbetriebsplan werden die artenschutzrechtlichen Betroffenheiten durch den
Abbaubetrieb in der verbleibenden Restfläche des 2. Rahmenbetriebsplans sowie das
gesamte artenschutzrechtliche Konzept zur Vermeidung und zum Ausgleich möglicher
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Beeinträchtigungen aus dem Abbau bis 2020 dargelegt, dokumentiert und die vorgesehenen Schutzmaßnahmen zur Zulassung beantragt.
Die Gemeinde Merzenich verfügt nicht über eine Fachbehörde und kann somit keine fachliche Stellungnahme zu dem artenschutzrechtlichen Konzept des Sonderbetriebsplanes
abgeben. Hier sind insbesondere die Höheren- und die Unteren Umwelt- und Landschaftsbehörden aufgefordert, die artenschutzrechtlichen Belange zu berücksichtigen,
restriktiv zu prüfen und alle notwendigen Maßnahmen einzufordern.
Seitens der Gemeinde Merzenich wird davon ausgegangen, dass sowohl an die Qualität
als auch an die Quantität der Ausgleichsmaßnahmen die dem ökologischen Anforderungsprofil entsprechenden hohen Maßstäbe angesetzt werden.
Durch den fortschreitenden Tagebau Hambach verliert die Gemeinde Merzenich einen
erheblichen Teil des Gemeindegebietes ohne hierfür einen flächenmäßigen Ausgleich,
beispielsweise durch rekultivierte Flächen zu erhalten. Dementsprechend muss seitens
der RWE Power AG ein Ausgleich in einer geeigneten Art und Weise geschaffen werden.
Durch den Wegfall des Erbwaldes geht der Merzenicher Bevölkerung langfristig ein wertvoller gewachsener Naherholungsraum verloren. Darüber hinaus wird der Fauna insbesondere durch die Inanspruchnahme der Altwaldbereiche langfristig ihr Lebensraum entzogen und dementsprechend wird eine Abwanderung in die wenigen noch vorhandenen
Gebiete in der Region erfolgen.
Die artenschutzbezogenen Ausgleichsmaßnahmen, die sich weitestgehend auf die Bereiche der Ausgleichsmaßnahmen aus den Maßnahmen Verlegung BAB 4 und Hambachbahn erstrecken, sind aus Sicht der Gemeinde Merzenich für das Gemeindegebiet nicht
ausreichend.
Im Gemeindegebiet Merzenich sollen daher vom Tagebaubetreiber geeignete Ausgleichsmaßnahmen durchgeführt werden, um einen möglichst umfassenden Erhalt der
Artenvielfalt der Fauna und Flora zu gewährleisten bzw. neuen Arten die Möglichkeit zur
Ansiedlung zu bieten. Diese Maßnahmen sind sinnvoll und geeignet mit den geforderten
Ausgleichsmaßnahmen hinsichtlich der Naherholung zu vernetzen und in einem Konzept
zusammenzufassen.
Als Ausgleichsmaßnahme für den wegfallenden Erbwald wird vom Tagebaubetreiber gefordert, das vorhandene Waldgebiet im südlichen Bereich der Ortschaft Girbelsrath in
westliche Richtung bis zum Ellebach und in nördliche Richtung bis zum Grillplatz an der
verlängerten „Mattias-von-den-Driesch-Straße“ zu erweitern. Gleichzeitig soll entlang des
Ellebaches in nördliche Richtung bis zum Zentralort Merzenich und von dort weiterführend
bis zur S-Bahnstation Merzenich ein ca. 30 m breiter Grünstreifen mit Baum- und
Strauchbewuchs geschaffen werden. Die Kosten dieser Maßnahmen sind vollständig vom
Tagebaubetreiber zu übernehmen.
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