Daten
Kommune
Merzenich
Größe
134 kB
Datum
20.04.2016
Erstellt
21.04.16, 16:10
Aktualisiert
21.04.16, 16:10
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Inhalt der Datei
Haushaltsrede der CDU Fraktion zum Haushalt 2016
Es gilt das gesprochene Wort
Sehr geehrter Herr Bürgermeister,
sehr geehrte Damen und Herren der Verwaltung,
werte Ratskollegen, liebe Zuhörer,
in der Gemeinde Merzenich tut sich etwas –
der Bürgermeister, seit 6 Monaten im Amt, hat schon Zeichen gesetzt. Ein neuer Stil der
Kommunikation ist zu erkennen, eine andere Verantwortung der einzelnen
Verwaltungsmitarbeiter für ihr Aufgabengebiet ist sichtbar, eine große Transparenz
zwischen Rat und Verwaltung ist für uns deutlich erkennbar. Neue Formen der
Zusammenarbeit haben in einem Workshop viele konstruktive Ideen hervorgebracht. Die
Präsenz der Gemeinde in den sozialen Medien bringt die Anliegen der Politik auch in die
jüngere Generation.
Gleich am Start seines Amtes wurde der Bürgermeister vor ein Problem gestellt, dass das
Denken in allen Räten und Kommunen der Bundesrepublik lange vorrangig beherrscht hat.
Aus Krisen- und Kriegsgebieten der Welt kommen Menschen zu uns, die verfolgt sind und
um ihr Leben fürchten. Auch nach Merzenich sind viele Menschen gekommen und heute
können wir mit Stolz sagen, dass unsere Verwaltung es geschafft hat, gemeinsam mit sehr
vielen ehrenamtlich engagierten Merzenicher Bürgern, einen Teil der kritischen Situationen
aufzufangen. All denen, die sich hier einbringen, gilt der Dank unserer ganzen Fraktion.
Leider hat es nicht nur menschliche Auswirkungen, sondern auch Auswirkungen auf die
Verwaltung und unseren Haushalt. Viel zusätzliche Arbeitskraft wird im Rathaus gebunden,
damit die Asylsuchenden hier ein würdiges Leben führen können. Auch heute war in der
Presse zu lesen, dass alle Kommunen dafür kämpfen, dass die Flüchtlingskosten vom Land
voll ersetzt werden.
Zu allen Anforderungen klingt auch häufig noch der Anspruch mancher Ratskollegen
durch, dass sich der neue Bürgermeister innerhalb weniger Wochen in alle Themenbereiche
perfekt einzuarbeiten hat. Nicht alles ist so schnell zu schaffen, aber mit großem Einsatz
aller Beteiligten ist jetzt schon ein Umschwung geschafft worden.
Im Rahmen der Haushaltsberatungen haben wir Ratsfrauen und Herren einen Aspekt der
Neuerungen sehr positiv bemerken dürfen. Die Darstellung des Haushaltes mit einem
erklärenden Vorwort und intensiven Erläuterungen war noch nie so verständlich
aufgearbeitet, noch nie gab es im Haushalt schriftliche Erklärungen für große Differenzen in
den Zahlen. Nicht nur für die vielen neuen Ratsmitglieder, die erst seit 2014 im Rat sind war
dieses sehr hilfreich. Hier zeigt sich deutlich, dass Verwaltungskompetenz und der Wille zu
Transparenz mitgespielt haben. „Information ist die Währung der Demokratie“, so hat es
Thomas Jefferson gesagt, der dritte amerikanische Präsident.
Aber leider kann diese gute Aufarbeitung nicht darüber hinweg täuschen, dass der Inhalt des
Haushaltes unerfreuliche Komponenten hat.
Wir müssen erkennen, dass der Spielraum für strategische Kommunalpolitik angesichts der
besorgniserregenden Haushaltssituation sehr eingeengt ist. Ein Defizit von 2,4 Millionen €,
das unter anderen seine Ursache in verringerten Schlüsselzuweisungen und geringeren
Gewerbesteuereinnahmen hat, ist weit entfernt von dem, was wir als Gemeinde auf Dauer
verkraften können. Die Ausgleichsrücklage, unser Sparbuch, ist aufgebraucht und in diesem
Jahr werden wir erstmalig die allgemeine Rücklage angreifen müssen. Die Aufsicht der
Bezirksregierung über unseren Haushalt rückt immer näher und wir müssen alles Machbare
tun, um zu verhindern, dass wir in die Haushaltssicherung kommen.
Trotzdem ist und bleibt es eine der zentralen Aufgaben des Rates, die Gemeinde attraktiv für
die Bürger zu gestalten, Lebensqualität zu bewahren und für alle Generationen ein gutes
Lebensumfeld zu schaffen. Das erreicht man nicht, wenn man eine Kommune mit einem
Wirtschaftsunternehmen vergleicht und den kommunalen Haushalt aus rein
betriebswirtschaftlicher Sicht betrachtet. Zwanghaftes Sparen ist hier nicht immer zielführend.
Es muss genau abgewogen werden, welche Projekte und Investitionen sind notwendig, welche
kann man verschieben, auf welche Projekte muss man verzichten.
So macht es keinen Sinn, die gerade begonnen Städtepartnerschaft mit Sparzwängen zu
belegen, es macht auch keinen Sinn, die Verbesserung der Verkehrssituation des Hauptortes
weiter nach hinten zu schieben. Der Steinweg als einzige Zufahrtsstraße im östlichen Bereich
ist überlastet und aus Überlastung kann schnell eine Belastung für die Bürger werden. Hier
ist fachlicher Rat gefragt und der fällt bekanntlich nicht vom Himmel. Auch die
wohnungsbaupolitische Situation bedarf dringend einer fachlichen Betreuung. In der
Hoffnung, dass durch einen gestellten Antrag beim Land Fördermittel fließen, haben wir uns
dafür stark gemacht, den Eigenanteil, den die Kommune selbst tragen muss, im Haushalt
festzulegen, damit wir auch hier schnell zu umsetzungsfähigen Ergebnissen kommen. Im
Bereich Öffentlichkeitsarbeit wurden in einem 2 - tägigen Workshop viele neue und
innovative Ideen erarbeitet, die umgesetzt werden sollten. Auch der Prozess der
Dorfentwicklung in Merzenich, für die wir als CDU, damals noch unter dem Namen
Zukunftswerkstatt, schon im Jahr 2012 und 2014 Anträge auf Umsetzung gestellt haben, darf
nicht weiter nach hinten geschoben werden. Das Impulsreferat von Frau Lersch vorhin hat uns
alle die dringende Notwendigkeit gezeigt, Gelder dafür bereitzustellen und den Bürger
entscheiden zu lassen. Hier würde man am falschen Ende sparen.
Die Zusammenarbeit mit Gewerbetreibenden und Unternehmen ist sehr wichtig.
Wohnortnahe, attraktive Arbeitsplätze braucht jede Kommune für eine positive Entwicklung.
Aber auch Wirtschaftsförderung ist nicht zum Nulltarif zu bekommen. Eine Umfrage bei
allen Unternehmen, deren Auswertung noch aussteht, wird uns weiterbringen in der
Beurteilung der Prioritäten im Bereich Wirtschaftsförderung.
An Bildung, da sind sich alle Fraktionen einig, darf nicht gespart werden und soll in der
Hand der Kommune bleiben, aber auch das kostet Geld.
Ich hoffe, dass auch Einigkeit darin besteht, dass es auch in Golzheim eine Möglichkeit
geben muss, sich in größeren Gruppen in einer gemeindlichen Einrichtung zu treffen. Das
Frühstückstreff Golzheim für die Senioren hat nur Zukunft, wenn eine Räumlichkeit
langfristig zur Verfügung steht.
Bisher einmalig in der Gemeinde Merzenich war das Bürgerforum zum Thema Haushalt.
Obwohl es keine hochbrisanten Themen im Vorfeld gab, waren fast 30 Bürger gekommen.
Oft ist es ja so, dass das Bürgerinteresse stark ausgeprägt ist, wenn spektakuläre
Entscheidungen anstehen, aber die Merzenicher Bürger, die an diesem Abend gekommen
waren, wollten sich im Vorfeld informieren. Im Dialog mit dem Rat wurde vorgeschlagen,
die Überdachung der alten Kirche, die durch die Auflagen des Denkmalsamtes ein
unerschwingliches Volumen angenommen hat, nicht aus dem Gemeindehaushalt zu
finanzieren.
Auch andere Investitionen, die einige Vereine sehr gerne gesehen hätten, mussten vom Rat
zurückgestellt werden.
Den Mitgliedern des Haupt- und Finanzausschusses ist nach langen, manchmal zähen
Diskussionen, klar geworden, wo die Hebel der Konsolidierung angesetzt werden müssen.
Hierbei hat der Bürgermeister mit der Verwaltung die Vorschläge eingebracht, die in den
kommenden Jahren wirklich Wirkung zeigen werden. Das Budget der Sach- und
Dienstleistungen wird pauschal um 15% gekürzt. Einsparvolumen: 130.000€. Die
Personalkosten, so hat der Bürgermeister zugesagt, werden auf eine fixe Summe eingefroren
und dürfen in den kommenden Jahren nicht steigen. Diese Maßnahmen werden wir
beschließen und es sind echte Konsolidierungsmaßnahmen. Sie lassen Erfolg versprechen, da
sie von der Verwaltung selbst eingebracht wurden. Hier heißt es für die Verwaltung, auf jeden
Cent zu achten und noch sorgsamer mit den Steuergeldern umzugehen. Weitere Vorschläge
verschiedener Fraktionen zur Konsolidierung sind in einer langen Liste zusammengefasst und
werden für den Haushalt des kommenden Jahres diskutiert.
Allerdings möchten wir an dieser Stelle den Bürger auch um Unterstützung bitten: Das Land
legt in jedem Jahr die durchschnittlichen Hebesätze, nach denen die Steuern festgelegt
werden, fest. Bleibt eine Kommune mit ihren Hebesätzen unter dem Durchschnitt, geht das
Land davon aus, dass das Geld nicht benötigt wird und die Kommune wird im Rahmen der
Schlüsselzuweisungen schlechter gestellt. Wir bitten den Bürger nun mitzutragen, dass die
Gemeinde Merzenich dem Land keine „Geschenke“ machen muss und möchten die Hebesätze
an den Durchschnittsatz anpassen. Damit liegen wir immer noch weit unter dem, was
Nachbarkommunen ansetzen und es bedeutet z.B. für einen Hauseigentümer in der
Grundsteuer einen Mehrbetrag zwischen 10 und 20 € im Jahr.
Wir sind überzeugt, mit diesen Maßnahmen werden wir in den kommenden Jahren sowohl
die Einnahmen-, als auch die Ausgabenseite so gestalten, dass sie wieder zusammenpassen,
vorausgesetzt, die Umlagen, die wir zu zahlen haben, scheren nicht aus.
Die CDU Fraktion stimmt dem Haushalt, so wie er besprochen wurde, zu.
Ich möchte an dieser Stelle der Verwaltung danken. Während der letzten Wochen ist jede,
auch noch so häufig, auch wiederholt gestellte Frage mit großer Geduld des Kämmerers und
des Bürgermeisters beantwortet worden. Eine Fülle von Mails wurde abgeschickt und keine
Frage blieb unbeantwortet. Oberste Priorität hatte die Transparenz des Zahlenwerkes. Ein
etwas zäh begonnener Gesprächsprozess zwischen den Fraktionen konnte positiv fortgesetzt
werden, so dass ich uns als Rat wünsche, dass die Nachwehen der letzten Wahlen
vorrübergehen, bevor die nächsten Wahlkämpfe anstehen und wir im Sinne des Bürgers,
sachorientiert, für unsere Gemeinde arbeiten, denn dafür und für nichts anderes, sind wir alle
gewählt worden.
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit
Dr. Maria Schoeller
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