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Beschlusstext (Vortrag Seniorenarbeit)

Daten

Kommune
Merzenich
Größe
296 kB
Datum
17.11.2011
Erstellt
21.11.11, 19:38
Aktualisiert
21.11.11, 19:38

Inhalt der Datei

Sehr geehrter Herr Bürgermeister, sehr verehrte Damen und Herren, liebe Kolleginnen und Kollegen, ich bedanke mich, dass Sie mir heute die Gelegenheit geben, meine Arbeit als Seniorenbeauftragter dar zu legen. In meinem Vortrag möchte ich auf die Aktivitäten der Vergangenheit, der Gegenwart sowie auf mögliche zukünftige Projekte eingehen. Das Hauptziel meiner Arbeit ist es, der Alterseinsamkeit entgegen zu wirken. Mein Arbeitsbereich umfasst die individuelle Einzelfallhilfe, die Gruppenarbeit sowie eine intensive Netzwerkarbeit. Hinzu kommt ein nicht geringer Anteil an organisatorischen und administrativen Tätigkeiten. Beginnen möchte ich mit der Entwicklung der Freizeitgemeinschaft 55+. Beim Gründungstreffen, im November 2009, fanden sich 30 Bürger der Gemeinde Merzenich zusammen mit den 4 Zielen: - etwas für sich - gemeinsam etwas für sich - etwas für andere und - gemeinsam etwas für andere zu unternehmen. Es wurden unterschiedliche offene Gruppen gegründet. Die Offenheit der Gruppen hat auch dazu beigetragen, dass derzeit mehr als 100 Bürger bei dieser Form der Freizeitgestaltung mit machen. Es wird sich getroffen zum regelmäßigen Radfahren, Wandern, Kegeln, Spielenachmittagen oder bei Ausflügen. Bei diesen Aktivitäten werden Beziehungen geknüpft, es wird sich in der Regel auch zu anderen Gelegenheiten getroffen, die über die verschiedenen Aktivitäten der Freizeitgemeinschaft 55+ hinausgehen. Es werden Freundschaften geknüpft, es wird „nacheinander geschaut“. Es wird also „freie Zeit“ miteinander verbracht, sei es zu zweit oder in Gruppen. Man erfährt Hilfe und Unterstützung in den unterschiedlichsten Lebenssituationen (Langeweile, Not, Sorgen, Krankheit, Trauer etc.). Somit entwickelte sich ein wichtiger Bestandteil um das Hauptziel, nämlich der Alterseinsamkeit entgegenzuwirken, zu erreichen. Verschiedene Mitglieder der Freizeitgemeinschaft 55+ engagieren sich gezielt. Hier steht zurzeit besonders die Arbeit mit Kindern im Vordergrund. Zwei Damen unterstützen die Hauptkräfte bei der Übermittagsbetreuung in der Grundschule. Eine der beiden Damen ist darüber hinaus in einer kurdischen Familie aktiv. Sie lernt mit einem Grundschulkind die deutsche Sprache. Von einem Herrn wurde gemeinsam mit Lehrern und Kindern der Schulgarten auf „Vordermann“ gebracht. Eine Seniorin möchte sich gerne im Kindergartenbereich einbringen. Ein erstes Kennenlerngespräch mit der Kindergartenleitung in Girbelsrath wurde bereits geführt. Zwei Seniorinnen haben ihr Interesse bekundet, die Offene Kinderarbeit im Bürgerhaus beim Projekt “Jedem Kind seinen Stuhl“ zu unterstützen. Auch diese Aktivitäten werden von mir vorbereitet und begleitet. Das heißt konkret, dass Vorgespräche mit den verschiedenen Institutionen geführt werden, um zu klären, ob Bedarf besteht und welche Einsatzmöglichkeiten für welche Personen in Frage kommen. Umgekehrt versuche ich Interesse bei der Freizeitgemeinschaft zu wecken. Besteht beidseitiges Interesse, initiiere und begleite ich den Erstkontakt. Die aufgeführten Aktivitäten erfordern auch bei der Durchführung weiterhin meine Begleitung, sei es durch gelegentliches Vorbeischauen oder sich Erkundigen bis hin zu Gesprächen, falls es „holpert“. Die Aktionen der Senioren, die gemeinsam etwas für andere bewegen möchten, werde ich im Folgenden darstellen. Nennen möchte ich die Gruppe „Tagestouren“. Diese Gruppe besteht aus ca. 12 Merzenicher Senioren, mit denen ich mich regelmäßig treffe. Bei diesen Treffen werden Ausflüge und Exkursionen geplant. Die Ideen kommen aus der Gruppe, die Vorschläge werden diskutiert und letztendlich entschieden. Ein oder zwei Gruppenmitglieder beginnen mit meiner Hilfe mit der Organisation des Ausfluges. Die finanzielle Abwicklung, verbindliche Reservierungen und die abschließende Organisation gehören hierbei ausschließlich zu meiner Aufgabe. Die Ausflüge werden im Amtsblatt veröffentlicht und sind für alle Senioren der Gemeinde zugänglich. Der Freizeitgemeinschaft 55+ und mir ist sehr wichtig, dass die Teilnahme an den Ausflügen allen Senioren möglich ist. Die Hemmschwelle für einen Erstkontakt ist bei einer Anmeldung für einen Ausflug wesentlich geringer als z.B. bei Interesse für eine Kegelgruppe. Letztendlich finden und fanden viele Senioren über die Teinahme an Ausflügen den Zugang zur Freizeitgemeinschaft. Es wird versucht, die Ausflüge möglichst kostengünstig und seniorengerecht zu gestalten. Wenn Ziele nicht mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen sind, werden private Fahrgemeinschaften gebildet. Das ist meistens der Fall. Dadurch können auch jene Senioren berücksichtigt werden, die keinen eigenen Pkw zur Verfügung haben oder sich nicht mehr zutrauen längere Strecken mit dem eigenen Pkw zurück zu legen. Ausflüge und Exkursionen haben bei älteren Menschen einen sehr hohen Stellenwert. Häufig höre ich den Satz bei Anmeldungen „ Da wollte ich immer schon mal (oder noch mal) hin, aber alleine traue ich mich nicht (oder macht es keinen Spaß)“. Als Highlights des vergangenen Jahres möchte ich den Besuch des Tagebaus Hambach sowie des Fliegerhorst Boelcke mit jeweils 50 Teilnehmern nennen. In diesem Jahr war zweifellos die Exkursion zur Ordensburg Vogelsang für alle Teilnehmer ereignisreich. An der Fahrt zum Landtag nach Düsseldorf mit anschließendem Altstadtbesuch nahmen ebenfalls 50 Merzenicher Senioren teil. Die Nachfrage war so groß, dass leider nicht alle Interessenten berücksichtigt werden konnten. Es wird daher überlegt, das Angebot zu wiederholen. Auch sehr stark engagiert hat sich die Gruppe, die die bisherigen Sommerfeste durchgeführt hat. Nicht nur das eigentliche Fest sondern auch die Vorbereitung und Organisation bedeuten einen nicht unwesentlichen Zeit- und Arbeitsaufwand für die freiwilligen Helfer und für mich. Mehrere Vortreffen wurden von mir angesetzt und moderiert. Diese waren nötig, um ein solches Fest auf die Beine zu stellen. Es fand sich eine Gruppe von ca. 20 Senioren, die bereit war, das Fest durchzuführen. Nun wurde besprochen wie das Fest gestaltet und wo es stattfinden sollte. Es wurden Aufgaben verteilt, wer was besorgt; wer vor, während und nach dem Fest wofür zuständig ist. Es wurde diskutiert und auch gestritten. Am Ende wurden Entscheidungen getroffen, die von allen getragen wurden. Hierdurch entstand ein „Wirgefühl“, „wir“ bieten allen Merzenicher Senioren einen schönen Nachmittag und „wir“ werden das Fest schaffen. Wurde das Grillfest im letzten Jahr noch auf dem Grillplatz in Girbelsrath durchgeführt, so entschied man, das diesjährige Fest am Bürgerhaus durch zu führen. Eine zentrale Entscheidung hierfür war der Wunsch, auch den Senioren gerecht zu werden, die mobilitätseingeschränkt, auf gut deutsch „die schlecht zu Fuß“ sind. Wurden beim Fest an der Grillhütte insgesamt 80 Teilnehmer gezählt, so wurden beim diesjährigen Fest zeitweise bis 120 Anwesende gezählt, die tatsächliche Teilnehmerzahl wird schätzungsweise noch mal um ein Drittel höher gewesen sein. Auch diese Gelegenheit wurde von Senioren genutzt, einen Erstkontakt zur Freizeitgemeinschaft 55+ herzustellen. Eine Gruppe, die sich auch stark für andere engagiert, sind die Ehrenamtler, die in ca. 1,5 Jahren das Haus am Steinweg instand gesetzt haben. Es wurden nicht nur Zeit und Arbeitskraft investiert. Das Engagement ging weit darüber hinaus. Es wurde eigenes Werkzeug eingesetzt, Baustoffe wurden auch aus dem Freundeskreis organisiert, Einkaufsfahrten wurden mit dem eigenen Pkw und Anhängern getätigt, Einrichtungsgegenstände wurden organisiert und gespendet und so weiter und so fort. Die ganzen Aktivitäten sowie die unterschiedlichen Bereiche des Engagements zeigen, wie hoch die Identifikation und wie wichtig den Senioren die Freizeitgemeinschaft 55+ ist. Für meine Arbeit erlebe ich, dass eine aktivierende Seniorenarbeit in der Gemeinde Merzenich gut angenommen wird. Die anfängliche Scheu der Senioren, Verantwortung zu übernehmen, ist im Laufe der Zeit gewichen. So werden die beiden Kegelgruppen, die Wander- und die Radfahrgruppe sowie die Spielegruppe mittlerweile eigenständig von sich zuständig fühlenden Senioren betreut. Wer jetzt davon ausgeht, dass die ganzen Bereiche sowie die ehrenamtliche Arbeit, einmal angestoßen, nun von alleine funktionieren, der irrt sich. Es kommen ständig neue Interessenten hinzu, andere steigen aus. Das bedeutet für meine Arbeit, dass ich die Aktivitäten intensiv (i.d.R. in Form von Gesprächen) begleite. Dies gilt vor allem für die Personen, die sich ehrenamtlich einsetzen. Ich frage nach, wie „es läuft“, spreche meine Achtung und Lob aus, wenn Schwierigkeiten auftreten bin ich jederzeit bereit zu helfen oder zu vermitteln. Es gilt die Devise: Ehrenamtsarbeit erfordert Aufmerksamkeit und Anerkennung, nur so kann sie funktionieren. Ein wichtiger Bestandteil meiner Arbeit mit der Freizeitgemeinschaft ist daher auch die Beziehungsarbeit. Das bedeutet, dass die Senioren spüren müssen, dass mir meine Arbeit und somit auch sie mir wichtig sind. Dies ist die Voraussetzung für die Schaffung einer Vertrauensbasis. Die ist nötig um zu erfahren „wo der Schuh drückt“(Nöte, Ängste, Bedürfnisse, Erwartungen, Wünsche etc.) und dann gegebenenfalls entsprechend handeln zu können. In Bezug auf die Entwicklung der Freizeitgemeinschaft 55+ kann ich nur sagen, dass meine persönlichen Erwartungen weit übertroffen wurden, im Bezug auf den Zulauf, das Engagement und auch auf die Dankbarkeit der Senioren der Gemeinde Merzenich. Im Folgenden möchte ich die Netzwerkarbeit als einen weiteren Bereich meiner Arbeit aufzeigen. Desweiteren gebe ich einen Einblick über meine sonstigen Tätigkeiten. Beim Kreis Düren bin ich in der ISaR Kerngruppe tätig. ISaR steht für Interessengemeinschaft Seniorenarbeit Raum Düren/Jülich. Desweiteren arbeite ich in den Themengruppen „Kultur und Begegnung“ und „Generationsübergreifende Projekte“ mit. Auch vertrete ich die Gemeinde Merzenich in der Arbeitsgemeinschaft der Seniorenbeauftragten des Kreises Düren. Durch meine Mitarbeit in diesen verschiedenen Gremien erhalte ich für die Arbeit in Merzenich aktuelle Informationen, sinnvolle Anregungen und Impulse. Auch trat Frau Ricken- Melchert, Leiterin des Amtes für Chancengleichheit, Familien und Senioren bei der letzten Sitzung der AG Seniorenbeauftragter an mich heran. Der Kreis Düren beteiligt sich an einem bundesweiten Wettbewerb. Der Gewinner erhält acht Fitness- Parcours Geräte im Wert von 25.000€. Diese Geräte sind für alle Generationen gedacht. Frau Ricken- Melchert schlug vor, dass die Gemeinde Merzenich, im Falle eines Sieges, Nutznießer sein sollte da hier beispielhaft eine aktivierende Seniorenarbeit besteht. In Merzenich wurde in diesem Jahr die Kooperation mit dem Seniorenhaus Marienhof intensiviert. So wurde z. B. vereinbart, dass der Marienhof Räumlichkeiten zur Verfügung stellt und ich mich um Referenten kümmere. Auch hierbei trägt die Zusammenarbeit mit dem Kreis Früchte. Im Rahmen der Demenzwochen des Kreises Düren konnte Herr Alagün (Arzt am Demenz- Servicezentrum NRW) für einen Vortrag über die Demenzfrüherkennung gewonnen werden. Diesen Vortrag nutzten über 50 interessierte Bürger der Gemeinde Merzenich. Ein Vortrag der Hospizbewegung Düren/Jülich folgte, der Vortrag von Frau Fröh musste leider aus gesundheitlichen Gründen verschoben werden. In diesem Monat und im Januar konnte das Archiv des Heimats- und Geschichtsvereins für zwei Lichtbildvorträge gewonnen werden. Weitere Veranstaltungen sind in Planung. Weiterhin nehme ich regelmäßig an den Frühstücktreffs von Frau Schwarz teil. Bei diesen Gelegenheiten informiere ich die Senioren über Projekte und Events der gemeindlichen Seniorenarbeit sowie des Kreises Düren. Ich unterstütze die gemeindliche Seniorenarbeit (Altersspanne 76- 91 Jahre) von Frau Haas, hier konkret bei der Organisation und Durchführung von Seniorenausflügen. Frau Hecker bat mich in diesem Jahr um Unterstützung bei der Planung und Organisation eines Seniorenausflugs mit annähernd 100 Teilnehmern. Aufgrund von Erfahrungen konnte ich hilfreich tätig sein. Mit der Kollegin der Seniorenarbeit der Gemeinde Niederzier tausche ich mich regelmäßig aus. Ziel ist u.a. auch die Initiierung von gemeinsamen Projekten. Leider ist aufgrund mangelnder zeitlicher Ressourcen auf beiden Seiten bisher in dieser Richtung wenig geschehen. Es bestehen Gesprächskontakte mit der Leitung der Offenen Ganztagsschule in Merzenich sowie mit dem Marienhof, um auch dort Möglichkeiten für ehrenamtliches Engagement zu entwickeln. Zum Schluss möchte ich auf mögliche künftige Tätigkeiten hinweisen. Aufgrund eines Antrages der SPD Fraktion zur Einrichtung eines Fahrdienstes für nichtmobile Senioren habe ich Kontakt zum Seniorenbegleitdienst eines EFI Projekts (Erfahrungswissen für Initiativen) aufgenommen. Auf eine Anregung eines Ratsmitgliedes habe ich Kontakt zur Leitung des Projekts „Familienpatenschaften“ aufgenommen. Hierbei geht es im groben darum, dass Ehrenamtler (i.d.R. Senioren) Familien oder Alleinerziehende unterstützen. Ich selber würde gerne für meine Arbeit einen Flyer erstellen. Mit diesem möchte ich dann bei ortsansässigen Stellen der Gemeinde, die Kontakt zu Senioren haben (z.B. Ärzte, Apotheker, Orthopäden etc.), vorstellig werden. Es sollen somit auch solche Senioren erreicht werden, die drohen zu vereinsamen oder bereits vereinsamt sind. Auch würde ich gerne einen Seniorenwegweiser für die Gemeinde Merzenich (evtl. in Kooperation mit Niederzier) mit allen für Senioren relevante Angebote der Vereine, Verbände und Institutionen und Anlaufstellen erstellen. Durch die Übernahme des Hauses am Steinweg 21 werden sich viele neue Angebote und Projekte entwickeln. So werden z.B. ein Kochkurs für Männer, zusätzliche Spieleangebote und ein Erzählcafe (Treffen mit unterschiedlichen Themen) im Januar starten. Ich würde dort auch gerne Kurse geben. Ich könnte mir vorstellen, den Senioren den Umgang mit dem PC und dem Internet zu vermitteln. Wie sich ansonsten die Angebotsstruktur und somit auch der zeitliche Aufwand für mich im Haus am Steinweg entwickelt, bleibt abzuwarten. Alle dargestellten bestehenden Projekte erfordern weiterhin meinen Arbeitseinsatz/Zeit/Aufmerksamkeit, um ihre Nachhaltigkeit zu garantieren. Auf jeden Fall würden zukünftige neue mögliche Projekte einen zusätzlichen Zeitaufwand erfordern. Meine derzeitige Arbeitssituation ist so, dass sich Überstunden anhäufen und ich gezwungen bin, diese durch Freizeitausgleich abzubauen. Dies betrifft dann sowohl die Jugend- als auch die Seniorenarbeit. Für meine Tätigkeit ist es mir wichtig meinem professionellen Anspruch in beiden Arbeitsbereichen gerecht zu werden. Es wäre daher wünschenswert, wenn Sie mir eine leichte Aufstockung meiner Arbeitsstunden für die Seniorenarbeit genehmigen würden. Ich bin nun am Ende meines Vortrages angelangt. Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit.