Daten
Kommune
Brühl
Größe
89 kB
Datum
21.11.2017
Erstellt
15.01.18, 18:27
Aktualisiert
15.01.18, 18:27
Stichworte
Inhalt der Datei
Brühl, den 15.01.2018
Stadt Brühl
Beschluss
aus der Sitzung des Ausschusses für Bauen und Umwelt der Stadt Brühl am
21.11.2017
Öffentliche Sitzung
3.
Ausgleichsmaßnahmen auf privaten Waldflächen im Rahmen
des Ökokontos
445/2017
Der Revierförster Herr Andreas Klünker stellt sich zunächst vor. Hauptberuflich ist er bei
der RWE tätig. Hier vertritt er jedoch eine Einzelperson, der das Gebiet im Grenzbereich
der Kommunen Erftstadt, Weilerswist und Brühl für Ausgleichsflächen von Ökokontos gehört. Der Eigentümer ist sehr an Naturschutz interessiert und überlässt ihm weitgehend
die Art und Weise der Umsetzung der Ausgleichsmaßnahmen. Herr Klünker (Revierförster) stellt mittels Power-Point-Präsentation die Ausgleichsmaßnahmen auf der privaten
Waldfläche im Rahmen des Ökokontos vor. Die Präsentation ist der Niederschrift beigefügt. Vorsitzender Weber (GRÜNE) und alle Fraktionen bedanken sich für den Vortrag.
Ratsherr Dr. Fiedler (CDU) sieht durch das vorgestellte Konzept ganz neue Möglichkeiten und wünscht Herrn Klünker (Revierförster) viel Erfolg. Ratsherr Hupp
(LINKE&Piraten) fragt, ob es sich bei seinem Projekt ausschließlich um Privatwald handelt und ob dies eine Umstrukturierung des vorhandenen Waldes darstellt? Herr Klünker
(Revierförster) bestätigt, dass es sich nur um Privatwald handelt. Er strukturiert den Wald
um, mit dem Ziel die Biodiversität – also die Artenvielfalt – zu erhöhen. Gerade deshalb
lässt er diese Maßnahmen von Fachleuten wissenschaftlich begleiten. Dadurch hat sich in
den bereits umstrukturierten Bereichen schon vieles verbessert, die Entwicklung muss
jedoch ständig begleitet werden. Herr Winkelmann-Strack (GRÜNE) hält dies für ein
sehr interessantes Geschäftsmodell. Er ist sehr skeptisch Ökopunkte außerhalb des
Stadtgebietes oder sogar NRWs als „Ablasshandel" zu realisieren, wo dann häufig mangels Pflege der eigentliche Ausgleich gar nicht erfolgt. Daher begrüßt er diese betreute
Fläche nahe Brühl sehr und regt an dieses Gebiet zu besuchen. Herr Klünker (Revierförster) berichtet, dass dieses Gebiet regelmäßig besucht wird, auch weil es im Grenzbereich zwischen dem Kreis Euskirchen, Rhein-Sieg-Kreis und Rhein-Erft-Kreis liegt. Kleine
Bereiche nahe des Birkhofes liegen auch auf Brühler Stadtgebiet. Vor 2 Wochen war er
zum Beispiel mit dem Umweltdezernenten des Rhein-Sieg-Kreises vor Ort, der angesichts
der Vielfalt der Maßnahmen angetan war. Er regte an, die Förster der benachbarten Bereiche mit einzubinden, um größere Bereiche aufzuwerten. Herr Klünker (Revierförster)
sieht dies auch als Zukunftsmodell. Ratsherr Hans (CDU) interessiert, wie lange die Umwandlung von Nadelholzwald in Eichenwald dauert? Herr Klünker (Revierförster) sieht
das als sehr langfristiges Projekt, da ein natürlicher Eichenwald 200jährige Eichen aufweist. Sachkundiger Bürger von Waldow (FDP) fragt, wie groß die bewirtschaftete Fläche ist und ob er diese Umwandlungen auf Einzelparzellen durchführt? Haben sich bei
den bereits umstrukturierten Bereichen schon Änderungen zum Beispiel bei den Wildschweinbeständen ergeben? Meiden die Wildschweine wegen des besseren Angebotes
im erneuerten Wald landwirtschaftliche Flächen? Herr Klünker (Revierförster) betreut
150 ha Wald und die Umstrukturierungen betreffen ganze Bestände. Beispielhaft berichtet
Beschluss Ausschuss für Bauen und Umwelt 21.11.2017
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er von einem Projekt von einer Größe von 50 ha, bei dem mit mehreren Vertretern der
Umweltbehörden beraten wurde. Ein Vertreter forderte einen vollständigen Kahlschlag des
Fichtenbestandes. Hier bat Herr Klünker (Revierförster) um ein maßvolles Vorgehen, da
eine völlige Entfernung des Fichtenbestandes von der Bevölkerung nicht verstanden und
akzeptiert wird. Man hat sich darauf geeinigt, dass der Wald innerhalb von 10 Jahren umgewandelt wird. Dabei werden 20 m Streifen Fichten gerodet und sofort Eichen nachgepflanzt. Wenn der Wald langsam dichter wird fühlen sich dort auch die Rehe und Wildschweine wohl. Allerdings sind Wildschweine Feinschmecker und sie besuchen bei steigender Population weiterhin landwirtschaftliche Flächen. Daher ist eine Bejagung unumgänglich, die drei ausgewählte professionelle Jäger durchführen. Dies war auch eine Forderung der Umweltbehörde des Kreises Euskirchen, die – wie er selber auch - keinen
Jagdtourismus in diesem Bereich duldet. Ratsherr Fuchs (SPD) hofft, dass dieses Projekt die Skepsis gegenüber Ökopunktankäufen verringert und bittet dieses Gebiet in einer
Karte darzustellen. Bedeutet der genannte Nutzungsverzicht dann eine Funktion als Urwald oder ist das dennoch ein bewirtschafteter Wald? Werden die Flächen im Kieswerk
Weilerswist auch einmal in das Gebiet integriert? Er fragt, ob Herr Klünker (Revierförster) beim Eigentümer des Gebietes angestellt ist? Er würde auch einen Besuch des Gebietes befürworten. Dem Wunsch der Kartendarstellung kommt Herr Klünker (Revierförster) nach, erläutert diese und zeigt die kleinen Flächen auf Brühler Stadtgebiet, die
Karte ist der Niederschrift beigefügt. Bei den Bereichen mit Prozessschutz darf man eigentlich überhaupt nichts mehr machen, allerdings obliegt ihm immer noch die Verkehrssicherungspflicht. Bei Gefährdungen zum Beispiel an Wanderwegen werden nach Rücksprache mit der Naturschutzbehörde betroffene Bäume zeitnah gefällt. Flächen ohne Prozessschutz darf er bewirtschaften aber 20 markierte Bäume je Hektar müssen stehen
bleiben. Der Bereich des Kieswerkes gehört nicht zum Gebiet, sondern befindet sich im
Eigentum der RWE. Herr Klünker (Revierförster) teilt mit, dass er bei RWE angestellt ist.
Das Gebiet wurde einst von RWE an den jetzigen Eigentümer verkauft und hat es zurückgepachtet. RWE ist für die Umsetzung der Maßnahmen zuständig, der Eigentümer hat
aber das letzte Wort. Inzwischen ist hat sich bei den nach Ausgleichsflächen suchenden
Kommunen herumgesprochen, dass RWE solche Maßnahmen auch wirklich umsetzt und
betreut. Es gab in der Vergangenheit schlechte Erfahrungen wegen der mangelnden Pflege der Ausgleichsflächen. Hier wurden sogar schon Ökopunkte aberkannt, da die 30jährige Pflegefrist nicht eingehalten wurde. Ein Bereich der Fläche im Rhein-Sieg-Kreis
wurde durch Verträge dauerhaft gesichert, also über die 30 Jahre hinaus. Diese Sicherungen wurden sogar in die Grundbücher eingetragen, was eine dauerhafte wirtschaftliche
Entwertung darstellt. Er persönlich kennt in Deutschland keinen vergleichbaren Fall.
Ratsherr Pütz (CDU) fragt nach der vorgenannten Methode die Fichtenbestände in
20 m-Streifen zu roden und ob im Anschluss ausschließlich Eichen gepflanzt werden?
Weiter fragt er, ob Herr Klünker (Revierförster) etwas über die gerodete Fläche zwischen dem Silbersee und Weilerswist weiß, die verrottet wirkt? Herr Klünker (Revierförster) teilt mit, dass dies jeder betroffene Kreis unterschiedlich wünscht. Die Naturschutzbehörde des Rhein-Sieg-Kreises will nur Eichennester nachpflanzen und die restliche freie
Fläche soll sich natürlich entwickeln, während der Kreis Euskirchen vollständige Eichennachpflanzung fordert. 90 % der Nachpflanzungen sind Stieleichen, da dies von der natürlichen Waldgesellschaft ein Stieleichen/Hainbuchen-Wald ist. Anpflanzungen anderer
Baumarten werden von den Naturschutzbehörden skeptisch gesehen. Das gerodete Gebiet zwischen dem Silbersee und Weilerswist befindet sich im Naturschutzgebiet außerhalb seines Zuständigkeitsbereiches im Staatsforst. Den Grund der Rodungen kennt er
nicht. Der Bereich war einmal Nationalpark, um den es einmal viel Ärger gab. Damals
wurden große Douglasienbestände gerodet und liegen gelassen. Das kann man unterschiedlich sehen, er persönlich präferiert mit Geduld an die Umwandlung der Waldgesellschaft heranzugehen. Er bietet gerne dem Ausschuss einen Besuch der Fläche an. VorBeschluss Ausschuss für Bauen und Umwelt 21.11.2017
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sitzender Weber (GRÜNE) schlägt ebenfalls einen Besuch der Fläche vor und verabschiedet mit Dank Herrn Klünker (Revierförster).
Beschluss:
Der Ausschuss für Bauen und Umwelt nimmt den Bericht des Försters Andreas Klünker
zur Kenntnis.
Abstimmungsergebnis:
- einstimmig -
Beschluss Ausschuss für Bauen und Umwelt 21.11.2017
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