Daten
Kommune
Brühl
Größe
26 kB
Datum
22.09.2016
Erstellt
04.11.16, 09:53
Aktualisiert
04.11.16, 09:53
Stichworte
Inhalt der Datei
Brühl, den 28.10.2016
Stadt Brühl
Beschluss
aus der Sitzung des Ausschusses für Bauen und Umwelt der Stadt Brühl am
22.09.2016
Öffentliche Sitzung
5.
Ökokonto der Stadt Brühl
- Ausgleichsflächenbedarf -
215/2016
Beigeordneter Schiffer erläutert die Vorlage und weist darauf hin, dass für künftige Bebauungspläne im Stadtgebiet keine ausreichenden Flächen vorhanden sind. Man könne
einfach zwar den beschlussreifen Bebauungsplänen die noch vorhandenen Flächen zuordnen, würde aber die Entwicklung künftiger Bebauungspläne durch die aufwändige Suche nach Flächen erschweren. Daher schlägt die Verwaltung vor, die Ausgleichsflächen
zu 50 % im Stadtgebiet und zu 50 % durch Ankauf von Ökopunkten nahe Brühl zu erwerben. Um bei kleineren Flächen flexibel reagieren zu können, soll der Vorschlag nur auf
Ausgleichsflächen größer als 0,8 ha Anwendung finden. Sachkundiger Bürger
Winkelmann-Strack (GRÜNE) erklärt, dass seine Fraktion mit dem Vorschlag nicht einverstanden ist. Er hält an dem Beschluss aus der Vorlage 127/2015 fest, nachdem nach
Möglichkeit alle Ausgleichsmaßnahmen innerhalb des Stadtgebietes umzusetzen sind.
Aufgrund der hohen Nachfrage hält er einen Ausgleich für Bebauungen zu 50 % außerhalb des Stadtgebietes zu hoch und fürchtet, dass der Natur- und Umweltschutz zu kurz
kommt. Er möchte daher den Punkt vertagen und die Verwaltung bitten nach weiteren
Umsetzungsmöglichkeiten innerhalb des Stadtgebietes zu suchen, wie beispielweise Zusammenarbeit mit der Landwirtschaft oder dem Wasserverband Dickopsbach im Hinblick
auf Renaturierungsmaßnahmen in Schwadorf. Vorsitzender Weber (GRÜNE) erinnert an
das Baugebiet Eckdorfer Mühle, wo es gelungen war den Ausgleich innerhalb des Baugebietes durchzuführen. Nach seiner Erinnerung mussten damals Ausgleichsmaßnahmen
innerhalb des Baugebietes erfolgen. Durch die Ökopunkteregelung wurde bereits eine
Erleichterung geschaffen. Mit weiteren Erleichterungen würde man der Stadt keinen Gefallen tun, da der Ausgleich ja der Stadt nicht mehr zu Gute kommt. Wenn weiter eine solche Verdichtung innerhalb der Baugebiete erfolgt, werden wir tatsächlich kaum noch Ausgleichsflächen innerhalb des Stadtgebietes realisieren können. Beigeordneter Schiffer
entgegnet, dass in der Vergangenheit beispielsweise extensive Wiesen als Ausgleichsflächen innerhalb eines Baugebietes von den Anwohnern gemäht wurden, womit das eigentliche Ziel auch nicht erreicht wurde. Das Thema wurde bereits 2015 in diesem Ausschuss
(Vorlage 127/2015) und auch früher bereits ausführlich diskutiert. Er wiederhole noch
einmal seine Aussage, dass ein Ausgleich nahe des Bebauungsgebietes sein Ziel bleibt.
Beispielhaft erwähnt er das Bebauungsgebiet an der K7 / Otto-Wels-Straße, wo ein Teil
des Ausgleiches im Baugebiet in einer eigenen Parzelle erfolgen wird und nicht im rückwärtigen Bereich der Gärten. Der Verwaltungsvorschlag soll verhindern, dass die noch
vorhandenen Ausgleichsflächen im Stadtgebiet nicht mit den nächsten Bebauungsplänen
verbraucht werden und man dann tatsächlich nur noch mit Ökopunkten außerhalb des
Stadtgebietes ausgleichen kann. Ob es nun eine 50 % - Regelung sein muss, kann man
gerne noch diskutieren. Ratsherr Klein (SPD) fragt, wie die qualitative Bewertung eines
Ausgleichs erfolgt. Sachbearbeiterin Diederich erläutert, dass es ein Bewertungssystem
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gibt, in dem der Zustand vorher und nachher durch Punkte multipliziert mit der Fläche bilanziert wird. Die Differenz aus dieser Bilanzierung sind die Ökopunkte. Sachkundiger
Bürger von Waldow (FDP) hält die Schaffung von Wohnraum für junge Familien und sozial schwächer gestellte Menschen in der attraktiven Stadt Brühl für sehr wichtig und plädiert dafür sich bezüglich der Ausgleichsmaßnahmen nicht zu sehr zu binden und damit
Wohnraum zu verteuern. Er hält daher den Verwaltungsvorschlag für eine gute Lösung
und würde zustimmen. Ratsherr Hupp (Linke/Piraten) teilt mit, dass seine Fraktion den
Ankauf von Ökopunkten grundsätzlich ablehnt. Er begründet das mit einer Verteuerung
des Baulandes, einer stetigen Versiegelung von Grünflächen und einer Verschlechterung
der Wohnqualität. Brühl könne so zur Schlafstadt Kölns werden. Er bezieht sich auf einen
früheren Artikel des Sterns, der den Ankauf von Ökopunkten als Ablasshandel auf Kosten
der Natur bezeichnete. Konkret kritisiert seine Fraktion die Vernichtung des alteingewachsenen Naturgebietes Pehler Feldchen, die als die Lunge Badorfs bezeichnet wird, um ein
Baugebiet (Bebauungsplan 06.02) zu erschaffen. Andererseits wird Geld in die Hand genommen wird, um Natur außerorts zu erhalten. Mit dieser Vorlage soll der Beschluss zur
damaligen Vorlage 127/2015 weiter verwässert werden. Der einzige Profiteur des Ökopunktegeschäftes ist seiner Meinung nach das RWE. Nach dem damaligen Beschluss zur
Vorlage 127/2015 gilt ja die Reihenfolge Vermeidung vor Ausgleich vor Ersatz. Für ihn
bedeutet dies, dass man keine Flächen bebauen kann, wenn man sie sich nicht leisten
kann. Die Verwaltung stellte in der Vorlage 127/2015 und im Ökokontokataster 2015 folgende Maßnahmen in Aussicht: Erwerb einer 3,4 ha große Ackerfläche zwischen dem
oberen Rodderweg und dem Campingplatz als Aufforstungsfläche, Aufforstung südlich
des Nordfriedhofes, Feldgehölze Frechener Straße, Aufforstung südlich der Maiglerwiese.
Was ist daraus geworden? Warum hat die Stadt kein Ökokontokataster 2016 geführt?
Hätte die Stadt bei konsequenter Umsetzung der geplanten Maßnahmen den Ankauf von
Flächen in Bliesheim und der Villewälder bei Bornheim vermeiden können? Dann wäre
auch diese Vorlage nicht erforderlich gewesen. Beigeordneter Schiffer entgegnet, dass
seines Wissens nach die aufgeführten Maßnahmen umgesetzt sind (Anmerkung in der
Niederschrift: Die Aufforstung zwischen oberem Rodderweg und Campingplatz kann nicht
mehr umgesetzt werden, da die Fläche bereits an Dritte verkauft wurde.). Ratsherr Hupp
(Linke/Piraten) entschuldigt daraufhin seine diesbezüglichen Aussagen. Er bekräftigt
aber, bei allem Verständnis nach mehr Wohnraum, seine Skepsis gegenüber weiteren
Bebauungen. Sachkundiger Bürger Winkelmann-Strack (GRÜNE) würde, angesichts
der Möglichkeit die 50 % noch einmal genauer zu beleuchten, am Vertagungsantrag festhalten. Beigeordneter Schiffer nimmt den Vertagungsantrag zur Kenntnis, der Verwaltungsvorschlag liegt auf dem Tisch. Die Verwaltung hat die Möglichkeiten bereits sehr
ausführlich untersucht und er weiß nicht, was nun noch weiter geprüft werden kann.
Ratsherr Fuchs (SPD) und Ratsherr Dr. Fiedler (CDU) stimmen für ihre Fraktionen dem
Vertagungsantrag zu.
Beschluss:
Der Ausschuss für Bauen und Umwelt vertagt den Beschluss, den Ausgleich größerer Bebauungspläne in Zukunft im Verhältnis 50:50 auf Brühler Stadtgebiet und über externe
Ökopunkte abzudecken.
Abstimmungsergebnis:
- einstimmig bei einer Enthaltung -
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