Daten
Kommune
Brühl
Größe
34 kB
Datum
20.04.2015
Erstellt
08.06.15, 18:27
Aktualisiert
08.06.15, 18:27
Stichworte
Inhalt der Datei
Brühl, den 03.06.2015
Stadt Brühl
Beschluss
aus der Sitzung des Hauptausschusses der Stadt Brühl am 20.04.2015
Öffentliche Sitzung
2.
Neues Friedhofskonzept
148/2015
Herr Güß vom Büro PlanRat aus Kassel stellt das neue Friedhofskonzept anhand der
vorliegenden Unterlagen vor.
Bürgermeister Freytag bedankt sich für den Vortrag und stellt diesen zur Aussprache.
Fraktionsvorsitzender Dr. Petran (SPD) möchte wissen, wie mit den Überschussflächen
verfahren werde, wenn die Liegezeiten abgelaufen seien und man die Flächen anders
nutzen möchte.
Herr Güß führt aus, dass die Umwandlungsprozesse tatsächlich Jahrzehnte dauern werden. Sei eine Fläche frei von allen Ruhezeiten, könne man diese nach Übergangsfristen
komplett aus dem Friedhof herausnehmen, entwidmen und bebauen. Fraglich sei heute,
ob man in 40 Jahren so umfangreich Bauflächen benötige, es gebe bislang nur ganz wenige Friedhöfe, wo bereits belegte Flächen tatsächlich für Bauland genutzt wurden. Auch
mache er nur selten solche Konzepte. Er empfehle jedoch ein Hauptaugenmerk darauf zu
richten, zusammenhängende, leere Strukturen auf den Friedhöfen zu organisieren, damit
verbleibende Grünflächen effizient zu pflegen und zu unterhalten sind. Dies sei wichtiger
als darauf hinzuwirken, dass freie Flächen bebaut werden könnten.
Fraktionsvorsitzender vom Hagen (Grüne) fragt mit Blick auf die Öffentlichkeitsarbeit,
wie wichtig es aus seiner Sicht sei, dass eine Friedhofsverwaltung und damit direkte Ansprechpartner vor Ort am Friedhof ansässig sind. Weiter möchte er wissen, ob es Sinn
mache, mit einer gezielten Öffentlichkeitsarbeit auch andere Friedhöfe mit Potential in
Brühl, z.B. Vochem und Kierberg, zu betrachten, die beispielsweise in Sachen Naturverbundenheit mehr bieten als der jetzt betrachtete zentrale und große Friedhof.
Herr Güß bestätigt, dass es durchaus Sinn mache, Bewährtes auf dem Südfriedhof auch
auf den anderen Friedhöfen in irgendeiner Form mit zu berücksichtigen. Andere Friedhöfe
seien jetzt allerdings noch nicht betrachtet worden, daher könne er im Einzelnen momentan nichts dazu sagen. Er warne jedoch davor, auf jedem Friedhof das volle Angebot unterbringen zu wollen. Dies müsse mit gewissen Gewichtungen zum entstehenden Aufwand auch im Verhältnis zur Stadtstruktur betrachtet werden
Zur ersten Frage führt er aus, dass es durchaus wesentlicher Entscheidungsgrund für einen Friedhof sein könne, dass die Verwaltung vor Ort sei und man direkt kompetent beraten werde. Generell halte er dies für strategisch gut, allerdings wisse er nicht, wie dies in
eine Arbeitsplanung eingebunden sei, hierfür sei er zu wenig in der Materie.
Ratsherr Dahmen (CDU) verdeutlicht, dass man sich mit einem solchen Konzept auf
Jahrzehnte festlege. Der Südfriedhof habe für die Brühlerinnen und Brühler eine große
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Bedeutung als Friedhof, aber auch als Kulturlandschaft. Er fragt, ob es aus planerischer
Sicht sinnvoll sei, die anderen, kleineren Friedhöfe, z.B. Badorf, Schwadorf auch in das
Konzept zu integrieren. Weiter möchte er mit Blick auf die vergangenen Sturmereignisse
wissen, ob man in diesem Konzept nicht auch ein Pflege- und Parkkonzept integrieren
müsse, damit die Kulturlandschaft Friedhof für die nachfolgenden Generationen erhalten
bleibe. Er sehe das Ganze als Gesamtpaket und das jetzt vorliegende Konzept für den
Südfriedhof als ersten Baustein.
Herr Güß antwortet, dass es durchaus Sinn mache, erst einmal mit einem Konzept anzufangen. Das Grundkonzept sei gut aufgestellt, so dass es langfristig einen guten Leitfaden
gebe. In der Realität sei es aber ständigen Veränderungen unterworfen. Entwicklungen,
die sich beispielsweise durch Gebührenveränderungen oder veränderte Nachfrage ergeben, müssten weiterhin betrachtet werden. In Sachen Baumpflege- und Parkkonzept
stimme er der Aussage von Herrn Dahmen zu. Gehe die Entwicklung so weiter, brauche
es einen hohen Umfang an zusätzlichen Bäumen, die man zu einem Grabangebot mache.
Man müsste daher ab jetzt anfangen vorauszudenken und zu überlegen, welcher Baum
gut geeignet sei, welcher geschickt stehe usw. Nach der jetzigen Prognose brauche man
durchaus eine solche Weiterentwicklung.
Ratsherr Gerharz (CDU) erkundigt sich, ob man die Rücknahmeflächen für alle Friedhöfe
untersuchen müsse oder ob diese nur auf den Südfriedhof auswiesen werden. Auf dem
Nordfriedhof habe man gerade islamische Grabfelder ausgewiesen. Er frage daher, ob es
nicht sinnvoller sei, die Flächen auf dem Nordfriedhof freizuhalten und die islamischen
Grabfelder auf den Rücknahmeflächen des Südfriedhofs anzusiedeln.
Herr Güß weist darauf hin, dass hierfür nur eine geringe Fläche am südlichen Rand geeignet wäre. Er gibt zu Bedenken, dass bei den islamischen Gräbern eine lange Bindung
entstehe, die eine mögliche Rückentwicklung verbauen würde.
Herr Kurth bemerkt, dass die Vorgabe der Muslime nach unbefleckter Erde sowie ein
Dauergrab auf ewig eingehalten werden müsse. Auf dem Südfriedhof sei für Muslime zu
wenig geeignete Fläche vorhanden. Der Nordfriedhof hingegen habe genügend Kapazitäten frei.
Ratsherr Hupp (Linke&Piraten) erklärt, dass seine Fraktion den Friedhofsentwicklungsplan begrüße. Er mahnt, dass bei freiwerdenden Flächen der Charakter des Südfriedhofs
mit den alten Baumbeständen nicht zerstört werden dürfe. Der Friedhof sei nach dem
Schlosspark und dem Villewald eine der schönsten Grünanlagen die er kenne.
Herr Güß geht davon aus, dass es durch die Extremschrumpfung der althergebrachten
individuellen Sarggräber eine Charakterveränderung geben werde. Beim Anpacken des
Themas Gebühren sollte diese Grabform ein Stück weit entlastet werden, so dass vielleicht wieder mehr Menschen sich für ein Sarggrab entscheiden, was einen positiven Effekt auf den Charakter habe.
Ratsherr Weesbach (SPD) nimmt Bezug auf die Gebührenkalkulation und fragt im Hinblick drauf, dass sich irgendwann Kosten und Gebühren nicht mehr decken, nach einer
Empfehlung, welche Grabform in welchem Umfang mit höheren bzw. günstigeren Gebühren belegt werden sollte.
Herr Güß führt aus, dass er wegen der Rechtssicherheit empfehle, bei der Gebührenkalkulation mit Gewichtungsfaktoren, sog. Äquivalenzziffern, zu arbeiten. Diese seien, histoBeschluss Hauptausschuss 20.04.2015
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risch bedingt, oftmals anhand von Fläche vergeben worden, daher seien meist die Urnengräber relativ günstig und große Sarggräber relativ teuer. An diesen Stellschrauben solle
man auf rechtskonforme Weise drehen und versuchen, neben der Flächenäquivalenz
noch andere Bereitstellungsfaktoren als zusätzliche Gewichtung zu berücksichtigen. Mit
den Gewichtungsfaktoren könne man dann versuchen, eine neue, bessere Austarierung
hinzubekommen. Hierbei müsse man intern das Angebot innerhalb vom Friedhof gut aufeinander abstimmen, damit es nicht zu Fehlsteuerungen komme. Begrenzung nach Außen sei immer der regionale Wettbewerb.
Fraktionsvorsitzender Pitz (FDP) spricht die Fläche für Sinti und Roma an und möchte
wissen ob es Sinn mache nur diese Ecke herauszunehmen, logischer sei es den ganzen
Südbereich freizumachen und damit gerade Grenzen schaffe. Weiter fragt er, ob bereits
seitens der Verwaltung eine neue Gebührenkalkulation in der Mache sei.
Bürgermeister Freytag antwortet, dass verwaltungsintern das Thema mit den Äquivalenzziffern bereits aufgegriffen wurde. Sollte der Beschluss so gefasst werden, werde man
die Kalkulation vorbereiten.
Herr Güß gibt Herrn Pitz vom reinen Flächenbedarf her Recht, zumal man den Gräbern
eine relativ lange Nutzung zugesagt habe. Es gehe hier aber um die Kernbelegung, d.h.
wo steuert man was hin. Vom reinen steuern werde es aber nicht so sein, dass man in
einem Schritt alle Umstrukturierungen vornehmen könne. Die ganze Entwicklungskonzeption sei auf eine sehr lange Zeit ausgerichtet. Daher sei es kein Hindernis, diese Ecke in
Kauf zu nehmen.
Ratsherr Dahmen (CDU) hakt nach, inwieweit die vor Ort Tätigen (Steinmetze etc.) in
diesem Bereich an dem Konzept mitgearbeitet haben. Er fragt, ob dieser Personenkreis
mit eingebunden sei, wenn ja in welcher Form und bittet, ihnen die Gelegenheit geben, zu
diesem Konzept eine Stellungnahme abzugeben oder alternativ sich gemeinsam mit Herrn
Güß mit dem Konzept auseinanderzusetzen, bevor ein Beschluss gefasst werde.
Herr Güß bestätigt, dass die Friedhofsverwaltung das Konzept bereits umfangreich abgestimmt habe, dies sei auch schon ein Stück weit ins Konzept eingeflossen, z.B. seien
Partnerbestattungen auf Hinweis der Beteiligten zunächst zurückgestellt worden, da dieses Angebot eine so große Attraktivität erhalte, dass dies die individuellen Gräber nochmals stärker bremse.
Herr Kurth ergänzt, dass es einen jährlich stattfindenden runden Tisch gebe und man
sich für die neuen Bestattungsformen sogar zweimal im Jahr getroffen habe. Das Friedhofskonzept sei zum Teil in der Runde vorgestellt worden, jedoch nicht in dieser zusammengefassten Form.
Bürgermeister Freytag stellt fest, dass es erst konkret werde, wenn es um die Änderung
der Friedhofssatzung und der Friedhofsgebührensatzung gehe. Er schlägt daher vor, sich
vor der endgültigen Beschlussfassung, wenn die Satzungsentwürfe und das städtisch abgefasste Konzept vorliegen, nochmals mit den Steinmetzen und Friedhofsgärtnern zusammenzusetzen und das endgültige Ergebnis zur Beschlussfassung mit vorlegen.
Ratsherr Dahmen (CDU) spricht sich dafür aus, den Beschluss in die übernächste Ratssitzung am 22.06.2015 zu vertagen, damit sich vorher Gärtnereien, Steinmetze und Bestatter mit diesem Konzept beschäftigen können.
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Fraktionsvorsitzender Dr. Petran (SPD) fragt nach, ob, wie von Herrn Dahmen bereits
angesprochen, ein Pflegekonzept, was den Baumbestand in ganz konkreter Form angeht,
noch gesondert folge.
Bürgermeister Freytag bejaht dies. Er bedankt sich bei Herrn Güß für den Vortrag. Er
stellt fest, dass er keine grundsätzliche Infragestellung dessen wahrgenommen habe, was
vorgestellt wurde. Er frage daher, wenn das Konzept erst nach weiterer Beteiligung formal
Betroffener in den Rat komme, ob Bedenken dagegen bestehen, bereits die Satzung anzupassen und dies parallel laufen zu lassen.
Beschluss:
Der HA beschließt, den Beschluss in die übernächste Ratssitzung am 22.06.2015 zu vertagen.
Abstimmungsergebnis:
einstimmig
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