Daten
Kommune
Aachen
Dateiname
304127.pdf
Größe
1,3 MB
Erstellt
20.06.18, 12:00
Aktualisiert
02.07.18, 17:20
Stichworte
Inhalt der Datei
Der Oberbürgermeister
Vorlage
Federführende Dienststelle:
Fachbereich Finanzsteuerung
Beteiligte Dienststelle/n:
Vorlage-Nr:
Status:
AZ:
Datum:
Verfasser:
FB 20/0160/WP17
öffentlich
20.06.2018
Hr. Schlaak
Stiftung Armenfonds - Entnahme von Stiftungsmitteln aus der
freien Rücklage zur satzungsmäßigen Verwendung
Beratungsfolge:
Datum
Gremium
Zuständigkeit
03.07.2018
Finanzausschuss
Entscheidung
Beschlussvorschlag:
Der Finanzausschuss beschließt in den Jahren 2018 und 2019 jeweils 114.095,- € (insgesamt
228.190,- €) aus der freien Rücklage der Stiftung Armenfonds, zur Förderung der Stiftungszwecke, zu
entnehmen und entsprechend zur Verfügung zu stellen.
In Vertretung
Grehling
Vorlage FB 20/0160/WP17 der Stadt Aachen
Ausdruck vom: 21.06.2018
Seite: 1/2
Erläuterungen:
Der Stiftungsverwaltung liegt der o.g. Antrag auf Zuschuss zur Förderung des Sozialwerks Aachener
Christen vor. Die Förderung in der Höhe von insgesamt 228.190,- € (zwei Jahre mit je 114.095,- €)
könnte grundsätzlich, entsprechend der Zweckübereinstimmung, vorbehaltlich des Beschlusses des
Ausschusses für Soziales, Integration und Demographie am 28.06.2018, durch die städtische Stiftung
Armenfonds erfolgen.
Die ehemals aus dem Vermögen der liquidiertem „Josef und Maria-Rummeny-Stiftung“ beantragte
Förderung der „Magarethe-Lorenz-Stiftung“ konnte aus stiftungsrechtlichen Gründen nicht erfolgen.
Mit der Übernahme des Projektes durch das Sozialwerk Aachener Christen kann eine Umsetzung der
Maßnahme aus den Mitteln der Stiftung Armenfonds erfolgen.
Zur Sicherstellung der Finanzierung muss der Betrag von 114.095,- €/Jahr in den Jahren 2019 und
2020 aus der freien Rücklage der Stiftung entnommen werden. Diese Entnahme ist sowohl aus
steuer-rechtlicher, wie auch operativer Sicht möglich.
Die freie Rücklage der Stiftung gemäß § 62 Abs. 1 Nr. 3 AO dient dazu, dauerhaft das Vermögen der
Stiftung zu vermehren, um die Leistungserhaltung sicherzustellen oder zu einem späteren Zeitpunkt
für satzungsmäßige Zwecke verwendet zu werden.
Aufgrund Ihrer Vermögensstruktur (Grundstockvermögen i.H.v. 19,017 Mio. € davon 82,11% in
Immobilien, fast ausschließlich Grundstücke und 17,89 % in festen Finanzanlagen) benötigt die
Stiftung den o.g. Betrag nicht zur Sicherung des Leistungserhalts. Aus diesem Grunde ist eine
Reduzierung der freien Rücklage möglich.
Die Mittel in der freien Rücklage der Stiftung Armenfonds betragen zum 31.12.2017 gemäß dem
vorläufigen Jahresabschluss 1.735.517,53 € (31.12.2016: 1.694.238,53 €). Die Liquidität der Stiftung
in der Stadtkasse betrug gemäß dem vorläufigen Jahresabschluss zum 31.12.2017 1.506.507,08 €.
Somit sind ausreichend Mittel vorhanden, um den Gesamtbetrag i.H.v. insgesamt 228.190,- € zur
Verfügung zu stellen.
Anlage:
Förderantrag Projekt „FinQua“ des Sozialwerks Aachener Christen
Vorlage FB 20/0160/WP17 der Stadt Aachen
Ausdruck vom: 21.06.2018
Seite: 2/2
FinQua
FLÜCHTLINGE INTEGRIEREN DURCH QUALIFIZIEREN
FinQua
FLÜCHTLINGE INTEGRIEREN DURCH QUALIFIZIEREN
Einstiegshilfe in den Arbeitsmarkt für Asylsuchende und Geduldete
Ausgangssituation
Der Zugang zum Arbeitsmarkt ist für die Gruppe der geflüchteten Menschen mit besonders hohen Hürden verbunden. Neben rechtlichen Vorgaben sind vor allem mangelnde Sprachkenntnisse und fehlende Qualifikationen zu nennen. Die Gruppe der anerkannten Geflüchteten und
Asylberechtigten mit Aufenthaltserlaubnis sind inländischen Arbeitnehmer/innen gleichgestellt.
Sie profitieren von den Regelangeboten zur Arbeitsmarktintegration über das Jobcenter der
StädteRegion Aachen. Für Personen mit einer Aufenthaltsgestattung oder Duldung ist eine Beschäftigungsaufnahme viel schwieriger.
Bisher gibt es noch zu wenige Angebote bzw. Konzepte der öffentlichen Hand, um Asylbewerber
frühzeitig, d.h. bereits während der laufenden Asylverfahren, in Maßnahmen zur Arbeitsmarktintegration einzubeziehen; es fehlen Projekte für abgelehnte Asylbewerber, die trotz Duldung dem
Arbeitsmarkt in der Stadt Aachen zur Verfügung stehen können. Umso wichtiger sind Maßnahmen, die die Menschen befähigen, ihren Lebensunterhalt selbst zu verdienen, um nicht dauerhaft Transferleistungen zu erhalten. Gebraucht werden Angebote, die eine erste berufliche Orientierung unter Nutzung der mitgebrachten Kenntnisse und Fähigkeiten sowie eine Heranführung an den hiesigen Arbeitsmarkt z.B. über Praktika, Bewerbungstraining und Qualifizierungen
bieten. Entscheidend ist dabei, dass diese Programme zusätzlich begleitend eine qualifizierte integrationsorientierte soziale Beratung vor Ort gewährleisten.
Das Projekt FinQua des Sozialwerks Aachener Christen e. V. bietet asylsuchenden und geduldeten Menschen Angebote zur (Neu-) Orientierung im Rahmen ihrer sozialen Eingliederung und zur
persönlichen Reorganisation in eine fremde Umgebung und Arbeitswelt. Im Mittelpunkt des Angebotes steht die Arbeit eines Sozialcoaches mit besonderer Ausrichtung auf die soziale Teilhabe
der zu betreuenden Menschen. Sein Coaching umfasst individuelle soziale Betreuungsund Beratungsangebote, um den angesprochenen hilfebedürftigen Menschen eine besondere Unterstützung bei der Bewältigung von Problemen des Alltags zu bieten und sie in
bei ihrer sozialen und beruflichen Integration zu begleiten. Damit wird ein Angebot zur Verfügung
gestellt, dass über den gesetzlichen Rahmen vergleichbarer Arbeitsmarktprogramme für Asylsuchende und geduldete Menschen hinausgeht und in dieser Form in der Region Aachen nicht zur
Verfügung steht. Das Projekt FinQua richtet sich unmittelbar an Personengruppen, die aufgrund ihrer Lebenssituation hilfebedürftig sind. Diese selbstlos zu unterstützen, entspricht dem mildtätigen und gemeinnützigen Zweck des Sozialwerks Aachener Christen e. V.
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Projektlaufzeit
24 Monate, Projektbeginn 01.09.2018 bis 31.08.2020
Projektbeschreibung FinQua
Im Rahmen von FinQua werden die Teilnehmenden Einblick in die Kultur und Wirtschaft ihrer neuen
Umgebung erhalten und gleichzeitig Tätigkeiten im Bau- und Baunebengewerbe kennen lernen. Hierfür stehen erfahrene Fachkräfte sowie entsprechende Räumlichkeiten und Werkstätten im ehemaligen Gelände der Tuchfabrik in der Aachener Soers zur Verfügung. Die Teilnehmenden erhalten
die Chance, ihre Fähigkeiten und Kenntnisse vielseitig in den Gewerken Holz, Metall, Innenausstattung und Farben auszuprobieren und zu entwickeln. Vergleichbar einer handwerklichen Fortbildung wird den Teilnehmenden in verschiedenen Gewerken eine breite Palette handwerklicher Tätigkeiten zur Erprobung unter fachlich versierter Anleitung in deutscher Sprache angeboten.
Zielgruppen
Das Angebot von FinQua richtet sich an
Asylsuchende (Wohnsitz in der Stadt Aachen) mit Aufenthaltsgestattung und Personen,
die im Besitz einer Duldung sind,
an Personen, die nicht mit einer schnellen Entscheidung über ihren Aufenthaltsstatus
rechnen können,
die volljährig und arbeitsfähig sind,
die in der Stadt Aachen Leistungen nach dem Asylbewerberleistungsgesetz erhalten.
Ziele
Mit Blick auf die Personengruppen und ihre im Folgenden beschriebenen multiplen Problemlagen ist
es Anliegen des Projektes FINQUA, die Teilnehmenden in ihrer gegebenen Lebenssituation durch
die Arbeit eines Sozialcoachs zu beraten und zu fördern. Ziel ist es, für diese hilfebedürftigen
Menschen Angebote bereitzustellen, die mit einem personenzentrierten Ansatz ihre soziale und
berufliche Entwicklung begleitet, zielgerichtet fördert und nach Möglichkeit ganzheitlich stabilisiert.
Erreicht werden sollen:
Stabilisierung der Persönlichkeit,
Erlernen von Schlüsselqualifikationen (Pünktlichkeit, Lernbereitschaft, Teamfähigkeit, etc.),
Erkennen der eigenen Kompetenzen,
Entwicklung der Eigenmotivation
Spracherwerb und –einübung,
Berufs- und Arbeitsmarktorientierung
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Problemlagen
Oftmals traumatisierende Fluchterfahrungen, aber auch der Wille und Wunsch, mit den Bedingungen der Aufnahmegesellschaft schnell zurechtzukommen, sind typische Merkmale geflüchteter Menschen. Bezogen auf ihre Problemlagen und ihren Unterstützungsbedarf lassen sich
die Bedürfnisse von Asylsuchenden mit Aufenthaltsgestattung und Personen, die im Besitz
einer Duldung sind, wie folgt charakterisieren:
Es sind Menschen
deren Schulabschlüsse, berufliche Abschlüsse häufig noch nicht erfasst bzw. erfassbar
oder ohne Anerkennung in Deutschland sind,
die einer beruflichen (Neu-)Orientierung bedürfen und den Einstieg in den Beruf nicht
ohne individuelle, ganzheitliche Beratung und Begleitung finden,
die über keine oder wenige Deutschkenntnisse verfügen oder ihre bereits erworbenen
Sprachkenntnisse trainieren und um einen berufsbezogenen Wortschatz ergänzen
möcchten,
deren psychische Konstitution sie eventuell noch davon abhält, zeitnah und ohne spezifische Vorbereitung auf den Arbeitsmarkt zu gelangen,
die vor allem mit Blick auf die jüngeren Teilnehmenden unbedingt in eine geordnete
Tagesstruktur finden müssen, damit sie nicht in radikalisierende und/oder kriminalisierende Milieus geraten,
deren kulturell-religiöser Horizont noch immer eher im Herkunftsland verhaftet ist und
unter Umständen zu Konflikten mit dem des Integrationslandes führt.
Handlungsstrategien
Das Projekt FINQUA basiert auf drei Säulen:
Kultursensible soziale Begleitung und Betreuung
Arbeitsprojekte
(Ergänzende) Sprachkursangebote
Kultursensible soziale Beratung und Begleitung (Sozialcoach)
Geflüchtete Menschen, die aufgrund geringerer Bildungsvoraussetzungen und/oder komplexer
Problemlagen einen besonderen Unterstützungsbedarf beim Übergang in den (Arbeits-) Alltag
haben, bedürfen einer besonderen kultursensiblen sozialen Beratung und Begleitung, eine/n direkte/e Ansprechpartner/in vor Ort, der/die auf individuelle Problemlagen eingeht, Informationen weitergibt, Anlaufstellen benennt, Unterstützung bei der Wohnsituation gewährleistet etc.
Sprachlich-kulturelle (Fach-)Kompetenzen des Sozialcoaches gewährleisten diese individuelle
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Ansprache.
Das Coaching findet in individuellen Einzelgesprächen statt. Die Fachkraft gewährleistet einen
geschützten Rahmen, um auf individuelle Problemlagen eingehen zu können. Um eine Stabilisierung zu erreichen, wird das Sozialcoaching für die Teilnehmenden über den kompletten Förderzeitraum von 24 Monaten mit einem Umfang von bis zu 39 Wochenstunden angeboten. Die Gesprächsschwerpunkte richten sich nach individuellen Bedarfen.
Im Rahmen von Einzelfallhilfe leistet der Sozialcoach bei Bedarf:
Hilfen zur Lebensbewältigung,
Hilfen zur Alltagsbewältigung durch Unterstützung bei Problemen in den verschiedensten Bereichen (z. B. Ämter, Gesundheit, Justiz, Polizei),
Biographie-Begleitung,
Ressourcenaktivierung und –erschließung (Netzwerke nutzen)
Unterstützung bei der Anerkennung von Schul- und Berufsabschlüssen
Erläuterung
Für die soziale Beratung und Begleitung der geflüchteten Menschen steht eine mit den Zielgruppen erfahrene Fachkraft zur Verfügung. Sie fördert als vertrauensvolle Integrationsfigur den Kontakt zu den Teilnehmenden. Der Aufbau einer Vertrauensbasis ist unabdingbare Voraussetzung
für eine gemeinsame Zusammenarbeit. Es gilt, den Teilnehmern Angebote zu machen, die ihren
Bedürfnissen nach Sicherheit, Struktur und Zukunftsperspektive nachkommen. Diese erfolgen
unter Zuhilfenahme der verfügbaren Instrumente und Angebote von Sozialleistungsträgern, Ausländeramt, Kommunalen Integrationszentren und weiteren fachkompetenten Einrichtungen.
Hierbei ist es wichtig, den Geflüchteten Verständnis entgegenzubringen, sie emotional zu unterstützen, sich ihrer Sorgen und Ängste anzunehmen, sie zu ermutigen, Probleme anzugehen, und
ihnen zu helfen, schwierige Situationen zu bewältigen. Erste wichtige pädagogische Ziele sind die
psychische Stabilisierung, soweit möglich, und Hilfe im fremden, oft unverständlichen Alltag. Besonders hervorzuheben ist der Weg, mit sinnstiftender Arbeit einen strukturierten Tagesablaufs
zu schaffen. Psycho-soziale Probleme der Teilnehmenden werden u.a. dadurch verringert, dass
soziale Eingebundenheit und Eigenverantwortlichkeit im Rahmen der Beschäftigung gefördert
werden und dem Menschen möglichst schnell ein soziales Umfeld zur Verfügung gestellt wird,
das ihn von unnötigen Anpassungsanforderungen entlastet und ihm Hilfestellungen bietet. Dabei sind der Aufbau von Freundschaften zu Landsleuten, der Aufbau eines Vertrauensverhältnisses zum Sozialcoach sowie die Anbindung an die ‚Arbeitskollegen‘ wichtige Faktoren. Die Aufgabe des Sozialcoaches liegt hierbei darin, die Kompetenzen der Einzelnen zu erkennen und zu
fördern.
Operative Ziele
Über Angebote praxisnaher handwerklicher Erprobungen, Spracherwerb, beruflicher Orientierung flankiert mit einem individuellen Coaching sollen die nachfolgenden operativen Ziele verfolgt werden:
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Nachhaltige Festigung einer Tagesstruktur
Stärkung der Lern- und Sprachkompetenz (berufsbezogener Spracherwerb)
Erlangung einer beruflichen Orientierung und der erforderlichen Schlüsselkompetenzen
für Ausbildung oder Arbeit
Stärkung von Kultur-, Demokratie- und Genderkompetenz
Verhinderung eines Abgleitens in Depression, Resignation oder Aggression
Immunisierung gegen Radikalisierungstendenzen
Aufbau einer persönlich geprägten Vertrauensbeziehung zwischen Teilnehmendem, Anleitern und Sozialcoach
Soziale und gesellschaftliche Anbindung der Teilnehmenden
Arbeitsprojekte
Bei allen Tätigkeiten, die im Rahmen von FinQua geplant sind, handelt es sich um praktische
Arbeiten, die bei guter Motivation und Arbeitseinstellung durch die Teilnehmenden geleistet
werden können. Die Qualifizierung innerhalb der Beschäftigung erfolgt vorrangig durch handlungsorientiertes Lernen (”learning by doing”) am Einsatzort. Sprach- und Verständigungsprobleme lassen sich auf diese Weise am besten überbrücken. Die Qualifizierung ist auf die Vermittlung von Selbständigkeit, Arbeitstugenden, Grundlagenwissen und praktischen Fertigkeiten ausgerichtet. Der sichtbare Erfolg von Arbeit und die gesellschaftliche Anerkennung steigern die
Motivation.
Das Erlernen und Erproben von Arbeiten im Projekt FinQua erfolgt in Kleingruppen, die Aufgabenstellungen werden in gemeinsamen Planungsgesprächen erarbeitet. Auf diese Weise trainieren
die Mitarbeiter ihre Kommunikations- und Teamfähigkeit. Sie lernen, komplexe Aufgabenstellungen in einzelnen Handlungsschritten zielführend umzusetzen. Ihre Einbindung in den Planungsprozess motiviert zu konstruktiver Mitarbeit.
Die Arbeitsprozesse werden entlang der Aufgabenstellung organisiert. Arbeiten ist wie beschrieben Teamwork. Es ist ein soziales Miteinander: Kollegialität, arbeiten Hand in Hand, Beteiligung,
Konflikte bewältigen, Drucksituationen aushalten, Freiräume schaffen, wirtschaftliche, soziale
und politische Zusammenhänge betrieblicher Strukturen und der Auftragsanforderungen durchschauen lernen. Den eigenen Anteil am Produkt erkennen und verantwortlich einsetzen und die
Arbeit des anderen sehen und wertschätzen lernen. Arbeitsteilung und gemeinsam an einem Ziel
arbeiten, das macht das Arbeiten aus und lässt die Mitarbeitenden als Gruppe zusammen wachsen, Freundschaften schließen, Netzwerke aufbauen.
Lernerfolge zu erleben, hat für die meisten Menschen einen hohen Stellenwert. Selbstvertrauen
und Zuversicht sind Qualitäten, die hauptsächlich durch eigenes (nachhaltiges) Handeln entstehen. Zielgerichtetes Tun und Arbeiten sind daher geeignete Medien, um diese Eigenschaften zu
entwickeln. Dabei besteht die Möglichkeit, Talente zu entdecken, Kompetenzen zu erwerben oder zu erweitern – sowohl handwerklich als auch kognitiv (planen, berechnen, abstrahieren). Die
Mitarbeit an einer Aufgabe führt die Menschen an das Einhalten von Absprachen heran: Es gibt
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einen definierten Arbeitsbeginn, die Arbeit erfolgt in nachvollziehbaren Schritten, jeder hat eine
Aufgabe und wird für die erfolgreiche Bewältigung benötigt.
(Ergänzende) alltags-und berufsbezogene Sprachkurse
Im Vordergrund der begleitenden Kursangebote bei FinQua steht das Sprachtraining. Örtlich angebotene gesetzliche Sprachkurse können entsprechend des jeweiligen Aufenthaltsstatus zeitnah nur für einen kleineren Personenkreis angeboten werden. FInQua bietet im Vergleich zu anderen arbeitsmarktorientierten Maßnahmen für die Teilnehmenden eine (ergänzende) alltagsund berufsbezogene Sprachförderung. Ziel ist es, die Deutschkenntnisse der Asylsuchenden mit
Aufenthaltsgestattung und geduldeten Personen so zu fördern, dass sie sich sowohl im Alltag als
auch im Kontext des Berufslebens verständigen können. Vor dem Hintergrund, dass die Mehrzahl der Teilnehmenden aufgrund ihres Status in der Regel an keinem geförderten Sprachkurs
teilgenehmen kann, kommt dem praxisorientierte Erlernen von Fachwörtern und der Kommunikation am Arbeitsplatz eine entscheidende Rolle zu.
Gegenstand des berufsbezogenen Spracherwerbs wird es sein, verschiedene Berufsfelder zu beleuchten, eigene Kompetenzen einschätzen zu lernen und gemeinsam berufsbezogene Fragen
zu klären. Aufgabe der Kurse ist es deshalb auch, die Teilnehmer mit den Strukturen und Erfordernissen der Arbeitswelt in Deutschland vertraut zu machen, um ihnen den späteren Einstieg in das
Berufsleben zu erleichtern.
Geeignete Teilnehmer mit ausreichende Sprachkenntnissen und persönlichen Kompetenzen halten wir dazu an, sich auf Praktika, eine Einstiegsqualifizierung oder eine Arbeitsaufnahme bei einem Unternehmen vorzubereiten. Minijobs können für manche der Teilnehmenden einen geeigneten
Einstieg in den Arbeitsmarkt bieten, um Erfahrungen zu sammeln, die deutsche Sprache anzuwenden
und zu erweitern, Kompetenzen zu nutzen bzw. Defizite aufzudecken. Perspektivisch steht eine versicherungspflichtige Beschäftigung.
Alle Angebote werden von Fachkräften begleitet. In der Beobachtung der Teilnehmenden erkennen sie Verhaltensweisen, Talente oder auch Problemlagen, die in der individuellen Begleitung
aufgearbeitet werden können.
Zugang zum Projekt FINQUA und Kooperationspartner
Ausgehend von den beschriebenen Zielgruppen orientiert sich das Projekt eng an bestehenden
Rahmenbedingungen und Voraussetzungen für Arbeitsgelegenheiten nach § 5 AsylbLG, die Asylsuchende in niederschwelliger Form an den Arbeitsmarkt heranzuführen. Die Zugangswege der
Teilnehmenden zu FinQua erfolgen über den Fachbereich Wohnen, Soziales und Integration der
Stadt Aachen auf der Basis eines entsprechenden Vertrages. Für die individuelle Zuweisung der
Teilnehmenden ist daher ausschließlich die nach dem Asylbewerberleistungsgesetz zuständige Behörde, die Stadt Aachen, Fachbereich Wohnen, Soziales und Integration, zuständig. Das Sozialwerk
Aachener Christen verpflichtet sich, die nach dem Asylbewerberleistungsgesetz zuständige Behörde bei der Auswahl geeigneter Teilnehmer zu unterstützen.
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Teilnehmeranzahl
Ausgehend von den Zuweisungen über die Stadt Aachen sollen während der Projektlaufzeit zeitgleich ca. 20 Menschen qualifiziert und begleitet werden. Die individuelle Teilnahme beträgt 6 bis
max. 12 Monate.
Finanzierung des Projektes FINQUA
1) Aufwandsentschädigung der Teilnehmenden
Die Finanzierung der Aufwandsentschädigung erfolgt im Rahmen der Gesetzgebung des Asylbewerberleistungsgesetzes. Gemäß § 5 Abs. 2 AsylbLG sollen Asylbewerbern soweit wie möglich Arbeitsgelegenheiten bei staatlichen, bei kommunalen und bei gemeinnützigen Trägern zur Verfügung gestellt werden, sofern die zu leistende Arbeit sonst nicht, nicht in diesem Umfang oder nicht
zu diesem Zeitpunkt verrichtet werden würde. Die Arbeitsgelegenheiten begründen weder ein Arbeitsverhältnis im Sinne des Arbeitsrechts noch ein Beschäftigungsverhältnis im Sinne der gesetzlichen Kranken- und Rentenversicherung. Die Teilnehmenden erhalten über die nach dem Asylbewerberleistungsgesetz zuständigen Behörde, die Stadt Aachen, Fachbereich Wohnen, Soziales und
Integration, eine Aufwandsentschädigung in Höhe von grundsätzlich 0,80 Euro pro geleisteter Arbeitsstunde. Fahrtkosten können durch die zuständige Leistungsbehörde nicht übernommen werden. Die Wochenarbeitszeit ist auf max. 30 Stunden ausgerichtet.
2) Fachliche soziale Beratung und Begleitung
Zur fachlichen und sozialen Beratung und Begleitung der Teilnehmenden sind als Fachkräfte vorgesehen:
Sozialcoach
Anleiter in der Beschäftigung
100 % BU
100 % BU
Für die inhaltliche und organisatorische Umsetzung wird des Weiteren benötigt:
Leitung
Verwaltung
20 % BU
10 % BU
Die Kosten für die Miete übernimmt das Sozialwerk Aachener Christen aus Eigenmitteln. Siehe
Finanzplan.
Anlage 1: Anforderungsprofil für Sozialcoach
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Über uns:
Das Sozialwerk Aachener Christen e.V.
‚Erfolgreiche Wege in Arbeit’ – unter diesem Leitmotiv wurde das Sozialwerk Aachener Christen
e.V. vor mehr als 35 Jahren als Initiative Aachener Bürger gegründet, um chancenbenachteiligten
jungen Menschen eine berufliche Perspektive zu eröffnen. Heute unterstützen die vielfältigen
Projekte des Sozialwerks mit einem ganzheitlichen Ansatz Arbeit suchende, von Arbeitslosigkeit
bedrohte und arbeitslose Menschen jeden Alters und Geschlechts, jeder Religion oder Nationalität, ihren Einstieg oder Wiederstieg in das berufliche Leben zu gehen.
Das Sozialwerk verfügt über langjährige Erfahrungen in der Arbeit mit Migranten und Neuzuwanderern mit teilweise erheblichen Hemmnissen bei der sozialen und beruflichen Integration und
besonderen Förderbedarfen. Fehlende Sprachkenntnisse, nicht vorhandene oder nicht anerkannte Berufsausbildungen, kulturelle Distanz zum Lebensumfeld und zur Arbeitswelt in
Deutschland oder psychische Beeinträchtigungen sind schon seit vielen Jahren zentrale Themen
in Projekten, die sich entweder ausschließlich oder auch oftmals mehrheitlich an Teilnehmende
mit sogenanntem Migrationshintergrund wandten.
Mit einem passgenauen Angebotsportfolio werden wir den zugewanderten Menschen im Rahmen von FinQua das Ankommen in Deutschland erleichtern und mit ihnen gemeinsam individuelle Perspektiven in ihrer neuen Lebenssituation entwickeln. Dazu werden unsere langjährig bewährte, rechtskreisübergreifende Zusammenarbeit mit den Sozialleistungsträgern wie auch die
lokalen Kooperationen und Netzwerke mit Unternehmen, Akteuren der Zivilgesellschaft (z. B.
Kirchen, Migrantenselbstorganisationen, Ehrenamtsstrukturen) und sozialen Trägern einen wesentlichen Beitrag leisten. Nicht zuletzt als Mitglied des Aachener Bündnisses für Flüchtlinge ist
das Sozialwerk mit den Akteuren der Flüchtlingsarbeit in der Stadt Aachen in verschiedenen Arbeitskreisen und ebenso teilnehmerbezogen vernetzt. Dank dieser kooperativen Kontakte werden wir Teilnehmenden mit Problematiken, die nur durch zusätzliches Fachwissen zu lösen sind,
die notwendigen Unterstützungsleistungen zukommen lassen.
De Zertifizierung des Sozialwerks nach DIN ISO 9001:2015 und nach AZAV gewährleistet schließlich die qualitätsvolle und zuverlässige Umsetzung von FinQua.
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Anlage 1:
Stellenprofil Sozialcoach
Sozialarbeiter (m/w) /Sozialpädagoge (m/w)
in Vollzeit (39 Wochenstunden)
Aufgaben
Individuelle Beratung und Begleitung von Asylsuchenden mit Aufenthaltsgestattung und
Personen, die im Besitz einer Duldung sind, sozialpädagogische Einzelfallberatung und
Betreuung
Erstintegration und Integrationsförderung, Förderung der Teilhabe am gesellschaftlichen
Leben,
Hilfestellung bei asyl-, aufenthalts- und sozialrechtlichen Fragen im Sinne einer Perspektivenberatung
Zusammenarbeit mit Ansprechpartnern im Netzwerk
Profil
Abgeschlossenes Studium der Sozialen Arbeit oder vergleichbarer Abschluss,
Kompetenzen und Erfahrung in der Beratung, interkulturelle Kompetenzen,
Anwendungskompetenzen in der Einzel- und ggf. Gruppenberatung zu asyl-, aufenthalts-,
sozialrechtlichen und integrationsspezifischen Themen,
Kenntnisse und Sensibilität für die besonderen Lebensumstände von Asylsuchenden,
Fremdsprachenkenntnisse möglichst aus dem arabischen Raum,
Kommunikationsfähigkeit, Flexibilität, Belastbarkeit und selbständiges Arbeiten,
Kenntnisse im Bereich der Erwachsenhilfe mit entsprechenden Berufserfahrungen,
Interesse und Freude am Umgang mit Menschen anderer Kulturen,
Empathie und Durchsetzungsvermögen
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