Daten
Kommune
Aachen
Dateiname
294616.pdf
Größe
4,2 MB
Erstellt
09.04.18, 12:00
Aktualisiert
16.04.18, 10:46
Stichworte
Inhalt der Datei
Der Oberbürgermeister
Vorlage
Federführende Dienststelle:
Fachbereich Wohnen, Soziales und Integration
Beteiligte Dienststelle/n:
Fachbereich Kinder, Jugend und Schule
Fachbereich Immobilienmanagement
Fachbereich Sport
Fachbereich Wirtschaft, Wissenschaft und Europa
Oberbürgermeister
FB 56/0150/WP17
öffentlich
Vorlage-Nr:
Status:
AZ:
Datum:
Verfasser:
09.04.2018
Neuaufstellung des Integrationskonzeptes der Stadt Aachen
Beratungsfolge:
Datum
Gremium
Zuständigkeit
26.04.2018
02.05.2018
03.05.2018
08.05.2018
29.05.2018
14.06.2018
27.06.2018
11.07.2018
Ausschuss für Soziales, Integration und Demographie Anhörung/Empfehlung
Integrationsrat
Anhörung/Empfehlung
Schulausschuss
Anhörung/Empfehlung
Wohnungs- und Liegenschaftsausschuss
Anhörung/Empfehlung
Kinder- und Jugendausschuss
Anhörung/Empfehlung
Sportausschuss
Anhörung/Empfehlung
Ausschuss für Arbeit, Wirtschaft und Wissenschaft
Anhörung/Empfehlung
Rat der Stadt Aachen
Entscheidung
Beschlussvorschlag:
Der Ausschuss für Soziales, Integration und Demographie nimmt den Bericht der Verwaltung zur
Kenntnis. Er empfiehlt dem Rat der Stadt Aachen das mit dieser Vorlage vorgelegte
Integrationskonzept der Stadt Aachen zu beschließen.
Der Integrationsrat nimmt den Bericht der Verwaltung zur Kenntnis. Er empfiehlt dem Rat der Stadt
Aachen das mit dieser Vorlage vorgelegte Integrationskonzept der Stadt Aachen zu beschließen.
Der Schulausschuss nimmt den Bericht der Verwaltung zur Kenntnis. Er empfiehlt dem Rat der Stadt
Aachen das mit dieser Vorlage vorgelegte Integrationskonzept der Stadt Aachen zu beschließen.
Der Wohnungs- und Liegenschaftsausschuss nimmt den Bericht der Verwaltung zur Kenntnis. Er
empfiehlt dem Rat der Stadt Aachen das mit dieser Vorlage vorgelegte Integrationskonzept der Stadt
Aachen zu beschließen.
Der Kinder- und Jugendausschuss nimmt den Bericht der Verwaltung zur Kenntnis. Er empfiehlt
dem Rat der Stadt Aachen das mit dieser Vorlage vorgelegte Integrationskonzept der Stadt Aachen zu
beschließen.
Der Sportausschuss nimmt den Bericht der Verwaltung zur Kenntnis. Er empfiehlt dem Rat der Stadt
Aachen das mit dieser Vorlage vorgelegte Integrationskonzept der Stadt Aachen zu beschließen.
Vorlage FB 56/0150/WP17 der Stadt Aachen
Ausdruck vom: 12.04.2018
Seite: 1/6
Der Ausschuss für Arbeit, Wirtschaft, Wissenschaft nimmt den Bericht der Verwaltung zur
Kenntnis. Er empfiehlt dem Rat der Stadt Aachen das mit dieser Vorlage vorgelegte
Integrationskonzept der Stadt Aachen zu beschließen.
Der Rat der Stadt Aachen beschließt das mit dieser Vorlage vorgelegte Integrationskonzept der
Stadt Aachen und beauftragt die Verwaltung mit der Umsetzung.
Philipp
Oberbürgermeister
Vorlage FB 56/0150/WP17 der Stadt Aachen
Ausdruck vom: 12.04.2018
Seite: 2/6
Finanzielle Auswirkungen:
Durch die Neuaufstellung des Integrationskonzeptes werden in den einzelnen Handlungsfeldern
Zielsetzungen geschärft und neue festgelegt. In diesem Zusammenhang ergeben sich neue
Handlungsempfehlungen für laufende Maßnahmen und bedarfsorientierte neue Maßnahmen. Es
ergeben sich keine unmittelbaren finanziellen Auswirkungen. Integration ist ein fortlaufender Prozess.
Zusätzliche Mittel für Sachausgaben in Höhe von 50.000 € wurden dem KI vom Land zur Verfügung
gestellt. Sollte sich im Rahmen der Umsetzung einzelner Maßnahmen ein zusätzlicher finanzieller
Bedarf ergeben, ist dieser jeweils in gesonderter Vorlage dem jeweiligen Fachausschuss und/oder
dem Finanzausschuss/ dem Rat zur Entscheidung vorzulegen. Vorrangig sind mögliche Fördermittel
zu beantragen. Für folgende Maßnahmen wird sich ggf. für die Haushaltsjahre 2019 ff. ein
zusätzlicher dann haushalterisch zu deckender Bedarf ergeben:
Gegebenenfalls finanzielle
Maßnahmen
Auswirkungen ab HH
Bemerkung
Priorität
2019
Planungshorizont
Beteiligte
1.
Handlungsfeld 1: Arbeit
/ Weiterbildung:
Zusätzlicher Personalbedarf
Sprache/ Beratung,
Qualifizierung,
Koordinierung von
Integrationsmaßnahmen
(Interkulturelles
im FB 56 ab 2019
163.500 € jährlich
Antrag zur Fortführung der
1,5 Stellen Fallmanagement
FB 56
hoch
kurzfristig
hoch
kurzfristig
FB 56
hoch
kurzfristig
FB 52
Clearingsstelle –
Fallmanagement im AsylbLG an
Fallmanagement,
FB 11 am 13.02.2018 gestellt
Verstetigung des
kommunalen
Fallmanagements:
2.
Der Ausbau erfolgt derzeit durch
Handlungsfeld 3:
eine neue Stelle Kronenberg /
Wohnen / Sozialplanung
Kullen. Weitere Kosten ggf.
Umsetzung des
Konzeptes zum
Quartiersmanagement
durch Einrichtung weiterer
Zur Zeit noch nicht bezifferbar
Stellen (Einrichtung
Stadtteilbüro) sind zurzeit nicht
und bedarfsgerechter
bezifferbar. Zu beantragen durch
Ausbau des
FB 56
Quartiersmanagements.
3.
Handlungsfeld 4: Sport
FB Sport
Eigenes Budget für den
20.000€ sind im Haushaltsjahr
Vereinssport und für
25.000€
2018 angesetzt. Verstetigung
offene Angebote, um die
des Ansatzes in den
integrative Funktion der
Folgehaushaltsjahren und ggf.
Sportvereine zu
Erhöhung um weitere 5.000€
unterstützen
4.
Öffentlichkeitsarbeit /
FB 13,
Aufwendungen sind als
Handlungsfeld 9:
15.000,-
Presse
Projektmittel zu beantragen,
mittel
mittelfristig
gesonderte Vorlage
Ausdruck vom: 12.04.2018
Aachen,
KatHo
Imagekampagne um das
Vorlage FB 56/0150/WP17 der Stadt Aachen
FH
Seite: 3/6
Zugehörigkeitsgefühl von
zugewanderten Menschen
im Sinne von „Aachen –
das sind wir alle“ zu
stärken
Vorlage FB 56/0150/WP17 der Stadt Aachen
Ausdruck vom: 12.04.2018
Seite: 4/6
Erläuterungen:
Der mit dieser Vorlage vorgestellte Entwurf des neuen Integrationskonzeptes der Stadt Aachen wurde
in den vergangenen drei Jahren in einem breit angelegten partizipativen Prozess erarbeitet. Das erste
Integrationskonzept der Stadt Aachen stammt aus dem Jahr 2006 und orientierte sich an den zum
damaligen Zeitpunkt als integrationsrelevant identifizierten Handlungsfeldern. Insbesondere die
zwischenzeitlich erfolgten gesellschaftlichen und rechtlichen Veränderungen bedingten eine
Neuaufstellung dieses Konzeptes. Zudem schreiben die Förderbestimmungen des Landes NordrheinWestfalen für die Einrichtung von Kommunalen Integrationszentren ein aktuelles Integrationskonzept
vor, das vom Rat der Stadt verabschiedet ist.
Bei der Erarbeitung des vorliegenden Integrationskonzeptes wurde ein Paradigmenwechsel vollzogen.
Während das alte Konzept unter dem Eindruck des gerade in Kraft getretenen neuen
Zuwanderungsgesetzes und des SGB II, insbesondere unter dem Aspekt des „Förderns und
Forderns“ entwickelt wurde, formuliert das neue Konzept Ideen aus dem Blickwinkel einer integrativen
Stadtgesellschaft, in der Menschen aus ca. 150 Nationen und 19 Religionsgemeinschaften leben.
Grundvoraussetzung für diese neue Perspektive ist das Einnehmen einer gemeinsamen Haltung als
Grundlage der Integrationsarbeit. Diese „Aachener Haltung“ wird als Leitbild dem Integrationskonzept
vorangestellt. Auf deren Grundlage wurde der partizipative Beteiligungsprozess durchgeführt.
In zwei aufeinander folgenden Verfahren wurde unter Beteiligung relevanter Dienststellen der Stadt
Aachen und der StädteRegion, den Wohlfahrtsverbänden, Bildungseinrichtungen, Beratungsstellen,
dem Jobcenter, den Kammern, Migrantenorganisationen sowie Vertreterinnen und Vertretern der
politischen Parteien das vorliegende Konzept erarbeitet. In der ersten Phase wurde dabei eine
theoretische Herangehensweise gewählt, die über die vier Themenfelder
-
interkulturelle Öffnung
-
Anerkennungskultur
-
Zusammenleben im Quartier
-
gesellschaftliches Engagement und Teilhabe
Ziele der Integrationsarbeit diskutiert und formuliert.
In der zweiten Phase standen praktische Umsetzungsaspekte im Vordergrund. Dabei wurden
folgende neun kommunale Handlungsfelder identifiziert:
-
Arbeit/Weiterbildung
-
Sprache/Bildung
-
Wohnen- und Sozialplanung
-
Sport
-
Gesundheit
-
Kultur
-
Religion
-
Sicherheit/Rassismus/Extremismus
-
Öffentlichkeitsarbeit/Presse.
Aufbauend auf den Ergebnissen des ersten Beteiligungsprozesses wurden im Austausch mit den
Expert/innen der Handlungsfelder konkrete Maßnahmen entwickelt.
Vorlage FB 56/0150/WP17 der Stadt Aachen
Ausdruck vom: 12.04.2018
Seite: 5/6
Der so entstandene Entwurf des Konzepts wurde abschließend am 15.02.2018 in einem
interfraktionellen Gespräch mit Vertreterinnen und Vertretern der Fraktionen, der Wohlfahrtsverbände
und der Migrantenorganisationen diskutiert. Die dort erarbeiteten Änderungswünsche wurden bereits
im nun vorliegenden Konzept berücksichtigt.
Das neue Integrationskonzept der Stadt Aachen enthält fünf teilweise umfangreiche Kapitel. In der
Einleitung wird ausführlich die Notwendigkeit eines neuen Integrationskonzeptes begründet. Kapitel
zwei beinhaltet Statistiken und eine Bestandsaufnahme der Aachener Integrationsstruktur. In Kapitel
drei werden die vier Themenfelder der Integrationsarbeit beschrieben. Die neun Handlungsfelder mit
ihren in insgesamt zehn Fachgesprächen erarbeiteten Maßnahmen werden in Kapitel vier vorgestellt.
Kapitel fünf erläutert den Prozess der Umsetzung.
Zur schnellen Orientierung ist dem Anhang des Konzepts eine tabellarische Maßnahmenübersicht
beigefügt.
Anlage:
Integrationskonzept der Stadt Aachen – wird nachgereicht
Vorlage FB 56/0150/WP17 der Stadt Aachen
Ausdruck vom: 12.04.2018
Seite: 6/6
Integrationskonzept
Aachen 2018
Aachen – das sind wir alle!
www.aachen.de/integration
Integrationskonzept
Aachen 2018
Aachen – das sind wir alle!
Impressum
Herausgeberin
Stadt Aachen
Der Oberbürgermeister
Fachbereich Wohnen, Soziales und Integration
Redaktion
Dr. Carmelita Lindemann
Layout
büro G29, Aachen
Fotos
istockphoto.com/Rawpixel Ltd (Titelbild)
Andreas Herrmann (Seite 14, 78)
Andreas Schmitter (Seite 8, 24, 37, 76)
Aachen, im März 2018
Vorwort
Sehr geehrte Leserinnen und Leser,
die Globalisierung ist, entgegen der Wahrnehmung vieler, nicht nur ein überregionales Phänomen, sondern eine
Entwicklung, die eine konkrete Auswirkung auf das Zusammenleben der Bürgerinnen und Bürger in unserer Stadt
hat – eine Stadt, die schon aufgrund ihrer geographischen Lage im Drei-Länder-Eck europäisch und somit interkulturell geprägt ist. Die Aachener Stadtgesellschaft wird repräsentiert von Menschen aus über 150 Nationen.
Diese Vielfalt stellt eine große Chance, aber gleichzeitig auch eine Herausforderung dar. Eine interkulturelle Öffnung
sowie letztlich eine gelingende Integration der Menschen verschiedenster Herkunft ist wesentlicher Bestandteil
einer modernen und funktionierenden Gesellschaft, die ein Gefühl der Zugehörigkeit vermittelt.
In einem dreijährigen partizipativen Prozess wurde daher das vorliegende Konzept entwickelt, das den Weg zu
einer solchen Anerkennungskultur in Aachen ebnen soll – und mit Ihrer Hilfe ebnen wird. Viele ehrenamtlich tätige
Aachenerinnen und Aachener, Wohlfahrtsverbände, Migrantenorganisationen und weitere Institutionen haben mit
großem Engagement ihr Wissen gebündelt, Handlungsempfehlungen formuliert und so einen Beitrag zu einem friedlichen Zusammenleben in der direkten Nachbarschaft, im Quartier, in Aachen geleistet. Unter dem Leitsatz „Aachen
– das sind wir alle!“ wird die gleichberechtigte Teilhabe der zugewanderten Bürgerinnen und Bürger gefördert und
bestärkt.
Ein großer Dank gilt daher allen, die sich aktiv an dem Prozess zur Erstellung des Integrationskonzeptes für Aachen
beteiligt haben. „Danke“ sagen wir aber auch ausdrücklich denjenigen, die durch ihr Handeln im Alltag den Integrationsprozess positiv gestalten. Jeder ist herzlichst eingeladen, zu einer gelingenden Integration beizutragen, so
dass Aachen auch in Zukunft als weltoffene und interkulturelle Stadt wahrgenommen wird.
Mit den besten Grüßen,
Marcel Philipp
Oberbürgermeister
Prof. Dr. Manfred Sicking
Beigeordneter für Wirtschaftsförderung, Soziales und Wohnen
Inhalt
1. Ein neuer Blick auf Integration . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9
2. Bestandsaufnahme. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15
2.1. Statistiken zur Zuwanderung nach Aachen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15
2.2. Integrationsstrukturen in der Stadt Aachen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19
3. Themenfelder . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25
3.1. Interkulturelle Öffnung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25
3.2. Anerkennungskultur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27
3.3. Zusammenleben im Quartier . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31
3.4. Gesellschaftliches Engagement und Teilhabe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 33
4. Handlungsfelder . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 37
4.1 Arbeit und Weiterbildung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 38
4.2 Sprache und Bildung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 46
4.3 Wohnen und Sozialplanung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 52
4.4. Sport. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 58
4.5 Gesundheit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 62
4.6 Kultur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 64
4.7 Religion. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 68
4.8 Sicherheit / Rassismus / Extremismus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 71
4.9 Öffentlichkeitsarbeit und Presse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 74
5. Integrationsplanung und Evaluation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 77
6. Ausblick . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 79
Anhang . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 81
Maßnahmenübersicht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 82
Abbildungsverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 96
Gesetzliche Regelungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 98
Glossar . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 100
Aachener Haltung Migration in Aachen
Veränderte gesetzliche und gesellschaftspolitische Grundlagen Beteiligungsprozess Aachen – das sind wir alle!
8
1. Ein neuer Blick
auf Integration
Integration ist eines der zentralen Zukunftsthemen
und eine besondere Herausforderung für die politische
Gestaltung der inklusiven Stadtgesellschaft Aachens.
Deutschland hat sich in den letzten Jahrzehnten de facto
zu einem Zuwanderungsland entwickelt. Damit ging ein
Perspektivwechsel einher, bei dem Migration nicht nur
als Herausforderung, sondern auch als Chance angesehen wird. Bei der Erarbeitung des vorliegenden Integrationskonzeptes wurde ein Paradigmenwechsel vollzogen.
Während das alte Konzept unter dem Eindruck des
gerade in Kraft getretenen neuen Zuwanderungsgesetzes unter dem Aspekt des Förderns und Forderns
entwickelt wurde, formuliert das neue Konzept Ideen
und Maßnahmen aus dem Blickwinkel einer integrativen
Stadtgesellschaft. Um den Prozess seitens der Stadt zu
unterstützen und gemeinsam mit allen Akteuren der Integrationslandschaft zu steuern, wurde seit 2015 an dem
nun vorliegenden neuen Integrationskonzept gearbeitet.
Der lange Entstehungsprozess erklärt sich aufgrund von
drei Besonderheiten:
1. Zwei aufeinanderfolgende Beteiligungsprozesse ermöglichten es, dass die Akteure der Integrationslandschaft, die Expertinnen und Experten der jeweiligen
politischen Handlungsfelder und Vertreterinnen und
Vertreter der politischen Parteien und der Migrantenorganisationen in vielen Gesprächen das Thema
Integration in der Aachener Stadtgesellschaft intensiv
bearbeiteten. Zahlreiche Anregungen, Ideen und konkrete Maßnahmenvorschläge fanden Eingang in das
vorliegende Konzept.
2. Die zweite Besonderheit ist eine doppelte Annäherung an das Thema Integration. Zunächst wurde in
dem ersten partizipativen Prozess die theoretische
Dimension von Integration als Querschnittsthema
aufgegriffen. Darauf folgt in dem zweiten partizipa
tiven Prozess die Erarbeitung konkreter Maßnahmen
zur Umsetzung der Integrationsarbeit.
3. Die Basis des neuen Integrationskonzeptes wurde
mit der Formulierung einer Aachener Haltung gelegt.
Neben der intellektuellen Auseinandersetzung und
der konkreten politischen Handlungsebene betrachtet
das vorliegende Integrationskonzept mit der Aachener
Haltung auch die emotionale Ebene von Integration.
Die Aachener Haltung stellt ein menschengerechtes
Gegenkonzept zu rassistischen und menschenfeindlichen Haltungen dar.
Aachener Haltung: Aachen – das sind wir
alle!
Das Fundament des neuen Integrationskonzeptes wird
mit der Formulierung einer „Aachener Haltung zum
Zusammenleben in Vielfalt“ gelegt. Sie beschreibt eine
grundsätzliche innere Einstellung, mit der sich alle
Aachener Bürgerinnen und Bürger unabhängig von ihrer
familiären Herkunft begegnen können. Eine gemeinsame
Haltung fördert ein Gefühl von Zugehörigkeit und Kohärenz1, bei dem sich alle – Zugewanderte und „Alteingesessene“ gleichermaßen – angenommen fühlen können.
Im Gegensatz zu rassistischen und ausgrenzenden Verhaltensweisen bietet die Aachener Haltung die Basis für
ein friedliches Zusammenleben in der Stadtgesellschaft.
Die Aachener Haltung basiert auf der durch unser
Grundgesetz abgesicherten Grundlage, dass die Würde
des Menschen unantastbar ist. In Anerkennung der Realität, dass Zuwanderung in Aachen Teil der historischen
und zukünftigen Entwicklung ist, ergeben sich zwei
weitere wichtige Grundsätze:
Die Menschen in Aachen verbindet ein gemeinsamer
Wohnort. So beinhaltet eine Kernaussage der Haltung
einen Grundsatz des Zusammenlebens der Menschen mit
und ohne Migrationshintergrund: „Aachen – das sind
wir! Wir sind die Menschen, die schon lange hier sind,
und die, die kommen und bleiben, und auch die, die nur
eine gewisse Lebenszeit hier verbringen. Wir alle, die in
dieser Stadt leben.“
Die Menschen in Aachen vereint zudem der Wunsch nach
einem friedlichen Leben. Insbesondere die Terroranschläge der letzten Jahre heben noch einmal die Bedeutung
eines Zusammenlebens in Frieden hervor und unterstreichen, dass dies eine Grundvoraussetzung für ein gutes
Leben in unserer Stadt ist.2
Die Aachener Haltung ist eine Vision, auf die sich die
Bürgerinnen und Bürger in einem gemeinsamen Prozess
zubewegen können. Darüber hinaus erfüllt die Aachener
Haltung noch eine weitere Funktion, sie bietet eine Diskussionsgrundlage und regt zur kritischen Beschäftigung
an. Damit ist ein wichtiger Schritt vollzogen. Eine Auseinandersetzung mit diesem Thema trägt dazu bei, die
Haltung in die Herzen der Aachener Bürger zu bringen.
Aachen – das sind wir alle! Wir sind die Menschen, die
schon lange hier sind, und die, die kommen und bleiben,
1 Vgl. A. Antonovsky, Salutogenese, Zur Entmystifizierung der Gesundheit, erweiterte deutsche Ausgabe von A. Franke, Tübingen 1996.
2 Oberbürgermeister Marcel Philipp unterstreicht in einer Reaktion auf die Anschläge in Paris Im Dezember 2016, dass derartige Anschläge noch
einmal die Bedeutung eines friedlichen Zusammenlebens von Menschen unterschiedlicher Kulturen und Religionen unterstreichen.
Vgl. http://www.aachen.de/DE/archiv/archiv_stadt_buerger/archiv_politik_verwaltung/archiv_pressemitteilungen/parisanschlaege.html
9
und auch die, die nur eine gewisse Lebenszeit hier
verbringen. Wir alle, die in dieser Stadt leben, gleich wo
sie geboren sind.
Unsere Haltung basiert auf den Grundwerten unserer
Verfassung. Wir gehen respektvoll und wertschät
zend miteinander um. Wir wissen dass insbeson
dere das Zusammenwachsen einer Gesellschaft in
Vielfalt mit Spannungen und Missverständnissen auf
verschiedenen Ebenen einhergeht. Wir sind jedoch
bereit, uns diesen zu stellen.
Migration in Aachen
Aachen ist eine weltoffene Stadt. Seit Jahrhunderten
gehören das Ankommen, Einleben und heimisch werden
zugewanderter Menschen zum Alltag in dieser Stadt.
Heute hat jeder dritte Mensch in Aachen eine Migrationsgeschichte. Die Menschen wanderten aus den
unterschiedlichsten Herkunftsgebieten als Geflüchtete,
Vertriebene oder Arbeitskräfte, als Einzelwanderer oder
gemeinsam mit ihren Familien, zeitweise oder dauerhaft
nach Aachen. Im Lebensalltag der Stadt wird deutlich,
dass die Zuwanderung in vielen Bereichen des täglichen
Lebens funktioniert.
Aachen ist eine Stadt der Wissenschaft, der For
schung, Innovation Innovation und Kultur. Hier den
ken wir frei. Wir blicken zuversichtlich und ideenreich
Die Gruppe der Personen mit Migrationshintergrund3
in die Zukunft.
ist deshalb keine homogene Gruppe, obwohl sie in der
Statistik überwiegend als eine Einheit, als so genannte
Aachen ist eine soziale Stadt, wir helfen einander
„Migrantengruppe“, dargestellt wird. Verschiedene
hauptamtlich und bürgerschaftlich engagiert. Wir
Herkunftskontexte, Biographien, Aufenthaltsdauern
begegnen uns gleichberechtigt dort wo wir leben.
in Deutschland, Aufenthaltsstatus und Einkommens
situationen liegen hier zugrunde. Deshalb ist es falsch,
Wir wollen, dass sich Menschen aller Generationen
von „den Migranten“ zu sprechen. Nach dem Zweiten
und Lebensformen in unserer Stadt wohl fühlen.
Weltkrieg wurde Integration vor allem auf die Menschen
Wir nehmen Unterschiede und Gegensätze wahr
bezogen, die als Vertriebene aus dem östlichen Europa
und ergreifen Chancen aufeinander zu zugehen. So
und später v.a. als Gastarbeiterinnen und Gastarbeiter4
entwickeln wir uns.
im Zuge des Wiederaufbaus nach Deutschland kamen.
Die Zuwanderung aus dem EU-Raum mit NiederlasWir leben im Dreiländereck. Zu unseren Nachbarn
sungsfreiheit und Recht auf Arbeitsaufnahme ergibt
pflegen wir ein gutes Verhältnis. Die Beziehungen
andere Rahmenbedingungen für die Integration als
sind vielfältig, kooperativ, europäisch. Aachen ist
beispielsweise die heute aktuelle Fluchtmigration oder
heute international geprägt.
die Aussiedlermigration aus den 1970er, 1980er und
1990er Jahren5.
Aachen ist eine Stadt mit vielfältigen kulturellen und
sportlichen Angeboten. Wir fördern die Teilhabe, um
Mit der zunehmenden Mobilität innerhalb der Europä
gemeinsames Erleben und persönliche Beziehungen
ischen Union traten zudem neue Migrationsformen hinzu.
zu ermöglichen.
Dazu gehören hochqualifizierte Bildungs- und ArbeitsAachen steht zusammen gegen feindselige, rassis
migrantinnen und -migranten, die lange wenig beachtet
tische, gewalttätige und extremistisch motivierte
wurden. Allgemein wurde angenommen, dass sich diese
Ansichten, Äußerungen und Handlungen. Mit der
transnationalen und hochmobilen Migrantinnen und
Aachener Haltung verpflichten wir uns, Demokratie
Migranten durch ihre Migrationserfahrung und über ihr
und Weltoffenheit zu leben.
kulturelles sowie monetäres Kapital ohne SchwierigWir leben den Dialog der Kulturen und der Religionen. keiten an verschiedensten Arbeitsorten zurechtfinden
würden. Allerdings weisen Studien der letzten Jahre auf
Wir setzen auf Engagement, Verständigung und
die Heterogenität dieser Gruppe u.a. hinsichtlich der
Zugehörigkeit.
beruflichen Situation wie auch der Migrationsverläufe
hin6. Entsprechend gewinnen Fragen ihrer Integration in
Aachen – das sind wir alle!
die jeweilige Ankunftsgesellschaft an Bedeutung.
3 „Eine Person hat dann einen Migrationshintergrund, wenn sie selbst oder mindestens ein Elternteil nicht mit deutscher Staatsangehörigkeit
geboren ist.“ Die Definition umfasst im Einzelnen folgende Personen:
1. zugewanderte und nicht zugewanderte Ausländerinnen und Ausländer;
2. zugewanderte und nicht zugewanderte Eingebürgerte;
3. (Spät-)Aussiedlerinnen und Aussiedler;
4. mit deutscher Staatsangehörigkeit geborene Nachkommen der drei zuvor genannten Gruppen.
Quelle: Statistisches Bundesamt: Fachserie 1, Reihe 2.2 Bevölkerung und Erwerbstätigkeit, Bevölkerung mit Migrationshintergrund, Ergebnisse
des Mikrozensus, Wiesbaden 2017.
Abweichend hiervon werden im Zensus 2011 als Personen mit Migrationshintergrund alle zugewanderten und nicht zugewanderten Ausländer/-innen sowie alle nach 1955 auf das heutige Gebiet der Bundesrepublik Deutschland zugewanderten Deutschen und alle Deutschen mit
zumindest einem nach 1955 auf das heutige Gebiet der Bundesrepublik Deutschland zugewanderten Elternteil definiert.
Quelle: Statistisches Bundesamt: Zensus 2011: Ausgewählte Ergebnisse, Wiesbaden 2013, S. 26.
4 Die Bundesrepublik schloss mit verschiedenen Ländern Anwerbeverträge ab: 1955: Italien, 1960: Spanien und Griechenland, 1961: Türkei, 1963:
Marokko, 1964 Portugal, 1965: Tunesien, 1967: Jugoslawien. Vgl. http://www.bpb.de/politik/grundfragen/deutsche-verhaeltnisse-eine-sozialkunde/138012/geschichte-der-zuwanderung-nach-deutschland-nach-1950?p=all, 23.11.2017.
5 Schmid, J. (2001): Bevölkerungsentwicklung und Migration in Deutschland. In: Aus Politik und Zeitgeschichte Bd. 43, S. 20 – 30.
6 Nipper, J., Temme, D. & G. Thieme: Linguistic and Neighbourhood Integration among Highly-skilled Migrants. A Quantitative Analysis Using the
Example of Foreign University Staff Members in Aachen, Bonn and Cologne. In: Comparative population studies, Bd.: 39 H.: 4 S. 727 – 766.
10
Für Aachen ist diese Gruppe sehr wichtig. Die ausgeprägte Universitätslandschaft mit ausländischen Professorinnen und Professoren, wissenschaftlichen Mitarbeitern Studierenden und multinationale Unternehmen
ziehen hochqualifizierte Bildungs- und Arbeitsmigrantinnen und -migranten an. Mittlerweile wird der Bedeutung
dieser Gruppe stärker Rechnung getragen. Das Ausländeramt der StädteRegion Aachen richtete beispielsweise
eine Dependance im Verwaltungsgebäude der RWTH ein.
Lange wurde internationale Migration als eine dauerhafte Verlagerung des Wohnsitzes in das Aufnahmeland
verstanden. Die allgemeinen Trends der Globalisierung mit einer zunehmenden Verflechtung entfernter
Regionen, die Kurzfristigkeit von Beschäftigungen und
verbesserte Mobilitätsmöglichkeiten (v.a. innerhalb
der EU) haben in den letzten Jahrzehnten zu einer
wachsenden Mobilität von Arbeitskräften und sich in der
Bildungsphase befindlichen jungen Menschen geführt.
Die Wanderung in ein Land und das Niederlassen vor Ort
haben daher nicht unbedingt immer eine langfristige
Perspektive. Für einen kurzen Zeitraum in ein Land oder
eine Stadt zu ziehen, ist keine Seltenheit mehr. Dies gilt
im Fall von Aachen auch für die Gruppe der ausländischen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die für
ihre Karriere höchst mobil sein müssen. Ohnehin trifft
dies für ausländische Studierende zu7. Aber auch andere
Migrantengruppen können ihren Wohnort unter Umständen verlagern, wenn sich neue und bessere Perspektiven
in einer anderen Stadt ergeben. Durch moderne Informations- und Kommunikationstechnologien besteht ein
reger Informationsfluss, der Migrations- und Mobilitätsentscheidungen beeinflussen und anregen kann.
Seit Sommer 2015 steht die Stadt Aachen durch die
geflüchteten Menschen insbesondere aus den Bürgerkriegsregionen Syrien, Afghanistan, Irak und Eritrea
sowie weiteren Konfliktregionen vor neuen Herausforderungen. Am 02.03.2017 verabschiedete der Ausschuss
für Soziales, Integration und Demographie den Maßnahmenplan zum Integrationsplan für Geflüchtete.
Der Überblick über die verschiedenen Migrationsbewegungen nach 1945 verdeutlicht die Heterogenität der
Zuwanderung und der Bleibeperspektiven. Neben die
bislang dominierende Vorstellung einer langfristigen, allmählichen Integration von Migranten in die Gesellschaft
des Ziellandes stellen sich heute vermehrt Fragen einer
„Integration auf Zeit“. Das führt letztlich immer mehr zu
der Erkenntnis, dass Integration variabler, vielschichtiger
und schnelllebiger wird.
Es macht Sinn, zwischen einer strukturellen Integration, z.B. in den Bereichen Wohnen und Arbeiten und
einer sozialen Integration, in der es verstärkt um das
Ankommen in die Gesellschaft geht, zu unterscheiden.
Genauso differenziert wie die Gruppe der „Migrantinnen
und Migranten“ ist, so differenziert sind auch Integrationsherausforderungen einzelner Gruppen zu betrachten.
Aus unterschiedlichen Migrationskontexten ergeben
sich entsprechend spezifische Integrationskontexte.
Migration deckt somit ein breites Spektrum verschiedenster Wanderungen mit unterschiedlichen Ursachen
ab. Von „der Migrantin“ oder „dem Migranten“ zu
sprechen reicht daher nicht aus, um die Komplexität an
unterschiedlichen Motiven, Biographien und letztlich
Integrationsbedarfen abzudecken.
Veränderte gesetzliche und gesellschafts
politische Grundlagen
Am 08.02.2012 beschloss der Landtag mit breitem
Konsens das Gesetz zur Förderung der gesellschaftlichen Teilhabe und Integration in Nordrhein-Westfalen
(Teilhabe- und Integrationsgesetz).8 Damit reagierte die
Landesregierung auf den grundlegenden gesellschaftlichen Perspektivwechsel. Der Blick richtet sich nun
vor allem auf die Potenziale, die die zugewanderten
Menschen mitbringen: Migranten sind aktive Gestalter
ihres Lebensweges, wagemutige und mobile Menschen,
die eine Gesellschaft bereichern können. „Integration ist
ein Prozess der Annäherung, gegenseitiger Auseinandersetzung, Kommunikation und Übernahme gemeinschaftlicher Verantwortung zwischen Zugewanderten
und heimischer Bevölkerung.9 Dies impliziert, dass beide
– die Aachener Stadtgesellschaft und die Zugewanderten – sich in einem längeren Prozess aufeinander
zubewegen.
Ein zentraler Kern des neuen Gesetzes formuliert die
Anforderung, dass Integration in allen gesellschaftlichen
Bereichen als Querschnittsaufgabe verankert und bei
Entscheidungsprozessen entsprechend berücksichtigt
werden muss.
Die Verantwortlichkeit für eine gelingende Integration
liegt bei allen Beteiligten. Sowohl die Zuwanderinnen
und Zuwanderer als auch die Einheimischen sind gleichermaßen an dem gelingenden Prozess beteiligt. Alle
gestalten miteinander das Zusammenleben in Aachen.
Diesem neuen Ansatz liegt die Vorstellung von Inklusion10 zugrunde, die eine gleichberechtigte Teilhabechance
für alle Einwohnerinnen und Einwohner anstrebt.11
7 Föbker, S., Imani, D., Nipper, J., Otto, M. & C. Pfaffenbach (2016): Translocal Life and Integration of Highly-skilled Migrants in Germany. In:
Erdkunde Bd. 70, H. 2, S. 109 – 124.
8 Vgl. Anhang.
9 Vgl. Integration von Zugewanderten, Veränderte Herausforderungen für die Kommunen, Deutscher Städtetag, Entwurf vom 31. März 2016,
Vorbemerkung, S. 5.
10 Im aktuellen wissenschaftlichen Diskurs ersetzt der Begriff Inklusion allmählich den noch vielfach gebräuchlichen Begriff Integration. Im
allgemeinen Sprachgebrauch wird Inklusion häufig noch mit der Einbeziehung von Menschen mit Behinderung verwendet. Im weitesten Sinne
umschreibt Inklusion die Gleichwertigkeit eines Individuums, ohne dass dabei Normalität vorausgesetzt wird. Normal ist vielmehr die Vielfalt,
das Vorhandensein von Unterschieden. Im Integrationskonzept werden beide Begriffe gleichwertig nebeneinander verwendet.
11 Teilhabe und Teilhabechance bezeichnen die Möglichkeit, unabhängig von der eigenen Herkunft sowie den soziokulturellen Bedingungen die
eigenen Potenziale entfalten zu können. Damit einhergehend werden Diskriminierung und Barrieren in unterschiedlichen Handlungsfeldern, wie
zum Beispiel Bildung, Elternbildung, Arbeit, Wohnen, Mobilität, Sport, Gesundheit oder Kultur abgebaut.
11
Mit der Gründung des Kommunalen Integrationszentrums12 in Aachen im Jahr 2013 war auch die Notwendigkeit einer strategischen Neuausrichtung kommunaler
Integration verbunden.13 Die Arbeit der Integrationsbeauftragten und die des neu eingerichteten Kommunalen
Integrationszentrums wurden organisatorisch und
inhaltlich eng miteinander verzahnt. In der hierzu gegründeten Abteilung wurde auch die Nadelfabrik – das
Aachener Haus der Identität und Integration – angesiedelt.14 Die kommunalen Akteure arbeiten gemeinsam
mit den Integrationsagenturen15, den Verbänden der
freien Wohlfahrtspflege und dem Integrationsrat bei
der gesamtgesellschaftlichen Aufgabe der Integration
zusammen.
Ein Paradigmenwechsel ist auch in der Bundesgesetzgebung sichtbar, indem Geflüchtete nicht mehr generell
von integrativen Maßnahmen ausgeschlossen werden.
Erstmals wird in dem am 01.11.2015 bundesweit in Kraft
getretenen Gesetz zur Asylverfahrensbeschleunigung die
Integration von Flüchtenden mit hoher Bleibeperspektive
eingefordert. Sie erhalten von Beginn an Zugang zu Integrationsmaßnahmen wie beispielsweise Integrationskursen und zum Arbeitsmarkt. Bereits im Asylverfahren wird
ihr (Berufs-)Qualifikationsprofil erfasst.
Am 07.07.2016 verabschiedete der Bundestag darüber
hinaus ein Integrationsgesetz, das die Integrationsmöglichkeiten der Geflüchteten mit hoher Bleibeperspektive
Steuerungsgruppe
„Integration im Querschnitt“
2015
1.
Beteiligungsprozess
Aachener Haltung und vier Themenfelder
2015 / 2016
Interkulturelle
Öffnung
Anerkennungskultur
März –
Dezember
2017
Februar
2018
12
13
14
15
12
Gesellschaftliches
Engagement und
Teilhabe
Abschluss des 1. Beteiligungsprozesses
unter breiter Beteiligung
September
2016
März
2017
Zusammenleben im
Quartier
Gemeinsame Sitzung des Integrationsrates und des Ausschusses
für Soziales, Integration und Demographie
Fachgespräch
Handlungsfeld
1
…
Fachgespräch
Handlungsfeld
5
…
2.
Beteiligungsprozess
Fachgespräch
Handlungsfeld
9
Abschluss des 2. Beteiligungsprozesses:
Interfraktioneller Workshop
Vgl. dazu Kapitel 3 Bestandsaufnahme.
Ratsbeschluss vom 3. Juli 2013.
Siehe dazu www.aachen.de/nadelfabrik.
Das Land Nordrhein-Westfalen förderte die Integrationsagenturen in Aachen gemäß der Richtlinien des Ministeriums für Arbeit, Integration und
Soziales, (RdErl. D. MAIS – INT – 5.9400.2 v. 20.11.2012). Folgende Integrationsagenturen arbeiten in Aachen: Integrationsagentur-Servicestelle
für Antidiskriminierungsarbeit / Pädagogisches Zentrum e.V. Aachen; DRK Integrationsagentur Aachen Driescher Hof/Brander Feld; Integrationsagentur Caritas Aachen; Diakonie Integrationsagentur Werkstatt der Kulturen.
Abbildung 1:
Beteiligungsprozess
(Eigene Darstellung)
Abbildung 2:
Steuerungsgruppe
Steuerungsgruppe
Steuerungsgruppe
Integration
Integration im Querschnitt
im Querschnitt
Verwaltung Stadt Aachen
(Integrationsbeauftragte,
Integrationsbeauftragte,FachbeFachreichsleitung
Wohnen,
Soziales
und
bereichsleitung
Wohnen,
Soziales
Integration,
Leitung
Kommunales
und
Integration,
Leitung
Kommunales
Integrationszentrum, Geschäftsführung
der Steuerungsgruppe Kommunales
Integrationszentrum)
Integrationszentrum
Arbeitsplattform Migration
(Caritasverband
für die
die Region
Region Aachen
Aachen
Caritasverband für
Stadt und Aachen Land e.V.,
Diakonisches Werk
im Kirchenkreis Aachen e.V.,
Der Paritätische
Paritätische Städte
StädteRegion
region Aachen,
Der
Aachen,
Deutsches
Deutsches Rotes
Rotes Kreuz
Kreuz Aachen)
Aachen
noch einmal stärkt. Hier wird insbesondere die rechtliche
Lage der geflüchteten Menschen so verfestigt, dass sie
eine Ausbildung abschließen können und niedrigschwellig in den Arbeitsmarkt integriert werden können, indem
u.a. befristet die Vorrangprüfung ausgesetzt wird16.
Zwei aufeinander folgende Beteiligungsprozesse (Abbildung 1) ermöglichten es, dass relevante Dienststellen
der Stadt Aachen und der StädteRegion, Wohlfahrtsverbände, Bildungseinrichtungen, Beratungsstellen,
Jobcenter, Kammern, Migrantenorganisationen und
Vertreterinnen und Vertreter der politischen Parteien in
diversen Fachgesprächen das Thema Integration in der
Aachener Stadtgesellschaft intensiv bearbeiteten. Zahlreiche Anregungen, Ideen und konkrete Maßnahmenvorschläge fanden Eingang in das vorliegende Konzept.
Den ersten Beteiligungsprozess initiierte und moderierte
die „Steuerungsgruppe Integration im Querschnitt“ (Abbildung 2). Sie wurde auf Initiative der Arbeitsplattform
Migration17 und des Kommunalen Integrationszentrums
der Stadt Aachen gegründet. Ihr gehören jeweils vier
Vertreterinnen und Vertreter der Verwaltung und der
Arbeitsplattform Migration und drei Vertreterinnen und
Vertreter der Migrantenorganisationen und der Vorsitz
des Integrationsrates an.
Die Steuerungsgruppe lud für den ersten partizipativen
Prozess Akteure aus der gesamten Stadtgesellschaft ein,
die eine theoretische Herangehensweise wählten und
Integration als Querschnittsaufgabe verorteten.
Die Steuerungsgruppe entschied sich für vier Themen
felder:
3 Vertreter
Migrantenorganisationen
+
Vorsitz Integrationsrat
Stadt Aachen
•• Interkulturelle Öffnung
•• Anerkennungskultur
•• Zusammenleben im Quartier
•• Gesellschaftliches Engagement und Teilhabe.
Die Aachener Haltung, die vier Themenfelder und die
Möglichkeiten einer Steuerung der Integration im Querschnitt wurden intensiv diskutiert, immer wieder modifiziert und letztlich auf einer gemeinsamen Abschlussveranstaltung im September 2016 präsentiert.
Für den zweiten Beteiligungsprozess wurden zunächst
neun maßgebliche kommunale Handlungsfelder identifiziert.
•• Arbeit / Weiterbildung
•• Sprache / Bildung
•• Wohnen / Sozialplanung
•• Sport
•• Gesundheit
•• Kultur
•• Religion
•• Sicherheit / Rassismus / Extremismus
•• Öffentlichkeitsarbeit / Presse
Gemeinsam mit den relevanten Dienststellen der
Verwaltung wurden insgesamt zehn Fachgespräche
organisiert und durchgeführt. Zunächst wurden in
zahlreichen Vorgesprächen die maßgeblichen Akteure
Handlungsfelder identifiziert, die Inhalte ausgelotet und
der Ablauf des Fachgesprächs gemeinsam besprochen.
Aufbauend auf den Ergebnissen des ersten Beteiligungsprozesses wurden konkrete Maßnahmen entwickelt. Das
Integrationskonzept richtet sich an die Fachleute der
Integrationsarbeit. Dagegen ist in der Umsetzung der
Maßnahmen die Ausführung auch in leichter Sprache zu
berücksichtigen.
16 Die Entscheidung obliegt den einzelnen Bundesländern. Sie bestimmen, in welchen Arbeitsagenturbezirken die Regelung zum Tragen kommt.
17 In der StädteRegion Aachen arbeiten fünf Integrationsagenturen: der Regionale Caritasverband Aachen, der Paritätische – StädteRegion Aachen, das Diakonische Werk im Kirchenkreis Aachen e.V., das Deutsche Rote Kreuz in der StädteRegion Aachen und das Pädagogische Zentrum
e.V. Sie haben sich zu einer Arbeitsplattform Migration zusammengeschlossen. Die „Arbeitsplattform Migration der Wohlfahrtsverbände in
der StädteRegion Aachen“ ist ein freiwilliger Zusammenschluss der Wohlfahrtsverbände, die durch den Bund und / oder durch das Land NRW
geförderte Angebote in der Integrationsarbeit durchführen. Sie stellt den Ausgangspunkt einer koordinierten Zusammenarbeit der beteiligten
Verbände dar. Ziel dieser Kooperation ist eine konkrete und nachhaltige Verbesserung der Lebenssituation ratsuchender Menschen. Die beteiligten Träger benennen aktiv spezifische Aspekte der Integrationsarbeit und kommunizieren diese auf politischer und verbandlicher Ebene.
2
13
Statistiken zur Zuwanderung nach
Aachen Einwohner und Studierende Integrationsstrukturen in der Stadt Aachen
Vielfältigkeit der Integrationsarbeit
2. Bestandsaufnahme
2.1 Statistiken zur
Zuwanderung nach Aachen
•• Eingebürgerte und
•• Personen mit familiärem Migrationshintergrund,
d.h. mindestens ein Elternteil hat eine Migrations
geschichte.
Einwohner Aachens
Die Gesamtbevölkerung der Stadt Aachen ist seit dem
Jahr 2010 kontinuierlich gestiegen. Ebenso stieg der Anteil der Menschen mit Migrationshintergrund von 32,2%
auf 36,5%. (Abbildung 3 und 4) Unter dieser Gruppe
sind folgende Personenkreise zusammengefasst:
•• Ausländer (ausländischer Pass),
•• Deutsche im Ausland geboren,
Der prozentuale Anteil der Menschen mit Migrationshintergrund ist von 2010 bis 2016 um 4,1 Prozentpunkte
gewachsen. Die Erfassung der familiären Herkunftsländer ist an dieser Stelle allerdings nicht möglich. Die über
den Mikrozensus gewonnenen Zahlen zum Migrationshintergrund geben keine Auskunft dazu.
300.000
250.000
245.396
247.108
248.396
250.010
251.758
254.195
255.017
200.000
Abbildung 3:
Überblick über das
Wachstum der Gesamtbevölkerung und der
Anteil der Menschen mit
Migrationshintergrund
in Aachen
Quelle: Stadt Aachen,
Fachbereich 02/3, Statistik und Stadtforschung
150.000
100.000
50.000
0
78.864
(32,1 %)
80.154
(32,4 %)
81.693
(32,9 %)
83.792
(33,5 %)
86.731
(34,5 %)
2010
2011
2012
2013
2014
90.979
(35,8 %)
93.105
(36,5 %)
Bevölkerung
2015
2016
Migrantenanteil
Abbildung 4:
Prozentualer Anteil
der Menschen mit
Migrationshintergrund
an der Gesamtbevölkerung Aachens
100 %
90 %
80 %
70 %
60 %
Quelle: Stadt Aachen,
Fachbereich 02/3,
Statistik und Stadtforschung
50 %
40 %
30 %
20 %
10 %
0%
78.864
2010
80.154
2011
81.693
2012
83.792
2013
86.731
2014
90.979
2015
93.105
2016
Gesamtbevölkerung
Menschen mit
Migrationshintergrund
Word-Datei
15
Eine Annäherung an diese Fragestellung gelingt nur über
die Betrachtung der Menschen mit nichtdeutschem Pass.
Insgesamt sind etwa 160 Nationen in Aachen vertreten.
In der Abbildung 5 finden sich die Nationen, die in dem
jeweiligen Jahr die zehn größten Gruppen bilden.
Diese variierten in den letzten elf Jahren. Anhand der
jährlich unterschiedlichen so genannten „Top Ten“ kann
die in Wellen verlaufende Zuwanderungsgeschichte der
letzten Jahrzehnte und die damit verbundene Heterogenität der Motive der zugewanderten Menschen
dargestellt werden.
Etwa gleichbleibend hoch sind der Anteil an Niederländern und Belgiern. Dies zeugt von der Lage Aachens im
Dreiländereck und zeigt die enge Verbindung Aachens
mit den beiden Nachbarländern. Der ebenso gleichbleibend hohe Anteil an türkischen Mitmenschen nimmt
Bezug auf die Arbeitsmigration der fünfziger und sechziger Jahre. Die Menschen aus Bosnien-Herzegowina,
Kroatien und Serbien kamen in den neunziger Jahren
im Zuge der Bürgerkriege im Balkan. Die im Jahr 2012
erstmals auftauchende Gruppe der Spanier verweist auf
die Migration im Zuge der europäischen Wirtschaftskrise 2009. China wiederum ist ein Schwerpunktland der
Internationalisierungsstrategie der RWTH18, deshalb ist
der Anteil der chinesischen Menschen gleichbleibend
hoch. 2015 taucht erstmals Syrien als Herkunftsland auf,
in diesem Jahr begann die Zuwanderung aufgrund des
syrischen Bürgerkriegs.
ausgewählte
Nationen
Ausländer
gesamt
30.000
42.807
25.000
20.000
15.000
10.000
5.000
0
35.706
RUS
ITA
KRO
BIH
CHN
PL
SRB
GR
NL
35.475
RUS
ITA
KRO
BIH
CHN
PL
SRB
GR
NL
34.926
ESP
RUS
ITA
KRO
BIH
CHN
PL
GR
NL
33.326
BEL
RUS
ITA
KRO
BIH
CHN
PL
GR
NL
33.603
BEL
RUS
ITA
KRO
BIH
CHN
PL
GR
NL
34.440
35.371
36.732
BEL
RUS
ITA
KRO
BIH
CHN
BEL
ESP
RUS
ITA
BIH
CHN
RUM
ESP
RUS
ITA
BIH
CHN
GR
GR
GR
PL
NL
PL
NL
PL
NL
44.379
39.311
IND
RUM
ESP
RUS
ITA
CHN
PL
GR
NL
50.000
45.000
40.000
SYR
IND
RUM
ESP
ITA
CHN
PL
GR
NL
SYR
IND
RUM
ESP
ITA
CHN
PL
GR
NL
TR
TR
TR
TR
TR
TR
TR
TR
TR
TR
TR
2006
2007
2008
2009
2010
2011
2012
2013
2014
2015
2016
35.000
30.000
25.000
20.000
15.000
10.000
5.000
0
18 http://www.rwth-aachen.de/cms/root/Die-RWTH/Profil/Internationalisierung/Partnerhochschulen-und-internationale-Ne/~dwrq/Strategische-Partnerschaft-zwischen-der/ (12.12.2017)
16
Abbildung 5:
Hauptherkunftsländer
der Zugewanderten;
gesamt, sowie ausgewählte Nationalitäten
(jeweils die „Top-Ten"
des Jahres)
Quelle: Stadt Aachen,
Fachbereich 02/3,
Statistik und Stadtforschung
BEL: Belgien
BIH: Bosnien-Herzegowina
CHN: China
ITA: Italien
ESP: Spanien
GR: Griechenland
KRO: Kroatien
NL: Niederlande
PL: Polen
RUS: Russland
SRB: Serbien
TR: Türkei
Damit wird deutlich, dass die Personen mit Migrationshintergrund keine homogene Gruppe sind. Die
Ausgangslagen und die Motivation der zugewanderten
Menschen sind sehr heterogen und damit ist es erforderlich, die Unterstützungsangebote für eine gute und
gelungene Integration entsprechend anzupassen.
Studierende
Eine Besonderheit Aachens sind die beiden international ausgerichteten Hochschulen. Sowohl die Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule als auch die
Fachhochschule Aachen verfolgen eine Internationalisierungsstrategie und ziehen bewusst ausländische
Studierende an ihre Hochschulen. Wie Abbildungen
6 und 8 verdeutlichen, ist die Anzahl der ausländischen Studierenden in den letzten Jahren an der RWTH
Aachen und der FH Aachen kontinuierlich gestiegen.
Die besondere Bedeutung des asiatischen/australischen
Raumes (Schwerpunkt ist Asien) wird dabei besonders
deutlich (Abbildung 7). Aachen ist hier als hochwertiger
Bildungsstandort sehr gut bekannt. Dies führt zu einer
bildungsorientierten Zuwanderung nach Aachen, wobei
der Aufenthalt dieser Bildungsmigranten zumeist zeitlich
begrenzt ist. 19
RWTH Aachen
Abbildung 6:
Gesamtzahl der Studierenden und Anteil der
internationalen Studierenden ¹⁹
40.000
30.000
Quelle: RWTH Aachen
20.000
27.589
29.183
30.066
29.997
29.595
10.000
0
100 %
90 %
5.164
5.596
6.116
6.862
7.461
2012
2013
2014
2015
2016
351
381
467
548
526
303
324
338
388
426
80 %
70 %
60 %
Studierende Gesamt
International
Abbildung 7:
Herkunft der
Studierenden
Quelle: RWTH Aachen
2.199
2.424
2.655
2.962
3.310
531
567
628
676
738
50 %
40 %
30 %
20 %
10 %
0%
Amerika
Afrika
1.780
1.900
2.028
2.288
2.461
Asien und Australien
übriges Europa
2012
2013
2014
2015
2016
EU
19 Vgl. http://www.rwth-aachen.de/cms/root/Die-RWTH/Profil/~enw/Daten-Fakten/.
17
Fachhochschule Aachen
Abbildung 8:
Gesamtzahl der
Studierenden und
Anteil der internationalen Studierenden
15.000
10.000
5.000
0
18
10.286
10.558
11.023
11.383
8.991
9.839
2.070
2.168
2.356
2.459
2.624
2.676
2012
2013
2014
2015
2016
2017
Zeitpunkt
Anzahl
31.12.2014
875
31.03.2015
953
30.06.2015
1.010
30.09.2015
1.112
31.12.2015
2.556
31.03.2016
2.752
30.06.2016
2.492
31.12.2016
2.333
31.03.2017
2.196
30.06.2017
2.033
30.09.2017
1.949
31.12.2017
1.838
Quelle:
Auskunft FH Aachen
Studierende Gesamt
International
Abbildung 9:
Überblick über den in
den Jahren 2014 bis 2016
in städtischen Einrichtungen untergebrachte
geflüchtete Menschen
Quelle: Stadt Aachen,
Fachbereich Wohnen,
Soziales und Integration
2.2 Integrationsstrukturen
in der Stadt Aachen
Die institutionelle Landschaft der Integrationsarbeit in der Stadt Aachen ist breit und vielfältig
aufgestellt. Darüber hinaus hat sie sich in den
vergangen Jahren seit dem 1. Aachener Integra
tionskonzept stark weiterentwickelt. Dieser
dynamische Prozess hält an. Aufgrund der gesellschaftlichen Entwicklungen sind auch die Träger
und Angebote im Bereich Integration in einem
ständigen Veränderungsprozess. Die im Folgenden
genannten Programme und Projekte stehen daher
nur beispielhaft für die Vielfältigkeit der Integrationsarbeit in der Stadt Aachen.
Es gibt verschiedene Träger und Einrichtungen, die
sich mit den diversen Themen der Zugewanderten
beschäftigen.
Integrationsagenturen
Im Jahr 2007 wurden in Nordrhein-Westfalen
Integrationsagenturen eingerichtet, um die
gesellschaftliche Teilhabe von Menschen mit
und ohne Zuwanderungsgeschichte zu verbessern. Die Integrationsagenturen setzen dabei
lebens- und sozialräumlich an den Bedarfen der
Menschen an, organisieren und unterstützen
bürgerschaftliches Engagement u.a. in Vereinen
und Migrantenorganisationen, sensibilisieren für
interkulturelle Öffnung von Einrichtungen und das
Thema Antidiskriminierung und sind in der (über-)
regionalen Netzwerkarbeit tätig. Die Agenturen
sind in Trägerschaft der Verbände der freien Wohlfahrtspflege, werden durch das Ministerium für
Arbeit, Integration und Soziales in NRW gefördert
und sichern die systematische Integrationsarbeit
zwischen Kommunen, freien Trägern und Land.20
Um die Vielfältigkeit der Arbeit zu verdeutlichen
sei hier beispielhaft auf ein paar Angebote hingewiesen, die die Aachener Integrationsagenturen
durchführen:
•• Café International der Caritas: Im Rehmviertel ist das Café International ein bedeutender
interkultureller Treffpunkt sowie Bildungs- und
Begegnungsort für Menschen mit und ohne
Migrationshintergrund in Aachen. Zu den
Angeboten zählen niedrigschwellige Frauenvorkurse, Frauengesprächskreise, ein Frauencafé
und Interkulturelle Stadtteilmütter, aber auch
Schülernachhilfe, ein Formularhilfe-Angebot,
Begleitung und Vermittlung in Praktika, Ausbildung und Arbeit und vieles mehr.21
•• „Ich und meine neue Heimat“ des Deutschen
Roten Kreuzes: Das Integrationsprojekt richtet
sich an ältere Migrantinnen und Migranten,
Frauen und Männer, die aufgrund unzureichender Integrationschancen isoliert und oft vereinsamt leben. Durch ihre sprachliche und kulturelle Barriere hat diese Zielgruppe eingeschränkte
Möglichkeiten der Teilhabe am (Kultur)leben.
Über das Projekt werden Angebote wie regelmäßige Gruppentreffen, Gesprächskreise,
Sprachtraining, Besichtigungen und Ausflüge
organisiert, um eine intensivere Teilnahme der
älteren Migrantinnen und Migranten am Leben
ihres Stadtteils zu unterstützen.22
•• Stadtteilkonferenz Aachen Ost, Werkstatt
der Kulturen: Als Mitglied im Sprecherteam der
Stadtteilkonferenz organisiert die Integrationsagentur in enger Kooperation mit dem Quartiersmanagement ca. fünf Sitzungen im Jahr,
an denen im Durchschnitt 45 Vertreterinnen
und Vertreter verschiedenster Einrichtungen,
Vereinen und Institutionen aus Aachen-Ost und
Rothe Erde vertreten sind.23
•• SprIntPool des Pädagogischen Zentrums:
SprInt steht für Sprach- und Integrationsmittler. Die SprInt-Kräfte sind mehrsprachig und in
interkultureller Kommunikation geschult und
unterstützen in Gesprächen und bei Beratungen
zwischen Fachpersonal und nicht-deutschsprachigen Klienten im Gesundheits-, Bildungs- und
Sozialwesen. Der Sprint-Pool wird von der Integrationsagentur unterstützt und begleitet. Die
Stadt Aachen fördert den SprInt-Pool.24
20
21
22
23
Vgl. http://www.lum.nrw.de/Foerderprogramme/Integrationsagenturen/index.php (Stand: 15.08.2017).
Vgl. http://www.caritas-aachen.de/gemeinde/cafe-international.html (Stand: 15.08.2017).
Vgl. https://www.drk.ac/angebote/migration-und-suchdienst/ich-und-meine-neue-heimat.html (Stand: 15.08.2017).
Vgl. http://www.diakonie-aachen.de/fileadmin/user_upload/redaktion/diakonie/Jahresberichte/2016/JB_WdK_2016_web.pdf,
(Stand: 15.08.2017).
24 Vgl. http://www.sprintaachen.de/ (Stand: 15.08.2017).
19
Migrationsberatung für erwachsene Zuwanderer
(MBE) / Jugendmigrationsdienst (JMD):
Die Migrationsberatung ist ein zeitlich befristetes,
bedarfsorientiertes und individuelles Erstberatungsangebot für erwachsene Migranten. Sie unterstützt
Zuwanderer und deren Familien auf ihrem Weg der
sozialen Integration. Sie informiert, berät, begleitet und
vermittelt, damit Zuwanderinnen und Zuwanderer sich
besser in Deutschland zurechtfinden und selbstständig
in allen Lebenslagen handeln können. In Aachen gibt es
vier Migrationsberatungsstellen für Erwachsene.
Der Jugendmigrationsdienst hilft und berät bei der
Lösung der Probleme junger Zugewandeter im Alter von
12 bis 27 Jahren und unterstützt in schwierigen Lebenssituationen. Der JMD wird in der Stadt Aachen von der
Caritas übernommen.25
Zugelassene Integrationskursträger
In der Stadt Aachen gibt es aktuell (Stand Juli 2017) insgesamt neun durch das Bundesministerium für Migration
und Flüchtlinge (im Folgenden abgekürzt: BAMF) zugelassene Integrationskursträger. Jeder Integrationskurs
besteht aus einem Sprachkurs und einem Orientierungskurs. Im Sprachkurs werden wichtige Themen aus dem
Integrationsagentur
Migrationsberatung/
Jugendmigrationsdienst
alltäglichen Leben behandelt, zum Beispiel: Arbeit und
Beruf, Aus- und Weiterbildung, Betreuung und Erziehung
von Kindern, Einkaufen/Handel/Konsum, Freizeit und
soziale Kontakte, Gesundheit und Hygiene/menschlicher Körper, Medien/Mediennutzung und Wohnen. Der
Sprachkurs schließt mit dem „Deutschtest für Zuwanderer (DTZ)“ ab. Im Anschluss an den Sprachkurs besuchen
die Teilnehmenden den Orientierungskurs. Dieser hat
folgende Themen: deutsche Rechtsordnung, Geschichte
und Kultur, Rechte und Pflichten in Deutschland, Formen
des Zusammenlebens in der Gesellschaft, Werte, die in
Deutschland wichtig sind (z.B. Religionsfreiheit, Toleranz
und Gleichberechtigung von Frauen und Männern).
Der Orientierungskurs schließt mit dem Abschlusstest
„Leben in Deutschland“ ab.
Der allgemeine Integrationskurs dauert 700 Stunden, je
nach Ausrichtung des Kurses, der in Frage kommt, kann
die Gesamtdauer auch bis zu 1.000 Stunden betragen.
Personen mit guten Lernvoraussetzungen können auch
einen kürzeren Intensivkurs absolvieren.26
Einige Träger bieten auch Alphabetisierungskurse und
so genannte Zweitschriftlernerkurse an. Diese Kurse sind
für Zugewanderte, die gar nicht oder in einer anderen
Schrift als der lateinischen alphabetisiert sind.
Kooperationspartner
der Bildungserstberatung
Zugelassene
Integrationskursträger
—
—
—
Akademischer Verein
zur Euregio e.V.
—
—
—
Berlitz Deutschland
GmbH
Caritas Aachen
—
—
—
—
DRK Aachen
Deutsche Angestellten Akademie
—
—
—
—
—
—
Kolping Bildungswerk
Pädagogisches Zentrum Aachen
FAW Aachen
—
—
—
Sprachenakademie Aachen
—
—
—
—
—
Volkshochschule Aachen
Tertia
Werkstatt der Kulturen, Diakonie
25 Vgl. http://www.caritas-aachen.de/gemeinde/jugendmigrationsdienst.html (Stand: 15.08.2017).
26 Vgl. http://www.bamf.de/DE/Willkommen/DeutschLernen/Integrationskurse/InhaltAblauf/inhaltablauf-node.html (Stand: 15.08.2017).
20
Abbildung 10:
Beratungsstellen
Quelle:
Eigene Darstellung
Weitere Beratungseinrichtungen, Netz
werke, Gremien und Anbieter
einer koordinierten Zusammenarbeit der beteiligten
Verbände dar. Ziel dieser Kooperation ist eine konkrete
und nachhaltige Verbesserung der Lebenssituation
ratsuchender Menschen. Die beteiligten Träger
benennen aktiv spezifische Aspekte der Integrationsarbeit und kommunizieren diese auf politischer und
verbandlicher Ebene.30
Es gibt zahlreiche weitere Beratungseinrichtungen (Abbildung 10) in der Stadt Aachen, die sich für die Belange
von zugewanderten Menschen einsetzen. Exemplarisch
seien hier das Café Zuflucht27 von Refugio e.V. benannt,
welches Geflüchtete u.a. in Fragen zum allgemeinen
Umgang mit Behörden und Institutionen, zum Arbeits•• Bündnis für Geflüchtete: Auf städtischer und städmarktzugang, zum Asylbewerberleistungsgesetz, zum
teregionaler Ebene vereint das Bündnis verschiedene
Asylverfahren, zum Aufenthaltsrecht und vielem anderen
Arbeitsgruppen und -kreise, die sich mit Geflüchteten
berät. Das Psychosoziale Zentrum für Geflüchtete28 beim
beschäftigen. Von Beginn an war es Ziel des BündnisPädagogischen Zentrum bietet Beratungen im Bereich
ses, ein Signal des Willkommens und Miteinanders für
von psychosozialen Fragen, Gesundheit und Trauma
geflüchtete Menschen zu schaffen. Außerdem wurde
sowie verschiedene Therapieformen.
die interkommunale Zusammenarbeit in verschiedenen
Bereichen, die Geflüchtete betreffen, in thematischen
Arbeitsgruppen zum Ehrenamt/Bürgerschaftliches EnNetzwerke und Gremien
gagement, zu Bildung/Sprache/Übergang Schule-Beruf
Auf städtischer und städteregionaler Ebene gibt es
und zu Gesundheit/Psychosozialer Notfallversorgung
verschiedene Netzwerke und Gremien, die sich mit der
und Traumaberatung gestärkt. Nach der anfänglich
Integration der Zugewanderten befassen. Drei Beispiele
wichtigen Nothilfe und der Schaffung einer Willkomsollen stellvertretend für die vielen Arbeitsgemeinschafmenskultur steht jetzt die Stärkung von Teilhabe und
ten benannt werden, die sich in regelmäßigen AbstänIntegration der geflüchteten Menschen im Fokus.31
den treffen:
•• Netzwerk Integration: Das Netzwerk hat sich bereits
2002 aus verschiedenen bestehenden Arbeitsgemeinschaften zusammengefunden. Ziel des Netzwerkes
ist der Zusammenschluss von Kommunen, Institutionen, Trägern und Verbänden in der StädteRegion
Aachen zur Förderung der Integration. Dazu gehören
der Informations- und Erfahrungsaustausch, die
Erstellung von Empfehlungen und Stellungsnahmen zu
politischen Entscheidungen und zu Förderanträgen für
Integrationsprojekte, eine Bündelung von Ressourcen und eine Stärkung der Kooperationsstrukturen.
Zur inhaltlich vertieften Arbeit gibt es verschiedene
AGs, zum Beispiel die AG Sprache, in der mehr als 20
Mitglieder der Sprachkursträger in der Region sowie
das BAMF, das Ausländeramt, das Jobcenter und
die Kommunalen Integrationszentren von Stadt und
StädteRegion vertreten sind.29
•• Arbeitsplattform Migration der Wohlfahrtsverbän
de in der StädteRegion Aachen: Die Arbeitsplattform ist ein freiwilliger Zusammenschluss der Wohlfahrtsverbände, die durch den Bund und/oder durch
das Land NRW geförderte Angebote in der Integrationsarbeit durchführen. Sie stellt den Ausgangspunkt
Integration bei anderen Einrichtungen
Viele weitere Regeleinrichtungen in der Stadt Aachen
fördern und bearbeiten die Themen Integration und
Migration in ihrem Angebotsspektrum. Dazu gehört zum
Beispiel der Stadtsportbund, der mit dem Schwerpunkt
„Integration durch Sport“ verschiedene Angebote
verknüpft, wie eine Qualifizierungen zum Übungsleiter C
mit interkulturellem Fokus, die Beteiligung an Aktivitäten wie dem Tag der Integration und dem Multikultifest,
der Förderung von sog. Stützpunktvereinen und vieles
mehr.32 Auch die Hochschulen sind exemplarisch zu
nennen, die in diesem Kontext mit International Offices
gut aufgestellt sind, um ausländische Studierende zu
beraten und über unterschiedliche Angebote in die
Aachener Stadtgesellschaft zu integrieren.
Eine zentrale Rolle spielen auch die Migrantenorganisationen und -vereine, die sich ehrenamtlich für Zugewanderte engagieren und über die unterschiedlichsten
Ebenen wie Kultur, Sport, Bildung etc. Angebote zur
Integration vorhalten. Ebenso sind Privatpersonen sowie
Nachbarschaftstreffs, Gemeinden, Vereine etc. bei dem
Spracherwerb für Geflüchtete engagiert, ohne dass sie
an eine offizielle Stelle gemeldet werden.
27 Vgl. http://www.cafe-zuflucht.de/cafe-zuflucht.html (Stand: 15.08.2017).
28 Vgl. http://www.paez-aachen.de/psz.html (Stand: 15.08.2017).
29 Vgl. https://www.staedteregion-aachen.de/de/navigation/aemter/kommunales-integrationszentrum-a-46/handlungsfelder/netzwerk-integration/ (Stand: 15.08.2017).
30 Vgl. http://www.staedteregion-aachen-paritaet.de/content/e1892/MIGRATIONSFLYERRhleVersion6final.pdf (Stand: 15.08.2017).
31 Vgl. https://www.unserac.de/fileadmin/unserac/media/downloads/broschuere_1015a.pdf (Stand: 15.08.2017).
32 Vgl. http://www.sportinaachen.de/aktivitaeten/integration-durch-sport/ (Stand: 15.08.2017).
21
Integration in der Stadtverwaltung Aachen
In der Stadtverwaltung Aachen sind diverse Fachbereiche mit dem Thema Integration beschäftigt.
Im Fachbereich Wohnen, Soziales und Integration
beschäftigen sich drei Abteilungen mit dem Thema:
FB 56/200 (Hilfen bei Einkommendefiziten), FB 56/500
(Übergangswohnheime) und FB 56/600 mit der Integrationsbeauftragten, dem Kommunalen Integrationszentrum
und der Nadelfabrik.
Das Kommunale Integrationszentrum umfasst ein breites
Angebot:
•• Informationen und Sensibilisierung zum Thema Integration über Medienarbeit
•• Ansprechpartner für Migranten und Migrantenorganisationen, Kontaktherstellung und -pflege
•• Vernetzung von Migrantenselbstorganisationen
Des Weiteren werden u.a. die Themen „Arbeitsmarktintegration von Geflüchteten“ und „Quartiersmanagement mit dem Schwerpunkt der Flüchtlingsintegration“
im Fachbereich Wohnen, Soziales und Integration
bearbeitet, um die Integration in den Arbeitsmarkt, aber
auch im Sozialraum zu stärken.
Im Fachbereich Kinder, Jugend und Schule gibt es ein
eigenes Sozialraumteam für die Unterbringung und
•• Beratung und Begleitung von (Bildungs-)Einrichtungen Versorgung von unbegleiteten minderjährigen Geflüchteten. Zudem sind in der Schulsozialarbeit Stellen für die
zur Interkulturellen Öffnung
Betreuung der zugewanderten Kindern und Jugendlichen
•• „Schule ohne Rassismus, Schule mit Courage“
geschaffen worden. Auch die Jugendberufshilfe hat
•• Veranstaltungen und Qualifizierungen für Fachkräfte
einen mit dem Projekt „Jugendsozialarbeit mit jungen
und Ehrenamtler
Flüchtlingen“ einen Fokus auf die Integration gelegt.
•• Seiteneinsteigerberatung für schulpflichtige Kinder
und Jugendliche
•• Bildungserstberatung für Erwachsene33 zu folgenden
Themen: Sprache, Berufsausbildung, Anerkennung
Online-Plattform
von ausländischen Abschlüssen, Einstieg in Arbeit
•• Verwaltung von Fördermitteln für Mietzuschüsse für
In Zusammenarbeit mit dem IT-Management der Stadt
Migrantenvereine
Aachen, dem IT-Dienstleister regio-IT sowie dem Daten•• Verwaltung von Fördermitteln für Projekte zur Integschutzbeauftragten der Stadt Aachen wird zurzeit unter
ration.
Koordination des KI eine Internetplattform entwickelt,
auf der alle relevanten Akteure der Integrationsarbeit
Die Integrationsbeauftragte hat folgende Aufgabenbesowie deren aktuelle Angebote veröffentlicht werden
reiche:
sollen, um die o.g. Vielfalt der Integrationsangebote
abzubilden, den Fachleuten und der Öffentlichkeit eine
•• Projektleitung zur Umsetzung des gesamtstädtischen
Orientierung bei den unterschiedlichen Angeboten zu
Integrationskonzeptes (Initiierung und Koordinierung
bieten und gezielter in passende Maßnahmen zu vermitin konzeptionellen, strategischen und inhaltlichen
teln. Außerdem findet eine enge Zusammenarbeit mit
Angelegenheiten)
dem International Office der RWTH Aachen und der Wirt•• Monitoring der Integration
schaftsförderung der Stadt Aachen statt, da in Aachen
•• Abstimmung von Maßnahmen und Angeboten im
an der Internationalen Hochschule viele Studierende und
Bereich Integration
Gastdozenten aus dem Ausland beschäftigt sind bzw.
•• Durchführung von Informations- und Fachveranstalstudieren. Es ist vorgesehen, für die Internetplattform
tungen
Angebote nach Oberbegriffen zu sortieren, um eine
•• Zentrale Koordinierung von Planungen und Durchfüh- zielgerichtete und systematische Suche zu ermöglichen.
rung integrationsfördernder Maßnahmen städtischer
Diese Oberbegriffe sollen in Deutsch, Englisch, FranzöFachämter und -bereiche
sisch, Polnisch, Türkisch, Arabisch, Russisch und Chine•• Festigung und Weiterentwicklung geschaffener
sisch angeboten werden. Die notwendigen Vorarbeiten
Kooperationsstrukturen der Agentur für Bildungserst- hierzu sind bereits abgeschlossen.
beratung und Schaffung von Rahmenbedingungen zur
Erweiterung der Beratungsangebote
Es ist geplant, die Angebote der relevanten Akteure der
•• Enge Kooperation mit dem Kommunalen IntegratiIntegrationsarbeit zu erheben und zu systematisieren. Es
onszentrum
wird mit bis zu 500 verschiedenen Einträgen gerechnet.
•• Initiierung und Schaffung von Kooperationen zwischen Die Internetplattform soll so entwickelt werden, dass
städtischen Einrichtungen und Fachbereichen der
die Anbieter ihre Angebote selbst eingeben und pflegen
RWTH und Fachhochschulen
können. Erst nach Freigabe durch die zuständige Stelle
•• Moderatorin des Arbeitskreises „Dialog der Religioim KI wird die Eingabe veröffentlicht. Eine Veröffentlinen“
chung der Plattform ist im Sommer 2018 geplant.
•• Berichtswesen in städtischen Ausschüssen zum Stand
der Integrationsarbeit
33 In Kooperation mit Migrationsberatungsstellen, Sprachkurzsträgern, Jobcenter und Ausländeramt
22
Zusammenfassung
Aachen gehört zu den Städten mit einem hohen Anteil
an Menschen mit Migrationshintergrund. Dies ist eine
große Herausforderung. Die beschriebenen Strukturen
der Beratung und Unterstützung zeigen, dass die Stadt
hier schon ein hohes Potential hat:
•• Eine große Anzahl unterschiedlichster Maßnahmen
und Projekte zur Integrationsförderung werden initiiert und umgesetzt,
•• Sowohl auf städtischer Ebene wie auch in der Städte
Region gibt es eine Vielzahl von Arbeitskreisen und
Netzwerken, die sich im weitesten Sinne mit dem
Thema „Integration“ beschäftigen.
Im Bereich der Integrationsförderung fehlt es von
daher nicht an Akteuren, Netzwerken und Aktivitäten.
Vielmehr bedarf es vor allem einer guten und zielorientierten Koordinierung dieser Akteure. Dies ist eine
Herausforderung, um
•• Integration als Querschnittsaufgabe in allen kommunalen Handlungsfeldern als Daueraufgabe zu
implementieren,
•• Transparenz herzustellen,
•• die vorhandenen Strukturen und Netzwerke so miteinander zu verknüpfen, dass die Aktivitäten in den
unterschiedlichen Handlungsfeldern gut aufeinander
abgestimmt sind und zielorientiert umgesetzt werden,
•• die vielfältigen lokalen Akteure aus Verwaltung,
Zivilgesellschaft, Wissenschaft, Wirtschaft und Politik
mit ihren divergierenden Rollen und Interessenlagen kontinuierlich in die umfangreich stattfindende
Integrationsförderung einzubinden, die vorhandenen
Kräfte zu bündeln und möglichst viele Synergieeffekte
zu ermöglichen,
•• alle Aachener Bürgerinnen und Bürger im Sinne der
Aachener Haltung34 zu beteiligen.
34 Vgl. Kapitel 1.
23
Interkulturelle Öffnung Kontakte und
Verbindungen Anerkennungskultur Ankommensstrukturen Zusammenleben im
Quartier Brückenbauer
3. Themenfelder
Die Umsetzung der Aachener Haltung in den Alltag der
Aachener Bürgerinnen und Bürger erfolgt – wie in der
Einleitung schon erläutert – durch vier Themenfelder.
3.1 Interkulturelle Öffnung
Interkulturelle Öffnung35 ist ein bewusst gestalteter
Lern-, Lehr und Veränderungsprozess in allen Bereichen
des gesellschaftlichen Lebens in Aachen. Institutionen
und Organisationen, die für den Alltag der Menschen
von besonderer Bedeutung sind, bauen ihre Zugangshindernisse ab und ermöglichen eine gleichberechtigte
Teilhabe von Menschen mit unterschiedlichen Lebenswelten, Prägungen und Biografien. Die Aachener Haltung wird in diesem Handlungsfeld so umgesetzt, dass
alle Menschen einen gleichberechtigten Zugang zum
gesellschaftlichen Miteinander haben.
Gleichermaßen geht es darum, Kontakte und Verbindungen aktiv herzustellen und zu stärken. Dies bezieht
sich auch auf grenzüberschreitende Kontakte und die
internationalen Partnerstädte.
Interkulturelle Öffnung ist in diesem Sinne eine dauerhafte Aufgabe für alle Aachener Bürger und ihre
gesellschaftlich relevanten Institutionen, Einrichtungen
und Organisationen. Im Sinne einer Selbstverpflichtung
sind die Verantwortlichen aus Politik, Verwaltung, Zivilgesellschaft und Wirtschaft eingeladen, sich an diesem
Prozess zu beteiligen.
Im Jahr 2008 unterzeichnete die Stadt die „Charta der
Vielfalt“36 und verpflichtete sich damit zur interkulturellen Öffnung. Seither verfolgt sie das Ziel, ein vorurteilsfreies Arbeitsumfeld zu schaffen, bei dem alle Mitarbeitende Wertschätzung erfahren – unabhängig von
Geschlecht, Nationalität, ethnischer Herkunft, Religion
oder Weltanschauung, geistiger und /oder körperlicher
Beeinträchtigung, Alter, sexueller Orientierung und
Identität.37 Interkulturelle Öffnung ist ein bewusst gestalteter Organisationsentwicklungsprozess, durch den
Zugangshindernisse systematisch abgebaut werden.
Die Stadtverwaltung Aachen übernimmt damit eine
Vorbildfunktion. Sie möchte in Kooperation mit den Inte-
grationsagenturen der Wohlfahrtsverbände und Institutionen wie Hochschulen, Fachhochschulen, Regionalem
Bildungsbüro, allgemeinbildenden Schulen, Vereinen
und Wirtschaftsunternehmen dazu beitragen, dass sich
die Teilhabechancen38 der Menschen in Aachen in den
Bereichen Bildung, Wirtschaft, Freizeit, Kultur und Politik
kontinuierlich verbessern. Dafür werden Strukturen
geschaffen, die eine interkulturelle Öffnung in den verschiedensten gesellschaftlichen Bereichen unterstützen.
Ein systematisches interkulturelles Personalmanagement
trägt dazu bei, interkulturelle Potenziale zu erkennen, zu
fördern und zu nutzen sowie die interkulturelle Kompetenz39 der Beschäftigten zu stärken.
Interkulturelle Öffnung ist insbesondere im Hinblick auf
die Einwanderer der zweiten und dritten Generation ein
wichtiges Thema. Ihre Teilhabe sollte sich in allen Bereichen – sei es Bildung, Arbeit, Freizeit, Kultur, Politik oder
gesellschaftliche Engagement – deutlich entsprechend
ihres Bevölkerungsanteils abbilden.
Zielsetzungen
Interkulturelle Öffnung allgemein
In Aachen führen unterschiedliche Organisationen,
Institutionen, Unternehmen und Verbände im Sinne der
„Charta der Vielfalt“ regelmäßig selbstverpflichtete
Aktivitäten zur Förderung der interkulturellen Öffnung
durch.
•• Die Integrationsagenturen der Wohlfahrtsverbände, das Kommunale Integrationszentrum der Stadt
Aachen und die Integrationsbeauftragte unterstützen
die Organisationen, Institutionen, Unternehmen und
Verbände bei Bedarf bei ihren Prozessen der interkulturellen Öffnung.
•• Die für die interkulturelle Öffnung verantwortlichen Personen aus Organisationen, Institutionen,
Unternehmen, Vereinen und Verbänden tauschen sich
regelmäßig zum Stand der Interkulturellen Öffnung
aus. Sie formulieren für sich regelmäßig Ziele zu ihrer
Fortschreibung. Experten unterstützen sie in diesem
Prozess. Die beteiligten Partnerinnen und Partner
implementieren die interkulturelle Öffnung als festen
Bestandteil ihrer Unternehmenskultur.
35 Interkulturelle Öffnung ist ein bewusst gestalteter Lern-, Lehr- und Veränderungsprozess in allen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens in
Aachen. Vgl. dazu Anhang.
36 Die Charta der Vielfalt ist eine Initiative unter Schirmherrschaft der Bundeskanzlerin, um Vielfalt in Unternehmen und Institutionen fördern.
Bisher haben bundesweit mehr als 2.250 Unternehmen und öffentliche Einrichtungen die Charta unterzeichnet. Eine Liste der Aachener Unterzeichnenden findet sich im Anhang.
37 Vgl. dazu die Definition der Kommunalen Gemeinschaftsstelle für Verwaltungsmanagement (KGSt), Interkulturelle Öffnung – In sieben Schritten
zur Interkulturellen Öffnung der Verwaltung, KGSt-Materialen Nr. 5/2008, S.8.
38 Teilhabechance beschreibt, dass allen eine gleiche Handlungsfähigkeit ermöglicht wird.
39 Interkulturelle Kompetenz umfasst die Fähigkeit, mit Individuen und Gruppen anderer Kulturen erfolgreich und angemessen zu interagieren, im
engeren Sinne die Fähigkeit zum beidseitig zufriedenstellenden Umgang mit Menschen unterschiedlicher kultureller Orientierung.
25
•• Die beteiligten Partnerinnen und Partner nutzen
interne und externe Veranstaltungen ihrer jeweiligen
Organisationseinheit, um die „Interkulturellen Sensibilisierung“ zu thematisieren.
•• Die Daueraufgabe der Interkulturellen Öffnung aller
Organisationen, Institutionen, Unternehmen, Vereine
und Verbände wird regelmäßig evaluiert und weiterentwickelt.
Interkulturelle Öffnung der Stadtverwaltung
Die Stadtverwaltung Aachen verfügt über ein Gesamtkonzept zur interkulturellen Öffnung einschließlich eines
interkulturellen Personalentwicklungskonzepts, in dem
strategische Ziele und Aufgabenbereiche für den Prozess
der interkulturellen Öffnung festgelegt sind. Sie übernimmt bei der Konkretisierung der Aachener Haltung im
Alltagsleben eine Vorbildfunktion.
•• Der Fachbereich Personal und Organisation legt eine
Bestandsanalyse zum Ist-Zustand der interkulturellen
Öffnung der Stadtverwaltung vor. Der Stand hinsichtlich der interkulturellen Öffnung der Stadtverwaltung
wird regelmäßig im Personalbericht mitgeteilt.40
•• Die Mehrsprachigkeit der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wird systematisch erhoben. Im Arbeitsalltag
und im Kundenkontakt werden Gelegenheiten gesucht
und als Standards entwickelt, diese Sprachkompetenzen einzusetzen.
•• Die Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträger sowie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus
den unterschiedlichen Fachbereichen sind für die
Ziele der interkulturellen Öffnung und den Abbau von
Zugangsbarrieren im eigenen Organisationsbereich
sensibilisiert.
•• Die Stadtverwaltung Aachen führt weiterhin geeignete
Angebote zur Förderung der interkulturellen Kompetenz ihrer Beschäftigten durch. Interkulturelle Öffnung
als Strategie der Personal- und Organisationsentwicklung richtet sich insbesondere an Führungskräfte.
Schärfung des Bewusstseins für interkulturelle
Öffnung
Das Kommunale Integrationszentrum und die Integrationsbeauftragte thematisieren regelmäßig, inwieweit die
Maßnahmen der interkulturellen Öffnung das Bewusstsein der Bevölkerung für ein gelingendes Zusammenleben in Vielfalt im Sinne der Aachener Haltung geschärft
haben.
•• Das Kommunale Integrationszentrum und die Integrationsagenturen der Verbände initiieren regelmäßige
Treffen zur Evaluation und Weiterentwicklung der Interkulturellen Öffnung der Stadtgesellschaft Aachens.
Sie fördern den Erfahrungsaustausch und Wissenstransfer über gelungene oder misslungene Prozesse
der interkulturellen Öffnung mit Organisationen,
Institutionen, Unternehmen, Vereinen und Verbänden.
•• In regelmäßigen Abständen wird auf der Grundlage
des Integrationskonzeptes ein Integrationsplan erstellt. Er informiert über den Stand der interkulturellen
Öffnung der Stadtgesellschaft Aachens.
•• Die Bevölkerung ist für die Chancen von Vielfalt
sensibilisiert.
40 Vgl. dazu die Anregungen der Kommunalen Gemeinschaftsstelle für Verwaltungsmanagement (KGSt), Interkulturelle Öffnung – In sieben Schritten zur Interkulturellen Öffnung der Verwaltung, KGSt-Materialen Nr. 5/2008.
26
3.2 Anerkennungskultur
Anerkennungskultur wird vom BAMF als „die Anerkennung aller in Deutschland lebenden Menschen mit
Migrationshintergrund durch die Aufnahmegesellschaft,
wobei die Wertschätzung der Potenziale im Mittelpunkt
steht“ verstanden.41 Um das eindimensionale Verständnis von „Willkommenskultur“ zu erweitern, wird der
Begriff „Anerkennungskultur“ verwendet. Damit soll
ausgedrückt werden, dass nicht nur die zeitlich eingeschränkten Phasen der tatsächlichen Einwanderung
bzw. des Ankommens und der unmittelbar darauffolgenden sog. „Erstintegration“ im Fokus stehen, sondern
eine langfristige Integration in allen Lebensbereichen
gemeint ist. Der oftmals gut gemeinte Begriff „Willkommenskultur“ impliziert neben der kurzen Erstintegration zudem Wertungen und soziale Machtverhältnisse.
Die Tatsache, dass jemand willkommen heißt und ein
Gegenüber willkommen geheißen wird, kann bereits
eine ungleiche Beziehung und somit ein Machtverhältnis
definieren.42
Ein konkretes und positives Beispiel dieser gelebten
Anerkennungskultur ist das hohe Engagement der
Aachenerinnen und Aachener hinsichtlich einer breiten
Unterstützung der Geflüchteten. Darüber hinaus gibt es
viele migrantische und nichtmigrantische Initiativen und
Organisationen, die sich für ein Zusammenleben in Vielfalt vor Ort einsetzen. Wichtig ist, dass sich die Anerkennungskultur nicht nur in „Willkommensinitiativen“ und
dem ehrenamtlichen Engagement ausdrückt, sondern
ebenfalls in der Verwaltung, in Bildungseinrichtungen,
Wirtschaft sowie Politik etc. und somit gesamtgesellschaftlich wirksam ist. Dazu ist eine enge Vernetzung
der verschiedenen Bereiche sowie des hauptamtlichen
und ehrenamtlichen Engagements in Aachen geschaffen
worden.
Die Anerkennungskultur ist dementsprechend nicht
ausschließlich als eine gesellschaftliche Haltung zu
verstehen, sondern auch mit konkreten Handlungsstrategien verbunden. Neben der Förderung interkultureller
Kompetenzen in zahlreichen Institutionen in Aachen
und der Rücksichtnahme auf unterschiedliche religiöse
Bedürfnisse im öffentlichen Leben stehen auch MaßZur Umsetzung einer Anerkennungskultur sind umfassende Ankommensstrukturen notwendig, die eine dauer- nahmen gegen Diskriminierung und Rassismus sowie
hafte Inklusion von Geflüchteten in Aachen ermöglichen. die Anerkennung von Berufsqualifikationen aus dem
Ausland und daraus resultierende BeschäftigungsverDazu wurden in Aachen unter anderem seit 2015 bestehältnisse im Fokus.
hende professionelle Strukturen der Integrationsarbeit
erweitert und somit Grundlagen geschaffen, die Geflüchteten eine langfristige Perspektive und gesellschaftliche Im Folgenden werden die Begriffe „Willkommenskultur“
Teilhabe ermöglichen sollen. Eine Anerkennungskultur
und willkommende Institutionen verwendet. Sie beziehängt dabei immer auch von der Bereitschaft der Beteihen sich auf die ersten Schritte nach dem Ankommen
ligten ab, gemeinsam konstruktive Ideen und Lösungen
in Aachen und umfassen damit Maßnahmen der so
für ein Zusammenleben zu schaffen.
genannten Erstintegration.
41 Bundesamt für Migration und Flüchtlinge: Willkommens- und Anerkennungskultur. Handlungsempfehlungen und Praxisbeispiele Abschlussbericht Runder Tisch „Aufnahmegesellschaft“. Nürnberg 2013 https://www.bamf.de/SharedDocs/Anlagen/DE/Publikationen/Broschueren/abschlussbericht-runder-tisch-aufnahmegesellschaft.pdf?__blob=publicationFile (Stand: 24.10.2017).
42 Pavković, Gari: Anerkennungs und Willkommenskultur. Verständigung über die Prinzipien des guten Zusammenlebens. In: Landeshauptstadt
Stuttgart Referat Soziales und gesellschaftliche Integration (Hrsg.): Kommunaler Qualitätszirkel zur Integrationspolitik. Begriffe der Einwanderungs- und Integrationspolitik. Reflexionen für die kommunale Praxis. Stuttgart 2017, 29 – 32.
27
Pädagogisches
Zentrum e.V.
Abbildung 11:
Lotsenkreis
Willkommens-Kultur
Wirtschaftsförderung
Stadt Aachen
Akademisches
Auslandsamt
FH Aachen
Integrations
beauftragte
Stadt Aachen
Student
Service Center
FH Aachen
Lotsenkreis
Willkommens-Kultur
Aachen
Ausländeramt
StädteRegion
Aachen
International
Office
RWTH Aachen
Katholische
Hochschulgemeinde
Aachen
Dual Career
Office
RWTH Aachen
Kommunales
IntegrationsZentrum
Aachen
Zielsetzungen
Die ersten Schritte in Aachen: Die Willkommens
kultur wird spürbar gestärkt
2014 haben Spitzenvertreterinnen und -vertreter der
Stadt Aachen, der StädteRegion Aachen, der RWTH
Aachen und der FH Aachen vereinbart, einen Expertenkreis zu installieren, der gemeinsam nach Möglichkeiten
zur Stärkung der Willkommenskultur in Aachen sucht.
Hierbei geht es um die Phase des Ankommens und
der Erstintegration. Anfang September 2016 erhielten
die Lotsen seitens der Leitungsebene der Stadt und
StädteRegion Aachen, der RWTH Aachen und der FH
Aachen breite Unterstützung und Zustimmung für eine
gemeinsame Strategie zur Stärkung der Willkommenskultur in Aachen.
Willkommende Lotsen43:
Zugewanderte Menschen erleben die Willkommenskultur
durch kompetente Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartner, die Vertrauen schaffen und bei Bedarf Brücken
Heerlen &
Euregionale
Partner
bauen. Seit 2014 tauschen sich die Beteiligten aus und
erarbeiteten einen Dienstleistungskatalog mit Ansprechpersonen, der für alle Interessierten online sichtbar ist.
Damit schaffen die Lotsen für alle Migrantinnen und
Migranten eine schnelle Orientierung. Die Kompetenzlandkarte mit Ansprechpersonen und hinterlegtem
Dienstleistungskatalog erhöht die Transparenz und
schnelle Erreichbarkeit.
Willkommende Organisationen:
Neubürger treffen auf verständige Behörden und Organisationen, die mit unbekannten Situationen umzugehen
wissen. Seit 2012 unterstützt der Newcomer Service der
Stadt Aachen Unternehmen bei der Rekrutierung geeigneter Fachkräfte.44
•• Identifikation und Überwindung von strukturellen
und rechtlichen Integrationshindernissen: Eine
noch zu gründende Arbeitsgruppe nimmt Anfragen
und Beschwerden zu strukturellen Barrieren, die eine
Integration von Menschen mit Migrationsgeschichte
43 Der Begriff „willkommend“ existiert im deutschen nicht. Das Partizip „willkommenheißend“ wäre hier richtig. Dem Lotsenkreis ist eine
Zustandsbeschreibung an dieser Stelle aber zu wenig. Er möchte aktiv werden und benutzt deshalb eine Verbform, wie sie im Englischen
gebräuchlich ist (to welcome).
44 Seit 2016 ist im Rahmen einer Landesförderung die gesamte Region Aachen als Partner eingebunden.
28
erschweren, entgegen. Dabei stehen sie in laufendem
Austausch untereinander und entwickeln Empfehlungen zur Überwindung der aufgezeigten Stolpersteine.
•• Förderung interkultureller Handlungskompetenz
Ziel ist es, das Abholen und Brückenbauen zu stärken
und Verständnis innerhalb der Verwaltungs- und Organisationseinheiten für andere Kulturen zu fördern. Zur
Realisierung dieses Zieles entwickelt der Lotsenkreis
derzeit ein Konzept, welcher einerseits die bisherige
Kommunikation in all seinen Formen kritisch überprüft
und zweitens die Schulungsangebote der einzelnen
Partner für den Lotsenkreis öffnet. Auch die bereits
vorhandenen Dolmetscherangebote werden nach
Möglichkeit geöffnet und erweitert.
Willkommende Stadt und Region Aachen
Aachen ist eine weltoffene und sympathische Stadt mit
einer interessierten Bürgerschaft, in der man sich gerne
heimisch fühlt.
•• Regionale und überregionale Vernetzung: Der
Dialog mit weiteren Akteuren in dem breiten Themengebiet der Willkommenskultur wird gesucht,
um Möglichkeiten der Kooperationen auszuloten,
Win-win-Entwicklungen zu fördern und Dopplungen,
blinde Flecken etc. zu vermeiden.
•• Nachhaltige Qualitätssicherung Willkommens
kultur
Neben einer starken Vernetzung mit lokalen und
regionalen Partnern und einer engen Verzahnung mit
bereits etablierten Konzepten muss die Möglichkeit
der Mobilisierung von Drittmitteln für weiterführende
Vorhaben geprüft werden. Und nicht zuletzt muss
kritisch überprüft werden, inwiefern die Maßnahmen den Bedürfnissen und Wünschen der Zielgruppe
gerecht werden beziehungsweise welche grundlegenden Rahmenbedingungen geschaffen werden müssen,
um eine Willkommenskultur mit Modellcharakter zu
schaffen. Das Benennen von Handlungsempfehlungen
dient schließlich als eine Art Sprachrohr der Newcomer in Richtung Politik und Verwaltungsspitze, da
die Lotsen als Ansprechpersonen der Newcomer ein
direktes Bild der häufig und wiederkehrend genannten
Wünsche und Vorschläge vermitteln können, deren
Umsetzung jedoch auf einer höheren Ebene realisiert
werden müssen.
spielsweise über Sprache, Begegnungsmöglichkeiten,
Kultur und Sport in Aachen. Die bisherige Bildungserstberatung ist entsprechend erweitert. Hierbei ist
das Ehrenamt einzubeziehen. Neben einer persönlichen Beratung besteht die Möglichkeit, sich online zu
informieren.
•• Bei allen Programmen zu kulturellen, sportlichen und
bildenden Angeboten der Stadt und der Wohlfahrtsverbände wird ersichtlich, welche Aktivitäten keine
oder geringe Deutschkenntnisse erfordern.
Ankommen in Aachen – Deutsche Sprache als Weg
bereiter
In Aachen ist die Mehrsprachigkeit anerkannt und systematisch gefördert. Das Erwerben von Deutschkenntnissen steht an erster Stelle, gleichzeitig wird aber das
systematische Erlernen der Muttersprache in Wort und
Schrift gefördert.
•• Es werden individuelle und passgenaue Sprachkurse je
nach Sprachniveau angeboten. Aspekte wie Kinderbetreuung, Intensivkurse, begleitende Kurse etc. werden
dabei berücksichtigt. Dazu werden auch spezielle
Projekte zur umfassenden und bedarfsgerechten
Sprachförderung initiiert.
•• Das Angebot der Sprachförderung in Aachen deckt die
Sprachenvielfalt in Aachen ab.
•• Es gibt einen Dolmetscherpool, der Verwaltungen,
Arbeitgeberinnen und Arbeitgebern und Bürgerinnen
und Bürgern gegen Entgeld zur Verfügung steht.45
•• Im Rahmen von Kooperationen zwischen Verwaltungs-, Sozial- und Wirtschaftsinstitutionen (z.B.
zwischen der Bildungserstberatung der Stadt Aachen,
der IHK, der HWK dem Pädagogischen Zentrum
Aachen (e.V.), den Integrationskursträgern und dem
Jobcenter) werden Fördermöglichkeiten von Sprachund Weiterbildungskursen im Rahmen von SGBII
und SGBIII ausgelotet und in einfacher Sprache bzw.
mehrsprachig dargestellt.
Willkommenskultur wird in allen Teilbereichen der
Gesellschaft etabliert
Zugewanderte können zeitnah nach ihrer Ankunft an
vielfältigen kulturellen, sportlichen und bildenden Angeboten und am öffentlichen Leben in der Stadt Aachen
teilnehmen.
Berufliches Ankommen
Die Integration in den Arbeitsmarkt ist ein Schlüsselelement für eine Eingliederung in die Gesellschaft.
Unternehmen der Region Aachen und wirtschaftliche
Organisationen sind sich ihrer anerkennenden und integrierenden Wirkung bewusst und erhalten Unterstützung
bei der interkulturellen Öffnung und Beschäftigung von
Zugewanderten. Diese erfolgt über kommunale und
institutionelle Partner. Sie unterstützen mit Informationen und Beratung, bei Qualifizierung, Vermittlung in
Praktika, Ausbildung und Arbeitsaufnahme.
•• Zugewanderte werden mit einem Gespräch zur
Orientierung in Aachen empfangen. Es informiert bei-
Für den Zugang zum Arbeits- und Ausbildungsmarkt sind
viele Schritte erforderlich, bei denen eine enge Zusam-
45 Dieses Teilziel entspricht der Maßnahme 8 des „Lotsenkreises Newcomer Service“. Vgl. Maßnahme 8: Schaffung eines Dolmetscherpools in den
Verwaltungen zur gegenseitigen Nutzung im Sinne eines Sprintpools.
29
menarbeit zwischen den verschiedenen Institutionen
und Verbänden46 unverzichtbar ist.
In Kooperation mit regionalen Unternehmen unterstützen Kommune und Institutionen vor Ort junge zugewanderte Menschen auf ihrem Weg in eine Ausbildung, um
zukünftige Fachkräfte für die Wirtschaft zu gewinnen.
Über eine zielgerichtete Netzwerkarbeit kooperieren Fachbereiche der Stadt Aachen und Akteure des
Arbeitsmarktes mit dem Arbeitskreis Migration der
Wohlfahrtsverbände der StädteRegion, mit zertifizierten
Sprachkurs-, Bildungs- und Beschäftigungsträgern, den
Hochschulen, Berufsschulen, den Migrantenorganisationen und Ehrenamtsnetzwerken, um Ressourcen zu
bündeln, Synergien zu erzeugen und Transparenz zu
gewährleisten. Die gute Kooperation mit der regionalen
Wirtschaft spielt dabei eine entscheidende Rolle.
Berücksichtigung von allen Lebensphasen
Die unterschiedlichen Lebensphasen und Phasen der
Migration werden in der Planung und Durchführung
eigener Angebote zur Stärkung der Anerkennungs- und
Willkommenskultur berücksichtigt und sind aufeinander
abgestimmt.
Bei der Planung von Angeboten für Menschen in verschiedenen Lebensphasen ist soweit wie möglich der
migrationsspezifische Aspekt im Sinne kultursensibler
oder migrationsspezifischer Bedürfnisse zu berücksichtigen. Das trifft zum Beispiel auf die im Kommunalen
Integrationszentrum gebildete Integrationskette im
Bereich der vorschulischen und schulischen Bildung
zu, die von der frühen Förderung bis zum Übergang
Schule/Beruf/Studium reicht. Hierbei sind die unterschiedlichen Auswirkungen auf die Geschlechter und die
spezifischen Bedürfnisse von Familien zu beachten. Ein
weiteres Beispiel ist der Bereich Pflege im Sinne einer
kultursensiblen Pflege. Eine solche Integrationskette ist
weiter auszubauen und bezieht nach dem Teilhabe- und
Integrationsgesetz NRW sogar Bereiche wie Tod und
Bestattung ein.47
Die ankommenden Menschen haben ihrerseits die
Verpflichtung, sich um Verständigung und Verstehen zu
bemühen und sich mit den Rahmenbedingungen dieser
Gesellschaft konstruktiv auseinander zu setzen und
teilzuhaben.
Anerkennung von Vielfalt
In Aachen wird Anerkennung von Vielfalt gelebt.
Es ist eine gemeinsame, strategische und konzeptionelle
Grundlage zur Gestaltung von nachhaltigen Integrationsprozessen und erfolgreichen Übergängen unter
Einbezug von Integrationsrat, Ausländerbehörde, zivilgesellschaftlichen Initiativen, Vereinen und Migrantenorganisationen sowie weiterer Partnerinnen und Partnern
– beispielsweise Unternehmen – entwickelt worden.
Das Leben in einer multikulturellen Stadtgesellschaft
birgt auch Konfliktpotential. Zur Lösung von Konflikten
zwischen Bürgern und der Stadtverwaltung wird das
Konflikt- und Beschwerdemanagement der Stadtverwaltung Aachens genutzt.48 Diese Clearingsstelle ist mit der
Integrationsbeauftragten vernetzt.
46 Arbeitskreis Arbeitsmarkt: Stadt Aachen, Agentur für Arbeit Aachen-Düren, Jobcenter StädteRegion Aachen, Ausländeramt und Bildungsbüro
der StädteRegion Aachen, DGB Region Süd-West, HWK Aachen, IHK Aachen in Kooperation mit Wirtschafts-, Handwerks- und Unternehmerverbänden, RWTH und FH Aachen sowie Wohlfahrtsverbänden.
47 Teilhabe- und Integrationsgesetz §2 (4).
48 Klärungsstelle Fachbereich Verwaltungsleitung.
30
3.3 Zusammenleben im Quartier49
Zielsetzungen
Das Quartier ist das wohnraumnahe, räumlich zusammenhängende Lebensumfeld von Menschen mit einem
homogenen sozialen Bezugssystem, in dem soziale Netzwerke entstehen, wohnraumbezogene Dienste nachgefragt und angeboten werden und die gesellschaftliche
Teilhabe der Menschen vor Ort gestärkt wird. Es ist der
Ort des Zusammenlebens, bei dem sowohl bauliche
Kriterien als auch soziale, kulturelle und milieubedingte
Faktoren eine Rolle spielen.
Informationen bereitstellen
Allgemeine Informationen über sozialräumliche Strukturen und Veränderungsprozesse in Aachen und über
lokale Initiativen und Angebote sind transparent und
öffentlich zugänglich.
Die langjährigen Erfahrungen der Quartiersarbeit
in Aachen haben gezeigt, dass es eine Vielzahl an
hauptamtlichen und ehrenamtlichen Akteuren gibt, die
zur Quartiersentwicklung beitragen50 und in diesem
Zusammenhang auch Integrationsarbeit im Quartier
leisten. Bürgerschaftliches Engagement ist oft im direkten Lebensumfeld der Engagierten verankert. So zeigte
sich in jüngster Zeit, dass das vielfältige ehrenamtliche
Engagement im Rahmen der Unterstützung geflüchteter
Menschen oftmals einen klaren Quartiers- bzw. Nachbarschaftsbezug hat.51Das heißt: Vor allem die soziale
Integration findet nicht irgendwo, sondern konkret vor
Ort statt.
Im Zusammenspiel der gesellschaftlichen Kräfte haben
sich neben vielen guten Ansätzen sozialräumlicher Integrationsarbeit insbesondere die Etablierung von Stadtteilkonferenzen und Quartiersmanagements als nützlich
und sinnvoll erwiesen, um die Quartiersaktivitäten zu
bündeln und einen effektiven Austausch aller Akteure
in der Quartiersentwicklung zu gewährleisten Es ist eine
besondere Herausforderung der Zusammenarbeit im
Quartier, sich gemeinsam darüber zu verständigen, wie
Integrationsförderung vor Ort ganzheitlich gedacht und
umgesetzt werden kann.
•• Die Herausforderungen in den 14 Sozial- und 60
Lebensräumen52 in Aachen werden in den Blick
genommen. Dabei werden Wohnraum- und Sozialentwicklung gemeinsam gedacht. Es wird aktuelles
Datenmaterial, Sozialraumanalysen und Sozialraumplanung erarbeitet, gebündelt und kommuniziert
(digital und analog). Sozialräumliche Handlungsempfehlungen zur Verbesserung der Integration sind zu
entwickeln und im Zusammenwirken aller Akteure vor
Ort umzusetzen. Dabei soll insbesondere das Potenzial
bestehender Initiativen und Angebote entdeckt und
geschöpft werden. Es werden auch solche Bezirke in
den Blick genommen, die bisher nicht durch soziale
Herausforderungen gekennzeichnet wurden. Auf die
inklusive und barrierefreie Aufbereitung von Informationen (Mehrsprachigkeit, leichte Sprache) wird
verstärkt Wert gelegt.
Vernetzung und Zusammenarbeit von Akteuren
Die Kommunikation der integrationsfördernden Akteure
in den Quartieren ist träger-, zielgruppen- und institutionsübergreifend.
•• Die Integrationsarbeit bezieht die vorhandenen Quartiersstrukturen wie beispielsweise Stadtteilkonferenzen oder Bezirksämter vor Ort ein. In möglichst allen
14 Sozialräumen finden Stadtteilkonferenzen statt
und das Quartiersmanagement ist bedarfsgerecht
auszubauen.
Schließlich lebt das Quartier von der Beteiligung seiner
•• Zur Stärkung der Quartiersarbeit soll das vom FachBewohnerinnen und Bewohnern. Umso wichtiger ist es
bereich Wohnen, Soziales und Integration erarbeitete
für die Gestaltung des Zusammenlebens vor Ort, die dort
und politisch beschlossene Konzept zum Quartierslebenden Menschen möglichst frühzeitig in Prozesse
management umgesetzt werden. Es zielt auf einen
einzubinden und auch die Ressourcen von „Brückenquantitativen Ausbau und die qualitative Verbesbauern“ wie zum Beispiel Migrantenorganisationen und
serung der Rahmenbedingungen für die Arbeit der
ehrenamtlich tätigen Menschen zu nutzen.
Quartiersmanagerinnen und Quartiersmanagern ab.
Die Zusammensetzung der Stadtteilkonferenzen bildet
Vor diesem Hintergrund ist eine Strategie nötig, die
nach Möglichkeit alle relevanten Bereiche53 ab.
verschiedene Schwerpunkte aufgreift, sie mit den Ideen
der Aachener Haltung zum Zusammenleben in Vielfalt
•• Integration wird als Querschnittsthema in den Stadtverknüpft und geeignete Handlungsansätze entwickelt.
teilkonferenzen verankert. Die Integrationsagenturen,
das Kommunale Integrationszentrum Aachen und die
Integrationsbeauftragte sensibilisieren in den Quartieren für Integrationsprozesse.
49 Mit Quartier ist hier das wohnraumnahe und räumlich zusammenhängende Lebensumfeld mit sozialen Bezügen.
50 Siehe Konzept zum Quartiersmangagement http://ratsinfo.aachen.de/bi/___tmp/tmp/45081036994817369/994817369/00276909/09-Anlagen/01/
TOP11-Anlage1-KonzeptQuartiersmanagement.pdf (Stand 23.01.2018)
51 Vgl. dazu auch den Hinweis in dem Integrationsplan Aachen (für geflüchtete Menschen) Kapitel 1.
52 Vgl. dazu Zweiter Sozialentwicklungsplan, Demographische, sozio-ökonomische und soziale Perspektiven für die Aachener Quartiere, Aachen
2015, http://www.aachen.de/de/stadt_buerger/gesellschaft_soziales/sozialentwicklungsplan_neu/sozialentwicklungsplaene/sozial_ep_2015/
Zweiter_Sozialentwicklungsplan_Aachen_neu.pdf
53 Zum Beispiel Wohnen, Sport, Kultur, Freizeit, Bildung.
31
•• Alle im Viertel vorhandenen Akteure werden bei der
Integrationsarbeit gezielt in den Blick genommen und
im Sinne des Integrationskonzeptes einbezogen. Dazu
zählen auch die ansässigen Geschäfte und niedergelassenen Ärzte, die Wohnungswirtschaft und die
örtliche Polizei.
•• Die Akteure im Sozialraum kooperieren mit den
Migrantenorganisationen und wertschätzen ihre Funktion als „Brückenbauer“. Migrantenorganisationen
bieten nach ihren Möglichkeiten Unterstützung und
Beratung für Ratsuchende mit und ohne Migrationshintergrund.
Quartiersidentität schaffen
Die Einwohnerinnen und Einwohner identifizieren sich
mit dem Quartier, in dem sie leben. Die Attraktivität der
Quartiere ist für die dort lebenden Einwohnerinnen und
Einwohner und für Außenstehende erhöht.
•• Die Stadtverwaltung führt in Kooperation mit Partnerinnen und Partnern vor Ort eine bewusstseinsfördernde Öffentlichkeitsarbeit über die Quartiere in der
Stadt Aachen durch.
•• In einem partizipativen Beteiligungsprozess sind für
die Quartiere Standards für ein Zusammenleben in
Vielfalt zu erarbeiten.
•• Die Expertise der vor Ort lebenden Menschen wird
zur Weiterentwicklung der Angebote im Sozialraum
genutzt.
•• Im Stadtteil ansässige Vereine und Migrantenorganisationen stellen Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartner für Neubürgerinnen und Neubürger bereit
(Tandems).
•• Im Stadtviertel werden wichtige, noch nicht in der
Quartiersentwicklung engagierte Akteure identifiziert und in die Weiterentwicklung der Sozialräume
eingebunden. Die Expertise von Bewohnerinnen und
Bewohner mit und ohne Migrationshintergrund wird
durch Weiterbildungs- und Qualifizierungsangebote
erhalten. Durch Vernetzungsmöglichkeiten und Austausch im Rahmen der Weiterbildung fließen veränderte Perspektiven in die Entwicklung der Quartiere ein.
und Bürger mit dem eigenen Viertel ermöglichen. Die
Menschen im Stadtteil werden gezielt angesprochen
und aktiv eingeladen. Orte mit vielen Schnittstellen
und Funktionen im Sozialraum, wie dies beispielsweise Wartezimmer oder das Kunstwerkstattmobil
darstellen, werden als Informations- und Werbekanal
für die angebotenen Veranstaltungen genutzt.
Bürgerbeteiligung stärken
Die gesellschaftliche Teilhabe und Bürgerbeteiligung der
im Quartier lebenden Menschen ist erleichtert.
•• Die Zusammenarbeit zwischen den zentralen
hauptamtlichen und ehrenamtlichen Akteurinnen
und Akteuren vor Ort ist koordiniert und aufeinander
abgestimmt.
•• Es werden niederschwellige formelle und informelle
Netzwerke geschaffen, die auf vorhandene Strukturen
aufbauen und die Entwicklung vertrauensvoller Beziehungen ermöglichen.
•• Die Bewohnerinnen und Bewohner des Quartiers
werden barrierefrei über neue Kommunikationswege
(neue Medien, Internet und soziale Netzwerke) und
niedrigschwellige Zugänge zur Teilhabe am gesellschaftlichen Leben in ihrem Viertel aufmerksam
gemacht. Die niedrigschwelligen Angebote und Kommunikationsplattformen ermöglichen, dass sich alle
Einwohnerinnen und Einwohner beteiligen können.
•• Die Lebenswirklichkeit der Einwohnerinnen und
Einwohner fließt durch geeignete Beteiligung von
„Türöffnern“ ein. Dies sind aktive Bürgerinnen und
Bürger des Viertels, Paten, Mentoren, Mitglieder von
Migrantenorganisationen und/oder Mulitplikatorinnen
und Multiplikatoren mit Migrationshintergrund.
Angebote und Projekte weiterentwickeln.
Die Angebote und Projekte in den Quartieren sind flächendeckend und inklusiv ausgerichtet. Sie beziehen alle
gesellschaftlichen Gruppen ein.
•• Die Bedürfnisse und kulturelle Vielfalt der Einwohnerinnen und Einwohner sind bei der Gestaltung lokaler
Angebote und Dienste berücksichtigt.
•• Alle interessierten Akteure sind über die Möglichkeit
von Projektbeantragungen informiert.
•• Es werden leicht zugängliche Angebote, die eine Identifikation der Bürgerinnen und Bürger mit dem eigenen
•• Die Angebote und Projekte werden von verschiedenen
Viertel ermöglichen, weiterentwickelt. Dazu zählen
gesellschaftlichen Gruppen mit und ohne Migrationsbeispielsweise Erkundungen im Stadtteil, Stadtteilhintergrund genutzt.
feste, kulturelle oder sportliche Veranstaltungen. Dies
sind Angebote, die eine Identifikation der Bürgerinnen
32
3.4 Gesellschaftliches Engagement
und Teilhabe54
Die vielfältigen Migrantenorganisationen haben einen
besonderen Stellenwert im Bereich der sozialen, kulturellen, sportlichen, religiösen oder politischen IntegIn Aachen sind viele Menschen mit und ohne Migrations- ration in Aachen. Sie leisten zum Teil schon über viele
Jahre eine wichtige Arbeit. Eine politische Teilhabe an
hintergrund in unterschiedlichsten Aufgabenfeldern akkommunalen Entscheidungsprozessen in Aachen erlantiv. Gesellschaftliches Engagement55 findet in Vereinen,
gen die Migrantinnen und Migranten über die Wahl des
Migrantenorganisationen, Kirchen, ReligionsgemeinIntegrationsrates.57
schaften, Betrieben und Verbänden in Zusammenarbeit
mit kommunalen Stellen oder auch selbstorganisiert und
autonom statt.
Innerhalb des bürgerschaftlichen Engagements hat es in
den letzten Jahren einen kulturellen Wandel gegeben.
Neben dem „traditionellen Ehrenamt“ in Vereinen und
Für die Stadt Aachen hat dieses Thema schon länger
eine gewichtige Bedeutung. Auf Initiative des Aachener verbandlichen Gruppierungen gibt es zunehmend vielfältigere und punktuelle Formen des zivilgesellschaftOberbürgermeisters Marcel Philipp gründete sich 2010
lichen Engagements. Dieses erwies sich gerade in der
ein Beirat für Vereine, Ehrenamt und bürgerschaftliches
Unterstützung der Geflüchtete als ein großes Potential.
Engagement.56 Der Rat der Stadt Aachen verabschieProjektorientiert, selbstorganisiert – häufig unter Eindete Leitlinien zur Förderung des Ehrenamtes und des
bürgerschaftlichen Engagements. Der erklärte politische bindung der neuen Medien – suchen sich immer mehr
Wille, die Menschen in ihren ehrenamtlichen Leistungen Menschen Aufgaben, die sie als notwendig erachten.
anzuerkennen und wertzuschätzen, findet Eingang in die
Neben dieser Vielzahl an organisiertem, projektorienLeitlinien und Ziele des vorliegenden Integrationskonzeptes.
tiertem und selbstorganisiertem Engagement gibt es
insbesondere innerhalb der Migrantencommunities ein
Während des Zuzugs von Geflüchteten im Jahre 2015 hat großes soziales Engagement. Diese Solidaritätspotentiale in Familien und Verwandtschaftsnetzwerken und
die Aachener Bevölkerung diese Menschen tatkräftig
darauf gegründete Formen der Selbsthilfe werden kaum
unterstützt. In vielen Familien sind noch die eigenen
Fluchterfahrungen sehr präsent und motivieren zu einem wahrgenommen. Es wird oftmals in diesen Bereichen
Engagement in der Flüchtlingsunterstützung. Das gesell- als kulturelles Selbstverständnis aufgefasst und von
schaftliche Engagement in Bezug auf die ankommenden den einzelnen Menschen nicht im klassischen Sinne als
ehrenamtliches Engagement definiert.
Geflüchteten wird als Beispiel für die Arbeit bezüglich
anderer Zielgruppen betrachtet. Hier werden HerausforIntegration ist als gesamtgesellschaftliche Aufgabe
derungen und Chancen von Engagement und Teilhabe
immer ein gemeinsamer Prozess von institutionellen
deutlich. Diese Erfahrungen werden im Sinne eines inklusiven Gemeinwesens auf andere Gruppen übertragen. Maßnahmen und bürgerschaftlichem Engagement.
Bildung, Teilhabe und gesellschaftliches Engagement
sind wichtige Voraussetzungen für ein vielfältiges und
gleichberechtigtes Miteinander in Aachen.
54 Definition: Als Teilhabe wird in diesem Zusammenhang die Chancengleichheit und -gerechtigkeit bezeichnet, unabhängig von der eigenen
Herkunft sowie den soziokulturellen Bedingungen. Sie steht für die Möglichkeit zur Potenzialentfaltung, den Abbau von Diskriminierung und
Barrieren in unterschiedlichen Handlungsfeldern, wie zum Beispiel Bildung, Elternbildung, Arbeit, Wohnen, Mobilität, Sport, Gesundheit oder
Kultur.
55 Gesellschaftliches Engagement wird als freiwillig, nicht gewinnorientiert, auf das Gemeinwohl bezogen sowie am Grundgesetz orientiert
verstanden und findet im öffentlichen Raum statt. Es kann staatliche Aufgaben ergänzen und unterstützen, sie aber nicht ersetzen.
56 Vgl. http://www.aachen.de/DE/stadt_buerger/gesellschaft_ soziales/ehrenamt/.
57 Der Integrationsrat ist ein wichtiger Bestandteil der Integrationspolitik des Landes Nordrhein-Westfalen. Durch ihn wird den hier lebenden
Migrantinnen und Migranten die politische Partizipation ermöglicht. Der Integrationsrat vertritt ihre Interessen auf kommunaler Ebene, insbesondere bezogen auf ihre rechtlichen, sozialen, beruflichen oder wirtschaftlichen Probleme, die der Integrationsrat thematisiert und bei den
entsprechenden Stellen einbringt. Vgl. dazu http://www.aachen.de/de/stadt_buerger/gesellschaft_soziales/integration/integrationsrat/index.
html.
33
Zielsetzungen
Enge Kooperation
In Aachen gibt es im Rahmen des bürgerschaftlichen
Engagements eine enge und gut funktionierende
Kooperation zwischen den vielfältigen migrantischen
und nichtmigrantischen Organisationen, Verbänden,
Vereinen und Initiativen der Zivilgesellschaft und den
zuständigen kommunalen Stellen58. Die wechselseitige
interkulturelle Öffnung ist ein erklärtes Ziel.59
•• Das Büro für Ehrenamt60 fungiert als „Hauptknotenpunkt“. Netzwerkartig sind weitere beratende, koordinierende und vermittelnde Akteure als „Knotenpunkte“ um diesen „Hauptknotenpunkt“ angeordnet. Die
verschiedenen Möglichkeiten, als engagementinteressierter Mensch in Kontakt mit den Organisationen zu
kommen, sind bekannt und barrierefrei zugänglich.
•• Bei der Kooperation zwischen Verwaltung und Zivilgesellschaft werden folgende Grundsätze beachtet:
Der Dialog erfolgt auf Augenhöhe. Die beteiligten
Personen haben eine wertschätzende Haltung gegenüber Menschen mit und ohne Migrationshintergrund.
Die Ansprache erfolgt in leichter, motivierender und
bürgerfreundlicher Sprache. Es gibt feste Ansprechpersonen, die für die engagierten Bürgerinnen und
Bürger gut erreichbar sind.
•• Durch geeignete Maßnahmen wird das Interesse für
ehrenamtliches oder zivilgesellschaftliches Engagement bei Menschen mit und ohne Migrationshintergrund systematisch gefördert.61
Kontinuierlicher Dialog
Es gibt einen kontinuierlichen und systematischen
Dialog zwischen den Menschen, die professionell in der
Verwaltung und den Verbänden für das ehrenamtliche
Engagement zuständig sind und den politischen Vertreterinnen und Vertretern. Auf diese Weise werden die
politischen Vertreterinnen und Vertreter kontinuierlich
über die Wirkungen der gut funktionierenden ehrenamtlichen Landschaft informiert. Die integrierende Funktion
des gesellschaftlichen Engagements und der Teilhabe
wird wertgeschätzt und gestützt.
•• Engagementförderung wird von der Politik als wichtiger Standortfaktor und Zukunftsthema betrachtet und
unterstützt.
•• Regelmäßige öffentlichkeitswirksame Veranstaltungen
in den Stadtvierteln sensibilisieren für die Bedeutung
des bürgerschaftlichen Engagements von Menschen
mit und ohne Migrationshintergrund in Aachen.
Qualifizierung
Zur Steigerung der Qualität ehrenamtlicher Arbeit liegt
ein Qualifizierungskonzept (Aktivierung, Information,
Sensibilisierung, Qualifizierung) vor. Im Rahmen der
Unterstützung von Geflüchteten werden schon Konzepte
umgesetzt, um die engagierten Menschen ausreichend
zu begleiten. Dies ist ein Vorbild für ein umfassendes
Qualifizierungskonzept. Dazu gehört eine systematische
Begleitung, Beratung und auch Angebote zur Supervision.
•• Es wird regelmäßig eine Bestandsaufnahme bezüglich
bestehender Qualifikationsangebote für Ehrenamt
liche durchgeführt. Ehrenamtliche wissen, an wen sie
•• Ein Netzwerk der Migrantenorganisationen ist etabsich wenden bzw. an wen sie weitervermitteln könliert. Migrantenorganisationen selbst und ihre Position
nen. Ehrenamtliche erhalten Unterstützung darin, sich
in der Aachener Engagementlandschaft sind dadurch
über aktuelle Gesetzeslagen und über die formalen
gestärkt. Durch Projektförderung stehen die notwenZuständigkeiten der Hauptamtlichen zu informieren.
digen Ressourcen zur Verfügung Verantwortliche:
Sie wissen um die eigenen Grenzen ihrer EinsatzmögMigrantenorganisationen, Arbeitsplattform Migration,
lichkeiten.
Kommunales Integrationszentrum.
•• Unterschiedliche Formen des ehrenamtlichen oder
zivilgesellschaftlichen Engagements stehen in Aachen
gleichberechtigt nebeneinander.
•• Es stehen klar definierte Ressourcen (Personal, Budget) für die Engagementförderung zur Verfügung.
58
59
60
61
34
•• Es gibt einen kontinuierlichen Austausch zwischen
Haupt- und Ehrenamtlichen. Das Spannungsfeld zwischen den unterschiedlichen Handlungslogiken und
das Konfliktpotenzial wird anerkannt und produktiv
genutzt.
U. a. Büro für Ehrenamt und Kommunales Integrationszentrum.
Vgl. Kapitel 4.1, Interkulturelle Öffnung, Leitziel 1.
Stadt Aachen, Fachbereich Verwaltungsleitung (FB01)
Vgl. http://www.aachen.de/DE/stadt_buerger/gesellschaft_soziales/integration/sport_integration. Stand 2.11.2017.
Digitale Darstellung des Ehrenamtes
Die Angebote und die Landschaft ehrenamtlichen Engagements sind auf einer digitalen Plattform gut sichtbar und für die Bürgerinnen und Bürger niedrigschwellig
zu kontaktieren. Die Dynamik des Feldes wird als Chance
betrachtet. Es wird kein Anspruch auf Vollständigkeit erhoben. Die geografische Übersicht über ehrenamtliches
Engagement in Aachen ist gesichert und ausgebaut.62
•• Die „Stellenbörse Ehrenamt“ wird ausgebaut, z.B.
durch eine Suchmaske, die Bürgerinnen und Bürger
passgenaue Angebote für ehrenamtliches Engagement ermöglicht. Die Verantwortung liegt bei der
Stadt Aachen (vgl. auch Vereinsdatenbank).
Stärkung der Migrantenorganisationen
Migrantenorganisationen haben sich über Jahrzehnte als stabilisierender Faktor für die Entwicklung der
Einwanderungsgesellschaft Aachens erwiesen. Sie
differenzieren sich nach Herkunft, Zielsetzungen, Größe,
Selbstverständnis und regionalem Herkunftskontext. In
ihrer Heterogenität eint sie, dass sie den Mitgliedern
als Interessenvertretung dienen. Dieser Funktion wird
Rechnung getragen, indem die politische und gesellschaftliche Partizipation gestärkt wird.
•• Zusammenschlüsse von Migrantenorganisationen und
Religionsgemeinschaften mit vergleichbaren Zielen
bündeln Ressourcen. Sie erhöhen ihren politischen
Einfluss und können öffentlichkeitswirksamer agieren.
Best-Practice-Beispiele: Dialog der Religionen. In dem
Zusammenschluss von über zwanzig Mitgliedern der
verschiedensten Religionen haben auch kleine Gemeinschaften ihren Platz und können ihre Wirksamkeit
entfalten.
•• Die Migrantenorganisationen haben über Jahrzehnte immer wieder gute Projektideen entwickelt, die
entsprechend mit Projektmitteln zeitlich begrenzt
finanziert wurden. Ihrer stabilisierenden Funktion
wird Rechnung getragen, indem tragfähige und gute
Projektideen soweit möglich dauerhaft institutionalisiert werden.
•• Integration wird durch Zusammenarbeit und Freundschaften gefördert. Eine Möglichkeit zur Zusammenarbeit von Menschen mit dem Ziel etwas gemeinsam zu
organisieren ist der Tag der Integration, der ursprünglich als Fest der Nationen begann und mittlerweile
ein Markenzeichen der Toleranz und Weltoffenheit
Aachens geworden ist. Der Tag der Integration ist
ein überwiegend ehrenamtlich geplantes Bürgerfest
von mehr als 200 Organisationen. Der Integrationsrat
beschloss, den Tag der Integration zu stärken und
konzeptionell weiterzuentwickeln.
62 Derzeit gibt es eine digitale Plattform mit geografischer Übersicht über ehrenamtliches Engagement in Aachen. Es wird durch die KathyBeys-Stiftung gefördert. Vgl. www.unserac.de. Die Vereine und Initiativen tragen sich dort selbst ein. Ihr Fortbestand ist derzeit nicht gesichert.
35
Arbeit und Weiterbildung Sprache und
Bildung Wohnen und Sozialplanung
Sport Gesundheit Kultur Religion Sicherheit Öffentlichkeitsarbeit und Presse
4. Handlungsfelder
Seit dem Nationalen Integrationsplan aus dem Jahr 2007,
einer Initiative des Bundes, der Länder, der Kommunen
und der Bürgergesellschaft63 werden Handlungsfelder
der Integrationspolitik auf den verschiedenen Ebenen
politischen Handelns identifiziert. Die Steuerungsgruppe
Integration im Querschnitt64 definierte für die Stadt
Aachen neun politische Handlungsfelder, um die Inte
gration zu fördern.65
In dem nun beginnenden zweiten partizipativen Prozess
wurden im Laufe des Jahres 2017 Fachgespräche zu den
Handlungsfeldern organisiert. Eine inhaltlich verantwortliche Person aus der Verwaltung benannte gemeinsam
mit der Integrationsbeauftragten und der Leiterin des
kommunalen Integrationszentrums relevante Akteure
der städtischen Gesellschaft zu dem jeweiligen Handlungsfeld. Gleichzeitig wurden immer Vertreterinnen und
Vertreter der vier Themenfelder zu den Fachgesprächen
eingeladen, um die beiden Partizipationsprozesse inhaltlich miteinander zu verschränken. Je nach Handlungsfeld
wurden die politischen Vertreterinnen und Vertreter der
städtischen Ausschüsse, Vertreterinnen und Vertreter
des Integrationsrates sowie Migrantenorganisationen
eingeladen.
Damit konnte für jedes einzelne Handlungsfeld eine
Auswahl an Fachexpertinnen und Fachexperten und
Vertreterinnen und Vertretern der Aachener Bürgergesellschaft gewonnen werden. Zwischen zwanzig und
vierzig Personen beteiligten sich pro Fachgespräch. Die
Teilnehmenden beschrieben Problemstellungen und Herausforderungen und fanden gemeinsam Ansätze, um die
Möglichkeiten der Teilhabe für Menschen mit Zuwanderungsgeschichte zu verbessern.
Die Fachgespräche wurden durch leitende Fragestellungen auf die Handlungsmöglichkeiten von Politik und
Verwaltung in Aachen fokussiert. So war die wichtigste
Frage immer, welche Maßnahmen in den einzelnen
politischen Handlungsfeldern notwendig sind, um die
Integration zu befördern.
Im Folgenden werden die Handlungsfelder beschrieben, die jeweilige Ausgangslage dokumentiert und die
Maßnahmen ausführlich beschrieben. Eine Zusammenfassung und Übersicht über die gesamten Maßnahmen
befindet sich im Anhang.
Handlungsfelder und Fachgespräche
Datum
Arbeit / Weiterbildung
15.03./14.07.2017
Sprache / Bildung
04.12.2017
Wohnen / Sozialplanung
28.03.2017
Sport
18.03.2017
Gesundheit
15.11.2017
Kultur
19.09.2017
Religion
08.11.2017
Sicherheit / Rassismus / Extremismus
16.11.2017
Öffentlichkeitsarbeit / Presse
05.09.2017
Abbildung 12:
Überblick über
Handlungsfelder und
Fachgespräche
63 Vgl. Bundeszentrale für politische Bildung, Info 05.10 Nationaler Integrationsplan, http://www.bpb.de/lernen/grafstat/projekt-integration/
134609/info-05-10-nationaler-integrationsplan.
64 Vgl. Kapitel 1.
65 Steuerungsgruppe „Integration im Querschnitt, 1.12.2016.
37
4.1 Arbeit und Weiterbildung
Das Ziel einer friedlichen Zivilgesellschaft ist untrennbar
mit einer gerechten Beteiligung an Arbeit und Wirtschaft
sowie Weiterbildung verbunden. Deutschkenntnisse,
Ausbildung, Qualifizierung und Arbeit sind nach wie
vor wesentliche Voraussetzungen für eine erfolgreiche Integration von zugewanderten Menschen. Arbeit
nimmt unbestritten eine Schlüsselstellung ein. Wir als
Stadt Aachen setzen uns dafür ein, dass alle rechtlichen
Möglichkeiten bezüglich des Zugangs zum Arbeitsmarkt
(Arbeit, Ausbildung, Weiterbildung, Sprachbildung) ausgeschöpft und Betroffene aktiv unterstützt werden.
Qualifizierte und hochqualifizierte Beschäftigte mit
Migrationshintergrund im öffentlichen Nahverkehr, im
Gesundheits- und Sozialwesen, im Handel, in Produktion, in Landwirtschaft, im Hotel- und Gaststättengewerbe, in öffentlichen und institutionellen Verwaltungen,
Schulen- und Hochschulen sind selbstverständlicher
Teil unser (Arbeits-)Gesellschaft. Sie sind inzwischen
in allen Wirtschaftsbereichen sowie in kommunalen
und institutionellen Einrichtungen zu einem stabilen
Bestandteil der hiesigen Erwerbsbevölkerung geworden. Die Menschen leisten als Beschäftigte Beiträge in
die Sozialversicherungssysteme, gestalten mit ihrem
kulturellen Hintergrund Arbeitsprozesse und prägen das
wirtschaftliche und kulturelle Zusammenleben vor Ort.
Deutlich spürbar in der Unternehmenslandschaft sind
zunehmend mehr Unternehmensgründungen von Menschen mit Migrationshintergrund. Über ihre Waren und
Dienstleistungen entstehen neue Arbeitsverhältnisse.
So ist die Zahl geschaffener Arbeitsplätze in Deutschland von 2005 bis 2014 von 947.000 auf 1,3 Millionen
gestiegen. Knapp die Hälfte der Selbstständigen ist im
Dienstleistungsbereich außerhalb von Handel und Gastronomie tätig66. Migrantenunternehmen beschäftigen in
überdurchschnittlichem Maß sozial Benachteiligte. Die
Wirtschaft profitiert von ihren Unternehmensgründungen. Sie schaffen Jobs und öffnen Wege der Integration.
Die RWTH und die FH Aachen bilden hochkarätige Fachkräfte aus. Deutsche Unternehmen sind auf qualifizierte
Fachkräfte dringend angewiesen, um innovationsfähig
zu bleiben und im globalen Wettbewerb bestehen zu
können. Ausländischen Hochschulabsolventen mit Abschlüssen im MINT-Bereich67 bieten sich daher sehr gute
Chancen auf dem deutschen Arbeitsmarkt.
Dokumentation der aktuellen Situation
im Arbeitsmarkt
Die Zuwanderung hat in den letzten Jahren deutlich zugenommen. Die Menschen sehen aus unterschiedlichen
Gründen in Deutschland eine berufliche Perspektive.
Unabhängig vom Grund der Zuwanderung sollen sich
Engagement und Leistung auszahlen. Es besteht hinsichtlich des Arbeitsmarktzugangs ein grundsätzlicher
Unterschied zwischen Arbeits- und Fluchtmigration.
Arbeitsmigrantinnen und -migranten können die Migration planen und die Chancen in den Arbeitsmarkt im
Aufnahmeland mit ihrem Qualifikationsprofil abgleichen.
Zahlreiche Menschen suchen als Arbeitnehmerinnen
und Arbeitnehmer, Fachkräfte oder Selbständige eine
berufliche Perspektive. Vor allem junge Menschen wollen
insbesondere auch in Aachen studieren. Arbeitsmigration führt deshalb zu einer schnelleren Arbeitsmarktinte
gration als Fluchtmigration.
66 Vgl. Inklusives Wachstum für Deutschland 5: Migrantenunternehmen in Deutschland zwischen 2005 und 2014, Bertelsmann Stiftung (Hrsg.),
2016, S. 21.
67 Kurzfassung für die Fächer Mathematik, Ingenieurwissenschaften, Naturwissenschaften und Technik.
38
Die Arbeitsmarktintegration von Geflüchteten aus
Kriegs- und Krisenländern wird nach den Erfahrungen
der Vergangenheit mehrere Jahre dauern. Unternehmensbefragungen zeigen, dass neben fehlenden
Deutschkenntnissen und fachlichen Qualifikationen
auch häufig anfängliche Probleme mit der deutschen
Arbeitsmentalität eine Rolle spielen. Gleichzeitig machen immer mehr Unternehmen positive Erfahrungen
mit der Beschäftigung von Geflüchteten.68 Neben der
Fluchtmigration haben Zuwanderungen aus den neueren
osteuropäischen EU-Mitgliedsstaaten, den so genannten
GIPS-Staaten (Griechenland, Italien, Portugal und Spanien) sowie aus den nichteuropäischen Asylherkunftsländern Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt.
Insgesamt tragen ausländische Beschäftigte einen großen Teil zum Beschäftigungsaufbau in Deutschland bei.
Die Erwerbstätigenquote der zugewanderten Menschen
ist in den letzten Jahren leicht gestiegen. Das Institut
für Arbeitsmarktforschung (IAB) bestätigt die positive Arbeitsmarktentwicklung. Der Trend zu steigender
Beschäftigungs- und sinkender Arbeitslosenquote setze
sich fort.69 (Abbildung 13)
Herausforderungen
Neben der aufgeführten positiven Entwicklung führte
die Zuwanderung zu mehr Arbeitslosen und Leistungsempfängern aus den genannten Ländern. Ursächlich
entscheidend für einen gelingenden Zugang zum
Arbeitsmarkt ist die gegebene Qualifikations- und
Altersstruktur der ausländischen Menschen bzw. der
Menschen mit Flucht- und Migrationshintergrund. In der
Regel bieten sich erst mit einem gelungenen Einstieg in
eine qualifizierte Tätigkeit längerfristig gute erwerbsund Karriereperspektiven in Deutschland.
Nach Ergebnissen des Mikrozensus 2016 unterscheidet
sich die Gruppe der Personen mit Migrationshintergrund
hinsichtlich ihrer Bildungsbeteiligung deutlich von
jenen ohne Migrationshintergrund: 13,5% haben keinen
allgemeinen Schulabschluss, 38,8% keinen berufsqualifizierenden Abschluss (Personen ohne Migrationshintergrund: 1,8% bzw. 14,1%). Diejenigen, die sich noch in
schulischer und beruflicher Ausbildung befinden, bleiben
unberücksichtigt. Menschen mit Migrationshintergrund
im Alter von 25 bis 65 Jahren sind häufiger erwerbslos
Abbildung 13:
Arbeitsmarktindikatoren
nach Staatsangehörigkeitsgruppen bundesweit
August 2017, in Prozent,
Veränderungen zum
Vorjahresmonat in
%-punkten in Klammern
100 %
90 %
80 %
70 %
66,7
(+1,4)
60 %
54,4
(+1,7)
47,3
(+2,5)
50 %
63,1
(+22,6)
47,4
(-6,1)
40 %
30 %
20 %
10 %
0%
6,6
(-0,5)
Insgesamt
21,3
14,5 (+3,2)
(-0,7)
Ausländer
8,2
(-0,8)
EU-28
10,8
(-0,6)
22,0
(+6,9)
54,1
(+5,6)
18,0
18,0
(-2,4) (+0,1)
Quelle: Berichte:
Arbeitsmarkt kompakt,
Fluchtmigration,
11/ 2017, S. 7
Beschäftigungsquote
Arbeitslosenquote
Kriegs- und
Krisenländer
Balkan
SGB-II-Hilfequote
Hinweis: Die Daten
zur Berechnung der
SGB-II-Hilfequote legen
derzeit nur bis August
2017 vor. Aus Gründen
der Vergleichbarkeit
werden deswegen alle
Quoten ebenfalls für
den Monat August 2017
angezeigt. Siehe auch
Hinweise unter Tabelle 1
68 Vgl. Kompetenzzentrum Fachkräftesicherung (KOFA), Engagement von Unternehmen bei der Integration von Flüchtlingen: Erfahrungen, Hemmnisse und Anreize, KOFA-Studie 1/2017.
69 Vgl. IAB Zuwanderungsmonitor 11/2017, S. 5 und 6.
39
Abbildung 14: 70
Entwicklung des
Arbeitsmarktes
bundesweit
+ 426.000
(+2 %)
400.000
+318.000
(+ 11 %)
350.000
300.000
+ 270.000
(+123 %)
+ 246.000
(+22 %)
250.000
200.000
+150.000
(+ 17 %)
150.000
100.000
+47.000
(+ 7 %)
50.000
0
+2.000
(+ 2 %)
+ 10.000
(+5 %)
+66.000
+42.000 (+ 54 %)
(+ 47 %)
- 150.000
– 172.000
(- 6 %)
** Afghanistan, Eritrea,
Irak, Iran, Nigeria,
Pakistan, Somalia,
Syrien
– 231.000
(-10%)
Deutsche
Ausländer
als jene ohne (6,6 % gegenüber 3,2% aller Erwerbspersonen) oder gehen ausschließlich einer geringfügigen 70
Beschäftigung nach, zum Beispiel einem Minijob (9,7 %
gegenüber 5,9 % aller Erwerbstätigen)71.
Die Ursachen für die aufgeführten Daten sind komplex.
Als Gründe einer überdurchschnittlich hohen Arbeitslosigkeit von Personen mit Flucht- und Migrationshintergrund und dem daraus resultierenden überdurchschnittlich hohen Bezug von Transferleistungen (Abbildung 14)
sind zu nennen:
•• Defizite in der deutschen Sprache,
•• nicht anerkannte im Ausland erworbene Schul- und
Berufsabschlüsse,
EU-Osterweiterung*
Nichteuropäische
Asylherkunftsländer**
•• geringe schulische oder berufliche Qualifikationen,
insbesondere mit Blick auf
•• gestiegene Qualifikationsanforderungen des Arbeitsmarktes,
•• Beratungs- und Informationsdefizite in Arbeitsmarktfragen,
•• fehlende Netzwerke.
Weitere Ursachen liegen oftmals in einem geringen
Selbstbewusstsein der Menschen oder beruhen auf
mangelnder Mitwirkung. Auf Seiten der Mehrheitsgesellschaft spielen häufig Defizite im Umgang mit Menschen
mit Flucht- und Migrationshintergrund und Vorurteile
eine Rolle.
70 In der Arbeitslosenstatistik können geflüchtete Menschen erst seit 06/2016, in der Grundsicherung für Arbeitsuchende seit 09/2016 ausgewiesen werden. Zuwanderer im Allgemeinen können dagegen nicht erkannt werden. Die Staatsangehörigkeit der Beschäftigten sowie der bei der
BA und den Jobcentern gemeldeten Menschen ist bekannt. Die Zahlen der Beschäftigten, Arbeitslosen und SGB II-Leistungsberechtigten dürfen
aber nicht mit der unbekannten Zahl der zuletzt Eingewanderten gleichgesetzt werden. In den absoluten Zahlen sind auch Personen enthalten,
die seit längerem in Deutschland leben. Entscheidend sind Veränderungen in den Zeitreihen, die plausibel im Zusammenhang mit der aktuellen
Migration gesehen werden können. Vgl. Bundesagentur für Arbeit, Arbeitsmarkt kompakt, S. 7.
71 Vgl. Statistisches Bundesamt, Fachserie 1 Reihe 2.2, 2016, S. 8.
40
Arbeitslose
* Estland, Lettland, Litauen, Polen, Slowakei,
Slowenien, Tschechische
Republik, Ungarn, Bulgarien, Rumänien, Kroatien
- 100.000
- 250.000
Sozialversicherungspflichtige Beschäftigte
(svB)
Erwebsfähige Leistungsberechtgte (ELB)
- 50.000
- 200.000
Quelle: Berichte:
Arbeitsmarkt kompakt,
Fluchtmigration,
11/ 2017, S. 7
Arbeitsmarktzugang in der Stadt Aachen
hängt sehr stark von der Dauer der Asylverfahren, der
Sprachförderung und den Investitionen in Bildung und
Ausbildung ab. Hier waren neue Ansätze integrierter
Von der günstigen Entwicklung des Arbeitsmarktes
konnten in den vergangenen Jahren die in Aachen leben- und rechtskreis-übergreifender73 Dienstleistungsangeden Arbeitskräfte mit Migrationshintergrund profitieren. bote sowie integrierter Maßnahmen von Sprache und
beruflicher Orientierung gefordert. Die Stadt Aachen
Die Arbeitslosenquote in der StädteRegion Aachen
und die StädteRegion Aachen haben bereits im Januar
betrug im November 2017 7,4 Prozent; im November
2016 mit einer „Gemeinsamen Erklärung zur Einrichtung
2016 belief sie sich noch auf 7,6 Prozent72 Dennoch
von ‚Integration Points‘ in der StädteRegion Aachen“
besteht nach wie vor ein deutlicher Rückstand beim
ein deutliches Signal einer aktiven Flüchtlingspolitik
Arbeitsmarkterfolg gegenüber den Arbeitskräften ohne
Migrationshintergrund. Differenziert werden müssen da- gesetzt. Die „Integration Points“ sind institutionsüberbei ausgeprägte Unterschiede nach Staatsangehörigkeit, greifende Anlaufstellen der Bundesagentur für Arbeit
Aachen-Düren und dem städteregionalen Jobcenter.
Geschlecht oder Qualifikationsniveau.
Damit wurden gemeinsame Anlaufstellen in der Stadt
Trotz spürbarer Verbesserungen des regionalen Arbeits- Aachen etabliert, die eine frühzeitige und ganzheitlich
marktes in den vergangenen Jahren bleiben die Arbeits- vernetzte Betreuung der Geflüchteten unter Nutzung der
Kernkompetenzen der beteiligten Institutionen vor Ort
losenzahlen der arbeitslosen Nichtdeutschen in der
gewährleisten. Die Stadt Aachen, die Ausländerbehörde
StädteRegion auf einem hohen Niveau. (Abbildung 15)
der StädteRegion, IHK und HWK sowie die Hochschulen
werden weiterhin als Bündnispartner der Integration
Eine der größten Herausforderungen stellt die Gruppe
Points kooperieren.
der Geflüchteten dar. Deren Zugang zum Arbeitsmarkt
Abbildung 15:
Arbeitslosenquote der
StädteRegion Aachen
25 %
20 %
Quelle: Integrationsprofil. StädteRegion
Aachen. Hg. Ministerium
für Arbeit, Integration
und Soziales des Landes
Nordrhein-Westfalen,
Ausgabe 2013, 2014,
2015, 2016.
Eigene Darstellung
15 %
10 %
5%
0%
8,2 %
2012
22,1 %
21,0 %
20,6 %
20,4 %
8,5 %
2013
8,4 %
2014
7,8 %
2015
StädteRegion Aachen
Arbeitslosenquote
Deutsche
StädteRegion Aachen
Arbeitslosenquote
Nichtdeutsche
72 Vgl. Statistik Bundesagentur für Arbeit, November 2017.
73 Bezogen auf die Zuständigkeiten der Rechtskreise des Sozialgesetzbuchs II und Sozialgesetzbuchs III.
41
Trotz hoher Arbeitslosenzahlen von Menschen mit
Flucht- und Migrationshintergrund sind schrittweise
Erfolge der Integration in den regionalen Arbeitsmarkt
spürbar. Aktive Angebote der Arbeitsförderung sowie
Qualifizierungsangebote für SGBIII- und SGBII-Kunden
zeigen Wirkung. (Abbildungen 16 und 17) 7475
6.000
16.000
5.000
14.000
4.000
12.000
3.000
10.000
5.711
16.153
8.000
Personen mit
sonstigem
Aufenthaltsstatus
6.000
2.000
4.000
1.000
0
Abbildung 16:
Arbeitslose StädteRegion Aachen
im Bestand nach
Aufenthaltsstatus,
November 2017
18.000
155
2.000
575
1.390
0
Arbeitslose StädteRegion SGB III
Personen im Kontext
von Fluchtmigration
2.886
Arbeitslose
StädteRegion Aachen
Arbeitslose StädteRegion SGB II
Quelle: Eigene Darstellung nach Statistik der Bundesagentur für Arbeit, Regionen AA Aachen – Düren (Gebietsstand November 2017) 74
Abbildung 17:
Jobcenter StädteRegion
Aachen – Entwicklung
des Arbeitsmarktes für
Staatsangehörige aus
den Migrationsländern
30,0
25,0
20,0
15,0
Nordrhein-Westfalen
Ausländer
10,0
Jobcenter
StädteRegion Aachen
Ausländer
5,0
0
Nordrhein-Westfalen
Deutsche
2010
2011
2012
2013
2014
2015
2016
2017
Datenstand: November 2017; Arbeitslosenquote in % mit eingeschränkter Bezugsgröße75 – regionaler Vergleich zu Nordrhein-Westfalen; Quelle: Statistik Bundesagentur für Arbeit, Migrations-Monitor Arbeitsmarkt, Ausländerarbeitslosenquoten,
November 2017
74 Personen mit sonstigem Aufenthaltsstatus: In der statistischen Berichterstattung der Agentur für Arbeit gibt es neben den „Personen im
Kontext von Fluchtmigration“ Drittstaatsangehörige mit anderen Aufenthaltsstatus. Dazu zählen Personen mit Niederlassungserlaubnis, Blauer
Karte EU, Aufenthaltserlaubnis Sonstige und Visum.
75 Eingeschränkte Bezugsgröße umfasst nur Erwerbspersonen für sozialversicherungspflichtige und geringfügige Beschäftigung sowie Arbeitslose.
Die Bezugsgröße ist zum Zähler periodengleich.
42
Jobcenter
StädteRegion Aachen
Deutsche
Die Arbeitsmarktintegration vor Ort in Aachen erfordert
angepasste Leistungen und individuelle Angebote verschiedenster Akteure. Ein gemeinsames Handeln schafft
Voraussetzungen, die Situation für alle Menschen mit
Flucht- und Migrationshintergrund auf dem Arbeitsmarkt
nachhaltig zu verbessern. Bewährt haben sich bisherige
gute Kooperationen der lokalen, regionalen und überregionalen Arbeitsmarktakteure, deren Kontakte zu Unternehmen sowie die Zusammenarbeit mit gemeinnützigen
Verbänden, Beschäftigungs- und Qualifizierungsträgern,
Sprachkursträgern und (Migranten-)Vereinen in der
Stadt Aachen.
Mitte 2016 erfolgte unter Leitung der Stadt Aachen die
Gründung eines Arbeitskreises76 zur Unterstützung der
Arbeitsmarktintegration von Geflüchteten. Über eine
Verstetigung des Netzwerkes soll langfristig ein syste-
matisch abgestimmtes Handeln der regionalen Akteure
gewährleistet werden. Nach Bedarf werden angepasste
zielgruppenspezifische Formate für alle Menschen mit
Flucht- und Migrationshintergrund entwickelt. Institutionsübergreifende Lösungen werden fokussiert. Hier
kommt insbesondere der Nutzung der Kompetenzen
lokaler (ehrenamtlicher) Netzwerke und einer partnerschaftlichen Zusammenarbeit mit diesen eine neue Rolle
zu.
Entscheidend ist, dass der Mensch im Mittelpunkt steht,
nicht die jeweiligen Zuständigkeiten. Insbesondere der
Umgang mit kultureller und sozialer Vielfalt wird zukünftig das Miteinander entscheidend prägen.
Aus der aktuellen Situation auf dem Arbeitsmarkt ergeben sich folgende Handlungsbedarfe:
Fachgespräche
1. Akteure des Arbeitsmarktes
Teilnehmende des
Fachgesprächs
Arbeit / Weiterbildung I
76 Arbeitskreis Arbeitsmarkt. Vertreten sind die folgenden Arbeitsmarktakteure kommunaler Fachstellen und Institutionen: Agentur für Arbeit
Aachen-Düren, Jobcenter StädteRegion Aachen, Ausländeramt und Bildungsbüro der StädteRegion Aachen, DGB Region Süd-West,
HWK Aachen, IHK Aachen. Kooperationspartner: Kommunales Integrationszentrum Aachen, RWTH und FH Aachen. Die Leitung des Arbeits
kreises obliegt der Stadt Aachen.
43
2. Qualifizierungs- und Beschäftigungsträger
Teilnehmende des
Fachgesprächs
Arbeit / Weiterbildung II
Maßnahmen
In den beiden Fachgesprächen wurden zahlreiche Zielvorstellungen formuliert:77
Steuerung von Zugängen/Informationsflüssen/Kom
munikationsstrukturen
•• Verbesserung der Aufklärungs- und Bildungsarbeit
für Menschen mit Flucht- und Migrationshintergrund
durch frühzeitige systematische und umfassende Zugänge zu Informationen über Sprachförderung sowie
vorhandene Fördermöglichkeiten zum Spracherwerb,
zum Bildungs- und Ausbildungssystem sowie Kenntnisse der Funktionsweise des deutschen Arbeitsmarktes generell
Bildung/Weiterbildung stärken
•• Über eine enge Vernetzung der Schul-, Bildungs- und
Weiterbildungsbereiche miteinander abgestimmte
und aufeinander aufbauende Deutsch- und Integrationsförderprogramme für die jeweiligen Lebensalter
bzw. und Lernabschnitte einrichten – Prozesskette
der (beruflichen) Integration von der Ankunft bis zur
Arbeitsintegration für alle Menschen mit Flucht- und
Migrationshintergrund
•• Erschließung von Qualifizierungspotentialen durch
arbeitsintegrierte Lernformen für Personen, die mit
formalen Bildungsangeboten schwer erreichbar sind
•• Frühzeitige Beratung zu Anerkennungsverfahren und
Unterstützung zur Anerkennung ausländischer Qualifikationen, unter anderem mit dem Ziel der Motivation
•• Aufbau und Weiterentwicklung von Arbeits-, Planungszu beruflichen Weiterbildungen
und Vernetzungsstrukturen aller am Integrationsprozess beteiligter Akteure (kommunale Einrichtungen,
Schulen, Kammern, Unternehmen, Qualifizierungs•• Maßnahmen, die Kompetenzfeststellungs- und
und Beschäftigungsträger, Hochschulen)
Anerkennungsverfahren der im Ausland erworbenen
Bildungs- und Berufsabschlüsse teilweise mit betrieblichen Praktika, Maßnahmen der Erwachsenenbildung
und Weiterqualifizierung kombinieren
•• Ausbau von langfristig orientierten Deutsch-, Schulungs- und Höherqualifizierungsmaßnahmen, insbesondere für die Gruppe der Geringqualifizierten
77 Die konkreten Maßnahmen finden sich in der Maßnahmenübersicht im Anhang.
44
Deutschförderung stärken
•• Frühzeitiger Zugang zu Deutsch- bzw. Integrationskursen für (alle) Asylbewerber sowie sonstigen Integrationsmaßnahmen zeitnah nach Ankunft (Arbeitsmarktzugang während noch laufender Asylverfahren)
•• Erhöhung des Bekanntheitsgrades von Studienstipendien (zum Beispiel Begabten-Förderwerke) besonders
für Menschen mit nichtakademischem Hintergrund
Unternehmen nachhaltig unterstützen
•• Arbeitsmarktakteure als Dienstleister für Unterneh•• Abgestimmte und aufeinander aufbauende zielgrupmen, unter anderem Gewährleistung der Beratung
penspezifische Deutsch- und Integrationsförderpround Betreuung über feste Ansprechpartner der
gramme für alle Menschen mit Flucht- und MigrationsAusländerbehörde, Kammern, Arbeitsagentur und des
hintergrund
Jobcenters für regionale Unternehmen seitens der
Institutionen vor Eintritt in ein Praktikums-, Ausbil•• Angebote, die berufsspezifische Sprachkurse, Teildungs- und Beschäftigungsverhältnis, für Weiterzeitarbeit und Ausbildung miteinander verknüpfen
bildungsmaßnahmen sowie während der Dauer des
(berufsbezogene Deutschkurse zum Einstieg und
Beschäftigungsverhältnisses
flankierend während eines Ausbildungs- und Beschäftigungsverhältnisses)
•• Interkulturelle Öffnung von Ausbildungsbetrieben
•• Niederschwellige Angebote zur Deutsch- und Integra•• Entwicklung von Maßnahmen, die Migrantenuntertionsförderung von Frauen und Müttern
nehmen stärker in das System der beruflichen Bildung
integrieren
Praktika/Ausbildung/Arbeitsaufnahme verstetigen
•• Schaffung von Unterstützungsstrukturen für (potenti•• Schaffung von Transparenz bezüglich von Verfahelle) Gründer mit Flucht- und Migrationshintergrund
rensabläufen und Verantwortlichkeiten im Rahmen
eines/er Praktikums-, Ausbildungs- und Arbeitsauf•• Vernetzung des sozialen Arbeitsmarktes mit der regionahme für beteiligte Akteure
nalen Wirtschaft
•• Maßnahmen, die junge Menschen mit Flucht- und
Migrationshintergrund praktisch, fachtheoretisch und
sprachlich auf eine Ausbildung vorbereiten, bei denen Ehrenamt stärken
•• Schaffung von Strukturen der Zusammenarbeit von
spezialisierte Fallmanager zur Verfügung stehen, und
ehrenamtlichen Engagement und Arbeitsmarktakdie Nachbetreuungsprogramme anbieten
teuren zur Gewährleistung von Informationsflüssen,
Transparenz und Synergien
•• Entwicklung von Instrumenten, die eine frühe Berufsorientierung und eine Begleitung bis zum Beginn einer
•• Verankerung des Themas „Engagement-Förderung“
Ausbildung fördern
im Asyl-, Flüchtlings- und Migrationsbereich auf institutioneller Seite
•• Schaffung von Unterstützungsangeboten für unbegleitete Minderjährige im Übergang zur Volljährigkeit
Studium nachhaltig fördern
•• Über eine gezielte Förderung die Studienaufnahme,
den Einstieg und einen nachhaltigen Studienerfolg
von Studierenden mit Flucht- und Migrationshintergrund sicherstellen
•• Informationen und Unterstützungsangebote zur
Erleichterung des Übergangs vom Studium in den
Arbeitsmarkt für ausländische Hochschulabsolventen
und Menschen mit Migrationshintergrund
Schaffung von differenzierten Angeboten zur Information und Beratung mit Fokus auf soziale Hintergründe
und Verschiedenheit der Migrationserfahrungen
Allgemeine Maßnahmen und Zielvorstellungen
•• Über Aufklärungs- und Bildungsarbeit klare realistische Erwartungshaltungen seitens der Migrantinnen
und Migranten zu Zugängen zum Arbeitsmarkt in
Deutschland definieren
•• Verbindliches Handeln seitens der Aufnahmegesellschaft gewährleisten und verbindliches Handeln der
Menschen mit Flucht- und Migrationshintergrund
einfordern
45
4.2 Sprache und Bildung
Das Menschenrecht auf Bildung ist die grundlegende und rechtliche Voraussetzung für eine gelingende
Integrationspolitik vor Ort. Um dieses Recht umzusetzen
ist es eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe Kindern,
Jugendlichen und Erwachsenen herkunfts- und statusunabhängige Bildungschancen zu ermöglichen.
Mit dem Teilhabe- und Integrationsgesetz NRW von
2012 soll die gesellschaftliche und politische Teilhabe
der Menschen mit Migrationshintergrund auf Grundlage
einer Anerkennungskultur und der freiheitlich-demokratischen Grundordnung gefördert werden. Im Mittelpunkt
stehen die „Beteiligung“ und die „Selbstbefähigung“
aller Menschen.
In den Kommunen werden im Rahmen des Teilhabe- und
Integrationsgesetzes Kommunale Integrationszentren
gefördert, um die Integration vor Ort umzusetzen und
die interkulturelle Öffnung von Einrichtungen zu unterstützen.
Die Kernaufgaben liegen dabei im Bereich „Integration
durch Bildung“, d.h. in der biografiegeleiteten Sprachbildung unter Berücksichtigung der Mehrsprachigkeit, in
der Entwicklung fachlicher Konzepte zur Integrationsförderung im gesamten Bildungssystem, in der migrationspädagogischen Organisationsentwicklung sowie in der
Beratung und Begleitung von zugewanderten Menschen
in Bezug auf ihre Bildungschancen. Dies geschieht
von der Frühen Bildung bis zum Erwachsenenalter. Da
46
Bildung als Querschnittsaufgabe für alle Bürgerinnen
und Bürger verstanden wird, steht als zweiter wichtiger
Bereich die „Integration als Querschnitt“ im Fokus der
Arbeit, in der insbesondere Qualifizierungs- und Informationsveranstaltungen im Themenbereich Integration
angeboten werden – für Migrantenorganisationen,
Ehrenamtliche in der Arbeit mit Geflüchteten, Multiplikatorinnen und Multiplikatoren der Integrationsarbeit und
alle interessierten Bürgerinnen und Bürger.
Auf Grundlage des Teilhabe- und Integrationsgesetzes
NRW arbeitet das Kommunale Integrationszentrum eng
mit städtischen Ämtern und Dienststellen, Schulen, anderen Bildungseinrichtungen, Kindertageseinrichtungen,
Trägern der Kinder- und Jugendhilfe sowie weiteren regionalen Einrichtungen und Organisationen zusammen,
um gemeinsam das Leben in der diversitätsbewussten
Gesellschaft zu fördern.
Im Bereich der Erwachsenenbildung gibt es neben
einer Vielzahl verschiedener Fördermaßnahmen und
ehrenamtlich durchgeführten Kursen den großen Bereich
des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge (BAMF).
Erwachsene Zuwanderer, die sich dauerhaft in Deutschland aufhalten, haben seit 2005 nach dem „Gesetz zur
Begrenzung und Steuerung der Zuwanderung“ unter
bestimmten Umständen die Berechtigung oder die
Verpflichtung, an einem Integrationskurs teilzunehmen,
der aus einem Sprachkurs und einem Orientierungskurs
besteht. Die meisten Teilnehmerinnen und Teilnehmer
haben die Allgemeinen Integrationskurse zu verbuchen;
zielgruppenbezogene Integrationskurse richten sich
Sprachkurs
Orientierungskurs
dauert 600 Stunden (6 Module zu 100 Ustd)
schließt an Sprachkurs an
schließt mit dem „Deutschtest für Zuwanderer“
(DTZ) ab, beim Nichterreichen des B1-Niveaus
besteht die Möglichkeit zu 300 Ustd Wiederholung und einer erneuten Prüfung
Abschlusstest "Leben in Deutschland"
in speziellen Kursen bis zu 900 Ustd
100 Ustd
in Intensivkursen 400 Ustd
in Intensivkursen 30 Ustd
Themen im Rahmen der Sprachvermittlung:
Arbeit und Beruf, Aus- und Weiterbildung,
Betreuung und Erziehung von Kindern, Einkaufen/
Handel/Konsum, Freizeit und soziale Kontakte,
Gesundheit und Hygiene/menschlicher Körper,
Medien, Wohnen
Themen: deutsche Rechtsordnung, Geschichte
und Kultur, Rechte und Pflichten in Deutschland,
Formen des Zusammenlebens in der Gesellschaft,
Werte, die Deutschland wichtig sind, z.B. Toleranz, Gleichberechtigung
Abbildung 18:
Übersicht über die
Integrationskurse
Quelle: Volkshochschule Aachen
zudem an Jugendliche und junge Erwachsene, an Frauen
und Eltern oder an Menschen, die noch nicht alphabetisiert oder nicht in der lateinischen Schrift alphabetisiert
sind. Die Grundlage des Integrationskurssystems besteht
darin, dass die Teilnehmerinnen und Teilnehmer ihren
Kurs frei wählen und den Kurs unterbrechen können.
Jeder Integrationskurs besteht aus einem Sprachkurs
(600 bzw. 900 Unterrichtsstunden) und einem Orientierungskurs (100 Unterrichtsstunden). Der Besuch eines
Vollzeit-Integrationskurses (20 Unterrichtsstunden
pro Woche) dauert in der Regel zehn bis elf Monate,
Alphabetisierungskurse werden in der Regel als Teilzeitkurse (15 Unterrichtsstunden pro Woche) angeboten
und dauern 18 bis 24 Monate. Das BAMF finanziert die
Integrationskurse je nach wirtschaftlicher Lage des
Teilnehmenden ganz oder zur Hälfte. Ein allgemeiner
Integrationskurs kostet pro Teilnehmerin und Teilnehmer
2765 Euro. Der Unterricht wird in der Regel von freiberuflichen Honorarkräften erteilt, die vom BAMF zugelassen
sein müssen. Das Mindesthonorar für die Unterrichtenden beträgt 35 Euro pro Unterrichtsstunde.
Ziel des Integrationskurses ist das Erreichen des
Sprachniveaus B1 nach dem Gemeinsamen Europäischen
Referenzrahmen. Dieses Niveau ermöglicht eine einfache
Kommunikation zur Bewältigung des elementaren
Alltags, es reicht nicht zur Aufnahme einer Ausbildung
oder einer Berufstätigkeit aus. Seit Frühjahr 2017 werden
daher vom BAMF darüber hinausgehende Angebote
der berufsbezogenen Deutschförderung („DeuFöV“)
angeboten. Es handelt sich hierbei um ein Modul von
400 Unterrichtsstunden, das auf dem Niveau B1 aufbaut. Da nicht alle Absolventinnen und Absolventen der
Integrationskurse das Niveau B1 erreichen, sind auch
Wiederholungsmodule zum Erreichen dieses Niveaus
vorgesehen.78
Dokumentation der aktuellen Situation
In Aachen bietet die vernetzte Struktur der Einrichtungen eine gute Grundlage für die Arbeit entlang der
Bildungskette. (Abbildung 19)
Elementarbereich
Im Elementarbereich werden wichtige Weichen für die
Entwicklung von Kindern gestellt. Bildung hat dabei einen hohen Stellenwert in Familien mit Migrationshintergrund. Dazu leisten vor allem die KiTas einen wertvollen
Beitrag durch ihre integrationsfördernde Arbeit. Die
Eltern benötigen gute Informationen und verlässliche
Strukturen, damit sie ihre Kinder fördern und in den
Kindertageseinrichtungen und Institutionen mitwirken
können. Hierzu leisten das Kommunale Integrationszentrum und die KiTas eine wertvolle Arbeit vor Ort und
bieten folgende Angebote an:
•• Beratung von Bildungseinrichtungen und kooperierenden Institutionen,
•• Fortbildungen für das gesamte pädagogische Fachpersonal, auch im Ganztag,
•• Begleitung von Bildungseinrichtungen bei ihrem Prozess der interkulturellen Öffnung,
•• Weitervermittlung und Verbreitung guter Praxis,
•• Entwicklung geeigneter Lehr- und Lernmaterialien.
1 – 3 Jahre
4 – 6 Jahre
6 – 10 Jahre
10 – 16 Jahre
16+ Jahre
Griffbereit
Rucksack
DeutschIntensivkurse an
5 Standorten
Sprachförderung
an allen Schulformen der Sek I
Internationale
Förderklassen an
allen BKs
Hocus und Lotus (O bis 8 Jahre)
Sprachförderkurs Schönforst
Abbildung 19:
Übersicht über
Bildungskette
im Bereich Sprache
Quelle: Kommunales
Integrationszentrum
Stadt Aachen
Herkunftssprachicher Unterricht,
aktuell in 11 Sprachen
Informationsveranstaltungen für Eltern und Multiplikator/innen zum deutschen Bildungssystem, zu „Mehrsprachigkeit“,
„Sprachentwicklung“, „Deutschlernen“ etc.
Qualifizierungsveranstaltungen (Workshops, Fachtage, Runde Tische) für Akteure des Bildungssystems zu
„Deutsch als Zusatzsprache“, „Alphabetisierung“, „Mehrsprachigkeit“, „Sprachentwicklung", etc.
78 Vgl Anhang, Glossar, Gemeinsamer Europäischer Referenzrahmen.
47
Da Sprache schon in den ersten Lebensjahren als wichtigstes Denk- und Verständigungswerkzeug dient und
laut Kinderbildungsgesetz die kontinuierliche Förderung
der sprachlichen Entwicklung unter Anerkennung der
Mehrsprachigkeit gefordert wird, bietet das Kommunale
Integrationszentrum der Stadt Aachen in diesem Bereich
folgende Projekte an:
Bis 3 Jahre:
Griffbereit ist ein Programm, das neben der Förderung
der allgemeinen kindlichen Entwicklung vor allem auf
die Stärkung der Familiensprachen zielt.
4 bis 6 Jahre:
Rucksack KiTa ist ein Bildungs- und Lernprogramm für
Familien mit Kindern ab vier Jahren, in dem Eltern unter
Berücksichtigung ihrer Lebenswelten und Familienkulturen Anregungen und ein umfangreiches Angebot an
Spiel- und Übungsmaterialien erhalten, um die Entwicklung ihrer Kinder und die Familiensprachen zu stärken.
Bis 8 Jahre
Hocus und Lotus ist ein Fremdsprachenprogramm zum
Deutschlernen für Kinder, die als Sprachanfänger in der
Zweitsprache Deutsch in die Kindertageseinrichtungen
kommen.
Grundschule und weiterführende Schule
Schule ist der Raum, in dem sich Kinder und Jugendliche
nach ihren Fähigkeiten bilden, entwickeln und entfalten
können. Der Bildungserfolg von Kindern mit Migrationshintergrund hängt von verschiedenen Einflussfaktoren
ab, wie zum Beispiel der/den Sprache/n, die das Kind
spricht, der Zusammenarbeit der Schule mit den Eltern
sowie maßgeblich vom Umgang der Lehrkräfte mit einer
vielfältigen und heterogenen Schülerschaft und ihren
Potentialen. Im Sinne des Gesetzes zur gesellschaftlichen Teilhabe und Integration in NRW orientiert sich interkulturelle Schulentwicklung an der in der Schulrealität
gegebenen Vielfalt. Jedem Kind sollen optimale Lernbedingungen geboten werden. Im Sinne der gesellschaftlichen Teilhabe und Integration bieten die Kommunalen
Integrationszentren neben den sprachlichen Angeboten:
Beratung von zugewanderten schulpflichtigen Kindern
und Jugendlichen, die erstmalig ins deutsche Schulsystem einsteigen und Vermittlung von Schulplätzen in so
genannten Sprachfördergruppen und Internationale
Förderklassen (Abbildung 20),
•• Beratung und Begleitung von Schulen mit Sprachfördergruppen und Internationalen Förderklassen,
•• Allgemeine und individuelle Beratungen zu interkulturellen Themen von Lehrkräften, Schulen, Schulämtern,
Studienseminaren und kooperierenden Institutionen,
•• Qualifizierungen für das gesamte pädagogische Fachpersonal im Bildungssystem, auch im Ganztag unter
anderem zu folgenden Themen: „interkulturelle und
sprachsensible Schul- und Unterrichtsentwicklung“,
48
„Deutsch als Zusatzsprache“, „Alphabetisierung“,
„Durchgängige Sprachförderung in allen Fächern“,
„Fit für Vielfalt“,
•• Begleitung von Schulen bei ihrem Prozess der interkulturellen Öffnung,
•• Begleitung von diversitätsfördernden Programmen wie
„Schule ohne Rassismus, Schule mit Courage“,
•• die Weitervermittlung und Verbreitung guter Praxis,
•• die Entwicklung geeigneter Lehr- und Lernmaterialien.
Gemeinsam mit den Akteuren vor Ort, wie zum Beispiel
dem Fachbereich Kinder, Jugend und Schule, der Schulaufsicht, den Fachberatungen für Integrationsprozesse,
aber auch Migrantenorganisationen oder Vereinen werden unter anderem zu den oben genannten Themen für
Eltern und Multiplikatoren Veranstaltungen konzipiert
und umgesetzt.
Alltagssprache, Bildungssprache, Fachsprache, Deutsch,
Englisch, Französisch, Herkunftssprache – im Bildungssystem lernen alle Kinder und Jugendliche unterschiedliche Ebenen und verschiedene Sprachen kennen. Einen
besonderen Stellenwert nimmt daher in der Arbeit des
Kommunalen Integrationszentrum das Thema „Durchgängige sprachliche Bildung“ ein.
Für Schülerinnen und Schüler, die die deutsche Sprache
neu erlernen, gibt es verschiedene Angebote in der
Stadt, die bedarfsorientiert von unterschiedlichen
Akteuren gestaltet werden. So stehen zum Beispiel an
allen Schulformen in Aachen Sprachfördergruppen und
Internationale Förderklassen für die zugewanderten
Kinder und Jugendlichen zur Verfügung. Das Kommunale
Integrationszentrum ist bedarfsabhängig ständig im Gespräch mit der Schulaufsicht und den Schulträgern über
die mögliche Einrichtung weiterer Sprachfördergruppen
und Internationaler Förderklassen. Diese Klassen sollen
die Deutschkenntnisse von Kindern und Jugendlichen erhöhen und die Teilhabe am Bildungssystem verbessern.
Zusätzlich werden über weitere Angebote für alle
Kinder und Jugendliche mit Migrationshintergrund die
Mehrsprachigkeit und das Erlernen von Bildungs- und
Fachsprache gefördert.
6 bis 10 Jahre:
Deutsch-Intensivkurse gibt es in Aachen für neu
zugewanderte Kinder im Grundschulalter. Hier werden
die Kinder sprachlich gezielt gefördert und auf den Übergang in die weiterführende Schule vorbereitet. Kinder,
die das lateinische Alphabet lernen müssen, können in
diesen Gruppen zudem Lesen und Schreiben lernen.
Zusätzlich gibt es beispielsweise in der Grundschule
Schönforst einen freiwilligen, lebensweltorientierten
Sprachförderkurs, der zweimal in der Woche stattfindet
und Eltern und Geschwister der Kinder in das gemeinsame Deutschlernen einbezieht.
Abbildung 20:
Übersicht über die
Vermittlungen von Schulplätzen in den Schuljahren 2010/11 – 2017/18 an
Seiteneinsteiger/innen
900
800
700
600
Quelle: Kommunales
Integrationszentrum
Stadt Aachen
500
400
804
300
532
200
100
0
118
2010/11
157
2011/12
277
2012/13
393
352
211
2013/14
10 bis 18 Jahre:
Sprachfördergruppen für neu zugewanderte Jugendliche bis 16 Jahre und Internationale Klassen für alle
Jugendlichen ab 16 werden im Sek I/II-Bereich an allen
Schulformen nach dem Schulerlass „Unterricht für neu
zugewanderte Schülerinnen und Schüler“ vom 28. Juni
2016 des Landes NRW angeboten. Neben dem Erlernen
der deutschen Sprache findet dort bei Bedarf auch eine
Alphabetisierung im lateinischen Alphabet statt.
6 bis 16 Jahre:
Herkunftssprachlicher Unterricht wird in der Stadt
zur Förderung der Mehrsprachigkeit von Seiten des
Schulamtes auf freiwilliger Basis angeboten. Für die Persönlichkeitsentwicklung von Kindern und Jugendlichen
mit Migrationshintergrund sind die Herkunftssprache
und die Kultur des Herkunftslandes ihrer Familie von
besonderer Bedeutung. Darum wird herkunftssprachlicher Unterricht in Ergänzung zum regulären Unterricht
angeboten. Aktuell finden an zahlreichen Standorten
insgesamt 35 Kursen in 11 verschiedenen Sprachen statt.
2014/15
2015/16
2016/17
2017/18
(Stand: 05.03.2018)
Erwachsene
Auch für zugewanderte Erwachsene sind die Themen
Bildung und Sprache für die Integration in der deutschen
Gesellschaft zentral.
Die Bildungserstberatung ist seit dem 01. März 2006
eine zentral gelegene Erstanlaufstelle für Migrantinnen
und Migranten bei der Stadt Aachen. Kompetente Beraterinnen und Berater verschiedener Fachstellen können
in verschiedenen Sprachen Beratungen anbieten. Dabei
geht es zum einen um praktische Alltagsfragen, aber vor
allem auch um Unterstützung bei der Suche nach einem
passenden Deutschkurs, um Fragen des persönlichen
Bildungsverlaufs, die Anerkennung von ausländischen
Schul-/Studien- und Berufsabschlüssen oder um das
Thema der beruflichen Neuorientierung.
Für die Sprach- und Integrationskurse in der Stadt
Aachen gibt es aktuell (Stand September 2017) insgesamt neun durch das Bundesministerium für Migration
und Flüchtlinge (BAMF) zugelassene Integrationskursträger. Statistische Zahlen liegen nicht für die Stadt
Aachen, sondern für die StädteRegion vor. Von 2015 bis
2016 wurde das Angebot wegen der starken ZuwanÜbergang Schule/Beruf/Studium
derung von 57 begonnenen Integrationskursen auf 110
Der Übergang von der Schule in den Beruf ist für alle
Jugendlichen der Start in eine Ausbildung oder ein Studi- erhöht; in dieser Zahl sind Allgemeine Integrationskurse
um und eine wichtige Grundsteinlegung für ihre berufli- ebenso wie zielgruppenbezogene Kurse enthalten. Es
che Zukunft. Berufskollegs bereiten die Jugendlichen auf wurden 2.669 Berechtigungen/Verpflichtungen ausgestellt, 1.999 Personen haben mit einem Kurs begonnen.
einen Einstieg ins Berufsleben vor. Es findet daher eine
enge Zusammenarbeit zwischen dem Kommunalen InteFür die Teilnahme an Allgemeinen Integrationskursen
grationszentrum der Stadt Aachen und den Lehrkräften
besteht in Aachen keine lange Wartezeit. Wegen der
der Berufskollegs sowie den Akteuren des Ausbildungsrechtlichen Möglichkeit, den Integrationskurs zu unterund Arbeitsmarktes (Jugendberufshilfe, Jugendmigrabrechen oder ihn bei einem anderen Träger fortzusetzen,
tionsdienst, Integration Point, Agentur für Arbeit,
Jobcenter, Kammern etc.) statt, um bei Jugendlichen mit gibt es keine validen Erkenntnisse über die Zahl der
Förderbedarf auch hier eine adäquate Kompetenz in der Kursabbrecherinnen und Kursabbrecher. Laut Aussage
der Träger ist die Zahl der Unterbrechungen relativ gedeutschen Sprache in allen Fächern zu erzielen und den
ring, meist lägen triftige Gründe für eine Unterbrechung
Schülerinnen und Schülern ihre Mehrsprachigkeit als
vor (zum Beispiel Krankheit, Wegzug, Arbeitsaufnahme).
Ressourcen zu verdeutlichen.
20
49
Zugang zu den Angeboten des BAMF haben Migrantinnen und Migranten, die dauerhaft in Deutschland
leben. Asylbewerberinnen und -bewerber haben keinen
Zugang; eine Ausnahme bilden wegen der hohen Anerkennungsquote und damit einer guten Bleibeperspektive
Asylbewerberinnen und -bewerber aus Eritrea, Irak, Iran,
Somalia und Syrien. Für diejenigen, die keinen Zugang
zu den Kursen des BAMF haben, gibt es in Aachen
folgende Angebote:
•• Alltagsorientierte Deutschkurse, finanziert im Rahmen
der „Projekte zur Integration“ seitens der Stadt
Aachen,
•• Deutschkurse mit anderer Förderung, zum Beispiel
durch das Land NRW oder die Bundesagentur für
Arbeit,
•• Ehrenamtliche Deutschlernangebote, koordiniert durch
den Fachbereich Wohnen, Soziales Und Integration –
Sonderteam Flüchtlingswesen (ca. 50 Sprachkurse).
Diese Angebote sind immer nur zeitlich begrenzt und
abhängig von der Bereitstellung der entsprechenden
Fördermittel.
Ziel aller Maßnahmen zum Erlernen der deutschen Sprache ist eine Kompetenzstufe, die eine Teilhabe am gesellschaftlichen und kulturellen Leben und die Aufnahme
einer Ausbildung oder eines Berufs ermöglicht. Dieses
Ziel wird aus unterschiedlichen Gründen in vielen Fällen
nicht erreicht. Während gut ausgebildete Zugewanderte
rasch ein hohes Sprachniveau im Deutschen erreichen
und erfolgreich ein Studium, eine Ausbildung oder
eine Arbeit aufnehmen, stehen gering Qualifizierte bei
den zeitlich begrenzten Maßnahmen vor einer großen
Herausforderung. Eine Perspektive für das Erreichen
eines qualifizierten allgemeinbildenden Abschlusses
bietet der zweite Bildungsweg, also das College der
Volkshochschule Aachen, die Abendrealschule und das
Weiterbildungskolleg der StädteRegion. Enge Bezüge
bestehen darüber hinaus zum Handlungsfeld Arbeit/Wei-
terbildung, wo es heißt: „Über eine enge Vernetzung der
Schul-, Bildungs- und Weiterbildungsbereiche miteinander abgestimmte und aufeinander aufbauende Sprachund Integrationsförderprogramme für die jeweiligen
Lebensalter bzw. Lernabschnitte einzurichten – Prozesskette der (beruflichen) Integration von der Ankunft bis
zur Arbeitsintegration für alle Menschen mit Flucht- und
Migrationshintergrund.“
Die Mehrsprachigkeit findet in Aachen aufgrund des
nachbarschaftlichen Austauschs und des Tourismus ihren
Ausdruck schon lange in den Sprachen Niederländisch,
Französisch und Englisch. Die Herkunftssprachen der
Zugewanderten spielen derzeit keine große Rolle. Behörden veröffentlichen derzeit nur vereinzelt Informationen
in verschiedenen Herkunftssprachen. Das Fachgespräch
im Handlungsfeld Gesundheit kommt zu dem Schluss,
dass Informationen ausschließlich in deutscher Sprache
eine Barriere für Menschen mit Migrationshintergrund
darstellen. Hier nehmen der Einzelhandel und kunden
orientierte Dienstleister eine Vorreiterrolle ein. Sie
halten Informationen sowohl auf Deutsch als auch in
Herkunftssprachen vor und beschäftigen zweisprachiges
Personal.
Im Rahmen der Bildungsarbeit werden auch Qualifizie
rungs- und Fortbildungsmaßnahmen zu integrati
onsrelevanten Themen für verschiedene Zielgruppen
durch unterschiedliche Träger angeboten, wie zum
Beispiel für Akteure aus Migrantenorganisationen oder
Ehrenamtliche, die im Bereich Integration und in der
Arbeit mit Geflüchteten aktiv sind. Das Kommunale
Integrationszentrum macht bedarfsgerechte Angebote
wie zum Beispiel Informationsabende für Eltern zum
deutschen Schulsystem, Informationsveranstaltungen
zu finanziellen Fördermöglichkeiten für Projekte in der
Integrationsarbeit, Vernetzungs- und Austauschtreffen,
Workshops zu Interkulturellen Kompetenzen, zum Thema
Demokratie oder zu rechtlichen und organisatorischen
Fragen der Vereinsgründung und -führung.
Fachgespräch
Teilnehmende
des Fachgesprächs
Sprache / Bildung
50
Maßnahmen
Integration durch Bildung
1. Die Beratungen und Vernetzungen der Kindertageseinrichtungen zur interkulturellen Öffnung sind
bedarfsgerecht ausgebaut.
2. Die Beratungen und Vernetzungen aller Schulen zur
interkulturellen Unterrichts- und Schulentwicklung
(einschließlich Lehrerinnen- und Lehrerbildung und
Entwicklung von Curricula) durch zertifizierte BikUS
(Beraterinnen und Berater für interkulturelle Unterrichts- und Schulentwicklung) sind bedarfsgerecht
ausgeweitet.
3. Das Programm und das Netzwerk „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage (SoR-SmC)“ sind durch
das Kommunalen Integrationszentrum, welches die
Regionalkoordination übernimmt, stärker ausgebaut
und begleitet, sodass mehr Schulen den Titel verliehen bekommen.
4. Die Akteure des Bildungsbereiches sowie aus
Migrantenorganisationen oder dem Ehrenamt nehmen an regelmäßigen Qualifizierungsmaßnahmen im
Themenfeld Integration teil, die durch das Kommunale Integrationszentrum angeboten werden.
5. Die Öffentlichkeitsarbeit zur Sensibilisierung über
Flucht, Bildung und Migration ist ausgeweitet.
6. Die Beratungen und Vermittlungen von Seiteneinsteigerinnen und Seiteneinsteigern ins deutsche
Schulsystem durch das Kommunale Integrationszentrum finden weiterhin zeitnah statt.
7. Schulen mit Sprachfördergruppen und Internationalen Förderklassen sind durch das Kommunale
Integrationszentrum eng betreut und begleitet.
8. Es sind Strukturen zur Übergangsgestaltung für neu
zugewanderte Kinder von Kindestageseinrichtungen
in die Grundschule bzw. von der Grundschule in die
weiterführende Schule und für neu zugewanderte
Jugendliche nach Beendigung der Internationalen
Förderklasse in Kooperation mit unterschiedlichen
Akteuren aus dem KiTa-, Schul- und Ausbildungsbereich entwickelt und erprobt.
9. Die Bildungserstberatung ist kontinuierlich je nach
Bedarfslage mit allen Akteuren weiterentwickelt.
Sprachbildung
10. Die vorhandenen Deutschangebote sind vielfältig
und passgenau für die verschiedenen Zielgruppen.
Sie werden beibehalten und bedarfsgerecht ausgebaut. Aspekte wie Kinderbetreuung, Intensivkurse,
begleitende Kurse etc. werden dabei berücksichtigt.
11. Sprach- und Bildungsangebote werden statusunabhängig für alle Zugewanderte ermöglicht. Dazu
werden im Rahmen von Kooperationen zwischen
Verwaltungs-, Sozial- und Wirtschaftsinstitutionen
(zum Beispiel zwischen der Bildungserstberatung
der Stadt Aachen, der IHK, der HWK, dem Pädagogischen Zentrum Aachen e.V., den Integrationskursträgern und dem Jobcenter) Fördermöglichkeiten von
Sprach- und Weiterbildungskursen im Rahmen von
SGBII und SGBIII ausgelotet und in einfacher Sprache
bzw. mehrsprachig dargestellt.
12. Es werden spezifische Angebote für Zielgruppen
geboten, die durch das bestehende Deutschkursangebot nicht erreicht werden.
13. Die zusätzlich zu den Integrationskursen vorhandenen Angebote, die Möglichkeiten der Praxis und des
Austauschs bieten, werden besser bekannt gemacht,
zum Beispiel der täglich stattfindende offene Treff in
der Stadtbibliothek.
Mehrsprachigkeit
14. Die Maßnahmen des Kommunalen Integrationszentrums (Hocus & Lotus, Griffbereit, Rucksack) sowie
weitere Angebote, die gemäß der Vorgaben des Kinderbildungsgesetzes die Mehrsprachigkeit fördern,
werden fortgeführt, ausgebaut und nach Möglichkeit ins Regelsystem übergeleitet. Zu diesem Zweck
werden das Kommunale Integrationszentrum und die
KiTas der Stadt Aachen noch enger vernetzt.
15. Das Wissen der „Sprach-KiTas“ wird als „Good
practice“ in alle KiTas der Stadt Aachen verbreitet.
Damit wird eine positive Haltung gegenüber der
Mehrsprachigkeit unterstützt.
16. Die Mehrsprachigkeit der Mitarbeiterinnen und
Mitarbeiter der Stadt Aachen wird systematisch
erhoben. Im Arbeitsalltag und im Kundenkontakt
werden Gelegenheiten gesucht und als Standards
entwickelt, diese Sprachkompetenzen einzusetzen.
17. Enge Vernetzung zwischen Kommunalem Integrationszentrum und städtischen KiTas, um den Mehrwert
der Mehrsprachigkeit stärker herauszustellen.
18. Es findet ein regelmäßiger Austausch mit dem Zentrum für Mehrsprachigkeit und Integration (ZMI) in
Köln statt, um weitere Maßnahmen zu erarbeiten.
51
4.3 Wohnen und Sozialplanung
Integration findet vor Ort in den Sozialräumen statt. Es
ist eine der zentralen Zukunftsaufgaben der Stadtentwicklungspolitik, das Zusammenleben in Vielfalt zu
gestalten. Dazu können unter anderem die Aufwertung
und bedarfsgerechte Gestaltung des Wohnumfeldes,
der Ausbau und die Weiterentwicklung bestehender
öffentlicher und privater Infrastrukturangebote und die
Verbesserung der Wohnbedingungen einen entscheidenden Beitrag leisten.79 Im Mittelpunkt stehen dabei:
•• die Grundversorgung mit bezahlbarem Wohnraum,
•• die Vermeidung von sozialer Segregation und Gentrifizierung im Quartier,
•• die integrierte Planung im Quartier, die vor Ort ein
Leben in Vielfalt ermöglicht und fördert.
Eine zentrale kommunale Herausforderung ist die ausreichende Versorgung mit bezahlbarem Wohnraum für
alle Bedarfslagen. Dies ist ein Grundsatz, der sich unter
anderem in der „Aachen Strategie Wohnen“ (2010)
wiederfindet.
Ein Gutachten des Instituts Quaestio aus dem Jahr 2014,
auf dessen Basis das neue Aachener Handlungskonzept
Wohnen erarbeitet wird, identifizierte einen jährlichen
Neubaubedarf von mindestens 150 Wohneinheiten
(Geschosswohnungsbau)80 (Abbildung 22). Durch den
vermehrten Zuzug von geflüchteten Menschen seit dem
Jahr 2015 steigt der Bedarf insbesondere im öffentlich
geförderten und unteren freifinanzierten Marktsegment
weiter an, so dass aktuell in diesen Bereichen eine deutliche Anspannung des Mietwohnungsmarktes vorliegt.
Die Kommune kann insbesondere über den öffentlich
geförderten Wohnraum und über das vorhabenbezogene Bauen auf die Gestaltung des Wohnungsmarktes
einwirken, während sie im frei finanzierten, privaten
Wohnungsmarkt nur geringe Handlungsmöglichkeiten
hat.
Zur Verbesserung der Wohnraumsituation wurde Ende
2017 der „Strategiezirkel Wohnen“ gegründet, in dem
fachbereichsübergreifend Strategien zur bedarfsorientierten Wohnraumschaffung entwickelt werden, neue
Wohnbauprojekte auf den Weg gebracht werden und
die Zusammenarbeit aller wohnbaurelevanten Akteure
optimiert wird.
Zur Förderung des öffentlich geförderten Wohnungsbaus
verabschiedete der Rat der Stadt Aachen in den Jahren
2000 und 2014 sogenannte „Quotenbeschlüsse“, nach
denen bei Neubauvorhaben, für die Planungsrecht neu
geschaffen wird, ein festgesetzter Anteil der Wohnungen öffentlich gefördert werden muss. 2014 wurde eine
Quote zwischen 20% und 40% festgelegt, in der Regel
sollen 30% der Wohneinheiten in einem Neubauprojekt
öffentlich gefördert sein. Die Stadt Aachen schafft damit
preisgünstige Angebote im öffentlich geförderten Wohnungsbau, der auch Migrantenfamilien mit Wohnberechtigungsschein zur Verfügung steht.
Ein zentraler Akteur bei der Bereitstellung von bezahlbarem Wohnraum ist in Aachen die gewoge AG (Abbildung
24). Sie ist als Aktiengesellschaft organisiert und befindet sich mehrheitlich in städtischer Hand. Die gewoge
definiert ihr Ziel wie folgt: „Die gewoge AG ist das Wohnungsunternehmen in Aachen, dass sich in allen seinen
Funktionsbereichen auf die Herstellung und nachhaltige
Bewirtschaftung von günstigem Wohnraum konzentriert.
[…]. Die Einbindung öffentlicher Darlehen zur Herstellung bzw. Modernisierung geförderter Wohnungen
nimmt vor diesem Hintergrund für die gewoge AG einen
hohen Stellenwert ein […]. Eine soziale Ausgewogenheit
von Wohnquartieren liegt aufgrund ihres nachhaltigen
Bewirtschaftungsansatzes im Interesse der gewoge AG
und wird entsprechend angestrebt.“
Auf ihre heterogene Mieterschaft reagiert die gewoge
AG mit kultursensiblen Angeboten. So zeigte sich in
Aachen-Nord nach einer energetischen Sanierung von
gewoge-AG-Bestandsimmobilien, dass zugewanderte
Menschen eine eigene Ansprache durch mehrsprachige
Flyer und persönliche Beratung benötigen, um die dort
installierte moderne Lüftungsanlage zu verstehen und
im Alltag zu beachten. Mit einer entsprechenden Umsetzung konnten alle Bewohner für das neue Belüftungskonzept gewonnen werden.
Neben der Aufgabe, ausreichenden bezahlbaren Wohnraum zur Verfügung zu stellen, besteht sozialräumlich
die Herausforderung, Segregation81 zu vermeiden ohne
Gentrifizierung82 zu schaffen. Dazu verfolgen Politik und
Stadtverwaltung das Ziel einer sozialen und kulturellen
79 Vgl. Teilhabe- und Integrationsbericht Nordrhein-Westfalen. 1. Bericht nach § 15 des Teilhabe und Integrationsgesetztes, hg. vom Ministerium
für Arbeit, Integration und Soziales, Düsseldorf 2016.
80 Aachen-Strategie-Wohnen – Aktualisierung und teilräumliche Ausdifferenzierung, bearbeitet von: Quaestio, Forschung und Beratung, Abschließender Bericht, 25.09.2014.
81 Segregation bedeutet die räumliche Trennung der Wohngebiete von sozialen (Teil-)Gruppen in einer Stadt oder Region. Der Grad der Segregation ist umso höher, je stärker die räumliche Verteilung der Wohnstandorte einer Gruppe von der Verteilung der Gesamtbevölkerung abweicht.
Das Ghetto stellt die extreme Form der Segregation dar. Die Trennung der Wohngebiete bzw. -bevölkerung kann nach dem sozialen Status, nach
demografischen Merkmalen wie Alter oder Stellung des Haushalts im Lebenszyklus, nach ethnischen, religiösen und/oder sprachlich-kulturellen
Kriterien erfolgen.
82 Gentrifizierung beschreibt den Prozess der sozialen Umstrukturierung eines Stadtteiles. Dabei handelt es sich um Veredelung des Wohnumfelds
sowohl durch Veränderung der Bevölkerung, wie in aller Regel auch durch Restaurierungs- und Umbautätigkeit.
52
Abbildung 21:
Übersicht lokale
Netzwerke ⁸³
Quelle: Sozialentwicklungsplan Aachen
Richterich
AC-Nord
Laurensberg
Kullen/Steppenberg/
Vaalserquartier
Westparkviertel
Stadtteilkonferenz
(gegründet bis 2012)
Haaren
AC-Ost/Rothe Erde
Kronenberg
Forst
Stadtteilkonferenz
(gegründet ab 2013)
Rothe Erde/
Eilendorf
Örtliche Arbeitsgemeinschaft „Altenarbeit“
Sozialraumkonferenz
(Schwerpunkt Kinder
und Jugendliche)
Brander Feld
Brand
Preuswald
KornelimünsterWalheim
Heterogenität in allen Quartieren. So richtet sich
die Quote der öffentlich geförderten Wohneinheiten
nach der sozio-ökonomischen Struktur des jeweiligen
Sozialraums. Im frei finanzierten, privaten Wohnungsbau hat die Stadt Aachen die Aufgabe, beispielgebend
interkulturelle Wohnprojekte und integrierte Stadtentwicklungsinitiativen anzustoßen und zu fördern, um in
den Quartieren ein Leben in Vielfalt zu gestalten. Hierbei
spielen die Grundstücksvergabe nach Konzeptqualität,
die Etablierung neuer Wohnformen und die Ideen neuer
Formen der Eigentumsbildung eine besondere Rolle.
Aktuell zeigen verschiedene Beispiele in der Praxis, dass
Bewohnerinnen und Bewohner ihre Bedürfnisse, wie
beispielsweise die Nutzung des öffentlichen Raumes als
Begegnungsraum, schon informell umgesetzt haben. Im
Rahmen der Sozialen Stadt Aachen-Nord wird derzeit in
der Burggrafenstraße ein moderiertes Verfahren mit den
Bewohnerinnen und Bewohnern durchgeführt, um die
Bedarfe schon vor der Planung zu erfahren und anschließend im Planungsverfahren berücksichtigen zu können.83
Im Fachgespräch zum Handlungsfeld Wohnen und Sozialplanung wurden die mittlerweile sehr unterschiedlichen Vorstellungen von optimalem Wohnen thematisiert.
In der heterogenen Gesellschaft gibt es unterschiedliche
Bedürfnisse, die eine Vielfalt an Wohnungsformen
hervorgebracht haben. So gibt es neben der klassischen
abgeschlossenen Etagenwohnung und dem Einfamilienhaus auch verschiedene Formen des gemeinschaftlichen und experimentellen Wohnens, wie beispielsweise
83 Zweiter Sozialentwicklungsplan Aachen, 2015, S. 21.
21
53
das Mehrgenerationenmodell zeigt. Einige Menschen
bevorzugen offenes Wohnen mit viel Fensterfläche und
Lichteinfall, andere sehen in der klassischen Zwei-, Dreioder Vierzimmerwohnung eine optimale Wohnform.
Hierzu gesellen sich nun Wünsche und Vorstellungen der
zugewanderten Menschen. Im Dialog sollten deshalb
nun auch Formen des interkulturellen Wohnens ausgehandelt werden, die diesen Vorstellungen Raum geben.
Die Ansprüche an den Wohnraum, die Gemeinschaftsund Freiflächen und das Wohnumfeld können dabei
sehr unterschiedlich sein. Auf den zu beobachtenden
Trend der Reurbanisierung und den damit verbundenen
Zuzug in die Kernstadt muss mit einem breiten Portfolio
und mit flexiblen Grundrissangeboten reagiert werden.
Strategien zur Bewältigung der heterogenen Bedarfslagen sollen im Strategiezirkel Wohnen thematisiert und
entwickelt werden. 84
Bei der Integration im Quartier sind Wohnraumschaffung
und Wohnumfeldentwicklung in einem engen Zusammenhang zu betrachten. Die kommunale Sozialplanung
ermittelt und beschreibt sozialräumlich Bedürfnisse und
Lebenslagen in einer Kommune. Sie unterstützt mit ihrer
Berichterstattung die langfristige kommunale Steuerung
zur Schaffung einer bedarfsgerechten und leistungsfähigen sozialen Infrastruktur. So beschreibt der zweite
Sozialentwicklungsplan in Aachen die demografische,
sozio-ökonomische und soziale Entwicklung und Perspektiven der Aachener Quartiere und zeigt Handlungsbedarfe auf. Hier zeigt sich, dass Bevölkerungsschwankungen, Wohnraumentwicklung und Migrations- sowie
Wanderungsbewegungen die Sozialstrukturen der
Stadt in den letzten Jahrzehnten veränderten. In den
Sozialräumen und Quartieren ist eine Vielzahl an lokalen
Netzwerken, wie zum Beispiel Stadtteilkonferenzen,
Dokumentation der aktuellen Situation – Wohnungsmarkt
1.600
genehmigt
1.400
1.334
1.200
Baugenehmigung
1.000
fertiggestellt
(bezugsfertig)
863
800
748
fertiggestellt
(bezugsfertig)
600
374
400
423
437
Förderzusage
613
480
fertiggestellt
(bezugsfertig)
311
200
471
255
560
222
2014
2015
78
freifinanziert
gefördert
Gesamt
Ein- und Zweifamilienhäuser
Wohneinheiten
Mehrfamilienhäuser
Wohneinheiten
Summe
bis 2020
1.200
1.876
3.076
2021 bis 2025
750
750
1.500
2026 bis 2030
750
750
1.500
Summe bis 2030
2.700
3.376
6.076
BEDARFE
84 Zusammenstellung des Fachbereichs Wohnen, Soziales und Integration, Stadt Aachen.
54
Quelle: Zusammenstellung des Fachbereichs
Wohnen, Soziales und Integration, Stadt Aachen
452
137
0
SZENARIO
835
735
Abbildung 22:
Fertiggestellte und
genehmigte Wohneinheiten 2014 - 2016 ⁸⁵
2016
Abbildung 23:
Bedarfe an Wohneinheiten (Wohnungs+
Szenario)
Quelle: Quaestio,
Forschung und Beratung,
Abschließender Bericht,
25.09.2014
entstanden (Abbildung 21), die die Quartiersentwicklung
aus dem Quartier heraus gestalten. Hier können Ideen
und Anregungen platziert und diskutiert werden. In
Quartieren mit besonderen Herausforderungen wurden
zudem städtische Quartiersmanagements eingerichtet,
die die Prozesse koordinieren und unterstützen.
All diese Strukturen können zur Integration beitragen.
Das Quartiersmanagement initiiert und begleitet partizipative Projekte, die auf die Aktivierung verschiedener
Bevölkerungsgruppen setzen. Durch Kooperationsprojekte mit lokalen Akteuren im Rahmen von Stadtteilfesten,
Fahrradwerkstätten, Kochaktionen, Filmabenden, Bepflanzungsaktionen, Ausflügen und „Wandercafés“ wird
die Bevölkerung in das Quartiersgeschehen eingebunden
und das Zusammenkommen verschiedener Bevölkerungsgruppen gefördert. Auch die zahlreichen Projekte,
die aus den Stadtteilkonferenzen heraus entwickelt werden und zum Teil über den Stadtteilfonds85 unterstützt
werden, fördern nachbarschaftliche Begegnung und die
Quartiersentwicklung. Die projektbegleitende Öffentlichkeitsarbeit unterstützt darüber hinaus den Abbau
von Stigmatisierungen einzelner Stadtquartiere, indem
positive Aspekte der Quartiersentwicklung dokumentiert
werden.
Interkulturelle Bedarfe sind somit insgesamt in der
Wohnraumplanung ebenso zu berücksichtigen, wie in
der Sozialplanung und Quartiersentwicklung. Dabei
müssen alle Prozesse integriert betrachtet werden.
Gemeinsam ergeben sie den Werkzeugkasten, mit dem
Integration im Quartier erfolgreich gelingt.
Eigene Einheiten
Anzahl
Wohnungen
öffentlich gefördert
frei finanziert
4.631
2.571
2.060
Gewerbe
38
Verwaltete Einheiten
Anzahl
Wohnungen
Gewerbe
2.595
57
Einheiten gesamt
7.321
Gewoge AG: Neubau Wohnungen bis 2019
Anzahl
Drei-Länder-Carrée
Stolberger Straße
Prager Ring
Eckener Straße
Talbotsiedlung/Burggrafenstraße
Bayernallee
Kronenberg
118
77
25
33
42
14
8
Einheiten gesamt
317
Öffentlich gefördert
Frei finanziert
139
178
Abbildung 24:
Kennzahlen gewoge AG
Wohn-/Gewerbeeinheiten, Neubauten
Quelle: Gewoge AG
85 Fonds der Stadt Aachen, der quartiersbezogene und partizipative Projekte unterstützt. Die Stadtteilkonferenzen sammeln und bewerten die
Projektvorschläge vorab.
55
Fachgespräch
Teilnehmende des
Fachgesprächs
Wohnen / Sozialplanung
Maßnahmen
1. Interkulturelles und kultursensibles Wohnen
Die zukünftige Planung neuen Wohnraumes erfolgt kultursensibel, d.h. unter Beteiligung von potentiellen zukünftigen Nutzergruppen in einem moderierten Prozess.
Dieser Prozess ist ein Bestandteil einer interkulturellen
Öffnung des Planungsverfahrens innerhalb der Stadtverwaltung. Bei der Vergabe städtischer Grundstücke nach
Konzeptqualität wird besonderer Wert auf interkulturelle
Öffnung und Quartiersbezug gelegt.
2. Sensibilisierung der privaten Immobilienwirtschaft
In Zusammenarbeit mit dem Verein der Haus- und
Grundstücksbesitzenden (Aachener Haus & Grund e.V)
wird eine Initiative zur Sensibilisierung der Aachener
Vermieter für eine vorurteilsfreie Vergabe von Wohnraum an Migrantinnen und Migranten gestartet. Ein
56
Element dazu ist ein Bericht (oder eine kleine Serie) in
der regelmäßig erscheinenden Zeitschrift des Aachener
Haus & Grund Vereins.
3. Verständliche und mehrsprachige Infoflyer
Gemeinsam mit der gewoge AG wird Informationsmaterial in leichter Sprache bzw. in verschiedenen Sprachen
als Orientierungshilfe in der Ankommenszeit von Migrantinnen und Migranten entwickelt. Dieses enthält sowohl
Informationen zur Wohnung selbst (Heizung, Lüftung
etc.) als auch zur Struktur der Ver- und Entsorgung rund
um die entsprechende Wohnung.
4. Verschränkung von Wohnraum- und
Sozialentwicklungsplanung
Ein Leben in Vielfalt erfordert eine kulturelle und
sozio-ökonomische Heterogenität in allen städtischen
Sozialräumen. Zur Vermeidung von Segregation und
Gentrifizierung sowie zum Aufbau von Unterstützungsstrukturen müssen Wohnraum- und Sozialplanung stärker vernetzt werden. Es soll eine Gesamtdatenbank der
Wohnraum- und Sozialdaten entstehen. Ein Wohnbaumonitoring soll aufgebaut werden. Datenbasiert können
dann integrierte sozialräumliche Handlungskonzepte
erstellt und umgesetzt werden. Dabei spielen Quartiersmanager, Stadtteilkonferenzen und weitere soziale
Strukturen vor Ort eine besondere Rolle.
5. Quartiersarbeit stärken
Zu Stärkung der Quartiersarbeit soll das vom Fachbereich Wohnen, Soziales und Integration erarbeitete und
politisch beschlossene Konzept zum Quartiersmanagement beitragen. Es zielt auf die qualitative Verbesserung
der Rahmenbedingungen für die Arbeit der Quartiersmanagerinnen und -manager und auf einen bedarfsorientierten Ausbau der Stellen ab. Die Stadt Aachen verfügt
mit dem Quartiersmanagement über ein wichtiges
Instrument der kleinräumigen Steuerung von Quartiers
entwicklung. Mit dem 2017 erarbeiteten Konzept, das
eine Evaluation der bisherigen Arbeit des Quartiers-
managements als Grundlage hat, ist eine Basis für ein
zukunftsorientiertes Quartiersmanagement gegeben. Es
enthält eine Schärfung des Aufgabenprofils und Ideen
zur Verbesserung der Kooperation vor Ort. In der Arbeit
vor Ort wird eine engere Verzahnung mit den anderen
Akteuren vorgeschlagen. Mit Blick auf den Preuswald,
wo das Stadtteilbüro des Quartiersmanagements
durch verschiedene Akteure genutzt wird (zum Beispiel
durch Träger der Freien Wohlfahrtspflege), wurde der
Vorschlag erarbeitet, die Idee solcher Bürogemeinschaften auszuweiten. Dabei sollte angestrebt werden, dass
nicht nur die Räume der Stadtteilbüros gemeinsam als
Ressource genutzt werden, sondern auch eine stärkere
Zusammenarbeit in der alltäglichen Projektarbeit anvisiert wird. Solche Bürogemeinschaften aus städtischem
Quartiersmanagement und Trägern vor Ort, die als
Quartiers- oder Nachbarschaftsstützpunkte bezeichnet
werden können, bieten dabei verschiedene Vorteile,
v.a. die gemeinsame Nutzung von Ressourcen und das
Bündeln von Wissen und Know How in der Projektentwicklung. Mittelfristig soll das Quartiersmanagement in
Räumen mit besonderen Bedarfen ausgebaut werden.
57
4.4. Sport
Sport schafft vielfältige Möglichkeiten der Integration,
der Begegnung und Verständigung von Menschen mit
und ohne Migrationshintergrund. Er baut Brücken zwischen den Kulturen und erzeugt ein Gemeinschaftsgefühl. Vor allem Kindern und Jugendlichen, Mädchen wie
Jungen, bietet der Sport im organisierten Vereinsleben
viele Gelegenheiten, ihre Freizeit sinnvoll zu gestalten
und ihre individuellen Stärken zu erkennen. Sport zeigt
Werte auf, die ihn universell machen: Respekt, Toleranz,
Fairness, Solidarität und Gerechtigkeit.
Sport unterstützt die Kultur der Achtung des Anderen
und der Eigenverantwortung und spricht Menschen
verschiedener Kulturen an. Sport fördert den sozialen
Frieden und das friedliche Miteinander sowie das gegenseitige Helfen und Vertrauen. Sport trägt zur Kultur des
Fairplay und der sozialen Teilhabe bei.
Regelmäßiger Sport und Bewegung tragen wesentlich
zur Gesunderhaltung und zur Lebensqualität bei. Durch
Verbesserung der konditionellen Fähigkeiten wie Kraft
und Ausdauer kann den lebensstilbedingten Volkskrankheiten vorgebeugt werden und Genesung sowie Rehabilitation erzielt werden. Die koordinativen Anforderungen
bei Sport und Spiel führen präventiv zu einer Verbesserung der Beweglichkeit, des Bewegungsgefühls und der
Gleichgewichtsfähigkeit, die wesentlich zur Gesunderhaltung im Alltag beitragen.
Dokumentation der aktuellen Situation
In Aachen hatte der Sport als Motor der Integration
sehr früh eine große Bedeutung. Bereits 2005 wurde der
Arbeitskreis „Runder Tisch Integration durch Sport“ in
Aachen gegründet und hat seitdem als planendes und
strategisches Instrument eine besondere Relevanz.
Gemeinsam wurden und werden Konzepte sowie Aktivitäten von, mit und für Menschen mit Migrationshintergrund entwickelt. Durch eine gute Kommunikation
wurden Parallelstrukturen beseitigt und der Zugang von
Migrantinnen und Migranten zum Vereinssport vermittelt und gefördert.
Aachen bietet sportinteressierten Einwohnerinnen und
Einwohnern ein breites Angebot. Anbieter sind neben
den klassischen Sportvereinen und den kommerziellen
Anbietern unter anderem auch Institutionen wie die
Weiterbildungseinrichtungen, die Offenen Türen oder der
Hochschulsport der RWTH Aachen. Hier gibt es zahlreiche niedrigschwellige, offene Angebote.
Von städtischer Seite wird die Integration mittels Sport
durch den Fachbereich Sport und den Fachbereich Wohnen, Soziales und Integration gefördert. Darüber hinaus
gibt es auch eine projektbezogene Förderung durch den
Fachbereich Kinder, Jugend und Schule und durch die
Bezirke.
Der Stadtsportbund Aachen e. V. setzt als Dachverband
der Aachener Sportvereine einen deutlichen Akzent auf
die Förderung von Integration. Seit 2016 bearbeitet eine
im Stadtsportbund Aachen ansässige Fachkraft (0,5 Stelle/gefördert über den Landessportbund Nordrhein-Westfalen e. V.) das Querschnittsthema Integration durch
Sport hauptberuflich. Die Fachkraft setzt das Handlungsprogramm des Landessportbundes Nordrhein-Westfalen
systematisch auf lokaler Ebene um. Sie akquiriert und
betreut die Stützpunktvereine Integration durch Sport86,
organisiert Qualifizierungsmaßnahmen, betreibt Netzwerkarbeit und berät die Sportvereine. Sonderförderungen durch den Landessportbund NRW werden über die
Fachkraft im Stadtsportbund abgewickelt.
Das Handlungsprogramm und das StützpunktvereinsKonzept des Deutschen Olympischen Sportbundes ermöglichen einen niedrigschwelligen Zugang zum Sport.
„Viele der durch das Bundesprogramm geförderten
Stützpunktvereine machen den Zugewanderten auch
außersportliche Angebote, etwa Hausaufgabenhilfe oder
Sprachförderung, die sie oftmals als Teil lokaler Netzwerke entwickeln.“87
Die interkulturelle Öffnung von Sportvereinen, die
bereits in vielen Satzungen explizit benannt wird,
bedeutet nicht nur, Migrantinnen und Migranten für
den Vereinssport zu begeistern, sondern auch auf der
Übungsleiterebene Ausbildungsangebote zu kreieren,
um auch hier sukzessive Übungsleiterinnen und Übungsleiter mit Migrationshintergrund zu gewinnen. Die
Vereinsstrukturen in Aachen öffnen sich interkulturell,
so dass auch verantwortliche Positionen im Bereich von
Vereinsvorständen von sportbegeisterten Migrantinnen
und Migranten besetzt werden.
86 Vgl. zu den Stützpunktvereinen www.sportinaachen.de.
87 Walter Schneeloch, „Der Sport macht, er problematisiert nicht lange“, in: Integrationslandschaft Deutschland, S. 36.
58
Das spezielle Angebot „Ausbildung Übungsleiter C –
Interkulturell“, das durch die Stadt Aachen regelmäßig
gefördert wird, sensibilisiert die Übungsleiterinnen und
Übungsleiter für die besonderen Herausforderungen
interkultureller Sportgruppen.
Häufig haben die hier ausgebildeten Personen selbst
einen Migrationshintergrund und dementsprechend als
Multiplikatoren eine besondere Strahlkraft.
Die informellen Bildungschancen des Vereinssports
sollten nicht unterschätzt werden, Sportvereine können
ein Zugangsweg zu unserer Kultur und ein Lernort für
Partizipation und bürgerschaftliches Engagement sein.88
Handlungsbedarf gibt es insbesondere bei bestimmten
Zielgruppen. So zeigte eine Untersuchung des Deutschen Olympischen Sportbundes89, dass es ausgeprägte
Geschlechterunterschiede gibt. Männliche Migranten
sind deutlich häufiger in einem Sportverein vertreten
als Migrantinnen. Diese Unterschiede treten besonders
bei Zuwanderern aus ehemaligen „Anwerbestaaten“ in
Südeuropa und der Türkei auf. Insgesamt zeigt sich auch
im Sport ein enger Zusammenhang zwischen sportlichem
Engagement im Verein und der Zugehörigkeit zu sozialen
Schichten. Kinder aus sozial benachteiligten Familien
sind besonders selten in einem Sportverein aktiv.
Dem wird derzeit schon mit besonderen Angeboten
für einzelne Zielgruppen wie „Mädchen mittendrin“ –
mehr Chancen durch Fußball für Mädchen, integrativen
Jugendcamps sowie Schwimmkursen für Migrantinnen
oder für minderjährige Geflüchtete entgegen gewirkt.
Außerdem gibt es besondere quartiersbezogene Angebote wie „GLAS“90, „Sport vor Ort“ und „Tag-/Nachtaktiv“.
In Aachen wurden seit 2005 hervorragende Strukturen in
dem Handlungsfeld Sport entwickelt und ausgebaut. Der
Förderpreis „Integration durch Sport in Aachen“ zeichnet seit 2009 jedes Jahr Initiativen und Vereine aus, die
auf diesem Feld besondere Aktivitäten zeigten. Damit
wird bürgerschaftliches Engagement im Handlungsfeld
Sport sichtbar gemacht und gebührend gewürdigt.91 Seit
Bestehen bewarben sich insgesamt 57 Institutionen und
Initiativen, davon 9 auch mehrmals. Dies zeigt, dass
integrative Angebote in Aachen breit vertreten sind.
Sport als integratives Handlungsfeld ist gut entwickelt
und weitestgehend anerkannt. Aachen funktioniert
als integrierende Sportstadt. Diese guten Strukturen
können nur erhalten werden, wenn sie auch dauerhaft
unterstützt werden.
„Brückenbauer“ zu den vielen bestehenden Angeboten
werden dringend benötigt.
Fachgespräch
Teilnehmende des
Fachgesprächs Sport
88 Vgl. Walter Schneeloch, „Der Sport macht, er problematisiert nicht lange“, in: Integrationslandschaft Deutschland, S. 36 f.
89 Vgl. Michael Mutz, Die Partizipation von Migrantinnen und Migranten am vereinsorganisierten Sport, hg. vom Deutschen Olympischen Sportbund, http://www.integration-durch-sport.de/fileadmin/fm-dosb/arbeitsfelder/ids/files/Expertise_Mutz_Partzipation_MigrantenInnen.pdf
90 Gesunde Lebensführung aktiv und selbstbestimmt.
91 Vgl. http://aachen.de/DE/stadt_buerger/gesellschaft_soziales/integration/sport_integration/foerderpreis_sport/index.html.
59
Maßnahmen
1. Alle Aachener erhalten einen optimalen Zugang
zu Informationen über sportliche Angebote:
•• Die Bildungserstberatung informiert ausführlich in
einem persönlichen Gespräch gebündelt über die
Sportmöglichkeiten in Aachen. Dafür müssen finanzielle Ressourcen geschaffen und ein Lotsensystem
installiert werden.
•• Bei dieser Gelegenheit wird auch die Informationsbroschüre über Sport, Bewegung und Gesundheitsförderung überreicht.
•• Das Angebot „GLAS-Driescher Hof Sport“ ist ein
gesundheitspräventives Projekt für Senioren, das auch
auf andere Quartiere transferiert und dort etabliert
werden kann.
3. Stärkung des „Arbeitskreises Integration
durch Sport“:
•• Der Arbeitskreis und seine Netzwerke tauschen sich
fortlaufend zum Thema interkulturelle Öffnung aus.
Bei der Erstellung des regelmäßig zu formulierenden
Integrationsplanes werden sie hinzugezogen.
•• Die Broschüre wird in verschiedene Sprachen übersetzt. 4. Stärkung der Quartiersebene im Bereich Sport:
•• Sowohl der „Arbeitskreis Integration durch Sport“
als auch der „Förderverein Integration durch Sport“
•• Dringend gebraucht werden „Brückenbauer“, die
kooperieren mit den vorhandenen Netzwerken in den
über die sportlichen Angebote in Aachen informiert
Quartieren.
sind, Interessierten Unterstützung bei der Suche nach
einem passenden Angebot geben und Hürden zur
•• Hier haben die Stadtteilkonferenzen eine wichtige
Umsetzung abbauen. Diese Gruppe ist zu verstärken
Funktion. Das Thema Sport wird regelmäßig und
und zu unterstützen.
gebündelt behandelt. Um die auf ehrenamtlichem Engagement beruhenden Kapazitäten gezielt einsetzen
zu können, werden die Themen rechtzeitig bekannt
2. Prävention durch Sport:
gegeben, so dass Vertreterinnen und Vertreter der
•• Vereine und Sportanbieter akquirieren Fördermittel
Vereine an der Stadtteilkonferenz zum Thema Sport
aus dem Programm „Demokratie leben“ mit dem Ziel
teilnehmen können.
der Gewalt- und Extremismusprävention.
•• Die Angebote „Tag-Nachtaktiv“ und das Fan-Projekt
bleiben erhalten und werden ausgebaut.
•• Das Angebot „Rundum Fit“ ist ein gesundheitspräventives Projekt, das der Adipositas von Kindern und
Jugendlichen vorbeugen soll.
60
•• Darüber hinaus wirken die im Quartier ansässigen Vereine mit, um Bedarfe im Quartier zu erfassen und nutzen ihre Möglichkeiten, das Interesse der Quartiers
bewohner an sportlichen Aktivitäten zu wecken.
Hierzu werden Mulitplikatorinnen und Multiplikatoren
sowie „Türöffnerinnen“ und „Türöffner“ identifiziert,
motiviert und qualifiziert. Sie sind Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartner für sportliche Initiativen im
Quartier.
•• Auf der Quartiersebene ist ein besonderes Augenmerk
auf die Erweiterung der offenen Angebote „Sport vor
Ort“ zu legen.
•• Der „Arbeitskreis Integration durch Sport“ wird für
die Erstellung des regelmäßig zu formulierenden Integrationsplanes hinzugezogen.
•• Für eine bessere Bekanntmachung der Angebote auf
Quartiersebene nutzen die Netzwerke das Bürgerforum und den Integrationsrat, um Öffentlichkeitsarbeit
für ihre sportlichen Angebote zu betreiben.
•• Die Sportvereine haben eine wichtige integrative
Funktion. Sie benötigen dazu ausreichende Ressourcen. Deshalb wird ein eigenes Budget für den
Vereinssport und für offene Angebote eingerichtet.
•• Aus- und Fortbildungen, die explizit interkulturell aus•• Die Kommunikation muss in leichter und bildhafter
gerichtet sind, werden verstetigt (Beispiel: ÜbungsleiSprache erfolgen. Das Presseamt wird in die Kommuniter C interkulturell).
kation mit einbezogen.
•• Der Einstieg in Vereine (Mitgliedschaft) in den Quartieren wird erleichtert. Offene und niedrigschwellige
Sportangebote werden ausgebaut und gleichzeitig
wird eine finanzielle Unterstützung gesichert, um die
Nachhaltigkeit vor Ort zu gewährleisten.
5. Verstetigung und Stärkung:
•• Bürgerfeste, Sporttage und Sportfeste sind ein wichtiger Bestandteil des Breitensports. Die bestehenden
Feste sollen erhalten bleiben und noch stärker für eine
interkulturelle Öffnung genutzt werden.
•• Auch die interkulturellen Angebote der Vereine
werden nachhaltig finanziell gefördert (Beispiel:
Boxgym-Angebot).
•• Zielgruppenspezifische Angebote der Vereine werden
nachhaltig finanziell gefördert (Beispiel: Mädchen
mittendrin).
•• Der Förderpreis „Integration durch Sport“ soll dauerhaft gesichert werden.
•• Der Sport ist eine Bildungskomponente, die in Berufsbildung und Berufsausübung noch stärker berücksichtigt werden soll.
61
4.5 Gesundheit
Migration ist ein Lebensereignis, das die individuelle
Biografie und die Familienentwicklung über mehrere
Generationen prägt. Migrationsbedingte psychosoziale
Belastungen wie Familientrennung, unklare rechtliche
Rahmenbedingungen, erlittene Folter oder Verfolgung
verursachen eine erhöhte gesundheitliche Belastung.
Der auf dem Mikrozensus aufbauende Schwerpunktbericht der Gesundheitsberichterstattung des Bundes
zum Thema Migration und Gesundheit92 kommt zu dem
Ergebnis, dass sich Menschen mit und ohne Migrationshintergrund nur wenig in ihrer körperlichen Gesundheit
unterscheiden.93 Es gibt je nach Herkunftsstaat Unterschiede hinsichtlich kulturell bedingter Gewohnheiten
wie beispielsweise Rauchen, Bewegung oder Ernährungsverhalten. Insbesondere bei Kindern und Jugendlichen gibt es kaum Unterschiede hinsichtlich körperlicher
Erkrankungen.
Die Studie hält fest, dass Menschen mit Migrationshintergrund in etwa den gleichen gesundheitlichen Risiken
ausgesetzt sind wie Deutsche mit vergleichbarem Sozialstatus. Hier ist weniger die Zuwanderungsgeschichte
bedeutsam für den Gesundheitszustand, sondern die
soziale Lage der Menschen.
Der Zugang zum Gesundheitssystem kann je nach individueller Ausgangslage für Menschen mit Migrationshintergrund erschwert sein. Sprachbarrieren, Informationslücken und kulturelle Unterschiede im Gesundheits- und
Krankheitsverständnis können Ursachen dafür sein. Die
Robert-Koch-Studie kommt zu dem Ergebnis, dass Menschen mit Migrationshintergrund Gesundheitsleistungen
und insbesondere die Präventionsangebote seltener in
Anspruch nehmen. Deshalb ist es wichtig, in Aachen
allen einen gleichberechtigten Zugang zu Gesundheitsund Pflegeeinrichtung zu ermöglichen und entsprechende Vorsorge-, Beratungs- und Betreuungsangebote im
Gesundheitsbereich zu garantieren.
Dazu gehört ein kultursensibler Umgang in allen Lebensphasen, von der Geburt über Vorsorgeuntersuchungen der Kinder, Schuleingangsuntersuchungen, regelmäßigen Vorsorgeuntersuchungen im Erwachsenenalter bis
hin zum kultursensiblen Umgang mit schweren
Erkrankungen im Alter. Darüber hinaus bestehen noch
Handlungsbedarfe bei plötzlich auftretenden Schicksalsmomenten wie beispielsweise Unfällen oder auch in dem
kultursensiblen Umgang mit traumatischen Erlebnissen
durch Flucht- und Vertreibung.
Aber auch die Gesundheitsaufklärung und Informationen zu Prävention sollten niedrigschwellig für alle sein,
das heißt mehrsprachig und gezielt für Menschen mit
Migrationsvorgeschichte ausgerichtet sein. Bei dem Aufbau von Projekten in diesem Bereich müssen Migrantinnen und Migranten gezielt einbezogen werden.94
Dokumentation der aktuellen Situation
Trotz umfassender Recherchen ist das Datenmaterial zur
Dokumentation des Zusammenhanges von Gesundheit
und Migration in der Bundesrepublik noch unzureichend.95 Dies betrifft gleichermaßen die Beschreibung
der Stadt Aachen. Punktuell konnten in dem Fachgespräch einige Ausgangslagen geklärt werden.
Zugang zum Gesundheitssystem
Der Zugang zum Gesundheitssystem ist allgemein für
die verschiedenen Gruppen von Zuwanderern gut. Eine
Ausnahme bilden die EU-Zuwanderer aus den Balkanländern und die illegal Zugewanderten.
Sprachliche und kulturelle Barrieren
Die Expertinnen und Experten wiesen in dem Fachgespräch vor allem auf Problemstellungen durch kulturelle
Unterschiede und durch unzureichende Sprachkenntnisse der erst kürzlich Zugewanderten hin. So belasten die
Verständigungsprobleme die ohnehin enge Krankenhausroutine. Die notwendigen Aufklärungsgespräche
und ihre vorgeschriebenen Dokumentationen sind beispielsweise nur unter großen Schwierigkeiten durchzuführen. Des Weiteren führen Krankenhausaufenhalte aus
Kulturkreisen, in denen eine dauerhafte und ständige
Begleitung im Krankenhaus selbstverständlich sind, im
Klinikalltag zu Problemen im Hinblick auf die notwendige Ruhe zur Gesundung und auf die Störung der übrigen
Patientinnen und Patienten. Anforderungen und Rücksichtnahmen auf kulturelle und religiöse Besonderheiten
führen punktuell zu schwer lösbaren Situationen. Das
Ärzte- und insbesondere das Pflegepersonal sind zum einen zur Lösung dieser Problemstellungen nicht geschult
und zum anderen können sie sich aus Zeitgründen dieser
Thematik nicht widmen.
92 http://www.rki.de/DE/Content/Gesundheitsmonitoring/Gesundheitsberichterstattung/GBEDownload.
93 Vgl. ebd., S. 175.
94 Vgl. Schwerpunktberichte der Gesundheitsberichterstattung des Bundes, Migration und Gesundheit, hg vom Robert Koch Institut, Gesundheitsberichterstattung des Bundes.
http://www.rki.de/DE/Content/Gesundheitsmonitoring/Gesundheitsberichterstattung/GBEDownloadsGiD/2015/03_gesundheit_in_deutschland.
pdf?__blob=publicationFile (20.11.2017).
95 Vgl. ebd., S. 177.
62
Aber auch die Belastungen, die sowohl in niedergelassenen Arztpraxen, Krankenhäusern, Apotheken und
weiteren Behandlungsanbietern wie Physiotherapie
durch die unzureichende Sprachkenntnisse erst kürzlich
Zugewanderter entstehen, ist ein Thema innerhalb der
Stadt Aachen.
Suchtproblematik
Insbesondere bei Menschen aus osteuropäischen Län-
dern wird zunehmend eine Suchtproblematik festgestellt. Dies betrifft sowohl Alkohol- als auch Spielsucht.
Die Zugänge zu den Unterstützungssystemen gestalten
sich schwierig, da die Sucht oftmals nicht anerkannt
und/oder in den Familien verschwiegen wird. Eine
Hilfestellung für diese Gruppe ist mit Stolpersteinen
versehen. Sprachliche Barrieren machen die in diesem
Bereich gängigen Gruppentherapien unmöglich und ein
Dolmetscher ist in dieser Situation nicht zielführend.
Fachgespräch
Teilnehmende
des Fachgesprächs
Gesundheit
Maßnahmen
1. Der Alltag in den Krankenhäusern ist teilweise durch
kulturelle Unterschiede geprägt. Ein interkulturelles
Training für medizinisches Fachpersonal, insbesondere
für Ärzte und Pflegekräfte in den Krankenhäusern,
kann das Verständnis der kulturellen Hintergründe
begründen und erleichtert den Alltag insbesondere in
Krankenhäusern.
2. Kulturell bedingte Konflikte erschweren den Arbeits
alltag des medizinischen Personals. Eine gemeinsam
mit den Mitarbeitenden entwickelte Haltung kann die
Mitarbeitenden stärken und sie damit in der Lösung
interkultureller Konflikte unterstützen.
3. Die Statistiken zeigen eindeutig, dass Prävention noch
nicht ausreichend von Menschen mit Migrationshintergrund genutzt wird. Eine zielgruppenspezifische
Öffentlichkeitsarbeit in Zusammenarbeit mit Migrantenorganisationen und Moscheen kann Prävention
stärker thematisieren und diese Zielgruppe von der
Nutzung dieser Möglichkeiten überzeugen.
4. Zugewanderte haben insbesondere zu Beginn ihres
Aufenthaltes in Deutschland nicht die notwendigen
Sprachkenntnisse um die Vorgaben bei der Einnahme
von Medikamenten ausreichend zu verstehen. Das
könnte durch kleine Filme, die in verschiedenen Sprachen verfasst werden, aufgefangen werden. Dieses
Projekt sollte mit den Krankenkassen gemeinsam
durchgeführt werden. Vorhandene Materialien sollten
genutzt und bekannt gemacht werden.
63
4.6 Kultur
Der Aachener Stadtgesellschaft bietet sich ein sehr breites Angebot an Kunst und Kultur, das sich prinzipiell aus
vier Angebotsmöglichkeiten zusammensetzt:
Kultur ist ein wichtiger Baustein für den Menschen, um
sich entfalten und verwirklichen zu können. Sie bietet
Unterstützung bei der Suche nach Orientierung, Heimat
1. Das Angebot der Einrichtungen des Kulturbetrieund Identität. Dies ist für alle Bürgerinnen und Bürger
bes97 orientiert sich an den Qualitätsstandards für
wichtig, besonders aber für die zugewanderten Menschen.
Bildende und Darstellende Kunst, Musik, Literatur
Deshalb war schon 2009 das Thema „Kultur und Integrasowie neuen Medien. Dies wird ergänzt durch ein
tion“ ein fester Bestandteil des kulturpolitischen Selbstinnovatives Veranstaltungsmanagement, das
verständnisses. Die dort niedergelegten Beschreibungen
dem Aachener Publikum international bekannte
und Zielsetzungen haben auch heute noch Gültigkeit:
Künstler in innovativen Veranstaltungsformaten
wie „across the borders“, „Schrittmacher-Festival“
und „SeptemberSpecial“ präsentiert.
„Kultur ist ein wichtiger gesellschaftlicher Integrationsfaktor. Dies ist nicht nur in Bezug auf eine wachsende
Bevölkerungsschicht von Menschen mit Migrationshin2. Daneben gibt es eine breite freie Kunstszene, die
tergrund zu betrachten, deren Kultur und Engagement
eine Vielfalt an Kulturschaffenden und Kulturangeein wichtiger Teil der Kulturlandschaft Aachens sind.
boten der bildenden und darstellenden Kunst, Musik
Integration ist darüber hinaus auch generell als Anund Literatur abdeckt.98
spruch auf eine gleichberechtigte Teilhabe an gesellschaftlichen, sozialen, wirtschaftlichen und politischen
3. Innerhalb der Migranten-Communities wird zudem
Fragestellungen zu verstehen. Integration lebt von der
die jeweils eigene Kultur von Zugewanderten
wechselseitigen Anerkennung heterogener Lebensstile
gepflegt.99 Dies trägt zur Selbstvergewisserung der
und einem respektvollen Zusammenleben verschiedener
zugewanderten Menschen bei und ist ein Ausdruck
menschlicher Identitäten. Integration als kulturpolitische
ihrer kulturellen Selbstbestimmung.
Aufgabe betrifft in diesem Sinne nicht singulär interund transkulturelle Phänomene, sondern ist ebenso vor
4. Hinzu kommen kulturschaffende Menschen mit
dem Hintergrund einer zunehmenden Segregation von
Migrationshintergund der 2. und 3. Generation, die
unterschiedlichen Bildungs- oder Einkommensschicheine Art „Dazwischensein“ verkörpern und mit dem
ten zu betrachten. (…) Kulturangebote und Zugang zu
Wissen und Erlebten aus multiplen Kulturwelten
Kultur, aktivierende Kulturpolitik, interkulturelle Projekte
Kunst und Kultur erschaffen. Die Ergebnisse sind in
und die enge Verzahnung mit öffentlich verantworteter
Literatur, Kabarett und Stand-Up-Comedy, Musik,
Bildung und Weiterbildung markieren in der Europastadt
Theater, Film und Kunst zu finden.100
Aachen deutlich den Kulturbereich.“96
Diese heterogene und vielfältige Kunst- und Kulturlandschaft entspricht der diversifizierten Aachener Bürgergesellschaft, bei der jeweils eigene Ausdrucksformen
gefunden und unterschiedliche Traditionen, Kenntnisse
und Werte vermittelt werden.
96 Kulturelles Leitprofil der Stadt Aachen, Aachen 2009, S. 11.
97 Ludwig Forum für Internationale Kunst, Suermondt-Ludwig-Museum, Städtische Musikschule, Stadtbibliothek, Route Charlemagne, Stadtarchiv,
Stadtpuppenbühne Öcher Schängche. Vgl. https://serviceportal.aachen.de/suche/-/egov-bis-search/institution/46986 (Stand 21.09.2017).
98 Beispielweise: DasDa Theater, Bleiberger Fabrik, AKuT e.V./Theater 99, Theater K, Künstlervereinigungen wie der Bundesverband Bildender
Künstlerinnen und Künstler (BBK) Aachen, das Atelierhaus Aachen e.V. im Depot.
99 Vgl. dazu die Beteiligung der verschiedensten Gruppen am Tag der Integration: http://www.tagderintegration-aachen.de/
100 Ethno comedy wie Rebell Comedy, Liza Kos, Musiker wie beispielsweise Hessam Rassouli.
64
Die Stadtgesellschaft Aachens zeichnet sich durch
eine hohe Diversität aus, die durch unterschiedliche
Lebensentwürfe und vor allem auch durch verschiedene
Zuwanderungsgeschichten geprägt ist. Das ermöglicht
es in einen interkulturellen Dialogprozess zu gehen und
darauf aufbauend neue Ausdrucksformen und Inhalte
zu kreieren. In dem Zusammentreffen verschiedener Kulturen und Ausdrucksformen kulturell unterschiedlicher
Identitäten entstehen durch einen konstruktiven Interaktionsprozess neue interkulturelle Ausdrucksformen in
allen Bereichen der Kunst- und Kulturszenen.
Beispielhaft für diese kreativen Prozesse sind die Projekte, die im Rahmen der Willkommenskultur für Geflüchtete entstanden. Hier zeigte sich die Kraft des kulturellen
Schaffens. Durch den kreativen Prozess konnten die
Teilnehmenden ihre eigene Geschichte be- und vielleicht
auch schon ansatzweise verarbeiten. Die kreative Ausdrucksform gab ihnen die Möglichkeit der Selbstfindung
als Voraussetzung für ein neues und selbstbestimmtes
Leben.
Der gemeinsame produktive Schaffensprozess von Geflüchteten und Aachener Bürgerinnen und Bürger zeigt
die Chancen, die ein interkultureller Prozess eröffnet: Es
wird etwas Neues und Eigenes geschaffen. Ausgewählte
Beispiele:
•• Stadtarchiv: Migration als Teil der Stadtgeschichte –
ein Projekt mit der Luise-Hensel-Realschule
•• Musikschule: Chorangebot mit minderjährigen
geflüchteten jungen Menschen; Ausprobieren von
Instrumenten in Flüchtlingsunterkünften
•• Internationales Zeitungsmuseum: Filmprojekte, unter
anderem „Eine Banane für Mathe“
•• Centre Charlemagne: Tandemführungen in arabischer
Sprache
•• Kulturpädagogik: Gruppenführungen; Herbstferienworkshop mit Geflüchteten; „Hallo Aachen – Entdecke die Stadt“ – Ausbildung von Geflüchteten zu
Museumsguides
•• Barockfabrik: Offenes Atelier als Angebot für geflüchtete Menschen; Malangebote für Kinder in der
Körner-Kaserne
•• Ludwig Forum: Ausstellung mit Bildern von Kindern
geflüchteter Menschen
•• Stadtbibliothek: Dialogprojekt – Gespräche mit Geflüchteten
•• Karlspreisrahmenprogramm: Veranstaltungen zum
Thema Flucht und Vertreibung
•• Werkstatt der Kulturen / Spielhaus Kennedypark: Inklusiver Rap-Workshop für unbegleitete minderjährige
Geflüchtete und Jugendliche
•• KingzCorner: Projekte für geflüchtete Jugendliche in
Begegnung mit Aachener Jugendlichen
•• Kulturbetrieb ermöglicht Geflüchteten in gebundenen
Gruppen und mit Begleitung kostenlosen Eintritt in die
Museen der Stadt Aachen.
Zugang zu Kunst/Kultur
Schon 2009 wurde in dem kulturellen Leitprofil der Stadt
Aachen festgestellt, dass in den letzten Jahren die kulturelle Partizipation trotz einer Ausweitung des öffentlichen Kulturprogramms nicht in dem gewünschten und
erhofften Maße stieg.101 Die Herausforderung, möglichst
breite und niedrigschwellige Zugänge zu dem breiten
Kulturangebot zu schaffen, bleibt besonders mit Blick
auf Quartiere mit besonderen sozialen Problemlagen und
Herausforderungen, unter anderem Aachen-Ost / Rothe
Erde, Aachen-Nord, Forst / Driescher Hof oder Preuswald
weiterhin bestehen, denn die Stärkung und Wahrung
von Chancengleichheit und Chancengerechtigkeit ist
auch eine Aufgabe der kulturellen Bildung.
101 Vgl. Kulturelles Leitprofil der Stadt Aachen, Aachen 2009, S. 11.
65
Für Kinder und Jugendliche wird durch enge Kooperationen
mit Schulen und Kindertagesstätten oder aber innerhalb von
außerschulischen Einrichtungen der Gemeinwesenarbeit und
der Wohlfahrtsverbände schon früh ein Zugang zu Kunstund Kulturangeboten eröffnet. Sowohl die öffentlichen als
auch die freie Kulturträger bieten ein zielgruppenorientiertes Angebot. Spartenübergreifende Vermittlungsprojekte,
programmatische Kooperationen und zielgruppenorientierte
Angebote für die kulturelle Bildung von Kindern und Jugendlichen in den Schulen und Kindertagesstätten ermöglichen
einkommensunabhängige Teilhabe an kultureller Bildung.
Ausgewählte Beispiele:
•• Theater akut: Schultheatertage, Kooperationen mit Grundschulen, beispielsweise „Vergiss Prinzessin“
•• KiTa Rokoko gemeinsam mit dem Nachbarschafts- und
•• Jugendtreff der Robert-Koch-Straße: Kunstaktion „Zuhause
im Schuhkarton“
•• Spielhaus Kennedypark: „Jugend macht Theater“
Die Zugänge zu den Kulturangeboten sollten für ein breites
Publikum möglichst niederschwellig gestaltet werden.
Gleichzeitig ist es wünschenswert, das Kulturangebot so breit
zu fächern, dass die unterschiedlichsten Besuchergruppen
angezogen werden. Hier liegt auch die besondere Herausforderung für das Thema „Kultur und Integration“. Wie können
zum einen interkulturelle Interessen in die Planung des
Programms mit eingehen und wie können die Menschen mit
Migrationshintergrund in einem noch breiteren Maße für die
Kulturangebote gewonnen werden?
Ein Best-Practice-Beispiel auf Quartiersebene stellt das Programm der Nadelfabrik dar. Im Rahmen des Projektes
„Soziale Stadt – Aachen-Ost“ wurde die ehemalige Produk-
66
tionsstätte 2008 von der Stadt erworben und nach umfangreichen Umbauarbeiten 2012 als „Haus der Identität und
Integration“ eröffnet. Ein umfangreiches Kulturprogramm in
der Nadelfabrik sowie im Kennedypark erfüllt seit 2012 eine
zweifache Funktion. Nadelfabrik und Kennedypark werden
weit über die Grenzen des Stadtteiles bekannt. Filme, Musik
und spezielle Events wie das „Parkleuchten“ ziehen Bürgerinnen und Bürger aus der gesamten Stadt an.
Vor allem aber erreicht das breite und vielfältige Kulturprogramm die Bewohnerinnen und Bewohner des Viertels selbst.
Es gibt keine Barrieren, die überwunden werden müssen:
der kostenfreie Gang in den Park ist ein ausgesprochen
niederschwelliger Zugang zu einem qualitativ hochwertigen
Programm, das sehr positiven Anklang bei den Bewohnerinnen und Bewohnern findet.
Dokumentation der aktuellen Situation
Alle öffentlichen und freien Träger bieten ein breites auch
interkulturell ausgerichtetes Angebot:
•• Across the borders mit internationalen Künstlerinnen und
Künstlern
•• Ludwig Forum mit verschiedenen internationalen Projekten
•• Filmprojekte im Depot zum Thema Flucht und Vertreibung
•• Schultheatertage der freien Theaterinitiative „AKuT e.V.“
•• Kinder- und Jugendstücke des DasDa Theaters Aachen mit
pädagogischer Begleitung
•• Volkshochschule Aachen: seit 2014 dreiwöchiger Workshop
in den Sommerferien für Jugendliche, finanziert durch das
BMBF-Programm talentCAMPus
Fachgespräch
Teilnehmende
des Fachgesprächs
Kultur
Maßnahmen
1. Konkrete (Förder-)Maßnahmen zur Umsetzung des
interkulturellen Dialogs.
5. Unterstützung des kulturellen Angebotes von Menschen mit Zuwanderungsgeschichte zur Pflege ihres
Kulturgutes.
2. Unterstützung und Förderung von Eigeninitiativen
zum interkulturellen Dialog.
6. Unterstützung der bestehenden migrantischen Kulturvereine, um ein breiteres Publikum zu gewinnen.
3. Förderung von interkultureller Vielfalt im Kulturbereich der Stadt Aachen; Programm und Angebote der
städtisch geförderten Kultureinrichtungen öffnen
sich interkulturell.
7. Die vorhandene Ausstellung zur Migrationsgeschichte Aachens nach 1945 („Bewegung“) inhaltlich
weiterführen und einem breiten Publikum öffnen.
Führungen und didaktisches Material für Schulklassen vermitteln „Aachen – das sind wir alle!“.
4. Unterstützung und Förderung von kulturellen Initiativen, bei denen durch die Begegnung unterschiedlicher Kulturen durch das gemeinsame Arbeiten ein
Mehrwert entsteht (cultural clash).
8. Unterstützung und Förderung von Initiativen auf
Quartiersebene zur Schaffung niederschwelliger
Kulturangebote.
67
4.7 Religion
In Aachen sind viele Gemeinden unterschiedlicher
Religionen und Konfessionen aktiv. Diese verbindet das
Streben nach Frieden und Verständigung. Alle Weltreligionen und viele andere Religionsgemeinschaften haben
in der Europastadt ihren Platz. Ein gemeinsames Ziel
besteht in der Förderung des respektvollen, friedlichen
und toleranten Zusammenlebens der Kulturen und Religionen. Dies bildet ein wichtiger und wertvoller Teil der
Stadtgesellschaft und des alltäglichen Lebens.
Die eigene Religionsgemeinschaft bietet oft als erste
Anlaufstelle in der Aufnahmegesellschaft Halt und
Orientierung und erleichtert die Auseinandersetzung
mit und das Einleben in einer neuen und noch fremden
Gesellschaft. Sie kann die individuellen und kollektiven
Bewältigungsleistungen der biografischen Brüche, die
Migrantinnen und Migranten erleben, wie zum Beispiel
bei Fragen zum Spracherwerb, zu Arbeitsmöglichkeiten
oder zur Orientierung unterstützen.
Um die einzelnen Religionsgemeinschaften und Konfessionen bei dieser wertvollen Arbeit zu unterstützen, bildeten und bilden sich Arbeitskreise und Netzwerke wie
beispielsweise der Arbeitskreis „Dialog der Religionen“.
Er wurde im November 2005 unter der Leitung der Integrationsbeauftragten gegründet. Für das Miteinander in
unserer Stadt war dies ein wichtiger Schritt. Der „Dialog
der Religionen“ ist im ersten städtischen Integrationskonzept der Stadt Aachen von 2006 verankert. In diesem
Netzwerk können die Vertreterinnen und Vertreter der
verschiedenen Religionsgemeinschaften das soziale und
spirituelle Leben fördern, Verständnis für Glaubensinhalte und religiöse Traditionen der verschiedenen Religionsgemeinschaften vertiefen sowie gemeinsames soziales
und religiöses Handeln und Erleben anregen.
68
Die Mitwirkung der Religionsgemeinschaften im Arbeitskreis dokumentiert die Bereitschaft und den Willen aller
Beteiligten aufeinander zuzugehen, um ein friedliches
und kooperatives Miteinander in Aachen zu fördern,
Gemeinsamkeiten zu stärken, Kontakte und Austausch
zu vertiefen und Probleme gemeinsam zu lösen, also
füreinander einzustehen und einander beizustehen.
Durch den Arbeitskreis „Dialog der Religionen“ wird ein
Bewusstsein gefördert, das auf gegenseitiger Akzeptanz, Respekt und Offenheit in einem wertschätzenden
Dialog auf Augenhöhe beruht. Der Gedanken- und
Erfahrungsaustausch untereinander ist auch als ein
wichtiger Beitrag zur Förderung der Integration aller in
Aachen lebenden Menschen zu sehen.
Dies trägt im Gedanken- und Erfahrungsaustausch
untereinander auch einen wichtigen Beitrag zu einer
Förderung der Integration aller in Aachen lebenden
Menschen bei.
Der Leitspruch des Dialogs fass die Intentionen gut zusammen: „Wir sprechen miteinander – um uns gegenseitig kennen zu lernen, und um uns zu verständigen, und
um gemeinsam zu suchen, wie wir das Zusammenleben
in Aachen friedlich gestalten können.“
Dokumentation der aktuellen Situation
Die religiöse Landschaft in Aachen ist weitgehend von
einem Geist der Liberalität, des Aufeinander zugehen,
der Bereitschaft zur Vernetzung und zur gemeinsamen
Umsetzung von Projekten geprägt. In Aachen gibt es
viele Religionsgemeinschaften und Konfessionen. Zur
Verdeutlichung folgt eine Auflistung der in Aachen
derzeit bekannten Religionsgemeinschaften und religiös
geprägten Netzwerke. Diese Auflistung erhebt keinen
Anspruch auf Vollständigkeit.
Religionsgemeinschaften
Adventgemeinde Aachen
Griechisch-Orthodoxe Kirchengemeinde Aachen*
Alevitische Kulturgemeinde Aachen*
Islamisches Albanisches Kulturzentrum e.V. Drita
Ahmadiyya Muslim Jamaat
Alt-Katholische Kirche Aachen
Armenische Apostolische Kirche / Armenische Gemeinde Aachen e.V.
Äthiopisch-Orthodoxe Kirche Aachen
Hindu-Gemeinde Aachen*
Islamische Gemeinschaft Bosnien-Herzegowina
Aachen e.V.*
Islamischer Verein Aachen e.V.*
Islamisches Zentrum Aachen Bilal-Moschee e.V.*
Bahá'í Gemeinde-Zentrum Aachen*
Jüdische Gemeinde Aachen*
Buddhistische Gemeinschaft Nyanaponika*
Katholische Pfarrgemeinde St. Josef und
Fronleichnam*
Bistum Aachen – Büro der Regionaldekane, Region
Aachen-Stadt*
Christliche Internationale Liga Aachen *
efg Aachen (Evangelische-Freikirchen Gemeinde)
Lighthouse Christliches Zentrum e.V. Aachen
Eritreisch-Orthodoxe Kirche
Rumänisch-Orthodoxe Kirche Aachen
DITIB Türkisch-Islamische Gemeinde e.V. –
Yunus Emre Moschee*
Koptische Orthodoxe Kirche – Sankt Damiana –
in Aachen *
Eglise Evangélique Francophone (Baptisten)
Quäker-Gruppe Aachen*
Evangelische Kirchengemeinde Aachen*
Russisch-Orthodoxe Kirche Aachen*
Evangelische Studierenden Gemeinde Aachen (ESG)*
Türkischer Integrations- und Bildungsverein in
Aachen e.V./Tiba
Evangelisch-Koreanische Gemeinde*
Freie Evangelische Gemeinde Aachen
Foundation Stone Ministry e.V.
(Evangelische Freikirche)
Gemeinschaft Sant’Egidio
Gospelhaus International Chapel Aachen
Quelle: Fachbereich
Wohnen, Soziales und
Integration
* Teilnehmer am
Arbeitskreis „Dialog der
Religionen“
Katholische Hochschulgemeinde Aachen (KHG)
Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage
(Mormonen)
Buddhistische Gemeinschaft Wat Dhammaniwasa*
Abbildung 25:
Religionsgemeinschaften
Serbisch Orthodoxe Kirche Aachen
Vietnamesisch-Buddhistische Gemeinschaft Aachen
Vineyard Gemeinde Aachen
(Freievangelische Kirchengemeinde)
Zentrum für tibetischen Buddhismus e.V.*
Zen-Zentrum Bambushain*
Netzwerke
Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK),
Aachen
Arbeitskreis „Dialog der Religionen“, Aachen
Christlich-Islamisches Frauengespräch, Bischöflichen Generalvikariat, Referentin Fachbereich
Frauenarbeit
25
Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Aachen e.V.
Religions for Peace – Religionen für den Frieden*
69
Fachgespräch
Teilnehmende
des Fachgesprächs
Religion
Maßnahmen
Jugendlichen und jungen Erwachsenen, schneller
Zugriff für alle Interessierten.
1. Die Möglichkeiten der Religionsgemeinschaften zur
3. Garten der Religionen: Nach dem Vorbild des
Stärkung der Stadtgesellschaft und zur UnterstütKarlsruher Gartens ist dies eine Möglichkeit für die
zung der Integration von Zugewanderten sollen besReligionsgemeinschaften, sich im öffentlichen Raum
ser sichtbar gemacht werden. Möglichkeiten dazu
zu präsentieren. Er schafft für alle Menschen einen
bietet beispielsweise ein „Tag der Religionen“, bei
Ort der Ruhe und Kontemplation. Es kann ein bleidem sich die Religionsgemeinschaften gemeinsam
bendes und zukunftsweisendes Symbol multireligiööffentlich präsentieren. Eine weitere Möglichkeit bieser Vielfalt und Offenheit in Aachen sein.
tet der Ausbau der „Nacht der offenen Kirchen“ zu
einer gemeinsamen „Nacht der offenen Gotteshäu4. Initiativen von Religionsgemeinschaften auf
ser“.
Quartiersebene werden von dem Quartiersmanagement gut unterstützt. Dies sollte beibehalten und
2. Schaffung eines virtuellen Hauses der Religionen
verstetigt werden. Eine Verstärkung und Verstetiin Aachen als Internetplattform und Vernetzungsingung des Quartiersmanagement gibt den Rahmen,
strument: Die Vielfalt der Religionsgemeinschaften
um die Initiativen der im Quartier ansässigen
kann durch eine Internetplattform sichtbar gemacht
Religionsgemeinschaften zu unterstützen. Diese Iniwerden. Die verschiedenen Religionsgemeinschaften
tiativen stärken den Zusammenhalt der Quartiersbekönnen sich dort gebündelt mit ihren Aktivitäten
wohnerinnen und -bewohner im Sinne von „Aachen
darstellen und bieten eine niederschwellige Informa– das sind wir alle!“.
tionsmöglichkeit.
Inhalt: Schaffung von Foren, Daten aller Religions5. Im Fachgespräch wurde die positive Rolle der Stadt
gemeinschaften, Veranstaltungen, religiöse Feste,
im Arbeitskreis „Dialog der Religionen“ betont. Der
digitaler Interreligiöser Kalender, Chatroom zum
Arbeitskreis soll perspektivisch weiter ausgebaut
Fragestellen und -beantworten. Vorteil: überschauwerden.
bare Kosten, keine Räumlichkeiten, durch digitale
Plattform vermutlich größere Zugriffzahlen von
70
4.8 Sicherheit / Rassismus / Extremismus
Dokumentation der aktuellen Situation
Sicherheit
Derzeit ist das Thema „Sicherheit“ in der Politik und
in den Medien sehr präsent. Der Zusammenhang mit
den Anschlägen seitens des Islamistischen Staates ist
offensichtlich. Dies wird im Kapitel über Extremismus
weiter ausgeführt. In der Öffentlichkeit wird aber auch
ein Zusammenhang mit der Zuwanderung hergestellt.
Die subjektive Wahrnehmung zeigt ein wachsendes Unsicherheitsgefühl in der Bevölkerung als Folge des Zuzugs
geflüchteter Menschen nach Aachen. Diese oftmals eher
diffuse Wahrnehmung stimmt nicht in allen Facetten mit
den faktischen Zahlen zu den angezeigten Straftaten
überein.
Die Anzahl der Straftaten in der Stadt Aachen bewegt
sich auf einem hohen Niveau, ist aber im Jahr 2016 im
Vergleich zu 2015 insgesamt um 4,4% zurückgegangen.
Dies bezieht sich sowohl auf Wohnungseinbrüche als
auch auf Straßenkriminalität und Gewaltkriminalität.102
Der Anteil der Nichtdeutschen betrug im Jahr 2016
insgesamt 34%, eine leichte Steigerung gegenüber 2015
als der Anteil 31% betrug.103 Hierzu tragen insbesondere
auch kleinkriminelle Delikte wie Schwarzfahren und
Taschendiebstähle bei.
Eine Auswertung seitens des Ministeriums104 zeigt, dass
landesweit bei einigen Deliktfällen wie Straßenraub und
so genannte „Antanzdelikte“105 Personen vorwiegend
aus dem nordafrikanischen Raum überproportional auffällig geworden sind.106 Das Innenministerium reagierte
darauf mit dem Programm „klarkommen“, das diese
Zielgruppe in den Blick nimmt. Neben einer konsequenten Strafverfolgung werden präventive Maßnahmen für
die jungen Menschen aus dem nordafrikanischen Raum
aufgelegt, um Straftaten dieser Personengruppe vorzubeugen. In Aachen startet das Präventionsprojekt 2018.
102
03
1
104
105
106
Vor allem die Taten von Jugendbanden einiger weniger
Nationalitäten werden in der öffentlichen Wahrnehmung
oftmals insgesamt der Gruppe der Geflüchteten zugerechnet. Die Einschätzung der Polizei zeigt allerdings,
dass sie kein Phänomen im Rahmen der Zuwanderung
von Geflüchteten aus Kriegsgebieten darstellt, sondern
der besonderen Lage im Grenzgebiet zu Belgien geschuldet ist. Unter anderem führte der Kontrolldruck in
Belgien nach den vermehrten islamistischen Anschlägen
in Brüssel zu einer Abwanderung der Jugendbanden –
auch in die Aachener Region.
Das Unsicherheitsgefühl der Bevölkerung in Aachen entsteht insbesondere in bestimmten städtischen Bereichen
wie beispielsweise in der Umgebung des Bushofs in der
Peterstraße. Hier gibt es faktisch eine Konzentration von
Delikten der Straßenkriminalität. Die bisherige Vorgehensweise seitens der Polizei – Erhöhung der Polizeipräsenz vor Ort und Videoüberwachung – wirken entschärfend, können aber aufgrund der städtebaulichen
Gegebenheiten nicht zu einer vollständigen Vermeidung
von Straftaten beitragen.
Die Auswertung der Statistiken zeigen, dass kein kausaler Zusammenhang zwischen den Geflüchteten und
einem Anstieg der Kriminalität hergestellt werden kann.
Die rückläufigen Zahlen der angezeigten Straftaten
insgesamt sind eine positive Entwicklung für die Stadt
Aachen.
Rassismus
Der Begriff Rassismus ist ein komplexer und hoch
politisierter Begriff. Weitestgehend wird Rassismus
immer noch als eine Randerscheinung wahrgenommen,
die lediglich rechtsextremen Kreisen zugeordnet wird.
Rassistisches Denken und Handeln findet jedoch überall
in der Gesellschaft statt und dient dazu, die ungleiche
Verteilung von Ressourcen, Privilegien und Macht zu legitimieren und stabilisieren. Neben gewolltem Rassismus
existieren ebenfalls ungewollte, alltägliche und positive
Rassismen. Auch strukturelle und institutionelle Rassismen, die sich nicht im Tun einzelner Menschen, sondern
Vgl. Kriminalitätsentwicklung im Jahr 2017, Pressekonferenz der Aachener Polizei am 6.03.2017, S. 12.
Vgl. ebd., S. 10.
Vgl. Presseinformation vom 6.03.2017 des Ministeriums für Inneres und Kommunales des Landes Nordrhein-Westfalen.
Umgangssprachliche Bezeichnung für eine besondere Form des Trickdiebstahls: Ein Täter lenkt das Opfer durch tänzelnde Bewegungen ab.
Vgl. ebd.. Rumänien, Bulgarien, Bosnien-Herzegowina, Marokko und Algerien.
71
in abstrakten, unpersönlichen Formen wie Gesetzen
oder Auswahlverfahren ausdrücken, sind existent.107
Aufgrund dessen ist im Rahmen des Integrationskonzeptes eine rassismuskritische Haltung grundlegend.
Rassismus soll in der Stadt Aachen demnach nicht nur
als ein Randphänomen oder als ein Problem der „Anderen“ wahrgenommen, sondern als ein Phänomen, das
Teil der gesamten Gesellschaft ist, verstanden werden.
Das Wahrnehmen und Ansprechen von Rassismus spielt
in der Entwicklung einer rassismuskritischen Haltung
in Verwaltung, Politik und Stadtgesellschaft daher eine
wichtige Rolle. Rassismuskritik appelliert daran, dass
sich nicht ausschließlich diejenigen Menschen in der
Stadt Aachen gegen Rassismus auflehnen, die selbst unter den durch Rassismus verursachten gesellschaftlichen
Machtverhältnissen leiden, sondern auch diejenigen, die
davon profitieren.108
Extremismus
Der Begriff des politischen Extremismus ist eine
„Sammelbezeichnung für unterschiedliche politische
Gesinnungen und Bestrebungen (…), die sich in der
Ablehnung des demokratischen Verfassungsstaates
und seiner fundamentalen Werte und Spielregeln einig
wissen (…).“109 Hierbei geht es um Rechtsextremismus,
Linksextremismus und religiös-begründeten Extremismus. Zusätzlich dazu gibt es auch einige nationalistische
Bewegungen innerhalb der migrantischen Community,
die sich mit ihren Zielsetzungen ebenfalls außerhalb
der demokratischen Verfassung bewegen. Beispiele
dafür sind die Ülkücü-Bewegung (so genannte „Grauen
Wölfe“)110 und der Arminius-Bund111. In Bezug auf die
übersteigerten nationalistischen Strömungen gibt es zur
Situation in Aachen keine konkreten Zahlen, lediglich die
Erkenntnis, dass diese Strömungen auch hier vertreten
sind. Diese vier extremistischen Strömungen eint die
Bereitschaft, ihre außerhalb der Verfassung liegenden
Ziele mit Gewalt durchzusetzen.
Derzeit gibt es in Aachen drei Programme, die einigen
der genannten extremistischen Bewegungen entgegenwirken: „Demokratie Leben“, „NRWeltoffen“ und das
Landesprogramm „Wegweiser in Aachen – gemeinsam
gegen gewaltbereiten Salafismus“.
Fachgespräch
Teilnehmende des
Fachgesprächs
Sicherheit / Rassismus /
Extremismus
107 Vgl. IDA e.V. (Hrsg.): „Was heißt eigentlich ... Rassismus?“, Düsseldorf 2013. https://www.idaev.de/fileadmin/user_upload/pdf/publikationen/
Flyer/2013_IDA_Flyer_Rassismus.pdf
108 Vgl. Attia, Iman: Konstruktionen mit realen Folgen. Rassismus ist kein Vorurteil, sondern ein gesellschaftliches Machtverhältnis. In: Berliner
Entwicklungspolitischer Ratschlag e.V. (BER) (Hrsg.): Wer anderen einen Brunnen gräbt… Rassismuskritik //Empowerment//Globaler Kontext.
Berlin 2012, 12 – 13.
109 Vgl. Backes/Jesse, politischer Extremismus in der Bundesrepublik Deutschland, S. 40.
110 Vgl. Verfassungsschutzbericht des Landes Nordrhein-Westfalen über das Jahr 2016, hg. vom Ministerium des Innern des Landes Nordrhein-Westfalen, S. 156 ff.
111 Vgl. ebd., S. 92. Der Landesverband NRW ist eine landsmannschaftliche Vereinigung von rechtsextremistischen Russlanddeutschen.
72
Maßnahmen
Zu jedem Unterthema wurden eigene Maßnahmen entwickelt. Themenübergreifend:
1. Bisher gibt es gegen einzelne demokratiefeindliche
Gruppierungen (den religiösen extremistischen
Salafismus, den Rechtsextremismus und den übersteigerten Nationalismus) und zur Erinnerungskultur
(Wege gegen das Vergessen) zeitlich begrenzte
Projekte. Diese bestehenden Projekte (Wegweiser,
Partnerschaft für Demokratie, NRWeltoffen, Wege
gegen das Vergessen) sollten gestärkt und verstetigt
werden. Im Idealfall gibt es eine zentrale Institution
in der Stadt Aachen, die dauerhaft zur Stärkung der
Demokratie und gegen extremistische Strömungen
beiträgt. Damit geht Aufklärungsarbeit, Bildung und
Wissensvermittlung als Demokratiestärkung einher.
2. Übergreifend wurde eine klare und öffentliche Positionierung seitens der Stadt, der Verwaltung und der
Zivilgesellschaft gegen jede Form von Extremismus
angeregt.
Sicherheit
Die Herstellung von Sicherheit ist zunächst einmal eine
Aufgabe der zuständigen Sicherheitsbehörden. Darüber
hinaus gibt es aber eine Herausforderung bezüglich
eines subjektiv empfundenen Sicherheitsgefühls, dem
auch seitens von Politik und Verwaltung begegnet werden kann. Hierzu wurden zwei Maßnahmen formuliert
Rassismus
5. Rassistische Äußerungen und Handlungen öffentlichkeitswirksam benennen und Stellung beziehen
6. Artikel 3 Abs. 3 des Grundgesetzes in das Aachener
Leitbild aufnehmen
7. Öffentlichkeits- und Vernetzungsarbeit (zum Beispiel
Internationale Wochen gegen Rassismus)
8. Aufklärungsarbeit (zum Beispiel Argumentationsstärkung, Rassismuskritische Schulungen)
9. Gesamtgesellschaftliche Vielfalt auch in Politik und
Verwaltung abbilden
10. Rassismuskritischer Ansatz / Modul in Ausbildungsgängen verpflichtend (zum Beispiel Kompetent
Managen in dem Fortbildungsangebot der Stadtverwaltung)
11. Projekt zur Förderung der interkulturellen Öffnung
der Verwaltung (zum Beispiel Azubis)
12. Ausbau des Gleichstellungsbüros zum Diversity-Büro
Extremismus
13. Für Extremismus in allen Formen sollen konkrete und
langfristige Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartner in Institutionen wie Schule und Verwaltung
eingerichtet werden. Die Fachkräfte und Expertinnen
und Experten sollten durch laufende Fortbildungen
in allen Formen des Extremismus gut geschult sein.
3. Fundierte Informationen, eine sachliche Aufklärung
und ein ehrlicher Umgang mit dem Thema Sicher14. Es sollen Fortbildung zum Thema Extremismus für
heit ist notwendig, um die objektiv verbesserte
pädagogische Fachkräfte angeboten werden. Im
Sicherheitslage auch in eine verbesserte gefühlte
Hinblick auf den extremistischen Salafismus sollte
Sicherheit umzuwandeln. Dies sollte insbesondere im
die Fortbildung auch auf die deutliche Trennung
Hinblick auf die Sorgen infolge der Zugewanderung
zwischen Islam als Weltreligion und dem politisch
erfolgen.
motivierten extremistischen Salafismus hinweisen.
4. Einige Orte, in denen auch objektiv eine Häufung
15. Bisher liegen zu einigen extremistischen Gruppievon kriminellen Delikten verzeichnet werden, wie
rungen in Aachen keine Informationen vor. Deshalb
beispielsweise im Bereich Bushof / Peterstraße,
ist es notwendig, konkrete Analysen vor Ort zur
sollten durch bauliche Maßnahmen so verändert
Abgrenzung von verschiedenen extremistischen
werden, dass sie nicht mehr ein Anziehungspunkt
Formen anzustoßen. Insbesondere in Gruppierungen
für Kriminalität und in deren Folge als Angsträume
mit übersteigertem Nationalismus ist es ausgesprowahrgenommen werden. Dazu gehört beispielsweise
chen schwer, Informationen zur aktuellen Situation
eine gute und ausreichend helle Beleuchtung wie
zu bekommen. Hier sollen Türöffner und Kontaktperauch die Beseitigung leerer Plätze. Wünschenswert
sonen gesucht werden.
ist auch eine Schließung / Verlagerung von Wettbüros.
73
4.9 Öffentlichkeitsarbeit und Presse
Vertretern der Stadt dargelegt wurde, fasste den jeweils
aktuellen Stand sowie die entsprechenden Planungen
Integration als Prozess braucht Kommunikation zwischen der Stadt zusammen:
Menschen, die schon lange hier leben und denen, die
neu in die Stadt kommen. Ein Teil der Arbeit im Fachbe•• Aktuelle Flüchtlingssituation (Entwicklung der Asylreich Presse und Marketing besteht in der Information
anträge, Herkunftsländer, aktuelle Zahlen der Stadt
über die Fortschreibung der gelingenden IntegratiAachen)
onsarbeit. Hier werden viele Aktionen/Initiativen wie
•• Aufgaben des Fachbereichs Wohnen, Soziales und
beispielsweise der traditionelle Tag der Integration
Integration
begleitet. Die Arbeit bezieht sich unter anderem im
•• Standards zur Unterbringung
Vorfeld auf die Organisation und Durchführung einer
•• Kurz-, mittel- und langfristige Lösungsansätze zur
Pressekonferenz mit nachfolgender Berichterstattung in
Unterbringung der Geflüchteten.
Print- und Sozialmedien.
In der Kommunikation hat der Fachbereich Presse und
Marketing in dieser für alle Beteiligten schwierigen
Dies ist ein wichtiger Bestandteil der Presse- und
Situation nicht nur verdeutlicht, welche Veränderungen
Öffentlichkeitsarbeit, mit der die Stadtverwaltung ihre
Bürgerinnen und Bürger über Entwicklungen in der Stadt auf die Bürger zukommen und aus welchen Gründen
sich diese vollziehen. Es wurden gleichzeitig offensiv
informiert. Die Bandbreite reicht dabei von Informadie Strategien von Politik und Verwaltung kommuniziert,
tions- und Serviceangeboten der Verwaltung über die
wie mit den durch die neue Situation einhergehenden
Berichterstattung zu politischen Entscheidungen bis
Veränderungen umzugehen ist, welche konkreten Ziele
hin zur Präsentation von kulturellen Ereignissen. Die
verfolgt werden und welche Konsequenzen sich daraus
Webseite der Stadt www.aachen.de bietet mit „Neues
ableiten. Der Fachbereich Presse und Marketing hat
aus Aachen“ und den „Pressemitteilungen“ ein Forum
den Prozess durch eine sachliche Informationspolitik,
für tagesaktuelle Informationen. Die digitalen Medien
die auch die Schwierigkeiten, Problemstellungen und
wie Facebook, Twitter und Instagram tragen ebenfalls
Konfliktlagen nicht ausklammerte, begleitet.
zur Informationsverbreitung bei.
Die Öffentlichkeitsarbeit einer Kommune dient neben
der Informationsabbildung dazu, das Vertrauen zu
stärken, Aufmerksamkeit zu wecken und eine Glaubwürdigkeit des Verwaltungshandelns aufzubauen. Nur mit
sachlichen und glaubwürdigen Informationen können
Bürgerinnen und Bürger sowie öffentliche Medien mitgenommen und zu einer kritischen Auseinandersetzung mit
alltäglichen Erfahrungen angeregt werden. Im Hinblick
auf den Integrationsprozess hat sich vor allem die Pressearbeit als wichtiges Instrument herauskristallisiert.
Dokumentation der aktuellen Situation
Seit August 2015 mussten in Aachen innerhalb kürzester
Zeit etwa 2.700 geflüchtete Menschen untergebracht
werden.112 Der Fachbereich Presse und Marketing
berichtete intensiv über den Zuzug der geflüchteten
Menschen.
Von September 2015 bis Mai 2017 (20 Monate) informierten unter anderem 34 Pressemitteilungen über den
Stand und die Planung zur Flüchtlingsunterbringung
und die in diesem Zuge organisierten Bürgerversammlungen. Mit den Bürgerversammlungen wurde seitens
des Fachbereichs ein neues Dialogformat entwickelt, bei
dem er gemeinsam mit Vertreterinnen und Vertretern
von Verwaltung und Politik in einen offenen Dialog mit
den Bürgerinnen und Bürgern eintrat. Eine ständig aktualisierte Power-Point-Präsentation, die in den einzelnen
Bürgerinformationen detailliert von Vertreterinnen und
Zusätzlich wurde direkt zu Beginn des Flüchtlingszuzugs
ein Informationsflyer entwickelt (Wir helfen Flüchtlingen
– Informationen, Kontaktadressen und Ansprechpartner), der zum Vorbild für verschiedene andere Kommunen wurde.
Sowohl die beteiligten Bürgerinnen und Bürger als auch
die Medien reagierten positiv auf die offensive Öffentlichkeitsarbeit.
Diese Erfahrungen im Rahmen der Erstunterbringungen
von Geflüchteten haben bestätigt, wie wichtig es ist,
auch unpopuläre Maßnahmen sowie schwierige und negative Aspekte ausreichend und sachlich zu kommunizieren. Die Betonung liegt dabei auf sachlicher Information
und einer klaren Benennung der aktuellen Lage – ohne
zu kommentieren oder zu spekulieren. Transparenz
schafft nicht nur Vertrauen sondern kann auch fremdenfeindlichen Argumenten die Grundlage entziehen.
Probleme sollten daher offen angesprochen und sachlich
dargestellt werden. Es ist sinnvoll, dieses mittlerweile
erprobte Kommunikationskonzept beizubehalten.
In der Vergangenheit bewältigte die Stadt immer
wieder die verschiedensten Zuwanderungen, die dazu
beitrugen, dass Aachen zu einer bunt gemischten
Stadtbevölkerung zusammenwuchs. Diese Weltoffenheit
der Stadt Aachen mit Menschen aus fast 160 Nationen
kann durchaus stärker in den Fokus des Fachbereichs
genommen werden.
112 Stand 31.03.2016. Die Zahlen beziehen sich nur auf die städtischerseits untergebrachten geflüchteten Menschen. Zahlen über die seitens des
Landes Nordrhein-Westfalen untergebrachten Geflüchteten liegen nicht vor. Auskunft des Fachbereichs Wohnen, Soziales und Integration,
Abteilung Übergangswohnen vom 15.11.2017.
74
Die Aufgabenstellung des Fachbereichs Presse und
Marketing im Zusammenhang mit dem Thema
Zuwanderung ist eine zweifache: Zum einen berichtet er
sachlich über alle im Zusammenhang mit dem Integrationsprozess zusammenhängenden Ereignisse. Zum
anderen sind die zugewanderten Menschen eine
wichtige Zielgruppe für alle Informationen über das
Verwaltungshandeln und die Ereignisse in der Stadt
Aachen. Hier zeigt sich in der Praxis, dass die vorhandenen Kommunikationskanäle – Presseveröffentlichungen,
Veröffentlichungen auf der Internetseite www.aachen.de,
Informationsveranstaltungen, Podiumsdiskussionen etc.
– nicht alle Aachenerinnen und Aachener gleichermaßen
gut erreichen.
Fachgespräch
Teilnehmende
des Fachgesprächs
Presse / Öffentlichkeitsarbeit
Maßnahmen
Die Teilnehmenden des Fachgesprächs formulierten drei
Maßnahmenvorschläge, um die genannten Frage- und
Problemstellungen anzugehen:
1. Wie erreicht der Fachbereich Presse und Marketing
die zugewanderten Menschen besser? Um dieses
Ziel zu erreichen, können zukünftig stärker Verteiler
genutzt werden, die die Migrantencommunities
gezielt erreichen, beispielsweise den Infobrief der
Abteilung Integration des Fachbereichs Wohnen,
Soziales und Integration.
2. Die Arbeit des Fachbereichs Presse und Marketing
kann durch Patenschaften und Kooperationen mit
Journalisten und „Schreibern“ mit Migrationshintergrund erweitert werden. Dies ermöglicht „einen anderen Blick“ auf Geschehnisse in der Stadt Aachen.
3. Wie kann das positive Zusammenwachsen der in
Aachen lebenden Bürgerinnen und Bürger im Sinne
von „Aachen – das sind wir alle!“ als Merkmal eines
guten Lebens in Aachen genutzt werden?
Dieses Ziel kann durch eine Imagekampagne erreicht
werden, die das Zugehörigkeitsgefühl von zugewanderten Menschen abbildet. Die Fachhochschule
(Fachbereich Gestaltung) und die Katholische Hochschule haben ihre Unterstützung in der Imagekampagne angeboten.
75
Qualitätszirkel Integration Transparenz
kommunale Abstimmungsprozesse Auswertung Strategie Umsetzung Integration als Querschnittsaufgabe
76
5. Integrationsplanung
und Evaluation
Die beteiligten Akteure haben in dem Beteiligungsprozess eine Vielzahl an Maßnahmen für die einzelnen
Handlungsfelder erarbeitet. Insgesamt wurden in dem
beschriebenen Prozess fast hundert Maßnahmen zur
Verbesserung und Unterstützung der Integration in Aachen erarbeitet. Daraus muss regelmäßig eine Schwerpunktsetzung für eine konkrete Integrationsplanung
erwachsen, die politisch abgestimmt wird.
Um die Arbeit aller transparent zu machen und Abstimmungsprozesse auf kommunaler Ebene zu ermöglichen
sollen bei der weiteren Umsetzung die unterschiedlichen
Perspektiven und Interessenlagen der Beteiligten in die
Integrations- und Maßnahmenplanung eingebunden
werden. Dazu wird ein Qualitätszirkel Integration
gegründet. In diesem Qualitätszirkel sind Vertreterinnen und Vertreter der Verwaltung, der Arbeitsplattform
Migration, der Wohlfahrtsverbände und der Migrantenorganisationen organisiert. Je nach Thema werden
weitere Expertinnen und Experten hinzugezogen Der
Qualitätszirkel unterbreitet für die Schwerpunktsetzung
der Integration Vorschläge, die politisch abgestimmt
werden. Anschließend trägt der Qualitätszirkel alle relevanten Informationen zusammen und entwickelt eine
Strategie zur Umsetzung der ausgewählten Maßnahmen.
Im Anschluss daran findet eine Evaluation statt.
Vorhandene Monitorings wie beispielsweise der
Sozialentwicklungsplan, die Sozialraumerhebung der
Integrationsagenturen, die Jahresberichte der Wohlfahrtsverbände, die Berichte des Bildungsbüros etc.
werden ausgewertet. Diese Ergebnisse finden Eingang in
eine Evaluation, die wiederum die Basis für die weitere
politische Schwerpunktsetzung der konkreten Integrationsplanung bildet.
Mit dem Qualitätszirkel und der strukturierten Integrationsplanung wird eine der Leitideen des Integrationskonzeptes, nämlich Integration als Querschnittsaufgabe
mit einer hohen Beteiligung zu verstehen, verwirklicht.
So können die Maßnahmen dieses Konzeptes umgesetzt
werden und so kann die Aachener Haltung lebendig
werden.
Abbildung 26:
Prozessplanung
Integrationskonzept
Politische
Gremien
Aktualisierter
Integrationsund Maßnahmenplan
Beschluss
Integrationskonzept
Qualitätszirkel
Umsetzung
Evaluation
77
Zielorientierte Zusammenarbeit Vielfalt
von Kulturen und Traditionen leben Tendenzen von Fremdenfeindlichkeit und
aufkeimenden Ängsten entgegenwirken
78
6. Ausblick
Nach einem drei Jahre währenden Beteiligungsprozess liegt nun das neue Integrationskonzept der Stadt
Aachen vor. Viele Expertinnen und Experten, Bürgerinnen und Bürger, Politikerinnen und Politiker, und
Vertreterinnen und Vertreter der Wohlfahrtsverbände
und der Migrantenorganisationen haben sich mit hohem
Engagement und großem Zeitaufwand beteiligt. An
dieser Stelle gebührt diesen vielen Beteiligten ein großer
Dank für Ihren Einsatz, um im Sinne von „Aachen – das
sind wir alle!“ neue Gedanken, Impulse und vor allem
viele Maßnahmen zur Integration der zugewanderten
Menschen zu formulieren.
Die Aufgabe der nächsten Jahre wird es sein, diese
Maßnahmen umzusetzen. Dabei sind nicht nur die Stadt
und die Stadtverwaltung beteiligt. Wie in dem gesamten
Konzept immer wieder deutlich wird, gibt es in Aachen
eine Vielzahl an Akteuren, die aktiv und erfolgreich zur
Integration beitragen. Deshalb wird es eine der großen
Herausforderungen sein, gemeinsam mit diesen engagierten Expertinnen und Experten an den Zielen in den
einzelnen Handlungsfeldern zu arbeiten.
Zuzugs der Geflüchteten feststellte: Fast alle Städte – so
auch Aachen – haben in den letzten Jahrzehnten gute
Integrationsstrukturen und vielfältige Kooperationen
aufgebaut.
„Die Städte sind stolz auf ihren kontinuierlichen
Beitrag zur gelebten und erfolgreichen Integration
von Menschen in Deutschland. Um an der Erfolgsgeschichte Integration weiter zu schreiben, müssen wir
die Fähigkeit unserer Städte, Vielfalt zu gestalten und
mit den mitunter begleitenden Konflikten umzugehen,
pflegen und entlang sich stetig verändernder Bedingungen weiterentwickeln. Und das geschieht vor Ort. Dort
muss es weiter tagtäglich gelingen, Vielfalt von Kulturen
und Traditionen zu leben und Tendenzen von Fremdenfeindlichkeit und aufkeimenden Ängsten entschieden
entgegenzuwirken. Die Städte setzen ihren begonnen
Weg unbeirrt fort. Denn Städte können Integration!“113
In diesem Sinne ist das neue Integrationskonzept eine
Möglichkeit, auf diesem guten Wege weiter voranzuschreiten. Das Konzept schließt den Beteiligungsprozess
ab und ist gleichzeitig der Anfang für die konkrete PlaEine gemeinsame Erarbeitung erst ermöglicht es, dieses nung in den nächsten Jahren. Politische Entscheidungen
Konzept umzusetzen. Dabei geht es um gute Absprachen setzten Schwerpunkte für die konkrete Umsetzung der
zwischen den Beteiligten, um eine zielorientierte Zusam- Maßnahmen. In einem fortlaufenden Prozess wird ein
menarbeit zu ermöglichen. Wie der Entstehungsprozess Monitoring den Prozess der Umsetzung begleiten und
sehr deutlich zeigte, sind dafür schon passende Struktu- die Grundlage für eine mögliche Nachjustierung bilden,
ren gelegt. Diese gilt es für eine koordinierte Umsetzung um die gesetzten Ziele zu erreichen.
noch zu verbessern.
Integration ist und bleibt eine Aufgabe für die Kommunen, die gemeinsam mit den Partnerinnen und Partnern
In der Beschreibung der einzelnen Handlungsfeldern
umgesetzt wird.
und der Dokumentation der aktuellen Situation wurde
sehr deutlich, dass auch für Aachen das gilt, was der
Deutsche Städtetag im Zuge der Bewältigung des
113 Integration von Zugewanderten – Veränderte Herausforderungen für die Kommunen, Deutscher Städtetag 31.03.2016, S. 6.
79
80
Anhang
81
Maßnahmenübersicht
In den partizipativen Prozessen wurden zahlreiche Maßnahmen für eine konkrete Integrationsarbeit entwickelt.
Handlungsfeld 1: Arbeit / Weiterbildung
Handlungsfeld
1: Arbeit / Weiterbildung
Maßnahmen
Beteiligte
Themenfeld
1. Information/Kommunikation
Verbesserung der Aufklärungs- und Bildungsarbeit
für Menschen mit Flucht- und Migrationshintergrund,
ehrenamtlich Tätige und Multiplikatoren über (Berufs-)
Bildungswege und Arbeitsmarktzugänge
Stadt Aachen, Fachbereich Wohnen, Soziales,
Integration (FB 56)
und Kommunales
Integrationszentrum
(KI), Fachbereich Kinder,
Jugend, Schule, VHS,
Agentur für Arbeit,
Jobcenter, HWK, IHK,
DGB, Migrationsdienste, Sprachkursträger,
Ausländerbehörde der
StädteRegion, Bildungsbüro der StädteRegion,
Ehrenamtler, Netz
werke, Multiplikatoren,
Vereine
Themenfeld 2
Anerkennungskultur
Stadt Aachen, Fachbereich Wohnen, Soziales,
Integration (FB 56)
Themenfeld 2
Anerkennungskultur
Stadt Aachen, Fachbe
reich Wohnen, Soziales,
Integration (FB 56)
und Kommunales
Integrationszentrum
(KI), VHS, Agentur
für Arbeit, Jobcenter,
IHK, HWK, Sprachkurs
träger, Bildungs- und
Beschäftigungsträger,
Personalentwickler,
Betriebsräte
Themenfeld 2
Anerkennungskultur
• Gewährleistung von Informationen, Transparenz zu
Verfahrensabläufen, Verantwortlichkeiten und Rollen
bei Praktika, Ausbildungs- und Arbeitsaufnahmen
• Anpassung bestehender und Entwicklung bedarfsgerechter Veranstaltungsformate zu praxisrelevanten
Arbeitsmarktthemen
• Bereitstellung von Informationsangeboten über
aufenthaltsrechtliche und arbeitsrechtliche Bestimmungen, Ausbildungs- und Beschäftigungsmöglichkeiten,
Internetportale und (mehrsprachige) Informationsmaterialien
• Aufbau, Weiterentwicklung von Bildungs-, Arbeits-,
Planungs- und Vernetzungsstrukturen der Institutionen
untereinander und zu ehrenamtlich tätigen Netzwerken
vor Ort
2. Sprache/Beratung
Frühzeitiger (statusunabhängiger) Zugang zu Sprachkursen und integrativen Fördermaßnahmen für Menschen
mit Flucht- und Migrationshintergrund; Verbesserung der
berufsbezogenen Sprachförderung und Berufsorientierung
• Implementierung einer kommunalen Clearingstelle
„Interkulturelles Fallmanagement“ zur frühzeitigen
Unterstützung der Arbeitsmarktintegration von Asylbewerbern mit guter Bleibeperspektive und Inhaber einer
Duldung (§ 60a Abs. 2 Satz 3 AufenthG) sowie speziell
für den Personenkreis der unbegleiteten minderjährigen
Ausländer (UMA) im Fachbereich Wohnen, Soziales,
Integration
• Verstetigung der Angebote des kommunalen Fallmanagements zur frühzeitigen Verpflichtung und Zuweisung in Integrationskurse für Asylbewerber mit guter
Bleibeperspektive und Inhaber einer Duldung gemäß
§ 60a Abs. 2 Satz 3 AufenthG.
• Entwicklung von Maßnahmen, die berufsspezifische
Sprachkurse mit Teilzeitarbeit, Ausbildung, Arbeit
verknüpfen
• Entwicklung von Qualitätssicherungskonzepten für
Sprachkursangebote in Kooperation des Jobcenters mit
zertifizierten Sprachkursträgern
• Entwicklung von Maßnahmen, die Sprachförderung in
Bildungsmaßnahmen zur Überwindung des „Nebenoder Hintereinanders“ integrieren
• Entwicklung von Angeboten für „fließend falsch sprechende“ Beschäftigte mit geringen Deutschkenntnissen
in Sprache und Schrift als Personalentwicklungsmaßnahmen in Unternehmen
82
Handlungsfeld 1: Arbeit / Weiterbildung
Maßnahmen
Beteiligte
Themenfeld
3. Anerkennung ausländischer Bildungsabschlüsse
Frühzeitiger Zugang zu passgenauen Informations- und
Beratungsangeboten als Schüssel zur Anerkennung
ausländischer Berufsqualifikationen; Verankerung einer
betrieblichen Anerkennungskultur
IHK, HWK, IQ-Netzwerk,
Agentur für Arbeit, Jobcenter, Migrationsdienste, DGB, Betriebsräte,
Personalverantwortliche, Stadt Aachen
Fachbereich Wohnen,
Soziales, Integration
(FB 56) Bildungserstberatung
Themenfeld 2
Anerkennungskultur
Bildungskoordinatoren, Stadt Aachen,
Fachbereich Kinder,
Jugend, Schule (FB
45) in Kooperation
mit dem Bildungsbüro
der StädteRegion und
weiteren verschiedenen
(Weiter)Bildungsakteuren im Übergang
Themenfeld 2
Anerkennungskultur
IHK, HWK, Agentur
für Arbeit, Jobcenter,
Berufskollegs, Stadt
Aachen, Fachbereich
Wohnen, Soziales,
Integration (FB 56)
Themenfeld 2
Anerkennungskultur
• Verstetigung der Einstiegs-Anerkennungsberatung der
HWK und IHK Aachen als Instrument zur qualifikationsund interessenadäquaten Arbeitsmarktintegration von
Fachkräften mit Flucht- und Migrationshintergrund
• Gewinnung von betriebsinterne Experten für das Thema
Anerkennung, „Ausbildung betriebliche Fachkraft
Anerkennung“
4. Übergang Schule-Beruf
Verankerung der Diversität im Übergangssystem SchuleBeruf über eine systematische Vernetzung der Schul-,
Bildungs- und Weiterbildungsbereiche; Systemintegrierte
aufeinander aufbauende Sprach- und Integrationsförderprogramme in Ausrichtung auf Lebensalter und Lernabschnitte
• Verknüpfung der Säulen Alltagsorientierung und Berufsorientierung zu einem einheitlichen systematischen
Handlungskonzept (2-Säulen-Modell)
• Entwicklung einer Arbeitshilfe für pädagogische
Fachkräfte im Übergang Schule-Beruf für den Bereich
Schule-Beruf für (neu) zugewanderte Menschen entlang
der Integrationskette
• Aufbau eines datenbasierten kommunalen Bildungsmanagements für die Stadt Aachen
• Stärkung von Multiplikatoren und pädagogischen Fachkräften im Bereich „Integration durch Bildung“ als „Bildungsbotschafter“ für junge Menschen im Übergang
5. Ausbildung
Orientierung auf interkulturelle Potenziale jugendlicher
Migrantinnen und Migranten im beruflichen Eingliederungsprozess; Initiierung von Modellprojekten zur
Unterstützung des Spracherwerbs im dualen Ausbildungssystem; Förderung bzw. Stärkung von Instrumenten
zur frühen Berufsorientierung und zur Unterstützung
(vor/während) einer Ausbildung
• Weiterentwicklung der HWK „Online-Lehrstellenbörse“
• Entwicklung eines Pilotprojekts im Handwerk als überbetriebliche Ausbildung mit integriertem Sprachkurs
und sozialpädagogischer Betreuung
• Entwicklung von Modellprojekten zur Anpassung
bewährter Förderinstrumente und -konzepte der Berufsorientierung und -ausbildung sowie der Nachqualifizierung für Menschen mit Flucht- und Migrationshintergrund
• Entwicklung von Modellprojekten, die auf formellen und informellen Qualifikationen zugewanderter
Menschen aufbauen, um Fachkräfte in MINT-Berufen
auszubilden
• Ausbau von Experten-Mentoren-Programmen (VerA) zur
individuellen Unterstützung Jugendlicher während der
Ausbildung
• Etablierung von „Ausbildungsbotschaftern“ mit
Migrationshintergrund in Aachener Unternehmen zur
praxisnahen Berufsorientierung in Schulen
• Gewährleistung einer Berufsorientierung in internationalen Förderklassen zur Ausbildung im Handel,
Dienstleistungen und Handwerk sowie weiteren Berufen
• Bereitstellung mehrsprachiger Materialien zur Berufsvorbereitung
83
Handlungsfeld 1: Arbeit / Weiterbildung
Maßnahmen
Beteiligte
Themenfeld
6. Studium
Frühzeitige Erstberatung zu akademischen Ausbildungen
für studierwillige, anerkannte Geflüchtete
RWTH, FH Aachen
VUV, Businessnetzwerke, Agentur für
Arbeit, Jobcenter, Stadt
Aachen, Fachbereich
Wohnen, Soziales,
Integration (FB 56),
Fachbereich Wirtschaft,
Wissenschaft und Europa (FB 02)
Themenfeld 2
Anerkennungskultur
Agentur für Arbeit,
Jobcenter, IHK, HWK,
DGB, Stadt Aachen,
Fachbereich Wohnen,
Soziales und Integration
(FB 56)
Themenfeld 2
Anerkennungskultur
• Verstetigung einer Clearingstelle „Akademische Flüchtlingshilfe“ (CAF) zur Erstberatung von Geflüchteten
• Regelmäßige Informationsveranstaltungen zu Studienmöglichkeiten an der RWTH und FH Aachen
• Entwicklung eines Messeformats für Unternehmen
(Jobmesse) zur Karriereunterstützung zugewanderter
Studierender an der RWTH und FH Aachen
7. Beratung/Qualifizierung/Koordinierung von Integrationsmaßnahmen
Gewährleistung frühzeitiger Zugänge zu Beratungsangeboten und Förderinstrumenten der Arbeitsagentur und des
Jobcenters; Kombination von Kompetenzfeststellungs- und
Anerkennungsverfahren mit Praktika oder Qualifizierungen; Ausrichtung von beschäftigungsfördernden Maßnahmen für Personengruppen mit einem nachrangigen
Zugang zum Arbeitsmarkt
• Einführung und Weiterentwicklung von praxisbasierten
Kompetenzfeststellungs-Tests (z.B. MYSKILLS), die informell erworbene Qualifikationen sichtbar und Qualifizierungsbedarfe erkennbar machen, für geringqualifizierte
Menschen und Menschen mit Flucht- und Migrationshintergrund im SGBIII und SGBII
• Aktive Nutzung des Instruments der betrieblichen
Einstiegsqualifizierung im SGBIII und SGBII als Brücke
zur Berufsausbildung für förderbedürftige Jugendliche
• Einrichtung eines Bewerbungscoachings für Ü25-SGBIIBezieher
• Entwicklung von niederschwelligen Maßnahmen zur Aktivierung und beruflichen Eingliederung von Frauen und
Müttern im SGBIII und SGBII, u.a. spezielle Angebote
zum Einzel- bzw. Kleingruppencoaching
• Erweiterung der Angebote zur Teil- bzw. Nachqualifizierung im Rahmen von beruflichen Anerkennungsverfahren
• Entwicklung von Brückenmaßnahmen für Menschen mit
beruflichem Abschlüssen bzw. Berufserfahrungen
• Entwicklung von Handlungsansätzen zur Arbeitgeberakquise für den Personenkreis der Geringqualifizierten
im SGBII-Bezug (u.a. Nutzung bestehender Messen und
Plattformen mit Arbeitgeberbeteiligung)
• Etablierung von Arbeitsmarktmodellen für (alle)
geringqualifizierten Menschen mit Migrationshintergrund (SGBIII/SGBII), die systematischen Spracherwerb, berufsfachliche Kenntnisse, abschlussorientierte
Weiterbildung und Aufnahme eines versicherungspflichtigen Arbeitsverhältnisses kombinieren (z.B. Kommit
– Kooperationsmodell mit berufsanschlussfähiger
Weiterbildung)
84
Handlungsfeld 1: Arbeit / Weiterbildung
Maßnahmen
Beteiligte
Themenfeld
8. Unternehmen
Etablierung regionaler Arbeitsmarktakteure als Dienstleister für Unternehmen; Verankerung von Diversität und
Interkulturalität in Unternehmen; Schaffung von Unterstützungsstrukturen für Gründungswillige mit Flucht- und
Migrationshintergrund
Agentur für Arbeit,
Jobcenter, IHK, HWK,
DGB, StädteRegion
Aachen, Stadt Aachen,
Fachbereich Wohnen,
Soziales, Integration (FB
56), Fachbereich Wirtschaft, Wissenschaft
und Europa (FB 02)
Themenfeld 1
Interkulturelle
Öffnung
Beteiligte
Themenfeld
1. Beratungen und Vernetzungen zur interkulturellen
Öffnung der KiTas sind bedarfsgerecht ausgebaut
Stadt Aachen, Fachbereich Wohnen, Soziales
und Integration (FB 56) –
Kommunales Integrationszentrum
Themenfeld 1
Interkulturelle
Öffnung
2. Die Beratung zu interkultureller Schul- und Unterrichtsentwicklung ist an Aachener Schulen weiter ausgebaut.
Stadt Aachen, Fachbereich Wohnen, Soziales
und Integration (FB 56) –
Kommunales Integrationszentrum
3. Mehr Schulen erhalten den Titel „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“.
Stadt Aachen, Fachbereich Wohnen, Soziales
und Integration (FB 56) –
Kommunales Integrationszentrum
4. Akteure in der Integrationsarbeit sind über Qualifizierungsmaßnahmen zu unterschiedlichen Themen
geschult.
Stadt Aachen, Fachbereich Wohnen, Soziales
und Integration (FB 56) –
Kommunales Integrationszentrum
5. Die Öffentlichkeit ist für die Themen Flucht, Bildung und
Migration etc. sensibilisiert.
Stadt Aachen, Fachbereich Wohnen, Soziales
und Integration (FB 56) –
Kommunales Integrationszentrum
• Implementierung fester Ansprechpartner für regionale
Unternehmen seitens der Institutionen zur Gewährleistung von Beratungen zu Praktika, Ausbildungs- und
Beschäftigungsverhältnissen sowie Weiterbildungsmaßnahmen
• Bereitstellung von Informations- und Beratungsangeboten zu aufenthaltsrechtlichen Fragen (Ansprechpartner,
Internetpräsenz)
• Systematische Rechtsberatung für regionale Handwerksbetriebe zur Integration von Menschen mit Fluchtund Migrationshintergrund
• Bereitstellung angepasster Angebote zu interkulturellen
Trainings- und Team-Building-Maßnahmen für Belegschaft und Personalverantwortliche
• Information und Beratung zur Nutzung bestehender
Angebote zur Existenzgründung für (potentielle) Gründungswillige
Themenfeld 2
Anerkennungskultur
Handlungsfeld 2: Sprache / Bildung
Handlungsfeld:
2 Sprache / Bildung
Maßnahmen
Integration durch Bildung
85
Handlungsfeld 2: Sprache / Bildung
Maßnahmen
Beteiligte
Themenfeld
6. Seiteneinsteigerberatung und -vermittlung ins deutsche
Schulsystem findet zeitnah statt.
Stadt Aachen, Fachbereich Wohnen, Soziales
und Integration (FB 56) –
Kommunales Integrationszentrum, Schulen,
Schulträger, Schulaufsicht
Themenfeld 2
Anerkennungskultur
7. Schulen mit Sprachfördergruppen und Internationalen
Förderklassen sind eng betreut und begleitet.
Stadt Aachen, Fachbereich Wohnen, Soziales
und Integration (FB 56) –
Kommunales Integrationszentrum
8. Strukturen zur Übergangsgestaltung für verschiedene
Altersgruppen sind entwickelt und erprobt.
Stadt Aachen, Fachbereich Wohnen, Soziales
und Integration (FB 56) –
Kommunales Integrationszentrum, Schulträger, Schulaufsicht,
KiTaabteilung, KiTas und
Schulen, Jugendberufshilfe, Integrationpoint
etc.
9. Die Bildungserstberatung ist bedarfsgerecht weiter
entwickelt.
Stadt Aachen, Fachbereich Wohnen, Soziales
und Integration (FB 56) –
Kommunales Integrationszentrum
Sprachbildung
10. Beibehaltung und bedarfsgerechter Ausbau der
Deutschkursangebote
Stadt Aachen Volkshochschule (E 42),
Sprachkursträger
11. Sprache und Bildung statusunabhängig für alle Zuwanderer ermöglichen
BMI, BAMF
12. Spezifische Angebote für Zielgruppen, die durch das
bestehende Deutschkursangebot nicht erreicht werden
Stadt Aachen Volkshochschule (E 42),
Sprachkursträger,
Initiativen
13. Vorhandene Angebote zur Sprachpraxis (z.B. Stadt
bibliothek) bekanntmachen
Stadt Aachen
Themenfeld 2
Anerkennungskultur
Mehrsprachigkeit
14. Maßnahmen des Kommunalen Integrationszentrums
zur Mehrsprachigkeit (Hokus & Lotus, Griffbereit) sind
fortgeführt
86
Stadt Aachen, Fachbereich Wohnen, Soziales
und Integration (FB 56) –
Kommunales Integrationszentrumm, Kindertagesstätten
Themenfeld 2
Anerkennungskultur
Handlungsfeld 2: Sprache / Bildung
Maßnahmen
Beteiligte
15. Das Wissen der „Sprachkitas“ ist als „good practice“
in alle KiTas der Stadt Aachen verbreitet
Stadt Aachen, Fachbereich Wohnen, Soziales
und Integration (FB 56) –
Kommunales Integrationszentrum, Kindertagesstätten
16. Die Mehrsprachigkeit der MitarbeiterInnen der Stadt
Aachen ist systematisch erhoben und in der Arbeit
genutzt
Stadt Aachen
17. Enge Vernetzung zwischen Kommunalem Integrationszentrum und städtischen KiTas, um den Mehrwert
der Mehrsprachigkeit stärker herauszustellen
Stadt Aachen, Fachbereich Wohnen, Soziales
und Integration (FB 56) –
Kommunales Integrationszentrum, Kindertagesstätten
18. Regelmäßiger Austausch mit dem Zentrum für
Mehrsprachigkeit und Integration in Köln, um weitere
Maßnahmen zu erarbeiten
Stadt Aachen, Fachbereich Wohnen, Soziales
und Integration (FB 56) –
Kommunales Integrationszentrum, Volkshochschule Aachen (E 42)
Themenfeld
Handlungsfeld 3: Wohnen /Sozialplanung
Maßnahmen
Beteiligte
Themenfeld
1. Interkulturelles und kultursensibles Wohnen – Planungsverfahren berücksichtigt bei Grundstücksverfahren den
Bezug zur interkulturellen Öffnung und zum Quartier
Stadt Aachen Fachbereiche Immobilienmanagement (FB 23) und
Wohnen, Soziales und
Integration (FB 56)
Themenfeld 1
Interkulturelle
Öffnung
2. Sensibilisierung der privaten Immobilienwirtschaft über
die Zeitschrift des Aachener Haus & Grund Vereins
Stadt Aachen Fachbereich Wohnen, Soziales
und Integration (FB 56),
Aachener Haus & Grund
Verein
3. Verständlicher und mehrsprachiger Infoflyer zum Thema
Wohnen (Heizung, Lüftung, Ver- und Entsorgung etc.) in
verschiedenen Sprachen
Stadt Aachen Fachbereich Wohnen, Soziales
und Integration (FB 56),
Gewoge AG
Themenfeld 2
Anerkennungskultur
4. Verschränkung von Wohnraum- und Sozialentwicklungsplanung (Wohnraum- und Sozialdaten vernetzen,
Wohnbaumonitoring) für die Erstellung und Umsetzung
integrierter Handlungskonzepte. Umsetzung erfolgt im
Wesentlichen durch die neu gebildete Planungsabteilung im FB 56 – Stelle Wohnbaumonitoring
Stadt Aachen Fachbereich Wohnen, Soziales
und Integration (FB 56)
Themenfeld 4
Leben im
Quartier
5. Umsetzung des Konzeptes zum Quartiersmanagement
und bedarfsgerechter Ausbau des Quartiersmanagements
Stadt Aachen Fachbereich Wohnen, Soziales
und Integration (FB 56)
87
Handlungsfeld 4: Sport
Handlungsfeld
4: Sport
Maßnahmen
Beteiligte
Themenfeld
• Die Bildungserstberatung informiert ausführlich in
einem persönlichen Gespräch gebündelt über die
Sportmöglichkeiten in Aachen. Dafür müssen finanzielle
Ressourcen geschaffen und ein Lotsensystem installiert
werden.
Stadt Aachen Fachbereich Sport (FB 52),
AK Integration durch
Sport, Stadtsportbund
Aachen e.V..
Themenfeld 4
Gesellschaftliches Engagement
• Bei dieser Gelegenheit wird auch die Informationsbroschüre über Sport, Bewegung und Gesundheitsförderung überreicht.
Stadt Aachen Fachbereich Sport (FB 52),
AK Integration durch
Sport, Stadtsportbund
Aachen e.V.
• Die Broschüre wird in verschiedene Sprachen übersetzt.
Stadt Aachen Fachbereich Sport (FB 52),
AK Integration durch
Sport, Stadtsportbund
Aachen e.V.
• Dringend gebraucht werden „Brückenbauer“, die über
die sportlichen Angebote in Aachen informiert sind,
Interessierten Unterstützung bei der Suche nach einem
passenden Angebot geben und Hürden zur Umsetzung
abbauen. Diese Gruppe ist zu verstärken und zu unterstützen.
Stadt Aachen Fachbereich Sport (FB 52),
AK Integration durch
Sport, Stadtsportbund
Aachen e.V.
1. Alle Aachener erhalten einen optimalen Zugang zu
Informationen über sportliche Angebote:
2. Prävention durch Sport:
• Vereine und Sportanbieter akquirieren Fördermittel aus
dem Programm „Demokratie leben“ mit dem Ziel der
Gewalt- und Extremismusprävention.
Stadt Aachen Fachbereich Sport (FB 52),
AK Integration durch
Sport, Stadtsportbund
Aachen e.V.
• Die Angebote „Tag-Nachtaktiv“ und das Fan-Projekt
bleiben erhalten und werden ausgebaut
Stadt Aachen Fachbereich Sport (FB 52),
Arbeitskreis Integration
durch Sport, Stadtsportbund Aachen e.V
• Das Angebot „Rundum Fit“ ist ein gesundheitspräventives Projekt, das der Adipositas von Kindern und
Jugendlichen vorbeugen soll
Stadt Aachen Fachbereich Sport (FB 52),
Arbeitskreis Integration
durch Sport, Stadtsportbund Aachen e.V
• Das Angebot „GLAS-Driescher Hof Sport“ ist ein gesundheitspräventives Projekt für Senioren, das auch auf
andere Quartiere transferiert und dort etabliert werden
kann.
Stadt Aachen Fachbereich Sport (FB 52),
Arbeitskreis Integration
durch Sport, Stadtsportbund Aachen e.V
Themenfeld 4
Gesellschaftliches Engagement
3. Stärkung des „Arbeitskreises Integration
durch Sport:
• Der Arbeitskreis und seine Netzwerke tauschen sich
fortlaufend zum Thema interkulturelle Öffnung aus.
Bei der Erstellung des regelmäßig zu formulierenden
Integrationsplanes werden sie hinzugezogen
88
Stadt Aachen Fachbereich Sport (FB 52),
Arbeitskreis Integration
durch Sport
Themenfeld 4
Gesellschaftliches Engagement
Handlungsfeld 4: Sport
Maßnahmen
Beteiligte
Themenfeld
• Sowohl der „Arbeitskreis Integration durch Sport“
als auch der „Förderverein Integration durch Sport“
kooperieren mit den vorhandenen Netzwerken in den
Quartieren.
Stadt Aachen Fachbereich Wohnen, Soziales
und Integration (FB 56)
– Quartiersmanagement,
Arbeitskreis Integration
durch Sport, Stadtsportbund Aachen e.V
Themenfeld 3
Leben im
Quartier
• Hier haben die Stadtteilkonferenzen eine wichtige Funktion. Das Thema Sport wird regelmäßig und gebündelt
behandelt. Um die auf ehrenamtlichem Engagement
beruhenden Kapazitäten gezielt einsetzen zu können,
werden die Themen rechtzeitig bekannt gegeben, so
dass Vertreterinnen und Vertreter der Vereine an der
Stadtteilkonferenz zum Thema Sport teilnehmen können.
Stadt Aachen Fachbereich Wohnen, Soziales
und Integration (FB 56)
– Quartiersmanagement,
Arbeitskreis Integration durch Sport, Stadtsportbund Aachen e.V
• Darüber hinaus wirken die im Quartier ansässigen
Vereine mit, um Bedarfe im Quartier zu erfassen und
nutzen ihre Möglichkeiten, das Interesse der Quartiersbewohner an sportlichen Aktivitäten zu wecken.
Hierzu werden Multiplikator/innen und Türöffner/
innen identifiziert, motiviert und qualifiziert. Sie sind
Ansprechpartner/innen für sportliche Initiativen im
Quartier.
Stadt Aachen Fachbereich Wohnen, Soziales
und Integration (FB 56)
– Quartiersmanagement,
Arbeitskreis Integration
durch Sport, Stadtsportbund Aachen e.V
• Auf der Quartiersebene ist ein besonderes Augenmerk
auf die Erweiterung die offenen Angebote „Sport vor
Ort“ zu legen.
Stadt Aachen Fachbereich Wohnen, Soziales
und Integration (FB 56)
– Quartiersmanagement,
Arbeitskreis Integration
durch Sport, Stadtsportbund Aachen e.V
• Für eine bessere Bekanntmachung der Angebote auf
Quartiersebene nutzen die Netzwerke das Bürgerforum
und den Integrationsrat, um Öffentlichkeitsarbeit für
ihre sportlichen Angebote zu betreiben.
Stadt Aachen Fachbereich Wohnen, Soziales
und Integration (FB 56)
– Quartiersmanagement,
Arbeitskreis Integration
durch Sport, Stadtsportbund Aachen e.V
• Die Kommunikation muss in leichter und bildhafter
Sprache erfolgen. Das Presseamt wird in die Kommunikation mit einbezogen.
Stadt Aachen Fachbereich Wohnen, Soziales
und Integration (FB 56)
– Quartiersmanagement, Arbeitskreis
Integration durch Sport,
Stadtsportbund Aachen
e.V, Stadt Aachen
Fachbereich Presse und
Marketing (FB 13)
• Der Einstieg in Vereine (Mitgliedschaft) in den Quartieren wird erleichtert. Offene und niedrigschwellige
Sportangebote werden ausgebaut und gleichzeitig
wird eine finanzielle Unterstützung gesichert, um die
Nachhaltigkeit vor Ort zu gewährleisten.
Stadt Aachen Fachbereich Wohnen, Soziales
und Integration (FB 56)
– Quartiersmanagement,
Arbeitskreis Integration
durch Sport, Stadtsportbund Aachen e.V
4. Stärkung der Quartiersebene im Bereich Sport:
89
Handlungsfeld 4: Sport
Maßnahmen
Beteiligte
Themenfeld
• Bürgerfeste, Sporttage und Sportfeste sind ein wichtiger Bestandteil des Breitensports. Die bestehenden
Feste sollen erhalten bleiben und noch stärker für eine
interkulturelle Öffnung genutzt werden.
Stadt Aachen Fachbereich Sport (FB 52),
Arbeitskreis Integration
durch Sport, Stadtsportbund Aachen e.V
Themenfeld 4
Gesellschaftliches Engagement
• Der Förderpreis „Integration durch Sport“ soll dauerhaft gesichert werden.
Stadt Aachen Fachbereich Sport (FB 52),
Arbeitskreis Integration
durch Sport, Stadtsportbund Aachen e.V
• Der Sport ist eine Bildungskomponente, die in Berufsbildung und Berufsausübung noch stärker berücksichtigt
werden soll.
Stadt Aachen Fachbereich Sport (FB 52),
Arbeitskreis Integration
durch Sport, Stadtsportbund Aachen e.V
• Der „Arbeitskreis Integration durch Sport“ wird für die
Erstellung des regelmäßig zu formulierenden Integrationsplanes hinzugezogen.
Stadt Aachen Fachbereich Sport (FB 52),
Arbeitskreis Integration
durch Sport, Stadtsportbund Aachen e.V
• Die Sportvereine haben eine wichtige integrative
Funktion. Sie benötigen dazu ausreichende Ressourcen.
Deshalb wird ein eigenes Budget für den Vereinssport
und für offene Angebote eingerichtet.
Stadt Aachen Fachbereich Kinder, Jugend und
Schule (FB 45), Fachbereich Sport (FB 52),
Arbeitskreis Integration
durch Sport, Stadtsportbund Aachen e.V
• Aus- und Fortbildungen, die explizit interkulturell ausgerichtet sind, werden verstetigt (Beispiel: Übungsleiter
C interkulturell).
Stadt Aachen Fachbereich Kinder, Jugend und
Schule (FB 45), Fachbereich Sport (FB 52),
Arbeitskreis Integration
durch Sport, Stadtsportbund Aachen e.V
• Auch die interkulturellen Angebote der Vereine werden
nachhaltig finanziell gefördert (Beispiel: Boxgym-Angebot).
Stadt Aachen Fachbereich Sport (FB 52),
Arbeitskreis Integration
durch Sport, Stadtsportbund Aachen e.V
• Zielgruppenspezifische Angebote der Vereine werden
nachhaltig finanziell gefördert (Beispiel: Mädchen
mittendrin).
Stadt Aachen Fachbereich Sport (FB 52),
Arbeitskreis Integration
durch Sport, Stadtsportbund Aachen e.V
5. Verstetigung und Stärkung:
90
Handlungsfeld 5: Gesundheit
Maßnahmen
Beteiligte
Themenfeld
1. Interkulturelle Training für medizinisches Fachpersonal
Stadt Aachen Fachbereich Wohnen, Soziales
und Integration (FB 56) –
Kommunales Integrationszentrum gemeinsam
mit Krankenhäusern
und Arztpraxen
Themenfeld 1
Interkulturelle
Öffnung
2. Interkulturelle Öffnung der Krankenhäuser und partizipative Entwicklung einer gemeinsamen Haltung
Stadt Aachen Fachbereich Wohnen, Soziales
und Integration (FB 56) –
Kommunales Integrationszentrum gemeinsam
mit Krankenhäusern
und Arztpraxen
3. Zielgruppenspezifische Öffentlichkeitsarbeit zur stärkeren Nutzung der medizinischen Präventionsangebote
Gesundheitsamt der
StädteRegion und die
Kommunalen Integrationszentren
4. Projekt: mehrsprachige Darstellung von Einnahmevorschriften bei Medikamenten, beispielsweise filmisch
oder durch Flyer. Bestehende Materialien verstärkt
bekannt machen
Gesundheitsamt der
StädteRegion Aachen,
Krankenkassen und
Stadt Aachen Fachbereich Wohnen, Soziales
und Integration (FB 56) –
Kommunales Integrationszentrum
Themenfeld 2
Anerkennungskultur
Handlungsfeld
6: Kultur
Handlungsfeld
6: Kultur
Maßnahmen
Beteiligte
Themenfeld
1. Konkrete (Förder-)Maßnahmen zur Umsetzung des
interkulturellen Dialogs
Kulturbetrieb der
Stadt Aachen (E49),
Kulturinitiativen der
Stadt Aachen
Themenfeld 1
Interkulturelle
Öffnung
2. Unterstützung und Förderung von Eigeninitiativen zum
interkulturellen Dialog
Kulturbetrieb der
Stadt Aachen (E 49),
Kulturinitiativen der
Stadt Aachen
3. Förderung von interkulturelle Vielfalt im Kulturbereich
der Stadt Aachen, interkulturelle Öffnung von Programm und Angebot der städtischen Kultureinrichtungen
Kulturbetrieb der
Stadt Aachen (E 49)
4. Unterstützung und Förderung von kulturellen Initiativen, bei denen durch die Begegnung unterschiedlicher
Kulturen durch das gemeinsame Arbeiten ein Mehrwert
entsteht (cultural clash)
Kulturbetrieb der
Stadt Aachen (E 49)
5. Unterstützung des kulturellen Angebotes von Menschen
mit Zuwanderungsgeschichte zur Pflege ihres Kulturgutes
Kulturbetrieb der
Stadt Aachen (E 49)
6. Unterstützung der bestehenden migrantischen Kulturvereine, um ein breiteres Publikum zu gewinnen
Kulturbetrieb der
Stadt Aachen (E 49)
Themenfeld 2
Anerkennungskultur
91
Handlungsfeld 6: Kultur
Maßnahmen
Beteiligte
Themenfeld
7. Die Ausstellung zur Migrationsgeschichte Aachens
nach 1945 inhaltlich weiterführen und einem breiten
Publikum öffnen
Stadt Aachen
8. Unterstützung und Förderung von Initiativen auf Quartiersebene zur Schaffung niederschwelliger Kulturangebote
Stadt Aachen Fachbereich Wohnen, Soziales
und Integration (FB 56)
– Quartiersmanagement, Kulturbetrieb der
Stadt Aachen (E 49)
Themenfeld 3
Leben im
Quartier
Maßnahmen
Beteiligte
Themenfeld
1. „Tag der Religionen“ und „Nacht der offenen Gotteshäuser“, um die Angebotsvielfalt zu präsentieren und
die integrative Wirkung der Religionsgemeinschaften zu
unterstützen
Stadt Aachen Fachbereich Wohnen, Soziales
und Integration (FB 56),
AK Kultur der Religionen, nicht im Dialog
vertretene Religionsgemeinschaften und
religiöse Netzwerke
Themenfeld 1
Interkulturelle
Öffnung
2. Virtuelles Haus der Religionen (Onlineplattform) zur
Darstellung der Religionsgemeinschaften und ihrer
Angebote sowie Vernetzungen
Stadt Aachen Fachbereich Wohnen, Soziales
und Integration (FB 56),
AK Kultur der Religionen, nicht im Dialog
vertretene Religionsgemeinschaften und
religiöse Netzwerke
3. „Garten der Religionen“ als Ort der Ruhe und Kontemplation (Vorbild Karlsruhe)
Stadt Aachen Fachbereich Wohnen, Soziales
und Integration (FB 56),
AK Kultur der Religionen, nicht im Dialog
vertretene Religionsgemeinschaften und
religiöse Netzwerke
4. Stärkung und Verstetigung der Zusammenarbeit von
Religionsgemeinschaften auf Quartiersebene
Stadt Aachen Fachbereich Wohnen, Soziales
und Integration (FB 56)
– Quartiermanagement,
Religionsgemeinschaften
Themenfeld 4
Leben im
Quartier
5. Stärkung und Ausbau des Arbeitskreises „Dialog der
Religionen“ unter Moderation der Stadt Aachen
Stadt Aachen Fachbereich Wohnen, Soziales
und Integration (FB 56),
AK Kultur der Religionen, nicht im Dialog
vertretene Religionsgemeinschaften und
religiöse Netzwerke
Themenfeld 2
Anerkennungskultur
Handlungsfeld 7: Religion
92
Handlungsfeld
8: Sicherheit / Rassismus / Extremismus
– übergreifende
Maßnahmen
Handlungsfeld
8: Sicherheit / Rassismus / Extremismus
– übergreifende
Maßnahmen
Maßnahmen
Beteiligte
Themenfeld
1. Demokratiestärkung: Vorhandene Projekte zur Stärkung
von Demokratie und gegen Rassismus und Extremismus
(Wegweiser, Partnerschaft für Demokratie, NRWeltoffen, Wege gegen das Vergessen) verstetigen
Stadt Aachen Fachbereich Wohnen, Soziales
und Integration (FB 56),
VHS Aachen (E 42)
Themenfeld 2
Anerkennungskultur
2. Übergreifende, öffentliche und klare Positionierung der
Stadt, der Verwaltung und der Zivilgesellschaft gegen
jede Form von Extremismus
Stadt Aachen und Partnerinnen und Partner
Sicherheit
3. Sachliche und fundierte Aufklärung in Bezug auf die
Sicherheitslage in Aachen.
Stadt Aachen Fachbereich Sicherheit und
Ordnung (FB 32), Polizei
Themenfeld 2
Anerkennungskultur
4. Bauliche Maßnahmen gegen Angsträume
Stadt Aachen Fachbereich Stadtentwicklung
und Verkehrsanlagen
(FB 61)
Themenfeld 4
Leben im
Quartier
5. Rassistische Äußerungen und Handlungen öffentlichkeitswirksam benennen sowie Stellung beziehen
Stadt Aachen Fachbereich Wohnen, Soziales
und Integration (FB 56) –
Kommunales Integrationszentrum
Themenfeld 2
Anerkennungskultur
6. Artikel 3 Abs. 3 des Grundgesetzes in das Aachener
Leitbild aufnehmen
Stadt Aachen
7. Öffentlichkeits- und Vernetzungsarbeit (z.B. Internationale Wochen gegen Rassismus
Stadt Aachen Fachbereich Wohnen, Soziales
und Integration (FB 56) –
Kommunales Integrationszentrum, VHS
Aachen (E 42) und
weitere Partnerinnen
und Partnern
8. Aufklärungsarbeit (z.B. Argumentationsstärkung,
rassismuskritische Schulungen)
Stadt Aachen Fachbereich Wohnen, Soziales
und Integration (FB 56) –
Kommunales Integrationszentrum
9. Gesamtgesellschaftliche Vielfalt auch in Politik und
Verwaltung abbilden
Stadt Aachen Fachbereich Wohnen, Soziales
und Integration (FB 56) –
Kommunales Integrationszentrum, Parteien
10. Rassismuskritischer Ansatz / Modul in Ausbildungsgängen (z.B. Kompetent Managen in der Stadtverwaltung)
Stadt Aachen Fachbereich Wohnen, Soziales
und Integration (FB 56) –
Kommunales Integrationszentrum
Rassismus
Themenfeld 1
Interkulturelle
Öffnung
93
Handlungsfeld 8: Sicherheit / Rassismus / Extremismus – übergreifende Maßnahmen
Maßnahmen
Beteiligte
11. Projekt zur Förderung der interkulturellen Öffnung der
Verwaltung
Stadt Aachen Fachbereich Wohnen, Soziales
und Integration (FB 56) –
Kommunales Integrationszentrum
12. Ausbau des Gleichstellungsbüros zum Diversity-Büro
Stadt Aachen Fachbereiche Personal und
Organisation (FB 11),
Stadt Aachen Fachbereich Wohnen, Soziales
und Integration (FB 56) –
Kommunales Integrationszentrum
Themenfeld
Extremismus
13. Konkrete und langfristige Ansprechpartnerinnen und
-partner für Extremismus in allen Formen in Institutionen wie Schule und Verwaltung einrichten und
fortlaufend schulen
Stadt Aachen Fachbereich Wohnen, Soziales
und Integration (FB 56) –
Kommunales Integrationszentrum, Volkshochschule Aachen (E 42)
14. Fortbildung zum Thema Islam für pädagogische
Fachkräfte anbieten
Stadt Aachen Fachbereich Wohnen, Soziales
und Integration (FB 56) –
Kommunales Integrationszentrum
15. Analyse und Datenerfassung zum Extremismus
in Aachen
Stadt Aachen Fachbereich Wohnen, Soziales
und Integration (FB 56) –
Kommunales Integrationszentrum, Volkshochschule Aachen (E 42)
Themenfeld 2
Anerkennungskultur
Handlungsfeld 9: Öffentlichkeitsarbeit / Presse
94
Maßnahmen
Beteiligte
Themenfeld
1. Nutzung vorhandener Verteiler, um Migrantencommunities besser und direkter über die Stadt und die
Stadtverwaltung zu informieren
Stadt Aachen Fachbereiche Presse und
Marketing (FB 13) und
Wohnen, Soziales und
Integration ( FB 56)
Themenfeld 1
Interkulturelle
Öffnung
2. Kooperation des Fachbereichs Presse und Marketing
mit Journalisten und „Schreibern“ mit Migrationshintergrund
Stadt Aachen Fachbereiche Presse und
Marketing (FB 13) in
Kooperation
3. Imagekampagne, um das Zugehörigkeitsgefühl von
zugewanderten Menschen im Sinne von „Aachen – das
sind wir alle!“ zu stärken
Stadt Aachen Fachbereiche Presse und
Marketing (FB 13) in
Kooperation mit FH Aachen und Katholischer
Hochhschule
Themenfeld 2
Anerkennungskultur
95
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1:
Abbildung 2:
Abbildung 3:
Abbildung 4:
Abbildung 5:
Abbildung 6:
Abbildung 7:
Abbildung 8:
Abbildung 9:
Abbildung 10:
Abbildung 11:
Abbildung 12:
Abbildung 13:
Abbildung 14:
Abbildung 15:
Abbildung 16:
Abbildung 17:
Abbildung 18:
Beteiligungsprozess. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12
Steuerungsgruppe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13
Überblick über das Wachstum der Gesamtbevölkerung .
und der Anteil der Menschen mit Migrationshintergrund in Aachen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15
Prozentualer Anteil der Menschen mit Migrationshintergrund an der Gesamtbevölkerung Aachens . . . . . . . . . . . . . . . 15
Hauptherkunftsländer der Zugewanderten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16
Gesamtzahl der Studierenden und Anteil der internationalen Studierenden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17
Herkunft der Studierenden. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17
Gesamtzahl der Studierenden und Anteil der internationalen Studierenden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18
Überblick über die in den Jahren 2014 bis 2016 .
in städtischen Einrichtungen untergebrachte geflüchtete Menschen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18
Beratungsstellen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20
Lotsenkreis Willkommenskultur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28
Überblick über Handlungsfelder und Fachgespräche . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 37
Arbeitsmarktindikatoren nach Staatsangehörigkeitsgruppen bundesweit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 39
Entwicklung des Arbeitsmarktes bundesweit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 40
Arbeitslosenquote der StädteRegion Aachen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 41
Arbeitslose StädteRegion Aachen im Bestand nach Aufenthaltsstatus, November 2017 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 42
Jobcenter StädteRegion Aachen – Entwicklung des Arbeitsmarktes .
für Staatsangehörige aus den Migrationsländern . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 42
Übersicht über die Integrationskurse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 46
Abbildung 19: Übersicht über Bildungskette im Bereich Sprache . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Abbildung 20: Übersicht über die Vermittlungen von Schulplätzen in den Schuljahren 2010/11 – 2017/18.
an Seiteneinsteigerinnen und Seiteneinsteigern . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Abbildung 21: Übersicht lokale Netzwerke . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Abbildung 22: Fertiggestellte und genehmigte Wohneinheiten 2014 – 2016 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Abbildung 23: Bedarfe an Wohneinheiten (Wohnungs+ Szenario) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Abbildung 24: Kennzahlen gewoge AG – Wohn-/Gewerbeeinheiten, Neubauten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Abbildung 25: Religionsgemeinschaften . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Abbildung 26: Aktualisierende und strukturierte Integrationsplanung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
96
47
49
53
54
54
55
69
77
97
Gesetzliche Regelungen
Asylverfahrensbeschleunigungsgesetz (2015) § 421 Abs. 1 Förderung der Teilnahme an Sprachkursen (Auszug)
(1) Die Agentur für Arbeit kann die Teilnahme von Ausländerinnen und Ausländern, die eine Aufenthaltsgestattung besitzen und bei denen ein rechtmäßiger und dauerhafter Aufenthalt zu erwarten ist, an Maßnahmen zur
Erlangung erster Kenntnisse der deutschen Sprache fördern, wenn dies zu ihrer Eingliederung notwendig ist
und der Maßnahmeeintritt bis zum 31. Dezember 2015 erfolgt. Dies gilt auch für Ausländerinnen und Ausländer
nach Satz 1, die auf Grund des § 61 des Asylgesetzes eine Erwerbstätigkeit nicht ausüben dürfen. Bei einem
Asylbewerber, der aus einem sicheren Herkunftsstaat nach § 29a des Asylgesetzes stammt, wird vermutet, dass
ein rechtmäßiger und dauerhafter Aufenthalt nicht zu erwarten ist.
Asylbewerberleistungsgesetz (Änderungen 2016) § 5a Abs. 1 S. 1 Arbeitsgelegenheiten auf der Grundlage des
Arbeitsmarktprogramms Flüchtlingsintegrationsmaßnahmen – (Auszug)
(1) Arbeitsfähige, nicht erwerbstätige Leistungsberechtigte, die das 18. Lebensjahr vollendet haben und nicht der
Vollzeitschulpflicht unterliegen, können von den nach diesem Gesetz zuständigen Behörden zu ihrer Aktivierung
in Arbeitsgelegenheiten zugewiesen werden, die im Rahmen des von der Bundesagentur für Arbeit (Bundesagentur) durchgeführten Arbeitsmarktprogramms Flüchtlingsintegrationsmaßnahmen gegen Mehraufwandsentschädigung bereitgestellt werden (Flüchtlingsintegrationsmaßnahme).
Teilhabe- und Integrationsgesetz, (2012) § 2 Grundsätze (Auszug)
(1) Das Bewusstsein der Menschen mit und ohne Migrationshintergrund für gegenseitige Offenheit, Toleranz, Respekt und Veränderungsbereitschaft ist zu fördern.
(2) Das Land erkennt die sozialen, kulturellen und ökonomischen Potentiale und Leistungen der Zugewanderten an,
und fordert von ihnen wie schon von allen anderen hier lebenden Menschen auch die Anerkennung der durch
das Grundgesetz und die Landesverfassung geschützten gemeinsamen Grundwerte.
(3) Das Erlernen der deutschen Sprache ist für das Gelingen der Integration von zentraler Bedeutung und wird daher
gefördert. Dabei ist das eigene Engagement beim Spracherwerb unerlässlich und zu fördern. Die Wertschätzung
der natürlichen Mehrsprachigkeit ist ebenfalls von besonderer Bedeutung.
(4) Integrationsspezifische Entscheidungen und konzeptionelle Entwicklungen sollen den verschiedenen Lebens
situationen der Menschen mit Migrationshintergrund Rechnung tragen. Dabei sind insbesondere unterschiedliche Auswirkungen auf die Geschlechter und die spezifischen Bedürfnisse von Familien sowie von Kindern und
Jugendlichen mit Migrationshintergrund zu beachten sowie Bereiche wie Tod und Bestattungen miteinzubeziehen.
(5) Das bürgerschaftliche Engagement von und für Menschen mit Migrationshintergrund soll in allen Bereichen der
Gesellschaft gestärkt werden. Dabei ist auch auf gemeinsame Formen ehrenamtlichen Engagements hinzuwirken, da diese als Grundlage für Begegnung, Verständigung und Gemeinschaft wirken. Dafür ist die interkulturelle Öffnung von Vereinen und Organisationen erforderlich.
Teilhabe- und Integrationsgesetz Nordrhein-Westfalen (2012) § 7 Abs. 1 Kommunale Integrationszentren
(Auszug)
(1) Das Land fördert auf der Grundlage entsprechender Förderrichtlinien Kommunale Integrationszentren in Kreisen
und kreisfreien Städten, die über ein Integrationskonzept verfügen. Damit sollen im Einvernehmen mit den
Gemeinden
1. Angebote im Elementarbereich, in der Schule und beim Übergang von Schule in den Beruf in Zusammenarbeit
mit den unteren Schulaufsichtsbehörden unterstützt werden, um die Bildungschancen von Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund zu verbessern;
2. die auf die Integration und das Zusammenleben in Vielfalt bezogenen Aktivitäten und Angebote der kommunalen Ämter und Einrichtungen sowie der freien Träger vor Ort koordiniert werden.
98
99
Glossar
Anerkennungskultur
Anerkennung bedeutet zunächst einmal grundsätzlich Respekt und Wertschätzung den Menschen gegenüber, die
neu kommen. Damit einhergehend bedeutet es eine breit verankerte Kundenorientierung für Migrantinnen und
Migranten in den Regeldiensten der Verwaltung und der freien Träger. Zentrale Aspekte einer institutionalisierten
Anerkennungskultur sind interkulturelle Ausrichtung der Dienstleistungen, mehrsprachige Beratungsangebote
sowie Zugang von Migrantinnen und Migranten zu Positionen in gesellschaftlichen Organisationen. Gleichfalls sind
die Wertschätzung der kulturellen Vielfalt und die Anerkennung der Lebensleistungen sowie der beruflichen und
interkulturellen Kompetenzen der eingewanderten Menschen Ausdruck einer Anerkennungskultur.114
Charta der Vielfalt
Die Charta der Vielfalt ist eine Initiative unter Schirmherrschaft der Bundeskanzlerin, um Vielfalt in Unternehmen
und Institutionen zu fördern. Bisher haben bundesweit mehr als 2.250 Unternehmen und öffentliche Einrichtungen
die Charta unterzeichnet. Liste der Aachener Unterzeichnenden:
Unternehmen
Unterzeichner/-in seit
1 AGIT mbH
07/2010
2 BB medica - Medizinische Vertriebs- und Ingenieurgesellschaft mbH
10/2009
3 EUROTÜRK Deutsch-Türkische Gesellschaft e.V.
03/2008
4 Griechische Gemeinde Aachen und Umgebung e.V.
03/2009
5 Industrie- und Handelskammer Aachen
03/2009
6 Ingenieurbüro i-Qmax
09/2010
7 Katholische Stiftung Marienhospital Aachen
03/2009
8 Kisters AG 10/2011
9 kompetenz:p Personal- und Managementberatung GmbH
01/2011
10 Lindt & Sprüngli GmbH, Chocoladefabriken
06/2008
11 low-tec gemeinnützige Beschäftigungs- und Qualifizierungsgesellschaft mbH .
der evangelischen Gemeinde zu Düren
07/2010
12 MVG Medienproduktion und Vertriebsgesellschaft mbH
04/2015
13 RWTH Aachen
01/2009
14 Saint-Gobain Generaldelegation Mitteleuropa
09/2014
15 Schumag AG
06/2008
16 Stadt Aachen
12/2008
17 Stawag Stadtwerke Aachen
02/2010
114 Vgl. Gari Pavković, Anerkennungs- und Willkommenskultur, Verständigung über die Prinzipien des guten Zusammenlebens, in: Kommunaler
Qualitätszirkel zur Integrationspolitik, Begriffe der Einwanderungs- und Integrationspolitik. Handreichung für die kommunale Praxis, Arbeitsstand 13.09.206, S. 25.
100
Gemeinsamer Europäischer Referenzrahmen
Quelle: Volkshochschule Aachen
Gesellschaftliches Engagement
(Zivil)gesellschaftliches Engagement bezeichnet eine freiwillige, nicht auf materiellen Gewinn ausgerichtete,
gemeinschafltich-kooperativ und mit Gemeinwohlorientierung ausgeübte Tätigkeit. Sie findet im öffentlichen Raum
statt. Staatliche Aufgaben können durch gesellschaftliches Engagement ergänzt und unterstützt, nicht aber ersetzt
werden.115
Integration
Unter Integration ist – zusammenfassend und vereinfachend – die gleichberechtigte Teilhabe (Zugangsgerechtigkeit) an den ökonomischen, ökologischen, sozialen und kulturellen Ressourcen der Gesellschaft zu verstehen. Dabei
sind vier Dimensionen der Integration zu unterscheiden: strukturelle Integration (Zugang zu den Kernbereichen der
Gesellschaft), soziale Integration (Teilhabe an sozialen Netzwerken), kulturelle Integration (Aneignung der Kulturtechniken) und identifikatorische Integration (Gefühl von Zugehörigkeit).
115 Vgl. Anna Wiebke Klie, Facettenreich: Zur Rolle zivilgesellschaftlichen Engagements in der Migrationsgesellschaft, für: Aus Politik und Zeitgeschichte, Bundeszentrale für politische Bildung, 05.10.2016.
http://www.bpb.de/gesellschaft/migration/kurzdossiers/227526/engagement-in-der-migrationsgesellschaft?p=all
101
Inklusion
Im aktuellen wissenschaftlichen Diskurs ersetzt der Begriff Inklusion allmählich den noch vielfach gebräuchlichen Begriff Integration. Im allgemeinen Sprachgebrauch wird Inklusion vielfach noch mit der Einbeziehung von
Menschen mit Behinderung verwendet. Im weitesten Sinne umschreibt Inklusion den Zugang der eingewanderten
Menschen in alle gesellschaftlichen Teilsysteme. Die Zugangsmöglichkeiten zu den zentralen gesellschaftlichen
Funktionssystemen müssen barrierefrei sein.116
Migrationshintergrund
Eine Person hat dann einen Migrationshintergrund, wenn sie selbst oder mindestens ein Elternteil nicht mit deutscher Staatsangehörigkeit geboren ist. Die Definition umfasst im Einzelnen folgende Personen:
1. zugewanderte und nicht zugewanderte Ausländerinnen und Ausländer;
2. zugewanderte und nicht zugewanderte Eingebürgerte;
3. Spätaussiedlerinnen und -aussiedler;
4. mit deutscher Staatsangehörigkeit geborene Nachkommen der drei zuvor genannten Gruppen.117
Abweichend hiervon werden im Mikrozensus 2011 als Personen mit Migrationshintergrund alle zugewanderten und
nicht zugewanderten Ausländerinnen und Ausländer sowie alle nach 1955 auf das heutige Gebiet der Bundesrepublik Deutschland zugewanderten Deutschen und alle Deutschen mit zumindest einem nach 1955 auf das heutige
Gebiet der Bundesrepublik Deutschland zugewanderten Elternteil definiert.118
Quelle: Statistisches Bundesamt: Zensus 2011: Ausgewählte Ergebnisse, Wiesbaden 2013, S. 26.
Teilhabe/Teilhabechance
Teilhabe und Teilhabechance bezeichnen die Möglichkeit, unabhängig von der eigenen Herkunft sowie den soziokulturellen Bedingungen die eigenen Potenziale entfalten zu können. Damit einhergehend werden Diskriminierung
und Barrieren in unterschiedlichen Handlungsfeldern, wie zum Beispiel Bildung, Elternbildung, Arbeit, Wohnen,
Mobilität, Sport, Gesundheit oder Kultur abgebaut.
Willkommenskultur
Der Begriff Willkommenskultur entstand im Zuge des Fachkräftemangels seitens der Wirtschaftsunternehmen und
-behörden. Im globalen Wettbewerb um Fachkräfte soll eine sichtbare bzw. erfahrbare Willkommenskultur in der
Aufnahmegesellschaft die Attraktivität des Landes für Fachkräfte steigern. Im Zuge des vermehrten Zuzugs von
Geflüchteten wurde der Begriff erweitert. Die vor Ort gelebte Willkommenskultur durch kommunale Einrichtungen,
Wohlfahrtsverbände und vor allem auch ehrenamtliches Engagement hat dazu geführt, dass der Begriff auf die in
Deutschland ankommenden geflüchteten Menschen erweitert wurde.119
116 Vgl. Helmuth Schweitzer, Migration / Integration / Inklusion, Der zugewanderte Integrationsdiskurs in der deutschen Migrationsgesellschaft,
in: Kommunaler Qualitätszirkel zur Integrationspolitik, Begriffe der Einwanderungs- und Integrationspolitik, Handreichung für die kommunale
Praxis, Arbeitsstand 13.09.2016, S. 6 f.
117 Vgl. Statistisches Bundesamt: Fachserie 1, Reihe 2.2 Bevölkerung und Erwerbstätigkeit, Bevölkerung mit Migrationshintergrund, Ergebnisse des
Mikrozensus, Wiesbaden 2017.
118 Statistisches Bundesamt: Zensus 2011: Ausgewählte Ergebnisse, Wiesbaden 2013, S. 26.
119 Vgl. Vgl. Gari Pavković, Anerkennungs- und Willkommenskultur, Verständigung über die Prinzipien des guten Zusammenlebens, in: Kommunaler
Qualitätszirkel zur Integrationspolitik, Begriffe der Einwanderungs- und Integrationspolitik. Handreichung für die kommunale Praxis, Arbeitsstand 13.09.206, S. 25 f.
102
Aachener Haltung
Unsere Haltung basiert auf den Grundwerten unserer Verfassung. Wir gehen respektvoll und
wertschätzend miteinander um. Wir wissen dass insbesondere das Zusammenwachsen einer
Gesellschaft in Vielfalt mit Spannungen und Missverständnissen auf verschiedenen Ebenen
einhergeht. Wir sind jedoch bereit, uns diesen zu stellen.
Aachen ist eine Stadt der Wissenschaft, der Forschung, Innovation Innovation und Kultur.
Hier denken wir frei. Wir blicken zuversichtlich und ideenreich in die Zukunft.
Aachen ist eine soziale Stadt, wir helfen einander hauptamtlich und bürgerschaftlich engagiert.
Wir begegnen uns gleichberechtigt dort wo wir leben.
Wir wollen, dass sich Menschen aller Generationen und Lebensformen in unserer Stadt wohl fühlen. Wir nehmen Unterschiede und Gegensätze wahr und ergreifen Chancen aufeinander
zu zugehen. So entwickeln wir uns.
Wir leben im Dreiländereck. Zu unseren Nachbarn pflegen wir ein gutes Verhältnis. Die Beziehungen sind vielfältig, kooperativ, europäisch. Aachen ist heute international geprägt.
Aachen ist eine Stadt mit vielfältigen kulturellen und sportlichen Angeboten. Wir fördern die
Teilhabe, um gemeinsames Erleben und persönliche Beziehungen zu ermöglichen.
Aachen steht zusammen gegen feindselige, rassistische, gewalttätige und extremistisch motivierte Ansichten, Äußerungen und Handlungen. Mit der Aachener Haltung verpflichten wir uns,
Demokratie und Weltoffenheit zu leben.
Wir leben den Dialog der Kulturen und der Religionen.
Wir setzen auf Engagement, Verständigung und Zugehörigkeit.
Aachen – das sind wir alle!
Aachen
2018
www.aachen.de/integration