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Vorlage-Sammeldokument

Daten

Kommune
Aachen
Dateiname
294616.pdf
Größe
4,2 MB
Erstellt
09.04.18, 12:00
Aktualisiert
16.04.18, 10:46

Inhalt der Datei

Der Oberbürgermeister Vorlage Federführende Dienststelle: Fachbereich Wohnen, Soziales und Integration Beteiligte Dienststelle/n: Fachbereich Kinder, Jugend und Schule Fachbereich Immobilienmanagement Fachbereich Sport Fachbereich Wirtschaft, Wissenschaft und Europa Oberbürgermeister FB 56/0150/WP17 öffentlich Vorlage-Nr: Status: AZ: Datum: Verfasser: 09.04.2018 Neuaufstellung des Integrationskonzeptes der Stadt Aachen Beratungsfolge: Datum Gremium Zuständigkeit 26.04.2018 02.05.2018 03.05.2018 08.05.2018 29.05.2018 14.06.2018 27.06.2018 11.07.2018 Ausschuss für Soziales, Integration und Demographie Anhörung/Empfehlung Integrationsrat Anhörung/Empfehlung Schulausschuss Anhörung/Empfehlung Wohnungs- und Liegenschaftsausschuss Anhörung/Empfehlung Kinder- und Jugendausschuss Anhörung/Empfehlung Sportausschuss Anhörung/Empfehlung Ausschuss für Arbeit, Wirtschaft und Wissenschaft Anhörung/Empfehlung Rat der Stadt Aachen Entscheidung Beschlussvorschlag: Der Ausschuss für Soziales, Integration und Demographie nimmt den Bericht der Verwaltung zur Kenntnis. Er empfiehlt dem Rat der Stadt Aachen das mit dieser Vorlage vorgelegte Integrationskonzept der Stadt Aachen zu beschließen. Der Integrationsrat nimmt den Bericht der Verwaltung zur Kenntnis. Er empfiehlt dem Rat der Stadt Aachen das mit dieser Vorlage vorgelegte Integrationskonzept der Stadt Aachen zu beschließen. Der Schulausschuss nimmt den Bericht der Verwaltung zur Kenntnis. Er empfiehlt dem Rat der Stadt Aachen das mit dieser Vorlage vorgelegte Integrationskonzept der Stadt Aachen zu beschließen. Der Wohnungs- und Liegenschaftsausschuss nimmt den Bericht der Verwaltung zur Kenntnis. Er empfiehlt dem Rat der Stadt Aachen das mit dieser Vorlage vorgelegte Integrationskonzept der Stadt Aachen zu beschließen. Der Kinder- und Jugendausschuss nimmt den Bericht der Verwaltung zur Kenntnis. Er empfiehlt dem Rat der Stadt Aachen das mit dieser Vorlage vorgelegte Integrationskonzept der Stadt Aachen zu beschließen. Der Sportausschuss nimmt den Bericht der Verwaltung zur Kenntnis. Er empfiehlt dem Rat der Stadt Aachen das mit dieser Vorlage vorgelegte Integrationskonzept der Stadt Aachen zu beschließen. Vorlage FB 56/0150/WP17 der Stadt Aachen Ausdruck vom: 12.04.2018 Seite: 1/6 Der Ausschuss für Arbeit, Wirtschaft, Wissenschaft nimmt den Bericht der Verwaltung zur Kenntnis. Er empfiehlt dem Rat der Stadt Aachen das mit dieser Vorlage vorgelegte Integrationskonzept der Stadt Aachen zu beschließen. Der Rat der Stadt Aachen beschließt das mit dieser Vorlage vorgelegte Integrationskonzept der Stadt Aachen und beauftragt die Verwaltung mit der Umsetzung. Philipp Oberbürgermeister Vorlage FB 56/0150/WP17 der Stadt Aachen Ausdruck vom: 12.04.2018 Seite: 2/6 Finanzielle Auswirkungen: Durch die Neuaufstellung des Integrationskonzeptes werden in den einzelnen Handlungsfeldern Zielsetzungen geschärft und neue festgelegt. In diesem Zusammenhang ergeben sich neue Handlungsempfehlungen für laufende Maßnahmen und bedarfsorientierte neue Maßnahmen. Es ergeben sich keine unmittelbaren finanziellen Auswirkungen. Integration ist ein fortlaufender Prozess. Zusätzliche Mittel für Sachausgaben in Höhe von 50.000 € wurden dem KI vom Land zur Verfügung gestellt. Sollte sich im Rahmen der Umsetzung einzelner Maßnahmen ein zusätzlicher finanzieller Bedarf ergeben, ist dieser jeweils in gesonderter Vorlage dem jeweiligen Fachausschuss und/oder dem Finanzausschuss/ dem Rat zur Entscheidung vorzulegen. Vorrangig sind mögliche Fördermittel zu beantragen. Für folgende Maßnahmen wird sich ggf. für die Haushaltsjahre 2019 ff. ein zusätzlicher dann haushalterisch zu deckender Bedarf ergeben: Gegebenenfalls finanzielle Maßnahmen Auswirkungen ab HH Bemerkung Priorität 2019 Planungshorizont Beteiligte 1. Handlungsfeld 1: Arbeit / Weiterbildung: Zusätzlicher Personalbedarf Sprache/ Beratung, Qualifizierung, Koordinierung von Integrationsmaßnahmen (Interkulturelles im FB 56 ab 2019 163.500 € jährlich Antrag zur Fortführung der 1,5 Stellen Fallmanagement FB 56 hoch kurzfristig hoch kurzfristig FB 56 hoch kurzfristig FB 52 Clearingsstelle – Fallmanagement im AsylbLG an Fallmanagement, FB 11 am 13.02.2018 gestellt Verstetigung des kommunalen Fallmanagements: 2. Der Ausbau erfolgt derzeit durch Handlungsfeld 3: eine neue Stelle Kronenberg / Wohnen / Sozialplanung Kullen. Weitere Kosten ggf. Umsetzung des Konzeptes zum Quartiersmanagement durch Einrichtung weiterer Zur Zeit noch nicht bezifferbar Stellen (Einrichtung Stadtteilbüro) sind zurzeit nicht und bedarfsgerechter bezifferbar. Zu beantragen durch Ausbau des FB 56 Quartiersmanagements. 3. Handlungsfeld 4: Sport FB Sport Eigenes Budget für den 20.000€ sind im Haushaltsjahr Vereinssport und für 25.000€ 2018 angesetzt. Verstetigung offene Angebote, um die des Ansatzes in den integrative Funktion der Folgehaushaltsjahren und ggf. Sportvereine zu Erhöhung um weitere 5.000€ unterstützen 4. Öffentlichkeitsarbeit / FB 13, Aufwendungen sind als Handlungsfeld 9: 15.000,- Presse Projektmittel zu beantragen, mittel mittelfristig gesonderte Vorlage Ausdruck vom: 12.04.2018 Aachen, KatHo Imagekampagne um das Vorlage FB 56/0150/WP17 der Stadt Aachen FH Seite: 3/6 Zugehörigkeitsgefühl von zugewanderten Menschen im Sinne von „Aachen – das sind wir alle“ zu stärken Vorlage FB 56/0150/WP17 der Stadt Aachen Ausdruck vom: 12.04.2018 Seite: 4/6 Erläuterungen: Der mit dieser Vorlage vorgestellte Entwurf des neuen Integrationskonzeptes der Stadt Aachen wurde in den vergangenen drei Jahren in einem breit angelegten partizipativen Prozess erarbeitet. Das erste Integrationskonzept der Stadt Aachen stammt aus dem Jahr 2006 und orientierte sich an den zum damaligen Zeitpunkt als integrationsrelevant identifizierten Handlungsfeldern. Insbesondere die zwischenzeitlich erfolgten gesellschaftlichen und rechtlichen Veränderungen bedingten eine Neuaufstellung dieses Konzeptes. Zudem schreiben die Förderbestimmungen des Landes NordrheinWestfalen für die Einrichtung von Kommunalen Integrationszentren ein aktuelles Integrationskonzept vor, das vom Rat der Stadt verabschiedet ist. Bei der Erarbeitung des vorliegenden Integrationskonzeptes wurde ein Paradigmenwechsel vollzogen. Während das alte Konzept unter dem Eindruck des gerade in Kraft getretenen neuen Zuwanderungsgesetzes und des SGB II, insbesondere unter dem Aspekt des „Förderns und Forderns“ entwickelt wurde, formuliert das neue Konzept Ideen aus dem Blickwinkel einer integrativen Stadtgesellschaft, in der Menschen aus ca. 150 Nationen und 19 Religionsgemeinschaften leben. Grundvoraussetzung für diese neue Perspektive ist das Einnehmen einer gemeinsamen Haltung als Grundlage der Integrationsarbeit. Diese „Aachener Haltung“ wird als Leitbild dem Integrationskonzept vorangestellt. Auf deren Grundlage wurde der partizipative Beteiligungsprozess durchgeführt. In zwei aufeinander folgenden Verfahren wurde unter Beteiligung relevanter Dienststellen der Stadt Aachen und der StädteRegion, den Wohlfahrtsverbänden, Bildungseinrichtungen, Beratungsstellen, dem Jobcenter, den Kammern, Migrantenorganisationen sowie Vertreterinnen und Vertretern der politischen Parteien das vorliegende Konzept erarbeitet. In der ersten Phase wurde dabei eine theoretische Herangehensweise gewählt, die über die vier Themenfelder - interkulturelle Öffnung - Anerkennungskultur - Zusammenleben im Quartier - gesellschaftliches Engagement und Teilhabe Ziele der Integrationsarbeit diskutiert und formuliert. In der zweiten Phase standen praktische Umsetzungsaspekte im Vordergrund. Dabei wurden folgende neun kommunale Handlungsfelder identifiziert: - Arbeit/Weiterbildung - Sprache/Bildung - Wohnen- und Sozialplanung - Sport - Gesundheit - Kultur - Religion - Sicherheit/Rassismus/Extremismus - Öffentlichkeitsarbeit/Presse. Aufbauend auf den Ergebnissen des ersten Beteiligungsprozesses wurden im Austausch mit den Expert/innen der Handlungsfelder konkrete Maßnahmen entwickelt. Vorlage FB 56/0150/WP17 der Stadt Aachen Ausdruck vom: 12.04.2018 Seite: 5/6 Der so entstandene Entwurf des Konzepts wurde abschließend am 15.02.2018 in einem interfraktionellen Gespräch mit Vertreterinnen und Vertretern der Fraktionen, der Wohlfahrtsverbände und der Migrantenorganisationen diskutiert. Die dort erarbeiteten Änderungswünsche wurden bereits im nun vorliegenden Konzept berücksichtigt. Das neue Integrationskonzept der Stadt Aachen enthält fünf teilweise umfangreiche Kapitel. In der Einleitung wird ausführlich die Notwendigkeit eines neuen Integrationskonzeptes begründet. Kapitel zwei beinhaltet Statistiken und eine Bestandsaufnahme der Aachener Integrationsstruktur. In Kapitel drei werden die vier Themenfelder der Integrationsarbeit beschrieben. Die neun Handlungsfelder mit ihren in insgesamt zehn Fachgesprächen erarbeiteten Maßnahmen werden in Kapitel vier vorgestellt. Kapitel fünf erläutert den Prozess der Umsetzung. Zur schnellen Orientierung ist dem Anhang des Konzepts eine tabellarische Maßnahmenübersicht beigefügt. Anlage: Integrationskonzept der Stadt Aachen – wird nachgereicht Vorlage FB 56/0150/WP17 der Stadt Aachen Ausdruck vom: 12.04.2018 Seite: 6/6 Integrationskonzept Aachen 2018 Aachen – das sind wir alle! www.aachen.de/integration Integrationskonzept Aachen 2018 Aachen – das sind wir alle! Impressum Herausgeberin Stadt Aachen Der Oberbürgermeister Fachbereich Wohnen, Soziales und Integration Redaktion Dr. Carmelita Lindemann Layout büro G29, Aachen Fotos istockphoto.com/Rawpixel Ltd (Titelbild) Andreas Herrmann (Seite 14, 78) Andreas Schmitter (Seite 8, 24, 37, 76) Aachen, im März 2018 Vorwort Sehr geehrte Leserinnen und Leser, die Globalisierung ist, entgegen der Wahrnehmung vieler, nicht nur ein überregionales Phänomen, sondern eine Entwicklung, die eine konkrete Auswirkung auf das Zusammenleben der Bürgerinnen und Bürger in unserer Stadt hat – eine Stadt, die schon aufgrund ihrer geographischen Lage im Drei-Länder-Eck europäisch und somit interkulturell geprägt ist. Die Aachener Stadtgesellschaft wird repräsentiert von Menschen aus über 150 Nationen. Diese Vielfalt stellt eine große Chance, aber gleichzeitig auch eine Herausforderung dar. Eine interkulturelle Öffnung sowie letztlich eine gelingende Integration der Menschen verschiedenster Herkunft ist wesentlicher Bestandteil einer modernen und funktionierenden Gesellschaft, die ein Gefühl der Zugehörigkeit vermittelt. In einem dreijährigen partizipativen Prozess wurde daher das vorliegende Konzept entwickelt, das den Weg zu einer solchen Anerkennungskultur in Aachen ebnen soll – und mit Ihrer Hilfe ebnen wird. Viele ehrenamtlich tätige Aachenerinnen und Aachener, Wohlfahrtsverbände, Migrantenorganisationen und weitere Institutionen haben mit großem Engagement ihr Wissen gebündelt, Handlungsempfehlungen formuliert und so einen Beitrag zu einem friedlichen Zusammenleben in der direkten Nachbarschaft, im Quartier, in Aachen geleistet. Unter dem Leitsatz „Aachen – das sind wir alle!“ wird die gleichberechtigte Teilhabe der zugewanderten Bürgerinnen und Bürger gefördert und bestärkt. Ein großer Dank gilt daher allen, die sich aktiv an dem Prozess zur Erstellung des Integrationskonzeptes für Aachen beteiligt haben. „Danke“ sagen wir aber auch ausdrücklich denjenigen, die durch ihr Handeln im Alltag den Integrationsprozess positiv gestalten. Jeder ist herzlichst eingeladen, zu einer gelingenden Integration beizutragen, so dass Aachen auch in Zukunft als weltoffene und interkulturelle Stadt wahrgenommen wird. Mit den besten Grüßen, Marcel Philipp Oberbürgermeister Prof. Dr. Manfred Sicking Beigeordneter für Wirtschaftsförderung, Soziales und Wohnen Inhalt 1. Ein neuer Blick auf Integration . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9 2. Bestandsaufnahme. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15 2.1. Statistiken zur Zuwanderung nach Aachen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15 2.2. Integrationsstrukturen in der Stadt Aachen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19 3. Themenfelder . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25 3.1. Interkulturelle Öffnung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25 3.2. Anerkennungskultur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27 3.3. Zusammenleben im Quartier . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31 3.4. Gesellschaftliches Engagement und Teilhabe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 33 4. Handlungsfelder . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 37 4.1 Arbeit und Weiterbildung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 38 4.2 Sprache und Bildung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 46 4.3 Wohnen und Sozialplanung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 52 4.4. Sport. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 58 4.5 Gesundheit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 62 4.6 Kultur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 64 4.7 Religion. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 68 4.8 Sicherheit / Rassismus / Extremismus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 71 4.9 Öffentlichkeitsarbeit und Presse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 74 5. Integrationsplanung und Evaluation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 77 6. Ausblick . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 79 Anhang . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 81 Maßnahmenübersicht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 82 Abbildungsverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 96 Gesetzliche Regelungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 98 Glossar . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 100 Aachener Haltung Migration in Aachen Veränderte gesetzliche und gesellschaftspolitische Grundlagen Beteiligungsprozess Aachen – das sind wir alle! 8 1. Ein neuer Blick auf Integration Integration ist eines der zentralen Zukunftsthemen und eine besondere Herausforderung für die politische Gestaltung der inklusiven Stadtgesellschaft Aachens. Deutschland hat sich in den letzten Jahrzehnten de facto zu einem Zuwanderungsland entwickelt. Damit ging ein Perspektivwechsel einher, bei dem Migration nicht nur als Herausforderung, sondern auch als Chance angesehen wird. Bei der Erarbeitung des vorliegenden Integrationskonzeptes wurde ein Paradigmenwechsel vollzogen. Während das alte Konzept unter dem Eindruck des gerade in Kraft getretenen neuen Zuwanderungsgesetzes unter dem Aspekt des Förderns und Forderns entwickelt wurde, formuliert das neue Konzept Ideen und Maßnahmen aus dem Blickwinkel einer integrativen Stadtgesellschaft. Um den Prozess seitens der Stadt zu unterstützen und gemeinsam mit allen Akteuren der Integrationslandschaft zu steuern, wurde seit 2015 an dem nun vorliegenden neuen Integrationskonzept gearbeitet. Der lange Entstehungsprozess erklärt sich aufgrund von drei Besonderheiten: 1. Zwei aufeinanderfolgende Beteiligungsprozesse ermöglichten es, dass die Akteure der Integrationslandschaft, die Expertinnen und Experten der jeweiligen politischen Handlungsfelder und Vertreterinnen und Vertreter der politischen Parteien und der Migrantenorganisationen in vielen Gesprächen das Thema Integration in der Aachener Stadtgesellschaft intensiv bearbeiteten. Zahlreiche Anregungen, Ideen und konkrete Maßnahmenvorschläge fanden Eingang in das vorliegende Konzept. 2. Die zweite Besonderheit ist eine doppelte Annäherung an das Thema Integration. Zunächst wurde in dem ersten partizipativen Prozess die theoretische Dimension von Integration als Querschnittsthema aufgegriffen. Darauf folgt in dem zweiten partizipa­ tiven Prozess die Erarbeitung konkreter Maßnahmen zur Umsetzung der Integrationsarbeit. 3. Die Basis des neuen Integrationskonzeptes wurde mit der Formulierung einer Aachener Haltung gelegt. Neben der intellektuellen Auseinandersetzung und der konkreten politischen Handlungsebene betrachtet das vorliegende Integrationskonzept mit der Aachener Haltung auch die emotionale Ebene von Integration. Die Aachener Haltung stellt ein menschengerechtes Gegenkonzept zu rassistischen und menschenfeindlichen Haltungen dar. Aachener Haltung: Aachen – das sind wir alle! Das Fundament des neuen Integrationskonzeptes wird mit der Formulierung einer „Aachener Haltung zum Zusammenleben in Vielfalt“ gelegt. Sie beschreibt eine grundsätzliche innere Einstellung, mit der sich alle Aachener Bürgerinnen und Bürger unabhängig von ihrer familiären Herkunft begegnen können. Eine gemeinsame Haltung fördert ein Gefühl von Zugehörigkeit und Kohärenz1, bei dem sich alle – Zugewanderte und „Alteingesessene“ gleichermaßen – angenommen fühlen können. Im Gegensatz zu rassistischen und ausgrenzenden Verhaltensweisen bietet die Aachener Haltung die Basis für ein friedliches Zusammenleben in der Stadtgesellschaft. Die Aachener Haltung basiert auf der durch unser Grundgesetz abgesicherten Grundlage, dass die Würde des Menschen unantastbar ist. In Anerkennung der Realität, dass Zuwanderung in Aachen Teil der historischen und zukünftigen Entwicklung ist, ergeben sich zwei weitere wichtige Grundsätze: Die Menschen in Aachen verbindet ein gemeinsamer Wohnort. So beinhaltet eine Kernaussage der Haltung einen Grundsatz des Zusammenlebens der Menschen mit und ohne Migrationshintergrund: „Aachen – das sind wir! Wir sind die Menschen, die schon lange hier sind, und die, die kommen und bleiben, und auch die, die nur eine gewisse Lebenszeit hier verbringen. Wir alle, die in dieser Stadt leben.“ Die Menschen in Aachen vereint zudem der Wunsch nach einem friedlichen Leben. Insbesondere die Terroranschläge der letzten Jahre heben noch einmal die Bedeutung eines Zusammenlebens in Frieden hervor und unterstreichen, dass dies eine Grundvoraussetzung für ein gutes Leben in unserer Stadt ist.2 Die Aachener Haltung ist eine Vision, auf die sich die Bürgerinnen und Bürger in einem gemeinsamen Prozess zubewegen können. Darüber hinaus erfüllt die Aachener Haltung noch eine weitere Funktion, sie bietet eine Diskussionsgrundlage und regt zur kritischen Beschäftigung an. Damit ist ein wichtiger Schritt vollzogen. Eine Auseinandersetzung mit diesem Thema trägt dazu bei, die Haltung in die Herzen der Aachener Bürger zu bringen. Aachen – das sind wir alle! Wir sind die Menschen, die schon lange hier sind, und die, die kommen und bleiben, 1 Vgl. A. Antonovsky, Salutogenese, Zur Entmystifizierung der Gesundheit, erweiterte deutsche Ausgabe von A. Franke, Tübingen 1996. 2 Oberbürgermeister Marcel Philipp unterstreicht in einer Reaktion auf die Anschläge in Paris Im Dezember 2016, dass derartige Anschläge noch einmal die Bedeutung eines friedlichen Zusammenlebens von Menschen unterschiedlicher Kulturen und Religionen unterstreichen. Vgl. http://www.aachen.de/DE/archiv/archiv_stadt_buerger/archiv_politik_verwaltung/archiv_pressemitteilungen/parisanschlaege.html 9 und auch die, die nur eine gewisse Lebenszeit hier verbringen. Wir alle, die in dieser Stadt leben, gleich wo sie geboren sind. Unsere Haltung basiert auf den Grundwerten unserer Verfassung. Wir gehen respektvoll und wertschät­ zend miteinander um. Wir wissen dass insbeson­ dere das Zusammenwachsen einer Gesellschaft in Vielfalt mit Spannungen und Missverständnissen auf verschiedenen Ebenen einhergeht. Wir sind jedoch bereit, uns diesen zu stellen. Migration in Aachen Aachen ist eine weltoffene Stadt. Seit Jahrhunderten gehören das Ankommen, Einleben und heimisch werden zugewanderter Menschen zum Alltag in dieser Stadt. Heute hat jeder dritte Mensch in Aachen eine Migrationsgeschichte. Die Menschen wanderten aus den unterschiedlichsten Herkunftsgebieten als Geflüchtete, Vertriebene oder Arbeitskräfte, als Einzelwanderer oder gemeinsam mit ihren Familien, zeitweise oder dauerhaft nach Aachen. Im Lebensalltag der Stadt wird deutlich, dass die Zuwanderung in vielen Bereichen des täglichen Lebens funktioniert. Aachen ist eine Stadt der Wissenschaft, der For­ schung, Innovation Innovation und Kultur. Hier den­ ken wir frei. Wir blicken zuversichtlich und ideen­­­reich Die Gruppe der Personen mit Migrationshintergrund3 in die Zukunft. ist deshalb keine homogene Gruppe, obwohl sie in der Statistik überwiegend als eine Einheit, als so genannte Aachen ist eine soziale Stadt, wir helfen einander „Migrantengruppe“, dargestellt wird. Verschiedene hauptamtlich und bürgerschaftlich engagiert. Wir Herkunftskontexte, Biographien, Aufenthaltsdauern begegnen uns gleichberechtigt dort wo wir leben. in Deutschland, Aufenthaltsstatus und Einkommens­ situationen liegen hier zugrunde. Deshalb ist es falsch, Wir wollen, dass sich Menschen aller Generationen von „den Migranten“ zu sprechen. Nach dem Zweiten und Lebensformen in unserer Stadt wohl fühlen. Weltkrieg wurde Integration vor allem auf die Menschen Wir nehmen Unterschiede und Gegensätze wahr bezogen, die als Vertriebene aus dem östlichen Europa und ergreifen Chancen aufeinander zu zugehen. So und später v.a. als Gastarbeiterinnen und Gastarbeiter4 entwickeln wir uns. im Zuge des Wiederaufbaus nach Deutschland kamen. Die Zuwanderung aus dem EU-Raum mit NiederlasWir leben im Dreiländereck. Zu unseren Nachbarn sungsfreiheit und Recht auf Arbeitsaufnahme ergibt pflegen wir ein gutes Verhältnis. Die Beziehungen andere Rahmenbedingungen für die Integration als sind vielfältig, kooperativ, europäisch. Aachen ist beispielsweise die heute aktuelle Fluchtmigration oder heute international geprägt. die Aussiedlermigration aus den 1970er, 1980er und 1990er Jahren5. Aachen ist eine Stadt mit vielfältigen kulturellen und sportlichen Angeboten. Wir fördern die Teilhabe, um Mit der zunehmenden Mobilität innerhalb der Europä­ gemeinsames Erleben und persönliche Beziehungen ischen Union traten zudem neue Migrationsformen hinzu. zu ermöglichen. Dazu gehören hochqualifizierte Bildungs- und ArbeitsAachen steht zusammen gegen feindselige, rassis­ migrantinnen und -migranten, die lange wenig beachtet tische, gewalttätige und extremistisch motivierte wurden. Allgemein wurde angenommen, dass sich diese Ansichten, Äußerungen und Handlungen. Mit der transnationalen und hochmobilen Migrantinnen und Aachener Haltung verpflichten wir uns, Demokratie Migranten durch ihre Migrationserfahrung und über ihr und Weltoffenheit zu leben. kulturelles sowie monetäres Kapital ohne SchwierigWir leben den Dialog der Kulturen und der Religionen. keiten an verschiedensten Arbeitsorten zurechtfinden würden. Allerdings weisen Studien der letzten Jahre auf Wir setzen auf Engagement, Verständigung und die Heterogenität dieser Gruppe u.a. hinsichtlich der Zugehörigkeit. beruflichen Situation wie auch der Migrationsverläufe hin6. Entsprechend gewinnen Fragen ihrer Integration in Aachen – das sind wir alle! die jeweilige Ankunftsgesellschaft an Bedeutung. 3 „Eine Person hat dann einen Migrationshintergrund, wenn sie selbst oder mindestens ein Elternteil nicht mit deutscher Staatsangehörigkeit geboren ist.“ Die Definition umfasst im Einzelnen folgende Personen: 1. zugewanderte und nicht zugewanderte Ausländerinnen und Ausländer; 2. zugewanderte und nicht zugewanderte Eingebürgerte; 3. (Spät-)Aussiedlerinnen und Aussiedler; 4. mit deutscher Staatsangehörigkeit geborene Nachkommen der drei zuvor genannten Gruppen. Quelle: Statistisches Bundesamt: Fachserie 1, Reihe 2.2 Bevölkerung und Erwerbstätigkeit, Bevölkerung mit Migrationshintergrund, Ergebnisse des Mikrozensus, Wiesbaden 2017. Abweichend hiervon werden im Zensus 2011 als Personen mit Migrationshintergrund alle zugewanderten und nicht zugewanderten Ausländer/-innen sowie alle nach 1955 auf das heutige Gebiet der Bundesrepublik Deutschland zugewanderten Deutschen und alle Deutschen mit zumindest einem nach 1955 auf das heutige Gebiet der Bundesrepublik Deutschland zugewanderten Elternteil definiert. Quelle: Statistisches Bundesamt: Zensus 2011: Ausgewählte Ergebnisse, Wiesbaden 2013, S. 26. 4 Die Bundesrepublik schloss mit verschiedenen Ländern Anwerbeverträge ab: 1955: Italien, 1960: Spanien und Griechenland, 1961: Türkei, 1963: Marokko, 1964 Portugal, 1965: Tunesien, 1967: Jugoslawien. Vgl. http://www.bpb.de/politik/grundfragen/deutsche-verhaeltnisse-eine-sozialkunde/138012/geschichte-der-zuwanderung-nach-deutschland-nach-1950?p=all, 23.11.2017. 5 Schmid, J. (2001): Bevölkerungsentwicklung und Migration in Deutschland. In: Aus Politik und Zeitgeschichte Bd. 43, S. 20 – 30. 6 Nipper, J., Temme, D. & G. Thieme: Linguistic and Neighbourhood Integration among Highly-skilled Migrants. A Quantitative Analysis Using the Example of Foreign University Staff Members in Aachen, Bonn and Cologne. In: Comparative population studies, Bd.: 39 H.: 4 S. 727 – 766. 10 Für Aachen ist diese Gruppe sehr wichtig. Die ausge­prä­gte Universitätslandschaft mit ausländischen Professorinnen und Professoren, wissenschaftlichen Mitarbeitern Studierenden und multinationale Unternehmen ziehen hochqualifizierte Bildungs- und Arbeitsmigrantinnen und -migranten an. Mittlerweile wird der Bedeutung dieser Gruppe stärker Rechnung getragen. Das Ausländeramt der StädteRegion Aachen richtete beispielsweise eine Dependance im Verwaltungsgebäude der RWTH ein. Lange wurde internationale Migration als eine dauerhafte Verlagerung des Wohnsitzes in das Aufnahmeland verstanden. Die allgemeinen Trends der Globalisierung mit einer zunehmenden Verflechtung entfernter Regionen, die Kurzfristigkeit von Beschäftigungen und verbesserte Mobilitätsmöglichkeiten (v.a. innerhalb der EU) haben in den letzten Jahrzehnten zu einer wachsenden Mobilität von Arbeitskräften und sich in der Bildungsphase befindlichen jungen Menschen geführt. Die Wanderung in ein Land und das Niederlassen vor Ort haben daher nicht unbedingt immer eine langfristige Perspektive. Für einen kurzen Zeitraum in ein Land oder eine Stadt zu ziehen, ist keine Seltenheit mehr. Dies gilt im Fall von Aachen auch für die Gruppe der ausländischen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die für ihre Karriere höchst mobil sein müssen. Ohnehin trifft dies für ausländische Studierende zu7. Aber auch andere Migrantengruppen können ihren Wohnort unter Umständen verlagern, wenn sich neue und bessere Perspektiven in einer anderen Stadt ergeben. Durch moderne Informations- und Kommunikationstechnologien besteht ein reger Informationsfluss, der Migrations- und Mobilitätsentscheidungen beeinflussen und anregen kann. Seit Sommer 2015 steht die Stadt Aachen durch die geflüchteten Menschen insbesondere aus den Bürgerkriegsregionen Syrien, Afghanistan, Irak und Eritrea sowie weiteren Konfliktregionen vor neuen Herausforderungen. Am 02.03.2017 verabschiedete der Ausschuss für Soziales, Integration und Demographie den Maßnahmenplan zum Integrationsplan für Geflüchtete. Der Überblick über die verschiedenen Migrationsbewegungen nach 1945 verdeutlicht die Heterogenität der Zuwanderung und der Bleibeperspektiven. Neben die bislang dominierende Vorstellung einer langfristigen, allmählichen Integration von Migranten in die Gesellschaft des Ziellandes stellen sich heute vermehrt Fragen einer „Integration auf Zeit“. Das führt letztlich immer mehr zu der Erkenntnis, dass Integration variabler, vielschichtiger und schnelllebiger wird. Es macht Sinn, zwischen einer strukturellen Integration, z.B. in den Bereichen Wohnen und Arbeiten und einer sozialen Integration, in der es verstärkt um das Ankommen in die Gesellschaft geht, zu unterscheiden. Genauso differenziert wie die Gruppe der „Migrantinnen und Migranten“ ist, so differenziert sind auch Integrationsherausforderungen einzelner Gruppen zu betrachten. Aus unterschiedlichen Migrationskontexten ergeben sich entsprechend spezifische Integrationskontexte. Migration deckt somit ein breites Spektrum verschiedenster Wanderungen mit unterschiedlichen Ursachen ab. Von „der Migrantin“ oder „dem Migranten“ zu sprechen reicht daher nicht aus, um die Komplexität an unterschiedlichen Motiven, Biographien und letztlich Integrationsbedarfen abzudecken. Veränderte gesetzliche und gesellschafts­ politische Grundlagen Am 08.02.2012 beschloss der Landtag mit breitem Konsens das Gesetz zur Förderung der gesellschaftlichen Teilhabe und Integration in Nordrhein-Westfalen (Teilhabe- und Integrationsgesetz).8 Damit reagierte die Landesregierung auf den grundlegenden gesellschaftlichen Perspektivwechsel. Der Blick richtet sich nun vor allem auf die Potenziale, die die zugewanderten Menschen mitbringen: Migranten sind aktive Gestalter ihres Lebensweges, wagemutige und mobile Menschen, die eine Gesellschaft bereichern können. „Integration ist ein Prozess der Annäherung, gegenseitiger Auseinandersetzung, Kommunikation und Übernahme gemeinschaftlicher Verantwortung zwischen Zugewanderten und heimischer Bevölkerung.9 Dies impliziert, dass beide – die Aachener Stadtgesellschaft und die Zugewanderten – sich in einem längeren Prozess aufeinander zubewegen. Ein zentraler Kern des neuen Gesetzes formuliert die Anforderung, dass Integration in allen gesellschaftlichen Bereichen als Querschnittsaufgabe verankert und bei Entscheidungsprozessen entsprechend berücksichtigt werden muss. Die Verantwortlichkeit für eine gelingende Integration liegt bei allen Beteiligten. Sowohl die Zuwanderinnen und Zuwanderer als auch die Einheimischen sind gleichermaßen an dem gelingenden Prozess beteiligt. Alle gestalten miteinander das Zusammenleben in Aachen. Diesem neuen Ansatz liegt die Vorstellung von Inklusion10 zugrunde, die eine gleichberechtigte Teilhabechance für alle Einwohnerinnen und Einwohner anstrebt.11 7 Föbker, S., Imani, D., Nipper, J., Otto, M. & C. Pfaffenbach (2016): Translocal Life and Integration of Highly-skilled Migrants in Germany. In: Erdkunde Bd. 70, H. 2, S. 109 – 124. 8 Vgl. Anhang. 9 Vgl. Integration von Zugewanderten, Veränderte Herausforderungen für die Kommunen, Deutscher Städtetag, Entwurf vom 31. März 2016, Vorbemerkung, S. 5. 10 Im aktuellen wissenschaftlichen Diskurs ersetzt der Begriff Inklusion allmählich den noch vielfach gebräuchlichen Begriff Integration. Im allgemeinen Sprachgebrauch wird Inklusion häufig noch mit der Einbeziehung von Menschen mit Behinderung verwendet. Im weitesten Sinne umschreibt Inklusion die Gleichwertigkeit eines Individuums, ohne dass dabei Normalität vorausgesetzt wird. Normal ist vielmehr die Vielfalt, das Vorhandensein von Unterschieden. Im Integrationskonzept werden beide Begriffe gleichwertig nebeneinander verwendet. 11 Teilhabe und Teilhabechance bezeichnen die Möglichkeit, unabhängig von der eigenen Herkunft sowie den soziokulturellen Bedingungen die eigenen Potenziale entfalten zu können. Damit einhergehend werden Diskriminierung und Barrieren in unterschiedlichen Handlungsfeldern, wie zum Beispiel Bildung, Elternbildung, Arbeit, Wohnen, Mobilität, Sport, Gesundheit oder Kultur abgebaut. 11 Mit der Gründung des Kommunalen Integrationszentrums12 in Aachen im Jahr 2013 war auch die Notwendigkeit einer strategischen Neuausrichtung kommunaler Integration verbunden.13 Die Arbeit der Integrationsbeauftragten und die des neu eingerichteten Kommunalen Integrationszentrums wurden organisatorisch und inhaltlich eng miteinander verzahnt. In der hierzu gegründeten Abteilung wurde auch die Nadelfabrik – das Aachener Haus der Identität und Integration – angesiedelt.14 Die kommunalen Akteure arbeiten gemeinsam mit den Integrationsagenturen15, den Verbänden der freien Wohlfahrtspflege und dem Integrationsrat bei der gesamtgesellschaftlichen Aufgabe der Integration zusammen. Ein Paradigmenwechsel ist auch in der Bundesgesetzgebung sichtbar, indem Geflüchtete nicht mehr generell von integrativen Maßnahmen ausgeschlossen werden. Erstmals wird in dem am 01.11.2015 bundesweit in Kraft getretenen Gesetz zur Asylverfahrensbeschleunigung die Integration von Flüchtenden mit hoher Bleibeperspektive eingefordert. Sie erhalten von Beginn an Zugang zu Integrationsmaßnahmen wie beispielsweise Integrationskursen und zum Arbeitsmarkt. Bereits im Asylverfahren wird ihr (Berufs-)Qualifikationsprofil erfasst. Am 07.07.2016 verabschiedete der Bundestag darüber hinaus ein Integrationsgesetz, das die Integrationsmöglichkeiten der Geflüchteten mit hoher Bleibeperspektive Steuerungsgruppe „Integration im Querschnitt“ 2015 1. Beteiligungsprozess Aachener Haltung und vier Themenfelder 2015 / 2016 Interkulturelle Öffnung Anerkennungskultur März – Dezember 2017 Februar 2018 12 13 14 15 12 Gesellschaftliches Engagement und Teilhabe Abschluss des 1. Beteiligungsprozesses unter breiter Beteiligung September 2016 März 2017 Zusammenleben im Quartier Gemeinsame Sitzung des Integrationsrates und des Ausschusses für Soziales, Integration und Demographie Fachgespräch Handlungsfeld 1 … Fachgespräch Handlungsfeld 5 … 2. Beteiligungsprozess Fachgespräch Handlungsfeld 9 Abschluss des 2. Beteiligungsprozesses: Interfraktioneller Workshop Vgl. dazu Kapitel 3 Bestandsaufnahme. Ratsbeschluss vom 3. Juli 2013. Siehe dazu www.aachen.de/nadelfabrik. Das Land Nordrhein-Westfalen förderte die Integrationsagenturen in Aachen gemäß der Richtlinien des Ministeriums für Arbeit, Integration und Soziales, (RdErl. D. MAIS – INT – 5.9400.2 v. 20.11.2012). Folgende Integrationsagenturen arbeiten in Aachen: Integrationsagentur-Servicestelle für Antidiskriminierungsarbeit / Pädagogisches Zentrum e.V. Aachen; DRK Integrationsagentur Aachen Driescher Hof/Brander Feld; Integrationsagentur Caritas Aachen; Diakonie Integrationsagentur Werkstatt der Kulturen. Abbildung 1: Beteiligungsprozess (Eigene Darstellung) Abbildung 2: Steuerungsgruppe Steuerungsgruppe Steuerungsgruppe Integration Integration im Querschnitt im Querschnitt Verwaltung Stadt Aachen (Integrationsbeauftragte, Integrationsbeauftragte,FachbeFachreichsleitung Wohnen, Soziales und bereichsleitung Wohnen, Soziales Integration, Leitung Kommunales und Integration, Leitung Kommunales Integrationszentrum, Geschäftsführung der Steuerungsgruppe Kommunales Integrationszentrum) Integrationszentrum Arbeitsplattform Migration (Caritasverband für die die Region Region Aachen Aachen Caritasverband für Stadt und Aachen Land e.V., Diakonisches Werk im Kirchenkreis Aachen e.V., Der Paritätische Paritätische Städte Städte­Region region Aachen, Der Aachen, Deutsches Deutsches Rotes Rotes Kreuz Kreuz Aachen) Aachen noch einmal stärkt. Hier wird insbesondere die rechtliche Lage der geflüchteten Menschen so verfestigt, dass sie eine Ausbildung abschließen können und niedrigschwellig in den Arbeitsmarkt integriert werden können, indem u.a. befristet die Vorrangprüfung ausgesetzt wird16. Zwei aufeinander folgende Beteiligungsprozesse (Abbildung 1) ermöglichten es, dass relevante Dienststellen der Stadt Aachen und der StädteRegion, Wohlfahrtsverbände, Bildungseinrichtungen, Beratungsstellen, Jobcenter, Kammern, Migrantenorganisationen und Vertreterinnen und Vertreter der politischen Parteien in diversen Fachgesprächen das Thema Integration in der Aachener Stadtgesellschaft intensiv bearbeiteten. Zahlreiche Anregungen, Ideen und konkrete Maßnahmenvorschläge fanden Eingang in das vorliegende Konzept. Den ersten Beteiligungsprozess initiierte und moderierte die „Steuerungsgruppe Integration im Querschnitt“ (Abbildung 2). Sie wurde auf Initiative der Arbeitsplattform Migration17 und des Kommunalen Integrationszentrums der Stadt Aachen gegründet. Ihr gehören jeweils vier Vertreterinnen und Vertreter der Verwaltung und der Arbeitsplattform Migration und drei Vertreterinnen und Vertreter der Migrantenorganisationen und der Vorsitz des Integrationsrates an. Die Steuerungsgruppe lud für den ersten partizipativen Prozess Akteure aus der gesamten Stadtgesellschaft ein, die eine theoretische Herangehensweise wählten und Integration als Querschnittsaufgabe verorteten. Die Steuerungsgruppe entschied sich für vier Themen­ felder: 3 Vertreter Migrantenorganisationen + Vorsitz Integrationsrat Stadt Aachen •• Interkulturelle Öffnung •• Anerkennungskultur •• Zusammenleben im Quartier •• Gesellschaftliches Engagement und Teilhabe. Die Aachener Haltung, die vier Themenfelder und die Möglichkeiten einer Steuerung der Integration im Querschnitt wurden intensiv diskutiert, immer wieder modifiziert und letztlich auf einer gemeinsamen Abschlussveranstaltung im September 2016 präsentiert. Für den zweiten Beteiligungsprozess wurden zunächst neun maßgebliche kommunale Handlungsfelder identifiziert. •• Arbeit / Weiterbildung •• Sprache / Bildung •• Wohnen / Sozialplanung •• Sport •• Gesundheit •• Kultur •• Religion •• Sicherheit / Rassismus / Extremismus •• Öffentlichkeitsarbeit / Presse Gemeinsam mit den relevanten Dienststellen der Verwaltung wurden insgesamt zehn Fachgespräche organisiert und durchgeführt. Zunächst wurden in zahlreichen Vorgesprächen die maßgeblichen Akteure Handlungsfelder identifiziert, die Inhalte ausgelotet und der Ablauf des Fachgesprächs gemeinsam besprochen. Aufbauend auf den Ergebnissen des ersten Beteiligungsprozesses wurden konkrete Maßnahmen entwickelt. Das Integrationskonzept richtet sich an die Fachleute der Integrationsarbeit. Dagegen ist in der Umsetzung der Maßnahmen die Ausführung auch in leichter Sprache zu berücksichtigen. 16 Die Entscheidung obliegt den einzelnen Bundesländern. Sie bestimmen, in welchen Arbeitsagenturbezirken die Regelung zum Tragen kommt. 17 In der StädteRegion Aachen arbeiten fünf Integrationsagenturen: der Regionale Caritasverband Aachen, der Paritätische – StädteRegion Aachen, das Diakonische Werk im Kirchenkreis Aachen e.V., das Deutsche Rote Kreuz in der StädteRegion Aachen und das Pädagogische Zentrum e.V. Sie haben sich zu einer Arbeitsplattform Migration zusammengeschlossen. Die „Arbeitsplattform Migration der Wohlfahrtsverbände in der StädteRegion Aachen“ ist ein freiwilliger Zusammenschluss der Wohlfahrtsverbände, die durch den Bund und / oder durch das Land NRW geförderte Angebote in der Integrationsarbeit durchführen. Sie stellt den Ausgangspunkt einer koordinierten Zusammenarbeit der beteiligten Verbände dar. Ziel dieser Kooperation ist eine konkrete und nachhaltige Verbesserung der Lebenssituation ratsuchender Menschen. Die beteiligten Träger benennen aktiv spezifische Aspekte der Integrationsarbeit und kommunizieren diese auf politischer und verbandlicher Ebene. 2 13 Statistiken zur Zuwanderung nach Aachen Einwohner und Studierende Integrationsstrukturen in der Stadt Aachen Vielfältigkeit der Integrationsarbeit 2. Bestandsaufnahme 2.1 Statistiken zur Zuwanderung nach Aachen •• Eingebürgerte und •• Personen mit familiärem Migrationshintergrund, d.h. mindestens ein Elternteil hat eine Migrations­ geschichte. Einwohner Aachens Die Gesamtbevölkerung der Stadt Aachen ist seit dem Jahr 2010 kontinuierlich gestiegen. Ebenso stieg der Anteil der Menschen mit Migrationshintergrund von 32,2% auf 36,5%. (Abbildung 3 und 4) Unter dieser Gruppe sind folgende Personenkreise zusammengefasst: •• Ausländer (ausländischer Pass), •• Deutsche im Ausland geboren, Der prozentuale Anteil der Menschen mit Migrationshintergrund ist von 2010 bis 2016 um 4,1 Prozentpunkte gewachsen. Die Erfassung der familiären Herkunftsländer ist an dieser Stelle allerdings nicht möglich. Die über den Mikrozensus gewonnenen Zahlen zum Migrationshintergrund geben keine Auskunft dazu. 300.000 250.000 245.396 247.108 248.396 250.010 251.758 254.195 255.017 200.000 Abbildung 3: Überblick über das Wachstum der Gesamtbevölkerung und der Anteil der Menschen mit Migrationshintergrund in Aachen Quelle: Stadt Aachen, Fachbereich 02/3, Statistik und Stadtforschung 150.000 100.000 50.000 0 78.864 (32,1 %) 80.154 (32,4 %) 81.693 (32,9 %) 83.792 (33,5 %) 86.731 (34,5 %) 2010 2011 2012 2013 2014 90.979 (35,8 %) 93.105 (36,5 %) Bevölkerung 2015 2016 Migrantenanteil Abbildung 4: Prozentualer Anteil der Menschen mit Migrationshintergrund an der Gesamtbevölkerung Aachens 100 % 90 % 80 % 70 % 60 % Quelle: Stadt Aachen, Fachbereich 02/3, Statistik und Stadtforschung 50 % 40 % 30 % 20 % 10 % 0% 78.864 2010 80.154 2011 81.693 2012 83.792 2013 86.731 2014 90.979 2015 93.105 2016 Gesamtbevölkerung Menschen mit Migrationshintergrund Word-Datei 15 Eine Annäherung an diese Fragestellung gelingt nur über die Betrachtung der Menschen mit nichtdeutschem Pass. Insgesamt sind etwa 160 Nationen in Aachen vertreten. In der Abbildung 5 finden sich die Nationen, die in dem jeweiligen Jahr die zehn größten Gruppen bilden. Diese variierten in den letzten elf Jahren. Anhand der jährlich unterschiedlichen so genannten „Top Ten“ kann die in Wellen verlaufende Zuwanderungsgeschichte der letzten Jahrzehnte und die damit verbundene Heterogenität der Motive der zugewanderten Menschen dargestellt werden. Etwa gleichbleibend hoch sind der Anteil an Niederländern und Belgiern. Dies zeugt von der Lage Aachens im Dreiländereck und zeigt die enge Verbindung Aachens mit den beiden Nachbarländern. Der ebenso gleichbleibend hohe Anteil an türkischen Mitmenschen nimmt Bezug auf die Arbeitsmigration der fünfziger und sechziger Jahre. Die Menschen aus Bosnien-Herzegowina, Kroatien und Serbien kamen in den neunziger Jahren im Zuge der Bürgerkriege im Balkan. Die im Jahr 2012 erstmals auftauchende Gruppe der Spanier verweist auf die Migration im Zuge der europäischen Wirtschaftskrise 2009. China wiederum ist ein Schwerpunktland der Internationalisierungsstrategie der RWTH18, deshalb ist der Anteil der chinesischen Menschen gleichbleibend hoch. 2015 taucht erstmals Syrien als Herkunftsland auf, in diesem Jahr begann die Zuwanderung aufgrund des syrischen Bürgerkriegs. ausgewählte Nationen Ausländer gesamt 30.000 42.807 25.000 20.000 15.000 10.000 5.000 0 35.706 RUS ITA KRO BIH CHN PL SRB GR NL 35.475 RUS ITA KRO BIH CHN PL SRB GR NL 34.926 ESP RUS ITA KRO BIH CHN PL GR NL 33.326 BEL RUS ITA KRO BIH CHN PL GR NL 33.603 BEL RUS ITA KRO BIH CHN PL GR NL 34.440 35.371 36.732 BEL RUS ITA KRO BIH CHN BEL ESP RUS ITA BIH CHN RUM ESP RUS ITA BIH CHN GR GR GR PL NL PL NL PL NL 44.379 39.311 IND RUM ESP RUS ITA CHN PL GR NL 50.000 45.000 40.000 SYR IND RUM ESP ITA CHN PL GR NL SYR IND RUM ESP ITA CHN PL GR NL TR TR TR TR TR TR TR TR TR TR TR 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 35.000 30.000 25.000 20.000 15.000 10.000 5.000 0 18 http://www.rwth-aachen.de/cms/root/Die-RWTH/Profil/Internationalisierung/Partnerhochschulen-und-internationale-Ne/~dwrq/Strategische-Partnerschaft-zwischen-der/ (12.12.2017) 16 Abbildung 5: Hauptherkunftsländer der Zugewanderten; gesamt, sowie ausgewählte Nationalitäten (jeweils die „Top-Ten" des Jahres) Quelle: Stadt Aachen, Fachbereich 02/3, Statistik und Stadtforschung BEL: Belgien BIH: Bosnien-Herzegowina CHN: China ITA: Italien ESP: Spanien GR: Griechenland KRO: Kroatien NL: Niederlande PL: Polen RUS: Russland SRB: Serbien TR: Türkei Damit wird deutlich, dass die Personen mit Migrationshintergrund keine homogene Gruppe sind. Die Ausgangslagen und die Motivation der zugewanderten Menschen sind sehr heterogen und damit ist es erforderlich, die Unterstützungsangebote für eine gute und gelungene Integration entsprechend anzupassen. Studierende Eine Besonderheit Aachens sind die beiden international ausgerichteten Hochschulen. Sowohl die Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule als auch die Fachhochschule Aachen verfolgen eine Internationalisierungsstrategie und ziehen bewusst ausländische Studierende an ihre Hochschulen. Wie Abbildungen 6 und 8 verdeutlichen, ist die Anzahl der ausländischen Studierenden in den letzten Jahren an der RWTH Aachen und der FH Aachen kontinuierlich gestiegen. Die besondere Bedeutung des asiatischen/australischen Raumes (Schwerpunkt ist Asien) wird dabei besonders deutlich (Abbildung 7). Aachen ist hier als hochwertiger Bildungsstandort sehr gut bekannt. Dies führt zu einer bildungsorientierten Zuwanderung nach Aachen, wobei der Aufenthalt dieser Bildungsmigranten zumeist zeitlich begrenzt ist. 19 RWTH Aachen Abbildung 6: Gesamtzahl der Studierenden und Anteil der internationalen Studierenden ¹⁹ 40.000 30.000 Quelle: RWTH Aachen 20.000 27.589 29.183 30.066 29.997 29.595 10.000 0 100 % 90 % 5.164 5.596 6.116 6.862 7.461 2012 2013 2014 2015 2016 351 381 467 548 526 303 324 338 388 426 80 % 70 % 60 % Studierende Gesamt International Abbildung 7: Herkunft der Studierenden Quelle: RWTH Aachen 2.199 2.424 2.655 2.962 3.310 531 567 628 676 738 50 % 40 % 30 % 20 % 10 % 0% Amerika Afrika 1.780 1.900 2.028 2.288 2.461 Asien und Australien übriges Europa 2012 2013 2014 2015 2016 EU 19 Vgl. http://www.rwth-aachen.de/cms/root/Die-RWTH/Profil/~enw/Daten-Fakten/. 17 Fachhochschule Aachen Abbildung 8: Gesamtzahl der Studierenden und Anteil der internationalen Studierenden 15.000 10.000 5.000 0 18 10.286 10.558 11.023 11.383 8.991 9.839 2.070 2.168 2.356 2.459 2.624 2.676 2012 2013 2014 2015 2016 2017 Zeitpunkt Anzahl 31.12.2014 875 31.03.2015 953 30.06.2015 1.010 30.09.2015 1.112 31.12.2015 2.556 31.03.2016 2.752 30.06.2016 2.492 31.12.2016 2.333 31.03.2017 2.196 30.06.2017 2.033 30.09.2017 1.949 31.12.2017 1.838 Quelle: Auskunft FH Aachen Studierende Gesamt International Abbildung 9: Überblick über den in den Jahren 2014 bis 2016 in städtischen Einrichtungen untergebrachte geflüchtete Menschen Quelle: Stadt Aachen, Fachbereich Wohnen, Soziales und Integration 2.2 Integrationsstrukturen in der Stadt Aachen Die institutionelle Landschaft der Integrationsarbeit in der Stadt Aachen ist breit und vielfältig aufgestellt. Darüber hinaus hat sie sich in den vergangen Jahren seit dem 1. Aachener Integra­ tionskonzept stark weiterentwickelt. Dieser dynamische Prozess hält an. Aufgrund der gesellschaftlichen Entwicklungen sind auch die Träger und Angebote im Bereich Integration in einem ständigen Veränderungsprozess. Die im Folgenden genannten Programme und Projekte stehen daher nur beispielhaft für die Vielfältigkeit der Integrationsarbeit in der Stadt Aachen. Es gibt verschiedene Träger und Einrichtungen, die sich mit den diversen Themen der Zugewanderten beschäftigen. Integrationsagenturen Im Jahr 2007 wurden in Nordrhein-Westfalen Integrationsagenturen eingerichtet, um die gesellschaftliche Teilhabe von Menschen mit und ohne Zuwanderungsgeschichte zu verbessern. Die Integrationsagenturen setzen dabei lebens- und sozialräumlich an den Bedarfen der Menschen an, organisieren und unterstützen bürgerschaftliches Engagement u.a. in Vereinen und Migrantenorganisationen, sensibilisieren für interkulturelle Öffnung von Einrichtungen und das Thema Antidiskriminierung und sind in der (über-) regionalen Netzwerkarbeit tätig. Die Agenturen sind in Trägerschaft der Verbände der freien Wohlfahrtspflege, werden durch das Ministerium für Arbeit, Integration und Soziales in NRW gefördert und sichern die systematische Integrationsarbeit zwischen Kommunen, freien Trägern und Land.20 Um die Vielfältigkeit der Arbeit zu verdeutlichen sei hier beispielhaft auf ein paar Angebote hingewiesen, die die Aachener Integrationsagenturen durchführen: •• Café International der Caritas: Im Rehmviertel ist das Café International ein bedeutender interkultureller Treffpunkt sowie Bildungs- und Begegnungsort für Menschen mit und ohne Migrationshintergrund in Aachen. Zu den Angeboten zählen niedrigschwellige Frauenvorkurse, Frauengesprächskreise, ein Frauencafé und Interkulturelle Stadtteilmütter, aber auch Schülernachhilfe, ein Formularhilfe-Angebot, Begleitung und Vermittlung in Praktika, Ausbildung und Arbeit und vieles mehr.21 •• „Ich und meine neue Heimat“ des Deutschen Roten Kreuzes: Das Integrationsprojekt richtet sich an ältere Migrantinnen und Migranten, Frauen und Männer, die aufgrund unzureichender Integrationschancen isoliert und oft vereinsamt leben. Durch ihre sprachliche und kulturelle Barriere hat diese Zielgruppe eingeschränkte Möglichkeiten der Teilhabe am (Kultur)leben. Über das Projekt werden Angebote wie regelmäßige Gruppentreffen, Gesprächskreise, Sprachtraining, Besichtigungen und Ausflüge organisiert, um eine intensivere Teilnahme der älteren Migrantinnen und Migranten am Leben ihres Stadtteils zu unterstützen.22 •• Stadtteilkonferenz Aachen Ost, Werkstatt der Kulturen: Als Mitglied im Sprecherteam der Stadtteilkonferenz organisiert die Integrationsagentur in enger Kooperation mit dem Quartiersmanagement ca. fünf Sitzungen im Jahr, an denen im Durchschnitt 45 Vertreterinnen und Vertreter verschiedenster Einrichtungen, Vereinen und Institutionen aus Aachen-Ost und Rothe Erde vertreten sind.23 •• SprIntPool des Pädagogischen Zentrums: SprInt steht für Sprach- und Integrationsmittler. Die SprInt-Kräfte sind mehrsprachig und in interkultureller Kommunikation geschult und unterstützen in Gesprächen und bei Beratungen zwischen Fachpersonal und nicht-deutschsprachigen Klienten im Gesundheits-, Bildungs- und Sozialwesen. Der Sprint-Pool wird von der Integrationsagentur unterstützt und begleitet. Die Stadt Aachen fördert den SprInt-Pool.24 20 21 22 23 Vgl. http://www.lum.nrw.de/Foerderprogramme/Integrationsagenturen/index.php (Stand: 15.08.2017). Vgl. http://www.caritas-aachen.de/gemeinde/cafe-international.html (Stand: 15.08.2017). Vgl. https://www.drk.ac/angebote/migration-und-suchdienst/ich-und-meine-neue-heimat.html (Stand: 15.08.2017). Vgl. http://www.diakonie-aachen.de/fileadmin/user_upload/redaktion/diakonie/Jahresberichte/2016/JB_WdK_2016_web.pdf, (Stand: 15.08.2017). 24 Vgl. http://www.sprintaachen.de/ (Stand: 15.08.2017). 19 Migrationsberatung für erwachsene Zuwanderer (MBE) / Jugendmigrationsdienst (JMD): Die Migrationsberatung ist ein zeitlich befristetes, bedarfsorientiertes und individuelles Erstberatungsangebot für erwachsene Migranten. Sie unterstützt Zuwanderer und deren Familien auf ihrem Weg der sozialen Integration. Sie informiert, berät, begleitet und vermittelt, damit Zuwanderinnen und Zuwanderer sich besser in Deutschland zurechtfinden und selbstständig in allen Lebenslagen handeln können. In Aachen gibt es vier Migrationsberatungsstellen für Erwachsene. Der Jugendmigrationsdienst hilft und berät bei der Lösung der Probleme junger Zugewandeter im Alter von 12 bis 27 Jahren und unterstützt in schwierigen Lebenssituationen. Der JMD wird in der Stadt Aachen von der Caritas übernommen.25 Zugelassene Integrationskursträger In der Stadt Aachen gibt es aktuell (Stand Juli 2017) insgesamt neun durch das Bundesministerium für Migration und Flüchtlinge (im Folgenden abgekürzt: BAMF) zugelassene Integrationskursträger. Jeder Integrationskurs besteht aus einem Sprachkurs und einem Orientierungskurs. Im Sprachkurs werden wichtige Themen aus dem Integrationsagentur Migrationsberatung/ Jugendmigrationsdienst alltäglichen Leben behandelt, zum Beispiel: Arbeit und Beruf, Aus- und Weiterbildung, Betreuung und Erziehung von Kindern, Einkaufen/Handel/Konsum, Freizeit und soziale Kontakte, Gesundheit und Hygiene/menschlicher Körper, Medien/Mediennutzung und Wohnen. Der Sprachkurs schließt mit dem „Deutschtest für Zuwanderer (DTZ)“ ab. Im Anschluss an den Sprachkurs besuchen die Teilnehmenden den Orientierungskurs. Dieser hat folgende Themen: deutsche Rechtsordnung, Geschichte und Kultur, Rechte und Pflichten in Deutschland, Formen des Zusammenlebens in der Gesellschaft, Werte, die in Deutschland wichtig sind (z.B. Religionsfreiheit, Toleranz und Gleichberechtigung von Frauen und Männern). Der Orientierungskurs schließt mit dem Abschlusstest „Leben in Deutschland“ ab. Der allgemeine Integrationskurs dauert 700 Stunden, je nach Ausrichtung des Kurses, der in Frage kommt, kann die Gesamtdauer auch bis zu 1.000 Stunden betragen. Personen mit guten Lernvoraussetzungen können auch einen kürzeren Intensivkurs absolvieren.26 Einige Träger bieten auch Alphabetisierungskurse und so genannte Zweitschriftlernerkurse an. Diese Kurse sind für Zugewanderte, die gar nicht oder in einer anderen Schrift als der lateinischen alphabetisiert sind. Kooperationspartner der Bildungserstberatung Zugelassene Integrationskursträger — — — Akademischer Verein zur Euregio e.V. — — — Berlitz Deutschland GmbH Caritas Aachen — — — — DRK Aachen Deutsche Angestellten Akademie — — — — — — Kolping Bildungswerk Pädagogisches Zentrum Aachen FAW Aachen — — — Sprachenakademie Aachen — — — — — Volkshochschule Aachen Tertia Werkstatt der Kulturen, Diakonie 25 Vgl. http://www.caritas-aachen.de/gemeinde/jugendmigrationsdienst.html (Stand: 15.08.2017). 26 Vgl. http://www.bamf.de/DE/Willkommen/DeutschLernen/Integrationskurse/InhaltAblauf/inhaltablauf-node.html (Stand: 15.08.2017). 20 Abbildung 10: Beratungsstellen Quelle: Eigene Darstellung Weitere Beratungseinrichtungen, Netz­ werke, Gremien und Anbieter einer koordinierten Zusammenarbeit der beteiligten Verbände dar. Ziel dieser Kooperation ist eine konkrete und nachhaltige Verbesserung der Lebenssituation ratsuchender Menschen. Die beteiligten Träger benennen aktiv spezifische Aspekte der Integrationsarbeit und kommunizieren diese auf politischer und verbandlicher Ebene.30 Es gibt zahlreiche weitere Beratungseinrichtungen (Abbildung 10) in der Stadt Aachen, die sich für die Belange von zugewanderten Menschen einsetzen. Exemplarisch seien hier das Café Zuflucht27 von Refugio e.V. benannt, welches Geflüchtete u.a. in Fragen zum allgemeinen Umgang mit Behörden und Institutionen, zum Arbeits•• Bündnis für Geflüchtete: Auf städtischer und städmarktzugang, zum Asylbewerberleistungsgesetz, zum teregionaler Ebene vereint das Bündnis verschiedene Asylverfahren, zum Aufenthaltsrecht und vielem anderen Arbeitsgruppen und -kreise, die sich mit Geflüchteten berät. Das Psychosoziale Zentrum für Geflüchtete28 beim beschäftigen. Von Beginn an war es Ziel des BündnisPädagogischen Zentrum bietet Beratungen im Bereich ses, ein Signal des Willkommens und Miteinanders für von psychosozialen Fragen, Gesundheit und Trauma geflüchtete Menschen zu schaffen. Außerdem wurde sowie verschiedene Therapieformen. die interkommunale Zusammenarbeit in verschiedenen Bereichen, die Geflüchtete betreffen, in thematischen Arbeitsgruppen zum Ehrenamt/Bürgerschaftliches EnNetzwerke und Gremien gagement, zu Bildung/Sprache/Übergang Schule-Beruf Auf städtischer und städteregionaler Ebene gibt es und zu Gesundheit/Psychosozialer Notfallversorgung verschiedene Netzwerke und Gremien, die sich mit der und Traumaberatung gestärkt. Nach der anfänglich Integration der Zugewanderten befassen. Drei Beispiele wichtigen Nothilfe und der Schaffung einer Willkomsollen stellvertretend für die vielen Arbeitsgemeinschafmenskultur steht jetzt die Stärkung von Teilhabe und ten benannt werden, die sich in regelmäßigen AbstänIntegration der geflüchteten Menschen im Fokus.31 den treffen: •• Netzwerk Integration: Das Netzwerk hat sich bereits 2002 aus verschiedenen bestehenden Arbeitsgemeinschaften zusammengefunden. Ziel des Netzwerkes ist der Zusammenschluss von Kommunen, Institutionen, Trägern und Verbänden in der StädteRegion Aachen zur Förderung der Integration. Dazu gehören der Informations- und Erfahrungsaustausch, die Erstellung von Empfehlungen und Stellungsnahmen zu politischen Entscheidungen und zu Förderanträgen für Integrationsprojekte, eine Bündelung von Ressourcen und eine Stärkung der Kooperationsstrukturen. Zur inhaltlich vertieften Arbeit gibt es verschiedene AGs, zum Beispiel die AG Sprache, in der mehr als 20 Mitglieder der Sprachkursträger in der Region sowie das BAMF, das Ausländeramt, das Jobcenter und die Kommunalen Integrationszentren von Stadt und Städte­Region vertreten sind.29 •• Arbeitsplattform Migration der Wohlfahrtsverbän­ de in der StädteRegion Aachen: Die Arbeitsplattform ist ein freiwilliger Zusammenschluss der Wohlfahrtsverbände, die durch den Bund und/oder durch das Land NRW geförderte Angebote in der Integrationsarbeit durchführen. Sie stellt den Ausgangspunkt Integration bei anderen Einrichtungen Viele weitere Regeleinrichtungen in der Stadt Aachen fördern und bearbeiten die Themen Integration und Migration in ihrem Angebotsspektrum. Dazu gehört zum Beispiel der Stadtsportbund, der mit dem Schwerpunkt „Integration durch Sport“ verschiedene Angebote verknüpft, wie eine Qualifizierungen zum Übungsleiter C mit interkulturellem Fokus, die Beteiligung an Aktivitäten wie dem Tag der Integration und dem Multikultifest, der Förderung von sog. Stützpunktvereinen und vieles mehr.32 Auch die Hochschulen sind exemplarisch zu nennen, die in diesem Kontext mit International Offices gut aufgestellt sind, um ausländische Studierende zu beraten und über unterschiedliche Angebote in die Aachener Stadtgesellschaft zu integrieren. Eine zentrale Rolle spielen auch die Migrantenorganisationen und -vereine, die sich ehrenamtlich für Zugewanderte engagieren und über die unterschiedlichsten Ebenen wie Kultur, Sport, Bildung etc. Angebote zur Integration vorhalten. Ebenso sind Privatpersonen sowie Nachbarschaftstreffs, Gemeinden, Vereine etc. bei dem Spracherwerb für Geflüchtete engagiert, ohne dass sie an eine offizielle Stelle gemeldet werden. 27 Vgl. http://www.cafe-zuflucht.de/cafe-zuflucht.html (Stand: 15.08.2017). 28 Vgl. http://www.paez-aachen.de/psz.html (Stand: 15.08.2017). 29 Vgl. https://www.staedteregion-aachen.de/de/navigation/aemter/kommunales-integrationszentrum-a-46/handlungsfelder/netzwerk-integration/ (Stand: 15.08.2017). 30 Vgl. http://www.staedteregion-aachen-paritaet.de/content/e1892/MIGRATIONSFLYERRhleVersion6final.pdf (Stand: 15.08.2017). 31 Vgl. https://www.unserac.de/fileadmin/unserac/media/downloads/broschuere_1015a.pdf (Stand: 15.08.2017). 32 Vgl. http://www.sportinaachen.de/aktivitaeten/integration-durch-sport/ (Stand: 15.08.2017). 21 Integration in der Stadtverwaltung Aachen In der Stadtverwaltung Aachen sind diverse Fachbereiche mit dem Thema Integration beschäftigt. Im Fachbereich Wohnen, Soziales und Integration beschäftigen sich drei Abteilungen mit dem Thema: FB 56/200 (Hilfen bei Einkommendefiziten), FB 56/500 (Übergangswohnheime) und FB 56/600 mit der Integrationsbeauftragten, dem Kommunalen Integrationszentrum und der Nadelfabrik. Das Kommunale Integrationszentrum umfasst ein breites Angebot: •• Informationen und Sensibilisierung zum Thema Integration über Medienarbeit •• Ansprechpartner für Migranten und Migrantenorganisationen, Kontaktherstellung und -pflege •• Vernetzung von Migrantenselbstorganisationen Des Weiteren werden u.a. die Themen „Arbeitsmarktintegration von Geflüchteten“ und „Quartiersmanagement mit dem Schwerpunkt der Flüchtlingsintegration“ im Fachbereich Wohnen, Soziales und Integration bearbeitet, um die Integration in den Arbeitsmarkt, aber auch im Sozialraum zu stärken. Im Fachbereich Kinder, Jugend und Schule gibt es ein eigenes Sozialraumteam für die Unterbringung und •• Beratung und Begleitung von (Bildungs-)Einrichtungen Versorgung von unbegleiteten minderjährigen Geflüchteten. Zudem sind in der Schulsozialarbeit Stellen für die zur Interkulturellen Öffnung Betreuung der zugewanderten Kindern und Jugendlichen •• „Schule ohne Rassismus, Schule mit Courage“ geschaffen worden. Auch die Jugendberufshilfe hat •• Veranstaltungen und Qualifizierungen für Fachkräfte einen mit dem Projekt „Jugendsozialarbeit mit jungen und Ehrenamtler Flüchtlingen“ einen Fokus auf die Integration gelegt. •• Seiteneinsteigerberatung für schulpflichtige Kinder und Jugendliche •• Bildungserstberatung für Erwachsene33 zu folgenden Themen: Sprache, Berufsausbildung, Anerkennung Online-Plattform von ausländischen Abschlüssen, Einstieg in Arbeit •• Verwaltung von Fördermitteln für Mietzuschüsse für In Zusammenarbeit mit dem IT-Management der Stadt Migrantenvereine Aachen, dem IT-Dienstleister regio-IT sowie dem Daten•• Verwaltung von Fördermitteln für Projekte zur Integschutzbeauftragten der Stadt Aachen wird zurzeit unter ration. Koordination des KI eine Internetplattform entwickelt, auf der alle relevanten Akteure der Integrationsarbeit Die Integrationsbeauftragte hat folgende Aufgabenbesowie deren aktuelle Angebote veröffentlicht werden reiche: sollen, um die o.g. Vielfalt der Integrationsangebote abzubilden, den Fachleuten und der Öffentlichkeit eine •• Projektleitung zur Umsetzung des gesamtstädtischen Orientierung bei den unterschiedlichen Angeboten zu Integrationskonzeptes (Initiierung und Koordinierung bieten und gezielter in passende Maßnahmen zu vermitin konzeptionellen, strategischen und inhaltlichen teln. Außerdem findet eine enge Zusammenarbeit mit Angelegenheiten) dem International Office der RWTH Aachen und der Wirt•• Monitoring der Integration schaftsförderung der Stadt Aachen statt, da in Aachen •• Abstimmung von Maßnahmen und Angeboten im an der Internationalen Hochschule viele Studierende und Bereich Integration Gastdozenten aus dem Ausland beschäftigt sind bzw. •• Durchführung von Informations- und Fachveranstalstudieren. Es ist vorgesehen, für die Internetplattform tungen Angebote nach Oberbegriffen zu sortieren, um eine •• Zentrale Koordinierung von Planungen und Durchfüh- zielgerichtete und systematische Suche zu ermöglichen. rung integrationsfördernder Maßnahmen städtischer Diese Oberbegriffe sollen in Deutsch, Englisch, FranzöFachämter und -bereiche sisch, Polnisch, Türkisch, Arabisch, Russisch und Chine•• Festigung und Weiterentwicklung geschaffener sisch angeboten werden. Die notwendigen Vorarbeiten Kooperationsstrukturen der Agentur für Bildungserst- hierzu sind bereits abgeschlossen. beratung und Schaffung von Rahmenbedingungen zur Erweiterung der Beratungsangebote Es ist geplant, die Angebote der relevanten Akteure der •• Enge Kooperation mit dem Kommunalen IntegratiIntegrationsarbeit zu erheben und zu systematisieren. Es onszentrum wird mit bis zu 500 verschiedenen Einträgen gerechnet. •• Initiierung und Schaffung von Kooperationen zwischen Die Internetplattform soll so entwickelt werden, dass städtischen Einrichtungen und Fachbereichen der die Anbieter ihre Angebote selbst eingeben und pflegen RWTH und Fachhochschulen können. Erst nach Freigabe durch die zuständige Stelle •• Moderatorin des Arbeitskreises „Dialog der Religioim KI wird die Eingabe veröffentlicht. Eine Veröffentlinen“ chung der Plattform ist im Sommer 2018 geplant. •• Berichtswesen in städtischen Ausschüssen zum Stand der Integrationsarbeit 33 In Kooperation mit Migrationsberatungsstellen, Sprachkurzsträgern, Jobcenter und Ausländeramt 22 Zusammenfassung Aachen gehört zu den Städten mit einem hohen Anteil an Menschen mit Migrationshintergrund. Dies ist eine große Herausforderung. Die beschriebenen Strukturen der Beratung und Unterstützung zeigen, dass die Stadt hier schon ein hohes Potential hat: •• Eine große Anzahl unterschiedlichster Maßnahmen und Projekte zur Integrationsförderung werden initiiert und umgesetzt, •• Sowohl auf städtischer Ebene wie auch in der Städte­ Region gibt es eine Vielzahl von Arbeitskreisen und Netzwerken, die sich im weitesten Sinne mit dem Thema „Integration“ beschäftigen. Im Bereich der Integrationsförderung fehlt es von daher nicht an Akteuren, Netzwerken und Aktivitäten. Vielmehr bedarf es vor allem einer guten und zielorientierten Koordinierung dieser Akteure. Dies ist eine Herausforderung, um •• Integration als Querschnittsaufgabe in allen kommunalen Handlungsfeldern als Daueraufgabe zu implementieren, •• Transparenz herzustellen, •• die vorhandenen Strukturen und Netzwerke so miteinander zu verknüpfen, dass die Aktivitäten in den unterschiedlichen Handlungsfeldern gut aufeinander abgestimmt sind und zielorientiert umgesetzt werden, •• die vielfältigen lokalen Akteure aus Verwaltung, Zivilgesellschaft, Wissenschaft, Wirtschaft und Politik mit ihren divergierenden Rollen und Interessenlagen kontinuierlich in die umfangreich stattfindende Integrationsförderung einzubinden, die vorhandenen Kräfte zu bündeln und möglichst viele Synergieeffekte zu ermöglichen, •• alle Aachener Bürgerinnen und Bürger im Sinne der Aachener Haltung34 zu beteiligen. 34 Vgl. Kapitel 1. 23 Interkulturelle Öffnung Kontakte und Verbindungen Anerkennungskultur Ankommensstrukturen Zusammenleben im Quartier Brückenbauer 3. Themenfelder Die Umsetzung der Aachener Haltung in den Alltag der Aachener Bürgerinnen und Bürger erfolgt – wie in der Einleitung schon erläutert – durch vier Themenfelder. 3.1 Interkulturelle Öffnung Interkulturelle Öffnung35 ist ein bewusst gestalteter Lern-, Lehr und Veränderungsprozess in allen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens in Aachen. Institutionen und Organisationen, die für den Alltag der Menschen von besonderer Bedeutung sind, bauen ihre Zugangshindernisse ab und ermöglichen eine gleichberechtigte Teilhabe von Menschen mit unterschiedlichen Lebenswelten, Prägungen und Biografien. Die Aachener Haltung wird in diesem Handlungsfeld so umgesetzt, dass alle Menschen einen gleichberechtigten Zugang zum gesellschaftlichen Miteinander haben. Gleichermaßen geht es darum, Kontakte und Verbindungen aktiv herzustellen und zu stärken. Dies bezieht sich auch auf grenzüberschreitende Kontakte und die internationalen Partnerstädte. Interkulturelle Öffnung ist in diesem Sinne eine dauerhafte Aufgabe für alle Aachener Bürger und ihre gesellschaftlich relevanten Institutionen, Einrichtungen und Organisationen. Im Sinne einer Selbstverpflichtung sind die Verantwortlichen aus Politik, Verwaltung, Zivilgesellschaft und Wirtschaft eingeladen, sich an diesem Prozess zu beteiligen. Im Jahr 2008 unterzeichnete die Stadt die „Charta der Vielfalt“36 und verpflichtete sich damit zur interkulturellen Öffnung. Seither verfolgt sie das Ziel, ein vorurteilsfreies Arbeitsumfeld zu schaffen, bei dem alle Mitarbeitende Wertschätzung erfahren – unabhängig von Geschlecht, Nationalität, ethnischer Herkunft, Religion oder Weltanschauung, geistiger und /oder körperlicher Beeinträchtigung, Alter, sexueller Orientierung und Identität.37 Interkulturelle Öffnung ist ein bewusst gestalteter Organisationsentwicklungsprozess, durch den Zugangshindernisse systematisch abgebaut werden. Die Stadtverwaltung Aachen übernimmt damit eine Vorbildfunktion. Sie möchte in Kooperation mit den Inte- grationsagenturen der Wohlfahrtsverbände und Institutionen wie Hochschulen, Fachhochschulen, Regionalem Bildungsbüro, allgemeinbildenden Schulen, Vereinen und Wirtschaftsunternehmen dazu beitragen, dass sich die Teilhabechancen38 der Menschen in Aachen in den Bereichen Bildung, Wirtschaft, Freizeit, Kultur und Politik kontinuierlich verbessern. Dafür werden Strukturen geschaffen, die eine interkulturelle Öffnung in den verschiedensten gesellschaftlichen Bereichen unterstützen. Ein systematisches interkulturelles Personalmanagement trägt dazu bei, interkulturelle Potenziale zu erkennen, zu fördern und zu nutzen sowie die interkulturelle Kompetenz39 der Beschäftigten zu stärken. Interkulturelle Öffnung ist insbesondere im Hinblick auf die Einwanderer der zweiten und dritten Generation ein wichtiges Thema. Ihre Teilhabe sollte sich in allen Bereichen – sei es Bildung, Arbeit, Freizeit, Kultur, Politik oder gesellschaftliche Engagement – deutlich entsprechend ihres Bevölkerungsanteils abbilden. Zielsetzungen Interkulturelle Öffnung allgemein In Aachen führen unterschiedliche Organisationen, Institutionen, Unternehmen und Verbände im Sinne der „Charta der Vielfalt“ regelmäßig selbstverpflichtete Aktivitäten zur Förderung der interkulturellen Öffnung durch. •• Die Integrationsagenturen der Wohlfahrtsverbände, das Kommunale Integrationszentrum der Stadt Aachen und die Integrationsbeauftragte unterstützen die Organisationen, Institutionen, Unternehmen und Verbände bei Bedarf bei ihren Prozessen der interkulturellen Öffnung. •• Die für die interkulturelle Öffnung verantwortlichen Personen aus Organisationen, Institutionen, Unternehmen, Vereinen und Verbänden tauschen sich regelmäßig zum Stand der Interkulturellen Öffnung aus. Sie formulieren für sich regelmäßig Ziele zu ihrer Fortschreibung. Experten unterstützen sie in diesem Prozess. Die beteiligten Partnerinnen und Partner implementieren die interkulturelle Öffnung als festen Bestandteil ihrer Unternehmenskultur. 35 Interkulturelle Öffnung ist ein bewusst gestalteter Lern-, Lehr- und Veränderungsprozess in allen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens in Aachen. Vgl. dazu Anhang. 36 Die Charta der Vielfalt ist eine Initiative unter Schirmherrschaft der Bundeskanzlerin, um Vielfalt in Unternehmen und Institutionen fördern. Bisher haben bundesweit mehr als 2.250 Unternehmen und öffentliche Einrichtungen die Charta unterzeichnet. Eine Liste der Aachener Unterzeichnenden findet sich im Anhang. 37 Vgl. dazu die Definition der Kommunalen Gemeinschaftsstelle für Verwaltungsmanagement (KGSt), Interkulturelle Öffnung – In sieben Schritten zur Interkulturellen Öffnung der Verwaltung, KGSt-Materialen Nr. 5/2008, S.8. 38 Teilhabechance beschreibt, dass allen eine gleiche Handlungsfähigkeit ermöglicht wird. 39 Interkulturelle Kompetenz umfasst die Fähigkeit, mit Individuen und Gruppen anderer Kulturen erfolgreich und angemessen zu interagieren, im engeren Sinne die Fähigkeit zum beidseitig zufriedenstellenden Umgang mit Menschen unterschiedlicher kultureller Orientierung. 25 •• Die beteiligten Partnerinnen und Partner nutzen interne und externe Veranstaltungen ihrer jeweiligen Organisationseinheit, um die „Interkulturellen Sensibilisierung“ zu thematisieren. •• Die Daueraufgabe der Interkulturellen Öffnung aller Organisationen, Institutionen, Unternehmen, Vereine und Verbände wird regelmäßig evaluiert und weiterentwickelt. Interkulturelle Öffnung der Stadtverwaltung Die Stadtverwaltung Aachen verfügt über ein Gesamtkonzept zur interkulturellen Öffnung einschließlich eines interkulturellen Personalentwicklungskonzepts, in dem strategische Ziele und Aufgabenbereiche für den Prozess der interkulturellen Öffnung festgelegt sind. Sie übernimmt bei der Konkretisierung der Aachener Haltung im Alltagsleben eine Vorbildfunktion. •• Der Fachbereich Personal und Organisation legt eine Bestandsanalyse zum Ist-Zustand der interkulturellen Öffnung der Stadtverwaltung vor. Der Stand hinsichtlich der interkulturellen Öffnung der Stadtverwaltung wird regelmäßig im Personalbericht mitgeteilt.40 •• Die Mehrsprachigkeit der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wird systematisch erhoben. Im Arbeitsalltag und im Kundenkontakt werden Gelegenheiten gesucht und als Standards entwickelt, diese Sprachkompetenzen einzusetzen. •• Die Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträger sowie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus den unterschiedlichen Fachbereichen sind für die Ziele der interkulturellen Öffnung und den Abbau von Zugangsbarrieren im eigenen Organisationsbereich sensibilisiert. •• Die Stadtverwaltung Aachen führt weiterhin geeignete Angebote zur Förderung der interkulturellen Kompetenz ihrer Beschäftigten durch. Interkulturelle Öffnung als Strategie der Personal- und Organisationsentwicklung richtet sich insbesondere an Führungskräfte. Schärfung des Bewusstseins für interkulturelle Öffnung Das Kommunale Integrationszentrum und die Integrationsbeauftragte thematisieren regelmäßig, inwieweit die Maßnahmen der interkulturellen Öffnung das Bewusstsein der Bevölkerung für ein gelingendes Zusammenleben in Vielfalt im Sinne der Aachener Haltung geschärft haben. •• Das Kommunale Integrationszentrum und die Integrationsagenturen der Verbände initiieren regelmäßige Treffen zur Evaluation und Weiterentwicklung der Interkulturellen Öffnung der Stadtgesellschaft Aachens. Sie fördern den Erfahrungsaustausch und Wissenstransfer über gelungene oder misslungene Prozesse der interkulturellen Öffnung mit Organisationen, Institutionen, Unternehmen, Vereinen und Verbänden. •• In regelmäßigen Abständen wird auf der Grundlage des Integrationskonzeptes ein Integrationsplan erstellt. Er informiert über den Stand der interkulturellen Öffnung der Stadtgesellschaft Aachens. •• Die Bevölkerung ist für die Chancen von Vielfalt sensibilisiert. 40 Vgl. dazu die Anregungen der Kommunalen Gemeinschaftsstelle für Verwaltungsmanagement (KGSt), Interkulturelle Öffnung – In sieben Schritten zur Interkulturellen Öffnung der Verwaltung, KGSt-Materialen Nr. 5/2008. 26 3.2 Anerkennungskultur Anerkennungskultur wird vom BAMF als „die Anerkennung aller in Deutschland lebenden Menschen mit Migrationshintergrund durch die Aufnahmegesellschaft, wobei die Wertschätzung der Potenziale im Mittelpunkt steht“ verstanden.41 Um das eindimensionale Verständnis von „Willkommenskultur“ zu erweitern, wird der Begriff „Anerkennungskultur“ verwendet. Damit soll ausgedrückt werden, dass nicht nur die zeitlich eingeschränkten Phasen der tatsächlichen Einwanderung bzw. des Ankommens und der unmittelbar darauffolgenden sog. „Erstintegration“ im Fokus stehen, sondern eine langfristige Integration in allen Lebensbereichen gemeint ist. Der oftmals gut gemeinte Begriff „Willkommenskultur“ impliziert neben der kurzen Erstintegration zudem Wertungen und soziale Machtverhältnisse. Die Tatsache, dass jemand willkommen heißt und ein Gegenüber willkommen geheißen wird, kann bereits eine ungleiche Beziehung und somit ein Machtverhältnis definieren.42 Ein konkretes und positives Beispiel dieser gelebten Anerkennungskultur ist das hohe Engagement der Aachenerinnen und Aachener hinsichtlich einer breiten Unterstützung der Geflüchteten. Darüber hinaus gibt es viele migrantische und nichtmigrantische Initiativen und Organisationen, die sich für ein Zusammenleben in Vielfalt vor Ort einsetzen. Wichtig ist, dass sich die Anerkennungskultur nicht nur in „Willkommensinitiativen“ und dem ehrenamtlichen Engagement ausdrückt, sondern ebenfalls in der Verwaltung, in Bildungseinrichtungen, Wirtschaft sowie Politik etc. und somit gesamtgesellschaftlich wirksam ist. Dazu ist eine enge Vernetzung der verschiedenen Bereiche sowie des hauptamtlichen und ehrenamtlichen Engagements in Aachen geschaffen worden. Die Anerkennungskultur ist dementsprechend nicht ausschließlich als eine gesellschaftliche Haltung zu verstehen, sondern auch mit konkreten Handlungsstrategien verbunden. Neben der Förderung interkultureller Kompetenzen in zahlreichen Institutionen in Aachen und der Rücksichtnahme auf unterschiedliche religiöse Bedürfnisse im öffentlichen Leben stehen auch MaßZur Umsetzung einer Anerkennungskultur sind umfassende Ankommensstrukturen notwendig, die eine dauer- nahmen gegen Diskriminierung und Rassismus sowie hafte Inklusion von Geflüchteten in Aachen ermöglichen. die Anerkennung von Berufsqualifikationen aus dem Ausland und daraus resultierende BeschäftigungsverDazu wurden in Aachen unter anderem seit 2015 bestehältnisse im Fokus. hende professionelle Strukturen der Integrationsarbeit erweitert und somit Grundlagen geschaffen, die Geflüchteten eine langfristige Perspektive und gesellschaftliche Im Folgenden werden die Begriffe „Willkommenskultur“ Teilhabe ermöglichen sollen. Eine Anerkennungskultur und willkommende Institutionen verwendet. Sie beziehängt dabei immer auch von der Bereitschaft der Beteihen sich auf die ersten Schritte nach dem Ankommen ligten ab, gemeinsam konstruktive Ideen und Lösungen in Aachen und umfassen damit Maßnahmen der so für ein Zusammenleben zu schaffen. genannten Erstintegration. 41 Bundesamt für Migration und Flüchtlinge: Willkommens- und Anerkennungskultur. Handlungsempfehlungen und Praxisbeispiele Abschlussbericht Runder Tisch „Aufnahmegesellschaft“. Nürnberg 2013 https://www.bamf.de/SharedDocs/Anlagen/DE/Publikationen/Broschueren/abschlussbericht-runder-tisch-aufnahmegesellschaft.pdf?__blob=publicationFile (Stand: 24.10.2017). 42 Pavković, Gari: Anerkennungs und Willkommenskultur. Verständigung über die Prinzipien des guten Zusammenlebens. In: Landeshauptstadt Stuttgart Referat Soziales und gesellschaftliche Integration (Hrsg.): Kommunaler Qualitätszirkel zur Integrationspolitik. Begriffe der Einwanderungs- und Integrationspolitik. Reflexionen für die kommunale Praxis. Stuttgart 2017, 29 – 32. 27 Pädagogisches Zentrum e.V. Abbildung 11: Lotsenkreis Willkommens-Kultur Wirtschaftsförderung Stadt Aachen Akademisches Auslandsamt FH Aachen Integrations beauftragte Stadt Aachen Student Service Center FH Aachen Lotsenkreis Willkommens-Kultur Aachen Ausländeramt StädteRegion Aachen International Office RWTH Aachen Katholische Hochschulgemeinde Aachen Dual Career Office RWTH Aachen Kommunales IntegrationsZentrum Aachen Zielsetzungen Die ersten Schritte in Aachen: Die Willkommens­ kultur wird spürbar gestärkt 2014 haben Spitzenvertreterinnen und -vertreter der Stadt Aachen, der StädteRegion Aachen, der RWTH Aachen und der FH Aachen vereinbart, einen Expertenkreis zu installieren, der gemeinsam nach Möglichkeiten zur Stärkung der Willkommenskultur in Aachen sucht. Hierbei geht es um die Phase des Ankommens und der Erstintegration. Anfang September 2016 erhielten die Lotsen seitens der Leitungsebene der Stadt und StädteRegion Aachen, der RWTH Aachen und der FH Aachen breite Unterstützung und Zustimmung für eine gemeinsame Strategie zur Stärkung der Willkommenskultur in Aachen. Willkommende Lotsen43: Zugewanderte Menschen erleben die Willkommenskultur durch kompetente Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartner, die Vertrauen schaffen und bei Bedarf Brücken Heerlen & Euregionale Partner bauen. Seit 2014 tauschen sich die Beteiligten aus und erarbeiteten einen Dienstleistungskatalog mit Ansprechpersonen, der für alle Interessierten online sichtbar ist. Damit schaffen die Lotsen für alle Migrantinnen und Migranten eine schnelle Orientierung. Die Kompetenzlandkarte mit Ansprechpersonen und hinterlegtem Dienstleistungskatalog erhöht die Transparenz und schnelle Erreichbarkeit. Willkommende Organisationen: Neubürger treffen auf verständige Behörden und Organisationen, die mit unbekannten Situationen umzugehen wissen. Seit 2012 unterstützt der Newcomer Service der Stadt Aachen Unternehmen bei der Rekrutierung geeigneter Fachkräfte.44 •• Identifikation und Überwindung von strukturellen und rechtlichen Integrationshindernissen: Eine noch zu gründende Arbeitsgruppe nimmt Anfragen und Beschwerden zu strukturellen Barrieren, die eine Integration von Menschen mit Migrationsgeschichte 43 Der Begriff „willkommend“ existiert im deutschen nicht. Das Partizip „willkommenheißend“ wäre hier richtig. Dem Lotsenkreis ist eine Zustandsbeschreibung an dieser Stelle aber zu wenig. Er möchte aktiv werden und benutzt deshalb eine Verbform, wie sie im Englischen gebräuchlich ist (to welcome). 44 Seit 2016 ist im Rahmen einer Landesförderung die gesamte Region Aachen als Partner eingebunden. 28 erschweren, entgegen. Dabei stehen sie in laufendem Austausch untereinander und entwickeln Empfehlungen zur Überwindung der aufgezeigten Stolpersteine. •• Förderung interkultureller Handlungskompetenz Ziel ist es, das Abholen und Brückenbauen zu stärken und Verständnis innerhalb der Verwaltungs- und Organisationseinheiten für andere Kulturen zu fördern. Zur Realisierung dieses Zieles entwickelt der Lotsenkreis derzeit ein Konzept, welcher einerseits die bisherige Kommunikation in all seinen Formen kritisch überprüft und zweitens die Schulungsangebote der einzelnen Partner für den Lotsenkreis öffnet. Auch die bereits vorhandenen Dolmetscherangebote werden nach Möglichkeit geöffnet und erweitert. Willkommende Stadt und Region Aachen Aachen ist eine weltoffene und sympathische Stadt mit einer interessierten Bürgerschaft, in der man sich gerne heimisch fühlt. •• Regionale und überregionale Vernetzung: Der Dialog mit weiteren Akteuren in dem breiten Themengebiet der Willkommenskultur wird gesucht, um Möglichkeiten der Kooperationen auszuloten, Win-win-Entwicklungen zu fördern und Dopplungen, blinde Flecken etc. zu vermeiden. •• Nachhaltige Qualitätssicherung Willkommens­ kultur Neben einer starken Vernetzung mit lokalen und regionalen Partnern und einer engen Verzahnung mit bereits etablierten Konzepten muss die Möglichkeit der Mobilisierung von Drittmitteln für weiterführende Vorhaben geprüft werden. Und nicht zuletzt muss kritisch überprüft werden, inwiefern die Maßnahmen den Bedürfnissen und Wünschen der Zielgruppe gerecht werden beziehungsweise welche grundlegenden Rahmenbedingungen geschaffen werden müssen, um eine Willkommenskultur mit Modellcharakter zu schaffen. Das Benennen von Handlungsempfehlungen dient schließlich als eine Art Sprachrohr der Newcomer in Richtung Politik und Verwaltungsspitze, da die Lotsen als Ansprechpersonen der Newcomer ein direktes Bild der häufig und wiederkehrend genannten Wünsche und Vorschläge vermitteln können, deren Umsetzung jedoch auf einer höheren Ebene realisiert werden müssen. spielsweise über Sprache, Begegnungsmöglichkeiten, Kultur und Sport in Aachen. Die bisherige Bildungserstberatung ist entsprechend erweitert. Hierbei ist das Ehrenamt einzubeziehen. Neben einer persönlichen Beratung besteht die Möglichkeit, sich online zu informieren. •• Bei allen Programmen zu kulturellen, sportlichen und bildenden Angeboten der Stadt und der Wohlfahrtsverbände wird ersichtlich, welche Aktivitäten keine oder geringe Deutschkenntnisse erfordern. Ankommen in Aachen – Deutsche Sprache als Weg­ bereiter In Aachen ist die Mehrsprachigkeit anerkannt und systematisch gefördert. Das Erwerben von Deutschkenntnissen steht an erster Stelle, gleichzeitig wird aber das systematische Erlernen der Muttersprache in Wort und Schrift gefördert. •• Es werden individuelle und passgenaue Sprachkurse je nach Sprachniveau angeboten. Aspekte wie Kinderbetreuung, Intensivkurse, begleitende Kurse etc. werden dabei berücksichtigt. Dazu werden auch spezielle Projekte zur umfassenden und bedarfsgerechten Sprachförderung initiiert. •• Das Angebot der Sprachförderung in Aachen deckt die Sprachenvielfalt in Aachen ab. •• Es gibt einen Dolmetscherpool, der Verwaltungen, Arbeitgeberinnen und Arbeitgebern und Bürgerinnen und Bürgern gegen Entgeld zur Verfügung steht.45 •• Im Rahmen von Kooperationen zwischen Verwaltungs-, Sozial- und Wirtschaftsinstitutionen (z.B. zwischen der Bildungserstberatung der Stadt Aachen, der IHK, der HWK dem Pädagogischen Zentrum Aachen (e.V.), den Integrationskursträgern und dem Jobcenter) werden Fördermöglichkeiten von Sprachund Weiterbildungskursen im Rahmen von SGBII und SGBIII ausgelotet und in einfacher Sprache bzw. mehrsprachig dargestellt. Willkommenskultur wird in allen Teilbereichen der Gesellschaft etabliert Zugewanderte können zeitnah nach ihrer Ankunft an vielfältigen kulturellen, sportlichen und bildenden Angeboten und am öffentlichen Leben in der Stadt Aachen teilnehmen. Berufliches Ankommen Die Integration in den Arbeitsmarkt ist ein Schlüsselelement für eine Eingliederung in die Gesellschaft. Unternehmen der Region Aachen und wirtschaftliche Organisationen sind sich ihrer anerkennenden und integrierenden Wirkung bewusst und erhalten Unterstützung bei der interkulturellen Öffnung und Beschäftigung von Zugewanderten. Diese erfolgt über kommunale und institutionelle Partner. Sie unterstützen mit Informationen und Beratung, bei Qualifizierung, Vermittlung in Praktika, Ausbildung und Arbeitsaufnahme. •• Zugewanderte werden mit einem Gespräch zur Orientierung in Aachen empfangen. Es informiert bei- Für den Zugang zum Arbeits- und Ausbildungsmarkt sind viele Schritte erforderlich, bei denen eine enge Zusam- 45 Dieses Teilziel entspricht der Maßnahme 8 des „Lotsenkreises Newcomer Service“. Vgl. Maßnahme 8: Schaffung eines Dolmetscherpools in den Verwaltungen zur gegenseitigen Nutzung im Sinne eines Sprintpools. 29 menarbeit zwischen den verschiedenen Institutionen und Verbänden46 unverzichtbar ist. In Kooperation mit regionalen Unternehmen unterstützen Kommune und Institutionen vor Ort junge zugewanderte Menschen auf ihrem Weg in eine Ausbildung, um zukünftige Fachkräfte für die Wirtschaft zu gewinnen. Über eine zielgerichtete Netzwerkarbeit kooperieren Fachbereiche der Stadt Aachen und Akteure des Arbeitsmarktes mit dem Arbeitskreis Migration der Wohlfahrtsverbände der StädteRegion, mit zertifizierten Sprachkurs-, Bildungs- und Beschäftigungsträgern, den Hochschulen, Berufsschulen, den Migrantenorganisationen und Ehrenamtsnetzwerken, um Ressourcen zu bündeln, Synergien zu erzeugen und Transparenz zu gewährleisten. Die gute Kooperation mit der regionalen Wirtschaft spielt dabei eine entscheidende Rolle. Berücksichtigung von allen Lebensphasen Die unterschiedlichen Lebensphasen und Phasen der Migration werden in der Planung und Durchführung eigener Angebote zur Stärkung der Anerkennungs- und Willkommenskultur berücksichtigt und sind aufeinander abgestimmt. Bei der Planung von Angeboten für Menschen in verschiedenen Lebensphasen ist soweit wie möglich der migrationsspezifische Aspekt im Sinne kultursensibler oder migrationsspezifischer Bedürfnisse zu berücksichtigen. Das trifft zum Beispiel auf die im Kommunalen Integrationszentrum gebildete Integrationskette im Bereich der vorschulischen und schulischen Bildung zu, die von der frühen Förderung bis zum Übergang Schule/Beruf/Studium reicht. Hierbei sind die unterschiedlichen Auswirkungen auf die Geschlechter und die spezifischen Bedürfnisse von Familien zu beachten. Ein weiteres Beispiel ist der Bereich Pflege im Sinne einer kultursensiblen Pflege. Eine solche Integrationskette ist weiter auszubauen und bezieht nach dem Teilhabe- und Integrationsgesetz NRW sogar Bereiche wie Tod und Bestattung ein.47 Die ankommenden Menschen haben ihrerseits die Verpflichtung, sich um Verständigung und Verstehen zu bemühen und sich mit den Rahmenbedingungen dieser Gesellschaft konstruktiv auseinander zu setzen und teilzuhaben. Anerkennung von Vielfalt In Aachen wird Anerkennung von Vielfalt gelebt. Es ist eine gemeinsame, strategische und konzeptionelle Grundlage zur Gestaltung von nachhaltigen Integrationsprozessen und erfolgreichen Übergängen unter Einbezug von Integrationsrat, Ausländerbehörde, zivilgesellschaftlichen Initiativen, Vereinen und Migrantenorganisationen sowie weiterer Partnerinnen und Partnern – beispielsweise Unternehmen – entwickelt worden. Das Leben in einer multikulturellen Stadtgesellschaft birgt auch Konfliktpotential. Zur Lösung von Konflikten zwischen Bürgern und der Stadtverwaltung wird das Konflikt- und Beschwerdemanagement der Stadtverwaltung Aachens genutzt.48 Diese Clearingsstelle ist mit der Integrationsbeauftragten vernetzt. 46 Arbeitskreis Arbeitsmarkt: Stadt Aachen, Agentur für Arbeit Aachen-Düren, Jobcenter StädteRegion Aachen, Ausländeramt und Bildungsbüro der StädteRegion Aachen, DGB Region Süd-West, HWK Aachen, IHK Aachen in Kooperation mit Wirtschafts-, Handwerks- und Unternehmerverbänden, RWTH und FH Aachen sowie Wohlfahrtsverbänden. 47 Teilhabe- und Integrationsgesetz §2 (4). 48 Klärungsstelle Fachbereich Verwaltungsleitung. 30 3.3 Zusammenleben im Quartier49 Zielsetzungen Das Quartier ist das wohnraumnahe, räumlich zusammenhängende Lebensumfeld von Menschen mit einem homogenen sozialen Bezugssystem, in dem soziale Netzwerke entstehen, wohnraumbezogene Dienste nachgefragt und angeboten werden und die gesellschaftliche Teilhabe der Menschen vor Ort gestärkt wird. Es ist der Ort des Zusammenlebens, bei dem sowohl bauliche Kriterien als auch soziale, kulturelle und milieubedingte Faktoren eine Rolle spielen. Informationen bereitstellen Allgemeine Informationen über sozialräumliche Strukturen und Veränderungsprozesse in Aachen und über lokale Initiativen und Angebote sind transparent und öffentlich zugänglich. Die langjährigen Erfahrungen der Quartiersarbeit in Aachen haben gezeigt, dass es eine Vielzahl an hauptamtlichen und ehrenamtlichen Akteuren gibt, die zur Quartiersentwicklung beitragen50 und in diesem Zusammenhang auch Integrationsarbeit im Quartier leisten. Bürgerschaftliches Engagement ist oft im direkten Lebensumfeld der Engagierten verankert. So zeigte sich in jüngster Zeit, dass das vielfältige ehrenamtliche Engagement im Rahmen der Unterstützung geflüchteter Menschen oftmals einen klaren Quartiers- bzw. Nachbarschaftsbezug hat.51Das heißt: Vor allem die soziale Integration findet nicht irgendwo, sondern konkret vor Ort statt. Im Zusammenspiel der gesellschaftlichen Kräfte haben sich neben vielen guten Ansätzen sozialräumlicher Integrationsarbeit insbesondere die Etablierung von Stadtteilkonferenzen und Quartiersmanagements als nützlich und sinnvoll erwiesen, um die Quartiersaktivitäten zu bündeln und einen effektiven Austausch aller Akteure in der Quartiersentwicklung zu gewährleisten Es ist eine besondere Herausforderung der Zusammenarbeit im Quartier, sich gemeinsam darüber zu verständigen, wie Integrationsförderung vor Ort ganzheitlich gedacht und umgesetzt werden kann. •• Die Herausforderungen in den 14 Sozial- und 60 Lebensräumen52 in Aachen werden in den Blick genommen. Dabei werden Wohnraum- und Sozialentwicklung gemeinsam gedacht. Es wird aktuelles Datenmaterial, Sozialraumanalysen und Sozialraumplanung erarbeitet, gebündelt und kommuniziert (digital und analog). Sozialräumliche Handlungsempfehlungen zur Verbesserung der Integration sind zu entwickeln und im Zusammenwirken aller Akteure vor Ort umzusetzen. Dabei soll insbesondere das Potenzial bestehender Initiativen und Angebote entdeckt und geschöpft werden. Es werden auch solche Bezirke in den Blick genommen, die bisher nicht durch soziale Herausforderungen gekennzeichnet wurden. Auf die inklusive und barrierefreie Aufbereitung von Informationen (Mehrsprachigkeit, leichte Sprache) wird verstärkt Wert gelegt. Vernetzung und Zusammenarbeit von Akteuren Die Kommunikation der integrationsfördernden Akteure in den Quartieren ist träger-, zielgruppen- und institutionsübergreifend. •• Die Integrationsarbeit bezieht die vorhandenen Quartiersstrukturen wie beispielsweise Stadtteilkonferenzen oder Bezirksämter vor Ort ein. In möglichst allen 14 So­zialräumen finden Stadtteilkonferenzen statt und das Quartiersmanagement ist bedarfsgerecht auszubauen. Schließlich lebt das Quartier von der Beteiligung seiner •• Zur Stärkung der Quartiersarbeit soll das vom FachBewohnerinnen und Bewohnern. Umso wichtiger ist es bereich Wohnen, Soziales und Integration erarbeitete für die Gestaltung des Zusammenlebens vor Ort, die dort und politisch beschlossene Konzept zum Quartierslebenden Menschen möglichst frühzeitig in Prozesse management umgesetzt werden. Es zielt auf einen einzubinden und auch die Ressourcen von „Brückenquantitativen Ausbau und die qualitative Verbesbauern“ wie zum Beispiel Migrantenorganisationen und serung der Rahmenbedingungen für die Arbeit der ehrenamtlich tätigen Menschen zu nutzen. Quartiersmanagerinnen und Quartiersmanagern ab. Die Zusammensetzung der Stadtteilkonferenzen bildet Vor diesem Hintergrund ist eine Strategie nötig, die nach Möglichkeit alle relevanten Bereiche53 ab. verschiedene Schwerpunkte aufgreift, sie mit den Ideen der Aachener Haltung zum Zusammenleben in Vielfalt •• Integration wird als Querschnittsthema in den Stadtverknüpft und geeignete Handlungsansätze entwickelt. teilkonferenzen verankert. Die Integrationsagenturen, das Kommunale Integrationszentrum Aachen und die Integrationsbeauftragte sensibilisieren in den Quartieren für Integrationsprozesse. 49 Mit Quartier ist hier das wohnraumnahe und räumlich zusammenhängende Lebensumfeld mit sozialen Bezügen. 50 Siehe Konzept zum Quartiersmangagement http://ratsinfo.aachen.de/bi/___tmp/tmp/45081036994817369/994817369/00276909/09-Anlagen/01/ TOP11-Anlage1-KonzeptQuartiersmanagement.pdf (Stand 23.01.2018) 51 Vgl. dazu auch den Hinweis in dem Integrationsplan Aachen (für geflüchtete Menschen) Kapitel 1. 52 Vgl. dazu Zweiter Sozialentwicklungsplan, Demographische, sozio-ökonomische und soziale Perspektiven für die Aachener Quartiere, Aachen 2015, http://www.aachen.de/de/stadt_buerger/gesellschaft_soziales/sozialentwicklungsplan_neu/sozialentwicklungsplaene/sozial_ep_2015/ Zweiter_Sozialentwicklungsplan_Aachen_neu.pdf 53 Zum Beispiel Wohnen, Sport, Kultur, Freizeit, Bildung. 31 •• Alle im Viertel vorhandenen Akteure werden bei der Integrationsarbeit gezielt in den Blick genommen und im Sinne des Integrationskonzeptes einbezogen. Dazu zählen auch die ansässigen Geschäfte und niedergelassenen Ärzte, die Wohnungswirtschaft und die örtliche Polizei. •• Die Akteure im Sozialraum kooperieren mit den Migrantenorganisationen und wertschätzen ihre Funktion als „Brückenbauer“. Migrantenorganisationen bieten nach ihren Möglichkeiten Unterstützung und Beratung für Ratsuchende mit und ohne Migrationshintergrund. Quartiersidentität schaffen Die Einwohnerinnen und Einwohner identifizieren sich mit dem Quartier, in dem sie leben. Die Attraktivität der Quartiere ist für die dort lebenden Einwohnerinnen und Einwohner und für Außenstehende erhöht. •• Die Stadtverwaltung führt in Kooperation mit Partnerinnen und Partnern vor Ort eine bewusstseinsfördernde Öffentlichkeitsarbeit über die Quartiere in der Stadt Aachen durch. •• In einem partizipativen Beteiligungsprozess sind für die Quartiere Standards für ein Zusammenleben in Vielfalt zu erarbeiten. •• Die Expertise der vor Ort lebenden Menschen wird zur Weiterentwicklung der Angebote im Sozialraum genutzt. •• Im Stadtteil ansässige Vereine und Migrantenorganisationen stellen Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartner für Neubürgerinnen und Neubürger bereit (Tandems). •• Im Stadtviertel werden wichtige, noch nicht in der Quartiersentwicklung engagierte Akteure identifiziert und in die Weiterentwicklung der Sozialräume eingebunden. Die Expertise von Bewohnerinnen und Bewohner mit und ohne Migrationshintergrund wird durch Weiterbildungs- und Qualifizierungsangebote erhalten. Durch Vernetzungsmöglichkeiten und Austausch im Rahmen der Weiterbildung fließen veränderte Perspektiven in die Entwicklung der Quartiere ein. und Bürger mit dem eigenen Viertel ermöglichen. Die Menschen im Stadtteil werden gezielt angesprochen und aktiv eingeladen. Orte mit vielen Schnittstellen und Funktionen im Sozialraum, wie dies beispielsweise Wartezimmer oder das Kunstwerkstattmobil darstellen, werden als Informations- und Werbekanal für die angebotenen Veranstaltungen genutzt. Bürgerbeteiligung stärken Die gesellschaftliche Teilhabe und Bürgerbeteiligung der im Quartier lebenden Menschen ist erleichtert. •• Die Zusammenarbeit zwischen den zentralen hauptamtlichen und ehrenamtlichen Akteurinnen und Akteuren vor Ort ist koordiniert und aufeinander abgestimmt. •• Es werden niederschwellige formelle und informelle Netzwerke geschaffen, die auf vorhandene Strukturen aufbauen und die Entwicklung vertrauensvoller Beziehungen ermöglichen. •• Die Bewohnerinnen und Bewohner des Quartiers werden barrierefrei über neue Kommunikationswege (neue Medien, Internet und soziale Netzwerke) und niedrigschwellige Zugänge zur Teilhabe am gesellschaftlichen Leben in ihrem Viertel aufmerksam gemacht. Die niedrigschwelligen Angebote und Kommunikationsplattformen ermöglichen, dass sich alle Einwohnerinnen und Einwohner beteiligen können. •• Die Lebenswirklichkeit der Einwohnerinnen und Einwohner fließt durch geeignete Beteiligung von „Türöffnern“ ein. Dies sind aktive Bürgerinnen und Bürger des Viertels, Paten, Mentoren, Mitglieder von Migrantenorganisationen und/oder Mulitplikatorinnen und Multiplikatoren mit Migrationshintergrund. Angebote und Projekte weiterentwickeln. Die Angebote und Projekte in den Quartieren sind flächendeckend und inklusiv ausgerichtet. Sie beziehen alle gesellschaftlichen Gruppen ein. •• Die Bedürfnisse und kulturelle Vielfalt der Einwohnerinnen und Einwohner sind bei der Gestaltung lokaler Angebote und Dienste berücksichtigt. •• Alle interessierten Akteure sind über die Möglichkeit von Projektbeantragungen informiert. •• Es werden leicht zugängliche Angebote, die eine Identifikation der Bürgerinnen und Bürger mit dem eigenen •• Die Angebote und Projekte werden von verschiedenen Viertel ermöglichen, weiterentwickelt. Dazu zählen gesellschaftlichen Gruppen mit und ohne Migrationsbeispielsweise Erkundungen im Stadtteil, Stadtteilhintergrund genutzt. feste, kulturelle oder sportliche Veranstaltungen. Dies sind Angebote, die eine Identifikation der Bürgerinnen 32 3.4 Gesellschaftliches Engagement und Teilhabe54 Die vielfältigen Migrantenorganisationen haben einen besonderen Stellenwert im Bereich der sozialen, kulturellen, sportlichen, religiösen oder politischen IntegIn Aachen sind viele Menschen mit und ohne Migrations- ration in Aachen. Sie leisten zum Teil schon über viele Jahre eine wichtige Arbeit. Eine politische Teilhabe an hintergrund in unterschiedlichsten Aufgabenfeldern akkommunalen Entscheidungsprozessen in Aachen erlantiv. Gesellschaftliches Engagement55 findet in Vereinen, gen die Migrantinnen und Migranten über die Wahl des Migrantenorganisationen, Kirchen, ReligionsgemeinIntegrationsrates.57 schaften, Betrieben und Verbänden in Zusammenarbeit mit kommunalen Stellen oder auch selbstorganisiert und autonom statt. Innerhalb des bürgerschaftlichen Engagements hat es in den letzten Jahren einen kulturellen Wandel gegeben. Neben dem „traditionellen Ehrenamt“ in Vereinen und Für die Stadt Aachen hat dieses Thema schon länger eine gewichtige Bedeutung. Auf Initiative des Aachener verbandlichen Gruppierungen gibt es zunehmend vielfältigere und punktuelle Formen des zivilgesellschaftOberbürgermeisters Marcel Philipp gründete sich 2010 lichen Engagements. Dieses erwies sich gerade in der ein Beirat für Vereine, Ehrenamt und bürgerschaftliches Unterstützung der Geflüchtete als ein großes Potential. Engagement.56 Der Rat der Stadt Aachen verabschieProjektorientiert, selbstorganisiert – häufig unter Eindete Leitlinien zur Förderung des Ehrenamtes und des bürgerschaftlichen Engagements. Der erklärte politische bindung der neuen Medien – suchen sich immer mehr Wille, die Menschen in ihren ehrenamtlichen Leistungen Menschen Aufgaben, die sie als notwendig erachten. anzuerkennen und wertzuschätzen, findet Eingang in die Neben dieser Vielzahl an organisiertem, projektorienLeitlinien und Ziele des vorliegenden Integrationskonzeptes. tiertem und selbstorganisiertem Engagement gibt es insbesondere innerhalb der Migrantencommunities ein Während des Zuzugs von Geflüchteten im Jahre 2015 hat großes soziales Engagement. Diese Solidaritätspotentiale in Familien und Verwandtschaftsnetzwerken und die Aachener Bevölkerung diese Menschen tatkräftig darauf gegründete Formen der Selbsthilfe werden kaum unterstützt. In vielen Familien sind noch die eigenen Fluchterfahrungen sehr präsent und motivieren zu einem wahrgenommen. Es wird oftmals in diesen Bereichen Engagement in der Flüchtlingsunterstützung. Das gesell- als kulturelles Selbstverständnis aufgefasst und von schaftliche Engagement in Bezug auf die ankommenden den einzelnen Menschen nicht im klassischen Sinne als ehrenamtliches Engagement definiert. Geflüchteten wird als Beispiel für die Arbeit bezüglich anderer Zielgruppen betrachtet. Hier werden HerausforIntegration ist als gesamtgesellschaftliche Aufgabe derungen und Chancen von Engagement und Teilhabe immer ein gemeinsamer Prozess von institutionellen deutlich. Diese Erfahrungen werden im Sinne eines inklusiven Gemeinwesens auf andere Gruppen übertragen. Maßnahmen und bürgerschaftlichem Engagement. Bildung, Teilhabe und gesellschaftliches Engagement sind wichtige Voraussetzungen für ein vielfältiges und gleichberechtigtes Miteinander in Aachen. 54 Definition: Als Teilhabe wird in diesem Zusammenhang die Chancengleichheit und -gerechtigkeit bezeichnet, unabhängig von der eigenen Herkunft sowie den soziokulturellen Bedingungen. Sie steht für die Möglichkeit zur Potenzialentfaltung, den Abbau von Diskriminierung und Barrieren in unterschiedlichen Handlungsfeldern, wie zum Beispiel Bildung, Elternbildung, Arbeit, Wohnen, Mobilität, Sport, Gesundheit oder Kultur. 55 Gesellschaftliches Engagement wird als freiwillig, nicht gewinnorientiert, auf das Gemeinwohl bezogen sowie am Grundgesetz orientiert verstanden und findet im öffentlichen Raum statt. Es kann staatliche Aufgaben ergänzen und unterstützen, sie aber nicht ersetzen. 56 Vgl. http://www.aachen.de/DE/stadt_buerger/gesellschaft_ soziales/ehrenamt/. 57 Der Integrationsrat ist ein wichtiger Bestandteil der Integrationspolitik des Landes Nordrhein-Westfalen. Durch ihn wird den hier lebenden Migrantinnen und Migranten die politische Partizipation ermöglicht. Der Integrationsrat vertritt ihre Interessen auf kommunaler Ebene, insbesondere bezogen auf ihre rechtlichen, sozialen, beruflichen oder wirtschaftlichen Probleme, die der Integrationsrat thematisiert und bei den entsprechenden Stellen einbringt. Vgl. dazu http://www.aachen.de/de/stadt_buerger/gesellschaft_soziales/integration/integrationsrat/index. html. 33 Zielsetzungen Enge Kooperation In Aachen gibt es im Rahmen des bürgerschaftlichen Engagements eine enge und gut funktionierende Kooperation zwischen den vielfältigen migrantischen und nichtmigrantischen Organisationen, Verbänden, Vereinen und Initiativen der Zivilgesellschaft und den zuständigen kommunalen Stellen58. Die wechselseitige interkulturelle Öffnung ist ein erklärtes Ziel.59 •• Das Büro für Ehrenamt60 fungiert als „Hauptknotenpunkt“. Netzwerkartig sind weitere beratende, koordinierende und vermittelnde Akteure als „Knotenpunkte“ um diesen „Hauptknotenpunkt“ angeordnet. Die verschiedenen Möglichkeiten, als engagementinteressierter Mensch in Kontakt mit den Organisationen zu kommen, sind bekannt und barrierefrei zugänglich. •• Bei der Kooperation zwischen Verwaltung und Zivilgesellschaft werden folgende Grundsätze beachtet: Der Dialog erfolgt auf Augenhöhe. Die beteiligten Personen haben eine wertschätzende Haltung gegenüber Menschen mit und ohne Migrationshintergrund. Die Ansprache erfolgt in leichter, motivierender und bürgerfreundlicher Sprache. Es gibt feste Ansprechpersonen, die für die engagierten Bürgerinnen und Bürger gut erreichbar sind. •• Durch geeignete Maßnahmen wird das Interesse für ehrenamtliches oder zivilgesellschaftliches Engagement bei Menschen mit und ohne Migrationshintergrund systematisch gefördert.61 Kontinuierlicher Dialog Es gibt einen kontinuierlichen und systematischen Dialog zwischen den Menschen, die professionell in der Verwaltung und den Verbänden für das ehrenamtliche Engagement zuständig sind und den politischen Vertreterinnen und Vertretern. Auf diese Weise werden die politischen Vertreterinnen und Vertreter kontinuierlich über die Wirkungen der gut funktionierenden ehrenamtlichen Landschaft informiert. Die integrierende Funktion des gesellschaftlichen Engagements und der Teilhabe wird wertgeschätzt und gestützt. •• Engagementförderung wird von der Politik als wichtiger Standortfaktor und Zukunftsthema betrachtet und unterstützt. •• Regelmäßige öffentlichkeitswirksame Veranstaltungen in den Stadtvierteln sensibilisieren für die Bedeutung des bürgerschaftlichen Engagements von Menschen mit und ohne Migrationshintergrund in Aachen. Qualifizierung Zur Steigerung der Qualität ehrenamtlicher Arbeit liegt ein Qualifizierungskonzept (Aktivierung, Information, Sensibilisierung, Qualifizierung) vor. Im Rahmen der Unterstützung von Geflüchteten werden schon Konzepte umgesetzt, um die engagierten Menschen ausreichend zu begleiten. Dies ist ein Vorbild für ein umfassendes Qualifizierungskonzept. Dazu gehört eine systematische Begleitung, Beratung und auch Angebote zur Supervision. •• Es wird regelmäßig eine Bestandsaufnahme bezüglich bestehender Qualifikationsangebote für Ehrenamt­ liche durchgeführt. Ehrenamtliche wissen, an wen sie •• Ein Netzwerk der Migrantenorganisationen ist etabsich wenden bzw. an wen sie weitervermitteln könliert. Migrantenorganisationen selbst und ihre Position nen. Ehrenamtliche erhalten Unterstützung darin, sich in der Aachener Engagementlandschaft sind dadurch über aktuelle Gesetzeslagen und über die formalen gestärkt. Durch Projektförderung stehen die notwenZuständigkeiten der Hauptamtlichen zu informieren. digen Ressourcen zur Verfügung Verantwortliche: Sie wissen um die eigenen Grenzen ihrer EinsatzmögMigrantenorganisationen, Arbeitsplattform Migration, lichkeiten. Kommunales Integrationszentrum. •• Unterschiedliche Formen des ehrenamtlichen oder zivilgesellschaftlichen Engagements stehen in Aachen gleichberechtigt nebeneinander. •• Es stehen klar definierte Ressourcen (Personal, Budget) für die Engagementförderung zur Verfügung. 58 59 60 61 34 •• Es gibt einen kontinuierlichen Austausch zwischen Haupt- und Ehrenamtlichen. Das Spannungsfeld zwischen den unterschiedlichen Handlungslogiken und das Konfliktpotenzial wird anerkannt und produktiv genutzt. U. a. Büro für Ehrenamt und Kommunales Integrationszentrum. Vgl. Kapitel 4.1, Interkulturelle Öffnung, Leitziel 1. Stadt Aachen, Fachbereich Verwaltungsleitung (FB01) Vgl. http://www.aachen.de/DE/stadt_buerger/gesellschaft_soziales/integration/sport_integration. Stand 2.11.2017. Digitale Darstellung des Ehrenamtes Die Angebote und die Landschaft ehrenamtlichen Engagements sind auf einer digitalen Plattform gut sichtbar und für die Bürgerinnen und Bürger niedrigschwellig zu kontaktieren. Die Dynamik des Feldes wird als Chance betrachtet. Es wird kein Anspruch auf Vollständigkeit erhoben. Die geografische Übersicht über ehrenamtliches Engagement in Aachen ist gesichert und ausgebaut.62 •• Die „Stellenbörse Ehrenamt“ wird ausgebaut, z.B. durch eine Suchmaske, die Bürgerinnen und Bürger passgenaue Angebote für ehrenamtliches Engagement ermöglicht. Die Verantwortung liegt bei der Stadt Aachen (vgl. auch Vereinsdatenbank). Stärkung der Migrantenorganisationen Migrantenorganisationen haben sich über Jahrzehnte als stabilisierender Faktor für die Entwicklung der Einwanderungsgesellschaft Aachens erwiesen. Sie differenzieren sich nach Herkunft, Zielsetzungen, Größe, Selbstverständnis und regionalem Herkunftskontext. In ihrer Heterogenität eint sie, dass sie den Mitgliedern als Interessenvertretung dienen. Dieser Funktion wird Rechnung getragen, indem die politische und gesellschaftliche Partizipation gestärkt wird. •• Zusammenschlüsse von Migrantenorganisationen und Religionsgemeinschaften mit vergleichbaren Zielen bündeln Ressourcen. Sie erhöhen ihren politischen Einfluss und können öffentlichkeitswirksamer agieren. Best-Practice-Beispiele: Dialog der Religionen. In dem Zusammenschluss von über zwanzig Mitgliedern der verschiedensten Religionen haben auch kleine Gemeinschaften ihren Platz und können ihre Wirksamkeit entfalten. •• Die Migrantenorganisationen haben über Jahrzehnte immer wieder gute Projektideen entwickelt, die entsprechend mit Projektmitteln zeitlich begrenzt finanziert wurden. Ihrer stabilisierenden Funktion wird Rechnung getragen, indem tragfähige und gute Projektideen soweit möglich dauerhaft institutionalisiert werden. •• Integration wird durch Zusammenarbeit und Freundschaften gefördert. Eine Möglichkeit zur Zusammenarbeit von Menschen mit dem Ziel etwas gemeinsam zu organisieren ist der Tag der Integration, der ursprünglich als Fest der Nationen begann und mittlerweile ein Markenzeichen der Toleranz und Weltoffenheit Aachens geworden ist. Der Tag der Integration ist ein überwiegend ehrenamtlich geplantes Bürgerfest von mehr als 200 Organisationen. Der Integrationsrat beschloss, den Tag der Integration zu stärken und konzeptionell weiterzuentwickeln. 62 Derzeit gibt es eine digitale Plattform mit geografischer Übersicht über ehrenamtliches Engagement in Aachen. Es wird durch die KathyBeys-Stiftung gefördert. Vgl. www.unserac.de. Die Vereine und Initiativen tragen sich dort selbst ein. Ihr Fortbestand ist derzeit nicht gesichert. 35 Arbeit und Weiterbildung Sprache und Bildung Wohnen und Sozialplanung Sport Gesundheit Kultur Religion Sicherheit Öffentlichkeitsarbeit und Presse 4. Handlungsfelder Seit dem Nationalen Integrationsplan aus dem Jahr 2007, einer Initiative des Bundes, der Länder, der Kommunen und der Bürgergesellschaft63 werden Handlungsfelder der Integrationspolitik auf den verschiedenen Ebenen politischen Handelns identifiziert. Die Steuerungsgruppe Integration im Querschnitt64 definierte für die Stadt Aachen neun politische Handlungsfelder, um die Inte­ gration zu fördern.65 In dem nun beginnenden zweiten partizipativen Prozess wurden im Laufe des Jahres 2017 Fachgespräche zu den Handlungsfeldern organisiert. Eine inhaltlich verantwortliche Person aus der Verwaltung benannte gemeinsam mit der Integrationsbeauftragten und der Leiterin des kommunalen Integrationszentrums relevante Akteure der städtischen Gesellschaft zu dem jeweiligen Handlungsfeld. Gleichzeitig wurden immer Vertreterinnen und Vertreter der vier Themenfelder zu den Fachgesprächen eingeladen, um die beiden Partizipationsprozesse inhaltlich miteinander zu verschränken. Je nach Handlungsfeld wurden die politischen Vertreterinnen und Vertreter der städtischen Ausschüsse, Vertreterinnen und Vertreter des Integrationsrates sowie Migrantenorganisationen eingeladen. Damit konnte für jedes einzelne Handlungsfeld eine Auswahl an Fachexpertinnen und Fachexperten und Vertreterinnen und Vertretern der Aachener Bürgergesellschaft gewonnen werden. Zwischen zwanzig und vierzig Personen beteiligten sich pro Fachgespräch. Die Teilnehmenden beschrieben Problemstellungen und Herausforderungen und fanden gemeinsam Ansätze, um die Möglichkeiten der Teilhabe für Menschen mit Zuwanderungsgeschichte zu verbessern. Die Fachgespräche wurden durch leitende Fragestellungen auf die Handlungsmöglichkeiten von Politik und Verwaltung in Aachen fokussiert. So war die wichtigste Frage immer, welche Maßnahmen in den einzelnen politischen Handlungsfeldern notwendig sind, um die Integration zu befördern. Im Folgenden werden die Handlungsfelder beschrieben, die jeweilige Ausgangslage dokumentiert und die Maßnahmen ausführlich beschrieben. Eine Zusammenfassung und Übersicht über die gesamten Maßnahmen befindet sich im Anhang. Handlungsfelder und Fachgespräche Datum Arbeit / Weiterbildung 15.03./14.07.2017 Sprache / Bildung 04.12.2017 Wohnen / Sozialplanung 28.03.2017 Sport 18.03.2017 Gesundheit 15.11.2017 Kultur 19.09.2017 Religion 08.11.2017 Sicherheit / Rassismus / Extremismus 16.11.2017 Öffentlichkeitsarbeit / Presse 05.09.2017 Abbildung 12: Überblick über Handlungsfelder und Fachgespräche 63 Vgl. Bundeszentrale für politische Bildung, Info 05.10 Nationaler Integrationsplan, http://www.bpb.de/lernen/grafstat/projekt-integration/ 134609/info-05-10-nationaler-integrationsplan. 64 Vgl. Kapitel 1. 65 Steuerungsgruppe „Integration im Querschnitt, 1.12.2016. 37 4.1 Arbeit und Weiterbildung Das Ziel einer friedlichen Zivilgesellschaft ist untrennbar mit einer gerechten Beteiligung an Arbeit und Wirtschaft sowie Weiterbildung verbunden. Deutschkenntnisse, Ausbildung, Qualifizierung und Arbeit sind nach wie vor wesentliche Voraussetzungen für eine erfolgreiche Integration von zugewanderten Menschen. Arbeit nimmt unbestritten eine Schlüsselstellung ein. Wir als Stadt Aachen setzen uns dafür ein, dass alle rechtlichen Möglichkeiten bezüglich des Zugangs zum Arbeitsmarkt (Arbeit, Ausbildung, Weiterbildung, Sprachbildung) ausgeschöpft und Betroffene aktiv unterstützt werden. Qualifizierte und hochqualifizierte Beschäftigte mit Migrationshintergrund im öffentlichen Nahverkehr, im Gesundheits- und Sozialwesen, im Handel, in Produktion, in Landwirtschaft, im Hotel- und Gaststättengewerbe, in öffentlichen und institutionellen Verwaltungen, Schulen- und Hochschulen sind selbstverständlicher Teil unser (Arbeits-)Gesellschaft. Sie sind inzwischen in allen Wirtschaftsbereichen sowie in kommunalen und institutionellen Einrichtungen zu einem stabilen Bestandteil der hiesigen Erwerbsbevölkerung geworden. Die Menschen leisten als Beschäftigte Beiträge in die Sozialversicherungssysteme, gestalten mit ihrem kulturellen Hintergrund Arbeitsprozesse und prägen das wirtschaftliche und kulturelle Zusammenleben vor Ort. Deutlich spürbar in der Unternehmenslandschaft sind zunehmend mehr Unternehmensgründungen von Menschen mit Migrationshintergrund. Über ihre Waren und Dienstleistungen entstehen neue Arbeitsverhältnisse. So ist die Zahl geschaffener Arbeitsplätze in Deutschland von 2005 bis 2014 von 947.000 auf 1,3 Millionen gestiegen. Knapp die Hälfte der Selbstständigen ist im Dienstleistungsbereich außerhalb von Handel und Gastronomie tätig66. Migrantenunternehmen beschäftigen in überdurchschnittlichem Maß sozial Benachteiligte. Die Wirtschaft profitiert von ihren Unternehmensgründungen. Sie schaffen Jobs und öffnen Wege der Integration. Die RWTH und die FH Aachen bilden hochkarätige Fachkräfte aus. Deutsche Unternehmen sind auf qualifizierte Fachkräfte dringend angewiesen, um innovationsfähig zu bleiben und im globalen Wettbewerb bestehen zu können. Ausländischen Hochschulabsolventen mit Abschlüssen im MINT-Bereich67 bieten sich daher sehr gute Chancen auf dem deutschen Arbeitsmarkt. Dokumentation der aktuellen Situation im Arbeitsmarkt Die Zuwanderung hat in den letzten Jahren deutlich zugenommen. Die Menschen sehen aus unterschiedlichen Gründen in Deutschland eine berufliche Perspektive. Unabhängig vom Grund der Zuwanderung sollen sich Engagement und Leistung auszahlen. Es besteht hinsichtlich des Arbeitsmarktzugangs ein grundsätzlicher Unterschied zwischen Arbeits- und Fluchtmigration. Arbeitsmigrantinnen und -migranten können die Migration planen und die Chancen in den Arbeitsmarkt im Aufnahmeland mit ihrem Qualifikationsprofil abgleichen. Zahlreiche Menschen suchen als Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, Fachkräfte oder Selbständige eine berufliche Perspektive. Vor allem junge Menschen wollen insbesondere auch in Aachen studieren. Arbeitsmigration führt deshalb zu einer schnelleren Arbeitsmarktinte­ gration als Fluchtmigration. 66 Vgl. Inklusives Wachstum für Deutschland 5: Migrantenunternehmen in Deutschland zwischen 2005 und 2014, Bertelsmann Stiftung (Hrsg.), 2016, S. 21. 67 Kurzfassung für die Fächer Mathematik, Ingenieurwissenschaften, Naturwissenschaften und Technik. 38 Die Arbeitsmarktintegration von Geflüchteten aus Kriegs- und Krisenländern wird nach den Erfahrungen der Vergangenheit mehrere Jahre dauern. Unternehmensbefragungen zeigen, dass neben fehlenden Deutschkenntnissen und fachlichen Qualifikationen auch häufig anfängliche Probleme mit der deutschen Arbeitsmentalität eine Rolle spielen. Gleichzeitig machen immer mehr Unternehmen positive Erfahrungen mit der Beschäftigung von Geflüchteten.68 Neben der Fluchtmigration haben Zuwanderungen aus den neueren osteuropäischen EU-Mitgliedsstaaten, den so genannten GIPS-Staaten (Griechenland, Italien, Portugal und Spanien) sowie aus den nichteuropäischen Asylherkunftsländern Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt. Insgesamt tragen ausländische Beschäftigte einen großen Teil zum Beschäftigungsaufbau in Deutschland bei. Die Erwerbstätigenquote der zugewanderten Menschen ist in den letzten Jahren leicht gestiegen. Das Institut für Arbeitsmarktforschung (IAB) bestätigt die positive Arbeitsmarktentwicklung. Der Trend zu steigender Beschäftigungs- und sinkender Arbeitslosenquote setze sich fort.69 (Abbildung 13) Herausforderungen Neben der aufgeführten positiven Entwicklung führte die Zuwanderung zu mehr Arbeitslosen und Leistungsempfängern aus den genannten Ländern. Ursächlich entscheidend für einen gelingenden Zugang zum Arbeitsmarkt ist die gegebene Qualifikations- und Altersstruktur der ausländischen Menschen bzw. der Menschen mit Flucht- und Migrationshintergrund. In der Regel bieten sich erst mit einem gelungenen Einstieg in eine qualifizierte Tätigkeit längerfristig gute erwerbsund Karriereperspektiven in Deutschland. Nach Ergebnissen des Mikrozensus 2016 unterscheidet sich die Gruppe der Personen mit Migrationshintergrund hinsichtlich ihrer Bildungsbeteiligung deutlich von jenen ohne Migrationshintergrund: 13,5% haben keinen allgemeinen Schulabschluss, 38,8% keinen berufsqualifizierenden Abschluss (Personen ohne Migrationshintergrund: 1,8% bzw. 14,1%). Diejenigen, die sich noch in schulischer und beruflicher Ausbildung befinden, bleiben unberücksichtigt. Menschen mit Migrationshintergrund im Alter von 25 bis 65 Jahren sind häufiger erwerbslos Abbildung 13: Arbeitsmarktindikatoren nach Staatsangehörigkeitsgruppen bundesweit August 2017, in Prozent, Veränderungen zum Vorjahresmonat in %-punkten in Klammern 100 % 90 % 80 % 70 % 66,7 (+1,4) 60 % 54,4 (+1,7) 47,3 (+2,5) 50 % 63,1 (+22,6) 47,4 (-6,1) 40 % 30 % 20 % 10 % 0% 6,6 (-0,5) Insgesamt 21,3 14,5 (+3,2) (-0,7) Ausländer 8,2 (-0,8) EU-28 10,8 (-0,6) 22,0 (+6,9) 54,1 (+5,6) 18,0 18,0 (-2,4) (+0,1) Quelle: Berichte: Arbeitsmarkt kompakt, Fluchtmigration, 11/ 2017, S. 7 Beschäftigungsquote Arbeitslosenquote Kriegs- und Krisenländer Balkan SGB-II-Hilfequote Hinweis: Die Daten zur Berechnung der SGB-II-Hilfequote legen derzeit nur bis August 2017 vor. Aus Gründen der Vergleichbarkeit werden deswegen alle Quoten ebenfalls für den Monat August 2017 angezeigt. Siehe auch Hinweise unter Tabelle 1 68 Vgl. Kompetenzzentrum Fachkräftesicherung (KOFA), Engagement von Unternehmen bei der Integration von Flüchtlingen: Erfahrungen, Hemmnisse und Anreize, KOFA-Studie 1/2017. 69 Vgl. IAB Zuwanderungsmonitor 11/2017, S. 5 und 6. 39 Abbildung 14: 70 Entwicklung des Arbeitsmarktes bundesweit + 426.000 (+2 %) 400.000 +318.000 (+ 11 %) 350.000 300.000 + 270.000 (+123 %) + 246.000 (+22 %) 250.000 200.000 +150.000 (+ 17 %) 150.000 100.000 +47.000 (+ 7 %) 50.000 0 +2.000 (+ 2 %) + 10.000 (+5 %) +66.000 +42.000 (+ 54 %) (+ 47 %) - 150.000 – 172.000 (- 6 %) ** Afghanistan, Eritrea, Irak, Iran, Nigeria, Pakistan, Somalia, Syrien – 231.000 (-10%) Deutsche Ausländer als jene ohne (6,6 % gegenüber 3,2% aller Erwerbspersonen) oder gehen ausschließlich einer geringfügigen 70 Beschäftigung nach, zum Beispiel einem Minijob (9,7 % gegenüber 5,9 % aller Erwerbstätigen)71. Die Ursachen für die aufgeführten Daten sind komplex. Als Gründe einer überdurchschnittlich hohen Arbeitslosigkeit von Personen mit Flucht- und Migrationshintergrund und dem daraus resultierenden überdurchschnittlich hohen Bezug von Transferleistungen (Abbildung 14) sind zu nennen: •• Defizite in der deutschen Sprache, •• nicht anerkannte im Ausland erworbene Schul- und Berufsabschlüsse, EU-Osterweiterung* Nichteuropäische Asylherkunftsländer** •• geringe schulische oder berufliche Qualifikationen, insbesondere mit Blick auf •• gestiegene Qualifikationsanforderungen des Arbeitsmarktes, •• Beratungs- und Informationsdefizite in Arbeitsmarktfragen, •• fehlende Netzwerke. Weitere Ursachen liegen oftmals in einem geringen Selbstbewusstsein der Menschen oder beruhen auf mangelnder Mitwirkung. Auf Seiten der Mehrheitsgesellschaft spielen häufig Defizite im Umgang mit Menschen mit Flucht- und Migrationshintergrund und Vorurteile eine Rolle. 70 In der Arbeitslosenstatistik können geflüchtete Menschen erst seit 06/2016, in der Grundsicherung für Arbeitsuchende seit 09/2016 ausgewiesen werden. Zuwanderer im Allgemeinen können dagegen nicht erkannt werden. Die Staatsangehörigkeit der Beschäftigten sowie der bei der BA und den Jobcentern gemeldeten Menschen ist bekannt. Die Zahlen der Beschäftigten, Arbeitslosen und SGB II-Leistungsberechtigten dürfen aber nicht mit der unbekannten Zahl der zuletzt Eingewanderten gleichgesetzt werden. In den absoluten Zahlen sind auch Personen enthalten, die seit längerem in Deutschland leben. Entscheidend sind Veränderungen in den Zeitreihen, die plausibel im Zusammenhang mit der aktuellen Migration gesehen werden können. Vgl. Bundesagentur für Arbeit, Arbeitsmarkt kompakt, S. 7. 71 Vgl. Statistisches Bundesamt, Fachserie 1 Reihe 2.2, 2016, S. 8. 40 Arbeitslose * Estland, Lettland, Litauen, Polen, Slowakei, Slowenien, Tschechische Republik, Ungarn, Bulgarien, Rumänien, Kroatien - 100.000 - 250.000 Sozialversicherungspflichtige Beschäftigte (svB) Erwebsfähige Leistungsberechtgte (ELB) - 50.000 - 200.000 Quelle: Berichte: Arbeitsmarkt kompakt, Fluchtmigration, 11/ 2017, S. 7 Arbeitsmarktzugang in der Stadt Aachen hängt sehr stark von der Dauer der Asylverfahren, der Sprachförderung und den Investitionen in Bildung und Ausbildung ab. Hier waren neue Ansätze integrierter Von der günstigen Entwicklung des Arbeitsmarktes konnten in den vergangenen Jahren die in Aachen leben- und rechtskreis-übergreifender73 Dienstleistungsangeden Arbeitskräfte mit Migrationshintergrund profitieren. bote sowie integrierter Maßnahmen von Sprache und beruflicher Orientierung gefordert. Die Stadt Aachen Die Arbeitslosenquote in der StädteRegion Aachen und die StädteRegion Aachen haben bereits im Januar betrug im November 2017 7,4 Prozent; im November 2016 mit einer „Gemeinsamen Erklärung zur Einrichtung 2016 belief sie sich noch auf 7,6 Prozent72 Dennoch von ‚Integration Points‘ in der StädteRegion Aachen“ besteht nach wie vor ein deutlicher Rückstand beim ein deutliches Signal einer aktiven Flüchtlingspolitik Arbeitsmarkterfolg gegenüber den Arbeitskräften ohne Migrationshintergrund. Differenziert werden müssen da- gesetzt. Die „Integration Points“ sind institutionsüberbei ausgeprägte Unterschiede nach Staatsangehörigkeit, greifende Anlaufstellen der Bundesagentur für Arbeit Aachen-Düren und dem städteregionalen Jobcenter. Geschlecht oder Qualifikationsniveau. Damit wurden gemeinsame Anlaufstellen in der Stadt Trotz spürbarer Verbesserungen des regionalen Arbeits- Aachen etabliert, die eine frühzeitige und ganzheitlich marktes in den vergangenen Jahren bleiben die Arbeits- vernetzte Betreuung der Geflüchteten unter Nutzung der Kernkompetenzen der beteiligten Institutionen vor Ort losenzahlen der arbeitslosen Nichtdeutschen in der gewährleisten. Die Stadt Aachen, die Ausländerbehörde StädteRegion auf einem hohen Niveau. (Abbildung 15) der StädteRegion, IHK und HWK sowie die Hochschulen werden weiterhin als Bündnispartner der Integration Eine der größten Herausforderungen stellt die Gruppe Points kooperieren. der Geflüchteten dar. Deren Zugang zum Arbeitsmarkt Abbildung 15: Arbeitslosenquote der StädteRegion Aachen 25 % 20 % Quelle: Integrationsprofil. StädteRegion Aachen. Hg. Ministerium für Arbeit, Integration und Soziales des Landes Nordrhein-Westfalen, Ausgabe 2013, 2014, 2015, 2016. Eigene Darstellung 15 % 10 % 5% 0% 8,2 % 2012 22,1 % 21,0 % 20,6 % 20,4 % 8,5 % 2013 8,4 % 2014 7,8 % 2015 StädteRegion Aachen Arbeitslosenquote Deutsche StädteRegion Aachen Arbeitslosenquote Nichtdeutsche 72 Vgl. Statistik Bundesagentur für Arbeit, November 2017. 73 Bezogen auf die Zuständigkeiten der Rechtskreise des Sozialgesetzbuchs II und Sozialgesetzbuchs III. 41 Trotz hoher Arbeitslosenzahlen von Menschen mit Flucht- und Migrationshintergrund sind schrittweise Erfolge der Integration in den regionalen Arbeitsmarkt spürbar. Aktive Angebote der Arbeitsförderung sowie Qualifizierungsangebote für SGBIII- und SGBII-Kunden zeigen Wirkung. (Abbildungen 16 und 17) 7475 6.000 16.000 5.000 14.000 4.000 12.000 3.000 10.000 5.711 16.153 8.000 Personen mit sonstigem Aufenthaltsstatus 6.000 2.000 4.000 1.000 0 Abbildung 16: Arbeitslose StädteRegion Aachen im Bestand nach Aufenthaltsstatus, November 2017 18.000 155 2.000 575 1.390 0 Arbeitslose StädteRegion SGB III Personen im Kontext von Fluchtmigration 2.886 Arbeitslose StädteRegion Aachen Arbeitslose StädteRegion SGB II Quelle: Eigene Darstellung nach Statistik der Bundesagentur für Arbeit, Regionen AA Aachen – Düren (Gebietsstand November 2017) 74 Abbildung 17: Jobcenter StädteRegion Aachen – Entwicklung des Arbeitsmarktes für Staatsangehörige aus den Migrationsländern 30,0 25,0 20,0 15,0 Nordrhein-Westfalen Ausländer 10,0 Jobcenter StädteRegion Aachen Ausländer 5,0 0 Nordrhein-Westfalen Deutsche 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 Datenstand: November 2017; Arbeitslosenquote in % mit eingeschränkter Bezugsgröße75 – regionaler Vergleich zu Nordrhein-Westfalen; Quelle: Statistik Bundesagentur für Arbeit, Migrations-Monitor Arbeitsmarkt, Ausländerarbeitslosenquoten, November 2017 74 Personen mit sonstigem Aufenthaltsstatus: In der statistischen Berichterstattung der Agentur für Arbeit gibt es neben den „Personen im Kontext von Fluchtmigration“ Drittstaatsangehörige mit anderen Aufenthaltsstatus. Dazu zählen Personen mit Niederlassungserlaubnis, Blauer Karte EU, Aufenthaltserlaubnis Sonstige und Visum. 75 Eingeschränkte Bezugsgröße umfasst nur Erwerbspersonen für sozialversicherungspflichtige und geringfügige Beschäftigung sowie Arbeitslose. Die Bezugsgröße ist zum Zähler periodengleich. 42 Jobcenter StädteRegion Aachen Deutsche Die Arbeitsmarktintegration vor Ort in Aachen erfordert angepasste Leistungen und individuelle Angebote verschiedenster Akteure. Ein gemeinsames Handeln schafft Voraussetzungen, die Situation für alle Menschen mit Flucht- und Migrationshintergrund auf dem Arbeitsmarkt nachhaltig zu verbessern. Bewährt haben sich bisherige gute Kooperationen der lokalen, regionalen und überregionalen Arbeitsmarktakteure, deren Kontakte zu Unternehmen sowie die Zusammenarbeit mit gemeinnützigen Verbänden, Beschäftigungs- und Qualifizierungsträgern, Sprachkursträgern und (Migranten-)Vereinen in der Stadt Aachen. Mitte 2016 erfolgte unter Leitung der Stadt Aachen die Gründung eines Arbeitskreises76 zur Unterstützung der Arbeitsmarktintegration von Geflüchteten. Über eine Verstetigung des Netzwerkes soll langfristig ein syste- matisch abgestimmtes Handeln der regionalen Akteure gewährleistet werden. Nach Bedarf werden angepasste zielgruppenspezifische Formate für alle Menschen mit Flucht- und Migrationshintergrund entwickelt. Institutionsübergreifende Lösungen werden fokussiert. Hier kommt insbesondere der Nutzung der Kompetenzen lokaler (ehrenamtlicher) Netzwerke und einer partnerschaftlichen Zusammenarbeit mit diesen eine neue Rolle zu. Entscheidend ist, dass der Mensch im Mittelpunkt steht, nicht die jeweiligen Zuständigkeiten. Insbesondere der Umgang mit kultureller und sozialer Vielfalt wird zukünftig das Miteinander entscheidend prägen. Aus der aktuellen Situation auf dem Arbeitsmarkt ergeben sich folgende Handlungsbedarfe: Fachgespräche 1. Akteure des Arbeitsmarktes Teilnehmende des Fachgesprächs Arbeit / Weiterbildung I 76 Arbeitskreis Arbeitsmarkt. Vertreten sind die folgenden Arbeitsmarktakteure kommunaler Fachstellen und Institutionen: Agentur für Arbeit Aachen-Düren, Jobcenter StädteRegion Aachen, Ausländeramt und Bildungsbüro der StädteRegion Aachen, DGB Region Süd-West, HWK Aachen, IHK Aachen. Kooperationspartner: Kommunales Integrationszentrum Aachen, RWTH und FH Aachen. Die Leitung des Arbeits­ kreises obliegt der Stadt Aachen. 43 2. Qualifizierungs- und Beschäftigungsträger Teilnehmende des Fachgesprächs Arbeit / Weiterbildung II Maßnahmen In den beiden Fachgesprächen wurden zahlreiche Zielvorstellungen formuliert:77 Steuerung von Zugängen/Informationsflüssen/Kom­ munikationsstrukturen •• Verbesserung der Aufklärungs- und Bildungsarbeit für Menschen mit Flucht- und Migrationshintergrund durch frühzeitige systematische und umfassende Zugänge zu Informationen über Sprachförderung sowie vorhandene Fördermöglichkeiten zum Spracherwerb, zum Bildungs- und Ausbildungssystem sowie Kenntnisse der Funktionsweise des deutschen Arbeitsmarktes generell Bildung/Weiterbildung stärken •• Über eine enge Vernetzung der Schul-, Bildungs- und Weiterbildungsbereiche miteinander abgestimmte und aufeinander aufbauende Deutsch- und Integrationsförderprogramme für die jeweiligen Lebensalter bzw. und Lernabschnitte einrichten – Prozesskette der (beruflichen) Integration von der Ankunft bis zur Arbeitsintegration für alle Menschen mit Flucht- und Migrationshintergrund •• Erschließung von Qualifizierungspotentialen durch arbeitsintegrierte Lernformen für Personen, die mit formalen Bildungsangeboten schwer erreichbar sind •• Frühzeitige Beratung zu Anerkennungsverfahren und Unterstützung zur Anerkennung ausländischer Qualifikationen, unter anderem mit dem Ziel der Motivation •• Aufbau und Weiterentwicklung von Arbeits-, Planungszu beruflichen Weiterbildungen und Vernetzungsstrukturen aller am Integrationsprozess beteiligter Akteure (kommunale Einrichtungen, Schulen, Kammern, Unternehmen, Qualifizierungs•• Maßnahmen, die Kompetenzfeststellungs- und und Beschäftigungsträger, Hochschulen) Anerkennungsverfahren der im Ausland erworbenen Bildungs- und Berufsabschlüsse teilweise mit betrieblichen Praktika, Maßnahmen der Erwachsenenbildung und Weiterqualifizierung kombinieren •• Ausbau von langfristig orientierten Deutsch-, Schulungs- und Höherqualifizierungsmaßnahmen, insbesondere für die Gruppe der Geringqualifizierten 77 Die konkreten Maßnahmen finden sich in der Maßnahmenübersicht im Anhang. 44 Deutschförderung stärken •• Frühzeitiger Zugang zu Deutsch- bzw. Integrationskursen für (alle) Asylbewerber sowie sonstigen Integrationsmaßnahmen zeitnah nach Ankunft (Arbeitsmarktzugang während noch laufender Asylverfahren) •• Erhöhung des Bekanntheitsgrades von Studienstipendien (zum Beispiel Begabten-Förderwerke) besonders für Menschen mit nichtakademischem Hintergrund Unternehmen nachhaltig unterstützen •• Arbeitsmarktakteure als Dienstleister für Unterneh•• Abgestimmte und aufeinander aufbauende zielgrupmen, unter anderem Gewährleistung der Beratung penspezifische Deutsch- und Integrationsförderpround Betreuung über feste Ansprechpartner der gramme für alle Menschen mit Flucht- und MigrationsAusländerbehörde, Kammern, Arbeitsagentur und des hintergrund Jobcenters für regionale Unternehmen seitens der Institutionen vor Eintritt in ein Praktikums-, Ausbil•• Angebote, die berufsspezifische Sprachkurse, Teildungs- und Beschäftigungsverhältnis, für Weiterzeitarbeit und Ausbildung miteinander verknüpfen bildungsmaßnahmen sowie während der Dauer des (berufsbezogene Deutschkurse zum Einstieg und Beschäftigungsverhältnisses flankierend während eines Ausbildungs- und Beschäftigungsverhältnisses) •• Interkulturelle Öffnung von Ausbildungsbetrieben •• Niederschwellige Angebote zur Deutsch- und Integra•• Entwicklung von Maßnahmen, die Migrantenuntertionsförderung von Frauen und Müttern nehmen stärker in das System der beruflichen Bildung integrieren Praktika/Ausbildung/Arbeitsaufnahme verstetigen •• Schaffung von Unterstützungsstrukturen für (potenti•• Schaffung von Transparenz bezüglich von Verfahelle) Gründer mit Flucht- und Migrationshintergrund rensabläufen und Verantwortlichkeiten im Rahmen eines/er Praktikums-, Ausbildungs- und Arbeitsauf•• Vernetzung des sozialen Arbeitsmarktes mit der regionahme für beteiligte Akteure nalen Wirtschaft •• Maßnahmen, die junge Menschen mit Flucht- und Migrationshintergrund praktisch, fachtheoretisch und sprachlich auf eine Ausbildung vorbereiten, bei denen Ehrenamt stärken •• Schaffung von Strukturen der Zusammenarbeit von spezialisierte Fallmanager zur Verfügung stehen, und ehrenamtlichen Engagement und Arbeitsmarktakdie Nachbetreuungsprogramme anbieten teuren zur Gewährleistung von Informationsflüssen, Transparenz und Synergien •• Entwicklung von Instrumenten, die eine frühe Berufsorientierung und eine Begleitung bis zum Beginn einer •• Verankerung des Themas „Engagement-Förderung“ Ausbildung fördern im Asyl-, Flüchtlings- und Migrationsbereich auf institutioneller Seite •• Schaffung von Unterstützungsangeboten für unbegleitete Minderjährige im Übergang zur Volljährigkeit Studium nachhaltig fördern •• Über eine gezielte Förderung die Studienaufnahme, den Einstieg und einen nachhaltigen Studienerfolg von Studierenden mit Flucht- und Migrationshintergrund sicherstellen •• Informationen und Unterstützungsangebote zur Erleichterung des Übergangs vom Studium in den Arbeitsmarkt für ausländische Hochschulabsolventen und Menschen mit Migrationshintergrund Schaffung von differenzierten Angeboten zur Information und Beratung mit Fokus auf soziale Hintergründe und Verschiedenheit der Migrationserfahrungen Allgemeine Maßnahmen und Zielvorstellungen •• Über Aufklärungs- und Bildungsarbeit klare realistische Erwartungshaltungen seitens der Migrantinnen und Migranten zu Zugängen zum Arbeitsmarkt in Deutschland definieren •• Verbindliches Handeln seitens der Aufnahmegesellschaft gewährleisten und verbindliches Handeln der Menschen mit Flucht- und Migrationshintergrund einfordern 45 4.2 Sprache und Bildung Das Menschenrecht auf Bildung ist die grundlegende und rechtliche Voraussetzung für eine gelingende Integrationspolitik vor Ort. Um dieses Recht umzusetzen ist es eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen herkunfts- und statusunabhängige Bildungschancen zu ermöglichen. Mit dem Teilhabe- und Integrationsgesetz NRW von 2012 soll die gesellschaftliche und politische Teilhabe der Menschen mit Migrationshintergrund auf Grundlage einer Anerkennungskultur und der freiheitlich-demokratischen Grundordnung gefördert werden. Im Mittelpunkt stehen die „Beteiligung“ und die „Selbstbefähigung“ aller Menschen. In den Kommunen werden im Rahmen des Teilhabe- und Integrationsgesetzes Kommunale Integrationszentren gefördert, um die Integration vor Ort umzusetzen und die interkulturelle Öffnung von Einrichtungen zu unterstützen. Die Kernaufgaben liegen dabei im Bereich „Integration durch Bildung“, d.h. in der biografiegeleiteten Sprachbildung unter Berücksichtigung der Mehrsprachigkeit, in der Entwicklung fachlicher Konzepte zur Integrationsförderung im gesamten Bildungssystem, in der migrationspädagogischen Organisationsentwicklung sowie in der Beratung und Begleitung von zugewanderten Menschen in Bezug auf ihre Bildungschancen. Dies geschieht von der Frühen Bildung bis zum Erwachsenenalter. Da 46 Bildung als Querschnittsaufgabe für alle Bürgerinnen und Bürger verstanden wird, steht als zweiter wichtiger Bereich die „Integration als Querschnitt“ im Fokus der Arbeit, in der insbesondere Qualifizierungs- und Informationsveranstaltungen im Themenbereich Integration angeboten werden – für Migrantenorganisationen, Ehrenamtliche in der Arbeit mit Geflüchteten, Multiplikatorinnen und Multiplikatoren der Integrationsarbeit und alle interessierten Bürgerinnen und Bürger. Auf Grundlage des Teilhabe- und Integrationsgesetzes NRW arbeitet das Kommunale Integrationszentrum eng mit städtischen Ämtern und Dienststellen, Schulen, anderen Bildungseinrichtungen, Kindertageseinrichtungen, Trägern der Kinder- und Jugendhilfe sowie weiteren regionalen Einrichtungen und Organisationen zusammen, um gemeinsam das Leben in der diversitätsbewussten Gesellschaft zu fördern. Im Bereich der Erwachsenenbildung gibt es neben einer Vielzahl verschiedener Fördermaßnahmen und ehrenamtlich durchgeführten Kursen den großen Bereich des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge (BAMF). Erwachsene Zuwanderer, die sich dauerhaft in Deutschland aufhalten, haben seit 2005 nach dem „Gesetz zur Begrenzung und Steuerung der Zuwanderung“ unter bestimmten Umständen die Berechtigung oder die Verpflichtung, an einem Integrationskurs teilzunehmen, der aus einem Sprachkurs und einem Orientierungskurs besteht. Die meisten Teilnehmerinnen und Teilnehmer haben die Allgemeinen Integrationskurse zu verbuchen; zielgruppenbezogene Integrationskurse richten sich Sprachkurs Orientierungskurs dauert 600 Stunden (6 Module zu 100 Ustd) schließt an Sprachkurs an schließt mit dem „Deutschtest für Zuwanderer“ (DTZ) ab, beim Nichterreichen des B1-Niveaus besteht die Möglichkeit zu 300 Ustd Wiederholung und einer erneuten Prüfung Abschlusstest "Leben in Deutschland" in speziellen Kursen bis zu 900 Ustd 100 Ustd in Intensivkursen 400 Ustd in Intensivkursen 30 Ustd Themen im Rahmen der Sprachvermittlung: Arbeit und Beruf, Aus- und Weiterbildung, Betreuung und Erziehung von Kindern, Einkaufen/ Handel/Konsum, Freizeit und soziale Kontakte, Gesundheit und Hygiene/menschlicher Körper, Medien, Wohnen Themen: deutsche Rechtsordnung, Geschichte und Kultur, Rechte und Pflichten in Deutschland, Formen des Zusammenlebens in der Gesellschaft, Werte, die Deutschland wichtig sind, z.B. Toleranz, Gleichberechtigung Abbildung 18: Übersicht über die Integrationskurse Quelle: Volkshochschule Aachen zudem an Jugendliche und junge Erwachsene, an Frauen und Eltern oder an Menschen, die noch nicht alphabetisiert oder nicht in der lateinischen Schrift alphabetisiert sind. Die Grundlage des Integrationskurssystems besteht darin, dass die Teilnehmerinnen und Teilnehmer ihren Kurs frei wählen und den Kurs unterbrechen können. Jeder Integrationskurs besteht aus einem Sprachkurs (600 bzw. 900 Unterrichtsstunden) und einem Orientierungskurs (100 Unterrichtsstunden). Der Besuch eines Vollzeit-Integrationskurses (20 Unterrichtsstunden pro Woche) dauert in der Regel zehn bis elf Monate, Alphabetisierungskurse werden in der Regel als Teilzeitkurse (15 Unterrichtsstunden pro Woche) angeboten und dauern 18 bis 24 Monate. Das BAMF finanziert die Integrationskurse je nach wirtschaftlicher Lage des Teilnehmenden ganz oder zur Hälfte. Ein allgemeiner Integrationskurs kostet pro Teilnehmerin und Teilnehmer 2765 Euro. Der Unterricht wird in der Regel von freiberuflichen Honorarkräften erteilt, die vom BAMF zugelassen sein müssen. Das Mindesthonorar für die Unterrichtenden beträgt 35 Euro pro Unterrichtsstunde. Ziel des Integrationskurses ist das Erreichen des Sprachniveaus B1 nach dem Gemeinsamen Europäischen Referenzrahmen. Dieses Niveau ermöglicht eine einfache Kommunikation zur Bewältigung des elementaren Alltags, es reicht nicht zur Aufnahme einer Ausbildung oder einer Berufstätigkeit aus. Seit Frühjahr 2017 werden daher vom BAMF darüber hinausgehende Angebote der berufsbezogenen Deutschförderung („DeuFöV“) angeboten. Es handelt sich hierbei um ein Modul von 400 Unterrichtsstunden, das auf dem Niveau B1 aufbaut. Da nicht alle Absolventinnen und Absolventen der Integrationskurse das Niveau B1 erreichen, sind auch Wiederholungsmodule zum Erreichen dieses Niveaus vorgesehen.78 Dokumentation der aktuellen Situation In Aachen bietet die vernetzte Struktur der Einrichtungen eine gute Grundlage für die Arbeit entlang der Bildungskette. (Abbildung 19) Elementarbereich Im Elementarbereich werden wichtige Weichen für die Entwicklung von Kindern gestellt. Bildung hat dabei einen hohen Stellenwert in Familien mit Migrationshintergrund. Dazu leisten vor allem die KiTas einen wertvollen Beitrag durch ihre integrationsfördernde Arbeit. Die Eltern benötigen gute Informationen und verlässliche Strukturen, damit sie ihre Kinder fördern und in den Kindertageseinrichtungen und Institutionen mitwirken können. Hierzu leisten das Kommunale Integrationszentrum und die KiTas eine wertvolle Arbeit vor Ort und bieten folgende Angebote an: •• Beratung von Bildungseinrichtungen und kooperierenden Institutionen, •• Fortbildungen für das gesamte pädagogische Fachpersonal, auch im Ganztag, •• Begleitung von Bildungseinrichtungen bei ihrem Prozess der interkulturellen Öffnung, •• Weitervermittlung und Verbreitung guter Praxis, •• Entwicklung geeigneter Lehr- und Lernmaterialien. 1 – 3 Jahre 4 – 6 Jahre 6 – 10 Jahre 10 – 16 Jahre 16+ Jahre Griffbereit Rucksack DeutschIntensivkurse an 5 Standorten Sprachförderung an allen Schulformen der Sek I Internationale Förderklassen an allen BKs Hocus und Lotus (O bis 8 Jahre) Sprachförderkurs Schönforst Abbildung 19: Übersicht über Bildungskette im Bereich Sprache Quelle: Kommunales Integrationszentrum Stadt Aachen Herkunftssprachicher Unterricht, aktuell in 11 Sprachen Informationsveranstaltungen für Eltern und Multiplikator/innen zum deutschen Bildungssystem, zu „Mehrsprachigkeit“, „Sprachentwicklung“, „Deutschlernen“ etc. Qualifizierungsveranstaltungen (Workshops, Fachtage, Runde Tische) für Akteure des Bildungssystems zu „Deutsch als Zusatzsprache“, „Alphabetisierung“, „Mehrsprachigkeit“, „Sprachentwicklung", etc. 78 Vgl Anhang, Glossar, Gemeinsamer Europäischer Referenzrahmen. 47 Da Sprache schon in den ersten Lebensjahren als wichtigstes Denk- und Verständigungswerkzeug dient und laut Kinderbildungsgesetz die kontinuierliche Förderung der sprachlichen Entwicklung unter Anerkennung der Mehrsprachigkeit gefordert wird, bietet das Kommunale Integrationszentrum der Stadt Aachen in diesem Bereich folgende Projekte an: Bis 3 Jahre: Griffbereit ist ein Programm, das neben der Förderung der allgemeinen kindlichen Entwicklung vor allem auf die Stärkung der Familiensprachen zielt. 4 bis 6 Jahre: Rucksack KiTa ist ein Bildungs- und Lernprogramm für Familien mit Kindern ab vier Jahren, in dem Eltern unter Berücksichtigung ihrer Lebenswelten und Familienkulturen Anregungen und ein umfangreiches Angebot an Spiel- und Übungsmaterialien erhalten, um die Entwicklung ihrer Kinder und die Familiensprachen zu stärken. Bis 8 Jahre Hocus und Lotus ist ein Fremdsprachenprogramm zum Deutschlernen für Kinder, die als Sprachanfänger in der Zweitsprache Deutsch in die Kindertageseinrichtungen kommen. Grundschule und weiterführende Schule Schule ist der Raum, in dem sich Kinder und Jugendliche nach ihren Fähigkeiten bilden, entwickeln und entfalten können. Der Bildungserfolg von Kindern mit Migrationshintergrund hängt von verschiedenen Einflussfaktoren ab, wie zum Beispiel der/den Sprache/n, die das Kind spricht, der Zusammenarbeit der Schule mit den Eltern sowie maßgeblich vom Umgang der Lehrkräfte mit einer vielfältigen und heterogenen Schülerschaft und ihren Potentialen. Im Sinne des Gesetzes zur gesellschaftlichen Teilhabe und Integration in NRW orientiert sich interkulturelle Schulentwicklung an der in der Schulrealität gegebenen Vielfalt. Jedem Kind sollen optimale Lernbedingungen geboten werden. Im Sinne der gesellschaftlichen Teilhabe und Integration bieten die Kommunalen Integrationszentren neben den sprachlichen Angeboten: Beratung von zugewanderten schulpflichtigen Kindern und Jugendlichen, die erstmalig ins deutsche Schulsystem einsteigen und Vermittlung von Schulplätzen in so genannten Sprachfördergruppen und Internationale Förderklassen (Abbildung 20), •• Beratung und Begleitung von Schulen mit Sprachfördergruppen und Internationalen Förderklassen, •• Allgemeine und individuelle Beratungen zu interkulturellen Themen von Lehrkräften, Schulen, Schulämtern, Studienseminaren und kooperierenden Institutionen, •• Qualifizierungen für das gesamte pädagogische Fachpersonal im Bildungssystem, auch im Ganztag unter anderem zu folgenden Themen: „interkulturelle und sprachsensible Schul- und Unterrichtsentwicklung“, 48 „Deutsch als Zusatzsprache“, „Alphabetisierung“, „Durchgängige Sprachförderung in allen Fächern“, „Fit für Vielfalt“, •• Begleitung von Schulen bei ihrem Prozess der interkulturellen Öffnung, •• Begleitung von diversitätsfördernden Programmen wie „Schule ohne Rassismus, Schule mit Courage“, •• die Weitervermittlung und Verbreitung guter Praxis, •• die Entwicklung geeigneter Lehr- und Lernmaterialien. Gemeinsam mit den Akteuren vor Ort, wie zum Beispiel dem Fachbereich Kinder, Jugend und Schule, der Schulaufsicht, den Fachberatungen für Integrationsprozesse, aber auch Migrantenorganisationen oder Vereinen werden unter anderem zu den oben genannten Themen für Eltern und Multiplikatoren Veranstaltungen konzipiert und umgesetzt. Alltagssprache, Bildungssprache, Fachsprache, Deutsch, Englisch, Französisch, Herkunftssprache – im Bildungssystem lernen alle Kinder und Jugendliche unterschiedliche Ebenen und verschiedene Sprachen kennen. Einen besonderen Stellenwert nimmt daher in der Arbeit des Kommunalen Integrationszentrum das Thema „Durchgängige sprachliche Bildung“ ein. Für Schülerinnen und Schüler, die die deutsche Sprache neu erlernen, gibt es verschiedene Angebote in der Stadt, die bedarfsorientiert von unterschiedlichen Akteuren gestaltet werden. So stehen zum Beispiel an allen Schulformen in Aachen Sprachfördergruppen und Internationale Förderklassen für die zugewanderten Kinder und Jugendlichen zur Verfügung. Das Kommunale Integrationszentrum ist bedarfsabhängig ständig im Gespräch mit der Schulaufsicht und den Schulträgern über die mögliche Einrichtung weiterer Sprachfördergruppen und Internationaler Förderklassen. Diese Klassen sollen die Deutschkenntnisse von Kindern und Jugendlichen erhöhen und die Teilhabe am Bildungssystem verbessern. Zusätzlich werden über weitere Angebote für alle Kinder und Jugendliche mit Migrationshintergrund die Mehrsprachigkeit und das Erlernen von Bildungs- und Fachsprache gefördert. 6 bis 10 Jahre: Deutsch-Intensivkurse gibt es in Aachen für neu zugewanderte Kinder im Grundschulalter. Hier werden die Kinder sprachlich gezielt gefördert und auf den Übergang in die weiterführende Schule vorbereitet. Kinder, die das lateinische Alphabet lernen müssen, können in diesen Gruppen zudem Lesen und Schreiben lernen. Zusätzlich gibt es beispielsweise in der Grundschule Schönforst einen freiwilligen, lebensweltorientierten Sprachförderkurs, der zweimal in der Woche stattfindet und Eltern und Geschwister der Kinder in das gemeinsame Deutschlernen einbezieht. Abbildung 20: Übersicht über die Vermittlungen von Schulplätzen in den Schuljahren 2010/11 – 2017/18 an Seiteneinsteiger/innen 900 800 700 600 Quelle: Kommunales Integrationszentrum Stadt Aachen 500 400 804 300 532 200 100 0 118 2010/11 157 2011/12 277 2012/13 393 352 211 2013/14 10 bis 18 Jahre: Sprachfördergruppen für neu zugewanderte Jugendliche bis 16 Jahre und Internationale Klassen für alle Jugendlichen ab 16 werden im Sek I/II-Bereich an allen Schulformen nach dem Schulerlass „Unterricht für neu zugewanderte Schülerinnen und Schüler“ vom 28. Juni 2016 des Landes NRW angeboten. Neben dem Erlernen der deutschen Sprache findet dort bei Bedarf auch eine Alphabetisierung im lateinischen Alphabet statt. 6 bis 16 Jahre: Herkunftssprachlicher Unterricht wird in der Stadt zur Förderung der Mehrsprachigkeit von Seiten des Schulamtes auf freiwilliger Basis angeboten. Für die Persönlichkeitsentwicklung von Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund sind die Herkunftssprache und die Kultur des Herkunftslandes ihrer Familie von besonderer Bedeutung. Darum wird herkunftssprachlicher Unterricht in Ergänzung zum regulären Unterricht angeboten. Aktuell finden an zahlreichen Standorten insgesamt 35 Kursen in 11 verschiedenen Sprachen statt. 2014/15 2015/16 2016/17 2017/18 (Stand: 05.03.2018) Erwachsene Auch für zugewanderte Erwachsene sind die Themen Bildung und Sprache für die Integration in der deutschen Gesellschaft zentral. Die Bildungserstberatung ist seit dem 01. März 2006 eine zentral gelegene Erstanlaufstelle für Migrantinnen und Migranten bei der Stadt Aachen. Kompetente Beraterinnen und Berater verschiedener Fachstellen können in verschiedenen Sprachen Beratungen anbieten. Dabei geht es zum einen um praktische Alltagsfragen, aber vor allem auch um Unterstützung bei der Suche nach einem passenden Deutschkurs, um Fragen des persönlichen Bildungsverlaufs, die Anerkennung von ausländischen Schul-/Studien- und Berufsabschlüssen oder um das Thema der beruflichen Neuorientierung. Für die Sprach- und Integrationskurse in der Stadt Aachen gibt es aktuell (Stand September 2017) insgesamt neun durch das Bundesministerium für Migration und Flüchtlinge (BAMF) zugelassene Integrationskursträger. Statistische Zahlen liegen nicht für die Stadt Aachen, sondern für die StädteRegion vor. Von 2015 bis 2016 wurde das Angebot wegen der starken ZuwanÜbergang Schule/Beruf/Studium derung von 57 begonnenen Integrationskursen auf 110 Der Übergang von der Schule in den Beruf ist für alle Jugendlichen der Start in eine Ausbildung oder ein Studi- erhöht; in dieser Zahl sind Allgemeine Integrationskurse um und eine wichtige Grundsteinlegung für ihre berufli- ebenso wie zielgruppenbezogene Kurse enthalten. Es che Zukunft. Berufskollegs bereiten die Jugendlichen auf wurden 2.669 Berechtigungen/Verpflichtungen ausgestellt, 1.999 Personen haben mit einem Kurs begonnen. einen Einstieg ins Berufsleben vor. Es findet daher eine enge Zusammenarbeit zwischen dem Kommunalen InteFür die Teilnahme an Allgemeinen Integrationskursen grationszentrum der Stadt Aachen und den Lehrkräften besteht in Aachen keine lange Wartezeit. Wegen der der Berufskollegs sowie den Akteuren des Ausbildungsrechtlichen Möglichkeit, den Integrationskurs zu unterund Arbeitsmarktes (Jugendberufshilfe, Jugendmigrabrechen oder ihn bei einem anderen Träger fortzusetzen, tionsdienst, Integration Point, Agentur für Arbeit, Jobcenter, Kammern etc.) statt, um bei Jugendlichen mit gibt es keine validen Erkenntnisse über die Zahl der Förderbedarf auch hier eine adäquate Kompetenz in der Kurs­abbrecherinnen und Kursabbrecher. Laut Aussage der Träger ist die Zahl der Unterbrechungen relativ gedeutschen Sprache in allen Fächern zu erzielen und den ring, meist lägen triftige Gründe für eine Unterbrechung Schülerinnen und Schülern ihre Mehrsprachigkeit als vor (zum Beispiel Krankheit, Wegzug, Arbeitsaufnahme). Ressourcen zu verdeutlichen. 20 49 Zugang zu den Angeboten des BAMF haben Migrantinnen und Migranten, die dauerhaft in Deutschland leben. Asylbewerberinnen und -bewerber haben keinen Zugang; eine Ausnahme bilden wegen der hohen Anerkennungsquote und damit einer guten Bleibeperspektive Asylbewerberinnen und -bewerber aus Eritrea, Irak, Iran, Somalia und Syrien. Für diejenigen, die keinen Zugang zu den Kursen des BAMF haben, gibt es in Aachen folgende Angebote: •• Alltagsorientierte Deutschkurse, finanziert im Rahmen der „Projekte zur Integration“ seitens der Stadt Aachen, •• Deutschkurse mit anderer Förderung, zum Beispiel durch das Land NRW oder die Bundesagentur für Arbeit, •• Ehrenamtliche Deutschlernangebote, koordiniert durch den Fachbereich Wohnen, Soziales Und Integration – Sonderteam Flüchtlingswesen (ca. 50 Sprachkurse). Diese Angebote sind immer nur zeitlich begrenzt und abhängig von der Bereitstellung der entsprechenden Fördermittel. Ziel aller Maßnahmen zum Erlernen der deutschen Sprache ist eine Kompetenzstufe, die eine Teilhabe am gesellschaftlichen und kulturellen Leben und die Aufnahme einer Ausbildung oder eines Berufs ermöglicht. Dieses Ziel wird aus unterschiedlichen Gründen in vielen Fällen nicht erreicht. Während gut ausgebildete Zugewanderte rasch ein hohes Sprachniveau im Deutschen erreichen und erfolgreich ein Studium, eine Ausbildung oder eine Arbeit aufnehmen, stehen gering Qualifizierte bei den zeitlich begrenzten Maßnahmen vor einer großen Herausforderung. Eine Perspektive für das Erreichen eines qualifizierten allgemeinbildenden Abschlusses bietet der zweite Bildungsweg, also das College der Volkshochschule Aachen, die Abendrealschule und das Weiterbildungskolleg der StädteRegion. Enge Bezüge bestehen darüber hinaus zum Handlungsfeld Arbeit/Wei- terbildung, wo es heißt: „Über eine enge Vernetzung der Schul-, Bildungs- und Weiterbildungsbereiche miteinander abgestimmte und aufeinander aufbauende Sprachund Integrationsförderprogramme für die jeweiligen Lebensalter bzw. Lernabschnitte einzurichten – Prozesskette der (beruflichen) Integration von der Ankunft bis zur Arbeitsintegration für alle Menschen mit Flucht- und Migrationshintergrund.“ Die Mehrsprachigkeit findet in Aachen aufgrund des nachbarschaftlichen Austauschs und des Tourismus ihren Ausdruck schon lange in den Sprachen Niederländisch, Französisch und Englisch. Die Herkunftssprachen der Zugewanderten spielen derzeit keine große Rolle. Behörden veröffentlichen derzeit nur vereinzelt Informationen in verschiedenen Herkunftssprachen. Das Fachgespräch im Handlungsfeld Gesundheit kommt zu dem Schluss, dass Informationen ausschließlich in deutscher Sprache eine Barriere für Menschen mit Migrationshintergrund darstellen. Hier nehmen der Einzelhandel und kunden­ orientierte Dienstleister eine Vorreiterrolle ein. Sie halten Informationen sowohl auf Deutsch als auch in Herkunftssprachen vor und beschäftigen zweisprachiges Personal. Im Rahmen der Bildungsarbeit werden auch Qualifizie­ rungs- und Fortbildungsmaßnahmen zu integrati­ onsrelevanten Themen für verschiedene Zielgruppen durch unterschiedliche Träger angeboten, wie zum Beispiel für Akteure aus Migrantenorganisationen oder Ehrenamtliche, die im Bereich Integration und in der Arbeit mit Geflüchteten aktiv sind. Das Kommunale Integrationszentrum macht bedarfsgerechte Angebote wie zum Beispiel Informationsabende für Eltern zum deutschen Schulsystem, Informationsveranstaltungen zu finanziellen Fördermöglichkeiten für Projekte in der Integrationsarbeit, Vernetzungs- und Austauschtreffen, Workshops zu Interkulturellen Kompetenzen, zum Thema Demokratie oder zu rechtlichen und organisatorischen Fragen der Vereinsgründung und -führung. Fachgespräch Teilnehmende des Fachgesprächs Sprache / Bildung 50 Maßnahmen Integration durch Bildung 1. Die Beratungen und Vernetzungen der Kindertageseinrichtungen zur interkulturellen Öffnung sind bedarfsgerecht ausgebaut. 2. Die Beratungen und Vernetzungen aller Schulen zur interkulturellen Unterrichts- und Schulentwicklung (einschließlich Lehrerinnen- und Lehrerbildung und Entwicklung von Curricula) durch zertifizierte BikUS (Beraterinnen und Berater für interkulturelle Unterrichts- und Schulentwicklung) sind bedarfsgerecht ausgeweitet. 3. Das Programm und das Netzwerk „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage (SoR-SmC)“ sind durch das Kommunalen Integrationszentrum, welches die Regionalkoordination übernimmt, stärker ausgebaut und begleitet, sodass mehr Schulen den Titel verliehen bekommen. 4. Die Akteure des Bildungsbereiches sowie aus Migrantenorganisationen oder dem Ehrenamt nehmen an regelmäßigen Qualifizierungsmaßnahmen im Themenfeld Integration teil, die durch das Kommunale Integrationszentrum angeboten werden. 5. Die Öffentlichkeitsarbeit zur Sensibilisierung über Flucht, Bildung und Migration ist ausgeweitet. 6. Die Beratungen und Vermittlungen von Seiteneinsteigerinnen und Seiteneinsteigern ins deutsche Schulsystem durch das Kommunale Integrationszentrum finden weiterhin zeitnah statt. 7. Schulen mit Sprachfördergruppen und Internationalen Förderklassen sind durch das Kommunale Integrationszentrum eng betreut und begleitet. 8. Es sind Strukturen zur Übergangsgestaltung für neu zugewanderte Kinder von Kindestageseinrichtungen in die Grundschule bzw. von der Grundschule in die weiterführende Schule und für neu zugewanderte Jugendliche nach Beendigung der Internationalen Förderklasse in Kooperation mit unterschiedlichen Akteuren aus dem KiTa-, Schul- und Ausbildungsbereich entwickelt und erprobt. 9. Die Bildungserstberatung ist kontinuierlich je nach Bedarfslage mit allen Akteuren weiterentwickelt. Sprachbildung 10. Die vorhandenen Deutschangebote sind vielfältig und passgenau für die verschiedenen Zielgruppen. Sie werden beibehalten und bedarfsgerecht ausgebaut. Aspekte wie Kinderbetreuung, Intensivkurse, begleitende Kurse etc. werden dabei berücksichtigt. 11. Sprach- und Bildungsangebote werden statusunabhängig für alle Zugewanderte ermöglicht. Dazu werden im Rahmen von Kooperationen zwischen Verwaltungs-, Sozial- und Wirtschaftsinstitutionen (zum Beispiel zwischen der Bildungserstberatung der Stadt Aachen, der IHK, der HWK, dem Pädagogischen Zentrum Aachen e.V., den Integrationskursträgern und dem Jobcenter) Fördermöglichkeiten von Sprach- und Weiterbildungskursen im Rahmen von SGBII und SGBIII ausgelotet und in einfacher Sprache bzw. mehrsprachig dargestellt. 12. Es werden spezifische Angebote für Zielgruppen geboten, die durch das bestehende Deutschkursangebot nicht erreicht werden. 13. Die zusätzlich zu den Integrationskursen vorhandenen Angebote, die Möglichkeiten der Praxis und des Austauschs bieten, werden besser bekannt gemacht, zum Beispiel der täglich stattfindende offene Treff in der Stadtbibliothek. Mehrsprachigkeit 14. Die Maßnahmen des Kommunalen Integrationszentrums (Hocus & Lotus, Griffbereit, Rucksack) sowie weitere Angebote, die gemäß der Vorgaben des Kinderbildungsgesetzes die Mehrsprachigkeit fördern, werden fortgeführt, ausgebaut und nach Möglichkeit ins Regelsystem übergeleitet. Zu diesem Zweck werden das Kommunale Integrationszentrum und die KiTas der Stadt Aachen noch enger vernetzt. 15. Das Wissen der „Sprach-KiTas“ wird als „Good practice“ in alle KiTas der Stadt Aachen verbreitet. Damit wird eine positive Haltung gegenüber der Mehrsprachigkeit unterstützt. 16. Die Mehrsprachigkeit der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Stadt Aachen wird systematisch erhoben. Im Arbeitsalltag und im Kundenkontakt werden Gelegenheiten gesucht und als Standards entwickelt, diese Sprachkompetenzen einzusetzen. 17. Enge Vernetzung zwischen Kommunalem Integrationszentrum und städtischen KiTas, um den Mehrwert der Mehrsprachigkeit stärker herauszustellen. 18. Es findet ein regelmäßiger Austausch mit dem Zentrum für Mehrsprachigkeit und Integration (ZMI) in Köln statt, um weitere Maßnahmen zu erarbeiten. 51 4.3 Wohnen und Sozialplanung Integration findet vor Ort in den Sozialräumen statt. Es ist eine der zentralen Zukunftsaufgaben der Stadtentwicklungspolitik, das Zusammenleben in Vielfalt zu gestalten. Dazu können unter anderem die Aufwertung und bedarfsgerechte Gestaltung des Wohnumfeldes, der Ausbau und die Weiterentwicklung bestehender öffentlicher und privater Infrastrukturangebote und die Verbesserung der Wohnbedingungen einen entscheidenden Beitrag leisten.79 Im Mittelpunkt stehen dabei: •• die Grundversorgung mit bezahlbarem Wohnraum, •• die Vermeidung von sozialer Segregation und Gentrifizierung im Quartier, •• die integrierte Planung im Quartier, die vor Ort ein Leben in Vielfalt ermöglicht und fördert. Eine zentrale kommunale Herausforderung ist die ausreichende Versorgung mit bezahlbarem Wohnraum für alle Bedarfslagen. Dies ist ein Grundsatz, der sich unter anderem in der „Aachen Strategie Wohnen“ (2010) wiederfindet. Ein Gutachten des Instituts Quaestio aus dem Jahr 2014, auf dessen Basis das neue Aachener Handlungskonzept Wohnen erarbeitet wird, identifizierte einen jährlichen Neubaubedarf von mindestens 150 Wohneinheiten (Geschosswohnungsbau)80 (Abbildung 22). Durch den vermehrten Zuzug von geflüchteten Menschen seit dem Jahr 2015 steigt der Bedarf insbesondere im öffentlich geförderten und unteren freifinanzierten Marktsegment weiter an, so dass aktuell in diesen Bereichen eine deutliche Anspannung des Mietwohnungsmarktes vorliegt. Die Kommune kann insbesondere über den öffentlich geförderten Wohnraum und über das vorhabenbezogene Bauen auf die Gestaltung des Wohnungsmarktes einwirken, während sie im frei finanzierten, privaten Wohnungsmarkt nur geringe Handlungsmöglichkeiten hat. Zur Verbesserung der Wohnraumsituation wurde Ende 2017 der „Strategiezirkel Wohnen“ gegründet, in dem fachbereichsübergreifend Strategien zur bedarfsorientierten Wohnraumschaffung entwickelt werden, neue Wohnbauprojekte auf den Weg gebracht werden und die Zusammenarbeit aller wohnbaurelevanten Akteure optimiert wird. Zur Förderung des öffentlich geförderten Wohnungsbaus verabschiedete der Rat der Stadt Aachen in den Jahren 2000 und 2014 sogenannte „Quotenbeschlüsse“, nach denen bei Neubauvorhaben, für die Planungsrecht neu geschaffen wird, ein festgesetzter Anteil der Wohnungen öffentlich gefördert werden muss. 2014 wurde eine Quote zwischen 20% und 40% festgelegt, in der Regel sollen 30% der Wohneinheiten in einem Neubauprojekt öffentlich gefördert sein. Die Stadt Aachen schafft damit preisgünstige Angebote im öffentlich geförderten Wohnungsbau, der auch Migrantenfamilien mit Wohnberechtigungsschein zur Verfügung steht. Ein zentraler Akteur bei der Bereitstellung von bezahlbarem Wohnraum ist in Aachen die gewoge AG (Abbildung 24). Sie ist als Aktiengesellschaft organisiert und befindet sich mehrheitlich in städtischer Hand. Die gewoge definiert ihr Ziel wie folgt: „Die gewoge AG ist das Wohnungsunternehmen in Aachen, dass sich in allen seinen Funktionsbereichen auf die Herstellung und nachhaltige Bewirtschaftung von günstigem Wohnraum konzentriert. […]. Die Einbindung öffentlicher Darlehen zur Herstellung bzw. Modernisierung geförderter Wohnungen nimmt vor diesem Hintergrund für die gewoge AG einen hohen Stellenwert ein […]. Eine soziale Ausgewogenheit von Wohnquartieren liegt aufgrund ihres nachhaltigen Bewirtschaftungsansatzes im Interesse der gewoge AG und wird entsprechend angestrebt.“ Auf ihre heterogene Mieterschaft reagiert die gewoge AG mit kultursensiblen Angeboten. So zeigte sich in Aachen-Nord nach einer energetischen Sanierung von gewoge-AG-Bestandsimmobilien, dass zugewanderte Menschen eine eigene Ansprache durch mehrsprachige Flyer und persönliche Beratung benötigen, um die dort installierte moderne Lüftungsanlage zu verstehen und im Alltag zu beachten. Mit einer entsprechenden Umsetzung konnten alle Bewohner für das neue Belüftungskonzept gewonnen werden. Neben der Aufgabe, ausreichenden bezahlbaren Wohnraum zur Verfügung zu stellen, besteht sozialräumlich die Herausforderung, Segregation81 zu vermeiden ohne Gentrifizierung82 zu schaffen. Dazu verfolgen Politik und Stadtverwaltung das Ziel einer sozialen und kulturellen 79 Vgl. Teilhabe- und Integrationsbericht Nordrhein-Westfalen. 1. Bericht nach § 15 des Teilhabe und Integrationsgesetztes, hg. vom Ministerium für Arbeit, Integration und Soziales, Düsseldorf 2016. 80 Aachen-Strategie-Wohnen – Aktualisierung und teilräumliche Ausdifferenzierung, bearbeitet von: Quaestio, Forschung und Beratung, Abschließender Bericht, 25.09.2014. 81 Segregation bedeutet die räumliche Trennung der Wohngebiete von sozialen (Teil-)Gruppen in einer Stadt oder Region. Der Grad der Segregation ist umso höher, je stärker die räumliche Verteilung der Wohnstandorte einer Gruppe von der Verteilung der Gesamtbevölkerung abweicht. Das Ghetto stellt die extreme Form der Segregation dar. Die Trennung der Wohngebiete bzw. -bevölkerung kann nach dem sozialen Status, nach demografischen Merkmalen wie Alter oder Stellung des Haushalts im Lebenszyklus, nach ethnischen, religiösen und/oder sprachlich-kulturellen Kriterien erfolgen. 82 Gentrifizierung beschreibt den Prozess der sozialen Umstrukturierung eines Stadtteiles. Dabei handelt es sich um Veredelung des Wohnumfelds sowohl durch Veränderung der Bevölkerung, wie in aller Regel auch durch Restaurierungs- und Umbautätigkeit. 52 Abbildung 21: Übersicht lokale Netzwerke ⁸³ Quelle: Sozialentwicklungsplan Aachen Richterich AC-Nord Laurensberg Kullen/Steppenberg/ Vaalserquartier Westparkviertel Stadtteilkonferenz (gegründet bis 2012) Haaren AC-Ost/Rothe Erde Kronenberg Forst Stadtteilkonferenz (gegründet ab 2013) Rothe Erde/ Eilendorf Örtliche Arbeitsgemeinschaft „Altenarbeit“ Sozialraumkonferenz (Schwerpunkt Kinder und Jugendliche) Brander Feld Brand Preuswald KornelimünsterWalheim Heterogenität in allen Quartieren. So richtet sich die Quote der öffentlich geförderten Wohneinheiten nach der sozio-ökonomischen Struktur des jeweiligen Sozialraums. Im frei finanzierten, privaten Wohnungsbau hat die Stadt Aachen die Aufgabe, beispielgebend interkulturelle Wohnprojekte und integrierte Stadtentwicklungsinitiativen anzustoßen und zu fördern, um in den Quartieren ein Leben in Vielfalt zu gestalten. Hierbei spielen die Grundstücksvergabe nach Konzeptqualität, die Etablierung neuer Wohnformen und die Ideen neuer Formen der Eigentumsbildung eine besondere Rolle. Aktuell zeigen verschiedene Beispiele in der Praxis, dass Bewohnerinnen und Bewohner ihre Bedürfnisse, wie beispielsweise die Nutzung des öffentlichen Raumes als Begegnungsraum, schon informell umgesetzt haben. Im Rahmen der Sozialen Stadt Aachen-Nord wird derzeit in der Burggrafenstraße ein moderiertes Verfahren mit den Bewohnerinnen und Bewohnern durchgeführt, um die Bedarfe schon vor der Planung zu erfahren und anschließend im Planungsverfahren berücksichtigen zu können.83 Im Fachgespräch zum Handlungsfeld Wohnen und Sozialplanung wurden die mittlerweile sehr unterschiedlichen Vorstellungen von optimalem Wohnen thematisiert. In der heterogenen Gesellschaft gibt es unterschiedliche Bedürfnisse, die eine Vielfalt an Wohnungsformen hervorgebracht haben. So gibt es neben der klassischen abgeschlossenen Etagenwohnung und dem Einfamilienhaus auch verschiedene Formen des gemeinschaftlichen und experimentellen Wohnens, wie beispielsweise 83 Zweiter Sozialentwicklungsplan Aachen, 2015, S. 21. 21 53 das Mehrgenerationenmodell zeigt. Einige Menschen bevorzugen offenes Wohnen mit viel Fensterfläche und Lichteinfall, andere sehen in der klassischen Zwei-, Dreioder Vierzimmerwohnung eine optimale Wohnform. Hierzu gesellen sich nun Wünsche und Vorstellungen der zugewanderten Menschen. Im Dialog sollten deshalb nun auch Formen des interkulturellen Wohnens ausgehandelt werden, die diesen Vorstellungen Raum geben. Die Ansprüche an den Wohnraum, die Gemeinschaftsund Freiflächen und das Wohnumfeld können dabei sehr unterschiedlich sein. Auf den zu beobachtenden Trend der Reurbanisierung und den damit verbundenen Zuzug in die Kernstadt muss mit einem breiten Portfolio und mit flexiblen Grundrissangeboten reagiert werden. Strategien zur Bewältigung der heterogenen Bedarfslagen sollen im Strategiezirkel Wohnen thematisiert und entwickelt werden. 84 Bei der Integration im Quartier sind Wohnraumschaffung und Wohnumfeldentwicklung in einem engen Zusammenhang zu betrachten. Die kommunale Sozialplanung ermittelt und beschreibt sozialräumlich Bedürfnisse und Lebenslagen in einer Kommune. Sie unterstützt mit ihrer Berichterstattung die langfristige kommunale Steuerung zur Schaffung einer bedarfsgerechten und leistungsfähigen sozialen Infrastruktur. So beschreibt der zweite Sozialentwicklungsplan in Aachen die demografische, sozio-ökonomische und soziale Entwicklung und Perspektiven der Aachener Quartiere und zeigt Handlungsbedarfe auf. Hier zeigt sich, dass Bevölkerungsschwankungen, Wohnraumentwicklung und Migrations- sowie Wanderungsbewegungen die Sozialstrukturen der Stadt in den letzten Jahrzehnten veränderten. In den Sozialräumen und Quartieren ist eine Vielzahl an lokalen Netzwerken, wie zum Beispiel Stadtteilkonferenzen, Dokumentation der aktuellen Situation – Wohnungsmarkt 1.600 genehmigt 1.400 1.334 1.200 Baugenehmigung 1.000 fertiggestellt (bezugsfertig) 863 800 748 fertiggestellt (bezugsfertig) 600 374 400 423 437 Förderzusage 613 480 fertiggestellt (bezugsfertig) 311 200 471 255 560 222 2014 2015 78 freifinanziert gefördert Gesamt Ein- und Zweifamilienhäuser Wohneinheiten Mehrfamilienhäuser Wohneinheiten Summe bis 2020 1.200 1.876 3.076 2021 bis 2025 750 750 1.500 2026 bis 2030 750 750 1.500 Summe bis 2030 2.700 3.376 6.076 BEDARFE 84 Zusammenstellung des Fachbereichs Wohnen, Soziales und Integration, Stadt Aachen. 54 Quelle: Zusammenstellung des Fachbereichs Wohnen, Soziales und Integration, Stadt Aachen 452 137 0 SZENARIO 835 735 Abbildung 22: Fertiggestellte und genehmigte Wohneinheiten 2014 - 2016 ⁸⁵ 2016 Abbildung 23: Bedarfe an Wohneinheiten (Wohnungs+ Szenario) Quelle: Quaestio, Forschung und Beratung, Abschließender Bericht, 25.09.2014 entstanden (Abbildung 21), die die Quartiersentwicklung aus dem Quartier heraus gestalten. Hier können Ideen und Anregungen platziert und diskutiert werden. In Quartieren mit besonderen Herausforderungen wurden zudem städtische Quartiersmanagements eingerichtet, die die Prozesse koordinieren und unterstützen. All diese Strukturen können zur Integration beitragen. Das Quartiersmanagement initiiert und begleitet partizipative Projekte, die auf die Aktivierung verschiedener Bevölkerungsgruppen setzen. Durch Kooperationsprojekte mit lokalen Akteuren im Rahmen von Stadtteilfesten, Fahrradwerkstätten, Kochaktionen, Filmabenden, Bepflanzungsaktionen, Ausflügen und „Wandercafés“ wird die Bevölkerung in das Quartiersgeschehen eingebunden und das Zusammenkommen verschiedener Bevölkerungsgruppen gefördert. Auch die zahlreichen Projekte, die aus den Stadtteilkonferenzen heraus entwickelt werden und zum Teil über den Stadtteilfonds85 unterstützt werden, fördern nachbarschaftliche Begegnung und die Quartiersentwicklung. Die projektbegleitende Öffentlichkeitsarbeit unterstützt darüber hinaus den Abbau von Stigmatisierungen einzelner Stadtquartiere, indem positive Aspekte der Quartiersentwicklung dokumentiert werden. Interkulturelle Bedarfe sind somit insgesamt in der Wohnraumplanung ebenso zu berücksichtigen, wie in der Sozialplanung und Quartiersentwicklung. Dabei müssen alle Prozesse integriert betrachtet werden. Gemeinsam ergeben sie den Werkzeugkasten, mit dem Integration im Quartier erfolgreich gelingt. Eigene Einheiten Anzahl Wohnungen öffentlich gefördert frei finanziert 4.631 2.571 2.060 Gewerbe 38 Verwaltete Einheiten Anzahl Wohnungen Gewerbe 2.595 57 Einheiten gesamt 7.321 Gewoge AG: Neubau Wohnungen bis 2019 Anzahl Drei-Länder-Carrée Stolberger Straße Prager Ring Eckener Straße Talbotsiedlung/Burggrafenstraße Bayernallee Kronenberg 118 77 25 33 42 14 8 Einheiten gesamt 317 Öffentlich gefördert Frei finanziert 139 178 Abbildung 24: Kennzahlen gewoge AG Wohn-/Gewerbeeinheiten, Neubauten Quelle: Gewoge AG 85 Fonds der Stadt Aachen, der quartiersbezogene und partizipative Projekte unterstützt. Die Stadtteilkonferenzen sammeln und bewerten die Projektvorschläge vorab. 55 Fachgespräch Teilnehmende des Fachgesprächs Wohnen / Sozialplanung Maßnahmen 1. Interkulturelles und kultursensibles Wohnen Die zukünftige Planung neuen Wohnraumes erfolgt kultursensibel, d.h. unter Beteiligung von potentiellen zukünftigen Nutzergruppen in einem moderierten Prozess. Dieser Prozess ist ein Bestandteil einer interkulturellen Öffnung des Planungsverfahrens innerhalb der Stadtverwaltung. Bei der Vergabe städtischer Grundstücke nach Konzeptqualität wird besonderer Wert auf interkulturelle Öffnung und Quartiersbezug gelegt. 2. Sensibilisierung der privaten Immobilienwirtschaft In Zusammenarbeit mit dem Verein der Haus- und Grundstücksbesitzenden (Aachener Haus & Grund e.V) wird eine Initiative zur Sensibilisierung der Aachener Vermieter für eine vorurteilsfreie Vergabe von Wohnraum an Migrantinnen und Migranten gestartet. Ein 56 Element dazu ist ein Bericht (oder eine kleine Serie) in der regelmäßig erscheinenden Zeitschrift des Aachener Haus & Grund Vereins. 3. Verständliche und mehrsprachige Infoflyer Gemeinsam mit der gewoge AG wird Informationsmaterial in leichter Sprache bzw. in verschiedenen Sprachen als Orientierungshilfe in der Ankommenszeit von Migrantinnen und Migranten entwickelt. Dieses enthält sowohl Informationen zur Wohnung selbst (Heizung, Lüftung etc.) als auch zur Struktur der Ver- und Entsorgung rund um die entsprechende Wohnung. 4. Verschränkung von Wohnraum- und Sozialentwicklungsplanung Ein Leben in Vielfalt erfordert eine kulturelle und sozio-ökonomische Heterogenität in allen städtischen Sozialräumen. Zur Vermeidung von Segregation und Gentrifizierung sowie zum Aufbau von Unterstützungsstrukturen müssen Wohnraum- und Sozialplanung stärker vernetzt werden. Es soll eine Gesamtdatenbank der Wohnraum- und Sozialdaten entstehen. Ein Wohnbaumonitoring soll aufgebaut werden. Datenbasiert können dann integrierte sozialräumliche Handlungskonzepte erstellt und umgesetzt werden. Dabei spielen Quartiersmanager, Stadtteilkonferenzen und weitere soziale Strukturen vor Ort eine besondere Rolle. 5. Quartiersarbeit stärken Zu Stärkung der Quartiersarbeit soll das vom Fachbereich Wohnen, Soziales und Integration erarbeitete und politisch beschlossene Konzept zum Quartiersmanagement beitragen. Es zielt auf die qualitative Verbesserung der Rahmenbedingungen für die Arbeit der Quartiersmanagerinnen und -manager und auf einen bedarfsorientierten Ausbau der Stellen ab. Die Stadt Aachen verfügt mit dem Quartiersmanagement über ein wichtiges Instrument der kleinräumigen Steuerung von Quartiers­ entwicklung. Mit dem 2017 erarbeiteten Konzept, das eine Evaluation der bisherigen Arbeit des Quartiers- managements als Grundlage hat, ist eine Basis für ein zukunftsorientiertes Quartiersmanagement gegeben. Es enthält eine Schärfung des Aufgabenprofils und Ideen zur Verbesserung der Kooperation vor Ort. In der Arbeit vor Ort wird eine engere Verzahnung mit den anderen Akteuren vorgeschlagen. Mit Blick auf den Preuswald, wo das Stadtteilbüro des Quartiersmanagements durch verschiedene Akteure genutzt wird (zum Beispiel durch Träger der Freien Wohlfahrtspflege), wurde der Vorschlag erarbeitet, die Idee solcher Bürogemeinschaften auszuweiten. Dabei sollte angestrebt werden, dass nicht nur die Räume der Stadtteilbüros gemeinsam als Ressource genutzt werden, sondern auch eine stärkere Zusammenarbeit in der alltäglichen Projektarbeit anvisiert wird. Solche Bürogemeinschaften aus städtischem Quartiersmanagement und Trägern vor Ort, die als Quartiers- oder Nachbarschaftsstützpunkte bezeichnet werden können, bieten dabei verschiedene Vorteile, v.a. die gemeinsame Nutzung von Ressourcen und das Bündeln von Wissen und Know How in der Projektentwicklung. Mittelfristig soll das Quartiersmanagement in Räumen mit besonderen Bedarfen ausgebaut werden. 57 4.4. Sport Sport schafft vielfältige Möglichkeiten der Integration, der Begegnung und Verständigung von Menschen mit und ohne Migrationshintergrund. Er baut Brücken zwischen den Kulturen und erzeugt ein Gemeinschaftsgefühl. Vor allem Kindern und Jugendlichen, Mädchen wie Jungen, bietet der Sport im organisierten Vereinsleben viele Gelegenheiten, ihre Freizeit sinnvoll zu gestalten und ihre individuellen Stärken zu erkennen. Sport zeigt Werte auf, die ihn universell machen: Respekt, Toleranz, Fairness, Solidarität und Gerechtigkeit. Sport unterstützt die Kultur der Achtung des Anderen und der Eigenverantwortung und spricht Menschen verschiedener Kulturen an. Sport fördert den sozialen Frieden und das friedliche Miteinander sowie das gegenseitige Helfen und Vertrauen. Sport trägt zur Kultur des Fairplay und der sozialen Teilhabe bei. Regelmäßiger Sport und Bewegung tragen wesentlich zur Gesunderhaltung und zur Lebensqualität bei. Durch Verbesserung der konditionellen Fähigkeiten wie Kraft und Ausdauer kann den lebensstilbedingten Volkskrankheiten vorgebeugt werden und Genesung sowie Rehabilitation erzielt werden. Die koordinativen Anforderungen bei Sport und Spiel führen präventiv zu einer Verbesserung der Beweglichkeit, des Bewegungsgefühls und der Gleichgewichtsfähigkeit, die wesentlich zur Gesunderhaltung im Alltag beitragen. Dokumentation der aktuellen Situation In Aachen hatte der Sport als Motor der Integration sehr früh eine große Bedeutung. Bereits 2005 wurde der Arbeitskreis „Runder Tisch Integration durch Sport“ in Aachen gegründet und hat seitdem als planendes und strategisches Instrument eine besondere Relevanz. Gemeinsam wurden und werden Konzepte sowie Aktivitäten von, mit und für Menschen mit Migrationshintergrund entwickelt. Durch eine gute Kommunikation wurden Parallelstrukturen beseitigt und der Zugang von Migrantinnen und Migranten zum Vereinssport vermittelt und gefördert. Aachen bietet sportinteressierten Einwohnerinnen und Einwohnern ein breites Angebot. Anbieter sind neben den klassischen Sportvereinen und den kommerziellen Anbietern unter anderem auch Institutionen wie die Weiterbildungseinrichtungen, die Offenen Türen oder der Hochschulsport der RWTH Aachen. Hier gibt es zahlreiche niedrigschwellige, offene Angebote. Von städtischer Seite wird die Integration mittels Sport durch den Fachbereich Sport und den Fachbereich Wohnen, Soziales und Integration gefördert. Darüber hinaus gibt es auch eine projektbezogene Förderung durch den Fachbereich Kinder, Jugend und Schule und durch die Bezirke. Der Stadtsportbund Aachen e. V. setzt als Dachverband der Aachener Sportvereine einen deutlichen Akzent auf die Förderung von Integration. Seit 2016 bearbeitet eine im Stadtsportbund Aachen ansässige Fachkraft (0,5 Stelle/gefördert über den Landessportbund Nordrhein-Westfalen e. V.) das Querschnittsthema Integration durch Sport hauptberuflich. Die Fachkraft setzt das Handlungsprogramm des Landessportbundes Nordrhein-Westfalen systematisch auf lokaler Ebene um. Sie akquiriert und betreut die Stützpunktvereine Integration durch Sport86, organisiert Qualifizierungsmaßnahmen, betreibt Netzwerkarbeit und berät die Sportvereine. Sonderförderungen durch den Landessportbund NRW werden über die Fachkraft im Stadtsportbund abgewickelt. Das Handlungsprogramm und das StützpunktvereinsKonzept des Deutschen Olympischen Sportbundes ermöglichen einen niedrigschwelligen Zugang zum Sport. „Viele der durch das Bundesprogramm geförderten Stützpunktvereine machen den Zugewanderten auch außersportliche Angebote, etwa Hausaufgabenhilfe oder Sprachförderung, die sie oftmals als Teil lokaler Netzwerke entwickeln.“87 Die interkulturelle Öffnung von Sportvereinen, die bereits in vielen Satzungen explizit benannt wird, bedeutet nicht nur, Migrantinnen und Migranten für den Vereinssport zu begeistern, sondern auch auf der Übungsleiterebene Ausbildungsangebote zu kreieren, um auch hier sukzessive Übungsleiterinnen und Übungsleiter mit Migrationshintergrund zu gewinnen. Die Vereinsstrukturen in Aachen öffnen sich interkulturell, so dass auch verantwortliche Positionen im Bereich von Vereinsvorständen von sportbegeisterten Migrantinnen und Migranten besetzt werden. 86 Vgl. zu den Stützpunktvereinen www.sportinaachen.de. 87 Walter Schneeloch, „Der Sport macht, er problematisiert nicht lange“, in: Integrationslandschaft Deutschland, S. 36. 58 Das spezielle Angebot „Ausbildung Übungsleiter C – Interkulturell“, das durch die Stadt Aachen regelmäßig gefördert wird, sensibilisiert die Übungsleiterinnen und Übungsleiter für die besonderen Herausforderungen interkultureller Sportgruppen. Häufig haben die hier ausgebildeten Personen selbst einen Migrationshintergrund und dementsprechend als Multiplikatoren eine besondere Strahlkraft. Die informellen Bildungschancen des Vereinssports sollten nicht unterschätzt werden, Sportvereine können ein Zugangsweg zu unserer Kultur und ein Lernort für Partizipation und bürgerschaftliches Engagement sein.88 Handlungsbedarf gibt es insbesondere bei bestimmten Zielgruppen. So zeigte eine Untersuchung des Deutschen Olympischen Sportbundes89, dass es ausgeprägte Geschlechterunterschiede gibt. Männliche Migranten sind deutlich häufiger in einem Sportverein vertreten als Migrantinnen. Diese Unterschiede treten besonders bei Zuwanderern aus ehemaligen „Anwerbestaaten“ in Südeuropa und der Türkei auf. Insgesamt zeigt sich auch im Sport ein enger Zusammenhang zwischen sportlichem Engagement im Verein und der Zugehörigkeit zu sozialen Schichten. Kinder aus sozial benachteiligten Familien sind besonders selten in einem Sportverein aktiv. Dem wird derzeit schon mit besonderen Angeboten für einzelne Zielgruppen wie „Mädchen mittendrin“ – mehr Chancen durch Fußball für Mädchen, integrativen Jugendcamps sowie Schwimmkursen für Migrantinnen oder für minderjährige Geflüchtete entgegen gewirkt. Außerdem gibt es besondere quartiersbezogene Angebote wie „GLAS“90, „Sport vor Ort“ und „Tag-/Nachtaktiv“. In Aachen wurden seit 2005 hervorragende Strukturen in dem Handlungsfeld Sport entwickelt und ausgebaut. Der Förderpreis „Integration durch Sport in Aachen“ zeichnet seit 2009 jedes Jahr Initiativen und Vereine aus, die auf diesem Feld besondere Aktivitäten zeigten. Damit wird bürgerschaftliches Engagement im Handlungsfeld Sport sichtbar gemacht und gebührend gewürdigt.91 Seit Bestehen bewarben sich insgesamt 57 Institutionen und Initiativen, davon 9 auch mehrmals. Dies zeigt, dass integrative Angebote in Aachen breit vertreten sind. Sport als integratives Handlungsfeld ist gut entwickelt und weitestgehend anerkannt. Aachen funktioniert als integrierende Sportstadt. Diese guten Strukturen können nur erhalten werden, wenn sie auch dauerhaft unterstützt werden. „Brückenbauer“ zu den vielen bestehenden Angeboten werden dringend benötigt. Fachgespräch Teilnehmende des Fachgesprächs Sport 88 Vgl. Walter Schneeloch, „Der Sport macht, er problematisiert nicht lange“, in: Integrationslandschaft Deutschland, S. 36 f. 89 Vgl. Michael Mutz, Die Partizipation von Migrantinnen und Migranten am vereinsorganisierten Sport, hg. vom Deutschen Olympischen Sportbund, http://www.integration-durch-sport.de/fileadmin/fm-dosb/arbeitsfelder/ids/files/Expertise_Mutz_Partzipation_MigrantenInnen.pdf 90 Gesunde Lebensführung aktiv und selbstbestimmt. 91 Vgl. http://aachen.de/DE/stadt_buerger/gesellschaft_soziales/integration/sport_integration/foerderpreis_sport/index.html. 59 Maßnahmen 1. Alle Aachener erhalten einen optimalen Zugang zu Informationen über sportliche Angebote: •• Die Bildungserstberatung informiert ausführlich in einem persönlichen Gespräch gebündelt über die Sportmöglichkeiten in Aachen. Dafür müssen finanzielle Ressourcen geschaffen und ein Lotsensystem installiert werden. •• Bei dieser Gelegenheit wird auch die Informationsbroschüre über Sport, Bewegung und Gesundheitsförderung überreicht. •• Das Angebot „GLAS-Driescher Hof Sport“ ist ein gesund­heitspräventives Projekt für Senioren, das auch auf andere Quartiere transferiert und dort etabliert werden kann. 3. Stärkung des „Arbeitskreises Integration durch Sport“: •• Der Arbeitskreis und seine Netzwerke tauschen sich fortlaufend zum Thema interkulturelle Öffnung aus. Bei der Erstellung des regelmäßig zu formulierenden Integrationsplanes werden sie hinzugezogen. •• Die Broschüre wird in verschiedene Sprachen übersetzt. 4. Stärkung der Quartiersebene im Bereich Sport: •• Sowohl der „Arbeitskreis Integration durch Sport“ als auch der „Förderverein Integration durch Sport“ •• Dringend gebraucht werden „Brückenbauer“, die kooperieren mit den vorhandenen Netzwerken in den über die sportlichen Angebote in Aachen informiert Quartieren. sind, Interessierten Unterstützung bei der Suche nach einem passenden Angebot geben und Hürden zur •• Hier haben die Stadtteilkonferenzen eine wichtige Umsetzung abbauen. Diese Gruppe ist zu verstärken Funktion. Das Thema Sport wird regelmäßig und und zu unterstützen. gebündelt behandelt. Um die auf ehrenamtlichem Engagement beruhenden Kapazitäten gezielt einsetzen zu können, werden die Themen rechtzeitig bekannt 2. Prävention durch Sport: gegeben, so dass Vertreterinnen und Vertreter der •• Vereine und Sportanbieter akquirieren Fördermittel Vereine an der Stadtteilkonferenz zum Thema Sport aus dem Programm „Demokratie leben“ mit dem Ziel teilnehmen können. der Gewalt- und Extremismusprävention. •• Die Angebote „Tag-Nachtaktiv“ und das Fan-Projekt bleiben erhalten und werden ausgebaut. •• Das Angebot „Rundum Fit“ ist ein gesundheitspräventives Projekt, das der Adipositas von Kindern und Jugendlichen vorbeugen soll. 60 •• Darüber hinaus wirken die im Quartier ansässigen Vereine mit, um Bedarfe im Quartier zu erfassen und nutzen ihre Möglichkeiten, das Interesse der Quartiers­ bewohner an sportlichen Aktivitäten zu wecken. Hierzu werden Mulitplikatorinnen und Multiplikatoren sowie „Türöffnerinnen“ und „Türöffner“ identifiziert, motiviert und qualifiziert. Sie sind Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartner für sportliche Initiativen im Quartier. •• Auf der Quartiersebene ist ein besonderes Augenmerk auf die Erweiterung der offenen Angebote „Sport vor Ort“ zu legen. •• Der „Arbeitskreis Integration durch Sport“ wird für die Erstellung des regelmäßig zu formulierenden Integrationsplanes hinzugezogen. •• Für eine bessere Bekanntmachung der Angebote auf Quartiersebene nutzen die Netzwerke das Bürgerforum und den Integrationsrat, um Öffentlichkeitsarbeit für ihre sportlichen Angebote zu betreiben. •• Die Sportvereine haben eine wichtige integrative Funktion. Sie benötigen dazu ausreichende Ressourcen. Deshalb wird ein eigenes Budget für den Vereinssport und für offene Angebote eingerichtet. •• Aus- und Fortbildungen, die explizit interkulturell aus•• Die Kommunikation muss in leichter und bildhafter gerichtet sind, werden verstetigt (Beispiel: ÜbungsleiSprache erfolgen. Das Presseamt wird in die Kommuniter C interkulturell). kation mit einbezogen. •• Der Einstieg in Vereine (Mitgliedschaft) in den Quartieren wird erleichtert. Offene und niedrigschwellige Sportangebote werden ausgebaut und gleichzeitig wird eine finanzielle Unterstützung gesichert, um die Nachhaltigkeit vor Ort zu gewährleisten. 5. Verstetigung und Stärkung: •• Bürgerfeste, Sporttage und Sportfeste sind ein wichtiger Bestandteil des Breitensports. Die bestehenden Feste sollen erhalten bleiben und noch stärker für eine interkulturelle Öffnung genutzt werden. •• Auch die interkulturellen Angebote der Vereine werden nachhaltig finanziell gefördert (Beispiel: Boxgym-Angebot). •• Zielgruppenspezifische Angebote der Vereine werden nachhaltig finanziell gefördert (Beispiel: Mädchen mittendrin). •• Der Förderpreis „Integration durch Sport“ soll dauerhaft gesichert werden. •• Der Sport ist eine Bildungskomponente, die in Berufsbildung und Berufsausübung noch stärker berücksichtigt werden soll. 61 4.5 Gesundheit Migration ist ein Lebensereignis, das die individuelle Biografie und die Familienentwicklung über mehrere Generationen prägt. Migrationsbedingte psychosoziale Belastungen wie Familientrennung, unklare rechtliche Rahmenbedingungen, erlittene Folter oder Verfolgung verursachen eine erhöhte gesundheitliche Belastung. Der auf dem Mikrozensus aufbauende Schwerpunktbericht der Gesundheitsberichterstattung des Bundes zum Thema Migration und Gesundheit92 kommt zu dem Ergebnis, dass sich Menschen mit und ohne Migrationshintergrund nur wenig in ihrer körperlichen Gesundheit unterscheiden.93 Es gibt je nach Herkunftsstaat Unterschiede hinsichtlich kulturell bedingter Gewohnheiten wie beispielsweise Rauchen, Bewegung oder Ernährungsverhalten. Insbesondere bei Kindern und Jugendlichen gibt es kaum Unterschiede hinsichtlich körperlicher Erkrankungen. Die Studie hält fest, dass Menschen mit Migrationshintergrund in etwa den gleichen gesundheitlichen Risiken ausgesetzt sind wie Deutsche mit vergleichbarem Sozialstatus. Hier ist weniger die Zuwanderungsgeschichte bedeutsam für den Gesundheitszustand, sondern die soziale Lage der Menschen. Der Zugang zum Gesundheitssystem kann je nach individueller Ausgangslage für Menschen mit Migrationshintergrund erschwert sein. Sprachbarrieren, Informationslücken und kulturelle Unterschiede im Gesundheits- und Krankheitsverständnis können Ursachen dafür sein. Die Robert-Koch-Studie kommt zu dem Ergebnis, dass Menschen mit Migrationshintergrund Gesundheitsleistungen und insbesondere die Präventionsangebote seltener in Anspruch nehmen. Deshalb ist es wichtig, in Aachen allen einen gleichberechtigten Zugang zu Gesundheitsund Pflegeeinrichtung zu ermöglichen und entsprechende Vorsorge-, Beratungs- und Betreuungsangebote im Gesundheitsbereich zu garantieren. Dazu gehört ein kultursensibler Umgang in allen Lebensphasen, von der Geburt über Vorsorgeuntersuchungen der Kinder, Schuleingangsuntersuchungen, regelmäßigen Vorsorgeuntersuchungen im Erwachsenenalter bis hin zum kultursensiblen Umgang mit schweren Erkrankungen im Alter. Darüber hinaus bestehen noch Handlungsbedarfe bei plötzlich auftretenden Schicksalsmomenten wie beispielsweise Unfällen oder auch in dem kultursensiblen Umgang mit traumatischen Erlebnissen durch Flucht- und Vertreibung. Aber auch die Gesundheitsaufklärung und Informationen zu Prävention sollten niedrigschwellig für alle sein, das heißt mehrsprachig und gezielt für Menschen mit Migrationsvorgeschichte ausgerichtet sein. Bei dem Aufbau von Projekten in diesem Bereich müssen Migrantinnen und Migranten gezielt einbezogen werden.94 Dokumentation der aktuellen Situation Trotz umfassender Recherchen ist das Datenmaterial zur Dokumentation des Zusammenhanges von Gesundheit und Migration in der Bundesrepublik noch unzureichend.95 Dies betrifft gleichermaßen die Beschreibung der Stadt Aachen. Punktuell konnten in dem Fachgespräch einige Ausgangslagen geklärt werden. Zugang zum Gesundheitssystem Der Zugang zum Gesundheitssystem ist allgemein für die verschiedenen Gruppen von Zuwanderern gut. Eine Ausnahme bilden die EU-Zuwanderer aus den Balkanländern und die illegal Zugewanderten. Sprachliche und kulturelle Barrieren Die Expertinnen und Experten wiesen in dem Fachgespräch vor allem auf Problemstellungen durch kulturelle Unterschiede und durch unzureichende Sprachkenntnisse der erst kürzlich Zugewanderten hin. So belasten die Verständigungsprobleme die ohnehin enge Krankenhausroutine. Die notwendigen Aufklärungsgespräche und ihre vorgeschriebenen Dokumentationen sind beispielsweise nur unter großen Schwierigkeiten durchzuführen. Des Weiteren führen Krankenhausaufenhalte aus Kulturkreisen, in denen eine dauerhafte und ständige Begleitung im Krankenhaus selbstverständlich sind, im Klinikalltag zu Problemen im Hinblick auf die notwendige Ruhe zur Gesundung und auf die Störung der übrigen Patientinnen und Patienten. Anforderungen und Rücksichtnahmen auf kulturelle und religiöse Besonderheiten führen punktuell zu schwer lösbaren Situationen. Das Ärzte- und insbesondere das Pflegepersonal sind zum einen zur Lösung dieser Problemstellungen nicht geschult und zum anderen können sie sich aus Zeitgründen dieser Thematik nicht widmen. 92 http://www.rki.de/DE/Content/Gesundheitsmonitoring/Gesundheitsberichterstattung/GBEDownload. 93 Vgl. ebd., S. 175. 94 Vgl. Schwerpunktberichte der Gesundheitsberichterstattung des Bundes, Migration und Gesundheit, hg vom Robert Koch Institut, Gesundheitsberichterstattung des Bundes. http://www.rki.de/DE/Content/Gesundheitsmonitoring/Gesundheitsberichterstattung/GBEDownloadsGiD/2015/03_gesundheit_in_deutschland. pdf?__blob=publicationFile (20.11.2017). 95 Vgl. ebd., S. 177. 62 Aber auch die Belastungen, die sowohl in niedergelassenen Arztpraxen, Krankenhäusern, Apotheken und weiteren Behandlungsanbietern wie Physiotherapie durch die unzureichende Sprachkenntnisse erst kürzlich Zugewanderter entstehen, ist ein Thema innerhalb der Stadt Aachen. Suchtproblematik Insbesondere bei Menschen aus osteuropäischen Län- dern wird zunehmend eine Suchtproblematik festgestellt. Dies betrifft sowohl Alkohol- als auch Spielsucht. Die Zugänge zu den Unterstützungssystemen gestalten sich schwierig, da die Sucht oftmals nicht anerkannt und/oder in den Familien verschwiegen wird. Eine Hilfestellung für diese Gruppe ist mit Stolpersteinen versehen. Sprachliche Barrieren machen die in diesem Bereich gängigen Gruppentherapien unmöglich und ein Dolmetscher ist in dieser Situation nicht zielführend. Fachgespräch Teilnehmende des Fachgesprächs Gesundheit Maßnahmen 1. Der Alltag in den Krankenhäusern ist teilweise durch kulturelle Unterschiede geprägt. Ein interkulturelles Training für medizinisches Fachpersonal, insbesondere für Ärzte und Pflegekräfte in den Krankenhäusern, kann das Verständnis der kulturellen Hintergründe begründen und erleichtert den Alltag insbesondere in Krankenhäusern. 2. Kulturell bedingte Konflikte erschweren den Arbeits­ alltag des medizinischen Personals. Eine gemeinsam mit den Mitarbeitenden entwickelte Haltung kann die Mitarbeitenden stärken und sie damit in der Lösung interkultureller Konflikte unterstützen. 3. Die Statistiken zeigen eindeutig, dass Prävention noch nicht ausreichend von Menschen mit Migrationshintergrund genutzt wird. Eine zielgruppenspezifische Öffentlichkeitsarbeit in Zusammenarbeit mit Migrantenorganisationen und Moscheen kann Prävention stärker thematisieren und diese Zielgruppe von der Nutzung dieser Möglichkeiten überzeugen. 4. Zugewanderte haben insbesondere zu Beginn ihres Aufenthaltes in Deutschland nicht die notwendigen Sprachkenntnisse um die Vorgaben bei der Einnahme von Medikamenten ausreichend zu verstehen. Das könnte durch kleine Filme, die in verschiedenen Sprachen verfasst werden, aufgefangen werden. Dieses Projekt sollte mit den Krankenkassen gemeinsam durchgeführt werden. Vorhandene Materialien sollten genutzt und bekannt gemacht werden. 63 4.6 Kultur Der Aachener Stadtgesellschaft bietet sich ein sehr breites Angebot an Kunst und Kultur, das sich prinzipiell aus vier Angebotsmöglichkeiten zusammensetzt: Kultur ist ein wichtiger Baustein für den Menschen, um sich entfalten und verwirklichen zu können. Sie bietet Unterstützung bei der Suche nach Orientierung, Heimat 1. Das Angebot der Einrichtungen des Kulturbetrieund Identität. Dies ist für alle Bürgerinnen und Bürger bes97 orientiert sich an den Qualitätsstandards für wichtig, besonders aber für die zugewanderten Menschen. Bildende und Darstellende Kunst, Musik, Literatur Deshalb war schon 2009 das Thema „Kultur und Integrasowie neuen Medien. Dies wird ergänzt durch ein tion“ ein fester Bestandteil des kulturpolitischen Selbstinnovatives Veranstaltungsmanagement, das verständnisses. Die dort niedergelegten Beschreibungen dem Aachener Publikum international bekannte und Zielsetzungen haben auch heute noch Gültigkeit: Künstler in innovativen Veranstaltungsformaten wie „across the borders“, „Schrittmacher-Festival“ und „SeptemberSpecial“ präsentiert. „Kultur ist ein wichtiger gesellschaftlicher Integrationsfaktor. Dies ist nicht nur in Bezug auf eine wachsende Bevölkerungsschicht von Menschen mit Migrationshin2. Daneben gibt es eine breite freie Kunstszene, die tergrund zu betrachten, deren Kultur und Engagement eine Vielfalt an Kulturschaffenden und Kulturangeein wichtiger Teil der Kulturlandschaft Aachens sind. boten der bildenden und darstellenden Kunst, Musik Integration ist darüber hinaus auch generell als Anund Literatur abdeckt.98 spruch auf eine gleichberechtigte Teilhabe an gesellschaftlichen, sozialen, wirtschaftlichen und politischen 3. Innerhalb der Migranten-Communities wird zudem Fragestellungen zu verstehen. Integration lebt von der die jeweils eigene Kultur von Zugewanderten wechselseitigen Anerkennung heterogener Lebensstile gepflegt.99 Dies trägt zur Selbstvergewisserung der und einem respektvollen Zusammenleben verschiedener zugewanderten Menschen bei und ist ein Ausdruck menschlicher Identitäten. Integration als kulturpolitische ihrer kulturellen Selbstbestimmung. Aufgabe betrifft in diesem Sinne nicht singulär interund transkulturelle Phänomene, sondern ist ebenso vor 4. Hinzu kommen kulturschaffende Menschen mit dem Hintergrund einer zunehmenden Segregation von Migrationshintergund der 2. und 3. Generation, die unterschiedlichen Bildungs- oder Einkommensschicheine Art „Dazwischensein“ verkörpern und mit dem ten zu betrachten. (…) Kulturangebote und Zugang zu Wissen und Erlebten aus multiplen Kulturwelten Kultur, aktivierende Kulturpolitik, interkulturelle Projekte Kunst und Kultur erschaffen. Die Ergebnisse sind in und die enge Verzahnung mit öffentlich verantworteter Literatur, Kabarett und Stand-Up-Comedy, Musik, Bildung und Weiterbildung markieren in der Europastadt Theater, Film und Kunst zu finden.100 Aachen deutlich den Kulturbereich.“96 Diese heterogene und vielfältige Kunst- und Kulturlandschaft entspricht der diversifizierten Aachener Bürgergesellschaft, bei der jeweils eigene Ausdrucksformen gefunden und unterschiedliche Traditionen, Kenntnisse und Werte vermittelt werden. 96 Kulturelles Leitprofil der Stadt Aachen, Aachen 2009, S. 11. 97 Ludwig Forum für Internationale Kunst, Suermondt-Ludwig-Museum, Städtische Musikschule, Stadtbibliothek, Route Charlemagne, Stadtarchiv, Stadtpuppenbühne Öcher Schängche. Vgl. https://serviceportal.aachen.de/suche/-/egov-bis-search/institution/46986 (Stand 21.09.2017). 98 Beispielweise: DasDa Theater, Bleiberger Fabrik, AKuT e.V./Theater 99, Theater K, Künstlervereinigungen wie der Bundesverband Bildender Künstlerinnen und Künstler (BBK) Aachen, das Atelierhaus Aachen e.V. im Depot. 99 Vgl. dazu die Beteiligung der verschiedensten Gruppen am Tag der Integration: http://www.tagderintegration-aachen.de/ 100 Ethno comedy wie Rebell Comedy, Liza Kos, Musiker wie beispielsweise Hessam Rassouli. 64 Die Stadtgesellschaft Aachens zeichnet sich durch eine hohe Diversität aus, die durch unterschiedliche Lebensentwürfe und vor allem auch durch verschiedene Zuwanderungsgeschichten geprägt ist. Das ermöglicht es in einen interkulturellen Dialogprozess zu gehen und darauf aufbauend neue Ausdrucksformen und Inhalte zu kreieren. In dem Zusammentreffen verschiedener Kulturen und Ausdrucksformen kulturell unterschiedlicher Identitäten entstehen durch einen konstruktiven Interaktionsprozess neue interkulturelle Ausdrucksformen in allen Bereichen der Kunst- und Kulturszenen. Beispielhaft für diese kreativen Prozesse sind die Projekte, die im Rahmen der Willkommenskultur für Geflüchtete entstanden. Hier zeigte sich die Kraft des kulturellen Schaffens. Durch den kreativen Prozess konnten die Teilnehmenden ihre eigene Geschichte be- und vielleicht auch schon ansatzweise verarbeiten. Die kreative Ausdrucksform gab ihnen die Möglichkeit der Selbstfindung als Voraussetzung für ein neues und selbstbestimmtes Leben. Der gemeinsame produktive Schaffensprozess von Geflüchteten und Aachener Bürgerinnen und Bürger zeigt die Chancen, die ein interkultureller Prozess eröffnet: Es wird etwas Neues und Eigenes geschaffen. Ausgewählte Beispiele: •• Stadtarchiv: Migration als Teil der Stadtgeschichte – ein Projekt mit der Luise-Hensel-Realschule •• Musikschule: Chorangebot mit minderjährigen geflüchteten jungen Menschen; Ausprobieren von Instrumenten in Flüchtlingsunterkünften •• Internationales Zeitungsmuseum: Filmprojekte, unter anderem „Eine Banane für Mathe“ •• Centre Charlemagne: Tandemführungen in arabischer Sprache •• Kulturpädagogik: Gruppenführungen; Herbstferienworkshop mit Geflüchteten; „Hallo Aachen – Entdecke die Stadt“ – Ausbildung von Geflüchteten zu Museumsguides •• Barockfabrik: Offenes Atelier als Angebot für geflüchtete Menschen; Malangebote für Kinder in der Körner-Kaserne •• Ludwig Forum: Ausstellung mit Bildern von Kindern geflüchteter Menschen •• Stadtbibliothek: Dialogprojekt – Gespräche mit Geflüchteten •• Karlspreisrahmenprogramm: Veranstaltungen zum Thema Flucht und Vertreibung •• Werkstatt der Kulturen / Spielhaus Kennedypark: Inklusiver Rap-Workshop für unbegleitete minderjährige Geflüchtete und Jugendliche •• KingzCorner: Projekte für geflüchtete Jugendliche in Begegnung mit Aachener Jugendlichen •• Kulturbetrieb ermöglicht Geflüchteten in gebundenen Gruppen und mit Begleitung kostenlosen Eintritt in die Museen der Stadt Aachen. Zugang zu Kunst/Kultur Schon 2009 wurde in dem kulturellen Leitprofil der Stadt Aachen festgestellt, dass in den letzten Jahren die kulturelle Partizipation trotz einer Ausweitung des öffentlichen Kulturprogramms nicht in dem gewünschten und erhofften Maße stieg.101 Die Herausforderung, möglichst breite und niedrigschwellige Zugänge zu dem breiten Kulturangebot zu schaffen, bleibt besonders mit Blick auf Quartiere mit besonderen sozialen Problemlagen und Herausforderungen, unter anderem Aachen-Ost / Rothe Erde, Aachen-Nord, Forst / Driescher Hof oder Preuswald weiterhin bestehen, denn die Stärkung und Wahrung von Chancengleichheit und Chancengerechtigkeit ist auch eine Aufgabe der kulturellen Bildung. 101 Vgl. Kulturelles Leitprofil der Stadt Aachen, Aachen 2009, S. 11. 65 Für Kinder und Jugendliche wird durch enge Kooperationen mit Schulen und Kindertagesstätten oder aber innerhalb von außerschulischen Einrichtungen der Gemeinwesenarbeit und der Wohlfahrtsverbände schon früh ein Zugang zu Kunstund Kulturangeboten eröffnet. Sowohl die öffentlichen als auch die freie Kulturträger bieten ein zielgruppenorientiertes Angebot. Spartenübergreifende Vermittlungsprojekte, programmatische Kooperationen und zielgruppenorientierte Angebote für die kulturelle Bildung von Kindern und Jugendlichen in den Schulen und Kindertagesstätten ermöglichen einkommensunabhängige Teilhabe an kultureller Bildung. Ausgewählte Beispiele: •• Theater akut: Schultheatertage, Kooperationen mit Grundschulen, beispielsweise „Vergiss Prinzessin“ •• KiTa Rokoko gemeinsam mit dem Nachbarschafts- und •• Jugendtreff der Robert-Koch-Straße: Kunstaktion „Zuhause im Schuhkarton“ •• Spielhaus Kennedypark: „Jugend macht Theater“ Die Zugänge zu den Kulturangeboten sollten für ein breites Publikum möglichst niederschwellig gestaltet werden. Gleichzeitig ist es wünschenswert, das Kulturangebot so breit zu fächern, dass die unterschiedlichsten Besuchergruppen angezogen werden. Hier liegt auch die besondere Herausforderung für das Thema „Kultur und Integration“. Wie können zum einen interkulturelle Interessen in die Planung des Programms mit eingehen und wie können die Menschen mit Migrationshintergrund in einem noch breiteren Maße für die Kulturangebote gewonnen werden? Ein Best-Practice-Beispiel auf Quartiersebene stellt das Programm der Nadelfabrik dar. Im Rahmen des Projektes „Soziale Stadt – Aachen-Ost“ wurde die ehemalige Produk- 66 tionsstätte 2008 von der Stadt erworben und nach umfangreichen Umbauarbeiten 2012 als „Haus der Identität und Integration“ eröffnet. Ein umfangreiches Kulturprogramm in der Nadelfabrik sowie im Kennedypark erfüllt seit 2012 eine zweifache Funktion. Nadelfabrik und Kennedypark werden weit über die Grenzen des Stadtteiles bekannt. Filme, Musik und spezielle Events wie das „Parkleuchten“ ziehen Bürgerinnen und Bürger aus der gesamten Stadt an. Vor allem aber erreicht das breite und vielfältige Kulturprogramm die Bewohnerinnen und Bewohner des Viertels selbst. Es gibt keine Barrieren, die überwunden werden müssen: der kostenfreie Gang in den Park ist ein ausgesprochen niederschwelliger Zugang zu einem qualitativ hochwertigen Programm, das sehr positiven Anklang bei den Bewohnerinnen und Bewohnern findet. Dokumentation der aktuellen Situation Alle öffentlichen und freien Träger bieten ein breites auch interkulturell ausgerichtetes Angebot: •• Across the borders mit internationalen Künstlerinnen und Künstlern •• Ludwig Forum mit verschiedenen internationalen Projekten •• Filmprojekte im Depot zum Thema Flucht und Vertreibung •• Schultheatertage der freien Theaterinitiative „AKuT e.V.“ •• Kinder- und Jugendstücke des DasDa Theaters Aachen mit pädagogischer Begleitung •• Volkshochschule Aachen: seit 2014 dreiwöchiger Workshop in den Sommerferien für Jugendliche, finanziert durch das BMBF-Programm talentCAMPus Fachgespräch Teilnehmende des Fachgesprächs Kultur Maßnahmen 1. Konkrete (Förder-)Maßnahmen zur Umsetzung des interkulturellen Dialogs. 5. Unterstützung des kulturellen Angebotes von Menschen mit Zuwanderungsgeschichte zur Pflege ihres Kulturgutes. 2. Unterstützung und Förderung von Eigeninitiativen zum interkulturellen Dialog. 6. Unterstützung der bestehenden migrantischen Kulturvereine, um ein breiteres Publikum zu gewinnen. 3. Förderung von interkultureller Vielfalt im Kulturbereich der Stadt Aachen; Programm und Angebote der städtisch geförderten Kultureinrichtungen öffnen sich interkulturell. 7. Die vorhandene Ausstellung zur Migrationsgeschichte Aachens nach 1945 („Bewegung“) inhaltlich weiterführen und einem breiten Publikum öffnen. Führungen und didaktisches Material für Schulklassen vermitteln „Aachen – das sind wir alle!“. 4. Unterstützung und Förderung von kulturellen Initiativen, bei denen durch die Begegnung unterschiedlicher Kulturen durch das gemeinsame Arbeiten ein Mehrwert entsteht (cultural clash). 8. Unterstützung und Förderung von Initiativen auf Quartiersebene zur Schaffung niederschwelliger Kulturangebote. 67 4.7 Religion In Aachen sind viele Gemeinden unterschiedlicher Religionen und Konfessionen aktiv. Diese verbindet das Streben nach Frieden und Verständigung. Alle Weltreligionen und viele andere Religionsgemeinschaften haben in der Europastadt ihren Platz. Ein gemeinsames Ziel besteht in der Förderung des respektvollen, friedlichen und toleranten Zusammenlebens der Kulturen und Religionen. Dies bildet ein wichtiger und wertvoller Teil der Stadtgesellschaft und des alltäglichen Lebens. Die eigene Religionsgemeinschaft bietet oft als erste Anlaufstelle in der Aufnahmegesellschaft Halt und Orientierung und erleichtert die Auseinandersetzung mit und das Einleben in einer neuen und noch fremden Gesellschaft. Sie kann die individuellen und kollektiven Bewältigungsleistungen der biografischen Brüche, die Migrantinnen und Migranten erleben, wie zum Beispiel bei Fragen zum Spracherwerb, zu Arbeitsmöglichkeiten oder zur Orientierung unterstützen. Um die einzelnen Religionsgemeinschaften und Konfessionen bei dieser wertvollen Arbeit zu unterstützen, bildeten und bilden sich Arbeitskreise und Netzwerke wie beispielsweise der Arbeitskreis „Dialog der Religionen“. Er wurde im November 2005 unter der Leitung der Integrationsbeauftragten gegründet. Für das Miteinander in unserer Stadt war dies ein wichtiger Schritt. Der „Dialog der Religionen“ ist im ersten städtischen Integrationskonzept der Stadt Aachen von 2006 verankert. In diesem Netzwerk können die Vertreterinnen und Vertreter der verschiedenen Religionsgemeinschaften das soziale und spirituelle Leben fördern, Verständnis für Glaubensinhalte und religiöse Traditionen der verschiedenen Religionsgemeinschaften vertiefen sowie gemeinsames soziales und religiöses Handeln und Erleben anregen. 68 Die Mitwirkung der Religionsgemeinschaften im Arbeitskreis dokumentiert die Bereitschaft und den Willen aller Beteiligten aufeinander zuzugehen, um ein friedliches und kooperatives Miteinander in Aachen zu fördern, Gemeinsamkeiten zu stärken, Kontakte und Austausch zu vertiefen und Probleme gemeinsam zu lösen, also füreinander einzustehen und einander beizustehen. Durch den Arbeitskreis „Dialog der Religionen“ wird ein Bewusstsein gefördert, das auf gegenseitiger Akzeptanz, Respekt und Offenheit in einem wertschätzenden Dialog auf Augenhöhe beruht. Der Gedanken- und Erfahrungsaustausch untereinander ist auch als ein wichtiger Beitrag zur Förderung der Integration aller in Aachen lebenden Menschen zu sehen. Dies trägt im Gedanken- und Erfahrungsaustausch untereinander auch einen wichtigen Beitrag zu einer Förderung der Integration aller in Aachen lebenden Menschen bei. Der Leitspruch des Dialogs fass die Intentionen gut zusammen: „Wir sprechen miteinander – um uns gegenseitig kennen zu lernen, und um uns zu verständigen, und um gemeinsam zu suchen, wie wir das Zusammenleben in Aachen friedlich gestalten können.“ Dokumentation der aktuellen Situation Die religiöse Landschaft in Aachen ist weitgehend von einem Geist der Liberalität, des Aufeinander zugehen, der Bereitschaft zur Vernetzung und zur gemeinsamen Umsetzung von Projekten geprägt. In Aachen gibt es viele Religionsgemeinschaften und Konfessionen. Zur Verdeutlichung folgt eine Auflistung der in Aachen derzeit bekannten Religionsgemeinschaften und religiös geprägten Netzwerke. Diese Auflistung erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Religionsgemeinschaften Adventgemeinde Aachen Griechisch-Orthodoxe Kirchengemeinde Aachen* Alevitische Kulturgemeinde Aachen* Islamisches Albanisches Kulturzentrum e.V. Drita Ahmadiyya Muslim Jamaat Alt-Katholische Kirche Aachen Armenische Apostolische Kirche / Armenische Gemeinde Aachen e.V. Äthiopisch-Orthodoxe Kirche Aachen Hindu-Gemeinde Aachen* Islamische Gemeinschaft Bosnien-Herzegowina Aachen e.V.* Islamischer Verein Aachen e.V.* Islamisches Zentrum Aachen Bilal-Moschee e.V.* Bahá'í Gemeinde-Zentrum Aachen* Jüdische Gemeinde Aachen* Buddhistische Gemeinschaft Nyanaponika* Katholische Pfarrgemeinde St. Josef und Fronleichnam* Bistum Aachen – Büro der Regionaldekane, Region Aachen-Stadt* Christliche Internationale Liga Aachen * efg Aachen (Evangelische-Freikirchen Gemeinde) Lighthouse Christliches Zentrum e.V. Aachen Eritreisch-Orthodoxe Kirche Rumänisch-Orthodoxe Kirche Aachen DITIB Türkisch-Islamische Gemeinde e.V. – Yunus Emre Moschee* Koptische Orthodoxe Kirche – Sankt Damiana – in Aachen * Eglise Evangélique Francophone (Baptisten) Quäker-Gruppe Aachen* Evangelische Kirchengemeinde Aachen* Russisch-Orthodoxe Kirche Aachen* Evangelische Studierenden Gemeinde Aachen (ESG)* Türkischer Integrations- und Bildungsverein in Aachen e.V./Tiba Evangelisch-Koreanische Gemeinde* Freie Evangelische Gemeinde Aachen Foundation Stone Ministry e.V. (Evangelische Freikirche) Gemeinschaft Sant’Egidio Gospelhaus International Chapel Aachen Quelle: Fachbereich Wohnen, Soziales und Integration * Teilnehmer am Arbeitskreis „Dialog der Religionen“ Katholische Hochschulgemeinde Aachen (KHG) Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage (Mormonen) Buddhistische Gemeinschaft Wat Dhammaniwasa* Abbildung 25: Religionsgemeinschaften Serbisch Orthodoxe Kirche Aachen Vietnamesisch-Buddhistische Gemeinschaft Aachen Vineyard Gemeinde Aachen (Freievangelische Kirchengemeinde) Zentrum für tibetischen Buddhismus e.V.* Zen-Zentrum Bambushain* Netzwerke Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK), Aachen Arbeitskreis „Dialog der Religionen“, Aachen Christlich-Islamisches Frauengespräch, Bischöflichen Generalvikariat, Referentin Fachbereich Frauenarbeit 25 Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Aachen e.V. Religions for Peace – Religionen für den Frieden* 69 Fachgespräch Teilnehmende des Fachgesprächs Religion Maßnahmen Jugendlichen und jungen Erwachsenen, schneller Zugriff für alle Interessierten. 1. Die Möglichkeiten der Religionsgemeinschaften zur 3. Garten der Religionen: Nach dem Vorbild des Stärkung der Stadtgesellschaft und zur UnterstütKarlsruher Gartens ist dies eine Möglichkeit für die zung der Integration von Zugewanderten sollen besReligionsgemeinschaften, sich im öffentlichen Raum ser sichtbar gemacht werden. Möglichkeiten dazu zu präsentieren. Er schafft für alle Menschen einen bietet beispielsweise ein „Tag der Religionen“, bei Ort der Ruhe und Kontemplation. Es kann ein bleidem sich die Religionsgemeinschaften gemeinsam bendes und zukunftsweisendes Symbol multireligiööffentlich präsentieren. Eine weitere Möglichkeit bieser Vielfalt und Offenheit in Aachen sein. tet der Ausbau der „Nacht der offenen Kirchen“ zu einer gemeinsamen „Nacht der offenen Gotteshäu4. Initiativen von Religionsgemeinschaften auf ser“. Quartiersebene werden von dem Quartiersmanagement gut unterstützt. Dies sollte beibehalten und 2. Schaffung eines virtuellen Hauses der Religionen verstetigt werden. Eine Verstärkung und Verstetiin Aachen als Internetplattform und Vernetzungsingung des Quartiersmanagement gibt den Rahmen, strument: Die Vielfalt der Religionsgemeinschaften um die Initiativen der im Quartier ansässigen kann durch eine Internetplattform sichtbar gemacht Religionsgemeinschaften zu unterstützen. Diese Iniwerden. Die verschiedenen Religionsgemeinschaften tiativen stärken den Zusammenhalt der Quartiersbekönnen sich dort gebündelt mit ihren Aktivitäten wohnerinnen und -bewohner im Sinne von „Aachen darstellen und bieten eine niederschwellige Informa– das sind wir alle!“. tionsmöglichkeit. Inhalt: Schaffung von Foren, Daten aller Religions5. Im Fachgespräch wurde die positive Rolle der Stadt gemeinschaften, Veranstaltungen, religiöse Feste, im Arbeitskreis „Dialog der Religionen“ betont. Der digitaler Interreligiöser Kalender, Chatroom zum Arbeitskreis soll perspektivisch weiter ausgebaut Fragestellen und -beantworten. Vorteil: überschauwerden. bare Kosten, keine Räumlichkeiten, durch digitale Plattform vermutlich größere Zugriffzahlen von 70 4.8 Sicherheit / Rassismus / Extremismus Dokumentation der aktuellen Situation Sicherheit Derzeit ist das Thema „Sicherheit“ in der Politik und in den Medien sehr präsent. Der Zusammenhang mit den Anschlägen seitens des Islamistischen Staates ist offensichtlich. Dies wird im Kapitel über Extremismus weiter ausgeführt. In der Öffentlichkeit wird aber auch ein Zusammenhang mit der Zuwanderung hergestellt. Die subjektive Wahrnehmung zeigt ein wachsendes Unsicherheitsgefühl in der Bevölkerung als Folge des Zuzugs geflüchteter Menschen nach Aachen. Diese oftmals eher diffuse Wahrnehmung stimmt nicht in allen Facetten mit den faktischen Zahlen zu den angezeigten Straftaten überein. Die Anzahl der Straftaten in der Stadt Aachen bewegt sich auf einem hohen Niveau, ist aber im Jahr 2016 im Vergleich zu 2015 insgesamt um 4,4% zurückgegangen. Dies bezieht sich sowohl auf Wohnungseinbrüche als auch auf Straßenkriminalität und Gewaltkriminalität.102 Der Anteil der Nichtdeutschen betrug im Jahr 2016 insgesamt 34%, eine leichte Steigerung gegenüber 2015 als der Anteil 31% betrug.103 Hierzu tragen insbesondere auch kleinkriminelle Delikte wie Schwarzfahren und Taschendiebstähle bei. Eine Auswertung seitens des Ministeriums104 zeigt, dass landesweit bei einigen Deliktfällen wie Straßenraub und so genannte „Antanzdelikte“105 Personen vorwiegend aus dem nordafrikanischen Raum überproportional auffällig geworden sind.106 Das Innenministerium reagierte darauf mit dem Programm „klarkommen“, das diese Zielgruppe in den Blick nimmt. Neben einer konsequenten Strafverfolgung werden präventive Maßnahmen für die jungen Menschen aus dem nordafrikanischen Raum aufgelegt, um Straftaten dieser Personengruppe vorzubeugen. In Aachen startet das Präventionsprojekt 2018. 102 03 1 104 105 106 Vor allem die Taten von Jugendbanden einiger weniger Nationalitäten werden in der öffentlichen Wahrnehmung oftmals insgesamt der Gruppe der Geflüchteten zugerechnet. Die Einschätzung der Polizei zeigt allerdings, dass sie kein Phänomen im Rahmen der Zuwanderung von Geflüchteten aus Kriegsgebieten darstellt, sondern der besonderen Lage im Grenzgebiet zu Belgien geschuldet ist. Unter anderem führte der Kontrolldruck in Belgien nach den vermehrten islamistischen Anschlägen in Brüssel zu einer Abwanderung der Jugendbanden – auch in die Aachener Region. Das Unsicherheitsgefühl der Bevölkerung in Aachen entsteht insbesondere in bestimmten städtischen Bereichen wie beispielsweise in der Umgebung des Bushofs in der Peterstraße. Hier gibt es faktisch eine Konzentration von Delikten der Straßenkriminalität. Die bisherige Vorgehensweise seitens der Polizei – Erhöhung der Polizeipräsenz vor Ort und Videoüberwachung – wirken entschärfend, können aber aufgrund der städtebaulichen Gegebenheiten nicht zu einer vollständigen Vermeidung von Straftaten beitragen. Die Auswertung der Statistiken zeigen, dass kein kausaler Zusammenhang zwischen den Geflüchteten und einem Anstieg der Kriminalität hergestellt werden kann. Die rückläufigen Zahlen der angezeigten Straftaten insgesamt sind eine positive Entwicklung für die Stadt Aachen. Rassismus Der Begriff Rassismus ist ein komplexer und hoch politisierter Begriff. Weitestgehend wird Rassismus immer noch als eine Randerscheinung wahrgenommen, die lediglich rechtsextremen Kreisen zugeordnet wird. Rassistisches Denken und Handeln findet jedoch überall in der Gesellschaft statt und dient dazu, die ungleiche Verteilung von Ressourcen, Privilegien und Macht zu legitimieren und stabilisieren. Neben gewolltem Rassismus existieren ebenfalls ungewollte, alltägliche und positive Rassismen. Auch strukturelle und institutionelle Rassismen, die sich nicht im Tun einzelner Menschen, sondern Vgl. Kriminalitätsentwicklung im Jahr 2017, Pressekonferenz der Aachener Polizei am 6.03.2017, S. 12. Vgl. ebd., S. 10. Vgl. Presseinformation vom 6.03.2017 des Ministeriums für Inneres und Kommunales des Landes Nordrhein-Westfalen. Umgangssprachliche Bezeichnung für eine besondere Form des Trickdiebstahls: Ein Täter lenkt das Opfer durch tänzelnde Bewegungen ab. Vgl. ebd.. Rumänien, Bulgarien, Bosnien-Herzegowina, Marokko und Algerien. 71 in abstrakten, unpersönlichen Formen wie Gesetzen oder Auswahlverfahren ausdrücken, sind existent.107 Aufgrund dessen ist im Rahmen des Integrationskonzeptes eine rassismuskritische Haltung grundlegend. Rassismus soll in der Stadt Aachen demnach nicht nur als ein Randphänomen oder als ein Problem der „Anderen“ wahrgenommen, sondern als ein Phänomen, das Teil der gesamten Gesellschaft ist, verstanden werden. Das Wahrnehmen und Ansprechen von Rassismus spielt in der Entwicklung einer rassismuskritischen Haltung in Verwaltung, Politik und Stadtgesellschaft daher eine wichtige Rolle. Rassismuskritik appelliert daran, dass sich nicht ausschließlich diejenigen Menschen in der Stadt Aachen gegen Rassismus auflehnen, die selbst unter den durch Rassismus verursachten gesellschaftlichen Machtverhältnissen leiden, sondern auch diejenigen, die davon profitieren.108 Extremismus Der Begriff des politischen Extremismus ist eine „Sammelbezeichnung für unterschiedliche politische Gesinnungen und Bestrebungen (…), die sich in der Ablehnung des demokratischen Verfassungsstaates und seiner fundamentalen Werte und Spielregeln einig wissen (…).“109 Hierbei geht es um Rechtsextremismus, Linksextremismus und religiös-begründeten Extremismus. Zusätzlich dazu gibt es auch einige nationalistische Bewegungen innerhalb der migrantischen Community, die sich mit ihren Zielsetzungen ebenfalls außerhalb der demokratischen Verfassung bewegen. Beispiele dafür sind die Ülkücü-Bewegung (so genannte „Grauen Wölfe“)110 und der Arminius-Bund111. In Bezug auf die übersteigerten nationalistischen Strömungen gibt es zur Situation in Aachen keine konkreten Zahlen, lediglich die Erkenntnis, dass diese Strömungen auch hier vertreten sind. Diese vier extremistischen Strömungen eint die Bereitschaft, ihre außerhalb der Verfassung liegenden Ziele mit Gewalt durchzusetzen. Derzeit gibt es in Aachen drei Programme, die einigen der genannten extremistischen Bewegungen entgegenwirken: „Demokratie Leben“, „NRWeltoffen“ und das Landesprogramm „Wegweiser in Aachen – gemeinsam gegen gewaltbereiten Salafismus“. Fachgespräch Teilnehmende des Fachgesprächs Sicherheit / Rassismus /  Extremismus 107 Vgl. IDA e.V. (Hrsg.): „Was heißt eigentlich ... Rassismus?“, Düsseldorf 2013. https://www.idaev.de/fileadmin/user_upload/pdf/publikationen/ Flyer/2013_IDA_Flyer_Rassismus.pdf 108 Vgl. Attia, Iman: Konstruktionen mit realen Folgen. Rassismus ist kein Vorurteil, sondern ein gesellschaftliches Machtverhältnis. In: Berliner Entwicklungspolitischer Ratschlag e.V. (BER) (Hrsg.): Wer anderen einen Brunnen gräbt… Rassismuskritik //Empowerment//Globaler Kontext. Berlin 2012, 12 – 13. 109 Vgl. Backes/Jesse, politischer Extremismus in der Bundesrepublik Deutschland, S. 40. 110 Vgl. Verfassungsschutzbericht des Landes Nordrhein-Westfalen über das Jahr 2016, hg. vom Ministerium des Innern des Landes Nordrhein-Westfalen, S. 156 ff. 111 Vgl. ebd., S. 92. Der Landesverband NRW ist eine landsmannschaftliche Vereinigung von rechtsextremistischen Russlanddeutschen. 72 Maßnahmen Zu jedem Unterthema wurden eigene Maßnahmen entwickelt. Themenübergreifend: 1. Bisher gibt es gegen einzelne demokratiefeindliche Gruppierungen (den religiösen extremistischen Salafismus, den Rechtsextremismus und den übersteigerten Nationalismus) und zur Erinnerungskultur (Wege gegen das Vergessen) zeitlich begrenzte Projekte. Diese bestehenden Projekte (Wegweiser, Partnerschaft für Demokratie, NRWeltoffen, Wege gegen das Vergessen) sollten gestärkt und verstetigt werden. Im Idealfall gibt es eine zentrale Institution in der Stadt Aachen, die dauerhaft zur Stärkung der Demokratie und gegen extremistische Strömungen beiträgt. Damit geht Aufklärungsarbeit, Bildung und Wissensvermittlung als Demokratiestärkung einher. 2. Übergreifend wurde eine klare und öffentliche Positionierung seitens der Stadt, der Verwaltung und der Zivilgesellschaft gegen jede Form von Extremismus angeregt. Sicherheit Die Herstellung von Sicherheit ist zunächst einmal eine Aufgabe der zuständigen Sicherheitsbehörden. Darüber hinaus gibt es aber eine Herausforderung bezüglich eines subjektiv empfundenen Sicherheitsgefühls, dem auch seitens von Politik und Verwaltung begegnet werden kann. Hierzu wurden zwei Maßnahmen formuliert Rassismus 5. Rassistische Äußerungen und Handlungen öffentlichkeitswirksam benennen und Stellung beziehen 6. Artikel 3 Abs. 3 des Grundgesetzes in das Aachener Leitbild aufnehmen 7. Öffentlichkeits- und Vernetzungsarbeit (zum Beispiel Internationale Wochen gegen Rassismus) 8. Aufklärungsarbeit (zum Beispiel Argumentationsstärkung, Rassismuskritische Schulungen) 9. Gesamtgesellschaftliche Vielfalt auch in Politik und Verwaltung abbilden 10. Rassismuskritischer Ansatz / Modul in Ausbildungsgängen verpflichtend (zum Beispiel Kompetent Managen in dem Fortbildungsangebot der Stadtverwaltung) 11. Projekt zur Förderung der interkulturellen Öffnung der Verwaltung (zum Beispiel Azubis) 12. Ausbau des Gleichstellungsbüros zum Diversity-Büro Extremismus 13. Für Extremismus in allen Formen sollen konkrete und langfristige Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartner in Institutionen wie Schule und Verwaltung eingerichtet werden. Die Fachkräfte und Expertinnen und Experten sollten durch laufende Fortbildungen in allen Formen des Extremismus gut geschult sein. 3. Fundierte Informationen, eine sachliche Aufklärung und ein ehrlicher Umgang mit dem Thema Sicher14. Es sollen Fortbildung zum Thema Extremismus für heit ist notwendig, um die objektiv verbesserte pädagogische Fachkräfte angeboten werden. Im Sicherheitslage auch in eine verbesserte gefühlte Hinblick auf den extremistischen Salafismus sollte Sicherheit umzuwandeln. Dies sollte insbesondere im die Fortbildung auch auf die deutliche Trennung Hinblick auf die Sorgen infolge der Zugewanderung zwischen Islam als Weltreligion und dem politisch erfolgen. motivierten extremistischen Salafismus hinweisen. 4. Einige Orte, in denen auch objektiv eine Häufung 15. Bisher liegen zu einigen extremistischen Gruppievon kriminellen Delikten verzeichnet werden, wie rungen in Aachen keine Informationen vor. Deshalb beispielsweise im Bereich Bushof / Peterstraße, ist es notwendig, konkrete Analysen vor Ort zur sollten durch bauliche Maßnahmen so verändert Abgrenzung von verschiedenen extremistischen werden, dass sie nicht mehr ein Anziehungspunkt Formen anzustoßen. Insbesondere in Gruppierungen für Kriminalität und in deren Folge als Angsträume mit übersteigertem Nationalismus ist es ausgesprowahrgenommen werden. Dazu gehört beispielsweise chen schwer, Informationen zur aktuellen Situation eine gute und ausreichend helle Beleuchtung wie zu bekommen. Hier sollen Türöffner und Kontaktperauch die Beseitigung leerer Plätze. Wünschenswert sonen gesucht werden. ist auch eine Schließung / Verlagerung von Wettbüros. 73 4.9 Öffentlichkeitsarbeit und Presse Vertretern der Stadt dargelegt wurde, fasste den jeweils aktuellen Stand sowie die entsprechenden Planungen Integration als Prozess braucht Kommunikation zwischen der Stadt zusammen: Menschen, die schon lange hier leben und denen, die neu in die Stadt kommen. Ein Teil der Arbeit im Fachbe•• Aktuelle Flüchtlingssituation (Entwicklung der Asylreich Presse und Marketing besteht in der Information anträge, Herkunftsländer, aktuelle Zahlen der Stadt über die Fortschreibung der gelingenden IntegratiAachen) onsarbeit. Hier werden viele Aktionen/Initiativen wie •• Aufgaben des Fachbereichs Wohnen, Soziales und beispielsweise der traditionelle Tag der Integration Integration begleitet. Die Arbeit bezieht sich unter anderem im •• Standards zur Unterbringung Vorfeld auf die Organisation und Durchführung einer •• Kurz-, mittel- und langfristige Lösungsansätze zur Pressekonferenz mit nachfolgender Berichterstattung in Unterbringung der Geflüchteten. Print- und Sozialmedien. In der Kommunikation hat der Fachbereich Presse und Marketing in dieser für alle Beteiligten schwierigen Dies ist ein wichtiger Bestandteil der Presse- und Situation nicht nur verdeutlicht, welche Veränderungen Öffentlichkeitsarbeit, mit der die Stadtverwaltung ihre Bürgerinnen und Bürger über Entwicklungen in der Stadt auf die Bürger zukommen und aus welchen Gründen sich diese vollziehen. Es wurden gleichzeitig offensiv informiert. Die Bandbreite reicht dabei von Informadie Strategien von Politik und Verwaltung kommuniziert, tions- und Serviceangeboten der Verwaltung über die wie mit den durch die neue Situation einhergehenden Berichterstattung zu politischen Entscheidungen bis Veränderungen umzugehen ist, welche konkreten Ziele hin zur Präsentation von kulturellen Ereignissen. Die verfolgt werden und welche Konsequenzen sich daraus Webseite der Stadt www.aachen.de bietet mit „Neues ableiten. Der Fachbereich Presse und Marketing hat aus Aachen“ und den „Pressemitteilungen“ ein Forum den Prozess durch eine sachliche Informationspolitik, für tagesaktuelle Informationen. Die digitalen Medien die auch die Schwierigkeiten, Problemstellungen und wie Facebook, Twitter und Instagram tragen ebenfalls Konfliktlagen nicht ausklammerte, begleitet. zur Informationsverbreitung bei. Die Öffentlichkeitsarbeit einer Kommune dient neben der Informationsabbildung dazu, das Vertrauen zu stärken, Aufmerksamkeit zu wecken und eine Glaubwürdigkeit des Verwaltungshandelns aufzubauen. Nur mit sachlichen und glaubwürdigen Informationen können Bürgerinnen und Bürger sowie öffentliche Medien mitgenommen und zu einer kritischen Auseinandersetzung mit alltäglichen Erfahrungen angeregt werden. Im Hinblick auf den Integrationsprozess hat sich vor allem die Pressearbeit als wichtiges Instrument herauskristallisiert. Dokumentation der aktuellen Situation Seit August 2015 mussten in Aachen innerhalb kürzester Zeit etwa 2.700 geflüchtete Menschen untergebracht werden.112 Der Fachbereich Presse und Marketing berichtete intensiv über den Zuzug der geflüchteten Menschen. Von September 2015 bis Mai 2017 (20 Monate) informierten unter anderem 34 Pressemitteilungen über den Stand und die Planung zur Flüchtlingsunterbringung und die in diesem Zuge organisierten Bürgerversammlungen. Mit den Bürgerversammlungen wurde seitens des Fachbereichs ein neues Dialogformat entwickelt, bei dem er gemeinsam mit Vertreterinnen und Vertretern von Verwaltung und Politik in einen offenen Dialog mit den Bürgerinnen und Bürgern eintrat. Eine ständig aktualisierte Power-Point-Präsentation, die in den einzelnen Bürgerinformationen detailliert von Vertreterinnen und Zusätzlich wurde direkt zu Beginn des Flüchtlingszuzugs ein Informationsflyer entwickelt (Wir helfen Flüchtlingen – Informationen, Kontaktadressen und Ansprechpartner), der zum Vorbild für verschiedene andere Kommunen wurde. Sowohl die beteiligten Bürgerinnen und Bürger als auch die Medien reagierten positiv auf die offensive Öffentlichkeitsarbeit. Diese Erfahrungen im Rahmen der Erstunterbringungen von Geflüchteten haben bestätigt, wie wichtig es ist, auch unpopuläre Maßnahmen sowie schwierige und negative Aspekte ausreichend und sachlich zu kommunizieren. Die Betonung liegt dabei auf sachlicher Information und einer klaren Benennung der aktuellen Lage – ohne zu kommentieren oder zu spekulieren. Transparenz schafft nicht nur Vertrauen sondern kann auch fremdenfeindlichen Argumenten die Grundlage entziehen. Probleme sollten daher offen angesprochen und sachlich dargestellt werden. Es ist sinnvoll, dieses mittlerweile erprobte Kommunikationskonzept beizubehalten. In der Vergangenheit bewältigte die Stadt immer wieder die verschiedensten Zuwanderungen, die dazu beitrugen, dass Aachen zu einer bunt gemischten Stadtbevölkerung zusammenwuchs. Diese Weltoffenheit der Stadt Aachen mit Menschen aus fast 160 Nationen kann durchaus stärker in den Fokus des Fachbereichs genommen werden. 112 Stand 31.03.2016. Die Zahlen beziehen sich nur auf die städtischerseits untergebrachten geflüchteten Menschen. Zahlen über die seitens des Landes Nordrhein-Westfalen untergebrachten Geflüchteten liegen nicht vor. Auskunft des Fachbereichs Wohnen, Soziales und Integration, Abteilung Übergangswohnen vom 15.11.2017. 74 Die Aufgabenstellung des Fachbereichs Presse und Marketing im Zusammenhang mit dem Thema Zuwanderung ist eine zweifache: Zum einen berichtet er sachlich über alle im Zusammenhang mit dem Integrationsprozess zusammenhängenden Ereignisse. Zum anderen sind die zugewanderten Menschen eine wichtige Zielgruppe für alle Informationen über das Verwaltungshandeln und die Ereignisse in der Stadt Aachen. Hier zeigt sich in der Praxis, dass die vorhandenen Kommunikationskanäle – Presseveröffentlichungen, Veröffentlichungen auf der Internetseite www.aachen.de, Informationsveranstaltungen, Podiumsdiskussionen etc. – nicht alle Aachenerinnen und Aachener gleichermaßen gut erreichen. Fachgespräch Teilnehmende des Fachgesprächs Presse / Öffentlichkeitsarbeit Maßnahmen Die Teilnehmenden des Fachgesprächs formulierten drei Maßnahmenvorschläge, um die genannten Frage- und Problemstellungen anzugehen: 1. Wie erreicht der Fachbereich Presse und Marketing die zugewanderten Menschen besser? Um dieses Ziel zu erreichen, können zukünftig stärker Verteiler genutzt werden, die die Migrantencommunities gezielt erreichen, beispielsweise den Infobrief der Abteilung Integration des Fachbereichs Wohnen, Soziales und Integration. 2. Die Arbeit des Fachbereichs Presse und Marketing kann durch Patenschaften und Kooperationen mit Journalisten und „Schreibern“ mit Migrationshintergrund erweitert werden. Dies ermöglicht „einen anderen Blick“ auf Geschehnisse in der Stadt Aachen. 3. Wie kann das positive Zusammenwachsen der in Aachen lebenden Bürgerinnen und Bürger im Sinne von „Aachen – das sind wir alle!“ als Merkmal eines guten Lebens in Aachen genutzt werden? Dieses Ziel kann durch eine Imagekampagne erreicht werden, die das Zugehörigkeitsgefühl von zugewanderten Menschen abbildet. Die Fachhochschule (Fachbereich Gestaltung) und die Katholische Hochschule haben ihre Unterstützung in der Imagekampagne angeboten. 75 Qualitätszirkel Integration Transparenz kommunale Abstimmungsprozesse Auswertung Strategie Umsetzung Integration als Querschnittsaufgabe 76 5. Integrationsplanung und Evaluation Die beteiligten Akteure haben in dem Beteiligungsprozess eine Vielzahl an Maßnahmen für die einzelnen Handlungsfelder erarbeitet. Insgesamt wurden in dem beschriebenen Prozess fast hundert Maßnahmen zur Verbesserung und Unterstützung der Integration in Aachen erarbeitet. Daraus muss regelmäßig eine Schwerpunktsetzung für eine konkrete Integrationsplanung erwachsen, die politisch abgestimmt wird. Um die Arbeit aller transparent zu machen und Abstimmungsprozesse auf kommunaler Ebene zu ermöglichen sollen bei der weiteren Umsetzung die unterschiedlichen Perspektiven und Interessenlagen der Beteiligten in die Integrations- und Maßnahmenplanung eingebunden werden. Dazu wird ein Qualitätszirkel Integration gegründet. In diesem Qualitätszirkel sind Vertreterinnen und Vertreter der Verwaltung, der Arbeitsplattform Migration, der Wohlfahrtsverbände und der Migrantenorganisationen organisiert. Je nach Thema werden weitere Expertinnen und Experten hinzugezogen Der Qualitätszirkel unterbreitet für die Schwerpunktsetzung der Integration Vorschläge, die politisch abgestimmt werden. Anschließend trägt der Qualitätszirkel alle relevanten Informationen zusammen und entwickelt eine Strategie zur Umsetzung der ausgewählten Maßnahmen. Im Anschluss daran findet eine Evaluation statt. Vorhandene Monitorings wie beispielsweise der Sozialentwicklungsplan, die Sozialraumerhebung der Integrationsagenturen, die Jahresberichte der Wohlfahrtsverbände, die Berichte des Bildungsbüros etc. werden ausgewertet. Diese Ergebnisse finden Eingang in eine Evaluation, die wiederum die Basis für die weitere politische Schwerpunktsetzung der konkreten Integrationsplanung bildet. Mit dem Qualitätszirkel und der strukturierten Integrationsplanung wird eine der Leitideen des Integrationskonzeptes, nämlich Integration als Querschnittsaufgabe mit einer hohen Beteiligung zu verstehen, verwirklicht. So können die Maßnahmen dieses Konzeptes umgesetzt werden und so kann die Aachener Haltung lebendig werden. Abbildung 26: Prozessplanung Integrationskonzept Politische Gremien Aktualisierter Integrationsund Maßnahmenplan Beschluss Integrationskonzept Qualitätszirkel Umsetzung Evaluation 77 Zielorientierte Zusammenarbeit Vielfalt von Kulturen und Traditionen leben Tendenzen von Fremdenfeindlichkeit und aufkeimenden Ängsten entgegenwirken 78 6. Ausblick Nach einem drei Jahre währenden Beteiligungsprozess liegt nun das neue Integrationskonzept der Stadt Aachen vor. Viele Expertinnen und Experten, Bürgerinnen und Bürger, Politikerinnen und Politiker, und Vertreterinnen und Vertreter der Wohlfahrtsverbände und der Migrantenorganisationen haben sich mit hohem Engagement und großem Zeitaufwand beteiligt. An dieser Stelle gebührt diesen vielen Beteiligten ein großer Dank für Ihren Einsatz, um im Sinne von „Aachen – das sind wir alle!“ neue Gedanken, Impulse und vor allem viele Maßnahmen zur Integration der zugewanderten Menschen zu formulieren. Die Aufgabe der nächsten Jahre wird es sein, diese Maßnahmen umzusetzen. Dabei sind nicht nur die Stadt und die Stadtverwaltung beteiligt. Wie in dem gesamten Konzept immer wieder deutlich wird, gibt es in Aachen eine Vielzahl an Akteuren, die aktiv und erfolgreich zur Integration beitragen. Deshalb wird es eine der großen Herausforderungen sein, gemeinsam mit diesen engagierten Expertinnen und Experten an den Zielen in den einzelnen Handlungsfeldern zu arbeiten. Zuzugs der Geflüchteten feststellte: Fast alle Städte – so auch Aachen – haben in den letzten Jahrzehnten gute Integrationsstrukturen und vielfältige Kooperationen aufgebaut. „Die Städte sind stolz auf ihren kontinuierlichen Beitrag zur gelebten und erfolgreichen Integration von Menschen in Deutschland. Um an der Erfolgsgeschichte Integration weiter zu schreiben, müssen wir die Fähigkeit unserer Städte, Vielfalt zu gestalten und mit den mitunter begleitenden Konflikten umzugehen, pflegen und entlang sich stetig verändernder Bedingungen weiterentwickeln. Und das geschieht vor Ort. Dort muss es weiter tagtäglich gelingen, Vielfalt von Kulturen und Traditionen zu leben und Tendenzen von Fremdenfeindlichkeit und aufkeimenden Ängsten entschieden entgegenzuwirken. Die Städte setzen ihren begonnen Weg unbeirrt fort. Denn Städte können Integration!“113 In diesem Sinne ist das neue Integrationskonzept eine Möglichkeit, auf diesem guten Wege weiter voranzuschreiten. Das Konzept schließt den Beteiligungsprozess ab und ist gleichzeitig der Anfang für die konkrete PlaEine gemeinsame Erarbeitung erst ermöglicht es, dieses nung in den nächsten Jahren. Politische Entscheidungen Konzept umzusetzen. Dabei geht es um gute Absprachen setzten Schwerpunkte für die konkrete Umsetzung der zwischen den Beteiligten, um eine zielorientierte Zusam- Maßnahmen. In einem fortlaufenden Prozess wird ein menarbeit zu ermöglichen. Wie der Entstehungsprozess Monitoring den Prozess der Umsetzung begleiten und sehr deutlich zeigte, sind dafür schon passende Struktu- die Grundlage für eine mögliche Nachjustierung bilden, ren gelegt. Diese gilt es für eine koordinierte Umsetzung um die gesetzten Ziele zu erreichen. noch zu verbessern. Integration ist und bleibt eine Aufgabe für die Kommunen, die gemeinsam mit den Partnerinnen und Partnern In der Beschreibung der einzelnen Handlungsfeldern umgesetzt wird. und der Dokumentation der aktuellen Situation wurde sehr deutlich, dass auch für Aachen das gilt, was der Deutsche Städtetag im Zuge der Bewältigung des 113 Integration von Zugewanderten – Veränderte Herausforderungen für die Kommunen, Deutscher Städtetag 31.03.2016, S. 6. 79 80 Anhang 81 Maßnahmenübersicht In den partizipativen Prozessen wurden zahlreiche Maßnahmen für eine konkrete Integrationsarbeit entwickelt. Handlungsfeld 1: Arbeit / Weiterbildung Handlungsfeld 1: Arbeit / Weiterbildung Maßnahmen Beteiligte Themenfeld 1. Information/Kommunikation Verbesserung der Aufklärungs- und Bildungsarbeit für Menschen mit Flucht- und Migrationshintergrund, ehrenamtlich Tätige und Multiplikatoren über (Berufs-) Bildungswege und Arbeitsmarktzugänge Stadt Aachen, Fachbereich Wohnen, Soziales, Integration (FB 56) und Kommunales Integra­tionszentrum (KI), Fachbereich Kinder, Jugend, Schule, VHS, Agentur für Arbeit, Jobcenter, HWK, IHK, DGB, Migrationsdienste, Sprachkursträger, Ausländerbehörde der StädteRegion, Bildungsbüro der StädteRegion, Ehrenamtler, Netz­ werke, Multiplikatoren, Vereine Themenfeld 2 Anerkennungskultur Stadt Aachen, Fachbereich Wohnen, Soziales, Integration (FB 56) Themenfeld 2 Anerkennungskultur Stadt Aachen, Fachbe­ reich Wohnen, Soziales, Integration (FB 56) und Kommunales Integrationszentrum (KI), VHS, Agentur für Arbeit, Jobcenter, IHK, HWK, Sprachkurs­ träger, Bildungs- und Beschäftigungsträger, Personalentwickler, Betriebsräte Themenfeld 2 Anerkennungskultur • Gewährleistung von Informationen, Transparenz zu Verfahrensabläufen, Verantwortlichkeiten und Rollen bei Praktika, Ausbildungs- und Arbeitsaufnahmen • Anpassung bestehender und Entwicklung bedarfsgerechter Veranstaltungsformate zu praxisrelevanten Arbeitsmarktthemen • Bereitstellung von Informationsangeboten über aufenthaltsrechtliche und arbeitsrechtliche Bestimmungen, Ausbildungs- und Beschäftigungsmöglichkeiten, Internetportale und (mehrsprachige) Informationsmaterialien • Aufbau, Weiterentwicklung von Bildungs-, Arbeits-, Planungs- und Vernetzungsstrukturen der Institutionen untereinander und zu ehrenamtlich tätigen Netzwerken vor Ort 2. Sprache/Beratung Frühzeitiger (statusunabhängiger) Zugang zu Sprachkursen und integrativen Fördermaßnahmen für Menschen mit Flucht- und Migrationshintergrund; Verbesserung der berufsbezogenen Sprachförderung und Berufsorientierung • Implementierung einer kommunalen Clearingstelle „Interkulturelles Fallmanagement“ zur frühzeitigen Unterstützung der Arbeitsmarktintegration von Asylbewerbern mit guter Bleibeperspektive und Inhaber einer Duldung (§ 60a Abs. 2 Satz 3 AufenthG) sowie speziell für den Personenkreis der unbegleiteten minderjährigen Ausländer (UMA) im Fachbereich Wohnen, Soziales, Integration • Verstetigung der Angebote des kommunalen Fallmanagements zur frühzeitigen Verpflichtung und Zuweisung in Integrationskurse für Asylbewerber mit guter Bleibeperspektive und Inhaber einer Duldung gemäß § 60a Abs. 2 Satz 3 AufenthG. • Entwicklung von Maßnahmen, die berufsspezifische Sprachkurse mit Teilzeitarbeit, Ausbildung, Arbeit verknüpfen • Entwicklung von Qualitätssicherungskonzepten für Sprachkursangebote in Kooperation des Jobcenters mit zertifizierten Sprachkursträgern • Entwicklung von Maßnahmen, die Sprachförderung in Bildungsmaßnahmen zur Überwindung des „Nebenoder Hintereinanders“ integrieren • Entwicklung von Angeboten für „fließend falsch sprechende“ Beschäftigte mit geringen Deutschkenntnissen in Sprache und Schrift als Personalentwicklungsmaßnahmen in Unternehmen 82 Handlungsfeld 1: Arbeit / Weiterbildung Maßnahmen Beteiligte Themenfeld 3. Anerkennung ausländischer Bildungsabschlüsse Frühzeitiger Zugang zu passgenauen Informations- und Beratungsangeboten als Schüssel zur Anerkennung ausländischer Berufsqualifikationen; Verankerung einer betrieblichen Anerkennungskultur IHK, HWK, IQ-Netzwerk, Agentur für Arbeit, Jobcenter, Migrationsdienste, DGB, Betriebsräte, Personalverantwortliche, Stadt Aachen Fachbereich Wohnen, Soziales, Integration (FB 56) Bildungserstberatung Themenfeld 2 Anerkennungskultur Bildungskoordinatoren, Stadt Aachen, Fachbereich Kinder, Jugend, Schule (FB 45) in Kooperation mit dem Bildungsbüro der Städte­Region und weiteren verschiedenen (Weiter)Bildungsakteuren im Übergang Themenfeld 2 Anerkennungskultur IHK, HWK, Agentur für Arbeit, Jobcenter, Berufskollegs, Stadt Aachen, Fachbereich Wohnen, Soziales, Integration (FB 56) Themenfeld 2 Anerkennungskultur • Verstetigung der Einstiegs-Anerkennungsberatung der HWK und IHK Aachen als Instrument zur qualifikationsund interessenadäquaten Arbeitsmarktintegration von Fachkräften mit Flucht- und Migrationshintergrund • Gewinnung von betriebsinterne Experten für das Thema Anerkennung, „Ausbildung betriebliche Fachkraft Anerkennung“ 4. Übergang Schule-Beruf Verankerung der Diversität im Übergangssystem SchuleBeruf über eine systematische Vernetzung der Schul-, Bildungs- und Weiterbildungsbereiche; Systemintegrierte aufeinander aufbauende Sprach- und Integrationsförderprogramme in Ausrichtung auf Lebensalter und Lernabschnitte • Verknüpfung der Säulen Alltagsorientierung und Berufsorientierung zu einem einheitlichen systematischen Handlungskonzept (2-Säulen-Modell) • Entwicklung einer Arbeitshilfe für pädagogische Fachkräfte im Übergang Schule-Beruf für den Bereich Schule-Beruf für (neu) zugewanderte Menschen entlang der Integrationskette • Aufbau eines datenbasierten kommunalen Bildungsmanagements für die Stadt Aachen • Stärkung von Multiplikatoren und pädagogischen Fachkräften im Bereich „Integration durch Bildung“ als „Bildungsbotschafter“ für junge Menschen im Übergang 5. Ausbildung Orientierung auf interkulturelle Potenziale jugendlicher Migrantinnen und Migranten im beruflichen Eingliederungsprozess; Initiierung von Modellprojekten zur Unterstützung des Spracherwerbs im dualen Ausbildungssystem; Förderung bzw. Stärkung von Instrumenten zur frühen Berufsorientierung und zur Unterstützung (vor/während) einer Ausbildung • Weiterentwicklung der HWK „Online-Lehrstellenbörse“ • Entwicklung eines Pilotprojekts im Handwerk als überbetriebliche Ausbildung mit integriertem Sprachkurs und sozialpädagogischer Betreuung • Entwicklung von Modellprojekten zur Anpassung bewährter Förderinstrumente und -konzepte der Berufsorientierung und -ausbildung sowie der Nachqualifizierung für Menschen mit Flucht- und Migrationshintergrund • Entwicklung von Modellprojekten, die auf formellen und informellen Qualifikationen zugewanderter Menschen aufbauen, um Fachkräfte in MINT-Berufen auszubilden • Ausbau von Experten-Mentoren-Programmen (VerA) zur individuellen Unterstützung Jugendlicher während der Ausbildung • Etablierung von „Ausbildungsbotschaftern“ mit Migrationshintergrund in Aachener Unternehmen zur praxisnahen Berufsorientierung in Schulen • Gewährleistung einer Berufsorientierung in internationalen Förderklassen zur Ausbildung im Handel, Dienstleistungen und Handwerk sowie weiteren Berufen • Bereitstellung mehrsprachiger Materialien zur Berufsvorbereitung 83 Handlungsfeld 1: Arbeit / Weiterbildung Maßnahmen Beteiligte Themenfeld 6. Studium Frühzeitige Erstberatung zu akademischen Ausbildungen für studierwillige, anerkannte Geflüchtete RWTH, FH Aachen VUV, Businessnetzwerke, Agentur für Arbeit, Jobcenter, Stadt Aachen, Fachbereich Wohnen, Soziales, Integration (FB 56), Fachbereich Wirtschaft, Wissenschaft und Europa (FB 02) Themenfeld 2 Anerkennungskultur Agentur für Arbeit, Jobcenter, IHK, HWK, DGB, Stadt Aachen, Fachbereich Wohnen, Soziales und Integration (FB 56) Themenfeld 2 Anerkennungskultur • Verstetigung einer Clearingstelle „Akademische Flüchtlingshilfe“ (CAF) zur Erstberatung von Geflüchteten • Regelmäßige Informationsveranstaltungen zu Studienmöglichkeiten an der RWTH und FH Aachen • Entwicklung eines Messeformats für Unternehmen (Jobmesse) zur Karriereunterstützung zugewanderter Studierender an der RWTH und FH Aachen 7. Beratung/Qualifizierung/Koordinierung von Integrationsmaßnahmen Gewährleistung frühzeitiger Zugänge zu Beratungsangeboten und Förderinstrumenten der Arbeitsagentur und des Jobcenters; Kombination von Kompetenzfeststellungs- und Anerkennungsverfahren mit Praktika oder Qualifizierungen; Ausrichtung von beschäftigungsfördernden Maßnahmen für Personengruppen mit einem nachrangigen Zugang zum Arbeitsmarkt • Einführung und Weiterentwicklung von praxisbasierten Kompetenzfeststellungs-Tests (z.B. MYSKILLS), die informell erworbene Qualifikationen sichtbar und Qualifizierungsbedarfe erkennbar machen, für geringqualifizierte Menschen und Menschen mit Flucht- und Migrationshintergrund im SGBIII und SGBII • Aktive Nutzung des Instruments der betrieblichen Einstiegsqualifizierung im SGBIII und SGBII als Brücke zur Berufsausbildung für förderbedürftige Jugendliche • Einrichtung eines Bewerbungscoachings für Ü25-SGBIIBezieher • Entwicklung von niederschwelligen Maßnahmen zur Aktivierung und beruflichen Eingliederung von Frauen und Müttern im SGBIII und SGBII, u.a. spezielle Angebote zum Einzel- bzw. Kleingruppencoaching • Erweiterung der Angebote zur Teil- bzw. Nachqualifizierung im Rahmen von beruflichen Anerkennungsverfahren • Entwicklung von Brückenmaßnahmen für Menschen mit beruflichem Abschlüssen bzw. Berufserfahrungen • Entwicklung von Handlungsansätzen zur Arbeitgeberakquise für den Personenkreis der Geringqualifizierten im SGBII-Bezug (u.a. Nutzung bestehender Messen und Plattformen mit Arbeitgeberbeteiligung) • Etablierung von Arbeitsmarktmodellen für (alle) geringqualifizierten Menschen mit Migrationshintergrund (SGBIII/SGBII), die systematischen Spracherwerb, berufsfachliche Kenntnisse, abschlussorientierte Weiterbildung und Aufnahme eines versicherungspflichtigen Arbeitsverhältnisses kombinieren (z.B. Kommit – Kooperationsmodell mit berufsanschlussfähiger Weiterbildung) 84 Handlungsfeld 1: Arbeit / Weiterbildung Maßnahmen Beteiligte Themenfeld 8. Unternehmen Etablierung regionaler Arbeitsmarktakteure als Dienstleister für Unternehmen; Verankerung von Diversität und Interkulturalität in Unternehmen; Schaffung von Unterstützungsstrukturen für Gründungswillige mit Flucht- und Migrationshintergrund Agentur für Arbeit, Jobcenter, IHK, HWK, DGB, StädteRegion Aachen, Stadt Aachen, Fachbereich Wohnen, Soziales, Integration (FB 56), Fachbereich Wirtschaft, Wissenschaft und Europa (FB 02) Themenfeld 1 Interkulturelle Öffnung Beteiligte Themenfeld 1. Beratungen und Vernetzungen zur interkulturellen Öffnung der KiTas sind bedarfsgerecht ausgebaut Stadt Aachen, Fachbereich Wohnen, Soziales und Integration (FB 56) – Kommunales Integrationszentrum Themenfeld 1 Interkulturelle Öffnung 2. Die Beratung zu interkultureller Schul- und Unterrichtsentwicklung ist an Aachener Schulen weiter ausgebaut. Stadt Aachen, Fachbereich Wohnen, Soziales und Integration (FB 56) – Kommunales Integrationszentrum 3. Mehr Schulen erhalten den Titel „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“. Stadt Aachen, Fachbereich Wohnen, Soziales und Integration (FB 56) – Kommunales Integrationszentrum 4. Akteure in der Integrationsarbeit sind über Qualifizierungsmaßnahmen zu unterschiedlichen Themen geschult. Stadt Aachen, Fachbereich Wohnen, Soziales und Integration (FB 56) – Kommunales Integrationszentrum 5. Die Öffentlichkeit ist für die Themen Flucht, Bildung und Migration etc. sensibilisiert. Stadt Aachen, Fachbereich Wohnen, Soziales und Integration (FB 56) – Kommunales Integrationszentrum • Implementierung fester Ansprechpartner für regionale Unternehmen seitens der Institutionen zur Gewährleistung von Beratungen zu Praktika, Ausbildungs- und Beschäftigungsverhältnissen sowie Weiterbildungsmaßnahmen • Bereitstellung von Informations- und Beratungsangeboten zu aufenthaltsrechtlichen Fragen (Ansprechpartner, Internetpräsenz) • Systematische Rechtsberatung für regionale Handwerksbetriebe zur Integration von Menschen mit Fluchtund Migrationshintergrund • Bereitstellung angepasster Angebote zu interkulturellen Trainings- und Team-Building-Maßnahmen für Belegschaft und Personalverantwortliche • Information und Beratung zur Nutzung bestehender Angebote zur Existenzgründung für (potentielle) Gründungswillige Themenfeld 2 Anerkennungskultur Handlungsfeld 2: Sprache / Bildung Handlungsfeld: 2 Sprache / Bildung Maßnahmen Integration durch Bildung 85 Handlungsfeld 2: Sprache / Bildung Maßnahmen Beteiligte Themenfeld 6. Seiteneinsteigerberatung und -vermittlung ins deutsche Schulsystem findet zeitnah statt. Stadt Aachen, Fachbereich Wohnen, Soziales und Integration (FB 56) – Kommunales Integrationszentrum, Schulen, Schulträger, Schulaufsicht Themenfeld 2 Anerkennungskultur 7. Schulen mit Sprachfördergruppen und Internationalen Förderklassen sind eng betreut und begleitet. Stadt Aachen, Fachbereich Wohnen, Soziales und Integration (FB 56) – Kommunales Integrationszentrum 8. Strukturen zur Übergangsgestaltung für verschiedene Altersgruppen sind entwickelt und erprobt. Stadt Aachen, Fachbereich Wohnen, Soziales und Integration (FB 56) – Kommunales Integrationszentrum, Schulträger, Schulaufsicht, KiTaabteilung, KiTas und Schulen, Jugendberufshilfe, Integrationpoint etc. 9. Die Bildungserstberatung ist bedarfsgerecht weiter­ entwickelt. Stadt Aachen, Fachbereich Wohnen, Soziales und Integration (FB 56) – Kommunales Integrationszentrum Sprachbildung 10. Beibehaltung und bedarfsgerechter Ausbau der Deutschkursangebote Stadt Aachen Volkshochschule (E 42), Sprachkursträger 11. Sprache und Bildung statusunabhängig für alle Zuwanderer ermöglichen BMI, BAMF 12. Spezifische Angebote für Zielgruppen, die durch das bestehende Deutschkursangebot nicht erreicht werden Stadt Aachen Volkshochschule (E 42), Sprachkursträger, Initiativen 13. Vorhandene Angebote zur Sprachpraxis (z.B. Stadt­ bibliothek) bekanntmachen Stadt Aachen Themenfeld 2 Anerkennungskultur Mehrsprachigkeit 14. Maßnahmen des Kommunalen Integrationszentrums zur Mehrsprachigkeit (Hokus & Lotus, Griffbereit) sind fortgeführt 86 Stadt Aachen, Fachbereich Wohnen, Soziales und Integration (FB 56) – Kommunales Integrationszentrumm, Kindertagesstätten Themenfeld 2 Anerkennungskultur Handlungsfeld 2: Sprache / Bildung Maßnahmen Beteiligte 15. Das Wissen der „Sprachkitas“ ist als „good practice“ in alle KiTas der Stadt Aachen verbreitet Stadt Aachen, Fachbereich Wohnen, Soziales und Integration (FB 56) – Kommunales Integrationszentrum, Kindertagesstätten 16. Die Mehrsprachigkeit der MitarbeiterInnen der Stadt Aachen ist systematisch erhoben und in der Arbeit genutzt Stadt Aachen 17. Enge Vernetzung zwischen Kommunalem Integrationszentrum und städtischen KiTas, um den Mehrwert der Mehrsprachigkeit stärker herauszustellen Stadt Aachen, Fachbereich Wohnen, Soziales und Integration (FB 56) – Kommunales Integrationszentrum, Kindertagesstätten 18. Regelmäßiger Austausch mit dem Zentrum für Mehrsprachigkeit und Integration in Köln, um weitere Maßnahmen zu erarbeiten Stadt Aachen, Fachbereich Wohnen, Soziales und Integration (FB 56) – Kommunales Integrationszentrum, Volkshochschule Aachen (E 42) Themenfeld Handlungsfeld 3: Wohnen /Sozialplanung Maßnahmen Beteiligte Themenfeld 1. Interkulturelles und kultursensibles Wohnen – Planungsverfahren berücksichtigt bei Grundstücksverfahren den Bezug zur interkulturellen Öffnung und zum Quartier Stadt Aachen Fachbereiche Immobilienmanagement (FB 23) und Wohnen, Soziales und Integration (FB 56) Themenfeld 1 Interkulturelle Öffnung 2. Sensibilisierung der privaten Immobilienwirtschaft über die Zeitschrift des Aachener Haus & Grund Vereins Stadt Aachen Fachbereich Wohnen, Soziales und Integration (FB 56), Aachener Haus & Grund Verein 3. Verständlicher und mehrsprachiger Infoflyer zum Thema Wohnen (Heizung, Lüftung, Ver- und Entsorgung etc.) in verschiedenen Sprachen Stadt Aachen Fachbereich Wohnen, Soziales und Integration (FB 56), Gewoge AG Themenfeld 2 Anerkennungskultur 4. Verschränkung von Wohnraum- und Sozialentwicklungsplanung (Wohnraum- und Sozialdaten vernetzen, Wohnbaumonitoring) für die Erstellung und Umsetzung integrierter Handlungskonzepte. Umsetzung erfolgt im Wesentlichen durch die neu gebildete Planungsabteilung im FB 56 – Stelle Wohnbaumonitoring Stadt Aachen Fachbereich Wohnen, Soziales und Integration (FB 56) Themenfeld 4 Leben im Quartier 5. Umsetzung des Konzeptes zum Quartiersmanagement und bedarfsgerechter Ausbau des Quartiersmanagements Stadt Aachen Fachbereich Wohnen, Soziales und Integration (FB 56) 87 Handlungsfeld 4: Sport Handlungsfeld 4: Sport Maßnahmen Beteiligte Themenfeld • Die Bildungserstberatung informiert ausführlich in einem persönlichen Gespräch gebündelt über die Sportmöglichkeiten in Aachen. Dafür müssen finanzielle Ressourcen geschaffen und ein Lotsensystem installiert werden. Stadt Aachen Fachbereich Sport (FB 52), AK Integration durch Sport, Stadtsportbund Aachen e.V.. Themenfeld 4 Gesellschaftliches Engagement • Bei dieser Gelegenheit wird auch die Informationsbroschüre über Sport, Bewegung und Gesundheitsförderung überreicht. Stadt Aachen Fachbereich Sport (FB 52), AK Integration durch Sport, Stadtsportbund Aachen e.V. • Die Broschüre wird in verschiedene Sprachen übersetzt. Stadt Aachen Fachbereich Sport (FB 52), AK Integration durch Sport, Stadtsportbund Aachen e.V. • Dringend gebraucht werden „Brückenbauer“, die über die sportlichen Angebote in Aachen informiert sind, Interessierten Unterstützung bei der Suche nach einem passenden Angebot geben und Hürden zur Umsetzung abbauen. Diese Gruppe ist zu verstärken und zu unterstützen. Stadt Aachen Fachbereich Sport (FB 52), AK Integration durch Sport, Stadtsportbund Aachen e.V. 1. Alle Aachener erhalten einen optimalen Zugang zu Informationen über sportliche Angebote: 2. Prävention durch Sport: • Vereine und Sportanbieter akquirieren Fördermittel aus dem Programm „Demokratie leben“ mit dem Ziel der Gewalt- und Extremismusprävention. Stadt Aachen Fachbereich Sport (FB 52), AK Integration durch Sport, Stadtsportbund Aachen e.V. • Die Angebote „Tag-Nachtaktiv“ und das Fan-Projekt bleiben erhalten und werden ausgebaut Stadt Aachen Fachbereich Sport (FB 52), Arbeitskreis Integration durch Sport, Stadtsportbund Aachen e.V • Das Angebot „Rundum Fit“ ist ein gesundheitspräventives Projekt, das der Adipositas von Kindern und Jugendlichen vorbeugen soll Stadt Aachen Fachbereich Sport (FB 52), Arbeitskreis Integration durch Sport, Stadtsportbund Aachen e.V • Das Angebot „GLAS-Driescher Hof Sport“ ist ein gesundheitspräventives Projekt für Senioren, das auch auf andere Quartiere transferiert und dort etabliert werden kann. Stadt Aachen Fachbereich Sport (FB 52), Arbeitskreis Integration durch Sport, Stadtsportbund Aachen e.V Themenfeld 4 Gesellschaftliches Engagement 3. Stärkung des „Arbeitskreises Integration durch Sport: • Der Arbeitskreis und seine Netzwerke tauschen sich fortlaufend zum Thema interkulturelle Öffnung aus. Bei der Erstellung des regelmäßig zu formulierenden Integrationsplanes werden sie hinzugezogen 88 Stadt Aachen Fachbereich Sport (FB 52), Arbeitskreis Integration durch Sport Themenfeld 4 Gesellschaftliches Engagement Handlungsfeld 4: Sport Maßnahmen Beteiligte Themenfeld • Sowohl der „Arbeitskreis Integration durch Sport“ als auch der „Förderverein Integration durch Sport“ kooperieren mit den vorhandenen Netzwerken in den Quartieren. Stadt Aachen Fachbereich Wohnen, Soziales und Integration (FB 56) – Quartiersmanagement, Arbeitskreis Integration durch Sport, Stadtsportbund Aachen e.V Themenfeld 3 Leben im Quartier • Hier haben die Stadtteilkonferenzen eine wichtige Funktion. Das Thema Sport wird regelmäßig und gebündelt behandelt. Um die auf ehrenamtlichem Engagement beruhenden Kapazitäten gezielt einsetzen zu können, werden die Themen rechtzeitig bekannt gegeben, so dass Vertreterinnen und Vertreter der Vereine an der Stadtteilkonferenz zum Thema Sport teilnehmen können. Stadt Aachen Fachbereich Wohnen, Soziales und Integration (FB 56) – Quartiersmanagement, Arbeitskreis Integration durch Sport, Stadtsportbund Aachen e.V • Darüber hinaus wirken die im Quartier ansässigen Vereine mit, um Bedarfe im Quartier zu erfassen und nutzen ihre Möglichkeiten, das Interesse der Quartiersbewohner an sportlichen Aktivitäten zu wecken. Hierzu werden Multiplikator/innen und Türöffner/ innen identifiziert, motiviert und qualifiziert. Sie sind Ansprechpartner/innen für sportliche Initiativen im Quartier. Stadt Aachen Fachbereich Wohnen, Soziales und Integration (FB 56) – Quartiersmanagement, Arbeitskreis Integration durch Sport, Stadtsportbund Aachen e.V • Auf der Quartiersebene ist ein besonderes Augenmerk auf die Erweiterung die offenen Angebote „Sport vor Ort“ zu legen. Stadt Aachen Fachbereich Wohnen, Soziales und Integration (FB 56) – Quartiersmanagement, Arbeitskreis Integration durch Sport, Stadtsportbund Aachen e.V • Für eine bessere Bekanntmachung der Angebote auf Quartiersebene nutzen die Netzwerke das Bürgerforum und den Integrationsrat, um Öffentlichkeitsarbeit für ihre sportlichen Angebote zu betreiben. Stadt Aachen Fachbereich Wohnen, Soziales und Integration (FB 56) – Quartiersmanagement, Arbeitskreis Integration durch Sport, Stadtsportbund Aachen e.V • Die Kommunikation muss in leichter und bildhafter Sprache erfolgen. Das Presseamt wird in die Kommunikation mit einbezogen. Stadt Aachen Fachbereich Wohnen, Soziales und Integration (FB 56) – Quartiersmanagement, Arbeitskreis Integration durch Sport, Stadtsportbund Aachen e.V, Stadt Aachen Fachbereich Presse und Marketing (FB 13) • Der Einstieg in Vereine (Mitgliedschaft) in den Quartieren wird erleichtert. Offene und niedrigschwellige Sportangebote werden ausgebaut und gleichzeitig wird eine finanzielle Unterstützung gesichert, um die Nachhaltigkeit vor Ort zu gewährleisten. Stadt Aachen Fachbereich Wohnen, Soziales und Integration (FB 56) – Quartiersmanagement, Arbeitskreis Integration durch Sport, Stadtsportbund Aachen e.V 4. Stärkung der Quartiersebene im Bereich Sport: 89 Handlungsfeld 4: Sport Maßnahmen Beteiligte Themenfeld • Bürgerfeste, Sporttage und Sportfeste sind ein wichtiger Bestandteil des Breitensports. Die bestehenden Feste sollen erhalten bleiben und noch stärker für eine interkulturelle Öffnung genutzt werden. Stadt Aachen Fachbereich Sport (FB 52), Arbeitskreis Integration durch Sport, Stadtsportbund Aachen e.V Themenfeld 4 Gesellschaftliches Engagement • Der Förderpreis „Integration durch Sport“ soll dauerhaft gesichert werden. Stadt Aachen Fachbereich Sport (FB 52), Arbeitskreis Integration durch Sport, Stadtsportbund Aachen e.V • Der Sport ist eine Bildungskomponente, die in Berufsbildung und Berufsausübung noch stärker berücksichtigt werden soll. Stadt Aachen Fachbereich Sport (FB 52), Arbeitskreis Integration durch Sport, Stadtsportbund Aachen e.V • Der „Arbeitskreis Integration durch Sport“ wird für die Erstellung des regelmäßig zu formulierenden Integrationsplanes hinzugezogen. Stadt Aachen Fachbereich Sport (FB 52), Arbeitskreis Integration durch Sport, Stadtsportbund Aachen e.V • Die Sportvereine haben eine wichtige integrative Funktion. Sie benötigen dazu ausreichende Ressourcen. Deshalb wird ein eigenes Budget für den Vereinssport und für offene Angebote eingerichtet. Stadt Aachen Fachbereich Kinder, Jugend und Schule (FB 45), Fachbereich Sport (FB 52), Arbeitskreis Integration durch Sport, Stadtsportbund Aachen e.V • Aus- und Fortbildungen, die explizit interkulturell ausgerichtet sind, werden verstetigt (Beispiel: Übungsleiter C interkulturell). Stadt Aachen Fachbereich Kinder, Jugend und Schule (FB 45), Fachbereich Sport (FB 52), Arbeitskreis Integration durch Sport, Stadtsportbund Aachen e.V • Auch die interkulturellen Angebote der Vereine werden nachhaltig finanziell gefördert (Beispiel: Boxgym-Angebot). Stadt Aachen Fachbereich Sport (FB 52), Arbeitskreis Integration durch Sport, Stadtsportbund Aachen e.V • Zielgruppenspezifische Angebote der Vereine werden nachhaltig finanziell gefördert (Beispiel: Mädchen mittendrin). Stadt Aachen Fachbereich Sport (FB 52), Arbeitskreis Integration durch Sport, Stadtsportbund Aachen e.V 5. Verstetigung und Stärkung: 90 Handlungsfeld 5: Gesundheit Maßnahmen Beteiligte Themenfeld 1. Interkulturelle Training für medizinisches Fachpersonal Stadt Aachen Fachbereich Wohnen, Soziales und Integration (FB 56) – Kommunales Integrationszentrum gemeinsam mit Krankenhäusern und Arztpraxen Themenfeld 1 Interkulturelle Öffnung 2. Interkulturelle Öffnung der Krankenhäuser und partizipative Entwicklung einer gemeinsamen Haltung Stadt Aachen Fachbereich Wohnen, Soziales und Integration (FB 56) – Kommunales Integrationszentrum gemeinsam mit Krankenhäusern und Arztpraxen 3. Zielgruppenspezifische Öffentlichkeitsarbeit zur stärkeren Nutzung der medizinischen Präventionsangebote Gesundheitsamt der StädteRegion und die Kommunalen Integrationszentren 4. Projekt: mehrsprachige Darstellung von Einnahmevorschriften bei Medikamenten, beispielsweise filmisch oder durch Flyer. Bestehende Materialien verstärkt bekannt machen Gesundheitsamt der StädteRegion Aachen, Krankenkassen und Stadt Aachen Fachbereich Wohnen, Soziales und Integration (FB 56) – Kommunales Integrationszentrum Themenfeld 2 Anerkennungskultur Handlungsfeld 6: Kultur Handlungsfeld 6: Kultur Maßnahmen Beteiligte Themenfeld 1. Konkrete (Förder-)Maßnahmen zur Umsetzung des interkulturellen Dialogs Kulturbetrieb der Stadt Aachen (E49), Kultur­ini­tiativen der Stadt Aachen Themenfeld 1 Interkulturelle Öffnung 2. Unterstützung und Förderung von Eigeninitiativen zum interkulturellen Dialog Kulturbetrieb der Stadt Aachen (E 49), Kultur­initiativen der Stadt Aachen 3. Förderung von interkulturelle Vielfalt im Kulturbereich der Stadt Aachen, interkulturelle Öffnung von Programm und Angebot der städtischen Kultureinrichtungen Kulturbetrieb der Stadt Aachen (E 49) 4. Unterstützung und Förderung von kulturellen Initiativen, bei denen durch die Begegnung unterschiedlicher Kulturen durch das gemeinsame Arbeiten ein Mehrwert entsteht (cultural clash) Kulturbetrieb der Stadt Aachen (E 49) 5. Unterstützung des kulturellen Angebotes von Menschen mit Zuwanderungsgeschichte zur Pflege ihres Kulturgutes Kulturbetrieb der Stadt Aachen (E 49) 6. Unterstützung der bestehenden migrantischen Kulturvereine, um ein breiteres Publikum zu gewinnen Kulturbetrieb der Stadt Aachen (E 49) Themenfeld 2 Anerkennungskultur 91 Handlungsfeld 6: Kultur Maßnahmen Beteiligte Themenfeld 7. Die Ausstellung zur Migrationsgeschichte Aachens nach 1945 inhaltlich weiterführen und einem breiten Publikum öffnen Stadt Aachen 8. Unterstützung und Förderung von Initiativen auf Quartiersebene zur Schaffung niederschwelliger Kulturangebote Stadt Aachen Fachbereich Wohnen, Soziales und Integration (FB 56) – Quartiersmanagement, Kulturbetrieb der Stadt Aachen (E 49) Themenfeld 3 Leben im Quartier Maßnahmen Beteiligte Themenfeld 1. „Tag der Religionen“ und „Nacht der offenen Gotteshäuser“, um die Angebotsvielfalt zu präsentieren und die integrative Wirkung der Religionsgemeinschaften zu unterstützen Stadt Aachen Fachbereich Wohnen, Soziales und Integration (FB 56), AK Kultur der Religionen, nicht im Dialog vertretene Religionsgemeinschaften und religiöse Netzwerke Themenfeld 1 Interkulturelle Öffnung 2. Virtuelles Haus der Religionen (Onlineplattform) zur Darstellung der Religionsgemeinschaften und ihrer Angebote sowie Vernetzungen Stadt Aachen Fachbereich Wohnen, Soziales und Integration (FB 56), AK Kultur der Religionen, nicht im Dialog vertretene Religionsgemeinschaften und religiöse Netzwerke 3. „Garten der Religionen“ als Ort der Ruhe und Kontemplation (Vorbild Karlsruhe) Stadt Aachen Fachbereich Wohnen, Soziales und Integration (FB 56), AK Kultur der Religionen, nicht im Dialog vertretene Religionsgemeinschaften und religiöse Netzwerke 4. Stärkung und Verstetigung der Zusammenarbeit von Religionsgemeinschaften auf Quartiersebene Stadt Aachen Fachbereich Wohnen, Soziales und Integration (FB 56) – Quartiermanagement, Religionsgemeinschaften Themenfeld 4 Leben im Quartier 5. Stärkung und Ausbau des Arbeitskreises „Dialog der Religionen“ unter Moderation der Stadt Aachen Stadt Aachen Fachbereich Wohnen, Soziales und Integration (FB 56), AK Kultur der Religionen, nicht im Dialog vertretene Religionsgemeinschaften und religiöse Netzwerke Themenfeld 2 Anerkennungskultur Handlungsfeld 7: Religion 92 Handlungsfeld 8: Sicherheit / Rassismus / Extremismus – übergreifende Maßnahmen Handlungsfeld 8: Sicherheit / Rassismus / Extremismus – übergreifende Maßnahmen Maßnahmen Beteiligte Themenfeld 1. Demokratiestärkung: Vorhandene Projekte zur Stärkung von Demokratie und gegen Rassismus und Extremismus (Wegweiser, Partnerschaft für Demokratie, NRWeltoffen, Wege gegen das Vergessen) verstetigen Stadt Aachen Fachbereich Wohnen, Soziales und Integration (FB 56), VHS Aachen (E 42) Themenfeld 2 Anerkennungskultur 2. Übergreifende, öffentliche und klare Positionierung der Stadt, der Verwaltung und der Zivilgesellschaft gegen jede Form von Extremismus Stadt Aachen und Partnerinnen und Partner Sicherheit 3. Sachliche und fundierte Aufklärung in Bezug auf die Sicherheitslage in Aachen. Stadt Aachen Fachbereich Sicherheit und Ordnung (FB 32), Polizei Themenfeld 2 Anerkennungskultur 4. Bauliche Maßnahmen gegen Angsträume Stadt Aachen Fachbereich Stadtentwicklung und Verkehrsanlagen (FB 61) Themenfeld 4 Leben im Quartier 5. Rassistische Äußerungen und Handlungen öffentlichkeitswirksam benennen sowie Stellung beziehen Stadt Aachen Fachbereich Wohnen, Soziales und Integration (FB 56) – Kommunales Integrationszentrum Themenfeld 2 Anerkennungskultur 6. Artikel 3 Abs. 3 des Grundgesetzes in das Aachener Leitbild aufnehmen Stadt Aachen 7. Öffentlichkeits- und Vernetzungsarbeit (z.B. Internationale Wochen gegen Rassismus Stadt Aachen Fachbereich Wohnen, Soziales und Integration (FB 56) – Kommunales Integrationszentrum, VHS Aachen (E 42) und weitere Partnerinnen und Partnern 8. Aufklärungsarbeit (z.B. Argumentationsstärkung, rassismuskritische Schulungen) Stadt Aachen Fachbereich Wohnen, Soziales und Integration (FB 56) – Kommunales Integrationszentrum 9. Gesamtgesellschaftliche Vielfalt auch in Politik und Verwaltung abbilden Stadt Aachen Fachbereich Wohnen, Soziales und Integration (FB 56) – Kommunales Integrationszentrum, Parteien 10. Rassismuskritischer Ansatz / Modul in Ausbildungsgängen (z.B. Kompetent Managen in der Stadtverwaltung) Stadt Aachen Fachbereich Wohnen, Soziales und Integration (FB 56) – Kommunales Integrationszentrum Rassismus Themenfeld 1 Interkulturelle Öffnung 93 Handlungsfeld 8: Sicherheit / Rassismus / Extremismus – übergreifende Maßnahmen Maßnahmen Beteiligte 11. Projekt zur Förderung der interkulturellen Öffnung der Verwaltung Stadt Aachen Fachbereich Wohnen, Soziales und Integration (FB 56) – Kommunales Integrationszentrum 12. Ausbau des Gleichstellungsbüros zum Diversity-Büro Stadt Aachen Fachbereiche Personal und Organisation (FB 11), Stadt Aachen Fachbereich Wohnen, Soziales und Integration (FB 56) – Kommunales Integrationszentrum Themenfeld Extremismus 13. Konkrete und langfristige Ansprechpartnerinnen und -partner für Extremismus in allen Formen in Institutionen wie Schule und Verwaltung einrichten und fortlaufend schulen Stadt Aachen Fachbereich Wohnen, Soziales und Integration (FB 56) – Kommunales Integrationszentrum, Volkshochschule Aachen (E 42) 14. Fortbildung zum Thema Islam für pädagogische Fachkräfte anbieten Stadt Aachen Fachbereich Wohnen, Soziales und Integration (FB 56) – Kommunales Integrationszentrum 15. Analyse und Datenerfassung zum Extremismus in Aachen Stadt Aachen Fachbereich Wohnen, Soziales und Integration (FB 56) – Kommunales Integrationszentrum, Volkshochschule Aachen (E 42) Themenfeld 2 Anerkennungskultur Handlungsfeld 9: Öffentlichkeitsarbeit / Presse 94 Maßnahmen Beteiligte Themenfeld 1. Nutzung vorhandener Verteiler, um Migrantencommunities besser und direkter über die Stadt und die Stadtverwaltung zu informieren Stadt Aachen Fachbereiche Presse und Marketing (FB 13) und Wohnen, Soziales und Integration ( FB 56) Themenfeld 1 Interkulturelle Öffnung 2. Kooperation des Fachbereichs Presse und Marketing mit Journalisten und „Schreibern“ mit Migrationshintergrund Stadt Aachen Fachbereiche Presse und Marketing (FB 13) in Kooperation 3. Imagekampagne, um das Zugehörigkeitsgefühl von zugewanderten Menschen im Sinne von „Aachen – das sind wir alle!“ zu stärken Stadt Aachen Fachbereiche Presse und Marketing (FB 13) in Kooperation mit FH Aachen und Katholischer Hochhschule Themenfeld 2 Anerkennungskultur 95 Abbildungsverzeichnis Abbildung 1: Abbildung 2: Abbildung 3: Abbildung 4: Abbildung 5: Abbildung 6: Abbildung 7: Abbildung 8: Abbildung 9: Abbildung 10: Abbildung 11: Abbildung 12: Abbildung 13: Abbildung 14: Abbildung 15: Abbildung 16: Abbildung 17: Abbildung 18: Beteiligungsprozess. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12 Steuerungsgruppe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13 Überblick über das Wachstum der Gesamtbevölkerung . und der Anteil der Menschen mit Migrationshintergrund in Aachen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15 Prozentualer Anteil der Menschen mit Migrationshintergrund an der Gesamtbevölkerung Aachens . . . . . . . . . . . . . . . 15 Hauptherkunftsländer der Zugewanderten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16 Gesamtzahl der Studierenden und Anteil der internationalen Studierenden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17 Herkunft der Studierenden. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17 Gesamtzahl der Studierenden und Anteil der internationalen Studierenden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18 Überblick über die in den Jahren 2014 bis 2016 . in städtischen Einrichtungen untergebrachte geflüchtete Menschen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18 Beratungsstellen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20 Lotsenkreis Willkommenskultur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28 Überblick über Handlungsfelder und Fachgespräche . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 37 Arbeitsmarktindikatoren nach Staatsangehörigkeitsgruppen bundesweit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 39 Entwicklung des Arbeitsmarktes bundesweit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 40 Arbeitslosenquote der StädteRegion Aachen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 41 Arbeitslose StädteRegion Aachen im Bestand nach Aufenthaltsstatus, November 2017 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 42 Jobcenter StädteRegion Aachen – Entwicklung des Arbeitsmarktes . für Staatsangehörige aus den Migrationsländern . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 42 Übersicht über die Integrationskurse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 46 Abbildung 19: Übersicht über Bildungskette im Bereich Sprache . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Abbildung 20: Übersicht über die Vermittlungen von Schulplätzen in den Schuljahren 2010/11 – 2017/18. an Seiteneinsteigerinnen und Seiteneinsteigern . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Abbildung 21: Übersicht lokale Netzwerke . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Abbildung 22: Fertiggestellte und genehmigte Wohneinheiten 2014 – 2016 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Abbildung 23: Bedarfe an Wohneinheiten (Wohnungs+ Szenario) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Abbildung 24: Kennzahlen gewoge AG – Wohn-/Gewerbeeinheiten, Neubauten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Abbildung 25: Religionsgemeinschaften . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Abbildung 26: Aktualisierende und strukturierte Integrationsplanung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 96 47 49 53 54 54 55 69 77 97 Gesetzliche Regelungen Asylverfahrensbeschleunigungsgesetz (2015) § 421 Abs. 1 Förderung der Teilnahme an Sprachkursen (Auszug) (1) Die Agentur für Arbeit kann die Teilnahme von Ausländerinnen und Ausländern, die eine Aufenthaltsgestattung besitzen und bei denen ein rechtmäßiger und dauerhafter Aufenthalt zu erwarten ist, an Maßnahmen zur Erlangung erster Kenntnisse der deutschen Sprache fördern, wenn dies zu ihrer Eingliederung notwendig ist und der Maßnahmeeintritt bis zum 31. Dezember 2015 erfolgt. Dies gilt auch für Ausländerinnen und Ausländer nach Satz 1, die auf Grund des § 61 des Asylgesetzes eine Erwerbstätigkeit nicht ausüben dürfen. Bei einem Asylbewerber, der aus einem sicheren Herkunftsstaat nach § 29a des Asylgesetzes stammt, wird vermutet, dass ein rechtmäßiger und dauerhafter Aufenthalt nicht zu erwarten ist. Asylbewerberleistungsgesetz (Änderungen 2016) § 5a Abs. 1 S. 1 Arbeitsgelegenheiten auf der Grundlage des Arbeitsmarktprogramms Flüchtlingsintegrationsmaßnahmen – (Auszug) (1) Arbeitsfähige, nicht erwerbstätige Leistungsberechtigte, die das 18. Lebensjahr vollendet haben und nicht der Vollzeitschulpflicht unterliegen, können von den nach diesem Gesetz zuständigen Behörden zu ihrer Aktivierung in Arbeitsgelegenheiten zugewiesen werden, die im Rahmen des von der Bundesagentur für Arbeit (Bundesagentur) durchgeführten Arbeitsmarktprogramms Flüchtlingsintegrationsmaßnahmen gegen Mehraufwandsentschädigung bereitgestellt werden (Flüchtlingsintegrationsmaßnahme). Teilhabe- und Integrationsgesetz, (2012) § 2 Grundsätze (Auszug) (1) Das Bewusstsein der Menschen mit und ohne Migrationshintergrund für gegenseitige Offenheit, Toleranz, Respekt und Veränderungsbereitschaft ist zu fördern. (2) Das Land erkennt die sozialen, kulturellen und ökonomischen Potentiale und Leistungen der Zugewanderten an, und fordert von ihnen wie schon von allen anderen hier lebenden Menschen auch die Anerkennung der durch das Grundgesetz und die Landesverfassung geschützten gemeinsamen Grundwerte. (3) Das Erlernen der deutschen Sprache ist für das Gelingen der Integration von zentraler Bedeutung und wird daher gefördert. Dabei ist das eigene Engagement beim Spracherwerb unerlässlich und zu fördern. Die Wertschätzung der natürlichen Mehrsprachigkeit ist ebenfalls von besonderer Bedeutung. (4) Integrationsspezifische Entscheidungen und konzeptionelle Entwicklungen sollen den verschiedenen Lebens­ situationen der Menschen mit Migrationshintergrund Rechnung tragen. Dabei sind insbesondere unterschiedliche Auswirkungen auf die Geschlechter und die spezifischen Bedürfnisse von Familien sowie von Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund zu beachten sowie Bereiche wie Tod und Bestattungen miteinzubeziehen. (5) Das bürgerschaftliche Engagement von und für Menschen mit Migrationshintergrund soll in allen Bereichen der Gesellschaft gestärkt werden. Dabei ist auch auf gemeinsame Formen ehrenamtlichen Engagements hinzuwirken, da diese als Grundlage für Begegnung, Verständigung und Gemeinschaft wirken. Dafür ist die interkulturelle Öffnung von Vereinen und Organisationen erforderlich. Teilhabe- und Integrationsgesetz Nordrhein-Westfalen (2012) § 7 Abs. 1 Kommunale Integrationszentren (Auszug) (1) Das Land fördert auf der Grundlage entsprechender Förderrichtlinien Kommunale Integrationszentren in Kreisen und kreisfreien Städten, die über ein Integrationskonzept verfügen. Damit sollen im Einvernehmen mit den Gemeinden 1. Angebote im Elementarbereich, in der Schule und beim Übergang von Schule in den Beruf in Zusammenarbeit mit den unteren Schulaufsichtsbehörden unterstützt werden, um die Bildungschancen von Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund zu verbessern; 2. die auf die Integration und das Zusammenleben in Vielfalt bezogenen Aktivitäten und Angebote der kommunalen Ämter und Einrichtungen sowie der freien Träger vor Ort koordiniert werden. 98 99 Glossar Anerkennungskultur Anerkennung bedeutet zunächst einmal grundsätzlich Respekt und Wertschätzung den Menschen gegenüber, die neu kommen. Damit einhergehend bedeutet es eine breit verankerte Kundenorientierung für Migrantinnen und Migranten in den Regeldiensten der Verwaltung und der freien Träger. Zentrale Aspekte einer institutionalisierten Anerkennungskultur sind interkulturelle Ausrichtung der Dienstleistungen, mehrsprachige Beratungsangebote sowie Zugang von Migrantinnen und Migranten zu Positionen in gesellschaftlichen Organisationen. Gleichfalls sind die Wertschätzung der kulturellen Vielfalt und die Anerkennung der Lebensleistungen sowie der beruflichen und interkulturellen Kompetenzen der eingewanderten Menschen Ausdruck einer Anerkennungskultur.114 Charta der Vielfalt Die Charta der Vielfalt ist eine Initiative unter Schirmherrschaft der Bundeskanzlerin, um Vielfalt in Unternehmen und Institutionen zu fördern. Bisher haben bundesweit mehr als 2.250 Unternehmen und öffentliche Einrichtungen die Charta unterzeichnet. Liste der Aachener Unterzeichnenden: Unternehmen Unterzeichner/-in seit 1 AGIT mbH 07/2010 2 BB medica - Medizinische Vertriebs- und Ingenieurgesellschaft mbH 10/2009 3 EUROTÜRK Deutsch-Türkische Gesellschaft e.V. 03/2008 4 Griechische Gemeinde Aachen und Umgebung e.V. 03/2009 5 Industrie- und Handelskammer Aachen 03/2009 6 Ingenieurbüro i-Qmax 09/2010 7 Katholische Stiftung Marienhospital Aachen 03/2009 8 Kisters AG 10/2011 9 kompetenz:p Personal- und Managementberatung GmbH 01/2011 10 Lindt & Sprüngli GmbH, Chocoladefabriken 06/2008 11 low-tec gemeinnützige Beschäftigungs- und Qualifizierungsgesellschaft mbH . der evangelischen Gemeinde zu Düren 07/2010 12 MVG Medienproduktion und Vertriebsgesellschaft mbH 04/2015 13 RWTH Aachen 01/2009 14 Saint-Gobain Generaldelegation Mitteleuropa 09/2014 15 Schumag AG 06/2008 16 Stadt Aachen 12/2008 17 Stawag Stadtwerke Aachen 02/2010 114 Vgl. Gari Pavković, Anerkennungs- und Willkommenskultur, Verständigung über die Prinzipien des guten Zusammenlebens, in: Kommunaler Qualitätszirkel zur Integrationspolitik, Begriffe der Einwanderungs- und Integrationspolitik. Handreichung für die kommunale Praxis, Arbeitsstand 13.09.206, S. 25. 100 Gemeinsamer Europäischer Referenzrahmen Quelle: Volkshochschule Aachen Gesellschaftliches Engagement (Zivil)gesellschaftliches Engagement bezeichnet eine freiwillige, nicht auf materiellen Gewinn ausgerichtete, gemeinschafltich-kooperativ und mit Gemeinwohlorientierung ausgeübte Tätigkeit. Sie findet im öffentlichen Raum statt. Staatliche Aufgaben können durch gesellschaftliches Engagement ergänzt und unterstützt, nicht aber ersetzt werden.115 Integration Unter Integration ist – zusammenfassend und vereinfachend – die gleichberechtigte Teilhabe (Zugangsgerechtigkeit) an den ökonomischen, ökologischen, sozialen und kulturellen Ressourcen der Gesellschaft zu verstehen. Dabei sind vier Dimensionen der Integration zu unterscheiden: strukturelle Integration (Zugang zu den Kernbereichen der Gesellschaft), soziale Integration (Teilhabe an sozialen Netzwerken), kulturelle Integration (Aneignung der Kulturtechniken) und identifikatorische Integration (Gefühl von Zugehörigkeit). 115 Vgl. Anna Wiebke Klie, Facettenreich: Zur Rolle zivilgesellschaftlichen Engagements in der Migrationsgesellschaft, für: Aus Politik und Zeitgeschichte, Bundeszentrale für politische Bildung, 05.10.2016. http://www.bpb.de/gesellschaft/migration/kurzdossiers/227526/engagement-in-der-migrationsgesellschaft?p=all 101 Inklusion Im aktuellen wissenschaftlichen Diskurs ersetzt der Begriff Inklusion allmählich den noch vielfach gebräuchlichen Begriff Integration. Im allgemeinen Sprachgebrauch wird Inklusion vielfach noch mit der Einbeziehung von Menschen mit Behinderung verwendet. Im weitesten Sinne umschreibt Inklusion den Zugang der eingewanderten Menschen in alle gesellschaftlichen Teilsysteme. Die Zugangsmöglichkeiten zu den zentralen gesellschaftlichen Funktionssystemen müssen barrierefrei sein.116 Migrationshintergrund Eine Person hat dann einen Migrationshintergrund, wenn sie selbst oder mindestens ein Elternteil nicht mit deutscher Staatsangehörigkeit geboren ist. Die Definition umfasst im Einzelnen folgende Personen: 1. zugewanderte und nicht zugewanderte Ausländerinnen und Ausländer; 2. zugewanderte und nicht zugewanderte Eingebürgerte; 3. Spätaussiedlerinnen und -aussiedler; 4. mit deutscher Staatsangehörigkeit geborene Nachkommen der drei zuvor genannten Gruppen.117 Abweichend hiervon werden im Mikrozensus 2011 als Personen mit Migrationshintergrund alle zugewanderten und nicht zugewanderten Ausländerinnen und Ausländer sowie alle nach 1955 auf das heutige Gebiet der Bundesrepublik Deutschland zugewanderten Deutschen und alle Deutschen mit zumindest einem nach 1955 auf das heutige Gebiet der Bundesrepublik Deutschland zugewanderten Elternteil definiert.118 Quelle: Statistisches Bundesamt: Zensus 2011: Ausgewählte Ergebnisse, Wiesbaden 2013, S. 26. Teilhabe/Teilhabechance Teilhabe und Teilhabechance bezeichnen die Möglichkeit, unabhängig von der eigenen Herkunft sowie den soziokulturellen Bedingungen die eigenen Potenziale entfalten zu können. Damit einhergehend werden Diskriminierung und Barrieren in unterschiedlichen Handlungsfeldern, wie zum Beispiel Bildung, Elternbildung, Arbeit, Wohnen, Mobilität, Sport, Gesundheit oder Kultur abgebaut. Willkommenskultur Der Begriff Willkommenskultur entstand im Zuge des Fachkräftemangels seitens der Wirtschaftsunternehmen und -behörden. Im globalen Wettbewerb um Fachkräfte soll eine sichtbare bzw. erfahrbare Willkommenskultur in der Aufnahmegesellschaft die Attraktivität des Landes für Fachkräfte steigern. Im Zuge des vermehrten Zuzugs von Geflüchteten wurde der Begriff erweitert. Die vor Ort gelebte Willkommenskultur durch kommunale Einrichtungen, Wohlfahrtsverbände und vor allem auch ehrenamtliches Engagement hat dazu geführt, dass der Begriff auf die in Deutschland ankommenden geflüchteten Menschen erweitert wurde.119 116 Vgl. Helmuth Schweitzer, Migration / Integration / Inklusion, Der zugewanderte Integrationsdiskurs in der deutschen Migrationsgesellschaft, in: Kommunaler Qualitätszirkel zur Integrationspolitik, Begriffe der Einwanderungs- und Integrationspolitik, Handreichung für die kommunale Praxis, Arbeitsstand 13.09.2016, S. 6 f. 117 Vgl. Statistisches Bundesamt: Fachserie 1, Reihe 2.2 Bevölkerung und Erwerbstätigkeit, Bevölkerung mit Migrationshintergrund, Ergebnisse des Mikrozensus, Wiesbaden 2017. 118 Statistisches Bundesamt: Zensus 2011: Ausgewählte Ergebnisse, Wiesbaden 2013, S. 26. 119 Vgl. Vgl. Gari Pavković, Anerkennungs- und Willkommenskultur, Verständigung über die Prinzipien des guten Zusammenlebens, in: Kommunaler Qualitätszirkel zur Integrationspolitik, Begriffe der Einwanderungs- und Integrationspolitik. Handreichung für die kommunale Praxis, Arbeitsstand 13.09.206, S. 25 f. 102 Aachener Haltung Unsere Haltung basiert auf den Grundwerten unserer Verfassung. Wir gehen respektvoll und wertschätzend miteinander um. Wir wissen dass insbesondere das Zusammenwachsen einer Gesellschaft in Vielfalt mit Spannungen und Missverständnissen auf verschiedenen Ebenen einhergeht. Wir sind jedoch bereit, uns diesen zu stellen. Aachen ist eine Stadt der Wissenschaft, der Forschung, Innovation Innovation und Kultur. Hier denken wir frei. Wir blicken zuversichtlich und ideen­­­reich in die Zukunft. Aachen ist eine soziale Stadt, wir helfen einander hauptamtlich und bürgerschaftlich engagiert. Wir begegnen uns gleichberechtigt dort wo wir leben. Wir wollen, dass sich Menschen aller Generationen und Lebensformen in unserer Stadt wohl fühlen. Wir nehmen Unterschiede und Gegensätze wahr und ergreifen Chancen aufeinander zu zugehen. So entwickeln wir uns. Wir leben im Dreiländereck. Zu unseren Nachbarn pflegen wir ein gutes Verhältnis. Die Beziehungen sind vielfältig, kooperativ, europäisch. Aachen ist heute international geprägt. Aachen ist eine Stadt mit vielfältigen kulturellen und sportlichen Angeboten. Wir fördern die Teilhabe, um gemeinsames Erleben und persönliche Beziehungen zu ermöglichen. Aachen steht zusammen gegen feindselige, rassistische, gewalttätige und extremistisch motivierte Ansichten, Äußerungen und Handlungen. Mit der Aachener Haltung verpflichten wir uns, Demokratie und Weltoffenheit zu leben. Wir leben den Dialog der Kulturen und der Religionen. Wir setzen auf Engagement, Verständigung und Zugehörigkeit. Aachen – das sind wir alle! Aachen 2018 www.aachen.de/integration