Daten
Kommune
Aachen
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293192.pdf
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529 kB
Erstellt
26.03.18, 12:00
Aktualisiert
04.04.18, 09:24
Stichworte
Inhalt der Datei
Der Oberbürgermeister
Vorlage
Federführende Dienststelle:
Fachbereich Wirtschaft, Wissenschaft und Europa
Beteiligte Dienststelle/n:
Vorlage-Nr:
Status:
AZ:
Datum:
Verfasser:
FB 02/0129/WP17
öffentlich
26.03.2018
FB 02
Stadt Aachen beteiligt sich an 5G-Wettbewerb
(Ratsantrag 294/17 der GRÜNE Fraktion vom 24.08.2017)
Beratungsfolge:
Datum
Gremium
Zuständigkeit
11.04.2018
Ausschuss für Arbeit, Wirtschaft und Wissenschaft
Entscheidung
Beschlussvorschlag:
Der AAWW nimmt die Ausführung sowie die strategischen und inhaltlichen Zielsetzungen der
Verwaltung zur Kenntnis. Er unterstützt eine Antragstellung im Rahmen der 5G-Strategie der
Bundesregierung (‘5G für Städte und Kom-munen initiieren‘) und beauftragt die Verwaltung, den
Ausschuss - nach Veröffentlichung des Wettbewerbs - über die Antragstellung zu informieren.
Vorlage FB 02/0129/WP17 der Stadt Aachen
Ausdruck vom: 29.03.2018
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Stadt Aachen beteiligt sich an 5G-Wettbewerb
(Ratsantrag 294/17 der GRÜNE Fraktion vom 24.08.2017)
Anlässlich des eingangs genannten Ratsantrags beschäftigte sich die Verwaltung intensiv mit dem
Thema 5G und den dahinterstehenden Möglichkeiten für die Stadt Aachen. Wie bereits in der
Ausschusssitzung am 29.11.2017 erläutert, wurde seitens des zuständigen Bundesministeriums für
Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) die angekündigte Ausschreibung im 5G-Wettbewerbs für
Städte und Kommunen (Wettbewerbssäule ‘5 G für Städte und Kommunen initiieren‘) auf Grund der
bis vor kurzem andauernden Koalitionsgespräche zunächst zurückgestellt. Bis dato ausgeschriebene
Fördermöglichkeiten im Themenfeld ‘5G‘ beziehen sich ausschließlich auf Forschungsvorhaben der
Wirtschaft bzw. Wissenschaft. Auch wenn es noch keinen konkreten Wettbewerbsaufruf gibt, so geht
die Verwaltung derzeit davon, dass sich dies zeitnah ändern wird. Der angestrebte Weg hin zur
Gigabit-Gesellschaft, welcher erklärtes Ziel der ‘5G-Strategie für Deutschland‘ von Juli 2017 ist, wird
höchstwahrscheinlich auch weiterhin Bestand haben, da im Koalitionsvertrag
der neuen
Bundesregierung (07.02.2018) der 5G-Ausbau eindeutig forciert wird; ‘Wir forcieren den Ausbau der
Mobilfunkversorgung und entwickeln Deutschland zum Leitmarkt für 5G.“ S. 38.
Parallel zur bundesweiten Entwicklung, plant die Landesregierung NRW die zeitnahe Veröffentlichung
eines Digitalisierungsstrategiepapiers. 5G soll hier im Rahmen der infrastrukturellen Entwicklung einen
wichtigen Part einnehmen. Maßnahmen und Pläne in dem Bereich sind jedoch noch nicht offiziell
veröffentlicht. Beide Entwicklungen werden seitens der Verwaltung beobachtet und nach
Veröffentlichung entsprechend bewertet.
Definition und potenzielle Aktionsfelder
Bei 5G handelt es sich um die Mobilfunktechnologie fünfter Generation. Vereinfacht ausgedrückt ist
5G eine vereinheitlichte Mobilfunktechnologie, welche auf ihren Vorgängern aufgebaut wurde.
Entsprechende Verfahren werden seit 2016 vom 3rd Generation Partnership Project (3GPP)
standardisiert. Ein erster Satz von Standards wurde am 20.12.17. angekündigt. Die Markteinführung
ist jedoch erst zwischen den Jahren 2020 und 2025 zu erwarten. Dann werden Anwender von
höheren
Datenraten,
verbesserten
Spektraleffizienz,
geringerer
Latenzzeit
und
höherer
Energieeffizienz als heute profitieren. Die 5G-Strategie für Deutschland des BMVI bezeichnet 5G nicht
nur als reine Weiterentwicklung von 4G, sondern […] als die Schlüsseltechnologie für [die] digitale
Gigabit-Gesellschaft und Industrie 4.0. Insbesondere durch die geringen Latenzen und zuverlässig
steuerbaren Dienstgüter mache der Mobilfunkstandard neue Echtzeit-Anwendungen für Virtual Reality
(VR) oder autonome Fahrzeuge erst möglich.
Aachens Stärken als Wissenschafts- und Technologiestandort ist eng mit den Herausforderungen des
digitalen Wandels und seiner Infrastruktur verbunden, seine Vorreiterrolle als Innovationsschmiede
der Region steht jedoch angesichts der Digitalisierung auf dem Prüfstand.
Im Zeitalter des ‘Internet of Things‘ (IOT) stehen intelligente vernetzte Systeme im Vordergrund. Diese
Entwicklung geht über die wirtschaftliche Nutzung, bspw. in der Produktion, hinaus. Laut einer bitkomStudie nutzen bereits 78 % der Deutschen ein Smartphone. Ebenso geht aus dieser Studie hervor,
dass es sich mehr und mehr etabliert das Smartphone als Steuerzentale im Internet of Things zu
nutzen (vgl.Abbildung).
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Abbildung: Mit welchen Geräten haben Sie Ihr Smartphone schon einmal verbunden? Basis:
Smartphone-Nutzer | Mehrfachnennungen möglich.
Quelle: Smartphone-Markt: Konjunktur und Trends
https://www.bitkom.org/Presse/Anhaenge-an-PIs/2017/02-Februar/Bitkom-PressekonferenzSmartphone-Markt-Konjunktur-und-Trends-22-02-2017-Praesentation.pdf
Um diesem Trend zum vernetzten Leben entgegenzukommen, muss ein flächendeckender
Breitbandausbau über Glasfaser und 5G eine zentrale Rolle in der wirtschaftlichen Entwicklung
Aachens spielen. Für alle, seien es Unternehmen oder Privatpersonen, eröffnet die technologische
Weiterentwicklung neue Chance und kann für eine verbesserte Lebensqualität sorgen. Hierzu tragen
bspw.
eHealth,
vernetzte
Mobilität
und
eine
schnelle
und
einfache
Verfügbarkeit
eines
leistungsfähigen Zugangs zu Informationsquellen bei.
Der Bund hat mit der bereits im Herbst 2016 gestarteten ‘5G-Initiative für Deutschland‘ einen
Handlungsrahmen entwickelt, um den Netzausbau und die Entwicklung von 5G-Anwendungen
frühzeitig zu unterstützen. Im Rahmen der o.g. 5G-Stategie der Bundesregierung wurden die
Rahmenbedingungen und Aktionsfelder beschrieben, um den Rollout von 5G-Netzen in Deutschland
bis 2025 zu realisieren.
Mittels Maßnahmen in fünf Aktionsfeldern soll dieses Ziel erreicht werden:
1. Netz-Rollout forcieren
2. Bedarfsgerechte Bereitstellung von Frequenzen
3. Kooperationsförderung zwischen Telekommunikations- und Anwenderindustrie
4. Koordinierte und gezielte Forschung
5. 5G für Städten und Kommunen initiieren
Als fünftes Aktionsfeld werden im Rahmen eines geplanten 5G-Wettbewerbs Städte und Gemeinden
dazu aufgerufen drei wichtige kommunale Herausforderungen zu benennen und in einer ersten Skizze
aufzuzeigen, wie und mit welchem Zeithorizont sich die Herausforderungen mit 5G ab 2020 lösen
lassen. Für den 5G-Netzausbau gilt es tragfähige Geschäftsmodelle für unterschiedliche Use Cases
auch in Kooperation zwischen Netzbetreibern untereinander sowie mit der Industrie und weiteren
Marktteilnehmern zu entwickeln.
Die Verwaltung wurde in diesem Zusammenhang damit beauftragt, den zuständigen politischen
Gremien einen Vorschlag mit möglichen Themensetzungen eines Aachener Beitrags zu den
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Entwicklungen
im
Bereich
5G
vorzulegen.
Auch
wenn
zur
Zeit
noch
keine
konkreten
Wettbewerbsausschreibungen bzw. dessen Inhalte konkret bekannt sind, gilt es bereits jetzt eine
fördertaugliche Strategie der Stadt Aachen zu entwickeln, um auf einen Wettbewerb reagieren zu
können, sowie dieser veröffentlicht wird. Welche Anwendungsfelder es im Allgemeinen gibt und
welche Möglichkeiten sich an dieser Stelle für Aachen bieten könnten, soll im Folgenden aufgezeigt
werden. Dabei werden potenzielle Anwendungsfelder bereits in der veröffentlichen 5G-Strategie
angebracht und sollen an dieser Stelle als Anhaltspunkt für weitere Ausführungen dienen:
Abbildung: 5G-Anwendungsbeispiele für Kommunen
Quelle: 5G-Strategie für Deutschland
https://www.bmvi.de/SharedDocs/DE/Publikationen/DG/098-dobrindt-5gstrategie.pdf?__blob=publicationFile
Aktuelle Aktivitäten bzw. Forschungen zum Themenfeld 5 G in Aachen
5G Mobility Lab
Mit dem 5G Mobility Lab wurde in Aachen ein Testgelände eröffnet, das die Entwicklung und das
Testen von intelligent reagierenden Autos ermöglicht. Unter anderem Vodafone und das Institut für
Kraftfahrzeuge (ika) der RWTH Aachen testen in Aldenhoven branchenübergreifend und unter
Alltagsbedingungen, um den Straßenverkehr sicherer, komfortabler und effizienter zu machen. Autos
kommunizieren miteinander, mit Fußgängern, mit Ampeln und mit der gesamten Verkehrsinfrastruktur.
Sie schauen durch LKWs hindurch und über Bergkuppen hinweg, warnen sich in Echtzeit gegenzeitig
vor Blitzeis, Aquaplaning oder Unwettern und parken fahrerlos ein. Obwohl 5G in deutschen Städten
noch etwas auf sich warten lässt, sollen in Kürze erste Tests der automatisierten und auf dem
Testgelände erprobten Systeme in den Realverkehr gehen. Bisher wurde allerdings nur in Düsseldorf
eine Teststrecke für das 5G Mobility Lab im öffentlichen Raum zugesagt.
5G Application Lab
Am Center Connected Industry am RWTH Campus forscht und erprobt Ericsson u.a. in
Zusammenarbeit mit dem FIR 5G anwendungsorientiert hinsichtlich Industrieautomatisierung,
intelligenten Mobilität, Handel und Logistik, intelligenter Energie und weiteren Anwendungsfelder.
Innerhalb des Projektes soll der Aufbau eines domänenübergreifenden Testbetts für praxisnahe 5GVorlage FB 02/0129/WP17 der Stadt Aachen
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Anwendungsfälle forciert werden. Im Rahmen des 5G Application Lab werden so relevante 5GUsecases im Kontext von Industrie 4.0 konzipiert und definiert.
Koordinierte Industriekommunikation (KoI)
Weiterhin forscht das Ericsson Eurolab Deutschland Gmbh gemeinsam mit regionalen und
überregionalen
Partnern
in
Herzogenrath
an
5G-Technologien.
Das
Projekt
‘Koordinierte
Industriekommunikation (KoI)‘ verfolgt die Entwicklung eines integrierten Gesamtkonzeptes für
drahtlose Kommunikation im industriellen Umfeld zur zuverlässigen Kommunikation bei gleichzeitig
niedriger Latenz.
Autonomes Fahren
Neben bereits etablierten Verkehrssystemen ist das autonome Fahren als neues Konzept nicht zu
vernachlässigen. Als einer der Vorreiter ist hier die e.GO Mobile AG, mit Sitz in Aachen, zu nennen.
Gemeinsam in einem Joint Venture arbeitet das junge Unternehmen mit ZF Friedrichshafen und
Nvidia an einem intelligenten und autonom fahrenden Kleinbus – dem e.GO Mover. e.GO ist als, aus
der RWTH ausgegründetes Unternehmen, bereits mit seinem Elektroauto e.GO Life als Vorreiter im
Bereich der Elektromobilität bekannt. Mit dem e.GO Mover gehen sie nun einen bedeutenden Schritt
weiter. ZF wird seine ADAS-, Fahrwerks- sowie Sensor-Fusion-Technologie beisteuern. Die
skalierbare Supercomputing-Steuerbox ZF ProAI wird dabei als ins Fahrzeug integriertes, Cloudupdatefähiges System eine zentrale Rolle spielen. Die lernfähige, auf künstliche IntelligenzAlgorithmen für Vehicle-to-Infrastructure-Applikationen ausgelegte Box kann mit anderen Fahrzeugen
und mit der Umgebung kommunizieren und so im Sinne einer Schwarmintelligenz Fahrzeugflotten
sicherer und effizienter machen.
Aber auch StreetScooter arbeitet an neuen autonom fahrenden Postwagen, um die Brief- und
Paketzustellung zu vereinfachen. Dabei schwebt den Entwicklern so etwas wie eine mobile
Paketstation vor: Der Empfänger bekommt eine Nachricht, wenn der Lieferwagen bei ihm vor der Tür
steht und kann sich sein Paket nach Eingabe eines PIN-Codes rausholen.
Um die Kommunikation innerhalb der Fahrzeugflotte und mit der Umgebung für ein sicheres und
autonomes Fahren zu gewährleisten, muss die digitale Infrastruktur geschaffen werden. Ab Juli 2018
sollen die ersten Testflotten des e.GO Mover auf die Straße kommen. Damit Aachen selber als Testort
in Frage kommt, muss der 5G-Rollout vorangetrieben werden.
Die Stadt Aachen unterstützt dies und ist an entsprechenden Entwicklungen beteiligt. Auf die
Ausführungen zum TOP ‘Erlebniswelt Mobilität Aachen‘ wird insofern verwiesen.
Gleichzeitig
müssen
Schwerpunktsetzungen,
die
Möglichkeiten
ebenfalls
unter
der
Anwendungsfelder,
der
Voraussetzung
neben
eines
thematischen
flächendeckenden
Breitbandausbaus betrachtet werden. Dies gilt sowohl für den urbanen wie ländlichen Raum.
Neben den Forschungsaktivitäten in Aachen und Herzogenrath gibt es nur wenige weitere 5GAktivitäten
in
Nordrhein-Westfalen.
Die
Telekom
deckt
mit
ihrem
‘5G:haus‘
zwei
Forschungsvorhaben in Bonn ab, während in Düsseldorf Ericsson und NOKIA jeweils mit einem
Vorhaben vertreten sind. Weiterhin forscht die TU Dortmund mit zwei geförderten Projekten an 5G.
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Deutschlandweit sind über die Aktivitäten in NRW folgende Standorte mit 5G-Forschungen
beschäftigt:
•
Bremen: zehn Forschungsvorhaben der Universität Bremen
•
Wolfsburg: VW forscht an Automotive-Anforderungen an zukünftige Mobilfunknetze
•
Berlin: verschiedene Fraunhofer-Institute und die Telekom sind hier mit fünf Vorhaben
vertreten
•
Frankfurt: Das Standardization Council Industrie 4.0 entwickelt im Bereich
Industrieautomatisierung
•
Kaiserslautern: die TU Kaiserslautern ist hier mit ihrer Europäische Initiative 5G vertreten
•
Erlangen: Das Fraunhofer-Institut für integrierte Schaltungen IIS schafft ein standardisierbares
Verfahren zur Evaluierung der Übertragungsqualität industrieller Funksysteme und -standards
•
Stuttgart:
Alcatel-Lucent
Deutschland
AG
ist
in
mehreren
extern
geförderten
Forschungsprojekten der Europäischen Union mit den Bell Labs als Forschungseinrichtung
Projektpartner
•
München: Nokia, Huawei und Siemens forschen und entwickeln im Bereich 5G hier an fünf
verschiedenen Projekten
Alle derzeit existierenden Projekte bzw. Aktivitäten sind dem Bereich Forschung und Entwicklung
zuzurechnen, entsprechend handelt es sich deutschlandweit bei allen geförderten Projekten um
Akteure aus freier Wirtschaft/Industrie und Hochschullandschaft.
Schlussfolgerung und Handlungsempfehlung
Die aktive Unterstützung des Tests und Ausbaus von 5G in Aachen bietet viele Möglichkeiten Aachen
als digitalen Vorreiter herauszustellen. Da 5G aber nicht alleine, sondern im Zusammenhang mit dem
Glasfaserausbau betrachtet werden muss, sollte eine Strategie in diesem Themenbereich (GigabitStrategie) für die Stadt Aachen entwickelt werden, insofern wird auch auf den TOP ‘Sachstand
Breitbandausbau‘ hingewiesen. Um einen entscheidenden Schritt mit der neuen Technologie
mitzugehen, sollte eine Teilnahme an einem (bevorstehenden) 5G-Wettbewerb des Bundes in jedem
Fall forciert werden.
Auf Grund der großen Anzahl, der in Aachen ansässigen Unternehmen, die sich mit intelligenten
Verkehrssystemen beschäftigen, würde es sich anbieten dieses Themenfeld in den Fokus von 5GBetrachtungen zu stellen. So ist denn die 5G-Technologie – auch die Grundlage für die innovativen
Ansätze der ‘Erlebniswelt Mobilität Aachen‘ zum autonomen Fahren und zur Konnektivität.
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