Daten
Kommune
Aachen
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286489.pdf
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115 kB
Erstellt
15.01.18, 12:00
Aktualisiert
07.09.18, 00:13
Stichworte
Inhalt der Datei
Der Oberbürgermeister
Vorlage
Vorlage-Nr:
Status:
AZ:
Datum:
Verfasser:
Federführende Dienststelle:
Fachbereich Kinder, Jugend und Schule
Beteiligte Dienststelle/n:
FB 45/0451/WP17
öffentlich
15.01.2018
FB 45/300
Sachstand zur Entwicklung des Programms – "KiM-Kinder im
Mittelpunkt" im Stadtbezirk Aachen-Haaren
Antrag der Grünen Fraktion vom 09.01.2018
Beratungsfolge:
Datum
Gremium
Zuständigkeit
31.01.2018
Bezirksvertretung Aachen-Haaren
Kenntnisnahme
Beschlussvorschlag:
Die Bezirksvertretung Aachen-Haaren nimmt den aktuellen Sachstandsbericht zur Umsetzung des
Programms „Kinder im Mittelpunkt“ sowie die weitere Planung für den Stadtbezirk Haaren zur
Kenntnis.
Vorlage FB 45/0451/WP17 der Stadt Aachen
Ausdruck vom: 25.01.2018
Seite: 1/7
Finanzielle Auswirkungen
JA
NEIN
x
Investive
Ansatz
Auswirkungen
20xx
Fortgeschriebener Ansatz
Fortgeschriebe-
Ansatz
ner Ansatz
20xx ff.
20xx
Gesamt-
Gesamtbedarf (alt)
20xx ff.
bedarf
(neu)
Einzahlungen
0
0
0
0
0
0
Auszahlungen
0
0
0
0
0
0
Ergebnis
0
0
0
0
0
0
+ Verbesserung /
0
0
Deckung ist gegeben/ keine
Deckung ist gegeben/ keine
ausreichende Deckung
ausreichende Deckung
vorhanden
vorhanden
- Verschlechterung
PSP-Element 4-060301-917-3
konsumtive
Ansatz
Auswirkungen
2016
Ertrag
Fortgeschriebener Ansatz
Fortgeschriebe-
Ansatz
ner Ansatz
2017 ff.
2016
2017 ff.
Folgekos-
Folgekos-
ten (alt)
ten (neu)
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
Abschreibungen
0
0
0
0
0
0
Ergebnis
0
0
0
0
0
0
Personal-/
Sachaufwand
+ Verbesserung /
- Verschlechterung
0
0
Deckung ist gegeben/ keine
Deckung ist gegeben/ keine
ausreichende Deckung
ausreichende Deckung
vorhanden
vorhanden
Vorlage FB 45/0451/WP17 der Stadt Aachen
Ausdruck vom: 25.01.2018
Seite: 2/7
Erläuterungen:
1. Ausgangslage
Mit Schreiben vom 09.01.2018 beantragt die Fraktion der Grünen, das die Verwaltung über die
Umsetzung des Programms „Kinder im Mittelpunkt“ in Haaren / Verlautenheide sowie die weitere
Planung berichten soll.
Die Stadt Aachen hat seit 2011eine Präventionsstrategie mit unterschiedlichen Programmen, um
Kinderarmut und Ausgrenzung entgegen zu wirken. Im Rahmen des Audits „Familiengerechte
Kommune“ hat der Stadtrat am 03.03.2010 beschlossen, ein Konzept gegen Kinderarmut in Aachen
zu entwickeln. Zunächst durch die Förderung des Landschaftsverbandes Rheinland im Programm:
„Soziale Teilhabe ermöglichen – kommunale Netzwerke gegen Kinderarmut“. Seit dem 01.01.2017
wird die Stadt Aachen im Landesprogramm „kommunale Präventionsketten“ (vormals „Kein Kind
zurücklassen“) gefördert.
Ein Aachener Präventionsprogramm trägt den Namen „KiM – Kinder im Mittelpunkt“ – Aachen macht
Kinder stark -.
Es startete am 01.07.2011, zunächst in dem benachteiligten Stadtteil Aachen Nord, im
Elementarbereich. Im nächsten Schritt wurde das Konzept auf den Stadtbezirk Aachen – Haaren
übertragen und zwar auf den Elementar- und den Primarbereich. Der Rat der Stadt Aachen
unterstützt das Vorhaben und beschloss am 29.06.2016 die Weiterentwicklung der Präventionskette.
2. Definition des Begriffs "Präventionskette"
Die Präventionskette steht für eine Neuorientierung und Neustrukturierung der Hilfesysteme mit der
Absicht, allen sozialen Gruppen positive Lebens- und Teilhabebedingungen zu eröffnen. Sie wird
durch alle zur Erreichung des jeweiligen Präventionsziels verantwortlichen öffentlichen und
gesellschaftlichen Akteure gebildet. Sie dient dazu, voneinander getrennt erbrachte Leistungen und
Angebote aufeinander abzustimmen und zu koordinieren.
Ziel ist es, eine durchgängige und lückenlose Förderung und Unterstützung zu gestalten, bei denen
die einzelnen Angebote sinnvoll miteinander verknüpft werden – unabhängig davon, wer sie erbringt.
Dies gelingt, wenn alle Organisationen einen gemeinsamen, übergreifenden Handlungsansatz
verfolgen und ihn im konkreten Leistungsprozess umsetzen.
3. Bedarfsermittlung in Haaren und Verlautenheide
In einem ersten Schritt wurde mit dem Arbeitskreis der Stadtteilkonferenz Haaren „Kind und Familie“
eine Problembeschreibung und Bedarfsermittlung durchgeführt. Die Zugänge zum Hilfs- und
Unterstützungssystem für Familien in benachteiligten Lebenslagen wurden als zentrales Thema
definiert. Als Maßnahme schlug der Arbeitskreis vor, Orte des Treffens für Eltern in Kindertagesstätten
und Schule anzubieten. Ziel ist, dass Eltern und Kinder den Weg ins vorhandene
Unterstützungsnetzwerk finden. Eltern und Kinder sollen frühzeitig Hilfe und Unterstützung erhalten.
Vorlage FB 45/0451/WP17 der Stadt Aachen
Ausdruck vom: 25.01.2018
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Die offenen Elterntreffpunkte / Elterncafes sind zentrale Instrumente der Präventionskette, die sich
flexibel an den jeweiligen Bedarf im Quartier anpassen können.
Eltern fühlen sich in der Institution willkommen und bekommen direkt Vorort Rat und Hilfe. Zusätzlich
lernen sie in ihrem vertrauten Umfeld andere Fachdienste / Institutionen (Jobcenter,
Erziehungsberatung, Allgemeiner Sozialer Dienst, Schuldnerberatung, Kinderarzt, Gesundheitsamt,
Sportverein …..) kennen.
Mit dem Vertrauen der KiTa / Schule im Rücken, wird Eltern das Unterstützungssystem nähergebracht
und Hemmschwellen abgebaut.
Die ohnehin vorhandenen Angebote werden somit auch für sozial benachteiligte Familien stärker
erschlossen. Kinder und Eltern erfahren frühzeitiger Hilfe und Unterstützung. So wird der
Grundgedanke der Präventionskette mit Leben gefüllt.
4. Umsetzung der Präventionsmaßnahmen im Elementarbereich in Haaren / Verlautenheide
Die in Haaren geäußerten Bedarfe konnten in den vergangenen Jahren weitgehend umgesetzt
werden.
Durch Beschluss des Ausschusses für Soziales, Integration und Demographie wurde die Förderung
von Elterncafés in KiTas möglich, somit auch in Haaren / Verlautenheide. Die Förderung bezog sich
auf das 4. Quartal 2015 und für 2016. In 2017 konnten Elterncafes durch freiwerdende Mittel, aus der
Umwandlung von kommunalen in landesgeförderte Familienzentren, gefördert werden. Die
Familienzentren besitzen darüber hinaus eigene Mittel, die sie für die Elterncafes einsetzen können.
In Haaren und Verlautenheide stellt sich zzt. der Bestand an Elterncafes in Kitas / Familienzentren
wie folgt dar:
Kita
Elterncafe Durchführung
Auf Überhaaren
Gut Knappstr.
Talbotstraße
ja
ja
ja
Familienzentren
Familienzentrum an der Wurm
St. Germanus / St. Martin
ja
Eibenweg
ja
Großheidstraße
ja
KiTa-Leitung, perspektivisch:
DRK
Deutsches Rotes Kreuz
eigene Mitarbeiterin
Deutsches Rotes Kreuz
eigene Mitarbeiterin
InVia
4.1.Evaluation der Elterncafes in KiTas
Durch eine Evaluation überprüfte im Herbst 2017 der Fachbereich Kinder, Jugend und Schule, die
Wirksamkeit der Elterncafes an Kitas. Somit liegen auch die Ergebnisse aus dem Stadtteil Haaren
/Verlautenheide vor. Die Kitas wurden gefragt, ob sie und in welcher Form sie ein Elterncafe
durchführen. Ganz erfreulich ist, dass in alle Tageseinrichtungen in Haaren und Verlautenheide
Elterncafes, stattfinden. Eine flächendeckende Versorgung eines Stadtbezirks mit Elterncafes ist die
Ausnahme. Der Stadtbezirk ist in diesem Bereich besonders gut aufgestellt.
Vorlage FB 45/0451/WP17 der Stadt Aachen
Ausdruck vom: 25.01.2018
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Qualitative Erkenntnisse über die Wirkung liefern Tiefeninterviews, die in den Familienzentren
durchgeführt wurden.
In den Interviews formulierten die Familienzentren u.a. folgende Wirkungen:
Eltern entwickeln leichter Vertrauen und eine Beziehung zu „ihrer“ KiTa,
die Hemmschwelle, Fragen zu stellen (Themen: Erziehung, Gesundheit,
Organisatorisches) ist deutlich niedriger geworden,
Ängste gegenüber anderen Institutionen werden abgebaut,
Hilfsangebote werden stärker angenommen, (Sozialraumteams, Hilfestellung bei dem
Ausfüllen von Anträgen, Arztbesuche, Sprachkurse, Elternkompetenztraining, …)
die berufliche Integration wird durch Gespräche mit Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern
des Jobcenter im Elterncafe gefördert,
Eltern unterstützen sich gegenseitig, Freundschaften zwischen den Eltern entwickeln
sich,
Vorurteile werden abgebaut, bspw. bei den Ethnien untereinander,
die deutsche Sprache wird mehr geübt, denn das Elterncafe ist oft der einzige Ort, an
dem nicht-deutsche Eltern, deutsch sprechen.
5. Umsetzung der Maßnahmen im Primarbereich
Beim Wechsel zur Grundschule geht für die Eltern diese Beratungs- und Unterstützungsstruktur der
Kita / Familienzentren häufig verloren. Das kann einen Bruch im Bildungsweg von 0-10 Jahren zur
Folge haben.
Der Bildungserfolg von Kindern hängt nach einer Metastudie des Dt. Jugendinstitutes maßgeblich von
dem Engagement der Eltern in Schule ab. Gut belegt ist auch, dass von einer regelmäßigen und
konstruktiven Zusammenarbeit von Schule und Familie alle profitieren. Schüler sind lernbereiter und
erzielen bessere Leistungen, Eltern identifizieren sich mehr mit der jeweiligen Schule und die
Lehrkräfte können dem Bildungs- und Erziehungsauftrag eher gerecht werden. Der Ausgleich von
Bildungsbenachteiligung oder auch die individuelle Förderung aller Kinder können auch im Sinne der
Inklusion und der Integration nur gemeinsam bewältigt werden. Deshalb muss das Netz der
Zusammenarbeit von Eltern, Lehrkräften, im Schulkontext beschäftigter Fachkräfte, wie
Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im Ganztag der OGS, Schulsozialarbeit und Fachkräften der
Familienbildung, Kinderärzten, Sportvereinen im Sozialraum enger geknüpft werden.
Die Grundschule Am Haarbach formulierte als Mitglied im Netzwerk „Kinder im Mittelpunkt“ der
Koordinatorin gegenüber das Interesse, Eltern stärker einzubinden und ein Elterncafe anzubieten.
Gleichzeitig ist Haaren das Transfergebiet für das Aachener Präventionsprogramm, so dass auch von
Seiten der Stadt das Interesse sehr groß war, hier das Konzept der Familiengrundschule umzusetzen.
Die positiven Erfahrungen mit den Elterncafes in der KiTa wurden auf das Konzept der
Familiengrundschule übertragen. Dieses wurde mit Eltern, Lehrern, Schulsozialarbeitern, OGS,
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Vertreter/innen der Stadtteilkonferenz, den Familienbildungsstätten, den zuständigen
Sozialraumteams und der Fachkraft für die kommunale Präventionskette, gemeinsam entwickelt. In
diesem Prozess beteiligten sich Kinder und Eltern, sie formulierten ihre Bedarfe. In gemeinsamen
Diskussionen entwickelten sich Ziele und Umsetzungsideen. Und immer wieder wurde ausprobiert,
wie es gelingen kann, Eltern die Zugänge zum Elterncafe und zum Hilfs- und Unterstützungssystem
leicht zu machen.
Fördertechnisch fügten sich die Anliegen ebenfalls gut zusammen. Das Land schrieb 2015 das
Programm „NRW hält zusammen – für ein Leben ohne Armut und Ausgrenzung“ aus. Mit dieser
Förderung entwickelte die Stadt Aachen an den Grundschulen Am Haarbach und am Driescher Hof
die beiden Familiengrundschulen als Pilotprojekt. Es sind die ersten Familiengrundschulen
Deutschlands.
Das Land förderte das Vorhaben in 2015 und 2016 jeweils mit ca. 75.000 Euro. Das Projekt bezog
sich auf ein inhaltlich abgestimmtes Konzept, das der Präventionsstrategie der Stadt Aachen
entsprach. Die Planungsverantwortung lag beim öffentlichen Träger. Für die Umsetzung sorgten in der
GGS Am Haarbach das Deutsches Rote Kreuz Aachen und INVIA Aachen e.V.
Der KJA hat am 05.12.2017 dem Rat der Stadt empfohlen, die beiden Familiengrundschulen jeweils
jährlich mit 7.200 Euro aus dem städtischen Haushalt für zunächst zwei Jahre zu finanzieren.
5.1 Evaluation der Familiengrundschule
Nach Einschätzung der Fachleute zeigen sich folgende Wirkungen:
-
Schnellere Eingewöhnung der Kinder in der Schule wird ermöglicht.
-
Die Kinder sind stolz, dass sich die Eltern in der Schule engagieren. Sie freuen sich darüber,
dass „Mama einen Platz“ in der Schule hat.
-
Förderbedarfe werden durch engen Kontakt zu Fachkräften, Elternbegleiterin und
Schulleitung früher erkannt.
-
Zwischen Eltern und dem Personal sowie der Schulleitung wird eine persönliche Beziehung
aufgebaut. Selbst die Meinung der Schulleitung wird nicht nur bei schulischen Fragen,
sondern auch für Alltagssituationen, Erziehungstipps eingeholt.
-
Die Distanz und „Wand“ zur Schule fällt weg, so formulierten das die Eltern.
-
Viele Probleme im Schulalltag und damit zusammenhängenden Fragen lösten sich durch die
Gespräche „von selbst“.
-
An der Schule sei ein Elterncafe besonders wichtig, betonten die Eltern. Sie würden sonst
von der Schule weniger, als in der KiTa erfahren. Denn an der Schule fallen die „Tür-undAngel“ Gespräche normalerweise weg.
-
Es gelingt Eltern zu erreichen, an die man oft nicht „herankommt“.
-
Der interkulturelle Austausch zwischen den Eltern wird gefördert. Beispielsweise indem die
Eltern sich gegenseitig fragen: „Wie ist das bei euch? In eurer Kultur, in euer Religion und
warum?“
-
Wissenslücken über das Unterstützungssystem wurden gefüllt. Oft fehlt den Eltern das
Wissen über Zugänge und die Anlaufstellen.
Vorlage FB 45/0451/WP17 der Stadt Aachen
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-
Gesellschaftliche Beteiligung wird gestärkt. Die Fachkräfte zeigen Wege auf, wie man bei
bestimmten Anliegen sich an Politik oder Stadtverwaltung wenden kann.
6. Fazit:
Die Ergebnisse zeigen, dass das Präventionsprojekt „KIM“ die erhoffte Wirkung zeigt und
bedarfsgerechte Unterstützung Eltern und ihren Kindern anbietet. Der eingeschlagene Weg bedarf
nun der Kontinuität und der ständigen Qualitätsentwicklung, um nachhaltig wirken zu können.
7. Ausblick
7.1 Kitas / Familienzentren:
Das Konzept der offenen Elterntreffpunkte / Elterncafes an KiTAs / Familienzentren soll
weiterentwickelt werden. Auf der nächsten Netzwerkveranstaltung „Kinder im Mittelpunkt“, wird das
Thema in einer dialogischen Veranstaltung vertieft. Diese Vorgehensweise dient der o.g. ständigen
Qualitätsentwicklung.
7.2 Familiengrundschule
Die Stadt Aachen befindet sich in der Antragstellung die beiden Familiengrundschulen Am Haarbach
und Driescher Hof in „Gesunde Familiengrundschulen“ zu entwickeln. Ziel ist es, durch Programme
und Projekte die Gesundheitsförderung an den Schulen zu unterstützen. Die Zielgruppen sind sowohl
Kinder aber auch ihre Eltern. Gesundheitserziehung funktioniert nachhaltig, wenn Eltern mit ins Boot
genommen werden. Da bietet die Familiengrundschule eine hervorragende Grundlage. Eine
Finanzierung soll über das Präventionsgesetz für den Bereich „Lebenswelten in KiTa, Schule und
Kommune“ möglich werden. Sofern dem Antrag stattgegeben wird, kann zum nächsten Schuljahr
2018/2019 die „Gesunde Familiengrundschule“ in der Grundschule Am Haarbach an den Start gehen.
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