Daten
Kommune
Aachen
Dateiname
284371.pdf
Größe
202 kB
Erstellt
09.01.18, 12:00
Aktualisiert
11.01.18, 15:33
Stichworte
Inhalt der Datei
Der Oberbürgermeister
Vorlage
Federführende Dienststelle:
Dezernat I
Beteiligte Dienststelle/n:
Fachbereich Stadtentwicklung und Verkehrsanlagen
Bauverwaltung
Fachbereich Umwelt
Vorlage-Nr:
Status:
AZ:
Datum:
Verfasser:
FB 61/0852/WP17
öffentlich
09.01.2018
Dez. I / ACo
Sachstandsbericht Projektaufruf "Green City Plan"
Beratungsfolge:
Datum
Gremium
Zuständigkeit
25.01.2018
Mobilitätsausschuss
Kenntnisnahme
Beschlussvorschlag:
Der Mobilitätsausschuss nimmt den Bericht der Verwaltung zustimmend zur Kenntnis.
Vorlage FB 61/0852/WP17 der Stadt Aachen
Ausdruck vom: 09.01.2018
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Erläuterungen:
Anlass
Die Stadt Aachen ist eine von 28 Kommunen in Deutschland, die von einer besonders hohen
Belastung durch Stickstoffdioxidemissionen (NO2) betroffen ist. Beim Verwaltungsgericht Aachen ist
eine Klage der Deutschen Umwelthilfe (DUH) gegen die Bezirksregierung Köln anhängig, um eine
Fortschreibung des Luftreinhalteplanes mit kurzfristig wirksamen Maßnahmen zur Einhaltung des EUGrenzwertes von 40 μg/m³ (Jahresmittelwert) zu erreichen. Das Verfahren wurde bis zur
Entscheidung des Bundesverwaltungsgerichtes, die für den 22. Februar erwartet wird, zurückgestellt.
In insgesamt 19 deutschen Städten sind ähnliche Klagen anhängig. Aufgrund der bisherigen
Entscheidungen (VG Düsseldorf im September 2016, VG Stuttgart im Juli 2017) ist nicht
auszuschließen, dass der Aachener Luftreinhalteplan mit einem Fahrverbot für Dieselfahrzeuge
fortgeschrieben werden muss.
In einem ersten Treffen des „Nationalen Forums Diesel“ haben Anfang August 2017 die
Bundesregierung und einige Ministerpräsidenten der Länder mit Vertretern der Auto- und
Zulieferindustrie zunächst Software-Updates bei Diesel-Pkw der Klassen Euro 5 und 6 vereinbart. Im
Anschluss wurde ein Fonds „Nachhaltige Mobilität in der Stadt“ aufgelegt, der insgesamt 1 Milliarde
Euro umfassen soll. Als Ergebnis eines Treffens zur Luftreinhaltung Anfang September von
Bundeskanzlerin Angela Merkel mit Vertretern der Länder und Kommunen – auch Oberbürgermeister
Marcel Philipp nahm daran teil – hat das Bundesverkehrsministerium ein „Sonderprogramm zur
Förderung der Erarbeitung zielgenauer Minderungsstrategien (Masterpläne)“ für die von einer
Grenzwertüberschreitung betroffenen Städten und Regionen aufgelegt. Als Förderrichtlinie diente die
zu diesem Zweck überarbeitete Richtlinie „Automatisiertes und vernetztes Fahren“. Die Masterpläne
sollen die Voraussetzungen schaffen, um kurz-, mittel- und langfristige Maßnahmen zur Gestaltung
nachhaltiger und emissionsfreier Mobilität in den betroffenen Regionen aus dem "Fonds: Nachhaltige
Mobilität in der Stadt" zu fördern.
Antragsverfahren „Green City Plan“
Das Antragsverfahren ist mehrstufig: Termingerecht wurde am 30. September 2017 eine Projektskizze
eingereicht, in der bereits die Maßnahmenschwerpunkte genannt und die zu erzielenden Effekte
geschätzt wurden. Ende Oktober hat das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur
(BMVI) die Skizze als förderwürdig eingestuft und auf die Möglichkeit hingewiesen, einen
Förderantrag zur Erstellung eines Masterplans, eines sogenannten „Green City Plans“, bis 24.
November 2017 einzureichen. In einem Leitfaden wurden die Maßnahmenschwerpunkte konkretisiert:
-
Digitalisierung des Verkehrssystems/Vernetzung im ÖPNV (z. B. Intelligente
Verkehrssysteme (IVS), Aufbau nutzerfreundlicher, verkehrsmittelübergreifender
Verkehrsauskunftssysteme, Ausstattung bestehender Verkehrsinfrastrukturen mit intelligenten
Technologien, Stärkung des ÖPNV mit Hilfe der Vernetzung von Verkehrsinformationen und
Ticketsystemen, effizientes betriebliches oder kommunales Mobilitätsmanagement,
Intelligente vernetzte Mobilitätsdienste („MaaS“-Konzepte), Aufbau smarter Mobilitätspunkte,
z. B. fest eingerichtete Car- oder Bikesharing-Stationen an Umsteigepunkten Schiene/Straße
zur Verbesserung der individuellen Erreichbarkeit)
Vorlage FB 61/0852/WP17 der Stadt Aachen
Ausdruck vom: 09.01.2018
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-
Radverkehr (Entwicklung eines intelligenten Radwegenetzes; ggf. einschließlich Vernetzung
mit ÖPNV, pendlerorientierte Radschnellwege, Konzepte für die Nutzung von Pedelecs)
-
Elektrifizierung des Verkehrs (Einsatz elektrischer Fahrzeuge: Busse, kommunale
Fahrzeuge, Nutz- und Sonderfahrzeuge, Taxen, Carsharing etc., Ladeinfrastruktur)
-
Urbane Logistik (Anreize zur Nutzung umweltfreundlicher Lieferfahrzeuge, z. B.
Wirtschaftsverkehre mit Lastenrädern, Elektrofahrzeuge; Verkehrsreduzierende Konzepte (z.
B. Mikrodepotstandorte, Bündelungsplattformen)
Der Projektantrag wurde fristgerecht eingereicht, hierbei wurden die in der Projektskizze bereits
genannten Maßnahmen an den Leitfaden angepasst und weiterentwickelt. Auch dieser Antrag war
erfolgreich: Am 20. Dezember 2017 wurde der Förderbescheid an Oberbürgermeister Marcel Philipp
überreicht. Der Masterplan soll bis zum 31. Juli 2018 fertiggestellt werden. Die Förderquote der
Erstellung des „Green City Plans“ beträgt 100 Prozent; es wurde eine Fördersumme von knapp
250.300 € bewilligt. Auf dieser Basis soll im Anschluss eine Förderung der Maßnahmen erfolgen. Über
die förderfähigen Maßnahmen und die Höhe der Förderung wird dann im Einzelnen entschieden.
Masterplan „Aachener Aktionsplan – Mobilität neu denken“
Der Masterplan wird den Titel „Aachener Aktionsplan – Mobilität neu denken“ tragen (kurz: MApMobil). Die Digitalisierung des Verkehrs und Vernetzung im Öffentlichen Personen-Nahverkehr
(ÖPNV) ist ein Maßnahmenschwerpunkt, der bei Erstellung des Masterplans eine große Rolle spielen
wird. Darunter fällt unter anderem der Betrieb eines autonom fahrenden, elektrischen Kleinbusses
zwischen Hauptbahnhof und Markt, der Aufbau der technischen Infrastruktur zur
Verkehrsdatenerfassung sowie der Ausbau und die Weiterentwicklung des vorhandenen, digitalen
Mobilitätsmarktplatzes „Mobility Broker“, der multimodale Mobilitätsangebote u.a. mit Hilfe des
elektronischen Tickets von ASEAG und AVV miteinander verzahnt.
Daneben werden nachhaltig wirksame Mobilitätsmanagement-Maßnahmen entwickelt, die zu einer
spürbaren Reduktion des schadstoffemittierenden Verkehrs führen sollen. Auch die Fortschreibung
und Umsetzung eines intelligenten Radverkehrsnetzes dient diesem Ziel. Maßnahmen sind der Bau
weiterer Radvorrangrouten, der Lückenschluss im bestehenden Netz, der Ausbau und die Sanierung
bestehender Radwege, der Aufbau hochwertiger Fahrradparkinfrastruktur und der weitere Ausbau
eines Netzes von Pedelec-Verleihstationen. Einen weiteren Schwerpunkt bildet die Elektrifizierung des
ÖPNV; vorgesehen ist die Errichtung von Ladeinfrastruktur für rund 100 Busse, die Beschaffung von
weiteren 13 Elektrobussen und die Ausstattung eines Großteils der verbliebenen Dieselbusse mit
Stickoxid-Filtern.
Im Arbeitspaket Urbane Logistik sind Maßnahmen zur Reduzierung der Schadstoffbelastung durch
Lieferverkehr vorgesehen, unter anderem die Elektrifizierung des Lieferverkehrs durch den Einsatz
von Lastenrädern, Mikrodepots und Güterverkehrszentren, intelligente Routenplanung und
Parkkonzepte. Die Abschätzung der Minderungswirkung für die lokale NO2-Belastung, die
Priorisierung der Maßnahmen unter dem Aspekt Wirkungsentfaltung und Kosteneffizienz sowie die
Schaffung der notwendigen Voraussetzungen zur Maßnahmenumsetzung bilden die Klammer für den
Masterplan.
Vorlage FB 61/0852/WP17 der Stadt Aachen
Ausdruck vom: 09.01.2018
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Weiteres Vorgehen
Der Masterplan wurde anhand des vorgegebenen Leitfadens in verschiedene Arbeitspakete unterteilt,
für die unterschiedliche Bearbeiter beauftragt werden. Die Erstellung des Masterplans wird dabei eng
durch eine Arbeitsgruppe begleitet, die sich aus verschiedenen Dienststellen der Verwaltung
zusammensetzt (Dezernat 1, Fachbereiche Stadtentwicklung und Verkehrsanlagen, Umwelt,
Bauverwaltung). Die Arbeitsgruppe gibt den Rahmen vor, setzt Impulse und unterstützt die externen
Bearbeiter nach Kräften.
Von den Städten wurde wiederholt - insbesondere zum zweiten Kommunalgipfel am 28. November
2017 im Bundeskanzleramt - die Forderung erhoben, ein unbürokratisches Verfahren festzulegen, das
den betroffenen Kommunen einen vorzeitigen Vorhabenbeginn gestattet, da es Maßnahmen gebe, die
ohne vorherige Erstellung eines Masterplans sofort umgesetzt werden könnten. Die Bundesregierung
hat daraufhin das „Sofortprogramm Saubere Luft 2017 bis 2020“ erstellt. Maßnahmen, die die
Elektrifizierung des Verkehrs (u.a. Busflotten, urbaner Wirtschaftsverkehr, Taxis, Mietwagen,
Carsharing, Ladeinfrastruktur) und die Nachrüstung von Dieselbussen betreffen, sollen bereits Anfang
2018 umgesetzt werden können. Auch im Bereich der Digitalisierung des ÖPNV ist teilweise ein
vorzeitiger Maßnahmenbeginn im Rahmen des Sofortprogramms möglich.
Darüber hinaus haben die Kommunen eine Reduzierung ihres Eigenanteils bei der Umsetzung der im
Masterplan identifizierten Maßnahmen gefordert, da die Verantwortlichkeit für die StickoxidProblematik nicht auf die Kommunen verlagert werden sollte. Das BMVI hat angekündigt, dies zu
prüfen, und darauf hingewiesen, dass die Länder die Kommunen beim Eigenanteil durch
Kofinanzierung unterstützen sollten. Die Verwaltung wird untersuchen, ob sich die Maßnahmen evtl.
im Rahmen weiterer Programme komplementär fördern lassen.
Für die Kommunen stehen sogenannte „Lotsen“ zur Verfügung, welche die Städte bei der Erstellung
des Masterplans und in der Frage des vorzeitigen Maßnahmenbeginns unterstützen sollen. Ein Lotse
wird drei Kommunen betreuen. Die Arbeitsgruppe Masterplan wird zeitnah ein Treffen mit dem Lotsen
vereinbaren. Die Verwaltung wird die Politik regelmäßig über die weiteren Entwicklungen in diesem
Projekt informieren.
Anlage/n:
1.
Vorhabenbeschreibung „Aachener Aktionsplan – Mobilität neu denken“
Vorlage FB 61/0852/WP17 der Stadt Aachen
Ausdruck vom: 09.01.2018
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Vorhabenbeschreibung Aachener Aktionsplan – Mobilität neu denken
1. Erläuterungen zum Antragssteller
Antragsteller:
Stadt Aachen
Trotz deutlicher Fortschritte im Bereich der Luftqualitätsentwicklung verfehlt die Stadt Aachen den geltenden EUGrenzwerte für Stickstoffdioxid, NO2, (40 µg/m³) heute noch an knapp 20 Straßenabschnitten mit etwa 11.500
Einwohnern. Die NO2 Belastungsschwerpunkte konzentrieren sich im Wesentlichen auf die Innenstadt (innerhalb
„Alleenring“ und bedeutsame Ausfallstraßen); darüber hinaus sind Grenzwertüberschreitungen auch für zwei
Durchgangsstraßen in den Stadtteilen Haaren und Eilendorf nachgewiesen.
Analysen des Landesamtes für Naturschutz, Umwelt und Verbraucherschutz NRW (LANUV) im Zusammenhang
mit der Fortschreibung des Luftreinhalteplans 2015 lassen erwarten, dass trotz einer ambitionierten
Luftreinhaltestrategie der Stadt (Schwerpunkte sind u.a.: Elektromobilität, Ausbau / Stärkung des
Umweltverbundes und Minderung der Hausbrandemissionen) bei Trendfortschreibung frühestens im Jahr 2025
mit Einhaltung der NO2-Vorgaben zu rechnen ist. Ursächlich für die hohe NO2-Belastung sind insbesondere die
Dieselabgasproblematik aber auch steigende Verkehrsbelastungen und eine dynamische Stadtentwicklung.
Hinzuweisen ist darauf, dass beim Verwaltungsgericht Aachen ein Verfahren der Deutschen Umwelthilfe (DUH)
gegen das Land NRW mit sechs betroffenen Städten - darunter Aachen – anhängig ist, über das voraussichtlich
im Frühjahr 2018, nach Entscheidung des Bundesverwaltungsgerichtes Leipzig, entschieden wird.
2. Regionale Planungsgrundlagen
Mit einer Vielzahl fachbezogener Pläne und Konzepte verfolgt die Stadt Aachen seit mehr als zwei Jahrzehnten
eine auf Nachhaltigkeit ausgelegte Umwelt-, Klima- und Mobilitätsstrategie; hierzu gehören u.a.:
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Klimaschutz-Konzept 2010,
Lärmaktionsplan 2013,
Energiepolitisches Arbeitsprogramm 2015 (EPA),
Masterplan Aachen 2030,
Luftreinhalteplan 2015 (LRP),
Nahverkehrsplan 2015 (NVP),
Verkehrsentwicklungsplanung als Prozess seit 2012 (VEP).
Die hier genannten Pläne und Konzepte leisten auf verschiedenen Handlungsebenen wichtige Beiträge dazu,
den Anforderungen der Luftreinhaltung und des Klimaschutzes gerecht zu werden. So konnten hinsichtlich der
Luftreinhaltung die Grenzwertüberschreitungen des PM10-Tagesgrenzwertes deutlich und im Trend die
Jahresmittelwerte der Stickstoffdioxidkonzentration leicht vermindert werden. Der verkehrsbedingte CO2-Ausstoß
stagniert seit Jahren auf hohem Niveau. Die Stadt Aachen richtet ihr Hauptaugenmerk im Gesundheits- und
Klimaschutz - gemäß den strategischen Kernaussagen aus den vorliegenden Konzepten - auf die Bereiche
Stärkung der nachhaltigen Mobilität, Forcierung der energetischen Gebäudesanierung sowie Ausbau
erneuerbarer Energien. Auch die aktuelle CO2-Bilanz bestätigte erneut die Notwendigkeit, die Emissionen im
Verkehrsbereich zu senken.
Die im Weiteren beschriebenen Maßnahmenschwerpunkte (s. Kapitel 3) und Arbeitspakete (s. Kapitel 4) wurden
aus den vorliegenden Erkenntnissen abgeleitet, die im Rahmen der Erarbeitung bzw. Anwendung und
Umsetzung der o.g. regionalen Planungsgrundlagen gewonnen wurden. Darin sind bereits verschiedene
Themenfelder betrachtet worden, die im Prozess der Masterplanerstellung weiter analysiert und hinsichtlich einer
kurzfristigen Umsetzung vertieft ausgearbeitet werden müssen. Sie bilden somit eine unverzichtbare Grundlage,
die es ermöglicht den Masterplan innerhalb der kurzen Laufzeit von sechs Monaten qualifiziert zu bearbeiten und
abzuschließen. Der Masterplanprozess dient dazu die verschiedenen Ansätze zu integrieren, weiterzuentwickeln
und zu konkretisieren sowie hinsichtlich ihrer zu erwartenden Problemlösungsbeiträge zu bewerten. So kann als
ein Ergebnis des Masterplans ein Umsetzungsprogramm mit Prioritätenreihung formuliert werden, das geeignet
ist, eine nachhaltige Minderung der Stickoxidimmissionen zu erzielen.
Es ist vorgesehen die Masterplanbearbeitung durch eine Lenkungsgruppe zu koordinieren, in der die
Vertreterinnen und Vertreter aus den Bereichen Umwelt und Verkehr der Stadt Aachen sowie des städtischen
Verkehrsunternehmens ASEAG zusammenarbeiten. Im Rahmen der Erstellung der Vorhabenskizze wurde
Vorhabenbeschreibung Masterplan Green City Aachen - Seite 1 von 8
bereits eine Zwischenbilanz gezogen, auf deren Grundlage die unten dargestellten Maßnahmen entwickelt
wurden. Im Fokus stehen dabei Maßnahmen, die kurz- und mittelfristig umgesetzt werden können. Zur
differenzierten und qualifizierten Beschreibung der Maßnahmen und zur Ermittlung ihrer Wirkungsbeiträge ist es
notwendig, ausgewählte Aspekte über Dritte ausarbeiten zu lassen.
Mit dem vorhandenen makroskopischen Personenverkehrsnachfragemodell liegt darüber hinaus eine gute
Grundlage zur Analyse des derzeitigen Mobilitätsverhaltens (Grundlage für die Identifizierung von
Schadstoffreduktionspotentialen) und für die Quantifizierung von Maßnahmenwirkungen vor. Im Kontext der
Aachener Siedlungs- und Verkehrsstrukturen und deren zukünftiger Entwicklung können für ausgewählte
Maßnahmen die Auswirkungen auf das Mobilitätsverhalten ermittelt und daraus die verkehrsmittelspezifischen
Fahrleistungen als wesentliche Eingangsgröße für die Berechnung von Stickoxidemissionen bestimmt werden.
3. Maßnahmenschwerpunkte
Die seitens der Stadt Aachen abgeleiteten Maßnahmen lassen sich der im Leitfaden beschriebenen thematischen
Gliederung wie folgt zuordnen:
Digitalisierung des Verkehrs und Vernetzung im Öffentlichen Personennahverkehr
Mit Blick auf notwendige und angemahnte Verbesserungen des Gesundheitsschutzes, gleichzeitig aber auch als
Baustein zur Gestaltung einer nachhaltigen und zukunftsweisenden Mobilitätsstrategie, plant die Stadt Aachen,
mit einem breit angelegten Maßnahmenpaket die Einhaltung der EU-Grenzwerte für NO2 bis zum Jahr 2020 zu
gewährleisten. Die Maßnahmen und Projekte des Aachener Aktionsplans „Mobilität neu denken“, der aus dem
Fonds „Nachhaltige Mobilität in der Stadt“ gefördert werden soll, korrespondieren mit dem Maßnahmenkonzept
des Luftreinhalteplans 2015 sowie dem Prozess zur Aufstellung des Verkehrsentwicklungsplans (VEP) und
verstehen sich als kraftvolle Ergänzung, Unterstützung und Fortentwicklung dieser Aktivitäten. Die angemeldeten
Maßnahmen sollen durch eine akzentuierte, konzentrierte Vorgehensweise mit zahlreichen Partnerorganisationen
bis 2020 umgesetzt werden.
Aufbauend auf den in der Vergangenheit durch Stadt, die städtische Tochterunternehmen STAWAG und ASEAG
und eine Vielzahl weiterer Partner (u.a. Gewerbe / Industrie) geleisteten Aktivitäten und Entwicklungen,
insbesondere aber durch das vor Ort vorhandene Know-how der Hochschulen RWTH Aachen und FH Aachen
inkl. der verschiedenen An-Institute und den noch jungen betrieblichen Ausgründungen (u.a. e.GO,
StreetScooter), soll in Aachen vor allem die Elektrifizierung des Verkehrs vorangetrieben werden.
Bei den von der Stadt Aachen unterstützen Aktivitäten stehen die Verkehrsträger Bus/Bahn, PKW und
Pedelec/Rad gleichermaßen im Focus. Die RWTH Aachen University, größter Arbeitgeber in der Region, geht
dabei schon heute als leuchtendes Beispiel für eine Veränderung des Mobilitätsverhaltens ihrer Mitarbeiter voran.
Durch ein umfassendes betriebliches Mobilitätsmanagement konnte in den vergangenen vier Jahren der ÖPNVAnteil auf den Wegen zur Arbeit auf fast 35 Prozent nahezu verdoppelt werden. Auch daran soll diese Bewerbung
anschließen und weitere Potentiale bei den Betrieben, öffentlichen Einrichtungen und privaten Haushalten durch
Marketing und Mobilitätsmanagement erschließen.
Autonom fahrender e-City-Bus im praktischen Einsatz
Aufgrund der peripheren Lage des Aachener Hauptbahnhofs ist eine schnelle und gute Anbindung mit kurzen
Fußwegen an die Aachener Innenstadt, insbesondere des Marktplatzes, Doms und Rathauses, von hoher
Bedeutung. Ziel ist es, moderne, emissionsfreie „elektrisch angetriebene Kleinstfahrzeuge" im öffentlichen
Personennahverkehr für die Erschließung der Innenstadt einzusetzen und dabei neue Technologien wie
„autonomes Fahren" zu testen und zu unterstützen. Schon seit einigen Jahren wird in Aachen an der
Weiterentwicklung des „Autonomen Fahrens“ gearbeitet. Über das Förderprogramm soll ein universell ausbauund einsetzbarer Kleinbus, der für den Personennahverkehr ausgerüstet ist, im praktischen Einsatz auf der
Vorhabenbeschreibung Masterplan Green City Aachen - Seite 2 von 8
Strecke zwischen Hauptbahnhof und Markt getestet werden. Durch den geplanten Linienverlauf werden
Stadtbereiche tangiert, die derzeit stark von verkehrsbedingten Emissionen betroffen sind. In Aachen wurde im
Mai 2017 der e.GO Mover der Firma e.GO Mobile AG vorgestellt, ein in Aachen in Zusammenarbeit mit der
RWTH Aachen University entwickelter Prototyp eines autonom fahrenden Kleinbusses. Diese innovative
Technologie soll gemeinsam mit e.GO weiterentwickelt werden. Das Fahrzeug, der e.GO Mover, wird mit
Assistenz- und Autonomfahrfunktionen bis zum Level 4 aufrüstbar sein. Der e.GO Mover bietet bei kleinsten
Außenabmaßen (L/B/H: 4650/2000/2500 mm) 9 Sitz– und 6 Stehplätze bei einem Leergewicht von nur 2100 kg.
Bereits Anfang 2019 können Fahrerprobungsversuche mit Prototypen durchgeführt werden. Ein kontinuierlicher
Fahrbetrieb ist ab drittes Quartal 2019 möglich. Aus betrieblicher Sicht ist es sinnvoll, die Linie im 7,5 MinutenTakt verkehren zu lassen. Im Rahmen des Masterplans wird das Betriebskonzept ausgearbeitet. Die Einführung
der Testphase könnte kurzfristig vorbereitet werden.
Verkehrsdatenerfassung und verkehrstechnische Infrastruktur
Insbesondere auf hochbelasteten Innenstadtstraßen soll die verkehrstechnische Infrastruktur zur Verbesserung
des Verkehrsmanagements und im Hinblick auf die zukünftigen Anforderungen des autonomen Fahrens
ausgebaut werden. Das beinhaltet notwendige Erfassungseinrichtungen an den Knotenpunkten, die Aufrüstung
bestehender Steuergeräte und Rechnereinheiten sowie die Abfrage und Integration von Floating-Car-Data (FCD).
Die Daten können unmittelbar zur Optimierung der Verkehrsabläufe verwendet werden. Darüber hinaus sollen
durch die Datenerhebungen im Hauptverkehrsstraßennetz die notwendigen Grundlagen für mikroskopische
Verkehrsflusssimulationen bereitgestellt werden. Mit mikroskopischen Verkehrsflussmodellen können
Maßnahmen zur Verbesserung der Verkehrsqualität (z.B. Verkehrsführung und Verkehrssteuerung), der
Beschleunigung des ÖPNV und für das Baustellenmanagement entwickelt und wirkungsanalytisch hinsichtlich
der Effekte auf die Stickoxidemissionen überprüft werden. Im Rahmen des Masterplans wird das
Detektionskonzept ausgearbeitet und die für die Bewertung notwendigen Informationen (Kostenschätzung etc.)
ermittelt. Weiterhin werden Inhalt und Umgriff der mikroskopischen Verkehrsflusssimulation definiert und eine
Kostenschätzung durchgeführt.
Ausbau und Erweiterung der Mobilitätsplattform „Mobility Broker“
Die Forderung nach einer effizienteren, technologisch fortschrittlichen und nachhaltigen Stadtentwicklung
erfordert im Zeitalter der Digitalisierung nicht zuletzt auch die Entwicklung innovativer Konzepte zur intelligenten
Vernetzung unterschiedlicher Mobilitätsangebote wie Car- und BikeSharing mit dem klassischen Nahverkehr. Ziel
ist der ganzheitliche Ausbau von multimodalen Angeboten als Verzahnung von physischer (Mobilitäts-)
Infrastruktur und ergänzenden digitalen Informationen und Angeboten. Ein deutlicher Schwerpunkt soll die
Entwicklung innovativer Mobilitätskonzepte für Unternehmen bilden - nicht zuletzt, um lneffizienzen des alleinigen
Besitzes und der Nutzung eines PKW zu verbessern und durch öffentlich verfügbare Mobilitätsangebote zu
ergänzen. Ein bereits vorhandener, digitaler Mobilitätsmarktplatz (Mobility Broker) vernetzt schon heute in der
Stadt Aachen unterschiedliche Mobilitätsangebote wie Car- und BikeSharing mit dem ÖPNV und ermöglicht es
dem Anwender, ein passendes, idealerweise elektromobiles Angebot, über eine Plattform zu buchen und zu
nutzen. Eine Weiterentwicklung sowie der Ausbau des Mobility Broker sieht ein Potenzial in neuartigen
Angeboten für betriebliches BikeSharing sowie einem Cost-Sharing-Modell von Elektromobilität für
innerstädtisches Wohnen und Arbeiten.
Fahrgemeinschaften tragen zu weniger Stau, Stress und CO2 Belastung bei. Neben der Reduzierung von
Parkplatzproblemen wird der Verkehr gemindert und der Abgasausstoß reduziert. Viele Fahrgemeinschaften
kommen nicht zu Stande, weil Mitarbeitende nicht ihre Flexibilität aufgeben möchten. Dieses Arbeitspaket hat
daher zum Ziel, Fahrgemeinschaften mithilfe eines Matching-Algorithmus und einer Push-Messaging-Funktion
flexibel und „in Echtzeit“ zu realisieren. Nach einmaliger Konfiguration des Wohnortes ist lediglich die Betätigung
eines Buttons kurz vor der Fahrt notwendig. Daraufhin werden alle potentiellen Mitfahrer über eine PushNachricht informiert und können das Angebot direkt annehmen.
Sowohl der tägliche Weg zur Arbeit als auch dienstliche Wege werden größtenteils mit dem PKW zurückgelegt.
Für kurze Strecken und Dienstfahrten im Innenstadtbereich bis zu einer Entfernung von 10 km sind Fahrräder
und Pedelecs die zeitsparendere, günstigere und umweltschonendere Variante. In diesem Arbeitspaket soll ein
preislich attraktives betriebliches BikeSharing-Modell entwickelt und erprobt werden. Eine betriebliche
Zweiradflotte soll mit bestehenden Fahrzeugflotten über ein Buchungssystem vernetzt werden. Neben dem
Vorhabenbeschreibung Masterplan Green City Aachen - Seite 3 von 8
Buchungsprozess soll auch der Ausleihprozess mithilfe von elektronischen Schlüsseltresoren automatisiert
betrieben werden.
Dieses Arbeitspaket hat zum Ziel, Elektromobilität genau dort zu platzieren, wo sie am meisten benötigt wird: in
den Innenstädten. Mit dem neuen Elektro-Stadtauto aus Aachen, dem e.GO Life, soll ein neues Angebot für
innerstädtische Bewohner entwickelt werden. Dafür wird ein Aachener Parkhaus mit Ladeinfrastruktur
nachgerüstet. Ein intelligentes Lastmanagement steuert die Ladungen, sodass keine Anschlussgrenzen
überschritten und der Ökostrom von der Solaranlage auf dem Dach direkt in die Batterien gespeist wird.
Bewohner der Aachener Innenstadt können ein solches preislich attraktives Auto inkl. Full-Service-Paket
dauerhaft monatlich mieten und über ein Buchungssystem mit anderen Einwohnern gegen eine Gutschrift flexibel
teilen.
Im Rahmen des Masterplans werden die beschriebenen Ergänzungen der Mobilitätsplattform hinsichtlich einer
sofortigen Umsetzung spezifiziert, Zielgruppen und Potenziale quantifiziert und der Finanzierungsbedarf
abgeschätzt.
Effizientes Mobilitätsmanagement
In Anlehnung an erfolgreiche Projekte wie „Maastricht bereikbaar“ und „Slim naar Antwerpen“ sollen
umfangreiche Anreizmechanismen geschaffen werden, um den Mobilitätsbedarf von privaten Unternehmen und
deren Beschäftigten umzustellen. Es ist vorgesehen, im Rahmen des Masterplanprozesses gemeinsam mit
Aachener Firmen ein betriebliches Mobilitätsmanagementkonzept zu entwickeln. Neben der Schaffung der
technischen Voraussetzungen zur Elektrifizierung des Auto- und Lieferverkehrs dieser Unternehmen
(Ladeinfrastruktur, Nutzung von CarPools, etc.) sind dabei umfangreiche weiche Maßnahmen geplant, die zu
einer nachhaltigen Veränderung des Mobilitätsverhaltens der Beschäftigten führen – dies erfolgt mit
Unterstützung digitaler Technologien (z.B. Smartphone-Apps). In Anlehnung an das prämierte Projekt „Bella
Mossa“ in Bologna sollen in Zusammenarbeit mit dem Einzelhandel Einkaufsfahrten mithilfe von
Anreizmechanismen und Digitaltechnik zunehmend emissionsfrei durchgeführt werden. Hinzu kommen weitere
Maßnahmen zur Einführung des Job-Tickets. Zur Unterstützung der Mobilitätskampagne und zur Förderung einer
Verhaltensänderung wird im Masterplan ein integrales Kommunikationskonzept entwickelt, darüber hinaus sind
umfangreiche Marketingmaßnahmen geplant.
Verkehrssystemverknüpfung
Aachen ist aufgrund seiner Lage und Zentralität ein stark besuchtes Oberzentrum mit deutlich positivem
Pendlersaldo. Da die vorhandene Anbindung des ländlich strukturierten Umlandes an den ÖPNV aus
ökonomischen Gründen gegenüber dem motorisierten Individualverkehr nicht die gleiche Qualität aufweisen
kann, gleichzeitig jedoch die Kumulation der Kfz-Verkehrsströme in den zentralen Stadtbereichen zu
problematischen Schadstoffemissionen führt, kommt der intermodalen Ausgestaltung der Pendlerwegeketten
eine wichtige Bedeutung zu. Hier gilt es, verträgliche Standorte für Übergabepunkte an den öffentlichen Verkehr
zu identifizieren. An der Autobahnabfahrt Lichtenbusch ist die Schaffung eines Park-and-Ride-Angebots geplant,
um den Umstieg auf den ÖPNV zu fördern und den Pendelverkehr durch Fahrgemeinschaften zu entlasten. Auch
die Schaffung von Shuttle-Verbindungen von bestehenden Park-and-Ride-Angeboten in die Innenstadt ist
vorgesehen. Im Rahmen des Masterplans werden die Machbarkeit des P+R-Platzes geprüft und das ShuttleKonzept für die übrigen P+R-Anlagen ausgearbeitet.
Vorhabenbeschreibung Masterplan Green City Aachen - Seite 4 von 8
Radverkehr
Im wegebezogenen Modal-Split weist Aachen derzeit einen Radverkehrsanteil von 11 Prozent für den Werktag
auf. Mit Blick auf andere Großstädte bestehen für Aachen im Radverkehr daher noch Entwicklungspotenziale.
Diese können durch eine Verbesserung und Differenzierung des Radverkehrsnetzes sowie einer Verbesserung
der Bedingungen für Pedelecs, die sowohl die Befahrung der vorhandenen topographischen Hindernisse
erleichtert als auch insgesamt zu einer Erhöhung der Reiseweiten (Pendlerverkehre) und
Reisegeschwindigkeiten führt, mobilisiert werden. Dabei können besonders Berufspendler angesprochen werden.
Die Stadt Aachen hat in der Vergangenheit bereits ihre Planungsanstrengungen deutlich erhöht und in
Zusammenarbeit mit den umgebenden Gebietskörperschaften richtungsweisende Projekte auf den Weg
gebracht. Dazu zählen der bereits umgesetzte Vennbahnradweg sowie die Planungen zum Bahntrassenradweg
Aachen-Würselen-Jülich und die in Nordrhein-Westfalen ausgezeichnete Machbarkeitsstudie Aachen –
Herzogenrath – Heerlen/Kerkrade. Wesentliche Erfolgsfaktoren für eine höhere Nutzung des Fahrrads sind
differenzierte und geschlossene Netzangebote, die insgesamt eine hohe Qualität aufweisen.
Fortschreibung und Umsetzung eines intelligenten Radverkehrsnetzes
Die Stadt Aachen differenziert ihr Netzangebot über Radschnellwege (Verbesserung der regionalen Anbindung),
ein Radvorrangroutennetz (Verbesserung der Anbindung der Außenbezirke), sowie den übrigen Haupt- und
Nebenrouten. Die aktuelle Strategie zur Steigerung des Radverkehrsanteils durch ein Rad-Vorrang-Routen-Netz
kann durch geförderte Planungsleistungen aus dem Antrag und direkte Umsetzung zweier Routen bis 2020
realisiert werden. Dabei werden mindestens 6 Kilometer Vorrangnetz geschaffen. Merkmale der Rad-VorrangRouten sind eine besonders gute Qualität der Wegeoberfläche und wenig Verzögerungen durch einen möglichst
durchgängigen "Vorrang" gegenüber querenden Verkehren. Dies soll primär durch eine Linienführung in Tempo
30-Zonen mit Vorfahrt für den Radverkehr (Fahrradstraßen), durch breite Radwege oder Radfahrstreifen an
Hauptverkehrsstraßen und durch auf den Radverkehr abgestimmte Ampelschaltungen erreicht werden.
Anknüpfungspunkte bilden die vorhandene Vennbahntrasse bzw. die o.a. geplanten regionalen Radverbindungen
(Radschnellwege). Durch prioritäre Umsetzung von Ertüchtigungs-, Ausbau und Sanierungsarbeiten an
bestehenden Radwegen werden bestehende funktionale Netzlücken geschlossen und die Qualität des
Verkehrsangebotes insgesamt aufgewertet. Dazu zählen Erneuerungen an der Lintertstraße, Trierer Straße,
Robert-Schuman-Straße, Adenauerallee sowie eine Verbreiterung des Vennbahnradweges. Insgesamt können so
ca.18 Kilometer Radweg verbessert und erneuert werden. Weitere Umbaumaßnahmen im
Hauptverkehrsstraßennetz (Breslauer Straße, Bastei/Sandkaulstraße, Ludwigsallee, Wilhelmstraße) werden
prioritär behandelt und sollen bis 2020 auf weiteren 5 Kilometern für deutliche Verbesserungen im Radverkehr
sorgen. Im Masterplan sollen Vorschläge erarbeitet werden, die kurzfristig umsetzbar sind. Zu unterscheiden sind
dabei organisatorische sowie infrastrukturelle Maßnahmen. Die organisatorischen Maßnahmen werden im
Teilthema Mobilitätsmanagement behandelt. Die infrastrukturellen Teilbereiche werden in drei Themenfeldern
behandelt:
1.
2.
3.
Sanierung bestehender Infrastruktur (18 km)
Ausbau eines Radvorrangroutennetzes (6 km)
Aufbau hochwertiger Fahrradparkinfrastruktur
Im Rahmen des Masterplans wird auf Basis einer Befahrung eine Zustandsbewertung des vorhandenen Netzes
als Grundlage für die Ableitung und Priorisierung von Maßnahmen durchgeführt (einschl. Kostenermittlung). Für
den Ausbau des Radvorrangnetzes wird eine Machbarkeitsstudie und kurzfristig umsetzbare Maßnahmen im
Hauptverkehrsstraßennetz benannt. Zur Stärkung des Gesamtsystems Fahrrad soll ein Konzeptvorschlag für den
Aufbau einer (hochwertigen) Fahrradparkinfrastruktur erarbeitet werden. Dies soll sowohl die öffentliche, die
private, wie auch die Nutzung von Parkhäusern beinhalten und einen Weg für den Aufbau des Gesamtsystems
beschreiben.
Ausbau Pedelec-Verleihstationen
In Aachen wurde bereits damit begonnen, ein stationsbasierte Pedelec-Verleihsystem zu etablieren. Die Qualität
des Systems und die daraus resultierende Nutzungsintensität hängt stark von der Stationsdichte ab, da die Räder
nur dort ausgeliehen bzw. zurückgegeben werden. Mit Hilfe eines geförderten Stationsausbaus kann die
Vorhabenbeschreibung Masterplan Green City Aachen - Seite 5 von 8
Stationsdichte in Aachen kurz- und mittelfristig wesentlich erhöht und damit die Radverkehrsnutzung erheblich
gesteigert werden. Geplant ist die Errichtung von 20 Pedelec-Verleihstationen mit 160 Fahrrädern. Im Rahmen
des Masterplans wird ein Stationskonzept erarbeitet. Dabei wird insbesondere noch die Einrichtungsmöglichkeit
von weiteren Mobil-Stationen (Verknüpfungspunkte mit den anderen Verkehrssystemen wie z.B. Bus, Bahn,
Carsharing) geprüft.
Elektrifizierung des Verkehrs
Umstellung der Busflotte
Im Aachener Luftreinhalteplan ist im Linienbusnetz der Einsatz von Elektrobussen vorgesehen. Bis Ende 2018
werden bis zu 16 Elektrobusse in Aachen im Einsatz sein. Geplant ist die weitere Elektrifizierung von Innenstadtlinien, die die Wohngebiete mit der historischen Innenstadt verbinden. Um die Luftqualität weiter nachhaltig zu
verbessern, ist gemeinsam von der Stadt Aachen und der ASEAG beabsichtigt, weitere Buslinien im Stadtgebiet
mit Elektrobussen zu betreiben, die bisher von Dieselbussen bedient werden. Dafür werden weitere sechs Standard-Elektrobusse und sieben Elektro-Doppelgelenkbusse benötigt. Im Rahmen der Beschaffungszyklen werden
bei der ASEAG im Rahmen der altersbedingten Erneuerung von Bussen jährlich durchschnittlich 14 neue Fahrzeuge angeschafft. Um die Luftqualität kurzfristig weiter nachhaltig zu verbessern, ist die technisch und wirtschaftlich vertretbare Nachrüstung von bis zu 90 vorhandenen jüngeren Dieselbussen (Euro 5) mit SCRTFiltersystemen eine wirkungsvolle Maßnahme, um die Stickstoff-Emissionen der Fahrzeuge deutlich zu senken
(die Fahrzeuge haben noch eine verbleibende Nutzungsdauer von mehr als 5 Jahren, teilweise deutlich höher).
Durch die große Anzahl von nachgerüsteten Bussen und ihrer hohen Verbreitung im innerstädtischen Liniennetz
des AVV könnten sofort deutliche Emissionssenkungen erzielt werden. Die Nachrüstung älterer Busse mit niedrigeren Schadstoffklassen wie z. B. Euro III kann vor dem Hintergrund Sinn ergeben, wenn diese zum Verkauf an
Subunternehmer anstehen, die diese Busse in Aachen in den Verkehrsspitzen im Schülerverkehr eingesetzt
werden, bevor sie im Rahmen der weiteren Neubeschaffung weiterer Busse endgültig außer Betrieb gesetzt
werden. So könnte gerade in den Hauptverkehrszeiten eine weitere Schadstoffreduktion kurzfristig erreicht werden. Im Rahmen des Masterplanprozesses werden Kosten und Nutzen dieser Strategie überprüft.
Ausbau der Ladeinfrastruktur
Der Zentrale Betriebshof (ZBH) der ASEAG wird durch ein bestehendes Mittelspannungsnetz versorgt. Durch die
geplante sukzessive Substitution von Dieselbussen durch ca. 100 Elektrobusse für den ÖPNV ist eine Energieversorgung mit dem derzeitig vorhandenen Stromnetz und der Mittelspannungsstation sowie der damit zur Verfügung stehenden Anschlussleistung nicht möglich. Von dem nächstgelegenen Umspannwerk auf der 110 KVEbene muss daher eine neue Mittelspannungsversorgung (10 KV-Ebene) bis zum ZBH verlegt werden, wo dann
die bestehende Mittelspannungsanlage (Umwandlung von 10 KV in 400/230 V) zu erweitern ist, um die notwendige Anschlussleistung für das Laden der ca. 100 Elektrobusse sicher zu stellen.
In den Aachener Parkhäusern ist die Errichtung einer intelligenten Ladeinfrastruktur für Elektrofahrzeuge vorgesehen. Ziel ist die Erweiterung des Angebotes möglicher Ladepunkte für möglichst alle auf dem Markt befindlichen Elektro-Pkw sowie die Lademöglichkeit für Pedelecs. Dies betrifft Ladepunkte mit Normsteckern und einer
Ladeleistung von bis zu 22 kW (Typ 2) ebenso CE-Schuko-Steckdosen (Typ F). Darüber hinaus ist die Schaffung
von Lademanagementsystemen vorgesehen.
Weiterhin ist die Errichtung weiterer Ladestationen im öffentlichen Straßenraum geplant. Neben den neun im
Förderprogramm Ladeinfrastruktur des BMVI geförderten Gleichstrom-Ladestationen sollen voraussichtlich kurzfristig weitere 5 Stationen (mit jeweils 3 Ladepunkten) und 20 AC-Ladesäulen (mit 2 Ladepunkten 22 kW) errichtet werden.
Im Rahmen des Masterplans werden ein konkretes Ladeinfrastrukturkonzept differenziert nach Quartieren und
ggf. Straßenzügen für öffentliche, halböffentliche und private Ladeinfrastruktur sowie ein Plan mit unterschiedlichen Ausbaustufen und Kosten für eine konkrete Umsetzung erarbeitet.
Vorhabenbeschreibung Masterplan Green City Aachen - Seite 6 von 8
Urbane Logistik
Die Reduktion von NOx-Belastungen bietet aufgrund des Fahrzeugeinsatzes vor allem in der urbanen Logistik
viele Ansätze. Diese können durch Anreize zur Nutzung umweltfreundlicher Lieferfahrzeuge (z. B. Wirtschaftsverkehre mit Lastenrädern, Elektrofahrzeuge), den Einsatz verkehrsreduzierender Konzepte (z. B. Güterverkehrszentren in den Außenbezirken, paketdienstleisterunabhängige Mikrodepotstandorte, Bündelungsplattformen
oder Paketboxen) oder aber durch emissionsreduzierende Zustellkonzepte (z. B. optimierte Verknüpfung der
Verkehrsträger, intelligente Routenplanung und Parkkonzepte) erbracht werden. Im Green-City-Masterplan sollen
Vorschläge erarbeitet werden, die kurzfristig umsetzbar sind. Für Aachen sind folgende Bausteine besonders
vielversprechend, die im Rahmen des Masterplans ausgearbeitet werden sollen:
1.
2.
3.
4.
5.
Bestandaufnahme urbaner Güter-/Wirtschaftsverkehr und urbane Logistik in Aachen
KEP-Dienstleister
Städtischer Wirtschafts- und Service-Verkehr
Bürger-Lastenpedelec-Verleihsystem
Integration der urbanen Logistik in die gesamtstädtische Verkehrs- und Mobilitätsplanung
Bestandaufnahme urbaner Güter-/Wirtschaftsverkehr und urbane Logistik in Aachen
Eine Bestandsaufnahme urbaner Güter-/Wirtschaftsverkehr und urbane Logistik soll Dimensionen und Bedeutung
für Stadt und Verkehr, die Identifizierung von Akteurs- und Interessensgruppen und Anforderungsprofile formulieren. Unter Bezug auf best-practice-Beispiele aus anderen Städten soll ein Maßnahmenpaket formuliert werden,
dessen Bausteine im Anschluss detailliert entwickelt und kurzfristig umgesetzt werden sollen und größtmögliche
Emissionsreduktionen versprechen. Der Baustein soll sich im Wesentlichen auf die innerstädtische Logistik beziehen.
KEP-Dienstleister
KEP-Dienstleister übernehmen heute einen großen Teil der Lieferleistung in der Stadt, deren Tendenz wegen
des zunehmenden Versandhandels deutlich ansteigt. Die Etablierung elektrischer Antriebe bei KEPDienstleistern ist als Detailprojekt besonders vielversprechend. Dies kann bei den einzelnen Unternehmen auf
unterschiedliche Art und Weise erfolgen. Während beispielsweise ein Anbieter auf den Umbau ausgedienter
konventioneller Fahrzeuge zu Elektro-Transportern setzt und durch diesen Ansatz einen weiteren Beitrag zur
Ressourcen- und Klimaschonung leistet, liegt der Fokus bei anderen Anbietern auf der Errichtung der Infrastruktur und dem Ersatz konventioneller Fahrzeuge durch geeignete Neufahrzeuge mit elektrischem Antrieb. Darüber
hinaus sollen Lkw-Lieferverkehre, wenn möglich, durch eine Auslieferung mit Lastenfahrrädern ersetzt werden,
dies könnte bereits außerhalb des Förderprogramms erfolgen.
Ein Umsetzungskonzept soll die Möglichkeiten bei allen relevanten KEP-Diensten analysieren, die notwendige
Infrastruktur formulieren und konkrete Maßnahmenvorschläge beinhalten. Neben der Fahrzeugtechnik sollen
Bündelungs- und Kooperationsmöglichkeiten untersucht werden. Dabei sollen – aus den marktwirtschaftlich gescheiterten City-Logistik-Modellen der 90er Jahre lernend – auch weitergehende Regulierungsmöglichkeiten
geprüft werden. In das Konzept sollen lokale Zustell- und Kurierdienste einbezogen werden.
Städtischer Wirtschafts- und Service-Verkehr
Aufgrund der in Aachen vorhandenen Erfahrung mit der Konstruktion und dem Bau von e-Fahrzeugen (StreetScooter, e.GO) und der vorhandenen positiven öffentlichen Wahrnehmung bestehen hier gute Voraussetzungen,
emissionsfreie Wirtschaftsverkehre für viele Dienstleitungsbranchen zu etablieren. In diesem Arbeitspaket soll
deshalb in Kooperation mit Handwerks- und Handelskammer, dem Einzelhandelsverband sowie anderen Institutionen analysiert werden, in welchen Branchen die größten Erfolgsaussichten bestehen, relevante Unternehmen
festgestellt und Fahrzeugeinsatzpotentiale ermittelt werden. Dazu soll ein Handlungs- und Anreizkonzept erarbeitet werden. Neben den technischen Potentialen werden auch Bündelungs- und Verlagerungspotentiale geprüft.
Bürger-Lastenpedelec-Verleihsystem
Rund ein Drittel aller Wege dienen Einkäufen und privaten Erledigungen, so die Studie „Mobilität in Deutschland
2008“. Einkaufsfahrten haben dabei eine durchschnittliche Länge von nur fünf Kilometern – eine Distanz, die
somit auch mit Fahrrädern mühelos bewältigt werden könnte, sofern keine größeren Lasten zu transportieren
sind. Ein Konzept für den Aufbau eines Bürger-Lastenpedelec-Verleihsystems als individualisierter Transportdienstleistung soll den Rahmen für die Einrichtung eines stadtweiten Angebots bieten und den Bürgern kostenVorhabenbeschreibung Masterplan Green City Aachen - Seite 7 von 8
günstige Lastenfahrradlösungen anbieten. Weiterhin sollen Anreize formuliert werden, Transportvorgänge, die
üblicherweise mit Pkw vorgenommen werden, auf Fahrräder mit Elektro-Unterstützung zu verlagern. Ziel ist es
darüber hinaus, Bürgerinnen und Bürger zur Anschaffung eigener Lastenfahrräder zu bewegen. Ein Konzept soll
sich sowohl mit der Standortfindung, der Einbeziehung relevanter Akteure (Handel, Fahrradbranche, etc.), einem
Handlungsmodell sowie den finanziellen Auswirkungen befassen.
Integration der urbanen Logistik in die gesamtstädtische Verkehrs- und Mobilitätsplanung
Dieser Baustein befasst sich mit dem Handlungsrahmen und den notwendigen Instrumentarien der Verwaltung.
Beiträge des Verkehrsmanagements, Ordnungsrechts und der Stadtplanung zur Optimierung des Logistikgeschehens werden aufgezeigt. Dazu gehört auch die Einrichtung eines „Runden Tisch zur emissionsfreien innerstädtischen Logistik“, der in regelmäßigen Abständen Informationen und Vernetzung im Bereich der innerstädtischen Logistik bietet und bei Handwerks-und Dienstleistungsbetrieben nachhaltigen Verkehr fördern soll. Dies
geschieht in Kooperation mit der IHK und HWK.
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