Daten
Kommune
Aachen
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21.11.17, 12:00
Aktualisiert
12.03.18, 15:21
Stichworte
Inhalt der Datei
Der Oberbürgermeister
Vorlage
Federführende Dienststelle:
Fachbereich Wohnen, Soziales und Integration
Beteiligte Dienststelle/n:
Vorlage-Nr:
Status:
AZ:
Datum:
Verfasser:
FB 56/0116/WP17
öffentlich
21.11.2017
Vorstellung der Arbeit der Allgemeinen Sozialen Dienste (ASD)
Beratungsfolge:
Datum
Gremium
07.12.2017
Ausschuss für Soziales, Integration und Demographie Kenntnisnahme
Zuständigkeit
Beschlussvorschlag:
Der Ausschuss für Soziales, Integration und Demographie nimmt die Ausführungen der Träger des
Allmeinen Sozialen Dienstes zur Kenntnis.
Prof. Dr. Sicking
(Beigeordneter)
Vorlage FB 56/0116/WP17 der Stadt Aachen
Ausdruck vom: 28.02.2018
Seite: 1/3
Finanzielle Auswirkungen
JA
NEIN
x
Investive
Ansatz
Auswirkungen
20xx
Fortgeschriebe-
Fortgeschriebe-
Ansatz
ner Ansatz
ner Ansatz
20xx ff.
20xx
Gesamt-
Gesamtbedarf (alt)
20xx ff.
bedarf
(neu)
Einzahlungen
0
0
0
0
0
0
Auszahlungen
0
0
0
0
0
0
Ergebnis
0
0
0
0
0
0
+ Verbesserung /
0
0
Deckung ist gegeben/ keine
Deckung ist gegeben/ keine
ausreichende Deckung
ausreichende Deckung
vorhanden
vorhanden
- Verschlechterung
konsumtive
Ansatz
Auswirkungen
20xx
Ertrag
Fortgeschriebe-
Fortgeschriebe-
Ansatz
ner Ansatz
ner Ansatz
20xx ff.
20xx
20xx ff.
Folgekos-
Folgekos-
ten (alt)
ten (neu)
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
Abschreibungen
0
0
0
0
0
0
Ergebnis
0
0
0
0
0
0
Personal-/
Sachaufwand
+ Verbesserung /
- Verschlechterung
0
0
Deckung ist gegeben/ keine
Deckung ist gegeben/ keine
ausreichende Deckung
ausreichende Deckung
vorhanden
vorhanden
Es ergeben sich keine finanziellen Auswirkungen.
Vorlage FB 56/0116/WP17 der Stadt Aachen
Ausdruck vom: 28.02.2018
Seite: 2/3
Erläuterungen:
In der Stadt Aachen halten die Wohlfahrtsverbände Arbeiterwohlfahrt Kreisverband Aachen-Stadt e.V.
(AWO), Diakonisches Werk im Kirchenkreis Aachen e.V. (DW), SKM - Katholischer Verein für soziale
Dienste in Aachen e.V. und der Sozialdienst katholischer Frauen e.V. (SkF) einen Allgemeinen
Sozialen Dienst (ASD) vor.
Dieses Angebot ist seit Jahrzehnten ein fester Bestandteil der kommunalen sozialpflegerischen
Infrastruktur.
Das Angebot basiert auf einer integrierten Leistungsbeschreibung, die in enger Abstimmung mit den
Fachbereichen 45 und 56 der Stadt Aachen erstellt wurde.
Der Dienst fußt auf einem ganzheitlichen und übergreifenden Verständnis von Beratung für alle
Menschen der Stadt Aachen und fokussiert hierbei insbesondere Menschen mit sozialen
Schwierigkeiten sowie Menschen, die im Kontext von Familie, Erziehung und Bildung Unterstützung
und Rat suchen. Gleichzeitig verknüpft er individuelle Hilfen mit den Aspekten der
Sozialraumgestaltung zur nachhaltigen Verbesserung der Lebensräume in den Quartieren.
Im Jahr 2017 wurden durch die Stadt Aachen folgende Zuwendungen an die Träger des Allgemeinen
Sozialen Dienstes gezahlt:
Arbeiterwohlfahrt Kreisverband Aachen-Stadt e.V. (AWO)
127.000,00 Euro
Diakonisches Werk im Kirchenkreis Aachen e.V. (DW)
127.000,00 Euro
SKM-Katholischer Verein für soziale Dienste in Aachen e.V.
129.700,00 Euro
Sozialdienst katholischer Frauen e.V. (SkF)
168.300,00 Euro
Die Zuwendungen wurden überwiegend aus Stiftungsmitteln gezahlt.
Die Träger der Allgemeinen Dienste stellen ihre Arbeit im Ausschuss vor. Grundlage für die
Präsentation ist die statistische Auswertung für das Jahr 2016 (Anlage 1).
Anlage:
Anlage 1 – Statistische Auswertung 2016
Vorlage FB 56/0116/WP17 der Stadt Aachen
Ausdruck vom: 28.02.2018
Seite: 3/3
Allgemeine Sozialdienste (ASD)
der Freien Wohlfahrtsverbände
in der Stadt Aachen
Jahr 2016
1
Inhalt
Abbildungsverzeichnis ................................................................................................ 2
Einleitung .................................................................................................................... 3
Strukturqualitative Angaben........................................................................................ 4
Sozialstrukturelle Angaben zur Zielgruppe ................................................................. 6
Ergebnis- und wirkungsorientierte Angaben ............................................................... 8
Zukünftige sozialpolitische Handlungsbedarfe und Herausforderungen ................... 13
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Wirkungsgebiete auf Grundlage der sozialräumlichen Zuordnung ........ 4
Abbildung 2: Durchschnittliche Verteilung der Arbeitsinhalte je Mitarbeiterin in % ..... 5
Abbildung 3: Beratungen nach Haushaltsformen ....................................................... 6
Abbildung 4: Anzahl Minderjährige / junge Erwachsene in den Fallsystemen ............ 7
Abbildung 5: Einkommensarten bei beendeten Beratungen ....................................... 7
Abbildung 6: Zugang/Vermittlung zur Beratung .......................................................... 8
Abbildung 7: Anzahl aller Beratungen nach Beratungsformen ................................... 9
Abbildung 8: Themenfelder der Allgemeinen Sozialen Dienste ................................ 10
Abbildung 9: Gründe zur Beendigung der Beratung ................................................. 12
2
Einleitung
In der Stadt Aachen halten die Wohlfahrtsverbände Arbeiterwohlfahrt Kreisverband
Aachen-Stadt e.V. (AWO), Diakonisches Werk im Kirchenkreis Aachen e.V. (DW),
SKM - Katholischer Verein für soziale Dienste in Aachen e.V. und der Sozialdienst
katholischer Frauen e.V. (SkF) einen Allgemeinen Sozialen Dienst (ASD) vor.
Dieses Angebot ist seit Jahrzehnten ein fester Bestandteil der kommunalen
sozialpflegerischen Infrastruktur.
Das Angebot basiert auf einer integrierten Leistungsbeschreibung, die in enger
Abstimmung mit den Fachbereichen 45 und 56 der Stadt Aachen erstellt wurde.
Der Dienst fußt auf einem ganzheitlichen und übergreifenden Verständnis von
Beratung für alle Menschen der Stadt Aachen und fokussiert hierbei insbesondere
Menschen mit sozialen Schwierigkeiten sowie Menschen, die im Kontext von Familie,
Erziehung und Bildung Unterstützung und Rat suchen.
Gleichzeitig verknüpft er individuelle Hilfen mit den Aspekten der
Sozialraumgestaltung zur nachhaltigen Verbesserung der Lebensräume in den
Quartieren.
Grundsätze und Standards
Der ASD ist Ansprechpartner für alle Menschen in der Stadt Aachen mit sozialen
Problemen jeglicher Art.
Die Beratung/Hilfe erfolgt unbürokratisch und kostenfrei.
Bezugspunkt der Hilfen ist die individuelle Situation von Menschen und deren
Familien in ihrem Lebensumfeld: Die komplexe Realität der Ratsuchenden ist zu
berücksichtigen.1
Die Hilfe setzt an Stärken und Selbsthilfepotentiale der Menschen an und fördert
diese mit dem Ziel, dass Ratsuchende zukünftig nachhaltig selbstständig agieren
können.
Die Hilfe des ASD ist niedrigschwellig erreichbar. Es werden Sprechstunden und
Hausbesuche angeboten. Die offenen Sprechstunden finden in den jeweiligen
Einrichtungen der Leistungsanbieter und im Sozialraum statt (siehe auch S. 6).
Der ASD engagiert sich für die Menschen im Sozialraum. Er wirkt in den
wesentlichen sozialräumlichen Gremien, wie z.B. Stadtteil- oder
Sozialraumkonferenzen mit.
Der ASD ist auf Prävention ausgerichtet, grenzt niemanden aus, setzt sich für
Integration ein und fördert soziale Teilhabe.
1
Siehe auch Ausführungen zum systemischen Beratungsansatz auf S. 10
3
Strukturqualitative Angaben
Allgemeiner Sozialer Dienst (ASD)
Träger
AWO
AWO/SKM
DW
SKF
SKF/SKM
SKM
(14)
(4)
(42)
(68)
(3)
(30)
Abbildung 1: Wirkungsgebiete auf Grundlage der sozialräumlichen Zuordnung2
2
Quelle: Stadt Aachen
4
Personalstruktur nach Kostenträgern und Leistungserbringern
Sozialamt
Jugendamt
Summe BU*
Wochenstunden*
SKM AC
1,5
1,3
2,8
109,2
Diakonie
1,5
1
2,5
97,5
SkF AC
2
1
3,0
117
AWO
1,5
0,5
2,0
78
Summe
6,5
3,8
10,3
401,7
in %
63,1
36,9
*Summe BU = Summe der vorgehaltenen Beschäftigungsumfänge je Freier Verband
*Wochenstunden = Summe der wöchentlichen Bruttoarbeitszeit je Freier Verband
Verteilung Arbeitsinhalte in %
Gremien/
Stadteilarbeit
7%
Feb/Mär 2015
Themenspezifische Arbeit
20%
Fallarbeit
61%
Kurzkontakte
12%
Abbildung 2: Durchschnittliche Verteilung der Arbeitsinhalte je Mitarbeiterin in %
Erläuterungen zum Kreisdiagramm
Fallarbeit = Kontaktanzahl mit den zu Beratenden: mindestens drei oder mehr
pro Jahr
Weitere Anmerkung: Die Beratung von Klient*innen erfolgt insgesamt über 16
verschiedene Standorte, die im gesamten Wirkungsgebiet eine gute
Erreichbarkeit sicherstellen und strukturell einen optimalen Quartiersbezug
gewährleisten; bei Bedarf erfolgen darüber hinaus Beratungen in Form von
Hausbesuchen
Kurzkontakte = Zu Beratende in Sprechstundenzeiten inkl. in den
Quartierbüros (max. 1 bis 2 Kontakte pro Jahr)
Gremien und Stadtteilarbeit
Alle Verbände sind in Stadtteilkonferenzen vertreten, beraten und unterstützen
sozialräumliche Arbeitsgemeinschaften und Initiativen und beteiligten sich
somit impulsgebend an der sozialstrukturellen Entwicklung der Quartiere
(siehe auch Statistikauswertung 2016)
Themenspezifische Inhalte = Fortbildungen, Dienstbesprechungen,
Teamsitzungen, Qualitätsmanagement / -zirkel, Supervision etc.
5
Sozialstrukturelle Angaben zur Zielgruppe
Die nachfolgende Grafik differenziert, in welchen Haushaltsformen die beratenen
Personen leben:
Differenziert man die Gruppe der Alleinerziehenden nicht nach ihrer Anzahl der
jeweils im Haushalt lebenden Kinder, stellt sie mit 34 % die größte Gruppe der
Hilfesuchenden dar. Diese Zielgruppe charakterisiert sich u.a. durch ihr signifikant
hohes Armutsrisiko: Die Armutsgefährdungsquote in NRW liegt durchschnittlich
aktuell bei 16,2 %. Demgegenüber sind 42,5 % der Ein-Eltern-Haushalte in NRW
armutsgefährdet. Zur Veranschaulichung: Die Armutsschwelle liegt in NRW im Jahre
2016 bei Alleinerziehenden mit zwei Kindern bei einem monatlichen Nettoeinkommen
von 1.514 EUR.
Differenziert man Paare mit Kindern ebenfalls nicht nach der Anzahl der im Haushalte
lebenden Kinder, ist diese Gruppe mit 31,3 % die zweitgrößte.
Singlehaushalte stellen mit 29,1 % die drittgrößte Gruppe dar.
Die kleinste Gruppe mit 5,3 % sind Menschen, die in Paargemeinschaften leben.
Beratungen nach Haushaltsformen in % 2016 (n=928)
35,0
30,0
25,0
29,4
Einzelpersonen
EP bis 2 Kinder
22,5
21,7
EP > 2 Kinder
20,0
Paare
15,0
11,5
9,6
10,0
5,3
Paare bis 2 Kinder
Paare > 2 Kinder
5,0
0,0
Abbildung 3: Beratungen nach Haushaltsformen
Alleinerziehende, Paare mit Kindern und Menschen, die in Singlehaushalten
leben, sind zentrale Kundengruppen der Allgemeinen Sozialen Diensten. In ca. 2/3
der Haushalte der rat- und hilfesuchenden Menschen leben Kinder.
6
Die folgende Grafik veranschaulicht, dass der ASD zur Unterstützung und Hilfe von
„Fallsystemen“ beiträgt, in denen fast 1.300 Kinder und Jugendliche bzw. junge
Erwachsene leben.
Anzahl Minderjährige / junge Erwachsene in den
Fallsystemen 2016 (n=1.132)
300
250
239
242
208
197
200
150
120
126
100
50
0
0 - 3 Jahre
4 - 6 Jahre 7 - 10 Jahre 11 - 14 Jahre 15 - 18 Jahre
über 18
Jahre
Abbildung 4: Anzahl Minderjährige / junge Erwachsene in den Fallsystemen
Abbildung 5: Einkommensarten bei beendeten Beratungen
Abbildung 5 veranschaulicht, mit welchen Anteilen welche Einkommensarten bei den
in 2016 insgesamt 722 beendeten Beratungen zu Grunde liegen
(Mehrfachnennungen möglich): Mit 58 % beziehen deutlich mehr als die Hälfte aller
Klient*innen staatliche Transferleistungen in Form von Grundsicherung, ALG I3, ALG
II4 oder ergänzende Leistungen5. Mit 33,5 % ist die Gruppe der ALG II
Empfänger*innen hierbei die größte.
3
ALG I wird nach Eintritt in Arbeitslosigkeit bis zu einem Jahr gezahlt, bei älteren Arbeitslosen ggfs.
auch bis zu 2 Jahren.
4
ALG II: Grundsicherungsleistungen für Erwerbsfähige und deren Bedarfsgemeinschaften („Hartz IV“)
5
Kinderzuschlag nach § 6a Bundeskindergeldgesetz; Anspruch, wenn Einkommen und das zum
Lebensunterhalt verwendbare Vermögen dem ALG II Bedarf für die erwachsene Person der
Bedarfsgemeinschaft entspricht, jedoch nicht den Bedarf der ganzen Familie deckt.
7
Die übrigen 42 % der unterstützten Personen geben an, dass sie über
Erwerbseinkommen, Renten oder sonstige Einkommensquellen verfügen.
Insgesamt zeigt die Erhebung, dass die Zielgruppe wesentlich von
Einkommensarmut betroffen ist. Erfahrungsberichte der Mitarbeiter*innen der ASD
ergänzen weiterhin, dass die überwiegende Mehrheit der Erwerbseinkommensbezieher*innen und Renter*innen lediglich über sehr geringe Einkommen verfügen.
Einkommensarmut wiederum begründet wesentlich komplexe Problemlagen. In
Folge sind die Betroffenen auf möglichst niedrigschwellige und kostenfreie
institutionelle Hilfen angewiesen.
Ergebnis- und wirkungsorientierte Angaben
Abbildung 6: Zugang/Vermittlung zur Beratung
Die vorangestellte Abbildung zeigt auf, welche Zugangswege die Hilfesuchenden
zum Angebot der ASD nutzen: Die größte Gruppe sind mit 57 % Selbstmelder. Die
weiteren Zugangswege stellen mit ungefähr gleichen Anteilen die Fachbereiche 56
„Wohnen, Soziales und Integration“ sowie 45 „Kinder, Jugend und Schule“,
Bildungseinrichtungen und sonstige Behörden sowie sonstige Zuweiser.
Die Auswertung veranschaulicht, dass das Angebot auf Grund der deutlich
überwiegenden Anzahl von Selbstmeldern einen hohen Zugang zur Zielgruppe
besitzt. Das Angebot bietet mit seiner sozialräumlichen Orientierung in dezentralen
Strukturen eine niedrigschwellige und bevölkerungsnahe Ausrichtung. Dies ist vor
dem Hintergrund des Phänomens der verdeckten oder auch verschämten Armut
umso bedeutender: Verdeckte Armut liegt vor, wenn ein gesetzlicher Anspruch auf
Mindestsicherungsleistungen nicht geltend gemacht wird. Die Zahl der Betroffenen ist
groß: Laut sozialwissenschaftlicher Studien sind bspw. 68 % der über 65 – jährigen
und zwischen 54-63 % der Erwerbstätigen hiervon betroffen.
8
Abbildung 7: Anzahl aller Beratungen nach Beratungsformen
Die vorangestellte Auswertung veranschaulicht, dass im Jahre 2016 insgesamt 8.544
Beratungseinheiten durchgeführt wurden. Differenziert wird diese Angabe
weiterführend nach den Beratungsformen. Es zeigt sich, dass die Beratungen in den
Sozialraumbüros der Träger die meist genutzte Anlaufstelle der Ratsuchenden ist.
Gleichfalls zentral ist das Element der telefonischen Beratung. Wenig intensiv
genutzt, aber auf Grund von Erfahrungsberichten durch betroffene Klient*innen als
sehr hilfreich bewertet, ist die aufsuchende Beratung in Form von Hausbesuchen.
Dieses Beratungselement fördert wesentlich den barrierefreien Zugang zur
Dienstleistung und wird insbesondere von in ihrer Mobilität eingeschränkten
Menschen genutzt.
2.206 Beratungseinheiten stellen einen Kontakt der Sozialarbeiter*innen zu Dritten
dar, um die Anliegen der Betroffenen zielgerichtet bearbeiten zu können. Dies
veranschaulicht den hohen Grad der notwendigen Vernetzung des Dienstes mit
anderen Institutionen und relevanten Akteur*innen innerhalb des Quartiers. .
Mit rund 5 % stellt die EDV gestützte Beratung via Email aktuell einen eher geringen
Anteil dar. Gleichwohl stellt der gesellschaftliche Trend zur Digitalisierung auch einen
potentiellen zukünftigen Sozialraum dar, in dem es gilt, Klient*innen adäquate
Angebote zu machen. Erste Impulse hierzu werden in Form von Seminarangeboten
insbesondere durch die Spitzenverbände der Träger initiiert.
9
Abbildung 8: Themenfelder der Allgemeinen Sozialen Dienste
Die dargestellten Themenfelder der Allgemeinen Sozialen Dienste sind Ergebnis der
Bildung von Clustern auf der Grundlage der in den Erhebungen gewonnen Daten.
Die Analyse ermittelt sechs zentrale Themenfelder, die nachfolgend nach den jeweils
erhobenen Aspekten differenziert dargestellt werden:
1. Familie, Erziehung, Bildung (22,5 %): Beziehungsprobleme; Häusliche Gewalt;
allgemeine Probleme des Zusammenlebens; Aufsichtspflichtverletzung; Begleiteter
Umgang; Einschränkung, Förderung und Bildung; Erziehungsprobleme;
Schulprobleme
2. Sozioökonomische Themen (24,2 %): Wirtschaftliche Probleme; Finanzielle
Absicherung; Schulden; Arbeit(-slosigkeit), Wohnen
3. Gesundheit/Krankheit (20,7 %): Alter, Pflegebedürftigkeit; allgemeine gesundheitl.
Probleme, psychische Erkrankungen, Schwangerschaft, somatische Erkrankungen,
Körperbehinderung, Sucht, Drogen
4. Lebenspraktische Themen (26,2 %): Anträge und Bescheide/Umgang mit
Behörden, allgemeine Themen, Haushaltsführung; Hilfe bei Anträgen und
Bescheiden, asylspezifische Themen
5. Sonstiges (5,6 %)
6. Kriminalität (0,8 %): Delinquenz, (sex.) Misshandlung
In den meisten Situationen ist die Beratung multithematisch orientiert: Die beratenen
Personen weisen bspw. neben Unterstützungsbedarfen im Cluster 1 „Familie,
Erziehung, Bildung“ auch Hilfebedarfe im Cluster 2 „Sozioökonomische Themen“ auf.
Dies entspricht der Grundkonzeption des Angebotes der Allgemeinen Sozialen
Dienste als systemische Hilfeleistung: Die systemische Perspektive rückt die
dynamische Wechselwirkung zwischen den biologischen und psychischen
Eigenschaften einerseits und den sozialen Bedingungen des Lebens andererseits ins
Zentrum der Betrachtung, um das Individuum und seine Störungen angemessen
verstehen zu können und auf dieser Basis passgenaue Hilfeleistungen anzubieten.
Es gibt keine abschließende Definition für den Terminus „Soziales Problem“. Die
Bestimmung eines sozialen Problems ist stets Resultat eines sozial- bzw.
10
gesellschaftspolitischen Diskurses. Soziale Probleme sind Zustände, die durch
Öffentlichkeit kollektiv als veränderungsbedürftig definiert werden.6
Gleichwohl ist festzustellen, dass gewisse Bevölkerungsgruppen von bestimmten
sozialen Problemen und Lebensrisiken überproportional betroffen sind. Hierzu zählen
nach Reiners insbesondere Gruppen, die auf Grund ihrer Berufs-, Einkommens-,
Bildungs- und / oder Gesundheitssituation über geringe Bewältigungspotentiale
verfügen. 7
Der zweite Sozialentwicklungsplan der Stadt Aachen (SEP) wurde im November
20158 veröffentlicht. Die hierin veröffentlichten Sozialdaten der Stadt Aachen
veranschaulichen, wie sich zentrale soziale Problemlagen regional darstellen.
Problemlage
(Jahr)
Arbeitslosenquote
(2014)
SGB II
Empfänger*innen
(Hartz VI) (2013)
Sozialgeldempfänger*innen
(Indikator
Kinderarmut) (2013)
SGB XII
Empfänger*innen
(Indikator
Altersarmut) (2013)
Öffentl. geförderte
Wohnungen (2013)
Bildung:
Kinder mit
Förderbedarf bei
Einschulung (2007 –
2013)
Eltern mit geringer
Bildung (2007 –
2013)
Stichprobe
Alle 15
bis 64 jährigen
Alle 15
bis 64 jährigen
Ausprägung
absol.
Ausprägung
in % v.H.
Entwicklungstendenz
11.755
6,6
Leicht steigend
17.915
10,2
Leicht fallend
Alle < 15
- jährige
6.522
22,9
Leicht fallend
Alle > 64
-jährigen
2.883
6,4
Stark steigend
143.039
9.576
6,7
Stark fallend
7.715
Eingeschulte
776
10,1
Leicht fallend
/
k. A.
22
k. A.
Die aufgezeigten zentralen Themenfelder der Allgemeinen Sozialen Dienste zeigen
eine hohe Übereinstimmung zwischen den durch die Klient*innen einerseits
artikulierten Hilfebedarfe und den anderseits durch den Sozialplan identifizierten
gesellschaftlichen Herausforderungen. Das Angebot bietet folglich eine
bedarfsgerechte inhaltliche Ausrichtung.
6
Vgl. Albert Scherr: Soziale Probleme, Soziale Arbeit und menschliche Würde; in: SozialExtra 7/2002
Vgl. Reiners, Andreas: Vorlesung Sozialpolitik SoSe2014, Katholische Hochschule Nordrhein-Westfalen
8
Stadt Aachen (2015): Zweiter Sozialentwicklungsplan Aachen, Demografische, sozio-ökonomische und soziale
Entwicklung und Perspektiven für die Aachener Quartiere, Stadt Aachen, der Oberbürgermeister, Eigenverlag
7
11
Erfolgsquote der Beratungen 2016 in % (n=722)
70,0
Problemlösung
62,0
60,0
Einleitung HzE- Maßnahme
50,0
Vermittlung in andere
Hilfsangebote
Wegzug
40,0
30,0
Tod
19,3
20,0
10,0
Leistungsanbieter
8,4
6,0
1,7
0,8
1,8
Leistungsnehmer
0,0
Abbildung 9: Gründe zur Beendigung der Beratung
Die vorangestellte Grafik stellt die Gründe zur Beendigung einer Beratung dar. Setzt
man voraus, dass die Aspekte „Problemlösung“, „Einleitung HzE-Maßnahme9“ und
„Vermittlung in andere Hilfsangebote“ als erfolgreicher Beratungsabschluss zu
bewerten sind, lässt sich hieraus eine Erfolgsquote von 83 % (n=599) ableiten.
Dieses Ergebnis ist insgesamt als erfolgreich zu bewerten.
9
HzE-Maßnahme = Hilfe zur Erziehung
12
Zukünftige sozialpolitische Handlungsbedarfe und
Herausforderungen
Das Angebot der ASD in der Stadt Aachen ist passgenau und bedarfsorientiert. Die
ASD unterstützen Menschen in unterschiedlichsten Problemlagen individuell und
einzelfallorientiert. Durch ihre Mitwirkung, Beratung und Begleitung von
Stadtteilkonferenzen, örtlichen Arbeitsgemeinschaften und Initiativen fördern sie
ferner wesentlich eine sozialräumliche Entwicklung, die wiederum positiv auf die
gesellschaftlichen Entwicklungen im Quartier ausstrahlt.
Die ASD können als Seismographen der regionalen gesellschaftlichen
Entwicklungen interpretiert werden: So ist z.B. an den Erhebungen abzulesen, dass
viele Alleinerziehende einen Beratungsbedarf haben. Sie sind in besonderem Maße
armutsgefährdet und in der Folge von gesellschaftlicher Exklusion betroffen.
Weiterhin zeigte sich beispielhaft bei der Erhebung der Einkommensarten, dass viele
Ratsuchende von Einkommensarmut betroffen sind. Einkommensarmut wiederum
begründet wesentlich komplexe Problemlagen. In Folge sind die Betroffenen auf
möglichst niedrigschwellige und kostenfreie institutionelle Hilfen angewiesen.
Erfahrungswerte unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Allgemeinen
Sozialen Diensten zeigen weiterhin, dass es eine zunehmende Anzahl von
insbesondere weiblicher Altersarmut gibt, die von den Betroffenen meist über einen
langen Zeitraum verdeckt wird.
Bildungsarmut führt sowohl bei Familien als auch bei alleinstehenden Menschen zu
prekären Lebensverhältnissen. Zugänge zu Bildung und finanzielle Förderungen wie
das Bildungs- und Teilhabepaket sind nicht bekannt oder die Beantragung dieser
Mittel bereitet den Zielgruppen der ASD mehrheitlich Probleme.
Die Überschuldungsquote liegt 2016 in der Stadt Aachen je nach Stadtteil zwischen
6,3 % und signifikant hohen 20,51 % (Bundesdurchschnitt 10,06 %). Der Bedarf an
Unterstützung bei der Entschuldung ist folglich in Aachen nach wie vor hoch.
Weitere aktuelle Themen sind Leistungsberatungen im Kontext der
Pflegeversicherung, die Suche nach bezahlbarem Wohnraum und Fragen rund um
den Themenkomplex Migration und Ausländerrecht.
Zunehmend beobachten unser Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zudem psychische
Probleme und Erkrankungen bei den Ratsuchenden, die zu instabilen
Lebenssituationen führen und die einer Vermittlung in spezialisierte Hilfeformen
bedürfen.
Die ASD stellen für all diese Menschen einen elementaren, sozialräumlich
orientierten und niedrigschwelligen Baustein in ihrer psychosozialen
Grundversorgung in der Stadt Aachen dar.
Die Darstellung aktueller und prognostizierter gesellschaftlicher Entwicklungen und
Herausforderungen veranschaulicht den weiterhin bestehenden Bedarf dieser
Dienstleistungen nachdrücklich.
Für den Bericht
Torsten Nyhsen (SKM Aachen e.V.)
Ursula Braun-Kurzmann (SkF Aachen e.V.)
Armin Carduck (DW Aachen)
Christof Ant (AWO Aachen)
13