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Vorlage-Sammeldokument

Daten

Kommune
Aachen
Dateiname
278127.pdf
Größe
773 kB
Erstellt
21.11.17, 12:00
Aktualisiert
12.03.18, 15:21

Inhalt der Datei

Der Oberbürgermeister Vorlage Federführende Dienststelle: Fachbereich Wohnen, Soziales und Integration Beteiligte Dienststelle/n: Vorlage-Nr: Status: AZ: Datum: Verfasser: FB 56/0116/WP17 öffentlich 21.11.2017 Vorstellung der Arbeit der Allgemeinen Sozialen Dienste (ASD) Beratungsfolge: Datum Gremium 07.12.2017 Ausschuss für Soziales, Integration und Demographie Kenntnisnahme Zuständigkeit Beschlussvorschlag: Der Ausschuss für Soziales, Integration und Demographie nimmt die Ausführungen der Träger des Allmeinen Sozialen Dienstes zur Kenntnis. Prof. Dr. Sicking (Beigeordneter) Vorlage FB 56/0116/WP17 der Stadt Aachen Ausdruck vom: 28.02.2018 Seite: 1/3 Finanzielle Auswirkungen JA NEIN x Investive Ansatz Auswirkungen 20xx Fortgeschriebe- Fortgeschriebe- Ansatz ner Ansatz ner Ansatz 20xx ff. 20xx Gesamt- Gesamtbedarf (alt) 20xx ff. bedarf (neu) Einzahlungen 0 0 0 0 0 0 Auszahlungen 0 0 0 0 0 0 Ergebnis 0 0 0 0 0 0 + Verbesserung / 0 0 Deckung ist gegeben/ keine Deckung ist gegeben/ keine ausreichende Deckung ausreichende Deckung vorhanden vorhanden - Verschlechterung konsumtive Ansatz Auswirkungen 20xx Ertrag Fortgeschriebe- Fortgeschriebe- Ansatz ner Ansatz ner Ansatz 20xx ff. 20xx 20xx ff. Folgekos- Folgekos- ten (alt) ten (neu) 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 Abschreibungen 0 0 0 0 0 0 Ergebnis 0 0 0 0 0 0 Personal-/ Sachaufwand + Verbesserung / - Verschlechterung 0 0 Deckung ist gegeben/ keine Deckung ist gegeben/ keine ausreichende Deckung ausreichende Deckung vorhanden vorhanden Es ergeben sich keine finanziellen Auswirkungen. Vorlage FB 56/0116/WP17 der Stadt Aachen Ausdruck vom: 28.02.2018 Seite: 2/3 Erläuterungen: In der Stadt Aachen halten die Wohlfahrtsverbände Arbeiterwohlfahrt Kreisverband Aachen-Stadt e.V. (AWO), Diakonisches Werk im Kirchenkreis Aachen e.V. (DW), SKM - Katholischer Verein für soziale Dienste in Aachen e.V. und der Sozialdienst katholischer Frauen e.V. (SkF) einen Allgemeinen Sozialen Dienst (ASD) vor. Dieses Angebot ist seit Jahrzehnten ein fester Bestandteil der kommunalen sozialpflegerischen Infrastruktur. Das Angebot basiert auf einer integrierten Leistungsbeschreibung, die in enger Abstimmung mit den Fachbereichen 45 und 56 der Stadt Aachen erstellt wurde. Der Dienst fußt auf einem ganzheitlichen und übergreifenden Verständnis von Beratung für alle Menschen der Stadt Aachen und fokussiert hierbei insbesondere Menschen mit sozialen Schwierigkeiten sowie Menschen, die im Kontext von Familie, Erziehung und Bildung Unterstützung und Rat suchen. Gleichzeitig verknüpft er individuelle Hilfen mit den Aspekten der Sozialraumgestaltung zur nachhaltigen Verbesserung der Lebensräume in den Quartieren. Im Jahr 2017 wurden durch die Stadt Aachen folgende Zuwendungen an die Träger des Allgemeinen Sozialen Dienstes gezahlt: Arbeiterwohlfahrt Kreisverband Aachen-Stadt e.V. (AWO) 127.000,00 Euro Diakonisches Werk im Kirchenkreis Aachen e.V. (DW) 127.000,00 Euro SKM-Katholischer Verein für soziale Dienste in Aachen e.V. 129.700,00 Euro Sozialdienst katholischer Frauen e.V. (SkF) 168.300,00 Euro Die Zuwendungen wurden überwiegend aus Stiftungsmitteln gezahlt. Die Träger der Allgemeinen Dienste stellen ihre Arbeit im Ausschuss vor. Grundlage für die Präsentation ist die statistische Auswertung für das Jahr 2016 (Anlage 1). Anlage: Anlage 1 – Statistische Auswertung 2016 Vorlage FB 56/0116/WP17 der Stadt Aachen Ausdruck vom: 28.02.2018 Seite: 3/3 Allgemeine Sozialdienste (ASD) der Freien Wohlfahrtsverbände in der Stadt Aachen Jahr 2016 1 Inhalt Abbildungsverzeichnis ................................................................................................ 2 Einleitung .................................................................................................................... 3 Strukturqualitative Angaben........................................................................................ 4 Sozialstrukturelle Angaben zur Zielgruppe ................................................................. 6 Ergebnis- und wirkungsorientierte Angaben ............................................................... 8 Zukünftige sozialpolitische Handlungsbedarfe und Herausforderungen ................... 13 Abbildungsverzeichnis Abbildung 1: Wirkungsgebiete auf Grundlage der sozialräumlichen Zuordnung ........ 4 Abbildung 2: Durchschnittliche Verteilung der Arbeitsinhalte je Mitarbeiterin in % ..... 5 Abbildung 3: Beratungen nach Haushaltsformen ....................................................... 6 Abbildung 4: Anzahl Minderjährige / junge Erwachsene in den Fallsystemen ............ 7 Abbildung 5: Einkommensarten bei beendeten Beratungen ....................................... 7 Abbildung 6: Zugang/Vermittlung zur Beratung .......................................................... 8 Abbildung 7: Anzahl aller Beratungen nach Beratungsformen ................................... 9 Abbildung 8: Themenfelder der Allgemeinen Sozialen Dienste ................................ 10 Abbildung 9: Gründe zur Beendigung der Beratung ................................................. 12 2 Einleitung In der Stadt Aachen halten die Wohlfahrtsverbände Arbeiterwohlfahrt Kreisverband Aachen-Stadt e.V. (AWO), Diakonisches Werk im Kirchenkreis Aachen e.V. (DW), SKM - Katholischer Verein für soziale Dienste in Aachen e.V. und der Sozialdienst katholischer Frauen e.V. (SkF) einen Allgemeinen Sozialen Dienst (ASD) vor. Dieses Angebot ist seit Jahrzehnten ein fester Bestandteil der kommunalen sozialpflegerischen Infrastruktur. Das Angebot basiert auf einer integrierten Leistungsbeschreibung, die in enger Abstimmung mit den Fachbereichen 45 und 56 der Stadt Aachen erstellt wurde. Der Dienst fußt auf einem ganzheitlichen und übergreifenden Verständnis von Beratung für alle Menschen der Stadt Aachen und fokussiert hierbei insbesondere Menschen mit sozialen Schwierigkeiten sowie Menschen, die im Kontext von Familie, Erziehung und Bildung Unterstützung und Rat suchen. Gleichzeitig verknüpft er individuelle Hilfen mit den Aspekten der Sozialraumgestaltung zur nachhaltigen Verbesserung der Lebensräume in den Quartieren. Grundsätze und Standards Der ASD ist Ansprechpartner für alle Menschen in der Stadt Aachen mit sozialen Problemen jeglicher Art. Die Beratung/Hilfe erfolgt unbürokratisch und kostenfrei. Bezugspunkt der Hilfen ist die individuelle Situation von Menschen und deren Familien in ihrem Lebensumfeld: Die komplexe Realität der Ratsuchenden ist zu berücksichtigen.1 Die Hilfe setzt an Stärken und Selbsthilfepotentiale der Menschen an und fördert diese mit dem Ziel, dass Ratsuchende zukünftig nachhaltig selbstständig agieren können. Die Hilfe des ASD ist niedrigschwellig erreichbar. Es werden Sprechstunden und Hausbesuche angeboten. Die offenen Sprechstunden finden in den jeweiligen Einrichtungen der Leistungsanbieter und im Sozialraum statt (siehe auch S. 6). Der ASD engagiert sich für die Menschen im Sozialraum. Er wirkt in den wesentlichen sozialräumlichen Gremien, wie z.B. Stadtteil- oder Sozialraumkonferenzen mit. Der ASD ist auf Prävention ausgerichtet, grenzt niemanden aus, setzt sich für Integration ein und fördert soziale Teilhabe. 1 Siehe auch Ausführungen zum systemischen Beratungsansatz auf S. 10 3 Strukturqualitative Angaben Allgemeiner Sozialer Dienst (ASD) Träger AWO AWO/SKM DW SKF SKF/SKM SKM (14) (4) (42) (68) (3) (30) Abbildung 1: Wirkungsgebiete auf Grundlage der sozialräumlichen Zuordnung2 2 Quelle: Stadt Aachen 4 Personalstruktur nach Kostenträgern und Leistungserbringern Sozialamt Jugendamt Summe BU* Wochenstunden* SKM AC 1,5 1,3 2,8 109,2 Diakonie 1,5 1 2,5 97,5 SkF AC 2 1 3,0 117 AWO 1,5 0,5 2,0 78 Summe 6,5 3,8 10,3 401,7 in % 63,1 36,9 *Summe BU = Summe der vorgehaltenen Beschäftigungsumfänge je Freier Verband *Wochenstunden = Summe der wöchentlichen Bruttoarbeitszeit je Freier Verband Verteilung Arbeitsinhalte in % Gremien/ Stadteilarbeit 7% Feb/Mär 2015 Themenspezifische Arbeit 20% Fallarbeit 61% Kurzkontakte 12% Abbildung 2: Durchschnittliche Verteilung der Arbeitsinhalte je Mitarbeiterin in % Erläuterungen zum Kreisdiagramm  Fallarbeit = Kontaktanzahl mit den zu Beratenden: mindestens drei oder mehr pro Jahr Weitere Anmerkung: Die Beratung von Klient*innen erfolgt insgesamt über 16 verschiedene Standorte, die im gesamten Wirkungsgebiet eine gute Erreichbarkeit sicherstellen und strukturell einen optimalen Quartiersbezug gewährleisten; bei Bedarf erfolgen darüber hinaus Beratungen in Form von Hausbesuchen  Kurzkontakte = Zu Beratende in Sprechstundenzeiten inkl. in den Quartierbüros (max. 1 bis 2 Kontakte pro Jahr)  Gremien und Stadtteilarbeit Alle Verbände sind in Stadtteilkonferenzen vertreten, beraten und unterstützen sozialräumliche Arbeitsgemeinschaften und Initiativen und beteiligten sich somit impulsgebend an der sozialstrukturellen Entwicklung der Quartiere (siehe auch Statistikauswertung 2016)  Themenspezifische Inhalte = Fortbildungen, Dienstbesprechungen, Teamsitzungen, Qualitätsmanagement / -zirkel, Supervision etc. 5 Sozialstrukturelle Angaben zur Zielgruppe Die nachfolgende Grafik differenziert, in welchen Haushaltsformen die beratenen Personen leben:     Differenziert man die Gruppe der Alleinerziehenden nicht nach ihrer Anzahl der jeweils im Haushalt lebenden Kinder, stellt sie mit 34 % die größte Gruppe der Hilfesuchenden dar. Diese Zielgruppe charakterisiert sich u.a. durch ihr signifikant hohes Armutsrisiko: Die Armutsgefährdungsquote in NRW liegt durchschnittlich aktuell bei 16,2 %. Demgegenüber sind 42,5 % der Ein-Eltern-Haushalte in NRW armutsgefährdet. Zur Veranschaulichung: Die Armutsschwelle liegt in NRW im Jahre 2016 bei Alleinerziehenden mit zwei Kindern bei einem monatlichen Nettoeinkommen von 1.514 EUR. Differenziert man Paare mit Kindern ebenfalls nicht nach der Anzahl der im Haushalte lebenden Kinder, ist diese Gruppe mit 31,3 % die zweitgrößte. Singlehaushalte stellen mit 29,1 % die drittgrößte Gruppe dar. Die kleinste Gruppe mit 5,3 % sind Menschen, die in Paargemeinschaften leben. Beratungen nach Haushaltsformen in % 2016 (n=928) 35,0 30,0 25,0 29,4 Einzelpersonen EP bis 2 Kinder 22,5 21,7 EP > 2 Kinder 20,0 Paare 15,0 11,5 9,6 10,0 5,3 Paare bis 2 Kinder Paare > 2 Kinder 5,0 0,0 Abbildung 3: Beratungen nach Haushaltsformen Alleinerziehende, Paare mit Kindern und Menschen, die in Singlehaushalten leben, sind zentrale Kundengruppen der Allgemeinen Sozialen Diensten. In ca. 2/3 der Haushalte der rat- und hilfesuchenden Menschen leben Kinder. 6 Die folgende Grafik veranschaulicht, dass der ASD zur Unterstützung und Hilfe von „Fallsystemen“ beiträgt, in denen fast 1.300 Kinder und Jugendliche bzw. junge Erwachsene leben. Anzahl Minderjährige / junge Erwachsene in den Fallsystemen 2016 (n=1.132) 300 250 239 242 208 197 200 150 120 126 100 50 0 0 - 3 Jahre 4 - 6 Jahre 7 - 10 Jahre 11 - 14 Jahre 15 - 18 Jahre über 18 Jahre Abbildung 4: Anzahl Minderjährige / junge Erwachsene in den Fallsystemen Abbildung 5: Einkommensarten bei beendeten Beratungen Abbildung 5 veranschaulicht, mit welchen Anteilen welche Einkommensarten bei den in 2016 insgesamt 722 beendeten Beratungen zu Grunde liegen (Mehrfachnennungen möglich): Mit 58 % beziehen deutlich mehr als die Hälfte aller Klient*innen staatliche Transferleistungen in Form von Grundsicherung, ALG I3, ALG II4 oder ergänzende Leistungen5. Mit 33,5 % ist die Gruppe der ALG II Empfänger*innen hierbei die größte. 3 ALG I wird nach Eintritt in Arbeitslosigkeit bis zu einem Jahr gezahlt, bei älteren Arbeitslosen ggfs. auch bis zu 2 Jahren. 4 ALG II: Grundsicherungsleistungen für Erwerbsfähige und deren Bedarfsgemeinschaften („Hartz IV“) 5 Kinderzuschlag nach § 6a Bundeskindergeldgesetz; Anspruch, wenn Einkommen und das zum Lebensunterhalt verwendbare Vermögen dem ALG II Bedarf für die erwachsene Person der Bedarfsgemeinschaft entspricht, jedoch nicht den Bedarf der ganzen Familie deckt. 7 Die übrigen 42 % der unterstützten Personen geben an, dass sie über Erwerbseinkommen, Renten oder sonstige Einkommensquellen verfügen. Insgesamt zeigt die Erhebung, dass die Zielgruppe wesentlich von Einkommensarmut betroffen ist. Erfahrungsberichte der Mitarbeiter*innen der ASD ergänzen weiterhin, dass die überwiegende Mehrheit der Erwerbseinkommensbezieher*innen und Renter*innen lediglich über sehr geringe Einkommen verfügen. Einkommensarmut wiederum begründet wesentlich komplexe Problemlagen. In Folge sind die Betroffenen auf möglichst niedrigschwellige und kostenfreie institutionelle Hilfen angewiesen. Ergebnis- und wirkungsorientierte Angaben Abbildung 6: Zugang/Vermittlung zur Beratung Die vorangestellte Abbildung zeigt auf, welche Zugangswege die Hilfesuchenden zum Angebot der ASD nutzen: Die größte Gruppe sind mit 57 % Selbstmelder. Die weiteren Zugangswege stellen mit ungefähr gleichen Anteilen die Fachbereiche 56 „Wohnen, Soziales und Integration“ sowie 45 „Kinder, Jugend und Schule“, Bildungseinrichtungen und sonstige Behörden sowie sonstige Zuweiser. Die Auswertung veranschaulicht, dass das Angebot auf Grund der deutlich überwiegenden Anzahl von Selbstmeldern einen hohen Zugang zur Zielgruppe besitzt. Das Angebot bietet mit seiner sozialräumlichen Orientierung in dezentralen Strukturen eine niedrigschwellige und bevölkerungsnahe Ausrichtung. Dies ist vor dem Hintergrund des Phänomens der verdeckten oder auch verschämten Armut umso bedeutender: Verdeckte Armut liegt vor, wenn ein gesetzlicher Anspruch auf Mindestsicherungsleistungen nicht geltend gemacht wird. Die Zahl der Betroffenen ist groß: Laut sozialwissenschaftlicher Studien sind bspw. 68 % der über 65 – jährigen und zwischen 54-63 % der Erwerbstätigen hiervon betroffen. 8 Abbildung 7: Anzahl aller Beratungen nach Beratungsformen Die vorangestellte Auswertung veranschaulicht, dass im Jahre 2016 insgesamt 8.544 Beratungseinheiten durchgeführt wurden. Differenziert wird diese Angabe weiterführend nach den Beratungsformen. Es zeigt sich, dass die Beratungen in den Sozialraumbüros der Träger die meist genutzte Anlaufstelle der Ratsuchenden ist. Gleichfalls zentral ist das Element der telefonischen Beratung. Wenig intensiv genutzt, aber auf Grund von Erfahrungsberichten durch betroffene Klient*innen als sehr hilfreich bewertet, ist die aufsuchende Beratung in Form von Hausbesuchen. Dieses Beratungselement fördert wesentlich den barrierefreien Zugang zur Dienstleistung und wird insbesondere von in ihrer Mobilität eingeschränkten Menschen genutzt. 2.206 Beratungseinheiten stellen einen Kontakt der Sozialarbeiter*innen zu Dritten dar, um die Anliegen der Betroffenen zielgerichtet bearbeiten zu können. Dies veranschaulicht den hohen Grad der notwendigen Vernetzung des Dienstes mit anderen Institutionen und relevanten Akteur*innen innerhalb des Quartiers. . Mit rund 5 % stellt die EDV gestützte Beratung via Email aktuell einen eher geringen Anteil dar. Gleichwohl stellt der gesellschaftliche Trend zur Digitalisierung auch einen potentiellen zukünftigen Sozialraum dar, in dem es gilt, Klient*innen adäquate Angebote zu machen. Erste Impulse hierzu werden in Form von Seminarangeboten insbesondere durch die Spitzenverbände der Träger initiiert. 9 Abbildung 8: Themenfelder der Allgemeinen Sozialen Dienste Die dargestellten Themenfelder der Allgemeinen Sozialen Dienste sind Ergebnis der Bildung von Clustern auf der Grundlage der in den Erhebungen gewonnen Daten. Die Analyse ermittelt sechs zentrale Themenfelder, die nachfolgend nach den jeweils erhobenen Aspekten differenziert dargestellt werden: 1. Familie, Erziehung, Bildung (22,5 %): Beziehungsprobleme; Häusliche Gewalt; allgemeine Probleme des Zusammenlebens; Aufsichtspflichtverletzung; Begleiteter Umgang; Einschränkung, Förderung und Bildung; Erziehungsprobleme; Schulprobleme 2. Sozioökonomische Themen (24,2 %): Wirtschaftliche Probleme; Finanzielle Absicherung; Schulden; Arbeit(-slosigkeit), Wohnen 3. Gesundheit/Krankheit (20,7 %): Alter, Pflegebedürftigkeit; allgemeine gesundheitl. Probleme, psychische Erkrankungen, Schwangerschaft, somatische Erkrankungen, Körperbehinderung, Sucht, Drogen 4. Lebenspraktische Themen (26,2 %): Anträge und Bescheide/Umgang mit Behörden, allgemeine Themen, Haushaltsführung; Hilfe bei Anträgen und Bescheiden, asylspezifische Themen 5. Sonstiges (5,6 %) 6. Kriminalität (0,8 %): Delinquenz, (sex.) Misshandlung In den meisten Situationen ist die Beratung multithematisch orientiert: Die beratenen Personen weisen bspw. neben Unterstützungsbedarfen im Cluster 1 „Familie, Erziehung, Bildung“ auch Hilfebedarfe im Cluster 2 „Sozioökonomische Themen“ auf. Dies entspricht der Grundkonzeption des Angebotes der Allgemeinen Sozialen Dienste als systemische Hilfeleistung: Die systemische Perspektive rückt die dynamische Wechselwirkung zwischen den biologischen und psychischen Eigenschaften einerseits und den sozialen Bedingungen des Lebens andererseits ins Zentrum der Betrachtung, um das Individuum und seine Störungen angemessen verstehen zu können und auf dieser Basis passgenaue Hilfeleistungen anzubieten. Es gibt keine abschließende Definition für den Terminus „Soziales Problem“. Die Bestimmung eines sozialen Problems ist stets Resultat eines sozial- bzw. 10 gesellschaftspolitischen Diskurses. Soziale Probleme sind Zustände, die durch Öffentlichkeit kollektiv als veränderungsbedürftig definiert werden.6 Gleichwohl ist festzustellen, dass gewisse Bevölkerungsgruppen von bestimmten sozialen Problemen und Lebensrisiken überproportional betroffen sind. Hierzu zählen nach Reiners insbesondere Gruppen, die auf Grund ihrer Berufs-, Einkommens-, Bildungs- und / oder Gesundheitssituation über geringe Bewältigungspotentiale verfügen. 7 Der zweite Sozialentwicklungsplan der Stadt Aachen (SEP) wurde im November 20158 veröffentlicht. Die hierin veröffentlichten Sozialdaten der Stadt Aachen veranschaulichen, wie sich zentrale soziale Problemlagen regional darstellen. Problemlage (Jahr) Arbeitslosenquote (2014) SGB II Empfänger*innen (Hartz VI) (2013) Sozialgeldempfänger*innen (Indikator Kinderarmut) (2013) SGB XII Empfänger*innen (Indikator Altersarmut) (2013) Öffentl. geförderte Wohnungen (2013) Bildung: Kinder mit Förderbedarf bei Einschulung (2007 – 2013) Eltern mit geringer Bildung (2007 – 2013) Stichprobe Alle 15 bis 64 jährigen Alle 15 bis 64 jährigen Ausprägung absol. Ausprägung in % v.H. Entwicklungstendenz 11.755 6,6 Leicht steigend 17.915 10,2 Leicht fallend Alle < 15 - jährige 6.522 22,9 Leicht fallend Alle > 64 -jährigen 2.883 6,4 Stark steigend 143.039 9.576 6,7 Stark fallend 7.715 Eingeschulte 776 10,1 Leicht fallend / k. A. 22 k. A. Die aufgezeigten zentralen Themenfelder der Allgemeinen Sozialen Dienste zeigen eine hohe Übereinstimmung zwischen den durch die Klient*innen einerseits artikulierten Hilfebedarfe und den anderseits durch den Sozialplan identifizierten gesellschaftlichen Herausforderungen. Das Angebot bietet folglich eine bedarfsgerechte inhaltliche Ausrichtung. 6 Vgl. Albert Scherr: Soziale Probleme, Soziale Arbeit und menschliche Würde; in: SozialExtra 7/2002 Vgl. Reiners, Andreas: Vorlesung Sozialpolitik SoSe2014, Katholische Hochschule Nordrhein-Westfalen 8 Stadt Aachen (2015): Zweiter Sozialentwicklungsplan Aachen, Demografische, sozio-ökonomische und soziale Entwicklung und Perspektiven für die Aachener Quartiere, Stadt Aachen, der Oberbürgermeister, Eigenverlag 7 11 Erfolgsquote der Beratungen 2016 in % (n=722) 70,0 Problemlösung 62,0 60,0 Einleitung HzE- Maßnahme 50,0 Vermittlung in andere Hilfsangebote Wegzug 40,0 30,0 Tod 19,3 20,0 10,0 Leistungsanbieter 8,4 6,0 1,7 0,8 1,8 Leistungsnehmer 0,0 Abbildung 9: Gründe zur Beendigung der Beratung Die vorangestellte Grafik stellt die Gründe zur Beendigung einer Beratung dar. Setzt man voraus, dass die Aspekte „Problemlösung“, „Einleitung HzE-Maßnahme9“ und „Vermittlung in andere Hilfsangebote“ als erfolgreicher Beratungsabschluss zu bewerten sind, lässt sich hieraus eine Erfolgsquote von 83 % (n=599) ableiten. Dieses Ergebnis ist insgesamt als erfolgreich zu bewerten. 9 HzE-Maßnahme = Hilfe zur Erziehung 12 Zukünftige sozialpolitische Handlungsbedarfe und Herausforderungen Das Angebot der ASD in der Stadt Aachen ist passgenau und bedarfsorientiert. Die ASD unterstützen Menschen in unterschiedlichsten Problemlagen individuell und einzelfallorientiert. Durch ihre Mitwirkung, Beratung und Begleitung von Stadtteilkonferenzen, örtlichen Arbeitsgemeinschaften und Initiativen fördern sie ferner wesentlich eine sozialräumliche Entwicklung, die wiederum positiv auf die gesellschaftlichen Entwicklungen im Quartier ausstrahlt. Die ASD können als Seismographen der regionalen gesellschaftlichen Entwicklungen interpretiert werden: So ist z.B. an den Erhebungen abzulesen, dass viele Alleinerziehende einen Beratungsbedarf haben. Sie sind in besonderem Maße armutsgefährdet und in der Folge von gesellschaftlicher Exklusion betroffen. Weiterhin zeigte sich beispielhaft bei der Erhebung der Einkommensarten, dass viele Ratsuchende von Einkommensarmut betroffen sind. Einkommensarmut wiederum begründet wesentlich komplexe Problemlagen. In Folge sind die Betroffenen auf möglichst niedrigschwellige und kostenfreie institutionelle Hilfen angewiesen. Erfahrungswerte unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Allgemeinen Sozialen Diensten zeigen weiterhin, dass es eine zunehmende Anzahl von insbesondere weiblicher Altersarmut gibt, die von den Betroffenen meist über einen langen Zeitraum verdeckt wird. Bildungsarmut führt sowohl bei Familien als auch bei alleinstehenden Menschen zu prekären Lebensverhältnissen. Zugänge zu Bildung und finanzielle Förderungen wie das Bildungs- und Teilhabepaket sind nicht bekannt oder die Beantragung dieser Mittel bereitet den Zielgruppen der ASD mehrheitlich Probleme. Die Überschuldungsquote liegt 2016 in der Stadt Aachen je nach Stadtteil zwischen 6,3 % und signifikant hohen 20,51 % (Bundesdurchschnitt 10,06 %). Der Bedarf an Unterstützung bei der Entschuldung ist folglich in Aachen nach wie vor hoch. Weitere aktuelle Themen sind Leistungsberatungen im Kontext der Pflegeversicherung, die Suche nach bezahlbarem Wohnraum und Fragen rund um den Themenkomplex Migration und Ausländerrecht. Zunehmend beobachten unser Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zudem psychische Probleme und Erkrankungen bei den Ratsuchenden, die zu instabilen Lebenssituationen führen und die einer Vermittlung in spezialisierte Hilfeformen bedürfen. Die ASD stellen für all diese Menschen einen elementaren, sozialräumlich orientierten und niedrigschwelligen Baustein in ihrer psychosozialen Grundversorgung in der Stadt Aachen dar. Die Darstellung aktueller und prognostizierter gesellschaftlicher Entwicklungen und Herausforderungen veranschaulicht den weiterhin bestehenden Bedarf dieser Dienstleistungen nachdrücklich. Für den Bericht Torsten Nyhsen (SKM Aachen e.V.) Ursula Braun-Kurzmann (SkF Aachen e.V.) Armin Carduck (DW Aachen) Christof Ant (AWO Aachen) 13