Daten
Kommune
Aachen
Dateiname
261821.pdf
Größe
124 kB
Erstellt
14.06.17, 12:00
Aktualisiert
28.06.17, 11:39
Stichworte
Inhalt der Datei
Der Oberbürgermeister
Vorlage
Federführende Dienststelle:
Fachbereich Wirtschaftsförderung / Europäische
Angelegenheiten
Beteiligte Dienststelle/n:
Vorlage-Nr:
Status:
AZ:
Datum:
Verfasser:
FB 02/0098/WP17
öffentlich
14.06.2017
FB 02
Breitband
Beratungsfolge:
Datum
Gremium
28.06.2017
Ausschuss für Arbeit, Wirtschaft und Wissenschaft
Zuständigkeit
Kenntnisnahme
Beschlussvorschlag:
Der Ausschuss für Arbeit, Wirtschaft und Wissenschaft nimmt die Ausführungen und die strategische
Zielsetzung der Verwaltung zur Kenntnis und unterstützt die Bestrebungen des Gigabit Ausbaus bis
2025 / 2030.
Vorlage FB 02/0098/WP17 der Stadt Aachen
Ausdruck vom: 16.06.2017
Seite: 1/6
Breitband
Aachens Stärke als Wissenschafts- und Technologiestandort ist eng mit den Herausforderungen des
digitalen Wandels und seiner Infrastruktur verbunden, seine Vorreiterrolle als Innovationsschmiede
der Region steht jedoch angesichts der Digitalisierung auf dem Prüfstand.
Aktuell hat die Landes- und Bundespolitik als Ziel bis Ende 2018 fast flächendeckend 50Mbit/s als
Versorgung möglich zu machen. Die Entwicklung der Bandbreitenentwicklung als auch die
zunehmende Datenmenge zeigt auf, dass dies nur ein kurzfristige Absicht sein kann. Langfristiges Ziel
muss sein, Gigabit (1000Mbit/s) zur Verfügung zu stellen. Die Bedeutung, die dabei der Erarbeitung
und Umsetzung einer eigenen städtischen sog. ‘Next Generation Access (NGA) –Strategie‘ zukommt,
soll im folgendem Verlauf verdeutlicht werden.
Die RWTH hat ihren Sitz in Aachen und ist die größte Universität für technische Studiengänge
Deutschlands, seit 2007 Exzellenzuniversität, welche insbesondere in den Ingenieurwissenschaften
weltweite Anerkennung genießt. Rund 900 Professoren/innen und 57.000 Studierende, darunter
10.000 Studierende aus 150 Staaten der Welt lehren, forschen und lernen an allen
Aachener
Hochschulen. Mit dem Großprojekt RWTH Aachen Campus entsteht derzeit eine der größten
Forschungslandschaften Europas. Es entwickelt sich eine geradezu modellhafte innovative
Wissensgemeinschaft, die stark mit weltweit führenden Forschungs- und Wirtschaftspartnern vernetzt
sein wird.
Diese geballte Kompetenz an Wissen prägt auch die Aachener Wirtschaft nachhaltig. Nirgendwo in
Deutschland gibt es so viele Ingenieurbüros und Spin-Offs aus Hochschulen wie in Aachen. Mehr als
ein Drittel aller F&E -Unternehmen in den Natur- und Ingenieurwissenschaften, in der Medizin und
Umwelttechnik in Nordrhein-Westfalen befinden sich in Aachen. Auch ist eine zunehmende Anzahl an
jungen Unternehmen und Projekten zu beobachten, die sich Digitalisierungslösungen und
entsprechenden Geschäftsmodellen widmen, und damit von einer leistungsfähigen BreitbandInfrastruktur abhängig sind.
Kurzum, Aachen ist High-Tech-Standort und Drehscheibe für den Austausch von Ideen für Morgen.
Und der RWTH Aachen Campus bietet lokalen Unternehmen in bisher unerreichtem Maße die
Möglichkeit, Forschung und Entwicklung als Partner mit voranzutreiben und zu nutzen. Optimale
Voraussetzungen also, um weiterhin die Wettbewerbsfähigkeit der Stadt und damit der ganzen Region
zu stärken, insofern das Rüstzeug in Form von passender Infrastruktur für Hochschulen,
Ingenieurbüros und IT-Firmen vorhanden ist.
Eine Besonderheit des RWTH Aachen Campus ist, dass Unternehmen und Institute gemeinsam neue
Produkte erforschen und entwickeln, die Umsetzung in eine Produktion jedoch vor Ort am RWTH
Aachen Campus nicht zulässig ist. Deshalb ist es erklärtes Ziel, die Produktion an anderer Stelle
innerhalb der Stadt stattfinden zu lassen. StreetScooter und eGO etwa wurden auf Campus Melaten
entwickelt und werden nun in der Jülicher Straße bzw. im TriwoTechnoPark in Serie produziert. Eine
angestrebte enge Zusammenarbeit zwischen dem Campus und hiesigen Unternehmen bedeutet
gleichzeitig einen zunehmenden Austausch umfassender Dokumente und Informationen, etwa CADZeichnungen oder Multimedia-Anwendungen. Auch sind sie zunehmend auf die Nutzung von Big Data
Vorlage FB 02/0098/WP17 der Stadt Aachen
Ausdruck vom: 16.06.2017
Seite: 2/6
und cloudbasierten Anwendungen über eine schnelle Breitbandanbindung angewiesen.
Für die Wirtschaft Aachens außerordentlich wichtige Spill-Over – Effekte des Campus sind somit
zukünftig nur möglich, wenn sichergestellt ist, dass Forschung und Entwicklung auf der einen Seite
und Serienproduktion auf der anderen infrastrukturell auf Augenhöhe ausgestattet sind. Hierfür ist es
unabdingbar, dass in Aachen flächendeckend, jedoch vorrangig in Gewerbe- und Industriegebiete,
Glasfaseranschlüsse bestehen, wie dies beim RWTH Aachen Campus bereits der Fall ist, und das
möglichst zeitnah.
Auch der kürzlich durch das Land NRW zur Förderung bewilligte DigitalHub Aachen spielt hierbei eine
entscheidende Rolle, die es zu berücksichtigen gilt. Mit Hilfe des DigitalHub Aachen, aber auch des
vom BMBF geförderten Kompetenzzentrums ‘Mittelstand Digital‘ sind in Aachen die entscheidenden
Instrumente zum Gelingen einer Digitalisierung der Wirtschaft gegeben. Ihre Aufgabe ist es, Aachener
Unternehmen für die Digitalisierung zu sensibilisieren, Lösungswege aufzuzeigen und zu begleiten.
Das Nutzen dieser ‘Software‘ ist jedoch ohne entsprechende ‘Hardware‘ nicht möglich. Denn im
Unterschied zu anderen Städten mit DigitalHubs wie Köln oder Düsseldorf befinden sich die digitalen
Unternehmen Aachens nicht in Bürogebäuden in der Innenstadt, sondern finden sich auffallend häufig
in Gewerbegebieten und altindustriellen Gewerbeparks ohne optimale oder gar auf die digitale Zukunft
angepasste Erreichbarkeit. Die Umsetzung von Industrie 4.0 darf nicht an fehlendem Breitbandausbau
scheitern. Insbesondere da es sich der Aachener DigitalHub zum Ziel gesetzt hat, digitale Spin-Offs
aus der lokalen Wirtschaft zu generieren, ist es notwendig, die infrastrukturellen Rahmenbedingungen
in Form von vorhandener Gigabit Technologie bereit zu stellen. Die Beteiligung von über 100 lokalen
Unternehmen an der Finanzierung des Aachener DigitalHub beweist den Willen, aber auch die
Erwartungshaltung der lokalen Wirtschaft, tatsächlich neue digitale Geschäftsmodelle zu entwickeln
und anzuwenden. Dies ist ohne die Umsetzung einer NGA-Strategie schlicht nicht möglich.
Ein letztes wichtiges Argument für die Notwendigkeit einer NGA-Strategie bezieht sich auf eine neben
Wissenschaft und Wirtschaft dritte Nutzergruppe, die sich in Aachen durch spezifische Bedarfe
ausweist. Die Bürger/innen Aachens sind smarten Themen aufgeschlossen und möchten
partizipieren. Zukunftsszenarien, von eHealth (z.B. Telefonnotarzt) bis SmartEmma (Konzept zur
Distribution von verderblichen Lebensmitteln) haben gemeinsam, dass sie auf einer leistungsstarken
digitalen Vernetzung basierten. Um ein ‘Aachen 2025‘ Wirklichkeit werden zu lassen, ist jedoch die
Umsetzung einer flächendeckend optimalen Infrastruktur notwendig. Und dieser Anspruch ist in
Aachen besonders hoch: Von den 57.000 Studierenden in Aachen ist jeder 5. internationaler Herkunft
und ähnlich verhält es sich bei den zahlreichen (Gast-) Wissenschaftlern/innen und Professoren/innen
der Hochschulen. Im internationalen Vergleich schneidet Deutschland (Glasfaseranschlüsse:
Deutschland
1,6%,
Spanien
29,7%)
1und
auch
Aachen
bei
seinen
Informations-
und
Kommunikationsmöglichkeiten besonders bescheiden ab, und den Wahlaachner/innen fällt dieser
Leistungsabfall auf, insbesondere da sie zum Kommunizieren mit Familie und Freunde aus ihrer
Heimat noch einmal höhere Ansprüche an die infrastrukturellen Voraussetzungen stellen.
Dazu kommt noch die steigende Beliebtheit von Home Office und Arbeiten 4.0, welche angesichts
1 OECD. n.d. Anteil von Glasfaseranschlüssen an allen stationären Breitbandanschlüssen in den Ländern der OECD im Juni 2016. Statista. Zugriff am 14. Juni 2017. Verfügbar
unter https://de.statista.com/statistik/daten/studie/415799/umfrage/anteil-von-glasfaseranschluessen-an-allen-breitbandanschluessen-in-oecd-staaten/.
Vorlage FB 02/0098/WP17 der Stadt Aachen
Ausdruck vom: 16.06.2017
Seite: 3/6
ihrer Bedeutung für eine verbesserte Vereinbarkeit von Familie und Beruf ihr Potenzial erst noch
entfalten werden, wie auch Anwendungen im Bereich MOOCs (massive open online courses), Ausund Weiterbildung via Internet, Hochschulvorlesungen als Stream und vieles mehr.
In Zeiten der Digitalisierung werden an Aachen in seiner Vorreiterrolle als Exzellenzstandort für
Forschung und Entwicklung, Wissenschaft und Hochschule Bedarfe formuliert, auch zukünftig
optimale Standortbedingungen für die lokale Wissenschaft, Wirtschaft und Bürgerschaft bereit zu
stellen. Als internationale Stadt möchte Aachen nicht aufgrund limitierter infrastruktureller
Bedingungen an Attraktivität einbüßen, sondern den unterschiedlichen Nutzern optimal ausgebautes
Breitband zur Verfügung stellen, wie es einem internationalen Forschungsstandort entspricht.
Laut Breitband.NRW liegt die Stadt Aachen mit einer 94,7% Breitbandversorgung auf Platz 3 in
Nordrhein Westfalen (>= 50 Mbit/s). Die Anforderungen werden jedoch weiter steigen, der
Datentransport wird sich exponentiell und mit dynamischen Zuwächsen fortentwickeln. Deshalb
kommt es bereits heute darauf an, eine Grundlage für eine richtungsweisende und an den künftigen
Bedarf einer smarten Stadt ausgerichtete Versorgung zu schaffen. Die in 2016 veröffentlichte
‘Gigabitstrategie für NRW‘ setzt hier einen wichtigen Meilenstein zum Ausbau der Netzinfrastruktur,
um das Land langfristig zu einer Gigabit-Gesellschaft zu entwickeln. Dies will die Stadt Aachen
konsequent umsetzen und könnte dabei als entstehende Modellregion im Bereich Glasfaserausbau
eine Blaupause auch für andere Regionen in Nordrhein-Westfalen und darüber hinaus werden.
Dem Fachbereich Wirtschaft, Wissenschaft und Europa wurde die Koordination des Breitbandausbaus
in Aachen übertragen. Hierzu wurden vom FB02 Ende letzten Jahres erfolgreich Fördermittel zur
Finanzierung dieser Aufgabe eingeworben. Neben der Einrichtung einer Breitbandkoordinationsstelle
mit einer Laufzeit von insgesamt drei Jahren, welche seit 01.02.2017 durch Herrn Roman von der
Lohe besetzt ist, konnten zusätzlich 50.000,- € für Planungs- und Beratungsleistungen eingeworben
werden. Ziele dieser Aktivitäten sind u.a. folgende:
-
Aufbau eines GIS (Geo-Informations-System) aller Daten rund um das Thema ‘Breitband‘
-
Abwicklung der Planungs- und Beratungsleistungen (Bestandsaufnahme, Konzept Gigabit
Ausbau etc.)
-
Erstellung einer Breitband- bzw. Gigabitstrategie für die Stadt Aachen
-
Koordinationsfunktion(en) und einheitlicher Ansprechpartner innerhalb der Stadtverwaltung
Der Breitbandkoordinator arbeitet dabei eng mit Herrn André Schnitker (Fachbereich
Verwaltungsleitung) zusammen, der im Thema Breitband als unmittelbarer Ansprechpartner für Bürger
fungiert.
Maßnahmen für den Breitbandausbau bis 2025/30 in Aachen
Konkret stellen sich folgende Aufgaben, die FB02 in Zusammenarbeit mit dem zwischenzeitlichen
ausgewählten Gutachtergespann – Innowise GmbH und Wir Solutions GmbH – angehen wird:
Breitbandkoordination
Vorlage FB 02/0098/WP17 der Stadt Aachen
Ausdruck vom: 16.06.2017
Seite: 4/6
Etablierung einer zentralen Koordinationsstelle und einheitlicher Ansprechpartner
Kommunikation mit und zu Telekommunikationsanbietern ausbauen bzw. vertiefen
Koordination und Beantragung von passenden Fördermaßnahmen
Nutzbarmachung von sog. passiver Infrastruktur
Fachbereichsübergreifende Koordinationsrunde etablieren
Informationsseite auf www.aachen.de/breitband aufbauen mit Inhalten, die für die
Öffentlichkeit von Interesse sind
Bandbreitenziele definieren (aktuell und laufend)
kurzfristig:
Bis 2018 fast flächendeckende Versorgung mit 50MBit/s
mittelfristig:
Symmetrische Bandbreiten mit dem Fokus auf Geschäftskunden,
Schulen, öffentliche Einrichtungen und wissenschaftlichen
Sondergebieten
langfristig:
Bis 2025/30 Bandbreiten die Gigabit auf der dafür geeigneten
zukunftsfähigen Infrastruktur ermöglichen
Strategische Maßnahmen
1.
Ermittlung und Bewertung des aktuellen Versorgungsstatus
Aufbau einer umfassenden Daten- und Informationsgrundlage für die Stadt Aachen
und anschließende Definition des Versorgungsstatus:
Nicht zukunftsfähig versorgte Gebiete (unter 50Mbit/sBedingt zukunftsfähige
versorgte Gebiete (FTTC: heute bis zu 100Mbit/s, letzte Meile Kupfer,
Vectoring)
2.
3.
4.
Vollversorgte Gebiete (heute 100Mbit/s symmetrisch, Glasfaser, Koax
Klassifizierung der Versorgungsgebiete
Identifikation und Abgrenzung von Gebieten und Einzellagen
Schaffung von zusammenhängenden Ausbauclustern
Lückenschluss von Einzellagen
Vorrangig ist der eigenwirtschaftlicher Ausbau von Telekommunikationsanbietern
Nachrangig werden neue Technologien geprüft (z.B. Funktechnologien)
Erstellung von NGA-Ausbauszenarien – mittel- bis langfristig
Zur Umsetzung der mittel- und langfristigen Breitbandziele in Aachen werden
zukunftsfähige technische Lösungsmöglichkeiten unter Betrachtung aller geeigneten
Optionen ermittelt
Implementierung und Leitung einer Arbeitsgruppe bestehend aus Verwaltung und
Politik, Infrastrukturanbietern, Wissenschaft und Unternehmensvertretern zur
Erarbeitung von kurz-, mittel- und langfristigen Zielen inkl. methodisches Vorgehen
und Kostenplan
Erarbeitung eines Umsetzungskonzeptes zum breiten Ausbau der Infrastruktur durch
Vorlage FB 02/0098/WP17 der Stadt Aachen
Ausdruck vom: 16.06.2017
Seite: 5/6
z.B. Koax und Glasfaser (FTTH/B) bis 2025 unter Beteiligung aller relevanten Akteure
5.
Erstellung eines Konzeptes Migration hin zu FTTH/FTTB – ‘Gigabitstadt Aachen –
Gigabitgesellschaft – 2025‘
Konzepterstellung unter Berücksichtigung von Geschäftsmodellen, Kooperationen
zur Umsetzung eines flächendeckendes Gigabit-Netzes
Neben den bereits genannten Punkten wird die Stadt Aachen den eigenwirtschaftlichen Ausbau durch
Telekommunikationsanbieter forcieren und unterstützen. Gleichzeitig soll der Ausbau zur Gigabitstadt
ohne eine Einschränkung der Technologie vorangetrieben werden. Der Einsatz von (Ausbau-)
Fördermitteln soll, soweit möglich, aufgrund der notwendigen Eigenbeteiligung der Stadt Aachen, nur
bei den Ausbaumaßnahmen in Anspruch genommen werden, wo es unbedingt nötig ist, oder eine
100% Förderung in Aussicht gestellt werden kann.
Vorlage FB 02/0098/WP17 der Stadt Aachen
Ausdruck vom: 16.06.2017
Seite: 6/6