Daten
Kommune
Aachen
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253601.pdf
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Erstellt
06.04.17, 12:00
Aktualisiert
10.08.17, 13:30
Stichworte
Inhalt der Datei
Der Oberbürgermeister
Vorlage
Federführende Dienststelle:
Fachbereich Wohnen, Soziales und Integration
Beteiligte Dienststelle/n:
Vorlage-Nr:
Status:
AZ:
Datum:
Verfasser:
FB 56/0053/WP17
öffentlich
06.04.2017
Maßnahmen gegen die zunehmende Zahl obdachloser Menschen
in Aachen
Ratsantrag Fraktion Die Linke Nr. 215/17 vom 13.09.2016
Beratungsfolge:
TOP: 6
Datum
Gremium
Kompetenz
27.04.2017
SGA
Kenntnisnahme
Beschlussvorschlag:
Der Ausschuss für Soziales, Integration und Demographie nimmt die Ausführungen der Verwaltung
zur Kenntnis.
Der Ratsantrag der Fraktion DIE LINKE vom 17.10.2016 gilt als erledigt.
Prof. Dr. Sicking
(Beigeordneter)
Vorlage FB 56/0053/WP17 der Stadt Aachen
Ausdruck vom: 27.06.2017
Seite: 1/6
finanzielle Auswirkungen
Investive
Ansatz
Auswirkungen
20xx
Fortgeschriebe-
Fortgeschriebe-
Ansatz
ner Ansatz
ner Ansatz
20xx ff.
20xx
Gesamt-
Gesamtbedarf (alt)
20xx ff.
bedarf
(neu)
Einzahlungen
0
0
0
0
0
0
Auszahlungen
0
0
0
0
0
0
Ergebnis
0
0
0
0
0
0
+ Verbesserung /
-
0
0
Deckung ist gegeben/ keine
Deckung ist gegeben/ keine
ausreichende Deckung
ausreichende Deckung
vorhanden
vorhanden
Verschlechterun
g
konsumtive
Ansatz
Auswirkungen
20xx
Ertrag
Fortgeschriebe-
Fortgeschriebe-
Ansatz
ner Ansatz
ner Ansatz
20xx ff.
20xx
20xx ff.
Folgekos-
Folgekos-
ten (alt)
ten (neu)
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
Abschreibungen
0
0
0
0
0
0
Ergebnis
0
0
0
0
0
0
Personal-/
Sachaufwand
+ Verbesserung /
Verschlechterun
0
0
Deckung ist gegeben/ keine
Deckung ist gegeben/ keine
ausreichende Deckung
ausreichende Deckung
vorhanden
vorhanden
g
Es ergeben sich keine finanziellen Auswirkungen.
Vorlage FB 56/0053/WP17 der Stadt Aachen
Ausdruck vom: 27.06.2017
Seite: 2/6
Erläuterungen:
Den Auftrag aus dem Ratsantrag aufgreifend, erfolgt im Folgenden zunächst die Einordnung der
landesweit erhobenen Zahlen aus der Wohnungsnotfallstatistik sowie eine Darstellung der Ursachen
von Wohnungslosigkeit. Anschließend wird das Hilfeangebot für wohnungslose Menschen in Aachen
aufgeführt.
Nach der Definition der „Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe“ ist wohnungslos, wer nicht
über einen mietvertraglich abgesicherten Wohnraum verfügt. Die Gruppe der Wohnungslosen ist
statistisch gesehen eine kleine Facette im großen Themenbereich der „Armut in der Stadt“, es handelt
sich auf kommunaler Ebene um kleine Fallzahlen. Dies mindert selbstverständlich nicht die Bedeutung
dieses Themas. Allerdings sind prozentuale Veränderungen in der Betroffenenstatistik besonders bei
kleinen Fallzahlen einzuordnen. Zum Stichtag 30.06.2015 wurden in der gesamten StädteRegion
Aachen 605 Wohnungslose gezählt.
Zudem sollten die Einschränkungen der Aussagekraft von Statistiken berücksichtigt werden.
Statistische Daten liefert zum Beispiel das MAIS (Ministerium für Arbeit, Integration und Soziales des
Landes NRW) mit der Wohnungsnotfallstatistik: Hier werden neben kommunal und ordnungsrechtlich
untergebrachten Wohnungslosen1 bzw. Haushalten auch Personen erfasst, die bei den freien Trägern
der Wohnungslosenhilfe untergebracht sind, oder zumindest den Fachberatungsstellen als
wohnungslos bekannt sind. Dazu ist folgendes festzuhalten:
Wohnungslosigkeit hat sehr unterschiedliche Facetten, weshalb die Gesamtanzahl der
Wohnungslosen als Indikator nicht differenziert genug ist. Die Bandbreite reicht von Personen,
die ihre Wohnung verloren haben und ordnungsrechtlich untergebracht sind, bis zu Personen,
die dauerhaft bei Bekannten und Verwandten unterkommen.
Die Zahlen sind nicht nur abhängig von der Berichterstattung (Registrierungs- und
Meldeverhalten der Einrichtungen, die Wohnungslose betreuen), sondern auch von der
Inanspruchnahme durch die Betroffenen. Werden mehr Personen ambulant versorgt, kann
dies auf mehr Fälle im Wohnungslosenbereich oder auch auf eine erhöhte Nutzung von
Betreuungsangeboten zurückzuführen sein. In der Regel wirken beide Erklärungsfaktoren
gemeinsam. Das Vermeiden der mehrfachen Erfassung von Personen ist zudem nicht
problemlos zu gestalten.
Nach
der
Bundesarbeitsgemeinschaft
Wohnungslosenhilfe
e.V.
liegen
die
Gründe
für
Wohnungslosigkeit vor allem beim Wohnungsmarkt, d.h. beim Wohnungsmangel bzw. der fehlenden
Verfügbarkeit von preiswertem Wohnraum. Wohnungslose Menschen sind aufgrund ihrer finanziellen
Situation bei der Wohnraumversorgung auf Wohnraum im unteren Preissegment sowie im öffentlich
geförderten Wohnungsmarkt angewiesen. Hier ist der Wohnungsmarkt besonders angespannt. Die
Verwaltung setzt in den vergangen Jahren den sog. Quotenbeschluss, wonach bei Bauvorhaben mit
einem vorhabenbezogenen Bebauungsplan, 20% - 40%, i.d.R. 30% der zu schaffenden Wohnungen
1
Kommunal und ordnungsrechtlich untergebrachte Wohnungslose: Erfasst werden wohnungslose Haushalte und Personen, die zum
Stichtag 30. Juni zur Abwendung von Obdachlosigkeit und zur vorübergehenden Unterbringung in (Not-)Unterkünften der öffentlichen
Hand untergebracht sind oder aufgrund des § 19 Ordnungsbehördengesetz (OBG) in eine Normalwohnung eingewiesen worden
sind. Asylsuchende und Personen in Unterkünften für Spätaussiedler werden nicht erfasst.
Vorlage FB 56/0053/WP17 der Stadt Aachen
Ausdruck vom: 27.06.2017
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als öffentlich geförderte Wohnungen realisiert werden, konsequent um. Leider fallen jedoch trotz der
hierdurch gestiegenen Anzahl der Neuschaffung mehr Wohnungen aus der öffentlichen Bindung, so
dass letztendlich das Angebot an Wohnraum in diesem Preissegment weiterhin knapp bleibt. Selbst
öffentlich geförderte Wohnungen liegen mit Ihren Mieten häufig außerhalb der anerkennungsfähigen
Unterkunftskosten für Menschen mit Transferleistungseinkommen, was bei wohnungslosen Menschen
überwiegend der Fall ist. Eine Unterbringung in finanzierbarem ordentlichem Wohnraum ist daher für
wohnungslose Menschen vornehmlich im preiswerten städtischen Hausbesitz möglich. Aufgrund des
Grundsatzbeschlusses des Wohn- und Liegenschaftsausschusses aus Mai 2015 sind 50% der
freiwerdenden Wohnungen aus dem städtischen Hausbesitz für Flüchtlinge zur Verfügung zu stellen.
Durch den Mangel an bezahlbarem Wohnraum verfestigt sich die Wohnungslosigkeit, indem Personen
längerfristig an Unterkünfte gebunden sind und so noch andere soziale Probleme hinzukommen.
Wohnungslose sind in der Regel von mehr als einer Problemlage betroffen. Die häufigsten sind
Arbeitslosigkeit, Schulden, familiäre Schwierigkeiten (Trennung, Scheidung und Tod einer
nahestehenden Person), Straffälligkeit, Sucht, gesundheitliche Probleme und – vor allem bei Frauen –
Gewalterfahrungen. „Gesellschaftliche Ausgrenzung kann dabei mit selbstgewählter Abgrenzung
zusammentreffen und sich wechselseitig verstärken. Dabei ist die Wahrscheinlichkeit wohnungslos zu
werden umso größer, je mehr Problemlagen und Risikofaktoren zusammentreffen“ (Bundeszentrale
für politische Bildung 2013). Betont werden sollte, dass auch psychosoziale Gründe eine Rolle
spielen. Dies trifft auf Personen zu, die nicht mit einem geregelten Leben in der eigenen Wohnung
zurechtkommen.
2015 waren es in NRW insgesamt 20.914 Personen, die von den Kommunen und den Einrichtungen
der Wohnungslosenhilfe (Träger) als wohnungslos gemeldet wurden. Gegenüber 2014 hat sich die
Zahl um 2,4% erhöht. Unter den erwachsenen Wohnungslosen waren Männer mit einem Anteil von
knapp drei Viertel (74,7 %) in der Mehrheit. Am häufigsten sind die Betroffenen den Altersgruppen 5065 (20,1%), 30-40 (19,2%) und 40-50 (18,4%) zuzuordnen. Zumeist sind wohnungslose Personen
alleinstehend.
Zur regionalen Verteilung (NRW): Ergebnisse zur Verbreitung der Wohnungslosigkeit unterhalb der
Landesebene zeigen große Unterschiede zwischen kreisfreien Städten und Kreisen auf (siehe
Tabelle). Wohnungslosigkeit ist in den (Groß-)Städten stärker verbreitet. Dies dürfte damit
zusammenhängen,
dass
in
(Groß-)Städten
ein
größeres
und
vielseitigeres
Angebot
von
Hilfseinrichtungen und Unterkunftsmöglichkeiten vorgehalten wird und dieses Angebot auch Personen
aus dem Umkreis, die von Wohnungslosigkeit betroffen sind, anzieht.
Tab.: Wohnungslose nach Wohnungsnotfallstatistik des MAIS:
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Ausdruck vom: 27.06.2017
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Wohnungslose Personen je
Wohnungslose total
10.000 Einwohner
(Zuwachs/Abnahme zu 2014)
StädteRegion Aachen
11
605 (+11%)
Stadt Köln
45
4.683 (+2,2%)
Stadt Bonn
22
576 (18,6%)
Stadt Münster
27
809 (-9,7%)
Stadt Mönchengladbach
8
211 (+14,1%)
Stadt Mülheim a. d. Ruhr
4
60 (+17,6%)
Kreis Düren
7
194 (+27,6%)
Kreis Heinsberg
5
122 (+41,9%)
Kreis Paderborn
5
162 (-2,4%)
Regierungsbezirk Köln
18
7.989 (+3,5%)
Nordrhein-Westfalen
12
20.914 (+2,4%)
NRW: kreisfreie Städte
18
-
NRW: Kreise
8
-
Stichtag 30.06.2015
Hilfeangebot für wohnungslose Menschen in Aachen
Die Stadt Aachen unterhält fünf Übergangsheime für wohnungslose Menschen, in denen Stand
31.03.2017 insgesamt 395 Menschen ordnungsbehördlich untergebracht sind.
In der überwiegenden Anzahl handelt es sich um klassische Mehrfamilienhäuser, in denen Familien in
abgeschlossenen Wohnungen untergebracht werden. Einzelpersonen werden in Einzel- oder
Mehrbettzimmern untergebracht und nutzen gemeinsam die Küche und das Bad der jeweiligen
Wohnungen. Darüber hinaus gibt es auch Übergangsheime mit Appartements sowie Kleinwohnungen,
in denen Einzelpersonen und Paare untergebracht werden. Acht Familien mit insgesamt 40 Personen
sind in städtischen oder angemieteten Einzelwohnungen untergebracht.
Die Bewohner der Übergangsheime und der zur Verfügung gestellt Einzelwohnungen werden durch
den städtischen Sozialdienst betreut. Ein Sozialarbeiter ist zuständig für 50 Alleinstehende oder 75
Personen, die im Familienverband leben. Ziel ist es, die Bewohner bei der Bewältigung der
bestehenden besonderen sozialen Schwierigkeit zu unterstützen, um zukünftig wieder eine
Normalwohnung beziehen zu können. Ein Objekt mit insgesamt 16 Plätzen für psychisch kranke
Wohnungslose wird im Wege einer Kooperation mit dem Alexianerkrankenhaus betreut. Zwei jeweils
halbtags tätige Sozialarbeiter unterstützen die Menschen intensiv dabei, unter Berücksichtigung ihres
Krankheitsbildes die Wohnungslosigkeit zu überwinden. Vor Ort sind zudem städtische Hausmeister
im Einsatz, die insbesondere für die Ausstattung der Wohnungen, die Einhaltung der Hausordnung
sowie die Sauberkeit der Einrichtung zuständig sind.
Darüber hinaus finanziert die Stadt die Notschlafstelle im Café Plattform. Hierbei handelt es sich um
ein niederschwelliges Übernachtungsangebot für Männer und Frauen. Die Übernachtung ist für die
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Menschen kostenlos. Ihnen wird ein Beratungsangebot zur Vermittlung weitergehenden Hilfen
unterbreitet. Der ebenfalls im Café Plattform angesiedelte Cafébetrieb wird ebenso wie die
Wärmestube der WABe durch jährliche Zuwendungen finanziell unterstützt. In beiden Einrichtungen
besteht die Möglichkeit, zu Duschen, Wäsche zu waschen, eine Postadresse zu unterhalten und
Vieles mehr.
Die dem Caritasverband gewährten Zuschüsse umfassen auch die Aufgabe der Vernetzung der im
Wohnungslosenbereich tätigen Träger und Institutionen. Beteiligt sind Vertreter stationärer und
ambulanter Angebote, das Jobcenter, Vertreter betreuter Wohnformen, Streetworker, Vertreter der
Wärmestuben, die Straffälligenhilfe, die Schervierstube, die Bahnhofsmission, die Suchthilfe. Einmal
monatlich findet im Café Plattform ein Austausch aller Beteiligten statt, in dem Angebote und
Konzepte vorgestellt, aber auch gezielt Hilfeleistungen in Einzelfällen abgesprochen werden. In
diesem Kontext wird auch über Unterstützungsmöglichkeiten für die Menschen gesprochen, die die
bestehenden Unterbringungsmöglichkeiten nicht nutzen möchten.
Die Zahl der seitens der Stadt Aachen in städtischen Übergangsheimen untergebrachten Menschen
ist in den Jahren 2012 (322 Personen) bis 2015 (427 Personen) deutlich gestiegen (Anlage 2) und
stagniert seitdem mit leichten Schwankungen (31.03.2016: 415 Personen, 31.12.2016: 417 Personen)
(Anlage 3). Politik und Verwaltung bemühen sich in den letzten Jahren erfolgreich, Neubauprojekte im
Bereich des öffentlich geförderten Wohnungsbaus zu initiieren. Diese Bemühungen gilt es
fortzusetzen.
Anlagen:
Anlage 1 – Ratsantrag der Fraktion DIE LINKE vom 17.10.2016
Anlage 2 – Fallzahlenentwicklung im Wohnungslosenbereich von 2012 – 2015
Anlage 3 – Fallzahlenentwicklung im Wohnungslosenbereich im Jahr 2016
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Fallzahlenentwicklung im Wohnungslosenbereich von 2012 bis 2015
450
400
350
Personen
300
250
Personen insgesamt
Einzelpersonen
200
150
100
50
0
31.12.2012
31.12.2013
31.12.2014
31.12.2015
Fallzahlenentwicklung im Wohnungslosenbereich im Jahr 2016
500
450
400
350
Personen
300
Personen insgesamt
250
Einzelpersonen
200
150
100
50
0
31.03.2016
30.06.2016
30.09.2016
31.12.2016