Daten
Kommune
Aachen
Dateiname
169222.pdf
Größe
5,2 MB
Erstellt
07.09.16, 12:00
Aktualisiert
02.02.18, 14:42
Stichworte
Inhalt der Datei
Der Oberbürgermeister
Vorlage
Federführende Dienststelle:
Fachbereich Wirtschaftsförderung / Europäische
Angelegenheiten
Beteiligte Dienststelle/n:
Vorlage-Nr:
Status:
AZ:
Datum:
Verfasser:
FB 02/0063/WP17
öffentlich
07.09.2016
FB 02
Sachstandsbericht Entwicklung altes Philips-Gelände
Beratungsfolge:
TOP:__
Datum
Gremium
Kompetenz
21.09.2016
12.01.2017
AAWW
PLA
Kenntnisnahme
Kenntnisnahme
Beschlussvorschlag:
Der Ausschuss für Arbeit, Wirtschaft und Wissenschaft nimmt die Ausführungen zum
Sachstandbericht ‘Entwicklung altes Philips-Gelände‘ zur Kenntnis.
Der Planungsausschuss nimmt die Ausführungen zum Sachstandbericht ‘Entwicklung altes PhilipsGelände‘ zur Kenntnis.
Vorlage FB 02/0063/WP17 der Stadt Aachen
Ausdruck vom: 13.03.2017
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Sachstandsbericht Entwicklung altes Philips-Gelände
(Ratsantrag von CDU und SPD vom 29.04.2016)
1.) Entwicklung Philips / Industriepark
1.1 Historie
Das historisch geprägte Areal blickt auf eine mehr als 150-jährige Standortgeschichte zurück und hat
sich aus einem ehemaligen konzerngebundenen Industriegrundstück zu einem offenen Gewerbepark
mit großem Potenzial entwickelt. Von 1850 bis in die 30er Jahre des 20. Jahrhunderts befand sich auf
dem Gelände sowie dem heutigen Standort der Continental AG das sog. „Aachener Hüttenwerk Rothe
Erde“ seinerzeit eines der größten Stahlwerke Europas. Das Hüttenwerk prägte den Stadtteil über
viele Jahrzehnte, erreichte seine größte Ausdehnung 1912 und wurde 1927 geschlossen. Nach dem
2. Weltkrieg wurde das Grundstück von der Philips GmbH erworben und auf den an Ort und Stelle
einplanierten Abbruchmaterialien des Hüttenwerks errichtet. 1945 begann Philips mit dem Bau der
Glas- und der Lampenfabrik, 1954 wurde mit der Bildröhrenfabrik ein weiterer Betriebszweig errichtet.
Bereits ab 2001 wurde das Gelände als „Philips Industriepark Rothe Erde“ vermarktet, so dass
Ansiedlungen verschiedener Gewerbe- und Industriebetriebe ermöglicht wurden. Die Betriebszweige
Philips Bildröhrenproduktion und Philips Glasfabrik wurden 2004 bzw. 2006 geschlossen. Zu Beginn
des Jahres 2008 wurde das gesamte Werksgelände von Philips an drei in Luxemburg ansässige
Tochtergesellschaften eines englischen Investment-Unternehmens (Patron Capital Limited) veräußert.
Philips blieb zunächst größter Nutzer des Geländes. Mit der strategischen Entscheidung zur Aufgabe
der (Lampen-) Komponentenfertigung begann aber der Rückzug aus dem Industriepark bzw. der
Verkauf einzelner Geschäftsbereiche: Business Center Automotive (BCA), Lumiled Development
Center Aachen (LDCA), Halogenlampenfertigung für den Haushaltsbereich (HLA), PINS, OLED
Research, OLED Fertigung, City Touch.
Nachdem Zusammenschluss von BCA und LDCA zur Lumileds GmbH wurde der 1.200 Mitarbeiter
umfassende und damit größte Bereich ausgegliedert und steht am Standort Rothe Erde zum Kauf. Die
erste Kaufabsicht durch einen chinesischen Investor ist an der Amerikanischen Kartelaufsicht
gescheitert. Bis zum Ende des Jahres 2016 soll jedoch der Kauf durch einen chinesischen
Finanzinvestor gelingen. Die Halogenlampenfertigung für den Consumer mit seinen ca. 250
Mitarbeitern steht unter dem Druck der EU, die diese Lampen aus Energiespargründen verbieten
möchte. Das Verbot sollte bereits 2016 greifen, konnte jedoch bis 2018 verschoben werden. Damit
müssen rund 70 % der Produktionshallen in Europa verkauft werden. Damit hätte das Verbot
nachhaltige Auswirkungen, wenn nicht gleichzeitig zusätzliche Märkte entwickelt werden würden. Die
Sparte PINS, welches kurz für Philips Innovation Services steht, ist der Maschinen- und Anlagenbau
von Philips. Im Wesentlichen werden annähernd bis zu 100 % der Anlagen von Philips selber gebaut
und gewartet. Mit der beschriebenen Ausgliederung zum Verkauf verschiedener Sparten stellt sich
damit die Existenzfrage für diesen rund 80 Mitarbeiter umfassenden Bereich. Zurzeit findet sich diese
Sparte jedoch in einem Diversifikationsprozess bei dem insbesondere andere Kunden, außerhalb von
Philips, gewonnen werden sollen. Anfänglich Stand PINS auch zum Verkauf. Diese Absicht wurde
Anfang 2016 zurückgezogen, die Sparte soll nun bei Philips bleiben.
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Die Verkaufsbemühungen für die 20 Mitarbeiter umfassende Sparte OLED Research sind trotz
Unterstützung der Stadt Aachen gescheitert, die Mitarbeiter konnten jedoch durch unmittelbare
Ansprache von Unternehmen und Institutionen erfolgreich zu anderen Arbeitgebern vermittelt werden.
Die OLED Fertigung wurde an der amerikanische Unternehmen OLED Works verkauft. Von den über
100 Mitarbeitern konnten im Ergebnis 35 bis 40 Mitarbeiter weiterbeschäftigt werden. Die restlichen
Mitarbeiter haben aufgrund ihrer guten Ausbildung schnell einen neuen Arbeitsplatz gefunden.
Während die bereits beschriebenen Sparten der Komponentenfertigung zuzuordnen sind, handelt es
sich bei City Touch um Systemanwendungen (Daten- und Steuerungssysteme) im Bereich
Straßenbeleuchtung. Mit seinen 50 Mitarbeitern begründet City Touch das Geschäftsfeld der Zukunft
für Philips, da sich das Unternehmen vom Komponentenfertiger zum Systemanbieter wandeln
möchte.
Den letzten Besitzerwechsel hat das Areal im Dezember 2012 erfahren, es erfolgte die Übernahme
durch die TRIWO AG; welche das Areal unter dem Namen „Triwo Technopark Aachen“ vermarktet.
1.2 Triwo AG
Die aktuelle Eigentümerin, die Triwo AG, wurde im Jahr 1972 in Trier gegründet und ist bis heute eine
inhabergeführte Familien-Aktiengesellschaft. Zu den Kerngeschäftsfeldern zählen Projektentwicklung
sowie Projekt- und Assetmanagement. Die Triwo AG besitzt derzeit einen eigenen Immobilienbestand
mit über 850.000 m² Mietfläche sowie eigenen Grundbesitz mit rd. 6.500.000 m² Grundstücksfläche.
Auf dieser Fläche sind mehr als 1.300 gewerbliche Unternehmen mit ca. 12.000 Mitarbeitern
beheimatet.
1.3 Mikrolage und Erschließungssituation
Der TRIWO Technopark Aachen befindet sich im gewerblich und industriell geprägten Stadtteil Rothe
Erde und wird durch die Straßen Eisenbahnweg, Madrider Ring, Weißwasserstraße, Hüttenstraße und
Philipsstraße eingegrenzt. Insgesamt umfasst der Technopark rund 320.000 m² mit ca. 130.000 m²
Gebäudenutzfläche sowie ca. 90.000 m² freie Nutzfläche für Neubauvorhaben. Der Park beherbergt
eine Vielzahl an Gewerbe- und Industriebetrieben aus den Bereichen Produktion, Lager, Logistik und
Dienstleistung. Ansässig im Technopark sind sowohl Unternehmen mit langjähriger Tradition sowie
neu angesiedelte Unternehmen am Standort Rothe Erde bzw. Aachen. Zu den ansässigen
Unternehmen zählen u.a. Philips, Lumileds, AixTeMa, Munters etc. (vgl. Abbildung 1)
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Abbildung 1
Obwohl der Technopark von Verkehrsinfrastruktur umgeben ist (vgl. Abbildung 2) und über eine sehr
gute Anbindung an die Autobahn A544 und damit an das Autobahnkreuz sowie die A4 und A44
verfügt, erfolgt die tatsächliche Erschließung des Parks nur über die Philipsstraße. 2010 wurden, im
Rahmen einer Machbarkeitsstudie zur Entwicklung des Industrieparks Rothe Erde, verschiedene
Varianten (z. B. Madrider Ring oder Eisenbahnweg) für eine zweite Erschließungsstraße geprüft, es
wurden jedoch keine Maßnahmen initiiert.
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Abbildung 2
2.) Altlasten und Sanierung
2.1 Altlasten
Erste Boden- und Grundwasseruntersuchungen wurden auf dem Philips-Betriebsgelände Mitte der
80er Jahre durchgeführt. 2001 beauftragte die Philips GmbH ein Sachverständigenbüro mit einer
ersten systematischen und flächendeckenden Altlastenuntersuchung des gesamten Grundstücks. Seit
2006 werden umfangreiche Altlastenuntersuchungen durchgeführt. Durch die Bildröhren- und
Glühlampenproduktion bzw. den Einsatz von Lösungsmitteln kam es in Böden und Grundwasser zu
einer jahrzehntelangen Anreicherung von leichtflüchtigen chlorierten Kohlenwasserstoffen (LCKW).
Hierbei handelt es sich um eine Schadstoffgruppe, der eine Reihe von Einzelsubstanzen zuzurechnen
sind, zum Beispiel Terachlorethen und Trichlorethen. Diese Stoffe werden auf natürlichem Wege
kaum bzw. nur sehr langsam abgebaut, wodurch eine Sanierung erforderlich ist. Jedoch können
Gefährdungen für Anwohner und Personen, die sich auf dem Technopark aufhalten, ausgeschlossen
werden, dies gilt insbesondere für die benachbarte Kindertagesstätte Weißwasserstraße.
2.2 Sanierung, Abbruchmaßnahmen und Revitalisierung
Die Philips Technologie GmbH führt die Untersuchungs- und Sanierungsmaßnahmen als
Sanierungspflichtiger durch.
Grundlage der Sanierungs- und Abbruchmaßnahmen sind die Regelungen des Bodenschutzrechts:
Bundes-Bodenschutzgesetz (BBodSchG) und Bundes-Bodenschutzverordnung (BBodSchV). Ziel ist
die nachhaltige Beseitigung der bestehenden Grundwassergefährdungen durch Austausch der
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belasteten Böden (Dekontamination). Die Sanierungsstrategie sieht eine maximale Dekontamination
der Belastungen durch die LCKW vor. Außerdem soll eine Minimierung der verbleibenden
Restbelastungen erfolgen, sodass zusätzliche Sicherungsmaßnahmen (Versiegelung) weitestgehend
vermieden werden können. Des Weiteren soll ein Austrag von LCKW über die Grenzen des
Technoparks hinaus vermieden werden. Das Areal beherbergt vier Hauptsanierungsbereiche, die sich
auf den Flächen des ehemaligen Abfalllagers, des ehemaligen Chemielagers, der ehemaligen
Glasfabrik und der ehemaligen Bildröhrenproduktion befinden: VH, VG6, VD2 und PN (vgl. Abbildung
3). Insgesamt nehmen die Sanierungsbereiche ca. 20% der Gesamtfläche des Parks ein.
Abbildung 3
Im Bereich VH ist die Dekontamination, außer einer Teilfläche, abgeschlossen. Die Bodensanierung
erfolgte durch Aushub und Großlochbohrungen mit anschließender Verfüllung. Bei der Fläche des
ehemaligen Chemikalienlagers (VD2) ist die Dekontamination ebenfalls bereits abgeschlossen, hier
erfolgten ein Gebäuderückbau, eine Bodensanierung sowie eine Versiegelung. Noch in Umsetzung
sind die Dekontaminationsmaßnahmen für den Bereich VG6. Während der Rückbau der ehemaligen
Glasfabrik bereits 2013/2014 durchgeführt wurde, erfolgte eine Bodensanierung (Großlochbohrungen)
für diesen Bereich erst Anfang 2016. Des Weiteren stehen für einzelne Teilflächen noch weitere
Dekontaminationsmaßnahmen an, beispielsweise im Bereich der Grundwassersanierung, da diese i.
d. R. über mehrere Jahre durchgeführt wird. Insbesondere für den Sanierungsbereich PN
(Glühlampenproduktion) können die vorgesehenen Sanierungsmaßnahmen erst zu einem späteren
Zeitpunkt durchgeführt werden, da der Schadensbereich aktuell nutzungsbedingt nicht zugänglich ist.
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3.) Wandel zum Industriepark und Ausblick
Zur Unterstützung bei der Vermarktung bedeutender Standorte, u.a. Triwo Technopark, wurde der
Fachbereich
Wirtschaftsförderung/
Europäische
Angelegenheiten
2011
durch
Herrn
Oberbürgermeister Philipp federführend mit dem Projekt „Industriepark Rothe Erde“ betraut. Ziel des
Projekts ist die Revitalisierung und Entwicklung des ehemaligen Philips-Geländes hin zu einem
modernen Industrie- & Gewerbepark. Auf Basis dieses Auftrags ist eine enge Kooperation zwischen
Triwo und FB02 bei der Standortentwicklung und Vermarktung entstanden. Der Technopark profitiert
von
den
zahlreichen
Kontakten
der
Wirtschaftsförderung,
die
Stadt
von
dem
Gewerbegrundstückspotenzial.
Die Wirtschaftsförderung unterstützt u.a. regelmäßig Unternehmen bei der Suche nach geeigneten
Grundstücken und Gewerbeimmobilien und schafft so eine Verknüpfung von Anbietern und
Nachfragern bzw. Nachfragern mit hilfreichen Partnern für unterschiedliche Themenbereiche wie z.B.
Forschung und Entwicklung (RWTH, FH und Campuscluster), Branchennetzwerke (CAReV, REGINA,
AKM etc.) und der Arbeitsverwaltung (Agentur für Arbeit, JobCenter). Das Angebot richtet sich
maßgeschneidert auf die Bedürfnisse der Nachfrager und umfasst auch die Beschaffung von
weitreichenden Informationen (z.B. Dienstleistungen des Newcomer Service). Zudem wird eine
strategische Entwicklung von Gewerbeflächen – Aktivierung, Aufwertung und Umnutzung – sowie
Erhebung des privaten und gewerblichen Immobilienbestandes durchgeführt.
Nach Übernahme des Gewerbeparks durch die Triwo AG (2013), wurde gemeinsam mit der neuen
Eigentümerin an der Weiterentwicklung zu einem Industriepark, bestehend aus Unternehmen
unterschiedlicher Branchen, gearbeitet. Freie bzw. frei gewordene Flächen wurden je nach Zustand
umfassend saniert und wieder neu vermietet. Insgesamt konnten für rund 8.500 m² Mietfläche neue
Nutzer aus den Bereichen Dienstleistung, Forschung u. Entwicklung sowie Produktion gewonnen
werden. Im Fokus liegt hierbei auch eine mieterbezogenen Projektentwicklung. Auf dem Gelände der
ehemaligen Glasfabrik ist, so z. B. ein erster Neubau für ein erfolgreiches Startup-Unternehmen aus
dem Medizintechnik-Bereich (Meotec GmbH & Co. KG) entstanden; der Standortwechsel wurde durch
FB 02 ein- und begleitet. Eine Erweiterung des Neubaus ist bereits in Planung. Darüber hinaus stehen
die Triwo AG und FB 02 in diversen weiteren Ansiedlungsgesprächen mit lokalen und überregionalen
Unternehmen. Größter Mieter ist jedoch weiterhin das Unternehmen Philips inklusive dem
Tochterunternehmen Lumileds. Ziel der Triwo AG ist die weitere Entwicklung des Standortes zu einem
Industrial Business Center mit vielfältigen Nutzungsmöglichkeiten. Geboten werden attraktive
Ansiedlungskonditionen und ein dienstleistungsorientiertes Umfeld.
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