Daten
Kommune
Aachen
Dateiname
169320.pdf
Größe
2,0 MB
Erstellt
02.09.16, 12:00
Aktualisiert
06.09.18, 23:11
Stichworte
Inhalt der Datei
Der Oberbürgermeister
Vorlage
Federführende Dienststelle:
Fachbereich Stadtentwicklung und Verkehrsanlagen
Beteiligte Dienststelle/n:
Vorlage-Nr:
Status:
AZ:
Datum:
Verfasser:
FB 61/0546/WP17
öffentlich
02.09.2016
Dez. III / FB 61/500
Soziale Erhaltungssatzung (Milieuschutz) für Gasborn und
Suermondt Viertel - Vorbereitende Untersuchungen
Ratsantrag der Fraktion Die Linke vom 3. März 2015
Beratungsfolge:
TOP:__
Datum
Gremium
Kompetenz
06.10.2016
PLA
Entscheidung
Beschlussvorschlag:
Der Planungsausschuss nimmt den Bericht der Verwaltung zur Kenntnis. Er beschließt, die
Verwaltung nicht mit der Einleitung von vorbereitenden Untersuchungen für eine Milieuschutzsatzung
gemäß § 172 BauGB für das Gebiet Gasborn und Suermondt Viertel zu beauftragen. Der Ratsantrag
gilt damit als behandelt.
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finanzielle Auswirkungen
Investive
Ansatz
Auswirkungen
20xx
Fortgeschriebener Ansatz
Fortgeschriebe-
Ansatz
ner Ansatz
20xx ff.
20xx
Gesamt-
Gesamtbedarf (alt)
20xx ff.
bedarf
(neu)
Einzahlungen
0
0
0
0
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0
Auszahlungen
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0
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Ergebnis
0
0
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+ Verbesserung /
0
0
Deckung ist gegeben/ keine
Deckung ist gegeben/ keine
ausreichende Deckung
ausreichende Deckung
vorhanden
vorhanden
- Verschlechterung
konsumtive
Ansatz
Auswirkungen
20xx
Ertrag
Fortgeschriebener Ansatz
Fortgeschriebe-
Ansatz
ner Ansatz
20xx ff.
20xx
20xx ff.
Folgekos-
Folgekos-
ten (alt)
ten (neu)
0
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0
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Abschreibungen
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0
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0
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0
Ergebnis
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0
0
0
0
0
Personal-/
Sachaufwand
+ Verbesserung /
- Verschlechterung
0
0
Deckung ist gegeben/ keine
Deckung ist gegeben/ keine
ausreichende Deckung
ausreichende Deckung
vorhanden
vorhanden
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Erläuterungen:
Anlass
Die Fraktion Die Linke führt in ihrem Antrag vom 03. März 2015 aus, dass durch den Bau der
Einkaufsmall Aquis Plaza und infolge der Rahmenplanung Gasborn und Suermondt Viertel
Mietsteigerungen und Luxussanierungen zu befürchten seien, die eine Verdrängung der
angestammten Wohnbevölkerung nach sich ziehen. Um die befürchteten Verdrängungsprozesse im
Viertel zu unterbinden, soll das kommunalrechtliche Instrument der Milieuschutzsatzung (soziale
Erhaltungssatzung nach § 172 BauGB) eingesetzt werden. Die Verwaltung soll zunächst damit
beauftragt werden, die notwendigen vorbereitenden Untersuchungen durchzuführen.
Städtebauliche Situation
Gasborn und Suermondt Viertel befinden sich unmittelbar östlich des historischen Stadtkerns Aachens
und werden durch die Peter-, Wilhelm-, Theaterstraße und den Friedrich-Wilhelm-Platz begrenzt. Hier
leben heute auf etwa. 30 ha ca. 5.000 Menschen.
Der Bereich gliedert sich in drei unterschiedliche Teile, den Gasborn, den Einkaufsbereich
Adalbertstraße mit Friedrich- Wilhelm-Platz und das Suermondt Viertel. Die Adalbertstraße bildet
einen Teil der Hauptgeschäftslage Aachens mit hauptsächlich großmaßstäblicher Bebauung. In
diesem Bereich ist auch die neue Einkaufsmall Aquis Plaza angesiedelt. Im überwiegend von
Wohnnutzung dominierten Bereich Gasborn und Suermondt Viertel sind viele gründerzeitliche
Baustrukturen erhalten, die größernteils unter Denkmalschutz stehen und teilweise
sanierungsbedürftig sind. Ein Manko der zentralen Innenstadtlage ist das mangelhafte
Freiraumangebot. Durch die Erweiterung und Aufwertung des „Suermondtparks“ an der Richardstraße
wird sich dies verbessern.
Planungsrechtliche Situation
Gasborn und Suermondt Viertel liegen innerhalb des Geltungsbereiches des förmlich festgelegten
Sanierungsgebietes Innenstadt ( §142 Abs. 4 BauGB, vereinfachtes Sanierungsverfahren). Die Stadt
kann, wenn der Verkauf eines Grundstückes einem klar formulierten städtebaulichen Ziel widerspricht,
das allgemeine Vorkaufsrecht gemäß § 24 BauGB im Sanierungsgebiet ausüben.
Rechtsinstrument „Milieuschutzsatzung“
Nach § 172 Abs. 1 Satz 1 Nr. 2 BauGB kann die Gemeinde durch Satzung Gebiete bezeichnen, in
denen zur Erhaltung der Zusammensetzung der Wohnbevölkerung der Rückbau, die Änderung oder
die Nutzungsänderung baulicher Anlagen der Genehmigung bedürfen (Milieuschutzsatzung).
Voraussetzung zum Erlass einer Milieuschutzsatzung ist, dass die bestehende Zusammensetzung der
Wohnbevölkerung aus besonderen städtebaulichen Gründen zu erhalten ist. Dies wiederum ist zu
bejahen, wenn die sich andeutende Verdrängung der ansässigen und schützenswerten Wohnbevölkerung nachteilige städtebauliche Auswirkungen hat. Schützenswert in diesem Sinne ist jede Art von
Wohnbevölkerung, soweit deren Zusammensetzung aus besonderen städtebaulichen Gründen
erhalten werden soll (vgl. Ernst/Zinkahn/Bielenberg, BauGB Loseblatt-Kommentar Stand 2014, § 172
RdNr. 41 ff. m. w. N.). Die städtebaulich nachteiligen Auswirkungen einer veränderten Zusammensetzung der Wohnbevölkerung müssen im Einzelfall aus den konkreten Verhältnissen und den nach
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der Lebenserfahrung zu befürchtenden Veränderungen abgeleitet werden (Ernst/Zinkahn/Bielenberg,
BauGB, § 172 Rn. 47).
Besondere städtebauliche Gründe liegen z. B. vor, wenn in einem innenstadtnahen Wohngebiet
preisgünstiger Mietwohnungsbestand in Altbauten infolge der erwarteten baulichen oder wohnungseigentumsrechtlichen Entwicklung wegzufallen droht und daraus die Notwendigkeit erwächst, für die
einkommensschwache ansässige Wohnbevölkerung an anderer Stelle im Gemeindegebiet Flächen
für den sozialen Wohnungsbau nicht nur auszuweisen, sondern Sozialwohnungen oder anderen
preisgünstigen Wohnraum auch bereitzustellen, weil von den von den betroffenen Bewohnern nicht
vernünftigerweise erwartet werden kann, außerhalb des Erhaltungsgebiets ihre Wohnbedürfnisse zu
decken (Ernst/Zinkahn/Bielenberg, BauGB, § 172 Rn. 47 m-w-N.)
Ebenso liegen besondere städtebauliche Gründe vor, wenn Einrichtungen der privaten und öffentlichen Infrastruktur im Gebiet auf die Wohnbevölkerung zugeschnitten sind und im Falle der Verdrängung an anderer Stelle nicht ohne weiteres neu geschaffen werden können. Konkret betroffen sein
können öffentliche Einrichtungen wie Kindergärten, Schulen, Einrichtungen der Altenpflege oder
Verkehrsinfrastruktureinrichtungen, aber auch private Nutzungen.
Der Erlass einer Milieuschutzsatzung setzt damit voraus, dass eine sich andeutende Änderung der
Zusammensetzung der Wohnbevölkerung nachteilige städtebauliche Auswirkungen haben wird. Die
Satzung stellt zunächst nur die Schutzwürdigkeit eines Gebietes fest und begründet damit eine
Genehmigungsbedürftigkeit bestimmter Vorhaben. Die Voraussetzungen für die Schutzwürdigkeit
werden im Einzelfall im Rahmen der Entscheidung über den Genehmigungsantrag geprüft.
Der Erlass einer Milieuschutzsatzung bedeutet für die betreffende Gemeinde einen erheblichen
Untersuchungs- und Erhebungsaufwand.
Erfahrungen und Untersuchungsergebnisse
Seit 1992 besteht eine Milieuschutzsatzung für das Gebiet Passstraße/ Dennewartstraße.
Hintergrund für den Erlass der Milieuschutzsatzung Passstraße/ Dennewartstraße waren die damals
anstehenden Großprojekte Carolus-Therme, AGIT und Ludwig-Forum. Seit in Kraft treten dieser
Satzung sind nur wenige Anträge gestellt und geprüft worden, der letzte im Jahr 2013. Kein Verfahren
führte bisher zur Verweigerung der beantragten Maßnahmen. Inwieweit durch die Satzung
Verdrängungsprozesse oder aber auch notwendige Modernisierungen und Instandhaltungen
verhindert wurden, kann aufgrund fehlender Kontrollmechanismen nicht abschließend beurteilt
werden.
Im Rahmen der Aktualisierung des Endberichtes zu Aachen-Strategie-Wohnen vom 25.08.2015
wurde beispielhaft für innerstädtisches Wohnen auch die Noppiusstraße im Suermondtviertel
untersucht. Der Gutachter kommt zu dem Schluss dass der Einsatz von Rechtsinstrumenten hier
unangemessen und wenig ertragreich erscheint.
Untersuchung zur Bevölkerungsentwicklung im Gasborn und Suermondtviertel
Vorab wurden seitens der Verwaltung statistische Daten zur Entwicklung der Wohnbevölkerung im v.
g. Bereich aus den Jahren 2010-2014 ausgewertet (siehe Anhang). Anhand dieser Daten lassen sich
die Befürchtungen der Fraktion Die Linke nicht bestätigen. Zurzeit lassen sich keine Anzeichen für
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Verdrängungspotentiale erkennen. Der Bedarf einer satzungsrechtlichen Regelung wird infolgedessen
nicht gesehen.
Fazit
Die Milieuschutzsatzung als kommunales Rechtsinstrument wird eher schwach eingeschätzt. Auch
Erfahrungen aus anderen Städten belegen, dass Soziale Erhaltungssatzungen (Milieuschutzsatzung)
nicht den beabsichtigten Erfolg bringen. Insbesondere sollte man nicht dem Trugschluss erliegen, die
Satzung wirke wie eine „Mietpreisbremse“; Mieterhöhungen sind durch das Instrument faktisch nicht
zu beeinflussen, da die Mieten an die ortsüblichen Vergleichsmieten gebunden sind.
Aufgrund der Erfahrungen mit der Milieuschutzsatzung für das Gebiet Passstraße/ Dennewartstraße
und der Untersuchungsergebnisse zur Bevölkerungsentwicklung sieht die Verwaltung zurzeit keinen
Handlungsbedarf weitere, kostenintensive Untersuchungen zu beauftragen.
Der Ratsantrag vom 03.03.2015 der Fraktion Die Linke gilt damit als behandelt.
Anlage/n:
- Ratsantrag vom 03.03.2015 der Fraktion Die Linke
- Bevölkerungsentwicklung im Untersuchungsgebiet Gasborn und Suermondt Viertel 2010-2014
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Anlage
Bevölkerungsentwicklung im Untersuchungsgebiet Gasborn und
Suermondt Viertel 2010 – 2014
Abgrenzung Rahmenplangebiet / Untersuchungsraum
Seitens der Verwaltung wurden statistische Daten zur Entwicklung der Wohnbevölkerung aufgrund
der Erkenntnisse aus der Rahmenplanung Gasborn und Suermondt Viertel und vorliegender
statistischer Daten aus den Jahren 2010-2014 im Untersuchungsraum ausgewertet.
Im Gasborn und Suermondt Viertel leben auf etwa 30ha ca. 5.000 Menschen. Damit gehört das
Quartier zu den am dichtesten besiedelten Stadtteilen Aachens und der Innenstadt. Mit 5.006
Bewohnern im Dezember 2014 ist die Bevölkerung im Viertel seit 2010 um über 300 Bewohner
reicher. Das macht einen Bevölkerungsanstieg von 6,4% aus. In der Innenstadt innerhalb des
Alleenringes ist dies der höchste Anstieg der Bevölkerungszahl im Zeitraum 2010-2014.
1
Die Altersgruppe der 18-29 Jährigen ist mit einem Anteil von über 40% im Jahr 2014 (vgl.
Gesamtstadt 2013: 25%) sowie einen Bevölkerungszuwachs von fast 300 Personen seit 2010 die
größte und zudem eine rasant wachsende Gruppe im Viertel. Seit 2010 stieg die Zahl der 18-29
Jährigen im Suermondt Viertel von 1.733 auf 2.031 Bewohner (Steigerung von 17% seit 2010). Der
starke Bevölkerungszuwachs dieser Altersgruppe deutet darauf hin, dass das Suermondt Viertel vor
allem für Studierende ein zunehmend begehrter Wohnort ist. Kinder (0-17 Jahre) und ältere Bewohner
(50 Jahre und älter) sind im gesamtstädtischen Vergleich hingegen unterrepräsentiert. Die im Quartier
ebenfalls größere Gruppe der 30-49 Jährigen ist in den letzten Jahren etwas geschrumpft (-71
Personen zwischen 2010 und 2014).
Geschlechtsverteilung
Der Männeranteil im Gasborn und Suermondt Viertel nimmt wie in der gesamten Innenstadt stetig zu
und liegt 2014 mit 57,1% über dem Wert der Innenstadt (55,9%) sowie deutlich über dem
Gesamtstadtwert von 2013 (51,5%). Die absoluten Zahlen zeigen, dass neben der männlichen auch
die weibliche Bevölkerung im Gasborn und Suermondt Viertel zunimmt. Während die weibliche
Bevölkerung allerdings nur sehr leicht wächst (+36 seit 2010), steigen die absoluten Zahlen der
Männer sehr deutlich (+267 seit 2010). Betrachtet man den steigenden Anteil der Studierenden im
Gasborn und Suermondt Viertel, stellt der wachsende Männeranteil keine Überraschung dar.
Aufgrund des technischen Schwerpunkts der RWTH Aachen, leben wesentlich mehr Studenten als
Studentinnen in Aachen.
2
Im Gasborn und Suermondt Viertel sind im Jahr 2014 75% aller Haushalte Ein-Personen-Haushalte
(Tendenz steigend) (vgl. Gesamtstadt 2013: 56,6%). Der Anteil von Haushalten mit Kindern liegt seit
2011 konstant bei ca. 7%. Im gesamtstädtischen Vergleich leben wenig Kinder im Suermondt Viertel
(Anteil Haushalte mit Kindern in der Gesamtstadt 2013: 14,6%). Allerdings hat das Quartier mit 249
Haushalten mit Kindern die meisten aller Innenstadtviertel (Innenstadtanteil von über 14%). Das
Gasborn und Suermondt Viertel ist somit der beliebteste Ort für Familien mit Kindern in der gesamten
Innenstadt. Seit 2011 hat die Zahl der 0-2 Jährigen von 77 auf 98 zugenommen. Diese Entwicklung
kann vorsichtig dahingehend interpretiert werden, dass das Gasborn und Suermondt Viertel, trotz des
leichten Rückgangs der 30-49 Jährigen sowie des starken Studierendenzuwachs, nach wie vor ein
beliebtes Viertel für Familien ist.
Ausländer
Der Ausländeranteil hat im Gasborn und Suermondt Viertel mit 23,7% im Jahr 2014 den vorerst
höchsten Wert erreicht und liegt zudem deutlich über den Werten der Innen- (18,8%) und
Gesamtstadt (14,7%, Stand: 2013).
Familienstand
Knapp 66% der Bewohner im Gasborn und Suermondt Viertel sind ledig (Tendenz steigend). Der
Anteil der Verheirateten nimmt hingegen ab und liegt 2014 bei knapp 23%, während die Anteile der
Verwitweten (3,6%) sowie Geschiedenen (7,7%) seit Jahren stagnieren. In der gesamten Innenstadt
ist der Anteil der Ledigen mit 68,6% noch größer.
3
Wanderungsbilanz
Betrachtet man das Wanderungsverhältnis der Zu- und Wegzüge zwischen dem Gasborn und
Suermondt Viertel und dem Gebiet außerhalb der Stadt Aachen, ergibt sich für das Viertel eine
positive Wanderungsbilanz (+618) der letzten vier Jahre. Der seit 2010 kontinuierliche
Bevölkerungsanstieg im Gasborn und Suermondt Viertel kommt vor allem durch die in der Abbildung
dargestellten Zuzüge von außerhalb der Stadt Aachen zustande. Dabei handelt es sich aller
Voraussicht nach vor allem um Studenten, die das Viertel aufgrund seiner zentralen Lage und der
bezahlbaren Mieten als Wohngebiet bevorzugen.
Einfluss des Bauprojekts „Aquis Plaza“ auf die Bevölkerungsentwicklung
Der Bau des Aquis Plazas hat im Vorhinein zu einer nicht unerheblichen Wohnraumverdrängung bei den
betroffenen Wohneinheiten rund um das Bauprojekt bis ins Jahr 2015 geführt. Vor allem die
Harscampstraße und die Adalbertstraße waren stark betroffen. Dennoch hat die Einwohnerzahl seit 2010
im Gasborn und Suermondt Viertel stets zugenommen, im Jahr 2014 war der Bevölkerungsanstieg sogar
besonders groß (s. Bevölkerungsentwicklung). Dass es sich bei dieser Entwicklung nicht um einen
Widerspruch handelt, lässt sich durch zwei Faktoren erklären:
Wohnraumverdrängung
vor 2010 statt
Erstens fand
ein Großteil der
(vor allem in der Beeckstraße, Noppiusstraße und am
Adalbertsberg) und zweitens konnte die Entstehung neuen Wohnraums u. a. an der Ecke
Harscampstraße / Siederstraße ab 2013 dem Bevölkerungsrückgang entgegenwirken. Im Jahr 2014 steigt
die Einwohnerzahl rund um das Aquis Plaza sogar zum ersten Mal wieder. Der Bevölkerungszuwachs im
Viertel ist zuletzt deutlich ausgeprägter gewesen, als der im Rahmen der Wohnraumverdrängung
stattgefundene Bevölkerungsrückgang.
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Fazit
Die Sozialdaten zum Gasborn und Suermondt Viertel belegen, dass das Quartier als Wohnort
unterschiedlichste Bevölkerungsgruppen anspricht. Als Innenstadtviertel präsentiert sich das Gasborn
und Suermondt Viertel als interkultureller sowie generationenübergreifender Lebensraum im Zentrum
der Stadt Aachen. Die relativ günstigen Mieten in Verbindung mit der zentralen Lage erzeugen eine
hohe Anziehungskraft bei Studenten. Neben dem rasanten Bevölkerungsanstieg der 18-29 Jährigen,
steigt aber auch – entgegen der Entwicklungen in der gesamten Innenstadt – die Zahl der Über 60
Jährigen leicht an (+50 Bewohner zwischen 2010 und 2014). Gleichzeitig ist das Viertel der
beliebteste Wohnort für Familien mit Kindern in der Innenstadt. Während der Anteil der Haushalte
mit Kindern in der gesamten Innenstadt seit 2011 leicht abnimmt (-0,5%, Anteil 2014: 6,4%), liegt
dieser im Gasborn und Suermondt Viertel seitdem stabil bei ca. 7%. Die Zahl der 0-2 Jährigen stieg
seit 2011 sogar von 77 auf 98 an. Mit 23,7% ist der Ausländeranteil sowohl im gesamtstädtischen
Vergleich (14,7% im Jahr 2013), aber auch gemessen am Innenstadtniveau (18,8%),
überdurchschnittlich hoch. Die relativ hohe Arbeitslosenquote von 7,6% (vgl. Innenstadt:
5,4%/Gesamtstadt: 6,6%) verweist darauf, dass das Gasborn und Suermondt Viertel auch den
einkommensschwachen Haushalten Wohnraum bietet.
Bei durchgeführten Internetrecherchen in 2015 zu verfügbaren Mietwohnungen und Mietpreisen in der
Aachener Innenstadt wird der hohe Bevölkerungsumsatz im Gasborn und Suermondt Viertel ebenfalls
sichtbar. Ein großer Anteil der verfügbaren Mietwohnungen liegt im Quartier. Abgesehen von den
wenigen Neubauten, handelt es sich bei den Wohneinheiten im Gasborn und Suermondt Viertel
überwiegend um Altbauten (teilweise sanierungsbedürftig). Bei den ermittelten Mietpreisen von
teilweise unter 8 Euro pro m2 ist das Gasborn und Suermondt Viertel (noch) ein günstiges Wohnviertel
in der Aachener Innenstadt. Gleichzeitig bietet der Neubau zusätzlichen, attraktiven Wohnraum für
einkommensstärkere Bewohner oder Familien (z.B. der in 2014 entstandene Neubau in der
Siederstraße).
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