Daten
Kommune
Aachen
Dateiname
169240.pdf
Größe
213 kB
Erstellt
07.09.16, 12:00
Aktualisiert
11.12.17, 15:53
Stichworte
Inhalt der Datei
Der Oberbürgermeister
Vorlage
Federführende Dienststelle:
Fachbereich Wirtschaftsförderung / Europäische
Angelegenheiten
Beteiligte Dienststelle/n:
Vorlage-Nr:
Status:
AZ:
Datum:
Verfasser:
FB 02/0065/WP17
öffentlich
07.09.2016
FB 02
'Aachen Digital'
Beratungsfolge:
TOP:__
Datum
Gremium
Kompetenz
21.09.2016
AAWW
Kenntnisnahme
Beschlussvorschlag:
Der Ausschuss für Arbeit, Wirtschaft und Wissenschaft nimmt die Ausführungen zu ‘Aachen Digital‘
zustimmend zur Kenntnis und beauftragt die Verwaltung mit der Initiierung eines Forums bestehend
aus Politik, Wissenschaft, Wirtschaft und Verwaltung zur Diskussion der technologischen und digitalen
Weiterentwicklung von Aachen. Ziel ist eine Bestandsaufnahme der aktuellen Situation und Chancen
sowie die Definition konkreter Handlungsansätze als Beitrag zur Wissenschaftsstadt Aachen.
Prof. Dr. Manfred Sicking
Beigeordneter
Vorlage FB 02/0065/WP17 der Stadt Aachen
Ausdruck vom: 15.09.2016
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‘Aachen Digital‘
Das Thema ‘Digitalisierung‘ forciert den Wandel von Wirtschaft und Gesellschaft. Die Stadt Aachen
geht diesen Wandel aktiv an und beschäftigt sich mit der Digitalisierung in einer großen Bandbreite,
die in dieser Vorlage zusammengefasst ist.
I. Der digitalHUB
Mit dem digitalHUB Aachen, einem regionalen Digitalisierungszentrum, investiert die Aachener
Wirtschaft in die eigene Digitalisierung, fördert Startups und digitale Geschäftsmodelle. In sechs
Wochen hatten Initiatoren und Unterstützer mit einem überzeugenden Konzept in der Aachener
Wirtschaft für das digitalHUB Aachen geworben und reichlich Zuspruch erhalten. Konkrete Zusagen
zur finanziellen Unterstützung des digitalHUB Aachen von rund 100 Unternehmen und Organisationen
waren die Folge. Der Bewerbung beim Land NRW folgte am 07. Juni 2016 die Förderzusage.
Mit dem digitalHUB soll das Thema Digitalisierung aktiv angegangen werden. Die Region Aachen ist
damit eine von fünf Regionen in NRW, die als Leuchttürme für Digitalisierung ausgelobt wurden, die
Kooperationen bei der Zusammenarbeit von digitalen Startups, Mittelstand und Industrie fördern.
Entscheidend ist, dass die Region ein Eigenkapital von 1,5 Millionen Euro aufbringen konnte. Den
Betrieb des Hubs unterstützt das Land NRW durch Aufstockung der Mittel auf insgesamt 3 Millionen
Euro durch Fördermittel.
Das Alleinstellungsmerkmal der Aachener Initiative gegenüber den Mitbewerbern (Düsseldorf, Köln,
Bonn, Essen/Ruhrgebiet, Münster und Paderborn) war dabei die breite Unterstützung aus allen
Bereichen der Wirtschaft mit vielen Startups und Mittelständlern, sowie die Einbindung der kreativen
Energie der Hochschulen mit ihren innovativen Startups durch die Integration von RWTH und FH
Aachen.
In den nächsten Monaten geht es um die Umsetzung des Konzeptes. Der Aachener Hub wird dabei
zur Drehscheibe für sich gegenseitig befruchtende Kooperationen bei der Zusammenarbeit von
Startups, Mittelstand und Industrie. Am 26. Juli 2016 wurde der Verein „digitalHUB Aachen e.V.“
gegründet, dem bereits rund 100 Unternehmen beigetreten sind.
Der digitalHUB Aachen soll zentral in der Wespienstraße in Aachen starten. Dort ist der Bezug von
erweiterten Büroflächen am StartLab der RWTH Aachen geplant. Das StartLab der RWTH Aachen
soll perspektivisch in den digitalHUB Aachen aufgehen, damit ein fokussiertes Zentrum für
Digitalisierung in Aachen entsteht.
II. Veranstaltungsreihe ‘Aachen Digital‘
Der Digitalisierungsprozess betrifft inzwischen nicht nur den Technologiebereich, früher oder später
wird alles und jeder davon betroffen sein, in der Wirtschaft, im Arbeits- und Privatleben.
Mit der Veranstaltungsreihe ‘AachenDigital‘ wird die Möglichkeit gegeben, die sich aus der
Digitalisierung ergebenden Chancen aktiv anzugehen. Der Digitalisierungsprozess soll so mitgestaltet
werden, anstatt nur auf ihn zu reagieren. Die Veranstaltungsreihe ‘Aachen Digital‘ wird – zunächst
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geplant bis Ende 2017 – die vielfältigen Themenbereiche aufgreifen; hier sollen die sich aus der
Digitalisierung ergebenden strategischen Anforderungen aufgezeigt, aber auch die Chancen
beschrieben werden, die aus den Prozessen entstehen können. Denn die Digitalisierung beeinflusst
Wertschöpfungsketten und Geschäftsmodelle in allen Unternehmensformen. Das Bild der klassischen
Betriebe und auch der Behörden sowie die Abläufe innerhalb dieser Organisationsstrukturen werden
sich sukzessive verändern.
Durch das Angebot der Veranstaltungsreihe will die Verwaltung – in Kooperation mit weiteren
Institutionen – den Wandel von Wirtschaft und Gesellschaft intensiv begleiten. Ein Überblick über
sämtliche Veranstaltung der Veranstaltungsreihe ‘Aachen Digital‘ ist ab dem 1.10.2016 über den Link
www.aachen.de/digitalisierung zu erhalten.
III. Digitalisierung im Einzelhandel
Den Auftakt zur Reihe ‘Aachen Digital‘ bildet die Veranstaltung ‘König Kunde goes World Wide Web –
Digitalisierung im Einzelhandel‘. Unter dem Motto ‘Handel im Wandel – Online vs. Stationär?!‘ wird
u.a. die Frage gestellt, ob der Online-Handel zu Lasten des stationären Handels wächst.
Einkaufen im ‘WorldWideWarenhaus‘ gehört in Deutschland inzwischen zum Alltag. Die bequeme
Nutzung von Smartphones und Tablets ersetzt immer häufiger den Weg in klassische
Einzelhandelsstandorte. So wachsen die Umsätze im Online-Handel, ‘offline‘, also im stationären
Handel, bleibt man deutlich hinter diesen Zahlen zurück. Dies hat auch Auswirkungen auf die
Innenstädte. Wächst der Online-Handel tatsächlich auf Kosten des stationären Handels? Und ist das
unumkehrbar? Oder kann und muss der stationäre Handel vom Online-Handel lernen? Es wird
zunehmend darum gehen, Vorteile und Stärken des Einzelhandels vor Ort mit denen des onlinebasierten e-Commerce-shoppings zu verbinden: Multichannel, Omnichannel, Click&Collect sind hier
nur einige Stichworte.
Die Auftaktveranstaltung für den Handel, die angesichts des Projektaufrufs der Landesregierung mit
dem Motto ‘Digitalen und stationären Einzelhandel zusammendenken – Innerstädtische Quartiere und
ländliche Räume brauchen Vielfalt und Versorgungssicherheit‘ eine Initialzündung für ein
gemeinsames Handeln sein könnte, wird zu Themen wie Online-Marketing und e-Commerce
informieren, Denkanstöße zu Verbindungsmöglichkeiten zwischen stationärem und digitalem Handel
geben und Vertreter verschiedener Perspektiven zu Wort kommen lassen.
Impulsvorträgen durch den Leiter der Unternehmenskommunikation von Zalando sowie der
Entwicklerin einer Online-Einkaufsplattform für Aachen wird sich eine Diskussion mit Experten aus
Handel, Marketing und Verwaltung anschließen. Ziel der Veranstaltung ist es erste Ansätze für die
Entwicklung eines übergreifenden Konzeptes zur Verknüpfung des stationären Handels mit dem
Online-Handel festzuhalten und diese gemeinsam mit dem Aachener Einzelhandel
weiterzuentwickeln. Passend hierzu wird ein Vertreter des Projektträgers ETN beim
Forschungszentrum Jülich den vg. Projektaufruf der Landesregierung vorstellen.
IV. Smart City
Mit der Ratsantragsinitiative von den CDU- und SPD-Fraktionen wurde bereits in 2015 das Ziel
formuliert, Aachen nachhaltig als Wissenschaftsstadt bekannt zu machen und die Bezeichnung
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Wissenschaftsstadt mit Leben sowie konkreten Umsetzungsmaßnahmen zu füllen. Zusätzlich
beantragte die Grüne Fraktion ebenfalls in 2015 die Stadt als Reallabor für Forschungs- und
Entwicklungsprojekte anzubieten. In Erweiterung wurde mit Datum vom 11.04.2016 von der Grünen
Fraktion der Antrag gestellt, Eckpunkte für eine Smart-City-Charta zu entwickeln und entsprechende
Projekte in Umsetzung zu bringen. Wie nachfolgend geschildert wird, handelt es sich bei Smart-CityAnsätzen um Themen, die in besonderer Weise geeignet sind, die Wissenschaftsstadt und ihre
technologische Basis greif-, sicht- und erlebbar zu machen.
Einleitung
Smart City ist ein Sammelbegriff für gesamtheitliche Entwicklungskonzepte, die darauf abzielen,
Städte technologisch fortschrittlicher, effizienter, grüner und sozial inklusiver zu gestalten. Da die
Schwerpunkte in den jeweiligen smarten Städten unterschiedlich gewählt werden, ist ein direkter
Vergleich nicht immer möglich. So setzt die eine Smart City im Kern auf technologische Innovationen,
während die nächste den ökologischen Wandel in den Vordergrund stellt. Verbindendes Element ist in
aller Regel jedoch die intelligente Nutzung digitaler Technologien, um eine zukunftsfähige Entwicklung
der jeweiligen Stadt zu ermöglichen.
Was macht eine Stadt zu einer Smart City? Bereits seit einigen Jahren wird der Begriff „Smart City“ in
weltweiten Debatten um die Zukunft eines städtischen Zusammenlebens genutzt und bleibt dabei
ähnlich abstrakt wie das Wort ‘Nachhaltigkeit‘. Visualisierungen der Vision intelligenter Städte zeigen
z.B. Häuser, die das Licht selbst ein und ausschalten, Elektroautos, die dem Fahrer den Weg zum
nächsten freien Parkplatz zeigen, Mülltonnen, die der Stadtreinigung Bescheid geben, wenn sie
geleert werden müssen, Straßenlaternen, die sich dimmen, wenn niemand in der Nähe ist.
Seit 2008 leben weltweit mehr als 50 % der Menschen in Städten. Laut einer Studie des Wold
Urbanization Prospect aus dem Jahr 2014 wird sich dieser Wert bis zum Jahr 2050 auf 65 % erhöhen
– mit
gravierenden
Auswirkungen
auf
Verkehr,
Umwelt,
Lebensräume,
Ressourcen
etc..
Bevölkerungswachstum und Urbanisierung zwingen Entscheidungsträger somit unvermeidlich zu
einem verantwortungsvollen Ressourcenmanagement und zu einem intelligenten Einsatz digitaler
Technologien. Es ist also nicht verwunderlich, wenn Städte (weltweit) smarter werden wollen.
Smart City – weltweit
Mit Blick auf die drängenden Herausforderungen definieren sich mittlerweile zahlreiche Städte als
Smart City und haben entsprechende Handlungskonzepte verabschiedet. So etwa in Songdo
(Südkorea), wo ein sog. Smarter Geschäftsbezirk entsteht. Überall im Bezirk wurden und werden in
Gebäuden und in der Infrastruktur Sensoren verbaut, die Temperatur, Energieverbrauch oder auch
das Verkehrsaufkommen beobachten und regulieren können. Müllfahrzeuge gehören in Songdo
ebenfalls der Vergangenheit an, stattdessen wird der Abfall durch ein Röhrensystem aus den
Gebäuden direkt in eine Sortiereinrichtung gesaugt, wo dieser aufbereitet und zur Energiegewinnung
vorbereitet wird. Selbst die Wasserrohre sind so intelligent, noch nutzbares Wasser zurückzuhalten
und die WCs des Bezirks nicht mit Trinkwasser zu spülen. Smart Cards für Bewohner dienen als
Ausweis, Schlüssel und Zahlungsmittel zugleich. Ähnliches gilt für die Vorzeigestadt ‘Masdar City‘ in
Abu Dhabi und auch die indische Regierung hat entschieden, rund 100 Städte in Smart Cities
umzuwandeln.
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Im alten Hafenviertel von Lyon wird ökologisch produzierter Strom über intelligente Netze (Smart
Grids) zu den Verbrauchern transportiert. Der Strom-, aber auch der Wasserverbrauch werden in der
französischen Stadt wiederum über intelligente Zähler (Smart Meter) erfasst und analysiert. Zu den
Verbrauchern zählt beispielsweise ein Fuhrpark mit Elektrofahrzeugen, der den Bürgern zur
Verfügung steht und smart, d.h. digital genutzt werden kann. Die nordspanische Stadt Santander
nimmt umfänglich EU-Fördermittel in Anspruch und hat damit in ihrem Asphalt, an Straßenlaternen,
auf Bussen und weiteren öffentlichen Fahrzeugen ca. 12.000 Sensoren angebracht, welche u.a.
Verkehrsaufkommen, Feinstaubbelastung und freie Parkplätze registrieren. Darüber wird etwa
automatisch entschieden, ob die Straßenbeleuchtung gedimmt oder die Straßenreinigung zu vollen
Mülleimern geschickt wird. Die Bewohner von Santander können viele dieser Daten medienbruchfrei
über eine App abrufen.
An dieser Stelle könnte noch eine Vielzahl weiterer Beispiele dargestellt werden, was jedoch den
Rahmen sprengen würde.
Smart City – in Deutschland
Auch in Deutschland bezeichnen sich viele Städte als Smart City und haben entsprechende
Maßnahmen in Umsetzung gebracht. Dazu zählen z.B. Köln, Düsseldorf, Dortmund, Mainz, Trier,
Freiburg, Heidelberg, Göttingen und diverse weitere Städte. Während beispielsweise Freiburg den
Schwerpunkt im Unterthema ‘Green City‘ sieht, stellen andere deutsche Smart Cities den
technologischen bzw. digitalen Wandel in den Vordergrund. Zu letzteren gehören Darmstadt und
Karlsruhe. Beide Städte sind mit Aachen vergleichbar, da sie Standorte Technischer Universitäten
sind und eine hohe Zahl an Technologieinstituten bzw. – unternehmen beherbergen.
Darmstadt setzt Schwerpunkte in den Bereichen Smart Mobility, Smart Energy, Smart Living, eHealth
sowie eGovernment und arbeitet hier z.B. mit dem House of IT zusammen. Das House of IT ist ein
wissenschaftsnahes Zentrum, das zur Entwicklung und Stärkung der IKT-Branche im Rhein-MainGebiet beitragen soll. Es wird von Universitäten, Fraunhofer-Instituten, Unternehmen und dem Land
Hessen getragen. Gemeinsam mit dem [ui!] the urban institute hat die Stadt Darmstadt darüber hinaus
eine Open-Data Plattform nebst der WebApp [ui!] TRAFFIC geschaffen, die Echtzeit-Verkehrsdaten
zur Verfügung stellen, damit sie von Bürgern kostenfrei, bzw. von kommerziellen Nutzern gegen
Gebühren genutzt werden können. Das urban institute Darmstadt [ui!] konzentriert sich auf Cloudbasierte Smart-Services, um urbane Daten intelligent und effizient zu nutzen. Sensoren in den
Darmstädter Ampelanlagen und künftig auch in Straßenlaternen sammeln Informationen zur aktuellen
Verkehrslage und später auch dem CO2-Gehalt der Luft, Lärmbelastung, Temperatur u.a. Diese
Echtzeit-Daten könnten z.B. von Anbietern von Fahrassistenzsystemen oder autonomer Mobile
kommerziell genutzt werden. Bürger können sie kostenfrei in einfachen Informationsapps nutzen.
Öffentliche Dienstleistungs-Bereiche stehen die Informationen zur Echtzeit-Routenplanung zur
Verfügung
(z.B. Müllabfuhr, Polizei, Krankenwagen etc.). Natürlich gibt es in Darmstadt weitere
Realisierungsprojekte.
Die sog. ‘Smarter-City Karlsruhe‘ ist eine Initiative der Stadt Karlsruhe und ihren Partnern aus
Forschung und Wirtschaft mit dem Ziel, durch den effizienten Einsatz neuester Technologien die
Lebensqualität für die Menschen und die Innovationsfähigkeit der Unternehmen in der Stadt zu
steigern. Koordiniert wird die Initiative durch die Wirtschaftsförderung Karlsruhe. Themenfelder sind:
Smart Trade, Smart Energy, Smart Mobility, Smart House, Smart Culture und Smart Public Services.
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Karlsruhe selbst beschreibt die Struktur wie folgt: ‘Die Wirtschaftsförderung bietet in der Smarter-CityInitiative die Plattform des Austausches und der Ideenfindung an. In Untergruppen werden die
einzelnen
Themen
und
Konzeptvorschläge
von
Smarter-City-Akteuren
bearbeitet
und
weiterentwickelt. Damit wird mit den Partnern ein Klima für Wachstum, Innovation und internationale
Strahlkraft des Standortes Karlsruhe geschaffen.‘ Regelmäßig treffen sich Vertreter aus Wirtschaft,
Wissenschaft sowie Verwaltung und realisieren gemeinsame Projekte wie ein Mieterserviceportal,
eine Smart-Kita-Anwendung oder etwa einen Cloud-basierten interaktiven Event-Guide mit NotfallFunktionen.
Auch die Berliner Wirtschaftsförderung ‘BERLIN Partner‘ ist im Auftrag des Senats aktiv geworden.
Das Netzwerk Smart City Berlin ist eine von der BERLIN Partner für Wirtschaft und Technologie
GmbH und der Technologiestiftung Berlin initiierte Arbeitsgruppe mit mehr als 100 Unternehmen,
Wissenschafts- und Forschungseinrichtungen aus der Stadt, die Berlin als Smart City voranbringen
wollen und denen es nach eigenem Bekunden eine Herzenssache ist, Berlin unter den führenden
Smart Cities in Europa zu sehen. Das Netzwerk Smart City Berlin engagiert sich dafür, dass Berlin zu
einem Zukunftsort für Bürger, Wirtschaft und Verwaltung wird, die gemeinsam in einer neuen,
intelligenten Stadtkultur/Stadtgesellschaft Berlin national und international zum Innovationsführer
machen. Berlin wird als urbanes Laboratorium, Schaufenster und Referenzstadt für Produkte und
Dienstleistungen der Zukunft verstanden. Mit der im letzten Jahr verabschiedeten Smart-City-Strategie
werden folgende Handlungsfelder adressiert: Smarte Verwaltung und Stadtgesellschaft, Smarte
Wirtschaft, Smarte Infrastruktur, Smartes Wohnen sowie Öffentliche Sicherheit. Alle Mitwirkenden
haben sich in einer ‘Smart-City-Charta‘ zu gemeinsamen Zielsetzungen verpflichtet. Konkret befinden
sich derzeit über 50 Referenzprojekte in Planung oder Umsetzung.
Auch übergeordnet, also nicht nur auf kommunaler Ebene sind Smart City-Entwicklungen von
besonderer Bedeutung. Hervorzuheben sind hier beispielsweise die beiden folgenden, auch einmal
auf
Anglizismen
verzichtenden
Initiativen:
einmal
die
‘Zukunftsstadt-Initiative‘
des
Bundesministeriums für Bildung und Forschung sowie die ‘Morgenstadt-Initiative‘ der FraunhoferGesellschaft.
Smart City – in Aachen
Die von der IHK aufgelegte, den Zeitraum 2010 – 2015 betrachtende Studie zum Thema
Technologieorientierte Unternehmensgründungen belegt, dass der Arbeitsplatzverlust in der Montanund Textilindustrie etwa 17.500 Beschäftigte betraf. Demgegenüber schufen technologieorientierte
Unternehmensgründungen rd. 33.600 neue Arbeitsplätze in der Region Aachen. Eine Mehrzahl dieser
Unternehmensgründungen erfolgte im Bereich der IT-Wirtschaft. Der Wirtschaftsstandort weist
folgerichtig einen um über 70 % stärkeren Besatz an IT-Unternehmen auf als andere Regionen in
NRW. Zusätzlich beschäftigt sich eine hohe Zahl von Instituten und Lehrstühlen an RWTH und FH mit
smarten Themen. Betrachtet man zusätzlich die bislang kontinuierlich steigenden Zahlen der
Studierenden und die der technologieorientierten Neugründungen (fast die Hälfte entstammt der
RWTH, vor zehn Jahren war es ein Viertel!) und prognostiziert eine fortlaufend positive Entwicklung
dieser Trends, so werden in Aachen Smart-City-Themen und -Projekte von kreativen, jungen Köpfen
quasi vor der Haustür entwickelt.
Fraglich ist, ob die Themen und Projekte in ausreichendem Umfang gewissermaßen den Weg durch
die Haustüre in die Stadt Aachen finden oder ob andere Städte hier besser aufgestellt sind.
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Zunächst ist festzustellen, dass auch in Aachen verschiedene Projekte und Maßnahmen umgesetzt
werden, die Smart-City-Ansätze darstellen, ohne immer so genannt zu werden. Zentral ist hier
beispielsweise der in Kürze mit Fördergeldern ausgestattete, von rd. 100 Akteuren getragene „Digitale
Hub“, der sich zum Ziel gesetzt hat, digitale Geschäftsmodelle für verschiedenste Lebensbereiche zu
entwickeln und Startups zu unterstützen. Zu nennen ist auch das geförderte, von WZL und FIR
getragene ‘Kompetenzzentrum Mittelstand 4.0 Rheinland‘, dass technologische, digitale und vor allem
Industrie 4.0-Lösungen in Wirtschaft und Gesellschaft in Gang setzen und verbreiten soll.
Besonders greifbar wird das Thema Smart City im Rahmen der Ende September in Aachen an über
40 Standorten stattfindenden Ausstellung ‘Aachen 2025‘ zum digitalen Wandel präsentiert. An dieser
Initiative des Unternehmensnetzwerkes REGINA und der Werbeagentur TEMA AG sind ebenfalls über
100 Akteure aus Wirtschaft, Wissenschaft und Verwaltung beteiligt. In insgesamt acht Themenparks
wird Digitalisierung erlebbar gemacht und durch Exponate und Vorträge ergänzt. Folgende
Themenparks wurden gebildet: Lernen und Kultur, Wohnen und Energie, Produktion, Kommunikation,
Arbeit, Gesundheit, Mobilität, einkaufen.
Neben diesen drei stark aufgestellten Initiativen könnten verschiedene weitere Projekte benannt
werden, die insbesondere an den beiden Hochschulen entwickelt wurden und realisiert werden. Im
Folgenden wird eine Übersicht über Smart-City-ähnliche Aktivitäten der Stadtverwaltung Aachen ohne
Anspruch auf Vollständigkeit gegeben:
FB 11 / 4 Informations- und Kommunikationsmanagement
•
Open Data Anwendung
•
Bürgervertrag
•
Online-Zugang Mit-AC
•
E-Governement: z.B. online Beantragung von Bewohnerparkausweisen
B 03 Bauverwaltung
•
Smart-City-EU-Antrag (mit verschiedenen Aachener und europäischen Partnern, eingereicht
in 2015, dieser wurde nicht bewilligt)
FB 36 Fachbereich Umwelt
•
Ökoprofit (Hilfe hinsichtlich Einsparmaßnahmen für Betriebe in den Bereichen: Energie, Abfall,
Wasser und Abwasser / Stadt und Städteregion / Unternehmensansprache über FB 02)
•
ACtiv fürs Klima (CO² Reduktion)
•
‘Luftreinhalteplan‘ (Job-Ticket, Förderung des Radverkehrs, Festbrennstoffverordnung für
Kaminöfen, u.a. auch die Errichtung der grünen Umweltzone)
•
FB 61 Fachbereich Stadtentwicklung und Verkehrsanlagen
•
Smart Mobility
o
Lichtsignalsteuerung
o
Vernetzte und digitalisierte Mobilitätsangebote
o
Fahrzeug-Infrastruktur-Kommunikation
o
Wohnen
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•
Verkehrsentwicklungsplanung (inkl. Bürgerbeteiligung)
o
‘Mobilitätsstrategie 2030‘:
Themen: Bus und Bahn, Elektromobilität, Erreichbarkeit, Fußgänger,
Innenstadt, Mobilitätsmanagement
Monitoring, Parken, Radverkehr, Verkehrsfluss, Verkehrssicherheit und
Wirtschaftsverkehr
FB 02 Fachbereich Wirtschaftsförderung/ Europäische Angelegenheiten
•
MobiDig (in Vorbereitung)
o
Mobilisierung und Digitalisierung AC-Nord in den Bereichen, ‘Grünes Quartier‘,
‘Mobilität‘, ‘Produktion und Versorgung‘
•
SmartEmma (genehmigt / Zusammenarbeit u.a. mit der RWTH)
o
übergreifende Kooperation mit Lebensmittelhändler in Smart Cities, mit dem Ziel einer
besseren Versorgung von Älteren, Mobilitätseingeschränkten oder Menschen mit
geringerem Einkommen
•
DigiHub Aachen (genehmigt / Stadt Aachen bzw. FB 02 zählt zu den Initiatoren des Digital
Hubs Aachen und ist Mitglied im gegründeten Verein)
o
Federführende Beteiligung, insbesondere in den Fokusgruppen ‘EGovernment‘ und
‘digitale Strategien‘
•
MIA (Projekt „Made in Aachen“ / genehmigt / in Zusammenarbeit mit der RWTH)
o
•
Identifizierung von Entwicklungspotenzialen Aachens für urbane Produktion
Kovidis Forschungsprojekt (abgelehnt / derzeit wird nach einer anderen Fördermöglichkeit
gesucht)
o
KO-Kreatives Entwickeln und virtuelles Testen von urbanen Dienstleistungen für die
Stadt von Morgen
•
Hotsprings: Sowaparking APP/ ‘Smart@Aachen‘ Challenge in Zusammenarbeit mit der
RWTH
•
Breitbandinfrastrukturausbau (Anträge in diversen Förderkulissen gestellt)
•
Beteiligung bei Aachen 2025
•
Veranstaltungsreihe 2016 / 2017 unter dem Motto „Aachen Digital“ mit verschiedenen
Veranstaltungen
•
Antragsbeteiligung bei dem Projekt ‘Smart (Home) Systems‘, u.a. mit der Fragestellung ‘Wie
tragen Smart(Home) Systeme zur Entwicklung von Smart Cities bei?‘ (mündliche
Förderzusage)
•
E-Government: Gewerbeflächenanfrage online
Fazit
In Aachen existieren durchaus unterschiedliche Ansätze, die unter dem Begriff „Smart City“
subsummiert werden könnten. Im Abgleich zu den oben genannten anderen Städten werden diese
Ansätze, Initiativen oder auch Projekte aber weniger systematisiert angegangen. In der Regel werden
diese eher individuell vom jeweiligen Federführer auf den Weg gebracht. Punktuell, da wo erforderlich
oder sinnhaft, erfolgt dann eine Kooperation. Nicht immer ist eine Fortentwicklung der Stadt Aachen
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im Fokus, bisweilen ist dies eher ein zufälliger Nebeneffekt. Außerdem fehlt oftmals die Verknüpfung
zum Stadtgebiet, zur lokalen Wirtschaft oder auch zu den Bewohnern, so dass daraus kein konkreter
Nutzen für die Weiterentwicklung von Aachen gezogen werden kann. Vielfach profitieren eher andere
Städte und Regionen von dem Know How.
Hinsichtlich der Abstimmung der relevanten Akteure besteht insofern Optimierungspotenzial. Eine
verstärkte
Abstimmung
untereinander
könnte
zur
gegenseitigen
Stärkung
durch
Informationsaustausch und Arbeitsteilung beitragen. Konkurrenzen wären einfacher zu vermeiden.
Eine systematisierte und zielgerichtete Herangehensweise gepaart mit einem starken gemeinsamen
Auftritt der relevanten Akteure vereinfacht erfahrungsgemäß zudem die erforderliche Mittelakquise.
Auch der Diskurs über die technologische, digitale, smarte, effiziente oder auch anders zu nennende
Entwicklung der Stadt findet in Aachen tendenziell eher in Sparten, weniger übergreifend statt.
Gleichwohl besteht eine hohe Bereitschaft in Wirtschaft und Wissenschaft, in den Austausch zu treten,
den Schulterschluss mit Politik und Verwaltung zu suchen und Aachen technologisch voranzubringen.
Mit Blick etwa auf die gewaltigen digitalen Herausforderungen und Chancen ist daher zu empfehlen,
den Beispielen anderer Städte wie Karlsruhe, Darmstadt oder Berlin zu folgen, und die Abstimmung
mit relevanten Akteuren zu beginnen, wie Aachen sich konkret im technologischen, im smarten
Bereich weiterentwickeln kann. Nach einer Bestandsaufnahme zur Ist-Situation und einer Definition
des wünschenswerten Soll-Zustandes könnten ebenfalls konkrete Projekte und Maßnahmen
verabredet und realisiert werden.
Damit würde Wissenschaft unmittelbar im Stadtbild erlebbar und Aachen erst recht zur
Wissenschaftsstadt ausgebaut. Forschung und realer Lebensraum würden eine Symbiose eingehen
können, um Antworten auf die Fragen unserer Zeit vor Ort zu geben.
Am Ende könnte wie im Antrag der Grünen Fraktion gewünscht, eine Charta der relevanten Akteure
stehen, deren Eckpunkte in der nachfolgenden Grafik veranschaulicht werden. Schnelle Quick WinVorhaben finden sich bereits in der Auflistung der städtischen Ansätze und Projekte.
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Visualisierte Darstellung ‘Smart City Charta‘ Aachen
Quelle: eigene Darstellung FB 02 nach B.A.U.M. e-V. & Accenture GmbH 2013
6. Voraussetzungen
Die Entwicklung hin zu einer Smart City oder Zukunftsstadt ist in besonderer Weise abhängig von der
Akzeptanz in der Bevölkerung. Eine Überforderung mit technologischen oder auch digitalen Ansätzen
muss vermieden werden.
Damit einher geht das Erfordernis, die Anforderungen zur Datensicherheit zu definieren, zu
berücksichtigen und umzusetzen, gerade wenn es um digitale Vernetzung geht.
Technische Voraussetzung ist eine solide Breitband-Infrastruktur. Dies ist die Basis einer jeden Smart
City.
Glasfaserhausanschlüsse
gelten
dabei
zu
Recht
als
Inbegriff
einer
nachhaltigen
Telekommunikationsinfrastruktur. Der FB 02 hat in diesem Kontext derzeit zwei Förderanträge auf den
Weg gebracht. (1. Landesförderrichtlinie der sog. ‘Enabling Maßnahmen‘, 150.000 € über drei Jahre
zum Einsatz von Breitbandkoordinatoren und Erstellung von sog. NGA Entwicklungskonzepten / 2.)
Richtlinie ‘Förderung zur Unterstützung des Breitbandausbaus in der Bundesrepublik‘).
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