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Vorlage-Sammeldokument

Daten

Kommune
Aachen
Dateiname
154230.pdf
Größe
4,8 MB
Erstellt
17.11.15, 12:00
Aktualisiert
06.09.18, 22:38

Inhalt der Datei

Der Oberbürgermeister Vorlage Federführende Dienststelle: Fachbereich Soziales und Integration Beteiligte Dienststelle/n: Fachbereich Immobilienmanagement Fachbereich Stadtentwicklung und Verkehrsanlagen Vorlage-Nr: Status: AZ: Datum: Verfasser: FB 50/0109/WP17 öffentlich 17.11.2015 Vorstellung des 2. Sozialentwicklungsplanes Beratungsfolge: TOP: Datum Gremium Kompetenz 08.12.2015 10.12.2015 10.12.2015 WLA PLA SGA Kenntnisnahme Kenntnisnahme Kenntnisnahme Beschlussvorschlag: Der Wohnungs- und Liegenschaftsausschuss nimmt die Ausführungen der Verwaltung zur Kenntnis. Der Planungsausschuss nimmt die Ausführungen der Verwaltung zur Kenntnis. Der Ausschuss für Soziales, Integration und Demographie nimmt die Ausführungen der Verwaltung zur Kenntnis. Vorlage FB 50/0109/WP17 der Stadt Aachen Ausdruck vom: 16.12.2015 Seite: 1/2 Erläuterungen: Im Jahre 2009 hatte die Stadt Aachen ihren ersten Sozialentwicklungsplan herausgegeben. Auf der Datengrundlage 2007 wurden damals zum ersten Mal wesentliche Aspekte der sozialen Wirklichkeit kleinräumig abgebildet. Er war dementsprechend zunächst eine Bestandsaufnahme auf der Ebene von 52 Lebensräumen. Inzwischen ist die dazu gehörende Datenbank dreimal fortgeschrieben worden, so dass nun Zahlen und Karten für die Jahre 2007, 2009, 2011 und 2013 zur Verfügung stehen. So lässt sich in diesem zweiten Sozialentwicklungsplan nicht nur der jeweils neue Status Quo beschreiben, sondern auch die Entwicklungen zwischen den Erhebungsjahren, nunmehr auf der Basis von 60 Lebensräumen, darstellen. Neu ist weiterhin, dass sich der zweite Sozialentwicklungsplan in seinen Analysen und Aussagen neben einer gesamtstädtischen Betrachtung - vor allem auf diejenigen Lebensräume konzentriert, die in der Gesamtbetrachtung als Lebensräume mit besonderen Herausforderungen klassifiziert worden sind. Dabei werden nicht nur die Daten der verschiedenen städtischen und externen Institutionen analysiert. Vielmehr werden auch die bisherigen Aktivitäten und die Ausstattung mit sozialer und gewerblicher Infrastruktur vor Ort dargestellt. Zudem kommt – ganz im Sinne einer “Planung von unten“ - der Einschätzung der Lage durch die Stadtteilkonferenzen, das sind Zusammenschlüsse Professioneller und ehrenamtlich engagierter Personen im Quartier, sowie deren Ideen und Wünsche zur weiteren Stadtteilentwicklung eine große Bedeutung zu. Bei der Erstellung des Planes ist es wiederum gelungen, das Fachwissen und die Erfahrungen nicht nur der Fachbereiche des Sozialdezernats, sondern aller Dezernate, die soziale Fragestellungen direkt oder indirekt tangieren, zusammenzuführen. Darüber hinaus wurden die Arbeitsgemeinschaft der Verbände der Freien Wohlfahrtspflege, das Gesundheitsamt und das Jobcenter der StädteRegion Aachen sowie das Polizeipräsidium von Anfang an mit eingebunden. Bereits der erste Sozialentwicklungsplan hatte sich als eine gute Grundlage für differenzierte Entscheidungen in Politik und Verwaltung in unterschiedlichen Teilbereichen des Gemeinwesens herausgestellt. Dieser Funktion soll auch der zweite Sozialentwicklungsplan gerecht werden und Perspektiven für die weitere Entwicklung aufzeigen. Prof. Dr. Köster stellt den 2. Sozialentwicklungsplan vor. Die Druckfassung des 2. Sozialentwicklungsplanes wird nachgereicht. Anlage: 2. Sozialentwicklungsplan Vorlage FB 50/0109/WP17 der Stadt Aachen Ausdruck vom: 16.12.2015 Seite: 2/2 Zweiter Sozialentwicklungsplan Aachen Demografische, sozio-ökonomische und soziale Entwicklung und Perspektiven für die Aachener Quartiere www.aachen.de/sozialentwicklungsplan Zweiter Sozialentwicklungsplan Aachen Demografische, sozio-ökonomische und soziale Entwicklung und Perspektiven für die Aachener Quartiere Aachen, 2015 Impressum Stadt Aachen Der Oberbürgermeister Verantwortlich Heinrich Emonts, Fachbereichsleiter Soziales und Integration Wissenschaftliche Beratung in Fragen der Sozialberichterstattung und Sozialstatistik Dr. Marius Otto Norbert Wilden (M.A.) Autor Dr. Gerrit Köster Fachbereich Soziales und Integration – Sozialplanung Aachen, November 2015 Mitwirkung Fachbereiche der Stadt Aachen: Statistik und Wahlen (FB 02) Wirtschaftsförderung/Europäische Angelegenheiten (FB 02) Kinder, Jugend und Schule (FB 45) Soziales und Integration (FB 50) Sport (FB 52) Stadtentwicklung und Verkehrsanlagen (FB 61) Wohnen (FB 64) Stadt Aachen Fachbereich Soziales und Integration – Sozialplanung Postfach 1210 52058 Aachen Einrichtungen der StädteRegion Aachen: Gesundheitsamt (A 53) Jobcenter Arbeitsgemeinschaft der Verbände der Freien Wohlfahrtspflege Polizeipräsidium Aachen Nachfragen sind zu richten an: e-mail: sozialentwicklungsplan@mail.aachen.de Vorwort Liebe Aachenerinnen, liebe Aachener mit dem hier vorliegenden zweiten Sozialentwicklungsplan setzt die Stadt Aachen ihr Anliegen fort, eine differenzierte Grundlage zu schaffen, auf der die sozialen Gegebenheiten in der Stadt beschrieben und Anregungen für die weitere Entwicklung abgeleitet werden können. Im Jahre 2009 hatte die Stadt Aachen ihren ersten Sozialentwicklungsplan herausgegeben. Auf der Datengrundlage 2007 wurden damals zum ersten Mal wesentliche Aspekte der sozialen Wirklichkeit kleinräumig abgebildet. Er war dementsprechend zunächst eine Bestandsaufnahme auf der Ebene von 52 Lebensräumen. Inzwischen ist die dazu gehörende Datenbank dreimal fortgeschrieben worden, so dass nun Zahlen und Karten für die Jahre 2007, 2009, 2011 und 2013 zur Verfügung stehen. So lässt sich in diesem zweiten Sozialentwicklungsplan nicht nur der jeweils neue Status Quo beschreiben, sondern auch die Entwicklungen zwischen den Erhebungsjahren, nunmehr auf der Basis von 60 Lebensräumen, darstellen. Neu ist weiterhin, dass sich der zweite Sozialentwicklungsplan in seinen Analysen und Aussagen – neben einer gesamtstädtischen Betrachtung – vor allem auf diejenigen Lebensräume konzentriert, die in der Gesamtbetrachtung als Lebensräume mit besonderen Herausforderungen klassifiziert worden sind. Dabei werden nicht nur die Daten der verschiedenen städtischen und externen Institutionen analysiert. Vielmehr werden auch die bisherigen Aktivitäten und die Ausstattung mit sozialer und gewerblicher Infrastruktur vor Ort dargestellt. Zudem kommt – ganz im Sinne einer „Planung von unten“ – der Einschätzung der Lage durch die Stadtteilkonferenzen, das sind Zusammenschlüsse Professioneller und ehrenamtlich engagierter Personen im Quartier, sowie deren Ideen und Wünsche zur weiteren Stadtteilentwicklung eine große Bedeutung zu. Bei der Erstellung des Planes ist es wiederum gelungen, das Fachwissen und die Erfahrungen nicht nur der Fachbereiche des Sozialdezernats, sondern aller Dezernate, die soziale Fragestellungen direkt oder indirekt tangieren, zusammenzuführen. Darüber hinaus wurden die Arbeitsgemeinschaft der Verbände der Freien Wohlfahrtspflege, das Gesundheitsamt und das Jobcenter der StädteRegion Aachen sowie das Polizeipräsidium von Anfang an mit eingebunden. Bereits der erste Sozialentwicklungsplan hatte sich als eine gute Grundlage für differenzierte Entscheidungen in Politik und Verwaltung in unterschiedlichen Teilbereichen des Gemeinwesens herausgestellt. Dieser Funktion soll auch der zweite Sozialentwicklungsplan gerecht werden und Perspektiven für die weitere Entwicklung aufzeigen. Allen an der Erstellung des Planes Beteiligten gilt mein Dank für die geleistete Arbeit. Marcel Philipp Oberbürgermeister 5 Inhalt 1. Einleitung Integrierte Sozialplanung in Aachen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9 1.1 Erster Sozialentwicklungsplan und seine Diskussion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10 1.2 Zweiter Sozialentwicklungsplan . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11 2. Ergebnisse und Aktivitäten Den Lebensraum in den Blick nehmen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19 2.1 Aktivitäten aus dem Fachbereich Soziales und Integration . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20 2.1.1 Stadtteilkonferenzen, Örtliche Arbeitsgemeinschaften Altenarbeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20 2.1.2 Quartiersmanagement  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22 2.1.3 Stadtteilbüros . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22 2.1.4 Stadtteilfonds . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23 2.1.5 Professionalisierung der Arbeit in quartiersbezogenen Begegnungszentren . . . . . . . . . . . . . . . 24 2.2 Aktivitäten im Rahmen des Programms „Soziale Stadt Aachen-Nord“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25 2.3 Aktivitäten aus dem Fachbereich Kinder, Jugend, Schule . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27 2.3.1 Ausbau des Bereiches der Kindertagesstätten und Familienzentren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27 2.3.2 Planungen für Kinder und Jugendliche . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29 2.3.3 Spezielle Planungen im Bereich Schulen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29 2.3.4 Weitere Vorhaben mit Quartiersbezug . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30 2.4 Aktivitäten aus dem Fachbereich Stadtentwicklung und Verkehrsanlagen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32 2.4.1 Masterplan Aachen* 2030 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32 2.4.2 Innenstadtkonzept 2022 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32 2.4.3 Verkehrsentwicklungsplanung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 33 2.4.4 Stadtteilkonzepte / Programme der Städtebauförderung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 33 2.5 Aktivitäten aus dem Fachbereich Wohnen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 34 2.6 Aktivitäten aus dem Fachbereich Sport . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 35 2.7 Aktuelle Herausforderungen der Sozialentwicklung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 36 2.7.1 Flüchtlinge . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 36 2.7.2 Sucht- und Drogenproblematik und ihr Einfluss auf einzelne Quartiere . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 37 2.8 Gesamtbewertung der Konsequenzen aus und Entwicklungen seit dem ersten Sozialentwicklungsplan . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 39 3. Entwicklungen in Aachen 2007 – 2013 Demografische, sozio-ökonomische und soziale Aspekte  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 41 3.1 Demografische Aspekte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 42 3.2 Sozio-ökonomische Aspekte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 50 3.3 Soziale Aspekte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 60 3.4 Gesamtbewertung der demografischen, sozio-ökonomischen und sozialen Entwicklung . . . . . . . . . 70 6 4. Stadtvierteltypen Klassifizierung der Lebensräume . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 73 4.1 Methodik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 73 4.2 Ergebnisse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 78 4.2.1 Inhaltliche Typisierung der Lebensräume in den Stadtvierteltypen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 78 4.2.2 Räumliche Zuordnung der Lebensräume zu den Stadtvierteltypen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 81 4.2.3 Veränderungen zwischen 2009 und 2013 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 82 5. Quartiersanalysen Entwicklung einzelner Lebensräume mit besonderen Herausforderungen . . . . . . . . . 85 5.1 Konzept der Quartiersanalysen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 85 5.2 Preuswald (mit Bildchen, Lebensraum 483) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 88 5.3 Obere Jülicher Straße (Feld- und Liebigstraße; Lebensraum 250)  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 102 5.4 Kronenberg (mit Rosfeld, Lebensraum 171) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 113 5.5 Aachen-Ost/Rothe Erde (Lebensräume 321, 322, 330, 340, 361) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 123 5.6 Forst/Driescher Hof (Lebensräume 351, 352, 371, 372) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 141 5.7 Vergleichende Gesamtbewertung der Quartiersanalysen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 153 6. Empfehlungen Zukunft der sozialen Stadtentwicklung  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 157 6.1 Fortführung und Weiterentwicklung der quartiersbezogenen Sozialplanung . . . . . . . . . . . . . . . . . . 157 6.1.1 Organisation in der Stadtteilkonferenz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 158 6.1.2 Das Quartier als Aktionsfeld für die Inklusion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 158 6.1.3 Ausweitung der Förderungen auf Quartiere ohne besondere Herausforderungen . . . . . . . . . . . 159 6.2 Aufbau einer stadt-übergreifenden Austausch-Plattform zu sozialplanerischen Fragestellungen . . . 159 6.2.1 Teilnehmer an der Plattform . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 160 6.2.2 Kriterien für die Arbeitsweise in der Plattform . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 161 6.3 Erarbeitung strategischer Ziele zur Sozialentwicklung in Aachen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 162 6.3.1 Gesamtstädtische strategische Ziele zur Sozialentwicklung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 162 6.3.2 Fachbereichsbezogene strategische Ziele . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 162 6.4 Aufbau eines Monitoringsystems . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 162 6.5 Weiteres Vorgehen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 163 7. Stellungnahme der Arbeitsgemeinschaft Wohlfahrtspflege Aachen  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 165 Arbeitsgemeinschaft Wohlfahrtspflege Aachen 8. Anhang 8.1 Verzeichnis der Abbildungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 168 8.2 Verzeichnis der Tabellen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 170 7 Integrierte Sozialplanung, Interdiszipli­ narität, Quartiersbezug, Zusammenarbeit, öffentliche Diskussion, Erfahrungen, Evaluation, Anpassungen, Fortschreibungen, Steuerungsinstrument 8 1. Einleitung Integrierte Sozialplanung in Aachen Eine kleinräumige Lebensraumbeobachtung, die nicht nur Zahlen berücksichtigt, sondern auch die Akteure vor Ort sowie die städtischen und externen Institutionen einbindet, dient als Basis für die vorliegende integrierte Sozialplanung. Die Sozialplanung hat in den letzten Jahren deutschlandweit einen deutlichen Entwicklungsschub erhalten. Das gilt besonders für eine integrierte Sozialplanung, die oft aus Fachsozialplanungen entstanden ist und das Ziel verfolgt, alle Bereiche der sozialen Wirklichkeit gleichermaßen zu berücksichtigen. Voraussetzung dafür ist eine umfassende Sozialberichterstattung, in der kleinräumig Daten – z. B. auf Quartiersebene – zusammengestellt und in der zeitlichen Entwicklung aufbereitet werden. In einem zweiten Schritt sind diese Daten dann themenübergreifend zusammenzuführen, um die Quartiere in ihrer Struktur und Genese bewerten zu können. Im Jahre 2009 hat die Kommunale Gemeinschaftsstelle für Verwaltungsmanagement (KGSt) unter Mitwirkung von 13 Kommunen1 eine Anleitung zur Erstellung eines „Sozialmonitorings“ herausgegeben2, die einen Überblick über mögliche Indikatoren zur Bewertung räumlicher Einheiten gibt. Eine integrierte Sozialplanung ist auch ein Anliegen des Landes Nordrhein-Westfalen. So ist beim Ministerium für Arbeit, Integration und Soziales NRW 2011 unter dem Titel „Moderne Sozialplanung“ ein Handbuch für Kommunen erschienen3. Ebenfalls durch das Ministerium wird eine Webseite gepflegt, in der Sozialberichte verschiedener Kommunen in NRW zusammengestellt sind4. Mit Hilfe eines integrierten Sozialentwicklungsplanes ist es möglich, die soziale Struktur und Entwicklung eines Gebietes darzustellen, um frühzeitig Veränderungen zu erkennen, die zu fördern bzw. denen entgegenzuwirken ist. Die Stadt Aachen gehört zu denjenigen Kommunen, die bereits sehr früh (seit 2007) eine kleinräumige, integrierte Sozialentwicklungsplanung aufgebaut haben. Sie ersetzt dabei keinesfalls die Fachsozialplanungen und themenspezifischen Einzelplanungen, die in den letzten Jahren entstanden sind und auch in Zukunft weiter entstehen werden. Vielmehr ist diese als Klammer für die einzelnen Fachsozialplanungen anzusehen. Der Sozialentwicklungsplan ist vor diesem Hintergrund ein geeignetes Instrument, das Politik, Verwaltung und öffentlichen und privaten Akteuren die notwendigen Informationen zur Verfügung stellt, die sie zu einer zielorientierten, räumlich fokussierten und ressourcenschonenden Entscheidungsfindung benötigen. Sozialentwicklungsplan ersetzt nicht die Fachsozialplanungen Sozialentwicklungsplanung als Steuerungsinstrument 1 Aachen, Bonn, Bremen, Dresden, Hamburg, Köln, Leverkusen, Linz, Mannheim, München, Potsdam, Recklinghausen und Stuttgart. Zudem haben Vertreter der KGSt, des Deutschen Vereins für öffentliche und private Fürsorge e.V. und der PROSOZ Herten GmbH mitgewirkt. 2 Kommunale Gemeinschaftsstelle für Verwaltungsmanagement (KGSt) (Hrsg.) (2009): Sozialmonitoring. Materialien Nr. 4/2009, Köln, 68 S. 3 Ministerium für Arbeit, Integration und Soziales NRW (Hrsg.) (2011): Moderne Sozialplanung. Ein Handbuch für Kommunen. Düsseldorf, 208 S. 4 http://www.mags.nrw.de/sozialberichte/index.php (02.08.2015) 9 1.1 Erster Sozialentwicklungsplan und seine Diskussion Am 22.08.2007 hatten die Fraktionen von SPD und Grüne im Rat der Stadt Aachen den Antrag gestellt, einen Sozialentwicklungsplan für die Stadt Aachen zu erstellen. Die Federführung wurde dem damaligen Dezernat „Personal, Organisation und Soziales“ übertragen1. Sie liegt seither in den Händen des Bereiches Sozialplanung im Fachbereich „Soziales und Integration“. Sie sah und sieht ihre Aufgabe nicht nur darin, die Rohdaten zu sammeln und an jeden Fachbereich weiterzuleiten. Vielmehr werden als Service-Leistung für die Fachbereiche und Verbände auch bereits Auswertungen in Form von Tabellen und Karten vorgenommen. Hervorzuheben ist, dass die Erstellung des Sozialentwicklungsplanes somit hausintern erfolgte und nicht nach außen als Auftrag an Dritte vergeben wurde. Der erste Sozialentwicklungsplan wurde im April 2009 fertiggestellt. Neben dem Textband zur sozialen Lage umfasste er die Formulierung von Zielen zur Sozialentwicklung 2009 – 2014, eine Leistungsbilanz der Stadt Aachen für 2007 sowie einen Tabellenteil, in dem alle für die Erstellung der Karten notwendigen Zahlen enthalten sind2. Zwischen Mai und Oktober 2009 ist der Sozialentwicklungsplan in sieben Ausschüssen und sieben Bezirksvertretungen der Stadt Aachen vorgestellt und diskutiert worden. Die generelle Zustimmung in allen Gremien lässt erkennen, dass die Sozialentwicklungsplanung auf einer breiten politischen Basis steht und in ihrer Funktion als wichtige Entscheidungsgrundlage bei strategischen Fragestellungen anerkannt wird. Eine logische Folge davon ist, dass sowohl Verwaltungsvorstand als auch der Ausschuss für Soziales und Integration der Sozialverwaltung den Auftrag erteilt haben, den Sozialentwicklungsplan fortzuschreiben. Die strategische Bedeutung des Sozialentwicklungsplans wurde auch durch eine Befragung der Fachbereichsleitungen der Stadtverwaltung Aachen zum Nutzen des Sozialentwicklungsplanes im Februar 2012 bestätigt: Die Hälfte der Rückmeldungen bewertete den Sozialentwicklungsplan als strategisches Steuerungsinstrument und als Entscheidungshilfe bei der Konzipierung neuer Projekte mit den höchsten Noten. Fester Bestandteil der Diskussion des Sozialentwicklungsplanes ist die Durchführung von Sozialkonferenzen. Sie richten sich an Experten aus Verwaltung, Politik und Wohlfahrtsverbänden mit ihren Mitgliedsvereinen sowie an den Themen interessierte Fachleute. Damit erhält auch eine breitere Öffentlichkeit eine Stimme bei Grundsatzfragen der Sozialentwicklung bzw. -planung in der Stadt. Die erste Sozialkonferenz fand im November 2009 statt. An ihr nahmen rund 350 Personen teil. Sie arbeiteten in 12 Arbeitsgruppen, die inhaltlich an den Themen des Sozialentwicklungsplanes orientiert waren (Lebensraum, Demographie, Ausbildung/Arbeit, Wohnen, Kinder/Jugendliche, Gesundheit, Gewalt, Bürgerschaftliches Engagement, Studierende, Migranten, Ältere Menschen, Menschen mit Behinderung)3. Die Aufgabe der Arbeitsgruppen bestand darin, auf der Basis der im Sozialentwicklungsplan formulierten Ziele Maßnahmenvorschläge zu unterbreiten, mit denen diese Ziele erreicht oder doch zumindest einer Realisierung näher gebracht werden konnten. Insgesamt wurden rund 150 Maßnahmenvorschläge unterbreitet. 40 davon hat der Verwaltungsvorstand der Stadt Aachen zur Umsetzung empfohlen, dabei handelt es sich um die drei ersten Nennungen (im Bereich Jugend sechs) aus den Vorschlägen jeder Arbeitsgruppe. 1 Aktuell (2015): „Wohnen, Soziales und Wirtschaftsförderung“ 2 Zum Sozialentwicklungsplan 2009 und seinen Teilbereichen vgl. Köster, G. (2009): Sozialentwicklungsplan Aachen – Soziale Lage, Ziele und Leistungsbilanz der Stadt Aachen. Stadt Aachen (Hrsg.) unter http://www.aachen.de/de/stadt_buerger/gesellschaft_soziales/sozialentwicklungsplan_neu/01sozial_ep_2009/index.html (02.08.2015) 3 Die Protokolle der einzelnen Arbeitsgruppen können eingesehen werden unter http://www.aachen.de/de/stadt_buerger/gesellschaft_soziales/sozialentwicklungsplan_neu/02sozialkonferenz_1_2009/index.html (02.08.2015) 10 Vorgeschichte des 1. Sozialentwicklungsplanes Politische Diskussion des 1. Sozialentwicklungsplanes Positive Einschätzung auch durch die Fachbereiche der Verwaltung 1. Sozialkonferenz als Forum für eine breitere Öffentlichkeit 1. Einleitung Die zweite Sozialkonferenz wurde im November 2012 durchgeführt1. Mit ihr sollte eine Zwischenbilanz 2. Sozialkonferenz als zwischen 2009 und 2014 gezogen werden. Dabei ging es zunächst um die Fragen: Was hat sich seit 2009 Zwischenbilanz getan? Welche Maßnahmen wurden wie umgesetzt? Welche förderlichen und hemmenden Faktoren hat es gegeben? Zum anderen sollte aber auch in die Zukunft geblickt werden: Welche der bisher nicht berücksichtigten Maßnahmen sind überholt? Welche sollen weiter verfolgt werden und mit welcher Priorität? Gibt es neue Aufgabenfelder, die anzugehen sind? Insgesamt zeigte sich, dass der weitaus überwiegende Teil der Maßnahmen aus 2009 noch in der Umsetzung begriffen war (82 %). Besonders interessant ist, dass in der Liste der Maßnahmenvorschläge für die nächsten Jahre lediglich 56 % der Maßnahmen bereits 2009 formuliert wurden. Im Umkehrschluss sind somit 44 % der Maßnahmen neu erarbeitete Vorschläge! Dies belegt die Dynamik, durch die sich die soziale Entwicklung (auch) in Aachen auszeichnet. Soziale Entwicklung der Stadt unterliegt einer hohen Dynamik 1.2 Zweiter Sozialentwicklungsplan Der zweite Sozialentwicklungsplan besteht – wie auch bereits der erste – aus vier Teilen. Die Tabellen nach Themen, nach Lebensräumen sowie der Kartenband entsprechen mit wenigen Ausnahmen denjenigen des ersten Sozialentwicklungsplanes2. Dagegen unterscheidet sich der hier vorliegende Textteil in seinem Aufbau grundlegend von der ersten Version aus dem Jahre 2009. Während dieser nämlich im Wesentlichen den Status Quo aus dem Jahre 2007 beschrieb, kann der zweite Sozialentwicklungsplan auf Daten zwischen 2007 und 2013 zurückgreifen und damit auch eine Entwicklung nachzeichnen. Zudem wird der neue Ansatz dadurch erkenntlich, dass sich der zweite Sozialentwicklungsplan in seinen Analysen und Aussagen neben einer gesamtstädtischen Betrachtung3 vor allem auf diejenigen Lebensräume konzentriert, die in der Gesamtbetrachtung als Lebensräume mit besonderen Herausforderungen klassifiziert worden sind4. Neu ist, dass hier nicht nur die Daten der verschiedenen städtischen und externen Institutionen analysiert werden. Vielmehr werden auch die bisherigen Aktivitäten und die Ausstattung mit sozialer und gewerblicher Infrastruktur vor Ort dargestellt. Zudem kommt der Einschätzung der Lage durch die Stadtteilkonferenzen sowie deren Ideen und Wünsche zur weiteren Stadtteilentwicklung eine große Bedeutung zu5. Zur Analyse stehen mit den rein quantitativen Fortschreibungen aus den Jahren 2007, 2009, 2011 und 2013 vier kleinräumig aufgeschlüsselte Zahlenwerke zur Verfügung. Soweit vorhanden finden in einzelnen Fragestellungen aber auch Entwicklungen bis 2014 Berücksichtigung. Die räumliche Grundlage für den zweiten Sozialentwicklungsplan bilden die 34 statistischen Bezirke, die z. T. weiter unterteilt sind. Die weiteren Untergliederungen richteten sich nach der Bevölkerungsstruktur und den räumlichen Aktionsmustern der dort lebenden Bevölkerung (z. B. Wo kaufe ich was ein? Wo leben meine Freunde, die ich besuche/die mich besuchen? Wo verbringe ich meine Freizeit?) und folgen den offiziellen Stimmbezirksgrenzen. Zudem fanden bei der Grenzziehung die Wünsche des Fachbereiches Kinder, Jugend und Schule Berücksichtigung. 1 Zu den Ergebnissen der zweiten Sozialkonferenz vgl. http://www.aachen.de/de/stadt_buerger/gesellschaft_soziales/sozialentwicklungsplan_neu/04sozialkonferenz_2_2012/index.html (02.08.2015) 2 Tabellen und Karten können heruntergeladen werden unter: http://www.aachen.de/de/stadt_buerger/gesellschaft_soziales/sozialentwicklungsplan_neu/index.html (10.10.2015). Zu den Änderungen in der Datenauswahl siehe weiter unten „Kritische Bewertung der Datenbank“ sowie Kap. 4.1 3 Vgl. Kap. 3 4 Das sind diejenigen Lebensräume des Typs 4 und 5 (rote bzw. orangene Flächenfarben). Vgl. Kap. 4 und Abbildung 28. 5 Zum Aufbau der Quartiersanalysen vgl. die Einführung in Kap. 5.1 Fortschreibung des Sozialentwicklungsplanes von 2009 und Aufzeigen der Entwicklungen Räumlicher Bezug 11 Abbildung Abbildung 11 Lebensräume Aachen Lebensräume in in Aachen (Gesamtstadt) (Gesamtstadt) 660 654 652 651 653 230 532 531 250 521 211 641 642 180 330 352 171 172 523 340 351 522 430 482 512 410 371 372 514 511 460 513 483 610 620 Kartenausschnitt Abbildung 2 630 Nach einer tiefer gehenden Analyse der räumlichen Strukturen und aufbauend auf den Erfahrungen aus 2007 wurde die Untergliederung der Stadt überarbeitet. Während im ersten Sozialentwicklungsplan 52 Lebensräume bestanden, dienen nun insgesamt 60 neue Lebensräume als Grundlage für die weiteren Untersuchungen. Die Abbildungen 1 und 2 sowie Tabelle 1 geben einen Überblick über die Lebensräume1. Sie lassen sich bei Bedarf zu 14 Sozialräumen zusammenschließen2 (vgl. Abb. 4). Insgesamt finden im Rahmen des vorliegenden Sozialentwicklungsplanes vier Begriffe zur Bezeichnung der räumlichen Einheiten Verwendung (Abb. 3). Die kleinste Raumeinheit bildet der Lebensraum. Für die kleinräumige Analyse der Sozialentwicklung in Aachen wurden – wie oben erläutert – insgesamt 60 Lebensräume definiert. Ihre Betrachtung ermöglicht es, lokale Herausforderungen und Potenziale zu identifizieren, ohne dass diese auf einer höheren Maßstabsebene „untergehen“. 1 Die Nummern der Lebensräume bestehen aus drei Ziffern. Die ersten beiden Ziffern entsprechen den Nummern der statistischen Bezirke, die letzte bezeichnet die Untergliederungseinheit. Ist ein statistischer Bezirk nicht weiter unterteilt, erscheint hier eine „0“. 2 Z. B. bei der Betrachtung von Einrichtungen, die ein größeres Einzugsgebiet haben (vgl. Abb. 6 „Begegnungszentren“). Zudem legt der Fachbereich Kinder, Jugend, Schule bei verschiedenen Themen den Sozialraum als räumliche Bezugsgröße zu Grunde. 12 Aktuell: 60 Lebensräume in Aachen Abgrenzung von Sozialräumen, Lebensräumen und Quartieren/Vierteln in Aachen Abbildung 2 1. Einleitung Lebensräume in Aache (Innenstadt) 250 230 211 240 222 1 Abbildung 2 Lebensräume in Aachen (Innenstadt) 212 180 221 142 312 141 161 162 100 152 151 311 321 313 130 362 471 363 481 352 420 472 171 430 361 410 172 482 Die größte Raumeinheit stellt der Sozialraum dar. Für Aachen bestehen insgesamt 14 Sozialräume, die eine grobe Gliederung der Stadtfläche ermöglichen. Beide Raumeinheiten gehören nun zu feststehenden und in vielen Kontexten der städtischen Planung verwendeten Bezugsebenen. 460 In diesem Bericht werden zudem die Begriffe Quartier bzw. Viertel benutzt. Beide werden synonym gebraucht und bestehen aus mehreren Lebensräumen. Quartiere bzw. Viertel werden vor allem dann gebildet, wenn mehrere Lebensräume aufgrund ähnlicher Strukturen zusammengefasst und gemeinsam betrachtet bzw. analysiert werden. Sie können aber auch mit einem Sozialraum übereinstimmen. Sozialraum (14) Abbildung 3: Hierarchie Abbildungder 3 räumlichen Einheiten Hierarchie der räumlichen Einheiten Quartier/Viertel Lebensraum (60) 13 Quartiere werden in Kapitel 5 beschrieben und sind als mehr oder weniger homogen zu verstehen. Dabei stimmt im Falle von Forst/Driescher Hof das Quartier mit dem Sozialraum überein. In Aachen-Ost/ Rothe Erde fällt das Quartier kleiner als der Sozialraum aus1. In Abbildung 4 werden die unterschiedlichen Raumeinheiten in einer Karte dargestellt. Die zwei Quartiere Forst/Driescher Hof und Aachen-Ost/ Rothe Erde sind exemplarisch abgebildet. Abbildung 4 Lebensräume, Sozialräume und Quartiere in Aachen —— Grenzen Lebensraum —— Grenzen Sozialraum   Quartier Forst/Driescher Hof Quartier Aachen-Ost/Rothe Erde 1 Zur Abgrenzung des „Quartiers Aachen-Ost/Rothe Erde“ vgl. Kap. 5.5.1 14 1. Einleitung Lebensraum Name Bevölkerung 2014 100 Markt 2.817 130 Theater 2.571 141 Untere Jakobstraße 1.631 142 Templergraben 2.650 151 Obere Jakobstraße/Hubertusstraße 4.861 152 Mauerstraße 1.499 161 Junkerstraße 2.095 162 Vaalser Straße 5.919 171 Mittlerer Kronenberg/Rosfeld 2.732 172 Neuenhof 180 Hörn 5.616 211 Roermonder Straße 8.685 212 Ponttor 3.552 221 Sandkaulstraße/Peterstraße 3.499 222 Monheimsallee 1.660 230 Soerser Weg/Alkuinstraße 2.467 240 Untere Jülicher Straße 7.205 250 Obere Jülicher Straße 2.755 311 Suermondtviertel/Gasborn 3.572 312 Kaiserplatz/Rehmviertel 1.770 313 Wilhelmstraße 2.773 321 Adalbertsteinweg 5.692 322 Scheibenstraße/Eifelstraße 4.242 330 Panneschopp 7.916 340 Rothe Erde 2.558 351 Schönforst 3.455 352 Altforst 4.141 361 Drimbornstraße 1.444 362 Oppenhoffallee 2.786 363 Bismarckstraße 3.686 371 Obere Trierer Straße 8.060 372 Driescher Hof 5.294 410 Beverau 4.369 420 Zollernstraße/Dammstraße 5.137 430 Burtscheid 7.100 460 Steinebrück 6.996 471 Bahnhof/Marschiertor 5.613 472 Kamper Straße 1.359 481 Weberstraße 1.645 Tabelle 1: Lebensräume in Aachen 926 15 Lebensraum Name 482 Lütticher-Straße 7.851 483 Preuswald 2.236 511 Trierer Str./ Markt 2.252 512 Brand Nord 7.283 513 Brand Süd 5.820 514 Brander Feld 1.852 521 Eilendorf Nord 8.272 522 Eilendorf Süd 3.908 523 Apolonia 3.310 531 Haaren 8.817 532 Verlautenheide 3.403 610 Kornelimünster 3.415 620 Oberforstbach 5.053 630 Walheim 641 Kullen 5.898 642 Vaalser Quartier/Steppenberg 3.421 651 Laurensberg 7.567 652 Soers 1.337 653 Orsbach 599 654 Vetschau 597 660 Richterich Insgesamt Bevölkerung 2014 7.159 8.702 251.500 Bei einer Interpretation der Bevölkerungsstruktur nach sozio-ökonomischen Gesichtspunkten ist es erforderlich, die Verteilung der Bevölkerung auf die einzelnen Lebensräume zu berücksichtigen. Diese unterscheidet sich von Lebensraum zu Lebensraum beträchtlich. Wie Tabelle 1 zeigt, variieren die Einwohnerzahlen zwischen den Lebensräumen von nur 600 bis zu 8.800 Einwohnern. Bei den meisten Fragestellungen ist es deshalb notwendig, die Ausprägung eines Sachverhaltes auf die Zahl der Bewohner im Lebensraum zu beziehen. Wichtig für die Erstellung des zweiten Sozialentwicklungsplanes war eine kritische Bewertung der bis­ her verfügbaren Datenbank. Zum einen war und wird auch in Zukunft eine Erweiterung notwendig sein, um in allen Themenberei­ chen und den Wünschen der Nutzer folgend differenziertere Aussagen machen zu können. Das gilt z. B. für die unter 14-Jährigen, die nun getrennt ausgewiesen sind, für den Aging-Index (Verhältnis von unter 18- zu über 64-Jährigen) oder für die auf den Wohnort bezogenen Informationen und Differenzierungen nach Alter, Geschlecht und Migrationshintergrund. Die Anwendung des Programms zur Haushaltegenerierung wird derartige Analysen erleichtern. Zudem sind die Wanderungssalden und der Bevölkerungs­ umsatz in den Lebensräumen aufgenommen worden. 16 Kritische Bewertung der Datenbank 1. Einleitung Auf der anderen Seite haben sich bestimmte Themenbereiche als weniger aussagekräftig (wie Altenbzw. Jugendquotient in einer Hochschulstadt, Inanspruchnahme von Sprachheilhilfe oder die Fahrdienste für Menschen mit Behinderung) erwiesen. In manchen Fällen hat sich zudem die kleinräumige Datenbeschaffung als überaus aufwändig herausgestellt, so dass auf eine Darstellung in diesem Bericht verzichtet wird1. In den thematischen Karten sind für jeden Themenbereich die Abweichungen jedes Lebensraumes vom gesamtstädtischen Mittelwert dargestellt (Standardabweichung2): Je intensiver das Blau, desto größer die Abweichung nach oben, je intensiver das Grün, desto größer die Abweichung nach unten. Beige eingefärbt sind die Lebensräume, in denen die Ausprägung im Bereich des gesamtstädtischen Mittels liegt. Die höchsten und die niedrigsten Werte in der Legende bilden gleichzeitig Maximum bzw. Minimum der jeweiligen Datenreihe. Über den Status Quo 2013 hinaus können aber auch die Veränderungen zwischen 2007 und 2013 abgelesen werden. Sie ergeben sich aus den über den farbigen Flächen liegenden Dreiecken. Hat der Wert im Untersuchungszeitraum zugenommen, zeigt das Dreieck nach oben, hat er abgenommen, ist das Dreieck entsprechend nach unten gerichtet. Dabei wird der Umfang der jeweiligen Veränderung durch die Größe des Dreiecks fließend dargestellt. Grundlage jeder Karte bildet eine Tabelle, die im Tabellenteil enthalten ist. Neben den zur Erstellung der Karten notwendigen Quoten werden in den Tabellen auch alle absoluten Werte angegeben. Das ist besonders dann von Bedeutung, wenn zu Themen nur wenige Fälle vorliegen: Die Zunahme um 1 Person bedeutet bei einer fiktiven Bevölkerungszahl von lediglich einer Person einen Zuwachs von 100 %, bei ursprünglich 100 Personen aber lediglich einen Zuwachs von 1 %! Durch die Aufführung der absoluten Zahlen lässt sich also die Aussagekraft von Karten und Tabellen besser bewerten. Neu im Tabellenteil ist, dass für jedes Thema nicht mehr der Rang im gesamtstädtischen Kontext, sondern die Abweichung vom städtischen Mittelwert angegeben ist. Dadurch wird die Aussagekraft deutlich erhöht. Der zweite Sozialentwicklungsplan wurde – wie 2007 – Dezernats- und Ämter übergreifend und gemeinsam mit den Verbänden der freien Wohlfahrtspflege erstellt, zumal letztere einen wesentlichen Beitrag bei der Umsetzung der Maßnahmen leisten. Weiterhin wurden – im Sinne eines basisorientierten Ansatzes – die Stadtteilkonferenzen vor Ort in hohem Maße eingebunden. Insofern kann auch der zweite Sozialentwicklungsplan als ein Gemeinschaftswerk bezeichnet werden, an dessen Entstehung eine Vielzahl städtischer und externer Stellen beteiligt waren3. Darstellungsform: Thematische Karten Neu: Abweichungen vom gesamtstädtischen Mittelwert Sozialentwicklungsplan als Gemeinschaftswerk Der nun vorgelegte Bericht ist das Ergebnis der oben genannten Bemühungen. Damit steht zum zweiten Mal in der Stadt Aachen ein Sozialentwicklungsplan zur Verfügung, der eine Grundlage für differenzierte politische Entscheidungen in unterschiedlichen Teilbereichen des Gemeinwesens bildet. Er soll auch in Zukunft regelmäßig fortgeschrieben werden. 1 Z. B. Jugendgerichtshilfe 2 Die Standardabweichung ist ein Maß für die Streubreite der Werte eines Merkmals rund um dessen Mittelwert (arithmetisches Mittel). Vereinfacht gesagt ist die Standardabweichung die durchschnittliche Entfernung aller gemessenen Werte eines Merkmals vom Durchschnitt. Vgl. Statista – Das Statistik-Portal unter http://de.statista.com/statistik/lexikon/definition/126/standardabweichung/ (02.08.2015) 3 Zu den beteiligten Institutionen vgl. das Impressum 17 Stadtteilkonferenzen, Quartiersmanagement, Stadtteilfonds, Familienzenren, Masterplan Aachen*2030, Quotenbeschluss Wohnen, Sportentwicklung, Flüchtlinge, Methadonsubstitution 18 2. Ergebnisse und Aktivitäten Den Lebensraum in den Blick nehmen Was hat sich seit dem Erscheinen des ersten Sozialentwicklungsplanes getan? Die städtischen Fachbereiche und externen Institutionen haben eine Vielzahl von Ideen, die im ersten Sozialentwicklungsplan noch als Wunsch formuliert waren, aufgegriffen und umgesetzt. Die zentrale Forderung aus dem Sozialentwicklungsplan von 2009 und der ersten Sozialkonferenz lau­ tete: Den Lebensraum in den Blick nehmen! Diese Forderung wurde auch in der zweiten Sozialkonferenz noch einmal deutlich unterstrichen, und zwar durchgehend in fast jeder Arbeitsgruppe. Ausschlaggebend dafür war, dass eine kleinräumige Betrachtungsweise Anwendung fand und die verschiedenen Indikatoren des Sozialentwicklungsplanes eine z. T. hochgradige Ausdifferenzierung der sozialen Lage innerhalb der Stadt aufdeckte. Denn für gewöhnlich gilt: Je größer die Einheiten sind, die bei Raumanalysen zu Grunde gelegt werden, desto stärker wird generalisiert und desto weniger lassen sich Besonderheiten vor Ort erkennen. Informationen auf kleinräumiger Ebene dagegen helfen, Grundlagen für planerische Maßnahmen und Strategien bereitzustellen, die dann räumlich fokussierter und wirtschaftlich effizienter gestaltet werden können. Unter Berücksichtigung der Kleinräumigkeit wurde seit Erscheinen des ersten Sozialentwicklungsplanes im Jahre 2009 in den verschiedenen Fachbereichen eine Vielzahl von Aktivitäten in die Wege geleitet, die z. T. in unmittelbarem Zusammenhang mit dem ersten Sozialentwicklungsplan stehen, z. T. aber auch unabhängig davon und den beiden Sozialkonferenzen angegangen wurden. Sie werden im Folgenden näher erläutert. Dazu gehören: Zentrale Forderung aus dem Jahr 2009: Den Lebensraum in den Blick nehmen! • Aktivitäten aus dem Fachbereich Soziales und Integration (2.1) • Aktivitäten im Rahmen des Programms Soziale Stadt Aachen-Nord (2.2) • Aktivitäten aus dem Fachbereich Kinder, Jugend, Schule (2.3) • Aktivitäten aus dem Fachbereich Stadtentwicklung und Verkehrsanlagen (2.4) • Aktivitäten aus dem Fachbereich Wohnen (2.5) • Aktivitäten aus dem Fachbereich Sport (2.6) • Aktuelle Herausforderungen der Sozialentwicklung (2.7) 19 2.1 Aktivitäten aus dem Fachbereich Soziales und Integration Vier Instrumente wurden in den Zielformulierungen des Sozialentwicklungsplanes sowie auf der ersten Sozialkonferenz als Möglichkeiten gesehen, um in Vierteln mit besonderen Herausforderungen vorhandene Ressourcen zu stärken und negativen Entwicklungen entgegenzuwirken: • Stadtteilkonferenzen • Quartiersmanagement • Stadtteilbüros • Einrichtung von Stadtteilfonds 2.1.1 Stadtteilkonferenzen, Örtliche Arbeitsgemeinschaften Altenarbeit Die „Stadtteilkonferenzen“ in Aachen sind ein Zusammenschluss aller in einem Quartier auf dem Gebiet der Gemeinwesenarbeit tätigen professionellen und ehrenamtlichen Personen. Sie umfassen damit sowohl Mitarbeiter von Einrichtungen als auch im Viertel engagierte Einzelpersonen – unabhängig von ihrer Verbandszugehörigkeit und dem Institutionstyp, in dem sie tätig sind (Einrichtungen der Jugendarbeit, Schulen, Besuchsdienste, Seniorenvertreter, Begegnungsstätten, hauswirtschaftliche Dienst, pflegerische Einrichtungen etc.). Im Sinne eines basisorientierten, partizipativen Ansatzes werden sie als die Hauptakteure angesehen, die besser als jeder Externe (auch als die Planer1 der Verwaltung) die Ressourcen und Probleme vor Ort kennen und Bedarfe formulieren können. Die städtische Sozialplanung tritt in diesem Zusammenhang zum einen als „Lieferant“ der Analysedaten und zum anderen als Motor und Moderator in der Gründungsphase der Stadtteilkonferenz auf. Im weiteren Verlauf soll sie aber auch Ideen und Vorschläge aus dem eigenen Erfahrungsschatz einbringen. Die Aufgaben einer Stadtteilkonferenz können von einer Bestandserhebung (auch in Teilbereichen) bis hin zur Formulierung integrierter Maßnahmenpläne reichen. Wichtig sind das gegenseitige Kennenlernen und die Koordinierung der Gemeinwesenarbeit vor Ort unter Berücksichtigung der lokalen Angebote und Rahmenbedingungen. So sind z. B. Begegnungsmöglichkeiten und Beratungsangebote aufeinander abzustimmen sowie die Vermittlung von sozialen Diensten sicherzustellen. Es ist nach Wegen zu suchen, finanzielle und personelle Mittel aus verschiedenen Einrichtungen bzw. Fachbereichen zu bündeln. Über die Stadtteilkonferenzen können die Fachplanungen vor Ort zusammengeführt werden. Zudem sind Personen und Einrichtungen der Sicherheit (z. B. Polizei, Ordnungsamt, Interventionsstelle) einzubinden. Um den Arbeitsaufwand für die Mitglieder der Stadtteilkonferenz möglichst gering zu halten, kann für die Organisation der Sitzungen im Wechsel jeweils ein anderes professionelles Mitglied der Stadtteilkonferenz zuständig sein (Raum, Erstellung und Versand von Einladungen und Protokollen, Gesprächsführung). Gesprächsführung und Erstellung des Protokolls können/sollten aber auch von Ehrenamtlichen übernommen werden2. Beim Versand der Protokolle ist darauf zu achten, dass auch den Leitungen/Geschäfts­führern der Träger (soweit nicht Mitglied in der Stadtteilkonferenz) ein Exemplar zur Kenntnis zugesandt wird. So werden ein Informationsfluss von der Basis zur Entscheidungsebene garantiert und Rückmeldungen zur Basis möglich. Entsprechendes gilt für die Rolle der Politik: Vertreter der politischen Parteien sind in der Regel nicht Mitglieder in den Stadtteilkonferenzen. Gleichwohl ist es wichtig, auch sie regelmäßig über die Aktivitäten vor Ort zu informieren. Deshalb werden allen im Rat der Stadt Aachen vertretenen Parteien sowie denjenigen in den jeweiligen Bezirken die Protokolle nach deren Genehmigung in der Stadtteilkonferenz zur Verfügung gestellt. In Aachen bestehen derzeit (2015) in zehn (der insgesamt 14) Sozialräume Stadtteilkonferenzen, sowohl in der Innenstadt als auch in einigen äußeren Bezirken (Abb. 5). 1 Mit Nennung der männlichen Funktionsbezeichnung ist in diesem Bericht, sofern nicht anders gekennzeichnet, immer auch die weibliche Form mitgemeint. 2 In einigen Stadtteilkonferenzen werden inzwischen Gesprächsführung, Versand aller Unterlagen und z. T. auch die Protokollführung durch ein Sprecherteam wahrgenommen. 20 Stadtteilkonferenz: Zusammen­- schluss von Professionellen und Ehrenamtlern Aufgaben der Stadtteilkonferenz 2. Ergebnisse und Aktivitäten Wie Abbildung 5 zeigt, bestanden zwei Stadtteilkonferenzen vor der Veröffentlichung des ersten Sozialentwicklungsplanes. Sechs sind zwischen 2009 und 2012 entstanden, zwei weitere seit 2013 gegründet worden. In fünf Sozialräumen gibt es zudem „Örtliche Arbeitsgemeinschaften Altenarbeit“, in denen sich die Aktivitäten auf die Altenarbeit1 konzentrieren (Forst, Aachen-Ost, Haaren, AC-Nord und Rothe Erde/ Eilendorf). Oft sind sie Vorläufer der Stadtteilkonferenzen gewesen. Darüber hinaus hat es in drei weiteren Sozialräumen vorübergehend „Örtliche Arbeitsgemeinschaften Altenarbeit“ gegeben. Sie entstanden in Zusammenhang mit einem speziellen Problem und lösten sich wieder auf, sobald dieses behoben war. Ob eine Stadtteilkonferenz oder eine Örtliche Arbeitsgemeinschaft Bestand hat, hängt ausschließlich vom Willen und dem Engagement ihrer Mitglieder ab. Gegebenenfalls können sie zu einem konkreten Anlass wieder reaktiviert werden. Die 10 Stadtteilkonferenzen in Aachen befinden sich in 9 Sozialräumen Abbildung 5 Stadtteilkonferenzen, Örtliche Arbeitsgemeinschaften Altenarbeit und Stadtteilbüros in Aachen (2015) Richterich Datengrundlage: Stadt Aachen, FB 50 Soziales und Integration Haaren AC-Nord Kullen Zentrum West AC-Ost Rothe Erde/ Eilendorf Kronenberg Forst Brander Feld Preuswald Sozialräume in Aachen    Stadtteilkonferenzen Bestehend vor 2009  Örtliche AGs Altenarbeit  Stadtteilbüros mit Quartiersmanagement Stadtteilkonferenzen neu 2009 – 2012 Stadtteilkonferenzen neu seit 2013 1 Im Vordergrund stehen Dienste und Einrichtungen für ältere Menschen (u. a. Beratung, Begegnung, Hilfen zu Hause, Tagespflege, Altheime). Vgl. Stadt Aachen (Hrsg.) (2015): Älter werden in Aachen. Leitfaden für Seniorinnen und Senioren. Unter http://www. aachen.de/de/stadt_buerger/gesellschaft_soziales/senioren/leitfaden_aelter_werden/index.html (05.08.2015) 21 2.1.2 Quartiersmanagement Das Quartiersmanagement ist in benachteiligten Quartieren eine Schlüsseleinrichtung. Quartiers­ manager stellen lokale „Kümmerer“ dar, d.h. sie sind Koordinatoren und zentrale Ansprechpartner. Sie fungieren in ihrer Rolle „als ein Bindeglied zwischen den verschiedenen Akteuren und Betroffenen im Gebiet. Als Ansprechpartner für die Bewohner organisieren sie Kommunikationsplattformen wie Nachbarschafts­foren, Arbeitsgruppen und sonstige Treffpunkte, geben unterstützende und beratende Hilfestellung und aktivieren die Bewohner, den Erneuerungsprozess mitzugestalten. Anregungen und Verbesserungsvorschläge der Bewohner werden oftmals in Form von kleinteiligen und kurzfristigen Projekten oder Aktionen umgesetzt und tragen unmittelbar zur Imageverbesserung bei“1. Dabei kann das Quartiers­management die folgenden Aufgaben übernehmen: Quartiersmanagement als zentrale Koordinations- und Anlaufstelle im Viertel • Erfassung und Koordination der sozial relevanten Aktivitäten im Stadtteil • Öffentlichkeitsarbeit • Unterstützung der und Abstimmung mit der Stadtteilkonferenz Brückenkopffunktion zur Verwaltung; Einbringen von Projektideen aus Erfahrungen anderer Kommunen • Bewohneraktivierung Organisation von Bürgerbeteiligung und Motivation der Bürger im Stadtteil; Gewinnung von Ehrenamtlichen für Projekte der Stadtteilentwicklung • Beratung der Bürger im Sinne einer Clearingstelle Aufnahme von Problemlagen und Wünschen der Bürger (im Stadtteilbüro und zugehend) und Vermittlung an entsprechende Fachstellen im oder außerhalb des Viertels In Aachen gibt es in vier Stadtvierteln mit besonderen Herausforderungen ein Quartiersmanagement. Welchen inhaltlichen Schwerpunkt das Quartiersmanagement aufgreift, hängt entscheidend von der Struktur und den Bedarfen in den einzelnen Stadtvierteln sowie den Vorstellungen der Stadtteilkonferenz ab. 2.1.3 Stadtteilbüros Stadtteilbüros bilden Kristallisationskerne der Gemeinwesenarbeit im Viertel. Sie können als „Verortung“ des Quartiersmanagements angesehen werden. Neben dem „Raum“ für Begegnung, Fortbildung und Information ist hier die „Person“ des Ansprechpartners und Beraters von entscheidender Bedeutung. Stadtteilbüros sind wegen der Bereitstellung von Infrastruktur und Personal sehr viel kostenintensiver als der Zusammenschluss in Stadtteilkonferenzen. Besonders in Zeiten knapper Kassen und fehlender externer Mittel (z. B. aus dem Programm „Soziale Stadt“) sind kreative Ideen gefragt, um mit einem effizienten Ressourceneinsatz positive Entwicklungen im Quartier in Gang bringen zu können. Eine denkbare Möglichkeit besteht darin, ein bisher auf nur eine bestimmte Zielgruppe ausgerichtetes Angebot mit geringem Mehraufwand (der ggf. aus einem anderen Ressort finanziert wird) auch auf andere Zielgruppen auszudehnen. In Aachen bestehen derzeit vier Stadteilbüros2. Ein besonders interessanter Ansatz wird derzeit im Preuswald verfolgt. Das dortige Stadtteilbüro, dessen Mietkosten von der Stadt Aachen übernommen werden, arbeitet als Bürogemeinschaft. Sie setzt sich aus Mitarbeitern dreier städtischer Fachbereiche sowie je eines Mitarbeiters des Diakonischen Werkes und des Caritasverbandes zusammen3. Die wöchentlich rund 13-stündigen Öffnungszeiten werden durch eine Bündelung der Beratungstätigkeit der verschiedenen Einrichtungen sichergestellt. Weiterhin verstehen sich einige Bezirksämter als mögliche Standorte für ein Stadtteilbüro. 1 Zimmer-Hegmann, R. u. J. Fasselt (2006): Neighbourhood Branding – ein Ansatz zur Verbesserung des Images von Großwohnsiedlungen. Erste Erfahrungen aus einem INTERREG III B-Projekt. In: Informationen zur Raumentwicklung, Heft 3/4, S. 206. 2 Zu den Stadtteilbüros in Aachen vgl.: Aachen-Ost/Rothe Erde unter http://www.aachen.de/de/stadt_buerger/politik_verwaltung/stadtteilbuero_ost_rothe-erde/quartiersmanagement_2015.html (19.08.2015) Aachen-Nord unter http://www.aachen.de/de/stadt_buerger/planen_bauen/stadtentwicklung/stadtviertel/aachennord/stadtteilbuero/index.html (19.08.2015) Preuswald unter http://www.aachen.de/de/stadt_buerger/politik_verwaltung/stadtteilbuero_preuswald/flyer_stadtteilbuero_ preuswald.pdf (19.08.2015) 3 Vgl. den Flyer des Stadtteilbüros unter http://www.aachen.de/de/stadt_buerger/politik_verwaltung/stadtteilbuero_preuswald/ flyer_stadtteilbuero_preuswald.pdf (19.08.2015) 22 Einrichtung und Organisation von Stadtteilbüros Stadtteilbüro Preuswald: Bürogemeinschaft 2. Ergebnisse und Aktivitäten Im Preuswald ist seit 2012 die Koordination des Büros, die vom Fachbereich Soziales und Integration finanziert wird, gleichzeitig für das Quartiersmanagement zuständig. Der Beschäftigungsumfang beträgt 0,5 Stellen. Die Stelle wurde zum 01.01.2015 offiziell eingerichtet. In Aachen-Ost wurde nach Ablauf des vom Land NRW geförderten Programms „Soziale Stadt AachenOst“, über das auch ein Projektmanagement finanziert wurde, im Jahr 2012 eine eigene Stelle (1,0) für das Quartiersmanagement eingerichtet. Sie ist ebenfalls dem Fachbereich Soziales und Integration zugeordnet. Für die Laufzeit des Programms „Soziale Stadt Aachen-Nord“ (bis 2019) ist in dem gleichnamigen Stadtteil ein Stadtteilbüro mit 2,5 Stellen besetzt. Es befindet sich in der Trägerschaft eines Vereins1. Seit Oktober 2015 unterhält der Fachbereich Soziales und Integration ein viertes Stadtteilbüro mit Quartiersmanagement (1,0 Stelle) in Forst/Driescher Hof. 2.1.4 Stadtteilfonds Auf der ersten Sozialkonferenz 2009 wurde dafür plädiert, die Stadtteilkonferenzen mit Finanzmitteln auszustatten, um kleinere Projekte in Eigenregie umsetzen zu können. Dadurch erführen die Akteure vor Ort eine besondere Wertschätzung, was die Motivation, sich für das Quartier zu engagieren, erhöhe. In diesem Sinne wurde eine „Richtlinie zur Förderung von Projekten mit Bürgerbeteiligung aus einem Stadtteilfonds“ erarbeitet, die der Ausschuss für Soziales, Integration und Demographie der Stadt Aachen am 16.06.2011 verabschiedet hat2. Danach können Projekte gefördert werden, die • unter Wahrung der Chancengleichheit (Inklusion) Bürgerbeteiligung als zentralen Projektbestandteil enthalten oder • Institutionen befähigen, Bürger zu aktivieren bzw. die institutionelle Zusammenarbeit fördern. Einführung eines Stadtteilfonds für Projekte mit Bürgerbeteiligung Grundlage bildet ein entsprechender Kriterienkatalog. Weitere Voraussetzungen sind, dass • im Viertel eine Stadtteilkonferenz vorhanden ist, • das Projekt von der Stadtteilkonferenz als förderungswürdig eingestuft wird, • das Viertel ein solches mit besonderen Herausforderungen ist (optional) und • keine anderen Finanzierungsmöglichkeiten über Dritte bestehen. Bis Dezember 2014 wurden 35 Projekte über den Stadtteilfonds finanziert, insbesondere zur Förderung der Kommunikation, im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit sowie zur fachlichen Begleitung von Stadtteilkonferenzen, um deren Arbeit vor Ort zu optimieren3. Dazu gehören: 1. Projekte mit Bürgerbeteiligung • Organisation, Durchführung von Stadtviertelfesten (12) • Zielgruppenorientierte Veranstaltungen (5) • Kulturübergreifendes Miteinander, Mitmachaktionen (10) 2. Förderung der Arbeit in Stadtteilkonferenzen • Entwicklung einer gemeinsamen Basis für die Zusammenarbeit, Leitbild (3) • Evaluation der Arbeit in der Stadtteilkonferenz (1) • Entwurf und Druck von Flyern (4) Insgesamt wurden dafür bisher jährlich rund 20.000 EUR investiert, mit steigender Tendenz. 1 Zur besonderen Konstellation dieses Stadtteilbüros und seiner Aufgaben vgl. Kap. 2.3 2 Richtlinie, Kriterienkatalog und Antragsformulare sind hinterlegt unter http://www.aachen.de/de/stadt_buerger/gesellschaft_soziales/stadtteilkonferenzen/stadtteilfonds.html (02.08.2015) 3 Nach: Stadt Aachen, Fachbereich Soziales und Integration, Sozialplanung 23 Abbildung 6 Begegnungszentren in Aachen (2015) Datengrundlage: Stadt Aachen, FB 50 Soziales und Integration Haaren Nord Hörn Ost Mitte Kronenberg Forst Preuswald    Katholischer Träger Evangelischer Träger Trägerschaft AWO 2.1.5 Professionalisierung der Arbeit in quartiersbezogenen Begegnungszentren Begegnungsstätten, insbesondere für ältere Menschen, sind vor 2009 mit nur wenigen Ausnahmen vor allem von Ehrenamtlichen geführt worden. Diese Begegnungsstätten haben allerdings seit Mitte der 1990er Jahre unter einem erheblichen Besucherrückgang zu leiden, was zum überwiegenden Teil auf eine Überalterung der Besucher und auch der leitenden Personen zurückzuführen ist. Gleichzeitig stellt der Demografische Wandel Begegnungsstätten vor neue Herausforderungen. Die Menschen werden insgesamt nicht nur älter, sondern sie verbleiben gleichzeitig länger in ihrer eigenen Häuslichkeit. So nimmt auch die Zahl der zu Hause lebenden Menschen mit demenziellen Veränderungen weiter zu. Die Aufrechterhaltung von Kontakten, die Integration in gemeinwesenorientierte Netze und die wohnortnahe Information und Beratung über (Hilfe-)Angebote und deren Vermittlung sicherzustellen, wird deshalb als eine zukunftsweisende Aufgabe angesehen. 24 Neue Herausforderungen durch Demografischen Wandel auch im Quartier 2. Ergebnisse und Aktivitäten Darüber hinaus sind neue Zielgruppen zu erschließen und Generationen übergreifende Konzepte zu entwickeln, die auch Jüngere ansprechen. Voraussetzung ist das Setzen neuer konzeptioneller Standards, damit die Begegnungsstätten der Differenziertheit des Alters auch zukünftig gerecht werden können und als Facheinrichtungen für neue Versorgungsstrukturen im Quartier zur Verfügung stehen. Unter diesen Vorgaben haben Vertreter der Verbände der Freien Wohlfahrtspflege, eines freien Trägers1 und der Sozialverwaltung die „Konzeption von Begegnungszentren für ältere Menschen in Aachen“ erarbeitet2 und deren Finanzierung auf eine neue Basis gestellt. Die Richtlinie trat am 01.01.2009 in Kraft. Insbesondere ist darin auch eine Professionalisierung der Arbeit in den Einrichtungen festgeschrieben3. Inzwischen gibt es in Aachen acht Begegnungszentren (Abb. 6), die jeweils ein eigenes Profil entwickelt haben, das sich wiederum an den Bedarfen in den einzelnen Quartieren orientiert. Das Netz von Begegnungszentren soll in Abstimmung zwischen potenziellen Trägern, Sozialverwaltung und Politik weiter ausgebaut werden. Begegnungszentren für ältere Menschen in Aachen mit professioneller Leitung 2.2 Aktivitäten im Rahmen des Programms „Soziale Stadt Aachen-Nord“ (Fachbereiche Wirtschaftsförderung/Europäische Angelegenheiten sowie Stadtentwicklung und Verkehrsanalagen) Noch vor Abschluss des Programms „Soziale Stadt Aachen-Ost“ im Jahre 20104 haben der Fachbereich Wirtschaftsförderung/Europäische Angelegenheiten in Zusammenarbeit mit dem Fachbereich Stadtentwicklung und Verkehrsanalagen die Aufnahme von Aachen-Nord in das Bund-Länder-Programm Soziale Stadt vorbereitet5. In den Jahren 2008 und 2009 wurde zusammen mit den Akteuren aus dem Stadtteil, dem Planungsbüro „BASTA“ sowie der Planungsgruppe Stadtbüro das Integrierte Handlungskonzept „Nordlichter. Aachen-Nord“ entwickelt6. Auf dieser Grundlage wurde im Dezember 2009 der Stadtteil Aachen-Nord in das Förderprogramm Soziale Stadt aufgenommen. Die Laufzeit ist bis 2019 geplant. Mit dem Stadtteilbüro und dem Verfügungsfonds werden in Aachen-Nord Ziele und Maßnahmen ver­ folgt bzw. initiiert, die weitestgehend auch mit den in Kapitel 2.1 beschriebenen Zielen übereinstimmen. Wichtig ist, dass das Stadtteilbüro und der Verfügungsfonds im Rahmen des Integrierten Handlungs­ konzepts für Aachen-Nord eingesetzt werden und somit die baulichen Maßnahmen in diesem Stadtteil durch Vorhaben mit einem deutlich sozialen Akzent ergänzen. Die Maßnahmen in Aachen-Nord einschließlich Stadtteilbüro und Verfügungsfonds werden für die Programmlaufzeit mit 80 % durch Bund und Land, teilweise ebenfalls mit EU-Mitteln, gefördert. Das Stadtteilbüro, in Trägerschaft der Interessengemeinschaft Aachen-Nord e.V., wurde im Jahr 2012 mit 2,5 Stellen am Rehmplatz eingerichtet. Seit Mai 2015 besteht eine Dependance im Bereich Feld- und Liebigstraße. Für 2016 ist der Umzug des Stadtteilbüros vom Rehmplatz in das Stadtteilzentrum DEPOT Talstraße geplant. Mit Aachen-Ost und Aachen-Nord zwei Quartiere im Förderprogramm „Soziale Stadt“ 1 Forster Seniorenberatung e.V. 2 Zu den Aufgaben vgl. Stadt Aachen (Hrsg.) (2015): Leitfaden für Seniorinnen und Senioren 2015/2016. Unter http://www.aachen. de/DE/stadt_buerger/gesellschaft_soziales/senioren/leitfaden_aelter_werden/03begegnung_kommunikation/begegnungszentren. pdf (02.08.2015) 3 Die Richtlinie wurde inzwischen überarbeitet und am 09.12.2014 in ihrer neuen Form vom Ausschuss für Soziales, Integration und Demographie der Stadt Aachen verabschiedet. Sie sieht in erster Linie eine Aufstockung der Zuschüsse für Personal (von 12,5 Std. auf 19,5 Std. Beschäftigungsumfang) und für Sachkosten (von 2.000 EUR auf 3.500 EUR ) sowie eine Gleichstellung aller Begegnungsstätten im Stadtgebiet vor. Vgl. Stadt Aachen (2014): Neues Gesamtkonzept Begegnungsstätten in Aachen. Vorlage für die Sitzung des Ausschusses für Soziales, Integration und Demographie am 09.12.2014 unter http://ratsinfo.aachen.de/bi/to020.asp?TOLFDNR=66913 (02.08.2015) 4 Vgl. hierzu auch Kap. 5.5 5 Übernommen aus: Stadt Aachen: Aachen-Nord – Soziale Stadt (Mitte). Unter http://www.aachen.de/de/stadt_buerger/planen_ bauen/stadtentwicklung/ stadtviertel/aachennord/statusquo/index.html (02.08.2015) 6 Stadt Aachen (Hrsg.) (2009): Nordlichter. Aachen-Nord. Integriertes Handlungskonzept für das Bund-Länder-Programm Soziale Stadt. Unter http://www.aachen.de/de/stadt_buerger/planen_bauen/_materialien_planen_bauen/stadtentwicklung/stadtviertel/ aachennord/ihk/ihk_aachennord_150.pdf. (19.08.2015) Dieses Konzept hat der Hauptausschuss der Stadt Aachen am 25.03.2009 beschlossen. 25 Die Aufgaben des Stadtteilbüros liegen vor allem in der Betreuung des Verfügungsfonds, der Verknüpfung der städtischen Bauprojekte vor Ort, dem Einbringen in vorhandene Netzwerke und der grundsätzlichen Unterstützung von Akteuren sowie Bürgern in Aachen-Nord. Über den Verfügungsfonds werden mit 77.500 EUR Fördermitteln pro Jahr Projekte mit bis zu 10.000 EUR Kosten im Stadtteil gefördert. Während der Kernbereich von Aachen-Nord (untere Jülicher Straße, Lebensraum 240) nach den ErgebAachen-Nord ist ein heterogener Raum mit unterschiedlichen sozio- nissen der Gesamtbewertung der Lebensräume nicht zu den Quartieren mit besonderen Herausforderungen gehört1, entspricht die obere Jülicher Straße (Bereich Feld- und Liebigstraße, Lebensraum 250) in ökonomischen Voraussetzungen vollem Umfang diesen Kriterien. Deshalb wird dieser Teilbereich auch im Rahmen der Quartiersanalysen berücksichtigt2. In diesem Zusammenhang sind die Ausführungen in der Fortschreibung des Integrierten Handlungskonzeptes für 2015 – 2019, die sich schwerpunktmäßig auf den Bereich Feld- und Liebigstraße beziehen, von besonderer Bedeutung3. Danach werden für diesen Lebensraum die folgenden Ziele verfolgt: • Stabilisierung und Sicherung des Wohnstandorts Feld- und Liebigstraße • Aufwertung des Wohnumfeldes durch zentrale Kommunikationsorte im öffentlichen Raum • Verbesserung der Angebots- und Betreuungsstruktur für Kinder und Jugendliche für Freizeit und Beschäftigung, Aufwertung und Gestaltung der Spielbereiche • Verbesserung der sozialen Infrastruktur für Personen mit Unterstützungsbedarf • Stärkung des Arbeitskreises Liebigstraße Als konkrete Projekte werden genannt: • Gestaltung des Quartiersplatzes Feld-/Liebigstraße • Entwicklung eines integrierten Gesamtkonzeptes Spiel-Sport-Schule für den Schul- und Freizeitbereich Feldstraße „Zum Kirschbäumchen“ • Aufwertung des Wohnbestands und der Wohnsituation im Bereich Feld-/Liebig­straße • Aktivierung der Bewohnerschaft im Lebensraum Feld-/Liebigstraße Über den Stand der Projekte gibt die Quartiersanalyse für den Bereich Feld- und Liebigstraße Auskunft4. 1 Vgl. Kap. 4. In Zukunft wird zu prüfen sein, inwieweit der Lebensraum 240 in einen nördlichen (Stimmbezirke 2401 und 2404) und einen südlichen Teil (Stimmbezirke 2402, 2403 und 2405) untergliedert werden sollte. 2 Vgl. Kap. 5.3 3 Kumkar, F., van den Busch, M., Gärtner, S. u. N. Meyr (2014): Aachen-Nord 2015-2019. Soziale Stadt Aachen-Nord. Fortschreibung des Integrierten Handlungskonzeptes. Stadt Aachen (Hrsg.) http://www.aachen.de/de/stadt_buerger/planen_bauen/_materialien_planen_bauen/stadtentwicklung/stadtviertel/aachennord/ihk/fortschreibung/Fortschreibung_IHK_2015_2019_beschlossen.pdf. (19.08.2015) Der Hauptausschuss des Rates der Stadt Aachen hat diese Fortschreibung auf Empfehlung der Lenkungsgruppe Aachen-Nord am 12.03.2014 beschlossen. 4 Vgl. Kap. 5.3 26 2. Ergebnisse und Aktivitäten 2.3 Aktivitäten aus dem Fachbereich Kinder, Jugend, Schule Planungen im Bereich Kinder, Jugend, Schule haben eine gesetzliche Grundlage im Sozialgesetzbuch VIII – Kinder- und Jugendhilfe1. Dort ist in § 80 die Planungsverantwortung der Träger der öffentlichen Jugendhilfe (Kommunen) festgeschrieben2. Wie die Vorgaben umgesetzt werden ist jedoch den Kommunen freigestellt. In Aachen sind auf dieser Basis in den letzten Jahren insbesondere die im Folgenden aufgeführten Aktivitäten in Angriff genommen worden, die zum überwiegenden Teil explizit auch einen Bezug auf die Quartiere nehmen. SGB VIII ist Grundlage für Planungen im Bereich Kinder, Jugend und Schule 2.3.1 Ausbau des Bereiches der Kindertagesstätten und Familienzentren Kindertagesstätten Ziele des Ausbaus im Bereich der Kindertagesstätten sind in erster Linie die Erfüllung des Rechtsanspruchs auf einen Platz in einer Kindertagesstätte für die verschiedenen Altersgruppen3 sowie die Ausweitung der Betreuungszeiten. Dabei ist der Lebensraumbezug ein wichtiges Kriterium. Unter diesen Gesichtspunkten wurde im Erhebungszeitraum 2014/2015 für die über 3-Jährigen eine Versorgungsquote von 98,2 %, für die unter 3-Jährigen von 43,6 % erreicht4. Im Vergleich mit anderen Städten vergleichbarer Größenordnung in NRW liegen die Quoten in Aachen deutlich höher. Für Kinder mit Behinderungen betrugen die entsprechenden Versorgungsquoten 5,2 bzw. 1,5 %. Der Anteil der Plätze mit einem Betreuungsumfang von 45 Stunden erreichte 76,5 % (Ü 3) bzw. 85,0 % (U 3). Für eine erhöhte sächliche und personelle Ausstattung der Kindertagesstätten in Problemgebieten wurden zudem Kriterien entwickelt, nach denen die durch das Land NRW zur Verfügung gestellten Mittel verteilt werden5. Davon profitieren in Aachen 26 Kindertagesstätten. In entsprechender Weise wurde ein Verteilerschlüssel für Landesmittel zur Sprachförderung erarbeitet, die 56 Kindertagesstätten in Anspruch nehmen können6. Familienzentren Ein Familienzentrum ist eine Kindertageseinrichtung mit erweiterten Aufgaben7. Es soll innerhalb eines Quartiers Knotenpunkt in einem neuen Netzwerk werden, das Kinder individuell fördert und Familien umfassend berät und unterstützt. Ziel ist die Zusammenführung von Bildung, Erziehung und Betreuung als Aufgabe der Kindertageseinrichtung mit Angeboten der Beratung, Unterstützung und Hilfe für Familien. Familienzentren sind für alle Familien offen, auch wenn die Kinder die Einrichtung noch nicht besuchen. Beratung und Förderung von Familien durch Familienzentren 1 Bundesministerium der Justiz und für Verbraucherschutz: Sozialgesetzbuch – Achtes Buch – Kinder- und Jugendhilfe unter http://www.gesetze-im-internet.de/sgb_8/BJNR111630990.html (04.08.2015) 2 Dazu gehören insbesondere: • den Bestand an Einrichtungen und Diensten feststellen, • den Bedarf unter Berücksichtigung der Wünsche, Bedürfnisse und Interessen der jungen Menschen und der Personensorge­- berechtigten für einen mittelfristigen Zeitraum ermitteln, • die zur Befriedigung des Bedarfs notwendigen Vorhaben rechtzeitig und ausreichend planen. Dabei ist zu berücksichtigen, dass • Kontakte in der Familie und im sozialen Umfeld erhalten und gepflegt werden können, • ein möglichst wirksames, vielfältiges und aufeinander abgestimmtes Angebot von Jugendhilfeleistungen gewährleistet wird, • junge Menschen und Familien in gefährdeten Lebens- und Wohnbereichen besonders gefördert werden und • Mütter und Väter Aufgaben in der Familie und Erwerbstätigkeit besser miteinander vereinbaren können. 3 Unter 3-Jährige (U 3) und über 3-Jährige (Ü 3). Zudem sind für Kinder mit Behinderungen in allen Altersgruppen bedarfsgerechte Plätze zur Verfügung zu stellen. 4 Stadt Aachen (2015): Kindertagesstättenentwicklungsplanung 2015/16 und Ausbauplanung der Plätze für Unter-Dreijährige. Vorlage für die Sitzung des Kinder- und Jugendausschusses am 03.03.2015 bzw. des Rates am 11.03.2015 unter http://ratsinfo.aachen. de/bi/vo020.asp?VOLFDNR=13321 (04.08.2015) Vgl. hier auch die räumliche Verteilung der Versorgungsquoten auf der Basis der 14 Sozialräume. 5 Stadt Aachen (2015): PlusKita Kriterien. Vorlage für die Sitzung des Kinder- und Jugendausschusses am 01.07.2014 unter http://ratsinfo.aachen.de/bi/to020.asp?TOLFDNR=64393 (04.08.2015) 6 Stadt Aachen (2015): Sprachförderung in Kindertagesstätten. Vorlage für die Sitzung des Kinder- und Jugendausschusses am 01.07.2014 unter http://ratsinfo.aachen.de/bi/to020.asp?TOLFDNR=64395 (04.08.2015) 7 Übernommen nach: http://www.aachen.de/de/stadt_buerger/ politik_verwaltung/behoerdenwegweiser/dienstleistungen/index_ detail.asp?searchId=4123 (04.08.2015) 27 Derzeit (2015) gibt es 40 Familienzentren1, davon 14 im Verbund mit einem Partnerfamilienzentrum. Von diesen erhalten 23 die gesetzliche Landesförderung, 2 eine freiwillige Landesförderung und 13 eine kommunale Förderung. Ihre räumliche Verteilung ist in Abbildung 7 wiedergegeben. Das Ziel, bis 2016 in Aachen über 35 Familienzentren zu verfügen, ist somit bereits erreicht. In Aachen existieren 40 Familienzentren für Bildung, Erziehung und Betreuung Abbildung 7 Familienzentren in Aachen (2015) Datengrundlage: Stadt Aachen, FB 45 Kinder, Jugend, Schule Träger   Freier Träger Stadt Aachen 1 Stadt Aachen (2015): Auswahl der Familienzentren für das Kitajahr 2015/2016 – Landesförderung – Kommunale Förderung. Vorlage für den Kinder- und Jugendausschuss am 05.05.2015 unter http://ratsinfo.aachen.de/bi/to020.asp?TOLFDNR=68792 (04.08.2015) 28 2. Ergebnisse und Aktivitäten 2.3.2 Planungen für Kinder und Jugendliche Ein wesentliches Instrument zur Förderung der kommunalen Jugendhilfe in Aachen bildet der 3. Kinderund Jugendförderplan der Stadt Aachen 2015 – 20201. Er geht einmal auf die im zweiten Kinder- und Jugendförderplan 2010 – 2014 geplanten Maßnahmen und ihre Umsetzung bis 2015 ein. Zudem gibt er – bezogen auf die 14 Sozialräume der Stadt Aachen – einen Überblick über die Einrichtungen aus den Handlungsfeldern Jugendarbeit, Förderung der Jugendverbände, Jugendsozialarbeit und erzieherischer Kinder- und Jugendschutz. Der 3. Kinder- und Jugendförderplan informiert darüber hinaus über die Ziele, die in den kommenden Jahren erreicht werden sollen. Im Freizeitstättenbedarfsplan2 sind die Freizeitstätten der Offenen Kinder- und Jugendarbeit in der Stadt Aachen in freier und kommunaler Trägerschaft erfasst. Sie sind ebenfalls auf die 14 Sozialräume bezogen und stehen Kindern und Jugendlichen im Alter von 6 bis 27 Jahren offen. Basierend auf verschiedenen Erhebungen3 wird festgestellt, dass das Angebot an Einrichtungen der Offenen Kinder- und Jugendarbeit zwar bezüglich Bedarf, Standorten und Nutzerfrequenz als weitestgehend ausreichend betrachtet werden kann. Es werden jedoch in 5 der 14 Sozialräume insbesondere folgende Weiterentwicklungsbedarfe herausgestellt: Infrastruktur für Kinder und Jugendliche: Kinder- und Jugend­ förderplan der Stadt Aachen • Ausweitung der personellen Ausstattung zur Bewältigung neuer Anforderungen an Einzel- und Gruppenarbeit (Beratung) • Genauere Differenzierung zwischen männlichem und weiblichem Fachpersonal (geschlechtsspezifische Angebote) • Sicherstellung einer Präsenz von zwei Mitarbeitern vor Ort (Sicherheitsaspekt) 2.3.3 Spezielle Planungen im Bereich Schulen Im Bereich der Schulen bestehen derzeit spezielle Planungen, die sich den drei Themenkomplexen Inklusion, Beschulung von Flüchtlingen und Erweiterung der Betreuungszeiten für Grundschüler zuordnen lassen. Durch die Einrichtung von Schwerpunktschulen im Primarbereich sollen Voraussetzungen dafür geschaffen werden, eine Beschulung von Schülern mit besonderem Unterstützungsbedarf sicherzustellen4. Dabei werden für die Förderschwerpunkte Lernen, Sprache sowie emotionale und soziale Entwicklung Mittel für Personal sowie räumliche und sächliche Ausstattung zur Verfügung gestellt. Im Bereich der sonderpädagogischen Unterstützung beschränkt sich die Förderung auf die räumliche und sächliche Ausstattung. In Aachen sollen zwei Grundschulen zu Schwerpunktschulen ausgebaut werden, die bereits Erfahrungen mit integrativen Lerngruppen haben5. Unter dem Eindruck des Zustroms von Flüchtlingen, insbesondere auch von unbegleiteten minder­ jährigen Flüchtlingen6, soll das Angebot an internationalen Förderklassen und die Beschulung von Seiteneinsteigern ausgebaut werden7. Zu den bestehenden 30 Förderklassen mit 388 Seiteneinsteigern in Haupt- und Realschulen sowie in Gymnasien, Gesamtschulen und Berufskollegs sollen im Schuljahr 2015/2016 weitere 4 bis 5 internationale Förderklassen für 72 bis 100 Schüler hinzutreten. Darüber hinaus sind sechs weitere Klassen im Rahmen der Einrichtung eines schulischen Lernortes auf dem Kronenberg8 vorgesehen. Besonderer Bedarf in Schulen durch die Flüchtlinge 1 Stadt Aachen (Hrsg.) (2015): 3. Kinder- und Jugendförderplan der Stadt Aachen 2015– 2020. 49 S. 2 Stadt Aachen (Hrsg.) (2014): Freizeitstättenbedarfsplan Stadt Aachen 2014. 44 S. Unter http://ratsinfo.aachen.de/bi/to010.asp?SILFDNR=3169 (17.08.2015) 3 Expertengespräche mit den Einrichtungsleitungen, Erhebungen der Forschungsgruppe „Faktor Familie“, Auswertungen der jährlichen Verwendungsnachweise der Einrichtungen und Strukturdaten. 4 Stadt Aachen (2015): Einrichtung von Schwerpunktschulen im Primarbereich. Vorlage für die Sitzung des Schulausschusses am 19.05.2015 unter http://ratsinfo.aachen.de/bi/to020.asp?TOLFDNR=69132 (04.08.2015) 5 GGS Am Höfling und GGS Montessori-Schule Eilendorf 6 Vgl. auch Kap. 2.7.1 7 Stadt Aachen (2015): Erhalt und Ausbau von Internationalen Förderklassen – Beschulung von Seiteneinsteigern. Vorlage für die Sitzung des Schulausschusses am 19.05.2015 unter http://ratsinfo.aachen.de/bi/to020.asp?TOLFDNR=69088 (04.08.2015) 8 Zur Entwicklung des Kronenberges vgl. Kap. 5.4 29 Ähnlich wie in den Kindertagesstätten sollen auch in den Grundschulen die Betreuungszeiten ausgeweitet werden1. Damit werden auch hier die Rahmenbedingungen für eine Vereinbarkeit von Familie und Beruf verbessert und die bestehenden Wartelisten reduziert. Während dabei der Bedarf in den Regelgrundschulen steigt, nimmt er – verursacht durch eine Zunahme des gemeinsamen Lernens in der Regelgrundschule – in den Förderschulen Primar ab. Insgesamt wird der Bedarf im Schuljahr 2015/2016 mit 4.762 Plätzen beziffert, was einem zusätzlichen Bedarf von 178 Plätzen im Vergleich zum Vorjahr entspricht. Dem stand 2014/2015 ein Angebot von 4.645 Plätzen in 34 Grundschulen gegenüber. Darüber hinaus sollen – in Analogie zu den Familienzentren im Bereich der Kindertagesstätten – ausgewählte Grundschulen zu „Familiengrundschulen“ ausgebaut werden. Durch die Installierung von Elterncafés soll erreicht werden, dass der Kontakt und die Begleitung der Eltern beim Übergang ihrer Kinder von der Kindertagesstätte zur Grundschule nicht abbricht. In einer ersten Phase ist geplant, die Grundschulen in Haaren und Driescher Hof zu Familiengrundschulen weiter zu entwickeln2. Ausbau von Betreuung in Grundschulen Einrichtung von „Familiengrundschulen“ 2.3.4 Weitere Vorhaben mit Quartiersbezug „Kinder im Mittelpunkt“ (KIM) und „Positives Aufwachsen in Aachen“ (PIA) Armut trägt maßgeblich zur Beeinträchtigung der Entwicklung von Kindern und Jugendlichen bei. Deshalb hat die Stadt Aachen unter Federführung des Fachbereiches Kinder, Jugend, Schule im Sommer 2011 die Programme „KIM – Kinder im Mittelpunkt“ und „PIA – Positives Aufwachsen in Aachen“ gestartet. Sie verfolgen das Ziel, der Kinderarmut und Benachteiligung gezielt entgegenzuwirken. Im Projekt KIM3, das vom Landschaftsverband Rheinland unterstützt wurde, soll die Armutsbekämpfung dadurch geschehen, dass die existierenden Unterstützungsangebote vor Ort gestärkt und besser miteinander verzahnt werden. Dazu hat der Fachbereich Kinder, Jugend und Schule mit Einführung einer „Präventionskette“ ein integriertes Konzept entwickelt, in dem jedes Kind in jeder Lebensphase eine lückenlose Förderung erhält. Benachteiligung soll so wirksam überwunden werden. Ziel des Besuchsdienstes für Eltern von Neugeborenen im Rahmen von „PIA – Positives Aufwachsen in Aachen“ ist es, durch das Angebot von Beratung und konkreten Hilfen die Elternkompetenz zu stärken. So werden alle „frischgebackenen“ Eltern mit einem „Begrüßungspaket“ zur Geburt ihres Kindes beglückwünscht. Gleichzeitig sollen die Eltern für die Teilnahme an frühen Familienbildungsangeboten gewonnen werden4. Der lokale Schwerpunkt liegt bei beiden Programmen in Aachen-Nord, einem Bereich, in dem die Kinderarmut ein besonderes Problem darstellt5. Es soll in Zukunft auf alle Quartiere mit ähnlichen sozialen Verhältnissen ausgedehnt werden. 1 Stadt Aachen (2015): Bedarf an Ganztagsplätzen für Kinder an Grundschulen und Förderschulen Primar im Ganztag im Schuljahr 2015/2016 in der Stadt Aachen. Vorlage für die Sitzung des Schulausschusses am 19.05.2015 unter http://ratsinfo.aachen.de/bi/to020.asp?TOLFDNR=69058 (04.08.2015) und http://ratsinfo.aachen.de/bi/vo020.asp?VOLFDNR=13601 (04.08.2015) 2 Die Finanzierung erfolgt aus Mitteln des Landes NRW für das Modellprojekt „Familien im Mittelpunkt – Familiengrundschule Aachen. 3 Nähere Informationen unter Stadt Aachen (2013): KIM – Kinder im Mittelpunkt. Dokumentation des 2. Netzwerkstreffens. Unter http://www.aachen.de/de/stadt_buerger/ familie/aachener_buendnis_familien/kinder_im_mittelpunkt_kim/ansatz/index. html. (02.08.2015) Vgl. auch Kap. 5.3 4 Nähere Informationen unter Stadt Aachen (2011): PIA – Positives Aufwachsen in Aachen. Unter http://www.aachen.de/de/stadt_ buerger/familie/aachener_buendnis_familien/projekt_pia/pia_2011.html.(02-08.2015) Ein Faltblatt steht zur Verfügung bei Stadt Aachen (2011): Besuchsdienst für Eltern von Neugeborenen. „Krimskrams“ – Baby-Begrüßungspaket. Unter http://www.aachen.de/de/stadt_buerger/familie/aachener_buendnis_familien/projekt_pia/faltblatt_pia.pdf. (02.08.2015) Vgl. auch Kap. 5.3 5 Vgl. Kap. 3.2 und Kap. 5.3 30 KIM und PIA als Präventions­programme gegen Kinderarmut 2. Ergebnisse und Aktivitäten Audit familiengerechte Kommune Im Jahre 2009 wurde die Stadt Aachen eingeladen, kostenlos an der Pilotphase zum Audit familiengerechte Kommune teilzunehmen1. Nach Vorbereitung durch das „Aachener Bündnis für Familie“2 beschloss der Rat am 06.05.2009 die Teilnahme der Stadt Aachen. Als Handlungsfelder wurden definiert3: 1. Familiengerechtigkeit als strategisches Ziel 2. Vereinbarkeit von Familie und Beruf 3. Bildungsangebote/Infrastruktur 4. Stärkung von Familienkompetenzen 5. Familiengerechte Infrastruktur 6. Miteinander der Generationen In einem Auditierungsworkshop einigten sich die Teilnehmer auf 12 familienpolitische Ziele, die innerhalb von drei Jahren, bis zum 30.06.2013, umgesetzt werden sollten4. Drei dieser Ziele weisen explizit einen Quartiersbezug auf5. Die Zertifizierung erfolgte am 01.07.2010 im Landtag von NRW. Am 14.05.2013 entschied der Rat, eine Reauditierung in die Wege zu leiten. Diese steht nun unter dem besonderen Blickwinkel der „Familienzeitpolitik“6. Es sollen u. a. folgende Fragen erörtert werden: • Welche zeitlichen Bedarfe haben Eltern? • Wie lassen sich Wegezeiten für Pendler optimieren? • Wie können die Öffnungszeiten bestehender Kinderbetreuungseinrichtungen besser auf die Fahrt­ zeiten im öffentlichen Personennahverkehr und die Ladenöffnungszeiten abgestimmt werden? Dazu wurde der Familienbegriff, auch vor dem Hintergrund der zunehmenden kulturellen Diversität und Ausdifferenzierung von Lebensstilen, erweitert. Zur Familie im weiteren Sinne gehören nun nicht nur die Eltern mit ihren Kindern, sondern auch die Großeltern und andere Familiennetzwerke. Die Zielgruppen umfassen dementsprechend junge Menschen und Studierende/Auszubildende ebenso wie Familien mit Kindern oder pflegebedürftigen Angehörigen, ältere Menschen und Menschen mit Behinderungen. Die „Förderung und Aktivierung von Nachbarschaften“ stellt einen unmittelbaren Bezug zur Quartiers­ ebene her. Die Übergabe des Zertifikates fand am 12.06.2015 statt. Aachener Bündnis für Familie als Motor für eine familiengerechte Stadt Neuer Familienbegriff: Auch ältere Menschen und Menschen mit Behinderungen berücksichtigen 1 Das Programm zur Zertifizierung familiengerechter Kommunen wurde im Rahmen der Landesinitiative „Familie kommt an“ vom Ministerium für Generationen, Familien, Frauen und Integration des Landes Nordrhein-Westfalen (MGFFI) gemeinsam mit der Bertelsmann Stiftung und der berufundfamilie gGmbH der Hertie-Stiftung im Jahre 2008 entwickelt. 2 Das „Aachener Bündnis für Familie“ wurde am 10.05.2005 gegründet. Zu seinen Aktivitäten vgl. Stadt Aachen: Aachener Bündnis für Familien. Unter http://www.aachen.de/de/stadt_buerger/familie/aachener_buendnis_familien/index.html (05.08.2015) 3 Näheres unter Stadt Aachen: Das Aachener Bündnis für Familien. Unter http://www.aachen.de/de/stadt_buerger/familie/aachener_buendnis_familien/familiengerechte_kommune/index.html (02.08.2015) 4 Zur Bilanz des bis 2013 Erreichten vgl. Stadt Aachen (2013): 1. Bilanzbericht zum Audit familiengerecht Kommune. Unter http://www.aachen.de/de/stadt_buerger/familie/dokumente/audit_familiengerechte_kommune_bilanz_2013.pdf (02.08.2015) 5 Dazu gehören die Entwicklung des Konzeptes gegen Kinderarmut (KIM), die Stärkung von Familienkompetenzen (PIA) und die Einrichtung einer Ferienakademie im Stadterneuerungsgebiet Aachen-Nord 6 Näheres hierzu bei: Stadt Aachen: Familienzeitpolitik – Pilotprojekt in Aachen. Unter http://www.aachen.de/de/stadt_buerger/ familie/aachener_buendnis_familien/familienzeitpolitik_aachen/intro.html (02.08.2015) 31 2.4 Aktivitäten aus dem Fachbereich Stadtentwicklung und Verkehrsanlagen Neben der Umsetzung des Programms „Soziale Stadt Aachen-Nord“, das in Zusammenarbeit mit dem Fachbereich Wirtschaftsförderung erfolgt, erarbeitet der Fachbereich Stadtentwicklung und Verkehrs­ anlagen verschiedene Planwerke, die auch einen Bezug zu einzelnen Quartieren herstellen. Neben dem Nahverkehrsplan, der Erstellung von Städtebauförderkonzepten und Stadtteilplanungen sowie Bebauungsplänen sind insbesondere die folgenden drei Planwerke anzuführen. 2.4.1 Masterplan Aachen* 2030 Am 19.12.2012 hat der Rat der Stadt Aachen den Masterplan Aachen* 2030 beschlossen1. Zusammen mit diesem (informellen) Rahmenplan wird der neue, gesetzlich vorgeschriebene Flächennutzungsplan entwickelt2. Im Masterplan wurden die folgenden 10 Handlungsfelder definiert: Informeller Rahmenplan für Aachen: Masterplan Aachen* 2030 • Wohnen – Qualitätsoffensive Wohnen • Wirtschaft – Moderne Wirtschaft auf erprobten Standorten • Hochschulen – Wissenschaftsstadt Aachen • Lebensumfeld – Lebensvielfalt • Mobilität – clever mobil • Stadt-Bau-Kultur – Tradition und Baukultur in einer attraktiven Stadt • Freiraum – Grüne Finger, grüne Inseln • Natur und Umwelt – Menschenwürdige Umwelt und Lebensraumvielfalt • Klimaschutz, Klimaanpassung – KlimaAktiv • Kooperation mit der Region – … stark mit der Region Von diesen legen die Handlungsfelder „Wohnen“ und „Lebensumfeld“ in besonderem Maße ihr Augenmerk auf eine an sozialen Herausforderungen orientierte Quartiersentwicklung. 2.4.2 Innenstadtkonzept 2022 Aufbauend auf das Innenstadtkonzept aus dem Jahre 2002 entwickelt das Innenstadtkonzept 2022 Lösungsvorschläge für die zukünftige Innenstadtentwicklung3. Eine Auftaktveranstaltung fand am 23.04.2013 statt. Räumliche Schwerpunkte bilden: • Bushof • Büchel • Campus Innenstadt • Hauptbahnhof Südseite • Gasborn mit Suermondt Viertel • Heinrichsallee, Peterstraße, Theaterstraße/Theaterplatz Die thematischen Handlungsfelder umfassen: • Wohnen • Mobilität, Umwelt • Stadtmarketing, Handel, Freizeit, Tourismus • Bildung, Ausbildung, Kultur • Baukultur • Prozesshaftes Handeln in der Stadtgesellschaft 1 Stadt Aachen (Hrsg.) (2013): Aachen* 2030. Masterplan. Perspektiven und Impulse für die räumliche Entwicklung der Stadt Aachen. Aachen, 87 S. Unter http://www.aachen.de/DE/stadt_buerger/planen_bauen/stadtentwicklung/stadt/aachen2030/ aktuelles/ index.html (02.08.2015) Ein Kartenband steht zur Verfügung unter http://www.aachen.de/DE/stadt_buerger/planen_bauen/_materialien_planen_bauen/ stadtentwicklung/stadt/aachen2030/masterplan/ AC2030_beschlossen_HF_alle_lowres.pdf (02.08.2015) 2 Der derzeit gültige Flächennutzungsplan stammt aus dem Jahr 1980. 3 Stadt Aachen: Innenstadtkonzept 2022. Inhaltliche und räumliche Schwerpunkte. Unter http://www.aachen.de/DE/stadt_buerger/ planen_bauen/stadtentwicklung/innenstadt/innenstadtkonzept_2022/index.html (02.08.2015) 32 Neue Lösungsvorschläge für die Innenstadtentwicklung 2. Ergebnisse und Aktivitäten Inhaltliche Überschneidungen mit dem Masterplan Aachen* 2030 sind offensichtlich. Von besonderem Interesse aus sozialpolitischen Gesichtspunkten sind die im Beteiligungsprozess gebildeten Arbeits­ kreise „Denkfabrik 66+“ und „Familienzeitpolitik“, die die Belange älterer Menschen und der Familien mit Kindern in den zentralen Stadtquartieren beleuchten. 2.4.3 Verkehrsentwicklungsplanung Der Auftrag zur „Erarbeitung einer Strategie Verkehr als prozess- und dialogorientierte Verkehrsentwicklungsplanung“ wurde im März 2009 durch den Verkehrsausschuss der Stadt Aachen beschlossen1. Auf der Grundlage einer Mobilitätserhebung im Jahre 2011 wurden vier verkehrsmittelbezogene (Fußgänger, Fahrrad, ÖPNV und PKW) sowie vier querschnitts- bzw. vernetzende Fachkommissionen gebildet (Straßennetze und Lebensräume, Wirtschaftsverkehr und Erreichbarkeit, Elektromobilität sowie Mobilitätsmanagement). Sie hatten die Aufgabe, eine „Vision Mobilität 2050“ zu erarbeiten, die inzwischen erschienen ist2. 2.4.4 Stadtteilkonzepte/Programme der Städtebauförderung Der Fachbereich Stadtentwicklung und Verkehrsanlagen erarbeitet für bestimmte Stadtteile Integrierte Handlungskonzepte, die grundsätzlich städtebauliche Projekte mit sozialen, wirtschaftlichen und ökologischen Ansätzen verknüpfen. Grundlage der Finanzierung sind die Bund-Länder-Programme der Städtebauförderung. Derzeit gehören zu diesen Stadtteilen die Innenstadt mit dem Innenstadtkonzept 2022, der Stadtteil Haaren3, der Stadtbezirk Brand sowie die Soziale Stadt Aachen-Nord4. Der Fachbereich ist bestrebt, diese Integrierten Handlungskonzepte in enger Zusammenarbeit mit anderen Fachbereichen und externen Akteuren zu erarbeiten und umzusetzen. Die Schwerpunkte dieser Zusammenarbeit ergeben sich aus den Handlungsbedarfen für die jeweiligen Stadtteile und das jeweils anzuwendende Förderprogramm der Städtebauförderung. 8 Fachkommissionen für die „Vision Mobilität 2050“ Stadtteilkonzepte auch für die Bezirke Haaren und Brand 1 Stadt Aachen: Verkehrsentwicklungsplanung – Überblick. Unter http://www.aachen.de/de/stadt_buerger/verkehr_strasse/verkehrskonzepte/ verkehrsentwicklungsplanung/ueberblick/index.html (02.08.2015) 2 Stadt Aachen (2014): Vision Mobilität 2050. Unter http://www.aachen.de/de/stadt_buerger/verkehr_strasse/verkehrskonzepte/ verkehrsentwicklungsplanung/Vision_Mobilitaet_2050/index.html (02.08.2015) Das Konzept wurde am 23.01.2014 vom Mobilitätsausschuss der Stadt Aachen beschlossen. 3 Helm, G., Blanzé, M. und I. Mehlhorn (2015): Haaren. Integriertes Handlungskonzept. Stadt Aachen (Hrsg.), 193 S.. Vgl. auch www.aachen.de/haaren und http://www.aachen.de/de/stadt_buerger/planen_bauen/stadtentwicklung/stadtviertel/haaren/index. html 4 Vgl. Kap. 2.2 33 2.5 Aktivitäten aus dem Fachbereich Wohnen Der Fachbereich Wohnen ist in besonderer Weise und unmittelbar in die Entwicklung eines Stadtviertels mit besonderem Handlungsbedarf eingebunden. Denn am 04.12.2012 beauftragte der Wohnungs- und Liegenschaftsausschuss diesen Fachbereich mit dem Management für das Projekt „Entwicklung der Siedlung Preuswald“1. Dabei werden die folgenden Themenbereiche angesprochen: Fachbereich Wohnen federführend bei der Entwicklung der Siedlung Preuswald • Binnenentwicklung der Siedlungsfläche • Entwicklung der Flächen außerhalb der engeren Siedlungsfläche • Nahversorgung • Energieversorgungskonzept • Pflegeplan für die öffentlichen Flächen (Gestaltungs-/Grünflächenplan) • Neubau Kindertagesstätte auf dem Gelände der Kath. Grundschule Bildchen • Projektmanagement unter Einschluss von Stadtteilkonferenz, Stadtteilbüro und Quartiersmanagement • Bewohnerbeteiligung • Angemessene Kosten der Unterkunft für Transferleistungsempfänger • Ausschussberatungen (Federführung beim Wohnungs- und Liegenschaftsausschuss) • Klärungen/Vereinbarungen mit der Deutschen Annington (heute VONOVIA) • Information über die vom Landtag NRW einberufene Enquête-Kommission („Wohnungen werden zu Handelsware“) Seither konnten Fortschritte in der Siedlungsentwicklung im Sinne der im Projekt gesetzten Ziele erreicht werden: • Die Ansiedlung eines Nahversorgers befindet sich im Bauleitplanverfahren. • Die Energieversorgung wurde modernisiert; eine Senkung der Verbrauchspreise um ca. 30 % kann erwartet werden. • Der Neubau für die integrative Kindertagesstätte hat begonnen. • Über Stadtteilbüro und Stadtteilkonferenz sowie auch im direkten Kontakt mit den verschiedenen Bewohnerinitiativen und dem Mieterbeirat ist die Bewohnereinbindung intensiviert. • Die Vermietungsstrategie wird dem Ziel der sozial ausgewogenen Bewohnerstruktur entsprechend korrigiert. • Das Schwimmbad ist in einem einjährigen Testbetrieb. Über die Möglichkeiten eines Dauerbetriebes wird aktuell verhandelt. • Das Wohnungsunternehmen hat Ende 2014 dem Büro „Steg NRW mbH“ den Auftrag zur Erarbeitung eines integrierten Quartiersentwicklungskonzeptes erteilt. In der Lenkungsgruppe zum Projekt ist die Stadtverwaltung mit den relevanten Fachbereichen vertreten. • Durch Abriss von zwei bisherigen Tiefgaragen und Neugestaltung der Flächen – unter anderem auch mit einem Mehrgenerationenparcours – wird eine Aufwertung der Außenraumgestaltung erreicht. Unabhängig von diesem Projekt sind in den letzten Jahren unter Mitwirkung des Fachbereiches Wohnen einige Beschlüsse herbeigeführt bzw. erneuert worden, die eine soziale Versorgung mit Wohnraum fördern. Die Aufgabe des Fachbereiches besteht in der Umsetzung der Beschlüsse in konkreten Planvorhaben. So verabschiedete der Rat der Stadt Aachen in den Jahren 2000 und 2014 so genannte „Quotenbeschlüsse“, nach denen bei Neubauvorhaben, für die Planungsrecht neu geschaffen wird, ein festgesetzter Anteil der Wohnungen öffentlich gefördert werden muss, die damit für Personen mit Wohnberechtigungsschein preisgünstiger gemietet werden können. Während am 04.04.2000 eine Quote von 20 % festgelegt wurde2, erhöhte sich diese am 04.12.2014 auf 20 bis 40 %, in der Regel 30 %3. Darüber hinaus hat der Rat der Stadt Aachen am 14.03.2007 einen „Beschluss zur kommunalen Bodenvorratspolitik zur Sicherung preiswerter Grundstücke“ (Baulandbeschluss) gefasst4. Er beinhaltet, 1 Stadt Aachen (2012): Entwicklung Siedlung Preuswald. Vorlage für die Sitzung des Wohnungs- und Liegenschaftsausschusses am 04.12.2012. Unter http://ratsinfo.aachen.de/bi/to020.asp?TOLFDNR=54492 (05.08.2015) Vgl. auch Kap. 5.2 2 Vgl. Stadt Aachen, Fachbereich 23 – Immobilienmanagement (2007): Immobilienbericht der Stadt Aachen. S. 17. Unter www.aachen.de/bis/fo/immobilienbericht_2007.pdf (15.09.2015) 3 Stadt Aachen (2014): Stärkung des öffentlich geförderten Wohnungsbaus. Vorlage für die Sitzung des Planungsausschusses am 04.12.2015 unter http://ratsinfo.aachen.de/bi/vo020.asp?VOLFDNR=13155 (15.09.2015) 4 Vgl. Stadt Aachen, Fachbereich 23 – Immobilienmanagement (2007): Immobilienbericht der Stadt Aachen. S. 17. Unter www.aachen.de/bis/fo/immobilienbericht_2007.pdf (15.09.2015) 34 Quotenbeschluss und Baulandbeschluss zur Förderung eines sozialverträglichen Wohnens 2. Ergebnisse und Aktivitäten dass die Verwaltung bevorzugt Bebauungspläne bearbeiten soll, bei denen die Stadt mindestens 25 % der Grundstücke besitzt, oder entsprechender Grunderwerb gesichert ist. Auf diesen Flächen kann die Nutzung nach den Vorstellungen der Stadt erfolgen, bevorzugt für preiswerten Wohnraum. Schließlich wurde mit Blick auf die zukünftigen Herausforderungen an den Wohnungsmarkt von den zuständigen Fachbereichen die „Aachen-Strategie-Wohnen“ aus dem Jahre 2010 aktualisiert und räumlich ausdifferenziert1. In den Empfehlungen für die politischen Gremien werden die o. g. Beschlüsse den geänderten Anorderungen angepasst und weiterentwickelt. Sie sollen in ein „Neues Aachener Handlungskonzept Wohnen“ einmünden. 2.6 Aktivitäten aus dem Fachbereich Sport Unter Mitwirkung des Instituts für Sportsoziologie der Deutschen Sporthochschule Köln wurde 2010 der Sportentwicklungsplan der Stadt Aachen herausgegeben2. Er stellt fest, dass neben der individuellen Bedeutung des Sports für den Einzelnen die soziale und politische Relevanz des Sports in allen Bereichen des täglichen Lebens zugenommen hat. Zudem unterstreicht er, dass Fragen von Prävention und Gesundheit, Folgen des demografischen Wandels, Herausforderungen der Integration und der Einfluss von Sport im Rahmen der Bildungspolitik verstärkt von Bedeutung für die zukunftsorientierte Ausrichtung des Sports, seiner Vereine und seiner ehrenamtlichen Führungsstrukturen sind. Die Veränderungen bei der Sportnachfrage und den Anforderungen an kommunale Sportstätten, der Einrichtung der Ganztagsschulen, die Differenzierung in den Zielgruppen und das wachsende Konkurrenzumfeld für den Vereinssport seien zudem Bereiche, die für eine Kommune große Herausforderungen darstellten. Im Rahmen des Sportentwicklungsplanes wurden in einem dialogischen Prozess3 47 Handlungsempfehlungen erarbeitet, die in folgende Zielgruppen/Themenbereiche unterteilt wurden4: • Kindertagesstätten (6) • Schulen (7) • Kinder- und Jugendliche (6) • Sportstätten (8) • Vereinssport (8) • Sportgelegenheiten/selbst organisierter Sport (7) • Leistungssport (1) • Politik/Verwaltung (2) • Nachhaltigkeit der Sportentwicklungsplanung (2) Ein Großteil der Handlungsempfehlungen ist inzwischen in den „Sportalltag“ der beteiligten Akteure integriert worden. Eine Expertenrunde trifft sich in regelmäßigen Abständen und befasst sich mit den aktuellen Themen und der Weiterentwicklung des Aachener Sports, so dass der Sportentwicklungsplan mit seinen Handlungsempfehlungen immer weiter geführt wird. Hervorzuheben sind insbesondere folgende Aktivitäten: Sportentwicklungsplan wird mit Leben gefüllt 1. Ausbau der Bewegungskindertagesstätten (zurzeit 21 Kindertagesstätten) und damit auch Stärkung der Kooperationen zwischen Bildungseinrichtungen und Vereinen. 2. Projekte wie z. B. „Komm mach mit“, „Mädchen Mittendrin“, AGIL 3. Grundschulprojekt „KommSport“ 4. Quartiersbezogene Projekte wie z. B. „Nordsport“ und „Preuswaldsport“ 5. Kurssysteme, wie z. B. Wassergewöhnung in Kindertagesstätten, Schwimmkurse für Flüchtlinge 6. Ausbau von Sportmöglichkeiten für OTs, wie z. B. OT Talstraße mit Niedrigseilgarten und Bogenschießen und OT Driescher Hof mit einem Niedrigseilgarten 7. „Bewegt Älter werden in Aachen“ 1 http://bi-dell.de/files/140925-AktualisierungAachen-Strategie-Wohnen.pdf (15.09.2015) 2 Fuhrmann, H., Ritter, V. u. R. Förg (2010): Sportentwicklungsplan der Stadt Aachen. Stadt Aachen (Hrsg.), 126 S. Unter http://www. aachen.de/de/kultur_freizeit/sport/PDFs/sportentwicklungsplan.pdf (19.08.2015) 3 Zwischen Dezember 2008 und Mai 2009 4 Vgl. Kap. 10.3 des Sportentwicklungsplanes 35 2.7 Aktuelle Herausforderungen der Sozialentwicklung 2.7.1 Flüchtlinge Seit 2012 hat sich die Unterbringung von Flüchtlingen zu einer Herausforderung entwickelt, die die Stadt Aachen auch in den kommenden Jahren beschäftigen wird. Wie Tabelle 2 zeigt, ist die Zahl der Flüchtlinge, die durch die Stadt mit Wohnraum versorgt werden Prognose: 2.200 Flüchtlinge in Aachen bis Ende 2015 müssen, von rund 200 im Jahre 2011 auf mittlerweile 1.140 (September 2015) gestiegen. Es wird damit gerechnet, dass sich deren Zahl bis Ende 2015 auf rund 2.200 Personen erhöhen wird1. Jahr Insgesamt In Wohnungen Interimslösungen 23.10.2010 170 03.02.2011 210 18.01.2012 216 11.12.2012 341 31.10.2013 504 182 110 31.08.2014 650 216 42 31.03.2015 953 459 46 30.09.2015 1.142 624 — Bemerkenswert ist dabei, dass seit 2013 die Flüchtlinge überwiegend in von der Stadt angemieteten Wohnungen untergebracht werden. Das entspricht der Maxime, nicht – wie in den 1990er Jahren unter dem Eindruck der Flüchtlingsströme aus dem ehemaligen Jugoslawien – Großunterkünfte wie Turnhallen herzurichten, sondern einen ansprechenden Wohnraum zur Verfügung zu stellen. So konnte bisher auf eine Unterbringung in Turnhallen und Wohncontainern verzichtet werden. Ob das auch in Zukunft gelingt, werden die weitere Entwicklung der Zuweisungen sowie die Möglichkeiten, weitere Wohnungen zu finden bzw. bauen zu können, zeigen2. Um die Flüchtlinge willkommen zu heißen, sind in einzelnen Stadtvierteln Initiativen ehrenamtlich engagierter Bürger entstanden. So ist beispielsweise ausgehend von der Diskussion um die geplante Unterbringung von 45 Flüchtlingen in einem Wohnhaus in Eilendorf das „Eilendorfer Bündnis für Integration“ gegründet worden3. Seither ist eine Vielzahl ehrenamtlicher Aktivitäten auch in allen anderen Stadtvierteln entstanden, in denen Flüchtlinge untergebracht sind. Eine besondere Herausforderung stellen die unbegleiteten minderjährigen Flüchtlinge dar4. Während 2012 rund 200 in Obhut genommen wurden, stieg deren Zahl in 2014 auf 670 (Tab. 3). Am 31.03.2015 befanden sich in Aachen rund 470 unbegleitete minderjährige Flüchtlinge in Obhut5, am 20.05.2015 registrierte der Fachbereich Kinder, Jugend, Schule 580 laufende Fälle6, was zeigt, dass die Zahlen starken Schwankungen unterworfen sind. Die Unterbringung erfolgt in stationären Einrichtungen der Jugendhilfe. Dazu gehören insbesondere die Kinderheime Maria im Tann (Preuswald), Brand und Burtscheid. Daneben nehmen aber auch alle 1 Stadt Aachen (2015): Unterbringung von Flüchtlingen durch den Fachbereich Soziales und Integration (Stand 16.06.2015). Vorlage für die gemeinsame Sitzung des Ausschusses für Soziales, Integration und Demographie, Wohnungs- und Liegenschaftsausschuss sowie Finanzausschuss am 23.06.2015. 2 Unabhängig davon erfolgt die Unterbringung von Flüchtlingen, die die Stadt Aachen im Auftrag des Landes NRW aufnimmt, in Großunterkünften wie Schulen, Turnhallen oder Kasernen. Hier stehen insgesamt 1.000 Plätze zur Verfügung (Stand: 15.10.2015). 3 http://www.eilendorfer-buendnis.de/index.php/home (13.10.2015) 4 Allgemeine Informationen zur Situation in Aachen: http://kingkalli.de/unbegleitete-minderjaehrige-fluechtlinge-in-aachen/ (13.10.2015) 5 Stadt Aachen (2015): 1. Bericht über die Fallzahlen- und Kostenentwicklung im Bereich der Hilfen zur Erziehung und Maßnahmen nach § 35 a SGB VIII für das Haushaltsjahr 2015 (1.1.-10.3.2015) Vorlage für die Sitzung des Kinder- und Jugendausschuss am 05.05.2015 unter http://ratsinfo.aachen.de/bi/vo020.asp?VOLFDNR=13594 (19.08.2015) Wegen der steigenden Zahlen und der Dringlichkeit der Versorgung hat der Fachbereich Kinder, Jugend, Schule ein eigenes Sozialraumteam eingerichtet, das sich ausschließlich um diesen Personenkreis kümmert 6 Nach Auskunft von Frau Knops, Stadt Aachen, Fachbereich Kinder, Jugend, Schule, Team unbegleitete minderjährige Flüchtlinge. 36 Tabelle 2: Unterbringung von Flüchtlingen und Aussiedlern in Aachen Quellen: Vorlagen für den Ausschuss für Soziales, Integration und Demographie Flüchtlinge leben vorrangig in Wohnungen Besondere Herausforderung: Unbegleitete minderjährige Flüchtlinge 2. Ergebnisse und Aktivitäten Jahr Insgesamt 2012 200 2013 519 2014 670 Tabelle 3: Unbegleitete minderjährige Flüchtlinge in Aachen Quelle: Stadt Aachen, Fachbereich Kinder, Jugend, Schule – Team unbegleitete minderjährige Flüchtlinge anderen stationären Einrichtungen der Jugendhilfe in der Stadt sowie in der Städteregion unbegleitete minderjährige Flüchtlinge auf. 60 bis 80 Jugendliche sind zusätzlich vorübergehend im Hotel untergebracht und werden dort ambulant begleitet. Eine Schwierigkeit besteht darin, die Jugendlichen, die der Schulpflicht unterliegen, in Schulen unterzubringen. Im Mittel fehlen für diese „Seiteneinsteiger“ ca. 50 Schulplätze. Inzwischen haben sich auch die Aachener Berufskollegs den Flüchtlingen geöffnet und bieten ca. 80 Plätze an. Groß ist auch hier die Hilfsbereitschaft von einer Vielzahl von Ehrenamtlichen. An erster Stelle ist das Ehrenamt erweist sich Patenprojekt „Aachener Hände“ zu nennen, das in Trägerschaft des SKM (Katholischer Verein für soziale als wichtige Stütze bei der Aufnahme von Flüchtlingen Dienste) insbesondere auch die Ehrenamtlichen begleitet1. Zudem bietet aber auch die „Bürgerstiftung Lebensraum Aachen“ konkrete Hilfestellungen für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge an2. 2.7.2 Sucht- und Drogenproblematik und ihr Einfluss auf einzelne Quartiere Wie in anderen größeren Städten stellt auch in Aachen die Sucht- und Drogenproblematik und der Umgang damit eine besondere und hier auch quartiersbezogene Herausforderung dar. Träger der Suchthilfe in Aachen und der Städteregion sind der Regionale Caritasverband, das Diakonische Werk und die StädteRegion Aachen. Die kommunale Gesundheitskonferenz hat zuletzt im Jahr 2011 einen in Zusammenarbeit mit allen Trägern erarbeiteten Suchthilfeplan herausgegeben3. In seinen Aussagen basiert er auf der auf Landesebene verfolgten Suchtpolitik: Den gleichzeitigen und gleichgewichtigen Ansatz bei Prävention, Hilfen (Therapie und Integration), Schadensminderung (niedrigschwellige Hilfen), und Repression (Polizei und Justiz). In Aachen gibt es neben den stationären Einrichtungen4 vier Institutionen, die ambulante Hilfen für Menschen mit Sucht- und Drogenproblematik sowie deren Bezugspersonen anbieten5 (Tabelle 4). Suchthilfeplan: Gleichwertigkeit von Prävention, Hilfen, Schadensminderung und Repression In den letzten Jahren hat sich die ambulante Suchthilfe weiter professionalisiert und spezialisiert. Angebote für Kinder und Jugendliche6 und ältere Menschen7 gehören ebenso dazu wie Handlungssicherheit bei Fragen zu Kindeswohlgefährdungen8. Dabei ist ein kultursensibles9 und gendergerechtes Vorgehen (spezielle Angebote für Frauen und Männer) in allen Bereichen der Beratung und Prävention standardisiert und wird durch einen kontinuierlichen Qualitätsmanagementprozess begleitet. Aktuell steigen insbesondere die Anfragen im Bereich Medien- und Onlinesucht sowie der Trend zur gleichzeitigen Abhängigkeit von mehreren Drogen und Süchten (Politoxikomanie) und zu Doppeldiagnosen10. 1 http://aachener-haende.de/ (13.10.2015) 2 http://www.buergerstiftung-aachen.de/ (13.10.2015) 3 StädteRegion Aachen (Hrsg.) (2011): Suchthilfeplan der StädteRegion Aachen. 60 S. Zur Suchtproblematik vgl. auch: Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen (DHS) (Hrsg.) (2005): Ziele, Grundlagen und Prinzipien der Sucht- und Drogenhilfe. Hamm, 9 S. Zur aktuellen Situation vgl.: Suchthilfe Aachen (2015): Jahresbericht 2014 der Suchthilfe Aachen. 12 S. 4 Alexianer Krankenhaus, Abteilung Erwachsenenpsychiatrie der RWTH Aachen, Abteilung Kinder- und Jugendpsychiatrie der RWTH Aachen. Zudem ist die LVR Klinik Düren in die Versorgung eingebunden. 5 Suchtberatung, Fachstelle für Suchtprävention (Herrmannstraße – Alkohol- und Medikamentenabhängigkeit, Essstörungen, Spielund Onlinesucht), Jugend- und Drogenberatung (Herzogstraße – Konsumenten von illegalen Drogen, insbes. Jugendliche bis 21 Jahre ), Grundversorgung Schwerstabhängiger (Kaiserplatz), Feuervogel-Projekt für Kinder aus suchtbelasteten Familien (Heinrichsallee). 6 Feuervogel, Suchtprävention mit CheckIt, Peer-Projekten und MOVE, Frühintervention mit Cannabis- und MPU-Gruppen und Leben hat Gewicht 7 Sucht im Alter: Kooperation mit ambulanter und stationärer Altenhilfe 8 Vereinbarung nach § 8a KJHG für alle Bereiche in der Suchthilfe bindend 9 Die Zahl der Menschen mit Migrationshintergrund und der (unbegleiteten) Flüchtlinge in Beratung und Betreuung steigt in den letzten Jahren. 10 Auftreten einer psychischen Erkrankung in Kombination mit einer Suchterkrankung 37 Jahr Beratungsstellen Psychosoziale Begleitung Substituierter Ambulante Medizinische Rehabilitation Sucht Besucher Kontaktcafé (niedrigschwellig) 2007 1.501 294 121 575 2008 1.598 341 122 475 2009 1.621 280 137 447 2010 1.678 242 141 476 2011 1.665 260 133 396 2012 1.705 261 143 421 2013 1.706 273 138 80 – 100 pro Tag* 2014 1.711 272 140 80 – 100 pro Tag* Tabelle 4: Von der ambulanten Suchthilfe Aachen erreichte Personen (2007–2014) Quelle: StädteRegion Aachen, Suchthilfeplan 2011, S. 17–18. Transparenzpapier „Suchthilfe in der Städte­region Aachen“, S. 11 – 12 Jahresberichte 2010 bis 2014 * Im Jahr 2013 wurden die Besucherausweise und damit auch die namentliche und zahlenmäßige Erfassung der Klienten im Kontaktcafé abgeschafft. Durch regelmäßige Stichproben werden z. Zt. pro Tag 80 bis 100 Personen gezählt. Ein wichtiger Bestandteil der Suchtpolitik in Aachen ist die Substitution von Drogenabhängigen durch Methadon, an der viele Akteure in Aachen beteiligt sind1. In diesem Segment steigen die Zahlen massiv an und haben sich seit 2003 nahezu verdoppelt (Tabelle 5). Demgegenüber sinkt die Zahl der intravenösen Heroinkonsumenten. Eine Folge davon war, dass der Drogenkonsumraum am Kaiserplatz Ende 2011 geschlossen wurde. Im Gegenzug konnten weitere niedrigschwellige Angebote gestärkt und ausgebaut werden2. Jahr Methadonsubstituierte 2003 360 2005 441 2010 636 2014 681 Das Kontaktcafé sowie die medizinische Ambulanz sind als niedrigschwellige Angebote in Aachen an einem Standort konzentriert (Kaiserplatz) und werden durch Streetwork im Quartier flankiert. Die Präsenz Drogenabhängiger bzw. Substituierter in diesem Bereich hat in der Vergangenheit immer wieder die Diskussion über eine Standortverlagerung der niedrigschwelligen Hilfen entfacht. Das gilt in jüngster Zeit insbesondere durch den Bau und die Eröffnung der Shopping Mall „Aquis Plaza“ auf der anderen Seite des Platzes, an dem die Hilfeeinrichtungen liegen. Nach einhelliger Meinung der Experten wird jedoch darauf hingewiesen, dass „die von der Drogenszene ausgehenden Umfeldbelastungen in keinem ursächlichen Zusammenhang mit den Hilfeeinrichtungen stehen, so dass umgekehrt nicht zu erwarten ist, dass sich die Situation relevant verbessert, wenn man die Hilfeeinrichtungen vom Kaiserplatz an einen anderen Ort verlegt“3. Zudem kann ein offener und kreativer Umgang der Geschäftswelt mit dieser Problematik bewirken, dass sich mögliche negative Auswirkungen minimieren lassen4. 1 substituierende Ärzte, Methadonambulanz Unirea, Suchthilfe Aachen 2 z. B. Ausdehnung der Öffnungszeiten des Kontaktcafés, Aufbau und Durchführung von sekundärpräventiven Angeboten wie Safer-Use-Trainings oder Erste Hilfe, Ausbau von Streetwork. 3 StädteRegion Aachen (Hrsg.) (2011): Suchthilfeplan der StädteRegion Aachen. S. 39. In anderen Städten (Bonn, Köln) haben aber die Trennung von Hilfeeinrichtungen und Aufenthaltsorten der Drogenabhängigen die Arbeit der Suchthilfe durchaus erleichtert. 4 So ist der Betreiber des Aquis Plaza an Gesprächen mit den Einrichtungen vor Ort über den Umgang mit Drogenabhängigen interessiert. Zudem ist eine adäquate Grünflächengestaltung im Umkreis der Einrichtungen angedacht. 38 Tabelle 5: Entwicklung der Methadonsubstitution in Aachen (2003–2014) Quelle: StädteRegion Aachen, Gesundheitsamt A 53 Kontaktcafé, medizinische Ambulanz und Streetwork 2. Ergebnisse und Aktivitäten Bemerkenswert ist, dass sich die sozio-ökonomische Lage im Bereich Kaiserplatz/Rehmviertel (Lebensraum 312), wie sie sich aus den Daten des Sozialentwicklungsplanes ableiten lässt, zwischen 2009 und 2013 verbessert hat. Verantwortlich dafür dürften die Maßnahmen sein, die im Rahmen des Programms „Soziale Stadt Aachen-Nord“ seit 2010 umgesetzt wurden1. 2.8 Gesamtbewertung der Konsequenzen aus und Entwicklungen seit dem ersten Sozialentwicklungsplan Wie die vorausgegangenen Ausführungen zeigen, ist eine Vielzahl der Ideen, die im ersten Sozialentwicklungsplan noch als Wunsch formuliert waren, in die Tat umgesetzt worden. Insbesondere haben der kleinräumige, quartiersbezogene Ansatz und eine deutliche Ausrichtung auf die Partizipation der Insti­ tutionen vor Ort nicht nur in der Sozialplanung gegriffen. Vielmehr gilt dies auch für die Stadtteilkonzepte bzw. Programme der Städtebauförderung, für die Jugendhilfeplanung, die Planung von öffentlich gefördertem Wohnraum und für den Bereich Sport. Weiterhin ist die Konzentration der Entwicklungsbemühungen auf die Viertel mit besonderen Heraus­ forderungen hervorzuheben. Beide Aspekte fanden und finden etwa im Rahmen der Programme „Soziale Stadt“ Aachen-Ost/Rothe Erde und Aachen-Nord Anwendung, aber auch beim Ausbau der Einrichtungen der Jugendarbeit (Kindertagesstätten, Familienzentren, Projekt „Kinder im Mittelpunkt“ oder „Positives Aufwachsen in Aachen“). Die Gründung der Stadtteilkonferenzen, die Anerkennung und Verstetigung des Quartiersmanagements und seine Verortung in den Stadtteilbüros als wichtige Impulsgeber für die Entwicklung in den Lebensräumen mit besonderen Herausforderungen ist zudem ein Hinweis darauf, dass der Nachhaltigkeit ein hoher Stellenwert beigemessen wird. Dieser quartiersbezogene Ansatz wird inzwischen auf allen Ebenen von Politik und Verwaltung als zielführend angesehen. Unter diesem Gesichtspunkt sind auch die politischen Entscheidungen, aus kommunalen Mitteln nicht nur Sach-, sondern auch Personalkosten zu finanzieren, als sehr positive Entwicklung zu sehen. So sind die Förderung der Professionalisierung in den Begegnungszentren für ältere Menschen sowie der Ausbau der Arbeit in anderen Einrichtungen im Quartier (z. B. Familienzentren oder Offene Türen) als positiv zu werten. Diese übernehmen neben ihrer Funktion als Anlaufstelle für bestimmte Bevölkerungsgruppen auch koordinierende Aufgaben. Hier sind die Bemühungen zu unterstützen, im Rahmen einer Weiterentwicklung des Konzeptes auch neue Zielgruppen zu erreichen. Als ein wichtiges Instrument zur Aufwertung der Arbeit vor Ort ist schließlich die Einrichtung der Stadtteilfonds aus städtischen Mitteln sowie die Bewirtschaftung des Verfügungsfonds aus dem Programm „Soziale Stadt“ in Aachen-Nord anzusehen. Durch sie lässt sich nicht nur die Arbeit in den Stadtteilkonferenzen anerkennen, die als Ausdruck des lokalen Engagements versuchen, die Entwicklung im Viertel auch „in die eigne Hand“ zu nehmen. Vielmehr zeigt der Stadtteilfonds auch die Bereitschaft der Kommune, zumindest in begrenztem Rahmen Entscheidungskompetenzen an die Basis abzugeben. Allerdings erfordert der Ansatz auch ein Mehr an Arbeit für die vor Ort tätigen Institutionen. Denn schon durch die Teilnahme an den Stadtteilkonferenzen und deren inhaltlicher Gestaltung stoßen viele Einrichtungen an ihre Kapazitätsgrenzen. Eine Unterstützung durch das Quartiersmanagement kann dabei hilfreich sein. Als schwierig hat sich auch die Einbindung der Bewohner selbst erwiesen. Hier besteht durchaus noch ein weiterer Handlungsbedarf, der je nach Quartier sehr unterschiedlich ausfallen wird. Insgesamt ist die Entwicklung in den Quartieren aber als überaus positiv zu bewerten. Eine Fortsetzung des eingeschlagenen Weges sollte deshalb oberste Priorität haben. 1 Vgl. auch Kap. 4.2.3 39 Aachen und seine Lebensräume: Bevölkerungsstruktur und -dynamik, Migration, Arbeit, Armut, Bildung, Gesundheit, Sicherheit, ehrenamtliches Engagement 40 3. Entwicklungen in Aachen 2007 – 2013 Demografische, sozio-ökonomische und soziale Aspekte Die Informationen zur gesamtstädtischen und kleinräumigen Entwicklung zeigen, dass Aachen auch eine Stadt der Vielfalt und Gegensätze ist, in der die soziale Wirklichkeit von Quartier zu Quartier große Unterschiede aufweist. Die demografische, sozio-ökonomische und soziale Entwicklung in Aachen zwischen 2007 und 2013 soll anhand von 19 Indikatoren nachgezeichnet werden. Sie entstammen dem Tabellenteil des Sozialentwicklungsplanes (Fortschreibung), der insgesamt 54 Indikatoren umfasst1. Ausgewählt wurden hieraus zum einen die 11 Indikatoren, die in der Faktorenanalyse zur Typisierung der 60 Lebensräume herangezogen werden (Kap. 4). Zum anderen finden die Indikatoren Berücksichtigung, die zusätzlich in den fünf Quartiersanalysen (Kap. 5) verwendet werden. In diesem Kapitel wird nun zunächst die Entwicklung auf gesamtstädtischer Ebene verfolgt (Tabellen). Dies ist insofern von Interesse als sich dadurch Veränderungen in Lebensräumen und Quartieren relativieren lassen. So können sich z. B. in einem Lebensraum die Zahlenwerte zwar verbessern, diese aber unter dem gesamtstädtischen Aufwärtstrend liegen. Das würde letztendlich einer relativen Verschlechterung der Situation entsprechen, weil in diesem Fall mit dem Unterschied zur Gesamtstadt auch die soziale Ungleichheit steigt. Andererseits können sich Werte über die gesamtstädtische Entwicklung hinausgehend verbessern, was dann eine besonders positive Tendenz bedeuten würde. In Ergänzung zu den Tabellen wird in den Karten eine Übersicht über die räumliche Verteilung der einzelnen Indikatoren innerhalb der Stadt gegeben. Im Folgenden werden die einzelnen Aspekte nach demografischen (3.1), sozio-ökonomischen (3.2) und sozialen Aspekten (3.3) diskutiert. Fokus: Gesamtstädtische Entwicklung … … aber auch kleinräumige Verteilung 1 Köster, G. u. N. Wilden (2014): Sozialentwicklungsplan Stadt Aachen. Fortschreibung 2007 – 2011. Teil 2a: Tabellen nach Themen und Teil 2b: Tabellen nach Lebensräumen. Stadt Aachen (Hrsg.). Unter http://www.aachen.de/DE/stadt_buerger/gesellschaft_soziales/sozialentwicklungsplan_neu/03sozial_ep_fortschreibung/index.html (19.08.2015) Die Daten für 2013 sind in einer Sonderauswertung zusammengestellt worden. 41 3.1 Demografische Aspekte Eine Besonderheit in der demografischen Entwicklung der Stadt Aachen ist die insgesamt positive Aachen verzeichnet Entwicklung ihrer Einwohnerzahl1. Während diese bis 2009 sank, erfreut sich die Stadt seit diesem Jahr ein Bevölkerungswachstum eines beständigen Wachstums (Tab. 6). Am 31.12.2013 erreichte die Einwohnerzahl fast wieder den Wert von 2007. Inzwischen (2014) leben mit 251.500 mehr Aachener in der Stadt als 2007. Damit reiht sich die Stadt Aachen in eine Vielzahl deutscher Städte mit vergleichbarer Größenordnung ein, die ähnliche Tendenzen zeigen2. Einen wichtigen Indikator für die demografische Entwicklung stellt der Aging-Index dar. In ihm wird das Verhältnis der unter 18-Jährigen zu den 65-Jährigen und Älteren im Lebensraum dargestellt3. Dieser Indikator bietet den Vorteil, dass er die 18- bis 64-Jährigen und damit u. a. die Studierenden außer Acht lässt, die die Bevölkerungszusammensetzung in einer Hochschulstadt wie Aachen deutlich prägen. Jahr Wohnberechtigte Bevölkerung 2007 250.667 2009 244.509 2011 246.865 2013 249.746 2014 251.500 Tabelle 6: Entwicklung der Einwohnerzahl (2007 – 2014) Datengrundlage: Stadt Aachen, FB 02 Statistik Wie Tabelle 7 zeigt, sinkt der Index stadtweit seit 2007 beständig ab von 83,8 auf 77,4, d.h. dass sich die städtische Altersstruktur zusehends zugunsten der älteren Menschen verschiebt4. Interessanterweise ist das zunächst nicht auf eine Zunahme der absoluten Zahl älterer Menschen zurückzuführen, sondern bis 2011 auf eine Abnahme der unter 18-Jährigen. Erst zwischen 2011 und 2013 steigt nun auch die Zahl älterer Menschen bei gleichzeitig weiterer Abnahme des jüngeren Segments. 5 Jahr < 18 Jahre > 64 Jahre5 Index 2007 37.324 44.515 83,8 2009 36.246 44.386 81,7 2011 35.170 44.379 79,2 2013 34.696 44.831 77,4 Die lokale Ausprägung des Aging-Indexes zeigt (Abb. 8), dass ältere Menschen nicht nur in den süd­ lichen Stadtvierteln Burtscheid (430), Steinebrück (460), Lütticher Straße (482) und Neuenhof (172) überwiegen, sondern ebenso in den meisten zentralen Stadtbezirken. Das mag überraschen, da diese Viertel im täglichen Leben durch die Studierenden geprägt sind und deshalb einen „jungen“ Eindruck machen. Durch die ausschließliche Berücksichtigung der unter 18-Jährigen6 machen die Zahlen aber deutlich, dass im Zentrum nur wenige Kinder und Jugendliche leben. 1 Vgl. hierzu auch Stadt Aachen (2014): Demografiemonitoring der Stadt Aachen. Entwicklung und Struktur der Bevölkerung. Unter http://www.aachen.de/de/stadt_buerger/pdfs_stadtbuerger/pdf_statistik (07.08.2015) 2 So z. B. Bonn, Freiburg, Karlsruhe. Ein Forschungsvorhaben des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) geht dabei u. a. der Frage nach, inwieweit es nach Jahren des Schrumpfens eine „Neue Attraktivität“ der Stadt gibt. Vgl.: http://www. bbsr.bund.de/BBSR/DE/FP/ReFo/Staedtebau/2010/NeueAttraktivitaet/01_Start.html?nn=442182 (19.08.2015) 3 Andere Definitionen legen das Verhältnis zwischen <15-Jährigen und >59-Jährigen oder >64-Jährigen zugrunde. 4 Bei einem Index von 100 gibt es ebenso viele jüngere wie ältere Menschen, über 100 überwiegen die jüngeren, unter 100 die älteren Menschen. 5 Einschließlich Personen in Einrichtungen (Heimen). 6 Studierende sind im Allgemeinen über 18 Jahre alt. 42 Bevölkerung in Aachen altert konti­ nuierlich (Demografischer Wandel) Tabelle 7: Entwicklung des Aging-Indexes (2007 – 2013 ) Datengrundlage: Stadt Aachen, FB 02 Statistik 3. Entwicklungen in Aachen 2007 – 2013 Dagegen sind das Ostviertel1, der Bereich Feld- und Liebigstraße (250)2, Verlautenheide (532), die westlichen Viertel um Kullen und Steppenberg (641 und 642) sowie das Brander Feld (514) weiterhin durchaus junge Viertel. Hinzu kommt in den letzten Jahren der Preuswald (483)3, in den viele Familien mit Kindern gezogen sind. Abbildung 8 Aging-Index im Lebensraum (2013 und Veränderung 2007 – 2013) Datengrundlage: Stadt Aachen, FB 02 Statistik Index      Veränderung 122,5 bis unter 325,2 124,0 102,8 bis unter 122,5 62,0 63,4 bis unter 102,8 12,4 43,7 bis unter 63,4 -12,4 33,3 bis unter 43,7 -62,0 -124,0 1 Vgl. auch Kap. 5.5 2 Vgl. auch Kap. 5.3 3 Vgl. auch Kap. 5.2 43 Ein weiteres relevantes Thema ist die Migration. Betrachtet man die Ausländerstatistik (Staatsangehörigkeit), ergibt sich sowohl in absoluten als auch in relativen Zahlen bei Betrachtung des Zeitraumes 2007 – 2013 im Jahre 2009 ein Minimum (Tabelle 8). Seither steigen die Werte beständig an und erreichen 2013 höhere Werte als 20071. Im Jahr 2013 lag ein Ausländeranteil von 14,7 % vor. Der Zuzug von Ausländern macht dabei 79 % des gesamten Bevölkerungszuwachses in der Stadt aus2. Jahr Ausländer Bevölkerung Insg. Quote (%) 2007 35.475 250.667 14,2 2009 33.326 244.509 13,6 2011 34.440 246.865 14,0 2013 36.732 249.746 14,7 Ausländer (Staatsangehörigkeit) sind in Aachen in fünf Vierteln schwerpunktmäßig angesiedelt (Abb. 9): 1. Ausgehend vom Zentrum nach Osten und entlang der Jülicher Straße. Das sind traditionell die Wohnviertel der Arbeitsmigranten. Bemerkenswert ist, dass dort die Anteile seit 2007 z. T. fallen, während im Zentrum die Ausländeranteile steigen. 2. Eine zunehmende Tendenz zeigen auch die im Süden sich anschließenden Lebensräume Schönforst (351) und Altforst (352) sowie der Driescher Hof (372). 3. Der Bereich um die Roermonder Straße (211), in dem nach wie vor überdurchschnittlich viele Studierende, insbesondere aus China, leben3. Die Ausländeranteile nehmen aber auch hier ab. 4. Der Bereich Kullen (641), in dem vor allem Zuwanderer aus Osteuropa wohnen. 5. Der Preuswald (483), in dem sich in den letzten Jahren insbesondere Migranten aus Afrika südlich der Sahara niedergelassen haben4. Die Gegenüberstellung macht deutlich, dass sich die Ausländerpopulationen in den einzelnen Lebensräumen z. T. erheblich voneinander unterscheiden. Dies ist bei einer weitergehenden Betrachtung zu berücksichtigen. Aussagekräftiger als die Angabe zur Staatsangehörigkeit ist jedoch eine Analyse des Migrationshintergrundes. Dazu gehören die folgenden Personenkreise: • Ausländer (ausländischer Pass), • Deutsche im Ausland geboren, • Eingebürgerte und • Personen mit familiärem Migrationshintergrund (das sind in Deutschland Geborene mit deutscher Staatsangehörigkeit, von denen mindestens ein Elternteil einen Migrationshintergrund hat). Nicht dazu zählen Deutsche mit 2. Staatsangehörigkeit. 1 Größte Gruppe sind mit einem Anteil von 19,7 % die Türken (2013), jedoch mit abnehmender Tendenz (2007: 20,7 %). Mit Abstand folgen Migranten aus Ex-Jugoslawien (7,8 %) und Polen (4,4 %). 2 2.292 von 2.881 Personen für den Vergleichszeitraum 2011 bis 2013. 3 Vgl. auch Köster, G. u. N. Wilden (2014): Sozialentwicklungsplan Stadt Aachen. Fortschreibung 2007 – 2011. Teil 2a: Tabellen nach Themen und Teil 2b: Tabellen nach Lebensräumen. Stadt Aachen (Hrsg.). Unter http://www.aachen.de/DE/stadt_buerger/gesellschaft_soziales/sozialentwicklungsplan_neu/03sozial_ep_fortschreibung/index.html (19.08.2015) 4 Vgl. auch Kap. 5.2 44 Zuzug von Ausländern ist maßgebend für das Wachstum Aachens Tabelle 8: Ausländer (Staatsangehörigkeit) (2007 – 2013) Datengrundlage: Stadt Aachen, FB 02 Statistik Unterschiedliche Migranten- ­gruppen leben in unterschiedlichen Lebensräumen 3. Entwicklungen in Aachen 2007 – 2013 Abbildung 9 Anteil der Ausländer (Staatsangehörigkeit) an der Bevölkerung im Lebensraum (2013 und Veränderung 2007 – 2013) Datengrundlage: Stadt Aachen, FB 02 Statistik Anteil (%)      Veränderung (%) 21,8 bis unter 35,2 11,0 18,2 bis unter 21,8 5,5 11,0 bis unter 18,2 1,1 7,5 bis unter 11,0 -1,1 4,5 bis unter 7,5 -5,5 -11,0 Wie Tabelle 9 zeigt, betrug 2013 der Anteil der Personen mit Migrationshintergrund in Aachen 33,5 %. Er lag damit mehr als doppelt so hoch wie derjenige der Ausländer, wenn man lediglich die aktuelle Staatsangehörigkeit zu Grund legt. Seit 2007 (31,1 %) ist der Wert um 2,4 Prozentpunkte gestiegen. Das bedeutet, dass 2013 jeder dritte Einwohner von Aachen einen Migrationshintergrund hatte. Eine weitere Annäherung an den Aspekt der kulturellen Diversität in Aachen kann über den Indikator „Nicht Deutsch als Muttersprache“ erfolgen. Diese Information wird im Rahmen der Schuleingangsuntersuchungen durch das Gesundheitsamt der Städteregion Aachen erhoben (Tab. 9). Gefragt werden die Eltern, in welcher Sprache sie vorrangig mit den Kindern sprechen. Beruht das Ergebnis auch auf der verhältnismäßig kleinen Gruppe der in den Schuleingangsuntersuchungen erfassten Familien sowie einer subjektiven Einschätzung der Eltern, ist es doch aufschlussreich, dass dieser Indikator seinem Wert nach 2007 dem Anteil der Einwohner mit Migrationshintergrund entsprach. Personen mit Migrationshintergrund machen ca. ein Drittel der Gesamt­ bevölkerung Aachens aus 45 Bemerkenswert ist, dass sich seit 2007 eine Schere zwischen den beiden Quoten öffnet: Einer geringen Zunahme der Anteile von Bewohnern mit Migrationshintergrund steht eine größere Zunahme bei den vorrangig nicht deutsch sprechenden Familien gegenüber. Das kann als Hinweis darauf interpretiert werden, dass jüngere Migrantenfamilien (wieder) eher an ihren traditionellen Sprachgewohnheiten festhalten1. Die Möglichkeit, über Satellit Sender in der Heimatsprache empfangen zu können, dürfte dabei eine wichtige Rolle spielen. Jahr Nicht Deutsch Untersuchte Kinder Quote (%) Anteil Einwohner mit Migrationshintergrund 2007 604 1.941 31,1 31,1 2009 718 1.936 37,1 31,8 2011 801 1.859 43,1 32,4 2013 772 1.877 41,1 33,5 Die räumliche Verteilung der Familien, in denen vorrangig nicht Deutsch als Muttersprache gesprochen wird, ist erwartungsgemäß in weiten Teilen mit derjenigen der Ausländer identisch (Abb. 10). Deutlicher tritt dabei aber mit dem Kronenberg (171) ein Viertel in Erscheinung, in dem sich (Spät-)Aussiedler konzentrieren. Dies dürfte auch auf den hohen Bestand an öffentlich geförderten Wohnungen zurück­ zuführen sein. Bezüglich der Wanderungssalden2 und Wanderungsumsätze3 in den 60 Lebensräumen ergeben sich in den Beobachtungszeiträumen leicht positive Tendenzen (Tab. 10). Bis 2009 überwiegt noch die Abwanderung, was darauf hindeutet, dass der Bevölkerungsrückgang in Aachen insgesamt mit einer Abwanderung aus der Stadt verbunden war. Mit der Bevölkerungszunahme ab 2011 profitieren auch die Lebensräume und verzeichnen positive Salden sowie einen steigenden Bevölkerungsumsatz. Wie die Zahlen belegen, sind in den Erhebungsjahren zudem zwischen 14,2 % und 15,4 % der Bewohner der Lebensräume entweder fort- oder neu dorthin zugezogen, was auf eine Fluktuation in den Lebensräumen hindeutet, die allerdings lokal unterschiedlich ausfällt. Jahr Saldo Quote (%) Umsatz Quote (%) 2007 -1.876 -0,7 35.536 14,2 2009 -1.179 -0,5 35.465 14,5 2011 1.817 0,7 36.083 14,6 2013 1.679 0,7 38.397 15,4 1 Nach Auskunft des FB 02, Statistik, kann dies zusätzlich ein Hinweis darauf sein, dass die Generierung von Migrantenhaushalten auf EDV-gestütztem Weg ab der 3. Generation nicht mehr gut greift. 2 Berechnung: Zuzüge – Fortzüge. Zur Berechnung der Quote wird die Differenz in Beziehung gesetzt zur Gesamtbevölkerung im Lebensraum. 3 Berechnung: Zuzüge + Fortzüge. Zur Berechnung der Quote wird die Summe in Beziehung gesetzt zur Gesamtbevölkerung im Lebensraum. 46 In vielen Aachener Familien ist eine andere Sprache als Deutsch dominant Tabelle 9: Nicht Deutsch als Muttersprache und Einwohner mit Migrationshintergrund (2007 – 2013) Datengrundlage: Stadt Aachen, FB 02 Statistik Die Fluktuation erhöht sich: Mit dem Bevölkerungswachstum ergibt sich ein positiver Wanderungssaldo und höhere Wanderungsumsätze in den Lebensräumen Tabelle 10: Wanderungssaldo und Wanderungs­ umsatz in Aachen (2007 – 2013) Datengrundlage: Stadt Aachen, FB 02 Statistik 3. Entwicklungen in Aachen 2007 – 2013 Abbildung 10 Anteil der untersuchten Kinder mit nicht-deutscher Muttersprache an allen untersuchten Kindern im Lebensraum (2013 und Veränderung 2007 – 2013) Datengrundlage: Städteregion Aachen, A 53 Gesundheitsamt Anteil (%)       Veränderung (%) 65,4 bis unter 85,3 57,0 53,8 bis unter 65,4 28,5 30,6 bis unter 53,8 5,7 19,1 bis unter 30,6 -5,7 > 0,0 bis unter 19,1 -28,5 keine -57,0 47 Abbildung 11 Anteil der Wanderungssalden an der Bevölkerung im Lebensraum (2013 und Veränderung 2007 – 2013) Datengrundlage: Stadt Aachen, FB 02 Statistik Anteil (%)      Veränderung (%) 1,9 bis unter 5,2 6,5 1,2 bis unter 1,9 3,3 -0,1 bis unter 1,2 0,7 -0,8 bis unter -0,1 -0,7 -1,5 bis unter -0,8 -3,3 -6,5 Ein Vergleich von Wanderungssalden und Bevölkerungsumsatz in ihrer räumlichen Verteilung zeigt, dass zwischen den Lebensräumen z. T. deutliche Unterschiede bestehen (Abb. 11 und 12). Das Stadtzentrum ist dadurch geprägt, das es hier sowohl ein Überwiegen der Zuwanderung als auch einen erheblichen Bevölkerungsumsatz gibt. Das Zentrum als Wohnort für Studierende dürfte dabei eine wichtige Rolle spielen. 48 Hohe Bevölkerungsdynamik im Stadtzentrum 3. Entwicklungen in Aachen 2007 – 2013 Abbildung 12 Anteil des Bevölkerungsumsatzes an der Bevölkerung im Lebensraum (2013 und Veränderung 2007 – 2013) Datengrundlage: Stadt Aachen, FB 02 Statistik Anteil (%)      Veränderung (%) 23,0 bis unter 32,2 8,5 19,3 bis unter 23,0 4,3 11,9 bis unter 19,3 0,9 8,2 bis unter 11,9 -0,9 4,6 bis unter 8,2 -4,3 -8,5 49 3.2 Sozio-ökonomische Aspekte Bis 2011 ist die Zahl der arbeitslos gemeldeten Personen in Aachen beständig zurückgegangen (Tab. 11). Dementsprechend sank auch deren Anteil an der Bevölkerung im Alter von 15 bis 65 Jahren von 7,3 auf 6,4 %1. Erst zwischen 2011 und 2013 erfolgte wieder ein leichter Anstieg der Arbeitslosenzahlen und der Anteil erhöhte sich leicht auf 6,6 %, ein Niveau, das auch 2014 erhalten blieb. Diese Entwicklung mag überraschen, zumal auf Bundesebene eine Erholung auf dem Arbeitsmarkt zu verzeichnen ist, auch wenn diese auf eine Verschiebung von regulären Arbeitsverhältnissen hin zu befristeten Arbeitsverhältnissen, Teilzeit- und geringfügigen Beschäftigungen zurückzuführen ist2. Als Begründung für diese Entwicklung kann in Aachen als Hochschulstadt einmal die Konkurrenz der Arbeitssuchenden zu den Studierenden angeführt werden. Denn reguläre Arbeitsplätze scheinen von Arbeitgebern oftmals lieber an Studierende vergeben zu werden, vor allem, wenn sich mehrere Studierende eine Stelle teilen. Dies geschieht dann also auf Kosten der (Langzeit-)Arbeitslosen. Zum anderen mag die nationale Randlage und die damit verbundene geringere Anzahl von Arbeitsplätzen für die seit 2011 wieder steigenden Arbeitslosenzahlen mit verantwortlich sein. Jahr Arbeitslose Bevölkerung 15 – 64 Jahre Quote (%)3 2007 12.781 175.625 7,3 2009 12.399 170.359 7,3 2011 11.077 173.550 6,4 2013 11.617 176.471 6,6 2014 11.755 177.934 6,6 4 Datengrundlage: Stadt Aachen, FB 02 Statistik und Bundesagentur für Arbeit Bedeutender für die Bewertung der sozialen Situation in den einzelnen Lebensbereichen ist jedoch die Frage, inwieweit deren Bewohner vom Bezug sozialer Leistungen abhängig sind. Den Altersgruppen entsprechend lässt sich das anhand von drei Indikatoren analysieren: 34 • Leistungsempfänger nach dem SGB II (Hartz IV), • Empfänger von Sozialgeld (Kinderarmut) und • Empfänger von Leistungen nach dem SGB XII (Altersarmut). Können erwerbsfähige Personen im Alter zwischen 15 und 65 Jahren ihren Lebensunterhalt nicht selbst bestreiten haben sie die Möglichkeit, Leistungen nach dem SGB II zu beziehen (Hartz IV). In Tabelle 12 ist die Entwicklung dieses Personenkreises dargestellt. Deren Zahl sank von 2007 bis 2011, stieg dann aber wieder leicht an. Parallelen zur Entwicklung der Arbeitslosenzahlen sind offensichtlich. 1 Im Unterschied zur offiziellen Berechnung der Arbeitslosenquote (unter Einbezug aller unselbständig, selbständig und mithelfend Erwerbstätigen einschließlich Arbeitssuchender) werden hier die Arbeitslosenzahlen lediglich auf die Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter zwischen 15 und 65 Jahren bezogen. 2 Bundesagentur für Arbeit (Hrsg.) (2015): Der Arbeitsmarkt in Deutschland – Zeitarbeit – Aktuelle Entwicklungen. Arbeitsmarktberichterstattung, April 2015. Unter http://statistik.arbeitsagentur.de/Statischer-Content/Arbeitsmarktberichte/Branchen-Berufe/ generische-Publikationen/Arbeitsmarkt-Deutschland-Zeitarbeit-Aktuelle-Entwicklung.pdf. (19.08.2015) Vgl. auch: http://www.wiwo.de/erfolg/beruf/bundesarbeitsministerium-immer-mehr-menschen-arbeiten-jenseits-normaler-jobs/11665160.html (19.08.2015) 3 Im Unterschied zur offiziellen Berechnung der Arbeitslosenquote (unter Einbezug aller unselbständig, selbständig und mithelfend Erwerbstätigen einschließlich Arbeitssuchender) werden hier die Arbeitslosenzahlen lediglich auf die Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter zwischen 15 und 65 Jahren bezogen. 4 Im April 2015 betrug die Zahl der Arbeitslosen in der Stadt Aachen 11.992. Vgl. Bundesagentur für Arbeit. Statistik. Arbeitsmarktreport. Agentur für Arbeit Aachen-Düren, April 2015, S. 20. Unter http://www.arbeitsagentur.de/web/wcm/idc/groups/public/ documents/webdatei/mdaw/mjy2/~edisp/l6019022dstbai745780.pdf (19.08.2015) 50 Zwischen 2007 und 2014 sank die Arbeitslosenquote in Aachen Langzeitarbeitslose stehen z. T. in Konkurrenz zu Studierenden Tabelle 11: Arbeitslose (2007 – 2014) Datengrundlage: Stadt Aachen, FB 02 Statistik und Bundesagentur für Arbeit 3. Entwicklungen in Aachen 2007 – 2013 Dagegen nahm der Anteil der in Bedarfsgemeinschaften lebenden Personen in den letzten Jahren leicht ab. Hier kann eine Verbindung zu den Studierendenzahlen in Aachen hergestellt werden: Da sich im Anschluss an die doppelten Abiturjahrgänge mehr Studierende in Aachen eingeschrieben haben, kann die Abnahme der Quote mit einer deutlichen Zunahme der Anzahl der 15- bis 64-Jährigen, zu denen ja auch die Studierenden zählen, erklärt werden. Abbildung 13 Anteil der Arbeitslosen (BA) an der Bevölkerung 15 – 64 Jahre im Lebensraum (2013 und Veränderung 2007 – 2013) Datengrundlage: Stadt Aachen, FB 02 Statistik und Bundesagentur für Arbeit Anteil (%)      Veränderung (%) 10,5 bis unter 18,5 7,6 8,5 bis unter 10,5 3,8 4,5 bis unter 8,5 0,8 2,5 bis unter 4,5 -0,8 1,5 bis unter 2,5 -3,8 -7,6 Jahr Hilfeempfänger Bevölkerung 15 – 64 Jahre Quote (%) 2007 18.788 175.625 10,7 2009 18.197 170.361 10,7 2011 17.835 173.550 10,3 2013 17.918 176.471 10,2 Tabelle 12: Empfänger von Leistungen nach SGB II (2007 – 2013) (Erwerbsfähige Hilfebedürftige, Hartz IV) Datengrundlage: Stadt Aachen, FB 02 Statistik und Bundesagentur für Arbeit 51 Abbildung 14 Anteil der Bedarfsgemeinschaften nach SGB II an den Haushalten im Lebensraum (2013 und Veränderung 2007 – 2013) Datengrundlage: Stadt Aachen, FB 02 Statistik und Bundesagentur für Arbeit Anteil (%)      Veränderung (%) 17,8 bis unter 35,1 13,0 14,0 bis unter 17,8 6,5 6,4 bis unter 14,0 1,3 2,6 bis unter 6,4 -1,3 1,2 bis unter 2,6 -6,5 -13,0 52 3. Entwicklungen in Aachen 2007 – 2013 Bezüglich der räumlichen Verteilung von Arbeitslosigkeit und Armut zeigen sich deutliche Überschneidungen. So sind die Hauptverbreitungsgebiete von Arbeitslosen und Hartz IV-Empfänger praktisch identisch (Abb. 13 und 14). In allen Fällen treten das Ostviertel (321, 322, 330) mit Rothe Erde (340), der Bereich entlang der Jülicher Straße (240, 250), der Preuswald (483), der Kronenberg (171) und Forst (351, 352, 371) mit dem Driescher Hof (372) hervor. Diese Schwerpunkte weisen auf die enge Beziehung zwischen beiden Lebenslagen hin. Es sind Lebensräume, die sich als solche mit besonderem Handlungsbedarf herauskristallisieren1. Einen Indikator für die Kinderarmut bilden die Empfänger von Sozialgeld im Alter unter 15 Jahren (Tab. 13). Analog zu den Entwicklungen bei Arbeitslosen und Bedarfsgemeinschaften fallen sowohl absolute Zahlen als auch Quoten bis 2011 kontinuierlich ab, um dann wieder leicht zu steigen. Bemerkenswert ist die Höhe der Quoten. Mit 22,9 % liegt diese 2013 deutlich über den Werten auf Bundes- (15,3 %) oder Landesebene (NRW: 18,6 %)2. Die Kinderarmut spielt innerhalb der Stadt Aachen also eine zentrale Rolle. Die Initiative des Fachbereichs Kinder, Jugend und Schule im Rahmen des Programms „Kinder im Mittelpunkt“ (KIM), das der Kinderarmut entgegen wirken soll, ist deshalb nur zu begrüßen3. Das gilt umso mehr, als eine Studie der Bertelsmann-Stiftung und des Zentrums für interdisziplinäre Regionalforschung eindringlich auf den Einfluss von Armut auf die Entwicklung von Kindern hinweist4. Jahr Sozialgeldempfänger Bevölkerung < 15 Jahre Quote (%) 2007 7.406 30.484 24,3 2009 7.022 29.704 23,6 2011 6.481 28.934 22,4 2013 6.522 28.444 22,9 Alarmierender Wert: Die Kinderarmut ist in den letzten Jahren zwar zurück­ gegangen, bleibt jedoch hoch Tabelle 13: Sozialgeldempfänger <15 Jahre (2007 – 2013) (Kinderarmut) Datengrundlage: Stadt Aachen, FB 02 Statistik und Bundesagentur für Arbeit Bei einer räumlichen Betrachtung der Kinderarmut (Abb. 15) zeigt sich, dass nun der Bereich der oberen Trierer Straße aus den höchsten Stufen heraus fällt (371). Es ist der Lebensraum, der sich in den Quartiersanalysen als der noch stabilste Teil des Viertels erweist5. Dagegen stimmen die verbleibenden Lebensräume mit hoher Kinderarmut mit denen überein, in denen auch besonders viele Arbeitslose und Hartz IV-Empfänger leben. 1 Vgl. Kap. 4, Abb. 28 2 http://www.amtliche-sozialberichterstattung.de/B2sgbII-quote.html. (19.08.2015) Höhere Werte erreichen die Stadtstaaten Berlin (32,9 %) und Bremen (30,8 %) sowie die ostdeutschen Länder Sachsen-Anhalt (26,1 %) und Mecklenburg-Vorpommern (23,9 %). 3 Vgl. Kap. 2.3.4 4 Gross, T. u. N. Jehles (2015). Der Einfluss von Armut auf die Entwicklung von Kindern. Ergebnisse der Schuleingangsuntersuchung. In: Bertelsmann Stiftung; Zentrum für interdisziplinäre Regionalstudien (ZEFIR) (Hrsg.): Schriftenreihe Arbeitspapiere Wissenschaftliche Begleitforschung „Kein Kind zurücklassen“, Band 3, Gütersloh, 63 S. Vgl. auch Fertig, M. u. M. Tamm (2005): Kinderarmut in Deutschland – Einige empirische Befunde. In: WSI Mitteilungen 5/2005, S. 239 – 243; Chassé, K.A. (2010): Kinderarmut in Deutschland. In: Aus Politik und Zeitgeschichte, 51 – 52/2010, S. 16 – 23. 5 Vgl. Kap. 5.6.2 53 Abbildung 15 Anteil der Sozialgeldempfänger < 15 Jahre an den 0- bis 14-Jährigen im Lebensraum (2013 und Veränderung 2007 – 2013) Datengrundlage: Stadt Aachen, FB 02 Statistik und Bundesagentur für Arbeit Anteil (%)      Veränderung (%) 39,3 bis unter 64,4 17,0 31,5 bis unter 39,3 8,5 15,9 bis unter 31,5 1,7 8,1 bis unter 15,9 -1,7 0,5 bis unter 8,1 -8,5 -17,0 54 3. Entwicklungen in Aachen 2007 – 2013 Schließlich können die Empfänger von Leistungen nach dem SGB XII (Grundsicherung im Alter und bei Erwerbsminderung)1 Hinweise auf den Umfang der Altersarmut geben (Tab. 14). Das absolute Minimum in der Entwicklung dieser Quote (Anteil der Empfänger an der Gesamtbevölkerung > 64 Jahre) wird hier früher (2009) erreicht als bei den oben genannten Indikatoren für die jüngeren Altersgruppen. Auffällig ist jedoch, dass die Quote, anders als in den anderen Teilbereichen, beständig zunimmt. Die Altersarmut ist also auf dem Vormarsch, unabhängig von der absoluten Zahl der älteren Menschen. Jahr Leistungsempfänger Bevölkerung > 64 Jahre Quote (%) 2007 2.358 44.515 5,3 2009 2.315 44.386 5,2 2011 2.768 44.379 6,2 2013 2.883 44.831 6,4 Altersarmut nimmt zu Tabelle 14: Empfänger von Leistungen nach SGB XII an der Gesamtbevölkerung > 64 Jahre (2007 – 2013) (Altersarmut) Datengrundlage: Stadt Aachen, FB 50 Soziales und Integration 1 Diese Leistungen können Personen erhalten, die die Altersgrenze von 65 Jahren erreicht haben und ihren Lebensunterhalt nicht selbst bestreiten können. Darüber hinaus können die Leistungen auch jüngere Menschen in Anspruch nehmen, wenn sie wegen Erwerbsminderung auf Dauer aus dem Erwerbsleben ausgeschieden sind und ihren Lebensunterhalt nicht selbst bestreiten können. Dieser Personenkreis wird in diesem Zusammenhang jedoch nicht berücksichtigt. 55 Abbildung 16 Anteil der Empfänger von Leistungen nach dem SGB XII über 64 Jahre an der Bevölkerung über 64 Jahre im Lebensraum (2013 und Veränderung 2007 – 2013) Datengrundlage: Stadt Aachen, FB 50 Soziales und Integration Anteil (%)      13,8 bis unter Veränderung (%) 23,9 10,0 10,8 bis unter 13,8 5,0 4,8 bis unter 10,8 1,0 1,8 bis unter 4,8 -1,0 0,8 bis unter 1,8 -5,0 -10,0 Bezüglich der räumlichen Verteilung der Altersarmut (Abb. 16) ergibt sich im Vergleich zu Arbeitslosigkeit und Harz IV-Empfängern einerseits eine weitere Reduzierung der Hauptverbreitungsgebiete in den traditionellen Arbeitervierteln entlang der Jülicher Straße (250) und in Rothe Erde (340) sowie in Forst (352). Dafür treten auf der anderen Seite Kullen im Westen (641) und vor allem die Lebensräume im Stadtzentrum als solche mit hohen Anteilen an Empfängern von Leistungen nach dem SGB XII (Grund­ sicherung im Alter) in Erscheinung. Gerade der letzte Aspekt bedeutet, dass die vergleichsweise wenigen, im Zentrum lebenden älteren Menschen von Armut betroffen sind, und zwar mit stark steigender Tendenz. 56 3. Entwicklungen in Aachen 2007 – 2013 Insgesamt zeigt sich, wie in vergleichbaren Städten, eine markante Segregation der Armut auch in Aachen. Betroffen sind erwartungsgemäß die ehemaligen Industriegebiete, aber auch Komplexe des sozialen Wohnungsbaus aus den 70er bis 80er Jahren. Bemerkenswert ist zudem die Konzentration der Altersarmut im Stadtzentrum Die meisten Lebensräume weisen seit 2007 zudem eine Verschlechterung der Situation auf. Das gilt insbesondere für den Preuswald (483), der die höchsten Zuwachsraten bei den Armutsindikatoren verzeichnet. Einen positiven Aspekt in der Arbeitsmarktsituation bildet die Entwicklung der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigungsverhältnisse. Es ist jedoch anzumerken, dass Selbstständige und etwa Studierende zwar zur Bevölkerungsgruppe der 15- bis 64-Jährigen gehören, nicht aber sozialversicherungspflichtig sind, es sei denn, die Studierenden arbeiten neben ihrem Studium in entsprechenden Beschäftigungsverhältnissen, was jedoch eher die Ausnahme sein dürfte. In Hochschulstädten und solchen mit hohen Anteilen von Selbstständigen fallen die Quoten dementsprechend niedrig aus. Die Entwicklung seit 2007 (Tab. 15 und Abb. 17) lässt eine beständige Zunahme der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigungsverhältnisse erkennen. Diese Tendenz steht damit im Gegensatz zu Arbeitslosen und Empfängern von Leistungen nach dem SGB II, die seit 2011 zumindest wieder leicht ansteigen. Die Entwicklung könnte auf eine gewisse wirtschaftliche Konsolidierung hindeuten. Es ist jedoch zu berücksichtigen, dass auch der Trend zu mehr Teilzeitstellen die Anzahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten erhöht, ohne etwa das Risiko für eine Altersarmut grundlegend zu vermindern. Hier wäre es hilfreich, Aussagen über die Qualität der ausgewiesenen Beschäftigungsverhältnisse zu erhalten. Diese liegen jedoch nicht vor. Städtische Ungleichheit: Beim Thema Armut ergeben sich räumliche Konzentrationen Anzahl sozialversicherungspflichtig Beschäftigter steigt Jahr Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte Bevölkerung 15 – 64 Jahre Quote (%) 2007 69.769 175.625 39,7 2009 71.270 170.359 41,8 2011 72.859 173.550 42,0 Tabelle 15: Personen in sozialversicherungs­ pflichtigen Beschäftigungsverhältnissen (2007 – 2014) Datengrundlage: Stadt Aachen, FB 02 Statistik und Bundesagentur für Arbeit 2013 75.166 176.471 42,6 2014 77.800 177.934 43,7 57 Abbildung 17 Anteil der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten an der Bevölkerung 15 – 64 Jahre im Lebensraum (2013 und Veränderung 2007 – 2013) Datengrundlage: Stadt Aachen, FB 02 Statistik und Bundesagentur für Arbeit Anteil (%)      Veränderung (%) 48,5 bis unter 54,5 13,0 45,8 bis unter 48,5 6,5 40,3 bis unter 45,8 1,3 37,6 bis unter 40,3 -1,3 30,3 bis unter 37,6 -6,5 -13,0 Oft verbunden mit der räumlichen Ausprägung sozio-ökonomischer Fragestellungen ist die Verteilung von öffentlich geförderten Wohnungen in der Stadt1. Denn zu diesen haben vorrangig Personen mit einem geringen Einkommen Zugang. Tabelle 16 gibt einen Überblick über die Entwicklung des Bestandes an öffentlich geförderten Wohnungen. Jahr Öffentlich geförderte Wohnungen Wohnungen insgesamt Quote (%) 2007 15.675 137.214 11,4 2009 11.679 132.528 8,8 2011 10.369 136.790 7,6 2013 9.576 143.039 6,7 1 Vgl. auch Stadt Aachen (Hrsg.) (2015): Wohnungsmarktbericht 2014. Fakten und Daten zum Aachener Wohnungsmarkt. 62 S. Unter http://www.aachen.de/BIS/FO/2014_WoMa_Bericht_2014_Internet.pdf (19.08.2015) 58 Tabelle 16: Öffentlich geförderte Wohnungen (2007 – 2013) Datengrundlage: Stadt Aachen, FB 64 Wohnen 3. Entwicklungen in Aachen 2007 – 2013 Abbildung 18 Anteil der öffentlich geförderten Wohnungen an allen Wohnungen im Lebensraum (2013 und Veränderung 2007 – 2013) Datengrundlage: Stadt Aachen, FB 64 Wohnen Anteil (%)      keine Veränderung (%) 15,1 bis unter 40,0 37,0 11,0 bis unter 15,1 18,5 2,9 bis unter 11,0 3,7 > 0,0 bis unter 2,9 -3,7 -18,5 -37,0 Danach ist der Bestand an öffentlich geförderten Wohnungen seit 2007 beständig zurückgegangen. Zwischen 2007 und 2013 sank deren Anzahl um 1/3 und der Anteil an allen Wohnungen verringerte sich von 11,4 auf nur noch 6,7 %. Die räumliche Verteilung der öffentlich geförderten Wohnungen zeigt drei Schwerpunkte (Abb. 18): Im Westen Kullen (641) und Kronenberg (171), im Osten die Bereiche Feld- und Liebigstraße (250) und Scheibenstraße/Eifelstraße (322) sowie in Forst (Schönforst (351), Driescher Hof (372)) mit dem benachbarten Gebiet um die Schagenstraße (514). Der allgemeinen Entwicklung des Bestandes an öffentlich geförderten Wohnungen entsprechend gibt es bis auf drei Ausnahmen1 keinen Lebensraum, in dem der Anteil an öffentlich geförderten Wohnungen seit 2007 zugenommen hätte. Den größten Rückgang verzeichnet der Preuswald, in dem im Jahre 2008 die aus den 1970er Jahren stammenden Geschosswohnungskomplexe aus der Belegungsbindung herausgefallen sind. Das bedeutet jedoch nicht, dass sich dadurch die Sozialstruktur geändert hat. Im Gegenteil sind die Wohnungen, besonders auch nach dem Verkauf an private Wohnungsunternehmen, zunehmend an Haushalte mit geringem Einkommen vermietet worden2. Bestand öffentlich geförderter Wohnungen geht stark zurück 1 Lebensräume 311, 313 und 511 2 Vgl. Kap. 5.2 59 3.3 Soziale Aspekte Neben demografischen und sozio-ökonomischen Gesichtspunkten lassen sich anhand der verfügbaren Daten auch einige weitere für die Gesellschaft relevante Entwicklungen nachzeichnen. Diese können nach den Kategorien Bildung, Gesundheit, Erziehung, Sicherheit und ehrenamtliches Engagement untergliedert werden. Die Ergebnisse der Schuleingangsuntersuchungen geben nicht nur Hinweise auf den Gesundheitsstand der Kinder, sondern auch auf Fragen der Bildung sowohl der Kinder als auch deren Eltern. So wird regelmäßig untersucht, inwieweit die einzuschulenden Kinder einer speziellen Förderung bedürfen, um die Grundschule (voraussichtlich) erfolgreich abschließen zu können. Tabelle 17 zeigt die Ergebnisse. Im Mittel haben rund 10 % der untersuchten Kinder einen besonderen Förderbedarf. Anzumerken ist dabei, dass es durch die geringen absoluten Werte zu erheblichen Schwankungen der Quoten von einem Erhebungsjahr zum anderen geben kann, was insbesondere bei einer klein­ räumigen Betrachtung zu kaum zu interpretierenden Sprüngen führen kann. Deshalb bietet es sich an ggf. jeweils zwei oder alle Erhebungsjahre zusammenzufassen. Jahr Kinder mit Förderbedarf Untersuchte Kinder Quote (%) 2007 193 1.941 9,9 2009 205 1.936 10,6 2011 222 1.921 11,6 2013 156 1.917 8,1 2007 – 2013 776 7.715 10,1 Deshalb wurden in Abbildung 19 alle verfügbaren Jahrgänge aufaddiert. Die lokale Verteilung zeigt deutliche Schwerpunkte entlang der Jülicher Straße (Aachen-Nord, Lebensräume 240 und 250), in Aachen-Ost mit Rothe Erde (321, 322, 361, 330 und 340), in Forst/Driescher Hof (371, 372), im Preuswald (483) sowie auf dem Kronenberg (171). Erwähnenswert ist, dass auch Kinder in verschiedenen Lebensräumen im Stadtzentrum einen erhöhten Förderbedarf aufweisen. Das gilt innerhalb des Alleenringes ausgehend vom Jakobsviertel (Lebensraum 142) quer durch die Innenstadt (100, 311) zum Übergang zum Ostviertel (311, 312). Erstaunlicherweise sind davon auch die an Burtscheid angrenzenden Lebensräume (362, 420) betroffen. Seit 2011 wird bei den Schuleingangsuntersuchungen auch der Bildungsstand der Eltern erfragt. Damit steht ein Indikator zur Verfügung, der unmittelbar dem Bildungs­sektor zugeordnet werden kann. Die Zuordnung zu einer Bildungsstufe erfolgt auf der Basis des Bildungsindexes NRW. In ihm werden Schulabschlüsse und Berufsabschlüsse zueinander in Beziehung gesetzt (Tab. 18). Dabei reicht die Skala von 1 (niedrigste Stufe) bis 8 (höchste Stufe). Die Stufen 1 bis 3 gelten zusammen genommen als niedri­ger Bildungsstand, der auch der Tabelle 19 zugrunde liegt. 60 Rund jedem zehnten Kind wird bei der Einschulung ein Förderbedarf attestiert Tabelle 17: Förderbedarf (2007 – 2013) Datengrundlage: Städteregion Aachen, A 53 Gesundheitsamt Neu im Datenset: Bildungsstand der Eltern 3. Entwicklungen in Aachen 2007 – 2013 Abbildung 19 Anteil der Kinder mit besonderem Förderbedarf an allen untersuchten Kinder im Lebensraum (2007 – 2013) Datengrundlage: Städteregion Aachen, A 53 Gesundheitsamt Anteil (%)      4,7 bis unter 7,4 > 0,0 bis unter 4,7  keine 15,4 bis unter 21,4 12,8 bis unter 15,4 7,4 bis unter 12,8 Schulabschluss Berufsausbildung Kein Abschl. Klasse 8/9 Klasse 10 Bedingt Abitur Klasse 12/13 Anderer Tabelle 18: Zuordnung des Bildungsstandes der Eltern Zurodnung der Schulabschlüsse: Kein Abschluss 1 2 3 5 6 1 Berufsausbildung/Lehre Kl. 8/9: Hauptschulabschluss, Voksschulabschluss 3 3 4 5 6 3 Fachschule — 4 5 6 6 4 Kl. 10: Fachoberschulreife, Abschluss einer Polytechnischen Oberschule Fachhochschule — - 7 7 7 7 Unversität — - 8 8 8 8 Bedingt Abitur: Fachhochschulreife Anderer — 3 4 5 7 3 Kl. 12/13: Abitur, Hochschulreife Quelle: Hoffmeyer-Ziotking 61 Danach verfügten rund 22 % der Eltern über einen nur geringen Bildungsstand (Stufe 1– 3). Unter dem Vorbehalt der geringen absoluten Zahlen lässt sich ein leichter Rückgang der Eltern mit geringem Bildungsstand erkennen. Betrachtet man deren lokale Verteilung fällt in weiten Teilen die Übereinstimmung mit der Verteilung der Kinder mit Förderbedarf auf. Hieraus kann gefolgert werden, dass der Bildungsstand der Eltern und derjenige der Kinder in einer engen Wechselbeziehung zueinander stehen. Jahr Stufe 1–3 Untersuchte Kinder Quote (%) 2007 – – – 2009 – – – 2011 381 1.706 22,3 2013 369 1.740 21,2 2007 – 2013 750 3446 21,8 Tabelle 19: Bildungsstand der Eltern (2007 – 2013) Datengrundlage: Städteregion Aachen, A 53 Gesundheitsamt Abbildung 20 Anteil der Eltern mit geringem Bildungsstand (Stufe 1 – 3) an allen Eltern, deren Kinder untersucht wurden, im Lebensraum (2007 – 2013) Datengrundlage: Städteregion Aachen, A 53 Gesundheitsamt Anteil (%) 62       keine 36,7 bis unter 58,4 28,6 bis unter 36,7 12,5 bis unter 28,6 4,5 bis unter 12,5 > 0,0 bis unter 4,5 3. Entwicklungen in Aachen 2007 – 2013 Einen Hinweis auf die gesundheitliche Situation der einzuschulenden Kinder gibt deren Gewicht (Tab. 20 und Abb. 21). So sind rund 10 % der Kinder adipös1. Die Größenordnung entspricht in etwa derjenigen der Kinder mit Förderbedarf, wobei ein unmittelbarer Zusammenhang damit nicht nachgewiesen ist. Insgesamt hat sich die Quote im Zeitraum 2007 – 2013 um rund 3 Prozentpunkte verringert. Jahr Übergewichtige Kinder Untersuchte Kinder Quote (%) 2007 234 1.941 12,1 2009 173 1.936 8,9 2011 190 1.921 9,9 2013 168 1.913 8,8 2007 – 2013 753 7.715 9,8 Jedes zehnte Kind ist übergewichtig Tabelle 20: Übergewichtige Kinder (2007 – 2013) Datengrundlage: Städteregion Aachen, A 53 Gesundheitsamt Abbildung 21 Anteil der übergewichtigen Kinder an allen untersuchten Kinder im Lebensraum (2007 – 2013) Datengrundlage: Städteregion Aachen, A 53 Gesundheitsamt Anteil (%)      5,6 bis unter 7,7 > 0,0 bis unter 5,6  keine 13,9 bis unter 18,8 11,8 bis unter 13,9 7,7 bis unter 11,8 1 Als adipös gilt ein Kind, wenn es einen höheren BMI als 97 % (97. Altersperzentil) seiner Altersgenossen hat. Übergewicht liegt bei einem höheren BMI als 90 % der entsprechenden Altersgruppe vor. Vgl. auch: http://www.aga.adipositas-gesellschaft.de/index. php?id=8 (19.08.2015)  Eine Berechnungsformel findet sich unter http://www.kinderaerzte-im-netz.de/mediathek/bmi-rechner/ (19.08.2015). Auf die Bedeutung der geringen absoluten Zahlen bei der Interpretation der Daten ist auch hier hinzuweisen. 63 Für den Bereich der Erziehung können die Daten zu den Hilfen zur Erziehung betrachtet werden. Hilfen zur Erziehung können Eltern1 erhalten, „wenn eine dem Wohl des Kindes oder des Jugendlichen entsprechende Erziehung nicht gewährleistet ist und die Hilfe für seine Entwicklung geeignet und notwendig ist“2. Die Hilfen zur Erziehung sind dementsprechend ein Instrument, um die Erziehungskompetenz der Eltern zu stärken. Dabei wird unterschieden zwischen ambulanten, teilstationären und stationären Hilfen. Bei letzteren erfolgt eine Unterbringung in einer Pflegefamilie oder einem Heim. Die Entwicklung der Hilfen zur Erziehung seit 2007 zeigt steigende Zahlen mit einer besonderen Zunahme seit 2011 (Tab. 21). Die Gründe dafür können vielfältig sein. Unter anderem wird auf die höhere Inanspruchnahme der Hilfen zur Erziehung etwa infolge gesteigerter Sensibilität im Kinderschutz, der wachsenden Zahl von Scheidungskindern und Alleinerziehenden oder Arbeitslosigkeit und Armut hingewiesen3. Gleichzeitig ist aber hervorzuheben, dass die Höhe der Kosten konstant geblieben ist. 2013 lagen die tatsächlichen Kosten für den klassischen Bereich der Hilfen zur Erziehung sogar unter den für diesen Bereich zur Verfügung stehenden Mitteln4. In 2014 hat sich diese Kostenstabilisierung fortgesetzt, obwohl die Fallzahlen auch in diesem Jahr weiter gestiegen sind5. Jahr Ambulant Teilstationär/ Stationär Haushalte Quote Ambulant ‰ Quote Teilst./Stat. (‰) 2007 437 383 137.214 3,2 2,8 2009 602 431 132.528 4,5 3,3 2011 609 512 136.790 4,5 3,7 2012 756 700 140.111 5,4 5,0 1 Ggf. auch ein Vormund oder Pfleger 2 § 27 Abs. 1 SGB VIII 3 Vgl. z. B. Bayerischer Landesjugendhilfeausschuss (2013): Positionspapier „Entwicklung der Hilfen zur Erziehung“. Unter http:// www.blja.bayern.de/service/bibliothek/fachliche-empfehlungen/erziehung.php (12.10.2015) 4 Ist-Aufwand: Rund 32,7 Mio. Euro; Gesamtvormerkung: Rund 34,6 Mio. Euro; für diesen Bereich zur Verfügung stehende Haushaltsmittel: 33,6 Mio. Euro. Vgl. Stadt Aachen (2014): 4. Bericht über die Fallzahlen- und Kostenentwicklung im Bereich der Hilfen zur Erziehung und Maßnahmen nach § 35a SGB VIII für das Haushaltsjahr 2013. Vorlage für die Sitzung des Kinder- und Jugendausschusses vom 20.05.2014 unter http://ratsinfo.aachen.de/bi/to010.asp?SILFDNR=3031 (10.08.2015) 5 Zur Entwicklung 2014: Stadt Aachen (2015): 4. Bericht über die Fallzahlen- und Kostenentwicklung im Bereich der Hilfen zur Erziehung und Maßnahmen nach § 35 a SBG VIII für das Haushaltsjahr 2014. Vorlage für die Sitzung des Kinder- und Jugendausschusses am 05.05.2015 unter http://ratsinfo.aachen.de/bi/to020.asp?TOLFDNR=68884 (10.08.2015) 64 Erziehungshilfen werden immer stärker beansprucht, auch wenn die Kosten insgesamt konstant bleiben Tabelle 21: Hilfen zur Erziehung (HZE) (2007 – 2012) Datengrundlage: Stadt Aachen, FB 45 Kinder, Jugend, Schule 3. Entwicklungen in Aachen 2007 – 2013 Bemerkenswert bei der kleinräumigen Betrachtung der Hilfen zur Erziehung (Abb. 22)1 ist die Konzen­tration der Inanspruchnahme auf die östlichen Stadtbereiche entlang der Jülicher Straße (240, 250) mit einer Verlängerung nach Haaren und Verlautenheide (531, 532), dem eigentlichen Ostviertel mit Rothe Erde (322, 330, 340, 361), Teilen von Eilendorf (522, 523) und Forst/Driescher Hof mit dem Brander Feld (351, 352, 372, 372; 514). Im Westen treten darüber hinaus der Preuswald (483) und der Kronenberg (171) hervor. Auffällig ist die zunehmende Polarisierung: Die Lebensräume mit hohen Werten weisen meist auch starke Zunahmen auf. Neben den schon bekannten Problemgebieten, treten hier noch Haaren, Eilendorf und Verlautenheide hinzu.2 Abbildung 22 Anteil der ambulanten Hilfen zur Erziehung (Fälle 2) je Haushalte im Lebensraum (2013 und Veränderung 2007 – 2013) Datengrundlage: Stadt Aachen, FB 45 Kinder, Jugend, Schule Anteil (‰)      Veränderung (‰) 11,0 bis unter 29,5 8,3 bis unter 11,0 7,5 3,0 bis unter 8,3 1,5 0,3 bis unter 3,0 -1,5 keine 15,0 -7,5 -15,0 1 Als „Fall“ gilt ein Haushalt, in dem mindestens eine Hilfe zur Erziehung in Anspruch genommen worden ist. Mehrere Inanspruchnahmen (durch verschiedene Hilfen oder mehrere Kinder) werden nicht zusätzlich gezählt.Ebenso bleiben Haushalte ohne Kinder in der Grundgesamtheit unberücksichtigt. 1 Die Analyse beschränkt sich auf die ambulanten Hilfen zur Erziehung. Da bei den stationären Hilfen als Wohnadresse der Kinder und Jugendlichen meist die Adresse der Einrichtung angegeben ist, nicht aber diejenige der Eltern, würde das Ergebnis verfälscht werden. 2 Als „Fall“ gilt ein Haushalt, in dem mindestens eine Hilfe zur Erziehung in Anspruch genommen worden ist. Mehrere Inanspruchnahmen (durch verschiedene Hilfen oder mehrere Kinder) werden nicht zusätzlich gezählt. 65 Zum Thema Sicherheit kann auf die Polizeiliche Kriminalstatistik des Polizeipräsidiums Aachen zurückgegriffen werden. Auf der Basis von Anzeigen bzw. polizeilicher Feststellung kann diese die statistisch erfasste (Un-)Sicherheit beschreiben. Wie das Sicherheitsempfinden innerhalb der Bevölkerung ausgestaltet ist, lässt sich hierdurch jedoch nicht aufzeigen. Für die Erstellung des Sozialentwicklungsplanes hat das Polizeipräsidium Aachen eine Auswahl von Statistisch erfasste Kriminalität sinkt vier besonders relevanten Deliktbereichen zusammengestellt1. Danach ist die Zahl der Tatverdächtigen insgesamt seit 2008 beständig von knapp 6.500 auf 5.750 Personen zurückgegangen (Tab. 22). In entsprechender Weise reduzieren sich auch die dazu gehörenden Quoten von 2,8 auf 2,4 %. Die Situation in Aachen kann dementsprechend als zunehmend sicherer angesehen werden. Dabei sind Rückgänge vor allem bei Gewaltdelikten, Sexualdelikten und Eigentumsdelikten (außer Ladendiebstahl) zu verzeichnen2. Jahr Tatverdächtige > 6 Jahre Bevölkerung > 6 Jahre Quote (%) 2008 6.494 234.055 2,8 2009 6.009 232.617 2,6 2011 5.899 235.331 2,5 2013 5.718 238.318 2,4 Altersgruppe Absolut Anteil innerhalb der Altersgruppe Abweichung vom Mittel 6 – 14 (Kinder) 263 1,6 -0,8 15 – 17 (Jugendliche) 499 8,0 5,6 18 – 19 (Heranwachsende) 425 6,2 3,8 20 – 29 1.555 2,9 0,5 30 – 39 1.154 3,6 1,2 40 – 49 963 3,0 0,6 50 – 59 547 1,8 -0,6 60 und mehr (Senioren) 312 0,5 -1,9 Insgesamt 5.718 2,4 0,0 1 Die folgenden Delikte finden Berücksichtigung: Gewaltdelikte Tötungsdelikte, Raub, Körperverletzungen, Nachstellung, Freiheitsberaubung, Nötigung und Bedrohung Eigentumsdelikte Diebstahl (einfacher und schwerer) und zusätzlich Ladendiebstahl bei der Auswertung Wohnorte Sexualdelikte Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung (z. B. Vergewaltigung, Exhibitionistische Handlungen, Sexueller Missbrauch) Sonstige Delikte Brandstiftung, Sachbeschädigung, Straftaten gegen das Waffengesetz und zusätzlich Rauschgiftdelikte bei der Auswertung Wohnorte 2 Vgl. Weinspach, D. (2015): Kriminalitätsentwicklung im Jahre 2014. Dokumentation zur Pressekonferenz der Aachener Polizei am 11.03.2015, S.18. http://www.polizei-nrw.de/media/Dokumente/Bericht_2014_Presseversion.pdf (19.08.2015). 66 Tabelle 22: Tatverdächtige (2008 – 2013) Datengrundlage: Polizeipräsidium Aachen Tabelle 23: Tatverdächtige nach Altersgruppen (2013) Datengrundlage: Polizeipräsidium Aachen 3. Entwicklungen in Aachen 2007 – 2013 Nach Altersgruppen wurden 2013 die höchsten Belastungsintensitäten bei den Jugendlichen im Alter zwischen 15 und 17 Jahren erreicht (Tab. 23). Sie liegt fast sechs Prozentpunkte höher als das gesamtstädtische Mittel. Dies entspricht allerdings einem übergeordneten Trend1. Es folgen die Heranwachsenden (+3,8 Prozentpunkte). Dagegen sind alle anderen Altersgruppen deutlich unterrepräsentiert. Die räumliche Verteilung der Wohnorte von Tatverdächtigen (Abb. 23) zeigt hohe Konzentrationen im Osten entlang der Jülicher Straße (222, 240, 250), im Ostviertel mit Rothe Erde (321, 322, 330, 340) und entlang der Trierer Straße in Brand (511). Im Westen treten der Neuenhof, Vaalser Quartier und der Preuswald hervor (642, 172, 483). Das bedeutet jedoch keinesfalls, dass hier auch die meisten Tatorte liegen. Diese folgen im Allgemeinen einem anderen räumlichen Muster. Kriminalität: Höchste Belastung bei den Jugendlichen im Alter 15 bis 17 Jahre Abbildung 23 Belastungsintensität in den Lebensräumen durch Tatverdächtige im Alter von 6 und mehr Jahren insgesamt (2013 und Veränderung 2008 – 2013) Datengrundlage: Polizeipräsidium Aachen Anteil (%)      Veränderung (%) 4,5 bis unter 9,4 4,7 3,6 bis unter 4,5 2,4 1,7 bis unter 3,6 0,5 0,8 bis unter 1,7 -0,5 0,7 bis unter 0,8 -2,4 -4,7 1 Vgl. Steffen, W. (2003): Polizeilich registrierte Gewalttaten junger Menschen – Grund zu Furcht und Sorge? In: Sozialwissenschaften und Berufspraxis, Bd. 26, H. 2, S. 135 – 148. 67 Ein für eine Gesellschaft unverzichtbares Element ist das ehrenamtliche Engagement ihrer Mitglieder. Nach dem Freiwilligensurvey von 2009 konnten 1999 deutschlandweit 34 % der über 14-Jährigen als freiwillig engagiert eingestuft werden. 2004 waren es 36 % und 2009 unverändert ebenfalls 36 %“1. Leider liegen für die einzelnen Kommunen keine detaillierten Untersuchungen zum ehrenamtlichen Engagement vor. Insbesondere gibt es weder inhaltlich ausdifferenzierte Angaben über die Tätigkeitsfelder oder den zeitlichen Umfang des Engagements noch kleinräumig aufgeschlüsselte Daten für ein gesamtes Stadtgebiet. In Aachen lässt sich eine grobe Einordnung des ehrenamtlichen Engagements seiner Bürger über die Ausstellung eines Ehrenamtspasses durch die Stadt nachzeichnen. Einen Ehrenamtspass erhält jeder Bürger, der sich mindestens fünf Jahre lang ehrenamtlich engagiert hat. Antragsberechtigt sind allerdings nur Institutionen, in denen der Ehrenamtliche tätig ist. Das bedeutet eine große Einschränkung. Denn unberücksichtigt bleiben all diejenigen, die – vielleicht auch schon über viele Jahre – „einfach so“ aktiv sind und z. B. für ältere Nachbarn die wöchentlichen Einkäufe erledigen. In Ermangelung genauerer Daten muss deshalb auf die Besitzer eines Ehrenamtspasses zurückgegriffen werden. Wie Tabelle 24 (vgl. auch Abb. 24) zeigt, nimmt die Anzahl der Personen mit einem Ehrenamtspass von Jahr zu Jahr zu. Zwischen 2009 und 2013 wurden im Mittel jährlich rund 300 neue Ehrenamtspässe ausgestellt. Zwischen 2007 und 2009 waren es durchschnittlich 270. Wenn die Aussagekraft aus den oben dargelegten Gründen auch nur beschränkt ist, weisen die Daten doch darauf hin, dass das ehrenamtliche Engagement nicht nachlässt. Jahr Ehrenamtspass Bevölkerung > 20 Jahre Quote (‰) 2007 2.526 207.851 12,2 2009 3.067 202.622 15,1 2011 3.674 205.717 17,9 2013 4.277 208.171 20,5 1 Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend: Monitor Engagement, Ausgabe Nr. 2, Freiwilliges Engagement in Deutschland 1999-2004-2009. Kurzbericht des 3. Freiwilligensurveys, S. 16. Vgl. http://www.bmfsfj.de/RedaktionBMFSFJ/Broschuerenstelle/Pdf-Anlagen/Monitor-Engagement-Nr-2,property=pdf,bereich=bmfsfj,sprache=de,rwb=true.pdf ( 09.03.2015) Der Hauptbericht des Freiwilligensurveys 2009 kann heruntergeladen werden unter http://www.bmfsfj.de/RedaktionBMFSFJ/Broschuerenstelle/Pdf-Anlagen/3.Freiwilligensurvey-Zusammenfassung,property=pdf,bereich=bmfsfj,sprache=de,rwb=true.pdf (19.08.2015) 68 Ehrenamtliches Engagement wird bedeutsamer Tabelle 24: Besitzer eines Ehrenamtspasses (2007 – 2013) Datengrundlage: Stadt Aachen, FB 01 Verwaltungsleitung 3. Entwicklungen in Aachen 2007 – 2013 Abbildung 24 Anteil der Inhaber eines Ehrenamtspasses im Alter von 20 und mehr Jahren an den 20-Jährigen und Älteren im Lebensraum (2013 und Veränderung 2007 – 2013) Datengrundlage: Stadt Aachen, FB 01 Verwaltungsleitung Anteil (‰)      31,0 bis unter Veränderung (‰) 46,4 33,0 25,7 bis unter 31,0 16,5 15,2 bis unter 25,7 3,3 10,0 bis unter 15,2 5,4 bis unter 10,0 69 3.4 Gesamtbewertung der demografischen, sozio-ökonomischen und sozialen Entwicklung Die demografische, sozio-ökonomische und soziale Entwicklung in der Stadt Aachen zeigt unterschiedliche Tendenzen. Bezogen auf die Bevölkerung steigt die Einwohnerzahl seit 2009 nach einer Phase des Rückgangs wieder beständig an. 2014 wurde der Wert von 2007 sogar überschritten. Dieser Bevölkerungszuwachs ist im Wesentlichen auf eine Zuwanderung von Migranten aus dem Ausland zurückzuführen. Inzwischen hat jeder dritte Einwohner Aachens einen Migrationshintergrund. Dementsprechend nahmen in den letzten Jahren auch die Wanderungssalden und der Bevölkerungs­ umsatz weiter zu. Die Zuwanderer vermögen aber nicht die fortschreitende Überalterung der städtischen Bevölkerung zu stoppen. Das Thema „Alter“ und die Versorgung älterer Menschen wird also auch in Zukunft eine immer wichtigere Rolle spielen. Bezogen auf die wirtschaftliche Entwicklung bedeutet das Jahr 2011, z. T. auch das Jahr 2009, einen gewissen Wendepunkt. Während bis dahin die Zahl der Arbeitslosen, der Empfänger von Leistungen nach dem SGB II (Hartz IV) und SGB XII (Altersarmut) sowie der Sozialgeldempfänger (Kinderarmut) sanken, erhöhen sie sich seither wieder leicht. Entsprechend steigen auch die Quoten. Lediglich bei den Hartz-IV-Empfängern sinken die Quoten bis 2013 durchgängig. Insgesamt positiv ist die Entwicklung bei den sozialversicherungspflichtigen Beschäftigungsverhältnissen. Sowohl deren absolute Zahl als auch ihr Anteil an der Bevölkerung im Alter von 15 bis 65 Jahren nimmt beständig zu, obwohl sich diese Altersgruppe seit 2009 vergrößert. Zu bildungsrelevanten Fragen lassen sich nur in beschränktem Umfang Entwicklungstendenzen aufzeigen, da die zur Verfügung stehenden Daten in jedem Jahr nur geringe absolute Werte erreichen und dementsprechend großen Schwankungen unterliegen können. 70 3. Entwicklungen in Aachen 2007 – 2013 So liegt der Förderbedarf bei Kindern, die eingeschult werden, im Mittel der Jahre 2007 – 2013 bei rund 10 % aller in den Schuleingangsuntersuchungen erfassten Kinder. Der Anteil der Eltern, die lediglich über einen geringen Bildungsstand verfügen, erreicht im Durchschnitt der Jahre 2001 und 2013 etwa 22 %. Ebenfalls rund 10 % beträgt der Anteil der Kinder, die bei den Schuleingangsuntersuchungen als übergewichtig beurteilt wurden. Die Hilfen zur Erziehung zeigen seit 2007 beständig steigende Werte. Das gilt sowohl für die ambulanten, als auch die teilstationären und stationären Hilfen und macht sich gleichermaßen in den absoluten wie auch in den relativen Zahlen bemerkbar. Hieran wird deutlich, dass die Stärkung der Erziehungskompetenz der Eltern eine zunehmende Herausforderung darstellt. Eine positive Entwicklung zeigen die Daten zur Sicherheitslage in der Stadt. Die Anzahl von Gewalt-, Eigentums- und Sexualdelikten sowie Delikten wie Brandstiftung und Sachbeschädigung nimmt seit 2007 beständig ab. Und auch die entsprechenden Quoten sind rückläufig. Die Stadt kann damit als zunehmend sicher angesehen werden, selbst wenn es gelegentlich auch zu Zwischenfällen bzw. Zwischenfallsserien kommt. Erfreulich ist weiterhin die steigende Bereitschaft zu ehrenamtlichem Engagement. Seit 2007 nimmt die Zahl derjenigen, die über einen Ehrenamtspass verfügen, deutlich zu. Allerdings werden hier lediglich „institutionalisierte“ Ehrenamtliche erfasst. Dagegen liegen keine Daten z. B. über geleistete Nachbarschaftshilfen vor. Das Hauptproblem bei den öffentlich geförderten Wohnungen ist der rasante Rückgang der Bestände. So stehen immer weniger Wohnungen für Personen mit geringem Einkommen zur Verfügung, obwohl erhebliche Anstrengungen unternommen werden, diese Tendenz zu stoppen. In Anbetracht der wieder steigenden Zahlen bei den Arbeitslosen und der zunehmenden Notwendigkeit, auf soziale Leistungen zurückgreifen zu müssen, erscheint es umso dringlicher, hier entgegenzusteuern. 71 Indikatoren, statistische Methoden, Faktorenanalyse, homogene Stadtvierteltypen, Stadtviertel mit besonderen Herausforderungen 72 4. Stadtvierteltypen Klassifizierung der Lebensräume1 Anhand der Kombination von 11 zentralen Indikatoren lässt sich jeder der 60 Lebensräume Aachens bezüglich seiner demografischen, sozio-ökonomischen und sozialen Position innerhalb der Stadt bewerten. Dadurch können unproblematische Stadtviertel von solchen mit besonderen Herausforderungen unterschieden werden. 4.1 Methodik In den vorausgegangenen Kapiteln wurde in den Karten jeweils immer nur ein Thema in seiner räumlichen Verteilung wiedergegeben. Im Folgenden geht es nun darum herauszustellen, inwieweit sich mehrere Themen räumlich überlagern und dadurch ganze Stadtviertel, auch in ihrer Entwicklung, charakterisieren. Dazu wurden 11 Themen herausgegriffen, die als besonders aussagekräftig für die sozio-ökonomische Situation innerhalb der Bevölkerung gelten und damit eine Indikatorenfunktion übernehmen können2. Es handelt sich dabei um die folgenden Bereiche: Bevölkerungsstruktur • Anteil der unter 18-Jährigen an der Gesamtbevölkerung (%) • Anteil der über 64-Jährigen an der Gesamtbevölkerung (%) • Anteil der Ausländer an der Gesamtbevölkerung (%) • Anteil der Zu- und Fortgezogenen an der Gesamtbevölkerung (Bevölkerungsumsatz, in %) Auswahl von 11 Indikatoren für eine komplexere Analyse der Situation Arbeit und Einkommen • Anteil der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten an den 18- bis 64-Jährigen (%) • Anteil der Personen3 in Bedarfsgemeinschaften nach dem SGB II an den 15- bis 64-Jährigen (%) Gesundheit • Anteil der übergewichtigen Kinder an allen in der Schuleingangsuntersuchung untersuchten Kindern (%) Sicherheit • Belastungsintensität (Anteil der Tatverdächtigen an der Bevölkerung über 6 Jahre (%)) Bürgerschaftliches Engagement • Anteil der Inhaber eines Ehrenamtspasses an der Bevölkerung über 20 Jahre (‰) • Wahlbeteiligung an der Kommunalwahl 2014 (%) Kinder und Jugendliche • Haushalte mit ambulanten Fällen von Hilfen zur Erziehung an allen Haushalten (‰) 1 Die methodischen Vorüberlegungen zu diesem Kapitel und alle Berechnungen wurden in enger Abstimmung von Herrn Norbert Wilden durchgeführt. 2 Im Vergleich zum Sozialentwicklungsplan von 2009 (Datenbasis: 2007) wurde das Indikatorenset in fünf Punkten verändert: Zusätzlich wurde der Indikator „Bevölkerungsumsatz“ hinzugefügt. Bei den Zahlen der Polizei werden die Tatverdächtigen in Relation zur Bevölkerung über 6 Jahren gesetzt. Bei den Hilfen zur Erziehung (HZE) werden nun die Zahlen auf die Haushalte mit HZE bezogen und hierbei auch nur noch die ambulanten Fälle berücksichtigt (vgl. Kap. 3.3 „Hilfen zur Erziehung“). Der Indikator „Wohngeld“ entfällt, da die seither mehrfach geänderte Datenbasis keine sinnvolle Interpretation zulässt. Alle anderen Indikatoren wurden nicht verändert. 3 Hier werden nur die sogenannten „Erwerbsfähigen Hilfebedürftigen“ (EHB) berücksichtig. Nicht jedoch andere in der Bedarfsgemeinschaft wohnende Personen. 73 Die ersten beiden Indikatoren (Anteile der unter 18-Jährigen und über 64-Jährigen) beschreiben die demografische Struktur der Lebensräume und den Einfluss der Kinder und Jugendlichen bzw. der älteren Menschen im Rentenalter bei der Charakterisierung der Lebensräume. Als Indikator für die ethnische Segregation wurde der Anteil der Ausländer gewählt. Er verdeutlicht die Ungleichverteilung der Ausländer im Stadtgebiet und die Prägung einzelner Viertel durch Migranten. Der Bevölkerungsumsatz (Zuzüge plus Fortzüge pro Jahr in Prozent der Gesamtbevölkerung im Lebensraum) beschreibt die Dynamik innerhalb der Wohnbevölkerung. Über diesen Indikator lässt sich die Stabilität der Wohnbevölkerung in einem Quartier nachzeichnen. Auskunft über die Beteiligung am Arbeitsmarkt und die wirtschaftliche Stärke bzw. Benachteiligung der in den Lebensräumen wohnenden Bevölkerung geben die beiden Indikatoren „Anteil der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten“ und „Personen in Bedarfsgemeinschaften“. Zur Erfassung der Lebenssituation und Gesundheit von Kindern, Jugendlichen und ihren Familien wurden die Indikatoren „Anteile der übergewichtigen Kinder“ und „Fälle von ambulanten Hilfen zur Erziehung“ aufgenommen. Das Thema Sicherheit wird durch die vom Polizeipräsidium Aachen zur Verfügung gestellten Zahlen zu den Tatverdächtigen pro Lebensraum beschrieben. Diese Tatverdächtigenzahlen wurden in Relation zu der jeweiligen Bevölkerung über 6 Jahre gesetzt, um die Belastungsintensität durch Tatverdächtige zu beschreiben. Schließlich geben die Anteile der Inhaber eines Ehrenamtspasses sowie die Wahlbeteiligung Auskunft über gesellschaftliches Engagement und Partizipation in der Stadt. Wie bei den anderen Themen des Sozialentwicklungsplans wird nun auch bei der Gesamtbewertung der Lebensräume eine zeitliche Entwicklung berücksichtigt. Da die Daten für die Gesamtbewertung erst für das Jahr 2009 vollständig vorliegen, wird hier die Entwicklung von 2009 bis 2013 beschrieben1. In den Karten wird diese durch die nach oben oder unten weisenden Dreiecke dargestellt2. Die 11 ausgewählten Indikatoren und ihre Ausprägungen in den 60 Lebensräumen wurden, wie schon im Sozialentwicklungsplan 2009, einer Faktorenanalyse unterzogen3. Dabei wurden die 11 Indikatoren auf zwei Faktoren4 reduziert. Diese können entsprechend der ihnen zugeordneten Indikatoren als ein eher positiver (Faktor A) und als ein eher problematischer Faktor (Faktor B) interpretiert werden. Hierbei ist jedoch anzumerken, dass sich die Zuordnung zu einem der beiden Faktoren aus den statistischen Zusammenhängen zwischen allen Indikatoren bei gleichzeitiger Betrachtung aller Lebensräume ergibt und daher eine bestimmte Variable für sich allein genommen nicht zwangsläufig „gut“ oder „problematisch“ ist. Der Bevölkerungsumsatz beispielsweise ist separat betrachtet nicht unbedingt negativ zu werten, steht jedoch in einem Zusammenhang mit den anderen Indikatoren aus dem Faktor B5. 1 Ein direkter Vergleich mit dem ersten Sozialentwicklungsplan (Datenbasis: 2007) ist neben der veränderten Indikatorenauswahl auch wegen des Neuzuschnitts der Lebensräume, deren Anzahl von 52 auf 60 erhöht wurde, nicht möglich. 2 Zur Erstellung der Dreiecke wurden die Faktorenwerte der Lebensräume für die beiden zu vergleichenden Jahre miteinander verrechnet, d.h. Faktorensummen gebildet. Dabei wurde der Faktor B mit einem negativen Vorzeichen versehen, um zu vermeiden, dass sich positive und negative Ausprägungen gegenseitig aufheben. In einem zweiten Schritt wurden beide Faktoren für das jeweilige Jahr addiert (bzw. subtrahiert) und schließlich die Differenz zwischen den Jahren gebildet. 3 Die Faktorenanalyse ist eine statistische Methode, die mehrere statistische Einflussgrößen zu so genannten „Faktoren“ zusammenfasst. Es handelt sich dabei um ein multivariates statistisches Verfahren, das mit Hilfe der Standardsoftware „SPSS“ durchgeführt wurde. Bei der Bestimmung der Faktoren wurde als Extraktionsmethode die Hauptkomponentenanalyse und als Rotationsmethode die Varimax-Methode verwendet. Die Analyse gilt nur dann als nicht gescheitert, wenn sich aus der Zuordnung eine sinnvolle Interpretation der Faktoren ergibt. Vgl. hierzu: Brosius, F. (2008): SPSS 16. Das mitp-Standardwerk. Redline, Heidelberg, 1.036 S., hier: S. 771 – 801. Vgl. auch: Bullinger, D. (1982): Die Faktorenanalyse als Instrument der empirischen Regionalforschung: Eine kritische Einführung in ein statistisches Verfahren. In: Karlsruher Manuskripte zur mathematischen und theoretischen Wirtschafts- und Sozialgeographie, Bd. 59, 55 S.. Backhaus, K., Erichson, B., Plinke, W. u. R. Weiber (2011): Multivariate Analysemethoden: Eine anwendungsorientierte Einführung. Berlin, Springer-Verlag, 583 S., hier: S. 329 – 394. 4 Diese beiden Faktoren erklären nach dem Ergebnis der Faktorenanalyse 70 % der Varianz zwischen den 11 Indikatoren. Sie liegen als sogenannte Z-Werte vor, einer üblichen Standardisierung, bei welcher der Mittelwert gleich Null und die Standardabweichung gleich 1 ist. 5 Der Bevölkerungsumsatz ist sogar der einzige Indikator, der sich nicht eindeutig einem der beiden Faktoren zuordnen lässt. Da er aber mit dem positiven Faktor stark negativ korreliert wurde er im Umkehrschluss statistisch dem eher problematischen Faktor zugeordnet. 74 Betrachtung der Entwicklung von 2009 bis 2013 Anwendung einer Faktorenanalyse 4. Stadtvierteltypen Die durch die statistische Methode erfolgte Zuordnung der Indikatoren zu den beiden Faktoren ergab für beide Jahre (2009 und 2013) das nachstehende Ergebnis: Faktor A A1) Anteil der unter 18-Jährigen an der Gesamtbevölkerung A2) Anteil der über 64-Jährigen an der Gesamtbevölkerung A3) Anteil der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten an den 18- bis 64-Jährigen A4) Anteil der Inhaber eines Ehrenamtspasses an der Bevölkerung über 20 Jahre A5) Wahlbeteiligung an der Kommunalwahl 2014 Faktor B B1) Anteil der Personen in Bedarfsgemeinschaften nach dem SGB II an den 15- bis 64-Jährigen B2) Anteil der Ausländer an der Gesamtbevölkerung B3) Fälle von ambulanten Hilfen zur Erziehung an allen Haushalten B4) Anteil der übergewichtigen Kinder an allen untersuchten Kindern B5) Belastungsintensität durch Tatverdächtige B6) Bevölkerungsumsatz Jeder der 60 Lebensräume ist nun durch ein individuelles Verhältnis von Anteilen der beiden Faktoren Bildung von homogenen Stadtvierteltypen geprägt. Dieses Verhältnis lässt sich in einem Koordinatensystem darstellen, in dem jeder Lebensraum auf Basis der Faktorenanalyse seine spezielle Lage hat (Abbildung 25). So zeichnet sich etwa der Lebensraum 410 (Beverau) durch einen hohen Wert bei Faktor A (+1,19) und einen niedrigen bei Faktor B aus (-1,10). Das bedeutet, dass hier die eher positiv zu bewertenden Indikatoren in ihrer Summe tendenziell überdurchschnittlich hoch sind, so die Wahlbeteiligung (Rang 3 von 60)1 oder die Anteile von Personen mit Ehrenamtspass (Rang 6). Entsprechend bedeutet ein niedriger Wert bei Faktor B von -1,10, dass die dem „eher problematischen Faktor“ zugeordneten Indikatoren hier tendenziell niedrig ausgeprägt sind: Bei Bedarfsgemeinschaften und Ausländern nimmt die Beverau beispielsweise Minimalwerte ein (Rang 60 von 60), was auch für die Wohnorte von Tatverdächtigen (Rang 54) oder den Anteil von übergewichtigen Kindern (Rang 48) gilt. Das heißt aber nicht, dass alle Indikatoren am oberen oder unteren Ende liegen: So nimmt der Lebensraum bezüglich der Anteile der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten mit Rang 29 oder den Fällen von Hilfen zur Erziehung mit Rang 40 mittlere Werte an. Es kommt also eher auf das Gesamtbild als auf das Detail an. Umgekehrt ist der Lebensraum 322 (Scheibenstraße/Eifelstraße) durch einen niedrigen Wert bei Faktor A (-0,37) und einen hohen bei Faktor B (+2,44) charakterisiert. Mit Blick auf die Indikatoren erreicht der Lebensraum die folgenden Ränge: • Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte (A3) • Personen mit Ehrenamtspass (A4) • Wahlbeteiligung (A5) 58 58 55 • Bedarfsgemeinschaften (B1) • Ausländer (B2) • Hilfen zur Erziehung (B3) • Übergewichtige Kinder (B4) • Tatverdächtige (B5) 3 2 3 10 3 1 Ein hoher Rang (nahe den ersten Plätzen) bedeutet beim Faktor A eine positive Tendenz, also dass z. B. viele Personen an der Wahl teilgenommen haben. Beim Faktor B steht ein hoher Rang für eine negative Tendenz, wenn also zum Beispiel im Fall der Bedarfsgemeinschaften viele Transferleistungsempfänger gezählt werden können. 75 In Abbildung 25 befindet sich das gesamtstädtische Mittel im Nullpunkt des Diagramms1. Je weiter ein Lebensraum vom Nullpunkt entfernt liegt, desto größer ist also seine Abweichung vom gesamtstädtischen Durchschnitt. Das gilt insbesondere für den Lebensraum 483 (Preuswald) im rechten oberen Quadranten, der sich zwar deutlich vom gesamtstädtischen Mittel unterscheidet, aber bezüglich der Werte im Faktor A durchaus positive Merkmale auf sich vereinigt. Dies zeigt, dass eine vergleichsweise hohe Ausprägung von negativen Variablen (z. B. hoher Anteil von Bedarfsgemeinschaften) nicht zwangsläufig bedeutet, dass positive Variablen, wie beispielsweise die Wahlbeteiligung, „schlechte“ Werte aufweisen müssen. Beim Betrachten der Punktewolke fällt auf, dass die rechte Hälfte des Koordinatensystems breiter ist als die linke. Hierin deutet sich die häufig zu beobachtende soziale „Abkopplung“ mancher Quartiere vom Rest der Stadt bzw. die sozialräumliche Polarisierung der Stadt an2. Diese sozialräumliche Polarisierung ist ein Trend in der Stadtentwicklung, der deutschlandweit in Großstädten zu beobachten ist. Die Unterschiede zwischen besser gestellten Stadträumen und benachteiligten Quartieren nehmen zu3. Faktorenanalyse offenbart sozialräumliche Polarisierung Faktor A Abbildung 25 Lage der Lebensräume im Koordinatensystem der Faktorenwerte und Zuordnung der Lebensräume zu Stadtvierteltypen 2013 2,0 Stadtvierteltyp 1 Stadtvierteltyp 4 1,5 410 1,0 483 0,5 0,0 Faktoren 322 Stadtvierteltyp 2 -0,5 -1,0 Stadtvierteltyp 5 -1,5 -2,0 Stadtvierteltyp 3 Faktor B -2,5 -2,0 -1,5 -1,0 -0,5 0,0 0,5 1,0 1,5 2,0 2,5 3,0 3,5 Der Vorteil dieser zweidimensionalen Darstellung liegt nun in der Möglichkeit, die 60 Lebensräume nach ihrer Lage im Koordinatensystem zu Gruppen zusammenzufassen. Jede dieser Gruppen beinhaltet damit eine Reihe von Lebensräumen, die – bezogen auf die ausgewählten Indikatoren – durch ähnliche Merkmalskombinationen geprägt sind. Sie können als Stadtvierteltypen bezeichnet werden. Insgesamt ließen sich die in der Abbildung ausgewiesenen fünf Stadtvierteltypen bilden4. 1 Vgl. auch Abb. 26. Vorausgegangen ist eine Standardisierung der Werte durch eine Z-Transformation 2 Vgl. Bernt, M. und H. Liebmann (Hrsg.): Peripherisierung, Stigmatisierung, Abhängigkeit? Deutsche Mittelstädte und ihr Umgang mit Peripherisierungsprozessen. Heidelberg u. a.: Springer VS, 2013, 234 Seiten (http://www.irs-net.de/aktuelles/meldungen-detail. php?id=200) 3 Vgl. Wiegandt, C. (2012): Stadtentwicklung in Deutschland. Trend zur Polarisierung. In: Geographische Rundschau 64 (7 – 8), S. 46 – 53; Friedrichs, J. u. S. Triemer (2008): Gespaltene Städte? Soziale und ethnische Segregation in deutschen Großstädten. Wiesbaden. 4 Die Zuordnung der Lebensräume zu den fünf Stadtvierteltypen mit Hilfe des Streudiagramms mag auf den ersten Blick nicht objektiv erscheinen. Doch wurde das Ergebnis einer Diskriminanzanalyse unterzogen, welche die Zuordnung vollumfänglich bestätigt hat. 76 Die Lebensräume können zu 5 homogenen Stadtvierteltypen zusammengefasst werden 4. Stadtvierteltypen Danach befinden sich die Lebensräume des Stadtvierteltyps 1 ausschließlich im zweiten Quadranten oben links im Koordinatensystem mit der Präsenz von positiven und der negativen Ausprägung problematischer Indikatorenwerte. Stadtvierteltyp 2 ist größtenteils als eine schwächere Abstufung von Stadtvierteltyp 1 zu sehen. Stadtvierteltyp 3 liegt gänzlich im unteren Teil des Diagramms, also mit negativen Werten bei Faktor A, aber beiderseits der vertikalen Nullachse. Stadtvierteltyp 4 liegt mit einer Ausnahme komplett im ersten Quadranten mit mäßig hohen bis sehr hohen Werten bei Faktor B. Schließlich liegen die Lebensräume des Stadtvierteltyps 5 ausschließlich im vierten Quadranten, der hohe Werte bei den problematischen Indikatoren bei gleichzeitigem Fehlen positiver Ausprägungen unter Faktor A vereinigt. In Ergänzung hierzu sind in Abbildung 26 die Mittelpunkte der Punktwolken (aus Abb. 25) sowie die Anzahl der in diesen Lebensräumen lebenden Menschen dargestellt1. Koordinatensystem: Position der Stadtvierteltypen im Vergleich zum städtischen Mittelwert Faktor A Abbildung 26 Die Mittelwerte der Faktoren der Stadtvierteltypen als Abweichung vom gesamtstädtischen Mittel 1,5 Stadtvierteltyp 1: 29,3% der Bevölkerung 1,0 Stadtvierteltyp 4: 13,1% der Bevölkerung Stadtvierteltyp 2: 24,2% der Bevölkerung 0,5 0,0  Faktoren: Mittelwerte der Stadtvierteltypen  Stadt Aachen Aachen (Mittelwert) -0,5 Stadtvierteltyp 5: 4,9% der Bevölkerung -1,0 Stadtvierteltyp 3: 28,5% der Bevölkerung Faktor B -1,5 -1,0 -0,5 0,0 0,5 1,0 1,5 2,0 2,5 Hieraus wird deutlich, dass Stadtvierteltyp 2 tatsächlich eine Abstufung von Stadtvierteltyp 1 ist, denn beide befinden sich – gemessen an ihrem Mittelwert – im zweiten Quadranten. Ebenso wird die Sonderstellung von Stadtvierteltyp 3 mit seiner Lage im dritten Quadranten erkenntlich. Schließlich zeichnen sich die beiden Stadtvierteltypen 4 und 5 durch den weiten Abstand von der Nullachse mit den hohen Werten im problematischen Faktor B aus2. Bezüglich der Einwohnerzahl der Bevölkerung in den einzelnen Stadtvierteltypen ist anzumerken, dass in den problematischen Vierteln lediglich rund 18 % der Bevölkerung leben, im Stadtvierteltyp 5 sogar weniger als 5 %. 1 Die Breite der Pfeile entspricht der Anzahl der Bewohner des jeweiligen Stadtvierteltyps. 2 Die Darstellung als „Kräftediagramm“ bringt zum Ausdruck, dass die Situation in den einzelnen Stadtvierteltypen auch die Position der Gesamtstadt in dieser imaginären sozialen Ebene bestimmt. Das heißt, dass sich die Position der Stadt, die sich jetzt in einem „Gleichgewichtszustand“ im Mittelpunkt des Koordinatensystems befindet, verändert, wenn eine der „Kräfte“, die an ihr „ziehen“, ihre Richtung oder ihre Stärke verändert. 77 4.2 Ergebnisse 4.2.1 Inhaltliche Typisierung der Lebensräume in den Stadtvierteltypen Ein differenzierteres Bild der Stadtvierteltypen lässt sich dadurch erreichen, dass die Bedeutung jedes Indikators innerhalb des Stadtvierteltyps betrachtet wird. Dazu wurden die Abweichungen jedes Indikators vom Gesamtstädtischen Mittelwert für jeden Stadtvierteltyp herangezogen (Abb. 27)1. Zur besseren Übersicht sind die dem positiven Faktor zugeordneten Indikatoren (A1 bis A5) in blau-grünen und die dem problematischen Faktor zugeordneten Indikatoren (B1 bis B6) in gelb-roten Farbtönen gehalten. Jeder Stadtvierteltyp weist eine charakteristische Zusammensetzung der Indikatorenwerte auf Abbildung 27: Mittelwerte der 11 Indikatoren für die einzelnen Stadtvierteltypen 3,00 2,50 2,00 1,50 Bevölkerung < 18 1,00 Bevölkerung > 64 0,50 Sozialversicherungspfl. Besch. Ehrenamtspass 0,00 Wahlbeteiligung -0,50 Bedarfsgemeinschaften -1,00 Ausländer -1,50 Hilfe zur Erziehung ambulant -2,00 Body-Mass-Index -2,50 Tatverdächtige Typ 1 Typ 2 Typ 3 Typ 4 Typ 5 Betrachtet man die Abfolge der Stadtvierteltypen wird noch einmal deutlich, dass Stadtvierteltyp 1 nahezu ein Spiegelbild von Stadtvierteltyp 5 ist. Die einzige Ausnahme bildet die Bevölkerung unter 18 Jahren. Allerdings sind die Abweichungen vom Mittel in Stadtvierteltyp 5 insgesamt deutlicher ausge3,00 prägt: Während hier 7 Indikatoren die Standardabweichung 1, in drei Themenbereichen sogar die zwei2,50Standardabweichung überschreiten, trifft das in Stadtvierteltyp 1 nur bei 4 Indikatoren zu. Die fache insgesamt stärkeren Ausschläge der Säulen im rechten Teil des Diagramms weist wieder auf die schon 2,00 angesprochene Polarisierungsproblematik hin. 1,50 Kennzeichnend für Stadtvierteltyp 1 sind hohe Anteile sowohl von jüngeren als auch älteren Menschen, 1,00 stabile Beschäftigungsverhältnisse und ein hohes bürgerschaftliches Engagement. Dagegen liegen der 0,50 Bezug von Transferleistungen, Defizite in der sozialen und gesundheitlichen Situation sowie die Anteile von0,00 Ausländern deutlich unter dem gesamtstädtischen Mittel. -0,50 Stadtvierteltyp 5 zeichnet sich insbesondere durch hohe Ausländeranteile, hohe Transferleistungen, eine -1,00 hohe Falldichte von Hilfen zur Erziehung und eine hohe Belastungsintensität durch Tatverdächtige aus. -1,50 Extrem -2,00 niedrig fällt die Wahlbeteiligung aus. Darin kommt noch einmal zum Ausdruck, was bereits weiter oben als „Abkopplung“ bezeichnet wurde: Zu dem Vorhandensein von problematischen Strukturen -2,50 tritt die AbkehrTyp von Teilhabe (inTypdiesem Fall in Form stark unterdurchschnitt­ 1 der gesellschaftlichen Typ 2 3 Typder 4 Typ 5 lichen Wahlbeteiligung) hinzu. Bev<18 Bev>64 SvpfB EAP Wahlbet. BG Ausl HZE ambulant BMI Tatv . Bev.Ums. Andererseits leben hier aber auch viele Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren. Gerade unter dem Gesichtspunkt der angespannten sozio-ökonomischen Rahmenbedingungen ist der Entwicklung der Kinder und Jugendlichen hier ein besonderes Augenmerk zu widmen. Zwischen diesen beiden Extremen zeigt der Stadtvierteltyp 2 eine gewisse Affinität zum ersten Typen. 1 Zur Erstellung des Diagramms wurden die Zahlenwerte der 11 Indikatoren einer Z-Transformation unterzogen. Dabei werden die Werte so standardisiert, dass sie einen Mittelwert von Null und eine Standardabweichung von 1 aufweisen. Dadurch sind sie im Diagramm direkt miteinander vergleichbar. Der gemeinsame Mittelwert von Null lässt die Abweichungen nach oben oder unten gut sichtbar werden. Darüber hinaus erlaubt es die gemeinsame Standardabweichung von 1 alle überdurchschnittlich großen Abweichungen (größer 1) sofort zu erkennen. 78 Bevölkerungsumsatz Stabile positive Situation: Stadtvierteltyp 1 Stadtvierteltyp 5 weist problematischste Strukturen auf 4. Stadtvierteltypen Eine Besonderheit liegt in den mit Abstand geringsten Abweichungen vom gesamtstädtischen Mittel: Kein einziger Indikator erreicht hier eine Standardabweichung von 1. Zwar gehen die Abweichungen mit Ausnahme der unter 18-Jährigen in die gleiche Richtung wie in Stadtvierteltyp 1, sind aber erheblich schwächer ausgeprägt. Zudem liegt nur in diesen beiden Stadtvierteltypen der Anteil an sozialversicherungspflichtig Beschäftigen überdurchschnittlich hoch. Im Stadtvierteltyp 4 liegen bereits Strukturen vor, die Parallelen mit Stadtvierteltyp 5 aufweisen. Ähnlich wie bei Stadtvierteltyp 2 sind die Extreme jedoch weniger ausgeprägt. Hervorzuheben bei Stadtvierteltyp 3 ist der Wechsel der Abweichungen in den positiven wie negativen Bereich im Faktor B: Es werden Spitzenwerte beim Bevölkerungsumsatz und bei übergewichtigen Kindern sowie hohe Ausländeranteile erreicht, während die Anteile an Bedarfsgemeinschaften oder Hilfen zur Erziehung unterdurchschnittlich ausfallen. Dadurch wird noch einmal verdeutlicht, dass zwischen den einzelnen Indikatoren nicht von einem unmittelbaren Zusammenhang ausgegangen werden kann. Hohe Ausländeranteile führen beispielsweise nicht zwangsläufig zu einer negativen Ausprägung bei sozio-ökonomischen Indikatoren (Bedarfsgemeinschaften) oder den Hilfen zu Erziehung, weshalb nicht vorschnell Kausalketten aufgestellt werden sollten, die bei Stadtvierteltyp 5 vielleicht zu vermuten wären. Der hohe Bevölkerungsumsatz zeigt, dass dieser Stadtvierteltyp einer großen Dynamik unterliegt. Diese dürfte auf die große Zahl von Studierenden zurückzuführen sein, die in diesem Bereich leben. Sie bewirken ebenso, dass in diesem Typ im gesamtstädtischen Vergleich die mit Abstand wenigsten jungen, aber auch die wenigsten älteren Menschen leben. Schließlich ist es in der Abfolge der erste Stadtvierteltyp, in dem der Anteil der Ausländer über dem Durchschnitt liegt. Insgesamt nimmt dieser Stadtvierteltyp damit auch bei dieser inhaltlichen Betrachtung eine Sonderstellung ein. Eine zusätzliche Möglichkeit, die Stadtvierteltypen zu bewerten, ergibt sich, wenn man – ohne Standardisierung – die tatsächlichen Mittelwerte der jeweiligen Indikatoren in den Stadtvierteltypen betrachtet (Tabelle 25). Stadtvierteltyp 3 kommt eine vermittelnde Sonderstellung zu Weitere Typisierung der Stadtviertel­ typen anhand der Prozentwerte Tabelle 25: Mittelwerte der Indikatoren für die fünf Stadtvierteltypen sowie für Aachen insgesamt Stadtvierteltyp A1 A2 A3 A4 A5 1 16,22 23,72 46,25 3,24 62,71 2 14,44 16,85 46,81 2,32 53,55 3 8,05 11,90 39,51 1,11 50,87 4 18,85 18,79 40,25 1,65 40,95 5 15,27 14,10 33,50 0,71 33,92 AC insgesamt 13,69 17,40 43,04 2,05 52,64 Stadtvierteltyp B1 B2 B3 B4 B5 B6 1 4,26 6,61 2,82 4,47 1,77 8,61 2 8,03 11,34 6,55 6,56 2,44 13,95 3 8,72 19,20 2,28 10,79 2,54 24,92 4 23,85 21,31 13,94 11,87 3,92 11,67 5 25,94 31,88 14,09 15,08 6,26 17,56 AC insgesamt 10,20 14,62 5,63 8,35 2,64 15,59 79 Dann wird etwa deutlich, dass der Anteil der Personen, die in Bedarfsgemeinschaften leben (Indikator B1), in Stadtvierteltyp 5 bei 25,94 % liegt, während er in Stadtvierteltyp 1 nur 4,26 % und in der Gesamt­stadt 10,20 % erreicht. Der Anteil der Personen in Bedarfsgemeinschaften in Stadtvierteltyp 5 ist somit mehr als doppelt so hoch wie im gesamten Stadtgebiet und sechsmal so hoch wie in Stadtvierteltyp 1. Bezüglich der Wahlbeteiligung (A5) ist zu erkennen, dass diese in Stadtvierteltyp 5 mit 33,92 % um rund 20 Prozentpunkte niedriger als im städtischen Durchschnitt von 52,64 % ausfällt. Dagegen liegt die Wahlbeteiligung in den Lebensräumen von Stadtvierteltyp 1 bei 62,71 % und in denen von Stadtvierteltyp 2 bei 53,55 %. 4.2.2 Räumliche Zuordnung der Lebensräume zu den Stadtvierteltypen Von besonderem Interesse für die Sozialentwicklungsplanung ist es nun, die Stadtvierteltypen in ihrer räumlichen Ausdehnung zu betrachten (Abb. 28). Dabei sind die eher stabilen Stadtvierteltypen 1 und 2 in Grüntönen und die eher problematischen Stadtvierteltypen 4 und 5 in Rot- bzw. Orangetönen gehalten. Stadtvierteltyp 3 erscheint dagegen in Beige. Hervorzuheben ist zunächst, dass sich die einzelnen Stadtvierteltypen nicht nur – wie in Abbildung 25 dargestellt – auf ihre Kennzahlen bezogen zu Gruppen zusammenfassen lassen. Vielmehr bilden sie zum überwiegenden Teil auch räumlich zusammenhängende Gebiete. Die Veränderungen der Lebensräume im Vergleich zu den Daten von 2009 werden in der Karte durch Dreiecke dargestellt. Bei Verbesserungen zeigen die Dreiecke nach oben. Bei Verschlechterungen entsprechend nach unten. Die Verbesserung bzw. Verschlechterung bezieht sich dabei auf die Verschiebung eines Lebensraumes innerhalb des Koordinatensystems der Abbildung 251. Stadtvierteltyp 1 ist bezüglich der Indikatoren das mit Abstand am besten gestellte Teilgebiet der Stadt. Es umfasst als nahezu geschlossener Ring großflächig die ehemals unabhängigen Gemeinden im Süden (Walheim, Kornelimünster, Brand), im Westen (Laurensberg mit Vaalser Quartier und Orsbach) und im Norden (Richterich mit Vetschau). Dazu treten das „Aachener Südviertel“ (mit Burtscheid 430), Beverau (410), Steinebrück (460) und der Bereich Lütticher/Sraße-Maria-Theresia-Allee (482)) sowie die Soers (652). Kennzeichnend ist deren vielfach dörflich-ländliche Prägung. Hier leben die meisten älteren Menschen und die Wahlbeteiligung sowie das ehrenamtliche Engagement sind überdurchschnittlich hoch. In Stadtvierteltyp 1 lebt mit 29,3 % der größte Anteil der Aachener Bevölkerung. Vervollständigt wird dieser Gürtel im Osten durch die ebenso vormals unabhängigen Gemeinden Haaren-Verlautenheide und Eilendorf. Die Lebensräume gehören hier jedoch dem Stadtvierteltyp 2 an. Bemerkenswert ist die Zahl sozialversicherungspflichtig Beschäftigter, die in diesem Stadtvierteltyp ihren höchsten Wert erreicht. Passausländer sind dagegen nur wenige anzutreffen. An vier Stellen ragen einzelne Lebensräume dieses Typs ins Zentrum hinein und bilden damit den Übergang von der Peripherie zum Innenstadtbereich2. In den Lebensräumen des Stadtvierteltyps 2 lebt 24,2 % der städtischen Bevölkerung. Stadtvierteltyp 3 stimmt weitgehend mit der Aachener Innenstadt und ihren im Westen anschließenden Lebensräumen überein. Bestimmendes Element ist hier die studentische Wohnbevölkerung. Deshalb ist es nur allzu verständlich, dass sowohl Kinder und Jugendliche bis 18 Jahre als auch die über 64-Jährigen deutlich in der Unterzahl sind. Und auch die hohen Ausländeranteile lassen sich erklären: Viele ausländische Studierende haben hier eine Wohnung gefunden. Weiterhin wird klar, warum Zu- und Fortzüge (Bevölkerungsumsatz) im Zentrum den höchsten Wert erreichen. Sie sind gebunden an die hohe Fluktuation der Studierenden. Mit der Bevölkerungsfluktuation lässt sich schließlich auch die geringe institutionell gebundene, ehrenamtliche Tätigkeit in Zusammenhang bringen. Mit einem Anteil von 28,5 % leben hier fast genauso viele Menschen wie in Stadtvierteltyp 1. 1 Zur Berechnung vgl. auch Kap. 4.2.3 2 Lebensräume 180; 222; 362, 363, 420, 430; 481, 482 80 Räumliche Verteilung der Stadtvierteltypen im Stadtgebiet Stadtvierteltyp 1: Stabile, oft dörflich-ländlich geprägte Gebiete an der südlichen, westlichen und nördlichen Peripherie Stadtvierteltyp 2: Östliche Peripherie und Übergang zum Stadtzentrum Stadtvierteltyp 3: Studentisch geprägter Innenstadtbereich 4. Stadtvierteltypen Stadtvierteltyp 4 ist von der räumlichen Verteilung her der heterogenste Typ. Die dazu gehörenden Lebensräume bilden kein komplett zusammenhängendes Areal. Zwar liegt der Schwerpunkt im Osten (Jülicher Straße, Rothe Erde (250, 340)) und Südosten (Forst, Driescher Hof (351, 352, 371, 372)) des an die Innenstadt angrenzenden Bereiches. Doch stellen im Westen und Südwesten der Kronenberg (171) sowie der Preuswald (483) räumliche Gegenpole dar. Bemerkenswert ist, dass der Preuswald von allen Lebensräumen zwischen 2009 und 2013 die markanteste Minustendenz aufweist. Auf diesen Stadtvierteltyp entfallen 13,1 % der Aachener Bevölkerung. Stadtvierteltyp 4: Übergangsbereiche zu den Problemgebieten der Stadt Abbildung 28 Lage der Stadtvierteltypen im Stadtgebiet (2013 und Veränderungen 2009 –2013) Stadtvierteltypen      Veränderung 5 1,2 4 0,6 3 0,1 2 -0,1 1 -0,6 -1,2 81 Stadtvierteltyp 5 umfasst die Problemgebiete der Stadt Aachen. Die Zahl der Bedarfsgemeinschaften, die Ausländeranteile, die Fälle von Hilfen zur Erziehung, die Zahl der übergewichtigen Kinder und die Belastungsintensität durch Tatverdächtige erreichen hier die Höchstwerte. Zu diesem Stadtvierteltyp gehören das Gebiet um den Ostfriedhof (322) sowie der Panneschopp im Ostviertel (340). In beiden Gebieten kann auf der einen Seite von einer sozialen Abkopplung vom Rest des Stadtgebietes gesprochen werden. Auf der anderen Seite ist positiv zu bewerten, dass beide Lebensräume eine mode­ rate Verbesserung im Vergleich zu 2009 aufweisen. Mit einem Anteil an der Aachener Bevölkerung von 4,9 % ist Stadtvierteltyp 5 der mit Abstand kleinste der fünf Stadtvierteltypen. Bei der Formulierung von Zielen und der Ableitung von Entwicklungsmaßnahmen wird den Lebens­ räumen in den Stadtvierteltypen 4 und 5 größte Bedeutung zukommen müssen. Dabei gilt es auf der einen Seite, negativen Entwicklungen entgegenzuwirken. Auf der anderen Seite sind aber gleichzeitig die auch hier vorhandenen positiven Ansätze zu stärken oder zu erhalten. Insgesamt ist festzuhalten, dass 82 % der Bevölkerung in Lebensräumen leben, die von ihrer sozio-­ ökonomischen Struktur her als unproblematisch zu bezeichnen sind. In vielen Bereichen können sie als Orientierungslinien dienen und Hinweise darauf geben, wie Lebensräume stabilisiert werden können. 4.2.3 Veränderungen zwischen 2009 und 2013 In der oben aufgeführten Karte sind die Veränderungen der Lebensräume zwischen 2009 und 2013 – gemessen an ihren Faktorenwerten – durch Dreiecke dargestellt. Ein differenzierteres Bild ergibt sich, wenn man die Werte im Detail betrachtet (Abb. 29)1. Die elf Lebensräume, die zu den Problemgebieten gehören, sind in der Abbildung rot hervorgehoben. Sie lässt erkennen, dass sich die Situation in fünf der kritischen Lebensräume weiterhin verschlechtert hat: Preuswald (483), Driescher Hof (372), Altforst (352), Kronenberg (172) und Obere Jülicher Straße (250). Die stärkste Abweichung in den Minusbereich ergibt sich für den Preuswald (Lebensraum 483)2. Weiterhin hat sich in der Innenstadt die Situation im Bereich der unteren Jakobstraße (141), die nicht zu den Lebensräumen des Typs 4 oder 5 zählt, deutlich verschlechtert. Hier hat sich am 09.09.2015 eine Stadtteilkonferenz konstituiert, die sich zum Ziel gesetzt hat, den negativen Entwicklungstendenzen unter Nutzung der vorhandenen Ressourcen entgegenzuwirken3. 1 Zur Erstellung der Grafik wurden die Faktorenwerte der Lebensräume für die beiden zu vergleichenden Jahre miteinander verrechnet, d.h. Faktorensummen gebildet. Dabei wurde der Faktor B mit einem negativen Vorzeichen versehen um zu vermeiden, dass sich positive und negative Ausprägungen gegenseitig aufheben. In einem zweiten Schritt wurden beide Faktoren für das jeweilige Jahr addiert (bzw. subtrahiert) und schließlich die Differenz zwischen den Jahren gebildet. 2 Vgl. Kap. 5.2 3 Stadtteilkonferenz „Zentrum West“, Vgl. Kap. 2.1.1 und Abb. 5. Zur Entstehung der Stadtteilkonferenz vgl. http://wir-alle-ac.de/ index.php?page=sozialraeume_aachen-am-westpark&show=&newsArticle=296 (13.10.2015) 82 Stadtvierteltyp 5: Problemviertel, „Abkopplung“ vom Rest der Stadt, leichte Verbesserung 82% der Bevölkerung lebt in unproblematischen Lebensräumen 4. Stadtvierteltypen Auf der anderen Seite haben sich aber auch in sechs Lebensräumen des Stadtvierteltyps 4 oder 5 die Verhältnisse verbessert: Scheibenstraße/Eiflestraße (222), Panneschopp (330), Rothe Erde (340), Drimbornstraße (361), Obere Trierer Straße (371) und Schönforst (351). Für den Panneschopp und Rothe Erde ist das insofern bemerkenswert, als sich beide Lebensräume zwischen 1999 und 2010 im Fördergebiet des Programms „Soziale Stadt Aachen-Ost“ befanden1. Die Maßnahmen, die im Rahmen des Programms hier durchgeführt wurden, haben sich ganz offensichtlich nicht nur auf das äußere Erscheinungsbild des Quartiers, sondern auch auf die Bevölkerungsstruktur positiv ausgewirkt. Die stärkste Verbesserung ergibt sich für das Gebiet um Kaiserplatz und Rehmviertel (312). Das über­ rascht, weil sich hier seit vielen Jahren die Drogenszene in Aachen konzentriert, von der man annehmen könnte, dass sie Einfluss auf das Wohnumfeld hat. Das Viertel gehört aber seit 2009 zum Fördergebiet des Programms „Soziale Stadt Aachen-Nord“2. Es ist davon auszugehen, dass auch in diesem Lebens­ raum die Förderung zu dieser positiven Entwicklung beigetragen hat. Lebensräume 100 130 141 142 151 152 161 162 171 172 180 211 212 221 222 230 240 250 311 312 313 321 322 330 340 351 352 361 362 363 371 372 410 420 430 460 471 472 481 482 483 511 512 513 514 521 522 523 531 532 610 620 630 641 642 651 652 653 654 660 Abbildung 29 Veränderung der Faktorensummen 2009 bis 2013 in den Lebensräumen Kronenberg Obere Jülicher Straße Panneschopp Rothe Erde Schönforst Altforst Scheibenstraße/Eifelstraße Drimbornstraße Obere Trierer Straße Driescher Hof Preuswald -1,5 -1,0 -0,5 0,0 0,5 1,0 1 Vgl. Kap. 5.5 2 Zum Projektablauf und heutigem Stand vgl. http://www.aachen.de/de/stadt_buerger/planen_bauen/stadtentwicklung/stadtviertel/aachennord/statusquo/index.html 83 Besondere Herausforderungen, Quartiers­ entwicklung, Problemanalyse, Stadtteilkonferenzen, Engagement, Ressourcen vor Ort, Partizipation, Bottom-up, Erwartungen 84 5. Quartiersanalysen Entwicklung einzelner Lebensräume mit besonderen Herausforderungen Bei den kleinräumigen Analysen stehen die fünf Viertel mit besonderen Herausforderungen im Vordergrund. Wichtiger Bestandteil bei der Suche nach Lösungen sind dabei die Ressourcen vor Ort, das lokale Quartiersmanagement und das Engagement von Bürgern und Einrichtungen im Quartier. 5.1 Konzept der Quartiersanalysen Der zweite Sozialentwicklungsplan legt einen deutlichen Schwerpunkt auf die Arbeit in den Quartieren. Das gilt nicht nur für die Auswertung der Daten der verschiedenen städtischen und externen Institu­ tionen. Vielmehr werden auch die bisherigen Aktivitäten und die Ausstattung mit sozialer und gewerblicher Infrastruktur vor Ort dargestellt. Zudem kommt der Einschätzung der Lage durch die Stadtteilkonferenzen sowie deren Ideen und Wünsche bezüglich der weiteren Stadtteilentwicklung eine große Bedeutung zu. Weiterhin wird der neue Ansatz in diesem zweiten Sozialentwicklungsplan dadurch sichtbar, dass ein spezieller Fokus auf die Lebensräume gelegt wird, die in der Gesamtbewertung der Lebensräume als Gebiete mit besonderen Herausforderungen klassifiziert worden sind1. Sie werden in einer eigenen und detaillierteren Betrachtung näher vorgestellt. Schließlich berücksichtigt der zweite Sozialentwicklungsplan auch einige zusätzliche thematische Aspekte. Das neue Konzept für die Analyse der Lebensräume mit besonderen Herausforderungen ist aus der folgenden Übersicht erkenntlich. 2. Sozialentwicklungsplan: Fokus auf die Situation und die Arbeit in den Quartieren Konzept Sozialentwicklungsplan 2015 Analyse der Lebensräume mit besonderen Herausforderungen 1. 2. Kurze Vorstellung des Lebensraums bzw. Quartiers2, Herausstellen von Besonderheiten Sozialstruktur in ihrer Bedeutung für die Arbeit vor Ort • Wirtschaftliche Situation (Bedarfsgemeinschaften, Sozialgeld) • Migration (Passausländer, Nicht-Deutsch als Muttersprache) • Bildung (Förderbedarf beim Übergang zur Schule) • Zusammensetzung nach dem Alter (Aging-Index) • Bevölkerungsdynamik (Wanderungssaldo, Bevölkerungsumsatz) • Ehrenamtliches Engagement (Inhaber von Ehrenamtspässen) • Sicherheit (Belastungsintensität durch Tatverdächtige) • Wohnen (Öffentlich geförderter Wohnungsbau) 1 Das sind diejenigen Viertel des Typs 4 und 5 (rote bzw. orangene Flächenfarben). Vgl. Kap. 4 und Abbildung 28. 2 Das gilt für die Fälle, in denen mehrere Lebensräume zu einem Quartier zusammengefasst sind: Aachen-Ost/Rothe Erde (Kap. 5.5) und Forst/Driescher Hof (Kap. 5.6).Vgl. auch Kap. 1.2 85 3. Bisherige Aktivitäten • Gremien zur Quartiersentwicklung und bisher Erreichtes (Stadtteilkonferenzen, Unterarbeitskreise, Quartiersmanagement, Stadtteilbüro) • Stadtteilfonds und geförderte Maßnahmen 4. 5. 6. Bestehende Einrichtungen • Einrichtungen mit sozialer Komponente für unterschiedliche Zielgruppen • Versorgungsinfrastruktur Anregungen der Stadtteilkonferenz zur Stadtteilentwicklung • Wünsche zu Einrichtungen mit sozialen Komponenten • Wünsche bezüglich der Versorgungsinfrastruktur • Ziele für die Stadtteilentwicklung Planungsvorhaben von Seiten der Stadt 7. Gesamtbewertung Demnach erfolgt zunächst eine kurze Vorstellung des Lebensraums bzw. Quartiers, in der seine Besonderheiten herausgestellt werden. Es schließt sich eine Analyse der sozio-demografischen Entwicklung anhand eines Sets von Indikatoren an. Die Auswahl erfolgt unter dem Gesichtspunkt, dass die Lebenswirklichkeit in einer möglichst großen Vielfältigkeit abgebildet wird. So umfasst das Set die Themen Wirtschaft, Migration, Bildung, Altersstruktur und Bevölkerungsdynamik, aber auch z. B. Fragen des ehrenamtlichen Engagements. Je nach Bedeutung für den Lebensraum findet eine Ergänzung um weitere Themen wie Sicherheit oder Wohnen statt. Die Indikatoren entsprechen damit denjenigen, die auch im ersten Sozialentwicklungsplan neben Anderen Berücksichtigung fanden. Neu ist aber die dynamische Betrachtung im zeitlichen Verlauf, da sich die Daten auf die Erhebungsjahre 2007, 2009, 2011 und 2013 beziehen. Ein zentrales Anliegen des zweiten Sozialentwicklungsplanes besteht darin, auch diejenigen Aktivitäten zu beleuchten, die sich – insbesondere seit dem Erscheinen des ersten Planes im Jahre 2009 – vor Ort ergeben haben. An erster Stelle stehen dabei Gründung und Arbeit der Stadtteilkonferenzen. Seit 2009 sind acht neue Stadtteilkonferenzen gegründet worden, so dass heute in zehn (der insgesamt 14) Sozialräumen – sowohl in der Innenstadt als auch in einigen Bezirken – Stadtteilkonferenzen bestehen1. Manche Konferenzen haben Unterarbeitskreise gebildet, die als ständige oder temporäre Gremien spezielle Themen bearbeiten. 1 Vgl. Kap. 2.1.1 86 Beleuchtung der Weiterentwicklung seit 2009 Dynamik durch Stadtteilkonferenzen und Quartiersmanagement 5. Quartiersanalysen Inzwischen verfügen vier Stadtviertel mit besonderen Herausforderungen darüber hinaus über ein Quartiersmanagement und ein Stadtteilbüro, wovon zwei im Rahmen des Programms „Soziale Stadt“ mit externer Förderung gegründet wurden1. Aachen-Ost ist mittlerweile zwar aus der Förderung herausgefallen, doch wurden im Sinne der Nachhaltigkeit dort eine Vollzeitstelle für das Quartiersmanagement sowie ein Stadtteilbüro durch die Stadt Aachen eingerichtet. Ein Stadtteilbüro und das Quartiers­management im Preuswald sowie in Forst/Driescher Hof wurden ebenfalls mit städtischen Mitteln finanziert. Alle Viertel haben durch das Quartiersmanagement deutliche Impulse für die Quartiers­ entwicklung erhalten. Ein quartiersbezogener Ansatz liegt auch dem Stadtteilfonds zugrunde, der im Jahre 2011 eingerichtet wurde2. Im Mittel stehen den Stadtteilkonferenzen in Vierteln mit besonderen Herausforderungen 1 Euro je Einwohner zur Verfügung. Damit können kleinere Projekte finanziert werden. Voraussetzung ist, dass bürgerschaftliches Engagement fester Bestandteil der Vorhaben ist. Alle Projekte müssen von der Stadtteilkonferenz befürwortet werden. Neu im zweiten Sozialentwicklungsplan ist auch eine Übersicht über die im Lebensraum bzw. Quartier bestehenden Einrichtungen und Institutionen. Dazu zählen nicht nur die sozialen Einrichtungen der verschiedenen Träger für unterschiedliche Zielgruppen, sondern auch Vereine und Dienstleister für den täglichen, periodischen oder episodischen Bedarf. Ergänzt um die Erreichbarkeit mit dem öffentlichen Personen-Nahverkehr wird damit die gesamte Versorgungssituation erfasst. Sowohl bezüglich der Aktivitäten vor Ort als auch ihrer infrastrukturellen Ausstattung haben die Stadtteilkonferenzen die Möglichkeit, im Sinne eines Blickes in die Zukunft ihre Wünsche zu formulieren. Das gilt in besonderem Maße für deren Vorstellungen in Hinblick auf die Weiterentwicklung ihres Stadtviertels. Wichtig ist es in diesem Zusammenhang, Ziele zu formulieren, die kurz-, mittel- oder langfristig erreicht werden sollen. Sie werden nicht nur zentrale Punkte bei der Gesamtbewertung der Lebens­ räume bilden, sondern sollen auch in die strategischen Ziele der sozialen Stadtentwicklung von Aachen 2015 – 2020 einfließen. Ergänzt wird die Darstellung durch eine Übersicht über die Planungen der Stadt Aachen in den betreffenden Lebensräumen bzw. Quartieren, soweit diese Auswirkungen auf die soziale Entwicklung haben können. Finanzielle Unterstützung durch den Stadtteilfonds 1 Aachen-Ost und Aachen-Nord. Die Stadt Aachen beteiligt sich mit 20 % an den Kosten, Bund und Land NRW übernehmen 80 %. 2 Vgl. Kap. 2.1.4 87 5.2 Preuswald (mit Bildchen, Lebensraum 483) 5.2.1 Einführung Die Siedlung Preuswald wurde zu Beginn der 1970er Jahre als großer Wohnkomplex von der gemeinnützigen Wohnungsbaugesellschaft GEHAG im Südwesten der Stadt errichtet (Abb. 30)1. Angelehnt an die bereits vorher bestehende Bebauung „Bildchen“ liegt dieser Wohnkomplex innerhalb des Aachener Waldes. Hier sollten vorrangig Bedienstete der Aachener Hochschulen eine attraktive Wohnung finden. Am 31.12.2014 lebten im Lebensraum 2.240 Einwohner. Entwicklung der Siedlung Preuswald zu Beginn der 1970er Abbildung 30 Lage und bauliche Struktur der Siedlung Preuswald Grenze Geschoss-Wohnungsbau/ Einzelhausbebauung Preuswald Von seiner Bausubstanz her können im Lebensraum Geschoss-Wohnungsbau im Zentrum und Einzelhausbebauung, oft als Bungalows konzipiert, an der südlichen Peripherie (unter Einschluss von Bildchen) unterschieden werden. Ein Großteil der Geschosswohnungen wurde bei Siedlungsgründung öffentlich gefördert. Seit 2000 erfolgten mehrfach Verkäufe der öffentlich geförderten Wohnungen an verschiedene Finanz­ investoren2, zuletzt 2007 an die Deutsche Annington (inzwischen umbenannt in VONOVIA), die nun 625 der rund 960 Wohneinheiten im Lebensraum besitzt. 5.2.2 Sozialstruktur In Anlehnung an die Zweiteilung in der Bausubstanz hat sich in den letzten Jahren auch eine Zwei­ Zweigeteilte Sozialstruktur: teilung in der Sozialstruktur eingestellt: Auf der einen Seite die Eigentümer von Häusern und Wohnun- Eigentum vs. Miete gen an der südlichen Peripherie, die auf die Pflege ihrer Immobilien mit ihren Grünanlagen sowie die soziale und infrastrukturelle Entwicklung im gesamten Viertel bedacht sind. Auf der anderen Seite die Mieter der Geschosswohnungen, deren soziale Zusammensetzung sich im Laufe der Zeit geändert hat. Neben wenigen langjährigen Mietern findet in der überwiegenden Zahl der Wohnungen ein permanenter und rascher Mieterwechsel statt. Die Mieterfluktuation wirkt sich auf den Charakter des ganzen Lebensraums aus. 1 Vgl. auch Abb. 38. Die ersten Familien zogen 1969 in den neuen Wohnbezirk Preuswald ein. 2 PRESTO 70, GIVAG, Nawon. 88 5. Quartiersanalysen Im Preuswald fällt inzwischen die große Bedeutung des Themas Kinderarmut ins Auge: Der Anteil der Kinder, die Sozialgeld erhalten, liegt mit einem Anteil von 64,4 % (2013) von allen Lebensräumen in Aachen hier am höchsten (Abb. 31), und im Vergleich zum gesamtstädtischen Wert von 22,9 % wird die besorgniserregende Situation nur allzu deutlich1. Kinderarmut ist ein wachsendes Problem Seit 2007 hat sich der Anteil der Sozialgeldempfänger im Lebensraum zudem stark erhöht: 2007 lag er noch bei 47,6 %, was bis 2013 einer Zunahme um 16,8 Prozentpunkte entspricht. In der Gesamtstadt ist dagegen eine leichte Abnahme zu verzeichnen. Abbildung 31: Sozialgeldempfänger im Preuswald und in Aachen insgesamt (%) 70 60 50 Preuswald Aachen insg. 40 30 20 10 0 2007 2009 2011 2013 Diese Entwicklung geht einher mit einem Zuzug kinderreicher Familien, die Leistungen nach dem SGB II beziehen (Hartz IV; Abb. 32). Deren Anteil an allen Haushalten nahm zwischen 2007 und 2013 von 17,8 % auf 29,7 % zu. In großem Umfang ist das auf den Zuzug von Personen mit ausländischem Pass zurückzuführen (Anstieg 70 2007 bis 2013 von 13,8 % auf 23,9 %, Abb. 33). Während im Preuswald im ersten Erhebungsjahr im Vergleich zu Aachen insgesamt noch unterdurchschnittlich viele Passausländer wohnten (-0,4 Prozentpunkte), lag der60Wert 2013 bereits 9,2 Prozentpunkte über dem gesamtstädtischen Mittel. Dabei handelt es sich meist nicht um Arbeitsmigranten aus den traditionellen Zuwanderungsländern (Türkei, Spanien, 50 Italien, Portugal, Ex-Jugoslawien), sondern um Polen bzw. Russen – und zuletzt insbesondere um Afrikaner aus den Ländern südlich der Sahara: Ihre Zahl stieg von 26 (2007) auf 117 (2011). Sie machten 2011 21,3 % der40 Passausländer im Preuswald aus. Der Anteil der Bedarfs- gemeinschaften nimmt zu In den letzten Jahren sind viele Migranten mit Kindern in den Preuswald gezogen Preuswald 35 30 25 20 30 Aachen insg. 20 10 0 Abbildung 32: Bedarfsgemeinschaften im Preuswald und in Aachen insgesamt (%) Preuswald Aachen insg. 2007 2009 2011 2013 15 10 5 0 2007 2009 2011 2013 1 Gleiches gilt für die beitragsbefreiten Kinder in der Kindertagesstätte, wo der Anteil 2011 sogar bei 67,1 % lag (Vergleich Gesamtstadt: 26,8 %). 89 Abbildung 33: Passausländer im Preuswald und in Aachen insgesamt (%) 30 25 Preuswald 20 Aachen insg. 15 10 5 0 2007 2009 2011 2013 Diese Entwicklung spiegelt sich auch bei den Schuleingangsuntersuchungen wider: Der Anteil der Eltern, die mit ihren Kindern im Alltag vorrangig nicht Deutsch sprechen, ist von 53,3 % im Jahre 2007 auf 69,6 % im Jahre 2013 gestiegen (Abb. 34). Damit ist bei rund drei von vier Kindern davon auszugehen, dass sich sprachliche Probleme einstellen können. Die Leitung der Grundschule im Preuswald bestätigt diese besondere Herausforderung. Abbildung 34: Nicht Deutsch als Muttersprache im Preuswald und in Aachen insgesamt (%) 80 70 60 Preuswald 50 Aachen insg. 40 30 20 10 0 2007 2009 2011 2013 Interessanterweise hat der beschriebene Zuzug von Migranten keinen Einfluss auf den Förderbedarf der Kinder bei der Einschulung gehabt. Vielmehr ist deren Anteil von 17,1 % in 2007/2009 auf 11,3 % in 2011/2013 gesunken. Der Wert liegt damit nur knapp über dem aktuellen gesamtstädtischen Mittel (9,8 %). Der Zuzug kinderreicher Familien hat aber dazu geführt, dass der Preuswald im Vergleich zu allen Der Preuswald ist ein „junges“ Viertel – mit zunehmender Tendenz anderen Lebensräumen mit 20,8 % den höchsten Anteil an Kindern unter 14 Jahren aufweist (2013). Er liegt 10,2 Prozentpunkte über dem gesamtstädtischen Mittel. Für den Fortbestand von Kindergarten und Grundschule ist das von großer, positiver Bedeutung. Allerdings ist diese Entwicklung gleichzeitig mit Problemen verbunden, da die Migrantenanteile inzwischen sehr hoch liegen und Kultur- und Sprach­ probleme überwunden werden müssen. Zudem erreichen die Einrichtungen inzwischen ihre Kapazitätsgrenzen. 90 5. Quartiersanalysen Die Entwicklung hat auch zur Folge, dass sich das Verhältnis von < 18-Jährigen zu > 64-Jährigen (AgingIndex) zugunsten der < 18-Jährigen verschoben hat (Abb. 35): Lebten 2007 noch mehr Ältere als junge Menschen im Preuswald (Aging-Index von 80,2)1, überstieg 2013 die Zahl der Jüngeren (608) diejenige der Älteren (436), was einem Index von nunmehr 139,5 entspricht. Die Bevölkerung im Lebensraum hat sich also stark verjüngt. Bemerkenswert ist, dass die absolute Zahl der Älteren rückläufig ist. Ob dies vorrangig auf einen Fort­ zug oder ein Versterben dieser Bevölkerungsgruppe zurückzuführen ist, lässt sich aus den vorliegen­ den Daten nicht ableiten, da bezüglich des Wanderungssaldos eine Zuordnung zu Altersgruppen nicht möglich ist. Mit 19,6 % liegt der Anteil der > 64-Jährigen an der Bevölkerung aber immer noch 1,7 Pro­zentpunkte über dem gesamtstädtischen Mittel (2013). Diese Mischung kann die Grundlage für ein Generationen übergreifendes Miteinander der Bevölkerung bilden. Möglicherweise liegt hierin auch ein Potenzial, das dem Lebensraum zu Gute kommen kann. Das mag in der Zahl der Personen mit Ehrenamtspass zum Ausdruck kommen, die seit 2007 kontinuierlich leicht angestiegen ist2. Trotz „Verjüngung“: Anteil der älteren Bevölkerung liegt über dem gesamtstädtischen Mittel Abbildung 35: Aging-Index im Preuswald und in Aachen insgesamt 160 140 120 Preuswald 100 Aachen insg. 80 60 40 20 0 2007 2009 2011 2013 Die Veränderungen in der Bevölkerungsstruktur spiegeln sich auch in Wanderungssaldo und Bevölkerungsumsatz wider. Im Jahre 2007 waren die Quoten der Wanderungssalden3 im Preuswald insgesamt noch negativ (-2,5 %), d.h. es sind mehr Menschen aus dem Preuswald fortgezogen als zugezogen. Seither hat sich dieser Trend umgekehrt und mit +1,8 % (2009) und +0,3 % (2013) sind mehr Menschen in den Lebensraum gekommen, wenn auch in geringerem Umfang als auf gesamtstädtischer Ebene (+0,7). Die Quoten des Bevölkerungsumsatzes4 zeigen eine größere Dynamik: Zwischen 2007 und 2013 ist dieser von 10,2 % auf 18,6 % gestiegen. Insgesamt hat also eine Umschichtung der Bevölkerung stattgefunden, die 2013 fast 1/5 der Bewohnerschaft betraf und 3,2 Prozentpunkte über dem Aachener Mittelwert lag. Ein weiteres Merkmal des Lebensraumes ist der rasante Rückgang der öffentlich geförderten Wohnungen5. Betrug deren Anteil 2007 noch 45,1 %, sank er bis 2013 auf nur noch 8,3 %6. Bei den im Preuswald mit öffentlichen Mitteln gebauten Wohneinheiten lief die Bindungsfrist im Jahre 2008 aus, d.h. dass die Stadt bis zu diesem Zeitpunkt über ein Belegungsrecht für die Wohnungen verfügte. Seit Ende 2008 ist das nicht mehr der Fall. Besonders nach dem Verkauf der öffentlich geförderten Wohnungen an die Deutsche Annington (VONOVIA) hat die Stadt keinen Einfluss mehr darauf, wer in die frei werdenden Wohnungen einzieht. Bewohner, die über einen Ehrenamtspass verfügen, sind im Preuswald im Vergleich zur Gesamtstadt etwas weniger vertreten. Der Trend entspricht zwar der gesamtstädtischen Entwicklung (Abb. 36), dennoch scheint es angebracht, die Bewohner, insbesondere die neu zugezogenen, zu einem Engagement für den Lebensraum zu motivieren. 1 2 3 4 5 6 35 Der Preuswald verzeichnet positive Wanderungssalden und einen hohen Bevölkerungsumsatz Starker Rückgang des öffentlich geförderten Wohnungsbestandes in der Bindungsfrist 393 Jüngere zu 490 Älteren Vgl. auch Abb. 36. (Zuzüge - Fortzüge)/Gesamtbevölkerung Preuswald des Jahres. (Zuzüge + Fortzüge)/Gesamtbevölkerung Preuswald des Jahres. Vgl. auch Kap. 3.2 Die verbliebenen öffentlich geförderten Wohnungen befinden sich um das Haus Reimser Straße 84. 91 Abbildung 36: Inhaber eines Ehrenamtspasses im Preuswald und in Aachen insgesamt (‰) 25 20 Preuswald 15 Aachen insg. 10 5 0 2007 2009 2011 2013 Betrachtet man alle in der Faktorenanalyse berücksichtigten Indikatoren wird sichtbar, dass der Preuswald zwar der Lebensraum ist, der statistisch die größten Veränderungen in den Minusbereich hinein aufweist (Abb. 29). Das bedeutet jedoch nicht, dass alle Entwicklungen auch negativ zu bewerten sind. So kann die zunehmende Zahl von Migranten und ihr Engagement auch als Chance begriffen werden. Gleichzeitig ist hervorzuheben, dass im Preuswald auch eine Bevölkerung lebt, die dort seit langem ansässig ist und sich intensiv für den Lebensraum einsetzt. Trotz negativer Trends bietet der Preus­­wald Entwicklungspotenzial 5.2.3 Bisherige Aktivitäten Die vorangegangenen Ergebnisse haben die Stadt Aachen dazu veranlasst, sich diesem Lebensraum intensiver zuzuwenden. Am 04.12.2012 beauftragte der Wohnungs- und Liegenschaftsausschuss den Fachbereich Wohnen mit dem Management für das Projekt „Entwicklung der Siedlung Preuswald“. Am 08.07.2010 gründete der Fachbereich Soziales und Integration der Stadt Aachen eine Stadtteilkonferenz, um gemeinsam mit den im Sozialbereich tätigen Akteuren vor Ort die Problemlagen genauer zu analysieren und zu diskutieren, mit welchen Strategien den aufgedeckten Schwächen entgegengewirkt werden kann und wie vorhandene Potenziale gestärkt werden können. Im Laufe der Zeit sind drei Unterarbeitskreise durch die Stadtteilkonferenz gegründet worden1. Zudem haben sich unabhängig von der Stadtteilkonferenz verschiedene Initiativen und Arbeitskreise konstituiert, die mit der Stadtteilkonferenz kooperieren (Abb. 37). Stadtteilkonferenz Preuswald und Unterarbeitskreise AK Kinder und Jugendliche Stadtteilkonferenz Preuswald (2010) AK Caritas und Diakonie Initiative Preuswald AK Migration AK Stadtteilbüro Assoziierte Arbeitskreise Initiativen AK Gemeinsamer Quartiersstützpunkt Interessengemeinschaft Bildchen/ PreusWald Mieterbeirat Quartiersmanagement, Stadtteilbüro (2011/2015) 1 Arbeitskreis „Migration“, Arbeitskreis „Kinder und Jugendliche im Preuswald“, Arbeitskreis „Stadtteilbüro“. 2015 haben sich die Arbeitskreise „Migration“ und „Stadtteilbüro“ zum Arbeitskreis „Gemeinsamer Quartiersstützpunkt“ zusammengeschlossen. 92 Preuswald im Fokus von Politik und Stadtentwicklung Abbildung 37: Entwicklung der quartiersbezogenen Gremien zur Stadtteilentwicklung im Preuswald 5. Quartiersanalysen Die Stadtteilkonferenz setzt sich derzeit (2014) – Träger und Zielgruppen übergreifend – aus rund 22 Institutionen und Initiativen sowie rund 10 engagierten Bewohnern zusammen. Fünf Institutionenvertreter wohnen vor Ort. Bezüglich der Mitglieder sind zwei große Gruppen zu unterscheiden, die sich in ihren Aktivitäten sehr gut ergänzen: Die Initiative Preuswald bemüht sich in erster Linie um eine Steigerung der Wohnungsqualität im Lebensraum mit der Zielvorstellung, im Preuswald insgesamt (wieder) eine sozial ausgewogene Bevölkerungsstruktur zu erreichen. Aus ihrer Sicht müsste die Deutsche Annington (VONOVIA) durch die Stadt als Verpächter der Grundstücke stärker in die Pflicht genommen werden, den Wohnungsbestand auf einen zeitgemäßen Standard zu bringen. Die zweite Gruppe, die Vertreter der Institutionen, sieht unter Berücksichtigung der bestehenden Bevölkerungszusammensetzung ihre vorrangige Aufgabe darin, mit gezielten Aktivitäten ein Miteinander zu ermöglichen und durch die Umsetzung kleiner, im Lebensraum sichtbarer Maßnahmen das Zusammen­ leben zu erleichtern. Kernstück der Bemühungen ist aus städtischer Sicht die Einführung eines Quartiersmanagements mit der Einrichtung eines Stadtteilbüros im Preuswald im Jahre 2011. Dafür stellt die Stadt Aachen eine halbe Stelle zur Verfügung. Aufgaben des Quartiersmanagements sind: Aktive Stadtteilkonferenz vor Ort Ein Quartiersmanagement wurde 2011 eingerichtet • Organisation und Geschäftsführung des Stadtteilbüros • Anlaufstelle für Bürger und Institutionen (Beschwerden, Beratung, Vermittlung) • Unterstützung bei Anträgen im Rahmen des Stadtteilfonds • Erkennen von Bedarfen und Umsetzung geeigneter Maßnahmen • Förderung des ehrenamtlichen Engagements • Abbau von Barrieren zwischen den Bevölkerungsgruppen • Vernetzung der und Zusammenarbeit mit den Akteuren vor Ort • Konzeption und Organisation eigener sozial relevanter Aktivitäten • Öffentlichkeitsarbeit (u. a. Vorstellung der Institutionen und ihrer Aktivitäten, Veranstaltungskalender, Pflege der Homepage, Erstellen von Broschüren, Flyern, Plakaten, Imageträgern, Fotodokumentationen, Pressemitteilungen) Als konkrete Ergebnisse der Arbeit sind zu nennen: 1. Außenwirkung des Viertels - Verbesserungen bezüglich der Sauberkeit im Viertel (Aufstellen von Müllbehältern, Hundekot beutelspendern und entsprechenden Hinweisschildern sowie das Entfernen von verwahrlosten Kleidercontainern und verrosteten Plakatständern) - Verbesserungen bezüglich der regelmäßigen Pflege der Grünflächen - Aufstellen neuer Bänke und Blumenkübel - Aufstellen neuer Spielgeräte mit entsprechenden Hinweisschildern - Reparatur beschädigter Steinstufen im Park - Beleuchtung einer dunklen Passage und der Schaukästen 2. Vernetzung und Zusammenarbeit - Klärung von Zuständigkeiten (Deutsche Annington (Vonovia) – Aachener Stadtbetrieb Stadtteilbüro) - Initiierung von Arbeitskreisen (AK Migration, Mieterbeirat bei der Deutschen Annington (Vonovia)) - Initiierung von Kooperationen (Kooperation Stadtteilbüro-AWO, Kooperation Stadtteilbüro Diakonisches Werk, Kooperation Stadtteilbüro-NABU, Kooperation Stadtteilbüro-Bürgerinitiative Preuswald, Kooperation Stadtteilbüro-Grundschule, Kooperation Erziehungsberatungs­stelle Grundschule, Kindertanzgruppe-Sportverein Bildchen) 3. Eigene Projekte - Durchführung Frühjahrsputz - Einrichtung von Tauschbörsen (allgemein und speziell für Bücher) - Einführung eines Computercafés - Durchführung von Weihnachtsevents - Organisation von Tanzprojekten - Organisation von Vorträgen 93 Eine Besonderheit des Stadtteilbüros, das in Räumlichkeiten der Deutschen Annington (VONOVIA) untergebracht ist, liegt in seiner Arbeitsweise als Bürogemeinschaft: Eine Vielzahl von Institutionen, die im Lebensraum tätig sind, nutzen das Stadtteilbüro als Anlaufstelle1. Auf diese Weise wurde erreicht, dass das Büro an fünf Tagen in der Woche geöffnet ist. Organisatorische und inhaltliche Fragen werden im Arbeitskreis „Stadtteilbüro“ besprochen. In Anbetracht des steigenden Anteils von Passausländern im Preuswald hat sich am 28.12.2012 ein Arbeitskreis „Migration“ etabliert. Er ist darum bemüht, die zugezogenen Migranten in das Viertel zu integrieren. So sollen z. B. im Rahmen des Projektes „Wandercafé“ die Migrantenfamilien – unabhängig von ihrer Herkunft – dazu bewegt werden, sich für ihre unmittelbare Umgebung (z. B. das Miteinander im Hochhaus, Altenberger Straße 4) und das Viertel insgesamt zu engagieren. Bereits vor Gründung des Arbeitskreises wurde die Schülerhilfe „Afri-Preuswald“ gegründet, die sich zu einer Familien- und Selbsthilfeeinheit für die Zuwanderer aus Schwarzafrika weiterentwickelt hat. Die Arbeitskreise „Migration“ und „Stadtteilbüro“ haben sich 2015 zum Arbeitskreis „Gemeinsamer Quartiersstützpunkt“ zusammengeschlossen (Abb. 37). Der Arbeitskreis „Kinder und Jugendliche im Preuswald“ wurde im März 2011 gegründet. Er reagiert auf die zunehmende Zahl junger Menschen im Viertel, die sich seit 2007 abzeichnet. Der Arbeitskreis hat sich zum Ziel gesetzt, eine engere Vernetzung der Institutionen herbeizuführen, die sich mit Erziehungsund Bildungsangeboten für Kinder und Jugendliche und deren Familien im Preuswald beschäftigen. Auf diese Weise möchte man den Herausforderungen, die insbesondere aus der Zuwanderung von Kindern und Jugendlichen entstehen, gerecht werden. Zudem sollen bedarfsgerechte Angebote für Kinder und Jugendliche, u. a. auf der Basis einer Befragung, entwickelt werden. Die Befragung hat im Oktober 2011 stattgefunden2. Sie hat die folgenden Ergebnisse gebracht: • 50 % der befragten Kinder und Jugendlichen fühlen sich im Preuswald wohl. • Bestehende Angebote sind bei Kindern (Teiloffene Tür (TOT), Stadtsportbund, Disco) und Jugendlichen (Stadtsportbund, Verein, Stadtbücherei) nur wenig bekannt. Aber: Sport-, Freundes-, Sprach- und Musikangebote werden vermisst. • Die Kinder wünschen sich mehr Spielplätze vor Ort. • Wichtigstes Verkehrsmittel ist der Bus. Es wird jedoch als mühsam empfunden, in andere Stadtviertel zu gelangen. Ausgehend von diesen Ergebnissen haben die Teiloffene Tür (TOT) und die Offene Ganztagsschule (OGS) ihre Öffnungszeiten aufeinander abgestimmt, um einen möglichst großen Zeitrahmen im Betreuungsbedarf abzudecken. Zudem wurde die Personaldecke in der TOT aufgestockt, so dass das Angebot inhaltlich und zeitlich ausgebaut werden konnte. Schließlich sind auch TOT und die Katholische Grundschule (KGS) eine Kooperation eingegangen: Inzwischen bietet die TOT spezielle Angebote für Schülerinnen und Schüler der KGS an. Das Angebot im Lebensraum wird durch solche in der KGS (Kultur-Theater, Französisch, „Dance The World“, Ferienakademie) ergänzt. Bezüglich der Spielplatzsituation kann der Schulhof nach Schulschluss bis zum Einbruch der Dunkelheit (längstens bis 19.00 Uhr) als öffentlicher Spielplatz genutzt werden. Inzwischen wurde auf dem Schulhof auch mit der Errichtung neuer Spielgeräte begonnen (25.000 EUR). Im Vorfeld hatten die Kinder durch einen Sponsorenlauf auch eigene Geldmittel eingeworben. Unabhängig davon wird die Spielplatzsituation weiter verfolgt. Bemerkenswert ist das ehrenamtliche Engagement vieler älterer Bewohner im Lebensraum, die beispielsweise den Schließdienst für den Spielplatz übernehmen. Darüber hinaus unterstützen sie die Schüler in der KGS. Ein weiteres Engagement würde die Schule sehr begrüßen. Unabhängig von den Befragungsergebnissen macht sich die Veränderung in der Bewohnerschaft des Lebensraumes bemerkbar. Der steigende Anteil von Migrantenkindern, insbesondere aus Afrika südlich der Sahara, sowie die Kinderarmut stellen die Einrichtungen der Jugendarbeit vor neue Herausforderungen3. Dazu zählen neben der wirtschaftlichen Situation der Familien auch die Sprachprobleme4 und 1 Hierzu zählen derzeit die Fachbereiche Soziales und Integration (FB50), Kinder, Jugend und Schule (FB45) sowie Wohnen (FB64) der Stadtverwaltung Aachen, das Diakonische Werk und der Caritasverband. 2 Martin, F. (2011): Stadtteilbefragung für Kinder und Jugendliche im Preuswald. Stadt Aachen, FB 45/100 (Hrsg.), 20 S. 3 In der Kindertagesstätte stammen inzwischen 90 % der Kinder aus Afrika südlich der Sahara, in der Schule sind es 28 %. 4 Die Sprachprobleme werden verstärkt durch „Quereinsteiger“ ohne hinreichende Deutschkenntnisse. 94 Stadtteilbüro als Bürogemeinschaft Arbeitskreis Migration Arbeitskreis „Kinder und Jugendliche“ setzt sich für neue Angebote für Kinder und Jugendliche ein Ehrenamtliches Engagement ist bemerkenswert Kulturelle Herausforderungen durch Zuwanderung aus Afrika südlich der Sahara 5. Quartiersanalysen Auswirkungen der zunehmenden kulturellen Diversität vor Ort. Die KGS Bildchen ist nach der Schulentwicklungsplanung für den Bereich der Primarstufe einzügig und unterrichtet jahrgangsübergreifend. Im Schuljahr 2014/2015 konnten aufgrund der Aufnahmekapazitäten nicht alle an der Schule angemeldeten Schüler einen Platz erhalten. Diese Schüler konnten jedoch an der KGS Höfchensweg aufgenommen werden. Um auf diese schwierige Entwicklung hinzuweisen und die Politik dafür zu sensibilisieren, hat der ArDiskussion der Herausforderungen mit der Politik beitskreis „Kinder und Jugendliche im Preuswald“ die jugendpolitischen Sprecher der im Rat vertretenen Parteien zu zwei Gesprächen eingeladen. Darin zeigten sich die Politiker geschockt über die Fakten. Die folgenden Themen sollen gezielt weiter verfolgt werden: • Die angespannte personelle Situation in der Schule, die u. a. durch die Konfrontation mit kulturellen Differenzen und durch den Personalbedarf (Lehre und Sozialarbeit) entsteht1 • Zusätzliche Bearbeitungskapazitäten für Leistungen aus dem Bildungs- und Teilhabepaket (BuT) • Erhöhung von Sprachförderstunden • Beantwortung der Frage: Wohin mit den Kindern, die abgelehnt werden müssen? Wenn in einzelnen Schuljahren Ablehnungen von Schulneulingen aufgrund fehlender Aufnahmekapazitäten an der KGS Bildchen erfolgen müssen, werden verträgliche Lösungen in Zusammenarbeit zwischen den Abteilungen Planung und Schulbetrieb des Fachbereiches Kinder, Jugend und Schule und der Schulaufsicht erarbeitet. Der letzte Punkt führt zu den Planungen zu Um- bzw. Neubau von Kita und Schule, der inzwischen beschlossen ist. Der Neubau der Kindertagesstätte ist in vollem Gange (2015). Die Bauphase stellt beide Einrichtungen erneut vor organisatorische Probleme. Insgesamt wünscht sich der Arbeitskreis „Kinder und Jugendliche im Preuswald“, dass die Politik die Stadtteilkonferenz sowie ihre Unterarbeitskreise bei ihren Planungen einbezieht. Unter Berücksichtigung des immer noch hohen Anteils älterer Menschen und der Tatsache, dass im Neues Begegnungszentrum nimmt sich der Bedarfe älterer Menschen an Jahre 2000 die ehrenamtlich geführte Altentagesstätte wegen des hohen Alters der Leitung geschlossen werden musste, ist am 23.05.2014 ein Begegnungszentrum (nicht nur) für ältere Menschen im Preuswald eröffnet worden. Es ist als „Senioren(Migranten)-Stützpunkt“ konzipiert und liegt in der Trägerschaft der Arbeiterwohlfahrt. Es wird durch eine hauptamtliche Fachkraft geführt und verfolgt das Ziel, im Preuswald einen zentralen Ort der Begegnung zum Wohlfühlen, Verweilen und Kommunizieren zu schaffen. Unterschiedliche Angebote und positive Rahmenbedingungen sollen zu bürgerschaftlichem Engagement in vielfältigen Bereichen einladen. Dabei werden die Bürger vor Ort in einer wertschätzenden Atmosphäre von Anfang an als „Experten“ mit eingebunden.2 Als konkrete Projekte wurden seit der Eröffnung realisiert: • Zeitzeugenprojekt „Bewegte Geschichten – Schritt für Schritt zu mehr Gesundheit“3 • Multiplikatorenschulungen zum Thema „Älter werden in Deutschland“4 • Ausrichtung eines gemeinsamen Herbstfestes zusammen mit dem Stadtteilbüro und der Deutschen Annington (VONOVIA) • Teilnahme und Begleitung eines Stadtteilbegehungsprojektes5 • Rekrutierung von 34 Ehrenamtlichen, davon 27 aus dem Preuswald und dem nahen Grenzbereich Die Initiative Preuswald bemüht sich seit vielen Jahren – auch schon vor Gründung der Stadtteilkonferenz – um eine Steigerung der Wohnungsqualität im Lebensraum. Hervorzuheben ist, dass es mit ihrer Unterstützung und der Stadt Aachen gelungen ist, den Abschluss einer „Kooperationsvereinbarung zwischen dem Jobcenter der StädteRegion Aachen und dem Mieterschutzverein Aachen“ zu erreichen. Damit haben Mieter, die Leistungen nach dem SGB II oder SGB XII erhalten, die Möglichkeit, für die Dauer eines Jahres den Mieterschutzverein kostenfrei einzubinden, um Betriebs- und/oder Heizkostenabrechnungen, Mängel an der Mietsache und Mieterhöhungen zu prüfen. Inzwischen hat das Jobcenter „Initiative Preuswald“ bemüht sich um eine Steigerung der Wohnungsqualität im Viertel 1 Zum Umgang mit dem Thema „afrikanische Kultur“ wird vorgeschlagen, auch auf bestehende spezifische Netzwerke zurückgreifen (Afrikanische Gemeinden, Café Zuflucht, PÄZ). 2 Konzept der Arbeiterwohlfahrt vom 13.03.2013, S. 7 3 In Kooperation mit dem Gesundheitsamt der Städteregion Aachen und dem Stadtteilbüro. 4 Im Rahmen des Xenos-Zirqel-Projektes. Vgl. http://www.xenos-zirqel.de/ (15.10.2015) 5 In Kooperation mit dem Quartiersmanagement, dem Begegnungszentrum und der Initiative „Engagiert älter werden“. Unter http://www.engagiert-aelter-in-aachen.de/ (15.10.2015) 95 eine Neuformulierung für „angemessene Unterkunftskosten“ (Umstellung von Netto- auf Bruttokalt­ miete) erarbeitet. Im Rahmen dieses Themenkomplexes hat die Initiative Preuswald auch die Mieter selbst unterstützt, und zwar • gegenüber der Deutschen Annington (auch in gerichtlichen Auseinandersetzungen) • bei massiven gesundheitlichen Problemen aufgrund des Zustands der Wohnungen • bei der Durchsetzung von Forderungen der Wohnungssanierung Darüber hinaus hat sie sich auf den folgenden Gebieten engagiert: • Initiierung der Diskussion um die Fernwärmeversorgung im Viertel mit dem Erfolg, dass jetzt deutlich günstigere Heizkosten durch das Unternehmen für alle Mieter angekündigt wurden • Organisation eines interkulturellen Sommerfestes • Diskussion der Probleme des Viertels in Politik (kommunale Ebene, Landesebene (Enquêtekommis­ sion)) und Verwaltung • Öffentlichkeitsarbeit, ebenfalls auf lokaler-, Landes- und Bundesebene (Presse, Fernsehen). In dem von der katholischen und evangelischen Gemeinde 1971 ins Leben gerufenen Arbeitskreis Caritas und Diakonie werden soziale Belange des Viertels angegangen1. Dies geschieht in Kooperation mit dem Stadtteilbüro, der Kindertagesstätte, der Grundschule, der Arbeiterwohlfahrt, dem Diakonischen Werk und mit dem NABU. Auf Bestreben der Stadt Aachen hat die Deutsche Annington (VONOVIA) einen Mieterbeirat eingeführt, in dem Mängel an den Wohnungen und dem Wohnumfeld direkt angesprochen werden können. Es ist der erste Mieterbeirat, den die Deutsche Annington (VONOVIA) in ihrem bundesweiten Wohnungsbestand gegründet hat. Zudem wurde ein „Viererausschuss“ ins Leben gerufen, dem die Deutsche Annington (VONOVIA), die Stadtverwaltung (Projektmanager, Quartiersmanagerin), der Mieterbeirat und die Initiative Preuswald angehören. Es ist dafür Sorge zu tragen, dass beide Gremien ihre Arbeit fortsetzen. Untersuchungen im und über den Preuswald In den letzten Jahren sind – unabhängig von den konkreten Aktivitäten vor Ort – eine Reihe von Untersuchungen im und über den Preuswald durchgeführt worden. Im April 2012 entstand eine Machbarkeitsstudie zur Entwicklung der Siedlung Preuswald der PostWelters Architekten und Stadtplaner GmbH2. Die Studie hebt die hohe Standortqualität, insbesondere für Familien mit Kindern, hervor. Eine Voraussetzung für eine positive Entwicklung stelle jedoch eine Imageverbesserung des Viertels dar. In einem ersten Schritt sollen kurz- bis mittelfristig eine Reihe von Starterprojekten3 umgesetzt werden. Dabei werden sowohl die Deutsche Annington (VONOVIA)4 als auch die Stadt Aachen5 als Teilverantwortliche gesehen. Nach Einschätzung der Autoren müsste zudem die Kommunikation zwischen allen Akteuren auf eine neue, kooperative Basis gestellt werden. Im Dezember 2014 wurde die Stadterneuerungs- und Stadtentwicklungsgesellschaft NRW mbH (steg NRW) durch die Deutsche Annington (VONOVIA) beauftragt, ein integriertes Entwicklungskonzept für den Preuswald zu erstellen. Am 30.04.2015 erfolgte eine erste Präsentation in der dazu gegründeten Lenkungsgruppe. 1 Hierzu zählen u. a. eine diskrete finanzielle und materielle Unterstützung von Familien mit geringem Einkommen im Preuswald, die Durchführung von Veranstaltungen für Senioren (u. a. zum Thema Demenz) und die Unterstützung der Aktionen des NABU zur Beseitigung des indischen Springkrautes. 2 Post, N. u. H. Welters (2012): Machbarkeitsstudie. Entwicklung der Siedlung Preuswald. Dortmund 2012, 45 S. (im Auftrag der Stadt Aachen, Fachbereich Wohnen). 3 Dazu werden vorgeschlagen: konzertierte Grünpflege, Bebauung bereits erschlossener Flächen, Nachverdichtung, Einführung eines innovativen Energiekonzeptes, Regelung der Einzelhandelsversorgung sowie Neubau/Sanierung der kommunalen Infrastrukturen (a.a.O., S. 39). 4 Deutsche Annington: Sanierung, Investitionen in die Bestände, Reduzierung der Nebenkosten, Gestaltung der eigenen Grün- und Freiflächen, Ausgestaltung des Energiekonzeptes für die Siedlung und insbesondere für die bauliche und soziale Situation in den Gebäuden an der Altenberger Straße (a.a.O., S. 39). 5 Stadt Aachen: Förderung der Sanierung mittels eines Energiezuschusses zu den KdU-Mitteln, Kooperation mit den Beteiligten in der Städteregion Aachen bzw. dem Jobcenter Schaffung einer bauleitplanerischen Lösung für einen Nahversorgungsstandort, kleinteilige Erweiterung des Stadtteiles um zusätzliche Siedlungsflächen, ggf. Druck auf die Deutsche Annington aufbauen, damit diese ihren Verpflichtungen nachkommt (a.a.O., S. 39 f). 96 Arbeitskreis Caritas und Diakonie Gründung eines Mieterbeirates im Jahre 2014 Machbarkeitsstudie zur Entwicklung der Siedlung Preuswald 5. Quartiersanalysen Es ist vorgesehen, nach einer baulich-technischen und städtebaulich-sozialen Analyse1 bis Ende 2015 konkrete Vorschläge zur Siedlungsentwicklung vorlegen zu können. Einen eher städtebaulichen, landschaftsarchitektonischen Ansatz verfolgt die Masterarbeit „Große Lichtung Aachen-Preuswald“2. Sie wählt als Leitbild die „Ökologische Siedlung Preuswald“ und plädiert dafür, neben baulichen Veränderungen und einem Regenwassermanagement den zentralen öffentlichen Park grundlegend umzugestalten („Große Lichtung“) und durch eine „Neue Mitte“ zu ergänzen3. Schließlich hat die Katholische Hochschule NRW, Abt. Aachen, Fachbereich Sozialwesen, im Sommersemester 2015 eine qualitative Befragung von Bewohnern und Schlüsselpersonen im Viertel durchgeführt4. Ziel war es, die Zufriedenheit der Bewohner des Preuswaldes zu erforschen. Als ein wichtiges Ergebnis weisen die Autoren auf einen Widerspruch zwischen regem bürgerschaftlichem Engagement und Integrationsbemühungen auf der einen Seite und Vorverurteilung und Ausgrenzung auf der anderen hin5, was auf die sich rasant verändernde Bevölkerungsstruktur zurückgeführt wird6. Verschärft werde die Lage durch die von vielen Bewohnern als schwierig eingestufte Wohn- und Versorgungssituation. Positiv bewerten die Autoren den Einsatz und die konstruktiven Verbesserungsvorschläge sozialer Dienste vor Ort und der unterschiedlichen Bürgerinitiativen, die zeigen, dass der Preuswald über wertvolle Ressourcen verfügt, die zusammengeführt und nutzbar gemacht werden müssten. Stadtteilfonds Aus dem Stadtteilfonds, der seit September 2011 zur Durchführung von Projekten mit Bürgerbeteiligung über die Stadtteilkonferenz zur Verfügung steht, sind insgesamt vier Projekte gefördert worden: Förderjahr 2012 • Adventsliederabend „Preuswald singt Lieder aus Polen, …“ Förderjahr 2013 • Abschlussveranstaltung der Bürgeraktion zur Beseitigung des Indischen Springkrauts • Nähatelier im Preuswald • Tanzen im Freien Insgesamt wurden rund 1.450 EUR in Anspruch genommen. Nach Auskunft der Projektträger wurden darüber rund 60 Ehrenamtliche sowie eine Vielzahl von Kindern (Springkrautaktion) erreicht. Förderjahr 2014 In 2014 sind Anträge in Höhe von 1.160 EUR zu den folgenden Projekten bei der Sozialverwaltung eingegangen: • Bürger kochen für Bürger. Interkulturelles Kochen • Fit für 100 – Bewegungsangebot für Senioren und Migranten In einer gemeinsamen Anstrengung von Projektmanagement „Entwicklung der Siedlung Preuswald“, des Fachbereiches Gebäudemanagement der Stadt Aachen, des Stadtsportbundes und der Deutschen Annington (VONOVIA) konnte erreicht werden, dass das Schwimmbad nach fast einjähriger Schließung am 20. Oktober 2014 wieder eröffnet wurde. Betreiber ist für eine zunächst einjährige Probephase der Stadtsportbund. Davon werden auch OGS und KGS profitieren. Das Schwimmbad kann von der Schule im Vormittags- und Nachmittagsbereich genutzt werden. Befragung durch Studierende der KatHO Aachen Erfolgreiche Wiedereröffnung des Schwimmbades 1 Eine Mieterbefragung ist Bestandteil der Analyse. 2 Depenbrock, F. (2015): „Große Lichtung“ Aachen-Preuswald. Die Revitalisierung einer Großwohnsiedlung. Masterarbeit an der Gottfried Wilhelm Leibnitz Universität, Fakultät für Architektur und Landschaft, Hannover, 105 S. 3 A.a.O., S. 70ff. 4 Katholische Hochschule NRW, Abt. Aachen, Fachbereich Sozialwesen (Hrsg.) (2015.): Forschungsbericht „Preuswald“ – Qualitative Sozialforschung zur Ermittlung der BewohnerInnenzufriedenheit. Aachen, 32 S. 5 A.a.O., S. 17 6 Vgl. Kap. 5.2.2 97 5.2.4 Bestehende Einrichtungen Bezüglich der infrastrukturellen Ausstattung sind im Preuswald die folgenden Einrichtungen und Institutionen vertreten: Soziale Einrichtungen • Stadtteilbüro • städtische Tageseinrichtung für Kinder „Reimser Straße 63“ • In Via (Angebote für Kinder und Eltern) • Sozialwerk Aachener Christen (Eltern-Kind-Gruppe Preuswald in der Kita) • Städtische Katholische Grundschule (mit Offener Ganztagsschule seit 2009/2010) • Förderschule Walheim (Zweigstelle) • Teiloffene Tür „Maria im Tann“ • Kinder- und Jugendheim „Maria im Tann“ • Begegnungszentrum Preuswald (Arbeiterwohlfahrt, seit 2014) • Städtische Bibliothek (Nebenstelle, seit 1973) • Gemeindezentrum der katholischen Kirchengemeinde „Maria im Tann“ • Außenwohngruppe Vinzenz Heim • Diakonisches Werk (Familien- und Sozialberatung im Stadtteilbüro) • Regionaler Caritasverband (Clearingstelle für Migranten) • Pädagogisches Zentrum (Gleichbehandlungsbüro) • Jugendhilfeprojekt Courage e.V. • Klingende Brücke e.V.1 • Kletterwald • Sportverein Bildchen • Stadtsportbund • Seniorentanzgruppe • ATG e.V. • Bridge Club Treff 862 Sonstige Dienstleistungen/Privatwirtschaft: • Stadtsparkasse Aachen (Zweigstelle) • Friseursalon „Creativ Hair Style“ • Kosmetikstudio „Leila“ • Zentrum für Naturheilkunde Aachen (Außenstelle Preuswald) Was die Anbindung an das ÖPNV-Netz der Stadt angeht, wird der Preuswald von den Buslinien 2 (alle 15 Minuten) und 24 bedient. 5.2.5 Anregungen von Stadtteilkonferenz und Bürgern zur Stadtteilentwicklung Ein großes Anliegen der Bewohner im Preuswald ist die Einrichtung eines Discounters zur Versorgung der Bevölkerung mit Gütern des täglichen Bedarfs. Das bei der Gründung der Siedlung im Ladenzentrum installierte Geschäft hat nach mehreren Wechseln seinen Betrieb wieder eingestellt. Nicht angenommen wurde ein im Oktober 2010 von einem gemeinnützigen Verein (In Via) gegründeter Laden, der deshalb am 30.06.2013 wieder geschlossen wurde. Wertvolle Anregungen für die Weiterentwicklung des Lebensraumes haben auch die Stadtteilbege­­hung­en ergeben, die auf Initiative von Stadtteilbüro und Begegnungszentrum von Bürgern und Pro­ fessionellen im Preuswald durchgeführt wurden. Die Wunschliste umfasst die folgenden Punkte: Maßnahme Zuständigkeit Bau eines Boule-Platzes (Hinterhof Reimser Straße 84): • Errichtung der Spielbahn • zudem: drei Sitzbänke, Anbringen einer Beschilderung, Bau einer Laube für die Boulekugeln usw., Punktetafel Deutsche Annington (VONOVIA) Anlage von Hochbeeten • Straßengabelung Reimser Straße/Walhorner Straße (Müllplatz zu Beginn der Walhorner Str. rechts z. B. mit Efeu verdecken) VONOVIA 1 Erarbeiten und gemeinsames Singen von Liedern in den Originalsprachen Europas. 2 Der Bridge Club Treff hat jedoch keinen Bezug zum Lebensraum. 98 Wunsch nach einem Discounter vor Ort Stadtteilbegehungen als Basis für weitere Anregungen zur Stadtteilentwicklung 5. Quartiersanalysen Maßnahme Installation von Rampen • am Anfang des Parkweges (z. B. zusammen mit der Instandsetzung des Vorplatzes vor dem Stadtteilbüro) • auf der Mitte des Parkweges Zuständigkeit VONOVIA, Stadt Aachen Installation von rutschfesten Wegplatten • zum Waldweg hinter der Altenberger Straße 2 VONOVIA Aufstellen einer Weinlaube im Park • fertige Pergola, die im Rahmen eines Bürgerprojektes mit einem „Weidendom“ bepflanzt werden kann • Anfrage bezüglich einer Genehmigung für das Aufstellen eines Pavillons an dieser Stelle Stadt Aachen, Bürgerprojekt Installierung von Solaranlagen • auf den Flachdächern der Häuser im Preuswald im Rahmen eines energetischen Gesamtkonzeptes im Zusammenhang mit erneuerbaren Energien VONOVIA Installierung einer Sitztribüne am Bolzplatz • Könnte als Maßnahme mit in den Umbau der Schule aufgenommen werden Gestaltung der Garagentore durch Graffiti • Kontaktaufnahme zu Graffitikünstlern z. B. unter „rosco ac“ Bau einer „Erlebniswiese“ hinter dem Schwimmbad mit: • Minigolfplatz • Streichelzoo • Sitzbänken Stadt Aachen VONOVIA VONOVIA, Stadt Aachen Einrichtungen in der Umgebung des Schwimmbades • Sonnenterrasse mit Strandbereich • Wintergarten, wo sich jetzt die Terrasse vor dem Schwimmbad befindet • Kneippbecken und Barfuß-Sinnespfad • die erneute Inbetriebnahme der Sauna • Angebot von Jahres- und 10er-Karten (statt Monatskarten) Eröffnung und Betrieb eines Kioskes Arbeiterwohlfahrt Holzbelag für die Steinbänke auf dem Parkweg Stadt Aachen Aufstellen von Vitalgeräten für Senioren Installation von Wegeschildern aus Holz • (mit Namen der Rundgänge: Sonnenweg, Tannenweg, Parkweg) Bürgerprojekt Neue Sitzbänke • an der Reimser Straße • am Sonnenweg • im Innenhof der Montzener Straße • am Wendehammer Walhorner Straße • an der Parktreppe zur Walhorner Straße • am Parkweg VONOVIA, Stadt Aachen Sanierung des Tischtennisplatzes • Der Boden um die Tischtennisplatte muss aufgeschüttet werden Errichtung eines Waldlehrpfades Stadt Aachen Stadt Aachen, Bürgerprojekt Nutzung der Mehrzweckhalle (ehemalige Kapelle vor Maria im Tann) für kulturelle Veranstaltungen Afrikanische Messe - regelmäßige Ausrichtung einer afrikanische Messe Gemeindezentrum Maria im Tann Maßnahmen zur besseren Mülltrennung - Infoblatt (mehrsprachig) zur effektiven Mülltrennung an jeden Mietvertrag als Anlage beifügen - Mehrsprachige Aushänge in jedem Mietobjekt, ggf. mit humorvollen Piktogrammen versehen - Müllcontainer mit Piktogrammen ausstatten - Aufklärung von Schülern und Eltern in der Schule VONOVIA, Stadt Aachen 99 5.2.6 Planungsvorhaben von Seiten der Stadt Ausgehend vom Status Quo in der Bevölkerungszusammensetzung werden von Seiten der Stadt verschiedene Planungsvorhaben mit dem Ziel angegangen, den Lebensraum insgesamt aufzuwerten und sein Image zu steigern. Die geplanten Maßnahmen werden im Folgenden aufgeführt (Abb. 38)1. 1. Neubau der integrativen Kindertagesstätte 2. Sanierung/Neubau der Katholischen Grundschule Bildchen 3. Ansiedlung einer ALDI-Niederlassung 4. Erweiterung der Siedlungsfläche (Südkurve (a) und Kyrillfläche (b)) 5. Nachverdichtung innerhalb der Siedlung 6. Wiedereröffnung des Schwimmbades (20.10.2014) Zudem stellte die Stadt Aachen die folgenden Forderungen an die Deutsche Annington (VONOVIA): 7. Entwicklung eines Strukturänderungskonzeptes für Hochhaus (7a) und Ladenzentrum (7b) 8. Modernisierung im Bestand 9. Änderung der Vermietungsstrategie 10. Mängelbeseitigung im Bestand Bis Oktober 2015 konnten die folgenden Fortschritte in der Siedlungsentwicklung im Sinne der im Projekt gesetzten Ziele erreicht werden: • Die Ansiedlung eines Nahversorgers befindet sich im Bauleitplanverfahren. • Die Energieversorgung wurde modernisiert; eine Senkung der Verbrauchspreise um ca. 30 % kann erwartet werden. • Der Neubau für die integrative Kinderta7a 1 4b gesstätte hat begonnen. 3 7b • Über Stadtteilbüro und Stadtteilkonferenz 6 2 sowie auch im direkten Kontakt mit den verschiedenen Bewohnerinitiativen und dem Mieterbeirat ist die Bewohnereinbindung intensiviert. • Die Vermietungsstrategie wird dem Ziel 4a der sozial ausgewogenen Bewohnerstruktur entsprechend korrigiert. • Das Schwimmbad ist in einem einjährigen Testbetrieb. Über die Möglichkeiten eines Dauerbetriebes wird aktuell verhandelt. • Das Wohnungsunternehmen hat Ende 2014 dem Büro „Steg NRW mbH“ den Auftrag zur Erarbeitung eines integrierten Quartiersentwicklungskonzeptes erteilt. In der Lenkungsgruppe zum Projekt ist die Stadtverwaltung mit den relevanten Fachbereichen vertreten. • Durch Abriss von zwei bisherigen Tiefgaragen und Neugestaltung der Flächen – unter anderem auch mit einem Mehrgenerationenparcours – wird eine Aufwertung der Außenraumgestaltung erreicht. 1 Die Zahlen beziehen sich auf diejenigen in Abb. 38. 100 Von Seiten der Stadt gibt es eine Reihe von Planungsvorhaben Abbildung 38: Planungsvorhaben im Preuswald 5. Quartiersanalysen 5.2.7 Gesamtbewertung Von allen untersuchten Lebensräumen weist der Preuswald die stärksten sozio-ökonomischen Veränderungen in den letzten Jahren auf. Das hat in der Vergangenheit oft zu Spannungen innerhalb der Bewohnerschaft sowie zwischen Bewohnern, der Deutschen Annington (VONOVIA) und der Stadt Aachen geführt. Dabei spielte das Thema „Wohnen“ immer eine zentrale Rolle, wohingegen Aktivitäten in anderen Bereichen der Gemeinwesenarbeit nur wenig Beachtung fanden. Inzwischen lässt sich aber ein gewisses Umdenken erkennen, das mit einer Wertschätzung der Errungenschaften im Sozialbereich einhergeht und so zu einer ersten Aufbruchstimmung führt. Dazu beigetragen haben dürfte, dass sich im Laufe der Zeit mehr Institutionen in den Entwicklungsprozess eingeben. Zudem sind die verschiedenen Studien zu nennen, die als „Blick von außen“ auch eine neue Reflexion der Akteure vor Ort bewirkt haben könnten. Und schließlich gelingt es den Institutionen vor Ort – auch den neu gegründeten – immer mehr, auch bildungsfernere Bewohnergruppen zu erreichen und in die Gestaltung des Lebensraumes mit einzubinden. Insgesamt scheinen auf diese Weise nicht nur die Institutionen, sondern auch die verschiedenen Bewohnergruppen näher zu rücken. Andererseits darf nicht übersehen werden, dass es weiterhin großer Anstrengungen bedarf, das bisher Erreichte zu erhalten und weiterzuentwickeln. Ein Schlüssel dürfte dabei neben der Kreativität aller Akteure und ihrer Bereitschaft, miteinander an einem Strang zu ziehen, in einer Verbesserung der Kommunikationsstrukturen liegen. 101 5.3 Obere Jülicher Straße (Feld- und Liebigstraße, Lebensraum 250) 5.3.1 Einführung Der Lebensraum Obere Jülicher Straße – auch Feld- und Liebigstraße genannt – befindet sich im Übergang vom Stadtbezirk Aachen-Mitte zu der ehemals unabhängigen Gemeinde Haaren (Abb. 39). Von allen Seiten begrenzt ihn das alte Industrie- und Gewerbegebiet entlang der Jülicher Straße. Dieses eng verwobene Nebeneinander von Industrieanlagen und Wohngebäuden ist ein besonderes Kennzeichen des Lebensraums. Die besiedelte Fläche umfasst das Gebiet zwischen der Burggrafenstraße und der Kanonenwiese. Am 31.12.2014 lebten hier 2.755 Menschen. Eine Besonderheit des Lebensraumes ist die regionale Ausrichtung der Bevölkerung im Alltag. Politisch gehört der Lebensraum zum Stadtbezirk Aachen-Mitte und damit zum Gebiet westlich des Industriegebietes. Wie eine Untersuchung der räumlichen Interaktionsmuster der Bevölkerung zeigte1, ist die Bevölkerung im Lebensraum im Alltag allerdings viel stärker auf die ehemals unabhängige Gemeinde Haaren ausgerichtet (Abb. 40). Auf der anderen Seite gehören weite Teile des Lebensraums, entsprechend seiner politischen Zuordnung, seit 2010 zusammen mit dem Rehmviertel zum Fördergebiet im Rahmen des Programms „Soziale Stadt Aachen-Nord“ (Abb.41). Wegen des zentraler gelegenen und bezogen auf die Bevölkerungszahl größeren Rehm­ viertels sowie der Trennung durch das Industriegebiet fühlte sich der Bereich Feldund Liebigstraße anfangs nicht ausreichend innerhalb dieses Fördergebietes bedacht. Um die Rolle eines vollwertigen Partners einnehmen zu können, hat sich deshalb hier ein lokaler Arbeitskreis gebildet, der ähnliche Aufgaben wie eine Stadtteilkonferenz übernimmt. Abbildung 39: Lage des Lebensraumes Obere Jülicher Straße (Feld- und Liebigstraße) 45 Haaren Liebigstraße Politische Grenze 60 27 20 14 10 Abbildung 41: Soziale und fördertechnische Zuordnung des Lebensraumes Soziale Zugehörigkeit Fördertechnische Zugehörigkeit 1 Mit Studierenden des Geografischen Instituts der RWTH unter Leitung des Verfassers. 102 Abbildung 40: Einkaufsverhalten der Abbildung 39:Bereiches FeldBewohner des Lage des Lebensraumes und Liebigstraße (EinkaufsObere Jülichertäglicher Straße (Feldund bewegungen Bedarf in %) Liebigstraße, Lebensraum 250) Grenze des Lebensraums Grenze des Fördergebietes 5. Quartiersanalysen 5.3.2 Sozialstruktur Der Lebensraum Feld- und Liebigstraße zeichnet sich ebenso wie der Preuswald1 durch eine hohe Kinder- Ein Problem stellt die im Vergleich zur Gesamt-Stadt überdurchschnittlich armut aus: Der Anteil der Kinder, die Sozialgeld erhalten, beträgt 55,4 % und liegt 32,5 Prozentpunkte hohe Kinderarmut dar über dem gesamtstädtischen Mittel (Abb. 42). Bei Betrachtung der Entwicklung zwischen 2007 und 2013 bleiben die Werte, von gewissen Schwankungen abgesehen, in etwa konstant auf hohem Niveau, obwohl die Zahlen für Aachen leicht zurückgehen. Vor dem Hintergrund, dass die Anteile der Haushalte, die Leistungen nach dem SGB II erhalten, sowohl im Lebensraum als auch in Aachen rückläufig sind (Abb. 43), erscheint der Ansatz des Fachbereiches Kinder, Jugend und Schule, das Projekt KIM2 u. a. in diesem Lebensraum durchzuführen, durchaus sinnvoll. Abbildung 42: Sozialgeldempfänger im Bereich Feld- und Liebigstraße und in Aachen insgesamt (%) 70 60 50 Feld- und Liebigstraße 40 Aachen insg. 30 20 10 0 2007 2009 2011 2013 Abbildung 43: Bedarfsgemeinschaften im Bereich Feld- und Liebigstraße und in Aachen insgesamt (%) 25 20 Feld- und Liebigstraße 15 Aachen insg. 10 5 0 2007 2009 2011 2013 42 1 Vgl. Kap. 5.2.2 2 Kinder im Mittelpunkt – Aachener Netzwerk gegen Kinderarmut. Näheres unter http://www.aachen.de/DE/stadt_buerger/familie/ aachener_buendnis_familien/kinder_im_mittelpunkt_kim/index.html (15.10.2015). Vgl. auch Kap. 2.3.4 103 Ähnlich wie im Preuswald zeigt sich bei Betrachtung der Situation der Kinder und Jugendlichen nicht nur ein Armuts-, sondern möglicherweise auch ein Sprachproblem. Bemerkenswert ist, dass von den Kindern, die 2013 neu eingeschult wurden, 72,7 % zu Hause im Alltag vorwiegend eine andere Sprache als Deutsch sprachen – und das mit steigender Tendenz im Zeitraum 2007 – 2011 (Abb. 44). Abbildung 44: Nicht Deutsch als Muttersprache im Bereich Feld- und Liebigstraße und in Aachen insgesamt (%) 90 80 70 60 Feld- und Liebigstraße 50 Aachen insg. 40 30 20 10 0 2007 2009 2011 2013 Auffällig niedrig fällt dafür der Förderbedarf der Kinder bei der Einschulung (Abb. 45) aus: Während in der Periode 2007/2009 noch 17,4 % der Kinder einen Förderbedarf hatten, fiel dieser Anteil bis 2011/2013 auf nur noch 12,8 %. Damit liegt er nur noch 3,0 Prozentwerte über dem Aachener Mittel. Der Zuzug von Migranten scheint hier kaum einen Einfluss auf diese Fragestellung zu haben. Abbildung 45: Förderbedarf im Bereich Feld- und Liebigstraße und in Aachen insgesamt (%) 20 15 Feld- und Liebigstraße Aachen insg. 10 5 0 2007/2009 104 2011/2013 5. Quartiersanalysen Der große Anteil der Familien, die im Alltag nicht Deutsch als Muttersprache sprechen, korreliert aber mit einem hohen Anteil von Passausländern im Lebensraum. Im Vergleich zum gesamtstädtischen Mittel weist der Bereich Feld- und Liebigstraße einen um 9,4 Prozentpunkte höher ausfallenden Ausländeranteil auf. Gemessen an allen anderen Lebensräumen in Aachen liegt er an siebter Stelle (2013, Abb. 46). Der Lebensraum gehört zu denjenigen mit den höchsten Migrantenanteilen Abbildung 46: Passausländer im Bereich Feld- und Liebigstraße und in Aachen insgesamt (%) 30 25 20 Feld- und Liebigstraße Aachen insg. 15 10 5 0 2007 2009 2011 2013 Bezüglich der Alterszusammensetzung zeigt sich sowohl in absoluten als auch in relativen Werten eine leicht zunehmende Alterung der Bevölkerung im Lebensraum: Der Aging-Index1 sank zwischen 2007 und 2013 von 147,7 auf 125,6 (Abb. 47). Der Wert liegt aber immer noch 48,2 Punkte über dem Mittel für die Gesamtstadt, so dass weiterhin von einem durchaus jungen Viertel gesprochen werden kann. Danach sollten im Viertel sowohl Angebote für jüngere als auch für ältere Menschen im Blick behalten werden. Junge Bevölkerung, die allerdings zunehmend älter wird Abbildung 47: Aging-Index im Bereich Feld- und Liebigstraße und in Aachen insgesamt (%) 160 140 120 Feld- und Liebigstraße 100 Aachen insg. 80 60 40 20 0 2007 2009 2011 2013 46 1 Das ist das Verhältnis zwischen der Zahl der <18-Jährigen zu den >64-Jährigen. 105 Das Thema Sicherheit wird im Arbeitskreis Liebigstraße immer wieder diskutiert. Bemerkenswert ist jedoch, dass die (Un-)Sicherheit im Lebensraum weniger in Zusammenhang mit der hier lebenden Bevölkerung gesehen wird, sondern eher mit von außen kommenden Bevölkerungsgruppen in Verbindung gebracht wird1. Dennoch ergibt sich auch hier die Herausforderung, Jugendliche unter 20 Jahre sinnvoll in das soziale Geschehen einzubinden2. Insgesamt ist das Quartier, bezogen auf seine Bevölkerungsdynamik, als stabil zu bezeichnen. Die Quote Stabile Bewohnerstruktur des Wanderungssaldos3 zeigt 2013 mit 0,7 % nur einen Bevölkerungsgewinn, der dem gesamtstädtischen Wert entspricht. Die Quote des Bevölkerungsumsatzes4 liegt sogar mit 5,2 Prozentpunkten unter dem Aachener Mittel. Abbildung 48: Inhaber eines Ehrenamtspasses im Bereich Feld- und Liebigstraße und in Aachen insgesamt (‰) 25 20 Feld- und Liebigstraße 15 Aachen insg. 10 5 0 2007 2009 2011 2013 Auffällig ist, dass im Bereich Feld- und Liebigstraße der Anteil von Personen mit einem Ehrenamtspass bis zum Jahre 2011 höher lag als im gesamtstädtischen Mittel (Abb. 48). Der Abstand hat sich seither allerdings verringert. 2013 lag der Anteil im Lebensraum unter dem Wert von Gesamt-Aachen. Hier sollte nach Wegen gesucht werden, die dieser Entwicklung Einhalt gebieten können. 1 2 3 4 Zur Einschätzung der Mitglieder des Arbeitskreises vgl. Kap.5.3.5 Vgl. zu den bestehenden und geplanten Angeboten auch Kap. 5.3.5 (Zuzüge - Fortzüge)/Gesamtbevölkerung im Lebensraum des Jahres. (Zuzüge + Fortzüge)/Gesamtbevölkerung im Lebensraum des Jahres. 106 5. Quartiersanalysen 5.3.3 Bisherige Aktivitäten Der Bereich Feld- und Liebigstraße ist eingebettet in das Förderprogramm „Soziale Stadt Aachen-Nord“. Vertretung für die Institutionen und engagierten Einzelpersonen im Fördergebiet ist die Stadtteilkonferenz Aachen-Nord (Abb. 49). 2010 Arbeitskreis Rehmviertel Förderungsprogramm „Soziale Stadt Aachen-Nord“ Assoziierte Initiative Stadtteilkonferenz Aachen-Nord Abbildung 49: Entwicklung der quartiersbezogenen Gremien zur Stadtteilentwicklung im Bereich Feld- und Liebigstraße IG Aachener Portal Arbeitskreis Liebigstraße AG SicherheitSauberkeit-Lärm AG Öffentlichkeitsarbeit AG Lokale Ökonomie AG Familie und Kinder AG Jugend und Schule Netzwerk Seniorenarbeit 2019 Stadtteilbüro Aachen-Nord (2012) Stadtteilbüro Liebigstraße (2015) Um aber die Belange des Lebensraums Obere Jülicher Straße (Lebensraum 250) besser analysieren und auf mögliche Herausforderungen reagieren zu können, wurde am 13.12.2010 der „Arbeitskreis Liebig­ straße“ gegründet. Er hat die Funktion einer lokalen Stadtteilkonferenz. In seiner ersten Sitzung wurden die folgenden Themen für eine zukünftige Arbeit genannt. Die Reihenfolge ergibt sich aus der Anzahl der Nennungen in der Abfrage. Vernetzung • Gemeinsam für einen besseren Lebensraum sorgen • Kennenlernen anderer Träger/Institutionen im Viertel „Arbeitskreis Liebigstraße“ mit der Funktion einer Stadtteilkonferenz Sicherheit/Sauberkeit/Lärm • Vandalismus und Verschmutzung in der Liebigstraße entgegenwirken • Lärm in der Nacht (Starfish) entgegenwirken Nachbarschaften • Nachbarschaften stärken/Identität entwickeln • Sozialraumkonzept entwickeln 49 Verkehr • Tempo 30 Zone einrichten/kontrollieren • Abbau von Schwellen für behinderte Menschen Kinder-/Jugendarbeit • Akteur übergreifende Konzepte zur Arbeit mit Kindern und Jugendlichen Materielle Infrastruktur/Finanzfördermittel • Fördermittel für bestimmtes Projekt akquirieren • Großen Veranstaltungsraum einrichten • Stadtteilbüro einrichten 107 Arbeit-Wirtschaft fördern • lokale Wirtschaft fördern Flächennutzung • freie Flächen und deren Nutzung • Entwicklung Schlachthofgelände Öffentlichkeitsarbeit • verbesserte Außendarstellung in den Medien erreichen Auf dieser Basis sind drei Unterarbeitskreise entstanden: • Sicherheit/Sauberkeit/Lärm • Öffentlichkeitsarbeit • Arbeit-Wirtschaft (lokale Ökonomie) Lässt man anhand der Protokolle die in den Sitzungen des Arbeitskreises angesprochenen Themen Revue passieren, ergeben sich die folgenden Schwerpunkte. An erster Stelle steht die Öffentlichkeitsarbeit mit der Erhöhung der Präsenz des Viertels, der Steigerung seines Images und der Stärkung der Nachbarschaft. Dazu zählen die Organisation eigener Veranstaltungen im Viertel sowie die Teilnahme an Events anderer Institutionen der Umgebung. Da man hierbei auf die Mitwirkung möglichst vieler Institutionen angewiesen ist, trägt die Durchführung derartiger Aktivitäten nicht nur zur Vernetzung der Mitglieder des Arbeitskreises, sondern auch zur Vernetzung der dahinter stehenden Träger bei. Unter diesen Gesichtspunkten wurden – überwiegend mit Unterstützung des Verfügungsfonds aus dem Projekt „Soziale Stadt Aachen-Nord“ – bisher umgesetzt: Schwerpunktthema 1: Öffentliche Wahrnehmung und Image • Mitwirkung bei der Matinée-du-Nord in der Bogenhalle (09.2011) • Mitwirkung bei der Demo Aachen-Nord (06.2012) • Solidaritätsveranstaltungen für die Mitarbeiter von Bombardier (10.2012) • Durchführung eines Weihnachtsmarktes (12.2013 und 12.2014) • Layout einer Corporate Identity (06.2013) • Pflege einer Website auf Facebook (seit 11.2013) • Einrichtung eines öffentlichen Bücherschranks in der Liebigstraße (Sept. 2013) Unterstützt wird der Vernetzungsgedanke durch den großen Stellenwert, den das reibungsfreie Miteinander innerhalb des Arbeitskreises sowie dessen Integration in andere Gremien eingenommen haben. Neben der Stadtteilkonferenz Aachen-Nord sind dies vor allem die Gremien, die im Rahmen des Projektes „Soziale Stadt Aachen-Nord“ einzurichten waren. Ein zweites wichtiges Thema bildet der Komplex Sicherheit-Sauberkeit-Lärm im Viertel. Als Verursacher von Lärm, Unsicherheit und Verschmutzung werden dabei weniger die Bewohner des Lebensraums, sondern vielmehr die Besucher einer großen Diskothek (Starfish) identifiziert, die in der Liebigstraße liegt und von Jugendlichen aus dem ganzen Stadtgebiet und darüber hinaus besucht wird. Nach einer Vielzahl von Gesprächen mit dem Betreiber der Diskothek (Starfish), der ASEAG, dem Jugendamt, Polizei und Ordnungsamt sowie dem Aachener Stadtbetrieb erreichte der Arbeitskreis die Installierung von 6 Mülleimern im Bereich Liebigstraße sowie deren regelmäßige Leerung (04.2014). Derzeit befindet sich das Projekt in der Erprobungsphase. Bei Bedarf sind alle eingebundenen Institu­ tionen zu weiteren Gesprächen bereit, um geeignete Lösungsmöglichkeiten zu finden. Mit Abstand folgten die Diskussion rund um die Jugendarbeit, das Themenfeld Arbeit-Wirtschaft und neue Themen, die im Laufe der Zeit hinzugekommen sind (z. B. der Bau einer Moschee in der Feldstraße). 108 Schwerpunktthema 2: Sicherheit, Verschmutzung und Lärmbelästigung 5. Quartiersanalysen Zwar ist bei der Abfrage die Jugendarbeit explizit nicht so häufig genannt worden, doch sind unter dem Eindruck der großen Kinderarmut (Abb. 42), den vielen ausländischen Jugendlichen (Abb. 44, 46 und 47) sowie dem oft beklagten Vandalismus im Lebensraum (Besucher der Diskothek Starfish) diese Themenbereiche stets „mitgedacht“ worden. So sind vier Projekte entstanden, die speziell auf die Arbeit mit Jugendlichen, auch unter präventiven Gesichtspunkten, abzielen. Sie wurden gefördert aus Mitteln des Verfügungsfonds im Rahmen des Projektes „Soziale Stadt Aachen-Nord“: • Afri-Nord – Lernhilfe für Kinder afrikanischer Zuwandererfamilien (08.2012) • Chillout-Bus (11.2013) • Nordsport für Kinder und Jugendliche in der Sporthalle Feldstraße (12.2013) • G-Light – Christliche Jugendkneipe (01.2013) neben der Kirche der Vineyard-Gemeinde eingerichtet. Unabhängig davon hat der Fachbereich Kinder, Jugend und Schule seine Projekte „Besuchsdienst für Eltern von Neugeborenen“ (PIA – Positives Aufwachsen in Aachen)1 sowie „KIM – Kinder im Mittelpunkt. Aachener Netzwerk gegen Kinderarmut“ gezielt auch im Lebensraum Obere Jülicher Straße installiert. Der Besuchsdienst hat im Jahr 2013 insgesamt 18 Familien mit Neugeborenen im Viertel erreicht2. Im Rahmen des Projektes KIM haben sich mit über 100 Netzwerk- und Kooperationspartnern in zahlreichen Arbeitsgruppensitzungen und zwei Netzwerktreffen innerhalb von zwei Jahren viele Bedarfe, aber auch Ressourcen gezeigt, aus denen sich eine Vielzahl neuer Projekte, neue Kommunikations- und Kooperationsstrukturen sowie gemeinsame Angebote entwickelt haben3. Der Arbeitskreis Lokale Ökonomie führt derzeit in Zusammenarbeit mit dem Geografischen Institut der RWTH Aachen eine Unternehmerbefragung4 zum Thema „Identifikation lokaler Beschäftigungspotenziale im Stadtteil Aachen-Nord“ durch. Ziel ist es, hieraus Ideen für beschäftigungsfördernde Maßnahmen für den Stadtteil abzuleiten. Die Arbeit soll 2015 abgeschlossen sein. Seit mehreren Jahren war die Religionsgemeinschaft Ahmadiyya Muslim Jamaat auf der Suche nach einem Grundstück für eine Moschee. Mit Unterstützung der Stadtverwaltung konnte ein Grundstück an der Feldstraße und somit im Lebensraum Feld- und Liebigstraße gefunden werden. Während sich die Vorbereitung des Bauvorhabens konkretisierte, hat das Dezernat Planung und Umwelt der Stadt Aachen im Rahmen des Programms „Soziale Stadt Aachen-Nord“ 2011 mehrere Informationsrunden unter Einbindung des Arbeitskreises Liebigstraße durchgeführt. Seither ist die Religionsgemeinschaft Mitglied im Arbeitskreis. Die Grundsteinlegung erfolgte am 15.06.2012. Die Moschee wurde am 23.05.2015 eingeweiht5. Schwerpunktthema 3: Jugendarbeit Schwerpunktthema 4: Lokale Ökonomie 1 Bei diesem Besuchsdienst für Eltern von Neugeborenen soll durch das Angebot von Beratung und konkreter Hilfen die Elternkompetenz gestärkt werden. Der Besuchsdienst läuft auf freiwilliger Basis ab: Die zuständige Mitarbeiterin kündigt ihren Besuch bei den Eltern an, sobald sie erfährt, dass ein Paar oder ein alleinerziehender Partner ein Kind bekommen hat. Wird der Besuch akzeptiert, werden nicht nur Glückwünsche des Oberbürgermeisters, sondern umfassendes Infomaterial für Eltern und Familien, nützliche Geschenke wie ein Lätzchen, ein erster Ball oder ein Fieberthermometer, Gutscheine für Elternkurse und vieles mehr überbracht – alles ansprechend und robust in der Kinderkrams-Tasche verpackt und vieles von Sponsoren finanziert. Nähere Informationen unter http://www.aachen.de/de/stadt_buerger/familie/aachener_buendnis_familien/projekt_pia/pia_2011.html. Ein Faltblatt steht zur Verfügung unter http://www.aachen.de/de/stadt_buerger/familie/aachener_buendnis_familien/projekt_pia/ faltblatt_pia.pdf 2 Gemeldet wurden vom Einwohnermeldeamt 26 Neugeborene im Lebensraum Liebigstraße (250). Die 8 nicht durchgeführten Hausbesuche resultieren aus 3 Absagen, da die Familien für sich keinen Bedarf sahen, 2 Familien sagten ab, weil sie im Begriff waren umzuziehen und 3 Familien wurden nicht angetroffen und meldeten sich auch auf ein erneutes Schreiben hin nicht. Von den 18 Familien, bei denen ein Hausbesuch durchgeführt wurde, hatten 3 einen weitergehenden Beratungs- und Unterstützungsbedarf: Bei zweien dieser 3 Familien fanden weitere Beratungstermine durch den Besuchsdienst statt sowie die Kontaktaufnahme und Überleitung der Familien zum Sozialraumteam, bei der dritten die Überleitung in ein Unterstützungsangebot. 3 Mit dem Projekt, das vom Landschaftsverband Rheinland unterstützt wurde, wirkt die Stadt Aachen der Kinderarmut dadurch entgegen, dass sie die existierenden Unterstützungsangebote stärkt und besser verzahnt. Mit der „Präventionskette“ hat der Fachbereich Kinder, Jugend und Schule ein integriertes Konzept entwickelt, das Kinder und Jugendliche in allen Lebensphasen noch besser unterstützt. Existierende Netzwerke werden verknüpft, um sicher zu stellen, dass jedes Kind eine lückenlose Förderung erhält. Benachteiligung durch Kinderarmut soll so noch wirksamer bekämpft werden. Nähere Informationen unter http://www. aachen.de/de/stadt_buerger/familie/aachener_buendnis_familien/kinder_im_mittelpunkt_kim/ansatz/index.html 4 Im Rahmen einer Masterarbeit. 5 http://www.ahmadiyya.de/gebetsstaette/moscheen/aachen/ 109 5.3.4 Bestehende Einrichtungen Bezüglich seiner infrastrukturellen Ausstattung sind im Lebensraum die folgenden sozial relevanten Institutionen und Einrichtungen tätig: • Abenteuerspielplatz zum Kirschbäumchen (Kinderschutzbund) • Integrative Kindertagesstätte Talbotstraße (VKM) • Städtische Integrative Kindertagesstätte Wiesental • Kindergarten St. Martin • Jugendwerkstatt AMOTIMA • KOT King’s Club (WABe-Akazia GmbH) • Stadt Aachen – Besuchsdienst Eltern von Neugeborenen • KGS Feldstraße mit Nachmittagsbetreuung • Martin-Luther-King-Schule1 • Hörgeschädigtenzentrum Aachen • Alexianer Aachen – Wohnheim • Lebenshilfe-Haus Wiesental • Gemeinderat St. Martin • KAB St. Martin • Pfarrgemeinde Christus unser Bruder • Altenstube Feldstraße • Katholische Frauen Deutschland • Tabitas – Das etwas andere Café • Kolpingwerk Aachen • Vineyard-Gemeinde • Ahmadiyya Muslim Jamaat (AMJ) • Islamischer Verein, Abazar Moschee2 • IG Aachener Portal • Low-tec Projektentwicklung gGmbH3 • IAL Institut für angewandte Logistik gGmbH • Mypegasus Transfergesellschaft – Umschulung … • Das Da Theater Die Versorgung mit Gütern des täglichen Bedarfs sowie mit Dienstleistungen erfolgt vorrangig über Einrichtungen im benachbarten Haaren. Der Lebensraum selbst verfügt über zwei Discounter an der Jülicher Straße. Die Anbindung über den ÖPNV ist sehr gut. 5.3.5 Anregungen des Arbeitskreises zur weiteren Stadtteilentwicklung Der Arbeitskreis Liebigstraße wird sich in Zukunft stärker mit den Möglichkeiten auseinandersetzen, im Projekterarbeitung für die Zukunft Rahmen des Projektes „Soziale Stadt Aachen-Nord“ Fördergelder in Anspruch nehmen zu können. Dazu im Rahmen des Programms „Soziale ist es notwendig, sich im Vorfeld auf konkrete Vorhaben zu verständigen. Das gilt umso mehr, als in der Stadt Aachen-Nord“ zweiten Förderphase des Projektes (2015 – 2019) der Bereich Feld- und Liebigstraße einen räumlichen Schwerpunkt bilden wird. In diesem Zusammenhang einigte sich der Arbeitskreis im November 2013 darauf, die folgenden Projektvorschläge zu unterbreiten4: • Schaffung und Gestaltung eines Quartiersplatzes an der Kreuzung Feld- und Liebigstraße • Schaffung einer Trendsporthalle • Einrichtung einer Zweigstelle des Stadtteilbüros (z. B. in den Räumlichkeiten von Tabitas) 1 Förderschule mit dem Schwerpunkt der emotionalen und sozialen Entwicklung. 2 Metzgerstraße 3 Der Standort befindet sich inzwischen im Stadtzentrum (Theaterstraße/Wilhelmstraße). Die Low-tec Projektentwicklung engagiert sich aber weiterhin im Viertel. 4 Vgl. auch „Integriertes Handlungskonzept“ unter www.aachen.de/aachennord 110 5. Quartiersanalysen Von diesen Vorschlägen sind die Gestaltung des Quartiersplatzes an der Kreuzung Feld-und Liebigstraße („Quartiersplätzchen“) und die Einrichtung einer Zweigstelle des Stadtteilbüros in den Räumlichkeiten von Tabitas bereits feste Bestandteile der zweiten Förderphase und befinden sich in der Umsetzung. Die Schaffung einer Trendsporthalle konnte wegen des Verkaufs der „Bogenhalle“ an diesem Standort nicht weiter verfolgt werden. Doch wird derzeit geprüft, ein kombiniertes Sport-, Bildungs- und Begegnungszentrum zu konzipieren, in dem auch eine Trendsporthalle integriert ist. Darüber hinaus wurden die Vorstellungen des Arbeitskreises Liebigstraße im Rahmen einer Befragungsaktion weiter konkretisiert1. Wünsche zu Einrichtungen mit sozialer Komponente • Einrichtung von Quartiersgärten2 Im Rahmen eines urbanen Gartenbaus sollen Flächen für die Bevölkerung zur eigenen Nutzung zur Verfügung gestellt werden. Eine Finanzierung über das Programm BIWAQ3 aus dem Europäischen Sozialfonds für Deutschland ist angedacht. • Einrichtung eines Treffpunktes für Jugendliche Neben der bereits bestehenden Jugendkneipe (Veyniat-Gemeinde) und dem Chill-Out-Bus sind geplant: - eine mit Jugendlichen betriebene Reparaturwerkstatt für Fahrräder (inzwischen eröffnet) - ein überdachter, offener Unterstand, unter dem sich Jugendliche ungezwungen treffen können. Wünsche bezüglich der Versorgungs-Infrastruktur Ein zentrales Anliegen des Arbeitskreises ist es nach Wegen zu suchen, wie die Besucherströme zur und von der Diskothek „Starfish“ umgeleitet werden können, um das Viertel insbesondere nachts vor Lärm und Verunreinigung zu schützen. Eine Möglichkeit wird darin gesehen, in unmittelbarer Nachbarschaft zur Diskothek einen Imbiss zu installieren und einen Shuttle-Service von dort zum Stadtzentrum einzurichten. Schwieriger umzusetzen sein dürfte der Wunsch des Arbeitskreises, ein vielfältigeres Angebot von Einzelhandelsgeschäften sowie von Gesundheitsdiensten entlang der Jülicher Straße aufzubauen. Gewünscht sind eine Bäckerei, eine Metzgerei und ein Schreibwarengeschäft sowie Hausärzte und eine Apotheke. Aktuell befinden sich diese Versorgungsstrukturen lediglich in Haaren. Ein weiterer Wunsch besteht darin, im Quartier eine Polizeidienststelle einzurichten. In diesem Zusammenhang sollte die Möglichkeit eruiert werden, eine feste Sprechstunde vor Ort anzubieten. Dies könnte in den Räumlichkeiten des zukünftigen Stadtteilbüros geschehen. Ziele für die Stadtteilentwicklung Bezüglich der Benennung von Zielen für die Stadtteilentwicklung werden drei Themenbereiche genannt: 1. Bürgeraktivierung Kurzfristig sollte über eine aktivierende Befragung erreicht werden, dass sich mehr Bürger als bisher für die Entwicklung „ihres“ Viertels interessieren und nach Möglichkeit auch aktiv einsetzen. Das Stadtteilbüro Aachen-Nord erarbeitet derzeit die Grundlagen für eine derartige Befragung. Weitere Anregungen zur Stadtteilentwicklung Diskussionspunkt Diskothek „Starfish“ 2. Schaffung einer Viertelidentität Mittelfristig soll die Bürgeraktivierung dazu beitragen, eine Viertelidentität zu schaffen. Als Ergebnis soll das Viertel eine „Marke“ erhalten, unter der sich die Bewohner wiederfinden und die von außen als etwas Besonderes anerkannt wird. 3. Erreichen einer lebendigen und solidarischen Nachbarschaft Langfristig erhofft sich der Arbeitskreis, im Viertel die Basis für ein nachhaltiges Miteinander schaffen zu können, das in einer lebendigen und solidarischen Nachbarschaft zum Ausdruck kommt. 1 Abfrage am 19.02.2015. 2 Vgl. hierzu z. B. Müller, C. (2011): Urban Gardening. Über die Rückkehr der Gärten in die Stadt. Oekom-Verlag München. Zur Diskussion in Aachen vgl. http://www.klenkes.de/magazin/stadtgespraech/50548.rein-in-die-gummistiefel.html Zur Diskussion vgl. u. a. Wissmann, C. (2014): Stadtluft macht Blei. In „enorm“, 2, Raus in die Stadt, 352 S., S. 17. Unter http://www.spiegel.de/wirtschaft/urban-gardening-die-versorgung-der-staedte-neu-organisieren-a-970305.html 3 Programm „Bildung, Wirtschaft, Arbeit im Quartier“. Unter http://www.biwaq.de/BIWAQ/DE/Home/home_node.html 111 5.3.6 Planungsvorhaben von Seiten der Stadt Der Bereich Feld- und Liebigstraße ist bis 2019 Bestandteil des Fördergebietes „Soziale Stadt AachenNord“. In der Fortschreibung des Integrierten Handlungskonzepts Aachen-Nord für die Jahre 2015 – 2019 wurde der Lebensraum sogar als ein Schwerpunkt aufgenommen. In dieser Förderphase sollen folgende Projekte mit direktem Bezug zum Quartier umgesetzt werden: • Gestaltung des Quartiersplatzes Feld-/Liebigstraße • Entwicklung eines Gesamtkonzeptes Spiel-Sport-Schule für den Schul- und Freizeitbereich Feldstraße/ Zum Kirschbäumchen • Aufwertung des Wohnbestands und der Wohnsituation • Einrichtung einer Dependance des Stadtteilbüros und Aktivierung der Bewohnerschaft • Einrichtung einer Trendsporthalle • Entwicklung des Quartiers Burggrafenstraße/Wiesental Die Entwicklung des Quartiers Burggrafenstraße/Wiesental ist insofern von besonderem Interesse, als das in städtischem Besitz befindliche Gebiet zwischen Jülicher Straße, Burggrafenstraße und der Klein­ gartenanlage die Chance bietet, durch die Ansiedlung von Baugruppen und anderer gemeinschaftlicher Wohnformen ein besonders intensives Nachbarschaftsleben zu aktivieren. Dadurch können stabile und aktive Personenkreise für das Quartier interessiert werden, die sich zugleich auf ihr Umfeld einlassen und beeinflussen wollen. Allerdings ist darauf zu achten, dass dort der Bau von preiswertem Wohnraum möglich wird, um damit auch Menschen aus Aachen-Nord anzusprechen, die ihre Lebenssituation verändern wollen und können. Damit soll das Ziel verfolgt werden, stabile Bevölkerungsgruppen zu halten und neue zu etablieren. Über diese unmittelbar auf das Viertel bezogenen Projekte hinaus werden die weiteren im Integrierten Handlungskonzept ausgewiesenen Schwerpunkte „Jülicher Straße“ und „Lokale Ökonomie“ voraus­ sichtlich ebenfalls eine besondere Bedeutung für den Lebensraum haben. Weiterhin hat die Lenkungsgruppe Aachen-Nord beschlossen, den Lebensraum Feld- und Liebigstraße als einen der Schwerpunkte für den Verfügungsfonds vorzusehen, so dass hier die Mittel des Verfügungsfonds vorrangig eingesetzt werden können. 5.3.7 Gesamtbewertung Durch die Teilnahme am Förderprogramm „Soziale Stadt Aachen-Nord“ sind die Stadt und die Akteure im Lebensraum in der komfortablen Lage, mit externen Mitteln einen Entwicklungsschub anzustoßen. Die bisherigen Aktivitäten zeigen, dass diese Chance auch genutzt wird. Offen ist derzeit allerdings die Frage, wie sich der Lebensraum nach der Förderphase ab 2019 entwickeln wird. Von besonderem Interesse wird sein, wie sich dann das Verhältnis des Lebensraumes im Spannungsfeld zwischen dem Stadtzentrum (Untere Jülicher Straße mit Rehmviertel) auf der einen Seite und dem Bereich Haaren/Verlautenheide auf der anderen darstellt. Denn derzeit ist die enge Verbindung zum Zentrum im Wesentlichen auf die Zugehörigkeit zum Fördergebiet „Soziale Stadt Aachen-Nord“ zurückzuführen. Dagegen sind die sozio-ökonomischen Verbindungen eindeutig auf Haaren ausgerichtet. Es wird sich zeigen, wie sich die Strukturen, die sich im Bereich Feld- und Liebigstraße im Laufe der Förderphase entwickelt haben, mit denjenigen, die unabhängig davon in Haaren/Verlautenheide entstanden sind, zusammenführen lassen. Derzeit sind auf der institutionellen Ebene eher trennende Tendenzen zu erkennen. Dagegen orientiert sich die Bevölkerung von Feld- und Liebigstraße weiterhin nach Haaren. Eine wichtige Rolle kann dabei der „Arbeitskreis Liebigstraße“ spielen, der als lokaler Verbund der im sozialen Bereich tätigen Institutionen die Funktion einer Stadtteilkonferenz übernimmt. Es wäre wünschenswert, wenn dieses Gremium als Motor für die Quartiersentwicklung und zum Wohl der dort lebenden Bevölkerung auch nach der Förderphase fortbestehen würde. 112 Feld- und Liebigstraße im Fokus der städtischen Planung 5. Quartiersanalysen 5.4 Kronenberg (mit Rosfeld, Lebensraum 171) 5.4.1 Einführung Die Bebauung des ehemaligen Gutes Hanbruch begann im Jahre 19621. Angestrebt wurde, eine soziale Mischung innerhalb des Gebietes zu erreichen. Deshalb sah man sowohl Flächen für den privaten Wohnungsbau als auch Raum für die Bebauung durch gemeinnützige Wohnungsgesellschaften vor. So entstanden 790 Mietwohnungen in drei- und viergeschossigen Häusern, 182 zweigeschossige Reihenhäuser sowie 136 Einfamilienhäuser. Der Lebensraum Kronenberg-Rosfeld (im Folgenden als Kronenberg bezeichnet) umfasst im Wesentlichen die Bereiche mit Geschosswohnungsbau innerhalb und außerhalb des Amsterdamer Ringes (Abb. 50). Am 31.12.2014 lebten dort 2.732 Menschen. Rosfeld Ziel der Entwicklung von Kronenberg-Rosfeld in den 1960er Jahren: Soziale Durchmischung Abbildung 50: Lebensraum Kronenberg-Rosfeld Kronenberg 5.4.2 Sozialstruktur Auch im Bereich Kronenberg spielt das Thema Kinderarmut noch eine überdurchschnittliche Rolle, Probleme stellen Kinderarmut und Abhängigkeit von jedoch deutlich weniger als im Preuswald, im Ostviertel oder im Bereich Liebigstraße: Mit einem Anteil Transferleistungen dar von 33,1 % Sozialgeldempfängern liegt der Lebensraum auf Platz 14 im gesamtstädtischen Vergleich (10,2 %; Abb. 51). Bemerkenswert ist hier, dass die Anteile seit 2007 insgesamt gesunken, zwischen 2011 und 2013 jedoch wieder angestiegen sind. Im Unterschied dazu fällt die Entwicklung bei den Beziehern von Leistungen nach dem SGB II (Hartz IV) moderat aus (Abb. 52). Der Anteil von Bedarfsgemeinschaften auf dem Kronenberg ist allerdings im Vergleich zum gesamtstädtischen Wert doppelt so hoch. Abbildung 51: Sozialgeldempfänger auf dem Kronenberg und in Aachen insgesamt (%) 40 35 30 25 Kronenberg Aachen insg. 20 15 10 5 0 2007 2009 2011 2013 50 1 Berding, U. u. G. Schmitt (2006): RWTH Aachen, Lehrstuhl für Planungstheorie und Stadtentwicklung. Wohn- und Lebensverhältnisse auf dem Kronenberg. Präsentation im Rahmen des Seminars „Handlungsfelder der Stadtentwicklung – Gespaltene Stadt“. 113 Abbildung 52: Bedarfsgemeinschaften auf dem Kronenberg und in Aachen insgesamt (%) 25 20 Kronenberg 15 Aachen insg. 10 5 0 2007 2009 2011 2013 Abbildung 53: Nicht Deutsch als Muttersprache auf dem Kronenberg und in Aachen insgesamt (%) 90 80 70 60 Kronenberg 50 Aachen insg. 40 30 20 10 0 2007 2009 2011 2013 Bezüglich des Migrationshintergrundes der auf dem Kronenberg lebenden Bevölkerung fällt folgendes auf: Bei den Kindern, die nicht Deutsch als Muttersprache bei den Schul­eingangsuntersuchungen angeben, liegen im Vergleich zur Gesamtstadt deutlich höhere Anteile vor. Der Anteil der Passausländer ist dagegen geringer ausgeprägt als in Gesamt-Aachen (Abb. 53 und 54). Dies kann ein Hinweis darauf sein, dass auf dem Kronenberg viele Spätaussiedler leben, die zwar über einen deutschen Pass verfügen, mit ihren Kindern aber eher Sprachen aus ihren Herkunftsregionen sprechen1. 1 Vgl. hierzu auch Abb. 10 in Kap. 3.1 114 Wohnort von Spätaussiedlern 5. Quartiersanalysen Abbildung 54: Passausländer auf dem Kronenberg und in Aachen insgesamt (%) 20 15 Kronenberg Aachen insg. 10 5 0 2007 2009 2011 2013 In jedem Fall zeigt sich, dass bei den Kindern auf dem Kronenberg im Rahmen der Schuleingangsuntersuchungen mit 23,4 % ein deutlich höherer Förderbedarf im Vergleich zur Gesamtstadt diagnostiziert wurde (12,6 %, Abb. 55). Die Tendenz ist dabei stark steigend: Während die Differenz zu Aachen insgesamt 2007/2009 noch bei 7,9 Prozentpunkten lag, ist der Abstand bis 2011/2013 auf 12,6 Prozentpunkte angewachsen. Die Werte gehören zu den höchsten in Aachen. Der Anteil der Kinder mit Förderbedarf gehört zu den höchsten in Aachen Abbildung 55: Förderbedarf auf dem Kronenberg und in Aachen insgesamt (%) 25 20 Kronenberg Aachen insg. 15 10 5 0 2007/2009 2011/2013 4 115 Die Alterszusammensetzung lässt erkennen, dass sich die Bevölkerung auf dem Kronenberg zwischen 2007 und 2013 verjüngt hat. Denn der Aging-Index steigt ständig (Abb. 56). 2013 lebten fast ebenso viele < 18-Jährige wie > 64-Jährige im Lebensraum (Index nahe 100). Diese Entwicklung steht im Gegensatz zur Gesamtstadt, in der das entsprechende Verhältnis immerzu leicht abnimmt. Diese Tendenz sollte bei der Kindergarten- und Schulentwicklungsplanung berücksichtigt werden. Hierin kann zudem eine Chance bei der Konzipierung generationsübergreifender Projekte gesehen werden. Verjüngungsprozess auf dem Kronenberg sollte bei der Sozialplanung berücksichtigt werden Abbildung 56: Aging-Index auf dem Kronenberg und in Aachen insgesamt 120 100 Kronenberg 80 Aachen insg. 60 40 20 0 2007 2009 2011 2013 Abbildung 57 zeigt, dass das bürgerschaftliche Engagement auf dem Kronenberg durchweg etwas stärker ausgeprägt ist als im gesamtstädtischen Mittel. Hier könnte für die Entwicklung des Lebensraumes ein gewisses Potenzial liegen. Potenzial im ehrenamtlichen Engagement Abbildung 57: Inhaber eines Ehrenamtspasses auf dem Kronenberg und in Aachen insgesamt (‰) 25 20 Kronenberg 15 Aachen insg. 10 5 0 2007 2009 2011 2013 Die Bevölkerungsdynamik zeigt zwischen 2007 und 2013 ein leichtes Überwiegen der Abwanderung aus Bevölkerungsdynamik: Stabile Situation dem Lebensraum Kronenberg (-0,7 %), während die anderen Lebensräume der Stadt im Mittel ein Plus von 1,4 % verzeichnen. Dagegen liegt der Bevölkerungsumsatz als Maß für die Umschichtung der Bevöl- auf dem Kronenberg kerung mit 6,2 % (2013) weit hinter dem städtischen Mittel zurück (15,4 %). Unter diesem Gesichtspunkt erweist sich der Kronenberg also als ein stabiler Lebensraum. Was die Kriminalstatistik betrifft, wurden auf dem Kronenberg 2013 geringfügig weniger Tatverdächtige registriert als in Aachen insgesamt, mit abnehmender Tendenz. Lag 2008 die Belastungsintensität (6-Jährige und älter) mit 3,2 % noch 0,4 Prozentpunkte über dem gesamtstädtischen Mittel, fiel er bis 2013 auf 2,3 % und lag damit 0,1 Prozentpunkte unter dem Wert von Aachen. Dennoch hat eine Reihe 116 5. Quartiersanalysen von Einbrüchen dazu geführt, dass das persönliche Sicherheitsempfinden nach Einschätzung der Stadtteilkonferenz zeitweise darunter gelitten hat1. Wie die Entstehungsgeschichte des Kronenbergs erwarten lässt, ist der Lebensraum – ähnlich wie der Preuswald – durch den sozialen Wohnungsbau und auch ein ebenso rasches Schrumpfen der verfügbaren Bestände geprägt. 2007 lag der Anteil der Sozialwohnungen innerhalb der Bindungsfrist noch bei 56,4 %. Bis 2011 ist er aber schon auf 31,0 % und bis 2013 auf 0,9 % gesunken. Anders als im Preuswald wurden die Wohnungen jedoch nicht an private Investoren verkauft, so dass bei deren Vergabe weiterhin soziale Gesichtspunkte eine Rolle spielen. Schrumpfen des Angebots im sozialen Wohnungsbau 5.4.3 Bisherige Aktivitäten Die als unsicher empfundene Lage hatte vor rund 10 Jahren verschiedene Verantwortungsträger im Lebensraum dazu bewegt, einen „Runden Tisch Kronenberg“ einzurichten. Über die Organisation eines Stadtteilfestes, das bis heute ausgerichtet wird, sollte diesem Gefühl entgegengewirkt werden. Inzwischen bereitet auch der Rückgang in der Angebotsstruktur Sorgen, so dass sich Einrichtungen und Bewohner des Lebensraumes erneut zusammenschließen, um gemeinsam nach Lösungswegen zu suchen. Auf der Basis des „Runden Tisches Kronenberg“ hat der Fachbereich Soziales und Integration dazu am 26.09.2013 eine Stadtteilkonferenz ins Leben gerufen. Sie hat bisher nur einen festen Unterarbeitskreis gebildet, der sich um den Erhalt der Schule auf dem Kronenberg bzw. ihrer Umnutzung kümmert. Darüber hinaus werden spezielle Fragestellungen von Gruppen von Konferenzmitgliedern vorbereitet. „Runder Tisch Kronenberg“ Auf Basis des Runden Tisches ist 2013 die neunte Aachener Stadt­teilkonferenz gegründet worden Als zentrale Themen wurden bei der ersten Sitzung benannt: • Schließung von Grundschule und Reformpädagogischer Schule (ehemalige Hauptschule) • Versorgungssituation mit Gütern des täglichen Bedarfs • Verbesserung des Miteinanders in der Bevölkerung (Wohnblöcke-Einfamilienhäuser, Berücksichtigung von Kindern und Jugendlichen) • Wohnsituation/Bereitstellung von bezahlbarem Wohnraum • Verbesserung des Images des Viertels • Schaffung von Möglichkeiten der Kommunikation • Vernetzung der vorhandenen Institutionen • Nutzung vorhandener Potenziale Die Anwesenden kamen überein, zunächst die folgenden Themen zu bearbeiten • Schulentwicklung auf dem Kronenberg • Bezahlbarer Wohnraum auf dem Kronenberg Wichtigste Diskussionspunkte: Schulentwicklung und Wohnen Davor sollte die Auswertung der Erhebungen zur sozialen Situation der Bevölkerung auf dem Kronenberg vorgestellt werden, die im Rahmen einer Magisterarbeit am Geographischen Institut der RWTH Aachen durchgeführt wurden2. Die Befragungsergebnisse machen deutlich, dass die Nahversorgung vor Ort, bisher immer das wichtigste Diskussionsthema, inzwischen etwas an Bedeutung verloren hat. Dies wird folgendermaßen erklärt: • Für ältere Menschen sind Geschäfte in unmittelbarer Nachbarschaft zwar von großer Bedeutung, Personen mit PKW können dagegen auch größere Entfernungen zum Einkauf zurücklegen. • Früher gab es für das Ladenzentrum auf dem Kronenberg noch keine Konkurrenz im Bereich der Vaalser Straße mit seinen drei Discountern. • Die Anforderungen an ein Ladenzentrum haben sich im Laufe der Zeit geändert, auf den die Einzelhändler nicht rechtzeitig reagiert haben. • Ein Ladenzentrum kann nur dann überleben, wenn die Bewohner dieses auch annehmen. Das ist zunehmend nicht mehr der Fall gewesen. • Fahrende Händler haben einen Teil der Versorgung übernommen. • Inzwischen wurde ein Wochenmarkt eingerichtet. 1 Vgl. auch Kap. 5.4.3 2 Haegele, B. (2013): Quartiersanalyse und Erarbeitung von Handlungsempfehlungen für ein Quartiersmanagement in Kronenberg und Rosfeld (Aachen). Geographisches Institut der RWTH Aachen, 116 S. 117 Dennoch soll zur Revitalisierung der Ladenstraße der Fachbereich Wirtschaftsförderung der Stadt Aachen eingebunden werden. Zudem geht aus der Befragung hervor, dass die Kriminalität im Lebensraum inzwischen als rückläufig Nahversorgung und Kriminalität sind empfunden wird, was ja auch die Zahlen belegen1. Das wird auf verschiedene spezielle Projekte zurück- als Handlungsfelder in ihrer Bedeutung geführt, die auf Initiative des Runden Tisches durchgeführt wurden (Bauwagen, Theaterstück). Nicht zu weniger präsent als früher unterschätzen sei aber auch die Tatsache, dass viele Jugendliche inzwischen aus dem problematischen Alter herausgewachsen sind. Dennoch sollte das Thema weiter verfolgt werden2. Die Analyse der Schulentwicklung und die Formulierung von Handlungsstrategien haben mehrere Sitzungen in Anspruch genommen. Im Zentrum standen Eingaben in den politischen Gremien rund um Erhalt bzw. Nutzung der Schule. Dabei erklärte sich die Stadtteilkonferenz bereit, sich intensiv bei der Entwicklung von Alternativen zu engagieren. So wurde z. B. vorgeschlagen, die Räumlichkeiten der Schule als Knotenpunkt für den Lebensraum aufzubauen. Eine endgültige Entscheidung steht jedoch noch aus (September 2014). Am 03.07.2014 wurde beschlossen, einen eigenen Arbeitskreis „Schule am Kronenberg“ zu gründen, der Separater Arbeitskreis zur Schulentwicklung das Thema weiterhin bearbeitet. Dabei sollen zwei Ziele verfolgt werden: • Der Erhalt der Schule • Die Weiterentwicklung der Nutzung des Schulgebäudes, etwa durch Einführung einer Primusschule (Unterricht von Klasse 1 bis 10) Förderlich für den Erhalt der Schule ist derzeit (September 2014) die große Zahl jugendlicher Flüchtlinge, die – aus dem gesamten Stadtgebiet kommend – in den Räumlichkeiten der Schule unterrichtet werden3. Darüber hinaus wurde das Projekt „Miteinander lernen am Kronenberg“ ins Leben gerufen, in dessen Rahmen förderbedürftige Kinder aus Familien mit begrenzten Mitteln kostenlosen Förderunterricht in den Fächern Deutsch, Englisch und Mathematik erhalten. Viele von ihnen stammen aus Migrantenfamilien. Ihnen möchte das Projekt beim Heimischwerden in der deutschen Gesellschaft zur Seite stehen4. Zum Thema „Bezahlbarer Wohnraum auf dem Kronenberg“ wird von Seiten der Verwaltung ausgeführt5, dass nach Beschluss des Wohnungs- und Liegenschaftsausschusses allgemein in Neubaugebieten 20 bis 40 % (in der Regel 30 %) Sozialwohnungen entstehen und städtische Grundstücke zum Bau von geförderten Wohnungen angekauft werden sollen. Dagegen sei der Einfluss auf die Belegung der Wohnungen im Bestand nur sehr gering, da die meisten Wohnungen bereits aus der Bindungsfrist herausgefallen seien. Fehlende Einflussmöglichkeiten bestünden auch bezüglich der Gemeinnützigen Wohnungsgesellschaft (gewoge), da die Stadt zwar die Aktienmehrheit, nicht aber die Mehrheit im Aufsichtsrat habe. Es müsse in Zukunft verstärkt darauf hingewiesen werden, dass sozialpolitische Missstände aufgrund der Wohnungspolitik sehr viel mehr Geld kosteten als bezahlbaren Wohnraum zu schaffen. Auf dem Kronenberg unterhält die gewoge AG 307 Wohneinheiten, die Hälfte davon sind Seniorenwohnungen. Die Wohnungsgesellschaft ist bemüht, im Lebensraum Familien mit Kindern unterzubringen, oft auch mit Migrationshintergrund. Zudem verfügt sie über 152 Wohneinheiten im Bereich Rosfeld. Es wird unterstrichen, dass es auf dem Kronenberg keine Konzentration von Mietern mit Transferleistungen gibt. 1 Vgl. Kap. 5.4.2 2 Ein Ansatz in diese Richtung geht vom Kommissariat Vorbeugung des Polizeipräsidiums Aachen aus, das am 30.10.2014 eine Veranstaltung unter dem Thema „Winterzeit ist Einbruchzeit“ im Begegnungszentrum Kronenberg durchführte. 3 Vgl. auch Kap. 2.7.1 4 Vgl. hierzu http://www.evangelisch-in-aachen.de/kinder_familien_dbh.html (20.09.2015) 5 Am 14.01.2014 durch den Leiter des Fachbereiches Wohnen. 118 Maßnahmen für bezahlbaren Wohnraum auf dem Kronenberg 5. Quartiersanalysen Aus Sicht der Stadtteilkonferenz sollte darauf geachtet werden, dass es insbesondere bei Neuver­ mietungen von renovierten Wohnungen nicht zu einer Verdrängung ärmerer Bevölkerungsgruppen zugunsten besser gestellter Mieter kommt (Gentrifizierung). Gentrifizierung vermeiden Zur weiteren Vernetzung der Institutionen, zum Bekanntmachen der Stadtteilkonferenz in der Bevölkerung und zur Aufwertung des Images hat die Stadtteilkonferenz beschlossen, einen Flyer zu erstellen. Dieser soll aus Mitteln des Stadtteilfonds finanziert werden1. Zudem hat der Stadtteil an der Aktion „Stadtteilbegehungen“ der „Evangelischen Initiative Engagiert älter werden“ teilgenommen, über das die Bewohner in die Lage versetzt werden, ihren Lebensraum gemeinsam zu entdecken und Ideen für seine Gestaltung zu entwickeln. Hieraus haben sich eine Vielzahl von Ideen zur Verbesserung der Situation auf dem Kronenberg ergeben2. 5.4.4 Bestehende Einrichtungen Derzeit gibt es im Bereich Kronenberg die folgenden Einrichtungen (Abb. 58) : • Städtische Integrative Tageseinrichtung für Kinder (1) • Villa Luna Kindertagesstätten GmbH (2) • Kinder- und Jugendzentrum St. Hubertus (3) • Montessori Kinderhaus (4) • Reformpädagogische Schule am Dreiländereck (ehemals Hauptschule, 5) Abbildung 58: Infrastrukturelle Ausstattung des Kronenbergs 2 12 5 10 3 1 8 11 6 Die Zahlen beziehen sich auf diejenigen in der Auflistung im Text 14 7 15– 4 19 9 13 • Begegnungszentrum St. Hubertus (6) • Alexianer Aachen GmbH Mariahaus (7) • Familien- und Sozialberatung West • Stadt Aachen – Sozialraumteam V • Gartenverein Aachen-Hanbruch (8) • Reitverein Gut Hanbruch (9) • Schwimmhalle Aachen-West, SV Neptun (10) • Pfarre St. Jakob, Gemeinde St. Hubertus (11) • Evangelische Gemeinde (12) • Wohnprojekt ProSUN (13) • Gemeinnützige Wohnungsgesellschaft für Aachen (gewoge) • Sparkasse Aachen (Zweigstelle) (14) • Postfiliale im Telekommunikationsladen (15) • 2 Zahnarztpraxen (16) • 1 Allgemeinarztpraxis (17) • 1 Praxis für Physiotherapie (18) • 1 Gaststätte (19) • 5 Haltestellen von vier Buslinien 1 Eine vorläufige Version wurde zum Kronenbergfest am 06.09.2014 fertiggestellt. Zum Stadtteilfonds vgl. Kap. 2.1.4 2 Eine Präsentation erfolgte zwischen dem 04. und 14.11.2014 in der City-Kirche in Aachen. Vgl. auch: http://www.engagiert-aelter-in-aachen.de (20.09.2015) 8 119 5.4.5 Anregungen der Stadtteilkonferenz zur Stadtteilentwicklung Die Stadtteilkonferenz Kronenberg hat sich im Rahmen einer Sitzung ausführlich mit der Frage beschäftigt, wie die weitere Entwicklung des Stadtteils aussehen soll1. Dabei wurden die folgenden Gesichtspunkte diskutiert. Wünsche zu Einrichtungen mit sozialer Komponente Einen Schwerpunkt bilden die Themen Begegnung und Kommunikation. Dabei wird zum einen an Aktionen zur Förderung von Begegnung gedacht, etwa durch: • Gemeinsame Aktionen zur Begegnung • Organisation von Nachbarschaftspicknicks • Belebung des Parks durch Ausweisen einer Grillwiese oder Anlage eines Bouleplatzes • Durchführung von Themenspaziergängen durch das Viertel • Einrichtung eines Markttreffs (mit Hilfe Ehrenamtlicher)2. Thema für die Zukunft: Begegnung und Kommunikation Weiterhin wird die Schaffung neuer Räumlichkeiten zur Begegnung diskutiert, z. B. ein multifunktionales Bürgerzentrum mit Angeboten und Initiativen für verschiedene Altersgruppen. Dabei können sich die Mitglieder der Stadtteilkonferenz durchaus eine Umnutzung vorhandener Gebäude vorstellen, etwa solche, die bisher von der Schule belegt wurden oder aber von der katholischen Kirchengemeinde Heilig Geist. Möglichkeiten zur Kommunikation müssten nach den Vorstellungen der Stadtteilkonferenz in erster Linie Niedrigschwellige Angebote niederschwellig angelegt sein, um einen möglichst großen Personenkreis und auch eher zurückhaltende und Barrierefreiheit Menschen erreichen zu können. Zudem sollte ein Generationen übergreifender Ansatz angewandt werden. Als erleichternd wird dabei eine Kombination mit einem Angebot preisgünstiger Dienstleistungen angesehen, z. B.: • Stadtteilkiosk mit Café • Sonntagscafé • Café für Mütter, Väter, Senioren als Treffpunkt, in dem auch soziale Hilfestellungen eingeholt werden können • Reparaturcafé (mit Hilfe Ehrenamtlicher) Ein zweiter Themenkomplex umfasst Fragen des Wohnens auf dem Kronenberg. Hier werden genannt: • Bereitstellung von preiswertem Wohnraum • Schaffung von barrierefreien Wohnungen • Angebot eines kostenfreien oder kostengünstigen Hausmeisterservices für einkommensschwache Mieter Bezüglich der Gestaltung des Wohnumfeldes ergeben sich die folgenden Anregungen: • Barrierefreiheit auf allen Wegen, vor allem auch im Park • Aufstellen von Bänken an geeigneten Stellen im Viertel (z. B. vor dem Begegnungszentrum) • Ausweisen einer Hundeweise bzw. einer Ausgabestelle für Hundekotbeutel mit entsprechendem Abfallbehältnis Ein seit Gründung der Stadtteilkonferenz bestehendes Anliegen ist der Erhalt der Schule. In diesem Zusammenhang wird immer wieder die Einrichtung einer „Primusschule“ (Klasse 1 bis 10) in die Diskussion eingebracht. In jedem Fall sollte die Schule an den Bedürfnissen der Stadt und des Stadtteils orientiert sein. Wegen der derzeitigen Unterbringung von Flüchtlingen in der Schule und den damit verbundenen Herausforderungen wäre die Übernahme von Patenschaften für Flüchtlinge sehr zu begrüßen. 1 Die Sitzung fand am 22.04.2015 statt. Wünsche und Ziele wurden mit Hilfe einer Kartenabfrage mit anschließender Diskussion eruiert. 2 Im September 2014 hat eine örtliche Vertreterin des Seniorenrates zusammen mit einem Bewohner aus dem Lebensraum die Initiative ergriffen, mit einfachen Mitteln einen Kaffeeausschank auf dem Markt zu installieren. Das Vorhaben ist im Frühjahr 2015 neu gestartet worden. 120 5. Quartiersanalysen Weitere Anregungen beziehen sich auf: • Einrichtung einer Stadtteilbibliothek mit internationalem Bücherangebot (Flüchtlinge) • Akquise von Spiel- und Sportbetreuern, um mit ihrer Hilfe unter fachmännischer Leitung sportliche Aktivitäten auf dem Kronenberg durchführen zu können. Zur Koordination aller Aktivitäten wird die Einrichtung eines Stadtteilbüros mit einer Fachkraft für das Quartiersmanagement gewünscht. Zu den Aufgaben könnten zählen: • Vernetzung der Institutionen und Koordination der Angebote (Nutzung von Synergien) • Öffentlichkeitsarbeit zur Verbesserung des Images (Idee: Der Kronenberg ist vielfältig und bunt!) • Begleitung der Stadtteilkonferenz und Kontaktherstellung zu Abteilungen der Verwaltung sowie externen Akteuren • Clearingstelle, in der die Bewohner ihre Anliegen vortragen und an die entsprechenden Institutionen vermittelt werden können • Aktivierung und Vernetzung der Bewohner untereinander • Förderung der Gewinnung von Ehrenamtlichen in Verbindung mit den Institutionen vor Ort Wunsch: Stadtteilbüro und Fachkraft für das Quartiersmanagement Zur Information über die Geschehnisse im Lebensraum wird darüber hinaus über die Erstellung eines Newsletters für den Kronenberg nachgedacht. Wünsche bezüglich der Versorgungsinfrastruktur Derzeit gibt es keine Einkaufsmöglichkeiten für Güter des täglichen Bedarfs auf dem Kronenberg selbst. Das gilt insbesondere für die Ladenzone, in der seit langer Zeit Ladenlokale leer stehen. Dieses Fehlen von Einkaufsmöglichkeiten wurde im Rahmen der Befragungsaktion in 2013 als Mangel im Lebensraum bezeichnet1. So haben von 41 Probanden, die im Rahmen einer Magisterarbeit zu den Lebensverhältnissen auf dem Kronenberg befragt wurden, 21 das Fehlen eines Supermarktes, 15 das Fehlen einer Bäckerei und vier das Fehlen eines Metzgers beklagt. Wunsch nach Revitalisierung der Ladenzone Größere Einkäufe können nur in den Discountern an der Vaalser Straße oder – in kleinerem Umfang – auf dem Wochenmarkt getätigt werden, der mittwochs vormittags auf dem Johannes-Ernst-Platz abgehalten wird. Zudem bieten mehrere fahrende Händler ihre Waren an. Schließlich würden es die Mitglieder der Stadtteilkonferenz begrüßen, wenn für alle Haushalte ein kostenloser Zugang zum Internet (W-Lan) gewährleistet würde. Ziele für die Stadtteilentwicklung Für ihre weitere Arbeit hat sich die Stadtteilkonferenz die folgenden Ziele gesteckt, wie sie z. T. auch schon bei der ersten Sitzung dieses Gremiums formuliert wurden2: • Das Stadtviertel soll nicht zu einer reinen „Schlafstadt“ verkommen, sondern eine gesunde Vitalität (wieder-)erlangen. • Das Negativ-Image soll überwunden werden. • Die Aktivitäten auf dem Kronenberg sollen ein Wir-Gefühl in der Bevölkerung erzeugen. • Das Miteinander im Viertel soll gefördert werden. Insbesondere ist zu überlegen, wie Bewohner, die nicht in Institutionen engagiert sind, erreicht und eingebunden werden können. • Es sollen Wege gefunden werden, die Möglichkeiten der Begegnung in den unterschiedlichsten Kontexten bieten. Dabei könnte der Park für Veranstaltungen (Sport, Musik, Theater usw.) eine wichtige Rolle übernehmen. • Die Kirchengemeinden sollen stärker in die Stadtteilentwicklung eingebunden werden. Das Negativ-Image überwinden und ein Miteinander erreichen Ein Schlüssel zur aktiven Gestaltung des Lebensraumes wird von der Stadtteilkonferenz in der Gewinnung und Begleitung von Ehrenamtlichen gesehen. Hierzu ist eine gemeinsame Anstrengung aller vor Ort tätigen Institutionen und Einzelpersonen vonnöten. 1 Haegele, B. (2013): Quartiersanalyse und Erarbeitung von Handlungsempfehlungen für ein Quartiersmanagement in Kronenberg und Rosfeld (Aachen). Geographisches Institut der RWTH Aachen, S. 114 2 Vgl. Kap. 5.4.3 121 5.4.6 Planungsvorhaben von Seiten der Stadt Die Situation des Einzelhandels ist im Einzelhandelskonzept der Stadt Aachen aus dem Jahre 2003 berücksichtigt worden1. Darin wurde in diesem Bereich ein Nahversorgungszentrum dargestellt. Mittlerweile wurde der vorhandene Einzelhandel jedoch aufgegeben. Da keine ausreichend große Fläche im Gebiet für die Ansiedlung eines wirtschaftlich tragfähigen Lebensmittelmarktes gegeben ist, konnte im Einzelhandelskonzept die Festlegung eines Nahversorgungszentrums auf dem Kronenberg nicht mehr aufrechterhalten werden. In der Version des Konzeptes von 2011 ist ein solcher deshalb nicht mehr vorgesehen. Weitere Planungsvorhaben von Seiten der Stadt bestehen derzeit nicht. 5.4.7 Gesamtbewertung Die Stadtteilentwicklung auf dem Kronenberg ist zwar bereits seit längerem ein Anliegen des „Runden Tisches Kronenberg“. Doch hat der Einsatz für die Sache seit der Gründung der Stadtteilkonferenz noch einmal an Dynamik gewonnen. Die Stadtteilkonferenz Kronenberg ist noch jung. Sie kann aber als ausgesprochen aktiv bezeichnet werden und bestrebt, die Geschicke vor Ort so weit wie möglich selbst in die Hand zu nehmen. So nutzt das Sprecherteam alle ihm zur Verfügung stehenden Wege, z. B. auch unmittelbar mit den politischen Vertretern oder der Verwaltung zu aktuellen Themen (Schulsituation, Flüchtlinge) in einen Austausch zu treten. Sehr engagiert ist auch die Vertretung des Seniorenrates, der sich speziell für die Bewohner des Lebensraumes, z. B. auf dem Gebiet der Begegnung, einsetzt. Allerdings werden auf dem Kronenberg auch bereits die Grenzen des Engagements erkennbar: Da die meisten Mitglieder hauptberuflich in einer Institution vor Ort tätig sind, werden die zeitlichen Freiräume für den Einsatz im Lebensraum rasch ausgeschöpft. Deshalb ist der Vorschlag der Stadtteilkonferenz, über ein Quartiersmanagement entlastet zu werden, nur allzu verständlich und ernst zu nehmen. Aus Sicht der Sozialplanung sollte darauf möglichst bald durch die Einrichtung eines Quartiersmanagements reagiert werden, um den aktuellen Aufschwung nutzen und zielgerichtet weiterentwickeln zu können. Bezüglich des Wunsches der Stadtteilkonferenz nach neuen Räumlichkeiten für die Begegnung sollte zunächst geprüft werden, inwieweit die bereits vorhandenen Räumlichkeiten genutzt oder ggf. auch umgenutzt werden können. Hier lässt sich sicherlich auf verschiedene Ressourcen zurückgreifen. In diesem Zusammenhang wäre auch zu prüfen, wo mit möglichst geringem Kostenaufwand ein Stadtteilbüro eingerichtet werden kann. Bei der inhaltlichen Ausgestaltung und Vorbereitung von Konzepten zur Begegnung und Kommunikation könnte das Quartiersmanagement wertvolle Unterstützung leisten, sind hierbei doch Koordinationsaufgaben zwischen den bestehenden Institutionen sowie Kontakte zu Abteilungen der Verwaltung gefragt. Die Umsetzung der Projekte selbst müsste jedoch durch die Einrichtungen im Lebensraum erfolgen. Größere Schwierigkeiten dürfte die Realisierung der Wünsche bezüglich der Versorgungs-Infrastruktur bereiten, da hier die Gesetze der freien Marktwirtschaft herrschen. Die Möglichkeit einer Einflussnahme ist deshalb wenig wahrscheinlich. 1 Stadt Aachen, Fachbereich Stadtentwicklung und Verkehrsanlagen (2003): Zentren- und Nahversorgungskonzept der Stadt Aachen. 61 S.; Eine Neuauflage des Konzeptes ist im März 2011 erschienen. Unter http://www.aachen.de/De/stadt_buerger/planen_bauen/stadtentwicklung/stadt/einzelhandelskonzept/index.html (20.09.2015) 122 5. Quartiersanalysen 5.5 Aachen-Ost/Rothe Erde (Lebensräume 321, 322, 330, 340, 361) 5.5.1 Einführung Unter sozialplanerischen Gesichtspunkten setzt sich das Quartier Aachen-Ost/Rothe Erde aus den fünf Lebensräumen Adalbert­ steinweg (321), Scheibenstraße/Eifelstraße (322), Panneschopp (330), Rothe Erde (340) und Drimbornstraße (361) zusammen (Abb. 59). Es handelt sich um das traditionelle Industriegebiet von Aachen entlang der Eisenbahnlinie Aachen-Köln mit dem ehemaligen Abzweig nach Luxemburg. Der Zuschnitt unterscheidet sich damit von demjenigen des Fördergebietes Aachen-Ost im Rahmen des Städtebauförderprogramms „Soziale Stadt“, das besonders im Innenstadtgebiet enger gefasst war1. Abbildung 59: Lebensräume in Aachen-Ost/Rothe Erde 330 322 5 Lebensräume bilden das traditionelle Industriegebiet Aachens, das Quartier Aachen-Ost/Rothe Erde 340 321 361 Eine Besonderheit ergibt sich auch aus der Stellung des Bereiches Rothe Erde (Lebensraum 340): Bis etwa 2010 noch auf das im Osten gelegene Eilendorf hin ausgerichtet, ist Rothe Erde seither nach Westen hin orientiert und bildet mit den anderen vier Lebensräumen den gemeinsamen Bereich Aachen-Ost/ Rothe Erde. Die Gründe dafür liegen u. a. in der Versorgungslage in Rothe Erde, die sich im Laufe der Zeit verändert hat2. 5.5.2 Sozialstruktur Betrachtet man die Sozialstruktur in den fünf Lebensräumen wird deutlich, dass innerhalb des Bereichs Aachen-Ost/Rothe Erde den beiden Lebensräumen entlang des Adalbertsteinwegs (321 und 361) eine gewisse Sonderrolle zukommt: Hier sind z. B. die Anteile der Bedarfsgemeinschaften an allen Haushalten deutlich geringer ausgeprägt als in den anderen Lebensräumen (322, 330 und 340, Abb. 60). Das gilt insbesondere für den Lebensbereich Adalbertsteinweg (321), der nach der Faktorenanalyse des Sozialentwicklungsplanes sogar nicht zu den Quartieren mit besonderen Herausforderungen gehört3. Möglicherweise hängt dies damit zusammen, dass unmittelbar entlang dieser Hauptverkehrsachse mit ihren Geschäften und Dienstleistungsbetrieben eine insgesamt besser gestellte Bevölkerung lebt. Sonderrolle der Lebensräume 321 und 361: Entspanntere Sozialstruktur Abbildung 60: Bedarfsgemeinschaften nach Lebensräumen von Aachen-Ost/Rothe Erde (%) 35 30 25 2007 20 2009 2011 15 2013 9 10 5 0 Adalbertsteinweg Scheiben-/Eifelstr. Panneschopp Rothe Erde Drimbornstr. 1 Ein Teil des Lebensraums 322 gehört mit dem Bereich Scheibenstraße zum heutigen Fördergebiet Aachen-Nord, ebenfalls im Rahmen des Städtebauförderprogramms „Soziale Stadt“. 2 Vgl. hierzu Kap. 5.5.4 3 Rote bzw. orange Flächeneinfärbung. Vgl. Kap. 4.2.2 und Abb. 28 123 Da sich die Quartiersanalysen auf die Lebensräume mit besonderen Herausforderungen konzentrieren, wird der Lebensraum Adalbertsteinweg wegen dieser Sonderstellung, die sich auch in anderen Sozial­ indikatoren widerspiegelt, in den folgenden Ausführungen nicht weiter berücksichtigt. Unter dem Begriff „Aachen-Ost/Rothe Erde“ ist in den Grafiken dementsprechend die Bevölkerung in den Lebensräumen 322, 330, 340 und 361 zu verstehen. Hier lebte am 31.12.2014 eine Gesamtbevölkerung von 16.160 Personen. Fokus auf die Lebensräume 322, 330, 340 und 361 Die Sozialstruktur im Bereich Aachen-Ost/Rothe Erde ist stark durch das Thema Armut, insbesondere die Kinderarmut, geprägt (Abb. 61 und 62). Sowohl die Sozialgeldempfängeranteile als auch die Anteile der Bedarfsgemeinschaften (SGB II, Hartz IV) liegen doppelt so hoch wie im gesamtstädtischen Mittel. Die Bereiche Panneschopp (330) und Rothe Erde (340) gehören mit 15,6 % bzw. 17,0 % zu denjenigen mit den höchsten Arbeitslosenanteilen in Aachen1. Bemerkenswert ist jedoch, dass sowohl bei den Sozialgeldempfängern als auch bei den Bedarfsgemeinschaften die Werte rückläufig sind, und zwar deutlicher, als dies für die Gesamtstadt zutrifft. Dennoch sollten Anstrengungen unternommen werden, insbesondere der Kinderarmut entgegenzuwirken2. Armutsproblem: Anteile der Sozial­ geldempfänger und Bedarfsgemeinschaften sind doppelt so hoch wie in der Gesamt-Stadt Abbildung 61: Sozialgeldempfänger in Aachen-Ost/Rothe Erde und in Aachen insgesamt (%) 60 50 40 AC-Ost/Rothe Erde Aachen insg. 30 20 10 0 2007 2009 2011 2013 Abbildung 62: Bedarfsgemeinschaften in Aachen-Ost/Rothe Erde und in Aachen insgesamt (%) 30 25 20 AC-Ost/Rothe Erde Aachen insg. 15 10 5 0 2007 2009 2011 2013 1 Arbeitslose (BA) an der Bevölkerung 15 bis 64 Jahre (2013). Über diesen Werten liegt lediglich der Lebensraum Preuswald mit 18,5 %. 2 Vgl. hierzu Kap. 5.5.3 „Arbeitskreis Kinder und Jugendliche“ 124 5. Quartiersanalysen Im gesamten Bereich Aachen-Ost/Rothe Erde liegen die Anteile der Passausländer mit 31,9 % (2013) mehr als doppelt so hoch wie im gesamtstädtischen Mittel (Abb. 63). Das entspricht dem höchsten Wert in Aachen, wobei der Panneschopp als einzelner Lebensraum (330) mit 35,2 % (2013) mit weitem Abstand an der Spitze steht. Die Entwicklungstendenzen entsprechen dabei in etwa der gesamtstädtischen Entwicklung mit vorübergehenden Minima in den Jahren 2009 (Aachen insgesamt) bzw. 2011 (Aachen-Ost/Rothe Erde). Die höchsten Ausländeranteile in der Stadt befinden sich in Aachen-Ost/Rothe Erde Abbildung 63: Passausländer in Aachen-Ost/Rothe Erde und in Aachen insgesamt (%) 35 30 25 AC-Ost/Rothe Erde Aachen insg. 20 15 10 5 0 2007 2009 2011 2013 Werden die Herkunftsländer der ausländischen Bevölkerung betrachtet, wird deutlich, dass es sich zu einem Drittel um Türken handelt, die als Arbeitsmigranten in die Stadt gekommen sind (Tab. 26). An zweiter Stelle stehen mit Bosnien und Serbien zwei Länder aus dem ehemaligen Jugoslawien, deren Anteil zusammen 9,1 % beträgt. Es ist davon auszugehen, dass ein großer Teil dieser Migrantengruppen muslimisch ist. Nationalität Anzahl % Türkei 1.668 33,3 Bosnien 245 4,9 Serbien 211 4,2 Griechenland 259 5,2 Polen 201 4,0 Ausländer insgesamt 5.008 100,0 Dominante Migrantengruppe stellen die Türken dar Tabelle 26: Zusammensetzung der Ausländer­ population in Aachen-Ost/Rothe Erde (Auswahl) Anders als beim Anteil der Passausländer mit dem niedrigsten Stand im Jahre 2011 ist der Anteil der Kinder, deren Eltern bei der Schuleingangsuntersuchung „Nicht Deutsch als Muttersprache“ angaben, besonders in 2011 und 2013 gestiegen (Abb. 64). 13 Die hohen Werte von fast 80 % deuten an, dass die Angabe zur Ausländerstatistik nur unzureichend die kulturelle Diversität vor Ort abbilden kann. Der Sprachindikator lässt auf einen deutlich höheren Anteil von Personen mit Migrationshintergrund1 schließen. Denn auf die Gesamtstadt bezogen ergibt sich eine ähnliche Relation: Am 31.12.2013 lag der Anteil der Aachener mit einem Migrationshintergrund (30,5 %) ebenfalls doppelt so hoch wie derjenige der Passausländer (14,7 %)2. 1 Hierzu zählen: Personen mit ausländischem Pass, im Ausland Geborene (auch Deutsche), Personen, von denen mindestens ein Elternteil im Ausland geboren ist, und eingebürgerte Personen. 2 Vgl. Kap. 3.1, Tabelle 9 125 Abbildung 64: Nicht Deutsch als Muttersprache in Aachen-Ost/Rothe Erde und in Aachen insgesamt (%) 80 70 60 AC-Ost/Rothe Erde 50 Aachen insg. 40 30 20 10 0 2007 2009 2011 2013 Aus der insgesamt sehr hohen Zahl von ausländischen Mitbürgern, von denen ein erheblicher Anteil der muslimischen Religionsgemeinschaft angehören dürfte, ergeben sich besondere Herausforderungen, denen sich die Einrichtungen und Institutionen (u. a. andere Religionsgemeinschaften) im Quartier stellen müssen1. Bemerkenswert ist, dass die Anteile der Kinder, bei denen bei der Einschulung ein besonderer FörderFörderbedarf bei Grundschulkindern ist relativ gesehen rückläufig bedarf diagnostiziert wurde, zwischen 2007/2009 und 2011/2013 relativ abgenommen haben (Abb. 65). Die Entwicklung steht damit im Gegensatz zur Zunahme der Passausländer und der Kinder, die in ihrer Familie vorrangig kein Deutsch sprechen. Dabei ist jedoch zu berücksichtigen, dass die absolute Zahl der Kinder mit Förderbedarf konstant geblieben, wohingegen diejenige der untersuchten Kinder gestiegen ist. Zudem sind in den letzten Jahren eine Reihe zusätzlicher Fördermaßnahmen bereits in den Kindertagesstätten eingeführt worden, die inzwischen zu greifen scheinen2. Aachen-Ost/Rothe Erde ist ein junges Bezüglich der Alterszusammensetzung der Bevölkerung erweist sich Aachen-Ost/Rothe Erde noch als „junges“ Quartier (Abb. 66). Allerdings macht sich der Alterungsprozess auch in Aachen-Ost/Rothe Erde Quartier, das sich jedoch in einem Alterungsprozess befindet bemerkbar: Der Aging-Index lag 2013 mit 104,7 nur noch knapp über 100. Zudem schrumpft die Differenz zu Aachen insgesamt, so dass sich der Wert immer mehr an die Aachener Verhältnisse angleicht3. Dies zeigt, dass sich das Quartier im Laufe der Zeit unter diesem Gesichtspunkt immer mehr konsolidiert und sich allmählich der Entwicklung in Aachen anpasst. Abbildung 65: Förderbedarf in Aachen-Ost/Rothe Erde und in Aachen insgesamt (%) 20 15 AC-Ost/Rothe Erde Aachen insg. 10 5 0 2007/2009 2011/2013 1 Vgl. hierzu Kap. 5.5.4 „Yunus-Emre-Moschee“. 2 Einführung von multiprofessionellen Teams, Sprachförderung nach Delfin IV, Ausbau von Kindertagesstätten zu Familienzentren mit erhöhter Elternbildung und -förderung. 3 Von 34,0 (2007) auf 27,3 (2013). 126 5. Quartiersanalysen Abbildung 66: Aging-Index in Aachen-Ost/Rothe Erde und in Aachen insgesamt 120 100 AC-Ost/Rothe Erde 80 Aachen insg. 60 40 20 0 2007 2009 2011 2013 Und auch bezogen auf die Zu- und Fortzüge entspricht die Dynamik durchaus dem gesamtstädtischen Mittel: Die Quote des Wanderungssaldos liegt etwa 1 Prozentpunkt über der gesamtstädtischen Quote (0,7 %), beim Bevölkerungsumsatz sind es rund 2 Prozentpunkte (Gesamtstadt: 15,4 %). Ausgehend von einigen Übergriffen Ende 2013/Anfang 2014 ist Aachen-Ost/Rothe Erde in die Negativschlagzeilen der örtlichen Presse geraten. Die Tätlichkeiten stehen aber nicht unbedingt in Zusammenhang mit den im Quartier lebenden Personen1, auch wenn im gesamtstädtischen Vergleich die Lebensräume von Aachen-Ost/Rothe Erde bezogen auf die Anteile der Tatverdächtigen an der Bevölkerung im Alter von 6 Jahren und älter die Plätze 3 (322), 5 (340) und 6 (330) einnehmen. Die am stärksten betroffene Altersgruppe ist dabei die der 14- bis 17-Jährigen. Durch eine intensive Jugendarbeit2 ist es in der Vergangenheit aber gelungen, die Kriminalität der ortsansässigen Jugendlichen in Grenzen zu halten. Der Anteil von Inhabern eines Ehrenamtspasses an der Gesamtbevölkerung liegt weit hinter dem gesamtstädtischen Mittel zurück (Abb. 67)3. Hier wäre zu prüfen, welche Faktoren diese Entwicklung verursachen und ob ein Gegenwirken in die Wege geleitet werden könnte und sollte4. Unterdurchschnittliches ehrenamtliches Engagement Abbildung 67: Inhaber eines Ehrenamtspasses in Aachen-Ost/Rothe Erde und in Aachen insgesamt (‰) 25 20 AC-Ost/Rothe Erde 15 16 Aachen insg. 10 5 0 2007 2009 2011 2013 1 Die Auftritte externer Rockergruppen bereiten Sorge 2 Insbesondere in der OT Josefshaus. 3 Allerdings sind hier nur diejenigen Ehrenamtlichen erfasst, für die über eine Institution ein Ehrenamtspass bei der Stadt Aachen beantragt wurde. Voraussetzung dazu ist ein mindestens fünfjähriges Engagement. Über spontanes und nicht organisiertes Ehrenamt gibt es keine Informationen. 4 Zum ehrenamtlichen Engagement in Aachen-Ost vgl. auch: Rösener, B. (2008): Topographie des Engagements in Aachen-Ost. In: PT-Materialien, Nr. 17, RWTH Aachen, Institut für Planungstheorie (Hrsg.). http://www.pt.rwth-aachen.de/files/dokumente/pt_materialien/17_topografie%20aachen_materialien_neu.pdf 127 5.5.3 Bisherige Aktivitäten Aachen-Ost und Rothe Erde gehören zu denjenigen Quartieren in Aachen, in denen aufgrund der besonderen Herausforderungen schon frühzeitig in der Zusammenarbeit der verschiedenen Institutionen im Sozialbereich die Möglichkeit genutzt wurde, die Quartier­sentwicklung kooperativ zu gestalten (Abb. 68). So wurde in Rothe Erde/Eilendorf bereits 1990 auf der Grundlage eines Beschlusses der Bezirksver1990: „Örtliche Arbeitsgemein­- schaft Altenarbeit“ in Rothe Erde/ tretung Aachen-Eilendorf1 eine „Örtliche Arbeitsgemeinschaft Altenarbeit in Rothe Erde/Eilendorf“ Eilendorf gegründet mit dem Ziel, gemeinsam mit den Akteuren vor Ort Angebote und Defizite in der Altenarbeit zu identifizieren und nach Wegen zu suchen, letztere abzubauen. Aus der Erfahrung, dass die Ansprechpartner in der Altenarbeit meist auch für andere Zielgruppen zuständig sind, ist aus der Arbeitsgemeinschaft Altenarbeit 1991 eine Stadtteilkonferenz hervorgegangen, die bis zur Zusammenlegung mit der Stadtteilkonferenz Aachen-Ost im Jahre 2009 selbstständig gearbeitet hat. Förderungsprogramm „Soziale Stadt Aachen-Ost“ 1999 Rothe Erde Aachen Ost Örtliche AG Altenarbeit Rothe Erde/Eilendorf (1990) Koordinationsgruppe Jugend (1992) Stadtteilkonferenz Rothe Erde/Eilendorf (1991) Stadtteilkonferenz Aachen-Ost (1996) Stadtteilkonferenz Teilbereich Rothe Erde Abbildung 68: Entwicklung der quartiersbezogenen Gremien zur Stadtteilentwicklung in Aachen-Ost/Rothe Erde Stadtteilkonferenz Aachen-Ost/Rothe Erde (2009) Kommunales Integrationszentrum AK Kinder-Jugendliche AK Migranten AK Bühne AK Ältere Menschen 2010 AK Stadtteilfonds Quartiersmanagement Stadtteilbüro (2012) AK Öffentlichkeitsarbeit In Aachen-Ost wurde 1992 auf Initiative des Jugendamtes der Stadt Aachen eine Koordinierungsgruppe gegründet, die im Kennedypark ein Sommerfest organisieren wollte. Im Rahmen der Vorbereitung und Durchführung dieses Festes wurde das Interesse bekundet, weitere Treffen zu organisieren, die als Plattform zur Diskussion über Problemlagen im Quartier genutzt werden sollten. Eine erste Zusammenkunft erfolgte allerdings erst im Dezember 1994, zwei weitere im Juni und Dezember 1995. Dabei waren jeweils vorzugsweise Einrichtungen der Jugendarbeit vertreten. Zur Gründung einer Stadtteilkonferenz ist es dann im März 1996 gekommen. Von da an zählten z. B. auch Institutionen der Altenarbeit, Migrantengruppen, eine Generationen übergreifende Begegnungsstätte, die Gemeinnützige Wohnungsgesellschaft für Aachen (gewoge) und eine Karnevalsgesellschaft zu den Mitgliedern. 1 Sitzung vom 27.03.1990. 128 Stadtteilkonferenz seit 1996 5. Quartiersanalysen Daneben haben die Einrichtungen der Kinder- und Jugendarbeit in Aachen-Ost ihre Abstimmungen in einem eigenen Arbeitskreis fortgesetzt. Dieser besteht bis heute. Weiterhin wurde der Unterarbeitskreis „Vernetzung und Koordination“ gegründet (1997), der sich schwerpunktmäßig bei der Erstellung eines Integrierten Handlungskonzeptes im Rahmen des Programms „Stadtteile mit besonderem Erneuerungsbedarf“ eingebracht hat1. Dementsprechend hat sich die Stadtteilkonferenz in den ersten Jahren schwerpunktmäßig mit diesem Handlungskonzept beschäftigt und auch drei Bürgerversammlungen veranstaltet. In diesem Zusammenhang standen die Themen Verkehrsberuhigung, Sauberkeit im Quartier (insbesondere im Kennedypark), die Wohnsituation und die Gründung einer TAFEL2 im Vordergrund. Einen bemerkenswerten Schub erfuhr die Arbeit in den Stadtteilkonferenzen dadurch, dass Aachen-Ost und Rothe Erde im Dezember 1999 in das Förderprogramm „Stadtteile mit besonderem Erneuerungsbedarf“3 aufgenommen wurden. Wesentlicher Bestandteil des Programms ist ein integriertes Handeln, das die Vernetzung der Akteure auf Stadtteilebene voraussetzt. Das Programm konnte somit auf den bereits bestehenden Kooperationsstrukturen sowohl in Aachen-Ost als auch in Rothe Erde aufbauen. Auf der anderen Seite bauten die Stadtteilkonferenzen ihre Strukturen aus, um auch die sich im Laufe der Zeit aus dem Programm ergebenden Möglichkeiten nutzen bzw. auf veränderte Themenkomplexe reagieren zu können. So wurden z. B. in Aachen-Ost die Arbeitskreise Migranten (2000), Senioren (2000), Gemeinwesenarbeit (2001), Kennedypark (2003), Bürgerzentrum (2003), Bühne (2007), Haus der Integration (später: Nadelfabrik, 2008), Lokale Ökonomie (2010), Projektanträge/Stadtteilfonds (2010), Informationsfluss (später: Newsletter, 2010) und Senioren (2012 zum zweiten Mal) gegründet. 1999: Aufnahme von Aachen-Ost und Rothe Erde in das Förderprogramm „Stadtteile mit besonderem Erneuerungsbedarf“ Fester Bestandteil der Sitzungen wurden durch die Aufnahme in das Förderprogramm sowohl in Rothe Erde als auch in Aachen-Ost verschiedene Förderanträge zur Realisierung konkreter Projekte4. Diese Projekte können sechs Handlungsfeldern zugeordnet werden5. Wie aus Tabelle 27 hervorgeht, liegt bei den 537 durch das Programm „Soziale Stadt“ geförderten Projekten der Schwerpunkt in den Bereichen Bildung-Kultur-Freizeit, Jugend-Frauen-Familien und Soziales-Gesundheit. Hierauf entfallen rund 67 % der Projekte. 537 durch das Programm „Soziale Stadt“ geförderte Projekte aufgeteilt auf 6 Handlungsfelder 6 Nr. Handlungsfeld Anzahl Projekte 1 Bürgerbeteiligung, Öffentlichkeitsarbeit 28 2 Soziales und Gesundheit 91 3 Arbeitsmarkt, lokale Ökonomie 43 4 Infrastruktur, Umwelt, Wohnen 105 5 Jugend, Frauen, Familien 87 6 Bildung, Kultur, Freizeit 183 Tabelle 27: Handlungsfelder und Anzahl der geförderten Projekte6 1 Treibende Kraft hierbei war die Leiterin des Begegnungszentrums „Im Karton“, Frau van de Braak. Von Seiten des Jugendamtes wurde parallel zur Stadtteilkonferenz eine „Sozialraumkonferenz“ einberufen, die sich ausschließlich aus Einrichtungen der Jugendarbeit zusammensetzte und auch ausschließlich jugendrelevante Themen zum Gegenstand hatte. 2 Unter einer TAFEL ist eine Organisation zu verstehen, die Lebensmittel, die über den Handel nicht mehr verkauft werden können, einsammelt und an Bedürftige verteilt oder gegen ein geringes Entgelt abgibt. Nähere Informationen beim Bundesverband Deutsche Tafel e.V. unter http://www.tafel.de/ 3 Bund-Land-Förderprogramm „Soziale Stadt“. 4 Ursprünglich wurden die Projektanträge in den regulären Sitzungen besprochen und abgestimmt. Da diese aber einen immer größeren Zeitrahmen einnahmen, haben beide Stadtteilkonferenzen im Laufe der Zeit einen Unterarbeitskreis gebildet, dessen Votum dann in der Stadtteilkonferenz abgestimmt wurde. 5 Eine Zusammenstellung der in Aachen-Ost und Rothe Erde geförderten Projekte befindet sich in: Grote, S., Vomland, B. u. K. Burmeister (2010): „Von Menschen und Orten – Ein Streifzug durchs Quartier. Dokumentation zur Stadtteilerneuerung Aachen-Ost“. Stadt Aachen (Hrsg.), Aachen 2010, 137 S. Vgl. auch http://www.aachen.de/de/stadt_buerger/politik_verwaltung/stadtteilbuero_ost/ stadtteilerneuerung/index.html 6 Grote, S., Vomland, B. u. K. Burmeister (2010), a.a.O., S. 28 – 53. 129 Betrachtet man dagegen die Investitionen, wird deutlich, dass sich diese nur zu 20 % auf soziale Projekte im weiteren Sinne beziehen (Tab. 28). Die sozialen Projekte sind demnach „preiswerter“, aber durchaus sehr effektiv. Der Löwenanteil entfällt auf Vorhaben aus Infrastruktur, Umwelt und Wohnen. Diese Verteilung verdeutlicht, dass es sich bei dem Programm „Soziale Stadt“ in erster Linie um ein Vorhaben der baulichen Stadterneuerung handelte. Nr. Handlungsfeld Anteil Investitionen (%) 1 Bürgerbeteiligung, Öffentlichkeitsarbeit 2 2 Soziales und Gesundheit 4 3 Arbeitsmarkt, lokale Ökonomie 4 4 Infrastruktur, Umwelt, Wohnen 79 5 Jugend, Frauen, Familien 5 6 Bildung, Kultur, Freizeit 6 Dementsprechend wurden im Abschlussbericht auch die folgenden Kritikpunkte und Anregungen formuliert1: • Die sozial-integrativen Maßnahmen konnten im Förderprogramm – trotz positiver Änderungen bei der Mittelvergabe – nicht mit gleichberechtigtem Stellenwert wie baulich-investive Maßnahmen realisiert werden. • Die Bereitschaft der Bürger sich im Erneuerungsprozess zu beteiligen war nicht kontinuierlich gegeben. Deren Einbezug erforderte Personen, die als Multiplikatoren oder Türöffner wirkten. • Die gestiegenen bürokratischen Anforderungen an die Projektträger verhinderten häufig den gewünschten Einbezug von Bürgern, insbesondere von Migranten2. • Die Stadtteilerneuerung ist zwar auf einen begrenzten Zeitraum angelegt, doch sollte die Begleitung des Stadtteils auch über den Verstetigungsprozess hinaus beachtet und sichergestellt werden3. Projekte und Initiativen zum Handlungsfeld 3 (Arbeitsmarkt, lokale Ökonomie) können in unmittelbarem Zusammenhang mit der großen Zahl von Haushalten gesehen werden, die Leistungen nach dem SGB II erhalten4. Die Federführung hierzu hatte der Fachbereich Wirtschaftsförderung und Europäische Angelegenheiten (FB 02) der Stadtverwaltung Aachen. In dem Bestreben, zusätzliche Arbeitsplätze im Quartier zu schaffen und die ortsansässigen Unternehmen für die speziellen Bedürfnisse der dort lebenden Bevölkerung zu sensibilisieren, sind insbesondere während der Förderphase, aber auch unabhängig davon, die folgenden Vorhaben entstanden5: • Job Plan (2000) • Berufliche Integration von Migranten • AWABIS (Beschäftigungsinitiative) • Zielgruppenorientierter Einsatz des Mediums Internet (2001) • Stadtteilbetrieb • Tu Was gGmbH • Stadtteilarbeiter • Einzelhandel Marketing Elsassstraße (2002) • Gabelstaplerfahrer-Seminar • EDV-Qualifizierung (2003) • Schwesternhelferinnenkurs • Türöffner – Für die Zukunft qualifizieren (2004) • Türöffner – Werkstatt zur beruflichen Integration männlicher Migranten • LOS – Profiling und Training für Migranten (2006) • Türöffner – EDV- und Bewerbungstraining • LOS – Filmwerkstatt Traumjob in Aachen-Ost • Kunst(t)räume, Spielhaus Kennedypark (2007) 1 Zitiert nach Grote, S., Vomland, B. u. K. Burmeister (2010), a.a.O., S. 112. 2 Aus diesen Erfahrungen wurde der „Stadtteilfonds“ der Sozialverwaltung gegründet, der insbesondere auf die Notwendigkeit der Vorfinanzierung durch die Projektträger verzichtet. Vgl. Kap. 2.1.4 und http://www.aachen.de/de/stadt_buerger/gesellschaft_soziales/stadtteilkonferenzen/stadtteilfonds.html 3 Siehe weiter unten in diesem Kapitel. 4 Hartz IV, vgl. Kap. 5.5.2 5 Jedes Projekt wird nur einmal aufgeführt, auch wenn sich die Förderung über mehrere Jahre erstreckte. 130 Fördermittel wurden schwerpunktmäßig zur Realisierung von baulichen Maßnahmen genutzt Tabelle 28: Handlungsfelder und Anteil an den Investitionen1 5. Quartiersanalysen • Türöffner – Hilfe zur Selbsthilfe – Ehrenamt für Alle • Wir setzen Zeichen – In Motion (2008) • 1. Aachener Solar-Cup (2009) • Wir setzen Zeichen – Wirtschaftsförderung Aachen-Ost • Bildungsberatung mobil – Berufsorientierung für Jugendliche • Vertiefte Berufsorientierung an weiterführenden Schulen • Kompetenzbilanzierung im Jugendzentrum – ein Angebot für Jugendliche im Übergang Schule-Beruf (2010) • Aktiv für Arbeit (2013) • Kolping Sprachförderkurse • Sozialwerk Aachener Christen/Berufsorientierung und Begleitung für Jugendliche Bei einem großen Teil der während der Förderphase umgesetzten Projekte konnte die Stadtteilkonferenz auf die Initiative und Unterstützung der Stadtteilbüros zurückgreifen. Diese sind Bestandteil des Förderprogramms „Soziale Stadt“ und wurden in beiden Teilquartieren, Aachen-Ost und Rothe Erde, eingerichtet. Daneben haben die Stadtteilkonferenzen und ihre Unterarbeitskreise eigene Vorhaben initiiert und z. T. mit finanzieller Unterstützung durch den Verfügungsfonds1 durchgeführt. Seit der Zusammenlegung der beiden Stadtteilkonferenzen Aachen-Ost und Rothe Erde im Jahre 2009, die einen Neuanfang in der quartiersbezogenen Gemeinwesenarbeit bedeutet, hat das Gremium vier- bis fünfmal pro Jahr getagt. Bei einer Durchsicht der Protokolle2 gehören zu den Aktivitäten und Themen: Stadtteilbüros in Aachen-Ost und Rothe Erde 2009: Zusammenlegung der Stadtteilkonferenzen von Aachen-Ost und Rothe Erde Arbeitskreis Kinder und Jugendliche • Organisation des Multi-Kulti-Festes • Organisation des Weltkindertages • Organisation eines Bühnenfestivals und eines Familienfestes • Erhalt der Katholischen Grundschule Barbarastraße • Organisation eines St. Martinszuges3 Zudem haben im Stadtteil – finanziert durch Gelder aus dem Programm „Soziale Stadt“ – sieben Kindertagesstätten in unterschiedlicher Trägerschaft die Zertifizierung zum „Anerkannten Bewegungskindergarten“ erhalten. Einige davon sind später zusätzlich mit dem „Pluspunkt Ernährung“ ausgezeichnet worden. Außerdem gibt es diverse Einrichtungen, die nach dem Konzept „Kinder im Mittelpunkt“ (KIM)4 arbeiten. Alle Projekte haben zum Ziel, durch Bewegung, gesunde Ernährung und Stärkung von Selbstwahrnehmung die Resilienzfähigkeit von Kindern auszubauen. Arbeitskreis Migranten Der Arbeitskreis Migranten tagt seit 2005 in der Regel vier- bis fünfmal jährlich unter Federführung der Werkstatt der Kulturen mit im Sozialraum tätigen Institutionen, die sich mit Fragen der Migration und Integration beschäftigen5. Neben wechselseitigem Austausch werden aktuelle migrationsspezifische Themen besprochen. Dazu gehören: • Arbeitslosengeld II (Hartz IV) und Fragen der sozialen Ausgrenzung • Inanspruchnahme von Leistungen nach dem Bildungs- und Teilhabepaket • Zufriedenheit mit der Arbeit der ARGE • Armut und Alter • Unbegleitete minderjährige Flüchtlinge • Wohnsituation von Migranten Daraus resultierende Aufgaben und Aktivitäten werden vorbesprochen und sowohl an das Netzwerk Integration als auch an die Stadtteilkonferenz zurückgemeldet. Seit der Neuwahl des Integrationsrates 2014 nehmen die Vorsitzende und 1 bis 2 Vertreter an den Sitzungen teil. Aufgrund des hohen Flüchtlingsaufkommens in Aachen wurde 2014 ein eigener Arbeitskreis Flüchtlinge in Aachen-Ost/Rothe Erde gegründet. Diese beiden Arbeitskreise, Flüchtlinge und Migration, wurden im Mai 2015 zusammengeführt. 1 2 3 4 5 Im Rahmen des Projektes „Soziale Stadt“. Nachzulesen unter http://www.aachenpost.de/stadtteilkonferenz-leser/items/41.html (16.10.2015) Zudem besteht weiterhin der Martinszug in St. Josef und Fronleichnam. Vgl. Kap. 2.3.4 Kirchen, Wohlfahrtsverbände, freie Träger und Vertreter der Kommune. 131 Arbeitskreis Bühne Die Bühne im Kennedypark wurde nach einigen Schwierigkeiten 2011 eingeweiht. Der Arbeitskreis beschäftigte sich im Vorfeld mit den folgenden Themen: • Technische Ausstattung und Handhabung • Regelung von Zuständigkeiten • Senkung der Kosten für die Bespielung • Nutzung, Programmgestaltung (bis 2013) In den Jahren 2012 und 2013 wurde die Bühne noch eher sporadisch von Gruppen und Initiativen aus dem Aachener Osten genutzt. 2014 startete dann unter Federführung der Nadelfabrik erstmals der Kennedy Open Air Sommer, bei dem sich die Bühne als Auftrittsort für Musikgruppen, Open Air Kino oder Kinder-Programme bestens bewährte. Seither gehören Veranstaltungen auf und um die Bühne zum festen Angebot im Kennedypark, zu denen auch Besucher aus anderen Vierteln der Stadt kommen. Arbeitskreis Ältere Menschen Es hat zwei Anläufe gegeben, einen Arbeitskreis „Altenarbeit im Ostviertel“ auf Dauer zu installieren. Ein erster im November 2000 gegründeter Arbeitskreis löste sich aufgrund fehlender Aufgaben – so wurde es intern wahrgenommen – 2004 wieder auf. Im März 2013 kam es auf Wunsch der Stadtteilkonferenz zu einer erneuten Einberufung der Vertretungen aus der Altenarbeit in Aachen-Ost und Rothe Erde. Primäres Ziel war die Entwicklung eines Verweisleitfadens für die in der Altenarbeit tätigen Institutionen. Dieser wurde im November 2013 fertiggestellt. Seitdem wurden die Themen „kultursensible Pflege“ und „Quartier und Demenz“ behandelt sowie eine Stadtteilbegehung mit ausführlicher Dokumentation durchgeführt. Der Fortbestand des Arbeitskreises wird stark davon abhängen, ob es gelingt Themen zu finden, die für alle Teilnehmenden interessant sind. Darüber hinaus haben die Stadtteilkonferenzen ihr Know How in Projekte des Förderprogramms „Soziale Stadt“ eingebracht, z. B. bei der • Aufstellung eines Rahmenplanes für Aachen-Ost/Rothe Erde (2001) • inhaltlichen Gestaltung der Zukunftswerkstatt für den Förderbereich (2002) • Erstellung eines Stadtplanes mit den Einrichtungen im Viertel (2004) • Neugestaltung des Kennedyparks (2006) • Mitgestaltung des Tages der Integration (seit 2006) • Konzeptentwicklung bei der Frage „Wie geht es nach der Förderphase weiter?“ (seit 2007) • Entwicklung eines Nutzungskonzeptes für die Nadelfabrik (2008) • Entwicklung eines Konzeptes für ein Projekt „Pflegeprävention bei Migranten“ (2010) • Konzipierung eines Faltblattes über die Aufgaben der Stadtteilkonferenz (2010) Die bei den Kritikpunkten gegebene Anregung, frühzeitig das Ende der Förderphase im Blick zu behalten, hat zur Diskussion darüber geführt, wie eine Verstetigung des bisher Erreichten aussehen könnte. So hat im Rahmen des Förderprogramms seit dem 21.05.2008 eine Reihe von Workshops zu dieser Fragestellung stattgefunden, die extern begleitet und moderiert wurden. Als wichtige Ergebnisse sind zu nennen1: • Zusammenlegung der Stadtteilkonferenzen Rothe Erde und Aachen-Ost • Verabschiedung einer „Vereinbarung zur Zusammenarbeit“2 • Bereitschaft der Stadtteilkonferenz und einzelner ihrer Mitgliedsorganisationen, Teile der Aufgaben des Stadtteilbüros (aus der Förderphase) zu übernehmen • Die Erkenntnis, dass es aber weiterhin auch einen „Kümmerer“ geben muss, der die Fäden in der Hand hält und die Arbeit der Stadtteilkonferenz unterstützt Zu den Aufgaben des ehemaligen Stadtteilbüros, die die Stadtteilkonferenz bereit ist zu übernehmen, gehören: • Bürger individuell über Hilfs- und Beratungsangebote informieren durch die Vernetzung von Bürgern und bestehenden Einrichtungen3 • Erfahrungsaustausch und gegenseitigen Lernprozess organisieren • Synergien zwischen Einrichtungen und Angeboten herstellen • Öffentlichkeitsarbeit gestalten 1 Vgl. auch: http://www.aachenpost.de/stadtteilkonferenz-leser/items/40.html (16.10.2015) 2 Die Vereinbarungen können unter heruntergeladen werden unter http://www.aachenpost.de/tl_files/aachenpost/content/news/ Stadtteilkonferenz/Statuten.pdf. (16.10.2015). Die Protokolle der Sitzungen der Stadtteilkonferenz seit der Zusammenlegung der beiden Stadtteilkonferenzen befinden sich unter http://www.aachenpost.de/stadtteilkonferenz-leser/items/41.html (16.10.2015) 3 Hierzu zählen insbesondere: Werkstatt der Kulturen, SKM-Seniorenzentrum, Begegnungszentrum Ost der AWO, Familienzentrum „Mittendrin“ der AWO. 132 Nutzung des Know-Hows der Stadtteilkonferenz Verstetigung des durch das Förderprogramm „Soziale Stadt Aachen-Ost“ Erreichten 5. Quartiersanalysen • Internetseite – insbesondere auch den Newsletter als Nachfolger der Stadtteilzeitung – aktuell halten • Anträge an den Stadtteilfonds inhaltlich bearbeiten • Kontakt zu Politik und Verwaltung pflegen Zu der Frage eines „Kümmerers“ zur Unterstützung der Arbeit vor Ort hat sich die Stadtteilkonferenz intensiv um die Weiterführung eines Stadtteilbüros und einer entsprechenden Planstelle für das Quartiersmanagement bei der Stadt Aachen bemüht1. Büro und Stelle wurden dann zum 01.07.2012 eingerichtet. Es befindet sich in der Nadelfabrik, die Stelle ist seit dem 01.01.2015 wieder besetzt. Stadtteilbüro und Quartiersmanagement in der Nadelfabrik Das Thema Sicherheit in Aachen-Ost hat in der Stadtteilkonferenz viele Jahre lang keine Rolle gespielt, obwohl in den Lebensräumen Scheibenstraße/Eifelstraße (322), Panneschopp (330) und Rothe Erde (340) die Belastungsintensitäten durch Tatverdächtige2 mit zu den höchsten in Aachen zählen (2013)3. Das dürfte u. a. auf die sehr gute Arbeit der vor Ort ansässigen Jugendeinrichtungen zurückzuführen sein, denen es gelungen ist, auch möglicherweise gewaltbereite Jugendliche aufzufangen4. Allerdings ist es im Jahr 2013 vermehrt zu handgreiflichen Übergriffen gekommen. Diese wurden aber nach übereinstimmender Einschätzung von Polizei und Einrichtungen vor Ort von Tätern begangen, die nicht im Quartier wohnen5. Eine wichtige Aufgabe sehen Stadtteilkonferenz und Akteure vor Ort nun darin, dem Negativimage des Quartiers gezielt entgegenzuwirken. Ein Baustein in diesem Zusammenhang sind die Aktivitäten der Nadelfabrik, die seit 2014 mit viel Erfolg durchgeführt werden6. Daneben haben aber auch Privatpersonen das Heft in die Hand genommen und z. B. durch die „Parkgespräche“7 erreicht, dass inzwischen ein positiveres Licht auf Aachen-Ost/Rothe Erde fällt. Initiativen zur Verbesserung der Außenwirkung des Quartiers Stadtteilfonds Nach Auslaufen der Förderphase des Programms „Soziale Stadt Aachen-Ost“ im Jahre 2010 stehen nun auch den Bewohnern und den Einrichtungen die städtischen Mittel aus dem Stadtteilfonds zur Verfügung. Damit können Projekte mit Bürgerbeteiligung sowie zur Stärkung des institutionellen Miteinanders finanziert werden8. Zur Antragsstellung und Abwicklung der Projekte hat die Stadtteilkonferenz einen Unterarbeitskreis eingerichtet. Die folgenden Vorhaben wurden durchgeführt: Förderjahr 2012 • Honorar Moderation „Bilanz nach 3 Jahren Fusion der Stadtteilkonferenzen Aachen-Ost und Rothe Erde“ • Inszenierung „Kleiner Prinz“ mit Ehrenamtlichen (Kultur Aachen-Ost) • Kinder- und Familienfest in der Barbarastraße • Multikultifest 2012 Dafür wurden insgesamt rund 5.600 EUR zur Verfügung gestellt. 2.850 EUR konnten durch Einnahmen aus Veranstaltungen wieder erstattet werden. Förderjahr 2013 • Inklusiver Stadtteilchor • Sport integrativ • Kinderpuppentheaterreihe mit Ehrenamtlichen • Chancengleichheit musikalische Früherziehung Der Zuschussbetrag für diese Aktivitäten belief sich auf 6.250 EUR. Förderjahr 2014 • Chancengleichheit für musikalische Früherziehung • Senioren in Aachen-Ost in der Natur aktiv Insgesamt betrug der Zuschuss 3.410 EUR. 1 Schreiben an die Verwaltung, den Oberbürgermeister und die Politik. 2 Wohnorte von Personen, gegen die eine Anzeige bei der Polizei erstattet wurde. Das bedeutet aber nicht, dass sie auch rechtskräftig verurteilt wurden! 3 Vgl. Kap. 3.3, Abb. 23 4 Insbesondere die Offenen Türen (OT) Josefshaus und Barbarastraße. 5 Aktivitäten externer Rockergruppen 6 Vgl. hierzu http://www.aachen.de/de/wirtschaft_technologie/wirtschaftsstandort_aachen/stadtteilerneuerung/wifoe_ost/nadelfabrik/veranstaltungen/index.html (21.09.2015) 7 Die Initiative ging von der „Jürgen-Kutsch-Stiftung“ aus, die in Zusammenarbeit mit der Inhaberin des „Kennedygrills“ die Gespräche ins Leben gerufen hat. Vgl.: http://www.stiftung-juergen-kutsch.de/stiftung.html. (21.09.2015) 8 Vgl. Kap. 2.1.4 133 5.5.4 Bestehende Einrichtungen Aachen-Ost In Aachen-Ost gibt es eine Fülle von Einrichtungen und Institutionen, auf die die Bewohner zur Befriedigung ihrer wirtschaftlichen und sozialen Bedürfnisse zurückgreifen können. Das gilt sowohl für Geschäfte des täglichen, periodischen und episodischen Bedarfs und Dienstleistungen jeglicher Art als auch für soziale Einrichtungen1: Die Stadtteilkonferenz umfasst allein 45 Mitgliedsorganisationen, professionelle und ehrenamtlich Engagierte eingeschlossen2. Eine besondere Einrichtung aus Sicht der Stadt Aachen ist die Nadelfabrik3. Sie wurde im Jahr 2008 von der Stadt Aachen erworben, kernsaniert und den neuen Bedürfnissen als zentrale Anlaufstelle für Bürgeranliegen, als Bildungseinrichtung, Kulturstätte und Ort sozialen Lebens und Lernens angepasst (nicht nur für die Bewohner des Quartiers). Die Präsenz verschiedener kultureller Gruppen fördert das Zusammenleben untereinander sowie das Verständnis füreinander. Der im Rahmen der Stadtteilerneuerung ebenfalls aufgewertete Kennedy-Park bildet das Entrée in die Nadelfabrik und bietet einen hochwertigen Übergang vom Stadtteil in den Gebäudekomplex. Die ehemalige Fabrik wird somit nicht länger als Fremdkörper, sondern als Bestandteil des Quartiers wahrgenommen. Dabei sorgt das Haus mit seinen vielfältigen Nutzungsmöglichkeiten über den Stadtteil hinaus für eine positive Wahrnehmung des Quartiers in der Öffentlichkeit. In der Nadelfabrik ist auch das vom Land NRW unterstützte Kommunale Integrationszentrum untergebracht4. Es bildet einen wichtigen Baustein zur Festigung und Stärkung der Integration von Migranten auf gesamtstädtischer Ebene. Hier werden zum einen Migranten beraten, darüber hinaus unter Federführung der städtischen Integrationsbeauftragten das Aachener Integrationskonzept (weiter)entwickelt und umgesetzt5. Die Errichtung der Yunus-Emre-Moschee der DITIB Türkisch-Islamische Gemeinde zu Aachen ist weit fortgeschritten. Der Bau des Gebäudes ist weitgehend abgeschlossen. Nun werden die Innenräume gestaltet. Bemerkenswert ist, dass Bau und insbesondere auch das Konzept der Moschee von einer Arbeitsgemeinschaft begleitet wird, in der neben dem Vorstand der DITIB-Gemeinde auch Mitglieder der politischen Fraktionen des Bezirkes, verschiedener Religionsgemeinschaften6 sowie sozialer Organisationen vertreten sind. Das Projekt „Yunus-Emre-Moschee“ wurde z. T. kontrovers, aber sehr konstruktiv diskutiert. Es beinhaltet ein Begegnungszentrum, dessen Räumlichkeiten auch von anderen Institutionen genutzt werden können. Damit unterstreicht die Gemeinde ihre Kooperationsbereitschaft und ihr Interesse, auch für das Quartier und ihre Bewohner – unabhängig von ihrer Religionszugehörigkeit – offen zu sein. Als modellhaft, auch über die Grenzen der Stadt hinaus, könnte sich die Trägerkonstellation entwickeln, da die Gründung eines muslimischen Wohlfahrtsverbandes angedacht ist. Rothe Erde Die infrastrukturelle Ausstattung von Rothe Erde war in den letzten Jahren mehreren Veränderungen unterworfen. Nach dem Schließen einer Reihe von Geschäften zur Befriedigung des täglichen und periodischen Bedarfs in den 1990er Jahren7 sind bis ca. 2010 nur die folgenden Einrichtungen verblieben: • Grundschule • Kindergarten • Katholische Kirchengemeinde (St. Barbara) • Mobiler Sozialer Dienst (hauswirtschaftliche Hilfen, bis 2012) 1 Eine Auswahl sozialer Einrichtungen im Flyer „Aachen-Ost hat viel zu bieten“ unter: http://www.aachenpost.de/downloads.html (16.10.2015) 2 Eine aktuelle Liste der Mitglieder siehe unter: http://www.aachenpost.de/mitglieder.html (16.10.2015) 3 Das Gebäude wurde 1910 errichtet und entwickelte sich ab 1955 zu einem weltweit operierenden Unternehmen. 2004 musste die Produktion unter dem Druck des asiatischen Marktes eingestellt werden. Vgl. hierzu auch: http://www.aachen.de/DE/wirtschaft_ technologie/wirtschaftsstandort_aachen /stadtteilerneuerung/ wifoe_ost/nadelfabrik/ (16.10.2015) 4 Hervorgegangen ist das Zentrum aus der „Regionalen Arbeitsstelle zur Förderung von Kindern und Jugendlichen aus Zuwandererfamilien (RAA)“ und dem „Team Integration“. 5 Dazu gehören: Koordinierung integrationsrelevanter Akteure, Kontaktherstellung und -pflege sowie Vernetzung von Migrantenorganisationen, Planung und Durchführung integrationsfördernder Maßnahmen städtischer Fachämter, Festigung und Weiterentwicklung der Träger übergreifenden Bildungserstberatung sowie die Schaffung von Rahmenbedingungen zur Erweiterung der Beratungsangebote. Weitere Aufgaben sind Sensibilisierung und Information zum Thema „Integration“ über Medienarbeit sowie die Moderation des städtischen Arbeitskreises „Dialog der Religionen“. 6 Evangelische Kirche, katholische Kirche, jüdische Kultusgemeinde. 7 Bäcker, Metzger, Gemüseladen, Gemischtwarenladen, Blumenladen, Friseur. 134 Nadelfabrik: Anlaufstelle für Bürger, Bildungseinrichtung sowie Kultur- und Begegnungsstätte Aufwertung des Kennedy-Parks im Rahmen der Stadtteilerneuerung Yunus-Emre-Moschee im Quartier Bis 2010 Schrumpfen bezüglich der Ausstattung mit Geschäften und Dienstleistungen 5. Quartiersanalysen • Sparkasse • Ärzte (Allgemeinmediziner, Orthopäde, Zahnarzt) • Kiosk • Imbiss • Restaurant • Veranstaltungsraum Saalbau Rothe Erde („Kappertzhölle“ – gesamtstädtische Ausrichtung) Wegen der fehlenden Möglichkeit, Güter des täglichen Bedarfs vor Ort kaufen zu können, hat sich die Bevölkerung in Rothe Erde bis etwa 2010 zum benachbarten Eilendorf hin orientiert, wo entsprechende Geschäfte relativ nah erreichbar sind. Seither sind aber eine Reihe neuer Einrichtungen und Handelsniederlassungen in Rothe Erde entstanden. • Altenpflegeheim (2001 in der Barbarastraße) • Stadtteilbüro (1999 – 2010; während der Förderphase „Soziale Stadt“) • 2 Discounter mit Vollsortiment (2010) Gerade die beiden Discounter haben dafür gesorgt, dass sich das Quartier nun „selbst“ versorgen kann. Die Ausrichtung zum mittelständisch geprägten Eilendorf ist deshalb inzwischen durch eine Orientierung nach Aachen-Ost ersetzt worden. Obwohl das Quartier von diesem durch ein Industriegebiet getrennt ist, fühlen sich die Einwohner wegen der Sozialstruktur der Bewohner eher dorthin gezogen. Ausdruck für diese Neuorientierung ist die bereits dargestellte Zusammenlegung der beiden Stadtteilkonferenzen. Seit 2010 verbesserte Versorgungssituation in Rothe Erde 5.5.5 Anregungen der Stadtteilkonferenz zur weiteren Quartiersentwicklung Aachen-Ost Im Rahmen einer Abfrage hat die Stadtteilkonferenz eine Reihe von Anregungen formuliert, die bei der weiteren Entwicklung von Aachen-Ost Berücksichtigung finden sollten1. Wünsche zu Einrichtungen mit sozialer Komponente in Aachen-Ost Als besonders dringlich wird das Angebot von Begegnungsräumen für muslimische Frauen im Quartier angesehen. Das gilt nicht nur für seit längerem ansässige Frauen, sondern auch für Flüchtlinge, die in jüngerer Zeit nach Aachen gekommen sind. Es soll das bestehende Müttercafé des Kinderschutzbundes ergänzen2. Gedacht ist an ein Café mit ehrenamtlich tätigen „Stadtteilmüttern“, die von einer hauptamtlichen Fachkraft begleitet werden3. Weiterhin wird der Bedarf für eine Beratungsstelle für Flüchtlinge im Quartier genannt. Eine zusätzliche Anlaufstelle sollte für Bürger eingerichtet werden, die sich mit dem Ausfüllen von Formularen (Bildungsund Teilhabegesetz, Jobcenter etc.) überfordert sehen. Eine stark soziale Komponente hat auch der Wunsch nach Cafés im Quartier, die Personen unterschiedlicher Herkunft und unterschiedlichen Alters offenstehen. Neben der Elsassstraße werden als Standorte der Kennedypark sowie die Nadelfabrik genannt. Von der Form her könnte dies ein Container-Café sein, das sich sehr flexibel aufstellen lässt4. Diese Idee wurde z. B. in Berlin umgesetzt5. Auch wird an einen mobilen Imbiss auf Bio-Basis gedacht. Wunsch nach Begegnungsräumen für muslimische Frauen in AC-Ost Beratung für Flüchtlinge und Bürger in AC-Ost Wunsch nach Café im Quartier Speziell an ältere und hilfsbedürftige Menschen würde sich ein hauswirtschaftlicher Dienst richten, insbesondere dann, wenn keine Pflegebedürftigkeit vorliegt. Eine wichtige Unterstützung am Lebensende könnte zudem ein Hospizdienst bieten. 1 Die Abfrage fand auf der Sitzung der Stadtteilkonferenz am 26.02.2015 statt. 2 Eine multikulturelle Begegnungsstätte für Schwangere und Mütter mit Kindern bis zu 6 Jahren; das offene Gruppen-, Info- sowie Gesprächsangebot wird dabei von qualifizierten, teils mehrsprachigen Mitarbeiterinnen betreut. Vgl. http://www.kinderschutzbund-aachen.de/muettercafe (16.10.2015) 3 Die aus dem Stadtteil stammenden Frauen mit Migrationshintergrund, die zur Vertrauensarbeit und für eine niedrigschwellige Beratung anderer Frauen aus dem Stadtteil kostenfrei qualifiziert werden, erschließen im Café niedrigschwellig Zugänge zu anderen Migrantinnen, bieten einfache Sprachkurse, vermitteln an Unterstützungsangebote oder helfen bei Formularfragen, familiären Sorgen etc. als Erstansprechpartnerinnen aus. Vgl. auch http://www.caritas-aachen.de/gemeinde/cafe-international. html (16.10.2015) 4 Voraussetzung ist ein Anschluss an die Wasserver- und entsorgung. 5 Vgl. https://www.facebook.com/tillthecowscomehomeberlin (21.09.2015) 135 Die Mitglieder der Stadtteilkonferenz würden auch Bau und Betreiben einer Give-Box1 begrüßen, die z. B. am Kennedypark aufgestellt werden könnte. Sie besteht aus einem überdachten Häuschen, in dem Dinge als Geschenk angeboten werden, die nicht mehr gebraucht werden aber zu schade zum Wegwerfen sind. Aus ähnlichen Gründen könnte ein Kinderflohmarkt in Aachen-Ost organisiert werden. Wünsche bezüglich der Versorgungs-Infrastruktur in Aachen-Ost Ein zentrales Anliegen der Mitglieder der Stadtteilkonferenz ist eine Reduzierung der Wettbüros im Quartier. Diese könnte durch Aufstellung eines Bebauungsplanes vergleichbar mit demjenigen für den Adalbertsteinweg erreicht werden2. Über die reichhaltige, bereits bestehende Angebotspalette an Geschäften und Dienstleistungen des täglichen Bedarfs hinaus werden in Aachen-Ost vermisst: Wunsch nach weiterem Versorgungsausbau in Aachen-Ost • Gesundheitsdienste (Zahnarzt, Augenarzt, Nervenarzt) • Drogeriemarkt • Postfiliale (oder zumindest Briefkästen) • Buchhandlung • Bank • Metzgerei (deutsche und internationale Produkte) Insgesamt ließe sich nach den Vorstellungen der Mitglieder der Stadtteilkonferenz damit die Angebotsvielfalt (in der Elsassstraße) erhöhen. Ergänzt werden sollte die Versorgungs-Infrastruktur durch einen Wochenmarkt, der möglicherweise im Wechsel mit Rothe Erde abgehalten werden könnte. Zudem sollte nach Meinung der Mitglieder der Stadtteilkonferenz das Erscheinungsbild von Aachen-Ost/ Rothe Erde durch eine konsequente Müllentsorgung verbessert werden. Das könnte auch durch Grünflächen geschehen, in denen für Bewohner Flächen zur Pacht reserviert sind. Ziele für die Quartiersentwicklung in Aachen-Ost Nach Einschätzung der Stadtteilkonferenz sollte in Aachen-Ost das Wir-Gefühl weiter gestärkt werden. Mögliche Schritte dorthin werden in einer Wiederbelebung des Elsassstraßenfestes unter Mitwirkung der Geschäftsleute sowie einer Einbindung von Schlüsselpersonen gesehen, welche die Bedarfe der Bewohnerschaft beurteilen können. Weiterhin könnte die Mitarbeit von Bürgern in der Stadtteilkonferenz diesem Ziel näherkommen. Zudem sollte das Ziel verfolgt werden, Aachen-Ost und Rothe Erde besser als bisher zueinander zu führen und als Einheit zu verstehen. Rothe Erde Im Rahmen einer Abfrage hat die Stadtteilkonferenz auch eine Reihe von Anregungen formuliert, die bei der weiteren Entwicklung von Rothe Erde Berücksichtigung finden sollten3 Wünsche zu Einrichtungen mit sozialer Komponente in Rothe Erde Zwei Anregungen beziehen sich auf die Schaffung von Kommunikationsmöglichkeiten: • Einrichtung eines Treffpunktes, der allen Altersgruppen offenen steht • Einrichtung eines Stadtteil-Müttercafés, vergleichbar mit demjenigen, das auch in Aachen-Ost angedacht ist Darüber hinaus werden die folgenden Anliegen unterstrichen: • Erhalt der Grundschule Barbarastraße • Nutzung der Turnhalle für den Schulsport • Verbesserung der Situation im Übergangsheim Weißwasserstraße 1 http://givebox-aachen.jimdo.com/ (16.10.2015) 2 Vgl. Kap. 5.5.6 3 Die Abfrage fand auf der Sitzung der Stadtteilkonferenz am 26.02.2015 statt. 136 Wunsch nach einem Begegnungsort und einem Müttercafé in Rothe Erde 5. Quartiersanalysen Wünsche bezüglich der Versorgungs-Infrastruktur in Rothe Erde Umfangreicher sind die Wünsche bezüglich einer Ausweitung der Versorgungs-Infrastruktur. Neben Gesundheitsdiensten (Apotheke, Drogerie, Fachärzte wie Augenarzt, Gynäkologe) werden vor allem Geschäfte zur Deckung des täglichen Bedarfs genannt. Diese würden dann aber in Konkurrenz zu den beiden inzwischen bestehenden Discountern stehen. Wunsch nach weiterer Verbesserung der Versorgungs­situation in Rothe Erde Die Spezifizierung „Tante Emma-Laden“ als Stadtteilladen und „Wochenmarkt“ (ggf. im Wechsel mit Aachen-Ost) zeigt, dass auch hier – neben der Versorgung mit frischem Obst und Gemüse – der kommunikative Charakter eine große Rolle zu spielen scheint. Das kommt auch in dem Wunsch nach einem Café zur Ausdruck. Ein weiterer Bedarf wird in einer Postfiliale gesehen, in der dann z. B. auch eine Zeitung gekauft werden kann. Schließlich wird die Organisation eines Kinderflohmarktes im Quartier gewünscht. Unabhängig von der direkten Versorgungs-Infrastruktur sehen die Mitglieder der Stadtteilkonferenz einen Handlungsbedarf bezüglich der Grünflächen im Quartier. Im Rahmen eines neuen Begrünungskonzeptes sollte die Möglichkeit angedacht werden, Grün- und Gartenflächen zum Pachten anzubieten. Darüber hinaus sollte der Verunreinigung im Quartier entgegengewirkt werden. Ziele für die Quartiersentwicklung in Rothe Erde Als vorrangiges Ziel für die Quartiersentwicklung in Rothe Erde wird das Erreichen einer Identifizierung der Bewohner mit dem Quartier gesehen. Idealerweise könnte dies ein Wiederaufleben des Dorfcharakters bedeuten. Zudem wird eine engere Verbindung zu Aachen-Ost begrüßt. Wünschenswert wäre zudem eine stärkere Einbindung der Bevölkerung in die Arbeit der Stadtteilkonferenz, die in einem erhöhten Einsatz seiner Bewohner für das Quartier münden könnte. Grünflächenaufwertung in Rothe Erde Engagement und lokale Bindung sollen gestärkt werden Um die Wünsche der Bewohner besser in den Blick nehmen zu können, sollten Schlüsselpersonen, stichprobenartig aber auch die Bevölkerung, befragt werden. Schließlich sollte durch geeignete Aktionen dafür Sorge getragen werden, dass Rothe Erde nach außen positiv in Erscheinung tritt. 5.5.6 Planungsvorhaben von Seiten der Stadt Von Seiten der Stadt bestehen derzeit verschiedene Planungen, die auch die sozialen Verhältnisse im Quartier berühren. Reduzierung der Wettbüros im Quartier Aufgrund der Zunahme von Wettbüros insbesondere im Bereich Elsassstraße hat die Stadt Aachen den Bebauungsplan 951 aufgestellt. Nach Verabschiedung durch den Rat der Stadt können damit Wettbüros verhindert und die davon ausgehenden negativen Auswirkungen für den Stadtteil gestoppt werden1. Aachen-Ost im Fokus der städtischen Planung Neues Wohnen im Ostviertel Unter diesem Titel haben Stadt Aachen und gewoge AG gemeinsam einen Wettbewerb ausgelobt, der den Bereich zwischen der Feuerwache Stolberger Straße und dem Geschwister-Scholl-Gymnasium umfasst2. Ziel ist die städtebauliche Neuordnung rund um den Knoten Stolberger Straße/Elsassstraße sowie der Bau von ca. 130 bis 170 Wohnungen durch die gewoge, aufgeteilt in zwei Bauabschnitte. Inzwischen haben die Bauarbeiten für den ersten Bauabschnitt begonnen, in dem auch öffentlich geförderte Wohnungen vorgesehen sind. 1 So verfügt der Bebauungsplans 951, dass für den Bereich des Adalbertsteinweges die folgenden Nutzungen ausgeschlossen sind: Bordelle oder bordellartige Nutzungen, Vergnügungsstätten mit Sex-Darbietungen, Spielhallen und Wettbüros. Die Ansiedlung derartiger Vergnügungsstätten kann auf dieser Basis aufgehalten und zukünftig vorbeugend entgegengewirkt werden. Vgl. hierzu: Stadt Aachen (2014): Aufstellungs- und Offenlagebeschluss zum Bebauungsplan Nr. 951 – Adalbertsteinweg – zwischen Kaiserplatz und Ostfriedhof. Vorlage für die Sitzung des Planungsausschusses am 16.01.2014 unter http://ratsinfo.aachen.de/bi/vo020. asp?VOLFDNR=11849&options=4 2 Nähere Informationen zu diesem Vorhaben unter http://www.aachen.de/de/stadt_buerger/planen_bauen/stadtentwicklung/stadtviertel/aachenost/wohnen_wettbewerb.html (16.10.2015) 137 5.5.7 Gesamtbewertung Die Bereiche Aachen-Ost und Rothe Erde zeichnen sich in Bezug auf die dort geleistete soziale Arbeit durch eine ausgesprochen hohe Dynamik aus. Diese ist auf das große Engagement der Einrichtungen zurückzuführen, die seit vielen Jahren in der Stadtteilkonferenz zusammenarbeiten und sich aufeinander abstimmen. Entscheidend dazu beigetragen hat die Förderung durch das Programm „Soziale Stadt Aachen-Ost“, die trotz des Schwerpunktes auf städtebaulichen Projekten der sozialen Arbeit vor Ort und ihrem Zusammenwachsen noch einmal einen deutlichen Schub verliehen hat. Effektivität und Selbstbewusstsein zeigen sich u. a. bei der Verfolgung des Ziels, auch nach der Förderphase durch das Programm „Soziale Stadt“ dauerhaft ein Quartiersmanagement für Aachen-Ost und Rothe Erde einzurichten. Darüber hinaus sind diese Aspekte in der Ausdifferenziertheit der Anregungen zu erkennen, die die Stadtteilkonferenz bezüglich der weiteren Quartiersentwicklung zusammengetragen hat. Einschätzung des Quartiersmanagements zu Möglichkeiten der Realisierung von Wünschen der Stadtteilkonferenz Nach Ansicht des Quartiersmanagements Aachen-Ost/Rothe Erde werden die von der Stadtteilkonferenz formulierten Bedarfe für das Ostviertel bezüglich ihrer Realisierbarkeit wie folgt eingeschätzt. Aachen-Ost – Mittelfristig realisierbare Vorhaben Begegnungsräume für muslimische Frauen (mit Flüchtlingsgeschichte) Im Müttercafé in der Düppelstraße sind grundsätzlich sowohl das nötige Fachwissen, mehrsprachiges (arabisch-deutsch) pädagogisches Personal als auch die erforderlichen Räumlichkeiten vorhanden. Jedoch benötigt das zusätzliche Angebot „Begegnung für arabischsprachige Frauen“ eine Aufstockung des Personals, da sich aufgrund mangelnder Kapazitäten derzeit noch Einschränkungen in der Begleitung ergeben. Die Örtlichkeit wird insofern als sehr geeignet eingeschätzt, als die Frauen die Einrichtung bereits jetzt verstärkt aufsuchen. Bezüglich der Finanzierung soll das Quartiersmanagement Kontakt mit dem Fachbereich Kinder, Jugend und Schule sowie dem Kommunalen Integrationszentrum aufnehmen. Beratungsstelle für Flüchtlinge im Quartier Der Diözesancaritasverband stellt in der Zweigstelle Scheibenstraße 16 zunächst für zwei Jahre zusätzliche Mittel zur Unterstützung von Flüchtlingen zur Verfügung. Die Personalkapazitäten im Bereich der psychosozialen Beratung und Betreuung von Flüchtlingen sowie der Begleitung von ehrenamtlichen Initiativen in Pfarrgemeinden und Stadtvierteln wurden aufgestockt. Café im Quartier1 Es gibt Bestrebungen in zwei Richtungen: 1. Einrichtung eines privatwirtschaftlich geführten Cafés am Elsassplatz/Ecke Schleswigstraße. Auf dem Elsassplatz ist auch ein Außengastronomiebereich angedacht. 2. Einrichtung eines Container-Cafés im Kennedypark. Eine Entscheidung ist noch nicht gefallen. Zusätzliche Anlaufstelle für Bürger zur Unterstützung beim Ausfüllen von Formularen2 Die seit Mai eingerichtete offene Sprechstunde des Quartiersmanagements im Stadtteilbüro kann als Erstanlaufstelle mit Lotsenfunktion zu möglichen weiteren Kontaktpersonen unterstützend tätig werden. 1 Neben der Elsassstraße werden als Standorte der Kennedypark sowie die Nadelfabrik genannt. 2 Z. B. für Bildungs- und Teilhabegesetz, Jobcenter etc. 138 5. Quartiersanalysen Kinderflohmarkt in Aachen-Ost Eine Abfrage in den Kindertagesstätten und Familienzentren aus dem Stadtteil könnte Hinweise darauf geben, ob eine der Einrichtungen Interesse an der Umsetzung eines Stadtteilflohmarktes hat. Einige Einrichtungen verfügen bereits über kleine „Flohmarktecken“ (z. B. Kita Weisswasserstraße, Kita RoKoKo). Alternativ ließen sich der Kennedypark oder, bei schlechtem Wetter, das Foyer der Nadelfabrik als Veranstaltungsort nutzen. Vorab erschiene die Gründung einer kleinen Arbeitsgruppe zur Organisation sinnvoll. Bau und Betreiben einer Give-Box1 Zunächst ist der Sachstand bezüglich des angedachten Bücherschrankes zu klären. Dieser sollte, sofern der Bedarf zur Umsetzung in der Stadtteilkonferenz weiter gesehen wird, vorrangig realisiert werden. Die Installation einer Give-Box könnte in einer Arbeitsgruppe vorbereitet werden. Als Standort bietet sich der Kennedypark an. Zur fachlichen Beratung kann das Quartiersmanagement Kontakt zu den Betreibern der Give-Box an der Richardstraße aufnehmen. Bei der Finanzierung sind Sponsoren, bezirkliche Mittel oder Stiftungsmittel denkbar2. Es ist zu berücksichtigen, dass eine Give-Box regelmäßig – etwa durch einen Paten – gepflegt werden muss, um keinen zusätzlichen Standort für Unrat zu schaffen. Zur Pacht reservierte Grünflächen Es besteht bereits ein Kontakt zwischen dem Quartiersmanagement und dem Aachener Stadtbetrieb. Ein Gespräch über Möglichkeiten einer Kooperation zwischen dem Don Bosco-Haus3 und dem Stadtbetrieb wurde im Mai 2015 durchgeführt und die Einführung von Patenschaften, auch für Baumscheiben, beschlossen. Konsequente Müllentsorgung Der Aachener Stadtbetrieb ist regelmäßig im Stadtteil vor Ort. Über das Quartiersmanagement kann versucht werden, eine Erhöhung der Säuberungsfrequenzen durch die Mitarbeiter zu erreichen. Hauswirtschaftlicher Dienst für ältere und hilfsbedürftige Menschen Bereits jetzt kann, wenn keine Pflegebedürftigkeit vorliegt, auf das Projekt „TANDEMmia“ zurückgegriffen werden, das seit mehreren Jahren von der Werkstatt der Kulturen betrieben wird4. Aachen-Ost – Nicht realisierbare Vorhaben Auf eine Reihe von Wünschen, die die Mitglieder der Stadtteilkonferenz formuliert haben, sieht das Quartiersmanagement bezüglich ihrer Umsetzung keine Einflussmöglichkeit, da sie privatwirtschaftlich betrieben werden. Dazu zählen insbesondere die folgenden Anregungen: Einrichtung eines Wochenmarktes Die Anzahl der Stände am Bahnhofsvorplatz Rothe Erde ist bereits seit längerem rückläufig5. Deshalb wird es schwierig sein, diesen Wochenmarkt auszubauen. Ansiedlung von Geschäften und Dienstleistungen des täglichen Bedarfs • Gesundheitsdienste (Zahnarzt, Augenarzt, Nervenarzt) • Drogeriemarkt • Postfiliale (oder zumindest Briefkästen) • Buchhandlung • Bank • Metzgerei (deutsche und internationale Produkte) In diesem Zusammenhang wird jedoch darauf hingewiesen, dass ein Teil der gewünschten Angebote im Ostviertel bestehen, diese aber offensichtlich nicht hinreichend bekannt sind6. Es wird deshalb angeregt, diese Angebote transparenter zu machen. 1 http://givebox-aachen.jimdo.com/ (16.10.2015) 2 Die Nutzung des Stadtteilfonds ist zu prüfen. Voraussetzung dafür ist, dass mit dem Projekt ein ehrenamtliches Engagement verbunden ist. 3 Robert-Koch-Straße. Dort besteht bereits eine „Gartengruppe“. 4 Vgl. hppt://WWW.diakonie-aachen.de/3923/ (09.11.2015) 5 Vgl. hierzu: http://www.aachener-nachrichten.de/lokales/aachen/bahnhof-rothe-erde-wochenmarkt-ist-auf-schrumpfkurs-1.550138 (16.10.2015) 6 Zahnärzte (Adalbertsteinweg 20 und 34, Stolberger Straße 15–17), Psychotherapie (Adalbertsteinweg 78); speziell für Kinder, Jugendliche und Familien (Adalbertsteinweg 228), Drogeriemarkt (DM in den Aachen Arkaden), Postfiliale (Shop in Shop in kleinem Kiosk Adalbertsteinweg/Ecke Reichsweg), Sparkasse (Adalbertsteinweg 232). 139 Rothe Erde – Mittelfristig realisierbare Vorhaben Als mittelfristig realisierbar sind nach Ansicht des Quartiersmanagements Aachen-Ost/Rothe Erde die folgenden Bedarfe für Rothe Erde einzuschätzen. Kinderflohmarkt Das Interesse an der Umsetzung eines Stadtteilflohmarktes sollte in einer Abfrage in den Kindertagesstätten sowie in der Grundschule oder im Kinder- und Jugendzentrum Barbarastraße eruiert werden. Hierzu wäre die Gründung einer kleinen Arbeitsgruppe zur Organisation sinnvoll. Grünflächen im Quartier Ähnlich wie im Ostviertel könnten Einrichtungen wie das Kinder- und Jugendzentrum Barbarastraße oder die Obdachlosenunterkunft Weißwasserstraße angesprochen werden, ob in Kooperation mit dem Stadtbetrieb Interesse an der Bewirtschaftung städtischer Flächen im Quartier besteht. Verunreinigung im Quartier Der Aachener Stadtbetrieb ist regelmäßig im Stadtteil vor Ort. Das Quartiersmanagement kann versuchen, eine Erhöhung der Säuberungsfrequenzen durch die Mitarbeiter zu erreichen. Außerdem wäre in einigen Straßenzügen das Aufstellen zusätzlicher Mülleimer hilfreich. Postfiliale Ein Kontakt zu den vorhandenen Kioskbetreibern auf der Hüttenstraße könnte klären, ob die Einrichtung eines Shop-in-Shops der Post für sie interessant wäre. Erhalt der Grundschule Barbarastraße Die Problematik der geringen Schülerzahlen ist sehr komplex und nach Einschätzung der Schulleitung nicht ausschließlich in der Umnutzung der Turnhalle begründet. Für ein besseres Verständnis der Sachlage und aller vorhandenen Perspektiven regt das Quartiersmanagement den direkten Austausch mit der Schulleitung an, da eine Bürgerbewegung ohne die Einbindung der Schule nicht zielführend ist. Auch sollten die Kooperationsbeziehungen zwischen Kindertagesstätten und Schule verbessert werden. Einrichtung eines Stadtteil-Müttercafés Eine Anbindung an eine Kindertagesstätte oder an ein Elterncafé ist denkbar. Schaffung von Kommunikationsmöglichkeiten Die Einrichtung eines Treffpunktes, der allen Altersgruppen offenen steht, ist nur langfristig und mit zusätzlichem finanziellem Aufwand zu erreichen. In diesem Zusammenhang könnte auch ein integrativer/ Inklusiver Cafébetrieb eingerichtet werden. Rothe Erde – Nicht realisierbare Vorhaben Auf die folgenden Wünsche der Stadtteilkonferenz sieht das Quartiersmanagement bezüglich ihrer Umsetzung keine Einflussmöglichkeit, da sie privatwirtschaftlich betrieben werden. Zudem ist zu berücksichtigen, dass Rothe Erde mit knapp 2.600 Einwohnern (2014) relativ klein ist und hier somit nur wenige potenzielle Kunden leben. Ausweitung der Versorgungs-Infrastruktur • Gesundheitsdienste (Apotheke, Drogerie, Fachärzte wie Augenarzt, Gynäkologe) • Geschäfte zur Deckung des täglichen Bedarfs • „Tante Emma-Laden“ als Stadtteilladen • Einrichtung eines Wochenmarktes Insgesamt ist festzuhalten, dass der Bereich Aachen-Ost/Rothe Erde gut aufgestellt ist, um soziale Entwicklungen im Quartier zu begleiten und mitzugestalten. Die inzwischen erfolgte Einrichtung des Quartiersmanagements dürfte dabei eine wertvolle Hilfe sein. 140 5. Quartiersanalysen 5.6 Forst/Driescher Hof (Lebensräume 351, 352, 371, 372) 5.6.1 Einführung Unter sozialplanerischen Gesichtspunkten setzt sich das Quartier Forst/Driescher Hof aus insgesamt vier 4 Lebensräume bilden das Quartier Forst/Driescher Hof Lebensräumen zusammen: Schönforst (Lebensraum 351), Altforst (352), Obere Trierer Straße (371) und Driescher Hof (372, Abb. 69). Eine Besonderheit des Quartiers besteht darin, dass es durch zwei große Verkehrsachsen durchschnitten wird: Den Außenring (Adenauerallee und Madrider Ring) sowie die Trierer Straße. Beide Achsen haben bis heute verhindert, dass sich ein einheitliches Zusammengehörigkeits- Wesentliches Merkmal: Zerschneidung durch Verkehrsachsen gefühl zum gesamten Quartier entwickelt hat. Das gilt vor allem für den Bereich Obere Trierer Straße (371), der sich beidseitig dieser Achse erstreckt, während sich Schönforst (351), Altforst (352) und der Driescher Hof (372) innerhalb des Achsenkreuzes eher als Einheiten empfinden und jeweils individuelle Züge zeigen. Verschiedene Aktivitäten der Abbildung 69: Stadtteilkonferenz zielen aber darauf ab, das Lebensräume in Forst/Driescher Hof Miteinander zu stärken1. 351 5.6.2 Sozialstruktur Die Unterschiede zwischen den Lebensräumen lassen sich anhand der Anteile derjenigen Haushalte, die Leistungen nach dem SGB II (Hartz IV) erhalten, deutlich erkennen (Abb. 70). Danach steht die Obere Trierer Straße mit ihren Geschäften entlang dieser Achse vergleichsweise gut da2. Dies hat aber trotzdem nicht dazu geführt, dass der Lebensraum bei Betrachtung aller in der Faktorenanalyse berücksichtigten Indikatoren in einen höheren Stadtvierteltyp gefallen wäre3. Die Obere Trierer Straße gehört wie auch die anderen Lebensräume in diesem Quartier zu Stadtvierteltyp 4. 352 372 Heterogene Sozialstruktur im Quartier Forst/Driescher Hof 371 30 Abbildung 70: 25 Bedarfsgemeinschaften nach Lebensräumen von Forst/Driescher Hof (%) 20 2007 2009 15 2011 2013 10 5 0 Schönforst Altforst Obere Trierer Sraße Driescher Hof Als problematischer erscheinen dagegen Schönforst und Driescher Hof, in denen sich die Gesamtsituation seit 2007 weiterhin verschlechtert hat. 19 1 Vgl. Kap. 5.6.3 2 Ein vergleichbares Phänomen lässt sich in Aachen-Ost/Rothe Erde entlang des Adalbertsteinwegs beobachten. Vgl. Kap. 5.5.2 3 Vgl. Kap. 4.2.2 und Abb. 28 141 Aufgrund der Tatsache, dass alle vier Lebensräume zum Stadtvierteltyp 4 gehören, wird im Folgenden das gesamte Quartier als Einheit betrachtet. Am 31.12.2014 lebten in diesem Bereich 20.950 Menschen1. Neben dem Kronenberg weist der Bereich Forst/Driescher Hof von allen analysierten Quartieren mit besonderem Handlungsbedarf die niedrigsten Werte zur Kinderarmut auf (Kronenberg: 33 %; Forst/Drie­ scher Hof: 34 %, Abb. 71). Bemerkenswert ist dabei nicht nur ein beständiger Rückgang der Anteile der Sozialgeldempfänger seit 2007, sondern gleichzeitig eine immer stärkere Angleichung an die Aachener Mittelwerte. Das Thema Kinderarmut befindet sich damit in beschränktem Umfang auf dem Rückzug, wenn auch nicht übersehen werden darf, dass immer noch jedes dritte Kind Sozialgeld erhält. Kinderarmut präsent, jedoch bemerkenswerterweise im Rückgang begriffen Abbildung 71: Sozialgeldempfänger im Bereich Forst/Driescher Hof und in Aachen insgesamt (%) 50 40 Forst/Driescher Hof insg. 30 Aachen insg. 20 10 0 2007 2009 2011 2013 Diese Entwicklung überrascht insofern, als die Anteile der Haushalte, die Leistungen nach dem SGB II (Hartz IV) erhalten, umgekehrt leicht gestiegen sind, wohingegen im gesamtstädtischen Mittel umgekehrt eine Abnahme zu verzeichnen ist (Abb. 72). Normalerweise ist davon auszugehen, dass eine Zunahme von Hartz IV-Empfängern auch eine Zunahme der Sozialgeldempfänger bedeutet. Eine Erklärung hierfür dürfte sein, dass es im Quartier eine Vielzahl von hilfebedürftigen Einzelpersonen gibt, die als Ein-Personen-Haushalte nicht in einer Haushaltsgemeinschaft leben und lediglich für sich Leistungen nach dem SGB II erhalten. Bedeutung von Leistungen nach SGB II leicht gestiegen Abbildung 72: Bedarfsgemeinschaften im Bereich Forst/Driescher Hof und in Aachen insgesamt (%) 20 15 Forst/Driescher Hof insg. Aachen insg. 10 5 0 2007 2009 2011 1 Schönforst: 3.429 Einwohner; Altforst: 4.175; Obere Trierer Straße: 7.989; Driescher Hof: 5.300. 142 2013 5. Quartiersanalysen Der Anteil der Personen, die über einen ausländischen Pass verfügen, ist seit 2007 leicht gestiegen (Abb. 73). Die Entwicklung entspricht in etwa derjenigen von Aachen insgesamt, wenn auch die Werte jeweils knapp 5 Prozentpunkte höher liegen. Abbildung 73: Passausländer im Bereich Forst/Driescher Hof und in Aachen insgesamt (%) 20 15 Forst/Driescher Hof insg. Aachen insg. 10 5 0 2007 2009 2011 2013 Abbildung 74: Nicht Deutsch als Muttersprache im Bereich Forst/Driescher Hof und in Aachen insgesamt (%) 80 70 60 Forst/Driescher Hof insg. 50 Aachen insg. 40 30 20 10 0 2007 23 2009 2011 2013 Bezüglich der Migrantenfamilien, in denen im Alltag nicht Deutsch gesprochen wird, ergibt sich ein anderes Bild (Abb. 74). Hier erfolgte zwischen 2007 und 2009 ein sprunghafter Anstieg um 18 Prozentpunkte auf insgesamt 62 %. Dieser Wert ist in den folgenden Erhebungsjahren in etwa gleich geblieben. Diese unterschiedliche Entwicklung zwischen Passausländern und Familien, in denen nicht Deutsch als Muttersprache gesprochen wird, lässt vermuten, dass im Bereich Forst/Driescher Hof eine Vielzahl von Spätaussiedlern eine Wohnung gefunden hat. Bestätigt wird diese Vermutung durch die Stadtteilkonferenz Forst/Driescher Hof, die bereits bei ihrer Gründung im Jahre 1989 dieses Thema als eines mit besonderem Handlungsbedarf benannt hat1. Das gilt in erster Linie für den Driescher Hof, in dem 85 % der im Rahmen der Schuleingangsuntersuchungen 2013 befragten Familien angaben, eine andere Sprache als Deutsch als Muttersprache zu gebrauchen2. Kulturelle Diversität im Quartier: Konzentration von Spätaussiedlern 1 Vgl. Kap. 5.6.3 2 In den übrigen Teilbereichen betrug der Anteil im Mittel nur zwischen 48 % und 64 %. Inzwischen leben auf dem Driescher Hof aber auch zunehmend Kinder türkischsprachiger Eltern. 143 Diese Verhältnisse machen sich auch beim Förderbedarf der einzuschulenden Kinder bemerkbar (Abb. Überdurchschnittlicher Förderbedarf 75). Im Gegensatz zur gesamtstädtischen Entwicklung nimmt dieser in Forst/Driescher Hof in den letzten bei Grundschulkindern Jahren leicht zu und liegt nun rund 4 Prozentpunkte über dem Mittel von Aachen. Insgesamt gehört das Quartier bezüglich der Anteile der Kinder mit Förderbedarf mit zu den höchsten in Aachen. Abbildung 75: Förderbedarf im Bereich Forst/Driescher Hof und in Aachen insgesamt (%) 15 Forst/Driescher Hof insg. 10 Aachen insg. 5 0 2007 /2009 2011 /2013 Der Bereich Forst/Driescher Hof ist von seiner Bevölkerung her noch ein vergleichsweise altes Quartier: Der Aging-Index liegt in allen Erhebungsjahren unter 100, d.h. dass mehr Personen über 64 Jahren als Jugendliche unter 18 Jahren im Quartier leben (Abb. 76). Die steigenden Werte seit 2007 und der Vergleich zu Aachen insgesamt zeigen jedoch1, dass das Thema „Jugend“ allmählich an Bedeutung gewinnt. Die Obere Trierer Straße und der Driescher Hof sind davon besonders betroffen. Dem sollte in der Angebotsstruktur der Einrichtungen vor Ort Rechnung getragen werden. Im Laufe der letzten Jahre hat sich das Quartier Forst/Driescher Hof von einem Abwanderungs- zu einem Zuwanderungsgebiet entwickelt: Während es 2007 noch einen Abwanderungsüberschuss von 98 Personen gab, verzeichnete das Quartier 2013 einen Zuwanderungsüberschuss von 189 Personen. Der Trend entsprach demjenigen in der Gesamtstadt: Die Abweichung von allen Lebensräumen in Aachen betrug bezogen auf den Wanderungssaldo nur rund 0,2 Prozentpunkte. Der Bevölkerungsumsatz2 erreichte 2013 mit rund 1.800 Personen3 einen nur halb so hohen Wert wie die Lebensräume in Aachen insgesamt. Das Quartier ist bezüglich seiner Bevölkerungsdynamik also relativ stabil. Vom Abwanderungs- zum Zuwanderungsgebiet Abbildung 76: Aging-Index im Bereich Forst/Driescher Hof und in Aachen insgesamt 100 80 Forst/Driescher Hof insg. Aachen insg. 60 40 20 0 2007 2009 2011 1 Die Differenz zu Aachen insgesamt stieg von -7,0 (2007) über +7,8 (2009 und +8,6 (2011) auf +10,8 (2013). 2 Das ist die Summe aus Zu- und Fortzügen. 3 Das entspricht 8,7 % der Gesamtbevölkerung von Forst/Driescher Hof. 144 2013 5. Quartiersanalysen Betrachtet man die Wohnorte der bei der Polizei gemeldeten Tatverdächtigen, so erreichten Forst und Driescher Hof sowohl 2008 als auch 2013 mit 3,7 % bzw. 3,2 % Werte, die über dem gesamtstädtischen Mittel von 2,8 % bzw. 2,4 % lagen. Der Abstand zu Aachen weist eine leicht abnehmende Tendenz auf. Es bestehen allerdings Unterschiede zwischen den Teilbereichen: Die höchste Belastungsintensität erreicht der Lebensraum Altforst mit 4,2 %. Bezüglich des ehrenamtlichen Engagements bleibt der Bereich unter dem gesamtstädtischen Mittel (Abb. 77). Zwar wird die generell steigende Tendenz aufgegriffen, doch profitiert die Gesamtstadt stärker von dieser Tendenz als Forst/Driescher Hof. Hier sollte nach Wegen gesucht werden, wie die Bevölkerung zu einem Mehr an bürgerschaftlichem Engagement hingeführt werden kann. Erfolgsversprechend sind bereits die ehrenamtlichen Aktivitäten, die im Zuge von Projekten erreicht und über den Stadtteilfonds finanziert wurden. Die Gewährung von Mitteln aus dem Fonds setzt ein ehrenamtliches Engagement voraus1. Zudem ist das bürgerschaftliche Engagement bei der Versorgung der im Viertel lebenden Flüchtlinge sehr ausgeprägt. Ehrenamtliches Engagement unterdurchschnittlich stark ausgeprägt Abbildung 77: Inhaber eines Ehrenamtspasses im Bereich Forst/Driescher Hof und in Aachen insgesamt (‰) 25 20 Forst/Driescher Hof insg. 15 Aachen insg. 10 5 0 2007 2009 2011 2013 1 Vgl. Kap. 2.1.4 27 145 5.6.3 Bisherige Aktivitäten Das zwischen 1960 und 1980 entstandene Neubaugebiet Driescher Hof gehört zu den Quartieren, in denen schon sehr früh, am 17.10.1989, in einer Kooperation zwischen Sozialamt und Jugendamt der Stadt Aachen eine Stadtteilkonferenz ins Leben gerufen wurde (Abb. 78). Diese bezog sich anfangs ausschließlich auf den Bereich Driescher Hof. Wie dem ersten Einladungsschreiben zu entnehmen ist, erhoffte man sich, „Impulse für die zukünftige Zusammenarbeit im Stadtteil“ zu erhalten1. Als Probleme, die sich wohlgemerkt auf die Zeit der Gründungsphase der Stadtteilkonferenz beziehen, wurden in der konstituierenden Sitzung genannt: Stadtteilkonferenz im damaligen Neubaugebiet Driescher Hof seit 1989 Themen der Stadtteilkonferenz: Integration und Zusammenleben von „Jung und Alt“ 1. Integration der Spätaussiedler • Es gibt keine Kindergarten- und Hortplätze mehr. Die Zuwanderer gehen aber davon aus, dass sie einen Platz zugesichert bekommen. • Die in der Bindung befindlichen Wohnungen des sozialen Wohnungsbaus werden vorrangig an Spätaussiedler vergeben. Das gibt „böses Blut“ im Quartier. • Sprachschwierigkeiten erschweren eine Integration. 2. Behebung des Beratungsdefizits • Mitarbeiter der verschiedenen Einrichtungen benötigen eine Beratungshilfe, wie sie die Zuwanderer erreichen können. • Es fehlt ein Austausch zwischen den Institutionen. 3. Zusammenführung von Jung und Alt • Kinder bestimmen das Bild im Quartier. Da viele Frauen berufstätig sind, werden die Kinder aber zu einer „Problemgruppe“. • Es gibt zwar Einrichtungen der Altenarbeit (zwei Altentreffs, eine Altentagesstätte). Diese arbeiten jedoch isoliert von den anderen Einrichtungen der Sozialarbeit im Quartier, insbesondere von denen der Jugendarbeit. • Ehrenamtliche sind nur schwer zu gewinnen, da viele Frauen arbeiten müssen. Stadtteilkonferenz Driescher Hof (1989) Örtliche AG Altenarbeit in Forst (1991) Stadtteilkonferenz Forst/Driescher Hof (1997) Stadtteilkonferenz Schönforst (2001) Stadtteilkonferenz Forst/Driescher Hof (2006) AK Stadtteilfonds Quartiersmanagement Stadtteilbüro (2015) 1 Einladungsschreiben vom 12.09.1989. 146 Abbildung 78: Entwicklung der quartiersbezogenen Gremien zur Stadtteilentwicklung in Forst/Driescher Hof 5. Quartiersanalysen Es wurde ein Austausch über die Aktivitäten der verschiedenen Einrichtungen vereinbart. Ein Faltblatt über die bestehenden Einrichtungen wurde angedacht. Weiterhin sollten konkrete Beispiele und die Beschreibung förderlicher und behindernder Rahmenbedingungen für die Zusammenarbeit gesammelt und dazu genutzt werden, Konzepte für neue Vorhaben und eine verbesserte Kooperation im Quartier abzuleiten. Als Basis sollte ein statistischer Überblick über die vor Ort herrschenden Verhältnisse dienen. Die Stadtteilkonferenz Driescher Hof ist in den ersten zehn Jahren im Schnitt sechsmal jährlich zusammengetreten. Eine Besonderheit besteht darin, dass die Konferenz bis heute nur eine feste, wohl aber temporäre Unterarbeitsgruppen eingerichtet hat1. Als einzige Stadtteilkonferenz hat sie ihre Organisationsstruktur mit grundlegenden Vereinbarungen über die Zusammenarbeit in einem Fachausschuss der Stadt Aachen vorgestellt2. Ausgehend von den identifizierten Problembereichen wurden als zentrale Aktivitäten diskutiert bzw. realisiert: Stadtteilkonferenz hat nur eine feste Unterarbeitsgruppe gebildet • Herausgabe von zwei Stadtteilheften (19903 und 19954) • Diskussion von Möglichkeiten einer Revitalisierung des Ladenzentrums (Bürgerzentrum, 1991/92) • Diskussion über ein Projekt „Gemeinsames Wohnen von Menschen mit und ohne Behinderung“ (1992 – 1994) • Befragung zur Erweiterung der Angebote für Jugendliche (1992) • Stellungnahmen zum geplanten Neubaugebiet „Grauenhofer Weg“ (1993, 1999) • Organisation einer Bürgerversammlung (21.10.1993) • Einrichtung einer Bürgersprechstunde5 (ca. 1995) • Mitmachzirkus als Präventionsmaßnahme für Jugendliche (1995 – 1996) und Neuauflage des Projektes (1998) • Verbesserung der Kindergarten- bzw. Hortplatzsituation (1991, 1995) • Planung und Durchführung von Projekten zur Integration von Spätaussiedlern6 (1996 – 1998) • Planung und Durchführung von Projekten zum Thema „Müll“ (1997 – 1999) • Stellungnahmen zum „Rahmenplan Forst“ (1998) Am 16.06.1997 beschloss die Stadtteilkonferenz, zukünftig nur noch viermal jährlich zu tagen. Gleichzeitig plädierte sie dafür, die Forster Seniorenberatung mit Sitz in Altforst mit in die Stadtteilkonferenz aufzunehmen. Damit wurde der Grundstein zu einer gemeinsamen Stadtteilkonferenz „Forst/Drie­ scher Hof“ gelegt und eine inhaltliche Erweiterung um das Thema „Ältere Menschen“ vorgenommen. Dagegen fühlte sich die Stadtteilkonferenz lange Zeit nicht für den Bereich „Schönforst“ zuständig7. Die Einrichtungen in diesem Bereich gründeten 2001 zunächst eine eigene Stadtteilkonferenz, die erst am 04.09.2006 mit den anderen Teilbereichen fusionierte. Erweiterungen der Stadtteilkonferenz auf Altforst und Schönforst Seit dem Jahr 2000 bildet die Information über aktuelle und geplante Aktivitäten in einzelnen vor Ort tätigen Einrichtungen einen festen Bestandteil der Sitzungen8. Weiterführende gemeinsame Themenschwerpunkte sind: • Integration von Spätaussiedlern, insbesondere Behebung von Sprachproblemen, Integration von zugewanderten älteren Menschen (2000 – 2003) • Kooperation mit der Sozialraumkonferenz des Jugendamtes (Delegationsprinzip ( 2001 bis 2004) • Drogen und Kriminalität in Driescher Hof und Schönforst (2002; zudem Angebote der Jugendgerichtshilfe 2003, Runder Tisch 2006, 2008; Wiederbesetzung der Polizeidienststelle 2012, 2014, Unsicheres Wohnen 2014) • Herausgabe von zwei weiteren Stadtteilheften (2003 – 2005 bzw. 2009 – 2011) • Kindergarten-/Hortsituation nach Ganztagsschulgesetz (2003, 2005) • Armut bei Kindern und Jugendlichen (2004, 2006, 2007) 1 Feste Arbeitsgruppe: Stadtteilfonds. Themenbezogene Arbeitsgruppen: Stadtteilhefte, Integration von Spätaussiedlern, Mitmachzirkus, Müll im Stadtviertel, Familientag, Sozialentwicklungsplan 2 Im Sozial- und Gesundheitsausschuss am 29.04.1993 3 Wir treffen uns mittendrin 4 Mein Forst 5 Sprechstunden zunächst von SKM (Sozialdienst Katholischer Männer) und ASD (Allgemeiner Sozialdienst) im Gemeindezentrum „Christus unser Friede“, seit dem 21.06.2002 in den Räumen der gewoge (Gemeinnützige Wohnungsgesellschaft) im Driescher Hof 6 Mutter-Kind-Gruppe, Jugendliche aus Kasachstan (mit Ausstellung), Infomaterial und Elternabende auch in russischer Sprache 7 Bei der Planung für ein Stadtteilfest in der Albert-Maas-Straße 1999 lehnte die Stadtteilkonferenz eine Teilnahme wegen fehlender Zuständigkeit ab und auch 2004 wurde noch keine Notwendigkeit gesehen, eine gemeinsame Stadtteilkonferenz einzurichten 8 u. a. Ferienspiele, Feste, Angebote für spezielle Zielgruppen wie Service-Wohnen ohne Umzug und kreative Angebote für ältere Menschen, Seniorentelefon, Familienpatenschaften, Streicherklasse an GGS Schönforst, Familienzentren 147 • Stadtteilcafé „Miteinander“ als Anlaufstelle und Treffpunkt im Quartier (Katholische Arbeitnehmer-Bewegung (KAB), 2003) • Bürgerversammlung (14.09.2004) mit Erläuterung der Ergebnisse einer Befragung zur Einschätzung des Stadtviertels durch die KAB • Pressekonferenz als Image-Kampagne (29.11.2004) • Konzeptentwicklung für eine „Offene Ganztagsschule“ (2006) • Möglichkeiten für die Nutzung der Räume in der Stettiner Straße 8 für soziale Angebote nach Schließung der Altentagesstätte (2006; Nutzung durch das Helene-Weber-Haus) • Organisation eines Familientages (2008) • Diskussion des Sozialentwicklungsplanes Aachen (2009 – 2010) und der Sozialkonferenz (2012) hinsichtlich ihrer Bedeutung für Forst/Driescher Hof • Einrichtung eines „Bürgerservice“ für Forst (2010; nicht realisiert) • Organisation eines gemeinsamen Stadtteilfestes (2010 – 2011 ) • Vereinbarungen über die Zusammenarbeit in der Stadtteilkonferenz (2010 – 2013) • Workshop unter fachlicher Begleitung zur Entwicklung gemeinsamer Strukturen und eines Leitbildes (2012) • Bildungserstberatung für Migranten (2012) • Stadtteilfonds (Verfahren: 2011 – 2012; Übersicht: 2014) • Ratsantrag zur Verbesserung der Situation in Forst (Stadtteilbüro, City-Service, 2014) Altenarbeit in Forst Die Arbeit mit und für ältere Menschen bildete – zunächst unabhängig von der Stadtteilkonferenz in Driescher Hof – einen eigenen Schwerpunkt in Altforst. Ausgangspunkt war im März 1991 ein Antrag der ev. Kirchengemeinde auf einen städtischen Zuschuss zur Einrichtung eines stationären Mittagstisches (sonntags) für ältere Menschen. Hierüber sollte eine Ökotrophologin finanziert werden, die am Mittagstisch Interessierte1 mit einer „vollwertigen Ernährung“ vertraut machen sollte. Eine Befragung ergab jedoch, dass die älteren Menschen eher an einem Kochen nach ihren eigenen, althergebrachten Rezepten interessiert waren. Der Antrag wurde deshalb nicht bewilligt. Ungeachtet dessen fand am 20.10.1991 ein erstes gemeinsames Essen statt. Der Antrag wurde jedoch zum Anlass genommen, eine „Örtliche Arbeitsgemeinschaft Altenarbeit in Forst“ ins Leben zu rufen, um die quartiersbezogene Altenarbeit insgesamt in den Blick zu nehmen und den Mittagstisch als ein Teilangebot zu integrieren. Am 06.11.1991 trat die Örtliche Arbeitsgemeinschaft als ein freiwilliger Zusammenschluss der im Quartier tätigen Institutionen zu einem ersten Gedankenaustausch zusammen. Es wurde das Ziel formuliert, in den Räumlichkeiten der ev. Kirchengemeinde ein „Senioren-Service-Zentrum“ zu installieren, das als Dienstleister von allen Einrichtungen der Altenarbeit im Quartier, unabhängig von deren Trägerschaft oder Angebot, in Anspruch genommen werden kann2. Eine finanzielle Förderung durch die Stadt Aachen wurde seinerzeit abgelehnt3, doch war das Land NRW bereit, das Vorhaben im Rahmen eines Modellprojektes „Erprobung von stadtteil- und gemeindenahen Beratungs- und Vermittlungsstellen für alte Menschen und deren Angehörige“ zwei Jahre lang zu fördern4. Am 01.03.1993 wurde das Beratungsbüro unter dem Namen „Forster Seniorenberatung“ offiziell eröffnet. Die Arbeit der Beratungsstelle erfolgt in enger Absprache mit der „Örtlichen Arbeitsgemeinschaft Altenarbeit in Forst“. Seit 1995 ist der Verein „Altenarbeit in Forst e.V.“ Träger der Forster Seniorenberatung, deren Mitglieder im Wesentlichen aus denjenigen der Örtlichen Arbeitsgemeinschaft bestehen5. Im Laufe der Zeit hat der Trägerverein die Aufgaben der Örtlichen Arbeitsgemeinschaft übernommen. 1 25 – 30 Personen, darunter 5 – 6, die bereit waren, bei der Vorbereitung des Essens mitzuwirken. 2 Die im Jahre 1991 von der Sozialverwaltung, Leitstelle „Älter werden in Aachen“, vorgebrachte Idee, in Aachen „Senioren-Service-Zentren“ einzurichten, wurde erst 2009 mit der Gründung der ersten Begegnungszentren und deren Bezuschussung durch die Stadt umgesetzt. Zu den Aufgaben der Begegnungszentren vgl. Kap. 2.1.5 3 Beschluss des Sozial- und Gesundheitsausschusses am 09.07.1992. 4 01.10.1992 – 31.12.1994; Fördersumme: 30.000 DM jährlich. Darüber hinaus erklärten sich die ev. Kirchengemeinde, das Diakonische Werk, der Regionale Caritasverband und das Bistum Aachen bereit, das Projekt mit insgesamt weiteren 25.000 DM zu fördern. 5 Zu den Mitgliedsorganisationen vgl. http://www.seniorenberatung-forst.de/traegerverein.html (17.10.2015) 148 Ab 1991: „Örtliche Arbeits­- gemeinschaft Altenarbeit in Forst“ Ab 1993: „Forster Seniorenberatung“ 5. Quartiersanalysen Seit Gründung des Vereins „Altenarbeit in Forst e.V.“ wurden die Angebote der Forster Seniorenberatung beständig erweitert1: • 1995 Gründung des Arbeitskreises „Ehrenamt“ • 1996 und 1998 Herausgabe der Informationsbroschüre „Wir Senioren in Forst“ • 1998 Gründung des „Vereins zur Förderung der Forster Seniorenberatung“ • 1998 Gründung des Arbeitskreises „Ambulante Hospizarbeit“ • 2000 Beginn des „Service-Wohnen ohne Umzug“ (bis 2013) • 2009 Gründung des „Treffpunktes Lebensräume“ (Demenzbetreuung) • 2010 Gründung einer Gruppe zur „Trauerbegleitung“ (St. Katharina) • 2015 Einrichtung eines ehrenamtlich organisierten, quartiersbezogenen Seniorentelefons Seit 2001 wird die Forster Seniorenberatung durch die Stadt Aachen gefördert2. Sie trug seinerzeit dabei der Tatsache Rechnung, dass die Beratungsstelle als einzige Begegnungsstätte durch eine hauptamtliche Fachkraft geleitet wurde. Seit Januar 2009 ist die Forster Seniorenberatung eines der inzwischen acht „Pluspunkt – Begegnungszentren“3, die durch die Stadt Aachen finanziell unterstützt werden4. „Forster Seniorenberatung“ wird seit 2001 durch die Stadt Aachen gefördert Stadtteilfonds Aus dem Stadtteilfonds wurden seit seiner Einrichtung die folgenden Projekte in Forst/ Driescher Hof finanziert: Förderjahr 2012 • Honorar für Moderation: Fachliche Begleitung der Stadtteilkonferenz zur Entwicklung gemeinsamer Strukturen und eines Leitbildes Förderjahr 2013 • Bürgerfest Schönforst • Integrationstreff für ältere Migranten „Ich und meine neue Heimat“ Förderjahr 2014 • Familienfest „Auf den Spuren Kaiser Karls“ • Wandmosaik „Baum des Lebens“ • Bürgerfest Mataréstraße Insgesamt wurden dafür rund 10.000 EUR zur Verfügung gestellt, 1.750 EUR jedoch aus Einnahmen zurückerstattet. 5.6.4 Bestehende Einrichtungen Die Versorgungslage in Forst und Driescher Hof ist je nach Lebensraum sehr unterschiedlich. Für Schönforst, Altforst und die Obere Trierer Straße bildet die Trierer Straße selbst die zentrale Versorgungsachse. Hier sind Geschäfte des täglichen Bedarfs, z. T. auch des periodischen Bedarfs5 zu finden. Abseits dieser Achse gibt es dagegen nur noch wenige Geschäfte6. Abseits der Trierer Straße haben dagegen eine Fülle von sozialen Einrichtungen ihren Standort7. Sie stellen Angebote für Kinder, Jugendliche, Erwachsene, Familien und Senioren zur Verfügung oder richten sich unabhängig von einer speziellen Zielgruppe an die Bürger insgesamt. 1 http://www.seniorenberatung-forst.de 2 Die jährliche Fördersumme betrug 50.000 DM zur teilweisen Abdeckung der Personal- und Betriebskosten. 3 Vgl. Stadt Aachen (Hrsg.)(2015): Älter werden in Aachen. Leitfaden für Seniorinnen und Senioren. Unter http://www.aachen.de/ de/stadt_buerger/gesellschaft_soziales/senioren/leitfaden_aelter_werden/03begegnung_kommunikation/begegnungszentren.pdf (21.09.2015) 4 Die Stadt Aachen übernimmt die Kosten für eine hauptamtliche Leitung mit einem Beschäftigungsumfang von 50 % sowie einen Sachkostenzuschuss in Höhe von 3.500 EUR. Eine Übersicht über die Begegnungszentren befindet sich unter http://www. aachen.de/DE/stadt_buerger/gesellschaft_soziales/senioren/leitfaden_aelter_werden/03begegnung_kommunikation/index.html (17.10.2017) 5 Aachen-Arkaden im Nordwesten (Bahnhof Rothe Erde) und ein Discounter mit Vollsortiment im Südosten 6 Bestätigt wird diese Einschätzung durch eine Erhebung von Geschäften und sonstigen Dienstleistern und sozialen Institutionen in Forst und Driescher Hof, die von einem ehemaligen Mitglied des Seniorenrates im März/April 2015 durchgeführt wurde. Dafür möchte ich Frau Wuropulos herzlich danken. 7 Vgl. das Stadtteilheft „Unser Forst“ aus dem Jahre 2011. 149 5.6.5 Anregungen der Stadtteilkonferenz zur Stadtteilentwicklung Im Rahmen einer Abfrage hat die Stadtteilkonferenz eine Reihe von Anregungen formuliert, die bei der weiteren Stadtteilentwicklung Berücksichtigung finden sollten1. Wünsche zu Einrichtungen mit sozialer Komponente Einen deutlichen Schwerpunkt bei den Wünschen nach zusätzlichen Einrichtungen mit sozialer Komponente bildeten Aspekte der Jugendarbeit2. Das entspricht zum einen den Herausforderungen, mit denen sich die Stadtteilkonferenz seit ihrer Gründung im Jahre 1989 konfrontiert sieht. Es ist aber weiterhin eine logische Folge der Entwicklung der Bevölkerung, die einen beständigen Anstieg der Anteile jüngerer Altersgruppen aufweist3. Wichtigstes Thema ist die Modernisierung der Spielplätze im Quartier, allen voran im Driescher Hof. Aber ebenso werden die Spielplätze in der Taubengasse sowie in der Mataréstraße genannt, die aufgewertet werden sollten. In Ergänzung dazu werden weitere Angebote für Jugendliche angeregt, insbesondere für Jugendliche ab 12 Jahren. So könnten sich die Mitglieder der Stadtteilkonferenz einen Jugendtreff (kleine offene Tür) für Altforst (Lebensraum 352) bzw. Schönforst (351) vorstellen, also in zwei Lebensräumen, von denen vor allem letzterer im sozialen Bereich erheblichen Handlungsbedarf aufweist. Unter generationsübergreifenden und interkulturellen Gesichtspunkten wird ein Treffpunkt für verschiedene Zielgruppen (nach Altersgruppen und Herkunftsregionen) genannt. In diesem Zusammenhang werden auch die Einrichtung einer Stadtteilküche4 sowie Sprachförderangebote für Kinder und Eltern aufgeführt. Speziell ältere Menschen wünschen sich ein Tagespflegehaus in Forst und Driescher Hof sowie einen Arbeitskreis, in dem die Themen Palliativversorgung, Hospizarbeit und Trauerbewältigung angesprochen werden können. Schließlich regen die Mitglieder der Stadtteilkonferenz an, ein Stadtteilbüro mit einem Quartiersmanagement einzurichten. Hier könnte auch eine Anlaufstelle für ein selbst bestimmtes bürgerschaftliches Engagement untergebracht werden. Weitere Wünsche zur Verbesserung des sozialen Miteinanders sind: • Einrichtung eines Fahrdienstes für bewegungseingeschränkte Menschen zu Veranstaltungen im Quartier • Ausdehnung der barrierefreien Wege • Organisation schneller Hilfen bei sozialen Problemen • Steigerung der Lebensqualität z. B. durch häufigere Säuberung der Grünanlagen im Quartier Wünsche bezüglich der Versorgungs-Infrastruktur Als spezielle Wünsche bezüglich einer Erweiterung der Versorgungs-Infrastruktur werden von der Stadtteilkonferenz wie folgt genannt: • Einrichtung einer Poststelle bzw. Installation von mehr Briefkästen • Verbesserung der Busanbindung über die Linie 34 am Wochenende (Schönforst) und Installation von Lichtanzeigen an den Haltestellen • Ansiedlung eines preiswerten Discounters in Driescher Hof Ziele für die Stadtteilentwicklung Die Stadtteilkonferenz sieht das Quartier durch zwei größere städtebauliche Maßnahmen vor besondere Herausforderungen gestellt: • die Bauvorhaben rund um die Aachen-Arkaden • das Neubaugebiet „Grauenhofer Weg“ 1 Die Abfrage fand während der Sitzung der Stadtteilkonferenz am 23.02.2015 statt. 2 Die Ergebnisse werden bestätigt durch Befragungen des Fachbereiches Soziales und Integration, die zwischen Januar und März 2015 durchgeführt wurden. Befragt wurden: GHS Drimborn, Familienzentrum Königsberger Straße, Kitas Stettiner Straße, Mirabilis und Arche Noah, GS Mataréstraße , GS Driescher Hof, Offene Tür D-Hof, gewoge AG, Aachener Pflegeservice, Katholischer Verein für Soziale Dienste in Aachen (SKM), Evangelische Freikirchliche Gemeinde, LebensWeGe. 3 Vgl. Kap. 5.6.2 4 Angeregt wird ein Catering für die vor Ort ansässigen Institutionen. 150 Wunsch nach sozialen Einrichtungen mit Bezug zur Jugendarbeit Spielplatzaufwertung und Angebote für Jugendliche wichtige Themen für die Zukunft Wunsch nach einem Stadtteilbüro und einem Quartiersmanagement 5. Quartiersanalysen Durch die Bauvorhaben rund um die Aachen-Arkaden werden in kurzer Zeit rund 335 neue Wohnungen entstehen1. Diese werden die Bevölkerung im Quartier rasch ansteigen lassen. Dazu wird auch eine Vielzahl von Familien mit Kindern gehören. Wie eine Befragung des Fachbereiches Soziales und Integration in den Einrichtungen vor Ort ergab2, sind bereits jetzt Kindergärten und Schulen in diesem Bereich voll ausgelastet. Während in einem der Vorhaben auch der Bau eines neuen Kindergartens vorgesehen ist, sind sich die Einrichtungsleitungen derzeit noch unklar darüber, wie dieses Mehr an Kindern insbesondere in den Schulen untergebracht werden kann. Dies stellt vor allem vor dem Hintergrund des „Auslaufens“ des katholischen Grundschulzweiges Mataréstraße und der Tatsache, dass der Montessori-Zweig der Grundschule aufgrund des besonderen pädagogischen Konzeptes Zulauf von Kindern aus dem gesamten Stadtgebiet erhält, eine besondere Herausforderung dar. Im Neubaugebiet „Grauenhofer Weg“ haben sich in den letzten Jahren rund 150 Familien angesiedelt3. Von ihrer Sozialgruppenzugehörigkeit sind sie eher einer in finanzieller Hinsicht besser gestellten Mittelschicht zuzuordnen. Der Kindergarten und vor allem die Grundschule stellen nun fest, dass diese Eltern ihre Kinder weniger in die nahe gelegenen Einrichtungen gehen lassen, sondern in ihnen angemessener erscheinende Institutionen4. Dadurch isoliert sich das Neubaugebiet, und die vorhandenen Einrichtungen werden weniger nachgefragt. Eine Durchmischung und ein Zusammenwachsen beider Teilbereiche werden dadurch gehemmt. Deshalb wird verständlich, dass ein wesentliches Ziel der Stadtteilkonferenz darin besteht, in allen Teilbereichen eine Identifikation mit dem Bereich Forst/Driescher Hof zu erreichen. Voraussetzung dafür ist, kleinräumig zu denken und das Quartier dem demografischen Wandel anzupassen. Die Identifikation mit dem Quartier wird auch als förderlich für die Partizipation und das Engagement für das Quartier gesehen. Bevölkerungszuwachs stellt Kitas und Schulen vor Probleme Wichtiges Ziel der Stadtteilkonferenz: Zusammenwachsen und Identifikation mit dem Quartier In Anbetracht der multikulturellen Zusammensetzung der Bevölkerung sowie der unterschiedlichen Expansionsphasen soll ein friedliches Zusammenleben erreicht und erhalten werden. 5.6.6 Planungen von Seiten der Stadt Planungen von Seiten der Stadt liegen für den Bereich Forst/Driescher Hof derzeit nicht vor. 5.6.7 Gesamtbewertung Der Bereich Forst/Driescher Hof ist vor die besondere Herausforderung gestellt, durch zwei Verkehrs­ achsen in zumindest vier Teilbereiche untergliedert zu sein. Dadurch wird zwar ein Zusammenwachsen des gesamten Quartiers erschwert. Doch ist die inzwischen umgesetzte Vertretung von Einrichtungen aus allen Quartieren etwa in der Stadtteilkonferenz ein Garant dafür, dass bei der Formulierung von Ideen zur Entwicklung der Lebensräume Gemeinsames ebenso wie Individuelles Berücksichtigung findet. Das Bestreben, Forst und Driescher Hof insgesamt im Auge zu behalten, zeigt sich u. a. in der extern moderierten Sitzung zur Entwicklung gemeinsamer Strukturen und eines Leitbildes sowie in der Organisation von Veranstaltungen in den verschiedenen Lebensräumen, bei der sich viele Institutionen, unabhängig von ihrem Standort, eingebracht haben. Neben dieser Entwicklung „von unten“ ist für die weitere Quartiersentwicklung das Vorhaben der Stadt vielversprechend, in Forst/Driescher Hof ein Quartiersmanagement mit Stadtteilbüro aufzubauen5. Es steht in Einklang mit dem Wunsch der Politik, dass der Weg der Sozialraumorientierung weiter gegangen werden soll und im Stadtbezirk Aachen-Mitte, insbesondere in Stadtteilen mit besonderen Herausforderungen, eine Unterstützung durch professionelle Quartiersmanager, die in einem Stadtteilbüro im Quartier verortet sind, mit Aufgaben und Ressourcen im sozialräumlichen Bereich sicher gestellt 1 230 – 250 Wohnungen im Wohnbauprojekt „Guter Freund“ mit fünfgruppigem Kindergarten und Service-Einrichtungen für ältere Menschen. Ca. 95 Wohneinheiten im Rahmen des Projektes „VILIS am Bonifatiusweg“. Berichterstattung über das Projekt unter http://www.klenkes.de/magazin/stadtgespraech/61909.endlich-bezahlbarer-wohnraum (17.20.2015) 2 Die Befragungen wurden zwischen Januar und März 2015 durchgeführt. Vgl. auch Kap. 5.6.4 3 Zum Vorhaben vgl. http://www.aachen.de/de/stadt_buerger/pdfs_stadtbuerger/ pdf_bauen_planen/architekturmesse/architekturmesse.pdf (17.10.2015) 4 U. a. nach Burtscheid. 5 Anzumerken ist, dass vor der Beantragung von Aachen-Nord als Fördergebiet für das Programm „Soziale Stadt“ auch der Preuswald und der Bereich Forst/Driescher Hof als mögliche Fördergebiete zur Diskussion standen. Während Aachen-Nord in das Programm aufgenommen wurde und im Preuswald inzwischen Quartiersmanagement und Stadtteilbüro installiert sind, unterstreicht dies noch einmal die Dringlichkeit, nun auch in diesem Quartier aktiv zu werden. 151 werden soll1. Unabhängig davon sind die von der Stadtteilkonferenz in ihrer Sitzung vom 23.02.2015 formulierten Anregungen zur Stadtteilentwicklung wie folgt einzuschätzen Mittelfristig realisierbare Vorhaben Modernisierung der Spielplätze und erweiterte Pflege von Grünflächen • Um eine Verbesserung herbeizuführen, können kurzfristig Gespräche mit dem Fachbereich Kinder, Jugend und Schule sowie mit dem Stadtbetrieb aufgenommen werden Angebote für Jugendliche ab 12 Jahren im Bereich Forst • Zunächst ist die Frage zu klären, ob und wo es geeignete Räumlichkeiten gibt, in denen ein solches Angebot untergebracht werden kann. Eine Umsetzung wäre unter Beteiligung der Jugendeinrichtung Driescher Hof oder anderer Einrichtungen der Jugendarbeit denkbar. Begegnung für verschiedene Zielgruppen • Verschiedene Projektansätze erscheinen möglich: Anlaufstelle für Familien, Erzähl-Café, Kochkurse, Tanzkurse usw.. Denkbar ist, unter Einbindung der vorhandenen sozialen Einrichtungen oder sozialer Träger entsprechende Angebote zu konzipieren und umzusetzen. Eine Verwendung von Mitteln aus dem Stadtteilfonds ist zu prüfen. Einrichtung eines Stadtteilbüros • Die Stadt Aachen hat inzwischen beschlossen, ein Quartiersmanagement und ein Stadtteilbüro in Forst/Driescher Hof einzurichten. Förderung des bürgerschaftlichen Engagements • Im Quartier gibt es bereits jetzt eine große Bereitschaft innerhalb der Bürgerschaft, sich für soziale Themen zu engagieren. So entstand etwa unter dem Eindruck des Zuzugs von Flüchtlingen u. a. das Angebot einer Privatperson, in ihren Räumlichkeiten eine ehrenamtliche Sprachförderung für Migranten zu installieren. Weiterhin wird die Versorgung der im Quartier untergebrachten Flüchtlinge mit Hilfe von Ehrenamtlichen intensiv begleitet. Unter Einbindung der sozialen Einrichtungen könnte eine Ausweitung der bestehenden Strukturen auch auf andere Teilbereiche angestrebt werden. Inklusionsprojekte • Das Thema Inklusion solle bei der Konzipierung zukünftiger Projekte stärker Berücksichtigung finden. So ließe sich ein Kochkurs im Quartier unter Einbeziehung von Schulen und Senioreneinrichtungen auch generationsübergreifend realisieren. Nicht realisierbare Vorhaben Im Unterschied zu den o. g. Wünsche werden den folgenden Vorhaben nur geringe Realisierungschancen beigemessen, zumal sie außerhalb des Verantwortungsbereiches der Verwaltung liegen: • Ansiedlung eines preiswerten Discounters auf dem Driescher Hof • Ausweitung der Busanbindung und Anbringen von Lichtanzeigen an Bushaltestellen • Eröffnung einer Postfiliale oder Anbringung zusätzlicher Briefkästen Insgesamt scheint der Bereich Forst/Driescher Hof aber auf einem guten Weg, die positiven Ansätze zur Quartiersentwicklung weiter zu verfolgen. Die Einrichtung eines Quartiersmanagements wird für einen deutlichen Entwicklungsschub sorgen. 1 Vgl.: Koalitionsvertrag CDU und SPD im Rat der Stadt Aachen 2014 – 2020. Hier insbesondere Punkt 4d 152 5. Quartiersanalysen 5.7 Vergleichende Gesamtbewertung der Quartiersanalysen Alle oben vorgestellten Lebensräume und Quartiere gehören von der Zusammensetzung ihrer Bevölkerung her zu den Vierteln mit besonderen Herausforderungen1. Logischerweise erreichen deshalb viele Indikatoren zur Beschreibung der Sozialstruktur Werte, die z. T. auf eine prekäre Situation hinweisen. Dennoch besitzt jeder dieser Räume seine eigenen Züge, zu denen auch Chancen und Potenziale gehören. Vergleich auf Basis der Sozialdaten Die Kinderarmut ist im Preuswald, aber auch in den Bereichen Feld- und Liebigstraße und Aachen-Ost/ Rothe Erde ein beherrschendes Thema (Anteile von Empfängern von Sozialgeld um 60 %). Die Entwicklung ist besonders im Preuswald besorgniserregend, da hier die Anteile kräftig steigen. Im Lebensraum Feld- und Liebigstraße sowie in Aachen-Ost/Rothe Erde nehmen sie dagegen tendenziell ab. Kinderarmut Im Unterschied dazu liegen die entsprechenden Werte auf dem Kronenberg und in Forst/Driescher Hof rund 20 Prozentpunkte niedriger. Bei den Hartz IV-Empfängern ergibt sich von der Abstufung und den Tendenzen her ein vergleichbares Bild: Anteile von 20 % bis 25% in Aachen-Ost/Rothe Erde und Feld- und Liebigstraße (Preuswald: 30 %) stehen Werte unter 20 % gegenüber, die auf dem Kronenberg und in Forst/Driescher Hof festzustellen sind. Hartz IV-Empfänger Als Wohnort von Migranten mit ausländischem Pass sticht das Ostviertel mit Rothe Erde hervor: Anteile von über 30 % werden nur hier erreicht. Sie unterstreichen die Bedeutung dieses Quartiers als traditionelles Industriegebiet in der Stadt. Es folgt mit rund 25 % der Bereich entlang der Jülicher Straße (Feldund Liebigstraße), die als zweite wichtige Ausfallstraße nach Osten führt und früher wie heute eine Reihe von Gewerbebetrieben beherbergt. Dementsprechend leben auch hier viele Arbeitsmigranten aus den ehemaligen Anwerbeländern rund um das Mittelmeer. Der Preuswald hat bei den Passausländern bisher die 25 %-Marke zwar noch nicht erreicht, doch weist auch unter diesem Gesichtspunkt die Tendenz steil nach oben. Die Zusammensetzung der Zugewanderten fällt hier jedoch anders aus: Spätaussiedler und Migranten aus Afrika südlich der Sahara prägen das Bild. Spätaussiedler leben auch vermehrt auf dem Kronenberg. Deshalb besteht hier eine extrem große Diskrepanz zwischen dem Anteil derjenigen Personen, die im Alltag vorrangig nicht Deutsch in ihrer Familie sprechen (bis zu 80 %) und den Passausländern (unter 15 %). Weiterhin charakterisiert die Zusammensetzung nach dem Alter die Lebensräume auf unterschied­ liche Weise. Aachen-Ost/Rothe Erde und besonders der Lebensraum Feld- und Liebigstraße sind junge Quartiere (Aging-Index2 2013: 105 bzw. 126), allerdings mit abnehmender Tendenz. Dagegen hat sich der Preuswald durch den Zuzug junger Familien von einem älteren (Aging-Index 2007: 80) zu einem sehr jungen Lebensraum (Aging-Index 2013: 140) entwickelt. Inzwischen ist der Preuswald der Lebensraum mit den höchsten Anteilen an Kindern unter 14 Jahren in Aachen. Hierin liegen sicherlich auch Chancen für den Lebensraum. Dagegen sind der Kronenberg und Forst/Driescher Hof (Aging-Index um 80) eher durch eine ältere Bevölkerung geprägt. Allerdings zeigt der Kronenberg deutliche Verjüngungstendenzen: 2013 wurde bereits ein Index von 97 erreicht. Das bedeutet, dass hier inzwischen nahezu ebenso viele jüngere wie ältere Menschen leben. Migration Altersstruktur 1 Vgl. Kap. 4 und insbesondere Abb. 28 2 Zum Aging-Index vgl. Kap. 3.1 153 Unterschiede bestehen schließlich bei den Inhabern eines Ehrenamtspasses. In Aachen-Ost/Rothe Erde, Forst/Driescher Hof, im Preuswald und im Bereich Feld- und Liebigstraße liegen die Anteile unter dem gesamtstädtischen Mittel, wobei die Differenzen bei -13, -4, -2 und -1 Prozentpunkten liegen. Nur auf dem Kronenberg übersteigt das institutionelle Ehrenamt den Aachener Durchschnitt. Das bedeutet aber nicht, dass es in den anderen Quartieren kein informelles, ehrenamtliches Engagement gäbe. Leider ist dieses jedoch nicht erfassbar. Auf der Basis der Daten lassen sich nun unter den fünf analysierten Quartieren drei Gruppen unterscheiden. Die erste Gruppe umfasst die Industriegebiete in Aachen-Ost/Rothe Erde und im Bereich der Feld- und Liebigstraße. Als traditionelle Arbeiterviertel erweisen sie sich zwar als solche mit besonders hohen Herausforderungen, doch befinden sich diese Quartiere gleichzeitig auf einem Weg der Konsolidierung, die durch eine allmähliche Annäherung der Sozialindikatoren an die gesamtstädtischen Werte zum Ausdruck kommt. Beide Quartiere nahmen bzw. nehmen derzeit an dem Förderprogramm „Soziale Stadt“ teil. Die zweite und dritte Gruppe bilden Quartiere mit hohen Anteilen beim Geschosswohnungsbau der 1970er Jahre. Dabei sind der Kronenberg und Forst/Driescher Hof, in der zweiten Gruppe zusammengefasst, insgesamt durch moderatere Sozialindikatoren im Vergleich zur ersten Gruppe gekennzeichnet. Die Werte liegen näher am gesamtstädtischen Mittel. Der Preuswald bildet aufgrund seiner sehr spezifischen Situation eine eigene, dritte Gruppe. Ebenfalls durch den Geschosswohnungsbau der 1970er Jahre geprägt, zeichnet diesen Lebensraum eine enorme Dynamik aus. Durch sie hat sich der Preuswald innerhalb weniger Jahre von einem unauffälligen zu einem Lebensraum mit besonderen Herausforderungen entwickelt. Die intensive Beschäftigung mit diesem Lebensraum auch von Seiten der Stadt ist deshalb sehr zu begrüßen. Inhaber eines Ehrenamtspasses Sehr unterschiedliche Züge zeigen auch die Aktivitäten, die sich – besonders seit Erscheinen des ersten Sozialentwicklungsplanes 2009 – in den Lebensräumen und Quartieren ergeben haben. Diese Entwicklung wird im Folgenden am Beispiel der Organisationsstrukturen der Stadtteilkonferenzen dargestellt. Die beiden ersten Stadtteilkonferenzen wurden um das Jahr 1990 auf dem Driescher Hof und in AachenOst gegründet. In beiden Fällen gab es unabhängig davon „Örtliche Arbeitsgemeinschaften Alten­ arbeit“, die in Teilbereichen des späteren Gesamtquartiers aktiv wurden. So bestand mehrere Jahre lang die Stadtteilkonferenz Driescher Hof neben der Örtlichen Arbeitsgemeinschaft Altenarbeit in Forst, bevor beide Akteursgruppen zur Stadtteilkonferenz Forst/Driescher Hof fusionierten. In Rothe Erde ist aus der Örtlichen Arbeitsgemeinschaft Altenarbeit in Rothe Erde/Eilendorf die Stadtteilkonferenz Rothe Erde/Eilendorf hervorgegangen. Parallel dazu ist in Aachen-Ost die Stadtteilkonferenz Aachen-Ost entstanden und erst nach rund 15 Jahren mit der benachbarten Konferenz zur gemeinsamen Stadtteilkonferenz Aachen-Ost/Rothe Erde zusammengewachsen. Entscheidend dazu beigetragen hat die Tatsache, dass sowohl Aachen-Ost als auch Rothe Erde am Förderprogramm „Soziale Stadt“ teilgenommen haben. Diese Förderphase hat zu einer starken Ausdifferenzierung der Konferenz in unterschiedliche Arbeitskreise geführt, die sich seither um spezielle Teilgebiete kümmern. Auch wenn die Programmförderung inzwischen abgeschlossen ist, erweisen sich die Impulse, die durch das Programm ausgelöst wurden, als durchaus nachhaltig. Entscheidend dürfte hierbei gewesen sein, dass nach der Förderphase im Quartier ein Stadtteilbüro mit einem Quartiersmanagement eingerichtet wurde. Vergleich auf der Basis der Organisa­ tionsstrukturen im Quartier 154 Drei Gruppen von Quartieren mit besonderen Herausforderungen 5. Quartiersanalysen Eine vergleichbare Tendenz zeigt sich im Bereich Feld- und Liebigstraße. Die Teilnahme am Förderprogramm „Soziale Stadt“ hat hier ebenso zur Gründung mehrerer Unterarbeitskreise geführt. Während in der ersten Phase (2010 – 2014) in erster Linie Projekte im Rehmviertel und seiner Umgebung gefördert wurden, liegt der räumliche Schwerpunkt in der zweiten Phase, die erst 2015 begonnen hat, im Bereich Feld- und Liebigstraße. Deshalb bleibt die weitere organisatorische Entwicklung abzuwarten. Die Einrichtung einer Dependance des Stadtteilbüros von Aachen-Nord mit einem Quartiersmanagement in der Liebigstraße dürfte auch hier der Garant für eine nachhaltige Entwicklung sein. Aufgrund der besonderen Situation im Preuswald ist diesem Lebensraum ein hohes Maß an Aufmerksamkeit und Unterstützung zuteil geworden. Die Aufmerksamkeit erregt hat in erster Linie eine Bürgerinitiative vor Ort, die immer wieder auf Defizite im Wohnungsbestand und die Veränderungen in der Bewohnerstruktur hingewiesen hat. In der Folge sind in größerem Umfang städtische Mittel in Form von Personal und Finanzmitteln hierher gelenkt worden, auch wenn der Preuswald bisher nicht in das Programm „Soziale Stadt“ aufgenommen wurde. So besteht die Stadtteilkonferenz zwar erst seit dem Jahre 2010, doch wurde bereits 2011 ein Stadtteilbüro (in Form einer Bürogemeinschaft aus mehreren Akteuren vor Ort) und ein Quartiersmanagement durch die Stadt installiert. Dadurch wurden die bestehenden Aktivitäten gebündelt und neue ins Leben gerufen, die der Entwicklung des Lebensraums förderlich sein werden. Eine solche organisatorische und finanzielle Unterstützung von außen haben die beiden verbleibenden Stadtteilkonferenzen nicht erhalten. In diesen ist das Erreichte vor allem aus den Konferenzen selbst heraus entstanden und insofern besonders wertzuschätzen. In Forst/Driescher Hof befindet sich die älteste Stadtteilkonferenz Aachens. Hier wurden bisher alle Aufgaben gemeinsam bewältigt. Das gilt auch für die organisatorischen Zusammenführungen, die im Laufe der Jahre stattgefunden haben. Begrenzender Faktor waren und sind die zeitlichen Kapazitäten, die den Akteuren vor Ort zur Verfügung stehen. Z. T. wurden temporäre Arbeitsgruppen eingerichtet, um spezielle Projekte durchzuführen. Nach der Bereitstellung des Stadtteilfonds für das Quartier – gewissermaßen als externer Impuls – ist ein erster fester Unterarbeitskreis gegründet worden. Mit der Einrichtung eines Stadtteilbüros und der Installation eines Quartiersmanagements werden sicherlich auch hier neue Impulse zur Stadtteilentwicklung gegeben und geplante Vorhaben schneller umgesetzt werden können. Dass die Stadtteilkonferenz Kronenberg bisher erst in geringerem Umfang Ziele erreichen konnte, ist darauf zurückzuführen, dass sie erst im September 2013 gegründet wurde. Die Gründung des Arbeitskreises „Schule am Kronenberg“ sowie die Aktivitäten rund um das Thema „Kommunikation“ zeigen aber die Bereitschaft, sich intensiv für den Lebensraum zu engagieren. Der Kronenberg ist der einzige Lebensraum mit besonderen Herausforderungen, in dem noch kein Quartiersmanagement installiert ist. Deshalb hat die Stadtteilkonferenz den Wunsch geäußert, auch hier die entsprechenden Schritte in die Wege zu leiten. Wie die Ausführungen gezeigt haben, besitzen die Stadtviertel mit besonderen Herausforderungen trotz ihrer einheitlichen Kategorisierung sehr unterschiedliche Ausprägungen. Deshalb müssen auch die Strategien, die zur Weiterentwicklung der Quartiere Anwendung finden sollen, an die jeweiligen Verhältnisse angepasst sein. Zudem wird deutlich, welchen Stellenwert ein Quartiersmanagement für die Stadtteilentwicklung ein­ nimmt. In den Lebensräumen und Quartieren, die über ein derartiges Angebot verfügen, sind umfangreichere Ergebnisse erzielt worden, die sich zudem in kürzerer Zeit realisieren ließen. Gleichzeitig bedeutet das Quartiersmanagement eine Entlastung der Akteure vor Ort, die durch diese Unterstützung ihre eigenen Aufgaben effektiver gestalten können. Jedes Quartier hat seine eigene Prägung und erfordert zielgenaue Strategien 155 Kontinuität, Weiterentwicklung, Inklusion, Austausch, Kooperation, Strategie, Monitoring, Einbindung der Öffentlichkeit 156 6. Empfehlungen 6. Empfehlungen Zukunft der sozialen Stadtentwicklung Analysen und Erfahrungen zeigen, dass der quartiersbezogene, basisorientierte und partizipative Ansatz der richtige Weg ist, der weiter zu entwickeln ist. Darüber hinaus gilt es, den gesamtstädtischen Blick zu schärfen und gemeinsam strategische Ziele zur Sozialentwicklung zu erarbeiten. Auf der Basis der Erfahrungen, die seit Veröffentlichung des ersten Sozialentwicklungsplanes gesammelt wurden, sowie der vorausgegangenen Ausführungen in diesem zweiten Sozialentwicklungsplan lassen sich einige Gedanken ableiten, die als Empfehlungen zur sozialen Stadtentwicklung in den kommenden fünf Jahren dienen sollen. Die vorgeschlagenen Empfehlungen beziehen sich auf die folgenden fünf Themenkomplexe: • Fortführung und Weiterentwicklung des quartiersbezogenen Ansatzes in der Sozialplanung • Aufbau einer stadt-übergreifenden Austausch-Plattform zu sozialplanerischen Fragestellungen • Erarbeitung strategischer Ziele zur Sozialentwicklung in Aachen • Aufbau eines Monitoringsystems • Weiteres Vorgehen Dabei sind die Ausführungen als Vorschläge zu werten, die als Diskussionsgrundlage und Anstoß für einen Entwicklungsprozess dienen sollen. Deren Ausgestaltung ist dann diesem Prozess vorbehalten. 6.1 Fortführung und Weiterentwicklung der quartiersbezogenen Sozial planung Der quartiersbezogene Ansatz in der gemeinwesenorientierten Arbeit und in der Sozialplanung kann in Aachen auf eine lange Tradition zurückblicken. Bereits zu Beginn der 1990er Jahre folgte die Altenplanung diesem Prinzip. Mit der Gründung der ersten Örtlichen Arbeitsgemeinschaft Altenarbeit in Rothe Erde/Eilendorf im Jahre 1990 stand nicht nur ein eng umgrenzter Raum im Fokus der Planung. Vielmehr wurde von da an auch ein konsequent basisorientierter und trägerübergreifender Ansatz verfolgt, nach dem die Institutionen und engagierten Bürger vor Ort als die Experten angesehen werden, die im Allgemeinen die lokalen Bedarfe und Herausforderungen besser kennen als eine zentrale Planungsbehörde. Im Laufe der Jahre ist dann dieses Konzept der „Planung von unten“1 auch auf die allgemeine quartiersbezogene Sozialplanung in Aachen übertragen worden. Alle derzeit bestehenden Stadtteilkonferenzen folgen diesem Prinzip. Die bisherigen Erfahrungen haben aber gezeigt, dass es sinnvoll erscheint, dieses Konzept weiterzuentwickeln und in Teilbereichen durchaus von der bisher in Aachen angewandten „reinen Lehre“ – mit Rotation bezüglich Geschäftsführung, Protokollführung und Moderation der Sitzungen unter den Mitgliedern der Konferenz2 sowie der Konzentration auf Stadtviertel mit besonderen Herausforderungen3 – abzuweichen. Weiterentwicklung des quartierbezogenen Ansatzes 1 Bottom up im Unterschied zur Planung von oben (top down). 2 Vgl. Kap. 2.1.4 3 Vgl. Kap. 4.2.2 und Abb. 28 157 6.1.1 Organisation in der Stadtteilkonferenz Ein erster Aspekt betrifft die Organisation der Stadtteilkonferenzen und die Rolle der einzelnen Mitgliedergruppen. So sind mehrere Stadtteilkonferenzen dazu übergegangen, die Moderation der Sitzungen nicht mehr von den Protokollanten der vorausgegangenen Sitzung durchführen zu lassen. Vielmehr übernimmt das Sprecherteam nun immer diese Aufgabe. Die Protokolle werden dagegen meist weiterhin rotierend von den Mitgliedern der Stadtteilkonferenz geführt. Allerdings gibt es auch diesbezüglich Ausnahmen. In einer kleineren Stadtteilkonferenz liegen inzwischen sowohl Protokollführung als auch Moderation der Sitzungen in der Hand des Sprecherteams. 6.1.2 Das Quartier als Aktionsfeld für die Inklusion Seit dem Inkrafttreten der Menschenrechtskonvention im Jahre 20081 spielt das Thema Inklusion eine zentralere Rolle. Während dabei zunächst an eine Einbindung von Menschen mit Behinderungen in den Schulen gedacht wurde2, haben sich die Stadtteilkonferenzen immer mehr mit der Aufgabe vertraut gemacht, das Quartier als den Ort aufzufassen, in dem der Gedanke der Inklusion Zielgruppen übergreifend umgesetzt und gelebt werden kann. Dabei wird die Idee der Inklusion weiter gefasst und bezieht sich nicht nur auf den Umgang mit Menschen mit Behinderungen. Vielmehr soll dafür Sorge getragen werden, dass alle benachteiligten Gruppen im Quartier gleichermaßen beteiligt werden und damit partizipieren können. Inklusion im Quartier: Bezug nehmen auf alle benachteiligten Gruppen Voraussetzung dafür ist, dass sich alle Beteiligten mehr für die jeweils anderen Gruppen öffnen als das in der Vergangenheit geschehen ist. Bezogen auf die Frage, wie Menschen mit nur eingeschränkten Teilhabemöglichkeiten eingebunden werden können, bedeutet das auf der einen Seite eine intensivere Beschäftigung und ein Erkennen der speziellen Bedarfe sowie eine engere Kooperation mit den entsprechenden Institutionen und Personen. Gleichermaßen müssen auf der anderen Seite aber auch die Einrichtungen, die mit diesen Personenkreisen arbeiten, sowie die Menschen selbst den Weg in die Quartiersarbeit finden und sich dort aktiv einbringen. Förderlich ist dabei ein Projekt, das zwischen 2013 und 2015 in drei Quartieren der Stadt Aachen durchgeführt und von der „Aktion Mensch“ unterstützt wurde3. Darin wurde die Idee verfolgt, in Quartieren mit unterschiedlichen sozioökonomischen Ausgangsbedingungen Netzwerke zu schaffen, die Menschen mit und ohne Behinderung sowie die sie vertretenden Institutionen zusammenzubringen. Ziel war es, jede Gruppe jeweils für die unterschiedlichen Bedürfnisse der anderen Gruppen zu sensibilisieren. Der Weg zu mehr Verständnis und Rücksichtnahme zwischen den betroffenen Gruppen kann darin beInklusionsgedanken ausbauen und umsetzen durch Vernetzung lokaler stehen, die Idee der lokalen Netzwerke in den bestehenden Stadtteilkonferenzen zu verankern. So sind Akteure in Aachen-Nord Vertreter des Trägerverbundes von „Wir alle“ bereits in die dortige Stadtteilkonferenz sowie in den Arbeitskreis Liebigstraße4 aufgenommen worden. Im Westparkviertel wird der umgekehrte Weg erprobt: Die durch die Netzwerkarbeit geschaffenen Kooperationsstrukturen werden bei der Gründung einer neuen Stadtteilkonferenz eingebracht. Die konstituierende Sitzung fand am 09.09.2015 statt. 1 Die Ratifizierung durch die Bundesrepublik Deutschland erfolgte im Jahre 2009. Eine Übersicht über das „Übereinkommen über die Rechte von Menschen mit Behinderung“ unter https://de.wikipedia.org/wiki/%C3%9Cbereinkommen_%C3%BCber_die_Rechte_von_Menschen_mit_Behinderungen (22.09.2015) 2 Vgl. auch Kap. 2.3.3 3 Das Projekt „Wir alle – Gemeinsam leben in der Städteregion Aachen“ wurde in der Stadt Aachen im Westparkviertel, in Burtscheid und in Aachen-Nord durchgeführt. Vgl. hierzu http://www.wir-alle-ac.de/index.php (22.09.2015) 4 Vgl. Kap. 5.3 158 6. Empfehlungen 6.1.3 Ausweitung der Förderungen auf Quartiere ohne besondere Herausforderungen Der Sozialentwicklungsplan weist in seinem Kapitel über die Gesamtbewertung der Lebensräume diejenigen Lebensräume aus, in denen auf der Basis des sozio-ökonomischen Datenmaterials ein besonderer Handlungsbedarf besteht1. Neben dem Vorhandensein einer Stadtteilkonferenz ist dies eine Voraussetzung dafür, dass in diesen Vierteln Förderungen durch den Stadtteilfonds in Anspruch genommen werden können. Es hat sich gezeigt, dass in einzelnen Lebensräumen, in denen nach dieser quantitativen Methode offensichtlich kein besonderer Handlungsbedarf besteht, trotzdem kleinere Bereiche existieren können, die sich durch soziale Problemlagen auszeichnen. Letztere werden bei einer kleinmaßstäbigen Analyse durch die Bildung von Durchschnittswerten nicht erkannt. In Zukunft sollte deshalb angedacht werden, inwieweit nicht – zusätzlich zu der Förderung von Quartieren mit besonderen Herausforderungen – auch in diesen Quartieren Mittel zur Förderung des bürgerschaftlichen Engagements entsprechend der Richtlinie für den Stadtteilfonds beantragt und bewilligt werden sollten. Voraussetzung muss aber weiterhin sein, dass eine Stadtteilkonferenz existiert, durch die sowohl die Anträge als auch die Verwendung der Mittel geprüft werden können. Quartierbezogene Förderung räumlich ausweiten 6.2 Aufbau einer stadt-übergreifenden Austausch-Plattform zu sozial­ planerischen Fragestellungen Sozialplanung ist eine Querschnittsaufgabe. Sie kann nur dann zu hinreichend guten Anregungen und Ergebnissen führen, wenn sie breit angelegt ist, d.h. die verschiedensten Akteure und deren Erfahrungen einbindet und berücksichtigt. In den vergangenen Jahren hat sich gezeigt, dass die von den verschiedenen Akteuren durchgeführten Fachplanungen z. T. bereits jetzt nach diesem Prinzip erstellt werden. Gute Beispiele dafür sind der Masterplan Aachen* 2030 oder das Innenstadtkonzept 2022 aus dem Fachbereich Stadtentwicklung und Verkehrsanalagen, die Aktivitäten rund um die Programme „Soziale Stadt“ unter Mitwirkung des Fachbereiches Wirtschaftsförderung / Euro­päische Angelegenheiten oder das „Audit familiengerechte Kommune“ aus dem Fachbereich Kinder, Jugend und Schule. Von diesem integrativen Grundgedanken geleitet ist auch der vorliegende Sozialentwicklungsplan aus dem Fachbereich Soziales und Integration, aber auch z. B. die Umsetzung des Konzeptes der Stadtteilkonferenzen im Quartier, die in besonderer Weise auf das Miteinander der verschiedenen Akteure vor Ort aufbauen. Auf der anderen Seite gibt es Fachplanungen, die mehr oder weniger isoliert voneinander erstellt und genutzt werden, obwohl daraus gewonnene Teilaspekte durchaus auch für andere Fachplanungen von Interesse sein könnten. Es sollte deshalb nach Wegen gesucht werden, wie das Wissen, das in einzelnen Fachplanungen generiert wird, möglichst vielen anderen Bereichen regelmäßig zur Verfügung gestellt werden kann. Aus Sicht der Sozialverwaltung sollte dazu die Organisationsstruktur einer Plattform gewählt werden. Dabei verbleiben die Fachplaner in ihren Organisationseinheiten, was die notwendige enge Bindung zum eigenen Fach sicherstellt. Die Plattform erlaubt aber gleichzeitig einen Austausch zwischen den Fachplanern, so dass gegenseitige Information und Abstimmungen beim weiteren Vorgehen – auch in der eigenen Organisationseinheit – möglich werden. Austausch zwischen Fachplanern durch eine Plattform intensivieren 1 Kap. 4.2.2 und Abb. 28 159 6.2.1 Teilnehmer an der Plattform Bei einer Zusammenstellung der Akteure für die vorgeschlagene Plattform sind zunächst die verschiedenen kommunalen Fachbereiche zu nennen, die sich explizit oder ergänzend mit sozialen Fragestellungen beschäftigen. In Aachen sind das in erster Linie1: Dezernat 1: Oberbürgermeister • Verwaltungsleitung (FB 01) • Bezirke (B0 – B6) Dezernat 3: Planung • Stadtentwicklung und Verkehrsanlagen (FB 61) Dezernat 4: Bildung und Kultur • Volkshochschule (E42) • Kinder, Jugend, Schule (FB 45) • Sport (FB 52) Dezernat 6: Wohnen, Soziales und Wirtschaftförderung • Wirtschaftsförderung/Europäische Angelegenheiten (FB 02) • Immobilienmanagement (FB 23) • Soziales und Integration (FB 50) • Wohnen (FB 64) Zu den wichtigsten externen Institutionen gehören: • Arbeitsgemeinschaft der Verbände der Freien Wohlfahrtspflege (mit ihren Unterabteilungen) • Gesundheitsamt der Städteregion Aachen (seit Gründung der Städteregion Aachen 2008 aus dem Aufgabenbereich der Stadt Aachen ausgegliedert) • Polizeipräsidium Aachen Die Einbindung weiterer Institutionen ist denkbar und sollte durch die Mitglieder der Plattform entschieden werden. Inhaltlich soll die Plattform als Fachforum dienen, in dem die Informationen über die jeweiligen Aktivitäten im Vordergrund stehen. Dies ermöglicht es allen Beteiligten, von den geplanten Vorhaben Kenntnis zu bekommen und ggf. mit eigenen Planungen abzustimmen. Der Austausch kann auch dazu dienen, Einblick in die Rahmenbedingungen und Arbeitsweisen der anderen Institutionen zu erhalten. Diese Sensibilisierung und das Verständnis für den Kooperationspartner haben in der Vergangenheit dazu beigetragen, die Zusammenarbeit zielgerichtet und effektiv zu gestalten. Zudem ergibt sich die Möglichkeit, im Sinne einer kollegialen Beratung2 Problemstellungen im Kollektiv zu überwinden und gemeinsame Ideen zu entwickeln. Bei der Wahl der Teilnehmer aus den einzelnen Fachbereichen erscheint es sinnvoll, die operative Ebene zu berücksichtigen. 1 Vgl. Dezernatsverteilungsplan der Stadt Aachen unter http://www.aachen.de/de/stadt_buerger/politik_verwaltung/behoerdenwegweiser/organigr/dezernatsverteilungsplan.pdf (22.09.2015) 2 Vgl. z. B. Tietze, K.-O. (2010): Wirkprozesse und personenbezogene Wirkungen von kollegialer Beratung: Theoretische Entwürfe und empirische Forschung. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden 160 6. Empfehlungen 6.2.2 Kriterien für die Arbeitsweise in der Plattform Sollen diese Akteure in einer Plattform zusammenarbeiten, sind aus Sicht der Sozialplanung einige Kriterien zu berücksichtigen. Kein Eingriff in die Fachsozialplanungen Oberste Maxime muss sein, dass eine gesamtstädtische Sozialplanung keinen Eingriff in die bestehenden Fachsozialplanungen bedeuten darf. Vielmehr ist die Plattform als eine Art Netzwerk zu werten, in dem sich die verschiedenen Akteure austauschen können ohne das Gefühl zu haben, Externe könnten in die eigenen Kompetenzen und Entscheidungsbefugnisse hineinwirken. Über den Austausch und den Abstimmungsprozess lassen sich die Besonderheiten in Ansatz und Reichweite der Fachplanungen erkennen. Dadurch wird es auf der einen Seite möglich, inhaltliche und räumliche Abgrenzungen sichtbar zu machen. Auf der anderen Seite beinhaltet dieses Vorgehen aber auch, dass die vorhandenen Schnittmengen deutlich werden, die die Basis für eine effektive Zusammenarbeit bilden. Ziel sollte sein, die Ergebnisse der Planungen in den anderen Fachbereichen unter Wahrung der Autorenschaft für die eigene Planung nutzbar machen zu können. Plattform als Netzwerk bedeutet keinen Kompetenzverlust für die einzelnen Teilnehmer Begegnung auf Augenhöhe Voraussetzung für ein Gelingen der Kooperation ist die Begegnung der Teilnehmenden auf Augenhöhe. Das bedeutet in erster Linie, dass sich die Sozialplanung in ihrer Selbstwahrnehmung nicht auf einer Ebene „über“ den Fachsozialplanungen verortet sieht und die einzelnen Fachbereiche nicht als „zuarbeitende“ Einheiten verstanden werden. Vielmehr entsteht etwas Neues dadurch, dass der Blickwinkel auf die Dinge ein anderer ist, als das in den einzelnen Fachsozialplanungen vielleicht der Fall ist. Das Besondere in der Sozialplanung liegt zum einen in der Zusammenschau der Ergebnisse aus den Fachsozialplanungen, zum anderen in dem konsequent auf den Lebensraum orientierten Ansatz. Die Begegnung auf Augenhöhe beinhaltet, dass die Federführung durch einem „primus inter pares“ wahrgenommen wird. Diese organisatorische Zusatzaufgabe könnte beim Fachbereich Soziales und Integration liegen, der damit als Dienstleister dient und die Grundlage für Information und Austausch schafft. Eine Ansiedlung auf Dezernatsebene wäre aber ebenso denkbar. Regelmäßiger Austausch in geeigneten Zeitintervallen Geklärt werden muss die Frage, in welchen Intervallen die Mitglieder der Plattform zusammentreten sollen. Insbesondere ist dabei sicherzustellen, dass der zeitliche Aufwand für die Beteiligten in einem ausgewogenen Verhältnis zum Nutzen steht, der aus dem Austausch gezogen werden kann. In diesem Zusammenhang sollte diskutiert werden, ob an jeder Sitzung immer alle mit sozialen Themen beschäftigten Fachbereiche und Institutionen teilnehmen sollen. Kriterium könnte hierbei die jeweilig zu diskutierende Fragestellung sein. Durch eine gezielte Vorauswahl ließe sich der zeitliche Aufwand minimieren. Doch ginge damit die Möglichkeit verloren, sich jeweils über alle anstehenden Aktivitäten zu informieren. Ausschlaggebend wird sein, inwieweit es gelingt, für alle erwünschten Teilnehmer attraktive Themen zu finden. 161 6.3 Erarbeitung strategischer Ziele zur Sozialentwicklung in Aachen Ohne Ziele keine Richtung keine Strategien! Die Entwicklung von strategischen Zielen zur Sozialentwicklung ist auf mehreren Ebenen notwendig. Auf gesamtstädtischer Ebene ist zu klären, welche Ziele unter Einbindung aller relevanten Akteure erreicht werden sollen. Von Bedeutung ist dabei, dass vorrangig solche Ziele definiert werden, die in der Kommune aus eigener Kraft auch erreicht werden können. Der Rahmen auf Landes- bzw. Bundesebene ist zwar zu beachten, soll bei der Zieldefinition jedoch nur eine sekundäre Rolle spielen. Ziele definieren auf verschiedenen Ebenen Eingebettet in den gesamtstädtischen Kontext sind dann fachbereichsbezogen strategische Ziele festzulegen. Sie sollten in einer Wechselbeziehung zu den gesamtstädtischen stehen. Bei der Erarbeitung strategischer Ziele sowohl auf gesamtstädtischer als auch auf fachbereichsbezogener Ebene ist der besonderen Bedeutung der Quartiere Rechnung zu tragen. Denn diesen kommt eine Schlüsselposition bei der Umsetzung der strategischen Vorgaben zu. Die spezifische Funktion, welche die Quartiere im gesamtstrategischen Kontext übernehmen kann, sollte deshalb von Anfang an Berücksichtigung finden. 6.3.1 Gesamtstädtische strategische Ziele zur Sozialentwicklung Bisher gibt es für die Stadt Aachen noch kein gesamtstrategisches Konzept, wie sich die Stadt unter sozialen Gesichtspunkten weiterentwickeln soll. Dass dies aber notwendig ist, hat sich seit Veröffentlichung des ersten Sozialentwicklungsplanes gezeigt. Hier wurden von den einzelnen Fachbereichen zwar Ziele definiert, doch fehlte deren Einordnung in ein Gesamtkonzept. Deshalb ist bei der Vorlage von Beschlussempfehlungen in Ausschüssen wiederholt von Seiten der politischen Vertretung der Wunsch geäußert worden, transparent zu machen, zur Lösung welches Themenkomplexes die zu fällende Entscheidung beitragen soll. Deshalb sollte in einer gemeinsamen Anstrengung unter Beteiligung der städtischen Fachbereiche und auch der relevanten externen Akteure wie der Arbeitsgemeinschaft der Verbände der Freien Wohlfahrtspflege, dem Gesundheitsamt der Städteregion Aachen oder dem Polizeipräsidium ein gesamtstädtisches Konzept erarbeitet werden, auf dessen Basis strategische Ziele zur Sozialentwicklung in der Stadt Aachen abgeleitet werden können. Im Unterschied zur Organisation der Austausch-Plattform bedarf es zur Begleitung eines derartigen Zielfindungsprozess einer starken Steuerung durch eine Person oder ein Kernteam. Ohne zusätzliche Ressourcen wird diese Aufgabe kaum zu bewältigen sein. Eine enge Verbindung zur Austausch-Plattform wird die Arbeit befruchten und erleichtern. Zu gegebener Zeit ist dann die Ebene der Entscheidungsträger innerhalb der Verwaltung, der externen Akteure sowie die politische Vertretung einzubinden. 6.3.2 Fachbereichsbezogene strategische Ziele Die Formulierung strategischer Ziele auf Fachbereichsebene obliegt naturgemäß den Fachbereichen selbst. Die hier getätigten Überlegungen nehmen Einfluss auf die Zieldiskussion auf gesamtstädtischer Ebene. Durch dieses Wechselspiel kann sichergestellt werden, dass strategische Ziele für den Fachbereich und strategische Ziele für die Gesamtstadt miteinander in Einklang stehen. 6.4 Aufbau eines Monitoringsystems Um die Entwicklung auf Lebensraumebene beobachten und bewerten zu können, ist ein Monitoring­ system aufzubauen. Grundlage ist die im Sinne einer Längsschnittstudie wiederholte regelmäßige Erhebung von in erster Linie quantitativen Daten, die sich auf dieselben räumlichen Einheiten beziehen. Durch den Vergleich der Ergebnisse können dann im Sinne von Zieldefinitionen Schlussfolgerungen gezogen werden. Dabei sollten die Daten so ausgewählt werden, dass sich mit ihrer Hilfe überprüfen lässt, inwieweit gesteckte Ziele auch erreicht werden. 162 Monitoringsystem ausweiten 6. Empfehlungen Für den Fachbereich Soziales und Integration besteht seit 2007 ein Monitoring, in dem für 60 Lebensräume, in die die Stadt untergliedert wurde, alle zwei Jahre 54 allgemeine Indikatoren aus den folgenden Bereichen zusammengestellt werden: • Demografische Entwicklung • Arbeit und Einkommen • Wohnen • Bildung • Gesundheit • Sicherheit • Bürgerschaftliches Engagement Sie sind im Netz hinterlegt1 und können von allen Interessierten genutzt werden. Es wäre zu begrüßen, wenn auch in anderen Fachbereichen ein derartiges Zahlenwerk aufbereitet und der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt würde. Auch hier stellt sich wieder die Frage nach dem Zusammenspiel von einem auf den Fachbereich bezogenen und einem gesamtstädtischen Monitoring. Während ersteres sehr viel mehr ins Detail geht, müsste für ein gesamtstädtisches Monitoring abgewogen werden, welches Indikatorenset aus Sicht aller Beteiligten die soziale Wirklichkeit in der Stadt hinreichend abbilden kann. 6.5 Weiteres Vorgehen Der Plan wird, wie auch bereits nach der Veröffentlichung des ersten Sozialentwicklungsplanes im Jahre 2009, nach der Verabschiedung im Verwaltungsvorstand der Stadt Aachen in den verschiedenen Ausschüssen vorgestellt und diskutiert2. Damit beginnt die zweite Planungsphase zur Sozialentwicklung in Aachen. Zweite Planungsphase: Öffentliche Diskussion der Ergebnisse In einem nächsten Schritt sollen die Ergebnisse in einer weiteren großen Sozialkonferenz mit Experten aus Verwaltung, Politik und Wohlfahrtsverbänden mit ihren Mitgliedsvereinen sowie an den Themen interessierten Fachleuten diskutiert und damit auch einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Eine wesentliche Aufgabe der Konferenz wird darin bestehen, Ziele und Maßnahmenvorschläge zu formulieren, mit denen die Entwicklung in der Stadt und insbesondere in den Quartieren vorangetrieben werden kann. Darüber hinaus sind aber auch Grundlagen für strategische Ziele zusammenzutragen, nach denen sich die Stadt unter sozialen Gesichtspunkten weiter entwickeln soll. Gemeinsame Formulierung von Zielen und Maßnahmen Diese Konferenz ist zeitnah einzuberufen. Das gilt besonders vor dem Hintergrund, dass die Akteure bei der Erstellung des Sozialentwicklungsplans eingebunden waren und dementsprechend auch ein gesteigertes Interesse daran haben, die weitere Entwicklung unmittelbar mitgestalten zu können3. Die Konferenz ist als Ausgangsimpuls für den sich anschließenden Umsetzungsprozess zu werten. Dabei ist hervorzuheben, dass die Stadt auf dieses Geben und Nehmen angewiesen ist. Denn die Sozialentwicklungsplanung lebt von der Zusammenarbeit der verschiedensten Akteure. Dieses partizipative Netzwerk ist im Laufe der Jahre zusammengewachsen und hat bewirkt, dass daraus ein vertrauensvolles und konstruktives Miteinander entstanden ist. 1 Köster, G. u. N. Wilden (2014): Sozialentwicklungsplan Stadt Aachen. Fortschreibung 2007 – 2011. Teil 2a: Tabellen nach Themen und Teil 2b: Tabellen nach Lebensräumen. Stadt Aachen (Hrsg.). Unter http://www.aachen.de/DE/stadt_buerger/gesellschaft_soziales/sozialentwicklungsplan_neu/03sozial_ep_fortschreibung/index.html (19.08.2015) Die Daten für 2013 sind in einer Sonderauswertung zusammengestellt worden. 2 Die Vorstellung im Verwaltungsvorstand erfolgte am 03.11.2015. Die Diskussion in den politischen Gremien wird im Laufe des Dezember 2015 stattfinden. 3 Zum Wunsch der Arbeitsgemeinschaft Freie Wohlfahrtspflege Aachen, die Sozialkonferenzen beizubehalten und die Verbände auch in den weiteren Entwicklungsprozess einzubinden, vgl. Kap. 7 163 Bewertung, Anregungen, Sozialkonferenzen, Prozessbegleitung, Mitwirkung der Verbände 164 7. Stellungnahme 7. Stellungnahme der Arbeitsgemeinschaft Wohlfahrtspflege Aachen Stellungnahme der Arbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege in der Stadt Aachen zum Sozialentwicklungsplan Die Arge FW begrüßt die Fortschreibung des Sozialentwicklungsplanes, mit der es aufgrund der ausgezeichneten Datenlage möglich ist, Schwerpunkte für die Verbesserung für das Leben in Aachen zu bilden. Begrüßenswert ist es, dass die Arge FW nach wie vor mit ihren Erfahrungen in die sozialpolitischen Überlegungen einbezogen wird. Sie wird sich in bewährter Weise in die Umsetzung konkreter Maßnahme einbringen. Positiv anzumerken ist besonders, dass beim zweiten Sozialentwicklungsplan aus Sicht der Arge FW viele Punkte berücksichtigt wurden, die für die Nachhaltigkeit gegenwärtiger Planungen und Entwicklungen besonders wichtig sind: • Die Konzentration auf die Lebensräume, die in der Gesamtbewertung als Viertel mit besonderen Herausforderungen klassifiziert werden, wird als positiv angesehen. Sie entspricht dem zugrundeliegenden Ansatz, Gelder gezielt in Stadtteile zu lenken, die besondere Unterstützung benötigen. Manchmal auch jenseits vorgegebener Strukturen (wie z. B. Stadtteile mit besonderem Erneuerungsbedarf, die durch Drittmittel gestützt werden). Unterstützt wird der Ansatz, dass auch Stadtteile ohne offensichtlichen Handlungsbedarf stärker in den Focus genommen werden. Bezogen auf die Innenstadt Aachen scheint es sinnvoll z. B. den Lebensraum Kaiserplatz/ Rehmviertel mit in den Blick zu nehmen – in Anbetracht der Tatsache, dass dieser Lebensraum und die Situation für die Anwohner in der Öffentlichkeit in Aachen immer wieder eine große Rolle spielt. • Die Stadtteilkonferenzen und der Bedarf für ein Quartiersmanagement entsprechen den erforderlichen Beteiligungsanforderungen der Politik und der Bürgerschaft. Ihre Implementierung braucht strukturelle Verankerung. Wichtig ist das Zusammenwirken von professionellen Mitgliedern und Ehrenamtlichen und hier auf eine ausgewogene Aufgabenteilung zu achten. Zudem sollte der Ausbau und die Sockelfinanzierung dieser Arbeit sichergestellt werden. • Der Bereich Gesundheit bleibt ein wichtiges Querschnittsthema im Sozialentwicklungsplan, das in die anderen Themen hereinwirkt, wie Sucht und Drogen oder Aussagen zur Bewegungsarmut und Übergewicht, Gesundheit von Schulneulingen oder ob sich durch die Veränderung sozialer Lebensbedingungen neue Krankheiten oder gesundheitliche Risiken ergeben. Auch wenn die Zuständigkeit der Kommune und damit auch die Gestaltungsmöglichkeit nur im geringen Umfang gegeben ist, sollte dieser Bereich dauerhaft im Sozialentwicklungsplan aufgeführt werden. • Die Ausführungen zum Ehrenamt fokussieren sich aus Sicht der Arge FW zu stark auf die Ausstellung von Ehrenamtspässen. Wie unter Punkt 3.3 ausgeführt wird damit nur ein Teil des ehrenamtlichen Engagements erfasst. Weitere Aussagen wie in dem ersten Sozialentwicklungsplan, dass in Stadtvierteln mit gewachsenen Strukturen und regem Vereinsleben eher ein ausgeprägtes ehrenamtliches Engagement zu finden ist als in der Anonymität des Zentrums finden sich hier derzeit nicht mehr. • Als fester Bestandteil im Rahmen der Sozialentwicklungsplanung sollten die Sozialkonferenzen erhalten bleiben. Bieten sie doch die Möglichkeit auf einer breiten fachlichen Basis die Sozialplanung und -entwicklung der Stadt Aachen mit zu diskutieren und zu gestalten. • Adressat der Ergebnisse ist die Politik als Auftraggeber und Entscheidungsinstanz – die Verbände und die Netzwerke vor Ort sind allerdings notwendige Kooperationspartner, gerade auch um bürgerschaftliches Engagement zu bündeln und Synergieeffekte herzustellen. Dies wird an verschiedenen Stellen betont. Die Einbindung der Arbeitsgemeinschaft der Verbände der Freien Wohlfahrtspflege und der anderen externen Akteure zur Erstellung eines gesamtstrategischen Konzepts zur Sozialentwicklung für die Stadt Aachen wird ausdrücklich unterstützt. Die weitere Planung und systematische Darstellung aller Szenarien, die sich aus den vorliegenden Daten ableiten lassen, sind notwendige Grundlage einer innovativen und nachhaltigen Entwicklung. 165 166 Anhang Verzeichnis der Abbildungen Verzeichnis der Tabellen 167 Verzeichnis der Abbildungen Abbildung 1: Abbildung 2: Abbildung 3: Abbildung 4: Abbildung 5: Abbildung 6: Abbildung 7: Abbildung 8: Abbildung 9: Abbildung 10: Abbildung 11: Abbildung 12: Abbildung 13: Abbildung 14: Abbildung 15: Abbildung 16: Abbildung 17: Abbildung 18: Abbildung 19: Abbildung 20: Abbildung 21: Abbildung 22: Abbildung 23: Abbildung 24: Abbildung 25: Abbildung 26: Abbildung 27: Abbildung 28: Abbildung 29: Abbildung 30: Abbildung 31: Abbildung 32: Abbildung 33: 168 Lebensräume in Aachen (Gesamtstadt) Lebensräume in Aachen (Innenstadt) Hierarchie der räumlichen Einheiten Lebensräume, Sozialräume und Quartiere in Aachen Stadtteilkonferenzen, Örtliche Arbeitsgemeinschaften Altenarbeit und Stadtteilbüros in Aachen (2013) Begegnungszentren in Aachen (2015) Familienzentren in Aachen (2015) Aging-Index im Lebensraum (2013 und Veränderung 2007 – 2013) Anteil der Ausländer (Staatsangehörigkeit) an der Bevölkerung im Lebensraum (2013 und Veränderung 2007 – 2013) Anteil der untersuchten Kinder mit nicht-deutscher Muttersprache an allen untersuchten Kindern im Lebensraum (2013 und Veränderung 2007 – 2013) Anteil der Wanderungssalden an der Bevölkerung im Lebensraum (2013 und Veränderung 2007 – 2013) Anteil des Bevölkerungsumsatzes an der Bevölkerung im Lebensraum (2013 und Veränderung 2007 – 2013) Anteil der Arbeitslosen (BA) an der Bevölkerung 15 – 64 Jahre im Lebensraum (2013 und Veränderung 2007 – 2013) Anteil der Bedarfsgemeinschaften nach SGB II an den Haushalten im Lebensraum (2013 und Veränderung 2007 – 2013) Anteil der Sozialgeldempfänger < 15 Jahre an den 0- bis 14-Jährigen im Lebensraum (2013 und Veränderung 2007 – 2013) Anteil der Empfänger von Leistungen nach dem SGB XII über 64 Jahre an der Bevölkerung über 64 Jahre im Lebensraum (2013 und Veränderung 2007 – 2013) Anteil der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten an der Bevölkerung 15 – 64 Jahre im Lebensraum (2013 und Veränderung 2007 – 2013) Anteil der öffentlich geförderten Wohnungen an allen Wohnungen im Lebensraum (2013 und Veränderung 2007 – 2013) Anteil der Kinder mit besonderem Förderbedarf an allen untersuchten Kinder im Lebensraum (2007 – 2013) Anteil der Eltern mit geringem Bildungsstand (Stufe 1 – 3) an allen Eltern, deren Kinder untersucht wurden, im Lebensraum (2007 – 2013) Anteil der übergewichtigen Kinder an allen untersuchten Kinder im Lebensraum (2007 – 2013) Anteil der ambulanten Hilfen zur Erziehung (Fälle) je Haushalte im Lebensraum (2013 und Veränderung 2007 – 2013) Belastungsintensität in den Lebensräumen durch Tatverdächtige im Alter von 6 und mehr Jahren insgesamt (2013 und Veränderung 2008 – 2013) Anteil der Inhaber eines Ehrenamtspasses im Alter von 20 und mehr Jahren an 20-Jährigen und Älteren im Lebensraum (2013 und Veränderung 2007 – 2013) Lage der Lebensräume im Koordinatensystem der Faktorenwerte und Zuordnung der Lebensräume zu Stadtvierteltypen 2013 Die Mittelwerte der Faktoren der Stadtvierteltypen als Abweichung vom gesamtstädtischen Mittel Mittelwerte der 11 Indikatoren für die einzelnen Stadtvierteltypen Lage der Stadtvierteltypen im Stadtgebiet (2013 und Veränderungen 2009 –2013) Veränderung der Faktorensummen 2009 bis 2013 in den Lebensräumen Lage und bauliche Struktur der Siedlung Preuswald Sozialgeldempfänger im Preuswald und in Aachen insgesamt (%) Bedarfsgemeinschaften im Preuswald und in Aachen insgesamt (%) Passausländer im Preuswald und in Aachen insgesamt (%) Anhang Abbildung 34: Abbildung 35: Abbildung 36: Abbildung 37: Abbildung 38: Abbildung 39: Abbildung 40: Abbildung 41: Abbildung 42: Abbildung 43: Abbildung 44: Abbildung 45: Abbildung 46: Abbildung 47: Abbildung 48: Abbildung 49: Abbildung 50: Abbildung 51: Abbildung 52: Abbildung 53: Abbildung 54: Abbildung 55: Abbildung 56: Abbildung 57: Abbildung 58: Abbildung 59: Abbildung 60: Abbildung 61: Abbildung 62: Abbildung 63: Abbildung 64: Abbildung 65: Abbildung 66: Abbildung 67: Abbildung 68: Abbildung 69: Abbildung 70: Abbildung 71: Abbildung 72: Abbildung 73: Abbildung 74: Abbildung 75: Abbildung 76: Abbildung 77: Abbildung 78: Nicht Deutsch als Muttersprache im Preuswald und in Aachen insgesamt (%) Aging-Index im Preuswald und in Aachen insgesamt Inhaber eines Ehrenamtspasses im Preuswald und in Aachen insgesamt (‰) Entwicklung der quartiersbezogenen Gremien zur Stadtteilentwicklung im Preuswald Planungsvorhaben im Preuswald Lage des Lebensraumes Obere Jülicher Straße (Feld- und Liebigstraße) Einkaufsverhalten der Bewohner des Bereiches Feld- und Liebigstraße Soziale und fördertechnische Zuordnung des Lebensraumes Sozialgeldempfänger im Bereich Feld- und Liebigstraße und in Aachen insgesamt (%) Bedarfsgemeinschaften im Bereich Feld- und Liebigstraße und in Aachen insgesamt (%) Nicht Deutsch als Muttersprache im Bereich Feld- und Liebigstraße und in Aachen insgesamt (%) Förderbedarf im Bereich Feld- und Liebigstraße und in Aachen insgesamt (%) Passausländer im Bereich Feld- und Liebigstraße und Aachen insgesamt (%) Aging-Index im Bereich Feld- und Liebigstraße und in Aachen insgesamt (%) Inhaber eines Ehrenamtspasses im Bereich Feld- und Liebigstraße und in Aachen insgesamt (‰) Entwicklung der quartiersbezogenen Gremien zur Stadtteilentwicklung im Bereich Feldund Liebigstraße Lebensraum Kronenberg-Rosfeld Sozialgeldempfänger auf dem Kronenberg und in Aachen insgesamt (%) Bedarfsgemeinschaften auf dem Kronenberg und in Aachen insgesamt (%) Nicht Deutsch als Muttersprache auf dem Kronenberg und in Aachen insgesamt (%) Passausländer auf dem Kronenberg und in Aachen insgesamt (%) Förderbedarf auf dem Kronenberg und in Aachen insgesamt (%) Aging-Index auf dem Kronenberg und in Aachen insgesamt Inhaber eines Ehrenamtspasses auf dem Kronenberg und in Aachen insgesamt (‰) Infrastrukturelle Ausstattung des Kronenbergs Lebensräume in Aachen-Ost/Rothe Erde Bedarfsgemeinschaften nach Lebensräumen von Aachen-Ost/Rothe Erde (%) Sozialgeldempfänger in Aachen-Ost/Rothe Erde und in Aachen insgesamt (%) Bedarfsgemeinschaften in Aachen-Ost/Rothe Erde und in Aachen insgesamt (%) Passausländer in Aachen-Ost/Rothe Erde und in Aachen insgesamt (%) Nicht Deutsch als Muttersprache in Aachen-Ost/Rothe Erde und in Aachen insgesamt (%) Förderbedarf in Aachen-Ost/Rothe Erde und in Aachen insgesamt (%) Aging-Index in Aachen-Ost/Rothe Erde und in Aachen insgesamt Inhaber eines Ehrenamtspasses in Aachen-Ost/Rothe Erde und in Aachen insgesamt (‰) Entwicklung der quartiersbezogenen Gremien zur Stadtteilentwicklung in Aachen-Ost/ Rothe Erde Lebensräume in Forst/Driescher Hof Bedarfsgemeinschaften nach Lebensräumen von Forst/Driescher Hof (%) Sozialgeldempfänger im Bereich Forst/Driescher Hof und in Aachen insgesamt (%) Bedarfsgemeinschaften im Bereich Forst/Driescher Hof und in Aachen insgesamt (%) Passausländer im Bereich Forst/Driescher Hof und in Aachen insgesamt (%) Nicht Deutsch als Muttersprache im Bereich Forst/Driescher Hof und in Aachen insgesamt (%) Förderbedarf im Bereich Forst/Driescher Hof und in Aachen insgesamt (%) Aging-Index im Bereich Forst/Driescher Hof und in Aachen insgesamt Inhaber eines Ehrenamtspasses im Bereich Forst/Driescher Hof und in Aachen insgesamt (‰) Entwicklung der quartiersbezogenen Gremien zur Stadtteilentwicklung in Forst/Drie­ scher Hof 169 Verzeichnis der Tabellen Tabelle 1: Tabelle 2: Tabelle 3: Tabelle 4: Tabelle 5: Tabelle 6: Tabelle 7: Tabelle 8: Tabelle 9: Tabelle 10: Tabelle 11: Tabelle 12: Tabelle 13: Tabelle 14: Tabelle 15: Tabelle 16: Tabelle 17: Tabelle 18: Tabelle 19: Tabelle 20: Tabelle 21: Tabelle 22: Tabelle 23: Tabelle 24: Tabelle 25: Tabelle 26: Tabelle 27: Tabelle 28: 170 Lebensräume in Aachen Unterbringung von Flüchtlingen und Aussiedlern in Aachen Unbegleitete minderjährige Flüchtlinge in Aachen Von der ambulanten Suchthilfe erreichte Personen (2007 – 2014) Entwicklung der Methadonsubstitution in Aachen (2003 – 2014) Entwicklung der Einwohnerzahl (2007 – 2014) Entwicklung des Aging-Indexes (2007 – 2013) Ausländer (Staatsangehörigkeit) (2007 – 2013) Nicht Deutsch als Muttersprache und Einwohner mit Migrationshintergrund (2007 – 2013) Wanderungssaldo und Wanderungsumsatz in Aachen (2007 – 2013) Arbeitslose (2007 – 2014) Empfänger von Leistungen nach SGB II (2007 – 2013) (Erwerbsfähige Hilfebedürftige, Hartz IV) Sozialgeldempfänger <15 Jahre (2007 – 2013) (Kinderarmut) Empfänger von Leistungen nach SGB XII an der Gesamtbevölkerung > 64 Jahre (2007 – 2013) (Altersarmut) Personen in sozialversicherungspflichtigen Beschäftigungsverhältnissen (2007 – 2014) Öffentlich geförderte Wohnungen (2007 – 2013) Förderbedarf (2007 – 2013) Zuordnung des Bildungsstandes der Eltern Bildungsstand der Eltern (2007 – 2013) Übergewichtige Kinder (2007 – 2013) Hilfen zur Erziehung (HZE) (2007 – 2012) Tatverdächtige (2008 – 2013) Tatverdächtige nach Altersgruppen (2013) Besitzer eines Ehrenamtspasses (2007 – 2013) Mittelwerte der Indikatoren für die fünf Stadtvierteltypen sowie für Aachen insgesamt Zusammensetzung der Ausländerpopulation in Aachen-Ost/Rothe Erde (Auswahl) Handlungsfelder und Anzahl der geförderten Projekte Handlungsfelder und Anteil an den Investitionen Aachen 2015 Stadt Aachen Der Oberbürgermeister Fachbereich Soziales und Integration – Sozialplanung Hackländer Straße 1, 52064 Aachen Fon: 0241 432-5009 Fax: 0241 432-5666 sozialentwicklungsplan@mail.aachen.de www.aachen.de/sozialentwicklungsplan