Daten
Kommune
Aachen
Dateiname
153884.pdf
Größe
602 kB
Erstellt
10.11.15, 12:00
Aktualisiert
06.09.18, 22:37
Stichworte
Inhalt der Datei
Der Oberbürgermeister
Vorlage
Federführende Dienststelle:
Fachbereich Finanzsteuerung
Beteiligte Dienststelle/n:
Vorlage-Nr:
Status:
AZ:
Datum:
Verfasser:
FB 20/0046/WP17
öffentlich
10.11.2015
Prüfbericht der Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen
(gpaNRW)
Überörtliche Prüfung Finanzen der Stadt Aachen im Jahr 2014
Beratungsfolge:
TOP:__
Datum
Gremium
Kompetenz
01.12.2015
FA
Kenntnisnahme
Beschlussvorschlag:
Der Finanzausschuss nimmt die Stellungnahme der Verwaltung zustimmend zur Kenntnis.
Vorlage FB 20/0046/WP17 der Stadt Aachen
Ausdruck vom: 16.11.2015
Seite: 1/3
finanzielle Auswirkungen *
Investive
Ansatz
Auswirkungen
20xx
Fortgeschriebener Ansatz
Fortgeschriebe-
Ansatz
ner Ansatz
20xx ff.
20xx
Gesamt-
Gesamtbedarf (alt)
20xx ff.
bedarf
(neu)
Einzahlungen
0
0
0
0
0
0
Auszahlungen
0
0
0
0
0
0
Ergebnis
0
0
0
0
0
0
+ Verbesserung /
-
0
0
Deckung ist gegeben/ keine
Deckung ist gegeben/ keine
ausreichende Deckung
ausreichende Deckung
vorhanden
vorhanden
Verschlechterun
g
konsumtive
Ansatz
Auswirkungen
20xx
Ertrag
Fortgeschriebener Ansatz
Fortgeschriebe-
Ansatz
ner Ansatz
20xx ff.
20xx
20xx ff.
Folgekos-
Folgekos-
ten (alt)
ten (neu)
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
Abschreibungen
0
0
0
0
0
0
Ergebnis
0
0
0
0
0
0
Personal-/
Sachaufwand
+ Verbesserung /
Verschlechterun
0
0
Deckung ist gegeben/ keine
Deckung ist gegeben/ keine
ausreichende Deckung
ausreichende Deckung
vorhanden
vorhanden
g
* Finanzielle Auswirkungen ergeben sich nicht.
Vorlage FB 20/0046/WP17 der Stadt Aachen
Ausdruck vom: 16.11.2015
Seite: 2/3
Erläuterungen:
In der Zeit von 2012 bis 2014 wurde die Stadt Aachen durch die Gemeindeprüfungsanstalt NordrheinWestfalen (gpaNRW) überörtlich geprüft. Der abschließende Prüfbericht wurde durch den Rat der
Stadt, in seiner Sitzung am 23.09.2015, an die entsprechenden Fachausschüsse verwiesen.
Den Prüfbericht für die Stadt Aachen finden Sie auf der Internetseite der gpaNRW unter folgendem
Hyperlink:
http://gpanrw.de/media/1442479248_stadt_aachen_gesamtbericht_2014_internet.pdf
Das im Prüfbericht aufgeführte strukturelle Defizit in Höhe von rd. 38 Mio. € begründet einen
nachhaltigen Konsolidierungsbedarf. Im Rahmen der notwendigen Haushaltskonsolidierung gilt es
neue Instrument, wie die verstärkte Steuerung über Ziele und Kennzahlen, zu nutzen, um zunächst
den derzeitigen Haushaltsstatus halten zu können. In diesem Zusammenhang ist im Weg der
Konnexität eine stärkere finanzielle Entlastung durch Bund und Land notwendig.
Insgesamt wird im Teilbericht Finanzen, unter Beachtung der Stellungnahme von Dez. II, die
Finanzsituation der Stadt Aachen zutreffend dargestellt.
Vorlage FB 20/0046/WP17 der Stadt Aachen
Ausdruck vom: 16.11.2015
Seite: 3/3
Stadt Aachen
Finanzen
9036
ÜBERÖRTLICHE
PRÜFUNG
Finanzen der Stadt Aachen
im Jahr 2014
Seite 1 von 37
Stadt Aachen
Finanzen
9036
INHALTSVERZEICHNIS
Finanzen
3
Inhalte, Ziele und Methodik
3
Haushaltssituation
3
Haushaltsausgleich
4
Strukturelle Haushaltssituation
6
Gesamtbetrachtung der Haushaltssituation
Haushaltswirtschaftliche Risiken
Risikoszenario
Haushaltskonsolidierung
11
14
15
16
Kommunaler Steuerungstrend
17
Beiträge
21
Gebühren
22
Steuern
22
Haushalts- und Jahresabschlussanalyse
23
Vermögenslage
23
Schulden- und Finanzlage
27
Ertragslage
32
Seite 2 von 37
Stadt Aachen
Finanzen
9036
Finanzen
Inhalte, Ziele und Methodik
Die Finanzprüfung der GPA NRW beantwortet folgende Fragen sowohl unter wirtschaftlichen
als auch unter rechtlichen Gesichtspunkten:
• Wie ist die Haushaltssituation? Inwieweit besteht ein nachhaltiger Konsolidierungsbedarf?
• Welche haushaltswirtschaftlichen Risiken gibt es?
• Welche Möglichkeiten zur Haushaltskonsolidierung gibt es?
Die GPA NRW orientiert sich hierbei an dem Ziel einer nachhaltigen Haushaltswirtschaft. Nachhaltige Haushaltswirtschaft vermeidet insbesondere den Verzehr von Eigenkapital. Sie begegnet einem grundlegenden Konsolidierungsbedarf mit geeigneten Maßnahmen und setzt sich mit
den haushaltswirtschaftlichen Risiken systematisch auseinander. Dadurch können Handlungsspielräume langfristig erhalten oder wiedererlangt werden.
Die GPA NRW hat insbesondere die vorliegenden Jahresabschlüsse und die aktuellen Haushaltsplanungen analysiert. Ergänzend beziehen wir die örtlichen Prüfberichte der Jahresabschlüsse und die vorliegenden Gesamtabschlüsse ein. Um Doppelarbeiten zu vermeiden, setzen unsere Analysen auf den Ergebnissen der örtlichen Prüfung auf. Die Rechtmäßigkeitsprüfung beschränkt sich auf wesentliche und erfahrungsgemäß fehleranfällige Positionen.
Methodisch stützt sich die Prüfung auf Kennzahlen aus dem NKF-Kennzahlenset NRW sowie
auf weitere Kennzahlen zur vertiefenden Analyse. Sie erfolgt sowohl durch Zeitreihenvergleiche
als auch durch geeignete interkommunale Vergleiche. In die Analysen bezieht die GPA NRW
die strukturellen Rahmenbedingungen ein, die sich direkt auf die Haushaltssituation auswirken
und sich im Rahmen der Prüfung identifizieren lassen. Grundlage dieses Berichtes ist die Analyse der Vermögens-, Schulden-, Ertrags- und Finanzlage.
Die Jahresabschlüsse der Stadt Aachen wurden erst verspätet vorgelegt. Die Kennzahlenwerte
der Stadt Aachen wurden daher nicht beim interkommunalen Vergleich berücksichtigt. Es erfolgt eine separate Darstellung.
Haushaltssituation
Die Haushaltssituation bestimmt den Handlungsspielraum der Kommune zur Gestaltung ihres
Leistungsangebots. Sie zeigt, ob und in welcher Intensität ein Handlungsbedarf zu einer nachhaltig ausgerichteten Haushaltskonsolidierung besteht. Die GPA NRW beurteilt die Haushaltssituation zum einen danach, ob die Kommune den gesetzlich geforderten Haushaltsausgleich
erreicht. Zum anderen fließt in die Bewertung ein, wie sich die Haushaltssituation strukturell
darstellt.
Seite 3 von 37
Stadt Aachen
Finanzen
9036
Haushaltsausgleich
Nachfolgend stellt die GPA NRW zunächst die haushaltswirtschaftlichen Rahmenbedingungen
mit der rechtlichen Haushaltssituation sowie den Jahresergebnissen einschließlich der Entwicklung der Rücklagen zusammenfassend dar.
Rechtliche Haushaltssituation
Die Stadt Aachen hat ihr Rechnungswesen zum 01.01.2008 auf das Neue Kommunale Finanzmanagement (NKF) umgestellt. Grundlage der überörtlichen Prüfung sind die Jahresabschlüsse 2008 bis 2011 sowie der geprüfte, aber noch nicht zum Zeitpunkt der Prüfung festgestellte Entwurf des Jahresabschlusses 2012.
Die Aufstellung der Jahresabschlüsse 2008 bis 2012 sowie die Prüfung der Jahresabschlüsse
2011 und 2012 erfolgten verspätet. Die gesetzlich vorgeschriebenen Inventuren wurden, bis auf
eine Inventur des beweglichen Vermögens zum 31.12.2010, nicht durchgeführt. Das örtliche
Rechnungsprüfungsamt, das die Jahresabschlussprüfungen durchgeführt hat, hat daher in seinen Prüfberichten bei verschiedenen Bilanzpositionen Zweifel an der Vollständigkeit geäußert
bzw. Klärungsbedarfe von einzelnen Sachverhalten festgestellt. Bedingt durch die Softwareumstellung auf SAP konnten Einzelkorrekturen nicht durchgeführt werden. Dies soll in den kommenden Jahresabschlüssen nachgeholt werden. In der Folge bestehen Abweichungen zwischen Haupt- und Nebenbuchhaltung, da einzelne Korrekturen manuell in der Haupt-, aber
nicht in der Nebenbuchhaltung durchgeführt wurden. Auch diese Abweichungen sollen mit der
Aufstellung der kommenden Jahresabschlüsse korrigiert werden.
Das Rechnungsprüfungsamt der Stadt Aachen hat gemäß § 101 Absatz 3 Satz 3 Nr. 1 GO für
die Jahresabschlüsse 2011 einen uneingeschränkten Bestätigungsvermerk erteilt und mit den
folgenden Hinweisen ergänzt:
• Es ist umgehend eine Inventur durchzuführen; die aufgezeigten Feststellungen insbesondere im Sachanlagevermögen (unbebaute Grundstücke und Infrastrukturvermögen)
sowie bei den Finanzanlagen sind zu korrigieren.
• Die interne Qualitätskontrolle ist zu verbessern; dazu sind kurzfristig standardisierte Prozesse, insbesondere im Bereich der Anlagenbuchhaltung, weiter zu optimieren.
• Die fehlerhafte Buchungssystematik in der Finanzrechnung ist umgehend zu korrigieren.
• Eine den Bedürfnissen angepasste Kosten- und Leistungsrechnung ist, verbunden mit
produktorientierten Zielen und Kennzahlen, einzuführen. Dadurch werden Grundlagen für
eine Planung, Steuerung und Erfolgskontrolle des jährlichen Haushaltes sowie eine Unterstützung für die Beurteilung der Wirtschaftlichkeit und Leistungsfähigkeit bei der Aufgabenerfüllung geschaffen.
Es ist beabsichtigt, den Bestätigungsvermerk für den Jahresabschluss 2012 ebenfalls uneingeschränkt zu erteilen und mit den gleichen Hinweisen zu ergänzen.
Seit 2008 schließen die Ergebnisrechnungen mit einem Fehlbetrag ab. Auch in der Planung
setzen sich die negativen Jahresergebnisse fort. Am 26. August 2014 verhängte die Stadt
Aachen eine Haushaltssperre. Ursache war ein erheblicher Einbruch bei der Gewerbesteuer.
Seite 4 von 37
Stadt Aachen
Finanzen
9036
Zwar ist die Stadt Aachen bisher aufgrund ihrer Planungen nicht verpflichtet ein Haushaltssicherungskonzept aufzustellen, die Fehlbeträge der Ergebnisrechnungen 2008 bis 2012 summieren
sich aber auf rund 146 Mio. Euro. Die Ausgleichsrücklage wurde mit dem negativen Jahresergebnis 2012 vollständig verbraucht und die allgemeine Rücklage anteilig reduziert.
Jahresergebnisse, allgemeine Rücklage und Ausgleichsrücklage in Tausend Euro (IST)
EB 2008
Jahresergebnis
2008
2009
2010
2011
2012
./.
-11.574
-32.492
-38.327
-30.426
-32.963
Höhe der allgemeinen
Rücklage*)
917.731
928.076
929.723
916.321
908.351
897.996
Höhe der Ausgleichsrücklage
135.427
123.853
91.361
53.034
22.608
0
Verringerung der allgemeinen Rücklage des
Vorjahres in Prozent
./.
Fehlbetragsquote nach
Ergebnis in Prozent
./.
keine Verringerung
1,1
keine Verringerung
keine Verringerung
3,1
3,8
keine Verringerung
1,1
3,1
3,5
*) Veränderungen der Allgemeinen Rücklage bis 2011 sind durch Korrekturen der Eröffnungsbilanz bedingt.
Das Jahresergebnis 2011 wird aufgrund von vorgenommen ergebniswirksamen Buchungen im
Zusammenhang mit der Neubewertung der Entwässerungs- und Abwasserbeseitigungsanlagen
positiv beeinflusst. Es wird damit um rund 3 Mio. Euro zu positiv ausgewiesen. Weitere Ausführungen hierzu befinden sich im Berichtsabschnitt Jahresabschlussanalyse zum Thema Vermögenslage.
Im mittelfristigen Finanzplanungszeitraum werden weiterhin Fehlbeträge ausgewiesen. Dies
führt zu einem kontinuierlichen Verzehr des Eigenkapitals.
Jahresergebnisse und Allgemeine Rücklage in Tausend Euro (PLAN)
2013
2014
2015
2016
2017
2018
Jahresergebnis
-40.647
-39.020
-39.560
-40.853
-36.574
-34.767
Höhe der allgemeinen Rücklage
857.350
818.329
778.769
737.916
701.342
666.575
Verringerung der allgemeinen Rücklage des Vorjahres
in Prozent
4,53
4,55
4,83
5,25
4,96
4,96
Fehlbetragsquote nach
Ergebnis in Prozent
4,53
4,55
4,83
5,25
4,96
4,96
Haushaltsansätze 2013/2014 und 2015 (Entwurfsfassung) sowie Daten der mittelfristigen Planung 2016 bis 2018
Seite 5 von 37
Stadt Aachen
Finanzen
9036
Der Stadt Aachen gelingt es in ihren Planungen die Fehlbetragsquote bis auf 2016 knapp unter
der Fünf-Prozent-Hürde zu halten. Aus diesem Grund ist sie aktuell nicht verpflichtet ein Haushaltssicherungskonzept aufzustellen. Der Haushaltsausgleich wird jedoch nicht erreicht.
Feststellung
Die Wiederherstellung des Haushaltsausgleichs muss oberste Priorität für das gesamtstädtische Handeln haben. Der Verbrauch an Eigenkapital ist nicht mit dem Grundsatz der intergenerativen Gerechtigkeit vereinbar.
Jahresergebnis je Einwohner in Euro 2011
Aachen
-117
Minimum
Maximum
-788
Mittelwert
-102
-310
1. Quartil
-372
2. Quartil
(Median)
-289
3. Quartil
Anzahl
Werte
-217
20
Jahresergebnis je Einwohner in Euro 2012
Aachen
-126
Minimum
Maximum
-603
-25
Mittelwert
-219
1. Quartil
-298
2. Quartil
(Median)
-187
3. Quartil
Anzahl
Werte
-119
19
Zukünftig plant die Stadt Aachen jedes Jahr mit einem Fehlbetrag von über 30 Mio. Euro.
Strukturelle Haushaltssituation
Die Kommunen sind verpflichtet, dauerhaft einen ausgeglichenen Haushalt zu erreichen. Nur
dann können sie eigene Handlungsspielräume wahren oder wiedererlangen. Die Kommunen
müssen dazu geeignete Maßnahmen finden und umsetzen. Der Umfang der Maßnahmen wird
dabei durch die Höhe des Defizits bestimmt (Konsolidierungsbedarf). Die Basis zur Ermittlung
des nachhaltigen Konsolidierungsbedarfs ist
• die aktuelle strukturelle Haushaltssituation,
• verbunden mit der voraussichtlichen Entwicklung wesentlicher haushaltswirtschaftlicher
Rahmenbedingungen im Planungszeitraum.
Strukturelles Ergebnis
Das strukturelle Ergebnis gibt wieder, von welchen Ergebnissen in Zukunft nachhaltig - unter
Annahme unveränderter Rahmenbedingungen - auszugehen ist.
Die GPA NRW definiert das strukturelle Ergebnis wie folgt: Vom Jahresergebnis 2012 werden
die Erträge und Aufwendungen bei der Gewerbesteuer, dem Finanzausgleich und der allgemeinen Umlagen abgezogen. Diese Werte ersetzen wir durch die Durchschnittswerte der letzten
drei Jahre.
Seite 6 von 37
Stadt Aachen
Finanzen
9036
Grund dafür ist folgender: Die in den Ergebnisrechnungen ausgewiesenen Jahresergebnisse
geben nur bedingt einen Hinweis auf die strukturelle Haushaltssituation. Insbesondere werden
sie oft durch stark schwankende Erträge und Aufwendungen bei der Gewerbesteuer, dem Finanzausgleich und den allgemeinen Umlagen beeinflusst.
Als Sondereffekt, der keine Auswirkung auf die strukturelle Haushaltssituation hat, sieht die
GPA NRW die Finanzierungsbeteiligung der Stadt Aachen am Stadion bzw. an Alemannia
Aachen. Diese wurde ebenfalls bereinigt.
Strukturelles Ergebnis in Tausend Euro 2012
Aachen
Jahresergebnis
Bereinigungen stark schwankender Erträge und Aufwendungen (Standardbereinigung)
-32.963
-203.961
Bereinigungen Sondereffekte
19.121
= bereinigtes Jahresergebnis
-217.803
Hinzurechnungen (Mittelwerte)
179.644
= strukturelles Ergebnis
-38.159
Feststellung
2012 weist die Stadt Aachen ein strukturelles Defizit von rund 38 Mio. Euro aus. In dieser
Höhe besteht unter der Annahme unveränderter Rahmenbedingungen eine nachhaltig zu
schließende Konsolidierungslücke.
Haushaltsplanung
Um aus dem strukturellen Ergebnis eine konkrete Zielgröße für eigene Konsolidierungsmaßnahmen der Stadt Aachen ableiten zu können, ist die weitere Entwicklung der haushaltswirtschaftlichen Rahmenbedingungen einzubeziehen. Deshalb vergleicht die GPA NRW das strukturelle Ergebnis 2012 mit dem geplanten Jahresergebnis 2018 (auf Basis des Haushaltsplanentwurfes 2015). Die Analyse soll aufzeigen,
• inwieweit sich nach dem strukturellen Ergebnis 2012 und der weiteren Haushaltsplanung
Konsolidierungsbedarfe ergeben,
• inwieweit eigene Konsolidierungsmaßnahmen zur Verbesserung des Ergebnisses beitragen,
• von welcher Entwicklung der haushaltswirtschaftlichen Rahmenbedingungen und wesentlichen Parameter die Stadt Aachen ausgeht und
• mit welchen Risiken diese Annahmen gegebenenfalls verbunden sind.
Entsprechend den Planungen der Stadt Aachen wird 2018 ein Jahresergebnis von rund -35
Mio. Euro erzielt. Dieses Ergebnis wird unter Annahme der folgenden Entwicklung erreicht:
Seite 7 von 37
Stadt Aachen
Finanzen
9036
Vergleich strukturelles Ergebnis 2012 und Planergebnis 2018 (Entwurfsfassung) – wesentliche
Veränderungen in Euro
Strukturelles Ergebnis
2012
Planergebnis 2018
Differenz
Erträge
Grundsteuer A
185.816
175.000
-10.816
Grundsteuer B
42.555.668
50.100.000
7.544.332
168.659.436
195.000.000
26.340.564
94.088.310
126.850.000
32.761.690
9.564.828
11.002.300
1.437.472
93.329.979
100.600.000
7.270.021
140.728.115
169.789.400
29.061.285
Sach- und Dienstleistungsaufwendungen
71.724.925
68.090.200
-3.634.725
Gewerbesteuerumlage und Fonds
Deutscher Einheit *)
27.312.051
27.830.800
518.749
158.234.724
174.508.000
16.273.276
Gewerbesteuer *)
Gemeindeanteil an den Gemeinschaftssteuern *)
Ausgleichsleistungen *)
Schlüsselzuweisungen *)
Aufwendungen
Personalaufwendungen
Landschaftsumlage und Umlage an
die Städteregion Aachen *)
*) beim strukturellen Ergebnis 2012 handelt es sich um die Durchschnittswerte der Jahre 2010 bis 2012
Grundsteuer A und B
2016 soll der Hebesatz für die Grundsteuer B um 30 Prozentpunkte angehoben werden. Tatsächlich erfolgte die Erhöhung schon mit Verabschiedung des endgültigen Haushaltplans 2015.
Die Steigerung der Erträge bei der Grundsteuer B ist somit realistisch.
Gewerbesteuer
Die erwarteten Erträge aus der Gewerbesteuer sind maßgeblich für die Haushaltsplanung der
Stadt Aachen und beeinflussen das Jahresergebnis in einem erheblichen Umfang.
2011 und 2012 erzielte die Stadt Aachen die höchsten Gewerbesteuererträge im Betrachtungszeitraum. Die Planung sah zunächst weiterhin Erträge auf diesem Niveau vor. Zudem wurde der
Hebesatz 2014 um 30 Prozentpunkte angehoben. Jedoch brachen die Erträge 2014 ein. Als
Folge dessen wurde Mitte des Jahres 2014 die haushaltswirtschaftliche Sperre verfügt. Im
Haushaltsplanentwurf 2015 wurde die Erwartungshaltung deutlich nach unten korrigiert. Letztendlich wird ab 2016 nur noch von einer Steigerungsrate von 1,6 Prozent ausgegangen.
Die Stadt hat somit auf den erheblichen Rückgang bei der Gewerbesteuer reagiert und ihre
Planungen entsprechend angepasst. Die Planungen für den Haushalt 2015 sind solide und
realistisch. Ein gewisses Risiko ist bei Planungen immanent. Darüber hinausgehend kann die
GPA für die folgenden Jahre keines feststellen.
Seite 8 von 37
Stadt Aachen
Finanzen
9036
Gemeindeanteil an den Gemeinschaftssteuern
Die Anteile der Stadt Aachen an der Umsatz- bzw. der Einkommenssteuer hängen unmittelbar
von der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung ab und können von der Stadt nicht gesteuert werden. Die Planungen der Stadt Aachen sind jedoch vorsichtig und konservativ. Auch ist zu berücksichtigen, dass entsprechend dem Erlass des Ministeriums für Inneres und Kommunales
vom 10. Dezember 2014 die sogenannte „Zwischenmilliarde“ als Entlastunghilfe des Bundes
bei dem Gemeindeanteil an der Umsatzsteuer eingeplant werden darf. Die höheren Erwartungshaltungen der Stadt bei dieser Ertragssituation sind daher plausibel, da sich die Entlastung bezüglich der Zwischenmilliarde hinreichend konkretisiert hat. Ein über das allgemeine
Planungsrisiko hinausgehendes Risiko sieht die GPA NRW an dieser Stelle nicht.
Schlüsselzuweisungen
Die Schlüsselzuweisungen unterliegen einer Wechselwirkung mit der Steuerkraft. Sie weisen im
Planungszeitraum eine erhebliche Steigerung auf. In den letzten Jahren werden den Kommunen jährlich neue Rekordsummen als Finanzausgleichsmasse zugewiesen. Inwieweit diese
Beträge auch zukünftig mit zusätzlichen Steigerungen erwartet werden können, bleibt abzuwarten. Grundsätzlich sind sie von der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung bzw. der Leistungsfähigkeit des Landeshaushalts abhängig. Auch die Schlüsselzuweisungen werden von der Stadt
Aachen zurückhaltend geplant, daher sieht die GPA NRW auch bei dieser Position kein besonderes Risiko.
Personalaufwendungen
Bei den Personalaufwendungen ging die Stadt Aachen 2013 und 2014 aufgrund der zum damaligen Zeitpunkt noch erwarteten Tarifabschlüsse von steigenden Aufwendungen aus. Die vorläufigen Ergebnisse der Jahre 2013 und 2014 zeigen, dass die Planansätze nicht ausgeschöpft
wurden. In dem Haushaltsplanentwurf 2015 wird mit einer Steigerungsrate von rund zwei Prozent jährlich kalkuliert. Der endgültige Haushalt berücksichtigt für 2015 bereits die Tarifergebnisse für die Entgelte der Beschäftigten. Nach Angaben der Stadt wird dann unter Berücksichtigung der beschlossenen Stellenbesetzungen von einer Steigerungsrate von jährlich einem Prozent ausgegangen. Auch der Orientierungsdatenerlass des Landes NRW geht von einer durchschnittlichen Steigerung der Personalaufwendungen von einem Prozent aus. Die Vorgaben des
Erlasses können nur eingehalten werden, wenn entsprechende Stellen reduziert werden. Jede
Tarif- oder Besoldungssteigerung birgt das Risiko einer höheren Steigerung. Die aktuellen Tarifabschlüsse für den öffentlichen Dienst bestätigen dies. Die tariflichen Lohn- und Gehaltssteigerungen werden sich nach Prognose der kommunalen Spitzenverbände auch zukünftig im
Bereich von rund drei Prozent jährlich bewegen.
Soweit sich jedoch die vorläufigen Ergebnisse der Jahre 2013 und 2014 bestätigen, sieht die
GPA NRW in den Planungen der Stadt bei den Personalaufwendungen kein über das immanent
bestehende hinausgehendes Risiko.
Seite 9 von 37
Stadt Aachen
Finanzen
9036
Sach- und Dienstleistungsaufwendungen
Bei den Sach- und Dienstleistungsaufwendungen geht die Stadt Aachen von sinkenden Aufwendungen in den folgenden Jahren aus. Lediglich 2014 war eine Steigerung eingeplant. Der
Orientierungsdatenerlass des Landes geht von einer jährlichen Steigerung von einem Prozent
aus. Selbst diese minimale Steigerung ist nur realistisch, wenn entsprechende Konsolidierungsmaßnahmen festgelegt werden, da allein die Steigerung der allgemeinen Preisindizes in
der Regel schon höher ausfällt. Dabei ist zu beachten, dass die Konsolidierungsmaßnahmen
konkret und detailliert festgelegt werden. Zwar führen auch pauschale Aufwandskürzungen,
sowie sie im Zuge einer haushaltswirtschaftlichen Sperre vorgenommen werden, zu Einsparungen. Dies zeigen insbesondere vorläufige Auswertungen der Sach- und Dienstleistungsaufwendungen für 2014. Demnach blieben die Aufwendungen rund 19 Mio. Euro unter dem geplanten
Ansatz. Langfristig gesehen ist dies jedoch kein auf Dauer gangbarer Weg. Pauschale Aufwandskürzung berücksichtigen keine Notwendigkeiten, wie sie zum Beispiel bei Instandhaltungs- und Unterhaltungsmaßnahmen gegeben sind. Verschiebungen bzw. Verzögerungen für
einen bestimmten Zeitraum sind hinnehmbar und akzeptabel. Auf lange Sicht muss jedoch ein
entsprechendes Konzept hinterlegt werden, damit die Einsparungen nicht zu einem Vermögensverzehr führen, der langfristig gesehen viel höhere Kosten bzw. Aufwendungen verursacht.
Die GPA NRW sieht daher bei den Planungen der Stadt Aachen ein Risiko, das im Risikoszenario aufgegriffen wird.
Städteregionsumlage
Für die Städteregionsumlage plant die Stadt Aachen 2015 über 169 Mio. Euro ein. Demgegenüber stehen rund 2 Mio. Euro Erträge aus der Auflösung des Aktiven Rechnungsabgrenzungsposten aus Vermögensübergängen, so dass dies zu einer Belastung von rund 167 Mio. Euro
führt. Die endgültige Belastung wird durch die Entwicklung des übertragenen Aufgabenverbundes geprägt.
Vor dem Hintergrund der besonderen Finanzierungs- und Ausgleichssystematik zwischen der
Städteregion und der Stadt Aachen kann keine abschließende Aussage über die letztlich verbindliche Ausgleichs- und Zahllast und die Entwicklung der Lasten des übertragenen Aufgabenverbundes getroffen werden.
Die weitere Entwicklung der Umlage bleibt abzuwarten. Die regionsangehörigen Kommunen
haben z.B. die Erwartung geäußert, dass Verschlechterungen des städteregionalen Haushaltes
allein durch eigene Konsolidierungsmaßnahmen der Städteregion zu begegnen sind. Inwieweit
die Städteregion diesen Erwartungen gerecht wird, kann von der Stadt Aachen nur schwer beeinflusst werden.
Im endgültigen Haushaltsplan 2015 geht die Stadt 2016 von einer Steigerung der Umlagebelastung von rund 3 Mio. Euro und 2017 von rund 4 Mio. Euro aus. 2018 wird keine Steigerung im
Vergleich zu 2017 eingeplant. Sollte die Umlagebelastung jedoch darüber hinaus steigen, führt
dieses zu einer weiteren Belastung des städtischen Haushalts, soweit nicht entsprechende
Reduzierungen des Aufgabenverbundes der Stadt festzustellen sind.
Das vorläufige Jahresergebnis 2014 zeigt, dass die Aufwendungen für die Landschaftsumlage
und die Umlage an die Städteregion rund 7 Mio. Euro über dem geplanten Ansatz lagen.
Seite 10 von 37
Stadt Aachen
Finanzen
9036
Weitere Konsolidierungsmaßnahmen
2010 hat die Stadt Aachen ein freiwilliges Haushaltssicherungskonzept aufgestellt. Dieses sah
198 Maßnahmen mit einem Gesamtvolumen von rund 10,9 Mio. Euro vor. Einschließlich des
Entwurfs der Haushaltsplanung 2015 konnten davon 4,7 Mio. Euro realisiert werden. Zukünftig
will die Stadt Aachen die Schwerpunkte der Haushaltskonsolidierung auf folgende Eckpunkte
legen:
• Zielorientierte Personalentwicklung,
• Senkung der IT-Kosten,
• Aufgaben- /Flächenkritik Gebäudemanagement,
• Reduzierung von Wettbewerbs- und Beratungskosten,
• Reduzierung der Verlustübernahme E.V.A. / Kostendeckelung ASEAG,
• Erhöhung der Zweitwohnungssteuer,
• Einführung einer Wettbürosteuer und
• Kreditoptimierung.
Empfehlung
Um den gewünschten Konsolidierungserfolg zu erzielen, müssen die Eckpunkte anhand von
Einzelmaßnahmen konkretisiert werden.
Gesamtbetrachtung der Haushaltssituation
Kennzahlen im interkommunalen Vergleich
Das NKF-Kennzahlenset NRW sowie einwohnerbezogene Kennzahlen geben einen Überblick
über die Vermögens-, Schulden-, Finanz- und Ertragslage der Kommune. Dabei erfolgt lediglich
eine Einbeziehung des Kernhaushaltes der Stadt Aachen. Die Eigenbetriebe und eigenbetriebsähnlichen Einrichtungen bleiben bei der Kennzahlenermittlung außen vor. Die GPA NRW
weist darauf hin, dass insbesondere die Kennzahlen zur Vermögenslage der Stadt Aachen aufgrund der fehlenden Inventuren und der damit einhergehenden Zweifel an der Vollständigkeit,
mit Unsicherheiten behaftet sind.
NKF-Kennzahlenset 2011
Kennzahl
Minimum
Maximum
Mittelwert
Aachen
Hauswirtschaftliche Gesamtsituation
Aufwandsdeckungsgrad
80,1
98,0
92,0
96,4
Eigenkapitalquote 1
-27,8
66,7
16,8
32,4
Eigenkapitalquote 2
-10,4
81,0
37,1
38,7
Seite 11 von 37
Stadt Aachen
Finanzen
Kennzahl
9036
Minimum
Fehlbetragsquote
Maximum
Mittelwert
Aachen
1,8
56,0
19,9
3,1
20,0
48,9
31,6
27,3
Abschreibungsintensität
3,7
11,1
6,9
2,3
Drittfinanzierungsquote
24,1
657,0
77,5
42,6
Investitionsquote
28,7
139,2
77,5
110,6
20,8
94,7
66,9
75,6
Liquidität 2. Grades
4,1
123,2
21,2
18,0
Kurzfristige Verbindlichkeitsquote
1,6
37,3
19,0
13,9
Zinslastquote
0,7
6,5
3,7
2,5
Netto-Steuerquote
25,6
58,3
39,8
41,7
Zuwendungsquote
8,9
64,7
29,3
18,2
Personalintensität
16,8
27,7
20,9
17,7
Sach- und Dienstleistungsintensität
10,3
25,6
17,5
8,9
Transferaufwandsquote
23,6
54,8
36,8
59,6
Vermögenslage
Infrastrukturquote
Finanzlage
Anlagendeckungsgrad 2
Ertragslage
Weitere Kennzahlen 2011
Kennzahl
Minimum
Maximum
Mittelwert
Aachen
Jahresergebnis je
Einwohner
-788
-102
-310
-117
Saldo aus laufender
Verwaltungstätigkeit
je Einwohner
-627
29
-160
13
Allgemeine Deckungsmittel je Einwohner
1.315
2.201
1.628
1.623
NKF-Kennzahlenset 2012
Kennzahl
Minimum
Maximum
Mittelwert
Aachen
Hauswirtschaftliche Gesamtsituation
Aufwandsdeckungsgrad
82,9
101,0
94,9
97,0
Eigenkapitalquote 1
-29,5
66,2
15,0
31,2
Eigenkapitalquote 2
-12,7
80,2
34,7
37,6
1,1
92,9
23,2
3,5
Fehlbetragsquote
Vermögenslage
Seite 12 von 37
Stadt Aachen
Finanzen
Kennzahl
9036
Minimum
Infrastrukturquote
Maximum
Mittelwert
Aachen
19,9
48,4
31,2
27,4
Abschreibungsintensität
3,9
9,8
6,7
4,1
Drittfinanzierungsquote
30,6
75,2
46,8
25,1
Investitionsquote
25,3
478,4
91,5
57,8
17,7
93,4
65,9
77,8
Liquidität 2. Grades
4,9
109,1
20,8
24,5
Kurzfristige Verbindlichkeitsquote
1,5
36,6
20,0
12,3
Zinslastquote
0,8
5,9
3,5
2,4
Netto-Steuerquote
22,8
57,9
38,7
43,3
Zuwendungsquote
9,5
66,4
29,4
19,3
Personalintensität
15,9
25,1
20,4
18,1
Sach- und Dienstleistungsintensität
10,0
26,5
17,1
9,2
Transferaufwandsquote
27,4
56,1
40,0
60,3
Finanzlage
Anlagendeckungsgrad 2
Ertragslage
Weitere Kennzahlen 2012
Kennzahl
Minimum
Maximum
Mittelwert
Aachen
Jahresergebnis je
Einwohner
-603
-25
-219
-126
Saldo aus laufender
Verwaltungstätigkeit
je Einwohner
-546
84
-82
99
Allgemeine Deckungsmittel je Einwohner
1.542
2.201
1.736
1.675
Die Kennzahlenwerte der Stadt Aachen sind aufgrund der verspäteten Erstellung der Jahresabschlüsse nicht in den interkommunalen Vergleich eingeflossen. Darüber hinaus sind insbesondere die Kennzahlen zur Vermögenslage aufgrund der Hinweise zu den Bestätigungsvermerken
und den noch vorzunehmende Korrekturen kritisch zu hinterfragen.
Die Ist-Situation stellt sich insgesamt wie folgt dar:
• Das NKF wurde zum 1. Januar 2008 eingeführt.
• Die Ausgleichsrücklage wurde 2012 vollständig verbraucht. Von 2008 bis 2012 erfolgte
ein Eigenkapitalverzehr in Höhe von rund 146 Mio. Euro.
• Das Jahresergebnis 2011 wird aufgrund eines Bilanzierungsfehlers um rund 3 Mio. Euro
zu positiv ausgewiesen.
Seite 13 von 37
Stadt Aachen
Finanzen
9036
• Eine Inventur wurde bisher nicht durchgeführt. Die Vollständigkeit der Vermögensgegenstände ist daher vermutlich nicht gegeben.
• Der Bedarf an Liquiditätskrediten steigt im Zeitverlauf aufgrund mangelnder Selbstfinanzierungskraft.
• Es besteht ein nachhaltiger Konsolidierungsbedarf laut strukturellem Ergebnis 2012 von
38 Mio. Euro.
• Das Jahresergebnis je Einwohner in 2012 liegt im interkommunalen Vergleich deutlich
über dem Mittelwert. Im Vergleich der kreisfreien Städte ist damit die Pro-Kopf-Belastung
je Einwohner in Aachen aus dem entstandenen Fehlbetrag durchschnittlich geringer.
• Der Haushaltsausgleich wird auch zukünftig nicht erzielt; die Verpflichtung zur Aufstellung
eines Haushaltssicherungskonzeptes besteht jedoch nicht.
• Bis 2018 summieren sich die Fehlbeträge voraussichtlich auf rd. 377 Mio. Euro.
• Die Konsolidierungsbemühungen der Stadt reichen nicht zum Haushaltsausgleich aus.
Bei gleichbleibenden Jahresfehbeträgen reicht das Eigenkapital noch bis zum Jahr 2039.
• Die Stadt Aachen plant keinen Schuldenabbau.
• Es erfolgt eine vorsichtige Haushaltsplanung auf der Ertragsseite mit abschätzbaren Risiken.
• Insbesondere bei den Aufwendungen für Sach- und Dienstleistungen bestehen Risiken
in der Haushaltsplanung.
• Der kommunale Steuerungstrend zeigt einen negativen Verlauf.
KIWI-Bewertung
Die GPA NRW bewertet die Haushaltssituation der Stadt Aachen mit dem Index 3.
Haushaltswirtschaftliche Risiken
Haushaltswirtschaftlichen Risiken zu erkennen und mit ihnen umzugehen sind wesentliche Bestandteile der Haushaltssteuerung.
Seite 14 von 37
Stadt Aachen
Finanzen
9036
Risiken im Überblick
Fundstelle
(Berichtsabschnitt)
Risiken
Sach- und Dienstleistungsaufwendungen
Strukturelle Haushaltssituation
Risikoszenario
Das „Risikoszenario“ zeigt, welche Auswirkungen Abweichungen von den Plandaten auf die
zukünftigen Jahresergebnisse haben könnten.
Die GPA NRW möchte die Kommunen für haushaltswirtschaftliche Risiken sensibilisieren. Das
Risikoszenario verdeutlicht beispielhaft, wie sich einige festgestellte Risiken auf die zukünftigen
Jahresergebnisse auswirken könnten. Die dabei vorgenommenen Berechnungen können und
sollen die individuell erforderlichen Risikoeinschätzungen der Kommune nicht ersetzen. Die
Kommune muss diese Risiken individuell identifizieren. Darauf aufbauend entscheidet sie, ob
und wie einzelne Risiken minimiert werden und inwieweit insgesamt eine Risikovorsorge getroffen wird. Dies geschieht zum Beispiel, indem sie weitere Konsolidierungsmaßnahmen vorbereitet. Die GPA NRW empfiehlt daher eine systematische Auseinandersetzung mit den haushaltswirtschaftlichen Risikofaktoren.
Planergebnis und Risikoszenario 2018 in Tausend Euro
Haushaltspositionen
Aufwendungen Sach- und Dienstleistungen (ausgehend vom vorläufigen
Jahresergebnis 2013 +2,0 Prozent)
Risikoszenario 2018
69.669
Planergebnis 2018
68.090
Abweichung
1.579
Die von der GPA NRW getroffene Annahme betrifft nur eine ausgewählte Haushaltsposition.
Bei den Sach- und Dienstleistungsaufwendungen wurde statt des vorläufigen Jahresergebnisses 2014 das vorläufige Ergebnis 2013 zugrunde gelegt. 2014 konnten zwar erhebliche Einsparungen erzielt werden. Grund hierfür war jedoch - zumindest zu weiten Teilen - die verhängte
Haushaltssperre. Wie im Berichtsabschnitt Haushaltsplanung aufgeführt, handelt es sich bei der
Haushaltssperre um kein adäquates Instrument für langfristige Konsolidierung. Als Ausgangsbasis für die Risikoanalyse wurde das Ergebnis 2014 daher außer Betracht gelassen.
Es ist davon auszugehen, dass das aufgezeigte Risiko nicht vollständig oder in der dargestellten Höhe eintreten wird. Zudem werden an anderen Stellen gegebenenfalls auch bessere Entwicklungen als geplant eintreten. Es können aber auch bei jetzt nicht betrachteten Haushaltspositionen Verschlechterungen auftreten.
Tritt das von der GPA NRW beispielhaft berechnete Risiko in voller Höhe ein, werden sich die
Jahresergebnisse zukünftig verschlechtern. Um für die Zukunft und eventuell eintretende Risiken gerüstet zu sein, muss ständig eine individuelle und aktuelle Risikoabschätzung seitens der
Stadt vorgenommen werden.
Zudem ist es erforderlich, Einsparmöglichkeiten zu entwickeln, die durchgeführt werden können, wenn einzelne Risiken tatsächlich eintreten. Grundsätzlich sind Maßnahmen risikoärmer,
Seite 15 von 37
Stadt Aachen
Finanzen
9036
wenn die erwartenden Ertragssteigerungen oder Aufwandsreduzierungen unmittelbar von der
Stadt beeinflusst werden können.
Empfehlung
Zur Risikominimierung sollten von der Stadt Aachen unmittelbar beeinflussbare Ertragssteigerungen und Aufwandsreduzierungen zur Konsolidierung herangezogen werden.
Es ist zwar im Regelfall nicht notwendig für alle ermittelten Risiken in voller Höhe Vorsorge zu
treffen. Insgesamt sollte aber eine ausreichende Vorsorge getroffen werden. Nur so kann vermieden werden, dass bei einem Eintritt einzelner Risiken das angestrebte Jahresergebnis in
Gefahr ist oder nur durch Steuererhöhungen erzielt werden kann.
Haushaltskonsolidierung
Mögliche Aufwandsreduzierungen und Ertragssteigerungen aus diesem Teilbericht sind in der
folgenden Tabelle zusammengefasst. Weitere Empfehlungen zur Haushaltskonsolidierung können den anderen Teilberichten entnommen werden.
Konsolidierungsmöglichkeiten im Überblick
Konsolidierungsmöglichkeiten
Fundstelle
(Berichtsabschnitt)
Überprüfung des kommunalen Gebäudebestandes
Kommunaler Steuerungstrend
Reduzierung der Aufwendungen im Produktbereich
Kultur und Wissenschaft
Kommunaler Steuerungstrend
Ausschöpfung der rechtlichen Möglichkeiten bei den
KAG-Beiträgen
Beiträge
Um den Haushaltsausgleich zu erreichen, muss die Kommune freiwillige Leistungen und Standards, die über das rechtlich notwendige Maß hinausgehen, auf den Prüfstand stellen. Dies
bedarf einer kritischen Aufgabenanalyse und Prioritätensetzungen. Dies gilt insbesondere für
Kommunen, die ihre Ausgleichsrücklage verbraucht haben und haushaltsrechtlichen Einschränkungen unterliegen. Die Kommune kann im Rahmen ihres Selbstverwaltungsrechts zwar entscheiden, freiwillige Leistungen weiter zu erbringen. In diesen Fällen müssen jedoch Kompensationsmaßnahmen einen strukturell ausgeglichenen Haushalt sicherstellen. Soweit Einsparungen nicht ausreichen, sind Ertragspotenziale bei den Beiträgen und Gebühren auszuschöpfen
und ggf. die Steuern anzuheben.
Das strukturelle Defizit 2012 beträgt rund 38 Mio. Euro. Dieses entspricht 444 Hebesatzpunkten
bei der Grundsteuer B, sofern keine anderen Konsolidierungsmaßnahmen umgesetzt werden
oder sonstige Verbesserungen eintreten. Allein um den jährlich geplanten Fehlbetrag in Höhe
von über 30 Mio. Euro aufzufangen, wäre eine Anhebung des Hebesatzes für die Grundsteuer
B um 349 Hebesatzpunkte erforderlich.
Seite 16 von 37
Stadt Aachen
Finanzen
9036
Kommunaler Steuerungstrend
Die Jahresergebnisse werden wesentlich durch schwankende Erträge und Aufwendungen bei
der Gewerbesteuer, den allgemeinen Umlagen und dem Finanzausgleich beeinflusst. Die Jahresergebnisse geben im Zeitverlauf damit nur bedingt einen Hinweis auf die Erfolge von eigenen Konsolidierungsbemühungen. Der kommunale Steuerungstrend wird überlagert.
Um diesen Steuerungstrend wieder offenzulegen, bereinigt die GPA NRW die Jahresergebnisse um die Erträge und Aufwendungen im Zusammenhang mit der Gewerbesteuer, der Konsolidierungshilfe, dem Finanzausgleich und der allgemeinen Umlagen sowie um sonstige wesentliche Sondereffekte, die sich aus der Ertrags- und Aufwandsanalyse ergeben haben. Bei den
Sondereffekten handelt es sich insbesondere um die Erträge aus der Auflösung der Rückstellungen für die Städteregion sowie der Bedarfszuweisung des Landes. Somit werden die Auswirkungen des eigenen kommunalen Handelns und die Ergebnisse von Konsolidierungsmaßnahmen deutlich.
Kommunaler Steuerungstrend 2010 bis 2018 in Tausend Euro
Als Basisjahr wurde 2010 gewählt. Die Jahre 2008 und 2009 sind im Zeitreihenvergleich aufgrund der Gründung der Städteregion Aachen Ende 2009 nicht aussagekräftig.
Ausgehend von 2010 zeigt sich bis auf 2013 ein negativer Steuerungstrend; die bereinigten
Jahresergebnisse sind deutlich schlechter als im Basisjahr 2010.
Der erhebliche negative Trend der Jahre 2011 und 2012 hat seine Ursache in der finanziellen
Beteiligung der Stadt Aachen bei der Stadionfinanzierung der Alemannia Aachen. 2011 entstanden der Stadt hierfür Aufwendungen in Höhe von 3 Mio. Euro zur Bildung einer Rückstellung, die in 2012 wieder aufgelöst wurde. 2012 betrugen die Aufwendungen für die Bildung von
Rückstellungen sowie für außerplanmäßige Abschreibungen 22,1 Mio. Euro. Dies bedeutet,
dass die Stadt Aachen 2012 mit saldiert 19,1 Mio. Euro das Stadion bzw. Alemannia Aachen
finanziell unterstützt hat. In den Folgejahren bis 2016 plant die Stadt jährlich mit zu leistenden
Seite 17 von 37
Stadt Aachen
Finanzen
9036
Zuschüssen von 2 Mio. Euro für die Unterhaltung des laufenden Betriebes sowie die Fortentwicklung des Stadions.
In der Entwurfsfassung der Haushaltsplanung der Stadt Aachen findet ab 2016 eine Reduzierung der Jahresfehlbeträge statt. Gründe hierfür sind unter anderen höhere Ertragserwartungen
bei der Gewerbesteuer und dem Gemeindeanteil an den Gemeinschaftssteuern. Hieran zeigt
sich, dass die von der Stadt erwartete positive Entwicklung maßgeblich durch die Gewerbesteuer und den Gemeindeanteil an den Gemeinschaftssteuern bedingt ist. So steigen in der
Haushaltsplanung die erwarteten Erträge bei den Positionen Steuern und ähnliche Abgaben
sowie Zuwendungen und allgemeine Umlagen um insgesamt rund 21 Mio. Euro von 2016 auf
2018 an. Durch die Nichtberücksichtigung zeigt sich beim kommunalen Steuerungstrend ein
negativer Verlauf.
Bei den Aufwendungen wird insgesamt eine Steigerung von 18 Mio. Euro prognostiziert. Die
Mehrbelastung bei den Aufwendungen wird somit durch die erwarteten Mehrerträge bei der
Gewerbesteuer und dem Gemeindeanteil an den Gemeinschaftssteuern aufgefangen. Ob die
erwarteten Mehrerträge jedoch tatsächlich realisiert werden können, kann von der Stadt kaum
beeinflusst werden.
Um analysieren zu können, welche Produktbereiche für die Entwicklung im kommunalen Steuerungstrend maßgeblich sind, hat die GPA NRW die Jahresergebnisse 2010 bis 2012 sowie den
Zeitraum der mittelfristigen Finanzplanung bis 2018 auf Produktbereichsebene näher betrachtet. Dabei wurde auf das ordentliche Ergebnis (bis 2012 auf das Ergebnis der laufenden Verwaltungstätigkeit) zurückgegriffen. So werden die Ergebnisse ohne die internen Leistungsverrechnungen dargestellt.
Die Produktbereiche mit den größten Defiziten sind in Aachen die Produktbereiche Innere Verwaltung, Kinder-, Jugend- und Familienhilfe und Kultur und Wissenschaft.
Seite 18 von 37
Stadt Aachen
Finanzen
9036
Ordentliche Ergebnisse der Produktbereiche Innere Verwaltung, Kinder-,
Jugend- und Familienhilfe und Kultur und Wissenschaft in Tausend Euro 2010 - 2018
Innere Verwaltung
Ein Produkt des Produktbereiches Innere Verwaltung ist das Gebäudemanagement. In diesem
Produkt wird unter anderem der Betriebskostenzuschuss an die eigenbetriebsähnliche Einrichtung Gebäudemanagement veranschlagt und gebucht. Das ordentliche Ergebnis des Produktes
Gebäudemanagement macht in 2012 allein 63 Prozent des ordentlichen Ergebnisses des gesamten Produktbereiches Innere Verwaltung aus.
Das Gebäudemanagement ist für die zentrale Bewirtschaftung von bebauten städtischen Liegenschaften wie Verwaltungsgebäuden, Schulen, Kindertagesstätten, Brunnenanlagen, Denkmälern und sonstigen Gebäuden, die der Stadt Aachen zur Erfüllung ihrer Aufgaben dienen,
einschließlich dazugehörender Grünflächen zuständig. Der Betriebszweck umfasst auch den
Neubau und die Planung, die An- und Vermietung von Liegenschaften, die Bewirtschaftung von
Nebenflächen und Nebennutzungen sowie die Sicherstellung der infrastrukturellen Dienste
(Zentrales Beschaffungsmanagement, Haus- und Postdienste, Reinigungsmanagement, Logistik).
2012 hat die Stadt der eigenbetriebsähnlichen Einrichtungen einen Betriebskostenzuschuss von
43,8 Mio. Euro gezahlt. Dieser Betriebskostenzuschuss ist nicht auskömmlich. So macht das
Gebäudemanagement jährlich Verluste. 2012 belief sich dieser auf rund 11,9 Mio. Euro, 2013
auf 12 Mio. Euro. Die GPA NRW beabsichtigt daher den Bestätigungsvermerk für den Jahresabschluss 2013 des Gebäudemanagements zu ergänzen. In der Ergänzung wird darauf hingewiesen, dass nach § 9 Abs. 1 Eigenbetriebsverordnung auf die Erhaltung des Sondervermögens Bedacht zu nehmen ist. Dies schließt grundsätzlich planmäßige Verluste und einen damit
einhergehenden zielgerichteten Eigenkapitalverzehr aus.
Seite 19 von 37
Stadt Aachen
Finanzen
9036
Eine Erhöhung des Betriebskostenzuschusses würde den Haushalt der Stadt Aachen erheblich
belasten. Aus diesem Grunde muss hinterfragt werden, ob die Kosten des Gebäudemanagements nicht gesenkt werden können. Dementsprechend will die Stadt einen ihrer Schwerpunkte
für die Haushaltskonsolidierung auf die Aufgaben- und Flächenkritik beim Gebäudemanagement legen.
Empfehlung
Der Gebäudebestand der Stadt Aachen ist kritisch zu überprüfen und auf den kleinstmöglichen Bestand zurückzuführen.
In diesem Zusammenhang wird auf den Berichtsteil „Schule und Sport“ verwiesen, in dem die
Gebäudeflächen der Schulen detailliert analysiert werden.
Kinder-, Jugend- und Familienpflege
Die Jahresfehlbeträge im Produktbereich Kinder-, Jugend- und Familienpflege werden im Wesentlichen durch die Transferaufwendungen und Personalaufwendungen bedingt. Diese werden zum einen durch das Produkt Hilfe für junge Menschen und ihre Familie verursacht, zum
anderen durch das Produkt Kindertageseinrichtungen und Tagespflege. Der Jahresfehlbetrag
vergrößert sich von Jahr zu Jahr. Bezüglich weiterer Analysen wird auf den Teilbericht Jugend
verwiesen.
Kultur und Wissenschaft
Auffällig ist der Produktbereich Kultur und Wissenschaft. Der Jahresfehlbetrag liegt jährlich bei
annähernd 40 Mio. Euro. Ursächlich hierfür sind im Wesentlichen die Betriebskostenzuschüsse
an die eigenbetriebsähnlichen Einrichtungen Stadttheater und Kulturbetrieb.
Der nachfolgende Vergleich für 2012 zeigt, dass die Stadt Aachen zu den kreisfreien Städten
mit dem höchsten Defizit je Einwohner des Produktbereiches Kultur und Wissenschaft zählt.
Jahresergebnis des Produktbereiches 04 Kultur und Wissenschaft je Einwohner 2012
Aachen
Jahresergebnis des
Produktbereiches 04
je Einwohner in Euro
-148,35
Minimum
Maximum
Mittelwert
1. Quartil
2. Quartil
(Median)
3. Quartil
-26,23
-183,51
-91,96
-53,68
-94,85
-128,65
Anzahl
Werte
19
In Aachen selbst verursacht dieser Produktbereich das drittgrößte Defizit aller Produktbereiche.
Es handelt sich dabei um einen Bereich der überwiegend freiwillige Aufgaben beinhaltet.
Empfehlung
Aufgrund der Haushaltssituation der Stadt Aachen muss seitens der Stadt kritisch hinterfragt
werden, in welchem Umfang freiwillige Aufgaben im Kultur- und Wissenschaftsbereich weitergeführt werden.
Seite 20 von 37
Stadt Aachen
Finanzen
9036
Beiträge
Beiträge sind ein wichtiger Bestandteil der Finanzierung von Straßenbaumaßnahmen. Der Gesetzgeber verpflichtet die Bürger, sich in angemessenem Umfang am Erhalt des Infrastrukturvermögens zu beteiligen1. Die Kommunen sind nicht berechtigt, auf diesen Finanzierungsbeitrag zu verzichten (Beitragserhebungspflicht). In welchem Umfang davon Gebrauch gemacht
wurde, veranschaulicht in der Regel die Drittfinanzierungsquote aus Beiträgen für Straßen.
Die Stadt Aachen kann jedoch die Erträge aus der Auflösung von Sonderposten für Straßenbeiträge und Beiträge im Abwasser nicht getrennt darstellen, da keine getrennten Konten gebucht
werden. Eine Darstellung der Drittfinanzierungsquote aus Beiträgen für Straßen sowie ein interkommunaler Vergleich kann daher nicht durchgeführt werden. Grundsätzlich gilt, dass der
Haushalt bestmöglich entlastet wird, wenn die Beitragsmöglichkeiten und Zuwendungsansprüche optimal ausgeschöpft werden.
Die Quote aus Beitragseinzahlungen zu Investitionsauszahlungen ist ein Indiz dafür, wie sich
die Höhe der Sonderposten entwickeln wird.
Beitragsfinanzierte Investitionsauszahlungen im Straßenbau in Prozent
2010
2011
2012
2013
2014
2015
2016
2017
2018
Einzahlungen aus Beiträgen
für Straßen
1.382
1.218
1.315
1.600
1.500
2.440
1.687
1.687
1.610
Bauinvestitionsauszahlungen für Straßen
6.645
7.955
5.113
9.600
9.384
10.316
17.251
17.268
17.750
Auszahlung für Grunderwerb
im Straßenbau
7
126
105
74
58
74
74
74
74
Beitragsfinanzierte Investitionsauszahlungen im
Straßenbau in Prozent
20,8
15,1
25,2
16,5
15,9
23,5
9,7
9,7
9,0
bis 2012 Istwerte, ab 2013 Planwerte
Beiträge dürfen, sieht man von Vorauszahlungen ab, erst nach Fertigstellung der Straßenbaumaßnahme abgerechnet und erhoben werden. Dies führt zu zeitlichen Verschiebungen. Im
Durchschnitt beträgt der Anteil der Einzahlungen aus Beiträgen für den Straßenbau zu den
Bauinvestitionsauszahlungen 16,2 Prozent. Dabei sollte bedacht werden, dass Erschließungsbeiträge nach dem BauGB 90 Prozent, Straßenbaubeiträge nach dem KAG bis zu 80 Prozent
des entstandenen beitragsfähigen Aufwands betragen sollten.
1
§§ 127 ff. Baugesetzbuch (BauGB) und §§ 8, 9 Kommunalabgabengesetz NRW (KAG)
Seite 21 von 37
Stadt Aachen
Finanzen
9036
Erschließungsbeiträge nach BauGB
Die Stadt Aachen verfügt über die rechtlichen Grundlagen zur Abrechnung von Erschließungsbeiträgen und setzt in ihrer Satzung die rechtlich zulässige Höchstgrenze von 90 Prozent umlagefähigem Aufwand um.
Straßenbaubeiträge nach KAG
Die Stadt Aachen verfügt über die satzungsrechtlichen Grundlagen zur Abrechnung von Straßenbaubeiträgen. Die in der Satzung über die Erhebung von Beiträgen nach § 8 KAG für straßenbauliche Maßnahmen angesetzten Anteile der Beitragspflichtigen sind eher niedrig. Sie
liegen jeweils im unteren bis mittleren Segment des in der Mustersatzung des Städte- und Gemeindebundes NRW vorgesehenen Korridors. So empfiehlt die Mustersatzung bei der Fahrbahn von Anliegerstraßen einen Höchstsatz von 40 Prozent. Die Stadt Aachen setzt hier aktuell
20 Prozent an. Insgesamt ergibt sich beim Vergleich aller angesetzten Höchstsätze laut Beitragssatzung für straßenbauliche Maßnahmen mit den Höchstsätzen der Mustersatzung des
Städte- und Gemeindebundes NRW ein durchschnittliches Potenzial von 14,6 Prozent.
Die Ertragslage wird durch die zu bildenden Sonderposten und die anschließende Auflösung
über die Nutzungsdauer der Straße positiv unterstützt. Ein weiterer Vorteil höherer Beiträge
ergibt sich im Zuflussjahr, da die Liquiditätslage verbessert wird und sich der Kreditbedarf reduziert.
Empfehlung
Die Stadt Aachen sollte die Beitragssätze angelehnt an die Mustersatzung nach pflichtgemäßem Ermessen anheben und alle Möglichkeiten zur Beitragserhebung ausschöpfen.
Gebühren
Die Gebührenhaushalte wurden in der letzten überörtlichen Prüfung der GPA NRW detailliert
geprüft. Bei den Gebührenkalkulationen werden sowohl angemessene kalkulatorische Zinsen
für das Anlagekapital als auch die Abschreibungen auf Basis des Wiederbeschaffungszeitwertes berücksichtigt. Damit schöpft die Stadt die rechtlichen Möglichkeiten bei den Gebühren aus.
Steuern
Die Realsteuerhebesätze der Stadt Aachen stellen sich im Jahr 2012 wie folgt dar:
Hebesätze 2012 im Vergleich
Aachen
fiktiver Hebesatz
Regierungsbezirk
Köln
Städte gleicher
Größenordnung
Grundsteuer A
305
209
264
233
Grundsteuer B
495
413
476
517
Gewerbesteuer
445
411
456
469
Seite 22 von 37
Stadt Aachen
Finanzen
9036
2013 wurde der Hebesatz für die Gewerbesteuer um 30 Punkte angehoben, ab 2016 ist eine
Hebesatzerhöhung bei der Grundsteuer B um 30 Punkte geplant.
Haushalts- und Jahresabschlussanalyse
Vermögenslage
Aus der Vermögensstruktur der Kommune können sich Belastungen für die Ertragslage und
Liquidität zukünftiger Haushaltsjahre ergeben. Die GPA NRW untersucht daher die Entwicklung
der Vermögenswerte, die Vermögensstruktur und wesentliche Einzelpositionen des Anlagevermögens.
Die Aktivseite der Bilanz teilt sich in das Anlagevermögen, das Umlaufvermögen und die aktive
Rechnungsabgrenzung auf. Das Anlagevermögen setzt sich aus den Immateriellen Vermögensgegenständen, den Sachanlagen und den Finanzanlagen zusammen. Die Sachanlagen
stellen den größten Teil des Anlagevermögens dar.
Aufgrund der Bildung der Städteregion Aachen und der damit verbundenen Vermögensübertragung kam es 2009 zu erheblichen Verschiebungen bei den einzelnen Bilanzpositionen des Anlagevermögens.
Sachanlagevermögen der Stadt Aachen 2012 in Prozent
Seite 23 von 37
Stadt Aachen
Finanzen
9036
Das Infrastrukturvermögen mit einem Anteil von 52 Prozent stellt die größte Sachanlageposition
in der Bilanz der Stadt dar. Das Infrastrukturvermögen besteht zu rund 34 Prozent aus Entwässerungs- und Abwasserbeseitigungsanlagen sowie zu rund 63 Prozent aus dem Straßennetz.
Dieses hat 2012 einen Wert von rund 498 Mio. Euro.
Zum 01.01.2011 wurde der Bestand der Entwässerungs- und Abwasserbeseitigungsanlagen
neu ermittelt und neu bewertet. Korrespondierend erfolgte eine Korrektur bei den Sonderposten. Bei der Bewertung zur Eröffnungsbilanz wurde die Bewertungsvereinfachung gemäß § 56
Absatz 4 GemHVO angewandt und die zum Zwecke der Gebührenkalkulation ermittelten Wertansätze angesetzt. Die Wertansätze für die Gebührenkalkulation wurden von einer externen
Firma ermittelt und fortgeführt. Im Zuge der Aufstellung der Jahresabschlüsse 2008 bis 2010
zeigte sich, dass vermehrt Fehler in dem Datenbestand vorhanden waren, kaum Transparenz
über das Vorgehen der extern beauftragten Firma bestand und die Zusammenarbeit nicht gut
funktionierte.
Insgesamt ergaben sich folgende Wertveränderungen, die ertragswirksam gebucht worden
sind:
• Anlagevermögen 15.682.664,31 Euro
• Anlagen im Bau 1.552.700,16 Euro
• Sonderposten 14.296.032,82 Euro.
Zusammenfassend ergeben sich positive Auswirkungen auf das Jahresergebnis 2011 in Höhe
von 2.939.331,65 Euro. Entsprechend dem Realisationsprinzip dürfen Gewinne nur dann ausgewiesen werden, wenn sie am Abschlussstichtag tatsächlich realisiert sind. Konkret bedeutet
dies, dass Vermögensgegenstände höchstens mit ihren Anschaffungs- oder Herstellungskosten, vermindert um Abschreibungen, bilanziert werden dürfen (Anschaffungswertprinzip). Gemäß § 92 Absatz 3 GO NRW gelten die in der Eröffnungsbilanz angesetzten Werte für Vermögensgegenstände für die künftigen Haushaltsjahre als Anschaffungs- oder Herstellungskosten,
soweit nicht Wertberichtigungen nach Absatz 7 vorgenommen werden.
Darüber hinaus gehende Wertsteigerungen können erst berücksichtigt werden, wenn sie durch
Veräußerung auch realisiert worden sind. Dies führt in der Praxis zur Bildung von stillen Reserven. Die Berücksichtigung von Werterhöhungen als Zuschreibungen ist ausschließlich unter
den Voraussetzungen des § 35 Absatz 8 GemHVO möglich. Hiernach kann eine Zuschreibung
maximal in Höhe der zuvor erfolgten außerplanmäßigen Abschreibung erfolgen. Als Höchstgrenze gelten die Anschaffungs- oder Herstellungskosten unter Berücksichtigung der planmäßigen Abschreibungen.
Eine Wertkorrektur hätte demnach lediglich gemäß § 92 Absatz 7 GO in Verbindung mit § 57
GemHVO vorgenommen werden dürfen. Hiernach sind die Wertansätze von Vermögensgegenstände oder Sonderposten oder Schulden die in der Eröffnungsbilanz
• mit einem zu niedrigen Wert,
• mit einem zu hohen Wert,
• zu Unrecht oder
Seite 24 von 37
Stadt Aachen
Finanzen
9036
• zu Unrecht nicht
angesetzt worden sind, in der später aufzustellenden Bilanz zu berichtigen, wenn es sich um
einen wesentlichen Wertbetrag handelt. Maßgeblich für die Beurteilung der Fehlerhaftigkeit sind
die zum Eröffnungsbilanzstichtag bestehenden objektiven Verhältnisse.
Die Bewertung der Entwässerungs- und Abwasserbeseitigungsanlagen sowie die Bewertung
der damit korrespondierenden Sonderposten waren zum Eröffnungsbilanzstichtag fehlerhaft.
Damit hätte eine ergebnisneutrale Korrektur gemäß § 57 Absatz 2 GemHVO erfolgen müssen.
Die von der Stadt Aachen vorgenommenen ertragswirksamen Buchungen führen zu einer Ergebnisverbesserung in 2011 von 2.939.331,65 Euro. Eine falsche Darstellung der Vermögenslage ergibt sich durch die fehlerhafte Buchung nicht.
Feststellung
Eine ertragswirksame Korrektur der Entwässerungs- und Abwasserbeseitigungsanlagen sowie der korrespondieren Sonderposten ist gemäß § 92 Absatz 3 und Absatz 7 GO NRW in
Verbindung mit § 57 GemHVO nicht zulässig.
Die Anlagenintensität der Stadt beträgt 89 Prozent. Diese hohe Anlagenintensität ist für den
kommunalen Bereich typisch. Sie zeigt die Bedeutung des Anlagevermögens für die Stadt
Aachen. Das Anlagevermögen wird zur dauerhaften Aufgabenerfüllung benötigt. Daher sollte in
der Regel einem Vermögensverzehr entgegengewirkt werden. Aufgrund der finanziellen Leistungsfähigkeit der Stadt und der Frage, welches Anlagevermögen zukünftig noch benötigt wird,
ist der Vermögensbestand jedoch regelmäßig kritisch zu hinterfragen. Zukünftig plant die Stadt
Aachen erhebliche Auszahlungen für Bauinvestitionen. So belaufen sich die Ansätze in der
Finanzplanung auf mehr als das Doppelte der bisher jährlich verausgabten Mittel.
Insgesamt hat sich der Wert des Anlagevermögens seit der Aufstellung der Eröffnungsbilanz bis
2012 erhöht. Die Ursache hierfür liegt hauptsächlich in der Neubewertung der Entwässerungsund Abwasserbeseitigungsanlagen zum 01.01.2011.
Bis auf 2012 beträgt die Investitionsquote in Aachen über 100 Prozent. Die Investitionsquote
stellt das Verhältnis von bilanziellen Abschreibungen und Vermögensabgängen einerseits und
Investitionen andererseits dar.
Aufgrund der fehlenden Inventur beim Sachanlagevermögen sowie der Differenzen zwischen
Haupt- und Nebenbuchhaltung (Anlagenbuchhaltung) wird auf eine weitere Analyse der Investitionsquote sowie auf die Darstellung der Altersstruktur des Vermögens in Aachen verzichtet.
Empfehlung
Die Inventur beim Sachanlagevermögen ist umgehend nachzuholen. Es empfiehlt sich
grundsätzlich die Inventur des Infrastrukturvermögens im Rahmen einer permanenten Inventur durchzuführen.
Seite 25 von 37
Stadt Aachen
Finanzen
9036
Finanzanlagen
Finanzanlagen in Tausend Euro
EB 2008
Anteile an verbundenen Unternehmen
2008
2009
2010
2011
2012
306.952
306.952
306.952
306.952
306.952
306.965
12.056
12.056
8.574
5.943
4.667
4.667
Sondervermögen
411.475
411.475
417.034
417.034
416.747
416.747
Wertpapiere des
Anlagevermögens
78.412
51.812
61.812
60.812
60.800
30.800
321.508
319.975
276.219
280.636
287.597
285.199
1.130.404
1.102.270
1.070.592
1.071.377
1.076.763
1.044.377
Beteiligungen
Ausleihungen
Summe Finanzanlagen
Der Wert der Finanzanlagen sinkt von 2008 bis 2012 um rund 86 Mio. Euro. Die Finanzanlagen
machen mit rund 1.044 Mio. Euro in 2012 etwa 41 Prozent des Anlagevermögens aus.
Unter den Anteilen an verbundenen Unternehmen sind
• die Energieversorgungs- und Verkehrsgesellschaft mbH,
• die Kur- und Badegesellschaft mbH,
• die Aachener Stadion Beteiligungs GmbH sowie
• die Gewerbegrundstücksgesellschaft mbH
aktiviert. Bei der Gründung der Aachener Stadion Beteiligungs GmbH 2012 hat die Stadt
Aachen eine Kapitalrücklage von 3 Mio. Euro und eine Stammeinlage von 25 Tausend Euro
geleistet. Darüber hinaus hatte die Stadt dem verbundenen Unternehmen eine Ausleihung von
rund 8 Mio. Euro gewährt. Die Aachener Stadion Beteiligungs GmbH ist finanziell nicht mehr in
der Lage den Zahlungsverpflichtungen aus der Ausleihung nachzukommen. Grund hierfür ist
die Insolvenz der Alemannia Aachen Stadion GmbH, gegenüber der die Aachener Stadion Beteiligungs GmbH Forderungen aus einem gewährten Darlehen hatte. Somit war zum Jahresabschluss 2012 weder die Werthaltigkeit des verbundenen Unternehmens noch der Ausleihung
gegeben und die Stadt Aachen musste insgesamt rund 11 Mio. Euro außerplanmäßig auf Finanzanlagen abschreiben.
Bei den Sondervermögen wurden die Eigenbetriebe und eigenbetriebsähnlichen Einrichtungen
• Aachener Stadtbetrieb (E 18),
• Gebäudemanagement (E 26),
• Volkshochschule Aachen (E 42),
• Stadttheater und Musikdirektion Aachen (E 46/47),
• Kulturbetrieb (E 49) und
Seite 26 von 37
Stadt Aachen
Finanzen
9036
• Eurogress (E 88)
aktiviert.
2009 erfolgte die Übertragung der Stadtbibliothek auf den Kulturbetrieb. Dementsprechend
erhöhte sich der Wert der Sondervermögen. Im Gegenzug ergab sich eine deutliche Minderung
des Bilanzwertes bei den Kunstgegenständen und Kulturdenkmälern.
Schulden- und Finanzlage
Finanzrechnung
Der Saldo aus Einzahlungen und Auszahlungen aus laufender Verwaltungstätigkeit zeigt, inwieweit die Kommune im „laufenden Geschäft“ liquide Mittel erwirtschaften kann. Diese Mittel
können Kredite oder Vermögensveräußerungen für Investitionen und Darlehenstilgungen ersetzen. Ein negativer Saldo erhöht durch die erforderlichen Liquiditätskredite die Schulden.
Salden der Finanzrechnung in Tausend Euro (IST)
2008
2009
2010
2011
2012
Saldo aus laufender Verwaltungstätigkeit
10.239
-18.365
-2.702
3.278
25.937
+ Saldo aus Investitionstätigkeit
39.470
-18.249
-1.666
-7.083
7.282
= Finanzmittelüberschuss /-fehlbetrag
49.710
-36.614
-4.368
-3.806
33.220
+ Saldo aus Finanzierungstätigkeit
10.279
207
-7.689
-11.523
9.695
= Änderung des Bestandes an eigenen
Finanzmitteln
59.989
-36.407
-12.057
-15.329
42.915
-195.937
-157.510
-186.929
-212.297
-216.061
-21.561
6.988
355
11.885
2.920
-157.510
-186.929
-198.631
-216.061
-213.141
+ Anfangsbestand an Finanzmitteln
+ Bestand an fremden Finanzmitteln
= Liquide Mittel
Zur Analyse der Selbstfinanzierungskraft zeigt die folgende Tabelle den Saldo aus laufender
Verwaltungstätigkeit je Einwohner in Form der Istwerte 2008 bis 2012 sowie der mittelfristigen
Planzahlen 2013 bis 2018:
Entwicklung des Saldos aus Einzahlungen und Auszahlungen aus laufender Verwaltungstätigkeit
in Tausend Euro bzw. in Euro je Einwohner
Haushaltsjahr
IST
PLAN *)
Saldo in Euro je
Einwohner
2008
10.239
39
2009
-18.365
-71
2010
-2.702
-10
2011
3.278
13
2012
25.937
99
Seite 27 von 37
Stadt Aachen
Finanzen
Haushaltsjahr
9036
IST
Saldo in Euro je
Einwohner
PLAN *)
2013
-16.175
-62
2014
-20.609
-79
2015
-20.939
-80
2016
-13.322
-51
2017
-11.209
-43
2018
-9.548
-36
*) Planwerte: Haushaltsansatz 2013/2014 und 2015 sowie Werte der mittelfristigen Ergebnisplanung bis 2018. Stand:
Entwurf des Haushaltsplans 2015
Saldo aus laufender Verwaltungstätigkeit je Einwohner in Euro 2011
Aachen
13
Minimum
-627
Maximum
29
Mittelwert
-160
1.Quartil
2.Quartil
(Median)
-206
-132
3. Quartil
Anzahl
Werte
-55
20
Saldo aus laufender Verwaltungstätigkeit je Einwohner in Euro 2012
Aachen
99
Minimum
-546
Maximum
84
Mittelwert
-82
1.Quartil
-115
2.Quartil
(Median)
-91
3. Quartil
42
Anzahl
Werte
19
Die Stadt Aachen gehört zu den wenigen kreisfreien Städten, denen es gelingt 2011 und 2012
einen positiven Saldo aus laufender Verwaltungstätigkeit je Einwohner auszuweisen.
Gleichwohl muss Aachen im Jahresabschluss 2012 217,5 Mio. Euro Liquiditätskredite ausweisen. Im Vergleich zu der Eröffnungsbilanz der Stadt Aachen zum 01.01.2008 bedeutet dies eine
Steigerung von 15,8 Mio. Euro.
Ab 2013 werden planmäßig wieder negative Salden aus laufender Verwaltungstätigkeit ausgewiesen. Hieraus ergeben sich zwangsläufig neue Bedarfe an Liquiditätskrediten. Mitte 2014
betrugen diese bereits 299 Mio. Euro, der Entwurf der Haushaltssatzung für 2015 sieht vor den
Höchstbetrag auf 500 Mio. Euro heraufzusetzen. Aufgrund der sehr günstigen Zinsentwicklung
in den letzten Jahren musste die Stadt Aachen 2012 nur rund 845 Tausend Euro an Zinsen für
Liquiditätskredite aufwenden. In ihren Planungen sieht sie steigende Zinsaufwendungen (2018:
4,7 Mio. Euro) vor. Durch diese Steigerung wird jedoch nicht das Zinsänderungsrisiko aufgefangen, sondern vorrangig die höhere Zinsbelastung durch den Mehrbedarf an Liquiditätskrediten. Sollten die Zinsen für Kredite wieder steigen, wird dies eine zusätzliche Belastung für den
Haushalt darstellen.
Feststellung
Auch wenn die Stadt Aachen 2011 und 2012 positive Salden aus laufender Verwaltungstätigkeit ausweisen konnte, verfügt sie nicht über die erforderliche Selbstfinanzierungskraft zur
Aufgabenerledigung.
Seite 28 von 37
Stadt Aachen
Finanzen
9036
Verbindlichkeiten
Die GPA NRW analysiert die Verbindlichkeiten des Kernhaushaltes, d. h. ohne verbundene
Unternehmen, Sondervermögen oder Mehrheitsbeteiligungen. Die Darstellung der Gesamtverbindlichkeiten des Konzerns Stadt setzen einen vorliegenden Gesamtabschluss voraus. Dieser
liegt in Aachen nicht vor.
Die Verbindlichkeiten gehören wie die Rückstellungen und Sonderposten für den Gebührenausgleich wirtschaftlich zu den Schulden. Die folgende Übersicht zeigt die Entwicklung der
Schulden im Kernhaushalt:
Schulden in Tausend Euro bzw. je Einwohner in Euro
EB 2008
2008
2009
2010
2011
2012
Verbindlichkeiten aus Krediten für
Investitionen
409.743
424.388
435.532
428.320
423.783
483.570
Verbindlichkeiten aus Krediten zur
Liquiditätssicherung
201.700
174.700
195.000
221.600
224.200
217.500
Verbindlichkeiten aus Vorgängen,
die Kreditaufnahmen wirtschaftlich
gleichkommen
33.620
42.746
55.841
70.361
69.760
18.536
Verbindlichkeiten aus Lieferungen
und Leistungen
1.741
5.361
7.059
4.551
4.576
11.253
Verbindlichkeiten aus Transferleistungen
14.280
30.951
32.130
20.308
2.380
3.833
Sonstige Verbindlichkeiten
39.941
42.448
35.543
80.994
96.978
87.068
Verbindlichkeiten gesamt
701.025
720.594
761.105
826.134
821.677
821.760
Rückstellungen
492.429
495.419
503.802
521.144
533.310
547.771
6.027
6.568
9.222
9.338
12.106
13.295
1.199.482
1.222.582
1.274.129
1.356.616
1.367.094
1.382.826
Schulden insgesamt
4.626
4.715
4.931
5.245
5.249
5.283
davon Verbindlichkeiten
2.704
2.779
2.946
3.194
3.155
3.139
Sonderposten für den Gebührenausgleich
Gesamtsumme
Schulden in Euro je Einwohner
Die Schulden insgesamt steigen im Zeitverlauf kontinuierlich und insgesamt um 183 Mio. Euro
an. Der massivste Anstieg ist bei den Verbindlichkeiten aus Krediten für Investitionen festzustellen. Dabei muss jedoch berücksichtigt werden, dass insbesondere der Anstieg 2012 auf eine
Umbuchung der Kredite für Kanalinvestitionen beruht. Diese wurden bis 2011 unter der Bilanzposition Verbindlichkeiten aus Vorgängen die Kreditaufnahmen wirtschaftlich gleichkommen
ausgewiesen.
Auch zukünftig sind die geplanten Einzahlungen aus der Aufnahme von Krediten deutlich höher
als die Auszahlungen für Tilgungen. Ein Schuldenabbau erfolgt somit nicht. Nach Aussage der
Stadt wird im Rahmen der Haushaltsausführung darauf geachtet, dass sich die unrentierliche
Kreditaufnahme im Rahmen der Tilgungsleistungen bewegt.
Seite 29 von 37
Stadt Aachen
Finanzen
9036
Feststellung
Die Stadt Aachen plant keinen Schuldenabbau. Stattdessen steigen die Verbindlichkeiten
kontinuierlich an.
Kennzahlen zur Finanzlage in Prozent
EB 2008
2008
2009
2010
2011
2012
Anlagendeckungsgrad 2
70,4
74,2
76,2
75,9
75,6
77,8
Liquidität 2. Grades
17,2
28,4
24,0
17,6
18,0
24,5
Kurzfristige Verbindlichkeitenquote
11,7
11,3
11,8
15,0
13,9
12,3
3,8
2,7
2,7
2,5
2,4
Zinslastquote
Die Kennzahlen zur Finanzlage haben sich 2012 leicht verbessert, zeigen jedoch deutlich die
kritische Haushaltssituation der Stadt Aachen. Im interkommunalen Vergleich der kreisfreien
Städte kann die Stadt sich bei den Kennzahlen zur Finanzlage im Bereich oberhalb der Mittelwerte positionieren. Dies bedeutet aber keinesfalls eine zufriedenstellende Positionierung der
Stadt Aachen, sondern zeigt nur deutlich die angespannte Finanzlage fast aller kreisfreien Städte in Nordrhein-Westfalen.
Die Zinslastquote gibt das Verhältnis der ergebniswirksamen Finanzaufwendungen (insbesondere Zinsen) zu den ordentlichen Aufwendungen wider. Derzeit profitiert die Stadt von dem
allgemein niedrigen Zinsniveau. Bereits 2012 betrugen die Zinsaufwendungen für Investitionskredite trotz des niedrigen Zinsniveaus mehr als 16 Mio. Euro.
Rückstellungen
Die Rückstellungen stellen einen erheblichen Anteil an der Bilanzsumme dar und sind bis 2012
erheblich angestiegen.
Rückstellungen in Tausend Euro
EB 2008
Pensionsrückstellungen
2008
2009
2010
2011
2012
405.356
419.077
421.536
430.308
433.362
445.401
Rückstellungen Deponien und Altlasten
19.314
19.232
19.052
18.386
20.816
20.816
Instandhaltungsrückstellungen
0
0
0
0
0
1.661
sonstige Rückstellungen nach § 36 Abs. 4
und 5 GemHVO
67.760
57.110
63.214
72.450
79.132
79.894
492.429
495.419
503.802
521.144
533.310
547.771
Summe der Rückstellungen
Der größte Teil der Rückstellungen entfällt auf die Pensionsrückstellungen, die kontinuierlich
ansteigen.
Seite 30 von 37
Stadt Aachen
Finanzen
9036
2012 beinhalten rund 37 Prozent der Sonstigen Rückstellungen nach § 36 Absatz 4 und 5
GemHVO Rückstellung für Personal. Der größte Anteil besteht aus den Rückstellungen für zur
Städteregion gewechseltes Personal.
Zudem wurde 2012 für die Bildung der Städteregion eine Rückstellung von über 24 Mio. Euro
ausgewiesen. Vor dem Hintergrund der besonderen Finanzierungs- und Ausgleichssystematik
zwischen der Städteregion und der Stadt Aachen ist derzeit noch nicht absehbar, inwieweit die
bisher geleisteten Umlagezahlungen an die Städteregion auskömmlich sind.
2012 wurde die Rückstellung für die Aachener Stadion Beteiligungs GmbH in Höhe von 11,1
Mio. Euro neu gebildet und unter den Sonstigen Rückstellungen ausgewiesen. Diese war notwendig geworden, da die Stadt eine Bürgschaft für die GmbH übernommen hatte und die Inanspruchnahme aus der Bürgschaft aufgrund des erheblichen Risikos einer eintretenden Zahlungsunfähigkeit der GmbH wahrscheinlich war.
In Aachen wird lediglich eine Instandhaltungsrückstellung für die Sanierung des Rathauses im
Jahresabschluss 2012 gebildet. Die städtischen Gebäude wurden zum überwiegend Teil ausgegliedert. Die entsprechenden Werte und erforderliche Instandhaltungsrückstellungen werden
daher in der Bilanz der eigenbetriebsähnlichen Einrichtung Gebäudemanagement abgebildet.
In der Eröffnungsbilanz hat die Stadt Aachen eine Rückstellung für die Systemumstellung Kanalvermögen Stawag in Höhe von rund 8,9 Mio. Euro gebildet. Die Stawag schafft das Kanalvermögen an und finanziert dieses fremd. Dementsprechend weist sie eine Forderung gegen
die Stadt aus. Die von der Stadt Aachen passivierte Rückstellung umfasste die erwarteten Finanzierungskosten (Zinsaufwendungen). 2009 wurde die Rückstellung neu kalkuliert. Im Ergebnis wurde eine Rückstellung von 1,0 Mio. Euro als ausreichend erachtet und der entsprechende Differenzbetrag ertragswirksam aufgelöst, da die Finanzierung der Kanäle wieder rückabgewickelt wurde. Die Systemumstellung beim Kanalvermögen erfolgte dann im Jahr 2012.
Eigenkapital
Je mehr Eigenkapital eine Kommune hat, desto weiter ist sie von der gesetzlich verbotenen
Überschuldung entfernt. An der Entwicklung der allgemeinen Rücklage orientieren sich haushaltsrechtliche Regelungen zur Aufstellung eines Haushaltssicherungskonzeptes oder eines
Sanierungsplanes.
Entwicklung des Eigenkapitals in Tausend Euro (IST) bzw. je Einwohner in Euro
EB 2008
Eigenkapital
Sonderposten für Zuwendungen/Beiträge
Summe
2008
2009
2010
2011
2012
1.053.158
1.051.929
1.021.084
969.355
930.959
897.996
151.764
152.703
156.926
167.388
182.239
184.170
1.204.922
1.204.632
1.178.010
1.136.743
1.113.198
1.082.166
Entwicklung der Eigenkapitalquoten in Prozent
Eigenkapitalquote 1
39,2
37,9
36,4
33,9
32,4
31,2
Eigenkapitalquote 2
44,9
43,4
42,0
39,7
38,7
37,6
Seite 31 von 37
Stadt Aachen
Finanzen
9036
EB 2008
2008
2009
2010
2011
2012
Entwicklung des Eigenkapitals je Einwohner in Euro
Eigenkapital 1
4.062
4.057
3.952
3.748
3.574
3.431
Eigenkapital 2
4.647
4.646
4.559
4.395
4.274
4.134
Die negativen Jahresergebnisse führen zu einer Reduzierung des Eigenkapitals. Nach den
Planungen der Stadt Aachen wird das Eigenkapital bis 2018 um rund 352 Mio. Euro im Vergleich zur Eröffnungsbilanz vermindert sein. Das entspricht rund 33 Prozent des ursprünglich
vorhandenen Eigenkapitals.
Eigenkapitalquoten 1 und 2 in Prozent 2011
Aachen
Minimum
Maximum
Mittelwert
1. Quartil
2. Quartil
(Median)
3. Quartil
Anzahl
Werte
Eigenkapitalquote 1
in Prozent
32,4
-27,8
66,7
16,8
6,4
16,7
27,2
20
Eigenkapitalquote 2
in Prozent
38,7
-10,4
81,0
37,1
26,1
40,2
46,6
20
Eigenkapitalquoten 1 und 2 in Prozent 2012
Aachen
Minimum
Maximum
Mittelwert
1. Quartil
2. Quartil
(Median)
3. Quartil
Anzahl
Werte
Eigenkapitalquote 1
in Prozent
31,2
-29,5
66,2
15,7
4,4
15,0
26,2
20
Eigenkapitalquote 2
in Prozent
37,6
-12,7
80,2
35,5
24,1
37,9
46,9
20
Ertragslage
Die Vermögens-, Finanz- und Schuldenlage hat unmittelbare Auswirkungen auf die Ertragslage.
Bei den jeweiligen Ertrags- und Aufwandsarten wird daher auf die Ergebnisse der vorangegangenen Analysen Bezug genommen.
Erträge in Tausend Euro (IST)
2008
2009
2010
2011
2012
Steuern und ähnliche Abgaben
292.767
293.494
281.785
332.379
341.856
Zuwendungen und allgemeine
Umlagen
137.907
130.302
135.878
136.549
145.121
15.513
16.397
3.141
3.223
3.461
Sonstige Transfererträge
Seite 32 von 37
Stadt Aachen
Finanzen
9036
2008
2009
2010
2011
2012
Öffentlich-rechtliche Leistungsentgelte
122.956
122.253
131.253
123.705
121.416
Privatrechtliche Leistungsentgelte
35.556
36.880
37.534
37.197
21.399
Kostenerstattungen und Kostenumlagen
56.526
57.692
55.964
61.909
70.650
Sonstige ordentliche Erträge
34.127
33.097
49.293
57.222
48.287
Aktivierte Eigenleistungen
0
0
0
0
0
Bestandsveränderungen
0
0
0
0
26
695.351
690.116
694.849
752.184
752.215
14.174
21.437
19.007
17.646
20.223
Ordentliche Erträge gesamt
Finanzerträge
Die ordentlichen Erträge der Stadt Aachen steigen im Zeitreihenvergleich sukzessive an. Die
größten Ertragspositionen sind die Steuern und ähnliche Abgaben sowie die Zuwendungen und
allgemeinen Umlagen. Geprägt werden diese beiden Positionen insbesondere durch die Gewerbesteuereinnahmen und die Schlüsselzuweisungen. Eine detaillierte Analyse erfolgt daher
im nachfolgenden Berichtsabschnitt Allgemeine Deckungsmittel.
Allgemeine Deckungsmittel
Die GPA NRW versteht unter allgemeinen Deckungsmitteln
• die Realsteuereinnahmen,
• die Gemeinschaftssteuern,
• die sonstigen Steuern und steuerähnlichen Erträge,
• die Ausgleichsleistungen nach dem Familienleistungsgesetz sowie
• die Schlüsselzuweisungen.
Die Höhe der allgemeinen Deckungsmittel dient als Ausgangsbasis für die Beurteilung der Ertragskraft der geprüften Kommunen.
Seite 33 von 37
Stadt Aachen
Finanzen
9036
Allgemeine Deckungsmittel in Tausend Euro (IST und PLAN)
In der Grafik ist deutlich die Wechselwirkung zwischen den Realsteuern, insbesondere der Gewerbesteuer, und den Schlüsselzuweisungen zu erkennen. Aufgrund des starken Anstiegs der
Realsteuern in 2011 und 2012 geht die Stadt Aachen 2013 und 2014 von sinkenden Schlüsselzuweisungen aus. Deutlich wird aber anhand der moderaten Steigerung auch die vorsichtige
Planung der Stadt Aachen bei diesen beiden Ertragsarten. In diesem Zusammenhang wird auf
die Ausführungen im Berichtsabschnitt „Haushaltsplanung“ verwiesen.
Allgemeine Deckungsmittel je Einwohner in Euro 2011
Aachen
1.623
Minimum
1.315
Maximum
2.201
Mittelwert
1. Quartil
1.628
1.517
2. Quartil
(Median)
1.624
3. Quartil
Anzahl
Werte
1.706
20
Allgemeine Deckungsmittel je Einwohner in Euro 2012
Aachen
1.675
Minimum
1.542
Maximum
2.201
Mittelwert
1.736
1. Quartil
1.613
2. Quartil
(Median)
1.711
3. Quartil
1.842
Anzahl
Werte
19
Die allgemeinen Deckungsmittel je Einwohner in Aachen liegen im interkommunalen Vergleich
aller kreisfreien Städte Bereich des Mittelwertes.
Seite 34 von 37
Stadt Aachen
Finanzen
9036
Wie im kommunalen Steuerungstrend aufgezeigt ist die finanzwirtschaftliche Entwicklung ertragsseitig hauptsächlich neben dem Gemeindeanteil an den Gemeinschaftssteuern von den
Gewerbesteuererträgen und den Schlüsselzuweisungen abhängig. Diese Ertragsgrößen sind im
Wesentlichen nicht durch die Stadt beeinflussbar und unterliegen daher in der Planung einem
besonderen Risiko. Die Stadt Aachen begegnet diesem Risiko mit einer vorsichtigen Planung.
Gleichwohl zeigen der Einbruch der Gewerbesteuer in 2014 und die daraus resultierende
Haushaltssperre die gravierenden Auswirkungen bei einem Einbruch auch nur einer dieser großen Ertragspositionen.
Aufwendungen
Die GPA NRW analysiert die Aufwandsarten und geht auf wesentliche Besonderheiten ein.
Aufwendungen in Tausend Euro (IST)
2008
Personalaufwendungen
2009
2010
2011
2012
138.537
146.996
136.816
137.943
140.728
Versorgungsaufwendungen
17.727
18.807
19.861
44.920
28.962
Aufwendungen für Sach- und
Dienstleistungen
55.929
66.641
69.890
69.058
71.725
Bilanzielle Abschreibungen
19.890
19.102
18.646
20.057
19.654
433.342
441.257
451.092
464.943
467.248
Sonstige ordentliche Aufwendungen
29.905
32.273
39.439
43.250
47.136
Ordentliche Aufwendungen
gesamt
695.330
725.077
735.743
780.171
775.453
26.199
19.344
20.076
19.893
18.937
Transferaufwendungen
Zinsen und sonstige Finanzaufwendungen
Insgesamt zeigen sich bei den Aufwendungen erkennbare Steigerungen. Ausgenommen hiervon sind lediglich die Bilanziellen Abschreibungen sowie die Zinsen und sonstigen Finanzaufwendungen. Die bilanziellen Abschreibungen bleiben in etwa auf einem konstanten Niveau.
Aufgrund der steigenden Bedarfe an Liquiditätskrediten und der geplanten Neuverschuldung für
Investitionen ist zukünftig von steigenden Zinsaufwendungen auszugehen. Zwar profitiert die
Stadt aktuell von dem niedrigen Zinsniveau, gleichwohl besteht das Risiko von steigenden Zinsen und damit weitergehenden Belastungen bei den Zinsaufwendungen.
Bei den Personalaufwendungen ist zu berücksichtigen, dass mit Gründung der Städteregion
auch Personal zur Städteregion gewechselt ist. Letztendlich wird dieses nunmehr über die Zahlungen an die Städteregion finanziert, die unter den Transferaufwendungen gebucht werden.
Hierin begründet sich der unter anderem auch der Anstieg bei dieser Aufwandsposition.
Seite 35 von 37
Stadt Aachen
Finanzen
9036
Bilanzielle Abschreibungen
Die Abschreibungen sind ein wesentlicher Aufwandsposten in der Ergebnisrechnung. Die
Kennzahl „Abschreibungsintensität“ zeigt an, in welchem Umfang die Abnutzung des Anlagevermögens den Kommunalhaushalt belastet.
Den Abschreibungen stehen im Regelfall erhebliche Erträge aus der Auflösung von Sonderposten gegenüber. Die Kennzahl „Drittfinanzierungsquote“ weist das prozentuale Verhältnis von
Erträgen aus Sonderposten zu den Abschreibungen aus.
Ergebnisbelastung durch Abschreibungen in Tausend Euro (IST) bzw. Kennzahlen in Prozent
2008
2009
2010
2011
2012
Ordentliche Aufwendungen
695.330
725.077
735.743
780.171
775.453
Abschreibungen auf Anlagevermögen
19.890
19.051
19.037
21.175
31.834
Erträge aus der Auflösung
von Sonderposten
8.542
7.330
6.470
7.706
7.999
Netto-Ergebnisbelastung
11.349
11.721
12.567
13.469
23.835
Abschreibungsintensität
2,9
2,6
2,6
2,7
4,1
Drittfinanzierungsquote
42,9
38,5
34,0
36,4
25,1
Kennzahlen in Prozent
Die Abschreibungen auf Anlagevermögen sind 2012 aufgrund der außerplanmäßigen Abschreibungen auf Finanzanlagen erheblich gestiegen. Dementsprechend sind auch die Kennzahlen
Abschreibungsintensität sehr hoch bzw. Drittfinanzierungsquote niedrig. Es ist davon auszugehen, dass sie zukünftig wieder das Niveau der Vorjahre erreichen. Dabei ist zu beachten, dass
sich durch die dann durchgeführte Inventur Veränderungen beim Sachanlagevermögen ergeben, die wiederum Auswirkungen auf die Abschreibungslast und die Sonderposten haben. Der
Anstieg 2011 ist auf die Neu- und damit Höherbewertung der Abwasserbeseitigungsanlagen
zurückzuführen. Korrespondierend dazu stiegen die Sonderposten an.
Die Abschreibungslast kann durch die Auflösung der Sonderposten erheblich gemildert werden.
Die Sonderposten setzen sich hauptsächlich aus erhaltenen Zuwendungen und Beiträgen zusammen. Während der Erhalt von Zuwendungen durch die Stadt Aachen nicht beeinflussbar ist,
können die Beiträge innerhalb der rechtlichen Rahmenbedingungen selbst festgelegt werden.
Die rechtlichen Möglichkeiten diese Einnahmen zu genieren werden von der Stadt noch nicht
vollständig ausgeschöpft. Insoweit wird auf die Ausführungen zu den Beiträgen im Abschnitt
Haushaltskonsolidierung verwiesen.
Seite 36 von 37
Stadt Aachen
Finanzen
9036
Kontakt
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen
Heinrichstraße 1, 44623 Herne
Postfach 10 18 79, 44608 Herne
t 0 23 23/14 80-0
f 0 23 23/14 80-333
e info@gpa.nrw.de
i www.gpa.nrw.de
Seite 37 von 37