Daten
Kommune
Aachen
Dateiname
147592.pdf
Größe
303 kB
Erstellt
10.06.15, 12:00
Aktualisiert
06.09.18, 22:21
Stichworte
Inhalt der Datei
Der Oberbürgermeister
Vorlage
Federführende Dienststelle:
Fachbereich Soziales und Integration
Beteiligte Dienststelle/n:
Vorlage-Nr:
Status:
AZ:
Datum:
Verfasser:
FB 50/0076/WP17
öffentlich
10.06.2015
Vorstellung des Projektes TANDEMmia
Beratungsfolge:
TOP: 3
Datum
Gremium
Kompetenz
25.06.2015
SGA
Kenntnisnahme
Beschlussvorschlag:
Der Ausschuss für Soziales, Integration und Demographie nimmt die Ausführungen zur Kenntnis.
In Vertretung
(Prof. Dr. Sicking)
Vorlage FB 50/0076/WP17 der Stadt Aachen
Ausdruck vom: 12.08.2015
Seite: 1/2
Erläuterungen:
Das Projekt TANDEMmia wendet sich an SeniorInnen mit und ohne Migrationshintergrund
oder Behinderung, die in Aachen alleine leben und Unterstützung bei der Bewältigung des
Alltags oder einfach Kontakt gegen die Einsamkeit benötigen. Ziel ist, dass die Senioren und
Seniorinnen möglichst lange in ihren „eigenen vier Wänden“ leben können. Dazu werden sie
regelmäßig von geschulten Ehrenamtlichen besucht, die als Schaltstelle zur Außenwelt
fungieren.
TANDEMmia ist ein Kooperationsprojekt der Werkstatt der Kulturen und der gewoge AG. Der Träger
ist das Diakonische Werk im Kirchenkreis Aachen e.V.
Nähere Erläuterungen zum Projekt sind in Anlage 1 beigefügt.
Aufgrund der demografischen Entwicklung unterstützt die Verwaltung das Projekt. Die
Zusammenarbeit mit der Leitstelle „Älter werden in Aachen“ ist sehr fruchtbar.
Frau Barros stellt das Projekt vor.
Anlage/n:
Anlage 1 - Projektbeschreibung
Vorlage FB 50/0076/WP17 der Stadt Aachen
Ausdruck vom: 12.08.2015
Seite: 2/2
erkstatt
der
ulturen
TANDEMmia – Aufsuchende Seniorenarbeit in Aachen Ost
Diakonisches Werk im Kirchenkreis Aachen e.V.
Ein Kooperationsprojekt der Werkstatt der Kulturen und der gewoge AG, gefördert durch die
GlücksSpirale.
1. Das Projekt
a. Entstehungszusammenhang und Rahmenbedingungen
Im Abschlussbericht "Pflegeprävention im Stadtteil Aachen Ost - Konzeptentwicklung
Pflegeprävention" von der KatHO Aachen NRW ist die Situation der Senioren und
Seniorinnen mit oder ohne Migrationshintergrund eruiert worden. Unter anderem wird das
soziale Netzwerk als wichtiger Faktor für die Pflegeprävention dargestellt. Die Senioren und
Seniorinnen haben als großen Wunsch geäußert, so lange wie möglich in ihrer vertrauten
Umgebung bleiben zu können. Basierend auf diesem Bericht hat die Werkstatt der Kulturen
im Jahr 2011 das Pilotprojekt TANDEMmia - Aufsuchende Senioren Arbeit in Aachen-Ost
entwickelt und umgesetzt. Soziale Arbeit als aufsuchende Dienstleistung zu gestalten, ist
ungewöhnlich. Gemeinhin wird aufsuchende Sozialarbeit mit Streetwork in Verbindung
gebracht, nicht jedoch mit Senioren und Seniorinnen. Aus unterschiedlichen Gründen muss
auf den Wunsch der alten Menschen in ihren Wohnungen zu bleiben, positiv reagiert
werden. Dies gelingt am besten, indem professionelle Hilfe den ersten Schritt auf Senioren
macht.
Durch die wissenschaftliche Begleitung der KatHO NRW Aachen hat sich der Bedarf einer
aufsuchenden Arbeit für die Zielgruppe Senioren und Seniorinnen mit oder ohne
Migrationshintergrund als Präventionsmaßnahme im Pflegebereich bestätigt. Aus diesem
Grund sind die Ergebnisse des Pilotprojektes TANDEMmia aufgenommen und in ganz
Aachen aufgebaut worden.
TANDEMmia für die gesamte Stadt Aachen wird durch die GlücksSpirale bis April 2016
gefördert und in Kooperation mit der Wohnungsgesellschaft gewoge AG und mit
Unterstützung der KatHO NRW Aachen fortgeführt. Das Projekt hat bereits ein Netzwerk mit
wichtigen Behörden und Institutionen. Zu den Netzwerkpartnern gehören z.B. die "Leitstelle
Älter werden in Aachen", die Begegnungszentren für Senioren, der Seniorenrat, die
Sozialdienste der Krankenhäuser, Hausarztzentren, Pflegedienste, Kirchengemeinde,
Krankenkassen, Wohlfahrtsverbände, Pflegestützpunkte sowie Mobile Dienste (siehe
Beilage Netzwerkpartner). Die Koordinatorin von TANDEMmia wirkt in der ÖAG, der
Örtlichen Arbeitsgemeinschaft Senioren Aachen-Ost und Rothe Erde mit, um den
identifizierten Bedarf der Senioren und Seniorinnen strategisch abzudecken. Seit Januar
2014 wird das Projekt TANDEMmia von Ulla Schmidt, der ehemaligen
Gesundheitsministerin, als Schirmherrin beraten.
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Erstellt von Raquel Barros
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der
ulturen
b. Ziele und Zielgruppen
TANDEMmia möchte ältere Menschen ab 65 Jahren mit oder ohne Migrationshintergrund
und mit Mobilitätseinschränkungen durch regelmäßige Besuche von Freiwilligen dabei
unterstützen, möglichst lange in ihrer gewohnten Umgebung wohnen zu können, so dass für
sie ein Heimaufenthalt vermieden bzw. verzögert werden kann. Außerdem soll der
regelmäßige Kontakt zu einem Menschen Einsamkeitsgefühlen vorbeugen und damit positiv
auf die Gesundheit wirken. Darüber hinaus sollen die Senioren und Seniorinnen möglichst
auch im Gemeinwesen Kontakt halten oder bekommen, indem sie über Hilfen und
Einrichtungen für Senioren und Seniorinnen informiert und bei konkreten Schritten
unterstützt werden. Sie sollen ein Gemeinschaftsgefühl entwickeln, indem sie sich zu einem
Projekt zugehörig fühlen und auf gemeinsamen Festen die anderen Senioren und
Seniorinnen und Ehrenamtlichen kennen lernen können. Durch das Gemeinschaftsgefühl
soll eine gegenseitige Selbsthilfe bei den Senioren und Seniorinnen mobilisiert werden. Die
Senioren und Seniorinnen sollen sich zusammen mit den Ehrenamtlichen auch körperlich
betätigen, um Stürzen vorzubeugen.
Die Thematik Aufsuchende Seniorenarbeit in der Sozialarbeit soll eine größere
Aufmerksamkeit und Sensibilisierung der Gesellschaft, Quartiersarbeit und Kommune
erlangen. Dafür werden Fachtagungen zusammen mit der KatHO NRW Aachen geplant und
durchgeführt.
c. Projektablauf und -inhalte
TANDEMmia basiert auf zwei Methoden: zum einen auf der Methode der aufsuchenden
Sozialarbeit in Verbindung mit Freiwilligen und zum anderen auf der Tandem-Methode. Die
Koordination des aufsuchenden Dienstes ist die erste Kontaktstelle sowohl für potentiell
interessierte Freiwillige als auch für potentiell interessierte Senioren und Seniorinnen. Die
Fachkraft rekrutiert, schult und vermittelt die Ehrenamtlichen passgenau an die Senioren und
Seniorinnen. Dafür ist es notwendig, beide Seiten gut kennen zu lernen. Dies geschieht in
jeweiligen Einzelgesprächen anhand eines Gesprächsleitfadens und anhand von
Beobachtungen während des Gesprächs. Bei den Ehrenamtlichen sind wichtige Indikatoren
für die Eignung z.B. die Motivation, die soziale Kompetenz, die Lernbereitschaft und die
Reflexionsfähigkeit. Ähnliche Interessen und Hobbies oder ähnliche familiäre Hintergründe
erleichtern häufig den ersten Zugang zueinander. Die Vermittlung findet in einem Gespräch
zu dritt bei den Senioren und Seniorinnen zuhause statt. Für eine erfolgreiche
zusammengeführte TANDEMmia-Partnerschaft sind gegenseitige Sympathie und Akzeptanz
Voraussetzung. Dem Prinzip der aufsuchenden Arbeit folgend werden die Senioren und
Seniorinnen danach regelmäßig von den Freiwilligen zu Hause besucht und unterstützt. Die
Freiwilligen ermöglichen soziale Kontakte durch Gespräche, Spaziergänge, Vorlesen,
Gesellschaftsspiele, Arztbesuche, gemeinsames Einkaufen usw., Muskeltraining mit dem
Thera-Übungsband und fungieren als Schaltstelle zur Außenwelt (vermitteln Hilfestellungen,
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geben Auskünfte und Bedürfnisse weiter). Die Tandem-Methode basiert auf dem Prinzip der
Gegenseitigkeit: zwei Menschen begegnen sich auf Augenhöhe. Zunächst einmal ist
Tandem ein Fahrrad für zwei Personen, mit dem das Fahren nur möglich ist, wenn beide in
die Pedale treten, wenn der andere mitmacht und wenn Konsens über Rhythmus und
Richtung herrscht. Es geht im Tandem darum, dass jeder Partner Kompetenzen und
Fähigkeiten mitbringt, die zum gegenseitigen Nutzen und zur gegenseitigen Bereicherung
führen. Die Ehrenamtlichen erfahren z.B. wie es sein kann, wenn die Kräfte nachlassen. Sie
reflektieren z. B. auch wie sie selbst alt werden möchten und erfahren Lebenssinn durch
ihre ehrenamtliche Tätigkeit. Die Freiwilligen werden durch 2 Fachtagungen und 4
Reflexionstreffen in ihrer Tätigkeit unterstützt, damit die TANDEMmia-Partnerschaft
möglichst lange erfolgreich für beide Seiten erlebt werden kann. Die Ehrenamtlichen werden
durch den Stadtsportbund Aachen im Bereich Sturzprophylaxe mit dem Thera- Übungsband
weiter geschult und sie sollen regelmäßig mit den Senioren und Seniorinnen die gelernten
Übungen trainieren.
2. Aktueller Stand
a. Die Zielgruppe Senioren und Seniorinnen
Anzahl gesamt 11.05.2015
Alter
Alter von bis
Durchschnittsalter
61-65 Jahre
66-75
76-85
86-96
keine Angaben
70
Anzahl
61-96
78
5
10
25
20
10
Prozent
Geschlecht:
Männer
Frauen
8
62
11%
89%
Migrationshintergrund
mit Migrationshintergrund
17
24%
Einschränkungen
schwere Mobilitätseinbußen
davon starke Sehbehinderung/blind
41
7
57%
10%
16
3
22,86%
Wohnung gewoge
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7,14%
14,28%
35,71%
28,57%
14,28%
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der
ulturen
Altersstruktur
61-65 Jahre
7%
66-75 Jahre
14%
Keine Angabe
14%
86-96 Jahre
29%
76-85 Jahre
36%
Zugänge
über Leitstelle älter werden/Sozialdienst
Zugang über Presse/Internet
Zugang über Krankenhäuser
Ärzte / Krankengymnastik /
Pflegedienste
Briefe an gewoge-Bewohnende
andere durch Flyer z.B. Café, Apotheke
Anzahl Prozent
16
22,85%
6
8,57%
23
32,86%
8
10
7
11,43%
14,28%
10%
Zugänge
Flyer
10%
Leitstelle älter
werden
22,85%
Briefe gewoge AG
14,28%
Presse/Internet
8,57%
Ärtze/ Krankengy./
Pflegedienst
11,43%
Krankenhäuser
32,86%
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der
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b. Die Zielgruppe Ehrenamtliche
Anzahl EA bis 10.07.2014
davon derzeit aktiv 25
Altersstruktur:
25
Anzahl
20-68
44
6
7
8
4
Alter von bis
Durchschnittsalter
20-29 Jahre
30-45 Jahre
46-60 Jahre
über 60 Jahre
Prozent
24%
28%
32%
16%
Altersstruktur
über 60 Jahre
16%
20-29 Jahre
24%
46-60 Jahre
32%
30-45 Jahre
28%
Anzahl
Prozent
Geschlecht:
Männer
Frauen
1
26
3,7%
96,3%
Migrationshintergrund:
mit Migrationshintergrund
mit deutschen Wurzeln
13
14
48,15%
51,85%
4
5
14,81%
Mieter der gewoge AG
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Juni 2015
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der
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Berufstätigkeit:
Berufstätig
Arbeitslosengeld II
Student
Hausfrau oder Hausmann
In Rente
Anzahl
Prozent
9
4
4
4
4
36%
16%
16%
16%
16%
Berufstätigkeit
Rente
16%
Berufstätig
36%
Hausfrau/mann
16%
Student
16%
Arbeitslosengeld II
16%
c. TANDEMmia-Partnerschaften
Von April 2013 bis Dezember 2014 gab es 45 TANDEMmia-Partnerschaften.
Im Moment gibt es 25 TANDEMmia-Partnerschaften.
Insgesamt haben sich 98 Senioren und 44 Ehrenamtlichen in dem Projekt bis 01.06.2015
angemeldet.
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3. Perspektiven
Wir möchten TANDEMmia langfristig als quartiersbezogenes Projekt in ganz Aachen
etablieren. Dafür sind Fördermittel und Kooperationspartnerschaften erforderlich. Unsere
Vision ist das selbstverständliche Zusammenleben von Menschen unterschiedlichen Alters
durch die Entwicklung der gegenseitigen Hilfe und Unterstützung in einem Leben im
Quartier.
„Wir sind für einander da“
Für die Verwirklichung dieser Vorstellung soll ein Ehrenamtspool in jedem Quartier
aufgebaut werden, durch Unterstützung der religiösen Repräsentanten, von
Wohlfahrtsverbände, Migrantenorganisationen, Pflegedienste, Hochschulen und relevante
Institutionen vor Ort. Die vorgenannten Organisationen bringen ihre Erfahrungen, Angebote,
die Akzeptanz und Bekanntheit im Viertel ein. TANDEMmia etabliert durch sein
professionelles Know how in dem Bereich die aufsuchende Seniorenarbeit und koordiniert
den Ehrenamtspool.
Die aktuelle Kooperation mit der gewoge AG Immobilienagentur soll in der Quartiersarbeit
durch die Nutzung von den Gemeinschaftsräumen, wie in der Stolbergerstrasse intensiviert
werden. Regelmäßige Präsenz in den Servicebüros der gewoge AG in der Stadt Aachen soll
hierbei helfen.
Die Aufsuchende Seniorenarbeit soll in der Sozialarbeit Fuß fassen und gesellschaftliche
und wissenschaftliche Anerkennung erlangen, um ihre strategische Relevanz für die weitere
gesellschaftliche Teilhabe und das Engagementpotential im Alter zu fördern. Dafür werden
mit der KatHO NRW Aachen weitere Fachtagungen für Akteure, Politiker und
Wissenschaftlicher durchgeführt.
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