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Vorlage-Sammeldokument

Daten

Kommune
Aachen
Dateiname
139569.pdf
Größe
3,1 MB
Erstellt
02.12.14, 12:00
Aktualisiert
06.09.18, 22:05

Inhalt der Datei

Der Oberbürgermeister Vorlage Federführende Dienststelle: Fachbereich Kinder, Jugend und Schule Beteiligte Dienststelle/n: Vorlage-Nr: Status: AZ: Datum: Verfasser: FB 45/0052/WP17 öffentlich 02.12.2014 45/300 Fortführung des Fanprojekts Aachen in 2015 bis 2017 Beratungsfolge: TOP:__ Datum Gremium Kompetenz 10.12.2014 Rat Entscheidung Beschlussvorschlag: 1. Der Rat der Stadt Aachen nimmt die Ausführungen der Verwaltung zustimmend zur Kenntnis. 2. Er beschließt die Fortführung des Fanprojektes unter Beteiligung der Stadt Aachen mit einem finanziellen Anteil in Höhe von 23.500 Euro jährlich und beauftragt die Verwaltung, eine entsprechende Vereinbarung mit der StädteRegion Aachen und dem Leistungsanbieter Arbeiterwohlfahrt Kreisverband Aachen-Stadt e.V. abzuschließen. 3. Der Kinder- und Jugendausschuss nimmt die Ausführungen der Verwaltung zur Kenntnis. Philipp Oberbürgermeister Vorlage FB 45/0052/WP17 der Stadt Aachen Ausdruck vom: 02.12.2014 Seite: 1/4 finanzielle Auswirkungen Investive Ansatz Auswirkungen 20xx Fortgeschriebener Ansatz Fortgeschriebe- Ansatz ner Ansatz 20xx ff. 20xx Gesamtbedarf (alt) 20xx ff. Gesamtbedarf (neu) Einzahlungen 0 0 0 0 0 0 Auszahlungen 0 0 0 0 0 0 Ergebnis 0 0 0 0 0 0 + Verbesserung / 0 0 Deckung ist gegeben/ keine Deckung ist gegeben/ keine ausreichende Deckung ausreichende Deckung vorhanden vorhanden Verschlechterung konsumtive Ansatz Auswirkungen 20xx Ertrag Fortgeschriebener Ansatz Fortgeschriebe- Ansatz ner Ansatz 20xx ff. 20xx 20xx ff. Folgekos- Folgekos- ten (alt) ten (neu) 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 Abschreibungen 0 0 0 0 0 0 Ergebnis 0 0 0 0 0 0 Personal-/ Sachaufwand + Verbesserung / - 0 0 Deckung ist gegeben/ keine Deckung ist gegeben/ keine ausreichende Deckung ausreichende Deckung vorhanden vorhanden Verschlechterung Der städtische Finanzierungsanteil in Höhe von 23.500 Euro p. a. wird im Rahmen der Finanzierung der Städteregion über Regionsumlage und Ausgleichszahlung abgerechnet. Vorlage FB 45/0052/WP17 der Stadt Aachen Ausdruck vom: 02.12.2014 Seite: 2/4 Erläuterungen: 1. Ausgangslage Im Juni 2008 hat der Kinder- und Jugendausschuss der Stadt Aachen der Einrichtung eines Fanprojektes zugestimmt. Das Projekt wurde auf fünf Jahre befristet, von November 2008 bis Oktober 2013. Die Kosten wurden je zu einem Drittel vom DFB, dem Land NRW und der Stadt Aachen getragen. Nach entsprechender Beschlussfassung auch der Verbandsversammlung der StädteRegion im Mai 2009 wurde das Projekt mit Bildung der StädteRegion Aachen als städteregionales Projekt fortgeführt. Der kommunale Anteil wird seitdem hälftig von der Stadt und der StädteRegion Aachen getragen. In seiner Sitzung am 18.07.2013 hat der Städteregionstag die Fortführung des Fanprojekts Aachen bis zum 31.12.2014 beschlossen. Diesem Beschluss hat sich der Rat der Stadt Aachen in seiner Sitzung am 11.12.2013 angeschlossen. 2. Sachstand In der Vorlage der StädteRegion für den Kinder- und Jugendhilfeausschuss am 03.12.2014 und den Städteregionsausschuss am 11.12.2014 werden die Rahmenbedingungen des Fanprojekts folgendermaßen ausgeführt: „Das Fanprojekt StädteRegion Aachen lehnt sich an das „Nationale Konzept Sport und Sicherheit“ der Deutschen Sportjugend (dsj) an und wird vom Deutschen Fußballbund (DFB) inhaltlich und finanziell unterstützt. Zur Zielgruppe gehören junge Menschen im Alter von 14 bis 25 Jahren, die sich im Umfeld von Fußballspielen, insbesondere Spiele der Alemannia Aachen, einfinden. Das Fanprojekt soll präventiv dazu beitragen, sozial auffällige Jugendliche im Umfeld von Fanszenen zu erreichen und durch konkrete Hilfs- und Fördermaßnahmen in ihrer Entwicklung positiv zu unterstützten. Das Projekt ist nicht ausschließlich auf Alemannia Aachen bezogen. Das Fanprojekt Aachen wird mit 60.000 € vom Land NRW und bis zu 95.000 € vom DFB gefördert. Die genannte Förderung steht unter der Voraussetzung, dass Stadt und StädteRegion Aachen das Fanprojekt weiterhin im genannten Umfang unterstützen…Für das Jahr 2015 sind Aufwendungen in Höhe von 47.500 € einzuplanen.“ (Zitat) Diese Summe wird hälftig von der Stadt Aachen und der StädteRegion getragen. 3. Fortführung des Fanprojekts In der Vorlage der StädteRegion wird die Weiterführung des Fanprojekts wie folgt begründet: „Der Verein Alemannia Aachen steht auch nach der finanziellen Rettung noch vor großen Herausforderungen. Gerade vor diesem Hintergrund ist eine kontinuierliche Arbeit des Fanprojekts – mit einer ausreichenden personellen Ausstattung - von großer Bedeutung und Sinnhaftigkeit. Vorlage FB 45/0052/WP17 der Stadt Aachen Ausdruck vom: 02.12.2014 Seite: 3/4 Neben den langjährigen Fans, die der Alemannia trotz des sportlichen Abstiegs die Treue halten, ist zurzeit eine größer werdende Anzahl junger Fans am Tivoli zu verzeichnen. Mit Blick auf die starken Verwerfungen innerhalb der Fanszene ist es wichtig, diesen jungen Menschen einen sicheren Anlaufpunkt zu bieten. Nach den personellen Veränderungen im Fanprojekt steht in den nächsten Jahren die Konsolidierung des Fanprojekts im Vordergrund. Hauptaugenmerk wird dabei auf die kontinuierliche Beziehungsarbeit bzw. aufsuchende Beziehungsarbeit mit den Fans gelegt. Ziel des Fanprojekts ist es Ansprechpartner für alle Fans, Polizei und Verein zu sein.“ (Zitat) Im Verlauf des vergangenen Jahres musste sich das Fanprojekt neu aufstellen. Die bisherige Mitarbeiterin hat das Projekt zum Spielzeitende verlassen, nachdem sie von der rechten Szene massiv bedroht und verunglimpft worden war. Kurze Zeit später kündigte ebenso ihr männlicher Kollege. Im November 2013 und im August 2014 konnten neue Mitarbeiter gewonnen werden. Durch den Mitarbeiterwechsel hat ein gravierender Umbruch in der Arbeit stattgefunden und die Beziehungsarbeit muss neu aufgebaut werden. Die überarbeitete Konzeption des Projektträgers liegt als Anlage bei. 4. Vorschlag der Verwaltung Die Verwaltung schlägt vor, die Fortführung des Fanprojekts mit einer finanziellen Beteiligung der Stadt Aachen in Höhe von 23.500 Euro p.a. zu beschließen sowie die Leistungsvereinbarung mit den Beteiligten (StädteRegion und Arbeiterwohlfahrt Aachen-Stadt e.V.) in § 6 – Finanzielle Förderung – und in § 9 – Vereinbarungsdauer und Kündigung - zu erneuern. Dazu wird eine Dauer analog der Konzeptlaufzeit des Trägers empfohlen, um ihm und den Fachkräften die nötige Planungssicherheit zu geben. Allerdings sollte in die Vereinbarung ein kurzfristiges Kündigungsrecht aufgenommen werden, für den Fall, dass die Ziele Beziehungsaufbau zu Fangruppen und jugendlichen Fans oder Arbeitsfähigkeit mit der Zielgruppe nicht erreicht werden. Anlage/n: Konzept und Ausblick des AWO-Fanprojekts von 2015 - 2017 Vorlage FB 45/0052/WP17 der Stadt Aachen Ausdruck vom: 02.12.2014 Seite: 4/4 Arbeiterwohlfahrt Konzept und Ausblick AWO-Fanprojekt Aachen 2015 - 2017 Kreisverband Aachen-Stadt e. V. Grundlage Fanprojekte sind eine besondere Form der Jugend- und Sozialarbeit. Sie zeichnen sich durch einen szenenahen und sozialpädagogischen Zugang zu den aktiven Fanszenen aus. Mit ihrem Ansatz sind sie in der Lage, jungen Menschen bei der Bewältigung ihrer Schwierigkeiten zu helfen, ihnen Alternativen aufzuzeigen und mögliche Handlungsoptionen anzubieten. Daher sollen im Rahmen der Umsetzung des „Nationalen Konzeptes – Sport und Sicherheit (NKSS)“ bei Vereinen der ersten vier Spielklassen Fan-Projekte eingerichtet werden. Zielgruppe sind alle fußballaffinen Jugendlichen zwischen 12 und 27 Jahren. Basis für eine erfolgreiche sozialpädagogische Fanprojektarbeit, laut NKSS, ist neben der Schaffung einer stabilen Beziehungsarbeit, ebenso die stabile Sicherstellung der strukturellen Rahmenbedingungen. Projektträger Projektträger ist die Arbeiterwohlfahrt Kreisverband Aachen-Stadt e.V. Die Arbeiterwohlfahrt ist in der Stadt Aachen auf dem Gebiet der Familien- und Jugendhilfe, der Beratungs- und Betreuungsarbeit, im Kindergartenbereich sowie in der Seniorenarbeit mit Angeboten von stationären Pflegeeinrichtungen, seniorengerechten Wohnungen und offenen Angeboten in den Seniorenbegegnungsstätten tätig. Aktuell zählt die AWO über 1800 Mitglieder in Aachen. Rund 110 hauptamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind derzeit beim Kreisverband Aachen-Stadt beschäftigt. Finanzierung Für den Förderzeitraum 01-01-2015 – 31.12.2017 sehen die Eckdaten der Finanzierung, wie folgt aus:  Ministerium für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport des Landes NordrheinWestfalen Mit Schreiben vom 25.Juni 2014 teilt die Ministerin Ute Schäfer mit: „Um die Fanprojekte in NRW in Zukunft noch besser zu unterstützen, beabsichtige ich, den Förderhöchstbetrag ab der Spielzeit 2014/2015 um weitere 12.500 € auf dann 60.000 € anzuheben. Diese Anhebung wird mit der Voraussetzung verbunden sein, dass die jeweilige Kommune ihren Finanzierungsanteil nicht entsprechend absenkt.“ Die Arbeiterwohlfahrt Kreisverband Aachen-Stadt Zuwendungen des Landes in Höhe von 47.500,- €. e.V. beantragt derzeit jährlich Nach Eingang und Prüfung der neuen Förderrichtlinien wird ein angepasster Antrag gestellt werden. Version: jr2014-10-10 1 Konzept und Ausblick AWO-Fanprojekt Aachen 2015 - 2017 Arbeiterwohlfahrt Kreisverband Aachen-Stadt e. V.  Deutscher Fußballbund Der Deutsche Fußballbund hat seine Förderrichtlinien zum 01.07.2013 dahingehend geändert, dass er seither die Fanprojekte mit 50% des Gesamtvolumens bezuschusst. Voraussetzung dafür ist, dass Kommune und Land an der Förderung des Fanprojektes beteiligt sind und ihre jeweiligen Finanzierungsmittel nicht entsprechend absenken. Die Höchstfördersumme beträgt bis zu 150.000 € unter der Voraussetzung, dass Kommune und Land ebenso 150.000 € bereit stellen. Gemäß dieser Förderrichtlinien hat die Arbeiterwohlfahrt Kreisverband Aachen-Stadt e.V. 95.000 € an Zuwendungen durch den DFB für die Spielzeit 2014/2015 beantragt.  Städteregion Aachen und Stadt Aachen Unter den oben beschriebenen Fördervoraussetzungen des Ministeriums für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport des Landes Nordhein-Westfalens und des Deutschen Fußballbundes wird die Arbeiterwohlfahrt Kreisverband Aachen e.V. für die Jahre 2015 – 2017 eine kommunale Zuwendung von 47.500 € beantragen. Eine Reduzierung oder gar Streichung der kommunalen Zuwendungen hätte zur Folge, dass auch die Zuwendungen des Landes und des DFB wegfallen. Leitbild und Grundsätze Das Fanprojekt Aachen ist eingebettet im Selbstverständnis der Arbeiterwohlfahrt und handelt nach den Werten des freiheitlich-demokratischen Sozialismus: Solidarität, Toleranz, Freiheit, Gleichheit und Gerechtigkeit. Das sozialpädagogische Fanprojekt der Arbeiterwohlfahrt Kreisverband Aachen-Stadt e.V. steht für:  Zielgruppenorientierung: Den individuellen Bedürfnissen, Problemlagen und Aufgabenstellungen wird sich wertfrei zugewandt.  Verlässlichkeit und Vertrauensschutz: Absprachen werden zuverlässig und anonym, unter Beachtung der datenschutzrechtlichen Voraussetzungen behandelt.  Freiwilligkeit: Die Angebote des Fanprojektes werden durch freie Entscheidung der Jugendlichen angenommen.  Flexibilität: Die Angebote des Fanprojektes werden den sich verändernden Bedürfnissen und Bedarfen angepasst.  Offenheit: Das Angebot ist grundsätzlich allen Jugendlichen, unabhängig von jugendkulturellen Orientierungen, sozialer Herkunft, Geschlecht, Weltanschauung, Religion, ethnischer Zuordnung oder Nationalität offen.  Parteilichkeit: Im Sinne der Jugendlichen ergreift das Fanprojekt Partei und übernimmt in Fällen von Konflikten und/oder Sprachlosigkeit die „Übersetzerfunktion“ in Wechselwirkung mit (Erwachsenen-) Institutionen und im gesamtgesellschaftlichen Diskurs. Version: jr2014-10-10 2 Konzept und Ausblick AWO-Fanprojekt Aachen 2015 - 2017 Arbeiterwohlfahrt Kreisverband Aachen-Stadt e. V. Fortschreibung und Überprüfung Die Arbeit und konzeptionelle Grundlage wird kontinuierlich überprüft und fortgeschrieben. Dies geschieht sowohl in externen als auch internen Prozessen. Für den Zeitraum 2015 – 2016 kann daher unterschieden werden: Extern:  Qualitätssiegel der Fanprojekte durch die Koordinationsstelle der Fanprojekte: Das AWO-Fanprojekt Aachen strebt die Erteilung des Qualitätssiegels durch die Koordinationsstelle der Fanprojekte im o.b. Zeitraum an.  QM-Zertifizierung der AWO: Das Fanprojekt wird in das QM-Management der Arbeiterwohlfahrt Kreisverband Aachen-Stadt e.V. implementiert.  Fachliche Reflexion in der Region: Das AWO-Fanprojekt Aachen bindet sich in regelmäßiger Form in das fachliche Netzwerk der Städteregion Aachen und der Stadt Aachen ein. Intern:  Fortschreibung und Pflege des Spieltagsreportingsystems: Zu jedem Spieltag wird das standardisierte Reportingformular bearbeitet.  Fachberatung mit der AWO-Koordination der Fanprojekte: Monatliche fachliche Reflexion mit der AWO-Koordination der Fanprojekte  Jahresklausur: Einmal jährlich findet eine zweitägige methodisch fachliche Reflexion der Fanprojektarbeit statt.  Selbstevaluation: Einmal jährlich wird der Selbstevaluationsbogen für Fanprojektarbeit von Dr. Michael Löffelholz qualifiziert bearbeitet und ausgewertet. Die Arbeit des Fanprojekts Aachen Der sozialpädagogische Ansatz des Fanprojekts Aachen beruht auf drei Säulen: - Jugendarbeit - (Jugend-)Sozialarbeit - Öffentlichkeits- und Institutionenarbeit Daraus ergeben sich u.a. folgende Aufgaben: - Förderung und Stützung von Eigeninitiativen und Selbstverantwortung von Fans - Freizeitangebote - Ganzheitliche Einzelberatung - Hilfen in Notsituationen - Abbau extremer Orientierungen Version: jr2014-10-10 3 Konzept und Ausblick AWO-Fanprojekt Aachen 2015 - 2017 Arbeiterwohlfahrt Kreisverband Aachen-Stadt e. V. Konkret heißt das, dass neben der Spielbegleitung (als primäre Ausgangssituation der Kontaktaufnahme und der Festigung sowie Stabilisierung einer belastbaren Beziehungsgrundlage), regelmäßige „Offene Tür“- Arbeit, Veranstaltungen, vor allem aber die präventiven Angebote gegen Gewalt und Extremismus sowie erlebnis- und sportpädagogische Projekte im Vordergrund stehen. Erweiterung der professionellen Strukturen Einhergehend mit der Mittelerhöhung im Dezember 2012 seitens der Städteregion, konnten vorhandene Strukturen weiter professionalisiert werden. Das äußert sich u.a. darin, dass Arbeitsinhalte aufgeteilt und somit Belastungen reduziert werden konnten. Dadurch, dass zwei Vollzeitstellen geschaffen worden sind, konnten neue Angebote unterbreitet und vorhandene intensiviert werden. In Zusammenarbeit mit Jörg Rodenbüsch (Koordinator der AWO-Fanprojekte) wurden Perspektiven, neue Ziele und Aufgabenbereiche bei einer zweitägigen Klausurtagung konkretisiert. Innerhalb dieser Klausur wurde ersichtlich, dass es schon kaum möglich ist, die Anforderungen an das Fanprojekt mit zwei Vollzeitstellen zu stemmen, geschweige denn mit weniger. Basierend auf diesem Wissen wurde Zielvereinbarungen getroffen die in erster Linie zur Professionalisierung der Strukturen und der Entlastung der einzelnen Mitarbeiter dienen. Darunter zählt unter anderem die Aufteilung von verschiedenen Verantwortungsbereichen. Dank der Mittelerhöhung und damit einhergehend der zweiten Vollzeitstelle, können nun individuell an den Bedürfnissen orientierten Öffnungszeiten angeboten werden. Die neuen personellen Strukturen gestattet nun die Realisierung von Projekten, die davor nur sporadisch oder mit einem extrem hohen Überstunden-Aufwand durchgeführt werden konnten. Die Leitung des Fanprojekts hatte, seit der Gründung des Fanprojekt Aachen im November 2008, Frau Kristina Walther inne. Ab März 2010 wurde sie von Benjamin Wolff unterstützt. Die Geschehnisse und Nachwirkungen rund um die rechten Übergriffe und Einwirkungen in die Fankurven der Alemannia und auch auf die Mitarbeiter/innen des Fanprojekts Aachen haben sich massiv ausgewirkt und das Fanprojekt personell stark durchgerüttelt. Kristina Walther hat das Fanprojet Aachen zum Ende der abgelaufenen Spielzeit verlassen und auch der zweite Mitarbeiter, Ben Wolff, hat dies im vergangenen Herbst getan. Das Fanprojekt musste sich personell neu aufstellen. Zu Sebastian Feis, der seit November 2013 im Fanprojekt arbeitet und mittlerweile die Leitung übernommen hat, ist im August 2014 Sebastian Schmitt gekommen. Version: jr2014-10-10 4 Konzept und Ausblick AWO-Fanprojekt Aachen 2015 - 2017 Arbeiterwohlfahrt Kreisverband Aachen-Stadt e. V. Dieser personelle Umbruch ist gravierend in der Arbeit, da die Beziehungsarbeit, die Grundlage der gesamten Arbeit, neu aufgebaut werden muss. Die Arbeiterwohlfahrt Kreisverband Aachen-Stadt e.V. wird den Neuaufbau des Fanprojekts Aachen im Zeitraum 2015 – 2017 bewerkstelligen und gemeinsam mit den lokalen Netzwerkpartnern und den Zuwendungsgebern für eine klare Profilierung und Stabilität der sozialpädagogischen Fanprojektarbeit in Aachen sorgen. Diese Zielvorgabe wird, wie unter dem Punkt Fortschreibung und Überprüfung beschrieben, insbesondere mit den externen Partnern und den projektbegleitenden Überprüfungsprozessen beschrieben und bewertet werden. Nachfolgend beschriebene Arbeitsinhalte sind für 2015 und die Folgejahre, neben der grundsätzlichen Gewährleistung der Spieltagsbegleitung und der Pflege der belastbaren Beziehungsarbeit, vorgesehen. Diese Angebote werden stets auf die Bedarfe und Bedürfnisse der Jugendlichen angepasst: Öffentlichkeitsarbeit / Aufklärung Um die diffuse Wahrnehmung der Fanprojektarbeit „aufzuhellen“ wird zukünftig ein besonderer Augenmerk auf Information der institutionellen- als auch der allgemeinen Öffentlichkeit gelegt. In Gesprächen mit Polizisten, Vereinsangestellten, Politiker/innen, Lehrer/innen, Verwaltung aber auch mit vielen Fans, mussten wir feststellen, dass es hier einen großen Nachholbedarf an Aufklärung gibt. Fußballangebote Aufgrund der gestiegenen zeitlichen Beanspruchung von Schüler/innen durch Ganztagsschule, Sportverein, Musikschule etc. bleibt wenig freie Zeit übrig. Wir möchten unsere offenen, regelmäßigen Fußballangebote gerne an einem „festen“, gut zu erreichenden Ort in einer Sporthalle etablieren. „Fußball spielen“ ist nicht nur wichtig für die Beziehungsarbeit, sondern es werden damit viele wichtige Werte, wie z.B. sich an Regeln halten, den Gegner respektieren, Verlieren lernen, Fair Play, transportiert. - Fußball-Turniere Im November wird wieder die Streetkicktour der Fanprojekte NRW in Aachen haltmachen. Es werden Schüler/innen der Jahrgangsstufen 6 bis 8 aus den weiterführenden Schulen der Städteregion angeschrieben. Am NRW-Hallenmasters, welches im nächsten Jahr vom Schalker Fanprojekt a usgerichtet wird, möchten wir mit einer Mannschaft teilnehmen. - Fanfinale Wir möchten im nächsten Jahr gerne wieder in Berlin antreten, weil neben dem Turnier und dem Besuch des DFB-Pokals die Begegnung mit Fans aus allen Landesteilen Deutschland ein bleibendes Erlebnis ist. Da das DFB-Pokalendspiel 2015 eine Woche nach dem letzten Regionalligaspieltag stattfinden wird, sollte uns dies mit mindestens einer Jungenmannschaft gelingen. Version: jr2014-10-10 5 Konzept und Ausblick AWO-Fanprojekt Aachen 2015 - 2017 Arbeiterwohlfahrt Kreisverband Aachen-Stadt e. V. - Lesungen oder Diskussionsrunden Lesungen oder Diskussionsrunden zu spannenden Themen und externen Referenten sind nützliche Angebote unserer Arbeit. In den zurückliegenden Monaten haben wir uns bewusst auf „kleinere“ Angebote konzentriert, in Zukunft möchten wir diese, gerne auch mit dem Verein Alemannia Aachen und anderen Partner/innen, wieder aufleben lassen. - Bildungsfahrten / Fanbegegnungen Fahrten mit Jugendgruppen sind für die teilnehmenden Jugendlichen sowie die begleitenden Pädagogen wichtige Erlebnisse, die nicht mehr vergessen werden. Angedacht sind Fahrten oder „Städte-Trips“ in den Oster- und/oder Herbstferien z.B. in Städte, die mit bestimmten Vorurteilen aufgrund von Vereinsrivalitäten behaftet sind. Diese Fahrten möchten wir gerne in Kooperation mit anderen Fanprojekten durchführen. Netzwerkpartner Die Arbeit des Fanprojektes geschieht nicht im eindimensionalen Rahmen, sondern bekommt Unterstützung von verschiedenen Partnern. Stellvertretend werden an dieser Stelle folgende benannt: - Städteregion Aachen Stadt Aachen Ministerium für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport Arbeiterwohlfahrt (Kreisverband Aachen-Stadt e.V.; AWO-Verbund der Fanprojekte; AWO Koordination der Fanprojekte) Landes- und Bundespolizei Bundesarbeitsgemeinschaft der Fanprojekte Koordinationsstelle der Fanprojekte Fanbeauftragte der Alemannia Aachen Interessensgemeinschaft der Alemannia Fanclubs und Fans Entwicklung der Fanszene in Aachen Mit dem Klassiker Fortuna Köln gegen Alemannia Aachen eröffnete die Saison 2013/14. Viele interessante Partien gab es bereits zwischen dem Zweiten und dem Ersten der ewigen Zweitligatabelle und der Auswärtssieg der Alemannia im Kölner Südstadion nährte die Hoffnungen der Fans auf bessere Zeiten. Doch nicht wie in der Vergangenheit ging es bei dieser Begegnung um eine gute Platzierung in der 2.Bundesliga, sondern um Punkte in der Regionalliga-West, der vierthöchsten deutschen Spielklasse. Während Fortuna Köln letztlich sogar Regionalliga-Meister wurde und in die 3. Liga aufstieg, richtete sich der Blick von Alemannia Aachen lange Zeit eher Richtung Tabellenkeller. Die neu zusammengestellte Mannschaft beendete die Saison auf Platz 13. Dem Verein drohte aufgrund des Insolvenzverfahrens das endgültige Aus, erst seit März 2014 verfügt er wieder über einen gewählten Vorstand. Nur die treuesten Fans besuchten die Heimspiele und reisten zu Auswärtsspielen, die nur noch in NRW ausgetragen wurden. Der Zuschauerschnitt am Tivoli sank im Vergleich zum Vorjahr Version: jr2014-10-10 6 Konzept und Ausblick AWO-Fanprojekt Aachen 2015 - 2017 Arbeiterwohlfahrt Kreisverband Aachen-Stadt e. V. um fast die Hälfte, allerdings nahm Aachen zusammen mit Rot-Weiß Essen eine Spitzenposition im Ranking ein – im Übrigen auch im Vergleich zu den anderen Regionalligen. Die Spiele am Tivoli besuchten durchschnittlich ca. 6200 Zuschauer/innen. In schlechten Zeiten zeigt sich bekanntermaßen erst, wer wirklich zum Verein hält und wie viel Bereitschaft besteht, sich tatkräftig einzubringen. Trotz negativer Schlagzeilen, sportlichen Talfahrten und immer wiederkehrenden finanziellen Engpässe ist die Identifikation der Aachener Fanszene mit dem Verein nach wie vor ungebrochen. Der hohe Zuschauerschnitt und die vielen Beiträge zur Rettung des Vereins (z.B. durch verschiedene Spendenaktionen), die Alemannia-Fans geleistet haben, beweisen nachdrücklich ihr Potential. Besonders die Fan-IG engagiert sich bei der Neuaufstellung des Vereins. Sie zeigt Versäumnisse der vergangenen Jahre auf, bringt neue Ideen ein und fordert Transparenz von Funktionärsseite. Die derzeitige Situation bleibt für die Fans ein Wechselbad der Gefühle: Freude über die Rettung der Alemannia und die damit verbundene Aufbruchsstimmung auf der einen Seite, Angst vor erneuten Fehlern im wirtschaftlichem Bereich, die Sehnsucht nach sportlichem Erfolg und das eigene Anspruchsdenken („Alemannia Aachen ist mindestens ein Zweitligist!“) auf der anderen Seite. In der abgelaufenen Saison gab es nur wenige negative Vorfälle. Über die Ohrfeige eines Zuschauers gegen den Aachener Torwart Löhe sowie über den Böllerwurf am Tivoli wurde medial berichtet. Es waren Taten von Einzelpersonen, die keiner bestimmten Gruppen zugehörig sind. Beide Täter wurden angezeigt. Ein weitgehender Konsens, dass Gewalt und Pyrotechnik dem Verein, seiner Liquidität und verbunden damit seiner Zukunft schaden, wurde von allen Fans mitgetragen. Führende Mitglieder der Karlsbande (KBU) nahmen an Fanclubabenden und weiteren Gesprächen teil. Ihre Bereitschaft zum Dialog, ihr Support in dieser für den Verein existenzbedrohenden Situation und ebenfalls der zeitweise Verzicht auf Pyrotechnik wurden von anderen (erwachsenen) Fans wohlwollend zur Kenntnis genommen. Die Gruppe mit ihrem Umfeld – z.B. gewaltbereiten Fans von Roda Kerkrade – wurde allerdings weiter kritisch gesehen, was sich in der Kritik nach den Vorkommnissen von Oberhausen verstärkte. In Oberhausen wurde nach langer Zeit wieder Pyrotechnik gezündet, Fahnen gegnerischer Fan-Gruppen angebrannt und ein Stadionzaun demoliert. Die Karlsbande ist nach wie vor die bestimmende Gruppe und für viele Jugendliche interessant. Sie gibt weitestgehend den Support im Stadion vor und beteiligt sich aktiv an der Gestaltung verschiedener Fan-Aktionen. Die große Choreografie zum 15-jährigen Todestag von Trainerlegende Werner Fuchs beim letzten Heimspiel gegen Wattenscheid wurde hauptsächlich durch Mitglieder der KBU vorbereitet. Die Fahnen mit ihrem Logo oder ihrem Schriftzug sind am Tivoli allerdings nach wie vor verboten. Aachen Ultras (ACU), die sich Anfang 2013 aus dem Stadion zurückgezogen haben, beobachten nach eigenen Aussagen alles, was rund um Alemannia Aachen und in der Fanszene passiert, mit großem Interesse. Öffentliche Auftritte der Gruppe, etwa in Presseartikeln, im Internet oder beim Erinnerungstag „!Nie wieder“, werden von weiten Teilen der Fanszene äußerst kritisch gesehen. Viele Fans erkennen die ACU nicht als Alemannia-Fans an, da die Gruppe keine Spiele mehr besucht und obendrein, so die Version: jr2014-10-10 7 Konzept und Ausblick AWO-Fanprojekt Aachen 2015 - 2017 Arbeiterwohlfahrt Kreisverband Aachen-Stadt e. V. weitverbreitete Meinung, für deutschlandweit negative Meldungen über die Aachener Fanszene verantwortlich ist. Der Countdown der ACU, der zum Auswärtsspiel in Köln endete und der letztlich auf eine Feier zum 15-jährigen Bestehen der Gruppe hinwies, war ein großes Gesprächsthema, ob ihrer möglichen Rückkehr. Viele Fans sorgten sich um erneute gewalttätige Auseinandersetzungen zwischen den beiden Ultra-Gruppen. Dass ihr Zusammentreffen immer noch brisant ist, offenbarte ein Besuch von drei Mitgliedern der ACU bei unserem Heimspieltreff, bei dem es zu keinerlei Gewalttätigkeiten kam. Derzeit hat die ACU wenige Fürsprecher unter den Fans. Die Konflikte zwischen den verfeindeten Gruppen werden nicht im oder am Stadion, sondern an anderen Orten (in der Stadt, am Bahnhof) ausgetragen. Die „Chaotic Boys“ (CB), die sich selbst nicht als Ultras sehen, sind bei Heim- und Auswärtsspielen sehr präsent. Da sie eine sehr offene Gruppe darstellen, sind sie interessant für Jugendliche. Zwei neue Ultra-Gruppen haben sich in Aachen gegründet: das „Kollektiv Aachen“ und „Yellow Connection“. Das Kollektiv besteht seit 2013 und hatte seinen ersten, offiziellen Auftritt beim Heimspiel gegen Rot-Weiß Essen. Yellow Connection trat unter diesem Namen bei den letzten beiden Saisonspielen in Erscheinung. Die Zukunft wird zeigen, inwiefern sich diese Gruppen in die Fanszene integrieren, welche Ideen sie einbringen und wie sie von anderen Gruppen gesehen werden. Version: jr2014-10-10 8 Fanprojekt Aachen Saison 2013 / 2014 Impressum Kontakt Träger: Arbeiterwohlfahrt Kreisverband Aachen-Stadt e.V. Gartenstraße 25 / Westpark 52064 Aachen Telefon: 0241 / 88916-0 Fax: 0241 / 85639 In Kooperation mit: Arbeiterwohlfahrt Landesverband Saarland e.V. Sozialpädagogisches Netzwerk – Koordination AWO-Fanprojekte – Ziegelstraße 23 66113 Saarbrücken Telefon: 0681 / 9892725 Kontakt Fanprojekt: Arbeiterwohlfahrt Kreisverband Aachen-Stadt e.V. Fanprojekt Aachen Am Gut Wolf 7 52070 Aachen Telefon: 0241 / 45032004 Gestaltung: Ingo Thiel, www.ithiel.de Saison 2013 / 2014 Inhalt 1. Einleitung   6  6  7  7 1.1  Nationales Konzept für Sport und Sicherheit (NKSS)  1.2  Zielgruppe und Ziele  1.3 Aufgabe  2.  Erweiterung der professionellen Strukturen  3.  Entwicklung der Fanszene   9   11  12  12  12  12 3.1 Spielbegleitung  3.2 Heimspieltreff  3.3 Heimspiele  3.4 Auswärtsspiele  4. Netzwerkarbeit/Kommunikation    13  13  13  14  14  15  15  15  15  16  16  17  17  18  18 5.  Aktionen und Projekte    20  20  20  20  20  21  22  22  22  22  23  24  24 4.1  Gremien aus dem Alemannia-Umfeld  4.2  Fan-IG und Fanclub-Abende  4.3  Homepage und Facebook  4.4 Programmflyer  4.5  Bundesarbeitsgemeinschaft der Fanprojekte  4.6  KOS, Koordinationsstelle der Fanprojekte  4.7 Städteregion  4.8 Polizei  4.9  DFB/DFL Regionalkonferenz in Leverkusen  4.10  AWO-Verbund der Fanprojekte  4.11  BAG West  4.12 Fortbildungen  4.13 DFB/DFL-Trägertreffen  4.14  Jahrestagung der Fanprojekte  5.1 Offene Tür / Gruppenabende  5.2 Junge IG  5.3 Tifo-Aktionen  5.4 Pimp My Fanprojekt  5.5 Streetsoccer  5.6 Arbeit mit Schulen  5.7 Kochen und klönen  5.8 Themenabend Facebook  5.9 Fanfinale  5.10 Gedenkstättenfahrt nach Dachau und Krakau  5.11 Nationalmannschaftstour nach Mailand  5.12 Überregionale Veranstaltungen  6.  Ausblick auf die Saison 2014/15 … und darüber hinaus  6.1 Aufstellung des Fanprojekt-Teams  6.2 Zusammenarbeit mit dem Verein  6.3 Öffentlichkeitsarbeit / Aufklärung  6.4 Fußballangebote  6.5 Fußball-Turniere  6.6 Fanfinale  6.7 Lesungen oder Diskussionsrunden  6.8 Bildungsfahrten / Fanbegegnungen    25  25  25  26  26  26  26  26  26 3 4 Saison 2013 / 2014 Saison 2013 / 2014 Vorwort Abermals ein Vorwort, dem die Leichtigkeit einleitender Worte nicht zuteilwerden. Ohne Wenn und Aber: Das AWO-Fanprojekt Aachen steht nun infrastrukturell betrachtet hervorragend da. Dies ist maßgeblich den Zuwendungsgebern zuzuschreiben. Die Städteregion Aachen, unter Mitwirkung der Stadt Aachen, haben in ihrem Beschluss vom Herbst 2013 ein deutliches Zeichen gesetzt. Das Land Nordrhein-Westfalen steht stabil hinter der Arbeit der Fanprojekte, wie auch der DFB, der im Sommer 2013 die Mittelzuwendungen erhöht hat. Die Geschehnisse und Nachwirkungen rund um die rechten Übergriffe und Einwirkungen in die Fankurven der Alemannia und auch auf die Mitarbeiter/innen des Fanprojekts Aachen haben sich massiv ausgewirkt und das Fanprojekt personell stark durchgerüttelt. Kristina Walther hat mit hohem persönlichen Einsatz das Fanprojekt aufgebaut und die Durststrecken, die aufgrund der nicht vorhandenen Infrastruktur und der geringen Ausstattung in den Anfangsjahren gegeben waren, kompensiert. Ohne sie wäre dies nicht möglich gewesen. Gerade als absehbar war, dass das Fanprojekt sich etabliert und Fanprojekträume möglich sind, kam es zur „Spitze“ der rechten Agitation und zu unsäglichen Übergriffen. Kristina Walther hat das Fanprojet Aachen zum Ende der abgelaufenen Spielzeit verlassen und auch der zweite Mitarbeiter, Ben Wolff, hat dies im vergangenen Herbst getan. Das Fanprojekt musste sich personell neu aufstellen. Zu Sebastian Feis, der seit November 2013 im Fanprojekt arbeitet und mittlerweile die Leitung übernommen hat, ist im August 2014 Sebastian Schmitt gekommen. Dieser personelle Umbruch ist gravierend in der Arbeit, da die Beziehungsarbeit, die Grundlage der gesamten Arbeit, neu aufgebaut werden muss und ihre Zeit benötigt. Die fortwährenden immensen, häufig falschen Erwartungshaltungen verschiedener Fangruppierungen und Institutionen ziehen und zerren an der täglichen Arbeit. Wir gehen dabei freundlich und unvoreingenommen auf Fans zu. Wir verstehen uns als verlässlicher, ehrlicher Ansprechpartner verschiedener Akteure, der nicht müde wird, über seine Aufgaben und Angebote informiert, aber genauso die Grenzen seiner Arbeit aufzeigt. Die vergangenen Jahre werden auch die neuen Mitarbeiter des Fanprojekts begleiten und beschäftigen. Dies ist mit einem großen Kraftakt verbunden, da sie sich nur auf unterschiedliche Erzählungen und Sichtweisen stützen können, letztlich aber nicht bei den Entwicklungen in der Fanszene dabei waren. Deshalb soll und muss der Blick auch nach vorne gerichtet sein. Der Weg, den wir bestreiten müssen, wird weiterhin steinig sein, aber wir sind bereit ihn weiter zu gehen. Unsere Absicht ist es primär, dass wir fachlich qualifiziert den Jugendhilfeauftrag erfüllen können. Wir sind überzeugt dies mit neuen Kräften realisieren zu können. Dafür brauchen wir Zeit und das Verständnis dafür, dass wir uns auf die Kernaufgaben der sozialpädagogischen Fanprojektarbeit konzentrieren, die Beziehungsgrundlage erarbeiten, um zielgerichtete Hilfs- und Veranstaltungsangebote entwickeln zu können. Antidiskriminierungsarbeit wird auch weiterhin Arbeitsinhalt sein. Den gesamtgesellschaftlichen Anspruch in Aachen mit rechtsextremen Agitationen umzugehen, werden wir im gemeinschaftlichen Wirken in der Stadt Aachen mit unterstützen, jedoch nicht anleiten können. Auf unserem Weg sehen wir uns nicht alleine und bedanken uns bei den engagieren Jugendlichen, mit denen wir gestalten und erleben dürfen, bei allen Partner/innen und Unterstützer/ innen sowie bei den Zuwendungsgebern, der Städteregion Aachen mit der Stadt Aachen, dem Deutschen Fußball-Bund und dem Land Nordrhein-Westfalen. Viel Interesse beim Lesen wünscht die Arbeiterwohlfahrt Kreisverband Aachen-Stadt e.V. und ihr Kooperationspartner Arbeiterwohlfahrt Saarland – SPN mit ihrem und eurem Fanprojekt Aachen. Gabriele Niemann-Cremer (Geschäftsführerin AWO Kreisverband Aachen Stadt e.V.) Karl Schultheis (Vorsitzender der AWO Kreisverband AachenStadt e. V.) Sebastian Feis (Leiter Fanprojekt Aachen) Jörg Rodenbüsch (Koordinator der AWO-Fanprojekte) 5 6 Saison 2013 / 2014 1. Einleitung Fanprojekte sind Einrichtungen der außerschulischen Jugendarbeit. Sie verstehen sich selbst als weitgehend unabhängige „Drehpunkteinrichtungen“ zwischen jugendlichen und erwachsenen Erfahrungsebenen, zwischen den Bedürfnissen der kulturellen Lebenswelten und den Markt- und Verwaltungsmechanismen des organisierten Profifußballs. Neben jugendpädagogischen Ansätzen werden gleichrangig Anteile von Institutionen- und Öffentlichkeitsarbeit als spezifische Aufgabe angesehen. Hiermit wird insbesondere dem Umstand Rechnung getragen, dass die öffentlichen und institutionellen Reaktionen auf (auffälliges) Fanverhalten die Entwicklung dieser Jugendszene nicht unwesentlich beeinflussen. Das Fanprojekt Aachen ist eine Einrichtung der Arbeiterwohlfahrt Kreisverband AachenStadt e. V. (AWO Aachen Stadt). Die AWO Aachen Stadt führt die Dienst- und Fachaufsicht. Das Fanprojekt Aachen arbeitet unabhängig von der Alemannia Aachen, sieht aber eine vertrauensvolle und kooperierende Arbeit mit dem Verein als bedeutsam an. Das Projekt wird aus Mitteln der Städteregion Aachen, des Landes NRW und Geldern des Deutschen Fußballbundes (DFB) gemäß den Bestimmungen des „Nationalen Konzeptes Sport und Sicherheit“ finanziert. 1.1  Nationales Konzept für Sport und Sicherheit (NKSS) Als Reaktion auf die Zunahme von gewalttätigen Ausschreitungen und rechtsextremistischen Verhaltensweisen im Zusammenhang von Fußballspielen, trat 1993 das Nationale Konzept Sport und Sicherheit (NKSS) in Kraft. Die damals initiierte Arbeitsgruppe bestand aus den folgenden Mitgliedern: Deutscher Fußballbund, Deutscher Sportbund (heute: DOSB), Deutscher Städtetag, Innenministerkonferenz, Jugendministerkonferenz, Sportministerkonferenz, Bundesministerium des Innern und Bundesministerium für Frauen und Jugend (heute: Bundesministerium für Familie, Frauen, Senioren und Jugend). Das NKSS beschreibt auch die Voraussetzungen für die Arbeit des Fanprojekts Aachen. In diesem Rahmenkonzept sind die Ziele, die Aufgabenschwerpunkte, die materielle und personelle Ausstattung, die organisatorische Anbindung sowie die Finanzierung der sozialpädagogischen Fanprojekte festgelegt. Darüber hinaus werden auch konkrete Maßnahmen in den Handlungsfeldern Fanbetreuung (Vereine und Fanprojekte), Stadionordnung, Stadionverbote, Ordnerdienste, Stadionsicherheit und die Koordination aller beteiligten Akteure formuliert. Das NKSS wurde 2012 aktualisiert. Saison 2013 / 2014 1.2  Zielgruppe und Ziele 1.3 Aufgabe Die Zielgruppe des Fanprojektes umfasst fußballaffine Jugendliche und junge Erwachsene im Alter von 12 – 27 Jahren. Ziel der Fanprojekte ist es, die Fähigkeiten der Jugendlichen zur Bewältigung ihrer altersgemäßen Entwicklungsaufgaben zu fördern, Lernprozesse der Fans und ihrer Gruppierungen vielseitig anregend herauszufordern und die Jugendlichen in belastenden Lebenslagen und krisenhaften Situationen zu unterstützen. Fanprojekte beziehen das Umfeld der Jugendlichen in ihre jugendpädagogische Zielsetzung ein, da Lernchancen durch äußere Lebenslagen und gesellschaftliche Reaktionen maßgeblich mitbestimmt werden. f Steigerung von Selbstwertgefühl und Verhaltenssicherheit bei jugendlichen Fußballanhängern; Stabilisierung von Gleichaltrigengruppen; f Schaffung eines Klimas, in dem gesellschaftliche Institutionen zu mehr Engagement für Jugendliche bewegt werden können; f Rückbindung jugendlicher Fußballanhänger an ihre Vereine. f Abbau extremistischer Orientierungen (Vorurteile; Feindbilder, Ausländerfeindlichkeit) sowie delinquenter oder Delinquenz begünstigender Verhaltensweisen; f Eindämmung von Gewalt; Arbeit im Präventivbereich, z.  B. Hinführung zu gewaltfreier Konfliktlösung im Rahmen von Selbstregulierungsmechanismen mit der Perspektive Gewaltverhinderung; Über Streetwork wird, durch Teilnahme an der Lebenswelt der Jugendlichen, die Grundlage für das pädagogische Wirken geschaffen. Daraus ergibt sich die sogenannte Spielbegleitung (Heim- und Auswärtsspiele) als primäre Ausgangssituation der Kontaktaufnahme und Kontaktintensivierung zwischen den MitarbeiterInnen des Fan-Projekt und den Fans. Diese zielgruppenorientierte Jugend- und Sozialarbeit wendet sich dabei an alle Ausdifferenzierungen der Fan-Szene, so dass eine Ausgrenzung von Jugendlichen weder vorgenommen noch intendiert wird. Die konkreten Tätigkeiten der Fan-Projekte lassen sich grob in folgende zwei Bereiche unterscheiden: f Arbeit mit Jugendlichen Die wichtigsten Schwerpunktbereiche dabei sind: f Hilfen zur Stabilisierung der Fan-Cliquen und Clubs und der regionalen Fan-Gemeinde durch Begleitung und Teilnahme an Gruppenprozessen; f Förderung und Stützung von Eigeninitiativen und Selbstverantwortung von Fans; f Angebote von Freizeitangeboten nicht kommerzieller Art; f ganzheitliche Einzelberatungen; f Hilfen in Notsituationen. 7 8 Saison 2013 / 2014 sowie: f Öffentlichkeits- und Institutionenarbeit. Die Öffentlichkeits- und Institutionenarbeit der Fan-Projekte bietet vor allem Information, Verständigung und Vermittlung und wendet sich an Profivereine, Sportverbände, Polizei, Medien, Jugendämter, Bildungseinrichtungen (Schulen, Universitäten etc.) und interessierte Öffentlichkeit. Sie bezieht sich schwerpunktmäßig auf folgende Tätigkeiten: f als vermittelnde Instanz in brisanten Konfliktsituationen und akuten Einzelfällen sowie f einer situationsübergreifenden, langfristigen Vermittlungsarbeit. In dieser eher allgemein gehaltenen Aufgabenbeschreibung soll implizit unser Verständnis von (Gewalt-) Prävention deutlich werden. Es geht uns vor allem um zwei Aspekte präventiver, also vorbeugender Arbeit. Wir wollen selbstverständlich durch unser Wirken und unsere Angebote auf oben beschriebene Phänomene zumindest indirekt einwirken. Das versuchen wir, indem wir Jugendliche ermuntern und animieren, sich mit den von uns vertretenen, persönlichen und an demokratischen und humanistischen Prinzipien orientierten Werten auseinander zu setzen und indem wir explizit „fantypisches bzw. jugendtypisches“ Verhalten reflektieren. In diesem Prozess lernen wir voneinander: wir können besser persönliche Motivationen und gesellschaftliche Ursachen jugendlichen Verhaltens (auch abweichenden Verhaltens) und eventuell dahinter liegende Bedürfnisse und Interessen der Jugendlichen erkennen und verstehen lernen. Die Fans ihrerseits können bei der Durchsetzung ihrer Interessen von uns unterstützt werden und lernen, sozial verträgliche, ihnen und anderen Beteiligten unschädliche Formen und Alternativen der Interessensdurchsetzung und Bedürfnisbefriedigung zu entwickeln. Die Entscheidung, sich diesem Prozess zu stellen, treffen die Jugendlichen selbst, die Kontakte und Auseinandersetzungen mit uns sind freiwillig und kommen ohne ihr Einverständnis nicht zustande. Ein Teil unserer Arbeit bedeutet also, Situationen zu schaffen und Angebote zu machen, in denen ein derartiger Prozess möglich und gewünscht ist. Wir begeben uns deshalb sowohl auf ihr Terrain (Begleitung von Heim- und Auswärtsspielen der Alemannia), ohne dieses selbst definieren und strukturieren zu können und laden sie ein, uns auf unserem Terrain (Fanhausöffnungen und -angebote, Reiseangebote, etc.) zu treffen. Auf Wunsch wird dieser Bereich durch individuelle Beratung bzw. durch Weitervermittlung der Jugendlichen und jungen Erwachse- nen an entsprechend geschulte Berater/Helfer und professionelle Beratungsstellen ergänzt (z. B. Schulden- oder Alkoholberatung, Rechtsanwaltsbüro). Der zweite wesentliche Aspekt der von uns als Prävention verstandenen Arbeit ist die Auseinandersetzung mit den sozialen und gesellschaftlichen Bedingungen jugendlichen Fandaseins. Fußballfans werden von den Betreibern des Fußballgeschäftes, den für die Sicherheit Verantwortlichen und einem Großteil der Öffentlichkeit oft (zu) pauschal als Sicherheitsrisiko wahrgenommen. Dementsprechend richten sich viele, der für die Durchführung von Fußballspielen getroffenen Maßnahmen und Regelungen (u.a. Leibesvisitationen, rigides Ordnerverhalten, Polizeibegleitung, Stadionordnungen, Stadionverbote, Dateien zur Erfassung von problematischen Fans) sowie entsprechende bauliche Strukturen der Stadien (u. a. „Käfighaltung“, Einschränkung der Bewegungsfreiheit) gegen alle Fußballfans. Viele dieser rein ordnungspolitischen Maßnahmen werden von Fans als Willkür empfunden, schüren Aggressionen bei den Betroffenen und konterkarieren somit ihre beabsichtigte Wirkung. Häufig beobachten wir, dass sich Fußballfans genauso (schlecht) benehmen, wie sie behandelt werden. Genau an diesem Punkt liegt unserer Ansicht nach, eine gute Chance sozialpädagogisch ausgerichteter, gewaltpräventiver Arbeit im Fußballfanbereich. Nur sind die Adressaten unserer präventiven Bemühungen hierbei nicht die Jugendlichen, sondern die Verantwortlichen der geschilderten Bedingungen und Maßnahmen. Regeln bzw. Stadionordnungen, die nachvollziehbar und transparent sind und mitgestaltet werden können, Maßnahmen von Polizei und Ordnungsdiensten, die angemessen und bar eigener Aggressionen sind, Stadien, in denen Fans bei der Gestaltung mitwirken können, Sanktionen, die wirklich nur die treffen, die gegen Regeln verstoßen haben, all das sind Bedingungen mit gewaltpräventiver Wirkung. Daher informieren und appellieren wir an Verantwortliche beim Verein und dem DFB, den Ordnungsdiensten und der Polizei, versuchen diese von unserem Ansatz zu überzeugen und vermitteln zwischen den genannten Institutionen und den Fans. Als Fanprojekt beschäftigen uns vor allem die Probleme, die Fußballfans selbst haben bzw. die in Folge ihres Verhaltens entstehen (könnten) sowie der Rahmen, in denen entsprechendes Verhalten entsteht und dieses bedingt. Es ist nicht primäre Aufgabe des Fanprojektes, die Fanszene zu befrieden oder zu missionieren und Straf- bzw. Gewalttaten zu unterbinden. Saison 2013 / 2014 2.  Erweiterung der professionellen Strukturen Einhergehend mit der Mittelerhöhung im Dezember 2012 seitens der Städteregion, konnten vorhandene Strukturen weiter professionalisiert werden. Das äußert sich u.a. darin, dass Arbeitsinhalte aufgeteilt und somit Belastungen reduziert werden konnten. Dadurch, dass zwei Vollzeitstellen geschaffen worden sind, konnten neue Angebote unterbreitet und vorhandene intensiviert werden. In Zusammenarbeit mit Jörg Rodenbüsch (Koordinator der AWO-Fanprojekte) wurden Perspektiven, neue Ziele und Aufgabenbereiche bei einer zweitägigen Klausurtagung konkretisiert. Innerhalb dieser Klausur wurde ersichtlich, dass es schon kaum möglich ist, die Anforderungen an das Fanprojekt mit zwei Vollzeitstellen zu stemmen, geschweige denn mit weniger. Basierend auf diesem Wissen wurde Zielvereinbarungen getroffen die in erster Linie zur Professionalisierung der Strukturen und der Entlastung der einzelnen Mitarbeiter dienen. Darunter zählt unter anderem die Aufteilung von verschiedenen Verantwortungsbereichen. Dank der Mittelerhöhung und damit einhergehend der zweiten Vollzeitstelle, können nun individuell an den Bedürfnissen orientierten Öffnungszeiten angeboten werden. Die neuen personellen Strukturen gestattet nun die Realisierung von Projekten, die davor nur sporadisch oder mit einem extrem hohen Überstunden-Aufwand durchgeführt werden konnten. Die Leitung des Fanprojekts hatte, seit der Gründung des Fanprojekt Aachen im November 2008, Frau Kristina Walther inne. Ab März 2010 wurde sie von Benjamin Wolff unterstützt. Beide Mitarbeiter beendeten in der Saison 2013/14 ihre Tätigkeit im Fanprojekt Aachen. Herr Wolff im September 2013 und Frau Walther zum Ende der Saison 2013/14. Vorstellung neuer Mitarbeiter Ich heiße Sebastian Feis, bin 36 Jahre alt und seit dem 1.11.2013 im Fanprojekt Aachen tätig. Mein Beruf trägt die sperrige Bezeichnung Sportwissenschaftler (M.A.). Außer Sport habe ich noch Pädagogik und Soziologie in Münster studiert, wollte jedoch nie Lehrer werden. Seit dieser Zeit bewege ich mich in verschiedenen Bereichen der Kinder- und Jugendarbeit. Ich habe diverse Projekte und Ferienfreizeiten durchgeführt, ein Jugendzentrum geleitet und Ganztagsangebote an einer Hauptschule koor- diniert. Die Vielfältigkeit des Arbeitsfeldes, junge Menschen mit ehrlichem Interesse zu begegnen, sie beim Aufwachsen zu begleiten und ihnen Hilfestellungen anzubieten, sind für mich die größte Motivation. Viele Erwachsene denken, früher war alles besser. Doch sie hatten in ihrer Jugend auch mit Problemen zu kämpfen und hätten sich in der einen oder anderen Situation gewünscht, Orientierung und Unterstützung zu bekommen. Sport im Allgemeinen und Fußball ganz besonders sind wunderbare Errungenschaften und haben wichtige gesellschaftliche Funktionen, um positive Werte zu vermitteln. Fußball hat für mich seit meiner Kindheit eine große Bedeutung. In jeder freien Minute und auf jedem Untergrund war ich am Ball. Seit jeher interessiert mich alles, was mit Fußball zu tun hat. Ich stamme zwar nicht aus der Aachener Fanszene, aber eben diese Tatsache sehe ich als Vorteil, vielleicht sogar als Notwendigkeit für die Fanprojekt-Arbeit. Denn nur so kann ich unvoreingenommen und unabhängig sein. Obwohl ich in der Region aufgewachsen bin, habe ich wenige Spiele auf dem Tivoli gesehen. Ein U15-Spiel Deutschland gegen die Niederlande und ein Oberliga-Heimspiel gegen Essen in den 1990er-Jahren waren meine ersten Besuche. Alemannia Aachen ist für mich immer mit lautstarken Fans, der einzigartigen Atmosphäre am alten Tivoli und den Pokalsensationen verbunden. Die Fans mussten in den letzten Jahren in sportlicher und wirtschaftlicher Hinsicht eine rasante Talfahrt hinnehmen. Von der UEFA-CupTeilnahme und dem Bundesliga-Aufstieg runter bis in die Regionalliga West. Hinzu kamen die schwerwiegenden Auseinandersetzungen innerhalb der Fanszene. 9 10 Saison 2013 / 2014 Für mich persönlich hätte ich mir bessere Startbedingungen wünschen können: ein immer ausverkaufter Tivoli, ein Verein ohne finanzielle Sorgen, Bundesliga-Fußball, Fans, die sich alle lieb haben, ein etabliertes Fanprojekt usw. Aber die derzeitige Situation ist so wie sie ist und bietet meiner Meinung nach viele Chancen. Und vielleicht geht es ja irgendwann wieder in die andere Richtung: von der Regionalliga in den Europapokal. Ich wünsche allen Alemannia-Fans in jeder Hinsicht eine erfolgreichere Zukunft! Kurz vor „Redaktionsschluss“, am 4. August 2014 hat das Fanprojekt Aachen mit Sebastian Schmitt, 30 Jahre alt und Sozialpädagoge B. A., einen weiteren Mitarbeiter bekommen. „Ursprünglich komme ich aus Trier, habe allerdings in den letzten Jahren meistens in Hessen gelebt und dabei zunächst in Frankfurt eine Ausbildung zum Kaufmann für Groß- und Außenhandel erlernt. Von dort aus zog ich weiter nach Fulda, um dort nach drei Semestern „Sozialrecht“ das Studium der Sozialen Arbeit zu beginnen. Während dieser Zeit kam ich mit dem Thema „Fanprojekte“ in Berührung. So nahm ich an der Jahrestagung der Koordinationsstelle der Fanprojekte (KOS) teil, verfasste eine Forschungsarbeit und meine Bachelor-Thesis zu diesem Thema. Nach der Beendigung meines Studiums begann ich mein Anerkennungsjahr in der Suchtberatung „Die Tür Trier e. V.“ Hier war ich für die allgemeine Suchtberatung sowie der Wiedereingliederung suchtkranker Menschen nach dem Persönlichen Budget §17 SGB IX, zuständig. Fußballfan bin ich und die Alemannia ist mir als Traditionsverein selbstverständlich ein Begriff. Ich wollte unbedingt in einem Fanprojekt arbeiten und freue mich auf die Zeit in Aachen.“ Saison 2013 / 2014 3.  Entwicklung der Fanszene Mit dem Klassiker Fortuna Köln gegen Alemannia Aachen eröffnete die Saison 2013/14. Viele interessante Partien gab es bereits zwischen dem Zweiten und dem Ersten der ewigen Zweitligatabelle und der Auswärtssieg der Alemannia im Kölner Südstadion nährte die Hoffnungen der Fans auf bessere Zeiten. Doch nicht wie in der Vergangenheit ging es bei dieser Begegnung um eine gute Platzierung in der 2.Bundesliga, sondern um Punkte in der Regionalliga-West, der vierthöchsten deutschen Spielklasse. Während Fortuna Köln letztlich sogar RegionalligaMeister wurde und in die 3. Liga aufstieg, richtete sich der Blick von Alemannia Aachen lange Zeit eher Richtung Tabellenkeller. Die neu zusammengestellte Mannschaft beendete die Saison auf Platz 13. Dem Verein drohte aufgrund des Insolvenzverfahrens das endgültige Aus, erst seit März 2014 verfügt er wieder über einen gewählten Vorstand. Nur die treuesten Fans besuchten die Heimspiele und reisten zu Auswärtsspielen, die nur noch in NRW ausgetragen wurden. Der Zuschauerschnitt am Tivoli sank im Vergleich zum Vorjahr um fast die Hälfte, allerdings nahm Aachen zusammen mit Rot-Weiß Essen eine Spitzenposition im Ranking ein – im Übrigen auch im Vergleich zu den anderen Regionalligen. Die Spiele am Tivoli besuchten durchschnittlich ca. 6200 Zuschauer/innen. In schlechten Zeiten zeigt sich bekanntermaßen erst, wer wirklich zum Verein hält und wie viel Bereitschaft besteht, sich tatkräftig einzubringen. Trotz negativer Schlagzeilen, sportlichen Talfahrten und immer wiederkehrenden finanziellen Engpässe ist die Identifikation der Aachener Fanszene mit dem Verein nach wie vor ungebrochen. Der hohe Zuschauerschnitt und die vielen Beiträge zur Rettung des Vereins (z. B. durch verschiedene Spendenaktionen), die Alemannia-Fans geleistet haben, beweisen nachdrücklich ihr Potential. Besonders die Fan-IG engagiert sich bei der Neuaufstellung des Vereins. Sie zeigt Versäumnisse der vergangenen Jahre auf, bringt neue Ideen ein und fordert Transparenz von Funktionärsseite. Die derzeitige Situation bleibt für die Fans ein Wechselbad der Gefühle: Freude über die Rettung der Alemannia und die damit verbundene Aufbruchsstimmung auf der einen Seite, Angst vor erneuten Fehlern im wirtschaftlichem Bereich, die Sehnsucht nach sportlichem Erfolg und das eigene Anspruchsdenken („Alemannia Aachen ist mindestens ein Zweitligist!“) auf der anderen Seite. In der abgelaufenen Saison gab es nur wenige negative Vorfälle. Über die Ohrfeige eines Zuschauers gegen den Aachener Torwart Löhe sowie über den Böllerwurf am Tivoli wurde medial berichtet. Es waren Taten von Einzelpersonen, die keiner bestimmten Gruppen zugehörig sind. Beide Täter wurden angezeigt. Ein weitgehender Konsens, dass Gewalt und Pyrotechnik dem Verein, seiner Liquidität und verbunden damit seiner Zukunft schaden, wurde von allen Fans mitgetragen. Führende Mitglieder der Karlsbande (KBU) nahmen an Fanclubabenden und weiteren Gesprächen teil. Ihre Bereitschaft zum Dialog, ihr Support in dieser für den Verein existenzbedrohenden Situation und ebenfalls der zeitweise Verzicht auf Pyrotechnik wurden von anderen (erwachsenen) Fans wohlwollend zur Kenntnis genommen. Die Gruppe mit ihrem Umfeld – z.B. gewaltbereiten Fans von Roda Kerkrade – wurde allerdings weiter kritisch gesehen, was sich in der Kritik nach den Vorkommnissen von Oberhausen verstärkte. In Oberhausen wurde nach langer Zeit wieder Pyrotechnik gezündet, Fahnen gegnerischer Fan-Gruppen angebrannt und ein Stadionzaun demoliert. Die Karlsbande ist nach wie vor die bestimmende Gruppe und für viele Jugendliche interessant. Sie gibt weitestgehend den Support im Stadion vor und beteiligt sich aktiv an der Gestaltung verschiedener Fan-Aktionen. Die große Choreografie zum 15-jährigen Todestag von Trainerlegende Werner Fuchs beim letzten Heimspiel gegen Wattenscheid wurde hauptsächlich durch Mitglieder der KBU vorbereitet. Die Fahnen mit ihrem Logo oder ihrem Schriftzug sind am Tivoli allerdings nach wie vor verboten. Aachen Ultras (ACU), die sich Anfang 2013 aus dem Stadion zurückgezogen haben, beobachten nach eigenen Aussagen alles, was rund um Alemannia Aachen und in der Fanszene passiert, mit großem Interesse. Öffentliche Auftritte der Gruppe, etwa in Presseartikeln, im Internet oder beim Erinnerungstag „!Nie wieder“, werden von weiten Teilen der Fanszene äußerst kritisch gesehen. Viele Fans erkennen die ACU nicht als Alemannia-Fans an, da die Gruppe keine Spiele mehr besucht und obendrein, so die weitverbreitete Meinung, für deutschlandweit negative Meldungen über die Aachener Fanszene verantwortlich ist. Der Countdown der ACU, der zum Auswärtsspiel in Köln endete und der letztlich auf eine Feier zum 15-jährigen Bestehen der Gruppe hinwies, war ein großes Gesprächsthema, ob ihrer möglichen Rückkehr. Viele Fans sorgten sich 11 12 Saison 2013 / 2014 Auswärts Schalke II Auswärts Köln II um erneute gewalttätige Auseinandersetzungen zwischen den beiden Ultra-Gruppen. Dass ihr Zusammentreffen immer noch brisant ist, offenbarte ein Besuch von drei Mitgliedern der ACU bei unserem Heimspieltreff, bei dem es zu keinerlei Gewalttätigkeiten kam. Derzeit hat die ACU wenige Fürsprecher unter den Fans. Die Konflikte zwischen den verfeindeten Gruppen werden nicht im oder am Stadion, sondern an anderen Orten (in der Stadt, am Bahnhof) ausgetragen. Die „Chaotic Boys“ (CB), die sich selbst nicht als Ultras sehen, sind bei Heim- und Auswärtsspielen sehr präsent. Da sie eine sehr offene Gruppe darstellen, sind sie interessant für Jugendliche. Zwei neue Ultra-Gruppen haben sich in Aachen gegründet: das „Kollektiv Aachen“ und „Yellow Connection“. Das Kollektiv besteht seit 2013 und hatte seinen ersten, offiziellen Auftritt beim Heimspiel gegen Rot-Weiß Essen. Yellow Connection trat unter diesem Namen bei den letzten beiden Saisonspielen in Erscheinung. Die Zukunft wird zeigen, inwiefern sich diese Gruppen in die Fanszene integrieren, welche Ideen sie einbringen und wie sie von anderen Gruppen gesehen werden. meinsam auf das Spiel einzustimmen und nach Abpfiff den Spieltag in geselliger Runde ausklingen zu lassen. Der Heimspieltreff öffnet seine Türen um 11.00 Uhr und endet meistens um 18.30 Uhr. Bei spannenden Bundesligaspieltagen blieb eine neugegründete Gruppe, bestehend aus ca. 20 Jugendlichen, noch bis zum Ende der Sportschau, die bis 20.00 Uhr im Fernsehen gezeigt wird. Besucht wird das Angebot durchschnittlich von ca. 60 bis 80 Personen. Zu diesem Personenkreis gehören hauptsächlich Jugendliche und junge Erwachsene aus drei Fangruppen. Allerdings schauen auch erwachsene Fans ab und zu einmal vorbei. 3.1 Spielbegleitung Ausgangspunkt unserer Kontaktaufnahme ist die Spielbegleitung. Bei Auswärtsspielen verbringen wir mit den Fans oft davor und danach eine längere Zeit auf Bahnhöfen, in Zügen und Bussen. Es ergeben sich Gespräche mit den uns bekannten Auswärtsfahrer/innen und neue Kontakte. Bei Auswärtsspielen ist die Wahrscheinlichkeit, dass wir z. B. zwischen Jugendlichen und Ordnungskräften vermitteln müssen, wesentlich höher als am Tivoli. 3.2 Heimspieltreff Zum Heimspieltreff sind alle Alemannia-Fans herzlich ins Fanprojekt eingeladen, um sich ge- 3.3 Heimspiele Während der Heimspiele stehen unsere Räume als Anlaufstelle für Fans im Mittelpunkt. Im Tivoli führen wir eher Gespräche kurz vor dem Spiel oder in der Halbzeitpause. Wir nehmen an Sicherheitsbesprechungen am Spieltag (meistens um 11 Uhr und um 12 Uhr, in der Halbzeitpause) teil. Bei Spielen mit erhöhtem Sicherheitsbedarf finden Besprechungen mit der Polizei auch in der Woche vor dem Heimspiel statt. Wenn der gegnerische Verein über ein Fanprojekt verfügt, kontaktieren wir unsere Kolleg/innen in der Woche vor der Begegnung und am Spieltag selbst. Außerdem suchen wir vor dem Spiel den von Fanbetreuung und Fans organisierten Fan-Treff unterhalb der Südtribüne auf. 3.4 Auswärtsspiele Unser Anspruch in dieser Saison war der, die Auswärtspartien möglichst alle mit der Bahn zu bestreiten (alternativ: mit einem Fan-Bus). Bis auf das Abendspiel in Uerdingen, zu dem wir mit dem PKW aufgrund einer vorgezogenen Polizeibesprechung fuhren, bestritten wir alle Auswärtsfahrten auf diese Weise. Die Fahrten waren, mit wenigen Ausnahmen, doppelt besetzt. Saison 2013 / 2014 4. Netzwerkarbeit/Kommunikation Die Arbeit eines Fanprojektes kann nur in einem stabilen und mehrdimensionalen Netzwerk gelingen. Dazu gehören neben dem Verein, vor allem die Kommune, das Land, die Institutionen der Kinder- und Jugendhilfe und Schulen, aber auch die Vertreter/innen der Polizei. Ohne Kommunikation und ohne Dialog geht es nicht! Wir gehen freundlich und unvoreingenommen auf verschiedene Fangruppen zu. Wir verstehen uns als verlässlicher, ehrlicher Ansprechpartner verschiedener Akteure, der über seine Aufgaben und Angebote informiert, aber genauso die Grenzen seiner Arbeit aufzeigt. Stellvertretend werden an dieser Stelle verschiedene Partner und Kommunikationsplattformen benannt: 4.1  Gremien aus dem Alemannia-Umfeld Eine wesentliche Voraussetzung unserer Arbeit ist es, nicht nur ansprechbar und präsent für Jugendliche bzw. junge Erwachsene, sondern auch im ständigen Austausch mit unterschiedlichen Personen und Gremien im Umfeld von Alemannia Aachen zu sein, z.B. mit Fanbeauftragten und Fanbetreuern, mit dem Sicherheitsbeauftragten, mit der Polizei oder mit den szenekundigen Beamten. Von Vereinsseite gab es aufgrund des Insolvenzverfahrens lange keine offiziellen Ansprechpartner/innen. Ein Zustand, der sich nach der Neuordnung im Sinne der Fans und unserer Arbeit ändern wird. 4.2  Fan-IG und Fanclub-Abende Wichtige Ansprechpartner/innen haben wir bei der Interessensgemeinschaft der AlemanniaFans, kurz: Fan-IG. Sie trifft sich einmal monatlich im Werner-Fuchs-Haus. Wir versuchen, sofern es unser Arbeitsfeld betrifft (z. B. abweichendes Verhalten von jugendlichen Fans), an Versammlungen der Fan-IG teilzunehmen. An der Jahreshauptversammlung im März war das Fanprojekt anwesend. Wie schon zum Sommerfest im letzten Jahr nahm das Fanprojekt auch beim Familienfest am Vatertag teil. Der Fanclub-Abend wurde bis zu diesem Jahr in relativ großen zeitlichen Abständen ausgerufen. Die verschiedenen Fanclub-Vertreter/innen sowie die Fanbeauftragten von Alemannia Aachen haben beschlossen, solche Treffen ca. alle 6 Wochen im Presseraum des Tivoli durchzuführen. Zum Fanclub-Abend schicken wir mindestens einen Mitarbeiter, da bei dieser Veranstaltung immer einige Vertreter/innen unser Zielgruppe sind. Außerdem bietet dieser Kreis die Möglichkeit, für die Akzeptanz jugendlicher Anliegen und Probleme bei den dort versammelten Erwachsenen zu werben. Um außerhalb dieser Treffen bestimmte Fan-Anliegen zu diskutieren, wurde ein Fanclub-Board im Internet eingerichtet, zu welchem das Fanprojekt einen Zugang hat. Außerdem haben wir an Gesprächen mit führenden Mitgliedern der Karlsbande teilgenommen und Mitgliedern der Aachen Ultras, die nicht mehr im Stadionkontext „greifbar“ sind, Gespräche angeboten. 13 14 Saison 2013 / 2014 4.3  Homepage und Facebook 4.4 Programmflyer Das soziale Netzwerk „Facebook“ ist ein wichtiges Element der Lebenswelt junger Menschen. Mehr noch als bei unserer Homepage nutzen wir unsere Facebook-Seite, um Aktionen anzukündigen oder Nachberichte zu veröffentlichen. Seit 2014 erscheint auf unserer Facebook-Seite nach Spielen der Alemannia das „Foto des Spieltags“: Das können z. B. ein hochgehaltener Fan-Schal, jubelnde Spieler oder ein kurioser Gegenstand sein. Unsere Facebook-Nutzer/innen sind aufgerufen, ihr „Foto des Spieltags“ an uns zu senden. Der Internetauftritt des Fanprojekts soll nach und nach mit interessanten, nennenswerten Links aufgewertet werden. Wenngleich heutzutage das Internet als schnelles und flexibles Medium mit großer Reichweite klare Vorteile hat, geben wir seit Beginn des Jahres ein Programmfaltblatt heraus. Dieses erscheint alle vier Monate und drei Mal pro Jahr. Neben einem Begrüßungstext, der einen kurzen Rückblick und einen Ausblick auf die kommenden Monate liefert, finden interessierte Jugendliche einen Terminkalender zu den Heim-/ Auswärtsspielen und unseren Aktionen, Informationen zum Fanprojekt (Angebote & Aktionen, Kontaktdaten und Lage) sowie ca. 3 – 6 kurze Erklärungstexte zu einzelnen Aktionen. Saison 2013 / 2014 4.5 Bundesarbeitsgemeinschaft der Fanprojekte Die Bundesarbeitsgemeinschaft der Fanprojekte (BAG) ist ein fachlicher Zusammenschluss deutscher Fußballfanprojekte, die präventive, aufsuchende und sozialpädagogische Arbeit mit jugendlichen und heranwachsenden Fußballfans leisten. Die BAG versteht sich als „kritische Lobby“ für Fußballfans und setzt sich bundesweit und regional für die Interessen von Fußballfans ein. Die BAG hat vier Regionalverbünde (Ost, West, Nord, Süd) die sich regelmäßig im Jahr treffen. Das Fanprojekt Aachen ist dem Westverbund zugeordnet. Grundsätzlich dienen diese Fachtreffen zum Austausch und Spiegeln der Arbeitssituationen im Westverbund. Fanszenenübergreifende Entwicklungen können dabei besprochen und ggf. ausgewertet, bzw. gemeinsame Maßnahmen und Projekte vorbereitet werden. In NRW finden die Treffen ca. alle 6 Wochen statt. Für eine bessere Arbeitsaufteilung wurde die Gründung der Landesarbeitsgemeinschaft der Fanprojekte NRW (LAG NRW) beschlossen. 4.6  KOS, Koordinationsstelle der Fanprojekte Die KOS berät und begleitet im Rahmen des Nationalen Konzepts Sport und Sicherheit (NKSS) die Fanprojekte in Deutschland. Darüber hinaus steht sie weiteren Institutionen (DFB, DFL, Wissenschaft, Polizei, Medien, Politik etc.) als beratende Instanz zur Verfügung. Zu den im „Nationalen Konzept Sport und Sicherheit“ für die Koordinationsstelle Fanprojekte formulierten Aufgaben zählen die 1. „Koordinierung des Informationsaustausches zwischen den örtlichen Fanprojekten und mit dem Ausland; 2. Erarbeitung von Konzepten für die anlassbezogene Jugend- und Sozialarbeit (…); 3. Erarbeitung von Curricula für die Aus- und Fortbildung von Mitarbeitern in Fanprojekten; 4. Institutionenberatung beim Aufbau neuer Fanprojekte; 5. Mitarbeit in und Zusammenarbeit mit Arbeitsgruppen, Gremien und Institutionen auf überregionaler Ebene, insbesondere an der Arbeit des „Nationalen Ausschusses Sport und Sicherheit“; 6. Vorbereitung und Ausrichtung von sowie Teilnahme an nationalen und internationalen Tagungen und Symposien; 7. Anlassbezogene Öffentlichkeitsarbeit z.  B. durch Information von Medien, Ausrichtung von Arbeitstagungen für Multiplikatoren aus der allgemeinen Jugend- und Vereinsarbeit, Teilnahme an und Ausrichtung von Podiums-/ Diskussionsveranstaltungen; 8. Zusammenarbeit mit dem DFB, insbesondere in Bezug auf Länderspiele, das Pokalendspiel u.ä. Veranstaltungen.“ 4.7 Städteregion Mit dem Dezernat für Soziales und Integration hat das Fanprojekt einen Partner an die Seite bekommen, die die schwierige Arbeit mit begleitet und unterstützt. Eine der wichtigsten Schritte war die Mittelerhöhung, die seitens der Städteregion beschlossen wurde. Dadurch konnte sich das Fanprojekt personell weiter aufstocken. Dieses Aufstocken hat gerade in der alltäglichen Arbeit große Auswirkungen (s. dazu Kapitel 2) und so konnten eine Vielzahl von Projekten durchgeführt werden (s. Kapitel 5). 4.8 Polizei Es besteht ein regelmäßiger Austausch mit den Vertretern der Landes- wie der Bundespolizei, um bei gemeinsamen Gesprächen über Ent- 15 16 Saison 2013 / 2014 wicklungen innerhalb der Fanszene zu diskutieren, bzw. ob es Vorfälle während den Auswärtsfahrten gegeben hat, die zu einem Polizeieinsatz geführt haben. Aber auch, welche positiven Entwicklungen sich bemerkbar machen und wie diese von beiden Seiten unterstützt werden können. Gerade bei den Gesprächen mit der Polizei sind wir in der Lage das Verständnis für die Bedürfnisse vor allem der jugendlichen Fußballfans zu wecken. Wir nutzen bei diesen Gesprächen die Chance, den „Alltag“ von Fußballfans zu verdeutlichen um so gemeinsam an Lösungen zu arbeiten die sowohl die ordnungspolitischen wie auch die fußballfanspezifischen Perspektiven vereinbaren. 4.9  DFB/DFL Regionalkonferenz in Leverkusen Am 23. und 24. Januar 2013 fand in der BayArena in Leverkusen die dritte „Regionalkonferenz West“ des DFB und der DFL statt. Die Regionalkonferenzen sind wichtige Schlüsselprojekte im Rahmen der Umsetzung des 10-Punkte-Plans, der sein Hauptaugenmerk auf den Dialog aller beteiligten Institutionen rund um den Fußball legt. Eingeladen waren die Veranstaltungsleiter, die Sicherheitsbeauftragten und die Fanbeauftragten der Vereine sowie Vertreter der Bundesund Landespolizei und der Fanprojekte. Zu den Teilnehmern gehörten auch DFB-Sicherheitsbeauftragter Hendrik Große-Lefert und der neue DFL-Geschäftsführer Andreas Rettig. Neben verschiedenen Themen wie z. B. der Fanreiseverkehr, die Einlasssituationen oder auch der Umgang mit Fanutensilien und Stadionverboten stand auch die Umsetzung des DFL-Sicherheitspapiers zur Diskussion. Die Konferenzen gaben den verschiedenen Entscheidungsträgern die Möglichkeiten aus ihrem jeweiligen Blickwinkeln die Probleme zu erörtern um dann gemeinsam über Lösungsmöglichkeiten zu diskutieren. Die Regionalkonferenzen richten sich an Fachleute mit Bezugsvereinen der 1. – 3. Liga. Durch den Abstieg der Alemannia in die Regionalliga West, war eine Teilnahme an der Regionalkonferenz der Saison 2013/14 nicht möglich. 4.10  AWO-Verbund der Fanprojekte Die Arbeiterwohlfahrt ist der größte Träger von sozialpädagogischen Fanprojekten in Deutschland. Von derzeit rund 55 Fanprojekten sind zwölf Fanprojekte in Trägerschaft der Arbeiterwohlfahrt. Zehn Standorte sind im AWO-Verbund der Fanprojekte organisiert: Saarbrücken, Kaiserslautern, Hoffenheim, München (FC Bayern), München (1860), Chemnitz, Braunschweig, Rostock, Kiel und Aachen. Die Anforderungen an Träger von Fanprojekten sind gestiegen. Der AWO-Verbund der Fanprojekte ist ein Zusammenschluss der Trägerverantwortlichen von Fanprojekten unter dem Dach der Arbeiterwohlfahrt. Der AWO-Verbund hat sich zum Ziel gesetzt, innerhalb der Arbeiterwohlfahrt Strukturen dafür zu schaffen, dass ein fachlicher Austausch, insbesondere für Trägerverantwortliche und hauptamtliche Mitarbeiter, gewährleistet wird. Ebenso sollen die Voraussetzungen dafür geschaffen werden, dass eine Beratung in den Phasen des Aufbaus und der Durchführung einer Trägerschaft qualifiziert erfolgen kann. Als Verband ist die Arbeiterwohlfahrt in lokalen Strukturen gegliedert und differenziert organisiert. Fanprojekte agieren, gleichwohl sie lokal verankert sind, im bundesweiten Kontext. Damit berührt dieses Arbeitsfeld auch Themen die bundesweit wirken. Ein zentrales Ziel des AWO-Verbundes der Fanprojekte war daher in den vergangenen zwei Jahren einen qualifizierten und strukturierten Austausch mit der Fachabteilung und dem Vorstand des AWO Bundesverbandes e. V. zu erreichen und zu etablieren. Dies ist spätestens mit dem Jahrestreffen 2013 in Berlin, die in den Räumen der Geschäftsstelle des Bundesverbandes durchgeführt wurde, gelungen. Über zwei Tage fand ein reger Austausch mit MitarbeiterInnen der Bundesgeschäftsstelle statt. Dieser zielgerichtete Dialog und auch erste gemeinsam abgestimmte Arbeitsprozesse wurden im Nachgang zur Berlinjahrestagung fortgesetzt. Dabei standen die Einbindung der Fanprojekte im Rahmen des Deutschen Kinder- und Jugendhilfetages, sowie das Erarbeiten eines gemeinsamen Positionspapieres im Mittelpunkt. Anlässlich der Jahrestagung 2014 in Chemnitz, konnte das Zusammenwirken zwischen AWO Bundesverband und AWO-Verbund der Fanprojekte erneut gelebt werden. Abermals war die, von Klaus Theißen geführte, Abteilung Kinder, Jugend und Familie während der zwei Tage fest eingebunden und auch der Bundesvorsitzende Wolfgang Stadler wusste sich in die Tagung einzubinden. Derzeit wird gemeinsam mit der AWO Bundesakademie, in Abstimmung mit der Koordinationsstelle der Fanprojekte, ein mehrgliedriges Fortbildungsprogramm für Fanprojektmitarbeiter entwickelt und abgestimmt, welches 2015 in das Programmangebot der AWO-Bundesakademie integriert werden wird. Saison 2013 / 2014 Für den Standort Aachen wird 2015 eine besondere „Ehre“ zuteil. Der AWO Kreisverband Aachen-Stadt e.V. wird am 9. und 10. Juni die Jahrestagung der Fanprojekte ausrichten. 4.11  BAG West Der fachliche und kollegiale Austausch der 14 Fanprojekte der BAG West findet ca. alle 6 Wochen statt und ist sehr intensiv. Zu den besprochen Themen gehören beispielsweise Neuigkeiten aus den jeweiligen Fanprojekten und den jeweiligen Fanszenen, (sport-) politische Entwicklungen, szenetypische Entwicklungen, Erwartungshaltungen an die Fanprojekt-Arbeit und vieles mehr. Bei der BAG-West-Tagung im März 2014 lag der Schwerpunkt auf dem Thema „Rassismus und rechtsradikalen Tendenzen im Fußball“. Anfang Mai trafen sich die Fanprojekte Nordrhein-Westfalens in Radevormald zu einer zweitägigen Klausurtagung. 4.12 Fortbildungen Als neuer Mitarbeiter nahm Sebastian Feis im Dezember 2013 an der KOS-Veranstaltung „Einstieg in die Fanarbeit“ in Frankfurt/Main (2 Tage) sowie an dem Seminar „Grundlagen der Fanarbeit“ in Berlin (2 × 3 Tage). Während die erstgenannte Veranstaltung einen kurzen Überblick über das Tätigkeitsfeld lieferte, wurden in Berlin verschiedene Bereiche der Fanprojekt-Arbeit 17 18 Saison 2013 / 2014 detailliert bearbeitet (z. B. Rollenspiele, Streetwork, Erwartungshaltungen, Netzwerkarbeit): „In den Fanprojekten arbeiten viele gute Leute!“ Das Grundlagenseminar hat gezeigt, dass in den Fanprojekten sehr oft die gleichen Fragen diskutiert werden, unabhängig davon, ob Bundesliga oder Regionalliga, ob das Fanprojekt erst ein Jahr oder 20 Jahre besteht, ob die Kollegin erst ein paar Monate dort arbeitet oder sich der Kollege seit den 90er-Jahren in diesem Berufsfeld bewegt. Im intensiven Austausch der Fanprojekte aus Nord, Süd, West und Ost wurden durch das Seminar viele Antworten und Hilfestellungen gegeben.“ (Sebastian Feis, FP Aachen auf www.kos-fanprojekte.de) An der teaminternen Klausurtagung mit Jörg Rodenbüsch Anfang April, bei der es hauptsächlich um den Ausblick auf die kommenden Saison ging, nahmen Sebastian Feis und Janis Engel teil. 4.13 DFB/DFL-Trägertreffen Bei einem Treffen in Frankfurt/Main am 20.3.2014 diskutierten Trägervertreter/innen der Fanprojekte sowie deren Leiter/innen mit Vertre- ter/innen von DFB und DFL über Entwicklungen der Arbeit (z. B. Mitarbeiterstrukturen, Finanzierung, Qualitätssiegel). 4.14  Jahrestagung der Fanprojekte Vom 4. bis 6. September 2012 fand in Karlsruhe die 19. Jahrestagung der Bundesarbeitsgemeinschaft der Fanprojekte (BAG) statt. Die 90 Teilnehmer aus 46 Fanprojekten beschäftigen sich in Workshops und Diskussionen u.a. mit aktuell relevanten Themen rund um die Fanprojektarbeit, z. B. „Beratungskompetenzen“, „Vertrauensschutz“ und „Moderne Medien“. Hauptaugenmerk lag jedoch auf den Auswirkungen der Sicherheitskonferenz des Fußballs mit dem Bundesinnenminister (17. Juli 2012) auf die Arbeit der Fanprojekte. Die BAG verabschiedete hierzu ein Kommunique und äußert sich darin zur aktuellen Stehplatzdiskussion, der möglichen Änderung der Fanprojektfinanzierung sowie zu längeren Stadionverbotszeiten. Die 20. Jahrestagung der Fanprojekte fand im September 2013 in Leipzig statt. Nachfolgend die Kommuniqués beider Veranstaltungen: Kommuniqué Karlsruhe Die Bundesarbeitsgemeinschaft der Fanprojekte (BAG) hat sich auf ihrer Jahrestagung vom 04. –  06. September 2012 in Karlsruhe u.a. intensiv mit den Auswirkungen der Sicherheitskonferenz von Bundesinnenminister Friedrich mit den Spitzen des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) und der Deutschen Fußball Liga GmbH (DFL) am 17.Juli 2012 beschäftigt. Die BAG ist erfreut über die Ausweitung der finanziellen Förderung von Fanprojekten der Jugendsozialarbeit durch DFB und DFL. Die erhöhten Zuwendungen des Fußballs dürfen jedoch unter keinen Umständen zu Kürzungen seitens der öffentlichen Hand führen, sondern müssen vielmehr zu einer finanziellen Verbesserung der Fanprojektarbeit – unabhängig von der Ligazugehörigkeit – beitragen. Aus Sicht der BAG ist das Festhalten am Prinzip der drei Finanziers (DFB/DFL, Kommune, Bundesland) unabdingbar, um die Unabhängigkeit der Projekte zu erhalten. Daher begrüßt die BAG ausdrücklich das Bekenntnis des Landes Nordrhein-Westfalen zur Beibehaltung dieses bewährten Modells und kritisiert im Gegenzug abweichende Bestrebungen der niedersächsischen Landesregierung. Die BAG macht deutlich, dass für sie die Verankerung von Fanprojekten in der Kinder- und Jugendhilfe nicht verhandelbar ist. Das erst kürzlich überarbeitete Nationale Konzept Sport und Sicherheit (NKSS) muss Arbeitsgrundlage der Fanprojekte bleiben. Umso erstaunlicher ist das aktuell drohende Aus des sozialpädagogischen Fanprojekts am Standort Kaiserslautern. Auch anderen Standorten droht auf Grund der kommunalen Sparauflagen ein ähnliches Schicksal. Dazu BAG-Sprecher Thomas Beckmann: „Hier wäre ein genereller Einstieg des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) in die Fanprojektfinanzierung äußerst sinnvoll.“ Mahnend weist BAG-Sprecher Matthias Stein auf die steigende Personalfluktuation hin: „Die MitarbeiterInnen in den Projekten stoßen zunehmend an die Grenzen ihrer Belastbarkeit. Von den im NKSS vorgesehenen 212 Stellen können derzeit nur 115 (darunter auch viele Teilzeitstellen) besetzt werden. Wir gehen davon aus, dass die erhöhten Zuwendungen hier Abhilfe schaffen.“ Saison 2013 / 2014 Zum Erhalt der ebenso einzigartigen wie vielfältigen Fankultur in deutschen Stadien sowie der Ermöglichung von Teilhabe junger Menschen wie auch Geringverdienender am Ereignis Fußball müssen die Stehplätze als bezahlbare Bereiche wie auch Sozialisationsräume für Jugendliche in den Stadien erhalten bleiben. Gedankengänge zu einer Verlängerung von Stadionverbotsfristen von maximal drei auf fünf, in Ausnahmefällen gar bis auf 10 Jahre, halten die Mitglieder der BAG für sehr bedenklich. Eine Evaluation des DFB nach der Überarbeitung der Stadionverbotsrichtlinien im Ergebnis des DFB-Fankongresses von 2007 ergab bekanntlich nach der Begrenzung auf maximal 3 Jahre keinen signifikanten Anstieg von Straftaten o. ä. im Umfeld von Fußballspielen. Die Fanprojekte der BAG ermutigen die unabhängigen Fanorganisationen, am konstruktiven Dialog mit Verband und Liga festzuhalten, und bieten sich an, diese Kommunikation auch weiterhin zu begleiten und zu unterstützen. Karlsruhe, 06.09.2012 Thomas Beckmann / Matthias Stein Kommuniqué Leipzig „Polemik tötet den Dialog“. 20. Jahrestagung der sozialpädagogischen Fanprojekte Vom 3. bis 5. September fand in Leipzig die 20. Jahrestagung der Bundesarbeitsgemeinschaft der Fanprojekte (BAG) statt. Über einhundert MitarbeiterInnen aus allen bundesweit 51 sozialpädagogisch arbeitenden Fanprojekten trafen sich in der sächsischen Metropole zum alljährlichen Fachaustausch. „Die BAG konnte hierbei auf die hervorragende Kooperation mit ihrem Regionalverbund Ost sowie insbesondere mit dem Fanprojekt Leipzig und dessen Träger Outlaw gGmbh zurückgreifen“, so BAGSprecher Thomas Beckmann. Aus aktuellem Anlass diskutierten die Fanprojekt-MitarbeiterInnen die Haltung der deutschen Polizeigewerkschaften zu der Kritik an Polizeieinsätzen im Fußballumfeld. Die BAG hält es für notwendig, dass die Polizei eine neue Kultur der Kommunikation und Selbstreflexion entwickelt. „Pauschale und polemische Verurteilungen von Fußballfans entsprechen nicht dem Geist des Dialogs, wie er im Nationalen Konzept Sport und Sicherheit verankert ist“, sagt BAG-Sprecher Matthias Stein. Dass nun erste Fanorganisationen (HSV-Supporters Club, ProFans, Unsere Kurve) öffentlich die Gesprächsbereitschaft mit dem Vorsitzenden der Deutschen Polizeigewerkschaft (DPolG), Rainer Wendt, aufgekündigt haben, ist ein deutliches Zeichen. Das Programm der Tagung stand im Zeichen der sich weiter entwickelnden Fußball- und Fankultur und den daraus erwachsenden Anforderungen an professionelle Fansozialarbeit. Am Anfang standen die Ausführungen von Prof. Dr. Albert Scherr von der Pädagogischen Hochschule Freiburg zur „Fanprojekt-Arbeit im Räderwerk der Systeme“. Er unterzog die derzeitige Situation der Fansozialarbeit innerhalb der Fußballinstitutionen einer kritischen Bestandsaufnahme. Die Workshops griffen Themen auf, mit denen sich die Fanprojekt-MitarbeiterInnen im Arbeitsalltag vordringlich befassen: Rassismus und Suchtproblematiken, aber auch die Erhaltung von Freiräumen für kreative Fankultur sowie der Umgang mit neuen Medien gewinnen an Bedeutung. Angesichts eines stetig wachsenden Arbeitsauftrages wurden auch die strukturellen wie formalen Arbeitsbedingungen der Fanprojekte in den Fokus genommen. Am Schlusstag wurden die beiden Sprecher der BAG, Thomas Beckmann (Fanprojekt Mainz) und Matthias Stein (Fanprojekt Jena), einstimmig wiedergewählt. Die BAG wird auch in Zukunft daran arbeiten, die Interessen ihrer Mitglieder zu vertreten und der Fankultur eine professionelle Sozialarbeit an die Seite zu stellen. i.A. Thomas Beckmann und Matthias Stein, Sprecher der BAG [BAG Sprecher] 19 20 Saison 2013 / 2014 5.  Aktionen und Projekte 5.1 Offene Tür / Gruppenabende Neben dem Heimspieltreff, der bei den Heimspielen der Alemannia vor Anpfiff von 11.00 Uhr bis nach dem Abpfiff bis ca. 18.30 Uhr geöffnet ist, gibt es auch weitere offene Angebote. Waren diese zunächst dienstags und donnerstags von 14.00 Uhr bis 19.00 Uhr, so finden sie in der neuen Saison unter dem Namen Projekt-Treff dienstags zwischen 16.00 Uhr und 21.00 Uhr statt. Die Veränderung erfolgte aus folgenden Gründen. Zum einen sind Jugendliche, sofern sie nicht schon eine Ausbildung oder einen Beruf ausüben, bis spät mittags an ihre Aufgaben als Schüler/innen gebunden. Zum anderen bieten unsere begrenzten Räumlichkeiten mit der vorhandenen Ausstattung und der Lage keinen attraktiven Ort für eine „Offene Tür“, die vergleichbar mit der eines Jugendzentrums wäre. Für den Projekt-Treff sind wir so flexibel, dass wir bei spannenden Champions-League-Spielen unsere Öffnungszeit verlängern. Aktionen wie z. B. das Kochen oder Spieleabende finden meistens donnerstags statt. Außer diesen offenen Angeboten haben Gruppen die Möglichkeit, sich im Fanprojekt nach vorheriger Absprache mit uns zu treffen. 5.2 Junge IG Die Junge IG besteht aus motivierten Jugendlichen und Vorstandsmitgliedern der Fan-IG. Sie haben es sich zur Aufgabe gemacht, Angebote für junge Fans der Alemannia zu initiieren. Für die Planungen der einzelnen Kinder- und Jugendaktionen finden regelmäßige Treffen mit uns statt. Es gibt ein eigenes Internet-Board, über das Ideen und Planungen kommuniziert werden. Seit dem letzten Jahr wurden mit der Jungen IG Kicker- und Playstation-Turniere, ein Ausflug zum Bowling, ein Alemannia-Film, eine Karnevalsparty, ein Spieleabend und eine Stadionrundführung inkl. Elfmeterschießen mit dem Alemannia-Torwart unternommen. 5.3 Tifo-Aktionen Nach konkreten Anfragen einzelner Jugendgruppen, Fahnen zu gestalten, haben wir mehrere gruppeninterne Tifo-Aktionen angeboten. Der Begriff „Tifo“ leitet sich vom italienischen „Tifoso“ (= Fan) ab und meint die Methoden, mit denen Fangruppen ihre Teams in Choreographien unterstützen. Unter unserer Anleitung wurden in ca. 40 Arbeitsstunden Zaun- und Schwenkfahnen genäht und die Jugendlichen bekamen dabei Tipps bzgl. der Materialien (Farbe, Stoffe, Einkauf, Arbeitsschritte). 5.4 Pimp My Fanprojekt Wenn die Umgebung, in der wir leben, und die Räume, in denen wir uns bewegen, liebevoll gestaltet sind, dann fühlen wir uns einfach wohler. Bereits in der Vergangenheit wurden mit Hilfe Saison 2013 / 2014 von Jugendlichen nach und nach unsere Räume sowie der kleine Garten aufgewertet. Gemeinsam mit den tatkräftigen, engagierten Mitgliedern der Gruppe Chaotic Boys, wurde das Grün des Gartens gezähmt und der Garten neu gestaltet. Es wurden Bäume verpflanzt, Büsche und Sträucher zurückgeschnitten, Unkraut beseitigt, Moos abgetragen und neuer Rasen gesät. Besonders stolz waren alle Beteiligten auf den kleinen Kräutergarten, der in Form des Alemannia-Wappens angelegt wurde. Es war für alle ein Erfolgserlebnis diesen Garten anzulegen, zu gestalten und mit Kräutern zu bepflanzen. Mit gesammelten Fotos, Stickern und Zeitungsausschnitten wird ein bunter Blickfang mit Fußball-Collagen zum Staunen, Erinnern und Schmunzeln entstehen. Immer wieder werden interessierte Jugendliche, die das Fanprojekt besuchen, eingebunden, Schere, Kleber und Werkzeug in die Hände zu nehmen und so weitere Wände im Fanprojekt zu „pimpen“. 5.5 Streetsoccer Im September 2012 gastierte die NRW-Street­ soccer-Tour zum dritten Mal in Aachen. Die Tour läuft unter dem Motto „kick racism out“ und wird durch das Ministerium für Generationen, Familie, Frauen und Integration unterstützt. Der sport- liche Anreiz des Turniers ist bei allem Ehrgeiz nebensächlich. Im Vordergrund stehen der Spaß sowie die gemeinsame Interaktion verschiedener Schulformen, Hautfarben und Herkunft. Gespielt wurde auf einem 15 × 10 Meter großen Soccercourt auf dem Stadionvorplatz des Tivoli. Mit von der Partie waren mehrere Mannschaften weiterführende Schulen aus Aachen, Alsdorf und Stolberg. Am Ende sickte die DavidHirsch-Schule für Hörbehinderte in einem packenden Finale mit 3:2 gegen die GHG Alsdorf. Die vierte Ausgabe der Tour in Aachen wurde am 20.11.2013 in eine Soccerhalle verlegt, um das Turnier unabhängig vom Wetter austragen zu können. Den integrativen Grundgedanken des Fußballs und ein faires Miteinander zeigten insgesamt 60 teilnehmenden Schüler aus Schulen der Städteregion im Alter von 12 bis 15 Jahren. Text von unserer Facebook-Seite Zur besseren Übersicht wurden die Mannschaften vorab in Ländermannschaften eingeteilt, so dass wie bei der kommenden Weltmeisterschaft die Niederlande, England, Brasilien, Argentinien, Spanien, Belgien, Australien, Kamerun, Deutschland und Italien den Titel auf den Spielfeldern der Soccerworld Aachen unter sich ausspielten. In einem technisch hochklassigen Finale erzielten die favorisierten Niederländer kurz vor Abpfiff das entscheidende Tor zum 3:2 gegen kämpfende Engländer. Während das Siegerteam der Europaschule Herzogenrath jubelte, musste die unterlegene David-Hansemann-Schule, die durch eine weitere Mannschaft auch den dritten Turnierplatz innehatte, aufgrund ihrer guten Leistungen nicht traurig sein. Die David-Hirsch-Förderschule für Hörgeschädigte, die im vergangenen Jahr 21 22 Saison 2013 / 2014 5.8 Themenabend Facebook noch den Sieger stellte, belegte diesmal zwar nur den letzten Platz. Lehrer Bastian Staudt, der einigen seiner Schülern Anweisungen in Gebärdensprache gab, nahm das Ergebnis aber gelassen: „Mal gewinnt man, mal verliert man.“ Und er hob das besondere Erlebnis hervor: „In der Halle auf Kunstrasen zu spielen, ist für viele einzigartig und einfach nur das Größte.“ 5.6 Arbeit mit Schulen Neben dem alljährlichen Streetsoccer-Turnier, sind die Mitarbeiter des Fanprojekts Ansprechpartner, wenn es um die Themen Rassismus und Gewalt geht. So wird das Fanprojekt zu Projekttagen in Schulen eingeladen, die sich auf die Fahnen geschrieben haben, sich mit Diskriminierungen aller Art auseinanderzusetzen. In der Saison 2012/2013 waren das neben der Heinrich-Heine-Gesamtschule das Gymnasium in Alsdorf. Am 07.12.2012 war das Fanprojekt beim Regionaltreffen des Schulnetzwerks “Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage” in Köln, wo u. a. der Workshop „Fußball und Rassismus“ zusammen mit den Leverkusener Kollegen/innen mit durchgeführt wurde. 5.7 Kochen und klönen Der Kochabend ist seit 2013 fester Bestandteil unseres Angebotes. Beim Kochabend werden die Gerichte mit frischen Zutaten zubereitet. Wir machen den Teilnehmer/innen richtige Ernährung im wahrsten Sinne des Wortes schmackhaft. Sie lernen gesundes, leckeres Kochen sowie ein gemütliches Essen als wichtiges Kulturgut kennen. Außerdem werden in Gesprächen Probleme und Anliegen der Jugendlichen thematisiert und ihnen konkrete Hilfestellungen gegeben. Mit einem kleinen Exkurs in die Welt der Medien fand im April 2013 eine Veranstaltung in den Räumen des Fanprojekts statt. Da soziale Netzwerke wie „Facebook“ oder „WhatsApp“ mittlerweile zum alltäglichen Leben von Jugendlichen, aber auch den meisten Erwachsenen, wie selbstverständlich dazu gehören, hat sich das Fanprojekt mit den Fragen befasst, welche Gefahren sich dort verstecken, worauf man achten muss und was man besser lassen sollte. Aus diesem Grund wurde mit Michael Keukert von der Aachener Internetagentur Aixhibit, ein erfahrener Fachmann eingeladen einen Vortrag zu halten. Er referierte über die vielen nützlichen Funktionen, die Facebook zweifelsohne bietet, aber öffnete auch manch einem die Augen, wenn es um das Thema Datennutzung ging: „Wir müssen uns klar machen, dass wir die Ware von Facebook sind, womit sie ihr Geld verdienen. Dazu brauchen sie so viele Informationen von uns wie möglich“, führte er aus. Er wolle niemandem davon abraten, sondern auf gewisse Dinge hinweisen. Anschließend gab es noch einige Tipps für die Einstellungen der Privatsphäre bevor der Vortrag in einer lebhaften Diskussion mündete. 5.9 Fanfinale Am 30 Mai 2013 fuhr das Fanprojekt Aachen mit insgesamt 14 Personen zum Fanfinale nach Berlin. Gemeinsam mit dem Kölner Fanprojekt, mit welchem wir die Tour bestritten, erreichten wir nach insgesamt 12 Stunden Busfahrt die Hauptstadt. Das Fanfinale ist ein von der Bundesarbeitsgemeinschaft der Fanprojekte (BAG) und dem Berliner Fanprojekt organisiertes Turnier für Fußballfans aus dem gesamten Bundesgebiet. Dieses Fanturnier findet traditionell am Vortag des DFB-Pokalfinales auf der Sportanlage Jungfernheide in Charlottenburg statt. Saison 2013 / 2014 Die von den Mitarbeiter/innen der Fanprojekte betreuten Jugendlichen treten in einem Jungenund einem Mädchenturnier gegeneinander an. 2013 gab es aufgrund der geringen Anmeldungen nur ein Jungenturnier mit 22 Mannschaften. Während die Mannschaft aus Mainz siegte, belegten die Aachener mit viel Team- / Kampfgeist, Spielfreude und Ausdauer den 11. Platz. Die friedliche Begegnung von Jugendlichen auf dem Zeltplatz, der sportliche Wettkampf und gemeinsame Aktivitäten mit Fans anderer Vereine, wie z. B. bei einer Bootstour oder der Erkundung von Berlin, sind wertvolle Erfahrungen. Der gemeinsame Besuch des DFB-Pokalfinales, in dem Fall zwischen Bayern München und dem VfB Stuttgart, bilden das Highlight dieser Veranstaltung. Der Besuch des DFB-Pokalfinales zwischen Bayern München und dem VfB Stuttgart war ein großes Erlebnis für die ganze Gruppe und ein gelungener Abschluss einer unvergesslichen, ereignisreichen und unterhaltsamen Tour. Für das Fanfinale 2014 konnten wir leider kein eigenes Team anmelden, da Alemannia Aachen am selben Tag ein Heimspiel bestritt und eine große Choreografie zum Gedenken an Trainerlegende Werner Fuchs auf dem Tivoli geplant war. 5.10 Gedenkstättenfahrt nach Dachau und Krakau Das Fanprojekt unternahm 2013 zwei KZ-Gedenkstättenfahrten, zunächst nach Dachau (21. – 23.6.) und gemeinsam mit dem Fanprojekt Köln nach Auschwitz (20. – 24.10.). Bei beiden Fahrten stand die Besichtigung der Gedenkstätten, die Erinnerung an die grausame Zeit im Nationalsozialismus und die Erzählungen Betroffener im Mittelpunkt. Im starken Kontrast dazu war das Rahmenprogramm mit Stadtbesichtigung, Rafting-Tour oder der Besuch eines Fußballspiels angelegt, welches den Teilnehmer/ innen deutlich vor Augen führte, welche Privilegien uns in der heutigen Zeit im Vergleich zu damals offeriert werden. Mit etwas Abstand trafen sich die Teilnehmer/innen, reflektierten ihre Eindrücke und zogen ein positives Fazit bzgl. ihrer Erlebnisse. Text von unserer Homepage zur Gedänkstättenfahrt nach Krakau Gemeinsam mit dem Fanprojekt Köln unternahmen wir vom 20. bis zum 24.10.2013 eine Gedenkstättenfahrt nach Polen. Finanziell unterstützt u.a. von der DFL, starteten 13 Teilnehmerinnen und Teilnehmer die rund 14-stündige Fahrt nach Krakau. Nach der Ankunft gingen wir zum nahegelegenen Marktplatz und schauten uns in der historischen Altstadt von Krakau ein wenig um, ehe wir abends in einer Kneipe die Übertragung des Spiels 1.FC Köln gegen 1860 München anschauten. Mittelpunkt der Reise war die Erinnerung an die grausame Zeit im Nationalsozialismus bei der Besichtigung des Konzentrationslagers in Auschwitz-Birkenau. Die Schilderungen eines 89-jährigen Zeitzeugen, der das KZ überlebt hat, machten die schrecklichen Erlebnisse spürbar und uns sehr betroffen. Er gab uns die Gelegenheit, viele Nachfragen zu stellen. Im jüdischen Viertel und v.a. in der ehemaligen EmailleFabrik Oskar Schindlers, in der heute das historische Museum der Stadt Krakau untergebracht ist, konnten wir sehr anschaulich die Geschichte der Stadt in der Zeit von 1933 bis 1945 erfahren. Im starken Kontrast zu diesen Eindrücken stand das Rahmenprogramm. Das uns deutlich vor Augen führte, welche Privilegien wir im Vergleich zu damals doch haben. Beim Spiel Wisla Krakau gegen Lechia Gdansk mussten wir erleben, dass es immer noch viele Menschen gibt, die aus der schrecklichen Vergangenheit nichts gelernt haben und ihr antisemitisches, rassistisches Weltbild offen zur Schau tragen. Mit etwas Abstand trafen sich die Teilnehmer/innen aus Köln und Aachen Wir reflektierten unsere Eindrücke und zogen ein positives Fazit bzgl. unserer Erlebnisse. Es war eine rundherum gelungene Fahrt, bei der uns ein gesellschaftlich bedeutsames Thema näher gebracht wurde. Wir bedanken uns bei allen Unterstützer/innen der Fahrt. 23 24 Saison 2013 / 2014 5.11 Nationalmannschaftstour nach Mailand Am 15.11.2013 besuchten wir das Freundschaftsspiel Italien gegen Deutschland in Mailand. Wenngleich diese Tour ein tolles Erlebnis war, werden derartige Aktionen wegen finanzieller und organisatorischer Hindernisse, z. B. weil Spiele in der Woche während der Schulzeit stattfinden, eher die Ausnahme unserer Arbeit bleiben. 5.12 Überregionale Veranstaltungen Da der Fußball in ganz Deutschland eine enorme Bedeutung hat, gibt es immer wieder Veranstaltungen außerhalb von NRW. Sie ermöglichen uns Fanprojekt-Mitarbeiter/innen wichtige Erkenntnisse für die tägliche Arbeit vor Ort. Beispielhaft sind die Veranstaltungen „!Nie Wieder“ und der Fankongress 2014. !Nie Wieder Die Initiative „Nie wieder – Erinnerungstag im Deutschen Fußball“ setzt sich gegen Rassismus, Fremdenfeindlichkeit, Antisemitismus sowie alle Formen von Diskriminierung ein. Zur 10-jährigen Jubiläumsveranstaltung in Frankfurt/ Main (10. – 12.1.2014) fuhren wir mit einigen Ale- mannia-Fans. Wir besuchten gemeinsam Workshops zu Themen wie „Ausgrenzung von Sinti und Roma im deutschen Fußball“ oder „Umgang mit Rassismus im Amateurfußball“. Bei einer Podiumsdiskussion schilderte ein Mitglied der Aachen Ultras aus seiner Sicht, weshalb sich seine Gruppe dazu entschieden hat, nicht mehr zu Alemannia-Spielen zu gehen. Er begründete dies mit massiven Gewaltübergriffen der Karlsbande bzw. ihrem Umfeld und bemängelte die fehlende Unterstützung von Verein, der Stadt, anderer Fans und dem Fanprojekt. Über die Veranstaltung wurde in verschiedenen überregionalen Presseartikeln berichtet. Die Aachener Fanszene diskutierte seine Aussagen und kritisierte diese teilweise auch scharf. Fankongress 2014 Mehr als 700 Fans, Fanbeauftragte und Fanprojektmitarbeiter/innen aus ganz Deutschland diskutierten beim 2. Fankongress in Berlin (18.1. – 19.1.2014) über die Gestaltung des deutschen Fußballs. „Dieser in Europa einmalige Organisationsgrad bietet Vereinen, Verbänden und allen anderen am Fußball Beteiligten die Chance mit Fans in den Dialog zu treten und das Fußballerlebnis miteinander zu gestalten.“ (siehe www.fankongress.de) Workshops wie „Wie parteiisch kann / darf ein Fanprojekt sein?“ oder „Zur Notwendigkeit von rechtlicher Unterstützung sowie die Podiumsdiskussion „Fußballfans und die Polizei“ waren mit aufschlussreichen Inhalten gefüllt und rundeten ein gut organisiertes Veranstaltungswochenende ab. Saison 2013 / 2014 6.  Ausblick auf die Saison 2014 / 15 … und darüber hinaus Nach der sportlichen Talfahrt, dem Kampf um die Existenz und den schwerwiegenden Konflikten innerhalb der Fanszene wird es richtungsweisend sein, wie sich der neu aufgestellte Verein mit seinen Gremien in Zukunft hinsichtlich Fan-Angelegenheiten sowie z. B. bei den Themen Rassismus, Extremismus und Gewalt einsetzen wird. In enger Zusammenarbeit mit den Verantwortlichen und unter Einbeziehung interessierter, engagierter Fangruppen möchten wir einen Teil zu einer friedlichen und antidiskriminierenden Fankultur in Aachen beitragen. Wir werden unsere Arbeit und unsere bisherigen Angebote fortwährend überprüfen und sie ggf. nach dem Bedarf wie den Bedürfnissen unserer Zielgruppe abändern. An eigenen Ideen mangelt es nicht, die folgenden kurz umschriebenen Angebote möchten wir in der kommenden Saison umsetzen. 6.1 Aufstellung des Fanprojekt-Teams Nach dem gravierenden Personalumbau der letzten Saison im Fanprojekt, hoffen wir, unsere Arbeit zu stabilisieren und weiter voranbringen zu können. Sebastian Schmitt, der praktisch mit dem ersten Spieltag der neuen Saison beginnt, wird eine gewisse Einarbeitungs- und Eingewöhnungszeit benötigen. Die Ziele des Teams bestehen darin, ihren Auftrag umzusetzen, Beziehungen zu den Fans aufzubauen und ein kontinuierliches wie verlässliches Angebot zu gewährleisten, d.h. wenn möglich Mitarbeiter/innen zu gewinnen, die über einen längeren Zeitraum im Fanprojekt tätig sind. Und auch wenn dies sonst nicht unbedingt erwähnenswert sein sollte, erscheint es an dieser Stelle wichtig, aufgrund der vergangenen Jahre zu erwähnen. Die Freude an der alltäglichen Arbeit sollten Mitarbeiter/innen des Fanprojekts nicht aufgrund falscher Erwartungshaltungen und Anfeindungen einzelner Fangruppen verlieren. 6.2 Zusammenarbeit mit dem Verein Mit dem Ende des Insolvenzverfahrens war unter den Fans schnell eine Aufbruchsstimmung zu spüren, gleichwohl verknüpft mit bestimmten Erwartungen an den neuen Geschäftsführer Alex­ ander Mronz und den Verein. Viele Fans sind sehr vorsichtig und möchten nicht wieder den gleichen falschen Entscheidungen und persönlichen Interessen, die den Verein in der Vergangenheit fast um die Existenz gebracht haben, ausgeliefert sein. Dies ist nur allzu verständlich. Herr Mronz hatte zunächst nur einen Vertrag bis Saisonende, welcher vom Aufsichtsrat über die Saison hinaus verlängert wurde. Wie bei jeder neuen Arbeitsstelle musste auch er sich zunächst in einem neuen Umfeld zurechtfinden und war dabei mit den individuellen Anliegen vieler Leute, wie z. B. Sponsoren oder Medienvertreter/innen, konfrontiert. Bewusst hat das Fanprojekt nach seiner Ernennung gewartet, um erste Gespräche mit ihm zu führen. Zum einen, um nicht in einem Wust von Anfragen unterzugehen und zum anderen, weil unsere Arbeit, unsere Anliegen vielschichtiger sind, als etwa das Begehren von Sponsoren. 25 26 Saison 2013 / 2014 Unsere Schnittschnelle zu Alemannia Aachen war insbesondere in der Zeit der Insolvenz die Fanbetreuung. Für die Zukunft wünschen wir uns nicht nur, dass sich der Verein auf gesunde wirtschaftliche Beine stellen und seinen sportlichen Blick wieder nach oben richten kann, sondern dass sich Geschäftsführer und Vereinsgremien den Fan-Belangen mit ehrlichem Interesse widmen. In diesem und in unserem Sinne strebt das Fanprojekt eine kontinuierliche und enge Zusammenarbeit mit den Verantwortlichen der Alemannia an. 6.3 Öffentlichkeitsarbeit / Aufklärung In der Fanprojektarbeit haben wir mit vielen verschiedenen Akteuren zu tun, die oftmals gar nicht wissen, welchen Auftrag wir erfüllen sollen. In Gesprächen mit Polizisten, Vereinsangestellten, Politiker/innen, Lehrer/innen, aber auch mit vielen Fans, mussten wir feststellen, dass es hier einen großen Nachholbedarf an Aufklärung gibt. Dies ist nicht verwunderlich und wird uns von unserer Kolleg/innen aus anderen Fanprojekt-Standorten widergespiegelt. Zu den Hauptgründen dieser „Ahnungslosigkeit“ zählen, die wenigen Berührungspunkte im Alltag, die Stellung von Jugendarbeit in der Bevölkerung und die häufige Verwechslung mit nicht-sozialpädagogischen Fan-Projekten, welche Aufgaben der klassischen Fanbetreuung wahrnehmen. Vorträge mit Power-Point-Präsentation etwa bei der örtlichen Polizei oder der Fan-IG zu unserem Auftrag und unseren Angeboten bereits geplant. Neben unserem Programm, möchten wir unsere Internetseiten (Homepage, Facebook) weiterhin mit Informationen und Links aufwerten und ein Infoblatt, in dem wir mit wenigen Worte Fragen zum Fanprojekt beantworten, erstellen. 6.4 Fußballangebote Aufgrund der gestiegenen zeitlichen Beanspruchung von Schüler/innen durch Ganztagsschule, Sportverein, Musikschule etc. bleibt wenig freie Zeit übrig. Wir möchten unsere offenen, regelmäßigen Fußballangebote gerne an einem „festen“, gut zu erreichenden Ort in einer Sporthalle etablieren. „Fußball spielen“ ist nicht nur wichtig für die Beziehungsarbeit, sondern es werden damit viele wichtige Werte, wie z. B. sich an Regeln halten, den Gegner respektieren, Verlieren lernen, Fair Play, transportiert. Da sich die Suche nach einer Sporthalle leider noch hinzieht, werden wir für Fußballangebote in die hiesige Soccerhalle ausweichen. 6.5 Fußball-Turniere Im November wird wieder die Streetkicktour der Fanprojekte NRW in Aachen haltmachen. Es werden Schüler/innen der Jahrgangsstufen 6 bis 8 aus den weiterführenden Schulen der Städteregion angeschrieben. Am NRW-Hallenmasters, welches im nächsten Jahr vom Schalker Fanprojekt ausgerichtet wird, möchten wir mit einer Mannschaft teilnehmen. 6.6 Fanfinale Leider konnten wir für das Fanfinale am 17.5.2014 kein eigenes Team anmelden, da Alemannia Aachen am selben Tag ein Heimspiel bestritt und eine große Choreografie zum Gedenken an Trainerlegende Werner Fuchs auf dem Tivoli durchgeführt wurde. Wir möchten im nächsten Jahr gerne wieder in Berlin antreten, weil neben dem Turnier und dem Besuch des DFB-Pokals die Begegnung mit Fans aus allen Landesteilen Deutschland ein bleibendes Erlebnis ist. Da das DFB-Pokalendspiel 2015 eine Woche nach dem letzten Regionalligaspieltag stattfinden wird, sollte uns dies mit mindestens einer Jungenmannschaft gelingen. 6.7 Lesungen oder Diskussionsrunden Lesungen oder Diskussionsrunden zu spannenden Themen und externen Referenten sind nützliche Angebote unserer Arbeit. Diese medienwirksam platziert sind eine gute Werbung für unsere Einrichtung. In den zurückliegenden Monaten haben wir uns bewusst auf „kleinere“ Angebote konzentriert, in Zukunft möchten wir diese, gerne auch mit dem Verein Alemannia Aachen und anderen Partner/innen, wieder aufleben lassen. 6.8 Bildungsfahrten / Fanbegegnungen Fahrten mit Jugendgruppen sind für die teilnehmenden Jugendlichen sowie die begleitenden Pädagogen wichtige Erlebnisse, die nicht mehr vergessen werden. Angedacht sind Fahrten oder „Städte-Trips“ in den Oster- und/oder Herbstferien z. B. in Städte, die mit bestimmten Vorurteilen aufgrund von Vereinsrivalitäten behaftet sind. Diese Fahrten möchten wir gerne in Kooperation mit anderen Fanprojekten durchführen. Gefördert von: