Daten
Kommune
Aachen
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135036.pdf
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196 kB
Erstellt
09.09.14, 12:00
Aktualisiert
06.09.18, 21:55
Stichworte
Inhalt der Datei
Der Oberbürgermeister
Vorlage
Federführende Dienststelle:
Fachbereich Soziales und Integration
Beteiligte Dienststelle/n:
Vorlage-Nr:
Status:
AZ:
Datum:
Verfasser:
FB 50/0016/WP17
öffentlich
09.09.2014
Beratungsstelle für Prostituierte SOLWODI Aachen -Vorstellung
des überarbeiteten KonzeptsBeratungsfolge:
TOP: - 4 -
Datum
Gremium
Kompetenz
25.09.2014
12.11.2014
SGA
HA
Kenntnisnahme
Kenntnisnahme
Beschlussvorschlag:
Der Ausschuss für Soziales, Integration und Demographie nimmt das überarbeitete Konzept von
„SOLWODI “ zur Beratung und Begleitung für Opfer von Menschenhandel zum Zweck der sexuellen
Ausbeutung und Frauen in der Prostitution zustimmend zur Kenntnis.
Der Hauptausschuss nimmt das überarbeitete Konzept von „SOLWODI “ zur Beratung und Begleitung
für Opfer von Menschenhandel zum Zweck der sexuellen Ausbeutung und Frauen in der Prostitution
zustimmend zur Kenntnis.
In Vertretung
( Prof. Dr. Sicking )
Vorlage FB 50/0016/WP17 der Stadt Aachen
Ausdruck vom: 26.03.2015
Seite: 1/2
Erläuterungen:
Der Ausschuss für Soziales, Integration und Demographie hat sich am 28.11.2013 für die Einrichtung
eines niederschwelligen Beratungsangebotes für Prostituierte, nebst Bereitstellung der dafür
erforderlichen finanziellen Mittel, ausgesprochen. Das Beratungsangebot soll den Klienten dazu
verhelfen, ein gesundes, selbstbestimmendes, eigenverantwortliches Leben in Sicherheit zu führen,
angstfrei und ohne finanzielle und emotionelle Abhängigkeit. Das am 28.11.2013 vorgestellte Konzept
zur Finanzierung einer Beratungsstelle für Prostituierte, wurde entsprechend der vom Ausschuss
beschlossenen Schwerpunkte der Beratungstätigkeit überarbeitet und ergänzt (s. Anlage 1).
Anlage/n:
Anlage 1: Überarbeitetes Konzept
Vorlage FB 50/0016/WP17 der Stadt Aachen
Ausdruck vom: 26.03.2015
Seite: 2/2
Beratungsstelle SOLWODI Aachen:
Beratung und Begleitung für Opfer von Menschenhandel zum Zweck der
sexuellen Ausbeutung und für Frauen in der Prostitution
Hintergrund
Der Ausschuss für Soziales, Integration und Demographie der Stadt Aachen hat in
seiner Sitzung vom 25.11.2010 einstimmig beschlossen:
Die Verwaltung wird beauftragt einen kontinuierlich tagenden Runden Tisch
einzurichten, um die Probleme im Bereich der Prostitution aufzugreifen und dem
Sozialausschuss entsprechende Lösungsansätze vorzulegen. (...)
Der Ausschuss hat weiter beschlossen:
(...) Perspektivisch soll ein niederschwelliges Beratungsangebot für Prostituierte
geschaffen werden mit dem Ziel, die Frauen in den verschiedenen Lebens- und
Arbeitsbereichen (medizinisch, psychosozial, juristisch, verwaltungstechnisch usw.)
zu unterstützen. Ausstiegswillige sollen ebenfalls adäquat begleitet werden.
Vor diesem Hintergrund hat SOLWODI NRW e.V. am 15. Januar 2011 die
Beratungstätigkeit in Aachen aufgenommen.
Runder Tisch Prostitution
Der Runde Tisch Prostitution, an welchem SOLWODI Aachen seit März 2011 als
Mitglied regelmäßig teilnimmt, hat ein Handlungskonzept erarbeitet mit dem Ziel, die
Arbeits- und Lebensbedingungen der Prostituierten in Aachen (insbesondere in der
Antoniusstraße) zu verbessern. Im Rahmen der Schwerpunktsetzung des
Handlungskonzeptes sieht dieses unter 1.1 die dauerhafte Einrichtung eines
niederschwelligen Beratungsangebotes für Frauen in der Prostitution vor.
Ausschuss für Soziales, Integration und Demographie
Sozialausschuss vom 28.11.2013:
Beschlussvorschlag zu TOP 4: Finanzierung einer Beratungsstelle für Prostituierte
1. Der Ausschuss für Soziales, Integration und Demographie spricht sich für die
Einrichtung eines niedrigschwelligen Beratungsangebots für Prostituierte aus und
beschließt, die erforderlichen Mittel im Rahmen der Veränderungsnachweisung zum
Hausplanentwurf aufzunehmen.
Ziel der Beratung soll sein, den Klientinnen zu helfen, ein gesundes,
selbstbestimmtes, eigenverantwortliches Leben in Sicherheit zu führen, angstfrei und
ohne finanzielle und emotionale Abhängigkeit.
Konzept Beratungsstelle SOLWODI Aachen
Stand: Juli 2014
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2. Schwerpunkt der Beratungstätigkeit sollten sein:
• Aufklärung über rechtliche Rahmenbedingungen: Prostitutionsgesetz,
Aufenthaltsrecht, Sozialversicherung
• Gesundheitliche
und
präventive
Aufklärung
und
gegebenenfalls
Weitervermittlung an Fachärzte
• Beratung bei finanziellen Notlagen
• Hilfen zur Überwindung von Sprachbarrieren (Behördengänge/Sprachkurse)
• Unterstützung in Krisensituationen
3. Der Träger der Beratungsstelle soll die Beratung der Prostituierten durch das
Gesundheitsamt der Städteregion Aachen in seinen Räumlichkeiten 1-2 mal
monatlich ermöglichen.
Ergänzungen
Zu 2.:
Weitervermittlung an Fachärzte: Siehe 1.7 und 2.5 des Konzeptes
Zu 3.:
Das Gesundheitsamt bietet jeden 1. Mittwoch im Monat von 15.00-16.00h in den
Räumen von SOLWODI eine Beratung zu sexuell übertragbaren Krankheiten an. Die
Beratung ist anonym, vertraulich und kostenlos. Auf Wunsch werden Kondome und
mehrsprachiges Informationsmaterial ausgehändigt.
Nach einer Testphase von 6 Monaten kann das Angebot nach Bedarf ausgeweitet
bzw. angepasst werden.
SOLWODI NRW - SOLWODI Aachen
SOLWODI Aachen ist in das übergeordnete Netzwerk von SOLWODI NRW mit
weiteren Standorten in Duisburg, Oberhausen und Bonn eingebunden. Das
Beratungsangebot von SOLWODI Aachen richtet sich an Frauen, die Opfer von
Menschenhandel zum Zweck der sexuellen Ausbeutung nach §232 StGB geworden
sind oder sich in der Prostitution in einer schwierigen Situation befinden.
In der Zielgruppe der Opfer von Menschenhandel zum Zweck der sexuellen
Ausbeutung sind Unterkunft, finanzielle und materielle Unterstützung gesetzlich
gesichert, wenn die Betroffene mit den Strafverfolgungsbehörden kooperiert. Viele
Betroffene jedoch können und wollen aus Angst und realer Bedrohung keine
Aussage gegen die TäterInnen machen. SOLWODI unterstützt deshalb Betroffene
unabhängig von ihrer Bereitschaft, mit den Strafverfolgungsbehörden zu kooperieren
aus Spendenmitteln.
Frauen in der Prostitution, insbesondere mit Migrationshintergrund, stehen vor
vielfältigen Herausforderungen. Faktoren wie geringe Deutschkenntnisse,
unzureichendes Wissen über ihre Rechte als Frauen in der Prostitution sowie ein
ungesicherter Aufenthalt, keine Krankenversicherung etc. können die Frauen in eine
prekäre Lage versetzen.
Aus diesem Grund ist die regelmäßige aufsuchende Sozialarbeit/Streetwork ein
wichtiges Arbeitsgebiet von SOLWODI Aachen. Sie gilt den ca. 200 Frauen, die in
der Aachener Bordellstraße „Antoniusstraße“ der Prostitution nachgehen. Ziel der
aufsuchenden Arbeit ist es, das Angebot der Beratungsstelle bekannt zu machen und
über präventive, gesundheitliche Hilfsangebote, rechtliche Rahmenbedingungen,
Krankenversicherungssystem, Aufenthaltsstatus, Sprachkurse und Möglichkeiten des
Ausstiegs zu informieren. Die Beratung ist anonym und kostenlos.
Konzept Beratungsstelle SOLWODI Aachen
Stand: Juli 2014
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Der Großteil der Frauen ist zwischen 21-30 Jahre alt und stammt aus Rumänien,
Albanien, verschiedenen Ländern Lateinamerikas, Nigeria und zu einem geringen
Teil aus Deutschland. Der hohe Anteil an Frauen mit Migrationshintergrund setzt ein
mehrsprachiges und interkulturell kompetentes Team auf Seiten der Streetworker
voraus, um die Anliegen der Frauen zu verstehen und gemeinsam Lösungen zu
erarbeiten.
Seit Eröffnung der Beratungsstelle haben über 300 Frauen die Beratung von
SOLWODI Aachen in Anspruch genommen. In insgesamt 19 Fällen, davon drei
Minderjährige, handelte es sich um den Verdacht auf Menschenhandel. Diese Frauen
und Mädchen wurden entweder geschützt untergebracht und/oder bei der Rückreise
ins Heimatland unterstützt.
Die Anliegen von Frauen in der Prostitution gelten überwiegend dem Ausstieg aus
der Prostitution sowie medizinischen Untersuchungen.
Faktoren wie gesetzliche Änderungen in den Bereichen Arbeits- und Aufenthaltsrecht
und des Prostitutionsgesetzes, sowie Änderungen des Umgangs mit Prostitution in
Nachbarländern, haben unmittelbare Auswirkungen auf die Situation der Frauen in
der Prostitution auch in Aachen. Dies erfordert auf Seiten von SOLWODI eine
kontinuierliche Anpassung des Beratungsangebotes.
Finanzierung
Die Büro- und Beratungsräume werden vom Bistum Aachen mietfrei zur Verfügung
gestellt. Von 1.1.2011 – 31.12.2013 wurde SOLWODI Aachen zu 70% von Aktion
Mensch finanziert und zu 30 % Eigenanteil. Da es sich um eine Anschubfinanzierung
handelt, ist eine Unterstützung durch Aktion Mensch nur einmalig möglich.
Auf den nachfolgenden Seiten wird das Beratungsangebot von SOLWODI Aachen
dargestellt.
Konzept Beratungsstelle SOLWODI Aachen
Stand: Juli 2014
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I. Begleitung und Beratung: Opfer von Menschenhandel zum Zweck der sex.
Ausbeutung
Anliegen / Situation der
Frauen
Unterstützungsangebot durch
SOLWODI
1.1 Flucht vor TäterInnen
Erstgespräch in Beratungsstelle
oder einem geschützten Raum;
Erstversorgung mit Nahrung und
Kleidung
Kontaktaufnahme zu Polizei,
Begleitung zum
Polizeipräsidium, Vorbereitung
auf Vernehmungssituation
Kontaktaufnahme zu Frauenund Schutzhäusern; Begleitung
der Frau an den anonymen Ort
Beantragung von
Passersatzpapieren
Beantragung von Leistungen
nach AsybLG (Drittstaaten) oder
nach SGB II (EU Bürgerinnen)
Vermittlung und Begleitung zum
Gesundheitsamt
1.2 Erstattung einer
Strafanzeige gegen die
TäterInnen
1.3 Keine sichere
Unterkunft
1.4 Falsche oder keine
Ausweisdokumente
1.5 Keine finanziellen
Mittel
1.6 Verdacht auf Syphilis
oder HIV
1.7 Infektionskrankheiten,
Mangelerkrankungen,
psychosomatische
Schmerzen etc.
1.8 Schwere
Traumatisierung durch
sexuelle Gewalterfahrung
1.9 Aussage vor Gericht
als Zeugin
Ausreise ins Heimatland
1.10 Mangelnde
Deutschkenntnisse
(Kooperations-)Partner
KK12
Polizeipräsidium
Aachen
Frauenhäuser
bundesweit
Ausländerbehörde
Sozialamt, Jobcenter
Gesundheitsamt
StädteRegion
Aachen
Begleitung zu Ärzten
Verschiedene Ärzte
Psychologische Stabilisierung
der Frau;
Vermittlung an therapeutische
Einrichtungen
Vermittlung juristischen
Beistands; Vorbereitung der
Zeugin auf das
Gerichtsverfahren: Besuch des
Gerichtssaales, Begleitung zur
richterlichen Vernehmung, Vorund Nachbesprechung mit der
Zeugin;
Organisation der
Kinderbetreuung
Vorübergehende sichere
Unterbringung, Antragstellung
bei IOM (Internationale
Organisation für Migration),
Beschaffung entsprechender
Ausweisdokumente; Begleitung
zu Flughafen/Busbahnhof;
Kontaktaufnahme zu
Beratungsstelle im Heimatland
Vermittlung zu
Sprachangeboten oder
Unterricht durch Ehrenamtliche
Verschiedene
therapeutische
Einrichtungen
Konzept Beratungsstelle SOLWODI Aachen
Stand: Juli 2014
Rechtsanwältin
Ausländerbehörde;
Internationale
Organisation für
Migration
Ehrenamtliche
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II.
Beratung und Begleitung: Frauen in der Prostitution
Anliegen / Situation der
Frauen
Unterstützungsangebot durch
SOLWODI
(Kooperations-)Partner
2.1 Ungeklärter
Aufenthaltsstatus
2.2 Keine oder ungültige
Ausweispapiere
2.3 Keine Anmeldung
2.4 Keine
Krankenversicherung
Klärung des Aufenthaltes
Ausländerbehörde
Behördengänge; Begleitung zu
Botschaft
Begleitung bei Behördengängen
Bei EU Bürgerinnen:
Beantragung der notwendigen
Unterlagen im Heimatland
Kontaktaufnahme zu
spezialisiertem Arzt mit der
Bereitschaft, auch Frauen ohne
Krankenversicherung zu
behandeln; Begleitung zum Arzt;
Kostenübernahme der
Medikamente aus Spenden
Bewerbung schreiben; Prüfung
des Anspruchs auf Leistungen;
Arbeitsplatzsuche; Beantragung
der Arbeitserlaubnis
Arbeitserlaubnis
Ausländerbehörde
2.5 Akute medizinische
Versorgung
2.6 Ausstieg aus der
Prostitution
2.7 Fehlende
Arbeitserlaubnis
2.8 Keine Unterkunft
außerhalb des
Rotlichtmilieus
2.9 Kontoeröffnung
2.10 Sehnsucht nach
familiärem Kontakt
2.11 Nach Bedarf
Vermittlung und ggf.
Finanzierung einer
vorübergehende Unterkunft;
Wohnungssuche;
psychosoziale Betreuung
Begleitung zur Bank
Einwohnermeldeamt
Verschiedene
Krankenversicherung
en
Ärztenetzwerk
Gesundheitsamt
Ehrenamtliche;
Jobcenter
Verschiedene
Banken
Kontaktaufnahme zur Familie/
zu eigenem Kind
Krisenintervention;
Anbindung an das Hilfesystem/
Vermittlung in spezialisierte
Hilfsangebote;
Dokumentenverwahrung
Konzept Beratungsstelle SOLWODI Aachen
Stand: Juli 2014
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1. Aufsuchende Sozialarbeit
1x
wöchentlich
aufsuchende
mehrsprachige Hauptamtliche
Sozialarbeit
in
der
Antoniusstraße
durch
2. Ehrenamt
• Rekrutierung
• Orientierungsgespräch
• Koordination
• Schulungen durch Hauptamtliche
Aufgabenbereiche:
• Deutschunterricht
• Erstellen von Bewerbungsunterlagen
• Vermittlung von PC Kenntnisse
3. Öffentlichkeitsarbeit/Sensibilisierung/Präventionsarbeit
• Vorträge in Schulen, Universitäten, Gemeinden
• Beratung und Unterstützung von Studierenden bei der Erstellung von Haus-,
Bachelor- und Masterarbeiten zum Thema Menschenhandel/Frauenhandel
• Vorträge mit Stadtteilbezug
• Interviews bei Zeitung, Radio und TV
• Flyer der Beratungsstelle
4. Kooperation / Netzwerke
Lokal
• Runder Tisch Prostitution
• Arbeitskreis Prostitution und Frauenhandel in Aachen
• Frauennetzwerk Aachen
• Euregionale Flüchtlingsinitiative
National
• Netzwerk der spezialisierten Beratungsstellen des Landes NRW
• Bundesweiter Koordinierungskreises gegen Frauenhandel und Gewalt an Frauen im
Migrationsprozess e.V. (KOK)
International
• ARETUSA
• Civil Society Platform der Europäischen Kommission
5. Art und Umfang der Leistung
Beratungszeiten Mo-Fr: 10-16h und nach Absprache
6.
•
•
•
Ergebnissicherung / Kennzahlen
Statistik über Erstkontakte
Dokumentation der Fallarbeit
Dokumentation der Streetwork
7.
•
•
•
•
Personelle Ausstattung
1 Leitung / Sozialarbeiterin (oder ähnliche Qualifikation) 40 Std.
1 Sozialarbeiterin /- pädagogin 40 Std.
1 Sozialarbeiterin/- pädagogin 20 Std.
1 Bürohilfe 10 Std.
8.
•
•
•
•
Sächliche / räumliche Ausstattung
1 Büro mit 3 Arbeitsplätzen
1 Beratungsraum
1 Aufenthaltsraum/Küche, 1 WC
Jakobstraße 7, 52064 Aachen
Konzept Beratungsstelle SOLWODI Aachen
Stand: Juli 2014
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