Daten
Kommune
Aachen
Dateiname
125147.pdf
Größe
2,2 MB
Erstellt
02.01.14, 12:00
Aktualisiert
14.09.17, 12:05
Stichworte
Inhalt der Datei
Der Oberbürgermeister
Vorlage
Federführende Dienststelle:
Stadtentwicklung und Verkehrsanlagen
Beteiligte Dienststelle/n:
Vorlage-Nr:
Status:
AZ:
Datum:
Verfasser:
FB 61/1048/WP16
öffentlich
02.01.2014
FB61/30
Fahrradabstellplätze bei Bauvorhaben; Ratsantrag 98/15
Beratungsfolge:
TOP:__
Datum
Gremium
Kompetenz
23.01.2014
13.02.2014
MA
PLA
Anhörung/Empfehlung
Entscheidung
Beschlussvorschlag:
Der Mobilitätsausschuss nimmt den Bericht der Verwaltung zur Kenntnis. Er empfiehlt dem
Planungsausschuss die Verwaltung damit zu beauftragen,
- die Ermittlung der Anzahl der Fahrradabstellplätze bei Neubauvorhaben und wesentlichen
Nutzungsänderungen von Gebäuden in der dargestellten Art und Weise vorzunehmen,
- im Rahmen der Baugenehmigungsverfahren auf eine qualitätvolle Gestaltung der Abstellanlagen
hinzuwirken und
- einen Erfahrungsbericht nach 12 Monaten Verfahrensdurchführung vorzulegen.
Der Planungsausschuss nimmt den Bericht der Verwaltung zur Kenntnis. Er beauftragt die Verwaltung
- die Ermittlung der Anzahl der Fahrradabstellplätze bei Neubauvorhaben und wesentlichen
Nutzungsänderungen von Gebäuden in der dargestellten Art und Weise vorzunehmen,
- im Rahmen der Baugenehmigungsverfahren auf eine qualitätvolle Gestaltung der Abstellanlagen
hinzuwirken und
- einen Erfahrungsbericht nach 12 Monaten Verfahrensdurchführung vorzulegen.
Der Ratsantrag 98/15 gilt hiermit als erledigt.
Vorlage FB 61/1048/WP16 der Stadt Aachen
Ausdruck vom: 12.08.2014
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Erläuterungen:
Kurzfassung:
Die Verwaltung empfiehlt, den Radverkehr bei Bauvorhaben zukünftig noch systematischer zu
fördern.
Dazu ist eine konsequente Anwendung der Landesbauordnung in Kombination mit den „Hinweisen
zum Fahrradparken“ der Forschungsgesellschaft für Straßen- und Verkehrswesen mit den in dieser
Vorlage beschriebenen Verfahrensweisen ausreichend. Die Erarbeitung einer städtischen
Fahrradabstellsatzung wird zum jetzigen Zeitpunkt für nicht erforderlich gehalten.
Der Ratsantrag 98/15 ist bisher nicht abschließend erledigt. Dem Planungsausschuss wurde hierzu
am 24.08.2006 ein Bericht und ein Beschlussvorschlag vorgelegt. Dieser wurde abgelehnt stattdessen
folgender Auftrag erteilt: „Er beauftragt die Verwaltung, Kriterien für die Qualität und die Anzahl der
Fahrradabstellanlagen zu entwickeln, die bei der Errichtung baulicher Anlagen gem. § 51 BauO NRW
herangezogen werden. Insbesondere bei vorhabenbezogenen Bebauungsplänen und städtebaulichen
Verträgen ist eine Festsetzung fahrradförderlicher Maßnahmen einzufordern.“
Es gab seit dem verschiedene Bemühungen, einen zwischen den Fachbereichen 61 und 63
einvernehmlich abgestimmten Vorschlag einzubringen. Dies ist nun dadurch gelungen, das in
mehreren Bauvorhaben der letzten Jahre im Zuge der Einzelfallbetrachtung qualitativ und quantitativ
Verbesserungen für das Abstellen von Fahrrädern erzielt werden konnten. Bei sehr vielen Bauherren
und Architekten ist dabei Akzeptanz festzustellen. Mit Erscheinen der „Hinweise zum Fahrradparken“
und damit als Stand der Technik anerkannten Berechnungsverfahren ist es nun gelungen, diese
Vorlage einzubringen.
Begründung
Der Radverkehrsanteil in Aachen betrug in der letzten Mobilitätserhebung 2011 11 %. Es ist erklärtes
Ziel der Mobilitätsstrategie Aachen und Auftrag des Luftreinhalteplanes der Stadt Aachen, den
Radverkehr attraktiver zu gestalten und den Radverkehrsanteil deutlich zu erhöhen.
Spätestens mit dem Aufkommen der sehr attraktiven, aber auch teureren und schwereren
Elektrofahrräder ist für alle ersichtlich, dass die Ausgestaltung von Fahrradabstellplätzen ein
entscheidender Punkt bei der Nutzung des Fahrrades ist. Fehlende komfortable Abstellplätze an
Arbeits- oder Wohnstätte hindern viele Bürger und Pendler daran, sich hochwertige Fahrräder zu
kaufen und mehr Wege mit dem Rad zurückzulegen. In der Mobilitätserhebung 2011 haben 38 % der
Aachener angegeben, dass sie ein Fahrrad an ihrem Haus nicht sicher oder nur umständlich abstellen
können; in der Innenstadt lag dieser Anteil sogar bei 43 %.
Fahrradabstellanlagen im Bestand
Das Vorhandensein komfortabler Fahrradabstellplätze bei allen bestehenden Gebäuden wäre
sicherlich wünschenswert. Eine Regelung für eine Nachrüstung im Bestand für bestimmte Bereiche zu
Vorlage FB 61/1048/WP16 der Stadt Aachen
Ausdruck vom: 12.08.2014
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beschließen wäre rechtlich zwar möglich, jedoch mit erheblichen Belastungen und Schwierigkeiten in
der Umsetzung verbunden.
Von der Verwaltung wird daher empfohlen, für Bestandsbauten keine rechtlichen Maßnahmen zur
nachträglichen Errichtung von Abstellanlagen zu ergreifen. Die Verwaltung empfiehlt stattdessen dem
Vorbild der RWTH Aachen zu folgen, die aus eigenen Mitteln auf freiwilliger Basis, beginnend an
Audimax und in der Wüllnerstraße, ungeeignete Vorderradhalter durch Fahrradbügel ersetzt.
Für den öffentlichen Straßenraum stehen im städtischen Haushalt derzeit 10.000 Euro je Jahr bereit,
mit denen 100 Bügel bzw. 200 Abstellplätze pro Jahr realisiert werden können. Wichtig ist in diesem
Zusammenhang, dass das Ordnungsamt dauerhaft ungenutzte Räder, bei denen eine illegale
Müllentsorgung vermutet werden kann, markiert und nach einer Frist von derzeit einem Monat
entfernen lässt, damit die dazu öffentlich geschaffene Infrastruktur auch entsprechend des Ziels
(Förderung des Fahrradfahrens) genutzt werden kann.
Fahrradabstellanlagen bei Neubauvorhaben
Bei Neubauvorhaben besteht nach der Landesbauordnung eine gesetzliche Pflicht, für den zu
erwartenden Zu- und Abgangsverkehr Stellplätze herzustellen, dies gilt ausdrücklich auch für
Fahrradabstellplätze.
In der Praxis sind zwei wesentliche Aspekte zu unterscheiden:
Die Anzahl der Abstellplätze
Die Anordnung und Qualität der Abstellplätze
Anzahl der Abstellplätze bei Neubauvorhaben
In der aktuell gültigen Bauordnung des Landes Nordrhein-Westfalen ist es Pflicht jedes Bauherren,
Stellplätze und Fahrradabstellplätze in dem Umfang herzustellen, wie es die Nutzungen des
Vorhabens erwarten lässt.
Es sind nach dem Gesetzesverständnis dabei keine pauschale Tabellenwerte zu verwenden, die
früher geltenden Richtzahlen für PKW-Stellplätze aus der Verwaltungsvorschrift zur
Landesbauordnung sind formell nicht mehr in Kraft. Stattdessen ist eine Berechnung des tatsächlich
zu erwartenden Verkehrs sowohl für Pkw als auch für den Radverkehr im Einzelfall und in
Abhängigkeit der Verkehrsverhältnisse für den Standort durchzuführen.
Hierzu einige Hinweise: Die Fahrradbesitzquote in Aachen liegt bei ca. 90 %, d.h. 9 von 10 Aachenern
besitzen ein Fahrrad. Es ist daher anzunehmen - sofern sich durch Fahrradverleihsysteme keine
wesentliche Änderung hieran ergibt - dass bei Wohnbauvorhaben je Bewohner ein Abstellplatz
benötigt wird. Insbesondere bei Studentenwohnanlagen wurde dieser Wert in den letzten beiden
Jahren von der Verwaltung bereits durchgesetzt.
2012 sind von der Forschungsgesellschaft für Straßen- und Verkehrswesen „Hinweise zum
Fahrradparken“ erschienen. Darin ist ein bundesweit empfohlenes Verfahren zur Berechnung der
notwendigen Abstellplätze differenziert nach Nutzungsart, erwartetem Radverkehrsanteil und Nutzer
(Bewohner, Beschäftigte, Besucher) beschrieben. Dies wird von der Verwaltung als Stand der Technik
angesehen und bei zukünftigen Neubauvorhaben standardmäßig eingefordert.
Vorlage FB 61/1048/WP16 der Stadt Aachen
Ausdruck vom: 12.08.2014
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In den zugrundeliegenden Tabellen zur Berechnung der notwendigen Abstellplätze ist als gedachte
„untere Orientierungsmarke“ ein Radverkehrsanteil von 10 % und als „obere Orientierungsmarke“ ein
Radverkehrsanteil von 20 % ausgewiesen. Bei Ausbildungseinrichtungen liegen diese Marken
abweichend bei 20 % bzw. 30 %. Die Verwaltung erwartet für die Zukunft einen steigenden
Radverkehrsanteil und wird daher den oberen Wert einfordern, sofern nicht verkehrsplanerische
Gründe eine abweichende Ausrichtung sinnvoll erscheinen lassen.
Dies entspricht folgenden pauschalen Richtwerten (beispielhaft):
Wohngebäude mit mehr als zwei Wohnungen: 1 Abstpl. je 35 m² Wohnfläche
Büronutzungen mit teilweiser Publikumsfunktion: 1 Abstpl. je 90 m² Nutzfläche
Großfläche Einzelhandelsbetriebe: 1 Abstpl. je 90 m² Nutzfläche
Gaststätten und Kinos: 1 Abstpl. je 4,5 Besucherplätze
Schulen: 1 Abstpl. je 4 Schüler-/Studierendenplätzen
Handwerks- und Industriebetriebe: 1 Abstpl. je 225 m² Nutzfläche
Fahrradabstellplätze bei Nutzungsänderungen
Die BauO NRW fordert den Nachweis von Stellplätzen im Zusammenhang mit bestehenden
Gebäuden nur bei wesentlichen Änderungen. Bei den PKW-Stellplätzen wird in der Praxis so
verfahren, dass ein Abgleich zwischen der Zahl der notwendigen Stellplätze vor der (Nutzungs)Änderung und nach Durchführung des Vorhabens aufgestellt wird. Soweit sich daraus weniger als
eine Verdopplung der Zahl der notwendigen Stellplätze ergibt, wird auf einen weiteren Nachweis
verzichtet. Diese Vorgehensweise erscheint vom Grundsatz auch bei Fahrradabstellplätzen richtig.
Bei Vorliegen einer wesentlichen Änderung im vorgenannten Sinne wird ebenfalls in der Praxis der
Nachweis der Fahrradstellplätze oftmals mit Schwierigkeiten verbunden sein. Analog zu der
Vorgehensweise bei Neubauten soll dann untersucht werden, ob ein Nachweis der
Fahrradabstellplätze in räumlicher Nähe möglich ist.
Anordnung und Qualität der Abstellplätze
Folgende Grundsätze werden von der Verwaltung für Bauvorhaben empfohlen:
Reine Vorderradhalter erfüllen ihren Zweck nur sehr schlecht und werden als dauerhafte Lösungen im
Rahmen von Neubauvorhaben nicht akzeptiert. Jedes Fahrrad muss einzeln gegen Diebstahl
gesichert werden können. Dies kann in der Form von Boxen oder durch Möglichkeiten zur Befestigung
des Fahrradrahmens (z.B. Fahrradbügel) erfolgen.
Fahrradabstellplätze für Kunden bzw. Besucher sind frei zugänglich und eingangsnah anzuordnen.
Diese Abstellplätze sind auf dem Baugrundstück herzustellen; in Ausnahmefällen können diese in
Abstimmung mit der Verwaltung auch an anderer Stelle in räumlicher Nähe hergestellt werden. Dazu
sind dann entsprechend vertragliche Regelungen zu treffen.
Fahrradabstellplätze für Bewohner und Beschäftigte, die über mehrere Stunden das Rad parken,
sollen hinter einer Türe etc. liegen und gegen externen Zugriff gesichert sein. Dabei müssen die
Nutzer die Räder fahrend oder schiebend in ihre Parkposition bringen können. Eine vertikale
Anordnung von Rädern wird im Rahmen von Bauvorhaben nur bei einer kraftunterstützenden
Hebekonstruktion zugelassen, so dass max. eines der beiden Räder bis auf eine Höhe von 50 cm
anzuheben ist.
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Weitere Hinweise, Maße und Abmessungen sind den „Hinweisen zum Fahrradparken“ zu entnehmen.
Anlage/n:
Ratsantrag 98/15
Vorlage FB 61/1048/WP16 der Stadt Aachen
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