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Vorlage-Sammeldokument

Daten

Kommune
Aachen
Dateiname
124066.pdf
Größe
8,5 MB
Erstellt
13.12.13, 12:00
Aktualisiert
06.09.18, 21:33

Inhalt der Datei

Der Oberbürgermeister Vorlage Federführende Dienststelle: Fachbereich Kinder, Jugend und Schule Beteiligte Dienststelle/n: Vorlage-Nr: Status: AZ: Datum: Verfasser: FB 45/0333/WP16 öffentlich 13.12.2013 45/100 Zwischenbericht: KiM Kinder im Mittelpunkt Beratungsfolge: TOP:__ Datum Gremium Kompetenz 14.01.2014 20.02.2014 02.04.2014 KJA SGA INT Entscheidung Entscheidung Kenntnisnahme Beschlussvorschlag: 1. Der Unterausschuss Jugendhilfeplanung nimmt in seiner Eigenschaft als Steuerungsgremium für KiM-Kinder im Mittelpunkt (Armutspräventionskonzept) den Zwischenbericht zustimmend zur Kenntnis und empfiehlt dem Kinder- und Jugendausschuss sowie dem Ausschuss für Soziales, Integration und Demographie, KiM wie vorgeschlagen weiter umzusetzen und auf andere Stadtteile auszuweiten. 2. Der Kinder- und Jugendausschuss nimmt die Ausführungen zustimmend zur Kenntnis und beschließt, KiM wie vorgeschlagen weiter umzusetzen und auf andere Stadtteile auszuweiten. 3. Der Ausschuss für Soziales, Integration und Demographie nimmt die Ausführungen zustimmend zur Kenntnis und beschließt, KiM wie vorgeschlagen weiter umzusetzen und auf andere Stadtteile auszuweiten. 4. Der Integrationsrat nimmt die Ausführungen zustimmend zur Kenntnis. Vorlage FB 45/0333/WP16 der Stadt Aachen Ausdruck vom: 11.04.2014 Seite: 1/4 finanzielle Auswirkungen Es entstehen keine zusätzlichen finanziellen Auswirkungen Investive Ansatz Auswirkungen 20xx Fortgeschriebener Ansatz Fortgeschriebe- Ansatz ner Ansatz 20xx ff. 20xx Gesamtbedarf (alt) 20xx ff. Gesamtbedarf (neu) Einzahlungen 0 0 0 0 0 0 Auszahlungen 0 0 0 0 0 0 Ergebnis 0 0 0 0 0 0 + Verbesserung / - 0 0 Deckung ist gegeben/ keine Deckung ist gegeben/ keine ausreichende Deckung ausreichende Deckung vorhanden vorhanden Verschlechterun g konsumtive Ansatz Auswirkungen 20xx Ertrag Fortgeschriebener Ansatz Fortgeschriebe- Ansatz ner Ansatz 20xx ff. 20xx 20xx ff. Folgekos- Folgekos- ten (alt) ten (neu) 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 Abschreibungen 0 0 0 0 0 0 Ergebnis 0 0 0 0 0 0 Personal-/ Sachaufwand + Verbesserung / Verschlechterun 0 0 Deckung ist gegeben/ keine Deckung ist gegeben/ keine ausreichende Deckung ausreichende Deckung vorhanden vorhanden g Vorlage FB 45/0333/WP16 der Stadt Aachen Ausdruck vom: 11.04.2014 Seite: 2/4 Erläuterungen: Die Ergebnisse und der Ausblick werden in der Sitzung durch eine PPP dargestellt. Der umfangreiche Zwischenbericht wird als Anlage beigefügt. Deshalb erfolgt an dieser Stelle eine kurze Zusammenfassung des Zwischenberichtes. 1. Ausgangslage Der Rat der Stadt Aachen hat im Rahmen des Audits „Familiengerechte Kommune“ am 03.03.10 beschlossen, ein Konzept gegen Kinderarmut in Aachen zu entwickeln. Der Fachbereich Kinder, Jugend und Schule erhielt den Auftrag zur Umsetzung des Beschlusses. Er akquirierte zur Unterstützung des Vorhabens Projektmittel in Höhe von insgesamt 64.000 € des Landschaftsverbandes Rheinland im Programm: „Soziale Teilhabe ermöglichen – kommunale Netzwerke gegen Kinderarmut“. Es ist der Vorläufer des Landesprogramms „Kein Kind zurücklassen“. Das Programm startete am 01.07.2011 zunächst mit dem vorhandenen Personal. Am 01.02.2012 konnte mit den Fördermitteln eine weitere Fachkraft mit einer halben Stelle für insgesamt drei Jahre eingestellt werden. Die Finanzierung endet am 31.01.2015. Das Programm und die Aktivitäten zum Aufbau einer Präventionskette sind damit nicht beendet. Die Stadt Aachen hat bereits bei Antragstellung die Nachhaltigkeit des Programms betont und der KJA hat im Rahmen seiner Beratungen hierzu beschlossen, dass es sich hierbei um eine dauerhafte Aufgabenstellung für die Jugendhilfe handelt. Ziel des Konzeptes gegen Kinderarmut ist, die unterschiedlichen, bereits vorhandenen Aktivitäten in der Stadt zu einer Präventionskette zu bündeln und ein Präventionsnetzwerk zu bilden. Das Präventionsnetzwerk in Aachen heißt: KiM-Kinder im Mittelpunkt, für diesen Namen votierte die Mehrheit der Besucher der Auftaktveranstaltung im Ludwig Forum. 2. Ergebnis Im ersten Teil des Zwischenberichtes werden die Definitionen, politischen Ziele und Aufträge dargestellt. Das Arbeitskonzept sowie die Methoden werden erläutert und rückblickend die Arbeitsergebnisse dargestellt. Die sozialräumlichen und gesamtstädtischen Ergebnisse sind erfreulich und lassen den Schluss zu, dass das Arbeitskonzept zum Aufbau einer Präventionskette geeignet ist. „Wir wissen nun, wie´s geht“, kann die Botschaft lauten. Koordinierte Netzwerke sind die Mittel der Wahl, um eine Präventionskette zielgenau aufzubauen. Mit Unterstützung der Koordinatoren arbeiten die Netzwerke effektiv und schaffen es, Vorhandenes sinnvoll miteinander zu verbinden, Zugänge zu erleichtern, Lücken zu erkennen und Aktivitäten zu entwickeln, um diese zu schließen. Die vorhandene Präventionsstruktur in Aachen wird effektiver und effizienter genutzt. Vorlage FB 45/0333/WP16 der Stadt Aachen Ausdruck vom: 11.04.2014 Seite: 3/4 Ein Verfahrensvorschlag (Kapitel 4.2. ff) zeigt auf, wie die gewonnenen Erkenntnisse zum weiteren Aufbau der Präventionskette genutzt werden können. Um den Aufbau der Präventionskette und ein Aufwachsen in Wohlergehen nachhaltig zu sichern, bedarf es Gelingensbedingungen, die in einer integrierten, kommunalen Gesamtstrategie gebündelt werden. 3. Ausblick Folgende nächste Schritte werden vorgeschlagen:  Öffentlichkeitsarbeit verstärken, um KiM in Aachen bekannter zu machen. Mit einer Pressekonferenz soll gestartet werden, um die Daten und Fakten zur Kinderarmut in Aachen, Aufwachsen in Wohlergehen, Aufbau einer Präventionskette in Zeitungsartikeln, Interviews, Fernsehberichten vertieft ins öffentliche Bewusstsein zu bringen.  Dialog mit Sponsoren führen, mit dem Ziel, nachhaltiges Sponsoring zu fördern. Abhängig vom Gesprächsergebnis sind Aktionen zu gemeinsamen Zielen (z.B. jedes Kind in Aachen kann bei der Einschulung gut deutsch sprechen) denkbar. Alternativ kann ein System entwickelt werden, in dem der „Hilfebedarf“ und die „Unterstützungsbereitschaft“ zueinander finden. Spenden und Sponsoring können mehr sein, als finanzielle Hilfe zu leisten. Möglich sind z.B. Patenschaften als Form bürgerschaftlichen Engagements in Kitas, Schulen, Spielgruppen, Angeboten der offenen Jugendarbeit usw..  Transfer von KiM in den Sozialraum Haaren/Verlautenheide bezogen auf den zweiten Baustein (Elementarbereich) der Präventionskette. Zur Vorbereitung sollen Gespräche mit den Sprechern der Stadtteilkonferenz geführt werden.  Weiterentwicklung der Präventionskette in Aachen Nord für den dritten Baustein (Grundschule) der Präventionskette, nachdem die Aktivitäten für den zweiten Baustein (Elementarbereich) in auf den Weg gebracht sind.  Transfer der Lernförderung auf den Grundschulbereich, wie im Bericht beschrieben zunächst für drei Modellschulen in Aachen Nord. Anlage/n: KiM-Zwischenbericht Vorlage FB 45/0333/WP16 der Stadt Aachen Ausdruck vom: 11.04.2014 Seite: 4/4 KiM – Kinder im Mittelpunkt Zwischenbericht 2013 2 KiM – Kinder im Mittelpunkt Zwischenbericht 2013 3 KiM – Kinder im Mittelpunkt Zwischenbericht 2013 KiM – Kinder im Mittelpunkt Zwischenbericht und Ausblick Berichtszeitraum: Feb. 2012 – Nov. 2013 4 KiM – Kinder im Mittelpunkt Zwischenbericht 2013 G 5 liederung 1. Einleitung .............................................................................................................................................. 7 2. Rückblick und aktueller Stand ............................................................................................................ 9 2.1. Definitionen .......................................................................................................................................... 9 2.2. Politische Ziele und Aufträge .............................................................................................................. 12 2.3. Arbeitskonzept für die Entwicklung einer Präventionskette ............................................................ 14 2.3.1. Das kindbezogene Armutskonzept ......................................................................................................... 16 2.3.2. Die Datenlage….. ................................................................................................................................... 18 2.3.3. Bedarfs- und Bestandsermittlung ........................................................................................................... 23 2.3.4. Bildung von vier Handlungsfeldern für das KiM-Netzwerk in Aachen Nord ............................................ 25 2.3.5. Herausbildung der Arbeitsstruktur für die Netzwerkarbeit im Qualitätszirkel .......................................... 25 2.4. Die gesamtstädtische Ebene ............................................................................................................... 28 2.4.1. Auftaktveranstaltung im Ludwig Forum .................................................................................................. 28 2.4.2. Das Lernförderkonzept nach dem Bildungs- und Teilhabepaket ............................................................ 31 2.4.3. Alleinerziehende in der AG § 78 „Förderung der Erziehung in der Familie“ ........................................... 33 2.5. Die sozialräumliche Ebene ................................................................................................................. 33 2.5.1. Der Stadtteil Aachen Nord ...................................................................................................................... 34 2.5.2. Die Initiierung des Netzwerkes ............................................................................................................... 34 2.5.2.1. Das 1.KiM Netzwerktreffen ...................................................................................................... 35 2.5.2.2. Die Arbeitsgruppenphase ........................................................................................................ 36 2.5.2.3. Das 2. KiM Netzwerktreffen...................................................................................................... 36 2.5.3. Ziele und Ergebnisse.............................................................................................................................. 37 2.5.3.1. AG „Ernährung, Bewegung, Gesundheit“ ................................................................................. 38 2.5.3.2. AG „Sprache für Eltern und Kinder“.......................................................................................... 41 2.5.3.3. AG „Gemeinsam fit for family“ .................................................................................................. 46 2.5.3.4. AG „Soziale und kulturelle Teilhabe“ ........................................................................................ 47 2.6. Vernetzung mit anderen überregionalen und regionalen Programmen ......................................... 50 2.7. Öffentlichkeitsarbeit des KiM-Netzwerkes ......................................................................................... 52 3. Arbeitsmethode und Bewertung der bisherigen Arbeit .................................................................... 53 KiM – Kinder im Mittelpunkt Zwischenbericht 2013 6 3.1. Unser Rezept................................................................................................................53 3.2. Stimmen aus dem Netzwerk .......................................................................................55 4. Ausblick – Weitere Vorgehensweise zum Aufbau der Präventionskette ........................................................................................................56 4.1. Die gesamtstädtische Ebene ......................................................................................56 4.1.1. Ansatzpunkte zur Übertragung der sozialräumlichen Ergebnisse auf die Gesamtstadt ...................................................................................................................56 4.1.2. Gesamtstädtische Präventionsaktivitäten der Netzwerkkoordinatorinnen .....................60 4.1.3. Gesamtstädtische Präventionsaktivitäten anderer Akteure…........................................63 4.2. Die sozialräumliche Ebene .........................................................................................65 4.2.1. Transfer in den Bezirk Haaren / Verlautenheide über die Stadtteilkonferenz .........................................................................................................67 4.2.2. Einbindung weiterer Sozialräume und Stadtteilkonferenzen in Aachen ........................67 4.3. Zusammenwirken von gesamtstädtischen und sozialräumlichen Präventionsaktivitäten .................................................................................................67 4.4. Weiterentwicklung der integrierten, kommunalen Gesamtstrategie ......................68 4.4.1. Leitziel der Stadt Aachen ...............................................................................................69 4.4.2. Berichterstattung über den Stand der Planungen an die Ausschüsse und den Stadtrat....................................................................................................................69 4.4.3. Für das Thema sensibilisieren .......................................................................................69 4.4.4. Einbindung weiterer Akteure z.B. Sponsoren ................................................................70 4.4.5. Aufgaben der Koordinationsstelle und Verankerung in der Verwaltung ........................70 4.4.6. Personal- und Sachkosten, Zeitperspektive ..................................................................72 4.5. Die nächsten Schritte ..................................................................................................73 5. Zusammenfassung ......................................................................................................74 6. Quellenangaben und Abbildungsverzeichnis ...........................................................75 Anhang KiM – Kinder im Mittelpunkt Zwischenbericht 2013 1 Einleitung Aachen ist die Stadt von Kaiser Karl, die Stadt der Printen, der Brunnen, die Stadt des Pferdesports, die Stadt der Wissenschaft und der fünften Jahreszeit, Aachen ist Teil der Euregio und die westlichste Großstadt Deutschlands. Dies ist die öffentliche Wahrnehmung Aachens und viele Aachener beschreiben so ihr „Oche“. Leider gibt es jedoch neben diesen bekannten und großen Themen auch die leisen und kleinen Geschichten, die weniger offensichtlich sind, obwohl Aachen auch hier eine große Zahl zu bieten hat: In Aachen sind ca. 10.000 Kinder von Armut betroffen. Sie - bzw. ihre Eltern - sind Empfänger von sozialen Transferleistungen wie SGB II, SGB XII, Wohngeld oder Kinderzuschlag. Dazu kommen viele Kinder, deren Eltern im Niedriglohnsektor oder prekär beschäftigt sind und deren Einkommen nur knapp über der Grenze der sozialen Sicherungen liegt. Die Kinderarmutsquote in Aachen ist im Jahr 2011 mit 21,8 % verglichen mit der Quote in Deutschland, die bei 14,8 % liegt, sehr hoch. In Aachen Nord ist sogar fast jedes zweite Kind zwischen 0 und 15 Jahren Empfänger von Sozialgeld. Diese finanzielle Mangelsituation kann viele Folgen haben: im gesundheitlichen, sozialen und auch kulturellen Bereich. Als zentrale Grundlagen, um Kinderarmut wirksam zu bekämpfen, gelten die UN-Kinderrechtskonventionen. Die UN-Kinderrechtskonventionen sind die Fundamente aller Handlungen im Fachbereich „Kinder, Jugend und Schule“ der Stadt Aachen – im Treppenhaus sind sie groß in den Fluren wiederzufinden. Wenn alle UN-Kinderrechte wirklich respektiert und verantwortungsvoll umgesetzt werden, reduziert sich – laut einer EU-Studie - Kinderarmut und es steigen die Chancen, dass Kinder in Wohlergehen aufwachsen. Die Verwirklichung der Kinderrechte, wie Aachen sie sich „auf die Wände“ schreibt, stellt das Kind in den Mittelpunkt aller politischen Entscheidungen und macht die Kinderrechte nicht zu einer von vielen Handlungsoptionen, sondern zu einer Kern- und Querschnittaufgabe, die langfristig bearbeitet wird. In Aachen passiert dies u.a. auch durch das Netzwerk „KiM – Kinder im Mittelpunkt“. Hier werden die Bedarfe von Kindern und Familien in den Fokus gestellt und gezielt bearbeitet. Die Kinderrechtskonventionen bieten für diese Arbeit und für die Entwicklung einer Strategie zur Reduzierung von Kinderarmut und sozialer Ausgrenzung einen brauchbaren Rahmen, da sie die zentralen Themen wie Bildung, Gesundheit, Sprache und Versorgung regeln. Diese Grundthemen liegen daher auch den konzeptionellen Überlegungen der Präventionskette in Aachen zugrunde. 7 KiM – Kinder im Mittelpunkt Zwischenbericht 2013 Die Stadt Aachen hat sich deshalb auch auf der politischen Ebene klar für den Aufbau einer Präventionskette ausgesprochen, die die Aachener BürgerInnen vom Säugling bis zum jungen Erwachsenen in verschiedenen Lebensbereichen begleitet und ein Aufwachsen unter positiven Entwicklungsbedingungen ermöglicht. Ein Rahmenplan zu diesem Vorhaben wurde bereits 2011 durch verschiedene Ausschüsse verabschiedet. Der Rahmenplan zeigt durch die Formulierung von Grobzielen die große Bandbreite von Kinderarmut: Von der Ernährung, Bewegung, Elternkompetenz, Bildung, Kultur, Sprache, kinderfreundlicher Umgebung bis hin zur Erwerbstätigkeit von Eltern, sind die Handlungsfelder benannt. Nicht alle konnten von den Koordinatoren bearbeitet werden, eine Bündelung war erforderlich. In den Handlungsfeldern, wie z.B. Wohnen und Erwerbstätigkeit hatten andere Akteure „den Hut auf“. Um diesen neuen Ansatz, der im Rahmenplan beschrieben ist, ebenfalls fachlich gut begleitet und unterstützt zu wissen, nimmt Aachen seit dem 01.08.2011 als erste Großstadt in NRW am Programm „Soziale Teilhabe ermöglichen - Kommunale Netzwerke gegen Kinderarmut“ des Landschaftsverbandes Rheinland teil. Dies bedeutet zum einen eine finanzielle Förderung von 64.000 Euro in 3 Jahren, zum anderen wird der Netzwerkaufbau durch eine Fachberatung durch den LVR und Fortbildungen zur Netzwerkkoordination eng begleitet. Am 01.02.2012 konnte durch die finanzielle Förderung eine neue halbe Stelle mit einer Sozialpädagogin mit Masterabschluss, Schwerpunkt „Bildung und Integration“, besetzt werden, die gemeinsam mit der Jugendhilfeplanerin die Netzwerkkoordination übernommen hat. Insgesamt stehen für die Netzwerkkoordination 39,5 Stunden in der Woche zur Verfügung – eine wichtige Größe, denn gelingende Netzwerkarbeit kann und darf nicht „einfach so nebenbei“ gemacht werden. Es liegen nun nach 2 Jahren des Netzwerkaufbaus und der konkreten Arbeit mit unterschiedlichen Akteuren vor Ort viele Erfahrungen und Ergebnisse vor, die es zu benennen und zu analysieren gilt. Zugleich ist ein Ausblick auf die Fortführung des Programms notwendig, wenn die begonnene Arbeit systematisch und koordiniert auf die ganze Stadt ausgedehnt werden soll. Im ersten Teil des Berichtes wird es daher um den Rückblick auf die bisherige Arbeit und den aktuellen Entwicklungsstand gehen. Wie wurde von der Konzeption zur konkreten Umsetzung gearbeitet, welche Personen und Institutionen waren involviert und beteiligt, welche Ziele und Ergebnisse wurden erzielt – all diese Fragen sollen hier beantwortet werden. Im zweiten Teil wird eine Bewertung der Netzwerkarbeit erfolgen – von Seiten der Koordinatorinnen, als auch mit Stimmen aus dem Netzwerk. Der dritte und letzte Teil befasst sich eingehend mit der Frage nach der Weiterentwicklung der Präventionskette als Grundlage einer kommunalen Gesamtstrategie für ein gutes Aufwachsen für alle Kinder in Aachen. 8 KiM – Kinder im Mittelpunkt Zwischenbericht 2013 2 Rückblick und aktueller Stand Anderthalb Jahre nach der Gründung des KiM-Netzwerkes, nach einer Auftaktveranstaltung, zwei Netzwerktreffen, vierundzwanzig Arbeitsgruppensitzungen mit mehr als hundert Kooperationspartnerinnen und –partnern aus über 40 verschiedenen Institutionen und Einrichtungen, sowie zahlreichen Einzelterminen und Gesprächen, ist der Blick zurück auf diese Zeit und die dort entstandenen Ideen, Ziele und Ergebnisse notwendig. Dazu sollen sowohl die grundlegenden Begriffe definiert, als auch die Entwicklung des Programms vom politischen Beschluss über eine theoretische konzeptionelle Auseinandersetzung mit dem Thema Kinderarmut bis zur praktischen sozialräumlichen Umsetzung und Netzwerkarbeit dargestellt werden. Zudem werden die Zusammenarbeit mit weiteren Programmen und Netzwerken und die Öffentlichkeitsarbeit verdeutlicht. 2.1. Definitionen Die Begriffe Armut, Netzwerk, Prävention u.ä. werden in der Fachliteratur - aber auch im alltäglichen Sprachgebrauch - häufig und in unterschiedlichen Zusammenhängen verwendet. Die folgenden Definitionen sollen für den vorliegenden Bericht als Orientierung dienen. Armut Wie bereits im „Rahmenplan zur Entwicklung eines Konzeptes gegen Kinderarmut in Aachen“ dargestellt, wird Armut auf unterschiedlichen Ebenen verschieden definiert: Bundesregierung der Bundesrepublik Deutschland: Die Bundesregierung vertritt im vierten Armuts- und Reichtumsbericht 2013 die Auffassung, dass der Begriff der Armut nicht eindeutig wissenschaftlich erfassbar ist. Armut ist vielmehr pluralistisch und mehrdimensional als Lebenslage zu beschreiben, um eine Unterversorgung aus verschiedenen Perspektiven zu erfassen. Die Bundesregierung orientiert sich daher inhaltlich am „Capability Approach“ von Amartya Sen. Armut liegt demnach vor, „(…) wenn die gesellschaftlich bedingten Chancen und Handlungsspielräume von Personen in gravierender Weise eingeschränkt und gleichberechtigte Teilhabechancen an den Aktivitäten und Lebensbedingungen der Gesellschaft ausgeschlossen sind.“1, sprich, eine „Ausgrenzung von einem gesellschaftlich akzeptierten Lebensstandard“2 sowohl in materieller, aber auch sozialer, kultureller und gesundheitlicher Hinsicht vorliegt. 1 2 BMAS, 2013, S. 437 BMAS, 2013, S. 437 9 KiM – Kinder im Mittelpunkt Zwischenbericht 2013 Um Armut aber auch messbar zu machen bezieht sich die Bundesregierung bei ihrer Armutsdefinition auch auf die Grundlagen der EU: Wessen bedarfsgewichtetes Nettoäquivalenzeinkommen weniger als 60 Prozent des mittleren Nettoäquivalenzeinkommens ausmacht, gilt als einkommensarm.3 Landesregierung NRW: Auch in NRW wird inzwischen am Beispiel der EU orientiert das mittlere Nettoäquivalenzeinkommen als Messlatte eingesetzt. Wer weniger als 60% dieses Einkommens hat, gilt als arm. Zudem weist der Sozialbericht NRW 2012 die Abhängigkeit von Mindestsicherungsleistungen als Indikator für Armut aus.4 Stadt Aachen: Die Definition von Armut in Aachen bezieht sich, orientiert an der Sozialberichterstattung von NRW, auf die Anzahl der Personen, die von Sozialgeld leben. Kinderarmut wird gemessen an der Anzahl der Kinder unter 15 Jahren, die Sozialgeld bekommen. Da in Aachen keine Zahlen zum Einkommen aller Haushalte vorliegen, kann keine Aussage dazu getroffen werden, wie hoch der Anteil der Kinder ist, deren Eltern über weniger als 60 % des Durchschnittseinkommens verfügen. Netzwerk Das Netzwerk ist die Kooperations- und Handlungsform, die gewählt wird, um eine komplexe Präventionskette zu entwickeln und umzusetzen. Das Netzwerk ist quasi ein Werkzeug und hebt die Versäulung von Arbeitsbereichen durch die Fokussierung auf ein gemeinsames Thema mit Akteuren unterschiedlicher Institutionen und Arbeitsbereiche auf. In einem Netzwerk können Kompetenzen, Ressourcen und Wissen sinnvoll zusammengeführt und Synergieeffekte über Diskussionen und Verhandeln hergestellt werden.5 Voraussetzung für das Funktionieren des Netzwerkes sind sowohl eine Koordination, ein dialogisches Setting mit offenen, prozessorientierten Methoden und eine „relative Gleichrangigkeit und Autonomie der verschiedenen Akteure sowie eine freiwillige und vertrauensvolle Zusammenarbeit.“6 Dies bedeutet auch eine ressortübergreifende (horizontale) und hierarchieübergreifende (vertikale) Kooperation auf Augenhöhe, die eine gleiche Verantwortungswahrnehmung und zugleich die Rücknahme organisationsspezifischer Interessen ermöglicht.7 Dafür ist es notwendig „allen Akteuren Wege und Argumente dafür aufzuzeigen, wie und warum sie traditionelle Denkweisen – Einzelinteressen, Fachlogiken, Einzelzuständigkeiten – überwinden können, um den Bedürfnissen der Kinder (…) besser gerecht zu werden.“8 vgl. BMAS, 2013, S. 328 MAIS NRW, 2012, S. 71 5 vgl. ISS – Frankfurt a.M., 2012, S. 3 6 Bertelsmann Stiftung, 2008, S. 31; zitiert nach Wald und Jansen 2007 7 vgl. ISS – Frankfurt a.M., 2012, S. 3 und vgl. Bertelsmann Stiftung, 2008, S. 31ff. 8 Bertelsmann Stiftung, 2008, S. 31 3 4 10 KiM – Kinder im Mittelpunkt Zwischenbericht 2013 Die Akteure müssen einen Sinn und einen Gewinn für ihre Arbeit aus dem Netzwerk ziehen können. Netzwerke sind keine Selbstzwecke, sondern produzieren eine neue Qualität der alltäglichen Arbeit durch Kooperationen und Wissenstransfers. Die Herausforderung für alle Teilnehmer des Netzwerkes besteht darin, die durch „widersprüchliche Handlungslogiken, regionale Gegebenheiten, Interessenverflechtungen, Kooperationsbeziehungen, sozialräumliche und wirtschaftliche Rahmenbedingungen“9 entstehenden Spannungsverhältnisse zu erkennen, eine Fehlerkultur zu entwickeln und im Sinne des gemeinsamen Themas zu bewältigen. Prävention Prävention kommt aus dem lateinischen von dem Begriff „praeveniere“ und bedeutet „zuvorkommen“ oder „vorbeugen“. Sie meint das vorsorgliche Eingreifen in Situationen, die potentielle Gefahren und Schädigungen zur Folge haben können. Maßnahmen im Sinne einer strukturbezogenen Prävention umfassen insbesondere die Betrachtung und Veränderung der sozialräumlichen Lebensbedingungen. „Ihr Ansatzpunkt sind jene sozialstrukturell geprägten Belastungen und Benachteiligungen, die relativ konstante Rahmenbedingungen für die Produktion von Abweichungen und sozialer Auffälligkeit sind.“10 Präventionskette Die Präventionskette ist eine systematische Weiterentwicklung eines koordinierten Förder- und Hilfeangebotes für Eltern und für Kinder „von der Geburt bis zum erfolgreichen Berufseinstieg“. Mittel- bis langfristig trägt sie zur Veränderung von sozialen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen für Kinder und Familien bei und sorgt letztendlich für eine nachhaltige finanzielle Entlastung. Ziel einer Präventionskette ist es, „bestehende Netzwerke, Angebote sowie Akteure so zusammenzuführen, dass ein untereinander abgestimmtes Handeln im Rahmen einer integrierten kommunalen Gesamtstrategie möglich wird.“11 Die Präventionskette sichert die Beständigkeit und die Verlässlichkeit der Rahmenbedingungen zum positiven Aufwachsen von Kindern. Sie ist zum einen Strukturprinzip und zum anderen das Netz, das Eltern stärkt und Kinder früh genug auffängt. Sie ist mehr als die Summe ihrer einzelnen Glieder. Sie zeichnet sich aus durch: „interdisziplinär eingesetzte Fachlichkeit, bedürfnisorientierte und familienbezogene Konzepte, Abstimmung und Zusammenarbeit aller regionalen Hilfsangebote, Ressourcen, Programme, Fördermaßnahmen und Aktivitäten, Bertelsmann Stiftung, 2008, S. 33 Galuske, 2009, S. 295 11 LVG & AFS, 2013, S. 10 9 10 11 KiM – Kinder im Mittelpunkt Zwischenbericht 2013 Qualitätssicherung, Verbindlichkeit Weiterentwicklung.“12 und immer wiederkehrende 12 fachliche Inhaltlich müssen die Schwerpunkte auf einer biographischen, kindzentrierten und praxisbezogenen Vorgehensweise liegen, um lebensweltliche und partizipative Bezüge für die Betroffenen und ihre Lebensstile herstellen zu können.13 2.2. Politische Ziele und Aufträge Bereits am 28.08.2007 hat der Kinder- und Jugendausschuss der Stadt Aachen den Beschluss zur Entwicklung einer Präventionskette gefasst. Als Ziele wurden definiert: die Frühe Unterstützung und Förderung von Familien und deren Kindern von Anfang an, Armut verhindern, Armutsfolgen vermeiden und den Aufbau einer vernetzten Unterstützungs- und Förderungsstruktur unter Einbeziehung aller relevanten Akteure. Erste Teile der Präventionskette sind für die frühste Lebensphase schon umgesetzt. Mit dem PiA (Positiv Aufwachsen in Aachen)-Elternbesuchsdienst ist ein wesentliches Element der Prävention im Pilotgebiet entwickelt. Die Frühen Hilfen, angesiedelt beim Kinderschutzbund Aachen, sowie „Guter Start ins Leben“ vom SKF, sind als weitere zentrale Angebote bereits vorhanden und in der Gesamtstadt umgesetzt. Eine Weiterentwicklung der Präventionskette in die weiteren Bausteine hinein mit dem Fokus auf das Thema Kinderarmut wurde daher durch die Koalitionsvereinbarungen für die Jahre 2009 – 2014 von CDU und Grünen für die Stadt Aachen erneut als Aufgabe der Stadt benannt: „Aufwachsen in Armut hat lebenslange Folgen, eine solidarische Stadtgesellschaft muss durch ausgleichende Maßnahmen der Kinderarmut vorbeugen. Im Rahmen des Sozialentwicklungsplans wird eine Konzeption gegen Kinderarmut in Aachen erstellt und umgesetzt.“ 14 Am 03.03.2010 beschloss der Stadtrat im Rahmen des Audit „familiengerechte Kommune“ die Entwicklung eines Konzeptes und eines Maßnahmeplanes gegen Kinderarmut unter Beteiligung des Fachbereiches Soziales und Integration. Hierzu wurde ein Rahmenplan zum Aufbau einer Präventionskette erstellt. Der Rahmenplan gab die Richtung in Form von Zielen vor und beschrieb die Arbeitsweise, wie das Konzept gegen Kinderarmut entwickelt werden sollte. Der Rahmenplan wurde im Unterausschuss Jugendhilfeplanung in einem Workshop am 14.7.2011 mit externen Referenten AWO et al., 2009, S. 10 vgl. LVG & AFS, 2013, S. 11 14 CDU/Grüne, 2009, S.15 12 13 KiM – Kinder im Mittelpunkt Zwischenbericht 2013 vertiefend beraten. Die Ergebnisse des Workshops bildeten den Beschlussentwurf für den Kinder- und Jugendausschuss und für den Ausschuss für Soziales, Integration und Demographie. Der Rahmenplan wurde dann im Kinder- und Jugendausschuss am 19.07.2011 sowie im Ausschuss für Soziales, Integration und Demographie am 29.09.2011, mit folgendem Beschluss verabschiedet: „Der Kinder- und Jugendausschuss nimmt die Verwaltungsvorlage einstimmig zur Kenntnis und beauftragt die Verwaltung unter Einbeziehung des Unterausschusses Jugendhilfeplanung, den Rahmenplan umzusetzen. Dabei sind insbesondere folgende Ergebnisse des durchgeführten Workshops zu berücksichtigen: 1. Eine strukturierte Bestandsaufnahme aller bestehenden Maßnahmen ist zu erstellen und deren Wirkung zu analysieren. 2. Diese sollen auf ein gemeinsames Ziel (Leitbild) ausgerichtet und ggf. auf einen Schwerpunkt fokussiert werden. 3. Für das Konzept ist ein positiver Name zu wählen, z.B. „Chancen für Kinder In Aachen“. 4. Die freien Träger sind in allen Phasen und auch bei der Steuerung zu beteiligen. 5. Die Entwicklung und Umsetzung sollen sozialräumlich, dialogisch und partizipativ und vor allem innerhalb bestehender Strukturen erfolgen. 6. Die Kommunalpolitik wird die Umsetzung des Rahmenplans unterstützen.“ Wie im Rahmenplan vorgeschlagen, wurden als Pilotgebiete Aachen Nord, sowie die Bezirke Haaren und Verlautenheide festgelegt. Aachen Nord gilt als Stadtteil mit besonderem Erneuerungsbedarf und wird durch das Programm „Soziale Stadt“ gefördert. Die Datenlage mit dem Blick auf Armut, hat einen deutlichen Handlungsbedarf für dieses Gebiet gezeigt, da mehr als jedes 2. Kind im Jahr 2009 dort von sozialen Transferleistungen lebte. Haaren ist ein Stadtteil mit sowohl Mittelschichtsfamilien als auch mit sozialen Brennpunkten. Der Stadtteil Verlautenheide gehört zu den Bereichen ohne besondere soziale Auffälligkeiten. Alle drei Gebiete liegen eng aneinander. Durch die unterschiedlichen sozialen Voraussetzungen kann hier gestartet werden, exemplarisch die Präventionskette sozialräumlich entwickelt werden, um dann einen Transfer auf die Gesamtstadt zu ermöglichen. Der Unterausschuss Jugendhilfeplanung hat in seiner Sitzung vom 09.05.2012 entschieden, als Lenkungsgremium für das Netzwerk zu fungieren und nach Sichtung der ersten Ergebnisse bei Bedarf weitere Experten in den Unterausschuss einzuladen. Zudem kam der Name „KiM – Kinder im Mittelpunkt“ aus dem Unterausschuss und wurde von den Teilnehmern der Auftaktveranstaltung als Titel für das Programm der Kinderarmutsprävention in Aachen aus drei Vorschlägen mehrheitlich gewählt. 13 KiM – Kinder im Mittelpunkt Zwischenbericht 2013 14 2.3. Arbeitskonzept für die Entwicklung einer Präventionskette in der Stadt Aachen 15 „Prevention is better than cure and it is usually less expensive. (…) The cost of giving poor adults a second chance is much higher than the costs of appropriate and timely interventions for children.” Prävention ist der Schlüssel zu einer langfristigen und nachhaltigen Verbesserung der sozialen Strukturen für Kinder und ihre Familien und für eine positive Entwicklung des gesellschaftlichen Zusammenhalts. Aus diesen Gründen muss Prävention systematisch von Beginn an gedacht werden. Um eine Präventionskette zu entwickeln bedarf es einer klaren und geplanten Vorgehensweise, die sowohl auf die konzeptionellen, als auch auf die inhaltlichen und strukturellen Arbeitsschritte detailliert eingeht. Die klassische Präventionskette „vom Säugling zum Erwachsenen“ umfasst dabei folgende Altersphasen und Lebenswelten: Abbildung 1, Präventionskette 15 European Anti-Poverty Network and Eurochild, 2013, S. 16f. KiM – Kinder im Mittelpunkt Zwischenbericht 2013 „1. Baustein 0-3 Jahre: Ab Schwangerschaft bis zum Alter von 3 Jahren geht es um die Bedürfnisse des Kindes und seiner Eltern in Familie, Krippe und außerhäuslicher Betreuung. 2. Baustein 3-6 Jahre: Zwischen 3-6 Jahren stehen die Bedürfnisse von Mädchen/Jungen/Eltern in der Familie und der Kindertagesstätte im Zentrum. 3. Baustein 6 - 10 Jahre: Ab sechs Jahren bis zum Alter von zehn geht es um die altersentsprechenden Bedürfnisse von Mädchen und Jungen in der Familie, der Grundschule und unter Gleichaltrigen. 4. Baustein 11 – 18 Jahre: Im Mittelpunkt stehen die Bedürfnisse der Heranwachsenden zwischen 11 und 18 Jahren in den zentralen Lebenswelten Familie, Schule / Betrieb und Gleichaltrigengruppe.“16 Außerdem ist die Betrachtung der Übergänge von entscheidender Bedeutung. Krisen treten häufig an den Stellen im Leben auf, an denen einschneidende Veränderungen stattfinden. Die Übergänge von der Kindertagesstätte in die Grundschule und dann auf die weiterführende Schule und in den Beruf sind solch entscheidende Schritte, bei denen viele Unsicherheiten und Schwierigkeiten auftreten können. Auch auf der strukturellen Ebene sind nahtlose und unkomplizierte Wechsel von einem System ins andere nicht selbstverständlich, wenn es z.B. um das Weiterlaufen von Fördermaßnahmen oder einer kontinuierlichen, zielgerichteten Elternarbeit geht. Aus diesem Grund müssen diese Übergänge jeweils ebenfalls als eigene „Bausteine“ betrachtet und bearbeitet werden. Bei der Entwicklung der einzelnen Bausteine ist ein sukzessives Vorgehen zunächst wie beschrieben im Pilotgebiet Aachen Nord geplant worden. Gestartet wurde im Elementarbereich, d.h. mit dem 2. Baustein für die Altersklassen 3-6 Jahren, um einen Anschluss an die bestehenden Grundstrukturen eines 1. Bausteines mit dem PiA-Elternbesuchsdienst und dem Netzwerk Frühe Hilfen des Kinderschutzbundes zu bilden. Gleichzeitig wurde deutlich, dass bereits Fragen und Ideen entstanden, die in anderen Bausteinen und Altersklassen angesiedelt sind. Diese waren z.T. auch von gesamtstädtischem Interesse, sodass parallel zu den Arbeitsschritten im Pilotgebiet themenbezogene gesamtstädtische Arbeitsschritte z.B. für Schüler stattfanden. Dies ist auch nicht außergewöhnlich, sondern Teil des komplexen Netzwerkarbeitens: „Im Alltag zeigt sich, dass Kommunen an unterschiedlichen Punkten beginnen, der Aufbau einer Präventionskette variabel verläuft und nicht, wie der Begriff „Kette“ suggerieren könnte, einer schlüssigen Abfolge von „auf A folgt B, dann C, dann D,…“ gleicht. Die Prozesse können genauso parallel, gleichzeitig ablaufen. Eine allgemeingültige Vorgabe, wo anzusetzen ist, gibt es nicht. Die Vorgehensweisen erfolgen lokal geprägt und situationsbedingt.“ 16 17 LVG & AFS, 2013, S. 11 LVG & AFS, 2013, S.13 17 15 KiM – Kinder im Mittelpunkt Zwischenbericht 2013 2.3.1. Das kindbezogene Armutskonzept Das KiM-Netzwerk arbeitet nach dem kindbezogenen Armutskonzept der AWO-ISS Studie. Grundsätzlich ist dort skizziert: Kinderarmut ist ein Kurzbegriff. Die genaue Definition lautet, es geht um die Folgen familiärer Einkommensarmut für das Kind bzw. die Kinder. Abbildung 2, Armutskonzept Die AWO-ISS-Studie hat deutlich gemacht, dass Kinder, die von Armut betroffen oder bedroht sind, am stärksten materiell unterversorgt sind. Die Einkommensarmut der Eltern wirkt sich als Konsequenz auf die Kinder aus. Die Studie zeigt anhand empirischer Daten aber auch, dass Armut nicht nur den materiellen Aspekt umfasst, sondern Kinder in ihrem gesamten Leben beeinträchtigen kann: In ihrem sozialen Handeln und Lernen, ihrer gesundheitlichen Verfassung im physischen wie auch im psychischen Sinn, sowie in ihrer kulturellen Entwicklung in Sprache, Bildung, dem Erwerb von Kompetenzen usw. Unterschieden wird, in wie vielen der definierten Bereiche die Kinder defizitär aufwachsen. Daran bemisst sich, ob sie in Wohlergehen (ein Bereich betroffen), in Benachteiligung (zwei Bereiche betroffen) oder gar in multipler Deprivation (mind. drei Bereiche betroffen) groß werden. 18 18 vgl. Holz, 2011, S. 6 16 KiM – Kinder im Mittelpunkt Zwischenbericht 2013 Die AWO-ISS-Studie zeigte ebenfalls, dass 75% der materiell armen Kinder nicht in Wohlergehen aufwachsen, d.h. auch in mindestens einem der vier Lebensbereiche benachteiligt sind. Risikofaktoren für eine Entstehung von Mangelzuständen bestehen u.a. in sozioökonomischen und strukturellen Faktoren wie in der bereits beschriebenen Einkommensarmut bedingt durch Arbeitslosigkeit oder Beschäftigungen im Niedriglohnsektor, einem geringen Bildungsstatus, in schlechten Wohnverhältnissen und –umgebungen, aber auch in personellen Faktoren wie familiären Problematiken durch z.B. Gewalt oder Trennungen, die zu gestörten und wenig kindzentrierten Familiensituationen führen können, in geringen Erziehungskompetenzen der Eltern sowie in elternabhängigen Belastungen im Gesundheitsund Sozialverhalten. All diese Faktoren (und zahlreiche mehr) können gravierende Konsequenzen für das Aufwachsen und die persönliche, soziale, aber auch berufliche Zukunft von Kindern haben. Eine wichtige Erkenntnis aus unterschiedlichen Studien zeigt deutlich: „Dauerhafte Armut verschärft jede Auffälligkeit“19 und kann für Kinder nachweislich langfristige Folgen in allen Lebensbereichen nach sich ziehen. Hoffnung liegt jedoch im Umkehrschluss der Zahlen: 25% der Kinder wachsen trotz der finanziell schwierigen Lage in Wohlergehen auf und sind in den anderen Lebensbereichen angemessen versorgt. Schutzfaktoren können Kindern helfen, mit den Risiken besser umzugehen. Die Familien, die solch ein Lebensumfeld ermöglichen können, müssen genauer betrachtet werden: Welche Ressourcen, Kräfte und Möglichkeiten haben sie, um ihren Kindern ein altersgerechtes, gesundes Aufwachsen zu ermöglichen? Schutzfaktoren, die nachweislich eine wichtige Rolle spielen, sind u.a. individuelle Fähigkeiten und Kompetenzen des Kindes (Resilienz), ein positives, aktivierendes Familienklima, situationsgerechtes Elternhandeln, außerfamiliäre Kontakte, Lernmöglichkeiten, externe Hilfen, schulische Integration, soziale Ressourcen, frühzeitiger und kontinuierlicher Besuch der KiTa und schulische Förderung. Je nach Altersphase des Kindes wirken zunächst der familiäre Hintergrund, danach zunehmend das familiäre Umfeld, soziale Netzwerke und schließlich Bildungsinstitutionen positiv auf die kindliche Entwicklung ein. Die Aufgabe des Netzwerkes ist es, diese Schutzfaktoren für Kinder und ihre Eltern zu identifizieren, zu stärken und für alle Familien zugänglich zu machen. Dazu stellen die an einer Präventionskette beteiligten Fachkräfte die beste Ressource dar. Sie können individuelle Eigenschaften, familiäre Charakteristika und Leistungen außerfamiliärer Unterstützung bündeln. Ein Aufwachsen in Wohlergehen ist der Grundstein für positive Entwicklungen und für eine gelingende Zukunft und daher wichtigstes Ziel der Armutsprävention von Anfang an. Durch die Stärkung der Schutzfaktoren und die Aktivierung der Ressourcen ergeben sich hervorragende kommunale Handlungsoptionen. 19 Richter-Kornweitz, o.J., S. 7 17 KiM – Kinder im Mittelpunkt Zwischenbericht 2013 2.3.2. Die Datenlage Ein wichtiger Bestandteil der Planungen ist die Betrachtung der statistischen Zahlen der Sozialentwicklung. So können für bestimmte Städte und Stadtteile Aussagen zu Armutslagen vor dem Hintergrund z.B. der SGB II-Bezüge, der gesundheitlichen Datenlagen aus Schuleingangsuntersuchungen, der Bildungsverläufe usw. gemacht werden. Für Aachen und Aachen Nord werden an dieser Stelle exemplarisch einige Daten benannt, die den Handlungsbedarf für das Viertel unterstreichen. Im Vergleich mit der Bundesrepublik und dem Land NRW hat Aachen mit 22,4 % eine hohe Kinderarmutsquote. Jedes fünfte Kind unter 15 Jahren ist in der Kaiserstadt Empfänger von sozialen Transferleistungen. Kinder unter 15 Jahren im SGB II Bezug in Deutschland, NRW und Aachen 23,9% 15,6% 17,3% 22,6% 22,4% 18,1% 17,3% 15,9% 2009 Deutschland 14,8% 2010 NRW 2011 Aachen Abbildung 3: Kinderarmut Im Stadtteil Aachen Nord ist sogar jedes zweite Kind betroffen und lebt von sozialen Transferleistungen. In absoluten Zahlen sind dies 1014 Kinder. Der Anteil der Sozialgeldempfänger bei den 0-15 Jährigen ist damit mehr als doppelt so hoch wie in der Gesamtstadt (Abb. 4). Dies zeigt eine hohe Armutsbelastung für den Stadtteil an. 18 KiM – Kinder im Mittelpunkt Zwischenbericht 2013 Anteil der Sozialgeldempfängern an den 0-15-Jährigen Aachen Aachen Nord AC Stadt n = 28.934 AC Nord n = 2.030 80% 50,0% Anteil in Prozent 60% 40% 22,4% 20% 0% 2011 Quelle: Stadt Aachen, FB 50 Sozialentwicklungsplanung 2011 Jahr Abbildung 4: Kinderarmut Aachen Nord Zusätzlich müssen all jene Kinder als armutsgefährdet in den Blick genommen werden, deren Eltern zwar nicht arbeitslos, aber im Niedriglohnsektor prekär beschäftigt sind, deren Eltern Wohngeld erhalten oder die aufgrund anderer Faktoren über kein stabiles Einkommen verfügen können. Auch sie sind von zahlreichen Armutsrisiken bedroht und erleben die negativen Auswirkungen von monetärem Mangel. Armut hat jedoch neben der materiellen Benachteiligung viele weitere Gesichter: Gesundheitliche Aspekte, wie Schulbelastungsfähigkeit und Sprachfähigkeit, soziokulturelle Hintergründe wie Ausländerstatus, eine nicht-deutsche Muttersprache und Bildungsübergänge von der Grundschule in weiterführende Schulen. Die Schuleingangsuntersuchungen zeigen, dass fast zwanzig Prozent der Kinder in Aachen Nord im Schuljahr 2011/12 als nicht-schulfähig eingeschätzt werden. Dies sind immerhin rund 7% mehr als in Aachen (Abb. 5). Bei Schuleingangsuntersuchung als nicht-schulfähig geltende Kinder 2011/12 AC Stadt: n= 1921 Aachen Aachen Nord Angaben in Prozent 0,3 19,8% 0,2 13,1% 0,1 0 nicht-schulfähig Abbildung 5: Schulfähigkeit AC Nord: n = 162 19 KiM – Kinder im Mittelpunkt Zwischenbericht 2013 20 Für diese Einschätzung können ganz unterschiedliche Faktoren ausschlaggebend sein. Ein Kriterium sind u.a. die Deutschkenntnisse der Kinder. Die Daten zeigen, dass ein hoher Anteil von mehr als 70% der Kinder in Aachen Nord mit einer nicht-deutschen Muttersprache aufwächst (Abb.6). Anteil der Kinder mit nicht-deutscher Muttersprache bei der Schuleingangsuntersuchung 2011/12 Aachen AC Stadt: n= 1859 AC Nord: n = 155 Aachen Nord Angaben in Prozent 100,00% 71,6% 75,00% 43,1% 50,00% 25,00% 0,00% nicht-deutsch Abbildung 6: Muttersprache Von diesen 70% der Kinder haben wiederum ca. 40% bei der Schuleingangsuntersuchung nur schlechte bis gar keine Deutschkenntnisse (Summe aus den Indikatoren „erhebliche Fehler“, „radebrechend“ und „keine Deutschkenntnisse“) (Abb. 7). Deutschkenntnisse von Kindern mit nicht-deutscher Muttersprache bei der Schuleingangsuntersuchung 2010/11 AC Stadt n= 755 AC Nord n= 93 Aachen Aachen-Nord Angaben in Prozent 80% 59,1% 60% 50,9% 40% 20% 28,9% 30,1% 12,6% 6,0% 2,2% 0% flüssig leichte Fehler erhebliche Fehler 4,3% radebrechend Bewertung Abbildung 7: Bewertung Deutschkenntnisse 1,7% 4,3% keine Deutschkenntnisse KiM – Kinder im Mittelpunkt Zwischenbericht 2013 Für die Kinder bedeutet eine Einschulung mit unzureichenden Deutschkenntnissen einen schwierigen Start in die Bildungslaufbahn. In Aachen Nord leben viele Menschen mit Migrationshintergrund.20 Ein Migrationshintergrund kann ein Risikofaktor für Armut sein.21 Nicht alleine der hohe Anteil an „nicht-deutschen“-Muttersprachlern im Kindergarten ist dafür ein Anzeichen, sondern auch ein großer Anteil an Kindern mit einem ausländischen Pass in den zwei Grundschulen im Stadtteil. Im Vergleich sind an diesen Grundschulen zwischen 20 – 40% mehr Kinder mit einem nicht-deutschen Pass als an Aachener Schulen. An der KGS Feldstraße haben sogar rund 76% der Kinder eine andere Staatsangehörigkeit als die deutsche (Abb. 8). Anteil der Kinder mit nicht-deutschem Pass in Grundschulen im Schuljahr 2010/11 AC Stadt n=7585 KGS Passstr. n= 330 KGS Feldstr. 100% n=116 Angaben in Prozent 75,9% 75% 57,5% 50% 35,9% 25% 0% 1 Aachen KGS Passstraße KGS Feldstraße Abbildung 8: Ausländische Kinder Grundschulen Interessant sind auch die Übergangsquoten der Grundschulen zu den weiterführenden Schulen. Die Kinder in Aachen Nord gehen häufiger nach der Grundschule auf Hauptschulen, als der Durchschnitt in Aachen. Zudem sind die Übergangszahlen aufs Gymnasium deutlich geringer als in der Gesamtstadt. Die Übergangszahlen variieren jedoch auch zwischen den Grundschulen. So schaffen von der Passstraße 40% der Schüler/innen den Sprung aufs Gymnasium, während dies in der Feld- In der Stadt Aachen werden keine Daten über Migrationshintergründe erhoben. Daher beziehen sich die vorliegen Zahlen auf die Passausländer sowie die Ergebnisse der Schuleingangsuntersuchung zu den muttersprachlich nicht-deutschen Kindern. 21 Migration ist ein Indikator für Armutsrisiken, aber niemals alleine aussagekräftig. Bildungshintergrund, kulturelle Zugehörigkeit, Aufenthaltsstatus usw. spielen eine wichtige Rolle, ob die Integration in den deutschen Arbeitsmarkt gelingt und ob eine Familie als armutsgefährdet oder arm gilt. Die dargestellten Zahlen zur Migration in Aachen und Aachen Nord sind daher ein Indiz für Kinderarmut, das aber im Detail weiter überprüft werden muss. 20 21 KiM – Kinder im Mittelpunkt Zwischenbericht 2013 straße „nur“ einem Drittel der Kinder gelingt. Dafür gehen die Kinder der Feldstraße zu 40% auf Gesamtschulen über, wo sie ebenfalls die Möglichkeit haben, die Hochschulreife zu erlangen. Übergänge von den Grundschulen zu den weiterführenden Schulen im Schuljahr 2011/12 AC Stadt n = 2106 Hauptschule Gymnasium Gesamtschule 0,5 40,4% 0,4 23,4% 0,3 0,1 13,0% 40,0% 32,0% 27,1% 0,2 KGS Passstraße n = 47 KGS Feldstraße n = 25 54,5% 0,6 Angaben in Prozent Realschule 23,4% 12,8% 16,0% 12,0% 5,4% 0 Aachen KGS Passstraße KGS Feldstraße Grundschulen Abbildung 9: Übergangsquoten Grundschulen Zusammenfassung Die vorliegenden exemplarischen Zahlen, die bereits für das Jahr 2009 in der Dokumentation der Startveranstaltung dargestellt wurden und als Planungsgrundlage dienten, weichen nur geringfügig von den Daten aus 2011 ab. Sie unterstreichen den Handlungsbedarf für den Stadtteil Aachen Nord im Bezug auf das Thema Kinderarmut und seine möglichen Folgen, wie Schulfähigkeit, Sprache oder Bildung. Weitere ausgewiesene Daten z.B. zu den Hilfen zur Erziehung, gesundheitlichen Aspekten wie Übergewicht, den U-Untersuchungen, zu Wohngeldbezügen usw. können das Bild von Aachen Nord weiter schärfen, müssen aber mit den Fachleuten auch weiter diskutiert und in einen Kontext gestellt werden. 22 KiM – Kinder im Mittelpunkt Zwischenbericht 2013 2.3.3. Bedarfs- und Bestandsermittlung „Es ist nicht die Frage: Was brauchen wir? Sondern: Wie machen wir das Beste aus dem, was vorhanden ist?“ (unbekannt) Eine Bedarfs- und Bestandsermittlung steht am Anfang eines jeden Planungsprozesses. Die Bedarfe wurden zum einen objektiv über die Bewertung der sozial- räumlichen Daten hergeleitet, aber auch durch Interviews mit den Leitungen von Familienzentren und Kindergärten in Aachen Nord mit subjektiven Eindrücken über das alltagsnahe Erleben von Kindern und Familien ergänzt. Zentrale Fragen waren bei den Interviews: Woran erkennen Sie in Ihrer Einrichtung Kinderarmut und mit welchen Problemen haben Sie zu kämpfen? Was unternehmen Sie gegen diese Anzeichen von Armut? Die Ergebnisse der Interviews unterstreichen die objektiven Zahlen: Den Fachkräften in den Familienzentren begegnen täglich Kinder, die Probleme in gesundheitlichen, sprachlichen, hygienischen und finanziellen Bereichen haben. Folgende Aspekte wurden benannt: qualitativ schlechtes Essen aus Chips, Toast und Cola bis gar kein Frühstücksbrot für die Kita z.T. keine Teilnahme am Mittagessen der Kita keine wetterfeste Bekleidung keine regelmäßigen Arztbesuche Sprachproblematiken mangelnde Zahn- und Körperhygiene Unsicherheiten der Fachkräfte, ob Behinderung des Kindes vorliegt, oder ob Kind „nur“ massiv depriviert ist Die Eltern sind mit ihrer Lebensführung in vielen Bereichen überlastet und überfordert. Auch hier wurden unterschiedliche Aspekte mehrfach benannt: sprachliche Verständigungsschwierigkeiten Grundbedürfnisse der Kinder werden nicht gesehen Notwendigkeit von Arztbesuchen wird nicht richtig eingeschätzt Mangel an Basiskompetenzen in den Bereichen Erziehung, Betreuung, Bildung, Alltags- und Freizeitstrukturierung, Hauswirtschaft (Kochen, Einkaufen, Waschen) Familiäre Problematiken durch Trennungen Brüche im Bindungsverhalten, wenig Zeit und Nähe der Eltern für Kinder 23 KiM – Kinder im Mittelpunkt Zwischenbericht 2013 Die Fachkräfte haben zudem bestätigt, was auch Studien zeigen: Einkommensarmut bzw. der Bezug von Transferleistungen sind nicht alleine ausschlaggebend für Anzeichen von Kinderarmut. Es liegen hohe Erfahrungswerte mit den Folgen von Kinderarmut in den befragten Kitas in den anderen relevanten Lebensbereichen vor. Die Bestandsermittlung , die ebenfalls mit den Experteninterviews begonnen wurde, ergab, dass die Familienzentren und Kindergärten in Aachen Nord eine breite Angebotspalette von Beratungsmöglichkeiten, Ernährungs- und Bewegungsprojekten, Sprachförderkursen und alltagsorientierten Angeboten wie Kleiderkammern, Elterncafés, Hospitationen von Ärzten usw. bieten. Trotz des großen Angebots muss man sich bei den vorliegenden Bedarfen, d.h. den Daten und den subjektiven Einschätzungen der Fachkräfte, folgende Fragen stellen: Sind die vorhandenen Angebote passgenau? Erreichen sie die Menschen, die es am Nötigsten brauchen? Sind die Zugänge und die Übergänge zu den Angeboten so gestaltet, dass man sie tatsächlich in Anspruch nehmen kann? Kennen die Fachkräfte die Angebote? Diese Fragen bilden im KiM-Netzwerk bei allen Überlegungen, Diskussionen und Planungen die Basis. Im ersten Netzwerktreffen wurde die Bestandsermittlung fortgesetzt: Alle eingeladenen Träger und Einrichtungen22 konnten Informationen zu ihren Angeboten und Programmen verteilen. Die Netzwerkkoordinatorinnen erstellten daraus für alle Kitas in Aachen Nord eine Bestandserhebung über Angebote externer Anbieter in der Kita. So ist ein differenziertes Bild entstanden, aus dem deutlich wurde, dass die Familienzentren in Aachen Nord sehr gut aufgestellt sind. Die Kitas, insbesondere in sozialen Brennpunkten, hatten insgesamt weniger bis keine externen, bzw. regelmäßigen Angebote, die die Eltern in die Arbeit involvieren (wie z.B. Elterncafés, gemeinsames Kochen usw.) und über die Regelangebote hinausgehen. Dies hängt maßgeblich mit den unterschiedlichen finanziellen Hintergründen zusammen, die es diesen Kitas erschweren, Angebote z.B. von den Familienbildungsstätten oder Programme wie „Agil“, „einzukaufen“. Da sich nach der Bestandsermittlung die Bedarfe unterschiedlich in den Kitas darstellten, konnten dies bei der Maßnahmenplanung spezifisch berücksichtigt werden. 22 Eine Auflistung der KiM-Netzwerkmitglieder findet sich im Anhang 24 KiM – Kinder im Mittelpunkt Zwischenbericht 2013 2.3.4. Bildung von vier Handlungsfeldern für das KIM Netzwerk in Aachen Nord Kinderarmut ist ein weites Feld: Um handlungsfähig zu bleiben und das Thema zu konkretisieren, wurden mit verschiedenen Fachleuten vier Handlungsfelder identifiziert, zu denen in Aachen Nord im KiM-Netzwerk gearbeitet werden sollte. Diese Arbeitsfelder sind die Quintessenz der Interviewergebnisse, der Bedarfsermittlung sowie der konzeptionellen Grundlagen von der AWO-ISS-Studie, sowie den UN-Kinderrechten und beziehen sich auf folgende Lebensbereiche: Elternberatung und Elternbildung Ernährung, Bewegung und Gesundheit Soziale und kulturelle Teilhabe Sprachförderung für Eltern und für Kinder Weitere Handlungsfelder, die im Rahmenplan erwähnt wurden bzw. die sich aus der laufenden Netzwerkarbeit ergeben, wie z.B. die Themen „Wohnen“, „Eltern in Arbeit bringen“ oder „Kinderfreundliche Umgebung“, wurden vorläufig zurückgestellt, sind aber zentral und müssen in den nächsten Jahren in den Blick genommen werden. 2.3.5. Herausbildung der Arbeitsstruktur für die Netzwerkarbeit im Qualitätszirkel Die Arbeits-struktur für die konkrete Netz-werkarbeit wurde vor dem ersten Netzwerktreffen erarbeitet und dort vorgestellt. Nach dem 1. Netzwerktreffen wurden vier Arbeitsgruppen anhand der Handlungsfelder gebildet. Die Teilnahme daran erfolgte freiwillig, die Gruppen blieben für neue Akteure immer offen. Die Arbeitsgruppen tagten bis zum 2. Netz- 25 KiM – Kinder im Mittelpunkt Zwischenbericht 2013 werktreffen insgesamt dreimal, sodass der Arbeitsaufwand für die Akteure übersichtlich blieb. Beim zweiten Treffen wurden die Arbeitsergebnisse der AGs kommuniziert und erneut diskutiert, sodass die Maßnahmen danach in die Umsetzungsphase gebracht werden konnten. Die Umsetzungsphase verlief jedoch z.T. auch parallel zu den Arbeitsgruppen. Die AGs „Sprache“ und „Elternbildung“ haben auf eigenen Wunsch auch nach dem 2. Netzwerktreffen weiterhin getagt. Gleichzeitig werden alle Netzwerkpartner über themenbezogene Projekte und Planungstreffen in die Vorgänge im Netzwerk einbezogen, wenn bei den Akteuren Interesse besteht. Ingesamt arbeitet das KiM-Netzwerk konsequent orientiert am klassischen Prozesszyklus. Über die Bestandsaufnahme und eine anschließende Bestandsbewertung verlief der gemeinsame Diskussionsprozess in den Arbeitsgruppen hin zur Zielsetzung und zur konkreten Entwicklung von Maßnahmen (siehe auch Kapitel 2.5.3. und 2.5.5.). Wenn möglich wurden die bestehenden Angebote und vorhandenen Ressourcen des Stadtteils sinnvoll miteinander verknüpft. Abbildung 10, Qualitätszirkel Die Maßnahmen wurden gemeinsam strukturell und inhaltlich geplant und in der Folge möglichst zeitnah umgesetzt. Während und nach dem Prozess werden die Maßnahmen bzw. die Ergebnisse bewertet und evaluiert, um u.U. nachgesteuert zu werden. Wichtig ist, dass die Umsetzung der Maßnahmen von den Koordinatorinnen mehr und mehr in die Hände der Träger und Einrichtungen vor Ort übergeben wird, sobald eine Maßnahme organisatorisch und inhaltlich für alle Beteiligten zufriedenstellend läuft. 26 KiM – Kinder im Mittelpunkt Zwischenbericht 2013 Nachfolgend ein praktisches Beispiel für das strukturierte Vorgehen im Netzwerk: Abbildung 11: Situationsanalyse zum Thema Sprachförderung Auf Grundlage der vorliegenden Daten konnten folgende Aussagen getroffen werden: In Aachen Nord gibt es ca. 600 Kindergartenplätze. Aus den Daten der Einschulungsuntersuchungen geht hervor, dass 60% aller Kinder in Aachen Nord nicht-muttersprachlich deutsch aufwachsen. In absoluten Zahlen sind dies 360 Kinder. Zudem zeigen die Untersuchungen, dass von diesen 360 Kindern 40% mit schlechten Deutschkenntnissen, d.h. erheblichen Fehlern oder „radeberechenden“ bis keine Deutschkenntnisse eingeschult werden. Für die Kinder bedeutet dies einen schwierigen Start in die Schule und damit verbunden schlechtere Bildungs- und Teilhabechancen. Die Ergebnisse der Interviews mit den Kitaleitungen und die Experteneinschätzungen der Netzwerkakteure haben diese Zahlen mit subjektiven Einschätzungen bestätigt: Viele Kinder in den Kitas in Aachen Nord haben eine nicht-deutsche Erstsprache. Zudem liegen hohe Erfahrungswerte mit Eltern vor, die sprachlich überfordert und zugleich verunsichert sind, in welcher Sprache sie mit ihrem Kind sprechen sollen. Das Thema mehrsprachige Erziehung ist sowohl für Eltern als auch für Fachkräfte mit vielen Zweifeln und Unsicherheiten belegt. 27 KiM – Kinder im Mittelpunkt Zwischenbericht 2013 Eine Bestandsaufnahme der Angebote zur mehrsprachigen Erziehung hat gezeigt, dass die RAA - heute im Kommunalen Integrationszentrum verortet - Elterbildungs- und Sprachförderkurse wie „Griffbereit“ und „Rucksack“ für Kinder und Eltern anbietet. Diese Programme sind positiv evaluiert und bereits seit Jahren vorhanden. In Aachen Nord fanden diese Kurse zum Erhebungszeitpunkt für 30 Kinder und Eltern statt, was einer Versorgungsquote von 8,3% entspricht. Eine Bewertung der Datenlage und des Bestandes der „AG Sprache“ haben zu dem Ergebnis geführt, dass dies deutlich zu wenig ist, um die Bedarfslage von 40% der muttersprachlich nicht-deutschen Kinder zu decken. Danach müssten 150 Kinder und ihre Eltern über die Kurse erreicht werden. Die Zielformulierung der AG Sprache lautet daher, die Sprachfähigkeit von Eltern und Kindern, die nicht-muttersprachlich deutsch sind, zu erhöhen und zwar sowohl in der Erst- als auch in der Zweitsprache. Die Maßnahmenplanung hat daher zu einer Erhöhung der Kursdichte in Aachen Nord u.a. durch Sponsoring und eine Fokussierung auf den Stadtteil geführt. Zum anderen wurden aber auch weitere Maßnahmen geplant, wie z.B. die Vernetzung der Sprachkursanbieter in Aachen Nord, Fortbildungen für Sprachkursleitungen sowie Kinderbetreuerinnen zur Sensibilisierung für Mehrsprachigkeit und sprachförderndes Verhalten usw. Weitere Informationen über die konkreten Maßnahmenplanungen finden Sie in Kapitel 2.5.5.2. dieses Berichts. In den kommenden Jahren wird ein weiterer Blick auf die Zahlen und die subjektiven Einschätzungen nötig sei, um die Maßnahmen u.U. nachzusteuern. 2.4. Die gesamtstädtische Ebene Obwohl KiM im Pilotgebiet Aachen Nord gestartet worden ist und sozialräumlich angelegt ist, gibt es Themen, die von gesamtstädtischer Bedeutung sind und die nicht nur rein sozialräumlich betrachtet werden können. Dazu nachfolgend einige Beispiele 2.4.1. Auftaktveranstaltung im Ludwig Forum Am 15.05.2012 fand im Space des Ludwig Forums die stadtweite Auftaktveranstaltung für das „Aachener Netzwerk gegen Kinderarmut“ mit ca. 120 interessierten Bürgerinnen und Bürgern statt, um für das Thema Kinderarmut in Aachen zu sensibilisieren und den offiziellen Start der Netzwerkarbeit bekanntzugeben. Der Einladerkreis war groß: Akteure aus der freien Wohlfahrtspflege, von Jugendhilfe-einrichtungen, aus Kitas und Schulen, Spender/innen und Sponsor/innen von bekannten Aachener Projekten waren ebenso vertreten wie die Aachener Politik, Mitglieder des Kinder- und Jugendhilfeausschusses, des Sozial- und des Schulausschusses. 28 KiM – Kinder im Mittelpunkt Zwischenbericht 2013 Pfarrer Franz Meurer Michaela Hofmann Herr Ralf Raspe führte durch einen abwechslungsreichen Abend, in dem verschiedene Referentinnen und Referenten das Thema Kinderarmut aus verschiedenen Perspektiven beleuchteten. Die Begrüßung durch Bürgermeister Björn Jansen griff den Einladungstext auf: „Armut ist kein Kindermärchen, sondern 2,4 Mio. ungeschriebene Geschichten.“23 und verwies auf die 10 000 ungeschriebenen Geschichten Aachener Kinder, die dringend der Unterstützung bedürfen. Michaela Hofmann, stellvertretende Sprecherin der Nationalen Armutskonferenz, beschrieb eindrücklich mit zahlreichen Bildern und Karikaturen, was Kinderarmut bedeutet und welche Auswirkungen ein Aufwachsen in Armut für Kinder haben kann. Die Jugendamtsleiterin der Stadt Monheim, Annette Berg, stellte das Programm „Monheim für Kinder – Mo.Ki“ als ein positives Beispiel für gelingende Netzwerkarbeit vor und betonte die Notwendigkeit einer langfristigen kommunalen Planung, um die Folgen von Kinderarmut zu verringern. Monheim am Rhein arbeitet seit zehn Jahren in der Prävention und hat nachweisbare Erfolge zu verzeichnen: die Übergänge von der Grundschule auf Hauptschulen sind verringert, die Übergangszahlen aufs Gymnasium sind deutlich erhöht worden. Die stationären Hilfen konnten um 25% zugunsten mehr ambulanter Hilfen zurückgefahren werden, sodass die Kosten für den einzelnen Hilfefall geringer ausfallen. Im gesundheitlichen Bereich liegt der Erfolg in einer Steigerung der Teilnehmerzahlen an den U-Untersuchungen, sowie in der Ab23 Kampagne gegen Kinderarmut in Deutschland: Chancenlos. 29 KiM – Kinder im Mittelpunkt Zwischenbericht 2013 senkung der Sprachförderbedarfe nach Delfin-4. Monheim hat insgesamt zeigen können, dass Prävention wirkt und sich als gemeinsame Strategie von Jugendhilfe und freien Trägern, positiv auf die Lebensbezüge von Kindern auswirkt. Im Rahmenprogramm sorgte der Schülerzirkus des Viktoriagymnasiums mit einem Auszug aus seinem Programm „Super Mario“ für Auflockerung. Im Anschluss wurden der Rahmenplan der Stadt Aachen und die Umsetzung des städtischen strukturellen Konzeptes gegen Kinderarmut in den Sozialräumen Aachen Nord und Haaren / Verlautenheide durch die Netzwerkkoordinatorin Annette Tiltmann erläutert. Pfarrer Franz Meurer, streitbarer „rheinischer Christ“ im Kölner sozialen Brennpunkt Höhenberg-Vingst, schloss die Veranstaltung mit seiner These einer notwendigen Kooperation von bürgerschaftlichem und kommunalem Engagement, um Kindern in Armutslagen ein positives Aufwachsen zu ermöglichen. Er entwickelte ein umfangreiches Netzwerk in diesem Stadtteil, das die Lebensqualität dort spürbar erhöht. Ratsfrau Ruth Wilms rundete die Veranstaltung mit einer kurzen Zusammenfassung und einem Ausblick auf die kommenden Jahre ab, indem sie versprach, das Thema Kinderarmut nicht nur als Projekt, sondern als langfristiges Programm der Stadt Aachen zu behandeln. Die Besucher/innen konnten am Ende der Veranstaltung aus drei Namensvorschlägen auswählen und gaben dem Netzwerk den Namen „KiM – Kinder im Mittelpunkt“, der programmatisch für die kommenden Jahre sein wird. Die Presse hat über die Auftaktveranstaltung ausführlich und positiv berichtet. Abbildung 12, Foto Auftakt; (v.l. Fachbereichsleitung Frau Münich, KJA-Mitglied Herr Künzer, KJA Vorsitzende Frau Wilms, Bürgermeister Herr Jansen, Netzwerkkoordinatorinnen Frau Tiltmann und Frau Uerlings) 30 KiM – Kinder im Mittelpunkt Zwischenbericht 2013 2.4.2. Das Lernförderkonzept nach dem Bildungs- und Teilhabepaket Hintergrund Einer der wichtigsten Schutzfaktoren zum gesunden Aufwachsen sind Bildungserfolge. Bildungschancen sind Lebenschancen. Das Bildungs- und Teilhabepaket des Bundes bietet für alle Kinder in Familien mit Bezug von Leistungen nach SGB II, SGB XII, Wohngeld, Kinderzuschlag oder dem Asylbewerberleistungsgesetz finanzielle Hilfen, um die Teilhabe am kulturellen und sozialen Leben sowie an Bildung zu fördern. Ein Förderbereich ist die so genannte Lernförderung, eine schulische Nachhilfe für Kinder und Jugendliche. Da es sich um einen individuellen Rechtsanspruch handelt, der beantragt und selbst organisiert werden musste, und zudem die Fördervoraussetzungen für die Kinder sehr eng waren, wurden die Leistungen bis zum Sommer 2012 wenig abgerufen. Nach einer gesetzlichen Öffnung der Lernfördervoraussetzungen und der Initiierung und Begleitung der Antragsstellungen durch die SchulsozialarbeiterInnen aus dem Bildungs- und Teilhabepaket in den Schulen, entstand die Idee, nun auch den organisatorischen Teil zu vereinfachen und qualifizierte Lernförderung in Aachen anzubieten. Gemeinsam mit Vertreter/innen der verschiedenen Schulformen, der Schulsozialarbeit, des Jobcenters / der Städteregion, des Fachbereiches Soziales und Integration der Stadt Aachen, der VHS Aachen und dem Lehrerbildungszentrum der RWTH Aachen wurde ein Konzept unter Federführung der KiM-Netzwerkkoordinatorinnen entwickelt und gleichzeitig als Pilot in einigen Schulen umgesetzt. Umsetzung Die Lernförderung wird in Form von einer Gruppennachhilfe als außerschulisches Bildungsangebot in den Räumlichkeiten der Schule durchgeführt. Die Gruppen umfassen, je nach Bedarf, 3-5 Kinder / Jugendliche. Eine Lerneinheit dauert 60 Minuten. Die Lernförderung wird in den Hauptfächern Deutsch, Mathematik, Englisch und Französisch, aber auch in anderen Fächern, die schriftlich und versetzungsrelevant sind, angeboten. RWTH-Lehramtsstudent/innen ab dem 5. Semester bieten die Nachhilfe an und werden als Honorarkräfte über die VHS eingestellt. Die Studierenden können sich die Lernförderung als Schul- oder Berufsfeldpraktikum anerkennen lassen. In dem Fall werden sie von der RWTH fachlich begleitet. Die Studenten erhalten ein Honorar von 20 € pro Lerneinheit. Referendare und „gute“ Schüler/innen aus dem Sek. II-Bereich können ebenfalls die Lernförderung erteilen. Die Referendare erhalten das gleiche Honorar wie die Studenten, die Schüler 12,50 € pro Lerneinheit. Die Schüler werden vorher von der VHS für diese Tätigkeit durch einen Kurs geschult. Dieser kostet für die Schüler einmalig 50 €. Schon bei 4 Stunden Lernförderung haben sie die Kosten bereits wieder verdient. 31 KiM – Kinder im Mittelpunkt Zwischenbericht 2013 Ein Blick in die Praxis: Eine Schulsozialarbeiterin berichtet, dass zum Ende der Lernförderung ein Lehrer freudestrahlend auf sie zukam: „Weißt du was? Nadine hat eine drei Für Selbstzahler/innen kostet eine Lerneinheit 5,- €. Für Schüler/innen, die einen Anspruch auf die BUT Leistungen haben, ist das Angebot kostenfrei. Möglich ist auch, dass die Schule die Kosten für die Selbstzahler übernimmt. Das Angebot ist damit für alle Kinder zugänglich und diskriminisationsfrei. So wird nun auch Kindern materiell armer Eltern das zuteil, was Mittelschichtskinder schon lange haben: Nachhilfeunterricht! in Mathe geschrieben!“ Nadine stand seit Jahren in Mathematik bei einer 5, hatte Prüfungsangst, „Blackouts“ vor Arbeiten und bereits verschiedene Testungen auf Dyskalkulie hinter sich. Die gezielte fachliche und unterrichtsbezogene Förderung in einer Kleingruppe scheint ihr mehr Selbstvertrauen in sich und ihre Fähigkeiten, sowie ein ruhigeres Lernen für Mathe ermöglicht zu haben. Auch Nadines Vater bestätigte die positive Veränderung seiner Tochter. Zwischenstand Erste erfreuliche Erfahrungen liegen vor. Sie motivieren, weiterzumachen, denn die KiM-Lernförderung zeigt sich als ein zielgenaues Instrument, Bildungsverläufe an entscheidenden Stellen positiv zu beeinflussen. Im ersten Durchlauf des Programms im 2. Schulhalbjahr 2013 wurden an insgesamt fünf Aachener Gesamt-, Real- und Hauptschulen in 47 Gruppen 189 Kinder von Studenten fachspezifisch gecoacht. Ca. 25% der Kinder sind BuT-berechtigt. Eine Evaluation der Lernförderung soll durch die VHS und die RWTH im kommenden Jahr durchgeführt werden. Eine Ausweitung auf die Grundschulen in Aachen ist mit dem ElPri-Steuerungskreis, der VHS, der RWTH, der Schulsozialarbeit und den Netzwerkkoordinatorinnen derzeit in Planung. Nebeneffekt der Zusammenarbeit: Gemeinsame BuT-Anträge vom Jobcenter der Städteregion und des Aachener Sozialamtes, die die Antragsstellungen auf das Bildungs- und Teilhabepaket deutlich erleichtern und bürgerfreundlicher machen. 32 KiM – Kinder im Mittelpunkt Zwischenbericht 2013 2.4.3. Alleinerziehende in der AG § 78 „Förderung der Erziehung in der Familie“ In der AG „Förderung der Erziehung in der Familie“ wurde am 06.06.2011 der Rahmenplan für das Netzwerk gegen Kinderarmut durch die AG-Geschäftsführerin und Netzwerkkoordinatorin vorgestellt und positiv aufgenommen. Die anschließenden Diskussionen über Armut und Erfahrungen damit in der täglichen Arbeit ergaben einen hohen Bedarf an Unterstützung bei alleinerziehenden Familien. Alleinerziehende in Aachen sind besonders häufig von Armut betroffen, haben große Schwierigkeiten mit der Organisation von Kinderbetreuung und Arbeit, beziehen oft soziale Transferleistungen und nehmen zudem überdurchschnittlich oft Hilfen zur Erziehung in Anspruch. In den nächsten Arbeitssitzungen wurden anhand von Daten, einer Bestandsaufnahme der Angebote für Alleinerziehende und zahlreichen Diskussionen über Hilfebedarfe mit dem Blick auf armutspräventive Aspekte folgende Maßnahmen geplant und durchgeführt: Eine Delegation der AG fuhr nach Monheim am Rhein, um die dortige Armutspräventionsarbeit von „Mo.Ki.“ kennenzulernen. Es wurde ein offener Brief an den Kinder- und Jugendausschuss zur Weiterfinanzierung der Projekte „Guter Start ins Leben“ und der Familienpatenschaften geschrieben, um niedrigschwellige Angebote für Familien und besonders Alleinerziehende zu sichern. Der Willkommensordner von PiA wurde den Familienzentren elektronisch zur Verfügung gestellt Beteiligung der AG-Mitglieder an der Befragung des „Forum E“, einem lokalen Netzwerk für Alleinerziehende Informationsveranstaltung über die Abteilung „Beratung und Unterstützung in Vaterschaftsfragen und Unterhaltsangelegenheiten, Beistandschaften, Beurkundungen“, um Fachkräfte über die finanziellen Unterstützungsmöglichkeiten für Alleinerziehende zu schulen mit ca. 45 TeilnehmerInnen. Erstellung einer Checkliste für die Beratung von Menschen in Trennungssituationen und für die Beratung von Alleinerziehenden, die alle wichtigen Institutionen, die kontaktiert werden sollten, beinhaltet (finanzielle Hilfen, Unterhaltsfragen usw.) befindet sich in Arbeit Stellungnahme der AG zur Weiterführung von PiA, um besonders Menschen in benachteiligten Lebenslagen stadtweit zu erreichen. 2.5. Die sozialräumliche Ebene Die Präventionskette gegen Kinderarmut soll exemplarisch im Stadtteil Aachen Nord entwickelt werden, um die dort gewonnen Erfahrungen und Ergebnisse auf weitere Stadtteile oder die Gesamtstadt Aachen ausweiten zu können. 33 KiM – Kinder im Mittelpunkt Zwischenbericht 2013 34 2.5.1. Der Stadtteil Aachen Nord „Aachen-Nord ist ein vielfältiger und heterogener Stadtteil und schon aufgrund seiner innenstadtnahen Lage, der räumlichen Ausdehnung und der Einwohnerzahl ein „starkes Stück Aachen“. Der Stadtteil umfasst eine Fläche von rund 300 ha, hat ca. 15.500 Einwohner und liegt im nordöstlichen Teil des Stadtbezirks Aachen-Mitte. (…) Der Stadtteil ist aber kein einheitlicher Stadtteil, sondern besteht aus verschiedenen Vierteln (…)“ 24 Aufgrund der historischen Entwicklung als Arbeiterviertel sind dort bis heute zahlreiche Industrie- und Gewerbegebiete, aber auch verschiedene industrienahe Wohnsiedlungen. Die soziale Infrastruktur ist gut ausgebaut, elf Kitas, zwei Grundschulen und eine Vielzahl von Beratungsstellen und Familienbildungsangeboten finden sich im Viertel wieder. Die Dichte der sozialen Angebote ist so hoch, dass kaum ein Überblick zu bestehen scheint. Auch Kunst, Kultur und Freizeitangebote haben sich mit dem Ludwig Forum, der Musikschule und dem DasDa-Theater etabliert, die von Menschen aus der ganzen Stadt genutzt werden. Der Stadtteil hat neben seinen industriellen und verkehrsreichen Bereichen, auch seine „grünen“ Ecken z.B. mit dem Stadtpark und dem Wurmtal.25 Diese Vielfältigkeit in Aachen Nord, seine reichen, aber auch armen Seiten, zeigt sich besonders deutlich in den Einwohnerdaten (Kapitel 2.3.1.) – ein hoher Anteil an Arbeitslosigkeit und Kinderarmut, ein hoher Anteil an ausländischen Mitbürger/innen, höhere Belastungen im Bereich Sprache, Gesundheit und HzE als in anderen Stadtteilen Aachens und schlechtere Schulübergangsquoten. Gleichzeitig gibt es hier zahlreiche Großunternehmen wie Zentis oder Bombadier, viele Einzelhandelsunternehmen und Aachens „Prestige“-Objekte in unmittelbarem Umfeld: Tivoli, Chio-Gelände, Carolus-Thermen. Aachen Nord hat zahlreiche Potentiale und Möglichkeiten, die vernetzt werden sollen, um bessere Lebensbedingungen für die Bewohner/innen und ein positiveres, gesünderes Aufwachsen für Kinder zu erreichen. 2.5.2. Die Initiierung des Netzwerkes Um das Netzwerk zu gründen und zu formen wurden sowohl gemeinsame Netzwerktreffen, als auch Arbeitsgruppensitzungen durchgeführt. Diese sollen im nachfolgenden im Bezug auf Struktur und Inhalt genauer vorgestellt werden. 24 25 Stadt Aachen, 2009, S. iv der Zusammenfassung vgl. Stadt Aachen, 2009, S. 7 KiM – Kinder im Mittelpunkt Zwischenbericht 2013 2.5.2.1. Das 1.KiM-Netzwerktreffen Am 27.06.2012 fand in Aachen Nord in der Musikschule das erste „KiM“-Netzwerktreffen als Start der gemeinsamen sozialräumlichen Netzwerkarbeit mit 40 Teilnehmerinnen und Teilnehmern statt. Die Akteure kamen überwiegend aus dem Gebiet Aachen Nord aus Kitas, Familienzentren, Schulen, aus dem ASD, von Beratungsstellen, Familienbildungseinrichtungen, Pfarren, von Migrantenselbstorganisationen, von Sprachkursträgern, der Stadtteilkonferenz Aachen Nord usw. Auch vom Sport- und vom Gesundheitsamt, vom ehemaligen Team Integration, der VHS, der früheren RAA, aus dem Jobcenter und dem Ehrenamtsbüro waren zahlreiche Interessierte gekommen, um das Thema „Kinderarmut“ gemeinsam anzupacken. Das Treffen diente sowohl der Netzwerkgründung, als auch einer Bestandsaufnahme, einem ersten Themenaufriss und der Bildung von themenbezogenen, zeitlich begrenzten Arbeitsgruppen. An vier Tischen wurden nach der Methode des World-Cafés die vier Handlungsfelder „Sprache“, „Elternbildung und –beratung“, „Soziale und kulturelle Teilhabe“ und „Bewegung, Ernährung, Gesundheit“ mit den Fragestellungen diskutiert: Was läuft gut? Was läuft schlecht? Was brauchen wir noch? Das „World Café“ eignete sich für ein erstes Kennenlernen und Austauschen sehr gut, da es einen intensiven Kommunikations- und Erfahrungsaustausch aller TeilnehmerInnen zu unterschiedlichen Themenfeldern ermöglicht. Da ein regelmäßiger Wechsel der Tische stattfindet, können so in relativ kurzer Zeit viele Informationen an mehrere Personen im Dialog weitergegeben werden. Um den partizipativen Charakter des Netzwerkes zu fördern, wurden vor dem 1. Netzwerktreffen bereits fünf Expertinnen zu den jeweiligen Themen von freien Trägern und der Verwaltung als Moderatorinnen für den Arbeitsprozess ausgewählt und eingeladen. Sie begleiten das Netzwerk und die Arbeitsgruppen mit ihrem Fachwissen und bereiten Sitzungen z.T. intensiv mit vor. Beim 1. Netzwerktreffen begrüßten sie die TeilnehmerInnen jeweils an den Tischen und erläuterten den bisherigen Diskussionstand, verlinkten verschiedene Beiträge und fassten schließlich in einem Plenum die Arbeitsergebnisse des Thementisches zusammen, sodass gemeinsam die gesammelten Erkenntnisse reflektiert werden konnten.26 Die Ergebnisse der Arbeitstische flossen in die Arbeit der AGs als Expertenaussagen direkt mit ein. 26 vgl. Motte, 2009, S. 272-279. 35 KiM – Kinder im Mittelpunkt Zwischenbericht 2013 2.5.2.2. Die Arbeitsgruppenphase Die Arbeitsgruppen zu den vier Handlungsfeldern haben jeweils einmal im September 2012, November 2012 und Januar 2013 getagt. Die Teilnahme an den AGs war für alle Akteure freiwillig und offen. Insgesamt haben sich in den 12 Arbeitssitzungen bis zum 2. Netzwerktreffen im März 2013 42 verschiedene Teilnehmer/innen aus 29 unterschiedlichen Institutionen aktiv beteiligt. Nach dem 2. Netzwerktreffen bestand bei vielen Akteuren der Wunsch, weiter in den AGs zu bleiben, da man mit der Bearbeitung der Themen „noch nicht fertig“ sei. Zum Berichtszeitpunkt haben daher 12 weitere Arbeitssitzungen stattgefunden, sodass das Netzwerk nun aus 78 Teilnehmer/innen und Unterstützer/innen aus ca. 40 verschiedenen Institutionen besteht. Der Kontaktkreis der Personen, die mit dem Netzwerk zu tun haben bzw. die für einzelne Anfragen eingebunden werden, potenziert sich jedoch noch weiter, sodass die Netzwerkkoordination mit ca. 100 Personen in Kontakt steht. Ziel Die Liste der Akteure ist dem Zwischenbericht als Anlage Problem beigefügt. Die Sitzungen der Arbeitsgruppen wurden durch die Netzwerkkoordinatorinnen inhaltlich und methodisch strukturiert und waren dadurch ziel- und maßnahmenorientiert. Die bereits in Kapitel 2.3.5. beschriebene Situationsanalyse wurde für alle - von den Experten beim 1. Netzwerktreffen beschriebenen Problemlagen gemeinsam durchgeführt: Betrachtung und Beschreibung der Situation, Bestandsanalyse mit Blick auf die vorhandenen Ressourcen, Bestandsbewertung, Zielformulierung mit Zielgruppe, Maßnahmenplanung, Zuordnung von Verantwortlichkeiten. Die Struktur der Sitzungen war, wie rechts beschrieben, ausgerichtet nach klaren Kriterien. Vorhandene Ressourcen Zu erwartende Kosten Maßnahmen Messkriterium Zielgruppe Verantwortlich Umsetzungsbeginn Umsetzungszeitraum Kommunikation 2.5.2.3. Das 2. KiM-Netzwerktreffen Das 2. KiM-Netzwerktreffen fand am 11.04.2013 im Fachbereich „Kinder, Jugend und Schule“ statt. Der Einladung folgten ca. 30 Akteure. Begleitet und moderiert wurde das Netzwerktreffen durch eine Fachberaterin des LVR, sowie durch die Moderatorinnen der AGs. Ziel der Veranstaltung war der gemeinsame Rückblick auf folgende Themen: Was ist bisher in den einzelnen Arbeitsgruppen passiert und welche Entwicklungen hat es gegeben? Wo steht das Netzwerk heute? 36 KiM – Kinder im Mittelpunkt Zwischenbericht 2013 Was muss noch getan werden? Wie arbeiten wir als Netzwerk gemeinsam weiter? Nach einem kurzen Input seitens der Netzwerkkoordinatorinnen über das Präventionsprogramm stellten die Moderatorinnen an ihren Thementischen die Ziele und Ergebnisse der Arbeitsgruppen dar. Im Anschluss hatten die TeilnehmerInnen die Möglichkeit in Form des World-Cafés in einen Austausch über diese Ziele und Ergebnisse zu kommen, Ergänzungen und weitere Impulse einzubringen und zu überlegen, wie man sich mit seinem eigenen Arbeitsfeld in dieses Ziel einbringen könnte. Die Ziele der Arbeitsgruppen wurden positiv bewertet und als Netzwerkziele verabschiedet. Abschließend fand eine Diskussion über die weitere Zusammenarbeit statt, die eine individuelle Vorgehensweise der AGs ergab: Einige AGs wollten aktiv weiter kooperieren. Andere AGs beschlossen, in Zukunft konkret themenbezogen zusammenzutreten und dann die jeweiligen betroffenen und notwendigen Netzwerkmitglieder und/oder weitere Kooperationspartner zu aktivieren. 2.5.3. Ziele und Ergebnisse der Arbeitsgruppen Die Ziele und Ergebnisse der Arbeitsgruppen sind nicht immer trennscharf einem Handlungsfeld zuzuordnen, da es thematische Überschneidungen gibt. Die Maßnahmen werden dabei z.T. sowohl sozialräumlich, als auch stadtweit umgesetzt. Durch die Zusammenarbeit sind zahlreiche Kooperationen entstanden, die auch über die AG hinaus Bestand haben und zu weiteren Maßnahmen und Umsetzungen außerhalb der AG-Strukturen geführt haben. Bei den meisten Zielformulierungen werden bereits Maßnahmen umgesetzt, um das jeweilige Ziel zu erreichen. Dennoch gibt es bei fast jedem Ziel noch weitere Maßnahmen, um das Ziel zu erreichen. 37 KiM – Kinder im Mittelpunkt Zwischenbericht 2013 2.5.3.1. AG „Ernährung, Bewegung, Gesundheit“ Übergewichtige Kinder, höhere Förderbedarfe in sprachlichen und körperlichen Bereichen, geringere Annahme von U-Untersuchungen, schlechte Zahn- und Körperhygiene. Dies sind nur ein paar Schlagworte aus den Daten und den Interviews aus Aachen Nord. Armut schlägt sich besonders im gesundheitlichen Bereich nachweislich negativ nieder. Die Faktoren von Benachteiligung summieren sich häufig zu psychischen und physischen Problemen. Studien weisen höhere gesundheitliche Belastungen, einen „ungesunden“ Lebenswandel und insgesamt eine höhere Sterblichkeitsrate für Menschen in benachteiligten Lebenslagen aus.27 Die AG „Ernährung, Bewegung und Gesundheit“ hat sich mit vier Oberzielen beschäftigt, die die Themen Gesundheit und Bewegung aufgreifen. Der Bereich der Ernähung wird in allen Kitas in Aachen Nord über verschiedene Angebote wie AGIL, TigerKids oder Ernähung+, sowie über Mittagessen in der Kita oder Obstprojekte bereits bearbeitet. Tabellarischer Überblick über die Ziele Ziele Maßnahmen Angebotszusammenfassung des GesundheitsDer Zugang zur ärztlichen Versorgung amtes für Kitas über Angebote für Kinder und ist zu erhöhen. Familien Zusammenstellung einer Zuordnung der Amtsärzte zu den Kitas durch das Gesundheitsamt in schriftlicher Form und Weitergabe an die Kitas Geplant: Vorstellung der bestehenden Angebote der Zahnprophylaxe und der Amtsärzte vom Gesundheitsamt für die Kitas im Unterarbeitskreis „Kind und Familie“ der Stadtteilkonferenz Aachen Nord. Bekanntmachung des „Aachen Pass“ und der Wissen über generelle Angebote der „Familienkarte“ und ihrer Vorteile in Elterncafés Stadt breiter streuen. und gemeinsame Beantragung der Karte beim Bürgerservice. Informationsvortrag für Kitas über das Angebot der „Rollenden Kita“ durch Besuch der Fachbereichsleitung Sport im Unterarbeitskreis „Kind und Familie“ der Stadtteilkonferenz Aachen Nord. 27 vgl. Richter-Kornweitz, 2011, S. 13ff. 38 KiM – Kinder im Mittelpunkt Zwischenbericht 2013 Geplant: gemeinsames Treffen von Kitas im Park mit Materialien der „Rollenden Kita“ Zusammenstellung einer Liste von allen SportWissen über generelle Angebote im angeboten in den Hallen in Aachen Nord Stadtteil breiter streuen. Familien mit Spaß in Bewegung bringen. Schwimmaktion in der Osthalle für Kinder mit ihren Vätern/für Familien zum Kennenlernen der Halle „Fit in den Frühling“: gemeinsamer Lauf durch den Stadtpark mit verschiedenen Kitagruppen aus Aachen Nord In Planung: Spiel- und Sportangebote in der Sporthalle Feldstraße für Familien und Jugendliche samstags durch Vereine und Familienbildner (Nordsport) Beschreibung der Ziele und Maßnahmen Aufgrund der Bedarfsbeschreibungen der Kitaleitungen wurde deutlich, dass das Wissen über die Zugänge zur ärztlichen Versorgung auch bei den Fachleuten nicht immer verankert ist. Obwohl es sowohl kostenloses Zahnpflegematerial sowie Beratungsangebote seitens der Amtsärzte für die Kitas beim Gesundheitsamt gibt, wurden in den Interviews fehlende Zahnbürsten in den Kitas beklagt oder Unsicherheiten benannt, was zu tun ist, wenn Eltern mit ihren Kindern trotz Aufforderungen nicht zum Arzt gehen, um mögliche Krankheiten oder Behinderungen abklären zu lassen. Durch eine Besprechung der Thematik sowie Zusammenstellung und schriftliche und mündliche Vorstellung der Angebote bei den Fachkräften konnten diese besser bekannt gemacht werden. Zudem wurde eine Übersicht über die Angebote für Familien und Kinder vom Gesundheitsamt erstellt und breit kommuniziert. Das Wissen über generelle Angebote innerhalb der Stadt Aachen, wie z.B. Vergünstigungen in Schwimmhallen oder anderen Einrichtungen durch den Aachen Pass oder die Familienkarte, waren sowohl bei den Eltern, als auch bei den Fachkräften nicht ausreichend vorhanden. Eine stichprobenartige Befragung in der Müttergruppe eines Familienzentrums zeigte, dass die Mütter die Familienkarte gar nicht kannten und mit dem Aachen Pass nichts anzufangen wussten. In Planung ist, durch eine Vorstellung der Angebote im Elterncafé und über den gemeinsamen Besuch dieser Gruppen im Bürgerservice zur Beantragung der Familienkarte den Eltern die vorhandenen Vergünstigungen näher zu bringen. Es ist davon auszugehen, dass eine Ausweitung der Informationen über die Möglichkeiten des Aachen Passes und der Familienkarte jedoch gesamtstädtisch notwendig ist, falls sich herausstellt, dass die Ergebnisse der Befragung im Familienzentrum keine Ausnahme ist. Auch die „rollende Kita“ des Fachbereiches Sport war zwar als bewegungsanregendes und kostenloses Angebot in vielen Kindergärten und Familienzentren vom Namen her bekannt, 39 KiM – Kinder im Mittelpunkt Zwischenbericht 2013 wurde aber wenig bis gar nicht in Anspruch genommen. Über eine Vorstellung der „rollenden Kita“ im Unterarbeitskreis „Kind und Familie“ der Stadtteilkonferenz Aachen Nord konnten alle Leitungskräfte erreicht werden; eine regelmäßige Erinnerung an das Angebot wird folgen. Der Stadtteil Aachen Nord bietet mit dem Stadtpark, dem Abenteuerspielplatz, Spielplätzen, einem Niedrigseilgarten und zahlreichen Sportvereinen eine Vielzahl an Bewegungsmöglichkeiten. Diese sind allerdings z.T. bei den Fachleuten nicht bekannt genug, da sie selber nicht im Viertel wohnen. Auch viele Familien kennen nur die Spielmöglichkeiten in der unmittelbaren Nachbarschaft, nutzen aber aufgrund zahlreicher Hürden weder Vereine noch Angebote im Stadtteil, die etwas entfernter liegen. Die Ziele „Wissen über generelle Angebote im Stadtteil weiter streuen“ und „Eltern mit Spaß in Bewegung bringen“ ergänzen sich daher gut: Neben einer Zusammenstellung aller Sportvereinsangebote in Aachen Nord nach Ort, Zeit, Altersgruppen, Sportart und Ansprechpartnern, die sowohl die Kitas und Familienzentren, als auch die Schulen, Sozialraumteams, Beratungsstellen und andere Einrichtungen bekommen haben, gab es konkrete Aktionen, um die Familien in Bewegung zu bringen und ihnen die Erfahrung zu ermöglichen: Bewegung tut mir gut und macht Spaß. Organisiert wurden für dieses Ziel ein Lauf im Stadtpark von drei Kitas sowie eine kostenlose Aktion des Stadtsportbundes für Familien in der Schwimmhalle Aachen Ost. Durch die Information des Fachbereiches Sport, dass die Sporthalle Feldstraße samstags nicht belegt ist, entstand des Weiteren die Idee, durch eine Kooperation zwischen Familienbildungseinrichtungen, einem Tanzsportverein, dem Stadtsportbund und dem Sportamt in der Sporthalle in Aachen Nord ein regelmäßiges Bewegungsprogramm für Familien, Kinder und Jugendliche u.a. mit Turnen, Hip Hop, Breakdance und Basketball anzubieten. Zur Finanzierung werden Mittel aus dem Verfügungsfonds der Stadtteilförderung „Soziale Stadt“ beantragt. Das Martin Luther Haus hat die Federführung in Kooperation mit dem Stadtsportbund, dem Helene Weber Haus, dem Tanzsportverein „Grün-Weiß“ übernommen. Das Kooperationsprojekt in der Sporthalle Feldstraße trägt den Namen: „Nordsport“. Vor dem Projektstart wird die Zielgruppe von den jeweiligen Anbietern über die Schule, die Kita, den Abenteurerspielplatz und das Müttercafe Tabitas angesprochen. Die Jugendlichen sind so gut vernetzt, dass sich Grün-Weiß sicher ist, dass eine Ankündigung in Facebook reicht. Das Kooperationsprojekt wird maßgeblich in der Antragstellung durch das Stadtteilbüro unterstützt. Die Aktionen zum Thema Bewegung sind insgesamt bei den Fachkräften und den Familien gut angekommen und wurden in unterschiedliche Arbeitsgruppen weiter kommuniziert. So wird z.B. der Lauf „Fit in den Frühling“ an unterschiedlichen Stellen und mit weiteren Kitas wiederholt werden. Auch die Diskussion über die unterschiedlichen Angebote hat bei vielen Fachkräften bereits Angebote bekannter gemacht, so z.B. den Niedrigseilgarten der OT Talstraße oder die Möglichkeit der kostenlosen Nutzung des Abenteuerspielplatzes für Geburtstagsfeiern für Kinder. Das Thema Ernährung wurde beim KiM Netzwerktreffen über eine Idee des Sprechers der Stadtteilkonferenz Aachen Nord kreativ aufgenommen: Das Helene Weber Haus wird zum Karlsjahr 2014 „Kochen wie Karl der Große“ für Familien anbieten und die „gesunde Ernährung“ in den Vordergrund stellen. 40 KiM – Kinder im Mittelpunkt Zwischenbericht 2013 2.5.3.2. AG „Sprache für Eltern und Kinder“ Sowohl Studien, als auch die konkrete Datenlage in Aachen Nord, die Interviews mit den Kitaleitungen und die Experteneinschätzungen beim 1. Netzwerktreffen haben deutlich gemacht, dass das Thema Sprache bei der Bearbeitung des Themas Prävention und Kinderarmut zentral ist. Sprache gilt als Grundlage für Bildungsprozesse, für soziale und kulturelle Teilhabe aber auch für emotionale Gesundheit und ist damit die Schnittstelle für alle Handlungsfelder von KiM. Das Thema Sprache ist sehr vielschichtig und muss in unterschiedlichen Kategorien bearbeitet werden, wenn sowohl die Eltern, als auch die Kinder in den Blick genommen werden sollen. Sprachförderung für Kinder mit Migrationshintergrund funktioniert nachweislich nicht über eine reine Deutschförderung, sondern vor allem über die Schaffung einer guten Grundlage in der Erstsprache. sp Elt Logopäden / Sprach therapie ack, (Rucks m, iplo Elternd it) re Griffbe Angebote in Kindertagesstätte ote Angeb Mehrigsprach keit hac ung r Sp der r fö e (In ra c rn nie tegra hk dr tio u rs n V ig Fr ork schw skur e a u s be uen rse ellig e, tre , K für e uu ind ng er … ) M Sp ehr ie spr lg a ru c h pp ig en e Angebote im Stadtteil Die Eltern spielen daher im Prozess des Spracheerwerbs eine erhebliche Rolle und müssen in die Prozesse von Sprachentwicklung aktiv mit eingebunden werden. Alle Kinder, sowohl mit deutscher als auch mit ausländischer Muttersprache, sind vor dem Hintergrund von sprachtherapeutischen Bedarfen besonders zu fördern. Insgesamt muss differenziert werden zwischen Angeboten, die Abbildung 13: Angebote Sprachförderung in Kindertagesstätten gemacht werden, wie z.B. der Sprachförderung durch KindergartenmitarbeiterInnen, und Angeboten, die sowohl dort, als auch in anderen Einrichtungen außerhalb (meist durch externe Anbieter) stattfinden, wie z.B. „Griffbereit“ oder „Rucksack“, mehrsprachige Spielgruppen, Logopädie oder Elternsprachkurse. Die Arbeitsgruppe „Sprache für Eltern und Kinder“ hat sich bisher mit den Bereichen „Mehrsprachigkeit“ und „Elternsprachkurse“ beschäftigt und nachfolgende Ziele und Maßnahmen erarbeitet. 41 KiM – Kinder im Mittelpunkt Zwischenbericht 2013 Tabellarischer Überblick über die Ziele Ziele Maßnahmen Mehrsprachigkeit: Erhöhung der Sprachfähigkeit von Eltern und Kindern, die nicht muttersprachlich deutsch sind A. Unterziel: Angebotserweiterung: Zwei RAA Kurse für Kitas in Aachen Nord wurden durch Sponsoring der LuScheins „Die Angebote im Bereich Mehrsprachigkeit Stiftung finanziert. sollen in Aachen Nord bedarfsdeckend vorgehalten werden“ Kooperation des Städteregions-Projektes „Haus der kleinen Forscher“ mit „Rucksack“Angebot der RAA modellhaft finanziert über die LuScheins-Stiftung. B. Unterziel: Vernetzung: Bekanntmachung der DRK Spielgruppen, die in sieben verschiedenen Sprachen angeboten „Die Sprachangebote werden strukturell verwerden. netzt“ Kooperationsmatrix mit den Akteuren der Arbeitsgruppe erstellt: Wer kann wann wie mit wem zu welchem Thema kooperieren? Wer leitet wen wohin? usw. Gegenseitiges Besuchen und Vorstellen der Einrichtungen in jeweils anderen Kursen Bürokratien verringern: Formblatt für Kitaplatz-Ablehnung zur Finanzierung der Kinderbetreuung bei Elternsprachkursen entwickelt. C. Unterziel: Information von Fachkräften: Vorträge zum Thema „Mehrsprachiges Aufwachsen“ und „Sensibilisierung für frühkindli„Sensibilisierung von Eltern und Experten für che Sprachförderung“ gemeinsam von das Thema Mehrsprachigkeit in und nach der Gesundheitsamt und RAA im Netzwerk Schwangerschaft sowie in der frühen Kindheit“ „Frühe Hilfen“, sowie bei den Kinderbetreuuerinnen der Elternsprachkurse Geplant: Vortrag im „Netzwerk Integration“ Elternsprachkurse: Elternsprachkurse sollen alle Menschen erreichen, die einen Bedarf haben A. Unterziel: Angebotserweiterung: „Die Angebote von Sprachkursträgern sind Maßnahmenplanung erfolgt noch 42 KiM – Kinder im Mittelpunkt Zwischenbericht 2013 zielgruppengerecht (Senioren, Kurse nach B1, Teilzeitangebote, usw.)“ B. Unterziel: Information von TeilnehmerInnen: „Informationen über die Möglichkeiten von Maßnahmenplanung erfolgt noch Sprachkursen kommen bei den Zielgruppen an“ Ideen: Ausbildung von Elterncafé-Mitarbeitern zu „Bildungslotsen“ durch die Städteregion „TeilnehmerInnen aus Sprachkursen sind über individuelle Anschlussmöglichkeiten informiert.“ Maßnahmenplanung erfolgt noch Beschreibung der Ziele und Maßnahmen: Für den Bereich der Mehrsprachigkeit wurden drei Ziele unter den Gesichtspunkten „Angebotserweiterung“, „Vernetzung“ und „Information von Fachkräften“ bearbeitet. Die „Angebotserweiterung“ wird aufgrund der vorliegenden Daten aus Aachen Nord und der Bestandserhebung notwendig: In der Analyse der Akteure im Bereich „Sprache“ zeigt sich, dass in Aachen Nord 60% der Kinder mit einer nicht-deutschen Muttersprache aufwachsen. 40% dieser Kinder werden mit nur unzureichenden Deutschkenntnissen eingeschult. Dies ist darauf zurückzuführen, dass bereits die Phase des Erwerbs der Erstsprache (Muttersprache der Eltern) nicht zu einer gefestigten Sprachkompetenz geführt hat. Das bedeutet einen schwierigen Start für diese Kinder in Schule und Gesellschaft. Die Bestandserfassung hat verdeutlicht, dass Angebote zur Förderung der Mehrsprachigkeit in Aachen Nord insgesamt nur 8,3 % der Kinder mit nicht-deutscher Muttersprache erreichen: 30 Kinder waren zum Erhebungszeitpunkt mit ihren Eltern in evaluierten Programmen wie „Griffbereit“ oder „Rucksack“ – 150 Kinder müssten erreicht werden, um den betroffenen Kindern in Aachen Nord ein gutes mehrsprachiges Aufwachsen zu ermöglichen. Als Sponsor für zwei neue Griffbereit-Kurse in zwei Kitas konnte die LuScheins Stiftung gewonnen werden, die nachhaltige Programme unterstützten möchte. Zudem hat die Thematisierung der Problematik zu einer Fokussierung von Kursen auf diesen Stadtteil geführt. Im Blick gehalten werden muss jedoch, dass die Zahlen für die Gesamtstadt Die LuScheins-Stiftung in der Kita Wiesental Aachen ebenfalls 43 KiM – Kinder im Mittelpunkt Zwischenbericht 2013 Ein Blick in die Praxis: Eine Kita-Leiterin, in deren Einrichtung ein Griffbereit-Kurs stattfindet, berichtet von dem sozialen Wert des Angebots für die Mütter über das reine „Sprachenlernen“ hinaus: Während der Sommerferien hatte die Kita für einige Zeit geschlossen. In der Zeit verstarb in einer Familie ganz plötzlich ein zweijähriges Kind. Die Mutter des Kindes nimmt ebenfalls am Griffbereit-Kurs teil, in der sich eine gute Gruppe und eine positive Atmosphäre gebildet haben. In ihrer Not, durch die Ferien keine Betreuung für ihre älteren Kinder und keinen direkten Ansprechpartner zu haben, wandte sich die Mutter an die Griffbereit-Kursleiterin. Diese aktivierte die anderen Mütter, sodass die Frauen untereinander in kurzer Zeit für die Familie des verstorbenen Kindes Betreuungen und Hilfen organisierten. Die Mutter hat so durch den Kurs neben der direkten Hilfe auch soziale Teilhabe und Unterstützung in einer hoch belasteten Lebensphase aus ihrem Umfeld erhalten. 40% Kinder ausweisen, die mit massiven Deutschproblemen eingeschult werden, sodass die Kurse stadtweit ausgebaut werden müssten – eine höhere Angebotskonzentration in Aachen Nord reduziert sonst möglicherweise die Angebotsdichte in anderen Stadtteilen und wirkt insgesamt nicht zielführend. Ergänzend zur Angebotserweiterung gehört auch die neue Konzeption der KiM-Mint- und Sprachförderung, die von der LuScheins Stiftung angeregt wurde: Da es sowohl von Seiten des Kommunalen Integrationszentrums als auch durch das Bildungsbüro mit dem lokalen Netzwerk „Haus der kleinen Forscher“ in der StädteRegion Aachen erprobte Projekte für Kitas gibt, können diese Ressourcen in Form einer Kooperation gebündelt werden. Die Elternbegleiter von Rucksack werden zusätzlich im Rahmen vom „Haus der kleinen Forscher“ fortgebildet. Die Erzieherinnen in den teilnehmenden Kitas erhalten ebenfalls ein Training im Rahmen von „Haus der kleinen Forscher“. Die Sprachförderung erfolgt zweigleisig: für die Kinder in deutscher Abbildung 14: KiM Mint- und Sprachförderung Sprache, für die Eltern in deren Muttersprache. Das ist der Grundgedanke von Rucksack, nun ergänzt mit dem naturwissenschaftlichen Inhalten von „Haus der kleinen Forscher“. Auch hier übernimmt die LuScheins Stiftung für 44 KiM – Kinder im Mittelpunkt Zwischenbericht 2013 zwei Kitas die Finanzierung für drei Jahre, in denen die neue Konzeption modellhaft umgesetzt werden soll. Im Bereich der „Vernetzung“ ging es zum einen um eine strukturelle und gezielte Vernetzung der Akteure und Angebote im Bereich der Sprachförderangebote sowohl für Kinder als auch für Eltern und um einen Wissensaustausch über verschiedene Angebote und einen Transfer in die Öffentlichkeit / an Fachkräfte. So wurde in einer Kooperationsmatrix festgelegt, welche Kurse gegenseitig aufeinander verweisen können, welcher Akteur sich bei welchem Angebot auch persönlich vorstellen gehen wird usw. Durch die Matrix wird die Zusammenarbeit klar geregelt und erhält eine Nachhaltigkeit für die Akteure, in der personenunabhängig der Kontakt geklärt ist. Zudem wurden die mehrsprachigen Spielgruppen des Deutschen Roten Kreuzes, die in sieben Sprachen stattfinden, über Flyer und Gespräche besonders bei den Fachkräften bekannter gemacht. Vernetzung bedeutete auch, Bürokratien zu verringern und z.B. die Organisation von Kinderbetreuung für die Sprachkursträger zu vereinfachen. Zur „Information von Fachkräften“ wurden in einer Kooperation zwischen der Sprachheilbeauftragten des Gesundheitsamtes und der RAA Vorträge zum Thema „Mehrsprachiges Aufwachsen und „Sensibilisierung für frühkindliche Sprachentwicklung“ gehalten. Sie fanden sowohl im Netzwerk „Frühe Hilfen“, als auch bei den Kinderbetreuerinnen von Sprachkursen statt. Ausgeweitet werden sollen die Vorträge auf die Lehrerinnen von Sprachkursen sowie auf das „Netzwerk Integration“. Das Angebot der Vorträge soll regelmäßig in verschiedene Arbeitskreise gegeben werden, sodass das Thema frühkindliche Sprache immer wieder auf der Agenda steht. Im Bereich der Elternsprachkurse haben bisher Zielformulierungen, aber noch keine Maßnahmenplanung stattgefunden. Die Ziele spiegeln aber auch hier die Bedarfs- und Bestandsanalyse wieder, aus der deutlich wird, dass Sprachkurse insgesamt so zielgruppengerecht angeboten werden müssen, dass jeder Mensch einen für ihn passenden Kurs in Aachen machen kann. Besondere Zielgruppen, die noch einmal genauer fokussiert werden sollen, sind hier die Senioren, Vollzeitarbeitende oder auch Menschen, die auch nach dem B1-Abschluss weitere Förderung brauchen oder in Anspruch nehmen wollen. Zudem müssen die Informationen über die Sprachkursangebote bei den Zielgruppen ankommen. Dazu besteht z.B. die Idee, Mitarbeiterinnen von Elterncafés gezielter zu Bildungslotsen ausbilden zu lassen, sodass eine direktere Vermittlung in Angebote stattfinden kann. Wichtig ist auch zu betrachten, welche Möglichkeiten für Menschen mit Migrationshintergrund bestehen, nach einem Sprachkurs das Sprachniveau zu halten und inwieweit sie über solche Möglichkeiten informiert sind. 45 KiM – Kinder im Mittelpunkt Zwischenbericht 2013 2.5.3.3. AG „Gemeinsam fit for family“ Kinderarmut ist Familienarmut. Alleine die Kinder in den Blick nehmen reicht daher für die Arbeit nicht aus. Die Eltern müssen als Erziehungspartner und Experten für ihre Kinder aktiv miteinbezogen werden. Laut den Interviews mit den Leitungen von Kindertageseinrichtungen sind viele Eltern in Aachen Nord in unterschiedlichen Lebensbereichen benachteiligt. Arbeitslosigkeit, Verschuldungen, prekäre Wohnsituationen, gesundheitliche Probleme, Schwierigkeiten in der Alltagsund Freizeitstrukturierung, im Hauswirtschaften, in der Verständigung und/oder familiäre Problematiken belasten Eltern und wirken sich häufig auf die Sozialisation und Erziehung der Kinder aus. In der AG wurden daher nachfolgenden Ziele und Maßnahmen diskutiert. Tabellarischer Überblick über die Ziele Ziele Maßnahmen Die Haltung der Fachkräfte zu Eltern vor Umbenennung der AG von „Elternbildung dem Hintergrund der „Elternbildung und – und –beratung“ zu „Gemeinsam fit for beratung“ soll auf Augenhöhe und gleichbe- family“ rechtigt sein. Elternbildung soll an allen Kitas und Fa- Zugänge zu Elternbildungs- und Beratungsmilienzentren in Aachen so organisiert sein, angeboten in AG herausgearbeitet dass sie ALLE Eltern erreicht Organisationsformen für die herausgearbeiteten Zugänge / Beteiligungen planen; z.B. A) Eltern und ihre Kinder sollen sozial ver- über Aktion: „Wir Mütter in Aachen Nord – netzt sein. Wir machen was / mit!“ Unterziele: B) Alle Kinder sollen früh die Unterstützung bekommen, die sie brauchen! Konkrete Maßnahmenplanung erfolgt noch C) Kinder sollen ihre Umgebung als „Spielwelt“ erfahren und Anregungs-potentiale der Umwelt aufgreifen lernen. D) Kinder sollen durch ihre Eltern erleben, dass sie Spaß und Freude bringen E) Die Eltern aller Kinder haben viele Ressourcen F) Die Eltern aller Kinder sind gut informiert über die möglichen Angebote 46 KiM – Kinder im Mittelpunkt Zwischenbericht 2013 Beschreibung der Ziele und Maßnahmen Um Eltern als Partner und Experten im Erziehungsprozess zu betrachten, muss eine wertschätzende und annehmende Haltung bei den Fachkräften vorhanden sein. In der Arbeitsgruppen wurden daher zunächst Grundlagen für eine „Arbeit auf Augenhöhe“ besprochen: Was hindert oder motiviert die Fachkräfte für eine intensive Elternarbeit? Welche Fähigkeiten, Ressourcen und Rückmeldungen sind vorhanden oder brauchen sie, um Elternarbeit als wertvoll zu erachten/gut zu gestalten? Wie erreichen Einrichtungen Eltern, bzw. woran scheitert eine Kontaktaufnahme? Diese Diskussionen führten zur Umbenennung der Arbeitsgruppe: Der Begriff der „Elternbildung“ vermittelt den Eindruck, dass Eltern von den Fachleuten „gebildet“ und „belehrt“ werden müssten. Dies widerspricht jedoch dem Wunsch nach einem gleichberechtigten Expertentum. „Gemeinsam Fit For Family“ drückt die Zusammenarbeit mit Eltern und Kindern deutlich besser aus. Außerdem geht es nicht um eine „gute Bildung“ für Familien, sondern darum, „fit“ zu sein und/oder zu werden für die ständigen Herausforderungen eines familiären Alltags. In einem weiteren Schritt wurden die Zugänge zu Familienbildungseinrichtungen und –beratungsstellen herausgearbeitet, die bisher wenig im Fokus der Angebote stehen. Quintessenz: Die Eltern sollten mehr in die Planungen von Angeboten/Kursen involviert werden, um die Teilnahmemotivation daran zu erhöhen. Organisationsformen könnten dort Fokusgruppen, Mütterkonferenzen, gezielte Befragungen oder ähnliches sein. Die detaillierte Maßnahmenplanung ist zum Berichtzeitpunkt noch in Arbeit. Damit das Kind wirklich im Mittelpunkt steht, wurden weitere Unterziele formuliert, die positive Folgen für Kinder haben: Soziale Vernetzung der Eltern und Kinder führt zu mehr Kontakten, Freunden, mehr Teilhabe an sozialen Geschehnissen; eine Förderung der Anregungspotentiale der Umwelt führt zu einer höheren Wahrnehmung und Auseinandersetzung mit dem eigenen Lebensraum sowie zu einer Stärkung des kindlichen kreativen Spielverhaltens. Und eine Wertschätzung und Bewusstmachung der Elternressourcen steigert nicht nur bei den Eltern das Selbstvertrauen, sondern auch den positiven Umgang mit ihren Kindern. Konkrete Maßnahmenplanungen für diese Ziele sind noch in Planung. 2.5.3.4. AG „Soziale und kulturelle Teilhabe“ Studien haben gezeigt, dass bei Kindern in Unterversorgungslagen die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben eingeschränkt ist: Sie haben insgesamt weniger soziale Kontakte, weniger Anlaufstellen im Freizeitbereich und ein geringeres Netzwerk an Unterstützungsmöglichkeiten. 47 KiM – Kinder im Mittelpunkt Zwischenbericht 2013 Abbildung 15: Armutserleben von Kindern Abbildung 16: Armutserleben von Kindern Auch in Aachen haben die Interviews gezeigt, dass viele Familien Probleme bei der Alltagsund Freizeitstrukturierung haben. Trotz zahlreicher Angebote, z.B. im sportlichen oder kulturellen Bereich, werden diese aufgrund unterschiedlicher Hürden (z.B. keine Sportkleidung, Habitus, Unkenntnis, Unsicherheiten, Kosten usw.) nicht in Anspruch genommen. In der AG „Soziale und kulturelle Teilhabe“ wurden daher unterschiedliche Maßnahmenvorschläge und Ziele diskutiert. Die folgenden Ziele wurden im Rahmen der AG beschlossen und umgesetzt. 48 KiM – Kinder im Mittelpunkt Zwischenbericht 2013 Tabellarischer Überblick über die Ziele Ziele Maßnahmen Bedarfsorientierte Sportangebote für Kitamütter in Kitas mit Vereinsanbindung von Soziale Teilhabe soll erreicht werden durch Kitas und Familien durch Übernahme der Förderung der Bewegung von Eltern. Kurse von lokalen Sportvereinen Spiel- und Sportangebot für Familien und Jugendliche in Aachen Nord (in Verbindung mit der AG „Ernährung, Bewegung, Gesundheit“) Stadtteilerschließung durch die Eltern und Keine weiteren Planungen in AG, da Akteure Fachleute eigenverantwortlich Thema aufgegriffen und über die Stadtteilkonferenz Aachen Nord umgesetzt haben. Beschreibung der Ziele und Maßnahmen Wenn Eltern erleben, dass Sport bzw. Bewegung Spaß macht und dem eigenen Körper gut tut, dann steigert dies das Bewusstsein für mehr Bewegung im Alltag, besonders im Hinblick auf die Kinder. Zudem bringt Sport Menschen zusammen, es findet Kommunikation und gemeinsames Erleben statt und fördert somit neben der Gesundheit insbesondere die soziale Teilhabe. Unter dem Ziel „Soziale Teilhabe soll erreicht werden durch Förderung der Bewegung von Eltern“ wurden daher als Maßnahme in Kindertageseinrichtungen bedarfsorientierte Sportangebote für Mütter entwickelt, die während der Betreuungszeiten stattfinden. So haben die Mütter Zeit und Ruhe, etwas für sich zu tun und mit den anderen Müttern in Kontakt zu kommen. Die Maßnahme wurde zunächst vom Fachbereich Sport der Stadt Aachen mit einer Anschubsfinanzierung gestartet – jeder Übungsleiter kostet für 60min 20,00 Euro. Der Stadtsportbund hat Übungsleiterinnen mit Migrationshintergrund für das Angebot zur Verfügung gestellt, die nach den Wünschen der Mütter Latin Fitness, Pilates und anderes durchführen. In zunächst fünf Kitas konnten so von Januar 2013 an Kitamütter Sport machen. Um das Angebot auch langfristig durchführen zu können und die soziale Teilhabe nachhaltig zu sichern, werden nun interessierte Sportvereine eingebunden, die die Kurse zu geringen und sozialverträglichen Teilnehmerbeiträgen übernehmen. Die Familien werden so auch niedrigschwellig an einen Verein herangeführt, der weitere Sportangebote für alle Familienmitglieder bereit hält. Eine erste Kooperation läuft zwischen der AWO-Kita Minimax und dem EUREGIO Sports e.V. Andere Kitas werden das Angebot zukünftig über Gelder aus dem Familienzentrum und in Zusammenarbeit mit Familienbildungseinrichtungen fortführen. Ein weiteres Ziel der AG war die „Stadtteilerschließung durch die Eltern und Fachleute“. Aachen Nord hat viele Ressourcen und Grünflächen, Angebote und kulturelle Einrichtungen, von denen viele BürgerInnen keine Kenntnisse haben oder sie nur wenig nutzen – die Fachkräfte selber leben oft nicht im Viertel und kennen sich dort selber nicht gut aus und die Familien kennen nur die alltäglichen Wege von A nach B und von A nach C. Der Weg zwischen 49 KiM – Kinder im Mittelpunkt Zwischenbericht 2013 B und C, auf dem z.B. ein Spielplatz liegt, ist häufig nicht bekannt. Der Familienbildungsanbieter InVia hat vor diesem Hintergrund in Kooperation mit dem Museum Ludwig Forum und dem Stadtteilbüro sowie dem Unterarbeitskreis „Kind und Familie“ der Stadtteilkonferenz das Projekt „Farbklecks – Familien erleben Kreativität und Kultur – ein Programm zur Stadtteilerschließung“ entwickelt. Familien lernen in dem Projekt die vielfältigen Angebote des Stadtteils kennen, u.a. das Kreativangebot des Ludwig Forums, aber auch Spielplätze, Parks, die Stadtteilbibliothek, besondere Aktionen im Viertel usw. 2.6. Vernetzung mit anderen überregionalen und regionalen Programmen Das Netzwerk KiM ist eins von zahlreichen Netzwerken und Programmen in NRW, Aachen und in Aachen Nord. Um keine Parallelstrukturen aufzubauen, arbeitet KiM mit diesen anderen Netzwerken eng zusammen, bezieht die TeilnehmerInnen gezielt mit ein und gibt sich selber in andere Veranstaltungen mit dem Blick auf „Präventionsketten“ mit ein. Folgende Vernetzungen zu anderen Programmen bestehen derzeit: Überregionale Vernetzung Soziale Teilhabe ermöglichen - Kommunale Netzwerke gegen Kinderarmut Durch das Förderprogramm des Landschaftsverbandes Rheinland, die fachliche Betreuung und Beratung sowohl durch den LVR, als auch durch die anderen teilnehmenden Kommunen sowie durch die enge Zusammenarbeit mit Gerda Holz und dem ISS Frankfurt, die die wissenschaftliche Begleitung übernommen haben, wurden viele Erfahrungen im Netzwerkaufbau, in der konkreten Arbeit und in der überkommunalen Kooperation gesammelt. Die Teilnahme am Programm haben des Weiteren zur Qualifikation der Netzwerkkoordinatorinnen und zur strukturierten und fachlichen Weiterentwicklung der Aachener Präventionskette geführt. Regionaler Arbeitskreis - Netzwerke gegen Kinderarmut Der Arbeitskreis ist ein Zusammenschluss der Aachener Netzwerkkoordinatorinnen mit den Kommunen Düren, Hückelhoven und Kerpen, die ebenfalls Präventionsketten entwickeln. In der Zusammenarbeit wurden zum einen direkte Netzwerkstrukturen entwickelt und aktuelle Problematiken, aber auch Erfolge analysiert, und zum anderen kollegiale Beratungen zur Verbesserung der Arbeitsabläufe geführt. 50 KiM – Kinder im Mittelpunkt Zwischenbericht 2013 KeKiz – Kein Kind zurücklassen Das LVR-Programm ist der Vorläufer des NRW-Landesprogramms „KeKiz“, welches auf den Grundlagen und Erfahrungen aus der 1. Förderstaffel gewonnen wurde. Inhaltlich wird auch dort der Aufbau von Präventionsketten unterstützt und begleitet. Da in „Kekiz“ mehr Großstädte als im LVR-Programm gefördert werden, ist die Kooperation mit diesen vor dem Hintergrund der besseren Vergleichbarkeit von Einwohnerzahlen, Infrastrukturen, Einrichtungsgrößen und – zahlen für Aachen interessant und gewinnbringend. Regionale Vernetzung Soziale Stadt Aachen Nord Der Stadtteil Aachen Nord ist seit November 2009 im Bundes-Länder-Programm „Soziale Stadt“. Durch dieses Programm gibt es zahlreiche Aktivitäten von Arbeitsgruppen, die die Bedarfe im Viertel auf- und abdecken. Die Zusammenarbeit mit KiM findet auf unterschiedlichen Ebenen statt. Zum einen beteiligt sich KiM an der „Verwaltungsinternen Arbeitsgruppe Aachen Nord“, bestehend aus Verwaltungsmitarbeiter/innen der Stadt Aachen unterschiedlicher Fachbereiche und Dienststellen zum Programm „Soziale Stadt“, sowie am „Dialog Aachen Nord“ zur Weiterschreibung des Integrierten Handlungskonzeptes, in der die Planungsprozesse zur Entwicklung der Sozialen Stadt fortgeschrieben werden. Zum anderen findet die Kooperation auch auf der direkten Akteursebene statt. Stadtteilkonferenz Aachen Nord Die Stadtteilkonferenz mit ihren Mitgliedern und Sprechern aus dem Viertel sowie der Unterarbeitskreis „Kinder und Familie“ sind wichtige Netzwerk- und Kooperationspartner, mit denen das Netzwerk in regelmäßigem Austausch steht. Auch mit den regionalen Vereinigungen der Stadtteilkonferenz wie dem „AK Liebigstraße“ oder der „IG Aachener Portal e.V.“, in der Unternehmen aus dem Viertel organisiert sind, besteht ein Kontakt. Die Kommunikation und Zusammenarbeit mit dem Stadtteilbüro von gemeinsamen Planungen über gegenseitiges Bewerben von Veranstaltungen funktioniert ebenfalls sehr gut. AG § 78 „Förderung der Erziehung in der Familie“ Die KiM-Netzwerkkoordinatorinnen sind Mitglied in der Arbeitsgemeinschaft zur „Förderung der Erziehung in der Familie“ nach § 78 KJHG und bringen dort das Thema Kinderarmut mit ein. Gleichzeitig arbeitet die AG zu Themen wie Alleinerziehende, Frühe Hilfen, Angebotsstrukturen in den Bereichen usw. 51 KiM – Kinder im Mittelpunkt Zwischenbericht 2013 2.7. Öffentlichkeitsarbeit des KIM-Netzwerkes Transparenz ist ein basaler Bestandteil einer gelingenden Netzwerkarbeit. Transparenz wird zu einem großen Teil über die Öffentlichkeitsarbeit hergestellt. Ziel der Öffentlichkeitsarbeit ist es, den Akteuren in Aachen, aber auch interessierten Fachkräften aus anderen Städten die Möglichkeit zu geben, sich über das Netzwerk und seine Aktivitäten zu informieren und einen Überblick über die bestehenden Strukturen zu bekommen. Besonders vor dem Hintergrund, dass mit dem Netzwerk KiM Aachen als erste Großstadt in NRW die ersten Bausteine einer Präventionsketten erarbeitet hat, können die bisherigen Ergebnisse gut dargestellt werden. Die Qualität der Netzwerkarbeit wird durch die Anfragen, Vorträge über KiM zu halten, extern validiert. „Spannend, was da in Aachen läuft“ oder die Einschätzung vom ISS, Gerda Holz, dass die systematische Vorgehensweise in Aachen vorbildlich für andere Kommunen ist, das sind die Rückmeldungen, die Aachen häufig erhält. Wohl auch deshalb sind die Netzwerkkoordinatorinnen mehrfach von anderen Institutionen angefragt worden: Aachen, KatHO: Vortrag im Masterstudiengang „Bildung und Integration“ über das KiM-Netzwerk Hannover, Expertenworkshop zur Erarbeitung von Handlungsleitlinien für Präventionsarbeit gegen Kinderarmut bei der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung und den Kommunalen Spitzenverbänden der Bundesebene: „Gesund aufwachsen für alle“ am 21.2. bis zum 22.2.13 Berlin, Workshop beim Bundeskongress „Frühe Chancen“ der Dt. Kinder- und Jugendstiftung am 28.2. bis 1.3.13 Hagen, Expertin bei der Antragswerkstatt zur Projektentwicklung gegen Kinderarmut von „Children for a better world“ am 27.6. bis 28.6.13 Köln, Workshop bei der LVR-Fachkonferenz „Kinderarmut geht uns alle an!“ am 16.13 Berlin, Anfrage für einen Vortrag des Berliner Beirates für Familienfragen (der Beirat ist vom Berliner Senat berufen und berät den Berliner Senat in Familienfragen) Berlin, Deutscher Kinder- und Jugendhilfetag 2014; „Von alleine wächst sich nichts aus – Was wir aus der AWO-ISS Armutsstudie zur kommunalen Präventionsstrategie nutzen können.“; Fachforum in Kooperation mit dem Landesjugendamt Rheinland und dem ISS Frankfurt am 05.06.2014. 52 KiM – Kinder im Mittelpunkt Zwischenbericht 2013 Folgende weitere Aspekte sind unter dem Aspekt der Öffentlichkeitsarbeit umgesetzt worden: Erarbeitung und Pflege des Internetauftritts über die Homepage der Stadt Aachen Erstellung eines regelmäßigen Infobriefes mit dem Titel „Wussten Sie schon…?!“ an die Netzwerkmitglieder unter dem Aspekt des Wissensmanagements Präsentation des Netzwerkes z.B. beim Tag der Integration in Aachen Geplant sind als nächste Schritte u.a. Ein Sponsorentreffen Pressekonferenz Setzung des Themas durch Einbindung von Aachener Medien u.a. durch Interviews, Berichtsreihen, Reportagen usw. Eine Darstellung der Präventionskette in der Fußgängerzone der Innenstadt 3. Arbeitsmethoden und Bewertung der bisherigen Arbeit Die vielen inhaltlichen Arbeitsergebnisse sind das Resultat einer transparenten und zielorientierten Arbeitsweise, die es nun darstellen gilt. 3.1. Unser Rezept In einem relativ kurzen Zeitraum mit einer Vielzahl von Arbeitsgruppen zu effektiven Ergebnissen zu gelangen, ist nur mit einer klaren, gründlichen und zielorientierten Arbeitsmethode möglich. Jede Gruppensitzung wurde inhaltlich und methodisch vorbereitet. Eine Sitzung neutral zu moderieren reicht nicht, die Netzwerkkoordinatorinnen mussten sich vorher mit dem Thema intensiv auseinandersetzen. Nur so war eine auf Ziele fokussierte, inhaltliche Diskussion möglich. Zusammenhänge oder Verbindungslinien, Daten darzustellen, Beispiele aus anderen Kommunen oder wissenschaftliche Ergebnisse bereicherten die Diskussionen. Sehr hilfereich war eine sogenannte „fortgeschriebene“ Präsentation zu Anfang einer jeden Sitzung. Die zusammenfassende Darstellung der vorangehenden Ergebnisse und formulierten Ziele, brachte 53 KiM – Kinder im Mittelpunkt Zwischenbericht 2013 54 alle Beteiligten auf den gleichen Stand, unnötige Diskussionen aufgrund von Missverständnissen, konnten so auf ein Mindestmaß reduziert werden, die Arbeitsgruppe kam schnell zum Kernpunkt. „Macht mehr Fehler und macht sie schneller, denn woraus sonst wollt ihr lernen?“ (Peters/Watermann 1982). Eine solche Arbeitsweise ist „frisch“ und macht Spaß. Die engen Zeitfenster der Akteure werden nicht überstrapaziert, nach einer solchen Sitzung entsteht das Gefühlt, dass die Sitzung sich „gelohnt“ hat. Das ist ein verantwortlicher Umgang mit den Ressourcen der Akteure. Aber nicht nur das. Das Arbeiten an gemeinsamen Zielen führte zu einem Wir-Gefühl und es reiften die Erkenntnisse: nur in Kooperation erreichen wir die Ziele und eine neue Qualität, die alleine nicht zu erlangen ist. Aber nicht alles war rosarot. Zwei Sitzungen sind nicht nach diesem Muster verlaufen, es gab Missverständnisse und Unsicherheiten. Dann galt es die Fehler gründlich zu analysieren und vor der Arbeitsgruppe transparent zu machen. Zum Leitspruch wurde: „Macht mehr Fehler und macht sie schneller, denn woraus sonst wollt ihr lernen?“ (Peters/Watermann 1982). Interessanterweise wurde nach einer solchen Klärung der Arbeitsprozess erst so richtig in Gang gebracht, weil über die Hintergründe - kommunikationstheoretisch ausgedrückt - die Beziehungsaspekte gesprochen wurde. Nur wenn Fehler angeguckt werden, können sie wirklich eine Gelegenheit zum Lernen sein. Doch dies ist in der Praxis nicht leicht zu erkennen und umzusetzen. Deshalb muss in einem Netzwerk eine Kultur geschaffen werden, in der Fehler offen analysiert werden können.28 Akteure sind zur Mitarbeit nur zu motivieren, wenn sich kurzfristig ein direkter Nutzen einstellt und sichtbar wird. Durch die KiM-Netzwerkarbeit haben zunächst die Familien einen unmittelbaren Nutzen: mehr Sprachförderung, mehr Bewegung, mehr Lernförderung, bessere Kenntnisse des Stadtteils. Die Veränderungen müssen bei den Familien und Kindern ankommen, das ist der Maßstab aller Dinge und der größte „Motivator“ für die Akteure sich langfristig in einem Netzwerk zu engagieren. Gleichzeitig haben auch die Akteure einen Nutzen für ihre praktische Arbeit: mehr Wissen über Angebote und Projekte, Kontakt zu Kooperationspartnern, mehr Zugang zu weiteren Ressourcen usw. 28 vgl. Heute.de, 2013 KiM – Kinder im Mittelpunkt Zwischenbericht 2013 3.2. Stimmen aus dem Netzwerk Die Netzwerkkoordinatoren fragten in einigen Arbeitsgruppen nach dem Nutzen der Netzwerkarbeit für die Akteure und deren Klientel. Haben Sie für Ihre Arbeit einen Nutzen vom KiM-Netzwerk? „Übermäßige Bürokratien bei Anmeldungen von einem Betreuungsplatz für Kinder unter 3 von Eltern eines Elternintegrationskurses wurde in Zusammenarbeit mit dem Netzwerk KiM reduziert.“ (Petra Lister, Kolping Bildungswerk Aachen) „Gewonnene Kenntnisse konnte ich in der Beratung / Fortbildung vermitteln; Listen weitervermitteln mit Adressen“ (Lioba Schlee-Tullius, Gesundheitsamt Städteregion Aachen) „Durch die Netzwerkarbeit, vor allem die gute Koordination, Organisation und Protokollführung ist schon einiges erheblich erleichtert und für mich auf den Weg gebracht. Tolle Kontakte sind hergestellt.“ (Petra Prömpler, FB-Leitung Sport) „Gute Vernetzung, Themenaustausch, wechselseitige Infos, Kontakte zu ‚ angrenzenden‘ Arbeitsbereichen anderer Anbieter.“ (Familienbildungswerk DRK) Welche Wünsche und Anregungen haben Sie für die Netzwerkarbeit? „Weiter so!“ (Heidemarie Ernst, Integrationsbeauftragte) „Ausweitung auf andere Gebiete der Stadt/Städteregion Aachen“ (Lioba Schlee-Tullius, Gesundheitsamt Städteregion Aachen) „Nachhaltigkeit!!!“ (Familienbildungswerk DRK) 55 KiM – Kinder im Mittelpunkt Zwischenbericht 2013 Ausblick – Weiteres Vorgehen zum Aufbau der Präventionskette 4. Der Blick auf das Erreichte und die Bewertung der Aktivitäten verlangt nun den Blick in die Zukunft: Wie kann der Aufbau der Präventionskette weiter vorangehen? Hiermit beschäftigt sich dieses Kapitel des Zwischenberichtes. Im Einzelnen stellt sich die Herausforderung, wie die positiven Ergebnisse in Aachen Nord auf die Gesamtstadt und auf weitere Sozialräume übertragen werden können. Einige Produkte sind direkt übertragbar (vgl. Kapitel 4.1.1.). Andere gesamtstädtische Aktivitäten der Netzwerkkoordinatorinnen und anderer Akteure sind bereits vorhanden bzw. werden bearbeitet. Im Rahmen der Erstellung einer Präventionskette müssen diese Angebote und Programme betrachtet und eingebunden werden (vgl. Kapitel 4.1.2 und 4.1.3). er Aufbau von Präventionsstrukturen in den einzelnen Stadtteilen bedarf jedoch einer Übertragung der bisherigen Erfahrungen. Dazu wird ein Verfahrensvorschlag unterbreitet. Der Aufbau der Präventionskette muss in Rahmenbedingungen eingebettet sein, die die Zielerreichung erst möglich machen. Deshalb ist eine kommunale Gesamtstrategie für die Stadt Aachen erforderlich. Sie wird anschließend näher erläutert. Das Kapitel schließt mit einem Vorschlag für die nächsten Schritte und einer Zusammenfassung ab. 4.1. Die gesamtstädtische Ebene Im Folgenden wird gezeigt, wie einzelne Ergebnisse und Maßnahmen, die in Aachen Nord entwickelt und erprobt wurden, auf weitere Sozialräume und langfristig auch auf die Gesamtstadt übertragen werden können. 4.1.1. Ansatzpunkte zur Übertragung der sozialräumlichen Ergebnisse auf die Gesamtstadt Ergebnis: Arbeitsweise zur Entwicklung von Präventionsnetzwerken Die Arbeitsweise, die oben ausführlich beschrieben ist, hat sich als effektiv und zielführend erwiesen. Innerhalb eines kurzen Zeitraums hat das Netzwerk unter Mithilfe der Koordinatorinnen Ergebnisse produziert. Das Wissen, wie Netzwerke produktiv arbeiten, ist nun vorhanden. Kurz ausgedrückt: „Wir wissen, wie´s geht“ (vgl. Kapitel 3.1.). 56 KiM – Kinder im Mittelpunkt Zwischenbericht 2013 Ergebnis: Vorhandenes zum Ausgangspunkt aller Planungen machen Zum Aufbau der Präventionskette ist die Frage zu stellen, was bereits vorhanden ist in Bezug auf das, was zukünftig gebraucht wird. „Vorhandenes zusammen denken“, lässt neue, bedarfsgerechte Angebote entstehen. Für eine Großstadt ist dies, wegen der Vielzahl der Angebote, eine besondere Herausforderung. In den Diskussionen mit den Fachleuten zeigte sich, dass nicht einmal sie die Angebotspalette überblicken. Das Vorhandene zum Ausgangspunkt der Planungen zu machen, ist der richtige Ansatz die Präventionskette effektiv und ressourcenschonend aufzubauen. Ergebnis: fachlicher Austausch über Angebote organisieren Die Netzwerktreffen, organisiert als Worldcafe, trugen dazu bei, das Wissen über vorhandene Angebote breiter zu streuen und diese zugänglicher für Kinder, die in Armut leben, zu gestalten. Dieser Fokus schärft den Blick der Fachleute. Genau zu schauen, wie die Bedürfnisse dieser Zielgruppe sind, regt an, kritisch über das vorhandene Angebot und deren Anpassungspotenzial nachzudenken. Der Dialog der Fachleute zeigte zudem, dass die zahlreichen Angebote nur unzureichend bekannt sind. „Nun weiß ich endlich, wo es in Aachen einen kostenlosen Dolmetscherpool gibt“, war die Bilanz einer Teilnehmerin. Das Wissen, dass beispielsweise das Gesundheitsamt in Kitas Ärzte zur Beratung zur Verfügung stellt oder dass das Ludwig Forum sonntags nachmittags kostenlos ein Kunstangebot für Kinder vorhält, war nur lückenhaft vorhanden. Handzettel, Internetauftritte, Poster: Alles das ersetzt nicht das persönliche Gespräch der Fachleute. Um die bestehenden Angebote besser zu nutzen, sollten sich die vorhandenen Gremien, wie z.B. die § 78er AGs, gezielt mit dem Wissenstransfer sowie der Angebotsentwicklung beschäftigen. Das gilt sowohl für sozialräumliche, wie auch gesamtstädtische Angebote. Ein Bespiel für die gesamtstädtische Ebene ist eine Veranstaltung der Arbeitsgemeinschaft nach §78 SGB VIII „Förderung der Erziehung in der Familie“ über die kostenlosen Dienstleistungen des öffentlichen Trägers zur Beratung und Unterstützung in Vaterschaftsfragen, Unterhaltsangelegenheiten und Beistandschaften. Nicht wissend verweisen Fachleute Menschen in Trennungssituationen an teuer zu bezahlende Rechtsanwälte, obwohl ein kostenloses, neutrales Beratungsangebot verfügbar ist. Ergebnis: KiM Sport für Kitamütter Das Angebot ist in Kooperation mit dem Stadtsportbund, dem Fachbereich Sport und einigen Kitaleiterinnen entwickelt worden. Anbieter ist der Sportverein „Aachen Euregio Sports“. Nun kann das Angebot auf die Gesamtstadt übertragen werden. Zurzeit findet es in der Kita Mini Max, Passstr. 10, und im städtischen Familienzentrum Wiesental statt. Der Sportverein bietet Sportkurse für Mütter in Kitas an, die im Idealfall mit den Bring- und Abholzeiten der Kinder abgestimmt werden. Die Finanzierung erfolgt entweder über sozialverträglich gestaltete Mitgliedsbeiträge an den Verein oder aus Familienzentrumsmitteln. Auch freie Träger können dieses Angebot vorhalten. 57 KiM – Kinder im Mittelpunkt Zwischenbericht 2013 Bedeutungsvoll ist unter dem Aspekt der Prävention die Mitgliedschaft in einem Sportverein, denn sie ermöglicht die soziale Teilhabe der ganzen Familien. Gleichzeitig entspricht das Angebot dem Ziel, Bewegung nachhaltig zu fördern. Der Sportverein wird aktiv auf weitere Kitas zugehen, um das Angebot stadtweit zu unterbreiten. Ergebnis: gemeinsames Kooperationsangebot verschiedener Träger in einem Stadtteil (Nordsport) Wenn es gelingt, durch ein Bewegungs- und Spielangebot verschiedener Träger in der Sporthalle an der Feldstraße mehr Eltern, Kinder und Jugendliche zu erreichen, hat dieses Kooperationsangebot „Nordsport“ das Potenzial als Modell für andere Sozialräume zu dienen. Ergebnis: KiM – Mint- und Sprachförderung Sowohl das gemeinsame Konzept als auch die Finanzierung ist projektbezogen entwickelt. Die Lu-Scheins-Stiftung hat die Finanzierung für zwei Kitas (Kita Feldstr. und Familienzentrum Passstr. 25), übernommen. Innerhalb der nächsten 3 Jahre übernehmen sie die Kosten in Höhe von insgesamt 12.600 €. Neben den Kosten des Programms beinhaltet es Ausflüge, Materialen und Honorarkräfte, die die Fortbildungszeiten der Erzieherinnen überbrücken. Die KiM – Mintund Sprachförderung hat den Vorteil, dass die Kitas gleichzeitig die Themen naturwissenschaftliche und sprachliche Bildung abdecken. Erweisen sich die Erfahrungen in der Erprobungsphase als positiv, kann es auf die Gesamtstadt übertragen werden. Frühe naturwissenschaftliche Bildung, kombiniert mit der Förderung der Mehrsprachigkeit, passt gut zum Profil der Stadt Aachen mit einer technischen Universität. Ergebnis: Vernetzung der Anbieter von Elternsprachkursen, Sprachförderung in der Kita und die Angebote zur Mehrsprachigkeit Das Thema der mangelnden Vernetzung ist als Problem im Sozialraum Aachen Nord definiert worden. Bemerkenswert ist, dass sich die Träger der verschiedenen Angebote zum Teil nicht kannten, obwohl sie alle in Aachen Nord im Elementarbereich in der Sprachförderung tätig sind. Eine gemeinsame Kooperationsmatrix wurde entwickelt, in der geregelt ist, wie die Träger die Zugänge für weitere Angebote gestalten. Die Kooperationen beziehen sich nicht nur auf Aachen Nord, da die Träger stadtweit tätig sind. Die Matrix kann mit weiteren Akteuren im Bereich Sprache auf die Gesamtstadt ausgeweitet werden. 58 KiM – Kinder im Mittelpunkt Zwischenbericht 2013 Ergebnis: Versorgungslücke der Angebote zur Mehrsprachigkeit Bei der Datenanalyse im Bereich Sprache in Aachen Nord zeigte sich eine stadtweite Versorgungslücke. Nicht nur in Aachen Nord, sondern in der ganzen Stadt werden 40% der nicht muttersprachlich-deutschen Kinder mit unzureichenden Deutschkenntnissen in die Schule geschickt (vgl. Kapitel 2.3.2.). Auf die Gesamtstadt bezogen waren das im Schuljahr 2011/12 ca. 320 Kinder.29 Die RAA hat „Griffbereit“ für die 1-3jährigen und „Rucksack“ für die 3-6jährigen entwickelt, um die Mehrsprachigkeit zu fördern. „Griffbereit“ und „Rucksack“ sind evaluiert, die Wirksamkeit auf die Sprachentwicklung der Kinder ist nachgewiesen. Um das Sprachverhalten der Kinder mit nicht deutscher Erstsprache zu verbessern, ist der Einsatz von „Griffbereit“ und „Rucksack“ zu empfehlen. Will die Stadt Aachen allen Kindern mit Migrationshintergrund, die einen Bedarf haben – das sind ca. 300 Kinder pro Jahrgang - im Vorfeld Sprachförderung anbieten, sind ca. 25 -30 Gruppen „Griffbereit“ / „Rucksack“ pro Jahrgang notwendig. Im Moment gibt es an den Kitas in Aachen sechs Griffbereit- und zwei Rucksackangebote, auf alle fünf Jahrgänge (Griffbereit ist ab dem 1. Lebensjahr) verteilt. Im Vergleich dazu hat die Stadt Gelsenkirchen (256.652 Einwohner in 2012 und 48% der Kinder mit Migrationshintergrund), 66 Gruppen „Griffbereit“ für die 1-3jährigen eingerichtet, das sind pro Jahrgang 22 Gruppen. Dass in der Stadt Aachen trotz des hohen Bedarfs so wenige Angebote zur Mehrsprachigkeit durchgeführt werden, liegt u.a. an der ungesicherten Finanzierung. Die RAA, jetzt das Kommunale Integrationszentrum, hat bislang die Kurse (mit-)finanziert. Das Gesamtbudget, nicht nur für die Angebote der Sprachförderung, beläuft sich auf ca.19.000 €. Eine Gruppe „Griffbereit“ kostet ca. 2000-3000 €, „Rucksack“ ca. 1.500 € pro Jahr. Eine bedarfsorientierte Versorgung ist aus dem Budget nicht möglich. Die Finanzierung aus Mitteln der Familienzentren ist nur zu einem geringen Anteil möglich, denn sie müssen aus diesem Topf noch weitere Handlungsfelder bedienen. In Anbetracht der Haushaltslage der Stadt Aachen, stellt die Finanzierung eine große Herausforderung dar. Aufgrund der positiven Erfahrungen mit der Lu-Scheins-Stiftung wird vorgeschlagen, eine öffentlichkeitswirksame Offensive mit weiteren Sponsoren, Migrantenselbsthilfeorganisationen und der Stadt zu starten. Gemeinsames Ziel ist es, die Deutschkenntnisse der Kinder mit Migrationshintergrund durch das bedarfsgerechte Vorhalten von „Griffbereit“ und „Rucksack“ langfristig zu verbessern. Darüber hinaus werden die Angebote zur Mehrsprachigkeit in das zurzeit entwickelte Sprachförderkonzept für die Kitas der Stadt Aachen mit einfließen. Schon jetzt hat das Kommunale Integrationszentrum und die Kitaabteilung des Fachbereichs Kinder, Jugend und Schule ein gemeinsames, gesamtstädtisches Fortbildungsprogramm für Erzieherinnen zum Thema Mehrsprachigkeit aufgelegt. Eigene Berechnungen auf Grundlage der Ergebnisse der Schuleingangsuntersuchung 2011/12 des Gesundheitsamtes der StädteRegion Aachen. 29 59 KiM – Kinder im Mittelpunkt Zwischenbericht 2013 Ergebnis: KiM – „Gemeinsam Fit For Family“ Alle Eltern wissen recht gut was sie brauchen, um ihre Kinder zu erziehen. Gemeinsam mit Familienbildnern, Kitas, Logopäden, dem Gesundheitsamt, der VHS, dem Kommunalen Integrationszentrum der Stadt Aachen macht sich die Arbeitsgruppe „Gemeinsam – Fit for Family“ auf den Weg, neue Ansätze der Familienbildung auszuprobieren. Eltern sollen als Experten auf Augenhöhe angesprochen werden. Erst Familien zu fragen und aktiv mit einzubeziehen und dann ein Konzept zur Elternbildung entwerfen: Das ist nach Einschätzung der Fachleute in der AG „Fit for Familiy“ der richtige Weg. Erste Erfahrungen sollen in Aachen Nord gesammelt werden. Ziel ist es, modellhaft Eltern- und Familienbildungskonzepte für die Stadt Aachen zu entwickeln, die alle Eltern ansprechen. Ein Transfer auf die Gesamtstadt ist voraussichtlich gut möglich. 4.1.2. Gesamtstädtische Präventionsaktivitäten der Netzwerkkoordinatorinnen Die Netzwerkkoordinatorinnen haben auch Themenfelder aufgegriffen, die von gesamtstädtischer Bedeutung sind und die auch Zukunft weiter bearbeitet werden müssen. Diese werden im Folgenden dargestellt. Lernförderung Die gesamtstädtische Umsetzung des Bildungs- und Teilhabepakets im Schwerpunkt Lernförderung ist, wie in Kapitel 2.4.2. ausgeführt, erfolgreich für die weiterführenden Schulen in Angriff genommen worden. Die VHS ist Anbieter der Lernförderung und vertreibt das stadtweite Angebot in Kooperation mit der RWTH und dem Lehrerbildungszentrum eigenständig. Die VHS hat Personalkapazitäten zur Abwicklung der Lernförderung bereitgestellt. Die Übertragung des Konzeptes auf die Grundschulen, ist zurzeit in einer temporären Arbeitsgruppe (Schulrätin, Schulsozialarbeit, VHS, RWTH, Lehrbildungszentrum, Bildungsbüro der Städteregion), in Bearbeitung. Das Konzept soll an drei Aachener Brennpunktgrundschulen im ersten Schritt modellhaft umgesetzt werden. Entwicklung des ersten Bausteins (Frühe Hilfen) der Präventionskette Die Frühe Hilfen beziehen sich auf zwei Bereiche. Zum Einen auf die Gewährleistung einer sozialen Infrastruktur zur Förderung von Kindern und Jugendlichen und zum Anderen zur Beratung und Unterstützung für Eltern und der Gewährleistung des Schutzauftrages bei Kindeswohlgefährdung. Dieses beinhaltet die Beratung des Jugendamtes von Kindern, 60 KiM – Kinder im Mittelpunkt Zwischenbericht 2013 Jugendliche, Eltern, Fachkräften und Trägern (§8a, den Schutzauftrag bei Kindeswohlgefährdungen (§ 8a) und den Tätigkeitsausschluss einschlägig vorbestrafter Personen / erweiterte Führungszeugnisse (§ 72a). Auf der Ebene der sozialen Infrastruktur besteht in Aachen ein umfangreiches Angebot für 0-3-jährige Kinder und deren Eltern. Angebote sind beispielsweise „Guter Start ins Leben“, „PiA – Besuchdienst für Eltern von Neugeborenen“, „Welcome“, die Angebote der Familienbildner, Erziehungsberatungsstellen, Rat und Hilfe, Kinderärzte und Krankenhäuser, um nur einige zu erwähnen. Eine besondere Stellung nehmen die Frühen Hilfen des Kinderschutzbundes ein. Durch die Kooperation mit Ärzten, Hebammen und Krankenhäusern erhalten alle Eltern von Neugeborenen in Aachen in der ersten Lebenswoche ihres Kindes ein Gespräch mit einer Fachkraft. Die Koordinationsstelle des Kinderschutzbundes klärt mit hilfsbedürftigen Familien (u-1jährigen Kind), welches Angebot aus dem Netzwerk Frühe Hilfe passend ist und begleitet den Übergang. Auf der Ebene des Schutzauftrages bei Kindeswohlgefährdung hat der KJA am 17.9.13 die Verwaltung beauftragt, Vereinbarungen zum § 8a und 72a SGB VIII mit den freien Trägern der Jugendhilfe abzuschließen. Das Instrument zur praktischen Umsetzung der beiden Bereiche der Frühen Hilfen ist eine multiprofessionelle Kooperation, die im Netzwerk „Frühe Hilfen“ durch verbindliche Vernetzungen eine bedarfsgerechte Versorgung sicherstellt. Aachen verfügt über unterschiedliche Netzwerke im Bereich der Frühen Hilfen: das oben erwähnte Netzwerk „Frühe Hilfen“ beim Kinderschutzbund für die 0-1-jährigen und deren Eltern, die Steuerungsgruppe „Frühe Hilfen/Im Blick“ der städteregionalen Jugendämter und die AG gemäß §78 SGB VIII, „Förderung der Erziehung in der Familie“. Für den ersten Baustein der Präventionskette (Frühe Hilfen) gelten rechtliche Vorgaben zur Gestaltung des Kinderschutzes in der Kommune. Zu nennen sind das Bundeskinderschutzgesetz (BKiSchG), die Verwaltungsvereinbarung „Bundesinitiative Netzwerke Frühe Hilfen und Familienhebammen 2012-2015 und das Gesamtkonzept zur Umsetzung der Verwaltungsvereinbarung in NRW. Bei der Planung Früher Hilfen – a.d. dem ersten Baustein der Präventionskette - auf kommunaler Ebene geht es um einen ressortübergreifenden Ansatz, der kommunal zu verankern ist. Die Koordination der Frühen Hilfen (soziale Versorgungsstruktur) und die Koordination des Kinderschutznetzwerkes (Schutzauftrag) werden als Infrastrukturauftrag verstanden. Wesentliches Element ist ein zentrales, arbeitsfeldübergreifendes Planungsgremium, in Form einer jährlich stattfindenden kommunalen Netzwerkkonferenz von Fachkräften öffentlicher, freier und privater Träger.30 Die Netzwerkkonferenzen haben folgende Aufgaben: 30 vgl. Schone, 2013, S. 29 61 KiM – Kinder im Mittelpunkt Zwischenbericht 2013 „…. Befugnisse bezüglich der Weiterentwicklung der kommunalen Infrastruktur: • Diskussion und Abstimmung fachliche (Qualitätsentwicklungs-) Standards • Entwicklung von gemeinsamen Zielvorstellungen; • Diskussion und Bewertung der von der Jugendhilfeplanung vorgelegten empirischen Bestandsdaten (Bestandsanalyse); • Abgabe von Bedarfseinschätzungen; • Formulierung von Handlungsbedarfen für Politik und Verwaltung; • Entgegennahme von Berichten zum Planungsstand und von Umsetzungsergebnissen; • Ggf. Initiierung von speziellen Arbeitsgruppen zu spezifischen Themenbereichen (thematische Planungsgruppen).“31 31 Die zentrale, arbeitsfeldübergreifende Netzwerkkonferenz mit den Akteuren, die in § 3 Bundeskinderschutzgesetz benannt sind, bildet eine gemeinsame Klammer, die die Aktivitäten im ersten Baustein der Präventionskette unter Federführung des öffentlichen Trägers bündelt und planerisch weiterentwickelt. Die konkrete Ausgestaltung der Netzwerkarbeit, inklusive der Netzwerkkonferenz für den ersten Baustein der Präventionskette, entsprechend der gesetzlichen Vorgaben, befindet sich noch in der Entwicklung. Die Frühen Hilfen sind in das kommunale Gesamtkonzept zu integrieren, damit keine Parallelstrukturen entstehen. Netzwerkkonferenzen für alle weiteren Bausteine der Präventionskette Im ersten Schritt sollen Erfahrungen mit einer gesamtstädtischen Netzwerkkonferenz nach den Vorgaben des Bundeskinderschutzgesetzes im Bereich der Frühen Hilfen (erster Baustein der Präventionskette) gesammelt werden. Stellt sich eine große und stadtweite Konferenz als effektives Instrument heraus, kann diese analog für die weiteren Bausteine der Präventionskette Anwendung finden. Dort könnten die Ergebnisse aus den einzelnen Sozialräumen zusammengetragen werden. 31 Schone, 2013, S.30 62 KiM – Kinder im Mittelpunkt Zwischenbericht 2013 4.1.3. Gesamtstädtische Präventionsaktivitäten anderer Akteure In Aachen gibt es zahlreiche gesamtstädtische Aktivitäten anderer Akteure, die im Zusammenhang mit den Grobzielen einer Präventionskette stehen und damit bei der Erstellung eines kommunalen Gesamtkonzeptes berücksichtigt werden müssen. Einige Beispiele werden hier kurz dargestellt. Gesicherte Tagesbetreuung für Kinder, u3 Ausbau Die gesicherte Kinderbetreuung ist für Aachen ein Dauerthema. Durch die Anstrengungen und Fortschritte im u3 Ausbau ist die Stadt dem Ziel, eine bedarfsgereichte Versorgung sicherzustellen, nähergekommen. Erreicht ist das Ziel jedoch noch nicht, es sind weitere Entwicklungen notwendig. Das gleiche gilt für den bedarfsgerechten Ausbau der OGS. Beide Themenfelder müssen im Kontext einer kommunalen Gesamtstrategie mit in den Blick genommen werden. Zeitpolitik Zeit ist ein knappes Gut für berufstätige Eltern. Familien sind häufig von Zeitkonflikten betroffen, wenn sie familiäre Wünsche und Verpflichtungen mit beruflichen Anforderungen vereinbaren müssen. Zu einer wirkungsvollen Familienpolitik gehört deshalb „Zeitpolitik für Familie“, so das Fazit des 8. Familienberichts der Bundesregierung. Für diese Arbeit gilt es, vor Ort anzusetzen, dort wo der Familienalltag stattfindet. Das Bundesfamilienministerium hat diese Erkenntnisse des 8. Familienberichts zum Anlass genommen, 2012 das Pilotprojekt „Kommunale Familienzeitpolitik“ u.a. in Aachen zu starten. Beauftragte für Chancengleichheit Das Jobcenter hat eine Beauftragte für Chancengleichheit. Sie bearbeitet in der Agentur alle übergeordneten Fragen zum Thema Chancengleichheit von Frauen und Männern und kümmert sich besonders um die Situation von Alleinerziehenden mit dem Ziel, diese in Arbeit zu bringen. 63 KiM – Kinder im Mittelpunkt Zwischenbericht 2013 64 Forum E Ziel von Form E ist es, „… die Dienstleistungsangebote für Alleinerziehende besser zu koordinieren, zu Leistungsketten verknüpfen, zu professionalisieren und weiterzuentwickeln. Dabei (werden) aufgedeckte Angebotslücken (…) mit passgerechten Angeboten geschlossen.“32 Das Projekt Forum E ist zwar ausgelaufen, jedoch durch die Ansiedlung als Fachausschuss beim Frauennetzwerk verstetigt. Dort wird das Internetportal für Alleinerziehende weitergepflegt. Da Alleinerziehende überproportional häufig von Armut betroffen sind, ist diese Zielgruppe in einer Präventionskette von besonderer Bedeutung. EMMi Migrantinnen in Ausbildung und Arbeit zu bringen, ist das Ziel des Projektes der VHS Aachen, EMMi = Erwerbsperspektiven für Mütter mit Migrationshintergrund. Aufträge sind das „Entwickeln von Berufsperspektiven, Begleiten bei Bewerbungsprozessen, Unterstützen bei Integrationsschritten, Unterrichts-Module in den Bereichen EDV, Bewerbung, Kunst und Musik, Stressreduzierung, Sowi, Deutsch, Stimmbildung u.a. Offene Angebote wie Müttercafé, Alleinerziehendentreff, 1x monatlich Internationales Frühstück.“33 Migration ist ein Risikofaktor für Armut – ebenso wie schlechte Berufsausbildungen und Erwerbslosigkeit. Daher sind auch diese Aktivitäten sehr gut innerhalb einer Präventionskette zu verorten. Wohnen Eine aktuelle Studie der Bertelsmann Stiftung hat einen besondern Bedarf der Wohnsituation von einkommensarme Familien in Aachen definiert. Hier heißt es: „In Aachen sind 38 Prozent der Wohnangebote familiengeeignet, ausschließlich bezogen auf die Mietwohnungen sind es 23 Prozent. Für Familien mit durchschnittlichem lokalem Einkommen sind 20 Prozent aller verfügbaren familiengeeigneten Wohnungen finanzierbar. Ausschließlich auf Mietwohnungen bezogen, erhöht sich der finanzierbare Anteil auf 44 Prozent. Für arme Familien sind in Aachen 4 Prozent der verfügbaren familiengeeigneten Wohnungen finanzierbar – nur die Mietwohnungen betrachtet, sind es 8 Prozent.“1 34 Forum E – Ein Netzwerk für die Städteregion Volkshochschule Aachen, Kaymakoglu Euregio Bildungswerk, Picco Bella gGmbH in Zusammenarbeit mit dem Jobcenter Aachen, 2013 34 Heyn/Braun/Grade, 2013, S. 27 32 33 KiM – Kinder im Mittelpunkt Zwischenbericht 2013 Als Reaktion auf die Forschungsergebnisse erarbeitet der Fachbereich Wohnen Handlungsleitlinien mit dem Arbeitstitel: „Wohnungspolitische Instrumente in der Stadt Aachen“. Ziel ist es, die Wohnraumsituation für Familien, speziell für einkommensarme und auch kinderreiche Familie, zu verbessern. Nach der Erläuterung der gesamtstädtischen Aktivitäten der Netzwerkkoordinatorinnen und anderer Akteure wird im nächsten Kapitel dargestellt, wie auf sozialräumlicher Ebene die Präventionskette sukzessiv weiter aufgebaut werden kann. 4.2. Die sozialräumliche Ebene Der wesentliche Schwerpunkt von KiM lag auf sozialräumlichen Aktivitäten in Aachen Nord. Um es vorweg zu nehmen: Das Wissen, wie sozialräumliche Präventionsnetzwerke erfolgreich arbeiten können, liegt nach den Erfahrungen der letzten zwei Jahre vor. Der Plan ist aufgegangen, sodass die Stadt Aachen nun über das Wissen verfügt, wie ein koordiniertes Netzwerk hilft, systematisch „Enden zusammenzubinden“ und Versorgungslücken zu identifizieren, um sie zu füllen. Die Herausforderung ist es nun, diese Arbeitsweise auf weitere Sozialräume zu übertragen. Nun gilt es, konkrete Erfahrungen mit dem Transfer zu sammeln. Die Ausgangslage ist gut, denn fast alle Sozialräume verfügen über unterschiedlich aktive Stadtteilkonferenzen. Sie bilden den Ausgangspunkt der Entwicklung eines Netzwerkes (Stadtteilkonferenz) zu einem sozialräumlichen Präventionsnetzwerk. Anknüpfungspunkte sind die Aktivitäten, Wünsche und Bedarfe der Stadtteilkonferenz. Jede Stadtteilkonferenz wird bereits Präventionsaktivitäten entwickelt haben auf die aufgebaut werden kann. Im Pilotgebiet wurde mit sozialräumlichen Institutionen und stadtweit agierenden Trägern gearbeitet. Die neuen Stadtteilkonferenzen können von den entwickelten Vernetzungen aus Aachen Nord, wie oben bereits beschrieben, profitieren. Beispielsweise ist die Vernetzung des Kommunalen Integrationszentrums mit den Projekten „Rucksack“ und „Griffbereit“ mit den Elternsprachkursen prinzipiell geregelt worden. Für die weitere Vorgehensweise auf der sozialräumlichen Ebene sind zwei Varianten möglich: Variante 1 Variante 2 Die Präventionskette wird vom Säugling zum jungen Erwachsenen im Pilotgebiet fertig gestellt und dann auf weitere Sozialräume übertragen. Jeder Baustein wird zunächst einzeln in Aachen Nord entwickelt, und in der Folge sukzessiv auf weitere Sozialräume ausgedehnt. 65 KiM – Kinder im Mittelpunkt Zwischenbericht 2013 Abwägung Für die Variante 1 spricht, dass Erfahrungen im Aufbau einer vollständigen Präventionskette im Sozialraum gesammelt werden können, die dann exemplarisch für einen Transfer zur Verfügung stünden. Der Aufbau der gesamten Präventionskette über alle Altersphasen hinweg wird jedoch Jahre in Anspruch nehmen. Eine Übertragung auf die Gesamtstadt geschähe somit nicht zeitnahe, sondern erst in einigen Jahren später. Für Variante 2 spricht neben der Zeitperspektive auch die gesamtstädtische Ausrichtung und Arbeit vieler Netzwerkakteure über Aachen Nord hinaus (z.B. der Familienbildungseinrichtungen, des Gesundheitsamtes, des Stadtsportbundes usw.). Zurzeit besteht eine gute Zusammenarbeit aller Akteure im Elementarbereich und eine hohe Motivation, Themen in diesem Bereich intensiv anzugehen. Diese Kooperationen und die „Lust“ am Thema könnten für weitere Stadtteile genutzt werden. Die Synergien und Schnittmengen und die Auswirkung auf die Gesamtstadt werden groß sein. Die Fachverwaltung empfiehlt aus den o.g. Gründen die Variante 2 Vorgehensweise der Variante 2 Haaren / Verlautenheide Gesamtstadt Säugling / Kleinkind Aachen Nord Elementarbereich Übergang à Ernährung, Bewegung, Gesundheit (z.B. Wissen über Angebote verbreiten…) à Elternbildung (z.B. offene Elterncafés in den Kitas, Elternbildungskonzept…) à Sprache für Eltern und Kinder (z.B. Sprachförderung RAA…) … Sek. I Bereich Primarbereich à Soziale und B kulturelle Teilhabe (Sportangebote für Kita-Mütter e s pi el u n Übergang g F el d s tr . Übergang Lernförderung 66 KiM – Kinder im Mittelpunkt Zwischenbericht 2013 4.2.1. Transfer in den Bezirk Haaren / Verlautenheide über die Stadtteilkonferenz Gestartet wird mit Haaren und Verlautenheide, so wie es der Rahmenplan vorsieht. Wie bereits oben beschrieben sind die Ausgangspunkte für den Transfer die Vorstellungen, Wünsche und Bedürfnisse der Stadtteilkonferenz Haaren / Verlautenheide. Sie sind die Experten des Sozialraums. Die Stadtteilkonferenz wird entscheiden, ob und wenn ja, “wie“ sie sich in ein Präventionsnetz weiterentwickelt. Einzubeziehen sind die Sprecher/innen, die als „Kümmerer“ mit Unterstützung der Netzwerkkoordinatorinnen, die sozialräumliche Koordination mit übernehmen könnten. Wie an diesem Punkt die Umsetzung im Einzelnen zu gestalten ist, kann nicht vorausgesagt werden. „Learning by doing“ ist die Devise. 4.2.2. Einbindung weiterer Sozialräume und Stadtteilkonferenzen in Aachen Mit den Erfahrungen aus dem Transfer nach Haaren und Verlautenheide ausgestattet, soll die Einbeziehung weiterer Sozialräume sukzessiv erfolgen. Im Mittelpunkt stehen die Stadtteilteile mit besonderen sozialen Problemen. Zu nennen sind die Stadtteile: Aachen Ost, Preuswald, Driescher Hof / Schönforst und Kronenberg. Verbindliche Aussagen zu der Einbindung weiterer Sozialräume können erst nach den Erfahrungen in Haaren und Verlautenheide gemacht werden. Vorstellbar ist es, einen sozialraumspezifischen Support für die Stadtteilkonferenzen durch die Netzwerkkoordinatorin der Stadt anzubieten. Das könnte beispielsweise die Durchführung einer Bestandserhebung oder Bedarfsermittlung sein, die Moderation einzelner Sitzungen, die Herstellung von Verbindungslinien zu stadtweiten Planungen, die Unterstützung bei Vernetzungsaktivitäten, das Coaching der Sprecher der Stadtteilkonferenz oder die Einbringung der Ergebnisse in die Gremien der Jugendhilfeplanung. 4.3. Zusammenwirken von gesamtstädtischen und sozialräumlichen Präventionsaktivitäten Bei dieser Vorgehensweise wird die Präventionskette sowohl von der Gesamtstadt als auch vom Sozialraum her aufgebaut. Die gesamtstädtischen Aktivitäten wirken sich auf den Sozialraum aus und umgekehrt. 67 KiM – Kinder im Mittelpunkt Zwischenbericht 2013 68 Die Verortung im Sozialraum sichert die Beteiligung der Fachleute vor Ort. Sie wissen, wo im Stadtteil „der Schuh drückt“. Gute sozialräumliche Ideen können auf die Gesamtstadt ausgedehnt werden. Andere Themen müssen gesamtstädtisch bearbeitet werden, wie z.B. die Lernförderung oder die Versorgung mit u3 Plätzen. Diese wirken wiederum in den Sozialraum hinein. Zusammenwirken von gesamtstädtischen und sozialräumlichen Präventionsaktivitäten Mint- und Sprachförderung Lernförderung Sozialräume Stadtteil- z.B. konferenzen z.B. Präventionskette Netzwerkkonferenzen Gesamtstadt 4.4. Weiterentwicklung der integrierten kommunalen Gesamtstrategie Der oben beschriebene Prozess ist nur wirksam und nachhaltig, wenn er in eine kommunale Gesamtstrategie eingebunden ist. Im Rahmenplan sind die Eckpunkte für einen integrierten Gesamtansatz festgelegt. Er zeichnet sich durch ein umfassendes Verständnis von Armutsprävention aus und arbeitet nach einer kindbezogenen Betrachtung von Kinderarmut. Viele Akteure, auch außerhalb der Jugendhilfe, wie beispielsweise aus den Bereichen Gesundheit und Arbeit, werden miteinbezogen. „Er (der integrierte Gesamtansatz) beinhaltet das Arbeiten anhand von Zielen, formuliert Strategien und Maßnahmen, setzt auf Vernetzung aller relevanten Akteure vor Ort und schaut auf Effekte. Vorreiter dieses Ansatzes sind Monheim am Rhein und Dormagen (vgl. Stadt Dormagen 2008; LVR 2009). Zwischenzeitlich liegen bereits Erfahrungen aus Nürnberg vor und andere Städte wie Aachen, Frankfurt am Main, Hannover, Köln, Mainz oder Stuttgart sind auf dem Weg.“ 35 35 Holz, 2010 KiM – Kinder im Mittelpunkt Zwischenbericht 2013 Der Ansatz einer Gesamtstrategie ist richtig, doch bedarf es noch weiterer Aktivitäten, um die eingeschlagene Richtung weiter zu gehen. Die zentrale Frage ist dabei: Was sind die grundsätzlichen Gelingensbedingungen in einer Kommune zum nachhaltigen Aufbau einer Präventionskette? 4.4.1. Leitziel der Stadt Aachen Die Bedeutung der Prävention als kommunale Aufgabe wird gestärkt, wenn es als ein Leitziel für Aachen als Teil von nachhaltiger Stadtentwicklung formuliert wird. Andere Kommunen, wie z.B. Nürnberg, Braunschweig, Hannover oder auch Monheim am Rhein berichten über die positive Erfahrung, Prävention als Leitbild in der Kommune zu verankern. Im Monheimer Leitbild heißt es zum Beispiel: „…möglichst vielen Kindern eine erfolgreiche Entwicklungs- und Bildungskarriere eröffnen und sichern“.36 Vorbeugung und Aufwachsen in Wohlergehen, sollte als gemeinsames – auch kommunalpolitisches - Leitziel artikuliert werden. Eine Möglichkeit wäre, das Thema Prävention als Querschnittsaufgabe z.B. im Leitbild 2030 der Stadt Aachen zu verankern. 4.4.2. Berichterstattung über den Stand der Planung an die Ausschüsse und den Stadtrat Der Stellenwert eines Themas für eine Kommune steigt, wenn sich die Ausschüsse und der Stadtrat damit befassen. Regelmäßige Berichterstattung über den Sachstand in der Entwicklung von Präventionsketten und das Erteilen von Aufträgen durch den Rat der Stadt spornt die Akteure an mitzumachen. Gleichzeitig zeigt es allen Bürger/innen die Wichtigkeit von Prävention und signalisiert, dass das Thema in Aachen „oben auf der Agenda steht“. 4.4.3. Für das Thema sensibilisieren Die Öffentlichkeit ist für das Thema Kinderarmut und die Verstärkung der Prävention zu sensibilisieren. Öffentlichkeitswirksame Aktionen, wie beispielsweise die Darstellung der Präventionskette in der Fußgängerzone, könnten das Themenfeld befördern. 36 Holz, 2010 69 KiM – Kinder im Mittelpunkt Zwischenbericht 2013 70 Auch die Fachöffentlichkeit braucht Wissen über das Aufwachsen in Benachteiligung. Nur wenn Fachleute die Facetten von Kinderarmut nicht nur aus der praktischen Arbeit, sondern auch mit fachlichem Wissen über die lebenslangen Folgen für Gesundheit, Lebenserwartung, Teilhabe usw. kennen, können sie Eltern und Kindern gerecht werden. Der sensible Umgang mit Menschen, die in Armut leben, kann gelernt werden. Fortbildungen helfen, armutssensibel mit betroffenen Eltern und Kinder umzugehen, um Ausgrenzungen und Bloßstellungen durch gedankenlose „Kleinigkeiten“ zu vermeiden, die größere Folgen für die Betroffenen haben können, als die „reine“ materielle Armut. 4.4.4. Einbindung weiterer Akteure z.B. Sponsoren Nach der gesamtstädtischen Auftaktveranstaltung meldeten sich bei den Netzwerkkoordinatorinnen verschiedene Sponsoren und Sponsorinnen. „Endlich ein Netzwerk gegen Kinderarmut! Das sichert nachhaltiges Sponsern“, oder „Ich wusste gar nicht, wo in Aachen meine Unterstützung gebraucht wird“, so die Einschätzung einer Stiftung und eines mittelständischen Unternehmers. Durch diese Erfahrungen reifte der Gedanke, weitere Sponsor/innen systematisch in die entwickelten Produkte der Netzwerkarbeit einzubinden. Im ersten Schritt wurden Gespräche mit der LuScheinsStiftung und der Hans und Nele Bittmann Stiftung durchgeführt, um die Gestaltungsräume für nachhaltiges Sponsoring in Aachen auszuloten. Der Bedarf eines Austausches, auch bei den Sponsoren, scheint groß zu sein. Angedacht ist hier ein stadtweites Sponsorentreffen (vgl. Kapitel 4.1.1 Versorgungslücken). 4.4.5. Aufgaben der Koordinationsstelle und die Verankerung in der Verwaltung Der Rahmenplan sieht vor, dass die koordinierende Lenkung FB 45 und FB 50 übernehmen. Hier heißt es: „Der FB Kinder, Jugend und Schule hat in Abstimmung mit dem FB Soziales und Integration die koordinierende Steuerung für den vorliegenden Rahmenplan inne. Sie bezieht sich auf eine Art „Geschäftsführung“ zur Umsetzung des Rahmenplanes…“1 37 Besonders in der Startphase zur Entwicklung des Rahmenplanes bestand eine sehr enge Kooperation mit FB 50. Die Federführung und das operative Geschäft liegen bei FB 45, da die Netzwerkkoordinatorinnen insgesamt im Umfang von einer ganzen Stelle mit der Aufgabe der Netzwerkkoordination betraut sind. 37 Stadt Aachen, 2011, S. 13 KiM – Kinder im Mittelpunkt Zwischenbericht 2013 Eine Zusammenarbeit mit FB 50 ist durch den Transfer in weitere Sozialräume erforderlich, die Begleitung der Stadtteilkonferenzen ist im Bereich der Sozialplanung in FB 50 verortet. Die Netzwerkkoordination ist die zentrale Stelle im Netzwerk, von der aus die unterschiedlichen komplexen Prozesse aus begleitet, gesteuert und im Blick gehalten und immer wieder mit dem Netzwerkthema in Verbindung gebracht werden. Ziel der Koordinationsstelle ist es, durch die Netzwerkarbeit die „Entwicklung von Neuem aus Vorhandenem in der Kommune“ 38 voranzubringen, für das Thema in der Öffentlichkeit zu sensibilisieren und die logistischen Voraussetzungen für ein handlungsfähiges Netzwerk zu bereiten. Zu den Aufgaben eines Netzwerkkoordinators gehören daher u.a. folgende Bereiche: Entwicklung konzeptioneller Rahmenbedingungen für die Netzwerkarbeit Strukturierte Planung, Durchführung, Moderation und Nachbearbeitung der verschiedenen Arbeitsschritte und –prozesse sowie Organisation von Veranstaltungen wie Netzwerktreffen, Fachtagen usw. Eingabe inhaltlicher Ideen und kreativer Impulse ins Netzwerk, sowie konkrete Ziel- und Maßnahmenplanung mit den Akteuren Transparente und offene Kommunikation sowie Förderung des Dialogs zwischen den Akteuren unterschiedlicher Institutionen, Hierarchieebenen und Berufsgruppen Wissensmanagement innerhalb des Netzwerkes Öffentlichkeitsarbeit und Sensibilisierung für das Thema innerhalb der Kommune Förderung der Identifikation der Akteure mit dem Netzwerk Beharrlichkeit, Motivator, Kümmerer Recherche und Dokumentation Um zwischen den unterschiedlichen öffentlichen und freien Akteuren aus den Bereichen Gesundheit, Soziales, Kinder- und Jugendhilfe, aus Verwaltung und Politik unabhängig und auf Augenhöhe vermitteln und agieren zu können, ist eine Legitimierung des Aufgabenbereiches von allen wichtigen politischen Gremien ebenso notwendig, wie eine klare Verortung der Stelle innerhalb der Verwaltung, die Handlungsspielraum lässt und die vertikale Koordination ermöglicht.39 Dies ist wichtig, da bei der Initiierung eines Netzwerkes zwei unterschiedliche Strukturen aufeinandertreffen: 38 39 Bertelsmann Stiftung, 2008, S. 34 vgl. LVR, 2009, S. 54ff und vgl. Bertelsmann Stiftung, 2008, S. 34ff 71 KiM – Kinder im Mittelpunkt Zwischenbericht 2013 Das operative Geschäft des Jugendamtes ist durch eine klassische, hierarchische Struktur geprägt. Netzwerke sind kollegial organisierte Systeme. Dafür müssen die Handlungsspielräume der Netzwerkkoordination neue strukturelle Freiräume und Kompetenzen geschaffen werden. Einer modernen Jugendverwaltung gelingt es, Netzwerkarbeit strukturell zu verankern. Das erfordert klare Regeln im Zusammenspiel der beiden Systeme. Die Regeln beziehen sich auf Austausch, Abstimmung, Feedback, und Reflexion. Eine gute Durchlässigkeit der beiden Systeme ermöglicht Freiräume für Systemeffizienz und -effektivität.40 Werden die Ausführungen nun auf Aachen bezogen, kann festgestellt werden, dass im FB 45/100 die Abstimmung über die Kommunikation innerhalb des Fachbereiches (wöchentliches Jour Fix, Vorstellung in der Abteilungsleiterrunde, Vorstellung im Fachbereichsdialog) die Netzwerkarbeit strukturell verankert ist und die notwendigen Freiräume zur Gestaltung vorhanden sind durch den Querschnittsauftrag der Jugendhilfeplanung, relevante Akteure außerhalb der Jugendhilfe aktiviert werden die beiden Netzwerkkoordinatorinnen erfolgreich nach den o.g. Punkten in ihren Rollen gearbeitet haben. Diese entsprechen auch weitgehend dem im Rahmenplan beschrieben Aufgabenprofil der Auch bei Veränderungen der Verwaltungsstrukturen muss die Verortung und das Aufgabenprofil der Netzwerkkoordinatoren in der Verwaltung ein nachhaltiges Wirken ermöglichen. Das macht eine Anbindung in der Jugendhilfeplanung, alternativ bei zwei bis drei Fachbereichen, in der Kommune erforderlich.41 Sinnvoll ist auch die Verankerung der Netzwerkkoordinatoren als Stabsstelle im Dezernat. 4.4.6. Personal- und Sachkosten, Zeitperspektive Der Auf- und Ausbau sowie die Pflege der Präventionskette erfordert eine professionelle Koordination, die für die Netzwerktätigkeit definierte Zeit- und Sachressourcen zur Verfügung hat. Erfolgreiche Netzwerkarbeit ist nicht „nebenbei“ zu machen. Notwendig ist es, weiterhin die halbe Stelle der Jugendhilfeplanerin und eine halbe Stelle als Netzwerkkoordinatorin dauerhaft zu installieren. Das entspricht dem jetzigen Personaltableau in der Netzwerkkoordination. Ohne diese zusätzliche und noch bis Januar 2015 durch den LVR geförderte halbe Stelle, kann die Quantität nicht gehalten werden. Der Aufbau der Präventionskette wird ansonsten verlangsamt und kleinschrittiger vorangehen. Die Sachkosten können aus den Mitteln der Jugendhilfeplanung gedeckt werden. 40 41 LVR,2012, S.27 ff BZgA, 2013, S. 27 72 KiM – Kinder im Mittelpunkt Zwischenbericht 2013 4.5. Die nächsten Schritte Öffentlichkeitsarbeit um KiM in Aachen bekannter zu machen, das Thema zu setzen. Eine Pressekonferenz gibt den Startschuss, um die Daten und Fakten zur Kinderarmut in Aachen, Aufwachsen in Wohlergehen, Aufbau einer Präventionskette in Zeitungsartikeln, Interviews, Fernsehberichten vertieft ins öffentliche Bewusstsein zu bringen. Dialog mit Sponsoren mit dem Ziel, nachhaltiges Sponsoring zu fördern. Abhängig vom Gesprächsergebnis sind Aktionen zu gemeinsamen Zielen (z.B. jedes Kind in Aachen kann bei der Einschulung gut deutsch sprechen) denkbar. Alternativ kann ein System entwickelt werden, in dem der „Hilfebedarf“ und die „Unterstützungsbereitschaft“ zueinanderfinden. Spenden und Sponsern kann mehr sein als finanzielle Hilfe zu leisten. Möglich sind z.B. Patenschaften als Form bürgerschaftlichen Engagements mit Kitas, Schulen, Spielgruppen, Angeboten der offenen Jugendarbeit usw. Transfer von KiM ren/Verlautenheide bezogen nach Haa- auf den zweiten Baustein der Präventionskette. Zur Vorbereitung Gespräch mit den Sprechern der Stadtteilkonferenz. Weiterentwicklung der Präventionskette in Aachen Nord für den dritten Baustein (Grundschule) der Präventionskette. Transfer der Lernförderung auf den Grundschulbereich, wie oben beschrieben zunächst für drei Modellschulen. 73 KiM – Kinder im Mittelpunkt Zwischenbericht 2013 5. Zusammenfassung Im ersten Teil des Zwischenberichtes wurden die Definitionen, politischen Ziele und Aufträge dargestellt. Das Arbeitskonzept sowie die Methoden wurden erläutert und rückblickend die Arbeitsergebnisse dargestellt. Die sozialräumlichen und gesamtstädtischen Ergebnisse sind erfreulich und lassen den Schluss zu, dass das Arbeitskonzept zum Aufbau einer Präventionskette geeignet ist. „Wir wissen nun, wie´s geht“, kann die Botschaft lauten. Koordinierte Netzwerke sind die Mittel der Wahl, um eine Präventionskette zielgenau aufzubauen. Mit Unterstützung der Koordinatoren arbeiten die Netzwerke effektiv und schaffen es, Vorhandenes sinnvoll miteinander zu verbinden, Zugänge zu erleichtern, Lücken zu erkennen und Aktivitäten zu entwickeln, um diese zu schließen. Die vorhandene Vorsorgungsstruktur in Aachen wird effektiver und effizienter genutzt. Ein Verfahrensvorschlag zeigt auf, wie die gewonnenen Erkenntnisse zum weiteren Aufbau der Präventionskette, genutzt werden können. Um den Aufbau der Präventionskette und ein Aufwachsen in Wohlergehen nachhaltig zu sichern, bedarf es Gelingensbedingungen, die in einer integrierten, kommunalen Gesamtstrategie gebündelt werden. 74 KiM – Kinder im Mittelpunkt Zwischenbericht 2013 6. Quellenangaben und Abbildungsverzeichnis Quellenangaben AWO, DGB, GEW, Kinderschutzbund, Der Paritätische (Hrsg.),(2009): Memorandum Kinderarmut. Bekämpfung der Kinderarmut, Politische Forderungen, Präventive Ausrichtung der Kinder- und Jugendhilfe und des Bildungssystems. Essen, Düsseldorf, Wuppertal. Bertelsmann Stiftung (Hrsg.) (2008): Kommunal Netzwerke für Kinder. Ein Handbuch zur Governance frühkindlicher Bildung. Bielefeld. Bundeskinderschutzgesetz 2012. http://www.bagkjs.de/media/raw/BGBl_BKischG_28_12_2011.pdf (Stand: 17.10.2013) In: Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS) (Hrsg.) (2013): Lebenslagen in Deutschland. Der vierte Armuts- und Reichtumsbericht der Bundesregierung. Berlin. 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In: http://biaj.de/images/stories/2012-04-27_sgb2-kinder122011rev.pdf (Stand: 12.02.2013) Abbildung 4, Kinderarmut Aachen Nord: FB 45/100, Stadt Aachen Abbildung 5, Schulfähigkeit: Daten der Schuleingangsuntersuchung 2011/12 des Gesundheitsamtes der Städteregion Abbildung 6, Muttersprache: Daten der Schuleingangsuntersuchung 2011/12 des Gesundheitsamtes der Städteregion Abbildung 7, Bewertung Deutschkenntnisse: Daten der Schuleingangsuntersuchung 2011/12 des Gesundheitsamtes der Städteregion Abbildung 8, Ausländische Kinder Grundschulen: FB 45/100, Stadt Aachen Abbildung 9, Übergangsquoten Grundschulen: Abbildung 10, Qualitätszirkel: FB 45/100, Stadt Aachen Richter-Kornweitz/Altgeld, 2011, S. 31 Abbildung 11, Situationsanalyse: Eigene Darstellung Abbildung 12, Foto Auftakt: Ralf Roeger, Aachener Nachrichten vom 17.05.2012; unter: http://www.aachener-nachrichten.de/lokales/aachen/10000kinder-sind-von-armut-bedroht-1.421572 (Stand: 18.09.2013) Abbildung 13, Angebote Sprach förderung: Eigene Darstellung Abbildung 14, KiM-Mint-Sprachförderung: Eigene Darstellung Abbildung 15, Armutserleben von Kindern: Richter, Antje (2000); Wie erleben und bewältigen Kinder Armut? Abbildung 16, Armutserleben von Kindern: Abbildung 17, Vorgehensweise: Richter, Antje (2000); Wie erleben und bewältigen Kinder Armut? Eigene Darstellung Abbildung 18, Zusammenwirken: Eigene Darstellung Alle weiteren Fotos aus dem Bericht (mit Ausnahme des Titelbildes) wurden von Stefanie Uerlings bei Veranstaltungen, Netzwerktreffen/Terminen/AG-Sitzungen usw. gemacht. 78 KiM – Kinder im Mittelpunkt Zwischenbericht 2013 A nhang - KiM-Lernförderung - KiM-Mint- und Sprachförderung - Antrag der Evangelischen Familienbildungsstätte Martin Luther für das Projekt „Nordsport“ - Akteure im KiM-Netzwerk 79 KiM – Kinder im Mittelpunkt Zwischenbericht 2013 80 KiM – Kinder im Mittelpunkt Zwischenbericht 2013 81 KiM – Kinder im Mittelpunkt Zwischenbericht 2013 82 KiM – Kinder im Mittelpunkt Zwischenbericht 2013 83 KiM – Kinder im Mittelpunkt Zwischenbericht 2013 84 KiM – Kinder im Mittelpunkt Zwischenbericht 2013 85 KiM – Kinder im Mittelpunkt Zwischenbericht 2013 86 KiM – Kinder im Mittelpunkt Zwischenbericht 2013 Institutionen im Netzwerk „ KiM Kinder im Mittelpunkt“ Alkuinrealschule A.T.E.D.C. e.V. (Verein der Togoischer zur Erziehung und kulturellen Entwicklung) Caritas Verband Aachen – Integrationsagentur Caritas Verband Aachen – Kompetenzfeld Familie Deutscher Kinderschutzbund Aachen e.V. – Abenteuerspielplatz „Zum Kirschbäumchen“ Deutscher Kinderschutzbund Aachen e.V. – Frühe Hilfen Deutscher Kinderschutzbund Aachen e.V. – Müttercafé Aachen Nord Deutsches Rotes Kreuz - Familienbildung Deutsches Rotes Kreuz – Familienunterstützender Dienst Evangelische Familienbildungsstätte – Zentrum für Familien/Martin-Luther-Haus EuregioSport Aachen Fachbereich „Kinder, Jugend und Schule“ - Babybesuchsdienst Fachbereich „Kinder, Jugend und Schule“ - Beistandschaften/Vaterschaftsangelegenheiten Fachbereich „Kinder, Jugend und Schule“ - Jugendpflege Fachbereich „Kinder, Jugend und Schule“ - Kita-Abteilung Fachbereich „Kinder, Jugend und Schule“ - Schulsozialarbeit Fachbereich „Kinder, Jugend und Schule“ - Sprachförderkraft Kita Fachbereich „Kinder, Jugend und Schule“ - SRT 1 Fachbereich „Kinder, Jugend und Schule“ - SRT 3 Fachbereich „Soziales und Integration“ - Abteilung Sozialleistungen Fachbereich „Soziales und Integration“ – Kommunales Integrationszentrum Fachbereich „Soziales und Integration“ - Sozialplanung Fachbereich „Sport“ Gesamtschule Brand Gesundheitsamt der Städteregion Aachen - AGIL Gesundheitsamt Städteregion Aachen - Amtsärzte Gesundheitsamt Städteregion Aachen - Sprachheilbeauftragte GHS Eilendorf GHS Drimborn Helene-Weber-Haus – Katholisches Forum für Erwachsenen- und Familienbildung InVia Elternschule Aachen Jobcenter KGS Feldstraße KGS Passstraße Kita, Caritas Lebenswelten gGmbH, Schikita – Familienzentrum Kita, Katholischer Kindergarten St. Martin Kita Kunterbunt, AWO Siegmundstraße – Familienzentrum Kita Minimax Kita Passstraße 123 Montessori Kita Passstraße 25 – Familienzentrum Kita Spielwiese Kita St. Elisabeth – Familienzentrum Kita Wiesental - Familienzentrum Kita, VKM Integrative KiTa Kolpingwerk Aachen Ludwig Forum - Museumspädagogik, Kunstvermittlung LuScheins-Stiftung Pfarrgemeinde Christus unser Bruder - Tabitas 87 KiM – Kinder im Mittelpunkt Zwischenbericht 2013 RWTH Lehrerbildungszentrum Schulrätin -Grundschulen Sozialdienst katholischer Männer (SkM) - Beratungsstelle Soziale Stadt Aachen Nord - Projektleitung Sportverein Grün-Weiß Aachen Städteregion Aachen - Bildungsbüro Städteregion Aachen – Kommunales Integrationszentrum StadtSportBund Aachen Stadtteilbibliothek Aachen Ost Stadtteilbüro Aachen Nord Stadtteilkonferenz Aachen Nord Verband für alleinerziehende Mütter und Väter – VaMV Aachen Volkshochschule Aachen usw. 88