Daten
Kommune
Aachen
Dateiname
110294.pdf
Größe
246 kB
Erstellt
04.02.13, 12:00
Aktualisiert
06.09.18, 21:01
Stichworte
Inhalt der Datei
Der Oberbürgermeister
Vorlage
Federführende Dienststelle:
Soziales und Integration
Beteiligte Dienststelle/n:
Vorlage-Nr:
Status:
AZ:
Datum:
Verfasser:
FB 50/0228/WP16
öffentlich
04.02.2013
Nadelfabrik - Aktueller Sachstandsbericht der VerwaltungBeratungsfolge:
TOP: - 3 -
Datum
Gremium
Kompetenz
20.02.2013
INT
Kenntnisnahme
Beschlussvorschlag:
Der Integrationsrat begrüßt die Zielsetzungen der Nadelfabrik und wird deren Umsetzung
unterstützen.
In Vertretung
( Prof. Dr. Sicking )
Vorlage FB 50/0228/WP16 der Stadt Aachen
Ausdruck vom: 02.09.2013
Seite: 1/2
Erläuterungen:
Die Basiskonzeption sowie die von der Verwaltung vorgeschlagene Nutzerstruktur der Nadelfabrik hat
der Rat bereits in seiner Sitzung am 10.12.2008 zustimmend zur Kenntnis genommen. Damals wurde
die Nadelfabrik dem damaligen Co-Dezernat zugeordnet. Dabei wurde bereits die Notwendigkeit der
Zusammenarbeit mit anderen Dienststellen, insbesondere der Stabstelle Integration beim Fachbereich
Soziales und Integration (FB 50) hervorgehoben.
Die Nadelfabrik war aufgrund der zwischenzeitlich erfolgten Entwicklung der tatsächlichen und
rechtlichen Rahmenbedingungen sowie der bevorstehenden Eröffnung mit ihrer Konzeption und ihrer
Verortung in der Organisationsstruktur der Verwaltung neu zu betrachten. Das vorgesehene
Nutzungskonzept sowie die Mieterstruktur des Hauses ließen zum Ende der Projektphase erkennen,
dass eine intensive thematische Verknüpfung zu den Themenfeldern des FB 50 besteht. Dies betrifft
unter anderem die Themen Integration sowie Stadtteilarbeit, die der FB 50 konzeptionell und operativ
besetzt.
Es gilt zukünftig, die Nadelfabrik als „Nadelöhr“ der Integrationsbelange im Viertel und darüber hinaus
als Leuchtturm für Integration und Identität für die ganze Stadt zu weiter zu entwickeln.
Daher wurde die Nadelfabrik zum 01.01.2013 dem FB 50 zugeordnet. Dies gilt auch für die Bühne im
Kennedypark, die in das Nutzungskonzept integriert wird.
Das Exposè zur Nadelfabrik ist als Anlage 1 beigefügt.
Herr Köth, der Leiter der Nadelfabrik, wird die aktuelle Lage in der Sitzung darstellen.
Anlage 1 - Exposé
Anlage/n:
Anlage 1 - Exposé
Vorlage FB 50/0228/WP16 der Stadt Aachen
Ausdruck vom: 02.09.2013
Seite: 2/2
Exposé zur Nadelfabrik
Reichsweg 19-42
Aachen
(Foto: Peter Hinschläger, Fassade zum Reichsweg im Juni 2009)
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Inhaltsübersicht
1. Einleitung
2. Die Nadelfabrik
3.
Die Themenschwerpunkte
3.1. Schwerpunkt Ausbildung, Qualifizierung und ethnische Ökonomie
3.2. Schwerpunkt ethnische Identität und Integration
3.3. Schwerpunkt Kultur, Bildung und Sport
4. Die Mieterstruktur
4.1. Gemeinnützige Mieter und Nutzer zum Themenschwerpunkt ethnische Identität und Integration
4.1.1. Werkstatt der Kulturen
4.1.2. Eurotürk e.V.
4.1.3. TÜV Nord Bildung
4.1.4. Stadtsportbund
4.1.5. Fitness- und Boxangebot „Boxgym“ des Post Telekom Sportvereins
4.1.6. Begegnungszentrum
4.1.7. Ausstellung „Migrationsgeschichte in Aachen seit 1945“
4.1.8. Kampf gegen Gewalt
4.2. Gewerbliche Mieter
4.3. Städtische Nutzer
4.3.1. Stadtarchiv
4.3.2. Sozialraumteam
4.3.3. Kommunales Integrationszentrum (bisher Stabsstelle Integration)
4.3.4. Quartiersmanagement mit Bürgerbüro
5. Querschnittsaufgaben
5.1. Flankierende Ausstellungen und Maßnahmen
5.2. Bühne im Kennedypark
5.3. Weitere Synergien und Kooperationen
5.4. Hausleitung Nadelfabrik
6. Ausblick
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1. Einleitung
Der Stadtteil Aachen-Ost liegt östlich der Aachener Innenstadt und setzt sich aus den beiden Quartieren Ostviertel und Rothe Erde zusammen. Als traditionelles Arbeiterviertel wird der Stadtteil durch den engen räumlichen
Kontext von Wohnbebauung und gewerblich-industrieller Nutzung geformt. Mit dem wirtschaftlichen Niedergang
und dem damit verbundenen Abbau von Arbeitsplätzen begann der Abwärtstrend des Stadtteils. Aachen-Ost
weist eine deutliche Konzentration von sozial und finanziell benachteiligten Gruppen auf. Dementsprechend sind
der Ausländeranteil mit 31,7 % und die Arbeitslosigkeit aus dem Verhältnis der Arbeitslosen zur arbeitsfähigen
Bevölkerung mit 17% sehr hoch.
In den Jahren 2000 bis 2011 war der Stadtteil Aachen-Ost ein Programmstadtteil des Bund-LänderFörderprogramms „Stadtteile mit besonderem Erneuerungsbedarf – die Soziale Stadt“, in dessen Umsetzung
zahlreiche Projekte initiiert und Strukturen gebildet wurden, bei denen sämtlich auf Nachhaltigkeit gesetzt wurde.
Als Beispiele dafür seien die Stadtteilkonferenz, das Quartiersmanagement, das Bürgerbüro und insbesondere
auch die Nadelfabrik genannt. Sie begünstigen in erheblichem Maße eine positive Fortentwicklung des Stadtteils.
Nun gilt es, an diese Aktivitäten anzuknüpfen und sie weiterzuführen, um zur Verbesserung der Lebens- und
Arbeitssituation sowie zu einer positiveren Wahrnehmung des Stadtteils beizutragen. Besonders in der öffentlichen Darstellung verfügt der Stadtteil Aachen Ost über ein relativ schlechtes Image, das sich aber bei genauerer
Überprüfung nicht belegen lässt. Auch die im Stadtteil tätigen Akteure bestätigen diesen Eindruck nicht.
Die Identifikation mit dem Stadtteil ist aber in Teilen der Einwohnerschaft noch nicht in dem Maße ausgeprägt,
wie es für einen gut funktionierenden Stadtteil wünschenswert wäre. Vor allem in den Bereichen Integration und
Identität gilt es erforderliche Maßnahmen zu ergreifen und umzusetzen. Das Aufzeigen der historischen Hintergründe und Entwicklungen der Aus- und Zuwanderungsgeschichte und ihrer Auswirkungen, führen zu einem
besseren Verständnis für die Situation der Zuwanderinnen und Zuwanderer, als auch der Aachenerinnen und
Aachener. Die Offenheit des Hauses für vielfältigste kulturelle Impulse schafft Transparenz, die durch geeignete,
spezifische Ansprachekonzepte das Ziel einer breiten Teilhabe verfolgt. Dem Abbau von Vorurteilen und Fremdenfeindlichkeit kommt in diesem Zusammenhang eine ganz besondere Bedeutung zu.
Gelingt es, den Stadtteil auch für Bewohnerinnen und Bewohner aus anderen Aachener Quartieren attraktiv zu
machen, führt die daraus resultierende stärkere Durchmischung der Bevölkerung zu stabilisierenden Prozessen
innerhalb des Stadtteils.
Die Nadelfabrik am Reichsweg bietet sowohl für eine räumliche als auch eine inhaltliche Anbindung, Bündelung
und Fortführung der Aktivitäten im Stadtteil Aachen-Ost die besten Voraussetzungen. Vor diesem Hintergrund
werden von den beteiligten Trägern, Einrichtungen und Aktivitäten drei inhaltliche Schwerpunkte zusammengeführt, die sich an den Themenfeldern Integration und Stadtteilarbeit orientieren. Es besteht hier die Möglichkeit,
ein anspruchsvolles Vorhaben zu realisieren, das den Handlungsbedarf im Stadtteil insbesondere durch die kon-
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zeptionellen Schwerpunkte nachhaltig aufgreift. Das Haus ist dadurch Anlaufstelle für Bürgeranliegen, Bildungseinrichtung, Kulturstätte und Ort sozialen Lebens zugleich.
2. Die Nadelfabrik
Bei dem Objekt am Reichsweg handelt es sich um ein vierflügeliges Bauwerk, das sich seit 2008 im Eigentum
der Stadt Aachen befindet. Das teilweise denkmalgeschützte Gebäude mit umfangreichen Räumlichkeiten ist das
ehemalige Verwaltungsgebäude der Firma Rheinnadel GmbH. Es wurde bis Ende 2004 ebenfalls als Produktionsstätte genutzt. Durch den Niedergang der Nadelindustrie und der damit verbundenen Aufgabe oder Verlagerung von Produktionsprozessen musste die Produktion von Nadeln eingestellt und das Gebäude einer anderen
Nutzung zugeführt werden. Durch den Abriss eines Lagergebäudes hat sich die Möglichkeit ergeben, einen direkten Zugang zum Kennedypark zu schaffen, der mit Mitteln aus dem Stadtteilerneuerungsprogramm „Soziale
Stadt NRW“ umgestaltet wurde. Insgesamt weist das Gebäude inkl. eines solitär stehenden Nebengebäudes
(Shedhallen) einen Flächenumfang von ca. 11.500 m² auf.
Durch die bauliche, aber vor allem durch die angebotsorientierte Öffnung des Hauses hin zum Reichsweg entwickelt die Nadelfabrik eine Strahlkraft, die über den Stadtteil Aachen-Ost hinausgeht und dadurch auch Bewohnerinnen und Bewohner aus der Gesamtstadt Aachen anzieht.
Es muss nun dafür gesorgt werden, dass die einzelnen Maßnahmen und Aktivitäten nicht nur baulich, sondern
auch inhaltlich-konzeptionell vereint sind. Dazu bedarf es einer Koordinierung und auf Kontinuität ausgerichteten
inhaltlichen Ausgestaltung auch in die Zukunft hinein, die überdies die Vermarktung der Basiskonzeption gewährleisten kann.
3. Die Themenschwerpunkte
Um die Nadelfabrik in Zukunft als Zentrum mit den Themen Integration und Migration im Viertel und der Stadt zu
positionieren sowie um ihre Aufgabe als Anlaufstelle für Bürgerinnen, Bürger sowie Institutionen wahr nehmen zu
können, ist die Arbeit vor Ort an den bereits erwähnten Schwerpunkten ausgerichtet:
Ausbildung, Qualifizierung und ethnische Ökonomie
Ethnische Identität und Integration
Kultur, Bildung und Sport
Die umfangreichen Räumlichkeiten werden von einer vielseitigen Mieter- und Belegschaft genutzt, die gemeinsam ein umfassendes Angebot für die Bürgerinnen und Bürger des Stadtteils Aachen-Ost und die Gesamtstadt
Aachen darstellen und im einzelnen einen starken Bezug zu den Themenschwerpunkten aufweisen.
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3.1. Schwerpunkt Ausbildung, Qualifizierung und ethnische Ökonomie
Integrationsbemühungen, die sich allein auf soziokulturelle Aspekte des gesellschaftlichen Miteinanders konzentrieren, greifen zu kurz, denn die Teilhabe an der Gesellschaft ist originär mit der Teilhabe an der Arbeitsgesellschaft verknüpft. Soziale Integration muss deshalb insbesondere die Eingliederung mehr oder minder benachteiligter Gruppen in Ausbildung, Beschäftigung und Arbeit im Fokus haben. Grundlegend dafür ist ein ansprechendes Angebot von Sprachkursen zu unterschiedlichen Niveaus. Des Weiteren ist vor allem die fortwährende Arbeit
an der Verbesserung der Ausbildungslage junger Menschen erforderlich. Ein drittes Kerngebiet stellt die Weiterbildung für (Langzeit-)Arbeitslose dar.
3.2. Schwerpunkt ethnische Identität und Integration
Im Programmgebiet Aachen-Ost des Förderprogramms „Soziale Stadt“ wurden zahlreiche Maßnahmen zur sozialen Integration durchgeführt. Diese beinhalteten vor allem die Entwicklung und Bereithaltung von Angeboten
verschiedener Schwerpunkte (Sprach- und Integrationsförderung, Kultur, Sport etc.) für die unterschiedlichen
Bevölkerungsgruppen im Stadtteil. Die umfassenden Erfahrungen der Vergangenheit haben jedoch auch deutlich
gemacht, dass sich eine erfolgreiche Integrationsarbeit nicht nur darauf beschränken darf, die Zuwanderer und
ihre Familien in die aufnehmende Gesellschaft einzubinden, sondern es müssen auch deren ethnisch-kulturelle
Wurzeln in der Aufnahmegesellschaft berücksichtigt und integriert werden.
3.3. Schwerpunkt Kultur, Bildung und Sport
Ein dritter Schwerpunkt des Gesamtkonzeptes stellt der Bereich Kultur, Bildung und Sport dar. Ausgehend von
dem Grundgedanken, dass die (Stadtteilerneuerungs-)Arbeit im Quartier nicht allein von dem Ansatz der Defizitbeseitigung oder -kompensation geprägt sein darf, soll die Akzeptanz der Nadelfabrik bei der Bevölkerung und
den Anwohnerinnen und Anwohnern durch zusätzliche, attraktive Angebote aus den genannten Bereichen gefördert werden. Diese bilden Anreize auch für Bürgerinnen und Bürger aus der Gesamtstadt Aachen, den Stadtteil
zu besuchen, und tragen somit nachhaltig zu einer Reduzierung des Negativimages und der Segregationstendenzen von Aachen-Ost bei. Für die Anwohnerinnen und Anwohner werden auch im Freizeitbereich Anreize
geschaffen, sich zu informieren und zu engagieren. Potentiale sollen erkannt und gefördert werden. Durch die
Nutzung der verschiedenen Angebote wird die Identifikation mit ihrem Quartier gestärkt.
4. Die Mieterstruktur
Zur Belebung der Nadelfabrik ist eine Mieterschaft erforderlich, deren Arbeitsschwerpunkte sich an den bereits
genannten Themenschwerpunkte orientieren. Durch eine enge Vernetzung der einzelnen Parteien und einen
dadurch ermöglichten fortwährenden Austausch untereinander kann gewährleistet werden, dass die Aktivitäten in
der Nadelfabrik die Basiskonzeption unterstützen und weiterentwickeln.
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In ihrer Mieterstruktur wird die Nadelfabrik von drei Säulen getragen. Dabei handelt sich um städtische Nutzer,
gewerbliche Mieter sowie gemeinnützige Mieter und Nutzer zum Themenschwerpunkt Identität und Integration.
Im Folgenden werden vor allem solche Mieter und Nutzer vorgestellt, die den genannten Themenschwerpunkten
direkt zugeordnet werden können und besonders repräsentativ für die inhaltliche Konzeption der Nadelfabrik
sind.
4.1. Gemeinnützige Mieter und Nutzer zum Themenschwerpunkt ethnische Identität und Integration
4.1.1. Werkstatt der Kulturen
Die Werkstatt der Kulturen bietet seit vielen Jahren Bildungs-, Beratungs- und Begegnungsangebote insbesondere für Frauen mit Migrationshintergrund im Ostviertel an und fungiert im Quartier als anerkannter Anlauf- und
Kommunikationsort. Als Gemeinschaftsprojekt der Diakonie Aachen und der Stadtteilerneuerung in Aachen-Ost
ins Leben gerufen, liegt sie in der Trägerschaft der Diakonie Aachen. Seit Ende 2006 ist die Werkstatt zudem
Integrationsagentur mit der Aufgabenstellung, die Integration von Menschen mit Zuwanderungsgeschichte stärker
als bisher voranzutreiben. Ihre Arbeit basiert dabei auf der Erkennung von Integrationschancen und -problemen.
Sie regt Beiträge für eine wirksame Integration vor Ort an, schafft ein Bewusstsein für diese Aufgabe, aktiviert
und führt Potenziale zusammen, begleitet diese interkulturell und moderiert die gemeinsame Integrationsarbeit.
Die Werkstatt der Kulturen führt weiterhin Sprach-, Integrations- und Alphabetisierungskurse für Migrantinnen
und Migranten durch und ist eine der wichtigsten Integrationseinrichtungen im Stadtteil Aachen-Ost. Durch ihre
langjährige Arbeit verfügt sie über gute Kontakte zu anderen Integrationsträgern und über ein vertrauensvolles
Verhältnis zu den Bewohnerinnen und Bewohner im Stadtteil. Seit dem 01.04.2012 betreibt die Werkstatt der
Kulturen eine Begegnungsstätte für das Quartier innerhalb ihrer Räumlichkeiten, die sich für die Begegnung von
jungen und älteren Menschen sowie Migrantinnen und Migranten und Ursprungsbevölkerung einsetzt. Durch die
räumliche Integration der Werkstatt der Kulturen in die Nadelfabrik könnten Unsicherheiten und Hemmnisse der
Bewohnerinnen und Bewohner überwunden, die Akzeptanz des Hauses vorangebracht und Synergien zu weiteren Angeboten geknüpft werden.
4.1.2. Eurotürk e.V.
Die deutsch-türkische Gesellschaft EUROTÜRK verfolgt das Ziel, den gleichberechtigten und respektvollen Umgang sowie die Freundschaft insbesondere zwischen Menschen aus der Türkei, Deutschland und Europa zu
fördern und das gegenseitige Verständnis zu vertiefen. Der Verein organisiert gemeinsame Sport- und Reiseveranstaltungen, bietet Hilfestellung bei der Erlangung von Schulabschlüssen, bei der Berufsausbildung, beim Einstieg ins Berufsleben, bei beruflichen Fortbildungskursen und bei der Vermittlung von Arbeitsstellen. Durch die
Hilfestellung und Beratung bei pädagogischen, schulischen und sozialen Problemen ist der Verein vor allem in
der Arbeit mit türkischen Jugendlichen sehr aktiv.
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Eurotürk besteht bereits seit 2001 als eigenständiger Verein und ist den Anwohnerinnen und Anwohner als Anlaufstelle/Institution bekannt. Durch eine Unterbringung in der Nadelfabrik und der damit verbunden räumlichen
Nähe zu weiteren Angeboten, die die Entwicklung junger Menschen mit Migrationshintergrund fördern, werden
neue Kooperationen begünstigt und die Mitglieder auf weitere Aktivitäten in diesem Bereich aufmerksam gemacht.
4.1.3. TÜV Nord Bildung
Der TÜV Nord Bildung, vormals RAG Bildung, war bereits im Verwaltungsgebäude der Rheinnadel GmbH aktiv
und bleibt der Nadelfabrik als Mieter erhalten. Auf einer Fläche von ca. 600 m² wird derzeit eine bilinguale
Sprachförderung für türkische Migrantinnen und Migranten angeboten. Ziel ist es, durch die Vermittlung einer
niedrigschwelligen, arbeitsmarktrelevanten „Fachsprache“ die Integration der teilnehmenden Personen zu erleichtern und zu verbessern. Des Weiteren werden die Teilnehmerinnen und Teilnehmer mit Arbeitsprozessen vertraut
gemacht und erhalten praktische Arbeitsunterweisungen. Sie werden dabei sowohl in den Berufssparten Holzund Metallhandwerk als auch Hauswirtschaft und Kosmetik praktisch geschult.
4.1.4. Stadtsportbund
Der Stadtsportbund ist der Dachverband und Interessenvertreter für die 210 Sportvereine und -verbände in Aachen und vertritt somit ca. 54.400 Sportlerinnen und Sportler. Die Hauptaufgaben liegen dabei u. a. in der Beratung der Vereine, in der Förderung der Zusammenarbeit von Schulen und Vereinen sowie in der Öffentlichkeitsarbeit. Der Stadtsportbund fungiert als Schnittstelle zwischen Vereinen, Politik und Verwaltung. Sportangebote
können entscheidend zu einer gesellschaftlichen Integration von Menschen mit Migrationshintergrund beitragen,
da sie wichtige pädagogische sowie soziale Funktionen erfüllen. Aufgrund seiner Aufgabenstellung besteht eine
enge Kooperation zwischen Stadtsportbund und Vereinen, so dass verstärkt sportlich-integrative Angebote in den
Stadtteil Aachen-Ost geholt werden können.
4.1.5. Fitness- und Boxangebot „Boxgym“ des Post Telekom Sportvereins
Im Rahmen der Stadtteilerneuerungsarbeit in Aachen-Ost wurde die Erfahrung gewonnen, dass gerade sportliche Angebote einen hohen integrativen Charakter besitzen. Kinder und Jugendliche lernen hier einen konfliktfreien Umgang miteinander, messen ihre Kräfte und Fähigkeiten, ohne bewertet zu werden und lernen schließlich,
Regeln zu akzeptieren. Insbesondere Boxen ist eine Sportart, die nicht nur den Körper, sondern auch den Geist
in einer komplexen Weise herausfordert und trainiert. Durch Beachtung der Kampfregeln verpflichtet sich der
Sportler zu einer fairen Kampfführung und Achtung des Gegners. Hierbei spielt es keine Rolle, welcher Nationalität oder Hautfarbe dieser angehört. So wird dieser Sport zu einer beispielhaften Möglichkeit der Integration, da
nur die sportlichen Belange zählen.
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Insbesondere durch die Kooperation mit dem Projekt Aachener Wirbelsturm gegen Gewalt, eine Initiative Aachener Schüler, getragen als Kooperationsprojekt von InVia Aachen e.V. (Verband für Kath. Mädchen und Frauensozialarbeit) und dem Kommissariat Vorbeugung der Aachener Polizei, welches durch seinen gruppenorientierten
und ganzheitlichen Ansatz Jugendlichen die Möglichkeit bietet, aus der Gewaltspirale auszubrechen und sich an
Schulen, in der Öffentlichkeit sowie im Freundes- und Bekanntenkreis für die selbst gewählten Ziele zu engagieren, werden präventive Wege aus Gewalt, Rassismus und Fremdenfeindlichkeit aufgezeigt und die Akzeptanz
der Nadelfabrik wird dadurch bei der Gruppe der Kinder, Jugendlichen und jungen Erwachsenen gestärkt
4.1.6. Begegnungszentrum
Um die Nadelfabrik mit Leben zu füllen, besteht die Notwendigkeit, geeignete Räumlichkeiten für unterschiedliche
Nutzungen und Nutzergruppen zu integrieren. Aus diesem Grund wurde ein Begegnungszentrum geschaffen,
das sich als Ort vor allem multikultureller Begegnung und des Dialogs im Stadtteil Aachen-Ost etabliert.
Hier finden unterschiedliche Vereine u. a. mit ethnisch-kultureller Ausrichtung, aber auch Sport-, Tanz-, Theateroder Musikgruppen aus dem Viertel, oder dem Stadtgebiet, die Möglichkeit, ihre Vereinsaktivitäten durch zu führen. Das Begegnungszentrum vereint aber auch unterschiedliche Kulturen unter einem Dach und bildet einen Ort
der Begegnung für Deutsche und Migrantinnen und Migranten so, so bietet sich für die Geschäftsstelle des Integrationsrats, der Interessenvertretung der Migrantinnen und Migranten in Aachen, hier Platz. Das Zentrum kann für
Feste, Vorträge und Veranstaltungen genutzt werden. Die bisherigen Erfahrungen zeigen, dass die Nachfrage
bzgl. sportlicher, kultureller und freizeitorientierter Angebote und Festivitäten (und entsprechender Räumlichkeiten) insbesondere bei Migrantinnen und Migranten sehr hoch ist.
Darüber hinaus werden die Räumlichkeiten des Begegnungszentrums an etablierte Bildungs- und Kulturträger
(Volkshochschule, Barockfabrik, Theater u. ä.) für temporäre Veranstaltungen und Kursangebote vermietet. Die
somit entstehende stärkere Akzeptanz und soziale Durchmischung der Bevölkerung, führt wiederum zu einer
weiteren Stabilisierung des Quartiers.
4.1.7. Ausstellung „Migrationsgeschichte in Aachen seit 1945“
46 % der Bewohnerinnen und Bewohner des Stadtteils Aachen- Ost haben keinen deutschen Pass. Die Mehrheit
dieser Bevölkerungsgruppe wird durch die „klassischen“ Gastarbeiter- Nationalitäten der 50er und 70er gestellt:
Türken, Griechen, Spanier und Menschen aus dem ehemaligen Jugoslawien. Seit Beginn der 90er Jahre sind
außerdem Zuzüge aus osteuropäischen Ländern und der ehemaligen GUS-Staaten zu beobachten.
Die Ursprünge, Ursachen und Beweggründe von Zuwanderung seit den 50er Jahren (aber auch schon in früherer
Zeit), die Menschen, die hinter diesen historischen Ereignissen und Entwicklungen stehen – sie alle haben die
Geschichte Aachens und vor allem des Stadtteils Aachen-Ost geprägt. Die individuellen Motive, die hinter jeder
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Zuwanderungsgeschichte stehen, zu begreifen, ist ein wichtiger Beitrag zum Verständnis und zur Integration von
ausländischen Bevölkerungsgruppen und Menschen mit Migrationshintergrund.
Neben der „klassischen“ Integrationsarbeit mit den entsprechenden Angeboten wurde unter dem Stichwort Integration und Identität ein inhaltlicher Fokus auf die historischen Hintergründe und Entwicklungen der Aus- und Zuwanderung, aber auch auf die Auswirkungen für den Stadtteil Aachen-Ost und die Gesamtstadt Aachen gelenkt.
Dieser Ansatz wird in der Ausstellung „Migrationsgeschichte in Aachen seit 1945“, die in der Nadelfabrik verortet
ist, gebündelt.
4.1.8. Kampf gegen Gewalt
Die Aachener Initiative Jugend im „Kampf gegen Gewalt e.V.“ hat das Ziel, sich gemeinsam gegen Gewalt zu
engagieren. Der Weg zu dieser Gewaltlosigkeit führt über den Sport. Jugendliche bilden den Kern der Initiative,
sie tragen ihre Idee – Jugend im „Kampf gegen Gewalt“ – auf der Trainingskleidung. Der Verein wird aus verschiedenen Gesellschaftskreisen unterstützt. Die Mittel werden schwerpunktmäßig in Sportausrüstungen investiert, die die Aachener Sportvereine in Eigenregie pflegen und einsetzen. Damit wird ein Grundsatz Realität: Möglichst alle Jugendlichen sollen die Chance erhalten, ihren Sport zu treiben, denn Sport ist so etwas wie der natürliche Feind von Aggression, Sport fördert die Integration von Jugendlichen verschiedener sozialer und nationaler
Herkunft. Fairplay wird zu einer selbstverständlichen Lebenshaltung.
Die Initiative ist im Laufe der mehrjährigen Entwicklung zu einem Netzwerk zwischen Politik, Wirtschaft, Medizin,
Medien und Einzelhandel geworden, welche ständig das Ziel verfolgt, jungen Menschen aus schwierigen sozialen
Verhältnissen nachhaltige Perspektiven für ihr Leben zu eröffnen.
4.2. Gewerbliche Mieter
Selbstverständlich sind in der Nadelfabrik auch gewerbliche Mieter untergebracht. Diese Mietergruppe setzt ein
wichtiges Zeichen in der Nadelfabrik, da sich diese Unternehmen teilweise bereits seit vielen Jahren erfolgreich
auf dem Markt behaupten und gelungene Wege in die Selbstständigkeit präsentieren. Arbeit vor Ort wird erlebbar
und sichtbar, mögliche Berufsfelder, die in den Fortbildungs- und Qualifizierungsmöglichkeiten z. B. bei der TÜV
Nord Bildung angeboten werden, finden sich hier umgesetzt.
Zu dieser Mietergruppe gehört neben einem Ingenieurbüro, einem Maler- und Lackierbetrieb, einer Firma für
Schweiß- und Löttechnik und dem brasilianischen Honorarkonsulat ebenso Teile des Unternehmen Rhein Nadel
Automation GmbH, das bereits seit 1968 in den Räumlichkeiten der Nadelfabrik ansässig ist. Die Ansiedlung
dieser Mieter in der Nadelfabrik verdeutlicht, dass Aachen-Ost Beschäftigung und Arbeit im und für den Stadtteil
bietet.
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4.3. Städtische Nutzer
4.3.1. Stadtarchiv
Das Stadtarchiv der Stadt Aachen beinhaltet umfassende Archivalien und Ausstellungsstücke aus der geschichtsträchtigen Vergangenheit der Stadt. Durch die Unterbringung in der Nadelfabrik werden zahlreiche positive Effekte erreicht. Eine – aus dem Blickwinkel gesamtstädtischer Interessen – wichtige kulturelle Einrichtung
wird in ein überwiegend negativ belegtes Viertel verlagert und somit ein neues Publikum aus anderen Stadtteilen
außerhalb des Ostviertels anziehen.
Die Wahrnehmung der Nadelfabrik als Institution für die gesamte Stadt wird durch die Ansiedlung und entsprechender Vermarktung des Stadtarchivs nachhaltig gefördert. Aus Sicht der Stadt Aachen ist der Umzug des
Stadtarchivs in das Ostviertel ein wichtiges Signal in Richtung der dortigen Bewohnerschaft. Die Ernsthaftigkeit
der Aufwertungsbemühungen für den Stadtteil wurde nachhaltig gestärkt und zeigt, dass das Ostviertel mit seiner
eigenen Historie als wichtiger Bestandteil der Geschichte Aachens verstanden wird.
Das Stadtarchiv verfolgt über die reine Standortverlagerung hinaus das Ziel, neben seinen originären Aufgaben
auch zusätzliche (neue) Angebote an eine breite Öffentlichkeit heranzutragen. Geplant ist eine stärkere Öffnung
des Archivs durch unterschiedliche Veranstaltungsangebote, etwa thematische (Dauer)-Ausstellungen rund um
die Geschichte Aachens, die sinnhaft mit anderen Angeboten, Projekt- und Trägeraktivitäten in der Nadelfabrik
verknüpft werden können. Dadurch werden zahlreiche, inhaltliche wie organisatorische Synergien (gemeinsame
Raumnutzung etc.) hergestellt und genutzt.
4.3.2. Sozialraumteam
Das Sozialraumteam ist eine Einrichtung des Fachbereiches Kinder, Jugend und Schule der Stadt Aachen. Die
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind Ansprechpartner für Familien, Eltern, Kinder und Jugendliche bei individuellen Problemlagen und allgemeinen Fragen im familiären Zusammenleben. Bei Erziehungsschwierigkeiten, Fragen zur Erziehung, Konfliktsituationen und sonstigen Problemlagen in oder mit der Familie, können Hilfesuchende Hilfe und Unterstützung bei der Suche nach Lösungen erhalten.
Bei Fragen zur Trennung oder Scheidung und Umgangskontakten werden Eltern, Kinder und Jugendliche unterstützt und erhalten Hilfe bei der Entwicklung eines einvernehmlichen Konzepts zur verantwortungsvollen Wahrnehmung der elterlichen Sorge. Damit zusammenhängend wird ein eventuelles familiengerichtliches Verfahren
begleitet und das Familiengericht bei der Entscheidungsfindung unterstützt.
Kinder und Jugendliche haben die Möglichkeit, sich auch selbst an das Team zu wenden. Eine Beratung kann im
Einzelfall ohne Wissen der Eltern erfolgen. Sollte im Rahmen der Überprüfung eine akute Kindeswohlgefährdung
festgestellt werden, können Kinder und Jugendliche in Obhut genommen werden.
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Aufgrund dieser vielschichtigen Tätigkeitsfelder, die innerhalb der Familien in Aachen-Ost eine wichtige Rolle
spielen, ist eine räumliche Verlagerung des Sozialraumteams in die Nadelfabrik erfolgt.
4.3.3. Kommunales Integrationszentrum (bisher Stabsstelle Integration)
Die Aufgabe des Kommunalen Integrationszentrums (KIZ) bzw. der bisherigen Stabsstelle Integration ist die
Umsetzung und Weiterentwicklung des gesamtstädtischen Integrationskonzeptes in allen Handlungsfeldern der
Integration.
Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter führen die Angebote im Elementarbereich, in der Schule und beim Übergang
von Schule in den Beruf in Zusammenarbeit mit den unteren Schulaufsichtsbehörden durch, um die Bildungschancen von Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund zu verbessern. Die auf die Integration und das
Zusammenleben in Vielfalt bezogenen Aktivitäten und Angebote werden an dieser Stelle koordiniert. Ergänzend
werden Angebote zur Qualifizierung der Beschäftigten in Kindertageseinrichtungen, in Schulen und in sonstigen
Bildungseinrichtungen hinsichtlich einer Förderung von Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund auch
in enger Zusammenarbeit mit den zugewanderten Eltern gemacht.
Durch die Ansiedlung dieser Einrichtung vor Ort stehen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter den möglichen Interessenten direkt zur Verfügung und eine Kontaktaufnahme ist ohne größere Umstände möglich. Seitens der
Kommune wird erneut deutlich gemacht, dass eine Stärkung und Aufwertung des Stadtteils in den entsprechenden Bereichen erkannt wurde und als notwendig verstanden wird.
4.3.4. Quartiersmanagement mit Bürgerbüro
Es hat sich gezeigt, dass ein Quartiersmanagement im Stadtteil Ost auf Dauer benötigt wird. Gemeinsam mit den
Netzwerkpartnern erarbeitet das Netzwerkmanagement auf der Basis von gemeinsamen Zielen die notwendigen
Strategien und Maßnahmen. Es gibt Impulse an die Akteure im Quartier zur koordinierten Umsetzung und verfolgt die Zielerreichung. So sollen die im Stadtteil erreichten Verbesserungen erhalten und weiterentwickelt werden.
Das Quartiersmanagement im Stadtteilbüro soll auch als Anlaufstelle für die Bürgerinnen und Bürger dienen.
Dabei soll der Quartiersmanager Wege finden, Face-to-Face die alltäglichen Bedürfnisse und Probleme der
Wohnbevölkerung erkennbar zu machen und unter Einbindung anderer Institutionen Lösungsansätze zu erarbeiten. Aus dieser Tätigkeit sollen dann wieder Impulse für die Arbeit der Stadtteilkonferenz entstehen.
Ein weiterer wichtiger Baustein ist die Organisation von Bürgerbeteiligung und Motivation der Bürgerinnen und
Bürger im Stadtteil. Ziel ist die Erkenntnis bei den Bürgerinnen und Bürger, dass eine aktive Mitwirkung am Geschehen im Stadtteil nicht nur möglich ist, sondern auch Impulse für tatsächliche Veränderungen geben kann.
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5. Querschnittsaufgaben
Um die oben aufgeführten Einzelmodule und -maßnahmen in einer tragfähigen und sinnhaften Einheit zusammenzufassen, die nicht nur baulich, sondern auch inhaltlich-konzeptionell alle geplanten Module „unter einem
Dach“ vereint, bedarf es einer Klammer, die die Kontinuität des Projektes sicherstellt, seine inhaltliche Ausgestaltung auch zukünftig fortschreibt und schließlich die Vermarktung des Gesamtkonzeptes gewährleistet.
Das Konzept ist nicht statisch angelegt, sondern kann etwa durch neue Kooperationen, Einzelveranstaltungen
oder Wechselausstellungen dynamisch ausgebaut und weiterentwickelt werden. Besonders wichtig ist dabei,
dass die bereits bestehenden Kontakte und Partnerschaften gepflegt werden und gleichzeitig die Möglichkeit zu
neuen Kooperation erschlossen wird.
5.1. Flankierende Ausstellung und Maßnahmen
Neben den langfristigen Einrichtungen und Angeboten sollen kontinuierlich weitere öffentlichkeitswirksame Aktivitäten innerhalb des Hauses entwickelt und realisiert werden. Diese können von Theaterproduktionen örtlicher und
überörtlicher Träger, Sportevents im „Boxgym“ (z.B. der Aachen-Cup) bis hin zur Jahreshauptversammlung kultur- und integrationsnaher Vereine und Verbände reichen.
Vorstellbar wäre auch eine Dauerausstellung zum Thema Industriegeschichte und Nadelproduktion in Aachen.
Die ehemalige Eigentümerin des Gebäudes, die Rheinnadel GmbH, blickt auf eine lange Tradition der Nadelfabrikation zurück. Sie hat die Nadelproduktion der gesamten Region mit geprägt und besitzt zahlreiche ausgefallene Exponate aus unterschiedlichen Jahrhunderten, die der Öffentlichkeit im Rahmen einer solchen Ausstellung
präsentiert werden könnten.
5.2. Bühne im Kennedypark
Eine bereits umgesetzte flankierende Maßnahme ist die Bühne im Kennedypark. Sie soll ein weiterer integrativer
Bestandteil der „Marke“ Nadelfabrik werden. Bisher wird die Bühne jedoch nicht in dem erhofften Umfang genutzt. Bürgerinnen und Bürger sowie Institutionen können sie in eigener Regie bespielen, doch in der täglichen
Praxis hat sich gezeigt, dass es nicht auskömmlich ist, die Bühne schlichtweg „bereitzustellen“.
Für eine erfolgreiche Nutzung der Bühne muss sie in die Konzeption der Nadelfabrik eingebunden werden. Hier
ist ein Veranstaltungsmanagement erforderlich, unter dessen Anleitung eine Erstellung professioneller Jahresspielpläne erfolgt und das sowohl die organisatorische Betreuung der Bühne – etwa Terminabstimmungen, Bestuhlung, technische Ausstattung, Genehmigungen – als auch die Bedienung übernimmt. Unter diesen Voraussetzungen kann die Bühne am Kennedypark den Reiz der Nadelfabrik auch über den Stadtteil hinaus zusätzlich
unterstützen.
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5.3. Weitere Synergien und Kooperationen
Synergien und Kooperationen sind zu Einrichtungen und Trägern unterschiedlicher Ausrichtungen möglich. Wie
bereits dargestellt, könnte es sich dabei um die Volkshochschule Aachen bzw. andere Bildungsträger ebenso
handeln, wie um kulturelle Angebote des Stadttheaters Aachens, der Barockfabrik oder der örtlichen Museen.
Außerdem bilden die im Stadtteil ansässigen Institutionen und Einrichtungen wichtige Kooperationspartner. Dies
sind vor allem die weiterführenden Schulen, die Jugend- und Kindereinrichtungen, aber auch die Grundschulen
und Kindertagesstätten, in denen die Kommunikation mit den Eltern größtenteils gelingt. Daneben sind religiöse
Institutionen wie die türkisch-islamische Moschee und das türkische Zentrum schon heute wichtige Ansprechpartner innerhalb der Stadtteilarbeit. Die Nadelfabrik steht auch hier für Offenheit gegenüber allen Partnern im
Quartier und der gesamten Stadt, die sich einbringen möchten.
5.4. Hausleitung Nadelfabrik
Zur Umsetzung eines derart ambitionierten Projektes bedarf es einer Hausleitung, die die Räumlichkeiten mit
Leben füllt und für Kontinuität hinsichtlich der Realisierung des Gesamtkonzeptes und seiner einzelnen Module
sorgt. Für eine erfolgreiche Kontakt- und Kooperationsarbeit sowohl innerhalb des Hauses als auch nach außen
hin ist es notwendig, einen zentralen Ansprechpartner zu haben. Dessen Aufgabenbereiche liegen in der Vermarktung des Hauses, in der inhaltlichen und organisatorischen Koordination der einzelnen Einrichtungen und
Träger, sowie in der gezielten Ansprache weiterer Mieter unter integrativen und Identitätsstiftenden Gesichtspunkten. Die enge Kooperation mit den Akteuren der Integration, der Kultur und der Wirtschaftsförderung ist
vorgesehen. Daneben ist ein Veranstaltungsmanagement (Planung, Organisation und Durchführung von Veranstaltungen, Verhandlungen zu Nutzungsbedingungen, Nutzungsverträge, Motivierung und Aktivierungen der
Bürgerschaft zu eigenen Veranstaltungen) zu gewährleisten.
6. Ausblick
Die Nadelfabrik mit der beschriebenen strategischen Ausrichtung als anerkannte Institution im Stadtteil zu etablieren, ist eine durchaus anspruchsvolle Aufgabe. Die Arbeitsfelder, die besondere Priorität in dem Stadtteil haben – Integration, Identität und Migration –, sind in den Themenschwerpunkten zusammengeführt. Die Bemühungen in diese Richtung verfolgen insbesondere zwei Ziele:
Eine Verbesserung der gesamten Lebens- und Arbeitssituation in Aachen-Ost soll dazu führen, dass sich die
ansässige Bevölkerung mit ihrem Stadtteil identifiziert. Gelingt dies, ist mit einem intensiveren persönlichen sowie
beruflichen Engagement vor Ort zu rechnen. Ein zweiter Schritt ist es, auch Besucherinnen und Besucher aus
der Gesamtstadt Aachen für Aachen-Ost zu interessieren und langfristig eine positivere Wahrnehmung des
Stadtteils zu erreichen. Die somit entstehende stärkere Durchmischung der Bevölkerung kann wiederum zu stabilisierenden Prozessen innerhalb des Stadtteils führen.
Dezernat VI
13
August 2012
Ein Vorteil der Nadelfabrik ist die ansprechende Architektur des Gebäudes, die es erlaubt, viele für den Stadtteil
wichtige Akteure an einem Ort zu bündeln. So besteht die Chance, die einzelnen Maßnahmen und Aktivitäten
sinnvoll auszugestalten, Angebote aufeinander abzustimmen und sich der Problemlage gemeinsam anzunehmen. Besonders wichtig ist es, die unterschiedlichen Bereiche nicht einzeln und losgelöst voneinander zu sehen,
sondern sinnhaft miteinander zu verbinden. Mögliche Synergien sind bereits in den Kurzporträts der Mieter und
Nutzer angedeutet. Durchführbar wären beispielsweise Verknüpfungen bei den Themen Jugend und Ausbildung,
Qualifizierung und Arbeit, Gewaltprävention und Sport, Integration und Teilhabe durch Bildung, Kultur und Arbeit
sowie Geschichte der Aachener Migrantinnen und Migranten und der Stadtgeschichte Aachens. Zur Umsetzung
dieser Entwürfe können neben der Präsentation der Ausstellung („Migrationsgeschichte in Aachen seit 1945“)
ergänzende Veranstaltungsformate wie wechselnde Ausstellungen, Erzählcafés, Themenabende, Film- und Vortragsreihen angeboten werden. Im Fokus stehen dabei:
der Abbau von Vorurteilen und Fremdenfeindlichkeit
die Schaffung von Verständnis für die Situation von Zuwanderinnen und Zuwandern
die Stärkung der Identität der Bewohnerinnen und Bürgern des Viertels mit der eigenen Multinationalität
und dem historischen Wachsen des vorhandenen Sozialgefüges und
die Öffnung des Viertels nach außen über die Quartiersgrenzen hinaus, da die Themen von gesamtgesellschaftlichem Interesse sind.
Unter Berücksichtigung der Bildungsstruktur der Anwohnerinnen und Anwohner müssen die erforderlichen Angebote entsprechend konzipiert sein, um als sinnvoll erachtet und angenommen zu werden. Eigene Ansprachekonzepte müssen entwickelt werden, um die ansässige Bevölkerung mit den neuen Aktivitäten zu erreichen. Ein
Vorschlag, um die Nadelfabrik bekannter zu machen und über die dort angesiedelten Angebote zu informieren,
ist der Einsatz von „Botschaftern“, die das „Konzept Nadelfabrik“ in Schulen und Kinder- und Jugendeinrichtungen vorstellen. Dadurch wird auf die Angebote aufmerksam gemacht und Hilfestellungen und Beratungsmöglichkeiten können angeboten und erste Kontakte geknüpft werden.
Ein anderer Aspekt, der einer weiteren Ausarbeitung bedarf, ist der gezielte Einsatz interkultureller Kompetenzen.
Viele der im Stadtteil Aachen-Ost ansässigen Bewohnerinnen und Bewohner sind Leben und Kommunikation in
einem internationalen Umfeld gewohnt. Diese Vielfalt ist zwar zum Teil mit gewissen Schwierigkeiten verbunden,
bietet aber ebenso viele Chancen.
Die Konzeptionierung muss Bedürfnisorientierung sicherstellen und auf den vorgegebenen Bedingungen aufbauen. Im Stadtteil Aachen-Ost besteht erwiesenermaßen Handlungsbedarf in den angesprochenen Bereichen – das
„Projekt Nadelfabrik“ hat das Potenzial, nachhaltige Erfolge zu erzielen.
Dezernat VI
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August 2012