Daten
Kommune
Aachen
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106468.pdf
Größe
634 kB
Erstellt
05.04.12, 12:00
Aktualisiert
06.09.18, 20:41
Stichworte
Inhalt der Datei
Der Oberbürgermeister
Vorlage
Federführende Dienststelle:
Soziales und Integration
Beteiligte Dienststelle/n:
Vorlage-Nr:
Status:
AZ:
Datum:
Verfasser:
FB 50/0186/WP16
öffentlich
05.04.2012
Bericht zur kommunalen Pflegeplanung der StädteRegion Aachen
– Fortschreibung 2011 Beratungsfolge:
TOP: - 6 -
Datum
Gremium
Kompetenz
26.04.2012
SGA
Kenntnisnahme
Beschlussvorschlag:
Der Ausschuss für Soziales, Integration und Demographie nimmt die Ausführungen der Verwaltung
zur Kenntnis.
In Vertretung
Prof. Dr. Sicking
Vorlage FB 50/0186/WP16 der Stadt Aachen
Ausdruck vom: 21.08.2012
Seite: 1/3
Erläuterungen:
Das Amt für soziale Angelegenheiten der StädteRegion Aachen hat im November 2011 den Entwurf
zum „Bericht zur Kommunalen Pflegeplanung, StädteRegion Aachen, Fortschreibung 2011“ (Anlage
1) vorgelegt.
Mit Schreiben vom 05.01.2012 wurden die Städte und Gemeinden der Städteregion gebeten, dazu
Stellung zu nehmen. Die Stadt Aachen ist diesem Wunsch mit Schreiben vom 25.01.2012
nachgekommen (Anlage 2).
Am 28.02.2012 wurde der Bericht in der Pflegekonferenz der StädteRegion vorgestellt. In der
Darstellung der flankierenden Elemente in den einzelnen Kommunen wurde der vorpflegerische
Bereich bezogen auf die Stadt Aachen nur grob dargestellt. Insbesondere fehlt ein Hinweis auf die
vielfältigen Aktivitäten der Leitstelle „Älter werden in Aachen“. Diese werden deshalb im Folgenden
beschrieben.
1. Seniorentelefon
Das Seniorentelefon informiert und berät ältere Menschen und deren Angehörige über alle Fragen
rund um das „Älter werden In Aachen“. Insbesondere dem vorpflegerischen Bereich kommt hierbei
ein hoher Stellenwert zu. So wurden im Jahr 2011 ca. 1.800 Anfragen im vorpflegerischen
Bereich beantwortet. Davon entfielen ca. 1.200 Anfragen auf den Bereich häuslicher Versorgung,
ca. 300 auf die Bereiche Mobilität, Freizeit und Ehrenamt, sowie 300 auf das Thema Wohnen. Die
Beratung im vorpflegerischen Bereich hat einen hohen präventiven Charakter, da durch eine frühe
und umfassende Beratung, Pflegebedürftigkeit gemildert oder unter Umständen ganz verhindert
werden kann.
2. Wohnungstausch
Im Aufgabengebiet Wohnungstausch / Wohnungssuche erhalten ältere Mitbürger Unterstützung bei
der Suche nach „altengerechten“ bzw. „barrierefreien“ Wohnungen. Die Hilfe beinhaltet sowohl die
Suche nach entsprechendem Wohnraum als auch die Unterstützung bei der Vorbereitung und
Durchführung des Umzugs.
Seit Gründung des Sachgebietes (1997) haben über 2000 Ratsuchende die Beratung in
Anspruch genommen. Aktuell sind etwa 600 ältere Menschen wohnungssuchend gemeldet. Dies
zeigt den steigenden Bedarf an „altengerechtem“ Wohnraum.
Im Jahr 2011 haben 175 Senioren/Seniorinnen erstmals im Sachgebiet vorgesprochen. In 32 Fällen
erfolgte ein Umzug in eine andere Wohnung. Vor allem für Personen, die aufgrund von Mobilitätseinschränkungen auf einen Rollator oder einen Rollstuhl angewiesen sind, übersteigt die
Nachfrage deutlich das Angebot.
3. Integration von älteren Migrantinnen und Migranten in zwei Begegnungszentren
In den beiden Begegnungszentren der Arbeiterwohlfahrt Ortsverein Aachen Nord und Ortsverein
Vorlage FB 50/0186/WP16 der Stadt Aachen
Ausdruck vom: 21.08.2012
Seite: 2/3
Ost, werden türkische Besucherinnen und Besucher durch eine Mitarbeiterin der Leitstelle „Älter
werden in Aachen“ muttersprachlich begleitet. Durch diese Begleitung werden Migrantinnen und
Migranten zur Teilnahme am gesellschaftlichen Leben aktiviert. Hier wird kleinräumig Inklusion
und Integration beispielhaft praktiziert.
4. Öffentlichkeitsarbeit
Die Broschüre „Einrichtungen der Altenarbeit in Aachen“ erfreut sich schon seit vielen Jahren
großer Beliebtheit bei älteren Menschen, ihren Angehörigen und bei Institutionen. Sie gibt einen
Überblick über die vielfältigen Einrichtungen und Dienstleistungen rund um das Thema Alter.
5. Begleitung des Projektes „Brand für Alle“
Für die Leitstelle „Älter werden in Aachen“ stellt die Stabsstelle Sozialplanung den Vertreter der
Kommune beim Modellprojekt „Brand für alle“. „Brand für alle“ ist eines von elf Modellprojekten im
Rahmen der „Qualitätsinitiative gemeinwesenorientierte Seniorenarbeit“ in Nordrhein-Westfalen.
Modellcharakter und Herzstück ist die sogenannte TRIAS, bestehend aus der hauptamtlichen
Projektleitung, einem Vertreter des Ehrenamtes sowie einem Vertreter der Kommune. Die
Teilnehmer der TRIAS werden gemeinsam zu Qualitätsbegleitern für die gemeinwesenorientierte
Seniorenarbeit und Altersbildung geschult. Sie arbeiten gemeinsam auf Augenhöhe im Projekt. Das
Kernziel der Qualifikation ist es die Kooperation und das vernetzte Arbeiten von hautamtlichen
Mitarbeitern und freiwillig Engagierten der offenen Altenarbeit und den zuständigen Mitarbeitern der
Kommune unter Beachtung der jeweiligen Sichtweise zu fördern.
Anlage/n:
Anlage 1: Bericht zur Kommunalen Pflegeplanung, StädteRegion Aachen, Fortschreibung 2011
Anlage 2: Schreiben an die StädteRegion vom 25.01.2012
Vorlage FB 50/0186/WP16 der Stadt Aachen
Ausdruck vom: 21.08.2012
Seite: 3/3
Bericht zur Kommunalen Pflegeplanung
StädteRegion Aachen
Fortschreibung 2011
Impressum:
Bericht zur Kommunalen Pflegeplanung StädteRegion Aachen - Fortschreibung 2011
© StädteRegion Aachen (Hrsg.) Amt für soziale Angelegenheiten
Verfasserin:
A. Rüter (Dipl. Soziologin)
Stabsstelle Kultur, empirische Forschung und Gleichstellung
Aachen, November 2011
Berichterstattung Kommunale Pflegeplanung - Fortschreibung 2011
Liebe Leserinnen und Leser!
Die demografische Entwicklung und damit einhergehend der soziale Wandel stellen die
Kommunen und die Anbieter von sozialen Dienstleistungen vor große Herausforderungen.
Alle Bereiche unserer Gesellschaft müssen sich darauf einstellen, dass der Anteil junger
Menschen geringer und der Anteil älterer Menschen dagegen zunehmen wird. Demografisch
lässt sich dieser Befund durch eine Umkehr der Alterspyramide zum Alterspilz charakterisie-
ren. Alter ist zwar nicht mit Hilfe- oder Pflegebedürftigkeit gleichzusetzen, dennoch steigt
die Wahrscheinlichkeit, pflegebedürftig zu werden, nachweislich mit zunehmendem Lebens-
alter an. Vor diesem Hintergrund erfährt das Thema in allen Bereichen des sozialen, wirtschaftlichen und politischen Lebens einen Bedeutungszuwachs.
Die Ihnen vorliegende kommunale Pflegeplanung für die StädteRegion Aachen zeigt auf,
dass die Zahl der Pflegebedürftigen von derzeit 18.300 auf 22.000 im Jahr 2020 und 26.000
im Jahr 2030 ansteigen wird. Die kommunale Pflegeplanung macht deutlich, dass die StädteRegion Aachen zurzeit gut aufgestellt ist, es aber der Weiterentwicklung bedarf.
Um Handlungsnotwendigkeiten deutlich zu machen und Handlungsmöglichkeiten aufzuzeigen, brauchen wir eine intensivere Beteiligung von Bürgerinnen und Bürgern. Mit dem Demografieforum wurden erste Anstöße gegeben und der Prozess gestartet, den demographi-
schen Wandel als Chance zu sehen und gemeinsam Lösungen zu entwickeln. Auch vor dem
Hintergrund der finanziellen Entwicklung sind die Aktivierung eines breiten bürgerschaftli-
chen Engagements sowie die Schaffung von behindertengerechtem Wohnraum wichtige Bausteine, um die Teilhabe älterer Menschen am gemeinschaftlichen Leben und die Wahrung
ihrer Selbständigkeit zu erhalten. Daher bitte ich Sie, die Seniorenpolitik als dauerhafte
Querschnittsaufgabe in einem dynamischen Prozess positiv mitzugestalten.
Helmut Etschenberg
Städteregionsrat
© StädteRegion Aachen
2
Berichterstattung Kommunale Pflegeplanung - Fortschreibung 2011
Inhaltsverzeichnis
1
Einleitung ..................................................................................................................6
2
"Struktur der Pflegebedürftigkeit" ..............................................................................8
3
2.1
Städteregionale Ebene ......................................................................................... 8
2.2
Kommunale Ebene............................................................................................. 18
"Pflegeinfrastruktur", ................................................................................................21
3.1
Eckdaten der ambulanten Versorgung................................................................ 22
3.2
Eckdaten der stationären Versorgung Ende 2009 ............................................... 26
3.3
Veränderungen in der Ausgestaltung des stationären pflegerischen Angebotes.. 33
4
"Beschäftigungssituation und -entwicklung in der Pflege"..........................................34
5
"Entwicklung der Pflegebedürftigkeit in der StädteRegion Aachen" .............................37
6
5.1
Versorgungsformübergreifende Entwicklung...................................................... 38
5.2
"Potenzielle Inanspruchnahme innerhalb der Versorgungsstruktur" .................... 40
5.3
"Potenzielle Inanspruchnahme häuslicher Versorgungsstrukturen" .................... 41
5.4
"Potenzielle Inanspruchnahme (teil)stationärer Versorgungsstrukturen" ............ 42
"Entwicklung der Pflegebedürftigkeit auf Ebene der Kommunen in der StädteRegion
Aachen" ...................................................................................................................45
7
Ausblick ..................................................................................................................49
7.1
Gestaltungsansätze ........................................................................................... 49
7.2
Finanzielle Auswirkungen .................................................................................. 51
© StädteRegion Aachen
3
Berichterstattung Kommunale Pflegeplanung - Fortschreibung 2011
Abbildungs- und Tabellenverzeichnis
a) Abbildungen
Abbildung 1: Anteil der Pflegebedürftigen an Gesamtbevölkerung in der StädteRegion
Aachen. Vergleich zu regionalem Umfeld, sowie Städten und Kreise in NRW
mit ähnlichen Bevölkerungszahlen. Angaben in % ..........................................8
Abbildung 2: Pflegebedürftige Personen in der StädteRegion Aachen 2009 nach
Versorgungsform ..........................................................................................9
Abbildung 3: Anteil pflegebedürftigen Personen in StädteRegion Aachen 2009 differenziert
nach Leistungsarten. Vergleich zu regionalem Umfeld, sowie Städten und
Kreise in NRW mit ähnlichen Bevölkerungszahlen. Angaben in %.................10
Abbildung 4: Pflegebedürftige nach Altersgruppen und Pflegeform 2009 ...........................12
Abbildung 5: Pflegerische Versorgung nach Geschlecht .....................................................13
Abbildung 6: Entwicklung der Pflegebedürftigkeit auf dem Gebiet der heutigen StädteRegion
Aachen (1999 - 2009).................................................................................16
Abbildung 7: Zahl der Pflegebedürftigen in den Kommunen der StädteRegion Aachen 2009.
...................................................................................................................18
Abbildung 8: Anteil der Pflegebedürftigen an Gesamtbevölkerung in den Kommunen der
StädteRegion Aachen 2009. Angaben in % ...................................................18
Abbildung 9: Anteil pflegebedürftigen Personen in den städteregionalen Kommunen 2009
differenziert nach Leistungsarten. Angaben in %..........................................20
Abbildung 10: Pflegeinfrastruktur in der StädteRegion Aachen, 2009. ................................21
Abbildung 11: Verteilung der 65 ambulanten Pflegedienststandorte (cp ) in der
StädteRegion Aachen auf Städte/Gemeinden – Stand 2010 - .......................24
Abbildung 12: Verteilung der Einrichtungen der Kurzzeit ()- und Tagespflege (¤) sowie
Platzkapazitäten in der StädteRegion Aachen auf Städte/Gemeinden – Stand
2010 -........................................................................................................28
Abbildung 13: Verteilung der 66 vollstationären Einrichtungen und Platzkapazitäten (5.449)
in der StädteRegion Aachen auf Städte/Gemeinden – Stand 2010 - .............30
Abbildung 14: quotientenbasierte Berechnung der Entwicklung der Pflegebedürftigkeit bis
zum Jahr 2015; 2020; 2025; 2030 in der StädteRegion Aachen ...................38
Abbildung 15: Prognostizierte Entwicklung der Pflegebedürftigkeit StädteRegion Aachen differenziert nach Versorgungsformen bis 2015 und 2020. .........................40
© StädteRegion Aachen
4
Berichterstattung Kommunale Pflegeplanung - Fortschreibung 2011
Abbildung 16: Prognostizierte Entwicklung der Pflegebedürftigkeit StädteRegion Aachen differenziert nach Versorgungsformen im häuslichen Bereich bis 2015 und
2020...........................................................................................................41
Abbildung 17: Prognostizierte Entwicklung der vollstationären Pflegearrangements
StädteRegion Aachen bis 2015 und 2020. ...................................................43
Abbildung 18: Entwicklung der Pflegebedürftigkeit auf der Ebene der
städteregionsangehörigen Kommunen 2015 / 2020....................................46
b) Tabellen
Tabelle 1: Anteile der Versorgungsform innerhalb der Pflegestufen 2009...........................11
Tabelle 2: Anteile der Pflegestufen innerhalb der Versorgungsform 2009...........................11
Tabelle 3: Pflegequotient nach Altersgruppen und Geschlecht 20009.................................14
Tabelle 4: Qualifizierte Schätzung der Zahl demenziell erkrankten Personen sowie Zahl der
jährlichen Neuerkrankungen in der StädteRegion Aachen 2009.........................15
Tabelle 5: Verteilung der Leistungsarten 1999 - 2009 auf dem Gebiet der heutigen
StädteRegion Aachen ........................................................................................17
Tabelle 6: Zuwächse bei der Zahl der Pflegebedürftigen sowie innerhalb der
Versorgungsformen auf dem Gebiet der heutigen StädteRegion Aachen............17
Tabelle 7: Versorgungssituation ambulante Dienste auf kommunaler Ebene 2009/2010 ....25
Tabelle 8: Versorgungssituation vollstationäre Plätze auf kommunaler Ebene 2009/2010 ..31
Tabelle 9: Versorgungsdichte vollstationäre Plätze auf kommunaler Ebene 2009/2010 ......32
Tabelle 10: Qualifikationsstruktur Beschäftigter in ambulanten Diensten/stationären
Einrichtungen in der StädteRegion Aachen 2007/ 2009 ....................................36
Tabelle 11: Entwicklung der Pflegebedürftigkeit bis zum Jahr 2015; 2020; 2025; 2030 ......38
Tabelle 12: Berechnung des Tagespflegeplatzangebotes in der StädteRegion Aachen .........42
Tabelle 13: Berechnung des Kurzzeitpflegeplatzangebotes in der StädteRegion Aachen .....42
Tabelle 14: Bedarfsabschätzung bis zum Jahr 2015 / 2020 auf kommunaler Ebene............47
Tabelle 15: Verteilung der Plätze nach Investitionskosten ..................................................48
© StädteRegion Aachen
5
Berichterstattung Kommunale Pflegeplanung - Fortschreibung 2011
1 Einleitung
Mit dem vorliegenden Tabellenband zur Berichterstattung der Kommunalen Pflegeplanung in
der StädteRegion Aachen 2011 wird der Ende 2009 erstmalig für die StädteRegion Aachen
vorgelegte Bericht fortgeschrieben.
Die in diesem Tabellenband enthaltenen Ergebnisse zur Pflegelandschaft basieren im Wesentlichen auf der im zweijährigen Turnus erfolgenden Abfrage des IT.NRW (statistisches
Landesdatenamt) zum Stichtag 15.12.2009 und stellen eine Bestandserfassung vorhandener
Infrastruktur und Merkmale der Pflegebedürftigkeit dar.
Mit Blick auf den gesellschaftlichen Alterungsprozess und der damit verbundenen Zunahme
der Pflegebedürftigkeit wird auf der Basis vorliegender Berechnungen zur (kommunalen)
Bevölkerungsentwicklung bis zum Jahr 2030 zudem der Anstieg in seiner möglichen Größenordnung für die StädteRegion Aachen beziffert. Eine Ausdifferenzierung der Angaben
zur zukünftigen Zahl der Pflegebedürftigen auf der Basis von Pflegequoten (differenziert
nach Geschlecht und Altersgruppenschichtung) erfolgt für die Bedarfsbestimmung nach
Versorgungsformen auf der Basis des Status-Quo bis zum Jahr 2030 sowie auf kommunaler
Ebene bis zum Jahr 2015/2020. Wurden bislang die Ergebnisse der Analyse auf die kommunale Ebene herunter gebrochen, können nun erstmalig aufgrund differenzierter Daten
gebietsbezogene bzw. kommunale Besonderheiten im Status-Quo aufgezeigt werden.
Insgesamt verfolgt der hier vorgelegte Tabellenband zur kommunalen Pflegeplanung
das Ziel, eine Bestandsaufnahme für den Bereich der pflegerischen Versorgung zu leisten
sowie die möglichen Auswirkungen des demografischen Wandels auf den pflegerischen Bereich systematisch für das Gebiet der StädteRegion Aachen aufzuzeigen. Der Bericht möchte
so eine Grundlage für einen Diskussions- und Abstimmungsprozess bieten, innerhalb dessen die StädteRegion Aachen, die ihr angehörigen Städte und Gemeinden, die Akteure des
Pflegemarktes sowie kommunale Gremien die Aufgabenwahrnehmung im Bereich der Pflegeplanung und Sicherstellung einer adäquaten Infrastruktur gemeinsam gestalten.
Inhaltlich ist der Tabellenband untergliedert in die Bereiche:
•
"Struktur der Pflegebedürftigkeit", ausdifferenziert nach Versorgungsform, Pflegestufen
sowie Alter und Geschlecht
•
"Pflegeinfrastruktur", ausdifferenziert nach häuslicher Versorgung durch Angehörige,
professionelle ambulante Versorgung durch Einrichtungen und Dienste sowie stationäre
Versorgungsformen
•
"Beschäftigungssituation und -entwicklung in der Pflege"
•
"Versorgungsformübergreifende Entwicklung"
•
"Potenzielle Inanspruchnahme innerhalb der Versorgungsstruktur", differenziert nach
häuslichen und vollstationären Pflegearrangements".
Die Tabellen und Abbildungen der einzelnen Bereiche sind mit Erläuterungen versehen, die
einerseits wichtige Trends und Zusammenhänge zusammenfassen und andererseits auf
Auffälligkeiten hinweisen.
© StädteRegion Aachen
6
Berichterstattung Kommunale Pflegeplanung - Fortschreibung 2011
Î
Für die über die Pflegethematik hinausgehende Betrachtung relevanter Themenfelder wie "Wohnen im Alter"; "Gesundheit"; "Komplementäre Hilfs- und Unterstützungsangebote im Bereich der
Alltagsgestaltung und -bewältigung" etc. wird an dieser Stelle auf den Teilbericht "60plus - Bedarfe und Potenziale der älteren Generation" des städteregionalen Kompendiums zum demografischen Wandel verwiesen1.
Î
Die im städteregionalen Controllingbericht 20102 detailliert dargelegten bisherigen finanziellen
Auswirkungen der Pflegebedürftigkeit im Rahmen der Leistungen nach dem SGB XII, werden in
diesem Bericht im Kapitel 7.2 durch das Amt für soziale Angelegenheiten (A50) kurz skizziert
und mit Blick auf den prognostizierten Anstieg der Pflegebedürftigkeit bis zum Jahr 2020 um eine Hochrechnung zur möglichen Entwicklung der Sozialausgaben ergänzt.
1
StädteRegion Aachen, Hrsg. (2010): Kompendium: Der demografische Wandel in der StädteRegion Aachen
- Teilbericht 60 plus - Ältere Generation in der StädteRegion Aachen
2
StädteRegion Aachen, Sitzungsvorlagen - Nr.: SOZ 2010/0460. Anlage Controllingbericht SGB XII - SGB II
2005 - 2009
© StädteRegion Aachen
7
Berichterstattung Kommunale Pflegeplanung - Fortschreibung 2011
2
"Struktur der Pflegebedürftigkeit"
ausdifferenziert nach Versorgungsform, Pflegestufen sowie Alter und
Geschlecht
2.1 Städteregionale Ebene
Abbildung 1: Anteil der Pflegebedürftigen an Gesamtbevölkerung in der StädteRegion Aachen. Vergleich zu regionalem Umfeld, sowie Städten und Kreise in NRW mit ähnlichen Bevölkerungszahlen. Angaben in %
3,22
StädteRegion Aachen
3,47
Kreis Düren
3,33
Kreis Euskirchen
3,52
Kreis Heinsberg
RheinSieg Kreis
2,54
Düsseldorf
2,49
Dortmund
Essen
Land NRW
Quelle:
2,66
3,18
2,84
Pflegestatistik IT.NRW 2009 sowie amtliche Bevölkerungszahlen 31.12.2009.
Der Anteil der Pflegebedürftigen an der Gesamtbevölkerung Ende 2009 in der StädteRegion Aachen beträgt 3,22% und ist im unmittelbaren Vergleich mit angrenzenden Kreisen der niedrigste Quotient.
Anhand des Vergleichs mit dem landesweiten Wert sowie dem Anteil Pflegebedürftiger an der Gesamtbevölkerung in Städten/Kreisen in NRW mit ähnlicher Bevölkerungsanzahl ist erkennbar, dass der städteregionale Wert jedoch grundsätzlich als
relativ hoch einzustufen ist.
© StädteRegion Aachen
8
Berichterstattung Kommunale Pflegeplanung - Fortschreibung 2011
Abbildung 2: Pflegebedürftige Personen in der StädteRegion Aachen 2009 nach Versorgungsform
Die versorgungsformspezifische Struktur der Pflegebedürftigkeit weist ein deutliches
Übergewicht häuslich geleisteter Pflege auf (72,5%), darunter ein hoher Anteil von
Pflegebedürftigen, die im Rahmen des Pflegegeldbezuges private Pflegearrangements gestalten. In "nur" jedem fünften Pflegefall wird die häusliche Versorgung
durch Pflegedienste sichergestellt.
Der Anteil professionell geleisteter Pflege durch ambulante Dienste sowie in Form
stationärer Versorgung beläuft sich auf 47,3%.
© StädteRegion Aachen
9
Berichterstattung Kommunale Pflegeplanung - Fortschreibung 2011
Abbildung 3: Anteil pflegebedürftigen Personen in StädteRegion Aachen 2009 differenziert
nach Leistungsarten. Vergleich zu regionalem Umfeld, sowie Städten und Kreise in NRW mit
ähnlichen Bevölkerungszahlen. Angaben in %
Stationäre Leistung
Prof. ambulante Leistung
Pflegegeldleistung
StädteRegion Aachen
27,5
19,8
52,8
Kreis Düren
27,5
18,7
53,8
Kreis Euskirchen
Kreis Heinsberg
27,2
RheinSieg Kreis
27,5
Düsseldorf
Dortmund
Essen
Land NRW
Quelle:
29,4
21,2
49,4
19,2
53,6
21,2
33,4
31,7
51,3
26,2
22,3
36,1
30,2
21,8
23,3
40,5
46,0
42,2
46,5
Pflegestatistik IT.NRW 2009, Eigene Berechnung.
Gleichwohl der Anteil der Pflegegeldbezieher/innen gegenüber 2007 um 0,8% rückläufig ist, wird in jedem 2. Pflegefall in der StädteRegion Aachen die pflegerische
Versorgung im Rahmen privater Arrangements (überwiegend durch Angehörige) sichergestellt. Lediglich im angrenzenden Kreis Heinsberg und Kreis Düren fällt der
Anteil der Pflegegeldbeziehenden Leistungsempfänger/innen noch höher aus.
Trotz einer Zunahme von rund 0,8% gegenüber 2007, bleibt die Inanspruchnahme
ambulanter Dienste in der StädteRegion Aachen aufgrund des hohen Anteils von
Pflegegeldbezieher/innen nach wie vor unterdurchschnittlich.
Mit 27,5% bleibt die "Heimquote" in der StädteRegion gegenüber dem Wert von 2007
auf niedrigem Niveau stabil und unterschreitet deutlich den Landesreferenzwert sowie das Ergebnis der meisten Vergleichskommunen mit ähnlicher Bevölkerungszahl.
© StädteRegion Aachen
10
Berichterstattung Kommunale Pflegeplanung - Fortschreibung 2011
Tabelle 1: Anteile der Versorgungsform innerhalb der Pflegestufen 2009
Pflegegeld
abs.
Pflegestufe 1 (55,1%)
prof. ambulante
Versorgung
%
6.328
abs.
%
stationäre
Versorgung
abs.
%
63,0
1.955
19,5
1.767
17,6
Pflegestufe 2 (33,0%)
2.681
44,5
1.209
20,0
2.140
35,5
Pflegestufe 3 (11,9%)
621
28,6
444
20,4
1.109
51,0
Quelle: Pflegestatistik IT.NRW 2009. Eigene Berechnung.
Mit rund 55% ist die Mehrheit der Pflegebedürftigen der Pflegestufe 1zugeordnet.
Rund ein weiteres Drittel der Pflegebedürftigen entfällt auf Pflegestufe 2, jede/r 8.
Leistungsempfänger/in in der StädteRegion Aachen ist schwerstpflegebedürftig.
Zwischen Versorgungsform und dem Grad der Pflegebedürftigkeit besteht ein enger
Zusammenhang. Grundsätzlich gilt: Je niedriger die Pflegestufe, umso höher der Anteil der im Rahmen private Pflegearrangements versorgter Personen. Je höher die
Pflegestufe, desto häufiger die professionelle Versorgung. Entsprechend leistet in
der StädteRegion Aachen der professionelle Sektor die Pflege bei über der Hälfte der
Pflegebedürftigen in Pflegestufe 2 und in 70% aller Fälle der Pflegestufe 3.
Tabelle 2: Anteile der Pflegestufen innerhalb der Versorgungsform 2009
Pflegegeld
prof. ambulante
(52,8%)
Versorgung
stationäre
Versorgung
(19,8%)
abs.
Pflegestufe 1
%
6.328
Pflegestufe 2
2.681
Pflegestufe 3
621
abs.
(27,5%)
%
abs.
%
65,7
1.955
54,2
1.767
35,2
27,8
1.209
33,5
2.140
42,7
6,4
444
12,3
1.109
22,1
Quelle: Pflegestatistik IT.NRW 2009. Eigene Berechnung.
Innerhalb der häuslichen Versorgungsformen dominieren die Anteile der Personen
mit Pflegestufe 1, sowohl im Rahmen privater Arrangements wie auch bei ambulanten Pflegediensten. Innerhalb der stationären Versorgung sind demgegenüber 2 von
3 Heimbewohner/innen schwer- bzw. schwerstpflegebedürftig.
© StädteRegion Aachen
11
Berichterstattung Kommunale Pflegeplanung - Fortschreibung 2011
Abbildung 4: Pflegebedürftige nach Altersgruppen und Pflegeform 2009
stationär
prof. ambulant
Pflegegeld
31,3
42,8
64,7
57,3
20,8
84,1
23,3
20,7
17,0
47,9
33,9
8,5
18,3
21,9
60-70
70-80
7,4
unter 60
80-90
ü 90
Quelle: Pflegestatistik IT.NRW 2009. Eigene Berechnung.
Die Form des Pflegearrangements steht in deutlichem Zusammenhang mit dem Alter
der pflegebedürftigen Person. Je älter die pflegebedürftige Person ist, desto höher
ist die Wahrscheinlichkeit der stationären Versorgung.
Entsprechend werden in der StädteRegion Aachen "jüngere" Pflegebedürftige weitestgehend in der eigenen Häuslichkeit von Angehörigen gepflegt. Fast jede/r zweite
Pflegebedürftige im Alter von 90 Jahren und älter ist demgegenüber Heimbewohner/in.
© StädteRegion Aachen
12
Berichterstattung Kommunale Pflegeplanung - Fortschreibung 2011
Abbildung 5: Pflegerische Versorgung nach Geschlecht
Versorgungsform
- diff. nach Geschlecht - in %
59,6
49,5
30,8
19,9
Männer
Frauen
Pflegegeld
Männer
19,7
Frauen
prof. ambulante Pflege
20,5
Männer
Frauen
stationäre Pflege
Quelle: Pflegestatistik IT.NRW 2009. Eigene Berechnung.
Neben Grad der Pflegebedürftigkeit und Alter nimmt das Geschlecht als weitere signifikante Größe Einfluss auf die Art der pflegerischen Versorgung.
Frauen werden - über alle Pflegestufen hinweg - häufiger als Männer in stationären
Einrichtungen gepflegt. Ursache hierfür ist u.a. die höhere Lebenserwartung von
Frauen, die häufig mit dem Verlust des potenziell die Pflege leistenden Ehepartners
einhergeht.
© StädteRegion Aachen
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Berichterstattung Kommunale Pflegeplanung - Fortschreibung 2011
Tabelle 3:
Pflegequotient nach Altersgruppen und Geschlecht 20009
Pflegequotient 2009
Altersgruppe
Insgesamt
Männer
Frauen
70 bis unter 75 Jahre
6,30
5,60
6,91
75 bis unter 80 Jahre
12,75
10,75
14,31
80 bis unter 85 Jahre
24,50
18,81
27,95
85 bis unter 90 Jahre
43,50
31,23
48,15
90 Jahre und mehr
57,72
35,50
66,06
Alle Altersgruppen
3,22
2,07
4,38
Quelle: Pflegestatistik IT.NRW 2009. Eigene Berechnung.
Das Risiko der Pflegebedürftigkeit nimmt mit steigendem Alter zu. Von durchschnittlich jeder 16. Person im Alter zwischen 70 bis unter 75 Jahren steigt die Zahl
auf jede zweite Person ab der Phase der Hochaltrigkeit (ab dem 85. Lebensjahr) an.
Ein besonders hohes Pflegerisiko weisen dabei ältere und hochaltrige Frauen auf. Sie
sind deutlich häufiger von Pflegebedürftigkeit betroffen. Während in der Gruppe der
Hochaltrigen "nur" ein Drittel der Männer pflegebedürftig sind, liegt der Anteil der
weiblichen Pflegebedürftigen bei über der Hälfte. Grund hierfür sind u.a. geschlechtsspezifische Gesundheits- und Krankheitsfaktoren.
© StädteRegion Aachen
14
Berichterstattung Kommunale Pflegeplanung - Fortschreibung 2011
Tabelle 4: Qualifizierte Schätzung der Zahl demenziell erkrankten Personen sowie Zahl der
jährlichen Neuerkrankungen in der StädteRegion Aachen 2009
geschätzte Zahl
geschätzte Zahl
Erkrankter
Ende 2009
jährlicher
Neuerkrankungen
≥ 65 bis ≤ 70 Jahre
364
121
≥ 70 bis ≤ 75 Jahre
843
271
≥ 75 bis ≤ 80 Jahre
1243
394
≥ 80 bis ≤ 85 Jahre
2043
630
≥ 85 bis ≤ 90 Jahre
2069
563
≥ 90 Jahre
1246
364
7808
2342
Insgesamt
Quelle: Eigene Berechnung auf der Basis mittlerer Prävälenz-/Inzidenzraten Deutsche Alzheimer Gesellschaft.
Demenz ist eine der häufigsten psychiatrischen Erkrankungen im höheren Alter und
in hohem Grad mitursächlich für die Entstehung von Pflegebedürftigkeit.
Gegenwärtig leben im Gebiet der StädteRegion Aachen rund 7.800 ältere Demenzkranke, Tendenz aufgrund des Alterungsprozesses der Bevölkerung steigend. Schätzungsweise rund 2000 - 2300 Menschen erkranken jährlich neu.
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15
Berichterstattung Kommunale Pflegeplanung - Fortschreibung 2011
Abbildung 6: Entwicklung der Pflegebedürftigkeit auf dem Gebiet der heutigen StädteRegion
Aachen (1999 - 2009)
EINSCHRÄNKUNG: * Durch die im Detail geänderte Ermittlung der Gesamtzahl der Pflegebedürftigen aufgrund der Reformen der Pflegeversicherung im Sommer 2008 - ist die zeitliche Vergleichbarkeit
der Gesamtzahl der Pflegebedürftigen 2009 mit den vorherigen Erhebungen etwas eingeschränkt. Der
damit verbundene Dämpfungseffekt für die Veränderungsrate bei der Pflegestatistik 2009 dürfte im
bundesweiten Mittel ca. 1% betragen. Der Effekt bezieht sich nur auf die Gesamtzahl und nicht auf die
prinzipielle zeitliche Vergleichbarkeit bei den einzelnen Leistungsarten.
18254*
17905
16241
15837
14844
14626
1999
2001
2003
2005
2007
2009
Quelle: LÖGD 1999/2001, LDS NRW 2003/2005/2007/ Pflegestatistik IT.NRW 2009. Eigene.Berechnung.
Generell entwickelt sich die Zahl der Pflegebedürftigen in den jeweiligen Zeitspannen
heterogen. Nach einem überdurchschnittlichen Anstieg bei der Zahl der Pflegebedürftigen im Zeitraum 2005 zu 2007, fällt dieser nun 2009 mit +349 Personen sehr
moderat aus. Auch wenn dies zum Teil auf einen statistisch bedingten Dämpfungseffekt zurückgeführt werden kann, spricht die sehr niedrige Zuwachsrate von 1,9%
(gegenüber einem durchschnittlichen Landeswert von 4,8%) für eine generell unterdurchschnittliche Entwicklung der Pflegezahlen zwischen 2007 und 2009 auf dem
Gebiet der heutigen StädteRegion Aachen.
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16
Berichterstattung Kommunale Pflegeplanung - Fortschreibung 2011
Tabelle 5: Verteilung der Leistungsarten 1999 - 2009 auf dem Gebiet der heutigen StädteRegion Aachen
1999
Stadt und
Kreis Aachen
abs.
%
2001
2003
2005
2007
2009
Stadt und
Stadt und
Stadt und
Stadt und
StädteRegion
Kreis Aachen Kreis Aachen Kreis Aachen Kreis Aachen
abs.
%
abs.
%
abs.
%
abs.
Aachen
%
abs.
%
Angehörige
8.357 57,1
8.159 55,0
8.643 54,6
8.711 53,6
9.593 53,6
9.630 52,8
Pflegedienste
2.454 16,8
2.596 17,5
2.761 17,4
2.862 17,6
3.398 19,0
3.608 19,8
3.815 26,1
4.089 27,5
4.433 28,0
4.668 28,7
4.914 27,4
5.016 27,5
stationäre
Einrichtungen
Gesamt
14.626
100 14.844
100 15.837
100 16.241
100 17.905
100 18.254
100
Quelle: LÖGD 1999/2001, LDS NRW 2003/2005/2007/ Pflegestatistik IT.NRW 2009. Eigene Berechnung.
In den letzten 10 Jahren überwiegen die privaten Pflegearrangements, im Zeitverlauf
lässt sich aber eine Verschiebung hin zur Versorgung durch Dritte (ambulante
Dienste/stationäre Einrichtungen) konstatieren.
Der sich so allgemein vollziehende Trend hin zur professionellen Pflege zeigt sich
für das heutige Gebiet der StädteRegion Aachen anhand eines über insgesamt 4%Punkte angestiegenen Anteils professioneller ambulanter (+3,0%) und stationärer
(+1,4%) Versorgung.
Tabelle 6: Zuwächse bei der Zahl der Pflegebedürftigen sowie innerhalb der Versorgungsformen auf dem Gebiet der heutigen StädteRegion Aachen
Zuwachsrate
1999 - 2009
Zunahme der …………… um
Pflegebedürftige
Versorgung durch
Versorgung in
Empfänger/innen
insgesamt
ambulante Dienste
stationären Ein-
von Pflegegeld
richtungen
abs.
StädteRegion
NRW
%
abs.
%
abs.
%
abs.
%
3628
24,8
1154
47,0
1201
31,5
1273
15,2
44643
9,6
24636
26,2
19583
14,7
424
0,2
Quelle: LÖGD 1999/2001 und LDS NRW 2003/2005/2007, Pflegestatistik IT.NRW 2009. Eigene Berechnung.
Sowohl absolut wie prozentual verzeichnet die Entwicklung der Pflegebedürftigkeit
zwischen 1999 und 2009 auf dem Gebiet der heutigen StädteRegion Aachen überdurchschnittliche Zuwächse. Gegenüber dem Landeswert fällt die Zuwachsrate der
Pflegebedürftigen insgesamt um das 2,5-fache höher aus.
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Berichterstattung Kommunale Pflegeplanung - Fortschreibung 2011
2.2 Kommunale Ebene
Abbildung 7: Zahl der Pflegebedürftigen in den Kommunen der StädteRegion Aachen 2009.
7500
7000
6500
6000
5500
5000
4500
4000
3500
7295
3000
2500
2000
1500
2259
1000
2541
1957
1766
1255
1181
500
0
Aachen
Quelle:
Alsdorf /
Baesw eiler
Eschw eiler
Herzogenrath
Monschau/
Roetgen/Simmerath
Stolberg
Würselen
Pflegestatistik IT.NRW 2009: Sonderauswertung Gemeindeebene.
Abbildung 8: Anteil der Pflegebedürftigen an Gesamtbevölkerung in den Kommunen der
StädteRegion Aachen 2009. Angaben in %
3,2
StädteRegion
Aachen
Alsdorf / Baesweiler
2,8
3,1
Eschweiler
4,6
3,8
Herzogenrath
Monschau/Roetgen/Simmerath
3,2
Stolberg
3,4
Würselen
3,3
Quelle: Pflegestatistik IT.NRW 2009: Sonderauswertung Gemeindeebene. Amtliche Bevölkerungszahlen 31.12.2009.
Eigene Berechnungen.
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Berichterstattung Kommunale Pflegeplanung - Fortschreibung 2011
3
Interkommunal3 variiert der Anteil der Pflegebedürftigen an der Gesamtbevölkerung
erheblich. Mit 4,6% weist Eschweiler - gefolgt von Herzogenrath mit 3,8% den höchsten Anteil Pflegebedürftiger auf. "Schlusslicht" bildet die Stadt Aachen mit einem Anteil von 2,8% Pflegebedürftiger an der Gesamtbevölkerung
•
Geprägt werden diese kommunalen Unterschiede u.a. durch die in den Kommunen unterschiedlich stark ausgeprägte Gruppe der Personen im Alter von 65 Jahren und älter bzw. 80 Jahren und älter. Je niedriger der Anteil älterer Menschen
an der Gesamtbevölkerung, desto größer die Wahrscheinlichkeit eines geringeren
Anteils Pflegebedürftiger aufgrund des an steigendes Alter gekoppeltes Pflegebedürftigkeitsrisikos. So weist die Stadt Aachen mit einem Anteil von 17,9% der
über 65-Jährigen und mit einem Anteil von 4,1% der über 80-Jährigen die niedrigsten Bevölkerungsanteile städteregional aus, während in Eschweiler und Herzogenrath sich die Anteile diese Altersgruppen an der Bevölkerung auf 20,5%
bzw. 5% belaufen.
•
Begünstigt wird ein höherer Anteil Pflegebedürftiger an der Gesamtbevölkerung
aber auch durch das vor Ort bestehende stationäre Versorgungsangebot. Absolut und relational gut ausgebaute Platzkapazitäten begünstigen ein "Zuzug" Pflegebedürftiger aus umliegenden Orten (Stichwort auswärtigen Belegung der
Heimplätze). Solche Effekte dürften insbesondere die Pflegequoten in den Kommunen Eschweiler und Herzogenrath mitbestimmen, insofern die Versorgungsdichte im Bereich der stationären Angebote hier besonders ausgeprägt ist (siehe
Tabelle 9).
Aus datenschutzrechtlichen Gründen konnten seitens des IT.NRW die Angaben zur Pflegestatistik auf
kommunaler Ebene teilweise nur zusammengefasst zur Verfügung gestellt werden. Aufgrund der örtlichen
Anbieterzahlen im stationären Bereich - die datentechnisch Rückschlüsse auf die jeweilige Einrichtung ermöglicht hätten - sind statistisch die Eifelkommunen sowie die Kommunen Alsdorf und Baesweiler in der
Auswertung zusammengefasst worden.
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Berichterstattung Kommunale Pflegeplanung - Fortschreibung 2011
Abbildung 9: Anteil pflegebedürftigen Personen in den städteregionalen Kommunen 2009
differenziert nach Leistungsarten. Angaben in %
Stationäre Leistung
StädteRegion
Prof. ambulante Leistung
27,5
Alsdorf / Baesweiler
Eschweiler
19,8
31,1
Aachen
16,8
11,3
22,6
30,5
16,3
Monschau/Roetgen/Simmerath
28,9
21,2
Würselen
26,0
46,0
71,9
27,9
23,1
52,8
22,9
Herzogenrath
Stolberg
Pflegegeldleistung
17,1
18,7
49,5
53,2
50,0
59,8
55,3
Quelle: Pflegestatistik IT.NRW 2009: Sonderauswertung Gemeindeebene. Eigene Berechnungen
Interkommunal lassen sich deutliche Unterschiede in der quantitativen Inanspruchnahme/Wahl der Leistungsarten erkennen. So zeichnen sich Eschweiler und die Eifelgemeinden durch einen gleichgewichtigen Pflegemix zwischen informell und professionell geleisteter Pflege aus. In der Stadt Aachen überwiegt dagegen leicht der Anteil professioneller pflegerischer Versorgung, während in den Kommunen Herzogenrath, Würselen und Stolberg sich ein (leichtes) Übergewicht zugunsten der informell
geleisteten Pflege ergibt. In den Nordkommunen Alsdorf/Baesweiler werden dagegen
nur 3 von 10 Pflegebedürftigen professionell ambulant bzw. stationär pflegerisch
versorgt - entsprechend weisen diese Kommunen einen überproportional hohen Anteil von Pflegegeldbezieher/innen auf.
Einen Zusammenhang dieser kommunenspezifischen Verteilung mit dem vor Ort
bestehenden pflegerischen Angebot lässt sich nur bedingt herleiten. So halten
zwar Aachen und Eschweiler mit einer hohen Zahl ambulanter Dienste, den Tages- und Kurzzeitpflegeangeboten sowie stationären Einrichtungen ein entsprechend breit aufgestelltes professionelles pflegerisches Angebot vor Ort bereit,
dies gilt aber auch u.a. für die eine andere Verteilung aufweisende Kommune
Stolberg.
Umgekehrt geht der geringe Anteil professionell pflegerisch Versorgter in den
Kommunen Alsdorf und Baesweiler mit einem entsprechend unterdurchschnittlich ausgeprägtem Angebot einher (siehe Abbildung 11ff.). Allerdings dürfte
auch das in diesen Kommunen generell relativ niedrige Primär- und verfügbare
Einkommen privater Haushalte als Faktor Einfluss auf die Wahl der Pflegeleistung
nehmen.
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20
Berichterstattung Kommunale Pflegeplanung - Fortschreibung 2011
3
"Pflegeinfrastruktur",
ausdifferenziert nach häuslicher Versorgung durch Angehörige, ambulante Versorgung durch Einrichtungen und Dienste sowie stationäre Versorgungsformen
Abbildung 10: Pflegeinfrastruktur in der StädteRegion Aachen, 2009.
74 teil- und
vollstationäre
Einrichtungen
27,5%
private Haushalte
52,8%
61 ambulante
Pflegedienste
19,8%
Quelle: Pflegestatistik IT.NRW 2009. Eigene Darstellung.
4
Die Versorgung der Pflegebedürftigen in der StädteRegion Aachen erfolgt Ende 2009
überwiegend in Privathaushalten durch Angehörige/Freunde. Der informelle Sektor
dominiert somit mit 52,8 % die Strukturen der pflegerischen Versorgung, ist aber gegenüber dem Wert von 2007 um -0,8% rückläufig.
Der professionelle Sektor umfasst 61 ambulante Dienste sowie 74 Einrichtungen4 der
solitären Tages-, Kurzzeit- und vollstationären Pflege mit insgesamt 54695 verfügbaren Plätzen.
In Abweichung zum Berichtswesen der städteregionalen Heimaufsicht umfassen die Angaben zur Pflegestatistik des IT.NRW auch die Einrichtungen der solitären Tagespflege. Die so ausgewiesenen 74 Pflegeeinrichtungen teilen sich wie folgt auf: 64 vollstationäre Einrichtungen, 5 Kurzzeitpflegeeinrichtungen und 5
Tagespflegeeinrichtungen.
5
Platzzahl ohne Berücksichtigung der fünf Einrichtungen der Tagespflege.
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21
Berichterstattung Kommunale Pflegeplanung - Fortschreibung 2011
3.1 Eckdaten der ambulanten Versorgung
Charakteristika/Klientelstruktur Pflegegeldbezug
Geschlecht
• Frauen; 63,5%
• Männer; 36,5%
Pflegestufe
• Pflegestufe 1; 66%
• Pflegestufe 2; 28%
• Pflegestufe 3; 6%
Alter
• Rd. 40% der Klientel ist 80 Jahre und älter
Versorgungssituation
Entwicklung
•
•
voraussichtlich im Zuge des demografischen und gesellschaftlichen Wandels Rückgang der im familiären
Umfeld geleisteten Pflege
Versorgung durch (ausländische) Pflege- und Betreuungskräfte beobachtbar6.
Charakteristika ambulanter Versorgung durch Pflegedienste (N=61)
Erbrachtes
• häusl. Krankenpflege oder Haushaltshilfe nach SGB V
Leistungsspektrum
• Hilfe zur Pflege nach SGB XII (34 Pflegedienste)
• sonstige ambulante Dienstleistungen (27 Pflegedienste)
Trägerschaft
• 62 % in privater Trägerschaft
• 34 % in freigemeinnütziger Trägerschaft
• 4 % in öffentlicher Trägerschaft
Durchschnittliche Zahl be• Insgesamt: 59 Personen
treuter Pflegebedürftiger je
• In privater Trägerschaft: 57 Personen
Pflegedienst
• In freigemeinnütziger Trägerschaft: 65 Personen
Klientelstruktur ambulanter Dienste
Geschlecht
•
•
Pflegestufe
•
•
•
Alter
•
Kombination
•
Geld/Sachleistung
Hilfe zur Pflege
•
6
Frauen; 67,5%
Männer; 32,5%
Pflegestufe 1; 54%
Pflegestufe 2; 34%
Pflegestufe 3; 12%
Rd. 60% der Klientel ist 80 Jahre und älter
Rd. 3 von 10 der durch Pflegedienste versorgte Pflegebedürftigen wählen eine Kombination aus Geldund Sachleistung
Rund 65% aller professionell ambulant versorgten
Personen erhält Hilfe zur Pflege nach SGB XII.
Siehe hierzu Ausführungen in der Berichterstattung zur kommunalen Pflegeplanung 2009.
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Berichterstattung Kommunale Pflegeplanung - Fortschreibung 2011
Versorgungssituation
Entwicklung
Kommunale Verteilung
Versorgungsquote
Versorgungsrelation je Einwohner
•
•
•
•
•
wachsende Anzahl ambulanter Pflegedienste
57 Standorte in 2007, 65 Standorte in 2010
Siehe Abbildung 11
9,1 Beschäftigte je 1000 Einwohner
7,6 Pflegekräfte bzw. nichtärztliches Heilpersonal je
1000 Einwohner (ohne hauswirtschaftliches, sozialpädagogisches, sonstiges und in Ausbildung befindliches Personal),
•
6 Pflegebedürftige je 1000 Einwohner (-1 gegenüber
dem Landesdurchschnitt)
•
30 Pflegebedürftige im Alter von 65 und mehr Jahren
je 1000 Einwohner entsprechenden Alters (entspricht
Landesdurchschnitt)
Quelle: Zusammenstellung auf der Basis Pflegestatistik IT.NRW 2009.
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23
Berichterstattung Kommunale Pflegeplanung - Fortschreibung 2011
Abbildung 11: Verteilung der 65 ambulanten Pflegedienststandorte7 (cp ) in der StädteRegion Aachen auf Städte/Gemeinden – Stand 2010 -
Baesweiler
cp 2
Alsdorf
cp 4
Würselen
cp 3
Herzogenrath
cp 4
Eschweiler
cp 7
Stolberg
cp 8
Aachen
cp 31
Simmerath
cp 2
Roetgen
cp 1
Monschau
cp 3
7
Die Abbildung der geografischen Verteilung erfolgt auf der aktualisierten Basis der Zahl der Pflegedienste
nach Standorten für das Jahr 2010. Aufgrund organisatorisch einheitlicher Trägerschaften, Betriebszusammenlegungen und Neueröffnungen weicht die Zahl der Pflegedienste somit um +4 gegenüber der vom
IT.NRW in der Pflegestatistik 2009 ausgewiesenen Größenordnung ab.
© StädteRegion Aachen
24
Berichterstattung Kommunale Pflegeplanung - Fortschreibung 2011
Tabelle 7: Versorgungssituation ambulante Dienste auf kommunaler Ebene 2009/2010
Anteil
Vergleichswert 1
Vergleichswert 2
ambulanter
Anteil Bürger/innen
Anteil Bürger/innen
Pflegedienste
≥65 Jahre
≥80 Jahre
%
%
%
47,7
42,6
45,1
Alsdorf
6,2
8,5
7,6
Baesweiler
3,1
4,5
4,3
Eschweiler
Aachen
10,8
10,5
10,3
Herzogenrath
6,2
8,9
8,4
Monschau
4,6
2,5
2,5
Roetgen
1,5
1,5
1,5
Simmerath
3,1
2,9
2,8
Stolberg
12,3
11,1
10,8
Würselen
4,6
7,1
6,6
Quelle: IT.NRW, amtliche Bevölkerungszahlen 31.12.2009; StädteRegion Aachen 2010: Älter werden – ambulanter
Bereich. Eigene Berechnung.
Die Standortanteile der in der StädteRegion Aachen flächendeckend vertretenen ambulanten Pflegedienste liegen in den Kommunen Aachen, Eschweiler, Monschau,
Roetgen, Simmerath und Stolberg über bzw. auf dem Niveau der Anteile der potenziellen Zielgruppen und sprechen für eine positive Versorgungssituation.
In den nördlichen Kommunen der StädteRegion Aachen ist dagegen eine vergleichsweise geringe Zahl ambulanter Dienste ansässig. Ihr Anteil unterschreitet durchgängig die zielgruppenspezifischen Anteilswerte. Ein Versorgungsdefizit lässt sich hieraus jedoch nicht ableiten, da Wirkungsbereich/Einzugsgebiet ambulanter Dienste
sich über den eigenen Betriebsstandort hinaus erstrecken. Bedarf in den unmittelbar
an das Stadtgebiet Aachen grenzenden Städten Herzogenrath und Würselen wird so
u.a. auch durch Aachener Pflegedienste abgedeckt, während in den Kommunen Alsdorf und Baesweiler u.a. auch Pflegedienste aus dem angrenzenden Kreis Heinsberg
tätig sind.
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Berichterstattung Kommunale Pflegeplanung - Fortschreibung 2011
3.2 Eckdaten der stationären Versorgung Ende 2009
Charakteristika teil- und vollstationärer Einrichtungen
Anzahl/Kapazität
• 66 vollstationäre Pflegeheime mit 5359 Plätze
-
nutzbar
2 vollstationäre Pflegeheime für Schwerkranke und
Sterbende mit 48 Plätzen
6 teilstationäre solitäre Kurzzeitpflegeeinrichtungen
mit 62 Plätzen
10 teilstationäre Tagespflegeeinrichtungen mit 112
Plätzen
kein Nachtpflegeangebot
Dauerpflege 96,9%
•
•
•
Anteil an verfügbaren Plätzen
Durchschnittliche Zahl verfügbarer Plätze je Einrichtung
Auslastungsquote
Trägerschaft
Durchschnittliche Zahl betreuter Pflegebedürftiger je
Einrichtung
davon 246 Plätze flexibel als Kurzzeitpflegeplätze
•
•
-
davon 4,4 % der Plätze flexibel als Kurzzeitpflege-
plätze nutzbar
Kurzzeitpflege 1,1%
Tagespflege 2%
Insgesamt: 76,5
nur Dauerpflege: 82
nur Kurzzeitpflege: 11
nur Tagespflege: 12
Ø 91,5% - 97,3%
41 % in privater Trägerschaft
55 % in freigemeinnütziger Trägerschaft
4 % in öffentlicher Trägerschaft
Insgesamt: 72 Personen
In privater Trägerschaft: 64 Personen
In freigemeinnütziger Trägerschaft: 72 Personen
In öffentlicher Trägerschaft: 142 Personen
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
Klientelstruktur stationärer Einrichtungen
Geschlecht
• Frauen; 76 %
• Männer; 24 %
Pflegestufe
• Pflegestufe 1; 35%
• Pflegestufe 2; 43%
• Pflegestufe 3; 22%
Alter
• Rd. 71 % der Klientel ist 80 Jahre und älter
Versorgungssituation
Entwicklung
•
•
•
•
Ausbau der vollstationären Platzkapazitäten auf
5449 (Ende 2010)
rückläufige Zahl der Kurzzeitpflegeeinrichtungen
(Ende 2010 = 4 Einrichtungen / 40 Plätze)
246 eingestreute Kurzzeitpflegeplätze in vollstationären Einrichtungen. Verfügbarkeit in Abhängigkeit
zur Auslastung
fast Verdopplung des Tagespflegeangebotes auf 13
Angebote Ende 2010 - gegenüber 7 im Jahr 2007;
weitere Umsetzung von Angeboten in 2011
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Berichterstattung Kommunale Pflegeplanung - Fortschreibung 2011
Kommunale Verteilung
Versorgungsquote
Personal
•
•
•
Siehe Abbildung 12 und Abbildung 13
30,9 Beschäftigte je 1000 Einwohner
17,8 Pflegekräfte bzw. nichtärztliches Heilpersonal
je 1000 Einwohner (ohne hauswirtschaftliches, sozialpädagogisches, sonstiges und in Ausbildung befindliches Personal),
Versorgungsrelation je Einwohner
•
9 Pflegebedürftige je 1000 Einwohner (entspricht Landesdurchschnitt)
•
45 Pflegebedürftige im Alter von 65 und mehr Jahren je 1.000 Einwohner entsprechenden Alters
(leicht um +3 erhöht gegenüber dem Landesdurchschnitt)
Quelle: Zusammenstellung auf der Basis Pflegestatistik IT.NRW 2009.
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Berichterstattung Kommunale Pflegeplanung - Fortschreibung 2011
Abbildung 12: Verteilung der Einrichtungen der Tagespflege- (¤) und Kurzzeitpflege ()
sowie Platzkapazitäten 8 in der StädteRegion Aachen auf Städte/Gemeinden – Stand 2010
bzw. Mitte 2011
Baesweiler
¤ 1 (14) * ab 5.2011
/0
Alsdorf
¤ 1 (3) / 0
Würselen
¤ 1 (12) / 0
Herzogenrath
¤ 1 (12) / 0
Eschweiler
¤ 2 (24) / 1 (12)
Stolberg
¤ 1 (12) / 1 (15)
Aachen
¤ 7 (86) / 2 (13)
Roetgen
¤0 /0
Simmerath
¤ 1(12)*ab Mitte
2011 / 0
Monschau
¤0 /0
8
Die Abbildung der geografischen Verteilung erfolgt auf der aktualisierten Basis der Zahl der Einrichtungen
der Kurzzeit- und der Tagespflege für das Jahr 2010. Aufgrund von Neueröffnungen sowie Schließungen
weicht die Zahl der Einrichtungen/Plätze somit gegenüber der vom IT.NRW in der Pflegestatistik 2009 ausgewiesenen Größenordnung ab. Quelle: Tätigkeitsbericht der Heimaufsicht der StädteRegion Aachen für
das Jahr 2010, SEN 2011/0090 sowie Angaben zur Tages- und Kurzzeitpflege aus "Älter werden in der
StädteRegion Aachen".
© StädteRegion Aachen
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Berichterstattung Kommunale Pflegeplanung - Fortschreibung 2011
Regional besteht weiterhin insbesondere im Bereich des Angebotes der solitären
Kurzzeitpflege eine deutliche Konzentration auf wenige Standorte, während das Angebot der Tagespflege in vielen Kommunen etabliert werden konnte und zur Verbesserung der Versorgungssituation Pflegebedürftiger vor Ort beigetragen hat:
• Bedingt durch verbesserte gesetzliche Rahmenbedingungen im Zuge des Pflegeweiterentwicklungsgesetztes vom Juli 2008 wurden die Kapazitäten im Bereich der Tagespflege gegenüber dem Jahr 2007 auf 13 Einrichtungen in
nunmehr 6 Kommunen mit 149 Plätzen bis Ende 2010 deutlich erweitert.
• Mit mehr als der Hälfte der Plätze fokussiert sich quantitativ das Angebot zwar
auf das Stadtgebiet Aachen, wird allerdings 2011 durch neue Angebot in den
Kommunen Baesweiler und Simmerath mit 14 bzw. 12 Plätzen auch weiter in
den ländlicheren Raum getragen.
• Versorgungsdichte
für potenzielle Nutzer/inngengruppen:
je 10.000 Einwohner/innen ≥ 65 Jahre: 10,3 Plätze im Jahr 2009;
je 10.000 Einwohner/innen ≥ 65 Jahre: 15,2 Plätze im Jahr 2010
für primäre Nutzer/innengruppe:
je 100 Empfänger/innen von Pflegegeld: 1,2 Plätze im Jahr 2009
Î Trotz der Ausweitungen im Tagespflegeangebot in der StädteRegion Aachen
ist die Entwicklung in ihrer Dynamik deutlich schwächer ausgeprägt als im landesweiten Durchschnitt, wo die Versorgungsdichte im Tagespflegesegment 2009
auf 25,6 Plätze je 10.000 potenzielle Nutzer/innen, bzw. 2,2 Plätze je Pflegegeldbezieher/in anstieg.
• Im Segment der solitären Kurzzeitpflegeplätze konnten zunächst bis Ende
2009 die Einrichtungs- und Platzzahlen auf 6 bzw. 62 ausgebaut werden. Bereits 2010 reduzierte sich die Zahl aufgrund von Schließungen jedoch wieder
auf 4 Einrichtungen in 3 Kommunen mit einem Platzangebot von insgesamt
40 Plätzen und unterschreitet damit das geringe Angebot aus dem Jahr 2007
um nochmals -9 Plätze.
• Versorgungsdichte unter Einbezug "eingestreuter" Plätze je 1.000 Einwohner
≥ 65 Jahre: 2,6
Î Bedarfsdeckung beruht primär auf "Ergänzung" des Angebots durch "eingestreute" Kurzzeitpflegeplätze vollstationärer Einrichtungen in relevanter Größenordnung (246 Plätze Ende 2009), ist jedoch abhängig von der Auslastung im Bereich der Dauerpflege. Eine Ausweitung solitärer Kurzzeitpflege erscheint allerdings unter Wirtschaftlichkeitsgesichtspunkten sowie aufgrund der von der Landesregierung im Bericht zur Evaluierung des Landespflegegesetztes geäußerten
Haltung, Kurzzeitpflegeplätze künftig nur als eingestreutes Angebot vorzuhalten,
aktuell nicht realisierbar.9
9
Zur Kritik hieran siehe auch: Stellungnahme der Arbeitsgemeinschaft der kommunalen Spitzenverbände
NRW. S.4. Hier wird auf Versorgungsengpässe bei steigender Auslastung im Bereich der Dauerpflege sowie Auswirkungen auf den Bereich der Prävention und Rehabilitation an der Schnittstelle zwischen medizinischer Akutversorgung und pflegerischer Nachsorge hingewiesen.
© StädteRegion Aachen
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Berichterstattung Kommunale Pflegeplanung - Fortschreibung 2011
Abbildung 13: Verteilung der 66 vollstationären Einrichtungen und Platzkapazitäten (5.449)
10 in der StädteRegion Aachen auf Städte/Gemeinden – Stand 2010 -
Baesweiler
- 1 Å 118
Alsdorf
- 5 Å 356
Würselen
- 4 Å 367
Herzogenrath
- 7 Å 571
Eschweiler
- 6 Å 757
Stolberg
- 7 Å 463
Aachen
- 29* Å 2427
Simmerath
- 2 Å 134
Roetgen
- 2 Å 102
Monschau
- 3 Å 154
10
Die Abbildung der geografischen Verteilung erfolgt auf der aktualisierten Basis der Zahl der vollstationären Einrichtungen für das Jahr 2010. Aufgrund von Neueröffnungen sowie Umstrukturierungen in bestehenden stationären Einrichtungen weicht die Zahl der vollstationären Einrichtungen/Pflegeplätze somit
gegenüber der vom IT.NRW in der Pflegestatistik 2009 ausgewiesenen Größenordnung ab. Quelle: Tätigkeitsbericht der Heimaufsicht der StädteRegion Aachen für das Jahr 2010, SEN 2011/0090.
* incl. Hospiz- & Intensivlangzeitpflegeangebot
© StädteRegion Aachen
30
Berichterstattung Kommunale Pflegeplanung - Fortschreibung 2011
Tabelle 8: Versorgungssituation vollstationäre Plätze auf kommunaler Ebene 2009/2010
Anteil
Vergleichswert 1 -
Vergleichswert 2 -
vollstationäre Plätze
Anteil Bürger/innen
Anteil Bürger/innen
≥65 Jahre
≥80 Jahre
%
%
%
Aachen
44,5
42,6
45,1
Alsdorf
6,5
8,5
7,6
Baesweiler
2,2
4,5
4,3
Eschweiler
13,9
10,5
10,3
Herzogenrath
10,5
8,9
8,4
Monschau
2,8
2,5
2,5
Roetgen
1,9
1,5
1,5
Simmerath
2,5
2,9
2,8
Stolberg
8,5
11,1
10,8
Würselen
6,7
7,1
6,6
Quelle: IT.NRW, amtliche Bevölkerungszahlen 31.12.2009; StädteRegion Aachen 2010: Älter werden – stationärer
Bereich. Eigene Berechnung.
Das vollstationäre Platzangebot erstreckt sich flächendeckend auf alle Kommunen
der StädteRegion Aachen, liegt aber in 3 von 10 Kommunen anteilig in einer Größenordnung von 1 bis 2,6 % unterhalb der Vergleichswerte (Bevölkerungsanteile der
Menschen über 65 Jahren bzw. 80 Jahren). Deutlich höher als der Anteil der Bürger/innen dieser Altersklasse beläuft sich der Anteil vollstationärer Plätze - insbesondere in Eschweiler, sowie in geringerem Umfang in Herzogenrath.
Î Indikator für mögliche Unter- bzw. Überversorgung in den jeweiligen Kommunen
(Prinzip Wohnortnähe)
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31
Berichterstattung Kommunale Pflegeplanung - Fortschreibung 2011
Tabelle 9: Versorgungsdichte vollstationäre Plätze auf kommunaler Ebene 2009/2010
Plätze je 1000
Plätze je 1000
Einwohner/innen ≥65 Jahre
Einwohner/innen ≥80 Jahre
StädteRegion Aachen
50
197
Aachen
52
195
Alsdorf
39
169
Baesweiler
24
100
Eschweiler
66
267
Herzogenrath
59
247
Monschau
57
221
Roetgen
61
243
Simmerath
43
170
Stolberg
38
156
Würselen
48
200
Quelle: IT.NRW, amtliche Bevölkerungszahlen 31.12.2009; Pflegestatistik IT.NRW 2009. Eigene Berechnung.
Mit einer durchschnittlichen Versorgungsdichte von 50 bzw. 197 vollstationären
Plätzen je 1000 Einwohner/innen im Alter von ≥65 Jahren bzw. ≥80 Jahren liegt die
StädteRegion Aachen über den landesweiten Referenzwerten von 47 bzw. 187 Plätzen.
Interkommunal variieren die Werte jedoch erheblich. So weisen insbesondere die
Nordkommunen Alsdorf und Baesweiler - trotz Ausbaus der Kapazitäten gegenüber
dem Jahr 2007 - wie auch die Stadt Stolberg eine unterdurchschnittliche Ausprägung
der Kennziffern auf. Überdurchschnittlich - wie auch schon im Jahr 2007 - fallen dagegen die Werte für die Kommunen Eschweiler, Roetgen und Herzogenrath aus.
Î Indikator für mögliche Unter- bzw. Überversorgung in den jeweiligen Kommunen
(Prinzip Wohnortnähe)
Neben den quantitativen Eckwerten ist die Anpassung der bestehenden Pflegeheime
an die im Landespflegegesetz verankerten baulichen Standards im städteregionalen
Interesse. Diese, bis zum Ablauf der Übergangsfrist Ende 2018 zu leistenden Umbauten und Modernisierungen verbessern einerseits die räumlichen Gegebenheiten
und wirken sich andererseits - u.a. durch Einzelzimmerquotierung und Wohngruppenvorgaben - positiv auf die Lebensqualität der Bewohner/innen und deren Versorgungssituation aus.
Ende 2009 beläuft sich die aus der Pflegestatistik ableitbare Einzelzimmerquote
auf rund 63% und ist damit gegenüber 2007 um +3% gestiegen, liegt aber noch
deutlich unter der Zielmarke von 80%.
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Berichterstattung Kommunale Pflegeplanung - Fortschreibung 2011
3.3 Veränderungen in der Ausgestaltung des stationären pflegerischen Angebotes
Wie bereits in den vorherigen Berichterstattungen zur Kommunalen Pflegeplanung ausgeführt, wird stationären Einrichtungen aus wirtschaftlicher Sicht von Experten in verschiedenen Studien mittelfristig das Fokussieren auf bestimmte Patientengruppen und/oder die
Bildung von Pflegeheimketten sowie die Erweiterung der Angebotspalette empfohlen.11
Diese Ausrichtungselemente finden sich auch (punktuell) in der städteregionalen Pflegelandschaft wieder. Neben stationären Einrichtungen, die von überregional agierenden Anbietern betrieben werden12 sowie Dienstleistungsunternehmen mit mehreren Einrichtungen13
sind Einrichtungen entstanden, die einen Versorgungsschwerpunkt auf bestimmte Krankheitsbilder gelegt haben14 und spezielle Pflegemaßnahmen für diese Zielgruppe anbieten.
Zugleich hat in den letzten Jahren eine erkennbare Erweiterung des Angebotes - bezogen
auf den ambulanten Bereich sowie den vorpflegerischen Bereich des Betreuten Wohnens stattgefunden. Gleichwohl ist die städteregionale Pflegeinfrastruktur nach wie vor stark
durch eine Vielzahl von kleineren Betreibern gekennzeichnet, die nur eine oder wenige Einrichtungen unterhalten.
Auf die o.g. Veränderungserfordernisse für die stationäre Versorgungslandschaft hebt auch
die Studie "Stationärer Pflegemarkt im Wandel" der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Ernst &
Young GmbH aus dem Jahr 2011 ab, die - nicht zuletzt vor dem Hintergrund eines hohen
Investitionsbedarfes15 - von einer deutlichen Konsolidierung auf dem Pflegemarkt bis zum
Jahr 2020 ausgeht. Entscheidende Wettbewerbsvorteile in diesem Prozess sollen dabei Pflegeheime und insbesondere Pflegeketten haben, die sich regional zusammenschließen und
neben dem Tätigkeitsfeld der Altenpflege und pflegenaher Bereiche mit übergreifendem
Serviceangebot auch auf andere sich neue entwickelnde Wohnformen konzentrieren.16
11
So u.a. Empfehlungen der Studie des Rheinisch-Westfälischen Instituts für Wirtschaftsforschung (RWI) +
HPS Research, die auf der Grundlage von 116 Jahresabschlüssen von 508 Pflegeheimen sowie Daten von
10.000 stationären Einrichtungen basiert 2007.
12
z.B. CMS-Unternehmensgruppe; Heinrichsgruppe
13
z.B. Aachener Caritasdienste mit 4 stationären Pflegeheimen und 2 ambulanten Hospizdiensten
14
z.B. Pro 8 Würselen
15
Von einem erheblichen Investitions-/Handlungsbedarf ist auch für die StädteRegion Aachen auszugehen.
So entsprechen - nach Auskunft der Stadt Aachen - 51% der bestehenden Pflegeplätze im Stadtgebiet
noch nicht den ab 2018 geltenden Anforderungen des Landespflegegesetzes.
16
Ernest & Young (Hrsg.) 2011: Stationärer Pflegemarkt im Wandel - Gewinner und Verlierer 2020. S.43ff.
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Berichterstattung Kommunale Pflegeplanung - Fortschreibung 2011
4 "Beschäftigungssituation und -entwicklung in der Pflege"
Ingesamt arbeiten in den ambulanten Pflegediensten und (teil)stationären Pflegeinrichtungen in der StädteRegion Aachen zum Stichtag im Dezember 2009 rund 6.700 Personen.
Unter Gewichtung der jeweiligen Arbeitsvolumina entspricht diese Beschäftigtenzahl einer
Größenordnung von rund 4.540 Vollzeitäquivalentstellen.
Charakteristika Personal in Pflegeeinrichtung
nach Art
• 78% der Beschäftigten und 77% der VZA entfallen
auf die (teil)stationäre Einrichtungen
nach Träger
• 53% Beschäftigte freigemeinnütziger Träger
• 41% Beschäftigte privater Träger
• 6% Beschäftigte öffentlicher Träger
nach Geschlecht
• 84% aller Beschäftigten weiblich
•
•
im ambulanten Bereich 87%
•
im (teil)stationären Bereich 83%
82% aller VZA entfallen auf weibliche Beschäftigter
•
im ambulanten Bereich 85%
•
im (teil)stationären Bereich 81%
Î Indiz für Beschäftigung von Frauen vornehmlich in Teilzeit
nach Beschäftigungsumfang
Arbeitszeitvolumina nach
Geschlecht
•
•
•
30% der Beschäftigten (2000) Vollzeit
30% der Beschäftigten (2000) Teilzeit über 50%
15% der Beschäftigten (1000) Teilzeit unter 50%
19% der Beschäftigten (1300) auf geringfügiger Basis
6% Azubis, FSJ'ler, Schüler, Praktikanten
Vollzeit 75% Anteil weiblicher Beschäftigter
Teilzeit 91% Anteil weibliche Beschäftigte
•
Frauenbeschäftigung
•
•
•
•
•
26% Vollzeit
•
33% Teilzeit über 50%
•
17% Teilzeit unter 50%
•
19,5% geringfügige Beschäftigung
•
•
Männerbeschäftigung
•
48% Vollzeit
•
16% Teilzeit über 50%
•
•
•
überwiegender Tätigkeitsbereich
•
4,5% Azubis, FSJ'ler, Schüler, Praktikanten
5,5% Teilzeit unter 50%
17% geringfügige Beschäftigung
6,5% Azubis, FSJ'ler, Schüler, Praktikanten
65% der Beschäftigten sind im Bereich Grundpflege,
Pflege und (soziale) Betreuung tätig
Quelle: Zusammenstellung auf der Basis Pflegestatistik IT.NRW 2009.
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34
Berichterstattung Kommunale Pflegeplanung - Fortschreibung 2011
•
Auf die in ambulanten Pflegediensten und (teil)stationären Pflegeeinrichtungen Beschäftigten entfallen rund 3% aller sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten in
der StädteRegion Aachen. Aufgrund des hohen Anteils von Teilzeitbeschäftigungsverhältnissen in diesem Bereich beläuft sich der Anteil an allen sozialversicherungspflichtigen Teilzeitbeschäftigungsverhältnissen auf 7,8%, während der Anteil im Segment der Vollzeitbeschäftigung bei "lediglich" 1,4% liegt.
Gegenüber 2007 erhöhte sich die Zahl der Beschäftigten insgesamt im Bereich der
Dienste und Einrichtungen um +700 (12,4%). Die Zahl der Vollzeitäquivalentstellen
stieg um 9,4% von ca. 4150 auf 4.540 an.
Î Indikator für arbeitsmarkt- und beschäftigungspolitische Bedeutung
•
Die deutliche Dominanz weiblicher Beschäftigter in diesem Segment spiegelt sich
auch in ihrer Relevanz für die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung von Frauen in der StädteRegion mit einem Anteil von 6,9% wider. Demgegenüber beläuft sich
der Anteil der in Pflegediensten/-einrichtungen beschäftigten Männer an der Gesamtheit der männlichen sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung auf 1%.
Î Indikator für Erfordernis einer besseren Vereinbarkeit von Familie & Beruf im Zusammen
hang mit Personalbindung und -gewinnung
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35
Berichterstattung Kommunale Pflegeplanung - Fortschreibung 2011
Tabelle 10: Qualifikationsstruktur Beschäftigter in ambulanten Diensten/stationären Einrichtungen in der StädteRegion Aachen 2007/ 2009
Zahl der Beschäftigten
Berufsabschluss
Pflegewissenschaftler/in
Altenpfleger/in
Anteil an Gesamtbeschäftigung
+/-
+/-
abs.
in %
22
-6
1290
2007
2009
28
1224
Verän-
2007
2009
-21,43
0,47
0,33
-0,14
66
5,39
20,44
19,17
-1,27
derung
Gesundheits- und Kranken-
823
760
-63
-7,65
13,74
11,29
-2,45
1126
1196
70
6,22
18,80
17,77
-1,03
Altenpflegehelfer/in
148
213
65
43,92
2,47
3,16
0,69
Krankenpflegehelfer/in
156
232
76
48,72
2,60
3,45
0,84
82
101
19
23,17
1,37
1,50
0,13
pfleger/in
sonst. pflegerische Berufe
sonst.nichtärztliche Heilberufe
33
35
2
6,06
0,55
0,52
-0,03
sonst. hauswirtschaftl.Abschluss
305
246
-59
-19,34
5,09
3,65
-1,44
Soz.päd. /Soz. A. Abschluss
104
138
34
32,69
1,74
2,05
0,31
1097
1430
333
30,36
18,32
21,24
2,93
863
1068
205
23,75
14,41
15,87
1,46
Fachhauswirtschaftlerin
Sonstiger Abschluss
ohne Abschluss
Quelle: Pflegestatistik IT.NRW 2009. Pflegestatistik 2007 IT.NRW,. Eigene Berechnungen.
•
Während die Zahl der Beschäftigten insgesamt zwischen 2007 und 2009 deutlich ansteigt, bleibt die Zahl der examinierten Fachkräfte (Alten-, Gesundheits- und Krankenpfleger/innen) fast unverändert und verliert deutlich an Anteilen an der Gesamtbeschäftigung. Pflegehelfer/innen gewinnen demgegenüber wieder - auf niedrigerem Niveau - an Bedeutung, ebenso wie Beschäftigungen im Bereich der sonstigen
Abschlüsse.
Î Indikator für Fachkräftebedarf sowie Attraktivität anderer Arbeitsfelder für examinierte Fachkräfte
Î Indikator für Qualifizierungsbedarf im berufsbegleitenden Segment zur Gewinnung von Fachkräften
•
Über diese statistischen Eckwerte hinaus, gilt der Arbeitsmarkt im Bereich qualifizierten Pflegepersonals bereits heute als sehr angespannt. Bundesweit, so Berechnungen des Statistischen Bundesamtes und des Bundesinstitutes für Berufsbildung
(BIBB) werden bis zum Jahr 2025 rund 152.000 Beschäftigte in Pflegeberufen zur
Versorgung von Krankenhauspatienten und Pflegebedürftigen fehlen17.
•
Die personellen Engpässe im Bereich der Altenpflege dürften sich dabei insbesondere aufgrund steigenden Personalbedarfs bei steigender Zahl Pflegebedürftiger im
professionellen Versorgungsbezug weiter verschärfen. Regional wird diesem einerseits kurzfristig durch zusätzliche Ausbildungskurse sowie mittelfristig durch regionale Überlegungen und Strategien zur Attraktivitätssteigerung und Akademisierung
der Pflegeberufe versucht zu begegnen18.
17
Quelle: Destatis - Pressemeldung 14.12.2010
18
Zur Ausweitung der Ausbildungskapazitäten am Fachseminar für Altenpflege in 2010/200 siehe SEN Sitzungsvorlage 2011/0080; weitere Ansätze in dem Strategiepapier: "Modellregion Pflege - Gegen den
Trend" www.gesundheitsregionaachen.eu .
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Berichterstattung Kommunale Pflegeplanung - Fortschreibung 2011
5 "Entwicklung der Pflegebedürftigkeit in der StädteRegion Aachen"
Das im Folgenden den Berechnungen für die StädteRegion Aachen zu Grunde gelegte Status-QuoModell folgt den auf Landes- und Bundesebene angewandten Berechnungsverfahren19. Grundsätzlich
wird in diesem Modell der Bestand an Pflegebedürftigen in die Zukunft fortgeschrieben, wobei altersund geschlechtsspezifische Quoten in Relation zu den Daten der Bevölkerungsvorausberechnung gesetzt werden. Grundlage für die Ermittlung der Quoten sind die Daten, die in der Pflegestatistik für
Kreise und kreisfreie Städte erhoben werden. Die Ergebnisse der Trendberechnungen stehen daher
unter dem Vorbehalt unveränderter (Rahmen-)Bedingungen und eines im Zeitverlauf konstanten alters-, geschlechts- und pflegestufenspezifischen Inanspruchnahmeverhaltens.
Eng verknüpft mit der dreifachen Alterung der Gesellschaft und den damit einhergehenden
Implikationen für die zukünftige Entwicklung der Pflegebedürftigkeit, wirken auf diese sowie
auf die Verteilung der zukünftigen Inanspruchnahme nach Versorgungsformen relevante
Faktoren ein.20
Hierzu zählen insbesondere:
•
Verschiebungen bei den Graden der Pflegebedürftigkeit hin zu Schwerpflegebedürftigen,
•
•
Zunahmen altersbedingter Krankheiten bzw. steigende Prävalenzraten
steigende Nachfrage im Bereich professioneller pflegerischer Dienstleistungen, bedingt durch veränderte Familienformen, steigende Frauenerwerbsquoten und zunehmende berufliche Mobilität, die einen Rückgang des verfügbaren informellen
Pflegepotenzials bedingen.
Substantiellen Einfluss auf die zukünftige Pflegebedürftigkeit und das Inanspruchnahmeverhalten haben ebenfalls:
•
•
•
(zukünftige) Entwicklungen im medizinischen Bereich,
rechtliche und finanzielle Ausgestaltungen der Pflegeversicherung
sowie die Ausgestaltung der Angebotsstrukturen vor Ort.
Diese und andere Faktoren sind in der hier folgenden Vorausschätzung der Pflegebedürftigkeit nicht
berücksichtigt. Auf der Basis des vorhandenen Datenmaterials kann daher nur eine demografisch
gestützte Bestimmung erfolgen. Hinsichtlich der zukünftig möglichen Entwicklung bedarf es daher
einer regelmäßigen Überprüfung – auch unter Einbezug neuer Rahmenbedingungen, weiterer Einflussgrößen und deren Interpretation. Insbesondere im Bereich der Langzeitaussagen gelten die auf der
Basis konstanter Inanspruchnahmequoten berechneten Werte als nur bedingt aussagekräftig, da hier
mögliche rechtliche, medizinische aber auch gesellschaftliche Veränderungen keine Berücksichtigung
finden. Entsprechend wird neben einer allgemeinen Bestimmung zur Entwicklung der Pflegebedürftigkeit bis 2030, für die Verteilung nach Versorgungsformen sowie für die Entwicklung auf der Städteund Gemeindeebene ein verkürzter Zeitraum bis 2020 ausgewiesen.
19
Siehe: Kommunale Pflegeplanung des Kreises Aachen, 2005, S. 70ff. sowie die unter Einbezug möglicher
Auswirkungen auf die einzelnen Segmente dargelegten rechnerischen Szenarien zur zukünftigen Inanspruchnahme, S. 84ff.
20
ebenda, S. Ausführliche Erläuterungen zu den einzelnen Faktoren in: Kommunale Pflegeplanung des Kreises Aachen, 2005, S. 70ff.
© StädteRegion Aachen
37
Berichterstattung Kommunale Pflegeplanung - Fortschreibung 2011
5.1 Versorgungsformübergreifende Entwicklung
Abbildung 14: quotientenbasierte Berechnung der Entwicklung der Pflegebedürftigkeit bis
zum Jahr 2015; 2020; 2025; 2030 in der StädteRegion Aachen
28000
Quotient mittlerer Differenzierungsgrad der Altersgruppen + Geschlecht 2009
Quotient hoher Differenzierungsgrad der Altersgruppen + Geschlecht 2009
27000
Quotient hoher Differenzierungsgrad der Altersgruppen + Geschlecht 2007/2009
26000
25000
24000
23000
22000
21000
20000
Jahr 2015
Jahr 2020
Jahr 2025
Jahr 2030
Quelle: IT.NRW, amtliche Bevölkerungszahlen 31.12.2009; Prognose Basisvariante bis 2030, Pflegestatistik
IT.NRW 2009. Pflegestatistik 2007 IT.NRW. Eigene Berechnung.
Tabelle 11: Entwicklung der Pflegebedürftigkeit bis zum Jahr 2015; 2020; 2025; 2030
Zahl de Pflegebedürftigen in der StädteRegion Aachen
Quotient hoher Diffe-
Basisjahr
2010
Jahr 2015
Jahr 2020
Jahr 2025
Jahr 2030
Zuwachs
rd.
Quotient mittlerer Differen-
Quotient hoher Differen-
renzierungsgrad der
zierungsgrad der Alters-
zierungsgrad der Alters-
Altersgruppen + Ge-
gruppen + Geschlecht 2009
gruppen + Geschlecht 2009
schlecht 2007/2009
(VARIANTE 1)
(VARIANTE 2)
(VARIANTE 3)
18.254
19700
20000
20200
21850
22050
22200
23400
24100
24400
24700
26000
26300
+6.450
+ 7.750
+ 8.050
Quelle: IT.NRW, amtliche Bevölkerungszahlen 31.12.2009; Prognose Basisvariante bis 2030, Pflegestatistik IT.NRW
2009. Pflegestatistik 2007 IT.NRW. Eigene Berechnung.
© StädteRegion Aachen
38
Berichterstattung Kommunale Pflegeplanung - Fortschreibung 2011
In Abhängigkeit zum Differenzierungsgrad der Altersgruppen lässt sich ein Zuwachs
in der Größenordnung zwischen +6.450 und 7.750 bis zum Jahr 2030 berechnen.
Dieser fußt jedoch auf den im Erhebungsjahr 2009 unterdurchschnittlich ausgeprägten Pflegequotienten, so dass unter Einbezug der entsprechenden Quotienten
des vorherigen Erhebungszeitraumes (2007) ein statistisches Mittel zur Generierung
weiterer Orientierungsgrößen für die langfristige Prognose herangezogen wurde.
Somit lässt sich ein absoluter Zuwachs zwischen 6.450 - 8.050 bis zum Jahr 2030
beziffern, welcher einer prozentualen Steigerung bei der Zahl der Pflegebedürftigen
von 35 - 44% in der StädteRegion Aachen entspricht.
Hinweis: Die im Zeitverlauf zunehmenden Abweichungen der Berechnungsvarianten verdeutlichen die - insbesondere für die Jahre 2025 ff. - nur bedingt bestehende Aussagekraft und belegen zugleich die unmittelbaren Effekte sinkender bzw. steigender Pflegequoten auf den Berechnungsmodus.
Neben dem quantitativen Anstieg der Pflegebedürftigkeit wird diese zukünftig auch
verstärkt durch eine wahrscheinlich weiterhin steigende Zahl demenziell erkrankter
Menschen geprägt sein. Ungeachtet möglicher, zukünftiger medizinischer Behandlungserfolge führt eine rechnerische Übertragung der Prävalenzraten der Deutschen
Alzheimergesellschaft auf die Bevölkerungsstruktur der StädteRegion Aachen zu einer Zahl Demenzerkrankter in einer Größenordnung zwischen 10.900 bis 12.500
Menschen. Siehe auch Tabelle 4.
Gerade mit Blick auf die mittleren bis schweren Demenzerkrankungen zeichnet sich
hier ein nicht über informelle Hilfesysteme (Familie/Nachbarschaft) zu kompensierender Versorgungsbedarf ab, dem mit einem über das bisherige Maß hinausgehenden Versorgungskonzept unter Einbezug des professionellen Leistungsspektrums zu
begegnen ist.
•
21
Einen regionalen Gestaltungsbeitrag hierzu leistet - neben dem Demenzservicezentrum - das auf die StädteRegion Aachen ausgeweitete Projekt DemenzNetz Aachen.
Im Sinne einer Verzahnung von Case- und Caremanagement ist Ziel des bis Herbst
2013 geförderten Projektes u.a. die Analyse der ambulanten und stationären Versorgungsstrukturen für Demenzkranke, die Identifizierung von Defiziten und Erarbeitung von Vorschlägen zur Weiterentwicklung der Strukturen. Zugleich werden im
Rahmen des Projektes weitere Schritte zur regionalen Vernetzung sowie die Umsetzung der entwickelten Strukturen in die Regelversorgung diskutiert werden21.
Weitere Ausführungen zum DemenzNetz Aachen: www.demenznetz-aachen.de
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Berichterstattung Kommunale Pflegeplanung - Fortschreibung 2011
5.2 "Potenzielle Inanspruchnahme innerhalb der Versorgungsstruktur", differenziert nach häuslichen und vollstationären Pflegearrangements".
Die hier vorgelegten Modellrechnungen zur künftigen Zahl der Pflegebedürftigen können auf der Basis
des Status-quo-Szenarios für die jeweiligen Versorgungsstrukturen Orientierungswerte liefern. Die
Ergebnisse der Trendberechnungen stehen daher unter dem Vorbehalt unveränderter (Rahmen-)Bedingungen und eines im Zeitverlauf konstanten alters-, und geschlechtsspezifischen Inanspruchnahmeverhaltens. Der städteregionalen Betrachtung ist die Berechnung der Variante 2 (hoher Differenzierungsgrad der Altersgruppen + Geschlecht 2009) zu Grunde gelegt.
Abbildung 15: Prognostizierte Entwicklung der Pflegebedürftigkeit StädteRegion Aachen differenziert nach Versorgungsformen bis 2015 und 2020.
21000
6350
18000
5650
5016
15000
12000
9000
13238
6000
14400
15700
3000
0
Jahr 2009 (Ist)
Jahr 2015
häusliche Versorgung
Jahr 2020
stationäre Versorgung
Quelle: IT.NRW, amtliche Bevölkerungszahlen 31.12.2009; Prognose Basisvariante bis 2030, Pflegestatistik 2007 /
2009; eig. Berechnung.
In beiden Versorgungsformen steigt die Zahl der Pflegebedürftigen bis zum Jahr
2020 an. Der stationäre Sektor weist mit knapp 27% eine deutlich höhere Zuwachsrate als der häusliche Bereich (knapp 19%) auf. Unter den oben ausgeführten Vorbehalten verändert sich - nur lediglich demografisch bedingt - damit bis Jahr 2020 die
Relation zugunsten des stationären Versorgungssektors, insofern dieser seinen Anteil an der Versorgung Pflegebedürftiger auf fast 29% steigert.
© StädteRegion Aachen
40
Berichterstattung Kommunale Pflegeplanung - Fortschreibung 2011
5.3 "Potenzielle Inanspruchnahme häuslicher Versorgungsstrukturen"
Abbildung 16: Prognostizierte Entwicklung der Pflegebedürftigkeit StädteRegion Aachen differenziert nach Versorgungsformen im häuslichen Bereich bis 2015 und 2020.
16000
14000
4500
4000
12000
3608
10000
8000
6000
9630
11200
10400
4000
2000
0
Jahr 2009 (Ist)
Pflegegeldbezug
Jahr 2015
Jahr 2020
prof. ambulante Versorgung
Quelle: IT.NRW, amtliche Bevölkerungszahlen 31.12.2009; Prognose Basisvariante bis 2030, Pflegestatistik 2007 /
2009; eig. Berechnung.
Bei einem im Zeitverlauf konstanten alters- und geschlechtsspezifischen Inanspruchnahmeverhalten steigt sowohl die Zahl der Pflegegeldempfänger/innen wie
auch die Zahl der durch professionelle ambulante Angebote versorgte Pflegebedürftigen bis 2020 an. Mit rund 25% liegt der Zuwachs im Bereich der professionellen
ambulanten Versorgung 9% höher als der Vergleichswert im Bereich der Pflegegeldbezieher/innen (16%). Gleichwohl führt dies allerdings relational nur zu einem marginalen Anstieg des professionellen ambulanten Versorgungsanteils auf knapp über
20%, während das Segment des Pflegegeldbezugs im gleichen Zeitraum rund 2%Punkte verliert.
Regional darf von einer unterschiedliche Entwicklung zwischen dem eher ländlichen
und dem (groß)städtischen Bereich ausgegangen werden, insofern Unterschiede in
der Bevölkerungsstruktur sowie bisherige Inanspruchnahmeverhalten generell höhere Zuwächse im ländlichen Raum bedeuten, während im großstädtischen Raum die
professionelle häusliche Pflege an Bedeutung gewinnt.
© StädteRegion Aachen
41
Berichterstattung Kommunale Pflegeplanung - Fortschreibung 2011
5.4 "Potenzielle Inanspruchnahme (teil)stationärer Versorgungsstrukturen" ,
differenziert nach Tages-, Kurzzeit-, und Dauerpflegearrangements
Tabelle 12:
Berechnung des Tagespflegeplatzangebotes in der StädteRegion Aachen
Zahl der Plätze
Berechnung gem.
Versorgungsgrad
(Fortschreibung bestehenden Versorgungsgrad / landesweiter Richtwert)
Relation zu Pflegegeld
(Fortschreibung bestehenden Versorgungsgrad / landesweiter Richtwert)
2015
2020
115 - 278
124 - 309
120 - 228
130 - 246
Quelle: Bevölkerungsvorausberechnung / Pflegestatistik IT.NRW 2009. Eigene Berechnung.
Gemäß gängiger Berechnungsmethoden zur Ermittlung bedarfsorientierter Tagespflegeplatzangebote lassen sich für die StädteRegion Aachen für die Jahre 2015 und
2020 durchschnittlich Platzkapazitäten (min. - max.) in der o.g. Höhe beziffern.
Neben dem quantitativen Richtwert bleibt - trotz positiver Entwicklung seit Einführung des Pflege-Weiterentwicklungsgesetzes 2008 in diesem Segment - aus städteregionaler Sicht eine gleichmäßige Verteilung der Kapazitäten von Interesse, um ein
flächendeckendes, wohnortnahes Angebot zu erreichen.
Tabelle 13:
Berechnung des Kurzzeitpflegeplatzangebotes in der StädteRegion Aachen
Zahl der Plätze
Berechnung gem.
Versorgungsquote
(Fortschreibung bestehenden Versorgungsgrad / landesweiter Richtwert)
2015
2020
Ø 291
Ø 313
Quelle: Bevölkerungsvorausberechnung / Pflegestatistik IT.NRW 2009 . Eigene Berechnung.
Die in den vollstationären Einrichtungen bestehenden "eingestreuten" Kurzzeitpflegeplätze tragen in erheblichem Maße zu einer flächendeckenden, wohnortnahen Angebotsstruktur bei - stehen aber in unmittelbarer Abhängigkeit zur (künftigen) Auslastung im vollstationären Sektor. Mit Blick auf die unterschiedlichen vollstationären
Versorgungsdichten in den Kommunen ist - bei zusätzlich fehlendem solitären Angebot - (perspektivisch) von einer saisonal begrenzten Unterdeckung auf kommunaler Ebene auszugehen.
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42
Berichterstattung Kommunale Pflegeplanung - Fortschreibung 2011
Abbildung 17: Prognostizierte Entwicklung der vollstationären Pflegearrangements StädteRegion Aachen bis 2015 und 2020.
6500
bestehende sowie im Bau bzw. in Planung befindliche Platzk apazitäten in der StädteRegion
6000
5500
5000
4500
4000
3500
6350
3000
2500
5650
5016
2000
1500
1000
500
0
Jahr 2009 (Ist)
Jahr 2015
Jahr 2020
Quelle: Bevölkerungsvorausberechnung / Pflegestatistik IT.NRW 2009. Eigene Berechnung.
Bei einem im Zeitverlauf konstanten alters-, und geschlechtsspezifischen Inanspruchnahmeverhalten in diesem Segment wurde sich die Zahl der in der stationären
Versorgung befindlichen Pflegebedürftigen auf rund 5.650 Personen bis zum Jahr
2015 bzw. rund 6.350 Personen bis zum Jahr 2020 erhöhen. Dies entspricht einem
Zuwachs von 12,6% (2015) bzw. 26,6% (2020). Entsprechend würde sich der Anteil
des stationären Versorgungssektors gegenüber 2009 um +1,5% vergrößern und auf
fast 29% an der Gesamtversorgung Pflegebedürftiger im Jahr 2020 belaufen.
Damit entspricht die Zahl der verfügbaren Plätze (5.449) unter Einbezug der aktuell
im Bau bzw. in Planung befindlichen Plätze (+ 255) einem Deckungsgrad von 101%
bezogen auf das Jahr 2015 bzw. 88% bezogen auf das Jahr 2020.
•
Die faktische Entwicklung wird von dieser demografisch gestützten Berechnung abweichen, insofern häusliche und stationäre Pflegearrangements in hohem Maße (sozio-)strukturellen Veränderungen unterlegen. Mittelfristig kann von einer - über die
demografisch zu bestimmende zunehmende Bedeutung hinausgehende - Nachfrage
nach professionellen pflegerischen Versorgungsstrukturen ausgegangen werden. Die
Größenordnung in der Verschiebung zwischen den Segmenten 'ambulant' und 'stationär' wird dabei im Wesentlichen durch die Rahmenbedingungen zur Stärkung und
Stabilisierung von Pflege im häuslichen Kontext bestimmt werden. Maßgeblichen
Einfluss auf das zukünftige Inanspruchnahmeverhalten haben unter strukturellen
Gesichtspunkten insbesondere:
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43
Berichterstattung Kommunale Pflegeplanung - Fortschreibung 2011
o
Haushaltsstrukturen: Je kleiner ein Haushalt ist, in dem der Pflegebedürftige
lebt bzw. bei Beginn der Pflegebedürftigkeit gelebt hat, desto seltener ist die
Versorgung durch Familienangehörige und/oder Pflegepersonen aus dem
Freundeskreis gewährleistet, und desto höher ist die Inanspruchnahme professioneller Einrichtungen/Dienste.22 Der in diesem Zusammenhang signifikante Anteil der Ein-Personen-Haushalte ist in der Vergangenheit kontinuierlich gewachsen und liegt im Schnitt bei den mittleren und kleinen städteregionsangehörigen Kommunen bei rund 33%, im Gebiet der Stadt Aachen bei
rund 44%23 .
o
Familienstrukturen: Die Zahl der potenziell Pflege leistenden Personen sinkt
in Relation zu der mit hohem Pflegerisiko behaften Personengruppe kontinuierlich. Statistisch wird diese Entwicklung erfasst durch das Verhältnis zwischen der aktuell zumeist Pflege leistenden Gruppe der Frauen im Alter zwischen 40 und 60 Jahren gegenüber der mit hohem Pflegerisiko behafteten
Gruppe der über 80-Jährigen. Städteregional sinkt diese Relation bis zum
Jahr 2020 von aktuell 3 auf 2 Frauen dieser Altersgruppe je hochaltrigem
Menschen. Die darüber hinaus in landes- und bundesweiten Berechnungen
aufgegriffenen Ausdifferenzierungen des Pflegepotenzials weisen trotz kompensatorischer Effekte (z.B. durch die Pflege leistenden Lebenspartner bzw.
Kinder) eine langfristig deutliche Verringerung des informellen Pflegepotenzials (u.a. beeinflusst durch steigende Erwerbsquoten) aus24. Aktuelle Befragungsergebnisse des Zentrums für Qualität in der Pflege aus dem Jahr 2010
weisen darüber hinaus auf eine sinkende Pflegebereitschaft hin, insofern
"nur" 18,1% (gegenüber 35,1% im Jahr 2005) der Angehörigen zur Rundumbetreuung bereit wären und zugleich die Zahl derer, die angaben keine Pflege
für die nächsten Angehörigen leisten zu wollen, von 6,2% auf 10,7% anstieg.25
o
Angebotsstrukturen: Durch die in den letzten Jahren zunehmenden Diversifikationen des vorstationären Angebotsspektrums sind mittelfristig Substitutionseffekte zu erwarten. Die gezielte Stärkung ambulanter Versorgungsstrukturen im Rahmen des Pflegeweiterentwicklungsgesetzes sowie die in den
Pflegestützpunkten geleistete Beratungsarbeit werden zunehmend eine steigende Zahl tragfähiger häuslicher Arrangements nach sich ziehen. Zugleich
stellen die in den letzten Jahren erschlossenen und sich weiterentwickelnden
(vor)stationären Wohn- und Pflegeformen eine Alternative zur herkömmlichen
Versorgung in vollstationären Pflegeheimen dar. Hierzu zählen beispielsweise
Angebote des betreuten Wohnens mit/ohne Anbindung an stationäre Einrichtungen, ambulant betreute Wohngemeinschaften sowie Wohnkonzepte im
Quartier. Einen zentralen Stellenwert hat hierbei barrierefreier bzw. altersgerechter Wohnraum inne, der - so das Resümee der Pflegeberatung - häufig
zur Vermeidung von Pflegebedürftigkeit sowie stationärer Versorgungsnotwendigkeit entscheidend beiträgt.
22
Zentrum für Sozialpolitik Universität Bremen (Hrsg.) 2004. S.53ff.
23
www.wegweiser-kommune.de, Abruf 05.08.2011
24
Zentrum für Sozialpolitik Universität Bremen (Hrsg.) 2004. S.70ff. sowie Forschungszentrum für Generationenverträge der Albert-Ludwigs-Universität (Hrsg.) 2008.
25
Zentrum für Qualität in der Pflege, Berlin / F.A.Z. Institut Frankfurt am Main (Hrsg.) 2010: Selbstbestimmung im Alter, S. 25.
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44
Berichterstattung Kommunale Pflegeplanung - Fortschreibung 2011
6 "Entwicklung der Pflegebedürftigkeit auf Ebene der Kommunen
in der StädteRegion Aachen"
Die hier vorgelegten Modellrechnungen zur künftigen Zahl der Pflegebedürftigen können
auf der Basis des Status-quo-Szenarios für die jeweiligen Versorgungsstrukturen Orientierungswerte liefern. Die Ergebnisse der Trendberechnungen stehen daher unter dem Vorbehalt unveränderter (Rahmen-)Bedingungen und eines im Zeitverlauf konstanten alters-, und
geschlechtsspezifischen Inanspruchnahmeverhaltens.
Auf der Basis der für die StädteRegion Aachen ermittelten Entwicklung bis zum Jahr 2020
lassen sich auf kommunaler Ebene Orientierungswerte bilden, die den voraussichtlichen
Anstieg der Zahl der Pflegebedürftigen in den städteregionsangehörigen Städten und Gemeinden beziffern.
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45
Berichterstattung Kommunale Pflegeplanung - Fortschreibung 2011
Abbildung 18: Entwicklung der Pflegebedürftigkeit auf der Ebene der städteregionsangehörigen Kommunen 2015 / 2020.
8000
2015
9370
9000
2020
8430
7000
6000
5000
4000
3000
2000
1700
2020
1870
2170
1730
2140
1920
2370
1400
1000
930
1580
1010
470
510
300
350
590
700
W
ür
se
le
n
S
to
lb
er
g
S
im
m
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h
R
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tg
en
M
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B
ae
sw
ei
le
r
A
ls
do
rf
A
ac
he
n
0
Quelle: Bevölkerungsvorausberechnung / Pflegestatistik IT NRW 2009. Eigene Berechnungen.
Der kommunalen Betrachtung ist aufgrund der in der Bevölkerungsprognose nur bestehende mittlere Differenzierungsgrad der höheren Altersgruppe die Berechnung der Variante 1 (mittlerer Differenzierungsgrad der Altersgruppen + Geschlecht 2009) zu Grunde gelegt.
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46
Berichterstattung Kommunale Pflegeplanung - Fortschreibung 2011
Hinsichtlich der stationären Versorgungsstruktur vor Ort ergeben sich lokal daraus resultierende unterschiedliche Bedarfslagen, die jedoch unter den in Kapitel 5 genannten Vorbehalten stehen.
Tabelle 14:
Bedarfsabschätzung bis zum Jahr 2015 / 2020 auf kommunaler Ebene
Zahl
Bedarf/
Zahl
Bedarf/
bis
Pflege-
bedürftiger
Überhang
Jahr 2015
Jahr 2020
Jahr 2020
2370
57
2690
-263
444
490
-46
550
-106
Baesweiler27
118
260
-142
290
-172
Eschweiler
757
580
177
630
127
Herzogenrath
571
480
91
550
21
Monschau
154
130
24
150
4
Roetgen
102
80
22
100
2
Simmerath
134
170
-36
210
-76
Stolberg
540
600
-60
690
-150
Würselen
457
390
67
450
7
5704
5550
154
6310
-606
Platzkapazi-
Pflege-
bedürftiger
Überhang
täten26
Jahr 2015
Aachen
2427
Alsdorf
StädteRegion28
bis
Städteregional weist die Platzbilanz ein Plus von 154 Plätzen bis zum Jahr 2015 aus.
Insbesondere für den nördlichen Teil der StädteRegion Aachen allerdings bleibt - wie auch
in den vorherigen Berichterstattungen - trotz Erhöhung der Platzkapazitäten weiterhin ein
Bedarf erkennbar. Platzüberhänge weist vor allem der Standort Eschweiler auf, welcher
damit auch bestehende Bedarfe in den angrenzenden Nachbarkommunen (u.a. Stolberg)
teilweise kompensiert. In den Eifelkommunen entspricht dagegen die Zahl der vorgehaltenen Plätze dem bis 2015 prognostizierten Bedarf, insofern die leichte Unterdeckung in
Simmerath durch entsprechende Platzkapazitäten in Monschau und Roetgen ausgeglichen
wird.
Bis zum Jahr 2020 erhöht sich der stationäre Platzbedarf - unter der Voraussetzung konstanter Pflegequoten und Inanspruchnahme stationärer Versorgungsformen - aufgrund
der fortschreitenden Alterung der Gesellschaft jedoch nochmals deutlich und führt so zu
einem voraussichtlichen städteregionalen Platzbedarf von rund 600 Plätzen.
26
Angaben für bestehende Platzkapazitäten (5.449) sowie im Bau bzw. in Planung befindliche Platzkapazi-
27
Nicht berücksichtigt sind ca. 80 vollstationären Pflegeplätze, deren Errichtung in Bauplanungen eines
28
Die Abweichungen zur Gesamtberechnung (Abbildung 17: Prognostizierte Entwicklung der vollstationä-
täten (255) in den Kommunen Alsdorf, Stolberg und Würselen.
Bauträgers aus dem Jahr 2011 vorgesehen sind.
ren Pflegearrangements StädteRegion Aachen bis 2015 und 2020.) begründen sich in den für den
kommunalen Raum nur verfügbaren mittleren Differenzierungsgraden bei den Altersgruppen. Die insbesondere für die hochaltrigen Altersgruppen hohe Relevanz der stationären Versorgung kann daher in
der kommunalen Berechnung nur bedingt berücksichtigt werden und führt zu einer niedrigeren Bedarfsbestimmung in 2015 in einer Größenordnung von 1,8%
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47
Berichterstattung Kommunale Pflegeplanung - Fortschreibung 2011
Neben den durch die steigende Zahl Pflegebedürftiger begründeten zusätzlichen Platzbedarf wird in der Studie "Stationärer Pflegemarkt im Wandel" der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Ernst & Young GmbH aus dem Jahr 2011 explizit auch ein Bedarf an Neu- und
Ersatzbauten vor dem Hintergrund des bestehenden Sanierungsbedarfes thematisiert. Der
Richtwert zur Bestimmung der Größenordnung wird in der Studie mit 2% des gegenwärtigen Bestandes an Pflegeheimen pro Jahr beziffert29.
Bezogen auf die StädteRegion Aachen (Basis Pflegeheimzahl im Jahr 2009 und einer
durchschnittlichen Platzkapazität von 80 Plätzen) lassen sich ersatzweise neu zu errichtende Einrichtungen in einer Größenordnung von 1,32 Heimen mit 105,6 Plätzen jährlich
hieraus ableiten. Dies entspräche einem Substitutionsbedarf von 633 Plätzen bis zum Jahr
2015, bzw. 1161 Plätzen bis zum Jahr 2020.
Mit Blick auf die gerade in den letzten Jahren getätigten Investitionen in Bestands- und
Neubauimmobilien kann dieser generelle Richtwert nur eine erste Orientierung für einen
entsprechenden regionalen Bedarf bieten. Einen weiteren Anhaltspunkt zur Einschätzung
möglicher altersbedingter Sanierungserfordernisse liefert die Höhe und Verteilung der von
den Pflegeheimen abgerechneten Investitionskosten, die städteregional bei durchschnittlich 16,66 Euro pro Tag/pro Platz liegen.
Tabelle 15: Verteilung der Plätze nach Investitionskosten
Investitionskosten i.H.v.
Î bis 10 Euro
Zahl der Plätze30
Anteil in %
659
12,4
Î 10 - 15 Euro
1007
18,9
Î 15 - 20 Euro
2329
43,7
Î 20 - 25 Euro
1335
25,0
Quelle: Veröffentlichung der AOK Rheinland zu den zugelassenen vollstationären Pflegeeinrichtungen in der
Region mit Preisen. Stand 13.09.2011/ eig. Berechnung.
Rund ein Viertel der stationären Plätze liegt im oberen Segment der Investitionskosten und
dürfte damit jüngeren Baudatums sein. Kurz- bis mittelfristiger Sanierungsbedarf
und/oder Anpassungsbedarf an gesetzliche bzw. einrichtungsübliche Qualitätsstandards
dürften dagegen vornehmlich für die im unteren Segment angesiedelten 659 Plätze/6 Einrichtungen bestehen. Auch die bisherige Einzelzimmerquote in den Pflegeheimen der Region spricht für einen nicht unerheblichen Anpassungs- und damit Investitionsbedarf in
einigen Einrichtungen.
29
Dieser Richtwert basiert auf dem Pflegeheim Rating Report 2, Rheinisch-Westfälisches Institut für Wirtschaftsforschung, Essen, Heft 54.
30
100 Plätze konnten in der Berechnung aufgrund fehlender Angaben nicht berücksichtigt werden.
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Berichterstattung Kommunale Pflegeplanung - Fortschreibung 2011
7 Ausblick
Mit einem vergleichsweise hohen Anteil häuslicher Betreuungsformen und -angebote, sowie einem hinreichenden stationären Platzangebot ist die städteregionale Versorgungslandschaft aktuell verhältnismäßig gut ausgebaut und folgt dem Prinzip „ambulant vor
stationär“.
Die in diesem Kontext zentrale Funktion der Unterstützung hilfe- und pflegebedürftigen
Menschen im Zugang zur Versorgungsstruktur – unter Berücksichtigung individueller Bedarfe sowie ökonomischer Gesichtspunkte – wird seit Ende 2009 durch die eingerichteten
Pflegestützpunkte in der StädteRegion Aachen mit Sitz in Aachen und Stolberg wahrgenommen. Auf die ebenfalls relevante Stärkung des individuellen häuslichen Pflegepotenzials zielen parallel hierzu die angebotenen Schulungsmaßnahmen und/oder Informationsveranstaltungen seitens des Amtes für Altenarbeit, des städteregionalen Pflegestützpunktes sowie des Demenzservicezentrums und anderer Akteure in der Region ab. Einen weiterer Baustein stellt das Mehrgenerationenhaus in Stolberg dar, welches durch die Förderung des Bundesfamilienministeriums im Aktionsprogramm II in 2012 auch einen Schwerpunkt im Bereich Alter und Pflege im Sinne der Etablierung von Beratungsangeboten für
ältere Menschen, Pflegebedürftige und Demenzkranke und ihre Angehörigen setzen
wird31.
Die in dieser Berichterstattung auf der Basis verfügbarer statistischer Daten dargelegte
städteregionale Pflegelandschaft und mögliche Entwicklung der Pflegebedürftigkeit
skizziert jedoch zugleich die Grundlage sowie die Herausforderung für eine sich in den
letzen Jahren immer wieder im Wandel befindlichen pflegerischen Versorgungsstruktur.
Weitere Anpassungs- und Veränderungsnotwendigkeiten zeichnen sich heute bereits
durch geplante gesetzliche Änderungen im Bereich der Pflegeversicherung ab, begründen
sich aber im Wesentlichen durch die fortschreitende Alterung der Gesellschaft und die
Auswirkungen des demografischen Wandels.
7.1 Gestaltungsansätze
Zukünftig bedarf es daher - quantitativ wie qualitativ - weitergehender Ansätze und Strategien, um die Strukturen – insbesondere im ambulanten Bereich - zu sichern und weiterzuentwickeln. "Vernetzung und Verzahnung von Leistungsangeboten", "Unterstützung und
Entlastung (berufstätiger) pflegender Angehöriger" sowie "Stärkung des bürgerschaftlichen
Engagements", sind die in der Diskussion befindlichen Stichworte, die den Handlungsbedarf in unterschiedlichen Feldern skizzieren.
Als zukunftsorientiert gilt insbesondere die Gestaltung von Wohn- und Lebensformen für
alte und hochaltrige Menschen, die nicht auf die besondere Lebenslage "Pflegebedürftigkeit" abhebt, sondern präventiv zur Vermeidung von Hilfe- und Pflegebedürftigkeit beiträgt und auf den Erhalt bzw. die Erweiterung der Teilhabe älterer Menschen am gesellschaftlichen Leben zielt. 32 Anpassung im Wohnungsbestand sowie dezentrale, kleinräumig
31
Pressemitteilung des BMFSFJ vom 16.11.2011. (Abruf 16.11.2011 www.bmfsfj.de) Zu den inhaltlichen
Schwerpunktsetzungen und Zielsetzungen des Aktionsprogramms II sowie den ausgewählten Mehrgenerationenhäusern siehe: www.mehrgenerationenhaeuser.de
32
Nachfolgende Ausführungen sind entnommen aus: Kahler, Barbara: "Wohnen im Alter" in NDV September 2010, S. 390ff.
© StädteRegion Aachen
49
Berichterstattung Kommunale Pflegeplanung - Fortschreibung 2011
organisierte und in bestehende Wohnquartiere eingebettete Angebote33 gelten dabei als
Königsweg, insofern sie an "Umfeld" und der damit für das informelle Hilfe- und Unterstützungssystem wichtigen Nachbarschaft anknüpfen und die häufig bestehende (fußläufig erreichbare) Infrastruktur nutzen können.
Diese in unterschiedlichen Formen und Ausprägungen verfolgten Quartierskonzepte bzw.
deren Stärkung im Rahmen von Quartiersmanagement34 eignen sich als Lösungsansatz
insbesondere in städtischen, dicht besiedelten Räumen. In peripheren Stadtrandlagen oder
im ländlichen Raum sind diese Ansätze jedoch nicht ohne weiteres übertragbar. Hier gilt
vielmehr Mobilität(serhalt) als zentrale Dimension, welche auch dezentrale Versorgungslösungen für Dienstleistungsangebote und die Erreichbarkeit soziale Infrastruktureinrichtungen und -angebote beinhalten muss.
Gefordert sind in diesem Zusammenhang auch die jeweiligen Kommunen, insofern diese
im Rahmen ihrer eigenständigen Planungs- und Gestaltungskompetenz Einfluss auf den
Auf- und Ausbau alters- und altengerechter Strukturen vor Ort nehmen können.
Entwickelt und erprobt werden solche Ansätze insbesondere auch im bundesweiten Aktionsprogramm "Regionale Daseinsvorsorge". Innerhalb des Programms werden ausgewählte Modellregionen in ländlichen Räumen darin unterstützt, sich innovativ den infrastrukturellen Herausforderungen des demografischen Wandels zu stellen und mit einer Regionalstrategie Daseinsvorsorge erforderliche Infrastrukturanpassungen vorausschauend und
kooperativ zu gestalten.35 Gemeinsam mit dem Kreis Düren und dem Kreis Euskirchen ist
die StädteRegion Aachen als eine von insgesamt 21 Modellregionen ausgewählt worden,
die in den Jahren 2012/2013 gefördert wird und so maßgebliche Impulse für die Ausgestaltung vor Ort setzen kann.36
Die Relevanz solcher Konzepte und Ansätze wird nicht zuletzt auch unter dem Aspekt der
finanziellen Auswirkungen steigender Zahlen im Bereich der Pflegebedürftigkeit deutlich.
Generell werden die mit der demografischen Entwicklung verknüpften Verschiebungen in
der Alterszusammensetzung der Bevölkerung und der wachsende Anteil Hochbetagter
einhergehen mit einem Anstieg von potenziell Pflegebedürftigen. Die Versorgung dieser
Menschen mit pflegerischen Leistungen und Wohnraumangeboten ist angesichts abnehmender Familiennetzwerke eine besondere Herausforderung für alle Beteiligten. Neben
dieser Herausforderung wird diese Entwicklung aber auch erhebliche Auswirkungen auf
den Haushalt der StädteRegion Aachen und damit auf die Haushalte der regionsangehörigen Gemeinden nach sich ziehen.
33
von alternativen Wohnformen bis hin zu stationären Einrichtungen klassischer Prägung
34
So werden aktuell im Rahmen des neuen Programms "Nachbarschaftshilfe und soziale Dienstleistung"
des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend bundesweit 35 Projekte gefördert,
die neue Formen der Organisation von Nachbarschaftshilfe darstellen, z.B. durch den Aufbau neuartiger
Versorgungsteams in denen Familienangehörige, Nachbarn, ehrenamtlich Engagierte und professionelle
Fachkräfte gemeinsam ältere und pflegebedürftige Menschen zuhause unterstützen. BMFSFJ Pressemitteilung Nr. 70/2011 vom 06.10.2011
35
Nähere Informationen unter: www.regionale-daseinsvorsorge.de
36
Nähere Informationen zur Ausgestaltung siehe: Sitzungsvorlage Nr. SRA 2011/0470
© StädteRegion Aachen
50
Berichterstattung Kommunale Pflegeplanung - Fortschreibung 2011
7.2 Finanzielle Auswirkungen
In den Fällen, in denen das Einkommen und Vermögen sowie die Leistungen der Pflegeversicherung nicht ausreichen, den Pflegebedarf sicherzustellen, werden Leistungen nach
dem SGB XII und Pflegewohngeld erbracht. Die Entwicklung dieser Leistungen für die Vergangenheit ist im Controllingbericht der StädteRegion Aachen dargestellt. Demnach wurden im Jahre 2010 im Bereich Hilfe zur Pflege und Pflegewohngeld insgesamt 42,5 Mio.
Euro aufgewendet. Diese Aufwendungen unterteilen sich in knapp 36 Mio. Euro an Leistungen für Menschen innerhalb von Einrichtungen und knapp 6,5 Mio. Euro für Leistungen
für Menschen außerhalb von Einrichtungen. Dies sind über 35 % der Nettoaufwendungen
im Bereich SGB XII und SGB II.
Legt man die Entwicklung der Pflegebedürftigkeit in der StädteRegion Aachen auch für die
finanzielle Entwicklung zugrunde, ergeben sich folgende Auswirkungen:
Ambulanter Bereich:
Von den derzeit 13.300 pflegebedürftigen Menschen erhalten 1.076 Personen (8%) ambulanten Hilfen nach dem SGB XII mit einem Aufwand von 6,5 Mio. €. Geht man davon aus,
dass weiterhin 8% der pflegebedürftigen Menschen Hilfe zur Pflege erhalten und legt man
eine Kostensteigerung von 1,5 % pro Jahr zu Grunde, steigen die Aufwendungen im ambulanten Bereich
im Jahr 2015 bei 14.400 pflegebedürftigen Menschen auf 7,5 Mio. Euro (Steigerung
¾
um rd. 15 %) und
im Jahr 2020 bei 15.700 pflegebedürftigen Menschen auf 8,75 Mio. Euro (Steige-
¾
rung um rd. 34 %).
Stationärer Bereich:
Im stationären Bereich werden 5.449 Heimplätze vorgehalten. 37 % der Heimbewohner
erhalten Leistungen nach dem SGB XII im Höhe von rund 19,5 Mio. € und 51 % der Heimbewohner erhalten Pflegewohngeld in Höhe von 16,5 Mio. €. Geht man davon aus, dass
die Inanspruchnahme dieser Leistungen gleich bleibt und legt man ebenfalls eine Kostensteigerung um 1,5 % pro Jahr zu Grunde, sieht die Entwicklung im vollstationären Bereich
wie folgt aus:
im Jahr 2015 steigt die Anzahl der Heimplätze auf 5.650 und damit die Leistungen
¾
auf ca. 40 Mio. Euro (Steigerung um rd. 11 %) und
im Jahr 2020 steigt die Anzahl der Heimplätze auf 6.350 und damit steigen die
¾
Leistungen auf rd. 48 Mio. Euro (Steigerung um rd. 34 %).
Insgesamt steigen damit die Aufwendungen der StädteRegion voraussichtlich
¾
¾
im Jahr 2015 um 4,9 Mio. Euro und
im Jahr 2020 um 14,5 Mio. Euro.
Dies entspricht einer Steigerung der Städteregionsumlage
¾
¾
im Jahr 2015 um 0,68 % und
im Jahr 2020 um 2,02 %.
© StädteRegion Aachen
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Berichterstattung Kommunale Pflegeplanung - Fortschreibung 2011
Die StädteRegion Aachen hat zahlreiche Maßnahmen, wie z. B.
¾
¾
¾
¾
individuelle Hilfeplanung für Empfänger von Leistungen nach dem SGB XII,
Heimnotwendigkeitsprüfung,
aufsuchende Wohn- und Pflegeberatung,
freiwilliges Förderprogramm zur Schaffung behindertengerechten und barrierefreien Wohnraums
eingeleitet, um den Anstieg der Kosten zu minimieren und dem Wunsch der meisten Menschen nach einem möglichst langen Verbleib in der eigenen Wohnung zu entsprechen. Auf
Ebene der regionsangehörigen Kommunen muss jedoch weiterer alten-/behindertengerechter Wohnraum geschaffen und Quartierskonzepte umgesetzt und implementiert
werden. Anregungen hierfür bieten verschiedene Studien, in denen Wege der Umsetzung
auf kommunaler Ebene aufgezeigt sind37.
37
siehe: Kuratorium Deutsche Altershilfe „Quartierskonzepte in NRW - eine Antwort auf die zukünftigen Heraus-
forderungen in der Pflege“
© StädteRegion Aachen
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Berichterstattung Kommunale Pflegeplanung - Fortschreibung 2011
Literatur- und Quellenangaben:
•
Aachener Gesellschaft für Innovation und Technologietransfer AGIT mbH: Internetauftritt zur Gesundheitsregion Aachen: www.gesundheitsregionaachen.eu
•
AOK Rheinland: www.pflege-regio-aachen.de/preisvergleichslisten.html
•
Arbeitsgemeinschaft der kommunalen Spitzenverbände NRW - Stellungnahme vom
25.01.2010 zum Bericht der Landesregierung zur Überprüfung der Wirksamkeit
des Gesetzes zur Umsetzung des Pflegeversicherungsgesetzes sowie zum Weiterbildungsgesetz Alten- und Gesundheits- und Krankenpflege. Landtag NordrheinWestfalen 14. Wahlperiode. Stellungnahme 14/3157.
•
•
Bertelsmann Stiftung (Hrsg.:) Datenbank Wegweiser Kommune - abrufbar im
Internet unter www.wegweiser-kommune.de
•
Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend: www.bmfsfj.de
•
Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (BMVBS):
www.regionale-daseinsvorsorge.de
•
Demenznetz Aachen: www.demenznetz-aachen.de
•
Destatis (Statistisches Bundesamt Deutschland): www.destatis.de
•
Deutsche Alzheimer Gesellschaft: www.deutsche-alzheimer.de /fileadmin/
alz/pdf/ factsheets/FactSheet01.pdf
•
Ernest & Young (Hrsg.) 2011: Stationärer Pflegemarkt im Wandel - Gewinner und
Verlierer 2020.
•
Forschungszentrum für Generationenverträge der Albert-Ludwigs-Universität
(Hrsg.) 2008: Hackmann, T. und Moog, St.: "Pflege im Spannungsfeld von Angebot
und Nachfrage - Diskussionsbeiträge - " Freiburg, No. 33, Nov. 2008.
•
Information und Technik Nordrhein-Westfalen (IT.NRW) Geschäftsbereich Statistik
(2009): Pflegestatistik / Stichtag 15.12.2009 bzw. 31.12.2009
•
Information und Technik Nordrhein-Westfalen (IT.NRW) Geschäftsbereich Statistik
(2007): Pflegestatistik / Stichtag 15.12.2007 bzw. 31.12.2007
•
IT.NRW (2008) - Bevölkerungsvorausberechnung; Prognose Basisvariante bis 2030
•
IT. NRW (2010) - Amtliche Bevölkerungszahlen 31.12.2009
•
Kahler, Barbara: "Wohnen im Alter" in Nachrichtendienst des Deutschen Vereins für
öffentliche und private Fürsorge, September 2010.
•
Kreis Aachen (Hrsg.) 2005: Kommunale Pflegeplanung 2005.
© StädteRegion Aachen
53
Berichterstattung Kommunale Pflegeplanung - Fortschreibung 2011
•
Kreis Aachen (Hrsg.) 2007: Kommunale Pflegeplanung 2007.
•
Mehrgenerationenhäuser / Aktionsprogramm II /
www.mehrgenerationenhaeuser.de
•
Rheinisch-Westfälisches Institut für Wirtschaftsforschung (Hrsg.) 2009: Pflegeheim
Rating Report; RWI Materialien Heft 54
•
StädteRegion Aachen - Amt für Altenarbeit. Sitzungsvorlagen - Nr.: SEN
2011/0080.
•
StädteRegion Aachen - Amt für soziale Angelegenheiten. Controllingbericht SGB
XII - SGB II 2005 - 2009 - Anlage zur Sitzungsvorlagen - Nr.: SOZ 2010/0460.
•
•
StädteRegion Aachen - Amt für soziale Angelegenheiten. Tätigkeitsbericht der
Heimaufsicht der StädteRegion Aachen für das Jahr 2010 - Anlage zur Sitzungsvorlagen - Nr.:
SEN 2011/0090.
•
StädteRegion Aachen - "Älter werden in der StädteRegion Aachen".
•
StädteRegion Aachen - Berichterstattung zur kommunalen Pflegeplanung 2009.
Anlage zur Sitzungsvorlage - Nr. SOZ 2010/0017.
•
StädteRegion Aachen, Regionalentwicklung - Sitzungsvorlage Nr. WIRT
2011/0318.
•
StädteRegion Aachen, Regionalentwicklung - Sitzungsvorlage Nr. SRA
2011/0470.
•
StädteRegion Aachen - Stabsstelle Kultur, empirische Forschung und Gleichstellung
(Hrsg.) 2010: Kompendium Der demografische Wandel in der StädteRegion Aachen
- Teilbericht 60plus - Ältere Generation in der StädteRegion Aachen.
•
Zentrum für Qualität in der Pflege, Berlin / F.A.Z. Institut Frankfurt am Main (Hrsg.)
2010: Selbstbestimmung im Alter (Reihe Kundenkompass)
© StädteRegion Aachen
54