Daten
Kommune
Aachen
Dateiname
105391.pdf
Größe
181 kB
Erstellt
23.11.11, 12:00
Aktualisiert
06.09.18, 20:35
Stichworte
Inhalt der Datei
Der Oberbürgermeister
Vorlage
Federführende Dienststelle:
Volkshochschule
Beteiligte Dienststelle/n:
Vorlage-Nr:
Status:
AZ:
Datum:
Verfasser:
E 42/0036/WP16
öffentlich
23.11.2011
Lokaler Aktionsplan gegen Rechtsextremismus,
Fremdenfeindlichkeit und Antisemitismus im Rahmen des
Bundesprogramms "TOLERANZ FÖRDERN – KOMPETENZ
STÄRKEN" des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen
und Jugend (BMFSFJ) Volkshochschule Aachen
Beratungsfolge:
TOP:__
Datum
Gremium
Kompetenz
15.12.2011
25.01.2012
BSTVH
Rat
Anhörung/Empfehlung
Entscheidung
Finanzielle Auswirkungen
Entf.
Beschlussvorschlag:
1.
Der Betriebsausschuss Theater und Volkshochschule nimmt den Bericht zustimmend zur Kenntnis
und empfiehlt dem Rat der Stadt, die Volkshochschule Aachen mit der Weiterentwicklung des
Lokalen Aktionsplans zu beauftragen.
2. Der Rat der Stadt Aachen nimmt den Bericht zustimmend zur Kenntnis und beschließt auf
Empfehlung des Betriebsausschusses Theater und Volkshochschule, die Volkshochschule mit der
Weiterentwicklung des Lokalen Aktionsplans zu beauftragen.
Philipp
Rombey
Vorlage E 42/0036/WP16 der Stadt Aachen
Ausdruck vom: 23.11.2011
Seite: 1/4
Erläuterungen:
Ausgangslage:
Laut Verfassungsschutzberichten 2007-2009 hat sich neben Dortmund der Raum Aachen in den
vergangenen Jahren zu einem Schwerpunkt der Aktivitäten neonazistischer Gruppen und der NPD in
Nordrhein-Westfalen entwickelt. Die 2001 gegründete „Kameradschaft Aachener Land“ (KAL) ist eine
der aktivsten „freien Kameradschaften“ im Bundesland. Die überwiegend jugendlichen Anhänger und
Aktivisten der Gruppe leben in Aachen, aber auch in der angrenzenden Region Aachen und
benachbarten Kreisen. Die Organisation ist mit anderen neo-nazistischen Gruppen vernetzt und
kooperiert teilweise eng mit der NPD. Aufgrund der geographische Lage unterhält die KAL Kontakte
zu rechtsextremen Organisationen in Belgien und den Niederlanden. Während die Wahlergebnisse
rechtsextremer Parteien in der Stadt Aachen regelmäßig unter dem Landesdurchschnitt liegen, bietet
sich in den benachbarten Städten und Kommunen ein anderes Bild: Die NPD zog bei den
Kommunalwahlen 2009 in sechs kommunale Vertretungen der Region ein. Alsdorf (Städteregion
Aachen) ist eine der letzten Hochburgen der „Republikaner“. Dort ist die Partei in Fraktionsstärke im
Rat vertreten.
Über die etablierten NPD-Strukturen im Aachener Umland werden auch die rechtsextremen
Aktivitäten in der Stadt Aachen unterstützt. Weil in Aachen rechtsextreme Parteien bislang keinen
kommunalpolitischen Einfluss gewinnen konnten, verfolgen die Neonazis im Stadtgebiet den von
ihnen postulierten „Kampf um die Straße“. In diesem Kontext fanden zwischen November 2008 und
September 2010 in Aachen vier rechts-extreme Aufzüge statt, die von örtlichen Aktivisten in
Kooperation mit Neonazi-Gruppen aus dem Aachener Umland organisiert wurden. Das Ansinnen, im
vorparlamentarischen Raum Einfluss zu gewinnen, äußert sich auch in einer starken Zunahme von
Propagandadelikten, etwa in Form von rechten Schmierereien, im Stadtgebiet. Zudem sind
Rechtsextreme verstärkt dazu übergegangen, tatsächliche und vermeintliche politische Gegner gezielt
anzugreifen. Mutmaßliche Neonazis haben wiederholt die Büros demokratischer Parteien und die
Wohnungen engagierter Bürger beschädigt und versucht, Besucher eines alternativen Kulturzentrums
zu attackieren. Eine neue „Qualität“ dieser Aktivitäten wurde im Herbst 2010 bekannt, als zwei
Aachener Neonazis verhaftet wurden, denen die Vorbereitung eines Sprengstoffanschlag in Berlin zur
Last gelegt wurde. Das Landgericht Aachen hat die Täter im Februar 2011 zu Bewährungsstrafen
verurteilt.
Maßnahme:
Das Bundesprogramm „TOLERANZ FÖRDERN – KOMPETENZ STÄRKEN“ des Bundesministeriums
für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) führt die erfolgreiche Arbeit der beiden
Bundesprogramme „VIELFALT TUT GUT. Jugend für Vielfalt, Toleranz und Demokratie“ und
„kompetent. für Demokratie – Beratungsnetzwerke gegen Rechtsextremismus“ unter einem
gemeinsamen Dach fort. Es zielt darauf ab, ziviles Engagement, demokratisches Verhalten und den
Einsatz für Vielfalt und Toleranz zu fördern. Angesprochen werden sollen weite Kreise der
Bevölkerung, besonders Kinder und Jugendliche, aber auch Eltern, Pädagoginnen und Pädagogen,
lokal einflussreiche staatliche und zivilgesellschaftliche Akteure sowie Multiplikatorinnen und
Multiplikatoren.
Vorlage E 42/0036/WP16 der Stadt Aachen
Ausdruck vom: 23.11.2011
Seite: 2/4
Im Rahmen des Bundesprogramms „TOLERANZ FÖRDERN – KOMPETENZ STÄRKEN“ wird in
Aachen die Entwicklung, Implementierung und Umsetzung eines Lokalen Aktionsplans gegen
Rechtsextremismus, Fremdenfeindlichkeit und Antisemitismus (LAP) in kommunaler Verantwortung
zur Stärkung der Demokratieentwicklung vor Ort gefördert.
Die Volkshochschule nimmt die Aufgabe der „Internen Koordinationsstelle“ wahr und ist für die
Gesamtdurchführung verantwortlich. Die in den Projektleitlinien vorgesehene „Externe
Koordinationsstelle“, die eng mit der Volkshochschule Aachen verzahnt arbeitet, ist von "Arbeit und
Leben - DGB/VHS NRW e.V." eingerichtet worden.
Lokale Aktionspläne sind konkrete, vor Ort ausgearbeitete und umgesetzte Konzepte, die Vielfalt,
Toleranz und Demokratie vor allem unter den jugendlichen Einwohnerinnen und Einwohnern stärken
sollen. Hierzu arbeiten die Kommune und lokale Akteurinnen und Akteure der Zivilgesellschaft - von
den Kirchen über Vereine und Verbände bis hin zu engagierten Bürgerinnen, Bürgern und
Jugendlichen - eng zusammen. Sie entwickeln gemeinsam eine Strategie gegen rechtsextreme,
fremdenfeindliche und antisemitische Tendenzen vor Ort und setzen diese in Aktionen und Projekte
um. Dieses dichte Netzwerk der demokratischen Kräfte verhindert, dass sich beispielsweise
gefährliches Gedankengut unter Kindern und Jugendlichen in der Region ausbreiten kann.
Thematische Säulen des LAP Aachen sind:
Stärkung der demokratischen politischen Kultur
Prävention durch politische Bildung und Politikberatung
Aneignung demokratischer kultureller und geschichtlicher Identität
Der LAP Aachen wird auf Grundlage einer spezifischen Analyse der Problemlagen in Aachen unter
Beteiligung von Vertreterinnen und Vertretern der Zivilgesellschaft und kommunaler Stellen entwickelt
und jährlich fortgeschrieben.
Im Rahmen von "TOLERANZ FÖRDERN – KOMPETENZ STÄRKEN" stellt das BMFSFJ der Stadt
Aachen für das Jahr 2012 Finanzmittel in Höhe von 90.000 € zur Verfügung. Damit werden Projekte
und Aktionen zu den thematischen Schwerpunkten des LAP Aachen gefördert. Mit diesen werden die
im LAP formulierten Ziele umgesetzt. Solche Vorhaben können zum Beispiel Aktionstage,
Forschungs- und Schulprojekte, die Entwicklung von pädagogischen Materialen oder Kulturprojekte
wie Theater oder Musicals sein.
Als Träger von Einzelprojekten kommen grundsätzlich gemeinnützige, nichtstaatliche Organisationen
in Betracht, die die fachlichen Voraussetzungen für das geplante Projekt erfüllen sowie über Erfahrung
in der Thematik des Bundesprogramms verfügen.
Die Koordinierungsstelle steht als Ansprechpartner für interessierte Projektträger zur Verfügung. Sie
berät und begleitet bei der Antragsstellung und unterstützt bei Bedarf die Öffentlichkeitsarbeit für
Einzelprojekte.
Die Empfehlung über eine Förderung von Einzelprojekten wird 2012 durch den Begleitausschuss (BA)
des LAP Aachen getroffen und anschließend vom Bundesamt für Familie und zivilgesellschaftliche
Vorlage E 42/0036/WP16 der Stadt Aachen
Ausdruck vom: 23.11.2011
Seite: 3/4
Aufgaben geprüft und ggf. freigegeben. Der BA ist nach den Projektrichtlinien des BMFSFJ
vorgeschrieben.
Der BA setzt sich zusammen aus Vertreter/innen von Politik und Verwaltung sowie Zivilgesellschaft
und Wissenschaft:
-
Fraktionen im Rat der Stadt Aachen
- CDU
- SPD
- Grüne
- FDP
- Linke
-
Stabsstelle Integration des Fachbereichs Soziales und Integration,
-
Fachbereich Kinder, Jugend und Schule,
-
Mitarbeiter der internen und externen Koordinationsstellen,
-
Katholische Kirche,
-
Evangelische Kirchengemeinde Aachen,
-
Jüdische Gemeinde,
-
Islamische Gemeinde DITIB,
-
Bilal Moschee,
-
MigrAix,
-
Flüchtlingsrat,
-
DGB Region NRW Süd-Ost,
-
Aachener Friedenspreis,
-
Netzwerk Aachener Schulen gegen Gewalt und Rassismus,
-
Institut für Politische Wissenschaft der RWTH Aachen.
Aufgaben und Besetzung des Begleitausschusses wurden in einem Entwicklungsworkshop am
22.09.2011 und auf der Sitzung des Runden Tisches gegen Rechtsextremismus am 13.10.2011 mit
VertreterInnen aus Politik, Verwaltung und Zivilgesellschaft vorgestellt.
Vorlage E 42/0036/WP16 der Stadt Aachen
Ausdruck vom: 23.11.2011
Seite: 4/4