Daten
Kommune
Inden
Größe
339 kB
Datum
21.11.2018
Erstellt
08.11.18, 09:42
Aktualisiert
08.11.18, 09:42
Stichworte
Inhalt der Datei
Vorlagen-Nr.
Der Bürgermeister
Aktenzeichen
Datum
Planungsamt
Regina Dechering
06.11.2018
öffentlich
Beratungsfolge
Termin
Ausschuss für Gemeindeplanung
und -entwicklung
21.11.2018
TOP Ein Ja
Nein
240/2018
Ent Bemerkungen
Betrifft:
Industriedrehkreuz Weisweiler
Mitteilung:
Die IRR - Innovationsregion Rheinisches Revier GmbH - hat in Abstimmung mit den beteiligten
Belegenheitskommunen und weiteren Partnern einen Antrag auf Förderung einer
„Machbarkeitsstudie für das Industriedrehkreuz Weisweiler - Inden - Stolberg“ an das
Wirtschaftsministerium des Landes NRW (MWIDE) gestellt. Der Masterplan solle einen Beitrag
leisten, zur „qualifizierten Entwicklung der bestehenden, brachen und potenziellen Gewerbe- und
Industrieflächen am sowie im Umfeld des Kraftwerksstandortes Weisweiler unter Berücksichtigung
möglicher Synergien durch eine Entwicklung des Flächenpotenzials am Stolberger Hauptbahnhof
und der weiteren Region.“ (Antrag auf Förderung eines „Masterplans Industriedrehkreuz
Weisweiler-Inden-Stolberg“, IRR GmbH) Weiterhin soll er, über das landesplanerische „Soll“
hinaus, zusätzliche Flächen für den Strukturwandel identifizieren und bereitstellen, um
Strukturbrüche zu vermeiden und der Region frühzeitig, vor Beendigung der Tagebaue, eine
wirtschaftliche Perspektive bieten.
„Was passiert nach der Schließung und Stilllegung des Braunkohlekraftwerks Weisweiler
voraussichtlich im Jahr 2030? Wie können die absehbaren strukturpolitischen Folgen mit
Arbeitsplatzabbau und Beschäftigtenverlusten frühzeitig aufgefangen und abgefedert werden? Wie
sieht das Zukunftsszenario für die freiwerdenden Flächen aus und welche regionale Bedeutung kann
eine neue Nutzung und Entwicklung dieser Flächen haben?“ Diese und weitere Fragen waren der
Auslöser für den Antrag der IRR GmbH, heute Zukunftsagentur Rheinisches Revier (ZRR), an das
MWIDE. Auf Basis dieses Antrags erhielt NRW.URBAN im Februar 2017 vom MWIDE den
Auftrag zur Erarbeitung der Machbarkeitsstudie mit dreistufigem Werkstattverfahren für die
Entwicklung des Industriedrehkreuzes.
Redaktionsschluss für die Studie war Ende April 2018. Anschließend wurden Änderungs- und
Ergänzungswünsche aus dem Kreis der Konsortialpartner (siehe nachfolgender Absatz) abgestimmt
und überwiegend in die Studie mit aufgenommen. Der Abschlussbericht zur Studie wurde danach
am 30.08.2018 durch die Konsortialpartner und am 24.09.2018 durch das MWIDE als
abgeschlossen erklärt.
Zentrale regionale Akteure bildeten den sog. „Begleitausschuss der Konsortialpartner“ zu dieser
Machbarkeitsstudie unter dem Dach der ZRR. Dieser Ausschuss tagte zu Beginn der Arbeiten, nach
der zweiten Werkstatt und dem Vorliegen der Entwicklungsszenarien und vor Abgabe des
Schlussberichtes. Er wurde jeweils über wichtige Meilensteine der Auftragsabwicklung informiert
und entschied über die Vergabe externer Aufträge und Gutachten. Konsortialpartner sind:
StädteRegion Aachen, Stadt Eschweiler, Kupferstadt Stolberg, Gemeinde Inden,
Entwicklungsgesellschaft indeland mbH, Kreis Düren, IHK Aachen, EVS und RWE Power, Köln.
Neben den Flächen des Braunkohlekraftwerks und in seinem unmittelbaren Umfeld wurden im
Rahmen der vorliegenden Untersuchung auch die möglicherweise in Beziehung stehenden Flächen
am Hauptbahnhof Stolberg untersucht.
Dreistufiges Werkstattverfahren:
Den Kern der vorliegenden Machbarkeitsstudie bildete ein dreistufiges Werkstattverfahren mit dem
Ziel, fortwährend einen breit angelegten Diskussions- und Kooperationsprozess mit den
maßgeblichen Akteuren in der Region und Flächeneigentümern zu gewährleisten. Die Werkstätten
wurden hierbei jeweils mit externen Fachvorträgen angereichert.
Teilnehmer- und Diskussionskreis der Werkstätten waren Vertreter bzw. Vertreterinnen folgender
Organisationen und Institutionen:
Aachener Gesellschaft für Innovation und Technologietransfer (AGIT), Aachen
Bezirksregierung Köln, Dezernat 32 Regionalentwicklung, Braunkohle, Köln
Entwicklungsgesellschaft indeland GmbH, Düren
EVS Euregio Verkehrsschienennetz GmbH, Stolberg
Gemeinde Inden
Industrie- und Handelskammer (IHK) Aachen, Aachen
Kreis Düren, Dezernat 4, Düren
NRW.INVEST GmbH, Düsseldorf
Region Aachen Zweckverband, Aachen
RWE Power AG, Liegenschaften, Köln
Städteregion Aachen
Stadt Eschweiler
Kupferstadt Stolberg
Innovationsregion Rheinisches Revier (IRR), Jülich (heute ZRR)
Frühzeitig stellte sich eine relativ große Übereinstimmung der Haltungen im Hinblick auf
zukünftige Nutzungsoptionen an den Standorten Weisweiler und Stolberg heraus:
Insgesamt wird einer gewerblich / industriellen Nutzung am Standort Weisweiler Priorität
eingeräumt; das Themenspektrum Energie/-Erzeugung, Produktion und Logistik ist hier
relevant, sollte aber offen für mögliche Entwicklungen sein und kein enges Korsett
darstellen.
Für den Standort Stolberg werden Perspektiven im Ausbau zum Containerterminal /
Güterverteilzentrum gesehen.
Zukunftstrends und -märkte sollen in die perspektivische Nutzung der Standorte einbezogen
werden. Insbesondere für Weisweiler liegt aufgrund der Nähe zu den Hochschulen in
Aachen und Jülich und der zur Verfügung stehenden Flächenpotenziale die Kooperation mit
Forschung und Entwicklung nahe.
Die Möglichkeiten, frühzeitig Flächen in die Umnutzung zu bringen, um schon jetzt spätere
Arbeitsplatzverluste auszugleichen, ist den Akteuren ein wichtiges Anliegen.
Szenarien, Nutzungskonzept und Masterplan:
In der Folge wurden für beide Standorte und die dort zur Verfügung stehenden Flächen
Entwicklungsgeschwindigkeiten und Verfügbarkeiten aufgezeigt. Hierbei stellte sich heraus, dass
sowohl in Weisweiler als auch in Stolberg kurzfristig mobilisierbare Flächen vorhanden sind, die
schon jetzt für den Strukturwandel aktiviert werden können.
In der Diskussion der für beide Standorte entwickelten Szenarien folgte für den Standort
Weisweiler die Ablehnung von Handels- und Freizeitnutzungen. Im Prozess weiter detailliert
wurden die Nutzungen Energie, Produktion, kleine und mittlere Unternehmen sowie
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wertschöpfende Logistik. Zukunftsorientierte Forschung, z.B. durch die Zusammenarbeit mit der
RWTH Aachen oder dem Forschungszentrum Jülich, ist ausdrücklich erwünscht.
Für den Standort Stolberg steht das Thema Logistik – als Güterverteilzentrum an der Bahnlinie – im
Vordergrund. Dabei soll durch wertschöpfende Logistik eine möglichst arbeitsplatzintensive
Flächennutzung realisiert werden.
Im weiteren Prozess gewannen verkehrstechnische Fragen und Prognosen im Kontext der sich nun
konkretisierenden Nutzungen sowie regionalwirtschaftliche Fragen, wie Flächenbedarfe und
mögliche Standortprofilierungen an Bedeutung. Hierzu wurden externe Aufträge an IVV Aachen,
Quaestio Bonn und Carpus + Partner Aachen vergeben.
An beiden Standorten wurden umfangreiche Flächenpotentiale identifiziert. Während sich das
Flächenpotential von insgesamt 43,6 ha in Stolberg auf vier Teilflächen rund um den Hauptbahnhof
aufteilt, so wurden in Weisweiler acht Standorte mit einer Gesamtgröße von 193,7 ha im Bereich
des Braunkohlekraftwerks und seiner Umgebung festgelegt, wovon ein Großteil bereits
planungsrechtlich erfasst sind.
Für die insgesamt 12 Potenzialflächen an den beiden Standorten Weisweiler und Stolberg wird
aufgrund der Ergebnisse des vorangegangenen Prozesses die Aufteilung in drei
Entwicklungsgebiete vorgeschlagen. Diese können in Kooperation oder weitgehend unabhängig
voneinander, auch zeitlich, entwickelt werden. Es wird folgende Zusammensetzung der Teilflächen,
deren zeitliche Umsetzung und die jeweiligen Zuständigkeiten betreffend empfohlen:
Abbildung 1:Entwicklungsziele – Standort Weisweiler (NRW Urban April 2018)
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Abbildung 2: Entwicklungsziele – Standort Stolberg (NRW Urban April 2018)
Entwicklungsgebiet 1
Erweiterung des IGP Eschweiler um rd. 30,4 ha (P1+P7) sowie Schaffung von rd. 10,5 ha Logistikflächen (P8) - Entwicklungszeitraum 2018-2022. Entwicklung durch Kooperation von Stadt
Eschweiler und RWE Power AG sowie ggfls. zusätzlichen Projektpartnern
Entwicklungsgebiet 2
Entwicklung des Euregio Railport mit komplementären GE-Flächen (rd. 38,3 ha) in Stolberg Entwicklungszeitraum 2018-2030. Entwicklung durch Kooperation von Kupferstadt Stolberg und
EVS EUREGIO Verkehrsschienennetz GmbH sowie ggfls. zusätzlichen Projektpartnern
Entwicklungsgebiet 3
Entwicklung eines Industriegebietes am Kraftwerksstandort und Umgebung von rd. 117,8 ha zzgl.
sowie einer
Erweiterungsoption (P9) nördlich des Kraftwerkes (Wunsch der Stadt Eschweiler). Entwicklung
durch interkommunal besetzte strategische Partnerschaft (RWE Power als Eigentümer, die Stadt
Städte Eschweiler und Stolberg, die Gemeinde Inden, die StädteRegion Aachen und der Kreis
Düren)
Um die drei Entwicklungsgebiete den zugedachten Nutzungen in den festgelegten Zeiträumen
entsprechend umzusetzen, ist eine Vielzahl an Handlungsschritten notwendig. Es wird ein
entsprechender Beschluss empfohlen, damit die „Entwickler“ diese Schritte den Ausführungen der
Machbarkeitsstudie entsprechend forcieren, um die Realisierung der konzipierten Nutzungen auf
den jeweiligen Potentialflächen als Beitrag zum Strukturwandel voranzutreiben und sicherzustellen.
Dies sind insbesondere:
Schaffung von Planungsrecht auf unterschiedlichen Maßstabsebenen
Interkommunales Vorgehen
Grunderwerb
Baureifmachung (Abbruch, Entsorgung, Altlasten, Baugrund, u.a.)
Planung und Realisierung innere verkehrliche Erschließung
Planung und Realisierung technische Infrastruktur
Planung und Realisierung Grünordnungs- und Kompensationsmaßnahmen
Planung und Realisierung Einrichtungen Freizeit und Erholung
Verwendung
der
Machbarkeitsstudie
als
Fachbeitrag
im
Rahmen
der
Regionalplanvorbereitung und -abstimmung / Einspeisung der Potentialflächen in den
Prozess zur Neuaufstellung des Regionalplans
Zusätzlich wird die Forcierung, Planung und Umsetzung folgender Maßnahmen jeweils
standortspezifisch empfohlen:
Standort Stolberg
Verbesserung äußere verkehrliche Erschließung, hier insbesondere:
3. BA L 238n
Neue Anschlussstelle BAB 44 im Bereich Eilendorf
Strukturelle Veränderung Anschlussstelle Eschweiler-West inklusive damit verbundener
Gutachten, Planungen etc.
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Standort Weisweiler
Verbesserung äußere verkehrliche Erschließung, hier insbesondere:
Kreuzungsumbau Knotenpunkt Weisweiler bei Zunahme von weiterem Verkehr in Folge der
Realisierung der konzipierten Nutzungen innerhalb der acht Potentialflächen
Strukturelle Veränderung Anschlussstelle Eschweiler West inklusive damit verbundener
Gutachten, Planungen etc.
Prüfung / Untersuchung Gleisanschluss Standort Weisweiler an Hauptstrecke Köln –
Aachen oder Euregio-Trasse
Schaffung einer Vision für ein Industriegebiet der neuen Generation mit einem innovativen
Thema für den Gesamtstandort und in der Region
Bildung einer identitätsstiftenden Standortmarke
Aufstellung eines Entwicklungskonzeptes, d.h. weitergehende Konkretisierung der
vorliegenden Projektansätze (Bebauungs- und Nutzungskonzept, Erschließungsplanung,
Projektkalkulation, Finanzierungskonzept, u.U. Trägerkonzept, Festlegung
Projektorganisation und -struktur, prozessbegleitende Öffentlichkeitsarbeit)
Vermarktungskonzept
Aufstellung eines groben Kosten- und Finanzierungskonzeptes auf dem aktuellen
Preisniveau sowie regelmäßige Fortschreibung und Detaillierung
Einbeziehung Fördermöglichkeiten
Mit dem identifizierten Gesamtvolumen an Flächenpotenzialen an beiden Standorten kann, deren
planerische und bauliche Umsetzung vorausgesetzt, eine Vielzahl neuer Flächenentwicklungen
realisiert werden. Die damit einhergehende Wertschöpfung und Schaffung von Arbeitsplätzen kann
und muss einen wichtigen Beitrag für den anstehenden Strukturwandel in der Region leisten. Dabei
müssen die Vorlaufzeiten für die Teilbereiche ohne Planungsrecht, auch auf der Regionalplanebene
besonders berücksichtigt werden.
Es ist abgestimmt, dass die beteiligten Belegenheitskommunen, gemeinsam mit den weiteren
Konsortialpartnern, das Ergebnis der Machbarkeitsstudie als Fachbeitrag zur Änderung bzw.
Neuaufstellung des Regionalplans einbringen.
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Aufgestellt
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Bürgermeister
Fachbereichsleiter
Kämmerer
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