Daten
Kommune
Aachen
Dateiname
320826.pdf
Größe
668 kB
Erstellt
14.11.18, 12:00
Aktualisiert
16.11.18, 03:31
Stichworte
Inhalt der Datei
Der Oberbürgermeister
Vorlage
Federführende Dienststelle:
Fachbereich Wohnen, Soziales und Integration
Beteiligte Dienststelle/n:
Fachbereich Personal und Organisation
FB 56/0218/WP17
öffentlich
Vorlage-Nr:
Status:
AZ:
Datum:
Verfasser:
14.11.2018
Einrichtung einer ´Koordinationsstelle für den Bereich Bushof´ –
Gemeinsamer Ratsantrag der Fraktionen CDU und SPD 396/17
vom 12.09.2018
Beratungsfolge:
TOP: 8
Datum
Gremium
Zuständigkeit
06.12.2018
Ausschuss für Soziales, Integration und Demographie Anhörung/Empfehlung
Beschlussvorschlag:
Der Ausschuss für Soziales, Integration und Demographie nimmt die Ausführungen der Verwaltung
zur Kenntnis. Er empfiehlt dem Personal- und Verwaltungsausschuss entsprechend der in der Vorlage
dargestellten Form die Einrichtung einer „Koordinationsstelle für den Bereich Bushof“ zu beschließen.
Prof. Dr. Sicking
(Beigeordneter)
Vorlage FB 56/0218/WP17 der Stadt Aachen
Ausdruck vom: 14.11.2018
Seite: 1/6
Finanzielle Auswirkungen
JA
NEIN
x
Investive
Ansatz
Auswirkungen
20xx
Fortgeschriebener Ansatz
Fortgeschriebe-
Ansatz
ner Ansatz
20xx ff.
20xx
Gesamt-
Gesamtbedarf (alt)
20xx ff.
bedarf
(neu)
Einzahlungen
0
0
0
0
0
0
Auszahlungen
0
0
0
0
0
0
Ergebnis
0
0
0
0
0
0
+ Verbesserung /
0
0
Deckung ist gegeben/ keine
Deckung ist gegeben/ keine
ausreichende Deckung
ausreichende Deckung
vorhanden
vorhanden
- Verschlechterung
konsumtive
Ansatz
Auswirkungen
20xx
Ertrag
Fortgeschriebener Ansatz
Fortgeschriebe-
Ansatz
ner Ansatz
20xx ff.
20xx
20xx ff.
Folgekos-
Folgekos-
ten (alt)
ten (neu)
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
Abschreibungen
0
0
0
0
0
0
Ergebnis
0
0
0
0
0
0
Personal-/
Sachaufwand
+ Verbesserung /
- Verschlechterung
0
0
Deckung ist gegeben/ keine
Deckung ist gegeben/ keine
ausreichende Deckung
ausreichende Deckung
vorhanden
vorhanden
Zur Bearbeitung des Aufgabengebietes ist die Einrichtung einer zusätzlichen Personalstelle (VZÄ)
erforderlich. Zudem werden zum Anstoß neuer Projektideen, zur Durchführung von
Beteiligungsverfahren und zur Umsetzung kleinerer Aufwertungsmaßnahmen ab dem Haushaltsjahr
2019 Haushaltsmittel von 15.000 Euro/ Jahr benötigt.
Vorlage FB 56/0218/WP17 der Stadt Aachen
Ausdruck vom: 14.11.2018
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Erläuterungen:
Mit Antrag vom 12.09.2018 (Anlage 1) beauftragen die Fraktionen von CDU und SPD im Rat der Stadt
Aachen die Verwaltung, ein Quartiersmanagement für den Bereich rund um den Bushof einzurichten.
Ergänzend bat der Ausschuss für Soziales, Integration und Demographie in seiner Sitzung vom
04.10.2018 die Verwaltung, im Sinne des eingereichten Ratsantrages, „sich der Aufgabe schon früher
anzunehmen und die Stelle des ‚Kümmerers‘ schnellstmöglich einzurichten und in der Vorbereitung
die Expertise anderer Kommunen mit einzubeziehen.“
Wie bereits aus dem Sachstandsbericht zur letzten Sitzung des AfSID hervorgeht, steht der Bereich
rund um den Bushof seit einigen Jahren mit wechselnden Multi-Problemlagen im Fokus der
Öffentlichkeit. Es handelt sich um einen strategisch wichtigen, innerstädtischen Raum mit hohem
Pendleraufkommen, städtebaulichem Entwicklungsbedarf, Einzelhandels-Leerstand sowie einer
Konzentration von Einrichtungen, die ein Anziehungspunkt für Menschen mit Suchtpotenzial sind. Seit
jüngster Zeit hat sich die Situation verschärft. Über die ordnungsbehördliche Wertung der Situation
wurde am 04.10.2018 ausführlich berichtet.
Neben den bereits ergriffenen kurzfristigen ordnungsbehördlichen Maßnahmen sind aus Sicht des
Fachbereiches Wohnen, Soziales und Integration die in der Ausschuss-Sitzung beschlossenen
ergänzenden koordinierenden und sozialpolitischen Maßnahmen sinnvoll, um auf eine Verbesserung
der Situation im Bereich Bushof hinzuwirken. Zentrale Erkenntnis der Analyse vor Ort ist, dass es in
diesem Bereich der Innenstadt zu deutlichen Nutzungskonflikten kommt, die zur Wahrnehmung des
Bushofs als „Unsicherheitsspot“ führen. Diese Nutzungskonflikte resultieren aus den vielseitigen
Funktionen des Bereiches. Einerseits ist der Bushof der zentrale Umsteigeplatz im ÖPNV mit einem
hohen Pendleraufkommen. Er liegt dabei innenstadtnah und grenzt an die Haupteinkaufsbereiche des
Zentrums an. Der Bushof ist zugleich Standort für wichtige Akteure aus dem Kultur- und
Bildungsbereich (VHS, Stadtbibliothek, Altes Kurhaus), was eine gewisse Repräsentativität und
qualitativ hochwertige Zugänge zu den einzelnen Institutionen notwendig macht. Auch verschiedene
Hotels grenzen an das Gebiet an und haben damit Einfluss auf die Außenwahrnehmung der Stadt
Aachen. Andererseits befinden sich im unmittelbaren Bereich rund um den Bushof neben
innenstadttypischen Dienstleitungsangeboten auch Spiel- und Vergnügungsstätten. Außerdem gibt es
verschiedene Hilfs- und Unterstützungseinrichtungen der Suchthilfe. Gleichzeitig ist das Quartier
durch einen andauernden städtebaulichen Entwicklungsbedarf und einen Einzelhandels-Leerstand –
insbesondere im Bereich der Citypassage - gekennzeichnet. Dies ist zusammen mit der Konzentration
entsprechender Unterstützungseinrichtungen auch der Grund dafür, warum der Bushof ein
Anziehungspunkt für Suchtkranke ist.
Die aktuelle multiple Problemlage rund um den Bushof ist somit auf soziale, wirtschaftliche,
städtebauliche und infrastrukturelle Gegebenheiten zurückzuführen. Viele dieser Themen sind in ihrer
Ausgestaltung so komplex, dass sich keine kurzfristigen Lösungen finden lassen werden. Zudem gibt
es für alle Themen eine Vielzahl an zuständigen Akteuren und Institutionen. Ziel ist es somit nicht,
weitere Einrichtungen zu schaffen, sondern die bestehenden Potenziale zu aktivieren, zu bündeln und
im Sinne einer integrierten Quartiersentwicklung prozessübergreifend zu betrachten und zu steuern.
Zudem gilt es, für die Dauer des Übergangs zu einer großen städtebaulichen Lösung mit kleineren
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Ausdruck vom: 14.11.2018
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Aufwertungsmaßnahmen eine kurzfristige Verbesserung der Aufenthaltsqualität zu bewirken. Eine
zentrale Koordination der Themenstränge erscheint dringend geboten.
Da es sich im Gebiet rund um den Bushof um kein klassisches Wohnviertel handelt, geht die
beschriebene Aufgabe über die Funktion eines klassischen Quartiersmanagement hinaus. Das
klassische Quartiersmanagement arbeitet schwerpunktmäßig in Wohngebieten und versucht u.a.
durch die Aktivierung der Bewohnerschaft Bedarfe zu ermitteln und gemeinschaftliche Projekte in
verschiedenen Themenfeldern zu entwickeln. Dabei arbeitet das Quartiersmanagement eng
ausgerichtet an Quartiersidentitäten, d.h. die Zugehörigkeit zu Quartieren (z.B. „Ostviertel“) und das
Image der Quartiere werden durch Gemeinwesenarbeit gestärkt. Der Bereich rund um den Bushof ist
kein klassisches Wohngebiet (auch wenn es hier Bewohner gibt), sondern v.a. ein zentralörtlicher
Bereich mit den Funktionen „Versorgung“ und „Verkehr“. Die Herausforderungen am Bushof und auch
die Maßnahmen, die zu entwickeln sind, betreffen nicht nur die ansässige Bevölkerung, sondern die
Gesamtbevölkerung Aachens sowie Besucher der Stadt. Der Bushof ist eine Transit-Zone, wo der
kurzfristige Aufenthalt (z.B. umsteigen, einkaufen) dominiert.
Die durchgeführte interkommunale Recherche hat ergeben, dass die Vergleichsstädte (Düsseldorf,
Essen, Oberhausen, Bonn) jeweils problemspezifische Lösungen entwickelt haben und sich aufgrund
der unterschiedlichen Potenziale vor Ort sowohl die Projektansätze als auch die Akteure und
Organisationsstruktur stark unterscheiden. Dennoch kann festgestellt werden, dass in allen
Kommunen bei einer vergleichbaren komplexen Problemlage eine Kombination aus:
-
Infrastruktureller Aufwertung
-
Ordnungsbehördlichen Maßnahmen
-
Suchtpräventiven und sozialen Maßnahmen
-
Kreativer Umnutzung mit Bürgerpartizipation
gewählt wurde, um eine nachhaltige Verbesserung der örtlichen Situation zu erreichen. So wurden die
Straßen und Plätze an denen sich die Suchtkranken aufhalten zumeist baulich aufgewertet (Umbau,
Rückbau, gestalterische Aufwertung, Begrünung, Verbesserung der Beleuchtungssituation) und die
Reinigungsintervalle wurden erhöht, auch die Kontrollen der Polizei und des Ordnungsamtes wurden
intensiviert, zudem wurden zusätzliche Stellen für die aufsuchende Sozialarbeit geschaffen. In Bonn
wurde zudem bereits 2008 ein örtlich begrenztes Alkoholverbot erlassen, das zuletzt jedoch in die
Kritik geriet. In Oberhausen wurden Nutzungsperspektiven für leerstehende Immobilien entwickelt,
zudem konnte in Zusammenarbeit mit dem örtlichen Einzelhandel und den kulturellen Akteuren ein
Quartiersmarketingprozess angestoßen werden. In der Kombination der verschiedenen Themenfelder
kann auch für die Stadt Aachen ein Handlungsansatz zur Bewältigung der multiplen
Herausforderungen gesehen werden.
Auf Basis dieser Erfahrungen empfiehlt die Verwaltung im Sinne eines erweiterten Verständnis von
Quartiersmanagement die Einrichtung einer zentralen Koordinationsstelle, die die verschiedenen
übergeordneten infrastrukturellen und sozialen Prozesse und Themenstränge (subjektives
Sicherheitsempfinden, Leerstand, Suchtproblematik, städtebauliche Entwicklung etc.) als „Anwalt für
den Bereich Bushof“ zielorientiert abstimmt, weiter entwickelt und den verschiedenen Akteuren aus
Verwaltung, Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft als zentraler Ansprechpartner für die Belange des
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Gebietes zur Verfügung steht. Zudem sollte die Koordinationsstelle gemeinsam mit den Menschen vor
Ort kreative Ideen zur Image- und Umfeldverbesserung initiieren und umsetzen. Gute Erfahrungen mit
einer solch proaktiven, integrierten Quartiersentwicklung konnten durch den Fachbereich Wohnen,
Soziales und Integration bereits im Preuswald gesammelt werden, wo die Herausforderungen auch in
der Kombination aus sozialen und infrastrukturellen Problemlagen liegen.
Wichtig ist, dass es sich bei der Koordinationsstelle um eine Lotsen- und Projektmanagementstelle
handelt, die strukturelle Verbesserungen erwirken möchte. Es ist keine niederschwellige Kontaktstelle
für Suchtkranke. In diesem Bereich sind Gespräche mit den Trägern der freien Wohlfahrtspflege zur
Integration von Suchtkranken zu führen. So kann z. B. die Expertise von „Troddwar“ genutzt werden,
welche im Bereich des Kaiserplatzes bereits in örtlicher Nähe zum Bushof gute Verbesserungen der
Situation erzielen konnten. Aber auch mit den weiteren Trägern der Suchthilfe sowie dem
Gesundheitsamt der StädteRegion Aachen sollte der Dialog intensiviert werden. Die Stelle hat auch
keine ordnungsbehördlichen Befugnisse. Vielmehr sollten die Angebote der sozialen Arbeit und die
ordnungsbehördlichen Maßnahmen eng abgestimmt werden. Die bestehende „kleine
Ordnungspartnerschaft“ bietet dafür einen passenden Rahmen. Auch im infrastrukturellen Bereich hat
die Koordinationsstelle netzwerkende Funktion und ist auf die Kooperationsbereitschaft der Akteure
vor Ort angewiesen.
Durch Einrichtung einer „Koordinationsstelle für den Bereich Bushof“ könnten folgende Aufgaben
(Aufzählung nicht abschließend) übernommen und strategisch zusammengeführt werden:
-
Netzwerkarbeit mit der Suchthilfe, dem Fachbereich Sicherheit und Ordnung, der Polizei und
den privaten Eigentümern im Quartier zum Abbau von Missständen
-
Ansprechpartner für Geschäftsleute, Eigentümer und Anwohner
-
Aktivierung der zivilgesellschaftlichen Ressourcen vor Ort (Verbände und Einrichtungen) und
Abstimmung der Aktivitäten zum Abbau der bestehenden multiplen Problemlagen
-
Lotse innerhalb der Verwaltung für die vielfältigen Themenbezüge (Entsorgung, Verkehr,
Gesundheit, Städtebau, Einzelhandel etc.)
-
Anregung von Aktivitäten zur Reduzierung von Angsträumen (bauliche Maßnahmen und
Beleuchtung)
-
Gewinnung von Partnern und Initiierung von kleinen Projekten zur Imageveränderung (z. B.
Kunstaktionen, Flash-Mob-Aktionen, Märkte etc.)
-
Durchführung partizipativer Verfahren zur Verbesserung des Standorts
-
Öffentlichkeitsarbeit für das Quartier in enger Abstimmung mit dem Fachbereich Presse und
Marketing
-
Gemeinsame Projekte mit der Volkshochschule Aachen zur Bürgerinformation und
Aufwertung des Quartiers
-
Ansprache von Eigentümern zum Abbau von Leerstand in enger Abstimmung mit dem
Fachbereich Wirtschaftsförderung
-
Begleitung der städtebaulichen Entwicklung in enger Abstimmung mit dem Fachbereich
Stadtentwicklung und Verkehrsanlagen (z. B. bei Workshops und Bürgerbeteiligung)
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-
Koordination der „kleinen Ordnungspartnerschaft“ in Abstimmung mit dem Gesundheitsamt
der StädteRegion Aachen
-
Beratung bei der Initiierung ordnungsrechtlicher Maßnahmen
Zur Bearbeitung des Aufgabengebietes ist die Einrichtung einer zusätzlichen Personalstelle (VZÄ)
erforderlich. Zudem werden zum Anstoß neuer Projektideen, zur Durchführung von
Beteiligungsverfahren und zur Umsetzung kleinerer Aufwertungsmaßnahmen ab dem Haushaltsjahr
2019 Haushaltsmittel von 15.000 Euro/ Jahr benötigt.
Anlage/n:
Anlage 1: Ratsantrag CDU und SPD 396/17 vom 12.09.2018
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