Daten
Kommune
Inden
Größe
178 kB
Datum
10.10.2018
Erstellt
15.11.18, 13:16
Aktualisiert
15.11.18, 13:16
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Gemeinde Inden
Inden, 15. November 2018
Der Bürgermeister
Beschluss
über die 28. Sitzung
des Rates
am 10.10.2018 im Ratssaal des Rathauses in Inden
TOP:
9.1
Unterstützung der Forderungen des "Revier-Appels" der
Gewerkschaften IG BCE und Ver.di um Strukturwandel im
Rheinischen Revier
Herr Mürkens verliest den gemeinsam von CDU und SPD erarbeiteten
Beschlussentwurf. Der Text in der Vorlage ist um Punkt 4 zu ergänzen.
Des Weiteren gibt er folgende persönliche Erklärung ab:
„Liebe Ratskolleginnen und Kollegen, Zuschauer und Presse, CDU und
SPD fordern alle, die hier im Rat der Gemeinde Inden sind, auf, der
Resolution zuzustimmen.
Wir fordern belastbare und nachhaltige Zukunftskonzepte, den Einstieg in
einen Strukturwandel, der die deutsche Industriearbeit sichert. Eine gute
Zukunft unserer Heimatregionen. Wir legen Wert darauf, dass die
Kommission keine Abwicklungs- oder Ausstiegskommission ist. Wir sind
ein Industrieland, der Metall-, Aluminium- und Chemieindustrie. Daran
hängen hunderttausende Arbeitsplätze. Die heimische subventionsfreie
Braunkohle ist Garant für stabile Strompreise. Schon heute sind die
Belastungen für Industrie, Gewerbe, Dienstleistungen und Privathaushalte
enorm.
Was muss geschehen, damit die Energiewende gelingt?
Erstens: Versorgungssicherheit, Strom muss jederzeit verfügbar sein.
Deshalb benötigen wir neben erneuerbaren Energien die konventionellen
Kraftwerke und für lange Zeit Braunkohle.
Zweitens:
Bezahlbare
Strompreise
für
Bevölkerung
und
Wettbewerbsfähigkeit.
Drittens: Klimaschutz.
Viertens:
Strukturwandel,
der
finanzielle
und
zeitliche
Rahmenbedingungen gibt, um die erheblichen Anpassungen in den
betroffenen Regionen zu meistern.
Wir stellen uns vor die Mitarbeiter von RWE, Partnerfirmen, Anwohner
und die Polizei, die Grausames - seinesgleichen in NRW noch nicht
vorgekommen - im Hambacher Forst mitmachen müssen.
Die Rot-Grüne Landesregierung hat 2015 der Leitentscheidung des
Tagebaus Hambach zugestimmt und heute? Wenn ich den langhaarigen
Fettkopf der Grünen aus Bayern argumentieren höre, wird einem
schlecht.
Am Tagebau Hambach hängen 4.600 Arbeitsplätze aus Veredlung,
Kraftwerk und Tagebau. Dies steht durch das Urteil des OVG letzte
185/2018
Woche alles auf dem Spiel.
Was passiert mit den Lehrjungen in den Lehrwerkstätten, den zahlreichen
Fristverträglern, den ungelernten Kollegen?
Wissen Sie, dass wir im Tagebau Inden 18,6 % Schwerbehinderte
beschäftigen, wohin damit, Herr Hofreiter?
Danke für Ihre Aufmerksamkeit.“
Frau Rehfisch trägt folgende Stellungnahme der Fraktion Bündnis 90/Die
Grünen vor:
„Zu dieser Vorlage möchten wir folgende Stellungnahme abgeben:
Ein klares „Ja“ sagen wir „Grüne“ dazu, die Betriebe, die
Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer und die Menschen vor Ort auf den
kommenden Strukturwandel vorzubereiten und diesen möglichst
verträglich zu gestalten. Denn es ist im Interesse aller, das Know how und
die Expertise der RWE Mitarbeiterinnen und -Mitarbeiter zu nutzen. Den
Beschäftigten vor Ort müssen berufliche Perspektiven auch im hiesigen
Raum geboten werden.
Jedoch fordern wir aber auch dazu auf, diesen Wandel einzuleiten. So
scheinen
die Gewerkschaften die alten Strukturen eher möglichst
lange erhalten zu
wollen. Das verzögert die Neuorientierung von
innovativen und zukunftsträchtigen Unternehmen und kann zu einem
Strukturbruch führen.
Aus diesem Grund begrüßen wir die Kommission „Wachstum,
Strukturwandel und Beschäftigung“, die nicht nur die Menschen auf den
Wandel vorbereiten soll. Sie ist auch nötig, weil die Bundesregierung bei
der Reduzierung des CO2 Ausstoßes bisher versagt hat. Denn die Ziele
des Pariser Abkommens, übrigens ein weltweites Klimaschutzabkommen,
werden nicht erreicht werden können. Auch Deutschland hat diesen
völkerrechtlich verbindlichen Vertrag unterschrieben und hat nun die
Pflicht, diesen einzuhalten. Dass ein Wandel stattfinden muss, sieht auch
die Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD) so. Bei der Einsetzung
der Kommission hat sie die Nennung eines Enddatums der
Kohleverstromung in Deutschland gefordert.
Vehement widersprechen wir der Aussage der Gewerkschaften, die
Klimaschutzziele 2030 und 2050 ließen sich auch ohne ein symbolisch
gesetztes Ausstiegsdatum für die Kohleverstromung erreichen. Denn die
bisherigen Anstrengungen der Energiewirtschaft kann man als nicht
besonders erfolgreich ansehen. Der CO2 Ausstoß der Energiewirtschaft
ist mit fast 40% an den Gesamt- Emissionen seit Jahren fast gleich
geblieben. Das bestätigt auch das Umweltbundesamt (UBA) und empfiehlt
u.a.
die
Stillegung
von
Braunkohlekraftwerken.
Zitat:
„Deutlich weniger Strom aus Braun- und Steinkohle kann dazu beitragen,
das
deutsche Klimaschutzziel im Jahr 2020 von 750 Millionen Tonnen
Treibhausgasausstoß noch zu erreichen.“ Zitat Ende.
Es ist Strom genug da, bereits heute produzieren wir mehr Strom
als wir verbrauchen (118%), den wir dann ins Ausland verkaufen. Darum
ist z.B. ein neues Gaskraftwerk in Hürth bis heute nicht ans Netz
angeschlossen und Windkrafträder werden zu Gunsten der Braunkohle
abgeschaltet. Von Stromsparen redet niemand mehr!
Beschluss der Sitzung des Rates vom 10.10.2018
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Wie alle, wollen auch wir „Grüne“ bezahlbaren Strom. Jedoch
widersprechen wir der Aussage, dass dies nur mit der Kohle möglich sei.
Seit dem Ausbau der erneuerbaren Energien sind die Strompreise auf
einem niedrigen Stand gewesen, steigen nun allerdings rasant an. Zitat
aus der „Zeit online“ vom 16.9.2018:
„Ursache für den Preisanstieg sind die gestiegenen Beschaffungskosten
für Kohle und Gas.“ Zitat Ende.
Somit wird die oft vertretene Meinung, die Erneuerbaren machen den
Strom unbezahlbar, als Märchen enttarnt.
Das wichtigste Ziel von uns allen muss es sein, den Anstieg der
Erderwärmung auf unter 2 Grad zu begrenzen, wie es im Pariser
Abkommen verankert ist. Andernfalls wird Millionen Menschen die
Existenzgrundlage entzogen und das wird auch unsere Region nicht
schadlos überstehen. Saubere Luft, ein intaktes Klima, eine lebenswerte
Heimat müssen Priorität haben. Denn eines ist unumstritten:
Wir sind die erste Generation, die den Klimawandel selbst spürt, und wir
sind die letzte Generation, die noch etwas dagegen unternehmen kann“
Unser Fazit:
Eine deutliche Mehrheit der Indener „Grünen“ kann die Forderungen
des „Revier-Appells“ der Gewerkschaften nicht unterstützen.“
Herr Schlächter erklärt, die UDB werde dem Antrag zustimmen, weil die
beschriebenen Forderungen sich mit dem seinerzeitigen Antrag der
Fraktion auf Strukturausgleichsförderung decken.
Bürgermeister Langefeld bemerkt, er habe den Revier-Appell bereits vor
geraumer Zeit unterschrieben.
Bei zwei Gegenstimmen fasst der Rat folgenden Beschluss:
Der Gemeinderat unterstützt die Forderungen des „Revier-Appells“
zum Strukturwandel im Rheinischen Revier:
1. Wir fordern die Bundesregierung auf, die betroffenen Kohlereviere
bei der Erarbeitung der strukturpolitischen Empfehlungen der
Kommission „Wachstum, Strukturwandel und Beschäftigung“
einzubeziehen und ein Beteiligungskonzept vorzulegen.
2. Wir unterstützen die Forderung nach einem regionalen
Strukturentwicklungskonzept, welches maßgeschneidert auf die
Kommunen rund um die Tagebaue und Kraftwerksstandorte eine
nachhaltige Strukturentwicklung fördert.
3. Wir fordern die Bundes- und Landesregierung auf, einen
umfassenden Entwicklungsansatz zu wählen, in dem die vorhandenen
Instrumente und Mittel zur Strukturpolitik aufeinander abgestimmt
werden und der Region des rheinischen Reviers ein Sonderstatus
zugebilligt wird.
4. Der Gemeinderat fordert, sich gemeinsam mit der
Entwicklungsgesellschaft indeland GmbH sowie dem Kreis Düren,
Beschluss der Sitzung des Rates vom 10.10.2018
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dem Zweckverband Region Aachen und der Zukunftsagentur
Rheinisches Revier (bisher: „Innovationsregion Rheinisches Revier“)
bei der Bundes- und Landesregierung für die Umsetzung dieser
Forderungen einzusetzen.
Beschluss der Sitzung des Rates vom 10.10.2018
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