Daten
Kommune
Leipzig
Dateiname
1424448.pdf
Größe
1,2 MB
Erstellt
20.08.18, 11:29
Aktualisiert
28.10.18, 18:32
Stichworte
Inhalt der Datei
Sitzung am 22.08.2018
Stadt Leipzig
Ratsversammlung
VI. Wahlperiode
Anträge zur Aufnahme in die Tagesordnung und Verweisung in die Gremien
Antrags-Nr./Betreff
Einreicher
Verweisung
VI-A-06032
Gedenktafeln der Namensgeber*innen von Parkanlagen
Jugendbeirat
FA Kultur, FA Umwelt und Ordnung
VI-A-06035
Fahrradweg für Übergang Friedrich-Ebert-Straße zu Martin-Luther-Ring
Jugendbeirat
FA Stadtentwicklung und Bau
VI-A-06033
Straßenverzeichnis mit Erklärungen
Jugendbeirat
FA Stadtentwicklung und Bau,
FA Umwelt und Ordnung
VI-A-06034
Verbot nicht jugendfreie Werbung
Jugendbeirat
FA Allgemeine Verwaltung, FA
Jugend, Soziales,
VI-A-06043
Fraktion Freibeuter
Ehemalige Präsidenten des BVerwG im Straßennamenpool der
Stadt Leipzig
FA Umwelt und Ordnung
VI-A-06036
Fraktion Freibeuter
Internationale Luft- und Raumfahrtausstellung (ILA) in Leipzig
FA Wirtschaft und Arbeit
VI-A-06057
Projekt "Klasse(n) kochen" der
Schule in der Karl-Heine-Straße
ermöglichen
Mitglieder des FachausFA Stadtentwicklung und Bau
schusses Jugend, Soziales, Gesundheit und Schule
VI-A-06090
Leipzig liebt Vielfalt - Charta der
Vielfalt planvoll umsetzen
Fraktion Bündnis 90/Die
Grünen
FA Jugend, Soziales, Gesundheit und Schule, FA Allgemeine
Verwaltung, Beirat für Gleichstellung, Migrantenbeirat
VI-A-06066
Ergänzende Zusatzfläche für die
Förderschule Curiestraße
Fraktion DIE LINKE, SPDFraktion, Fraktion Bündnis
90/Die Grünen, Stadtrat K.
Albrecht
FA Jugend, Soziales, Gesundheit und Schule, FA Stadtentwicklung und Bau
VI-A-06068
Ortschaftsrat Lindenthal
FA Finanzen
FA Stadtentwicklung und Bau
Erneuerung der Deckenschicht
auf der Lindenthaler Hauptstraße
VI-A-06105
Stadträte T. Elschner, Ch.
Quartiersentwicklung "Eutritzscher Zenker
Freiladebahnhof": Masterplan und
ergänzender städtebaulicher Vertrag
FA Stadtentwicklung und Bau,
SBB Mitte
VI-A-06142
Eco-Mobility World Festival nach
Leipzig holen!
FA Stadtentwicklung und Bau
Fraktion Bündnis 90/Die
Grünen
VI-A-06013
Fraktion Bündnis 90/Die
Grünen
Umsetzung des Beschlusses VI00011 "Internationales Begegnungszentrum Leipzig" (eRIS: V/A
557/14) - Räume des ehemaligen
Stadtbüros Katharinenstraße 2
nutzen
FA Allgemeine Verwaltung,
Grundstücksverkehrsausschuss
VI-A-06015
Nachhaltige Großveranstaltungen
- Beachtung von Nachhaltigkeitskriterien bei der Bewertung, Förderung, Akquise und Durchführung von Großveranstaltungen in
der Stadt Leipzig
Fraktion Bündnis 90/Die
Grünen
SBB Mitte, FA Sport, FA Kultur,
FA Umwelt und Ordnung
VI-A-06162
Verbesserung der Radwegesituation Prager Straße
Stadträtin N. Wohlfarth
FA Stadtentwicklung und Bau,
SBB Südost
VI-A-06182
Grundstücksfragen zum Alten
Pfarrweg endlich klären
Stadträtin N. Wohlfarth
FA Stadtentwicklung und Bau,
OR Holzhausen
VI-A-06030
Festivalflächen
Jugendbeirat
FA Kultur, FA Umwelt und Ordnung
VI-A-06031
Verkehrseinbindung von Paketdienstleistern
Jugendbeirat
FA Stadtentwicklung und Bau,
FA Umwelt und Ordnung
VI-A-06171
Bündnis für bezahlbares Wohnen
in Leipzig
SPD-Fraktion
FA Stadtentwicklung und Bau
VI-A-06204
Kreisverkehr in Holzhausen
SPD-Fraktion
FA Stadtentwicklung und Bau,
OR Holzhausen, FA Finanzen
VI-A-06212
Aufnahme von aus dem Mittelmeer geretteten Geflüchteten in
Leipzig
Fraktion DIE LINKE
FA Jugend, Soziales, Gesundheit und Schule
VI-A-06218
Leipzig unterstützt die Herausgabe eines Sicherheitsratgebers
Fraktion DIE LINKE
FA Umwelt undOrdnung
VI-A-06219
Werbungs- und Gestaltungssatzung(en)
Fraktion DIE LINKE
FA Umwelt undOrdnung, FA
Stadtentwicklung und Bau
VI-A-06221
Fraktion Bündnis 90/Die
Die Stadt Leipzig muss das städti- Grünen
sche Klinikum St. Georg unterstützen
FA Jugend, Soziales, Gesundheit und Schule
VI-A-06206
CDU-Fraktion
Arbeitsgelegenheiten mit Mehraufwandsentschädigung
FA Jugend, Soziales, Gesundheit und Schule, FA Wirtschaft
und Arbeit
VI-A-06207
Gesund im Alter mit präventiven
Hausbesuchen
Seniorenbeirat Leipzig
FA Jugend, Soziales, Gesundheit und Schule
VI-A-06222
Waldstraßenviertel: Kein Parkhaus auf der Fläche des ehemaligen Schwimmstadions!
Fraktion Bündnis 90/Die
Grünen
FA Jugend, Soziales, Gesundheit und Schule, FA Stadtentwicklung und Bau, FA Sport
VI-A-06215
Fraktion DIE LINKE, SPDFraktion, Fraktion Bündnis
Aufstockung des Budgets für
Sprach- und Integrationsmittlung
90/Die Grünen
für Freie Träger für 2018 und Beachtung der gewachsenen Bedarfe im Doppelhaushalt 2019/2020
BA Jugend, Soziales, Gesundheit, Jugendhilfeausschuss
VI-A-06216
Verkaufsstopp des Grundstücks
und der Immobilie Gottschedstraße 16, Vergabe in Erbbaupacht
(nach Erbbaurecht)
Grundstücksverkehrsausschuss, FA Kultur
Stadträte W. Kujat, A.
Dyck, Dr. G. Märtens
RATSVERSAMMLUNG VOM 22. AUGUST 2018
1
Eröffnung und Begrüßung
Oberbürgermeister Jung: Meine sehr verehrten
Damen und Herren, herzlich willkommen zur
Ratsversammlung! Ich begrüße alle Stadträtinnen
und Stadträte, die Vertreterinnen und Vertreter der
Medien sowie die Gäste auf der Tribüne herzlich.
Die Niederschrift der heutigen Sitzung soll, nach
der Sommerpause frisch gestärkt, von den Stadträten Oßwald und Deissler unterschrieben werden. - Einwände sehe ich nicht. Dann verfahren
wir so.
Die Tagesordnung wurde im Amtsblatt Nr. 14 am
18.08.2018 bekannt gemacht.
Entschuldigt haben sich Herr Rothkegel, Herr
Kuthe, Herr Dyck, Frau Glöckner, Frau Körner,
Frau Sejdi, Herr Elschner und Herr Böhm.
Ich verweise auf § 20 der Sächsischen Gemeindeordnung im Falle von möglichen Befangenheiten.
2
Feststellung der Beschlussfähigkeit
Um 14.00 Uhr waren 55 Stadträtinnen und Stadträte anwesend. Das entspricht 77 Prozent. Damit
sind wir beschlussfähig.
3
Feststellung der Tagesordnung
Von der heutigen Tagesordnung werden folgende
TOPs abgesetzt: 5.2, 5.3, 14.4, 14.5, 14.12,
14.14, leider noch einmal 18.10, 18.15 und
18.16 - da gibt es jeweils noch Beratungsbedarf sowie 18.19.
Den Titel der Anfrage 15.32 von Frau Gabelmann
bitte ich zu korrigieren in „Stadtklima und Straßenbegleitgrün“.
Es liegt ein Absetzungsantrag der SPD-Fraktion
zu TOP 18.9 vor. Möchten Sie den kurz begründen? - Herr Zenker.
Stadtrat Zenker (SPD): Dabei geht es um das
Waldstraßenviertel. Wir würden diesen Antrag
gern zurückziehen, weil uns erklärt wurde, dass
ein Verschieben heute zu mehr als einem Jahr
Verzug führen würde und wir das deshalb heute
beschließen müssen. Ich möchte schon jetzt einen Appell an die Fraktionen richten, die Änderungsanträge gestellt haben, die allerdings nicht
unmittelbar mit dieser Vorlage zu tun haben.
Diese Anträge sollten ins Verfahren verwiesen
werden. Das würde uns die Abstimmung bei dem
einen oder anderen Punkt erleichtern.
Oberbürgermeister Jung: Danke sehr. - Damit
bleibt TOP 18.9 auf der Tagesordnung. Ihr Appell
ist vermerkt.
Folgende Vorlagen müssen wegen zeitlicher
Enge heute unbedingt beschlossen werden:
18.22, 18.24 sowie 25.4 und 26.1 aus dem nichtöffentlichen Teil. Sollten diese Vorlagen nicht bis
20.30 Uhr aufgerufen werden können, werde ich
sie zu diesem Zeitpunkt vorziehen. Aber nach
meiner Schätzung müssten wir es bis dahin eigentlich schaffen.
Die Einwohneranfragen 8.6 und 8.7 werden
schriftlich beantwortet, alle anderen gegen 17 Uhr
mündlich. Danach folgen die Petitionen und die
Wichtigen Angelegenheiten.
Ich erinnere an unsere Regel: fünf Minuten für den
ersten Redner einer Fraktion, zwei Minuten für jeden weiteren Redner derselben Fraktion.
Gibt es weitere Hinweise zur Tagesordnung? Das ist nicht der Fall. Dann stelle ich die ordnungsgemäße Ladung sowie die Tagesordnung
einschließlich der vorgenannten Änderungen fest.
TOP 4 entfällt.
5
Niederschrift
5.1 Niederschrift der Sitzung vom 31.05.2018
- Teil II: Verlaufsprotokoll
Gibt es zu TOP 5.1 Anmerkungen? - Dann ist das
Protokoll bestätigt.
5.2 Niederschrift der Sitzung vom 20.06.2018
- Teil I: Beschlussprotokoll
- Teil II: Verlaufsprotokoll (SI/2018/8024)
Gibt es zum Beschlussprotokoll Anmerkungen? - Keine Anmerkungen. Dann ist es so bestätigt. - Die Feststellung des Verlaufsprotokolls wird
heute noch einmal vertagt.
5.3 Niederschrift der Sitzung vom 27.06.2018
- Teil I: Beschlussprotokoll
- Teil II: Verlaufsprotokoll (SI/2018/8024)
Gibt es zum Beschlussprotokoll Anmerkungen? Dann ist es so bestätigt. - Auch hier wird die Feststellung des Verlaufsprotokolls noch einmal vertagt.
TOP 6 entfällt, TOP 7 ebenso.
Verlaufsprotokoll vom 22.08.2018
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Die Tagesordnungspunkte 8 und 9 werden gegen
17 Uhr aufgerufen, danach TOP 10.
Wortwünsche? - Gibt es Gegenstimmen? - Enthaltungen?
Wir fahren fort mit Tagesordnungspunkt 11:
Abstimmung: Das ist einstimmig.
11.1 Information zur Besetzung der beschließenden und beratenden Ausschüsse
und des Ältestenrates durch die Fraktionen (23. Änderung) (DS-00768/14-Ifo-23)
13
Einreicher: Oberbürgermeister
Bitte nehmen Sie die Information, dass es im Ältestenrat einen Wechsel gibt, zur Kenntnis.
11.2 Jugendhilfeausschuss - Wahl der Mitglieder und deren Stellvertreter (5. Änderung) (VI-DS-00884-DS-06)
Einreicher: Oberbürgermeister
Gibt es Wortwünsche? - Gibt es Gegenstimmen? - Enthaltungen?
Abstimmung: Es ist einstimmig so votiert.
11.3 Beirat für Gleichstellung (7. Änderung)
(VI-DS-01124-DS-07-NF-01)
Einreicher: Oberbürgermeister
Gibt es Gegenstimmen? - Enthaltungen?
Abstimmung: Es ist einstimmig so beschlossen.
11.4 Stadtbezirksbeirat Südost (4. Änderung)
(VI-DS-01144-DS-04)
Einreicher: Oberbürgermeister
Gegenstimmen? - Enthaltungen?
Abstimmung: Das ist einstimmig.
11.5 Stadtbezirksbeirat Süd (5. Änderung) (VIDS-01145-DS-05)
Einreicher: Oberbürgermeister
Gegenstimmen? - Enthaltungen?
Abstimmung: Einstimmig so beschlossen.
12
Wahl und Entsendung der Vertreter der
Stadt Leipzig in Aufsichtsräte, Zweckverbände und Gremien, in denen die Stadt
Mitglied ist
12.1 Vertreter der Stadt Leipzig im Aufsichtsrat der Stadtwerke Leipzig GmbH (4. Änderung der Besetzung vom 21.01.2015
gemäß VI-DS-00912) (VI-DS-00912-Ifo-05)
Einreicher: Oberbürgermeister
Bitte nehmen Sie die Neubesetzung zur Kenntnis.
12.2 Vertreter der Stadt Leipzig in der Trägerversammlung Stadt- und Kreissparkasse
Leipzig (1. Änderung der Besetzung vom
21.01.2015 gemäß VI-DS-00876) (VI-DS00876-DS-01)
Einreicher: Oberbürgermeister
Anträge zur Aufnahme in die Tagesordnung und Verweisung in die Gremien
gem. § 5 Abs. 3-5 der Geschäftsordnung
Ich rufe kurz den Titel auf und bitte Sie, mir ein
Signal zu geben, wenn Sie weitere Verweisungswünsche haben.
13.1 Gedenktafeln der Namensgeber*innen
von Parkanlagen (VI-A-06032)
Einreicher: Jugendbeirat/Jugendparlament
So verwiesen.
13.2 Fahrradweg für Übergang FriedrichEbert-Straße zu Martin-Luther-Ring (VIA-06035)
Einreicher: Jugendbeirat/Jugendparlament
Ergänzt wird: Stadtbezirksbeirat Mitte. - So verwiesen.
13.3 Straßenverzeichnis mit Erklärungen (VIA-06033)
Einreicher: Jugendbeirat/Jugendparlament
Ich würde hier noch den Fachausschuss Allgemeine Verwaltung ergänzen. - So verwiesen.
13.4 Verbot nicht jugendfreier Werbung (VI-A06034)
Einreicher: Jugendbeirat/Jugendparlament
Ergänzt werden: Jugendhilfeausschuss sowie
Ausschuss Wirtschaft und Arbeit. - So verwiesen.
13.5 Ehemalige Präsidenten des BVerwG im
Straßennamenpool der Stadt Leipzig (VIA-06043)
Einreicher: Fraktion Freibeuter
Ergänzt werden: Fachausschuss Allgemeine Verwaltung sowie Arbeitsgemeinschaft Straßenbenennung. - So verwiesen.
13.6 Internationale Luft- und Raumfahrtausstellung (ILA) in Leipzig (VI-A-006036)
Einreicher: Fraktion Freibeuter
So verwiesen.
13.7 Projekt „Klasse(n) kochen“ der Schule in
der Karl-Heine-Straße ermöglichen (VI-A06057)
Einreicher: FA JSGS
Auch wenn der Fachausschuss Jugend, Soziales,
Gesundheit und Schule der Einreicher ist, muss
es dort noch einmal aufgerufen werden. - Gewünscht wird ein Verwaltungsstandpunkt dazu;
gut.
Verlaufsprotokoll vom 22.08.2018
13.8 Leipzig liebt Vielfalt - Charta der Vielfalt
planvoll umsetzen (VI-A-06090)
Einreicher: Fraktion Bündnis 90/Die Grünen
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13.16 Grundstücksfragen zum Alten Pfarrweg
endlich klären (VI-A-06182)
Einreicher: Stadträtin N. Wohlfarth
So verwiesen.
So verwiesen.
13.9 Ergänzende Zusatzfläche für die Förderschule Curiestraße (VI-A-06066)
13.17 Festivalflächen (VI-A-06030)
Einreicher: Fraktion DIE LINKE
Einreicher: SPD-Fraktion
Einreicher: Fraktion Bündnis 90/Die Grünen
sowie Stadtrat K. Albrecht (CDU)
Ergänzt wird: Stadtbezirksbeirat Mitte. - So verwiesen.
13.10 Erneuerung der Deckschicht auf der
Lindenthaler Hauptstraße (VI-A-06068)
Einreicher: Ortschaftsrat Lindenthal
So verwiesen.
So verwiesen.
13.18 Verkehrseinbindung von Paketdienstleistern (VI-A-06031)
Einreicher: Jugendbeirat/Jugendparlament
Ergänzt wird: Ausschuss Wirtschaft und Arbeit. So verwiesen.
13.19 Bündnis für bezahlbares Wohnen in
Leipzig (VI-A-06171)
Einreicher: SPD-Fraktion
13.11 Quartiersentwicklung
„Eutritzscher
Freiladebahnhof“: Masterplan und ergänzender städtebaulicher Vertrag (VIA-06105)
Einreicher: Stadtrat T. Elschner
Einreicher: Stadtrat C. Zenker
Ergänzt wird: Sozialausschuss. - So verwiesen.
13.20 Kreisverkehr
06204)
in
Holzhausen
(VI-A-
Einreicher: SPD-Fraktion
So verwiesen.
Angeregt wird: Ausschuss Wirtschaft und Arbeit. So verwiesen.
13.12 Eco-Mobility World Festival
Leipzig holen! (VI-A-06142)
Einreicher: Jugendbeirat/Jugendparlament
nach
Einreicher: Fraktion Bündnis 90/Die Grünen
Ergänzt werden: Ausschuss Wirtschaft und Arbeit
sowie Finanzausschuss. - So verwiesen.
13.21 Aufnahme von aus dem Mittelmeer geretteten Geflüchteten in Leipzig (VI-A06212)
Einreicher: Fraktion DIE LINKE
Ergänzt wird: Migrantenbeirat. Gegebenenfalls
muss sich auch der Fachausschuss Finanzen damit befassen. - So verwiesen.
13.13 Umsetzung des Beschlusses VI-00011
"Internationales Begegnungszentrum
Leipzig" (eRIS: V/A 557/14) - Räume des
ehemaligen Stadtbüros Katharinenstraße 2 nutzen (VI-A-06013)
13.22 Leipzig unterstützt die Herausgabe eines Sicherheitsratgebers (VI-A-06218)
Einreicher: Fraktion Bündnis 90/Die Grünen
13.23 Werbungsund
Gestaltungssatzung(en) (VI-A-06219)
So verwiesen.
13.14 Nachhaltige Großveranstaltungen - Beachtung von Nachhaltigkeitskriterien
bei der Bewertung, Förderung, Akquise
und Durchführung von Großveranstaltungen in der Stadt Leipzig (VI-A-06015)
Einreicher: Fraktion Bündnis 90/Die Grünen
Neben dem Kulturausschuss, dem Ausschuss
Umwelt, Ordnung und Sport und dem Stadtbezirksbeirat Mitte, wie vom Einreicher festgelegt,
soll sich auch der Ausschuss Wirtschaft und Arbeit
damit befassen. - So verwiesen.
13.15 Verbesserung der Radwegesituation
Prager Straße (VI-A-06162)
Einreicher: Stadträtin N. Wohlfarth
So verwiesen.
Einreicher: Fraktion DIE LINKE
So verwiesen.
Einreicher: Fraktion DIE LINKE
Ergänzt wird: Ausschuss Wirtschaft und Arbeit. So verwiesen.
13.24 Die Stadt Leipzig muss das städtische
Klinikum St. Georg unterstützen (VI-A06221)
Einreicher: Fraktion Bündnis 90/Die Grünen
Ergänzt wird: Verwaltungsausschuss. - So verwiesen.
13.25 Arbeitsgelegenheiten mit Mehraufwandsentschädigung (VI-A-06206)
Einreicher: CDU-Fraktion
So verwiesen.
Verlaufsprotokoll vom 22.08.2018
13.26 Gesund im Alter mit präventiven Hausbesuchen (VI-A-06207)
Einreicher: Seniorenbeirat
So verwiesen.
13.27 Waldstraßenviertel: Kein Parkhaus auf
der Fläche des ehemaligen Schwimmstadions! (VI-A-06222)
Einreicher: Fraktion Bündnis 90/Die Grünen
Ergänzt werden: Stadtbezirksbeirat Mitte und Kulturausschuss. - So verwiesen.
13.28 Aufstockung des Budgets für Sprachund Integrationsmittlung für freie Träger für 2018 und Beachtung der gewachsenen Bedarfe im Doppelhaushalt
2019/2020 (VI-A-06215)
Einreicher: Fraktion DIE LINKE
Einreicher: SPD-Fraktion
Einreicher: Fraktion Bündnis 90/Die Grünen
Ergänzt werden: Fachausschuss Jugend, Soziales, Gesundheit und Schule, Fachausschuss Allgemeine Verwaltung, Migrantenbeirat, Jugendhilfeausschuss sowie Fachausschuss Finanzen. So verwiesen.
13.29 Verkaufsstopp des Grundstücks und
der Immobilie Gottschedstraße 16,
Vergabe in Erbbaupacht (nach Erbbaurecht) (VI-A-06216)
Einreicher: Stadtrat W. Kujat
Einreicher: Stadtrat A. Dyck
Einreicher: Stadträtin Dr. G. Märtens
Ergänzt wird: Stadtbezirksbeirat Mitte. - So verwiesen.
Ich rufe Tagesordnungspunkt 14 auf:
14
Anträge zur Beschlussfassung
14.1
Völkerschlachtpanorama auf der Alten
Messe ermöglichen (VI-A-05134)
Einreicher: Fraktion Bündnis 90/Die Grünen
14.1.1 dazu ÄA (VI-A-05134-ÄA-01)
Einreicher: Stadtrat S. Schlegel
14.1.2 dazu VSP (VI-A-05134-VSP-02)
Einreicher: Dezernat Stadtentwicklung und
Bau
Herr Schmidt.
Stadtrat Schmidt (Bündnis 90/Die Grünen): Sehr
geehrter Herr Oberbürgermeister! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Liebe Bürgermeisterinnen und
Bürgermeister! Liebe Gäste! „Leipzig 1813 - In
den Wirren der Völkerschlacht“ hieß das riesige
und beeindruckende 360°-Panorama unserer
Stadt, welches der Künstler Yadegar Asisi ge-
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schaffen und mit dessen stadthistorischer Perspektive er anlässlich des 200. Jahrestages der
Völkerschlacht in den Jahren 2013 bis 2015 im
Panometer Hunderttausende von Besuchern begeisterte.
Leipzig kann sich glücklich schätzen, mit dem Panometer das weltweit einzige Premierenhaus Asisis aufzuweisen, und das ohne öffentliche Zuschüsse. Andere Städte stellen in der Regel Panoramen aus, die zunächst in Leipzig zu sehen
waren oder aber ein Stadtpanorama ihrer eigenen
Stadt. So gibt es Stadtpanoramen, jeweils in einem historischen Kontext, in Dresden, Wittenberg, Berlin und im französischen Rouen.
Unser Wunsch und unser Bemühen seit nunmehr
über drei Jahren richten sich darauf, das Leipziger
Stadtpanorama zu Zeiten der Völkerschlacht
auch in Leipzig wieder und dauerhaft sicht- und
erlebbar zu machen. Leipzig würde so als einzige
Stadt über zwei Panoramastandorte des weltweit
beachteten und anerkannten Künstlers verfügen.
Besuchermagneten sind sie alle. Hunderttausende von Besuchern kommen jährlich von überall her, um die Bilder und die dazugehörigen Begleitausstellungen zu besuchen.
Auf der alten Messe, dem sogenannten Stadtbalkon, direkt an der Sichtachse zwischen Völkerschlachtdenkmal und Neuem Rathaus, bietet sich
nunmehr die einzigartige Gelegenheit, durch interessierte Investoren einen solchen Standort für
die Präsentation des Stadtpanoramas „Leipzig
1813“ zu etablieren - ohne dass die Stadt dafür
eigenes Geld in die Hand nehmen muss und ohne
dass der Standort im Widerspruch zu den Eigentümer- und Entwicklungszielen der Alten Messe oder den sonstigen Herausforderungen der Stadt
wie Schul- und Kitabau steht. Es böten sich großartige Synergien für das Stadtgeschichtliche Museum und das Völkerschlachtdenkmal, für den
Standort Alte Messe selbst, für die Tourismusentwicklung Leipzigs. Kurzum: Es würde ein weiteres
kulturelles und touristisches Highlight entstehen.
Ich möchte mich an dieser Stelle bei der Stadtverwaltung bedanken. Es gab im Rahmen der Antragstellung zahlreiche Gespräche mit fast allen
Bürgermeisterinnen und Bürgermeistern. Insofern
freut mich der Verwaltungsstandpunkt bzw. dessen präzisierter Alternativvorschlag sehr. Er ist ein
deutliches Zeichen, dass die Stadtspitze ein großes Interesse an der Realisierung unserer Antragsidee hat.
Auch in den Ausschüssen des Stadtrates gab es
Unterstützung. Die beiden beteiligten Stadtbezirksbeiräte Mitte und Südost haben dem Antrag
in der Fassung des Verwaltungsstandpunkts - so
stellen wir unseren Antrag auch heute hier zur Abstimmung - nach angeregter Diskussion einstimmig zugestimmt. Insofern gilt mein Dank auch den
Verlaufsprotokoll vom 22.08.2018
Fraktionen - wir hatten im Vorfeld mit einzelnen
Vertretern gesprochen -, dem Aufsichtsrat der
LEVG sowie den Stadtbezirksbeiräten.
Bevor es an die Umsetzung des hier zur Abstimmung stehenden Beschlusses geht, sind nicht nur
weitere Gespräche mit potenziellen interessierten
Investoren und Betreibern zu führen, sondern ist
auch die bereits abgerissene Brücke zwischen
der Straße des 18. Oktober und dem WilhelmKülz-Park neu zu bauen. Diese braucht es auch
unabhängig des vorliegenden Antrags, um endlich wieder die Zugänglichkeit der Sichtachse zu
gewährleisten. Ich würde mir wünschen, dass sich
Wege finden, diese im Sinne der Leipzigerinnen
und Leipziger und mit Unterstützung der Deutschen Bahn und des Freistaates zügig zu realisieren, damit es nicht, wie im Alternativvorschlag der
Verwaltung angedeutet, bis 2024 dauert, dass der
neue, zweite Panoramastandort in Leipzig Wirklichkeit wird.
Liebe Kolleginnen und Kollegen, bitte unterstützen Sie das Ziel, das beeindruckende Stadtpanorama „Leipzig 1813 - In den Wirren der Völkerschlacht“ des herausragenden Leipziger Künstlers Yadegar Asisi wieder sicht- und erlebbar zu
machen! - Vielen Dank und eine gute Sitzung.
Oberbürgermeister Jung: Herr Schlegel.
Stadtrat Schlegel (DIE LINKE): Sehr geehrter
Herr Oberbürgermeister! Sehr geehrte Damen
und Herren Stadträte! Verehrte Zuhörer! Vorab:
Selbstverständlich unterstütze auch ich das Anliegen, eine Möglichkeit zu schaffen, dass das Panorama wiedererrichtet wird.
Aber wenn man den Ursprungsantrag und den
Verwaltungsstandpunkt liest, stellen sich sofort
mehrere Fragen: Was interessieren nachhaltige
Beschlüsse, Wettbewerbe und Ausschreibungen
zur Alten Messe? Verkommt die Stadt zum Wühltisch für jedermann? Soll es zur Gewohnheit werden, dass in städtische Unternehmen fortwährend
hinein dirigiert werden kann, obwohl es vom
Stadtrat beschlossene und regelmäßig fortgeschriebene Eigentümerziele gibt?
Interessierte Investoren können sich seit über
20 Jahren direkt an die Leipziger Entwicklungsund Vermarktungsgesellschaft für die Alte Messe
wenden, wenn sie ein Grundstück erwerben und
bebauen wollen. Bei Vorrang nachhaltiger Investitionen und Nutzungen sind auch befristete
Pachtverträge möglich. Dafür bedarf es keines
gesonderten Stadtratsantrags. Deshalb wurde
bereits im Februar der Änderungsantrag 01 gestellt, von dem wichtige Kerninhalte in den Verwaltungsstandpunkt aufgenommen wurden.
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Noch ist ein Standort auf dem Areal der Alten
Messe für ein solches Völkerschlachtpanorama
möglich und denkbar, obwohl dort eigentlich Wissenschaftseinrichtungen angesiedelt werden sollen. Sein Standort sollte aber außerhalb der durch
Ratsbeschluss
festgesetzten
Eventund
Sichtachse in der Straße des 18. Oktober und anderer, im Rahmenplan für die Alte Messe bestimmter Freiräume sein.
Der im Antrag der Grünen vorgeschlagene Standort liegt jedoch innerhalb der Eventachse Straße
des 18. Oktober. - Falls bei der Stadtverwaltung
wieder mal Unterlagen abhandengekommen sein
sollten, kann ich gerne aushelfen und die Unterlagen des Gutachterverfahrens von 2012 zur Verfügung stellen, bitte aber darum, mir die Originale
nach dem Kopieren zurückzugeben. - Die Grenzen wurden mit der Denkmalpflege abgestimmt
und waren bereits wichtiger Bestandteil eines
städtebaulichen Gutachterverfahrens zur Eventachse und im Wettbewerbsverfahren der überfällig neu zu bauenden Fußgängerbrücke zwischen
Alter Messe und Wilhelm-Külz-Park mit unverbauter Sicht auf das Völkerschlachtdenkmal.
Der sogenannte Messebalkon innerhalb der gewundenen Rampen ist weiterhin uneingeschränkt
für Veranstaltungsnutzungen vorgesehen. Darauf
fußen auch die Anbindungen der Brückenplanung. - Auch ich frage mich, warum mit dem Brückenneubau noch nicht begonnen wurde, nachdem diese Brücke schon im vergangenen Jahr
abgerissen wurde.
Bei der Achse der Straße des 18. Oktober handelt
es sich um eine der wichtigsten städtebaulichen
Sichtachsen in Leipzig und eine für das Stadtklima wichtige Kaltluftschneise - darauf verweisen
die Grünen ja sonst immer -, die vom Neuen Rathaus bis zum Völkerschlachtdenkmal reicht und
die zu keinem Zeitpunkt zugebaut war. Darauf
nehmen auch die heutigen und künftigen Bauten
in der Innenstadt Bezug. - Ich verweise darauf,
dass die katholische Kirche den Turm gern auf die
Ostseite gebaut hätte, ihn aber wegen der Wahrung der Sichtachse auf der Westseite bauen
musste. - Ausgewiesene und bereits gestaltete oder zur Gestaltung vorgesehene Freiräume und
Sichtachsen sollten deshalb nicht zugebaut werden, auch nicht temporär.
Der Verwaltungsstandpunkt bleibt in diesem
Punkt unpräzise und soll so eine Hintertür öffnen,
um dennoch eine Bebauung zuzulassen. Da es
sich um ein rein kommerzielles privatwirtschaftliches Projekt handelt, kann es nur von einem privaten Investor realisiert werden. Hier hat es ja ein
Umdenken des Antragstellers gegeben.
Ich möchte an dieser Stelle darauf verweisen,
dass es zig Flächen im Stadtgebiet Leipzigs gibt,
auch in der Innenstadt, auf denen - leider - die
Verlaufsprotokoll vom 22.08.2018
Völkerschlacht stattgefunden hat. Es wäre also
kein Problem, einen anderen Standort zu finden,
jenseits des gewünschten Standorts auf dem gewünschten Areal der Alten Messe. Es finden regelmäßig vielfältige Veranstaltungen an den verschiedensten Orten im Stadtgebiet und im Umland statt, die an die Völkerschlacht erinnern. Somit kämen zahlreiche Standorte für ein Völkerschlachtpanorama in Betracht.
Oberbürgermeister Jung: Herr Schmidt noch
mal.
Stadtrat Schmidt (Bündnis 90/Die Grünen): Lieber Herr Schlegel, auch mit Ihnen hatte ich versucht, ein Gespräch zu führen. Das hat leider
nicht wirklich funktioniert, sondern sich eher zu einem lauten Monolog entwickelt. Ich kann Ihrem
Änderungsantrag nichts abgewinnen - das muss
ich so deutlich sagen -; denn er stellt keine Alternative dar. Das, was Sie dort formuliert haben,
und auch das, was Sie gesagt haben, entspricht
nicht der Wahrheit.
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Stadtrat Schlegel (DIE LINKE): Meine sehr verehrten Damen und Herren! Herr Schmidt, die
Sprache des Ingenieurs ist eine Zeichnung. Dazu
gehören auch Lagepläne. Ich kenne die Pläne
sehr wohl. Nicht umsonst habe ich dem Herrn
Oberbürgermeister diesen Plan als Arbeitsgrundlage übergeben. Es stimmt einfach nicht, dass auf
der Alten Messe überhaupt keine Flächen mehr
zur Verfügung stehen. Natürlich haben wir beschlossen, dass noch einmal 80.000 Quadratmeter für Wissenschaftszwecke zur Verfügung gestellt werden sollen. Aber das ist nicht die Grundfläche, sondern die Geschossfläche. Das heißt:
Wenn die dort vorgesehenen Institute zwei- oder
dreigeschossig gebaut werden, reduziert sich der
Flächenverbrauch dementsprechend.
Ich kann ja dazu eine Anfrage stellen, damit Frau
Dubrau darstellen kann, welche Flächen dort
noch nicht verkauft und vergeben sind und für
welche Flächen Investoren überhaupt kein Interesse zeigen - wenn denn dieser Standort unbedingt auf der Alte Messe sein muss, was ja niemand verhindern will.
Erstens stehen die Grundstücke, die Sie in unserem Gespräch angeführt und auch in Ihrem Antrag
suggeriert haben, nicht zur Verfügung. Das wissen Sie als Aufsichtsrat der LEVG und als Stadtrat, der sich mit den Eigentümerzielen der LEVG
auf dem Areal der Alten Messe beschäftigt hat,
sehr genau. Das war auch der Grund dafür, warum die Verwaltung keinen eigenen Standortvorschlag machen konnte.
Oberbürgermeister Jung: Es gibt keine weiteren
Wortmeldungen. Dann stelle ich den Änderungsantrag des Stadtrats Schlegel zur Abstimmung.
Ich bitte um Ihr Handzeichen, wenn Sie diesem
Änderungsantrag folgen. - Gegenstimmen? - Enthaltungen?
Zweitens ist es nicht richtig, dass das temporäre
Bauwerk, das dort entstehen soll, innerhalb der
Sichtachse stehen würde. Sie vermengen hier
Sicht- und Eventachse. Es mag sein, dass es auf
der von Ihnen benannten Eventachse stehen
würde, aber im Sichtbereich sicherlich nicht. Das
ist auch aus dem Karten- und Bildmaterial im Anhang unseres Antrags ersichtlich. Insofern würde
ich Sie bitten, ein Stück weit ehrlich zu sein.
Nun zur Abstimmung über den Antrag in der Fassung des Verwaltungsstandpunkts. Gibt es Gegenstimmen? - Enthaltungen?
Zu Ihren Ausführungen, beim Antragsteller hätte
ein Umdenken bezüglich eines privaten Investors
stattgefunden: Wir haben von Anfang an nicht gefordert, auch wenn Sie das immer wieder hineininterpretiert haben, dass die Stadt hier eigenes
Geld in die Hand nehmen soll. Wir haben das jetzt
noch einmal so präzise formuliert, damit es auch
der Letzte versteht.
14.2.1 dazu ÄA (VI-A-05382-ÄA-01)
Insofern bitte ich Sie alle, diesen Änderungsantrag abzulehnen und dem Alternativvorschlag der
Verwaltung Ihre Zustimmung zu geben. - Vielen
Dank.
Oberbürgermeister Jung: Herr Schlegel noch
mal.
Abstimmung: Einige Enthaltungen, einige ProStimmen. Mit großer Mehrheit abgelehnt.
Abstimmung: Sechs Gegenstimmen, drei Enthaltungen. Mit großer Mehrheit so beschlossen.
14.2
Städtepartnerschaft mit einer Stadt in
Russland (VI-A-05382)
Einreicher: Fraktion DIE LINKE
Einreicher: CDU-Fraktion
14.2.2 dazu VSP (VI-A-05382-VSP-02)
Einreicher: Oberbürgermeister
14.2.3 dazu ÄA (VI-A-05382-ÄA-03)
Einreicher: SPD-Fraktion
Herr Götze.
Stadtrat Götze (DIE LINKE): Sehr geehrter Herr
Oberbürgermeister! Sehr geehrte Bürgermeisterinnen und Bürgermeister! Sehr geehrte Stadträtinnen und Stadträte! Sehr geehrte Wahrnehmende dieser Ratsversammlung am Livestream!
Verlaufsprotokoll vom 22.08.2018
Liebe Gäste auf der Tribüne! Brauchen wir überhaupt Partnerstädte? Kommt Leipzig nicht auch
ohne aus? Gewiss, keine einzige Partnerstadt, ob
Houston oder Kiew, ob Brno oder Krakow, brauchen wir für unsere Existenz. Insofern ist die Debatte des Brauchens keine zielführende. Diese
Debatte sollte eher davon ausgehen, was unserer
Stadt guttun würde und wie sie ihre besonderen
Traditionen und Potenziale sowie ihre Bedeutung
nutzen kann, um verstärkt internationale Beziehungen zum beiderseitigen Vorteil herzustellen.
Anders als viele Städte in Deutschland hat Leipzig
keine offizielle Städtepartnerschaft in der Russischen Föderation. Gerade in Zeiten angespannter
Beziehungen zwischen dem Westen und Russland stellt DIE LINKE den Antrag, eine geeignete
Partnerstadt in Russland zu finden, was nichts mit
Sympathien für die derzeitige Regierung zu tun
hat. Wir denken mit unserem Anliegen langfristig,
weit über die heutigen angespannten Beziehungen hinaus. Wir wissen, damit muss man früh anfangen, da ein solcher Prozess lange braucht.
Wir schätzen es natürlich sehr, welche Anstrengungen die Verwaltungsspitze bereits in Richtung
von Städten in der Russischen Föderation unternommen hat, insbesondere zu Moskau. Dennoch
glauben wir, dass eine dauerhafte Verfestigung
von Beziehungen durch eine Städtepartnerschaft
für Leipzig von Vorteil ist. Dies soll nichts abbrechen, nichts ersetzen, und schon gar nicht ist sie
gegen eine andere Beziehung gerichtet, auch
nicht gegen die zu Moskau oder Kiew.
Positive wie tragische geschichtliche Berührungen zwischen Leipzig und Russland sind hier stärker als anderswo; Stichworte Völkerschlacht,
Messe, Migration der Nachwendezeit. Aus keinem anderen europäischen Land kommen heute
so viele Leipziger mit Migrationshintergrund wie
aus der Russischen Föderation. In vielen binationalen Familien wird Zweisprachigkeit gelebt. Viele
Leipzigerinnen und Leipziger haben Russisch gelernt oder studieren es in Leipzig. Das religiöse
Leben bereichern russischsprachige oder überwiegend russischsprachige Religionsgemeinschaften. Leipzig ist Standort eines namhaften
Slavistik-Instituts und des russischen Generalkonsulats. Wir haben also diesbezüglich ein riesiges Potenzial, das wir aber nicht einmal annähernd nutzen.
Leipziger Bildungseinrichtungen, Vereine, Unternehmen und Privatpersonen pflegen längst Beziehungen nach Russland. Insofern kann doch
von einem angeblich künstlichen Anliegen, lediglich eine Städtepartnerschaft von oben zu installieren, gar keine Rede sein.
Was wir begehren, stand am Anfang der meisten
Städtepartnerschaften in Deutschland und inter-
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national und füllte sich aufgrund dieses Partnerschaftsverhältnisses alsbald mit Leben. Sicher, es
gab auch Beziehungen, deren offizielle Besiegelung der Höhepunkt einer jahrelangen Anbahnung
auf anderen Gebieten war; aber dies sind schöne
Ausnahmen.
Schließlich - das will ich hier auch erwähnen - entspringt das Anliegen, das an DIE LINKE herangetragen wurde, keiner Hinterzimmeridee. Uns geht
es darum, eine vergleichbare Stadt zu finden, deren Größe und Dimension in Verwaltung und zivilem Leben ähnlich der Leipzigs ist. Das ist gar
nicht so einfach; denn sehr viele russische Städte
haben bereits Partnerschaften mit deutschen
Städten. Unser Vorschlag beruht also auch darauf, eine solche Stadt zu benennen.
An dieser Stelle möchte ich darauf hinweisen,
dass die UdSSR seit einem Vierteljahrhundert
nicht mehr existiert. Viele Argumentationslinien
wie „Länder der ehemaligen UdSSR“ vermitteln
den Eindruck, diese würden noch heute im Kopf
zusammengefasst. Sie haben sich in sehr unterschiedlicher Weise auseinanderentwickelt. Insofern ersetzt die Partnerschaft mit dem schönen
Kiew, von der ich selbst als Austauschschüler profitieren durfte, nicht die Beziehungen zur heutigen
Russischen Föderation.
Unsere Partnerstädte befinden sich in starker
Konzentration in West- und Mitteleuropa. Ja, Krakow und Brno sind auch Mitteleuropa, nicht etwa
Osteuropa. Auch da sollten die Ost-West-Grenzen im Kopf gefallen sein. Insbesondere befinden
sich diese Städte in der Europäischen Union, in
Südeuropa, einige wenige auch interkontinental in
Nordamerika und Ostasien. Der östliche Teil unseres Kontinents sollte verstärkt hinzutreten. - Natürlich auch Afrika; eine sehr gute Ergänzung.
Natürlich ist eine Evaluation der bisherigen Städtepartnerschaften sinnvoll, wie von der CDU angestrebt. Das kann aber kein Gegenargument zu
unserem Anliegen sein. Eine Städtepartnerschaft
stärkt die Vertiefung des Austauschs. Wir wollen
diesen behutsam und sinnvoll. Wir haben Vorschläge gemacht, sind aber auch offen für andere
Lösungen. Das Anliegen verbesserter Beziehungen insbesondere zur Zivilgesellschaft der Russischen Föderation darf den weltoffenen Parteien
überdies nicht entgleiten. Zwischenmenschliche
Begegnungen können Kanäle öffnen, die sonst
versagt sind. Dies wird sich lohnen.
Zum Antrag der SPD, der erst wenige Minuten vor
dieser Ratsversammlung kredenzt wurde und auf
den man nun blitzartig reagieren muss: Es erscheint mir so, als hätten Sie den CDU-Antrag
und den Verwaltungsstandpunkt in eine Moulinette gesteckt und im Schnellverfahren aus beiden einen Änderungsantrag gemixt. Die substan-
Verlaufsprotokoll vom 22.08.2018
ziellen Punkte des Verwaltungsstandpunkts, nämlich Moskau, sind dort nicht aufgeführt. Es tut uns
leid, aber auch aufgrund der Art und Weise müssen wir diesen Antrag ablehnen.
Wir stellen natürlich unseren Antrag, so wie er hier
vorliegt, zur Abstimmung. - Vielen Dank.
Oberbürgermeister Jung: Herr Weickert.
Stadtrat Weickert (CDU): Herr Oberbürgermeister! Meine Damen und Herren Kollegen! Verehrte
Gäste! Städtepartnerschaften sind ein hohes Gut
für den Austausch der Gedanken und für das Zusammenwachsen zwischen den Völkern. Leipzig
ist bereits jetzt in vielen Bereichen unseres Planeten verzweigt, und etliche Partnerschaften zeichnen sich durch eine belebte Zusammenarbeit aus.
Allerdings müssen wir feststellen, dass es auch
Städtepartnerschaften gibt, die eingeschlafen
sind, die keine Resonanz in der Bevölkerung oder
im öffentlichen Leben finden. Das ist oftmals bedauerlich. Es zeigt aber, dass ein partnerschaftliches Verhältnis nicht per Beschlusslage entsteht
oder bestehen bleibt. Jede Partnerschaft muss
durch Personen und Institutionen mit Leben gefüllt werden.
Ihr Antrag, meine Damen und Herren von der
Linkspartei, läuft daher aus unserer Sicht ein wenig ins Leere und ist, zumindest aus meiner Sicht,
auch handwerklich nicht gut gemacht. Sie fordern,
für den kommenden Doppelhaushalt Mittel bereitzustellen, um eine solche Städtepartnerschaft zu
untersetzen. Sie erwähnen aber keine Summe
und bleiben auch bei Ansprechpartnern und Projektinitiativen im Allgemeinen.
Unser wichtigstes Anliegen ist, dass eine Städtepartnerschaft nicht per Ratsbeschluss entsteht,
sondern aus unserer breiten Gesellschaft erwachsen muss. Als CDU-Fraktion fordern wir, das Themengebiet „Städtepartnerschaften“ in einem größeren Zusammenhang zu betrachten. Im ersten
Schritt soll evaluiert werden, welche Partnerschaften leben und welche kaum noch aktiv sind. Darauf aufbauend soll der Oberbürgermeister dem
Rat ein entsprechendes Konzept vorlegen, in dem
über die Weiterentwicklung unserer internationalen Beziehungen berichtet wird.
Meine Damen und Herren, lassen Sie mich noch
einige Sätze zu einer Partnerschaft mit Russland
im Allgemeinen sagen. Herr Götze, man kann
eben nicht nur in einem Satz lapidar erwähnen,
dass in Russland ein autokratisches Regime
herrscht, dass dort eben nicht alles in Ordnung ist.
Wir leben in Zeiten allgemeiner politischer Unberechenbarkeit. Es ist eine Art Ironie der Zeitgeschichte, dass ausgerechnet ein ehemaliger
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KGB-Resident wie Wladimir Putin, der hier in
Sachsen für die notwendige Durchsetzung der
marxistisch-leninistischen
Glaubenssätze
kämpfte, als eine Art Stabilitätsanker in unserer
Weltordnung gilt, ein Mann, der einen Staat lenkt,
der formal demokratisch sein mag, es aber weder
real noch sozial ist.
Ich stelle mir ernsthaft die Frage, was für ein Signal wir an unsere Partner in der Ukraine oder in
Polen senden, wenn wir hier aus unserer beschaulichen Demokratie heraus lieber gen Moskau als in Richtung Kiew oder Krakau schauen.
Ich lese kein Wort in Ihrem Antrag, meine Damen
und Herren von der Linkspartei, von der völkerrechtswidrigen Annexion der Krim, vom autokratischen Unterdrückungssystem der freien Presse
oder von der militärischen Bedrohung unserer
Partner in Osteuropa.
Natürlich sind wir offen für einen Dialog auf kommunaler Ebene mit unserem Gegenüber in Russland. Aber wir fordern, dass dies nicht unreflektiert, einseitig und durch die Obrigkeit beschlossen geschieht, sondern dass diejenigen zivilgesellschaftlichen Kräfte, die die Partnerschaft mit
Russland in den Fokus nehmen, nach Möglichkeit
gestärkt werden. - Herzlichen Dank.
Oberbürgermeister Jung: Das Wort hat Stadtrat
Danckwardt.
Stadtrat Danckwardt (fraktionslos): Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister! Meine Damen und
Herren! Ehrlich gesagt bin ich nach den Vorvoten
der Ausschüsse ziemlich deprimiert und weiß
nicht, ob ich hier eine sachdienliche Rede halten
kann, werde es aber versuchen.
Meine Damen und Herren, es ist wirklich deprimierend, im 21. Jahrhundert, mehr als 70 Jahre
nach dem Zweiten Weltkrieg und fast 30 Jahre
nach der Wiedervereinigung - übrigens, Herr
Weickert, stellt sich schon die Frage, ob Putin
auch dann noch den Marxismus verteidigt hat, als
während seines Einsatzes hier die Wende und die
Wiedervereinigung mit sowjetischer Billigung ermöglicht wurde? -, den Wert einer Städtepartnerschaft mit dem größten europäischen Land darlegen zu müssen.
Wenn wir keine Städtepartnerschaft mit einer
französischen Stadt hätten, wäre uns allen ein Anliegen, eine solche anzustreben und zu begründen. Wenn wir mit Großbritannien keine Städtepartnerschaft hätten, wären wir alle einmütig dafür, sich um eine solche Partnerschaft zu bemühen und zu begründen. Ich gehe jede Wette ein:
Keine einzige Stimme wird sich hier jemals gegen
die Partnerschaft mit der Stadt Herzliya erheben.
Verlaufsprotokoll vom 22.08.2018
Warum ist das mit Russland anders? Ich habe
dazu eine Theorie. Aber, meine Damen und Herren, Sie sind intelligent genug, selbst zu prüfen,
was den Unterschied ausmacht. Bitte belügen Sie
sich aber nicht selbst, wie im Ausschuss für Wirtschaft und Arbeit geschehen! Natürlich hätten Sie
Bemühungen zu Städten in anderen Ländern
nicht in dieser Art und Weise behandelt.
Leipzig hat jetzt die einmalige Chance - die wird
nicht wiederkommen -, weil eine großartige Stadt,
die zu den 15 größten Städten Russlands gehört,
nämlich Saratow, ebenfalls auf der Suche nach einer Städtepartnerschaft in Deutschland ist und
uns die Hand ausstreckt. Als Saratow Wind davon
bekommen hat, dass in Leipzig dieser Antrag diskutiert wird, hat sie sofort Aktivitäten entfaltet. Sie
hat bei der deutschen Botschaft und beim Außenministerium angefragt und die Rückkopplung bekommen, das sei die perfekte Städtepartnerschaft, die Saratow eingehen kann.
Dieser Meinung bin ich auch für Leipzig. Nicht nur,
dass Hunderte Bürger dieser Stadt - ich gehöre
übrigens auch dazu - aus Saratow und der Region
stammen, sondern weil es überhaupt keinen
Zweifel daran gibt, dass eine Partnerschaft mit
Saratow mit Leben erfüllt sein wird. Ich schlage
Ihnen nicht vor, sich mit Putin zu treffen. Ich
möchte Schüleraustausch, ich möchte Studentenaustausch, ich möchte Kultur. Sie können im Dialog mit den russischen Bürgern so kritisch sein,
wie Sie möchten. „Wandel durch Annäherung“ ist
doch das Stichwort.
Saratow ist eine Stadt mit einer der größten und
besten Universitäten. Das ist ein Anknüpfungspunkt. Sie ist eine Musikstadt mit einer Philharmonie und einem Konservatorium. Alfred Schnittke
zum Beispiel ist dort ein Begriff. Sie ist eine alte
Handelsstadt. In Saratow werden deutsche Traditionen gepflegt. Auch deswegen ist sie an einer
Partnerschaft mit einer Stadt in Deutschland interessiert.
Eine große Enttäuschung ist für mich die CDU.
Ganz ehrlich, ich war so naiv, Ihnen zuzutrauen,
dass Sie sich über das politische Tagesgeschehen hinwegsetzen und im Sinne von Helmut Kohl
handeln können, der stets gesagt hat, dass Frieden und Stabilität in Europa davon abhängen,
dass die einmalige historische Versöhnungsleistung, die es zwischen Deutschland und Frankreich gegeben hat, auch im Verhältnis zu Russland wiederholt werden muss. Warum schlagen
Sie die ausgestreckte Hand aus und die Tür zu?
Denken Sie bitte auch einmal daran, dass es noch
gar nicht lange her ist, dass Sie von 60 bis 70 Prozent der Spätaussiedler gewählt wurden. Das hat
auch eine innere Komponente. - Ich komme gleich
zum Schluss, Herr Oberbürgermeister. Gestatten
Sie mir bitte noch einige Sätze! - Das hat auch
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eine Signalwirkung für den inneren Frieden in dieser Stadt. Fragen Sie sich mal, warum Sie früher
von 60 bis 70 Prozent der Spätaussiedler, der
Russlanddeutschen, gewählt wurden, aber Ihnen
nach einer Untersuchung der Uni Düsseldorf bei
der letzten Bundestagswahl nur noch 27 bis
30 Prozent ihre Stimme gaben! Das entsprach in
etwa den Stimmen für DIE LINKE, wobei die Aussiedler von der LINKEN ja immer als rechtslastig
angesehen werden.
Dieser Stimmenverlust hat doch Gründe. Sie haben uns nie ernst genommen. Wir haben Nöte.
Wir leben in den letzten fünf Jahren in einem echten Horror. Wir sind scheinbar gut integriert. Wenn
wir auf dem Arbeitsmarkt, zum Beispiel im Pflegebereich, auftreten, ist alles gut und schön, solange
wir die Klappe halten. Aber sobald wir mit eigenen
Anliegen, mit eigenen Meinungen antreten, stoßen wir auf Ablehnung, auf Feindseligkeit, auf
Hass. Der Spruch „Geh doch zurück nach Russland!“, der aus allen Lagern kommen kann, ist da
noch das Mildeste.
Einen einzigen Bundestagsabgeordneten der
CDU hat es aus den Reihen der Spätaussiedler
gegeben. Einen einzigen! 2017 wurde er von
Ihnen nicht wieder aufgestellt. Hören Sie uns doch
bitte zu! Vielleicht kommen Sie dann Ihren früheren Wählern wieder näher!
Es ist uns wichtig, dass die Russophobie, die
auch in dieser Stadt grassiert, die unser Leben
vergiftet, überwunden wird. Wir brauchen ein Signal, dass es besser wird. Wir brauchen dieses
Signal dringend. Wenn Sie schon nicht bereit
sind, hier und jetzt dem Oberbürgermeister den
Auftrag zu erteilen, dann nehmen Sie doch wenigstens die Einladung, die es aus Saratow gibt,
an. Fahren Sie hin und sprechen Sie mit den Leuten! Laden Sie deren Vertreter zum Gegenbesuch
nach Leipzig ein! Beginnen Sie diesen Prozess
des gegenseitigen Kennenlernens, und Sie werden in ein paar Jahren sagen: Er hat uns nicht belogen; das ist die beste Stadt für Leipzig.
Diese Städtepartnerschaft wird ein Gewinn sein.
Sie wird uns alle bereichern, übrigens auch die
Wirtschaft; denn da stehen Milliardeninvestitionen
an. - Vielen Dank.
Oberbürgermeister Jung: Herr Zenker.
Stadtrat Zenker (SPD): Zunächst zum Vorwurf,
wir hätten CDU-Antrag und VSP in eine Moulinette gesteckt: In der Tat haben wir sie verknüpft,
weil sowohl der Verwaltungsstandpunkt als auch
der Antrag der CDU-Fraktion wichtige Punkte enthalten. In Beschlusspunkt 3 des Verwaltungsstandpunkts zum Beispiel ist aufgeführt, welche
wirtschaftlichen Beziehungen und Kontakte es mit
Verlaufsprotokoll vom 22.08.2018
Russland gibt. Ich denke zum Beispiel an die
Messe „denkmal Moskau“, die alle zwei Jahre in
Moskau stattfindet. Herr Oberbürgermeister, Sie
selbst haben auch schon Finanzmittel aus Russland mitgebracht, die für die Sanierung der russischen Kirche verwendet wurden. Ich finde aber
auch den Ansatz der CDU nicht verkehrt, die bestehenden Städtepartnerschaften zu evaluieren:
Wo stehen wir, und wo wollen wir hin?
Auch heute schon haben wir Städtepartnerschaften, wie zum Beispiel mit Addis Abeba, obwohl
Äthiopien nicht gerade ein demokratisch regiertes
Land ist. Es gehört zur Ehrlichkeit dazu, zu sagen:
Auch dort gibt es Strukturen, die nach unserem
Verständnis nicht demokratisch sind. Nichtsdestotrotz bin ich der felsenfesten Überzeugung,
dass Städtepartnerschaften etwas bewegen können.
Was mich am Antrag der LINKEN stört, ist die Geschwindigkeit, mit der hier eine Städtepartnerschaft quasi von oben verordnet werden soll. Bei
der Anbahnung der letzten Städtepartnerschaft da war ich schon Stadtrat - hat die gegenseitige
Annäherung Jahre gebraucht. In der Tat wurde
uns von dort, in dem Fall von Israel, die Hand gereicht. Aber diese Beziehung wurde langfristig
aufgebaut, im kulturellen Bereich, im sportlichen
Bereich, im wirtschaftlichen Bereich etc. Es wurde
nicht von vornherein der Beschluss gefasst: Wir
gehen diese Städtepartnerschaft ein.
Der Antrag der LINKEN sieht vor, schon bis zum
Jahresende einen diesbezüglichen Beschluss zu
fassen. Ich bin der Meinung: Wenn wir Städtepartnerschaften eingehen und tatsächlich auch den
Austausch mit der Bevölkerung wollen - so funktioniert es zwischen Addis Abeba und Leipzig, trotz
der großen Entfernung und trotz der Schwierigkeiten, wenn Vertreter unserer Partnerstadt Addis
Abeba uns besuchen wollen, so funktioniert es
zwischen Herzliya und Leipzig oder zwischen
Kiew und Leipzig -, sollten wir einem solchen Projekt Zeit geben.
Wie gesagt, ich will die Tür nicht zuschlagen, aber
ich will nicht, dass das heute, quasi von oben angeordnet, hier beschlossen wird. Vielleicht gibt es
ja auch noch eine andere russische Stadt, die infrage käme. Ich kann das momentan einfach nicht
beurteilen.
Im Übrigen würde ich gern mal die Frage in den
Raum stellen, warum wir im gesamten arabischen
Raum keine einzige Städtepartnerschaft haben.
Von daher: Ich möchte nicht, dass das, von oben
angeordnet, heute so beschlossen wird, sondern
dass das wächst mit dem Ziel, eine Städtepartnerschaft einzugehen. Deswegen unser „Moulinette“Antrag.
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Oberbürgermeister Jung: Herr Morlok.
Stadtrat Morlok (Freibeuter): Sehr geehrter Herr
Oberbürgermeister! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ja, Wandel durch Annäherung. Gerade in
schwierigen Zeiten, wenn es in der ganz großen
Politik nicht funktioniert, ist es wichtig, dass Gesprächsfäden, sofern vorhanden, auf der unteren
Ebene nicht abreißen oder sie auf der unteren
Ebene neu geknüpft werden. Das ist vollkommen
richtig.
Der Freistaat Sachsen zum Beispiel hat, als die
damalige Bundesregierung, namentlich Frau Merkel und Herr Gabriel, mit ihren Wirtschaftssanktionen gegen Putin bzw. gegen Russland weit über
die EU-Vorgaben hinausging, den Wirtschaftskontakt mit Russland trotzdem nicht abreißen lassen. Ich war selbst Teil einer Wirtschaftsdelegation, die zu dieser Zeit in Russland war. Genau
das ist der Weg: Gesprächsfäden nicht abreißen
lassen, Gesprächsfäden neu knüpfen.
Aber: Eine Partnerschaft entsteht, indem man sie
lebt. Der Beschluss zu einer Vertragsunterzeichnung steht am Ende eines Prozesses und nicht
am Beginn desselben. Wir wollen eine Partnerschaft der Menschen und keine Partnerschaft der
Funktionäre; denn durch eine Partnerschaft der
Funktionäre wird genau das nicht erreicht, was wir
haben wollen: Gesprächsfäden zu knüpfen oder
schon vorhandene nicht abreißen zu lassen.
Wenn man den Antrag der LINKEN gelesen und
dem heutigen Redebeitrag von Herrn Danckwardt
zugehört hat, wird deutlich, was eigentlich von der
LINKEN gewollt ist, nämlich eine Partnerschaft
mit Saratow. Weil man sich wohl nicht getraut hat,
das so konkret zu beantragen, hat man einen allgemeinen Suchauftrag formuliert, bei dem am
Ende aber bitte „Saratow“ stehen soll. Das ist
doch das, über das wir hier eigentlich reden, liebe
Kolleginnen und Kollegen von den LINKEN. Genau so kann es eben nicht funktionieren.
Wenn man das ernsthaft betreiben möchte - ich
kann mir durchaus vorstellen, dass wir eine Partnerstadt in Russland finden -, muss man anders
vorgehen. Wenn man zum Beispiel darüber nachdenkt, zu welchen russischen Städten der Freistaat intensive wirtschaftliche Kontakte unterhält,
kämen zum Beispiel auch St. Petersburg oder Jekaterinenburg oder Kasan infrage. Ich weiß nicht,
ob diese Städte schon Partnerstädte in Deutschland haben. Aber genau das wäre in diesem Zusammenhang zu prüfen.
Deswegen, liebe Kolleginnen und Kollegen, hat
es überhaupt nichts damit zu tun, dass man gegen Russland oder gegen Putin ist oder dass man
irgendwelche Vorbehalte hat, wenn man heute
Verlaufsprotokoll vom 22.08.2018
S e i t e | 11
dem Antrag der LINKEN nicht zustimmt. Im Gegenteil: Wenn man das mit der Partnerschaft ernst
nimmt, sollte man diesen Antrag ablehnen.
es keiner Evaluierung. Richtig ist, dafür Haushaltsmittel einzustellen. Darüber reden wir jedes
Mal in den Haushaltsverhandlungen.
Gestatten Sie mir etwas zum Thema Evaluierung
zu sagen. Wir werden dem als Fraktion mehrheitlich nicht zustimmen. Wenn man eine Partnerschaft evaluiert und das Ergebnis der Evaluierung
gegebenenfalls auch öffentlich macht, muss man
sich auch überlegen, was man dann tut. Wollen
wir, wenn wir zu dem Ergebnis kommen, dass
eine Partnerschaft nicht mehr gelebt wird, diese
dann aufkündigen? Ist das eine Handlungsalternative, eine politische Option? Was wollen wir
dann tun? Solange wir nicht wissen, wie wir mit
einem solchen Evaluierungsergebnis umgehen,
sollten wir hier nicht vorschnell eine Evaluierung
beschließen. Wir werden diesem Punkt nicht zustimmen. Insofern bitte ich um abschnittsweise
Abstimmung. - Vielen Dank.
In einem Beschlusspunkt heißt es, es sind Bedingungen dafür zu schaffen. - Die Bedingungen sind
immer da. Der Oberbürgermeister und auch die
Stadträte sind in der Mehrheit immer sehr aufgeschlossen für neue Städtepartnerschaften. - Nein,
das ist nicht richtig, Frau Riekewald. Machen Sie
einen konkreten Vorschlag! Dann werden wir konkret über diesen Vorschlag abstimmen. Wir waren
dem nie abgeneigt.
Oberbürgermeister Jung: Frau Krefft.
Stadträtin Krefft (Bündnis 90/Die Grünen): Die
leidenschaftliche Diskussion zeigt, wie wertvoll
Städtepartnerschaften sind. Das finde ich gut.
Das Leben von Städtepartnerschaften ist wichtig,
unbenommen; aber dieses Leben muss von unten
kommen. Die letzten Städtepartnerschaften, die
wir geschlossen haben, sind von unten entstanden. Das fand ich ganz wunderbar, weil es die Zivilgesellschaft war, weil es Leipzigerinnen und
Leipziger waren, die sich international vernetzt
und auf dieser Grundlage die Städtepartnerschaften mit Travnik, Addis Abeba und Herzliya entwickelt haben.
Ich glaube, es ist ungünstig, hier die große Politik
hineinzutragen. Natürlich ist es so, dass Städtepartnerschaften als unterste Ebene der Diplomatie enorm wertvoll sind, weil durch sie auch in
schwierigen Zeiten die Gesprächsfäden aufrechterhalten werden können. Bei Addis Abeba haben
wir es doch gerade gesehen. Dort wurde der politische Turnaround in diesem Jahr erreicht. Es gibt
aktuell eine unglaubliche politische Umwälzung
hin zu einer Demokratie. Auch wenn der Weg
dorthin noch lang sein wird, aber das zeigt, dass
es gut ist, eine Verbindung dorthin zu haben und
diese auch mit Städtepartnerschaftsreisen zu unterfüttern.
Sie wissen, wie sehr ich für die Städtepartnerschaften werbe und eintrete. Wir haben hier den
Antrag zum Internationalen Haus beschlossen,
um die Städtepartnerschaften sichtbarer zu machen. Jetzt werden auf dem Rathausvorplatz die
Städtepartnerschaften aufgezeigt. Wir wissen,
welche aktiv sind und welche nicht. Dafür braucht
Ich fand Ihre Rede sehr leidenschaftlich, Herr
Danckwardt. Sie hat aufgezeigt, dass die große
Politik hier eben nicht die entscheidende Rolle
spielt, sondern die Lebendigkeit einer Städtepartnerschaft. Wenn es dorthin schon Verknüpfungspunkte gibt, bauen Sie die aus! Stellen Sie sich
nach vorn und betreiben Sie das! Dann beschließen wir das gerne.
Wir könnten hier zum Beispiel auch darüber reden, warum wir mit der Türkei oder mit Nordafrika
oder mit Südamerika keine Städtepartnerschaften
haben. Ich glaube, nicht die große Politik sollte
uns hier dazu bewegen, sondern die Stadtgesellschaft. Was wollen die Menschen dieser Stadt?
Wo ist Bewegung? Wo ist Leben dahinter?
Herr Morlok, Sie haben vollkommen recht: Niemals - never, ever - würde man eine Städtepartnerschaft auflösen. Niemals! Umso wichtiger ist,
sich vorher gut zu überlegen: Macht das Sinn?
Wird das die nächsten Jahrzehnte tragen? Bei
den schon bestehenden sollten wir uns anstrengen, dass sie mit Leben gefüllt werden.
Oberbürgermeister Jung: Herr Götze noch mal.
Stadtrat Götze (DIE LINKE): Wenn Ihre Äußerung ernst gemeint ist, dass Sie das Anliegen eigentlich teilen und nur den von uns vorgeschlagenen Weg für falsch halten, hätten Sie Änderungsanträge stellen müssen, die einen anderen Weg
vorsehen. Ihre Änderungsanträge haben jedoch
eher von diesem Weg weg- oder an ihm vorbeigeführt. Insofern kann ich manche Ausführungen
hier nicht so ganz ernst nehmen.
Zu Herrn Weickert noch Folgendes: Wie stehen
Sie denn dazu, dass Hannover im Jahre 1987 mit
Leipzig, das bekanntlich damals in der DDR lag,
eine Städtepartnerschaft begründet hat? Und wie
stehen Sie dazu, dass wir eine Städtepartnerschaft mit Nanjing haben, obwohl wir mit der Menschenrechtslage in China auch nicht ganz zufrieden sind?
Verlaufsprotokoll vom 22.08.2018
Städtepartnerschaften haben doch einen anderen
Sinn. Hier wurde schon vom Wandel durch Annäherung gesprochen, der durch eine solche Partnerschaft befördert werden kann. Wir leugnen
doch gar nicht die Verhältnisse in Russland. Es
geht vielmehr darum, Wandel durch Annäherung
sowie Kontakte zur Zivilgesellschaft und durchaus
auch wirtschaftliche Kontakte zu befördern. Das
ist auch in unserem Sinne.
Dieses Anliegen ist uns auch nicht vom lieben
Gott eingegeben worden, sondern es ist von Bürgerinnen und Bürgern an uns herangetragen worden, dass wir uns in diesem Sinne einsetzen sollten. Das haben wir getan. Diese Kontakte bestehen ja bereits.
Oberbürgermeister Jung: Herr Danckwardt.
Stadtrat Danckwardt (fraktionslos): Fünf Minuten reichen nicht, um zu erklären, was Ausgrenzung ist. Als ich es gestern im Ausschuss versucht
habe, wurde von einer jungen Dame, die keinerlei
Ausgrenzungserfahrungen hat, mit einer unschönen Rede darauf reagiert. Verstehen Sie, es kann
im Moment aus den Reihen der Aussiedler und
Russlanddeutschen keine Eigeninitiative kommen. Selbst ich, der ich hart im Nehmen und im
Austeilen bin, bin deprimiert, habe es satt und will
mich gar nicht mehr am gesellschaftlichen Leben
in dieser Stadt beteiligen. Wie mag es da anderen
gehen? Wir werden seit fünf Jahren angefeindet.
Denken Sie, diese mediale Hetze geht an einem
einfach so vorbei? Nein, das tut sie nicht. Es entwickeln sich Depressionen. Man zieht sich ins Private zurück. Sie sehen doch, wie aktiv die Aussiedler und die Russischstämmigen hier in Leipzig
sind, nämlich gar nicht. Das hat doch Gründe.
Deswegen brauchen wir ein positives Signal, wir
brauchen einen Anstoß. Nicht immer entsteht eine
Städtepartnerschaft von unten. Das stimmt einfach nicht.
Oberbürgermeister Jung: Frau Wohlfarth.
Stadträtin Wohlfarth (SPD): Sehr geehrter Herr
Oberbürgermeister! Sehr geehrte Damen und
Herren! Wenn ich die letzten beiden Redebeiträge
vergleiche, weiß ich überhaupt nicht mehr, was
ich glauben soll. Entweder gibt es eine Initiative,
die Saratow trägt, aber noch zu klein ist, oder es
gibt massenweise deprimierte Spätaussiedler, die
sich nicht einbringen wollen. Wovon reden wir
denn nun? Im Internet findet man eine kleine Initiative, die ansonsten eher durch spalterische Thesen auffällt. Das ist Fakt eins, der mich bei der
Auswahl von Saratow stutzig gemacht hat.
S e i t e | 12
Punkt zwei. Welche Städtepartnerschaften wollen
wir? Wollen wir welche, die Signalwirkung haben
in der Hoffnung, dass sie irgendwann mal Leute
mitziehen, oder wollen wir sie aus der breiten
Masse der Bevölkerung heraus? Letzteres ist für
mich das Ziel. Deswegen habe ich auch nicht vor,
mit Saratow und der Städtepartnerschaft, die Sie
sich wünschen, hier heute ein Potemkinsches
Dorf aufzubauen, hinter dem überhaupt niemand
steht. Ich kann Sie daher nur bitten: Sammeln Sie
Leute! Bemühen Sie sich! Knüpfen Sie auf unterer
Ebene Kontakte und lassen Sie uns in drei, vier
Jahren noch mal drüber reden!
Das hat auch nichts mit Ideologie zu tun, sondern
es geht um eine lebendige Partnerschaft. Dafür
braucht es auch keiner Unterstellungen wie der,
wenn wir keine Partnerstadt in Frankreich hätten,
würden wir aber alle etwas dafür tun, oder gegen
eine Partnerstadt in Israel wäre auch niemand gewesen. Das ist doch Kaffeesatzleserei, ganz ehrlich. Und die verbitte ich mir an dieser Stelle.
Oberbürgermeister Jung: Ich denke, wir können
jetzt zum Schluss dieser Debatte kommen.
Sie wissen, dass mir das Thema „Internationale
Beziehungen und Städtepartnerschaften“ ein
ganz besonderes Anliegen ist. Ich glaube, niemand in diesem Saal ist gegen Städtepartnerschaften mit Russland. Das ist nicht die Frage.
Wir streiten in der Tat, Herr Götze, um den richtigen Weg.
Ich war auf dem Maidan in Kiew und bin anschließend nach Moskau gefahren. Es ist auch national
sehr gewünscht, dass man auf dieser untersten
Ebene Verbindungen unterhält und miteinander
im Gespräch ist.
Wenn sich durch bürgerschaftliches Engagement
eine Städtepartnerschaft mit Russland entwickeln
lässt, sind wir, glaube ich, alle gut beraten, diesen
Weg mitzugehen. Aber wir sollten sie in der Tat das ist auch meine Erfahrung - nicht von oben begründen, sondern mit den Menschen vor Ort in
Verbindung treten und die Dinge reifen lassen,
dies allerdings verwaltungsseitig und politisch,
aber auch wirtschaftlich und kulturell begleiten
und damit von oben unterstützen. Das ist ein Prozess von mehreren Jahren; Herr Zenker, da haben Sie völlig recht. Das geht eben nicht innerhalb
eines Jahres.
Wir haben zum Beispiel eine ruhende Partnerschaft mit Plovdiv; das weiß kaum jemand. Ich bin
einmal dort gewesen, aber es bewegt sich auf dieser Ebene kaum bürgerschaftliches Engagement.
Also lassen wir diese bulgarische Achse derzeit
ruhen. Wir haben auch noch andere Städtepartnerschaften, die zeitweise eher im Verborgenen
schlummern, dann aber wieder in Erscheinung
Verlaufsprotokoll vom 22.08.2018
treten. Wir hatten zum Beispiel mit Bologna mal
ganz intensive Beziehungen, aber momentan
schläft diese Partnerschaft. Ich würde aber niemals auf die Idee kommen, Bologna deswegen
auszugrenzen. Vielleicht ist die Situation ja in
zwei, drei Jahren wieder anders.
Ich bitte Sie zum einen ganz herzlich: Lassen Sie
uns die Evaluation, so Sie diese beschließen,
nicht als Ausgrenzung verstehen, sondern als einen Bericht, den wir zur Kenntnis nehmen, ohne
aber daraus den Schluss zu ziehen, diese oder
jene Städtepartnerschaft zu beenden!
Zweitens werbe ich intensiv dafür, bürgerschaftliches Engagement so einzubinden, dass wir gegebenenfalls auch mit Russland zu einer Städtepartnerschaft kommen.
Vor zwei Jahren hätte ich Ihnen beinahe eine japanische Städtepartnerschaft vorgeschlagen,
aber dann hat sich das wieder auseinanderentwickelt. Auch das kann passieren. Dafür braucht es
einen langen Atem.
Noch eine letzte Information. An uns wurde die
Frage herangetragen, wieso wir den Stadtrat nicht
über ein Partnerschaftsersuchen aus Saratow informiert hätten. Wir haben wirklich alle elektronischen und sonstigen Eingangsstempel untersucht. Bis vorgestern war kein Schreiben aus Saratow eingegangen. Gestern kam ein Schreiben
des Oberbürgermeisters von Saratow via Mail,
datiert vom 19. März. Ich schließe nicht aus, dass
unser Spam-Filter so eingestellt war, dass das
rausgefischt wurde; ich weiß es nicht. Jedenfalls
kann ich Ihnen heute ein Schreiben aus Saratow,
Posteingang gestern, zur Kenntnis geben, mit
dem wir als Ehrengäste zu Festveranstaltungen
im September, also schon nächsten Monat, eingeladen werden. Wir schauen uns mal an, wie wir
uns dazu verhalten.
Ich will Ihnen nicht verschweigen, dass jedes Jahr
zwei bis drei Anfragen zu Städtepartnerschaften
unterschiedlicher Art kommen. Wir gehen damit
immer so um, dass wir Kontakt aufnehmen, in der
Regel auf das bürgerschaftliche Engagement aufsetzen und dann aktiv werden.
Ich schlage Ihnen vor, zuerst den weitestgehenden Antrag abzustimmen, und das ist meines Erachtens der Änderungsantrag der SPD-Fraktion.
Danach würde ich den Änderungsantrag der
CDU-Fraktion zur Abstimmung aufrufen und danach den Ursprungsantrag. Herr Morlok hatte um
abschnittsweise Abstimmung gebeten; dem
komme ich selbstverständlich nach.
Abstimmung über die Punkte 1, 3, 4 und 5 des
Änderungsantrags 03 der SPD-Fraktion. Wer diesen Punkten zustimmt, bitte ich um das Handzeichen. - Gegenstimmen? - Enthaltungen?
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Abstimmung: Eine ganze Reihe von Enthaltungen, einige Gegenstimmen. Mehrheitlich so beschlossen.
Abstimmung über Beschlusspunkt 2 des Änderungsantrags 03, eine Evaluation durchzuführen.
Wer stimmt dem zu? - Gegenstimmen? - Enthaltungen? - Das war nicht ganz eindeutig. Deshalb
stimmen wir noch einmal elektronisch darüber ab.
Ich bitte um Ihr Votum. - Ich schließe die Abstimmung.
Abstimmung: 28 Ja-Stimmen, 23 Nein-Stimmen,
10 Enthaltungen. Dann ist das so beschlossen.
An dieser Stelle eine Frage an die CDU-Fraktion:
Erübrigt sich damit die Abstimmung über Ihren
Änderungsantrag? - Ich höre, er ist darin aufgegangen. Damit entfällt die Abstimmung über den
Antrag der Fraktion DIE LINKE.
14.3
Parkplätze für Wirtschaftsverkehr ausweisen (VI-A-05386)
Einreicher: Fraktion DIE LINKE
14.3.1 dazu ÄA (VI-A-05386-ÄA-02)
Einreicher: CDU-Fraktion
14.3.2 dazu VSP (VI-A-05386-VSP-01)
Einreicher: Dezernat Stadtentwicklung und
Bau
Herr Weber.
Stadtrat Weber (DIE LINKE): Kommen wir nun zu
einem etwas profaneren Thema! - Sehr geehrter
Herr Oberbürgermeister! Sehr geehrte Damen
und Herren Stadträte! Liebe Gäste auf der Tribüne! Es liegt Ihnen heute ein Antrag von der
Fraktion DIE LINKE zum Parken des Wirtschaftsverkehrs vor. In vielen Diskussionen, sei es in den
Ausschüssen oder hier im Stadtrat oder auf der
Straße, spielt der Wirtschaftsverkehr eine besondere Rolle. Wir haben immer gesagt, dass wir,
auch um den Wirtschaftsverkehr zu entlasten, insgesamt weniger Autoverkehr auf den Straßen haben wollen. Zu dieser Aussage stehen wir.
Für uns gehören Paketdienstleister, Handwerker,
die mobile Krankenhilfe oder die mobilen Essendienstleister zum typischen Wirtschaftsverkehr.
Genau sie sind auf entsprechende Angebote beim
Parken angewiesen. In vielen Fällen können die
Fahrzeugführer*innen ihre Fahrzeuge nicht StVOkonform im öffentlichen Raum abstellen. Oft sind
die Kurzzeitparkplätze durch Dauerparker besetzt. Somit bleibt nur das Parken in der zweiten
Reihe. Das wiederum gefährdet andere Verkehrsteilnehmer*innen wie Radfahrende, da das Abstellen des Fahrzeugs auf der Radspur die logische Konsequenz ist, oder auch zu Fuß Gehende,
wenn der Transporter auf dem Gehweg geparkt
Verlaufsprotokoll vom 22.08.2018
wird. Wir sind der Meinung: Hierfür bedarf es einer
Lösung.
Wir fordern mit unserem Antrag die Stadtverwaltung auf, zusammen mit Handwerkskammer, Industrie- und Handelskammer sowie anderen betroffenen Verbänden den Bedarf abzuklären. Außerdem soll geprüft werden, inwieweit Parkplätze
speziell nur für den Wirtschaftsverkehr im öffentlichen Raum ausgewiesen werden können. Aus
dem Prüfergebnis sollen Vorschläge für die Anzahl sowie die Entfernung zwischen solchen ausgewiesenen Parkplätzen hervorgehen.
Den Ergänzungsantrag der CDU-Fraktion lehnen
wir ab, da er das Prüfergebnis vorwegnehmen
würde und mit der Formulierung suggeriert, dass
auf Leipzigs Straßen noch unendlich viel Platz für
mehr Parkplätze zur Verfügung steht. Ich erinnere
nur an die Gründerzeitviertel.
Wir freuen uns sehr über den positiven Verwaltungsstandpunkt und den schon jetzt erbrachten
Sachstandsbericht. Wir hoffen nun auch auf Zustimmung zu unserem Antrag. - Vielen Dank.
Oberbürgermeister Jung: Herr Dossin zum Änderungsantrag. Bitte schön.
Stadtrat Dossin (CDU): Meine sehr verehrten
Damen und Herren! „Es ist gar nicht so einfach,
einen Parkplatz in der Leipziger Innenstadt zu finden“, so oder so ähnlich hört man es oft, wenn es
darum geht, in die Innenstadt zu fahren. Deswegen entscheiden sich mittlerweile viele Menschen, lieber den ÖPNV oder das Fahrrad zu nehmen oder aber zu Fuß zu gehen. Wohl dem, der
dies kann.
Es gibt aber Firmen, die nicht auf ein Auto verzichten können, einfach weil das wirtschaftlich untragbar wäre. Stellen Sie sich folgende Situationen in
der Leipziger Innenstadt vor! Ein Schlüsselnotdienst kann nicht mehr kommen, da keine Stellfläche für seinen Transporter da ist. Diesen braucht
er aber, um seine Werkzeuge zu transportieren.
Oder die abendliche Pizzalieferung, die einen etwas weiteren Anfahrtsweg hat, weil die Pizza von
dort besser schmeckt. Diese dauert 20 Minuten
länger als normal, weil kein Parkplatz da ist, was
heißt: Heute wird die Pizza kalt gegessen. Oder
die Essensanlieferung an Menschen, die nicht
mehr selber kochen können. Oder der mobile Behindertendienst, der Rollstuhlfahrer nicht herauslassen kann und leider keine Möglichkeit hat, aufs
Fahrrad auszuweichen. Oder der Handwerker,
der seine mobile Werkstatt nicht in die Nähe seines Auftragsortes stellen kann oder darf. Oder
denken wir an die Paketzusteller, die nicht mal
kurz parken können, um Pakete in der Innenstadt
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zu verteilen. Oder der mobile Kranken- und Pflegedienst, der keine Kurzbesuche mehr machen
kann oder nur mit erheblichem Mehraufwand an
Zeit, die von der für seine Patienten abgeht.
Das bedeutet für alle, die in der Innenstadt wohnen oder arbeiten, eine Beeinträchtigung. Deswegen ist es erforderlich, Zonen neu einzurichten,
wo genau die Versorger, Besorger und Handwerker ihre Fahrzeuge abstellen können, um die
Menschen, die in der Innenstadt leben, bedienen
zu können.
Gerade im Handwerk und in der privaten Wirtschaft können sich die Firmen ihre Aufträge derzeit aussuchen. Dies wird weiterhin zunehmen, so
unsere Einschätzung. Warum sollte eine Firma
Aufträge annehmen, wenn sie weiß, dass es nicht
möglich ist, an den Ort der Dienstleistung heranzukommen? Selbst wenn, wird sie ein Angebot
abgeben mit deutlich höherem Preis, um dies auszugleichen. Hier sollten wir schleunigst eine
Gleichberechtigung zwischen den Stadtteilen,
zwischen der Innenstadt und dem Stadtrand, herstellen.
Damit es kein Ausbooten zwischen den Wirtschaftsparkflächen und den sonstigen Nutzungen
von Parkflächen gibt, sollte hier nicht einfach umgewidmet werden, sondern gezielt neue Flächen,
neue Parkmöglichkeiten geschaffen werden. Ich
bitte Sie im Interesse unserer städtischen Wirtschaft und der Menschen, die in der Innenstadt leben, um Ihre Zustimmung zu unserem Änderungsantrag. - Vielen Dank.
Oberbürgermeister Jung: Herr von der Heide.
Stadtrat von der Heide (Bündnis 90/Die Grünen): Ich möchte den Verwaltungsstandpunkt zur
Abstimmung stellen, bei dem zwar Zustimmung
angekreuzt ist, der aber eigentlich ein Alternativvorschlag ist. Der Verwaltungsstandpunkt nimmt
weite Teile der zu prüfenden Dinge schon vorweg.
Ich glaube, wir würden uns in die Tasche lügen,
wenn wir den Originalantrag abstimmten. Der Verwaltungsstandpunkt präzisiert das, was noch geprüft werden kann. Deshalb würde ich diesen gern
hier zur Abstimmung stellen.
Oberbürgermeister Jung: Frau Riekewald.
Stadträtin Riekewald (DIE LINKE): Schönen guten Tag! Ich will nur ganz kurz begründen, warum
wir den Verwaltungsstandpunkt nicht zur Abstimmung bringen. Erstens signalisiert er Zustimmung
zu unserem Antrag. Von daher wäre das ziemlich
unlogisch. Zweitens unterschlägt er ein wichtiges
Verlaufsprotokoll vom 22.08.2018
Anliegen, nämlich dass eine Bestandsaufnahme
gemacht wird - diese ist Bestandteil unseres Antrags -, wie viele Parkplätze tatsächlich gebraucht
werden. Es ist nicht Inhalt des Verwaltungsstandpunkts, diesbezüglich mit Handwerkskammer,
Betroffenenverbänden und Industrie- und Handelskammer zu reden und deren Einschätzung
einzuholen, wie viele Parkplätze wo gebraucht
werden. Solche Gespräche sind gemäß Verwaltungsstandpunkt nicht vorgesehen.
Oberbürgermeister Jung: Dann stelle ich zuerst
den Änderungsantrag der CDU-Fraktion zur Abstimmung, weil es meines Erachtens dort um die
Neuschaffung bzw. Erweiterung von Parkflächen
geht. Ich bitte um Ihr elektronisches Votum. - Ich
schließe die Abstimmung.
Abstimmung: 24 Ja-Stimmen, 31 Nein-Stimmen,
5 Enthaltungen. Damit abgelehnt.
Nun zur Abstimmung über den Änderungsantrag
in der Fassung des Verwaltungsstandpunkts, den
Herr von der Heide gestellt hat. - Kollegen, Zustimmung heißt: Ihr Antrag plus der zweite Satz
des Verwaltungsstandpunkts. - Der Verwaltungsstandpunkt ist eindeutig: Wir stimmen dem Antrag
zu. Damit entsprechen die Punkte des Verwaltungsstandpunkts dem Antrag 05386. Der zweite
Satz unseres Beschlussvorschlags ist tatsächlich
neu; da hat Herr von der Heide recht. Da geht es
um das Thema „Handwerker im Havarieeinsatz“.
Dieser Satz ist eine Ergänzung Ihres Antrags. Ich bitte um Ihre Voten. - Ich schließe die Abstimmung.
Abstimmung: 44 - 2 - 14. Dann ist so beschlossen.
TOP 14.4 und 14.5 sind vertagt.
14.6
Caroline-Neuber-Förderpreise 2018 (VIA-05472)
Einreicher: Fraktion Bündnis 90/Die Grünen
14.6.1 dazu VSP (VI-A-05472-VSP-01)
Einreicher: Dezernat Kultur
Frau Dr. Märtens.
Stadträtin Dr. Märtens (Bündnis 90/Die Grünen):
Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister! Werte
Beigeordnete! Liebe Kolleginnen und Kollegen!
Liebe Gäste hier und im Netz! Ich ziehe heute für
meine Fraktion diesen Antrag zurück, aber ich
kann das nicht tun, ohne das Thema hier noch
einmal ins Wort zu heben; denn dieser Entscheidung sind wirklich harte Gefechte mit dem Dezernat Kultur auf ganz verschiedenen Ebenen vorausgegangen.
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Ich war natürlich empört darüber, dass das Dezernat einen solchen Preis so leichtfertig aus der
Hand zu geben schien, zumindest für dieses Jahr.
Ich war empört darüber bis zu dem Tag, als Herr
Lübbe, der Intendant unseres Schauspielhauses,
den neuen Spielplan für die bevorstehende Spielzeit vorstellte. 2018/2019 inszenieren ausschließlich Männer am Leipziger Schauspielhaus, und
sie inszenieren fast ausschließlich Geschichten
von wichtigen und weniger wichtigen Männern.
„Faust“, „Prinz Friedrich von Homburg“, „Lazarus“,
„Der Vater“, so die Titel. Natürlich war ich darüber
ebenfalls empört.
Herr Lübbe und sein Dramaturg erklärten darauf
wortreich, dass sie sich wirklich sehr bemüht hätten, eine Regisseurin für diese Spielzeit zu gewinnen, sie aber keine gefunden hätten, weil die Regisseurinnen an deutschen Theatern so gut im
Geschäft sind und sie in der Regel für vier bis fünf
Jahre im Voraus gebucht sind. Es gibt zu wenige
Frauen am Theater. An dieser Stelle bin ich eingeknickt; denn wenn die erfolgreichen Regisseurinnen sich vor Arbeit nicht retten können, brauchen sie wirklich keinen Förderpreis, der ihr Werk
belobigt.
In dieser Diskussion wurde aber auch klar, was
wir für unsere Theater brauchen, nämlich mehr
Regisseurinnen, und zwar nicht nur rein wegen
der Parität. Momentan ist es so: Männer machen
Theater für Frauen. Männer erzählen, wie in diesem Jahr in Leipzig, Geschichten über Männer,
das Publikum ist aber, wie wir auch wissen, mehrheitlich weiblich. Das heißt: Frauen interessieren
sich offensichtlich für die Geschichten, die Männer über Männer erzählen. Das ist doch ungerecht. Wo bleibt denn da das männliche Publikum? Wir brauchen dringend Frauen, die Geschichten über Frauen erzählen. Dann gehen vielleicht auch wieder mehr Männer ins Theater.
Natürlich brauchen wir Frauen am Theater auch,
um das Klima für jede einzelne Frau am Theater
zu verbessern. Die #MeToo-Debatte hat gezeigt,
dass gerade die Welt der darstellenden Kunst für
Frauen auch in Deutschland ein gefährliches
Pflaster ist. Das liegt auch an der zahlenmäßig
schwachen Position der Frauen in diesem Metier.
Die Frauen haben es satt oder, um mit dem Titel
der kürzlich an der Hochschule für Musik und Theater stattgefundenen Veranstaltung gegen Machtmissbrauch und sexuelle Diskriminierung in der
Musikausbildung zu sprechen, es kotzt uns hochgradig an.
Was brauchen wir neben dem Caroline-NeuberFörderprogramm? Da muss ich der Verwaltung
recht geben. Wir brauchen ein Nachwuchsförderprogramm, das Frauen am Theater fördert, damit
Herr Lübbe und seine Mannen nicht mehr verzweifelt nach Regisseurinnen suchen müssen.
Wir brauchen ein Förderprogramm, damit sich
Verlaufsprotokoll vom 22.08.2018
Frauen am Theater breitmachen und ihre Umgangsregeln dort durchsetzen. Bedauerlich und
kritikwürdig bleibt, dass es schon seit einer Weile
diese Erkenntnis zu geben scheint und dennoch
zu wenig Energie in die Entwicklung des Neuen
geflossen ist.
Lassen Sie mich deshalb zusammenfassen: In
zwei Jahren muss dieses neue, im Verwaltungsstandpunkt angekündigte Programm installiert
sein. Wir werden weiterhin scharf darauf achten,
dass dies passiert und das Programm dann auch
ausreichend finanziert ist. - Vielen Dank.
Oberbürgermeister Jung: Es gäbe noch so viel
dazu zu sagen, aber nun wurde dieser Antrag zurückgezogen. Damit ist die Debatte dazu beendet.
14.7
Sicheres digitales Arbeiten im Ehrenamt (VI-A-05500)
Einreicher: SPD-Fraktion
14.7.1 dazu VSP (VI-A-05500-VSP-01)
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Respekts, den wir Stadträte vor den anderen Ehrenamtlern haben sollten.
Wir möchten mit unserem Antrag erreichen, dass
unsere Fragen beantwortet werden. Wie funktioniert die Sicherheit im digitalen Arbeiten? Welche
Möglichkeiten gibt es, alle Ehrenamtler gleichberechtigt an den modernen Kommunikationsmitteln
im kommunalen Ehrenamt teilhaben zu lassen?
Mit unserem Antrag fordern wir den Oberbürgermeister und die Verwaltung auf, dieses binnen eines Jahres zu prüfen.
Wir erachten dies als ein wichtiges Thema, gerade auch um uns Ehrenamtler zukunftsfähig zu
machen. Daher möchte ich Sie bitten, unserem
Antrag zuzustimmen, nicht nur weil er rechtliche
Fragen betrifft, sondern auch weil er Chancen eröffnet, endlich ernsthaft darüber zu reden, was es
kosten würde, Ortschaftsräte und Stadtbezirksbeiräte gleichberechtigt teilhaben zu lassen. Ich
bitte Sie herzlich um Zustimmung zu unserem Antrag. - Vielen Dank.
Einreicher: Oberbürgermeister
Frau Wohlfarth.
Oberbürgermeister Jung: Frau Heller.
Stadträtin Wohlfarth (SPD): Sehr geehrter Herr
Oberbürgermeister! Sehr geehrte Damen und
Herren Dezernenten! Werte Gäste! Liebe Kollegen! „Sicheres digitales Arbeiten im Ehrenamt“,
der Titel klingt etwas sperrig, hat aber damit zu
tun, dass wir alle mehr oder weniger oft ein Gerät
mit Tastatur nutzen, sei es unser Mobiltelefon, ein
schickes Tablet, einen PC oder anderes, mit dem
wir unsere ehrenamtliche Arbeit verrichten. Viele
von uns sind bereits umgestiegen auf das papierlose Arbeiten und nutzen die Chance, nicht mehr
ehemalige Bäume, nun mit Tinte bedrucktes Papier kiloweise durch die Gegend schleppen und
nach dem, was gebraucht wird, erst lange suchen
zu müssen.
Stadträtin Heller (CDU): Sehr geehrter Herr
Oberbürgermeister! Sehr geehrte Dezernenten!
Liebe Kollegen! Werte Gäste und Zuschauer am
Livestream! Die CDU-Fraktion hat ein kleines
Problem mit diesem Antrag, weil wir die Probleme,
die die SPD hier sieht, nicht so sehen. Wir nutzen
ein ALLRIS, das mit Kennwort gut geschützt ist.
Es gibt eine eindeutige Kennzeichnung von Nichtöffentlichkeit auch im digitalen Arbeiten. Die
Frage, wie wir als Ehrenamtler verantwortungsvoll
damit umgehen, stellt sich heute genauso, wie sie
sich gestellt hat, als wir die Unterlagen noch auf
Papier bekommen haben; denn damals hätte man
ja auch irgendetwas weitergeben können. Das ist
also im Grunde heute nicht anders. Wir alle sind
mitverantwortlich für den Schutz der Daten und Informationen, die wir bekommen.
Mit der zunehmenden Digitalisierung gehen aber
auch Fragen einher: Wie ist das mit der Informationssicherheit? Wie gehen wir mit öffentlichen und
nichtöffentlichen Vorlagen um? Wie sichern wir,
dass wichtige Informationen auch so vertraulich
bleiben, wie wir das erwarten? Das alles wollen
wir gern von der Verwaltung wissen; denn das
neue Arbeiten, das wir als erste Generation in großem Umfang nutzen können, erfordert neue Antworten.
Nicht nur wir sind Teil der lokalen Demokratie,
sondern auch die Stadtbezirksbeiräte und die Ortschaftsräte. Warum sollen die Ehrenamtler dort
weiterhin mit Papier arbeiten müssen, wenn sie
das nicht wollen? Warum können nicht auch sie
von den Vorteilen der Digitalisierung der Ratsarbeit profitieren? Das ist eigentlich eine Frage des
Aus dem Verwaltungsstandpunkt ist ersichtlich,
dass die Verwaltung diesem Prüfauftrag zugestimmt hat und sie das entsprechend aufbereiten
will. Wir werden uns dem nicht verwehren, wenn
eine Protokollnotiz gefertigt wird, dass auch die
Kosten - das steht in Ihrem Antrag so nicht - in die
Prüfung miteinbezogen werden wie auch die Tatsache, dass einige Stadtbezirksbeiräte, Ortschaftsräte und Stadträte nicht digital arbeiten
möchten.
Des Weiteren sollte berücksichtigt werden, dass
nicht jeder ein von der Stadt gestelltes technisches Gerät nutzen will. Wir haben alle unsere
Präferenzen, auch im Privaten. Nicht jeder will mit
zwei Geräten hantieren, wenn er privat ein ande-
Verlaufsprotokoll vom 22.08.2018
res nutzt. Es ist also auch eine Frage der praktischen Umsetzung, die über Sicherheitsaspekte
und Finanzierung hinausgeht.
Wenn uns zugesichert wird, dass diese Aspekte
bei der Prüfung berücksichtigt werden, werden wir
dem heute auch zustimmen. - Vielen Dank.
Oberbürgermeister Jung: Weitere Wortwünsche sehe ich nicht. - Die Protokollnotiz, Frau Heller, können wir so übernehmen.
Ich bitte um Ihr Handzeichen. Wer ist gegen diesen Beschluss? - Wer enthält sich?
Abstimmung: Eine Gegenstimme, keine Enthaltungen. Mit großer Mehrheit so beschlossen.
14.8
Stellen im Amt für Bauordnung und
Denkmalpflege 2019/2020 (VI-A-05516)
Einreicher: Fraktion Freibeuter
14.8.1 dazu VSP (VI-A-05516-VSP-01)
Einreicher: Dezernat Allgemeine Verwaltung
Herr Hobusch.
Stadtrat Hobusch (Freibeuter): Meine sehr geehrten Damen und Herren! Herr Oberbürgermeister! Frau Baubürgermeisterin! Sie erinnern sich sicherlich an unsere Anfrage zu Beginn des Jahres
zur Besetzung von Stellen im Amt für Bauordnung
und Denkmalpflege sowie an die lebhafte und teilweise doch sehr emotional geführte Diskussion
nach Beantwortung unserer Anfrage. Aus dieser
ging hervor, dass in 2017 von 38 Vollzeitäquivalenten zur Bearbeitung von Bauanträgen 6 Vollzeitäquivalente unbesetzt waren, teilweise durch
Krankheit begründet, teilweise dadurch, dass einzelne Mitarbeiter für Sonderaufgaben abgestellt
worden sind.
Deswegen haben wir uns entschieden, hier zu beantragen, mit der nächsten Haushaltsberatung
ebendiese Stellen neu zu besetzen bzw. sie nachzubesetzen und entsprechende Haushaltsmittel
dafür einzustellen.
Dazu liegt ein Verwaltungsstandpunkt vor, der besagt: Ablehnung, da bereits Verwaltungshandeln.
Unterm Strich ist die Rede von drei Stellen, die für
den Haushalt eingeplant werden sollen. Uns wundert, dass alle Kollegen hier in diesem Stadtrat
ganz offensichtlich diesem Verwaltungsstandpunkt inhaltlich folgen und den Antrag der Freibeuter ablehnen. Ich frage mich: Wie kann das
sein? Gerade die Kollegen von der Union hatten
bei der Diskussion zu unserer Anfrage noch groß
gezetert. Ich erinnere an Achim Haas; ich will wirklich ungern aus dem Protokoll zitieren.
S e i t e | 17
Sie haben recht, Herr Volger, Ihre Anträge zum
Nachtragshaushalt sind von den Kollegen hier im
Rat ebenfalls weitestgehend abgelehnt worden.
Ich korrigiere mich insofern an dieser Stelle und
gehe davon aus, dass unser Antrag auch die Unterstützung der Grünen findet. So ist das, wenn
man sich vielen Aufgaben zugleich widmet; da fällt
einem nicht alles auf.
Insofern, meine Damen und Herren, kann ich Sie
nur bitten: Seien Sie an dieser Stelle ehrlich zu
sich selbst! Beim Antrag zur Ermöglichung von
mehr Stellflächen für den Wirtschaftsverkehr in
dieser Stadt, den wir eben diskutiert haben, war
die Rede von Ehrlichkeit. Deswegen meine Bitte
an Sie, die Ehrlichkeit, die wir und die Sie dort eingefordert haben, auch bei der Besetzung von
Stellen im Bauordnungsamt an den Tag zu legen.
Machen wir uns nichts vor, sondern machen wir
uns gewiss, was in dieser Stadt passiert! Machen
wir uns gewiss, dass Bauantragsverfahren eben
doch länger brauchen und es gerade bei großen
Baumaßnahmen, wo städtebauliche Verträge zu
schließen sind, erhebliche Verzüge gibt!
Meine Damen und Herren, der Bürger auf der
Straße, der Bauantragsteller und derjenige, der
investieren will, versteht es nicht anders, als dass
Stellen fehlen, damit seine Anträge bearbeitet
werden können. Wir stellen deswegen unseren
Antrag in der Originalfassung zur Abstimmung
und bitten um Ihre Unterstützung. - Vielen Dank.
Oberbürgermeister Jung: Herr Schlegel.
Stadtrat Schlegel (DIE LINKE): Herr Oberbürgermeister! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Wie ist denn die aktuelle Situation bei der Besetzung? Wie viele Stellen sind im Amt für Bauordnung und Denkmalpflege unbesetzt? Wie viele
Stellen sollen im Rahmen der Haushaltsplanung
zusätzlich eingerichtet werden? Ich weiß, dass
das AGM und damit auch das Amt für Bauordnung
und Denkmalpflege dringend auf der Suche nach
Personal sind. Diese Aktivitäten laufen. Ich weiß
nicht, warum extra ein Antrag dazu beschlossen
werden muss.
Oberbürgermeister Jung: Frau Dubrau, Herr
Hörning, können Sie etwas zur aktuellen Situation
sagen? Mir ist nur der Stand vom Mai bekannt. Wir sind da überhaupt nicht im Dissens, Herr
Hobusch. „Ablehnung“ heißt hier in der Tat, dass
die Verwaltung bereits handelt. - Gut. Da von der
Verwaltung die aktuelle Situation nicht dargelegt
werden kann, müssen wir darüber abstimmen.
Herr Hobusch.
Verlaufsprotokoll vom 22.08.2018
Stadtrat Hobusch (Freibeuter): Lassen Sie mich
noch ein paar Sätze dazu sagen. - Wir reden hier
nicht nur über nicht bearbeitete Bauanträge und
verzögerte Verfahren. Wir reden auch über
Rechtsstreite, in die wir jedes Mal hineinmanövrieren, weil wir Mitarbeiter haben, die völlig überfordert sind, die auf Baustellen falsch agieren, die
den größten Fehler machen, den man in der Regel machen kann, nämlich im laufenden Bauverfahren Verträge zu kündigen, die sich Schadensersatzansprüchen und Zahlungsansprüchen ausgesetzt sehen. Wir reden auch darüber, dass Dokumentationen fehlen, dass Vorhaben verzögert
werden, dass es teurer wird. Alles das ist zu bewältigen.
Sie selbst, Herr Oberbürgermeister, haben um unser Vertrauen gebeten für Ihr Sonderbauprogramm für Schulen in Höhe von 150 Millionen
Euro in den nächsten Jahren. Wir sind nicht davon
überzeugt, dass das, was die Verwaltung uns hier
als Verwaltungshandeln in Bezug auf den Status
quo unserer Anfrage anbietet und vorstellt, ausreichend ist. Daher halten wir unseren Antrag weiter
aufrecht.
S e i t e | 18
Oberbürgermeister Jung: Gut. Aber Sie sind
jetzt nicht auf die aktuelle Besetzung und die Anzahl der noch offenen Stellen eingegangen.
Bürgermeisterin Dubrau: Alle Stellen in der Entgeltgruppe A 12 sind noch nicht besetzt, gemäß
dem Schreiben von letzter Woche.
Oberbürgermeister Jung: Wir kommen zur Abstimmung. Ich bitte um Ihr Handzeichen, wenn Sie
dem Antrag der Freibeuter zustimmen. - Gegenstimmen? - Enthaltungen?
Abstimmung: Eine ganze Reihe von Enthaltungen, einige Pro-Stimmen. Mit Mehrheit abgelehnt.
14.9
Errichtung von Fledermaustürmen (VIA-05628)
Einreicher: Stadträtin U. E. Gabelmann
14.9.1 dazu VSP (VI-A-05628-VSP-01)
Einreicher: Dezernat Umwelt,
Sport
Ordnung,
Frau Gabelmann.
Oberbürgermeister Jung: Frau Dubrau.
Bürgermeisterin Dubrau: Sehr geehrter Herr
Oberbürgermeister! Meine Damen und Herren!
Werte Gäste! Die Situation ist schon so, wie Sie
sie beschreiben. Das betrifft allerdings nicht nur
die Bauaufsicht, sondern auch andere Ämter. Die
Bauaufsicht ist „nur“ das Amt, das all das zusammenführt. Insbesondere bei städtebaulichen Verträgen muss das Tiefbauamt normalerweise die
komplette Zuarbeit machen.
Ich habe jetzt gerade noch mal in meinen Unterlagen nachgeguckt. Das Amt hat mir aufgeschrieben: Insbesondere besteht das Problem in der
Entgeltgruppe A 12. Das sind Leute, die schon erhebliche Erfahrungen mitbringen müssen, um
diese doch recht komplizierten Verfahren durchführen zu können. Diese Stellen konnten noch
nicht nachbesetzt werden.
Auf der anderen Seite sind natürlich auch Fristen
einzuhalten. Insofern gilt die Prioritätensetzung:
Die Bauanträge, bei denen die Frist abläuft, werden bearbeitet. Dadurch bleiben andere, bei denen es vielleicht schneller gehen könnte, so lange
liegen, bis auch bei ihnen die Frist fast abgelaufen
ist und werden erst dann zu Ende geführt. Also:
Wir erfüllen die Baugenehmigungen und einen
Teil der Pflichtaufgaben, und der Rest bleibt liegen. Das ist die reale Situation.
Stadträtin Gabelmann (Freibeuter): Liebe Kollegen! Seit 50 Millionen Jahren gibt es Fledermäuse
in Deutschland. Nur zum Vergleich: Der Homo sapiens ist seit 300 000 Jahren in Afrika fossil belegt. Ich wusste das bis vor kurzem auch nicht;
aber solche Hintergrundinformationen können
manchmal ganz hilfreich sein. Seit 50 Jahren stehen die Fledermausarten am Rand der Ausrottung. Ausnahmslos alle Arten stehen auf der Roten Liste. Einige Arten sind unmittelbar vom Aussterben bedroht.
Dennoch schwächen wir Menschen sie weiter:
durch chemiebelastete Insekten, die ihre Nahrungsquelle sind, durch aufgesammelte Gifte,
durch Forstbewirtschaftung, weil keine alten
Bäume mehr stehen bleiben, in denen sich die Tagesschlafhöhlen befinden, durch den Straßenverkehr, der ihr Ortungssystem stört.
Bauherren - das ist leider traurige Realität - sehen
es als lästige Pflicht an - wenn sie vernachlässigt
wird, hat das kaum Konsequenzen -, vorher zu
prüfen, ob sich in den von ihnen zu sanierenden
Objekten Fledermausarten oder andere geschützte Tierarten angesiedelt haben. Umgekehrt
haben die Behörden zu wenig Personal für effektive Kontrollen und sind auf Anzeigen durch die
Bauherren angewiesen.
Dabei gibt es einfache Lösungen. Es gibt spezielle Mauersteine. Man kann auch Dachböden einfach offen lassen. Man kann die Nahrungsquellen
sichern. Insofern bin ich dankbar, dass der Verwaltungsstandpunkt zu dem von mir gestellten
Verlaufsprotokoll vom 22.08.2018
Antrag zumindest teilweise in die richtige Richtung weist und der Anstoß aufgegriffen wird, künftig etwas mehr zu machen, als es bisher der Fall
war. Ich würde Sie gern einladen, dem Antrag in
der Fassung des Verwaltungsstandpunkts zuzustimmen. - Danke.
Oberbürgermeister Jung: Herr Schlegel.
Stadtrat Schlegel (DIE LINKE): Mein Beitrag
trägt die Überschrift „Es geht auch viele Nummern
kleiner - für gleiches Geld kann man mehr Nistmöglichkeiten für viele Tierarten schaffen.“ - Sehr
geehrter Herr Oberbürgermeister! Sehr geehrte
Damen und Herren Stadträte! Verehrte Zuhörer!
Zu Recht wird den Leipzigern etwas Größenwahn
nachgesagt. Dennoch haben Stadtverwaltung
und Stadtrat immer Augenmaß bewiesen. So
wurde der Funkmast im Messegrund zwar in Anlehnung an die Gestalt des Pariser Eiffelturms errichtet, jedoch nur mit der benötigten Höhe von
190 statt 300 Metern. Einzelne Stadträte haben
aber manchmal das Bedürfnis, weit über sich hinauszuwachsen. Wie anders soll man den Vorschlag werten, Fledermaustürme in Leipzig zu errichten?
Fragwürdig wird die Initiative, wenn als Vorbild der
Fledermausturm in Meiningen herhalten soll. Der
dortige Fledermausturm wurde in einem stehen
gebliebenen Hausaufgang eines im Rahmen des
Stadtumbaus abgerissenen Wohnblocks eingerichtet. Das hatte sich die dortige städtische Wohnungsbaugesellschaft 120.000 Euro kosten lassen. Da der im Rohbau stehen gebliebene Gebäudeteil nicht weiter genutzt wurde, haben eindringende Marder und einsitzende Eulen ohne
Respekt vor Fledermäusen deren Bestand dezimiert, und es mussten noch einmal 30.000 Euro
für bauliche Schutzmaßnahmen investiert werden, nicht mitgerechnet die Kosten für die bauliche Unterhaltung. In Meiningen waren umfangreiche Gebietsuntersuchungen vorausgegangen,
und es wurde tatsächlich eine Fledermauskolonie
nachgewiesen. Da auch die Wohngebäude in der
Nachbarschaft abgerissen wurden, wurde nach
Nistmöglichkeiten für Fledermäuse in einer Höhe
von 15 bis 20 Metern gesucht.
Anders die Situation in Leipzig: Trotz Abriss mehrerer Tausend Wohnungen im Rahmen des Stadtumbaus allein in Grünau gab es in unmittelbarer
Nachbarschaft sogar bei dem jeweiligen Gebäudeeigentümer genügend Möglichkeiten, naturschutzfachliche Ersatzleistungen, sprich: Einbau
von Nistkästen, zu realisieren. Setzt man für einen
Wohnblock bis zu zehn solcher Nistkästen mit einem Einzelpreis einschließlich naturschutzfachlicher Betreuung von 2.500 Euro an, so wurden in
Grünau mit den gleichen Kosten wie für den
S e i t e | 19
Meininger Fledermausturm Nistersatzmaßnahmen für 60 zurückgebaute Wohnblöcke mit insgesamt bis zu 3.000 Wohnungen finanziert. Das entspricht 600 Nistkästen. Dies wurde so in Grünau
durch die Wohnungsunternehmen erfolgreich
praktiziert.
Aber nicht nur beim Stadtumbau, auch bei Fassadensanierungen wurden und werden durch die
Schließung der offenen Fassadenfugen Nistmöglichkeiten und Möglichkeiten zum Übertagen - so
der Fachbegriff - geschaffen. Somit ist nicht nur
Nestbau möglich, sondern Vögel und andere flugfähige Tiere können sich für wenige Stunden oder
Tage dort niederlassen.
Es wäre sinnvoll, zunächst zu erfahren, wie viele
Nistplätze für Fledermäuse, Mauersegler, Mehlschwalben oder Haussperlinge im Rahmen des
Stadtumbaus und der Gebäudesanierung im
Stadtgebiet durch behördliche Auflagen oder freiwillig in den zurückliegenden Jahren errichtet wurden. Übrigens ist das eine Aufgabe des Investors
bzw. desjenigen, der die Blöcke abreißt. Er ist
auch für die naturschutzfachlichen Untersuchungen zuständig.
Tatsächlich wurden und werden Untersuchungen
über den Besatz von Fledermäusen und Mauerseglern nur punktuell in Leipzig durchgeführt und
werden naturschutzfachliche Ersatzmaßnahmen
von den entsprechenden Fachleuten festgelegt.
Flächenuntersuchungen gab es in den zurückliegenden Jahren nur im Auenwald zur Ausweisung
der Gebiete für Natur- und Landschaftsschutz,
zum Schutz von Pflanzen (Flora), Tieren (Fauna)
und Lebensraumtypen (Habitaten) nach der FFHRichtlinie.
Der Verwaltungsstandpunkt besagt:
Die Stadt Leipzig prüft im Einzelfall geeignete Standorte zur Errichtung eines
oder mehrerer Fledermaustürme sowie
deren Umsetzung. Die Finanzierung und
Errichtung wird im Rahmen von Vorhaben geprüft, bei denen Maßnahmen bezüglich des besonderen Artenschutzes
(§ 44 ff BNatSchG) erforderlich werden.
Die Finanzierung erfolgt durch den jeweiligen Vorhabenträger.
- Das heißt: Die Stadt wird finanziell nicht belastet. Neben der naturschutzfachlichen Eignung wird im Rahmen der Erarbeitung
des Artenschutzfachbeitrages auch geprüft, ob in Zusammenarbeit mit örtlichen
Tier- und Naturschutzinitiativen deren
Betreuung erfolgen kann.
Angesichts vielfältiger, auch ehrenamtlicher Aktivitäten sowie zunehmender baulicher Verdichtung
Verlaufsprotokoll vom 22.08.2018
im Stadtgebiet stellt sich die Frage, wo ein solcher
zusätzlicher Bedarf besteht. Aus unserer Sicht bedarf es aufgrund des langjährigen Handelns der
Verwaltung und auch der Akteure keines solchen
Antrags.
Oberbürgermeister Jung: Frau Gabelmann
noch mal.
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Der finanzielle Rahmen ist, wie im Verwaltungsstandpunkt beschrieben, sehr überschaubar. Von
daher freuen wir uns über Zustimmung zu unserem Antrag. - Vielen Dank.
Oberbürgermeister Jung: Weitere Wortwünsche sehe ich nicht. Gibt es Gegenstimmen? Enthaltungen?
Abstimmung: Es ist einstimmig so beschlossen.
Stadträtin Gabelmann (Freibeuter): Abgesehen
davon, dass ich nicht geahnt habe, dass mein Antrag hier ein solches Drama auslöst, will ich dazu
anmerken, dass der Fledermausturm in Meiningen weder im Verwaltungsstandpunkt noch in
meinem Antrag mit einem Wort erwähnt wird. Ich
möchte Herrn Schlegel aber einladen, mit mir zusammen Nistkästen für Fledermäuse oder andere
geschützte Arten zu basteln. Dazu bin ich jederzeit gern bereit. - Danke.
Oberbürgermeister Jung: Da bahnt sich was an.
Das werden wir verfolgen, Frau Gabelmann. Können wir zur Abstimmung kommen? - Wer
stimmt dem Antrag in der Fassung des Verwaltungsstandpunkts nicht zu? - Wer enthält sich der
Stimme?
14.11 Strategie gegen linksextremistisch motivierte Gewalt (VI-A-05689)
Einreicher: AfD-Fraktion
14.11.1 dazu ÄA (VI-A-05689-ÄA-02)
Einreicher: CDU-Fraktion
14.11.2 dazu VSP (VI-A-05689-VSP-01)
Einreicher: Dezernat Umwelt, Ordnung,
Sport
Wir begrüßen an dieser Stelle auch den Polizeipräsidenten, Herrn Merbitz, ganz herzlich.
Herr Kriegel.
Herr Volger.
Stadtrat Kriegel (AfD): Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister! Sehr geehrte Beigeordnete! Sehr
geehrter Herr Merbitz! Sehr geehrte Damen und
Herren Stadträte! Liebe Gäste und Pressevertreter! Leipzig ist neben Berlin und Hamburg seit vielen Jahren eine Hochburg linksextremistischer
Gewalt in Deutschland. In Sachsen gilt Leipzig gar
als Hauptstadt linksextremistischer Gewalttaten.
Schon 2016 wartete die CDU-Fraktion mit einer
Chronologie auf, die es in sich hatte. Anschläge
gegen öffentliche Einrichtungen, Firmen, Banken,
Abgeordnetenbüros, Wahlkreisbüros fast aller
Parteien und sogar gegen Polizeireviere sind
nach wie vor an der Tagesordnung.
Stadtrat Volger (Bündnis 90/Die Grünen): Sehr
geehrter Herr Oberbürgermeister! Sehr geehrte
Stadträte! Sehr geehrte Gäste! Ich mache es ganz
kurz. - Vielen Dank an die Verwaltung, dass sie
dem Anliegen unseres Antrags, der ja schon eine
Weile im Verfahren ist, folgt und im Verwaltungsstandpunkt mitteilt, dass das schon in Auftrag gegeben wurde.
In Leipzig gibt es seit Jahren kaum eine Woche,
in der nicht ein oder mehrere Autos in Flammen
aufgehen; siehe LVZ von heute: Erst in der Nacht
von Montag zu Dienstag gingen zwei Autos der
Marke BMW in Flammen auf. Fast scheint es so,
als hätte man sich daran schon gewöhnt. Dabei
sprechen die Bekennerschreiben eine deutliche
Sprache. Die Aufklärungsquote der genannten
Taten ist leider alles andere als befriedigend.
Um was geht es? Es geht darum, dass das
Ratsinformationssystem ALLRIS um eine OParlSchnittstelle erweitert wird. Das erlaubt den Bürgern, nicht nur in Leipzig, sondern deutschlandweit, auf die Daten in unserem Ratsinformationssystem zuzugreifen, diese mit Daten anderer
Ratsinformationssysteme deutschlandweit zu vergleichen, Statistiken zu erstellen usw. Das ist im
Rahmen von Transparenz und Offenheit von Verwaltung und Stadtrat eine sehr gute Geschichte.
Aus diesem Grund reicht meine Fraktion den vorliegenden Beschlussvorschlag ein, dass unter Federführung des Kommunalen Präventionsrats und
in enger Abstimmung mit der Polizeidirektion
Leipzig nun endlich ein Strategiekonzept gegen
linksextremistisch motivierte Gewalt erarbeitet
werden soll. Bestandteile dieses Konzeptes sollten insbesondere sowohl ein Präventionsprogramm als auch ein Aussteigerprogramm sein.
Abstimmung: Fünf Enthaltungen. Ansonsten einstimmig so beschlossen.
14.10 Ratsinformation ALLRIS webfähig machen (VI-A-05630)
Einreicher: Fraktion Bündnis 90/Die Grünen
14.10.1 dazu VSP (VI-A-05630-VSP-01)
Einreicher: Oberbürgermeister
Verlaufsprotokoll vom 22.08.2018
Um die Notwendigkeit eines Präventionsprogramms zum Thema Linksextremismus zu verdeutlichen, empfehlen wir jedem Stadtrat, die
Homepage der Stadt Leipzig aufzurufen. In dem
seit 2014 eingerichteten Präventionsatlas findet
man eine Vielzahl von durchaus nützlichen Akteuren und Vereinen, welche eine Beratung zu den
Themen Extremismus - in Klammern: Rechtsextremismus -, Rassismus und interkulturelle Kompetenz anbieten. Insgesamt findet man 36 Angebote dort, laut Geschäftsbericht des Kommunalen
Präventionsrats 2017. 2016 waren es noch 24,
also ein erfreulicher Anstieg der Angebote um gut
ein Drittel innerhalb eines Jahres. Gibt man jedoch den Suchbegriff „Beratung zu Linksextremismus“ ein, landet man bei 0 Treffern. Daran wird
deutlich, dass diesbezüglich dringender Handlungsbedarf besteht.
Nach den genannten Fakten ist der vorliegende
Verwaltungsstandpunkt, der es aus unserer Sicht
nicht wert ist, auf ihn näher einzugehen, eine
glatte Enttäuschung. Wenn darin ausgeführt wird,
dass die - Zitat - „Etablierung eines Aussteigerprogramms … auf kommunaler Ebene … auch weiterhin als nicht zielführend bewertet“ wird, kann
man nur eines daraus schließen: Es ist einfach
nicht gewollt, das Problem des Linksextremismus
in unserer Stadt anzugehen.
Meine Fraktion wird den Änderungsantrag der
CDU-Fraktion übernehmen und somit zur Abstimmung stellen. - Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit.
Oberbürgermeister Jung: Herr Schulze.
Stadtrat Schulze (SPD): Liebe Kolleginnen und
Kollegen! Eines ist natürlich klar: Gewalt, egal von
welcher Seite, egal ob politisch oder religiös motiviert, ist inakzeptabel und nicht hinnehmbar. Ich
glaube, dies wird von niemandem hier im Rat in
Zweifel gezogen.
Wie schon erwähnt haben wir hier im Rat schon
mehrfach über dieses Thema gesprochen. Der
Rat hat beschlossen, über den KPR ein Forschungsvorhaben zu diesem Thema zu initiieren,
das an die Uni Leipzig vergeben wurde. Im Verwaltungsstandpunkt ist eindeutig beschrieben,
dass uns im Januar/Februar kommenden Jahres
die Ergebnisse dieses Vorhabens vorgelegt werden. Ich würde ganz gern diese paar Monate noch
abwarten und die Verwaltung heute per Protokollnotiz auffordern, uns nach Abschluss des Vorhabens eine Vorlage zu den Ergebnissen sowie daraus abgeleitet Handlungsempfehlungen vorzulegen, sodass wir dann, wenn tatsächlich notwendig, entsprechende Beschlüsse fassen können.
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Das heißt: Wir werden hier ganz klar den Verwaltungsstandpunkt übernehmen mit der Bitte einer
Protokollnotiz, uns nach Vorlage des Forschungsergebnisses im Frühjahr nächsten Jahres entsprechende Maßnahmen vorzuschlagen. - Danke
schön.
Oberbürgermeister Jung: Ich sehe im Moment
keine weiteren Wortmeldungen. - Herr Rosenthal,
ich bitte Sie, zu erklären, ob das vom Zeitplan so
geht.
Bürgermeister Rosenthal: Herr Oberbürgermeister! Sehr geehrte Damen und Herren Stadträte! Wir hatten im Verwaltungsstandpunkt auf
den Ratsbeschluss aus dem Jahr 2016 abgestellt.
Dieser Ratsbeschluss gilt nach wie vor für uns. Im
vorliegenden Verwaltungsstandpunkt wird noch
einmal darauf hingewiesen, dass die Universität
Leipzig, die mit der Durchführung des Forschungsvorhabens beauftragt wurde, übrigens finanziell gefördert durch das Bundesfamilienministerium, dieses sehr intensiv betreibt.
Ich darf Ihnen versichern, dass wir im Kommunalen Präventionsrat über das Fortschreiten dieses
Forschungsvorhabens von der Universität Leipzig
umfassend informiert werden. Ich bin sehr optimistisch, dass das Forschungsvorhaben im Zeitplan ist und wir im nächsten Jahr über die Ergebnisse des Vorhabens „Ursachen urbaner Gewalt
in Leipzig“ in Kenntnis gesetzt werden. Es ist mit
der Universität Leipzig abgestimmt, dass sie uns
in einem zweiten Schritt ganz konkrete Maßnahmen vorschlägt, die wir dann mit Ihnen gemeinsam diskutieren wollen. Insofern ist, wie im Verwaltungsstandpunkt formuliert, im ersten Quartal
nächsten Jahres mit einer intensiven Diskussion
über das Forschungsvorhaben und die Vorschläge, die daraus abzuleiten sind, zu erwarten.
Oberbürgermeister Jung: Danke schön, Herr
Rosenthal. - Herr Albrecht.
Stadtrat Albrecht (CDU): Schönen Dank, Herr
Rosenthal. Heißt das, dass es im ersten Quartal
nächsten Jahres eine Vorlage der Verwaltung zu
diesem Thema gibt, oder heißt das, dass wir nur
eine Information dazu bekommen? Es wäre gut,
wenn Sie das noch einmal präzisieren könnten.
Oberbürgermeister Jung: Herr Rosenthal.
Bürgermeister Rosenthal: Man muss immer
wieder ganz klar sagen: Die Universität Leipzig ist
Träger des Forschungsvorhabens. Wir haben es
Verlaufsprotokoll vom 22.08.2018
nicht gefördert. Wir sind uns aber im Kommunalen
Präventionsrat einig, dass uns die Forschungsergebnisse im KPR vorgelegt werden sollen. Ich
gehe davon aus, dass wir diesen Forschungsbericht dann auch Ihnen zur Kenntnis geben und
dass wir von der Universität aus den Ergebnissen
abgeleitete Vorschläge bekommen werden. Aber
noch einmal: Das ist kein Projekt der Stadt
Leipzig. Es ist ein Projekt der Universität Leipzig,
gefördert vom Bund.
Oberbürgermeister Jung: Nachfrage, Herr Albrecht? - Bitte.
Stadtrat Albrecht (CDU): Das habe ich verstanden. Das nehmen wir so zur Kenntnis. Das heißt
aber noch lange nicht, dass wir gegen diese Form
von Gewalt - es gibt ja auch noch andere Formen
von Gewalt in dieser Stadt - im nächsten Jahr Vorschläge auf den Tisch bekommen, was wirklich
dagegen wirken kann.
Deswegen hätte ich mir gewünscht, dass die SPD
einen Änderungsantrag stellt, in dem ganz klar ein
Termin und das Ziel benannt werden, gegen linksextreme Gewalt in Leipzig vorzugehen. Das höre
ich jetzt immer noch nicht heraus.
Bürgermeister Rosenthal: Ich verweise noch
einmal auf Ihren eigenen Ratsbeschluss. Sie haben uns beauftragt, dass der KPR dieses Forschungsvorhaben „Untersuchung von Phänomenen urbaner Gewalt in Leipzig“ initiiert, begleitet
und unterstützt. Ich habe Ihnen gesagt, dass die
Ergebnisse im ersten Quartal nächsten Jahres
vorliegen werden. Ich möchte Ihnen heute zusagen, dass wir diesen Forschungsbericht sehr
ernsthaft auswerten und Ihnen vorlegen werden.
Ich gehe davon aus, dass wir Ihnen aus den Ergebnissen abgeleitet auch Vorschläge unterbreiten können, wie wir in der Präventionsarbeit in
Leipzig weitermachen. Diese werden wir dann gemeinsam hier diskutieren. Ich kann Ihnen aber
heute nicht sagen: Das ist die Maßnahme.
Oberbürgermeister Jung: Herr Keller.
Stadtrat Keller (AfD): Ich verstehe nicht, warum
dieser Forschungsauftrag zu Ursachen urbaner
Gewalt ausschließen soll, sich um die Gewalt, die
derzeit stattfindet, zu kümmern. Es kann doch
nicht sein, dass wir sagen: Wir legen die Hände in
den Schoß, weil wir noch nicht wissen, woher sie
kommt. - Dass die Ursachen erkundet werden, ist
ja schön und gut. Aber gegen Gewalt an sich
muss auch jetzt schon vorgegangen werden. Ich
S e i t e | 22
bitte doch, darüber nachzudenken, was wir hier
jetzt beschließen.
Oberbürgermeister Jung: Frau Wohlfarth.
Stadträtin Wohlfarth (SPD): Um das Ganze ein
bisschen einzuordnen: Wenn die Stadt Leipzig ein
konkretes Konzept gegen Linksextremismus
hätte, würde uns ganz Deutschland dafür feiern.
Meines Wissens gibt es deutschlandweit nirgendwo erprobte und effektive Programme, die
linksextremistische Gewalt mit allen ihren Spielarten, antideutsch etc., tatsächlich verhindern. Der
Knackpunkt ist: Was wir tun können, ist eine Sicherheitskooperation, um Straftaten zu ahnden.
Das passiert. Das machen wir. Das heißt: Wir sind
da nicht untätig. - Das ist das eine.
Zum anderen geht es uns tatsächlich um Prävention. Wenn wir ein Abrutschen von Menschen in
gewalttätige Szenen verhindern wollen, müssen
wir wissen, was die Gründe dafür sind. Die können wir uns jetzt aus den Fingern saugen, oder
aber wir warten noch bis zum Frühjahr nächsten
Jahres, um zu erfahren, welche Ursachen die Uni
festgestellt hat. Ich als Laie kann mir nicht anmaßen, zu sagen, was jemanden dazu bringt, derartigen Denkmustern anzuhängen. Wenn Sie das
können, ist es schön. Dann machen Sie konkrete
Vorschläge und nicht nur, die Stadt soll jetzt
mal … Wenn Sie das wissen, packen Sie es auf
den Tisch! Dann reden wir darüber.
Oberbürgermeister Jung: Ich denke, wir können
jetzt zur Abstimmung kommen. Der Änderungsantrag der CDU-Fraktion wurde von der AfD-Fraktion übernommen. Des Weiteren gibt es einen Änderungsantrag der SPD-Fraktion in der Fassung
des Verwaltungsstandpunkts, über den wir zuerst
abstimmen.
Ich bitte um Ihr Handzeichen, wenn Sie dem Beschlussvorschlag des Verwaltungsstandpunkts
zustimmen. - Gegenstimmen? - Enthaltungen?
Abstimmung: Eine Enthaltung, eine Reihe von
Gegenstimmen. Mit Mehrheit so beschlossen.
14.13 Mehr Verbrauchersicherheit: Stromleitungen auch in den Ortsteilen unterirdisch verlegen (VI-A-05751)
Einreicher: SPD-Fraktion
14.13.1 dazu VSP (VI-A-05751-VSP-01)
Einreicher: Dezernat Wirtschaft und Arbeit
Wer wünscht das Wort? - Herr Geisler.
Verlaufsprotokoll vom 22.08.2018
Stadtrat Geisler (SPD): Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister! Meine Damen und Herren! Ich mache es ganz kurz. - Mehr Verbrauchersicherheit
beim Strom: Ich freue mich, dass die Verwaltung
es ähnlich sieht wie wir. Wir stellen daher unseren
Antrag in der Fassung des Verwaltungsstandpunkts zur Abstimmung. - Wer meine Rede lesen
will, kann dies auf der Webseite unserer Fraktion
tun.
Oberbürgermeister Jung: Ein vorbildlich kurzer
Wortbeitrag. - Dann kommen wir zur Abstimmung.
Gibt es Gegenstimmen zum Antrag der SPDFraktion in der Fassung des Verwaltungsstandpunkts? - Enthaltungen?
Abstimmung: Es ist einstimmig so beschlossen.
14.15 Etablierung eines Verfügungsfonds im
Rahmen der Stadterneuerung in
Mockau (VI-A-05802)
Einreicher: Stadträte F. Dossin, I. Glöckner,
W. Grosser, G. Heinrich, H. Hentschel,
A. Maciejewski, A. Niermann, S. Wehmann,
C. Müller
14.15.1 dazu ÄA (VI-A-05802-ÄA-02)
Einreicher: Fraktion DIE LINKE
14.15.2 dazu VSP (VI-A-05802-VSP-01)
Einreicher: Dezernat Stadtentwicklung und
Bau
Wer bringt den Antrag ein? - Herr Dossin.
Stadtrat Dossin (CDU): Sehr geehrte Damen
und Herren! Sie halten einen Antrag aller Stadträte aus dem Leipziger Nordosten in Ihren Händen, die sich einheitlich und einstimmig für die Errichtung eines Verfügungsfonds in Mockau ausgesprochen haben. Auch der Stadtbezirksbeirat
Nordost hat vor einigen Tagen den Antrag einstimmig votiert. Der Fonds soll in der Zeit des
INTIGRA-Projektes, das noch circa zweieinhalb
Jahre in diesem Stadtteil läuft, zur Verfügung stehen.
Folgende positive Erfahrungen konnten aus anderen Verfügungsfonds gewonnen werden - als
Beispiel sei hier Schönefeld genannt, wo dieser
Verfügungsfonds schon seit einiger Zeit läuft -: Es
können aus diesem Fonds kleinere Projekte mitfinanziert werden, die sonst wahrscheinlich schwer
oder gar nicht umsetzbar wären. Wir reden hier
von einer Durchschnittsgröße von 300 Euro pro
Förderprojekt, also von Kleinstförderung von Projekten. Das Interessante an diesem Verfügungsfonds ist: Durch die gemeinsame Diskussion und
Entscheidung der Akteure vor Ort konnte die
Netzwerktätigkeit deutlich erhöht werden. Die Vorteile wurden durch das gemeinsame Handeln im
Stadtteil sehr stark spürbar.
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Nach unserer Einschätzung von heute sind die
20.000 Euro für diesen sehr großen Stadtteil sehr
gut investiertes Geld. Eine Reduzierung auf
10.000 Euro, wie der Verwaltungsstandpunkt vorschlägt, halten sowohl der Stadtbezirksbeirat
Nordost als auch wir Antragsteller für falsch, da in
Mockau als fast kulturlosem Stadtteil deutliche
Aufbauarbeit geleistet werden muss, damit wir
diesen Stadtteil nicht verlieren. Wir bitten daher
um Ihre Zustimmung zum Ursprungsantrag.
Oberbürgermeister Jung: Herr Schlegel.
Stadtrat Schlegel (DIE LINKE): Sehr geehrter
Herr Oberbürgermeister! Sehr geehrte Damen
und Herren Stadträte! Verehrte Zuhörer! Ansätze
für Bürgerhaushalte und direkte Entscheidungsfindung von Bürgern hat es in den zurückliegenden Jahren mehrfach gegeben; ein Beispiel
wurde eben schon genannt. So konnten zeitweilig
Stadtbezirksbeiräte über die Reihenfolge der
Straßen bestimmen, die aufgrund ihres Bauzustandes eines grundhaften Ausbaus bedurften.
In Grünau wurde auf Bürgerforen unter Einbeziehung der Wohnungsmarktakteure entschieden,
welche Projekte zur Wohnumfeldverbesserung
umgesetzt werden. Dies betraf beispielsweise die
Erneuerung von Spielplätzen, öffentlichen Kleinsportanlagen und Aufenthaltsbereichen in Freiräumen.
In Umsetzung von Eingemeindungsverträgen erhalten auch eingemeindete Ortsteile jährlich Zuwendungen aus dem städtischen Haushalt, zum
Beispiel zur Brauchtumspflege oder für traditionelle Veranstaltungen.
Durch erst in diesem Jahr erneuerte Beschlüsse
werden Grünau, der Innere Osten, Altpaunsdorf
und das Neubaugebiet Paunsdorf-Heiterblick
durch Förderprogramme des Bundes und des
Landes wie Soziale Stadt oder Aufwertungsgebiete Stadtumbau gezielt gefördert.
Stadtrat und Verwaltung haben aber aus Gründen
der Gleichbehandlung und der Sicherung gleicher
Lebensverhältnisse das gesamte Stadtgebiet im
Blick zu behalten. Deshalb sollten solche Fonds
entsprechend der gesamtstädtischen Haushaltlage auch anderen Stadtteilen zur Verfügung stehen, die nicht aus Bundes- oder Landesprogrammen gefördert werden und in denen die Stadt nur
Eigenanteile beizusteuern hat. In Stadtteilen ohne
Förderprogramm ist es wichtig, dass Akteure im
Stadtteil projektbezogen - darauf ist schon verwiesen worden - Finanzmittel zur Umsetzung beisteuern. Dies ist auch der Ansatz des Antrags verschiedener Stadträte.
Verlaufsprotokoll vom 22.08.2018
Wichtig für uns ist aber, dass die Bürgerinnen und
Bürger entscheiden, welche konkreten Projekte
aus diesem Verfügungsfonds des Stadtteils finanziert werden. Dieser Prozess und die Projektabwicklung werden durch das Amt für Stadterneuerung und Wohnungsbauförderung organisiert,
analog den durch Bund, Land und/oder EU geförderten Gebieten.
Aus den vorgenannten Gründen verfolgt unser
Änderungsantrag den Ansatz, dass ähnliche Verfügungsfonds schrittweise auch für andere Stadtteile eingerichtet werden, die ebendiese Förderung nicht erhalten. Dem ASW sollten schrittweise
Mittel in entsprechender Höhe - das muss in den
Haushaltsberatungen ausgehandelt werden - zur
Verfügung gestellt werden, damit je Stadtbezirk
mindestens ein Stadt- oder Ortsteil partizipieren
kann.
Der Ansatz im Verwaltungsstandpunkt, dass ein
Verfügungsfonds für Mockau unterstützt wird, das
ASW diesen aber aus eigenen Mitteln finanzieren
soll, ist aus unserer Sicht nicht zielführend.
Mockau sollte auch ob seiner Fläche und Bevölkerungsgröße als Modellstadtteil dienen.
Wir wollen den Beschlussvorschlag unseres Änderungsantrags wie folgt präzisieren:
Verfügungsfonds werden in ähnlicher
Höhe schrittweise auch für alle anderen
Stadtteile eingerichtet, die keine Förderung aus Bundes- und Landesprogrammen für eine integrierte Stadtentwicklung
erhalten.
Damit wird der unterschiedlichen Größe der
Stadtteile, sowohl bezüglich der Fläche als auch
der Bevölkerungszahl, Rechnung getragen.
Oberbürgermeister Jung: Herr Volger.
Stadtrat Volger (Bündnis 90/Die Grünen): Nur
ganz kurz. - Die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen
übernimmt den Verwaltungsstandpunkt als Änderungsantrag. Zur Begründung: Die Sachverhaltsbeschreibung im Verwaltungsstandpunkt ist,
glaube ich, sehr deutlich formuliert worden. Wir
wollen nicht, dass der Verfügungsfonds in Mockau
andere Schwerpunktbereiche der Stadterneuerung überschreitet, sondern es sollte eine Gleichbehandlung der Schwerpunktbereiche in ganz
Leipzig geben.
Oberbürgermeister Jung: Herr Dossin.
Stadtrat Dossin (CDU): Ich hätte einen Verfahrensvorschlag, der sich an Herrn Schlegel richtet.
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Meines Wissens plant die Stadt, den Stadtbezirksbeiräten in den nächsten Haushaltsjahren
Geld zur Verfügung zu stellen. Daher rege ich an,
dass Sie Ihren Änderungsantrag, der ja ein Haushaltsthema betrifft, ins Verfahren geben. Ich
denke, bei den Beratungen zum Haushalt würde
er ideal passen. - Ich sehe Sie nicken, Herr Oberbürgermeister. Aber das müssen natürlich die Verfasser des Änderungsantrags entscheiden.
Oberbürgermeister Jung: Herr Schlegel.
Stadtrat Schlegel (DIE LINKE): Wir haben bewusst diesen Weg für unseren Änderungsantrag
gewählt, damit nicht in anderen Stadtteilen Stimmen laut werden, die fragen: Wieso bekommt
Mockau das und wir nicht? - Wir haben gesagt:
Mockau soll als Modellstadtteil dienen, aber ähnliche Verfügungsfonds sollen auch in anderen
Stadtteilen eingerichtet werden. Ich hatte in der
ursprünglichen Fassung meines Redebeitrags
eine Summe formuliert, habe sie aber hier jetzt
bewusst nicht vorgetragen. Deshalb kann und
sollte dies zusammen beschlossen werden. Ich
erinnere daran: Es ist ein Verfassungsgrundsatz:
Gleichbehandlung und gleichwertige Lebensverhältnisse.
Oberbürgermeister Jung: Herr Geisler.
Stadtrat Geisler (SPD): Für mich bleiben trotzdem drei Fragen zu der Formulierung „in ähnlicher
Höhe“ offen. Heißt das: in ähnlicher Höhe pro
Stadtteil oder pro Einwohner oder pro Fläche? Mir
fehlt hier der Bezug zur Formulierung „in ähnlicher
Höhe“. Der ist von den LINKEN nicht dargelegt. In
Ihrer Rede haben Sie gesagt: in anderen Stadtteilen. Im Antrag heißt es: in allen anderen Stadtteilen.
Wer von der Verwaltung kann mir sagen, welche
Stadtteile und welche Ortsteile von den 73, die es
in Leipzig gibt, dies wirklich betreffen würde? Es
wäre wichtig, zu wissen - es geht ja um 20.000
Euro mal x -, wie viele keine Förderung aus Bundes- und Landesprogrammen erhalten.
Oberbürgermeister Jung: Herr Schlegel.
Stadtrat Schlegel (DIE LINKE): Diese Anmerkung verstehe ich nicht. Wir haben ja gesagt, dass
das geprüft werden soll. Aber das Ziel muss sein,
in jedem Stadtbezirk - und das sind zehn an der
Zahl - mit einem Stadtteil zu beginnen.
Verlaufsprotokoll vom 22.08.2018
Oberbürgermeister Jung: Ja, im Antrag heißt es
„Stadtteil“ und nicht „Stadtbezirk“.
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14.16 Kurzparkmöglichkeiten vor Kindertagesstätte „Mockauer Spatzen“ (VI-A05854)
Einreicher: AfD-Fraktion
Stadtrat Schlegel (DIE LINKE): In einem Stadtteil
je Stadtbezirk. Es fallen ja einige Stadtteile heraus, wie beispielsweise Grünau oder der Innere
Osten oder auch Paunsdorf, für die schon Förderprogramme aufgelegt wurden und in denen die
Stadt nur einen Eigenanteil zur Verfügung zu stellen hat.
Oberbürgermeister Jung: Herr Schlegel, Sie
sind ja ein alter Hase. Zwischen Stadtteil und
Stadtbezirk besteht schon ein Unterschied.
Stadtrat Schlegel (DIE LINKE): Das weiß ich.
Deshalb haben wir ja formuliert „in anderen Stadtteilen“. Ich habe jetzt ergänzt, dass in jedem
Stadtbezirk zumindest ein Stadtteil berücksichtigt
werden sollte. - Haben Sie etwas dagegen, oder
wollen Sie jetzt konkret etwas dazu sagen? - Außerdem haben wir gesagt: Das soll schrittweise
eingeführt werden, auch entsprechend der Haushaltslage.
Oberbürgermeister Jung: Gibt es weitere Wortmeldungen. Dann steht der Änderungsantrag der
Fraktion DIE LINKE zur Abstimmung. Ich lese den
Beschlussvorschlag noch einmal vor, auch für das
Protokoll:
Verfügungsfonds werden in ähnlicher
Höhe schrittweise auch für alle anderen
Stadtteile eingerichtet, die keine Förderung aus Bundes- und Landesprogrammen für eine integrierte Stadtentwicklung
erhalten.
Wer dem zustimmt, bitte ich um das Handzeichen. - Gegenstimmen? - Enthaltungen? - Das ist
nicht eindeutig. Ich bitte noch einmal um Ihr elektronisches Votum. - Ich schließe die Abstimmung.
Abstimmung: 24 - 24 - 7. Damit abgelehnt.
Zur Abstimmung über den Änderungsantrag der
Fraktion Bündnis 90/Die Grünen in der Fassung
des Verwaltungsstandpunkts. Bitte geben Sie Ihre
Stimme ab! - Ich schließe die Abstimmung.
Abstimmung: 13 Ja-Stimmen, 41 Nein-Stimmen,
2 Enthaltungen. Damit ist das abgelehnt.
Jetzt zur Abstimmung über den Urantrag. Bitte geben Sie Ihre Stimme ab! - Ich schließe die Abstimmung.
Abstimmung: 45 - 8 - 3. So beschlossen.
14.16.1 dazu VSP (VI-A-05854-VSP-01)
Einreicher: Dezernat Stadtentwicklung und
Bau
Herr Hentschel.
Stadtrat Hentschel (AfD): Sehr geehrter Herr
Oberbürgermeister! Sehr geehrte Bürgermeister
und Stadträte! Verehrte Gäste! Mit diesem Antrag
soll die Parkplatzsituation vor der Kita des Mockauer Wohngebietes entschärft werden. Wie ist der
Sachverhalt? Die Kita „Mockauer Spatzen“ liegt in
einem Wohngebiet mit hohem Parkplatzbedarf.
Immer dann, wenn die Eltern ihre Kinder in die
Kita bringen oder sie dort abholen, verschärft sich
die Parkplatzsituation, obwohl die Eltern nur kurzzeitig einen Parkplatz in Anspruch nehmen.
Die Situation ließe sich deutlich verbessern, wenn
die ehemalige Einfahrt zum nicht mehr genutzten
Mockauer Friedhof als Kurzzeitparkfläche für die
Eltern ausgewiesen würde. Dies würde wenig
kosten. Der Nutzen für alle Beteiligten wäre aber
deutlich spürbar. Bereits jetzt parken die Eltern
oftmals notgedrungen auf dieser Fläche, was wiederum das Ordnungsamt zur Vergabe von Knöllchen zwingt. Das erlaubte Kurzzeitparken an beschriebener Stelle würde niemanden behindern
und könnte helfen, die Parkplatzprobleme zu entschärfen. Aus diesem Grund soll die Stadtverwaltung die Schaffung von Kurzzeitparkmöglichkeiten dort prüfen.
Wir freuen uns über den Standpunkt der Verwaltung, die den Sachverhalt am 29. Mai vor Ort beobachtete und ebenfalls Handlungsbedarf feststellte. Daher empfiehlt die Stadtverwaltung nun
auch Zustimmung, um die beantragte Prüfung
durchführen zu können. Bitte stimmen Sie für unseren Antrag! - Vielen Dank.
Oberbürgermeister Jung: Gibt es weitere Wortmeldungen? - Dann bitte ich um Ihr Handzeichen.
Wer ist gegen diesen Prüfauftrag? - Wer enthält
sich der Stimme?
Abstimmung: Einige Gegenstimmen, einige Enthaltungen. Mit großer Mehrheit so beschlossen.
14.17 Fußgängerüberwege an allen Zu- und
Ausfahrten des Kreisverkehrs am
Herzliya-Platz optimieren (VI-A-05868)
Einreicher: Fraktion Bündnis 90/Die Grünen
Verlaufsprotokoll vom 22.08.2018
14.17.1 dazu VSP (VI-A-05868-VSP-01)
Einreicher: Dezernat Stadtentwicklung und
Bau
Frau Krefft.
Stadträtin Krefft (Bündnis 90/Die Grünen): Sehr
geehrter Herr Oberbürgermeister! Sehr geehrte
Herren und Damen Stadträte, Bürgermeister,
Gäste, Vertreter*innen der Medien! Es ist vier
Jahre her, dass eine große Sammelpetition unter
der Regie des Ökolöwen sichere Querungsmöglichkeiten am Kreisverkehr Karl-Tauchnitz-Straße
forderte. Mit dem Umbau des Kreisverkehrs, der
später in Herzliya-Platz umbenannt wurde, bekam
diese Forderung praktische Relevanz.
Die Argumentation der Verkehrsbehörde, der der
Stadtrat damals auch folgte, war: Zeigt ein Passant seinen Querungswunsch an, also setzt er
zum Schritt auf die Fahrbahn an, gilt ihm das Querungsrecht. Der Autofahrer muss halten und warten.
Ich habe damals schon den Kopf geschüttelt;
denn niemals wird ein Passant unversehens seinen Fuß auf die Straße setzen. Die Erfahrung
zeigt: Alle Passanten bleiben stehen und warten,
bis die Pkw durch sind oder Fahrer - nach StVO
richtig - freundlicherweise anhalten, um mit Winkbewegung Passanten den Vorrang einzuräumen.
Ich erlebte mehrfach, dass mein forsches Weitergehen - Sie kennen mich gut und können sich das
vorstellen - zu wüsten Beschimpfungen durch die
Fahrer und Kopfschütteln bei anderen Passanten
auslöste. Keiner kennt diese Regelung der StVO.
Also ist das lebensfremd.
Sorgen wir für Verständlichkeit, damit die Regeln
auch erkannt werden! Sorgen wir damit auch für
Gleichheit, denn in anderen Kreisverkehren im
Stadtgebiet sind Zebrastreifen aufgezeichnet. Am
Kreisverkehr zwischen Clara- und Johannapark,
dem Herzliya-Platz, müssen die Übergänge für zu
Fuß Gehende und Radfahrende endlich sicherer
werden. Wir fordern Zebrastreifen an allen Einund Ausfahrten.
Stimmen Sie unserem Antrag in der Fassung des
Verwaltungsstandpunkts zu! Dort wird der Hinweis gegeben, dass es bereits Unfälle gab, sodass die Straßenverkehrsbehörde sicher bald
Zebrastreifen aufzeichnen wird. Zukünftig sollten
wir Bürger*innen mit ihren Erfahrungen im Alltag
mehr zutrauen und gleich handeln. - Danke.
Oberbürgermeister Jung: Herr Zenker.
Stadtrat Zenker (SPD): Wir haben dazu schon
einmal eine Diskussion hier im Stadtrat geführt.
S e i t e | 26
Damals wurde uns in der Tat erklärt: Nach StVO
müssen die Autofahrer anhalten. - Ich kannte
diese Regelung bis dahin auch nicht. Ich habe das
seitdem beobachtet. Immer, wenn ich dort rübergegangen bin, habe ich vorher geguckt, ob tatsächlich jemand anhält oder ob ich, wenn ich die
Straße betrete, gleich totgefahren werde.
Von daher ist der Verwaltungsstandpunkt unehrlich. Wir haben die Diskussion hier geführt. Damals wollte die Verwaltung das nicht einführen.
Ich glaube, sie braucht das jetzt nicht noch einmal
prüfen. Die Prüfung hat stattgefunden. Entweder
wir machen das, oder wir machen es nicht. Darüber sollte heute abgestimmt werden. Zumal: Es
gibt in Leipzig schon einige Kreisverkehre, wo es
Fußgängerüberwege an den Ausfahrten des
Kreisverkehrs gibt. Warum also nicht auch an diesem Standort?
Oberbürgermeister Jung: Herr Weber.
Stadtrat Weber (DIE LINKE): Meine persönliche
Meinung: Wie von Herrn Zenker angesprochen,
gibt es schon mehrere Fußgängerüberwege an
Kreisverkehren in Leipzig, zum Beispiel einen an
der Industriestraße. Seitdem es dort einen Zebrastreifen gibt, hat sich die Verkehrssituation deutlich verbessert, sowohl für die zu Fuß Gehenden
als auch für die Autofahrer. Ich glaube, dieser
Zebrastreifen untermalt im wahrsten Sinne des
Wortes, wie die StVO funktioniert. - Vielen Dank.
Oberbürgermeister Jung: Frau Dr. Heymann.
Stadträtin Dr. Heymann (CDU): Sehr geehrte
Damen und Herren! Auch ich kann mich sehr gut
an die Diskussion, aber auch an die Gründe erinnern, warum sich die Verwaltung an dieser Stelle
damit schwergetan hat. Die sehe ich, aber auch
einige andere Mitglieder meiner Fraktion immer
noch als gegeben an.
Wir haben dort eine spezielle Situation. Auf diesem parallelen Ring verkehren ja nicht nur Fußgänger, sondern auch Radfahrer. Ein Zebrastreifen ist ein Fußgängerschutzsystem und kein Radfahrerschutzsystem. Ich kann mir lebhaft vorstellen, was passiert, wenn Radfahrer, die normal im
Kreisverkehr mitfahren und abbiegen, von anderen Radfahrern niedergebrettert werden, die den
Zebrastreifen als Freifahrtmöglichkeit ansehen.
An dieser Stelle ist die Situation wirklich nicht
ganz so einfach zu überschauen, nicht aufgrund
der Fläche, aber wegen der Art und Weise, wie sie
genutzt wird. Deswegen bitte ich die Verwaltung
dringend, so wie es uns schon mal dargestellt
wurde, auch diesen Aspekt zu prüfen.
Verlaufsprotokoll vom 22.08.2018
Das ist leider auch das Leben. Mancher erinnert
sich nicht mehr an seine Fahrschule. Ich habe
noch gelernt, dass ich, wenn ich abbiege, auf die
Situation achten muss. Ich bin eine von denjenigen, die anhalten und aufpassen. Mancher Radfahrer hat aber vielleicht nie eine Fahrschule besucht und reglementiert diesen Zebrastreifen für
sich, anders als er eigentlich gedacht ist. Also: Im
Sinne der Sicherheit aller Verkehrsteilnehmer
bitte ich auch das dringend zu prüfen.
Oberbürgermeister Jung: Danke schön. - Wir
kommen zur Abstimmung über den Antrag der
Fraktion Bündnis 90/Die Grünen in der Fassung
des Verwaltungsstandpunkts. Wer dagegen
stimmt, bitte ich um das Handzeichen. - Wer
stimmt dafür? - Enthaltungen?
Abstimmung: Keine Enthaltungen, eine ganze
Reihe von Gegenstimmen. Mehrheitlich so beschlossen.
14.18 50. Jahrestag der Sprengung der Universitätskirche St. Pauli; Überprüfung
des Stadtarchivs nach historischen
Dokumenten betreffs offener Fragen zu
schriftlicher Erfassung und Verbleib
der in der Kirche bestatteten Toten und
deren Grabbeigaben (VI-A-05875)
Einreicher: AfD-Fraktion
14.18.1 dazu VSP (VI-A-05875-VSP-01)
Einreicher: Dezernat Allgemeine Verwaltung
Bitte schön, Herr Kühne.
Stadtrat Kühne (AfD): Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister! Sehr geehrte Damen und Herren
Stadträte! Liebe Gäste! Am 30. Mai dieses Jahres
gedachten wir in der neuen Paulinerkirche der
Sprengung von St. Pauli vor 50 Jahren. Durch
diese Kulturbarbarei der SED-Machthaber ging
1968 nicht nur unsere vom Krieg fast verschonte,
traditionsreiche Universitätskirche verloren; auch
zahlreiche Kunstschätze und Kunstgüter gingen
für immer verloren. Einige engagierte Bürger retteten jedoch in der Zeit zwischen dem Beschluss
der damaligen Stadtverordnetenversammlung
vom 23. Mai 1968 bis zur Sprengung am 30. Mai
einige Kunstgegenstände wie Epitaphien, Grabplatten und Altar.
Verloren gingen auch die Ruhestätten von etwa
800 zum Teil prominenten Toten, die in der Universitätskirche über Jahrhunderte hinweg ihre
letzte Ruhe gefunden hatten, samt deren Grabbeigaben. Der Verbleib der Toten und deren Grabbeigaben sind bis zum heutigen Tag kaum aufgeklärt.
S e i t e | 27
Durch Zeitzeugen ist belegt, dass die Exhumierung der Toten in der Kirche stattfand. Während
dieser wohl geheimen Aktion wurde von Zeugen
beobachtet, dass Personen, welche offenbar dem
damaligen Oberbürgermeister zugeordnet waren,
diese Vorgänge ausführlich protokollierten. Dies
betraf sowohl Aufzeichnungen der Identität des jeweiligen Toten wie auch der Grabeinlagen.
Nach damaligen DDR-Gesetzen war, jedenfalls
nach unserer Kenntnis, der jeweilige Bürgermeister des Ortes für solche Aktionen zuständig, falls
Exhumierungen oder Friedhofsauflösungen notwendig wurden.
Leider ist es bisher nicht gelungen, diese zweifelsfrei ausgefertigten Protokolle und andere schriftliche Aufzeichnungen einzusehen. Diese Schriftstücke unterlagen zu DDR-Zeiten natürlich strikter
Geheimhaltung. Bis heute sind diese Unterlagen
weder zugänglich noch auffindbar.
50 Jahre nach der Sprengung der Universitätskirche St. Pauli ist aus Sicht meiner Fraktion auch
aus Respekt vor der Kulturgeschichte unserer
Stadt eine aktuelle Überprüfung städtischer Unterlagenbestände im Hinblick auf die genannten
Protokolle vorzunehmen.
Der Standpunkt der Verwaltung zu unserem Antrag beschreibt das gleiche Ziel, jedoch mit der
Einschränkung, dass die Prüfung erst nach dem
Umzug des Stadtarchivs möglich ist und zum vierten Quartal vollzogen werden soll. Wir bitten daher, den Verwaltungsstandpunkt zu unserem Antrag abzustimmen. - Danke für die Aufmerksamkeit.
Oberbürgermeister Jung: Keine weiteren Wortmeldungen? - Dann bitte ich um Ihr Handzeichen.
Wer stimmt gegen den Antrag in der Fassung des
Verwaltungsstandpunkts? - Wer enthält sich der
Stimme?
Abstimmung: Vier Enthaltungen, einige Gegenstimmen. Mit großer Mehrheit so beschlossen.
Gestatten Sie mir, noch vor der Pause TOP 16
aufzurufen. Ich hoffe, es findet Ihre Zustimmung,
dass ich diesen Punkt jetzt vorziehe. - Ich sehe,
Sie sind einverstanden.
16
Bericht des Oberbürgermeisters
Erstens. Wir hatten Ihnen zugesagt, heute den
ersten Zwischenbericht zum Schulhausbauprogramm vorzulegen. Wir haben einen Sachstandsbericht freigeschaltet. Er müsste auch in die Fraktionsbüros übermittelt worden sein. Die Vorlage ist
ohne Zweifel noch etwas kursiv und stichpunkthaft. Ich bitte das zu entschuldigen. Aber in der
Kürze der Zeit war das nicht anders möglich. Ich
Verlaufsprotokoll vom 22.08.2018
bitte um Verständnis, dass diese erste Informationsvorlage sicherlich noch nicht dem entspricht,
was der Stadtrat mit Beschlussfassung verlangt
hat.
Ich verspreche Ihnen, den ersten umfänglichen
Bericht zur Umsetzung in der Ratsversammlung
am 19.09.2018 vorzulegen. Diese Vorlage wird
dann auch eine tabellarische Übersicht zum Umsetzungsstand, zur Kapazitätsabdeckung und zu
finanziellen Aspekten enthalten.
Dennoch sind Sie, glaube ich, schon heute in der
Lage, mit den Informationen umzugehen und sie
gegebenenfalls in den Fachausschüssen zu vertiefen. Dort werden auch Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Verwaltung zur Beantwortung von
Nachfragen zur Verfügung stehen.
Zweitens. Nachdem ich Ihnen am 07.09.2017 angekündigt hatte, dass ich die Akten zur OttoSchill-Straße an die Landesdirektion übergeben
werde, um justiziabel einschätzen zu lassen, ob
ein Fehlverhalten der Kollegin Dubrau vorliegt,
kann ich Ihnen heute die erfreuliche Mitteilung
machen: Die Landesdirektion hat mitgeteilt, dass
das Verfahren eingestellt wird. Damit ist auch
diese disziplinarische Untersuchung zu einem guten Ende gekommen.
Drittens kann ich Ihnen mitteilen, dass im Rahmen
der Untersuchung zu „1000 Jahre Leipzig“ die
Landesdirektion zu dem Ergebnis gekommen ist,
dass aufgrund der Sachlage keinerlei Anlass besteht, dies disziplinarisch weiterzuverfolgen, und
alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die disziplinarisch der Zuständigkeit der Landesdirektion unterliegen, hier nicht weiter zu belangen sind. - So
der aktuelle Stand. Ich glaube, nachdem ich das
damals öffentlich gemacht hatte, gehört diese Mitteilung auch in den öffentlichen Teil der Ratsversammlung. - Das betraf folgende Bürgermeister:
Herrn Andreas Müller, Allgemeine Verwaltung,
und seinen Nachfolger, Kollegen Hörning. Das betraf die Kollegen Bonew und Rosenthal, die Kollegin Dr. Jennicke sowie Herrn Faber.
Wir gehen jetzt in die Pause und treffen uns hier
wieder um 17 Uhr. Bis dahin ist die Sitzung unterbrochen.
S e i t e | 28
8.2 Geh-/Radweg Rehbacher Straße zwischen
Ortsteil Knauthain (Bahndamm) und Ortsteil Rehbach (VI-EF-06110)
Siedlergemeinschaft
Teich-Siedlung e. V.
Einreicher:
Emil-
Ich begrüße dazu Herrn Lehmann. Seien Sie
herzlich willkommen! - Frau Dubrau antwortet.
Bürgermeisterin Dubrau: Sehr geehrter Herr
Lehmann! Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister!
Sehr geehrte Stadträte! Sehr geehrte Gäste! Zum
Sachverhalt: Zum Ausbau der Rehbacher Straße
existiert eine ältere Vorplanung, die noch einen
einseitigen Geh- und Radweg vorsieht. Diese Vorplanung muss in Vorbereitung des geplanten Ausbaus der Rehbacher Straße auf der Grundlage
des aktuellen verkehrlichen Regelwerkes grundlegend überarbeitet werden. Die Überarbeitung
beinhaltet die Anlage von beidseitigen Radverkehrsanlagen, die Prüfung der Notwendigkeit
beidseitiger Gehwege unter Berücksichtigung der
Gebietsentwicklung sowie die Prüfung der Verlängerung der Maßnahme bis zum Ortsteil Rehbach,
wie in der Einwohneranfrage vorgeschlagen. Eine
Beteiligung der Bürger und der Ortschaftsräte
wird zu gegebener Zeit selbstverständlich durchgeführt. Die bauliche Umsetzung der Maßnahme
kann allerdings aufgrund der wegen des derzeitigen Planungsstandes noch nicht notwendigen finanziellen Einordnung erst mittelfristig erfolgen.
Oberbürgermeister Jung: Herr Lehmann, Sie
haben die Möglichkeit der Nachfrage. - Bitte.
Lehmann (Einwohner): Frau Dubrau, vielen
Dank. - Habe ich es richtig verstanden, dass Sie
die Planung beauftragen werden? Wenn ja, gibt
es dafür schon eine zeitliche Einordnung?
Bürgermeisterin Dubrau: Die Kollegen werden
sich bei Ihnen noch mal melden und in etwa den
Zeitrahmen darstellen; den habe ich jetzt nicht
hier. Die Planung findet ja eh ohne Beteiligung
statt.
(Unterbrechung)
Oberbürgermeister Jung: Meine Damen und
Herren, bitte nehmen Sie Platz! Die Ratsversammlung wird jetzt fortgesetzt mit Tagesordnungspunkt 8:
8
Einwohneranfragen
Die Beantwortung der Einwohneranfrage unter
TOP 8.1 entfällt, weil die Fragestellerin, Frau
Schneider, nicht gekommen ist.
Lehmann (Einwohner): Danke. - Ich habe noch
eine zweite Frage, die sich auf die aktuelle Situation bezieht. Entspricht der Abschnitt Rehbach bis
Bösdorfer Straße den Vorgaben für einen sicheren Schulweg?
Bürgermeisterin Dubrau: Wenn nicht, werden
wir uns das angucken und prüfen.
Verlaufsprotokoll vom 22.08.2018
Lehmann (Einwohner): Ich würde Sie bitten, uns
die Kriterien dafür mitzuteilen, ebenso das Prüfergebnis und welche Handlungen sich daraus ableiten.
S e i t e | 29
Ortsvorsteher Kopp: Das wäre aber gut.
Oberbürgermeister Jung: Eine weitere Nachfrage von Herrn Schmidt.
Bürgermeisterin Dubrau: Okay.
Lehmann (Einwohner): Vielen Dank.
Oberbürgermeister Jung: Es gibt eine weitere
Nachfrage. Herr Kopp, bitte schön.
Ortsvorsteher Kopp: Ich bin mir nicht sicher, daher die Nachfrage. Sehe ich es richtig, dass der
gesamte Radweg vom Bahndamm bis nach Rehbach geprüft und geplant wird?
Bürgermeisterin Dubrau: Ja. Rad- und Gehwege werden geprüft.
Ortsvorsteher Kopp: Gut. Ich gehe davon aus,
dass dort etwas gebaut werden muss. Jetzt endet
der Radweg am letzten Haus von Knauthain.
Nach Rehbach gibt es keinen Radweg.
Bürgermeisterin Dubrau: Ich gehe auch davon
aus, dass das gebaut werden muss. Das Problem
ist, dass wir die finanziellen Mittel dafür nicht haben. Diese müssen erst in die mittelfristige Planung eingeordnet werden. Insofern dauert es
noch eine Weile.
Ortsvorsteher Kopp: Was heißt „mittelfristig“?
Zwei Jahre?
Bürgermeisterin Dubrau: Ich denke, eher länger. Ich kann Ihnen jetzt keine Jahreszahl nennen.
Aber eher länger als zwei oder drei Jahre.
Oberbürgermeister Jung: „Kurzfristig“ hieße: im
nächsten Doppelhaushalt.
Ortsvorsteher Kopp: „Nächster Doppelhaushalt“, das wäre aber ein sportliches Ziel.
Bürgermeisterin Dubrau: Aber kurzfristig ist das
nicht drin.
Stadtrat Schmidt (Bündnis 90/Die Grünen): Ich
will noch einmal an die Erweiterung der ThomasMüntzer-Siedlung erinnern. Wir haben schon einen Beschluss gefasst, dass auf einem Teilstück
ein Radweg angelegt wird, der zwar nicht bis Rehbach, aber mindestens bis zum Baugebiet führen
soll. Damals hieß es, dass die Erweiterung der
Thomas-Müntzer-Siedlung erst dann umgesetzt
werden kann, wenn der Lückenschluss hinsichtlich Wasser/Abwasser erfolgt ist.
Bürgermeisterin Dubrau: Ja, Regenwasser vor
allen Dingen.
Stadtrat Schmidt (Bündnis 90/Die Grünen): Ursprünglich war geplant, dieses Baugebiet innerhalb von zwei Jahren zu entwickeln. Mir ist nicht
bekannt, dass dieser Lückenschluss jetzt schon in
Arbeit ist. Können Sie etwas zum Planungsstand
sagen? Dieser Lückenschluss ist ja die Voraussetzung dafür, dass das Baugebiet entwickelt und
in diesem Zusammenhang dann auch der Radweg, zumindest partiell, angelegt werden kann.
Bürgermeisterin Dubrau: Ich weiß, dass das
eine sehr umfängliche Baumaßnahme ist. Sobald
mir genauere Termine bekannt werden, werde ich
sie Ihnen zur Kenntnis geben.
Oberbürgermeister Jung: Herzlichen Dank.
8.3 Aktueller Stand und zukünftige Entwicklung des Kantatenweg 31 (VI-EF-06111)
Einreicher: Florian Schartel i. A. der Initiative Kantatenweg 31
Ich begrüße Herrn Schartel und Frau Winkler.
Herzlich willkommen! - Auch diese Anfrage wird
von Frau Dubrau beantwortet.
Bürgermeisterin Dubrau: Schönen guten Tag!
Von der Initiative Kantatenweg 31 wurden im Rahmen dieser Einwohneranfrage drei Fragen zur
Planung und zukünftigen Entwicklung des Geländes gestellt, die ich hiermit beantworten möchte.
Zur Frage 1. LWB und Stadtplanungsamt haben
2017 für das Areal vereinbart, im Einklang mit den
Gesellschafterzielen eine Überprüfung des rechtmäßigen Bebauungsplans Nr. 318 „Gut Klein-
Verlaufsprotokoll vom 22.08.2018
zschocher“ vorzunehmen. Diese Ziele waren vom
Stadtrat um Vorgaben hinsichtlich zu errichtender
Neubauwohnungen bis zum Erreichen einer Unternehmensgröße von 40.000 Wohneinheiten erweitert worden. Im Ergebnis der Überprüfung und
vor dem Hintergrund der gestiegenen Wohnungsnachfrage wurde mit dem Stadtplanungsamt 2017
vereinbart, dem Stadtrat eine Änderung des bestehenden Bebauungsplans dahin gehend vorzuschlagen, dass statt der bisher geplanten Einfamilien- und Doppelhäuser an diesem Standort Geschosswohnungsbau, eine Kita sowie auch mietpreis- und belegungsgebundener geförderter
Wohnungsbau errichtet werden. Die Änderung eines B-Plans benötigt ungefähr anderthalb bis
zwei Jahre; das wäre schon ein sehr schnelles
Verfahren. Ebenso wurde vereinbart, dass die
LWB extern ein Konzept erstellen lässt, um die
neuen Nutzungen auch planerisch darstellen zu
können.
Insofern hat sich der ursprüngliche Plan von 2015
qualitativ verändert, auch weil das dynamische
Wachstum der Stadt der letzten Jahre es erforderlich macht, dass Grund und Boden, die immer
wertvoller werden, entsprechend ausgenutzt werden, sodass in noch sehr städtischen Lagen nicht
weiter eine nur geringe Bebauung vorgesehen
werden kann, wie es noch vor 10 oder 15 Jahren
möglich war. Ein Bebauungsplan mit der Schaffung von Mietwohnungen im Geschosswohnungsbau und damit einer besseren Auslastung
der Bauflächen ist also dringendst angesagt.
Zur Frage 2. Im Rahmen der angestrebten Gebietsentwicklung soll neben den Wohnungsbauvorhaben auch ein Kindergarten errichtet werden.
Über das Thema Kindergarten ist hier im Hause
schon sehr häufig gesprochen worden. Bei jeder
größeren Baumaßnahme fordern wir inzwischen
von den Investoren, auch Kindergärten mitzubauen, die nicht nur den Bedarf der eigenen
Wohnanlage abdecken, sondern möglichst auch
den der näheren Umgebung. So ist es auch hier.
Im weiteren Verfahren ist zu prüfen, ob zum Beispiel der Kindergarten bereits vor Fertigstellung
des B-Plans errichtet werden könnte.
Des Weiteren geht es um die Nutzung des Schösserhauses durch ein soziokulturelles Zentrum.
Aufgrund der Entwicklungsziele des noch gültigen
B-Plans war die Nutzung der Anlage für kulturelle
und soziale Zwecke bislang ausgeschlossen. Mit
der angestrebten Änderung des B-Plans wird die
Nutzung der Anlagen grundsätzlich möglich.
Angesichts des auch in Kleinzschocher enger
werdenden Wohnungsmarktes ist auch die Frage
aufgeworfen worden, inwieweit wohnungspolitische Zielsetzungen zur Unterstützung von Baugruppen und generell zur Schaffung von preiswertem Wohnraum auch an diesem Standort einfließen können. Diese auch aus der Bürgerschaft
S e i t e | 30
stammende Überlegung wird von der Stadt ebenfalls an die LWB weitergeleitet.
Zur Frage 3. Die LWB begeht, prüft, beräumt und
sichert das Schösserhaus turnusmäßig, und dies
aufgrund der Erfahrungen der Vergangenheit mit
erhöhtem Aufwand. Das vor allem auf gründerzeitlichen Mehrfamilienhäusern in Zeiten der
Stadtschrumpfung ausgelegte Wächterhaus-Konzept ist auf das Schösserhaus nicht übertragbar.
Dessen Entwicklung ist von jeher eng mit der Entwicklung des Gesamtareals verbunden gewesen,
da die gesamte Erschließung des Areals direkt an
das Schösserhaus anschließt. Insofern ist das
Haus integraler Bestandteil des Gesamtkonzepts
für das Areal und wird bei der Änderung des
B-Plans im Zuge der Gesamtentwicklung einer
Nutzung zugeführt werden müssen.
Dem Amt für Bauordnung und Denkmalpflege liegen derzeit keine Anzeigen zu Vandalismus oder
einem desolaten Zustand des Gebäudes vor, was
das Einschreiten der Bauaufsicht notwendig machen würde. Augenscheinlich ist das Haus gesichert. Die Fenster sind verschlossen. Das Dach
wird regelmäßig repariert. Ziegel werden nachgesteckt. Also: Es geht darum, dieses Haus zu erhalten und dann in die weitere Bebauung zu integrieren.
Oberbürgermeister Jung: Auch hier gibt es die
Möglichkeit der Nachfrage. - Bitte schön.
Winkler (Einwohnerin): Guten Tag! Ich bin Christiane Winkler und spreche für die Initiative Kantatenweg. - Zunächst: Vielen Dank, Frau Dubrau,
für Ihre Antworten.
In unserer Initiative engagieren sich seit drei Jahren Bürger des Leipziger Südwestens. Wir haben
ein Konzept vorgelegt, das nicht nur den Erhalt
des Schösserhauses als historisches Baudenkmal vorsieht, sondern auch eine am Gemeinwohl
orientierte Bebauung des gesamten Grundstücks
beinhaltet. Mit diesem Konzept könnten wir als
Stadtgesellschaft zeitnah auf die sozialen und
auch kulturellen Erfordernisse vor Ort reagieren.
In unserer Initiative engagieren sich der benachbarte Kindergarten, die Bürgerinitiative Kleinzschocher, eine Hebammenpraxis, die Ökumenische Sozialstation und viele weitere.
Können Sie das erhebliche Unverständnis nachvollziehen, das uns in den Gesprächen mit den
Anwohnern begegnet? Seit über zehn Jahren
passiert nichts auf dem Gelände. Es ist auch weiterhin unklar, wann konkret wirklich etwas passieren wird. Warum braucht es erst den öffentlichen
Druck und die Zuarbeit der Bürger, damit dort
überhaupt etwas passiert?
Verlaufsprotokoll vom 22.08.2018
Bürgermeisterin Dubrau: Das sind einfach zwei
unterschiedliche Themen. Zum einen gibt es den
Druck vonseiten des Stadtrats an die Wohnungsbaugesellschaft, dass Wohnungen gebaut werden. Es werden sämtliche Grundstücke, die die
LWB hat, daraufhin geprüft, ob dort Geschosswohnungsbau in einer ziemlich hohen Dichte errichtet werden kann. Das ist eines der Grundstücke, über das im letzten Jahr gesprochen worden
ist. Derzeit finden neue Planungen dafür statt.
Man kann Planungen nicht einfach verändern und
sofort in ein Baugenehmigungsverfahren eintreten, sondern man muss erst neues Planungsrecht
schaffen. Das heißt: Es muss ein komplett neues
Bebauungsplanverfahren gemacht werden. Im
Zuge dessen muss erneut eine Bürgerbeteiligung
stattfinden. Letztendlich muss der neue B-Plan,
der Grundlage für die Planung der neuen Häuser
ist, vom Stadtrat beschlossen werden.
Zum anderen ist zwischenzeitlich untersucht worden, ob das Schösserhaus in einem Zustand ist,
dass man es in eine Zwischennutzung geben
kann. Etwas anderes käme eh nicht infrage. Aufgrund der starken Umweltbelastungen, die sich
auf dem Grundstück befinden, und des baulichen
Zustands, der nicht sicher ist, kann dieses Haus
jedoch nicht sorgenfrei übergeben werden. Es
muss dort eine große Investition getätigt werden.
Auch die Prüfung, ob die Freifläche für den Kindergarten zur Verfügung gestellt werden kann, ist
leider negativ ausgefallen, weil der Boden dort
verseucht ist.
Oberbürgermeister Jung: Bitte schön.
Schartel (Einwohner): Über Ihre Aussagen zu Bodenverunreinigungen sind wir in den letzten Jahren schon häufiger gestolpert. - Ich bin Florian
Schartel. Ich berate die Initiative Kantatenweg im
Rahmen meiner Tätigkeit für den Haus- und WagenRat e. V. Als Berater spreche ich oft mit den
Bürgern über die Ziele und Erfordernisse der
Stadt, was allerdings manchmal schwerfällt, weil
man von verschiedenen kommunalen Stellen widersprüchliche Informationen bekommt, so geschehen seitens der LWB, die im Stadtbezirksbeirat Südwest wie auch in Antworten an uns mitteilte, dass aufgrund von Mineralaltlasten eine
Entwicklung und Nutzung des Geländes unmöglich sei - ich glaube, darauf haben auch Sie sich
gerade bezogen, Frau Dubrau -, und das betreffe
eben auch das Teilflurstück des Schösserhauses.
Dazu liegt auch eine Stellungnahme vom Amt für
Umweltschutz vor, welche den Standort der Altlasten auf dem Gelände genau beschreibt. Darin
heißt es, dass eine Entwicklung mehrerer Teilflurstücke des Geländes vollkommen unbedenklich
S e i t e | 31
sei. Dazu zähle das Flurstück des Schösserhauses ebenso wie der in unserem Konzept für einen
Kindergarten vorgeschlagene Standort im Osten
des Geländes. Dort gebe es keinerlei Altlasten,
weder im Altlastenregister noch gemäß des Gutachtens zum abschließenden Sanierungsprozess
2008 vom Amt für Umweltschutz der Stadt
Leipzig. Dementsprechend würde auf diesen Teilen des Geländes einer Entwicklung nichts im
Wege stehen.
Warum sagt das Amt für Umweltschutz der Stadt
Leipzig, dass es auf Teilen des Geländes keine
Probleme gibt und man dort loslegen kann, während die LWB wiederholt das Gegenteil behauptet? Wem sollen die Bürger denn nun glauben?
Bürgermeisterin Dubrau: Meine Information
stammt aus einer offiziellen Information der LWB
an den Aufsichtsrat. Der Aufsichtsrat hat sich mit
diesem Thema sehr intensiv beschäftigt und für
eine Entwicklung des Geländes durch die Wohnungsbaugesellschaft gestimmt. Die Wohnungsbaugesellschaft hat vonseiten des Stadtrats den
Auftrag bekommen, Wohnungsbau in Größenordnung zu errichten. Sie muss dies auf ihren eigenen Grundstücken realisieren, weil ein Ankauf angesichts der derzeitigen Marktpreise kein Thema
ist. Insofern ist das die Hauptrichtung, wie die
LWB vorgehen muss.
Ich werde Ihr Anliegen noch einmal prüfen. Wie
gesagt, mir liegt eine andere Information dazu vor.
Wir werden mit dem Amt für Umweltschutz noch
einmal abklären, ob eine Zwischennutzung für
den Kindergarten für ein Jahr möglich ist. Es ist ja
ohnehin geplant, auf diesem Grundstück einen
neuen Kindergarten zu errichten. Insofern müssen in großem Umfang auch Bodenuntersuchungen und sicher auch ein Bodenaustausch vorgenommen werden, um alle dort geplanten Nutzungen verwirklichen zu können. Auch dieser Prozess wird sicher nicht von heute auf morgen realisierbar sein.
Schartel (Einwohner): Natürlich. Aber das betrifft
eben auch das Teilflurstück des Schösserhauses.
Das Gesamtgelände ist unterteilt in verschiedene
Flurstücke, gemäß Bebauungsplan von 2008.
Auch das Flurstück des Schösserhauses hatte nie
Altlasteneinträge. Von einer Verseuchung der Böden war nie die Rede, was aber wiederholt von
der LWB anders dargestellt wird.
Bürgermeisterin Dubrau: Sorry! Die LWB hat
Bodenuntersuchungen gemacht und über das Ergebnis informiert.
Verlaufsprotokoll vom 22.08.2018
Schartel (Einwohner): Ja, aber die Bodengutachten sind im Amt für Umweltschutz für jeden Bürger
einsehbar, der sich auf das Bundes-Bodenschutzgesetz beruft.
Bürgermeisterin Dubrau: Deswegen sagte ich
ja: Ich werde das noch einmal prüfen.
S e i t e | 32
Zu Ihrem Vorwurf, die Verwaltung sei nicht tätig
geworden: Wir haben es hier mit einem Eigentümer zu tun, nämlich der LWB. Die LWB hat viele
Jahre lang ausschließlich im Sanierungsbereich
gearbeitet und keinerlei Neubauten errichtet, weil
sie in Größenordnungen Leerstand hatte. Sie hat
versucht, den Leerstand zu beseitigen, indem sie
ihre Wohnungen Schritt für Schritt in einen besseren Zustand gebracht hat.
Schartel (Einwohner): Noch eine letzte Nachfrage: Werter Herr Oberbürgermeister, stimmen
Sie mit uns überein, dass es sich lohnt, sich gemeinsam für den Erhalt und eine der Öffentlichkeit
zugängliche Nutzung des Schösserhauses als
historischem Baudenkmal einzusetzen?
Nach damaliger Planung sollten dort Ein- und
Zweifamilienhäuser gebaut werden. Ich bin eigentlich ganz froh, dass das bisher nicht realisiert
worden ist; denn das ist ein wertvolles Grundstück. Jetzt kann ein Vielfaches an Wohnungen
auf diesem Grundstück errichtet werden.
Oberbürgermeister Jung: Wer will da widersprechen? Aber das ist die Planung.
Stadtrat Weber (DIE LINKE): Da gebe ich Ihnen
recht, Frau Dubrau. Aber: Ein Bebauungsplanverfahren kostet verdammt viel Geld - das wissen
wir - und verdammt viel Zeit, auch der Verwaltungsmitarbeiter. Die Frage ist: Warum ist das damals gemacht worden?
Schartel (Einwohner): Vielen Dank.
Oberbürgermeister Jung: Frau Dubrau wird die
Frage klären und sich im Nachgang noch einmal
mit Ihnen in Verbindung setzen.
Herr Weber.
Stadtrat Weber (DIE LINKE): Ich muss hier noch
einmal nachhaken, auch weil durch die Öffentlichkeit ja einiges publik geworden ist. - Als ich in den
Stadtrat gewählt wurde, war es eine meiner ersten
Amtshandlungen, diesen Bebauungsplan zu beschließen. Dieser ist sicherlich gemeinsam mit der
LWB aufgestellt worden. Ich verstehe nicht, wie es
zu einer so langen Verzögerung kommen konnte
und warum die Verwaltung erst aufgrund des Einsatzes dieser Initiative tätig geworden ist.
Positiv nehme ich zur Kenntnis, dass Sie, Frau
Dubrau, jetzt noch einmal prüfen wollen, ob es
dazu möglicherweise gegensätzliche Aussagen
gibt. Dazu meine Nachfrage: Wenn sich dabei
herausstellt, dass es keine Anzeichen für eine
Verunreinigung dieser Fläche gibt, kann es dann
dort eine Zwischennutzung geben? Sie hatten ja
eben angedeutet, dass das in diesem Fall ermöglicht werden könnte.
Bürgermeisterin Dubrau: Ich hatte gesagt, dass
sich der Aufsichtsrat schon intensiv mit dem
Thema beschäftigt hat. Der Aufsichtsrat wird sich
sicherlich noch einmal mit diesem Thema beschäftigen.
Bürgermeisterin Dubrau: Sorry! Das war noch
vor meiner Amtszeit. Aber ich vermute, dass man
auch zu Zeiten der Schrumpfung darüber nachgedacht hat, was an dieser Stelle gebaut werden
soll. Geschosswohnungsbau stand damals aber
einfach nicht auf der Tagesordnung.
Oberbürgermeister Jung: Herr Schmidt.
Stadtrat Schmidt (Bündnis 90/Die Grünen): Ein
Satz vorweg: Als wir beide Stadträte wurden, Herr
Weber, nannte die Bevölkerungsvorausschau für
Leipzig Zahlen, die uns nicht in die Lage versetzt
hätten, in der wir aktuell immer noch sind. So ehrlich muss man auch sein. Sie sind seit vielen Jahren im Stadtentwicklungsausschuss tätig und wissen das ganz genau. Insofern finde ich es populistisch, hier die Frage zum Besten zu geben,
wieso man damals so viel Geld für einen Bebauungsplan ausgeben konnte.
Ich will zum Thema noch einmal nachfragen, um
sicherzugehen, dass ich das richtig verstanden
habe. Sie hatten gesagt: Im neuen Bebauungsplan soll vorgesehen werden, dass das Schösserhaus zu einem soziokulturellen Zentrum entwickelt wird.
Bürgermeisterin Dubrau: Ja. Das ist nach dem
derzeit gültigen Bebauungsplan ausgeschlossen.
Oberbürgermeister Jung: Herzlichen Dank.
Verlaufsprotokoll vom 22.08.2018
8.5 Preispolitik LVB (VI-EF-06189)
Einreicher: Rainer Lutz
Ich begrüße Herrn Lutz. - Auch hier ist Kollegin
Dubrau gefragt.
Bürgermeisterin Dubrau: Auch ich begrüße Sie
ganz herzlich. - Der Stadt Leipzig liegt ein attraktiver öffentlicher Nahverkehr sehr am Herzen. Sie
wissen, dass auch in diesem Hause immer wieder
sehr intensiv diskutiert wird, den ÖPNV gerade
auch im Hinblick auf wachsende Einwohnerzahlen weiterhin als Alternative zum eigenen Pkw zu
fördern und voranzubringen. Dabei ist die Stadtverwaltung sich sehr bewusst, dass die jährlich
stattfindenden Tarifanpassungen von vielen Bürgern kritisch wahrgenommen werden und diese
das Familienbudget belasten.
Grundsätzlich ist der öffentliche Nahverkehr in
Deutschland ein System, dessen Finanzierung
neben öffentlichen Geldern vom Bund, vom Land
und von der Kommune auch auf Fahrgeldeinnahmen angewiesen ist. Diese sind in einem erheblichen Anteil für die Finanzierung des laufenden
Betriebs notwendig.
Auch bei der Finanzierung des ÖPNV in Leipzig
geht es um erhebliche Beträge. Die LVB wies in
2017 einen Umsatz von 135 Millionen Euro aus,
und zwar aus der Kombination von Fahrgeldeinnahmen, kommunalen Zuschüssen und Fördermitteln von Dritten. Somit gilt immer, aus den vorhandenen Rahmenbedingungen, zu der auch die
Haushaltslage der Stadt gehört, das Bestmögliche zu machen und eine verträgliche Kompromisslösung zu finden.
In den vergangenen Jahren ist es der LVB gelungen, kontinuierliche Effizienzsteigerungen zu erzielen und die Wirtschaftlichkeit dadurch zu erhöhen. Dem stehen steigende Aufwendungen gegenüber: für notwendige Investitionen - ich
glaube, das sieht jeder, der mit der Straßenbahn
fährt -, für mehr Personal - auch die Gehälter steigen - und für Energie, deren Kosten ebenfalls
steigen.
Damit das ÖPNV-Angebot auch in Zukunft entsprechend den Anforderungen steigender Fahrgastzahlen vorgehalten und erweitert werden
kann, sind seitens der LVB und der Stadt erhebliche Investitionen notwendig: in neue und größere
Fahrzeuge, in Ticketautomaten, in die Neuordnung des Vertriebsnetzes, in die Fortführung des
10-Minuten-Takts auch an Samstagen sowie in
die Neuordnung des Spät-, Wochenend- und
Nachtverkehrs. Alles das gilt es zu finanzieren. Allein in 2018 werden von der LVB circa 30 Millionen
Euro in den Ausbau der Infrastruktur investiert.
S e i t e | 33
Zur Optimierung der Ticketangebote wurde in den
vergangenen Jahren gemeinsam mit allen Partnern des Mitteldeutschen Verkehrsverbunds an
der Weiterentwicklung vorhandener und ganz
neuer Tarifprodukte gearbeitet. - An der Stelle
muss ich sagen: Es gibt nicht viele Verbünde, die
ein so vielfältiges und auf die eigenen Bedürfnisse
zugeschnittenes Angebot vorhalten. Meist gibt es
nur den Einzelfahrschein, die Wochen- und die
Monatskarte. In Leipzig dagegen werden vergleichsweise preiswerte Tickets für Familien, für
Kinder, für Auszubildende, für Schüler und für Studenten angeboten.
Ein Verzicht auf Fahrpreisanpassungen war bislang nicht möglich, da dies zu erheblichen Einnahmeausfällen bei der LVB führen würde. Diese
müssten dann vom Haushalt der Stadt aufgefangen werden. Dieser ist jedoch so ausgereizt, dass
keine Möglichkeit besteht, der LVB zusätzliche
Gelder zur Verfügung zu stellen. Solange keine
weiteren Finanzierungsquellen erschlossen werden können - das müssten Bund und Länder ermöglichen -, ist es für eine ausreichende Finanzierung des weiter wachsenden ÖPNV leider notwendig, moderate Tarifanpassungen durchzuführen. Es muss immer der Finanzierungs- und Optimierungsmix aus all diesen Quellen gesehen werden. Wie gesagt: Ein Verzicht auf Tarifanpassungen ist derzeit leider nicht möglich.
Oberbürgermeister Jung: Haben Sie eine Nachfrage dazu? - Bitte schön.
Lutz (Einwohner): Habe ich Sie richtig verstanden, dass die Preisentwicklung bei der LVB künftig so weitergehen wird?
Bürgermeisterin Dubrau: Ich habe eben gesagt:
Solange keine weiteren Finanzierungsquellen gefunden werden - diese können nur von Bund und
Land kommen -, gibt es keine andere Möglichkeit;
denn die finanzielle Leistungsfähigkeit dieser
Stadt ist tatsächlich am Limit.
Lutz (Einwohner): Ich kriege das einfach nicht zusammen. In Dokumenten der Stadt ist der ÖPNV
immer ein wichtiger Baustein für die Lösung der
Verkehrsprobleme dieser Stadt. Ich kann mir nicht
vorstellen, dass Sie mit steigenden Ticketpreisen
mehr Leute aus ihren großvolumigen Autos in öffentliche Verkehrsmittel locken können. Selbst
wenn meine Kenntnisse nicht so tiefgreifend sind,
das kann ich mir bei bestem Willen nicht vorstellen.
Verlaufsprotokoll vom 22.08.2018
Bürgermeisterin Dubrau: Die LVB verzeichnete
in den letzten Jahren wachsende Fahrgastzahlen;
sie wachsen stärker als die Einwohnerzahlen. Unsere Untersuchungen haben ergeben, dass ein
optimales Angebot entscheidend ist, also eine
enge Taktung, gute Umsteigemöglichkeiten, behindertengerechte Haltestellen, Komfort in den
Wagen und was sonst noch dazugehört. Das gibt
den Leuten den Anstoß, auf den ÖPNV umzusteigen.
Lutz (Einwohner): Ja, aber der Preis auch.
S e i t e | 34
Abstimmung: Keine Enthaltungen, sechs Gegenstimmen. Ansonsten positiv so votiert.
9.2
Hundehinterlassenschaften im öffentlichen Raum (VI-P-05634-DS-02)
Einreicher: Petitionsausschuss
9.2.1 dazu VSP (VI-P-05634-VSP-01)
Einreicher: Dezernat Umwelt, Ordnung, Sport
Gemäß Beschlussvorschlag des Petitionsausschusses soll diese Petition abgelehnt werden. Wird das Wort gewünscht? - Gibt es Gegenstimmen? - Enthaltungen?
Abstimmung: Es ist einstimmig so beschlossen.
Bürgermeisterin Dubrau: Der Preis auch, aber
das ist nur ein Kriterium von vielen.
9.3
Beeinträchtigung durch Flimmerlicht (VIP-05768-DS-02)
Einreicher: Petitionsausschuss
Lutz (Einwohner): Aber kein unwesentliches; da
sind wir uns sicher einig.
9.3.1 dazu VSP (VI-P-05768-VSP-01)
Oberbürgermeister Jung: Wir haben schon lebhafte Debatten hier im Stadtrat dazu geführt. Es
liegen bereits weitere Anträge von den Stadträten
vor, über die es im Herbst bestimmt wieder eine
interessante Debatte geben wird, weil sich natürlich alle dieses Problems bewusst sind. Aber zur
Wahrheit gehört: Es ist für unsere Stadt unglaublich schwierig, aus dem laufenden Haushalt weitere Zuwendungen zu stemmen. Die Bedarfe sind
in sehr vielen Bereichen sehr hoch. Am Ende wird
immer ein Kompromiss stehen müssen. Aber ich
verstehe sehr wohl, was Sie meinen, nämlich: Wo
ist die Grenze der Belastung, und wann kippt das
System, weil die Menschen sagen: „Das ist mir zu
teuer“?
Wird das Wort gewünscht? - Das ist nicht der Fall.
Gibt es Gegenstimmen? - Enthaltungen?
Lutz (Einwohner): Genau.
Oberbürgermeister Jung: Damit bedanke ich
mich bei den Einwohnerinnen und Einwohnern,
die Anfragen an uns herangetragen haben, und
schließe die Einwohnerfragestunde.
9
Petitionen
9.1
Biodiversität durch naturbelassene Feldraine verbessern (VI-P-05557-DS-02)
Einreicher: Petitionsausschuss
9.1.1 dazu VSP (VI-P-05557-VSP-01)
Einreicher: Dezernat Umwelt, Ordnung, Sport
Der Sachverhalt ist im Beschlussvorschlag dargestellt. - Wird das Wort gewünscht? - Können wir
zur Abstimmung kommen? - Wer stimmt dem Beschlussvorschlag des Petitionsausschusses nicht
zu? - Enthaltungen?
Einreicher: Dezernat Stadtentwicklung und
Bau
Abstimmung: Eine Gegenstimme, keine Enthaltungen. Mit großer Mehrheit so beschlossen.
9.4
Radstreifen und Parkplätze auf der KarlLiebknecht-Straße (VI-P-05761-DS-02)
Einreicher: Petitionsausschuss
9.4.1 dazu VSP (VI-P-05761-VSP-01)
Einreicher: Dezernat Stadtentwicklung und
Bau
Der Sachverhalt ist im Beschlussvorschlag des
Petitionsausschusses beschrieben. - Gibt es
Wortwünsche? - Herr Albrecht.
Stadtrat Albrecht (CDU): Sehr geehrter Herr
Oberbürgermeister! Sehr geehrte Damen und
Herren! Liebe Gäste! Wie soll ich es überschreiben: „Wir schaffen die Parkplätze im Leipziger Süden ab“? Der Petent möchte gerne die Parkplätze
zwischen der NaTo und der Kurt-Eisner-Straße
abschaffen. Wir haben eine Vorlage vorliegen,
nach der Parkplätze in der Arndtstraße abgeschafft werden sollen. Im Vergabeausschuss VOB
haben wir letztens entschieden - gegen meine
Stimme -, 86 Parkplätze abzuschaffen. - Wir
schaffen die Parkplätze im Leipziger Süden ab.
Frau Dubrau, ich gebe Ihnen Brief und Siegel: Es
gibt eine Menge Leute, die das nicht so sehen wie
Sie. Das können Sie nicht mit uns machen, ohne
ein ausgewogenes Konzept für den motorisierten
Individualverkehr vorzulegen. Die Schwierigkeit,
die ich hier sehe, ist, dass das von verschiedenen
Stellen scheinbar in Hinterzimmern entschieden
wird. Dass in der Kochstraße 86 Parkplätze -
Verlaufsprotokoll vom 22.08.2018
wenn wir Pech haben, mehr - wegfallen sollen,
haben wir erst erfahren, als das Thema im Vergabeausschuss aufgerufen wurde. Frau Dubrau, wir
fordern von Ihnen, dass Sie uns immer dann,
wenn Parkplätze abgeschafft werden sollen, frühzeitig darüber informieren. So wie jetzt kann es
nicht weitergehen.
Oberbürgermeister Jung: Herr Schmidt.
Stadtrat Schmidt (Bündnis 90/Die Grünen): Mein
Wortbeitrag ist zweigeteilt. - Als Vorsitzender des
Petitionsausschusses muss ich sagen: Die Verwaltung empfiehlt hier: Ablehnung der Petition.
Dieser Empfehlung ist der Petitionsausschuss gefolgt. Insofern bin ich mir nicht sicher, wen Sie jetzt
angesprochen haben, Herr Albrecht.
Das Thema Kochstraße hat mit dieser Petition
nichts zu tun. Daher sage ich als Stadtrat der
Fraktion Bündnis 90/Die Grünen und Mitglied des
Vergabeausschusses: Ja, dort werden Bäume gepflanzt. Dieser Straßenraum ist aktuell alles andere als schön. Das ist, glaube ich, allen klar. Er
soll durch die Anpflanzung einer Vielzahl von Straßenbäumen massiv aufgewertet werden. Das
geht natürlich nur, wenn ein Stück weit in den
Straßenraum eingegriffen wird.
Das Straßenbaumkonzept ist im Rahmen der Bürgerbeteiligung vorgestellt und besprochen worden - viele Anwohnerinnen und Anwohner haben
dort mitdiskutiert -, und es hat eine breite Mehrheit
gefunden. Bei dieser Diskussion war ich zwar
nicht dabei, aber ich weiß, dass Vertreter unserer
Fraktion dabei waren und Vertreter anderer Fraktionen gefehlt haben. Es gab jedoch immer die
Möglichkeit, speziell auch für die Fraktion der
CDU, an den Veranstaltungen im Rahmen dieser
Bürgerbeteiligung teilzunehmen. Die Politik war
sogar aufgerufen, dort hinzukommen.
Trotzdem haben Sie diese Chance nicht wahrgenommen und stellen sich im Nachgang hierhin
und beschweren sich jetzt, dass dort Bäume gepflanzt werden. Ich halte das an dieser Stelle der
Petition für nicht angemessen.
Oberbürgermeister Jung: Herr Schlegel, verbunden mit der Bitte, beim Gegenstand dieser Petition zu bleiben.
Stadtrat Schlegel (DIE LINKE): Herr Oberbürgermeister, genau das wollte ich auch vorschlagen,
nämlich zum Gegenstand dieser Petition zurückzukommen. - Wenn ich es recht verstanden habe,
hat der Petitionsausschuss eindeutig empfohlen,
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diese Petition abzulehnen. Es sollen dort also
keine Parkplätze wegfallen.
Das Thema Kochstraße ist im Fachausschuss
Stadtentwicklung und Bau aufgerufen worden. Ich
denke, wir werden uns da noch einmal grundsätzlich verständigen, dass es einem Schildbürgerstreich gleichkommt, wenn wir in einer unsanierten Straße Tatsachen schaffen, um die später
herum gebaut werden muss, was viel Geld kosten
dürfte. Aber das ist nicht Gegenstand dieser Petition.
Oberbürgermeister Jung: Wir kommen zur Abstimmung über diese Petition. Die Verwaltung
empfiehlt Ablehnung, der Petitionsausschuss
auch. Es sollen also keine Parkplätze wegfallen.
Gibt es Gegenstimmen? - Enthaltungen?
Abstimmung: Drei Enthaltungen. Mit großer
Mehrheit so beschlossen.
10
Wichtige Angelegenheit der Stadtbezirksbeiräte gem. § 5 Abs. 5 der Geschäftsordnung der Stadtbezirksbeiräte
10.1
Wichtige Angelegenheit: Nutzbarkeit im
nordöstlichen Lene-Voigt-Park verbessern - Beschlussfassung - (VI-WA05743-DS-02)
Einreicher: Stadtbezirksbeirat Südost
10.1.1 dazu VSP (VI-WA-05743-VSP-01)
Einreicher: Dezernat Umwelt,
Sport
Ordnung,
Herr Meißner ist heute bei uns. - Bitte schön, Herr
Meißner.
Meißner (Stadtbezirksbeirat Südost): Hallo! Ich
bin Martin Meißner vom Stadtbezirksbeirat Südost
und trage Ihnen unsere Wichtige Angelegenheit
vor. Es geht um zwei abrissreife Holzbauten im
Lene-Voigt-Park, einem kleinen, sehr jungen und
sehr aktiv genutzten Park im Herzen von Reudnitz. Der Nutzungsdruck im Park ist sehr hoch. Wir
erhoffen uns, dass, wenn die Holzbauten, die
schon seit elf Jahren abgesperrt sind, abgerissen
werden, ein weiterer Nutzungsraum im Norden
des Parks entsteht und dadurch der Nutzungsdruck gemildert wird. Des Weiteren würden Sicherungskosten für die Absperrung - Stichwort: Vandalismus - durch den Abriss entfallen. Wir glauben, das ist eine einfache Lösung: Abriss, Gras
säen, gut ist.
Oberbürgermeister Jung: Gibt es weitere Wortmeldungen? - Herr Schlegel.
Verlaufsprotokoll vom 22.08.2018
Stadtrat Schlegel (DIE LINKE): Herr Oberbürgermeister! Meine Damen und Herren! Nur damit es
keine Verwunderung über das Abstimmverhalten
unserer Fraktion gibt: Wir sehen im Lene-VoigtPark noch erheblich mehr Handlungsbedarf.
Wenn wir uns im Rahmen der Haushaltsberatungen darauf verständigen können, mehr Geld für
den Lene-Voigt-Park bereitzustellen, sollten auch
die Verkehrssicherungspflichten berücksichtigt
werden. Dazu gehört auch die Erhaltung der Begehbarkeit der Fußwege. Wer in der Umgebung
des Parks zu tun hat, weiß, was für eine Begängnis es dort täglich gibt, nicht nur in Ost-West-Richtung, sondern auch den Park querend. Das macht
den Handlungsbedarf deutlich.
Oberbürgermeister Jung: Herr Haas.
Stadtrat Haas (CDU): Herr Oberbürgermeister!
Meine Damen und Herren! Genau dieses Thema
haben wir gestern schon im Fachausschuss Umwelt und Ordnung erörtert. Dort hat die Verwaltung sehr klar ihren Verwaltungsstandpunkt dargelegt und wo sie die Schwerpunkte für diesen innerstädtischen Park sieht. Wir haben gestern sehr
intensiv - ich denke, das werden alle Ausschussmitglieder und auch Sie, Herr Rosenthal, bestätigen können - darüber diskutiert, wie die Lösung
aussehen könnte. Ich habe versucht, das dahin
gehend positiv zu moderieren, dass „zeitnah“
nicht bedeutet, dass das, wie von Ihnen gewünscht, in 2019 umgesetzt werden kann, sondern dass sich der Stadtbezirksbeirat noch einmal
mit Vertretern der Verwaltung intensiv beraten
wird, um eine Lösung zu finden, die zwar nicht
2019 umgesetzt werden kann, aber einen größeren Wurf bringt in Bezug auf Sicherheit, Querung,
Sicherung und Instandhaltung der Eingangsbereiche zu diesem Park etc.
Ich habe jetzt von niemandem gehört, dass das in
diese Richtung laufen soll. Darum sehe ich mich
veranlasst, hier noch einmal etwas dazu zu sagen. Ja, es sieht dort nicht schön aus. Ja, die Bauten sind abgesperrt. Aber: Eine solche Sache
ließe sich vielleicht auch per Haushaltsantrag regeln. Auch das ist gestern diskutiert worden. Ich
bitte darum, noch einmal darüber nachzudenken,
ob man das Anliegen nicht eher einer Gesamtbetrachtung unterziehen sollte, statt jetzt zu entscheiden: Abriss, Gras säen, fertig. So haben wir
es gestern nicht beschlossen und auch nicht diskutiert. Das gehört zur Wahrheit und zur Klarheit
in diesen Stadtrat. - Danke schön.
Oberbürgermeister Jung: Frau Wohlfarth.
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Stadträtin Wohlfarth (SPD): Zur Wahrheit und
zur Klarheit gehört in diesen Stadtrat auch, dass
es dazu schon Haushaltsanträge gegeben hat,
dass es dazu in den letzten 14 Monaten regelmäßig Anfragen gegeben hat, unter anderem von
mir, und dass es ein großer Skandal ist, dass sich
dort seit zehn Jahren nichts tut, und zwar gar
nichts.
Manchmal bekomme ich als eine derjenigen, die
dort regelmäßig durchfährt, den Eindruck: Wir
pumpen alles Geld in die innerstädtischen Grünflächen, genauer: in die innerhalb des Rings oder
direkt daneben wie den Clara- und Johannapark,
haben aber für die anderen großen Grünflächen
in unserer Stadt keinen Plan. Diesem Umstand
muss abgeholfen werden. Es geht nicht, dass ein
Park teilweise nicht nutzbar ist, weil die Verwaltung es über zehn Jahre lang nicht schafft, sich
irgendetwas einfallen zu lassen. Das ist das eigentliche Problem. Deswegen kann ich nur darum
bitten, dass wir uns dieser Wichtigen Angelegenheit des Stadtbezirksbeirats hier annehmen.
Oberbürgermeister Jung: Frau Dr. Märtens.
Stadträtin Dr. Märtens (Bündnis 90/Die Grünen):
Ich will es kurzmachen: Wir werden die Wichtige
Angelegenheit unterstützen. - Herr Haas, Sie haben völlig recht: Wir müssen das große Ganze sehen. Aber wir sehen seit acht Jahren, dass dort
nichts Großes passiert. Manchmal ist es wichtig,
den ersten Schritt zu tun: in dem Fall 20.000 Euro
dafür einplanen, 2019 die verfallenen Holzhäuser
dort abreißen und eine Wiese säen, damit die Zugänge auch von dieser Seite in den Park geöffnet
werden können. Das ist ja das Entscheidende. Es
geht ja nicht allein darum, dass die Bauten baufällig sind und deshalb abgerissen werden müssen.
Diese Bauten versperren die natürlichen Zugänge
zu diesem Teil des Parks.
Ich glaube, für die Menschen, die in dieser Gegend wohnen und den hohen Nutzungsdruck des
Parks spüren, ist es wichtig, dass jetzt etwas passiert, wir also nicht wieder einen ganz großen Plan
machen - 2010 hat er 70.000 Euro gekostet; jetzt
wird er wahrscheinlich 150.000 Euro kosten -, den
wir uns gar nicht leisten können.
Oberbürgermeister Jung: Frau Hollick.
Stadträtin Hollick (DIE LINKE): Sehr geehrter
Herr Oberbürgermeister, wissen Sie, was mir völlig unklar ist? Sicherlich ist der Park in einem nicht
so guten Zustand. Aber sowohl der Stadtbezirksbeirat als auch die dortigen Bürgervereine könnten das doch auch in Eigenregie machen; früher
Verlaufsprotokoll vom 22.08.2018
hätte man „Subbotnik“ gesagt. Da muss man nicht
mit einem Kran oder sonstigem schweren Gerät
anrücken. Ich verstehe einfach nicht, warum wir
nicht das bürgerschaftliche Engagement nutzen
und gemeinsam mit den Bürgern solche Dreckecken in Leipzig beseitigen, sondern immer erst
einen Haushaltsantrag stellen müssen. Hier
würde ich mir mehr Aktivitäten wünschen. Ich
denke, dafür würden wir auch Unterstützung vom
Umweltamt bekommen.
Oberbürgermeister Jung: Jetzt muss Herr Meißner noch mal ran.
Meißner (Stadtbezirksbeirat Südost): Ihr Vorschlag, dafür das bürgerschaftliche Engagement
zu nutzen - egal, wie man es heutzutage nennt -,
wurde vom Stadtbezirksbeirat auch erwogen. Es
ist dem Stadtbezirksbeirat nicht ganz so wichtig,
wie der Park mit diesen Holzbauten jetzt aussieht.
Man ist in Reudnitz, da ist nicht alles etepetete. Es
ist in Reudnitz auch nicht so schwierig, große
Menschenmengen für ein solches Engagement
zu gewinnen. Allerdings wurde der Vorschlag man gibt ein paar Leuten einen Hammer in die
Hand, die reißen das ab, und gut ist; man hat Feuerholz, wie man es vorher schon aus den Bänken
gemacht hat - abgelehnt mit der Begründung, das
Holz sei imprägniert und müsse fachgerecht entsorgt werden, das betreffe auch Versicherungsfragen, die Fundamente würden stehen bleiben
usw. - Es geht also leider nicht, das einfach selbst
abzureißen. Wäre es anders, wären die Bauten
längst weg.
Oberbürgermeister Jung: Herr Rosenthal,
könnten Sie dazu noch einmal Stellung nehmen?
Bürgermeister Rosenthal: Herr Oberbürgermeister! Sehr geehrte Damen und Herren Stadträte! Ich bin ein großer Fan von „Subbotniks“,
aber an dieser Stelle würde das zu kurz greifen,
wenn ich an den Zustand konkret an diesem
Standort denke.
Ich will trotzdem noch einmal auf die Vorwürfe erwidern, die hier ins Wort gehoben worden sind,
insbesondere hinsichtlich unserer angeblichen
Planlosigkeit. Ich habe es gestern schon gesagt
und sage es auch heute, weil das sehr wohl durch
den Beigeordneten öffentlich gesagt werden
kann: Sehr wohl gibt es in der Fachverwaltung für
alle Grünanlagen Leitbilder, Prioritätensetzungen
und Maßnahmenpläne. Im Rahmen der durch den
Stadtrat vorgegebenen Budgets arbeiten wir
diese Leitbilder und Maßnahmen auch ab.
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Ich nehme das jetzt nicht für meine Kolleginnen
und Kollegen entgegen, dass wir nur auf das Leitbild bzw. die Maßnahmenpriorität in der Innenstadt fokussiert tätig sind. Das ist schlichtweg
nicht der Fall. Aber unter der Prämisse der gesamtstädtischen Verantwortung muss ich eben
auch, was die Aufrechterhaltung von Verkehrssicherungspflichten im öffentlichen Raum betrifft,
Prioritäten setzen. Dieses durch den Stadtbezirksbeirat als Wichtige Angelegenheit hier vorgetragene Thema fällt eben nicht in die erste und
höchste Priorität der Aufrechterhaltung von Verkehrssicherungspflichten.
Ich weiß auch von anderen Parkanlagen, die baulich-technische Zustände aufweisen, die uns alle
nicht zufriedenstellen können. Das ist mir sehr
wohl bewusst. Insofern werbe ich dafür, dass wir
uns gemeinsam alle öffentlichen Grünanlagen anschauen und dann tatsächlich auch gemeinsam
entscheiden: Welche Prioritäten setzen wir, damit
die Mittel, die zur Verfügung stehen, zielgerichtet
und ordnungsgemäß eingesetzt werden? Möglicherweise wird dann auch ein solches Projekt
wie das im Lene-Voigt-Park hochprioritär verortet.
Es hier jetzt aber quasi nebenbei mal einzubringen und zu beschließen, würde in ein schon festgelegtes Fachbudget eingreifen. Insofern ist es legitim, dass die Fachverwaltung sagt: Ablehnung,
weil es nicht in unsere höchste Priorität fällt.
Ich bin auch Herrn Haas als Fachausschussvorsitzenden sehr dankbar, der gesagt hat: Wir müssen das in einen größeren Kontext einstellen. Wir müssen uns gegebenenfalls zum Lene-VoigtPark insgesamt neu aufstellen, was bedeutet:
Was können wir uns aus dem Budget leisten, und
wie viel können wir zielgerichtet für die Aufrechterhaltung und Aufwertung des Lene-Voigt-Parks
einsetzen? Wenn ich es so sagen darf: Mit 20.000
Euro ist es da nicht getan. Allein für die Sanierung
der Eingangsbereiche haben wir 200.000 Euro
ausgegeben. Das ist viel Geld im Budget des
Amts für Stadtgrün und Gewässer. Daran können
Sie ermessen, was es mich kosten würde, den
Rest des Parks so herzustellen, dass er der Qualität einer Großstadt, wie wir uns das alle wünschen, entspricht.
Insofern neige ich an dieser Stelle dazu, zu sagen: Das Thema ist angekommen. Wir müssen es
prioritär behandeln. Aber lassen Sie uns das gemeinsam größer, globaler diskutieren und nicht
mit einem solchen Einzelantrag! Dieser wird der
Sache an der Stelle nicht gerecht. - So weit von
mir. Danke.
Oberbürgermeister Jung: Herr Haas noch mal.
Verlaufsprotokoll vom 22.08.2018
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Stadtrat Haas (CDU): Ich versuche, es noch einmal zu moderieren, und sage: Nicht nur die Grünen, liebe Frau Dr. Gesine Märtens, unterstützen
Bürgertum sowie Anträge und Engagement vor
Ort, sondern auch die CDU. Wir sehen das auch,
und wir wollen das auch.
Meißner (Stadtbezirksbeirat Südost): Die Zeitschiene ist uns nicht so wahnsinnig wichtig. Wir
wollen ein deutliches Signal, dass dort etwas passiert. Wann und wie die Mittel eingestellt werden,
ist sekundär. Dafür sind wir nicht die Experten; wir
sind der Stadtbezirksbeirat.
Ich appelliere noch mal an den Antragsteller, sein
Einverständnis zu erklären, dass wir dieses Anliegen aufnehmen und versuchen, es im Haushalt
abzubilden, aber nicht mit der Zeitschiene 2019.
Das wird die Verwaltung - das haben wir gestern
sehr ehrlich diskutiert - nicht umsetzen können.
Ihre Worte auch mir und den Ausschussmitgliedern gegenüber waren ja so zu verstehen, dass
es Ihnen nicht auf die Zeitschiene ankommt, sondern eher darauf, dass dort etwas gemacht wird.
Ich höre hier, das müsse in einem größeren Rahmen gesehen werden, die Prioritäten müssten anders gesetzt werden, es müsse viel mehr getan
werden. - Ja, das stimmt. Allerdings - ich kann es
nur wiederholen - stehen diese Holzbauten schon
seit elf Jahren leer, also fast von Beginn an. Sie
wurden mal abgefackelt und sind seit elf Jahren
gesperrt. Seit elf Jahren fragen die Bürger: Was
passiert damit?
Noch kurz zum Thema Holz. Ja, das Holz muss
entsorgt werden. Die Grünen wären die Ersten,
die einen Antrag zur umweltgerechte Entsorgung
stellen würden, die mit weiteren Kosten verbunden ist.
Ich appelliere noch einmal, das mit einer Protokollnotiz - Herr Rosenthal, vielleicht kriegen Sie
das hin - zu beschließen, aber den Zeitpunkt offenzulassen, und zu versuchen, das im Rahmen
der Haushaltsberatungen zu regeln. Kann man so
verfahren, Herr Oberbürgermeister?
Oberbürgermeister Jung: Das liegt in der Hand
des Stadtrats. Ich gebe gerne zu Protokoll, dass
wir das Anliegen mittelfristig aufnehmen werden.
Stadtrat Haas (CDU): Der Stadtrat in seiner großen Güte und Weisheit, wie Sie immer sagen, trifft
ja immer gute Entscheidungen. - Vielen Dank.
Oberbürgermeister Jung: Die Intelligenz des
Sparens. - Meine Damen und Herren, ich denke,
wir sollten jetzt zur Abstimmung kommen. Sie haben Herrn Rosenthal gehört. Wir wollen das in das
Konzept einbinden, aber 2019 halten wir aus jetziger Sicht für zu ambitioniert.
Herr Müller.
Stadtrat Müller (SPD): Herr Haas hatte ja versucht, Ihnen eine goldene Brücke zu bauen.
Wenn der Antragsteller auf den Termin 2019 verzichten würde, wäre es doch später wirklich umsetzbar.
Oberbürgermeister Jung: Ich schaue in Richtung von Herrn Meißner.
Man kann durchaus Zeichen sehen, dass dort etwas passiert. Es passieren sogar wichtige Sachen. Das Amt hat schon gute Arbeit geleistet. Die
Zugänge zu den Wegen sind gut, es gibt neue
Bänke; alles schön und gut, nichts dagegen einzuwenden. Allerdings sind wir der Meinung: Wir
müssen ein Zeichen setzen: Das passiert. Wir
schaffen neuen Platz im Park. - Das ist der Punkt,
der uns wirklich wichtig ist. Wenn diese Gebäude
abgerissen sind, wird es mehr Platz im Nordraum
des Parks geben und Zugänge, wo vorher keine
waren. Der Nutzungsdruck wird sinken. Das ist
unser Anliegen.
Oberbürgermeister Jung: Herr Rosenthal, was
können wir noch anbieten?
Bürgermeister Rosenthal: Ich will es noch einmal unterstreichen, auch weil gestern schon die
Kritik kam, wir würden nicht ernst nehmen, was
aus dem Stadtbezirksbeirat vorgetragen wird. Wir
nehmen dieses Anliegen ernst. Uns ist die Situation dort sehr wohl bewusst - das haben die Kolleginnen und Kollegen des ASG auch vermittelt -,
auch dass sie für den einzelnen Bürger nicht befriedigend ist.
Wir haben eine sehr intensive und herausfordernde Haushaltsdiskussion hinter uns, Herr
Oberbürgermeister. Ich würde dem Rat anbieten,
dass wir uns im Rahmen der Prioritätensetzung
für 2020 mit der Situation vor Ort noch einmal intensiv beschäftigen und für den Lene-Voigt-Park
einen Vorschlag machen werden, und das aus
dem vorhandenen Budget des Amtes. - So würde
ich das hier zu Protokoll geben wollen.
Oberbürgermeister Jung: Vielen Dank. - Das
heißt: Unser Angebot ist, Herr Meißner, dass im
Beschlussvorschlag 2 formuliert ist: In 2020 machen wir einen Vorschlag. Einverstanden? - Ich
sehe, Sie nicken. Dann können wir zur Abstimmung kommen.
Verlaufsprotokoll vom 22.08.2018
Wer TOP 10.1 mit der vorgeschlagenen Änderung
„in 2020“ zustimmt, bitte ich um das Handzeichen. - Gegenstimmen? - Enthaltungen?
Abstimmung: Es ist einstimmig so beschlossen.
Wir fahren fort mit Tagesordnungspunkt 15:
15
Anfragen an den Oberbürgermeister
15.1 Gleichbehandlung von ortsansässigen
Gewerbetreibenden
und
fliegenden
Händlern im Umfeld von Fußballspielen
des RB Leipzig (VI-F-06028)
Einreicher: CDU-Fraktion
Kollege Rosenthal ist gebeten, zu antworten.
Bürgermeister Rosenthal: Herr Oberbürgermeister! Sehr geehrte Damen und Herren Stadträte! Ich muss ein bisschen formaler ausholen,
um zu erklären, warum wir wie auf die Gesamtsituation im Umfeld des Stadions reagieren bzw.
agieren.
Zur Anfrage nach der Gleichbehandlung von ortsansässigen Gewerbetreibenden und fliegenden
Händlern im Umfeld kann Folgendes mitgeteilt
werden:
Die Inanspruchnahme öffentlichen Verkehrsraums im Sinne der Nutzung von Freisitzen wird
nach den einschlägigen Vorschriften der Sondernutzungssatzung vorgenommen. Bei der Genehmigung von Freisitzen, welche erst nach erfolgter Stellungnahme betreffender Fachämter
gestattet werden, wird auch die zulässige Größe
des Freisitzes festgelegt. Diese gilt dann für den
gesamten Bescheid und ist im genannten Zeitraum nutzbar.
Die Bescheide nach der Sondernutzungssatzung
enthalten für alle Antragsteller im gesamten Stadtgebiet einheitlich geltende Auflagen. So wird beispielsweise ausdrücklich darauf hingewiesen,
dass eine Bewirtschaftung des Freisitzes nur aus
dem jeweiligen Gewerbeobjekt heraus zulässig
ist. Die Sondernutzungssatzung sieht lediglich
eine Genehmigungsfähigkeit von Freisitzen als
Wirtschafts- und Sommergärten mit Tischen,
Stühlen oder Stehtischen vor sowie, als weitere
Art der Sondernutzung, das Aufstellen von Eistheken auf dem Freisitz oder das Aufstellen von Heizstrahlern. Ein Ausschank bzw. das Grillen direkt
auf dem Freisitz ist somit ausgeschlossen. Von
diesen Auflagen werden auch seitens der Ordnungsverwaltung keine Ausnahmen zugelassen.
Von einer Ungleichbehandlung kann demnach
nicht gesprochen werden. Sofern die Möglichkeit
der Bewirtschaftung auch auf dem Freisitz gegeben sein soll, wäre eine Änderung der Sondernutzungssatzung erforderlich.
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Um den Handel im Stadionumfeld zu ordnen und
zu strukturieren, aber auch um ihn auf ein vernünftiges Maß zu beschränken, lässt die Verwaltung nur an neun geprüften Standorten auf Fußwegen im Stadionumfeld Verkaufsstände mit einer entsprechenden Sondernutzungserlaubnis
zu. Diese Plätze werden vor jeder Saison in einem
Losverfahren neu vergeben. Auch hierbei wird auf
die Sondernutzungssatzung zurückgegriffen, in
der ausdrücklich geregelt ist, dass bei zu vielen
Anträgen auf ein geeignetes Auswahlverfahren
zurückzugreifen ist. Mit dem Losverfahren wird
dem Gleichbehandlungsgrundsatz Rechnung getragen. Hierbei muss erwähnt werden, dass auch
die Gastronomen, die Freisitze im unmittelbaren
Umfeld betreiben, unabhängig von ihren bereits
bestehenden Freisitzen oder Gaststätten an diesem Losverfahren teilnehmen können.
Diese sogenannten fliegenden Händler im Stadionumfeld unterliegen den gesetzlichen Bestimmungen und den zusätzlichen Auflagen der Stadt
Leipzig. So dürfen die Erlaubnisnehmer beispielsweise nur die im Reisegewerbe zulässigen Getränke in fest verschlossenen Behältnissen anbieten, wobei die Stadtverwaltung darüber hinaus
auch aus Sicherheitsgründen und in Absprache
mit RB die Abgabe von Glasflaschen untersagt
hat. Die Händler werden regelmäßig durch die
Stadt kontrolliert.
Dadurch, dass die Freisitzthematik über die Sondernutzungssatzung geregelt ist und für die fliegenden Händler auch die Regeln der Sondernutzungssatzung gelten, sie aber einer anderen Ordnung unterliegen, kann also von einer Ungleichbehandlung nicht gesprochen werden. Das Grillen auf Freisitzen ist nun mal nicht gestattet.
Oberbürgermeister Jung: Danke schön. - Herr
Riedel.
Stadtrat Riedel (CDU): Unsere Anfrage geht auf
Beschwerden von einigen Gewerbetreibenden
zurück. Wie sieht es mit den Kontrollen aus? Alles, was Sie ausgeführt haben, ist sachlich richtig.
Aber wenn vor einem Freisitz regelmäßig ein
Transporter hält, der einen Grill und fünf Kästen
Bier auspackt, fühlt sich der Besitzer des Freisitzes natürlich stark bedrängt und hat Zweifel, dass
das rechtmäßig ist.
Bürgermeister Rosenthal: Wir haben zu jedem
Spiel sowohl das Veterinäramt als auch den
Stadtordnungsdienst in die Streife eingeordnet.
Auch die fliegenden Händler werden regelmäßig
hinsichtlich der Umsetzung ihrer Genehmigung
überprüft. Wir können auch für die Spieltage
Verlaufsprotokoll vom 22.08.2018
nachweisen, welche Feststellungen wann getätigt
wurden.
Oberbürgermeister Jung: Vielen Dank.
15.2 Ausreichende Akquise von Fördermitteln von Stadt und LVV? (VI-F-06165)
Einreicher: Fraktion DIE LINKE
Da Kollege Bonew gerade nicht im Saal ist, übernehme ich die Beantwortung dieser Frage selbst.
(Übergabe der Sitzungsleitung an
Bürgermeister Prof. Dr. Fabian)
Zur Gesamteinordnung einige grundsätzliche Anmerkungen: Wir alle wissen, dass Fördermittel
von existenzieller Bedeutung für uns sind. Viele
Investitionsvorhaben wären gar nicht oder zumindest nicht zeitnah umsetzbar, wenn wir nicht Fördermittel akquirieren würden. Ich bin sicher - ich
weiß das auch aus den Rückmeldungen der Ämter; denn wir haben dazu nicht nur unsere Unternehmen, sondern auch alle Ämter abgefragt -: Unsere Fachbereiche und unsere Unternehmen beobachten die Gesamtentwicklung der Fördermittelgebietskulissen sehr aufmerksam und versuchen, immer auf dem laufenden Stand zu bleiben.
Allerdings - das gehört zur Wahrheit - sind nicht
immer für unsere konkrete Situation vor Ort die
Fördergegenstände oder die Bewilligungszeitpunkte passfähig. Hier sind unsere Einflussmöglichkeiten beschränkt. In dem Fall müssen wir natürlich auch prüfen, ob wir Eigenanteile aufbringen
können und ob wir die Eigenanteile dort oder in
einem anderen Förderprogramm einsetzen. Zurzeit setzen wir unsere Eigenmittel ganz stark für
soziale Infrastruktur - für Schulen und Kitas, aber
auch für Straßen und Brücken - ein, sodass wir
nicht mehr, wie noch vor nicht allzu langer Zeit,
Fördermittelprogrammen hinterherhecheln, sondern nach den Bedarfen entscheiden, wo wir Geld
einsetzen. Hat man noch Mitte der 90er-Jahre gedacht, wir investieren dort, wo die höchsten Förderquoten sind, so sind wir heute eher in der
Lage, dort zu investieren, wo es absolut notwendigen Bedarf gibt, und das ist vor allen Dingen
Schule, Schule, Schule.
Ein effizientes Fördermittelmanagement erfordert
aber auch das abgestimmte Vorgehen aller Akteure. Damit komme ich zu den Antworten auf die
einzelnen Fragen.
Zur Frage 1. Investitionsfördermittel in den Bereichen Wasser, Verkehr und Energie werden im
Wesentlichen direkt durch die Tochtergesellschaften der Leipziger Gruppe beantragt, auf welche
die entsprechenden städtischen Infrastrukturen
ausgegliedert sind. Also: Stadtwerke, Wasserwerke und Verkehrsbetriebe prüfen angabegemäß nicht zuletzt auch im eigenen Interesse in-
S e i t e | 40
tensiv und systematisch für ihre jeweiligen Geschäftsfelder und auf deren Grundlage die möglichen Förderprogramme.
Recherchen erfolgen insbesondere auf den Webseiten relevanter Fördermittelgeber wie EU, Bund
und Freistaat Sachsen, Förderbanken wie KfW
und SAB, Ministerien und Fachvereine wie Deutscher Städtetag, Sächsischer Städte- und Gemeindetag, Verband Kommunaler Unternehmen
oder auch auf dem Wege persönlicher langjähriger Kontakte.
Die LVV als Muttergesellschaft wird fallweise unterstützend tätig; aber in der Regel liegt die Abarbeitung in den Tochterunternehmen der zweiten
Ebene. Die LVV wirbt aber im Rahmen der Konzernfinanzierung selbst Förderkredite ein und gibt
diese dann an die investierenden Tochterunternehmen weiter. Die Stadtverwaltung ist häufig
Partnerin der städtischen Unternehmen und unterstützt bei der Beantragung von Fördermitteln,
auch durch Ausstellung von sogenannten Letter
of Intent, Anschreiben an Fördermittelgeber, Moderation, Steuerung gemeinsamer Entwicklung.
Zur Frage 2. Auf Basis entsprechender Meldungen der Fachbereiche und Beteiligungsunternehmen kann Folgendes konstatiert werden: Selbstverständlich finden zwischen den jeweiligen
Fachbereichen der Verwaltung und den Fachabteilungen regelmäßige und intensive Kooperationen und Abstimmungen statt. Ich möchte hervorheben: Insbesondere das Verkehrs- und Tiefbauamt ist in ganz enger Abstimmung mit den Unternehmen. Das läuft mittlerweile sehr, sehr gut, um
das auch einmal lobend zu erwähnen.
Die Koordinierung von Akquisition und Antragstellung von Fördermitteln erfolgt zwangsläufig häufig
projekt- und fachbezogen; Stichwort Luftreinhalteplan. Das bedeutet, dass zu konkreten Projekten
oder Themenstellungen von zentraler strategischer Bedeutung dann auch der fachliche Austausch miteinander stattfindet. So ist der Erarbeitung des „Green City“-Plans ein effektiver Austausch zwischen den Unternehmen und städtischen Ämtern vorausgegangen. Hier kommt einer
effektiven dezentralen projektbezogenen Zusammenarbeit große Bedeutung zu.
Zur Frage 3. Ich verweise vorab darauf, dass ich
hier jetzt nur einige Beispiele nennen werde. Das
sollten wir in den Fachausschüssen weiter vertiefen. - Wir planen zum Beispiel im neuen Doppelhaushalt 2019/2020 zusätzliche Mittel für das Verkehrs- und Tiefbauamt, damit man im Stadtkonzern noch konzertierter bauen kann. Eine Brückenbaumaßnahme oder eine Straßenbaumaßnahme müssen sehr eng miteinander abgestimmt
werden.
Verlaufsprotokoll vom 22.08.2018
S e i t e | 41
Innerhalb der LVV-Gruppe besteht die Arbeitsgemeinschaft „Fördermittel“, welche zunächst gruppenintern, dann aber auch vorhabenbezogen und
konzernübergreifend Finanzierungsoptionen anhand konkreter Objekte recherchiert und initiiert.
wird. Wie wird die Stadtverwaltung künftig vorgehen, um die immensen Bedarfe tatsächlich zu decken? Allein mit den Haushaltsmitteln von Bund,
Land und Stadt wird es ja nicht gehen.
Zum Beispiel erfolgt ein konzertiertes Vorgehen
im Rahmen des Sofortprogramms Saubere Luft
zur Anschaffung von E-Bussen, bei der Digitalisierung kommunaler Verkehrssysteme, beim Breitbandausbau, bei der Erstellung von Ladeinfrastrukturkonzepten, beim automatisierten Fahren wir haben große Chancen, eine Förderung aus
dem Programm „Absolut“ zu erhalten, mit der das
im Norden der Stadt ermöglicht werden kann -,
beim Smart-City-Projekt „Triangulum“ unter Federführung des ASW, wo die Unternehmen sehr
eng angebunden sind, bei innovativen Energien
und der Automatisierung wie beim Projekt „Horizon“, einem europäischen Programm, oder beim
solaren Bauen in Paunsdorf, bei der Fernwärmeerschließung im Stadtteil Plagwitz usw.
Oberbürgermeister Jung: Ein Vorschlag, Herr
Wehmann. Wir können das Thema gleich noch im
Verwaltungsausschuss mit der LVV zusammen
aufrufen.
Grundsätzlich gilt es zu beachten, dass bei gegebenen Fördermittelsummen und -quoten und konkurrierenden Anstrengungen anderer Unternehmen und Kommunen um diese begrenzten Mittel
Leipzig trotz aller Anstrengungen nicht immer wie
gewünscht oder geplant zum Zuge kommt. Ja, es
gab auch den Verdacht, dass wir gegenüber der
Landeshauptstadt Dresden ein wenig benachteiligt werden; das könnte ich Ihnen anhand einiger
Beispiele auch ausführen.
Also mein Vorschlag lautet: Wir können dieses
Thema noch einmal aufrufen und besprechen, wie
wir ganz gezielt auf diese Förderprogramme reagieren.
Ich schlage vor, dass bei Bedarf ergänzende Informationen in die Fachausschüsse Wirtschaft
und Arbeit sowie Stadtentwicklung und Bau gegeben werden und die Fachbürgermeister und Fachbürgermeisterinnen bzw. die Geschäftsführungen
der Unternehmen dort noch einmal über die jeweiligen Sachstände Bericht erstatten.
Bürgermeister Prof. Dr. Fabian: Gibt es weitere
Nachfragen? - Herr Wehmann noch mal.
Bürgermeister Prof. Dr. Fabian: Vielen Dank,
Herr Oberbürgermeister. - Gibt es Nachfragen? Herr Wehmann.
Stadtrat Wehmann (DIE LINKE): Sehr geehrter
Herr Oberbürgermeister! Wir hatten diese Frage
gestellt, weil die immensen Investitionsbedarfe
bei der LVV öffentlich kommuniziert wurden, nämlich 3,6 Milliarden Euro bis 2030. Auch im Haushalt der Stadt werden bis 2030 einige Milliarden
Euro notwendig sein, um die geplanten Investitionen tatsächlich umsetzen zu können.
Deshalb meine Nachfrage zur Frage 3: Welche
konkreten Förderprogramme - ich denke zum Beispiel an das Programm „OBIS“ der Europäischen
Union - sind notwendig und werden tatsächlich
akquiriert? Wir haben ja einen guten Akquisiteur
in Brüssel, der aber bald in den Ruhestand gehen
Wir sind in der Lage - darauf bin ich auch ein wenig stolz -, auf ganz kurzem Dienstweg sehr
schnell bestimmte Fördermittel zu beantragen.
Kollege Rosenthal hat ein gutes Beispiel abgegeben. Als die Bundeskanzlerin zum Dieselgipfel
aufgerufen hat, hat er in ganz kurzer Zeit mit den
Unternehmen zusammen einen Fördermittelantrag ausgearbeitet und auf die Reise geschickt.
Das war zeitlich sehr ambitioniert, gelingt uns
aber aufgrund der mittlerweile sehr, sehr guten Arbeitsbedingungen in den Arbeitsgemeinschaften.
Noch ein letztes Stichwort dazu: Wir gehören inzwischen nicht mehr zur engsten Fördergebietskulisse der Europäischen Union. Das ist ohne
Zweifel ein Nachteil.
Stadtrat Wehmann (DIE LINKE): Sehr geehrter
Herr Oberbürgermeister, gerade bei einem Programm wie OBIS bestünde vielleicht die Chance,
als Kommune gefördert zu werden und darüber
zumindest ein Stück weit den Bedarf von Stadtwerken und LVB zu generieren. Dafür muss es natürlich einen weitreichenden Plan in der Verwaltung geben, damit man diese immense Herausforderung tatsächlich auch bewältigen kann.
Bürgermeister Prof. Dr. Fabian: Gibt es weitere
Wortmeldungen? - Das ist nicht der Fall.
15.3 Digitale Informationskarte Baustellen in
Leipzig (VI-F-06185)
Einreicher: SPD-Fraktion
Ich bitte Kollegin Dubrau um Beantwortung.
(Übergabe der Sitzungsleitung an
Oberbürgermeister Jung)
Verlaufsprotokoll vom 22.08.2018
Bürgermeisterin Dubrau: Sehr geehrter Herr
Oberbürgermeister! Sehr geehrte Stadträte! Sehr
geehrte Gäste! Die Frage lautet: Gibt es Überlegungen, eine digitale Übersichtskarte aller Baustellen in Leipzig einzurichten, und wenn ja, welcher Aufwand - finanziell und personell - wäre für
die Einrichtung und die fortlaufende Pflege eines
solchen Informationsmediums notwendig?
Eine Antwort ist hier nur annäherungsweise möglich, da es eine solche Überlegung, die über das
vorhandene Angebot von VTA, SPA und ASW hinausgeht, bisher noch nicht gegeben hat und dies
auch davon abhängt, für welche Zielgruppen welche Informationen zu welchen Baumaßnahmen
wann verfügbar sein sollen.
Die bisher auf der Internetseite der Stadt verfügbaren Informationen des VTA haben eine klare
Zielgruppe, nämlich Verkehrsteilnehmer, die einen Informationsbedarf haben, wo, wann, bis
wann welche Art von Verkehrseinschränkungen
bestehen. Eine Vielzahl der Informationen zu Verkehrsbaustellen enthält zum Beispiel keine Angaben zum Bauherrn, zum Zweck, zu Ziel, Umfang
und Gestaltung oder zum Status dieser Maßnahme.
Zu größeren städtischen Verkehrsbaumaßnahmen, die in der Regel mit den Unternehmen der
L-Gruppe koordiniert sind, gibt es eigene Unterseiten im Internetangebot der Stadt, auf denen
ausführlich informiert wird, auch über Beschlüsse,
Gestaltungspläne, Bürgerinformationsveranstaltungen, den gesamten Planungs-, Entscheidungs- und Bauprozess sowie den Zeitraum. Dieses in der Struktur noch optimierungsbedürftige
Angebot ist bereits das Maximum des derzeit vom
VTA leistbaren Informationsangebots, das von
den normalen Sachbearbeitern und den planenden Kollegen erbracht werden kann.
Aus dem Bereich Stadtplanung und Bau können
über den digitalen Stadtplan auf leipzig.de neben
dem Flächennutzungsplan auch die Grenzen von
Bebauungsplänen, Sanierungsgebietssatzungen,
dazugehörige pdf-Dokumente mit Plankarten und
Festsetzungen aufgerufen werden. Über einzelne
Großentwicklungsmaßnahmen, zum Beispiel den
Leuschnerplatz, den Eutritzscher Freiladebahnhof oder die Quartiersschule im Leipziger Osten,
wird wie beim VTA auf eigenen Unterseiten ausführlich und prozessbegleitend berichtet.
Für über die dargestellten Informationen hinausgehende Angaben wäre zu klären, was eine Baumaßnahme im Sinne der Anfrage wäre: Bereits
ein Dachgeschoss oder erst ein Gebäudeneubau
bestimmter Größe, bereits eine Kellertrockenlegung oder erst eine Sanierung in einem bestimmten Umfang? Welche Informationen müssten zusätzlich gegeben werden, um das Informationsin-
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teresse von Bürgern und Ratsfraktionen tatsächlich zu befriedigen? Inwieweit sind diese Informationen bei privaten Bauherren und in der Verwaltung überhaupt vorhanden bzw. ob die jeweiligen
Bauherren sie zur Veröffentlichung freigeben?
Wann wäre dies innerhalb des Gesamtprozesses - Planung, Genehmigungsverfahren, Bau möglich? Ebenso wäre zu klären, bei wem welche
Informationen in welcher Form vorliegen, in welcher Form sie dargestellt werden sollen und welcher Transformationsaufwand und welche technischen Voraussetzungen dafür notwendig wären?
Unabhängig von diesen sehr genauen Aussagen
zur notwendigen inhaltlichen Klärung des tatsächlichen Informationsinteresses und -umfangs kann
allgemein gesagt werden, dass die personelle wie
finanzielle Situation und die akuten Aufgaben im
Zuständigkeitsbereich des Dezernats VI, insbesondere bei der Bewältigung der Themen im
Schul-, Kita- und Wohnungsbau, keine Reserven
aufweisen, um hier noch zusätzliche, weitergehende Informationsangebote zu entwickeln und
zu pflegen. Es reicht ja nicht, die Informationen
einmal einzustellen; die Daten müssen auch kontinuierlich gepflegt werden. Konkrete Kosten und
Personalbedarf, wie angefragt, können bisher dafür nicht eingeschätzt werden.
Oberbürgermeister Jung: Ich sehe keine Nachfragen. - Danke, Frau Dubrau.
15.4 Asbest-Altlasten in Leipzig (VI-F-06187)
Einreicher: Fraktion Bündnis 90/Die Grünen
Diese Anfrage wird ebenfalls von Frau Dubrau beantwortet.
Bürgermeisterin Dubrau: Zur Frage 1. Im von
der Stadt bzw. von der LWB verwalteten Gebäudebestand sind keine Bauteile, Dichtungen oder
sonstige verbaute Produkte aus schwachgebundenem Asbest bekannt, einschließlich der FloorFlex-Platten. Das in gebundener Form im Plattenbau verwendete Fugendichtmittel Morinol wird bei
Nachweis im Sanierungsfall grundsätzlich unter
Beachtung der entsprechenden Ausbau- und Entsorgungsrichtlinien für Asbest entfernt. Eine Gefahr geht von diesem starkgebundenen Asbest in
diesem Zustand nicht aus.
Zur Frage 2. Der Verwaltung liegen dazu keine Informationen vor. Sie könnten auch nicht mit vertretbarem Aufwand ermittelt werden.
Zur Frage 3. In der Stadt Leipzig berät das Amt für
Umweltschutz, Sachgebiet Abfall-/Bodenschutzbehörde, Bürgerinnen und Bürger bei Anfragen
zur Entsorgung von Asbest. Das Merkblatt „Umgang mit dem krebserregenden Gefahrstoff Asbest bei Ausbau, Beförderung und Beseitigung im
Verlaufsprotokoll vom 22.08.2018
Privatbereich“, Stand: November 2017, wird im Internetauftritt der Stadt Leipzig zur Verfügung gestellt. Auf Fragen zur Entsorgung von Asbestabfällen gibt auch die Fachberatung der Eigenbetriebe Stadtreinigung Auskunft. Im gewerblichen
Bereich ist die Arbeitsschutzbehörde, Referat 52,
der Landesdirektion Sachsen in der Braustraße
Ansprechpartnerin für den Vollzug der Gefahrstoffverordnung und für Anfragen zum Gefahrenrecht beim Umgang mit asbesthaltigen Materialien.
Zur Frage 4. Hierüber hat die Verwaltung keine
Kenntnisse.
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Zur Frage 3. In den Fällen, in denen eine Zuweisung auf Grundlage eines Verteilschlüssels erfolgt, also nach § 6 Absatz 3 Sächsisches Flüchtlingsaufnahmegesetz, wird dieser eingehalten. Insofern ergibt sich keine Überzahl, wie in der Frage
angenommen.
Zur Frage 4. Die Zuweisung von Asylbewerbern
erfolgt auf der Grundlage des Sächsischen
Flüchtlingsaufnahmegesetzes. Für andere Migrantengruppen gibt es keine Zuweisungen. Die
Stadt Leipzig setzt sich wie andere Städte auch
über kommunale Interessenvertretungen, beispielsweise Städtetag und SSG, dafür ein, dass
Bund und Land sich stärker an allen Sozialausgaben beteiligen.
Oberbürgermeister Jung: Gibt es Nachfragen? - Danke schön.
15.5 Leben 40 Prozent aller dem Freistaat
Sachsen zugewiesenen Migranten und
Flüchtlinge heute in Leipzig? (VI-F06058)
Einreicher: AfD-Fraktion
Kollege Fabian.
Bürgermeister Prof. Dr. Fabian: Sehr geehrter
Herr Oberbürgermeister! Sehr geehrte Damen
und Herren Stadträte! Zur Frage 1. Nein. Nach einer Auswertung des Ausländerzentralregisters
waren es Ende Juni 2018 23,9 Prozent der dem
Freistaat Sachsen zugewiesenen Geflüchteten,
die entweder Asylantragsteller mit einer Aufenthaltsgestattung nach § 55 Asylgesetz sind oder
anerkannte Asylbewerber mit einer Aufenthaltserlaubnis nach § 25 Absatz 1 bis 3 Aufenthaltsgesetz. Personen mit Duldung sind in dieser Berechnung nicht enthalten, da die Auswertung des Ausländerzentralregisters auch Personen mit Duldung erfasst, die sich beispielsweise zum Studium hier aufhalten.
Zur Frage 2. Der Verteilschlüssel nach § 6 Absatz 3 Sächsisches Flüchtlingsaufnahmegesetz
regelt die Verteilung der nach § 5 Sächsisches
Flüchtlingsaufnahmegesetz
aufzunehmenden
Personen, insbesondere Leistungsberechtigte
nach dem Asylbewerberleistungsgesetz, und
sonstiger Aufnahmeprogramme. Dieser Schlüssel
errechnet sich aus dem Anteil der Stadt Leipzig an
der Wohnbevölkerung des Freistaats Sachsen.
Maßgeblich sind jeweils die Verhältnisse am
30. Juni des Vorjahres. Im Jahr 2018 beträgt dieser Schlüssel für Leipzig 14,1 Prozent. Im Jahr
2017 betrug er 13,8 Prozent. Weitere Migrantengruppen können unter Nachweis der entsprechenden Arbeits- und Studienplätze Leipzig als ihren Wohnort wählen. Hierbei gibt es keinen Verteilschlüssel.
Oberbürgermeister Jung: Bitte schön, Herr Kriegel.
Stadtrat Kriegel (AfD): Vielen Dank, Herr Professor Fabian. Wir hatten allerdings gehofft, dass
Herr Oberbürgermeister Jung etwas dazu sagt.
Wir hatten uns ja im Sachverhalt auf eine Veranstaltung der SPD-Fraktion bezogen und auf die
LVZ-Nachricht vom 12./13. Mai 2018: „40 Prozent
aller dem Freistaat Sachsen zugewiesenen
Flüchtlinge würden heute in Leipzig leben“. Jetzt
haben wir von Ihnen gehört, es seien 23,9 Prozent. Ist das richtig, Herr Professor Fabian?
Bürgermeister Prof. Dr. Fabian: Die Prozentzahl
richtet sich natürlich immer nach der jeweiligen
Grundgesamtheit. Es gibt eben verschiedene Bezugsgruppen. Man unterscheidet hier je nach
Rechtskreis, aus dem Menschen Leistungen bekommen, was zu unterschiedlichen Prozentsätzen führt, so beispielsweise anerkannte Asylbewerber mit Aufenthaltserlaubnis nach § 25 Absätze 1 bis 3 Aufenthaltsgesetz: 29,8 Prozent,
Asylantragsteller mit einer Aufenthaltsgestattung
nach § 55 Asylgesetz: 11,8 Prozent. Diese Zahlen
kann ich aber nicht addieren, weil sie unterschiedlichen Grundgesamtheiten zugerechnet sind, sondern muss den Prozentsatz neu ausrechnen. Dieser beträgt dann 23,9 Prozent.
Die Zahl 40 Prozent, so meine ich mich zu erinnern, war bezogen auf den Anteil derjenigen, die
Leistungen nach dem SGB II vom Jobcenter erhalten. Ich habe Ihre Frage jetzt so beantwortet,
wie Sie sie gestellt haben. Worauf sich die 40 Prozent beziehen, müsste ich noch mal recherchieren. Nach meiner Erinnerung wurde diese Zahl in
einem anderen Kontext genannt.
Ihre Frage 1 bezog sich auf dem Freistaat Sachsen zugewiesene Flüchtlinge und Migranten. Das
sind zwei unterschiedliche Personengruppen. Zugewiesen werden nur Flüchtlinge. Migranten als
Verlaufsprotokoll vom 22.08.2018
solche werden nicht zugewiesen, sondern können
sich frei bewegen. Insofern fällt die von mir gegebene Antwort genauer aus: Von den dem Freistaat
Sachsen zugewiesenen Flüchtlingen halten sich
in Summe 23,9 Prozent in Leipzig auf.
Stadtrat Kriegel (AfD): Seit dem 1. April dieses
Jahres gibt es ja in Sachsen eine Wohnsitzauflage. Wird diese dazu führen, dass dieser Prozentsatz in Zukunft sinken wird, weil jetzt nicht
mehr jeder die frühere Bewegungsfreiheit hat?
Bürgermeister Prof. Dr. Fabian: Im Integrationsgesetz des Bundes ist seit August 2016 eine
Wohnsitzauflage verankert. Mit diesem Integrationsgesetz wurde den jeweiligen Bundesländern
die Möglichkeit gegeben, eine landesinterne
Wohnsitzauflage zu erteilen. Davon wurde in
Sachsen lange nicht Gebrauch gemacht. In der
Tat ist zum 1. April 2018 auch in Sachsen eine
Wohnsitzauflage in Kraft getreten.
Es stellt sich natürlich die Frage, wie diese Wohnsitzauflage umgesetzt wird. Für die Erteilung der
Wohnsitzauflage sind die unteren Ausländerbehörden zuständig. Es gibt verschiedene Kriterien,
nach denen diese Wohnsitzauflage für bis zu drei
Jahre erteilt werden kann. Wie sie im Moment im
Freistaat Sachsen gehandhabt wird, kann man
noch nicht genau einschätzen, zumal ja im Moment die Anzahl der Geflüchteten deutlich gesunken ist und die Wohnsitzauflage im Freistaat
Sachsen nicht rückwirkend wirkt, sondern nur für
diejenigen, die nach dem 1. April 2018 nach Sachsen gekommen sind.
Stadtrat Kriegel (AfD): Vielen Dank für Ihre Antworten.
Oberbürgermeister Jung: Herr Keller.
Stadtrat Keller (AfD): Ich bin sehr erstaunt über
die Zahl von 23,9 Prozent, die Sie hier nennen.
Sie bezichtigen ja damit den Oberbürgermeister
der Lüge, der ja gemäß LVZ gesagt hatte: „40 Prozent aller dem Freistaat Sachsen zugewiesenen
Flüchtlinge würden in Leipzig leben.“ - Das
möchte ich jetzt mal ganz klar geklärt haben.
Bürgermeister Prof. Dr. Fabian: Zum einen
würde ich den Oberbürgermeister niemals der
Lüge bezichtigen. Das weise ich ganz deutlich
von mir. Es gibt im Übrigen auch keine Veranlassung dazu, dies zu tun.
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Zum anderen sind alle Fragen immer stichtagsbezogen zu beantworten. Gerade im Bereich der
Geflüchteten, der Asylbewerber, gibt es da, wie
wir alle wissen, erhebliche Bewegungen. Ihre
Frage zum Prozentsatz bezog sich, wie ich mich
eben bemüht habe, auszuführen, auf unterschiedliche Grundgesamtheiten. Von wem rede ich hier
jetzt: Rede ich von denjenigen, die Anspruch auf
Leistungen nach SGB II haben? Rede ich von
denjenigen, die Anspruch auf Leistungen nach
dem Asylbewerberleistungsgesetz haben? Oder
rede ich von denjenigen, die einer Stadt zugewiesen wurden, dann aber in eine andere Stadt gezogen sind?
Stadtrat Keller (AfD): Sie hatten ja eben schon
ausgeführt, dass diese Zahlen gemischt werden
müssen und dass danach 23,9 Prozent herauskommen.
Bürgermeister Prof. Dr. Fabian: Entschuldigung, ich habe - Stadtrat Keller (AfD): Zwischen 23,9 Prozent und
40 Prozent besteht schon ein sehr starker Unterschied. Ich wundere mich, dass solche Zahlen in
der Öffentlichkeit verbreitet werden. Sie sagen es
heute hier vor dem Rat so, der Oberbürgermeister
hat es aber vor der LVZ so verteidigt. Ich meine,
da fühlt sich der Bürger doch veralbert.
Bürgermeister Prof. Dr. Fabian: Nein. Es gibt
gar keinen Anlass, sich in irgendeiner Weise veralbert zu fühlen. Die Zahlen, die wir alle vonseiten
der Verwaltung nennen, sind in der Regel gut recherchiert.
Es ärgert mich, dass Sie hier jetzt darauf pochen;
denn ich habe meine Antwort wie immer relativ
langsam vorgelesen. Ich habe in meiner Antwort
auf Ihre Frage 1, auf die Sie sich jetzt beziehen,
nicht nur die Zahl 23,9 Prozent genannt, sondern
meine Antwort mit dem Satz beendet: „Personen
mit Duldung sind in dieser Berechnung nicht enthalten, da die Auswertung des Ausländerzentralregisters auch Personen mit Duldung erfasst, die
sich beispielsweise zum Studium hier aufhalten.“
Das heißt: 23,9 Prozent, das ist die Zahl, die ich
Ihnen sicher sagen kann. Es wird nicht weniger
sein, aber es kann auch mehr sein, je nachdem,
welche Datengrundlage ich für welche Personen
noch hinzuziehe.
Deswegen: Ja, 40 Prozent wurden mal genannt,
wobei das damals schon eine grobe Schätzung
war. Ich sage hier jetzt: 23,9 Prozent sind es mindestens, wahrscheinlich sind es mehr, wenn man
noch andere Personenkreise hinzuzieht.
Verlaufsprotokoll vom 22.08.2018
Stadtrat Keller (AfD): Ich denke, Sie haben den
Konflikt verstanden. Ich möchte, dass man sich in
Zukunft besser abspricht, damit es in der Öffentlichkeit deutlicher rüberkommt.
Bürgermeister Prof. Dr. Fabian: Entschuldigung, lassen Sie es mich einmal so sagen: Statistik ist nicht so einfach. Auch wir quälen uns tagtäglich damit herum, präzise Zahlen zusammenzutragen. Das hängt immer davon ab, welche Personengruppen gezählt werden, zumal sich die
Zahlen innerhalb dieser Personengruppen ständig ändern.
Wenn Sie sich beispielsweise die Vorlage ansehen, die Ihnen heute als Informationsvorlage zur
Unterbringung von Geflüchteten vorliegt, und sie
mit der vorhergehenden vergleichen, werden Sie
feststellen, dass beispielsweise der Anteil der
SGB-II-Leistungsempfänger in unseren Gemeinschaftsunterkünften von 40 Prozent auf 30 Prozent gesunken ist.
Ich habe Ihnen in der Vergangenheit diese Vorlage Monat für Monat vorgelegt; jetzt lege ich sie
nur noch quartalsweise vor, weil sich derzeit nicht
so viel ändert. Aber wenn Sie alle diese Vorlagen
aneinanderreihen, werden Sie eine sehr dynamische Entwicklung feststellen und am Ende immer
unterschiedliche Prozentzahlen finden.
Oberbürgermeister Jung: Mir ist es wichtig,
noch etwas dazu zu sagen, wie es zu diesen
40 Prozent kommt. Herr Fabian hat hier die korrekten Zahlen vorgelesen. Es gab allerdings auch
eine Untersuchung, wie sich die Asylsuchenden
über die letzten zehn Jahre in Sachsen verteilen.
Und ich stehe zu meiner Aussage - ich finde die
auch nicht schlimm; denn es ist so -: „Die Menschen gehen dahin, wo sie keine Angst haben
müssen.“
Sie werden feststellen, dass der Freistaat die
Menschen, die ihm nach dem sogenannten „Königsteiner Schlüssel“ zugewiesen wurden, Leipzig
regelgerecht zuweist, und zwar in der Tat so, wie
von Professor Fabian vorgetragen: Ende Juni
2018 betrug Leipzigs Anteil an der Gesamtbevölkerung in Sachsen 14,1 Prozent. Das heißt: Von
den dem Freistaat in 2019 Zugewiesenen werden
14,1 Prozent nach Leipzig kommen, aber es kommen eben noch mehr dazu; denn es sind über die
Jahre hinweg Bewegungen in Sachsen zu konstatieren.
In der genannten Untersuchung wurde festgestellt, dass 40 Prozent derjenigen, die um Asyl ersucht haben und dem Freistaat Sachsen zugewiesen wurden, nach zehn Jahren - in diesem Zeitraum wurde ihr Ersuchen entweder anerkannt oder sie werden weiter hier geduldet oder sie sind
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inzwischen im SGB-II-Bezug in Deutschland, in
Sachsen, in Leipzig angekommen - in Leipzig leben. Das war die Zahl. Und damit müssen wir umgehen, damit müssen wir offensiv umgehen. Jetzt
nageln Sie mich nicht fest, ob es 35 oder 42 Prozent sind! Aber das ist unverhältnismäßig viel im
Vergleich zur Bevölkerungsentwicklung. Das
kommt auch nicht zufällig. Ich glaube, das liegt
daran, dass Leipzig in besonderer Weise offen,
gastfreundlich und weltstädtisch ist.
Stadtrat Kriegel (AfD): Ich will das jetzt nicht weiter in die Länge ziehen, aber ich gebe Ihnen recht,
Herr Oberbürgermeister: Leipzig ist gastfreundlich. Gäste waren schon immer, nicht erst seit der
Wende, sondern auch schon vorher, herzlich willkommen in dieser Stadt. Wir sind weltoffen.
Weil Sie Ihre Aussage: „Die Menschen gehen dahin, wo sie keine Angst haben müssen“ hier jetzt
noch einmal wiederholt haben, will ich Ihnen sagen: In Chemnitz gibt es fast keine Drogenkriminalität. In Chemnitz gibt es erheblich weniger
Probleme mit Asylbewerbern untereinander.
Wenn Asylbewerber in solchen Unterkünften eng
zusammenleben müssen, kommt es natürlich
überproportional auch zu Problemen. Das alles
kann man doch nicht von der Hand weisen und
einfach sagen: „Die Menschen gehen dahin, wo
sie keine Angst haben müssen“. Das kann ich
überhaupt nicht nachvollziehen.
Leipzig ist eine Kriminalitätshochburg. Allein im
Hauptbahnhof gab es am letzten Wochenende
sechs Straftaten, vier davon mit Messern. Denken
Sie, das waren Omas, die nachts aufeinander losgegangen sind? Wir wissen doch, wer das war. In
der LVZ wird fast jeden zweiten Tag darüber berichtet. Ich muss ehrlich sagen: Wenn der Satz
„Die Menschen gehen dahin, wo sie keine Angst
haben müssen“ stimmen würde, würden die meisten eher nach Chemnitz oder nach Zwickau oder
nach Plauen oder auch nach Dresden gehen. Tut
mir leid, aber das kann ich nicht nachvollziehen.
Oberbürgermeister Jung: Ja, aber Sie sehen ja,
dass Sie nicht recht haben. Sonst wären diese
Menschen ja nicht hier.
Herr Volger.
Stadtrat Volger (Bündnis 90/Die Grünen): Sehr
geehrter Herr Fabian, gehe ich recht in der Annahme, dass Sie damit andeuten wollen, dass die
Menschen in Regionen gehen, wo sie vor rechtsradikalen Angriffen keine Angst haben müssen?
Verlaufsprotokoll vom 22.08.2018
Bürgermeister Prof. Dr. Fabian: Das würde ich
auch vermuten.
Oberbürgermeister Jung: Gut. - Dann rufe ich
jetzt die nächste Frage auf:
15.6 Zweiter Rettungsweg und Straßenbegleitgrün (VI-F-06174)
Einreicher: Fraktion Freibeuter
Kollege Rosenthal.
Bürgermeister Rosenthal: Kurze Erläuterung
zum Sachverhalt: Grundsätzlich sind bei Bau- und
Sanierungsarbeiten an Immobilien regelmäßig
Baugenehmigungen erforderlich. Im Rahmen der
Erteilung von Baugenehmigungen hat der Nachweis der Gewährleistung des zweiten Rettungsweges durch den Gebäudeeigentümer respektive
Bauantragsteller zu erfolgen. Hierzu hat das
Sächsische Staatsministerium des Innern in Abstimmung mit dem Sächsischen Staatsministerium für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr am
21.06.2017 die Rechtslage konkretisiert. Ich
möchte sie hier nur ansatzweise zitieren.
Bei Neubauten und genehmigungspflichtigen Umbauten besteht kein Rechtsanspruch des Antragstellers, den zweiten Rettungsweg im öffentlichen
Raum über Leitern der Feuerwehr zu führen. Bestehende Bäume sind dabei aus Umweltgründen
und zum Schutz öffentlichen Eigentums zu erhalten.
Wenn jedoch ein Gebäude mit gültiger Baugenehmigung besteht, nach der der zweite Rettungsweg
im öffentlichen Bereich akzeptiert wurde, muss
diese Möglichkeit auch dauerhaft fortbestehen;
sogenannter Bestandsschutz des Gebäudes.
Neben der wohl am einfachsten zu realisierenden
und kostengünstigsten Möglichkeit über die Rettungsgeräte der Feuerwehr vom öffentlichen Straßenraum aus bestehen hierfür noch andere Möglichkeiten wie Spindeltreppen an der rückwärtigen
Fassade oder Sicherheitstreppenhäuser. Die
Sächsische Bauordnung sieht jedoch keinen Vorrang einer bestimmten Lösungsmöglichkeit.
Grundsätzlich ist der Baurechtszustand von Gebäuden auch im Hinblick auf die Rettungswegesituation vom Amt für Bauordnung und Denkmalpflege zu beurteilen. Bei der Durchsetzung baurechtskonformer Zustände ist in Bezug zum Rettungsweg im Bereich von Straßenbegleitgrün zu
klären, ob zu dieser Option ein Rechtsanspruch
des Gebäudeeigentümers besteht.
Jetzt zur ersten Frage. Die Auswirkungen, die für
die Rettungswege entstehen würden, wenn eine
fachgerechte Pflege im Straßenraum nicht erfolgt,
sind der Stadtverwaltung bekannt.
S e i t e | 46
Zur zweiten Frage. In der Stadt Leipzig werden
keine bestehenden Gefährdungen durch unterbliebene Schnittmaßnahmen gesehen. Sofern
hier Beeinträchtigungen festzustellen sind, werden durch das ABD Maßnahmen zur Gefahrenabwehr in Abstimmung mit dem ASG sowie der
Branddirektion geprüft und bei Erfordernis eingeleitet.
Zur dritten Frage. Es können keine pauschalen
Maßnahmen benannt werden. Die Maßnahmen
können je nach Einzelfall im Verantwortungsbereich der Stadt selbst oder im Verantwortungsbereich des Gebäudeeigentümers zu regeln sein.
Oberbürgermeister Jung: Herr Hobusch.
Stadtrat Hobusch (Freibeuter): Herr Bürgermeister Rosenthal, vielen Dank für die Antwort. - Ich
lese Ihnen einmal beispielhaft aus einem Brandschutzprotokoll zu einer Begehung eines Bestandsgebäudes vor, in dem die Feuerwehr Folgendes vermerkt hat:
Aufgrund der Baumbepflanzung rechtsseitig, also straßenseitig, kann der
zweite Rettungsweg am Dachgeschoss
bzw. zweiten und dritten Obergeschoss
nicht mit Hubrettungsfahrzeug angeleitert werden. Keine Sicherstellung.
Stadt Leipzig, Branddirektion
Meine Nachfrage beim Prüfingenieur daraufhin
hat ergeben, dass er das nicht zum ersten Mal erlebt hat. Sie aber sagen, Ihnen seien solche Probleme nicht bekannt. Sehen Sie hier einen Widerspruch zwischen Ihren Ausführungen und dem
hier konkret zitierten Protokoll?
Bürgermeister Rosenthal: Nein, da sehe ich keinen Widerspruch. Wichtig ist, dass die Branddirektion gelegentlich beauftragt wird, zu prüfen, ob
bestimmte Fenster als zweiter Rettungsweg nutzbar sind. Wenn dabei festgestellt wird, dass der
zweite Rettungsweg nicht gewährleistet werden
kann, sind Maßnahmen einzuleiten. Das wird
dann mit dem Amt für Bauordnung und Denkmalpflege und dem ASW sofort gelöst.
Oberbürgermeister Jung: Danke schön.
15.7 Errichtung einer bewirtschafteten Fahrradabstellanlage im Bereich der ehemaligen Gleise 1-5 des Hauptbahnhofs (VI-F06011)
Einreicher: Fraktion DIE LINKE
Frau Dubrau, bitte.
Verlaufsprotokoll vom 22.08.2018
Bürgermeisterin Dubrau: Zur Frage 1. Nach den
in den letzten Wochen weitergeführten intensiven
Prüfungen haben die DB Station & Service AG
und die Stadt bereits Anfang August in einer gemeinsamen Presseinformation über den aktuellen
Stand der Verständigung informiert. Danach sollen in einem ersten Schritt eine dezentrale, nicht
bewirtschaftete Lösung an mehreren Standorten
im Bereich des Hauptbahnhofs realisiert werden.
Konkret sollen Standorte an der West- und Ostseite sowie im reduzierten Umfang westlich des
ehemaligen Gleises 1 innerhalb der Bahnhofshalle umgesetzt werden. Die Abstellflächen sollen
über eine Kapazität von rund 1.500 Fahrrädern
verfügen. Die Nutzung soll gebührenfrei bleiben.
Verwaltung und Deutsche Bahn sind derzeit an
der Konkretisierung der Planungen, damit die Flächen ab Jahresende 2018 zur Nutzung zur Verfügung gestellt werden können.
Die mittelfristige Planung sieht weiterhin eine
zentrale, bewirtschaftete Fahrradabstellanlage im
Bereich der ehemaligen Gleise 1 bis 5 des Hauptbahnhofs mit zusätzlichen Serviceangeboten für
Fahrräder vor, wobei hier noch Fragen zum Betrieb dieser Station zu klären sind und die Art der
Serviceangebote rund um das Fahrrad zu präzisieren ist.
Zur Frage 2. Bei der im ersten Schritt geplanten
Lösung an Einzelstandorten soll es sich um kostenfreie Angebote handeln. Bei der mittelfristig geplanten Fahrradabstellanlage wird es sich um
eine bewirtschaftete Lösung handeln, die zusätzlich zur gebotenen Sicherheit - Abschließbarkeit - auch Serviceangebote bereithält. Stellplätze
in einer bewirtschafteten und gleichzeitig gesicherten Abstellanlage werden aus sicher nachvollziehbaren Gründen für den Nutzer kaum kostenfrei sein können. Insofern werden sie kostenpflichtig zur Verfügung gestellt. Kostenfreie Abstellmöglichkeiten für Fahrräder werden aber
selbstverständlich weiterhin unmittelbar am
Hauptbahnhof zu finden sein.
Oberbürgermeister Jung: Frau Riekewald.
Stadträtin Riekewald (DIE LINKE): Wir hatten
unsere Anfrage ja schon Ende Mai eingereicht; sie
ist inzwischen schon ein bisschen veraltet. - Mich
würde interessieren, wie viele der in diesem ersten Schritt eingerichteten Fahrradabstellflächen
überdacht sein werden?
Bürgermeisterin Dubrau: Diese Zahl muss ich
Ihnen nachliefern. - Herr Jana, wissen Sie zufällig,
wie viele der Fahrradstellplätze auf Gleis 1 überdacht sein werden? - Ich höre: alle.
S e i t e | 47
Stadträtin Riekewald (DIE LINKE): Alle. Aber ich
wollte wissen, wie viele das sind.
Bürgermeisterin Dubrau: Insgesamt sind es
1.500, auf Gleis 1 werden alle überdacht sein.
Stadträtin Riekewald (DIED LINKE): Wenn ich
Sie richtig verstanden habe, Frau Dubrau, werden
sowohl Fahrradabstellplätze außerhalb entstehen
als auch Plätze auf Gleis 1. Wie viele Fahrradabstellplätze entstehen denn auf Gleis 1?
Bürgermeisterin Dubrau: Etwa 1.000. Sollte
dies von der tatsächlichen Anzahl abweichen,
melden wir Ihnen diese Zahl nach.
Oberbürgermeister Jung: Danke.
15.8 Umsetzung der Wohnsitzauflage
Leipzig (VI-F-06052)
in
Einreicher: Fraktion DIE LINKE
Kollege Rosenthal.
Bürgermeister Rosenthal: Jetzt können noch
einmal alle die Ohren spitzen; denn es geht um
die Wohnsitzauflage. - Zur ersten Frage. Zum
Stichtag 31.07.2018 wurden seit Inkrafttreten des
Erlasses bisher die landesinterne Wohnsitzauflage in 3 Fällen aufgrund § 12a Absatz 2 Aufenthaltsgesetz und in 18 Fällen auf Grundlage von
§ 12a Absatz 3 Aufenthaltsgesetz verfügt.
Zur zweiten Frage. Insgesamt wurden zum Stichtag 31.07.2018 64 Anhörungen bezüglich der
Verfügung einer Wohnsitzauflage für die Stadt
Leipzig durchgeführt.
Zur dritten Frage. In wie vielen Fällen von der Verfügung einer Wohnsitzzuweisung im Rahmen von
§ 12a Absatz 1 Satz 2 Aufenthaltsgesetz Abstand
genommen wurde, kann statistisch nicht ausgewertet werden. Eine nachträgliche Aufhebung der
Wohnsitzauflage gemäß der Kriterien des § 12a
Absatz 5 Aufenthaltsgesetz erfolgte im Zeitraum
seit Einführung der landesinternen Wohnsitzauflage bis zum 31.07.2018 in insgesamt 39 Fällen.
Hierbei muss unterschieden werden, dass die
Ausländerbehörde Leipzig als Zuzugsbehörde in
23 Fällen der Aufhebung der Wohnsitzauflage zustimmte und als Wegzugsbehörde nach entsprechender Zustimmung in 16 Fällen die Aufhebung
verfügte. Es sei zusätzlich angemerkt, dass es
sich bei diesen Fällen ausschließlich um Aufhebungen der allgemeinen Wohnsitzauflage Freistaat Sachsen handelte. Die Aufhebung einer zuvor verfügten landesinternen Wohnsitzauflage erfolgte bisher nicht.
Verlaufsprotokoll vom 22.08.2018
Zur vierten Frage. Eine Einschätzung der sich
durch die Einführung der landesinternen Wohnsitzauflage ergebenden Effekte kann derzeit nicht
erfolgen, da der zu betrachtende Zeitraum noch
als zu gering für das Hervorbringen erster Auswirkungen erscheint. Darüber hinaus kann nicht bewertet werden, in welchem Ausmaß die Zu- und
Wegzüge in den Geltungsbereich der Ausländerbehörde Leipzig ohne landesinterne Wohnsitzauflage erfolgt wären. Aufgrund des im Erlass geforderten Verwaltungsverfahrens mit Anhörung und
Verfügung einer solchen Auflage hat sich der zu
leistende Verwaltungsaufwand jedoch maßgeblich erhöht.
Oberbürgermeister Jung: Frau Nagel.
Stadträtin Nagel (DIE LINKE): Diese Anfrage
tangiert tatsächlich das Thema einer anderen Anfrage heute. - Wie ich jetzt vernommen habe, sind
die Zahlen doch sehr gering, während der Verwaltungsaufwand zugenommen hat. Folgt daraus die
Schlussfolgerung, dass die Wohnsitzauflage unnötig viel Verwaltungsaufwand produziert, aber eigentlich kaum Effekte hat? Kann man das so einfach sagen?
Bürgermeister Rosenthal: Ich mache keinen
Hehl daraus, dass wir als Stadt Leipzig in der internen Diskussion zur Notwendigkeit der Wohnsitzauflage in Sachsen und dem damit verbundenen Verwaltungsaufwand Kritik geäußert haben.
Stadträtin Nagel (DIE LINKE): Okay.
Oberbürgermeister Jung: Wir kommen zur
nächsten Frage:
15.9 Barrierefreie Haltestellen bis 2022 (VI-F06042)
Einreicher: Fraktion Freibeuter
Kollegin Dubrau antwortet.
Bürgermeisterin Dubrau: Zu den Fragen 1
und 2: Rund zwei Drittel der Straßenbahnhaltestellen in Leipzig sind bereits barrierefrei angelegt, ein sehr gutes Ergebnis in vergleichsweise
kurzer Zeit. Rund 80 Prozent des Fahrgastverkehrs werden über diese Haltestellen abgewickelt.
Wir werden dem Protokoll eine Anlage beifügen,
die zwei lange Listen enthalten: zum einen alle
barrierefreien Straßenbahnhaltestellen im gesamten Netz der LVB, also inklusive derjenigen, die
S e i t e | 48
sich außerhalb des Territoriums der Stadt Leipzig
befinden, und zum anderen alle geplanten Baumaßnahmen für Straßenbahnhaltestellen, die bis
2024 barrierefrei gebaut oder umgebaut werden.
Die Haltestellen, welche voraussichtlich bis 2022
fertiggestellt werden, sind dort mit Fettdruck hervorgehoben.
Zur Frage 3. Der Ausbau der bis 2022 noch nicht
barrierefreien Haltestellen wird nach Maßgabe
der personellen und finanziellen Ressourcen weiter fortgesetzt. Der sich in der Fortschreibung befindliche Nahverkehrsplan wird dazu Ausnahmeregelungen definieren, da es weder finanziell
noch hinsichtlich der Vielzahl der dafür notwendigen Baustellen und Sperrungen machbar sein
wird, bis 2022 alle Haltestellen im Stadtgebiet barrierefrei auszubauen.
Zur Frage 4. Im Rahmen der Bewertung der Mobilitätsszenarien wurde der Aufwand zur Herstellung der vollständigen Barrierefreiheit im Haltestellennetz von Straßenbahn und Bus über pauschale Ansätze berechnet und auf 135 Millionen
Euro geschätzt. Davon entfallen 120 Millionen
Euro auf Straßenbahnhaltestellen und 15 Millionen Euro auf Bushaltestellen.
Zur Frage 5. Der barrierefreie Ausbau einer Haltestelle, unabhängig ob Neu- oder Umbau, ist in
der Regel auch mit der Erneuerung der Gleisanlagen verbunden, um sowohl die Nutzbarkeit der
Haltestelle durch die Straßenbahn als auch die
der Straße für den MIV gewährleisten zu können.
Hieraus resultieren in aller Regel ein umfangreicher Planungsaufwand mit einem großen Zeitbedarf wie auch weitere Folgemaßnahmen wie Straßenbau oder Leitungsumverlegung, sodass ein
hoher Finanzaufwand mit derartigen Vorhaben
verbunden ist. - Sie werden sich vielleicht erinnern, dass wir den Umbau der Haltestelle „Diakonissenkrankenhaus“ gemeinsam mit Investoren finanziert haben. Dieser Umbau hat über 1 Million
Euro gekostet.
Durch den Freistaat Sachsen werden Verbesserungen der Straßeninfrastruktur - hierzu zählt natürlich auch eine barrierefreie Haltestelle - mit Fördermitteln unterstützt. Gleichzeitig ist eine derartige Förderung jedoch mit einer Bindungsfrist von
25 Jahren verbunden, in der ein erneuter Umbau
in der Regel die Rückzahlung der Fördermittel zur
Folge hat. Aus dieser Randbedingung folgt, dass
aus wirtschaftlichen Gesichtspunkten die Erneuerung von Gleisanlagen vonseiten der LVB erst bei
einem entsprechenden Verschleiß vorzusehen
ist, dass aufgrund der Bindungsfristen, die sich
aus der Förderung ergeben, eine Betrachtung des
Gesamtstraßenraums sowohl im Haltestellenbereich selbst als auch der angrenzenden Streckenabschnitte erforderlich ist, dass oftmals ein Mitbau
der Stadt erforderlich ist und dass ein entsprechender zeitlicher Vorlauf - dieser beträgt in der
Verlaufsprotokoll vom 22.08.2018
Regel vier Jahre - für die Planung notwendig ist,
um umfängliche und tatsächlich zukunftssichere
Lösungen zu schaffen.
Im Falle der in der jüngsten Vergangenheit neu,
jedoch nicht barrierefrei errichteten Haltestellen
Springerstraße und Am Viadukt erfolgte die Einrichtung aufgrund eines hohen Nachfragepotenzials. In der Springerstraße gibt es große Haltestellenabstände trotz dichter Wohnbebauung und einer neu eingerichteten Kita. Am Viadukt ist die unmittelbare Erreichbarkeit des Einkaufsmarkts
Kaufland zu gewährleisten. Der Gleiszustand war
zu damaliger Zeit so weit in Ordnung, dass weder
in der Gohliser noch in der Georg-SchumannStraße eine Erneuerung der Gleise notwendig
war. Zudem fehlten sowohl Planungsvorlauf, um
eine ausgereifte Lösung zu erarbeiten, als auch
finanzielle Mittel, um den Bau auf die angrenzenden Streckenabschnitte auszuweiten. Um das Angebot zu verbessern, erfolgte die Einrichtung von
zwei nicht barrierefreien Haltestellen.
Es gibt eben immer nur zwei Möglichkeiten: Entweder errichtet man die Haltestelle quasi als Provisorium sofort, oder man wartet so lange, bis die
Straßenbahnschienen derart verschlissen sind,
dass sie unbedingt erneuert werden müssen. In
diesem Fall gab es die eindeutige Entscheidung:
Wir richten an diesen beiden Stellen eine nicht behindertengerechte Haltestelle ein.
Zur Frage 6. Neben den bestehenden Finanzierungsbausteinen unterstützt die Stadt Leipzig die
LVB, indem sie Vorhaben der LVB zum barrierefreien Ausbau von Haltestellen planerisch begleitet und ihre Mitbauanteile straßenmäßig zur Verfügung stellt.
Zur Frage 7. Im S-Bahn- und im Regionalverkehr
werden insgesamt 36 Zugangsstellen im Leipziger Stadtgebiet bedient. Davon sind 28 barrierefrei. Zwei weitere Zugangsstellen, in Thekla und
Anger-Crottendorf, die sich derzeit noch im Bau
befinden, werden bis 2021 fertiggestellt. Außerdem werden die neuen Haltestellen „Essener
Straße“ - Inbetriebnahme in 2018 - und „Mockauer
Straße“ - Inbetriebnahme in 2019 - barrierefrei
sein.
Zur Frage 8. Die Neufassung des Personenbeförderungsgesetzes vom 01.01.2013 formuliert den
Auftrag an den Nahverkehrsplan, „für die Nutzung
des öffentlichen Personennahverkehrs bis zum
1. Januar 2022 eine vollständige Barrierefreiheit
zu erreichen“. Diese Frist gilt nicht, „sofern in dem
Nahverkehrsplan konkret Ausnahmen benannt
und begründet werden.“ Im Zuge der Fortschreibung des Nahverkehrsplans wird daher eine entsprechende Ausnahmeregelung benannt.
Oberbürgermeister Jung: Frau Gabelmann.
S e i t e | 49
Stadträtin Gabelmann (Freibeuter): Danke für
die umfangreiche Antwort. - Ich entnehme Ihren
Worten, dass wir, wenn der Schienenverschleiß
noch nicht so weit fortgeschritten ist, auch künftig
nicht barrierefreie Haltestellen anlegen werden.
Bürgermeisterin Dubrau: Ja, das könnte passieren, wird aber der absolute Ausnahmefall sein.
Stadträtin Gabelmann (Freibeuter): Ich wollte
nur wissen, ob dem so ist oder ob wir den Cut machen und sagen: Ab jetzt auf gar keinen Fall
mehr. - Die zweite Frage ist: Wann rechnen Sie
mit einer vollständigen Umsetzung der Barrierefreiheit?
Bürgermeisterin Dubrau: Das hängt natürlich
weitestgehend von den Finanzierungsmöglichkeiten ab. Es lässt sich nur schwer so weit in die Zukunft schauen.
Stadträtin Gabelmann (Freibeuter): Eigentlich
müsste es ja dann so weit sein, wenn die letzte
Schiene so verschlissen ist, dass neu gebaut werden muss.
Bürgermeisterin Dubrau: Das dauert aber noch
ein paar Jährchen.
Oberbürgermeister Jung: Herr Müller.
Stadtrat Müller (SPD): Sehr geehrte Frau
Dubrau, geben Sie mir recht, dass gemäß UNBehindertenrechtskonvention jede neu zu bauende Haltestelle barrierefrei sein muss. Daran hat
sich die LVB in Bezug auf diese beiden Haltestellen nicht gehalten. Mir ist schon klar: Dafür ist kein
Geld da. Aber es gibt eben auch Vorschriften, die
besagen, dass das so zu machen ist.
Sie hatten erwähnt, dass eine Haltestelle in der
Springerstraße eingerichtet wird. Das finde ich
sehr gut. Ich nutze die Linie 12 sehr häufig. Nur,
was mich seit 30 Jahren stört: Es gibt eine Haltestelle in der Lessingstraße, die noch aus der Zeit
der Linie 24 stammt, die es aber schon lange nicht
mehr gibt. Wann wird diese Haltestelle ad acta gelegt?
In diesem Zusammenhang auch die Frage: Wann
kommt man im Rathaus mal auf die Idee, die an
den Ausgängen hängenden 30 Jahre alten LVBPläne zu erneuern? Darin ist immer noch die Linie 24 verzeichnet, obwohl dort längst die Linien
9 und 89 verkehren. Klar, das ist eine Frage an die
Verlaufsprotokoll vom 22.08.2018
LVB und nicht an Sie; aber ich wollte sie hier mal
loswerden.
Bürgermeisterin Dubrau: Letzteres werden wir
an die LVB weitergeben. Danke für den Hinweis!
Ich hatte bei der Beantwortung schon gesagt,
dass wir uns immer die Frage stellen: Machen wir
da gar nichts, oder machen wir etwas, was nicht
vollbefriedigend ist? Und wir haben uns gemeinsam mit der LVB entschieden, dort wenigstens etwas zu machen.
Zu den Vorschriften. Ja, die gibt es. Allerdings gibt
es bei diesen Vorschriften - das betrifft ja auch unsere Gesetze - immer auch die Möglichkeit, eine
Ausnahme mit entsprechender Begründung geltend zu machen. Es wird sicher weltweit entsprechende Ausnahmen geben, selbst wenn die UN
das so vorgibt, weil vom Gesetzgeber eben auch
eingesehen wird, dass Leistungskraft nicht unendlich ist.
Oberbürgermeister Jung: Herr Rauer hat noch
eine Nachfrage.
Stadtrat Rauer (SPD): Frau Dubrau, in den letzten Wochen wurde der Dittrichring ganz konzertiert ausgebaut: vom VTA, der LVB, den Wasserwerken und den Stadtwerken. Aber eine Höherlegung der Haltestelle an der Thomaskirche, die bei
dieser Gelegenheit hätte mitgemacht werden können, wurde selbst nach mehrmaliger Nachfrage
abgelehnt mit der Begründung, das ginge jetzt
nicht, weil dies kein grundhafter Ausbau sei.
Wahrscheinlich muss in zwei Jahren die Straße
erneut aufgerissen werden, um diese Haltestelle
dementsprechend auszubauen. Hätte das nicht
anders geregelt werden können?
Bürgermeisterin Dubrau: Meines Wissens war
es nicht möglich, das anders zu regeln. Das war
einer dieser schwierigen Fälle. Aber ich kann
gerne noch einmal eine Information dazu geben.
Oberbürgermeister Jung: Herzlichen Dank,
Frau Dubrau.
Meine Damen und Herren, ich schließe die Fragestunde. Die Antworten auf die jetzt noch nicht aufgerufenen Anfragen werden Ihnen schriftlich zugeleitet.
Ich rufe Tagesordnungspunkt 17 auf:
17
Spenden, Schenkungen und ähnliche
Zuwendungen
S e i t e | 50
17.1 Entscheidung über die Annahme von
Spenden, Schenkungen der Stadt
Leipzig und ähnliche Zuwendungen gem.
§ 73 (5) SächsGemO bis zu einem Wert
von 1.000 € bis Mai 2018 (VI-DS-06006)
Einreicher: Dezernat Finanzen
Wird das Wort zur Vorlage gewünscht? - Gibt es
Gegenstimmen? - Enthaltungen?
Abstimmung: Es ist einstimmig so beschlossen.
17.2 Entscheidung über die Annahme von
Spenden, Schenkungen der Stadt
Leipzig und ähnliche Zuwendungen gem.
§ 73 (5) SächsGemO bis zu einem Wert
von 1.000 € bis 04.07.2018 (VI-DS-06086)
Einreicher: Dezernat Finanzen
Wird das Wort gewünscht? - Gibt es Gegenstimmen? - Enthaltungen?
Abstimmung: Es ist einstimmig so beschlossen.
18
Vorlagen I
18.1 Wiederbestellung der Geschäftsführung
der LGH Service GmbH (VI-DS-06038)
Einreicher: Oberbürgermeister
Wir schlagen Ihnen vor, Herrn Thalmann als Geschäftsführer der LGH für weitere fünf Jahre zu
bestellen.
Seien Sie gegrüßt, Herr Thalmann! Herzlich willkommen!
Können wir offen abstimmen? - Ich sehe keinen
Widerspruch. Dann darf ich um Ihr Handzeichen
bitten. Wer stimmt der Wiederbestellung von
Herrn Kai Thalmann zu? - Gegenstimmen? - Enthaltungen?
Abstimmung: Das ist einstimmig.
Herr Thalmann, herzlichen Glückwunsch! Auf weitere gute Zusammenarbeit!
18.2 Städtische Kofinanzierung des Projektes
SCHAUPLATZ
2018
bis
2019
EILBEDÜRFTIG (VI-DS-06085)
Einreicher: Dezernat Wirtschaft und Arbeit
Klare Vorvoten. - Wird das Wort gewünscht? - Das
ist nicht der Fall. Gibt es Gegenstimmen? - Enthaltungen?
Abstimmung: Es ist einstimmig so beschlossen.
18.3
Bebauungsplan Nr. 232 „Erholungsgebiet Kulkwitzer See“; Stadtbezirk West,
Ortsteil Lausen-Grünau, Miltitz; Satzungsbeschluss - EILBEDÜRFTIG (VIDS-04454-DS-06)
Einreicher: Dezernat Stadtentwicklung und
Bau
Verlaufsprotokoll vom 22.08.2018
18.3.1 dazu ÄA (VI-DS-04454-DS-06-ÄA-01)
Einreicher: Fraktion DIE LINKE
Klare Vorvoten. - Frau Dubrau wird die Vorlage
einbringen.
Bürgermeisterin Dubrau: Die Umsetzung des
Ratsbeschlusses aus der Juni-Sitzung, den
B-Plan Nr. 232 „Erholungsgebiet Kulkwitzer See“
inhaltlich abzuändern, hätte - das hatte ich damals
schon angemerkt - eine erneute Öffentlichkeitsund Behördenbeteiligung zur Folge, die den gesamten Plan umfassen würde, obwohl 95 Prozent
des Planungsinhalts von den beabsichtigten Änderungen gar nicht betroffen ist, sodass die damit
verbundene zeitliche Verzögerung in keinem Verhältnis stehen würde zur Fülle der Maßnahmen,
die in diesem Erholungsgebiet notwendig sind.
Mit der jetzt vorgeschlagenen Änderung des Beschlusses der Ratsversammlung vom Juni 2018
wird sichergestellt, dass einerseits das langjährige Verfahren für die Entwicklung des Erholungsgebiets Kulkwitzer See zum Abschluss gebracht
werden kann und notwendige und von der Bürgerschaft vor Ort gewünschte Investitionen auf dieser
Grundlage bereits vorbereitet und auch durchgeführt werden können.
Andererseits können durch den Auftrag an die
Verwaltung zur Einbringung des B-Plans die von
den Fraktionen eingebrachten Änderungen, die
5 Prozent des B-Plans betreffen, unverändert
übernommen und das Verfahren zügig begonnen
werden.
Die Stadtverwaltung greift den Vorschlag aus dem
Änderungsantrag der LINKEN auf; das heißt: sie
übernimmt diesen Antrag. Ein separater Beschluss zur Einleitung eines B-Plan-Änderungsverfahrens ist dann nicht mehr erforderlich. Die
Stadtverwaltung wird bis spätestens 31.10.2018
die Einleitung der Verfahrensschritte zur frühzeitigen Öffentlichkeitsbeteiligung durchführen.
Oberbürgermeister Jung: Also: Der Änderungsantrag der Fraktion DIE LINKE wird von uns übernommen. - Wird das Wort gewünscht? - Herr
Schlegel.
Stadtrat Schlegel (DIE LINKE): Herr Oberbürgermeister! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Wir sind positiv überrascht, dass die Verwaltung so schnell gehandelt hat und das Verfahren
heute auf den Weg bringt. Noch mehr überrascht
sind wir, dass sie unseren Änderungsantrag übernommen hat. Wir hatten ihr ja mit unserem Antrag
noch ein bisschen Zeit und Luft gelassen, das anzugehen.
S e i t e | 51
Für uns ist wichtig, dass in der Öffentlichkeitsbeteiligung ganz klar gesagt wird: Es ist auch der
Wille der Verwaltung, diesen Beschluss des
Stadtrats umzusetzen. - Das passiert ja nicht immer. Das hat uns auch der Stadtbezirksbeirat signalisiert.
Oberbürgermeister Jung: Herr Bär.
Stadtrat Bär (SPD): Tja, Frau Dubrau, das ist sie
wieder: die Vorlage zum Bebauungsplan „Erholungsgebiet Kulkwitzer See“. Ich dachte eigentlich, dass wir das Thema, das uns seit zehn Jahren oder noch länger beschäftigt, im Juni endlich
zu einem guten Ende führen können.
Ich muss noch einmal etwas Grundsätzliches
dazu sagen; denn es ist schon ziemlich peinlich,
was sich Ihr Dezernat wieder und wieder leistet.
Entschuldigung, der Antrag der LINKEN, der dazu
geführt hat, dass das jetzt noch einmal geändert
werden musste, ist schon seit Oktober 2017 veröffentlicht. Seitdem hat Ihr Dezernat nicht einmal
gesagt: Lieber Stadtrat, wenn Sie das so beschließen, wird es Probleme geben. Das können Sie so
nicht beschließen.
Als wir in unserer Fraktion vorberaten haben, wie
wir zu diesem Antrag stehen, haben wir gesagt:
Ja, politisch und inhaltlich können wir den mittragen, aber die Frage ist: Kann man das auch rein
rechtlich so machen? Deshalb haben wir in Ihrem
Dezernat nachgefragt. Wir haben keine Antwort
bekommen. Genau deshalb hat der Stadtrat im
Juni so beschlossen. Jetzt auf einmal fällt Ihrem
Dezernat auf, so geht es nicht. Deshalb müssen
wir uns heute noch einmal damit beschäftigen.
Das ist wie in einer Endlosschleife.
Soll ich Sie mal an den Nahverkehrsplan erinnern
und daran, wie lange wir darauf schon warten? Er
sollte schon 2016 vorliegen. Ende 2016 wurde
uns, glaube ich, von Ihnen, Herr Oberbürgermeister, gesagt: Wir versprechen Ihnen, dass der
Stadtrat darüber im vierten Quartal 2017 entscheiden wird. Anfang 2018 hieß es dann: bis zur Sommerpause 2018. Die ist jetzt auch vorbei. Übernächste Woche beginnt schon der September. Ich
frage mich allmählich, ob Sie den Nahverkehrsplan überhaupt noch vorlegen werden.
Ich weiß nicht, Frau Dubrau, ob Sie dem Oberbürgermeister schon gebeichtet haben, was mit dem
Bildungs- und Bürgerzentrum in Grünau los ist.
Wir haben hierzu einen Grundsatzbeschluss gefasst. Ich frage mich, ob der überhaupt umgesetzt
werden kann. Klären Sie das erst mal in der Verwaltung! Ich bin sehr gespannt, zu erfahren, welche Schildbürgerstreiche in Ihrem Dezernat ausgeheckt wurden.
Verlaufsprotokoll vom 22.08.2018
Und noch etwas: Sie sind dabei, Ihr Personal zu
verschleißen. Sie wissen, welche Amtsleiter Ihnen
jetzt schon fehlen.
Oberbürgermeister Jung: Zur Sache, Herr Bär!
Jetzt steht die Vorlage “Erholungsgebiet Kulkwitzer See“ auf der Tagesordnung.
Stadtrat Bär (SPD): Das gehört insofern zur Sache, weil es sehr deutlich zeigt: Frau Dubrau, der
Hut, den Sie hier in der Stadtverwaltung aufhaben, ist Ihnen mindestens zehn Nummern zu
groß. Ich denke, das muss einfach auch mal hier
deutlich gesagt worden.
Oberbürgermeister Jung: Frau Dubrau.
Bürgermeisterin Dubrau: Ich äußere mich jetzt
ausschließlich zu der Vorlage, die hier in Rede
steht. Ich glaube, über die anderen Themen sollte
man noch einmal extra reden.
Vielleicht haben Sie ja an einigen Stellen nicht zugehört. Dass es da eine schwierige Verquickung
gibt und es so nicht funktionieren wird, ist mehrfach im Ausschuss angesprochen worden und
habe auch ich hier in der Stadtratssitzung sehr
ausführlich dargestellt. Trotzdem hat es der Stadtrat dann mit Mehrheit beschlossen.
Um diesen Beschluss zu heilen, haben wir heute
diese Vorlage eingebracht. Sie eröffnet die Möglichkeit, genau das, was von der Fraktion DIE
LINKE eingebracht und vom Stadtrat so beschlossen wurde, in die Beteiligung zu bringen. Das ist
weder falsch noch schlecht noch ein Zeichen von
Unfähigkeit noch ein zu großer Hut auf meinem
Dez, sondern so ist das normale Verwaltungsverfahren, und das ist korrekt. Daran halten wir uns
auch. - Danke.
Oberbürgermeister Jung: Wir kommen zur Abstimmung. - Frau Krefft, ich weiß schon, wann ich
etwas sage und wann nicht. - Bitte nutzen Sie dafür Ihr Abstimmgerät! Ich bitte um Ihr Votum. - Ich
schließe die Abstimmung.
Abstimmung: 51 - 3 - 0. So beschlossen.
18.4
Satzung zur Festlegung der Schulbezirksgrenzen der Grundschulen der
Stadt Leipzig (VI-DS-05605-NF-02)
Einreicher: Dezernat Jugend, Soziales, Gesundheit und Schule, Beigeordneter Prof.
Dr. Fabian)
18.4.1 dazu ÄA (VI-DS-05605-NF-02-ÄA-01)
Einreicher: Fraktion Bündnis 90/Die Grünen
S e i t e | 52
18.4.2 dazu ÄA (VI-DS-05605-ÄA-03)
Einreicher: CDU-Fraktion
Es gibt einen Antrag zur Geschäftsordnung. - Frau
Köhler-Siegel.
Stadträtin Köhler-Siegel (SPD): Ich beantrage,
diese Vorlage zu vertagen. Der Änderungsantrag
der CDU, der erst heute eingegangen ist, sieht intensiven Bedarf für eine Prüfung vor. Wir finden,
das ist eine interessante Alternative, auch weil wir
hier schon über Kriterien und Ähnliches diskutiert
haben. Dies bedarf einer rechtlichen Prüfung.
Deshalb beantragen wir, diesen Tagesordnungspunkt noch mal zu vertagen.
Oberbürgermeister Jung: Es gibt die Möglichkeit der Gegenrede. - Frau Krefft.
Stadträtin Krefft (Bündnis 90/Die Grünen): Ich
kann zwar inhaltlich mitgehen, würde aber vorschlagen, Punkt 4 der Beschlussvorlage, nämlich
die Beteiligung des Stadtelternrats, dennoch zu
beschließen und die Satzung zunächst in das Beteiligungsverfahren zu geben. Es gibt bereits eine
Synopse zur Stellungnahme. Auf deren Grundlage könnte man versuchen, Einvernehmen herzustellen. Das wäre tatsächlich Beteiligung und
eben nicht nur Information, Kenntnisnahme und
Abwägung. Das wäre tatsächlich ein Einbeziehen, um gemeinsam mit dem Stadtelternrat eine
Lösung herbeizuführen. Die CDU hat ja dazu einen Vorschlag gemacht, den man an dieser Stelle
auch diskutieren könnte. Ich möchte Sie daher
herzlich bitten, den Beschlusspunkt 4, Beteiligung
des Stadtelternrats, heute dennoch zu votieren
und die Satzung ins Beteiligungsverfahren zu geben.
Oberbürgermeister Jung: Das sind zwei verschiedene Anträge zur Geschäftsordnung, über
die abzustimmen ist. - Ich höre gerade, Frau Hollick will noch eine Pro-Rede zum Antrag von Frau
Köhler-Siegel halten. Bitte schön.
Stadträtin Hollick (DIE LINKE): Sehr geehrter
Herr Oberbürgermeister! Auch wir stimmen der
Vertagung zu. Allerdings finde ich die Begründung
von Frau Köhler-Siegel einfach lachhaft. Der Antrag der CDU beschreibt den Ist-Zustand. Den
hätten wir auch erreicht, wenn wir die Vorlage abgelehnt hätten. Bei aller Liebe und Güte, über die
Begründung, dass es interessant sein soll, das zu
prüfen, kann ich nur lächeln. Das ist der Ist-Zustand, den wir haben. Das wollten wir auch. Deshalb stimmen wir der Vertagung zu. Ich kann mir
aber die Anmerkung nicht verkneifen: Wir würden
Verlaufsprotokoll vom 22.08.2018
hier heute nicht so stehen, wenn wir in den Ausschüssen ehrlich zueinander gewesen wären.
Oberbürgermeister Jung: Es stehen zwei Anträge zur Geschäftsordnung zur Abstimmung. Zuerst bitte ich Sie um Ihr Votum zu dem von Frau
Köhler-Siegel gestellten Antrag auf Absetzung der
Gesamtvorlage. - Ich schließe die Abstimmung.
Abstimmung: 32 - 21 - 1. Damit ist die Vorlage
insgesamt abgesetzt.
Damit erübrigt sich die Abstimmung über den
zweiten Geschäftsordnungsantrag. Ich gebe aber
zu Protokoll, dass wir dem Stadtelternrat die Synopse zur Stellungnahme übergeben werden.
18.5 Betriebs-/Mietkosten Neubau Kindertagesstätte Marschnerstraße 29 D, 04109
Leipzig (VI-DS-05903)
Einreicher: Dezernat Jugend, Soziales, Gesundheit und Schule
Klare Vorvoten. - Wird das Wort gewünscht? - Gibt
es Gegenstimmen? - Enthaltungen?
Abstimmung: Es ist einstimmig so beschlossen.
18.6 Feststellung des Jahresabschlusses für
das Wirtschaftsjahr 01.01.2014 bis
31.12.2014 für den städtischen Eigenbetrieb Schauspiel Leipzig (VI-DS-03303)
Einreicher: Dezernat Finanzen
Meines Wissens wollte Herr Bonew zu diesem
Jahresabschluss und zu dem, der nachfolgend
auf der Tagesordnung steht, einleitend etwas sagen. - Bitte.
Bürgermeister Bonew: Meine Damen und Herren! Die Transparenz gebietet es, darauf hinzuweisen, dass es im Nachgang zur Behandlung
dieser Vorlagen, insbesondere zu der den Jahresabschluss 2014 des Schauspielhauses betreffend, zu einem weiteren Dissens zwischen der
Verwaltung und dem Rechnungsprüfungsamt gekommen ist. Ich möchte Ihnen diese Information
nicht vorenthalten.
Sie haben heute eine Vorlage zum Jahresabschluss für das Jahr 2014 für das Schauspielhaus
vorliegen. Dort kam es aufgrund der Umbuchungen - Sie erinnern sich: wo bilanzieren wir unsere
Gebäude der Kultur - zu einer Nachtragswirtschaftsprüfung. Diese Nachtragswirtschaftsprüfung hat aus Sicht des Wirtschaftsprüfers alle
Punkte umfasst, die mit der Änderung des Jahresabschlusses geändert wurden.
Im Nachgang, während der Behandlung in den
Ausschüssen, erreichte uns ein Schreiben des
S e i t e | 53
Rechnungsprüfungsamtes, in dem es uns mitteilte, dass es der Meinung ist, es hätte eine nochmalige Prüfung nach § 53 Haushaltsgrundsätzegesetz stattfinden müssen.
Unabhängig davon, was wir als Verwaltung darüber denken, haben wir von der prüfenden Wirtschaftsprüfungsgesellschaft ein Statement abgefordert. Die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft hat
uns bestätigt, dass es aus ihrer Sicht nicht notwendig ist, nach § 53 Haushaltsgrundsätzegesetz
erneut zu prüfen. Sie hat uns weiterhin bestätigt,
dass der Jahresabschluss ein den tatsächlichen
Verhältnissen entsprechendes Bild der Vermögens-, Finanz- und Ertragslage vermittelt.
Wir sehen nach wie vor keinen Grund, weitere Änderungen am Jahresabschluss 2014 und demzufolge auch am Jahresabschluss 2015 vorzunehmen. Ich empfehle daher dem Stadtrat hier - das
zu Protokoll - die Beschlussfassung. Wir brauchen die Beschlussfassung dringend, da wir einen
Ergebnisverwendungsbeschluss für 2015 brauchen. Das Schauspielhaus braucht das Geld für
dringend notwendige Investitionsmaßnahmen.
Wir wollten aber nach dem Transparenzgebot
Ihnen diese Informationen nicht vorenthalten. Vielen Dank.
Oberbürgermeister
Jung:
Danke,
Herr
Bonew. - Gibt es weitere Wortwünsche? - Dann
kommen wir zur Abstimmung über TOP 18.6, Jahresabschluss 2014 für das Schauspiel. Gibt es
Gegenstimmen? - Enthaltungen?
Abstimmung: Es ist einstimmig so beschlossen.
18.7 Feststellung des Jahresabschlusses für
das Wirtschaftsjahr 01.01.2015 bis
31.12.2015 für den städtischen Eigenbetrieb Schauspiel Leipzig (VI-DS-04239)
Einreicher: Dezernat Finanzen
Gibt es Gegenstimmen? - Enthaltungen?
Abstimmung: Es ist einstimmig so beschlossen.
18.8 Feststellung des Jahresabschlusses für
das Wirtschaftsjahr 01.01.2016 bis
31.12.2016 und Bestätigung außerplanmäßiger Aufwendungen nach § 79 (1)
SächsGemO für das Jahr 2018 für den Eigenbetrieb Stadtreinigung Leipzig (VIDS-05107)
Einreicher: Dezernat Finanzen
Auch hierzu wird Kollege Bonew einige Sätze zu
Protokoll geben.
Bürgermeister Bonew: Auch hier möchte ich
noch einmal dezidiert auf einen bestehenden Dissens mit dem Rechnungsprüfungsamt hinweisen.
Verlaufsprotokoll vom 22.08.2018
Im Jahresabschluss 2016 der Stadtreinigung gibt
es ein Festgeld in Höhe von 11 Millionen Euro,
was irrtümlich unter „Forderungen gegenüber der
Stadt Leipzig“ ausgewiesen ist. Richtig wäre gewesen, es unter der Position „Sonstige Vermögensgegenstände“ zu bilanzieren, weil ein Termingeld ja nicht bei der Stadt Leipzig, sondern bei
einer Bank getätigt wird.
Wir haben mit dem RPA um eine Beseitigung dieses Fehlers gerungen. Nach Vorlegen eines
Statements des Wirtschaftsprüfers, der uns bestätigt, dass die Umbilanzierung im zu öffnenden
Jahresabschluss 2016 der Stadtreinigung keinerlei Veränderung der Darstellung der Vermögensund Finanzsituation des Unternehmens bewirken
würde, haben sich die Betriebsleitung und der
Wirtschaftsprüfer darauf verständigt, diesen Fehler im Jahresabschluss 2017 der Stadtreinigung
zu korrigieren. Ein nochmaliges Öffnen und eine
Nachprüfung des Jahresabschlusses 2016, um
diese, ich sage mal, falsche Bilanzzeile zu beseitigen, würde nur weitere Kosten verursachen;
denn eine Nachtragsprüfung ist kostenpflichtig.
Im Jahresabschluss der Stadt Leipzig werden wir
es im Jahresabschluss 2016 ändern sowie im
Jahresabschluss 2017 der Stadtreinigung. Das
hat keinerlei Auswirkungen auf die korrekte Darstellung der Finanz- und Vermögenslage des Eigenbetriebs. Aus Gründen der Transparenz wollte
ich Sie aber darüber informieren. Ich gebe zu Protokoll: Wir sind der Meinung, der Stadtrat kann
dennoch diesen Jahresabschluss bestätigen. Wir
bitten um Ihr positives Votum.
Oberbürgermeister
Jung:
Danke,
Herr
Bonew. - Gibt es Nachfragen aus Ihrer Mitte? Dann bitte ich um Ihr Handzeichen. Wer stimmt
der Beschlussvorlage zu? - Gegenstimmen? Enthaltungen?
Abstimmung: Es ist einstimmig so beschlossen.
18.9
Bewohnerparken und Bewohnerschutzzone Waldstraßenviertel (VI-DS-03681)
Einreicher: Dezernat Stadtentwicklung und
Bau
Einreicher: Dezernat Umwelt, Ordnung,
Sport
18.9.1 dazu ÄA (VI-DS-03681-ÄA-02-NF-01)
Einreicher: Fraktion Bündnis 90/Die Grünen
18.9.2 dazu ÄA (VI-DS-03681-ÄA-03)
Einreicher: Fraktion DIE LINKE
18.9.3 dazu ÄA (VI-DS-03681-ÄA-04)
Einreicher: Fraktion DIE LINKE
18.9.4 dazu ÄA (VI-DS-03681-ÄA-05)
Einreicher: CDU-Fraktion
S e i t e | 54
18.9.5 dazu ÄA (VI-DS-03681-ÄA-06)
Einreicher: CDU-Fraktion
Frau Dubrau bringt die Vorlage ein.
Bürgermeisterin Dubrau: Meine Damen und
Herren! Was war Anlass für diese Vorlage? Anlass
war zum einen die zunehmende Bedeutung des
Gesamtkomplexes Sportforum mit einer Vielzahl
von verschiedenen Veranstaltungen und der zu
erwartende weitere Anstieg von RB Leipzig in der
Bundesliga und zum anderen der Schutz der Bewohner.
Was ist die Grundlage? Grundlage dafür ist der
Stadtratsbeschluss zur Vorlage 2101/14 vom
18.06.2014 „Beschluss zur Umsetzung und Planungsbeschluss für das Nutzungskonzept für den
öffentlichen Raum im Umfeld des Sportforums
und Information zum Sachstand“, die sowohl die
Umsetzung der Maßnahmen des Verkehrskonzeptes Sportforum als auch konkrete Festlegungen zum Bewohnerschutz enthält. - Es ist mir
ganz wichtig, hier den Bewohnerschutz noch einmal zu benennen.
2014 und 2015 gab es erste detaillierte Untersuchungen zum Parkraumkonzept Waldstraßenviertel, die den Nachweis der Notwendigkeit des Bewohnerparkens und der Ausweisung einer Bewohnerschutzparkzone nach § 45 StVO ergaben.
Das war ganz wichtig; denn nicht überall ist es
möglich, einen solchen Nachweis zu führen. Sie
erinnern sich, in Schleußig haben wir das auch
untersuchen lassen, aber es war nicht möglich,
das dort nachzuweisen.
Im Ergebnis der Parkraumanalyse wurde ein hoher Parkdruck im gesamten Tagesablauf festgestellt, verursacht durch konkurrierende Nutzergruppen und einen sehr hohen Fremdparkeranteil. Das wussten wir zwar vorher schon, aber man
muss das auch statistisch im Detail nachweisen.
Dies betrifft 73 Prozent der Stellplätze im öffentlichen Verkehrsraum ohne Bewirtschaftung. Hinzu
kommt ein hoher Falschparkeranteil auf den Gehwegen, in den Kurvenbereichen und in der zweiten Reihe.
Was war die Empfehlung der Gutachter? Empfohlen wurde die Anwendung von zwei kombinierten
übergeordneten Strategien aufgrund der unterschiedlichen Verkehrssituation an Normaltagen
und an Tagen mit Veranstaltungen, und zwar zum
einen die Einführung eines Bewohnerparkens mit
flächendeckender Parkraumbewirtschaftung an
Normaltagen und zum anderen die zusätzliche
Einrichtung einer temporären Bewohnerschutzzone, das heißt: eines Sperrkreises bei Heimspielen von RB Leipzig bzw. bei Veranstaltungen mit
über 20.000 Besuchern.
Verlaufsprotokoll vom 22.08.2018
S e i t e | 55
Nachfolgend fanden begleitende intensive Abstimmungen und Arbeitstreffen mit den Bewohnern des Waldstraßenviertels statt, so zum Beispiel zwei große Bürgerveranstaltungen und diverse kleinere Diskussionsrunden. Auf Grundlage
des Parkraumkonzepts wurden die Anhörungsunterlagen und eine Vorlage zur verkehrsrechtlichen
Anordnung zum Bewohnerparken gemäß § 45
StVO vom 01.06.2017 erarbeitet.
- zeitliche Beschränkung von 8 bis 17 Uhr zur
Kompensation der Nachteile für Gewerbetreibende durch die Bereitstellung von Kundenparkplätzen an dieser Stelle,
Seit Mitte 2016 erfolgte die Erarbeitung und Abstimmung der Beschlussvorlage mit den beteiligten Ämtern und Dezernaten verbunden mit intensiven und zeitaufwendigen Diskussionen zur Finanzierung des Mehrbedarfs im Haushalt - das
wurde bereits in der Klausurtagung im August
2016 thematisiert -, zur Wahl der einzusetzenden
Parkscheinautomaten, zur Zuverlässigkeit der
Bezahlform, zur verbindlichen Festlegung eines
Zahlungsverkehrsdienstleisters und zur Berücksichtigung alternativer, bargeldloser Bezahlformen.
- Schaffung von Stellplätzen auf dem Stadionvorplatz; diese sind schon in die Bilanz mit eingeflossen.
Was ist die Zielsetzung des Bewohnerschutzkonzepts? Übergeordnetes Ziel ist die Erhöhung der
Chance der Anwohner auf einen Stellplatz durch
Verdrängung der Fremdparker aus diesem Gebiet, was allerdings nicht heißt, dass jeder Anwohner künftig immer sofort einen Parkplatz finden
wird. Weitere Ziele sind erstens die Verlagerung
des Berufsverkehrs auf Verkehrsmittel des Umweltverbunds, zweitens die Einführung verständlicher wiederkehrender Regeln - das ist ganz wichtig, auch innerhalb der Stadt -, drittens das Freihalten von Parkplätzen für den Kundenverkehr
und damit Gewährleistung des Lieferverkehrs sowie viertens die Erhöhung der Lebens- und Aufenthaltsqualität im Viertel durch Reduzierung der
Verkehrsbelastungen insgesamt, auch verursacht
durch den Parksuchverkehr.
Wie ist die Abgrenzung der Bewohnerparkgebiete? Folgendes ist vorgesehen:
- Anordnung des Bewohnerparkens im Waldstraßenviertel zwischen Pfaffendorfer Straße, Ranstädter Steinweg, Jahnallee, Friedrich-EbertStraße, Leutzscher Allee, Zöllnerweg und EmilFuchs-Straße mit zwei Bewohnerparkgebieten
mit Abgrenzung westlich der Leibnizstraße,
- mit den Maßnahmen einhergehend flächendeckende Bewirtschaftung des Gebiets östlich der
Waldstraße,
- Befreiung der Bewohner mit Bewohnerparkausweis von der Gebührenerhebung; das ist ein
Mischprinzip; die Parkdauer beträgt maximal
zwei Stunden
- Einrichtung eines Riegels von Parkplätzen für
Bewohner westlich der Waldstraße; hier nach
dem Trennprinzip,
- Beibehaltung der Parkscheibenregelung in den
Abschnitten der Jahnallee und den Zufahrtsbereichen zur Waldstraße mit einer Höchstparkdauer von einer Stunde sowie
Mit der Aufstellung von Parkscheinautomaten im
Waldstraßenviertel wird ein Pilotprojekt gestartet.
Zum einen wird eine neue, bisher bei städtischen
Parkscheinautomaten nicht zulässige Bezahlform
per Geldkarte, Girokarte, Maestro-Karte, Pay- oder Kreditkarte eingeführt, wobei auch die Bezahlung mit Bargeld weiterhin möglich sein wird. Zum
anderen werden dort solarbetriebene Parkscheinautomaten ohne zusätzlichen Stromanschluss
eingesetzt. Durch die entfallenden Tiefbau- und
Unterhaltungsarbeiten kann ein wesentlicher Teil
der Kosten eingespart werden.
Bei Einrichtung der Bewohnerschutzzone Waldstraßenviertel geht es auch um den Schutz des
Wohnviertels vor Parksuchverkehr bei Veranstaltungen. Dafür wird es eine Zufahrtbeschränkung
in das Gebiet während der Veranstaltungen geben. An geeigneten Straßenabschnitten wird es
eine zeitlich befristete Sperrung der Kfz-Zufahrten
geben, konkret: drei Stunden vor Veranstaltungsbeginn und circa 30 Minuten nach Veranstaltungsende. Bewohner, Lieferanten, Taxis werden weiter
zufahrtberechtigt sein.
Vorzuzeigende Bewohnerparkausweise werden
im Zuge der Einführung des Bewohnerparkens
auf Antrag ausgegeben, voraussichtlich ab Herbst
2019. Besucher oder Anwohner ohne Parkausweis können in der Sperrzeit in diesen Bereich
nicht einfahren.
Die Sperrung der Hauptzufahrtachse Waldstraße
soll einen weitestgehend störungsfreien Verkehrsablauf des ÖPNV-Zubringerverkehrs gewährleisten; ganz wichtig für die Veranstaltungen.
Der Sperrkreis wurde erstmalig am 10.09.2016
als vorgezogener Probebetrieb eingerichtet und
wird seitdem regelmäßig bei allen Heimspielen
von RB und bei Großveranstaltungen angewendet. Zwischenzeitlich erfolgten aufgrund der gewonnenen Erfahrungen entsprechende Nachsteuerungen.
Wie sieht der weitere Ablauf aus? Bei Beschlussfassung durch die Ratsversammlung heute wird,
unter Berücksichtigung der Ausschreibungsfristen, die Lieferung dieser Parkscheinautomaten
frühestens im zweiten bzw. dritten Quartal 2019
möglich sein. Danach erfolgt ihre Aufstellung. Mit
Verlaufsprotokoll vom 22.08.2018
Umsetzung des vollständigen Maßnahmenpakets
kann das Bewohnerparken zeitgleich im gesamten Waldstraßenviertel im Herbst 2019 eingeführt
werden. - So weit zum Inhalt dieser Vorlage.
Jetzt komme ich zu den Änderungsanträgen. Zunächst zum ÄA-02-NF-01 der Fraktion Bündnis
90/Die Grünen: Die Neufassung des Antrags ist
jetzt so formuliert, dass es sich um Prüfaufträge
handelt. Insofern können wir diesen Antrag komplett übernehmen.
Der Änderungsantrag ÄA-03 der Fraktion DIE
LINKE fordert, jetzt schon besondere Bestimmungen für die Jahnallee einzuführen. Das wird von
uns abgelehnt. Wie schon vorab mitgeteilt, wird
für die Jahnallee ein separates Vorgehen geprüft.
Dieser Bereich ist so kompliziert, dass es nicht
ausreicht, nur die Straßenseite mit Parkraumbewirtschaftung zu betrachten, sondern es muss der
Gesamtbereich, also beide Straßenseiten und die
anliegenden Seitenstraßen, betrachtet werden. Das werden wir Ihnen gesondert vorstellen.
Zum ÄA-04 der Fraktion DIE LINKE empfehlen wir
Ablehnung. Es ist nicht so, dass eine Umsetzung
nicht möglich wäre. Aber gemeinsam mit den Gutachtern und den Bewohnern und Gewerbetreibenden vor Ort gibt es die Absprache, dass auch
diejenigen, die keine Anwohner sind, ein Stück
weit die Möglichkeit des Parkens ohne Bezahlung
haben sollen, also nicht, wie im Antrag gefordert,
das Parken am Tag für Gewerbetreibende im gesamten Bereich ausgeschlossen wird. Insofern
empfehlen wir, dem Antrag nicht zu folgen, auch
wenn dies möglich wäre. Es wäre aber, wie dargestellt, mit Nachteilen verbunden.
Im ÄA-06 der CDU-Fraktion wird angeführt, das
Bewohnerparken sei noch nicht ausgereift und ein
zweijähriges Experiment für die Anwohner nicht
zumutbar. Wir haben über das Bewohnerparken
zwei Jahre lang nicht nur mit Fachleuten, sondern
auch mit Anwohnern vor Ort diskutiert. Die Anwohner warten ganz dringend darauf, dass das
jetzt gemacht wird. Wir möchten es ungern noch
einmal um ein Jahr verzögern und weiter diskutieren. Es wird sicher nie eine einheitliche Meinung
aller geben. Wir sehen das im Übrigen auch nicht
als Experiment an, sondern als Lösung. Natürlich
werden wir uns anschauen, ob diese Lösung
trägt. Sollte sich innerhalb eines Zeitraums von
zwei oder drei Jahren Änderungsbedarf ergeben,
werden wir das prüfen. Das ist das übliche Verfahren, das auch an allen anderen Stellen gemacht
wird. Also: Wir empfehlen, diesem Antrag nicht zu
folgen.
Der ÄA-05 der CDU-Fraktion steht aus unserer
Sicht im Widerspruch zum Grundsatz des Schutzes des Bewohners. Ihr Auftrag an uns war ja
auch, die Bewohner zu schützen. Wenn man die
zeitlichen Regeln aufheben würde, also am Tage
S e i t e | 56
freies Parken zulassen und nur in den Abendstunden eine Parkraumbewirtschaftung vorsehen
würde, widerspräche das dem Grundsatz des
Schutzes der Bewohner. Insofern empfehlen wir
auch hier Ablehnung.
Abschließend noch einmal: Wir haben es hier mit
sehr unterschiedlichen Menschen zu tun: mit Bewohnern, die an sich schon sehr unterschiedliche
Bedürfnisse haben, mit Gewerbetreibenden, mit
Gästen. Es wird nie gelingen, eine einheitliche
Meinung aller Nutzer zu erreichen. Letztendlich
muss man die Bedarfe abwägen und dann Prioritäten setzen. Das haben wir gemacht und legen
Ihnen heute diese Vorlage zur Beschlussfassung
vor. - Danke schön.
Oberbürgermeister Jung: Danke schön, Frau
Dubrau. - Die Worterteilung erfolgt nach der
Größe der Fraktionen. Zuerst hat Frau Dr. Heymann das Wort.
Stadträtin Dr. Heymann (CDU): Sehr geehrte
Damen und Herren! Sehr geehrte Frau Bürgermeisterin! Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister!
Sehr geehrte Zuschauer auf den Rängen und am
Livestream! Ja, es ist richtig: Der Parkdruck im
Waldstraßenviertel ist enorm. Die Anwohner warten seit langem sehnlichst auf eine Lösung. Ich
diskutiere insofern nicht über die Einrichtung einer
Schutzzone. Diese ist bereits erprobt worden und
wird, denke ich, heute mit sehr breiter Mehrheit,
vielleicht sogar einstimmig beschlossen werden.
Ich will hier über das Anwohnerparken sprechen.
Frau Dubrau, Sie hatten gesagt: Es fanden Informationsveranstaltungen statt, auch in Arbeitsgruppen gab es zahlreiche Diskussionen. - Bürgerbeteiligung ist nicht gleichzusetzen mit Informationsveranstaltungen. Das zeigt sich auch daran, dass viele Menschen erst munter wurden,
nachdem es in der Zeitung veröffentlicht wurde.
Erst dann wurde ihnen klar, was das für ihren normalen Tagesablauf bedeutet und dass sie ihr Alltagsleben künftig anders organisieren müssen.
Ich meine hier nicht in erster Linie die Gewerbetreibenden, sondern beispielsweise die junge Familie, die von Mutter oder Großmutter bei der Betreuung der Kinder unterstützt wird. Wenn die mit
eigenem Auto kommt, weiß sie nicht, wo sie künftig parken soll. - Würden Sie mir bitte zuhören oder könnten Sie etwas leiser sein?
Oberbürgermeister Jung: Es ist wirklich zu laut,
meine Damen und Herren. Ich bitte um Ruhe.
Verlaufsprotokoll vom 22.08.2018
Stadträtin Dr. Heymann (CDU): Danke schön. Ich will hier auch darüber sprechen, dass aus den
Studien hervorgeht, dass dort auch Autos mit auswärtigen Kennzeichen parken, wobei man das
auch selbst hätte herausfinden können. Diese Autos gehören nicht etwa Fremdparkern, sondern
Mitarbeitern und Kunden von Gewerbeunternehmen, die in diesem lebendigen Viertel angesiedelt
sind. Das Waldstraßenviertel ist ja kein Schlafviertel, sondern ein Viertel, in dem verschiedene Formen des Lebens, des Wohnens und der Freizeit
zu finden sind, mit Gastronomie und allem Drum
und Dran, so wie man es sich wünscht.
Deswegen halten wir unseren Antrag aufrecht, die
Teile „Bewohnerschutzzone“ und „Bewohnerparken“ getrennt abzustimmen. Wir empfehlen, sich
für Letzteres mehr Zeit zu nehmen - das muss ja
nicht ein Jahr dauern, das kann auch ein Monat
sein -, um der großen Mehrheit der Anwohner des
Waldstraßenviertels verständlich zu machen, wie
man hier die Quadratur des Kreises erproben
will. - Das zu unserem Antrag 06.
Unser Antrag 05 sieht vor, eine Bewirtschaftung
der Parkplätze erst ab 17 Uhr vorzusehen. Das
resultiert aus der Ansicht - auch aus meiner persönlichen Ansicht, weil ich dort mein Büro habe -,
dass es im Waldstraßenviertel am Tage nicht den
klassischen Fremdparker gibt, der dort gar nichts
zu tun hat, sondern auch Anlieger unterwegs sind.
Um dies weiterhin zu ermöglichen, empfehlen wir
sehr, eine Form zu finden, die es möglich macht,
nicht schon nach zwei Stunden die Gegend wieder verlassen zu müssen. Vielleicht würde man im
Parkhaus am Zoo oder in der Thomasgasse noch
einen Parkplatz finden. Aber wenn die westlich
gelegenen Parkplätze voll sind, hat man in dieser
Ecke der Stadt kaum noch eine Chance, insbesondere auch deshalb, weil Anträge hier im Verfahren sind, die ein Parkhaus am ehemaligen
Schwimmstadion definitiv ablehnen.
Wir werben daher sehr dafür, liebe Stadtratskolleginnen und -kollegen, zum einen den Westteil
nicht jetzt schon zu bewirtschaften - beobachten
Sie das bitte erst einmal! - und zum anderen die
Chance zu eröffnen, unseren Antrag in ein Prüfverfahren zu geben - ich erkläre hiermit, dass wir
unseren Änderungsantrag 06 als Prüfauftrag sehen - und zu klären, wie auch Anlieger die Chance
erhalten, in dieses lebendige Viertel einfahren und
dort parken zu können.
In diesem Sinne werbe ich dafür, den ersten Teil
der Vorlage für wenigstens einen Monat zurückzustellen, um der Mehrheit der Anlieger und Anwohner die Möglichkeit zu geben, Einsicht in diesen Vorschlag zu nehmen und vielleicht auch
noch ergänzende Vorschläge dazu zu machen,
die dann zu prüfen wären, statt die Situation per
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Beschluss zur Bewirtschaftung der Westseite weiter zu verschärfen. - Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.
Oberbürgermeister Jung: Frau Riekewald.
Stadträtin Riekewald (DIE LINKE): Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister! Werte Stadträtinnen
und Stadträte! Liebe Gäste auf der Tribüne und
am Livestream! Sehr lange haben wir und vor allen Dingen die Bewohnerinnen und Bewohner des
Waldstraßenviertels auf diese Vorlage gewartet.
Ich selbst bin Bewohnerin des Waldstraßenviertels. Seit dem Jahr 2016, spätestens jedoch seit
Beschluss des jetzigen Doppelhaushalts werde
ich regelmäßig darauf angesprochen, wann es
denn nun endlich losgeht. Ich habe immer wieder
geantwortet, übrigens schon 2017: Bald, noch in
diesem Jahr. - So war ja auch immer die Aussage
des Oberbürgermeisters. Inzwischen passiert es
mir immer häufiger, dass ich für diese Aussage
einfach nur noch belächelt werde. Viele im Waldstraßenviertel glauben nicht mehr daran, dass
dieses Anwohnerparken überhaupt noch kommt.
Daher bin ich sehr froh, dass es nun endlich so
weit ist, dass wir heute die Entscheidung dazu
treffen.
Wir alle wollten, dass RasenBallsport Leipzig das
Innenstadtstadion wiederbelebt. Damit haben wir
aber auch die Aufgabe, die Gebiete im Umkreis
vor allzu hoher Belastung zu schützen. Daher halten wir auch die zweite Maßnahme, die heute beschlossen werden soll, die Anwohnerschutzzone,
für absolut notwendig. Diese Maßnahme wird ja
schon umgesetzt und zeigt, dass eine Teilentlastung auf jeden Fall möglich ist.
Dass die Einführung des Bewohnerparkens mit
dem heutigen Beschluss sich dennoch bis zum
Herbst 2019 hinziehen wird, ist offensichtlich
heute nicht mehr zu verhindern. Wir hätten uns
wirklich gewünscht, dass das Agieren der Verwaltung nicht durch interne Streits weiter verzögert
worden wäre.
Den Änderungsantrag der CDU, mit dem der Beschlusspunkt zum Bewohnerparken wieder in die
Verwaltung zurückverwiesen werden soll, haben
wir mit Unverständnis zur Kenntnis genommen.
Wir werden diesen deshalb konsequent ablehnen. Die Argumentation, die jetzt noch mal vorgetragen wurde, entbehrt jeder Grundlage.
Ich selbst bin seit langer Zeit regelmäßig mit dem
Bürgerverein „Waldstraßenviertel“ zu diesem
Thema im Gespräch; Sie wissen das auch, Frau
Dr. Heymann. Ich persönlich war auch bei den
Bürgerinformationsveranstaltungen, bei denen
die Anwohner eben nicht nur informiert wurden,
Verlaufsprotokoll vom 22.08.2018
sondern im Gegenteil: Es wurde dort rege diskutiert. Schon damals war den Anwohnern klar, dass
es, wenn sie mal übers Wochenende Gäste bekommen, zu Problemen kommen kann, die aber
meiner Meinung nach nicht zu vermeiden sind.
Wie erwähnt, die Bewohner warten händeringend
auf die Umsetzung des Bewohnerparkens. Die
Annahme des Änderungsantrags der CDU würde
die Umsetzung in das Jahr 2020 katapultieren.
Das Konzept wurde 2011 verabschiedet. Dann
wären neun Jahre bis zu seiner Umsetzung vergangen.
Auch den anderen Antrag der CDU werden wir ablehnen.
Dem Änderungsantrag der Grünen hätten wir in
fast allen Punkten zugestimmt. Aber Frau Dubrau
sagte ja, dass er von der Verwaltung komplett
übernommen wurde.
Wir als Fraktion DIE LINKE haben trotz Zustimmung zur Vorlage zwei Änderungsanträge ins
Verfahren gebracht. Zum einen ist für uns nicht
nachvollziehbar, warum die Parkplätze tagsüber
nur im östlichen Teil des Waldstraßenviertels bewirtschaftet werden sollen; denn das wird den
Parkdruck auf das westliche Waldstraßenviertel
enorm erhöhen. Dadurch käme es zu folgender
Situation: Im Osten des Waldstraßenviertels wären maximal zwei Stunden Parken erlaubt, die
noch dazu bezahlt werden müssten, während es
auf der westlichen Seite möglich wäre, tagsüber
ohne zeitliche Beschränkung kostenlos parken.
Logischerweise würden dann alle versuchen, im
westlichen Waldstraßenviertel zu parken. Damit
würde sich dort der Parkdruck erhöhen; meiner
Meinung wäre er dann höher als heute.
Auch die Regelung zum Anliegerparken werktags
von 8 bis 17 Uhr würde unserer Meinung nach zu
keinerlei Entlastung führen. Wir sind der Meinung,
dass es durchaus sinnvoll ist, keine maximale
Höchstparkdauer festzusetzen. Natürlich muss es
für die Mitarbeiter und Kunden von Gewerbetreibenden möglich sein, irgendwo zu parken. Wir
sind trotzdem der Meinung, dass das kostenpflichtig sein muss. Dies beantragen wir in unserem Änderungsantrag ÄA-04. Die für zusätzliche
Parkautomaten anfallenden Kosten hätten sich
binnen ein paar Jahren amortisiert. Nur mit dieser
Regelung wird es auch im westlichen Waldstraßenviertel eine Entspannung der Parksituation
geben.
Wir haben zum anderen einen Änderungsantrag
zum Parken in der Jahnallee gestellt. Durch die
Verbesserung der Parksituation im Waldstraßenviertel nach Einführung des Bewohnerparkens sehen wir die Chance, auch die Verkehrssituation in
der Jahnallee zu entschärfen. Momentan ist die
Situation dort wie folgt: Durch die Einengung der
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Straße wegen parkender Autos - jeder, der dort
einmal vorbeigefahren ist, weiß das - haben Radfahrende, wollen sie sich StVO-konform verhalten, nur zwei Möglichkeiten: Entweder sie fahren
zwischen den Straßenbahngleisen, oder aber sie
fahren zwischen Gleis und parkenden Autos, beides nicht ganz ungefährlich. Im Ausschuss wurden wir auch über die Unfallstatistik sehr ausführlich informiert. Verursacher der schweren Unfälle
von Radfahrenden sind neben Straßenbahnen
vor allem parkende Autos. Immer wieder kommt
es zu Unfällen von Radfahrenden wegen plötzlich
geöffneter Autotüren. Man kann sagen: Die Situation in der Jahnallee ist lebensgefährlich.
Mein 11-jähriger Sohn zum Beispiel müsste eigentlich mit seinem Rad auf der Jahnallee fahren,
weil in der StVO geregelt ist, dass Rad fahrende
Kinder nur bis zum vollendeten zehnten Lebensjahr den Fußweg nutzen dürfen. Ich gebe zu: Ich
verbiete ihm das Radfahren auf der Jahnallee und
zwinge ihn, dort nicht regelkonform auf dem Fußweg zu fahren. Das Radfahren auf dem Fußweg
wiederum ist für Fußgänger gefährlich, da der
Fußweg wegen der vielen Freisitze - ja, dort ist
viel Leben - zum Teil nur maximal 1,50 Meter breit
ist.
Wir haben als Stadtrat und als Stadtverwaltung
die Aufgabe, die schwächsten Verkehrsteilnehmer zu schützen. Das tun wir unserer Meinung
nicht, wenn wir die Verkehrssituation dort so belassen. Daher beantragen wir, das Parken in der
inneren Jahnallee, mit Ausnahme des Anlieferverkehrs, im Zuge der Einführung des Bewohnerparkens zu verbieten. Wir hoffen auf Ihre breite Unterstützung. - Vielen Dank.
Oberbürgermeister Jung: Herr Rauer.
Stadtrat Rauer (SPD): Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister! Liebe Kolleginnen und Kollegen!
Wir standen vor der Frage, vorzuschlagen, die
Vorlage heute noch einmal abzusetzen und damit
womöglich das Ganze bis in alle Ewigkeit zu verzögern. Wir haben es nicht getan und werden der
Vorlage zustimmen, weil sie für die Menschen, die
in diesem Gebiet wohnen, dringend notwendig ist.
Die Situation will ich jetzt nicht noch einmal erläutern. Darüber ist oft genug diskutiert worden, auch
mit dem Bürgerverein in öffentlichen Veranstaltungen. Ich setze hier auf die Evaluation, wie sich die
Parksituation nach Einrichtung des Anwohnerparkens entwickelt; denn es gibt durchaus noch einige offene Fragen. Das wird ja auch in den Änderungsanträgen, die hier zur Abstimmung gestellt werden, deutlich.
Zum Beispiel geht es um die Frage, wie das gehandhabt wird, wenn man Gäste bekommt. Das
Verlaufsprotokoll vom 22.08.2018
Thema wurde auch bei uns in der Fraktion diskutiert. Es gibt nun mal private Feiern, wo die Gäste
auch mal zwei, drei Tage oder übers Wochenende
bleiben. Sollen die dann ihr Auto auf einem Parkplatz in Wiederitzsch abstellen und mit dem Koffer
durch die ganze Stadt fahren? Das wäre doch
eine Zumutung. Das lässt sich ganz bestimmt
auch anders organisieren, zum Beispiel indem der
Bewohner eine Karte kauft, aber nicht am Automaten. Das ist ja auch ein Anliegen des Antrags
der Grünen, dem wir zustimmen können.
Ihr Antrag, Frau Riekewald, zum Parkverbot auf
der inneren Jahnallee birgt natürlich enorme
Sprengkraft. Im Moment wird ja schon die spannende Frage diskutiert: Wie können wir das Parken zwischen Thomasiusstraße, Leibnizstraße
und Waldplatz regeln? Würde man nur die Radfahrer fragen - im Übrigen, die schwächsten Verkehrsteilnehmer sind nicht die Radfahrer, sondern
die Fußgänger, und für die tun wir in dieser Stadt
noch zu wenig -, wären vermutlich alle für ein
Parkverbot. Darüber wird aufgrund der sehr
schwierigen Situation dort noch weiter zu diskutieren sein. Ich muss nicht mit dem Auto zum Blumenladen fahren, ich laufe dorthin. Aber es gibt
eben auch Autofahrer, die vor dem Laden kurz anhalten, um Blumen zu kaufen. Als Unfallschwerpunkt ist dieser Teil der Jahnallee in der Informationsvorlage nicht aufgeführt; das stimmt einfach
nicht. Da passieren nicht jeden Tag drei Unfälle.
Das, was Sie suggerieren, ist nicht wahr. Auch
darüber wird noch zu reden sein. Wir würden den
Antrag dennoch gern unterstützen.
Auch die Schaffung von Carsharing-Stellplätzen
ist eine gute Idee. Ich würde aber auch die Pflegedienste und Handwerker anders bedenken.
Wäre es nicht sinnvoll, Stellplätze einzurichten,
die nur sie nutzen dürfen, wenn auch kostenpflichtig? Sie können doch die 5 Euro Parkgebühr dem
Kunden in Rechnung stellen; da sehe ich überhaupt kein Problem. Wichtig ist, dass diese Plätze
frei bleiben und nicht von privaten Fahrzeugen besetzt werden dürfen. Es geht um ein oder zwei
Plätze an jeder Kreuzung.
Dasselbe gilt für das Carsharing. Dieses Wohngebiet könnte eines derjenigen sein, wo diese Idee
wirklich greift. Wenn man das Carsharing-Auto
nur 30 Meter weiter abstellen kann, kauft man sich
vielleicht kein eigenes mehr. Solche Überlegungen sollten wir anstellen. Eine Erhebung von
Parkgebühren würden wir ablehnen.
Vielleicht sollten wir den ÄA-03 der LINKEN nicht
zur Abstimmung bringen, sondern ihn heute ins
Verfahren verweisen, damit das mal richtig durchleuchtet wird. Wir sollten auch mal mit den Leuten
sprechen, die Erfahrungen mit Gefahrensituationen gemacht haben, wie zum Beispiel am Ranstädter Steinweg. - So weit zu den Anträgen.
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Lassen Sie uns das heute so entscheiden, damit
die Verwaltung die in der Vorlage genannten Maßnahmen so schnell wie möglich umsetzen kann!
Dann können wir immer noch korrigierend eingreifen, wenn aufgrund der gesammelten Erfahrungen Änderungsbedarf besteht. Ich wünsche Herrn
Jana eine glückliche Hand dafür, dass er das jetzt
so schnell wie möglich hinkriegt. - Danke schön.
Oberbürgermeister Jung: Frau Krefft.
Stadträtin Krefft (Bündnis 90/Die Grünen): Sehr
geehrter Herr Oberbürgermeister! Sehr geehrte
Herren und Damen Bürgermeister, Stadträte,
Gäste und Vertreter*innen der Medien! Seit 2015
wurde im Workshopverfahren nach einer Lösung
für das Parkplatzproblem im dicht bewohnten
Waldstraßenviertel gesucht. Die Erhebung zum
Parkverhalten lag Januar 2016 vor. Anschließend
erfolgte eine Abwägung der verschiedenen Nutzerinteressen - Anwohnende, Gewerbetreibende
und deren Angestellte - sowie zur Leitung des
Parksuchverkehrs und der Schaffung sicherer
Fahrradabstellmöglichkeiten. Entsprechend der
Beteiligung ist der vorgelegte Beschlussvorschlag
sehr ausgewogen.
Heute nun wird die Vorlage nach langer Mitzeichnung - ich glaube, das ging aus dem Beitrag von
Frau Riekewald deutlich hervor - dem Stadtrat
vorgelegt. Wir haben jetzt 2018. Dementsprechend sind auch die Vorschläge in unserem Ergänzungsantrag zu verstehen.
Wir haben hier im Rat schon einen Beschluss zum
bevorzugten Carsharing-Parken gefasst. Also
sollten wir das auch hier berücksichtigen. Das
würde sicherlich auch vielen gewerblichen Parkplatznutzern helfen. Ein CDU-Antrag richtet sich
ja auch an diese Nutzergruppe.
Auch ist zu prüfen, die Parkraumbewirtschaftung
auf das westliche Waldstraßenviertel auszudehnen oder aber es, wie DIE LINKE vorschlägt,
gleich einzuführen.
Uns geht es auch um Stellmöglichkeiten für Gäste
der Bewohner*innen. Wir wünschen uns die Prüfung einer Gästevignette, in der auch betrachtet
wird, wie andere Städte dieses Angebot möglich
machen. Herr Rauer hat ja recht plastisch geschildert, dass das für den einen oder anderen doch
mal wichtig sein kann.
Und: Wer einen sicheren Abstellplatz für sein
Zweirad findet, ist auch bereit, damit seine Wege
zurückzulegen und Platz zu lassen für alle, die auf
vierrädrige Mobilität angewiesen sind.
Verlaufsprotokoll vom 22.08.2018
Die Erarbeitung war aus unserer Sicht beteiligungsorientiert. Frau Dr. Heymann, Informationen, Konsultationen der betreffenden Arbeitsgruppen, Einbeziehung und Kooperation, zum
Beispiel des Bürgervereins - all das sind Stufen
von Beteiligung. Ich bin überzeugt, dass das Verfahren zur Akzeptanz bei den Bewohner*innen
des Waldstraßenviertels beitragen und manche
Parkplatzsuche einfacher machen wird. - Danke
schön.
Oberbürgermeister Jung: Herr Keller.
Stadtrat Keller (AfD): Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister! Sehr geehrte Damen und Herren!
Lange hat es gedauert, bis uns diese Vorlage vorliegt. Derweil, eine Lösung bietet sie nur halb.
Diese Vorlage ist eine Möglichkeit, es sich mit allen Beteiligten zu verscherzen.
Handwerker und Dienstleister können schon
heute nur selten im Waldstraßenviertel parken oder halten, ohne eine Ordnungswidrigkeit zu begehen. Künftig soll schon die Suche nach einem
Parkplatz Geld kosten. Auch Ausnahmegenehmigungen kosten Geld und sind mit zusätzlichem
bürokratischem Aufwand verbunden.
Büros im Waldstraßenviertel können keine Besprechungen mehr durchführen, die über
1,5 Stunden hinausgehen, weil dann die Parkuhr
abläuft. Man vergleiche die Sitzungszeiten der
Ratsversammlungen und Ausschüsse des Stadtrats, die nur selten in diese Zeit zu pressen wären.
Anwohner werden künftig zwar nicht vom Parkplatzsuchverkehr befreit, sollen aber nun jährlich
für die langen Wege zwischen Wohnort und Parkplatz zahlen, ohne eine zusätzliche Leistung zu
empfangen.
Ladengeschäfte, die derzeit keine Kundenparkplätze haben und deren Belieferung sich oftmals
katastrophal gestaltet, werden nun ein weiteres
Mal das Nachsehen haben, weil sie nicht ausreichend in der Planung berücksichtigt wurden.
Einzig und allein die zusätzlichen 50 Parkplätze
auf dem Stadionvorplatz versprechen eine geringe Linderung des Parkplatzproblems westlich
der Waldstraße. Dies sind aber viel zu wenige, um
die Not der Anwohner zu lindern und Parkgebühren akzeptanzfähig zu machen.
Zu einer echten Entlastung des Straßenraums
werden mindestens 500 zusätzliche Stellplätze
gebraucht, auf denen Anwohner ihr Auto sicher
abstellen können und damit den Parkdruck von
der Straße nehmen. Dies schafft man nur mit Tiefgaragen oder Parkhäuser. Ähnlich des Tiefgara-
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genkonzepts für die Innenstadt oder des wunderbaren Beispiels der zwei Parkhäuser am Zoo, das
die Parksituation im dortigen Wohngebiet stark
verändert hat, hätte man auch im Waldstraßenviertel ein solches wenigstens einmal in Betracht
ziehen können. Dann wären auch Parkuhren
plausibel.
In dieser Vorlage ist kein einziger Lösungsansatz
erkennbar, außer dem Wegelagerer-Prinzip „Wer
hier sein will, muss zahlen“. Deshalb ist von einer
Zustimmung zum gesamten Punkt 1 der Vorlage
dringend abzuraten.
Oberbürgermeister Jung: Herr Morlok.
Stadtrat Morlok (Freibeuter): Sehr geehrter Herr
Oberbürgermeister! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich weiß nicht, ob ich es in fünf Minuten
schaffe, aber ich bemühe mich. - Parkraumbewirtschaftung ist immer dann vollkommen unproblematisch und einfach, wenn man ein neues Baugebiet entwickelt, die Regeln vorher festlegt und die
Menschen danach kommen. Sie ist immer dann
besonders schwer, wenn das Baugebiet schon
gebaut ist, Plätze für Tiefgaragen nicht vorhanden
sind und die Menschen mit ihrem tagtäglichen
Verhalten und ihren Bedürfnissen schon da sind.
Diesen Fall haben wir im Waldstraßenviertel.
Man könnte natürlich, wie es die Kollegen von der
AfD wünschen, das eine oder andere Gründerzeithaus abreißen und an deren Stelle ein Parkhaus errichten. Ich würde dem Stadtrat empfehlen, dies nicht zu tun, sondern, wie es die Verwaltung aus unserer Sicht in der Abwägung der Interessen der Menschen, die bereits dort leben, auch
getan hat, einen vernünftigen, einen ausgewogenen Kompromiss zu finden. Dieser wird natürlich
nicht frei sein von Problemen, weil die Menschen
ja schon da sind und sich bereits einen Pkw angeschafft haben, den sie gegebenenfalls auch
dringend benötigen, weil sie ihren Arbeitsplatz unter Umständen ohne Pkw nicht erreichen können.
Auf all diese Dinge muss man, wenn man eine
solche Parkraumbewirtschaftung einführt, Rücksicht nehmen.
Ja, wir haben Probleme mit unserem Stadion in
der Innenstadt, wenn es um Parkplätze geht. Wir
sollten uns aber glücklich schätzen, dass wir es
nicht auf der grünen Wiese, sondern in der Innenstadt haben, weil das Leben und auch Kaufkraft in
unsere Stadt bringt. Deswegen müssen wir uns
damit arrangieren.
Natürlich müssen wir die Leute im Waldstraßenviertel vor diesem Parkdruck schützen. Nur: Wer
per Antrag hier im Stadtrat fordert, ein Parkhaus
am ehemaligen Schwimmstadion zu verhindern,
schützt im Waldstraßenviertel niemanden. Der
Verlaufsprotokoll vom 22.08.2018
Parkdruck ist im Waldstraßenviertel unterschiedlich stark, weil er auch von den Kunden des Einzelhandels, der Geschäfte und der Dienstleister
ausgeht. Dort, wo weniger Dienstleister sind, ist
der Parkdruck geringer, so im Westteil des Waldstraßenviertels, Richtung Stadion. Deswegen ist
es aus meiner Sicht sachgerecht, dort auf eine
Parkraumbewirtschaftung zu verzichten. Das ist
der Kenntnisstand von heute; das kann in drei,
vier, fünf Jahren ganz anders sein. Aber aus heutiger Sicht ist das durchaus sachgerecht.
Ja, wir müssen die Anwohner schützen, die ihr
Auto benötigen, weil sie damit zur Arbeit fahren
müssen. Müssen wir aber auch die Anwohner
schützen, die mit dem Auto nicht zur Arbeit fahren
müssen, deren Auto den ganzen Tag, die ganze
Woche auf dem Parkplatz steht, bereit für den
Wochenendausflug? Ich denke, darüber sollten
wir nachdenken. Ich halte die Regelung, die die
Verwaltung dazu vorgeschlagen hat, für sachgerecht. Deswegen bitte ich Sie, liebe Kolleginnen
und Kollegen, den Änderungsantrag der CDU abzulehnen. Das ist doch genau die Frage: Für welche Zeit ermöglichen wir den Leuten kostenfreies
Parken? Wir ermöglichen es ihnen dann, wenn sie
abends nach Hause kommen und ihr Auto abstellen wollen. Deswegen sind die Vorschläge der
Verwaltung bezüglich der Zeiten sachgerecht und
der Änderungsantrag der CDU hier nicht zielführend.
Lassen Sie mich noch etwas zur Jahnallee sagen.
Die Straße ist verdammt eng. Wer aus ideologischen Gründen fordert: Wo Autos entlangfahren,
muss es auch einen Radweg geben, wird dieses
Problem langfristig nicht lösen. Wir müssen gerade auch für unsere engen historischen Gebiete,
wo wir nicht einfach mal ein Haus wegreißen können, überlegen, wie wir es schaffen können, den
Verkehr etwas zu entzerren. Ich bin mir sicher,
dass viele Familien mit Kindern, gerade diese,
den Weg in die Innenstadt lieber auf einer schönen Fahrradstraße, mit grünen Bäumen gesäumt
und verkehrsberuhigt angelegt, zurücklegen wollen und nicht auf der Waldstraße neben Straßenbahnen, neben Autos, ob mit oder ohne Parkplätze. Die Diskussion zu den Änderungsanträgen zeigt ja, wie wenig eine Tempo-30-Zone in der
Waldstraße bringen würde, um den Schutz der
Fahrradfahrer zu verbessern.
Oberbürgermeister Jung: Achten Sie bitte auf
die Zeit!
Stadtrat Morlok (Freibeuter): Ja, Herr Oberbürgermeister. - Nein, lassen Sie uns ideologiefrei
darüber nachdenken, wie wir unter Umständen
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durch Entzerrung, also Herausnehmen von bestimmten Verkehrsarten, Lösungen finden können.
Wenn es um die politische Umsetzung geht, liebe
Kolleginnen und Kollegen von den Grünen, kann
man natürlich argumentieren: Wenn das Fahrrad
sich bewegen muss, kann sich auch das Auto bewegen. - Aber finden Sie mal einen Konsens mit
den Anwohnern in der Gustav-Adolf-Straße für
verstärkten Autoverkehr. Das ist nur schwer zu realisieren.
Oberbürgermeister Jung: Letzter Satz!
Stadtrat Morlok (Freibeuter): Lassen Sie uns die
Dinge nicht ideologisch, sondern pragmatisch angehen. - Vielen Dank.
Oberbürgermeister Jung: Herr Weickert.
Stadtrat Weickert (CDU): Herr Oberbürgermeister! Meine Damen und Herren! Herr Morlok, Ihre
Rede hat mich insofern überrascht, weil ich immer
dachte, die FDP sei eine liberale Partei. Sie haben
zum Ausdruck gebracht - so habe ich Sie zumindest verstanden -, man müsse überprüfen, wer
das Auto quasi eine Woche lang stehen lässt und
wer nicht. Da frage ich mich: Wer soll das denn
überprüfen? Ich finde, das ist ein völlig falscher
Politikansatz; denn das heißt ja im Prinzip: Die
Bürger sollen sich nach den Wünschen von Politik
und Verwaltung richten. - Nein, Herr Morlok, umgekehrt wird ein Schuh draus: Wir müssen uns
nach den Bedürfnissen der Bürger richten. Das ist
doch der Auftrag, den wir haben, auch verkehrspolitisch.
Oberbürgermeister Jung: Herr Morlok.
Stadtrat Morlok (Freibeuter): Herr Weickert, Sie
sollten wissen, dass für einen Liberalen die Freiheit des Einzelnen immer dann endet, wenn die
Freiheit des Anderen tangiert ist. Und das heißt
eben, dass man gerade dann, wenn Interessen
konkurrieren, abwägen muss. Das ist genau das,
worum es hier geht. Freiheit ist nicht grenzenlos,
und Freiheit ist nicht Anarchie. Freiheit hört immer
da auf, wo der Freiheitsraum des Anderen beginnt. Deswegen muss man Dinge abwägen.
Wenn sie in einem Konkurrenzverhältnis stehen und es gibt hier ein Konkurrenzverhältnis von Interessen -, muss man sie abwägen. Ich denke, die
Abwägung, die die Verwaltung vorgenommen hat,
ist im Grundsatz sachgerecht. - Vielen Dank.
Verlaufsprotokoll vom 22.08.2018
Oberbürgermeister Jung: Dass ich das noch erleben darf, Herr Morlok, dass Sie Rosa Luxemburg fast zitieren!
Frau Riekewald.
Stadträtin Riekewald (DIE LINKE): Zurück zur
Vorlage. Da die Umsetzung frühestens im Herbst
2019 beginnt und wir mit unserem Änderungsantrag 03 angedacht haben, das Parken in der Jahnallee erst abzuschaffen, wenn das Bewohnerparken installiert ist, würde ich unseren Änderungsantrag als normalen Antrag ins Verfahren geben,
aber die Beratung heute als erste Lesung gewertet haben wollen, so wir uns darauf einigen können.
Oberbürgermeister Jung: Wenn es keinen Widerspruch dazu gibt, ist das verfahrenstechnisch
möglich.
Wir kommen zur Abstimmung. Ich schlage folgendes Abstimmungsprozedere vor: Zuerst würde ich
den Änderungsantrag 06 der CDU-Fraktion zur
Abstimmung stellen, weil er vorsieht, erneut eine
Beteiligung durchzuführen, was die Beschlussfassung über die Vorlage verschöbe. Danach würde
ich die Änderungsanträge der Reihe nach zur Abstimmung stellen, wobei der ÄA-02-NF-01 der
Fraktion Bündnis 90/Die Grünen von uns komplett
übernommen wird.
Der ÄA-03 der Fraktion DIE LINKE soll ins normale Verfahren gehen. Wenn es keinen Widerspruch gibt, halten wir fest: Die erste Lesung hat
heute stattgefunden. Er wird dann zum Verwaltungsstandpunkt „Entwicklung Jahnallee“ aufgerufen.
Abstimmung über ÄA-06 der CDU-Fraktion: neue
Bürgerbeteiligung. Bitte Ihr Votum jetzt! - Ich
schließe die Abstimmung.
Abstimmung: 21 - 34 - 0. Damit abgelehnt.
Abstimmung über ÄA-04 der Fraktion DIE LINKE.
Bitte geben Sie Ihr Votum ab! - Ich schließe die
Abstimmung.
Abstimmung: 21 - 33 - 1. Damit abgelehnt.
Abstimmung über ÄA-05 der CDU-Fraktion: die
Bewirtschaftung zeitlich limitieren. Noch einmal
der Hinweis: Das ist ein Prüfauftrag. - Bitte geben
Sie Ihre Stimme dazu ab! - Ich schließe die Abstimmung.
Abstimmung: 18 - 33 - 4. Damit abgelehnt.
S e i t e | 62
Nun zur Abstimmung über die Vorlage der Verwaltung. Frau Dr. Heymann bittet darum, den Beschlusspunkt 1 gesondert abstimmen zu lassen.
Dieser Bitte komme ich selbstverständlich nach.
Abstimmung über Beschlusspunkt 1 der Vorlage.
Bitte dazu Ihr Votum! - Ich schließe die Abstimmung.
Abstimmung: 35 - 21 - 0. So beschlossen.
Abstimmung über die Beschlusspunkte 2 bis 6 der
Vorlage. Votieren Sie bitte jetzt! - Ich schließe die
Abstimmung.
Abstimmung: 50 - 2 - 3. So beschlossen.
Danke schön, Frau Dubrau! - Herr Jana, jetzt beginnt die Arbeit.
18.11 Wachsende Stadt Leipzig - Stärkung
der interkommunalen Arbeit durch den
Beschluss des Regionalen Handlungskonzeptes (RHK) (VI-DS-04451-NF-02)
Einreicher: Dezernat Umwelt,
Sport
Ordnung,
Klare Vorvoten. - Wird das Wort gewünscht? Bitte schön, Herr Engelmann.
Stadtrat Engelmann (DIE LINKE): Herr Oberbürgermeister! Liebe Kolleginnen und Kollegen
Stadträte! Liebe Gäste! Das vorliegende Konzept
macht Hoffnung, dass die Probleme unserer Stadt
und des Umlands weiterhin gemeinsam gelöst
werden. Der Grüne Ring ist ein Beispiel für gemeinsames regionales Handeln. Allerdings ist er
auch das einzige, von dem ich weiß, dass es wirklich klappt. Das Regionale Handlungskonzept des
Grünen Ringes Leipzig beschreibt wesentliche
Probleme; es ist aber nach unserer Ansicht zu
sehr tourismuslastig.
Gestatten Sie mir, auf ein paar Dinge aufmerksam
zu machen, die weiter vertieft werden sollten bzw.
die in meiner Fraktion umstritten sind!
Erster Themenkomplex: der Elster-Saale-Kanal.
Hier ist die Meinungsbildung in meiner Fraktion
noch nicht abgeschlossen. Wir können noch nicht
sagen: Aufgrund dieser Vorlage wird DIE LINKE
dem Elster-Saale-Kanal zustimmen oder aber dagegen sein, eben weil wir nichts Genaues wissen. - Das will ich hier schon mal sicherheitshalber sagen.
Zweiter Themenkomplex: Weiße Elster und Flutbett. Die Weiße Elster fließt in Leipzig mit der Gewässergüteklasse IV ein - das heißt: sie ist mangelhaft ökologisch situiert - und fließt mit der Gewässergüteklasse V aus Leipzig ab. Meine Da-
Verlaufsprotokoll vom 22.08.2018
men und Herren, nach meiner tiefen Überzeugung, brauchen wir Lösungen, die den jetzigen
Status quo verbessern.
Das Elsterflutbett ist mal aus drei Gründen geschaffen worden, so jedenfalls meine Recherche:
Erstens sollte Boden für die Anlage weiterer Wälle
gewonnen werden. Ursprünglich war angedacht,
ihr ein schönes Bett zu machen, indem der Abraum abgefahren und damit auch Baumaterial gewonnen wird. Zweitens sollte eine Klärung des
Wassers erfolgen. Drittens sollte eine wunderschöne Wasserfläche entstehen. Diese drei
Gründe haben damals das Handeln der Menschen in Bezug auf die Weiße Elster angetrieben.
Schauen Sie sich mal die Situation heute an! Alle
diese Gründe sind inzwischen völlig sinnlos. Fährt
man am Zentralstadion vorbei und blickt auf die
Elster, überkommt einen das Grauen, und das
nicht nur wegen des derzeit niedrigen Wasserstands, der vor allem mit dem heißen, trockenen
Sommer zu tun hat; auch wenn sie mehr Wasser
führt, ist es ein Graus. Ich bitte noch einmal darum - das sage ich jetzt zum dritten Mal in diesem
Stadtrat -, zu prüfen, ob es nicht sinnvoller wäre,
damit aufzuhören, ständig den Schlamm zu entfernen. Man könnte das Wasser - es ist ja nicht
alles Elster-Wasser - auch mäandrierend durchziehen lassen - das wäre relativ einfach - und die
sich entwickelnden Freiflächen - das werden dann
Wiesen sein, weil dort kein Hochwasserschutz nötig ist - den Bürgern zur ökologischen Nutzung
übergeben.
Noch eine dritte Anmerkung, meine Damen und
Herren. Wir glauben nicht, dass die vorgeschlagenen Maßnahmen an Gewässern zweiter Ordnung - die Elster ist ein Gewässer erster Ordnung - reichen, um den ökologischen und touristischen Ansprüchen zu genügen, wenn Floßgraben
und einfließende Teile der Parthe die Gewässergüteklasse IV, also mangelhaft, und alle anderen
Gewässer in Leipzig die Gewässergüteklasse V
aufweisen. De facto haben unsere Gewässer eine
Qualität wie zu DDR-Zeiten. Alle haben nur Gewässergüteklasse IV oder V. Das muss man einfach wissen. Selbst wenn man die Betonkörper
aus den Flussbetten herausnähme, wäre damit
noch lange nicht gesagt, dass die Gewässer dann
sauberer würden. Ich appelliere daher an den
Stadtrat und die Verwaltung, darüber nachzudenken, für die Qualität unserer Gewässer in Zukunft
mehr zu tun als nur Schmuckmaßnahmen.
So weit mein Beitrag zu diesem Thema. Wir haben noch eine ganze Menge andere Anmerkungen, die ich aber dem verantwortlichen Dezernat
übergeben werde. - Ich danke Ihnen recht herzlich.
S e i t e | 63
Oberbürgermeister Jung: Ich sehe keine weiteren Wortmeldungen. Dann kommen wir zur Abstimmung. Wer stimmt dem vorliegenden Beschlussvorschlag nicht zu? - Enthaltungen?
Abstimmung: Fünf Enthaltungen. Ansonsten einstimmig so beschlossen.
18.12 Kriterien und Verfahren zur zweckgebundenen Veräußerung (einschließl.
Erbbaurecht) von Grundstücken zur
Schaffung von mietpreis- und belegungsgebundenem Wohnraum (VI-DS04657)
Einreicher: Dezernat Wirtschaft und Arbeit
Einreicher: Dezernat Stadtentwicklung und
Bau
18.12.1 dazu ÄA (VI-DS-04657-ÄA-01)
Einreicher: Fraktion Bündnis 90/Die Grünen
Wird das Wort gewünscht? - Herr Schmidt.
Stadtrat Schmidt (Bündnis 90/Die Grünen): Da
unser fachpolitischer Sprecher in Sachen Liegenschaftspolitik heute nicht anwesend ist, müssen
Sie jetzt mit mir vorliebnehmen. - Die Vorlage sagt
alles. Wir haben dazu einen Änderungsantrag eingereicht. Wir wollen keine zweckgebundene Veräußerung, sondern eine zweckgebundene Konzeptvergabe im Erbbaurecht. Dies deckt sich mit
den seit Jahren von uns geforderten und immer
wieder betonten Strategieänderungen der Leipziger Liegenschaftspolitik.
So wie der Beschlussvorschlag formuliert ist, lässt
er der Verwaltung ein gehöriges Schlupfloch,
kommunale Grundstücke weiterzuverkaufen, statt
diese nur noch im Erbbaurecht zu vergeben. Natürlich wird es auch immer begründete Ausnahmen geben müssen - da sind wir uns, glaube ich,
alle einig -, die einen Grundstücksverkauf zulassen. Jedoch sollte das Primat der städtischen Liegenschaftspolitik - da zitiere ich gern aus der
Rede des heute nicht anwesenden SPD-Stadtrats
Dyck im Jahr 2015 hier im Stadtrat, als es um unseren Antrag zur veränderten Liegenschaftspolitik
ging - nicht die Veräußerung, sondern die Erbbaupachtvergabe sein.
Damit hier keine Missverständnisse aufkommen,
hat meine Fraktion den vorliegenden Änderungsantrag so formuliert, dass dies auch zu einer Umformulierung der Überschrift, also des Vorlagentitels, führt. Insofern bitte ich um Ihre Zustimmung
zu unserem Änderungsantrag. - Vielen Dank.
Oberbürgermeister Jung: Ich sehe keine weiteren Wortmeldungen. Dann kommen wir zur Ab-
Verlaufsprotokoll vom 22.08.2018
stimmung. Bitte votieren Sie zunächst den Änderungsantrag der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen. - Ich schließe die Abstimmung.
Abstimmung: 27 - 19 - 0. So beschlossen.
Jetzt zur Abstimmung über die Vorlage der Verwaltung. Ihre Stimme bitte jetzt! - Ich schließe die
Abstimmung.
Abstimmung: 30 - 15 - 2. So beschlossen.
18.13 Clara 19 - Städtischer Jubiläumsschwerpunkt 2019 (VI-DS-04773-DS-02NF-02)
S e i t e | 64
Flächen mehr für anderweitige Nutzungen zu veräußern. Ein gärtnerischer Betrieb ist nicht infrage
zu stellen. Aber wenn auf den Flächen, die ehemals landwirtschaftlich genutzt wurden, auch Verkauf stattfindet, haben wir damit ein Problem. Völlig offen ist auch die Problematik des ruhenden
Verkehrs. Dorthin fährt keine Straßenbahn, kein
Bus. Selbst wenn, manche Einkäufe in einem
Pflanzenmarkt passen nicht in eine Tasche und
können nicht mit Bus oder Straßenbahn transportiert werden. Das heißt: Viele werden vor allem mit
dem Auto hinfahren. Dort gibt es aber nur enge
Siedlungsstraßen. Auch dazu findet man in der
Vorlage keine Aussagen.
Einreicher: Dezernat Kultur, Beigeordnete
Dr. S. Jennicke
Klares Vorvotum. - Gibt es Wortwünsche? - Gibt
es Gegenstimmen? - Enthaltungen?
Abstimmung: Es ist einstimmig so beschlossen.
18.14 Vorhabenbezogener
Bebauungsplan
Nr. 439 „Pflanzenmarkt an der Stötteritzer Landstraße“; Stadtbezirk Südost,
Ortsteil Holzhausen; Aufstellungsbeschluss (VI-DS-05119)
Einreicher: Dezernat Stadtentwicklung und
Bau
Herr Schlegel.
Stadtrat Schlegel (DIE LINKE): Sehr geehrter
Herr Oberbürgermeister! Meine sehr verehrten
Damen und Herren! Die Beschlussvorlage suggeriert, dass es um den Beschluss eines B-Plans
geht. Aus dem Beschlussvorschlag geht nicht hervor, dass wir damit gleichzeitig auch einen Grundstücksverkauf beschließen. Ich weiß nicht, welche
Ausschüsse in die Vorverhandlungen zu diesem
Grundstück einbezogen worden sind.
Wir haben ja gerade festgestellt, dass städtische
Grundstücke nur noch auf dem Wege der Erbpacht vergeben werden sollen. In Punkt 2 der Begründung heißt es jedoch, dass grundbuchdinglich schon gesichert ist, dass die Übertragung der
Grundstücke an die Firma Pflanzen-Hanisch, gut
bekannt in Leipzig, erfolgen soll. Wir haben zwar
nichts dagegen, sind aber der Auffassung, dass
bei diesem Grundstück auch die Vergabe in Erbpacht möglich wäre, wobei sich die Frage stellt,
ob es 99 Jahre sein müssen. Es handelt sich ja
hier um ein Gewerbeobjekt. In Holland beispielsweise werden Gewerbeflächen nur für 25 oder
30 Jahre vergeben, weil die Einrichtungen dann in
der Regel abgeschrieben sind und die Kommune
gegebenenfalls eine andere Nutzung dort vorsehen kann.
Ich sehe noch ein zweites Problem. Wir haben
hier auch beschlossen, keine landwirtschaftlichen
Oberbürgermeister Jung: Wir nehmen das so
zu Protokoll. - Weitere Wortwünsche sehe ich
nicht. Dann bitte ich um Ihr Handzeichen. Wer ist
gegen diesen Beschluss? - Enthaltungen?
Abstimmung: Keine Enthaltungen, eine Reihe
von Gegenstimmen. Mehrheitlich so beschlossen.
Die Tagesordnungspunkte 18.15 und 18.16 sind
vertagt.
18.17 Bau- und Finanzierungsbeschluss zum
Ersatzneubau der Brücke II/67 im Zuge
der verlängerten Turmgutstraße über
die Parthe (VI-DS-05674)
Einreicher: Dezernat Stadtentwicklung und
Bau
Klare Vorvoten. - Wird das Wort gewünscht?- Gibt
es Gegenstimmen? - Enthaltungen?
Abstimmung: Es ist einstimmig so beschlossen.
18.18 Bau- und Finanzierungsbeschluss zum
Ersatzneubau der Brücke II/67 im Zuge
der verlängerten Turmgutstraße über
die Parthe (VI-DS-05674-DS-01)
Einreicher: Dezernat Stadtentwicklung und
Bau
Ich bitte um Kenntnisnahme.
18.20 Deutsches Chorfest 2020 in Leipzig (VIDS-05757-NF-01)
Einreicher: Dezernat Kultur
Klare Vorvoten. - Ich gebe hier zu Protokoll: Noch
ist der Zuschuss des Freistaats Sachsen nicht gesichert. Das sollten Sie wissen. Wir sind da noch
in Verhandlungen. Das ist noch nicht in trockenen
Tüchern. Ich denke, ohne den Zuschuss des Freistaats wird es schwierig, das Chorfest durchzuführen. Der Beschluss heute ist wichtig, sozusagen als Faustpfand.
Gibt es aus Ihrer Mitte noch Hinweise dazu? - Gibt
es Gegenstimmen? - Enthaltungen?
Abstimmung: Es ist einstimmig so beschlossen.
Verlaufsprotokoll vom 22.08.2018
18.21 EFRE-Fördergebiet Leipziger Westen
2014-2020, 1. Änderung zum Beschluss
VI-DS-03222 Maßnahme „Hocheffiziente Kraft-Wärme-Kopplung (KWK)gespeiste Wärmeversorgung Leipziger
Westen, Anschluss öffentliche Gebäude - östlicher Hauptstrang“ (VI-DS05721)
Einreicher: Dezernat Stadtentwicklung und
Bau
Wird das Wort gewünscht? - Gibt es Gegenstimmen? - Enthaltungen?
Abstimmung: Es ist einstimmig so beschlossen.
18.22 Vergabe von Steuerberatungsleistungen: Begleitung und Unterstützung im
Rahmen der Erstellung der Steuererklärungen 2017-2019 und allgemeine, laufende Steuerberatung 2019 und 2020
(VI-DS-05842)
Einreicher: Dezernat Finanzen
Gibt es Gegenstimmen? - Enthaltungen?
Abstimmung: Es ist einstimmig so beschlossen.
18.23 Verordnung der Stadt Leipzig zur Aufhebung der Sperrzeit für Gaststätten
mit Veranstaltungsbetrieb, Veranstaltungsbetriebe, kulturelle Einrichtungen und Diskotheken für das Stadtgebiet Leipzig (VI-DS-05797)
Einreicher: Dezernat Umwelt, Ordnung,
Sport
18.23.1 dazu ÄA (VI-DS-05797-ÄA-01))
Einreicher: SPD-Fraktion
Den Änderungsantrag der SPD-Fraktion übernehme ich unter der Maßgabe: Das darf kein Bürgermeister werden. Die Bezeichnung „Nachtwächter“ könnte ich eher akzeptieren. Aber Spaß
beiseite! Wir prüfen gern, ob das über einen Beauftragten zu organisieren ist.
Gibt es aus Ihrer Mitte Wortmeldungen dazu? - Einige. Kollegen, wenn doch schon alles klar ist,
muss man dann noch ans Mikrofon gehen?
Stadträtin Nagel (DIE LINKE): Muss man. - Sehr
geehrter Herr Oberbürgermeister! Liebe Bürgermeisterinnen und Bürgermeister! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich halte es schon für geboten,
hier noch ein paar Worte zu verlieren, auch weil
vor dem Rathaus eine Menge Leute stehen, die
diese Debatte mitverfolgen. Es muss hier auch
gewürdigt werden, dass das bürgerschaftliche
Engagement zu diesem Beschlussvorschlag geführt hat.
S e i t e | 65
Es ist gut, dass wir heute, etwa ein halbes Jahr
nach Aufforderung des Stadtrats, eine Rechtsverordnung zur Aufhebung der Sperrstunde zur Beschlussfassung führen. Meine Fraktion, die diesen überfälligen Schritt mit initiierte, wird der Vorlage zustimmen.
Sie, Herr Oberbürgermeister, haben schon gesagt, dass die Aufhebung der Sperrstunde relativ
unstrittig ist. Nichtsdestotrotz ist es eigentlich traurig, dass wir hier darüber diskutieren müssen. Wie
auch die Begründung zur Rechtsverordnung treffend ausführt, leben wir längst in einer Zeit veränderter Lebens- und Arbeitsabläufe, hat sich auch
in Leipzig seit Jahren, wenn nicht schon seit Jahrzehnten ein Nachtleben entwickelt, das ganz andere Formen annimmt als der altmodische Tanzabend, der um Mitternacht oder um 2 Uhr beendet
wurde, ist die Clubkultur Zelle einer alternativen
Basiskultur, die Menschen von Konsument*innen
zu Macher*innen von Kultur macht usw. Eigentlich
also müsste das Sächsische Gaststättengesetz
geändert und die altertümliche Sperrstunde getilgt
werden. Nun gehen wir hier in Leipzig den einzig
richtigen und sinnvollen Weg.
Stein des Anstoßes - daran will ich noch einmal
erinnern - war ein peinlicher Streit um behauptete
Lärmbelästigungen durch Veranstaltungen des
Instituts für Zukunft im Kohlrabizirkus. Obwohl
diese weder qualifiziert noch quantifiziert werden
konnten, hat das Ordnungsamt den Betreiberinnen und Betreibern des Clubs die Hölle heiß gemacht. Der touristisch und wirtschaftlich orientierten Eigenwerbung der Stadt zum Trotz wurde
beim Ifz auf die Einhaltung der Sperrstunde gepocht und wurden sogar entsprechende Aussagen von der städtischen Website getilgt.
Obwohl Sie den Änderungsantrag der SPD jetzt
übernommen haben, Herr Oberbürgermeister,
möchte ich noch kurz auf den Vorschlag der SPD,
den sie wohl aus der LVZ aufgeschnappt hat, eingehen, der vorsieht, die Einführung eines Nachtbürgermeisters zu prüfen. Schade, dass Sie diesen Antrag jetzt übernommen haben; denn meine
Fraktion hätte das ganz klar abgelehnt.
Wäre es nicht wichtiger, die Mitarbeiter*innen der
zuständigen Ämter, bei denen solche Beschwerden auflaufen, in die Lage zu versetzen, mit der
Clubszene kompetent umzugehen, statt immer
wieder zuungunsten der Veranstalter*innen zu
entscheiden? Die Sperrstunde ist hier beileibe
nicht das einzige Negativbeispiel. Sprechen Sie
mal mit den Clubbesitzern, die jetzt vor dem Rathaus stehen!
Was brauchen Clubbesitzerinnen und Clubbesitzer? Ich denke, finanzielle Unterstützung bei
Lärmschutzmaßnahmen, Bestandsschutz und
Mindestabstandsgebote zu Wohnbebauungen in
Verlaufsprotokoll vom 22.08.2018
ihrer Umgebung, aber auch sensible und lösungsorientierte Behördenmitarbeiter*innen.
Die Forderung nach Einführung eines Nachtbürgermeisters verkleistert ein wenig den Blick für die
eigentlichen Probleme bzw. verlagert sie auf die
Schultern einer Einzelperson, die ganz schnell an
ihre Grenzen stoßen wird; ähnlich wird das auch
in Berlin diskutiert. Zudem haben sich in Leipzig
die Clubbetreiberinnen und Clubbetreiber in der
LiveKomm zusammengeschlossen. Dieses Gremium hat eine viel stärkere Lobby als irgendeine
Einzelperson, die zudem auch noch glamourös
gewählt werden soll. Wir finden diese Idee nicht
besonders charmant und setzen eher darauf, bestehende Strukturen - das kann auch das Quartiersmanagement sein - zu stärken und ihnen die
Mediations-, Kommunikations- und Organisationsaufgaben zu übertragen, statt sie einem einzelnen Nachtbürgermeister aufzubürden.
Also: Klare Zustimmung seitens unserer Fraktion
zur Aufhebung der Sperrstunde und kritische Haltung zur Einführung eines Nachtbürgermeisters oder einer Nachtbürgermeisterin. - Vielen Dank.
Oberbürgermeister Jung: Herr Zenker.
Stadtrat Zenker (SPD): Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister! Werte Kolleginnen und Kollegen
Stadträte! Werte Gäste! Auch wir werden der Vorlage heute zustimmen und freuen uns, dass die
Verwaltung die Vorschläge aus unserem Änderungsantrag übernommen hat. Auch wir glauben,
dass die Sperrstunde ein Relikt der Vergangenheit ist. Dadurch werden Lärmprobleme nicht beseitigt, sondern eher verursacht, weil alle zur selben Zeit auf der Straße stehen und nach Hause
gehen, in welchem Zustand auch immer. Von daher glaube ich, dass die Aufhebung der Sperrstunde gut ist für Leipzig. Das wird die Lärmprobleme verringern. Ursprünglich war die Sperrstunde eingeführt worden, damit die Läden mal
durchgewischt werden können. Ich denke, wir
sollten es den Gastronomen und Clubbetreibern
selber überlassen, wann gereinigt wird. Dass das
getan wird, darauf werden andere Behörden achten.
Noch einmal zum Nachtbürgermeister. Wir haben
das nicht aus der LVZ, auch wenn die LVZ über
viele gute und interessante Ideen berichtet. Mannheim hat als erste deutsche Stadt einen Nachtbürgermeister eingeführt. Vorher gab es das schon in
Amsterdam, Paris und London. Wir Leipziger sind
ja immer ein bisschen größenwahnsinnig und vergleichen uns gern mit den Weltstädten Europas.
Während der Diskussion um die Sperrstunde wurden wir immer wieder auf das Thema angesprochen, auch wenn es an sich nichts mit Lärmschutz
zu tun hat.
S e i t e | 66
Wir machen in unserem Antrag bewusst keine
Vorgaben dazu, ob diese Person beim Ordnungsamt angesiedelt oder aber von den Gastronomen
und Clubbetreibern gewählt werden soll. Die Bezeichnung „Bürgermeister“ rührt ja daher, dass er
von der Basis gewählt wird; so zumindest in Amsterdam. Uns geht es eher darum, dass es eine
vermittelnde Instanz gibt. Das kann das Ordnungsamt sein. Dass es nicht immer ein guter
Vermittler ist, hat ja die Verhängung der Sperrstunde für das IfZ gezeigt, was eher zur Eskalation geführt hat.
Wir versprechen uns von einem Nachtbürgermeister oder einer vermittelnden Instanz - der soll
in der Nacht nicht Ihren Schreibtisch hüten; keine
Angst, Herr Oberbürgermeister - tatsächlich auch
lösungsorientierte Ansätze. Wir haben bewusst
diesen Prüfauftrag ohne Vorgaben, wie das ausgestaltet sein soll, formuliert. Dann kann man sich
die verschiedenen Konzepte angucken. Es war in
der Tat nicht abgesprochen, dass die Verwaltung
unseren Antrag übernimmt. Da wir jetzt aber das
Signal vernommen haben, dass unser Antrag
möglicherweise gar nicht positiv votiert worden
wäre, freuen wir uns umso mehr, dass die Verwaltung ihn übernommen hat.
Ich möchte die Gelegenheit nutzen, um noch auf
einige Probleme aufmerksam machen. Wir diskutieren ganz aktuell, ob TV-Club und andere aufgrund von größeren Investitionsmaßnahmen unter Umständen schließen müssen. In der Vergangenheit musste schon das Four Rooms schließen.
Daran sind wir als Stadt nicht ganz unschuldig,
weil wir an dieser Stelle eine Schule errichten.
Ganz aktuell ist, dass auch die Alte Damenhandschuhfabrik die Kündigung erhalten hat. Auch im
Westwerk hat ein Club dichtgemacht.
All das hat auch mit dem Wachstum unserer Stadt
zu tun. Ich glaube, wir müssen uns auch mal Gedanken machen, wie wir vermeiden können, dass
Clubs am Ende nur noch in Industrie- oder Gewerbegebieten angesiedelt sind. Wir müssen hier im
Rat noch einmal konzertiert Überlegungen anstellen, wie das geht. Dass es geht, beweisen Bauherren am Eutritzscher Freiladebahnhof. Bei einem Kölner Projekt wird ein Club entstehen,
Hauswand an Hauswand mit Wohnen. Also: Auch
das ist möglich, wenn man den Lärmschutz an
Clubgebäuden noch verbessert.
Abschließend will ich sagen: In einer wachsenden
Stadt müssen wir uns auch mit einem Thema wie
diesem beschäftigen. Auch Clubs gehören zur Urbanität. Auch junge Menschen gehören zur Urbanität. Ich gehe nun straff auf die 40 zu und bin deswegen nicht mehr ganz so häufig in Clubs, auch
wenn ich viele Ältere kenne, die das sehr wohl
noch machen. Die meisten Stadtratskolleginnen
Verlaufsprotokoll vom 22.08.2018
und -kollegen sind in meiner Altersklasse oder älter. Lassen Sie uns das Thema bitte nicht aus den
Augen verlieren!
Wir diskutieren hier zu Recht sehr viel über Einrichtungen für Jugendliche und junge Erwachsene, die wir selber fördern. Es gibt allerdings
auch viele Einrichtungen, die wir nicht fördern, die
aber ebenso zu unserer breiten Kulturlandschaft
gehören. Ich möchte, dass diese Einrichtungen
weiter erhalten bleiben. Lassen Sie uns deshalb
in Zukunft noch intensiver darüber diskutieren,
wie wir in unserer wachsenden Stadt damit umgehen! - Vielen Dank.
Oberbürgermeister Jung: Herr Volger.
Stadtrat Volger (Bündnis 90/Die Grünen): Sehr
geehrter Herr Oberbürgermeister! Sehr geehrte
Bürgermeisterinnen und Bürgermeister! Sehr geehrte Stadträte! Sehr geehrte Gäste! Und vor allem: Sehr geehrte Gäste, die da draußen tanzen!
Warum sind wir eigentlich hier? Weil Leipzig formal eine Sperrstunde hat, weil Tanzen auch zwischen 5 und 6 Uhr erlaubt sein soll und weil es
totaler Blödsinn ist, alle Gäste der Clubs in Leipzig
um 5 Uhr auf die Straße zu jagen.
Über Lärm, Gefahrenpotenzial, wirtschaftlichen
Schaden oder Ansehensverlust für die Kulturszene der Stadt braucht man da gar nicht diskutieren. Es gibt schlicht keinen Grund, die Menschen vom Tanzen, Feiern und der Musik abzuhalten.
Jahrelang gab es keine Probleme. Leipzig rühmte
sich, keine Sperrstunde zu haben. Sie existierte
zwar auf dem Papier, wurde aber nie angewendet.
In Dresden ist das auch heute noch so. Aber seit
einiger Zeit weht im Ordnungsamt ein anderer
Wind. Da werden plötzlich Probleme erfunden, die
jahrelang keine waren, und eine freie liberale
Stadtgesellschaft wird schikaniert. Erst die Sperrstunde, dann die Spätverkäufe. Was kommt als
Nächstes?
Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister, es ist Ihre
Verwaltung und damit Ihre Aufgabe, sie zu führen.
Ich könnte, wie andere Stadträte heute, Sie persönlich angreifen. Das habe ich hier auch schon
einmal getan, habe aber daraus gelernt. Das gehört sich nicht. Deshalb mache ich das nicht. Ich
finde auch, dass Vertreter anderer Fraktion sich in
Zukunft ein wenig mäßigen sollten. - Ich möchte
Sie viel lieber bitten, Herr Oberbürgermeister, dafür zu sorgen, dass Leipzig weiterhin eine liberale,
urbane, lebendige Stadt bleibt, wie Sie es sich ja
auch immer wünschen. Dann müssen Sie aber
auch dafür sorgen, dass die Kleingeister in der
Verwaltung eingehegt werden. Dafür wünsche ich
Ihnen viel Kraft.
S e i t e | 67
Ja, wir als Stadtrat können den Unsinn der Verwaltung korrigieren und werden dies heute mit der
Abschaffung der Sperrstunde auch tun. Noch besser wäre es gewesen, wenn wir als Stadtrat gar
nicht hätten eingreifen und nicht Tausende Leipziger*innen eine Petition hätten unterschreiben
müssen, um ihr Recht auf Kultur, Tanz und Musik
durchzusetzen. Trotzdem freuen wir Grünen uns
natürlich, dass das Kapitel Sperrstunde heute beerdigt wird.
Allerdings muss ich noch einen Wermutstropfen in
das bisher vorgesehene Verfahren gießen. Mit der
Übernahme des von der SPD vorgeschlagenen
Nachtbürgermeisters, mit dem auch meine Fraktion ein Problem hat, ist ein neuer Punkt, nämlich
eine Prüfung desselben, in die Vorlage aufgenommen worden. Wir bitten daher um punktweise Abstimmung, damit man auch über den Vorschlag
„Nachtbürgermeister“ abstimmen kann. - Danke.
Oberbürgermeister Jung: Herr Volger, da Sie
eben von Kleingeistern gesprochen haben, lassen Sie mich dazu etwas sagen. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vor Ort versuchen, im Rahmen der Gesetze zu agieren. Das ist, verdammt
noch mal, nicht einfach. - Nein. Wenn Sie einmal
mit einer Krankenschwester gesprochen haben,
die neben einem solchen Club wohnt, werden Sie
anders reden. Wir müssen die Bedürfnisse aller
abwägen. Es gibt auch berechtigte Ruhebedürfnisse, die gegen die Bedürfnisse anderer abgewogen werden müssen. Das hat mit Kleingeisterei
nichts zu tun, wirklich nicht.
Bitte schön, Herr Morlok.
Stadtrat Morlok (Freibeuter): Herr Oberbürgermeister! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Wir als
Freibeuter unterstützen die Aufhebung der Sperrstunde. Wir haben das auch schon im Verfahren
unterstützt. Die Lebensgewohnheiten der Menschen haben sich in der Tat geändert. Deswegen
gibt es keinen Grund für eine staatliche Regelung.
Und wenn es keinen Grund dafür gibt, dass der
Staat etwas regeln soll, soll er das eben auch
nicht tun. So ist unser liberales Staatsverständnis.
Das ist unser Credo.
Das ist genau der Unterschied zum Parken im
Waldstraßenviertel. Wir müssen immer abwägen,
ob es Menschen gibt, für die die Aufhebung einer
Regelung nachteilig ist. Das sehen wir hier in diesem Fall nicht, weil die Veranstaltungen, die von
der Sperrstunde betroffen sind in der Regel, in Innenräumen stattfinden und nicht draußen. Lärm
entsteht erst dann, wenn die Leute die Veranstaltung mit Beginn der Sperrstunde verlassen und
nach draußen gehen. Weil es künftig keine Sperrstunde mehr gibt, werden sie das nicht mehr tun
müssen und Lärmbelästigungen abnehmen.
Verlaufsprotokoll vom 22.08.2018
Gestatten Sie mir noch eine Bemerkung zum
Thema Rechtsstaat. Wenn wir in unserem Staat
Regeln haben, dann müssen wir auch für deren
Einhaltung sorgen, liebe Leute von den Grünen.
Es geht hier darum, dass wir uns als Bürger darauf verlassen können, dass unser Staat die Einhaltung der Regeln, die wir uns selber gegeben
haben, auch garantiert. Ob einem persönlich die
Regel gefällt oder nicht, ist vollkommen egal. Mir
gefallen auch viele Regeln nicht, aber ich kann
nicht sagen: Diese oder jene Regel gefällt mir
nicht, lieber Staat. Deshalb halte ich sie nicht ein.
Aber bitte verfolge mich nicht, wenn ich sie nicht
einhalte! - Das ist eine grundsätzliche Frage des
Staats- und des Rechtsverständnisses. Wenn es
eine Regel gibt, müssen wir dafür sorgen, dass
sie eingehalten wird. Wenn uns die Regel nicht
passt, müssen wir uns als Demokraten zusammenfinden, wie wir es in diesem Fall auch getan
haben, und die Regel aufheben. Das sind die
Grundprinzipien des Rechtsstaats.
Nachtbürgermeister: ein schöner Gag. Herr Oberbürgermeister, ich weiß nicht, ob Sie sich mit der
Übernahme dieses Antrags einen Gefallen getan
haben. Würde es nicht mehr bringen, wenn die
Bürgerinnen und Bürger für Probleme, die sie mit
dem Nachtleben und dessen Konsequenzen haben, geeignete Ansprechpartner in den Ämtern
hätten? Würde man einen Bereitschaftsdienst innerhalb der Stadtverwaltung organisieren, auf
den die Leute mit ihren Sorgen und Nöten zukommen könnten, wäre das allemal besser, als irgendeinen einzelnen Beauftragten in dieser Stadt mit
einem Titel auszustatten. Überlegen Sie sich das
noch mal! - Vielen Dank.
Oberbürgermeister Jung: Titel wollen wir nicht.
Wir prüfen, ob wir eine Person damit beauftragen.
Wir kommen zur Abstimmung. Es ist darum gebeten worden, punktweise abzustimmen. Dann verfahren wir so.
Ursprünglich hatte ich zwar gesagt, dass ich den
Änderungsantrag der SPD-Fraktion übernehme;
ich rufe ihn jetzt dennoch zur Abstimmung auf. Wer ist dagegen? - Wer ist dafür? - Enthaltungen?
Abstimmung: Wenige Pro-Stimmen. Mehrheitlich abgelehnt.
Nun zur Abstimmung über die Vorlage der Verwaltung. Bitte geben Sie Ihre Stimme elektronisch
ab! - Ich schließe die Abstimmung.
Abstimmung: 47 - 4 - 1. So beschlossen.
Gestatten Sie mir eine Anmerkung zu Protokoll:
Ich hätte mich sehr gefreut, wenn eine kleine Abordnung derjenigen, die dort unten feiern, auf der
Gästetribüne gewesen wäre und dem Stadtrat
ihre Aufwartung gemacht hätte.
S e i t e | 68
18.24 Verleihung Amarena Preis 2018, Bestätigung einer außerplanmäßigen Aufwendung nach § 79 (1) SächsGemO für
die finanzielle Unterstützung durch die
Stadt Leipzig (VI-DS-05806-NF-01)
Einreicher: Dezernat Kultur
Gibt es dazu aus Ihrer Mitte Wortwünsche? Dann bitte ich um Ihr Votum. Wer ist gegen diesen
Beschlussvorschlag? - Enthaltungen?
Abstimmung: Es ist einstimmig so beschlossen.
18.25 Anpassung des Gesellschaftsvertrages
der
Städtische
Altenpflegeheime
Leipzig gGmbH an die Änderungen der
Sächsischen
Gemeindeordnung
(SächsGemO) und Umsetzung des
Leipziger Corporate Governance Kodexes (LCGK) (VI-DS-05876)
Einreicher: Oberbürgermeister
Wird das Wort gewünscht? - Gibt es Gegenstimmen? - Enthaltungen?
Abstimmung: Zehn Enthaltungen. Ansonsten
einstimmig so beschlossen.
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Aktueller Sachstand und weitere Planungen der Unterbringung von Geflüchteten
in der Zuständigkeit der Stadt Leipzig
19.1 Unterbringung von Geflüchteten in der
Zuständigkeit der Stadt Leipzig - Stand:
31.07.2018 (VI-Ifo-06147)
Einreicher: Dezernat Jugend, Soziales, Gesundheit und Schule
Bitte nehmen Sie diese Vorlage zur Kenntnis. In
den Fachausschüssen besteht die Möglichkeit
der weiteren, vertiefenden Behandlung.
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Informationen I
20.1 Zwischenbericht
Projekt
Log-In-LE
(Kommunale Koordinierung der Bildungsangebote für Neuzugewanderte)
(VI-DS-03626-Ifo-01)
Einreicher: Dezernat Jugend, Soziales, Gesundheit und Schule
Ich bitte um Kenntnisnahme.
20.2 Gehwegsanierungsprogramm - Umsetzung des Ratsbeschlusses VI-A-00968
vom 08.07.2015, hier: Punkt 2, Erarbeitung eines Fußwegesanierungsprogramms (VI-DS-02945)
Einreicher: Dezernat Stadtentwicklung und
Bau
Frau Riekewald.
Verlaufsprotokoll vom 22.08.2018
Stadträtin Riekewald (DIE LINKE): Von meiner
Seite nur ganz kurz, auch wegen der fortgeschrittenen Zeit. - Wir freuen uns sehr, dass diese Vorlage endlich vorliegt, und haben die große Hoffnung, dass diese Informationsvorlage nicht einfach nur in irgendeiner Schublade verschwindet,
sondern wirklich auch für den Haushalt, vor allem
für den Haushalt 2019/2020, genutzt wird, damit
in dieser Hinsicht endlich etwas passiert. Wir haben vorhin schon festgestellt: Die schwächsten
Verkehrsteilnehmer sind die Fußgängerinnen und
Fußgänger. Ich finde, wir haben bisher sehr, sehr
wenig für sie getan. Ich denke, da muss endlich
etwas passieren, und zwar unabhängig von irgendwelchen Straßensanierungen. - Danke.
Oberbürgermeister Jung: Wir kommen zum
nächsten Tagesordnungspunkt:
20.3 Neuausrichtung und Namensänderung
der Leipziger Agenda 21 (VI-Ifo-05573)
Einreicher: Dezernat Umwelt, Ordnung, Sport
Ich bitte um Kenntnisnahme.
20.4 Bericht „Gesetzliche Vertretung“ zum
Stand 31.12.2017 (VI-Ifo-05555)
Einreicher: Dezernat Finanzen
Ich bitte um Kenntnisnahme.
20.5 Entwicklung der Ganztagsangebote an
Leipziger Schulen in den Schuljahren
2016/2017 und 2017/2018 (VI-Ifo-05827)
Einreicher: Dezernat Jugend, Soziales, Gesundheit und Schule
Frau Hollick.
Stadträtin Hollick (DIE LINKE): Sehr geehrter
Herr Oberbürgermeister! Erstens hätte ich mich
gefreut, wenn diese Vorlage eine Beschlussvorlage gewesen wäre. Aber leider ist es nur eine
Info-Vorlage.
Eine zweite wichtige Sache ist: Wir hatten die ersten 15 Jahre Mittel für außerunterrichtliche Tätigkeiten an den Schulen eingestellt. Seit mehr als
zehn Jahren stellen wir Mittel für Ganztagsangebote zur Verfügung. Dass Sachsen im Ranking
des Bildungsmonitors nach wie vor so gut dasteht,
ist auch auf die Ganztagsangebote zurückzuführen. Der Vorlage ist zu entnehmen, dass die Mittel
dafür steigen, allerdings nicht proportional zu den
Schülerzahlen. Mir ist aufgefallen: 53 Prozent der
Mittel für Ganztagsangebote fließen in die individuelle Förderung. Das halte ich für sehr viel. Das
wäre hier auch mal eine vertiefende pädagogische Diskussion wert.
Wichtig ist, dass auch die wenigen Schulen, die
bis jetzt noch keine Ganztagsangebote machen,
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künftig dazu übergehen. Jetzt könnte man sagen:
Je mehr Schulen Ganztagsangebote vorhalten,
desto mehr Schüler werden sie nutzen. Dafür ist
jedoch die Zuweisung einer Fördermittelsumme
proportional zur Schülerzahl nötig. Ansonsten
wird die Anzahl der Angebote zwangsläufig abnehmen. Ich halte es für wichtig, dass es nicht nur
an allen Förder-, Grund- und Oberschulen Ganztagsangebote gibt, sondern auch an Gymnasien;
denn auf Gymnasien gehen auch jüngere Schüler,
nämlich die Schüler der 5., 6. und 7. Klassen.
Auch für sie sind Förderangebote wichtig. Noch
viel zu oft wird Gymnasiasten gesagt: Hier gehörst
du nicht hin.
Schade, dass diese Vorlage keine Beschlussvorlage ist. Aber mir war wichtig, festzuhalten: Diese
Ganztagsangebote sind ein Plus für Sachsen und
für Leipzig.
Oberbürgermeister Jung: Weitere Wortwünsche sehe ich nicht. - Ich bitte Sie, die Vorlage so
zur Kenntnis zu nehmen.
20.6 Arbeit der Verkehrsunfallkommission im
Jahr 2017 und Bekanntgabe des Verkehrsberichtes 2017 der Polizeidirektion
(VI-Ifo-05888)
Einreicher: Dezernat Stadtentwicklung und
Bau
Die Zusammenarbeit der Kommission mit der Polizei ist wirklich sehr gut. - Gibt es dazu Wortwünsche? - Das ist nicht der Fall.
20.7 Monitoringbericht 2017 zur Umsetzung
des Förderprogramms für Wachstum
und Kompetenzgewinnung im Leipziger
Mittelstand
(Mittelstandsförderprogramm) (VI-Ifo-05998)
Einreicher: Dezernat Wirtschaft und Arbeit
Ich bitte um Kenntnisnahme.
Damit schließe ich den öffentlichen Teil der heutigen Ratsversammlung.
(Folgt nichtöffentliche Sitzung)
Verlaufsprotokoll vom 22.08.2018
Oberbürgermeister:
___________________________________
Schriftführer:
Stadtrat Oßwald:
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Stadtrat Deissler:
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Protokollant:
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