Daten
Kommune
Leipzig
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1361825.pdf
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25.01.18, 11:09
Aktualisiert
06.09.18, 15:38
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Dokument D:\DOC\01\36\18\24-Anlagen\01\Liste Verweisung
Anträge 2018-01-31 RV.pdf nicht gefunden
RATSVERSAMMLUNG VOM 31. JANUAR 2018
1
Eröffnung und Begrüßung
Oberbürgermeister Jung: Meine sehr verehrten
Damen und Herren! Ich eröffne die heutige Stadtratssitzung und begrüße alle Stadträtinnen und
Stadträte, die Journalistinnen und Journalisten
sowie weitere Gäste ganz herzlich.
Zunächst möchte ich Frau Gehrt zu ihrem heutigen Geburtstag gratulieren. Herzlichen Glückwunsch!
Ich bitte Herrn Habicht und Herrn Pellmann, das
heutige Protokoll zu unterschreiben. - Einwände
sehe ich nicht. Dann verfahren wir so.
Die Tagesordnung wurde wie am 27.01.2018 im
Amtsblatt bekannt gemacht.
Entschuldigt hat sich Kollege Albrecht.
Ich verweise auf § 20 der Sächsischen Gemeindeordnung im Falle von möglichen Befangenheiten.
Bitte teilen Sie mir mit, wenn Sie die Sitzung vorzeitig verlassen müssen.
Noch ein kurzer Hinweis: Wir haben eine neue Abstimmungsanlage und werden heute zwei verschiedene Abstimmgeräte testen. Auf Ihren Tischen liegt jetzt das neue Gerät, das zwölf größere Tasten, sozusagen Seniorentasten, hat. Wir
sollten es jetzt schon einmal testen: Bitte mit
„Okay“ einschalten und dann die Tasten „1A“, „2B“
oder „3C“ drücken, was „dafür“, „dagegen“ oder
„Enthaltung“ entspricht. - Das scheint zu klappen.
Diese Geräte werden wir vor der Pause wieder
einsammeln. Nach der Pause werden wir das
schon bekannte Gerät benutzen. Zum Schluss
der Sitzung lasse ich darüber abstimmen, welches Gerät Ihnen besser gefällt.
2
Feststellung der Beschlussfähigkeit
Um 14.00 Uhr waren 64 Stadträtinnen und Stadträte anwesend. Das entspricht 90 Prozent. Damit
sind wir beschlussfähig.
3
Feststellung der Tagesordnung
Zu den Absetzungen: Zu TOP 14.7 gibt es noch
Beratungsbedarf. TOP 14.9 soll zunächst ruhen.
TOP 15.10 wird zurückgezogen. Noch nicht zu
Ende diskutiert sind die Tagesordnungspunkte
18.6, 18.7 und 18.8. Keine Sorge, es ist alles in
Ordnung; es fehlt nur noch die eine oder andere
Unterschrift unter dem Papier. TOP 20.5 setze ich
ab.
Der Antrag 14.5 wird auf Wunsch des Einreichers
als TOP 14.16 behandelt.
Des Weiteren gibt es einen Antrag auf Absetzung
des TOP 11.10 von Herrn Stadtrat Maciejewski.
Darüber müssen wir abstimmen. - Herr Maciejewski.
Stadtrat Maciejewski (CDU): Herr Oberbürgermeister! Meine sehr geehrten Damen und Herren!
Ich habe diesen Absetzungsantrag gestellt, weil
die Vorlage als solche nicht mit der Tagesordnung
versandt wurde. Sie ist bei uns laut Eingangsstempel erst am 29. Januar eingegangen. Es ist
eigentlich üblich und auch gesetzlich vorgesehen,
dass Vorlagen mit der Tagesordnung zu versenden sind. Das ist hier nicht passiert. Zudem ist sie
in der Tagesordnung falsch eingeordnet. Es handelt sich eben nicht nur um eine reine Gremienbesetzungsvorlage, sondern es sind sechs Beschlusspunkte, und nur einer befasst sich mit der
Gremienbesetzung.
Diese Vorlage ist in keinem Gremium vorberaten.
Es wäre geradezu ein historischer Akt, wenn der
Rat heute diese Vorlage beschließen würde. Da
ich nun festgestellt habe, dass alle sich dennoch
einig sind, das so machen zu müssen, ziehe ich
meinen Absetzungsantrag hiermit zurück, würde
aber darum bitten, sich künftig an die selbst gewählten Regularien zu halten. - Danke schön.
Oberbürgermeister Jung: Damit entfällt die Abstimmung.
Es liegt noch ein weiterer Antrag auf Absetzung
vor, nämlich von TOP 20.8. - Herr von der Heide.
Stadtrat von der Heide (Bündnis 90/Die Grünen): Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister!
Sehr geehrte Damen und Herren! Ich möchte jetzt
schon die Aufmerksamkeit lenken auf TOP 20.8,
Nahverkehrsplan des ZVNL. Ich will unseren Absetzungsantrag kurz begründen, auch wenn das
inhaltlich schon in die Vorlage geht. Wir sind der
Meinung, dass es besser ist, die Vorlage des Nahverkehrsplans abzulehnen. Ablehnung würde bedeuten: Wir müssen die Vorlage von der Tagesordnung absetzen und zurückverweisen an den
ZVNL.
An dieser Stelle nur zwei Punkte zur Begründung,
auch wenn sich nach dem Lesen der Stellungnahme der Stadt Leipzig zum ersten Entwurf und
deren Umsetzung noch mehr Punkte anführen ließen.
Verlaufsprotokoll vom 31.01.2018
Der erste Punkt: Das Ziel, das in diesem Nahverkehrsplan definiert ist, ist: Die Bevölkerung
wächst stärker als die Zahl der Fahrgäste. Der
ZVNL plant also in seinem Nahverkehrsplan,
Marktanteile zu verlieren. Das halten wir als Zielstellung erstens für nicht hilfreich und zweitens
werden wir als Stadt Leipzig die Leidtragenden
sein; denn das sind die Berufspendler, die dann,
weil sie kein vernünftiges Angebot des SPNV haben, mit dem Auto fahren und hier unsere Straßen
verstopfen werden.
Aus dieser wenig ambitionierten Zielstellung in
Bezug auf die Fahrgastzahlen folgt ein Problem
bei den Kapazitäten. Im Kapitel zu den Kapazitäten heißt es zwar nicht wörtlich: Wir werden an
den Kapazitäten nichts ändern; aber faktisch ist
das so. Sie kennen die Situation bei der S-Bahn.
Sie wissen, dass die Kapazitäten im Berufsverkehr jetzt schon nicht ausreichen. Der ZVNL wird
bis 2025 daran nichts ändern, und das ist nicht gut
genug für die wachsende Stadt Leipzig. Stellen
Sie sich vor, die LVB würde planen, bis 2025 nicht
deutlich höhere Anteile am Modal Split zu erreichen, sondern den Anteil zu verringern. Das würden wir der LVB nicht durchgehen lassen. Wir sollten das auch dem ZVNL nicht durchgehen lassen.
Ich möchte noch einen zweiten Aspekt anführen.
Dieser Stadtrat ist, wenn es um die Finanzierung
des ÖPNV geht, relativ gut darin, zu sagen: Wir
spielen den Ball Bund und Land zu; denn von da
muss das Geld kommen. Dann wäre es nur konsequent, wenn wir jetzt auf der übergeordneten
Ebene, nämlich Nahverkehrsplan und ZVNL,
agieren, agieren und sagen: Nein, so kann das
nicht funktionieren. Bitte ZVNL, kläre das noch
einmal! Es muss stärker auf die Bedürfnisse der
wachsenden Stadt eingegangen werden.
Ziel unseres Antrags ist, diesen Nahverkehrsplan
abzusetzen, ihn an den ZVNL zurückzugeben und
damit als Stadtrat Leipzig deutlich machen: So
reicht es für die Stadt Leipzig nicht. - Entsprechend bitte ich um Unterstützung dieses Absetzungsantrags. - Vielen Dank.
Oberbürgermeister Jung: Frau Dubrau, ich bitte
Sie, kurz Stellung zu nehmen.
Bürgermeisterin Dubrau: Sehr geehrter Herr
Oberbürgermeister! Meine Damen und Herren!
An dieser Stelle beschließt nicht eine einzelne
Stadt einen Plan, sondern dieser Plan ist ein Gemeinschaftswerk unterschiedlicher Städte und
Gemeinden. Wir haben in den Vorgesprächen mit
dem ZVNL nicht nur all die Punkte, die Sie eben
angesprochen haben, sondern auch all das, was
aus den Fachgremien und von den Fachleuten an
uns herangetragen wurde, deutlich gemacht und
haben eine intensive Diskussion dazu geführt. Wir
Seite |2
haben an vielen Stellen im Plan Änderungen erreicht.
Am Ende ist das ein Kompromisspapier, das sich
auch daran orientiert, welche Spielräume wir in
unserem Haushalt haben. Eine größere Dichte im
S-Bahn-Takt, wie wir sie uns alle wünschen, ist
derzeit leider nicht finanzierbar. Es wird aber während der Laufzeit dieses Plans immer wieder Evaluierungen geben, sodass, wenn entsprechende
finanzielle Mittel zur Verfügung stehen sollten, der
Takt weiter verdichtet werden kann. Es ist allen
bewusst, dass natürlich die Städte an dieser
Stelle einen wesentlich höheren Bedarf haben als
die ländlichen Bereiche. Aber die Verbindung miteinander, das ist das Wichtige.
Dazu kommt: Es ist ein Zweckverband, bei dem
letztendlich der Diskussionsprozess im Vorhinein
stattfindet und ein Beschluss durch die Mitglieder
des ZVNL als Bestätigung anzusehen ist. Deshalb
ist diese Vorlage auch eine Vorlage zur Kenntnisnahme. Das heißt: Selbst wenn heute ein politisches Zeichen gesetzt würde, bliebe der Nahverkehrsplan davon unberührt. So die juristische Untersuchung zu diesem Punkt. - Danke schön.
Oberbürgermeister Jung: Es gibt dazu weitere
Wortmeldungen bzw. Nachfragen. Zunächst Herr
Morlok.
Stadtrat Morlok (Freibeuter): Herr Oberbürgermeister! Frau Dubrau, eine Nachfrage zum rechtlichen Verständnis. Wenn ich es richtig verstanden habe, beschließt über den Nahverkehrsplan
des ZVNL abschließend die Verbandsversammlung. Eine Zustimmung der einzelnen Verbandsmitglieder ist nicht erforderlich für die Wirksamkeit. Hat die Zweckverbandsversammlung bereits
über den Nahverkehrsplan beschlossen? - Ich
sehe, Sie nicken. Also: Kann man überhaupt jetzt
noch ändernd eingreifen? Was müssten wir tun,
wenn wir daran jetzt noch etwas ändern wollen?
Müssten wir klagen, oder wie kämen wir rein formal korrekt zu einer Änderung dieses bereits beschlossenen Plans? Was müssten wir tun?
Oberbürgermeister Jung: Bevor Sie antworten,
Frau Dubrau, erst noch Herr Zenker. Ich nehme
an, seine Frage geht in dieselbe Richtung.
Stadtrat Zenker (SPD): Im Kern geht sie in dieselbe Richtung. Mich würde auch interessieren:
Wenn wir die Vorlage heute absetzen, wäre das
ein politisches Signal an den ZVNL, ohne rechtliche Wirkung. - Das wäre doch immerhin etwas.
Oberbürgermeister Jung: Frau Dubrau noch
einmal.
Verlaufsprotokoll vom 31.01.2018
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Bürgermeisterin Dubrau: Das hatte ich eben
schon angedeutet. - Ja, ein Beschluss ist bereits
gefasst. Die Themen, die man einbringen will,
muss man vorher einbringen. Das haben wir sehr
intensiv gemacht, auch durch Gespräche in den
entsprechenden Gremien. Deshalb ist das jetzt
auch nur eine Vorlage zur Kenntnisnahme, keine
Beschlussvorlage. Deshalb wäre eine Absetzung
ein politisches Zeichen, das aber juristisch keine
Relevanz hätte.
Stadtrat Hobusch (Freibeuter): Dann hatte ich
mich wohl verhört. TOP 14.10 ist also weiter drauf.
Oberbürgermeister Jung: Danke. - Ich denke,
wir können jetzt zur Abstimmung kommen. Wer
stimmt dem Absetzungsantrag zu? - Gegenstimmen? - Enthaltungen?
5
Abstimmung: Mit wenigen Gegenstimmen ist es
mit großer Mehrheit so beschlossen. Die Informationsvorlage wird heute abgesetzt.
Gibt es zum Beschlussprotokoll vom 13.12.2017
Wortwünsche oder Änderungshinweise? - Dann
ist es so bestätigt.
Wir kommen jetzt zur Abstimmung über eine Absprache zur Geschäftsordnung, die wir im Ältestenrat besprochen haben. Wir haben uns überlegt, wie wir unsere Sitzungen etwas straffen können, und haben folgendes Verfahren abgestimmt:
Zu jedem Tagesordnungspunkt kann jede Fraktion einen Redner bzw. eine Rednerin entsenden,
der bzw. die fünf Minuten Redezeit hat. Jeder weitere Redner bzw. Rednerin aus derselben Fraktion darf zwei Minuten reden. Wir erhoffen uns davon eine zeitliche Straffung und wollen es ein Mal
versuchen, so die Absprache mit den Fraktionsvorsitzenden.
Gibt es zum Verlaufsprotokoll vom 13.12.2017
Anmerkungen? - Damit ist auch das bestätigt.
Da dies eine Änderung zur Geschäftsordnung ist,
muss darüber abgestimmt werden. Ich würde Sie
sehr herzlich bitten, dieser Verfahrensregelung
„fünf plus zwei“ zuzustimmen. Ich bitte um Ihr
Handzeichen. Wer stimmt dafür? - Gegenstimmen? - Enthaltungen?
Abstimmung: Eine Gegenstimme, zwei Enthaltungen. Mit großer Mehrheit so beschlossen.
Wir versuchen, die Ratsversammlung bis 21 Uhr
abzuschließen. Sollten zu diesem Zeitpunkt noch
viele Tagesordnungspunkte unbehandelt sein,
müssen wir die Sitzung morgen fortsetzen. Allerdings sollten wir versuchen, den nichtöffentlichen
Teil heute noch abzuarbeiten.
Herr Hobusch.
Stadtrat Hobusch (Freibeuter): Herr Oberbürgermeister! Bevor Sie fortfahren, noch eine Frage:
Habe ich Sie richtig verstanden, dass TOP 14.10
zurückgezogen bzw. abgesetzt wurde. Tagesordnungspunkt 14.10 ist doch unser Antrag „Entlastung der Innenstadt vom Kfz-Verkehr“.
Oberbürgermeister Jung: Ich sagte vorhin: 14.9.
Oberbürgermeister Jung: Gibt es aus Ihrer Mitte
noch Hinweise zur Tagesordnung? - Dann stelle
ich die ordnungsgemäße Ladung und die Tagesordnung einschließlich der vorgenannten Änderungen fest.
TOP 4 entfällt.
Niederschrift
5.1 Niederschrift der Sitzung vom 13.12.2017
- Teil I: Beschlussprotokoll
- Teil II: Verlaufsprotokoll (SI/2017/6905)
5.2 Niederschrift der Sitzung vom 15.11.2017 Teil II: Verlaufsprotokoll (SI/2017/6905)
Gibt es dazu Hinweise? - Das ist nicht der Fall.
Dann ist auch dieses Protokoll bestätigt.
TOP 6 entfällt.
7
Mandatsveränderungen
7.1 Stadtbezirksbeirat Mitte (8. Änderung) (VIDS-01141-DS-07)
Einreicher: Oberbürgermeister
Wir stimmen darüber ab - es ist kein Einvernehmen nötig -, Herrn Manfred Rauer als Mitglied des
Stadtbezirksbeirats Mitte abzuberufen. Warum,
das sehen wir danach. Gibt es Gegenstimmen? Enthaltungen?
Abstimmung: Das ist einstimmig.
7.2 Ausscheiden einer Stadträtin nach § 24
SächsGemO (VI-DS-05306)
Einreicher: Oberbürgermeister
Frau Katharina Schenk will aufgrund des Wegzugs zum 30. Januar 2018 aus dem Stadtrat ausscheiden. Gibt es Gegenstimmen? - Enthaltungen?
Abstimmung: Das ist einstimmig beschlossen.
7.3 Verpflichtung eines Stadtrates
Im Ergebnis der Stadtratswahl ist Herr Manfred
Rauer - vielen noch gut bekannt aus früheren
Stadträten - als Ersatzperson für den Wahlvorschlag der SPD-Fraktion im Wahlkreis 0 in der öffentlichen Sitzung des Gemeindewahlausschusses am 16.10.2014 festgestellt worden und kann
Verlaufsprotokoll vom 31.01.2018
aufgrund der nächsthöheren Stimmenzahl in den
Stadtrat nachrücken; so § 22 des Kommunalwahlgesetzes.
Nach Prüfung der Wahlunterlagen und Bestätigung durch das Amt für Statistik und Wahlen
wurde Herr Manfred Rauer als Stadtrat für die
SPD-Fraktion benannt. - Herr Rauer, ich bitte Sie,
zur Verpflichtung nach vorn zu kommen.
Ich verpflichte Sie, die Verfassung und
die Gesetze zu achten, Ihre Pflichten
nach bestem Wissen und Gewissen unparteiisch zu erfüllen. Insbesondere verpflichte ich Sie, das Wohl der Stadt
Leipzig und das ihrer Einwohnerinnen
und Einwohner nach Kräften zu fördern.
Herzlichen Glückwunsch!
Meine Damen und Herren, wir fahren in der Tagesordnung fort. Die Einwohneranfragen und die
Petitionen werden nach 17 Uhr aufgerufen. Wir
sind damit bei Tagesordnungspunkt 11:
11
Änderung der Besetzung von Gremien
11.1 Information zur Besetzung der beschließenden und beratenden Ausschüsse
und des Ältestenrates durch die Fraktionen (21. Änderung) (DS-00768/14-Ifo-21)
Einreicher: Oberbürgermeister
Bitte nehmen Sie diese Information zur Kenntnis.
11.2 Jugendhilfeausschuss - Wahl der Mitglieder und deren Stellvertreter (4. Änderung) (VI-DS-00884-DS-05)
Einreicher: Oberbürgermeister
Gibt es Gegenstimmen? - Enthaltungen?
Abstimmung: Es ist einstimmig so beschlossen.
11.3 Stadtbezirksbeirat Mitte (9. Änderung)
(VI-DS-01141-DS-08)
Einreicher: Oberbürgermeister
Frau Alrun Tauché soll abberufen werden. Gibt es
Gegenstimmen? - Enthaltungen?
Seite |4
Abstimmung: Einstimmig.
11.6 Migrantenbeirat (8. Änderung) (VI-DS01122-DS-08)
Einreicher: Oberbürgermeister
Gibt es Gegenstimmen? - Enthaltungen?
Abstimmung: Das ist einstimmig.
11.7 Kleingartenbeirat (3. Änderung) (VI-DS01123-DS-03)
Einreicher: Oberbürgermeister
Gegenstimmen? - Enthaltungen?
Abstimmung: Das ist einstimmig.
11.8 Beirat für Gleichstellung (4. Änderung)
(VI-DS-01124-DS-04-NF-01)
Einreicher: Oberbürgermeister
Gibt es Gegenstimmen? - Enthaltungen?
Abstimmung: Es ist einstimmig so beschlossen.
11.9 Jugendbeirat
01136-DS-08)
(8.
Änderung)
Einreicher: Oberbürgermeister
Gegenstimmen? - Enthaltungen?
Abstimmung: Es ist einstimmig so beschlossen.
11.10 Bildung eines zeitweilig beratenden
Ausschusses Verkehr und Mobilität (VIDS-05335-NF-01)
Einreicher: Oberbürgermeister
Von der CDU-Fraktion wurden Herr Rothkegel
und als Stellvertreter Herr Weickert nachbenannt.
Gibt es Gegenstimmen? - Enthaltungen?
Abstimmung: Eine Gegenstimme, eine Enthaltung. Mit großer Mehrheit so beschlossen.
11.11 Berufung sachkundiger Einwohner in
den Fachausschuss Jugend, Soziales,
Gesundheit und Schule (3. Änderung)
(VI-DS-01059-DS-03)
Einreicher: Oberbürgermeister
Abstimmung: Es ist einstimmig so beschlossen.
Gibt es Gegenstimmen? - Enthaltungen?
11.4 Stadtbezirksbeirat Süd (2. Änderung) (VIDS-01145-DS-02)
Abstimmung: Das ist einstimmig.
Einreicher: Oberbürgermeister
Gibt es Gegenstimmen? - Enthaltungen?
Abstimmung: Das ist einstimmig.
11.5 Stadtbezirksbeirat Südost (3. Änderung)
(VI-DS-01144-DS-03)
Einreicher: Oberbürgermeister
Gegenstimmen? - Enthaltungen?
(VI-DS-
12
Wahl und Entsendung der Vertreter der
Stadt Leipzig in Aufsichtsräte, Zweckverbände und Gremien, in denen die Stadt
Mitglied ist
12.1 Vertreter der Stadt Leipzig im Aufsichtsrat der Beratungsgesellschaft für Beteiligungsverwaltung Leipzig mbH (4. Änderung der Besetzung vom 21.01.2015 gemäß VI-DS-00891) (VI-DS-00891-Ifo-05)
Einreicher: Oberbürgermeister
Verlaufsprotokoll vom 31.01.2018
Wortwünsche sehe ich nicht. Gibt es Gegenstimmen? - Enthaltungen?
Abstimmung: So zur Kenntnis genommen.
12.2 Vertreter der Stadt Leipzig in der Verbandsversammlung Zweckverband für
den Nahverkehrsraum Leipzig (2. Änderung) (VI-DS-00870-DS-02)
Einreicher: Oberbürgermeister
Gibt es Gegenstimmen? - Enthaltungen?
Abstimmung: Es ist einstimmig so beschlossen.
12.3 Vertreter der Stadt Leipzig in der Verbandsversammlung Zweckverband Abfallwirtschaft Westsachsen (3. Änderung) (VI-DS-00867-DS-05)
Einreicher: Oberbürgermeister
13.4 „Kaufhallengipfel“ - Wohnungsbau über
Lebensmittelmärkten! (VI-A-05349)
Einreicher: Fraktion Bündnis 90/Die Grünen
So verwiesen.
13.5 Aufhebung der Straßenausbaubeitragssatzung (VI-A-05378)
Einreicher: CDU-Fraktion
Ich höre: Ausschuss Allgemeine Verwaltung und
Ausschuss Wirtschaft und Arbeit. So ergänzt verwiesen.
13.6 Soziale Infrastruktur in Dölitz/Dösen (VIA-05383)
Einreicher: CDU-Fraktion
Einreicher: Fraktion Bündnis 90/Die Grünen
So verwiesen.
13.7 Abfall vermeiden - Zielstellung mit Empfehlungen untersetzen (VI-A-05388)
Gibt es Gegenstimmen? - Enthaltungen?
Abstimmung: Es ist einstimmig so beschlossen.
13
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Anträge zur Aufnahme in die Tagesordnung und Verweisung in die Gremien
gem. § 5 Abs. 3-5 der Geschäftsordnung
Einreicher: Fraktion Bündnis 90/Die Grünen
So verwiesen.
13.8 Einführung einer Strategischen Sozialplanung (VI-A-05385)
Einreicher: Fraktion Bündnis 90/Die Grünen
Für die Gäste: Das sind Anträge, die im Nachgang
dieser Ratsversammlung in den verschiedenen
Ausschüssen ausgiebig beraten werden und daran anschließend im Stadtrat beschlossen oder
auch nicht beschlossen werden.
Ich höre: Ausschuss Allgemeine Verwaltung, da
es dabei auch um Stellen geht. Dann nehmen wir
das so auf.
Ich rufe die Anträge kurz auf und bitte Sie, mir weitere Verweisungswünsche zu signalisieren.
13.9 Schulgärten fördern und schaffen! (VI-A05395)
13.1 Aufbau einer Selbstversicherung (VI-A05295)
So verwiesen.
Einreicher: Fraktion Bündnis 90/Die Grünen
Frau Dr. Lauter.
Einreicher: Fraktion Bündnis 90/Die Grünen
13.10 Gedenken an Opfer des Nationalsozialismus am Gebäudekomplex Riebeckstraße 63 (VI-A-05387)
Einreicher: Fraktion Bündnis 90/Die Grünen
Stadträtin Lauter (DIE LINKE): Ich würde vorschlagen, den Antrag auch im Fachausschuss Finanzen zu diskutieren. Es geht da auch um Rücklagenbildung sowie zentrale oder dezentrale Bewirtschaftung von finanziellen Mitteln.
Oberbürgermeister Jung: So soll es sein. Ergänzt wird: Fachausschuss Finanzen.
13.2 Maßnahmen zum Bienenschutz in der
Stadt Leipzig (VI-A-05301)
Einreicher: Fraktion Bündnis 90/Die Grünen
So verwiesen.
13.3 Großtagespflege
05327)
ermöglichen
Einreicher: Fraktion Freibeuter
So verwiesen.
(VI-A-
So verwiesen.
13.11 Verzicht auf den Einsatz von Glyphosat
(VI-A-05384)
Einreicher: Fraktion DIE LINKE
So verwiesen.
13.12 Parkplätze für Wirtschaftsverkehr ausweisen (VI-A-05386)
Einreicher: Fraktion DIE LINKE
So verwiesen.
13.13 Städtepartnerschaft mit einer Stadt in
Russland (VI-A-05382)
Einreicher: Fraktion DIE LINKE
Ergänzt wird: Ausschuss Allgemeine Verwaltung.
Verlaufsprotokoll vom 31.01.2018
13.14 Schulbibliotheken und Leseräume (VIA-05379)
Einreicher: Fraktion DIE LINKE
Frau Hollick signalisiert: Jugendbeirat. - Eine weitere Anregung: Kulturausschuss. Frau Körner will
sich damit befassen.
13.15 Parkplätze für Assistenzen und Pflegekräfte (VI-A-05377)
Einreicher: Fraktion DIE LINKE
So verwiesen.
13.16 Bildungscampus Dölitz (VI-A-05393)
Einreicher: SPD-Fraktion
Ergänzt wird: Jugendhilfeausschuss, Fachausschuss Umwelt und Ordnung sowie Stadtbezirksbeirat Süd.
13.17 Stiftung eines Kreuzsteines als Symbol
armenisch-deutscher Freundschaft (VIA-05394)
Einreicher: SPD-Fraktion
So verwiesen.
13.18 Elektronische/wasserstoffbetriebene
Reinigungsfahrzeuge (VI-A-05396)
Einreicher: Jugendbeirat/Jugendparlament
Ergänzt wird: Fachausschuss Wirtschaft und Arbeit, Finanzausschuss sowie Betriebsausschuss
Stadtreinigung.
13.19 Fahrradstraßen im Musikviertel (VI-A05397)
Einreicher: Jugendbeirat/Jugendparlament
Ergänzt wird: Stadtbezirksbeirat Mitte.
13.20 Mobile Radarfallen (VI-A-05398)
Einreicher: Jugendbeirat/Jugendparlament
Verwiesen in den Fachausschuss Umwelt und
Ordnung.
13.21 Kennzeichnungspflicht für den Stadtordnungsdienst (VI-A-05399)
Einreicher: Jugendbeirat/Jugendparlament
So verwiesen.
13.22 Überweg Harkort-/Dimitroffstraße (VI-A05400)
Einreicher: Jugendbeirat/Jugendparlament
Ergänzt wird: Stadtbezirksbeirat Mitte.
14
Anträge zur Beschlussfassung
14.1
Ertüchtigung des Denkmals der 53 in
Lindenthal (OR 0004/17) (VI-HP-03711)
Einreicher: Ortschaftsrat Lindenthal
14.1.1 dazu VSP (VI-HP-03711-VSP-01)
Einreicher: Dezernat Kultur
Seite |6
Wer möchte dazu etwas sagen? - Niemand. Der
Fachausschuss Kultur hat zum Verwaltungsstandpunkt votiert. Wer beantragt die Abstimmung
zum Verwaltungsstandpunkt? - Herr Rothkegel.
Stadtrat Rothkegel (CDU): Der Ortschaftsrat Lindenthal möchte den Verwaltungsstandpunkt abstimmen lassen.
Oberbürgermeister Jung: Das nehmen wir so zu
Protokoll. - Gibt es Gegenstimmen? - Enthaltungen?
Abstimmung: Dann ist der Alternativvorschlag
des Verwaltungsstandpunkts einstimmig beschlossen.
14.2
Lokale Demokratie
04407-NF-03)
stärken!
(VI-A-
Einreicher: SPD-Fraktion
14.2.1 dazu VSP (VI-A-04407-VSP-01)
Einreicher: Dezernat Allgemeine Verwaltung
Wird das Wort gewünscht? - Frau Wohlfarth.
Stadträtin Wohlfarth (SPD): Sehr geehrter Herr
Oberbürgermeister! Werte Dezernenten! Liebe
Kollegen! Sehr geehrte Gäste! In den vergangenen vier, fünf Wochen waren meine Fraktionskollegen und ich in den verschiedensten Gremien
dieser Stadt zugegen. Wir haben versucht, in allen Ortschaftsräten und allen Stadtbezirksbeiräten unsere Ideen für eine Verbesserung und eine
Aufwertung der Arbeit der Ehrenamtlichen vor Ort
persönlich vorzustellen und dafür zu werben. Dabei haben wir erfahren dürfen, dass unsere Anregungen goldrichtig sind.
Wir haben viel Zeit damit verbracht, herauszufinden, wo der eigentliche Sitzungsort ist, weil das,
was im ALLRIS steht, nicht mit den tatsächlichen
Gegebenheiten übereinstimmt. Wir haben versucht, herauszufinden, wo die Gebäude sind und
wo sich der Sitzungsraum im Gebäude befindet,
und haben gemerkt: Es ist bitternötig, dass sich
das ändert.
Wir haben erlebt, wie Ortschaftsräte und Stadtbezirksbeiräte das Gefühl äußern, nicht ernst genommen zu werden, abgehängt zu sein. Auch in
dieser Hinsicht wollen wir mit unserem Antrag
Möglichkeiten schaffen, dass sich dort die Menschen in ihrem Ehrenamt wieder ernst genommen
fühlen.
Wir können nicht versprechen, alle Probleme zu
lösen, wollen aber einen ersten Schritt in die richtige Richtung wagen. Dazu haben wir gemeinsam
mit verschiedenen Stadtbezirksbeiratsmitgliedern
und Ortschaftsratsmitgliedern unserer Partei im
Verlaufsprotokoll vom 31.01.2018
Vorfeld erarbeitet, welche Verbesserungen sie
sich wünschen.
Es geht darum, dass die Räume findbar sind - für
alle, nicht nur für Stadträte, die zu Besuch kommen, sondern auch für Bürger, die mit ihren Anliegen vorbeischauen, und das auch nicht nur für
diejenigen, die auf zwei Beinen in den Sitzungssaal kommen. Deswegen ist uns die Barrierefreiheit dort wichtig.
Wir wollen, dass auch Ortschaftsräte und Stadtbezirksbeiräte für ihr Ehrenamt befähigt werden,
dass sie die Möglichkeit bekommen, sich weiterbilden zu lassen, um die Verwaltungsvorlagen
verstehen und sachkundig diskutieren zu können.
Wir wollen, dass auch dort das papierlose Arbeiten eingeführt wird, sodass sie nicht mehr den
ganzen Tag mit einer kiloschweren Vorlagensammlung herumlaufen müssen.
Auch wollen wir, dass die Vorlagenberatung - das
ist einer der größten Kritikpunkte aller - sich wesentlich verbessert. Wir erleben zu oft, dass am
Abend vor der Ratsversammlung noch Gremien
mit der Befassung der Vorlagen beschäftigt sind.
Wie sollen wir Stadträte die Voten und Anmerkungen von dort aufnehmen, wenn wir keine 24 Stunden Zeit haben, uns darüber klar zu werden, wie
wir sie bewerten sollen? Daher möchten wir, dass
die Beratungsreihenfolge so geändert wird, dass
sämtliche Gremien, die mit einem Antrag befasst
sind, wesentlich eher die Gelegenheit bekommen,
ihn zu beraten. Und: Wir wollen, dass die Rückmeldung aus Ortschaftsräten und Stadtbezirksbeiräten für alle Stadträte deutlich erkennbar auf
den Vorlagen vermerkt wird.
Bisher besteht für viele nur die Möglichkeit, zu
schauen: Was geben denn die Protokolle einer
Sitzung her? Auch da haben wir bei genauerem
Hinsehen erfahren können, dass es lokale Gremien gibt, die ihre Protokolle nicht an die Stadt
weitergeben. Zum Teil fehlen über Monate Tagesordnungen und Protokolle. Dies erleichtert uns allen miteinander das Arbeiten nicht. Das führt zu
noch mehr Verdruss, und das soll geändert werden.
Wir wünschen uns, dass das Büro für Ratsangelegenheiten viel mehr als bisher eine Lotsenfunktion übernimmt, um den Gremien und den Ehrenamtlichen, die keine Fraktionsgeschäftsstellen im
Rücken haben, das Leben zu erleichtern und
ihnen Hilfestellung in der schwierigen Struktur der
Verwaltung zu geben.
Ein weiterer Punkt, der von verschiedener Seite
befürwortet, mitunter aber auch abgelehnt wurde,
ist die Öffentlichkeitsarbeit. Das mögen bitte die
Ortschaftsräte und die Stadtbezirksbeiräte selbst
für sich entscheiden, wie viel sie wollen und in
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welchem Umfang. Daher fordern wir eine umfangreiche Prüfung, in welchem Rahmen die Stadt hier
unterstützend tätig werden kann.
Wir wünschen uns und hoffen, dass Sie unserem
Antrag zustimmen können, weil er eben nicht zu
viel will, sondern nur das, was wir jetzt ganz konkret erreichen können. Über eine Direktwahl oder
Mittel für die einzelnen Gremien wird an anderer
Stelle aufgrund der Änderung der Sächsischen
Gemeindeordnung zu beraten sein. Es war auch
nicht unser Ziel, das zu forcieren.
Wir wünschen uns auch, dass die Vorbehalte einzelner Gremien Sie nicht dazu bewegen, dem
nicht zuzustimmen oder zu sagen: Da gehen wir
nicht mit. - Wir werden es nicht allen recht machen
können, wollen aber so viel wie möglich erreichen.
Daher bitten wir Sie um Zustimmung zu diesem
Antrag.
Oberbürgermeister Jung: Frau Dr. Lauter.
Stadträtin Dr. Lauter (DIE LINKE): Sehr geehrte
Damen und Herren! Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister! Vor ziemlich genau einem Jahr stand
ich hier, um Sie, verehrte Stadträte, davon zu
überzeugen, die Rechte der Stadtbezirksbeiräte
zu stärken. Wir wollten das durch die Einführung
einer gemeinsamen Ortschaftsverfassung regeln.
Sie haben das damals mehrheitlich abgelehnt.
Dennoch hat die Verwaltung nach fast zwei Jahren Stillstand Fahrt aufgenommen und sich seitdem ernsthaft mit dem Thema befasst. Workshops wurden mit Stadträten, Stadtbezirksbeiräten und Ortschaftsräten durchgeführt. Der Verwaltungsbürgermeister erfuhr an Ort und Stelle viel
über das Verhältnis von Verwaltung, Stadtrat,
Stadtbezirksbeiräten und Ortschaftsräten und
noch mehr über die ganz konkreten Nöte der VorOrt-Gremien.
Aus den Kritiken wurden Vorschläge entwickelt,
die konkrete Umsetzungsschritte beinhalten.
Diese betrafen erstens die Verbesserung der
elektronischen Gremienarbeit, zweitens die Verbesserung der fachlichen Gremienarbeit, drittens
die Verbesserung der Lage und Ausstattung der
Sitzungsräume und viertens den Demokratiekalender 2018.
Sie, verehrte Stadträte, können das alles in der
Vorlage der Verwaltung 4970 „Lokale Demokratie - lokale Verwaltung - konkrete Maßnahmen lokaler Demokratiepolitik“ nachlesen und zur Kenntnis nehmen, und das sicher mit Wohlwollen; denn
diese Vorlage ist das Ergebnis von stringentem
und konstruktivem Verwaltungshandeln, begleitet
und unterstützt vom Fachausschuss Allgemeine
Verwaltung.
Verlaufsprotokoll vom 31.01.2018
Dennoch hielt es die SPD-Fraktion im Juni 2017
für notwendig, die Ergebnisse der Workshops in
einen eigenen Antrag zu gießen, der unter anderem fordert: erstens die Verbesserung der elektronischen Gremienarbeit, zweitens die Verbesserung der fachlichen Gremienarbeit, drittens die
Verbesserung der Lage und Ausstattung der Sitzungsräume und viertens den Demokratiekalender 2018. - Entschuldigung, die Punkte heißen bei
der SPD nicht 1 bis 4, sondern a bis d.
Nun will ich keinesfalls unterstellen, dass sich die
SPD hier auf dem Rücken der Verwaltungsarbeit
Erfolge organisiert. Verwaltung und SPDStadträte haben sicher parallel an einem Thema
gearbeitet und sind zu bemerkenswert ähnlichen
Schlüssen gekommen. Das wäre allerdings der
klassische und hier völlig zutreffende Fall für einen Verwaltungsstandpunkt „Ablehnung, weil bereits Verwaltungshandeln“, oder das wäre stadtratsseitig ein klassischer Fall für das Zurückziehen des Antrags durch die Antragsteller. Aber
nichts dergleichen! Die Verwaltung stimmt dem
Antrag zu und ergänzt ihn noch. Die Antragsteller
qualifizieren ihren Antrag mit zwei weiteren Neufassungen entsprechend der weitergehenden
Verwaltungsvorschläge.
Ich wünschte nur, dass die Verwaltung allen Anträgen so positiv entgegenkäme - ohne Ansehen
der Person und ohne Ansehen der Fraktion. Leider ist das nicht der Fall. Allzu oft brauchen Verwaltungsstandpunkte Monate statt Wochen siehe unser Antrag „Sonderbauprogramm von
Schulanbauten“ - und dann selbstverständlich mit
dem Vermerk „Ablehnung, weil bereits Verwaltungshandeln“. Andere Verwaltungsstandpunkte
wurden offenbar gleich ganz vergessen, so zu unserem Antrag „100 Jahre Frauenwahlrecht“.
Vielleicht bringt es ja etwas, wenn wir geschlossen in die SPD eintreten? Das soll ja manchmal
Wunder wirken. - Nein, Herr Pellmann, das werden wir nicht tun. Wir tragen den Inhalt der Originalvorlage mit, nicht aber den SPD-Antrag. - Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.
Oberbürgermeister Jung: Frau Dr. Lauter, ich
habe immer geahnt, Sie sind eine von uns. - Herr
Elschner.
Stadtrat Elschner (Bündnis 90/Die Grünen):
Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister! Sehr geehrte Beigeordnete! Sehr geehrte Kolleginnen
und Kollegen Stadträte! Liebe Zuschauer auf der
Tribüne! Wir Grüne handeln engagiert und setzen
uns für eine starke Kommunalpolitik vor Ort ein.
Mit unserem Engagement, mit der Unterstützung
der Stadtbezirksbeiräte und aufgrund des damaligen Einvernehmens der Fraktionen konnte in der
vergangenen Wahlperiode erreicht werden, dass
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die Mitsprache und die Kompetenzen der Stadtbezirksbeiräte seit 2014 deutlich erweitert wurden. Es ist noch nicht allzu lange her, dass die
Stadtbezirksbeiräte ein Antrags- und ein Rederecht in der Stadtratssitzung bekommen haben. In
der Ratsversammlung im Mai 2014 hat zum ersten Mal ein Vertreter eines Stadtbezirksbeirats
zum Stadtrat und zur Verwaltung gesprochen.
Kolleginnen und Kollegen, in den letzten 20 Jahren ging es immer wieder darum, die Arbeit der
ehrenamtlichen Stadtbezirksbeiräte zu stärken.
Grüne und LINKE haben sich deshalb immer wieder für die Einführung der Ortschaftsverfassung
ausgesprochen. Dieses Ziel haben wir nicht erreicht. Trotzdem haben wir jeden noch so kleinen
Fortschritt mit unterstützt.
Vor einem Jahr hat der Stadtrat die Einführung der
Ortschaftsverfassung erneut abgelehnt. Sie, Herr
Hörning, haben sich mit Ankündigung sogleich auf
den Weg gemacht, um in einem weiteren Anlauf
die lokale Demokratie und die lokale Verwaltung
zu stärken; denn die Stadtbezirksbeiräte stellten
fest, dass die neuen Rechte nur wirksam genutzt
werden können, wenn die Gremienarbeit verbessert wird und es verwaltungsintern dementsprechend auch zu Strukturanpassungen kommt.
In diesem Zusammenhang möchte ich den Stadtbezirksbeiräten und den Ortschaftsräten, die sich
an diesem Prozess beteiligt und daran mitgewirkt
haben, herzlichen Dank aussprechen.
Auch deshalb hat sich uns Grünen nicht erschlossen, weshalb die SPD-Fraktion trotz Verwaltungshandeln vor gut einem halben Jahr einen Antrag
zu diesem Thema eingebracht hat. Frau Dr. Lauter, wir schließen uns da der Kritik Ihrer Fraktion
an.
Der Maßnahmenkatalog zur Stärkung von Stadtbezirksbeiräten, der demokratischen Beteiligung
und der lokalen Verwaltung liegt uns nun vor. Auf
die einzelnen Maßnahmen sind meine beiden
Vorrednerinnen bereits eingegangen.
Gott sei Dank, möchte man sagen, gibt es im Jahr
der Demokratie aus dessen Budget Geld, nämlich
50.000 Euro, um diese ersten Maßnahmen in
2018 auch umsetzen zu können. Offen ist in diesem Zusammenhang, ob die Summe - quasi als
Grundstock - auch künftig jährlich benötigt wird,
um dem Anliegen dauerhaft Rechnung tragen zu
können, die einzelnen Maßnahmen zu verstetigen. Außerdem ist offen, wie und wann die noch
nicht erledigten Maßnahmen ab 2019 umgesetzt
werden sollen und können, wenn seitens der Verwaltung keine belastbaren Aussagen gemacht
werden, wie und ob diese auch künftig finanziell
und personell abgesichert werden.
So haben wir Grüne die Befürchtung, dass das
Papier in vielerlei Hinsicht ein Papier bleiben
Verlaufsprotokoll vom 31.01.2018
könnte. Wir hätten uns gewünscht, dass die Verwaltung die Kraft aufbringt, in Bezug auf die finanzielle und personelle Absicherung der Umsetzung
der Maßnahmen proaktiv die Weichen zu stellen.
Das wäre eine vertrauensbildende Maßnahme
gewesen.
Nun liegt uns eine weitere Neufassung des SPDAntrags vor. Da steht vieles im Detail. Okay, das
kann man so machen. Weil die Umsetzung der
Maßnahmen nun aber auch prozesshaft erfolgt,
glauben wir Grüne nicht, dass diese Detailverliebtheit in jedem Fall hilfreich ist. Weil aber sowohl der SPD-Antrag als auch der Verwaltungsstandpunkt zur eben angesprochenen noch offenen dauerhaften finanziellen und personellen Absicherung der Maßnahmen die Antwort schuldig
geblieben sind und wir Grüne uns daher momentan nicht in der Lage sehen, darüber Auskünfte zu
geben, werden wir uns heute bei der Abstimmung
über diesen Antrag enthalten.
Sollte der Stadtrat heute allerdings den SPDAntrag beschließen, so sind wir Grüne jedenfalls
gespannt, ob mit dem dann noch zu beschließenden Maßnahmenkatalog dauerhaft auch eine finanzielle und personelle Absicherung einhergehen wird. Das wäre eine glaubwürdige Politik, um
die lokale Demokratie zu stärken. - Vielen Dank.
Oberbürgermeister Jung: Herr Geisler, ich darf
Sie erinnern, dass Sie jetzt nur zwei Minuten Redezeit haben. Sie sind der Erste, der von unserer
Neuregelung betroffen ist.
Stadtrat Geisler (SPD): Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister! Sehr geehrte Bürgermeister! Liebe
Stadträte! Liebe Gäste! Ich mache es kurz. - Frau
Lauter, wir haben uns im Frühsommer 2016 durch
die Ortschaftsräte gequält und das, was dort besprochen wurde, verglichen mit dem, was in den
uns zugeleiteten Protokollen festgehalten war. So
ist im Frühsommer ein Antrag entstanden, der natürlich zuerst gewisse Gespräche in unserer eigenen Partei und mit den Stadtbezirksbeiratsmitgliedern unserer Partei bedurfte und deswegen erst
im Sommer 2017 ins Verfahren gegangen ist. So
gesehen waren wir sehr zeitig dran.
Wir haben uns wirklich Mühe gegeben, das, was
dort besprochen wurde, mit dem zu vergleichen,
was hier in unsere Arbeit einfließt. Genau das war
das Ziel: das, was dort besprochen wird, für uns
und auch für die Verwaltung brauchbar und nutzbar zu machen. So gesehen geht der Verwaltungsstandpunkt an drei Punkten nicht weit genug.
Sie haben gerade zu Recht gesagt: Es bedarf der
Unterstützung durch das BfR. Es braucht die klare
Aussage, wie das finanziell und personell abgesichert wird. - Das ist aber keine Einbahnstraße. Ich
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habe heute noch kein Protokoll vom 04.01. aus
dem Stadtbezirksbeirat und kein Protokoll vom
09.01. aus dem Ortschaftsrat. Auch die Ortschaftsräte müssen liefern. Sie müssen Protokolle
in einer Qualität liefern, die uns hilft, zu arbeiten.
Also: Wir haben viele offene Punkte. Es braucht
eine Stärkung durch das BfR. Es braucht auch die
Unterstützung durch das Amt für Kommunikation;
denn wir brauchen eine klare, einheitliche Mitteilung an alle Bürger, welche Politik wir machen. Im
Moment ist das noch Stückwerk: Ortsteilblätter,
Amtsblätter, die nicht kommen, verschiedene Informationen im Stadtgebiet. Wir brauchen eine
einheitliche Kommunikation unserer Politik im gesamten Stadtgebiet. Dafür bedarf es der Unterstützung durch das Amt für Kommunikation. Dazu
braucht es im Zweifel auch einer Überprüfung, ob
und wie sie uns helfen können. Auch das ist in unserem Antrag so festgehalten.
Herr Oberbürgermeister, eine Bitte: Es wäre gut,
wenn Sie eine Protokollnotiz machen würden,
dass die Vorlagen der Dezernate nicht erst fünf
Wochen vor der Beschlussfassung in die OBDienstberatung gehen, sondern so frühzeitig,
dass sie noch die Runde durch die Ortschaftsräte
nehmen können und wir damit noch vor der zweiten Lesung die Chance haben, im Fachausschuss
die Punkte zu besprechen, die uns diejenigen, die
vor Ort viel näher dran sind, zu Recht mitgeben. Danke.
Oberbürgermeister Jung: Vielen Dank, Herr
Geisler. - Ich kann sofort zu Protokoll geben: Genau das ist unser Ziel. Wir versuchen auch jetzt
schon, das umzusetzen. Es gelingt uns nicht immer. Aber unser Ziel ist in der Tat, vor der zweiten
Lesung die Voten der Ortschaftsräte und Stadtbezirksbeiräte einzuholen.
Frau Hollick, auch Sie haben zwei Minuten.
Stadträtin Hollick (DIE LINKE): Sehr geehrter
Herr Oberbürgermeister! Sehr geehrte Bürgermeisterinnen und Bürgermeister, Stadträtinnen
und Stadträte! Liebe Gäste! Herr Geisler, 2016
stand unser Antrag zur Ortschaftsratsverfassung
zur Diskussion. Da hat keiner Ihrer Mitglieder mitgeteilt: Wir arbeiten an einem Antrag zur lokalen
Demokratie, und hat angeboten, das zu bündeln.
Das wäre fair gewesen. Ich mahne hier Fairness
an.
Ich mahne auch deshalb Fairness an, weil: Wenn
im Stadtbezirksbeirat Südost - das Protokoll ist öffentlich - gesagt wird: „Keine der Fraktionen im
Stadtrat war bereit, einem solchen Antrag beizutreten“, dann bin ich schon erschüttert. Dann frage
ich mich: Ist lokale Demokratie ein Anliegen, das
uns alle betrifft, oder betrachten Sie sie als ein
Spezialthema der SPD und haben die anderen in
Verlaufsprotokoll vom 31.01.2018
S e i t e | 10
der Form nicht beachtet? - Das hat mir sehr leid
getan. - Ich denke, meine zwei Minuten sind jetzt
um.
Lob gibt es keines. Oft wird es gar nicht wahrgenommen. Nur bei extremen Ereignissen, wenn
das Niederschlagswasser nicht abfließen kann,
wird gemeckert.
Oberbürgermeister Jung: Eine! Frau Hollick, Sie
haben das in nur einer Minute geschafft.
Entstehen Schäden, spielen aber auch ganz andere Beteiligte eine Rolle: durch Straßenbau zerstörte Durchlässe, Grundstückseigentümer, die
ihre Zufahrten über vorhandene Gräben nicht
sachgerecht gestaltet haben, Feuerlöschteiche
der Branddirektion, deren Pflegezustand den
Wasserabfluss behindert, Straßengräben und
Verrohrungen, die den Wassermengen punktuell
nicht standhalten, oder völlig verlotterte Durchlässe der Deutschen Bahn. Keine dankbare Aufgabe also, für ein Gewässer zweiter Ordnung verantwortlich zu sein. Kein Lob, nur Ärger! Und dann
noch den Blick aufs Ganze wagen? Da stellt sich
mir die Frage: Wer will sich diese Verantwortung
auf seinen Schreibtisch ziehen?
Ich sehe keine weiteren Wortmeldungen. Ich bitte
um Ihr Handzeichen. Wer stimmt der Neufassung
des Antrags vom 31.01.2018 zu? - Gegenstimmen? - Enthaltungen?
Abstimmung: Vier Gegenstimmen, eine ganze
Reihe von Enthaltungen. Mit großer Mehrheit so
beschlossen.
14.3
Betrachtung des Gewässersystems
einschließlich der Problemlösungen im
Südwesten Leipzigs (VI-A-04486)
Einreicher: Ortschaftsrat HartmannsdorfKnautnaundorf
Einreicher: Stadträtin J. Heller
14.3.1 dazu VSP (VI-A-04486-VSP-01)
Einreicher:
Sport
Dezernat
Umwelt,
Ordnung,
14.3.2 dazu ÄA (VI-A-04486-ÄA-02)
Einreicher: CDU-Fraktion
14.3.3 dazu ÄA (VI-A-04486-ÄA-03)
Einreicher: Fraktion DIE LINKE
Mir wurde mitgeteilt, dass der Änderungsantrag
der Fraktion DIE LINKE zurückgezogen wurde. Zunächst hat der Ortschaftsrat das Wort. Bitte
schön, Herr Kopp.
Ortsvorsteher Kopp: Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister! Sehr geehrte Beigeordnete! Liebe
Stadträte! Liebe Gäste auf der Tribüne! Der Titel
unseres Antrags lautet „Betrachtung des Gewässersystems einschließlich der Problemlösungen
im Südwesten Leipzigs“. Wer Leipzigs Flüsse Elster und Pleiße bei dem Wetter momentan betrachtet, denkt vielleicht an den Eingangssatz von Goethes „Osterspaziergang“. Rechtlich gesehen sind
es Gewässer erster Ordnung und damit in der Zuständigkeit des Freistaates Sachsen. Klare Organisationsstrukturen in der Landestalsperrenverwaltung und deren recht gute Finanzausstattung
bestimmen den Hochwasserschutz. Die Gefahr
durch ein Elster-Hochwasser ist im Leipziger Südwesten kaum mehr gegeben.
Alle anderen Gewässer im Leipziger Südwesten
sind Gewässer zweiter Ordnung. Verantwortlich
dafür ist die Kommune. Wer aber für Gewässer
zweiter Ordnung zuständig ist, erhält nur selten
Aufmerksamkeit. Klucks- und Krebsgraben führen
zum Beispiel nur sporadisch Wasser. Die Grabenprofile werden durch das ASG gut gepflegt; aber
Alles vom Himmel fallende Wasser im Leipziger
Südwesten muss abzüglich der Versickerung in
den Knauthainer Elstermühlgraben abgeleitet
werden. Erst in Großzschocher kann das Wasser
wieder in die Elster fließen. Über 500 neue Häuser in den nächsten zehn Jahren: Wohin mit dem
Niederschlagswasser der dazu erforderlichen öffentlichen Verkehrsflächen? Die KWL rechnen
schon. Die Sickerwerte im Gebiet sind aber teilweise so schlecht, dass, wie die Erfahrungen zeigen, eine dezentrale Abwasserentsorgung kaum
möglich ist. Das Stadtplanungsamt bekommt seit
Jahren den B-Plan für ein Gewerbegebiet in Rehbach nicht auf die Zielgerade, weil keiner weiß,
wohin mit dem Niederschlagswasser. Es muss alles auf dem Grundstück verbleiben - vom Ansatz
her rechtlich völlig korrekt; aber ohne Wasser können wir den Schinderteich in Rehbach zuschütten.
Wer verknüpft hier die Betrachtungen in verschiedenen Stellen? Die Wasserrahmenrichtlinie fordert zum Beispiel, den Knauthainer Elstermühlgraben ökologischer zu gestalten. Keine Frage,
ökologisch sinnvoll. Die Planungen dazu laufen.
Melden aber heute schon alle künftig Beteiligten
an, wie viel Wasser durch den Graben fließen
muss? Wird die Pflege solcher renaturierten Abschnitte künftig vielleicht durch das Naturschutzrecht torpediert? Unsicherheiten. Wer behält die
Wassermengen aus über 2.000 Hektar Einzugsgebiet im Blick? An dieser Stelle muss dringend
die Erstellung eines Niederschlags- und Abflussmodells gefordert werden. Aber von wem? Und
ich stelle wieder die Frage: Wer will sich jetzt noch
die Verantwortung auf seinen Schreibtisch ziehen?
Gewässer in der Großstadt sind oft auch historisch gewachsen. Kiesgruben, Lehmgruben, besonders aber Park- und Dorfteiche gehören meist
ganz zentral zum Ortsbild und müssen weiter er-
Verlaufsprotokoll vom 31.01.2018
kennbar und erlebbar bleiben. Keiner möchte ausgesperrt werden. Das mit Naturschutz oft begründete totale Zuwachsen und Verlanden einiger Teiche lässt den Unmut der Anwohner wachsen und
untergräbt eben leider auch das Verständnis für
Naturschutz. Letztendlich riskiert man so den
Fortbestand mancher Teiche. Wie geht man perspektivisch mit solchen Gewässern um? Jetzt
frage ich wieder: Soll das auch noch auf den
Schreibtisch? Nein, so masochistisch ist kaum jemand veranlagt. Jeder arbeitet weiter - ordentlich,
zum Teil sehr gut - in seinem Aufgabenbereich.
An dieser Stelle ein hinkender Vergleich. Nicht
weit von hier wird am Band aus verschiedenen
Teilen ein Porsche zusammengebaut, aber ein
Produktionsleiter wacht darüber. Beim Bau eines
Hauses sind verschiedene Gewerke verschiedener Firmen tätig, aber ein Bauleiter wacht darüber.
Wo aber ist derjenige, der zuständigkeitsübergreifend die Gewässer im Blick hat, ein Supervisor für
die Gewässersituation im Leipziger Südwesten?
Wir sind der Meinung, dass man besonders vor
dem Hintergrund des prognostizierten Klimawandels und den damit verbundenen zunehmenden
Starkregenereignissen nicht so weitermachen
darf, und fordern, die Gesamtverantwortlichkeit
klar zu regeln. Alles andere ist den Bürgerinnen
und Bürgern nicht mehr zu vermitteln.
In diesem Sinne verstehe ich auch den Antrag der
Linksfraktion, auch wenn er inzwischen zurückgezogen wurde. Dennoch möchte ich dem nicht
ganz folgen. Zum einen ist ein wirklich ganzheitliches Konzept für das Vorflutsystem der ganzen
Stadt bis 01.07. nicht schaffbar. Andererseits wäre
eine solche ganzheitliche Betrachtung in dem
noch überschaubaren Gebiet, im Leipziger Südwesten, bis zu diesem Zeitpunkt eher möglich.
Das könnte ein Pilotprojekt sein, in dem die Stadt
Leipzig wertvolle Erfahrungen in der Gewässerorganisation sammeln und anschließend vielleicht
zielgerichteter und konsequenter das gesamte
Stadtgebiet betrachten kann.
Wir übernehmen - ich habe mich mit Frau Heller
abgesprochen - den Änderungsantrag der CDUFraktion. Ich bitte Sie alle dringend, diesem Antrag zuzustimmen, damit wir perspektivisch einen
Fuß auf den Weg bringen. - Danke schön.
Oberbürgermeister Jung: Frau Heller.
Stadträtin Heller (CDU): Sehr geehrter Herr
Oberbürgermeister! Sehr geehrte Damen und
Herren Bürgermeister! Werte Ratskollegen! Liebe
Gäste am Livestream und auf der Tribüne! Herr
Kopp hat die wichtigsten Punkte unseres Antrags
schon genannt. Dennoch möchte ich die Gelegenheit nutzen und ein paar Worte an die Verwaltung
richten.
S e i t e | 11
Wir haben als Einreicher versucht, unseren Antrag so zu gestalten, dass er möglichst konstruktiv
ist und Ihnen auch bei Ihrer Arbeit hilft. Leipzigs
dörflich geprägte Ortschaften zeichnet vor allen
Dingen aus, dass viele Einwohner eine gute Ortsund Sachkenntnis mitbringen. Richtig genutzt ist
das für uns, für Politik und Verwaltung, eine hilfreiche Ressource bei unserer Arbeit.
Uns da draußen hinter den Pappeln ist es im
Grunde egal, ob eine Maßnahme drei Monate früher oder später gemacht wird. Uns ist wichtig,
dass sie durchgeführt wird. Darüber freuen wir
uns dann auch. Dennoch sollten Sie wissen, dass
sowohl die Bürger als auch wir als Antragsteller
die kleinen Flunkereien im VSP bemerkt haben.
Aber wie schon gesagt, unser Antrag soll ein konstruktiver Anstoß sein. Deshalb möchte ich hier
nicht weiter darauf rumreiten.
Vielmehr will ich noch einmal betonen, dass der
Ortschaftsrat und ich, aber auch die meisten Anwohner mit den Vertretern der Verwaltung weiterhin gern zum Wohle dieser Ortschaften zusammenarbeiten möchten, und bitte Sie, zukünftig
auch mit solchen Kleinigkeiten wie einem VSP einen Beitrag dazu zu leisten.
Ich bitte meine Ratskollegen um Zustimmung zu
unserem Antrag.
Oberbürgermeister Jung: Herr Engelmann.
Stadtrat Engelmann (DIE LINKE): Herr Oberbürgermeister! Liebe Kollegen Stadträte! Liebe
Gäste! Mit dem Antrag des Ortschaftsrates Hartmannsdorf/Knautnaundorf/Rehbach wird noch
einmal deutlich, dass die Stadt mit den schon länger zurückliegenden Eingemeindungen nicht nur
Honig geerbt hat. Leider ist es so, dass Überschwemmungssituationen bei Starkregenfällen
nicht nur in den aufgeführten Ortschaften auftreten, sondern in fast allen Randlagen der Stadt
Leipzig gang und gäbe sind. Die Ursachen dafür
sind vielfältig.
Beide selbstständigen Ortschaften entwässerten
ihre Straßen über sogenannte Bürgermeisterkanäle. Es handelt sich meist um Abwassersysteme,
die zum Beispiel aus Verrohrungen in Teilabschnitten hergestellt und erst später als Sammelsystem zusammengefügt wurden. Die Kanäle
mündeten dann in die nächste Vorflut - in Leipzig
sind das meist Gewässer zweiter oder erster Ordnung -, oder aber sie wurden in die Kanalisation
Leipzigs aufgenommen. Aber auch hier sind die
Kapazitätsgrenzen erreicht.
Außerdem wurde das in der DDR-Landwirtschaft
aufgebaute Entwässerungs- und Bewässerungssystem fast vollständig zerstört.
Verlaufsprotokoll vom 31.01.2018
Auch der ungezügelte Zuwachs der Bevölkerung
verlangt hier seinen Tribut. Nicht nur die Einwohnerzahlen wirken, sondern auch die verbesserten
Lebensumstände. So stieg die Wohnfläche pro
Einwohner in Leipzig von 30,6 Quadratmeter im
Jahr 1989 auf 43 Quadratmeter im Jahr 2014. Einher geht logischerweise eine verstärkte Versiegelung und damit auch Vorflut.
Das Personal und die finanzielle Ausstattung hinken nach Auffassung der LINKEN den Aufgaben
hinterher. Haushaltskonsolidierung, zusätzliche
Aufgabenbereiche in den Ämtern und vieles mehr
verhindern eine geordnete Aufstockung. In der
Folge können selbst Anfragen der Ortschaften
kaum mehr unmittelbar beantwortet werden. Ergebnis sind dann solche Anträge wie der des Ortschaftsrates Hartmannsdorf oder auch die Verweigerung des Ortschaftsrates Lützschena-Stahmeln bei der Genehmigung von Gewerbegebieten
im Rahmen von Bebauungsplänen.
Der Verwaltung wird unterstellt, sie könne keine
Probleme erkennen und ausräumen. Teilweise
wird ihr die Kompetenz abgesprochen. Dass dem
offensichtlich nicht so ist, zeigt der Verwaltungsstandpunkt. Fast jedes Problem scheint erkannt.
Der Oberbürgermeister schreibt in seinem Verwaltungsstandpunkt:
Es wird darauf hingewiesen, dass die Ertüchtigung der wasserwirtschaftlichen
Anlagen und Gewässer nicht für extreme
Niederschlagsereignisse ausgelegt werden kann.
S e i t e | 12
sinnvolle Urbanisierung verlangt nach einer Mittelumschichtung vom ländlichen in den städtischen Raum.
Meine Fraktion wird sich bei der Abstimmung dieses Antrags sehr unterschiedlich verhalten.
Oberbürgermeister Jung: Es gibt noch eine
Wortmeldung von Herrn Geisler.
Stadtrat Geisler (SPD): Herr Oberbürgermeister!
Nicht umsonst haben wir vor vier Wochen in unserer Anfrage zur Pflege der Fließgewässer die
Verwaltung um Stellungnahme gebeten und diese
dann damit verglichen, was wir vor Ort antreffen.
Die Pflege und Unterhaltung der Fließgewässer
ist bei weitem nicht so, wie die Verwaltung in ihrer
Antwort dargestellt hat. Deswegen kann ich den
Antrag durchaus verstehen. Was ich nicht verstehen kann, ist, warum das nur auf den Leipziger
Südwesten begrenzt werden soll. Auch im Nordwesten mit seinen vielen Gewerbegebieten und
Versiegelungen fließen Unmengen Wasser durch
die neuen und alten Gräben. Daher sollte man
das für gesamte Stadtgebiet betrachten.
Oberbürgermeister Jung: Frau Dr. Heymann.
Es folgen dann einige Aussagen, dass auch die
Eigentümer Verpflichtungen haben. Aber die Verantwortung gilt für alle Eigentümer, also auch für
das Grundstücksverkehrsamt, welches - hier
exemplarisch - das Grundstück des alten Kindergartens in Knautnaundorf verwahrlosen lässt und
beinahe mutwillig immer wieder Überschwemmungsereignisse mit herbeiführt, wenn auch nicht
ursächlich.
Stadträtin Dr. Heymann (CDU): Wir haben das
auch im Bauausschuss diskutiert und eindringlich
dafür plädiert. Deswegen bedaure ich, dass DIE
LINKE ihren Antrag zurückgezogen hat. Das kann
und das sollte unbedingt ein Pilotprojekt sein, wie
man künftig mit diesem Thema umgehen will. Ich
habe natürlich Verständnis dafür, dass ein Ortschaftsrat erst einmal nur für das eigene Anliegen
einen Antrag stellt. Aber man sollte dieses fachübergreifende Umgehen mit den Fließgewässern
auch für die anderen Ortschaften zum Piloten machen. Ich denke, das sollte sich die Verwaltung
selbst aufgeben und dieser Forderung des Ortschaftsrates entsprechen.
Herr Oberbürgermeister, es wird Zeit, dass wir die
verantwortlichen Ämter mit dem notwendigen Personal ausstatten und Geld in die Hand nehmen,
um die bekannten Probleme zu lösen. Sonst sind
in dieser Stadt bald drei gewöhnliche Regentage
Starkregenereignisse, denen man schutzlos ausgeliefert ist.
Oberbürgermeister Jung: Bevor es eine längere
Diskussion dazu gibt: Selbstverständlich betrachten wir das als unsere Aufgabe. Im Rahmen des
personell Möglichen ist das schon Verwaltungshandeln. Das besagt ja auch unser Verwaltungsstandpunkt.
Um es noch einmal deutlich zu machen: Für DIE
LINKE ist das Problem der Starkregenereignisse
ein Ergebnis der neuen Entwicklungen. Es muss
behandelt werden wie alles Neue. Man muss zusätzliche Mittel bereitstellen und darf keine anderen Aufgaben dafür streichen. Hier ist auch die
Staatsregierung gefragt; denn die ökologisch
Wir kommen zur Abstimmung. Der Änderungsantrag der CDU ist Bestandteil des Antrags geworden. Nehmen Sie bitte Ihr Abstimmgerät zur Hand
und geben Sie Ihr Votum ab. - Ich schließe die Abstimmung.
Abstimmung: 52 - 9 - 6. So beschlossen.
Verlaufsprotokoll vom 31.01.2018
14.4
Öffentlichkeitsarbeit für die Fachbeiräte
der Stadt Leipzig (VI-A-04522)
Einreicher: Migrantenbeirat
14.4.1 dazu VSP (VI-A-04522-VSP-01)
Einreicher: Dezernat Allgemeine Verwaltung
14.4.2 dazu ÄA (VI-A-04522-ÄA-02)
Einreicher: Stadträtin P. Cagalj Sejdi, Stadträtin J. Nagel, Stadtrat Ch. Zenker
Herr Sethi wird den Antrag einbringen. Bitte
schön, Herr Sethi.
Sethi (Migrantenbeirat): Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister! Sehr geehrte Beigeordnete! Werte
Damen und Herren Stadträte! Liebe Gäste! Der
Antrag liegt den Stadträten vor, ebenso die lange
Begründung. Der Antrag ist in Fachausschüssen,
einigen Beiräten und teilweise auch in der lokalen
Presse kontrovers diskutiert worden. Einige hielten ihn für nicht notwendig; andere waren der Meinung, dass dies ein wichtiges Anliegen ist und es
nur im Sinne eines transparenten Stadthandelns
sein kann, dass man die Stadtgesellschaft über
die Arbeit der Beiräte so ausführlich wie möglich
informiert. Es gab auch einzelne Stimmen, die so
weit gingen, dieses Anliegen als Konkurrenz zu
den Stadträten zu interpretieren, was für uns völlig
absurd klang. Für uns ist der Migrantenbeirat eine
Brücke - eine Brücke zwischen der Stadtgesellschaft und dem Stadtrat und den Stadträten. Um
bei dem Bild zu bleiben: Je mehr Brücken, desto
besser fließt der Verkehr.
In den Diskussionen sprachen wir auch über die
Politikverdrossenheit in unserer Gesellschaft. Einige haben daraufhin gefragt, woher ich diese Behauptung nehme. Ich war überrascht. Wenn ich
die Schlachtrufe der letzten Jahre wie „Volksverräter“ oder „Lügenpresse“ höre oder Statistiken
lese, wie viele Menschen den Namen unseres
OBM oder den des sächsischen Ministerpräsidenten nicht kennen, gibt es für mich keinen Zweifel
daran, dass in unserer Gesellschaft eine politische Verdrossenheit herrscht. Abgesehen davon
gibt es Unmengen von wissenschaftlichen Studien, die das belegen. Das ist auch der Grund,
warum bei Wahlen einfache Lösungen gewählt
werden.
Ein Zitat aus einer Zeitung beschreibt den Zustand sehr genau:
Frank-Walter Steinmeier will das Sachsen-Bashing zwar vermeiden, übt aber
doch verhaltene Kritik am Bundesland,
wo die überall zu Gesprächsunfähigkeit
und gesellschaftlicher Spaltung führenden Faktoren besonders ausgeprägt
seien.
S e i t e | 13
In diesem Zusammenhang sprach er auch über
die teilweise mangelhafte Demokratieentwicklung
in Sachsen. Über die lokale Demokratie ist eben
viel diskutiert worden. Die letzten Wahlen in Sachsen sollten uns, allen Demokraten eine Warnung
sein. Ich bin vollster Überzeugung: Man muss
mehr Menschen mitnehmen und ihnen mehr Teilhabe ermöglichen, damit Menschen nicht für Menschenfänger und deren einfache Lösungen anfällig sind.
Das sind große Aufgaben - das ist mir bewusst -,
und hier liegt ein Antrag zu einer kleinen Angelegenheit vor. Aber diese beiden Sachen haben miteinander zu tun. Fachbeiräte sind eine wunderbare Möglichkeit für Teilhabe. Aus den letzten
Migrationsbefragungen ging hervor, dass kaum
ein Migrant diesen Beirat kennt. Auch in der Stadtgesellschaft kennt kaum einer Beiräte. In einer der
letzten Sitzungen sprach ein Beiratsmitglied der
CDU, Herr Spannenberger, an, dass auch im Sozialamt und in anderen Behörden kaum jemand
den Migrantenbeirat kennt. Auch ich habe von diesem Beirat nur zufällig erfahren. Vor drei Jahren
habe ich das erste Mal davon gehört - und das
obwohl ich seit jeher ein politisch denkender und
handelnder Mensch bin.
Oder nehmen wir das Beispiel Jugendparlament.
An der letzten Wahl haben sich nur 4 Prozent beteiligt. Wir sollten wirklich aufpassen, dass solch
wunderbare Teilhabemöglichkeiten nicht durch
pseudodemokratische Strukturen ersetzt werden.
Gerade das Jugendparlament kann Kindern mehr
zu Beteiligung beibringen. Das wäre großartig;
denn das lehrt Selbstverantwortung und vermeidet spätere Politikverdrossenheit.
Meine Damen und Herren, der Migrantenbeirat ist
ein städtisches Gremium. Die Mitglieder sind
Fachkundige. Sie sind vom Stadtrat berufen worden. Sie sollen die Stadträte beraten. Jeder Fachkundige, egal wie gut er ist, egal wie gut er sich in
seiner Materie auskennt, muss sich weiterbilden,
um Kenntnisse von neuen Entwicklungen und
Problemen zu erlangen. Es wäre arrogant, zu behaupten, dass man sich einmal mit einem Fach
beschäftigt hat, etwa ein Masterstudium in diesem
Fach abgeschlossen hat, und dann für immer und
ewig alle Probleme kennt. Demut ist angebracht.
Wenn den Beiratsmitgliedern der ständige Kontakt zu den jeweiligen Communitys fehlt, dann
können diese fachkundigen Bürger den Stadtrat
nicht gut beraten. Davon bin ich überzeugt. Wie
sollen sie denn die Probleme erkennen und beraten, wenn es keine gesunde Bindung zu den jeweiligen Communitys gibt? Woher soll der Stoff zu
Anträgen und Beratungen kommen, wenn ihnen
die aktuellen Probleme nicht bekannt sind?
Über die bisherigen Möglichkeiten der Öffentlichkeitsarbeit möchte ich an dieser Stelle nicht weiter
Verlaufsprotokoll vom 31.01.2018
S e i t e | 14
ausführen; diese können Sie der Begründung unseres Antrags entnehmen. Auch auf die Zusammenarbeit mit dem Rat möchte ich an dieser
Stelle nicht eingehen. Ich bin mit der Verwaltung
im intensiven Gespräch. Herr Bürgermeister
Hörning setzt sich persönlich für eine sehr gute
Arbeit ein.
Ich habe die Gespräche mit BfR und Rechtsamt
so verstanden, dass es keine feste Regelung gibt
und dass die Politik entscheiden muss. Ich denke,
hier ist wirklich die Politik gefragt. Die Leipziger
Bürger fragen sich: Was tun die eigentlich alle?
Welche Themen greifen sie auf?
Ich möchte an dieser Stelle gern aus der Geschäftsordnung des Migrantenbeirats zitieren:
Oberbürgermeister Jung: Bitte achten Sie auf
die Zeit!
Der Migrantenbeirat bringt die spezifischen Sichtweisen und Anregungen der
Migrant/innen in die kommunal-politischen Diskussionen ein und thematisiert
die Potenziale der Migration als Bereicherung für die kommunale Entwicklung.
Er setzt sich dafür ein, dass kein Mensch
wegen seiner Abstammung, Staatsangehörigkeit, Sprache und Kultur, seiner
Heimat und Herkunft oder seines Glaubens bevorzugt oder benachteiligt wird.
Der Migrantenbeirat verfolgt das Ziel,
gleiche Möglichkeiten der Beteiligung in
allen Bereichen der Stadtgesellschaft zu
schaffen. Er wirbt für die Akzeptanz der
Mehrheitsbevölkerung gegenüber den
Migrant/innen und Flüchtlingen und für
ihre partnerschaftliche Integration.
Er ist darum bemüht, es den Migrant/innen zu erleichtern, am gesellschaftlichen, wirtschaftlichen, politischen und
kulturellen Leben der Stadt aktiv teilzunehmen. Er fördert ihre innere Verbundenheit mit Leipzig und stärkt somit die
demokratische Konsistenz der Kommune.
Die Mitglieder des Migrantenbeirats nehmen
diese Geschäftsordnung ernst. Ich denke, bei anderen Beiräten ist das ähnlich.
Im Verwaltungsstandpunkt ist § 47 der Sächsischen Gemeindeordnung erwähnt worden. In der
Gemeindeordnung steht tatsächlich:
Durch die Hauptsatzung können sonstige Beiräte gebildet werden, denen Mitglieder des Gemeinderats und sachkundige Einwohner angehören. Sonstige
Beiräte im Sinne dieser Vorschrift können insbesondere Seniorenbeiräte und
Naturschutzbeiräte sein.
Diese Beiräte unterstützen den Gemeinderat und die Gemeindeverwaltung bei
der Erfüllung ihrer Aufgaben.
Das ist ihre beratende Funktion. Es steht dort aber
nicht, dass ausschließlich Verwaltung und Gemeinderat erfahren, was die Beiräte tun.
Sethi (Migrantenbeirat): Ich bin gleich fertig. - Für
wen sprechen sie? Dieser Antrag ist eine kleine
Anregung, sich Gedanken zu machen, wie man
Teilhabe ermöglichen kann.
Meine Damen und Herren, der Migrantenbeirat ist
ein städtisches Gremium und hat dennoch zu bestimmten Themen eine eigene Meinung, die von
der der Verwaltung abweichen kann. In der bisherigen Arbeit begegnen sich alle Beteiligten mit großem Respekt und gegenseitiger Wertschätzung.
Dennoch sind unterschiedliche Meinungen für
eine gesunde und lebendige Demokratie sehr
wichtig. Demokraten müssen auch verschiedene
Meinungen innerhalb der Stadt aushalten können,
auch in der Öffentlichkeit. Das stärkt die Demokratie.
Auch wenn heute vermutlich nur die Änderungsanträge Zustimmung finden werden, sollte man
sich Gedanken darüber machen, wie über die Beiräte der Stadt besser informiert und wie eine Bindung der Beiräte zu ihrer jeweiligen Basis intensiviert werden kann. Die Beiräte können ein kleiner,
aber wichtiger Weg zur Kommunikation in die
Stadtgesellschaft hinein sein. - Vielen Dank.
Oberbürgermeister Jung: Herr Oberstadt.
Stadtrat Oberstadt (CDU): Sehr geehrter Herr
Oberbürgermeister! Werte Damen und Herren
Beigeordnete! Liebe Kollegen und Kolleginnen!
Ich glaube, der Verwaltungsstandpunkt macht
ganz, ganz deutlich, wie die rechtliche Einordnung
der Beiräte zu verstehen ist. Wir haben nicht umsonst eine Gemeindeordnung, die im Übrigen
auch nicht durch eine Hauptsatzung gebrochen
werden kann. Deswegen will ich ein Zitat anbringen, um Ihnen allen noch einmal in Erinnerung zu
rufen, welche Aufgabe Beiräte haben:
Im Ergebnis ist es ihre Aufgabe, durch
die Einbeziehung von sachkundigen Einwohnern eine besondere Fachkompetenz in den Stadtrat einzubringen und
dort diese Fachkompetenz beratend
auszuüben.
So steht es im Verwaltungsstandpunkt. Das ist ein
Auszug aus einem Kommentar zur Gemeindeordnung. Ich glaube, das ist auch richtig so.
Verlaufsprotokoll vom 31.01.2018
S e i t e | 15
Ich glaube auch, dass wir die Fachbeiräte brauchen. Nun heißt es aber in der Begründung des
Antrags des Migrantenbeirats:
Vertreter einer Bevölkerungsgruppe, die grundsätzlich noch nicht wählen darf, die wir aber trotzdem einbeziehen wollen, nämlich Jugendliche.
Sehr oft fehlt den Fachbeiräten auf der
einen Seite die Verbindung zu der jeweiligen „Basis“ …
„Migranten“, das ist ein so weiter Begriff. Eine Einordnung in „nicht wahlberechtigt“ ist hier nicht gegeben. Damit sind wir deren Vertreter. Sie sollen
uns und die Stadtverwaltung bei der Erfüllung unserer Aufgaben unterstützen. Unterstützung heißt
aber nicht Übernahme von Aufgaben und Selbsterfüllung, sondern Ihre Fachkompetenz einzubringen und uns die Anliegen kenntlich machen. Sinn
und Zweck ist, die Gesamtverwaltung besser zu
machen, aber nicht eigenständig Aufgaben zu erfüllen. Damit brauchen Sie auch keine Öffentlichkeitsarbeit. Die Öffentlichkeitsarbeit existiert im
Übrigen schon, nämlich auf leipzig.de, wo bekannt gemacht ist, dass es Beiräte gibt. Das reicht
aus. Alle anderen Fragen zu Berufung und Bekanntheit überlassen Sie bitte denjenigen, die das
etwas angeht. Und das sind wir. - Danke schön.
Ist damit gemeint, dass die Fachkompetenz fehlt?
Ich glaube, das ist ein Schlag ins Gesicht aller anderen Fachbeiräte, ganz eindeutig.
Ich selber bin nicht nur Mitglied im Jugendbeirat,
sondern auch im Drogenbeirat. Im Drogenbeirat
herrscht Fachkompetenz, da gibt es eine Bindung
zur Basis. Dort fehlt das nicht. Schaue ich in die
anderen Beiräte - jede Fraktion hat ja Stadträte
dorthin entsandt -, stelle ich fest: Dort fehlt das
auch nicht. Ist das vielleicht ein Unikum des Migrantenbeirats?
Wenn dem so wäre, dass Mitgliedern die Fachkompetenz fehlt, hieße das: Die Voraussetzung
für eine Berufung als Sachkundiger Einwohner ist
nicht mehr gegeben. Denn dafür braucht es Fachkompetenz. Aufgrund dessen wird man berufen.
Deshalb finde ich den Begründungstext ein wenig
entlarvend.
Liebe Mitglieder des Migrantenbeirats, sind Sie
tatsächlich der Meinung, dass Ihnen die Fachkompetenz fehlt? Schließlich sind Sie berufen, gerade weil Sie die Verbindung zu ihrer Basis haben.
Die Mitglieder Ihres Beirats kommen aus vielen
unterschiedlichen Migrationsrichtungen und sind
berufen worden, gerade weil sie die jeweiligen
Verbindungen in die jeweiligen Communitys haben und deren Nöte kennen. Ich glaube, Sie brauchen keine Weiterbildung zu Aufgaben, die der
Stadt obliegen. Ihre originäre Aufgabe ist, sich
fachlich weiterzubilden, falls Sie Weiterbildung
benötigen. Ich bin allerdings der Meinung: Wenn
man für vier oder fünf Jahre berufen ist - beim letzten Mal hat es ja etwas länger gedauert -, behält
man die Fachkompetenz bei, die man am Anfang
hatte, oder kann selbst für deren Pflege sorgen.
Außerdem erweckt Ihr Statement ein wenig den
Eindruck, dass Sie sich als Vertreter der Migranten in der Kommunalpolitik verstehen. Darüber bin
ich ein bisschen enttäuscht. Ich hoffe, die Enttäuschung wird hier auch geteilt. Die Vertreter der
Bevölkerung dieser Stadt, auch der Migranten,
sind nun einmal wir, wir Stadträte.
Wenn wir uns die Zusammensetzung des Migrantenbeirats anschauen, stellen wir fest: Es sollen
dort ja nicht nur die Interessen, Anliegen, Sorgen
und Nöte wahlunmündiger Bürger, sondern auch
wahlmündiger Bürger vertreten werden. Das ist
auch der Unterschied zum Jugendbeirat bzw. dem
Jugendparlament. Im Jugendparlament sitzen
Oberbürgermeister Jung: Frau Sejdi.
Stadträtin Cagalj Sejdi (Bündnis 90/Die Grünen): Bevor ich zum gemeinsamen Änderungsantrag von Frau Nagel, Herrn Zenker und mir
komme, einige Worte in Richtung der CDU: Bevor
Sie über die Tätigkeit des Migrantenbeirats philosophieren, würde ich Ihnen vorschlagen: Kommen Sie doch dort mal vorbei! Ich kann mich nicht
erinnern, wann ein Vertreter der CDU das letzte
Mal dort anwesend war. Das nur als Hinweis. Vielleicht lässt sich dann auch besser verstehen, was
der Migrantenbeirat will und meint mit seinem Antrag. - Sie haben aber einen Fraktionsvertreter
dort. Der kommt hin und wieder, ist aber ein Externer und wird leider nicht vertreten, wenn er
keine Zeit hat. Das ist schade. Ich verstehe nicht,
wieso man sich hier so kritisch einbringt, wenn
man keine Zeit hat, sich in den Antragsentstehungsprozess einzubringen und dort teilzunehmen, wo es Ihnen offen steht.
Nun zu unserem Änderungsantrag. Wir haben als
Fraktionsvertreter im Migrantenbeirat einen Änderungsantrag formuliert, der das Anliegen des Beirats nach einer strukturierten und machbaren
Form der Öffentlichkeitsarbeit aufgreift, und versucht, dies auch für die Verwaltung möglich zu
machen. Wie wir schon von Herrn Sethi gehört
haben und wie wir alle selbst wissen: Fachbeiräte
sind wichtige Organe in unserer Kommunalpolitik.
Sie bringen wichtige fachliche Perspektiven ein,
die uns im Stadtrat und in der Verwaltung an manchen Stellen manchmal fehlen. Wir sind also auf
das Engagement und das Interesse dieser Sachkundigen Einwohner angewiesen.
Es ist auch unser Anliegen, dies zu fördern und zu
pflegen. Es nutzt uns nichts, wenn wir dem Willen
dieser Bürger zu Engagement Steine in den Weg
Verlaufsprotokoll vom 31.01.2018
legen oder versuchen, das zu stoppen. Vielmehr
sollten wir die Ideen aufgreifen und überlegen, wie
wir sie passend und umsetzbar machen können,
wie wir ins Gespräch kommen können und wie wir
konstruktive Arbeit fördern können. Das ist effektive Bürgerbeteiligung, und die wollen wir doch an
dieser Stelle auch.
Im vorliegenden Antrag des Migrantenbeirats geht
es eher darum, den Bereich „Öffentlichkeitsarbeit
von Fachbeiräten“ strukturiert und an die gesetzlichen Vorgaben angelehnt abzustecken. Es geht
darum, deutlich zu machen, welche Art der Öffentlichkeitsarbeit möglich ist und wie man sie an zeitgemäße Formen anpassen kann, um das Maximalmögliche auszuschöpfen.
Es geht dem Migrantenbeirat nicht darum, wie ihm
in vielen vorhergehenden hitzigen Diskussionen
vorgeworfen wurde, das Heft des Handelns an
sich zu reißen oder gar Stadtrat zu spielen. Nein,
die Mitglieder des Migrantenbeirats sind in ihrem
Themengebiet ehrenamtlich oder beruflich bereits
tätig. Sie sind nur dem Aufruf der Stadt gefolgt,
sich als Beirat zu engagieren und hier zu beraten,
und das tun sie auch. Nur, für eine effektive Beratung braucht man natürlich auch eine Anbindung
an die ständigen Veränderungen der Realität, an
die Basis, und die ist durch Öffentlichkeitsarbeit
möglich.
Diese Öffentlichkeitsarbeit ist ja auch nichts
Neues; sie existiert bereits. Beiratssitzungen sind
öffentlich, und es wird öffentlich dafür geworben.
Fachbeiräte organisieren Veranstaltungen und
machen Werbung dafür. Sie treten auf Informationsveranstaltungen auf. Sie haben eigene Flyer,
eigene Broschüren. Sie stellen Anträge und äußern sich öffentlich dazu. Sie werden von Journalisten befragt und antworten. All das ist Öffentlichkeitsarbeit. Auf dieser Basis soll aufgebaut werden. Dies soll perfektioniert und verbessert werden.
Der Antrag des Migrantenbeirats setzt sich deutlich für die Öffentlichkeitsarbeit aller Fachbeiräte
der Stadt ein. Umso verwunderlicher finde ich es,
dass im Verwaltungsstandpunkt immer wieder nur
der Migrantenbeirat angesprochen wird, als ginge
es darum, diesen zurechtzustutzen. Auch die aufgeregten und hitzigen Diskussionen um diese eigentlich eher geringe Forderung empfand ich persönlich als sehr befremdlich. Ich denke, es steht
unserer Stadt nicht gut zu Gesicht, wenn wir uns
dieser Art der Bürgerbeteiligung verweigern und
Streit zulassen; denn es geht den Antragstellern
hier eindeutig nicht um eigene Lobbyarbeit, sondern um ein besseres Funktionieren und Zusammenarbeiten aller beteiligten Gremien und Personen in der Stadt.
Um dies eben noch funktioneller zu gestalten, haben wir unseren Änderungsantrag verfasst. Es
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geht auch in unserem Antrag heute nicht darum,
die Öffentlichkeitsarbeit für Fachbeiräte zu beschließen oder abzulehnen. Nein, diese gibt es ja
bereits. Wir wollen sie konkretisieren und modernisieren. Wenn Sie also gegen unseren Änderungsantrag stimmen, können Sie Öffentlichkeitsarbeit nicht verhindern; denn die wird bereits betrieben und existiert schon.
Oberbürgermeister Jung: Frau Nagel, bitte.
Stadträtin Nagel (DIE LINKE): Frau Sejdi hat
jetzt schon vieles zu unserem Antrag gesagt. Ich
will daher noch einmal das Wort an Herrn Oberstadt richten. Ich glaube, jetzt hier eine Paralleldebatte aufzumachen zu einem Thema, das hier gar
nicht zur Abstimmung steht, ist wirklich nicht angemessen. Dazu nur ein Beispiel: Aus dem Bericht zur Befragung von Migrantinnen und Migranten 2016 geht als Erkenntnis hervor, dass nur ein
geringer Bruchteil - es sind unter 10 Prozent - der
Migrantinnen und Migranten dieser Stadt den Migrantenbeirat überhaupt kennt. Das ist nicht schuld
der ehrenamtlich tätigen Mitglieder des Migrantenbeirats, die sich nur alle zwei Monate treffen.
Der Antrag will die Bekanntheit der Beiräte und
auch ihre Ansprechbarkeit, die über die berufenen
Mitglieder hinausgeht, stärken. Ich finde, das ist
ein angemessenes Anliegen. Wir sollten die ehrenamtlich beratenden Mitglieder in den Beiräten
eher ermutigen, stärker, tiefer und vernetzter zu
arbeiten. Das kommt uns allen zugute.
Oberbürgermeister Jung: Herr Sethi.
Sethi (Migrantenbeirat): Im Redebeitrag der CDU
waren zwei Sachen für mich entlarvend: Zum einen gibt es offenbar die große Angst, dass der
Migrantenbeirat oder auch andere Beiräte Stadtrat spielen wollen. Angst, das ist nichts Rationales. Zum anderen geht es auch ums Zuhören. In
meinem Beitrag hatte ich sehr direkt und sehr klar
geäußert, dass ein Fachkundiger, der sich nicht
weiterbildet, der sich nicht über die aktuellen
Probleme informiert, der keine Anbindung zu dem
Thema hat, nicht gut beraten kann. Wenn man
einmal abseits der Provinzialität in die Großstädte
schaut, stellt man fest: Dort funktionieren Migrantenbeiräte schon ganz anders: über Direktwahlen
und direkte Bindungen zu den jeweiligen Communitys. - Vielen Dank.
Oberbürgermeister Jung: Frau Niermann.
Stadträtin Niermann (CDU): Liebe Kollegen!
Herr Oberbürgermeister! Liebe Mitglieder des
Migrantenbeirats! Es geht hier nicht um Angst. Es
geht auch nicht darum, dass irgendjemand das
Verlaufsprotokoll vom 31.01.2018
Engagement des Migrantenbeirats oder den Sinn
und Zweck oder seine Daseinsberechtigung bestreitet. Ganz im Gegenteil: Beiräte sind beratend
tätig, und es ist gut, dass wir sie haben. Weil die
Mitglieder der Beiräte besondere Sachkunde haben, sollen sie auch weiterhin die Verwaltung beraten. Es ist aber keine Öffentlichkeitsarbeit erforderlich, weil Beiräte nicht unbedingt bekannt sein
müssen. Insofern ist eine Öffentlichkeitsarbeit völlig - Wie gesagt, Beiräte müssen nicht bekannt sein.
Uns als CDU-Fraktion erschließt sich nicht, wozu
wir eine Öffentlichkeitsarbeit für Beiräte benötigen; denn Beiräte sind fachkundig. Deswegen
wurden die Mitglieder in den Beirat berufen. - Sie
schütteln den Kopf. Aber genau das ist der Grund:
Sie sind besonders sachkundig und sind deswegen in den Beirat berufen worden. Ich betone: berufen worden, nicht: gewählt worden. Wenn sie
gewählt würden, wäre das etwas anderes. Dann
wäre auch keiner dagegen, Öffentlichkeitsarbeit
zu machen. Insofern halten wir den Verwaltungsstandpunkt dazu für absolut richtig und mit der
Rechtslage in Übereinstimmung. Für eine Öffentlichkeitsarbeit gibt es überhaupt keine Rechtsgrundlage. - Danke schön.
Oberbürgermeister Jung: Herr Riedel.
Stadtrat Riedel (CDU): Hier werden immer die
Fachbeiräte zitiert. Ich empfehle, sich einmal das
Abstimmungsergebnis der Fachbeiräte anzugucken; denn sie haben diesem Antrag nicht überwiegend zugestimmt. Meist wurden die Punkte
einzeln abgestimmt, zwei Punkte wurden konkret
abgelehnt. Ich habe in mehreren Beiräten die Diskussion erlebt. Deswegen verwahre ich mich dagegen, dass hier der Eindruck erweckt wird: Alle
sind dafür, nur die böse CDU ist dagegen. Guckt
euch die Ergebnisse an, wenn ihr die Fachbeiräte
schätzt!
Oberbürgermeister Jung: Herr Kriegel.
Stadtrat Kriegel (AfD): Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister! Meine Damen und Herren Beigeordnete! Liebe Stadträte! Liebe Gäste! Als Mitglied des Migrantenbeirats wollte ich mich eigentlich aus dieser Diskussion heraushalten, tue das
jetzt aber doch nicht, weil ich denke: Die ganze
Diskussion läuft polarisierend.
Auf der einen Seite muss man sagen: Der Migrantenbeirat tut von sich aus wirklich alles, um die Öffentlichkeit zu erreichen. Andererseits - das muss
ich auch selbstkritisch sagen - tut der Migrantenbeirat noch nicht genug. Es gibt immer zwei Seiten einer Medaille. Es fehlt bei einzelnen Mitglie-
S e i t e | 17
dern des Beirats auch ein bisschen an Engagement; denn die Teilnehmerliste bei unseren Sitzungen ist mitunter, vorsichtig ausgedrückt, sehr
überschaubar. Wenn man hier Öffentlichkeitsarbeit einfordert, sollte man sich auch überlegen,
wie man die Mitglieder des Migrantenbeirats aktiviert, relativ vollzählig an den Sitzungen teilzunehmen, was bisher nicht so ist. - Ich gebe ganz ehrlich zur. Auch ich habe nicht immer Zeit, schicke
in diesem Fall aber zumindest meinen Stellvertreter. Meines Wissens hat jedes Mitglied dort einen
Stellvertreter.
Die andere Seite ist: Das Referat Migration und
Integration leistet nach meinem Eindruck eine
wirklich gute Arbeit. Nicht nur wir Mitglieder des
Migrantenbeirats erhalten regelmäßig Mails - ich
erhalte vom Referat Migration und Integration am
Tag durchschnittlich drei, vier Mails -, sondern
über einen guten Verteiler wird über den Stadtrat
hinaus auch die Öffentlichkeit erreicht. Auch die
Veranstaltungen des Migrantenbeirats werden gut
beworben.
Noch einmal: Jede Medaille hat zwei Seiten. Auf
der einen Seite wünscht man sich mehr Öffentlichkeit, auf der anderen Seite sollte man von innen heraus mehr tun - das gilt für alle Mitglieder
des Migrantenbeirats, mich eingeschlossen -, bevor man von der Stadtverwaltung etwas einfordert, was die anderen Beiräte im Prinzip auch
nicht haben. Die Homepage der Stadt verweist
aus meiner Sicht ausreichend auf die Existenz
des Migrantenbeirats. Er wird auch zunehmend in
der Öffentlichkeit wahrgenommen. Mehr geht immer. So weit dazu. - Danke schön.
Oberbürgermeister Jung: Frau Nagel noch einmal.
Stadträtin Nagel (DIE LINKE): Ich mache es
kurz. - Entschuldigung, Herr Kriegel, der Migrantenbeirat - so weit ins Detail wollte ich jetzt gar
nicht gehen - hat verschiedene Arbeitsgruppen
gebildet, die Ihnen natürlich auch offen stehen.
Eine ist zum Beispiel die AG Öffentlichkeitsarbeit.
Die Möglichkeiten der Mitglieder, die sich in den
Arbeitsgruppen engagieren, sind aber extrem begrenzt. Die Grenze ist die Stadtverwaltung und
das Referat Migration und Integration. Öffentlichkeitsarbeit hat immer Schranken. Sie können sich
dort gerne engagiert einbringen, wie viele Mitglieder des Migrantenbeirats es auch tun. - Das ist
der eine Aspekt.
Der zweite Aspekt. Es wurde jetzt mehrfach darauf verwiesen, dass es keine Rechtsgrundlage
für die Öffentlichkeitsarbeit gibt. Nennen Sie mir
doch bitte einmal eine Rechtsgrundlage, die besagt, dass es Öffentlichkeitsarbeit geben darf!
Das würde ich gerne einmal wissen. Warum wird
sich hier so gesperrt gegen eine Konzeption für
Verlaufsprotokoll vom 31.01.2018
Öffentlichkeitsarbeit für die Beiräte? Sie könnten
das ermöglichen und auf den Weg bringen. Aber
nein, es wird abgewiegelt. Ich verstehe das nicht.
Das ist demokratietheoretisch ein bisschen
schade.
Oberbürgermeister Jung: Herr Hörning wird
dazu gleich noch etwas sagen. - Zunächst Frau
Mathez vom Jugendbeirat.
Mathez (Jugendbeirat): Sehr geehrte Damen und
Herren! Das Jugendparlament hat sich auch mit
dem Antrag befasst. Wir haben beschlossen,
dass wir diesen Antrag kräftig unterstützen wollen, weil es einfach unglaublich wichtig ist, Öffentlichkeitsarbeit zu machen. Was befürchten Sie,
wenn Öffentlichkeitsarbeit stattfindet? Das ist
doch nur gut. Das Jugendparlament hat das Problem, dass tatsächlich nur sehr wenige Jugendliche wissen, dass es uns gibt und wir etwas bewegen können. Wir sind an einem Punkt, wo wir Öffentlichkeitarbeit nicht mehr allein in dem Rahmen
machen können, dass sie wirklich effektiv ist. Die
Vernetzung von verschiedenen Beiräten, die ja
auch als Ansprechpartner für die Bevölkerung
fungieren und deren Anliegen und Ideen einbringen, ist wichtig. Ich verstehe nicht, was Ihr Problem ist und warum Sie nicht dafür sind. Von daher
bitte ich Sie, den Antrag zu unterstützen und dafür
zu stimmen. - Danke.
Oberbürgermeister Jung: Frau Dr. Märtens.
Stadträtin Dr. Märtens (Bündnis 90/Die Grünen):
Ich möchte ganz kurz den Wortbeitrag von Herrn
Riedel richtigstellen. Es wurde ja suggeriert, alle
Beiräte seien dagegen gewesen. Tatsächlich ist
es so, dass der Drogenbeirat und der Kleingartenbeirat ablehnend votiert haben. Die anderen Beiräte haben entweder noch gar nicht votiert oder
aber zugestimmt. Alles andere ist bisher nicht einsehbar.
Oberbürgermeister Jung: Ich habe auch noch
einmal nachgeschaut. In der Tat ist es so: Der
Drogenbeirat, der Kleingartenbeirat und der Jugendbeirat haben votiert. Die Voten aller anderen
Beiräte liegen noch nicht vor.
Herr Hörning, bitte.
Bürgermeister Hörning: Vielen Dank. - Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister! Liebe Kollegen!
Sehr geehrte Damen und Herren! Bei aller Frontstellung, die hier jetzt entsteht, möchte ich erst
einmal bestätigen, dass wir einen einheitlichen
Verwaltungsstandpunkt haben, und daran werden
auch - weil Herr Sethi danach fragte - Gespräche
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mit einzelnen Verwaltungseinheiten nichts ändern.
Aber: Ich glaube, der Migrantenbeirat als engagierter Beirat unserer Stadt, unserer kommunalen
Selbstverwaltung legt hier den Finger auf eine
Stelle - ich sage nicht: in eine Wunde -, die wir
gemeinsam - Beiräte, Stadtrat und Verwaltung klären müssen. Wir haben viele Beiräte, und das
ist gut so. Diese Beiräte agieren nach Sächsischer Gemeindeordnung. Sie beraten Sie als
Stadträte und uns als Verwaltung. Das ist eine Innenwirkung, die, wie dargestellt, erst einmal keine
Öffentlichkeitsarbeit erfordert.
Diese Beiräte haben aber auch - und das ist unsere gemeinsame Erwartung an sie - eine Rückkopplungsfunktion in die entsprechenden stadtgesellschaftlichen Bereiche und stadtgesellschaftlichen Gruppen oder Communitys, wie immer Sie
das Neudeutsch nennen wollen. Dafür brauchen
sie auch eine Form der öffentlichen Rückbindung.
Das geschieht zum Beispiel am Tag der Senioren,
den das Sozialamt in enger Zusammenarbeit mit
dem Seniorenbeirat organisiert. Und dafür brauchen wir Klarheit. Dazu liegt auch ein Änderungsantrag vor, den wir mit Interesse zur Kenntnis genommen haben. Sie werden sich im Rahmen der
Abstimmung der eingebrachten Anträge dazu verhalten.
Ich möchte an dieser Stelle noch einmal unterstreichen, dass der Migrantenbeirat aus meiner
Sicht einer der bestbetreuten und bestintegrierten
Beiräte dieser Stadt ist. Ihm steht ein Referat für
Migration und Integration zur Seite, wo eine ganze
Stelle sich um nichts anderes kümmert, als den
Migrantenbeirat zu begleiten.
Wir haben gemeinsam mit dem Migrantenbeirat
ein Fachsprechersystem initiiert, wo der Migrantenbeirat pro Fachausschuss zwei Fachsprecher
benannt hat, die auf Anfrage der jeweiligen Ausschussvorsitzenden bereitstehen, um in die Ausschusssitzungen zu kommen und dort zu migrations- und integrationspolitischen Fragen Stellung
zu nehmen. Wir müssen noch an der Qualität dieses Systems arbeiten. Das sind auch Hausaufgaben für uns - ganz klar in meinem Dezernat, ganz
klar im Referat für Migration und Integration, ganz
klar auch im BfR und im Migrantenbeirat.
Ich plädiere stark dafür, dass wir unsere Kräfte auf
diese konstruktiven Verknüpfungen zwischen
dem engagierten Migrantenbeirat und diesem
Stadtrat und seinen Ausschüssen fokussieren
und dass wir sehr vorsichtig sein sollten, darüber
nachzudenken, Nebenparlamente über Öffentlichkeitsarbeit zu legitimieren.
Ich kann aber durchaus begrüßen, dass ein entsprechender Änderungsantrag hier vorliegt. Sie
Verlaufsprotokoll vom 31.01.2018
werden sich jetzt dazu verhalten. Unser Verwaltungsstandpunkt liegt vor. Er ist auch rechtsgültig
vorgelegt. Ich wollte hier nur noch einmal eine
Stellungnahme der Verwaltung abgeben, dass wir
den Impuls des Migrantenbeirats für eine Klärung
der Frage von Öffentlichkeitsarbeit und der Betreuung von Beiräten begrüßen und auch daran
arbeiten wollen, mit Ihnen eine einheitliche Klärung herbeizuführen. - Vielen Dank.
Oberbürgermeister Jung: Ich denke, das hat
noch einmal zur Klärung beigetragen. - Wir kommen damit zur Abstimmung.
Ich stelle zuerst den Änderungsantrag der Stadträte Sejdi, Nagel und Zenker zur Abstimmung.
Bitte nehmen Sie Ihr Abstimmgerät zur Hand und
geben Sie jetzt Ihre Stimme zu diesem Änderungsantrag ab! - Ich schließe die Abstimmung.
Abstimmung: 35 - 31 - 3. Damit positiv votiert.
Wir stimmen nun über Punkt 1 des Antrags des
Migrantenbeirats ab. Dieser lautet wie folgt:
Der Oberbürgermeister wird beauftragt,
aufbauend auf der 2015 erfolgten Bilanz
der Beiräte der Stadt Leipzig, über die
Potentiale und Grenzen der Öffentlichkeitsarbeit der Beiräte zu berichten.
Anders als aus Ihren Reihen zu hören ist, dass
der eben beschlossene Änderungsantrag den Antrag des Migrantenbeirats ersetzen würde, bin ich
der Auffassung, dass der Änderungsantrag nur
den Punkt 2 ersetzt. - Kolleginnen und Kollegen,
ich bleibe da ganz hart am Wortlaut. Sie hatten
beantragt, den Beschlussvorschlag in Punkt 2 zu
ändern. Damit bleibt Punkt 1 bestehen. Deswegen lasse ich jetzt über Punkt 1 des Antrags abstimmen; denn Punkt 2 ist in geänderter Fassung
beschlossen.
Ich bitte nunmehr um Ihr Votum zu Punkt 1 des
Ursprungsantrags. - Ich schließe die Abstimmung.
Abstimmung: 33 - 33 - 3. Damit abgelehnt.
Es bleibt aber bei Punkt 2, nämlich dass wir Ihnen
ein Konzept zur Öffentlichkeitsarbeit vorlegen.
14.6
Skateanlage
04695)
Südwest/Altwest
(VI-A-
Einreicher: Fraktion DIE LINKE
14.6
Skateanlage
04695)
Südwest/Altwest
(VI-A-
Einreicher: Fraktion DIE LINKE
Frau Nagel.
Stadträtin Nagel (DIE LINKE): Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen! Sehr geehrte Bürgermeisterinnen und Bürgermeister! Sehr geehrter Herr
S e i t e | 19
Oberbürgermeister! Liebe Gäste, die Sie heute
zahlreich auf der Tribüne sitzen! Unser Anliegen
ist einfach, übersichtlich, leicht umsetzbar und
greift Bedarfslagen vor allem junger Menschen in
unserer Stadt auf. Das war am regen Interesse
bei der ersten Lesung des Antrags im Jugendhilfeausschuss zu sehen, und das ist auch heute
wieder erkennbar. Bei der ersten Lesung im Jugendhilfeausschuss waren über 20 Skaterinnen
und Skater anwesend. So wünscht man sich demokratische Teilhabe.
Es ist klar: Skaten ist aufgrund seiner Niedrigschwelligkeit und der Möglichkeit, dies zwanglos
und kostenfrei im öffentlichen Raum auszuüben,
eine unter jungen Menschen beliebte Freizeitbetätigung.
Kurz zum Hintergrund des Antrags. Bereits im Juli
2014 folgte der Leipziger Stadtrat, folgten Sie
bzw. Ihre Vorgänger, dem Antrag der Linksfraktion, die bestehenden Skateanlagen in der Stadt
zu erhalten und für deren Wartung und notwendige Reparaturen zu sorgen. Auch im aktuellen
Sportprogramm wird bekundet, dass - Zitat - „vorhandene, funktional gut geeignete Sportstätten
für BMX-Radsportler/innen und Skateborder/innen zu erhalten und schrittweise zu modernisieren“ sind.
Entgegen dieser auch vom Stadtrat bestätigten
Ziele wurden in der vergangenen Zeit in LeipzigSüdwest und Leipzig-Altwest Anlagen deinstalliert
oder drohen zu verwildern. Wenige Monate nach
dem Beschluss verschwand eine Anlage im Henriettenpark in Neulindenau, und das perfiderweise
aufgrund von Beschwerden und der Klageandrohung eines Anwohners. Zwei weitere Anlagen in
Kleinzschocher, nämlich in der Rolf-AxenStraße/Baumannstraße und am Schwarteplatz,
werden verschwinden oder sind zum Skaten völlig
ungeeignet.
Also machten junge Leute im Sommer letzten
Jahres sich selbst Gedanken und bauten auf kommunalem Grund neben dem Jahrtausendfeld eine
eigene kleine Anlage. Nach Nutzungsbeginn dieses kleinen Skateparks gab es bereits Gespräche
des Quartiersmanagements und des Vereins Urban Souls zur faktischen Legalisierung dieser Anlage auch im Hinblick auf den Lärmschutz. Aber:
Die Schritte wurden jäh unterbrochen. Am 05.07.
deinstallierte das Liegenschaftsamt die Anlage,
und nicht nur das: Es zerstörte auch die Bauteile,
die Bestandteile dieses Skateparks. Genau so
sollte man mit dem Engagement und der Selbstinitiative von jungen Menschen in dieser Stadt
nicht umgehen.
Vor diesem konkreten Hintergrund, aber auch vor
dem des nicht eingelösten Stadtratsbeschlusses
von 2014, die bestehenden Skateanlagen zu erhalten und instand zu setzen, beantragen wir
Verlaufsprotokoll vom 31.01.2018
heute die Errichtung einer eigenen Skateanlage in
den Stadtbezirken Alt- oder Südwest. Dort ist der
Bedarf da, und dort wurden Einschnitte in die vorhandene Infrastruktur vorgenommen.
Nun wurde sowohl in Ausschüssen wie in den beteiligten Stadtbezirksbeiräten auch über die
Standortfrage gesprochen. Ich will deutlich machen, dass wir als Antragstellerin uns eine gut erreichbare Lage wünschen. Zum Beispiel war im
Stadtbezirksbeirat Altwest vom Industriegebiet an
der Plautstraße die Rede. Eine solche Lage wünschen wir uns eigentlich nicht.
Entgegen des Verwaltungsstandpunktes, den wir
trotzdem zur Abstimmung stellen wollen, insistieren wir darauf, dass die Standorte, die wir in der
Begründung des Antrags aufgeführt haben, nämlich der Bahnhof Plagwitz und das Umfeld des
Kulturzentrums in der Gieszerstraße 16, weiterhin
als mögliche Standorte in der Prüfung bleiben.
S e i t e | 20
letzten Jahres von Urban Souls und vier weiteren
Vereinen ein Konzept zur umfangreichen Sanierung der Radrennbahn in Kleinzschocher einschließlich der Errichtung einer neuen Skateanlage erreicht. Dort ist eine gute Verkehrsanbindung gegeben. Das ist ein sehr gutes Konzept,
das die Verwaltung hoffentlich positiv bescheiden
kann. Momentan warten wir noch darauf. Das
wäre ein erster Schritt, um dem Anliegen abzuhelfen. Deshalb möchte ich hier gern zu Protokoll darauf verweisen, dass eine geeignete Fläche schon
vorhanden ist, man also gar nicht mehr lange suchen muss, um gut und schnell Abhilfe zu schaffen.
Oberbürgermeister Jung: Ich sehe keine weiteren Wortmeldungen. Zur Abstimmung steht der
Antrag in der Fassung des Verwaltungsstandpunkts. Gibt es dazu Gegenstimmen? - Enthaltungen?
Vor allem der Bahnhof Plagwitz ist ein interessantes Areal. Es gibt auch Signale aus der Initiative
„Bürgerbahnhof Plagwitz“, die sich eine Skateanlage wünschen und sie sich dort sehr gut vorstellen kann. Wir denken, dass sich vor Ort auch die
hohen Lärmschutzansprüche, die Skateanlagen
in Bezug auf die Wohnbebauung erfüllen müssen,
ganz gut realisieren ließen.
Abstimmung: Dann ist einstimmig so votiert.
In diesem Sinne möchte ich an dieser Stelle gern
protokollarisch festhalten lassen, dass die beiden
Flächen „Bahnhof Plagwitz“ und „Umfeld der
Gieszerstraße 16“ bitte weiter in der Flächenprüfung bleiben.
Herr Pellmann, bitte.
Wir wünschen uns zudem eine sehr zeitnahe Realisierung. Es sind schon mehrere Monate ins
Land gegangen, seitdem die Skateanlage am
Jahrtausendfeld einfach verschwunden ist.
Ein weiterer Punkt unseres Antrags wurde in den
Verwaltungsstandpunkt aufgenommen. Wir wünschen uns, dass, wenn ein Standort gefunden
worden ist, dann natürlich auch die Nutzerinnen
und Nutzer dieser Anlage aktiv in deren Ausgestaltung einbezogen werden. Mit dem Verein Urban Souls steht der Verwaltung ein bekannter und
auch kompetenter Ansprech- und Kooperationspartner zur Verfügung.
In diesem Sinne bitte ich Sie um Zustimmung zu
unserem Antrag. - Vielen Dank.
Oberbürgermeister Jung: Frau Heller.
Stadträtin Heller (CDU): Wir freuen uns, dass die
Antragsteller den VSP übernehmen. Sonst hätten
wir ihn uns zu eigen gemacht.
Gleichzeitig möchte ich für das Protokoll folgenden Hinweis geben: Die Stadtverwaltung hat Mitte
14.8
Friedliches Zusammenleben in Grünau
gewährleisten (VI-A-04823)
Einreicher: Fraktion DIE LINKE
14.8.1 dazu VSP (VI-A-04823-VSP-01)
Einreicher:
Sport
Dezernat
Umwelt,
Ordnung,
Stadtrat Pellmann (DIE LINKE): Sehr geehrter
Herr Oberbürgermeister! Liebe Kolleginnen und
Kollegen Stadträte! Verehrte Beigeordnete! Mit
unserem heutigen Antrag wollen wir keinesfalls
die bisher laufenden Aktivitäten und Bemühungen
der Stadtverwaltung in Grünau kleinreden. Dennoch geben uns aktuelle Entwicklungen Anlass
zur Sorge, zum Nachdenken und beauftragen
uns, weitergehende Lösungen zu finden und dann
auch umzusetzen.
Mit unserem Antrag sprechen wir den Hotspot in
Grünau-Mitte, die Stuttgarter Allee, an. Dabei ist
das oberste Ziel der LINKEN, für ein friedliches
und möglichst störungsfreies Miteinander in
Grünau zu wirken. Dies betrifft vordergründig natürlich auch den Themenbereich „Ordnung und Sicherheit“.
Dazu wird im Verwaltungsstandpunkt ausgeführt,
dass es mit den neuen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern beim Stadtordnungsdienst bereits erste
Maßnahmen der Reaktion gibt. - Das klingt zunächst gut. Wenn wir aber genauer hinsehen,
müssen wir feststellen, dass die im aktuellen Doppelhaushalt beschlossenen zusätzlichen Stellen
beim Stadtordnungsdienst noch gar nicht vollumfänglich besetzt sind. Das muss sich umgehend
ändern. Die beschlossenen Stellen müssen sofort
Verlaufsprotokoll vom 31.01.2018
besetzt werden. Immerhin liegt die Beschlussfassung zum Haushalt schon über ein Jahr zurück.
Darüber hinaus wirken sich auch umliegende
Problemfelder - darauf bin ich in früheren Diskussionen bereits eingegangen - direkt auf die Situation im Zentrum von Grünau aus. Ich will zumindest drei benennen:
Zum Ersten. Weiterhin ungeklärt ist die Situation
zur Zukunft und Nutzung der „Völkerfreundschaft“, die sich unmittelbar in der Stuttgarter Allee befindet. Hier ist das Dezernat V aufgefordert,
gemeinsam mit im Stadtteil Aktiven für eine zeitnahe Bearbeitung und Lösung zu sorgen.
Auch das zweite Problem hat mit Ordnung zu tun.
In unmittelbarer Nähe befindet sich das ehemalige Lichtenberg-Gymnasium, das sich schon seit
mehreren Jahren im Dornröschenschlaf befindet
oder, böse ausgedrückt, zur „Rattenburg“ von
Grünau verkommen ist - ein unhaltbarer Zustand,
welcher sich auch auf das umliegende Gebiet
auswirkt.
Die Antwort auf eine Nachfrage meiner Fraktion
zu diesem Standort ergab, dass dieser Standort
erst im Schuljahr 2029/2030 wieder als Schule
ans Netz gehen soll. Wenn ich die Diskussionen
der letzten Wochen und Monate richtig verstanden habe, brauchen wir Schulen, und zwar jetzt.
Immer wieder wird nach neuen Standorten gesucht. Hier handelt es sich nach meiner Information um eine Liegenschaft, die sich im städtischen
Eigentum befindet. Sie ist als Schulstandort ausgewiesen. Ich erwarte, dass hier die Möglichkeit
ausgelotet wird, vor 2029 aktiv zu werden und
diese Schule wieder ans Netz zu nehmen und damit auch diesen Schandfleck in Grünau-Mitte zu
beseitigen.
Das dritte Problem: Seit gut zehn Jahren diskutieren wir hier im Stadtrat, aber auch in den Stadtbezirksbeiräten darüber, wie es mit den Bibliotheken
im Stadtteil Grünau weitergehen soll. Da gab es
Konzepte, da gab es Arbeitsgruppen, da gab es
Bürgerworkshops. Da ging es um geplante Modernisierungen; Stichwort „Bürger- und Bildungszentrum in Grünau“. Die geplante Modernisierung
und der entsprechenden Ausbau der noch am
Netz befindlichen Bibliothek Grünau-Mitte in der
Stuttgarter Allee, die sich jetzt offenbar weiter hinziehen, zeigen sehr deutlich: Hier muss zeitnah
eine Lösung gefunden werden. Die Leute vor Ort
haben ein Interesse daran, dass wir hier zeitnah
zu einer Lösung kommen. Zehn Jahre mögen für
den einen oder anderen vielleicht nur eine kurze
Zeit sein; aber für die Bürgerinnen und Bürger, die
sich für diese Sache engagieren, ist das ein sehr
langer Zeitraum.
Lassen sie mich abschließend ausführen: Grünau
ist ein lebendiger, ein bunter und lebensfroher
S e i t e | 21
Stadtteil. Tragen wir gemeinsam dazu bei, dass
sich dieses Bild von Grünau verstetigt, indem wir
gemeinsam die anstehenden Probleme lösen und
damit für ein weiter verbessertes Image sorgen!
Im Verwaltungsstandpunkt heißt es: Ablehnung,
da bereits Verwaltungshandeln. Das ist eine Aufforderung an Sie, liebe Kolleginnen und Kollegen
Stadträte, unserem Antrag heute zuzustimmen.
Darum bitte ich Sie und danke für die Aufmerksamkeit.
Oberbürgermeister Jung: Herr Bär.
Stadtrat Bär (SPD): Herr Oberbürgermeister!
Meine Damen und Herren! Ich bin Ihnen sehr
dankbar, dass Sie zum Schluss Ihrer Rede doch
noch erwähnt haben, dass Grünau tatsächlich ein
bunter und guter Stadtteil ist. Auch ich halte es für
wichtig, zu sagen: Der überwiegende Teil der Bevölkerung in Grünau lebt sehr gut und friedlich zusammen.
Ich finde es richtig, dass Sie auf verschiedene
Probleme, die wir in Grünau haben, aufmerksam
gemacht haben. Gerade beim Thema „Völkerfreundschaft“ gibt es auch bei uns, in der Grünauer SPD, großen Unmut. Sie hatten auch noch
einige andere Punkte genannt. Aber man hat den
Eindruck: Kern Ihres Antrags ist, Probleme, die es
tatsächlich gibt, zu benennen - das ist auch wichtig - und zu fordern: Wir müssen da irgendetwas
tun. - Aber was, das fehlt in Ihrem Antrag.
Das reicht uns nicht, um Ihren Antrag beschließen
zu können. Wir wissen, was die Verwaltung
macht. Sie haben einige Punkte genannt, wo man
konkret etwas machen sollte. Ich halte es jedoch
für sinnvoller, wenn der Stadtrat dort, wo bereits
etwas gemacht wird, auch in Zukunft dranbleibt,
konkret an diesen zwei Punkten:
Zum Ersten am Stadtentwicklungskonzept
Grünau. Mich ärgert es auch sehr, dass das seit
Jahren in der Pipeline hängt und es da nicht weitergeht. Ich weiß nicht, Frau Dubrau, wie weit das
inzwischen gediehen ist. Ich habe gehört, dass
darin ein Extrapunkt „Ordnung und Sicherheit“
aufgenommen werden soll. Ich glaube, es ist sehr
wichtig, dass wir, wenn uns dieses Konzept endlich vorliegt - ich hoffe, dass es noch in diesem
Jahr, vielleicht sogar noch in diesem Halbjahr
kommt; Sie nicken, Frau Dubrau; okay -, die Möglichkeit haben, das konkreter zu fassen und ganz
genau zu sagen, was wir bezüglich Ordnung und
Sicherheit im Stadtteil verbessern wollen.
Zweitens möchte ich daran erinnern, dass wir als
SPD-Fraktion im Oktober letzten Jahres einen Antrag zur stadtteilbezogenen Arbeit der Kommunalen Präventionsräte eingebracht haben, der hier
Verlaufsprotokoll vom 31.01.2018
auch beschlossen wurde. Wir haben damals beschlossen: Die Stadtverwaltung unterbreitet bis
zum ersten Quartal 2018 - das läuft ja noch - einen Vorschlag, wie die stadtteilbezogene Arbeit
der Kommunalen Präventionsräte besser mit dem
Ziel vereinbart werden kann, Themen- und Aufgabenfelder in den Stadtbezirken zu benennen. - Ich
hoffe, der Zeitrahmen wird eingehalten, sodass
wir noch im ersten Quartal über die Vorschläge
sprechen können.
S e i t e | 22
Polizei. Die Stadt hat das Ihrige zu tun. Es handelt
sich vorwiegend um Jugendliche. Also sollten wir
hier auch darüber diskutieren, ob das Jugendamt
und der ASD im Bereich Grünau personell ausreichend aufgestellt sind. Wie man hört, arbeiten die
Kollegen am Rande ihrer Kapazitäten und sind
wohl nicht mehr in der Lage, das Problem in den
Griff zu kriegen.
Das sind zwei konkrete Punkte, die wichtig sind
und über die wir uns eine Meinung bilden können.
Jetzt einen Antrag zu formulieren „Wir müssen etwas tun, wissen aber nicht, was“, das reicht leider
nicht aus. Deswegen können wir an der Stelle Ihrem Antrag nicht folgen. Aber lassen Sie uns
dann, wenn es konkreter wird, wieder in die Diskussion eintreten. - Vielen Dank.
Was die Bibliothek und die „Völkerfreundschaft“
betrifft, sollten wir hier langsam, aber sicher - da
teile ich Ihre Meinung - zu einem positiven Ende
kommen. Es ist wichtig, dass Grünau in dieser
Hinsicht weiterentwickelt wird. In diesem Sinne
noch einmal: Wir begrüßen diesen Antrag, weil
darin Probleme benannt werden. Über die Lösungen müssen wir noch diskutieren. Wir schließen
uns deshalb der Verwaltungsmeinung an und werden den Antrag ablehnen. - Danke.
Oberbürgermeister Jung: Frau Witte.
Oberbürgermeister Jung: Herr Haas, bitte.
Stadträtin Witte (Freibeuter): Sehr geehrter Herr
Oberbürgermeister! Liebe Kolleginnen und Kollegen Stadträte! Liebe Besucher auf der Tribüne!
Bevor ich mit meiner Rede anfange, eine Frage
an den Oberbürgermeister: Wenn ich jetzt nicht
fünf Minuten Redezeit brauche, wird dann die
Restzeit meiner Fraktion gutgeschrieben?
Stadtrat Haas (CDU): Herr Oberbürgermeister!
Meine Damen und Herren! Ich mache es relativ
kurz, weil mein Vorredner, Herr Bär, vieles schon
gesagt hat.
Oberbürgermeister Jung: Nein.
Stadträtin Witte (Freibeuter): Okay, dann rede
ich langsam. - Wir begrüßen den Antrag der
LINKEN, aber ich habe die gleichen Kritikpunkte
anzubringen wie Herr Bär. Es werden darin Probleme benannt, und es ist gut, dass man die Augen
nicht davor verschließt. Aber die Maßnahmen, die
folgen sollen, sind doch etwas unspezifisch,
Wischiwaschi. Das müsste klarer formuliert sein.
Wir führen diese Diskussion ja nicht erst seit gestern. Ich kann mich erinnern, dass wir uns im Sozialausschuss ungefähr in der Mitte der letzten
Wahlperiode sehr ausgiebig über das Problem
Stuttgarter Allee unterhalten haben. Anlass waren
damals die Probleme des dortigen Kaufhauses.
Damals saßen auch das Quartiersmanagement,
das Allee-Center und die Polizei mit am Tisch, und
es wurden Maßnahmen besprochen, wie wir der
Lage Herr werden können. Die damaligen Probleme sind hauptsächlich von Jugendlichen ausgegangen.
Wenn ich richtig informiert bin, haben die Probleme mit Jugendlichen inzwischen weiter zugenommen. Wenn Straftaten etwas härter werden,
ist es zwar gut, wenn auch wir hier im Stadtrat darüber reden; aber zuallererst ist es Aufgabe der
Polizei, dort für die nötige Sicherheit zu sorgen.
Wir sind seit damals in enger Kooperation mit der
Ja, Herr Pellmann, Sie zeigen auf, was in Grünau
aus Ihrer Sicht nicht in Ordnung ist. Sie haben gesagt: Es geht um ein friedliches und störungsfreies Leben in dieser Stadt. - Herr Pellmann, das
wünschen wir uns für ganz Leipzig und nicht nur
für Grünau. - Das ist das Erste.
Das Zweite: Sind die anderen Bereiche, die wir als
Brennpunkte kennen wie die Eisenbahnstraße,
die Wurzner Straße oder das Umfeld um den
Hauptbahnhof, auf einmal nicht mehr in unserem
Blickfeld? Ich glaube, wir müssen da genauso
scharf hinschauen und handeln. In dem Moment,
wo Sie Ihren Antrag umbenennen in „Friedliches
Zusammenleben in Leipzig gewährleisten“, würde
die CDU dem garantiert zustimmen. So können
wir uns Ihrem Antrag leider nicht anschließen.
Eine kleine Anmerkung zum Schluss, die mir persönlich wichtig ist: Wir haben vor Wochen hier darum gerungen, wie wir Sicherheit, Ordnung und
Sauberkeit in dieser Stadt verbessern können. Ich
habe damals hier vorn gestanden und den Fraktionen, die da mitgemacht haben, insbesondere
der SPD gedankt. Ich habe hämisches Gelächter
hier von der einen oder anderen Seite dafür geerntet, als es darum ging, die Themen Stadtpolizei, Sicherheit, Ordnung und Sauberkeit aufzuwerten. Da hätte ich mir Ihre Stimmen gewünscht,
Ihre Zustimmung, Ihr Signal für mehr Sicherheit in
Leipzig. Stattdessen haben Sie das abgelehnt.
Wir als CDU werden dem Antrag, den Sie gestellt
haben, nicht zustimmen. - Danke.
Verlaufsprotokoll vom 31.01.2018
Oberbürgermeister Jung: Herr Keller.
Stadtrat Keller (AfD): Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister! Sehr geehrte Damen und Herren!
Wer von Ihnen war denn schon einmal dort? Viele waren schon dort, aber sicherlich nicht zu
Abendzeiten. Es handelt sich nämlich um einen
Kriminalitätsschwerpunkt. Dort ist man als normaler Mensch abends einfach nicht mehr gern. - Das
liegt daran, dass das friedliche Zusammenleben
an diesem Ort gefährdet ist, weil dort ab und zu
Sachen stattfinden, denen man nicht beiwohnen
möchte.
Die Frage ist doch: Wieso kommt das überhaupt
auf die Tagesordnung? Auf die Tagesordnung
kommt es deshalb, weil die Bürger von Grünau
sich beschwert haben. Nicht zuletzt im Stadtbezirksbeirat waren sie zugegen. DIE LINKE hat einen anständigen Antrag formuliert und Vorschläge gemacht, wie man die Situation dort verbessern kann.
Wenn die Verwaltung ankreuzt: Ablehnung, da bereits Verwaltungshandeln, kann man nur eines sagen: Sie waren nicht vor Ort. Sie haben nicht gesehen, wie es dort ist. Sie haben das offensichtlich auch im Kriminalpräventiven Rat nicht besprochen, zumindest diesen Kriminalitätsschwerpunkt
nicht. Wenn Sie die Bürger gehört hätten, hätten
Sie sagen müssen: Wir stimmen dem Antrag zu
und ergänzen ihn noch um eigene Ideen. - Es
scheint so, als handelte die Stadtverwaltung hier
völlig ideenlos. - Danke.
Oberbürgermeister Jung: Herr Schlegel.
Stadtrat Schlegel (DIE LINKE): Sehr geehrter
Herr Oberbürgermeister! Sehr geehrte Damen
und Herren Stadträte sowie Zuschauer auf der Tribüne und am Livestream! Jawohl, ich bin regelmäßig - das dürfte auch bekannt sein - seit über
40 Jahren in Grünau präsent. Ich hätte dort auch
gern eine Wohnung bekommen, musste aber dort
für andere Wohnungen bauen.
Wir sind dafür, wollen aber nichts tun, und das mit
ganzer Kraft. - Sie wären informiert gewesen,
wenn auch noch andere Stadträte bei der Vorstellung des Stadtteilentwicklungskonzepts im November in der evangelischen Kirche im WK 4 zugegen gewesen wären und die Möglichkeit der
Diskussion dort genutzt hätten.
Ihren Vorschlag, Repressionen durch die Stadtpolizei zu ermöglichen, mit unserem Antrag zu vergleichen, ist verfehlt. Das ist etwas völlig anderes.
Wir verfolgen in dieser Stadt eine andere Strategie, nämlich: Angebote statt Verbote. Sie setzen
nur auf Repressionen.
S e i t e | 23
Wir müssen uns in der Tat darüber Gedanken machen. Warum sind denn so viele Jugendeinrichtungen in den einzelnen Wohnkomplexen geschlossen worden? Wir haben nur noch die „Völkerfreundschaft“. Das KOMM-Haus steht auf der
Kippe; keiner weiß, ob und wie es dort weitergeht.
Nach 1983 wurden fast alle Wohnkomplexe mit
größeren und kleineren Jugendklubs nachgerüstet.
Was ist mit den Bibliotheken? Wir kämpfen darum, dass wir wenigstens an einer Stelle ein vernünftiges Angebot machen, wo sich die Leute
auch mal treffen können.
In Sachen Einkaufszentrum können sich nur wenige hier die Mütze aufsetzen, nämlich diejenigen,
die schon in der ersten Wahlperiode hier dabei
waren. 1993 wurden hier im Stadtrat die Weichen
für das Monstrum „Allee-Center“ gestellt. Man
hätte das damals auch kleiner dimensionieren
können - es gab ja einen Gegenentwurf -, damit
sich eben nicht alles dort abspielt. - Danke.
Oberbürgermeister Jung: Herr Bär und Herr
Pellmann haben sich noch einmal zu Wort gemeldet.
Stadtrat Bär (SPD): Ich will noch einmal auf die
Behauptung von Herrn Keller reagieren, die mich
schon sehr verärgert hat, nämlich man könne sich
dort nachts einfach nicht mehr sicher bewegen.
Das ist nun auch wieder sehr übertrieben. Trotz
der Probleme, die es dort gibt, bin ich regelmäßig
dort nachts unterwegs. - Ich glaube, wenn ich
nachts spazieren gehe, muss vor mir niemand
Angst haben. Aber ich denke, das haben Sie auch
nicht gemeint.
Zurück zur Sache. Genau das möchte ich eben
nicht, nämlich dass der Stadtteil schlechtgeredet
wird. Das steht dem Stadtteil nicht gut zu Gesicht.
Ich glaube, wir müssen wirklich über die Probleme
in ganz Leipzig reden und den Blick eben nicht nur
auf diesen einen Stadtteil lenken. Das war mir
noch einmal wichtig, darzustellen.
Oberbürgermeister Jung: Herr Pellmann.
Stadtrat Pellmann (DIE LINKE): Das lässt mich
jetzt natürlich nicht ganz los. Herr Haas, Sie haben ganz gute Kontakte zur Polizei, wie ich weiß.
Vielleicht fragen Sie den Kollegen Polizeipräsidenten einmal, was die zweitunsicherste Stelle in
dieser Stadt ist, nach der Eisenbahnstraße. Darauf werden Sie die Antwort erhalten: Das ist die
Stuttgarter Allee.
Wir haben hier Handlungsbedarf. Das kann man
kleinreden und sagen: Wir ignorieren mal, was
DIE LINKE macht, und stimmen das frischfröhlich
Verlaufsprotokoll vom 31.01.2018
weg. Das müssen Sie dann aber auch Ihren Wählerinnen und Wählern - es sind zwar nicht mehr
ganz so viele in diesem Stadtteil - verklickern. Das zum einen.
Das Zweite: Was sind konkrete Maßnahmen? Ich
habe ganz klar benannt, dass die Stellen beim
Stadtordnungsdienst, die im Verwaltungsstandpunkt als Maßnahme benannt sind, tatsächlich
auch dort ankommen müssen. Die Polizei ist großes Lob; das sage ich ja nicht so häufig - in der
Stuttgarter Allee jetzt regelmäßig auf Streife.
Wenn irgendwann auch die Stellen beim Stadtordnungsdienst besetzt sind, bin ich da auch optimistisch. Aber das muss umgesetzt werden. Man
muss immer wieder den Finger in die Wunde legen.
Auf das Dritte bin ich vorhin gar nicht eingegangen, obwohl das auch mit Sicherheit und Ordnung
zu tun hat. Wir müssen auch über Schulen reden,
zum Beispiel über die 84. Oberschule. Ich empfehle jedem Stadtrat und jeder Stadträtin, mal das
Gespräch mit der Schulleiterin bzw. der Schulsozialarbeiterin zu suchen. Diese Schule liegt genau
auf der Promenade. Sie hat mittlerweile ein Drittel
Schulabbrecher, 40 Prozent sind Schulverweigerer. Solche Zahlen kommen ja nicht von ungefähr.
Auch das ist ein Problem, was auf diesen Stadtteil, auf diese Promenade Auswirkungen hat.
Wenn ich mir die Diskussion zu diesem Antrag im
Stadtbezirksbeirat vor Augen führe, dann lief das
verwaltungsseitig so ab, dass man den Schwarzen Peter von einem zum anderen Dezernat
schob. Wenn man konkrete Dinge angesprochen
und kritisiert hat, wurde gesagt: Dafür ist mein Dezernat nicht zuständig, das obliegt dem anderen. - Wenn man dann zu diesem anderen Dezernat gegangen ist, schob es die Zuständigkeit wieder ab. Herr Oberbürgermeister, ich glaube, hier
sind Sie gefordert. Wenn Sie das verwaltungs-und
dezernatsübergreifend in die Hand nehmen und
das als Gesamtproblem begreifen, sind wir,
glaube ich, ein ganzes Stück weiter. Dazu soll dieser Antrag dienen, nämlich den Finger in die
Wunde zu legen und die Verwaltung daran zu erinnern. - Danke.
Oberbürgermeister Jung: Ich denke, wir können
jetzt zur Abstimmung kommen. Bitte nehmen Sie
Ihr Abstimmgerät zur Hand und geben Sie jetzt Ihr
Votum zum Antrag ab! - Ich schließe die Abstimmung.
Abstimmung: 46 Nein-Stimmen, 22 Ja-Stimmen,
2 Enthaltungen.
14.10 Entlastung der Innenstadt vom KfzVerkehr (VI-A-04847)
Einreicher: Fraktion Freibeuter
S e i t e | 24
14.10.1 dazu VSP (VI-A-04847-VSP-01)
Einreicher: Dezernat Stadtentwicklung und
Bau
Herr Morlok.
Stadtrat Morlok (Freibeuter): Sehr geehrter Herr
Oberbürgermeister! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Sehr geehrte Gäste! Der Antrag, der Ihnen
hier heute zur Beratung und Abstimmung vorliegt,
geht zurück auf eine Petition betroffener Bürger,
die uns im Stadtrat im Herbst letzten Jahres vorlag, und auf eine Stellungnahme der Verwaltung,
die angesichts der Problematik vor Ort nicht nur
aus Sicht unserer Fraktion, sondern, denke ich,
auch aus Sicht des gesamten Stadtrats nicht zielführend war. Sie konnte, so wie sie aufgebaut war,
auch nicht zielführend sein, weil in der Ortslage,
speziell dort, wo der Verkehr herrscht, es natürlich
schwierig ist, mit einzelnen Maßnahmen eine
Schadstoff- und Lärmreduzierung zu erreichen.
Wenn man sich die Straßen in der Nachbarschaft
anschaut, stellt man fest: Auch dort gibt es nicht
viele Möglichkeiten, den Kfz-Verkehr woandershin zu leiten. Wenn wir eine nachhaltige Lösung
des Problems für die Anwohner in diesem Bereich, aber auch drumherum schaffen wollen,
dann geht das nur, wenn der Verkehr weiträumig
um die Innenstadt herum geleitet wird.
Das Problem, liebe Kolleginnen und Kollegen,
wird sich in den nächsten Jahren eher verschärfen als verringern. Wir werden ein Bevölkerungswachstum haben. Das wird zu mehr Verkehr führen. Wir werden eine fertiggestellte Autobahn sowohl im Süden als auch im Westen haben. Diese
wird auch zu mehr Verkehr führen, der aus Richtung Süden in die Stadt kommt.
Deswegen sind wir der Auffassung, dass man prüfen sollte, ob durch geeignete Infrastrukturmaßnahmen ein Umleiten dieses Kfz-Verkehr um die
Innenstadt herum möglich ist. Ob das möglich ist,
wissen wir nicht. Aber wir halten es aufgrund der
Situation wirklich für prüfenswert. Sollte eine solche Prüfung zu dem Ergebnis kommen, dass das
etwas bringen würde, muss man die entsprechenden Maßnahmen einleiten einhergehend mit entsprechenden Planungen und Umweltverträglichkeitsuntersuchungen. Wenn man zu dem Ergebnis kommt, das würde nichts bringen, braucht
man in der Sache auch nichts mehr zu unternehmen.
Wir haben sehr lange auf den Verwaltungsstandpunkt gewartet. Er kam erst gestern, ungefähr
eine Stunde vor den Ausschusssitzungen. Herr
Oberbürgermeister, wir halten es für einen nicht
sehr freundlichen Umgang mit den Stadträtinnen
und Stadträten, dass man drei Monate braucht,
diesen Standpunkt zu formulieren. Aber wir haben
ja heute anlässlich des Nachtragshaushalts noch
Verlaufsprotokoll vom 31.01.2018
Gelegenheit, über zusätzliche Stellen in einem
bestimmten Dezernat zu diskutieren und zu entscheiden. Vielleicht können wir da ja Unterstützung in Richtung Verwaltung geben, dass solche
Verwaltungsstandpunkte zukünftig schneller in
den Stadtrat kommen.
Der Verwaltungsstandpunkt sagt inhaltlich letztendlich dasselbe, was wir auch sagen. Ja, die
Verwaltung will eine entsprechende Prüfung vornehmen, ob durch eine solche Infrastrukturmaßnahme eine Entlastung erreicht werden kann. Wir,
Verwaltung und Antragsteller, unterscheiden uns
nur hinsichtlich des Zeitpunkts. Ich habe noch einmal nachgefragt, was die Verwaltung bewogen
hat, dies erst im Jahre 2019 zu tun. Das Ergebnis
ist: Man will die Untersuchung aufgrund einer aktuellen Verkehrsprognose durchführen. - Das ist
sachgerecht, weil wir eine wachsende Stadt sind
und entsprechende Überlegungen in die Verkehrsprognose und in die Studie mit einfließen
sollen.
Deswegen, liebe Kolleginnen und Kollegen,
schlagen wir Ihnen vor, den Antrag in der Fassung
des Verwaltungsstandpunkts heute zu beschließen. Entscheidungen, sehr geehrte Damen und
Herren, sollten wir im Stadtrat auf Basis von Fakten treffen, nicht auf Basis von Vermutungen oder
auf Basis von Ideologien. Eine entsprechende Untersuchung, wie wir sie und wie sie auch die Verwaltung möchte, liefert uns die entsprechenden
Fakten, um dann sachgerecht über die weiteren
Dinge entscheiden zu können. Stimmen Sie daher
dem Antrag in der Fassung des Verwaltungsstandpunkts zu! - Vielen Dank.
Oberbürgermeister Jung: Herr von der Heide.
Stadtrat von der Heide (Bündnis 90/Die Grünen): Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister!
Sehr geehrte Damen und Herren! Ich bin gespannt, Herr Morlok, welchem unserer Anträge
bezüglich einer Zusetzung von Stellen in welchem
Dezernat Sie nachher zustimmen werden.
Ich war schon etwas verwundert, dass im Verwaltungsstandpunkt, der erst gestern kam, der Luftreinhalteplan gar nicht mehr erwähnt ist. Die Petition, auf die Sie eben verwiesen haben, war ja damals von der Tagesordnung abgesetzt worden sie ist seitdem auch nicht wieder aufgesetzt worden -, weil die Begründung in der Stellungnahme
zur Petition überhaupt nicht zum aktuellen Stand
des Luftreinhalteplans passte. Es gibt bis heute
keinen neuen Luftreinhalteplan. Scheinbar sieht
sich auch der Bürgermeister überhaupt nicht in
der Verantwortung; er ist auch jetzt nicht anwesend.
Man muss allerdings dazusagen: Als im April vor
Gericht bezüglich der Harkortstraße entschieden
S e i t e | 25
wurde: Die Harkortstraße wird für Kleintransporter
gesperrt, wurde von der Stadt zugesagt, dass es
für diesen Bereich eine veränderte Verkehrsführung über Wundtstraße, Richard-LehmannStraße sowie eine Drosselung des Verkehrsflusses durch Ampelschaltungen an der Kreuzung
Karl-Tauchnitz-Straße / Mahlmannstraße geben
wird. All das stand in der LVZ im April 2017. Davon
ist überhaupt nicht mehr die Rede im Verwaltungsstandpunkt. Es wird überhaupt nicht darauf
verwiesen, dass der Luftreinhalteplan in der Erarbeitung ist, und das finden wir sehr schwierig.
Das finde ich auch ein bisschen schwierig an dem
Antrag. Ja, man kann prüfen, ob das eine Entlastung von Kfz-Verkehr bringt. Sie haben gerade gesagt: Wir brauchen eine nachhaltige Lösung. Das Wort „nachhaltig“ wird mittlerweile für alles
benutzt. Sie meinen vielleicht eine langfristige Lösung; denn eine Prüfung, ob die Lösung nachhaltig wäre, würde beinhalten, dass man die Belastungen, die man durch eine solche Lückenschließung erzeugt, mitberücksichtigt. So steht das
aber nicht im Antrag. - Vielen Dank.
Oberbürgermeister Jung: Ich sehe keine weiteren Wortmeldungen. Ich stelle den Antrag in der
Fassung des Verwaltungsstandpunkts zur Abstimmung. Ich bitte Sie um Ihr Votum. - Ich
schließe die Abstimmung.
Abstimmung: 37 - 15 - 11. So beschlossen.
14.11 Familientickets klar definieren (VI-A04930)
Einreicher: SPD-Fraktion
14.11.1 dazu VSP (VI-A-04930-VSP-01)
Einreicher: Dezernat Kultur
14.11.2 dazu ÄA (VI-A-04930-ÄA-01)
Einreicher: Kinder- und Familienbeirat
Herr Geisler.
(Übergabe der Sitzungsleitung an
Bürgermeister Bonew)
Stadtrat Geisler (SPD): Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister! Werte Dezernenten! Liebe Stadträte! Werte Besucher! Familientickets in Leipzig:
Man könnte denken, das sei eine einfache und
klare Lösung. Als ich zum ersten Mal mit meiner
kleinen Familie und einem Pflegesohn eine Familienkarte kaufen wollte, erschrak ich über den
Sternchentext, der aufzeigte, dass das in den Einrichtungen völlig verschieden gehandhabt wird:
von leiblichen Eltern über leibliche Kinder über
zwei Kinder, drei Kinder, fünf Kinder im Alter von
12, 14, 16, 18 Jahren. Es gibt alle Varianten, was
man unter einer Familie versteht.
Verlaufsprotokoll vom 31.01.2018
S e i t e | 26
Wir sollten in dieser unserer kinder- und familienfreundlichen Stadt eine einheitliche, klare und
praktikable Regelung finden. Wir als SPDFraktion wollen eine Regelung für unsere Betriebe, auf die wir Einfluss haben, und zwar für
zwei Familientickets: ein großes und ein kleines.
Es soll nur die Anzahl der Erwachsenen und die
Anzahl der Kinder festgelegt werden. Dabei ist es
relativ wurscht, ob die Großmutter mit dem Vater
und den Kindern geht oder ob der Opa mit der
Mutti und den Kindern. Selbst wenn der schon erwachsene Sohn mit seiner Geschwisterschar irgendwohin gehen will, soll das als Familie gelten.
Also: eine einfache und praktikable Regelung,
und zwar nur über den Umfang und die Regularien dieser Karte, nicht über die Kosten. - So weit
ganz einfach.
Beirat zu verstehen hat; wir verstehen uns als
Thinktank, als Beratungsgremium für Stadtrat und
Stadtverwaltung - hat sich seit der Konstituierung
Schwerpunktthemen gesetzt. Diese Schwerpunktthemen diskutieren wir mit der Verwaltung,
aber auch mit Akteurinnen und Akteuren der
Stadtgesellschaft.
Der Verwaltungsstandpunkt präzisiert das noch
einmal in zwei Punkten. Wir würden unseren Antrag in der Fassung des Verwaltungsstandpunkts
abstimmen lassen.
Übereinstimmend haben alle Interessenvertretungen Diskriminierung, teilweise auch Stigmatisierung beim Eintritt in städtische Einrichtungen geschildert. Herr Geisler, auch Sie haben anfangs
erwähnt, dass man sehr genau hinschauen muss,
was als Familie angesehen wird. „Familie“, das
wird von vielen Einrichtungen unterschiedlich interpretiert. Deshalb ist uns Punkt 2 als Richtlinie,
als Leitlinie für den Prüfauftrag an den Oberbürgermeister so wichtig.
Nun ereilte uns in dieser Woche der Änderungsantrag des Kinder- und Familienbeirats. Dessen
Intention teilen wir. Natürlich wollen wir, dass das
Ganze sehr einfach und nicht in irgendeiner
Weise diskriminierend ist. Natürlich wollen wir
auch, dass das eine Sogwirkung auf die übrigen
Einrichtungen der Stadt hat. Idealerweise können
sich alle Einrichtungen darauf einigen, das möglichst einfach zu gestalten. Wir befürchten jedoch,
dass die Auflistung in Punkt 2 des Änderungsantrags ein Stück weit zurückfällt hinter das, was wir
ursprünglich wollten, nämlich eine wirklich einfache Regelung ohne Begrenzung und Aufzählung,
nämlich: zwei Erwachsene plus soundso viele
Kinder oder - bei einer Kleinfamilie - ein Erwachsener plus soundso viele Kinder.
Deswegen würde ich Sie bitten, im Sinne des Verwaltungsstandpunkts abzustimmen und Punkt 2
des Änderungsantrags des Kinder- und Familienbeirats in die Begründung zu schieben, um dort
für noch mehr Klarheit zu sorgen. Den Punkt 3
können wir gern übernehmen. Ja, wir wollen die
Ausstrahlung in die ganze Gesellschaft. - Herzlichen Dank.
Bürgermeister Bonew: Vielen Dank, Herr Geisler. - Nun Herr Teichert zum Änderungsantrag.
Teichert (Kinder- und Familienbeirat): Sehr geehrte Bürgermeisterinnen und Bürgermeister,
Stadträtinnen und Stadträte! Das ist ein sehr
schöner Anlass, zu dem ich erstmals als Vorsitzender des Kinder- und Familienbeirats sprechen
kann. Es freut mich auch ausdrücklich, dass Herr
Geisler gesagt hat, dass wir im Grunde die gleiche
Intention haben. Der Kinder- und Familienbeirat
als städtischer Thinktank - es wurde ja heute
schon darüber diskutiert, wie sich ein städtischer
Eines dieser Schwerpunktthemen ist die Situation
von Familien und Familienformen in Leipzig. Wir
haben das mit den Interessengruppen diskutiert,
die hier auch angesprochen sind: mit SHIA für die
Alleinerziehenden, mit queerkids und mit dem
Verband kinderreicher Familien. Neben Themen
wie Mobilität und Wohnraum war die Freizeitgestaltung ein zentraler Punkt, der von allen angesprochen wurde.
Es geht uns auch um eine faire Gestaltung der
Preise. Finanziell darf niemand benachteiligt werden. Sie sagen, das sei doch selbstverständlich.
Für uns ist das sehr wichtig. Wir wollen, dass das
auch explizit erwähnt wird.
In Punkt 2 steht aber noch mehr als eine Aufzählung der Zielgruppen. Uns ist wichtig, dass das
unkompliziert ist, wie Sie ja auch sagen. Eines ist
doch klar: Die Regularien sollten so einfach wie
möglich sein.
Uns wird berichtet, dass die Leute teilweise mit
Geburtsurkunden oder anderen Dokumenten
nachweisen müssen, dass diese Kinder auch
wirklich zu ihnen gehören, wenn sie mit mehr als
zwei Kindern kommen oder wenn sie nicht in der
traditionellen Form - Mama, Papa und zwei Kinder, natürlich mit Trauschein - in städtische Einrichtungen Einlass begehren. Kinder aus Patchworkfamilien, gleichgeschlechtlichen Familien oder kinderreichen Familien haben aber eben nicht
immer den gleichen biologischen Vater oder die
gleiche biologische Mutter oder sie tragen auch
nicht immer den gleichen Nachnamen.
Deshalb ist es uns wichtig, diesen Punkt 2 als
Richtlinie mitzugeben. Es soll unkompliziert sein.
Deshalb auch diese klare Grenzen, finanziell und
regulatorisch.
Es freut mich, dass Sie Punkt 3 unseres Antrags
übernehmen wollen. Ein Vorbild sein, das kann
diese Stadt immer. Ich hoffe, dass auch Unterneh-
Verlaufsprotokoll vom 31.01.2018
men wie BELANTIS und andere sich dem hoffentlich so geänderten Konzept von Familientickets
dann auch anschließen werden.
Im Namen des Kinder- und Familienbeirats bitte
ich Sie um Zustimmung zu unserem Antrag, weil
uns der Punkt 2 so wichtig ist, und damit auch um
ein Bekenntnis zur Vielfalt der Leipziger Familien. - Vielen Dank.
Bürgermeister Bonew: Vielen Dank. - Gibt es
weitere Wortmeldungen? - Herr Geisler noch einmal.
Stadtrat Geisler (SPD): Wir müssen ja irgendwie
die Kuh vom Eis kriegen. - Wir brauchen eine Lösung, die im Sinne der Familien ist. Wenn die Verwaltung in einer Protokollnotiz formulieren würde,
dass es diskriminierungsfrei sein soll und sie die
Aufzählung in Punkt 2 des Antrags des Kinderund Familienbeirats nicht als abschließend wertet - dort kommt zum Beispiel die Großelternkombination nicht vor -, sondern sie sich eher an dem
orientiert, was die SPD in der Begründung ihres
Antrags formuliert hat, dann könnten wir das so
übernehmen.
Natürlich wollen wir niemanden diskriminieren.
Wir sind davon ausgegangen, dass, wenn die Regelung ganz einfach ist - zwei Erwachsene plus
fünf Kinder -, niemand beweisen muss, ob es das
leibliche Kind oder er der leibliche Vater ist. Wir
wollen eine ganz einfache Regelung, strikt und
praktikabel. Wenn es der Findung von Mehrheiten
dient, meinetwegen auch diskriminierungsfrei,
aber bitte in der Aufzählung so, wie wir sie formuliert haben.
Bürgermeister Bonew: Für die Verwaltung kann
ich erklären, dass wir das selbstverständlich nicht
als endgültige Aufzählung werten würden.
Verfahrenstechnisch hätten wir jetzt den Antrag in
der Fassung des Verwaltungsstandpunkts. Habe
ich Sie richtig verstanden, dass Sie als Einreicher
den Verwaltungsstandpunkt um die beiden Beschlusspunkte des Beirats ergänzen wollen und
damit eigentlich der Änderungsantrag des Beirats
Ihr Antrag ist, der zur Abstimmung kommt? - Können wir das so abstimmen? - Gut.
Bevor wir zur Abstimmung kommen, Herr Schlegel.
Stadtrat Schlegel (DIE LINKE): Sehr geehrter
Herr Bürgermeister! Sehr geehrte Damen und
Herren Stadträte! Verehrte Zuhörer! Ich möchte
an dieser Stelle an Folgendes erinnern: Wir haben
1991 das Instrument „Leipzig-Pass“ beschlossen.
Vergünstigungen gibt es für einkommensschwa-
S e i t e | 27
che Bürger und deren Familien. Ich würde anregen, noch einmal zu prüfen, ob es jetzt möglich
wäre, dass Familien eine Sonderform des LeipzigPasses, einen Leipzig-Pass für Familien, erhalten
können. Damit würde der Einzelnachweis über
Geburtsurkunden, Heiratsurkunden, Gentests oder was es sonst noch so gibt entfallen.
Bürgermeister Bonew: Seitens der Verwaltung
gehen wir auch davon aus, dass man an keinem
Kassenhäuschen einen Vaterschaftstest vorlegen
muss. Das könnte ja auch unangenehm werden.
Ich denke, der Beschlusstext ist jetzt im Sinne aller Beteiligten. Dann können wir zur Abstimmung
kommen. Bitte nehmen Sie Ihr Abstimmgerät zur
Hand - ich darf das ja nicht - und geben Sie Ihr
Votum ab! - Ich schließe die Abstimmung.
Abstimmung: 63 - 0 - 1. Mit überwältigender
Mehrheit angenommen.
14.12 Zukunftsstudie
04931)
„Kita
2020“
(VI-A-
Einreicher: Fraktion Bündnis 90/Die Grünen
14.12.1 dazu VSP (VI-A-04931-VSP-01)
Einreicher: Dezernat Stadtentwicklung und
Bau
Herr Schmidt bringt den Antrag ein.
(Übergabe der Sitzungsleitung an
Oberbürgermeister Jung)
Stadtrat Schmidt (Bündnis 90/Die Grünen): Sehr
geehrte Bürgermeisterinnen und Bürgermeister!
Liebe Kolleginnen und Kollegen Stadträte! Liebe
Gäste! Meine Damen und Herren, dass es neue
Denkansätze für den künftigen Bau insbesondere
von sozialer Infrastruktur braucht, ist mittlerweile
fast allen hier im Saal bekannt. Wir freuen uns als
Fraktion deshalb sehr, dass unser jahrelanges, regelmäßiges Mahnen zum Erfolg geführt hat und
Problemen, die eine wachsende Stadt mit sich
bringt, nun auch mit Lösungen begegnet wird.
Ich will dafür einige Beispiele anführen: Es gab ein
gemeinsames Vorgehen beim avisierten Bau der
Schwimmhalle auf dem Otto-Runki-Platz. Die
LWB betreibt mittlerweile das nutzungsgemischte
Bauen, indem sie Kitabau mit Wohnungsbau kombiniert. Wir haben kürzlich den Beschluss zur Entwicklung eines Schulcampus in Großzschocher
gefasst, wo Kita und Schule gemeinsam geplant
und errichtet werden sollen. Es gibt einen gemeinsamen Bau von Kita und Schule in der Curiestraße. Auch auf der Tagesordnung heute finden sich zwei Anträge zur Errichtung von sozialer
Infrastruktur in Dölitz als Alternative zur Bebauung
einer Grünfläche mit wertvollem Baumbestand
Verlaufsprotokoll vom 31.01.2018
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nämlich einer Kita in der Eigenheimstraße. Sie
kennen ja die Diskussion; einige Vertreter, auch
vom BUND, waren heute wieder hier präsent und
haben auf die Problemlagen hingewiesen.
fen, ob Spielplätze von Schulen und Kitas am Wochenende oder am späten Nachmittag für die Kinder und Jugendlichen in den Stadtteilen geöffnet
werden können.
Unser Antrag hat zum Ziel, eine externe Institution, beispielsweise die HTWK - es sind sicherlich
noch andere denkbar -, mit einer Zukunftsstudie
für den Bereich Kita zu beauftragen. Nun sagt die
Verwaltung in ihrem Verwaltungsstandpunkt:
Wir haben in der Stadt Leipzig sehr unterschiedliche Bedarfe in den Bereichen Wohnen, Grün- und
Sportflächen, Schulen, Kitas, Bibliotheken, Verwaltungsunterbringung. All das muss gemeinsam
gedacht werden. Dafür braucht es eine gute, eine
vernünftige Zusammenarbeit der Dezernate und
der Ämter, der kommunalen Unternehmen und
der Eigenbetriebe.
Die Ergebnisse dieser Studie werden
keine zukunftsorientierten Planungen an
den konkreten Standorten ersetzen …
Das sollen sie auch nicht. Aber sie sollen einen
Ideenkatalog für nachhaltige Bauweisen und für
innovative Nutzungskombinationen entwickeln.
Ich will einmal die Themen einzeln durchgehen,
die uns besonders am Herzen liegen:
Erstens: flächensparendes Bauen. Wir werden
heute - vielleicht auch erst morgen, je nachdem,
wie lange die Sitzung geht - die Vorlage zu den
baulichen Standards im Bereich Kindertagesstätten behandeln. Dazu hat meine Fraktion einen
Änderungsantrag gestellt, der im Prinzip genau
mit dem Antrag, der jetzt zur Beschlussfassung
vorliegt, einhergeht. Auch darin verweisen wir darauf, dass man nicht mehr von einer eingeschossigen hin zu einer mehrgeschossigen Kita denken
muss, sondern genau umgekehrt: Man sollte von
vornherein planen, eine Kita mehrgeschossig,
platzsparend, in ökologischer Bauweise zu
bauen, aber auch prüfen, ob das an der jeweiligen
Örtlichkeit passt. Natürlich ist jeder Standort unterschiedlich zu bewerten. Aber man muss das
andersherum denken.
Zweitens: ökologisches und stadtbegrünendes
Bauen. Ist es sinnvoll, einen Bau mit einem Gründach zu kombinieren? Herr Rosenthal weiß, wir
warten immer noch auf die Gründachstrategie.
Das setzen wir an verschiedenen Stellen trotzdem
schon in die Tat um. Beispielsweise ist beim
Schwimmhallenbau eine Kombination von Gründach und Solardach denkbar. Dafür gibt es in
Deutschland schon sehr gute Beispiele.
Drittens: vertikale Nutzungsmischung. Wohnbau
und Kitabau sollen kombiniert werden.
Viertens: innovative Kombination von Gebäuden
und Freiflächen. Sie wissen, Kitas brauchen eine
ganze Menge Fläche. Wir haben aber nur wenige
Grundstücke zur Verfügung, die sich dafür eignen;
denn durch die Bauvorgaben des Freistaates sind
große Freiflächen dafür notwendig. Für eine Kombination von Gebäude und Freiflächen gibt es europaweit bereits gute Beispiele. Denkbar ist auch,
dass die Freifläche nicht nur von der Kita genutzt
wird, sondern an den Wochenenden auch von anderen. Wir hatten hier schon thematisiert, zu prü-
Wir erhoffen uns von der Zukunftsstudie - die Verwaltung hat sich ja sehr positiv dazu geäußert;
vielen Dank dafür - einen Ideenkatalog für ebendiese nachhaltigen Bauweisen und innovativen
Nutzungskombinationen, der uns als Stadt
Leipzig einen Weg weist, wie wir künftig die soziale Infrastruktur der Stadt errichten und die Spannungsfelder, die unterschiedlichen Interessenlagen austarieren. Wir müssen versuchen, alle mitzunehmen. Insofern bitten wir um Zustimmung zu
unserem Antrag. - Vielen Dank.
Oberbürgermeister Jung: Herr Schlegel.
Stadtrat Schlegel (DIE LINKE): Sehr geehrter
Herr Oberbürgermeister! Sehr geehrte Damen
und Herren! Verehrte Gäste! Dem Antrag im Sinne
des Verwaltungsstandpunkts ist unbedingt zuzustimmen. Es sollte eine Studie beauftragt werden,
die die Belange des Kitabaus nach allen Seiten
hin beleuchtet, die aber nicht von vornherein restriktiv bestimmte Festsetzungen trifft.
An dieser Stelle sei erwähnt, dass nur wenige
Wörter aus der deutschen Sprache international
in viele Sprachen übernommen worden sind. Das
Wort „Kindergarten“ gehört dazu. Es ist eine Wortkombination aus „Kinder“ und „Garten“. Das heißt:
Keines von beiden darf ins Hintertreffen geraten.
Ich habe noch böse in Erinnerung, dass in einer
westdeutschen Großstadt - ich weiß nicht mehr,
ob in Köln oder in Frankfurt - ein Kindergarten im
Kellergeschoss eines umgebauten Straßenbahnbahnhofs eingerichtet worden ist. Ich frage Sie:
Soll das etwa die Zukunft sein? - Das haben Sie
nicht vorgeschlagen; das habe ich auch nicht unterstellt. Aber wir müssen immer darauf achten:
An allererster Stelle stehen die Interessen unserer
Kinder.
In der Tat gibt es bereits jetzt Erfahrungen - ich
verweise zum Beispiel auf das Bauvorhaben der
LWB in der Bernhard-Göring-Straße; wir hatten
uns für eine vernünftige Lösung eingesetzt - mit
einem Nebeneinander von Kindertagesstätten
und Wohnen. Es gibt sehr wohl an diesem Vorhaben insgesamt Kritik aus der Nachbarschaft, auch
Verlaufsprotokoll vom 31.01.2018
von Mietern der LWB. Das sollten wir im Blick behalten.
Man muss natürlich auch den Maßstab ansetzen,
dass das künftig beim Bauen generell so gehandhabt wird. Wir können nicht sagen: Beim Eigenheimbau spielt das keine Rolle; da kann jeder machen, was er will, wenn er das nötige Kleingeld
hat. - Nein, auch dort muss das künftig mit dazugehören, insbesondere dann, wenn es sich um
städtische Grundstücke handelt. Das Bauplanungsrecht gibt ja der Stadt entsprechende Möglichkeiten.
Das Thema ist ja auch nicht ganz neu. Das LWBWohnhochhaus Wintergartenstraße hat ja nicht
nur ein Erdgeschoss, wo es Probleme mit Kriminellen gibt, sondern es beherbergt im zweiten
Obergeschoss auch eine Kita, wo die Kinder abgeschirmt, mitten in der Innenstadt eine ordentliche Freifläche und Kitaräume haben.
Oberbürgermeister Jung: Können wir abstimmen? - Ich bitte um Ihr Votum zum Antrag. - Ich
schließe die Abstimmung.
Abstimmung: 65 - 0 - 0. So beschlossen.
14.13 Menschenwürdige
(VI-A-05017)
Pfandsammlung
Einreicher: Jugendbeirat/Jugendparlament
14.13.1 dazu VSP (VI-A-05017-VSP-01)
Einreicher: Dezernat Umwelt, Ordnung,
Sport
Frau Mathez bringt den Antrag ein.
Mathez (Jugendbeirat/Jugendparlament): Sehr
geehrte Damen und Herren, guten Tag! Ich freue
mich, wieder einmal hier vorn zu stehen, einerseits weil es gut ist, wenn Jugendliche die Möglichkeit haben, ihre Ideen zu artikulieren und einzubringen. Andererseits finde ich es schade, dass
dieser Antrag schon einmal vom Stadtrat abgelehnt wurde. Ich hoffe natürlich, dass das heute
nicht passiert.
Zum Antrag. Wir haben uns noch einmal mit dieser Idee beschäftigt und sind immer noch der Meinung, dass es unbedingt notwendig ist, Pfandsammelbehältnisse an welchen Orten auch immer
in der Stadt anzubringen. Man sollte zumindest
prüfen, ob dies eine Möglichkeit wäre, die Situation in der Stadt zu verbessern.
Einerseits geht es uns mit unserem Antrag darum,
Bedürftigen die Möglichkeit zu geben, auf Pfandflaschen zugreifen zu können, ohne in den Mülleimer hinein greifen zu müssen. - Ich weiß nicht, wie
Sie das empfinden, wenn Sie einer Person gegenüberstehen, die gerade in einen Mülleimer hinein
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greift. Ich jedenfalls empfinde die Situation als unangenehm. Was soll man da machen? Mein persönliches Bedürfnis ist es, dieser Person zu helfen oder aber Möglichkeiten zu schaffen, die die
Lebensumstände dieser Menschen etwas verbessern. - Das ist der eine Punkt: Man kann damit tatsächlich die Situation für diese Leute verbessern.
Andererseits geht es uns darum, das Bewusstsein
der Öffentlichkeit auf dieses Problem zu lenken.
Wenn Sie sehen, dass eine Flasche neben einem
Mülleimer auf dem Boden steht, wundern Sie sich
vielleicht, warum sie nicht in den Mülleimer geworfen wurde, und finden das ärgerlich. Wenn aber
um den Mülleimer ein Pfandring angebracht ist,
der die Möglichkeit bietet, eine Flasche sicher und
in Blickhöhe abzustellen, wird schon damit das
Bewusstsein dafür geschaffen, dass es in unserer
Gesellschaft Menschen gibt, die auf Flaschenpfand angewiesen sind, was ich persönlich traurig
finde. Das heißt: Das ist eine Möglichkeit, auch
dieses Problem anzugehen und in der Gesellschaft den Blick auf Armut zu verändern; denn Armut ist nichts Verdecktes oder irgendetwas, was
immer nur die anderen betrifft, sondern Armut ist
wirklich ein konkretes Problem.
Der Verwaltungsstandpunkt der Stadt ist einmal
wieder ablehnend. Das finden wir sehr schade.
Wir haben unseren Antrag heute erneut eingebracht, weil wir grundlegende Punkte noch einmal
verändert haben.
Uns geht es jetzt darum, zuerst eine Testphase zu
ermöglichen. Wir wollen nicht, dass flächendeckend in der Stadt Pfandringe angebracht werden. Es geht auch gar nicht konkret um Pfandringe, die im Übrigen auch nicht so viel Geld kosten, wie im Verwaltungsstandpunkt angegeben.
Vielmehr geht es darum, die Möglichkeit zu schaffen, Pfandflaschen zu sammeln, die in irgendwelchen Behältnissen an Mülleimern oder an Laternenpfählen hinterlassen wurden. Es geht uns einfach ums Prinzip, nicht konkret um Pfandringe. Ich hoffe, Sie haben verstanden, was ich meine.
Nach dieser Testphase soll ein Konzept erarbeitet
werden, wie das Projekt gegebenenfalls in weiten
Teilen der Stadt eingeführt werden kann. Wir hoffen natürlich, dass die Testphase erfolgreich ist.
Ansonsten muss man sich noch einmal Gedanken
darüber machen.
Es würde uns sehr freuen, wenn Sie zumindest
die Möglichkeit einer Testphase unterstützen. Ich
hoffe, Sie stimmen für diesen Antrag. Dass wir Jugendliche wirklich ein Interesse daran haben,
dass das eingeführt wird, erkennen Sie daran,
dass wir unseren Antrag in überarbeiteter Form
jetzt noch einmal einbringen. Die Wichtigkeit besteht für uns nach wie vor. - Danke schön.
Oberbürgermeister Jung: Herr Hentschel.
Verlaufsprotokoll vom 31.01.2018
Stadtrat Hentschel (AfD): Sehr geehrter Herr
Oberbürgermeister! Sehr geehrte Bürgermeister
und Stadträte! Verehrte Gäste! Ich mache es kurz.
Auch dieses Mal lehnt die AfD-Fraktion das Anliegen ab. Kosten und Nutzen stehen in keinem Verhältnis. Bei Stückkosten von 70 bis 450 Euro sind
die Pfandringe mitunter teurer als die eigentlichen
Papierkörbe. Weitere Kosten entstehen bei der
Entleerung, durch Verschleiß und Vandalismus.
Die Gesamtkosten kann jeder hochrechnen.
Wir dürfen nicht vergessen: Wir arbeiten mit dem
Geld der Bürger. Es sind Steuergelder, die wir verwalten. Jede Ausgabe muss unter Berücksichtigung der Wirtschaftlichkeit getätigt werden.
Schon aus diesem Grund müssen wir diesen Antrag ablehnen. Wir unterstützen den Verwaltungsstandpunkt. - Vielen Dank.
Oberbürgermeister Jung: Herr Oberstadt.
Stadtrat Oberstadt (CDU): Sehr geehrter Herr
Oberbürgermeister! Liebe Bürgermeisterinnen
und Bürgermeister! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Der Verwaltungsstandpunkt ist der Gleiche
wie vorher und besagt: Das ist leider komplett
ineffizient.
Trotzdem finde ich sehr schön, dass der Jugendbeirat, also junge Leute ein Bewusstsein dafür
entwickeln, dass es in dieser Gesellschaft Menschen gibt, die eben auch auf solche Sachen wie
Pfandsammeln zurückgreifen müssen. Leider ist
das vorgeschlagene System der Pfandsammelbehältnisse, insbesondere die Pfandringe, wirklich nicht effizient. Leider verhindert man dadurch
eben nicht, dass Menschen in Mülleimer hinein
greifen und dort nach Pfandflaschen suchen. Das
zeigt auch die Studie, die der Verwaltungsstandpunkt anführt.
Das heißt: Das ist wiederum ein Antrag, der eine
gute und wichtige Intention hat, nämlich Armut zu
bekämpfen bzw. Menschen, die in Armut leben,
das Leben ein wenig zu erleichtern. Jedoch ist
eine Umsetzung leider - ich betone: leider - nicht
möglich bzw. nicht sinnvoll. Der gewünschte Effekt, den man damit erzielen möchte, tritt einfach
nicht ein.
Ich würde mir wünschen, dass der Stadtrat aufgrund der Sachgründe genauso entscheidet wie
das letzte Mal, eben weil sich diese Sachgründe
nicht geändert haben. Es wäre gut, wenn Jugendbeirat und Jugendparlament in der gleichen Spur
blieben und eventuell einen anderen Vorschlag
machen, der effizienter ist und tatsächlich den gewünschten Effekt erreichen kann. - Vielen herzlichen Dank.
Oberbürgermeister Jung: Frau Witte.
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Stadträtin Witte (Freibeuter): Sehr geehrter Herr
Oberbürgermeister! Liebe Kolleginnen und Kollegen Stadträte! Liebe Besucher auf der Tribüne! Sicherlich ist der Antrag gut gemeint, aber er zielt
ins Leere. Pfandringe, das ist eine Sozialleistung
als Lotterie. Wenn man vorbeikommt und es steht
dort ein Flasche drin, hat man gewonnen; steht
keine drin, hat man verloren. Wie bei einer Lotterie kann man auch nicht bestimmen, ob es den
Richtigen oder den Falschen trifft. Das heißt: Es
können auch Leute die Flasche mitnehmen, die
nicht bedürftig sind.
Was wir brauchen in dieser Stadt sind zielgenaue,
zielgerichtete Sozialleistungen für die Bedürftigen. Diese erbringen wir zum Teil über Vereine
und Verbände. 80 Vereine und Verbände im Sozialamtsbereich mit über 100 Projekten bemühen
sich, den Bedürftigen dieser Stadt beizustehen
und ihnen Hilfe zu gewähren. Dazu gehören die
Schuldnerberatung, Hilfe für die ältere Bevölkerung, für Behinderte und für Erwerbslose, um nur
einige zu nennen.
Dieser Bereich ist chronisch unterfinanziert. Darauf zielt nachher auch der Änderungsantrag zum
Nachtragsaushalt von uns Stadträten aus dem
Sozialausschuss ab, um zumindest zu gewährleisten, dass diese Vereine und Verbände annähernd Tariflöhne zahlen können. Solange wir diesen Bereich nicht auskömmlich finanzieren können und uns immer wieder um Mittel für den Sozialamtsbereich streiten müssen, haben wir einfach
kein Geld für Pfandringe. Eben weil es nicht oder
nur sehr sporadisch bei den Bedürftigen ankommt, wäre es falsch, das Geld in Pfandringe zu
stecken. Das Geld ist im Sozialamtsbereich wesentlich besser aufgehoben.
Das Einzige, was der Antrag wirklich erreicht, ist,
dass die Antragsteller und diejenigen, die dem zustimmen, ein gutes Gewissen haben in der Meinung, etwas Gutes getan zu haben: Man hat die
Not gesehen und versucht, sie zu lindern. - Das
ist positiv und anerkennenswert. Aber Sozialpolitik ist ein bisschen komplizierter. Nicht alles, was
sich gut anhört, führt zu einem guten Effekt. Deshalb werde ich und wohl auch der Großteil meiner
Fraktion wie beim letzten Mal diesen Antrag ablehnen. - Danke.
Oberbürgermeister Jung: Stadtrat Volger hat
das Wort.
Stadtrat Volger (Bündnis 90/Die Grünen): Sehr
geehrter Herr Oberbürgermeister! Sehr geehrte
Stadträte! Sehr geehrte Gäste! Eigentlich wollte
ich nicht dazu reden. Zum Verwaltungsstandpunkt
und den darin getätigten Aussagen kann man sicherlich unterschiedlicher Meinung sein. Es werden eine Studie und Erfahrungen der Stadt Köln
angeführt. - Die Stadt Hamburg hat damit andere,
Verlaufsprotokoll vom 31.01.2018
positive Erfahrungen gemacht. Darüber kann man
sicherlich streiten.
Ich möchte hier nur auf einen Punkt eingehen und
an die Ausführungen von Frau Witte anknüpfen.
Im Verwaltungsstandpunkt heißt es:
In der Regel sind es nicht mehr die "Bedürftigen", die die Pfandflaschen aus den
Ringen entnehmen.
Da stellt sich mir die Frage: Wer nimmt denn
Pfandflaschen mit, um sich Geld zu verdienen? Ist
das der Obdachlose? Ist das der Hartz-IVEmpfänger? Ist das der Student, der mit einem
Nebenjob 400 Euro im Monat verdient und in einer
WG lebt? Wer Pfandflaschen aus Pfandringen oder aus Mülleimern sammelt, der ist immer bedürftig. Ich finde es wirklich schade, dass wir eine
solche Diskussion hier im Stadtrat führen müssen
und dass auch im Verwaltungsstandpunkt versucht wird, zwischen bedürftigen Gruppen zu selektieren in dem Sinne, der eine habe es nötiger
als der andere und deshalb könne man das nicht
machen. Da würde ich mir schon ein bisschen
mehr Fingerspitzengefühl von der Verwaltung
wünschen; denn das ist in meinen Augen kein Argument. - Danke.
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Stadtrat Kujat (DIE LINKE): Sehr geehrter Herr
Oberbürgermeister! Sehr geehrte Bürgermeisterinnen und Bürgermeister! Liebe interessierte
Gäste, Stadträtinnen und Stadträte! Klar ist:
Pfandflaschen gehören danebengestellt. Auch
wenn es sich bei diesem Antrag um keine große
sozialpolitische Maßnahme handelt, die die Armut
beseitigen wird - das behauptet ja auch keiner -,
müssen wir doch ganz klar feststellen, was neu in
diesem Antrag ist. Da muss auch die AfD zuhören.
Es geht nicht mehr um Pfandringe; es geht um
Sammelbehältnisse. Wie die genau ausgestattet
werden sollen, ist bisher noch gar nicht festgelegt.
Es soll eine Testphase geben. Das heißt: Hier jetzt
mit dem Kosten-Nutzen-Argument zu kommen,
ist, anders als beim früheren Antrag, sehr schwierig.
Eine prinzipielle Auseinandersetzung kann man
trotzdem führen. Das haben wir aber bereits bei
der Einbringung des früheren Antrags getan. Ich
wünsche mir prinzipiell mehr Entgegenkommen
vonseiten der Verwaltung und auch vonseiten der
Fraktionen bei diesem tatsächlich sinnvollen Anliegen.
Oberbürgermeister Jung: Frau Mathez noch
einmal.
Oberbürgermeister Jung: Herr Walter.
Stadtrat Walther (SPD): Verehrter Herr Oberbürgermeister! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich
möchte es sehr kurz halten. - Herr Volger, Sie fragen sich, wer Flaschen sammeln geht, obwohl er
nicht bedürftig ist. Ich habe vor zehn Jahren Zivildienst für die Stadt Leipzig geleistet. Wir haben
pro Woche etwa 300 Flaschen gesammelt. Vom
Pfandgeld haben wir dann unsere Betriebsweihnachtsfeier bezahlt. - Aber das nur am Rande bemerkt.
Liebe Mitglieder des Jugendparlaments, meine
Fraktion und ich freuen uns sehr, dass ihr an dem
Thema so unwahrscheinlich stark dranbleibt. Falls
dieser Antrag heute abgelehnt wird - ich persönlich werde ihn ablehnen - und ihr ihn zu einem
späteren Zeitpunkt erneut einbringt, möchte ich
darum bitten, herauszuarbeiten, dass es nie und
nimmer menschenwürdig ist, wenn Menschen von
Pfandsammeln ihren Lebensunterhalt bestreiten
müssen. Es ist nie und nimmer menschenwürdig,
wenn sich Leute in dem Mangel einrichten müssen, um über die Runden zu kommen, wenn sie,
statt einer ordentlichen Erwerbstätigkeit nachzugehen, versuchen, Sachen aus dem Müll zu fischen und damit ihren Lebensunterhalt zu bestreiten. Ich möchte euch bitten: Nehmt das in die Debatten im Jugendparlament mit auf! - Danke.
Oberbürgermeister Jung: Herr Kujat.
Mathez (Jugendbeirat/Jugendparlament): Ich will
noch einmal auf zwei Argumente eingehen. Bisher hat niemand von Ihnen auf das von mir angeführte Argument „Sensibilisierung der Öffentlichkeit“ reagiert. Es geht uns darum, bei der breiten
Bevölkerung Aufmerksamkeit zu erzeugen, dass
das wirklich ein Problem ist. Natürlich hat das Jugendparlament keine Möglichkeit, große sozialpolitische Veränderungen herbeizuführen. Das ist
die Aufgabe Ihrer Parteien im Bundestag. Wir, die
junge Generation, sehen darin eine Möglichkeit,
einen Beitrag für die Stadt zu leisten und für eine
konkrete Veränderung vor Ort zu sorgen. Wenn
Sie unser Anliegen unterstützen, finden wir das
super. Wenn nicht, wäre es schade. Bedenken
Sie bitte, wir sind Ihre nachwachsende Wählerschaft!
Oberbürgermeister Jung: Herr Rosenthal.
Bürgermeister Rosenthal: Herr Oberbürgermeister! Sehr geehrte Damen und Herren Stadträte! Nach dieser sehr vielfältigen Diskussion gestatten Sie mir, für die Stadtverwaltung zu sagen,
dass auch wir uns sehr ernsthaft mit dem Anliegen
auseinandergesetzt haben. Ich persönlich unterstütze sehr wohl auch den Vortrag zu Armut in
Deutschland. Was wir allerdings nicht gemacht
haben, war, im Verwaltungsstandpunkt eine Wertung abzugeben, ob dieser Pfandring oder das
Pfandsammelsystem oder ein anderes System
Verlaufsprotokoll vom 31.01.2018
geeignet ist, Armut in Deutschland sichtbar und
nachhaltig zu bekämpfen.
Was wir gemacht haben, ist: Wir haben auf eine
Studie hingewiesen. In 16 Kommunen sind solche
Sammelsysteme eingeführt worden. Es ist dort
untersucht worden, ob es tatsächlich einen positiven Effekt für die Betroffenen gegeben hat. Und
den hat es nicht gegeben. Insofern ist das keine
Wertung unsererseits, sondern nur eine objektive
Faktendarstellung. Der kann man sich anschließen oder es lassen. Ich habe Sie darauf hingewiesen, wie sich das für uns darstellt. Ich habe darüber hinaus die objektiven Herausforderungen für
die Stadtreinigung aufgezeigt und dargelegt, was
es bedeuten würde, wenn wir ein solches System,
auch pilothaft, einführten - nicht mehr und nicht
weniger. Insofern kommen wir dann zu diesem
Verwaltungsstandpunkt. - Vielen Dank.
Oberbürgermeister Jung: Ich denke, wir können
jetzt abstimmen. Ich bitte um Ihr Votum zu diesem
Antrag. - Ich schließe die Abstimmung.
Abstimmung: 30 Ja-Stimmen, 37 Nein-Stimmen,
eine Enthaltung.
Meine Damen und Herren, ich schlage Ihnen vor,
jetzt die Einwohneranfrage vorzuziehen, danach
die übrigen Anträge zu behandeln und anschließend eine Viertelstunde Pause zu machen. - Es
gibt heute eh keine gastronomische Versorgung.
Ich denke, die Zeit reicht aus, um sich mal kurz
die Beine zu vertreten.
8
Einwohneranfragen
8.4 Beflaggung Christopher Street Day (VIEF-05205)
Einreicher: Kerstin Schmitt
Frau Kerstin Schmitt, sind Sie da? - Herzlich willkommen! - Ich gestatte mir, selbst darauf zu antworten.
Frage 1: Am 22. Juli findet der Christopher Street
Day … in Leipzig statt. Die letzten Jahre hing eine
Regenbogenflagge für kürzere Zeit vor dem Rathaus. Wird es 2018 eine Beflaggung der Fahnenmaste mit Regenbogenfahnen durch den Oberbürgermeister Herrn Jung geben? - Wir haben
uns mit dieser Frage auch angesichts der Umbaumaßnahmen, die zurzeit vor dem Rathaus stattfinden, beschäftigt. Nach unserer Kenntnis findet die
CSD-Woche vom 13. bis 21. Juli statt. - Bezüglich
des Datums ist Ihnen offensichtlich ein Fehler unterlaufen. - Auch in 2018 planen wir eine Beflaggung mit der Regenbogenflagge an einem der
Fahnenmasten. Die Regenbogenflagge wird am
13. Juli um 16 Uhr durch mich oder einen Vertreter
gehisst werden; ich kann derzeit noch nicht genau
sagen, wer das tun wird.
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Frage 2: Wird die Beflaggung für den gesamten
Zeitraum der CSD-Woche sowie der Demonstration andauern? - Wir planen die Beflaggung für
den gesamten Zeitraum, es sei denn, es findet in
dieser Zeit ein Staatsbesuch oder der Antrittsbesuch eines Botschafters statt. Dann müssen wir
die jeweilige Staatsfahne hissen; wir orientieren
uns bei der Beflaggung am „Protokoll Inland“ der
Bundesregierung. Wie gesagt, das wäre die eine
Ausnahme. Damit ist heute nicht zu rechnen. Aber
so ist der Plan.
Frage 3: Wäre es möglich städtische Eigenbetriebe zu ermuntern, durch das Hissen der Regenbogenflagge ein Zeichen für Gleichstellung, Akzeptanz und Vielfalt zu setzen? - Ich würde ungern den Eigenbetrieben anordnen, wie sie sich
zu verhalten haben. Sie haben auch nur bedingt
Möglichkeiten, Fahnen zu hissen. Wir als Stadtverwaltung gehen da mit gutem Beispiel voran.
Wer das ebenfalls machen möchte und die entsprechenden Möglichkeiten hat, sei es als GmbH
oder als Eigenbetrieb der Stadt Leipzig, kann das
selbstverständlich tun.
Gibt es Nachfragen? - Ich sehe, das ist nicht der
Fall.
Alle anderen Einwohneranfragen werden schriftlich beantwortet.
Wir fahren fort mit der Behandlung der Anträge:
14.14 Anpassung der Kosten der Unterkunft
an die aktuelle Mietpreisentwicklung
(VI-A-05039)
Einreicher: Fraktion DIE LINKE
14.14.1 dazu VSP (VI-A-05039-VSP-01)
Einreicher: Dezernat Jugend, Soziales, Gesundheit und Schule
Bitte schön, Herr Weber.
Stadtrat Weber (DIE LINKE): Sehr geehrter Herr
Oberbürgermeister! Sehr geehrte Damen und
Herren Stadträte! Sehr geehrte Gäste auf der Tribüne! Es geht um ein wichtiges Thema, das vielen
Menschen unter den Nägeln brennt. - Die Fraktion
DIE LINKE hat im Herbst 2017 den Antrag „Anpassung der Kosten der Unterkunft an die aktuelle
Mietpreisentwicklung“ ins Ratsverfahren eingebracht.
Bis vor Erscheinen des Verwaltungsstandpunkts
habe ich eigentlich gedacht, dass es sich um eine
Art Unfall handelt, kam es doch zu Schwierigkeiten bei der Erarbeitung des qualifizierten Mietspiegels, sodass die Kosten der Unterkunft seit
gut vier Jahren auf dem gleichen Niveau verweilen - trotz steigender Angebotsmieten von durchschnittlich 5 Prozent pro Jahr über alle Segmente;
die LVZ hat hierzu berichtet. Als wir dem Verwaltungsstandpunkt entnehmen konnten: Ablehnung,
Verlaufsprotokoll vom 31.01.2018
da bereits Verwaltungshandeln, wollten wir es erst
gar nicht glauben. Doch eins nach dem anderen.
Bei uns im Stadtrat überschneiden sich hier und
heute zwei Ergebnisstränge, die jetzt durch die
Verwaltung unverblümt miteinander verknüpft
werden.
Strang 1: Um bei der KdU-Problematik - immerhin
eines der Hauptarbeitsfelder der Sozialgerichte am Ball zu bleiben, hat der Stadtrat im Jahr 2007
auf Antrag der Fraktion DIE LINKE ein jährliches
Controlling beschlossen. Darin findet eine Art
Analyse bzw. Abschätzung der Kosten der Unterkunft in Bezug auf die Angebotsmieten statt.
Strang 2: Da die frühere Herleitung zur Ermittlung
der Kosten der Unterkunft vom Sozialgericht
Leipzig nicht anerkannt wurde, ist Leipzig, wie
viele andere Kommunen auch, ab Ende 2014 zur
Methodik des „Schlüssigen Konzeptes“ gewechselt. - Viele Kolleginnen und Kollegen können sich
sicherlich noch erinnern. - Das Bundessozialgericht hat dafür relevante konkrete Kriterien entwickelt bzw. ein transparentes Vorgehen eingefordert. Nähere Infos finden Sie in der Vorlage
DS-687/14; sie war heute schon einmal Thema.
Im Jahr 2014 war die Welt noch in Ordnung. Anhand der Mietspiegeldaten und der Betriebskostenbroschüre hat man das Schlüssige Konzept erarbeitet; alles gut. Im September 2015 hat die
Stadtverwaltung dann ihre Pflicht getan, nämlich
den Ratsbeschluss aus 2007 umgesetzt und das
Controlling dem Stadtrat vorgelegt. Gleiches geschah auch 2016. Doch spätestens 2016 hätte
auch eine Überprüfung der Kosten der Unterkunft
in methodischer Übereinstimmung zum Schlüssigen Konzept stattfinden müssen. Die Mietspiegeldaten lagen bereits zum Januar 2016 vor.
Hintergrund: Der Gesetzgeber fordert eindeutig
im § 22c Absatz 2 Sozialgesetzbuch II - Zitat -:
Die Kreise und kreisfreien Städte müssen die durch Satzung bestimmten
Werte für die Unterkunft mindestens alle
zwei Jahre und die durch Satzung bestimmten Werte für die Heizung mindestens jährlich überprüfen und gegebenenfalls neu festsetzen.
Passiert ist 2016 nichts, 2017 ebenfalls nichts.
Nicht einmal der vom Rat beschlossene Controllingbericht gemäß Ratsbeschluss aus 2007 wurde
vorgelegt. Immer mehr Betroffene und Sozialverbände meldeten sich zu Wort, wo denn die Überprüfung der Kosten der Unterkunft bliebe - bis
meine Fraktion dann den heutigen Antragsgegenstand einreichte.
Und nun kommt der Verwaltungsstandpunkt zu
dem Antrag um die Ecke, den ich der Verwaltung
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echt übel nehme. Ähnlich wie 1492 bei der Wiederentdeckung Amerikas versucht die Verwaltung, uns Stadträtinnen und Stadträten den Controllingbericht als Überprüfung der Angemessenheit der Kosten der Unterkunft unterzujubeln. Im
gleichen Verwaltungsstandpunkt schafft es die
Verwaltung noch, sich zu widersprechen, in dem
sie in den Absätzen 2 und 3 die hohe Qualität der
Datenerhebung herausstellt, der es für die Überprüfung bedarf, um dann im letzten Satz des Verwaltungsstandpunktes, der Ihnen allen heute vorliegt, dem Stadtrat weismachen zu wollen, dass
der Controllingbericht von 2016 die Überprüfung
der Angemessenheit der KdU-Sätze darstellt.
Zwischenfazit: Die aktuellen KdU-Sätze resultieren aus einer Datengrundlage, die älter als vier
Jahre ist. Damit verstößt Stadt Leipzig gegen geltendes Recht. Der Ratsbeschluss IV-790 aus dem
Jahre 2007 wurde nur lückenhaft ausgeführt.
In der Vorberatung dieses Antrages in den Ausschüssen wurde von der Stadtverwaltung vorgetragen, dass eine Anhebung der KdU-Sätze zu
Mitnahmeeffekten bei der Immobilienwirtschaft
führe. Das stimmt sicherlich hier und da; nur hat
die Kommune keinerlei Ermessensspielraum, zu
entscheiden: Mache ich das, oder mache ich es
nicht?
Kommen wir zur Ebene der Betroffenen: In
Leipzig leben laut aktuellem Sozialreport circa
67.000 SGB-II- und SGB-XII-Empfängerinnen
und Empfänger.
Fall A: Sie sind ein Bestandsmieter. Sie wohnen
in einem KdU angemessenen Wohnraum?
Freuen Sie sich nicht zu früh!
Oberbürgermeister Jung: Herr Weber, achten
Sie bitte auf die Zeit!
Stadtrat Weber (DIE LINKE): Was passiert, wenn
Ihr Vermieter modernisiert, wie von der LWB geplant, oder wenn er die Miete auf die ortsübliche
Vergleichsmiete anhebt? Dann werden Sie vielleicht nach den jetzigen KdU-Sätzen eine Kostensenkungsaufforderung vom Jobcenter erhalten,
und nach sechs Monaten wird Ihr Arbeitslosengeld II - Klammer auf: Existenzminimum; Klammer
zu - entsprechend abgesenkt. Im schlimmsten
Fall werden Sie aufgefordert, auszuziehen. Die
meisten einköpfigen und vierköpfigen Bedarfsgemeinschaften werden, wenn sie Glück haben,
noch eine Wohnung im Plattenbau bekommen.
So oder ähnlich ist es in den letzten Jahren vielfach geschehen. Nähere Informationen hat unser
Jobcenter Leipzig dazu.
Ich muss meine Rede jetzt etwas kürzen. -
Verlaufsprotokoll vom 31.01.2018
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Oberbürgermeister Jung: Ihre Redezeit ist
schon seit einer Minute abgelaufen.
Oberbürgermeister Jung: Frau Witte, bitte lassen Sie sich durch die Zwischenrufe nicht beirren.
Stadtrat Weber (DIE LINKE): Wir als Politik müssen uns die unbequeme Frage gefallen lassen,
warum wir unserer Kontrollfunktion nicht hinreichend nachgekommen sind. - Es ist schön, wenn
Sie darüber lachen können; ich kann darüber
nicht mehr lachen. - Wir haben viele Menschen in
einem sich aufheizenden Wohnungsmarkt alleingelassen. Für einige hatte das den sozialen Abstieg zur Folge.
Stadträtin Witte (Freibeuter): Nein, aber ich höre
aufmerksam zu.
Oberbürgermeister Jung: Herr Weber, kommen
Sie bitte jetzt zum Schluss.
Stadtrat Weber (DIE LINKE): Wir, die Fraktion
DIE LINKE, stellen den Originalantrag zur Abstimmung, bei Streichung des zwölften Wortes „halbes“ im zweiten Absatz, und beantragen gleichzeitig namentliche Abstimmung.
Oberbürgermeister Jung: Frau Witte.
Stadträtin Witte (Freibeuter): Sehr geehrter Herr
Oberbürgermeister! Liebe Kolleginnen und Kollegen Stadträte! Liebe Besucher auf der Tribüne!
Die Botschaft höre ich wohl, allein mir fehlt der
Glaube. - Die Sache ist ein bisschen komplizierter.
Dieser Antrag hat eine gute Intention, aber er beschreibt nur das, was die Verwaltung tun sollte,
was sie zum Teil schon getan hat, zum Teil auch
nicht getan hat.
Die Stadt Leipzig ist nicht von sich aus plötzlich
auf das Schlüssige Konzept umgesprungen, sondern das Schlüssige Konzept verbunden mit bestimmten Regularien ist 2011 vom Bundessozialgericht gefordert worden. Nun muss man zur Ehrenrettung sagen: Leipzig war eine der ersten
Städte in Deutschland, wo das Schlüssige Konzept gerichtsfest anerkannt wurde. Das Sozialgericht hat festgestellt: Das Schlüssige Konzept der
Stadt Leipzig ist in Ordnung.
Kommen wir zur Überprüfung der Angemessenheit der Kosten der Unterkunft für das laufende
Berichtsjahr, die dem Stadtrat von der Verwaltung
jährlich im September vorgelegt werden soll. Das
muss man immer wieder anmahnen. Das kam
noch nie pünktlich. Ich habe dieses Papier, als ich
noch auf der anderen Seite des Ratssaals saß, jedes Mal sehr gründlich ausgewertet. Ich kann
mich noch daran erinnern, dass ich in einem Jahr
danach einen Brandbrief geschrieben und diesen
nicht nur in der Fraktion, sondern auch in der Partei verteilt habe. Seitdem beschäftigt sich auch
DIE LINKE mit Wohnungspolitik. - Gut, okay.
Wenn man den Antrag so formuliert hätte: „Ziel ist,
dass die Kosten der Unterkunft erhöht werden“,
hätte man nicht das Verwaltungshandeln beschreiben, sondern einmal die letzten Überprüfungen der Angemessenheit der Kosten der Unterkunft zur Hand nehmen sollen. Dann hätten Sie
auch den Punkt gefunden, den ich jedes Jahr kritisiert habe, nämlich dass ein ganz erheblicher
Teil der Leute, die KdU beziehen - ich kenne auch
viele, die das persönlich betrifft -, in einer Wohnung wohnen, für die das Jobcenter festgestellt
hat, dass sie nicht kostenangemessen ist. Die Differenz zwischen Kostenangemessenheit und
dem, was sie vom Amt erhalten, müssen diese
Leute aus der eigenen Tasche bezahlen, und
zwar von ihrem Regelsatz, es sei denn, sie haben
das Glück, dass sie in einer Maßnahme stecken,
und verfügen über ein paar Euro mehr, die sie
dann in die Miete stecken, damit sie nicht ausziehen müssen.
Das Thema drängt. Wir sind im Sozialausschuss
immer wieder dran und treten dem Sozialbürgermeister immer wieder auf die Füße, dass die Verwaltung hier aus den Puschen kommen muss. Ein
Mietspiegel ist für die Neufestsetzung der Kosten
der Unterkunft nicht unbedingt erforderlich. Auch
das sollten wir wissen. Man muss die Daten erheben. Wie man das macht, mittels eines Mietspiegels oder mittels einer anderen Art der Datenerhebung, ist vollkommen unerheblich. Sie muss
nur dem Schlüssigen Konzept gerecht werden.
Es ist wirklich höchste Zeit, dass die Kosten der
Unterkunft endlich wieder angepasst werden an
die tatsächliche Mietenentwicklung. Aber wie gesagt: Gut gemeint, ist nicht in jedem Fall gut gemacht. Deshalb werden wir diesem Antrag nicht
zustimmen. Ich werde allerdings dem Sozialbürgermeister in bewährter Manier auf die Zehen treten, wenn nicht bald das neue Konzept kommt. Danke.
Oberbürgermeister Jung: Herr Fabian, ich bitte
Sie, noch einmal Stellung zu dem Vorwurf zu beziehen, wir verhielten uns ungesetzlich.
Bürgermeister Prof. Dr. Fabian: Diesem Vorwurf
möchte ich ganz entschieden entgegentreten. Die
Eckwerte für die Kosten der Unterkunft festzulegen, ist - diejenigen, die sich intensiver damit beschäftigen, wissen das; Frau Witte hat das viele
Jahre getan - eine sehr komplizierte Aufgabe. Sie
wissen, dass alle Gebietskörperschaften sich sehr
intensiv damit beschäftigt haben und vor großen
Verlaufsprotokoll vom 31.01.2018
Herausforderungen standen, ein Schlüssiges
Konzept, wie es vom Bundessozialgericht gefordert wird, zu erstellen. Manche haben teure Institute damit beauftragt und sich Gutachten erstellen
lassen. Das Sozialamt der Stadt Leipzig verfügt
aber über ausreichende Kompetenz, um ein solches Konzept selber zu erstellen.
In der Tat hat das Schlüssige Konzept, das wir
jetzt haben, bislang vor den Gerichten standgehalten. Ich gehe davon aus, dass dies auch bei
weiteren Überprüfungen der Fall sein wird. Das
heißt: Wir haben in Leipzig ein gutes Konzept, um
die angemessenen - ich betone: angemessenen Eckwerte für die Kosten der Unterkunft festzulegen.
Dass das jetzt über einen längeren Zeitraum nicht
erfolgt ist, hängt damit zusammen, dass der Mietspiegel erst vor kurzem von der Ratsversammlung beschlossen wurde. Dies wiederum hängt
damit zusammen, dass wir es ursprünglich versäumt hatten, Ihnen eine entsprechende Satzung
zur Beschlussfassung vorzulegen. Das ist im vergangenen Jahr geheilt worden.
Kurzum: Ich kann Ihnen sagen, dass die neuen
Eckwerte derzeit erarbeitet werden und Sie spätestens im April eine Informationsvorlage zu den
neuen Eckwerten, die rückwirkend ab März gelten
werden, bekommen.
Herr Weber, zu den von Ihnen genannten Mitnahmeeffekten will ich Folgendes sagen: Sie müssen
wissen, es gibt auch obergerichtliche Rechtsprechung dazu, dass bei der Festlegung der Eckwerte der KdU die Auswirkungen auf die gesamte
Mieterschaft zu berücksichtigen sind; denn es gibt
viele Menschen, die auch sehr wenig Geld haben,
aber keine Transferleistungen bekommen und darauf angewiesen sind, dass ihnen günstiger
Mietraum zur Verfügung steht. Insofern ist das ein
sehr komplexes, kompliziertes System, das es mit
Augenmaß zu bearbeiten gilt.
Ich bitte Sie, diesen Antrag heute abzulehnen. Die
Eckwerte für die KdU sind auf der Grundlage des
aktuellen qualifizierten Mietspiegels bereits berechnet worden und müssen nur noch in die entsprechende Handreichung für das Jobcenter eingearbeitet werden, und das wird in den nächsten
Wochen gemacht.
Oberbürgermeister Jung: Herr Kujat hat sich
gemeldet.
Stadtrat Kujat (DIE LINKE): Sehr geehrter Herr
Oberbürgermeister! Werte Kolleginnen und Kollegen! Wenn Sie sich einmal unseren Antrag genauer anschauen - wir haben heute schon eine
Menge Argumente gehört, die sich auf das geltende Recht stützen -, werden Sie feststellen: Der
S e i t e | 35
Satz 1 des Antrags ist nichts anderes als die geltende Gesetzeslage. Wir erwarten von der Verwaltung der Stadt die Erfüllung der geltenden Gesetze, des geltenden Rechts - nichts weiter. Wir
erwarten auch eine belastbare Auskunft, wann die
Verwaltung eine Fortschreibung des Schlüssigen
Konzepts vorlegt. Das wollen wir gerne haben. Danke.
Oberbürgermeister Jung: Das hat Herr Fabian
gerade versucht, auszuführen. - Herr Weber.
Stadtrat Weber (DIE LINKE): Und da kommt jetzt
Herr Weber ins Spiel. - Ich frage mich, auf welcher
Datengrundlage die Neufestsetzung der KdUSätze erfolgt. Wenn Sie dafür die Daten vom Januar 2016 nehmen, sind diese im April schon über
zwei Jahre alt. Das heißt: Wenn die KdU-Sätze für
die nächsten zwei Jahre zu wirken beginnen, sind
die zugrunde gelegten Daten schon zwei Jahre
alt. Das hat der Gesetzgeber so nicht gemeint, als
er sagte: Der Wohnungsmarkt soll alle zwei Jahre
in der von Ihnen zitierten Dichte überprüft werden. - Sollten Sie das so machen, würden wir die
Möglichkeit einer Organklage prüfen.
Oberbürgermeister Jung: Herr Fabian dazu.
Bürgermeister Prof. Dr. Fabian: Die Daten fallen
nicht vom Himmel. Wir haben als Grundlage den
aktuellen Mietspiegel gewählt. Die Daten werden
dann gerade einmal etwas mehr als zwei Jahre alt
sein. Wir werden im nächsten Jahr den neuen
Mietspiegel vorlegen. Dann sind wir wieder im üblichen Turnus.
Oberbürgermeister Jung: Wir kommen zur Abstimmung. - Zur Geschäftsordnung, Herr Weber?
Stadtrat Weber (DIE LINKE): In meiner Rede
hatte ich gesagt, dass das Wort „halbes“ im zweiten Absatz gestrichen werden soll. Jetzt wurde
deutlich, dass die Verwaltung das nicht innerhalb
eines halben Jahres schafft. Deshalb sagen wir:
Okay, aber die Daten sollten nicht älter als ein
Jahr sein.
Oberbürgermeister Jung: Gut. Das Wort „halbes“ im zweiten Absatz wird gestrichen.
Ich bitte um Ihr Votum zu diesem Antrag. - Ich
schließe die Abstimmung.
Abstimmung: 31 Ja-Stimmen, 38 Nein-Stimmen,
keine Enthaltungen. Damit ist das abgelehnt. Die
namentliche Abstimmung wird zu Protokoll genommen.
Verlaufsprotokoll vom 31.01.2018
14.15 Nutzung freier Kapazitäten von Flüchtlingsunterkünften für Obdachlose in
den Wintermonaten 2017/2018 (VI-A05045)
Einreicher: AfD-Fraktion
14.15.1 dazu VSP (VI-A-05045-VSP-01)
Einreicher: Dezernat Jugend, Soziales, Gesundheit und Schule
Herr Keller.
Stadtrat Keller (AfD): Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister! Sehr geehrte Damen und Herren!
Unser Antrag beinhaltet die Nachnutzung von ungenutzten Flüchtlingsheimen in der Winterzeit für
Obdachlose. Dass derzeit bei relativ warmen Witterungsverhältnissen noch kein Bedarf besteht, ist
uns bewusst. Aber um schnell handeln zu können,
sollte die Stadt vorbereitet sein.
In Ihrem Verwaltungsstandpunkt und in den Ausschüssen wurde kommuniziert, dass es eine tägliche Überprüfung - auch Monitoring genannt - der
Situation gibt und dass die Verwaltung alle Vorkehrungen getroffen hat, schnell handeln zu können. Schön wäre gewesen, wenn darüber auch
die Bürger durch Veröffentlichungen informiert
würden, vor allem auch darüber, welche Flüchtlingsheime für solche Nutzungen in Betracht kommen. Wir nehmen die Verwaltung beim Wort, bleiben am Thema dran und ziehen unseren Antrag
zurück.
Oberbürgermeister Jung: Damit kommen wir zu
Tagesordnungspunkt 14.16:
14.16 Nachtbaden in Schwimmhallen und
Freibädern der Sportbäder Leipzig
GmbH (VI-A-04692-NF-03)
Einreicher: Fraktion Freibeuter
14.16.1 dazu VSP (VI-A-04692-NF-03-VSP-01)
Einreicher: Dezernat Umwelt, Ordnung,
Sport
14.16.2 dazu ÄA (VI-A-04692-ÄA-02)
Einreicher: Fraktion Bündnis 90/Die Grünen, Fraktion DIE LINKE, SPD-Fraktion
Frau Gabelmann.
Stadträtin Gabelmann (Freibeuter): Liebe Kolleginnen und Kollegen, ich verrate Ihnen bestimmt
nichts Neues, wenn ich Ihnen jetzt sage: Leipzig
ist eine Großstadt. Wir betonen auch immer wieder gern, dass wir eine weltoffene, eine weltläufige Stadt sind. Allein, wir kommen bei manchen
Anträgen, zum Beispiel dem zu den Hausbooten,
aber auch bei anderen, an eine gewisse Sollbruchstelle, wo es uns an einer wirklich großen Vision gebricht und wir dann wieder in kleinstädtisches Verhalten verfallen.
S e i t e | 36
Wir haben nicht erst seit heute mit ebendiesem
Schritt hin zu einer Großstadt - immerhin sind wir
die zehntgrößte Stadt Deutschland, wie ich seit
heute weiß - veränderte Bedürfnisse und eine veränderte Arbeitskultur, aber allgemein auch ein
verändertes Gesellschaftsleben miteinander. Baden, das gehört zu unserem Kultur- und Sportangebot, auf das wir zu Recht sehr stolz sind und
das wir bisher immer gegen alle Widrigkeiten verteidigt haben.
Auch beim Blick auf die normalen Arbeitszeiten
kenne ich, wie Sie sicherlich auch, immer noch
mehr Leute, die um 22 Uhr noch etwas Freizeit
haben, nicht aber um 9 Uhr morgens, weil die normalen Leute um diese Zeit arbeiten. Die üblichen
Arbeitszeiten sind nun einmal von etwa 8 bis
17 Uhr. Es ist mir daher unbegreiflich, wieso festgestellt wird, dass es eine mangelnde Nachfrage
nach erweiterten bzw. verschobenen Badezeiten
geben soll, während wir an verkaufsoffenen Sonntagen überhaupt nicht infrage stellen, dass die
Leute ihr Verhalten ändern und zu anderen Zeiten
ihrer Freizeitbeschäftigung - in dem Fall Shoppen - nachgehen.
Ich freue mich, dass sowohl SPD, Grüne als auch
LINKE den Bedarf ebenfalls erkannt haben. Deswegen haben wir den Änderungsantrag auch vollständig übernommen. Insofern stellen wir unseren Antrag in dieser Neufassung zur Abstimmung.
Da momentan sowieso Unruhe hier im Raum
herrscht, gestatten Sie mir ausnahmsweise noch
eine persönliche Bemerkung: Gute Reise, meine
Petticoat! - Danke schön.
Oberbürgermeister Jung: Herr Schmidt.
Stadtrat Schmidt (Bündnis 90/Die Grünen):
Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich versuche einmal, im Sinne der Antragsteller des Änderungsantrags ein bisschen Klarheit in die Sache zu bringen.
Es ist ja schon ein bisschen länger her, dass dieser Antrag eingebracht wurde. Im ersten Verwaltungsstandpunkt wurde deutlich gemacht, dass
sich der Aufsichtsrat der Sportbäder Leipzig
GmbH schon von sich aus bereits Monate, bevor
dieser Antrag eingereicht wurde, mit der Sache
beschäftigt, das Problem erkannt und innerhalb
der Geschäftsführung und des Aufsichtsrates den
Auftrag erteilt hat, zu prüfen, inwieweit die Öffnungszeiten an die veränderten Gewohnheiten
der Bürger angepasst werden können, um so zusätzliche neue Nutzergruppen erschließen zu
können.
Dazu gab es eine sehr qualifizierte Zuarbeit der
BBVL, die im ersten Verwaltungsstandpunkt dargelegt wurde. Damals ging man davon aus, dass
Verlaufsprotokoll vom 31.01.2018
die GmbH das zunächst aus eigener Kraft finanzieren kann. Ab 2019 sollte das mit der Neuverhandlung des Bäderleistungsfinanzierungsvertrages ausgeweitet werden.
2018 scheitert die Umsetzung daran, dass ungeplante Mehrkosten durch Havarien, beispielsweise in der Schwimmhalle Mitte, aber auch andernorts, auf die GmbH zukamen, die ihr in Masse
Geld entzogen, sodass sie nicht in der Lage ist,
die erweiterten Öffnungszeiten bereits ab Januar
2018 umzusetzen. Das heißt: Damit ist der Änderungsantrag der drei Fraktionen obsolet.
Die Sachlage, wie sie sich aktuell darstellt, ist im
neuen Verwaltungsstandpunkt dargelegt. - Frau
Gabelmann, Sie arbeiten ja digital; insofern sollte
er Ihnen vorliegen. Die gehefteten Unterlagen enthalten noch den ersten VSP; ich habe das auch
gerade erst festgestellt. - Der neue Verwaltungsstandpunkt ist ein Sachstandsbericht. Er zeigt
sehr deutlich, dass die Sportbäder GmbH sich
nach wie vor dem Thema „erweiterte Öffnungszeiten“ widmet. Nach Abschluss der Sanierung der
Schwimmhalle Mitte im Herbst dieses Jahres werden verlängerte Öffnungszeiten zunächst dort und
in einem zweiten Schritt in weiteren Schwimmhallen angeboten.
Welche Angebote verlängerter Öffnungszeiten in
2019 umgesetzt werden können, hängt natürlich
auch mit der Neuverhandlung des Bäderleistungsfinanzierungsvertrags zusammen. Aber dieser muss ohnehin überarbeitet werden, schon
aufgrund dessen, weil im Südosten eine neue
Schwimmhalle gebraucht wird und dort auch gebaut werden soll. Durch die Kreditaufnahme
braucht die GmbH ohnehin eine zusätzliche Unterstützung. Insofern bin ich sehr zuversichtlich,
dass dieses Thema dort erfolgreich eingebunden
werden kann.
Der Sachstand ist so, wie ihn die Verwaltung darlegt. Dass Sie jetzt unseren damaligen Änderungsantrag übernommen haben, ändert nichts
daran, dass das, was Sie wollen, und das, was wir
damals wollten, aktuell nicht finanzierbar ist. Insofern ist es, wie es ist. Wir können den Antrag so,
wie Sie ihn jetzt stellen, nicht unterstützen. Wir
müssen ihn ablehnen, weil das schlichtweg nicht
finanzierbar ist. Sie geben auch keine Antwort, wo
das Geld aktuell herkommen soll. Ich denke, wir
haben jetzt erst einmal eine gute Lösung für dieses und für nächstes Jahr auf dem Tisch. Alles
Weitere wird sich zeigen.
Oberbürgermeister Jung: Herr Rosenthal hat
dem nichts hinzuzufügen. Damit können wir zur
Abstimmung kommen. Ich darf Sie um Ihr Votum
bitten. - Ich schließe die Abstimmung.
Abstimmung: 19 - 44 - 5. Das ist abgelehnt.
S e i t e | 37
Meine Damen und Herren, wir gehen jetzt in die
Pause. Die Ratsversammlung wird 17.55 Uhr fortgesetzt.
Vergessen Sie bitte nicht, Ihre Abstimmgeräte abzugeben. Nach der Pause wird das andere Modell
an Sie ausgegeben.
(Unterbrechung)
Oberbürgermeister Jung: Meine Damen und
Herren, wir setzen die Ratsversammlung fort.
15
Anfragen an den Oberbürgermeister
15.1 wird schriftlich beantwortet.
15.2 Stadtratsbeschlüsse und Umsetzung bei
der Stellenbesetzung in der Stadtverwaltung (VI-F-05127)
Einreicher: Fraktion DIE LINKE
Kollege Hörning wird die Anfrage beantworten.
Bürgermeister Hörning: Sehr geehrter Herr
Oberbürgermeister! Sehr geehrte Damen und
Herren! Wir haben für Sie eine Tabelle aufbereitet,
die wir Ihnen im Nachgang auch schriftlich zukommen lassen. - Ich kann summarisch feststellen,
dass wir im Stellenplan zum 31.12.2017 6.967
Stellen in der Stadtverwaltung vorgesehen hatten.
Mehrbedarfsstellen im Jahr 2017, also darin enthalten, waren 443. Von den Gesamtstellen des
Jahres 2017 - 6.967 Stellen - waren 260 Stellen
nicht besetzt; das entspricht 4 Prozent der Gesamtstellenanzahl. Das ist eine personalwirtschaftlich normale Fluktuationsrate. Zu den Mehrbedarfsstellen des Jahres 2017: Wir haben
83 Prozent der Stellen besetzt, 8 Prozent sind
noch unbesetzt, und 9 Prozent sind noch im Besetzungsverfahren.
Schauen wir uns nun die Ämter mit mehr als 100
Mitarbeitern und mehr als 5 Prozent Nichtbesetzungen an: Im Personalamt sind 9 Prozent der
Stellen nicht besetzt, im Gesundheitsamt sind es
6 Prozent der Stellen und im Verkehrs- und Tiefbauamt 7 Prozent der Stellen. Im Jugendamt - Sie
hatten ja konkret nach einer Stelle dort gefragt sind 3 Prozent der Stellen nicht besetzt. - Wie gesagt: Von den Mehrbedarfsstellen im Jahr 2017
sind 83 Prozent der Stellen besetzt, 8 Prozent unbesetzt und 9 Prozent im Besetzungsverfahren.
Sie erhalten diese Tabelle auch im schriftlichen
Format.
Zu Ihrer Frage 5. Die frei werdenden Stellenanteile werden entsprechend dem vom Stadtrat beschlossenen Stellenplan nachbesetzt. Sie werden
in dem Umfang, den sie vor dem Ausscheiden der
Mitarbeiter hatten, wiederbesetzt. Es finden zurzeit keine haushaltswirtschaftlichen Maßnahmen
Verlaufsprotokoll vom 31.01.2018
im Sinne einer Besetzungssperre statt. Von daher
können Stellen nahtlos wiederbesetzt werden.
Zu Ihrer Frage 6. Die Stelle des vorgesehenen
Koordinators Veranstaltungsmanagement konnte
bislang weder durch verwaltungsinterne Umsetzungen noch durch Stellenwandlungen besetzt
werden. Temporär verfügbare Stellen oder Stellenanteile wurden zugunsten anderer Aufgaben
des Amts für Jugend, Familie und Bildung priorisiert. Eine Stellenwandlung wurde angesichts der
Personalknappheit in allen Arbeitsbereichen nicht
realisiert. Eine externe Besetzung erfolgte auch
nicht, da im Stellenplan der Stadt Leipzig keine
entsprechende Stelle verfügbar bzw. eingerichtet
ist. Die Stelle wird erneut für den Stellenplan
2019/2020 angemeldet. In Reflexion des Stadtratsbeschlusses beabsichtigt die Verwaltung jedoch, schon im Jahr 2018 eine sogenannte Poolstelle aus dem Stellenplan einzusetzen und trifft
die hierfür erforderlichen Schritte.
Oberbürgermeister Jung: Danke schön, Herr
Hörning. - Keine Nachfragen? - Doch, von Herrn
Pellmann.
Stadtrat Pellmann (DIE LINKE): Herr Hörning,
reale und prozentuale Zahlen sind immer nur
schwer miteinander vergleichbar. Erste Frage:
Enthält die Tabelle, die Sie uns zukommen lassen
wollen, auch reale Zahlen, oder sind dort auch nur
Prozentwerte angegeben? Es wäre schon sinnvoll, wenn wir hier über die realen Zahlen sprechen; denn 3 Prozent von einem sehr hohen Wert
ausgehend sind nicht vergleichbar mit 9 Prozent,
wenn es nur um zehn Stellen geht. Deswegen
würden uns die realen Zahlen interessieren.
Meine zweite Nachfrage zielt auf Ihre Antwort auf
die Frage 5. Zu den Nachbesetzungen haben Sie
ausgeführt, dass diese unmittelbar nach Ausscheiden erfolgen. Gibt es im Personalamt Überlegungen, zu sagen: „Der Mitarbeiter xy scheidet
in einem halben Jahr aus, diese Stelle muss nachbesetzt werden“ - das wäre sicherlich über Ihre IT
leicht feststellbar -. oder ist es tatsächlich so, wie
es aus verschiedenen Ämtern gespiegelt wird,
dass erst dann, wenn der Mitarbeiter xy ausgeschieden ist, Überlegungen angestellt werden,
wie diese Stelle neubesetzt wird? Und: Wie viel
Zeit liegt zwischen dem Ausscheiden des Mitarbeiters bis zur Neubesetzung der Stelle: ein Monat, zwei Monate, sechs Monate, zehn Monate,
zwei Jahre?
Ein Letztes. Ihre Antwort auf die Frage 6 macht
mich schon ein bisschen unruhig. Es ist ein Stadtratsbeschluss, dass diese Stelle eingerichtet wird.
Jetzt sagen Sie, die Verwaltung habe intern andere Prioritäten gesetzt. Das kann ich nicht verstehen. Wenn Sie bzw. das Personalamt den Auftrag von uns erhalten, erwarte ich, dass der auch
S e i t e | 38
erfüllt wird und nicht andere Prioritäten gesetzt
werden. Von daher war ja unsere Frage: Wann
wird diese Stelle besetzt? Nun haben Sie uns damit vertröstet, dass das im nächsten Doppelhaushalt eine Rolle spielen soll. Das ist nicht zufriedenstellend.
Oberbürgermeister Jung: Herr Hörning.
Bürgermeister Hörning: Zu Ihrer ersten Frage.
Auch Prozentzahlen sind reale Zahlen; das vielleicht vorab im Sinne der Zahlentheorie. Aber natürlich enthält die Tabelle, die wir Ihnen zuliefern,
sowohl die absoluten Zahlen als auch die Verhältniszahlen. Sie können das ämterscharf jeweils ablesen. Ich habe Ihnen nur für die Gesamtverhältnismäßigkeit der jeweiligen Einzelauskünfte die
prozentualen Zahlen genannt, dann aber auch die
absoluten Zahlen der Nichtbesetzungen und der
Besetzungen genannt.
Zu Ihrer zweiten Frage. Als ich mein Amt in
Leipzig antrat, bin ich auf Ämtertour gegangen
und habe mit jedem Amtsleiter gesprochen. Ich
hatte eine vom Personalamt aufbereitete Liste dabei, in der die absehbaren Ruhestands- bzw.
Übergangszeitpunkte von Mitarbeitern der einzelnen Ämter monatsscharf aufgeführt waren. Diese
Informationen liegen vor. Diese Informationen liegen insbesondere auch in den Fachämtern vor.
Die Verantwortung für die Beschreibung von Aufgaben liegt bei den Fachämtern. Diese wird dann
mit dem Personalamt und dem Hauptamt zusammen vereinbart und dann auch einer Besetzung
zugeführt. In vielen Fällen gelingt auch eine zeitnahe Besetzung, ebenso eine sofortige Anschlussverwendung.
Zu Ihren Aussagen zur Antwort auf die Frage 6.
Ich hatte eben ausgeführt, dass wir diese Stelle
noch in diesem Jahr aus verfügbaren Stellen im
Stellenplan besetzen werden.
Oberbürgermeister Jung: Herr Pellmann.
Stadtrat Pellmann (DIE LINKE): Ich habe noch
eine Zusatzfrage. - Sie hatten bei den prozentualen Werten ausgeführt, dass es im Personalamt
9 Prozent nichtbesetzte Stellen gibt. Dazu meine
Frage an Sie als Personaldezernent: Schaffen es
die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter überhaupt
noch, den Stellenaufwuchs zeitgerecht zu bearbeiten?
Bürgermeister Hörning: Die Bearbeitung der
Stellenbesetzungen ist eine große Herausforderung für das Personalamt. Wir haben auch im
Fachausschuss Allgemeine Verwaltung darüber
informiert, dass wir dieser insbesondere dadurch
Verlaufsprotokoll vom 31.01.2018
begegnen, dass wir eine eigene Abteilung Personalgewinnung gegründet haben. Wir haben also
den Gemischtwarenladen Personalwirtschaft getrennt in die Bereiche „Personalbetreuung“ und
„Personalgewinnung“. Wir haben dort auch eine
jeweils zuständige Abteilungsleitung eingerichtet
und erhoffen uns davon eine stärkere Beschleunigung der Personalgewinnungsprozesse.
Des Weiteren arbeiten wir im Rahmen des Personalwirtschaftssystems LOGA 2.0 - das ist die
zweite Welle dieses Systems - an der Einführung
einer elektronischen Lösung zum Bewerbermanagement. Ich will Ihnen ehrlich sagen: Das wird
mit Sicherheit noch ein, zwei Jahre dauern, weil
hier sehr, sehr hohe Anforderungen an Datenschutz, Mitarbeiterbeteiligung und Personalratsbeteiligung gesetzt sind, die wir in der Projektkonzeption auch entsprechend abdecken müssen.
Oberbürgermeister Jung: Frau Krefft hat noch
eine Nachfrage.
Stadträtin Krefft (Bündnis 90/Die Grünen): Was
ist denn eine zeitgerechte Nachbesetzung? Es
wäre doch wünschenswert, wenn Wissen auch
weitergegeben wird. Ich nehme an, es wäre besser, wenn Stellen sich für einen gewissen Zeitraum überschneiden, zum Beispiel wenn langjährige Mitarbeiter in den Ruhestand gehen, damit
Übergaben stattfinden können. Was heißt „zeitgerecht nachbesetzt“: zwei Monate? Dann ginge das
Wissen verloren. Wie schaffen Sie es, dass es
nicht zu einem Wissensverlust kommt?
Bürgermeister Hörning: Das ist eine sehr wichtige Frage, die sich insbesondere angesichts des
demografischen Wandels aktuell in vielen Ämtern
stellt. Ich kann Ihnen nicht antworten, dass wir
Stellen doppelt besetzen. Das ist im Haushalt
nicht vorgesehen. Das werden wir Ihnen voraussichtlich auch im nächsten Haushalt nicht vorschlagen, weil das Personalkostenbelastungen
wären, die wir in der aktuellen Situation für die
Stadt Leipzig nicht darstellen könnten.
Ich kann Ihnen aber sagen: Der fach- und sachgerechte Wissensübergang ist natürlich vor allem
eine Sache der Fachämter. Diese müssen bei
Neubesetzungen innerhalb des Fachamtes auch
die Wissensdokumentation und den Wissenstransfer so sicherstellen, dass das Wissen von
Wissensträgern an ihren Nachfolger weitergegeben wird.
Wir machen auch schon jetzt verschiedene Angebote. Wenn die Fachämter beispielsweise in besonders kritischen Situationen darstellen können,
dass auf dieser einen Stelle ein sehr spezielles
Fachwissen erforderlich ist, haben wir immer auch
individuelle, fallbezogene Lösungen gefunden,
S e i t e | 39
etwa durch eine Beratertätigkeit des ehemaligen
Mitarbeiters, der noch einmal für einige Tage oder
Wochen an Bord kommt, wenn der neue Mitarbeiter schon da ist. Ehrlich gesagt, uns fehlen da
auch Instrumente, um generell sagen zu können:
Wir sehen bei jeder Stellennachbesetzung eine
Überlappung von zwei Monaten vor. - Das wäre
schwierig darstellbar.
Oberbürgermeister Jung: Frau Hollick.
Stadträtin Hollick (DIE LINKE): Herr Hörning und
Herr Oberbürgermeister! Meine Frage zielt auf die
Stellenbesetzung. Wir hatten einen Stellenaufwuchs in mehreren Ämtern beschlossen. Es gab
dann intern die Anweisung, dass diese Stellen
nicht vor Oktober besetzt werden. Ich will einmal
am Beispiel des Jugendamtes schildern, was das
bedeutet hat. Es gab in dieser Zeit eine Neuregelung des Unterhaltsvorschusses. Es gab auch
eine Neuregelung rund um die Tagesmütter. Das
war dort gar nicht zu schaffen, weil aufgrund dieser amtsinternen Anweisung die neuen Stellen,
die wir als Stadtrat beschlossen haben, erst zehn
Monate später besetzt wurden. Soll diese Praxis
weiter beibehalten werden? Oder wird, wenn Stellen beschlossen werden, dieser Prozess künftig
wesentlich schneller gehen?
Das, was Sie uns Stand 31.12.2017 vorlegen,
mag ja vielleicht der Situation am 31.12. entsprechen. Hätten wir die Zahlen vom 30.09. haben
wollen, als viele der 443 Stellen noch unbesetzt
waren, sähe die Situation wesentlich dramatischer aus. Ist Ihnen das bewusst?
Bürgermeister Hörning: Das ist uns sehr wohl
bewusst, Frau Hollick. Ich darf Sie korrigieren: Wir
haben keine interne Anweisung getroffen, sondern wir haben einen von Ihnen beschlossenen
Eckpunkt des Haushaltsplans umgesetzt, der besagte: Die Stellen werden erst im Oktober besetzt. - Das steht so im Haushaltsplan.
Oberbürgermeister Jung: Also: Definitiv hat der
Stadtrat mit dem Haushaltsplan 2017/2018 den
Beschluss gefasst, die Stellen ab Oktober 2017
zu besetzen. - Das hatten wir vorgeschlagen, als
es um die Finanzierung ging. Ich sage das nur, um
einer Legendenbildung vorzubeugen. Ganz offen,
ganz transparent war das hier auf dem Tisch. Herr Hörning, danke schön.
15.3 Kommerzielle
Übernachtungsplattformen - eine Gefahr für den Wohnungsmarkt? (VI-F-05319)
Einreicher: SPD-Fraktion
Kollegin Dubrau antwortet.
Verlaufsprotokoll vom 31.01.2018
Bürgermeisterin Dubrau: Sehr geehrter Herr
Oberbürgermeister! Sehr geehrte Stadträte! Sehr
geehrte Gäste! Zu den Fragen 1 und 2. Mit der
Änderung der Baunutzungsverordnung im vergangenen Jahr sind Ferienwohnungen in einem
Allgemeinen Wohngebiet zulässig. In der Folge
gab es im vergangenen Jahr eine zunehmende
Anzahl von Anträgen auf Nutzungsänderung als
Ferienwohnung. Daneben gibt es auch Wohnungen, die ohne Antrag auf Nutzungsänderung als
Ferienwohnung vermietet werden. Aus Sicht der
Wirtschafts- und Tourismusförderung ist das als
Übernachtungsangebot in der Stadt vermutlich zu
begrüßen; aber vor dem Hintergrund eines sich
angespannt entwickelnden Wohnungsmarktes ist
es problematisch.
Vor ein paar Jahren war die Nutzung von Wohnungen für anderweitige Zwecke immer ein positiv
besetztes Thema. Ehe eine Wohnung leer stand,
war es besser, wenn sie mit anderen Nutzungen
belegt wurde. Das hat sich jedoch in den letzten
zwei, drei Jahren extrem verändert. Als der Markt
schwieriger wurde, hat die Bauaufsicht sehr intensiv die Möglichkeiten ausgelotet, gegen Zweckentfremdungen vorzugehen, wenn sie ihr bekannt
wurden. Aufgrund der jetzigen Änderung der Gesetze ist das nun nicht mehr möglich. Wenn man
etwas dagegen tun kann, dann vielleicht bei extremer Lärmbelastung oder bei Nutzungen, die in
Allgemeinen Wohngebieten tatsächlich nicht zulässig sind. Bei normalen Ferienwohnungen gibt
es jedoch diese Chance nicht mehr.
Um doch etwas dagegen tun zu können, wäre
eine Möglichkeit, mit dem Erlass einer Zweckentfremdungsverbotsverordnung darauf zu reagieren. Daher wurde der Einsatz einer Zweckentfremdungsverbotsverordnung als Instrument in
die sich derzeit in Mitzeichnung befindliche Vorlage zur Fortschreibung des Wohnungspolitischen Konzepts in den Bereich „Instrumente und
Maßnahmen“ aufgenommen. In diesem Rahmen
soll eine vertiefende Untersuchung über den Umfang von Zweckentfremdungen vorgenommen
werden, zu dem bisher keine belastbaren Erkenntnisse vorliegen.
An dieser Stelle muss man sagen: Man braucht
diese belastbaren Erkenntnisse. Einige Städte
haben schon Schiffbruch erlitten, weil das Verbot
aufgrund von Klagen und dem nicht möglichen
Nachweis gekippt wurde. Also: Man kann das nur
tun, wenn man den Umfang der Zweckentfremdung tatsächlich nachweisen kann.
Voraussetzung für den Erlass einer kommunalen
Satzung zum Verbot der Zweckentfremdung von
Wohnraum sind entsprechende landesrechtliche
Grundlagen. Die Landesregierung muss diese auf
Basis von Artikel 6 des Gesetzes zur Verbesserung des Mietrechtes und zur Begrenzung des
Mietanstiegs sowie zur Regelung von Ingenieur-
S e i t e | 40
und Architektenleistungen schaffen. Von einer solchen Ermächtigungsgrundlage macht der Landesgesetzgeber, der Freistaat, derzeit keinen Gebrauch.
Wie Sie wissen, sind eigentlich nur die beiden
Großstädte von diesem Thema belastet. Insofern
bedarf es, wie an vielen anderen Stellen auch,
des Drucks von Dresden und Leipzig, um an dieser Stelle ein Stück weiterzukommen. Aber real
weiterkommen, das funktioniert erst, wenn die
rechtlichen Grundlagen tatsächlich auf den Tisch
liegen.
Zur Frage 3. Die Mietverträge der LWB enthalten
klare Regelungen zur Untervermietung. So ist die
Untervermietung nur mit Zustimmung der LWB
zulässig. Zum Zwecke der Untervermietung wird
eine gesonderte Vereinbarung zwischen Mieter
und LWB geschlossen. In dieser wird der Name
des Untermieters, der Zeitraum der Untervermietung und die Flächengröße der Untervermietung
festgehalten. Bei einem unbefugten Überlassen
der Mietsache an Dritte ist die LWB berechtigt,
eine fristlose Kündigung auszusprechen, wobei
dieser eine erfolglose Abmahnung vorausgegangen sein muss. Das ist also kein Verfahren von
heute auf morgen, aber möglich.
Das Thema der illegalen Untervermietung trat bisher in der Bestandsbewirtschaftung laut Verwaltung der LWB kaum auf. Es gab allerdings in letzter Zeit Einzelfälle, die der LWB aufgrund konkreter Hinweise bekannt geworden sind. Diesen ist
die LWB umgehend nachgegangen und hat Abmahnungen an die entsprechenden Mieter ausgesprochen. Wird der LWB eine illegale Untervermietung bekannt, reagiert sie sehr zügig. Verdachtsfällen wird unverzüglich nachgegangen. Es
ist vorgesehen, die Mieter noch einmal gesondert,
unter anderem über das Mietermagazin wohnzeit,
für das Thema der legalen und nichtlegalen Untervermietung zu sensibilisieren.
Oberbürgermeister Jung: Herr Zenker.
Stadtrat Zenker (SPD): In der Tat wurden wir von
Mietern der LWB auf dieses Problem aufmerksam
gemacht, insbesondere von Mietern im Bereich
Katharinenstraße, einer wunderbaren Zentrumslage. Ein den meisten hier im Stadtrat bekannter
Anwalt benennt dieses Problem aber auch für die
Karl-Heine-Straße.
Sie hatten ja eben geschildert, dass die Baunutzungsverordnung eine Nutzungsänderung einfacher macht. Mich würde interessieren: Inwiefern
wurde die Stadt von der Änderung der Baunutzungsverordnung überrascht, und was sind die
Konsequenzen, dass es durch diese Änderung
leichter ist, Wohnungen in Ferienwohnungen um-
Verlaufsprotokoll vom 31.01.2018
zuwandeln? Was hat die Stadt seitdem unternommen, bzw. hat sie schon vorher versucht, das zu
verhindern? Wann wurde man gegenüber dem
Freistaat aktiv, damit er eine entsprechende Verordnung erlässt, die es Kommunen möglich
macht, dagegen einzuschreiten?
Das Wohnungspolitische Konzept sieht das bei einem angespannten Wohnungsmarkt für bestimmte Bereiche schon seit längerer Zeit vor.
Mich würde konkret interessieren, was die Stadtverwaltung seit der Veränderung der Baunutzungsverordnung bzw. deren Bekanntmachung
unternommen hat. Der Freistaat Sachsen hat auf
eine Anfrage vom Juli letzten Jahres gesagt: Bisher liegt ihm keine Anfrage einer Kommune vor,
da tätig zu werden.
Bürgermeisterin Dubrau: Dabei muss man auch
die zeitlichen Fristen berücksichtigen. Das geht
nicht von heute auf morgen. - Zunächst zu Ihrer
Frage bezüglich der Änderung der Baunutzungsverordnung. An der Stelle schlagen zwei Herzen
in einer Brust: Auf der einen Seite wollen wir eine
kompakte, gemischte Stadt mit vielen unterschiedlichen Nutzungen. Insofern entspricht die
Möglichkeit, nicht nur reine Wohngebiete auszuweisen, sondern dort außer einem Kindergarten
und einem kleinen Supermarkt auch andere Nutzungen zuzulassen, der Zielrichtung der heutigen
Entwicklung. Nicht umsonst werden solche Gebiete inzwischen als „urbanes Gebiet“ bezeichnet,
um neben Wohnen auch anderweitige Nutzungen
möglich zu machen.
Auf der anderen Seite hat man, wenn man ein Allgemeines Wohngebiet ein Stück weit öffnet und
andere Nutzungen dort zulässt, was unter anderem auch diese Nutzung sein kann, mit anderen
Problemen zu kämpfen. Dann muss man sich fragen: Was ist wichtiger, und welche Möglichkeiten
gibt es, an dieser Stelle tätig zu werden? Da es
prinzipiell die Möglichkeit der Zweckentfremdungsverbotsverordnung gibt, hat sich der Gesetzgeber meiner Meinung nach - zumindest sind
die Diskussionen mit den Vertretern auf Bundesebene so gelaufen - für eine Lockerung in der
Baunutzungsverordnung ausgesprochen.
Das Thema Ferienwohnungen war bis vor reichlich einem Jahr so gut wie kein Thema in dieser
Stadt. Es gab einige wenige. Es gibt nur ganz wenige Wohnungen - ich glaube, es sind 20 -, die von
der LWB anderweitig vermietet sind, aber nicht als
Ferienwohnungen, sondern als eine Art von Betriebswohnungen - und das in schwindender Anzahl; in Zukunft wird es das nicht mehr geben. Es
gab eine Handvoll von Fällen beim ABD, gegen
die tatsächlich vorgegangen wurde aufgrund von
Beschwerden der Nachbarn.
S e i t e | 41
Das Thema Ferienwohnungen wird insbesondere
in solchen Bereichen sehr intensiv diskutiert,
wenn sich in guter Lage in Summe Eigentumswohnungen in einem Haus befinden und es dort
relativ schnell zu solchen Umwandlungen kommt.
Davon sind wir im Moment aber noch weit entfernt. Wir haben jedoch die ersten Anzeichen zum
Anlass genommen, dieses Thema in die nächste
Fortschreibung des Wohnungspolitischen Konzepts in den Bereich „Instrumente und Maßnahmen“ mitaufzunehmen.
Aber - ich sagte es schon - um tatsächlich eine
Gesetzesänderung im Land zu erreichen, muss
man das nachweisen können. Das ist ein sehr
umfängliches Verfahren. - Wir können das gern im
Ausschuss näher besprechen; hier ist, wie ich
glaube, nicht der richtige Raum dafür. Ich bin fest
davon überzeugt, dass wir mit diesem Thema in
Zukunft mehr zu tun bekommen werden.
Über den engen Wohnungsmarkt reden wir ja
auch erst seit etwa einem Dreivierteljahr. Es ist inzwischen auch beim Freistaat angekommen, dass
dem so ist. Das wird einer der nächsten Punkte
sein, mit dem wir uns intensiv beschäftigen werden.
Oberbürgermeister Jung: Noch eine Nachfrage
von Herrn Zenker.
Stadtrat Zenker (SPD): Über welche Zeiträume
reden wir da? Wann kommt denn diese Fortschreibung? Ich verstehe nicht, warum man nicht
parallel dazu den Freistaat dafür sensibilisiert. Der
Freistaat wird eine ganze Weile brauchen, bis er
eine entsprechende Verordnung erlässt. Bei dem
Wachstum, das die Stadt Leipzig gerade erlebt,
haben wir, glaube ich, nicht die Zeit, jetzt noch ein,
zwei, drei Jahre abzuwarten, ehe wir an den Freistaat herantreten.
Bürgermeisterin Dubrau: Sensibilisiert ist der
Freistaat bereits. Über diese Themen ist schon
gesprochen worden. Aber der Freistaat reagiert
erst, wenn ihm ein entsprechender Antrag mit Beschluss einschließlich der Unterlegung durch Gutachten vorliegt. Vorher wird er offiziell keine Meinung dazu äußern.
Ich kenne die Untersuchungen anderer Städte
und weiß, dass solche Untersuchungen nicht innerhalb von zwei, drei Monaten gemacht werden
können. Wir sprechen hier über Zeiträume von
anderthalb bis zwei Jahren, bis die entsprechenden Ergebnisse auf den Tisch liegen. Diese Ergebnisse müssen tatsächlich beweisbar und damit gerichtsfest sein.
Es gibt Städte, in denen eine Zweckentfremdungsverbotsverordnung bereits galt, in denen
Verlaufsprotokoll vom 31.01.2018
aber, weil ihr tatsächlicher Wohnungsleerstand
nur 3 Prozent betrug - 3 Prozent, das ist kurz vor
einer Misere; denn man braucht ja immer auch
eine Umzugsreserve -, aufgrund der Klage von
Rechtsanwälten die Zweckentfremdungsverbotsverordnung wieder aufgehoben worden ist. Insofern muss das, was wir machen, auch gerichtsfest
sein. Ansonsten erreichen wir genau das Gegenteil damit.
Oberbürgermeister Jung: Herr Elschner.
Stadtrat Elschner (Bündnis 90/Die Grünen):
Frau Dubrau, geben Sie mir recht, dass „Bauen,
bauen, bauen“ das eine ist, was auch notwendig
ist, aber mittlerweile der Einsatz der vom Stadtrat
beschlossenen wohnungspolitischen Instrumente
das andere? Seit Beschluss des Wohnungspolitischen Konzepts ist zum Beispiel die Senkung der
Kappungsgrenze für Mieterhöhungen bei Bestandsmieten vom Stadtrat beschlossen worden.
Können wir nun eine Vorlage erwarten, in der es
dezidierte Aussagen zur Anwendung der weiteren
wohnungspolitischen Instrumente getroffen werden?
Sie sagten, dieses Instrument muss noch untersucht werden, damit es rechtssicher zur Anwendung kommen kann. Werden wir in der Vorlage
auch Angaben dazu finden, wie diese Untersuchungen finanziell und personell abgesichert werden?
Bürgermeisterin Dubrau: Ich hatte bereits gesagt: Wir werden Ihnen demnächst eine Vorlage sie ist derzeit in der Mitzeichnung - mit den wohnungspolitischen Instrumenten und Maßnahmen
vorlegen, in die das Instrument einer Zweckentfremdungsverbotsverordnung mit aufgenommen
worden ist. Diese Vorlage geht den üblichen Weg
und kommt in absehbarer Zeit hier in den Stadtrat.
Insofern: Wenn Ihnen diese Vorlage vorliegt, sollten wir darüber diskutieren, welche Möglichkeiten
der Umsetzung es gibt.
Die Untersuchung werden wir sicherlich mit Externen machen. Dafür müssen Gelder zur Verfügung
gestellt werden. Dann müssen wir gucken, ob wir
das aus den Mitteln für das Wohnungspolitische
Konzept, wenn sie denn im nächsten Haushalt
auch wieder vorgesehen sind, finanzieren können. Jetzt schon über das Personal zu sprechen,
halte ich für verfrüht. Es wird noch eine ganze
Weile dauern, bis wir so weit sind.
Oberbürgermeister Jung: Herr Weber.
Stadtrat Weber (DIE LINKE): Die Änderung der
Baunutzungsverordnung in 2017 betraf, soweit
ich weiß, § 13a. Dazu meine Frage: Lagen dem
S e i t e | 42
Bauordnungsamt dieser Stadt schon vorher Anzeigen vor? Wissen Sie, ob damals illegale Nutzungen vorlagen und, wenn ja, wie viele? Können
Sie hier eine Aussage dazu treffen?
Bürgermeisterin Dubrau: Das kann ich jetzt
nicht. Ich sagte ja, solche Hinweise gab es und
denen wurde auch nachgegangen. Es gab einige
Fälle, die auch verfolgt worden sind. Die Zahl
kann ich jetzt nicht aus dem Hut zaubern. Dazu
müsste ich erst noch einmal nachfragen und
Ihnen das dann schriftlich nachreichen.
Stadtrat Weber (DIE LINKE): Und wie geht man
damit um, wenn vor dieser Änderung eine illegale
Nutzung stattgefunden hat, die aber jetzt aufgrund
dieser Änderung legalisiert worden ist? Geht man
diesen Fällen trotzdem weiter nach? Letztendlich
hat ja in diesem Zeitraum eine Nutzung stattgefunden, die illegal war.
Bürgermeisterin Dubrau: Ab dem Moment, wo
eine Gesetzesänderung in Kraft tritt, gilt das neue
Gesetz.
Stadtrat Weber (DIE LINKE): Aber nicht für die
Altfälle. - Aber gut, das ist jetzt zu detailliert.
Bürgermeisterin Dubrau: Das ist grundsätzlich
so: neues Gesetz, neues Recht, neue Möglichkeiten: Antrag stellen, Genehmigung erhalten.
Oberbürgermeister Jung: Vielen Dank, Frau
Dubrau.
15.4 Wo bleibt der Luftreinhalteplan? (VI-F05292)
Einreicher: Fraktion Bündnis 90/Die Grünen
Kollege Rosenthal antwortet.
Bürgermeister Rosenthal: Herr Oberbürgermeister! Sehr geehrte Damen und Herren Stadträte! Zur ersten Frage. Der Entwurf des Luftreinhalteplans befindet sich derzeit noch immer im
Prozess der Mitzeichnung der Dezernate innerhalb der Stadtverwaltung. Daran schließt sich
dann die Behandlung des Planentwurfs in der
Dienstberatung des Oberbürgermeisters an.
Zur zweiten Frage. Presseberichte der Stadtverwaltung zu Einzelmaßnahmen sind nicht bekannt,
Anfragen von Medienvertretern sehr wohl. Der
Planentwurf wird nach der Beschlussfassung
durch die Dienstberatung des Oberbürgermeisters veröffentlicht. Zugleich startet dann die gesetzlich vorgesehene Beteiligung der Öffentlichkeit am Planentwurf.
Verlaufsprotokoll vom 31.01.2018
Zur dritten Frage. Bei der Planfortschreibung und
den in diesem Zusammenhang durchgeführten
rechnerischen Prognosen wurden realitätsnahe
Annahmen getroffen. Die Berechnungen für
Leipzig erfolgen durch das Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie. Diese berücksichtigen insbesondere die bis dato unterschätzten Realemissionen der Diesel-Pkw.
Zur vierten Frage. Grundsätzlich fließt die Luftschadstoffthematik in Leipzig in alle relevanten
Konzepte und Pläne ein. Dies betrifft beispielsweise den Stadtentwicklungsplan Verkehr und öffentlicher Raum, das Fachkonzept Nachhaltige
Mobilität im Rahmen des INSEK, die Mobilitätsstrategie 2030 und den Nahverkehrsplan. Neben
den in den jeweiligen Konzepten und Plänen verankerten Hauptplänen werden Handlungsansätze
mitgedacht, die zu einer Lösung der bestehenden
Luftschadstoffkonflikte unmittelbar oder mittelbar
beitragen. Um die in den zahlreichen Konzepten
und Plänen bereits verankerten sowie neu hinzutretenden Zielvorstellungen zu erreichen und darauf aufbauend Maßnahmen umzusetzen, bedarf
es allerdings der Prioritätensetzung, was in Konkurrenz zu anderen Belangen nicht immer gelingt.
Zur fünften Frage. Die Thematik Feinstaub im
Sachzusammenhang mit dem Kraftfahrzeugverkehr wurde im Dezember letzten Jahres sehr intensiv im Rahmen einer Pressekonferenz behandelt. Bei der gemeinschaftlich mit dem Sächsischen Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und
Geologie und dem Leibniz-Institut für Troposphärenforschung veranstalteten Pressekonferenz
stand insbesondere die Wirkung der Leipziger
Umweltzone im Fokus. Dem Medienecho konnte
man sich eigentlich nicht entziehen.
Oberbürgermeister Jung: Herr von der Heide.
Stadtrat von der Heide (Bündnis 90/Die Grünen): Ich habe nur eine Frage zu den Berechnungen. Sie haben jetzt gesagt: Es gibt neue Berechnungen, die den realen Ausstoß der Dieselfahrzeuge berücksichtigen. Es wurde also neu gerechnet?
Bürgermeister Rosenthal: Ja.
Oberbürgermeister Jung: Wir kommen damit
zur nächsten Anfrage:
15.5 Zielrichtungen und Arbeitsergebnisse
des
Kommunalen
Präventionsrates
Leipzig (KPR) in Sachen Extremismus
und politisch motivierter Gewalt (VI-F05328)
Einreicher: AfD-Fraktion
S e i t e | 43
Auch diese Anfrage wird von Herrn Rosenthal beantwortet.
Bürgermeister Rosenthal: Vorab verweise ich
immer wieder gern auf den dem Stadtrat als Informationsvorlage ausgereichten Geschäftsbericht
des Kommunalen Präventionsrates 2016. Darin
wird insbesondere auch zur AG Extremismusprävention ausgeführt. Wir erarbeiten derzeit den Geschäftsbericht 2017. Darin wird es auch ein umfangreiches Kapitel zur Thematik geben.
Zur ersten Frage. Laut Verfassungsschutzbericht
Sachsen für das Berichtsjahr 2016 werden der
rechtsextremen Szene in Leipzig 250 bis 300 Personen zugeordnet. Auch wenn der Bericht darauf
verweist, dass das Personenpotenzial der rechtsextremistischen Szene in Leipzig im Vergleich
zum Vorjahr sank, ist die Quantität und Qualität
von Aktionen dieser Szene im sachsenweiten Vergleich nach wie vor sehr hoch.
Darüber hinaus ist für Leipzig kennzeichnend,
dass es neben der neonationalsozialistischen
Szene eine unstrukturierte, subkulturell geprägte
rechtsextremistische Szene gibt. Die Verbindungen der Szeneangehörigen waren meist lose und
gingen selten über die Wohnorte der Beteiligten
hinaus. Die subkulturell geprägte rechtsextremistische Szene, der auch Hooligans angehören,
nahm an rechtsextremistischen Konzerten und
szeneinternen Veranstaltungen teil und unterstützte die Mobilisierung für andere Veranstaltungen. Hauptsächlich fiel die subkulturell geprägte
rechtsextremistische Szene in Leipzig durch die
Begehung von Straf- und Gewalttaten auf. Insbesondere richteten sich die Gewalttaten gegen
Asylbewerber und deren Unterkünfte, aber auch
gegen politische Gegner.
Zur Identitären Bewegung führt der Verfassungsschutz weiter aus, dass die Ortsgruppe Leipzig
eine von fünf Gruppen in Sachsen ist. Im Berichtszeitraum wurden kleinere Aktionen wahrgenommen, wie ein Post bei Facebook, verschiedene
Banneraktionen oder das Werfen von Papierschnipseln mit der Aufschrift „Migration“.
Rechtsextremistische Straftaten 2016 in Leipzig:
festgestellt 263, davon 16 Gewalttaten.
Im Bereich Linksextremismus stellt der Verfassungsschutzbericht folgende Entwicklung fest:
Leipzig ist weiterhin der Schwerpunkt der Autonomen Szene. Dies zeigt sich insbesondere darin,
dass circa 250 des auf circa 425 Personen geschätzten Personenkreises in Leipzig verortet
werden. Aufgrund des rückläufigen Demonstrationsgeschehens 2016 sanken auch die verübten
Straf- und Gewalttaten gegenüber dem Vorjahr
deutlich ab und lagen unter den Vergleichszahlen
von 2014.
Verlaufsprotokoll vom 31.01.2018
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Linksextremistische Straftaten 2016: festgestellt
216, in Leipzig 207, davon Gewalttaten 57.
Hinsichtlich der Beantwortung der Frage 4 verweise ich auf meine Antwort zur zweiten Frage.
Die Ende März 2017 veröffentlichten Daten der
Polizeilichen Kriminalitätsstatistik zeigen, dass
aufgrund gesunkener Gewaltanlässe, darunter
die rückläufige Zahl von Legida-Versammlungen,
eine leichte Abnahme der politisch motivierten Kriminalität in Sachsen zu verzeichnen ist. Im Vergleich sank diese Zahl von 4.078 Fälle in 2015 auf
3.612 in 2016. Die politisch motivierte Kriminalität
rechts stieg hingegen weiter an. 2.415 Straftaten
in 2015 standen 2.468 Straftaten in 2016 gegenüber. Die politisch motivierte Kriminalität Ausländer fällt mit 65 Straftaten in 2016 auf. - So weit die
Aussagen des Verfassungsschutzberichts des
Freistaates Sachsen.
Die Fragen 5 und 6 möchte ich zusammen beantworten. Das genannte Projekt bezieht mit den beiden Säulen „JuLE 2017“ und „Konfliktraum
Leipzig: Polarisierte Gesellschaft - Radikalisierte
Gesellschaft?“ auch linksextremistische Einstellungen und politische Sichtweisen mit ein. Die unter Federführung der Universität Leipzig durch
das Bundesforschungsministerium beauftragte
Studie wird mit ersten Ergebnissen zum Jahresende 2018 aufwarten. Diese werden dann im
Kommunalen Präventionsrat diskutiert, um dann
zu konkreten Maßnahmen und Vorschlägen ab
dem Jahr 2019 zu kommen.
Zur zweiten Frage. Neben den bisherigen präventiven Handlungsschwerpunkten der AG Extremismusprävention des KPR wie Informationsaustausch der vertretenen Ämter und Behörden, Erstellung und Fortschreibung von Lagebeurteilungen, Aufnahme und Bearbeitung von Problemanzeigen sowohl aus der Zivilgesellschaft als auch
von Trägern und Institutionen liegt der nächste
Schwerpunkt auf einem beabsichtigten Neuausrichtungsprozess der AG. Im Lenkungsgremium
des KPR ist besprochen und festgelegt worden,
dass es einen extern moderierten Prozess zur
Neuordnung der Struktur und Zusammensetzung
geben wird und danach Festlegungen von Arbeitsschwerpunkten vorgenommen und neue
Zielstellungen zur Thematik „Extremistischen Aktivitäten präventiv begegnen“ aufgestellt werden.
Eine Ausweitung des Blicks auf alle Extremismusbereiche ist dabei notwendig.
Oberbürgermeister Jung: Nachfragen? - Bitte
schön, Herr Kriegel.
Ich habe dazu für das Jahr 2017 die mittelbar über
die AG Extremismusprävention, vor allen Dingen
aber über das Amt für Jugend, Familie und Bildung geförderten Maßnahmen und Projekte im
Rahmen von „Leipzig. Ort der Vielfalt“ abgefragt.
Danach sind vier Projektträgern im vergangenen
Jahr 17.000 Euro an Fördermitteln für Extremismusprävention in unterschiedlichen Bereichen
zur Verfügung gestellt worden.
Zur dritten Frage. Wie bereits in der Antwort zur
ersten Frage ausgeführt, ist diese Frage für die
verschiedenen Bereiche differenziert zu beantworten. Zwar ist die politisch motivierte Kriminalität insgesamt gesunken; für diesen Rückgang ist
allerdings allein das Absinken der politisch motivierten Kriminalität links verantwortlich. Die politisch motivierte Kriminalität rechts stieg hingegen
weiter an. - Die Zahlen hatte ich vorgelesen. - Die
Neuausrichtung der AG Extremismusprävention
im KPR unter verstärkter Hinzuziehung zivilgesellschaftlicher Akteure stellt eine wichtige Weichenstellung dar.
Stadtrat Kriegel (AfD): Herr Bürgermeister, bitte
gestatten Sie mir drei Fragen. Wenn ich Sie richtig
verstanden haben, beschäftigt sich das Kompetenzzentrum für Rechtsextremismus- und Demokratieforschung der Universität Leipzig - so der offizielle Name - erfreulicherweise auch mit Linksextremismus. Können Sie das noch einmal bestätigen?
Meine zweite Frage: Wesentlicher Bestandteil des
KPR ist der Präventionsatlas der Stadt Leipzig.
Gibt man im Link „Extremismus, Rassismus, Interkulturelle Kompetenz“ das Wort „Rechtsextremismus“ in die Suchmaske ein, erhält man zwei
Treffer, nämlich das RAA Leipzig und die Kontaktund Beratungsstelle SALVE. Es ist gut, dass sich
dort etwas zum Thema Rechtsextremismus finden lässt. Gibt man aber in die Suchmaske das
Wort „Linksextremismus“ ein, erscheint der Hinweis: Ihre Suche ergab leider keinen Treffer. - Nun
meine Frage: Wie erklären Sie sich das? Das widerspricht ja Ihren jetzt getätigten Aussagen. Offensichtlich beschäftigt sich der KPR doch nicht
so intensiv mit dem Thema Linksextremismus.
Daran anknüpfend meine dritte Frage: Kann man
daraus schließen, dass trotz der wachsenden
linksextremen Gewalt in unserer Stadt - dass dem
so ist, ist zumindest in der Bürgerschaft wahrnehmbar; ein Beispiel ist der Angriff auf das Polizeirevier in der Weißenfelser Straße in dieser Woche - die Verwaltung dieses Thema offensichtlich
doch nicht so hoch ansetzt, dass es auch für den
Bürger im Portal „Präventionsatlas“ zu finden ist?
Bürgermeister Rosenthal: Zu Ihrer ersten
Frage. Dazu hatte ich bereits ausgeführt. Es geht
um den Konfliktraum Leipzig und alle Arten der
Polarisierung und Radikalisierung. Dazu gehört
für uns auch der Extremismus, im Allgemeinen
und im Besonderen.
Verlaufsprotokoll vom 31.01.2018
In Ihrer zweiten Frage hatten Sie den Präventionsatlas thematisiert. Der Präventionsatlas teilt
Ihnen nur die Projekte mit, die zu bestimmten
Themen mit einem bestimmten Träger in dieser
Stadt verbunden werden können. Sie finden keinen freien Träger in Leipzig, der sich speziell zum
Thema Linksextremismus präventiv aufgestellt
hat. Die objektive Darstellung eines Präventionsatlas ist: geförderte Träger oder Dritte.
Ich hatte Ihnen allerdings gesagt, dass wir über
den Baustein „Leipzig. Ort der Vielfalt“ vier Projektträger im vergangenen Jahr mit 17.000 Euro
unterstützt haben. Diese unterscheiden nicht zwischen Extremismus links, rechts, Ausländer etc.,
sondern deren Schwerpunkt ist gewaltfreie Erziehung und Begegnung mit der Thematik Extremismus. Der Ansatz der Stadt Leipzig ist, in dieser
Form nicht zu differenzieren, sondern sich ganzheitlich mit der Persönlichkeitsentwicklung von
jungen Menschen zu beschäftigen und ihnen die
Gefahren aufzuzeigen. Ich glaube, das beantwortet auch Ihre dritte Frage.
S e i t e | 45
Bürgermeister Rosenthal: Es ist vereinbart,
dass die AG sich jetzt noch einmal mit sich selbst
und der Neuausrichtung auseinandersetzt. Das
ist ein extern moderierter Prozess, weil es uns in
der AG Extremismusprävention insbesondere darum geht: Wer sind eigentlich die Akteure, die dort
zukünftig am Tisch sitzen sollen? Ich sage es einmal vorsichtig: Es ist nicht ganz konfliktfrei, Träger
unterschiedlicher Ausrichtung zur Thematik und
Behördenvertreter an einen Tisch zu bekommen.
Insofern bemühen wir uns gerade, diesen Prozess zu strukturieren und alle, die sich für diese
Thematik in irgendeiner Weise in Leipzig verantwortlich zeigen, zusammenzuführen, um auch in
der AG Extremismusprävention einen Schritt weiterzukommen. Das ist das Bemühen aller Akteure
gerade.
Oberbürgermeister Jung: Ich sehe keine weiteren Fragen. - Danke, Herr Rosenthal.
15.6 Bearbeitungszeiten von Bauanträgen
durch die Stadt Leipzig (VI-F-05336)
Einreicher: Fraktion Freibeuter
Stadtrat Kriegel (AfD): Gehe ich recht in der Annahme, dass der Bürger zu dem wichtigen Thema
Linksextremismus - Leipzig ist ja nun nicht gerade
bekannt dafür, dass Linksextremismus hier keine
Rolle spielt - keine Antwort findet, wenn er über
die Suchmaske des Präventionsatlas des KPR
geht, etwa wenn sein Auto abgebrannt wurde oder
seine Fensterscheiben eingeworfen wurden, was
ja in jüngster Zeit auch wieder politische Parteien
getroffen hat?
Bürgermeister Rosenthal: Die kann er dort auch
nicht finden, weil der KPR für eingeworfene Scheiben nicht zuständig ist, sondern die Polizei und
die Staatsanwaltschaft. Das ist stinknormales Verwaltungshandeln bei strafrechtlich relevantem
Verhalten. Was wir machen, ist Präventionsarbeit.
Ich wiederhole noch einmal: Präventionsarbeit ist
in Leipzig ganzheitlich aufgestellt und betrifft alle
Arten von Extremismus.
Oberbürgermeister Jung: Frau Wohlfarth.
Stadträtin Wohlfarth (SPD): Es steht ja jedem
frei, einen Verein zu gründen, um sich genau diesem Schwerpunkt zu widmen und Fördermittel
dafür zu beantragen. - Meine Frage zielt auf Folgendes: Der Kriminalpräventive Rat ist ja gerade
im Prozess der Neuausrichtung. Wann ist mit dem
Abschluss dieses Prozesses zu rechnen? Und:
Besteht die Möglichkeit, dass auch Stadträte eingebunden werden, oder ist zumindest eine Information über den Fortgang oder das Ergebnis zu
erwarten?
Ich bitte Kollegin Dubrau um Antwort.
Bürgermeisterin Dubrau: Zur Frage 1. Sie haben nach vielen Zahlen gefragt. Ich werde versuchen, sie hier darzustellen. -Es wird immer unterschieden zwischen dem sogenannten Sonderbau
und dem Bauen im vereinfachten Verfahren. Im
Jahr 2015 gab es im Sonderbau 514 eingegangene und 252 beschiedene Bauanträge sowie im
vereinfachten Verfahren 1.637 eingegangene und
1.147 beschiedene Bauanträge. Im Jahr 2016 gab
es im Sonderbau 449 eingegangene und 288 beschiedene Bauanträge sowie im vereinfachten
Verfahren 1.528 eingegangene und 1.217 beschiedene Bauanträge. Im Jahr 2017 gab es im
Sonderbau 391 eingegangene und 281 beschiedene Bauanträge sowie im vereinfachten Verfahren 1.436 eingegangene und 1.148 beschiedene
Bauanträge.
Sie werden sich vielleicht wundern, woher diese
Differenzen kommen, also warum mehr Anträge
gestellt wurden, als letztendlich das Genehmigungsverfahren durchlaufen haben. Das hat mehrere Gründe: Erstens fließen Anträge, die aus
sachlichem Grund keinen Bescheid erhalten, wie
zum Beispiel bei einer automatischen Zurücknahme des Antrags, bei Unvollständigkeit der Unterlagen gemäß § 69 der Bauordnung oder bei einer Zurücknahme des Antrags vonseiten des
Bauherrn, in diese Statistik nicht mit ein.
Zweitens. Bei einem Verfahrenswechsel wird der
Antrag aus dem Verfahren herausgenommen. Es
trifft relativ häufig zu, dass für einen Antrag das
falsche Formular benutzt wird. Ist das der Fall,
muss ein neuer Antrag mit dem richtigen Formular
Verlaufsprotokoll vom 31.01.2018
gestellt werden. Dann gibt es für diesen Antrag
zweimal einen Strich und keinen Bescheid im ersten Verfahren.
Der dritte Grund ist technischer Natur. Es macht
nicht jeder Mitarbeiter einen Strich an der richtigen Stelle. Das klingt vielleicht ein bisschen komisch; aber das ist tatsächlich so. Wir arbeiten
schon eine Weile daran, dass das reine Ausfüllen
der Statistik durch die Mitarbeiter noch besser
wird. Schließlich ist das ja auch ein Nachweis ihrer eigenen Arbeit.
Zu dem Grundthema, warum die Zahlen nicht so
massiv in die Höhe steigen, will ich Folgendes sagen: Das, was hier gezählt wurde, ist einfach nur
„Strich = Baugenehmigung“. Dabei ist völlig egal,
ob das eine Baugenehmigung für eine Werbeanlage an einem Denkmal ist oder ob beispielsweise
ein Bauantrag beschieden wurde wie der für das
Hauptpostgebäude mit allen Nebengebäuden.
Auch dieser Bauantrag erhält letztlich nur einen
Strich, obwohl das ein Vorhaben ist, was am Ende
250.000 Euro Genehmigungsgebühr kostet.
Wenn man allein diese Summe hört, kann man
sich vorstellen, dass das eine Arbeit ist, an der
nicht nur ein, sondern mehrere Mitarbeiter damit
befasst sind, auch wenn am Ende nur ein Strich
gemacht wird. Seit einiger Zeit ist zu verzeichnen,
dass die Anzahl der Bauanträge für ein Einfamilienhaus oder ein Doppelhaus oder kleinere Maßnahmen im gewerblichen Bereich eher abnimmt
und die Anzahl der Bauanträge für tatsächlich
große Vorhaben in Summe zugenommen hat.
Zur Frage 2. Die Angabe zu den Bearbeitungstagen erfolgt in Kalendertagen, das heißt: einschließlich Wochenende und Feiertagen. Gemäß
der Verwaltungsvorschrift der Sächsischen Bauordnung soll eine Bestätigung oder eine Nachforderung der Unterlagen unverzüglich - das heißt:
innerhalb von 14 Tagen einschließlich Sonnabend
und Sonntag, also zwei Wochen - herausgegeben
werden. Die durchschnittliche Dauer der Eingangsbearbeitung liegt bei Sonderbauten gemäß
der Bauordnung bei 13 Kalendertagen und bei
Vorhaben im vereinfachten Verfahren bei 12 Kalendertagen, also ein bis zwei Tage unter dem eigentlichen Soll. Das heißt: Das Amt für Bauordnung setzt die gesetzlichen Vorgaben richtig um.
Unterschiede bei der Erfassung in Abhängigkeit
von der räumlichen Zuständigkeit können nicht erkannt werden. Eigentlich ist das auf das gesamte
Stadtgebiet relativ gleichmäßig verteilt. Ausschlaggebend ist allerdings, wie qualifiziert und
eindeutig die Entwurfsverfasser die Vorlagen zur
Prüfung einreichen. Das ist häufig ein großes
Problem. Gelegentlich führt der Umfang eines
Vorhabens dazu, dass die Vorprüfung mehr Zeit
in Anspruch nimmt. Das wird dann aber mit dem
jeweiligen Antragsteller abgesprochen.
S e i t e | 46
Zur Frage 3. Gemäß § 69 Absatz 4 der Bauordnung entscheidet die Untere Bauaufsicht innerhalb von drei Monaten - hier: 90 Kalendertage einschließlich Wochenenden - nach bestätigter Vollständigkeit - das ist ganz wichtig; denn solange
nicht alle Unterlagen eingereicht worden sind,
kann die endgültige Bearbeitung nicht erfolgen;
manchmal dauert es ein Jahr, ehe alle Unterlagen
eingereicht sind - über den entsprechenden Bauantrag. Bei Vorliegen ganz wichtiger Gründe diese sind häufig eher auf der Seite der Eigentümer zu sehen - kann die Bearbeitung noch einmal
um zwei Monate verlängert werden. - Wir sind mit
solchen Fristen immer recht großzügig umgegangen. Man sollte sich allerdings überlegen, ob man
in Zukunft, wenn ein Verfahren so lange stoppt
und nicht vorangeht, einen ablehnenden Bescheid schreibt und dann einen Neuanfang
macht, wenn die entsprechenden Unterlagen vorliegen. Eine Ablehnung würde allerdings für den
Eigentümer bedeuten, dass er diese auch bezahlen muss.
Die durchschnittliche Bearbeitungszeit eines Bauantrags von der Bestätigung der Vollständigkeit
bis zum ersten Bescheid liegt bei Sonderbauten
bei circa 70 Kalendertagen und bei Bauten im vereinfachten Verfahren bei 64 Kalendertagen. Vergleicht man das mit den 90 Kalendertagen, die der
Gesetzgeber vorsieht, liegen wir unter der
Grenze. Das heißt: Auch hier werden die gesetzlichen Vorgaben eingehalten und sogar in einem
nicht unerheblichen Maße zeitlich unterschritten.
Gravierende Unterschiede in der räumlichen Zuständigkeit können wir auch hier nicht erkennen.
Zur Frage 4. Was ist eine akzeptable Zeit? „Zeit“,
das wird zwangsläufig individuell definiert. Der
eine findet drei Tage akzeptabel, der andere drei
Monate. Eine Voraussetzung für die Bescheidung
ist natürlich die Vollständigkeit. Die entsprechenden Nachforderungen müssen vom Bauherrn
bzw. dem von ihm beauftragten Planer tatsächlich
eingereicht werden. So waren im Jahr 2017 bei
den zur Prüfung eingereichten Sonderbauvorhaben 75 Prozent der Bauunterlagen unvollständig
oder mit gravierenden Mängeln behaftet. 75 Prozent! Bei den Vorhaben im vereinfachten Verfahren waren es sogar 83 Prozent.
Um dem zu begegnen und die Antragsteller möglichst vor Einbringung ihres Antrags zielgerichtet
informieren zu können, welche Unterlagen erforderlich sind, wurde vom Amt für Bauordnung und
Denkmalpflege im vergangenen Jahr der Ausbau
des Technischen Bürgerbüros zur qualifizierten
Bauberatung fokussiert vorangetrieben. Die Vorlage für den tatsächlichen Ausbau des Technischen Bürgeramts, das bisher nur in einem provisorischen Raum sitzt, ist demnächst in Arbeit.
Nach Bestätigung der Vollständigkeit eines Bauantrags hat die Behörde drei Monate Zeit für die
Verlaufsprotokoll vom 31.01.2018
Bescheidung, im Ausnahmefall auch fünf Monate.
Den Zahlen können Sie entnehmen, dass die Anträge innerhalb des gesetzlich vorgegebenen
Zeitrahmens beschieden werden. Deshalb kann
man sicher prinzipiell von einer akzeptablen Zeit
sprechen. Wenn wir es nicht in der Zeit schaffen,
eine wie auch immer geartete Entscheidung zu
treffen, würde die Gefahr der Verfristung bestehen. Das heißt: Der Antrag wäre automatisch genehmigt, auch wenn er eigentlich nicht genehmigungsfähig ist. Insofern achtet die Behörde schon
sehr auf die Einhaltung der Fristen.
Natürlich wollen wir schneller sein als das Maximum des gesetzlichen Zeitrahmens. Gerade bei
kleineren Vorhaben erwarten die Antragsteller das
von der Bauaufsicht. Die Optimierung der Abläufe
im Amt ist daher sicher eine ständige Aufgabe, der
wir uns stellen. Dementsprechend hat das Amt für
Bauordnung und Denkmalpflege eine Dienstanweisung zur Beschleunigung der präventiven
bauaufsichtlichen Verfahren erarbeitet, die zurzeit
zwischen den Ämtern diskutiert wird.
S e i t e | 47
gen: Im Lehrplan spielen das Gestalten, die Theorie, die reine Statik und vieles andere eine große
Rolle; aber die Praxis kommt leider relativ zu kurz.
Ich habe an mehreren Universitäten gearbeitet
und glaube, dass das ein Teil der Ursache ist. Entschuldigen Sie, dass ich meine eigene Berufsgruppe hier ein bisschen anschmiere. Aber das ist
leider so. Da die größeren Bauanträge ja auch in
unseren Projektrunden behandelt werden, weiß
ich, dass in vielen Bauanträgen ein angemessener Lageplan fehlt. Was auch sehr häufig fehlt,
sind die städtebaulichen Verträge, in denen die erforderlichen Tiefbaumaßnahmen und Ähnliches
dargestellt sind. Es sind ja auch noch andere Ämter mitbeteiligt. - Das zum Ersten.
Klar ist aber auch: Eine Senkung der hohen Arbeitsbelastung und eine deutliche Verkürzung der
Bearbeitungszeit wäre nur mit mehr Personal
möglich. Die Möglichkeit, mehr Personal einstellen zu können, hängt, wie Sie wissen, vom Geld
ab. Am Ende sind die finanziellen Spielräume der
Stadt nur so, wie sie sich im jeweiligen Haushalt
manifestieren. Insofern wird die weiter steigende
Anzahl - wenn man es jetzt einmal in Masse sieht
und nicht als Strich - von den bisher vorhandenen
Mitarbeitern zu bewältigen sein.
Zum Zweiten. Sicher würde man sich wünschen,
dass nach dem ersten Durchsehen - Sie haben
gehört, die Zeit dafür ist relativ kurz; es ist ja auch
nicht so, dass, wenn ein Bauantrag eingeht, sich
der Mitarbeiter sofort damit beschäftigen kann; er
hat ja noch mehr auf dem Tisch - sofort all das
erkannt werden kann, was noch vorgelegt werden
muss. Die Realität ist aber eine andere. Natürlich
wird sofort eine erste Prüfung gemacht, in der der
Mitarbeiter aus seiner Fachlichkeit heraus, aber
auch dem Wissen anderer Bereiche feststellt, was
noch fehlt. Beispielsweise müssen häufig noch
Lärmgutachten nachgereicht werden. Das wird
dann durch das zuständige Amt geprüft. Wenn
das Amt feststellt: „Sorry, aber das Lärmgutachten
ist in der eingereichten Qualität nicht zu verwenden; es muss nach den und den Kriterien noch erweitert werden“, dann kommt es zu weiteren
Nachforderungen.
Oberbürgermeister Jung: Gibt es dazu Nachfragen? - Von Herrn Rothkegel und Herrn Hobusch.
Oberbürgermeister Jung: Es gibt zahlreiche
weitere Wortmeldungen. Zunächst Herr Hobusch.
Stadtrat Rothkegel (CDU): Ich habe ja auch
selbst Erfahrungen mit Bauanträgen gemacht und
viel erlebt. - Ich habe zwei Nachfragen. Erste
Frage: Finden Sie es normal, dass bei 80 Prozent
der Bauanträge Nachforderungen gestellt werden? Ich finde die Quote sehr hoch. Sind unsere
Planer nicht in der Lage, einen korrekten Bauantrag zu stellen, oder woran liegt das?
Stadtrat Hobusch (Freibeuter): Frau Bürgermeisterin Dubrau, zunächst vielen Dank für die
Ausführungen, die ja doch ein Stück weit überraschen, weil sie zu den Fragen 1 bis 3 eher positiv
ausfallen, obwohl die öffentliche wie auch meine
eigene Wahrnehmung eine andere ist. Deswegen
meine erste Frage: Wie erklären Sie sich die Abweichung zwischen den von Ihnen genannten
Zahlen und der Wahrnehmung der Allgemeinheit?
Zweite Frage: Finden Sie es normal, dass drei- bis
viermal weitere Nachforderungen gestellt werden? Warum werden nicht alle Nachforderungen
zu einem Bauantrag gebündelt gestellt? Oft es ist
so, dass, wenn man das Gewünschte nachgereicht hat, weitere Nachforderungen folgen. Man
hat schon das Gefühl, dass es hier auch um Zeit
geht.
Bürgermeisterin Dubrau: Zur Frage 1. Ich habe
lang genug in der Lehre gearbeitet, um zu wissen,
wie Architekten ausgebildet werden. Ich muss sa-
Frage Nummer 2 knüpft an die Nachfrage von
Herrn Rothkegel an. Dass 75 Prozent der Bauanträge für Sonderbauten und 83 Prozent der Bauanträge im vereinfachten Verfahren unvollständig
eingereicht werden, überrascht auch mich sehr.
Das sind ja nicht etwa unerfahrene Kollegen. Das
sind nicht unerfahrene Architekten und unerfahrene Ingenieure, sondern kleinere und größere
Büros. Ich selber betreue hier in Leipzig und auch
bundesweit Verfahren kleinerer und größerer Art.
Das sind Kollegen, die seit 30 Jahren engagiert
dabei sind.
Verlaufsprotokoll vom 31.01.2018
Hier einfach nur zu sagen: Ich habe die Erfahrung
der Lehre, und die anderen sind schlecht ausgebildet, das ist für mich keine Erklärung dafür, warum 75 bzw. 83 Prozent der Bauanträge aus Sicht
des Amtes unvollständig sind. Welche möglichen
Gründe gibt es dafür? Evaluieren Sie das? Und
wenn ja, warum passiert es dann immer noch,
dass erst mehrere Male Pingpong gespielt wird,
bis die Unterlagen vollständig eingereicht worden
sind und der Bauantrag endlich beschieden werden kann?
S e i t e | 48
Wenn zu mir jemand kommt - das passiert relativ
häufig - und schimpft: „Das und das hat wieder
nicht funktioniert“, lasse ich mir alles genau auflisten und schaue mir die Bauakten an. Anhand derer lässt sich eindeutig erkennen: Es liegt in 90
Prozent der Fälle daran, dass bestimmte Unterlagen nicht eingereicht werden. „Standard“ sind fehlende städtebauliche Verträge und Gutachten zu
Umweltaspekten. Das sind sozusagen die Renner.
Oberbürgermeister Jung: Herr Bär.
Bürgermeisterin Dubrau: Ein weiterer Grund ist,
dass jedes Bundesland eine eigene Bauordnung
hat. In jedem Bundesland sind andere Maßstäbe
gesetzt. Die Sächsische Bauordnung ist im Vergleich zu anderen ziemlich scharf, sage ich mal.
Aber es ist nicht nur diese Schärfe, sondern die
Bauordnungen sind wirklich unterschiedlich. Wir
haben ja zunehmend auch Architekten aus anderen Bundesländern. Sie sitzen auch öfter bei mir
am Tisch und sagen: Das habe ich aber immer so
gemacht. Wieso läuft das hier anders? - Ich kann
nur sagen: So ist die Gesetzeslage, und der muss
die Bauaufsicht entsprechen. Sie hat das vor der
oberen Behörde zu verantworten. Wenn wir das
mal etwas lockerer gesehen haben, haben wir
auch schon mal eine Rüge von der oberen Behörde bekommen verbunden mit der Aufforderung, das künftig anders zu handhaben.
Ein weiterer Punkt. Häufig werden bestimmte Sachen auch nicht eingesehen. Ich habe jetzt gerade einen ausgesprochen schwierigen Fall eines
Kindergartens auf dem Tisch. Dort gibt es keine
Erschließung. Ohne Erschließung kann aber
keine Baugenehmigung erteilt werden. Es muss
also mit dem entsprechenden Grundstückseigentümer - es geht da über Privatland -, mit dem VTA
und anderen ein Erschließungsvertrag gemacht
werden. Das sind häufig kleinere Verträge, die gar
nicht in den Stadtrat kommen. Die großen Verträge kennen Sie ja und wissen, was für Pamphlete das sind. Nicht für jeden Eigentümer ist das
einsichtig. - Es gibt es eine ganze Menge Fälle,
bei dem das so ist. Wir können Ihnen gerne einmal im Ausschuss solche Fälle vorstellen, damit
diejenigen, die mit diesem Thema intensiver beschäftigt sind, einen Eindruck davon bekommen.
Sie hatten auch nach der Abweichung zwischen
den Zahlen und der öffentlichen Wahrnehmung
gefragt. Dazu Folgendes: Ein Bauherr oder ein Architekt sieht nur: Ich habe am 21. Dezember 2016
einen Bauantrag eingereicht und erhalte erst ein
Jahr später die Baugenehmigung, und denkt: So
ein Mist! Das hat ein Jahr gedauert. - Aber dass in
dieser Zeit diverse Punkte, die auch von ihm als
Unterlagen beigebracht worden sind, zu bearbeiten und zu klären waren, das erkennt er häufig
nicht.
Stadtrat Bär (SPD): Frau Bürgermeisterin, werden im Amt bei der Bearbeitung bestimmte Prioritäten gesetzt? Hier wurde nach Wohnungsbau
gefragt. Vorstellbar wäre auch, dass gewerbliche
Bauvorhaben prioritär bearbeitet werden. Können
Sie etwas dazu sagen, ob je nach Art des Vorhabens Bauanträge schneller oder weniger schnell
bearbeitet werden?
Bürgermeisterin Dubrau: Die Stadt hat derzeit
klare Prioritäten auf das Thema „Kita und Schule“
gesetzt. Vor anderthalb Jahren war es das Thema
„Asyl“. Dafür ist extra eine Gruppe gebildet worden, die sich ausschließlich mit diesen Vorhaben
beschäftigt - sie ist personell auch besser ausgestattet als andere - und jedes Verfahren vom ersten Strich bis zur Baugenehmigung ganz intensiv
begleitet. Dadurch geht manches schneller. Es
gibt Vorhaben, die schon in vier, fünf Wochen mit
einer Baugenehmigung versehen werden.
Ein Schwerpunkt liegt auch auf den großen Vorhaben. Stadtplanung, wenn notwendig Denkmalpflege, Tiefbauamt und Bauaufsicht machen unter
Leitung der Bauaufsicht frühzeitig Beratungen,
geben Empfehlungen und Hinweise, tätigen Aufklärungsarbeit, selbst in Fällen, wo die Zeichnungen noch gar nicht fertig sind, nur um solche großen Vorhaben schnell baugenehmigungsfähig zu
machen. Ein Beispiel ist das Stadion, und trotzdem waren die Unterlagen dafür nicht vollständig.
Das ist nun einmal ein sehr kompliziertes Verfahren. Es gibt manchmal 20, 30 Aktenordner für einen Bauantrag.
Bauanträge für Kitas und Schulen haben eindeutig Priorität. Wir können natürlich nicht sagen: Wir
bearbeiten nur noch die Anträge für die großen
Wohnungsbauvorhaben und Anträge für die kleinen lassen wir liegen. Nein, natürlich müssen
auch die bearbeitet werden. Was nicht gemacht
wird, sind Sicherheitsüberprüfungen. Das ist
schon ein Problem. All das, was sozusagen nicht
aktive Genehmigungsarbeit, sondern Kontrollarbeit ist, wird vernachlässigt.
Oberbürgermeister Jung: Herr Haas.
Verlaufsprotokoll vom 31.01.2018
Stadtrat Haas (CDU): Frau Dubrau, ich wollte
Ihnen eigentlich die Frage stellen: Stimmen Sie
mir zu, dass die Antragstellung hier in Leipzig sehr
kompliziert ist und es in anderen Städten einfacher geht? Da die Antwort „Nein“ gewesen wäre,
stelle ich die Frage jetzt aber nicht.
Bürgermeisterin Dubrau: Ich kenne das Verfahren aus mehreren Städten. Wo ist es denn einfacher?
Stadtrat Haas (CDU): Wenn ich mir große Bauvorhaben, mit denen ich auch beruflich zu tun
habe, in anderen Städten angucke - Bürgermeisterin Dubrau: In welchen denn? Stadtrat Haas (CDU): Sie werden doch jetzt nicht
im Ernst von mir erwarten, Frau Krefft, dass ich
den Datenschutz verletze und Informationen aus
meinem Job preisgebe.
Ich will nur einige Beispiele nennen: Hamburg,
Wiesbaden, Mannheim. In diesen Städten wird
das anders gehandhabt, Frau Dubrau. Dort wird
der Großinvestor zur Ämterrunde eingeladen, und
man sagt ihm ganz klar: Das, das, das, das, das
und das. - Dann muss er nicht wie bei uns drei
oder vier Jahre warten.
Bürgermeisterin Dubrau: Sorry, ich habe mehrere Verfahren in Hamburg begleitet.
Stadtrat Haas (CDU): Ich muss Ihnen ja jetzt Fragen stellen. - Dass die Zeitschiene von einem
Jahr Bearbeitungszeit, die Sie nannten, immer
eingehalten wird, bezweifle ich. Ich stelle in der
Praxis fest, dass die Bearbeitung von sieben
Nachforderungen in Leipzig extrem lange dauert
und dass es zu extremen Verzögerungen beim
städtebaulichen Erschließungsvertrag kommt,
weil das VTA - das muss man hier auch sagen zu wenig Leute hat.
Bürgermeisterin Dubrau: Ja, das ist richtig.
Stadtrat Haas (CDU): Mir tut die Kollegin, die das
dort macht, auch sehr leid, weil sie allein einfach
nicht hinterherkommt.
Nun meine Frage: Wäre es aus Ihrer Sicht sinnvoll, in Zukunft eine solche Ämterrunde für Großprojekte einzuführen und dazu auch den Investor
und den Architekten - ich kenne auch viele, die
wissen, wie das Verfahren läuft - einzuladen, um
Großvorhaben auf diese Art zu beschleunigen?
Ist das eine Möglichkeit, über die Sie nachdenken?
S e i t e | 49
Bürgermeisterin Dubrau: Ich hatte gerade dargestellt, dass wir genau das schon jetzt machen.
Ich hatte auch Verfahren genannt, bei denen das
schon so gemacht worden ist. Stadtrat Haas (CDU): Frau Krefft, ich freue mich,
wenn Sie sich freuen.
Bürgermeisterin Dubrau: Wie bitte?
Stadtrat Haas (CDU): Ich habe mit Frau Krefft gesprochen. Entschuldigung!
Bürgermeisterin Dubrau: Wie gesagt: Wir wenden dieses Verfahren bei Großvorhaben bereits
jetzt an, gelegentlich auch bei kleineren Vorhaben, aber eben nicht bei jedem, weil das aufgrund
der Personalausstattung nicht machbar wäre.
Stadtrat Haas (CDU): Muss zu allen Vorhaben
ein städtebaulicher Erschließungsvertrag abgeschlossen werden?
Bürgermeisterin Dubrau: Nein, es gibt auch
Grundstücke, die schon erschlossen sind, wo
keine weiteren Maßnahmen erforderlich werden.
Aber bei vielen Vorhaben, mit denen mehr oder
weniger Neuland erschlossen und häufig auch
neuer Straßenraum hergestellt wird, muss die Erschließung vertraglich geregelt werden. Auch wer
die Schäden, die beim Bauen entstanden sind,
beseitigt, muss in einem solchen Vertrag festgehalten sein. Ansonsten besteht die Gefahr, dass
die Stadt auf diesen Kosten sitzen bleibt, wie es
in der Vergangenheit bei etlichen Vorhaben der
Fall war.
Stadtrat Haas (CDU): Das ist vollkommen klar,
Thema Bürgschaften, alles bekannt. - Gibt es aus
Ihrer Sicht noch Möglichkeiten, wie das Verfahren
beschleunigt werden kann? Könnten zum Beispiel
Ergänzungsanträge zum Bauantrag oder Ähnliches dazu führen, das Baugeschehen zu beschleunigen?
Bürgermeisterin Dubrau: Ich hatte es jetzt
schon mehrfach angedeutet: Es fehlt an Personal.
Das betrifft nicht nur die Bauaufsicht, sondern
auch die Feuerwehr, das Tiefbauamt, das Umweltamt. Wir können nur mit den Kapazitäten arbeiten, die wir derzeit haben. Unsere Haushaltslage gibt es nicht her, dort so viel Personal einzustellen, wie es notwendig wäre.
Oberbürgermeister Jung: Ich bitte um Ruhe.
Verlaufsprotokoll vom 31.01.2018
Bürgermeisterin Dubrau: Abgesehen davon:
Wenn Sie sich den Arbeitskräftemarkt in Deutschland anschauen, werden Sie feststellen: Gerade
in diesem Bereich ist er wie leergefegt. Es war
schon sehr schwierig, für die Stellen, die wir ausgeschrieben hatten, überhaupt noch Leute zu finden, weil Städte wie Hamburg und München, die
früher als wir in dieser Situation waren, schon relativ viele abgeschöpft haben und auch mit anderen Gehältern winken konnten.
Stadtrat Haas (CDU): Ich stimme mit vielem, was
Sie zum Personal gesagt haben, überein. Eine
letzte Bitte an Ihr Amt: Vielleicht schaffen Sie es,
dem Bürger, dem Antragsteller, dem Bauherrn
nicht das Gefühl zu geben: Du bist hier nicht erwünscht, sondern das Gegenteil rüberzubringen.
Bürgermeisterin Dubrau: Ich bin dankbar für
diese Aussage; denn das, worum Sie hier bitten,
tun wir schon seit einer ganzen Weile. Auch deshalb ist das Technische Bürgerbüro, das ja als
Servicebüro installiert ist, unheimlich wichtig,
auch in seiner Außendarstellung. Das Motto „Der
Kunde ist König“ muss natürlich in der öffentlichen
Verwaltung noch viel besser umgesetzt werden.
Oberbürgermeister Jung: Herr Dossin hat noch
eine Nachfrage. Auch Herr Rothkegel hat sich
noch einmal zu Wort gemeldet. Ich schlage vor,
die Fragestunde danach zu beenden.
Stadtrat Dossin (CDU): Ich bin so ein Mensch mit
einem Großbauvorhaben. Es hat anderthalb
Jahre gedauert, bis ich von Ihrem Amt die Baugenehmigung erhalten habe, weil achtmal Unterlagen nachgefordert wurden. Ich habe das also
hautnah miterlebt. Interessant ist auch, dass bei
meinen kleinen Projekten immer genau die drei
Monate Bearbeitungszeit ausgereizt und die Genehmigung immer erst zwei, drei Tage vor Ablauf
der Dreimonatsfrist erteilt wird, wenn ich eh das
Recht auf eine Baugenehmigung gehabt hätte.
Deswegen auch meine Frage: Können Sie uns für
die Jahreszahlen 2015, 2016 und 2017 die durchschnittliche Bearbeitungszeit für Bauvorhaben im
vereinfachten Verfahren und für Sonderbauten
geben? Wie lange haben Sie gebraucht von der
schriftlichen Bestätigung, dass alle Unterlagen da
sind, bis zum Bescheid? Vielleicht lässt sich ja daraus eine Variante ableiten, wie diese drei Monate
Bearbeitungszeit verkürzt werden können.
Leipzig nutzt als Kommune diese drei Monate immer sehr stark aus. Es gibt aber Kommunen, die
das in anderthalb Monaten schaffen. Es muss
also eine Variante geben, mit der das schneller
geht.
S e i t e | 50
Bürgermeisterin Dubrau: Die durchschnittliche
Bearbeitungszeit hatte ich bereits vorgetragen.
Bei Sonderbauten sind es 70 Kalendertage und
bei vereinfachten Verfahren 64 Kalendertage.
Stadtrat Dossin (CDU): Für welches Jahr war
das jetzt?
Bürgermeisterin Dubrau: Das ist der Durchschnitt dieser drei Jahre.
Stadtrat Dossin (CDU): Ja, das habe ich verstanden. Aber ich würde das gerne für jedes Jahr einzeln aufgeschlüsselt haben wollen.
Bürgermeisterin Dubrau: Jedes Jahr extra?
Stadtrat Dossin (CDU): Ja, genau. Damit man
auch einmal die Entwicklung sieht. Es ist wichtig,
das zu wissen.
Oberbürgermeister Jung: Das machen wir im
Fachausschuss. - Herr Rothkegel, letzte Frage
bitte.
Stadtrat Rothkegel (CDU): Sie hatten Herrn
Haas nach konkreten Beispielen gefragt. Ich will
sie Ihnen nennen. Ich habe in Dessau einen Baustoffhandel neu gebaut. Dort war ich zur Ämterrunde eingeladen, habe dann den Bauantrag gestellt, anderthalb Monate später hatte ich die Baugenehmigung - ohne Nachforderung, ohne alles.
Ich habe auch in Jüterbog gebaut. Da war es genauso. In Leipzig habe ich genau das nicht erlebt,
sondern hatte nach genau drei Monaten eine
Nachforderung auf dem Tisch und nach genau
drei Monaten wieder eine Nachforderung auf dem
Tisch.
Also: Ich komme Ihnen mit konkreten Beispielen
und befrage Sie noch einmal im Ausschuss. Da
nehme ich Sie beim Wort, Frau Dubrau
Oberbürgermeister Jung: Ich schließe die Fragestunde. Alle anderen Fragen werden schriftlich
beantwortet.
Wir fahren jetzt fort mit Tagesordnungspunkt 9:
9
Petitionen
9.1
Die Sächsisch-Thüringische Industrieund Gewerbeausstellung (VI-P-04702DS-03)
Einreicher: Petitionsausschuss
9.1.1 dazu VSP (VI-P-04702-VSP-02)
Einreicher: Dezernat Kultur
Verlaufsprotokoll vom 31.01.2018
und außerplanmäßiger Verpflichtungsermächtigungen gemäß § 81 (5) SächsGemO (VI-DS-05072)
Sachverhalt und Beschlussvorschlag liegen vor. Wird das Wort gewünscht? - Das ist nicht der Fall.
Wer stimmt dem Beschlussvorschlag des Petitionsausschusses zu? - Gegenstimmen? - Enthaltungen?
Einreicher: Dezernat Stadtentwicklung und
Bau
Einreicher: Dezernat Jugend, Soziales, Gesundheit und Schule
Abstimmung: Es ist einstimmig so beschlossen.
10
Wichtige Angelegenheit der Stadtbezirksbeiräte gem. § 5 Abs. 5 der Geschäftsordnung der Stadtbezirksbeiräte
10.1 Wichtige Angelegenheit (WA) des Stadtbezirksbeirates Nordwest zum zeitnahen
Ersatzneubau der Baunerbrücke VERWEISUNG - (VI-WA-05279)
Einreicher: Stadtbezirksbeirat Nordwest
Sind Sie mit der Verweisung einverstanden? - So
verwiesen.
Ich rufe jetzt Tagesordnungspunkt 17 auf:
17
Spenden, Schenkungen und ähnliche
Zuwendungen
17.1 Entscheidung über die Annahme von
Spenden, Schenkungen der Stadt
Leipzig und ähnliche Zuwendungen gem.
§ 73 (5) SächsGemO bis November 2017
(VI-DS-05168)
Einreicher: Dezernat Finanzen
Wird dazu das Wort gewünscht? - Das ist nicht der
Fall. Gibt es Gegenstimmen? - Enthaltungen?
Abstimmung: Es ist einstimmig so beschlossen.
18
Vorlagen I
18.1 Personalangelegenheit nach § 8 Abs. 3
der Hauptsatzung - Amtsleiter der Stadtkämmerei (VI-DS-05251)
Einreicher: Dezernat Allgemeine Verwaltung
Zur Abstimmung steht die Stelle des Amtsleiters
der Stadtkämmerei, die wir besetzen möchten mit
Wirkung zum morgigen Tag. Herr Tirpitz steht zur
Wahl.
Gibt es Widerspruch, offen abzustimmen? - Das
ist nicht der Fall. Dann darf ich Sie um Ihr Handzeichen bitten. Wer stimmt der Personalangelegenheit, der Wahl von Herrn Michael Tirpitz, zu? Gibt es Gegenstimmen? - Enthaltungen?
Abstimmung: Einstimmig.
Großartig! Herzlichen Glückwunsch, Herr Tirpitz!
18.2 Baubeschluss: Oberschule am Schulstandort Höltystraße 51, 04289 Leipzig,
Teilmodernisierung
Gebäudeinneres
und Bestätigung außerplanmäßiger Auszahlungen gemäß § 79 (1) SächsGemO
S e i t e | 51
Klare Vorvoten. - Wird das Wort gewünscht? - Gibt
es Gegenstimmen? - Enthaltungen?
Abstimmung: Es ist einstimmig so beschlossen.
Wir kommen nun zum sicherlich wichtigsten Tagesordnungspunkt heute:
18.3
Nachtragshaushalt 2018 (VI-DS-05108)
Einreicher: Dezernat Finanzen
18.3.1 dazu ÄA (VI-DS-05108-ÄA-01)
Einreicher: Mitglieder des Jugendhilfeausschusses
18.3.2 dazu ÄA (VI-DS-05108-ÄA-02)
Einreicher: Fraktion Bündnis 90/Die Grünen
18.3.3 dazu ÄA (VI-DS-05108-ÄA-03)
Einreicher: Fraktion Bündnis 90/Die Grünen
18.3.4 dazu ÄA (VI-DS-05108-ÄA-04)
Einreicher: Fraktion Bündnis 90/Die Grünen
18.3.5 dazu ÄA (VI-DS-05108-ÄA-05)
Einreicher: Fraktion Bündnis 90/Die Grünen
18.3.6 dazu ÄA (VI-DS-05108-ÄA-06)
Einreicher: Fraktion Bündnis 90/Die Grünen
18.3.7 dazu ÄA (VI-DS-05108-ÄA-07)
Einreicher: Fraktion Bündnis 90/Die Grünen
18.3.8 dazu ÄA (VI-DS-05108-ÄA-08)
Einreicher: Fraktion Bündnis 90/Die Grünen
18.3.9 dazu ÄA (VI-DS-05108-ÄA-09)
Einreicher: Fraktion Bündnis 90/Die Grünen
18.3.10 dazu ÄA (VI-DS-05108-ÄA-10)
Einreicher: Fraktion Bündnis 90/Die Grünen
18.3.11 dazu ÄA (VI-DS-05108-ÄA-11)
Einreicher: Fraktion Bündnis 90/Die Grünen
18.3.12 dazu ÄA (VI-DS-05108-ÄA-12)
Einreicher: Fraktion Bündnis 90/Die Grünen
18.3.13 dazu ÄA (VI-DS-05108-ÄA-13)
Einreicher: Fraktion Bündnis 90/Die Grünen
Verlaufsprotokoll vom 31.01.2018
18.3.14 dazu ÄA (VI-DS-05108-ÄA-14)
Einreicher: Stadträte S. Pellmann, K. Albrecht, J. Heller, M. Hollick, Dr. A. Bednarsky,
U. Köhler-Siegel, Ch. Kriegel, K. Krefft,
F. Moritz, N.-P. Witte
S e i t e | 52
und wurden über einen sehr langen Zeitraum erörtert; konkret: der Antrag des Sozialausschusses
zwei Jahre lang. Insofern kann ich nicht erkennen,
warum wir heute nicht darüber beraten und beschließen können.
18.3.15 dazu ÄA (VI-DS-05108-ÄA-15)
Einreicher: Fraktion DIE LINKE
Herr Kollege Bonew wird den Nachtragshaushalt
einbringen. - Bevor Sie beginnen, Herr Bonew,
noch ein Antrag zur Geschäftsordnung von Herrn
Zenker.
Stadtrat Zenker (SPD): Ich weiß nicht, ob ein Antrag an dieser Stelle richtig ist, hoffe es aber. - Ich
würde gern beantragen, dass die Anträge ÄA-01
und ÄA-14 ins Verfahren verwiesen werden. Ich
möchte das kurz begründen und hoffe, dass Herr
Bonew gleich kurz dazu Stellung nehmen kann.
Inhaltlich teilen wir als SPD-Fraktion diese Anträge ganz ausdrücklich. Im normalen Haushaltsverfahren haben wir immer die Gelegenheit, über
Anträge noch einmal intensiv zu sprechen. Wir
wollen, dass die Gelder im Bereich der Jugendhilfe über Abschlagszahlungen ausgezahlt werden, und hoffen, dass das möglich gemacht wird.
Der Stadtverwaltung ist im letzten Jahr ein Fehler
unterlaufen, als sie zu viel Mittel dafür eingestellt
hat, die jetzt natürlich fehlen, was zu Kürzungen
führen würde, und das wollen wir definitiv nicht.
Wir wollen, dass es ein ordentliches Verfahren
gibt, und schlagen deshalb vor, dass die Anträge
ins Verfahren verwiesen werden verbunden mit
der Bitte, sie zeitnah und auch im Jugendhilfeausschuss im Februar wieder aufzurufen.
Oberbürgermeister Jung: Gegenrede? - Frau
Krefft.
Stadträtin Krefft (Bündnis 90/Die Grünen): Der
Antrag von Herrn Zenker bezieht sich ja auf Anträge von Ausschüssen. Diese Ausschüsse haben
beraten und ihre Anträge dann ins Verfahren gegeben. Ich finde es schwierig, hier jetzt eine Verweisung zu beantragen. Ich frage mich auch, mit
welchem Ziel. Genau genommen müsste man
dann den gesamten Nachtragshaushalt verschieben. Denn wenn diesem Antrag jetzt stattgegeben
würde, hieße das: Wir würden heute den Nachtragshaushalt beschließen und müssten im Februar erneut über größere Summen sprechen - zu
einer Zeit, wenn der Nachtragshaushalt der Landesdirektion schon zur Prüfung vorliegt. Dass
dann noch das eine oder andere obendrauf
kommt, halte ich für nicht praktikabel.
Diese beiden Änderungsanträge sind vorbesprochen und ausdiskutiert. Die Themen sind gesetzt
Oberbürgermeister Jung: Herr Pellmann dazu.
Stadtrat Pellmann (DIE LINKE): Als Initiator eines der beiden Anträge möchte ich für den Geschäftsordnungsantrag sprechen und plädiere dafür, diese beiden Anträge jetzt ins Verfahren zu
verweisen.
Liebe Katharina, es ist ja tatsächlich so: Auch
wenn wir uns jetzt nicht im klassischen Haushaltsverfahren befinden, sondern nur über den Nachtragshaushalt sprechen, kommt ja trotzdem das
gleiche Verfahren zur Anwendung. Ich kann mich
daran erinnern, dass es einen ganzen Block zu
verweisender Anträge gab, über den hier votiert
worden ist, sodass das Verfahren an sich meiner
Meinung nach mit unserer Geschäftsordnung
konform geht.
Ehe wir uns hier heute gegebenenfalls lange darüber streiten und dann eine knappe Entscheidung
für oder gegen einen der beiden Anträge treffen,
die ich beide für wichtig halte, sind wir, glaube ich,
gut beraten, wenn wir uns tatsächlich noch ein
bisschen Zeit nehmen und sie in den Fachausschüssen und auch mit der Verwaltung gemeinsam beraten, damit wir zu einem sinnvollen Ergebnis für alle Seiten kommen: für die Verwaltung,
für uns als Stadträte und für die Träger, Vereine
und Verbände. Deshalb bitte ich um Verweisung.
Oberbürgermeister Jung: Herr Morlok, ich bitte
um Verständnis. Das war ein Antrag zur Geschäftsordnung. Da ist nur ein Für und ein Wider
zulässig.
Ich gebe zu Protokoll: Ich verspreche Ihnen definitiv zu beiden Anträgen einen Verwaltungsvorschlag zum 28. Februar, und ich verspreche
Ihnen, dass wir keinerlei finanzielle Nachteile für
die Träger der freien Jugendhilfe und die Vereine
und Verbände im Bereich des Sozial- und Gesundheitsamtes vorschlagen werden. Definitiv
nicht!
Mit Zustimmung zu diesem Antrag sind wir dann
im geregelten Verfahren und können das prüfen.
Das steht nicht im Widerspruch zum Haushaltsrecht, sondern das lässt sich exakt mit unserem
Haushaltsverfahren verbinden. Insofern steht das
nicht zum Nachtragshaushalt im Widerspruch.
Ich bitte Sie, jetzt das neue Abstimmgerät zur
Hand zu nehmen und Ihr Votum zum Geschäftsordnungsantrag auf Verweisung abzugeben. - Ich
schließe die Abstimmung.
Verlaufsprotokoll vom 31.01.2018
Abstimmung: 51 - 13 - 1. Die Änderungsanträge
ÄA-01 und ÄA-14 werden ins Verfahren verwiesen mit der Protokollnotiz, die ich eben gegeben
habe.
Herr Bonew, bitte schön.
Bürgermeister Bonew: Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister! Sehr verehrte Damen und Herren!
Liebe Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen der Verwaltung, insbesondere des Dezernats Finanzen!
An dieser Stelle noch einmal: Herr Tirpitz, herzlichen Glückwunsch zu diesem sensationellen Ergebnis, das besser ist als das des Chefs. Aber
darüber will ich einmal hinwegsehen. Auf gute Zusammenarbeit!
Meine Damen und Herren, mit dem Nachtragshaushalt 2018 haben wir im November auf eine
Einlassung der Landesdirektion reagiert, die uns
darauf hinwies, dass unsere Interpretation des
sächsischen Haushaltsrechts nicht mit der der
Rechtsaufsichtsbehörde übereinstimmt. Treppenwitz an der Sache ist: Am 13. Dezember hat der
Sächsische Landtag die Sächsische Gemeindeordnung geändert. Wenn wir es anders angegangen wären, wäre dieser Nachtragshaushalt aufgrund der Änderung der Sächsischen Gemeindeordnung gar nicht notwendig gewesen.
Dennoch haben wir in relativ kurzer Zeit ein sehr
stringentes Verfahren verwaltungsintern durchgeführt und legen Ihnen heute diesen Nachtragshaushalt vor, der die Überschrift tragen kann: Kita,
Schule, Soziales und Sicherheit. Es liegt auch ein
sehr stringentes Verfahren in den jeweiligen Fachausschüssen hinter uns. Wir haben dort eine sehr
konstruktive Diskussion geführt.
Mit diesem Nachtragshaushalt ermöglichen wir
den Fortgang unserer notwendigen Investitionen
in die 13 Leipzig-Kitas. Allein 30 Millionen Euro
sind in diesem Nachtragshaushalt für die Kitas
eingeplant. Wir haben noch eine Nachjustierung
wegen Kostenüberschreitungen in diversen
Schulgebäuden vorgenommen und haben, insbesondere gemessen an dem heute auf der Tagesordnung
stehenden
Finanzbericht
zum
30.09.2017, alle anderen Etats nachjustiert, wo
wir aus den Erkenntnissen des Jahres 2017
Nachjustierungsbedarf gesehen haben.
Gedeckt wird das durch einen glücklichen Umstand, der sich Schlüsselmassenverordnung
nennt; das heißt: die unterjährige Aufteilung der
unterschiedlichen Bereiche im Finanzausgleichsgesetz. Leipzig profitiert von der Regelgebundenheit des Finanzausgleichsgesetzes und bekommt, gemessen an den Planungen und den IstZahlen vom 30.06.2017, wesentliche, nämlich
zweistellige Millionenbeträge aus dem Finanzausgleichsgesetz. Darüber hinaus gibt es noch einige
andere Verbesserungen im Etat.
S e i t e | 53
Zu den Änderungsanträgen. Sie haben jetzt
schon beschlossen, die beiden Anträge - zum einen den Antrag des Jugendhilfeausschusses und
zum anderen den Antrag von Mitgliedern des Ausschusses für Jugend, Familie, Gesundheit und
Soziales - in das Verfahren zu verweisen. Der
Oberbürgermeister hat es zwar eben schon gesagt; aber auch ich möchte hier noch einmal betonen: Insbesondere den Trägern der freien Jugendhilfe entsteht keinerlei Nachteil. Das Budget
ist zeitanteilig freigegeben. Es werden Abschlagszahlungen getätigt auf der Rechtsgrundlage der
im vorigen Jahr auch für dieses Jahr wirkenden
Bescheide. Es entstehen keinerlei Nachteile.
Noch im Februar wird die Verwaltung einen entsprechenden Beschlussvorschlag für beide Themengebiete in das Verfahren geben.
Zu Ihrer Einlassung, Frau Krefft, der Nachtragshaushalt liege schon bei der Landesdirektion,
während wir hier noch Weiteres beschließen: Das
scheint ein Gegensatz zu sein. Da wir aber mit
dem Mehrbedarf, der in Rede steht, in keiner
Weise die Erheblichkeitsgrenze unserer Hauptsatzung mit einem weiteren Nachtragshaushalt
reißen würden - die Erheblichkeitsgrenze liegt bei
2 Prozent des Volumens des Ergebnishaushalts
von 1,7 Milliarden Euro -, sind wir weit davon entfernt, dass das zu Irritationen führt.
Des Weiteren liegt Ihnen ein Ergänzungs- und Änderungsantrag der Fraktion DIE LINKE vor, in
dem es um die Erheblichkeitsgrenze von 700.000
Euro für Beträge geht, die in einen Nachtragshaushalt aufgenommen werden. Hierzu möchte
ich Ihnen zwei Vorgehensweisen vorschlagen:
Zum Ersten erkläre ich seitens der Verwaltung zu
Protokoll, dass diese Grenze von 700.000 Euro,
die Sie beschließen, selbstverständlich nur für
den 2018er-Nachtragshaushalt gilt. Alles andere
wäre auch rechtlich nicht möglich, da wir mit einer
Vorlage Nachtragshaushalt oder einer Nachtragshaushaltssatzung die bestehende Hauptsatzung
nicht ändern können.
Das führt mich zum Beschlusspunkt B dieses Änderungsantrags. Schon jetzt eine Erheblichkeitsgrenze in der Hauptsatzung festzuschreiben, ist
verfahrenstechnisch nicht möglich. Ich nehme
diesen Gedanken aber sehr gerne auf und
schlage Ihnen vor, diesen Punkt ebenfalls in das
Verfahren zu verweisen. Die Verwaltung wird
Ihnen noch im ersten Halbjahr 2018 einen Vorschlag zu allen Wertgrenzen der Hauptsatzung
vorlegen. Dort werden wir aus dem Erfahrungsschatz dieses Nachtragshaushalts eine Erheblichkeitsgrenze vorschlagen. Ob diese wieder bei
700.000 Euro liegt oder, wie von der Fraktion DIE
LINKE vorgeschlagen, bei 200.000 Euro, das
muss man, glaube ich, im Kontext der anderen
Wertgrenzen sehen. Wie so oft im Leben, Herr
Verlaufsprotokoll vom 31.01.2018
Wehmann, liegt die Wahrheit vermutlich irgendwo
dazwischen.
Ich bedanke mich bei den Mitarbeiterinnen und
Mitarbeitern der Kämmerei, die es nicht leicht hatten, seitdem ich ihnen mitgeteilt habe, dass es einen Nachtragshaushalt geben wird und wann dieser auf der Tagesordnung der Ratsversammlung
stehen soll. Wir haben es trotz aller Befürchtungen, dass das nicht klappt, dann doch hinbekommen. Chapeau und vielen Dank an die Mannschaft!
Ich bedanke mich insbesondere auch beim Finanzausschuss für die konstruktive und sehr stringente Diskussion und empfehle und wünsche
dem Stadtrat jetzt eine gute Beschlussfassung
des Nachtragshaushalts, um haushaltsrechtlich
die richtigen Investitionen auf den Weg zu bringen. - Vielen Dank.
Oberbürgermeister Jung: Ich habe bereits zahlreiche Wortmeldungen. Zunächst Herr Oßwald.
Stadtrat Oßwald (SPD): Sehr geehrter Herr
Oberbürgermeister! Werte Stadträtinnen und
Stadträte! Werte Gäste! Wir beschließen heute
den Nachtragshaushalt 2018, eigentlich müsste
man sagen: einen Kitabau-Beschleunigungshaushalt; denn die Stadt Leipzig nimmt 45 Millionen Euro zusätzlich in die Hand, um zwölf Kitas
auf städtischem Grund und Boden zu bauen, was
ein großer Kraftakt ist, sowohl finanziell als auch
verwaltungsorganisatorisch.
Deswegen waren sich, glaube ich, alle Fraktionen
einig, auf das übliche Haushaltsplanaufstellungsverfahren zu verzichten, das mit Fristen für Änderungsanträge der Fraktionen, mit Fristen für Verwaltungsmeinungen und mit Sonderausschusssitzungen verbunden ist. Es gab Absprachen, auf
Änderungsanträge weitestgehend zu verzichten.
Jetzt liegen hier ausgerechnet von einer Fraktion,
der ansonsten immer eine ausreichende, angemessene Beratungsfolge bei den Haushaltsplandiskussionen sehr wichtig war, zwölf Änderungsanträge zum Nachtragshaushalt vor. Ich erinnere
mich noch an Diskussionen zu Terminplänen für
die Haushaltsplanaufstellung, bei denen um zwei,
drei Tage mehr gerungen wurde. Und jetzt liegen
hier zwölf Änderungsanträge mit Mehraufwendungen im Millionenbereich und mit Stellenaufstockungen vor, die wir ohne die sonst übliche Beratungsfolge in den Ausschüssen - erste und zweite
Lesung - einfach mal so beschließen sollen. Diese
Anträge wurden erst vor einer Woche eingereicht,
und schon heute sollen wir darüber beschließen.
Da sage ich ganz klipp und klar für meine Fraktion: So geht es nicht. Das können wir so nicht akzeptieren. Das ist auch kein fairer Umgang in der
Ratsarbeit zwischen den Fraktionen.
S e i t e | 54
Das Budgetrecht ist das höchste und wichtigste
Recht, das der Stadtrat hat. Das bedeutet, dass
man damit angemessen und verantwortungsvoll
umgehen muss und soll. Das schließt auch die
faire Zusammenarbeit zwischen den Fraktionen
mit ein. Wenn man es als wichtig erachtet und größeren Korrekturbedarf zu diesem Nachtragshaushalt anmeldet und wenn man es als notwendig erachtet, Anträge zu stellen, hätte man das frühzeitig kommunizieren müssen, damit die Verwaltung
eine ordentliche Beratungsfolge organisieren
kann. Herr Bonew hat im Vorfeld mit jeder Fraktion gesprochen. Es gab dazu auch eine Diskussion und Abstimmung im Ältestenrat. Sie haben
das dort nicht angezeigt; im Gegenteil. - Da müssen Sie gar keine zerknitterte Miene machen, Herr
Volger; das ist so. Sie haben hier bewusst ein grobes Foul gespielt, um einen kurzfristigen, populistischen Erfolg zu feiern. Das ist echt sehr schade.
Deswegen will ich inhaltlich auf Ihre Änderungsanträge jetzt auch gar nicht eingehen und fordere
Sie auf, sich dazu kurz zu fassen. Wenn es Änderungsbedarf gibt, dann ist der Weg, den Herr Zenker eben vorgeschlagen hat, richtig, nämlich diese
Anträge ins normale Antragsberatungsverfahren
mit erster und zweiter Lesung in den Ausschüssen
zu verweisen oder aber abzuwarten bis zum
nächsten Doppelhaushalt, dessen Terminplan wir
im Februar beschließen werden mit einer angemessenen, transparenten Beratungsfolge.
Aus diesen Gründen wird meine Fraktion alle Änderungsanträge von Bündnis 90/Die Grünen ablehnen, und zwar nicht aus inhaltlichen Gründen,
sondern weil wir einfach keine angemessene Zeit
hatten, uns damit in der Fraktion auseinanderzusetzen. Ich würde Sie an dieser Stelle noch einmal ganz deutlich bitten: Kehren Sie zu einem verantwortungsvollen, fairen Umgang in der Ratsarbeit zurück! Dieser faire Umgang ist wichtig für
das Funktionieren der demokratischen Institution
Stadtrat. - Vielen Dank.
Oberbürgermeister Jung: Herr Keller.
Stadtrat Keller (AfD): Vorab: Wir werden dem
Nachtragshaushalt zustimmen.
Wir sind genauso irritiert über die zwölf Anträge
der Grünen. Die Grünen setzen alles daran, Absprachen zu verschiedenen Anträgen intransparent und vor allem unter Ausschluss unserer Fraktion zu treffen. Werden jedoch offene, transparente Absprachen zwischen allen Fraktionen getroffen, so scheint man sie zu ignorieren und setzt
sich über eigene Zusagen hinweg.
Nun zum Inhalt. In der Vorlage zum Nachtragshaushalt sind zusätzliche Ausgaben von insgesamt 9 Millionen Euro für Umwelthilfen vorgesehen. Hier wäre der Ansatz der Grünen, die grünen
Verlaufsprotokoll vom 31.01.2018
Ausgabegelüste zu stillen: mit der Deckung aus
dieser Überzahlung.
Die AfD-Stadtratsfraktion hält sich an die Absprache, den Finanzhaushalt nicht noch einmal aufzuschnüren, und lehnt alle diesbezüglichen Sonderwünsche der Grünen ab, auch wenn darunter einige sicher gut gemeinte Anträge sind, die aber
hier nicht zu beraten sind; denn der neue Doppelhaushalt 2019/2020 wird dieses Jahr noch beraten. Da gibt es Gelegenheit, Ideen einzubringen.
Wir haben derzeit zwar mehr Einnahmen, aber
noch immer ein Defizit in Höhe von 25 Millionen
Euro. Es ist also kein Grund gegeben für fröhliche
Freizügigkeit in alle Richtungen. Auch in einer
wachsenden Stadt muss das Prinzip des verantwortlichen Umgangs mit Steuermitteln eingehalten werden.
Oberbürgermeister Jung: Herr Wehmann hat
das Wort.
Stadtrat Wehmann (DIE LINKE): Sehr geehrter
Herr Oberbürgermeister! Meine Damen und Herren! Ich will an dieser Stelle jetzt einmal ein paar
inhaltliche Punkte einbringen. Dazu ein kurzer
Rückblick, auch wenn Herr Bonew schon einiges
dazu gesagt hat. - Bis einige Tage vor der Beschlussfassung des Stadtrates am 18. Oktober
2017 zu den kommunalen Bauinvestitionen der
zusätzlichen 13 Leipzig-Kitas mit 1.760 Plätzen
und einer Investitionssumme von 45 Millionen
Euro gab es von der Landesdirektion Sachsen zu
diesem Vorhaben offiziell kein grünes Licht.
Grund war, dass es kein Ansinnen der Verwaltung
gab, einen Nachtragshaushalt 2018 aufzustellen.
Das wurde am 17.10. mit Schreiben der Landesdirektion glücklicherweise geheilt. Das heißt: Die
Leipzig-Kitas können auf sichere rechtliche Füße
gesetzt werden.
Nun liegt uns der Nachtragshaushaltsplan 2018
zur Abstimmung im Stadtrat vor. Wir haben natürlich doch wieder ein paar Kritikpunkte. Es zeigt
sich, dass für das zweite Planjahr des Doppelhaushalts 2017/2018, wie von uns grundsätzlich
von Anfang an kritisiert, die Passgenauigkeit fehlt.
So gibt es jetzt unter anderem eine Vielzahl von
Mehrbedarfen: den schon erwähnten notwendigen und glücklicherweise nun erlaubten Bau der
13 Kitas, mehrere Dutzend zusätzliche und auch
notwendige Stellen in Kitas und Horten, zusätzliche prognostizierte Mehraufwendungen von
5 Millionen Euro bei den Hilfen zur Erziehung sowie 6,1 Millionen Euro bei den Kitas der freien Träger usw. usf. Hierfür kam die Haushaltsplanung
2018, die überwiegend im Jahr 2016 erfolgte, einfach zu früh.
S e i t e | 55
Das Finanzdezernat hat nun angekündigt, mit geeigneten und konkreten Maßnahmen die Planungssicherheit
für
den
Doppelhaushalt
2019/2020 und insbesondere für das Jahr 2020
zu erhöhen. Wir sind ehrlich gespannt, wie das
gelingen soll. Wir glauben, dass künftig ein Nachtragshaushaltsplan für das zweite Jahr des Doppelhaushalts eher Normalität werden könnte. Sie,
Herr Bonew, werden sagen: Möglicherweise
kriege ich das ja mit der neuen Sächsischen Gemeindeordnung dahin gehend geregelt, dass ich
gelegentlich investive Haushaltsausgabenreste
dem Stadtrat für neue Projekte anbiete.
Lassen Sie mich an dieser Stelle auch etwas Positives sagen. Gemäß Nachtragshaushaltsplan
2018 ist ein um circa 19 Millionen Euro besseres
Ergebnis im Finanzhaushalt zu erwarten. Das
heißt: Der Fehlbetrag sinkt von geplanten 50,9
Millionen Euro auf 31,9 Millionen Euro. Allerdings
ist in der Vorlage dazu verbal nicht viel zu lesen.
das hat uns schon ein bisschen gewundert. Die
Zahlen werden zwar genannt; aber eine verbale
Aussage dazu wäre schön gewesen.
Meine Damen und Herren, kritisch sehen wir insbesondere auch die Kommunikation zum Nachtragshaushaltsplan 2018. Wir hätten uns zumindest gewünscht, dass die entsprechenden Veränderungen in den betreffenden Ausschüssen behandelt werden. Hier reicht die Diskussion allein
im Finanzausschuss nicht. Wir hatten versucht,
das noch zu korrigieren, leider etwas zu spät.
Problematisch sehen wir auch, dass Rechen- und
Übertragungsfehler der Verwaltung - hier: für die
Jugend- und Kinderförderung der freien Träger
mit einem Betrag von etwa 400.000 Euro - nicht
von der Verwaltung im Nachtragshaushaltsplan
korrigiert wurden; das wurde schon kurz angesprochen. Es brauchte hier einen erheblichen Aufwand der Legislative, das Problem vernünftig anzugehen. Ein positives Ende ist noch nicht garantiert.
Meine Damen und Herren, ich stehe sicherlich
nicht in der ersten Reihe mit der Forderung, die
Probleme der Stadt zuerst mit den freien Trägern
zu lösen. Aber die Verwaltung sollte korrekt arbeiten und handeln; das heißt: vertragliche Beziehungen und Zusagen mit diesen einhalten und vor
allem Vertrauen und Kontinuität aufbauen und bewahren. Eines geht an dieser Stelle gar nicht: Derartige Fehler dürfen nicht auf dem Rücken von
Kindern und Jugendlichen ausgetragen werden.
Kritisch sahen wir bisher auch die Erheblichkeitsgrenze von 700.000 Euro. Jetzt ist uns zwar von
Herrn Bonew ein Vorschlag dazu zugesagt worden; dennoch sehen wir das weiter als ein Problem an. Ich denke, wir sollten uns tatsächlich, wie
von Ihnen vorgeschlagen, im Verfahren darüber
Verlaufsprotokoll vom 31.01.2018
einig werden. Es sollte sicherlich nicht der Anspruch der Verwaltung und des Stadtrats sein,
eine Erheblichkeitsgrenze von 700.000 Euro in
die Hauptsatzung einzubringen. Sie, Herr Bonew,
haben jetzt einen Mittelweg angedacht. Aber ich
denke, das sollte eher in Richtung 200.000 Euro
tendieren.
Zur Thematik „Änderungsanträge der Fraktion
Bündnis 90/Die Grünen“ hat Herr Oßwald schon
ausgeführt. Ich will dem hinzufügen: Es ist ganz
einfach so, dass uns kurzfristig zwölf Anträge erreicht haben, die nicht unerhebliche Mittel beinhalten. Dazu wäre eine Beratung innerhalb der
Fraktion, aber auch in den Ausschüssen notwendig gewesen, was aber in der Kürze der Zeit nicht
möglich war.
Oberbürgermeister Jung: Achten Sie bitte auf
die Zeit, Herr Wehmann!
Stadtrat Wehmann (DIE LINKE): Wenn wir heute
nicht zur Beschlussfassung der Änderungsanträge kommen, würden wir jeweils Verweisung
empfehlen. Die Vorlage der Verwaltung nehmen
wir an. - Danke schön.
Oberbürgermeister Jung: Damit ist auch der Änderungsantrag ÄA-15 ins Verfahren verwiesen.
Danke schön, Herr Wehmann.
Das Wort hat Herr Morlok.
Stadtrat Morlok (Freibeuter): Herr Oberbürgermeister! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Sehr
geehrte Damen und Herren! Es ist bereits angesprochen worden: Anlass für den Nachtragshaushalt, über den wir heute debattieren, ist unser
Kitabauprogramm und die entsprechende Diskussion mit der Landesdirektion über das Erfordernis
eines Nachtragshaushalts. Wir als Freibeuter haben das Kitabauprogramm unterstützt. Deswegen
werden wir selbstverständlich auch dem heute
vorliegenden Nachtragshaushalt unterstützen
und diesem Haushalt zustimmen.
Wenn man sich aber den Beschlusstext und die
Zahlen dieses Nachtragshaushalts anschaut sowie weitere Dinge aus Finanzberichten, die uns
zugänglich sind, dann stellt sich für uns schon die
Frage, ob neben den Vorschlägen der Verwaltung
noch weitere Änderungen und Ergänzungen im
Haushaltsplan sinnvoll sind.
Wir haben die Liquidität, um die Kitas zu bauen,
ja, auch weil wir Geld über Sonderzuweisungen
vom Freistaat bekommen. Wir haben die Liquidität aber auch aus anderen Gründen. Wenn man
den Text liest, stellt man fest, dass unsere Liquidität, unser Cashflow im Investitionshaushalt, um
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60 Millionen Euro besser ist, als wir es ursprünglich auf Basis des Haushaltsplans und der Übertragungen erwartet haben. 60 Millionen Euro in einem Jahr!
Ich weiß, dass insbesondere Sie, Herr Wehmann,
in der Vergangenheit immer kritisch auf die hohen
Ausgabenreste, die wir immer und immer wieder
vor uns her schieben, hingewiesen haben. Wenn
solche Ausgabenreste zu hoher Liquidität führen,
könnte man sagen: Ist ja super, wenn wir Geld haben! Toll, wenn Liquidität vorhanden ist! - Wir ziehen aber einen anderen Schluss. Wir sagen:
Hohe Ausgabenreste sind nichts anderes als ein
Indiz dafür, dass Beschlüsse, die wir hier im Stadtrat fassen, nicht so umgesetzt werden können,
wie wir es wollen, wie wir es beschlossen haben.
Und da müssen wir uns fragen, warum das so ist.
Sicherlich, im Baubereich kommt die gute Baukonjunktur insgesamt erschwerend dazu, weil es
schwierig ist, für die Vorhaben, die wir bautechnisch umsetzen wollen, Planer und Bauunternehmer auf dem Markt zu finden. Aber es wird eben
auch deutlich, dass wir im Bereich der Verwaltung
nicht mehr gut aufgestellt sind, dass wir die entsprechenden Vorarbeiten planerisch nicht leisten
können, dass wir die Projektbegleitung in der Verwaltung nicht mehr leisten können. Wir haben ja
in der Fragestunde gerade ausführlich über das
Thema Baugenehmigungen gesprochen. Frau
Dubrau, es ehrt Sie, dass Sie angesprochen haben, dass es im Amt auch aufgrund der Stellenanzahl klemmt und dass man durchaus mehr und
Besseres für die Stadt erreichen könnte, wenn die
entsprechenden Stellen vorhanden wären.
Wenn dem so ist, liebe Kolleginnen und Kollegen,
können wir vor diesem Problem nicht einfach die
Augen verschließen und sagen: Na ja, wir haben
uns aber doch darauf verständigt, keine Änderungsanträge zu stellen und das durchlaufen zu
lassen. - Liebe Kolleginnen und Kollegen, das
wäre kein verantwortliches Handeln eines Stadtrats. Ein Stadtrat hat die Aufgabe, wenn Probleme
auf dem Tisch sind, sich mit den Problemen auseinanderzusetzen und zu überlegen, ob und,
wenn ja, in welchem Umfang er Lösungen für
diese Probleme finden kann.
Deswegen kommen wir als Freibeuter zu einem
anderen Ergebnis. Nicht, dass wir alles, was von
den Grünen beantragt worden ist, gut finden und
dem zustimmen wollen - das bedauern Sie natürlich -; aber es sind durchaus Änderungsanträge
dabei, die zur Lösung dieser Probleme beitragen,
die ich vorher beschrieben habe, die wir alle im
Stadtrat schon beschrieben haben, die auch Frau
Dubrau angesprochen hat. Deshalb sollten wir
uns heute schon die Zeit nehmen und die Mühe
machen, über diese Änderungsanträge zu diskutieren, und zwar sachgerecht, statt nur zu sagen:
Verlaufsprotokoll vom 31.01.2018
Weil die blöden Grünen ein paar Änderungsanträge gestellt haben, die wir nicht beraten konnten, stimmen wir heute nicht darüber ab oder sind
einfach mal dagegen. - Das ist keine sachgerechte Stadtratsarbeit.
Normalerweise läuft das Verfahren so: Die Verwaltung bringt eine Vorlage ein - und der Nachtragshaushalt ist eine solche Vorlage -, und nach
der ersten Lesung in den Ausschüssen können
wir Änderungsanträge formulieren, die anschließend hier im Stadtrat beraten werden. Nichts anderes passiert hier auch. Lassen Sie uns bitte die
Zeit nehmen, auch wenn die Sitzung dann heute
etwas länger dauert!
Herr Oberbürgermeister, wir haben ja noch einen
Vorbehaltstermin für morgen. Vielleicht macht es
ja Sinn, auch angesichts der Tatsache, dass man
sich mit dem einen oder anderen Änderungsantrag noch intensiver beschäftigen muss, die Haushaltsdebatte von heute auf morgen, 16 Uhr, zu
vertagen. Das würde die Möglichkeit eröffnen,
sich noch einmal fachlich mit der Verwaltung über
das eine oder andere Problem auszutauschen.
Liebe Kolleginnen und Kollegen, lassen Sie uns
die Probleme und die Situation in der Stadt
Leipzig ernst nehmen, sachgerecht darüber diskutieren und zu einer sachgerechten Lösung kommen. - Vielen Dank.
Oberbürgermeister Jung: Frau Krefft.
Stadträtin Krefft (Bündnis 90/Die Grünen): Sehr
geehrter Herr Oberbürgermeister! Sehr geehrte
Herren und Damen Stadträte, Gäste, MedienvertreterInnen! Die Grünen und Ihre Anträge, das war
hier schon viel thematisiert. - Doppelhaushalte
wurden - daran darf ich kurz erinnern - eingeführt,
um Planungssicherheit zu schaffen, die Verwaltung zu entlasten und sich unterjährig mehr Zeit
und Kraft zu verschaffen, um inhaltliche Fragen,
also entsprechende Fachpläne, zu diskutieren
und auch zu beschließen.
Wir, Bündnis 90/Die Grünen, haben uns seinerzeit
gegen Doppelhaushalte ausgesprochen, weil wir
die Beteiligung des Stadtrats bei der Aufstellung
des Haushaltes schwinden sahen. Heute erkennen wir, dass diese Vorhersage eintritt.
Wir verhandeln heute über einen Nachtragshaushalt, der nötig wurde, um die großen inhaltlichen
Fragen, die wir unterjährig rauf und runter diskutieren, im Haushalt noch abbilden zu können:
Kitabauten und Mehrbedarfe bei den Hilfen zur
Erziehung, Haken dran. Aber das sind nicht die
einzigen Themen.
Tatsächlich wurde der Wunsch - das war nicht
mehr als ein Wunsch! - auf Einvernehmen zu diesem Verfahren geäußert, keine weiteren Themen
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einzubringen. Dieser Wunsch wurde in der letzten
Ratsversammlung - das Verlaufsprotokoll vom
13.12.2017 liegt bereits vor; dort können Sie das
nachlesen, Herr Oßwald - von der Stadtspitze mit
Unterstützung der Fraktionen CDU, SPD und AfD
aufgekündigt.
Herr Norman Volger hat dann für unsere Fraktion
erklärt: Dieses Agreement ist mit dem Beschluss
über die Ausgaben für die Aufwertung des Stadtordnungsdienstes als Polizeibehörde aufgekündigt worden; denn das ist ein zusätzliches Thema,
das noch in den Nachtragshaushalt aufgenommen wurde. - Wir haben am 13.12.2017 erklärt:
Okay, dann stellen auch wir zum Nachtragshaushalt noch Anträge; denn auch wir haben noch
viele Themen.
Meine Herren, meine Damen, Leipzig wächst. Die
Aufgaben, vor denen wir stehen, beschränken
sich nicht nur auf Kita, Hilfen zur Erziehung und
meinethalben Sicherheit. Wir Grüne erkennen
große Bedarfe darin, den Umschwung von der
schrumpfenden Stadt, die wir eben noch waren,
zur am schnellsten wachsenden Stadt personell
abzubilden.
Bei der Diskussion des Doppelhaushaltes waren
wir uns alle einig, dass viel mehr Investitionen nötig sind. Doch die Beträge, die wir einstellten, werden weiterhin wie eine Bugwelle vor uns her geschoben. Über 100 Millionen Euro können nicht
verbaut werden, weil wir das Personal für Planung
und Umsetzung nicht haben, wie wir hier in jeder
Ratsversammlung hören, weil die Besetzung von
Stellen viel zu lange dauert - wir haben vorhin bei
der Antwort auf die Anfrage der LINKEN zur Personalbesetzung sehr aufmerksam zugehört - und
weil man eine Stadt von bald 700.000 Einwohnenden nicht mit dem Personalbesatz einer Stadt für
500.000 organisieren kann, auch wenn hier die
Meinung vorgetragen wird, dass dies durch technische Neuerungen durchaus möglich ist.
Die Besetzung dauert auch deshalb so lange, weil
die Ausschreibung erst nach der Prüfung des
Haushalts durch die Landesdirektion erfolgt. Die
Erfahrung der letzten Jahre war: im Frühsommer
Genehmigung des Haushaltes, im Oktober Ausschreibung. So wird das eben nichts mehr im laufenden Jahr. Wir wollen das beschleunigen. Darum beantragen wir jetzt noch für 2018 die Stellen,
damit sie 2019 arbeitsfähig sind. Im Grunde sind
das haushaltsneutrale Anträge. 2017 wurden
16 Millionen Euro Personalausgaben gespart,
weil die Stellen nicht zeitgerecht besetzt werden
konnten, so die Aussage im Finanzausschuss.
Das Problem ist, dass wir alle das spüren. Wir
spüren die Überforderung der Stadt mit ihrem eigenen Wachstum - drängend enge Schulen, Kitaplatzengpässe, Verkehrsprobleme, Wohnungssu-
Verlaufsprotokoll vom 31.01.2018
che. Wir spüren die Überforderung der MitarbeiterInnen der Stadtverwaltung, die bis zum Umfallen
daran arbeiten, die Beschlüsse abzuarbeiten. Wir
sehen eine Aufstockung der Stellen auch als
Wahrnehmung unserer Fürsorgepflicht gegenüber den VerwaltungsmitarbeiterInnen an.
Ich sehe, die Uhr läuft unerbittlich. Deswegen will
ich jetzt nur noch zwei Gründe nennen, warum
uns diese Anträge wichtig sind. Meine Fraktionskollegen werden dann noch einmal einzeln Stellung dazu nehmen. - Doch! Wir haben Anträge gestellt, und diese Anträge bringen wir ein. Es gibt
eine Regelung, wer fünf Minuten und wer zwei Minuten Redezeit hat. Darüber haben wir am Anfang
der Sitzung gesprochen.
Aus unserer Sicht muss der Haushalt Antworten
geben sowie politische Handlungsfähigkeit und
Entschiedenheit widerspiegeln. Damit werbe ich
für Zustimmung zu allen Änderungsanträgen: sowohl zu den Anträgen zu Schulbauten als auch zu
Anträgen zum Sozialhaushalt; denn wenn wir als
Stadt wachsen, haben wir auch wachsende Aufgaben in diesen Bereichen. - Danke.
Oberbürgermeister Jung: Herr Georgi.
Stadtrat Georgi (CDU): Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister! Meine sehr verehrten Damen und
Herren Beigeordnete! Werte Kolleginnen und Kollegen! Immer wenn hier einer am Pult steht und
sagt: „Ich wollte eigentlich gar nichts sagen“,
muss ich lachen. Aber heute bin ich derjenige, der
hier sagt: Eigentlich wollte ich dazu gar nichts sagen, aber jetzt sage ich doch etwas. Aber Scherz
beiseite!
Unsere Fraktion wird alle Änderungsanträge der
Grünen ablehnen. Wir sehen sie als überflüssig
an. Wir glauben auch, dass es besser wäre, sich
an das Format des Doppelhaushalts zu halten.
Das bringt mehr Dynamik in andere Bereiche und
in die Ratsarbeit. Das wollte ich hier nur kurz zum
Besten geben. - Vielen Dank.
Oberbürgermeister Jung: Frau Dr. Lauter.
Stadträtin Dr. Lauter (DIE LINKE): Sehr geehrter
Herr Oberbürgermeister! Liebe Stadträtinnen und
Stadträte! Es wäre wirklich gut, wenn der Nachtragshaushalt nicht nur im Fachausschuss Finanzen besprochen wird. Wir haben ihn uns als Fachausschuss Allgemeine Verwaltung auf den Tisch
gezogen. Es geht darin immerhin um etwa 80
Stellen, ohne Sondervermögen, die noch als
Mehrbedarf für 2018 anerkannt worden sind.
Kritisch sehen wir auch - das hat ja heute schon
mehrfach eine Rolle gespielt -, dass keine finanziellen Mittel für diese Stellen eingestellt werden
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mussten, weil Mittel für in 2017 vorgesehene,
aber nicht besetzte Stellen eingespart wurden.
Diese Probleme, die Herr Hörning heute auf unsere Anfrage benannt hat, sind nicht ganz neu.
Sie sind allerdings auch ein bisschen hausgemacht. Wenn ich mich recht entsinne, gab es im
Jahr 2016 etwa 11.000 Bewerbungen bei der
Stadtverwaltung. Die Anzahl der fachbezogenen
Bearbeiter ist in dieser Stadt einstellig. Ich denke,
das erklärt manches. Alle diese Bewerbungen
müssen ja bearbeitet werden. Es muss eine Abstimmung der Fachämter mit dem Hauptamt geben; Stichwort: Stellenbeschreibung, Stellenbewertung. Hinzu kommen Anforderungen des Datenschutzes und Mitarbeiterbeteiligung. So vergehen Monate über Monate von der Beschlussfassung für eine Stelle bis zur tatsächlichen Besetzung.
Es ist heute auch schon angesprochen worden,
dass zeitliche Lücken zwischen ausscheidenden
und neu eingestellten Mitarbeitern zum Verlust
von Informationen und wertvollen Erfahrungsschätzen führen. All das mahnt zu Synergieeffekten, zur Straffung von Prozessen, zu besseren
Abstimmungen. Keinesfalls soll es passieren das ist die Meinung unserer Fraktion -, dass Stellen deshalb nicht besetzt werden, um die dafür
vorgesehenen Mittel für künftige oder andere Aufgaben zu sparen. - Danke.
Oberbürgermeister Jung: Herr Dossin.
Stadtrat Dossin (CDU): Herr Oberbürgermeister,
ich will einen Antrag zur Geschäftsordnung stellen. Ich stelle den Antrag auf Beendigung der Debatte und Abstimmung.
Oberbürgermeister Jung: Nach § 21 Absatz 8
unserer Geschäftsordnung ist das möglich. In einem solchen Fall können nur noch diejenigen
sprechen, die jetzt noch auf meiner Rednerliste
stehen, sowie gegebenenfalls ein Mitglied aus einer Fraktion, die bisher noch nicht dazu zu Wort
gekommen ist. Danach lasse ich über diesen Geschäftsordnungsantrag abstimmen. Wenn er positiv votiert wird, wird die Diskussion beendet. Nein, eine Einbringung der Anträge ist nicht möglich. - Nein, Sie dürfen keinen Änderungsantrag
einbringen. Wenn der Geschäftsordnungsantrag
positiv votiert wird, dann nicht. - Auf meiner Rednerliste stehen jetzt noch Herr Elschner, Herr Volger und Herr Schlegel.
Es ist aber auch eine Gegenrede zum Geschäftsordnungsantrag möglich. - Herr Morlok.
Stadtrat Morlok (Freibeuter): Sehr geehrter Herr
Oberbürgermeister! Liebe Kolleginnen und Kolle-
Verlaufsprotokoll vom 31.01.2018
gen! Wir reden viel über Demokratie und über Demokratieverdrossenheit. Ich frage Sie: Wollen wir
heute allen Ernstes ein solches Signal aussenden, wie wir als Stadtrat mit dem Königsrechts
des Parlaments umgehen? Ich bitte Sie sehr eindringlich, darüber nachzudenken. Denn wenn
man zu der Auffassung käme, dass es dem Stadtrat, also uns allen, nicht wichtig wäre, im Einzelnen darüber zu diskutieren und zu debattieren,
wie wir das Geld für die weitere Entwicklung unserer Stadt ausgeben wollen, dann könnte jemand auf die Idee kommen, dass man das zukünftig auch ohne den Stadtrat machen kann.
Liebe Kolleginnen und Kollegen, vermeiden wir
diesen Eindruck!
Ich bin im Übrigen, Herr Oberbürgermeister, anderer Rechtsauffassung. Wir befinden uns hier in
der Debatte zu einer Vorlage der Verwaltung, und
es muss jedem Antragsteller eines Änderungsantrags möglich sein, seinen Änderungsantrag zu
begründen. Wir können selbstverständlich eine
Redezeitbegrenzung für jede Begründung eines
Änderungsantrags beschließen. Wir können bei
jedem Änderungsantrag gegebenenfalls zu einem
angemessenen Zeitpunkt „Schluss der Debatte“
beantragen. Wir können aber nicht per Mehrheitsbeschluss des Stadtrats dem Antragsteller eines
Änderungsantrags das Recht nehmen, seinen
Änderungsantrag zu begründen.
Herr Oberbürgermeister, Sie dürfen diesen Geschäftsordnungsantrag, sofern er sich nicht nur
auf die Generaldebatte bezieht, heute nicht zur
Abstimmung stellen, weil er rechtswidrig wäre.
Bitte nehmen Sie sich gegebenenfalls die Zeit, die
Sitzung zu unterbrechen und das noch einmal zu
prüfen. - Vielen Dank.
Oberbürgermeister Jung: Das will ich gerne tun.
Ich unterbreche die Sitzung für drei Minuten und
werde prüfen, ob eine Abstimmung in der Form
möglich ist.
(Unterbrechung)
Oberbürgermeister Jung: Meine Damen und
Herren, die Ratsversammlung wird fortgesetzt.
Wir haben das inzwischen geprüft. Wir versuchen,
ganz sachlich damit umzugehen. Unsere Hauptsatzung ist nicht ganz klar in der Sache. Ich deute
sie so, dass in der Tat, Herr Morlok, zu jedem Änderungsantrag noch gesprochen werden kann
und man theoretisch zu jedem Änderungsantrag
„Schluss der Debatte“ beantragen müsste. - Wir
bewegen uns hier in einer gewissen Grauzone,
aber so kann man es deuten. Insofern: Ja, jeder
Änderungsantrag, der dazu vorliegt, kann aufgerufen und auch begründet werden, allerdings ent-
S e i t e | 59
sprechend unseres Beschlusses nur zwei Minuten. § 21 Absatz 8 ist an dieser Stelle in der Tat
nicht ganz eindeutig.
Dazu noch einmal, Herr Maciejewski.
Stadtrat Maciejewski (CDU): Ich bin jetzt etwas
verwundert. Ich denke, die Ratsversammlung hat
zu Beginn eine Tagesordnung festgelegt und beschlossen. Zu diesen Tagesordnungspunkten
wird debattiert. Deshalb kann man auch zu Tagesordnungspunkten „Schluss der Debatte“ beantragen. Oder sind einzelne Änderungsanträge im
Sinne unserer Hauptsatzung als Untertagesordnungspunkte zu sehen? Das würde mich wundern. Dann wären wir nämlich der einzige Gemeinderat in der ganzen Welt, der das so handhabt.
Also: Es ist zu einem Tagesordnungspunkt
„Schluss der Debatte“ beantragt, und darüber
muss aus meiner Sicht abgestimmt werden.
Oberbürgermeister Jung: Ich denke, Sie haben
da nicht recht, Herr Maciejewski. Wir haben in
§ 11 nicht ordentlich geregelt, wie ein Änderungsantrag zu behandeln ist. Demzufolge ist das ein
eigener Antrag, der sich sozusagen beißt mit § 21.
Ehe das zu Unsicherheiten führt, bleibt es bei
dem, was ich eben gesagt habe: „Schluss der Debatte“ ist beantragt. Darüber kann abgestimmt
werden. Dennoch kann jeder Änderungsantrag
begründet werden.
Herr Dossin, ich lasse jetzt über Ihren Antrag abstimmen, verweise aber auf die Auslegung, die ich
eben erläutert habe. - Bitte nehmen Sie Ihr Abstimmgerät zur Hand und geben Sie Ihr Votum
ab. - Ich schließe die Abstimmung.
Abstimmung: 22 - 38. Dann wird weiter so verfahren.
Das Wort hat jetzt Herr Volger.
Stadtrat Volger (Bündnis 90/Die Grünen): Sehr
geehrter Herr Oberbürgermeister! Sehr geehrte
Stadträte! Sehr geehrte Gäste! Ich spreche jetzt
noch nicht zu den Änderungsanträgen, wobei ich
mich auch nachher kurz fassen werde.
Noch einmal an die SPD und Herrn Oßwald: Man
kann ja mit dem Verfahren, das wir gewählt haben, unzufrieden sein. Man kann das ohne
Schaum vor dem Mund tun, wie Herr Georgi, der
gesagt hat, dass er das nicht in Ordnung findet
und aus diesem Grund dagegenstimmen wird.
Aber hier mit Schaum vor dem Mund von „Foul“
und von „Unfairness“ und von „Verfahrenstricks“
zu reden, halte ich doch ein bisschen für übertrieben. Ich zu meiner Person habe in der DezemberSitzung angekündigt, dass wir das so tun werden.
Verlaufsprotokoll vom 31.01.2018
Ich kann das gerne noch einmal aus dem Verlaufsprotokoll des Rates zitieren:
Ich kündige schon jetzt für meine Fraktion an, Herr Bonew, dass das Agreement, zum Nachtragshaushalt keine Änderungsanträge zu stellen, obsolet, hinfällig ist, wenn dieser Antrag positiv votiert wird.
Das war der Wortlaut. - Hätte man mir damals zugehört, wüsste man das und hätte sich hier nicht
so aufführen müssen.
Zum Zweiten. Liebe SPD-Fraktion, da Sie sagen,
Sie brauchen soundso viel Zeit, um Anträge zu
beraten, will ich Ihnen entgegenhalten: Die dritte
Neufassung des Antrags „Aufwertung des Stadtordnungsdienst als Polizeibehörde“ wurde in der
Dezember-Sitzung behandelt und noch eine Aufstockung der Mittel in den Nachtragshaushalt aufgenommen - wogegen wir uns, wie eben zitiert,
verwehrt haben. Diese dritte Neufassung ist von
Ihrer Fraktion genau einen Tag vor der Ratsversammlung eingereicht worden. Des Weiteren haben Sie in der Dezember-Sitzung zwei weitere
Änderungsanträge einen Tag vor der Ratsversammlung sowie zwei weitere Änderungsanträge
fünf Tage vor der Ratsversammlung eingereicht.
Sie haben also die von Ihnen geforderten Regeln
selbst umgangen und den anderen Fraktionen
keine Zeit gelassen, Ihre Änderungsanträge ausführlich zu beraten. - So viel zu der Behauptung,
die Sie hier in dem Raum stellen, das sei unfair. Vielen Dank.
Oberbürgermeister Jung: Herr Schlegel.
Stadtrat Schlegel (DIE LINKE): Herr Oberbürgermeister! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Nächste Woche tagt das Vergabegremium
Bauleistungen das 1.011 Mal. Alle Jahre wieder
schleppen wir Anfang des Jahres Vergaben vor
uns her, die unter dem Vorbehalt der Freigabe der
Haushaltsmittel stehen. Auch in diesem Jahr ist
das wieder so, weil Übertragungen auf das Folgejahr noch nicht vollzogen worden sind. Deshalb
appelliere ich an Sie: Machen Sie heute den Weg
frei, damit die Bauprojekte schnellstmöglich begonnen werden und wir die Zeit nutzen können.
Zum Kitaprogramm will ich noch Folgendes sagen: Das Vergabeverfahren hat im Vorgriff auf die
heutige Entscheidung bereits begonnen. Schon
Ende Februar soll die Jurysitzung für das erste
Paket mit vier Kitas stattfinden. Schon wenige
Tage später soll die Beauftragung erfolgen. In diesem Tempo soll es weitergehen.
Wir hier im Stadtrat aber vergeuden die Mittel mit
Überlastungen des Haushalts. Wir wissen ja noch
nicht, wie das heute ausgeht. Früher sagte man
S e i t e | 60
immer: „Vor Gericht und auf hoher See ...“ - Wir
haben im Vergabegremium zwischen himmelhoch
jauzend und zu Tode betrübt über die einzelnen
Vergaben zu entscheiden. Mal kommen 20 Prozent, mal 50 Prozent obendrauf. Morgen haben
wir mal wieder den Hit, dass eine Vergabe über
100 Prozent darüber liegt.
Lassen Sie uns diesen Haushalt jetzt sicher beschließen! Das sage ich auch denjenigen, die hier
ständig darüber schimpfen, dass die Schulen
nicht in Ordnung gebracht werden, dass die Kitaplätze nicht ausreichen. Lassen Sie uns diese
Dinge endlich angehen!
Oberbürgermeister Jung: Herr Oßwald.
Stadtrat Oßwald (SPD): Sehr geehrter Herr
Oberbürgermeister! Werte Damen und Herren
Stadträte! Ich will jetzt doch noch einmal auf die
Einlassung von Herrn Volger zum Antrag „Aufwertung des Stadtordnungsdienstes“ eingehen, der
jetzt dazu heranzogen wird, warum Sie sich an
das Agreement nicht mehr gebunden gefühlt haben.
Das sind zwei verschiedene Sachen, die man
nicht miteinander vergleichen kann. Der Antrag
zum Stadtordnungsdienst war bereits seit März
2017 - zunächst als CDU-Antrag; Herr Hass, korrigieren Sie mich bitte! - im Verfahren. Er hat die
Ausschüsse durchlaufen, erste Lesung, zweite
Lesung. Es gab einen ausführlichen Verwaltungsstandpunkt dazu. Es gab Auseinandersetzungen
mit der Verwaltung. Es gab im Laufe dieser Diskussion natürlich auch Änderungen, wie es bei allen Anträgen, die im Verfahren sind, der Fall ist,
was zu Neufassungen geführt hat. Bei diesem Antrag gab es die Möglichkeit, sich damit umfassend
zu befassen. Als der Antrag ins Verfahren gegeben wurde, war von einem Nachtragshaushalt
noch gar keine Rede. Ihre Unterstellung, man
habe damit einen Haushaltsantrag gestellt, kann
ich so nicht nachvollziehen.
Anders verhält sich das bei Ihren zwölf Anträgen,
die ich, wie gesagt, nicht inhaltlich bewerten will.
Die Fraktionen und die Fachausschüsse hatten
einfach keine Möglichkeit, sich sachgerecht damit
zu befassen. Herr Morlok, dann nützt es uns auch
nichts, wenn wir hier jetzt drei Stunden über diese
Anträge diskutieren. Das ist doch keine konstruktive Ratsarbeit. Solche inhaltlichen Anträge mit
schwerwiegenden finanziellen Auswirkungen
müssen in den Fraktionen und in den Fachausschüssen sachgerecht diskutiert werden. Es ist
doch kein Umgang miteinander, wenn das in die
Ratsversammlung verlagert wird. Ich kann das
nicht nachvollziehen und würde darum bitten, das
in Zukunft möglichst zu vermeiden. - Vielen Dank.
Verlaufsprotokoll vom 31.01.2018
Oberbürgermeister Jung: Frau Körner.
Stadträtin Körner (Bündnis 90/Die Grünen): Herr
Oberbürgermeister! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Nur ganz kurz dazu. - Ich bin lange genug
hier dabei. Daher wundere ich mich extrem über
diese Emotionen und bitte Sie, diese ein Stück
weit zurückfahren. Es sind ganz regulär Anträge
gestellt worden. Man kann sagen: Wir als Fraktion
können diesen Anträgen nicht zustimmen, weil wir
sie nicht intensiv genug beraten konnten oder weil
wir das inhaltlich ablehnen. - Das ist in Ordnung.
Im Übrigen haben wir Ihre Anträge, selbst dann
noch beraten, wenn sie erst einen Tag vor der
Ratsversammlung bei uns eingegangen sind, ja
sogar die, die als Tischvorlage kamen, was auch
das eine oder andere Mal der Fall war.
Sicher, es geht hier um große Summen. Es geht
hier aber auch um ein politisches Zeichen. Die
Frage ist immer, ob man dafür Mehrheiten gewinnt. Wir werben darum. Wenn man dem nicht
zustimmen kann, nennt man die Gründe dafür.
Herr Oßwald, ich bin zutiefst enttäuscht über
diese Art der Diskussion. Das war weder infam
noch extrem kurzfristig. Es war ein Monat Zeit,
sich zu verständigen. Man muss dem nicht zustimmen, auch verfahrensmäßig nicht. Diese
Chance haben Sie ja auch. Sie müssen gar nicht
inhaltlich diskutieren. Aber uns jetzt irgendetwas
zu unterstellen, das vergiftet ein Stück weit auch
die Atmosphäre, und das finde ich sehr schade.
Auch Sie werden irgendwann Anträge stellen, bei
denen Sie hoffen, dass ihnen kurzfristig zugestimmt werden kann. Bleiben Sie einfach beim regulären Verfahren! Wir haben keine Verfahrensfehler gemacht. Man muss Anträge nicht in die
Ausschüsse geben; das wissen Sie. Trotzdem
war es ein Versuch.
Wir hatten auch intern in der Fraktion eine sehr
harte Diskussion - unabhängig von den Inhalten -,
darüber, dass, wenn wir Änderungsanträge zum
Nachtragshaushalt vorlegen, es absurd wäre,
diese Anträge zurückzuziehen, obwohl wir wissen, dass der Oberbürgermeister eine Vorlage
dazu machen wird, um selbst eventuell - ich weiß
es nicht - weitere Zuschüsse zu genehmigen. Wir
haben ja vorhin gehört: „Wir werden im Sozialund Jugendhilfebereich noch einmal darüber reden“. Was ist das denn? Okay, wir haben gehört,
die Summen seien so klein, dass man das so machen kann und wir heute den Nachtragshaushalt
trotzdem verabschieden können. Aber im Prinzip
ist das nicht ehrlich, wenn man weiß, dass man
doch noch ein bisschen mehr braucht.
Das haben wir sehr wohl intern diskutiert und haben entschieden: Wir wollen trotzdem deutlich
machen, dass aus unserer Sicht diese und jene
Gründe für die Anträge sprechen. Denen müssen
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Sie jetzt nicht zustimmen. Wir werden diese Themen in den Beratungen zum Doppelhaushalt sicher noch einmal aufgreifen.
Natürlich kann man auch die Verfahrensweise
wählen, unsere Anträge in die Ausschüsse zu verschieben. Wir würden das nicht richtig finden.
Bleiben Sie doch bitte auf dem Boden der Tatsachen! Es sind formale Anträge gestellt worden,
und es ist gut, dass wir heute dazu reden können. - Vielen Dank.
Oberbürgermeister Jung: Herr Rothkegel.
Stadtrat Rothkegel (CDU): Sehr geehrte Damen
und Herren Stadträte! Ich möchte noch einmal daran erinnern, dass wir uns im Haushaltsplanverfahren befinden. Wir sind nicht bei irgendwelchen
Änderungsanträgen zu irgendeiner Stellenbesetzung, sondern wir sind im Haushaltsplanverfahren. Solange ich mich erinnern kann, ist ein Haushaltsplanverfahren immer ganz anders gelaufen.
Es wurden keine Anträge eine Woche vor Beschlussfassung des Haushalts gestellt, sondern
wir haben uns gemeinsam damit auseinandergesetzt. Wir als Fraktion hätten auch noch zehn Anträge stellen können. Die SPD hätte sicherlich
auch Ideen gehabt. Dann hätten wir hier 30 Anträge oder mehr. Dann aber hätten wir ein anderes Verfahren wählen müssen.
Wir haben damals bewusst beschlossen: Wir machen einen Doppelhaushalt. Das haben wir gemeinsam beschlossen. Auch wenn der eine oder
andere dem nicht zugestimmt hat, muss er das
mittragen, was wir gemeinsam beschlossen haben. Das ist das Wesen von Demokratie. Ich
möchte, dass das Haushaltsplanverfahren so beibehalten wird, wie wir es in der Vergangenheit gehandhabt haben: dass wir gemeinsam darüber
beraten, was wir im Haushalt umsetzen und welche Vorhaben wir auf die Reihe bringen wollen,
und am Ende gemeinsam Entscheidungen dazu
treffen, die auch nicht immer einstimmig sind;
denn auch im Haushaltsplanverfahren gibt es unterschiedliche Meinungen und Beschlüsse.
So wie jetzt angedacht können wir das nicht machen. Ich kann Herrn Oßwald da nur beipflichten.
Ich finde die Verfahrensweise unmöglich, zu einem Haushalt eine Woche vor Beschlussfassung
noch Änderungsanträge zu bekommen. - Danke.
Oberbürgermeister Jung: Ich schlage vor, die
Generaldebatte jetzt zu beenden und die Änderungsanträge aufzurufen. - Herr Elschner, bitte
schön.
Stadtrat Elschner (Bündnis 90/Die Grünen):
Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister! Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen Stadträte! Zu vier
Verlaufsprotokoll vom 31.01.2018
Haushaltsanträgen, die wir gestellt haben,
möchte ich gern ein paar Ausführungen machen,
nämlich zu unseren Schwerpunktsetzungen für
das Dezernat VI und im Bereich des Liegenschaftsamtes.
Wir denken, dass es mit der Etablierung eines
ganzheitlichen Flächenmanagements unbedingt
vorangehen muss. In Ihrem Arbeitsprogramm
2020, Herr Oberbürgermeister, das Sie anlässlich
Ihrer Oberbürgermeisterwahl vor ein paar Jahren
aufgestellt haben, ist dieses Flächenmanagement
immer noch nicht etabliert und verwirklicht worden. Inzwischen sind einige Jahre ins Land gegangen. Die Sammelvorlage zu den Kita-Neubauten hat gezeigt, wie schwierig es ist, geeignete
kommunale Grundstücke zu finden. Vor dem Hintergrund, dass offensichtlich auch Stellenumbesetzungen im Liegenschaftsamt nicht oder nur
schwer möglich sind, hoffen wir, dass wir mit den
zwei Vollzeitstellen, die wir beantragen, einen Zacken zulegen können, um ebendieses ganzheitliche Flächenmanagement etablieren zu können.
Zum Thema „Konzeptvergabeverfahren“: Zwei
Vorlagen sind in Bearbeitung. Einmal scheiterte
ein Konzeptvergabeverfahren bereits daran, dass
wir, die Fraktionen DIE LINKE, SPD und Grüne,
nicht einverstanden waren mit dem Prozedere der
Verwaltung, die sich nicht an einen Stadtratsbeschluss gehalten hat. Nun hat eine interfraktionelle Arbeitsgruppe die Arbeit beendet, und der
Stadtrat wartet auf beide Vorlagen. Man kann natürlich ein wohnungspolitisches Instrument wie
Konzeptvergabeverfahren auch durch Zeitablauf
an die Wand fahren. Wir bitten daher, dass diese
Vorlagen zeitnah in den Stadtrat kommen und, damit sie auch umgesetzt werden können, Personal
dafür bereitzustellen. Deswegen haben wir auch
hier die entsprechenden Vollzeitstellen beantragt.
Zum Thema „Dezernat VI“: Wir haben hier heute
schon einiges gehört, was aus Sicht von CDU und
SPD offensichtlich schiefläuft und wo sie Handlungsbedarf erkennen. Wir haben einen Schwerpunkt, nämlich den Wohnungsneubau. Diesen
sollte die Stadt mitvorbereiten. In diesem Zusammenhang braucht es eine Baulandmobilisierung,
nicht in der Außenentwicklung, sondern ausdrücklich in der Innenentwicklung. Wer glaubt, dass alles nur nach § 34 Baugesetzbuch zu verwirklichen
ist, der irrt. Wir brauchen zur Absicherung stadtentwicklungspolitischer Ziele auch B-Pläne. Diese
gilt es zu erstellen. Entsprechende Fachgutachten sind einzuholen. Vor diesem Hintergrund stellen wir diese beiden Haushaltsanträge, um hier
ein gewisses Tempo zu gewährleisten. - Vielen
Dank.
Oberbürgermeister Jung: Herr Volger.
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Stadtrat Volger (Bündnis 90/Die Grünen): Sehr
geehrter Herr Oberbürgermeister! Sehr geehrte
Bürgermeisterinnen und Bürgermeister! Sehr geehrte Stadträte! Sehr geehrte Gäste! Ich rede jetzt
zu den Änderungsanträgen 02 und 04 zum Haushalt.
Ich fange mit Änderungsantrag 02 an. Wir beantragen, das Budget für Vereine und Verbände im
Amt für Umweltschutz für das Jahr 2018 pauschal
um 10 Prozent zu erhöhen. In vielen anderen
Fachbereichen wird im Rahmen der Vereinsfinanzierung über steigende Personalkosten, Mieten
und Unterhaltskosten gestritten und werden
Budgetansätze erhöht, so auch im aktuellen Doppelhaushalt, in dem die Umweltvereine allerdings
leer ausgegangen sind.
In Zusammenhang mit der Verweisung der Änderungsanträge 01 und 14 ins normale Verfahren
hat der Oberbürgermeister mitgeteilt, dass uns im
Februar Vorlagen zur Beschlussfassung vorgelegt werden, die Mehrkosten für Vereine im Sozial- und im Jugendhilfebereich vorsehen. Jetzt
stelle ich Ihnen die Frage: Was ist der Unterschied
zwischen Vereinen im Sozial- oder Jugendhilfebereich und Vereinen im Umweltbereich? - Richtig!
Es gibt keinen Unterschied. Auch diese Vereine
haben höhere Kosten zu verantworten. Daher ist
es nur folgerichtig, das insgesamt sehr geringe
Gesamtbudget moderat zu erhöhen. Es gibt keine
logische Begründung, dies nicht zu tun. Es gibt
nur eine ideologische Begründung, dagegen zu
sein.
Jetzt zum Änderungsantrag 04, bei dem noch
deutlicher wird, warum wir das im Haushalt zusetzen sollten. Wir erhalten vermutlich nicht mehr
heute, sondern morgen eine Vorlage mit dem Bericht über den Erhalt des European Energy Award
in Gold für die Stadt Leipzig. Schön, oder? Gleichzeitig würde aber zum Ende des Jahres die Stelle
des Klimaschutzmanagers, der maßgeblich daran
beteiligt war, auslaufen. Im Dezember wäre für ihn
hier Schluss. Mit dem nächsten Doppelhaushalt
lässt sich das nicht mehr reparieren, da wir diesen
frühestens im Januar 2019 beschließen und frühestens im Sommer 2019 die Genehmigung dafür
bekommen werden, sodass wir diese Stelle frühestens im Oktober 2019 ausschreiben können,
damit sie vielleicht in 2020 besetzt werden kann.
Wollen wir uns wirklich erlauben, Placebopolitik
für schöne Preise zu machen statt ein Klimaschutzprogramm, das auch umgesetzt wird? Jetzt
wäre der Zeitpunkt, diesen kw-Vermerk zu streichen. Jetzt sollten wir das auch tun. Jeglicher Hinweis, dies zu verschieben auf einen anderen
Haushalt, würde alle Anstrengungen, die wir bisher im Bereich des Klimaschutzes gemacht haben, ad absurdum führen. Ich bitte Sie, zumindest
diesem Antrag zuzustimmen; denn er führt nicht
Verlaufsprotokoll vom 31.01.2018
zu Mehrkosten, sondern nur zur Streichung eines
kw-Vermerks. - Vielen Dank.
Oberbürgermeister Jung: Das Wort hat Frau
Wohlfarth.
Stadträtin Wohlfarth (SPD): Sehr geehrte Damen und Herren! Ich möchte zwei Dinge ansprechen. Zum einen: Wenn die Grünen der Meinung
sind, zu sagen: „Wenn solche Anträge beschlossen werden, gelten bestimmte Absprachen für
uns nicht mehr“, können sie das gerne machen.
Aber ich persönlich kann das nur als politische Erpressung zur Verhinderung von anderen politischen Ideen auffassen.
Zum Zweiten wende ich mich ganz direkt an Herrn
Schmidt mit der Frage, ob Sie gerade die Rede
von Herrn Oßwald gefilmt haben und, wenn ja,
was Sie damit machen möchten? Dieses Filmmaterial ist nicht vergleichbar mit dem Livestream.
Die Rechte an seinem Bild hat Herr Oßwald
selbst. Ich möchte Sie darauf hinweisen, dass Sie
das Material nicht verwenden dürfen, und darum
bitten, das zukünftig zu unterlassen.
Oberbürgermeister Jung: Wir sollten jetzt wieder zurückkehren zu den Änderungsanträgen. Herr Morlok.
Stadtrat Morlok (Freibeuter): Herr Oberbürgermeister! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich
hatte eigentlich gehofft, dass die Änderungsanträge einzeln aufgerufen werden, sodass man zu
jedem Änderungsantrag einzeln seine Meinung
äußern kann, warum man sie unterstützt oder gegebenenfalls auch nicht. Das passiert jetzt offensichtlich nicht. Deswegen spreche ich jetzt zu allen Änderungsanträgen der Grünen. Bitte sehen
Sie es mir nach, dass ich das in zwei Minuten
nicht ganz schaffen werde. Dafür spreche ich
auch nur einmal. Sollten Sie mir nicht mehr Zeit
gewähren können, würde ich mich zu jedem Änderungsantrag einzeln zu Wort melden.
Es gibt eine ganze Reihe von Anträgen der Grünen, die sich auf den Stellenplan beziehen. Ich
hatte eingangs schon ausgeführt, dass wir das für
sachgerecht halten. Daher werden wir diesen Anträgen auch zustimmen.
Aber, liebe Kolleginnen und Kollegen von den
Grünen, es gibt auch eine ganze Reihe von Anträgen, die zweifellos Ihrer politischen Interessenlage entsprechen, aber eines Nachtragshaushalts - in Anführungszeichen - „nicht würdig“ sind.
Wenn man einen Antrag zu einem Schullandheim
im Verfahren hat und aus diesem Antrag flugs einen Haushaltsantrag macht, sollte man sich
schon einmal die Frage stellen, ob das sachgerecht ist oder ob man nicht die Haushaltsdebatte
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dafür missbraucht. Wir werden diesen Antrag daher ablehnen.
Auch beim Thema „Budget von Vereinen und Verbänden“ geht es um eine allgemeine politische
Auseinandersetzung, die bereits auch im Rahmen
der Haushaltsdebatte geführt wurde. Dazu gibt es
keine neuen Erkenntnisse. Das auf die Tagesordnung zu setzen, ist daher nicht notwendig. Deswegen werden wir auch diesen Antrag ablehnen.
Auch zum Thema „Klimaschutzmanager“ gibt es
keinen neuen Erkenntnisstand. Auch wenn es hier
nur um eine halbe Stelle geht, hat dies im Rahmen des Nachtragshaushalts relativ wenig verloren.
Gleiches gilt für Ihren Änderungsantrag 05, Zuwendungen für Vereine und Verbände. Deswegen
werden wir dem auch nicht zustimmen.
Wenn es darum geht, mit den Planungen für einen
Turnhallenbau oder einen Ersatzneubau einer
Grundschule beginnen zu können, sind das wichtige und richtige Anliegen. Aber liebe Kolleginnen
und Kollegen, wir verständigen uns hier im Rahmen einer Haushaltsdebatte über Prioritäten. Wir
verständigen uns auch im Rahmen von anderen
Vorlagen hier im Stadtrat über Prioritäten. Diese
Verständigung über Prioritäten muss auch Gültigkeit haben. Daher kann man das, was man vorher
gemeinsam im Stadtrat mehrheitlich beschlossen
hat, nicht einfach im Rahmen einer Nachtragshaushaltsdebatte mal von hinten durch die Brust
ins Auge wieder aufdröseln. So geht es nicht,
wenn wir Prioritäten setzen wollen. Deswegen
werden wir auch diesen Anträgen nicht zustimmen.
Anders sieht es aus bei den Anträgen zum Stellenplan, auch weil wir diese Anträge eben nicht in
das normale Verfahren verweisen können. Im normalen Verfahren kann man nicht einfach mal über
ein paar mehr Stellen beschließen. - Wenn Sie,
Herr Bonew, jetzt sagen, dass alle diese Stellen
im normalen Verfahren entschieden werden können und dies auch so zu Protokoll geben würden,
dann würden Sie da etwas Spielraum eröffnen.
Oberbürgermeister Jung: Bis zur EG 9 normales Verfahren.
Stadtrat Morlok (Freibeuter): Hier ist genau der
Punkt, wo wir einen neuen Erkenntnisstand haben
im Vergleich zur Diskussion über die Haushaltssatzung für den Doppelhaushalt. Weil die Stadt
wächst, reden wir inzwischen über Verkehrsszenarien, die uns von Ihnen, Herr Oberbürgermeister, vorgelegt wurden. Das heißt: Die Rahmenbedingungen haben sich geändert. Der STEP Verkehr geht noch von 600.000 Einwohnern aus. Wir
reden aber jetzt schon über 720.000 Einwohner.
Verlaufsprotokoll vom 31.01.2018
Wir haben eine ganze Menge von Dingen vor dem
Bug. Die Tatsache, dass Sie selber, Herr Oberbürgermeister, zwei neue Stellen im Verkehrs- und
Tiefbauamt für strategische Bauplanung beantragt haben, zeigt, dass auch Sie den Bedarf dort
erkannt haben.
Es ist ja gerade das Wesen einer Nachtragshaushaltsdebatte, dass man aufgrund aktueller Erkenntnisse, die man zu Beginn noch nicht gehabt
hat, versucht, neue Dinge umzusetzen und daraus Schlussfolgerungen zu ziehen, nicht aber Anträge, die vorher schon einmal abgelehnt wurden,
wieder aufzukochen.
Deswegen werden wir als Freibeuter den Stellen
für die Verkehrsplanung zustimmen. Wir werden
auch den Stellen, die für das Stadtplanungsamt
beantragt sind, zustimmen. Wir werden auch der
Bereitstellung von Finanzmitteln für die Erstellung
von B-Plänen und Fachgutachten zustimmen,
eben weil das tatsächlich eine neue Erkenntnis
ist, dass wir dort ein drängendes Problem haben,
wo Handlungsbedarf besteht. Den diesbezüglichen Anträgen werden wir zustimmen.
Ebenfalls zustimmen werden wir den Stellen für
die Einrichtung eines ganzheitlichen Flächenmanagements. Liebe Kolleginnen und Kollegen,
auch hier haben wir es mit einem neuen Sachverhalt zu tun. Herr Bürgermeister Albrecht hat uns
eine Liegenschaftsstrategie vorgelegt. In der Diskussion darüber ist deutlich geworden, dass in unserer wachsenden Stadt bei all den Konkurrenzverhältnissen, die es um Flächen gibt, ein solches
Management erforderlich ist. Nur, ein strategisches Liegenschaftsmanagement entsteht nicht,
indem man ein Papier beschließt, sondern es entsteht, indem man entsprechend handelt, und zum
Handeln braucht man Menschen. Deswegen ist
es sachgerecht, die entsprechenden Stellen zu
schaffen. Auch diesem Änderungsantrag werden
wir daher zustimmen.
Alle anderen Änderungsanträge der Grünen werden wir ablehnen, und ich bitte Sie, genauso zu
verfahren. - Vielen Dank.
Oberbürgermeister Jung: Frau Krefft.
Stadträtin Krefft (Bündnis 90/Die Grünen): Zunächst will ich loben, dass die kleine Fraktion der
Freibeuter sich in der Lage gesehen hat, sich innerhalb einer Woche mit den Anträgen auseinanderzusetzen, sodass sie sie einzeln würdigen
konnte. Das zeigt, dass das nicht unmöglich ist,
auch wenn man vollberufstätig ist und auch noch
andere Pflichten hat.
Ich komme jetzt zu einem Antrag, der im regulären
Verfahren war, den wir im Sinne der Haushalts-
S e i t e | 64
wahrheit und -klarheit in dieses Nachtragshaushaltsverfahren gezogen haben und der sachgerecht im Fachausschuss in zwei Lesungen behandelt worden ist, nämlich der Antrag zum Landschulheim OEKOLA.
Meine Herren meine Damen, die Stadt Leipzig hat
alle ihre Schullandheime aufgegeben. Das geschah in Zeiten, als die Stadt zusehen musste,
ihre Haushalte genehmigungsfähig zu bekommen
und nicht darstellen konnte, wie sie die Liegenschaften je sanieren sollte, um die Betriebsfähigkeit zu erhalten. - Ich sehe, die Aufmerksamkeit
schwindet; es ist auch schwer um die Zeit. Gleichwohl haben wir ein Interesse daran, Kindern und Jugendlichen aus Leipzig Klassenfahrten zu ermöglichen. Eine Reise ins nahe Umland
ist auch aufgrund der Entfernung günstig, aber
nicht nur deshalb.
80 Prozent der NutzerInnen des OEKOLA kommen aus unserer Stadt. Insofern werbe ich dafür,
dass wir den Zuschuss - das ist 1 Euro pro teilnehmendes Kind und Tag - heute bestätigen. Damit verhindern wir, dass die Tagespauschale erhöht werden muss. Sie wissen um die Lebenslagen von Kindern und Jugendlichen in dieser
Stadt. Eine Kostenerhöhung sollten wir ihnen
nicht zumuten. Ich denke, diesen Zuschuss kann
man auf jeden Fall gewähren.
Oberbürgermeister Jung: Herr Pellmann.
Stadtrat Pellmann (DIE LINKE): Da wir uns
mehrheitlich dafür entschieden, hier noch ein
bisschen zu debattieren, würde ich jetzt gern etwas zum ÄA-06 sagen, wenn auch nicht aus eigener Betroffenheit, aber aus eigener Erfahrung. Wir
werden uns an die Absprache halten und uns zu
den allermeisten Anträgen, wie von Kollege Wehmann schon ausgeführt, enthalten.
Zum ÄA-06 gibt es zumindest seitens der Verwaltung - Professor Fabian ist gerade nicht im
Saal - unterschiedliche Aussagen. Es gibt einen
Stadtratsbeschluss, dass mit Planung und Eröffnung der 66. Grundschule auch die Turnhalle mitgeplant und miteröffnet werden soll. Nun will ich
mich gar nicht in die Kalamität begeben und aus
einem nichtöffentlichen Ausschuss zitieren. Aber
es ist uns zugetragen worden, dass zwischen
dem Beschluss des Stadtrats und der Realität
zwei respektive drei, vier Jahre liegen.
Ich würde gerne eine Erklärung zu Protokoll oder
wie auch immer vom Dezernat V bzw. von Ihnen,
Herr Bonew, haben wollen, wie verwaltungsseitig
sichergestellt wird, dass die Planung der Turnhalle der 66. Grundschule im Zusammenhang mit
der Planung und Umsetzung des Baubeschlusses
zur Schule erfolgt, wie vom Stadtrat beschlossen.
Verlaufsprotokoll vom 31.01.2018
Ich hätte gern in der öffentlichen Sitzung eine Aussage von Ihnen, Herr Professor Fabian, oder von
Ihnen, Herr Bonew.
Oberbürgermeister Jung: Herr Fabian kann sicherlich dazu Auskunft geben. - Zuvor aber noch
Herr Faulhaber.
Stadtrat Faulhaber (CDU): Neulich hatten wir
Besuch zu Hause. Die kleine Charlotte beobachtete mich bei den Vorbereitungen zum Kaffee. Die
Sechsjährige belehrte mich dann über die Notwendigkeit der korrekten Mülltrennung. Ich hätte
die Kaffeeverpackung nicht ordnungsgemäß entsorgt. Sie wissen schon, die Umweltverpackung
und die Folie. Es wurde anstrengend mit dem
Kind. Ich gehorchte und fummelte die Verpackung
auseinander. Ein Ergebnis der Umwelterziehung.
Umweltbildung und -erziehung gehören heute untrennbar zu den Erziehungs- und Bildungszielen
des sächsischen Lehrplans, und in die allermeisten Elternhäuser gehören sie auch. Darüber dürfen wir uns freuen. Eine Stärkung unseres Bewusstseins gegenüber der Schöpfung und für Verantwortung ist unerlässlich. Hierzu besteht in diesem Haus sicher weitestgehend Einigkeit.
Jetzt haben Sie, Frau Krefft, sich tatsächlich darauf berufen, dass das Thema des Änderungsantrags 03 schon im regulären Verfahren gewesen
ist. Deswegen erlaube ich mir, nun auch etwas
dazu zu sagen; denn genau in diesem regulären
Verfahren haben wir uns darüber ausgetauscht. In
Ihrem ursprünglichen Antrag 04831, meine Damen und Herren von Bündnis 90/Die Grünen, fordern Sie eine finanzielle Unterstützung aus dem
städtischen Haushalt für das sozioökologische
Zentrum OEKOLA in Dreiskau-Muckern. Die geforderte Summe zur Sicherung des Weiterbetriebs schwankte innerhalb der letzten Wochen.
Offenbar kommt es auf ein paar Tausender nicht
an, wenn es doch um eine gute Sache geht.
Die Einrichtung befindet sich in der wirtschaftlichen Verantwortung eines eingetragenen Vereins
und liegt außerhalb des Stadtgebiets. Sie argumentieren nun, ein großer Teil der Schülergäste das Haus steht aber auch für Vereine, Chöre,
Fortbildungen und andere offen - käme ja aus den
Schulen Leipzigs und darum stünden wir in besonderer Verantwortung für dieses unbestritten
beliebte Haus. Man könnte andersherum argumentieren: Leipziger Schüler sichern den Fortbestand der OEKOLA. - Unabhängig davon ist eine
solche finanzielle Unterstützung für uns hier nicht
darstellbar und wäre anderen Vereinen auch gar
nicht zu vermitteln.
Ich kann jetzt nicht die gesamte Argumentation
wiederholen, möchte aber meine Ausführungen
mit folgendem Hinweis beenden: Als Charlotte die
S e i t e | 65
Küche verlassen hatte, konnte ich in einem unbeobachteten Augenblick die Umverpackung wieder
aus der Papiertonne herausfischen. Auch dieses
Material gehörte wie die Folie in die gelbe Tonne.
Charlotte hatte sich vor lauter Engagement für die
Umwelt eben geirrt. Sie ist noch ein Kind. Ich fand
das Patenkind meiner Frau reizend und freute
mich über ihr ausgewecktes Wesen.
Ihr Eintreten für die Umwelt an dieser Stelle ist zunehmend nicht nur anstrengend, sondern kindisch. Wenn wir es über diesen Antrag hinaus betrachten, wird es bedenklich; denn Sie neigen zu
Ökopopulismus und Ideologisierung in kommunalpolitischen Fragen. Wir sollten hier verantwortungsvoll und sachlich und vor allem erwachsen
argumentieren. Die CDU-Ratsfraktion stimmt verantwortungsvoll für Umwelterziehung, für eine
verantwortungsvolle Haushaltspolitik und gegen
Ihren Antrag.
Oberbürgermeister Jung: Gibt es weitere Wortmeldungen? - Herr Engelmann.
Stadtrat Engelmann (DIE LINKE): Herr Oberbürgermeister! Meine Damen und Herren! Es passt
mir zwar nicht, dass ich jetzt nach Ihrem Vortrag
sprechen muss, weil ich den Auftrag habe, zu
OEKOLA ein paar Worte zu sagen und warum wir
das ablehnen. - Das ist leider so. Ich habe im Umweltkatalog, den Frau Körner ja mitgeschrieben
hat, 53 Umweltangebote gefunden. OEKOLA
wendet sich an Grundschüler der Klassen 1 bis 4
mit einem bestimmten Spektrum. 46 weitere Angebote beschäftigen sich in Leipzig und Umgebung mit Grundschülern der Klassen 1 bis 4. Es
gibt also keinerlei Defizit, wenn OEKOLA von uns
keine Zuschüsse mehr bekommt. Das heißt nicht,
dass wir die dort geleistete Arbeit weniger schätzen. Aber ich kenne den Streit, den die Grünen
völlig zu Recht anzetteln, wenn es um die Verteilung von Mitteln für Leipziger Vereine geht. Da
muss man auch ein bisschen konsequent sein
und sagen: Hier ist uns die Jacke näher als das
Hemd. - Wir werden diesem Antrag nicht zustimmen können. - Ich danke.
Oberbürgermeister Jung: Ich bin Herrn Pellmann noch eine Antwort auf seine Frage schuldig. - Herr Pellmann, wir können das jetzt doch
nicht so schnell lösen, weil auch Kollege Fabian
zurzeit dazu nicht rechtsaussagefähig ist. Ich verspreche Ihnen zur Person: Ich nehme das Thema
mit in die Taskforce und werde das lösen. Natürlich werden wir Schule und Turnhalle zusammen
planen müssen. Ich werde Sie dann darüber informieren, wie wir in der Taskforce darüber debattiert
haben, welche Vorschläge mir gemacht werden
und auch welche Deckungsquellen wir finden.
Zurzeit kann ich nicht mehr sagen. Niemand ist
Verlaufsprotokoll vom 31.01.2018
heute exakt aussagefähig zu diesem Planungsprozess. Ich werde Ihnen allen das mitteilen.
Wenn es keine weiteren Wortmeldungen gibt,
kommen wir jetzt zur Abstimmung. Ich rufe die Änderungsanträge der Reihe nach auf:
Der Änderungsantrag 01 des Jugendhilfeausschusses ist mit großer Mehrheit ins Verfahren
verwiesen worden. - Zu Protokoll: Am 28. Februar
wird ein Entscheidungsvorschlag hier vorgelegt.
Abstimmung über den Änderungsantrag 02: Erhöhung des Budgets für Vereine und Verbände im
AfU. Wer stimmt dem Änderungsantrag zu? - Gegenstimmen? - Enthaltungen?
Abstimmung: Eine Reihe von Enthaltungen, einige Pro-Stimmen. Mit großer Mehrheit abgelehnt.
Abstimmung über den Änderungsantrag 03: weitere Zahlung eines Zuschusses an das Schullandheim OEKOLA. Gibt es Pro-Stimmen? - Gegenstimmen? - Enthaltungen?
Abstimmung: Wenige Enthaltungen, einige ProStimmen. Mit großer Mehrheit abgelehnt.
Abstimmung über den Änderungsantrag 04: dauerhafte Fortführung der Stelle des Klimaschutzmanagers. Gibt es Pro-Stimmen? - Gegenstimmen? - Enthaltungen?
Abstimmung: Einige Enthaltungen, einige ProStimmen. Mit großer Mehrheit abgelehnt.
Der Änderungsantrag 05, Erhöhung der Zuwendungen des Sozialamtes für Vereine und Verbände ist eigentlich bereits im Verfahrensvorschlag aufgegangen. Der weitergehende Antrag
ist der Änderungsantrag 01, der ins Verfahren verwiesen worden ist. - Ich höre, Sie sind einverstanden. Dann wird auch dieser Antrag ins Verfahren
verwiesen.
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Abstimmung über den Änderungsantrag 08: Aufstockung um vier statt zwei Stellen für die strategische Verkehrsplanung. Gibt es Pro-Stimmen? Gegenstimmen? - Enthaltungen?
Abstimmung: Einige Pro-Stimmen, wenige Enthaltungen. Mit großer Mehrheit abgelehnt.
Abstimmung über den Änderungsantrag 09: Einrichtung einer halben Stelle zur Vorbereitung und
Durchführung der Europäischen Woche der Mobilität. Gibt es Pro-Stimmen? - Gegenstimmen? Enthaltungen?
Abstimmung: Gleiches Ergebnis wie zuvor.
Abstimmung über den Änderungsantrag 10:
Schaffung von je zwei Vollzeitstellen im Stadtplanungsamt, im Amt für Bauordnung und Denkmalpflege und im Amt für Wohnungsbau und Stadterneuerung. Pro-Stimmen? - Gegenstimmen? - Enthaltungen?
Abstimmung: Gleiches Ergebnis wie zuvor.
Abstimmung über den Änderungsantrag 11: Erhöhung des Budgets für die externe Erstellung von
B-Plänen und dazu erforderliche Fachgutachten.
Gibt es Pro-Stimmen? - Gegenstimmen? - Enthaltungen?
Abstimmung: Gleiches Ergebnis wie zuvor.
Abstimmung über den Änderungsantrag 12:
Schaffung von drei Vollzeitstellen, um die Konzeptvergabe personell abzusichern. Pro-Stimmen? - Gegenstimmen? - Enthaltungen?
Abstimmung: Einige Pro-Stimmen, einige Enthaltungen. Mit großer Mehrheit abgelehnt.
Abstimmung über den Änderungsantrag 13:
Schaffung von zwei Vollzeitstellen für das ganzheitliche Flächenmanagement. Pro-Stimmen? Gegenstimmen? - Enthaltungen?
Abstimmung über den Änderungsantrag 06: Planungen für den Turnhallenbau an der 66. Grundschule. Dazu habe ich Ihnen eine Protokollbemerkung gegeben. Wer stimmt dafür? - Gegenstimmen? - Enthaltungen?
Abstimmung: Einige Pro-Stimmen, einige Enthaltungen. Mit großer Mehrheit abgelehnt.
Abstimmung: Einige Pro-Stimmen, einige Enthaltungen. Mit großer Mehrheit abgelehnt.
Der Änderungsantrag 15 ist mit Einverständnis
der Fraktion verwiesen worden.
Abstimmung über den Änderungsantrag 07: Planungen für den Bildungscampus Südwest, Ersatzneubau 120. Grundschule plus Kita. Gibt es
Pro-Stimmen? - Gegenstimmen? - Enthaltungen?
Wir kommen nun zur Abstimmung über die Hauptvorlage. Bitte nehmen Sie Ihr Abstimmgerät zur
Hand und geben Sie Ihr Votum zur Nachtragshaushaltssatzung ab. - Ich schließe die Abstimmung.
Abstimmung: Einige Pro-Stimmen, einige Enthaltungen. Mit großer Mehrheit abgelehnt.
Der Änderungsantrag 14 wurde bereits verwiesen.
Abstimmung: 58 - 0 - 10. Damit ist so beschlossen.
Verlaufsprotokoll vom 31.01.2018
Herzlichen Dank an Sie, Herr Bonew, und natürlich auch an die Kolleginnen und Kollegen des
Fachdezernats sowie an alle Kolleginnen und Kollegen in den Dezernaten.
Meine Damen und Herren, es ist kurz vor 21 Uhr.
Einen etwas unspektakuläreren Beschluss schaffen wir noch bis zum Ende der Sitzung.
18.4 Planungsbeschluss für den Neubau des
Feuerwehrgerätehauses der Freiwilligen
Feuerwehr Leipzig-Nordost, Teichweg/
Gutsweg: Bestätigung außerplanmäßiger Auszahlungen nach § 79 (1) SächsGemO (VI-DS-02045)
Abstimmung: Eine Enthaltung. Ansonsten einstimmig so votiert.
Die Debatte über Tagesordnungspunkt 18.5, Jahr
der Demokratie, dürfte etwas länger dauern. Ich
würde vorschlagen: Das machen wir morgen,
wenn wir wieder frisch und ausgeruht sind. Das ist
ein wichtiges Thema, über das auch die Presse
berichten wird.
Die Sitzung ist unterbrochen bis morgen, 16 Uhr.
Einreicher: Dezernat Umwelt, Ordnung, Sport
Klare Vorvoten. - Wird das Wort gewünscht? - Gibt
es Gegenstimmen? - Enthaltungen?
Oberbürgermeister:
S e i t e | 67
___________________________________
Schriftführer:
Stadtrat Habicht:
___________________________________
Stadtrat Pellmann:
___________________________________
Protokollant:
___________________________________