Daten
Kommune
Leipzig
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18.10.16, 09:25
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05.12.18, 16:40
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Postanschrift: Stadt Leipzig - 04092 Leipzig
Mitglieder der Ratsversammlung
der Stadt Leipzig
Bürgermeister der Stadt Leipzig
Ortsvorsteher
Telefon
Fax
0341 123-2119
0341 123-2105
e-mail
bfr@leipzig.de
Datum
14.10.2016
Sehr geehrte Damen und Herren,
zur Sitzung der Ratsversammlung der Stadt Leipzig
am Mittwoch, dem 26.10.2016, 14:00 Uhr
Raum: Sitzungssaal des Stadtrates, Neues Rathaus, Martin-Luther-Ring 4-6,
04109 Leipzig
lade ich Sie recht herzlich ein.
Die Tagesordnung ist diesem Schreiben beigefügt.
Die Beratungsunterlagen wurden Ihnen bereits über die Fraktionsgeschäftsstellen bzw. per Post
zugestellt.
Mit freundlichem Gruß
Burkhard Jung
Ratsversammlung 26.10.2016
Seite 1
Stadt Leipzig
Ratsversammlung
- VI. Wahlperiode -
14.10.2016
TAGESORDNUNG
1
Eröffnung und Begrüßung
2
Feststellung der Beschlussfähigkeit
3
Feststellung der Tagesordnung
4
Bekanntgabe von Beschlüssen aus
nichtöffentlicher Sitzung
5
Niederschrift
5.1
Niederschrift der Sitzung vom 21.09.2016
Teil I: Beschlussprotokoll
Teil II: Verlaufsprotokoll
6
Eilentscheidung des Oberbürgermeisters
7
Mandatsveränderungen
8
Wichtige Angelegenheit der Stadtbezirksbeiräte
gem. § 5 Abs. 5 der Geschäftsordnung der
Stadtbezirksbeiräte
8.1
Sicherung der gastronomischen Versorgung im Bereich
Naturbad Nordost
VI-WA-03302
- Verweisung -
Einreicher: Stadtbezirksbeirat Nordost
9
Einwohneranfragen (Der Tagesordnungspunkt wird
gg.17.00 Uhr aufgerufen)
9.1
Planungsstand zur Sporthallensituation am RobertSchumann-Gymnasiums Leipzig-Lindenau
VI-EF-03328
Einreicher: Katja Taubert
9.2
Neubau Landsberger Brücke
VI-EF-03346
Einreicher: Hans-Peter Frey, Joachim Mallon
9.3
Parksituation in Zentrum-Süd
VI-EF-03349
Einreicher: Gunda Kleindienst
9.4
Fluglärm
Einreicher: Heike Blum
10
Petitionen (werden nach TOP Einwohneranfragen
aufgerufen)
10.1
Eishalle für Leipzig
VI-EF-03380
(schriftl.
Beantwortung)
VI-P-02553
Einreicher: Petitionsausschuss
10.2
Lärmschutz an der Geschwister-Scholl-Schule
Einreicher: Petitionsausschuss
VI-P-03004
10.3
Fehlende Mülleimer am Karl-Heine-Kanal
VI-P-03090-DS-02
Einreicher: Petitionsausschuss
10.3.1
dazu VSP
VI-P-03090-VSP-01
Einreicher: Dezernat Umwelt, Ordnung, Sport
11
Besetzung von Gremien
11.1
Umlegungsausschuss - Bestellung der Mitglieder und
deren Stellvertreter (3. Änderung)
VI-DS-01022-DS-03
Einreicher: Oberbürgermeister
11.2
Berufung sachkundiger Einwohner in den
Fachausschuss Jugend, Soziales, Gesundheit und
Schule (2. Änderung)
VI-DS-01059-DS-02
Einreicher: Oberbürgermeister
11.3
Migrantenbeirat - Bestellung der Mitglieder und
Stellvertreter (2. Änderung)
VI-DS-01122-DS-02
Einreicher: Oberbürgermeister
11.4
Behindertenbeirat - Bestellung der Mitglieder und
Stellvertreter (5. Änderung)
VI-DS-01125-DS-05
Einreicher: Oberbürgermeister
11.5
Seniorenbeirat - Bestellung der Mitglieder und
Stellvertreter (3. Änderung)
VI-DS-01129-DS-03
Einreicher: Oberbürgermeister
12
Wahl und Entsendung der Vertreter der Stadt
Leipzig in Aufsichtsräte, Zweckverbände und
Gremien, in denen die Stadt Mitglied ist
13
Anträge zur Aufnahme in die Tagesordnung und
Verweisung in die Gremien gem. § 5 Abs. 3 - 5 der
Geschäftsordnung (Die Anträge finden Sie in der
aktualisierten elektronischen Version der TO in
Allris)
14
Anträge zur Beschlussfassung
14.1
Beendigung der Sanierung Doppelhaus Auenblick 2/4
(ehemals HP OR 016/15)
VI-A-01302
Einreicher: Ortschaftsrat Burghausen
14.2
Notsicherung der Liegenschaft Eisenbahnstraße 162,
"Kino der Jugend"
VI-A-02140-NF-04
Einreicher: Fraktion Bündnis 90/Die Grünen
14.3
Demokratie leben – Demokratie lebt:
2017 zum Schwerpunktjahr Demokratie machen
VI-A-02369
Einreicher: Fraktion Bündnis 90/Die Grünen
14.4
Modernes Verwaltungs- und Bürgerzentrum – Neues
Stadthaus - auf dem Areal Wilhelm-Leuschner-Platz
VI-A-02467
Einreicher: SPD-Fraktion
14.5
Übertragung Baulandfläche in der Gemarkung
Knauthain an die LESG
VI-A-02691-NF-02
Einreicher: Fraktion DIE LINKE
Einreicher: SPD-Fraktion
Einreicher: Fraktion Bündnis 90/Die Grünen
14.6
Leipzig Schule 2.0
VI-A-02828
Einreicher: CDU-Fraktion
14.7
Systembauweise für Schulen als Alternative für
schnelleren Schulbau
VI-A-02983
Einreicher: SPD-Fraktion
14.8
Bearbeitung tierschutzrelevanter Themen im
Tierschutzbeirat der Stadt Leipzig mit geänderter
Besetzung
Einreicher: Fraktion Bündnis 90/Die Grünen
VI-A-02899
14.9
Leipzigs kulturelle Entwicklung stärken - Kulturbeirat
einrichten
VI-A-02962
Einreicher: Fraktion DIE LINKE
Einreicher: Fraktion Bündnis 90/Die Grünen
14.10
Bei offiziellen städtischen Ehrungen die Akteure der
Bürgergesellschaft einbinden
VI-A-02984
Einreicher: Fraktion Bündnis 90/Die Grünen
14.11
Aufstellung eines Bebauungsplanes für den Bereich
Karl-Heine-Straße, Birkenstraße, Felsenkellerstraße
und Zschochersche Straße
VI-A-03076
Einreicher: Fraktion Bündnis 90/Die Grünen
15
Anfragen an den Oberbürgermeister
15.1
Ausschreibung des Bowlingtreffs - Umsetzung des
Ratsbeschlusses zu A-00702
VI-F-03353
Einreicher: CDU-Fraktion
15.2
Mietvertragsabschluss mit Wagenkollektiv
Fockestraße 80
VI-F-03382
Einreicher: Fraktion DIE LINKE
15.3
Flexiblere Öffnungszeiten in
Kindertagesstätten/Bundesprogramm Kitaplus
VI-F-03374
Einreicher: SPD-Fraktion
15.4
Bau der Kita und Schule auf dem Gelände des Alten
Messe
VI-F-03298
Einreicher: Fraktion Bündnis 90/Die Grünen
15.5
Kita Haydnstraße
VI-F-03284
Einreicher: SPD-Fraktion
15.6
Bemühungen zur Erhaltung und Erneuerung der
Außenspielgeräte und Freiflächen in Schulen und
Kindertageseinrichtungen einschließlich
Freizeiteinrichtungen
VI-F-03297
(schriftl.
Beantwortung)
Einreicher: Fraktion Bündnis 90/Die Grünen
15.7
Auslobung Kulturerbejahr 2018 durch die Europäische
Kommission – Wird sich die Stadt Leipzig daran
beteiligen?
VI-F-03299
Einreicher: Fraktion Bündnis 90/Die Grünen
15.8
Mangelhafte Umsetzung des Energie- und
Klimaschutzprogrammes 2014-2020 der Stadt Leipzig
VI-F-03300
Einreicher: Fraktion Bündnis 90/Die Grünen
15.9
Umsetzung Zebrastreifenprogramm 2015/2016
VI-F-03301
Einreicher: Fraktion Bündnis 90/Die Grünen
15.10
Prüfauftrag Organisatorische Anbindung der
Geschäftsstelle des Kriminalpräventiven Rates Umsetzung des Ratsbeschlusses V-554/10
VI-F-03354
Einreicher: CDU-Fraktion
15.11
Mittel für Radverkehrsförderung
VI-F-03313
Einreicher: Fraktion Bündnis 90/Die Grünen
15.12
Schulbegleiter an Schulen
Einreicher: SPD-Fraktion
15.13
Handbetriebene historische Wasserpumpen in Leipzig
VI-F-03375
(schriftl. Beantwortung)
VI-F-03376
Einreicher: SPD-Fraktion
15.14
Sachstand Bauvorhaben 31. Grundschule Probstheida
VI-F-03312
Einreicher: Stadträtin N. Wohlfarth
15.15
Baumaßnahme Unterkunft Barnet-Licht-Platz
Einreicher: Stadtrat S. Georgi
15.16
Demonstrationen der AMWY Kampagne
Einreicher: Stadtrat E. Böhm
15.17
Wohnräume mit alternativen Lebensformen
Einreicher: Stadtrat E. Böhm
16
Bericht des Oberbürgermeisters
VI-F-03285
(schriftl. Beantwortung)
VI-F-03337
(schriftl. Beantwortung)
VI-F-03340
(schriftl. Beantwortung)
17
Spenden, Schenkungen und ähnliche
Zuwendungen
17.1
Entscheidung über die Annahme von Spenden,
Schenkungen der Stadt Leipzig und ähnliche
Zuwendungen gem. § 73 (5) SächsGemO bis August
2016
VI-DS-03281
Einreicher: Dezernat Finanzen
18
Vorlagen I
18.1
Besetzung der Stelle "Direktor/-in Naturkundemuseum
Leipzig"
VI-DS-03307
Einreicher: Dezernat Allgemeine Verwaltung
18.2
Besetzung der Stelle "Amtsleiter/in Liegenschaftsamt"
VI-DS-03310
Einreicher: Dezernat Allgemeine Verwaltung
18.3
Neufassung der Gebührensatzung für die Benutzung
der von der Stadt Leipzig verwalteten Friedhöfe in
Verbindung mit überplanmäßigen Aufwendungen im
Ergebnishaushalt gemäß § 79 (1) SächsGemO für
2016 ff.
VI-DS-01811
Einreicher: Dezernat Umwelt, Ordnung, Sport
18.4
Errichtung einer Anlage für soziale Zwecke in
Systembauweise in der Kregelstr. 3 (Barnet-LichtPlatz): außerplanmäßige Auszahlung gem. § 79 (1)
SächsGemO in Verbindung mit der Fortschreibung des
Bau- und Finanzierungsbeschlusses
VI-DS-02194-DS-02
Einreicher: Dezernat Stadtentwicklung und Bau
Einreicher: Dezernat Jugend, Soziales, Gesundheit und Schule
18.5
5. Verordnung zur Änderung der Polizeiverordnung
über öffentliche Sicherheit und Ordnung in der Stadt
Leipzig vom 09.12.2009
VI-DS-02248-NF-02
Einreicher: Dezernat Umwelt, Ordnung, Sport
18.6
Errichtung einer Anlage für soziale Zwecke in der
Weißdornstr. 102: außerplanmäßige Auszahlung gem.
§ 79 (1) SächsGemO in Verbindung mit Fortschreibung
des Bau- und Finanzierungsbeschlusses
VI-DS-02270-DS-02
Einreicher: Dezernat Stadtentwicklung und Bau
Einreicher: Dezernat Jugend, Soziales, Gesundheit und Schule
18.7
Auswahl von Schlüsselprodukten
VI-DS-02445-NF-02
Einreicher: Dezernat Allgemeine Verwaltung
18.7.1
Schlüsselprodukte der Stadt Leipzig
VI-A-02559
Einreicher: CDU-Fraktion
18.8
Zweitwohnungsteuersatzung der Stadt Leipzig
(Neufassung)
VI-DS-02690
Einreicher: Dezernat Finanzen
18.8.1
Petition zur Vorlage VI-DS-02690 der
Zweitwohnungsteuersatzung der Stadt Leipzig
(Neufassung)
VI-P-03381
Einreicher: Petitionsausschuss
18.9
Bau- und Finanzierungsbeschluss:
Kindertageseinrichtung "Haus der kleinen Strolche",
Lindenallee 3a, 04158 Leipzig/ OT Lindenthal,
Ersatzneubau Kindertagesstätte
VI-DS-02750
Einreicher: Dezernat Stadtentwicklung und Bau
Einreicher: Dezernat Jugend, Soziales, Gesundheit und Schule
18.10
Überplanmäßige Aufwendungen nach § 79 (1)
SächsGemO für die Haushaltsjahre 2015 und 2016 für
den Leistungsbereich Hilfen zur Erziehung
(Teilprodukte der Budgeteinheit 51_363_ZW)
Einreicher: Dezernat Jugend, Soziales, Gesundheit und Schule
VI-DS-02877
18.11
Standortentscheidung zum Schwimmhallenneubau im
Leipziger Osten
VI-DS-02974-NF-02
Einreicher: Dezernat Umwelt, Ordnung, Sport
18.11.1
Petition zum neuen Ostbad
VI-P-03362
Einreicher: Oberbürgermeister
18.12
Personalaufwand 2016
VI-DS-03047
Einreicher: Dezernat Allgemeine Verwaltung
18.13
1. Änderung zum Baubeschluss BSZ 12, Neuer
Standort Rosenowstr. 60, 1. BA
Brandschutzmaßnahme; 2. BA Innere Teilsanierung
und Herstellung Barrierefreiheit RBV 2005/14 vom
19.3.2014 aufgrund Maßnahmeerweiterung Sanierung
Dach und der gebäudenahen Außenanlagen sowie
Bestätigung einer außerplanmäßigen Auszahlung nach
§ 79 (1) SächsGemO 2016
VI-DS-03052
EILBEDÜRFTIG
Einreicher: Dezernat Stadtentwicklung und Bau
Einreicher: Dezernat Jugend, Soziales, Gesundheit und Schule
18.14
Festlegung kalkulatorischer Zinssatz 2017/2018
VI-DS-03056
Einreicher: Dezernat Finanzen
18.15
Feststellung des Jahresabschlusses für das
Wirtschaftsjahr 01.01.2015 bis 31.12.2015 für den
Kommunalen Eigenbetrieb Leipzig / Engelsdorf
VI-DS-03099
Einreicher: Dezernat Finanzen
18.16
1. Änderung Bau- und Finanzierungsbeschluss
Könneritzstraße zwischen Holbeinstraße und
Oeserstraße in Verbindung mit einer überplanmäßigen
Auszahlung in 2016 gemäß § 79 SächsGemO-Doppik
im PSP-Element 7.0000526.700 i. H. v. 786.200 Euro
VI-DS-03103
Einreicher: Dezernat Stadtentwicklung und Bau
18.17
Bestellung des Abschlussprüfers für die Prüfung des
Jahresabschlusses zum 31.12.2016 für den
Eigenbetrieb der Stadt Leipzig -Gewandhaus zu
Leipzig-
VI-DS-03107
Einreicher: Dezernat Finanzen
18.18
Bestellung des Abschlussprüfers für die Prüfung des
Jahresabschlusses zum 31.12.2016 für den
Eigenbetrieb der Stadt Leipzig -Oper Leipzig-
VI-DS-03108
Einreicher: Dezernat Finanzen
18.19
Bestellung des Abschlussprüfers für die Prüfung des
Jahresabschlusses zum 31.12.2016 für den
Eigenbetrieb der Stadt Leipzig -Schauspiel Leipzig-
VI-DS-03109
Einreicher: Dezernat Finanzen
18.20
Bestellung des Abschlussprüfers für die Prüfung des
Jahresabschlusses zum 31.12.2016 für den
Eigenbetrieb der Stadt Leipzig
-Theater der Jungen Welt-
VI-DS-03110
Einreicher: Dezernat Finanzen
18.21
Bestellung des Abschlussprüfers für die Prüfung des
Jahresabschlusses zum 31.12.2016 für den
Eigenbetrieb der Stadt Leipzig -Musikschule Leipzig
"Johann Sebastian Bach"-
VI-DS-03111
Einreicher: Dezernat Finanzen
18.22
Bestellung des Abschlussprüfers für die Prüfung des
Jahresabschlusses zum 31.12.2016 für den
Eigenbetrieb der Stadt Leipzig -Kommunaler
Eigenbetrieb Leipzig/EngelsdorfEinreicher: Dezernat Finanzen
VI-DS-03112
18.23
Vorgriff zum HHJ 2017 für die Zuschlagserteilung der
Aufträge im HHJ 2016 für die konsumtiven
Baumaßnahmen an der W.-Hauff-Schule und der 9.
Schule zur äußeren Sanierung
VI-DS-03118
Einreicher: Dezernat Jugend, Soziales, Gesundheit und Schule
18.24
Alternative Beschaffung Schulhausbau - Ergebnis
Interessenbekundungsverfahren und weiteres
Vorgehen
VI-DS-03155
EILBEDÜRFTIG
Einreicher: Dezernat Finanzen
18.25
ARENA Leipzig - Verlängerung des Betreibervertrages
ab Mai 2017
VI-DS-03175-NF-03
Einreicher: Dezernat Umwelt, Ordnung, Sport
18.26
Bewerbung der Stadt Leipzig um das 36. Internationale
Deutsche Turnfest 2021
VI-DS-03227
Einreicher: Dezernat Umwelt, Ordnung, Sport
18.27
Baubeschluss : Bestandsgebäude der Pablo-NerudaSchule (Plattenbau), Modernisierung, Dösner Weg 27,
04103 Leipzig und Bestätigung einer
außerplanmäßigen Verpflichtungsermächtigung gem. §
81 (5) Sächs GemO
VI-DS-03237
EILBEDÜRFTIG
Einreicher: Dezernat Stadtentwicklung und Bau
Einreicher: Dezernat Jugend, Soziales, Gesundheit und Schule
18.28
Planungsbeschluss für die Komplettsanierung der
Hauptfeuerwache bis einschließlich zur LP 6
VI-DS-3254-NF-01
Einreicher: Dezernat Umwelt, Ordnung, Sport
18.29
Verkauf durch die Stadt Leipzig
Grundstück Windmühlenstraße / Grünewaldstraße in
04103 Leipzig, Flurstück 1182e und Teilflächen der
Flurstücke 1183, 1182d, 1182, 1181, 1180, 1179,
1178c, 1178d und 1182c der Gemarkung Leipzig
- Erstvorlage -
VI-DS-03287
Einreicher: Dezernat Wirtschaft und Arbeit
19
Aktueller Sachstand und weitere Planungen der
Unterbringung von Geflüchteten in der
Zuständigkeit der Stadt Leipzig
20
Informationen I
20.1
Sachstandsbericht zu den "Mittelfristigen
Investitionsprogrammen" der Eigenbetriebe Kultur von
2012 bis 2015 - Beschluss der Ratsversammlung vom
20.04.2016 zur Vorlage VI-A-02003
VI-DS-03011
Einreicher: Dezernat Kultur
20.2
Weiterentwicklung der Grundschulausbildung für den
Nachwuchs des Thomanerchores und Profilierung der
Anna-Magdalena-Bach-Schule mit musischem
Schwerpunkt - Fortschreibung des
Entwicklungskonzeptes
VI-DS-03027
Einreicher: Dezernat Jugend, Soziales, Gesundheit und Schule
Einreicher: Dezernat Kultur
20.3
Maßnahmen- und Zeitplan zur Abstellung der vom
Rechnungsprüfungsamt im Rahmen der Prüfung des
Jahresabschlusses der Stadt Leipzig zum 31.12.2012
festgestellten Einschränkungen
VI-DS-03104
Einreicher: Dezernat Finanzen
20.4
Information zum Stand der Entwicklung der Leipziger
Schulen mit Ganztagsangeboten in den Schuljahren
2015/16 und 2016/17
Einreicher: Dezernat Jugend, Soziales, Gesundheit und Schule
VI-DS-03157
RATVERSAMMLUNG VOM 26. OKTOBER 2016
1
Eröffnung und Begrüßung
Oberbürgermeister Jung: Meine sehr verehrten
Damen und Herren! Ich begrüße alle Stadträtinnen und Stadträte ganz herzlich zu unserer Sitzung, ebenfalls die anwesenden Bürgerinnen
und Bürger und Vertreterinnen und Vertreter der
Medien!
Die Niederschrift zur heutigen Sitzung wird von
Herrn Deissler und Herrn Keller unterschrieben.
Die Tagesordnung wurde wie
15.10.2016 bekannt gemacht.
üblich
Ich darf, wo wir bei den Personalien sind, ganz
herzlich Herrn Pellmann zur Wiederwahl zum
Fraktionsvorsitzenden gratulieren.
Wir haben Frau Lauter, Frau Riekewald, Frau
Hollick und Herrn Wehmann als Vorstand. Herzlichen Glückwunsch!
Ich verweise auf § 20 der Gemeindeordnung.
Bitte teilen Sie es, wie üblich, mit, wenn Sie die
Sitzung verlassen müssen.
Der Livestream wird ebenfalls wie üblich übertragen.
Wir planen eine Pause gegen 16.30 Uhr.
Feststellung der Beschlussfähigkeit
Um 14.10 Uhr sind 62 Stadträtinnen und Stadträte anwesend. Das sind 87 Prozent. Wir sind beschlussfähig.
3
Vor diesem Hintergrund halten wir es aus unserer Sicht für schwierig, heute über eine Konzeptvergabe abzustimmen, und würden deshalb darum bitten, das in die Haushaltsberatungen zu
vertagen und heute abzusetzen. - Danke.
am
Zur Anwesenheit: Entschuldigt haben sich heute
Herr Rothkegel, Frau Dr. Heymann, Frau Dr.
Lauter. Herr Bonew kommt etwas später; er vertritt mich bei einem Termin.
2
Haushaltsanträgen diskutiert und haben auch einen entsprechenden Haushaltsantrag eingereicht, der vorsehen soll, dass die Stadt das Kino
der Jugend behält, selbst ein Konzept entwickelt,
die Sanierung macht etc.
Feststellung der Tagesordnung
Zur Tagesordnung: Ihnen liegt eine Einladung im
Eilfall vom 25.10. vor. Die Vorlage wird heute in
nichtöffentlicher Sitzung unter TOP 25.1 behandelt.
Wir haben darüber hinaus von der CDU-Fraktion
einen Antrag zur Absetzung des Antrags 14.2.
Wünschen Sie das Wort? - Herr Maciejewski.
Stadtrat Maciejewski (CDU): Herr Oberbürgermeister! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Wir haben in der CDU-Fraktion über das
Thema Kino der Jugend im Zusammenhang mit
Oberbürgermeister Jung: Dazu der Antragsteller.
Stadtrat Elschner (Bündnis 90/Die Grünen): Ich
möchte mich gegen die Absetzung aussprechen,
vor allem vor dem Hintergrund, dass die Fraktion
DIE LINKE einen Änderungsantrag dergestalt
eingebracht hat, dass es hier um die Zurverfügungstellung weiterer Mittel gehen könnte hinsichtlich weiterer auszuführender Sicherungsmaßnahmen.
Zweitens sind wir davon überzeugt, dass wir mit
dem heutigen Stadtratsbeschluss frühzeitig den
Weg einer Vergabe nach Erbbaurecht und mit
Konzeptvergabe gehen sollten.
Wir glauben, dass wir, wenn Sie, Herr Maciejewski, auf die Möglichkeiten hinweisen, die Liegenschaft im Kulturamt anzuordnen, Hinweise im
Verwaltungsstandpunkt finden, dass die Einordnung so nicht möglich ist und - die Verwaltung
drückt sich dahin gehend aus - auch nicht gewollt ist. - Danke.
Oberbürgermeister Jung: Dann darf ich Sie um
Ihr Handzeichen bitten. Wer stimmt der Absetzung des Antrages zu? - Die Gegenstimmen? Die Enthaltungen?
Abstimmung: Mit 2 Enthaltungen und einer
Reihe von Pro-Stimmen mehrheitlich abgelehnt.
Ich bitte darüber hinaus, von der Tagesordnung
zu streichen: 10.2, die Petition wird noch einmal
vertagt. 11.1 wird noch einmal vertagt. 14.10 wird
zurückgezogen. 18.24 wird heute noch einmal
abgesetzt, weil auch hier noch Beratungsbedarf
in den Ausschüssen besteht, und 20.3 wird heute
noch einmal abgesetzt.
Verlaufsprotokoll vom 26.10.2016
Gegen 17 Uhr werden die Einwohneranfragen
beantwortet. Danach werden die Petitionen behandelt.
11.3
Seite |2
Migrantenbeirat - Bestellung der Mitglieder und Stellvertreter (2. Änderung) (VI-DS-01122-DS-02)
Einreicher: Oberbürgermeister
Das sind meine Hinweise zur Tagesordnung.
Haben Sie noch Hinweise? - Dann stelle ich die
ordnungsgemäße Ladung sowie die Tagesordnung einschließlich vorgenannter Änderungen
fest.
Wir müssen die Personalentscheidungen in der
Tagesordnung noch vorziehen, und zwar die Bestellungen Liegenschaftsamt und Naturkundemuseum. Ich bitte Sie das hinter die Anträge zur
Beschlussfassung einzuordnen, also unmittelbar
vor den Anfragen würden wir 18.1 und 18.2 aufrufen. - Danke schön.
TOP 4 entfällt.
5
Niederschrift
5.1
Niederschrift
der
Sitzung
21.09.2016
- Teil I: Beschlussprotokoll
- Teil II: Verlaufsprotokoll
vom
TOP 6 und 7 entfallen.
8.1
Abstimmung: Dann ist es einstimmig so beschlossen.
11.4
Behindertenbeirat - Bestellung der
Mitglieder und Stellvertreter (5. Änderung) (VI-DS-01125-DS-05)
Einreicher: Oberbürgermeister
Wird das Wort gewünscht? - Gibt es Gegenstimmen? - Enthaltungen?
Abstimmung: Dann ist es einstimmig so beschlossen.
Gibt es Anmerkungen oder Änderungswünsche
zum Verlaufsprotokoll vom 21.09.2016? - Das ist
nicht der Fall. Dann ist das Protokoll festgestellt.
8
Wird das Wort gewünscht? - Darf ich um Ihr
Handzeichen bitten? Wer ist gegen diesen Beschlussvorschlag? - Enthaltungen?
Wichtige Angelegenheit der Stadtbezirksbeiräte gem. § 5 Abs. 5 der Geschäftsordnung der Stadtbezirksbeiräte
Sicherung der gastronomischen Versorgung im Bereich Naturbad Nordost
- Verweisung (VI-WA-03302)
Einreicher: Stadtbezirksbeirat Nordost
Ich möchte Ihnen vorschlagen, den Antrag in den
Fachausschuss Umwelt und Ordnung zu verweisen. - Ich sehen keine Meldungen. Dann so verwiesen.
11
Besetzung von Gremien
11.2
Berufung sachkundiger Einwohner in
den Fachausschuss Jugend, Soziales,
Gesundheit und Schule (2. Änderung)
(VI-DS-01059-DS-02)
Einreicher: Oberbürgermeister
Wird das Wort gewünscht? - Gibt es Gegenstimmen? Enthaltungen?
Abstimmung: Dann ist Herr Englisch abberufen
und Herr Haupt berufen.
11.5
Seniorenbeirat - Bestellung der Mitglieder und Stellvertreter (3. Änderung) (VS-DS-01129-DS-03)
Einreicher: Oberbürgermeister
Der Seniorenbeirat hat gerade sein 25-jähriges
Jubiläum gefeiert. - Wird das Wort gewünscht? Gegenstimmen? - Enthaltungen?
Abstimmung: Einstimmig so beschlossen.
TOP 12 entfällt.
13
Anträge zur Aufnahme in die Tagesordnung und Verweisung in die Gremien gem. § 5 Abs. 3 - 5 der Geschäftsordnung
Ich rufe kurz den Betreff auf. Sie geben mir ein
Signal, wenn Sie weitere Verweisungswünsche
haben.
13.1
Durch „urban gardening“ Leipziger
Lebensqualität fördern) (VI-A-03338)
Einreicher:
parlament
Jugendbeirat/Jugend-
So verwiesen.
13.2
Untersagung der Starts von der Südbahn über die kurze westliche und
östliche Nordabkurvung in der Nachtkernzeit von 0:00 Uhr bis 5:00 Uhr (VIA-03371)
Einreicher:
Ehrenberg
Ortschaftsrat
Böhlitz-
Herr Bär.
Stadtrat Bär (SPD): Da es hier eventuell auch
um wirtschaftliche Auswirkungen und Standortat-
Verlaufsprotokoll vom 26.10.2016
traktivität zur Nutzung des Flughafens geht, würde ich vorschlagen, dass wir es noch in den
Fachausschuss Wirtschaft und Arbeit nehmen.
Oberbürgermeister Jung: Dann wollen wir das
so halten. Ebenfalls in Wirtschaft und Arbeit.
13.3
Migration, Integration und Diversität
in der Stadtverwaltung stärken (VI-A03356)
Einreicher: Fraktion Bündnis90/Die Grünen
Seite |3
Wird das Wort gewünscht? - Das ist nicht der
Fall. Dann bitte ich Sie um Ihr Handzeichen. Wer
stimmt dem Beschlussvorschlag des Ortschaftsrates zu? - Die Gegenstimmen? - Die Enthaltungen?
Abstimmung: 4 Enthaltungen, keine
Stimme. Mit großer Mehrheit abgelehnt.
14.2
Notsicherung der Liegenschaft Eisenbahnstraße 162, „Kino der Jugend“
Einreicher: Fraktion Bündnis 90/Die Grünen
So verwiesen. - Das können wir gern auch noch
dem Migrantenbeirat zuleiten. Ich weise darauf
hin, dass wir diesen Antrag auch mit einer Zulässigkeitsprüfung unterlegen.
14.2.1 dazu ÄA (-02140-NF-04-ÄA-01)
13.4
14.2.3 dazu ÄA (-02140-NF-04-ÄA-02)
Einrichtung einer Querungshilfe über
Baalsdorfer Straße (VI-A-03395)
Einreicher: Fraktion DIE LINKE
So verwiesen.
13.5
Herstellung eines sicheren Überweges in der Koburger Straße zwischen
Wildpark und stadteinwärtiger Bushaltestelle sowie Parkplatz (VI-A-03396)
Einreicher: Fraktion DIE LINKE
So verwiesen.
13.6
Beteiligung der örtlichen Gremien vor
Aufstellen neuer Fahrradbügel (VI-A03325)
Einreicher: CDU-Fraktion
So verwiesen.
13.7
Änderung der Entschädigungssatzung (VI-A-03403)
Einreicher: Stadträtin Ute Elisabeth Gabelmann
So verwiesen.
13.8
Verkehrliche Erschließung des geplanten Nahversorgers am Felsenkeller (VI-A-03401)
Einreicher: SPD-Fraktion
So verwiesen.
14
Anträge zur Beschlussfassung
14.1
Beendigung der Sanierung Doppelhaus Auenblick 2/4 (ehemals HP OR
016/15) (VI-A-01302)
Einreicher: Ortschaftsrat Burghausen
14.1.1 dazu VSP (VI-A-01302-VSP-001)
Einreicher: Dezernat Wirtschaft und Arbeit
Pro-
Einreicher: Fraktion DIE LINKE
14.2.2 dazu VSP (VI-A-02140-VSP-03)
Einreicher: Dezernat Wirtschaft und Arbeit
Einreicher: CDU-Fraktion
Herr Elschner.
Stadtrat Elschner (Bündnis 90/Die Grünen):
Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister Jung!
Sehr geehrte Beigeordnete! Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen Stadträte! Liebe Gäste! 30
Jahre lang konnte das denkmalgeschützte und
im kommunalen Eigentum befindliche Gebäude,
das Kino der Jugend, keiner Nachnutzung mehr
zugeführt werden. Seit dem letzten Jahr gibt es
engagierte Menschen, die sich für die Rettung
des Gebäudes einsetzen, Pläne haben und das
Objekt in der Eisenbahnstraße idealerweise als
Kultureinrichtung wiederbeleben möchten. Wir
sollten uns darüber freuen.
Wir Grüne unterstützen die Pläne, denn Volkmarsdorf wächst überdurchschnittlich. 2011 zählte der Ortsteil fast 8.000 Menschen, 2015 wohnten in Volkmarsdorf mittlerweile fast 11.000 Menschen. Was definitiv vor Ort fehlt, ist eine solche
Kultureinrichtung.
Im Dezember des letzten Jahres haben wir Grüne in einem ersten Schritt beantragt, dass die
Stadt Leipzig an der Liegenschaft in der Eisenbahnstraße umgehend eine Notsicherung bzw.
Errichtung eines Notdaches vornehmen soll,
denn allzu offensichtlich ist der schlechte bauliche Zustand. Den weiteren Verfall wollen wir
damit stoppen.
Erste notwendige Sicherungsmaßnahmen zur
Rettung des Gebäudes werden nun eingeleitet.
Das Gebäude erhält ein Notdach, die Begehbarkeit des Kinos der Jugend wird wiederhergestellt.
Längst fällige Schritte in die richtige Richtung.
Verlaufsprotokoll vom 26.10.2016
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Dem Umstand, dass die Verschlechterung des
Gebäudezustandes dennoch weiter voranschreiten wird und damit auch die erforderlichen Sanierungskosten weiter in die Höhe getrieben werden, hätte die Stadtverwaltung allerdings durchaus etwas mehr Rechnung tragen können. Offensichtlich wäre sie dazu auch finanziell in der
Lage, aber leider will sie das nicht, da sie selbst
keine Verwendung für das Objekt hat.
Klärung der Finanzierung genügend Zeit erhalten.
Wir Grüne jedenfalls wollen möglichst keinen
weiteren Verschleiß und schon gar keinen Abriss, deshalb halten wir den Ergänzungsantrag
der Fraktion DIE LINKE für zielführend und konstruktiv. Wenn es schon möglich ist, sollten die
vorhandenen finanziellen Spielräume auch genutzt werden, um noch weitere Sicherungsmaßnahmen in die Wege zu leiten - wenn nicht in
2016, dann doch in 2017. Wir werden dem Antrag zustimmen.
Wir Grüne - und sicherlich nicht nur wir - wünschen und erhoffen uns, dass dieser vorgeschlagene Weg nun zu einer nachhaltigen Wiederbelebung des stadtteilprägenden Objektes führt
und dass sich auch der Stadtrat jetzt ebenfalls
dafür ausspricht. Es wird allerdings noch ein längerer Weg werden. - Vielen Dank.
Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen, nun
schlägt das federführende Liegenschaftsamt vor,
das Objekt im Wege der Konzeptvergabe zu veräußern. Ich weiß nicht, wie es Ihnen damit geht,
bei mir jedenfalls läuten da die Alarmglocken.
Veräußern heißt doch für das Liegenschaftsamt
vor allem eines, nämlich verkaufen. Machen wir
uns da nichts vor. Der Verwaltungsstandpunkt
macht das auch deutlich. Lesen Sie bitte genau
zwischen den Zeilen. Man wolle zwar das Erbbaurecht prüfen, gleichzeitig wird allerdings
schon einmal auf das Risiko eines späteren Notleidens hingewiesen. Das Ergebnis der Prüfung
durch die Stadtverwaltung steht damit doch quasi schon fest.
Nein, wir Grüne wollen, dass die Liegenschaft
zur Vergabe im Erbbaurecht und im Wege der
Konzeptvergabe ausgeschrieben wird - mit dem
Ziel, das Objekt zu sanieren, dieses dauerhaft
einer kulturellen, sozialen und/oder gemeinwesensorientierten Nutzung zuzuführen; denn wir
sehen in dem Gebäude weder einen Supermarkt
noch ein Autohaus oder gar hochpreisige Wohnungen.
Der Stadtrat soll dies heute schon beschließen;
denn ansonsten werden doch die üblichen Vorgespräche geführt, die dann diese jedenfalls von
uns nicht gewollten Entwicklungen zur Folge haben könnten.
Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen Stadträte, bei der Formulierung der Bewertungskriterien
ist insbesondere in Bezug auf die Konzeptqualität im Vorfeld sicherzustellen, dass die zentrale
Zielsetzung nicht konterkariert wird. Eine Ausschreibung im Wege der Konzeptvergabe darf
nicht etwa durch knappe Fristen behindert werden; denn potenzielle Interessenten müssen für
die Konzepterarbeitung und für die notwendige
Auch in diesem Zusammenhang ist der weitere
Ergänzungsantrag der Fraktion DIE LINKE zielführend, denn er stellt klar, dass eine Ausschreibung letztendlich erst erfolgen kann, wenn der
Ratsbeschluss vom 15.04.2015 umgesetzt ist.
Auch ihm stimmen wir zu.
Oberbürgermeister Jung: Herr Wehmann.
Stadtrat Wehmann (DIE LINKE): Sehr geehrter
Oberbürgermeister! Meine Damen und Herren!
Herr Elschner hat eigentlich alles vorweggenommen, was auch unser Änderungsantrag bzw.
unsere zwei Änderungsanträge beinhalten. Das
ist zum einen der Antrag, die 47.000 Euro mehr
in das Projekt zu stecken aus den bestehenden
Budgets. Das ist also keine Mehraufwendung
bzw. Mehrauszahlung, sondern es ist durch das
Budget gedeckt.
Der zweite Punkt ist: Wir erwarten einfach von
der Verwaltung, dass der entsprechende Ratsbeschluss tatsächlich so, wie wir ihn nochmals
im Antrag und der Begründung formuliert haben,
nun endlich Teil der Vorlage wird und umgesetzt
wird. Mittlerweile sind ja anderthalb Jahre vergangen; ich denke, es wird Zeit. - Danke.
Oberbürgermeister Jung: Weitere Wortmeldungen? - Herr Maciejewski.
Stadtrat Maciejewski (CDU): Herr Oberbürgermeister! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Wir haben soeben - nachdem unser Absetzungsantrag abgelehnt wurde - einen Änderungsantrag eingereicht. Ich hoffe, dass der im
Laufe der nächsten Minuten durch das BFR noch
verteilt wird. - Er ist unterwegs.
Kino der Jugend im Leipziger Osten: Der Leipziger Osten bietet im Gegensatz zu anderen Himmelsrichtungen in dieser Stadt - wie der Norden
mit dem Anker und der Westen und der Süden
sowieso - relativ wenig Kultur, die über einzelne
Ortsteile hinausstrahlt. Ich glaube, Herr Elschner,
das ist auch der Fehler in Ihrem Denkansatz. Sie
Verlaufsprotokoll vom 26.10.2016
haben über Volksmarsdorf gesprochen. Wir
sprechen hier über ein Objekt in einer Größe,
was sich aus meiner Sicht nicht ausschließlich
auf Volkmarsdorf beschränken kann.
Das, was wir wollen, ist - ich nenne es jetzt einmal so - ein Kulturzentrum für den gesamten
Leipziger Osten.
Ich glaube nicht, dass das etwas ist, was man
einem Verein, einem Investor oder wem auch
immer im Wege einer Konzeptvergabe überhelfen kann, sondern hier ist die Verantwortung der
Stadt Leipzig gefordert. Wir glauben, dass nur
die Stadt Leipzig das leisten kann.
Deshalb haben wir beantragt - sobald Ihnen der
Antrag vorliegt, werden Sie das lesen können -,
dass die Stadt dieses Objekt sowie die Sanierung selbst plant. Wir sind keine Baufachleute,
aber ich höre von vielen, dass eine Sanierung
dort ein Fass ohne Boden wäre. Daher möchten
wir, dass ein wirtschaftlich sinnvolles Konzept
zum Erhalt des Objektes unter größtmöglicher
Beibehaltung alter Substanz entwickelt wird. Das
ist nicht die Aufgabe des Liegenschaftsamtes,
das ist nicht die Aufgabe von Uwe Albrecht, sondern das ist die Aufgabe des Kulturdezernats.
Deshalb muss die Immobilie dorthin.
Wir plädieren dafür, hier einmal mutig zu sein
und einfach zu sagen: Wir wollen auch im
Leipziger Osten - nicht nur im Süden, im Norden
und im Westen - ein größeres Kulturzentrum mit
überregionaler Strahlkraft. Wir behalten das
selbst und nehmen das jetzt in die Hand. Das ist
unser Antrag, für den wir um Ihre Zustimmung
bitten. - Danke schön.
Oberbürgermeister Jung: Herr Schlegel und
Herr Morlok.
Stadtrat Schlegel (DIE LINKE): Herr Oberbürgermeister! Meine sehr verehrten Damen und
Herren! Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen
der CDU-Fraktion! Ich denke, wir können hier
nicht einfach sagen, dass es nur, weil es zentral
liegt, der zentrale Punkt für den Leipziger Osten
wird, sondern es müsste möglicherweise wieder
über einen weiteren Standort nachgedacht werden.
Wir haben leider vor einigen Jahren schon einmal ein Kulturzentrum in Alt-Paunsdorf geschlossen, und ein Blick in die Planung des Wohnkomplexes Kiebitzmarkt würde Sie zum Beispiel erhellen, dass dort zum Beispiel neben einer
Schwimmhalle - die wird nun möglicherweise
nicht so schnell kommen - auch über ein Kulturzentrum nachgedacht wird. Man sollte sich hier
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Optionen offenhalten, dass im Osten an einer
weiteren Stelle etwas anderes entstehen kann.
Viele Kulturzentren in der Stadt funktionieren
auch auf der Basis von Bürgerinitiativen und
Bürgervereinen, worin selbstverständlich auch
andere Veranstaltungen durchführen können. Sie
müssen nur einmal in die Landschaft gehen.
Oberbürgermeister Jung: Herr Morlok.
Stadtrat Morlok (fraktionslos): Herr Oberbürgermeister! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich
habe zunächst eine Frage, die sich auf den Änderungsantrag der Fraktion DIE LINKE bezieht.
Darin wird vorgeschlagen, über die Notsicherung
hinaus eine Dachsanierung durchzuführen. Dafür
spricht aus meiner Sicht erst einmal einiges,
dass man, wenn man das Ding schon anpackt,
auch dafür sorgt, dass es nicht mehr hineinregnet, um einen weiteren Substanzverzehr zu vermeiden.
Dabei stellt sich jetzt aber die Frage - ich kann
sie nicht beantworten -, ob denn die entsprechenden Mittel, wie sie von der Fraktion Die
LINKE beantragt werden, im Haushalt tatsächlich
zur Verfügung stehen.
Ich weiß nicht, wer seitens der Verwaltung hierzu
eine Auskunft erteilen kann.
Oberbürgermeister Jung: Gibt es weitere
Wortmeldungen? - Frau Dubrau, wenn Sie bitte
die Frage beantworten könnten.
Bürgermeisterin Dubrau: Meine sehr geehrten
Damen und Herren! Die AG Schrottimmobilien
beschäftigt sich größtenteils mit privaten Immobilien, die von den Eigentümern nicht in den Zustand gebracht werden, in den sie gebracht werden sollten, und versucht sie dazu zu bringen,
selbst zu sanieren, oder einen Verkauf anzuregen, sodass die Immobilien einen neuen Eigentümer haben.
Natürlich beschäftigen wir uns auch mit den Immobilien, die der Stadt gehören, wenn sie sich in
einem solchem Zustand befinden, und versuchen, hier hilfreich tätig zu sein und gegebenenfalls auch mit Fördermitteln zu helfen, um zumindest Sicherungsmaßnahmen durchzuführen und
damit die Gebäudesubstanz zu erhalten. Das ist
beim Theater der Jugend zum Beispiel der Fall.
Verlaufsprotokoll vom 26.10.2016
Oberbürgermeister Jung: Herr Morlok noch
einmal.
Stadtrat Morlok (fraktionslos): Das ist eine allgemeine Antwort gewesen, die eigentlich nie
falsch ist.
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turzentrum für den Leipziger Osten entwickelt. Das Dezernat Kultur erstellt eine Konzeption für die Betreibung unter Einbeziehung ortsansässiger Vereine und Initiativen.
Wer diesem Beschlussvorschlag zustimmt, den
bitte ich um das Handzeichen. - Die Gegenstimmen? - Die Enthaltungen?
Meine Frage ist: Sind die 47.000 Euro, wie sie
von der Fraktion DIE LINKE beantragt werden,
im laufenden Haushalt noch vorhanden?
Abstimmung: 4 Enthaltungen, einige
Stimmen. Mit großer Mehrheit abgelehnt.
Bürgermeisterin Dubrau: Ich habe Sie akustisch nicht verstanden.
Wir kommen zur Hauptbeschlussfassung des
Antrags in der Neufassung vom 13. Oktober
2016. Wer diesem Beschlussvorschlag zustimmt,
den bitte ich um das Handzeichen. - Die Gegenstimmen? - Die Enthaltungen?
Stadtrat Morlok (fraktionslos): Meine Frage ist:
Sind die 47.000 Euro, wie sie von der Fraktion
DIE LINKE heute beantragt werden, im laufenden Haushalt 2016 noch vorhanden, also verfügbar?
Bürgermeisterin Dubrau: Ja.
Oberbürgermeister Jung: Danke schön. - Gibt
es weitere Nachfragen? - Dann können wir zur
Abstimmung kommen.
In der Zwischenzeit wird der Änderungsantrag
der CDU-Fraktion verteilt.
Ich rufe jetzt noch einmal den Änderungsantrag
der Fraktion DIE LINKE auf mit getrennter Abstimmung der beiden Punkte - Ergänzung Punkt
1. und Ergänzung Punkt 2.
Zunächst die Ergänzung Punkt 1.: Wer stimmt
dem zu, den bitte ich um das Handzeichen? Die Gegenstimmen? - Die Enthaltungen?
Abstimmung: Bei 2 Enthaltungen und einigen
Gegenstimmen mit Mehrheit so beschlossen.
Wir kommen zu Punkt 2 des Antrags der Fraktion
DIE LINKE: nach Umsetzung des Ratsbeschlusses 58/14 und nicht vor dem 01.01.2018 auszuschreiben. Wer stimmt diesem Antrag zu, den bitte ich um das Handzeichen? - Die Gegenstimmen? - Die Enthaltungen?
Abstimmung: 1 Enthaltung, eine Reihe von Gegenstimmen. Mehrheitlich so beschlossen.
Wir kommen zum Änderungsantrag der CDUFraktion. Ich lese es zur Sicherheit noch einmal
vor:
Die Liegenschaft Kino der Jugend verbleibt
in städtischem Besitz und wird zu einem Kul-
Pro-
Abstimmung: Einige Enthaltungen, einige Gegenstimmen. Mit großer Mehrheit so beschlossen.
14.3
Demokratie leben - Demokratie lebt:
2017 zum Schwerpunktjahr Demokratie machen (VI-A-02369-NF-02)
Einreicher: Fraktion Bündnis 90/Die Grünen
Einreicher: Fraktion DIE LINKE
Einreicher: SPD-Fraktion
Eine Neufassung vom 25.10.2016. - Ich nehme
an, Frau Krefft bringt ein.
Stadträtin Krefft (Bündnis 90/Die Grünen): Sehr
geehrter Oberbürgermeister! Sehr geehrte Herren und Damen Stadträte, Vertreterinnen der
Medien und Gäste! Was macht unser Gemeinwesen, unser Zusammenleben aus? - Wir meinen, unser Gemeinwesen, unsere Stadt in diesem Land Sachsen gründet auf der freiheitlichen
Grundordnung und bietet der Vielfalt Raum - der
Vielfalt der Lebensentwürfe und Biografien der
Jungen und Alten, hier Geborenen und Zugezogenen.
Über das Zusammenleben in unserem Gemeinwesen ist allerdings eine Auseinandersetzung
entbrannt, die nicht nur mit Worten ausgetragen
wird. Wir erschrecken vor schriftlichen und verbalen Aggressionen, Herabsetzungen, Beleidigungen und sind fassungslos über Gewalt gegen
Menschen und Sachen.
Mit dem Aufkommen der neu-rechten GidaBewegungen erlebten wir eine Sprachlosigkeit ganz unmittelbar am Arbeitsplatz, im Freundesund Familienkreis. Es fehlten schlicht die Worte
für so schlechtes Benehmen, unverhohlenen
Chauvinismus und die schrille Ablehnung anderer. Und während die Worte noch gefunden wurden, standen wir mit der humanitären Katastro-
Verlaufsprotokoll vom 26.10.2016
phe, die uns in Europa erreichte, helfend und
großherzig zu den Flüchtlingen.
Wir leben Weltoffenheit und Mitgefühl in Leipzig
und in Sachsen. Dass es anders scheint, liegt an
Einzelnen - begleitet von Passivität. Auf Regierungsebene beinhaltet die Passivität eine Handlungsunsicherheit, die entsetzlich ist, weil sie den
Antidemokraten Raum gibt, ihre Entfaltung erst
legitim macht.
Mit dem Antrag Demokratie leben - Demokratie
lebt wollen wir die Demokraten aus der Passivität
holen und handlungssicher machen. Wir wollen
sie sprechsicher machen, und wir wollen die Vielfalt zeigen, weil es unser Gemeinwesen ist und
nicht das derer, die alles ablehnen, weil es die
Vielfalt ist, die wir verlieren, wenn wir Demokratie
und Freiheit abschreiben, und weil wir anerkennen, dass es ein Versagen des Staates gibt,
wenn dieser Staat die Freiheit nicht verteidigt.
Wir wollen darüber sprechen, was sich ändern
muss in unserem Gemeinwesen.
Die Erfolge der AfD sind eine Antwort auf Große
Koalitionen, in denen der Disput, das Aushandeln über die beste Lösung auf einen Minimalkonsens abbricht. Wir anerkennen auch, dass
Unzufriedenheit ein Ausdruck mangelnder Anerkennung ist, und wir wissen, dass diese vor allem ein ostdeutsches Problem ist. Wir akzeptieren aber nicht, dass damit die Ablehnung freiheitlicher demokratischer Grundwerte vertreten wird.
27 Jahre nach der Wiedervereinigung wollen wir
in Leipzig zeigen, was Demokratie alles sein
kann. Wir wollen ein ganzes Jahr die geballte
Vielfalt der Demokratie ins Bewusstsein heben
und möglicherweise neue Antworten darauf finden, wie wir gemeinsam leben wollen, wie wir
unser Zusammenleben gestalten wollen. Wir
wollen weiterdenken über Beteiligungen, nachdenken über den Stand der deutschen Einheit
und hinterfragen, was nach 1989 nicht eingelöst
wurde. - Neue Antworten, andere Antworten, für
die heute die Zeit gekommen ist oder weil die
Herausforderungen der Zeit so neu sind.
Wir haben Ihnen, Herr Oberbürgermeister, seit
Februar viel Zeit gegeben, sich dieses Vorschlags anzunehmen, und wir wissen um Ihre
grundsätzliche Unterstützung. Offenbar wollten
Sie aber zeigen, wie gut wir hier im Stadtrat sind.
Wir können uns allein einigen.
Ich danke der SPD-Fraktion und der Fraktion
DIE LINKE für die gedeihliche und sehr kurzfristige Neufassung. Die CDU haben wir noch nicht
überzeugen können - nicht ganz, oder doch? Ich meine jedenfalls, dass wir uns grundsätzlich
einig sind, aber in der Sache beherzt streiten
können.
Seite |7
Es ist notwendig, diese Debattenkultur, die Empathie für die Position des anderen voraussetzt,
wieder zu pflegen. Das gehört zur demokratischen Willensbildung, und das zeichnet Leipzig
aus, woraus schon einmal eine friedliche Demokratisierung ausging.
Zu den einzelnen Punkten der Neufassung:
Grundsätzlich baut dieser Antrag auf der Demokratie und Vielfaltsarbeit auf, die es in Leipzig bereits gibt. Es braucht aber eben einen konzentrierten Blick auf die Tätigkeiten, mehr Sichtbarkeit. Es braucht die Verstetigung, die einhergeht mit personeller und sächlicher Untersetzung, und wir wollen finanzielle Mittel für eine
Plakatkampagne, aber statt parteilichem Konterfei und Logos soll die Demokratie selbst das Motiv geben.
Mit diesem Auftakt im Oktober 2017 sollen dann
in 2018 verstärkt und fokussiert Aktivitäten zur
Demokratie gefördert werden. Auch dafür
braucht es mehr finanzielle Mittel. Zudem wollen
wir die Beteiligung aller Fraktionen, und wir wollen weitere Akteure der Demokratie-Arbeit, zum
Beispiel Volkshochschule, Stiftung Friedliche
Revolution, Bürgerkomitee und weitere, in den
Kreis der lokalen Partnerschaften aufnehmen.
Schließlich wollen wir uns viel stärker der Erwachsenenansprache zuwenden; denn die Demokratie-Arbeit für Kinder und Jugendliche ist
sehr gut aufgestellt. Der Erfolg lässt sich auch an
den Einstellungen ablesen. Letztlich sind es aber
die Erwachsenen, die Eltern, die wertebildend
sind und die mit ihren Erfahrungen wesentlich für
unser Gemeinwesen sind.
Mit der Verstetigung der Mittel nach 2018 erwarten wir für die Folgejahre ganz besonders eine
Erhöhung des kommunalen Anteiles an der Förderung der kommunalen Gesamtstrategie für
Demokratie und Vielfalt. - Vielen Dank.
Oberbürgermeister Jung: Ich habe auf der Liste jetzt Herrn Weickert, Herrn Zenker, Herrn Keller und Frau Gehrt.
Stadtrat Weickert (CDU): Herr Oberbürgermeister! Meine Damen und Herren Kollegen! Verehrte
Gäste! Die Demokratie lebt. Jeden Tag, an dem
unser Land, unser Gemeinwesen besteht, lebt
auch die Demokratie. Insofern möchte ich im
Namen meiner Fraktion einige Worte zu der gemeinsamen Neufassung dieses Antrags sagen.
Demokratie ist eine Errungenschaft, die uns allen
politisches Engagement erst ermöglicht. Dazu
gehört Debatte, Streit, inhaltliche Auseinandersetzung und auch persönlicher Wettkampf. Denn
Verlaufsprotokoll vom 26.10.2016
in einer Demokratie, wie es sie in Deutschland
gibt, steht der Kompromiss im Vordergrund des
politischen mehrheitsfähigen Handelns. Dies ist
bisweilen anstrengend und kräftezehrend, aber
zugleich auch belebend. Denn, wenn wir hier
streiten, dann deshalb, weil wir um den besten
Kompromiss, die beste Alternative für unser Gemeinwesen ringen.
Demokratie ist aber auch eine Verpflichtung für
uns alle, denn politisches Engagement - erst
recht im Ehrenamt - bedeutet immer auch ein
Stück weit Aufgabe von persönlichen Befindlichkeiten.
Wir sind als Volksvertreter gewählt, um politische
Entscheidungen zu treffen. Diese Entscheidungen werden alle fünf Jahre auf den Prüfstand
gestellt, wenn der Souverän entscheidet, wem er
die beste Lösung für unser Gemeinwesen in der
Zukunft zutraut.
Demokratie bedeutet, mit Niederlagen umzugehen und auch ein gewisses Maß an Frustrationstoleranz zu entwickeln; denn es gibt immer
Mehrheitsentscheidungen, die dem einen oder
anderen nicht passen. Nur wer Demokrat ist, akzeptiert diese Entscheidung und zweifelt nicht ihre Legitimität an.
Meine Damen und Herren, dies bringt uns angesichts des Antrags in eine schwierige Entscheidungsfindung. Das Anliegen, Demokratie zu fördern, ist ehrenwert. Kaum jemand in diesem
Hause würde sich dem wohl verschließen wollen. Doch müssen wir uns bei all unseren Entscheidungen die Frage stellen, wie sie von den
Bürgern dieser Stadt aufgenommen werden.
Dieser Antrag geht aus meiner Sicht bzw. auch
aus Sicht meiner Fraktion ein wenig in die Richtung, als ob man den Leipzigern zu wenig demokratisches Bewusstsein zutraut. Genau diese
Haltung ist jedoch zutiefst gefährlich für uns alle
und öffnet den Extremisten Tür und Tor. Demokratie kann man nicht anordnen oder wie ein
Medikament verschreiben. Demokratisches Bewusstsein muss sich ein Leben lang herausbilden. Ich gebe zu, dass der Lehrplan in Sachsen
dafür nicht die besten Voraussetzungen schafft,
wenn mit Gemeinschaftskunde erst in der 9.
Klasse begonnen wird und Geschichte zu Beginn
nur eine Stunde unterrichtet wird. Dies sind Anliegen, denen sich unsere Staatsregierung und
die sie tragenden Regierungsfraktionen nicht
verschließen sollten.
Was würde also passieren, wenn wir diesen Antrag beschließen?, woran ich angesichts der
Mehrheitsverhältnisse hier keinen Zweifel habe.
Wir machen 2018 zum Jahr der Demokratie und
fördern Projekte. Doch wie nachhaltig wird dies
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sein? Gerade angesichts unserer Kritik an der
Demokratiekonferenz sollten wir uns sehr genau
überlegen, ob demokratisches Bewusstsein
dadurch besser wird, indem wir immer mehr Veranstaltungen anbieten.
Meine Damen und Herren, meine Fraktion und
auch ich ganz persönlich sehen das Problem an
einer anderen Stelle. Demokratie ist unser aller
tägliche Arbeit - als Stadträte und auch als Privatpersonen. Was wir tatsächlich brauchen, ist
eine Debattenkultur, in der Toleranz kein Lippenbekenntnis ist.
Frau Krefft, wir alle haben Ihren Äußerungen
sehr wohlwollend gelauscht. Ich erinnere mich
aber an Debatten - zum Beispiel zum STEP Verkehr oder zur Werbekonzession -, in denen unsere Meinung quasi als etwas, ja, sagen wir mal,
Anrüchiges oder moralisch nicht Wertvolles angesehen wurde. Da sollte man immer erst vor
der eigenen Haustüre kehren.
Wer anderer Meinung ist, kann dies kundtun. Ich
muss das nicht gut finden oder auch lauter finden, ich muss es aber - da greife ich ein Wort
von Frau Hollick auf - aushalten, denn es gibt
keine klügere Entscheidung als die des Souveräns. Auch wenn uns Wahlergebnisse nicht passen, dann haben sie ihre Legitimität und ihre Begründung in unserem Handeln.
Es geht nicht darum, Politik besser zu erklären
oder die Menschen mitzunehmen, sondern es
gilt, Politik mit unseren Bürgerinnen und Bürgern
zu machen, und das täglich.
Wir sehen daher den Antrag nicht als das geeignete Mittel, um Demokratie oder demokratisches
Bewusstsein zu fördern, sondern das beste Mittel ist ehrliche, authentische und verlässliche Politik. - Herzlichen Dank.
Oberbürgermeister Jung: Herr Zenker.
Stadtrat Zenker (SPD): Sehr geehrter Oberbürgermeister! Werte Kolleginnen und Kollegen
Stadträte! Werte Gäste auf der Tribüne! Auch wir
in der SPD-Fraktion haben uns mit dem Ursprungsantrag der Grünen sehr intensiv auseinandergesetzt. Es herrschte in der Tat anfangs
die Skepsis, die Herr Weickert vorgebracht hat,
vor: Wir zünden ein Jahr lang ein Feuerwerk, ein
großes demokratisches Feuerwerk, bis es verpufft, und vorbei ist es.
Dennoch: Die Zielstellung, die dahintersteht, den
Wert Demokratie für unsere Gesellschaft wieder
mehr in den Fokus, in den Mittelpunkt zu rücken
und damit auf Stärken, aber natürlich auch auf
Verlaufsprotokoll vom 26.10.2016
Schwächen von Demokratie hinzuweisen, teilen
wir ausdrücklich. Deswegen sind wir auch zu einem anderen Ergebnis gekommen. Ich glaube,
die Neufassung greift auch ein Stück weit Kritik
auf, die Sie geäußert haben.
Zum einen glauben wir, 2017 wäre nicht mehr
realisierbar gewesen. Man ist einfach da zu spät
dran. 2018 hat vielleicht auch den kleinen Vorteil,
dass man dann auch bestehende Fördertöpfe
der Bereiche wie Kultur oder Sport mit einbinden
kann und auch die Sportvereine, Kulturvereine
auffordern kann, aus den bestehenden Töpfen
hier mitzuwirken. Man kann daher sozusagen ein
umfassendes Paket schnüren. Es bleibt dabei
vielleicht auch für die Stadt Leipzig selbst noch
Zeit, direkt Fördermittel für dieses Jahr einzuwerben.
Das Jahr 2018 hat noch einen anderen Charme:
Es ist eben kein Wahljahr. Dadurch greift unter
Umständen eine damit verbundene Kritik, man
würde das tun, um diese oder jene Partei im
Wahljahr zu unterstützen, ins Leere.
Als Vorjahr zum 30. Jahr der friedlichen Revolution bietet es natürlich die Chance, dass vielleicht Ideen und Konzepte entstehen, die fließend in das Jubiläumsjahr überleiten. Frau Krefft
hat es ausgeführt: 1989 steht wie kaum ein anderes Jahr für das Erringen von demokratischen
Werten.
Damit es eben kein Feuerwerk bleibt, wie ich
eingangs ausgeführt habe, soll in einem neuen
Antrag eine Verstetigung stattfinden, wenn auch
auf niedrigerem Niveau.
Die Zeit titelte vor einigen Wochen: Der Kampf
um die Demokratie hat begonnen. Das Werben,
Argumentieren oder anders gesagt das Kämpfen
um unsere Demokratie, unsere Freiheit ist aus
meiner Sicht dringend notwendig. Ich möchte
unsere jetzige Situation nicht gleichsetzen mit
der Situation in der Weimarer Republik, aber es
gibt Parallelen.
Ich nehme die Rhetorik: Volksverräter wird heute
wieder vermehrt verwendet, um Repräsentanten
der Politik zu schmähen. Dieses Wort hat Adolf
Hitler in der Sprache der Politik heimisch gemacht. Unablässig bezeichnete er Politiker von
Sozialdemokratie bis christlicher Zentrumspartei
als Volksverräter und Novemberverbrecher.
Auch wenn die heutigen Schreihälse diese Hintergründe vielleicht nicht kennen, macht es das
nicht besser. Was früher der Völkische Beobachter war oder im Völkischen Beobachter stattgefunden hat, der sich um Fakten nicht geschert
hat und eine Gesinnungszeitung war, findet heute in sozialen Medien statt. Dort werden zuhauf
Seite |9
Verschwörungstheorien und falsche Informationen verbreitet, und Teile unserer Gesellschaft
trauen diesen Nachrichten mehr als professionellen demokratischen Medien.
Auch Einschüchterungsversuche von Medienvertretern, wie es heute bei Pegida und Legida vorkommt, gab es in den 20er-Jahren bei Versammlungen der NSDAP. Das sind Parallelen, die uns
durchaus nachdenklich stimmen sollten.
Es beschränkt sich jedoch nicht nur auf Worte.
Die schärfere Konfrontation zwischen rechts und
links, die Angriffe auf Abgeordnetenbüros sprechen hier eine deutliche Sprache. Natürlich sind
auch Angriffe auf Flüchtlingsunterkünfte oder Angriffe auf Büros von Zeitungen und Ähnlichem zu
erwähnen.
Angriffe auf Menschen, die fremd aussehen, sind
auch eine Folge verbaler Angriffe. Wenn Politiker
wie Bernd Höcke Menschen mit Migrationshintergrund
(Zuruf: Björn!)
- Björn Höcke - nicht als Teil unseres Volkes ansehen und in diesem Zusammenhang fragt, ob
Multikulturalisierung eines gewachsenen Volkes
Völkermord sei, dann ist klar, was er unter völkisch versteht. Er grenzt 15 Millionen Menschen,
die in Deutschland leben - in dem Fall sogar
meine Kinder -, aus, weil auch diese Migrationshintergrund haben. Sie zählen für ihn nicht zum
Volk.
Das sind verbale Brandsätze, die Schaden anrichten und die zu realen Brandsätzen führen.
Welche Folge das hat, brauche ich Ihnen nicht
auszuführen.
Dennoch - das möchte ich auch ganz deutlich
sagen -: Die Bundesrepublik ist weit entfernt von
den Zuständen der Weimarer Republik, doch allein, dass unsere friedliche demokratische
Grundordnung im Grundgesetz - übrigens unsere Verfassung, mal in die Richtung der Reichsbürger - verankert ist, garantiert nicht, dass sich
die Situation nicht weiter verschärfen kann.
Wir Demokratinnen und Demokraten müssen
Demokratie- und Staatsverächtern entgegentreten, ganz egal welcher Couleur, um den Wert eines demokratischen Gemeinwesens deutlich zu
artikulieren.
Diesbezüglich haben Demokratinnen und Demokraten in der Weimarer Republik versagt. Seit
fast 30 Jahren in den neuen Bundesländern und
seit über 60 Jahren in den alten Bundesländern
genießen wir demokratische Freiheitsrechte und
nehmen sie als selbstverständlich wahr.
Verlaufsprotokoll vom 26.10.2016
Die oben erwähnte Überschrift in der Zeit schrieb
dazu weiter:
Über Jahrzehnte hielten wir unsere Freiheit
für etwas Selbstverständliches. Plötzlich
aber bedrohen autoritäre Populisten weltweit
die liberalen Gesellschaften. Zeit, aufzuwachen.
2018 ist die Machtergreifung der Nationalsozialisten 85 Jahre her. Lassen Sie uns mit dem Jahr
2018 und vielleicht gerade vor diesem historischen Kontext einen Beitrag zum Aufwachen
leisten. Machen wir es zum Jahr der Demokratie.
Mit den eingesetzten Geldern sollten wir Projekte
fördern - unabhängig, ob von Vereinen, Verbänden oder anderen Institutionen -, die den Wert
von Demokratie wieder ins öffentliche Bewusstsein rücken. Dabei müssen wir versuchen, auch
die Menschen einzubinden, die glauben, dass
wir sie nicht ernst nehmen würden. Wir müssen
aber auch diejenigen stärken und argumentativ
aufbauen, denen der Wert der Demokratie bewusst ist und die bereit sind, diese im Freundeskreis und an Stammtischen zu verteidigen.
Das, was wir allerdings nicht tun sollten, ist, dass
jeder versucht, seine Klientel dann darüber zu
bedienen. Es geht hier eben nicht um das KleinKlein in der eigenen politischen Weltsicht. Es
geht um das große Ganze. Ich bin aber optimistisch, dass uns das gemeinsam mit Stadtverwaltung und vielen Vereinen hier in Leipzig gelingt. Danke.
Oberbürgermeister Jung: Herr Keller.
Stadtrat Keller (AfD): Sehr geehrter Oberbürgermeister, Beigeordnete und Anwesende im
Saal sowie am Livestream! Der Antrag der Ratsfraktion Bündnis 90/Die Grünen zielt darauf ab,
Leipzig als Stadt der friedlichen Revolution nun
auch noch als Stadt der Demokratie darzustellen
und ein ganzes Jahr an diesem Prozess zu arbeiten - auch länger. Dies ist sicher ein löbliches
Unterfangen. Dennoch stellen wir uns einige
Fragen.
Demokratie heißt ja bekanntlich Volksherrschaft.
Wen meinen denn die Grünen mit Volk? Ist es
die sogenannte Zivilgesellschaft, die alle NichtGrünen und Nicht-Sozialisten gern ausschließt,
wie zum Beispiel zur letzten kraftvollen Demonstration der 80 auf dem Waldplatz? Oder sind es
alle Altparteien, die mit Fraktionsstärke meinen,
es gäbe keine Alternativen, weshalb sie alternative Anträge samt und sonders ablehnen müssten?
S e i t e | 10
Antworten werden die Grünen sicher finden man hat ja vorhin auch wohlklingende Worte von
Frau Krefft gehört -; das sollen sie auch. Um jedoch mehr als eine halbe Million Euro aus dem
städtischen Haushalt lockerzumachen, sollten
sich die Grünen erst einmal selbst Gedanken
darüber machen, wie sie denn Demokratie vorleben und darüber referieren wollen. Dazu zählt
auch, dass man tolerant genug ist, sich mit gegensätzlichen Meinungen ergebnisoffen auseinanderzusetzen - nicht nur in den Fachausschusssitzungen oder in der Ratsversammlung.
Bei den Antragstellern besteht hier ein deutlicher
Nachholbedarf.
Übrigens sind die Grünen die einzige Fraktion im
Leipziger Stadtrat, deren Mitglieder ausnahmslos
es in zwei Jahren nicht schafften, die Geschäftsstelle der AfD-Stadtratsfraktion wenigstens kennenzulernen, geschweige denn, das freundliche
kollegiale thematische Gespräch zu suchen.
Wer solche Anträge stellt, jedoch selbst nicht in
der Lage ist, zu zeigen, worum es geht, und
dann Wert darauf legt, durch Kampagnenpolitik
auch noch die Fördermittelvergabe zu steuern,
muss damit rechnen, dass diese Art Symbolpolitik zu betreiben von anderen als unseriös abgetan wird, zumal gerade Leipzig ein Ort gelebter
Demokratie ist, auch wenn das manche nicht sehen wollen und sich daran nicht gern beteiligen.
Wohlklingende Worte, Frau Krefft, sind eben
noch keine Demokratie, und der Ausschluss von
Menschen anderer Meinung ist es erst recht
nicht. Sie haben das vorhin deutlich erwähnt.
Der Haushalt 2017/2018 ist noch nicht verabschiedet, und nun wollen Sie mit diesem Antrag
schon für 2019 regelmäßige Ausgaben vereinbaren. Auch das ist, wie ich finde, etwas überdimensioniert.
Noch einmal kurz zu Herrn Zenker: Ihrer Vergleiche mit dem Dritten Reich sind in Ordnung. Das
kann schon so sein, wie Sie das meinen. Sie
sollten sich aber auch selbst einmal Gedanken
darüber machen, was nach dem Dritten Reich
war, warum denn dieses Kungeln der SPD mit
den Kommunisten so ausgeartet ist und in der
SED-Diktatur geendet hat. Ja, Sie sollten vielleicht heutzutage einmal darüber nachdenken,
was Sie heute machen. - Danke.
Oberbürgermeister Jung: Frau Gerth.
Stadträtin Gehrt (DIE LINKE): Sehr geehrter
Oberbürgermeister! Werte Bürgermeisterinnen
und Bürgermeister! Liebe Kolleginnen und Gäste! Es wurde schon viel gesagt, deswegen nur
Verlaufsprotokoll vom 26.10.2016
kurz: Demokratie zu leben bedeutet eine beständige Arbeit. Auch das wurde schon gesagt. Man
kommt in einer demokratischen Gesellschaft nie
an den Punkt, wo man sich auf den Lorbeeren
ausruhen kann und sagen kann: Jetzt haben wir
es geschafft; denn Demokratien sind in ihrem
Bestand angewiesen auf politisch mündige und
demokratisch handlungsfähige Bürger und Bürgerinnen. Daraus resultierend müssen demokratisch handlungsfähige Bürger sowohl über politisches Wissen, eine demokratische Wertorientierung als auch über Handlungsfähigkeiten und
Motivation verfügen.
Das zentrale Ziel der demokratischen Bildung
muss deshalb die aktive Beteiligung der Bürger/innen an politischen und sozialen Prozessen
sein. Deswegen gilt es besonders, die Beteiligungsbereitschaft zu erhöhen, um sowohl eine
politische Teilhabe als auch zivilgesellschaftliches Engagement zu befördern. Letzteres stärkt
wiederum den gesellschaftlichen Zusammenhalt
und kann aktiv demokratiefeindlichen Tendenzen, wie wir sie zum Teil heutzutage erleben,
entgegenwirken.
Auch wenn der Schwerpunkt der demokratischen
Bildung in den Sozialisationsphasen der Kinder
und Jugend liegt, bedeutet das keineswegs,
dass sie nur institutionell und curricular an Kindertagesstätten und Schulen gebunden ist. Es
existieren zahlreiche kommunale Einrichtungen,
gemeinnützige Vereine und Initiativen, die in ihrer alltäglichen Praxis demokratische Bildungsarbeit leisten und sich mit vielfältigen Projekten
an Personen jeden Alters richten.
Methodisch reichen diese Ansätze im Bereich
der demokratischen Bildung deshalb von themenbezogener Projektarbeit über lebensweltlich
erfahrbare Teilhabe und Mitwirkung bis zur Wissensvermittlung. Besonders diese außerschulischen Ansätze gilt es zu stärken und auf kommunaler Ebene auszubauen.
Mit unserem Antrag wollen wir zum einen natürlich ein Zeichen setzen in 2018, aber nicht nur
das. Wir wollen die bestehenden Beteiligungsstrukturen und Möglichkeiten unter die Lupe
nehmen, diese erweitern und ausbauen als auch
demokratiefördernde Projekte nachhaltig entwickeln.
Dass es uns um Nachhaltigkeit geht, Herr
Weickert, steht in Punkt 2 des Antrags und ist darin nachzulesen. Dort steht:
Die Verwaltung richtet ihre Beteiligungsstrukturen neu aus und stärkt diese nachhaltig personell, mit einem neuen Anlaufort, einem festen Budgetansatz […].
S e i t e | 11
Uns war es wichtig gewesen, dass die bestehenden Strukturen, wie die lokalen Partnerschaften für Demokratie und der Begleitausschuss, in
denen zivilgesellschaftliche Akteure schon mitwirken, dabei mit berücksichtigt werden und eingebunden werden und dass ab 2019 auch dort
der kommunale Anteil nachhaltig erhöht wird.
Wir halten das für wichtig. Es geht eben nicht darum, Demokratie einfach zu verordnen. Ich weiß
auch nicht, woraus Sie das lesen. Es geht eben
darum, sie nachhaltig zu stärken, Beteiligungsmöglichkeiten zu schaffen und sie so nachhaltig
zu leben. - Danke.
Oberbürgermeister Jung: Frau Körner hat das
Wort.
Stadträtin Körner (Bündnis 90/Die Grünen):
Sehr geehrter Oberbürgermeister! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Hier im Raum sieht es vielleicht noch etwas anders aus; viele von uns waren 1989 aktiv mit auf der Straße und waren
auch vorher aktiv. Ich habe selbst im Friedenskreis in Merseburg ab 1982 mitgemacht; ich
kenne meine Akte. Es gibt aber in der Stadt inzwischen ganze Generationen, die das so nicht
bewusst erlebt haben. Unsere eigenen Kinder
sind meistens erst in der Zeit oder danach geboren worden. Ich denke, es reicht nicht aus - Sie
haben mich ja in das Kuratorium der Stiftung
Friedliche Revolution entsandt -, dass wir so eine
Stiftung haben, die immer wieder kulturelle Veranstaltungen, Erinnerungsveranstaltungen, Dispute und Ähnliches fördert, sodass man prima
sagen kann: Wir haben das doch! Wir haben die
Runde Ecke. Wir haben Vereine, die etwas machen. Wir haben Bundesprogramme, wir haben
Landesprogramme. Das ist Punkt 1.
Punkt 2: Eine Stadt hat nicht so viele Möglichkeiten, sich ein Etikett zu geben. Wir haben es gehört und auch im Ausschuss beraten: Es gibt
noch andere wie Stadt des Friedens, Stadt der
Demokratie. Wir haben über den Titel und darüber, was wir wollen, sehr diskutiert. Was wollen
wir eigentlich? - Frau Krefft hat es hier ausführlich erläutert und hat mit übergroßer Kraft, wofür
ich großen Respekt habe, diese Idee seit einem
Jahr diskutiert und dafür in den Fraktionen und in
den Ausschüssen geworben.
Es ist nicht so einfach zu sagen: Stadt der Demokratie. Das wollen letztendlich alle Städte sein
- und, Herr Weickert, alle Städte haben Räte, die
demokratisch handeln sollen. Man muss sich
aber überlegen, ob andere über den Titel lachen
oder ob sie ihn ernst nehmen. Ich denke, dass
Verlaufsprotokoll vom 26.10.2016
es die Außenwelt ernst nimmt, wenn wir in
Leipzig so etwas machen.
Die Innenwelt, unsere eigenen Bürger und wir? Wir müssen darüber nachdenken, da wir auch
nicht ganz fern von der normalen Entwicklung
sind, die wir zurzeit in allen Städten haben. Wir
haben auch die Demos, die nicht unbedingt Demokratie wollen, aber Demokratie nutzen, indem
man demonstriert. Das heißt, es ist einfach lohnenswert, sich ein Jahr vorzunehmen und zu sagen: Wir verstärken diesen Aspekt; wir zeigen,
was das heißt.
Liebe Kolleginnen und Kollegen, wir leben es ja
hier. Wir schlagen uns nicht die Köpfe ein. Wir
diskutieren, wir halten es aus, wenn wir uns angreifen, was wir auch heute sicherlich noch zu
manchen Punkten machen werden. Das ist Demokratie!
Aber ist es Demokratie, wenn man Galgen mit
dem Oberbürgermeister oder der Kanzlerin
zeichnet, wenn man sagt, Menschen haben kein
Recht zu leben, weil sie eine andere Meinung
haben, wenn man sagt: Hier gibt es Hinzugekommene, die nehmen uns alles weg - fern jeder
Realität? Ist das Demokratie? Ist das auch noch
ein gewaltfreier Austausch? - Ich denke nein; wir
denken nein.
Wir hoffen, dass Sie, selbst wenn Sie diesem
Beschluss heute nicht unbedingt zustimmen,
trotzdem mitmachen, dass Sie 2018 einfach nutzen - ein Jahr noch davor, bevor wir wieder im
Wahlkampf und im Wettbewerb sind - in Ihrer Art
mitzugestalten. Sie haben Stiftungen. Wir haben
Stiftungen. Wir versuchen das auch schon. Indem wir das aber als Stadt machen, können wir
über alle Fraktionen hinweg deutlich machen,
was es heißt, miteinander zu reden.
Herr Keller, Entschuldigung, Sie wissen genau,
dass ich absolut korrekt und freundlich zu Ihnen
im Kulturausschuss bin. Sie erhalten jedes Mal
das Wort. Ich nehme Ihre Sachen mit ins Protokoll auf. Bitte verallgemeinern Sie nicht, wenn
Sie vielleicht mit anderen manchmal Dispute haben, über die Sie nicht so zufrieden sind. Auch
wir lassen die AfD reden. Wir reden mit Ihnen.
Natürlich! Sie sind gewählt. Wir versuchen, miteinander einen Konsens zu finden und Sie auch
davon zu überzeugen, dass Angst zu machen
nicht unbedingt ein gutes politisches Ziel ist.
Deshalb hoffen wir, dass Sie, selbst wenn jetzt
nicht alle zustimmen, einfach mitmachen, dass
Sie Programme nach Ihrem Duktus gestalten wir wollen ja unterschiedliche Meinungen aus der
Bevölkerung mit einbringen - und dass wir einfach zeigen: Das, was hier im Stadtrat geht, geht
auch auf der Straße, das geht in den Vereinen, in
S e i t e | 12
den Wohngebieten. Man ist einfach unterschiedlicher Meinung, aber man muss deshalb keine
Galgen an die Wand malen. - Vielen Dank.
Oberbürgermeister Jung: Herr Danckwardt.
Stadtrat Danckwardt (fraktionslos): Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister! Meine Damen und
Herren Beigeordnete! Meine Damen und Herren!
Demokratie ist kein Produkt, das man mit Plakaten und Werbefilmen verkaufen kann. Demokratie ist etwas, das nur lebt und funktioniert, wenn
man es auf täglicher Basis ausübt und auch andere Meinungen ernst nimmt.
Rosa Luxemburg sagte: Freiheit ist immer die
Freiheit der Andersdenkenden. - Nicht nur ich
habe den Eindruck, dass hier die Tendenz besteht, dass man nicht in einen Dialog mit den
Bürgern mit anderen Meinungen treten will, sondern dass man sie zu irgendetwas erziehen will.
Demokratie, meine Damen und Herren, fängt
auch hier im Stadtrat an! Auch bei Ihnen, Herr
Oberbürgermeister! Wenn sich Tausende Einwohner dieser Stadt dagegen aussprechen, dass
eine Straßenbahnlinie in dieser Stadt stillgelegt
wird, dann darf das eben in einer Demokratie
nicht passieren - unabhängig davon, wie die
Mehrheitsverhältnisse im Stadtrat sind.
Demokratie ist, dass man, wenn man Verantwortung für ein anderes europäisches Land übernommen hat - das haben die Grünen gemacht
mit ihrer Unterstützung gewisser Prozesse in der
Ukraine - darauf achtet, dass dort Andersdenkende, wie zum Beispiel der Journalist Ruslan
Kotsaba, nicht für 18 Monate im Knast landen.
Demokratie ist, dass man nicht einfach Veranstaltungen mit Menschen, deren Meinung man
nicht teilt, untersagt. Demokratie ist auch, Herr
Keller, dass man Kommunisten, die eine leidvolle
Erfahrung im Nazi-Regime hatten, nicht pauschal
beschimpft. - Ja, Sie kamen doch wieder mit
dem alten Hut von SPD, KPD, SED.
Wir haben eine Geschichte. Diese Geschichte
haben wir aufzuarbeiten. Aber Kommunisten sollte in diesem Land kein Schimpfwort sein, finde
ich. Das gehört auch zu einer Demokratie.
Deswegen rufe ich dazu auf, dass sich erst einmal alle Parteien, die in diesem Raum versammelt sind, selbstkritisch bei sich selbst darüber
Gedanken machen, was in den letzten 24 Monaten alles passiert ist, und erst dann anfangen
Bürger zu belehren.
Verlaufsprotokoll vom 26.10.2016
Ich bin in den 90ern bildungstechnisch aufgewachsen. Ich bin zur Universität Leipzig gegangen. Ich habe eine gewisse Diskussionskultur erlebt, auch in den Medien damals in den 90ern,
und ich beobachte mit Sorge, wie wir uns in den
letzten zwei Jahren immer mehr und mehr und
mehr davon entfernt haben. Innehalten sollten
die Politiker in erster Linie und erst dann Werbeprogramme für Demokratie starten. - Vielen
Dank.
Oberbürgermeister Jung: Frau Niermann.
Stadträtin Niermann (CDU): Herr Oberbürgermeister! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Liebe
Frau Krefft, mein Kollege hat Ihnen bereits, finde
ich, sehr gut und ausführlich erklärt, warum wir
diesem Antrag nicht beitreten möchten und es
auch nicht tun werden, auch wenn wir - genau
wie Sie alle - natürlich für Demokratie sind.
An dieser Stelle möchte ich aber nochmals sagen, weil mich das wirklich bewegt, dass ich von
Ihnen eine Erklärung dafür vermisse, warum Sie
zum Beispiel die AfD hier nicht gefragt haben.
Wie Herr Danckwardt richtig gesagt hat, muss
man mit allen reden, und zur Demokratie gehört
auch, dass man die Freiheit desjenigen, der anders denkt, akzeptiert und dass man miteinander
ins Gespräch kommt. Ich kann nicht verstehen,
warum Sie alle Fraktionen fragen, aber die AfD
nicht. - Vielen Dank.
Oberbürgermeister Jung: Herr Elschner.
Stadtrat Elschner (Bündnis 90/Die Grünen):
Frau Niermann, fragen Sie einmal die CDUFraktion im baden-württembergischen Landtag,
warum sie nicht mit der AfD sprechen.
Oberbürgermeister Jung: Frau Heller.
Stadträtin Heller (CDU): Wir sind hier nicht in
Baden-Württemberg, und wir können auch nicht
beeinflussen, wie die sich verhalten, sondern
nur, wie wir uns verhalten.
Ich würde gern auf das eben Gesagte von Frau
Körner noch einmal zurückkommen. Es ist eine
Sache, zu sagen: Ich bin immer freundlich zu
Ihnen, es aber damit zu begründen, dass man
jemanden, der das Recht hat, das Wort zu ergreifen, dann auch einmal das Recht einräumt
und ihn zu Wort kommen lässt - das ist irgendwie
ein bisschen komisch. - Ja, noch einmal, sie hat
S e i t e | 13
gesagt: Ich bin immer freundlich zu Ihnen, Herr
Keller, und immer, wenn Sie sich melden, kommen Sie auch dran. - Na, hurra, das ist ja wohl
das Mindeste.
Es war aber eigentlich etwas anderes, was ich
sagen wollte. Es kommt nämlich nicht nur darauf
an, ob wir oder die Vereine, die sich ohnehin in
Richtung Demokratieförderung engagieren, an
den Veranstaltungen, die Sie vielleicht heute hier
beschließen, alle teilnehmen. Es kommt darauf
an, ob die Leute kommen, die wir jetzt schon
teilweise verloren haben. Daran zweifelt meine
Fraktion einfach.
Das Problem ist, diese Leute einzufangen. Das
gelingt nicht, indem man immer mehr und immer
größere Veranstaltungen macht oder ein Jahr
zum Jahr der Demokratie ausruft, sondern nur,
indem man persönlich zu den Leuten hingeht
bzw. ihnen sogar teilweise nachläuft. Leider ist
es so. Die Leute, die jetzt schon unzufrieden mit
der Art von Politik sind, wie sie die von uns
wahrnehmen, kommen auch nicht auf so eine
Veranstaltung.
Oberbürgermeister Jung: Ich habe jetzt noch
zwei Wortmeldungen von Herrn Weickert und
Herrn Kühne. - Herr Weickert verzichtet. - Herr
Kühne.
Stadtrat Kühne (AfD): Nur ganz kurz. Ich rede
jetzt für mich persönlich; ich sage auch, mein
Fraktionsvorsitzender hat alles dazu bereits gesagt. Wir müssen nicht wohlwollend über die AfD
reden, oder negativ können wir über die AfD reden usw.
Demokratie ist für mich ganz persönlich - ich bin
seit 27 Jahren mit Leib und Seele dabei, ich bin
auch um den Ring gelaufen und kenne auch
meine Akte. Demokratie sollte für uns alle ganz
persönlich immer ein wichtiges Anliegen sein.
Wir sollten uns hier einfach einmal über die Sache streiten, nicht immer: böse, böse AfD oder
böser, böser Kommunist oder guter Kommunist.
Das ist alles scheißegal; ich rede jetzt mal
Deutsch. Es geht hier um die Sache, es geht hier
um den Bürger. Das ist das einzige Anliegen, das
uns treiben sollte. - Danke.
Oberbürgermeister Jung: Meine Damen und
Herren, ich denke, die Argumente sind ausgetauscht, und wenn ich mir den Satz gestatten
darf: Gerade diese Diskussion zeigt, wie wichtig
die Debatte über Demokratie ist.
Verlaufsprotokoll vom 26.10.2016
S e i t e | 14
(Zuruf: Entschuldigung, darf ich als Bürger
auch etwas dazu sagen?)
wiederum von Ihnen goutiert wird. - Vielleicht so
viel.
- Nein, das können Sie leider nicht. Die Geschäftsordnung im Haus sieht das nicht vor.
Wir können jetzt zur Abstimmung kommen.
Wenn Sie für diesen neu gefassten Beschluss
stimmen, dann bitte ich Sie um Ihr Handzeichen.
Die Gegenstimmen? - Die Enthaltungen?
(Zuruf: Wie darf ich mich dann äußern? Meine Einwohneranfrage von vor einem halben
Jahr ist noch nicht beantwortet.)
- Nein, das können Sie jetzt bitte nicht.
(Zuruf: Ist das Demokratie? - Ich gehe jetzt
auch. - Danke!)
Abstimmung: Mit 2 Enthaltungen und einigen
Gegenstimmen mehrheitlich so beschlossen.
Ich ermutige aber ausdrücklich auch jene, die
jetzt dagegen gestimmt haben, sich in diesen
Prozess einzubringen.
- Demokratie hat eben Spielregeln. Auch das gehört zur Wahrheit, und Spielregeln heißt, dass es
klare Abmachungen unter den Partnern gibt, die
miteinander diskutieren und um die Wahrheit ringen.
14.4
Ich möchte keinen Hehl daraus machen, dass
ich den Antrag unterstütze und dass ich es gut
finde, sich diesem Thema zu stellen. - Ja, es hat
lange gedauert, Frau Krefft, aber es hat mit gutem Grund lange gedauert, weil es in der Tat abzuwägen gilt, wie wir städtische Mittel und Steuergelder sinnvoll einsetzen, die hoffentlich dazu
dienen, dass wir ins Gespräch kommen mit denen, die demokratieskeptisch sind.
14.1.1 dazu VSP (VI-A-02467-VSP-02)
Ich glaube, auch das ist eine Wahrheit, dass wir
über alle Fraktionen hinweg beobachten konnten, dass sich etwas in unserem Land und auch
in unserer Stadt verändert hat, dass es Menschen gibt, die sich schwertun mit einer repräsentativen Demokratie, die sich schwertun mit
demokratischen Spielregeln, die sich schwertun
mit der Akzeptanz von repräsentativen demokratischen Entscheidungen, die infrage stellen, was
zum Beispiel eine Mehrheit in einem Stadtrat
entscheidet.
Kurzum: Ich würde sehr gern die Partner einbeziehen, wenn der Antrag positiv votiert wird. Ich
sehe eine Volkshochschule, ich sehe die Universität, ich sehe Parteien, ich sehe Gewerkschaften, ich sehe Vereine, Verbände, Initiativen. Ich
sehe die zivilgesellschaftlichen Partner in diesem
Zusammenhang, die Stiftungen.
Zweitens: Wir haben Fördermittel, die wir für
Vereine, Verbände, für Kultur- sowie soziale und
sportliche Einrichtungen ausreichen. Auch diese
brauchen einen Schwerpunkt. Wir müssen nicht
alles zweimal tun, was wir insgesamt im städtischen Haushalt für 2017, 2018, 2019 und die
folgenden Jahre planen und im Ergebnis hoffentlich dann die Sache befördern.
Wir werden Ihnen dann, wenn es positiv votiert
wird, einen dementsprechenden Vorschlag zuleiten, der hoffentlich dann auch in der Debatte
Modernes Verwaltungs- und Bürgerzentrum - Neues Stadthaus - auf dem
Areal Wilhelm-Leuschner-Platz (VI-A02467)
Einreicher: SPD-Fraktion
Einreicher: Dezernat Stadtentwicklung
und Bau
Einreicher: Dezernat Allgemeine Verwaltung
Wer wünscht das Wort? - Herr Oßwald.
Stadtrat Oßwald (SPD): Sehr geehrter Herr
Oberbürgermeister! Werte Stadträtinnen und
Stadträte! Werte Gäste! Ja, es macht auch aus
unserer Sicht Sinn, zunächst ein Konzept zur
mittel- und langfristigen Verwaltungsunterbringung zu erarbeiten, im Rahmen dieses Konzepts
eine Bestandsaufnahme der bestehenden Verwaltungsliegenschaften vorzunehmen und im
Zuge dieses Prozesses dann erst neue Standorte zu prüfen und vorzuschlagen. Warum? - Weil
wir es hier mit einem sehr komplexen Themenfeld zu tun haben.
Wie wird der tatsächliche Stellenbedarf und damit Flächenbedarf der Verwaltung zukünftig sein
angesichts der Aufgabenfülle einer stark wachsenden Stadt? Wie wird Verwaltungsarbeit dann
organisiert? In welchen Arbeitsformen findet diese Arbeit dann statt und welchen Einfluss hat das
alles auf deren Unterbringung? - Dennoch: Aus
unserer Sicht bietet ein modernes Bürger- und
Verwaltungszentrum
auf
dem
WilhelmLeuschner-Platz eine riesige Chance für eine zukunftsfähige Verwaltungsunterbringung und würde viele Vorteile generieren - sowohl finanzielle,
verwaltungsorganisatorische als auch städtebauliche Vorteile.
Zum einen würden durch die Konzentration der
Verwaltung an diesem zentralen Standort lange
Wege für Bürger und Verwaltung entfallen. Das
spart Zeit und Geld, denn zur Erinnerung: Die
Stadtverwaltung ist zurzeit in zahlreichen Verwal-
Verlaufsprotokoll vom 26.10.2016
S e i t e | 15
tungsliegenschaften dezentral untergebracht.
Das sind im Wesentlichen acht Hauptstandorte,
vorrangig zur Miete und mit unterschiedlichsten
Mietlaufzeiten.
das sicherlich eine sehr gute Lösung. Ich werbe
für die Zustimmung zu unserem Antrag. - Vielen
Dank.
Zum Zweiten: Das Grundstück befindet sich im
Eigentum der Stadt Leipzig. Durch den Neubau
entfielen viele Mietzahlungen für die dezentralen
Objekte.
Oberbürgermeister Jung: Gibt es
Wortmeldungen?
Zum Dritten: Der Wilhelm-Leuschner-Platz würde
natürlich auch deutlich städtebaulich aufgewertet
werden.
Noch einmal für alle: Herr Oßwald beantragt die
Abstimmung über den Verwaltungsstandpunkt
mit dem Hinweis, bis zum 30.09.2017 dem Stadtrat ein Prüfergebnis vorzulegen.
Nach den ersten Prüfungsergebnissen der Verwaltung ist das Grundstück geeignet. Es würde
für etwa 1.000 Mitarbeiter Platz bieten. Ausdrücklich sei hier noch einmal erwähnt: Bürgerämter oder Einrichtungen wie der allgemeine
Sozialdienst, die bewusst dezentral über das
ganze Stadtgebiet verteilt sind, sollen nicht Gegenstand des Antrags sein, die Verwaltung auf
dem Wilhelm-Leuschner-Platz zu zentralisieren.
Denkbar wäre für uns aber auch eine gemeinsame Lösung mit den kommunalen Unternehmen der Leipziger Gruppe, die im Moment ebenso eine neue Standortkonzeption erarbeiten.
Nachdem diese unter dem Logo Wir sind Leipziger gemeinsam auftreten, könnten diese dann
auch sichtbar unter einem Dach zusammenwachsen. Daher soll der Aspekt der Einbindung
der Leipziger Gruppe - ob als Bauträger, Mieter
oder Eigentümer - ausdrücklich in die Prüfung
einbezogen werden.
Wenn im Rahmen der Erstellung des Konzeptes
Ergebnisse zum Flächenbedarf, Stellenplan und
zur Arbeitsorganisation vorliegen - die Verwaltung sagt, dass sie das bis Mitte 2017 schafft -,
erhoffen wir uns bis spätestens 30.09.2017 eine
Entscheidung zum Standort Wilhelm-LeuschnerPlatz.
Mein Hinweis: Dieses Datum wird auch Gegenstand des Verwaltungsstandpunktes, über den
wir nachher abstimmen.
Abschließend sei mir noch folgende Bemerkung
gestattet: Nachdem vor mehr als zehn Jahren
der Stadtrat die Nonnenmühlgasse als Verwaltungssitz verworfen hatte - aufgrund der damals
sehr schwierigen Haushaltssituation entschied
man sich für die Anmietung des Technischen
Rathauses in der Prager Straße -, ist das jetzt
die letzte Chance für die Stadt, in unmittelbarer
Nähe zum Neuen Rathaus einen zentralen Verwaltungssitz zu errichten. Damit wäre im Herzen
der Stadt fast die komplette Stadtverwaltung
konzentriert unter optimaler Verkehrsanbindung.
Auch für den Leipziger Bürger und für die vielen
betroffenen Mitarbeiter in der Verwaltung wäre
weitere
(Zuruf von Stadtrat Oßwald (SPD))
Dann bitte ich Sie jetzt um Ihr Handzeichen, wer
dem zustimmt. - Gegenstimmen? - Enthaltungen?
Abstimmung: 4 Enthaltungen, ansonsten einstimmig so beschlossen. - Vielen Dank.
14.5
Übertragung Baulandfläche in der
Gemarkung Knauthain an die LESG
(VI-A-02691-NF-03)
Einreicher: Fraktion DIE LINKE
Einreicher: SPD-Fraktion
Einreicher: Fraktion Bündnis 90/Die Grünen
14.5.1 dazu VSP (VI-A-02691-VSP-01)
Einreicher: Dezernat Wirtschaft und Arbeit
Einreicher: Dezernat Stadtentwicklung
und Bau
Vielleicht zunächst die Antragsteller. - Herr Oßwald?
Stadtrat Oßwald (SPD): Sehr geehrter Herr
Oberbürgermeister! Sehr geehrte Stadträtinnen
und Stadträte! Werte Gäste! Ich versuche mich
hier kurz zu fassen. Im Prinzip setzt dieser gemeinsame Antrag der drei Fraktionen Bündnis
90/Die Grünen, DIE LINKE sowie SPD konsequent die Forderungen von bereits drei durch
den Rat beschlossener Anträge um: zum einen
der Antrag der Fraktion DIE LINKE, welcher einen Strategievorschlag zur konkreten weiteren
Entwicklung der vermarktbaren Flächen der erweiterten Thomas-Müntzer-Siedlung eingefordert
hat, beschlossen im März 2015, zum Zweiten der
Antrag von Bündnis 90/Die Grünen zur Änderung
der strategischen Liegenschaftspolitik, beschlossen im Juli 2015, sowie der Antrag der SPDFraktion, neue Wege in der Realisierung von
Schul- und Kitabaumaßnahmen zu gehen, beschlossen im Februar 2016, welcher eine Stärkung der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit der
LESG vorsah.
Wie Ihnen bereits bekannt ist, soll die LESG zukünftig vermehrt mit der Planung und Projektie-
Verlaufsprotokoll vom 26.10.2016
rung von Kindertagesstätten und Schulen beauftragt werden. Wir wollen sozusagen einen zusätzlichen Akteur, der die Stadtverwaltung dabei
unterstützt, den Bau und die Planung von Kindertagesstätten und Schulen zu beschleunigen.
Dazu sollten geeignete Maßnahmen ergriffen
werden, die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit der
LESG zu erhalten, beispielsweise durch die zeitnahe Übertragung von Flächen zur Vermarktung.
Das setzt der Beschlusspunkt 1 konkret um. Dieser sieht eine zeitnahe Übertragung der Teilflächen Rehbacher Straße im Gebiet des B-Planes
123.2 vor, weil diese Flächen bereits kurzfristig
zu vermarkten sind.
Die eigenen Flächen der LESG von 6,6 Hektar
ergänzen sich optimal mit den zu übertragenen
Flächen von 2,5 Hektar der Stadt. Teilweise liegt
bereits sogar eine Vermessung von Einzelhausgrundstücken vor, da die LESG bereits im Jahr
2007 mit der Entwicklung beauftragt war.
Wie diese Übertragung erfolgen soll - ob durch
Gesellschaftereinlage oder Verkauf an die LSEG
-, ist durch die Verwaltung noch zu prüfen. Wir
denken aber, dass mit dieser Maßnahme die
LESG auch kurzfristig schon gestärkt wird. Das
sieht die Verwaltung auch so.
Beschlusspunkt 2 fordert eine Entwicklung der
Restflächen der Erweiterten Thomas-MüntzerSiedlung durch die LESG. Dazu bedarf es einer
erneuten Beschlussvorlage zur 2. Auslegung des
B-Plans 132.1 mit den dafür erforderlichen Änderungen, die wir bis zum 30.06.2017 einfordern.
Auch hier macht es Sinn, die LESG als Akteur
vorzuschlagen, da diese bereits bis 2010 mit der
Entwicklung dieses Gebiets durch die Stadt
Leipzig beauftragt wurde und damals das nicht
erfolgreich abschließen konnte aufgrund der
schwierigen Situation auf dem Grundstücksmarkt.
Diese hat sich sehr positiv entwickelt und grundlegend geändert. Es gibt eine immens wachsende Nachfrage nach Baugrundstücken im städtischen Gebiet. Somit sehen wir gute Möglichkeiten, dieses Gebiet durch die LESG nachhaltig
und erfolgreich zu entwickeln und zu vermarkten.
Ich bitte um Zustimmung zu unserem Antrag. Danke.
Oberbürgermeister Jung: Herr Zeitler und dann
Herr Morlok.
Stadtrat Zeitler (CDU): Herr Oßwald, ganz so
einfach stellt sich die Geschichte nicht dar. Deswegen ein paar Worte mehr.
S e i t e | 16
Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister! Sehr geehrte Bürgermeisterinnen! Sehr geehrte Bürgermeister! Sehr geehrte Kollegen Stadträte und
Stadträtinnen! Werte Ortschaftsräte und liebe
Gäste auf der Tribüne! Zugegebenermaßen wäre
es wünschenswert gewesen, wenn heute die nötige Überarbeitung des Bebauungsplanes der
Gemarkung Knauthain aus flächenökonomischer
Sicht vorgelegen hätte. Dafür war die Verwaltung
beauftragt. Da gebe ich Ihnen recht.
Positiv ist aber anzuerkennen, dass bereits entsprechend dem Beschluss vom Grundstücksverkehrsausschuss vom 10.11.2014 der Verkauf einer Teilfläche verhandelt wurde. Jetzt haben wir
aber diesen rot-rot-grünen Antrag vorliegen, der
den Sachstand auf den Kopf stellen soll.
Die CDU-Fraktion hält den Vorschlag für rechtlich höchst bedenklich und für wirtschaftlich stark
nachteilig. Deshalb ist dieser für uns nicht zustimmungsfähig.
Unabhängig davon, überlegen Sie bitte, welches
Bild die Stadt Leipzig für Investoren, mit denen
bereits verhandelt wurde - im Auftrag des Grundstücksverkehrsausschusses -, jetzt abgibt.
Noch einmal zur Historie: Die Stadt schreibt ein
Grundstück zum Verkauf aus. Der zuständige
Verkehrsausschuss ist mit dem Verkauf grundsätzlich einverstanden und beauftragt die Verwaltung mit 11 zu 0 Stimmen, also einstimmig,
den Grundstücksverkauf zu verhandeln. Dann
setzt die Verwaltung den Beschluss um, verhandelt mit einem Investor, und jetzt kommen Sie
und sagen: April, April, das interessiert uns nicht
mehr, das Grundstück soll die LESG erhalten,
obwohl die LESG sich überhaupt nicht an der
Ausschreibung beteiligt hat.
Welches Bild geben Sie oder wir dann für die Investoren ab? Das frage ich noch einmal nachdringlich. Die Stadt muss zuverlässig und seriös
handeln. Das kann ich bei einem solchen Antrag
wirklich nicht erkennen. Die Verwaltung hat ein
ordnungsgemäßes Verfahren durchlaufen. Warum sollen wir die beschriebenen Flächen - es
geht nur um eine Teilfläche - an die HELMA
Wohnungsbau GmbH verkaufen? Es handelt
sich um eine kleine Fläche. Auf der Fläche sollen
rund 16 Eigenheime entstehen. Die Restfläche
von circa 180 Eigenheimen könnte dann, wenn
Sie den Verwaltungsstandpunkt gelesen haben,
an die LESG übertragen werden.
Vielleicht noch ein paar provokante Fragen dazu:
Will die LESG überhaupt diese Grundstücke zur
Vermarktung haben? Die LESG ist ausgelastet
mit Kitas, mit Schulen usw., was sie hervorragend machen. Wenn ja: Kann die LESG die ungefähr 200.000 Euro - so viel werden es werden
Verlaufsprotokoll vom 26.10.2016
S e i t e | 17
- für die Erschließungsplanung aufbringen?
Schafft die LESG die zeitnahe Vermarktung? Wir haben gestern im Ausschuss gehört: Wenn
das Ding schiefgeht oder der Antrag von RotRot-Grün durchgeht, dann liegt die gesamte Fläche für circa zwei Jahre brach. Wollen wir das
wirklich?
übertragen, kritisch gegenüber. Das kann man
dennoch bei Schulen und Kitas noch vertreten,
da es sich bei Schulen und Kitas um originäre
Aufgaben der Stadt Leipzig handelt. Dies ist aber
bei der Entwicklung von Wohngrundstücken, Eigenheimgrundstücken ganz offensichtlich nicht
der Fall.
Aus Sicht der CDU-Fraktion hat die Verwaltung
einen sehr guten Kompromissvorschlag vorgelegt.
Hier, liebe Kolleginnen und Kollegen, entsteht
auch das Beihilfeproblem. Deswegen ist auch
eine Übertragung des Grundstücks an die LESG
nicht möglich als Kapitalerhöhung, als Einlage.
Deswegen wäre auch eine Kapitalerhöhung an
die LESG in bar, solange sie letztendlich Wohngrundstücke entwickelt, nicht möglich.
Erstens. Der Auftrag des Grundstücksverkehrsausschusses wird vollzogen, die kleine Teilfläche
wird an HELMA verkauft.
Zweitens. Die LESG erhält sofort die Flächen im
Bereich Rehbacher Straße. Dort kann sie die
Flächen auch vermarkten.
Drittens. Bei den Restflächen in der ThomasMüntzer-Siedlung wird nach dem Vorliegen des
B-Plans geprüft, ob und wie die Übertragung der
Flächen an die LESG realisiert wird.
Liebe Kolleginnen und Kollegen, ich bitte Sie, um
weiteren Schaden von der Stadt Leipzig abzuwenden, dem Verwaltungsstandpunkt, den ich
mir hiermit zu eigen mache, zuzustimmen. Bevor
noch mehr Investoren vergrault werden und
Menschen in das Umland abwandern, benötigt
auch der Leipziger Südwesten schnell ausgewiesenes Bauland. Das, was wir in Leipzig nicht
haben, ist weitere Zeit zum Verschwenden.
Liebe Kollegen, stimmen Sie für die Vernunft und
für die zeitnahe Entwicklung von diesem Bauland
und damit für den Verwaltungsstandpunkt. - Vielen Dank.
Oberbürgermeister Jung: Herr Morlok.
Stadtrat Morlok (fraktionslos): Herr Oberbürgermeister! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Der
Kollege Zeitler hat zum Thema Vertrauensschutz
- ich füge an: zu möglichen Haftungsfragen zumindest aus c.i.c. - das Erforderliche gesagt.
Dem schließen sich der Kollege Hobusch und ich
ausdrücklich an. So brauche ich zu diesem
Punkt nicht weiter auszuführen.
Ich konzentriere mich auf eine andere Frage, die
von der Verwaltung bereits in ihrer Stellungnahme thematisiert wurde, nämlich auf die Frage der
Beihilfe und das In-Wettbewerb-Treten mit privaten Akteuren.
Sie wissen, der Kollege Hobusch und ich standen dem Beschluss, der LESG Liegenschaften
oder Aufgaben im Bereich Schulen und Kitas zu
Herr Oberbürgermeister, wir kennen diese leidvolle Beihilfediskussion aus der Thematik Eigenkapitalerhöhung der Flughafengesellschaft. Da
geht es nämlich genau um diese Frage, weil ein
privater Dritter, der als Gesellschafter Eigenkapital einer Gesellschaft zur Verfügung stellt, eine
Eigenkapitalverzinsung erwartet. Das tun Sie alle
auch: Wenn Sie Ihr privates Kapital irgendwo
hingeben, dann erwarten Sie eine Verzinsung.
Zugegeben, die jetzigen Kapitalmarktzinsen sind
nicht sehr hoch, aber verschenken tun Sie es
nicht; Sie erwarten eine Verzinsung.
Das ist genau der Unterschied: Wir als Stadt
Leipzig erwarten von unserer Kapitalanlage, von
unserem Eigenkapital eben keine Verzinsung.
Das ist der wirtschaftliche Vorteil, das ist das
beihilferechtliche Problem. Deswegen mussten
wir die entsprechende Kapitaleinlage beim Flughafen auch sehr, sehr lange als Fremdkapital
verzinsen.
Unabhängig von dieser Beihilfefrage stellt sich
natürlich auch die wirtschaftliche Frage, warum
man denn eine städtische Gesellschaft damit
beauftragen soll, im Wettbewerb zu privaten Akteuren Eigenheimgrundstücke zu entwickeln. Das
ist weder die Aufgabe einer Kommune noch die
Aufgabe einer 100 Prozent kommunalen Gesellschaft.
Deswegen begrüßen wir es, dass der Kollege
Zeitler sich den Verwaltungsstandpunkt zu eigen
gemacht hat. Aus dem Vorgenannten wird aber
auch deutlich, dass wir nur dem Punkt 2 des
Verwaltungsstandpunkts zustimmen können, der
nämlich den Verkauf zum ausgehandelten Vertrag vorsieht und den Oberbürgermeister entsprechend beauftragt, und dass wir, die FDPStadträte Herr Hobusch und ich, die anderen
Punkte ablehnen werden. - Vielen Dank.
Oberbürgermeister Jung: Jetzt habe ich noch
eine Meldung von Herrn Oßwald.
Verlaufsprotokoll vom 26.10.2016
Stadtrat Oßwald (SPD): Sehr geehrter Herr
Oberbürgermeister! Werte Stadträtinnen und
Stadträte! Werte Gäste! So kann man die Sache
nicht ganz stehen lassen. Ich muss hier noch etwas zum Verfahren sagen, wie die ganze Geschichte gelaufen ist, und auch noch einmal etwas zur Frage des entstandenen oder zu entstehenden Schadens.
Wie ist es denn gelaufen? - Im Januar 2016 kam
die Zweitvorlage. Diese sah einen Verkauf von
12.000 Quadratmetern zu je 40 Euro an HELMA
vor. Das sollte im Februar 2016 beschlossen
werden. Der Ausschuss hatte Bedenken.
Am 10.03.2016 kam eine Neufassung. Jetzt sollten nur noch 7.480 Quadratmeter zu je 40 Euro
an HELMA verkauft werden. Der Ausschuss hatte immer noch Bedenken.
Dann kam am 22.03.2016 eine dritte Neufassung, die einen Tag später in der Ratsversammlung beschlossen werden sollte. Jetzt sollten die
7.480 Quadratmeter an HELMA zu je 60 Euro
verkauft werden. Man sagte: Na ja, es gibt jetzt
neue Bodenrichtwerte aus dem Jahr 2015, die
sind im Februar beschlossen worden.
Davon einmal abgesehen, dass man das dann
auch schon in den beiden vorangegangenen
Vorlagen hätte einarbeiten können, denn das
Liegenschaftsamt hatte garantiert Kenntnis von
diesen neuen Bodenrichtwerten, hat man das
nicht gemacht. Im Verwaltungsstandpunkt wird
jetzt sozusagen noch das i-Tüpfelchen daraufgesetzt: Jetzt schlägt uns die Verwaltung vor, die
7.480 Quadratmeter zu je 75 Euro zu verkaufen.
Wir könnten die ganze Geschichte noch ein halbes Jahr weiterspielen, dann sind wir vielleicht
bei 100 oder 150 Euro. Das wollen wir aber
nicht, weil ganz einfach durch diese ganze Geschichte das Vertrauen zwischen Stadtrat und
dem Liegenschaftsamt gestört wurde.
Zum Problem Schadenersatz oder Schaden für
die Stadt Leipzig: Wenn wir fachliches Vertrauen
in das Liegenschaftsamt gehabt hätten und im
Februar die Vorlage beschlossen hätten, dann
hätten wir definitiv 12.000 Quadratmeter für mindestens 35 Euro zu wenig verkauft. Der Schaden
bezifferte sich dann auf 420.000 Euro. Werfen
Sie also nicht unseren drei Fraktionen vor, sie
würden hier Schaden produzieren. Diesen Schaden haben wir verhindert.
Als letzten Punkt möchte ich noch anfügen: Ich
finde es immer sehr redselig, wenn sich Herr Albrecht vor sein Liegenschaftsamt stellt und es verteidigt. Ich bin jedoch auch der Meinung, dass
ein Chef, wenn ständig etwas schiefläuft, dann
auch einmal für Ordnung im Amt sorgen muss.
S e i t e | 18
Dann muss er hart durchgreifen. Dann darf nicht
immer wieder Kritik abgebügelt werden und die
Schuld bei anderen gesucht werden. Nehmen
Sie sich das bitte zu Herzen, Herr Albrecht. - Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.
Oberbürgermeister Jung: Ich würde Herrn
Schlegel noch bitten, aber dann Herrn Albrecht
auch.
Stadtrat Schlegel (DIE LINKE): Herr Oberbürgermeister! Meine Damen und Herren! Die Linksfraktion steht selbstverständlich geschlossen hinter dem Antrag der drei Fraktionen.
Ich will nur noch zu dem, was Herr Oßwald sagte, was ich uneingeschränkt teile, etwas hinzufügen. Zum Zeitpunkt November 2014 hat der
Grundstücksverkehrsausschuss
beschlossen,
die Verkaufsverhandlungen mit HELMA aufzunehmen. Im Juli 2014 wurden zwei Anträge eingebracht, einer zur Neufassung des Bebauungsplanes und der zweite zur Konzeptvergabe, die
beide Anfang des Jahres 2015 beschlossen worden sind. Damit ist ganz klar, dass sowohl für
den Verhandlungsauftrag für die Verwaltung als
auch dem Investor klar sein musste, dass hier
etwas im Busch ist.
Der Zweite, was generell im Raum steht, ist,
dass noch einmal klargestellt werden muss, ob
ein Beschluss für Verkaufsverhandlungen schon
ein Verkaufsversprechen ist oder ob nicht vielmehr dieser Beschluss einer normalen Ausschreibung gleichzusetzen ist, indem dann eben
ein Verhandlungsverfahren durchgeführt wird, an
dessen Schluss die Entscheidung steht, sodass
erst mit der Beschlussfassung der Übertragung so, wie eben dann ein Angebot bezuschlagt wird
- die Entscheidung dazu getroffen ist.
Noch etwas zur LESG, weil das im Raum steht:
Die LESG - so viel ist mir bekannt - dürfte bereit
sein, sich an den Kosten sowohl für die fehlende
Planung an der Rehbacher Straße als auch für
das B-Plan-Gebiet 131.1, möglicherweise auch
am Bebauungsplan entsprechend bei Übertragung des Grundstücks, zu beteiligen. Es liegt
jetzt eigentlich nur an der Stadtverwaltung, dass
so schnell wie möglich für die Rehbacher Straße
die Grundstücksübertragung erfolgt. Denn die
LESG hat in der Tat keine Grundstücke mehr zu
entwickeln und zu vermarkten, auch im Eigenheimgebiet. Der Lindenauer Hafen ist fast komplett verkauft. Das Gleiche trifft auch auf die
Schönauer Kaserne zu: Von 200 Grundstücken
gibt es noch zwei, für die es bereits Reservierungsvereinbarungen gibt. Das bedeutet - so viel
Verlaufsprotokoll vom 26.10.2016
kann ich mir zusammenreimen -: Die LESG steht
in den Startlöchern, um dort etwas zu tun.
Oberbürgermeister Jung: Herr Albrecht.
Bürgermeister Albrecht: Sehr geehrter Herr
Oberbürgermeister! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Mit dem vorliegenden Verwaltungsstandpunkt legen wir einen Vorschlag vor,
der aus Sicht der Gesamtverwaltung, einschließlich der LESG, die wirtschaftlichste Lösung aller
Vorschläge und Anträge darstellt. Mit der Umsetzung des Ratsbeschlusses Neue Wege bei der
Realisierung von Schul- und Kita-Neubauten Herr Oßwald hat ihn angesprochen - schlagen
wir vor, die städtischen Grundstücke im B-PlanGebiet Rehbacher Straße an die LESG zu übertragen.
Was heißt nun Übertragung? - Vorrangig - Sie
merken, dass ich vorsichtig bin - sollen die Flächen als Einlage in die Gesellschaft eingebracht
werden. Hierzu bedarf es noch einer rechtlichen
Prüfung. Ich kann Ihnen aber sagen, dass sowohl für die Aufsichtsratsvorsitzende Dubrau als
auch für mich diese Einlagevariante die Vorzugsvariante ist.
Wenn dies aus rechtlichen Gründen nicht möglich sein sollte, werden die Flächen zum Verkehrswert verkauft, und zwar zu dem Verkehrswert, Herr Oßwald, der jetzt aktuell ist, nicht zu
demjenigen vor drei Jahren. Das wäre nämlich
rechtswidrig.
Der Vorteil wäre, die LESG kann diese Flächen
kurzfristig vermarkten, da für diesen Teil eine
Bauleitplanung vorliegt. Das Thema Zeit spielt
aus Sicht der Verwaltung eine wesentliche Rolle.
Zudem schlagen wir vor, dass eine Teilfläche von
circa 7.480 Quadratmetern der Thomas-MüntzerSiedlung an die HELMA Wohnungsbau GmbH
veräußert werden soll. Damit setzen wir eins zu
eins den Beschluss des Grundstücksverkehrsausschusses von 2014 um, wonach die Verwaltung den Auftrag erhält, den Verkauf der Flächen
zu verhandeln.
Das würde bedeuten, dass kurzfristig 16 Einfamilienhäuser errichtet werden. Ich glaube, es ist
richtig, darauf hinzuweisen, dass der Markt nach
diesen Grundstücken ruft.
Zusammengefasst heißt das: Wir hätten in einem
Zug zwei Baugebiete kurzfristig auf dem Markt.
Ich glaube, es ist ein Argument, darauf hinzuweisen, dass wir damit dem Abwandern von Leipziger Familien ins Umland deutlich ein Angebot
dagegen schieben.
S e i t e | 19
Die restlichen Flächen der Thomas-MüntzerSiedlung sollen durch die LESG entwickelt werden. Das Vorgehen ist in der Verwaltung abgestimmt und ist auch für die LESG leistbar.
Jetzt ganz emotionslos: Was wären die Folgen,
wenn man dem Antrag der drei Fraktionen so,
wie er jetzt auf dem Tisch liegt und wie er hier
diskutiert worden ist, zustimmt? - Die Flächen,
einschließlich der genannten Teilfläche von 7.480
Quadratmetern der Thomas-Müntzer-Siedlung,
könnten nicht kurzfristig vermarktet werden. Es
würde kein Wohnraum vor 2019 errichtet werden. Die gewünschte Terminsetzung, dass die 2.
Änderung des B-Plans bis zum 30.06.2017 vorzulegen ist, ist nicht realisierbar - nicht, weil ich
das nicht will oder weil das Liegenschaftsamt
das nicht will, sondern aus Gründen der Verfahrens- und Beteiligungsfristen innerhalb der Bestandsprüfung in einer vollen Vegetationsperiode
im Rahmen der Umweltauswirkung kann ein
Entwurf erst im I. Quartal 2018 vorgelegt werden.
Aus meiner Sicht wäre die Folge, dass wir ohne
Not einen Investor vergraulen und unser Ruf als
Verhandlungspartner infrage gestellt wäre.
Ich möchte noch einmal betonen, dass der GVA
die Erstvorlage zur Veräußerung bestätigt hat
und dass das der Verhandlungsauftrag war. Ein
Abbruch von Verhandlungen aus dem Grund,
dass ein anderer Marktteilnehmer die Flächen
bekommen soll - Herr Oßwald, das ist so, das
habe ich mir nicht herausgesucht -, kann zu
Schadenersatzforderungen führen. Insofern wird
es Sie nicht wundern, wenn ich um Zustimmung
zum Verwaltungsstandpunkt bitte.
Gestatten Sie mir noch, einen Punkt aufzugreifen, der mich in der Vergangenheit immer wieder
verwundert hat. Das war die Frage, wann und zu
welchem Zeitpunkt ein konkreter Kaufpreis aufgerufen wurde. Wir haben ausgeschrieben zum
Verkehrswert für 30 Euro. Dann hat sich zu diesem Zeitpunkt 2014 ein Unternehmen beworben
und hat 10 Euro mehr geboten: die HELMA. Das
ist der erste Sprung - von 30 auf 40.
Dann gab es diese unterschiedlichsten Diskussionen und die unterschiedlichsten Beteiligungen
der Gremien. Wir waren dann im Jahr 2015 bei
einem Bodenrichtwert von 60 Euro. Ich kann
nicht nachvollziehen, was daran falsch sein sollte, dass wir uns an der aktuellen Bodenrichtwerttabelle orientieren und dass wir im Zuge der weiteren zeitlichen Verläufe auf den dann wiederum
aktuellen Verkehrswert gehen müssen. Das sind
75 Euro. Auch das hat sich kein Mensch herausgesucht, sondern das sind die aktuellen Werte.
Deshalb möchte ich wirklich an der Stelle, Herr
Oßwald, um Fairness gegenüber dem Liegenschaftsamt bitten. Das Liegenschaftsamt ist an
Recht und Gesetz gebunden. - Danke schön.
Verlaufsprotokoll vom 26.10.2016
Oberbürgermeister Jung: Frau Dubrau bitte ich
auch noch einmal, etwas zu dem Thema zu sagen.
Bürgermeisterin Dubrau: Sehr geehrter Herr
Oberbürgermeister! Meine Damen und Herren!
Ich möchte auch noch einmal einige Punkte anfügen, die hier dargestellt worden sind, insbesondere zur LESG.
Die erste Frage war, ob die LESG überhaupt will.
Das kann ich eindeutig mit Ja beantworten. Wir
haben darüber gesprochen. Sie wissen, ich bin
Aufsichtsratsvorsitzende. Insofern ist das natürlich eine direkte Frage, und es gibt eine konkrete
Antwort.
Die zweite Frage ist: Kann die LESG die Mittel
aufbringen, um tatsächlich die Straßenplanung
und auch die Durchführung der Straßenbaumaßnahme zu realisieren? - Auch diese Frage
kann ich eindeutig mit Ja beantworten.
Die dritte Frage war, ob die LESG vermarkten
kann. Auch diese Frage kann ich mit einem Ja
beantworten, weil die LESG es eindeutig gezeigt
hat im Schönauer Viertel sowie jetzt auch am
Lindenauer Hafen, obwohl das noch ein bisschen eine andere Kategorie ist. Das Schönauer
Viertel kann man aber eins zu eins vergleichen.
Ja, sie kann es, und sie hat, nachdem der Markt
entsprechend ist. Es geht natürlich immer nur,
wenn der Markt entsprechend ist. Der Markt ist
jetzt so, und unsere Bevölkerungsprognose sagt,
dass wir weiter wachsen werden. Insofern ist
auch der Eigenheimmarkt weiterhin die Frage.
Es gibt bereits diverse Anfragen vonseiten diverser Bürger an die LESG, ob weitere Grundstücke
zur Verfügung stehen. Derzeit haben sie keine.
Die Lösung, die jetzt vorgeschlagen wird mit der
Rehbacher Straße, gibt kurzfristig die Möglichkeit, weitere Grundstücke zu vermarkten. Der
Vorschlag für die Thomas-Müntzer-Siedlung gibt
sozusagen für den nächsten Anschluss die Möglichkeit, Grundstücke zu vermarkten.
Im Gegensatz zu der Rehbacher Straße ist die
Thomas-Müntzer-Siedlung keine, die ad hoc gebaut werden kann. Das ist Ihnen bekannt. Wir
müssen dort eine B-Plan-Änderung vornehmen.
Wir haben vonseiten der Stadtplanung dort Untersuchungen vorgenommen, wie es aussehen
kann, aber bevor ein Bebauungsplan überhaupt
in Angriff genommen werden kann, muss der Naturschutz geprüft werden und die Straßenplanung vorliegen. Das dauert ein Jahr. Das heißt,
der B-Plan kann tatsächlich erst, wie Herr Albrecht es schon dargestellt hat, im Jahr 2018 in
das Gremium gehen und dann zu einer Beschlussfassung geführt werden. Die Frist, die
dazwischenliegt, wäre die Möglichkeit, die Reh-
S e i t e | 20
bacher Straße in eine Vermarktung zu bringen
und die Vorbereitung für die Thomas-MüntzerSiedlung zu machen.
Die Frage war außerdem, ob es denn richtig ist,
solch eine Gesellschaft dazu zu nutzen, Wohnungsbau zu machen. An der Stelle muss ich
präzisieren. Es geht nicht darum, dass die Gesellschaft den Wohnungsbau macht. Wir wollen
an dieser Stelle gerade Grundstücke zur Verfügung stellen, wo Häuslebauer ihr eigenes Haus
bauen können. Es gibt unterschiedliche Wünsche bei unseren Bewohnern. Die einen wollen
ein fertiges Haus kaufen, die anderen wollen
selber bauen. Die Möglichkeit des Selberbauens
ist üblicherweise nur gegeben, wenn vonseiten
der Gemeinde eine entsprechende Vorbereitung
des Grundstückes erfolgt ist. Das bedeutet, es
muss Bauland werden, das heißt, die Erschließung durch Straße und entsprechende Leitungen muss vorhanden sein. Erst dann kann eine
solche Vermarktung erfolgen.
Sicherlich könnte so etwas auch ein Liegenschaftsamt machen. Ich frage mich allerdings, ob
es tatsächlich die originäre Aufgabe eines Liegenschaftsamtes ist, einzelne Grundstücke zu
vermarkten. Kann man das nicht durch eine Gesellschaft machen lassen, die extra dafür gegründet worden ist, uns als Stadt hilfreich zu
sein, indem sie nämlich Entwicklungsgebiete begleitet, indem sie Grundstücke für unterschiedliche Nutzungen erschließungsmäßig vorbereitet
oder indem sie Schulen und Kitas baut? Das ist
die originäre Aufgabe dieser Gesellschaft. Das
sollte man ihr auch zutrauen. Sie hat immer wieder gezeigt, dass sie das auch kann.
Die nächste Frage war, ob denn überhaupt eine
Einlage möglich ist. Das ist mit dem Flughafen
verglichen worden.
Wir haben es hier mit unterschiedlichen Gesellschaften zu tun. Die LESG ist unsere Gesellschaft als Stadt, und die Prüfung, die erfolgt ist,
zeigt eindeutig: Eine Einlage ist möglich. Wie es
dann nun im Detail aussehen wird, ist etwas,
was geprüft werden muss und wo tatsächlich eine Lösung gefunden werden muss. Vom Grundsatz her geht es.
Das sind die Sachen, die ich nochmals darstellen
wollte.
Ansonsten würde auch ich dafür werben - Sie
kennen alle diese Karte mit den 14 Grundstücken -, dass dieser untere Teil, der noch Bestandteil in der Bebauung des bisher bestehenden Bebauungsplanes ist, das heißt, hier kann
sofort gebaut werden, an die HELMA verkauft
werden sollte - als Außenbild für die Stadt mit einer gewissen Verlässlichkeit und auch deshalb,
Verlaufsprotokoll vom 26.10.2016
weil, wie ich sagte, es unterschiedliche Bedürfnisse in dieser Stadt gibt. Es gibt Leute, die wollen ein fertiges Haus kaufen. Das wäre hier,
wenn auch nur in einem geringen Maße im Vergleich zu dem Gesamtgelände, möglich, und es
wäre sofort möglich.
Vielleicht kann man ja einen Kompromiss eingehen, dass man sozusagen die beiden Beschlüsse, die jetzt im Vorschlag sind, miteinander verknüpft. Ich kann Sie aber nur darum bitten, tatsächlich für diese unteren Grundstücke der
Übergabe an den Investor, mit dem seit sehr
langer Zeit verhandelt wird, zuzustimmen und
parallel dazu das andere Verfahren für die LESG
durchzuführen. - Danke schön.
Oberbürgermeister Jung: Vielen Dank, Frau
Kollegin Dubrau.
Ich fasse noch einmal zusammen: Wir werben
als Verwaltung in der Tat für den Verwaltungsstandpunkt als Kompromiss, dass wir hier mit der
HELMA den Vollzug sehr schnell beschließen,
damit der Bedarf nach Einfamilienhäusern in unserer Stadt zumindest an dieser Stelle gestillt
werden kann, und zweitens die LESG zu beauftragen, die weitere Entwicklung dort vor Ort Zug
um Zug einzuleiten. Ich darf das noch einmal so
zusammenfassen.
Ich habe eine Meldung von Herrn Engelmann.
Stadtrat Engelmann (DIE LINKE): Herr Oberbürgermeister! Liebe Kollegen! Ich habe eine
Frage an Herrn Albrecht und Frau Dubrau. Ich
möchte vorwegschicken, dass ich natürlich aus
innerer Überzeugung dafür bin, dass solche
Vermarktungen öffentlicher Flächen in öffentlicher Hand sein müssen. Das müssen allerdings
auch fähige Leute sein.
Inwieweit ist denn nun die Verantwortung für dieses Chaos mit dem Wald geklärt? Wer ist dafür
verantwortlich gewesen vonseiten der LESG oder vonseiten Ihrer Ämter? Davon mache ich
meine Entscheidung abhängig.
Oberbürgermeister Jung: Wer kann antworten?
- Sie werden eine Antwort nachgeliefert bekommen. Die Kollegen können sich nicht einigen,
wer jetzt etwas sagt. - Herr Albrecht.
Bürgermeister Albrecht: Herr Engelmann, der
Vorgang ist, wie Sie schon sagen, auch an dieser Stelle mit einem langen Vorlauf gewesen.
1995 gab es einen Grundstücksvertrag zwischen
S e i t e | 21
der Stadt Leipzig und der Grundbesitzgesellschaft Leipzig Nordost, in dessen Folge die
LESG 1997 in diesen Vertrag als Rechtsnachfolger eingestiegen ist. Das heißt, ab diesem Zeitpunkt war die LESG der Eigentümer.
Von 1995 bis 2009 kam es regelmäßig zu der
Frage, ob eine Rückkaufverpflichtung seitens der
Stadt besteht, weil in dem ursprünglichen Vertrag
mit der Grundbesitzgesellschaft Leipzig Nordost
diese Rückkaufoption enthalten war.
2009 erfolgte dann für die nicht- bzw. für die teilerschlossenen Grundstücke die Rückkaufoption.
Die LESG konnte zu diesem Zeitpunkt die Erschließung unter der damaligen Marktlage erklärbar nicht finanzieren. Die übrigen Grundstücke blieben im Eigentum der LESG.
Die LESG war dadurch in der Lage, Verpflichtungen aus dem Kreditvertrag abzulösen. Das
heißt also, in dieser Zeit, als der Baum oder die
Bäume ungewollt in einer Größenordnung Zuwachs hatten, waren die betreffenden Grundstücke nicht im Eigentum des Liegenschaftsamtes.
Oberbürgermeister Jung: Frau Glöckner.
Stadträtin Glöckner (SPD): Herr Albrecht, zur
Erinnerung: Ich war sehr viele Jahre im LESGAufsichtsrat, ich war stellvertretende Aufsichtsratsvorsitzende. Ich kann mich entsinnen, dass
die LESG das Grundstück sauber gehalten hat,
da sind keine Bäume gewachsen, und dass,
nachdem das Liegenschaftsamt dieses Areal bekommen hat, die Bäume lustig in den Himmel
gewachsen sind und niemand etwas getan hat.
Der LESG jetzt unterzuschieben, dass sie dort
diesem Bewuchs wissentlich zugesehen hat das stimmt überhaupt nicht; denn wir haben
selbst nachgefragt, wie es dazu gekommen ist.
Die LESG hat im Vorfeld immer, wo sie Eigentümer war, für Ordnung gesorgt.
Warum hat überhaupt das Liegenschaftsamt jetzt
zu Ultimo angefangen, dort irgendeine kleine
Restfläche zu verkaufen, wenn so dringend Eigenheimbedarf notwendig ist? Da muss ich auch
das Dezernat 6 in die Verantwortung nehmen. Es
hätte schon längst für dieses Areal ein geänderter B-Plan da sein können. Sie können zwar den
Kopf schütteln, wie Sie wollen, aber das sind
Jahre, die vergangen sind, und wir sollen jetzt,
wenn wir endlich die Reißleine ziehen, im Grunde genommen noch Verständnis dafür haben,
dass alles so gelaufen ist, wie Sie es hier aus Ihrer Sicht darstellen. Das ist aus meiner Sicht
falsch.
Verlaufsprotokoll vom 26.10.2016
Oberbürgermeister Jung: Ich denke, es wird im
Ausschuss noch das eine oder andere zu klären
sein. Wir sollten jetzt hier im Stadtrat zu einer
Entscheidung kommen. - Herr Morlok.
Stadtrat Morlok (fraktionslos): Herr Oberbürgermeister! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Gerade auch die letzten Wortmeldungen führen bei
mir zu dem Eindruck, dass wir hier eigentlich
nicht über die Frage diskutieren, ob wir ein bestimmtes Grundstück einem bestimmten Investor
zu einem bestimmten Preis verkaufen wollen,
sondern dass wir oder dass zumindest einige
von uns anhand dieser Verkaufsentscheidung
eine Diskussion über aus ihrer Sicht eine vorhandene oder eine nicht vorhandene Eignung
des Liegenschaftsamtes zur Übernahme von bestimmten Aufgaben, wie sie normalerweise in einer Stadt zu erledigen sind, führen.
Ich glaube, dass dies der singulären Verkaufsentscheidung nicht guttut, diese zu missbrauchen, um hier so eine Grundsatzdiskussion zu
führen. Wenn man der Auffassung ist, dass in einem Amt der Stadt Leipzig bestimmte Dinge gut
oder schlecht laufen - vor allem, wenn sie
schlecht laufen -, dann sollte man dieses Thema
diskutieren, wenn man zu einem Konsens
kommt, auch zu Änderungen kommen.
Bei solchen Entscheidungen immer wieder zu
sagen, wie Sie es getan haben, Frau Dubrau: Ja,
das könnte auch Aufgabe des Liegenschaftsamtes sein, aber wir haben eine LESG, die die Entwicklung und Erschließung von Grundstücken für
uns ganz gut erledigen kann, da kann ich natürlich auch nur die Frage stellen: Wie ist das mit
Privatisierung? Wir könnten diese Aufgabe Erschließung von städtischen Grundstücken ganz
grundsätzlich privatisieren, an einen fremden
Dritten auslagern. Warum muss eine Aufgabe,
die eine Stadt nicht erledigen kann oder nicht erledigen will, eine städtische Gesellschaft tun?
Das kann mit den gleichen Leuten das Liegenschaftsamt auch machen.
S e i t e | 22
tend zu machen, den die Gesellschaft, also der
Investor, getätigt hat, obwohl zum selben Preis,
also ohne wirtschaftlichen Vorteil für die Stadt,
das Grundstück an jemand anders verkauft wird.
Nur für den Fall, dass ein Verkauf oder eine
Übertragung an die LESG zu einem höheren
Preis, als im Vertrag mit der HELMA verhandelt
wurde, erfolgt, können wir sicher sein, dass eine
Schadenersatzpflicht ausgeschlossen ist.
Ich bitte Sie angesichts dieser Situation noch mal
herzlich zu überlegen, welche Diskussion wir hier
gerade führen und vielleicht doch dem Appell
des Oberbürgermeisters zu folgen, diesen einen
Punkt tatsächlich zu erledigen und auch den Vertrauensschutz der Stadt Leipzig in der Öffentlichkeit nicht zu diskreditieren.
Lieber Kollege Albrecht, was mir schon ein bisschen Sorge macht, ist, dass man zu einem Zeitpunkt, wo man einen Bodenrichtwert von 60 Euro - so habe ich gerade die Ausführung wahrgenommen - kennt, man einen Verkauf zu 40 vorschlägt. Das ist aber vielleicht genau die andere
Problematik, auf die ich gerade eben eingegangen bin.
Ich bitte Sie, liebe Kolleginnen und Kollegen,
diese zwei Sachverhalte zu trennen und deswegen dem Verkauf zu dem jetzigen Wert von 75
Euro zuzustimmen. - Vielen Dank.
Oberbürgermeister Jung: Herr Morlok, nur einen Satz als Antwort, warum die Stadt Leipzig
gut beraten ist, eine Gesellschaft wie die LESG
zu haben - da sind wir wahrscheinlich unterschiedlicher Meinung -: Weil jeder große Dampfer ein schnelles Beiboot braucht. Das ist der
Grund.
(Zuruf von Stadtrat Morlok (fraktionslos))
- Ich möchte beides. - Frau Dubrau noch einmal
einen Satz zum Wald.
Liebe Kolleginnen und Kollegen, bitte überlegen
Sie noch einmal wirklich gut, ob Sie hier die Einzelfallentscheidung Verkauf an einen Investor
entscheiden wollen oder ob Sie mit dieser Entscheidung tatsächlich Ihre Meinung über das
Liegenschaftsamt ausdrücken wollen.
Bürgermeisterin Dubrau: Einen Satz zum
Wald: Es wird immer gefragt, wer ist denn
schuld, dass der Wald gewachsen ist; wer ist
denn schuld, dass die Stadt geschrumpft ist und
dann auch wieder gewachsen ist. - Das ist ja relativ schwierig, dafür jemand zu benennen.
Noch einmal zum Thema Schadenersatz: Wenn
die LESG das Grundstück zum selben Preis bekommt, als es auch der Investor bekommen hätte, dann ist natürlich ein Schadenersatz des
Kaufpreises ausgeschlossen, weil es derselbe
ist. Wenn es aber nur derselbe ist, gibt es immerhin noch die Möglichkeit, einen Schadenersatz oder einen Ersatz von Aufwendungen gel-
Was bringt allerdings dieser Wald in Teilbereichen? - Wir haben eine neue Planung gemacht.
Die neue Planung ist viel besser als die alte. Sie
hat einerseits tatsächlich eine größere Fläche,
die für Eigenheime zur Verfügung gestellt werden kann. Sie hat auf der anderen Seite jetzt eine kompakte Waldfläche, die die Lebensqualität
massiv verbessert.
Verlaufsprotokoll vom 26.10.2016
Insofern ist es manchmal so, dass solche Ereignisse tatsächlich am Ende auch zu einem positiven Ereignis führen. Das sollten wir dabei auch
mit beachten. - Danke.
Oberbürgermeister Jung: Meine Damen und
Herren, ich denke, wir können zur Abstimmung
kommen.
Herr Zeitler, ich habe Sie so verstanden, dass
Sie sich den Verwaltungsstandpunkt zu eigen
machen als Änderungsantrag zum neu gefassten
Antrag. Dann würde ich auch darum bitten, dass
wir die Einzelpunkte einzeln abstimmen - so habe ich Herrn Morlok verstanden -, Punkt 1, 2, 3
und 4, und dass wir dann zum Antrag selbst
kommen.
Ich darf zunächst den Verwaltungsstandpunkt
aufrufen. Beschlussvorschlag 1: Wer dem zustimmt, den bitte ich um das Handzeichen. - Die
Gegenstimmen? - Die Enthaltungen?
Abstimmung: Bei wenigen Enthaltungen mit
Mehrheit abgelehnt.
Beschlusspunkt 2 des Verwaltungsstandpunktes,
Änderungsantrag Herr Zeidler: Wer stimmt dem
zu, den bitte ich um das Handzeichen? - Die Gegenstimmen? - Die Enthaltungen?
Abstimmung: Gleiches Bild - bei 1 Enthaltung
und einigen Pro-Stimmen mit Mehrheit abgelehnt.
Beschlusspunkt 3 und 4 fasse ich jetzt zusammen: Wer dem zustimmt, den bitte ich um das
Handzeichen. - Die Gegenstimmen? - Die Enthaltungen?
Abstimmung: Gleiches Ergebnis - Bei 2 Enthaltungen und einige Pro-Stimmen mehrheitlich abgelehnt.
Dann kommen wir jetzt zum Antrag der drei Fraktionen. 1 und 2 darf ich zusammen abstimmen:
Wer dem zustimmt, den bitte ich um das Handzeichen. - Die Gegenstimmen? - Die Enthaltungen?
Abstimmung: 2 Enthaltungen und eine Reihe
von Gegenstimmen. Mit Mehrheit so beschlossen.
14.6
Leipzig Schule 2.0 (VI-A-02828)
Einreicher: CDU-Fraktion
14.6.1 dazu VSP (VI-A-02828-VSP-01)
Einreicher: Dezernat Stadtentwicklung
und Bau
Einreicher: Dezernat Jugend, Soziales,
Gesundheit und Schule
S e i t e | 23
Herr Weickert.
Stadtrat Weickert (CDU): Herr Oberbürgermeister! Meine Damen und Herren Kollegen! Verehrte
Gäste! Wir haben in dieser Wahlperiode unzählige Debatten darüber geführt, wie wir unsere Kapazitätsprobleme im Bereich Schule in den
kommenden Jahren lösen wollen.
Bereits Anfang des Jahres, als wir über alternative Wege zwecks privater Finanzierung debattierten, sagte ich, dass nicht Geld, sondern vielmehr
Zeit unsere knappste Ressource ist. Zeit verlieren wir immer wieder durch konfuse Abstimmungswege in der Verwaltung.
Hier freue ich mich übrigens, dass Sie, Herr
Oberbürgermeister, auf unsere Forderung eingegangen sind und eine Steuerungsgruppe Schulbau eingerichtet haben. Vielleicht gibt es da ja
großartige Synergien mit der AG Schrottimmobilien. Ich bin da mal positiv und vorsichtig optimistisch.
Doch allein effizientere Verwaltungsstrukturen
oder mehr Geld oder privates Engagement reichen nicht aus angesichts der Herausforderung,
die vor uns liegt. Meine Fraktion hat daher vor
der Sommerpause beantragt, Schulen zukünftig
in Modulbauweise zu errichten - ähnlich, wie dies
bereits im Anbau an der Paul-Robeson-Schule
passiert ist.
Wir sind daher froh darüber, dass uns der VSP
hier entgegenkommt und dieses Thema positiv
aufgreift. Ich weiß, dass die Gestaltung von
Schulen ein heiß diskutiertes Thema ist, in dem
allerdings auch viel heiße Luft für ineffiziente Debatten verbraucht wird.
Unser Ansinnen war es daher, die Planung und
Inbetriebnahme für Schulen zu beschleunigen.
Mit einer Systembauweise geht dies aus folgenden Gründen:
Erstens. Statt langwieriger Architekturwettbewerbe, in denen Geschmack ja streitbar ist, konzentrieren wir uns auf eine effiziente Planung von
Schulgebäuden, die neben einem positiven
Lärmumfeld schlicht auch Funktionsgebäude
sind.
Zweitens. Fehler und Schwierigkeiten in der Umsetzung eines Typenbaus lassen sich korrigieren
und für die Zukunft ausmerzen.
Meine Damen und Herren, wie auch die Entscheidung für privates Engagement im Schulbau,
so erfordert dieser Weg von uns allen ein Stück
weit Mut, denn anknüpfend an die Debatte zur
Demokratie ist es unsere Aufgabe, nicht Maxi-
Verlaufsprotokoll vom 26.10.2016
malforderungen umzusetzen, sondern für tragfähige Kompromisse zu streiten, die diese Stadt
voranbringen. Die Leipzig Schule 2.0 kann aus
meiner Sicht ein Stück dazu beitragen, unsere
Probleme in der nahen und fernen Zukunft zu lösen. Sie ist nicht das Allheilmittel, sondern eine
sinnvolle Ergänzung zu unserem bisherigen
Weg. - Vielen Dank.
Oberbürgermeister Jung: Gibt es weitere
Wortmeldungen? - Das ist nicht der Fall. Wir
stimmen nunmehr den Verwaltungsstandpunkt
ab, Herr Weickert. Darf ich Sie um Ihr Handzeichen bitten: Wer stimmt diesem zu? - Die Gegenstimmen? - Die Enthaltungen?
Abstimmung: Bei 1 Enthaltung und einige Gegenstimmen mit großer Mehrheit so zum Antrag
in der Fassung des Verwaltungsstandpunktes
beschlossen.
14.7
Systembauweise für Schulen als Alternative für schnelleren Schulbau (VIA-02983)
Einreicher: SPD-Fraktion
14.7.1 dazu VSP (VI-A-02983-VSP-01)
Einreicher: Dezernat Stadtentwicklung
und Bau
Wünschen Sie das Wort, Frau Köhler-Siegel?
Stadträtin Köhler-Siegel (SPD): Sehr geehrter
Herr Oberbürgermeister! Verehrte Stadträte!
Werte Gäste! Es wird Sie jetzt sicherlich nicht
schockieren oder gar überraschen, dass die
Stadt Leipzig in absehbarer Zeit noch größere
Kapazitätsprobleme in Schulen haben wird. Herr
Weickert hat es eben auch schon ausgeführt. Wir
haben da ein kleines Problem.
Im Unterausschuss Schulentwicklungsplanung
beschäftigen wir uns zurzeit mit der Überarbeitung und Anpassung des Plans an die aktuelle
Bevölkerungsprognose. Ich kann oder muss an
dieser Stelle sagen: Es ist jetzt schon eng, aber
es wird noch enger an den Schulen. Wir werden
noch schneller erhebliche Kapazitätsprobleme
bekommen.
Bei der Erweiterung von Schulen werden bereits
Anbauten in Systembauweise errichtet, zum Beispiel an der Robeson-Oberschule. Dort gelang
es innerhalb kürzester Zeit, das Gebäude zu errichten und zu nutzen.
Deshalb schlägt meine Fraktion nun vor, zu prüfen, ob man nicht auch mal eine ganze Schule in
Systembauweise errichten kann. Der Vorteil liegt
S e i t e | 24
klar auf der Hand: Es geht schnell - sehr viel
schneller als sonst.
Da im Rahmen der Planung für die nächsten
Schuljahre deutlich wird, dass eine große Anzahl
an zusätzlichen Unterrichtsräumen in kurzer Zeit
benötigt wird, ist dieses Vorgehen wenigstens
ernsthaft zu prüfen.
Die CDU stellte gerade ihren Antrag Schule 2.0
zur Abstimmung. Auch dieser Antrag zielt auf die
schnellere Umsetzung von Schulbaumaßnahmen ab. Auch die Linken haben schon einen Antrag zur Kapazitätserweiterung eingebracht. Hier
waren es Anbauten an bereits vorhandene
Schulgebäude.
Neben den Argumenten der kürzeren Bauzeit
gibt es aber auch noch viele Gründe, warum
man Schulen in Systembauweise bauen sollte.
Zum Beispiel wird durch die Verlagerung der
Bauprozesse in die Vorfertigung eine gleichbleibende Qualität erzeugt, die industrielle Fertigung
ermöglicht eine höhere Termintreue. Eine zeitgemäße Wärmedämmung ist in dieser Bauweise
ebenfalls zu erreichen. Es gibt eine große Flexibilität im Erreichen und im Herstellen der Grundrisse und Fassaden, und - das ist auch nicht
ganz schlecht für die Stadt Leipzig - durch diese
Bauweise kann man relativ genau die Preise kalkulieren; Preissteigerungen kommen seltener
vor.
Die Zeit drängt, sehr geehrte Damen und Herren,
das wissen wir alle. Es sollten deshalb alle Möglichkeiten geprüft und genutzt werden, um die
Kapazitäten im Bereich der Schulen schnellstmöglich zu erweitern. Bitte stimmen Sie unserem
Antrag zu.
Oberbürgermeister Jung: Herr Morlok und Herr
Schlegel.
Stadtrat Morlok (fraktionslos): Herr Oberbürgermeister! Liebe Kolleginnen und Kollegen!
Wenn ich diese Ausführungen von gerade eben
konsequent zu Ende denke, dann ist all das, was
in Leipzig in der historischen Innenstadt steht,
qualitätsmäßig Mist, weil, wie wir gerade gehört
haben, die Qualität in der Systembauweise deutlich besser oder sicherer ist, als wenn man traditionell bauen würde.
Das muss ich wirklich zurückweisen. - Auch die
Qualität wurde angesprochen, nicht nur die Geschwindigkeit, auch die Qualität. Ich habe sehr
genau zugehört.
Ob etwas schneller geht, hängt von der Standardisierung ab. Ein Teil, das extra angefertigt wer-
Verlaufsprotokoll vom 26.10.2016
den muss, dauert vor Ort in der Anfertigung genauso lang oder geht genauso schnell wie vor
Ort auf der Baustelle. Da ist kein Zeitgewinn vorhanden. Nur wenn ich Standardteile habe, die
sowieso schon auf Lager sind, und quasi aus
diesen mein Objekt zusammensetze, dann habe
ich einen Zeitvorteil.
Wenn letztendlich extra angefertigt wird und aus
diesen vorgefertigten Teilen das vor Ort zusammengesetzt wird, entsteht kein Zeitvorteil. Im
Gegenteil. Man hat sogar noch einen Terminnachteil, wenn man die entsprechenden Transporte mit berücksichtigt.
Die Frage, ob etwas kalkulationssicher ist oder
nicht kalkulationssicher ist, ist in der Regel nicht
ein Problem des Hochbaus, sondern ein Problem
des Tiefbaus. Wenn ich neu auf der grünen Wiese baue - nicht bei einem Denkmal, da haben wir
natürlich andere Probleme -, dann ist das Problem der Kalkulation nicht der Hochbau, also das,
was oberhalb der Bodenplatte passiert - das ist
relativ gut kalkulierbar -, sondern das Problem
ist, was unterhalb ist, was im Untergrund ist. Insofern ist da auch kein großer Unterschied vorhanden.
Dann ist die Frage: Woher kommt denn eigentlich die lange Zeit? - Die lange Zeit kommt durch
die entsprechenden Vorgaben, die wir im Rahmen einer Ausschreibung haben. Hier sind gesetzliche Fristen vorhanden. Das macht es teuer.
Das ging bei all den Dingen im Zusammenhang
mit Asyl relativ schnell. Das ging aber auch deswegen so schnell, weil wir von entsprechenden
Ausnahmen - Frau Dubrau, Sie bestätigen das bei den Vergaberegelungen Gebrauch machen
konnten. Das hat die Geschwindigkeit gebracht nicht der Systembau, sondern die Vergabeerleichterungen.
Insofern ist für uns dieser Antrag höchst problematisch. Auch diese Diskussion sollte man hier
führen: Wir haben irgendwann in einer anderen
Stadtratssitzung auf Antrag der SPD, glaube ich,
beschlossen, dass wir wirtschaftsfreundlich sein
wollen. Klar. Ich habe darauf hingewiesen, dass
sich die Wirtschaftsfreundlichkeit nicht in einem
Beschluss des Stadtrats zeigt, sondern dass sich
die Wirtschaftsfreundlichkeit bei jedem einzelnen
Beschluss, den wir hier im Stadtrat treffen, zeigt.
Wenn wir wissen, dass wir in Leipzig eine ganze
Reihe von Baufirmen vor Ort haben, die vor Ort
gern Objekte errichten würden, ist natürlich
schon die Frage, was das mit Wirtschaftsfreundlichkeit zu tun hat, wenn wir Systembau verstärkt
betreiben wollen und unsere Leipziger Bauunternehmen dabei nicht zum Zuge kommen, sondern
jemand, der uns von weither die entsprechenden
Produkte als Systembauweise anliefert.
S e i t e | 25
Auch diese Punkte, liebe Kollegen von der SPD,
sollten Sie überlegen, wenn Sie zukünftig von
wirtschaftsfreundlicher Kommunalpolitik sprechen.
Kollege Hobusch und ich werden den Antrag daher ablehnen. Wir fordern Sie auf, dies auch zu
tun. - Vielen Dank.
Oberbürgermeister Jung: Weitere Wortmeldungen? - Herr Schlegel.
Stadtrat Schlegel (DIE LINKE): Herr Oberbürgermeister! Meine sehr verehrten Damen und
Herren! Diese beiden Anträge sind natürlich nicht
voneinander losgelöst zu betrachten, sondern sie
funktionieren wirklich nur in der Dualität.
Früher hätte oder hat man zu beiden Bauweisen
Typenbau oder Fertigteilbauweise gesagt. Nichts
anderes ist das, was Sie jetzt mit neuen, aktuellen Wortschöpfungen beschreiben. Tatsache ist,
dass industrielle Bauweisen in der Tat in der Lage sind, etwas zu beschleunigen.
Übrigens haben wir, wenn es auch nur zwei Projekte betraf, selbst schon einmal so etwas gemacht, nämlich bei den beiden Feuerwehrwachen Feuerwache Süd und Feuerwache Nordost,
wo ein baugleiches Projekt realisiert worden ist.
Es kommen auch andere Anträge, die vor zwei
oder drei Jahren noch abgelehnt worden sind,
wieder zum Zuge, sodass man sinnvollerweise
dann etwas zusammenfassen müsste.
Es ist auch zu beachten, da in einer anderen
Vorlage so ein bisschen der Zungenschlag drin
ist, dass wir nur Grundschulen bauen dürfen,
dass wir uns auch auf multifunktionale Schulen
in der Kubatur und in den Räumlichkeiten dort
einlassen sollten; denn es kann durchaus auch
einmal wieder Änderungen geben. Wenn es
eben längeres gemeinsames Lernen gibt, dann
müssen wir wieder alles umstellen. Wenn ich
aber zu starr die ganzen Schulen errichtet habe,
fangen wir faktisch wieder von Neuem an; denn
wir haben damals, Anfang der 90er-Jahre, sehr
wohl danach gesucht, welche Schulen sich für
Gymnasien eignen, welche für Grundschulen
usw.
Es ist natürlich auch so - das wiederholen wir an
dieser Stelle -, dass diese Systeme insofern flexibel sein müssen, weil wir uns möglicherweise
auch örtlich anpassen müssen. Insofern wird es
immer sogenannte örtliche Anpassungen geben
als Sonderprojekte oder als Teil des Projektes,
wo man dann die ganze Problematik der Erschließung mit abdeckt.
Verlaufsprotokoll vom 26.10.2016
Außerdem sollte man auch überlegen, dass man
möglicherweise nicht alle Räumlichkeiten zum
Beispiel nach Norden ausrichtet. Das können Sie
beim großräumigen Bauen in Großwohnsiedlungen oder auch auf größeren innerstädtischen
Standorten nachvollziehen. In Leipzig sind fast
alle Schulen außer die WBS 70 nach Süden
ausgerichtet, genauso wie in den Kitas die Gruppenräume auch nach Süden dargestellt sind.
Es sind also neue Aufgaben. Ich freue mich,
dass man dort wieder zu einem vernünftigen
Weg zurückkehrt, um ganz einfach die Herausforderungen zu erfüllen.
Es war übrigens mein Fachstudium Technologie
der Bauproduktion, in dem es genau um solche
Prozesse und auch um solche Geometrien ging.
Oberbürgermeister Jung: Wir können zur Abstimmung kommen. Darf ich Sie um Ihr Handzeichen bitten: Wer ist gegen diesen Beschlussvorschlag? - Enthaltungen?
Abstimmung: Dann ist es mit großer Mehrheit
bei wenigen Enthaltungen und 3 Gegenstimmen
so beschlossen.
14.8
Bearbeitung
tierschutzrelevanter
Themen im Tierschutzbeirat der Stadt
Leipzig mit geänderter Besetzung (VIA-02899)
Einreicher: Fraktion Bündnis 90/Die Grünen
14.8.1 dazu VSP (VI-A-02899-VSP-01)
Einreicher: Dezernat Umwelt, Ordnung,
Sport
Jetzt, Herr Volger.
S e i t e | 26
Abschließend noch ein Hinweis, dass die ungewöhnliche Rechtslage mit sich gegenseitig widersprechenden Regelungen bezüglich der Besetzung des Tierschutzbeirats von der Verwaltung doch bitte beseitigt werden sollte, wenn
möglich. Dabei kann man auch gleich schauen,
ob in vielen anderen Gremien ähnlich gelagerte
Fälle existieren; denn, dass wir heute nicht genau wissen, ob wir das beschließen oder empfehlen, und der Tierschutzbeirat selbst schon die
Beschlussfassung durchgeführt hat, die auch
positiv gelaufen ist, ist doch schon ein sehr skurriler Vorgang.
Es bleibt mir aber abschließend nur noch übrig,
Sie zu bitten, dem Verwaltungsstandpunkt zuzustimmen. Wir freuen uns über das Ergebnis. Vielen Dank.
Oberbürgermeister Jung: Gibt es weitere
Wortmeldungen? - Das ist nicht der Fall.
Wer ist gegen den Beschlussvorschlag in der
Fassung des Verwaltungsstandpunkts? - Die
Enthaltungen? - Die Pro-Stimmen? - Ich muss
auszählen lassen.
Abstimmung: 26 dafür, 30 dagegen und 5 Enthaltungen. So abgelehnt.
14.9
Leipzigs kulturelle Entwicklung stärken - Kulturbeirat einrichten (VI-A02962)
Einreicher: Fraktion DIE LINKE
Einreicher: Fraktion Bündnis 90/Die Grünen
14.9.1 dazu VSP (VI-A-02962-VSP-01)
Einreicher: Dezernat Kultur
Wird das Wort gewünscht? - Frau Gehrt, Frau
Körner, dann Frau Schenk.
Stadtrat Volger (Bündnis 90/Die Grünen): Sehr
geehrter Oberbürgermeister! Sehr geehrte Bürgermeisterinnen! Sehr geehrter Bürgermeister!
Sehr geehrte Stadträte und Stadträtinnen! Sehr
geehrte Gäste! Vor circa einem halben Jahr haben wir noch über die Abschaffung des Tierschutzbeirats nachgedacht. Umso schöner ist es,
dass wir heute mit dem Verwaltungsstandpunkt
die rechtskonforme Erweiterung um ein Mitglied
des NABU, Naturschutzbund, beschließen oder
empfehlen können.
Des Weiteren wird und soll sich der Beirat laut
Verwaltungsstandpunkt zukünftig auch mit anderen Themen außer den bekannten Problemen
mit Hunden und Katzen in der Stadt beschäftigen, was nicht nur die Stadt Leipzig, sondern
auch wir als überaus sinnvoll erachten.
Stadträtin Gehrt (DIE LINKE): Sehr geehrter
Herr Oberbürgermeister! Werte Bürgermeisterinnen und Bürgermeister! Liebe Kollegen, Kolleginnen und Gäste! Der älteste noch existierende
Kulturbeirat wurde im Jahr 1978 in der Gemeinde Baienfurt in Baden-Württemberg gegründet.
Der überwiegende Teil der allerorts in der BRD
existierenden Kulturbeiräte ist zwischen 2007
und 2012 gegründet worden. Braucht Leipzig
nun auch einen Kulturbeirat?
Wir haben sowohl die Stimmen der Verwaltung
als auch der Stadträte wahrgenommen, die der
Meinung sind, wir hätten schon so viel Beiräte
und bräuchten nicht noch einen. Es stimmt, wir
haben einen Tierschutzbeirat - das haben wir gerade gehört -, Kleingartenbeirat, Drogenbeirat,
Verlaufsprotokoll vom 26.10.2016
Beirat für Gleichstellung, Kinder- und Familienbeirat, Migrantenbeirat, Psychiatriebeirat, Seniorenbeirat und Behindertenbeirat.
Sie sind alle wichtig. Ich kann das zumindest aus
meiner Erfahrung im Migrantenbeirat berichten.
Gerade diese Menge der vorhandenen Beiräte
zu unterschiedlichsten Themen wirft bei uns die
Frage auf: Warum gibt es in Leipzig keinen Kulturbeirat, wo doch gerade die Kultur für Leipzig
so ein wichtiges identitätsstiftendes Thema ist?
Wir sind der Meinung: Leipzig braucht einen Kulturbeirat. Beiräte als dialogorientierte Beteiligungsinstrumente sind Kernelemente von kooperativer Demokratie. Kulturbeiräte können ein Instrument konzeptbasierter und beteiligungsorientierter Kulturpolitik sein. Das haben Dr. Patrick
Föhl und Alexandra Künzel auf dem Kongress
der Freien Szene, kultur/standort.bestimmung,
letztes Jahr im September überzeugend dargestellt.
Die Einsetzung eines Kulturbeirats ist außerdem
ein geeignetes Instrument, um im Wege eines
Beteiligungsverfahrens den Herausforderungen
im kommunalen Kulturbetrieb begegnen zu können. Bei uns sind das zum Beispiel die aktuellen
Themen wachsende Stadt, interkulturelle Öffnung, demografischer Wandel, aber auch das
Thema Erhalt bestehender kultureller Angebote
und gleichzeitige Ermöglichung neuer Impulse.
Die Einrichtung eines Kulturbeirats birgt so viele
Potenziale. Zum Beispiel stellt ein Kulturbeirat
durch die Bündelung von kommunal-kulturellen
Expertisen und Kompetenzen eine fachliche
Ressource, eine Wissensressource dar, die dazu
beiträgt, dass durch deren qualifizierte fundierte
Empfehlungen Entscheidungen innerhalb der
entsprechenden politischen Gremien gezielt getroffen werden können. Wir halten es für enorm
wichtig, diese kommunal-kulturelle Wissensressource zu nutzen.
Neben der fachlichen Beratung kann ein Kulturbeirat auch wichtige kommunale Themen schneller identifizieren und auf die politische Agenda
setzen und zur Entwicklung innovativer Ideen
beitragen.
Die Formalisierung einer Expertenrunde als Beirat würde die Kontinuität der fachlichen Beratungsleistung gewährleisten. Ich betone noch
einmal: Es geht um fachliche Beratung. Dem
Kulturbeirat obläge keine Entscheidungskompetenz. Entscheiden werden letztlich immer wir, die
Stadträte.
Ich möchte aber noch andere Potenziale eines
Kulturbeirates nennen. Ein Kulturbeirat bietet
auch eine Plattform für einen Austausch zwi-
S e i t e | 27
schen Kulturakteuren, Verwaltung und Politikern.
Dies fördert vor allen Dingen das Verständnis der
jeweiligen Situationen, Bedarfe, Erfordernisse
und Handlungen und ermöglicht einen gegenseitigen Wissensaustausch.
Nicht zuletzt trägt die explizite Beteiligung von
Kulturakteuren bei der Vorbereitung von politischen Entscheidungen zu einer großen Transparenz bei. Das kann einen Beitrag zu einer größeren öffentlichen Akzeptanz von politischen Entscheidungen leisten.
In Leipzig wird heute schon punktuell auf die Expertise von Kulturakteuren zurückgegriffen, zum
Beispiel bei der Vergabe von Fördermitteln. Eine
verbindliche Institutionalisierung eines Gremiums
aus Kulturakteuren verschiedenster Bereiche als
Kulturbeirat würde aber einen effektiven und
fruchtbaren Umgang mit den Wissensressourcen
der Beteiligten darstellen. Wir sind davon überzeugt, dass ein Kulturbeirat als Instrument demokratischer Beteiligungsprozesse für die Kulturpolitik und auch für die Kulturakteure in
Leipzig wichtig wäre. Wir wundern uns deshalb,
dass unser Antrag, einen solchen Beirat in
Leipzig einzurichten, von der Verwaltung und einigen Kulturpolitikern und -politikerinnen in dieser Form nicht mitgetragen wird.
Überlegen Sie bitte, liebe Kollegen und Kolleginnen und auch lieber OBM: Wir haben gerade beschlossen, Demokratie zu stärken und demokratische Prozesse zu stärken. Beteiligungsstrukturen wie Beiräte sind gelebte Demokratie. An dieser Stelle haben aber einige keine Lust auf mehr
Beteiligung. Darüber wundern wir uns sehr.
Da wir aber in dem Alternativvorschlag der Verwaltung das Bemühen erkennen, dennoch eine
Form einer Beteiligungsstruktur ähnlich der eines
Kulturbeirats einzurichten, wollen wir den Verwaltungsstandpunkt abstimmen lassen, denn in
Punkt 3 des Alternativvorschlags der Verwaltung
wird klar, dass die Beigeordnete für Kultur hier
eben nicht willkürlich Experten einberufen will
und entscheiden möchte, sondern dass die Zusammensetzung und Aufgaben des Gremiums
gemeinsam in einer Arbeitsgruppe, bestehend
aus Vertretern und Vertreterinnen des Stadtrats,
der Freien Kulturszene, der städtischen Kultureinrichtung und von Kulturunternehmen, festgelegt werden sollen.
Sie brauchen also keine Angst zu haben, dass
es sich hier um einen undemokratischen Prozess
handelt. Das kann man in dem Alternativvorschlag nachlesen, dass das damit nicht gemeint
ist. Wir bitten Sie deshalb, dem Verwaltungsstandpunkt zuzustimmen - in der Hoffnung, dass
aus dem Kulturrat, der dort beschrieben ist, ei-
Verlaufsprotokoll vom 26.10.2016
nes Tages doch noch ein ordentlicher Kulturbeirat wird. - Vielen Dank.
Oberbürgermeister Jung: Frau Körner, Frau
Schenk, Frau Niermann, Herr Kühne.
Stadträtin Körner (Bündnis 90/Die Grünen):
Sehr geehrter Oberbürgermeister! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Es wurde jetzt bereits ausführlich von uns Antragstellern - danke, liebe
Mandy - eingebracht, was eigentlich bezweckt ist
und wie der Kompromiss eventuell aussehen
könnte.
Ich möchte das insofern ergänzen: Selten ist ein
Beschluss wie dieser so lange zwischen den
Fraktionen - dazu waren alle Fraktionen eingeladen - diskutiert und beraten worden. Wir haben
überlegt. Es ist natürlich ein gutes Recht jeder
Fraktion, zu sagen: Wir machen das oder Wir
wollen das nicht. Das sage ich jetzt auch in Richtung der CDU-Kollegen, da Sie sich dazu ja auch
schon öffentlich geäußert haben, dass Sie da
Probleme sehen. Sie waren aber bei der Beratung auch mit dabei - genauso wie die SPDFraktion. Ich möchte, wie ich es bereits im Ausschuss getan habe, für den Verwaltungsstandpunkt als Kompromiss werben.
Vielleicht kommen wir dazu, in einigen Jahren
oder auch eher zu sagen: Ein Beirat wäre richtiger nach Gemeindeordnung; so haben wir es an
sich beantragt. Es ist momentan erst einmal der
Kompromiss, für den wir hoffen, eine Mehrheit
hier im Hause zu sehen, einen Kulturrat einzurichten.
S e i t e | 28
Das ist zu den öffentlichen Podien bereits miteinander besprochen worden.
Wir sind froh, wenn wir zu geregelten Terminen
die Freie Szene dabei haben, Schwerpunkte zu
diskutieren, ob diese für Kommendes Sinn machen oder nicht. Wir haben auch immer wieder
dort Nachfragen. Ich muss sagen, ich habe auch
großen Respekt vor einerseits der Initiative
Leipzig + Kultur, aber letztlich auch vor den vielen einzelnen Künstlern und Kulturschaffenden,
die sich wirklich zu einem Großteil einigen konnten, Spartensprecher zu wählen. Nicht alle sind
dabei, auch große Einrichtungen sind zum Teil
nicht dabei in der Freien Szene, aber es sind
doch ziemlich viele.
Wir haben es uns einzeln erklären lassen, wie
viele da mitgewählt haben. Das ist eine Selbstorganisation. Dafür gibt es kein Geld. Man muss
dafür Zeit und ziemlich viel Energie investieren.
Es sind Papiere geschrieben worden. Große
Achtung, ganz toll!
Die Freie Szene in Leipzig kommuniziert miteinander, unterstützt sich, tauscht sich aus. Wir
wollen, dass sie das auch noch stärker mit unseren Eigenbetrieben macht. Es sind ja schon einige Projekte sichtbar. Es gibt aber auch den Beschluss, dass man auch vonseiten der Eigenbetriebe da offen sein soll. Das ist eine tolle Sache
in dieser Vielfalt, die wir haben, diese Potenziale
versuchen auszureizen; denn Mittel werden wir
nicht unendlich steigern können. Wir haben einen Aufwuchs, aber wir können nicht alles mit
Geld bezahlen. Es muss auch das Gefühl sein,
dass man willkommen ist, dass Künstler hier
willkommen sind. Dabei kann so ein Rat helfen.
Deshalb werbe ich noch einmal dafür.
Ich finde es schon ein bisschen befremdlich,
wenn man plötzlich Befangenheit als Thema bei
der Freien Szene anmerkt, da Befangenheitsregeln in allen Gremien immer gelten, selbstverständlich auch in so einem Gremium. Wir leben
es auch. Im Jugendhilfeausschuss gibt es immer
wieder Befangenheit, wo genau geregelt werden
muss, dass diejenigen nicht an der Abstimmung
teilnehmen.
Doch auch wenn Sie nicht zustimmen, beteiligen
Sie sich dann zumindest, falls er eingerichtet
wird, wovon ich heute hoffentlich ausgehe; das
hat sich zumindest im Ausschuss gezeigt. Beteiligen Sie sich, bringen Sie sich mit ein und nutzen Sie die regelmäßigen Runden auch weiterhin mit Vertretern der Freien Szene, um einfach
dort auch regulär Informationen zu bekommen.
Hier soll es jedoch an sich nicht um die Fördermittel in erster Linie gehen, das ist momentan
gar nicht so vorgesehen, sondern es geht darum,
Hinweise zu geben. Die Freie Szene würde sehr
gern zu Instrumenten Hinweise geben. Sie hat
auch schon am Runden Tisch darüber beraten,
mit welchen Instrumenten man fördern könnte.
Nicht wer etwas bekommt, sondern welche Instrumente es geben könnte! Wir werden die ersten Schwerpunkte mit Sicherheit in der Fortschreibung des Kulturentwicklungsplans haben.
Das Amt nutzt Fachleute aus der Freien Szene
schon seit Jahren bei ihren eigenen fachlichen
Entscheidungen, zum Beispiel zu Fördermitteln.
Das ist von uns unabhängig; wir sind dort nicht
dabei. Hier wäre es ein Gremium, in dem wir
Stadträte auch willkommen sind, in dem wir offiziell aus verschiedensten Richtungen Anregungen bekommen können. Wir begrüßen das sehr
und wünschen, dass dies gestartet wird, und
freuen uns auch darüber, dass das vonseiten der
Verwaltung Unterstützung findet. - Vielen Dank.
Verlaufsprotokoll vom 26.10.2016
Oberbürgermeister Jung: Frau Niermann, bitte.
Stadträtin Niermann (CDU): Sehr geehrter Herr
Oberbürgermeister! Sehr geehrte Damen und
Herren Beigeordnete! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Liebe Gäste! Den Verwaltungsstandpunkt,
Frau Körner, halten Sie wirklich für einen Kompromiss? - Da kann ich Ihnen leider nicht folgen.
Worum geht es eigentlich genau bei dieser Einrichtung des Kulturbeirates? - Dazu muss ich vor
allem für unsere Gäste ein bisschen zitieren. In
der Beschlussvorlage lesen wir:
Es sollten alle Sparten vertreten sein.
Dem Kulturbeirat sollen nach Möglichkeit
nicht mehr als 20 Personen angehören.
20 Personen sind eine ganze Menge. Es sollen
alle Akteure vertreten sein.
Durch ein Rotationsverfahren soll hinreichend Dynamik in der Besetzung sowie hinreichend Kontinuität in der Arbeitsweise gewährleistet werden.
In der Geschäftsordnung sollte eine Regelung zum Umgang mit möglicher Befangenheit der Mitglieder verankert werden.
Da haben wir es schon: die Befangenheit der
Mitglieder. Das klingt kompliziert, meine Damen
und Herren. Das ist es auch.
Es ist vor allen Dingen völlig überflüssig, meine
Damen und Herren, weil wir nämlich bereits über
ein demokratisch gewähltes Gremium verfügen.
Dieses demokratische Gremium wird auch durch
einen Runden Tisch, an dem alle Akteure vertreten sind, beraten - schon seit Jahren. Genau,
meine Damen und Herren, dieses demokratisch
gewählte Gremium ist nämlich unser Kulturausschuss.
Sehen wir uns nur einmal die Aufgaben des gewünschten Kulturbeirates an. Dazu heißt es in
der Vorlage:
Beratung der politischen Gremien des Stadtrates und der Verwaltung in Form von qualifizierten Empfehlungen zu kulturpolitischen
Sachverhalten von strategischer Bedeutung,
beispielsweise der Kulturentwicklungsplanung und der Evaluierung der Förderrichtlinie
Zweitens:
Sicherstellung der Akzeptanz kulturpolitischer Entscheidungen bei den Akteuren
Drittens:
S e i t e | 29
Ausgleich der unterschiedlichen Interessen
der Akteursgruppen in einem legitimierten
Gremium mittels eines geordneten Verfahrens; […]
Beratung im Fördermittelvergabeverfahren
hinsichtlich mittel- und langfristiger Ziele,
Förderkriterien und Förderinstrumente.
Wieder zu kompliziert? - Ich kann Ihnen das
ganz leicht übersetzen, und zwar für alle Bürger
dieser Stadt. Es geht darum, wie und an wen, an
welche Institutionen und Vereine oder sagen wir
besser, um bei der Wortwahl des Antrags zu
bleiben, an welche Akteure in Zukunft Kulturfördermittel verteilt werden sollen. Diese Akteure
sollen über ihre Förderung mitentscheiden dürfen durch die Einrichtung eines Beirats auf der
Grundlage der Sächsischen Gemeindeordnung.
So war jedenfalls der ursprüngliche Antrag.
Meine Damen und Herren, ich frage Sie: Sieht so
eine unabhängige Beratung aus? Wollen Sie,
liebe Kolleginnen und Kollegen der Fraktionen
DIE LINKE und Bündnis 90/Die Grünen, den
späteren Empfängern von Leistungen ein Mitspracherecht einräumen? - Ich finde das mehr
als bedenklich.
Um an diese Stelle einmal die Leipziger Internet
Zeitung zu zitieren - das passiert ja nicht so häufig bei mir -:
Selbst den Antragstellern wird bei diesem
Antrag wohl etwas mulmig gewesen sein.
Das merkt man schon an der Formulierung
der Beschlussvorlage.
Stimmt, Leipziger Internet Zeitung.
Sie, Frau Jennicke, hatten dieses mulmige Gefühl wohl auch. Deswegen schlagen Sie nun die
Einrichtung eines Kulturrates vor. Diese Mitglieder des Kulturrates möchten Sie selbst bestimmen. Sie sollen aus dem Etat des Kulturdezernats bezahlt werden und das Kulturdezernat unter anderem bei Fördermittelvergaben beraten.
Frau Dr. Jennicke, es steht Ihnen völlig frei - das
habe ich Ihnen auch schon im Kulturausschuss
gesagt -, jeden Expertenrat einzuholen, den Sie
sich wünschen, wenn es denn auch aus Ihrem
Dezernat bezahlt wird. Aber was haben wir als
Stadtrat damit zu tun? Oder brauchen Sie für Ihr
Expertenteam, welches nach dem Antragstext
künftig eng in die strategischen kulturpolitischen
Entscheidungsprozesse eingebunden werden
soll, ein demokratisches Deckmäntelchen?
Wir fordern eine Evaluierung der Fördermittelvergabe für Projekte und Institutionen. Die Bildung eines Kulturrates - so, wie er jetzt hier von
der Verwaltung vorgesehen ist und wie Sie ihn
Verlaufsprotokoll vom 26.10.2016
jetzt auch unterstützen wollen - hilft da nicht weiter. Im Gegenteil. Ein solches Gremium wird einer notwendigen Evaluierung hinderlich sein. Die
Arbeit der Vereine und Institutionen, die bisher
immer großzügig berücksichtigt wurden, muss
überprüft werden, und zwar von einem unabhängig gewählten Gremium, vom Kulturausschuss
und dem Stadtrat. Wir brauchen dazu keinen
Kulturrat.
Die Vereine und Institutionen, die bei der Fördermittelvergabe bislang leer ausgingen - davon
gibt es einige -, müssen endlich auch eine Chance auf Förderung haben.
Wir sind der Meinung: Leipzig braucht eine neue
Kulturpolitik!
S e i t e | 30
Obwohl meine Eltern auch heute noch kein
Meerschweinchen wollen, kann ich Ihnen berichten: Am Ende hatte ich eines. Es war ein bisschen wie bei der viel zitierten Macht des Faktischen: Das Schulmeerschweinchen fühlte sich in
der Schule nicht mehr gut aufgehoben, und aus
der Übergangslösung Sommerferien - unter uns:
Es war nie so geplant - nahm ich das Meerschweinchen mit nach Hause, und es blieb dort
bei dauerhafter Duldung. Ich bin zuversichtlich,
dass auch heute eine dauerhafte Lösung gefunden werden kann.
Frau Niermann, wenn mir der Kommentar gestattet ist: Am Ende Ihres CDU-Papiers schreiben
Sie ja: Wir müssen die Strukturen aufbrechen.
Ich würde sagen: Mit dem Beirat tun wir genau
dies.
Oberbürgermeister Jung: Frau Schenk.
Oberbürgermeister Jung: Herr Kühne.
Stadträtin Schenk (SPD): Sehr geehrter Herr
Oberbürgermeister! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Liebe andere Wahrnehmende dieser Rede! Als Kind wollte ich unbedingt ein Meerschweinchen haben. Ich habe alles Mögliche unternommen, um meine Eltern von diesem meiner
Meinung nach idealen Haustier zu überzeugen.
Ich habe eine Liste gemacht, was Meerschweinfutter so durchschnittlich kosten würde. Ich habe
mir ein Buch über Meerschweinchen von meinem Taschengeld gekauft. Ich habe auch Freundinnen eingeladen, um sie stellvertretend für
mich bei meinen Eltern für dieses Tier werben zu
lassen. Nichtsdestotrotz, meine Eltern blieben
hart, standhaft - egal, was ich sagte, ihre Meinung blieb: Nein, kein Meerschweinchen.
Ein bisschen habe ich mich an diesen Prozess
erinnert gefühlt, als ich die letzten Monate und
Wochen am Runden Tisch Kultur oder im Fachausschuss Kultur saß. Wir haben diskutiert, wir
haben die Freie Szene gefragt - die, die es am
Ende betrifft, dafür werben ja einige häufig. Wir
haben mit Menschen gesprochen, die einen Kulturbeirat bereits eingeführt haben. Wir haben
Papiere erstellt. Mein Gott, wir haben intensiv
diskutiert - glauben Sie es mir.
Am Ende liegt nun ein Verwaltungsstandpunkt
vor, dem meine Fraktion mehrheitlich zustimmen
kann. Wir sehen darin die Chancen für ein transparentes Gremium, für ein Gremium, in dem wir
über Kulturentwicklung und -förderung beraten
können. Daher auch der Name Beirat. Hier wird
niemandem die Butter vom Brot genommen, hier
wird maximal ein Butterfässchen hingestellt, um
sich endlich gut und transparent beraten zu lassen.
Stadtrat Kühne (AfD): Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister! Sehr geehrte Damen und Herren
Beigeordnete! Sehr geehrte Damen und Herren
Stadträte! Liebe Gäste! Die Einrichtung eines
Leipziger Kulturrats ist aus Sicht meiner Fraktion
ein umsetzungswürdiger Gedanke. Gilt es doch,
die einzigartige kulturelle Vielfalt unserer Stadt
für künftige Zeiten zu sichern. Es ist begrüßenswert, künftig möglichst viele Akteure aus Kultur,
Verwaltung und Politik unserer Stadt dauerhaft
an einen Tisch zu holen und konstruktive Vorschläge zu bündeln und gemeinsam mit den politischen Gremien an einer Umsetzung zu arbeiten. Deshalb ist dieser Kulturrat als wichtige Ergänzung beispielsweise zur Arbeit des Kulturausschusses anzusehen.
So könnte durch den ständigen direkten Austausch der verschiedenen Akteure unserer vielfältigen städtischen Kulturlandschaft eine größere Verzahnung und eine noch bessere Zusammenarbeit erzielt werden.
Wenn wir uns den großen Sozialbereich unserer
Stadt anschauen mit seinen nicht wenigen beratenden Beiräten, so ist die Aufnahme der Arbeit
eines Kulturrates für unsere Stadt ebenfalls ein
richtiger Gedanke, um in unserer Kulturstadt
auch künftig die Einzigartigkeit zu erhalten.
Ob das zu schaffende Gremium Leipziger Kulturrat oder Kulturbeirat genannt wird, spielt für meine Fraktion eine untergeordnete Rolle. - Ich danke für die Aufmerksamkeit.
Oberbürgermeister Jung: Herr Weickert hat
sich noch gemeldet.
Verlaufsprotokoll vom 26.10.2016
Stadtrat Weickert (CDU): Herr Oberbürgermeister! Meine Damen und Herren! Ich finde diese
Debatte bisher durchaus interessant und verfolgenswert, denn man hat gemerkt - das hat man
auch, wenn man Ihnen zugehört hat, Frau
Schenk, gemerkt -: Hier werden immer zwei Begriffe durcheinandergeworfen, nämlich der Begriff Kulturbeirat nach § 47 Sächsischer Gemeindeordnung und der Begriff Kulturrat, den sich
jetzt die Verwaltung mehr oder weniger ausgedacht hat, damit man eben keinen Beirat hat.
Beiräte werden ja durch uns benannt und gewählt, durch die Ratsversammlung, und diese
Arbeit wird auch ein Stück weit kontrolliert. Bei
einem Kulturrat, einem Expertengremium sieht
diese Kontrolle ein wenig anders aus. Das ist
dann unsere Aufgabe, die aber natürlich schwieriger wird, weil es nicht wirklich transparent ist.
Das, was ich nicht verstehe an der ganzen Sache, sind zwei Dinge. Zum einen: Die Grünen
und die Linken sind zusammen die Antragsteller.
Deswegen verstehe ich das mit dem Kompromiss, Frau Körner, nicht. Sie haben ja beinah eine Mehrheit in dieser Ratsversammlung, und so,
wie ich auch Teile der SPD verstanden habe,
würden Sie sogar dem Ursprungsantrag zustimmen. Ich verstehe den Kompromiss nicht. Der
Kulturrat ist doch kein Kompromiss an der Stelle.
Sie könnten schlicht und ergreifend sagen: Wir
wollen einen vernünftigen Beirat haben und
brauchen keinen Kulturrat. Ihr Anliegen hätte in
diesem Rat eine Mehrheit. Sie gehen aber auf
einen Vorschlag der Verwaltung ein, der dem eigentlich völlig widerspricht. Das ist aus meiner
Sicht ein Stück weit ein Bubenstück aus Mädchenhand. Das muss ich ganz deutlich sagen.
Das Zweite - das finde ich in der Tat interessant:
An dieser Stelle haben wir eine breite Mehrheit
von der Linkspartei bis zur AfD - und dazwischen
sitzen Teile der SPD und die Grünen -, wenn es
darum geht, Strukturen so aufzubrechen, dass
nicht gewählte Repräsentanten darüber entscheiden, was mit Steuergeldern passiert, sondern Akteure, die davon am Ende selbst profitieren wollen.
Oberbürgermeister Jung: Herr Keller, Frau
Körner, und vielleicht kann dann doch Frau Jennicke etwas zum Bubenstück aus Mädchenhand
sagen.
Stadtrat Keller (AfD): Herr Weickert, Sie waren
wahrscheinlich nicht dabei, als die vielen Besprechungen waren. Sie sind wahrscheinlich
auch sehr selten am Runden Tisch gesehen
worden. Denn sonst wüssten Sie, welche Aufga-
S e i t e | 31
ben dort auf einen warten, wenn man um die
Kultur ringt. Es geht eben nicht nur um Fördergelder, sondern es geht auch um Gestaltung, wie
man bestimmte Kulturpolitik vorantreibt, welche
Sparten man wann und wo unterstützt usw. Dazu
braucht man einfach die Experten aus den Sparten.
Die Soziokultur haben Sie damals unterstützt, da
waren Sie alle einer Meinung. Aber jetzt, wo es
um die Kultur geht, die kleinen Kulturschaffenden, da sind Sie auf einmal dagegen. Ich bin gespannt, was morgen in der Zeitung steht, wenn
die CDU diesen Antrag ablehnt.
Oberbürgermeister Jung: Frau Körner.
Stadträtin Körner (Bündnis 90/Die Grünen):
Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister! Liebe
Kolleginnen und Kollegen! Ich möchte etwas
richtigstellen, deshalb gehe ich noch einmal ans
Pult, weil ich gern möchte, dass auch die externen Gäste das mitbekommen.
Ich bin ein bisschen betroffen und möchte das
richtigstellen, dass von Ihrer Seite unterstellt
wird, dass hier mit Befangenheitsregeln nicht
ordnungsgemäß umgegangen werden soll - weil
Sie das einfach immer politisch sehen und sagen: Wir wollen das nicht; Schluss, aus. Was soll
das bitte? - Da möchte sich bitte jeder an die eigene Nase fassen. Es kann doch wohl nicht sein,
dass wir nicht darauf achten, dass Befangenheitsregeln eingehalten werden.
Wir haben gesagt: Es geht nicht in erster Linie
um die Beratung zum Thema Fördermittel. Das
geht auch nicht. Nichtsdestotrotz gibt es den
Wunsch der Freien Szene, mit ihren Spartensprechern in reguläre Gremien einbezogen zu
werden. Insofern ist ein Rat, der nicht nach Gemeindeordnung ein Beirat ist, wie auch Frau
Gehrt erklärt hat, erst einmal ein Kompromiss,
weil die Aufgaben und auch die Mitglieder in gemeinsamer Beratung noch festgestellt werden.
Das habe ich deutlich gesagt.
Es ist immer schade, dass man sich nur, um die
politische Aufmerksamkeit zu erregen, dann distanziert. Ich kann doch sehr wohl die Dinge, die
zwischen den Antragstellern gelaufen sind, als
Kompromiss bezeichnen; denn natürlich ist ein
Beirat nach Gemeindeordnung etwas weitergehender in seiner Funktion. Da müssen wir nämlich darüber entscheiden. Hier dürfen wir entscheiden. Hier dürfen wir auch später mit entscheiden, und zwar - das ist ja in dem Text so
vorgesehen, den die Verwaltung vorgeschlagen
Verlaufsprotokoll vom 26.10.2016
hat - wer dort Mitglied wird und welches Verfahren das hat.
Im Übrigen: Leider waren diejenigen, die vonseiten der CDU gesprochen haben, eben nicht beim
Runden Tisch dabei, sondern andere. Das heißt,
Sie müssten an sich wissen, wie es gelaufen ist
und dass dieser Wunsch extrem an uns herangetragen worden ist.
Der zweite Hinweis: Wir wissen um die Kollegenschaft der Bürgermeisterin, bevor sie Bürgermeisterin war. Dieser Prozess geht seit über
zwei Jahren. Glauben Sie mir, wir wissen alle,
wie wir um diesen Antrag gerungen haben, der
jetzt zu diesem Beschluss in Form der Verwaltungsstellungnahme kommt. Das ist kein leichter
Weg gewesen. Doch bitte unterstellen Sie da
nicht irgendwelche Dinge, die Sie entweder nicht
als Information bekommen haben oder wo Sie
einfach politisch dagegen sind. Das ist Ihr gutes
Recht, Sie können gern politisch dagegen sein.
Das kann jeder für sich selbst feststellen. Wir
halten so einen Kulturrat für einen Erfolg und für
einen ersten Schritt einer regulären Einbeziehung in kulturpolitische Fragen beratend durch
die Freie Szene. - Danke schön.
Oberbürgermeister Jung: Frau Dr. Jennicke.
Bürgermeisterin Dr. Jennicke: Sehr geehrte
Damen und Herren! Vielleicht eingangs: Ich bin
Frau Niermann sehr dankbar dafür, dass sie aus
der Begründung so ausführlich zitiert hat. An einer Stelle, muss ich aber sagen, haben Sie nicht
korrekt zitiert, weil an keiner Stelle in der Begründung des Ursprungsantrags steht, dass dieser Beirat über Fördermittelvergabe entscheidet.
Da gilt die Hauptsatzung, das wissen Sie so gut
wie ich, und diese greift weder der Antrag noch
der Verwaltungsstandpunkt an. Über die Vergabe
von Fördermitteln entscheidet der Oberbürgermeister respektive die Verwaltung, in unserem
Fall das Kulturamt. Das bleibt auch so. Daran
ändert weder der Antrag noch der Verwaltungsstandpunkt etwas. - Ich lese es gern noch einmal
nach; ich lasse mich belehren. Ich hatte es so
verstanden.
Vielleicht noch einmal grundsätzlich, worum es
hier geht. Vielleicht kann man das auch noch
einmal ein bisschen eindampfen. Es geht
schlicht und ergreifend um Beteiligung. Dass natürlich Beteiligung diejenigen Akteure aus der
Kultur am stärksten fordern, die sonst nicht beteiligt sind, weil sie nämlich in der Verwaltungsstruktur nicht abgebildet sind, ist irgendwie nachvollziehbar. Dass das Gewandhaus nicht nach
Beteiligung schreit - zumindest nicht laut -, liegt
S e i t e | 32
daran, dass es im Kulturdezernat eingebettet ist,
genauso wie alle anderen Eigenbetriebe und alle
anderen Ämter. Die sind per se beteiligt. Das bildet die Verwaltungsstruktur ab.
Dann will ich noch mit einem Märchen aufräumen. Dieser Kulturrat beteiligt eben nicht nur die
Akteure der Freien Szene - dieser Eindruck ist
vielleicht dadurch entstanden, weil er von der
Freien Szene am stärksten gefordert ist aus
Gründen, die ich gerade ausgeführt habe -, sondern soll so, wie Frau Niermann aus der Begründung zitiert hat, alle Akteursgruppen quer über
die Sparten und quer über die Institutionen einbinden. Das heißt, auch Vertreter der Eigenbetriebe, Vertreter der Museen, Vertreter der Stiftungen, an denen die Stadt beteiligt ist, sind an
diesem Beirat beratend beteiligt.
Das Dezernat veranstaltet seit einiger Zeit eine
Reihe unter dem Titel Impuls Kulturpolitik. Wenn
Sie die Gelegenheit nutzen konnten und wenn
Sie erlebt haben, wie offensichtlich dieses Dialogangebot auf fruchtbaren Boden gestoßen ist,
was wir als Dezernat stiften können, was aber
gelebt werden muss von den Akteuren verschiedenster institutioneller, spartentechnischer Herkunft, dann hätten Sie eine Ahnung davon, dass
das gewünscht ist.
Was soll denn Schlechtes am Dialog sein? Was
soll denn Schlechtes daran sein, dass auch Verwaltung, Politik und die Akteure sich wechselseitig ihre Ziele erklären? Genau das ist - da kann
ich Frau Gehrt nur recht geben - aus meiner
Sicht gelebte Demokratie.
Letzter Punkt: Warum ein Kulturrat und kein Kulturbeirat? - Mir fällt dazu jetzt keine passende
Formulierung ein, wie ich mich fühle, wenn ich
das höre. Wir haben über den Beirat sehr lange
diskutiert. Er war hier nicht mehrheitsfähig. Es
gab eine sehr große Anzahl von Ihnen, liebe
Stadträte, die gesagt haben, es gebe genug Beiräte. Beim Beirat gebe es Regularien, bürokratische Festlegungen, unter anderem auch eine
zwingende Teilnahme von Fraktionsmitgliedern das sei Ihnen zu viel, das schafften Sie nicht
mehr. Da bin ich doch die Letzte, die Erfahrungen im Ehrenamt hat, die sagt: Ich drücke Ihnen
das aufs Auge.
Insofern ist das tatsächlich ein Kompromiss. Den
mögen Sie jetzt nicht erkennen. In dem Moment,
wo ich aber noch den Vorschlag mache, eine Arbeitsgruppe einzuberufen, die über die Besetzung des Beirats mitbestimmen kann - mehr Angebot gab es dann einfach nicht bei dem, was im
Austausch mit Ihnen als Kompromiss herausgekommen ist.
Verlaufsprotokoll vom 26.10.2016
Ich wünsche mir eine Zustimmung zu diesem
Leipziger Kulturrat, weil ich denke, es ist ein gutes Signal. Ich denke, wir sind gut beraten als einer der wenigen Kommunen, die so etwas noch
nicht hat, jetzt endlich Taten folgen zu lassen. Danke schön.
Oberbürgermeister Jung: Ich habe Herrn Morlok.
Stadtrat Morlok (fraktionslos): Herr Oberbürgermeister! Liebe Kolleginnen und Kollegen!
Sehr geehrte Damen und Herren! Der Kollege
Hobusch und ich, wir haben uns während dieser
Debatte das Hirn zermartert und versucht, eine
Antwort auf die Frage zu finden: Wie kann der
Rat ein Kompromiss für den Beirat sein? Wie
kann - ich überspitze das jetzt bewusst - ein Kaffeekränzchen von Gnaden der Kulturdezernentin
ein Kompromiss für einen Beirat gewählt durch
den Stadtrat sein? - Das war uns vollkommen
unklar, weil beide Gremien etwas vollkommen
Unterschiedliches sind und auch vollkommen unterschiedliche Aufgaben hätten.
Ich weiß nicht, warum für Sie, die Antragsteller,
der Rat ein Kompromiss für den Beirat sein
kann. Uns, dem Kollegen Hobusch und mir, kam
dann aber doch während der Debatte und auch
während dem einen oder anderen Freudschen
Versprecher die Erleuchtung. Wir dachten: Na ja,
wenn es ausschließlich um Posten für Personen
geht, weil man irgendjemandem ein Pöstchen
verschaffen möchte, dann kann es einem egal
sein, wer einem das Pöstchen verschafft, ob es
der Beirat, der Stadtrat oder die Dezernentin ist.
Wenn es aber das sein soll, dann brauchen wir
beides nicht. Dann sollten wir den Verwaltungsstandpunkt ablehnen. - Vielen Dank.
Oberbürgermeister Jung: Herr Götze, Frau
Niermann.
Stadtrat Götze (DIE LINKE): Meine Damen und
Herren von der CDU, Sie müssen ja nicht aus Ihrer reichhaltigen Erfahrung mit Lobbyisten, die
Sie ja als Partei auszeichnet, auf andere schließen. Hier geht es nämlich um Dialog und nicht
um Lobbyismus. Wir fürchten uns vor den Kulturschaffenden diesbezüglich nicht.
S e i t e | 33
Stadträtin Niermann (CDU): Herr Morlok, ich
danke Ihnen für Ihr Statement. Ich wollte das so
deutlich nicht sagen.
Ich hatte mich gemeldet, Frau Dr. Jennicke, weil
ich noch einmal etwas fragen wollte. Sie hatten
ja gesagt: Dialog ist gut. Das finden wir auch. Dialog ist prima. Wie stellen Sie denn aber den Dialog mit solchen Akteuren her, die bisher weder
in irgendwelchen Gremien sind noch gefördert
werden noch Mitglied der - wie auch immer man
sie definiert - Freien Szene sind? Können Sie mir
das bitte erklären? Wenn Sie hier keinen Beirat
einrichten wollen - das wollen Sie ja nun nicht;
den hätten wir auch für überflüssig gehalten,
aber da hätte es noch eine gewisse Begründung
gegeben -, wie wollen Sie denn im Kulturrat diese Leute berücksichtigen, die sich schon die Finger wundgeschrieben haben mit Anträgen und
keine Berücksichtigung gefunden haben? Das
würde ich gern von Ihnen wissen.
Oberbürgermeister Jung: Ich denke, Frau
Niermann, Frau Jennicke will sicherlich nicht
kneifen, aber eigentlich gehört das in den Ausschuss.
Bürgermeisterin Dr. Jennicke: Wie werden diejenigen denn jetzt gehört, die keine Förderung
erhalten? Zweite Rückfrage vielleicht: Wer sagt
denn, dass durch die Sprecher der Freien Szene
nur Menschen vertreten werden, die gefördert
werden? Das ist doch kein Gesetz, das stimmt
doch nicht.
Oberbürgermeister Jung: Gut. Der Worte sind
genug gewechselt, ich möchte Hände sehen.
Wer stimmt dem Beschlussvorschlag in der Fassung des Verwaltungsstandpunktes zu? - Die
Gegenstimmen? - Die Enthaltungen?
Abstimmung: 2 Enthaltungen und einige Gegenstimmen. Mit Mehrheit so beschlossen.
14.11 Aufstellung eines Bebauungsplanes
für den Bereich Karl-Heine-Straße,
Birkenstraße, Felsenkellerstraße und
Zschochersche Straße (VI-A-03076)
Einreicher: Fraktion Bündnis 90/Die Grünen
14.11.1 dazu VSP (VI-A-03076-VSP-02)
Einreicher: Dezernat Stadtentwicklung und
Bau
Oberbürgermeister Jung: Frau Niermann.
Herr von der Heide hat Befangenheit angezeigt.
Er wird an der Beratung nicht teilnehmen und
nimmt hinten Platz.
Verlaufsprotokoll vom 26.10.2016
S e i t e | 34
Wer wünscht das Wort? - Herr Elschner.
an der äußeren Hülle des Felsenkellers im April
dieses Jahres erhalten hätten.
Stadtrat Elschner (Bündnis 90/Die Grünen):
Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister Jung!
Sehr geehrte Beigeordnete, Kolleginnen und Kollegen Stadträte! Liebe Gäste! Um die besondere
Attraktivität und Einzigartigkeit des Gebietes zu
sichern, hat im Juli meine Fraktion den Antrag
gestellt, dem Stadtrat für den Bereich KarlHeine-Straße, Birkenstraße, Felsenkellerstraße
und Zschochersche Straße kurzfristig einen Aufstellungsbeschluss für einen Bebauungsplan
vorzulegen. Denn insbesondere vor dem Hintergrund der uns allen bekannten örtlichen Gegebenheiten haben wir Grüne große Bedenken,
dass die Ansiedlung eines Supermarktes auf
dem Felsenkellerareal mit der Einzigartigkeit der
unmittelbaren Umgebung in Einklang gebracht
werden kann.
Meine Damen und Herren, vor dem Hintergrund,
dass Verdichtung in der wachsenden Stadt ein
heißes Eisen ist, möchte ich an die Bauherren,
Unternehmen und Projektentwickler appellieren,
dass sie bei der Planung ihrer Bauvorhaben,
wenn mögliche Konflikte absehbar sein könnten,
die Sorgen und Wünsche der Anwohnerinnen
und Anwohner frühzeitig anhören und mit einbeziehen. Gehen Sie zum Beispiel einfach in die öffentlichen Sitzungen der Stadtbezirksbeiräte und
Ortschaftsräte und stellen Sie Ihre Projekte vor.
Dieser Antrag hat eine große öffentliche Diskussion ausgelöst. Unterschiedliche Standpunkte
und Überlegungen insbesondere zur verträglichen Anzahl von Stellplätzen, zur verkehrlichen
Erschließung über die Karl-Heine-Straße und die
Zschochersche Straße zum Bau des Supermarktes als solchen, ob als Ein- oder Mehrgeschosser, zum Grünkonzept und zu den Baumfällungen wurden ausgetauscht. Auch die Themen
Denkmalschutz vor Ort und STEP Zentren wurden vertiefend erörtert.
Das war eine wichtige und notwendige Diskussion. Ohne unseren Antrag wäre es zu dieser Diskussion in ihrer Tiefe und Breite nicht gekommen; denn das in Rede stehende Gebiet ist planungsrechtlich dem unbeplanten Innenbereich
gemäß § 34 Baugesetzbuch zuzuordnen. Eine
Bürgerbeteiligung ist bei einem solchen Baugenehmigungsverfahren nach § 34 Baugesetzbuch
eben nicht vorgesehen.
Allerdings, Kolleginnen und Kollegen, hätte sowohl die Stadtverwaltung als auch der Eigentümer des Felsenkellers und der Projektentwickler
des Lebensmittelmarktes unseres Erachtens erkennen können und müssen, dass es nicht nur
durchaus Sinn gemacht hätte, sondern auch
notwendig gewesen wäre, die Menschen vor Ort,
die Stadtbezirksbeiräte von Altwest und Südwest, aber auch den Stadtrat frühzeitig über diese Planungen in Kenntnis zu setzen - nicht nur
über eine bloße Pressemitteilung, sondern zum
Beispiel im Rahmen einer frühen Informationsveranstaltung.
Auch hätten die Gremien meines Erachtens erwarten dürfen, dass sie entsprechende Hinweise
oder Informationen bereits bei der Beratung der
OB-Vorlage zur Förderung von Baumaßnahmen
Ich denke, niemand muss davor Angst haben;
denn die Diskussion mit dem Projektentwickler
im Stadtbezirksbeirat Südwest hat gezeigt, dass
es möglich ist, die Argumente konstruktiv und
ohne Aufregung oder Vorhaltungen auszutauschen.
Kolleginnen und Kollegen, es wurde seitens des
Bauherrn wenige Tage vor unserer Antragstellung der Bauantrag eingereicht. Liegen die Voraussetzungen für eine Genehmigung vor, so hat
der Bauherr einen Rechtsanspruch auf Erteilung
der Baugenehmigung. Weil das so ist, müssen
wir der Realität auch in die Augen schauen. Die
Stadtverwaltung begründet in ihrem Verwaltungsstandpunkt ausführlich, weshalb die Baugenehmigungsfähigkeit vorliegt. Deshalb wird die
Baugenehmigung auch im Rahmen der Frist erteilt werden müssen, da Ablehnungsgründe nicht
zu erkennen sind.
Es konnte erreicht werden, dass die Stellplätze
auf ein Mindestmaß reduziert wurden und der
Lebensmittelmarkt ein Gründach erhält. Des
Weiteren werden Bäume wieder angepflanzt.
Gleichwohl denken wir Grüne, dass die vorgeschlagenen Optimierungen der verkehrlichen Erschließung nochmals zwischen Stadtverwaltung
und dem Bauherrn sorgfältig besprochen werden
sollten. Das wäre zum einen insbesondere die
Frage, ob eine Ein- und Ausfahrt über die KarlHeine-Straße für Kfz wirklich notwendig ist.
Wenn ich richtig informiert bin, wird dies seitens
des Bauherrn jedenfalls nicht für erforderlich gehalten. Zweitens sollte der geplante Umbau der
Straßenbahnhaltestelle im Hinblick auf die Zuund Einfahrt über die Zschochersche Straße
ebenfalls nochmals beraten werden.
Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen, wir Grüne hätten uns gewünscht, wenn es nicht zur Ansiedlung des Lebensmittelmarktes kommen würde. Unsere Bedenken bleiben bestehen. Gleichwohl benötigt der Eigentümer des Felsenkellerareals offensichtlich diesen Lebensmittelmarkt,
um seine Bonität zu erhöhen, sodass er die weiteren Baumaßnahmen zur Sanierung des Fel-
Verlaufsprotokoll vom 26.10.2016
senkellers verwirklichen kann. Eine nicht ganz
unkomplizierte Sachlage, denn auch wir Grüne
wollen natürlich, dass sich der Felsenkeller als
Standort für Kultur weiterhin etabliert und eine
Zukunft hat. Deshalb ziehen wir den Antrag heute, wenn auch mit schwerem Herzen, zurück. Vielen Dank.
Oberbürgermeister Jung: Dann schließen wir
jetzt den Tagesordnungspunkt 14. Ich rufe noch
vor der Pause 18.1 und 18.2 auf. Wir haben lange darauf gewartet. Die Kandidaten sind ebenfalls schon länger bei uns.
18
Vorlagen I
18.1
Besetzung der Stelle „Direktor/-in Naturkundemuseum Leipzig“ (VI-DS03307)
Einreicher: Dezernat Allgemeine Verwaltung
Wir begrüßen Herrn Dr. Leder unter uns.
Meine Damen und Herren, wird das Wort gewünscht? - Können wir offen abstimmen? - Ich
sehe, das ist der Fall. Dann bitte ich Sie um Ihr
Handzeichen. Wer stimmt dem Beschlussvorschlag, Herrn Dr. Ronny Maik Leder zu wählen,
zu? - Die Gegenstimmen? - Die Enthaltungen?
S e i t e | 35
Oberbürgermeister Jung: Meine sehr verehrten
Damen und Herren, ich setze jetzt die Ratsversammlung fort. Ich darf Ihnen das Ergebnis der
Wahlen zur Besetzung der Stelle des Amtsleiters
im Liegenschaftsamt bekanntgeben.
65 anwesende Stimmberechtigte. 60 abgegebene Stimmen. Von den 60 abgegebenen Stimmen
entfielen auf Herrn Matthias Kaufmann mit Ja 44,
mit Nein 11 und 5 Enthaltungen. Damit ist Herr
Kaufmann als Amtsleiter des Liegenschaftsamtes bestellt.
Herzlichen Glückwunsch, Herr Kaufmann. Auf
gute Zusammenarbeit.
Meine Damen und Herren, ich darf noch zweitens aufrufen: Auf dem Beschlussdeckblatt ist ein
zweiter Beschluss vermerkt, nämlich die Aufhebung des Ratsbeschlusses vom 16. Juli 2014.
Dafür brauche ich noch einmal Ihre Stimmen.
Wenn ich Sie bitten darf: Wer stimmt dem Beschlussvorschlag zur Aufhebung des Ratsbeschlusses vom 16. Juli 2014 zu, den bitte um
sein Handzeichen? - Die Gegenstimmen? - Die
Enthaltungen?
Abstimmung: Das ist einstimmig.
Herzlichen Dank.
Abstimmung: Ein sensationelles 100-ProzentErgebnis.
Wir setzen die Ratsversammlung mit den Einwohneranfragen fort.
Herr Dr. Leder, kommen Sie zu mir.
9
18.2
9.1
Besetzung der Stelle „Amtsleiter/-in
Liegenschaftsamt“ (VI-DS-03310)
Einreicher: Dezernat Allgemeine Verwaltung
Ebenfalls hat Herr Matthias Kaufmann unter uns
Platz genommen. Schon einmal war er in diesem
Stadtrat zugegen - zu einer ganz ähnlichen Abstimmung.
Meine Damen und Herren, wird das Wort gewünscht? - Können wir offen wählen? - Herr Weber beantragt geheime Wahlen. Dann bitte ich
um die dementsprechenden Vorbereitungen. Sie sind eingeleitet.
Ich schlage Ihnen Folgendes vor, dass nach dem
üblichen Prozedere zur rechten und zur linken
Seite die Fraktionen zur Wahl schreiten, wir dann
in die Pause gehen, um auszählen zu können.
Wir treffen uns um 17.30 Uhr wieder. - Herzlichen Dank.
(Stimmenabgabe)
(Unterbrechung)
Einwohneranfragen
Planungsstand zur Sporthallensituation am Robert-Schumann-Gymnasium
Leipzig Lindenau (VI-EF-03328)
Einreicher: Katja Taubert
Frau Taubert, herzlich willkommen. - Kollege Fabian antwortet.
Bürgermeister Prof. Dr. Fabian: Sehr geehrter
Herr Oberbürgermeister! Sehr geehrte Damen
und Herren Stadträte! Sehr geehrte Frau Taubert! Zu Ihrer Frage: Die Sporthallensituation an
der Robert-Schumann-Schule soll verbessert
werden. Deshalb prüft die Verwaltung die Errichtung einer Zweifeldhalle in unmittelbarer Nähe
zur Schule auf dem Gelände des ehemaligen
Technikzentrums zwischen der Lützner Straße
und der Demmeringstraße.
Nach Fertigstellung dieser Halle kann der gesamte Schulsport des Gymnasiums dort abgesichert werden. Es wird geprüft, wie die Planung
und der Neubau in die mittelfristige Finanzplanung eingeordnet werden können.
Verlaufsprotokoll vom 26.10.2016
S e i t e | 36
Zu den in Ihrer Anfrage genannten Sporthallen
möchte ich Folgendes antworten: Die Schulleitung der Uhlandschule hat bestätigt, dass die
Nutzung der Sportgeräte in vollem Umfang gewährleistet ist. Ausgenommen sind Bälle.
Ich gehe davon aus, dass sich mit der von mir
eben berichteten Nutzung dieser anderen Sporthalle die Situation etwas entspannt. Richtig entspannen wird sie sich erst, wenn der Neubau
dann zur Verfügung steht.
Die Sporthalle an der Radrennbahn wird ausschließlich für Ballspiele genutzt. Daher ist eine
Ausstattung mit Sportgeräten nicht vorgesehen.
Taubert (Einwohnerin): Welche Turnhalle war
das? In der Karl-Heine-Straße? Ich hatte es
akustisch nicht verstanden.
Die Sporthalle der 157. Schule wird nicht von der
Robert-Schumann-Schule genutzt.
Bei der Nutzung verschiedener Sporthallen wird
darauf geachtet, dass sowohl die Wegebeziehungen als auch die Einordnung in den Stundenplan für die Schüler vertretbar sind. Die
Sporthallenvergabe wird nochmals geprüft. Ab
dem kommenden Schuljahr kann die Sporthalle
der Karl-Heine-Schule in der Merseburger Straße mit genutzt werden.
Frau Taubert, ich weiß, die Situation ist an der
Schule nicht zufriedenstellend. Deswegen planen wir auch eine deutliche Verbesserung, die
allerdings nicht von heute auf morgen umgesetzt
werden kann, sondern dann mit einem Neubau
einer Sporthalle.
Oberbürgermeister Jung: Sie haben die Möglichkeit der Nachfrage. - Bitte schön.
Bürgermeister Prof. Dr. Fabian: Ja, richtig. Nein, Entschuldigung, Sporthalle der Karl-HeineSchule in der Merseburger Straße.
Taubert (Einwohnerin): Gut. Vielen, vielen Dank
erst einmal.
Bürgermeister Prof. Dr. Fabian: Gern.
Oberbürgermeister Jung: Danke schön. Bei
mir ist angekommen, dass die anderen Einwohnerinnen und Einwohner nicht angekommen
sind. Das heißt, wir verzichten auf die Beantwortung hier in der Ratsversammlung.
Ich rufe die Petitionen auf.
10
10.1
Taubert (Einwohnerin): Erst einmal vielen Dank,
dass Sie der Frage jetzt so ausführlich nachgekommen sind.
Eine kleine Anmerkung zu der Radrennbahn:
Das ist tatsächlich nicht nur für Ballspiele, das
sind die oberen Klassen, die dahin müssen, die
ab der 9. Klassenstufe. Die Zustände sind also
wirklich grenzwertig. Wenn man sieht, dass sich
alles um die Belegung der Turnhallen dreht, dass
dann nicht einmal ein ordentlicher Unterricht abgedeckt werden kann und sich deswegen der
ganze Stundenplan danach ausrichtet und freitags in der 7. und 8. Stunde MatheDoppelstunden stattfinden, Klassenarbeiten geschrieben werden, nur weil die Sporthallen nicht
genutzt werden können oder nicht richtig genutzt
werden können, ist das fragwürdig.
Was will ich eigentlich jetzt fragen? - Ich will eigentlich fragen: Wen kann man dazu fragen,
wann es weitergeht, oder gibt es einen Zeitraum?
Petitionen
Eishalle für Leipzig (VI-P-02553-DS-02)
Einreicher: Petitionsausschuss
10.1.1 dazu VSP (VI-P-02553-VPS-01)
Einreicher: Dezernat Umwelt, Ordnung,
Sport
Die Sachverhaltsdarstellung und den Beschlussvorschlag entnehmen Sie bitte der Vorlage. Wird
das Wort gewünscht? - Das ist nicht der Fall.
Dann können wir zur Abstimmung kommen. Wer
stimmt dem Beschlussvorschlag des Petitionsausschusses zu? - Die Gegenstimmen? - Enthaltungen?
Abstimmung: Dann ist einstimmig so beschlossen.
TOP 10.2 war vertagt.
10.3
Fehlende Mülleimer am Karl-HeineKanal (VI-P-03090-DS-02)
Einreicher: Petitionsausschuss
10.3.1 dazu VSP (VI-P-03090-VSP-01)
Einreicher: Dezernat Umwelt, Ordnung,
Sport
Bürgermeister Prof. Dr. Fabian: Grundsätzlich
ist es so, dass Sie das Amt für Jugend, Familie
und Bildung auch dazu fragen können.
Wird das Wort gewünscht? - Dann stelle ich den
Beschlussvorschlag zur Abstimmung. Wer
Verlaufsprotokoll vom 26.10.2016
S e i t e | 37
stimmt dem Beschlussvorschlag zu? - Die Gegenstimmen? - Die Enthaltungen?
zu bislang nicht statt. Die Rechtsanwältin hat
bisher nur eine Zwischennachricht abgegeben.
Abstimmung: Dann ist einstimmig so beschlossen.
Zur Frage 2: In unterschiedlichen Zuständigkeiten bestehen folgende Verträge: für das Grundstück Lauerscher Weg, Flurstück 384d der Gemarkung Großzschocher, ein Pachtvertrag vom
23.08.2000; für Flächen an der Saalfelder Straße
42 und der Alten Salzstraße 29 jeweils Mietverträge aus den Jahren 2015 und 2016. Neben
dem Wagenplatz Fockestraße 80, bisher ohne
Nutzungsvertrag, sind keine weiteren Wagenplätze auf stadteigenen Grundstücken bekannt.
Weitere Wagenplätze befinden sich allerdings
auf privaten Grundstücken.
Vielen Dank. - Wir kehren zurück zur Tagesordnung und sind beim TOP 15.
15
Anfragen an den Oberbürgermeister
15.1
Ausschreibung des Bowlingtreffs Umsetzung des Ratsbeschlusses zu
A-00702 (VI-F-03353)
Einreicher: CDU-Fraktion
Zunächst eine Frage der CDU-Fraktion. Kollege
Albrecht ist um Antwort gebeten.
Bürgermeister Albrecht: Herr Oberbürgermeister! Meine sehr verehrten Damen und Herren!
Zur Frage 1: Die Ausschreibung des ehemaligen
Bowlingtreffs ist bisher nicht erfolgt. Das Exposé
zum Objekt wurde im Grundstücksverkehrsausschuss am 19.09.2016 und am 17.10.2016 vorgestellt.
Die anwesenden Mitglieder der Fraktionen haben sich am 17.10.2016 darauf verständigt, dass
das Ausschreibungsverfahren zunächst ruhen
soll, bis die Arbeitsgruppe Wilhelm-LeuschnerPlatz gegründet ist. Diese soll dann im Rahmen
der Diskussion zum Gesamtkonzept diskutiert
werden.
Zur Frage 2: Das Verfahren ruht, insofern kann
im Moment keine wirklich exakte Zeitschiene angegeben werden.
Zur Frage 3: Für den Fall, dass sich kein Interessent für den Abschluss eines Erbbaurechtsvertrags bewirbt, wird das Liegenschaftsamt das
weitere Vorgehen in der neu zu gründenden Arbeitsgruppe Wilhelm-Leuschner-Platz besprechen.
Oberbürgermeister Jung: Danke schön. - Gibt
es Nachfragen? - Das ist nicht der Fall.
15.2
Mietvertragsabschluss mit Wagenkollektiv Fockestraße 80 (VI-F-03382)
Einreicher: Fraktion DIE LINKE
Ebenfalls Kollege Albrecht ist um Antwort gebeten.
Bürgermeister Albrecht: Zur Frage 1: Das Liegenschaftsamt hat einen Vertragsentwurf erarbeitet und am 01.09.2016 an die vertretende
Rechtsanwältin versandt. Gespräche fanden da-
Zur Frage 3: Die Verträge sind den Umständen
des Einzelfalls angepasst und sehen insbesondere angemessene Nutzungsentgelte, die Übernahme der Verkehrssicherung und Pflege der
Flächen vor.
Zu Einzelheiten sei auf Antworten und Verwaltungsstandpunkte der jeweils zuständigen Ämter
auf verschiedene Anfragen verwiesen. Das war
die 01456, das war die 1809, das war die 01816
und die 02275 zur Alten Salzstraße 29.
Oberbürgermeister Jung: Danke schön. - Gibt
es hierzu Nachfragen? - Das ist nicht der Fall.
15.3
Flexiblere Öffnungszeiten in Kindertagesstätten/Bundesprogramm Kitaplus
(VI-F-03374)
Einreicher: SPD-Fraktion
Kollege Fabian ist um Antwort gebeten.
Bürgermeister Prof. Dr. Fabian: Sehr geehrter
Herr Oberbürgermeister! Sehr geehrte Damen
und Herren Stadträte! Zu Frage 1: Die Öffnungszeiten werden vom jeweiligen Träger der Kindertageseinrichtung in Abstimmung mit dem Elternbeirat der Gemeinde und dem örtlichen Träger
der öffentlichen Jugendhilfe festgelegt. Ein steigender Bedarf nach Öffnungszeiten für Randzeiten wird derzeit nicht gesehen.
Zu Frage 2: In den Jahren 2006 und 2013 wurden durch das Amt für Jugend, Familie und Bildung Nachfragen zur Inanspruchnahme verlängerter Öffnungszeiten vorgenommen. Im Ergebnis wurde jeweils festgestellt, dass das Interesse
und die tatsächliche Inanspruchnahme des Angebots gering ausfielen.
Zu Frage 3: Der Wechsel in eine Kita mit verlängerten Öffnungszeiten ist bei entsprechend freien
Kapazitäten und bei einer entsprechenden Vereinbarung zwischen den Sorgeberechtigten und
Verlaufsprotokoll vom 26.10.2016
der Kita möglich. Eine konkrete Zuweisung eines
Kindes mit Bedarf für verlängerte Öffnungszeiten
durch das Amt für Jugend, Familie und Bildung
ist hingegen nicht möglich, da sich die Einrichtungen mit verlängerten Öffnungszeiten in freier
Trägerschaft bzw. bei privaten Trägern befinden
und die Stadt kein Zuweisungsrecht besitzt.
Zu Frage 4: Dazu müsste die Antwort Ihnen
schriftlich in tabellarischer Form vorliegen.
Zu Frage 5: Zwei der vier privaten Leipziger Träger bieten erweiterte Öffnungszeiten an. Der
Träger der Kita Leipziger Löwenkids in der
Schwägrichenstraße 9 teilte auf eine entsprechende Anfrage hin mit, dass die Kita von 7 Uhr
bis 19 Uhr geöffnet ist. Derzeit würde aber maximal eine Betreuungszeit bis 18.30 Uhr von Eltern in Anspruch genommen werden.
Der Träger der Kita Kinderhaus Sonnenmond in
der Ziolkowskistraße 25a erklärte, dass diese
von 6 Uhr bis 18 Uhr geöffnet ist und dass eine
Betreuung von Kindern am Samstag und Sonntag dort möglich ist. Dieses Angebot wurde jedoch im Jahr 2016 bisher nicht in Anspruch genommen. Konkrete Belegungszahlen während
der erweiterten Öffnungszeiten haben die beiden
Träger nicht mitgeteilt.
Oberbürgermeister Jung: Danke schön, Herr
Fabian. - Gibt es hierzu Nachfragen? - Dann
können Sie sofort zum nächsten Tagesordnungspunkt schreiten.
15.4
Bau der Kita und Schule auf dem Gelände der Alten Messe (VI-F-03298)
Einreicher: Fraktion Bündnis 90/Die Grünen
Bürgermeister Prof. Dr. Fabian: Sehr geehrter
Herr Oberbürgermeister! Sehr geehrte Damen
und Herren Stadträte! Zu Frage 1: Es ist zwischen der baurechtlichen Prüfung und der Prüfung zur Erteilung einer Betriebserlaubnis als
Kindertagesstätte durch das Landesjugendamt
zu unterscheiden. Die bauplanungsrechtliche Zulässigkeit des Neubaus einer Kindertagesstätte
auf dem Gelände an der Alten Messe wurde bereits mit dem Vorbescheid vom 29.04.2015 bestätigt.
Bezüglich der Lärmschutzproblematik wurde am
16. Oktober 2016, also kürzlich, ein Schallschutzgutachten erstellt. Hierin wurde festgestellt, dass die Lärmbelastung auf der Freifläche
der Kindertagesstätte bzw. vor den Fenstern zu
den Räumen der Kindertagesstätte mit den Vorgaben der Empfehlungen des Sächsischen
Staatsministeriums für Soziales zu den räumli-
S e i t e | 38
chen Anforderungen an Kindertagesstätten vereinbar ist.
Im Gutachten wurden zudem Empfehlungen zur
Raumaufteilung und zum Einbau von Schallschutzfenstern ausgesprochen. Diese Empfehlungen sind alle umsetzbar, sodass es keine
übermäßigen Geräuschimmissionen geben wird,
die der Erteilung einer Betriebserlaubnis für die
Kita durch das Landesjugendamt entgegenstünden.
Zu Frage 2: Die Lärmschutzproblematik kam erst
in diesem Jahr auf.
Zu Frage 3: Mit den Bauarbeiten für den Erweiterungsbau wurde am 19.09.2016 begonnen.
Zu Frage 4: Für den Erweiterungsbau wurde mit
den Schulleitungen und der Hortleitung vereinbart, dass in der Mittagszeit von 12.30 Uhr bis 14
Uhr - das ist die Ruhezeit der Förderschule lärmintensive Arbeiten unterbleiben. Die Firmen
werden bereits in der Ausschreibung darauf hingewiesen, dass die Arbeitszeiten für lärmintensive Arbeiten entsprechend verlagert werden.
Der direkte Anschluss an das Bestandsgebäude
soll in den Ferien stattfinden, da hier Säge- und
Bohrarbeiten ausgeführt werden müssen.
Zu Frage 5: Im laufenden Schuljahr 2016/17 ist
die Zahl der Klassen gegenüber dem Vorjahr
gleich geblieben. Es haben zwei 4. Klassen die
Schule verlassen. Die drei 2. Klassen wurden
wegen des Abgangs von Schülern zu zwei 3.
Klassen zusammengelegt. Drei 1. Klassen wurden neu aufgenommen.
Damit hat sich an der Belegung der Schule in
diesem Schuljahr nichts geändert. Für das
Schuljahr 2017/18 soll allerdings die Anzahl an
Doppelnutzungen von Räumen erhöht werden.
Zu Frage 6: Der Grundsatz und Planungsbeschluss wurde durch das Amt für Jugend, Familie
und Bildung in den Stadtbezirksbeirat LeipzigMitte am 04.02.2016 eingebracht und erläutert.
Aufgrund eines Missverständnisses kam es zu
keiner Terminabstimmung für die Sitzung des
Stadtbezirksbeirats Leipzig-Mitte im September.
Deshalb erfolgte die Berichterstattung zum Bauprojekt Curiestraße durch einen Vertreter des
Amtes für Jugend, Familie und Bildung erst in
der Sitzung des Stadtbezirksbeirats am 18. Oktober 2016.
Nach Erarbeitung des Baubeschlusses zum Projekt Curiestraße soll dieser ebenfalls im Stadtbezirksbeirat zur Abstimmung gebracht werden. Die
Vorlage zum Baubeschluss dient dabei gerade
auch zur Erläuterung der Bedingungen und Einzelheiten des Bauvorhabens.
Verlaufsprotokoll vom 26.10.2016
Oberbürgermeister Jung: Danke schön, Herr
Fabian. - Frau Krefft.
Stadträtin Krefft (Bündnis 90/Die Grünen): Zu
der einen Frage habe ich eine Nachfrage. Sie
antworteten, dass der Lärm, der hier festgestellt
wurde, erst seit diesem Jahr festgestellt wird.
Können Sie das ausführen? Verkehrslärm gibt es
auf der Alten Messe beständig. Es ist dieses
Jahr nichts neu eröffnet worden. Insofern wäre
das jetzt einfach interessant.
Was die letzte Frage zu den Stadtbezirksbeiräten
angeht: Der Stadtbezirksbeirat Südost hatte sich
gewünscht, dass das Amt kommt. Das Amt ist
trotz mehrfacher Bitten der Vorsitzenden zunächst nicht gekommen. Nachdem wir die Anfrage gestellt haben, hat das inzwischen stattgefunden. Wir meinen tatsächlich Südost, denn die
Förderschule Thonberg ist aktuell in Südost. Sie
wird später nach Mitte ziehen. Es ist also richtig,
dass auch Mitte sich damit befasst. Wir meinten
aber jetzt Südost.
Ich möchte an der Stelle noch einmal unterstreichen, dass wir es grundsätzlich nicht gut finden,
wenn Einladungen in Stadtbezirksbeiräte nicht
gefolgt wird oder nur mit einer sehr großen Verzögerung. In der Zeit können dann die Fragen
nicht bearbeitet werden. Ich fände es einfach einer Wertschätzung der Stadtbezirksbeiräte angemessen, wenn man solchen Einladungen auch
Folge leistet und nicht mit Vorspiegelung merkwürdiger Ausflüchte wie: Wir wussten nicht,
wann die Sitzung ist - das steht im ALLRIS -,
dem nicht Genüge getan wird. Die Stadtbezirksbeiräte machen eine sehr wichtige und wesentliche Arbeit und sollten auch berücksichtigt werden, wenn sie Fragen haben.
Oberbürgermeister Jung: Herr Fabian.
Bürgermeister Prof. Dr. Fabian: Zu der zweiten
Frage. Ich will einmal versuchen, diplomatisch zu
antworten. Ich habe gesagt, dass es da Missverständnisse gab. Nach meiner Kenntnis gab es
einen Anruf, keine schriftliche Einladung - wie
auch immer. Ich gehe dem noch einmal nach.
Mir wurde es anders berichtet, deswegen habe
ich etwas kryptisch von Missverständnissen gesprochen. Ich sehe da jetzt erst einmal nicht das
Verschulden. Es ist wohl klar gewesen, dass es
um einen Einladungswunsch ging, aber da gab
es irgendwie zwei Tage vorher noch einmal ein
Telefonat.
Normalerweise ist es in der Verwaltung so: Wir
bekommen vom BFR eine Einladung, die wird
S e i t e | 39
dann verteilt usw. Das ist offenbar hier in der
Form nicht geschehen. Ich nehme aber gern
Asche auf mein Haupt, weil ich für die gesamte
Verwaltung hier spreche; auch mein Amt macht
ab und zu Fehler.
Zum Thema Lärmschutz muss ich auch etwas
kryptisch antworten. Es sind immer verschiedene
Behörden, Ämter an solchen Verfahren beteiligt.
Gerade das Thema Lärmschutz wird immer sehr
kontrovers diskutiert. Da gibt es einmal die
Lärmkartierung, die wir aus dem Dezernat 3 bekommen. Es gibt die Einschätzung des Gesundheitsamtes. Es gibt dann andere Einschätzungen
- auch meinerseits. Deswegen haben wir ein
entsprechendes Gutachten in Auftrag gegeben.
Es wurden dann über einen längeren Zeitraum
auch verschiedene Messungen gemacht. Am
Ende ist es so: Wir sind jetzt sicher, dass es dort
geht, was ich persönlich schon von Anfang an
vermutet hatte. Wir haben es jetzt alles aktenkundig, wir haben ein Sachverständigengutachten. Solche Prozesse dauern dann eben etwas
länger.
Oberbürgermeister Jung: Frau Hollick.
Stadträtin Hollick (DIE LINKE): Herr Oberbürgermeister! Herr Bürgermeister, liegt definitiv die
Genehmigung vor, Kita und Förderschule in einem Gebäude zu bauen? Erste Frage.
Zweite Frage: Gibt es fördermitteltechnisch irgendwelche Probleme? Wenn ja, welche?
Dritte Frage: Wann ist der voraussichtliche
Baustart? Dann können wir uns das Bauende ja
auch ausrechnen.
Bürgermeister Prof. Dr. Fabian: Die Baugenehmigung gibt es für beides.
(Zuruf von Stadträtin Hollick (DIE LINKE)
- Ja. Sie sehen, meine Kollegin Dubrau nickt
auch. Ich bzw. wir haben sie nämlich von da bekommen.
Zu Ihrer Frage 2: Ich kenne jetzt keine Probleme,
die es da geben soll. Ich kann das gern noch
einmal nachprüfen und im Fachausschuss berichten, aber mir sind keine bekannt.
Ich gehe davon aus, dass mit dem Bau im II.
Quartal nächstes Jahr begonnen wird.
Oberbürgermeister Jung: Vielen Dank, Herr
Fabian.
Verlaufsprotokoll vom 26.10.2016
15.5
Kita Haydnstraße (VI-F-03284)
Einreicher: SPD-Fraktion
Ich bitte Kollegin Dubrau um Antwort.
Bürgermeisterin Dubrau: Herr Oberbürgermeister! Meine Damen und Herren! Zu Frage 1:
Zum jetzigen Zeitpunkt ist eine abschließende
Vereinbarung zum Grundstückstausch für das
Grundstück Haydnstraße zwischen der Stadt
Leipzig und der LWB noch nicht geschlossen.
Zur Schaffung der Voraussetzung der LWB, in
der Haydnstraße ein zusammenhängendes
Grundstück für einen Kindergarten anbieten zu
können, war die Stadt zunächst einmal gezwungen, mit dem Grundstücksnachbarn einen
Tauschvertrag zu schließen.
Mit
Urkundennummer
1787/2015
vom
04.08.2015 wurde das städtische Grundstück
844h und 844l gegen die privaten Grundstücke jetzt kommen ganz viele Nummern, es ist vielleicht nicht notwendig, die alle zu nennen - der
Gemarkung Leipzig mit Wertausgleich getauscht.
Der Grundstückstausch wurde mit Eigentumsumschreibung am 15.01.2016 rechtswirksam.
Jetzt - es sind wiederum ganz viele Grundstücksnummern - sollen sie durch einen Tauschvertrag in das Eigentum der LWB übergehen. Eine Verständigung über das in Plagwitz gelegene
Tauschgrundstück ist im April 2016 zwischen
LWB und dem Dezernat Wirtschaft erfolgt.
Zu Frage 2: Die als Grundlage für die Abstimmung des Tauschgeschäfts erforderlichen
Grundstücksbewertungen - die brauchen wir natürlich auch hier - laufen derzeitig. Dazu liegt seit
Juli dieses Jahres ein Wertgutachten vor, das
vom Amt für Geoinformation und Bodenordnung
erstellt worden ist.
An dieser Stelle möchte ich kurz einflechten,
dass Sie wissen, wie die Bodenpreise sich
enorm erhöht haben. Gerade in diesem Bereich
wurden inzwischen Grundstücke zu wahnwitzigen Preisen verkauft. Das bringt natürlich für den
Gesamtbereich eine Erhöhung der Grundstückskosten.
Die Diskussionen um die entsprechenden Preise
werden derzeit geführt. Sobald die Modalitäten
für das Tauschgeschäft zwischen LWB und dem
Dezernat Wirtschaft und Arbeit abgestimmt sind,
bedarf es zur Umsetzung des Tauschgeschäftes
vonseiten der LWB natürlich entsprechend der im
Gesellschaftervertrag verankerten Wertgrenzen
der Zustimmung des Aufsichtsrates. Sie sehen
also, es ist noch ein Weg, der vor uns liegt.
S e i t e | 40
Zu Frage 3: Zunächst war geplant, die Kita
Haydnstraße in kommunaler Trägerschaft zu betreiben. Zwischenzeitlich wurde jedoch ein Ersatzobjekt für einen freien Träger benötigt, da
das von ihm benutzte Objekt saniert werden
musste. Aufgrund der Verzögerung der Fertigstellung einer Kita in der Haydnstraße wurde
jetzt ein anderes Objekt gesucht und gefunden.
Insofern kann die Kita Haydnstraße nach Fertigstellung dann wieder in kommunaler Trägerschaft betrieben werden.
Zu Frage 4: Für den Fall, dass der Grundstückstausch zustande kommt, ist vorgesehen, dass
die LWB selbst ein Wohngebäude mit integrierter
Kita errichten wird. Wir wissen, dass inzwischen
das Thema mehrerer Nutzungen übereinander
auf der Tagesordnung steht. Wir hatten das eben
mit Kita und Schule. Hier geht es jetzt erstmalig
darum, Kita mit Wohnen wieder zu verbinden.
Auch für dieses Vorhaben bestehen vonseiten
der LWB natürlich genehmigungsrechtliche Zustimmungserfordernisse. Mit der Fertigstellung
des Wohngebäudes mit integrierter Kita ist insofern nach Auskunft der LWB frühestens 2020 zu
rechnen. - Danke.
Oberbürgermeister Jung: Gibt es Nachfragen?
- Danke schön, Frau Dubrau.
15.6 wird schriftlich beantwortet.
15.7
Auslobung Kulturerbejahr 2018 durch
die Europäische Kommission - Wird
sich die Stadt Leipzig daran beteiligen? (VI-F-03299)
Einreicher: Fraktion Bündnis 90/Die Grünen
Kollegin Jennicke.
Bürgermeisterin Dr. Jennicke: Die Frage war
hier nach der Auslobung des Kulturerbejahrs
durch die Europäische Kommission und wie die
Stadt Leipzig sich daran beteiligt.
Zu Frage 1: Die Stadt Leipzig wurde vom Sächsischen Staatsministerium für Wissenschaft und
Kunst auf das Europäische Kulturerbejahr 2018
hingewiesen und hat um eine Abfrage Leipziger
Kulturakteure gebeten, um Ideen für das Kulturerbejahr zusammenzustellen. Leider wurde da
nur eine sehr kurze Meldefrist benannt. Wir haben die Anfrage am 23.08.2016 erhalten. Die
Antwort sollte am 31.08.2016 beim SMWK vorliegen.
Das Dezernat Kultur hatte dann um eine Fristverlängerung bis zum 15.09.2016 gebeten. Die
Verlaufsprotokoll vom 26.10.2016
Rückmeldungen waren vor allem aufgrund der
Sommerpause und der nun wirklich sehr kurzen
Meldefrist denkbar knapp. Das Ergebnis der Abfrage wurde nach Dresden übermittelt.
Die Themenschwerpunkte sind von der Europäischen Kommission vorgegeben und können
nicht von der Stadt Leipzig selbstständig bestimmt werden. Die Themen waren Leitthema 1 Europa: Austausch und Bewegung, Leitthema 2 Europa: Grenz- und Begegnungsräume, Leitthema 3 - Die Europäische Stadt, Leitthema 4 Europa: Erinnern und Aufbruch, Leitthema 5 Europas Erbe gelebt.
Aus der Perspektive des Dezernats Kultur ist die
aktuelle Bewerbung Leipzigs Musikerbe-Stätten
um das Europäische Kulturerbe-Siegel von Relevanz. Auf ihrer Sitzung am 6. Oktober 2016 hat
die KMK, Kultusministerkonferenz, verkündet,
dass die Leipziger Bewerbung gegenüber der
Europäischen Kommission für das Siegel nominiert wird.
An dieser Stelle allen Akteuren zu diesem Erfolg
nochmals herzlichen Glückwunsch.
Im Jahr 2017 ist voraussichtlich mit einer Entscheidung der Europäischen Kommission zu
rechnen. Im Kulturerbejahr 2018 böte es sich unter dem Stichwort Europas Erbe gelebt an, das
Thema Musikerbe aus verschiedenen Perspektiven zu beleuchten - wie beschrieben, möglicherweise mit dem Erhalt des Europäischen Kulturerbe-Siegels, aber natürlich auch mit den
städtischen Jubiläum 275 Jahre Großes Concert
und Gründung des Leipziger Gewandhausorchesters sowie 325 Jahre Oper. Dies wurde dem
SMWK im September 2016 übermittelt.
Zu Frage 2: Dazu gibt es noch keine konkreten
Überlegungen. Unter anderem ist noch nicht klar,
ob mit dem Kulturerbejahr 2018 vonseiten der
EU auch spezielle Förderprogramme, was immer
der Casus knacksus ist, verbunden sein werden.
Dritte Frage und Antwort, wie das Kulturerbejahr
generell strukturiert sein wird, wird nicht auf städtischer Ebene entschieden. Die Europäische
Kommission sieht als Ausgangspunkt das bauliche und archäologische Erbe, an das aber weitere immaterielle Formen anknüpfen können.
Von Leipziger Seite könnte gegebenenfalls die
lebendige Musikkultur mit ihren materiellen Musikerbe-Stätten und immateriellen Aspekten Aufführungspraxis, Vermittlung, internationale
Musiksprache - thematisiert werden.
Oberbürgermeister Jung: Danke schön. Nachfragen habe ich jetzt keine gesehen.
15.8
S e i t e | 41
Mangelhafte Umsetzung des Energieund Klimaschutzprogrammes 20142020 der Stadt Leipzig (VI-F-03300)
Einreicher: Fraktion Bündnis 90/Die Grünen
Ich bitte den Kollegen Rosenthal.
Bürgermeister Rosenthal: Herr Oberbürgermeister! Sehr geehrte Damen und Herren Stadträte! Vielleicht noch zur Einordnung der Anfrage:
Die Beantwortung bezieht sich auf den Umsetzungsbericht 2014 zum Energie- und Klimaschutzprogramm. Insofern ist auch die Fragestellung nur Ausfluss des Umsetzungsstandes für
das Jahr 2014, was aus unserer Sicht in der heutigen Stadtratssitzung insofern nicht mehr relevant ist, da natürlich seit 2014 fast zwei Jahre
vergangen sind.
Derzeit arbeitet das Umweltamt am Bericht 2015,
den wir auch zeitnah noch veröffentlichen wollen.
Insofern, glaube ich, ist es für die Aktualität der
heutigen Anfrage realistisch und auch notwendig,
auf die Umsetzung der insbesondere benannten
Maßnahmen in den Fragestellungen einzugehen.
Das versuche ich so kurz wie möglich zu halten.
Zur ersten Frage, der Nutzerinformation: Im
Rahmen der Umsetzung der Maßnahme 6.9
Übergreifendes Kommunikationskonzept werden
Schulen und Kitas ab dem Jahr 2019, da das
den Schwerpunkt für das Jahr 2019 darstellt, in
den Fokus genommen, mit dem Ziel, unter anderem die Maßnahme 2.3 verstärkt zu bewerben.
Zur zweiten Frage, die Nutzerinformation zum
Passivhausstandard, die Anpassung des Nutzerhandbuchs sowie die regelmäßige Hausmeisterschulung: Hier muss auch im Ergebnis der Auswertungen, der Zuarbeiten, der Fachämter eingeschätzt werden, dass die finanzielle und strukturelle Verankerung im Amt für Gebäudemanagement für eine hundertprozentige Erfüllung
zu planen ist und insofern dort eine stetige Aufgabe darstellt.
Zur Frage 3: Hier eine Konkretisierung, dass es
sich um das Fachkonzept „Freiraum und Umwelt“ handelt. Im Rahmen der INSEKFortschreibung wird das Fachkonzept derzeit
überarbeitet und fortgeschrieben. Ein erster Entwurf wird noch in diesem Jahr vorgelegt und soll
mit der Beschlussfassung zum INSEK und damit
verbunden der Vorlage aller Fachkonzepte im
Jahre 2017 zum Beschluss gebracht werden.
Zur Frage Einführung eines Klimachecks: Hier ist
festzustellen, dass es seit 2015 eine feste Arbeitsgruppe mit dem Stadtplanungsamt, zuständigen Planern und dem Umweltamt gibt. Es er-
Verlaufsprotokoll vom 26.10.2016
scheint die Einführung eines Klimachecks allerdings aus der jetzigen Perspektive heraus nur
sinnvoll, wenn es sich um große Bauvorhaben
handelt, zum Beispiel analog dem BPlanverfahren BMW-Werk.
Zur energetischen und stadtklimatischen Kriterienerfüllung: Hier ist festzustellen, dass es seit
dem Jahr 2014 bei keinem Wettbewerb energetische oder stadtklimatische Kriterien gab, die integriert wurden. Auch aktuell nicht.
Festlegung von Energieeffizienzmaßnahmen: Im
Rahmen der INSEK-Fortschreibung wird im
Fachkonzept Energie- und Klimaschutz eine
Aufarbeitung noch in diesem Jahr erstellt.
Hinweisen möchte ich auf die Verankerung von
entsprechenden Standards in Verträgen des Liegenschaftsamtes. Das ist neu. Das ist vereinbart.
Zur Solaroptimierung kommunaler Gebäude: Seit
dem Jahr 2015 wird bei jedem Neubau oder Sanierung im Rahmen des Baubeschlusses das solare Potenzial systematisch bewertet. Ein Beispiel dafür ist die Kita An der Lehde, wo eine
Photovoltaik-Anlage errichtet wurde.
Zur Ausbaustrategie: Mit Verabschiedung des
Fachkonzepts Energie- und Klimaschutz und der
Neuausrichtung der Leipziger Stadtwerke sind
seit dem Jahr 2016 die ersten beiden Projekte in
Gohlis und Leutzsch in Umsetzung.
Zur energetischen Nutzung von Bioabfällen: Hier
gibt es seit Jahren eine intensive Diskussion. Die
Beteiligten im Zweckverband Abfallwirtschaft
Westsachsen kennen das auch. Wir befinden
uns derzeit insbesondere mit der LVV in Abstimmung, inwieweit man hier tatsächlich auf eine
kommunale, sprich gemeinsame, Gesellschaft
den Fokus lenken kann. Dabei muss man darauf
achten, dass die derzeitige Abgabe der Biostoffe
vertraglich über Ausschreibungsverfahren geregelt ist und die Verträge eine Vertragslaufzeit von
zwei bis vier Jahren haben, sodass wir wirklich
über eine mittelfristige Perspektive sprechen.
Was das Fahrradparkkonzept betrifft, darf ich darauf verweisen, dass es diverse geplante Neubauprojekte am Hauptbahnhof bzw. im Umfeld
des Stadions gibt. Insoweit gibt es, glaube ich,
ganz konkrete Beispiele, wie zumindest praktisch
in der Fläche entsprechend vor allem auch Fahrradparkgaragen etabliert werden sollen.
Beim Mobilitätsmanager ist festzustellen, dass
es bisher dafür keine Stellensicherstellung gibt.
Bei der Beeinflussung des Verbraucherverhaltens verweise ich nochmals auf das laufende
Kommunikationskonzept zum Programm. Die
Nutzer werden ab dem Jahr 2017 intensiv über
S e i t e | 42
das nun auch durchfinanzierte Kommunikationskonzept angesprochen - mit dem Ziel, positiv
einzuwirken.
Zu Frage 4: Hier kann ich die Einschätzung der
Fraktion nicht teilen - dahin gehend, dass der Anteil der erneuerbaren Energien an kommunalen
Gebäuden in den letzten Jahren kontinuierlich
gestiegen ist.
Das kann man insofern tatsächlich auch an Prozentzahlen festmachen: Aktuell werden 75 Prozent des kommunalen Stromverbrauchs und 3
Prozent beim Gasverbrauch mit erneuerbaren
Energien gedeckt. Es gab lediglich eine Reduzierung bei der Energiebereitstellung im Zuge der
Solarthermie durch Kollektorenrückbau.
Im gleichen Zeitraum konnte durch den Einsatz
von Holzpellets der Verbrauch von 0 auf 0,83 Gigawattstunden erneuerbare Wärme umgestellt
werden. Mit dem Ausführungsbeschluss zum
Erdgaseinkauf mit Biogasanteil für die Abnahmestellen der Stadt Leipzig wird der Biogasanteil
auf 6 Prozent über eine Laufzeit von zwei Jahren
erhöht.
Bei der Thematik Mobilität verweise ich auf die
Umsetzung des STEP Verkehr und öffentlicher
Raum. Hier müssen wir einfach, glaube ich, gemeinsam alle dafür Sorge tragen, dass das, was
wir uns dort vorgenommen haben, tatsächlich
auch in der Realität Wirkung zeigt.
Hinsichtlich der Energie vielleicht so viel, was die
Braunkohlenutzung betrifft: Der steigende Anteil
der Braunkohle an der Leipziger Energieversorgung ist durch die Kommune - so unsere Einschätzung -, aber auch durch die Leipziger
Stadtwerke kurz- und mittelfristig nicht reduzierbar. Insbesondere die Marktnachfrage, also der
Verbraucher, ist auch Teil des Problems. Dazu
kommen unterschiedliche rechtliche Instrumente
des Energie- und CO2-Marktes.
Was die Wärme betrifft - hier ganz konkret das
Kraftwerk Lippendorf angesprochen -, muss man
feststellen, dass durch Preisverfall der Emissionszertifikate, des EU-Emissionshandels und
durch die zunehmende Zwangsabschaltung des
effizienten Gas- und Dampfturbinenkraftwerks
der Leipziger Stadtwerke zum Zwecke der Netzstabilität der Energieanteil des Kraftwerks Lippendorf steigt.
Nun muss man das wiederum differenziert betrachten. So wird in Lippendorf die Wärmeenergie mit einem sehr geringen Emissionsfaktor von
168 Tonnen pro Gigawattstunde durch KWK erzeugt. Reine Braunkohlekraftwerke ohne KWK
haben einen Emissionsfaktor von durchschnittlich 431 Tonnen pro Gigawattstunde. Das heißt
Verlaufsprotokoll vom 26.10.2016
aus unserer Sicht, dass sich Lippendorf als
Braunkohlekraftwerk erst einmal bei der Wärmeerzeugung nicht ganz schlecht darstellt.
Die im Jahr 2012 gelieferten 938 Gigawattstunden sind nur zum Teil durch das bestehende
Gas- und Dampfturbinenkraftwerk der Stadtwerke zu kompensieren. Dazu bräuchte es insbesondere dezentrale Lösungen - Stichwort: grüne
oder erneuerbare Fernwärme. Dazu stellt sich
die LVV gerade auch in der Stadt Leipzig auf.
Fazit: Da in den Jahren 2015/2016 zahlreiche
Maßnahmen des Programms umgesetzt werden
konnten, ist es unser Ziel - auch erklärtes Ziel
hier und heute -, eine Goldauditierung als wichtigen Meilenstein im Jahr 2017 zu erreichen. Die
EEA-Zertifizierungsregeln und damit die derzeit
aus unserer Sicht prognostizierten Umsetzungsstände geben es her, dass wir in allen Bereichen
eine Steigerung von 5 bis 11 Prozent festzustellen haben. Aus Sicht der Umweltverwaltung ist
es realistisch, tatsächlich in dieses Auditierungsverfahren einzutreten, um hier erfolgreich auch
den Gold-Award entsprechend erreichen zu können. Näheres dann über den Umsetzungsbericht
2015.
S e i t e | 43
Wie ist das mit den Festlegungen bei den Energieeffizienzmaßnahmen in städtebaulichen Verträgen?
Bürgermeister Rosenthal: Ich weise relativ
häufig darauf hin, dass das Umweltdezernat
auch darauf angewiesen ist, dass unsere Gesamtverwaltung diese Aufgabe wahrnimmt. Ich
bin jetzt nicht geneigt, den Kollegen hier den
Schwarzen Peter zuzuschieben, das mache ich
nicht. Insofern würde ich Ihre Fragen heute nicht
in der Tiefe beantworten, sondern würde vorschlagen, dass wir uns diese ganz konkreten
Punkte noch einmal im Umweltausschuss vornehmen. Dann können wir auch darüber diskutieren, wo möglicherweise die Säge klemmt. Hier
gibt es einfach auch verschiedene Fachamtszuständigkeiten. - Okay? - Gut.
Oberbürgermeister Jung: Herr Rosenthal, danke schön.
15.9
Umsetzung
Zebrastreifenprogramm
2015/2016 (VI-F-03301)
Einreicher: Fraktion Bündnis 90/Die Grünen
Oberbürgermeister Jung: Frau Krefft.
Kollegin Dubrau.
Stadträtin Krefft (Bündnis 90/Die Grünen): Gut,
über Lippendorf und Fernwärme und Weiteres
diskutieren wir jetzt nicht. Das würde zu weit führen. Das müssen wir jetzt auch nicht in der Tiefe
machen.
Bürgermeisterin Dubrau: Sehr geehrter Oberbürgermeister! Meine Damen und Herren! Kommen wir zur Umsetzung des Zebrastreifenprogramms 2015/2016.
Die Maßnahmen, die hier vorgeschlagen werden, sind Maßnahmen, die die Stadt vorgeschlagen hat, letztlich sozusagen in Ihrem Bereich.
Können Sie mir noch einmal erklären, wie das
mit diesen Energieeffizienzmaßnahmen in den
städtebaulichen Verträgen ist? Wer müsste die
denn festlegen, damit es erfüllt ist? Es klang jetzt
gerade so, dass es jetzt eben noch nicht festgelegt ist, Sie könnten da aber auch nichts tun. Ich
hätte jetzt gedacht, das wäre sozusagen mit in
Ihrem Verantwortungsbereich. Das wäre jetzt
meine Aufklärungsbitte.
Das Gleiche betrifft auch den Mobilitätsmanager.
Was ist hier das Problem? - Ich weiß, dass Stellenaufwuchs erst einmal kritisch gesehen wird
und geschaut wird, wie man das effizient und
verwaltungssinnvoll gestalten kann. Wenn aber
die Stadt selbst diese Maßnahme vorgeschlagen
hat, dann wird sie sich ja etwas dabei gedacht
haben, wie wichtig das ist. Also, wann ist mit diesem Mobilitätsmanager zu rechnen?
Zu Frage 1: Es wurden 2015/2016 straßenverkehrsrechtlich in der Bismarckstraße und in der
Martinstraße Fußgängerüberwege angeordnet.
Im Fachjargon heißen diese FGÜ. Insofern, da
man hier ja oft mit Abkürzungen arbeitet, würde
ich diesen Begriff jetzt auch benutzen, das geht
etwas schneller.
Der FGÜ in der Martinstraße befindet sich derzeit noch in der Planung und soll 2017 realisiert
werden. Da es sich bei beiden um Schulwege
handelt, werden diese aus dem PSP-Element
Schulwegsicherung finanziert.
Zu Frage 2: Aus dem sogenannten Zebrastreifenprogramm wurden insofern 2015 und 2016
keine FGÜ finanziert, da die Mittel aus dem anderen PSP-Element gekommen sind.
Zu Frage 3: Außer im Rahmen der regelmäßigen
Anordnung von FGÜ im Zusammenhang mit
Kreisverkehren sind aktuell keine weiteren als
Einzelstandort angeordnet und bisher auch für
2017 nicht geplant. Das hängt jedoch nicht nur
mit dem fehlenden Bedarf von besonders gesi-
Verlaufsprotokoll vom 26.10.2016
cherten Querungsmöglichkeiten zusammen,
sondern auch mit den Einsatzkriterien und den
engen Einsatzgrenzen entsprechend der Richtlinie für die Anordnung von Fußgängerüberwegen.
Diese heißt R-FGÜ 2001.
Zudem sind in Leipzig die Straßen im Nebennetz
bereits vollständig in Tempo-30-Zonen ausgewiesen. Dort sind Fußgängerüberwege im Regelfall entbehrlich. Auf dem Hauptstraßennetz sind
dagegen zumeist bauliche Lösungen zur Verbesserung der Querungsbedingungen der Fußgänger notwendige Mittel der Wahl, da hier die
örtlichen bzw. verkehrlichen Voraussetzungen für
Fußgängerüberwege oft nicht gegeben sind. So
sind zum Beispiel die zulässigen Verkehrsstärken des Kfz-Verkehrs überschritten, es sind
mehr als zwei Fahrspuren pro Richtung oder
Straßenbahngleise ohne eigenen Baukörper zu
überqueren, oder es sind bereits Lichtsignalanlagen in der Nähe.
Aus den genannten Gründen sollen die in 2017
und 2018 für den Ergebnishaushalt im Rahmen
des Budgets eingeplanten Mittel für das Zebrastreifenprogramm in Höhe von jeweils 20.000
Euro mit der Vorbereitung und Realisierung weiterer baulicher Querungshilfen zur Verbesserung
der Querungsbedingungen für Fußgänger und
somit im Sinne des Zwecks des beschlossenen
Programms eingesetzt werden.
Sofern auch im Weiteren der Bedarf an zusätzlichen Einzelstandorten für Fußgängerüberwege
da ist, werden diese aus dem Programm für
Querungshilfen und Zebrastreifen realisiert oder
im Zusammenhang mit entsprechenden Baumaßnahmen realisiert. - Danke schön.
S e i t e | 44
sagen Sie, dass die Mittel, die im Zusammenhang mit der Haushaltsplanverhandlung eingestellt wurden, überhaupt nicht abgerufen wurden.
Bürgermeisterin Dubrau: Sorry, die Fragen waren zu dem Zebrastreifenprogramm und nicht zu
dem Querungshilfenprogramm. Umsetzung des
Zebrastreifenprogramms ist meine Frage gewesen. Die habe ich beantwortet. Dort werden Mittel teilweise vom Zebrastreifen- in das Querungshilfenprogramm übergeben.
Stadtrat von der Heide (Bündnis 90/Die Grünen): Ja, nur das Zebrastreifenprogramm ging im
Haushalt als Teil von Straßenunterhaltung auf.
Da ging es sozusagen aus einem kleinen Antrag
in ein ganz großes Budget auf. Jetzt stellen wir
eine Kleine Anfrage und Sie nehmen das ganz,
ganz klein und gehen nicht einmal auf die Querungshilfen ein. Wir hätten gern an all diesen
Punkten Zebrastreifen gehabt. Die Verwaltung
hat immer Querungshilfen gemacht, weil sie gesagt hat: Wir können als Stadtrat keine Zebrastreifen fordern.
Okay, das habe ich verstanden, aber ich fühle
mich nicht sonderlich gut dabei, wenn Sie die
Frage so kleinkariert dann interpretieren.
Bürgermeisterin Dubrau: Es tut mir leid, aber
dann müsste die Frage beim nächsten Mal entsprechend formuliert werden. Ansonsten halte
ich mich natürlich an die Frage.
Oberbürgermeister Jung: Soweit Frau Dubrau.
Oberbürgermeister Jung: Herr von der Heide.
Stadtrat von der Heide (Bündnis 90/Die Grünen): Ich bin doch relativ überrascht über die
Antwort, weil in der Karl-Tauchnitz-Straße zum
Beispiel Querungshilfen gebaut wurden. Wir haben über die Querungshilfen in Stötteritz mehrfach im Ausschuss diskutiert, bis wir eine Lösung
gefunden haben. Dabei waren Finanzen ein großes Thema. Am Ende hatten wir dann eine Lösung.
Dass wir aber auf der einen Seite so lange darüber diskutieren und auf der anderen Seite dann
die Gelder, die zur Verfügung stehen, gar nicht
genutzt werden, das kann ich jetzt erst einmal
nicht so richtig nachvollziehen.
Es wurde auch relativ sicher im Ausschuss darüber berichtet, was in der Umsetzung geplant
war. Dazu fällt mir die Lassallestraße ein. Jetzt
15.10 Prüfauftrag Organisatorische Anbindung der Geschäftsstelle des Kriminalpräventiven Rates - Umsetzung des
Ratsbeschlusses V-554/10 (VI-F-03354)
Einreicher: CDU-Fraktion
Kollege Rosenthal.
Bürgermeister Rosenthal: Herr Oberbürgermeister! Sehr geehrte Damen und Herren Stadträte! Die Prüfung hat stattgefunden. Im Ergebnis
schlage ich uns allen vor, dass die Zuordnung im
Bereich des Amtsleiters des Ordnungsamtes
nicht verändert wird. Die Anbindung an das Ordnungsamt ermöglicht einen vollständigen Zugriff
auf die Ressourcen des Ordnungsamtes sowie
den Zugriff auf das breite Informationsspektrum
über ordnungsrechtliche Aufgaben, Herausforderungen und erforderliche Maßnahmen zur Gefahrenabwehr. Insofern hat sich auch die bis jetzt
Verlaufsprotokoll vom 26.10.2016
bereits bestehende Anbindung an das Ordnungsamt bewährt, insbesondere die Anordnung
beim Amtsleiter.
Insofern würde ich es jetzt bei der zweiten Frage
auch etwas verhalten angehen: Die Schaffung
des Referats Prävention und die Angliederung
der Geschäftsstelle wird ebenfalls seitens der
Verwaltung nicht als zielführend angesehen. Es
sollte bei der dezentralen Präventionsarbeit in
der Stadt Leipzig bleiben, damit man im Grunde
genommen auch mit dem sehr unterschiedlich
heterogenen Netzwerk außerhalb der Stadtverwaltung, das einfach auch unterschiedliche Ansprechpartner in unserer Verwaltung benötigt
durch die unterschiedlichen Fachamtszuständigkeiten, tatsächlich größtmögliche Zusammenarbeit aktiviert.
Wichtig an der Stelle ist allerdings, dass man die
Präventionsarbeit in den unterschiedlichen
Fachämtern und Dezernaten auf hohem Niveau
fortführt und insofern auch das Netzwerk des
KPR an dieser Stelle unterstützt. - Soweit von
mir.
Oberbürgermeister Jung: Gibt es Nachfragen?
- Herr Riedel.
Stadtrat Riedel (CDU): Wie stellt sich die Zusammenarbeit mit den zwei Stellen, die im Sozialamt verankert sind, für Gewalt und Extremismus mit dem KPR dar?
Bürgermeister Rosenthal: Es gibt das Zentrum
für demokratische Bildung, angesiedelt im Amt
für Jugend, Familie und Bildung. An der Stelle
wissen Sie, dass der Kommunale Präventionsrat
eine AG Extremismusprävention hat. Frau Lahm
ist Vorsitzende, gemeinsam mit Herrn Kleine von
der PD Leipzig, dieser AG. Insofern gibt es dort
eine gute Zusammenarbeit.
Oberbürgermeister Jung: Danke schön.
15.11 Mittel für Radverkehrsförderung (VI-F03313)
Einreicher: Fraktion Bündnis 90/Die Grünen
Kollegin Dubrau, bitte.
Bürgermeisterin Dubrau: Diesmal geht die
Frage um die Mittel für die Radverkehrsförderung. Der Antwort auf die beiden Fragen sei noch
etwas vorausgeschickt: Zur Umsetzung des vom
S e i t e | 45
Stadtrat beschlossenen Radverkehrsentwicklungsplanes werden unterschiedlich geartete
Maßnahmen zur Radverkehrsförderung von der
Verwaltung umgesetzt. Dabei liegt ein wesentlicher Schwerpunkt auf den Maßnahmen zur Erhöhung der Verkehrssicherheit, wie zum Beispiel
die Markierung von Radverkehrsanlagen oder
der Bau von separat geführten Radwegen bzw.
Geh- und Radwegen.
Insbesondere die separat gebauten Verkehrsanlagen für den Radverkehr werden für die Kommunen förderfähig aus den Mitteln des Freistaats. Hier werden Haushaltsmittel des Sächsischen Staatsministeriums für Wirtschaft, Arbeit
und Verkehr, im Titel 883 17 - 5, für den Bau von
Radverkehrsanlagen durch kommunale Baulastträger im Rahmen der Richtlinie des SMWA für
die Förderung von Straßen- und Brückenbauvorhaben kommunaler Baulastträger bereitgestellt.
Von der Verwaltung werden daher Fördermittel
für den Bau von Radverkehrsanlagen, welche als
separate Vorhaben oder im Zusammenhang mit
anderen geförderten Straßenbaumaßnahmen
realisiert werden können, beim Freistaat Sachsen nach der RL-KStB-Richtlinie beantragt. Das
heißt, bei der Antragstellung zur Förderung wird
nicht nach Art der Vorhaben oder der Deckungsquelle für Fördermittel des Freistaats Sachsen
unterschieden. Das Antragsverfahren sieht eine
solche Unterscheidung nicht vor.
Die Verwaltung erhält einen Fördermittelbescheid auf der Grundlage der Förderrichtlinie,
woraus ebenfalls nicht hervorgeht, aus welcher
der Deckungsquellen des sächsischen Haushalts
die Fördermittel bereitgestellt werden. Dies ist
Sache der Bewilligungsstelle. Zuständig für die
Bewilligung der Fördermittel ist das Landesamt
für Straßenbau und Verkehr, Niederlassung
Leipzig.
Zu Frage 1: Für den separaten Bau von Radverkehrsanlagen wurden im Jahr 2016 keine Mittel
aus dem Programm von der Verwaltung abgerufen, da keine Projekte baureif vorbereitet werden
konnten. Das betrifft einerseits den allgemeinen
Planungsfortschritt und andererseits Probleme
beim Grunderwerb.
In Vorbereitung befinden sich Maßnahmen für
den Geh- und Radweg Muldentalstraße, von
Störmthaler Straße bis Eisenbahnunterführung
und eine Wegeverbindung am Sommerfeld von
Hussitenstraße bis Herzberger Straße. Für beide
Maßnahmen werden derzeitig Entwurfsplanungen begonnen bzw. bereits durchgeführt und sollen im Jahr 2017 realisiert werden.
Im Rahmen von Komplexmaßnahmen, wie zum
Beispiel der Könneritzstraße, Antonienbrücke,
Verlaufsprotokoll vom 26.10.2016
wurden Radverkehrsanlagen gebaut und über
die Richtlinie gefördert. Das trifft gleichermaßen
für alle anderen geförderten Maßnahmen zu.
Zu Frage 2: Es liegen derzeit keine baureifen
Planungen bzw. Projekte vor, welche nach Bereitstellung von zusätzlichen finanziellen Mitteln
eher realisiert werden könnten - ein Gesamtproblem, das wir hier schon mehrfach diskutiert haben.
Für die Haushaltsjahre 2017/2018 sind zusätzlich zu den oben genannten Vorhaben zurzeit
drei bauliche Radverkehrsanlagen in Vorbereitung, welche dann förderfähig im Rahmen der
Richtlinie sind und aufgrund des Charakters als
separate Radverkehrsanlagen dann möglicherweise von der Bewilligungsstelle dem entsprechenden Haushaltstitel zugeordnet sind. Das
sind der Geh- und Radweg Heiterblick vom SBahnhaltepunkt bis Portitz, das ist der Geh- und
Radweg Landsberger Straße von Südtangente
bis Möckernscher Weg, und das ist der Rad- und
Gehweg Schönauer Landstraße von HeinrichHeine-Straße bis Merseburger Straße. Für diese
Maßnahmen werden nach Vorliegen der Bauund Finanzierungsbeschlüsse Fördermittel im
Rahmen der Richtlinie beantragt. - Danke schön.
Oberbürgermeister Jung: Herr von der Heide.
(Zuruf von Stadtrat von der Heide (Bündnis
90/Die Grünen)
Bürgermeisterin Dubrau: Nein, das kann man
im Ausschuss machen.
Oberbürgermeister Jung: Vielen Dank.
15.13 Handbetriebene historische Wasserpumpen in Leipzig (VI-F-03376)
Einreicher: SPD-Fraktion
Ebenfalls Kollegin Dubrau.
Bürgermeisterin Dubrau: Jetzt kommen die
historischen Wasserpumpen in Leipzig.
Zu 1: Von ursprünglich 282 Handschwengelpumpen im Stadtgebiet in Leipzig sind noch 123
Standorte nachweisbar, zumindest mit einer
Deckplatte im Gehweg. Die Erfassung dieser
Standorte erfolgte 2012.
Zu Frage 2: Mit 18 Pumpen kann heute noch
Wasser gefördert werden. Allerdings funktionieren im Moment nur 17.
S e i t e | 46
Zu Frage 3: Zurzeit ist eine Pumpe sanierungsbedürftig. Ihr Standort ist in der Löbstedter Straße/Ecke Ernst-Toller-Straße. Die Sanierung ist
für nächstes Jahr vorgesehen.
Zu Frage 4: Per Wartungsvertrag kontrolliert eine
beauftragte Firma regelmäßig die Verkehrssicherheit der Standorte. Die funktionsfähigen
Pumpen werden im Frühjahr und im Herbst jeweils außer Betrieb genommen - einschließlich
einer Funktionskontrolle. Bei Bedarf werden
Schäden beseitigt und Reparaturen durchgeführt. Eine Instandsetzung bzw. der Wiederaufbau weiterer Pumpen ist mit dem zur Verfügung
stehenden Budget nicht möglich.
Zu Frage 4: Seit Veröffentlichung der Internetseite mit der Möglichkeit für Spenden und Patenschaften sind keine Spenden oder Patenschaften
eingegangen. Eine Erweiterung der Internetseite
um handbetriebene historische Pumpen ist
grundsätzlich möglich. Die Frage ist, wie realistisch es ist, tatsächlich zusätzliches Geld zu bekommen.
Oberbürgermeister Jung: Danke schön. - Gibt
es hierzu Nachfragen? - Danke, Frau Dubrau.
15.14 Sachstand Bauvorhaben 31. Grundschule Probstheida (VI-F-03312)
Einreicher: Stadträtin Nicole Wohlfarth
Kollege Fabian.
Bürgermeister Prof. Dr. Fabian: Sehr geehrter
Herr Oberbürgermeister! Sehr geehrte Damen
und Herren Stadträte! Zu Frage 1: Die Verwaltung hat in einem Beteiligungsverfahren bis Ende
August 2016 als sogenannte Phase 0 gemeinsam mit Schulleitung und Hortleitung sowie der
Elternvertretung ein Raum- und Funktionsprogramm erarbeitet. Dessen Ergebnisse sind
Grundlage für die Aufgabenstellung für das VOFVerfahren, in welchem ein Architekturbüro für die
Planung ausgewählt wird.
Die Ausschreibung dieses Verfahrens erfolgt im
IV. Quartal 2016. Nach Abschluss des VOFVerfahrens werden im I. Quartal 2017 die Planungen beauftragt.
Zu Frage 2: Nach Fertigstellung der Planung bis
Leistungsphase 3 bis Juli 2017 soll die Abgabe
des Fördermittelantrags bis zum 1. September
2017 erfolgen.
Zu Frage 3: Ja.
Verlaufsprotokoll vom 26.10.2016
Zu Frage 4: Die Zweifeldsporthalle wird mit dem
Schulbau geplant und soll bis 2020 errichtet
werden.
Oberbürgermeister Jung: Danke schön, Herr
Fabian. - Nachfragen gibt es nicht. Dann schließen wir jetzt die Fragestunde. - Herzlichen Dank.
16
Bericht des Oberbürgermeisters
Zu TOP 16 gibt es von mir nur einen kurzen
Satz: Nach dem Zustimmungs- und Informationskatalog für die LVV-Gruppe habe ich Sie zu
informieren über die Bestellung von Herrn Michael Halberstadt als Geschäftsführer und Arbeitsdirektor bei den LVB. Dem vorausgegangen
waren verfahrenskonforme Befassungen im Aufsichtsrat, im Verwaltungsausschuss als Beteiligungsausschuss. - Herzlichen Dank.
17
Spenden, Schenkungen und ähnliche
Zuwendungen
17.1
Entscheidung über die Annahme von
Spenden, Schenkungen der Stadt
Leipzig und ähnliche Zuwendungen
gemäß § 73 (5) SächsGemO bis August 2016 (VI-DS-03281)
Einreicher: Dezernat Finanzen
Wird das Wort gewünscht? - Dann bitte ich Sie
um Ihr Handzeichen. Wer ist gegen die Entscheidung über die Annahme von Spenden? Enthaltungen?
Abstimmung: Dann ist einstimmig so beschlossen.
18.3
Neufassung der Gebührensatzung für
die Benutzung der von der Stadt
Leipzig verwalteten Friedhöfe in Verbindung mit überplanmäßigen Aufwendungen im Ergebnishaushalt gemäß § 79 (1) SächsGemO für 2016 ff.
(VI-DS-01811)
Einreicher: Dezernat Umwelt, Ordnung,
Sport
Klare Vorvoten.
Wird das Wort gewünscht? - Das ist nicht der
Fall. Es handelt sich um eine Satzung. Ich muss
auszählen lassen.
Darf ich Sie um Ihr Handzeichen bitten: Wer
stimmt der vorgelegten Satzung für die Friedhöfe
zu? - Wer stimmt dagegen? - Wer enthält sich?
Abstimmung: Dann ist das Ergebnis 53 zu 0 zu
0.
Vielen Dank.
18.4
S e i t e | 47
Errichtung einer Anlage für soziale
Zwecke in Systembauweise in der
Kregelstr. 3 (Barnet-Licht-Platz): außerplanmäßige Auszahlung gemäß §
79 (1) SächsGemO in Verbindung mit
der Fortschreibung des Bau- und Finanzierungsbeschlusses
(VI-DS02194-DS-02)
Einreicher: Dezernat Stadtentwicklung und
Bau
Einreicher: Dezernat Jugend, Soziales,
Gesundheit und Schule
Wird das Wort gewünscht? - Herr Albrecht.
Stadtrat Albrecht (CDU): Meine sehr geehrten
Damen und Herren! Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister! Liebe Stadträte! Liebe Gäste!
Schon wieder Kostensteigerungen - heute am
Barnet-Licht-Platz. Viele Fragen sind hier offen.
Der Bau wurde genehmigt, obwohl bekannt ist,
dass dort Kabel der LVB liegen. Wenn es nicht
bekannt wäre, könnte man in die Flurkarten
schauen.
Nachdem festgestellt werden musste, dass der
Platz eigentlich nicht bebaubar ist, vergehen
zwei Monate, in denen Baukosten anfallen durch
Absicherungen, Vertragsstrafen - wie es am Bau
so ist. Wer wird für diese Kosten, die dort entstanden sind, verantwortlich gemacht?
Warum dauert die Abstimmung in den stadteigenen Firmen so lange? Warum gibt es keinen Krisenstab für solche Fälle? Gibt es für solche Fälle
ein Exit-Szenario? - Hier fehlt es wahrscheinlich
völlig an Risikomanagement.
Zusätzlich habe ich die Frage: Wir bauen für
Asylbewerber Unterkünfte, die momentan nicht
in dieser Zahl, wie wir das gedacht haben, nach
Leipzig kommen. Die Verwaltung informiert uns
darüber, dass 2.000 Plätze für Asylbewerber
vorgehalten werden sollen, die vielleicht noch
kommen. Wer hat diese Zahl beschlossen? - Wir
als Stadträte nicht. Wer bezahlt die Vorhaltung
aus welchen Mitteln? - Ich weiß es nicht.
Barnet-Licht-Platz - die Stadt reitet ein totes
Pferd.
Betten, die nicht benötigt werden. Wir geben 6,2
Millionen Euro aus für ein Interim. Dafür kann
man eine Schule bauen, und zwar ohne Container.
Alle in dieser Stadt am Bau Beteiligten sollten
sich im Klaren darüber sein, dass Vorlagen über
bauliche Mehrkosten durch diesen Rat nicht einfach durchgewunken werden. Die CDU-Fraktion
steht dafür nicht zur Verfügung. Wir lehnen diese
Vorlage ab.
Verlaufsprotokoll vom 26.10.2016
Oberbürgermeister Jung: Herr Morlok.
Stadtrat Morlok (fraktionslos): Herr Oberbürgermeister! Liebe Kolleginnen und Kollegen!
Nach der Diskussion, die wir heute schon über
das Thema Systembauweise geführt haben, bin
ich überrascht darüber, dass diese Vorlage überhaupt auf der Stadtratstagesordnung steht, da
wir doch anlässlich der Diskussion zum Thema
Systembauweise gelernt haben, dass diese Projekte extrem kalkulationssicher sind. Mehrkosten
kommen da eigentlich nicht vor - so die Begründung der SPD-Fraktion zu ihrem Antrag Systembauweise.
Wie kann es dann sein, dass wir gerade hier diese entsprechenden Mehrkosten zum wiederholten Male zu vertreten haben, wenn doch Systembauweisen so kalkulationssicher sind? Liebe
Kollegen von der SPD, wissen Sie überhaupt,
worüber Sie reden? Machen Sie sich manchmal
Gedanken darüber, oder ist das nur reine Polemik, die Sie hier vertreten? Ein bisschen mehr
Fachverstand hätte ich mir auch zu dem Antrag
gewünscht, den wir vorher von Ihnen präsentiert
bekommen haben. Wie kann man, wenn in der
gleichen Sitzung diese erheblichen Mehrkosten
bei Systembauweise diskutiert werden, behaupten, Systembauweise wäre kalkulationssicher?
Interessanterweise haben wir gerade auch durch
die CDU-Fraktion erfahren, dass - wie ich es zu
vor bereits zum Thema Systembauweise ausgeführt hatte - die Mehrkosten nicht aus dem
Hochbau kommen, sondern überraschenderweise, Frau Kollegin Dubrau, aus dem Tiefbau.
Das hatte ich genau so dargestellt, aber die Kollegen der SPD waren der Auffassung, man müsse Systembauweise betreiben, weil man dann
keine Mehrkosten habe. Das zum Thema Systembauweise - vielleicht auch ein bisschen humoristisch.
Das, was mir aber inhaltlich Sorge macht, ist,
dass wir sowohl hier als auch bei der Vorlage
später zur Weißdornstraße, was übrigens keine
Systembauweise ist und auch Mehrkosten hat,
erhebliche Mehrkosten im Bereich des Brandschutzes haben.
Wenn wir diese Kostensteigerungen im Bereich
Brandschutz haben, die in den Vorlagen - nur
diese Kenntnis habe ich - mit unzureichender
Planung im Bereich Brandschutz begründet werden, stellt sich für mich die Frage, ob da nicht
etwas grundsätzlich schieflaufen könnte, wenn
wir in diesem speziellen Punkt jeweils diese erheblichen Kostensteigerungen haben. Deswegen
möchte ich gern die Frage stellen, ob sich aus
Sicht der Verwaltung Auffälligkeiten beim Thema
Brandschutz ergeben, wie wir die Brandschutz-
S e i t e | 48
planungen als Verwaltung, als Stadt Leipzig machen, wie wir sie vergeben, ob das bei immer
denselben auftritt oder ob das Zufälle sind oder
ob es tatsächlich Auffälligkeiten gibt, die uns dazu veranlassen sollten, Veränderungen vorzunehmen. - Vielen Dank.
Oberbürgermeister Jung: Es gibt keine weiteren Wortmeldungen. Ich weiß nicht, ob Kollege
Fabian etwas zu den Zahlen nochmals sagen
möchte. Frau Dubrau kann zu den Zahlen nichts
sagen, aber sie kann sicherlich etwas zur baulichen Situation sagen. Vielleicht ganz kurz zwei
Sätze zur baulichen Situation, anschließend sage ich persönlich noch einmal etwas zu den Zahlen. - Bitte schön.
Bürgermeisterin Dubrau: Zur baulichen Situation: Sie wissen genau, in welcher Situation wir
vor etwa einem Jahr gewesen sind. Es ist sogar
ein bisschen mehr als ein Jahr inzwischen schon
her. Fast täglich gab es eine Änderung der Zahlen der Anzahl der Flüchtlinge, die in diese Stadt
kommen sollten.
Wir haben eine Sondergruppe gegründet, die
man durchaus auch als Krisenstab bezeichnen
kann, die sich intensiv und ausschließlich mit
diesen Sachen beschäftigt hat. Sie hat danach
gesucht, welche Grundstücke und Gebäude,
man anmieten kann und welche sonstigen
Räumlichkeiten es gibt, die man einigermaßen
menschenwürdig herrichten kann, um sie so
schnell, wie es irgendwie geht, für die Flüchtlinge
zur Verfügung zu stellen.
Eines der Themen, die dabei auf der Tagesordnung standen, war die Möglichkeit, Container zu
nutzen, weil Häuser-Bauen einfach länger dauert. Ich denke, wir wissen alle, dass das Thema
Fertigcontainer nichts ist, was preiswert ist - zumal, wenn plötzlich die ganze Republik danach
schreit, weil es einfach relativ schnell geht. Das
ist ein Fakt, der hohe Kosten bringt - nicht niedrige, sondern hohe Kosten.
Ein zweites Thema ist: Wir haben besondere
Bedingungen für die Ausschreibung gehabt. Es
war nicht so wie üblicherweise mit ordentlichen
langen Vorbereitungszeiten und Abstimmungen
in alle Richtungen, sondern wir haben 20 verschiedene Firmen angefragt, wer überhaupt dazu in der Lage ist, in der kurzfristigen Zeit, die
notwendig war, entsprechende Container zur
Verfügung zu stellen.
Natürlich wurden diese geprüft. Natürlich hat die
Bauaufsicht von Anfang an gesagt: Liebe Leute,
mir sind am liebsten ordentlich TÜV-geprüfte
Verlaufsprotokoll vom 26.10.2016
Container, die schon die entsprechende Kontrolle hinter sich haben. Die können wir sofort aufstellen. Das Problem war nur: Die waren am
Markt nicht mehr zu kriegen. Das heißt also:
Container ja, aber mit entsprechenden Prüfungen, die sich häufig erst angeschlossen haben.
An dieser Stelle wurde durch die Bauaufsicht
fristgerecht prinzipiell in den Zeiten, wie es möglich ist, festgestellt: Es bedarf einer zusätzlichen
Brandmeldeanlage. Die kostet Geld, die ist hier
mit eingebaut worden. Hätte man mehr Zeit gehabt, hätte man das sicher vorher machen können.
Nun zu dem, was unter der Erde ist: Wir haben
immer noch das Thema, dass es Grundstücke
gibt - auch Straßen, die möchte ich gar nicht
ausnehmen -, wo man plötzlich feststellt: Schau
einmal an, darunter sind ja irgendwelche Kabel,
die super wichtig sind. Teilweise gibt es sogar
Fernwärmetrassen und Ähnliches unter Grundstücken, die vorher in Plänen gar nicht eingezeichnet waren.
Hier gab es unter diesem Grundstück - man
wusste, dort ist etwas - eine LVB-Trasse, aber
die genaue Lage war nicht bekannt. Man hat nun
mit allen möglichen Mitteln versucht, um diese
Leitung herum zu bauen, weil darüber bauen
nicht ging. Es gab einfach keine Variante, ohne
die Verlegung dieser Leitung auf dem Grundstück zu bauen. Das heißt, die Leitung musste
verlegt werden. Das kostet Geld und bringt eine
Verzögerung, da die Fundamente natürlich erst
gegossen werden können, um die Container aufzustellen, nachdem die Leitung verlegt ist.
Drittes Thema: Es war im Vorhinein grundsätzlich
bekannt, aber nicht in der Größenordnung, weil
man dazu schließlich Untersuchungen machen
muss. Wir hatten in erheblichem Maße Aushubmaterialien, die nicht normal entsorgt werden
konnten, sondern auf eine entsprechende Deponie müssen. Auch dies hat Kosten verursacht.
Diese drei Bereiche zusammengerechnet ergeben jetzt das, was in der Vorlage dargestellt wird.
Oberbürgermeister Jung: Danke, Frau Dubrau.
- Ich sehe die Meldungen. Ich bitte aber den Kollegen Fabian, noch etwas zur Kapazität und den
2.000 Plätzen zu sagen, weil ich einfach bestimmte Dinge nicht stehen lassen kann.
Bürgermeister Prof. Dr. Fabian: Sehr geehrter
Herr Oberbürgermeister! Sehr geehrte Damen
und Herren Stadträte! Herr Albrecht, ich muss
noch einmal ganz deutlich sagen, dass mir mein
Dezernat Monat für Monat diese Informationsvor-
S e i t e | 49
lage vorlegt. Wenn Sie die alle nebeneinanderlegen, dann werden Sie sehen, welche Schwierigkeiten wir haben, exakte Planungen zu machen.
Der Freistaat hat noch bis zum Sommer mehrere
Tausend - ich habe die Zahlen jetzt nicht mehr im
Kopf - als Soll für uns veranschlagt. Erst vor Kurzem hat er eine Prognose für die nächsten drei
oder vier Wochen gemacht. Mehr nicht.
Das Bundesinnenministerium hat sich komplett
verweigert, irgendeine Prognose in die Welt zu
setzen. Das heißt, die Kommunen sind auf ihre
eigene - Entschuldigen Sie den Ausdruck - Kaffeesatzleserei angewiesen.
Woche für Woche sitzen wir zusammen und
überlegen dezernatsübergreifend, wie wir die
weiteren Kapazitäten planen. Da kommen mehrere Sachen hinzu. Es gibt zwei Parameter, die
das beeinflussen. Das eine sind die Zuweisungszahlen. Das andere sind die Auszüge aus
den Gemeinschaftsunterkünften. Die Auszüge
aus den Gemeinschaftsunterkünften werden bei
Wohnraumverknappung schwieriger und dauern
länger.
Dann stellt sich die Frage, wie wir wirtschaftlich
mit dieser Situation umgehen. Sie haben jetzt
erwähnt, dass wir auch Vorhaltekapazitäten einplanen. Das tut übrigens der Freistaat auch. Da
sind wir alle beide klug darin beraten, das zu tun,
weil wir nämlich, wenn wir nicht ausreichend Kapazitäten haben, genau in die Situation geraten,
die meine Kollegin Dubrau eben sehr ausführlich
dargelegt hat, dass wir eben plötzlich in ganz
Deutschland Container brauchen, die dann aus
Polen bestellt werden und was weiß ich woher,
sodass ich dann zu RB gehe, zwei Container von
denen auch noch kaufe, die dann umgebaut
werden müssen, weil die Not so groß ist.
Von daher denke ich, dass wir all unser Möglichstes tun. Ich glaube, bei keinem anderen
Thema sind wir in dieser Verwaltung so intensiv
am Planen, an strategischen Ausrichtungen, am
Überlegen, welche Kapazitäten wir benötigen, in
welcher Reihenfolge wir welche Kapazitäten
auch irgendwann wieder abbauen. Da gibt es
bestimmte Prioritäten.
Die Weißdornstraße wurde vorhin erwähnt. Ich
persönlich halte die Weißdornstraße für eine der
wirtschaftlichsten Lösungen überhaupt, weil das
ein kommunales Gebäude ist. Auch wenn
dadurch momentan Mehrkosten entstanden sind,
ist es auf lange Sicht wirtschaftlicher als die Anmietung von Verwaltungsgebäuden, die umgenutzt werden müssen. Von daher möchte ich die
Kritik an der Stelle deutlich zurückweisen, da den
Stein der Weisen hier niemand gefunden hat.
Dass wir in solche Situationen hineingeraten,
Verlaufsprotokoll vom 26.10.2016
dass man im Nachhinein klüger ist und dann
feststellt, möglicherweise wäre eine andere Lösung besser gewesen, konnte aufgrund des von
Frau Dubrau geschilderten Zeitdruckes natürlich
so nicht vorhergesehen werden. Wir haben noch
bis vor Kurzem mit einer erheblich höheren Anzahl gerechnet.
Ich hoffe, dass wir alle noch ein paar Jahre leben, dann werden wir möglicherweise feststellen,
dass die Zahlen auch wieder steigen werden.
Wahrscheinlich nicht dieses Jahr und auch nicht
nächstes Jahr und vielleicht auch nicht übernächstes Jahr, aber die Zahlen werden auch
wieder steigen.
Wenn man aufmerksam die Nachrichten verfolgt,
kann man davon ausgehen, dass es bei allen
Bemühungen, auch steuernd seitens der Bundesregierung einzuwirken, bestimmt auch immer
wieder unvorhersehbare Ereignisse geben wird,
auf die wir dann auch entsprechend vorbereitet
sein müssen.
Oberbürgermeister Jung: Danke, Herr Fabian.
- Herr Albrecht und Herr Morlok noch einmal.
Stadtrat Albrecht (CDU): Frau Dubrau, meine
erste Frage: Wer leitet denn diese Arbeitsgruppe
Asyl und ist dort ausgiebig und immer wieder
über die Zahlen und die Entwicklung der Baukosten informiert worden?
Zu Ihnen, Prof. Fabian: Natürlich ist es richtig,
dass wir Plätze vorhalten müssen. Da bin ich
ganz bei Ihnen. Nur, wir müssen darüber reden
und darüber diskutieren, wie viele. Nur das habe
ich kritisiert. Sie haben eine Anzahl von 2.000
festgelegt, und wir haben darüber nicht gesprochen. Das muss kritisiert werden. Da ist die Frage: Brauchen wir den Barnet-Licht-Platz noch?
Oberbürgermeister Jung: Wir aktualisieren die
Planung jeden Monat. Wir haben selbstverständlich dafür Sorge zu tragen, dass wir nicht in
Überkapazitäten hineinlaufen.
Herr Kollege Albrecht, ich muss es leider so hart
formulieren: Sie halten den Kopf nicht dafür hin,
ob am Ende des Tages Menschen auf der Straße
stehen oder nicht.
Herr Morlok hatte noch das Wort.
Stadtrat Morlok (fraktionslos): Frau Kollegin
Dubrau, ich habe die Ausführungen zur Kenntnis
genommen. Kann man diese vielleicht insofern
S e i t e | 50
etwas salopp zusammenfassen: Wir haben uns
den Zeitgewinn durch die Systembauweise,
durch Kostensteigerungen erkauft?
Oberbürgermeister Jung: Frau Dubrau noch
einmal.
Bürgermeisterin Dubrau: Zu der ersten Frage:
Die Arbeitsgruppe wird geleitet durch Herrn Wölpert. Sicherlich werden viele von Ihnen ihn inzwischen kennen, weil er in sehr vielen Ausschüssen gewesen ist.
In dieser Arbeitsgruppe sind 16 Mitarbeiter aus
den verschiedensten Abteilungen, die sich fast
ausschließlich mit dieser Aufgabe beschäftigen.
Dazu kommen diverse Mitarbeiter, die sich jetzt
zeitweise mit dem Thema beschäftigen und die
jedes dieser Vorhaben intensivst und kurzfristig
bearbeiten. Aufgrund der Tatsache, dass die Mitarbeiter aus den verschiedenen Abteilungen im
Prinzip an einem Tisch sitzen, ist es überhaupt
möglich, auf so kurzfristige Zeiten zu kommen.
Geleitet wird die Gruppe letztendlich durch den
Oberbürgermeister, weil die Entscheidungen für
die Stadt nur auf die Art und Weise auch wirklich
schnell getroffen werden können.
Die zweite Sache zu der Zeiteinsparung. An der
Stelle muss ich sagen: Letztendlich wäre es
egal, was für ein Haus wir da bauen, ob es ein
Container oder eine Platte ist oder ob es Stein
auf Stein ist. Wenn ich keine Zeit habe für eine
vernünftige Vorbereitung - so, wie es notwendig
wäre, mit Bodenuntersuchungen, mit Leitungsabfragen und all dem, was dazugehört -, gehe ich
immer das Risiko ein, dass ich eine Zeit, die ich
mir sehr kurzfristig vorstelle, am Ende nicht einhalten kann. Das ist, wie gesagt, völlig unabhängig von der Bauweise.
Letztendlich ist die Errichtung der Unterkünfte
mit den Containern natürlich schneller gegangen.
Nach der Fertigstellung des unterirdischen
Raums, nach der Aktivierung dessen, wird für jede Bauweise ein Fundament gemacht. Der Unterschied ist, dass ich einfach den Container daraufstelle, die anderen muss ich Stein für Stein
bauen; das dauert dann doch immer noch einige
Monate.
Oberbürgermeister Jung: Danke, Frau Dubrau.
- Herr Fabian noch zwei Sätze. Dann habe ich
noch Herrn Weickert, Herrn Haas und Frau
Krefft.
Verlaufsprotokoll vom 26.10.2016
Bürgermeister Prof. Dr. Fabian: Herr Albrecht,
noch eine kurze Antwort: Aufgrund sinkender
Zuweisungszahlen sind wir dabei, an manchen
Stellen, wo es möglich ist, umzuplanen. In der
aktuellen Informationsvorlage finden Sie auch
die Aussage dazu. Wir werden die Baumaßnahme Höltystraße umswitchen - nicht, weil wir weniger Zuweisungszahlen haben, sondern weil,
wie ich immer sagte, Schule vor Asyl geht. Es
wird eine Oberschule entstehen. Wir prüfen derzeit auch, ob wir die Diezmannstraße tatsächlich
umsetzen oder nicht, weil damit noch nicht begonnen wurde.
Der Barnet-Licht-Platz ist, wie beschrieben, bereits so weit fortgeschritten, dass es keinen Sinn
macht, das jetzt zu beenden.
Mir ist wichtig, zu erwähnen, weil Sie die Zahl
2.000 noch einmal ins Wort gehoben haben: Die
Reserveplätze sind Notunterkünfte. Messehalle
13 und Messehalle 17 sind keine normalen
Wohnbedingungen und auch keine üblichen
Gemeinschaftsunterkünfte. Wir produzieren keine Gemeinschaftsunterkünfte als Reserveplätze,
sondern wir halten die Messehalle 13 als Reserve. Vorläufig werden wir auch noch die Messehalle 17 und die Zelte an den Tierkliniken eine
Weile als Notunterkünfte und Reserveplätze behalten. Das sind diese Reserveplätze, meine
Damen und Herren. Das sind keine normalen
Gemeinschaftsunterkünfte.
Oberbürgermeister Jung: Herr Weickert.
Stadtrat Weickert (CDU): Herr Oberbürgermeister! Meine Damen und Herren! Herr Oberbürgermeister, eine Aussage von Ihnen kann ich
nicht verstehen. Sie sind vom Volk gewählt, wir
sind vom Volk gewählt. Natürlich halten auch wir
den Kopf dafür hin, wenn irgendwelche Menschen auf der Straße sitzen. Wir haben Millionen
und Abermillionen im vergangenen Jahr beim
Thema Asyl beschlossen. Wir lassen uns als
Stadträte bestimmt nicht vorwerfen, dass wir unserer Verantwortung nicht gerecht werden oder
nicht den Kopf hinhalten würden.
Oberbürgermeister Jung: Schön, wenn Sie den
Kopf hinhalten, aber am Ende des Tages habe
ich die pflichtige Aufgabe zu erfüllen, Menschen
unterzubringen. So ist es. - Herr Haas.
Stadtrat Haas (CDU): Herr Oberbürgermeister!
Liebe Stadtratskolleginnen und -kollegen! Ich
versuche einmal, ein klein wenig wieder den Biss
aus der Sache herauszunehmen.
S e i t e | 51
Frau Dubrau, jeder normale Bauträger macht
ganz schnell, binnen 14 Tagen, Leitungsabfragen
und weiß, was wo liegt, welche Gasleitungen,
welche Stromleitungen, welche Kanaldinge. Das
ist sehr, sehr schnell abzufragen. Es wundert
mich schon, dass man das nicht gemacht hat
und in der Kürze feststellen konnte.
Herr Prof. Fabian, zu den 2.000 Plätzen: Uns ist
schon bewusst, worum es da geht, aber es muss
möglich sein, zu fragen, ob diese Anzahl mit der
Erfahrung des Jahres 2015 und der Kenntnis der
Anzahl an Menschen, die 2016 zu uns gekommen sind, noch notwendig ist oder ob perspektivisch eine Abschmelzung möglich ist. Dazu ist
nichts gekommen. Dazu hätten wir gern perspektivisch eine klarere Antwort. Das ist das eine.
Das andere ist: Herr Oberbürgermeister, die
CDU hat sich nie bei dem Thema Asyl, wenn es
darum ging, Hilfe zu leisten, versteckt. Das weise
ich klipp und klar als Fraktion zurück. Wir haben
auch genau wie jeder andere die Verantwortung
wahrgenommen. Auch wir halten unseren Kopf
hin.
Wir könnten es uns einfach machen und sagen:
Dann entscheiden Sie doch allein. Das tun wir
nicht. Wir stehen zu diesem Thema. Aber wenn
wir es kritisch hinterfragen, sollten wir bitte nicht
wieder in ein bestimmtes Lager gedrückt werden
- weder verbal noch nach dem Inhalt des Wortes.
Darum bitte ich.
Oberbürgermeister Jung: Frau Krefft.
Stadträtin Krefft (Bündnis 90/Die Grünen): Wir
haben auf Initiative der CDU diese Berichterstattung, auf die Herr Prof. Fabian auch schon hingewiesen hat, immer ganz am Schluss. Wenn ich
die aktuelle von heute richtig lese, planen wir von
2016 bis 2019 mit gerade einmal 100 Plätzen
über den Durst. Ich weiß nicht, wie die 2.000
hereinkamen, die jetzt für so viel Aufruhr sorgen.
Herr Prof. Fabian, das ist ganz eindeutig hier
ausgewiesen: Wir haben einen Abgang von
2.959 und einen Zugang von 3.059. Wir haben
gerade einmal 100 Plätze über den Durst, und
wir wissen, dass das noch nicht einmal ein vollbesetztes Boot ist.
Oberbürgermeister Jung: So ist es. - Die 2.000
sind als Reservekapazitäten nicht personell untersetzt, sondern in der Hinterhand.
Dann können wir zur Abstimmung kommen. Wer
stimmt der Vorlage zu, den bitte ich um das
Verlaufsprotokoll vom 26.10.2016
Handzeichen? - Die Gegenstimmen? - Die Enthaltungen?
Abstimmung: 4 Enthaltungen, eine Reihe von
Gegenstimmen. Mit Mehrheit so beschlossen.
18.5
5. Verordnung zur Änderung der Polizeiverordnung über öffentliche Sicherheit und Ordnung in der Stadt
Leipzig vom 09.12.2009 (VI-DS-02248NF-03)
Einreicher: Dezernat Umwelt, Ordnung,
Sport
18.5.1 dazu ÄA (-02248-NF-02-ÄA-01)
Einreicher: Stadträtin Naomi-Pia Witte
18.5.2 dazu ÄA (-02248-NF-02-ÄA-02)
Einreicher: Fraktion Bündnis 90/Die Grünen
18.5.3 dazu ÄA (-02248-NF-02-ÄA-03)
Einreicher: Stadträtin Ute Elisabeth Gabelmann
18.5.4 dazu ÄA (-02248-NF-02-ÄA-04)
Einreicher: Stadtrat Christian Kriegel
18.5.5 dazu ÄA (-02248-NF-02-ÄA-05)
Einreicher: Stadträtin Naomi-Pia Witte
Ich bitte den Kollegen Rosenthal um eine kurze
Einführung.
Bürgermeister Rosenthal: Herr Oberbürgermeister! Sehr geehrte Damen und Herren Stadträte! Ich bringe als Ordnungsdezernent unserer
Stadt gern die 5. Änderungsverordnung der Polizeiverordnung ein.
Die Hintergründe, die den Bedarf zur Änderung
der Polizeiverordnung anzeigen, liegen hauptsächlich darin, dass es im Ordnungsamt zu einigen Regelungsbereichen, die wir hinreichend im
Vorfeld der heutigen Ratsversammlung diskutiert
haben, zur Polizeiverordnung im letzten Jahr
insbesondere einen erhöhten Beschwerdeeingang gab bzw. nach wie vor gibt. Dies betraf und
betrifft vor allem das Thema Betteln mit Kindern,
welches pressewirksam zu verschiedensten Stellungnahmen auch der Stadtverwaltung führte.
Ein anderer Schwerpunkt erstreckt sich auf den
Themenbereich der Straßenmusikanten und
durch deren Betätigung entstehender Lärmbeeinträchtigungen für Gäste der Innenstadt sowie
die verschiedensten Interessenvertretungen.
Diese möchte ich an dieser Stelle noch einmal
deutlich benennen: unter anderem die Bürgerinitiative Leben in der Innenstadt, die Händlergemeinschaft City Leipzig Marketing e.V. sowie die
Vertreter der Kirchen.
S e i t e | 52
In die seitens der Verwaltung vorgenommenen
Änderungen sind die praktischen Erfahrungen
insbesondere des Stadtordnungsdienstes aus
den zurückliegenden fünf Jahren bei der Umsetzung der geltenden Regelungen eingeflossen,
aber auch die Hinweise, die wir insbesondere
aus der Bürgerschaft, aus der Händlerschaft, von
den Gastronomen, aber auch der Diskussion mit
Ihnen, sehr geehrte Damen und Herren Stadträte, erhalten haben.
Die rege, teils kontroverse Diskussion belegt,
dass es ein großes Interesse gibt, dass es gegebenenfalls auch ein großes Interesse an neuen
Regelungen bzw. Erläuterungen zu bestehenden
Regelungen gibt und dass wir aus unserer Sicht
gehalten sind, den Leipzigerinnen und Leipzigern
eine reformierte, klarer formulierte, vor allen Dingen auch für die Kontrollkollegen vor Ort des
Stadtordnungsdienstes klarer formulierte Polizeiverordnung an die Hand zu geben.
Sie werden sich allerdings nicht wundern - darauf werde ich bei den Änderungsanträgen noch
eingehen -, dass wir die meisten Änderungsanträge aus rechtlichen wie sachlichen Gründen
nicht übernehmen werden.
Zum Fakt: bettelnde Kinder in der Innenstadt
bzw. Erwachsene, die mit bettelnden Kindern
etc. angetroffen werden. Hier muss man feststellen - die Diskussion hat es ja gegeben -, dass wir
diese Regelung zum Schutz der Kinder, aber
auch zur Verhinderung einer negativen Vorbildwirkung mit Auswirkung auf die Einhaltung der
Schulpflicht entsprechend aufgenommen haben
und dass mit der Veränderung in § 4 Polizeiverordnung gerade diesem Verhalten entgegengewirkt werden soll.
Ich will aber auch deutlich machen, dass es ausdrücklich nicht darum geht, entsprechend bestimmte Bevölkerungsgruppen zu diskriminieren.
Diese Regelung ist aus unserer Sicht allgemein
gehalten und regelt gegenüber allen Personen unabhängig von Nationalität, ethnischer Zugehörigkeit, Alter oder Geschlecht - ein Verbot.
Was die Straßenmusik betrifft, so wissen wir alle,
wie unverzichtbar diese insbesondere für die Erlebbarkeit unserer Innenstadt ist und dass wir
insbesondere in Leipzig auch eine Erfahrung
damit haben, dass Straßenmusik auch ein demokratischer Bestandteil einer urbanen, lebendigen, vielfältig auch im Austausch bestehenden
Innenstadt ist.
Allerdings muss man auch zur Kenntnis nehmen,
dass eben Straßenmusiker nicht gleich Straßenmusiker sind, dass es da unterschiedliche
Qualitäten gibt und dass es insbesondere auch
Musiken gibt, die an einem Standort besonders
Verlaufsprotokoll vom 26.10.2016
ausufernd dargestellt werden, sodass es damit
auch Erscheinungen gibt, die wir ordnungsrechtlich aus unserer Sicht zugunsten der Händler,
der Gastronomen, der Anwohner und der Passanten regeln sollten.
Insofern denken wir, dass der Vorschlag für den
Einsatz von Verstärkertechnik mit einer maximalen Leistung von 20 Watt insbesondere für Straßenmusiker, die mit Instrumenten arbeiten, die
bauartbedingt nur mit Verstärker hörbar sind, eine nachvollziehbare Regelung ist und dass wir
insbesondere den Genehmigungsvorbehalt wegfallen lassen wollen, da aus unserer Sicht der
schlichtweg bürokratisch erscheint.
Zum Schutz aller Beteiligten wollen wir und
schlagen wir Ihnen vor, dass insbesondere zur
Einhaltung der Mittagsruhe, aber auch zur Wahrung der Nachtruhe entsprechend zeitliche Beschränkungen vorgenommen werden und dass
insbesondere die Verpflichtung, sich nach einer
bestimmten Zeit, sprich 30 Minuten, an einem
anderen Ort aufzuhalten, was die Darbietungsdauer in der Innenstadt betrifft, entsprechend
auch zu einer Befriedung aus unserer Sicht der
Gesamtsituation führen kann.
Ich gehe dahin gehend weiter, dass wir, wie auch
im Fachausschuss diskutiert, eine Konkretisierung vor allem des Abbrennens von Lagerfeuern
bzw. des Aufstellens von Grills im Rahmen von
Freizeitaktivitäten nicht neu regeln, nicht reglementieren oder beschränken, sondern schlichtweg die Bürgerinnen und Bürger darauf hinweisen, was es heißt, gegenseitig Rücksicht zu
nehmen. Es scheint so, dass wir erläutern müssen, was es heißt, tatsächlich mit bauartgeeigneten Materialien im Park aufzutreffen, dass dieses
anscheinend von uns geregelt werden muss,
damit man hier die gegenseitige Rücksichtnahme entsprechend auch dokumentieren bzw. kontrollieren kann.
Hinsichtlich der unstrittigen und in der Praxis
bewährten, leider oft ausgefallenen Leinenpflicht,
gibt es die Klarstellung, dass auch vor Supermärkten die Leinenpflicht gilt. Alles ist natürlich
auch Teil der Ordnungswidrigkeitentatbestände.
Ausdrücklich und abschließend darf ich auf den
insbesondere dem Fachausschuss Umwelt und
Ordnung bekannten Schriftwechsel mit dem City
Leipzig Marketing e.V. und EvangelischLutherischen Kirchengemeinde St. Thomas hinweisen. Dem Vorschlag auf Lautstärkenbegrenzung haben wir in § 8 Abs. 2, wie gesagt, aufgenommen. Den Vorschlag auf Begrenzung der
Straßenmusikdarbietung insgesamt haben wir in
§ 8 Abs. 1 aufgenommen.
S e i t e | 53
Zu den Änderungsanträgen. Änderungsantrag 1
von Frau Stadträtin Witte scheint aufgenommen
im Änderungsantrag 5. Den Änderungsantrag 5
können wir nicht übernehmen, weil es schlichtweg aus unserer Sicht, was die Fachlichkeit betrifft, keine Regelungskompetenz für das Amt
gibt.
Was den Änderungsantrag 4 von Stadtrat Kriegel
betrifft: Hier möchte ich einfach darauf verweisen, dass der Zusammenhang zwischen Musik
und dem Obolus-Einfordern aus unserer Sicht in
§ 4 Abs. 1 der Polizeiverordnung geregelt ist.
Soweit es nichtgebührendes Verhalten bzw. aggressives Betteln ist, ist dieses schon heute untersagt.
Was den Änderungsantrag von Frau Stadträtin
Gabelmann betrifft, so viel: Wir werden das nicht
in die Polizeiverordnung übernehmen, können
uns aber vorstellen, in der Broschüre, die wir zur
Polizeiverordnung zusätzlich dann herausgeben,
diesen Sachverhalt erklärend mit aufzunehmen,
damit es im Sinne des Tierschutzes auch eine
gebührende Reaktion gibt.
Last but not least, der Änderungsantrag 02 der
Fraktion Bündnis 90/Die Grünen: Liebe Kolleginnen und Kollegen der Fraktion Bündnis 90/Die
Grünen, sollten wir das übernehmen, bräuchten
wir heute keine Änderung der Polizeiverordnung
zu diskutieren. Insofern wundern Sie sich bitte
nicht, dass auch das nicht übernommen wird.
Insofern freue ich mich jetzt auf die Diskussion,
hoffe aber, dass wir am Ende dem Vorschlag der
Stadtverwaltung zustimmen. - Vielen Dank.
Oberbürgermeister Jung: Es beginnt Herr
Haas den Reigen. Ich lese es einmal vor: Ich habe auf der Liste Herrn Haas, Frau Krefft, Herrn
Morlok, Frau Witte, Herrn Pellmann, Herrn Müller, Frau Sejdi und Herrn Kriegel.
Herr Haas (CDU): Herr Oberbürgermeister! Meine Damen und Herren! Ich fasse mich kurz, weil
unser Bürgermeister Heiko Rosenthal alle Gründe genannt hat, die dafür sprechen, dieser Verordnung zuzustimmen.
Was entscheiden wir heute? - Die 5. Veränderung einer Polizeiverordnung. Ja, es hat seit
2010, meine Damen und Herren, nur wenige gegeben, und es waren auch nur redaktionelle.
Mit dem heutigen Beschluss machen wir etwas,
nämlich wir präzisieren. Ob es um Tierhaltung,
Anbringung von Hausnummern, Lagerfeuer oder
die so geliebte Straßenmusik in der Innenstadt
geht, die neuen Regeln verfeinern und präzisie-
Verlaufsprotokoll vom 26.10.2016
ren. Dies ist auch sehr wichtig für die Mitarbeiter
des Ordnungsamtes, damit sie in Zukunft eine
klare Handlungsgrundlage haben.
Die bereits angesprochene Zunahme von Beschwerden - gerade beim Thema Lärm, Straßenmusik in der Innenstadt - gebietet uns, endlich zu handeln.
Zu den Änderungsanträgen: Dem von Frau Witte
werden wir zustimmen, alle anderen lehnen wir
ab. Der Vorlage werden wir natürlich zustimmen.
Ich bitte auch Sie, dies zu tun. - Herzlichen
Dank. Kurz und knackig.
Oberbürgermeister Jung: Frau Krefft.
Stadträtin Krefft (Bündnis 90/Die Grünen): Sehr
geehrter Oberbürgermeister! Sehr geehrte Herren und Damen Stadträte! Werte Vertreter und
Vertreterinnen der Medien und Gäste! Gerade,
weil wir die Beschwerden zu den Themen Bettelei, Straßenmusik, Grillen und Nicht-Auffinden
von Häusern wegen unkenntlicher Hausnummern sehr ernst nehmen, mussten und müssen
wir große Kritik an den hier vorgeschlagenen
Änderungen der Polizeiverordnung erheben.
Der Reihe nach: Bettelei. In der Tat Ausdruck eines großen sozialen Problems. Neben den
schon bekannten Bettlern treten immer wieder wie auch in anderen Städten - gruppenweise
Personen auf, die eindeutig aus Südosteuropa
stammen und der Gruppe der Roma zuzurechnen sind. Es ist ein europäischer Skandal, dass
die Roma ausgeschlossen, chancenlos sind und
diskriminiert werden, sogar verfolgt werden, während die EU tatenlos zuschaut und die betreffenden Länder tatsächlich Mauern aufbauen.
Mit falschen Versprechen hergelockt sind diese
Menschen der organisierten Kriminalität ausgeliefert. Während sozialpolitische Ansätze vernachlässigt werden und polizeiliche Maßnahmen
offenbar nicht greifen, will man nun mit Ordnungsgeldern dem Problem Herr werden.
Wir halten die Ergänzung der Polizeiverordnung
in der vorgelegten Fassung für diskriminierend,
Herr Rosenthal, weil sie so begründet wird. Auf
unsere Nachfrage zur fachlichen Einschätzung
des Jugendamtes zu bettelnden Personen, die
ihre Kinder dabei haben, hat das Jugendamt erklärt, dass sie nicht per se eine Verletzung des
Kindesschutzes annehmen müssten. Es sei immer eine Einzelfallbetrachtung nötig.
Die Begründung für diese Ergänzung Kinder als
Begleitung ist also unzutreffend. Vielmehr, meine
sehr geehrten Damen und Herren, gehen wir von
S e i t e | 54
einer Vernachlässigung von Kindern aus, wenn
die Mütter sie nicht bei sich führen dürfen. Immerhin handelt es sich nach Ihren Auskünften,
Herr Loris und Herr Zimmermann, um Kleinkinder und weniger um schulpflichtige Kindern. Bei
schulpflichtigen Kindern wiederum hat man die
Handhabe nach der UN-Kinderrechtskonvention,
diese Schulpflicht eben auch durchzusetzen und
hier eben auch handeln zu können. Das muss
ich nicht extra in der Polizeiverordnung regeln.
Da gibt es schon heute Handlungsmöglichkeiten.
Wie gesagt, wir haben es mit unvorstellbaren
Lebenswelten zu tun. Das streiten wir nicht ab.
Das darf auch nicht übersehen werden. Wir lehnen es allerdings ab, deswegen Menschen von
öffentlichen Plätzen zu verweisen. Das ist mittelalterlich.
Dass wir den Tatbestand der Bettelei von allein
umherziehenden Kindern nicht aufnehmen müssen, macht wiederum die Begründung deutlich.
Bereits heute gibt es eine Handhabe aus dem
Kinder- und Jugendschutz, die Kinder dem ASD
zu übergeben. Wenn es dabei Probleme gibt,
muss man das vielleicht auch ämterübergreifend
regeln.
Im Übrigen beobachte ich als Bewohnerin der
Innenstadt um Geld bittende Kinder nur zur Adventszeit, nämlich dann, wenn sie Weihnachtslieder flöten oder fiedeln. Ich bin gespannt, ob
dies heuer geahndet werden soll. Das ist meine
Beobachtung. Vielleicht bewege ich mich immer
zu einer anderen Tageszeit durch die Stadt.
Zur Straßenmusik: Musik wird oft nicht schön gefunden, weil sie stets mit Geräusch verbunden.
Das kennen wir von Wilhelm Busch. Ja, klar, ist
nicht alles schön. Wir hören seit 13 Jahren immer die gleiche Musik auf dem Akkordeon. Die
Qualität der musikalischen Darbietung ist sehr
unterschiedlich, aber, liebe Stadtverwaltung,
auch die Classic Open treiben einem die Tränen
in die Ohren, und bei der Gruppe, die zum städtischen Olympioniken-Empfang spielte, bekenne
ich, das Ordnungsamt gerufen zu haben. Es war
nicht zu ertragen.
Es ist aber auch eine Abstimmung mit den Füßen. Wer Zuhörer und Spender findet, scheint
wohl richtig zu spielen. Darum nehmen wir erfreut zur Kenntnis, dass wir Sie, Herr Oberbürgermeister, davon überzeugen konnten, dass
abendliche Straßenkonzerte in der Stadt zum urbanen Lebensgefühl beitragen. Ja, tatsächlich ist
es eine Errungenschaft der friedlichen Revolution, dass in unserer Stadt öffentlich musiziert
werden darf. Jochen Läßig an der Klampfe ist
sogar eine Stele auf der Grimmaischen Straße
gewidmet.
Verlaufsprotokoll vom 26.10.2016
Die übrigen Präzisierungen, wie Sie sie nennen,
werden aus unserer Sicht wenig ändern. Aus
Sicht der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen muss
auf Dialog gesetzt werden. Andere Städte machen es vor. Über die Orte musikalischer Darbietungen lässt sich Einvernehmen herstellen. Dazu
müssen die Beteiligten zusammenkommen, sich
in die Augen sehen und die gegenseitige Rücksichtnahme aushandeln. Moderierend kann vielleicht das Stadtordnungsamt auftreten. Wir begrüßen sehr, dass hier um zehn Bedienstete
aufgestockt wird.
Es gibt sie schon heute, die Gastronomen, die
Bettlern und Musikern mit Respekt gegenübertreten und keine Probleme haben - ob aus christlicher Nächstenliebe oder in Anerkenntnis, dass
soziale Schieflagen eben auch sichtbar sind.
Bettler wie Straßenmusiker sind Menschen. In
der Kulturstadt Leipzig sollten wir den kulturvollen Umgang miteinander pflegen.
Wir halten den Änderungsvorschlag aufrecht zu
§ 1 Änderung des § 4, Verhaltensweisen mit öffentlichen Beeinträchtigungen, und den Änderungsvorschlag zu § 2, was diese Mittagspause
angeht.
Nicht mehr verhandeln müssen wir über Lagerund Brauchtumsfeuer. Das, was wir zu den
Grün- und Erholungsanlagen beantragt haben,
hat sich aufgeklärt. Wir konnten im Gespräch
davon überzeugt werden, dass das eine richtige
Präzisierung ist. - Danke schön.
Oberbürgermeister Jung: Herr Morlok.
Stadtrat Morlok (fraktionslos): Herr Oberbürgermeister! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich
möchte auf einen Punkt der Polizeiverordnung
eingehen, nämlich auf das Thema Hausnummern. Herr Kollege Haas, Frau Krefft, Sie haben
das Thema kurz angesprochen.
S e i t e | 55
Schauen Sie bitte mit mir gemeinsam den Satz 3
dieses Absatzes 2 an. Dort steht - ich zitiere -:
Die Hausnummer ist an der der zugewandten Seite des Gebäudes […] anzubringen.
Ganz offensichtlich, Herr Oberbürgermeister, liebe Kolleginnen und Kollegen, fehlt zwischen den
Worten der das Wort Straße.
Ich möchte beantragen, zwischen den beiden
Wörtchen der im Satz 3 des Abs. 2 des § 15 das
Wort Straße einzufügen. Vielleicht können Sie
das, Herr Oberbürgermeister, zur Vereinfachung
ohne schriftliche Einreichung des Änderungsantrages akzeptieren. Vielleicht können Sie es auch
übernehmen.
Ich stelle mir allerdings die Frage, liebe Kolleginnen und Kollegen, ohne sie beantworten zu können: Wenn ich das gemerkt habe, der Diensthabende des Oberbürgermeisters es nicht bemerkt
hat, der Dezernent es nicht bemerkt hat - wer hat
sich das eigentlich durchgelesen? - Vielen Dank.
Oberbürgermeister Jung: Auf den ersten Blick,
Herr Morlok, fürchte ich, haben sie unrecht. Dass
der bezieht sich auf Gebäudeecke, was den Satz
umschließt - zwei Zeilen weiter.
[…] ist an der der zugewandten Seite des
Gebäudes unmittelbar über oder neben dem
Gebäudeeingang oder […] an der dem
Grundstückszugang nächstgelegenen Gebäudeecke anzubringen.
Die deutsche Sprache ist eine schwere Sprache,
aber umgreifende Partizipialkonstruktionen liebe
ich. Das ist jetzt mein erster Eindruck. Ich habe
es nicht germanistisch weiter untersucht, aber
ich glaube, Herr Loris, es ist alles in Ordnung.
Frau Witte.
Es ist unser Anliegen, sehr geehrte Damen und
Herren, dass wir die Hausnummern auch von der
Straße aus erkennen können, dass also die
Hausnummern sinnvollerweise in Richtung Straße angebracht werden und nicht zum Beispiel in
Richtung Garten, wo sie nur der Grundstückseigentümer selbst sehen kann.
Stadträtin Witte (DIE LINKE): Sehr geehrter
Herr Oberbürgermeister! Liebe Kolleginnen und
Kollegen! Liebe Gäste! Habe ich das gerade
richtig verstanden: Die Musikstadt Leipzig hat
keine Kompetenz, festzustellen, was gute oder
schlechte Musik ist? - Wahrscheinlich werde ich
mich mit dieser Rede heute um Kopf und Kragen
reden, aber was sein muss, muss halt sein.
Diesbezüglich gibt es auch Regelungen in der
Polizeiverordnung. Ich würde Sie gern bitten,
dass Sie einmal selbst auf den § 15 Abs. 2
schauen, in dem geregelt wird, wie und wo die
Hausnummer angebracht werden soll. Wie gesagt, unser Wunsch ist, dass die Hausnummer
von der Straße aus zu sehen ist.
Letzte Woche konnte man in der LVZ lesen, ich
wolle, dass die Straßenmusiker bei der Kulturbürgermeisterin ein Probevorspiel absolvieren
müssen. - Herr Orbeck, ich kann Ihnen versichern: Niemand hat die Absicht, der Kulturbürgermeisterin eine Castingshow aufs Auge zu
drücken.
Verlaufsprotokoll vom 26.10.2016
S e i t e | 56
Ich muss zugeben, dass ich meinen Änderungsantrag sehr stark an die Münchener Regelung
angelehnt habe. Dort müssen potenzielle Straßenmusiker durch ein Vorspielen nachweisen,
dass sie ihr Musikinstrument halbwegs gut beherrschen. In München wird diese Aufgabe auch
nicht auf Bürgermeisterebene wahrgenommen,
sondern von einem Mitarbeiter des Ordnungsamtes. Seine Kompetenz erwirbt er sich durch regelmäßigen Besuch der Oper. Sprich: München
hat die Kompetenz, Leipzig hat sie nicht.
lung in Weltstädten aussieht. In München: Vorspiel und Genehmigung erforderlich. In Brüssel:
Vorspiel und Genehmigung erforderlich. In Paris:
Erlaubnis erforderlich; für die Metro vorspielen,
da ist eine Genehmigungspflicht, die Arrondissements können da nur festlegen, ob die Genehmigung gebührenpflichtig ist oder nicht. In
London und New York, wo die Straßenmusik
hauptsächlich in der Subway bzw. in der Metro
stattfindet, sind dafür ebenfalls Vorspielen und
eine Genehmigung unumgänglich.
Wir Stadträte sind dem Wohle der Bürger unserer Stadt verpflichtet. Dazu gehört auch, durch
unsere Beschlüsse einen gerechten Interessensausgleich zwischen den verschiedenen Interessensgruppen der Stadt herbeizuführen - hier der
Ausgleich zwischen den Bürgern, die in der Innenstadt leben oder arbeiten bzw. ein Gewerbe
betreiben, und den Menschen, die in der Innenstadt als Straßenmusikanten auftreten wollen.
Liebe Kolleginnen und Kollegen, wir sehen also,
in den genannten Weltstädten haben die Stadträte die nötige Souveränität - ich wollte nicht sagen: den Arsch in der Hose -, auch solche Dinge
zu regeln. Wenn sich jemand der dringend notwendigen Regelung hier als Stadtrat entzieht,
dann ist er meiner Meinung nach nicht weltstädtisch, sondern provinziell und kleinkariert.
Zu meinen, man müsse für die Straßenmusik
keine Regelung herbeiführen, ist daher kein
Ausdruck weltmännischer Offenheit, sondern
meiner Meinung nach eine Flucht aus der Verantwortung.
Ich selbst bin fast täglich in der Innenstadt. Ich
kenne die Situationen vor Ort und habe mit vielen Betroffenen, die in der Innenstadt arbeiten
oder leben, gesprochen. Aus diesen Gesprächen
weiß ich. dass eine Regelung dringend erforderlich ist. Für viele Betroffene ist die Grenze der
Belastung längst erreicht.
Besonders traurig macht mich die Tatsache, dass
meine Fraktion der Meinung ist, man könne sich
heraushalten und den Dingen ihren Lauf lassen.
Gerade als Fraktion DIE LINKE müsste man
doch auf der Seite der kleinen Werktätigen stehen, in diesem Falle Menschen, die oft - als alleinerziehende Verkäuferin - schauen müssen,
wie sie über die Runden kommen, oder die Studentin, die auf dem Freisitz als Bedienung ihr
Studium finanzieren muss.
Der Gast kann den Freisitz in der Innenstadt oder gar die Innenstadt verlassen, wenn er sich
belästigt fühlt. Das wurde gerade schon angesprochen. Die Bedienung oder die Verkäuferin
kann das nicht. Sie muss die Belästigung aushalten und soll dabei auch noch ein freundliches
Gesicht machen, schließlich ist sie ein Aushängeschild unserer Stadt. Wobei es aber auch nicht
im Sinne des Erfinders ist, wenn man zulässt,
dass unsere Gäste aus der Innenstadt vertrieben
werden.
Ein weiteres Argument lautet, Leipzig verliere
durch die Regelung seine Weltoffenheit. Schauen wir uns doch einmal an, wie die Rege-
In Paris, wo man die Straßenmusik geregelt hat,
hat der Tourist im Straßencafé die Chance, sich
an Chansons und Musette-Musik zu erfreuen. In
Leipzig kann es ihm zurzeit passieren, dass er
mit Geplärre und Gedudel belästigt wird.
Liebe Kolleginnen und Kollegen, wenn auch
Leipzig in die Riege der genannten Weltstädte
aufsteigen will, haben wir die Aufgabe, an dieser
Stelle unsere Hausaufgaben zu machen und die
Dinge zu regeln, die zu regeln sind. Ich möchte
jetzt nicht Westerwelle zitieren mit dem Dampfschiff und so. Ich empfehle deshalb, meinem Änderungsantrag zuzustimmen. Das Verfahren, das
ich hier angewandt habe, hat sich in den Weltstädten bewährt. Ich denke, dass wir damit einen
guten und gerechten Ausgleich zwischen diesen
Interessengruppen schaffen würden. - Ich danke
für die Aufmerksamkeit.
Oberbürgermeister Jung: Herr Pellmann.
Stadtrat Pellmann (DIE LINKE): Kommen wir
zum provinziellen Kontrastprogramm.
Herr Oberbürgermeister! Liebe Kolleginnen und
Kollegen! Verehrte Stadträte! Liebe Bürgermeister und Beigeordnete! Liebe Gäste auf der Tribüne und am Livestream! Einige von Ihnen werden
sich eventuell noch erinnern, dass bereits im Dezember 2009 hier im Stadtrat Thema war, wie die
Polizeiverordnung weitere Beschränkungen für
Straßenmusik enthalten soll und was an Veränderungen notwendig ist. Der Stadtrat lehnte das
Ansinnen damals mit deutlicher Mehrheit ab.
Nunmehr steht ein fast gleichlautender Vorschlag
zur Abstimmung¸ außer dem Einreichungsdatum
hat sich nicht wirklich etwas verändert.
Verlaufsprotokoll vom 26.10.2016
Die Fraktion DIE LINKE war damals gegen weitere Beschränkungen und ist es mehrheitlich
auch heute noch. Eine Neuregelung wäre aus
unserer Sicht nicht nur wenig sinnvoll, sondern
kaum zu kontrollieren. Vielmehr muss - darauf ist
Frau Krefft schon eingegangen - auch hier das
Prinzip der Freiwilligkeit gelten, und man muss
miteinander ins Gespräch kommen.
Aus unserer Sicht reichen die gegenwärtigen
Regelungen der gültigen Sondernutzungssatzung und Polizeiverordnung unserer Stadt vollkommen aus. Wir sollten doch eigentlich froh
darüber sein, dass sich Leipzig den Ruf als Stadt
der Straßenmusik im Vergleich zu anderen eben
genannten Städten erworben hat. Darum beneiden uns viele Großstädte.
Bereits vor sieben Jahren habe ich hier an dieser
Stelle den Liedermacher Gerhard Schöne zitiert.
Dieses Zitat will ich heute gern wiederholen:
In Kleinstädten kennt man sie kaum, in Dörfern praktisch überhaupt nicht, in größeren
Städten dagegen gehören Straßenmusiker
zum alltäglichen Stadtbild. Wir begegnen
ihnen überall dort, wo es viele Menschen
hinzieht: in Fußgängerzonen, Einkaufspassagen, S- und U-Bahnen, Plätzen und
Parks. Straßenmusik ist vielfältig und bunt,
ebenso wie die Zuhörergruppen, die sich um
einen Drehorgelspieler, eine Gesangsgruppe, einen Geigenvirtuosen oder eine Folkloregruppe bilden.
Genau dieses innerstädtische Flair muss erhalten bleiben und bedarf keiner weiteren verschärfenden Regelung in der Polizeiverordnung. Daher wird meine Fraktion mehrheitlich diese geplanten Änderungen ablehnen. Auch die vorliegenden Änderungsanträge dazu werden wir
mehrheitlich ablehnen.
Etwas verwundert hat mich der Vorschlag - Frau
Witte ist darauf eingegangen -, eine KGD wieder
einzuführen. Vielleicht wird es der eine oder andere von Ihnen noch wissen: Konzert- und Gastspieldirektion hieß das zu DDR-Zeiten. Eine solche Zensureinrichtung kann für eine Großstadt
wie Leipzig nur peinlich sein und ist nach meiner
Auffassung abzulehnen.
Lärmschutz wurde angesprochen. Lärmschutz,
liebe Kolleginnen und Kollegen, ist eindeutig gesetzlich geregelt. Auch hier kann das Ordnungsamt bereits einschreiten, wenn es zu Überschreitungen kommt. Die Berichte - ich darf ja nicht
aus einem geschlossenen Ausschuss zitieren;
vielleicht kann es heute noch einmal hier wiederholt werden - ob der Kontrolldichte waren eher
ernüchternd, was Ordnungswidrigkeitsverfahren
in diesem Zusammenhang betrifft.
S e i t e | 57
Ein weiterer Punkt in der vorgeschlagenen Änderung der Polizeiverordnung suggeriert tatsächliche Änderungen: das nunmehr avisierte Verbot
von aggressivem und aufdringlichem Betteln.
Lieber Herr Oberbürgermeister! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Vielleicht sollten die Kollegen
des Ordnungsamtes die derzeit gültige Fassung
der Polizeiverordnung noch einmal nachlesen.
Darin steht nämlich bereits in § 4 Abs. 1 - ich zitiere -:
Auf öffentlichen Straßen, Wegen und Plätzen sowie in öffentlichen Grün- und Erholungsanlagen ist es untersagt, aggressiv zu
betteln.
Mit der neuen Formulierung kommt der Zusatz
hinzu:
Das Betteln durch Kinder und durch Erwachsene in Begleitung von Kindern ist untersagt.
Einzige Änderung.
Lieber Herr Oberbürgermeister, diese Änderungen sollten Sie noch einmal erklären, insbesondere - auch darauf ist Frau Krefft in Ansätzen bereits eingegangen - in Bezug auf den verfassungsrechtlichen Gleichheitsgrundsatz. Dieser
scheint mir zumindest missachtet, wenn nicht gar
gegen ihn verstoßen worden ist.
Ein Weiteres zum Thema Betteln: Wenn das
Ordnungsamt bisher konsequent und flächendeckender kontrolliert hätte, was die bisherige Verordnung schließlich zuließe, würde meines Erachtens überhaupt kein Handlungsbedarf bestehen.
Auch darauf ist Frau Krefft bereits eingegangen:
Die Forderung, dass insbesondere wegen Kindeswohlgefährdung oder zum Schutz von Kindern eine solche Regelung notwendig ist - auch
dafür haben wir Kinderschutzgesetze, die jetzt
schon ziehen. Hier ist der ASD gefordert, sie
entsprechend umzusetzen und zu kontrollieren.
Also auch hier sollten wir nach meiner Auffassung bei den bisherigen Regelungen der Polizeiverordnung, die vollkommen ausreichend sind,
bleiben.
Was bleibt abschließend von dem genannten
Vorschlag übrig? - Überzeugend ist er nicht.
Wirkliche Veränderungen und/oder Verbesserungen bringt er auch nicht. Daher kann es im
Ergebnis nur heißen, dass diese Vorlage abzulehnen ist. - Herzlichen Dank.
Verlaufsprotokoll vom 26.10.2016
Oberbürgermeister Jung: Jetzt folgen Herr
Kriegel, Herr Müller und Frau Sejdi.
Stadtrat Kriegel (AfD): Sehr geehrter Herr
Oberbürgermeister! Sehr geehrte Frau Dr. Jennicke! Sehr geehrte Beigeordnete! Sehr geehrte
Damen und Herren Stadträte! Sehr geehrte Gäste, Pressevertreter und Zuschauer am Livestream! Ehe ich es vergesse, zu meinem Vorredner noch eine Bemerkung: Es hat mich sehr
gefreut, Herr Pellmann, dass Sie noch einmal
darauf eingegangen sind, weil ich es aus meiner
eigenen DDR-Erfahrung kenne, dass es eine
staatliche Spielerlaubnis für Musikanten gab. Wir
alle wollen wirklich nicht die Freiheit der Straßenmusikanten so weit beschneiden. Ich denke,
darüber ist sich die Mehrheit der Stadträte hier in
diesem Hause einig. Dass wir in alte Zeiten zurückverfallen und am Ende noch ein Kreiskabinett für Kulturarbeit gründen, was noch ein zusätzlicher Beirat für Kultur wäre, das wollen wir
alle nicht. Dass wir am Ende eine staatliche
Spielerlaubnis für Straßenmusikanten durchsetzen - so weit darf die Freiheitsbeschneidung der
Straßenmusikanten nicht gehen. Im Gegenteil.
Es ist ein sehr hohes Gut, dass wir nach der
Wende Straßenmusikanten frei und unbescholten in unserer Stadt aufspielen lassen können.
Ich bedanke mich speziell für die Übernahme der
wesentlichen Punkte meines Änderungsantrages, der in der Neufassung der Originalvorlage
aufgenommen wurde. Das betrifft speziell die
musikalischen Darbietungen - so lese ich es zumindest aus Punkt 1 heraus, es geht um die
Straßenmusik speziell in Gotteshäusern -, sowie
die Aufnahme einer Begrenzung der Lärmpegelwerte.
Gestatten Sie mir noch einige Anmerkungen zum
Unterschied zwischen Watt und Dezibel. Das war
sehr wichtig, dass das aufgenommen wurde. Um
in der Bildsprache von Frau Schenk zu bleiben:
Ich hatte in ganz, ganz jungen Tagen einen Kanarienvogel. Dieser Kanarienvogel hatte einen
Lärmpegelwert, der vermutlich weit über 10 Dezibel lag, vielleicht 20, mehr aber nicht. Nach
heutigen gesetzlichen Vorschriften wäre das in
Ordnung.
S e i t e | 58
keine 20-Watt-Begrenzung hat, denn eine 100Watt-Anlage kann durchaus unter dem gesetzlichen Dezibelwert von 60 Dezibel liegen, eine 20Watt-Anlage kann es nach oben oder unten
auch. Die Wattzahl hat nicht unbedingt etwas
damit zu tun.
Ich freue mich trotzdem, dass der Begrenzungswert von 60 Dezibel mit aufgenommen wurde,
auch wenn laut Bundes-Immissionsschutzgesetz
60 Dezibel sowieso die maximale Höchstgrenze
des Lärmpegelwerts ist.
Abschließend noch ein ganz kurzer Punkt zu
meiner Ergänzung: Ein aktives Betteln nach musikalischen Kurzdarbietungen vor Freisitzen ist
nicht gestattet. Herr Rosenthal, wenn es so ist,
dass dieser Punkt jetzt Bestandteil dieser Vorlage ist, freue ich mich darüber sehr. Ich würde
mich natürlich noch mehr freuen, wenn dann
auch die festgeschriebene Polizeiverordnung in
die Wirklichkeit umgesetzt wird, also wenn es
dann dementsprechend auch geahndet wird.
Ich weiß aus vielen Gesprächen gerade mit
Gastronomen, dass ein aktives Betteln vor Freisitzen ein ganz großes Problem ist. Denn, meine
Damen und Herren, wir alle können, wenn wir
einkaufen oder einen Einkaufsbummel machen,
frei entscheiden, ob wir bei einem Straßenmusikanten stehenbleiben oder nicht. Ein Gast, der in
einem Freisitz sitzt, hat diese Wahl nicht - definitiv nicht -, weil er an seinen Platz gebunden ist.
Er muss es über sich ergehen lassen, was vielleicht nicht immer schön ist - manchmal doch -,
er hat sozusagen keine Wahl, wenn nach einem
mehr oder weniger guten Liedgut der Hut herumgeht und er dann dazu noch genötigt wird. Ich
empfinde das als Nötigung.
Wir werden als AfD-Fraktion unter den gegebenen Umständen - wobei wir doch ganz erfreut
sind, dass, wie gesagt, unsere wesentlichen
Punkte in die Originalvorlage mitgenommen
wurden - der Vorlage zustimmen. - Danke.
Oberbürgermeister Jung: Herr Müller.
Der Wellensittich unseres Nachbarn war erheblich lauter. Der hatte vermutlich einen Lärmpegelwert über 80 oder 100 Dezibel aufzubieten.
Das war sehr störend für die ganze Hausgemeinschaft.
Stadtrat Müller (SPD): Sehr geehrter Herr
Oberbürgermeister! Meine sehr geehrten Damen
und Herren! Das Wichtigste ist alles schon gesagt worden. Ich möchte für meine Fraktion ein
paar Worte darüber verlieren. Vorweggesagt: Die
SPD-Fraktion wird mit großer Mehrheit dieser
Vorlage zustimmen.
So verhält es sich auch, meine Damen und Herren - mit diesem simplen Beispiel -, mit Wattzahl
als Leistungsbegrenzung und mit Lärmpegel in
Form von Dezibel. Das heißt, ich hätte mir in der
Vorlage gewünscht, dass eine Verstärkeranlage
Zu den Änderungsanträgen ein paar Sätze.
Wenn wir den Änderungsantrag A-02 von der
Fraktion Bündnis 90/Die Grünen positiv votieren
wollen würden - Herr Rosenthal wies schon da-
Verlaufsprotokoll vom 26.10.2016
rauf hin und Herr Pellmann indirekt auch -,
bräuchten wir diese ganze Vorlage nicht. Diesen
müssen wir daher ablehnen.
Zu dem Antrag von Frau Gabelmann: Es wurde
von Herrn Rosenthal auch erwähnt, dass dies in
eine Kommentierung der Polizeiverordnung
kommen wird, weil es recht sinnvoll wäre, das
Kleingetier, das da durchfleucht, zu bedenken.
Zu dem Antrag 04 von Herrn Kriegel: Wir sehen
es so, dass die meisten Punkte - Herr Kriegel
erwähnte es - schon in der Neufassung sind bzw.
in der Erstfassung auch schon vorhanden waren.
Der Antrag von Frau Witte klingt an sich ein wenig interessant, aber ich möchte ein Beispiel geben, weil man München zitiert. In München gehen die Uhren etwas anders. Dort kann man
auch in den Biergarten seine Brotzeit mitbringen.
Da würden wahrscheinlich, wenn wir das ähnlich
machen würden, unsere Gastronomen auch
nicht gerade zufrieden sein. Auch diesen Antrag
von Frau Witte muss unsere Fraktion ablehnen.
Oberbürgermeister Jung: Frau Sejdi.
Stadträtin Cagalj Sejdi (Bündnis 90/Die Grünen): Ich möchte nur eine Sache kurz richtigstellen. Ich meine gehört zu haben, dass Sie, Herr
Rosenthal, vorhin sagten zum Thema bettelnde
Kinder und Jugendliche, die meisten seien
schulpflichtig. Soweit ich das weiß aus meiner
ehrenamtlichen Beratungspraxis: Es mag sein,
dass einige schulpflichtige Kinder dabei sind. Die
meisten Kinder habe ich selbst auch noch nicht
gesehen, da kann ich Frau Krefft zustimmen. Die
meisten Kinder sind aber nicht schulpflichtig, und
zwar genau aus dem Grund, dass sie gar nicht
hier in Leipzig gemeldet sind. Das ist auch eigentlich das große Problem, was diese Menschen aus Rumänien, Bulgarien und Ungarn haben, um die es hier beim Betteln meistens geht:
Sie kommen hierher, sie sind obdachlos, leben in
Abbruchhäusern, auf der Straße oder sonst irgendwo, und sie kommen zum Beispiel zu uns in
die Beratung und wissen nicht, wohin mit ihren
Kindern. Sie möchten gern, dass ihre Kinder in
die Schule gehen, und fragen uns, wie sie das
machen können.
Ich finde, wir sollten an der Stelle, wenn Beschwerden über bettelnde Kinder und Jugendliche eingehen, davon absehen, die Eltern mit
Ordnungsgeldern zu bestrafen und zu kriminalisieren, sondern wir sollten über den Leipziger
Tellerrand hinausschauen: Was passiert in anderen deutschen Großstädten? - Da werden Einrichtungen geschaffen, in denen solche Familien
S e i t e | 59
unterkommen können und sich melden können,
damit die Kinder schulpflichtig werden. Da gibt
es Projekte, in denen solche Kinder tagsüber
aufgenommen werden, unterrichtet werden und
sich aufhalten können. Das wäre doch der richtige Weg und nicht eine Erweiterung in der Polizeiverordnung.
Oberbürgermeister Jung: Frau Witte hat noch
einmal ums Wort gebeten.
Stadträtin Witte (DIE LINKE): Sehr geehrter
Herr Oberbürgermeister! Liebe Kolleginnen und
Kollegen! Ich muss einige Sachen ein bisschen
klarstellen, weil hier ein paar Dinge durch den
Raum wabern, die für mich gruselig sind.
Erstens. Ich bin im Westen geboren, tut mir leid,
ich kenne Zensurbehörde, Musikgenehmigung
und so etwas nicht. Ich würde den Kollegen, die
in der DDR geboren wurden und das alles noch
kennen, allerdings empfehlen, auch in der neuen
Bundesrepublik anzukommen und nicht bei jeder
Regelung, die wir hier vornehmen, sofort wieder
die alte DDR aufstehen zu lassen. Westliche
Großstädte, die das machen - ich habe nicht nur
München genannt, ich habe Brüssel genannt, ich
habe Paris genannt, ich habe London genannt,
ich habe New York genannt -, haben keine Zensurbehörde. Sie wissen aber, warum sie es machen.
Ich komme noch zu einem zweiten Teil: Es wird
hier viel von den Rechten der Musikanten gesprochen und darüber, die Straßenmusik zu genießen. Im Grundgesetz steht aber auch das
Recht auf freie Entfaltung der Persönlichkeit.
Wenn man mit einem Verfassungsrechtler
spricht, wird er einem sagen, dass dazu auch
das Recht gehört, nicht belästigt zu werden. Man
weiß heute, dass Krach - dazu gehört unter Umständen auch Musik; dabei ist die Lautstärke gar
nicht einmal das herausragende Element -, der
einem auf die Nerven geht und dem man nicht
ausweichen kann, krank macht.
Diese Tatsache haben sich westliche Geheimdienste zunutze gemacht, um Leute zu foltern.
24 Stunden in einer dunklen Zelle und das gleiche Lied über Endlosschleife abgespielt, dabei
werden Sie wahnsinnig. Wäre ich vor die Situation gestellt, aussuchen zu können: 24 Stunden in
einer dunklen Zelle Schwarzbraun ist die Haselnuss von Heino hören zu müssen oder Waterboarding über mich ergehen zu lassen - ich
würde mich für Waterboarding entscheiden.
Das, was hier wieder nicht klar zum Ausdruck
gekommen ist - da werden wir unserer Verant-
Verlaufsprotokoll vom 26.10.2016
wortung nicht gerecht -, ist, dass Leute in der Innenstadt beschäftigt sind, die das ertragen müssen. Für diese Leute müssen wir das regeln, weil
Lärm, dem man nicht ausweichen kann, krank
macht. Wenn wir das nicht regeln, wenn auf dem
Freisitz eine Bedienung dem acht Stunden ausgesetzt ist und krank wird, dann haben wir die
Verantwortung dafür. Ich will diese Verantwortung nicht auf mich nehmen. Deshalb habe ich
auch diesen Änderungsantrag gestellt. Deswegen bitte ich nochmals darum, sich das zu überlegen, sich eine Minute zurückzulehnen, von der
Ideologie einmal vollkommen wegzugehen und
nach Vernunft zu entscheiden. - Danke.
Oberbürgermeister Jung: Frau Gabelmann und
dann Herr Danckwardt.
Stadträtin Gabelmann (SPD): Ich habe nur eine
kurze Nachfrage: Hat diese Kommentierung zur
Polizeiverordnung empfehlenden Charakter oder
verpflichtenden Charakter? - Als Empfehlung
kann ich das Bundestierschutzgesetz nicht nehmen. Das geht nicht, das tut mir leid. Wenn es
eine Empfehlung ist, dann ist es nicht möglich.
Sonst würde ich meinen Antrag zurückziehen,
aber wenn es nur empfehlenden Charakter hat,
nicht.
Oberbürgermeister Jung: Herr Rosenthal
schlug vor, Ihren Hinweis zu den Kleintieren ins
Faltblatt aufzunehmen.
Stadträtin Gabelmann (SPD): Es geht um Wirbeltiere. Das ist eben nicht empfehlend.
S e i t e | 60
Oberbürgermeister Jung: Gut, dafür haben wir
Änderungsanträge gestellt. - Herr Danckwardt.
Stadtrat Danckwardt (fraktionslos): Ich muss
ehrlich sagen, ich kann dem Anliegen von Frau
Witte etwas abgewinnen. Nur tauchen darin einige Widersprüche auf, die ich schlichtweg nicht
verstehe und bei denen ich mir einen anderen
Antrag gewünscht hätte.
Erstens. Das Anliegen, speziell Verkäuferinnen,
also Menschen, die sich nicht dem Einfluss von
Musik entziehen können - anders als Passanten,
die einfach weitergehen können -, zu schützen,
kann ich durchaus nachvollziehen. Nur, die Frage ist, was das mit einer Prüfung musikalischer
Eignung zu tun hat. Das quasi in einer Abstimmung zusammengepackt, wird mich wahrscheinlich zur Ablehnung verleiten.
Zweite Frage: Die Zahl 10 - was hat sie dort zu
suchen? Leipzig hat 500.000 Einwohner. Es verträgt mehr als zehn Musikanten, die zur gleichen
Zeit am gleichen Tag spielen. Natürlich nicht am
gleichen Ort. Da könnte man durchaus bessere
Lösungen finden als das, was der Änderungsantrag uns präsentiert.
Das Anliegen ist gut, das muss man überlegen,
aber diese verschiedenen Themen in einem Antrag zusammen oder zumindest in einer Abstimmung - vielleicht lassen Sie getrennt abstimmen,
Frau Witte -, das würde mich persönlich jetzt zur
Ablehnung des Gesamtpakets verleiten. Bei einzelnen Punkten lohnt es sich durchaus, Ihre Argumente ernsthaft zu überlegen. - Danke schön.
Oberbürgermeister Jung: Frau Witte noch
einmal. Dann können wir, hoffe ich, zur Abstimmung kommen.
Oberbürgermeister Jung: Das ins Faltblatt aufzunehmen war seine Idee. - Das Gesetz gilt.
Nur, wir müssen realistisch sein. Jetzt einmal
ganz offen gesprochen: Sie werden niemals
nachweisen können, ob beim LagerfeuerAnbrennen gegebenenfalls eine kleine Maus zu
Schaden kommt.
Stadträtin Gabelmann (SPD): Das sicherlich
nicht, aber wenn wir bei jeder Demo vor Ort sind
und Auflagen verlesen, dann kann man auch bei
Feuern, die angezündet werden, vorher feststellen, ob der Haufen umgeschichtet wurde. Wenn
das Ordnungsamt sonst auch immer zu jeder
Demo kommt, geht das auch.
Stadträtin Witte (DIE LINKE): Wer die Frage
stellt, was die Prüfung bringt, ob die spielen können oder nicht, den lade ich ein, mit mir einmal
durch die Innenstadt zu gehen. Er wird es anschließend wissen.
Der zweite Punkt mit den zehn Plätzen: Das ist
ungefähr ausgerechnet, an wie vielen Plätzen
Straßenmusikanten gleichzeitig spielen können,
ohne dass man von einem zum anderen übergangslos hineinkommt, sondern dass man auch
ein bisschen Platz hat, um auch ohne Musik seinen Gedanken nachhängend durch die Innenstadt gehen zu können.
Ich habe nichts dagegen, wenn punktweise abgestimmt wird. - Danke.
Verlaufsprotokoll vom 26.10.2016
Oberbürgermeister Jung: Gut. Dann schlage
ich Ihnen jetzt vor, dass wir mit dem Änderungsantrag 1 von Frau Stadträtin Witte beginnen.
Punkt 1. Der ÄA-01 ist nun ÄA-05. Änderungsparagraph 8, Straßenmusik. - Ich denke, ich kann
das nicht punktweise abstimmen. Ich sage
Ihnen, das schaffe ich nicht.
Darf ich Sie um Ihr Handzeichen bitten: Wer
stimmt dem vorgelegten Änderungsvorschlag zu
§ 8 zu? - Die Gegenstimmen? - Die Enthaltungen?
Abstimmung: Mit 2 Enthaltungen und einigen
Pro-Stimmen mit Mehrheit abgelehnt.
Wir kommen nun zum Änderungsantrag der
Fraktion Bündnis 90/Die Grünen. Das kann man
einzeln abstimmen.
Es werden folgende Änderungen gestrichen: zunächst § 1 des § 4 - Verhaltensweisen mit öffentlichen Beeinträchtigungen. Wer ist für diese
Streichung? - Die Gegenstimmen? - Die Enthaltungen?
Abstimmung: Bei einigen Pro-Stimmen und einigen Enthaltungen mit großer Mehrheit abgelehnt.
§ 2 Abs. 4, Änderung des § 8, Straßenmusik, soll
ebenfalls gestrichen werden. Wer ist für die
Streichung? - Die Gegenstimmen? - Die Enthaltungen?
Abstimmung: Gleiches Ergebnis wie zuvor.
§ 4 Änderung des § 9, Lager- und Brauchtumsfeuer - entfällt. Die Ordnungswidrigkeiten - entfällt auch. - Herzlichen Dank.
Dann Stadträtin Gabelmann: § 9 zu ergänzen im
Hinblick auf die Wirbeltiere. Wer dem zustimmt,
den bitte ich um das Handzeichen? - Die Gegenstimmen? - Die Enthaltungen?
Abstimmung: Einige Enthaltungen und einige
Pro-Stimmen. Mit Mehrheit abgelehnt.
Wir kommen zu Stadtrat Kriegel. Ich muss noch
einmal nachfragen, Herr Kriegel: Ist Ihr Änderungsantrag im Hinblick auf den letzten Punkt erledigt? - Nein. Dann stimmen wir lieber ab. Es ist
nicht eins zu eins. Aggressives Betteln ist enthalten, aber das aktive Betteln nach musikalischen
Kurzdarbietungen ist nicht enthalten, weil es
nach unserer Auffassung ein Unterschied ist, ob
ich ohne Gegenleistung bettle oder ob ich etwas
zur Aufführung bringe und dann die Hand aufhalte und um eine Gabe bitte. - Dann müssen wir es
abstimmen.
S e i t e | 61
Das heißt, wir stimmen jetzt über den Änderungsantrag von Stadtrat Kriegel ab, § 8 in einem
Absatz 6 zu ergänzen. Wer stimmt dem zu, den
bitte ich um das Handzeichen? - Die Gegenstimmen? - Die Enthaltungen?
Abstimmung: 4 Enthaltungen, 5 Pro-Stimmen.
Mit großer Mehrheit abgelehnt.
Wir kommen jetzt zur Hauptabstimmung über die
Vorlage. Es ist doch keine Satzung, oder? Ich
muss nicht auszählen lassen? Es ist eine Verordnung und keine Satzung. Auszählen? - Danke, auszählen.
Ich bitte Sie um Ihr Handzeichen: Wer stimmt der
vorliegenden Verordnung einschließlich der eben
genannten Abstimmungen zu? - Wer stimmt dagegen? - Wer enthält sich der Stimme?
Abstimmung: 38 dafür, 23 dagegen, 2 Enthaltungen. So beschlossen.
Vielen Dank.
Herr Pellmann, eine Erklärung?
Stadtrat Pellmann (DIE LINKE): Ja, Erklärung
zum Abstimmungsverhalten und Ankündigung.
Herr Oberbürgermeister, wir haben gerade eine
Polizeiverordnung beschlossen, wo ich vorhin in
meiner Rede insbesondere die Neufassung zu §
4 Abs. 1 als rechtlich kritisch bezeichnet habe.
Ich kündige jetzt schon einmal an, dass ich zumindest einen Teil der Polizeiverordnung, nämlich die Neuaufnahme der Kinder, bei der Landesdirektion prüfen lasse auf Verfassungsrechtlichkeit und Vereinbarkeit mit der UNKinderrechtskonvention.
Oberbürgermeister Jung: So zu Protokoll.
Danke für den Hinweis.
18.6
Errichtung einer Anlage für soziale
Zwecke in der Weißdornstr. 102: außerplanmäßige Auszahlung gemäß §
79 (1) SächsGemO in Verbindung mit
Fortschreibung des Bau- und Finanzierungsbeschlusses
(VI-DS-02270DS-02)
Einreicher: Dezernat Stadtentwicklung
und Bau
Einreicher: Dezernat Jugend, Soziales,
Gesundheit und Schule
Klare Vorvoten. Wird das Wort gewünscht? - Bitte schön, Herr Kriegel.
Stadtrat Kriegel (AfD): Sehr geehrter Herr
Oberbürgermeister! Sehr geehrte Beigeordnete
Verlaufsprotokoll vom 26.10.2016
und Stadträte! Sehr geehrte Gäste! Wie bekannt
ist, lehnt die AfD-Fraktion derartige Massenunterkünfte für traumatisierte Asylbewerber und
Geduldete, wie eben die Weißdornstraße 102,
vom Prinzip her konsequent ab, somit auch die
heute vorgesehene außerplanmäßige Ausgabe
für das bereits im Umbau befindliche Gebäude.
Nach Fertigstellung dieses ohnehin viel zu kostspieligen Objektes in Form eines Mittelganghauses im Kasernenstil sollen nach derzeitigem
Stand 336 Personen untergebracht werden können, vorher waren es wohl 180 Personen, davor
war von 50 Personen seitens der Verwaltung die
Rede.
Aus Sicht unserer Fraktion werden auf diese
Weise massive soziale Probleme mit ernsten
Vorkommnissen innerhalb und außerhalb dieses
ausgesprochen hässlichen Riesengebäudes nahezu zwangsläufig Ergebnis sein. Die Medien liefern ja permanent derartige Berichte von allen
Ecken und Enden dieser Stadt und in diesem
Land.
Dringliche Hinweise der örtlichen Einwohnerschaft, welche dieses Vorhaben von Anfang an in
scharfer Form abgelehnt hat, wurden konsequent seitens der Stadtverwaltung ignoriert. Das
sind die Gründe, weshalb die AfD-Fraktion diese
Beschlussvorlage ablehnt. - Ich danke Ihnen.
Oberbürgermeister Jung: Herr Pellmann.
Stadtrat Pellmann (DIE LINKE): Sehr geehrter
Herr Oberbürgermeister! Liebe Kolleginnen und
Kollegen! Verehrte Beigeordnete! Ich muss darauf erwidern. Sie sprachen gerade davon, dass
genau durch diese Einrichtungen es zu weiteren
sozialen Verwerfungen in einem Stadtteil käme.
Das ist zufällig mein Wahlkreis. Ich habe in verschiedenen Bürgersprechstunden mich genau zu
diesem Thema mit Bürgerinnen und Bürgern unterhalten. Es gibt auch eine Bürgerinitiative, bei
der ich zu Gast war. Ich habe aber nicht nur die
Ängste bedient, sondern tatsächlich mich mit
ihnen auseinandergesetzt.
Ich habe mit Bürgerinnen und Bürgern gesprochen, die tatsächlich Ängste haben vor dieser
Einrichtung. Dennoch bin ich der festen Überzeugung, dass dieses Gebäude sehr gut geeignet ist. Wenn wir eine gute Integrationsarbeit
leisten, bei der wir alle gefordert sind, kann das
durchaus ein Erfolg werden.
Was nicht funktioniert: Wenn man jetzt bereits
wieder Ressentiments schürt in einer Art und
Weise, dass man sagt: Genau von diesem
Standort gehen Probleme aus, die sich auf den
S e i t e | 62
Standort, auf den Stadtteil, auf Grünau auswirken. Das Ganze sei ja sowieso ein problematischer Stadtteil. Das gefällt mir einfach nicht
mehr. Ich kann das nicht mehr unwidersprochen
so stehen lassen. Das ist kein Problem für diesen Stadtteil! Ich bitte darum, liebe Kolleginnen
und Kollegen, dass wir heute mit großer Mehrheit diesen Standort beschließen. - Danke.
Oberbürgermeister Jung: Herr Keller.
Stadtrat Keller (AfD): Es geht hier nicht um
Ängste, das möchte ich nur dazu sagen, sondern
es geht darum, dass auf zu engem Raum zu viele Menschen untergebracht werden. Das ist nicht
sozial. Gerade Sie als Fraktion DIE LINKE haben
sich eigentlich immer, wenn es um soziale Belange geht, hingestellt und gesagt, Sie wollen in
Leipzig für soziale Belange dastehen. Jetzt sagen Sie, es ist Ihnen egal, ob 50 oder 100 oder
inzwischen schon über 200 Leute da wohnen.
Das ist Ihnen völlig egal. Dass da soziale Probleme entstehen werden, und zwar nicht mit der
Bevölkerung, sondern untereinander - das wollen
Sie leugnen? Das können Sie so nicht machen.
Wir sind dagegen, dass Menschen so menschenunwürdig untergebracht werden.
Oberbürgermeister Jung: Herr Pellmann, Herr
Schlegel.
Stadtrat Pellmann (DIE LINKE): Liebe Kolleginnen und Kollegen! Menschenunwürdig - diese
Einrichtung ist genutzt worden, um Auszubildende unterzubringen. Ich habe keinen von Ihnen
gehört, der sagte: Das ist für Auszubildende eine
unwürdige Unterbringung. Dort sind Gehörlose
und Schwerhörige untergebracht worden. Das
hat wunderbar funktioniert. Also jetzt hier von
menschenunwürdiger Unterbringung zu sprechen - es ist ein kleinteiliges Wohnen dort möglich. Natürlich ist es nicht die Idealform. Wir haben immer wieder von dezentraler Unterbringung
gesprochen, aber der Standort eignet sich. Das
Gebäude eignet sich. Man kann dort in abgeschlossenen Einheiten tatsächlich Menschen
menschenwürdig unterbringen - auch von der
Größe der Zuschneidungen.
Wir haben uns das angeschaut. Wir haben uns
das auch gemeinsam mit dem Stadtbezirksbeirat
Leipzig-West angeschaut. Natürlich gab es Fragen und Ängste. Diese nimmt man den Menschen aber nur, indem man aufklärt, indem man
mit ihnen ins Gespräch kommt, und nicht, indem
man immer wieder demonstrativ sagt: Da entsteht ein Problem, liebe Leute, schaut es euch
Verlaufsprotokoll vom 26.10.2016
genau an. Da ist das Problem. Wir müssen gemeinsam wirken. Das, was Sie hier machen, ist
verantwortungslos.
Oberbürgermeister Jung: Herr Schlegel.
Stadtrat Schlegel (DIE LINKE): Sehr geehrter
Herr Oberbürgermeister! Meine Damen und Herren! Bevor man solchen Unfug loslässt, sollte
man sich wirklich damit einmal beschäftigen,
eben auch mit dieser baulichen Konstruktion.
Dieser Gebäudetyp ist erstmalig 1968 als Internatstyp gebaut worden in der Straße des 18. Oktober. Er ist nach wie vor bei Studenten begehrt
eben wegen dieser Kleinteiligkeit. Das war auch
damals schon begehrt, im Gegensatz zu anderen, weil es eben keine Kaserne mit Mittelgang
ist, sondern weil von dem Mittelgang Wohnungen
abgehen, wie auch in der Lene-Voigt-Straße.
Wenn ich richtig informiert bin, feiert nun in den
nächsten Tagen Schönefeld 40 Jahre Übergabe
4.000ste Wohnung. In diesem Rahmen können
Sie dort einmal hingehen und können sich zum
Beispiel eine solche umgebaute Kurbelwelle anschauen. Das sind alles Eigentumswohnungen.
So viel, wie ich mitbekommen habe, haben in
Schönefeld diese umgebauten Eigentumswohnungen keine Riesenleerstände.
Oberbürgermeister Jung: Herr Danckwardt.
Stadtrat Danckwardt (fraktionslos): Eines muss
man klar und deutlich sagen: Die Probleme, die
es in Grünau gibt - die gibt es! -, liegen nicht an
dieser einen Einrichtung und nicht an diesem einen Projekt. Ich werde dieser Vorlage zustimmen, allerdings sollten wir in Zukunft darauf achten - das sollte für uns alle gelten -, dass Stadtteile wie Grünau, Volkmarsdorf, Paunsdorf nicht
alleingelassen werden mit den Integrationsaufgaben.
Nach meiner Auffassung ist es so, dass die Probleme - was heißt Probleme? -, dass die Herausforderungen in dem Moment beginnen, wenn die
Menschen aus den Erstaufnahmen und Zwischeneinrichtungen in eigenes Wohnen kommen. Es ist das allgemeine Problem in dieser
Stadt, dass nach Sozialkriterien nur noch wenige
Stadtteile offenstehen. Das sind eben diese
Stadtteile wie Grünau, Paunsdorf oder Volkmarsdorf. In diesem Punkt, nicht bei der Verteilung der Heimeinrichtung, der Wohneinrichtung,
sondern bei den Mechanismen, wie die Menschen zum eigenen Wohnen kommen, in diesem
Moment lässt die Stadtgesellschaft unsere Prob-
S e i t e | 63
lemstadtteile, wie ich sie jetzt einmal nenne, im
Stich. Das sollte nicht sein. Wir müssen uns alle
überlegen, wie wir in Zukunft eben mehr an
Wohnzuschüssen zahlen, sei es auch über unsere Job-Center, damit die Verteilung in der Stadt
gleichmäßiger erfolgt. Das ist das eigentliche
Problem, nicht dieses eine Objekt.
Oberbürgermeister Jung: Danke. - Ich sehe
keine weiteren Wortmeldungen.
Darf ich Sie um Ihr Handzeichen bitten: Wer
stimmt der Vorlage zu? - Die Gegenstimmen? Die Enthaltungen?
Abstimmung: 5 Gegenstimmen, keine Enthaltungen. Mit großer Mehrheit so beschlossen.
18.7
Auswahl von Schlüsselprodukten
(VI-DS-02445-NF-02)
Einreicher: Dezernat Allgemeine Verwaltung
18.7.1 Schlüsselprodukte der Stadt Leipzig
(VI-A-02559)
Einreicher: CDU-Fraktion
18.7.2 dazu VSP (VI-A-02559-VSP-01)
Einreicher: Dezernat Allgemeine Verwaltung
Dazu eine kurze Einbringung von Herrn Hörning.
Bürgermeister Hörning: Vielen Dank. - Kurze
Einbringung: Was wirkt? Das ist eine Frage, die
wir uns zunehmend im Haushalt zusammen mit
Ihnen stellen wollen. Ein erster Schritt ist hiermit
getan. Es ist viel gearbeitet worden im Laufe des
Jahres, Workshops in den beiden Fachausschüssen Finanzen und Allgemeine Verwaltung,
in einer übergreifenden Fraktionsarbeitsgruppe
im Laufe des Sommers in zwei Terminen mit einem sehr detaillierten Antrag der CDU-Fraktion,
zu dem jetzt auch ein Verwaltungsstandpunkt
vorliegt - nach dem Verwaltungsausschuss am
letzten Mittwoch.
Ich möchte mich für die gute Zusammenarbeit
bedanken seitens des Hauptamtes, des Dezernats 1, aber natürlich auch im Namen des Dezernats Finanzen. Wir haben diese Themen zusammen erarbeitet: Produkte zu designieren,
Leistungen im Haushalt zu designieren, zu denen wir nicht nur festhalten wollen, wie viel wir
da hineingeben, sondern auch gemeinsam mit
Ihnen entwickeln wollen: Was sind die Ziele, die
wir erreichen wollen? Was sind Indikatoren? Was
sind Wirkungen, die wir erreichen wollen?
Das wird nicht über Nacht gehen. Das wird eine
Arbeit über die nächsten zwei, vier, sechs Jahre
Verlaufsprotokoll vom 26.10.2016
sein, das gemeinsam zu schärfen. Auf diesem
Weg sind wir jetzt. Wir freuen uns darüber, dass
Sie da so gut zu einem Konsens gekommen sind
und wir nicht mehr sagen müssen, dass es 220
Schlüsselprodukte bei der Stadt Leipzig gibt, die
alle wichtig sind, sondern dass wir uns auf einen
Katalog von 60 Produkten einigen konnten und
sagen können: Denen wollen wir besondere
Aufmerksamkeit widmen, darauf wollen wir besonders genau schauen, was geben wir hinein,
und welche Wirkungen durch öffentliches Handeln mit Steuergeld erzielen wir.
S e i t e | 64
Mitarbeiter auch mit diesen Vorgaben identifizieren.
Wir würden unseren Antrag in der Form des
Verwaltungsstandpunktes zur Abstimmung stellen. - Vielen Dank.
Oberbürgermeister Jung: Gibt es weitere Meldungen? - Dann bitte ich Sie, den Verwaltungsstandpunkt in die Hand zu nehmen, der nunmehr
zum Änderungsantrag der CDU-Fraktion geworden ist.
Von daher möchte ich Sie um die Zustimmung
zur Verwaltungsvorlage zu den Schlüsselprodukten bitten und auch zur Zustimmung zum Verwaltungsstandpunkt, zum CDU-Antrag. - Vielen
Dank.
- Ach so, gut. Ich fertige dann einen eigenen Beschluss aus.
Oberbürgermeister Jung: Herr Habicht.
Darf ich Sie um Ihr Handzeichen bitten, wer dem
Alternativvorschlag zustimmt? - Gegenstimmen?
- Enthaltungen?
Stadtrat Habicht (CDU): Herr Oberbürgermeister! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Die
CDU-Fraktion hat sich Ende vorigen Jahres, Anfang dieses Jahres sehr intensiv mit dem Thema
Schlüsselprodukte auseinandergesetzt und hat
die in dem Antrag formulierten 37 Produkte identifiziert. Wir haben uns natürlich auch bei der
gemeinsamen Arbeit mit allen Fraktionen und der
Verwaltung mit eingebracht und werden natürlich
der Vorlage zustimmen.
Man könnte nun sagen: Der Antrag hat sich erledigt - aber dem ist leider nicht so. Wir wollen ein
bisschen Druck auf dem Kessel halten. Wir wollen, dass nicht erst im nächsten Doppelhaushalt
mit Schlüsselprodukten agiert wird, sondern wir
wollen, dass wir jetzt schon versuchen zu lernen
und den Umgang damit üben. Deswegen haben
wir auch in unserem Antrag - das haben viele
überlesen - die Verwaltung beauftragt, bis zum
30.09.2016 - das war vor drei Wochen - identifizierbare oder belastbare Kennzahlen vorzulegen.
Wir haben uns jetzt - Herr Hörning hat es bereits
erwähnt - mit der Verwaltung auf einen Verwaltungsstandpunkt verständigt, in dem zehn
Schlüsselprodukte als Pilotprodukte für den
kommenden Doppelhaushalt benannt werden.
Es fehlen noch die Kennzahlen. Ich hoffe, die
kommen noch.
Wir sehen das Anreizsystem möglicherweise
noch als Problem oder als noch zu lösende Herausforderung; denn, wenn ich irgendwo etwas
lenken will, wenn ich irgendwo etwas steuern
will, brauche ich auch Anreize, damit sich alle
(Zuruf)
Abstimmung: Einige Enthaltungen. Mit großer
Mehrheit so beschlossen.
Wir kommen nun zur Auswahl der Schlüsselprodukte. Darf ich Sie um Ihr Handzeichen bitten:
Wer stimmt dem Beschlussvorschlag zu? - Gegenstimmen? - Enthaltungen?
Abstimmung: Das ist einstimmig.
Ich freue mich sehr, vielen Dank.
18.8
Zweitwohnungsteuersatzung
der
Stadt Leipzig (Neufassung) (VI-DS02690)
Einreicher: Dezernat Finanzen
18.8.1 Petition zur Vorlage VI-DS-02690 der
Zweitwohnungsteuersatzung
der
Stadt Leipzig (Neufassung) (VI-P03381-DS-01)
Einreicher: Petitionsausschuss
Wird das Wort gewünscht? - Das ist nicht der
Fall.
Ich würde erst einmal mit der Petition beginnen.
Der Beschlussvorschlag ist als Material zu berücksichtigen, so der Vorschlag. Wer stimmt diesem Beschlussvorschlag des Petitionsausschusses zu? - Die Gegenstimmen? - Die Enthaltungen?
Abstimmung: 4 Enthaltungen, ansonsten einstimmig so beschlossen.
Wir
kommen
nun
zur
Zweitwohnungsteuersatzung selbst. Das müssen wir auszählen.
Verlaufsprotokoll vom 26.10.2016
S e i t e | 65
Darf ich Sie um Ihr Handzeichen bitten: Wer
stimmt der Zweitwohnungsteuersatzung zu? Die Gegenstimmen? - Die Enthaltungen?
Was machen wir aber hier? Was macht die Verwaltung? - Herr Prof. Fabian, auf dem Deckblatt
der Vorlage formulieren Sie:
Abstimmung: 58 dafür, keine Gegenstimmen, 1
Enthaltung. So beschlossen.
Prüfung mit den strategischen Zielen der
Stadt Leipzig: nicht relevant.
Vielen Dank.
18.9
Bau- und Finanzierungsbeschluss:
Kindertageseinrichtung „Haus der
kleinen Strolche“, Lindenallee 3a,
04158 Leipzig/OT Lindenthal, Ersatzneubau Kindertagesstätte (VI-DS02750)
Einreicher: Dezernat Stadtentwicklung
und Bau
Einreicher: Dezernat Jugend, Soziales,
Gesundheit und Schule
Wird das Wort gewünscht? - Dann darf ich Sie
um Ihr Handzeichen bitten: Wer ist gegen diesen
Beschluss? - Wer enthält sich?
Abstimmung: Dann ist einstimmig so beschlossen.
18.10
Überplanmäßige Aufwendungen nach
§ 79 (1) SächsGemO für die Haushaltsjahre 2015 und 2016 für den Leistungsbereich Hilfen zur Erziehung
(Teilprodukte
der
Budgeteinheit
51_363_ZW) (VI-DS-02877)
Einreicher: Dezernat Jugend, Soziales,
Gesundheit und Schule
Wird das Wort gewünscht? - Herr Albrecht, Frau
Nagel.
Stadtrat Albrecht (CDU): Sehr geehrter Herr
Oberbürgermeister! Sehr geehrte Damen und
Herren Stadträte! Liebe Gäste! In meiner letzten
Rede zum Thema Hilfen zur Erziehung ging es
um Mehrkosten für unbegleitete minderjährige
Ausländer. 11,7 Millionen Euro haben wir dazu
hier beschlossen. Wir haben uns damals nicht in
die Beschlussfassung einbringen können, da die
Kostentransparenz fehlte.
Heute sollen wir für HzE 5,5 Millionen Euro für
2015 und 16,1 Millionen Euro für 2016 beschließen. Wir haben also dieses Jahr Mehrkosten in
Höhe von 33,3 Millionen Euro für HzE zu beschließen.
Das verstehe ich nicht. Die Diskussion zur Kostentransparenz haben wir mehrfach geführt und
mehrfach gefordert. Jetzt haben wir eine Beispielrechnung vorliegen. Ich sage: Kostentransparenz sieht anders aus. Man kann Sachkosten
aufschlüsseln und Personalkosten nach den
Leistungsstufen 1 bis 5 pro Fall beschreiben.
Controlling sieht anders aus.
Bis heute hat die Stadtverwaltung es nicht für nötig gesehen, bei dem Thema Hilfen zur Erziehung, wo wir mittlerweile 100 Millionen Euro
ausgeben, Controlling einzuführen. Wir fordern
Sie auf, trotz der Schwierigkeiten des Controllings sozialer Leistungen, diese schnellstmöglich
vorzulegen. Wir wissen, Sie arbeiten daran. Bitte
definieren Sie dort klar Ziele und informieren Sie
nicht nur.
Kommen wir noch einmal zu den Kosten: Wir ehrenamtlichen Stadträte aus der CDU-Fraktion
haben einen Haushaltsantrag geschrieben, in
dem wir feststellen können, dass wir 3,5 Millionen Euro pro Jahr sparen könnten, wenn wir 200
Kinder nicht außerhalb Leipzigs unterbringen
müssten, wenn wir eigene Plätze hätten. Bauen
wir ein eigenes Haus, sparen wir eine Menge
Geld.
Wir kommen auf so eine Idee. Es liegt also nahe,
dass die Verwaltung große Einsparungspotenziale noch nicht gehoben hat. Da haben Sie Handlungsbedarf.
Ich fasse zusammen: 100 Millionen Euro - Tendenz steigend. Kein Controlling, nur vage Vorstellungen davon. Keine Ideen der Verwaltung
bei gleichbleibender oder besserer Leistung,
Kosten zu minimieren. Keine Kostentransparenz
bei Sach- oder Personalkosten.
Sie erwarten, dass die CDU-Fraktion dem zustimmt? - Meine Damen und Herren Stadträte,
ich bin gespannt, wie Sie sich verhalten. Auch
wie die Maus vor der Schlange?
Oberbürgermeister Jung: Frau Nagel.
Das sind alles Pflichtleistungen. Dennoch sollten
wir an dieser Stelle hellwach werden, wenn es
um solche jährlich steigenden Kosten geht. Stellen Sie sich vor, in einem unserer Eigenbetriebe
würde es derartige Gewinneinbrüche oder Mehrkosten geben. Die Aufsichtsräte würden im Dreieck springen.
Stadträtin Nagel (DIE LINKE): Sehr geehrter
Herr Oberbürgermeister! Liebe Dezernentinnen
und Dezernenten! Liebe Besucher und liebe Kollegen! Ich erinnere mich an den November letzten Jahres. Damals haben wir über einen Auf-
Verlaufsprotokoll vom 26.10.2016
schlag von 8 Millionen Euro gesprochen für das
Jahr 2015. Heute sprechen wir nochmals über 5
Millionen Euro zusätzlich und über 16 Millionen
Euro für das Jahr 2016.
Die LVZ hat es, glaube ich, ausgerechnet - man
kann es einfach ausrechnen: Das ist eine Ausgabensteigerung um 40 Prozent, wenn man es
auf den Doppelhaushalt aufrechnet. Das ist
ziemlich viel Geld.
Ich möchte eine andere Schlagrichtung als Herr
Albrecht einnehmen. Wir kritisieren, dass wir eigentlich nur über das Geld reden und nicht über
die fachlichen Aspekte. Wir sehen ja, wenn man
die Vorlagen zu den Mehrbedarfen aufmerksam
liest, dass das alles Ursachen hat. Wir haben es
mit steigenden Kosten für die Hilfen, also komplexeren Hilfebedarfen, die einfach mehr kosten,
zu tun. Wir haben natürlich mehr Kinder und Jugendliche, damit steigen auch die Ausgaben. Wir
haben noch andere Aspekte, zum Beispiel steigende Sensibilität beim Kinderschutz, was gut
ist, aber was sich natürlich darin niederschlägt,
dass Fälle auch schneller angezeigt werden und
hoffentlich auch schneller behandelt werden.
Trotzdem - ich möchte wirklich den Blick darauf
schärfen - gibt es Instrumente, um dem steigenden Bedarf oder den Mehrausgaben vielleicht
auch in einer anderen Hinsicht beizukommen.
Die Instrumente stehen in der Vorlage. Herr Albrecht hat es angeschnitten.
Wir haben in Leipzig die Situation, wie uns auch
die Träger im Juni mit offenen Briefen darauf
hingewiesen haben, dass wir einen hohen Anteil
von Kindern und Jugendlichen haben, der außerhalb untergebracht wird. Mehrere Hundert
sollen es sein. Ein Lösungsstrang ist natürlich,
Angebotsstrukturen vor Ort aufzubauen. Dazu
gab es auch im Jugendhilfeausschuss Diskussionen oder einen Austausch der freien Träger,
dass in der Vergangenheit nicht alles optimal gelaufen ist, dass wir uns aber dahin bewegen,
dass jetzt mehr passieren muss.
Das zweite Instrument sind die präventiven Angebote. Darauf weisen wir auch immer hin. Wenn
wir sehen, dass mit dem Fortschreiben des
Haushaltsansatzes für die Förderung von freien
Trägern der Kinder- und Jugendhilfe 2017 und
2018 der Ansatz fortgeschrieben wird und nicht
auf wachsende Bedarfe abgestellt wird, muss
man natürlich sagen: Da wird präventiv nicht genug gemacht. Prävention ist der Ansatz, der greifen kann, bevor tatsächlich Hilfen in Anspruch
genommen werden müssen.
Ein dritter Aspekt - auch das steht in der Vorlage
- ist natürlich, den ASD zu stärken. Wir hatten
hier im Juni eine Anfrage im Stadtrat als Links-
S e i t e | 66
fraktion, die auch auf Anzeigen aus dem ASD
basierte, mit denen an uns herangetragen wurde, dass sich Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
des ASD teilweise nicht mehr in der Lage fühlen,
den Kinderschutz zu gewährleisten. Das muss
abgestellt werden. Wir wissen, dass da auch im
Haushalt Stellenaufwüchse passieren.
Ich möchte am Ende auf Frau Dr. Förster, eine
ehemalige Mitarbeiterin des Amtes für Familie,
Jugend und Bildung, abstellen. Sie kennen bestimmt viele. Sie hat in einem Interview gesagt,
dass der rigide Sparkurs der letzten Jahre wie
ein Bumerang zurückkomme und sich zum Beispiel in den Hilfebedarfszahlen niederschlage.
Sie verweist auf Kürzungen in dem Bereich Kinder- und Jugendhilfe vor mehr als zehn Jahren.
Sie weist auch darauf hin, dass wir es mit Spätfolgen sozialer Verwerfungen der Nachwendezeit
zu tun haben, die sich über Generationen weiterschreiben und so auch bei Kindern von Kindern
ankommen, die in schwierigen sozialen Situationen aufwachsen mussten.
Wir stimmen der Vorlage zu. Ich wollte mit meiner Einlassung noch einmal deutlich machen,
dass wir viel stärker auch über fachliche Aspekte
reden wollen. Ich glaube, wenn ich das jetzt sage, weise ich im dritten oder vierten Jahr darauf
hin: Wir wollen, dass der Teilfachplan Hilfen zur
Erziehung endlich, auch im Dialog mit der Politik,
fortgeschrieben wird, dass wir schauen, welche
Hilfeformen wir aufbauen müssen, wo wir Hilfen
schaffen müssen, die den komplexeren Bedarfen
entsprechen. Wir müssen auch mehr über sozialpolitische Aspekte dieser steigenden Hilfebedarfe hier im Stadtrat sprechen. - Vielen Dank.
Oberbürgermeister Jung: Ich sehe keine weiteren Wortmeldungen. Dann bitte ich Sie um Genehmigung der überplanmäßigen Aufwendungen. Wer dem zustimmt, den bitte ich um das
Handzeichen. - Gegenstimmen? - Die Enthaltungen?
Abstimmung: 5 Enthaltungen, einige Gegenstimmen. Mit Mehrheit so beschlossen.
18.11
Standortentscheidung
zum
Schwimmhallenneubau im Leipziger
Osten (VI-DS-02974-NF-02)
Einreicher: Dezernat Umwelt, Ordnung,
Sport
18.11.1 Petition zum neuen Ostbad (VI-P03362-DS-01)
Einreicher: Petitionsausschuss
18.11.2 dazu ÄA (-02974-NF-02-ÄA-01)
Einreicher: SPD-Fraktion
Einreicher: Fraktion DIE LINKE
Verlaufsprotokoll vom 26.10.2016
18.11.3 dazu ÄA (-02974-NF-02-ÄA-02)
Einreicher: Fraktion Bündnis 90/Die Grünen
Ich bitte um kurze Einbringung durch Herrn Rosenthal.
Bürgermeister Rosenthal: Herr Oberbürgermeister! Sehr geehrte Damen und Herren Stadträte! Zum einen freue ich mich natürlich als
Sportbürgermeister Ihnen heute - das ist nicht
selbstverständlich; ich weiß, wovon ich spreche einen Neubau vorzuschlagen, dass wir tatsächlich eine neue Schwimmhalle im Leipziger Osten
realisieren wollen, dass wir wissen, wer bauen
soll, dass wir wissen, wie wir es finanzieren, und
dass wir das Sportkonzept, das wir erst in der
letzten Stadtratssitzung verabschiedet haben,
damit umsetzen.
Das könnte eigentlich nicht schöner klingen. Insofern könnte man an dieser Stelle auch aufhören, aber die Diskussion zeigt, dass intensiv über
den Standort und über die Dimension des Projektes gesprochen wird. Insofern möchte ich an
dieser Stelle meine Haltung als Sportbürgermeister, aber auch die Haltung der Verwaltungsspitze
dazu noch einmal einbringen.
Das Sportprogramm hat ganz bewusst die vorrangigen Gebiete mit dem Leipziger Osten und
dem Leipziger Süden und den damit verbundenen Jahreszahlen 2020 und 2024 ausgesucht,
weil wir insbesondere im Leipziger Osten ein Defizit haben und weil wir insbesondere hier aus
unserer Sicht einen sozialen Brennpunkt haben.
Wir wollen vor allem mit Freizeit- und Sportangeboten dieser Gesamtthematik begegnen. Ich
darf hier mit den entsprechenden Sozial- und
Bildungs-Reportings und damit notwendigen Unterstützungsbedarfen in diesem Stadtbereich argumentieren.
Ich möchte deutlich machen, dass wir als Stadt
Leipzig von Anfang an als Lokomotive vorn anstehen wollen, dass wir auch diesen Stadtbezirk
aktiv entwickeln wollen, gegensteuern wollen
und wir bereits sowohl mit der Anlage des Freizeitparks Rabet als auch mit der Errichtung der
Dreifeldhalle im Rabet 2013 deutliche Zeichen
gesetzt haben. Aus unserer Sicht ist diese Stelle
insbesondere durch das Umfeld der Bildungslandschaft, der Grundschulen, der Oberschulen,
des Berufsschulzentrums, ein prädestinierter
Standort, die Einrichtung einer Schwimmhalle
dort zu verorten.
Mir ist nicht entgangen - wir haben es oft in allen
Ausschüssen, einschließlich im Stadtbezirksbeirat, in mehreren Sitzungen diskutiert -, dass die
Bürgerinnen und Bürger vor Ort eine eigene Hal-
S e i t e | 67
tung insbesondere zum Otto-Runki-Platz haben
und auch eine Erwartungshaltung formulieren.
Insofern geht es heute nicht nur um einen Neubau einer Schwimmhalle, sondern - das ist jetzt
die zweite Freude des Umweltdezernenten auch um eine Aufwertung insbesondere der
Grünflächenstruktur im Stadtbezirk.
Was haben wir Ihnen insbesondere vorgeschlagen? - Die Entwicklung eines Stadtteilparks in
der Schulze-Delitzsch-Straße.
Viele, die möglicherweise jetzt noch nicht intensiv in dem Thema sind: Über dem City-Tunnel
und dem Ausgleich ist es vorgesehen gewesen,
einen urbanen Wald anzupflanzen. Dieser ist
ökologisch höchst wertvoll und insofern von mir
auch nicht in Abrede zu stellen. Es ergibt sich allerdings die einmalige Chance - da wollen wir die
Diskussion aufnehmen -, möglicherweise in Zusammenarbeit mit dem Eisenbahn-Bundesamt
genau an dieser Stelle noch einmal nachzujustieren, gegebenenfalls in eine andere Grünflächenentwicklung zu kommen und an anderer Stelle
diesen Ausgleich zu platzieren. Eine Chance, die
aus meiner Sicht insbesondere dem Bedarf an
begehbarer und nutzbarer Grünfläche mit der
Möglichkeit, soziale Kontakte einzugehen, gerecht wird und insofern das zweite Paket - wenn
ich es so sagen darf - ein Geschenk an den
Stadtbezirk ist, der aus meiner Sicht nicht zu unterschätzen ist.
Die Diskussion, was man sich gemeinsam zu
dem Objekt vorstellen kann, haben wir aufgenommen. Ich möchte an der Stelle zumindest
vorsichtig formulierend schon darauf hinweisen,
dass eine Schwimmhalle mit einer Gesamtfläche
von circa 5.200 Quadratmetern bei einer Größe
des Otto-Runki-Platzes von knapp 5.800 Quadratmetern keine eierlegende Wollmilchsau für die
Zukunft darstellen kann. Das heißt, wir bewegen
uns auf einer sehr kleinen Platzfläche, wo im
Grunde genommen in einer sehr intelligenten
Lösung der Fokus auf der Schwimmhalle und der
sportlichen Infrastruktur liegen sollte. Man muss
dann schauen, was man an dieser Stelle noch
errichten könnte, wobei ich an dieser Stelle davor warnen möchte, dieses Projekt zu überfrachten. Denn das führt dazu, dass insbesondere die
eingangs erwähnten Ausgangsbedingungen wer baut, wie wird finanziert und ist es an dieser
Stelle tatsächlich realistisch umsetzbar -, möglicherweise infrage gestellt werden.
Insofern werbe ich für die Ursprungsvorlage und
hoffe, dass wir auch im Sinne der Bevölkerung
im inneren Leipziger Osten heute zu diesem Beschluss kommen. Es wird Sie daher nicht verwundern, dass die Verwaltung die beiden Ände-
Verlaufsprotokoll vom 26.10.2016
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rungsanträge nicht übernimmt. - Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit.
Die Fraktion DIE LINKE teilt die Auffassung der
Stadtverwaltung zur Standortentscheidung. Wir
sagen Ja zum Otto-Runki-Platz.
Oberbürgermeister Jung: Herr Bednarsky fängt
an, anschließend Herr Walther.
Wir haben uns diese Entscheidung nicht leicht
gemacht, sodass ich unsere Beweggründe an
dieser Stelle kurz erläutern möchte. Wie Kindertagesstätten und Grundschulen sollten auch
Schwimmhallen vor allem dort gebaut werden,
wo viele Menschen wohnen, sich möglichst zahlreiche Schulen in der Nachbarschaft befinden
und die zu Fuß sicher und bequem erreichbar
sind.
Stadtrat Bednarsky (DIE LINKE): Sehr geehrter
Herr Oberbürgermeister! Sehr geehrte Bürgermeisterinnen Jennicke und Dubrau! Sehr geehrte
Herren Beigeordnete! Sehr geehrte Stadträtinnen und Stadträte! Sehr geehrte Damen und
Herren hier im Saal und am Livestream! Insbesondere Grüße an Georg.
Der hohe Bedarf an Schwimmhallen in Leipzig ist
allgemein bekannt. Wir können der Sportstättenentwicklungsplanung des in der letzten Stadtratssitzung einstimmig beschlossenen Sportprogramms 2024 entnehmen, dass mindestens zwei
25-Meter-Schwimmhallen zusätzlich in Leipzig
benötigt werden. Trotz der Möglichkeit der Badeseen-Nutzung im Sommer in und rund um
Leipzig steigt der Nutzungsbedarf für Schulschwimmen, Freizeitschwimmen und Schwimmen im Verein.
Angesichts der aktuellen Zunahme der Anzahl an
Einwohnerinnen und Einwohner in Leipzig dürften die Bedarfsanalysen des Sportprogramms
bereits hinter dem tatsächlichen Bedarf liegen.
Dieser Handlungsbedarf, ergänzt durch eine zügige Umsetzung des Bauprojektes, liegt auf der
Hand, womit wir bei der Frage des Standortes
wären.
Auch bei dieser Frage werden wir im Sportprogramm fündig. Auf Grundlage eines Defizits an
Schwimmhallenangeboten wird ein besonderer
Bedarf im Leipziger Süden, Nordwesten, Altwest,
Nord und in Süd- und Nordost ermittelt, wobei
die Betonung bei Südost und Nordost tatsächlich
auf -ost liegt; denn neben den zwei geplanten
Schwimmhallen in den nächsten Jahren werden
wir auch vor dem Hintergrund der Verspannungen in unseren Haushaltsplanungen nicht alle
zuvor genannten Stadtbezirke mit neuen
Schwimmhallen bedienen können.
Auf Grundlage dieser Argumente stehen wir als
Linksfraktion zum Vorschlag der Verwaltung, im
Leipziger Osten zügig eine neue 25-MeterSchwimmhalle zu errichten. Die Verwaltung
schlägt als Standort für den Schwimmhallenneubau eine kleine Grünanlage im Leipziger Osten
an der Eisenbahnstraße vor, die den Namen des
1945 im Nebenlager Mittelbau-Dora des KZ Buchenwald ermordeten Antifaschisten Otto Runki
trägt.
Da der Schulschwimmunterricht nunmehr in
Klassenstufe 2 auf dem Lehrplan steht, ist die
Sicherheit und gute Erreichbarkeit besonders
wichtig. Einmal mehr gilt der Grundsatz: Kurze
Beine, kurze Wege.
Wegen der ansteigenden Immobilienpreise ist es
ein Gebot der Vernunft, dass kommunale Einrichtungen wie auch Schwimmhallen vorzugsweise auf städtischen Grundstücken zu realisieren sind, wenn die übrigen Randbedingungen
stimmen.
Ein Wehrmutstropfen bleibt, den kennen wir: Das
gesamte Areal wurde erst vor wenigen Jahren
renoviert. Dem gegenüber stehen weitere positive Faktoren des Standortes wie die guten Verkehrsanbindungen an den öffentlichen Personennahverkehr. Direkt am Standort befindet sich
eine Straßenbahnhaltestelle mit direkter Anbindung an die Innenstadt, die Stadtteile des
Leipziger Ostens wie Alt- und Neuschönefeld.
Die Schwimmhalle bietet sich zentral inmitten
kompakter Wohngebiete an. Die Schülerinnen
und Schüler mehrerer Grundschulen können die
Schwimmhalle fußläufig erreichen. Das sind
nach unserer Auffassung zentrale Kriterien für
eine Standortentscheidung, die offensichtlich
nicht von allen Fraktionen zum zentralen Maßstab erhoben werden.
Gemeinsam mit der SPD-Fraktion haben wir einen Änderungsantrag eingebracht, der den OBM
beauftragen soll, zu prüfen, ob der Schwimmhallenneubau in einem mehrgeschossigen Mehrzweckbau realisiert werden kann.
Vor dem Hintergrund, dass immer weniger Bauflächen in Leipzig zur Verfügung stehen, sollten
die neuen Bauprojekte optimal umgesetzt werden. Vielleicht ergibt die Prüfung, dass eine vielfältige Nutzung bestehend aus Gastronomie oder
dem Bau eines Spielplatzes im Kostenrahmen
bleibt. Weiterhin wäre es wünschenswert, wenn
in der neuen Schwimmhalle eine kleine Zuschauertribüne finanziell darstellbar wäre.
Verlaufsprotokoll vom 26.10.2016
Wir warnen, wie zuvor Herr Rosenthal, aber davor, das gesamte Projekt Neue Schwimmhallen
im Leipziger Osten mit weiteren Forderungen zu
überfrachten. Wir würden die Sportbäder GmbH
überfordern. Der geplante Finanzrahmen und der
angedachte Zeitrahmen einer Fertigstellung im
Jahr 2020 sollten realisierbar bleiben. Das würde
dadurch eben auch aus dem Ruder laufen.
Der Freistaat fördert lediglich eine Schwimmhalle, aber kein Gebäude mit angeschlossener
Schwimmbahn. Die mittlerweile in der Neufassung aufgenommene Entwicklung einer öffentlichen Parkanlage auf der in der Nähe des OttoRunki-Platzes gelegenen Fläche an der SchulzeDelitzsch-Straße unterstützen wir mit allem
Nachdruck. Wir stehen als Fraktion DIE LINKE
hinter dem Schwimmhallenneubau Ost auf dem
Otto-Runki-Platz. Er ist nahezu ideal für dieses
Vorhaben. Wir würden es darüber hinaus sehr
begrüßen, wenn in die Entwicklungspläne des
Areals auch mit aufgenommen werden könnte,
den Namensgeber Otto Runki und sein Leben
den zukünftigen Nutzerinnen und Nutzern der
Schwimmhalle beispielsweise durch Informationstafeln näherzubringen. - Vielen Dank.
Oberbürgermeister Jung: Herr Walther, bitte.
Stadtrat Walther (SPD): Werter Herr Oberbürgermeister! Meine Damen und Herren Beigeordnete! Liebe Kolleginnen und Kollegen Stadträte!
Verehrter Gast - der einzig Verbliebene! Wir begrüßen den Bau einer neuen Schwimmhalle im
Leipziger Osten ausdrücklich. Bereits zu Beginn
des vergangenen Jahres haben wir gemeinsam
mit den Kollegen der Grünen uns genau dafür
eingesetzt. Schließlich fehlt seit der Schließung
des früheren Marienbades - manchen vielleicht
noch als Ostbad bekannt, an dessen Stelle nun
die Sporthalle am Rabet steht - im Leipziger Osten eine solche Schwimmhalle. Ich selbst habe
dort noch das Schwimmen gelernt.
Wir halten den Otto-Runki-Platz für eine gute
Wahl, um im Leipziger Osten eine Schwimmhalle
zu errichten, weil der Standort gut mit dem öffentlichen Nahverkehr zu erreichen ist und zudem noch nah genug am Stadtzentrum liegt, um
den Einzugsbereich der Halle nicht allein auf den
Leipziger Osten zu beschränken. Ich kann Ihnen
aber aus Erfahrung sagen, dass man auch aus
Randlagen sehr gut dorthin kommt.
Der Leipziger Osten ist gerade bei NeuLeipzigern sehr beliebt, sodass der Vorschlag
dieses Standortes auch mit viel Weitblick gemacht wurde. Nicht zuletzt würde mit der Entscheidung für den Otto-Runki-Platz auch ein
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großes Areal wieder von der Öffentlichkeit - in
Form von Badegästen - in Besitz genommen und
der Stadtteil noch belebter werden.
Meine Damen und Herren, wir sehen allerdings
dennoch Änderungs- bzw. Prüfungsbedarf. Vor
dem Hintergrund, dass freie Bauflächen in
Leipzig wegen der sehr erfreulichen Entwicklung
unserer Stadt leider immer knapper werden,
möchten wir gemeinsam mit der Linksfraktion darauf hinwirken, dass die Schwimmhalle möglichst
in einem mehrgeschossigen und multifunktionalen Gebäude entstehen soll. Dabei ist eine
Schwimmhalle in Kombination mit einem Einkaufsmarkt, gastronomischer Nutzung oder einem Spielplatz aus unserer Sicht denkbar.
Zudem regen wir an, in den jetzt anstehenden
Schwimmhallenneubau eine kleine Zuschauertribüne zu integrieren; denn besonders bei Schulwettkämpfen wollen Eltern, Großeltern und Bekannte oft ihre Schützlinge vor Ort unterstützen.
Derzeit verfügt keine der von der Sportbäder
Leipzig GmbH betriebenen Schwimmhallen über
entsprechende Zuschauerplätze.
Auch die im Zusammenhang mit dieser Standortentscheidung vorgeschlagene Entwicklung einer
öffentlichen Parkanlage an der SchulzeDelitzsch-Straße können wir als Ausgleich der
durch den Bau der Schwimmhalle verschwindenden Grünfläche nur begrüßen. Allerdings das ist uns sehr wichtig - müssen die dafür notwendigen Mittel für Planung, Personal und Realisierung in der städtischen Finanzplanung für
den Doppelhaushalt 2019/2020 Berücksichtigung
finden, um das Projekt nicht auf die lange Bank
zu schieben. Kritiker werden auch zugeben, dass
das den Standort nur attraktiver machen kann.
Noch kurz zum Änderungsantrag von den Kollegen der Grünen: Im Grunde genommen unterscheidet sich die darin vorgeschlagene Variante
1 von unserem Antrag nur dadurch, dass sie hier
ganz bestimmte Prüfkriterien konkretisiert haben.
Die Variante 2, eine Tieferlegung der Halle, ist
aus unserer Sicht nicht zielführend und würde
auch unsere Zustimmung nicht erhalten. Ein Architekturwettbewerb dürfte bei einem solchen
Bau, wenn er denn multifunktional und mehrgeschossig sein soll, zum Standardprozedere der
Verwaltung gehören.
Meine Damen und Herren, ich bitte Sie folglich
um Zustimmung zum Änderungsantrag, den wir
gemeinsam mit der Linksfraktion ins Verfahren
eingebracht haben. - Danke sehr.
Oberbürgermeister Jung: Das Wort hat Herr
Elschner.
Verlaufsprotokoll vom 26.10.2016
Stadtrat Elschner (Bündnis 90/Die Grünen):
Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister! Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen! Die Erkenntnis,
dass die Stadt Leipzig einen Bedarf an weiteren
Schwimmhallen hat, ist nun wirklich nicht über
Nacht vom Himmel gefallen. Wenn die Verwaltung jetzt von Bedarfsdruck spricht, dann zeigt
uns das vor allem, dass nicht gründlich in verschiedene Richtungen vorgearbeitet wurde. Das
irgendwie zusammengeschusterte Papier über
mögliche Standortalternativen ist ein Beleg dafür.
Echte Alternativen waren es im Übrigen nicht.
Daher war auch eine ergebnisoffene Diskussion
über die von der Verwaltung ins Spiel gebrachten
weiteren Standorte nicht wirklich möglich, schon
gar nicht, wenn Zeitdruck besteht.
Diese Diskussion war auch nicht wirklich gewollt,
denn Sie, Herr Jung, und Sie, Herr Rosenthal,
haben sich frühzeitig medienwirksam auf den
Standort Otto-Runki-Platz festgelegt.
Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen, wir Grünen unterstützen den notwendigen Schwimmhallenneubau im Leipziger Osten. Schließlich basiert dies auf einem Initiativantrag der Fraktion
Bündnis 90/Die Grünen und der SPD-Fraktion.
Allein mit einer Standortentscheidung für den
Schwimmhallenneubau ist es allerdings aus unserer Sicht nicht getan, denn mit dem Standort
Otto-Runki-Platz für den Schwimmhallenneubau
geht die fast vor zehn Jahren mit Fördermitteln
entstandene städtische Grünfläche verloren. Wir
wären schließlich nicht die Grünen, wenn wir hier
diese Standortentscheidung einfach so heute
abnicken würden.
Wir sind der Auffassung, dass der Schwimmhallenneubau auf der Fläche des Otto-RunkiPlatzes kein bloßer Zweck- und Funktionsbau
sein darf. Wir Grüne machen unser Ja zum
Standort davon abhängig, dass insbesondere die
zwei von uns vorgeschlagenen Bauvarianten
ziel- und ergebnisorientiert vertiefend auf ihre
Machbarkeit hin geprüft werden.
Um eine möglichst effiziente Platznutzung im
Sinne eines flächensparenden Bauens zu erreichen, können wir uns einerseits die Integration
der Schwimmhalle in einem mehrgeschossigen
Mehrzweckbau in Kombination mit anderer, insbesondere sozialer Infrastruktur vorstellen. Wir
wollen, dass die Unterbringung auch andere
Sport- oder Wellnessangebote oder auch die Unterbringung sozialer Infrastruktur sowie Wohnen
bei einem mehrgeschossigen Bau geprüft wird.
Extensive Dachbegrünung, zum Beispiel auch
mit einer Dachterrasse, ist bei uns bei dieser Variante gesetzt.
Andererseits ist für die Stadtratsfraktion Bündnis 90/Die Grünen auch der Bau einer tieferlie-
S e i t e | 70
genden Schwimmhalle mit begehbarem Rasendach vorstellbar. Beispiele dafür gibt es. Durch
ein begehbares Rasendach könnte eine vielfältig
nutzbare öffentliche Grünfläche mit Aufenthaltsqualität für Spielen, Verweilen und Erholen weitgehend erhalten bleiben.
Für beide ambitionierte Varianten ist ein Architektur- und Gestaltungswettbewerb durchzuführen.
Ein bloßes VOF-Verfahren mit Konzeptidee jedenfalls würde dem Anspruch des zu realisierenden Projektes nicht gerecht werden.
Meine Damen und Herren, vertiefend ist auch zu
prüfen, ob der Neubau als kooperatives Bauprojekt der Sportbäder GmbH mit anderen, insbesondere kommunalen Partnern erfolgreich gestemmt werden könnte.
Des Weiteren: Auch die Anpassung des Gesellschaftszwecks der Sportbäder GmbH ist mit in
den Blick zu nehmen, denn schließlich baut mittlerweile auch die SAH Kindergärten.
Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen, mit der
Standortentscheidung ist es heute so, dass wir
irgendwie auch die Katze im Sack kaufen, ohne
zu wissen, was letztendlich wirklich kommt. Es
ist schade, dass sich die Verwaltung bei der
doch so wichtigen Frage ziemlich geschickt vom
Acker stiehlt und eine Antwort in der Vorlage
schuldig bleibt. Es wäre eine große Freude gewesen, wenn der Oberbürgermeister und die
Verwaltung gemeinsam mit der Sportbäder
GmbH selbst ambitioniert in diese von uns vorgeschlagene Richtung gedacht hätte und dem
Stadtrat einen entsprechenden, auch machbaren
Vorschlag heute hätte vorstellen können.
Dem zweiten Beschlusspunkt wird meine Fraktion nicht zustimmen, denn hinsichtlich der Umsetzung haben wir neben rechtlichen auch stadtentwicklungspolitische Bedenken, die in den Beratungen nicht aufgelöst werden konnten. Wir
haben Bedenken dahin gehend, dass der eigentlich vorgesehene urbane Wald durch den wesentlich kleineren Stadtteilpark im Bereich
Schulze-Delitzsch-Straße zu den Akten gelegt
werden könnte. Dies wäre aus unserer Sicht jedenfalls - auch ökologisch gesehen - ein großer
Rückschritt.
Insbesondere besteht für uns auch im Weiteren
Unklarheit über die Konsequenzen im Hinblick
auf eine Änderung des Planfeststellungsbeschlusses vom 15.06.2011 der DB Netz AG zum
City-Tunnel. Diese dürften jedenfalls aus unserer
Sicht weitreichend sein. - Vielen Dank.
Oberbürgermeister Jung: Herr Lehmann, Herr
Schmidt und Herr Zenker.
Verlaufsprotokoll vom 26.10.2016
Stadtrat Lehmann (CDU): Herr Oberbürgermeister! Meine Damen und Herren! Auch unsere
Fraktion begrüßt ausdrücklich den Bau einer
neuen Schwimmhalle im Leipziger Osten - ein
Gebiet mit deutlicher Unterversorgung an städtischen Schwimmflächen.
Allerdings sehen wir in einer frühzeitigen Beteiligung des Stadtrates etwas anderes als das bloße Abnicken eines von der Verwaltung als alternativlos bezeichneten Standortes. Wir werden
dieser Vorlage nicht zustimmen, da unserer Meinung nach einige entscheidende Dinge dagegen
sprechen - angefangen von der Beseitigung einer uns wichtigen und mit vielen Fördermitteln
erstellten Grünfläche bis hin zur Lage, die doch
eher im Stadtzentrum als im Leipziger Osten
liegt. Gerade die Bürger in den eingemeindeten
Ortsteilen haben sich weniger eine Schwimmhalle vorgestellt, welche sich in unmittelbarer Nähe
zur Schwimmhalle Nordost befindet, sondern eine, die auch für sie gut zu erreichen ist.
Ich finde es schade, dass beispielsweise die
Feuerwache Ost in der Theodor-NeubauerStraße, welche neben Platz für eine Schwimmhalle auch ein großes Potenzial zur Entwicklung
eines soziokulturellen Zentrums im Osten bietet,
nicht in Betracht kommt. Bei diesem Standort
reicht die Phantasie der Stadtverwaltung leider
nur bis zur Nutzung als Lagerfläche der Stadtreinigung.
Da ich viele Jahre dort gewohnt habe und die
Verkehrsanbindung sehr gut kenne, widerspreche ich auch dem ausdrücklichen Argument einer schlechten ÖPNV-Anbindung der TheodorNeubauer-Straße. Auch viele Schulen - inklusive
des neuen Campus in der Ihmelsstraße - sind
fußläufig gut zu erreichen.
Für mich stellt sich auch die Frage, warum
Grundstücke nicht vorgeschlagen wurden, die
voll erschlossen sind, eine gute ÖPNVAnbindung haben, viele Schulen in der Nachbarschaft haben, 6.000 Quadratmeter Größe besitzen und die von der Stadt regelmäßig - unter anderem in der LVZ - zum Verkauf angeboten werden. Diese befinden sich beispielsweise in der
Edisonstraße in Engelsdorf.
Was wir allerdings noch kritischer sehen als den
Standort am Otto-Runki-Platz, sind die Änderungsanträge, die wir beide ablehnen. Zu diesen
Anträgen passt ein amerikanisches Sprichwort:
Wenn du nicht willst, dass der Truthahn fliegt,
mach ihn fetter. Gerade meine Aufsichtsratskollegen, die nach mir sprechen - Herr Schmidt und
Herr Zenker -, kennen den finanziellen Spielraum
und die Meinung der Geschäftsführer der Sportbäder GmbH sehr gut. Ich hätte mir hier schon
ein bisschen mehr Realismus gewünscht.
S e i t e | 71
Meine Damen und Herren, ich möchte nun dem
einen oder anderen von Ihnen vorgreifen und es
selbst sagen: Ja, ich befinde mich im langfristigen Bundestagswahlkampf. Auch deshalb habe
ich kurzzeitig überlegt, ob ich nicht in einem ersten Akt beantragen sollte, alle Probleme mit dem
Bau einer Schwimmhalle zu lösen und so den
Truthahn noch fetter zu machen. Im Keller 80
Garagenstellplätze für den Ersatz des Abrisses
des Garagenhofs in der Ihmelsstraße oder in den
oberen Etagen die Räume für das Sportmuseum.
Ich bin aber Realist und möchte, dass der Truthahn fliegt, also dass wir eine neue Schwimmhalle bekommen, und zwar so schnell wie möglich.
Unsere Fraktion kann trotz Ablehnung mit einer
einfachen Schwimmhalle am vorgeschlagenen
Standort besser leben als mit Plänen eines Wolkenkuckucksheims im Büro von Frau Dubrau. Danke.
Oberbürgermeister Jung: Herr Schmidt.
Stadtrat Schmidt (Bündnis 90/Die Grünen):
Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister! Liebe
Damen und Herren Kollegen! Gäste sehe ich
keine mehr.
Herr Lehmann, es ist nicht so, dass ich es anders erwartet hätte von Ihnen. Schockierend ist
es trotzdem. Ich will jetzt nicht auf alles eingehen, was Sie gesagt haben. Sie haben aber gesagt - da möchte ich noch einmal fragen, wie Sie
das eigentlich meinen -, von Herrn Zenker und
mir insbesondere hätten Sie mehr Realismus
erwartet in Bezug darauf, dass wir die Meinung
der Geschäftsführung und natürlich die finanziellen Spielräume kennen würden.
Darauf will ich eines antworten: Die finanziellen
Spielräume kennen wir nur zum Teil. Wenn es
nämlich um kooperative Bauprojekte geht, kenne
ich keinen finanziellen Spielraum, weil dann nicht
nur der finanzielle Spielraum, den die Sportbäder
haben, eine Rolle spielt, sondern bei einem kooperativen Bauprojekt machen die Sportbäder
das nicht allein, sondern da gibt es einen Partner. Dieser Partner setzt einen Teil des Projektes
um mit eigenen Mitteln und gegebenenfalls eigenen Fördermitteln.
Natürlich kenne ich die Meinung der Geschäftsführung, damit bin ich auch in bestimmten Dingen unzufrieden. Deswegen frage ich: Kann man
als Stadtrat nicht erwarten, dass sich Geschäftsführungen kommunaler Unternehmen zusammensetzen und gemeinsam über innovative, kooperative Bauprojekte nachdenken und gegebe-
Verlaufsprotokoll vom 26.10.2016
nenfalls die Möglichkeiten und Chancen ausloten
und dann auch mit dem Fördermittelgeber in
Kontakt treten und dort prüfen, ob denn so etwas
förderfähig ist und in welchem Rahmen? Da erwarte ich vom Oberbürgermeister als Gesellschafter der kommunalen Unternehmen, dass er
hier so eine Zusammenkunft anberaumt.
Deswegen auch in Bezug auf den Änderungsantrag von der SPD und der Linksfraktion, gerade
in Bezug auf Punkt 2: Die Stadt ist ja nicht Bauherr so einer Schwimmhalle. Ich will das einerseits auf den Antrag noch einmal hier betonen,
aber auch in Bezug auf unseren eigenen Antrag.
Darin wird der Oberbürgermeister aufgefordert,
bestimmte Dinge zu prüfen. Wenn er nicht Bauherr ist, ist es eigentlich nicht seine Angelegenheit, aber, wie ich schon sagte, als Gesellschafter erwarte ich, dass er notfalls per Gesellschafterweisung auf die kommunalen Unternehmen
einwirkt und sie dazu bringt, hier bestimmte Aspekte noch mit in Betracht zu ziehen und uns
Stadträten und auch den Aufsichtsräten Antworten zu liefern.
Ich habe momentan - das ist meine Erfahrung
der letzten Monate - nicht unbedingt den Eindruck, dass hier in irgendeiner Weise man gewillt
ist, kooperative Bauprojekte überhaupt anzugehen, das zu prüfen, Chancen auszuloten, gegebenenfalls mal Kosten darzustellen.
Genauso in Bezug auf Ihren Punkt 2 mit der Besuchertribüne: Das sind Sachen, die haben wir
angesprochen. Da erhält man nicht mehr als
ausweichende Antworten, es sei zu teuer. In anderen Stellen ist so etwas alles gemacht worden.
Beispielsweise als die Turnhalle in Zwenkau gebaut wurde, da gibt es eine RiesenBesuchertribüne. Ich kann mir nicht vorstellen,
dass die Turnhalle deswegen doppelt so teuer
geworden ist - beim besten Willen. Wir brauchen
Besuchertribünen, auch nicht unbedingt für irgendwelche Schulwettkämpfe, wie Sie in Ihrem
Änderungsantrag dargelegt haben, sondern eher
für Wettkämpfe, die von Vereinen ausgerichtet
werden.
Ich möchte, dass so etwas geprüft wird, weil so
etwas auch zu einer wachsenden Stadt gehört,
dass die Eltern, deren Kinder Schwimmwettbewerbe machen, nicht vor der Halle stehen, weil
sie keinen Platz haben, und durch irgendeine
Scheibe schauen, sondern dass sie eben die
Möglichkeit haben, dem Nachwuchs zuzusehen.
So etwas geht aktuell eben nur in der UniSchwimmhalle. Wir alle wissen, was die Vereine
dafür an Miete bezahlen müssen, um dort Wettkämpfe durchführen zu können.
Ich erwarte hier einfach, dass der Gesellschafter
- damit meine ich Sie, Herr Oberbürgermeister;
S e i t e | 72
Sie haben vorhin vehement den Kopf geschüttelt
bei der Rede von Herrn Elschner -, dass Sie sich
mit innovativer Stadtentwicklung auseinandersetzen, dass Sie einwirken auf die kommunalen
Unternehmen, dass wir kooperative Bauprojekte
anstrengen und nicht Sachen vom Tisch wischen, ohne es geprüft zu haben - Sachen, die in
anderen Städten bewährt sind, die dort gut angekommen sind.
Was soll uns denn der Bau einer solchen
Schwimmhalle kosten? - Damit meine ich gar
nicht einmal die finanziellen Kosten. Wir verlieren
dort eine Grünfläche, wir verlieren gegebenenfalls einen urbanen Wald in der Nähe zugunsten
einer kleineren Erholungs- und Grünfläche. Ich
war einer derjenigen, der den Antrag für den Bau
der Schwimmhalle bis 2020 geschrieben hat, natürlich will ich die Schwimmhalle bis 2020 realisiert haben. Dass das gegebenenfalls auch erst
2021 sein wird, ist mir auch klar. Die Zeit ist vorangeschritten - auch seit Beschlussfassung unseres Antrags, den Diskussionen über den
Standort.
Da frage ich: Natürlich haben wir es alles dringlich, aber was soll uns das kosten - auch architektonisch? Wollen wir dann am Ende dort - nur,
weil es schnell gehen muss - einen Betonklotz
hingestellt haben, der die Funktion einer
Schwimmhalle erfüllt, aber der das ganze Stadtviertel nicht weiterbringt, sondern dort als grauer
Klotz wie ein Fremdkörper wirkt, oder wollen wir
schauen, dass wir auch innovative Stadtentwicklung hier vorantreiben und den Stadtteil nicht nur
in sozialer Hinsicht voranbringen, sondern auch
in architektonischer? Sie sind doch so gern für
Leuchtturmprojekte. So eine Schwimmhalle kann
auch ein Leuchtturmprojekt sein. Schönheit und
Multifunktionalität müssen nicht unbedingt mehr
kosten.
Oberbürgermeister Jung: Herr Zenker.
Stadtrat Zenker (SPD): Ich möchte es gern von
der Stelle aus machen.
Noch einmal zu dem Prüfauftrag der SPDFraktion gemeinsam mit der Fraktion DIE LINKE:
Uns ist hier einfach wichtig, dass noch einmal
geprüft wird, welche Auswirkungen das auf Fördermittel hat. Welche Möglichkeiten gibt es hier?
Bisher ist es in der Tat so, dass es so ein bisschen auf Zuruf ist, dass es angeblich nicht funktioniert. Ich bitte hier noch einmal darum, auch
mit der SAB in intensiven Austausch zu treten,
welche Möglichkeiten es gibt, dort nicht nur einen monofunktionalen Flachbau zu errichten.
Verlaufsprotokoll vom 26.10.2016
Bei dem Antrag der Fraktion Bündnis 90/Die
Grünen würde ich um getrennte Abstimmung bitten der Punkte 1 und 3 im Antrag oder 3 und 5
und Punkt 2, weil dem Architektur- und Gestaltungswettbewerb nichts im Wege stehen dürfte.
Zum anderen wurde jetzt zweimal der Vorwurf
von den Grünen gemacht, dass in der SchulzeDelitzsch-Straße der Park verkleinert wird. Nach
meinem Kenntnisstand ist es so, dass weiterhin
die gesamte Fläche gestaltet wird - ein Teil als
urbaner Wald, ein Teil als Park. Dadurch, dass
nur ein Teil urbaner Wald wird, muss weiterer
Ausgleich gefunden werden, der den Rest des
urbanen Waldes ersetzt. Können Sie das vielleicht noch einmal bestätigen?
Oberbürgermeister Jung: Ich gestatte mir einige Bemerkungen.
Ja, das Letzte können wir bestätigen. Definitiv
gibt es keine Verkleinerung der Fläche.
Zweitens Richtung Antrag der Fraktion Bündnis
90/Die Grünen: Selbstverständlich gehört zu einem solchen Bauwerk ein städtebaulicher Wettbewerb. Ich glaube nicht, Herr Schmidt, dass das
Elsterbad ein grauer Betonklotz ist. Das ist von
der Sportbäder GmbH gebaut worden. - Weil Sie
immer sagen: Wenn da ein Schwimmbad entsteht, entsteht nur so ein grauer Klotz.
Selbstverständlich, nach der Diskussion kann ich
mir auch vorstellen, dass man noch einiges prüft.
Ich könnte mir auch vorstellen, dass man den
Antrag der Fraktionen Die LINKE und SPD übernimmt und diesen Prüfvorgang einleitet, aber ich
möchte in der Tat realistisch bleiben. Die sehr
dezidiert untersetzten Variantenprüfungen, die im
Antrag der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen vorgeschlagen werden, sind ein ganz gehöriger
Aufwand. Herr Elschner, das kann die Sportbäder GmbH nicht leisten. Das kann man nur mit
externen Dritten tun. Das kostet Geld, das kostet
Zeit. Das wird das Projekt verschieben. Ich glaube auch nicht - ganz offen gesprochen -, dass
insbesondere die Variante 2 überhaupt einen
Ansatz auf realistische Einordnung hat.
Sie kennen unsere Bedarfe. Sie wissen um die
Schulfragen. Sie wissen um die Kita-Fragen. Sie
wissen um die öffentlichen Infrastrukturfragen
insgesamt. Ich bin sehr froh darüber, dass wir
überhaupt die Schwimmhalle einordnen konnten.
Ich denke nicht, dass wir an der Stelle städtebauliche Probleme insgesamt lösen sollten Stichwort: mehrgeschossiger Bau, multifunktionale Nutzung.
Wir überfordern das Projekt, das ist meine Sorge. Ich glaube, es wäre ein wunderbares Zei-
S e i t e | 73
chen für den Osten, jetzt eine Schwimmhalle an
einer Stelle zu errichten, die insbesondere in den
letzten Jahren oft in den Schlagzeilen war. Das
ist mein Plädoyer.
Ich schlage Ihnen vor, den Änderungsantrag der
SPD/Linken zu übernehmen, das ordentlich zu
prüfen. Das ist leistbar, das ist zu schaffen. Ich
schaue einmal zu Herrn Helwing: Glücklich ist er
nicht darüber, aber das ist zu schaffen. Alles andere ist ein ungeheurer Aufwand. Ich hoffe, wir
treffen heute eine Entscheidung. - Herr Danckwardt, Herr Schlegel.
Stadtrat Danckwardt (fraktionslos): Herr Oberbürgermeister, ich habe eine Frage an Sie in
Hinblick auch auf Ihre Ausführungen. Die Frage,
die sich dem Petenten stellte - das ist auch keine
Einzelmeinung, das ist eine weit verbreitete Meinung in der Stadtgesellschaft -, ist schlicht und
ergreifend, warum man einen gewachsenen
Platz, der zwar nicht historisch gewachsen ist,
aber den es heute und seit vielen Jahrzehnten
gibt, nutzen muss.
Ich erkläre mir das so, dass es an den steigenden Grundstückspreisen liegt. Nur dadurch, dass
man solche Platzflächen nutzt, werden solche
Projekte wahrscheinlich in der Umsetzung möglich.
Dann stellt sich aber die Frage: Wird das ab jetzt
Schule machen? Werden wir demnächst in der
Südvorstadt ähnliche Platzanlagen zubauen?
Werden wir für weitere Projekte Platzanlagen
nutzen? - Verhalten Sie sich doch bitte einmal zu
dieser grundsätzlichen Frage.
Oberbürgermeister Jung: Dazu will ich mich
gern verhalten. Unsere Aufgabe als Stadtrat ist
es, in der Abwägung der Konkurrenz von Flächen jeweils eine Einzelentscheidung zu treffen
zwischen gewerblicher Entwicklung, Wohnentwicklung, Infrastrukturentwicklung oder gar Grünflächenentwicklung. Das entlässt uns nicht aus
der Pflicht, im Einzelfalle mit Blick auf die Gesamtstadt das abzuwägen. Das wird eine ganz
schwierige Diskussion in der Konkurrenz von
Flächen.
Sie werden Vorlagen zugeleitet bekommen, in
denen Ihnen die gewerbliche Entwicklung vorgeschlagen wird inmitten eines Wohngebietes, um
dort in der Tat Menschen und Arbeit näher zusammenzubringen.
Es wird Ihnen vorgeschlagen werden, dass wir
Brachflächen ganz bewusst Brachflächen sein
lassen müssen, als Brachflächen bewahren
Verlaufsprotokoll vom 26.10.2016
müssen, damit uns ein klimatischer Austausch
gelingt usw.
Ich glaube, aus der grundsätzlichen Diskussion
im Einzelfall werden wir nie herauskommen. Wir
brauchen einen Flächenatlas und ein Flächenmanagement für die Stadt, was immer diese Einzelfallabwägung betreibt zwischen Infrastruktur
sozialer Art, Mobilitäts-, Verkehrsinfrastruktur bis
hin zu Wohnen, Gewerbe und Grün- und Freizeitflächen.
Nach reichlicher Überlegung haben wir uns entschlossen, Ihnen den Vorschlag zu machen, den
Otto-Runki-Platz zu nehmen - wohlwissend, dass
die Petenten darauf hinweisen, dass dies eine
grüne Oase ist, die mit Fördermitteln gestaltet
worden ist.
Ich glaube aber, dafür ist ein Stadtrat da, in der
Abwägung der verschiedenen Interessen dann
auch eine Entscheidung zu treffen. Das ist auch
die Stärke von repräsentativer Demokratie.
Herr Schlegel, ich hatte Sie eben übergangen.
Entschuldigen Sie bitte.
Stadtrat Schlegel (DIE LINKE): Sehr geehrter
Herr Oberbürgermeister! Meine sehr verehrten
Damen und Herren! Natürlich muss man nicht in
Leipzig wohnen, aber es stellt sich für einen bekennenden Leipziger die Frage nach dem Warum nicht?. Bei diesem Standort ist die Sachlage
ähnlich. Die Rahmenbedingungen stimmen. Herr
Lehmann, blinken Sie nicht einfach, sondern
biegen Sie auch in die richtige Richtung ab und
unterstützen Sie ein solches Sportprojekt. Ich
kann mir schon vorstellen, wie Sie wieder werben, was für ein toller Mann Sie sind, wie Sie
sich für den Sport engagieren. Zwölf Jahre war
das immerhin mein Beruf, Sportbauten zu errichten.
Schon unsere Altvorderen hatten erkannt, dass
im Rabet, inmitten dieses Leipziger Arbeiterbezirkes, eine Schwimmhalle notwendig ist. Diese
wurde aber leider auf den sprichwörtlichen Sand
gebaut, da dieses Stadtquartier im Urstromtal
der Östlichen Rietzschke liegt. Deshalb mussten
zahlreiche Gebäude gar nicht abgerissen werden, weil sie von selbst zusammenfielen, oder
sie wurden wie das Ostbad in der Konradstraße
abgetragen. Wir wollen deshalb eine Halle mit
Schwimmbecken bauen, nicht aber ein U-Boot
versenken.
Auch wenn statt eines begehbaren Gründaches,
wofür wir uns auch einsetzen, von einer zwar
technisch machbare Überbauung des immerhin
zehn Meter hohen Hallenbereiches aus finanziellen Gründen abzuraten ist, stellt sich bei der
S e i t e | 74
straßenbegleitenden Bebauung, was hier zu
überprüfen wäre, mit kleinteiligen Umkleide-, Sanitär- und Aufenthaltsräumen sowie Büro- und
Technikbereichen, dennoch die Frage, wer die
Mehrkosten der Überbauung trägt. Diese einfach
einer städtischen Gesellschaft überzuhelfen, wobei deren Kunden dann die Zeche bezahlen
müssten, dürfte keine Lösung sein. Deshalb ist
eine Prüfung dringend angeraten, wie beantragt.
Was die Förderung angeht - nun weiß ich zwar
nicht, wie das konkret abläuft, aber ich weiß aus
konkreten Projekten, dass bei solchen Zusatzwünsche - ich kenne so etwas, dass bei Sporthallen ganz wichtig war, dass der Karnevalsverein dort eine Ecke bekommen hatte - eben dieser Bereich rechnerisch herausgerechnet wird
und dann eben durch die Stadt, wozu wir uns
entscheiden müssten, solche Mehrkosten übernommen werden. Ich werbe aber auch ausdrücklich für beispielsweise so eine Zuschauertribüne,
sodass das von der Höhe her ordentlich machbar ist. Ich denke, dass das durchaus denkbar
ist, weil möglicherweise auch die Sanitärbereiche
in der Höhe etwas abgesenkt werden können.
Oberbürgermeister Jung: Weitere Wortmeldungen sehe ich nicht mehr. Dann schlage ich
Ihnen jetzt folgendes Verfahren vor: Zunächst rufen wir die Petition auf, die als Standortentscheidungsmaterial zur Vorlage zugeordnet wird - so
die Beschlussempfehlung des Petitionsausschusses.
Wer dem folgen kann, den bitte ich um das
Handzeichen. - Danke schön. Die Gegenprobe?
- Die Enthaltungen?
Abstimmung: Das ist einstimmig.
Wir kommen nun zur Vorlage selbst. Ich übernehme die Änderungsanträge der Fraktionen
SPD und DIE LINKE zur Vorlage. Wir müssten
nunmehr über den Änderungsantrag der Fraktion
Bündnis 90/Die Grünen abstimmen. Vorgeschlagen wurde Einzelabstimmung über die einzelnen
Punkte.
Ich rufe zunächst auf den Beschlusspunkt 3., der
uns die Variante 1 und 2 vorschlägt. Wer dem
zustimmt, den bitte ich um das Handzeichen. Die Gegenstimmen? - Die Enthaltungen?
Abstimmung: Bei wenigen Enthaltungen und
einer Reihe von Pro-Stimmen mehrheitlich abgelehnt.
Dann sind wir beim Beschlusspunkt 4, einen Architektur- und Gestaltungswettbewerb durchzuführen. Wer dem zustimmt, den bitte ich um das
Verlaufsprotokoll vom 26.10.2016
Handzeichen. - Gegenstimmen? - Die Enthaltungen?
Abstimmung: 1 Enthaltung, eine Reihe von Gegenstimmen. Mehrheitlich zugestimmt.
Der Beschlusspunkt 5, den Prüfbericht und einen
Umsetzungsvorschlag dem Stadtrat bis spätestens I. Quartal vorzulegen, entfällt meines Erachtens, weil der Prüfbericht aus Punkt 1 abgelehnt
wurde.
Dann würde ich jetzt zur Vorlage selbst kommen.
Wer dieser Vorlage zustimmt - inklusive des Änderungsantrags SPD/DIE LINKE -, den bitte ich
um das Handzeichen. - Die Gegenstimmen? Die Enthaltungen? - Das müssen wir auszählen.
Abstimmung: 28 dafür, 30 dagegen und 1 Enthaltung. Dann ist die Vorlage abgelehnt.
Wir werden sehen, wie wir mit dem Schwimmhallenneubau weiter verfahren.
Eine Erklärung zum Abstimmungsverhalten, Herr
Schmidt?
Stadtrat Schmidt (Bündnis 90/Die Grünen): Ja,
ich möchte noch einmal betonen, dass meine
Fraktion natürlich zu dem Beschluss, den wir
damals initiiert haben - Schwimmhallenneubau
im Leipziger Osten bis 2020 -, stehen und von
der Verwaltung erwarten, dass sie hier
schnellstmöglich einen neuen Standortvorschlag
macht.
Oberbürgermeister Jung: Frau Hollick, zum
Abstimmungsverhalten?
Stadträtin Hollick (DIE LINKE): Ich habe dieser
Vorlage zugestimmt, weil in diesem Bereich fünf
Grundschulen sind, die den höchsten Nichtschwimmeranteil in dieser Stadt haben, weil wir
dort eine hohe Migrationsrate haben und dort die
Kinder schwimmen lernen müssen. Dazu kommen noch eine Oberschule und vielleicht auch
viele Kindergärten oder Vereine. Ich selbst unterstütze seit Jahren, wie Sie wissen, eine afghanische Familie. Davon kann nicht ein Erwachsener schwimmen. Wir brauchen viel mehr
solcher Angebote in diesem Gebiet.
Das, was sich hier wieder abgespielt hat, ist für
mich wieder eine Frage, dass man hier vielleicht
politische Macht vor einer Wahl macht, um sich
hier zu zeigen, aber nicht im Interesse der Bürger. Ich bin enttäuscht.
S e i t e | 75
Oberbürgermeister Jung: Ich denke, wir sollten
jetzt aber nicht alle 70 Stadträte bitten, Erklärungen abzugeben. Wer muss es unbedingt noch
tun? - Herr Morlok, Frau Krefft und Herr Haas.
Stadtrat Morlok (fraktionslos): Der Kollege
Hobusch und ich, liebe Kollegen, Herr Oberbürgermeister, haben der Vorlage zugestimmt, da
wir wissen, dass wir in einer wachsenden Stadt
auch im Bereich Sport und im Bereich
Schwimmbäder zusätzliche Angebote machen
müssen, diese Angebote dringend sind und wir
nicht mehr viel Zeit haben, wenn wir die Anforderungen einer wachsenden Stadt erfüllen wollen,
um auch zu Ergebnissen zu kommen.
Wir bedauern es außerordentlich, dass auch angesichts der Beschlussfassung über das Sportprogramm in der letzten Ratsversammlung, das
ein klares Signal gesetzt hat in Richtung mehr
Sport, in Richtung mehr Investitionen für Sport,
auf der einen Seite wir die Investitionen im
Grundsatz bestätigt haben, die Investitionsmittel
erhöht haben, uns aber als Stadtrat dann auf einen Standort nicht verständigen konnten.
Oberbürgermeister Jung: Frau Krefft? - Herr
Haas.
Stadtrat Haas (CDU): Sehr geehrte Frau Hollick,
ich möchte an etwas erinnern: Wir hatten im letzten Monat eine Anfrage zum Thema Nichtschwimmen. Daran hätten Sie sich mal beteiligen können und Ihren Mund aufmachen können
- auch in dieser Art und Weise, wie Sie es hier
tun, wenn Sie sich über ein demokratisches Abstimmungsverhalten, was Ihnen nicht passt, laut
äußern. Da hätte ich gern Ihre Stimme gehört.
Die CDU ist nach wie vor dafür, eine Schwimmhalle im Osten zu errichten. Das werden wir auch
weiterhin forcieren und unterstützen - nur nicht
an diesem Platz. - Danke schön.
Oberbürgermeister Jung: Nächster Punkt.
18.12
Personalaufwand 2016 (VI-DS-03047)
Einreicher: Dezernat Allgemeine
Verwaltung
Klare Vorworten. Wird das Wort gewünscht? Das ist nicht der Fall. Darf ich Sie um Ihr Handzeichen bitten: Wer stimmt gegen diesen Beschluss? - Gegenstimmen? - Enthaltungen?
Abstimmung: 2 Enthaltungen, 1 Gegenstimme.
Mit großer Mehrheit so beschlossen.
Verlaufsprotokoll vom 26.10.2016
18.13
1. Änderung zum Baubeschluss BSZ 12,
Neuer Standort Rosenowstr. 60, 1. BA
Brandschutzmaßnahme; 2. BA Innere
Teilsanierung und Herstellung Barrierefreiheit RBV 2005/14 vom 19.3.2014
aufgrund Maßnahmeerweiterung Sanierung Dach und der gebäudenahen
Außenanlagen sowie Bestätigung einer außerplanmäßigen Auszahlung
nach § 79 (1) SächsGemO 2016 EILBEDÜRFTIG (VI-DS-03052)
Einreicher: Dezernat Stadtentwicklung
und Bau
Einreicher: Dezernat Jugend, Soziales,
Gesundheit und Schule
Wird das Wort gewünscht? - Darf ich um Ihr
Handzeichen bitten: Wer ist gegen diesen Beschluss? - Wer enthält sich?
Abstimmung: Dann ist einstimmig so beschlossen.
18.14
Festlegung kalkulatorischer Zinssatz
2017/2018 (VI-DS-03056)
Einreicher: Dezernat Finanzen
Wer stimmt dem kalkulatorischen Zinssatz zu? Die Gegenstimmen? - Die Enthaltungen?
S e i t e | 76
zum 31.12.2016 für den Eigenbetrieb
der Stadt Leipzig - Gewandhaus zu
Leipzig (VI-DS-03107)
Einreicher: Dezernat Finanzen
Wortwünsche sehe ich keine. Gibt es Gegenstimmen? - Enthaltungen?
Abstimmung: Dann ist einstimmig so beschlossen.
18.18 Bestellung des Abschlussprüfers für
die Prüfung des Jahresabschlusses
zum 31.12.2016 für den Eigenbetrieb
der Stadt Leipzig - Oper Leipzig (VIDS-03108)
Einreicher: Dezernat Finanzen
Wortwünsche sehe ich nicht. Gibt es Gegenstimmen? - Gibt es Enthaltungen?
Abstimmung: Dann ist einstimmig so beschlossen.
18.19 Bestellung des Abschlussprüfers für
die Prüfung des Jahresabschlusses
zum 31.12.2016 für den Eigenbetrieb
der Stadt Leipzig - Schauspiel Leipzig
(VI-DS-03109)
Einreicher: Dezernat Finanzen
Abstimmung: Es ist einstimmig so beschlossen.
18.15
Feststellung des Jahresabschlusses
für das Wirtschaftsjahr 01.01.2015 bis
31.12.2015 für den Kommunalen Eigenbetrieb Leipzig/Engelsdorf (VI-DS03099)
Einreicher: Dezernat Finanzen
Wird das Wort gewünscht? - Gibt es Gegenstimmen? - Enthaltungen?
Abstimmung: Dann ist einstimmig so beschlossen.
18.16
1. Änderung Bau- und Finanzierungsbeschluss Könneritzstraße zwischen
Holbeinstraße und Oeserstraße in
Verbindung mit einer überplanmäßigen Auszahlung in 2016 gemäß § 79
SächsGemO-Doppik im PSP-Element
7.0000526.700 i. H. v. 786.200 Euro
(VI-DS-03103)
Einreicher:
und Bau
Dezernat
Stadtentwicklung
Wortwünsche? - Gibt es Gegenstimmen? - Enthaltungen?
Abstimmung: Dann ist einstimmig so beschlossen.
18.17 Bestellung des Abschlussprüfers für
die Prüfung des Jahresabschlusses
Wortwünsche sehe ich nicht. Gibt es Gegenstimmen? - Enthaltungen?
Abstimmung: Dann ist einstimmig so beschlossen.
18.20 Bestellung des Abschlussprüfers für
die Prüfung des Jahresabschlusses
zum 31.12.2016 für den Eigenbetrieb
der Stadt Leipzig - Theater der Jungen
Welt (VI-DS-03110)
Einreicher: Dezernat Finanzen
Gibt es Gegenstimmen? - Enthaltungen?
Abstimmung: Das ist einstimmig so beschlossen.
18.21 Bestellung des Abschlussprüfers für
die Prüfung des Jahresabschlusses
zum 31.12.2016 für den Eigenbetrieb
der Stadt Leipzig - Musikschule
Leipzig „Johann Sebastian Bach“ (VIDS-03111)
Einreicher: Dezernat Finanzen
Wortwünsche sehe ich nicht. - Gibt es Gegenstimmen? - Gibt es Enthaltungen?
Abstimmung: Dann ist einstimmig so beschlossen.
Verlaufsprotokoll vom 26.10.2016
18.22
Bestellung des Abschlussprüfers für
die Prüfung des Jahresabschlusses
zum 31.12.2016 für den Eigenbetrieb
der Stadt Leipzig - Kommunaler Eigenbetrieb Leipzig/Engelsdorf (VI-DS03112)
Einreicher: Dezernat Finanzen
Wortwünsche sehe ich nicht. - Gibt es Gegenstimmen? - Enthaltungen?
Abstimmung: Dann ist einstimmig so beschlossen.
18.23 Vorgriff zum HHJ 2017 für die Zuschlagserteilung der Aufträge im HHJ
2016 für die konsumtiven Baumaßnahmen an der W.-Hauff-Schule und
der 9. Schule zur äußeren Sanierung
(VI-DS-03118)
Einreicher: Dezernat Jugend, Soziales,
Gesundheit und Schule
Wortwünsche sehe ich nicht. - Gibt es Gegenstimmen? - Enthaltungen?
Abstimmung: Dann ist einstimmig so beschlossen.
18.24 hatten wir vertagt.
18.25 ARENA Leipzig - Verlängerung des Betreibervertrages ab Mai 2017 (VI-DS03175-NF-03)
Einreicher: Dezernat Umwelt, Ordnung,
Sport
18.25.1 dazu ÄA (-03175-NF-03-ÄA-01)
Einreicher: CDU-Fraktion
Gibt es Wortwünsche? - Es gibt einen Änderungsantrag der CDU-Fraktion. Herr Maciejewski. Vielleicht kann anschließend Herr Rosenthal noch einige Sätze dazu sagen.
Stadtrat Maciejewski (CDU): Herr Oberbürgermeister! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Ich bin ein bisschen überrascht, dass diese
Vorlage nicht eingebracht wird. Wenn ich mir
überlege, welche Vorlagen in der Regel eine
breite Einführung im Stadtrat erfahren und so
etwas Wesentliches wie ein langjähriger Vertrag da kommt niemand und erklärt dem Stadtrat und
auch der Öffentlichkeit, was damit gemeint ist,
das wundert mich. Aber sei es drum.
Die Arena Leipzig wird im kommenden Jahr 15
Jahre alt. Der Stadtrat hat sich vor Jahren für einen privaten Betreiber entschieden. Nun liegt
uns ein neuer Vertrag vor, mit dem wir uns erneut über Jahre an den aktuellen Betreiber binden. So will es jedenfalls die Stadtverwaltung.
S e i t e | 77
In den letzten Jahren haben wir jährlich fast eine
dreiviertel Million Euro an Betreiberkostenzuschuss gezahlt. Dieser soll jetzt sinken, und zwar
genau auf die Höhe der Pachtsumme. Welch ein
Zufall! Wir geben unsere Halle quasi zum Nulltarif einem privaten Betreiber. Wer von Ihnen, meine Damen und Herren, die sich alle gerade so
nett unterhalten, würde eigentlich ein Zimmer
seiner Wohnung kostenlos einem Dritten überlassen, damit er es dann untervermietet und die
Einnahmen für sich behält? Wer würde das tun?
Meine sehr geehrten Damen und Herren, wir
wissen nicht, was die Betreibung der Arena tatsächlich kostet. Jedenfalls kann uns das die
Stadtverwaltung nicht sagen, weil sie es nämlich
auch nicht weiß. Ich denke jedenfalls, dass die
Betreibung der Arena kein Verlustgeschäft ist,
sonst hätte der Betreiber keine so eklatante Kürzung des Zuschusses akzeptiert wie mit dem
neuen Vertragsentwurf.
Wir können leider nicht marktwirtschaftlich durch
Ausschreibung ermitteln, welche Angebote andere Betreiber uns machen würden und ob es vielleicht sogar jemanden gäbe, der uns etwas dafür
bezahlt, die Arena betreiben zu dürfen.
Hier ist auch die Gelegenheit, den am damaligen
Vertragswerk beteiligten Juristen Respekt zu zollen. Es ist schon eine große Leistung, mit einem
rechtlich einwandfreien Vertragskonstrukt den
Bewegungsspielraum der Stadt völlig einzuschränken und den Wettbewerb komplett auszuschalten.
Wir haben nun eine Chance, aus dieser Situation
herauszukommen. Wir müssen nur den Vertrag
kündigen und selbst betreiben. Ich halte das
nicht für Teufelswerk, sondern für möglich. Die
Stadt Leipzig betreibt eine Oper, ein Gewandhaus, mehrere Theater. Warum sollte die Verwaltung nicht auch in der Lage sein, eine Sporthalle
mit Konzertbetrieb zu betreiben?
Bitte stimmen Sie unserem Antrag zu und schaffen Sie damit auch Spielraum für eine vielleicht
noch breitere sportliche Nutzung der Arena in der
Zukunft. - Vielen Dank.
Oberbürgermeister Jung: Herr Morlok und
Frau Hollick. Dann bitte ich Herrn Rosenthal
noch einmal.
Stadtrat Morlok (fraktionslos): Herr Oberbürgermeister! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Wir
haben uns zu diesem Thema im Rahmen der
nichtöffentlichen Beratung des Sachverhaltes
schon ausgetauscht. Ein Problem dieser Vorlage
oder des Sachverhaltes ist schlicht und ergrei-
Verlaufsprotokoll vom 26.10.2016
fend der Vertrag, wie wir ihn momentan vorliegen
haben, dass dieser nämlich vorsieht, dass der
bestehende Betreiber ein Eintrittsrecht bei einer
Neuvergabe hat.
Ich denke, wir sind uns alle darüber einig, dass
es wünschenswert gewesen wäre, einen Marktpreis für die Betreibung der Arena zu erhalten,
um eben nicht auf Verhandlungen mit dem bestehenden Betreiber angewiesen zu sein. Das
Unbehagen, das Herr Maciejewski hier formuliert
hat, können wir durchaus nachvollziehen. Es wäre sicherlich besser gewesen, einen Marktpreis
zu haben, aber die rechtlichen Unwägbarkeiten
aufgrund der damals getroffenen Vertragskonstruktion haben das leider nicht möglich gemacht.
Deswegen teilen wir grundsätzlich die Auffassung der Verwaltung, wie sie sich auch hier widerspiegelt, nämlich durch eine Verlängerung
des Betreibervertrages und der Reparatur der
Probleme im Vertragstext zu einer besseren Situation zu kommen. Die Frage, die sich jetzt
stellt, ist, ob der Zeitrahmen der Verlängerung
dem Problem angemessen ist.
Wenn wir überlegen, über welchen Zeitraum der
alte Vertrag abgeschlossen war und über welchen Zeitraum wir jetzt den neuen Vertrag abschließen, nämlich für acht Jahre, dann halten
wir das durchaus für angemessen. Acht Jahre
sind für einen Betreibervertrag nicht übermäßig
lang. Wenn hier ein Vorschlag der Verwaltung
auf den Tisch gekommen wäre mit 15 Jahren,
dann hätten wir das vielleicht anders gesehen,
aber acht Jahre ist sicherlich eine Sache, über
die man reden kann.
Wir sind der Auffassung, dass man selbstverständlich darüber nachdenken kann, in der Arena
mehr Sport zu machen. Wir wissen aber auch,
dass sehr wahrscheinlich die großen Erträge bei
der Betreibung der Arena nicht durch die Vereinssportveranstaltungen unserer Leipziger Vereine kommen, sondern durch die anderen Veranstaltungen.
Wenn man mehr Sport möchte, wie es der Kollege Maciejewski formuliert hat, dann muss man
auch so ehrlich sein und sagen: Lasst uns doch
bitte einen Haushaltsantrag stellen und im
nächsten Doppelhaushalt die entsprechenden
Mittel dafür einstellen. Das ist die ehrliche Antwort; denn es geht hier nicht um die Frage, ob
die Stadt Leipzig eine Halle betreibt oder ob sie
sie nicht betreibt. Wenn sie sie so betreiben würde mit der Nutzung, wie sie momentan ist, müssen wir doch ganz klar sagen: Das können wir
nicht! Das kann die Stadt Leipzig nicht! Die entsprechenden Erfahrungen sind überhaupt nicht
vorhanden.
S e i t e | 78
Eine Sporthalle zu betreiben und mit den Vereinen die Nutzungszeiten abzustimmen, das können wir; da habe ich keine Bedenken. Nur dann
entstehen genau die Probleme, die ich eben beschrieben habe hinsichtlich der Haushaltssituation.
Wenn Sie das also so haben wollen, liebe Kollegen von der CDU, dann beantragen Sie das unter Einstellung der entsprechenden Mittel im
Haushalt als Betreiberkostenzuschuss der Stadt
Leipzig. Dann ist das ein sauberer Antrag, dann
können wir über das Thema wie viel Geld für wie
viel Sport abstimmen, aber kommen Sie nicht
unter dem Deckmäntelchen städtisch betreiben/privat betreiben und lassen die Bevölkerung
und auch die Kollegen im Stadtrat im Unklaren
über die Kosten, die aus Ihrem Antrag resultieren
würden. - Vielen Dank.
Oberbürgermeister Jung: Frau Hollick.
Stadträtin Hollick (DIE LINKE): Sehr geehrter
Herr Oberbürgermeister! Sehr geehrte Frau Dr.
Jennicke, Frau Dubrau! Sehr geehrte Herren
Beigeordnete, Stadträtinnen und Stadträte! Liebe
Gäste am Livestream! Ich hätte nie gedacht,
Herr Morlok, dass ich Ihnen einmal zustimme,
und das ist schon das zweite Mal.
Sie haben es gehört: Im Frühjahr 2016, also in
diesem Jahr, haben wir als Stadtrat mehrheitlich
der Verwaltung den Auftrag erteilt, Vertragsverhandlungen mit dem jetzigen Betreiber der Arena-Sporthalle zu führen. Seit fast 15 Jahren gibt
es einen Betreibervertrag mit der ZSL Betreibergesellschaft, wie sie jetzt heißt; sie hatte schon
andere Namen. Diesen Auftrag hat die Verwaltung angenommen.
Nun ist es so, dass zu Beginn - Sie haben es geschildert; ich war 2000/2002 immer dabei - damals immer das Ensemble Arena, Festwiese,
Zentralstadion gesehen wurde. Das wissen wir
hier auch. Wir wissen auch, wie der Betreiber im
Jahr 2005 beispielsweise mehr Zuschuss von
der Stadt haben wollte, weil das ein Negativgeschäft war. Sie wissen selbst, wie die Auslastung
des Zentralstadions zum Beispiel durch die wenigen Spiele, die wir zur Weltmeisterschaft hatten, war.
Natürlich hat sich die Situation sportpolitisch und
wirtschaftlich geändert. Wenn, wie gesagt, zehn
Jahre vielleicht Verluste geschrieben wurden, so
bin ich schon der Meinung, dass jetzt tatsächlich
Gewinne geschrieben werden. Die Verlustzone
scheint es nicht mehr zu geben, entsprechend
Verlaufsprotokoll vom 26.10.2016
S e i t e | 79
selbstbewusst konnte die Verwaltung - ob Sportamt, ob Rechtsamt - auftreten.
Zahl genannt: mehrstellige Millionenbeträge für
die Betreibung dieser Arena.
Wir haben doch kein schlechtes Verhandlungsergebnis. Wir haben keinen Zuschuss mehr
durch die Stadt. Das bedeutet eine Einsparung
von 600.000 Euro jährlich, die wir bisher gezahlt
haben. Wir haben auch eine Ausweitung der
Sportzeiten, wenn auch gering. Der Auftrag, den
wir der Verwaltung erteilt haben, wurde erfüllt.
Bitte, Herr Oberbürgermeister, kann das jemand
aus der Verwaltung bestätigen? - Es ist ganz
klar, dass wir, wenn der Rat heute unserem Antrag folgt, diesen Vertrag kündigt und die Stadt in
die Betreibung geht, selbstverständlich einen
Haushaltsantrag stellen werden, dass dann die
entsprechenden Mittel einzustellen sind. Wenn
Frau Hollick die Zahlenkenntnis hat mit dem
mehrstelligen Millionenbetrag und das jemand
aus der Verwaltung bestätigen kann, dann wäre
uns das eine große Hilfe bei der Formulierung
dieses Haushaltsantrages.
Jetzt stellt die CDU-Fraktion den Antrag, dass
die Stadt die Betreibung übernehmen soll. Das
ist heute bereits der zweite eines solchen Antrags.
Nun kann ich wirklich sagen, dass ich die dienstälteste Stadträtin hier bin. Ich schwöre Ihnen,
dass ich das noch nie erlebt habe, was die CDU
an Kommunalisierung machen will. Ich unterstütze das, aber ich will Ihnen auch sagen: Wenn Sie
das ernst meinen, dann müssen wir über einige
Jahre mindestens einen zwei- bis dreistelligen
Millionenbetrag zurücklegen, um eine solche
Halle betreiben zu können. Das ist nicht in einem
halben Jahr zu machen. Damit - das muss ich
Ihnen ehrlich sagen - täuschen Sie uns etwas
vor. Ich erachte das - darüber können Sie sich
wieder aufregen, das habe ich immer gern - als
unehrlich. Ich erachte das als sehr unehrlich,
denn ich weiß, dass so eine Betreibung nicht
ganz problemlos ist.
Es hat die Verwaltung nicht immer leicht gehabt,
das will ich ohne Weiteres hier hinstellen, aber
dass wir außergewöhnliche Schwierigkeiten mit
dem Betreiber hatten, dass es einmal nicht weiterging, das hatten wir nicht. Wir haben immer
eine Lösung gefunden. Wenn wir jetzt innerhalb
kürzester Zeit mehrere Millionen, die man für eine solche Betreibung bräuchte - und nicht nur im
einstelligen Millionenbereich -, nutzen würden,
dann würde uns die Bevölkerung für verrückt halten, denn wir haben Schulen zu bauen, wir haben Kitas zu bauen, die Brücken sind marode,
die Hilfen zur Erziehung stehen an, Sozialarbeit
steht an, für die wir auch Millionenbeträge brauchen. Es würde niemand verstehen, wenn wir
jetzt anders handelten als in den Jahren zuvor.
Wenn wir so handeln wollen, haben Sie unsere
Unterstützung, aber bereiten Sie das bitte über
Jahre genau und exakt vor.
Oberbürgermeister Jung: Herr Maciejewski
noch einmal.
Stadtrat Maciejewski (CDU): Ich bedanke mich
für Ihren Mut, Frau Hollick. Sie haben jetzt eine
Oberbürgermeister Jung: Herr Rosenthal, vielleicht sagen Sie einmal zwei bis vier Sätze zur
sachlichen Klärung.
Bürgermeister Rosenthal: Herr Oberbürgermeister! Sehr geehrte Damen und Herren Stadträte! Ich werde mich auf das finanzielle Pingpong-Spiel, was hier aus meiner Sicht unseriöserweise erfolgt, nicht einlassen. Ich möchte auf
die Geschäftsgrundlage verweisen und an dieser
Stelle darauf hinweisen, dass der Stadtrat die
Verwaltung beauftragt hat mit einem privaten
Dritten, der an der Stelle in den letzten 15 Jahren, glaube ich, für die Stadt Leipzig einen sehr
ordentlichen Job gemacht hat, eine Vertragsverlängerung zu verhandeln. Nicht mehr und nicht
weniger war der Auftrag. Das haben wir gemacht.
Auf dieser Geschäftsgrundlage gab es etliche
Gespräche mit dem Vertragspartner. Sie sehen
an dem Ergebnis, das wir Ihnen heute präsentieren und wozu wir Sie um Zustimmung bitten,
dass der Vertragspartner nicht in den Größenordnungen nachgegeben hat, weil er zu viel Geld
hat, sondern weil wir deutlich gemacht haben, in
welchem zwar partnerschaftlichen Miteinander
wir stehen, aber was wir im Grunde genommen
vom Partner, was sein wirtschaftliches Agieren in
der Komplexität mit Festwiese und Stadion betrifft, auch zukünftig betrachtet, erwarten. Diese
Kröte - wenn ich das einmal so sagen darf - hat
er geschluckt.
Wir haben - darauf habe ich auch in der Vorlage
hingewiesen - einige Bausteine bzw. jetzige
sportliche Betätigungen zusätzlich verhandelt.
Ich darf daran erinnern, dass wir immerhin vier
mietkostenfreie Veranstaltungen in der Arena zu
Zeiten haben, die dem jetzigen Betreiber erheblich wehtun, da wir nämlich im Dezember, im Januar, im Februar, im März als Stadt sagen können, dass es einen Monat ein Leichtathletikfens-
Verlaufsprotokoll vom 26.10.2016
ter gibt. Wenn es uns passt, gibt es vier Weltmeisterschaften, die allein die Arena vier Wochen belegen. Da gibt es auch keinen anderen
Sport.
Insofern gibt es hier, glaube ich, einen deutlichen
Interessenausgleich. Insofern ist dieses Ergebnis
für die Stadt Leipzig sehr wohl ein gutes. Am Ende müssen wir nämlich als Stadt, da wir Eigentümer sind und für Dach und Fach verantwortlich
sind, die Arena entsprechend investiv unterhalten. Da geht es nicht um die Betreibung. Darüber
hat noch gar keiner nachgedacht. An der Stelle
gibt es neben einem Betreibungsthema auch ein
Investitionsthema. Das könnten wir an dieser
Stelle im Grunde genommen bewerkstelligen. Insofern bitte ich Sie ganz herzlich, dem Vertrag
zuzustimmen, sonst müsste nämlich morgen gekündigt werden. - Danke.
S e i t e | 80
Stadtrat Haas (CDU): Danke, Herr Oberbürgermeister. - Herr Rosenthal, Sie haben das Thema
Unterhaltung gerade angesprochen. Es gehört
aber auch zur Wahrheit dazu, zu sagen, dass wir
das im Prinzip jetzt bereits machen, dass wir,
wenn zum Beispiel eine Glühbirne kaputt ist, die
bezahlen. Das ist ja Fakt. Das ist ja Investition in
unser Eigentum. Wir bezahlen eine Videowand
und alles, was da ist. Bleiben wir daher bitte
ganz bei der Wahrheit und sagen: Das Thema ist
eh schon bei uns, das war früher nicht anders.
Ich finde es einfach schade, dass wir heute hier
über einen kleinen Sprung diskutieren. Klar, ich
sehe die Vertragsverbesserung. Die Klausel zum
Zugriff ist heraus. Dafür mein Lob. Wir versäumen heute aber wirklich, darüber nachzudenken
und ehrlich zu diskutieren, ob wir den großen
Sprung zu dieser Sporthalle, die wir vor 15 Jahren beschlossen haben, für den Leipziger Sport
machen.
Oberbürgermeister Jung: Herr Böhm und Herr
Tornau.
Stadtrat Böhm (fraktionslos): Ich hätte in diesem Zusammenhang eine rechtliche Frage. Ich
habe gesehen, dass unter anderem im Mai Udo
Lindenberg, eine Frauen-Handball-WM oder
auch DJ Bobo in der Arena sind. Sind diese Verträge, sollte gekündigt werden, auch unwirksam,
und bestehen dann Schadenersatzansprüche,
die die Stadt zahlen muss, wenn das nicht zustande kommt?
Oberbürgermeister Jung: Vielleicht zunächst
Herr Tornau. Herr Rosenthal überlegt.
Stadtrat Tornau (CDU): Herr Rosenthal, eine
Frage hätte ich dann doch noch. Sie haben gesagt, die jetzigen Vertragsverhandlungen sind
ein gutes Ergebnis. Ein gutes Ergebnis im Vergleich wozu? Uns fehlt momentan so ein bisschen die Phantasie: Was hätte denn vielleicht ein
anderer Betreiber geboten? Sie verstehen sicherlich, dass es uns sehr komisch vorkommt,
wenn der Betreiber in den Verhandlungen sofort
über 600.000 Euro nachlässt. Vielleicht hätte es
auch Betreiber gegeben, die uns noch etwas gezahlt hätten. Doch so, wie wir gehört haben,
wurde kein anderer angefragt. Deswegen verstehe ich das jetzt nicht, dass Sie sagen können:
Es ist ein gutes Ergebnis. Im Vergleich wozu?
Bürgermeister Rosenthal: Ich muss an der
Stelle, glaube ich, auch noch einmal allen Stadträten in Erinnerung rufen, dass der Stadtrat in
einer schwierigen Situation für unseren Vertragspartner genau diese Vornutzungsrechtsthematik wieder aufgenommen hat. Die steht. Insofern gibt es da nichts zu diskutieren, ob wir
den Markt jetzt fragen, was da ein drittes Angebot wäre. Sie kennen die Debatte, die wir hier im
nichtöffentlichen Teil dazu geführt haben. Es ist
ausgeschlossen, eine solche Frage an den Markt
zu richten.
(Zurufe)
- Nein, das führe ich jetzt hier an dieser Stelle
nicht aus.
Der zweite Punkt - ich muss es auch noch einmal deutlich sagen -: Ja, im Amt für Sport wird in
der baulich-technischen Unterhaltung natürlich
für die Arena im Rahmen der vertraglichen Regelungen entsprechend Budget vorgehalten. Diese
Arena ist aber in die Jahre gekommen. Wir wissen jetzt schon durch die entsprechenden Begutachtungen durch das Amt für Sport, dass wir
in Größenordnungen siebenstellige Beträge investieren müssen in das Objekt, um die Halle für
Sport und Sonstiges im Grunde genommen zur
Verfügung zu stellen.
Mit den Mitteln, die uns jetzt hier insbesondere
an der Stelle zur Verfügung stehen könnten,
könnten wir diese Investition tätigen. Haushalterisch ist das nicht vorgesorgt.
Oberbürgermeister Jung: Vielleicht Herr Haas
noch, Herr Rosenthal, bevor Sie antworten.
Oberbürgermeister Jung: Es ist die Frage von
Herrn Böhm noch zu beantworten.
Verlaufsprotokoll vom 26.10.2016
Bürgermeister Rosenthal: Es gibt eine entsprechende Vereinbarung, dass für den Fall,
dass es tatsächlich eine andere Entscheidung
der Stadt gegeben hätte, die Verträge unter dieser Bedingung geschlossen sind, dass die Stadt
Leipzig in die entsprechende Verantwortung mit
eintritt. Logischerweise sind wir natürlich auch interessiert, dass auch zukünftig Veranstaltungen
in der Arena stattfinden. Insofern, glaube ich,
sollte man dem Vertragspartner gegenüber so
fair sein, dass man dann auch sagt, er soll jetzt
die Arbeit nicht einstellen, sondern er muss natürlich auch weiterarbeiten. So ist es geregelt.
S e i t e | 81
Klare Vorvoten. - Wird das Wort gewünscht? Dann bitte ich um Ihr Handzeichen: Wer ist gegen diesen Baubeschluss? - Wer enthält sich?
Abstimmung: Dann ist einstimmig so beschlossen.
18.28 Planungsbeschluss für die Komplettsanierung der Hauptfeuerwache bis
einschließlich zur LP 6 (VI-DS-3254NF-01)
Einreicher: Dezernat Umwelt, Ordnung,
Sport
Die Feuerwache ist Bestandteil des Programms
Brücken in die Zukunft. - Klare Vorvoten.
Oberbürgermeister Jung: Danke schön. - Dann
stimmen wir jetzt zunächst über den Änderungsantrag der CDU-Fraktion ab. Wer diesem zustimmt, den bitte ich um das Handzeichen. - Die
Gegenstimmen? - Die Enthaltungen?
Abstimmung: 2 Enthaltungen und einige ProStimmen. Mit großer Mehrheit abgelehnt.
Wir kommen nun zur Vorlage selbst. Wer der
Vorlage zustimmt, den bitte ich um das Handzeichen. - Die Gegenstimmen? - Die Enthaltungen?
Abstimmung: Mit großer Mehrheit bei 2 Enthaltungen und einigen Gegenstimmen mehrheitlich
so beschlossen.
Wird das Wort gewünscht? - Dann bitte ich Sie
um Ihr Handzeichen: Wer ist gegen diesen Planungsbeschluss? - Wer enthält sich?
Abstimmung: Dann ist einstimmig so beschlossen.
18.29 Verkauf durch die Stadt Leipzig
Grundstück
Windmühlenstraße/Grünewaldstraße in 04103 Leipzig,
Flurstück 1182e und Teilflächen der
Flurstücke 1183, 1182d, 1182, 1181,
1180, 1179, 1178c, 1178d und 1182c
der Gemarkung Leipzig - Erstvorlage
(VI-DS-03287-NF-02)
Einreicher: Dezernat Wirtschaft und Arbeit
18.26 Bewerbung der Stadt Leipzig um das
36. Internationale Deutsche Turnfest
2021 (VI-DS-03227)
18.29.1 dazu ÄA (-03287-NF-01-ÄA-01)
Einreicher: Dezernat Umwelt, Ordnung,
Sport
18.29.2 dazu ÄA (-03287-NF-02-ÄA-01)
Einreicher: SPD-Fraktion
Wird das Wort gewünscht? - Das ist nicht der
Fall.
Einreicher: Fraktion DIE LINKE
Einreicher: Fraktion Bündnis 90/Die Grünen
Ich bitte um Ihr Handzeichen: Wer stimmt dem
Beschlussvorschlag zu? - Die Gegenstimmen? Die Enthaltungen?
Ich glaube, es ist notwendig, Herr Albrecht, dass
Sie einleitend noch einmal zwei oder drei Sätze
hierzu sagen.
Abstimmung: Ich habe 1 Gegenstimme gezählt,
ohne Enthaltung. Mit großer Mehrheit so beschlossen.
18.27 Baubeschluss: Bestandsgebäude der
Pablo-Neruda-Schule
(Plattenbau),
Modernisierung, Dösner Weg 27,
04103 Leipzig und Bestätigung einer
außerplanmäßigen Verpflichtungsermächtigung gemäß § 81 (5) SächsGemO - EILBEDÜRFTIG (VI-DS-03237)
Einreicher: Dezernat Stadtentwicklung und
Bau
Einreicher: Dezernat Jugend, Soziales,
Gesundheit und Schule
Bürgermeister Albrecht: Sehr geehrter Herr
Oberbürgermeister! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Der Freistaat plant in Leipzig,
und zwar, wenn möglich, auf dem Baufeld Süd
des Wilhelm-Leuschner-Platzes einen Neubau
zur Ansiedlung des Leibniz-Institutes für Länderkunde.
Auf den verbleibenden Restflächen des Baufeldes wird außerdem geplant, außeruniversitäre
Forschungseinrichtungen bzw. separate wissenschaftliche Einrichtungen anzusiedeln, die mit
dem Erstinstitut nicht verbunden sind. Damit wird
ein wesentlicher Beitrag zur Stärkung des Wissenschaftsstandortes Leipzig geleistet. Außerdem wird dadurch auch in besonderer Weise
zum Wettbewerbsstandort Dresden der Wunsch
Verlaufsprotokoll vom 26.10.2016
des Leibniz-Institutes nach einem zentrumsnahen Standort durch die Lage des Grundstücks
erfüllt. Es war in der Tat aber auch schon ein anderer Standort in Rede.
Es werden Synergien mit anderen bereits bestehenden Einrichtungen, wie zum Beispiel der Universität Leipzig und der HTWK, erwartet. Die Investitionsverpflichtung des Freistaates Sachsen
wird im Kaufvertrag durch eine dingliche Sicherung im Grundbuch geregelt. Ein Weiterverkauf
ohne Beendigung der zugesagten Investitionen
ist ausgeschlossen. Die Einzelheiten, die natürlich in den Ausschüssen diskutiert worden sind,
werden wir in der Zweitvorlage darstellen.
Die Neubebauung des Wilhelm-LeuschnerPlatzes hat insgesamt eine hohe Bedeutung für
die Stadtentwicklung, deshalb ist selbstverständlich sicherzustellen, dass bei dem Baukörper hohe Anforderungen an Gestaltung und Architektur
umgesetzt werden. Mit dem Bauherrn werden wir
auch deshalb zeitnah Verhandlungen aufnehmen, um die Durchführung eines Architektenwettbewerbs vorzubereiten.
Da Schnelligkeit und der Zeitverlauf unter der
Beachtung der Gesamtplanung auf dem Wilhelm-Leuschner-Platz eine wichtige Frage war,
kann an dieser Stelle eine vorzeitige Baugenehmigung auf der Grundlage von § 34 erteilt werden.
Wir haben in den Ausschüsse selbstverständlich
auch die unterschiedlichen Schwerpunkte, die
durchaus auch im Widerspruch auf dieser konkreten Fläche stehen, diskutiert. Deshalb kann
ich an dieser Stelle noch einmal betonen, dass
wir selbstverständlich das Thema Wohnen mit
dem möglichen Erwerber diskutieren. Wir versuchen, noch einmal alles auszuloten. Selbstverständlich werden wir auch dieses Ergebnis in der
Vorlage darstellen bzw. den Stadtrat darüber umfänglich informieren.
Für die Vermarktung der kommunalen Grundstücke wird - das hatte auch heute noch einmal in
der Sondersitzung gesagt - die notwendige Arbeitsgruppe gegründet. Selbstverständlich werden wir auch in dieser Arbeitsgruppe das Verfahren in Zwischenschritten dokumentieren und besprechen.
Ich möchte noch einmal betonen, dass ich diesen einmaligen Glücksfall nicht für die Regel halte. Ich bitte Sie hier ausdrücklich um Zustimmung für diese Chance, an dieser Stelle dieses
Institut anzusiedeln. - Danke schön.
Oberbürgermeister Jung: Ich habe Wortmeldungen - zunächst von Frau Glöckner, dann Herr
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Grosser und Herr Elschner, zuvor noch Herr
Schlegel.
Stadträtin Glöckner (SPD): Sehr geehrter Herr
Oberbürgermeister! Sehr geehrte Damen und
Herren Stadträte! Gäste sind nicht mehr vorhanden. Uns liegt ein Beschlussvorschlag für einen
Verhandlungsauftrag an den Oberbürgermeister
vor, eine Teilfläche des Wilhelm-LeuschnerPlatzes zur Ansiedlung des Leibniz-Instituts an
den Freistaat Sachsen zu veräußern. Zum Zeitpunkt des Beschlusses der Leitlinien war uns
nicht bekannt, dass eine Anfrage des Freistaats
zum Kauf dieser Fläche an der Grünewald/Windmühlenstraße erfolgen wird.
Für mich stellt sich unter anderem die Frage, ab
wann die Verwaltung von den Kaufabsichten des
Freistaates Kenntnis hatte. Es wurde zwar heute
ein Datum genannt, aber es gibt ja manchmal
vorher bereits Geplänkel. Ich kann mir das nicht
anders vorstellen.
Die Ansiedlung des weltweit bedeutenden Leibniz-Institutes ist ein Gewinn für den Wissenschaftsstandort Leipzig. Das wird wohl keiner
ernsthaft verhindern wollen. Wir müssen uns
entscheiden, ob die Ansiedlung, die an diesem
Platz in der Nähe der Universität und des Stadtzentrums, die für die städtische Entwicklung von
großer Bedeutung sein wird, erfolgen soll. Allerdings sollten wir auch unsere Bedingungen stellen und dieses Sahnestück nicht ohne Weiteres
abgeben.
Wir haben lange in den verschiedenen Gremien
um die künftige Bebauung des LeuschnerPlatzes gerungen. Es ist doch die letzte große
Fläche im städtischen Eigentum, die innenstadtnah bebaut werden kann. Das Grundstück ist ein
Filetstück, von denen wir kaum noch weitere im
kommunalen Besitz haben, und es soll nun zum
Verkehrswert veräußert werden. Es ist daher aus
meiner Sicht legitim, den Verkauf mit Forderungen zu verbinden, die Leipzig in seiner Entwicklung voranbringen.
Auch für die jetzt zu veräußernde Fläche sind die
beschlossenen Leitlinien relevant. Wir müssen
uns - das ist der Inhalt unseres Änderungsantrages - für die Nutzungsstruktur des Areals eindeutig positionieren. Der geänderte Beschlusspunkt
2 der Neufassung der Vorlage nimmt im Wesentlichen den Inhalt unseres Änderungsantrages
auf. Wir sollten deshalb den Beschluss so fassen, wie es jetzt im geänderten Beschlusspunkt
2 formuliert ist.
Als Stadträtin bin ich sehr sensibel geworden,
was Formulierungen von Beschlusstexten betrifft.
Deshalb hatte ich schon im GVA, dem Grund-
Verlaufsprotokoll vom 26.10.2016
stücksverkehrsausschuss - für diejenigen, die es
nicht wissen -, den alten Beschlusspunkt 2 als zu
unpräzise abgelehnt. Insgesamt hatte die Vorlage vor der Neufassung aus meiner Sicht nicht
die Qualität, die wir erwarten können. Das ist
aber bei Vorlagen aus dem Liegenschaftsamt
nichts Neues.
Die Verwaltung ist mit der Bearbeitung des Masterplans für den Wilhelm-Leuschner-Platz befasst. Wir erwarten von der Verwaltung Vorschläge, wie der vorgesehene Anteil an Wohnungen, der eventuell auf diesem Grundstück
nicht mehr realisiert wird, in der Gesamtplanung
für den Wilhelm-Leuschner-Platz berücksichtigt
wird. Dabei sollten wir auch überlegen, ob wir die
Nutzung der großen Platzfläche noch einmal kritisch hinterfragen. Meine Fraktion hat ja die künftige Bebauung dieser Fläche nicht ausschließen
wollen und dazu auch einen Antrag gestellt.
Eine Forderung, die Wohnbebauung auf dem zu
veräußernden Grundstück als K.o.-Kriterium in
die Kaufverhandlungen aufzunehmen, halte ich
nicht für zielführend. Hier sollten wir dem Oberbürgermeister vertrauen, dass er die Interessen
der Stadt konsequent vertritt und sich für die Realisierung von Wohnflächenanteilen auf diesem
Grundstück einsetzt.
Wir wollen, dass Leipzig die Chance bekommt,
einen neuen Wissenschaftsstandort in exponierter Lage zu etablieren. Gerade Leibniz ist so
wichtig für unsere Stadt. Er zählt zu den berühmtesten Wissenschaftlern der Stadt Leipzig. 2016
jähren sich sein Geburtstag zum 370. und sein
Todestag zum 300. Mal.
Die Stadt hat offiziell für 2016 ein Leibniz-Jahr
ausgerufen. Schon allein das ist ein Grund, dem
Institut mit seinem Namen einen würdigen Platz
in unserer Stadt einzuräumen. Unser Änderungsantrag hat sich mit dem geänderten Beschlusspunkt 2 erledigt. - Danke schön.
Oberbürgermeister Jung: Herr Schlegel. - Herr
Elschner zuerst, okay.
Stadtrat Elschner (Bündnis 90/Die Grünen):
Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister! Sehr geehrte Beigeordnete! Sehr geehrte Kolleginnen
und Kollegen Stadträte! Nach intensiver Diskussion hat der Stadtrat sich vor fast einem Jahr für
die Weiterführung des Aufstellungsverfahrens
zum B-Plan Wilhelm-Leuschner-Platz Ost entschieden. Leitlinien, die diese Weiterführung
flankieren, wurden beschlossen. Ein zusätzliches
Werkstattverfahren zur Klärung von Detailfragen,
insbesondere hinsichtlich des mittleren und nörd-
S e i t e | 83
lichen Baufeldes, wurde im Fachausschuss
Stadtentwicklung und Bau durchgeführt. Das hat
nicht nur uns Stadträtinnen und Stadträte viel
Zeit, Kraft und auch Nerven gekostet. Außerdem
hat der Stadtrat beschlossen, dass zur Vorbereitung der Vermarktung der kommunalen Grundstücke eine Arbeitsgruppe mit dem Titel AG Wilhelm Leuschner Platz insbesondere mit Blick auf
die Umsetzung des wohnungspolitischen Konzeptes einzusetzen ist.
Es ist deshalb schon ein ziemlich starkes Stück,
dass dem Stadtrat nun diese Erstvorlage vorgelegt wird, ohne dass sich diese Arbeitsgruppe
bilden konnte bzw. gebildet hat. Ich habe oft danach gefragt. Die Antworten waren stets ausweichend. In Bezug auf das südliche Baufeld begründet man den Verzicht nun lapidar mit Zeitersparnis. Ausreichend Zeit wäre doch gewesen.
Meine Damen und Herren, ich finde, so geht es
nicht. Herr Jung, dieses Vorgehen trägt meines
Erachtens nicht zu einer vertrauensvollen Zusammenarbeit zwischen Stadtverwaltung und
Stadtrat bei.
Auch wir Grüne sprechen uns - wie die Fraktion
DIE LINKE - in unserem gemeinsamen Änderungsantrag grundsätzlich für die Aufnahme von
Vertragsverhandlungen aus; denn wir haben kein
Problem damit, dass sich das Leibniz-Institut für
Länderkunde an prominenter Stelle auf dem südlichen Baufeld ansiedeln möchte. Allerdings
müssen unseres Erachtens die beschlossenen
Leitlinien zur Fortführung des Aufstellungsverfahrens ausdrücklich und insgesamt zum Gegenstand der Kaufvertragsverhandlungen gemacht
werden. Auf sie muss deswegen im Beschlusstext Bezug genommen werden.
Sollte der beschlossene Geschossflächenanteil
für Wohnungen von 40 Prozent durch den Freistaat allerdings nicht oder nicht vollständig errichtet werden können, so fordern wir, dass dieser auf den anteiligen Grundstücksanteil in dem
in Rede stehenden Baufeld verzichten soll, denn
wir wollen dabei bleiben, dass diese Vorgabe beschlossen mit den Leitlinien - im südlichen
Baufeld zu verwirklichen ist.
Experten, die Stadtverwaltung und die Fraktionen waren sich immer einig, dass gerade das
südliche Baufeld sich aufgrund seiner Lage und
weniger Verkehrslärm besonders gut für die
Wohnbebauung eignet. Nicht zuletzt wollen wir
alle doch ein urbanes, lebendiges und vielfältiges
Quartier schaffen. Dabei haben wir sicherlich
nicht den Potsdamer Platz von Berlin als Vorbild
vor Augen, den die meisten Berlinerinnen und
Berliner gern meiden oder umfahren.
Verlaufsprotokoll vom 26.10.2016
Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen Stadträte, die folgende weitere Auflage ist außerdem
zum Gegenstand der Verhandlungen über den
Verkauf des Baufeldes Süd zu machen: Es ist
darauf hinzuwirken, dass eine vierjährige Rückfallklausel zugunsten der Stadt vereinbart wird
für den Fall, dass der Freistaat seiner Investitionsverpflichtung für die Fläche bzw. Restfläche
nicht bis spätestens Ende 2020 nachkommt und
diese mindestens mit Bauanträgen unterlegt. Ein
Rückkauf soll so zum heutigen Verkehrswert ermöglicht und sichergestellt werden.
Im Übrigen soll ein Weiterverkauf an Dritte ausgeschlossen werden. Insbesondere vor dem Hintergrund der vom Stadtrat beschlossenen Neuausrichtung der strategischen Liegenschaftspolitik ist diese Rückfallklausel zu vereinbaren und
wäre von großer Wichtigkeit.
Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen, die
Stadtverwaltung begründet die Erstvorlage zur
Aufnahme von Verkaufsverhandlungen mit dem
Interesse des Freistaates an einem schnellstmöglichen Grunderwerb und mit dem Hinweis
auf die Anwendung von § 34 Baugesetzbuch, der
einen schnellen Baustart ermöglichen könnte.
Wenn dem so sein sollte, dann halten wir es im
Weiteren für erforderlich, dass der Entwurf des
Kaufvertrages dem Stadtrat als Zweitvorlage bis
spätestens zum Ende des I. Quartals 2017 gemeinsam mit dem in Arbeit befindlichen Masterplan vorgelegt wird. Meine Damen und Herren,
wir wollen Klarheit und wir erwarten Klarheit.
Nicht mehr und nicht weniger.
Kolleginnen und Kollegen der anderen Fraktionen, unsere vorgeschlagene Vorgehensweise
bei den Vertragsverhandlungen verhindert nicht
die Ansiedlung des Leibniz-Instituts. Wir wollen
allerdings, dass die Wohnbebauung weiterhin im
südlichen Baufeld Aussicht auf Erfolg hat und
verwirklicht werden kann, denn sonst müssten
wir auch das wohnungspolitische Konzept infrage stellen. Deshalb darf ich Sie um Zustimmung
zu unserem gemeinsamen Änderungsantrag bitten. - Vielen Dank.
Oberbürgermeister Jung: Herr Dyck hat eine
direkte Rückfrage, während sich Herr Schlegel
nach vorn begibt.
Stadtrat Dyck (SPD): Vielleicht können das beide beantworten, weil es gemeinsam eingereicht
wurde.
Punkt 3 verstehe ich nicht. Vielleicht können Sie
es aufklären. Was passiert, wenn der Freistaat
das gesamte Grundstück zu 100 Prozent mit
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wissenschaftlichen Einrichtungen bebauen will?
Ist es dann obsolet, oder wie muss ich das alles
verstehen? - Sie haben es doch eingebracht,
dann können Sie es auch beantworten.
Stadträtin Riekewald (DIE LINKE): Gut, es ist ja
ein gemeinsamer Antrag. Ich würde einfach zu
Punkt 3 etwas sagen wollen.
Es geht darum, dass der Freistaat im Moment
noch nicht weiß, was er mit den Restflächen
macht. Das bedeutet, es ist jetzt auch möglich,
zu sagen, man hat einen bestimmten Grundstücksanteil. Wenn man sich ausrechnet, wie viel
das ist, dann ist da genug Platz für Wohnungen
und zwei Institute. Das ist genau das, was wir
wollen.
Wir wollen nicht, dass sich der Freistaat jetzt
sozusagen die Fläche sichert und noch gar nicht
weiß, welches Institut da ansiedeln will, sondern
es geht uns darum, dass die Wohnungen mit
eingeplant werden. Wenn der Freistaat nicht in
der Lage ist oder nicht willens ist - wie auch immer -, Wohnungen zu bauen, dann ist es doch
kein Problem, einen Teil der Fläche nicht zu kaufen. Dann vermarkten wir es als Stadt an einen
Investor, der die Wohnungen baut. Das ist genau
das, was wir in den Leitlinien wollen.
Oberbürgermeister Jung: Die Frage von Herrn
Dyck war etwas anders. Ich will sie noch einmal
zuspitzen: Unbenommen können wir 40 Prozent
zurücknehmen, wenn der Freistaat die 40 Prozent nicht braucht. Wenn er aber das heute zu
veräußernde Paket zu 100 Prozent mit wissenschaftlichen Einrichtungen nutzt, was bedeutet
dann der Beschlusspunkt 3 in Ihrem Vorschlag?
Herr Schlegel, vielleicht können Sie helfen.
Stadtrat Schlegel (DIE LINKE): Sehr geehrter
Herr Oberbürgermeister! Sehr geehrte Stadträte!
Verehrte Gäste - es sind ja doch noch welche da,
denn auch die Presse gehört dazu!
Nicht zu Unrecht wird Leipzig mitunter Größenwahn nachgesagt. Wenn dieser mit Augenmaß
gepaart wird, war er auch in der Vergangenheit
oft produktiv. Zu Recht hat Leipzig die Messlatte
auch bei der Stadtentwicklung hoch angelegt.
Städte und städtisches Leben gehören zu den
größten Leistungen, welche die Menschheit hervorgebracht hat, deren jahrhundertelange Geschichte materialisiert in ihnen erlebbar ist. Dabei
war es vor allem die Wohnfunktion, die letztlich
aus Siedlungen Städte werden ließ.
Verlaufsprotokoll vom 26.10.2016
Zum Augenmaß gehört aber auch, die Interessen
von Investoren bei Entscheidungen zu berücksichtigen und diese mit den städtischen Interessen in Übereinstimmung zu bringen. So ist es
eben nachvollziehbar, dass ein Institut, das sich
mit Stadt- und Regionalentwicklungen sowie
Stadtgesellschaften befasst, auch inmitten der
Stadt und dem regionalen Oberzentrum mit nationaler und internationaler Ausstrahlung, also inmitten der praktischen Lebenswelt und in Nachbarschaft zu den entsprechenden universitären
Einrichtungen, wissenschaftlich forschen will und
eben nicht irgendwo am Rande der Stadt. Die
Forschungseinrichtungen auf der Alten Messe
haben ebenso die Nachbarschaft bzw. Nähe zu
den entsprechenden universitären Einrichtungen,
wie Human- und Veterinärmedizin oder Naturwissenschaften, sowie Unternehmen gesucht,
welche die gewonnenen Erkenntnisse und Ergebnisse praktisch anwenden und der Allgemeinheit zu deren Nutzen zugänglich machen
will.
Was den Wilhelm-Leuschner-Platz betrifft, soll an
dieser Stelle ausdrücklich hervorgehoben werden, dass die beschlossenen Leitlinien die
Grundlage für den in der Stadtverwaltung in Bearbeitung befindlichen Masterplan sind, der Anfang 2017 vorgelegt werden soll und Grundlage
einzelner Bebauungspläne sein soll sowie im
Ausnahmefall wie beim südlichen Baufeld und
nur bei diesem nach § 34 zu genehmigendes
Quartier sein soll.
Wir heben auch hervor, dass der bisher erreichte
Stand das Ergebnis einer breiten Bürgerbeteiligung ab 2010 sowie eines detaillierten Dialogs
mit den Architektenbüros und Workshops im
Fachausschuss Stadtentwicklung und Bau ein
Kompromiss war. Das ist deshalb hervorzuheben, da einseitige Änderungen ohne Beachtung
der Festschreibungen - auch, was das Wohnen
betrifft - diesen erzielten Kompromiss schnell infrage stellen. Für Wohnen, darunter auch sozial
Gefördertes auf dem Wilhelm-Leuschner-Platz,
gibt es einen breiten Konsens über die Fraktionsgrenzen im Stadtrat hinweg. Das wird auch
von der Wohnungswirtschaft begrüßt.
Die Fraktion DIE LINKE hat sich neben den Freiräumen in der Mitte und auf der Westseite immer
für eine Bebauung mit drei Quartieren im östlichen Teil des gesamten Areals ausgesprochen
und Ansprüche formuliert, wie großmaßstäblich
in der Gebäudehöhe sowie den Freiräumen gepaart mit einer vertikalen Kleinteiligkeit und öffentlichen Nutzung im Erdgeschoss, wenn dies
eben nicht nur Kulisse ist. Wir haben allein die
Frage, wie viele Geschosse denn das Institut
haben soll, wenn es 4.000 Quadratmeter sind
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und dann nur knapp 5.000 Quadratmeter kommen sollen. - Ich gehe auf Ihre Frage ein.
Das schließt auch vertikale Nutzungsmischungen von Wohnungen und Büros in den Obergeschossen ein. Wir hatten diese bei den Wissenschaftsbauten ausgeschlossen, wenn der Wohnungsanteil wie 40 Prozent im südlichen Teil in
den anderen Teilen des Quartiers sichergestellt
wird. Dabei hatten wir im Besonderen im Süden
einen höheren Wohnungsanteil vorgesehen, vor
allem wenn Wohnungen im Gebäude durchgesteckt sind und damit Schlafräume in den vom
Verkehr abgewandten Seiten einzuordnen sind.
Es ist nachvollziehbar, dass der Freistaat außer
für studentisches Wohnen durch das Studentenwerk oder für Gastwissenschaftler keine Wohnungen bauen und betreiben will. Deshalb soll
auch darüber verhandelt werden, dass, wenn der
Freistaat selbst keine Wohnungen bauen will,
Flächenanteile des Areals - wir legen uns dabei
auch nicht auf 40 Prozent fest, sondern entsprechend dem, was der Freistaat tatsächlich an Bedarf hat - an Investoren, einschließlich der LWB,
ebenfalls im Zeitraum eines Baugebots und zur
Sicherung eines Sozialwohnungsanteils vorzugsweise 99 Jahre verpachtet und nur nachrangig veräußert werden.
Anders ist die Situation im nördlichen Bauquartier, das sich an der Kreuzung von Hauptverkehrsstraßen befindet und dafür aber die unmittelbare räumliche Nähe zum UniversitätsCampus am Augustusplatz besitzt, weshalb dort
bisher nur 20 Prozent Wohnflächenanteil definiert werden. Es kann also sehr wohl auch eine
Verschiebung geben.
(Zurufe)
Ich stelle mich darauf ein, dass ich nur fünf Minuten spreche.
Oberbürgermeister Jung: Herr Schlegel, fünf
Minuten sind vorbei.
Stadtrat Schlegel (DIE LINKE): Wir berücksichtigen aber auch, dass für dieses Quartier nur
Bauplanungsrecht auf dem Wege eines zweijährigen Bebauungsplanverfahrens geschaffen werden kann und deshalb vom Freistaat sowie der
Stadtverwaltung das südliche Quartier für die
schnellstmögliche Ansiedlung des LeibnizInstituts bevorzugt wird. Dafür bedarf es aber für
Arealanteile dieses Institutes eines Baugebotes
für vier Jahre und für weitere noch zu bestimmende Institute eines Baugebots von höchstens
sechs Jahren, was in unserem Sinne realistisch
erscheint.
Verlaufsprotokoll vom 26.10.2016
Oberbürgermeister Jung: Herr Schlegel, bitte
kommen Sie zum Schluss.
Stadtrat Schlegel (DIE LINKE): Ich bin am
Schluss.
Ebenso wie für alle Bauvorhaben in den drei
Bauquartieren auf dem Wilhelm-Leuschner-Platz
sind für uns städtebauliche und architektonische
Gutachterverfahren selbstverständlich.
(Zurufe)
Wenn Sie reden, unterbreche ich Sie doch auch
nicht. Dazu sind Sie auch angehalten.
Oberbürgermeister Jung: Die Redezeit ist aber
vorbei.
Stadtrat Schlegel (DIE LINKE): Wir erhoffen uns
vom Oberbürgermeister, dass er dies übernimmt.
Noch einmal ganz präzise gesagt: Es soll darüber verhandelt werden, ob und in welcher Höhe
im südlichen Baufeld ein Wohnflächenanteil gesichert wird und nicht dass 40 Prozent sichergestellt wird. Das müsste allerdings dann insgesamt auf dem Wilhelm-Leuschner-Platz in der
Gesamtbilanz nachgewiesen werden.
Oberbürgermeister Jung: Das Wort hat Herr
Grosser.
Stadtrat Grosser (DIE LINKE): Sehr geehrter
Herr Oberbürgermeister! Meine lieben Kolleginnen und Kollegen! Verehrte Gäste kann man
nicht mehr sagen.
Ich bin schon ziemlich irritiert, dass die Stadt
Leipzig so schnell ihre eigenen Grundsätze über
Bord wirft, wenn ein Investor, auch wenn es ein
attraktiver Investor ist, nämlich der Freistaat, mit
einem Ansiedlungsglücksfall - so, wie Bürgermeister Albrecht sagt - winkt.
Der Freistaat Sachsen möchte auf dem Gelände
des noch zu erbauenden Wilhelm-LeuschnerPlatzes ein Areal erwerben, um das LeibnizInstitut für Länderkunde umzusiedeln bzw. ein
weiteres vielleicht anzusiedeln. Diese Absicht hat
der Freistaat der Stadt Leipzig im Mai dieses
Jahres mitgeteilt. Bis Oktober hat die Stadtverwaltung gebraucht, um diese Vorlage in die
Ratsversammlung zu bringen. Das will ich aber
gar nicht kritisieren. Ich kritisiere vielmehr diese
Lokalität. Ich habe überhaupt nichts gegen Ansiedlungen von Instituten. Im Gegenteil. Wir soll-
S e i t e | 86
ten sie aber auch dort angesiedelt werden, wo es
auch für die Stadt sinnvoll ist.
Seit langer Zeit arbeiten wir daran, dass wissenschaftliche Einrichtungen geballt auf ein spezielles Areal angesiedelt werden sollten. Ich spreche
von der Alten Messe. Zentral gelegen hat diese
Fläche klinische Institute in der Nähe - das trifft
hier nicht zu, vielleicht für das zweite anzusiedelnden Institut schon -, Fraunhofer ist in der
Nähe sowie das Max-Planck-Institut und die
Deutsche Bücherei, die jetzt, glaube ich, anders
heißt. All das würde dazu beitragen, dass sich
das Leibniz-Institut für Länderkunde dort wahrscheinlich sehr wohlfühlen würde.
Seit zwei Monaten ist dieser Antrag 03168, Eigentümerziele LEVG, des Fachausschusses
Wirtschaft und Arbeit im Verfahren, in dem gefordert wird, dass die einmal vom Stadtrat beschlossenen Leitlinien für das Gelände der Alten
Messe wieder beachtet werden. Leider gibt es
bis heute keinen Verwaltungsstandpunkt dazu.
Soll nun der Stadtrat mit der Vorlage, die uns
heute vorliegt, zum Verkauf des Areals des Wilhelm-Leuschner-Platzes an den Freistaat Sachsen Tatsachen schaffen?
Übrigens wäre dieser Standort Alte Messe wesentlich besser geeignet als der für die Leipziger
Bürger so wertvolle Wilhelm-Leuschner-Platz.
Dort wollen die Leipziger ein lebendiges Stück
Stadt haben, eine Lokalisation, an der man sich
gern aufhält. Dort wollen sie, dass Menschen
sich wohlfühlen, dass sie dort wohnen können.
Dort wollen sie, dass die Architektur sich diesem
Willen unterwirft. Dort wollen sie eine Markthalle
haben, wie sie in Paris, Budapest und anderswo
existieren. Vor allem wollen sie aber nicht, dass
das Fell des Bären - ich spreche vom WilhelmLeuschner-Platz - vor dem Erlegen verteilt wird.
Ich will damit sagen, dass der WilhelmLeuschner-Platz erst dann bebaut werden sollte,
wenn ein Bebauungskonzept durch eine große
Bürgerzustimmung getragen wird. Ich lehne deshalb diese Vorlage hier ab und fordere die Stadtverwaltung auf, mit dem Freistaat neu zu verhandeln, dass die Ansiedlung der Institute auf
der Alten Messe erfolgen kann. - Vielen Dank.
Oberbürgermeister Jung: Frau Krefft.
Stadträtin Krefft (Bündnis 90/Die Grünen): Sehr
geehrter Oberbürgermeister! Sehr geehrter Herr
Albrecht! Ich konnte heute wie Sie auch in der
Zeitung lesen, weil es darin gestanden ist - Sie,
Herr Albrecht, haben es auch ausgeführt -, dass
es ein weiteres Grundstück gibt, über das die
Verlaufsprotokoll vom 26.10.2016
Sächsische Immobilienbank oder der Sächsische
Immobilienbetrieb verhandelt, nämlich auf westlicher Seite des Wilhelm-Leuschner-Platzes. In
der Zeitung konnten wir lesen, dass die Verhandlungen abgeschlossen seien.
Ich möchte gern von Ihnen wissen, ob Sie das
bestätigen können, da ich gegenläufige Informationen habe. Ich habe die Information, dass das
Land Sachsen sozusagen zwei Eisen im Feuer
hat, zwei Grundstücke, die beide am WilhelmLeuschner-Platz liegen.
Sie haben hier ausgeführt, dass gewünscht ist,
dass es, wenn möglich, der Wilhelm-LeuschnerPlatz ist, aber es gibt am Wilhelm-LeuschnerPlatz zwei Grundstücke. Das eine ist das städtische Grundstück. Das andere ist das St. Trinitatis bzw. St. Elisabeth-Krankenhaus zugeordnete
Grundstück.
Ich möchte gern wissen, ob die Verhandlungen
mit dem St. Elisabeth-Krankenhaus/St. Trinitatis
tatsächlich abgeschlossen sind. Das möchte ich
von Ihnen gern wissen; denn ich möchte gern
wissen, worüber wir hier sprechen. Sprechen wir
hier über ein Konkurrenzangebot, das die Stadt
Leipzig ausspricht? Dann möchte ich gern mehr
Informationen darüber haben, warum wir das
tun. Ich möchte dann auch gern wissen, wie sich
da zum Beispiel die Kaufpreisvorstellungen verhalten. Ich möchte gern wissen, ob wir Schaden
auf die Stadt laden, wenn wir zum Verkehrswert
verkaufen, während das andere Grundstück
sozusagen in Verhandlung ist und wahrscheinlich teurer sein wird. Diese Antworten möchte ich
gern haben.
Ich möchte auch gern wissen, warum es ein
einmaliger Glücksfall ist, dass ein Institut, das
bereits in der Stadt ist, sich zentral ansiedelt. Ich
möchte dem Institut alles Gute tun und es befördern - das ist überhaupt nicht die Frage -, aber
ich möchte wissen, warum ein Grundstück ein
einmaliger Glücksfall ist, das wir anders - das
wurde hier vielfach ausgeführt - geplant haben
mit unseren Beschlüssen. Wieso soll ausgerechnet dieses Grundstück jetzt dafür genommen
werden, wenn es ein anderes gibt, das hier verhandelt wird?
Ich möchte auch gern von Ihnen wissen, wie das
Institut selbst sich dazu verhält. Nun ist der SIB
Bauherr, aber wie ist die Stellungnahme des Instituts? Was könnte sich das Institut vorstellen?
Sie haben dazu gesagt, dass es zentral in der
Nähe von Universität und HTWK sei, aber das ist
es auch am westlichen Ende des WilhelmLeuschner-Platzes.
Oberbürgermeister Jung: Herr Morlok.
S e i t e | 87
Stadtrat Morlok (fraktionslos): Herr Oberbürgermeister! Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen! Es
ist nicht einmal ein Jahr her, als wir hier über die
Leitlinien heftigst diskutiert und kontrovers abgestimmt haben. Jetzt soll das alles Makulatur
sein? Das verursacht schon ein bisschen ein ungutes Bauchgefühl. Von daher wäre es schon
sehr wichtig zu wissen: Wann hat die Stadt
Leipzig ganz konkret erstmals von dem Interesse
des Freistaates Sachsen an dem besagten
Grundstück erfahren? Darüber hinaus: Gab es
oder gibt es Gespräche überhaupt mit dem Freistaat Sachsen zum Thema Leibniz-Institut und
zur Zukunft desselben in der Stadt Leipzig, unabhängig von der Frage, ob es denn am Wilhelm-Leuschner-Platz angesiedelt werden soll?
Um das etwas konkreter zu sagen: Sagt der
Freistaat Sachsen der Stadt Leipzig: Wenn ihr
den Leuschner-Platz nicht für das Institut hergebt, dann geht es nach Chemnitz oder Dresden
oder Eilenburg? Stehen wir vor der Frage: Leibniz-Institut am Wilhelm-Leuschner-Platz in
Leipzig oder woanders?
Das sind Fragestellungen, die wichtig sind, um
so eine Entscheidung zu treffen, oder geht es um
die Frage: Na ja, wir haben das Institut; es wäre
schön, wenn wir das am Wilhelm-LeuschnerPlatz errichten könnten, und wenn die Idee nicht
klappt, dann ist es halt auch so nicht schlecht?
Ich denke, es wäre wichtig, diese Dinge noch
einmal im Einzelnen aufzuarbeiten. Wir wissen,
dass wir hier eine Erstvorlage haben. Es wird sicherlich nicht gelingen, alle Bedenken, die jeder
einzelne Stadtrat hier möglicherweise noch haben könnte, als Arbeitsauftrag oder Verhandlungsmandat in die Erstvorlage hineinzuschreiben.
Aber eines ist doch klar, dass wir die Zweitvorlage - wenn sie denn hier kommt - sehr genau prüfen werden. Die Dinge, die heute in der Diskussion schon angesprochen worden sind, werden
dann wieder Gegenstand der Debatte sein.
Deswegen sollte man sich gut überlegen - auch
seitens der Verwaltung -, mit welchem Ergebnis
oder mit welcher Zweitvorlage man in den Stadtrat dann kommt oder auch nicht.
Oberbürgermeister Jung: Herr Weber.
Stadtrat Weber (SPD): Sehr geehrter Oberbürgermeister! Sehr geehrte Damen und Herren
Stadträte! Oben auf der Tribüne sehe ich niemanden mehr. Auch noch einmal kurz eine ganz
kleine Frage von mir.
Verlaufsprotokoll vom 26.10.2016
Wir arbeiten jetzt seit Jahren an dem Bebauungsplan bzw. arbeiteten - er lag ja auch viel Zeit
quasi ruhig. Wir haben immer die Notwendigkeit
gesehen, dort einen Bebauungsplan durchführen
zu wollen, auch in diesem südlichen Karree.
Jetzt steht in der Vorlage, dass wir das nach § 34
bebauen können.
Nun gab es in der Vergangenheit in diesem Jahr
diesen Workshop, in dem wir alle miteinander
verabredet haben, dass wir da auch den entsprechenden Hochpunkt mit einordnen möchten.
Jetzt wäre für mich schon noch einmal an der
Stelle die Frage, ob dieser Hochpunkt nach § 34
überhaupt genehmigungsfähig ist.
(Zuruf von Bürgermeisterin Dubrau)
- Wir reden momentan nur von dem südlichen.
Vielleicht können Sie das auch noch einmal ins
Mikrofon zu Protokoll sagen, weil wir gerade dort
auch diesen Hochpunkt vorgesehen haben.
Wenn ich den § 34 interpretieren würde oder
müsste - ich bin kein Jurist -, dann würde ich sagen, dass sich dieser Hochpunkt aus meiner
Sicht, worin auch Wohnungen entstehen könnten, nicht mit einfügen würde, sodass meiner
Auffassung oder unsere Auffassung da eher
problematisch ist. Vielleicht können Sie noch
einmal etwas dazu sagen.
Oberbürgermeister Jung: Vielleicht Frau
Dubrau und dann Herr Albrecht noch einmal.
Bürgermeisterin Dubrau: Noch einmal in das
Mikrofon: Der südliche dreieckige Block ist komplett nach § 34 - so, wie im Moment in der Planung - genehmigungsfähig. Es ist der einzige,
der nach § 34 genehmigungsfähig ist. Die anderen beiden Blöcke bedürfen eines Bebauungsplans, also auch die Erhöhung an dieser Stelle.
Stadtrat Weber (SPD): Auch diese Erhöhung ist
mit genehmigungsfähig?
Bürgermeisterin Dubrau: Ja, der komplette
Block - so, wie in der Planung.
Stadtrat Weber (SPD): Okay, alles klar. Danke.
Oberbürgermeister Jung: Herr Albrecht.
Bürgermeister Albrecht: Herr Oberbürgermeister! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Zu
S e i t e | 88
den einzelnen Fragen. Punkt 1 des Änderungsantrages: Ich zitiere noch einmal die Veränderung, die auch eine Chance sein kann:
Der Entwurf des Kaufvertrages ist dem
Stadtrat als Zweitvorlage bis spätestens zum
Ende des I. Quartals 2017 gemeinsam mit
dem in der Erarbeitung befindlichen Masterplan vorzulegen.
Davon einmal abgesehen, dass die Verkaufsvorlagen und der Masterplan zwei eigenständige
Vorlagen sind, ist dieses Nebeneinanderlegen
dieser beiden Vorlagen absolut sinnvoll, da der
Masterplan neben natürlich auch einigen anderen Dingen genau die Frage, wie viel Wohnen an
anderer Stelle passieren kann und ob man dann
unter Einhaltung der Leitlinie wieder auf das gleiche Gesamtergebnis kommt, was gewollt ist, beantworten kann.
Insofern ist es durchaus hilfreich, die Formulierung der Frage, wo und wie viel Wohnen insgesamt erreicht werden kann, mit der Erarbeitung
des Masterplans zusammen vorzulegen. Wobei
bei dem Masterplan zu berücksichtigen ist, dass
er eine längere öffentliche Beteiligung hat, weshalb ich die Einhaltung des I. Quartals bezweifeln würde. Aber ganz klare Aussage: Der Masterplan gibt auch über den Anteil des Wohnens
Auskunft.
Zu dem dritten Punkt: Den lese ich jetzt so, wie
er hier formuliert ist. Ich bin nach den Redebeiträgen auch nicht schlauer geworden, dass er als
K.o.-Kriterium zu verstehen ist. Bedeutet das aus
Sicht einzelner Redner, dass es dann nicht möglich ist, ihn mit dem Freistaat abzuschließen?
Das müsste bitte noch einmal geklärt werden.
Zu einzelnen Fragen, die jetzt noch formuliert
worden sind: Ja, Frau Krefft, es ist ein Glücksfall,
weil durch die globale Situation dieser Welt das
Leibniz-Institut in seiner eigenen Bedeutung als
Beratungsinstituts für die verschiedenen Gremien der Bundesrepublik Deutschland, aber auch
außerhalb in seiner Bedeutung wichtiger geworden ist. Diese Bedeutung hatte dieses Institut vor
zwei Jahren in dieser Form noch nicht. Demzufolge wird das Leibniz-Institut - an welchem
Standort auch immer - definitiv wachsen, sowohl
personell als auch themenbezogen. Es ist dann
natürlich noch einmal genauer zu überlegen, ob
wir an diesem Wachstum als Stadt Leipzig sozusagen partizipieren.
Der Umkehrschluss, weil etwas in Leipzig schon
da ist, muss es auf alle Ewigkeit in Leipzig bleiben, ist leider falsch. Egal, ob das ein Institut oder etwas anderes ist: Jeder, der am Standort
Leipzig ist, ist nicht auf alle Ewigkeit mit Leipzig
Verlaufsprotokoll vom 26.10.2016
verheiratet, also nicht an den Standort gebunden.
Jetzt fragen Sie zu Recht: Was will denn das
Institut selbst? - Da muss ich Ihnen leider sagen:
Es ist für uns zwar interessant, das zu hören,
aber entscheidend ist das Innenverhältnis zwischen Freistaat und dem Institut. Der Bauherr ist
der Freistaat. Das heißt, ich verhandle - egal,
über welches Grundstück - nicht mit dem Institut
selbst. Das Institut sitzt nicht am Tisch.
Das Institut hat über Jahre gesagt, dass sie diesen Anspruch auf Wahrnahme haben, dass für
sie nur eine zentrale Innenstadtlage infrage
kommt. Es hatte auch zu einem ganz frühen
Zeitpunkt gesagt, dass sie natürlich das Nordfeld, wenn es denn bebaubar wäre, für ideal hielten. Das ist aber, wie gesagt, schon ewig her
gewesen. Entscheidend ist - egal, ob man das
nun als gut oder nicht gut sieht -, was der Auftraggeber Freistaat realisieren möchte.
Herr Morlok hat, glaube ich, die Anfrage gestellt,
seit wann der Freistaat offiziell sein Interesse bekundet hat. - Das ist Ende Mai gewesen, sprich,
Ende Mai hat der Freistaat schriftlich formuliert,
dass er mit uns darüber reden möchte bzw. mit
uns darüber verhandeln möchte.
Ich hoffe, ich habe jetzt alle Fragen beantwortet.
(Zuruf)
Ehrlich gesagt, der Freistaat wird uns - warum
sollte er das auch? - nicht über weitere Verhandlungen informieren. Ich habe den Artikel natürlich
heute gelesen. Ich werde nachfragen, aber die
Frage kann ich Ihnen heute noch nicht beantworten.
Wenn der Freistaat - was er ja machen kann mit St. Trinitatis verhandelt hat - das kann durchaus sein; von der Lage her haben Sie natürlich
recht, das sind nur wenige Hundert Meter -, dann
kann ich Ihnen aber heute nicht sagen, ob das
Verhandlungen waren oder ob das Gespräche
waren oder ob das abgeschlossen ist oder ob
wir, wie Sie vielleicht vermuten, gegeneinander
ausgespielt werden. Das kann ich Ihnen leider
nicht sagen, weil ich es nicht weiß.
Oberbürgermeister Jung: Frau Krefft hat noch
einmal eine Nachfrage. Herr Deissler und Frau
Riekewald.
Stadträtin Krefft (Bündnis 90/Die Grünen): Ich
kann schwer akzeptieren, dass Sie so ahnungslos sind, Herr Albrecht. Deshalb frage jetzt noch
einmal ganz genau nach: Gibt es Nebenabre-
S e i t e | 89
den? Haben wir etwas davon, dass wir an den
Freistaat verkaufen und nicht ein anderer Grundstückseigentümer? Wie sehen diese Nebenabreden aus?
Oberbürgermeister Jung: Nein, es gibt keine
Nebenabreden. Herr Albrecht erbittet heute einen Verhandlungsauftrag. - Herr Deissler.
Stadtrat Deissler (Bündnis 90/Die Grünen): Es
wurde von verschiedenen Stadträten auch der
Standort Alte Messe angesprochen. Können Sie
bitte noch einmal dazu etwas sagen?
Die zweite Frage: Wir haben in der letzten Zeit
viele Grundstücke auch mit Höchstgebot verkauft. Wäre das auch für diesen Fall denkbar
gewesen? Denn es gibt ja anscheinend eine gute Nachfrage gerade für dieses Grundstück.
Oberbürgermeister Jung: Ich muss einmal vor
Herrn Albrecht antworten. Die Frage zeigt mir,
Herr Deissler, dass es noch nicht verstanden ist,
worum es eigentlich geht.
Es ist eine hochspezialisierte wissenschaftliche
Einrichtung, die ein Wachstum hingelegt hat, wie
wir es uns alle nur wünschen können, mit einigen
Hundert Arbeitsplätzen, die hochbezahlt sind.
Dieses geisteswissenschaftliche Forschungsinstitut der Leibniz-Gesellschaft möchte nicht auf
der Alten Messe sitzen, sondern es möchte mitten in der Stadt mit Anschluss an die S-Bahn sitzen.
Es ist jetzt die Frage, ob wir das leisten können
oder nicht. Der SIB ist beauftragt vom Freistaat
Sachsen, für dieses Institut, was diese Bedeutung hat, einen Standort im Herzen der Stadt zu
suchen. So ist die Situation. Entweder bieten wir
etwas an oder wir bieten nichts an.
Hinzukommt, dass nicht nur Leibniz dort bauen
möchte und dort einziehen möchte, sondern
dass auch gegebenenfalls Fraunhofer und andere dort bauen und einziehen möchten, sodass
ein kleiner Forschungscampus dort am Südzipfel
entsteht, wie in den Leitlinien, die Sie vereinbart
haben, steht - allerdings mit dem Zusatz: 40 Prozent Wohnen. Dazu kann heute noch nichts gesagt werden. Der Freistaat hat sehr wohl signalisiert, er weiß noch nicht, ob er die ganze Fläche
braucht und wie viel Wohnen dort möglich ist.
Jetzt hoffe ich, dass Frau Riekewald uns eine
Brücke baut.
Verlaufsprotokoll vom 26.10.2016
Stadträtin Riekewald (DIE LINKE): Als Erstes
noch einmal die Nachfrage zu den Punkten 1, 2
und 4. Habe ich das richtig verstanden, dass Sie
diese jetzt alle so übernehmen würden, nur mit
der Änderung: statt I. Quartal 2017 II. Quartal
2017?
Oberbürgermeister Jung: 1, 2 und 4 können
wir übernehmen, ja.
Stadträtin Riekewald (DIE LINKE): Gut. Dann
geht es jetzt noch um Punkt 3. Dazu würden wir
jetzt folgenden Formulierungsvorschlag machen:
Sollte der beschlossene Geschossflächenanteil für Wohnungen von 40 Prozent durch
den Freistaat nicht oder nicht vollständig errichtet werden können, so verzichtet dieser
nach Möglichkeit auf den anteiligen Grundstücksanteil in dem in Rede stehenden Baufeld.
Er verzichtet nach Möglichkeit darauf - sprich, es
ist ein Verhandlungsauftrag an den Oberbürgermeister.
Oberbürgermeister Jung: Das ist die Brücke.
Nach Möglichkeit eröffnet nämlich die Chance,
wenn er die gesamten Quadratmeter für Wissenschaft braucht, dass wir nicht das Wohnen dort
an der Stelle realisieren müssen. Das könnte ich
übernehmen: nach Möglichkeit.
(Zurufe)
Jetzt habe ich noch die Chance gegeben, ein
Stück dieser Flächen vom Freistaat wieder zurückzuerwerben und wieder neu zu vermarkten. Herr Zenker.
Stadtrat Zenker (SPD): Ich hätte noch einmal
eine Frage. Auch wenn das natürlich die Gefahr
birgt, dass man dann versucht, alles, was man
nicht realisieren konnte, auf einem bestimmten
Grundstück zu fokussieren. Was ist aber in dem
Fall, wir erreichen die 40 Prozent nicht? Können
Sie dazu etwas sagen: Gibt es eine Möglichkeit,
dass dann auf anderen Grundstücken dafür der
Wohnungsanteil aufgestockt wird?
Oberbürgermeister Jung: Frau Dubrau, können
Sie dazu etwas sagen? - Herr Grosser hat sich
auch noch gemeldet, das ist nicht vergessen.
S e i t e | 90
Bürgermeisterin Dubrau: Wir können bei der
Erarbeitung des Masterplanes, der Ende dieses
Jahres fertig ist, natürlich prüfen, was der maximale Anteil an Wohnungen ist. Das kann nicht
bis ins letzte Detail gemacht werden, das ist völlig klar, aber an den Stellen, wo aufgrund von
nicht so großer Lärmimmission, beispielsweise
nicht so stark notwendiger Lüftungseinrichtungen
und Ähnliches, das Wohnen möglich ist, können
wir das ausweisen und dann im weiteren Verfahren prüfen.
Das, was, denke ich, sehr wichtig wäre, selbst
wenn der gesamte Block für wissenschaftliche
Einrichtungen genutzt würde, ist, dass es zumindest im Erdgeschoss ein Stückchen weit öffentliche Bereiche gibt und das nicht ein Closed Shop
für vermutlich dann alle drei Institute käme, sondern das Leben auf dem Platz in dieser Richtung
auch befördert werden würde.
Oberbürgermeister Jung: Das möchte ich gern
einmal ergänzen. Das hat der SIB sehr gut gezeigt, dass er das kann, in der Zusammenarbeit
mit der Stadt Leipzig zur Entwicklung der
Grimmaischen Straße. Das hat auch SIB gebaut
- von den Geschäften, von den gewerblichen
Möglichkeiten bis hin zu sogar zwei Wohnungen
oben im Dachgeschoss des Universitätsbereichs, des Zentrums über der Aula.
Ich sage Ihnen definitiv zu Protokoll zu: Wir werden alles tun, um dies als einen lebendigen Ort
mit gastronomischen Einrichtungen und gewerblichen Flächen im Erdgeschoss zu entwickeln.
Einzelhandel halten wir dort selbstverständlich in
kleinen Geschäften für zwingend. Das kann man
mit dem SIB sehr wohl verhandeln. Auch die Institute haben doch ein Interesse daran, wenn da
einige Hundert Menschen arbeiten, dass sich
dort etwas bewegt. Es muss lebendig sein, es
müssen Marktplatzsituationen entstehen.
Die Frage ist, ob das jetzt eine Änderung ist, die
abgesprochen ist zum Punkt 3, Frau Riekewald.
(Stadträtin Riekewald (DIE LINKE): Er ist
abgestimmt zwischen den Antragstellern!)
Nach Möglichkeit dort einzufügen, gut. - Herr
Grosser.
Stadtrat Grosser (DIE LINKE): Ich will noch
einmal nerven.
Es gibt eine Lage, die sich aus drei Faktoren zusammengesetzt. Erstens. Wir wollen das Institut
hier haben. Zweitens. Wir wollen einen schönen
Wilhelm-Leuschner-Platz haben, der auch den
Ansprüchen einer urbanen, schönen Stadtgestal-
Verlaufsprotokoll vom 26.10.2016
Sollte der beschlossene Geschossflächenanteil für Wohnungen von 40 Prozent durch
den Freistadt nicht oder nicht vollständig errichtet werden können, so verzichtet dieser
nach Möglichkeit auf den anteiligen Grundstücksanteil in dem in Rede stehenden Baufeld.
tung entspricht. Drittens. Es ist ein altes Vorhaben von der Stadt, von den Stadträten und von
der Verwaltung, dass wir das Messegelände entsprechend ausbauen wollen, nämlich mit wissenschaftlichem Know-how.
Ich glaube nicht, dass mit dem Freistaat darüber
verhandelt worden ist, ob es nicht auch auf der
Messe geht. Das wäre mir tausendmal lieber. Ich
will es einmal so sagen: Wenn BMW morgen
kommt und sagt, dass sie auf dem WilhelmLeuschner-Platz noch ein Werk bauen möchten wäre das ein Glücksfall? - Es wäre trotzdem keiner. Städtebaulich wäre es eine Katastrophe.
Hier ist es so ähnlich. Es ist vielleicht keine Katastrophe in dem Fall, aber es ist zumindest kein
Glücksfall für diesen Platz. Deshalb, meine ich,
sollte die Stadtverwaltung doch noch einmal probieren, ob es nicht doch umzulenken geht; denn
auch auf der Alten Messe sind die Anbindungen
zum öffentlichen Nahverkehr gut.
Oberbürgermeister Jung: Herr Grosser, um
Langes kurz zu machen: Die Frage ist entschieden. Frau Kreffts Frage ist berechtigt, aber die
Innenstadt ist entschieden. - Frau Dubrau noch
einmal.
Bürgermeisterin Dubrau: Ich kann es noch
einmal bekräftigen: Beide Institute saßen bei uns
am Tisch und haben sich beraten lassen, bevor
der Prozess in die Qualität gekommen ist, wie es
jetzt ist. Sie haben gesagt: Wenn sie nach
Leipzig gehen wollen, dann ist nur das Zentrum
entscheidend. Selbst 100 Meter weiter ist für sie
kein Standort mehr. Sie wollen die Öffentlichkeit,
sie wollen die intensive Anbindung an die Innenstadt, und sie wollen natürlich auch das Publikum, das aus der Innenstadt direkt in diesen Bereich geht. Ich denke einmal, an dieser Stelle
sind das Institute, die wählen können unter unterschiedlichen Städten und dort jeweils auch
Top-Standorte suchen. Insofern ist das Thema
Messe - das kann ich, wie gesagt, nur noch einmal bestätigen - für sie überhaupt keine Alternative.
Oberbürgermeister Jung: Ich schlage Ihnen
jetzt Folgendes vor: Wir übernehmen den Änderungsantrag der Fraktion DIE LINKE und Bündnis 90/Die Grünen mit folgenden kleinen Veränderungen. Im ersten Beschlussvorschlag würden
wir einfügen: bis spätestens zum Ende des II.
Quartals statt I. Quartal.
Wir würden im Beschlusspunkt 3 folgendermaßen formulieren:
S e i t e | 91
Nach Möglichkeit meint zu Protokoll, dass wir,
falls er mehr für wissenschaftliche Einrichtungen
braucht, nicht verpflichtet sind, diesen Teil abzukaufen und die Institute realisiert werden können.
Darf ich Sie um Ihr Handzeichen bitten, wenn Sie
dieser veränderten Beschlussfassung so zustimmen können? - Die Gegenstimmen? - Die
Enthaltungen?
Abstimmung: 1 Gegenstimme und 3 Enthaltungen. Herzlichen Dank, es ist so beschlossen.
Vielen Dank.
Wir versuchen jetzt sehr zügig die Schlussphase,
wenn Sie gestatten, weil eine wichtige Entscheidung wegen morgen heute fallen muss.
19
Aktueller Sachstand und weitere Planungen der Unterbringung von Geflüchteten in der Zuständigkeit der
Stadt Leipzig - Stand: 25.10.2016 (VIDS-03388)
Einreicher: Jugend, Soziales, Gesundheit
und Schule
TOP 19 - den aktuellen Sachstand nehmen Sie
bitte, wie gewohnt, zur Kenntnis. In den Ausschüssen besteht die Möglichkeit zur Diskussion.
20
Informationen I
20.1
Sachstandsbericht zu den „Mittelfristigen Investitionsprogrammen“ der
Eigenbetriebe Kultur von 2012 bis
2015 - Beschluss der Ratsversammlung vom 20.04.2016 zur Vorlage VI-A02003 (VI-DS-03011)
Einreicher: Dezernat Kultur
Kenntnisnahme.
20.2
Weiterentwicklung der Grundschulausbildung für den Nachwuchs des
Thomanerchores und Profilierung der
Anna-Magdalena-Bach-Schule
mit
musischem Schwerpunkt - Fortschreibung des Entwicklungskonzeptes (VI-DS-03027)
Einreicher: Dezernat Jugend, Soziales,
Gesundheit und Schule
Einreicher: Dezernat Kultur
Bitte Kenntnisnahme.
20.3 ist vertagt.
Verlaufsprotokoll vom 26.10.2016
20.4
Information zum Stand der Entwicklung der Leipziger Schulen mit Ganztagsangeboten in den Schuljahren
2015/16 und 2016/17 (VI-DS-03157)
Kenntnisnahme zum Thema Ganztagsangebote
in der Stadt.
Der öffentliche Teil der Ratssitzung ist beendet.
Einreicher: Dezernat Jugend, Soziales,
Gesundheit und Schule
Oberbürgermeister:
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Schriftführer:
Stadtrat Deissler:
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Stadtrat Keller:
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Protokollant:
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