Daten
Kommune
Leipzig
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1,1 MB
Erstellt
08.01.16, 12:34
Aktualisiert
05.05.17, 18:17
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Postanschrift: Stadt Leipzig - 04092 Leipzig
Mitglieder der Ratsversammlung
der Stadt Leipzig
Bürgermeister der Stadt Leipzig
Ortsvorsteher
Telefon
Fax
0341 123-2119
0341 123-2105
e-mail
bfr@leipzig.de
Datum
08.01.2016
Sehr geehrte Damen und Herren,
zur Sitzung der Ratsversammlung der Stadt Leipzig
am Mittwoch, dem 20.01.2016, 14:00 Uhr
Raum: Sitzungssaal des Stadtrates, Neues Rathaus, Martin-Luther-Ring 4-6, 04109 Leipzig
lade ich Sie recht herzlich ein.
Die Tagesordnung ist diesem Schreiben beigefügt.
Die Beratungsunterlagen wurden Ihnen bereits über die Fraktionsgeschäftsstellen bzw. per Post
zugestellt.
Mit freundlichem Gruß
Burkhard Jung
Ratsversammlung 20.01.2016
Seite 1
Stadt Leipzig
Ratsversammlung
- VI. Wahlperiode -
08.01.2016
TAGESORDNUNG
1
Eröffnung und Begrüßung
2
Feststellung der Beschlussfähigkeit
3
Feststellung der Tagesordnung
4
Bekanntgabe von Beschlüssen aus
nichtöffentlicher Sitzung
- Vorzeitige Terminierung der CBL - Transaktion
Trinkwassernetze der KWL - Bestätigung von
außerplanmäßigen Auszahlungen und
überplanmäßigen Aufwendungen nach § 79 (1)
SächsGemO in 2015
5
Niederschrift
5.1
Niederschrift der Sitzung vom 11.11.2015
- Teil I: Beschlussprotokoll
- Teil II: Verlaufsprotokoll
5.2
Niederschrift der Sitzung vom 19.11.2015
- Teil II: Verlaufsprotokoll
5.3
Niederschrift der Sitzung vom 16.12.2015
- Teil I: Beschlussprotokoll
- Teil II: Verlaufsprotokoll
6
Eilentscheidung des Oberbürgermeisters
7
Mandatsveränderungen
8
Aktuelle Stunde zu den Ereignissen in Leipzig rund
um den 12.12.2015
9
Wichtige Angelegenheit der Stadtbezirksbeiräte
gem. § 5 Abs. 5 der Geschäftsordnung der
Stadtbezirksbeiräte
10
Einwohneranfragen (Der Tagesordnungspunkt wird
gg.17.00 Uhr aufgerufen)
10.1
Abwasser Emil-Teich-Siedlung/Elchweg
Einreicher: Dr. Roland Höhne
VI-EF-02242
(schriftliche
Beantwortung)
10.2
Strategie der Mitteldeutschen Flughafen AG (MFAG) für
den Flughafen Leipzig-Halle
VI-EF-02245
Einreicher: Matthias Zimmermann
11
Petitionen (werden nach TOP Einwohneranfragen
aufgerufen)
11.1
Erhaltung des Soziokulturellen Zentrums "Große Eiche"
in Böhlitz-Ehrenberg
VI-P-02046
Einreicher: Petitionsausschuss
12
Besetzung von Gremien
12.1
Information zur Besetzung der beschließenden und
beratenden Ausschüsse und des Ältestenrates durch
die Fraktionen (6. Änderung)
DS-00768/14-DS-06
Einreicher: Oberbürgermeister
12.2
Kinder- und Familienbeirat - Bestellung der Mitglieder
und Stellvertreter (1. Änderung)
VI-DS-01128-DS-01
Einreicher: Oberbürgermeister
12.3
Jugendbeirat - Bestellung der Mitglieder und
Stellvertreter (1. Änderung)
VI-DS-01136-DS-01
Einreicher: Oberbürgermeister
12.4
Stadtbezirksbeirat Leipzig-Nordost - Bestellung der
Mitglieder (2. Änderung)
VI-DS-01142-DS-02
Einreicher: Oberbürgermeister
12.5
Stadtbezirksbeirat Leipzig-Südwest - Bestellung der
Mitglieder (1. Änderung)
VI-DS-01146-DS-01
Einreicher: Oberbürgermeister
12.6
Stadtbezirksbeirat Leipzig-West - Bestellung der
Mitglieder (1. Änderung)
VI-DS-01148-DS-01
Einreicher: Oberbürgermeister
13
Wahl und Entsendung der Vertreter der Stadt
Leipzig in Aufsichtsräte, Zweckverbände und
Gremien, in denen die Stadt Mitglied ist
14
Anträge zur Aufnahme in die Tagesordnung und
Verweisung in die Gremien gem. § 5 Abs. 3 - 5 der
Geschäftsordnung (Die Anträge finden Sie in der
aktualisierten elektronischen Version der TO in
Allris)
15
Anträge zur Beschlussfassung
15.1
Prämissen für die Fortschreibung des
Nahverkehrsplans
VI-A-01833
Einreicher: Fraktion Bündnis 90/Die Grünen
15.2
Parkplätze für motorisierte Zweiräder
VI-A-01931
Einreicher: AfD-Fraktion
15.3
Fortschreibung der Unternehmensstrategie der LWB
VI-A-02043-NF-02
Einreicher: Fraktion DIE LINKE
15.4
Schaffung von Neubaugebieten in Holzhausen zur
Bebauung mit Einfamilienhäusern
VI-A-02071
Einreicher: Ortschaftsrat Holzhausen
15.5
Überplanmäßiger Mehrbedarf im Haushaltjahr 2016 zur
Finanzierung von Leistungsangeboten von Trägern der
Freien Jugendhilfe in den Leistungsbereichen der §§ 14
und 16 SGB VIII
Einreicher: Fraktion DIE LINKE, SPD
Einreicher: Fraktion Bündnis 90/Die Grünen
Einreicher: Stadtrat Karsten Albrecht
VI-A-02205-NF-02
15.6
Überplanmäßiger Mehrbedarf im Haushaltjahr 2016 zur
Finanzierung von Leistungsangeboten von Trägern der
Freien Jugendhilfe im Leistungsbereich des § 11 SGB
VIII
VI-A-02206-NF-02
Einreicher: Fraktion DIE LINKE
Einreicher: SPD-Fraktion
Einreicher: Fraktion Bündnis 90/Die Grünen
16
Anfragen an den Oberbürgermeister
16.1
Umsetzung des Ratsbeschlusses vom 17.06.2015 bzgl.
Schulpflichtverletzung
VI-F-02185
Einreicher: CDU-Fraktion
16.2
Schaffung von sozialgebundenen Wohnungen
VI-F-02264
Einreicher: Fraktion DIE LINKE
16.3
Entwicklung der "Leipzigstiftung"
VI-F-02209
Einreicher: Fraktion Bündnis 90/Die Grünen
16.4
Konsequentes Eintreten für Klimaschutz – auch bei den
Finanzanlagen der Stadt Leipzig und ihrer
Unternehmen
VI-F-02165
(schriftliche
Beantwortung)
Einreicher: Fraktion Bündnis 90/Die Grünen
16.5
Keine Kulturamtsmitarbeiter/-innen mehr bei
Kulturprojekten?
VI-F-02199
Einreicher: Fraktion DIE LINKE
16.6
Radwegenutzungspflicht in der Johannisallee
beibehalten?
VI-F-02263
Einreicher: Fraktion Bündnis 90/Die Grünen
16.7
Umsetzung Lärmaktionsplan
VI-F-02266
Einreicher: Fraktion DIE LINKE
16.8
Ergänzung der Eigentümerziele für die LWB
VI-F-02062
Einreicher: Stadträtin Juliane. Nagel
16.9
Förderung von zentralen Anlaufstellen für
Linksextremisten durch die Stadt Leipzig
VI-F-02226
Einreicher: Stadtrat Ansbert Maciejewski
16.10
Versammlungsverbot zu Silvester in Leipzig-Connewitz
VI-F-02241
Einreicher: Stadträtin Juliane Nagel
16.11
Winterliche Räum- und Streupflicht auf Gehwegen von
Grundstücksbesitzern
VI-F-02267
Einreicher: Stadträtin Ute Elisabeth Gabelmann
17
Bericht des Oberbürgermeisters
18
Spenden, Schenkungen und ähnliche
Zuwendungen
18.1
Entscheidung über die Annahme von Spenden,
Schenkungen der Stadt Leipzig und ähnliche
Zuwendungen gem. § 73 (5) SächsGemO bis
November 2015
Einreicher: Dezernat Finanzen
19
Vorlagen I
VI-DS-02203
19.1
Bestätigung von überplanmäßigen Auszahlungen nach
§ 79 (1) SächsGemO im HH-Jahr 2016 und einer
überplanmäßigen Verpflichtungsermächtigung gemäß §
81 SächsGemO im HH Jahr 2016 (kw 2017) zur
Kofinanzierung der Ertüchtigung, Sanierung und des
Umbaus der Halle 7 auf dem Gelände der
Baumwollspinnerei mit dem Ziel der Schaffung einer
kulturellen Gemeinbedarfseinrichtung
VI-DS-01580
Einreicher: Dezernat Kultur
Einreicher: Dezernat Finanzen
19.1.1
Entscheidungsgrundlage zur Halle 7
(Baumwollspinnerei)
VI-A-02105
Einreicher: Stadträtin Dr. S. Jennicke
Einreicher: Stadträtin A. Körner
Einreicher: Stadträtin K. Schenk
19.2
Naturkundemuseum Leipzig - Grundsatzbeschluss und
Standortentscheidung
DS-00517/14-NF-005
Einreicher: Dezernat Kultur
19.3
Evaluation der Live-Stream-Übertragung der
Ratsversammlung
VI-DS-00971
Einreicher: Oberbürgermeister
19.4
Rahmenrichtlinie zur Vergabe von Zuwendungen der
Stadt Leipzig an außerhalb der Stadtverwaltung
stehende Stellen
VI-DS-01241
Einreicher: Dezernat Finanzen
19.5
Strategische Neuausrichtung der Verwaltungs- und
Wirtschafts-Akademie Leipzig GmbH (VWA)
VI-DS-01751
Einreicher: Dezernat Allgemeine Verwaltung
19.6
Bau- und Finanzierungsbeschluss Feuerwehrzentrum
Leipzig, Gerhard-Ellrodt-Straße 29d, 04249 Leipzig,
Neubau 2. BA Verwaltungsgebäude, 3. BA
Werkstattgebäude, Außenanlagen,
Kompensationsmaßnahmen
VI-DS-01776
Einreicher: Dezernat Stadtentwicklung und Bau
Einreicher: Dezernat Umwelt, Ordnung, Sport
19.7
Planungsbeschluss für den Neubau einer vierzügigen
Grundschule mit Dreifeldsporthalle in der Rolf-AxenStraße in Leipzig Kleinzschocher verbunden mit einer
außerplanmäßigen Auszahlung gemäß § 79 (1)
SächsGemO
VI-DS-01784
Einreicher: Dezernat Jugend, Soziales, Gesundheit und Schule
19.8
Neufassung Fachförderrichtlinie über die Gewährung
eines Zuzugsbonusses für Studenten in der Stadt
Leipzig
VI-DS-01807
Einreicher: Dezernat Umwelt, Ordnung, Sport
19.9
Bebauungsplan Nr. 425 "Wohnsiedlung Emil-TeichStraße"; Stadtbezirk Südwest, Ortsteil KnautkleebergKnauthain; Aufstellungsbeschluss
VI-DS-01815
Einreicher: Dezernat Stadtentwicklung und Bau
19.10
Zusatzfestlegung zum Verkehrsleistungsfinanzierungsvertrag im Zusammenhang mit der
Begrenzung des Höchstbetrages für die Jahre
2015/2016 auf 45 Mio. €
VI-DS-01868
Einreicher: Dezernat Stadtentwicklung und Bau
19.11
Neufestsetzung der Eintrittspreise für Museumsnächte
VI-DS-01887
Einreicher: Dezernat Kultur
19.12
Ausführungsbeschluss zur Vergabe der
Postdienstleistungen für die Stadtverwaltung Leipzig
Einreicher: Dezernat Allgemeine Verwaltung
VI-DS-01893
19.13
Stellungnahme der Stadt Leipzig zum bergrechtlichen
Planfeststellungsverfahren zur Weiterführung des
Kiessandtagebaus Kleinpösna im Baufeld 5b
VI-DS-01901-NF-02
Einreicher: Dezernat Stadtentwicklung und Bau
19.14
Neufestsetzung der Eintrittspreise für den städtischen
Eigenbetrieb Oper Leipzig ab der Spielzeit 2016/2017
(privatrechtliche Entgeltordnung)
VI-DS-01949
Einreicher: Dezernat Kultur
19.15
Straßenbenennung 3/2015
VI-DS-01974
Einreicher: Dezernat Allgemeine Verwaltung
19.16
Neufestsetzung der Eintrittspreise für das Gewandhaus
zu Leipzig ab der Spielzeit 2016/2017 (privatrechtliche
Entgeltordnung)
VI-DS-02053
Einreicher: Dezernat Kultur
20
Aktueller Sachstand und weitere Planungen der
Unterbringung von Flüchtlingen in der
Zuständigkeit der Stadt Leipzg - Stand:
21
Informationen I
21.1
Benennung der Auswahlkommission zur Besetzung der
Stelle des/der Beigeordneten für Kultur
VI-DS-02250
Einreicher: Oberbürgermeister
21.2
Handreichung zur Kinder- und Jugendbeteiligung bei
Schulbaumaßnahmen
VI-DS-01847
Einreicher: Dezernat Jugend, Soziales, Gesundheit und Schule
21.3
Investitionsbedarf für Spielplatzneu- und -ersatzbauten
- Umsetzung des Beschlusses V/A 573 zum Antrag A00095/14
VI-DS-01663
Einreicher: Dezernat Umwelt, Ordnung, Sport
21.4
Aufgabenübertragung der Förderung von Diensten und
Angeboten nach der Betreuungs- und Angeboteverordnung auf den Kommunalen Sozialverband
Sachsen
VI-DS-02001
Einreicher: Dezernat Jugend, Soziales, Gesundheit und Schule
21.5
Finanzbericht 2015 zum Stichtag 30.09.2015
VI-DS-02130
Einreicher: Dezernat Finanzen
21.6
Bericht der Geschäftsführung der Leipziger Wohnungsund Baugesellschaft mbH (LWB) zur Umsetzung der
Eigentümerziele der LWB
VI-DS-02080
Einreicher: Oberbürgermeister
21.7
Sponsoringbericht der Stadt Leipzig für das Jahr 2014
VI-DS-02027
Einreicher: Dezernat Finanzen
21.8
Kommunalfinanzpaket – Aktueller Sachstand zum
Verhandlungsergebnis der kommunalen Spitzenverbände (SSG und SLKT) mit dem Freistaat Sachsen
Einreicher: Dezernat Finanzen
Nichtöffentlicher Teil
22
Anträge zur Beschlussfassung II
23
Anfragen an den Oberbürgermeister II
24
Spenden, Schenkungen und ähnliche
Zuwendungen II
25
Bericht des Oberbürgermeisters II
26
Vorlagen II
27
Informationen II
VI-DS-02103
Stadt Leipzig
Ratsversammlung
VI. Wahlperiode
Leipzig, 25.01.2016
NIEDERSCHRIFT
Ratsversammlung
am 20.01.2016
Teil 1:
Beschlussprotokoll
SI/2016/741
-2Stadt Leipzig
Ratsversammlung
VI. Wahlperiode
Niederschrift
Ratsversammlung
Sitzungsbeginn:
14:00 Uhr
Sitzungsende:
21:55 Uhr
Ort, Raum:
Sitzungssaal des Stadtrates, Neues Rathaus, Martin-Luther-Ring 4-6, 04109
Leipzig
Anwesende Mitglieder
Vorsitz
Herr Burkhard Jung
reguläre Mitglieder
(Verwaltung)
Herr Karsten Albrecht
Herr Falk Dossin
Herr Stefan Georgi
Herr Achim Haas
Herr Andreas Habicht
Herr Gerd Heinrich
Frau Jessica Heller
Herr Dietmar Kern
Herr Swen Kuthe
Herr Jens Lehmann
Herr Ansbert Maciejewski
Frau Andrea Niermann
Herr Nils Oberstadt
Herr Konrad Riedel
Herr Claus-Uwe Rothkegel
Herr Frank Tornau
Herr Michael Weickert
Herr Thomas Zeitler
Herr Adam Bednarsky
Herr Alexej Danckwardt
Frau Beate Ehms
Herr Reiner Engelmann
Frau Mandy Gehrt
Herr William Grosser
Herr Marco Götze
Frau Margitta Hollick
Frau Skadi Jennicke
Frau Carola Lange
Frau Ilse Lauter
Frau Birgitt Mai
Frau Juliane Nagel
Herr Sören Pellmann
Frau Franziska Riekewald
(CDU)
(CDU)
(CDU)
(CDU)
(CDU)
(CDU)
(CDU)
(CDU)
(CDU)
(CDU)
(CDU)
(CDU)
(CDU)
(CDU)
(CDU)
(CDU)
(CDU)
(CDU)
(DIE LINKE)
(DIE LINKE)
(DIE LINKE)
(DIE LINKE)
(DIE LINKE)
(DIE LINKE)
(DIE LINKE)
(DIE LINKE)
(DIE LINKE)
(DIE LINKE)
(DIE LINKE)
(DIE LINKE)
(DIE LINKE)
(DIE LINKE)
(DIE LINKE)
-3Herr Siegfried Schlegel
Frau Naomi-Pia Witte
Herr Heiko Bär
Herr Axel Dyck
Frau Ute Elisabeth Gabelmann
Herr Andreas Geisler
Frau Ingrid Glöckner
Frau Ute Köhler-Siegel
Herr Claus Müller
Herr Heiko Oßwald
Frau Katharina Schenk
Herr Christian Schulze
Herr Sebastian Walther
Herr Mathias Weber
Frau Nicole Wohlfarth
Herr Christopher Zenker
Frau Petra Cagalj Sejdi
Herr Dieter Deissler
Herr Tim Elschner
Frau Katharina Krefft
Frau Annette Körner
Frau Judith Künstler
Frau Nicole Christiane Lakowa
Frau Anett Ludwig
Frau Gesine Märtens
Herr Michael Schmidt
Herr Norman Volger
Herr Daniel von der Heide
Herr Holger Hentschel
Herr Tobias Keller
Herr Christian Kriegel
Herr Jörg Kühne
Herr René Hobusch
Herr Enrico Böhm
Ortsvorsteher
Herr Berndt Böhlau
Herr Matthias Kopp
Herr Stefan Köster
Abwesende Mitglieder
(DIE LINKE)
(DIE LINKE)
(SPD)
(SPD)
(SPD)
(SPD)
(SPD)
(SPD)
(SPD)
(SPD)
(SPD)
(SPD)
(SPD)
(SPD)
(SPD)
(SPD)
(Bündnis 90/Die Grünen)
(Bündnis 90/Die Grünen)
(Bündnis 90/Die Grünen)
(Bündnis 90/Die Grünen)
(Bündnis 90/Die Grünen)
(Bündnis 90/Die Grünen)
(Bündnis 90/Die Grünen)
(Bündnis 90/Die Grünen)
(Bündnis 90/Die Grünen)
(Bündnis 90/Die Grünen)
(Bündnis 90/Die Grünen)
(Bündnis 90/Die Grünen)
(AfD)
(AfD)
(AfD)
(AfD)
(fraktionslos)
(fraktionslos)
(Freie Wählergemeinschaft Seehausen)
(parteilos)
(-)
reguläre Mitglieder
Frau Sabine Heymann
Herr Steffen Wehmann
Herr Sven Morlok
Ortsvorsteher
(CDU)
(DIE LINKE)
(fraktionslos)
entschuldigt
entschuldigt
entschuldigt
Herr Andreas Diestel
Herr Peter Freydank
Herr Roland Geistert
Herr Thomas Hoffmann
Frau Annemarie Opitz
Herr Hans-Jürgen Raqué
()
(FDP)
(LUV)
()
(-)
(CDU)
entschuldigt
entschuldigt
entschuldigt
entschuldigt
entschuldigt
entschuldigt
-4Frau Ines Richter
Herr Heinz Walther
Herr Volker Woitynek
Frau Margitta Ziegler
()
(SPD)
(CDU)
(BI 1990)
entschuldigt
entschuldigt
entschuldigt
entschuldigt
-5Protokoll:
(öffentlich)
TOP 1
Eröffnung und Begrüßung
TOP 2
Feststellung der Beschlussfähigkeit
Oberbürgermeister Jung teilt mit, dass um 14:00 Uhr 57 Stadträtinnen und Stadträte = 80 %
anwesend gewesen seien. Somit ist die Ratsversammlung beschlussfähig.
TOP 3
Feststellung der Tagesordnung
Oberbürgermeister Jung gibt die Vertagung folgender Tagesordnungspunkte bekannt: TOP 11.1,
15.4, 16.3, 16.4, 19.1.1, 19.4 und 21.8
TOP 4
Bekanntgabe von Beschlüssen aus nichtöffentlicher Sitzung
- Vorzeitige Terminierung der CBL - Transaktion Trinkwassernetze der KWL Bestätigung von außerplanmäßigen Auszahlungen und überplanmäßigen Aufwendungen nach § 79 (1) SächsGemO in 2015
1. Die Ratsversammlung beschließt die vorzeitige Terminierung der CBL-Transaktion
Trinkwassernetze der KWL auf Grundlage des verbindlichen Angebotes des Investors Verizon vom
09.10.2015 zu einem Beendigungspreis von 96,218 Mio. USD.
2. Die Ratsversammlung beschließt die Veräußerung der MBIA-Anleihe zum höchstmöglichen
Preis.
3. Die Ratsversammlung beschließt die Zahlung der im Zuge der Terminierungsverhandlungen
den anderen Vertragsparteien entstandenen Anwalts- und Transaktionsnebenkosten nach
gegenwärtigen Kenntnisstand in Höhe von bis zu 428 TUSD.
4. Die Ratsversammlung nimmt zur Kenntnis, dass mit erfolgreicher rechtsverbindlicher
Umsetzung der vorzeitigen Terminierung und der Veräußerung der MBIA-Anleihe ein Erfolgshonorar
gemäß Mandatsvereinbarung vom 04.06.2015 mit der Heinrich & Mortinger GmbH fällig wird (vgl. VIDS01344).
5. Die außerplanmäßigen Auszahlungen nach § 79 (1) SächsGemO für das Haushaltsjahr 2015
i.H.v. 96,218 Mio. USD (derzeit rund 89,3 Mio. EUR) für die vorzeitige Terminierung der CBLTransaktion
im PSP-Element 5.00001.01 werden bestätigt. Die Deckung, der nach der geplanten
Veräußerung der MBIA-Anleihe noch zur Zahlung des Beendigungspreises erforderlichen Summe,
erfolgt über außerplanmäßige Einzahlungen aus einer Kreditaufnahme in 2015 in gleicher Höhe.
Eine Genehmigungspflicht für diese von § 2 der Haushaltssatzung 2015 abweichenden
Gesamtkreditaufnahme besteht nicht.
6. Die überplanmäßigen Aufwendungen nach § 79 (1) SächsGemO für das Haushaltsjahr 2015
zur Finanzierung der Anwalts- und Transaktionsnebenkosten i.H.v. bis zu 428 TUSD (derzeit rund
-6400 TEUR) sowie der Erfolgshonorare von H&M i.H.v. bis zu insgesamt 832 TUSD (derzeit rund 772
TEUR zzgl. 147 TEUR Mehrwertsteuer, in Summe 919 TEUR) im PSP-Element „Steuerung
Beteiligungen und Zweckverbände“ (1.100.11.1.3.10) werden bestätigt. Die Deckung erfolgt aus der
Kostenstelle „Unterjährige Finanzierung ohne Deckung im ErgHH“ (1098600000).
7. Die Ratsversammlung ermächtigt den Oberbürgermeister, alle zur Umsetzung der
vorstehend benannten Beschlusspunkte erforderlichen Maßnahmen zu veranlassen, erforderliche
Rechtshandlungen durchzuführen und Erklärungen abzugeben, einschließlich des
rechtsverbindlichen Abschlusses aller notwendigen Verträge sowie der Fassung von notwendigen
Gesellschafterbeschlüssen.
8. Die vorzeitige Terminierung der CBL-Transaktion und die Veräußerung der MBIA-Anleihe
stehen unter dem Vorbehalt einer entsprechenden Genehmigung oder eines dem nicht
entgegenstehenden Bescheides der Rechtsaufsichtsbehörde.
9. Die Ratsversammlung wird im Nachgang über die Umsetzung der vollständigen vorzeitigen
Terminierung der CBL-Transaktion Trinkwassernetze der KWL informiert.
TOP 5
Niederschrift
TOP 5.1
Niederschrift der Sitzung vom 11.11.2015
- Teil I: Beschlussprotokoll
- Teil II: Verlaufsprotokoll
Die Ratsversammlung stellt die Niederschrift fest.
TOP 5.2
Niederschrift der Sitzung vom 19.11.2015
- Teil II: Verlaufsprotokoll
Die Ratsversammlung stellt die Niederschrift - Teil II Verlaufsprotokoll fest.
TOP 5.3
Niederschrift der Sitzung vom 16.12.2015
- Teil I: Beschlussprotokoll
- Teil II: Verlaufsprotokoll
Die Ratsversammlung stellt die Niederschrift - Teil I Beschlussprotokoll fest.
Die Behandlung der Niederschrift - Teil II Verlaufsprotokoll wird vertagt.
TOP 6
Eilentscheidung des Oberbürgermeisters
TOP 7
Mandatsveränderungen
-7TOP 8
Aktuelle Stunde zu den Ereignissen in Leipzig rund um den 12.12.2015
Herr BM Rosenthal, Herr Polizeipräsident Merbitz und Herr Prof. Mühler informieren über die Themen
der "Aktuellen Stunde".
TOP 8.1
Durchführung einer Aktuellen Stunde zu den Ereignissen in Leipzig-Connewitz am 12.12.2015
Vorlage: VI-AS-02217
Einreicher: Stadträte S. Morlok, R. Hobusch
TOP 8.2
Aktuelle Stunde in der Ratsversammlung zum Thema der gewalttätigen Aktivitäten linksextremistischer Netzwerke in Leipzig
Vorlage: VI-AS-02218
Einreicher: AfD-Fraktion
TOP 9
Wichtige Angelegenheit der Stadtbezirksbeiräte gem. § 5 Abs. 5 der Geschäftsordnung der Stadtbezirksbeiräte
TOP 10
Einwohneranfragen (Der Tagesordnungspunkt wird gg.17.00 Uhr aufgerufen)
TOP 10.1 Abwasser Emil-Teich-Siedlung/Elchweg
(schriftliche Beantwortung)
Vorlage: VI-EF-02242
Einreicher: Dr. Roland Höhne
schriftliche Beantwortung
TOP 10.2 Strategie der Mitteldeutschen Flughafen AG (MFAG) für den Flughafen Leipzig-Halle
Vorlage: VI-EF-02245
Einreicher: Matthias Zimmermann
Antwort: Herr BM Albrecht
TOP 11
Petitionen (werden nach TOP Einwohneranfragen aufgerufen)
-8TOP 11.1 Erhaltung des Soziokulturellen Zentrums "Große Eiche" in Böhlitz-Ehrenberg
Vorlage: VI-P-02046
Einreicher: Petitionsausschuss
vertagt
TOP
11.1.1
dazu VSP
Vorlage: VI-P-02046-VSP-01
Einreicher: Dezernat Wirtschaft und Arbeit
TOP 12
Besetzung von Gremien
TOP 12.1 Information zur Besetzung der beschließenden und beratenden Ausschüsse
und des Ältestenrates durch die Fraktionen (6. Änderung)
Vorlage: DS-00768/14-DS-06
Einreicher: Oberbürgermeister
Beschluss:
1. Die Ratsversammlung nimmt folgende geänderte Zusammensetzung des Fachausschusses
Kultur zur Kenntnis:
Fraktion
CDU
CDU
CDU
DIE LINKE
DIE LINKE
DIE LINKE
SPD
Mitglied
Stellvertreter
Andrea Niermann
Michael Weickert
Nils Oberstadt
Jessica Heller, Stefan Georgi, Ansbert Maciejewski
Jessica Heller, Stefan Georgi, Ansbert Maciejewski
Jessica Heller, Stefan Georgi, Ansbert Maciejewski
Dr. Skadi Jennicke
Mandy Gehrt
Marco Götze
Katharina
Schenk
Axel Dyck
Annette Körner
Adam Bednarsky, Naomi-Pia Witte, Margitta Hollick
SPD
Bündnis
90/Die Grünen
Bündnis
Dr. Gesine Mär90/Die Grünen tens
AfD
Tobias Keller
2.
Adam Bednarsky, Naomi-Pia Witte, Margitta Hollick
Adam Bednarsky, Naomi-Pia Witte, Margitta Hollick
Christian Schulze, Sebastian Walther
Christian Schulze, Sebastian Walther
Katharina Krefft, Petra Cagalj Sejdi
Katharina Krefft, Petra Cagalj Sejdi
Jörg Kühne
Die Ratsversammlung nimmt folgende geänderte Zusammensetzung der Fraktionsvertreter
des Jugendhilfeausschusses zur Kenntnis:
Fraktion
CDU
CDU
Mitglied
Stellvertreter
Pauline Zeidler
Karsten Albrecht
Dietmar Kern, Michael Weickert
Dietmar Kern, Michael Weickert
-9-
DIE LINKE
DIE LINKE
SPD
SPD
Bündnis 90/Die Grünen
Bündnis 90/Die Grünen
3.
Die Ratsversammlung nimmt folgende geänderte Zusammensetzung des
Bewertungsausschusses zur Kenntnis:
Fraktion
CDU
SPD
Bündnis 90/Die Grünen
AfD
4.
Juliane Nagel
Adam Bednarsky, Naomi-Pia Witte
Rüdiger Ulrich
Adam Bednarsky
Katharina Schenk Andreas Geisler, Ulrike Herold
Sebastian Walther Andreas Geisler, Ulrike Herold
Michael Schmidt Annette Körner, Dr. Gesine Märtens
Petra Cagalj Sejdi Annette Körner, Dr. Gesine Märtens
Mitglied
Stellvertreter
Konrad Riedel
Dr. Sabine Heymann
Christian Schulze
Norman Volger
Jörg Kühne
Axel Dyck
Dr. Judith Künstler
Tobias Keller
Damit wird der Beschluss Nr. VI-DS-00768/14 vom 18.12.2014 in seiner aktuell gültigen
Fassung geändert.
zur Kenntnis genommen
TOP 12.2 Kinder- und Familienbeirat - Bestellung der Mitglieder und Stellvertreter (1.
Änderung)
Vorlage: VI-DS-01128-DS-01
Einreicher: Oberbürgermeister
Beschluss:
1. Die Ratsversammlung ändert den Beschluss Nr. VI-DS-01128 vom 25.03.2015 in seiner aktuell gültigen Fassung und beruft
Frau Jessica Heller (CDU) als Mitglied
aus dem Kinder- und Familienbeirat ab.
2. Die Ratsversammlung bestellt widerruflich gemäß § 47 SächsGemO sowie § 17 Hauptsatzung der
Stadt Leipzig
Herrn Konrad Riedel (CDU) als Mitglied
in den Kinder- und Familienbeirat.
-10-
Damit ergibt sich folgende aktuelle Vertretung der Fraktionen im Kinder- und Familienbeirat:
Fraktion
CDU
DIE LINKE
SPD
Bündnis 90/Die Grünen
AfD
Mitglied
Stellvertreter
Konrad Riedel
Rüdiger Ulrich
Christopher Zenker
Karsten Albrecht
Michael Schmidt
Christoph Neumann
Adam Bednarsky
Nicole Wohlfahrt
Stefanie Gruner
Tobias Keller
Abstimmungsergebnis:
einstimmig angenommen
TOP 12.3 Jugendbeirat - Bestellung der Mitglieder und Stellvertreter (1. Änderung)
Vorlage: VI-DS-01136-DS-01
Einreicher: Oberbürgermeister
Beschluss:
1. Die Ratsversammlung ändert den Beschluss Nr. VI-DS-01136 vom 17.06.2015 in seiner aktuell gültigen Fassung und beruft
Frau Jessica Heller (CDU) als Mitglied
aus dem Jugendbeirat ab.
2. Die Ratsversammlung bestellt widerruflich gemäß § 47 SächsGemO sowie § 17 Hauptsatzung der
Stadt Leipzig
Herrn Nils Oberstadt (CDU) als Mitglied
und
Frau Jessica Heller (CDU) als Stellvertreterin
in den Jugendbeirat.
-11Damit ergibt sich folgende aktuelle Besetzung des Jugendbeirates:
Fraktion
CDU
DIE LINKE
SPD
Bündnis 90/Die Grünen
AfD
Mitglied
Stellvertreter
Nils Oberstadt
Jessica Heller
Juliane Nagel
Katharina Schenk
Michael Schmidt
Holger Hentschel
Adam Bednarsky
Sebastian Walther
Tim Elschner
Christian Kriegel
Hinzu kommen die vom Jugendparlament gewählten Mitglieder:
Pauline Zeidler
Carolin Juler
Sinah Al-Mousawi
Rudy Brabec
William Rambow
Laura Röseler
Jonas Spiegel
Pascal Vorwerk
Abstimmungsergebnis:
einstimmig angenommen
TOP 12.4 Stadtbezirksbeirat Leipzig-Nordost - Bestellung der Mitglieder (2. Änderung)
Vorlage: VI-DS-01142-DS-02
Einreicher: Oberbürgermeister
Beschluss:
1. Die Ratsversammlung bestellt1 gem. § 71 Abs. 1 Satz 1 SächsGemO sowie aufgrund des
Ratsbeschlusses RBIV-1736/09 vom 16.09.2009 „Verfahren zur Besetzung der
Stadtbezirksbeiräte“ entsprechend vorliegendem Wahlvorschlag folgendes Mitglied in den
Stadtbezirksbeirat Leipzig-Nordost zum 20.01.2016:
Frau Sabine Nobbe-Fietz
2. Damit wird der Beschluss Nr. VI-DS-01142 vom 25.03.2015 geändert.
1 Die Bestellung erfolgt entsprechend § 39 Abs. 7 SächsGemO. Danach kann offen im Wege der Beschlussfassung bestellt werden.
-12-
Mit o.g. Beschluss ergibt sich folgende aktuelle Besetzung des Stadtbezirksbeirates Leipzig-Altwest:
Fraktion
CDU
CDU
CDU
CDU
DIE LINKE
DIE LINKE
DIE LINKE
SPD
SPD
Bündnis 90/Die Grünen
AfD
Mitglied
Krause, Antje
Pielok, Franz
Hofmann, Erik
Bittner, Uwe
Eggers, Boris
Ertel, Petra
Reuther, Steffi
Mekschrat, Kai
Schirdewahn, Barbara
Nobbe-Fietz, Sabine
Mehlhorn, Jens
Abstimmungsergebnis:
einstimmig angenommen
TOP 12.5 Stadtbezirksbeirat Leipzig-Südwest - Bestellung der Mitglieder (1. Änderung)
Vorlage: VI-DS-01146-DS-01
Einreicher: Oberbürgermeister
Beschluss:
1. Die Ratsversammlung ändert den Beschluss Nr. VI-DS-01146 vom 25.03.2015 und widerruft
gem. § 71 Abs. 1 Satz 1 SächsGemO die Bestellung von
Herrn Thomas Goller
als Mitglied aus dem Stadtbezirksbeirat Leipzig-Südwest, der sein Mandat sowie die
Wählbarkeitsvoraussetzung aufgrund des Wegzuges aus dem Stadtbezirk Leipzig-Südwest
verliert, ab.
Mit o.g. Beschluss ergibt sich folgende Besetzung des Stadtbezirksbeirates Leipzig-Südwest:
Fraktion
CDU
CDU
Mitglied
n.n.b.
Comploj, Urban
-13-
CDU
DIE LINKE
DIE LINKE
DIE LINKE
SPD
SPD
SPD
Bündnis 90/Die Grünen
Bündnis 90/Die Grünen
Smuda, Josef
Fichtner, Alexander
Deutschmann, Steffi
Schneider, Martina
Krowiorsch, Klaus
Heinke, Waltra
Dopheide, Jakob
Rosch, Cordula
Weyh, Kristina
Abstimmungsergebnis:
einstimmig angenommen
TOP 12.6 Stadtbezirksbeirat Leipzig-West - Bestellung der Mitglieder (1. Änderung)
Vorlage: VI-DS-01148-DS-01
Einreicher: Oberbürgermeister
Beschluss:
1. Die Ratsversammlung ändert den Beschluss Nr. VI-DS-01148 vom 25.03.2015 und widerruft gem. §
71 Abs. 1 Satz 1 SächsGemO die Bestellung von
Herrn Andreas Halle (DIE LINKE)
als Mitglied aus dem Stadtbezirksbeirat Leipzig-West, der sein Mandat sowie die Wählbarkeitsvoraussetzung aufgrund des Wegzuges aus dem Stadtbezirk Leipzig-West verliert, ab.
2. Die Ratsversammlung bestellt1 gem. § 71 Abs. 1 Satz 1 SächsGemO sowie aufgrund des Ratsbeschlusses RBIV-1736/09 vom 16.09.2009 „Verfahren zur Besetzung der Stadtbezirksbeiräte“ entsprechend vorliegendem Wahlvorschlag folgendes Mitglied in den Stadtbezirksbeirat Leipzig-West zum
20.01.2016:
Herrn Björn Kunze (DIE LINKE)
1 Die Bestellung erfolgt entsprechend § 39 Abs. 7 SächsGemO. Danach kann offen im Wege der Beschlussfassung bestellt werden.
-14-
Mit o.g. Beschluss ergibt sich folgende Besetzung des Stadtbezirksbeirates Leipzig-West:
Fraktion
CDU
CDU
CDU
DIE LINKE
DIE LINKE
DIE LINKE
DIE LINKE
DIE LINKE
SPD
SPD
AfD
Mitglied
Görig, Leonhard
Mündlein, Marcus
Ulbricht, Gottfried
Färber, Karin
Graslaub, Ulf-Peter
Kunze, Björn
Juhran, Sigrid
Pellmann, Anja
Hülsmann, Klaus Dieter
Uhlemann, Frank
Wurlitzer, Uwe
Abstimmungsergebnis:
einstimmig angenommen bei 1 Enthaltung
TOP 13
Wahl und Entsendung der Vertreter der Stadt Leipzig in Aufsichtsräte, Zweckverbände und Gremien, in denen die Stadt Mitglied ist
TOP 14
Anträge zur Aufnahme in die Tagesordnung und Verweisung in die Gremien
gem. § 5 Abs. 3 - 5 der Geschäftsordnung (Die Anträge finden Sie in der aktualisierten elektronischen Version der TO in Allris)
TOP 14.1 Schaffung eines Rad- und Fußweges in der "Baalsdorfer Straße" zwischen
Holzhausen und Baalsdorf
Vorlage: VI-A-02253
Einreicher: Ortschaftsrat Holzhausen
verwiesen: FA Umwelt und Ordnung, FA Stadtentwicklung und Bau, FA Finanzen, Ortschaftsrat Engelsdorf, AG Schulnetzplanung
TOP 14.2 Schaffung eines Rad- und Fußweges in der "Kleinpösnaer Straße" zwischen
"Stötteritzer Landstraße" und Kesselgrund bzw. weiter nach Kleinpösna, Bepflanzung des Feldrains zur Verhinderung von Schneeverwehungen und Bodenerosionen
Vorlage: VI-A-02254
Einreicher: Ortschaftsrat Holzhausen
verwiesen: FA Umwelt und Ordnung, FA Stadtentwicklung und Bau, FA Finanzen,
-15TOP 14.3 Schaffung von Neubaugebieten im Emil-Altner-Weg zur Bebauung mit Einfamilienhäusern
Vorlage: VI-A-02255
Einreicher: Ortschaftsrat Holzhausen
verwiesen: FA Umwelt und Ordnung, FA Stadtentwicklung und Bau
TOP 14.4 Schaffung von Neubaugebieten in der Kärrnerstraße zur Bebauung mit Einfamilienhäusern
Vorlage: VI-A-02256
Einreicher: Ortschaftsrat Holzhausen
verwiesen: FA Umwelt und Ordnung, FA Stadtentwicklung und Bau
TOP 14.5 Schaffung von Neubaugebieten auf dem Gelände der ehemaligen Gärtnerei
Glaser zur Bebauung mit Einfamilienhäusern
Vorlage: VI-A-02257
Einreicher: Ortschaftsrat Holzhausen
verwiesen: FA Umwelt und Ordnung, FA Stadtentwicklung und Bau
TOP 14.6 Straßenbenennung im Gewerbegebiet "Sprio"
Vorlage: VI-A-02258
Einreicher: Ortschaftsrat Holzhausen
verwiesen: FA Umwelt und Ordnung
TOP 14.7 Strukturreform für die Theater der Stadt Leipzig - Zweite Neufassung
Thema: Städtische Bühnen der Stadt Leipzig
Vorlage: VI-A-02268
Einreicher: CDU-Fraktion
verwiesen: BA Kulturstätten, Jugendbeirat
TOP 14.8 Verkehrsberuhigung in der Bautzner Straße zwischen Hänischstraße und
Braunstraße
Vorlage: VI-A-02282
Einreicher: Stadtrat Steffen Wehmann
verwiesen: FA Stadtentwicklung und Bau
TOP 14.9 Keine weiteren Reduzierungen der Nahverkehrsleistungen
Vorlage: VI-A-02292
Einreicher: Fraktion DIE LINKE
verwiesen: FA Stadtentwicklung und Bau, Jugendbeirat
TOP
14.10
Mehr Schutz für Kandidatinnen und Kandidaten auf ein Ehrenamt: Keine Veröffentlichung von Wohnanschriften!
Vorlage: VI-A-02294
Einreicher: Fraktion Bündnis 90/Die Grünen
verwiesen: FA Allgemeine Verwaltung, Jugendbeirat
-16TOP
14.11
Aufstellung eines Bebauungsplanes für den Bereich Eutritzscher Straße, Delitzscher Straße, Bahnanlagen und Roscherstraße
Vorlage: VI-A-02299
Einreicher: SPD-Fraktion
Einreicher: CDU-Fraktion
verwiesen: FA Umwelt und Ordnung, FA Stadtentwicklung und Bau
TOP
14.12
Strategien zur Eindämmung sowie Verhinderung einer Zunahme politisch und
extremistisch motivierter Gewalt in unserer Stadt
Vorlage: VI-A-02305
Einreicher: Stadträte R. Hobusch, S. Morlok
verwiesen: FA Umwelt und Ordnung , Jugendhilfeausschuss, FA Jugend, Soziales, Gesundheit und
Schule, Jugendbeirat, Allgemeine Verwaltung
TOP 15
Anträge zur Beschlussfassung
TOP 15.1 Prämissen für die Fortschreibung des Nahverkehrsplans
Vorlage: VI-A-01833
Einreicher: Fraktion Bündnis 90/Die Grünen
Beschluss:
1. Der Stadtrat bekennt sich im Nahverkehrsplan zu einer dauerhaften und ausreichenden finanziellen Ausstattung des ÖPNV in Leipzig. Zugleich fordert die Stadt Leipzig auch die anderen
Finanzierungsgeber Bund und Freistaat Sachsen dazu auf, ihren Beitrag zur Finanzierung
des ÖPNV dauerhaft und ausreichend zu leisten.
2. Der Nahverkehrsplan wird auf Grundlage der optimistischen Variante der derzeit gültigen Bevölkerungsvorausschätzung von 2013 geplant, sofern nicht rechtzeitig Ergebnisse einer aktualisierten Schätzung vorliegen.
3. Die Verwaltung legt dem Stadtrat vor der Aufstellung des Nahverkehrsplans drei Varianten mit
unterschiedlichen Leistungsbeschreibungen und entsprechenden Kostenschätzungen vor. Der
derzeitige Zuschuss von 45 Mio. Euro (über den Verkehrsleistungsfinanzierungsvertrag) soll die
finanzielle Untergrenze darstellen. Mindestens zwei weitere Varianten sollen diesen Kostenrahmen übersteigen.
3. Im Rahmen der Erarbeitung des Nahverkehrsplans werden mindestens 3 Szenarien zur
Weiterentwicklung des ÖPNV in Leipzig untersucht. Neben den unterschiedlichen Leistungsbeschreibungen mit Schätzungen der Kosten und Zuschüsse sollen dabei auch zukunftsweisende Kriterien in die Erarbeitung der Szenarien einbezogen werden. Die Ergebnisse sind mit Bürgerschaft und Politik zu diskutieren.
Abstimmungsergebnis:
einstimmig angenommen bei 6 Enthaltungen
-17-
TOP
15.1.1
dazu VSP
Vorlage: VI-A-01833-VSP-001
Einreicher: Dezernat Stadtentwicklung und Bau
vom Einreicher übernommen
TOP 15.2 Parkplätze für motorisierte Zweiräder
Vorlage: VI-A-01931
Einreicher: AfD-Fraktion
Beschlussvorschlag:
Die Stadtverwaltung prüft,
1. die Ausweisung von Parkmöglichkeiten für motorisierte Zweiräder auf vorhandenen PKW- Stellplätzen und/oder neu zu schaffenden Flächen.
2. an geeigneten Fahrradparkplätzen eine Doppelnutzungsmöglichkeit sowohl für Fahrräder als
auch motorisierte Zweiräder zu schaffen.
Abstimmungsergebnis:
mehrheitlich abgelehnt bei 4 Gegenstimmen und 2 Enthaltungen
TOP
15.2.1
dazu VSP
Vorlage: VI-A-01931-VSP-001
Einreicher: Dezernat Stadtentwicklung und Bau
zur Kenntnis genommen
TOP 15.3 Fortschreibung der Unternehmensstrategie der LWB
Vorlage: -02043-NF-02-NF-02
Einreicher: Fraktion DIE LINKE
Beschluss:
1. Der Oberbürgermeister wird beauftragt, die Geschäftsführung der Leipziger Wohnungs- und Baugesellschaft (LWB) anzuweisen, dass diese in Zusammenarbeit mit dem Aufsichtsrat bis zum 30.06.2016
eine Fortschreibung der Unternehmensstrategie vorlegt, die Grundlage der Bewertung und Fortschreibung der Eigentümerziele ist. In der Unternehmensstrategie soll unter Beibehaltung der erreichten wirtschaftlichen Stabilität und der Fortsetzung komplexer Sanierungsmaßnahmen in inner- und randstädtischen Wohnsiedlungen auch auf Wohnungsbau, vorrangig auf eigenen und innerstädtischen Grundstücken sowie zur Arrondierung von Stadtstrukturen durch Lückenschließungen, orientiert werden.
2. Die BBVL wird beauftragt zusammen mit der LWB zu prüfen, ob und wie Wohnimmobilien der Stadt
und anderer kommunaler Eigentümer an die Leipziger Wohnungs.- und Baugesellschaft übertragen
werden können. Die Ergebnisse werden gemäß dem Vorschlag der Verwaltung bis 31.03.2016 vorgelegt.
-181. Vor dem Hintergrund des aktuellen Beschlusses zum wohnungspolitischen Konzept sind die
Eigentümerziele der LWB neu zu bewerten und fortzuschreiben. Eine entsprechende
Beschlussfassung ist der Ratsversammlung bis zum 30.06.2016 vorzulegen. Darauf aufbauend,
ist die strategische Unternehmensplanung 2022 durch die LWB zu überarbeiten und anzupassen.
2. Die BBVL wird beauftragt zusammen mit der LWB zu prüfen,Der Oberbürgermeister wird beauftragt zu prüfen, ob und wie inwieweit Wohnimmobilien der Stadt und anderer kommunaler Unternehmen, an die LWB übertragen werden können. Die Ergebnisse dieser Prüfung sind ebenfalls bis zum 30.06.2016 vorzulegen.
Protokollnotiz:
Die Prüfung erfolgt von der BBVL oder einem anderen externen Dritten.
Abstimmungsergebnis:
mehrheitlich angenommen bei 4 Gegenstimmen und 1 Enthaltung
TOP
15.3.1
dazu ÄA
Vorlage: -02043-NF-02-ÄA-01
Einreicher: SPD-Fraktion
angenommen
TOP
15.3.2
dazu VSP
Vorlage: VI-A-02043-VSP-01
Einreicher: Dezernat Stadtentwicklung und Bau
zur Kenntnis genommen
TOP 15.4 Schaffung von Neubaugebieten in Holzhausen zur Bebauung mit Einfamilienhäusern
Vorlage: VI-A-02071
Einreicher: Ortschaftsrat Holzhausen
vertagt
TOP
15.4.1
dazu VSP
Vorlage: VI-A-02071-VSP-01
Einreicher: Dezernat Stadtentwicklung und Bau
TOP 15.5 Überplanmäßiger Mehrbedarf im Haushaltjahr 2016 zur Finanzierung von Leistungsangeboten von Trägern der Freien Jugendhilfe in den Leistungsbereichen der §§ 14 und 16 SGB VIII
Vorlage: VI-A-02205-NF-02
Einreicher: Fraktion DIE LINKE, SPD
Einreicher: Fraktion Bündnis 90/Die Grünen
Einreicher: Stadtrat Karsten Albrecht
-19Beschluss:
1. Der überplanmäßige Mehrbedarf zur Finanzierung von Leistungsangeboten von Trägern der
Freien Jugendhilfe in den Leistungsbereichen der §§ 14 "Erzieherischer Kinder- und Jugendschutz" und 16 "Erziehung in der Familie" SGB VIII in Höhe von 70.000,- Euro wird bestätigt.
2. Die Deckung erfolgt aus dem Gesamthaushalt der Stadt Leipzig. Etwaige Rücklaufgelder werden
zur Kompensation eingesetzt.
Abstimmungsergebnis:
mehrheitlich angenommen bei einigen Gegenstimmen und einigen Enthaltungen
TOP
15.5.1
dazu VSP
Vorlage: VI-A-02205-VSP-01
Einreicher: Dezernat Jugend, Soziales, Gesundheit und Schule
zur Kenntnis genommen
TOP 15.6 Überplanmäßiger Mehrbedarf im Haushaltjahr 2016 zur Finanzierung von Leistungsangeboten von Trägern der Freien Jugendhilfe im Leistungsbereich des
§ 11 SGB VIII
Vorlage: VI-A-02206-NF-02
Einreicher: Fraktion DIE LINKE
Einreicher: SPD-Fraktion
Einreicher: Fraktion Bündnis 90/Die Grünen
Beschluss:
1. Der überplanmäßige Mehrbedarf zur Finanzierung von Leistungsangeboten von Trägern der
Freien Jugendhilfe im Leistungsbereich des § 11 "Jugendarbeit" SGB VIII in Höhe von 100.000,Euro wird bestätigt.
2. Als Deckung werden die finanziellen Mittel verwendet, die bisher für den kommunalen Offenen
Treff "Am Mühlholz" zur Verfügung standen.
Abstimmungsergebnis:
mehrheitlich angenommen bei einigen Gegenstimmen und 1 Enthaltung
TOP
15.6.1
dazu VSP
Vorlage: VI-A-02206-VSP-01
Einreicher: Dezernat Jugend, Soziales, Gesundheit und Schule
zur Kenntnis genommen
TOP 16
Anfragen an den Oberbürgermeister
-20-
TOP 16.1 Umsetzung des Ratsbeschlusses vom 17.06.2015 bzgl. Schulpflichtverletzung
Vorlage: VI-F-02185
Einreicher: CDU-Fraktion
Antwort: Herr BM Prof. Fabian
TOP 16.2 Schaffung von sozialgebundenen Wohnungen
Vorlage: VI-F-02264
Einreicher: Fraktion DIE LINKE
Antwort: Frau BM Dubrau (schriftliche Antwort an Fraktionen)
TOP 16.3 Entwicklung der "Leipzigstiftung"
Vorlage: VI-F-02209
Einreicher: Fraktion Bündnis 90/Die Grünen
Von der Tagesordnung abgesetzt - Anfrage nicht zulässig.
TOP 16.4 Konsequentes Eintreten für Klimaschutz – auch bei den Finanzanlagen der
Stadt Leipzig und ihrer Unternehmen
(schriftliche Beantwortung)
Vorlage: VI-F-02165
Einreicher: Fraktion Bündnis 90/Die Grünen
schriftliche Beantwortung
TOP 16.5 Keine Kulturamtsmitarbeiter/-innen mehr bei Kulturprojekten?
Vorlage: VI-F-02199
Einreicher: Fraktion DIE LINKE
Antwort: Herr BM Faber
TOP 16.6 Radwegenutzungspflicht in der Johannisallee beibehalten?
Vorlage: VI-F-02263
Einreicher: Fraktion Bündnis 90/Die Grünen
Antwort: Frau BM Dubrau
TOP 16.7 Umsetzung Lärmaktionsplan
Vorlage: VI-F-02266
Einreicher: Fraktion DIE LINKE
Antwort: Frau BM Dubrau
TOP 16.8 Ergänzung der Eigentümerziele für die LWB
Vorlage: VI-F-02062
Einreicher: Stadträtin J. Nagel
vertagt
TOP 16.9 Förderung von zentralen Anlaufstellen für Linksextremisten durch die Stadt
-21Leipzig
Vorlage: VI-F-02226
Einreicher: Stadtrat Ansbert Maciejewski
schriftliche Beantwortung
TOP
16.10
Versammlungsverbot zu Silvester in Leipzig-Connewitz
Vorlage: VI-F-02241
Einreicher: SR Juliane Nagel
Antwort: Herr BM Rosenthal
TOP
16.11
Winterliche Räum- und Streupflicht auf Gehwegen von Grundstücksbesitzern
Vorlage: VI-F-02267
Einreicher: Stadträtin Ute Elisabeth Gabelmann
Antwort: Herr BM Rosenthal (schriftliche Antwort an Fraktionen)
TOP 17
Bericht des Oberbürgermeisters
Herr BM Rosenthal berichtet zu den Verstößen gegen die Haus- und Badeordnung in Leipziger
Schwimmhallen.
TOP 18
Spenden, Schenkungen und ähnliche Zuwendungen
TOP 18.1 Entscheidung über die Annahme von Spenden, Schenkungen der Stadt Leipzig und ähnliche Zuwendungen gem. § 73 (5) SächsGemO bis November 2015
Vorlage: VI-DS-02203
Einreicher: Dezernat Finanzen
Beschluss:
Die Spenden, Schenkungen und ähnliche Zuwendungen (siehe Anlage) werden angenommen.
Abstimmungsergebnis:
einstimmig angenommen
TOP 19
Vorlagen I
TOP 19.1 Bestätigung von überplanmäßigen Auszahlungen nach § 79 (1) SächsGemO
im HH-Jahr 2016 und einer überplanmäßigen Verpflichtungsermächtigung gemäß § 81 SächsGemO im HH Jahr 2016 (kw 2017) zur Kofinanzierung der Er-
-22tüchtigung, Sanierung und des Umbaus der Halle 7 auf dem Gelände der
Baumwollspinnerei mit dem Ziel der Schaffung einer kulturellen Gemeinbedarfseinrichtung
Vorlage: VI-DS-01580
Einreicher: Dezernat Kultur
Einreicher: Dezernat Finanzen
Beschluss:
1. Dem Vorhaben der Ertüchtigung, Sanierung und des Umbaus der Halle 7 auf dem Gelände der
Baumwollspinnerei zum Zweck der Schaffung einer kulturellen Gemeinbedarfseinrichtung zur Ansiedlung des Naturkundemuseums Leipzig, des LOFFT e.V. und des LTT e.V. wird zugestimmt.
2. Das Vorhaben wird in die Fortschreibung des am 29.02.2012 beschlossenen Stadtumbaukonzeptes
aufgenommen und damit Bestandteil der Maßnahmeliste für das Aufwertungsgebiet Leipzig West.
3. Die Gesamtkosten der Baumaßnahme (ohne Umsetzung Konzept NKM) in Höhe von
11.751.653,00 € brutto mit einem Anteil von max. 6.659.270,00 € Finanzhilfen aus dem Bund-LänderProgramm Stadtumbau Ost, einem städtischen Eigenanteil in Höhe von 3.329.653,00 € und einer Finanzierung durch den gegenwärtigen Eigentümer in Höhe von 1.762.748,00 € werden zur Kenntnis genommen.
4. Der Oberbürgermeister wird beauftragt, mit dem Sächsischen Staatsministerium des Innern eine
Städtebauliche Vereinbarung zur Finanzierung des Vorhabens abzuschließen. Die Vereinbarung regelt
die Absichtserklärung des Freistaates Sachsen, Fördermittel entsprechend Verfügbarkeit in kommenden
Haushaltsjahren bereitzustellen.Die Stadt Leipzig verhandelt mit dem Freistaat Sachsen mit dem Ziel einer vollständigen Refinanzierung der Finanzhilfen bis 2018.
5. Die Stadt Leipzig finanziert bis zur Verfügbarkeit der Finanzhilfen diese Mittel vor.
Für die Haushaltsjahre 2016 und 2017 werden im Haushalt der Stadt Leipzig Auszahlungen gem. § 79
(1) SächsGemO sowohl für den kommunalen Eigenanteil als auch zur Vorfinanzierung der geplanten
Einzahlungen aus Finanzhilfen im PSP-Element 7.0000380.740 (ASW) in folgender Höhe bestätigt:
2016:
kommunaler Eigenanteil:
Vorfinanzierung Finanzhilfen:
gesamt:
1.408.581,00 €
2.817.161,00 €
4.225.742,00 €
2017 mit Haushaltsaufstellung einzuplanen:
kommunaler Eigenanteil:
1.921.054,00 €
Vorfinanzierung Finanzhilfen:
3.842.109,00 €
gesamt:
5.763.163,00 €
6. Die im Doppelhaushalt 2015/2016 planmäßig mit je 250.000 € (in 2015 und 2016) veranschlagten
Haushaltsmittel für die Maßnahme Theaterhaus im PSP-Element 7.0001383.740 (Kulturamt) werden zur
Deckung des Eigenanteils (gesamt) der Stadt Leipzig bestätigt und der Maßnahme 2016 im PSP-Element 7.0000380.740 (ASW) überplanmäßig gem. § 79 (1) SächsGemO zur Verfügung gestellt.
Die Deckung der weiteren überplanmäßigen Ausgaben gem. § 79 (1) SächsGemO für 2016 in Höhe
3.725.742,00 € erfolgt aus der Kostenstelle 1098700000 - unterjährige Finanzierung ohne Deckung FH
(Invest) - Sachkonto 78170000. Bei Realisierung der Einzahlungen aus Finanzhilfen werden diese dann
wieder der Liquidität zugeführt.
7. Im Jahr 2016 wird gemäß §81 SächsGemO überplanmäßig eine Verpflichtungsermächtigung (kassenwirksam 2017) in Höhe von 5.736.163,00€ bereitgestellt. Die Deckung erfolgt aus dem PSP-Elemen-
-23ten 7.0000583.700 (Planung investiver Vorhaben VTA) in Höhe von 500.000 €, 7.0000497.700 (Rekonstruktion LSA – VTA) in Höhe von 300.000 € und 7.0000384.700 (EU-Programm EFRE Ost -ASW) in
Höhe von 400.000 €. Die Deckung der verbleibenden erforderlichen Verpflichtungsermächtigung in 2016
in Höhe von 4.536.163 € wird noch benannt.
8. Die im Haushaltsjahr 2017 ff entsprechend Anlage 5 anfallenden Folgekosten werden zunächst zur
Kenntnis genommen. Über eine zusätzliche Bereitstellung ist im Rahmen der Haushaltsplanung 2017
(einschließlich mittelfristiger Planung) zu entscheiden. Die Mittel sind dann entsprechend durch das
Fachamt anzumelden.
9. Der Oberbürgermeister wird beauftragt, mit der Leipziger Baumwollspinnerei Verwaltungsgesellschaft
mbH einen Überlassungsvertrag über die Einrichtung für einen Zeitraum von 15 Jahren nach Nutzungsübergabe an die Stadt Leipzig zur Nutzung als Gemeinbedarfseinrichtung im Sinne einer kulturellen Nutzung abzuschließen.
Abstimmungsergebnis:
mehrheitlich angenommen bei 5 Gegenstimmen und 4 Enthaltungen
TOP
19.1.1
dazu ÄA
Vorlage: VI-DS-01580-ÄA-02
Einreicher: Fraktion Bündnis 90/Die Grünen
Beschlussvorschlag:
1. Bis zur Eröffnung wird eine direkte ÖPNV-Anbindung, idealerweise per Bahn, vorläufig per Bus,
der Halle 7 eingerichtet.
2. Die Verlängerung der Linie 14 über Spinnereistraße und Saarländer Straße bis zur Lützner Straße wird hinsichtlich Potenzial, Realisierungsmöglichkeit (Eisenbahnunterführung) und Kosten geprüft. Bei erfolgreicher Prüfung bemüht sich die Verwaltung um Fördermittel zur Realisierung.
Abstimmungsergebnis:
mehrheitlich abgelehnt bei einigen Gegenstimmen
TOP
19.1.2
dazu ÄA
Vorlage: VI-DS-01580-ÄA-03
Einreicher: Fraktion DIE LINKE
Vom Einreicher zurückgezogen
TOP
19.1.3
dazu ÄA
Vorlage: VI-DS-01580-ÄA-04
Einreicher: AfD-Fraktion
Beschlussvorschlag:
Beschlusspunkt 1, Streichung ...des Naturkundemuseums Leipzig...
-24-
Neuer Wortlaut BSP 1.
1.Dem Vorhaben der Ertüchtigung, Sanierung und des Umbaus der Halle 7 auf dem Gelände der Baumwollspinnerei zum Zweck der Schaffung einer kulturellen Gemeinbedarfseinrichtung zur Ansiedlung des
LOFFT e.V. und des LTT e.V. wird zugestimmt
Abstimmungsergebnis:
mehrheitlich abgelehnt bei 4 Ja-Stimmen
TOP
19.1.4
Entscheidungsgrundlage zur Halle 7 (Baumwollspinnerei)
Vorlage: VI-A-02105
Einreicher: Stadträtin Dr. S. Jennicke
Einreicher: Stadträtin A. Körner
Einreicher: Stadträtin K. Schenk
vom Einreicher zurückgezogen
TOP
19.1.5
dazu VSP
Vorlage: VI-A-02105-VSP-01
Einreicher: Dezernat Kultur
zur Kenntnis genommen
TOP 19.2 Naturkundemuseum Leipzig - Grundsatzbeschluss und Standortentscheidung
Vorlage: DS-00517/14-NF-06
Einreicher: Dezernat Kultur
Beschluss:
1. Bei Bestätigung der Halle 7 Baumwollspinnerei als Standort für das Naturkundemuseum Leipzig wird
die Liegenschaft Lortzingstraße 3 zu einem noch zu bestimmenden Zeitpunkt zur Veräußerung (Vergabe
zum Höchstgebot nach Konzeptvorlage) ausgeschrieben. Der
Verkaufserlös fließt in den Gesamthaushalt ein und dient der Deckung der Ausgaben für den neuen Standort. Die Übergabe der Liegenschaft erfolgt erst nach Umzug des Museums an den neuen Standort.
2. Der Masterplan Naturkundemuseum Leipzig 2012 (ANLAGE 2), der Standortvergleich
(ANLAGE 3), die Studie zum Kostenrahmen der Standorte Bowlingtreff und Lortzingstraße 3 (ANLAGE
4) und die Standortprüfung Halle 7 Baumwollspinnerei (ANLAGE 5) werden
zur Kenntnis genommen. Die grundsätzlichen Aussagen des Masterplans zu den Aufgaben, Zielen und Poten-tialen des
Naturkundemuseums Leipzig sind Grundlage für die Neuausrichtung.
3. Als Standort für das Naturkundemuseum Leipzig werden mit Ziel der Eröffnung des Museums im
Jahr 2020 Flächen in der Halle 7 auf dem Gelände der Baumwollspinnerei entwickelt. Die Stelle der
Museumsdirektion wird unverzüglich ausgeschrieben. Dazu ist zu prüfen, ob eine Auswahlkommission unter Beteiligung aller im Stadtrat vertretenen Fraktionen einzuberufen ist.
4. Nach Dienstantritt der neuen Leitung des Naturkundemuseums Leipzig wird unter Federführung selbiger nach neun Monaten die Museumskonzeption für den Standort Halle 7 Baumwollspinnerei dem
-25Stadtrat vorgelegt. In der Haushaltsplanung 2017/2018 ff. werden die gemäß Masterplan ver- anschlagten Aufwendungen von der Verwaltung eingeplant. Eine Präzisierung erfolgt nach Be-setzung der
Museumsleitung unter Berücksichtigung von Planungs- und Bauzeiten. Zur Unter-stützung der Museumsplanung wird eine zusätzliche Projektstelle in den Stellenplan 2017/2018 aufgenommen.
5. Bis zum 30. September 2017 wird der Planungs- und Finanzierungsbeschluss zur Umsetzung der
Museumskonzeption dem Stadtrat vorgelegt. Hierfür werden im Haushalt
2017 TEU 400, in 2018
TEU 700, in 2019 4 Mio. EU und in 2020 5 Mio. EU. inkl. museale
Ausstattung und Ausstel-lungseinrichtung sowie der Mittel für die Beseitigung der Schadstoffbelastung bereitgestellt.
6. Im neu zu erstellenden Nahverkehrsplan ist zu prüfen, ob die Baumwollspinnerei mit einer Direkt-verbindung an den Innenstadtring angebunden werden kann. Entsprechende Vorschläge sind zur
Entscheidung dem Stadtrat vorzulegen.
Bis spätestens zur Eröffnung des Museumsbetriebes ist die Halle 7 mit einer Direktverbindung
an den ÖPNV anzuschließen. Die Haltestelle sollte nicht mehr als 100 m vom Eingang des Museums entfernt sein. Diese Planung ist im neu zu erstellenden Nahverkehrsplan aufzunehmen.
Abstimmungsergebnis:
zu Beschlusspunkt 1: 38/22/5
zu Beschlusspunkt 2: mehrheitlich angenommen bei einigen Gegenstimmen und 5 Enthaltungen
zu Beschlusspunkt 3: mehrheitlich angenommen bei 8 Gegenstimmen und 4 Enthaltungen
zu Beschlusspunkt 4: mehrheitlich angenommen bei einigen Gegenstimmen und 7 Enthaltungen
zu Beschlusspunkt 5: mehrheitlich angenommen bei 5 Gegenstimmen und 7 Enthaltungen
zu Beschlusspunkt 6: 31/29/5
TOP
19.2.1
dazu ÄA (Neufassung) zur Ursprungsvorlage
Vorlage: 0517/14-ÄA-03-NF-01
Einreicher: Fraktion Bündnis 90/Die Grünen
vom Einreicher zurückgezogen
TOP
19.2.2
dazu ÄA zur Ursprungsvorlage
Vorlage: DS-00517/14-ÄA-004
Einreicher: Fraktion DIE LINKE
Einreicher: Fraktion Bündnis 90/Die Grünen
vom Einreicher zurückgezogen
TOP
19.2.3
dazu ÄA
Vorlage: 0517/14-NF-05-ÄA-01
-26Einreicher: CDU-Fraktion
erledigt mit der Neufassung des Änderungsantrages 517/14-NF-06-ÄA-01
TOP
19.2.4
dazu ÄA
Vorlage: 517-NF-5-ÄA-2-NF-1
Einreicher: Fraktion Bündnis 90/Die Grünen
Beschlussvorschlag:
Die Beschlusspunkte werden wie folgt ergänzt bzw. geändert:
1. Bei Bestätigung der Halle 7 Baumwollspinnerei als zu planenden Standort für das Naturkundemuseum Leipzig wird eine mögliche Verwertung der Liegenschaft des Naturkundemuseums am
heutigen Standort (Lortzingstraße 3) erst nach Umzug des Naturkundemuseums zugelassen.
Notwendige Beschlüsse dazu werden frühestens nach dem Planungsbeschluss vom Stadtrat
eingeholt.
3. Als Standort für das Naturkundemuseum Leipzig werden mit Ziel der Eröffnung des Museums im Jahr
2019 Flächen in der Halle 7 auf dem Gelände der Baumwollspinnerei entwickelt. Für das Naturkundemuseum inkl. Depots und Sonderflächen werden mindestens das Erdgeschoss, das 1. Obergeschoss der Halle 7 sowie optional zusätzliche Räume im Keller vorgesehen.
5. Bis zum 30. September 2017 wird der Planungs- und Finanzierungsbeschluss zur Umsetzung der
Museumskonzeption dem Stadtrat vorgelegt. Hierfür werden für das Naturkundemuseum im Haushalt
2017 400.000 €, in 2018 4,7 Mio. € und in 2019 5 Mio. € inkl. Museale Ausstattung und Ausstellungseinrichtung sowie der Mittel für die Beseitigung der Schadstoffbelastung bereitgestellt.
Abstimmungsergebnis:
zu Beschlusspunkt 1: mehrheitlich abgelehnt bei einigen Ja-Stimmen und einigen Enthaltungen
zu Beschlusspunkt 3: erledigt, da der Beschlusspunkt 3 der Vorlage mit der Ergänzung des Änderungsantrages 517/14- NF-06-ÄA-01 bestätigt wurde.
zu Beschlusspunkt 5: erledigt, da der Beschlusspunkt 3 der Vorlage mit der Ergänzung des
Änderungsantrages 517/14- NF-06-ÄA-01 bestätigt wurde.
TOP
19.2.5
dazu ÄA
Vorlage: 517-NF-5-ÄA-3-NF-1
Einreicher: Fraktion Bündnis 90/Die Grünen
Beschlussvorschlag:
Beschlusspunkt 6 wird folgendermaßen geändert:
-27Bis zur Eröffnung wird eine direkte ÖPNV-Anbindung, idealerweise per Bahn, vorläufig per Bus, der Halle 7 eingerichtet.
Die Verlängerung der Linie 14 über Spinnereistraße und Saarländer Straße bis zur Lützner Straße wird
hinsichtlich Potenzial, Realisierungsmöglichkeit (Eisenbahnunterführung) und Kosten geprüft. Bei erfolgreicher Prüfung bemüht sich die Verwaltung um Fördermittel zur Realisierung.
Abstimmungsergebnis:
1. Absatz des Beschlusspunktes 6: erledigt, durch die Bestätigung des Änderungsantrages der Fraktion
DIE LINKE 517/14-NF-5-ÄA-4-NF-1
2. Absatz des Beschlusspunktes 6: 30/33/1
TOP
19.2.6
dazu ÄA
Vorlage: 0517/14-NF-05-ÄA-04
Einreicher: Fraktion DIE LINKE
vom Einreicher zurückgezogen
TOP
19.2.7
dazu ÄA
Vorlage: 517-NF-5-ÄA-5-NF-1
Einreicher: Stadtrat Tim Elschner
Beschlussvorschlag:
Beschlusspunkt 1:
Bei Bestätigung der Halle 7 Baumwollspinnerei als Standort für das Naturkundemuseum Leipzig wird die
Liegenschaft Lortzingstraße 3 erst nach einem Umzug zur Verwertung (Erbbaurecht, Verpachtung,
Vermietung nach Konzeptvergabe) ausgeschrieben. Der Verwertungserlös fließt in den Gesamthaushalt ein und dient der Deckung der Ausgaben für den neuen Standort.
Abstimmungsergebnis:
mehrheitlich abgelehnt bei einigen Gegenstimmen und einigen Enthaltungen
TOP
19.2.8
dazu ÄA
Vorlage: 0517/14-NF-05-ÄA-06
Einreicher: SPD-Fraktion
vom Einreicher zurückgezogen
TOP
19.2.9
dazu ÄA
Vorlage: 517/14-NF-06-ÄA-01
Einreicher: CDU-Fraktion
-28Beschlussvorschlag:
1. Der Beschlusspunkt 3 wird wie folgt ergänzt:
Die Stelle der Museumsdirektion wird unverzüglich ausgeschrieben. Dazu ist zu prüfen, ob eine Auswahlkommission unter Beteiligung aller im Stadtrat vertretenen Fraktionen einzuberufen ist.
2. Im Beschlusspunkt 6. wird das Wort "ob" durch das Wort "wie" ersetzt.
Abstimmungsergebnis:
zu Beschlusspunkt 1: mehrheitlich angenommen bei einigen Gegenstimmen und einigen Enthaltungen
zu Beschlusspunkt 2: erledigt, durch die Bestätigung des Änderungsantrages der Fraktion DIE LINKE
517/14-NF-5-ÄA-4-NF-1
TOP
19.2.10
dazu ÄA
Vorlage: 517-NF-5-ÄA-4-NF-1
Einreicher: Fraktion DIE LINKE
Beschlussvorschlag:
...
4.
Unter Federführung der neuen Leitung des Naturkundemuseums Leipzig wird dem Stadtrat bis
zum 31. März 2017 die Museumskonzeption für den Standort Halle 7 Baumwollspinnerei vorgelegt. In
die Haushaltsplanung der Jahre 2017/18 ff. ist der städtische Zuschuss für das Museum auf mindestens 1,0 Mio. Euro (vgl. Modellrechnung Masterplan S. 136 ff. gerundet) jährlich anzuheben. Die Personalstellen sind entsprechend Masterplan ab dem Jahr 2017 auf die im Masterplan genannte erforderliche Höhe von 12,75 VzÄ (S. 103ff.) im Stellenplan einzuplanen und zu besetzen. Die im Masterplan genannten erforderlichen Honorarstellen sind im Zuschuss zu berücksichtigen.
6.
Bis spätestens zur Eröffnung des Museumsbetriebes ist die Halle 7 mit einer Direktverbindung
an den ÖPNV anzuschließen. Die Haltestelle sollte nicht mehr als 100 m vom Eingang des Museums
entfernt sein. Diese Planung ist im neu zu erstellenden Nahverkehrsplan aufzunehmen.
Abstimmungsergebnis:
zu Beschlusspunkt 4: vom Einreicher zurückgezogen
zu Beschlusspunkt 6: 31/29/5
TOP 19.3 Evaluation der Live-Stream-Übertragung der Ratsversammlung
Vorlage: VI-DS-00971
Einreicher: Oberbürgermeister
Beschluss:
1. Die Evaluation wird zur Kenntnis genommen.
2. Im Rahmen einer Vergabe einer Dienstleistung wird die Durchführung des Live-Streams ab Januar 2016 mit der Mindestlaufzeit für die Dauer der Wahlperiode vergeben. Jährlich findet
eine Evaluation statt.
-293. Die Nutzungsrechte des Live-Streams und des Mitschnitts liegen bei der Stadt Leipzig. Der Anbieter stellt den Mitschnitt des Live-Streams unmittelbar nach der jeweiligen Ratsversammlung
der Stadt Leipzig zur Verfügung.
4. Dem Anbieter und etwaigen anfragenden Medien wird ein einfaches, nicht exklusives Nutzungsrecht am Mitschnitt des Live-Streams eingeräumt, welches bis zur nächsten Ratsversammlung
gilt. Das Nutzungsrecht beinhaltet auch eine journalistische Aufbereitung, aus der sich auch die
Rechte auf Nutzung und Verbreitung ableiten. Journalistische Aufbereitungen dürfen bis zum
Ende der Wahlperiode des Stadtrats genutzt und verbreitet werden. Der Mitschnitt wird zu diesem Zweck anfragenden Medien vom Anbieter bzw. der Stadt Leipzig ohne Erhebung von Lizenzgebühren zur Verfügung gestellt. Stadträte und Fraktionen können ihre eigenen Beiträge zeitlich unbegrenzt nutzen. Unbenommen bleibt jedem Stadtrat das Recht, von vornherein der Übertragung seiner Beiträge im Livestream zu widersprechen.
5. Dem Anbieter wird zur Gegenfinanzierung das Recht eingeräumt, jeweils zu Beginn und am
Ende des Live-Streams Werbung zu schalten. Die Art der Werbung ist mit dem Referat Kommunikation abzustimmen.
6. Dem Anbieter wird die Nutzung der im Ratssaal installierten Technik kostenfrei gestattet.
7. Die Aufwände für die Nutzung des Live-Streams und dessen Mitschnitts auf leipzig.de nach Beendigung der Pilotphase ab August 2015 in Höhe von von 1.250 EUR (brutto) in 2015 und 3.250
EUR (brutto) in 2016 (dies entspricht 250 EUR (brutto) pro Ratsversammlung) sind im PSP-Element 1.100.11.1.2.05.01 geplant.
8. Die Aufwände für die Nutzung des Live-Streams und dessen Mitschnitts auf leipzig.de in Höhe
von 3.250 EUR (brutto) pro Jahr ab dem Jahr 2017ff werden im vorbehaltlich der Beschlussfassung des Doppelhaushaltes 2017/2018 durch die Ratsversammlung bestätigt.
9. Der Oberbürgermeister wird beauftragt zu prüfen, wie der Livestream während der Ratsversammlung auf die Website der Stadt eingebunden werden kann und wie im Anschluss
daran die Mitschnitte leicht auffindbar für interessierte Bürger vorgehalten werden können.
Abstimmungsergebnis:
mehrheitlich angenommen bei einigen Gegenstimmen und 1 Enthaltung
TOP
19.3.1
dazu ÄA
Vorlage: 00971-ÄA-001-NF-01
Einreicher: SPD-Fraktion
Einreicher: Fraktion DIE LINKE
Einreicher: Fraktion Bündnis 90/Die Grünen
angenommen
TOP
19.3.2
dazu ÄA
Vorlage: VI-DS-00971-ÄA-002
Einreicher: AfD-Fraktion
-30Beschlussvorschlag:
Die Vorlage wird wie folgt ergänzt:
9. Seitens des Anbieters wird gewährleistet, dass die Übertragung der Ratsversammlungen, auch
in der gespeicherten Version, auf allen internetfähigen Geräten - unabhängig vom mit allen
gängigen und aktuellen Betriebssystemen - empfangbar ist.
10.
Für die Popularisierung der Live-Stream-Übertragung der Ratsversammlungen werden
alle bestehenden Werbemöglichkeiten seitens der Stadtverwaltung genutzt.
Abstimmungsergebnis:
mehrheitlich abgelehnt bei einigen Gegenstimmen und einigen Enthaltungen
TOP
19.3.3
dazu ÄA
Vorlage: VI-DS-00971-ÄA-04
Einreicher: Stadträtin Nicole Wohlfarth
Beschlussvorschlag:
1. Die Ratsversammlung beschließt die Beendigung der Projektphase für den Live-Stream und verzichtet auf eine Neuvergabe als Dienstleistung.
2. Die Übertragung der Ratsversammlung im zukünftigen Intranet der Stadtverwaltung Leipzig wird geprüft.
Abstimmungsergebnis:
mehrheitlich abgelehnt bei 1 Ja-Stimme bei einigen Gegenstimmen und 1 Enthaltung
TOP 19.4 Rahmenrichtlinie zur Vergabe von Zuwendungen der Stadt Leipzig an außerhalb der Stadtverwaltung stehende Stellen
Vorlage: VI-DS-01241
Einreicher: Dezernat Finanzen
vertagt
TOP
19.4.1
dazu ÄA
Vorlage: VI-DS-01241-ÄA-001
Einreicher: CDU-Fraktion
TOP
19.4.2
dazu ÄA
Vorlage: VI-DS-01241-ÄA-002
Einreicher: Fraktion DIE LINKE
Einreicher: SPD-Fraktion
Einreicher: Fraktion Bündnis 90/Die Grünen
TOP
19.4.3
dazu ÄA
Vorlage: VI-DS-01241-ÄA-003
Einreicher: Fraktion DIE LINKE
-31Einreicher: Fraktion Bündnis 90/Die Grünen
TOP
19.4.4
dazu ÄA
Vorlage: VI-DS-01241-ÄA-04
Einreicher: SPD-Fraktion
TOP 19.5 Strategische Neuausrichtung der Verwaltungs- und Wirtschafts-Akademie
Leipzig GmbH (VWA)
Vorlage: VI-DS-01751
Einreicher: Dezernat Allgemeine Verwaltung
Beschluss:
1. Die Ratsversammlung nimmt den Sachstand zur notwendigen strategischen Neuausrichtung der
VWA infolge veränderter bildungspolitischer Schwerpunktsetzungen und angekündigter Absicht
eines Rückzuges der Mitgesellschafterin IHK zu Leipzig zum 31.12.2015 zur Kenntnis.
2. Der Oberbürgermeister wird mit der Umsetzung aller mit einem Austritt der Mitgesellschafterin
IHK verbundenen Maßnahmen in der Gesellschafterversammlung der VWA GmbH beauftragt.
3. Der Ratsversammlung ist 2016 eine Konzeption vorzulegen, die hinsichtlich des Aufgabenbereiches "Studieninstitut" den verwaltungsinternen Aus- und Fortbildungserfordernissen Rechnung
trägt und hinsichtlich des Aufgabenbereiches "Studiengänge" vorrangig Kooperationsmöglichkeiten mit anderen Bildungsträgern anstrebt. Die Konzeption beinhaltet auch einen Vorschlag über
Umfang und Form der zukünftigen rechtlichen Ausgestaltung der bisherigen Aufgabenbereiche
der VWA GmbH.
Abstimmungsergebnis:
einstimmig angenommen
TOP 19.6 Bau- und Finanzierungsbeschluss Feuerwehrzentrum Leipzig, Gerhard-Ellrodt-Straße 29d, 04249 Leipzig, Neubau 2. BA Verwaltungsgebäude, 3. BA
Werkstattgebäude, Außenanlagen, Kompensationsmaßnahmen
Vorlage: VI-DS-01776
Einreicher: Dezernat Stadtentwicklung und Bau
Einreicher: Dezernat Umwelt, Ordnung, Sport
Beschluss:
1. Die Baumaßnahme wird realisiert (Baubeschluss Hauptsatzung § 8 in der zur Zeit gültigen Fassung).
2. Die Gesamtkosten betragen 12.685.970 €. Der geplante, städtische Anteil beträgt 9.809.970 €, siehe
Pkt. 6 der Vorlage.
3. Die Mittel von derzeit 9.800.000 € sind wie folgt im Finanzhaushaltsplan 2015/2016 ff im
PSP- Element 7.0000168.700 Feuerwehrzentrum Südwest Sachkonto 78511000 eingestellt.
2015: 3.720.700 €
2016: 4.000.000 €
-322017: 2.079.300 €
Summe: 9.800.000 €
Anmerkung: Da über das Projekt 7.0000168 Feuerwehrzentrum jedoch noch das Neubauvorhaben zur
Errichtung der Abstellhalle Teil 2 (Beschluss: VI-DS-01096) abgebildet wird, ist der zu kompensierende
Mehrbedarf, der eigentliche bei 2.885.970 € liegt, noch höher und wird mit 4.290.270 € beziffert (siehe
Punkt 6 der Begründung).
4. Die Auszahlungsansätze im PSP-Element 7.0000168.700 müssen daher im Zuge der bevorstehenden HH-Planung 2017ff wie folgt neu beantragt und beschlossen werden:
5. Die Einzahlungen aus Zuwendungen des Freistaates Sachsen aus der Richtlinie Feuerwehrwesen
(RLFw) im PSP-Element 7.0000168.705 werden, wie im Begründungstext, Pkt. 6 beschrieben, wie folgt
neu veranschlagt:
6. Für die Folgejahre werden die benötigten VE's (7.0000168.700) wie folgt neu bestätigt und
entsprechend § 81 Abs. 5 SächsGemO umgewidmet:
Alt
in 2016 und kassenwirksam in 2017: 1.809.300 €
in 2017 und kassenwirksam in 2018: 0 €
Neu:
3.729.300 €
2.400.000 €
Die Deckung erfolgt aus den VE's des Projektes 7.0000162 Spezialfahrzeuge Fw.
7. Die Beschlusspunkte, insbesondere die Punkte 4 bis 6, stehen unter dem Vorbehalt der
-33Beschlussfassung und Genehmigung der Haushaltssatzung 2017/2018 und der Bestätigung der Fördermittel. Mit der Förderung aus der Richtlinie Feuerwehrwesen (RLFw) besteht für die Stadt Leipzig ein erhöhtes Fördermittelrisiko, was in der Begründung unter Punkt 5 näher erläutert wird.
8. entfallen
9. Im Haushaltsjahr 2017 fallen entsprechend Tabelle 1 die Nutzungskosten anteilig an
Verwaltungsgebäude, anteilig, voraus ab 01.08.2017
KG 200: Objektmanagementkosten
0€
KG 300: Betriebskosten
25.990 €
KG 400: Instandsetzungskosten
19.182 €.
Diese werden zunächst zur Kenntnis genommen. Über eine zusätzliche Bereitstellung ist im Rahmen
der Haushaltsplanung 2017 ff. zu entscheiden. Die Mittel sind dann entsprechend durch das Fachamt
anzumelden.
10. Im Haushaltsjahr 2018 fallen entsprechend Tabelle 1 und 2 die Nutzungskosten voll bzw. anteilig an
Verwaltungsgebäude, voll
KG 200: Objektmanagementkosten
KG 300: Betriebskosten
KG 400: Instandsetzungskosten
0€
62.376 €
46.038 €
Werkstattgebäude, anteilig voraus. ab 01.09.2018
KG 200: Objektmanagementkosten
0€
KG 300: Betriebskosten
52.070 €
KG 400: Instandsetzungskosten
25.188 €.
Diese werden zunächst zur Kenntnis genommen. Über eine zusätzliche Bereitstellung ist im Rahmen
der Haushaltsplanung 2017/2018 zu entscheiden. Die Mittel sind dann entsprechend durch das
Fachamt anzumelden.
11. Im Haushaltsjahr 2019 fallen entsprechend Tabelle 2 die Nutzungskosten voll an
Werkstattgebäude, voll
KG 200: Objektmanagementkosten
KG 300: Betriebskosten
KG 400: Instandsetzungskosten
0€
156.211 €
75.565 €.
Diese werden zunächst zur Kenntnis genommen. Über eine zusätzliche Bereitstellung ist im Rahmen
der Haushaltsplanung 2019 ff. zu entscheiden. Die Mittel sind dann entsprechend durch das Fachamt
anzumelden.
Abstimmungsergebnis:
einstimmig angenommen
-34TOP 19.7 Planungsbeschluss für den Neubau einer vierzügigen Grundschule mit Dreifeldsporthalle in der Rolf-Axen-Straße in Leipzig Kleinzschocher verbunden
mit einer außerplanmäßigen Auszahlung gemäß § 79 (1) SächsGemO
Vorlage: VI-DS-01784
Einreicher: Dezernat Jugend, Soziales, Gesundheit und Schule
Beschluss:
1. Für den Neubau einer vierzügigen Grundschule mit Dreifeldsporthalle in der Rolf-Axen-Straße in
Leipzig Kleinzschocher auf den Flurstücken 282, 283, 284, 281e, Gemarkung Kleinzschocher
wird der Grundsatz - und Planungsbeschluss gefasst.
2. Die notwendigen Planungsmittel i.H. von 900.000 € werden im Haushaltsjahr 2015 2016 im
PSP-Element "Neubau GS mit Dreifeldsporthalle Rolf-Axen-Straße (7.0001490.700)" als außerplanmäßige Auszahlung nach § 79 (1) SächsGemO bereitgestellt. Die Deckung erfolgt aus der
Kostenstelle "unterjährige Finanzierung ohne Deckung FH (Invest/1098700000). Die Mittelbereitstellung erfolgt unter dem Vorbehalt des Eigentumsübergangs der Grundstücke.
Abstimmungsergebnis:
einstimmig angenommen bei 2 Enthaltungen
TOP 19.8 Neufassung Fachförderrichtlinie über die Gewährung eines Zuzugsbonusses
für Studenten in der Stadt Leipzig
Vorlage: VI-DS-01807
Einreicher: Dezernat Umwelt, Ordnung, Sport
Beschluss:
Die Neufassung der Fachförderrichtlinie über die Gewährung eines Zuzugsbonusses für Studenten in
der Stadt Leipzig (Anlage) wird bestätigt. Gleichzeitig wird der Ratsbeschluss RBV-882/11 aufgehoben.
Abstimmungsergebnis:
einstimmig angenommen
TOP 19.9 Bebauungsplan Nr. 425 "Wohnsiedlung Emil-Teich-Straße";
Stadtbezirk Südwest, Ortsteil Knautkleeberg-Knauthain;
Aufstellungsbeschluss
Vorlage: VI-DS-01815
Einreicher: Dezernat Stadtentwicklung und Bau
Beschluss:
Die Aufstellung des Bebauungsplanes Nr. 425 „Wohnsiedlung Emil-Teich-Straße“ wird für das im Übersichtsplan dargestellte Gebiet gemäß § 2 Abs. 1 BauGB beschlossen.
Abstimmungsergebnis:
-35-
einstimmig angenommen
TOP
19.10
Zusatzfestlegung zum Verkehrsleistungsfinanzierungsvertrag im Zusammenhang mit der Begrenzung des Höchstbetrages für die Jahre 2015/2016 auf 45
Mio. €
Vorlage: VI-DS-01868
Einreicher: Dezernat Stadtentwicklung und Bau
Beschluss:
Die Ratsversammlung stimmt der Zusatzfestlegung zum Verkehrsleistungsfinanzierungsvertrag (VLFV)
zu. In Abstimmung mit der Leipziger Versorgungs- und Verkehrsgesellschaft (LVV) mbH und der Leipziger Verkehrsbetriebe (LVB) GmbH soll der Maximalbetrag von 45 Mio. € für die Jahre 2015 und 2016
entsprechend des VLFV, § 2 Abs. 4a, fortgeschrieben werden.
Abstimmungsergebnis:
mehrheitlich angenommen bei einigen Gegenstimmen und einigen Enthaltungen
TOP
19.10.1
dazu ÄA
Vorlage: VI-DS-01868-ÄA-01
Einreicher: Fraktion DIE LINKE
Beschlussvorschlag:
Die Ratsversammlung stimmt bestätigt die derzeit gültige Fassung der Zusatzfestlegung zum Verkehrsleistungsfinanzierungsvertrag (VLFV) zu vom 23.12.2013.
In Abstimmung mit der Leipziger Versorgungs- und Verkehrsgesellschaft (LVV) mbH und der Leipziger
Verkehrsbetriebe (LVB) GmbH soll der Maximalbetrag von 45 Mio. € auf mindestens 48 Mio. € für die
Jahre 2015 und 2016 entsprechend des VLFV § 2 Abs. 4a fortgeschrieben werden.
Abstimmungsergebnis:
mehrheitlich abgelehnt bei einigen Gegenstimmen und einigen Enthaltungen
TOP
19.11
Neufestsetzung der Eintrittspreise für Museumsnächte
Vorlage: VI-DS-01887
Einreicher: Dezernat Kultur
Beschluss:
-361. Die Ratsversammlung beschließt die Neufestsetzung der Eintrittspreise für städtisch organisierte Museumsnächte gemäß ANLAGE 1.
2. Die Regelung tritt zum 01.02.2016 in Kraft.
3. Der Beschluss der Ratsversammlung RBV-316/10 wird geändert.
4. Museen und Sammlungen, welche die Kriterien zur Teilnahme an der Museumsnacht erfüllen und unmittelbar an den Stadtgrenzen von Leipzig und Halle liegen sowie mit dem Ticket der Museumsnacht innerhalb der gültigen Tarifzonen zu erreichen sind, können bei Bedarf in die Museumsnacht aufgenommen werden.
Abstimmungsergebnis:
einstimmig angenommen
TOP
19.12
Ausführungsbeschluss zur Vergabe der Postdienstleistungen für die Stadtverwaltung Leipzig
Vorlage: VI-DS-01893
Einreicher: Dezernat Allgemeine Verwaltung
Beschluss:
1. Der Ausführungsbeschluss zur Vergabe der Postdienstleistung für die Stadtverwaltung Leipzig
wird bestätigt.
2. Der Ausführungsbeschluss umfasst die voraussichtlichen Gesamtaufwendungen mit folgenden
Postsendungen und Leistungsarten:
・ Briefsendungen, ohne Zusatzleistungen, nationaler und internationaler Versand, alle Formate/Gewichte im Wert von ca. 1,18 Mio. Euro/p.a.
・ Paketsendungen, ohne Zusatzleistungen, nationaler und internationaler Versand, alle Formate/Gewichte im Wert von ca. 30 Tsd. Euro/p.a.
3. Es wird zur Kenntnis genommen, dass die zentrale Dienstleistung Post die gesamte Stadtverwaltung Leipzig und die Fraktionen umfasst. Die Dienstleistung umfasst auch teilweise die Eigenbetriebe und ihre Nachfolgeeinrichtungen sowie städtische Unternehmen und Beteiligungen der
Stadt Leipzig, die aus der Kernverwaltung ausgegliedert, aber die Postausgangsbearbeitung bei
der Zentralen Poststelle belassen haben.
Abstimmungsergebnis:
einstimmig angenommen
TOP
19.13
Stellungnahme der Stadt Leipzig zum bergrechtlichen Planfeststellungsverfahren zur Weiterführung des Kiessandtagebaus Kleinpösna im Baufeld 5b
Vorlage: VI-DS-01901-NF-02
Einreicher: Dezernat Stadtentwicklung und Bau
Beschluss:
-37-
Die Ratsversammlung beschließt die Stellungnahme der Stadt Leipzig zum bergrechtlichen Planfeststellungsverfahren zur Weiterführung des Kiessandtagebaus Kleinpösna im Baufeld 5b.
Die Ratsversammlung beschließt die Stellungnahme der Stadt Leipzig zum bergrechtlichen Planfeststellungsverfahren zur Weiterführung des Kiessandtagebaus Kleinpösna im Baufeld 5b im
Wortlaut der Fassung vom 02.12.2015 (VI-DS-1901-NF-01).
Abstimmungsergebnis:
24/22/0
TOP
19.13.1
dazu ÄA
Vorlage: -01901-NF-02-ÄA-01
Einreicher: Fraktion Bündnis 90/Die Grünen
angenommen
TOP
19.13.2
dazu ÄA
Vorlage: -01901-NF-02-ÄA-02
Einreicher: Fraktion DIE LINKE
erledigt durch Annahme des Änderungsantrages VI-1901-NF-ÄA-01
TOP
19.14
Neufestsetzung der Eintrittspreise für den städtischen Eigenbetrieb Oper
Leipzig ab der Spielzeit 2016/2017 (privatrechtliche Entgeltordnung)
Vorlage: VI-DS-01949
Einreicher: Dezernat Kultur
Beschluss:
1. Die Ratsversammlung beschließt die Neufestsetzung der Eintrittspreise und Ermäßigungen für
den städtischen Eigenbetrieb Oper Leipzig für Vorstellungen und sonstige Veranstaltungen ab
dem 01.08.2016 gemäß Anlage 1.
2. Der Beschluss der Ratsversammlung RBV-1260/12 vom 20.06.2012 wird mit Wirkung
01.08.2016 aufgehoben.
Abstimmungsergebnis:
einstimmig angenommen
TOP
19.15
Straßenbenennung 3/2015
Vorlage: VI-DS-01974
Einreicher: Dezernat Allgemeine Verwaltung
Beschluss:
1. Der Beschluss der Ratsversammlung vom 08.07.2015 „Straßenbenennung 2/2015“ (Vorlage
-38VI-DS-01346) wird in Beschlusspunkt 2.3 aufgehoben.
2. Der Abschnitt der Lützner Straße zwischen Jahnallee und Zschochersche Straße (Stadtbezirk Alt-West, Ortsteile Lindenau und Altlindenau) wird in Bowmanstraße umbenannt.
Abstimmungsergebnis:
einstimmig angenommen
TOP
19.16
Neufestsetzung der Eintrittspreise für das Gewandhaus zu Leipzig ab der
Spielzeit 2016/2017 (privatrechtliche Entgeltordnung)
Vorlage: VI-DS-02053
Einreicher: Dezernat Kultur
Beschluss:
1. Die Ratsversammlung beschließt die Neufestsetzung der Eintrittspreise und Ermäßigungen für
das Gewandhaus zu Leipzig für Konzerte und sonstige Veranstaltungen ab dem 01.08.2016 gemäß Anlage 7.
2. Der Beschluss der Ratsversammlung RBV-1881/13 vom 11.12.2013 wird mit Wirkung
01.08.2016 aufgehoben.
Abstimmungsergebnis:
einstimmig angenommen
TOP 20
Aktueller Sachstand und weitere Planungen für die Unterbringung von Geflüchteten in der Zuständigkeit der Stadt Leipzig - Stand: 14.01.2016
Vorlage: VI-DS-02269
Einreicher: Dezernat Jugend, Soziales, Gesundheit und Schule
TOP 21
Informationen I
TOP 21.1 Benennung der Auswahlkommission zur Besetzung der Stelle des/der Beigeordneten für Kultur
Vorlage: VI-DS-02250
Einreicher: Oberbürgermeister
zur Kenntnis genommen
TOP 21.2 Handreichung zur Kinder- und Jugendbeteiligung bei Schulbaumaßnahmen
Vorlage: VI-DS-01847
Einreicher: Dezernat Jugend, Soziales, Gesundheit und Schule
-39-
zur Kenntnis genommen
TOP 21.3 Investitionsbedarf für Spielplatzneu- und -ersatzbauten - Umsetzung des Beschlusses V/A 573 zum Antrag A-00095/14
Vorlage: VI-DS-01663
Einreicher: Dezernat Umwelt, Ordnung, Sport
zur Kenntnis genommen
TOP 21.4 Aufgabenübertragung der Förderung von Diensten und Angeboten nach der
Betreuungs- und Angeboteverordnung auf den Kommunalen Sozialverband
Sachsen
Vorlage: VI-DS-02001
Einreicher: Dezernat Jugend, Soziales, Gesundheit und Schule
Beschluss:
Der Oberbürgermeister wird ermächtigt, die Verwaltungsvereinbarung zur Aufgabenbetrauung des Kommunalen Sozialverbandes Sachsen mit der Wahrnehmung der Aufgaben der Förderung von Diensten
und Angeboten nach der BAVO für die Stadt Leipzig abzuschließen.
Abstimmungsergebnis:
einstimmig angenommen
TOP 21.5 Finanzbericht 2015 zum Stichtag 30.09.2015
Vorlage: VI-DS-02130
Einreicher: Dezernat Finanzen
zur Kenntnis genommen
TOP 21.6 Bericht der Geschäftsführung der Leipziger Wohnungs- und Baugesellschaft
mbH (LWB) zur Umsetzung der Eigentümerziele der LWB
Vorlage: VI-DS-02080
Einreicher: Oberbürgermeister
zur Kenntnis genommen
TOP 21.7 Sponsoringbericht der Stadt Leipzig für das Jahr 2014
Vorlage: VI-DS-02027
Einreicher: Dezernat Finanzen
zur Kenntnis genommen
-40TOP 21.8 Kommunalfinanzpaket – Aktueller Sachstand zum Verhandlungsergebnis der
kommunalen Spitzenverbände (SSG und SLKT) mit dem Freistaat Sachsen
Vorlage: VI-DS-02103
Einreicher: Dezernat Finanzen
vertagt
Änderungen/Ergänzungen sind fett/kursiv hervorgehoben.
Leipzig,
Oberbürgermeister Jung
ausgefertigt:
Schurig
RATSVERSAMMLUNG VOM 20. JANUAR 2016
1
Eröffnung und Begrüßung
Oberbürgermeister Jung: Meine sehr verehrten
Damen und Herren! Ich begrüße Sie ganz herzlich zu unserer Ratsversammlung. Ebenso begrüße ich die Gäste und die Vertreter der Medien.
Zu Beginn der Ratsversammlung muss ich Sie
leider informieren, dass unser langjähriger Stenograf, Herr Manfred Kehrer, am 6. Januar im Alter von 79 Jahren verstorben ist. Sie alle kennen
Herrn Kehrer. Er saß in unseren Ratsversammlungen oft hier vorn. Über Jahrzehnte schrieb er
die Protokolle sämtlicher Sitzungen, der Sitzungen des Stadtrats und der Stadtverordneten. Wir
trauern um einen sehr geschätzten Kollegen, einen Meister seines Fachs. Ich würde Sie bitten,
sich kurz zu erheben.
(Die Anwesenden erheben sich)
Ich danke Ihnen sehr herzlich.
Meine Damen und Herren, heute ist wieder ein
Mitarbeiter der Lecos anwesend. Sollte es Probleme mit dem WLAN geben, melden Sie sich bitte bei ihm.
Die Niederschrift der heutigen Sitzung bitte ich
von Herrn Deissler und Herrn Keller unterschreiben zu lassen. Wie üblich wird im Nachgang mit
dem BfR Kontakt aufgenommen.
Die Tagesordnung wurde am 16. Januar bekannt
gemacht.
Entschuldigt haben sich heute Frau Dr. Heymann, Herr Wehmann und Herr Morlok. § 20 ist
Ihnen bezüglich der Befangenheiten gegenwärtig. Wenn Sie vorzeitig gehen müssen, bitte ich
Sie, sich bei uns abzumelden.
2
Feststellung der Beschlussfähigkeit
Um 14 Uhr waren 57 Stadträtinnen und Stadträte
anwesend. Damit sind wir beschlussfähig.
3
Feststellung der Tagesordnung
Nehmen Sie bitte die Tagesordnung zur Hand.
TOP 19.2 wird vor dem TOP 19.1 aufgerufen.
Die Informationsvorlage 21.4 wird nun als Beschlussvorlage behandelt und unter TOP 19.17
eingeordnet.
Die Aktuelle Stunde unter TOP 8 wird natürlich
um ein Thema erweitert, nämlich die Ereignisse
in Leipzig am 11. Januar. Wir können nicht nur
über den 12. Dezember reden, sondern müssen
auch den 12. Januar thematisieren. Zur Aktuellen
Stunde haben wir Polizeipräsident Merbitz sowie
Herrn Professor Mühler eingeladen. - Ich sehe,
Sie haben schon Platz genommen. Danke
schön, dass Sie sich bereit erklärt haben.
Folgende Tagesordnungspunkte werden von der
heutigen Tagesordnung abgesetzt: 11.1, 15.4,
16.3, 16.8, 19.1.1 - durch die Vorlage ist der Antrag hinfällig -, 19.4 - hier gibt es noch Beratungsbedarf - sowie 21.8. Die Einwohneranfrage
unter Tagesordnungspunkt 10.2 wird wie üblich
gegen 17 Uhr aufgerufen.
So weit meine Bemerkungen zur Tagesordnung.
Gibt es aus Ihrer Mitte Hinweise? - Herr Maciejewski.
Stadtrat Maciejewski (CDU): Herr Oberbürgermeister! Zwei große Leipziger Tageszeitungen
berichten heute übereinstimmend über Vorkommnisse in Leipziger Schwimmbädern. Ich
möchte Sie namens meiner Fraktion bitten, im
Bericht des Oberbürgermeisters dazu Ausführungen zu machen, damit wir unser Wissen nicht
nur der Presse entnehmen. - Danke schön.
Oberbürgermeister Jung: Dazu mache ich mir
noch Gedanken. - Gibt es weitere Bemerkungen
zur Tagesordnung? - Das ist nicht der Fall.
Dann stelle ich die ordnungsgemäße Ladung
sowie die Tagesordnung einschließlich der vorgenannten Änderungen fest.
4
Bekanntgabe von Beschlüssen aus
nichtöffentlicher Sitzung
- Vorzeitige Terminierung der CBLTransaktion
Trinkwassernetze
der
KWL - Bestätigung von außerplanmäßigen Auszahlungen und überplanmäßigen Aufwendungen nach § 79 (1)
SächsGemO in 2015
Da der Beschlusstext sehr umfänglich ist, möchte ich Ihnen vorschlagen, den Beschlusstext zu
Protokoll zu nehmen. Dann kann ich auf das Vorlesen verzichten.
Hinweisen möchte ich aber darauf, dass nunmehr alle wesentlichen Eckpunkte der Umsetzung erfüllt sind. Am 17. Dezember haben sich
alle Transaktionsvertragsparteien auf Grundlage
des Ratsbeschlusses einvernehmlich auf eine
vorzeitige Beendigung verständigt. Die damit di-
Verlaufsprotokoll vom 20.01.2016
Seite |2
rekt verbundenen vertraglichen Vereinbarungen
traten am 18. Dezember in Kraft.
5.2 Niederschrift der Sitzung vom 19.11.2015
- Teil II. Verlaufsprotokoll (S1/2015/328)
Die Verfahren des Dokumentenaustauschs sowie der Finanztransaktionen sind abgeschlossen. Dies bedeutet konkret: Es wurden Zahlungen an den US-Investor Verizon in Höhe von
rund 96 Millionen US-Dollar und Zahlungen im
Ergebnis der Veräußerung der MBIA-Anleihe in
Höhe von rund 33 Millionen US-Dollar an die
Stadt Leipzig abgeschlossen bzw. banktechnisch
abgewickelt. Die Endabrechnung der Transaktionen auf Heller und Cent kann bis zum 30. Juni
erfolgen. Ich werde dementsprechend die Gremien informieren.
Gibt es dazu Hinweise? - Das ist nicht der Fall.
Dann ebenfalls so bestätigt.
Finanztechnisch haben wir im Ergebnis noch in
2015 rund 60 Millionen Euro in risikoarme Kreditverhältnisse mit festen Zinssätzen über eine
sich an der Entschuldungskonzeption der Stadt
orientierten Laufzeit von 21,5 Jahren umgeschuldet. Vielen Dank an Herrn Bürgermeister
Bonew, der auch im Verwaltungsausschuss
schon dazu berichtet hat.
Dieser Punkt entfällt.
Berücksichtigt man den ehemals seitens Leipzig
vereinnahmten Barwertvorteil in Höhe von insgesamt rund 15 Millionen Euro und dessen Verzinsung von rund 6 Millionen, so bleibt ein effektiver Negativsaldo von rund 39 Millionen Euro.
Unter den gegebenen Rahmenbedingungen natürlich schmerzhaft, aber im Lichte der drohenden und unkalkulierbaren Risiken der Zukunft ein
zufriedenstellendes Ergebnis. Es ist gelungen,
große und nicht kalkulierbare Risiken von bis zu
250 Millionen US-Dollar nunmehr zu beseitigen.
Eine letzte Information: Nach einer zwischenzeitlichen Stabilisierung erfolgte aktuell gerade wieder eine deutliche Herabstufung des Ratings der
MBIA INC von B2 auf B3, mit negativem Ausblick. Das heißt: Schon heute wäre es für die
Stadt wesentlich ungünstiger, das Geschäft abzuwickeln, als wir es noch im Dezember geschafft haben. Ich denke, wir können alle miteinander froh sein. Ich bedanke mich ausdrücklich
beim Stadtrat für die gute Zusammenarbeit, um
dieses millionenschwere Risiko von der Stadt
abzuwenden.
So weit mein Bericht zum Beschluss aus nichtöffentlicher Sitzung.
5
Niederschrift
Zunächst zu TOP 5.1:
5.1 Niederschrift der Sitzung vom 11.11.2015
- Teil I: Beschlussprotokoll
- Teil II: Verlaufsprotokoll
Gibt es dazu Anmerkungen oder Änderungswünsche? - Das ist nicht der Fall. Dann sind die Niederschriften so bestätigt.
5.3 Niederschrift der Sitzung vom 16.12.2015
- Teil I: Beschlussprotokoll
- Teil II: Verlaufsprotokoll
Das Verlaufsprotokoll folgt erst in der nächsten
Sitzung. - Gibt es Hinweise zum Beschlussprotokoll? - Keine. Dann ebenfalls so bestätigt.
6
7
Eilentscheidung des Oberbürgermeisters
Mandatsveränderungen
Dieser Punkt entfällt ebenfalls.
8
Aktuelle Stunde zu den Ereignissen in
Leipzig rund um den 12.12.2015
Wir hatten im Ältestenrat abgesprochen, dass,
nach der Einführung durch unsere Fachleute, die
Fraktionen fünf bis sieben Minuten Redezeit haben.
In der Ratsversammlung am 16. Dezember diskutierten wir über die Ereignisse am 12. Dezember. Es bestand breiter Konsens, die Geschehnisse im Nachgang mit der gebotenen Sorgfalt
und Sachlichkeit zu besprechen. Für diese Bereitschaft danke ich Ihnen herzlich.
In Vorbereitung der Aktuellen Stunde war es uns
wichtig, die Polizeidirektion Leipzig einzubeziehen; denn vor Ort - auch das sei einmal offen
ausgesprochen und klar gesagt - halten immer
wieder Beamtinnen und Beamten den Kopf hin.
Dieser schwere Dienst bedarf einer Würdigung.
Ich bedanke mich ausdrücklich für den Einsatz
im Dienst und danke Polizeipräsident Merbitz für
seine Bereitschaft, hier vorzutragen.
Ich bedanke mich ebenso bei Herrn Professor
Mühler vom Institut für Soziologie. Herr Professor Mühler stellt seit vielen Jahren seinen Sachverstand für den Kriminalpräventiven Rat der
Stadt Leipzig zur Verfügung. Er nahm bereits an
der Sicherheitspolitischen Stunde im Jahr 2013
als Experte teil. Aus unserem Vorgespräch ergab
sich: Wissenschaftlich, soziologisch fundiert wissen wir immer noch sehr wenig - dazu werden
Sie sicherlich ausführen -; wir tun aber gut daran,
die Hintergründe von unterschiedlichen Bewegungen, auch von Gewaltbewegungen, sorgfältig
zu analysieren. - Ich bedanke mich, dass Sie
sich trotz der noch etwas schwankenden wissenschaftlichen Basis bereit erklärt haben, zu
uns hier zu sprechen.
Verlaufsprotokoll vom 20.01.2016
Meine Damen und Herren, zunächst hat Polizeipräsident Merbitz das Wort. Im Anschluss folgt
Herr Professor Mühler. Danach bitte ich den Kollegen Rosenthal um seine Einschätzung aus
Sicht der Stadt. - Bitte schön, Herr Merbitz.
Polizeipräsident Merbitz: Herr Oberbürgermeister! Meine Damen und Herren Stadträte! Ob
ich mich freue, heute hier zu sein und über diese
Ereignisse zu reden, überlasse ich Ihrer persönlichen Wertung. Mir persönlich fällt es als Polizeipräsident relativ schwer, heute über die Ereignisse von Gewalt in der Stadt Leipzig am 12.
Dezember und am 11. Januar reden zu müssen.
Im Jahr 2015 gab es allerdings noch weitere Ereignisse mit gewalttätigen Ausschreitungen.
Wenn Sie heute von mir erwarten, dass ich Ihnen
im Detail jeden Steinwurf und jede Delle im Auto
erkläre, irren Sie sich. Ich verfolge hier heute ein
ganz anderes Ziel.
Ganz kurz zur Statistik der Ereignisse am
12. Dezember. Das Ausmaß der Gewalt - ich
muss sicherlich keine Bilder hier herumreichen hat uns in den bundesweiten Medien keinen guten Ruf eingebracht. Wir waren am Einsatztag
12. Dezember mit 13 Hundertschaften im Einsatz. Die Versammlungsanmeldung vonseiten
der OfD, der Partei „Die Rechte“ und von Legida
mit dem Ziel, in einem Sternmarsch nach
Connewitz zu ziehen, stellte uns in der Tat vor
eine sehr komplizierte Situation, zumal es auch
jede Menge Aufrufe zu Protesten gegen diese
Veranstaltung gab.
In diesem Zusammenhang möchte ich betonen,
dass wir mit der Versammlungsbehörde hervorragend zusammengearbeitet haben und zusammenarbeiten. Es liegt mir viel daran, das hier in
aller Deutlichkeit zu sagen. Wir haben uns schon
Gedanken gemacht, wie wir diese Aufgabe trotz
Versammlungsgesetz, Meinungsfreiheit und unter Einkalkulierung eventueller Gewalt lösen
können.
Ich gebe zu: Als diese etwa 140 bis 150 Leute
von Legida, den Rechten und der OfD 300 Meter
hin und zurücklaufen durften, hatte ich schon ein
paar Bedenken, als ich die vielen Protestler, darunter viele junge Menschen, an den Fenstern
gesehen habe, die mit tollen Plakaten ihre Meinung zum Ausdruck gebracht haben. So stellt
man sich friedlichen Protest vor. Wissen Sie, warum ich Bedenken hatte? Ich gebe es ehrlich zu:
Ich dachte, hoffentlich fällt kein Blumentopf herunter. Es ist nichts passiert, gar nichts. Im Gegenteil: Der friedliche Protest verlief friedlich.
Entsetzt war ich, als ich erfuhr, dass auf einer
ganz anderen Strecke, auf der aber auch Demonstrationen angemeldet waren, plötzlich ein
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Gewaltexzess vonstattenging, der nach Erklärungsansätzen sucht. Ich mache keinen Hehl daraus: Ich habe mit Hundertschaftsführern der Bereitschaftspolizei gesprochen, die beim Einsatz
zur Eröffnung der EZB in Frankfurt dabei waren.
Sie haben mir gesagt: Dort war es schon
schlimm, aber der 12. Dezember hier war
schlimmer. - Ich habe auch eine junge Beamtin
aus einem anderen Bundesland getroffen, die ihren Helm abgesetzt und geheult hat. Sie hat zu
mir gesagt: Was machen die hier mit uns? Ich
habe doch Kinder.
69 verletzte Polizeibeamten, darunter einige länger im Krankenstand: Das ist kein Ergebnis, auf
das man stolz sein kann. 50 Fahrzeuge beschädigt, zum Teil erheblich. Über die Schadenssumme kann ich Ihnen noch keine konkreten
Angaben machen, schlicht und ergreifend weil
die Fahrzeuge zum Teil noch gar nicht wieder instandgesetzt worden sind. Der Sachschaden an
diesem Tag beläuft sich auf mehrere 100.000 Euro; denn es waren sehr viele Bereiche betroffen,
seien es Schäden an Bankfilialen oder Verkehrsleiteinrichtungen, seien es Schäden aufgrund
von errichteten Barrikaden. Das war ein Gewaltexzess.
Auch wenn ich weiß, dass ich mit Sicherheit wieder dafür gescholten werde, aber als Polizeipräsident darf ich das sagen, wenn ich mich an die
Definition der politisch motivierten Kriminalität
halte: Das waren linksextremistische Gewalttäter.
Ich differenziere sehr wohl zwischen friedlichem
Protest und offener Gewalt. Ich werfe nicht alles
in einen Topf. Es waren über 1.000 linksextremistische Gewalttäter beteiligt. Wir haben gegenwärtig Ermittlungsverfahren im hohen zweistelligen Bereich laufen. Wir haben eine Ermittlungsgruppe gebildet, die sich den Ereignissen des
12. Dezember annimmt.
Zu Recht haben wir uns die Frage gestellt: Wie
bewerten wir den 12. Dezember? Zu Recht hat
der Oberbürgermeister eingangs aber auch gesagt: Schauen wir uns heute auch den 11. Januar an! Am 11. Januar waren wir mit 23 Hundertschaften im Einsatz. Ich glaube, dass wir das
aufgrund der uns vorliegenden Erkenntnisse relativ gut im Griff gehabt haben. Dass der Leadsänger von Kategorie C kommen und auch ein
paar Worte sprechen will und dass mehr rechtsextreme Gewalttäter kommen, das hatten wir
einkalkuliert. Dass es, wenn die politischen Gegner aufeinandertreffen, zu Auseinandersetzungen kommen kann, war uns auch klar. Damit sie
sich nicht ins Gehege kommen, hatten wir viele
Fahrzeuge als technische Sperre aufgestellt.
Fast fassungslos war ich allerdings, als ich über
Funk mitbekommen habe - das war für mich in
dem Moment rational gar nicht erklärbar -, dass
circa 250 dunkel Gekleidete mit Äxten bewaffnet
durch Connewitz marschieren. Sehen Sie es mir
Verlaufsprotokoll vom 20.01.2016
bitte nach: Meine Intention lag in dem Moment
ganz woanders. Dass in Connewitz ein Gewaltexzess von Hooligans und Rechtsextremisten vonstattenging, der ganz erhebliche Sachschäden verursachte, das sollte man und das
darf man nicht verschweigen. Wir dürfen das
nicht kleinreden und sagen: Dort gab es nur fünf
verletzte Polizisten. - Jeder Polizist, der verletzt
wird, berührt mich.
Auch zu den Ereignissen an diesem Tag haben
wir eine Ermittlungsgruppe gebildet. Man möge
mir an dieser Stelle nachsehen, dass mal von
211 und mal von 226 die Rede war. Als die ersten Zahlen rausgingen, waren wir mit der Identitätsfeststellung und der Beweisaufnahme noch
gar nicht fertig. Die Verfahren vom 11. Januar
werden vom OAZ bearbeitet, die vom 12. Dezember vom Dezernat 5, Staatsschutz.
Die Frage, die mich als Polizeipräsident bewegt,
ist: Wie soll es weitergehen in unserer Stadt angesichts solcher Gewaltexzesse? Wir hatten im
vergangenen Jahr den Angriff auf die Wiedebach-Passage, wir hatten am 5. Juni die Angriffe
anlässlich des Stadtfestes, wir hatten die Angriffe
auf das Bundesverwaltungsgericht und das Landesgericht. Das wiederholt sich fast pausenlos.
Es gibt Leute, die sich rühmen, in der RandaleLiga an erster Stelle zu stehen. - Okay. Man
kann auch Sport machen. - Dieses Bild, was sich
von 2015 bis heute zeichnet, sollte uns alle erschrecken.
Was können wir tun? Wenn Sie heute glauben,
ich stehe hier, um Ihnen irgendwelche Empfehlungen zu geben, irren Sie sich; denn das kann
ich nicht. Ich glaube, wir alle - Sie als Stadträte
und wir als Polizei - sollten uns Gedanken machen, wie wir mit diesem Phänomen umgehen.
Es macht nicht viel Sinn, wenn wir hier eine
Stunde lang debattieren und am Ende froh sind,
dass die Ratsversammlung pünktlich beendet
wird. Ich glaube nicht, dass man das heute ausdiskutieren kann. Aber wir alle - sonst hätten Sie
sich ja nicht wählen lassen - haben ein Herz für
unsere Stadt. Und wenn man diese Stadt liebt,
darf man auch Emotionen zum Ausdruck bringen.
Wie geht es an, dass hier Mandatsträger en gros
verleumdet werden, dass offene Drohungen über
das Internet ausgesprochen werden, dass Büros
von Parteien angegriffen werden, dass Polizeiautos abgefackelt werden und dass all dies fast
schon zur Tagesordnung gehört? Ich bin mir gewiss, dass der größte Teil der Leipziger das nicht
akzeptiert, es nicht akzeptieren kann. Deshalb
bitte ich Sie: Wir müssen die Diskussion öffentlich mit unserer Bevölkerung führen: Gegen Gewalt in Leipzig! Gegen linksextremistische und
rechtsextremistische Gewalt! Es ist doch kein
Geheimnis - das dürfen Sie bitte schön selbst in-
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terpretieren -: Die Gewaltspirale wird weiterlaufen. Und das macht mir sehr große Sorgen.
Zu den einzelnen Beiträgen, die wir hin und wieder auch lesen, sage ich Ihnen unumwunden:
Wir sind keine Bullenschweine. Wir sind auch
keine Schweine.
Man muss uns auch nicht verfolgen, selbst wenn
wir in Zivil auftreten. Wir wollen Recht und Ordnung gewährleisten. In der Tat fällt uns das durch
diese Gewaltbereitschaft zunehmend schwerer.
Meine Polizeidirektion arbeitet eigentlich nur
noch von Einsatz zu Einsatz. Das kann es nicht
sein.
Leipzig will eine tolerante Stadt sein. Das setzt
aber nicht voraus, dass man unter Toleranz „Toleranz von Gewalt“ versteht. Es setzt auch nicht
voraus, dass irgendeine demokratische Partei
das für sich in Anspruch nimmt. Ich glaube vielmehr, wir sollten uns ganz schnell parteienübergreifend verständigen.
Ich wiederhole mich gern - ich weiß, dass ich dafür wieder viele Facebook-Einträge bekomme -:
Legida tut der Stadt nicht gut. Man muss in der
Tat über Probleme reden, aber so tut es der
Stadt nicht gut. Genauso wie es ihr nicht guttut,
dass die Polizei Woche für Woche mit Hundertschaften aufmarschieren muss und das öffentliche Leben zum Erliegen kommt. Das hat diese
Stadt nicht verdient.
Ich habe eine Bitte an Sie alle: Lassen Sie uns
gemeinsam darüber diskutieren, wie wir dieser
Gewalt im wahrsten Sinne des Wortes Herr werden. Herr Professor Mühler ist nicht ohne Grund
hier; wir haben uns schon des Öfteren darüber
unterhalten. Ich plädiere sehr dafür, dass wir uns
jetzt wissenschaftlich, aber auch pragmatisch
Gedanken über die Ursachen machen. Ich bin
sehr dafür, dass wir uns in einer Studie oder wie
immer man das nennen mag damit auseinandersetzen: Wie kommt es zu dieser Gewalt?
Um eines bitte ich Sie auch: Rechtsfreie Räume
darf es in dieser Stadt nicht geben. Sicherheit
und Ordnung gilt für alle, genauso wie Meinungsfreiheit und Versammlungsrecht. Manches ist
nahezu unerträglich. Ich glaube, wir in Leipzig
führen die Spitze an in der Bundesrepublik mit
über 100 Demonstrationen, Aufzügen, Mahnwachen und Ähnlichem. In der Beziehung ist
Leipzig wieder wahnsinnig tolerant. Gerade erst
gab es eine Mahnwache gegen Tiere, die keiner
kennt. - Okay, von mir aus. - Die Nächste richtet
sich gegen das Fleischessen. - Okay, damit kann
ich leben. - Manche Leute melden etwas an, was
sich gegen sie selbst richtet. - Das kann ich auch
verstehen. - Das ist Meinungsfreiheit - ja; aber
Verlaufsprotokoll vom 20.01.2016
ohne Gewalt; denn die kann die Polizei nicht
gutheißen, egal in welcher Phase.
Deshalb fordere ich auf: Diskutieren Sie mit uns!
Reden Sie mit uns! Ich erwarte von Ihnen aber
auch ganz konkrete Vorschläge, was wir gemeinsam tun können. Wir alle stehen in einer
gemeinsamen Verantwortung. Die Diskussionen
innerhalb von Fachgremien sind wichtig. Auch
die Diskussionen innerhalb der verschiedenen
demokratischen Parteien sind notwendig. Ich
glaube aber, wir müssen die Diskussionen auch
öffentlich führen. Dass es hier bisher keine Zwischenrufe gab, werte ich als positives Zeichen.
Es stimmt mich auch optimistisch, wie viele Leute sich nach dem 12. Dezember und dem 11. Januar. bereit erklärt haben, sich als Zeugen zur
Verfügung zu stellen und uns eigenes Bildmaterial zu übergeben.
Erlauben Sie mir, noch eines zu sagen: Ich
möchte dem Ernst der Stimmung etwas Sarkasmus beimischen: Ja, in der Tat ist es uns gelungen, in Connewitz 226 Gewalttäter vorläufig festzunehmen. Wir hatten die ganze Nacht über gut
zu tun in unserem Polizeigewahrsam. Nun habe
ich mir gedacht - ich gebe ja zu, das war ein
klein wenig naiv; deswegen bin ich auch nicht
nach Connewitz gefahren -: So viele Blumen
kannst du gar nicht schleppen. - Falsch gedacht!
Obwohl wir dort Hervorragendes geleistet hatten,
wurden wir mit Pflastersteinen empfangen. Ist
das normal? Ist es normal, dass man, wenn Bedienstete das tun, was immer wieder gefordert
wird, nämlich so viele Gewalttäter wie möglich
festzunehmen - und das haben wir getan, und
zwar mit ordentlicher Beweisführung -, schon
wieder auf der Polizeiführung herumgehackt und
versucht wird, sie zu diffamieren? Wir hatten dort
auch fünf verletzte Polizisten. Wir haben dort eine Frau und einen Journalisten mit unseren
Schilden vor Steinwürfen geschützt. - Aber das
wird einfach weggelassen; das spielt keine Rolle.
Es tut weh, festzustellen, wie manches in den
Medien verklärt wird.
Nun sage ich aber ganz bewusst: Es wäre
falsch, jetzt den breiten Fächer aufzumachen
und alle in Gesamthaftung zu nehmen, wohl aber
diejenigen, die Gewalt ausüben. Wir haben jetzt
ein Problem mit Linksextremismus und mit
Rechtsextremismus. Das ist in dieser Kombination und mit der Gewaltausübung das Schlimmste,
was man sich vorstellen kann. Ich sage es noch
einmal: Wir alle sind jetzt gefordert, in unserer
Stadt Sicherheit und Ordnung wiederherzustellen, und dafür zu sorgen, dass es nicht wieder zu
solchen Gewaltexzessen kommt.
Die Meinungen in der Bevölkerung, egal welcher
Schicht sie angehört, sind verheerend. Es ist
nicht fünf vor zwölf. Es ist fünf nach zwölf. Als
Polizeipräsident der Polizeidirektion von Leipzig
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stehe ich Ihnen gern zur Verfügung, Gespräche
zu führen, aber im Kreise der Polizei, damit wir
diesem Phänomen bzw. diesen Gewaltexzessen
gemeinsam Einhalt gebieten. Darum werbe ich
heute. Jeder soll sich angesprochen fühlen. Politische Auseinandersetzungen, wie wir sie in 2015
ganz aktiv hatten, dürfen nicht mit Gewalt geführt
werden.
Ich erwarte sowohl von Ihnen als auch von uns,
dass wir das auf demokratische Art und Weise
tun. Ich glaube auch, dass wir mit Worten mehr
gegen Gewalt erreichen können. Deshalb noch
einmal meine Bitte an Sie: Lassen Sie uns diesen Weg gemeinsam gehen! Dafür hat übrigens
auch der Oberbürgermeister geworben. Ich würde Ihnen auch gern Fragen beantworten, aber
ich glaube, das darf ich gar nicht.
Oberbürgermeister Jung: Heute nicht.
Polizeipräsident Merbitz: Ich fühle mich in meinen demokratischen Rechten jetzt nicht eingeschränkt; ich kenne die Spielregeln. - Dennoch
meine eindringliche Bitte an Sie alle: Betrachten
Sie diese Ereignisse mit sehr viel Klugheit und
kühlem Verstand! Es ist unsere Stadt. Es muss in
unser aller Interesse liegen, alles für unsere
Stadt Leipzig zu tun. - Vielen Dank.
Oberbürgermeister Jung: Vielen Dank, Herr
Polizeipräsident. - Das Wort hat Herr Professor
Mühler.
Prof. Dr. Mühler: Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister! Sehr geehrte Damen und Herren
Stadträte! Ich möchte zu drei Dingen etwas sagen: Stadt und Gewalt, Gewalt entgegenwirken
und Zivilcourage fördern.
Stadtluft macht frei, sagte man bereits im Mittelalter. Auch wenn die Konnotation damals etwas
anders war als heute, treffen zwei Dinge zu,
nämlich: Stadt steht für sinkende informelle Sozialkontrolle, das heißt eben auch: Freimachen
von vielfältigen Ansprüchen anderer, und zunehmende Toleranz gegenüber Differenz zu anderen. Freiheit und Privatheit sind Güter, die die
Stadt dem Einzelnen zur Verfügung stellt. In der
Stadt leben sehr verschiedene soziale Gruppen,
Milieus, Schichten mit zum Teil sehr unterschiedlichen Interessen. Daraus entstehen und existieren Gegensätze. Es konzentrieren sich Konflikte
auf einem kleinen Raum. Auf der Grundlage de-
Verlaufsprotokoll vom 20.01.2016
mokratischer Regeln können sie auch öffentlich
für alle sichtbar ausgetragen werden.
Die Stadt hat eine Grundfunktion. Sie ist, wenn
man das mechanisch ausdrückt, eine soziale Integrationsmaschine und damit die Grundlage
moderner Gesellschaft. In ihr entstehen Opportunitäten für Begegnung; das ist der grundlegende Punkt. Das heißt: Die Menschen dieser verschiedenen sozialen Schichten und Milieus begegnen sich tagtäglich. Sie haben die Chance damit nehme ich Bezug auf eine der freundlichsten Hypothesen der Sozialpsychologie - zu Kontakt. Begegnung, Kontakt eröffnet die Chance,
Vorurteile und Stereotype zu senken.
Auf der anderen Seite kann man mit Beginn des
21. Jahrhunderts in Europa bemerken, dass Gewaltexzesse - so muss man sie nennen - in Städten zunehmen. Paris 2005: Über Wochen fanden
dort Auseinandersetzungen statt; 6.000 Verhaftungen, 130 Verletzte, 3 Tote, über 10.000 demolierte Fahrzeuge. - London 2011: ganz ähnliche
Erscheinungen. - Stuttgart 2010 hat sogar einen
neuen Begriff hervorgebracht: den Wutbürger,
aus der Mitte der Gesellschaft kommende Menschen, die protestieren, weil sie sich von politischen Entscheidungen ausgeschlossen fühlen,
wobei auch Gewalt in Kauf genommen wird. Leipzig 2007: 800 Hooligans liefern sich nach einem Fußballpokalspiel eine Straßenschlacht mit
der Polizei; 42 Verletzte, davon 36 Polizisten. Leipzig 2015: Holi-Fans, die sich sonst mit Farbbeuteln bewerfen, verwüsten, weil es an dem
Tag regnete, einen Getränkemarkt. - Die vorläufigen Höhepunkte: politisch motivierte Gewalt im
Dezember und im Januar. - Wir können sehen,
dass in verschiedenen sozialen Milieus Gewaltpotenziale heranwachsen, die deutlich bedrohlich sind.
Die Kriminologie - ich beziehe mich hier auf den
australischen Kriminologen Braithwaite und andere, die sich auf umfangreiches empirisches
Material stützen - nennt zwei Faktoren, die für
die Zunahme der Wahrscheinlichkeit von Kriminalität stehen: Zum einen sind es personale Risikofaktoren. Jung, männlich, ledig, in Städten lebend, ohne konkrete soziale Verpflichtungen:
Das steigert die Wahrscheinlichkeit von Kriminalität.
Zum Zweiten sind es räumliche Risikofaktoren.
Ich nahm vorhin auf die Integrationsfunktion von
Stadt Bezug. Die Gegenwirkung ist Entmischung
von Stadt; das heißt Segregation und Gentrifizierung. In der Theorie sozialer Desintegration werden solche Risikofaktoren empirisch geprüft und
genannt. Die Häufung von Menschen mit niedrigem sozioökonomischen Status, hohe ethnische
Heterogenität, hohe residenzielle Mobilität und
wenig selbst genutztes Wohneigentum sind
räumliche Risikofaktoren, die die Entstehung von
Kriminalität begünstigen. Segregation kon-
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zentriert und isoliert soziale Problemgruppen,
und Gentrifizierung entzieht der Stadt soziales
Potenzial zur zivilen Konfliktmilderung. Das sind
Prozesse, denen entgegengewirkt werden muss.
Auf wachsende Gewalt reagieren. Gewalt ist
nicht über Nacht entstanden, und Gewalt wird
auch nicht über Nacht verschwinden. Es ist ein
Prozess, der sich lange Zeit aufgebaut hat, und
es wird viel Geduld nötig sein, ihm entgegenzuwirken.
Erstens. Das Rechtsbewusstsein der Bevölkerung stärken. Franz von Liszt, einer der Begründer der Kriminologie, schrieb Ende des
19. Jahrhunderts: „Eine gute Sozialpolitik ist die
beste Kriminalprävention.“ - In der Tat: Entsteht
ein Problem, gründen wir ein Präventionsprojekt:
Fußball, Drogen, Rechtsextremismus, häusliche
Gewalt, sexuelle Gewalt im Sport. Das entspricht
dem Sozialcharakter unserer Gesellschaft. Die
Bekämpfung von Ursachen hat Priorität.
Gary Becker, Nobelpreisträger für Wirtschaftswissenschaften, brachte in einer Kolumne in der
Business Week in den 90er-Jahren die Stimmung eines Großteils der amerikanischen Bevölkerung angesichts der Kriminalitätsbedrohung
folgendermaßen zum Ausdruck:
Obwohl tiefliegende Ursachen wichtig
sind, kann die Sozialpolitik auf kurze
Sicht nur wenig tun, um die Zahl der
zerbrochenen Familien, der Rassisten,
der schlechten Schulen und der Menschen mit geringen beruflichen Fertigkeiten zu verringern. Die Argumente für
mehr Polizei und zusätzliche Strafen beruhen auf der sofortigen Wirkung, die
diese Maßnahmen erzielen können. Sie
brauchen keine Generation, um wirksam zu werden. Sie können Kriminalität
sofort senken.
Das polarisiert. Aber beides gehört zusammen:
Prävention und Sanktion. Das heißt: Wo mehr
Prävention nicht hilft, muss strafende Prävention
sie ergänzen. Denn die Einhaltung von Rechtsnormen - so hat es Jon Elster ausgedrückt - ist
der Zement sozialer Ordnung. Émile Durkheim,
einer der Begründer der Soziologie, ein Klassiker, hat hinzugesetzt, dass Strafe auch einen direkten Wert für die konforme Bevölkerung aufweist. Sie stärkt die Überzeugung von der Richtigkeit bestehender Normen.
Zweitens: das Vertrauen in die Polizeiarbeit stärken. Die Überzeugung von der Wirksamkeit von
Polizei und Justiz ist eine signifikante Einflussgröße für das Sicherheitsempfinden der Bevölkerung. Die Sicherheitsbefragungen der Stadt 2007
und 2011 konnten dies auch ganz überzeugend
nachweisen.
Verlaufsprotokoll vom 20.01.2016
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Was tun, um das Vertrauen zu stärken? Zum einen: die Transparenz der Polizeiarbeit erhöhen,
indem zum Beispiel bei Demonstrationen die
Kommunikationsstrategien überdacht und moderne Kommunikationsmedien genutzt werden,
die auch die junge Generation verwendet. Zum
Zweiten: Opportunitäten für Begegnung schaffen
- da haben wir wieder die Kontakthypothese -;
das heißt, Polizei für die Bevölkerung als etwas
zum Anfassen erlebbar machen. Drittens: Entfremdung reduzieren oder, anders ausgedrückt,
Polizei und Polizeiarbeit vermenschlichen, sie also für die Bevölkerung greifbar zu machen.
Der Satz erscheint Ihnen vielleicht etwas trocken. Dabei geht es um Kollektivgüter. Ein Kollektivgut ist zum Beispiel die öffentliche Sicherheit: nachts ein öffentliches Verkehrsmittel benutzen zu können, bei Dunkelheit einen Park
queren zu können, in der Öffentlichkeit nicht angepöbelt zu werden und Ähnliches. Kollektivgüter kommen allen Bürgern zugute. Der Nutzen
eines Kollektivguts ist unteilbar. Das heißt: Unabhängig davon, ob Personen etwas dazu beigetragen haben oder nicht, kommen sie in den Genuss eines Kollektivguts. Öffentliche Sicherheit
oder auch Demokratie sind eben für alle da.
Wir haben von den am 12. Dezember und 11.
Januar Verletzten gehört. Aber was wissen wir
denn darüber? Gab es verletzte Polizistinnen?
Wie geht es ihnen heute? Wie geht es ihren Familien? Haben sie Angst vor dem nächsten Einsatz? Warum wird so etwas nicht kommuniziert,
oder wollen wir, dass die Polizei immer nur als
„stark und unangreifbar“ dargestellt wird? Die
Kriminalstatistik von 2014 weist unter anderem
aus: 123 Fälle versuchten Mordes oder Totschlags gegen Polizeivollzugsbeamte, 1.900 gefährliche Körperverletzungen, 2.000 versuchte
schwere Körperverletzungen, insgesamt 40.000
Angriffe auf Polizeivollzugsbeamte. Die Tendenz
ist steigend. In der Bundesrepublik gab es gegenüber 2013 eine Zunahme von 7 Prozent.
Nun zu Normen. Normen sind Kollektivgüter
zweiter Ordnung. An ihnen soll sich das Handeln
orientieren, damit ein Kollektivgut erster Ordnung
geschützt wird. Damit es öffentliche Sicherheit
oder Demokratie gibt, müssen Menschen auch
etwas dafür tun. Die Sanktion für die Übertretung
von Rechtsnormen ist natürlich Sache staatlicher
Gewalt. Im Vorfeld aber sind alle Nutznießer dieses Kollektivguts veranlasst, die staatliche Sanktionsgewalt zu unterstützen; denn es geht ja um
Kollektivgüter aller.
Zivilcourage fördern. Immer öfter hören wir Forderungen nach mehr Zivilcourage in der Bevölkerung. Aber: Wer soll denn was wann wie tun?
Gibt es Leitbilder für Zivilcourage? Zwei Gedanken dazu:
Die direkte Reaktion auf einen Normbruch ist eine Sanktion erster Ordnung. Sie verursacht hohe
individuelle Kosten: Reputation zu verlieren, verleumdet oder verspottet zu werden, Zeit zu investieren, vielleicht auch körperlichen Schaden
zu nehmen. Die Sanktion erster Ordnung ist etwas Riskantes: Festhalten eines Täters, Ansprechen einer Normverletzung, Schutz von Bedrängten oder Wehrlosen. Dennoch gibt es diese
Sanktion. Sie wird von Helden und Heldinnen
ausgeführt. Das sind Menschen mit hohem Verantwortungsbewusstsein, Selbstsicherheit und
manchmal einfach intrinsisch normfixiert.
Erstens. Zivilcourage heißt: selbst für geltende
Normen einstehen. Heinrich Popitz, ein Politikwissenschaftler, hat einen bemerkenswerten
Aufsatz mit dem Titel „Über die Präventivwirkung
des Nichtwissens“ geschrieben. Er geht davon
aus, dass das Rechtsbewusstsein einer Bevölkerung per se konformitätsorientiert ist. Die Konformität der Mitmenschen wird überschätzt.
Nichtwissen über Rechtsbruch anderer schützt
also das Rechtsbewusstsein. Es erodiert - könnte man umgekehrt sagen - in dem Maße, in dem
man Rechtsbruch beobachten kann und davon
erfährt, dass dieser ohne Folgen bleibt.
Im Dezember waren in Connewitz Plakate mit
bemerkenswertem Inhalt zu sehen. Mit fetten
Lettern wurden dort Faschismus und Polizei „Bullenterror“ genannt - gleichgesetzt und zu Aktionen aufgerufen. Ich möchte Herrn Merbitz
nicht fragen, wie viele Anzeigen gegen Unbekannt eingegangen sind; das wäre wahrscheinlich rein rhetorisch. Viel wichtiger ist die Frage:
Wäre das schon Zivilcourage gewesen?
Zweitens. Zivilcourage wird dann gefördert, wenn
das Handeln von Personen gegen einen Normbruch durch Dritte explizit gutgeheißen wird. -
Zivilcourage heißt also: sich einmischen, wenn
geltende Normen überschritten werden. Auch
hier kann man wiederum zwei Stufen unterscheiden:
Aber: Zu allen Zeiten und in allen Gesellschaften
herrscht ein eklatanter Mangel an Helden. Dieses Problem kann durch eine Sanktion zweiter
Ordnung gelöst werden. Die Helden müssen sich
der Unterstützung durch Dritte sicher sein, dass
ihr Handeln, wenn sie gegen Normbrüche einschreiten, richtig ist, sodass sie im Notfall geschützt sind. Die Sanktion zweiter Ordnung erfordert von den Beteiligten nur geringe individuelle Kosten. Der Nutzen entsteht dadurch, dass es
sich um eine Vielzahl Dritter handelt. Dadurch
werden die Kosten der Sanktion erster Ordnung
gesenkt.
Die Steigerung wäre zum Beispiel öffentliches
Lob, Zustimmung, sich beim Ausführen der
Sanktion der Unterstützung der Öffentlichkeit sicher zu sein. Die Steigerung von Zivilcourage
setzt also die Lösung eines Sanktionsproblems
Verlaufsprotokoll vom 20.01.2016
zweiter Ordnung voraus. Die Frage ist: Welche
Anreize kann man dafür setzen, und welches
Verhalten soll eigentlich unterstützt werden? Was
erwarten wir von den Menschen im Alltag? Übrigens auch die professionellen Akteure für das
Durchsetzen der Sanktion erster Ordnung bei
Rechtsnormen, nämlich die Polizei, sind Nutznießer einer solchen Lösung. Auch sie können
es vertragen, wenn die Öffentlichkeit ihre Arbeit
gutheißt. - Vielen Dank.
Oberbürgermeister Jung: Vielen Dank, Herr
Professor Mühler. - Herr Rosenthal.
Bürgermeister Rosenthal: Herr Oberbürgermeister! Sehr geehrte Damen und Herren Stadträte! Verehrte Gäste! Ich habe mich entschieden,
in der Aktuellen Stunde auf die Möglichkeit der
Technik zu setzen, weil das eine oder andere
Bild das Versammlungsgeschehen am 12. Dezember und 11. Januar noch aussagekräftiger
darstellt, auch um nachvollziehen zu können, wie
die Stadt Leipzig im Vorfeld dieser Veranstaltungen reagiert hat und welche Feststellungen zu
diesen beiden Ereignisse zu tätigen sind. Im
Weiteren werde ich auf die jeweiligen Situationen, auf die extremistischen Gewaltexzesse in
Leipzig eingehen und daraus ein Stück weit
Schlussfolgerungen ziehen.
(Schaubilder)
Zum 12. Dezember: Sie sehen hier die Karte, die
die Anmeldelage darstellt. Ich hatte schon bei
der letzten Ratssitzung darauf hingewiesen, dass
im Rahmen von Kooperationsgesprächen und
Lageeinschätzungen aus Sicht der Polizei, des
Landesamtes für Verfassungsschutz und der
Stadtverwaltung, aber natürlich auch durch das
Beobachten des Geschehens im Umkreis klar
war, dass wir entsprechend reagieren müssen.
Und wir haben reagiert. Wir haben das gesamte
Versammlungsgeschehen weiter in Richtung
Norden verschoben. Nachdem nochmals eine
tatsächliche Lageuntersetzung kam, haben wir
das Ganze auf diese Kundgebungsstrecke reduziert.
Sie sehen andersfarbig die entsprechenden Gegenversammlungen dargestellt. Die blauen
Quadrate stellen die Ereignisorte dar. Es waren
etwa 1.000 vermummte Personen, die in erheblicher Art und Weise im öffentlichen Raum gewütet haben, aber nicht nur Sachbeschädigungen,
sondern auch andere Delikte begangen haben.
Sie sehen die räumliche Nähe. Es lässt sich aus
Sicht der Verwaltung ein Muster erkennen, nämlich durch eine hohe Anzahl von Sachbeschädi-
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gungen dafür zu sorgen, dass die Verwaltung
zukünftig Verbote ausspricht.
Das war die Versammlungsanmeldelage am
11. Januar. Sie sehen hier schwarz dargestellt
Legida, andersfarbig alle anderen angemeldeten
Versammlungen. Legida hatte angemeldet: Augustusplatz/Wilhelm-Leuschner-Platz als Aufzug.
Sie sehen - wiederum nach Einschätzung der
verschiedenen Behörden - die Beauflagung
durch die Versammlungsbehörde. Wie Sie wissen haben wir Legida auf dem Vorplatz Naturkundemuseum die Erstkundgebung durchführen
lassen und dann die Aufzugsroute über den
Nordplatz zugewiesen.
Sie sehen im südlichen Bereich die anderen angemeldeten Versammlungen, einschließlich der
hellblau gekennzeichneten „Lichterkette“. Sie
sehen hier auch das tatsächliche Versammlungsgeschehen mit den damit verbundenen
Teilnehmerzahlen; das alles ist schon bekannt.
Aber: Wir hatten an einem anderen, völlig unerwarteten Ort circa 200 vermummte Personen,
rechtsmotiviert bzw. als Gewalttäter sportdefiniert, die erhebliche Sachschäden und Straftaten
in der Südvorstadt, in Connewitz, verursacht haben. Deren Motivlage war weniger, mit erheblichen Sachbeschädigungen für Versammlungsverbote zu sorgen. Vielmehr ist es erstmals gelungen, aus der politischen Motivation heraus relativ ungehindert in Connewitz zu demonstrieren
bzw. einen Gewaltexzess durchzuführen.
Nun zur Einschätzung der Gesamtlage in der
Stadt. Heute wurde gesagt, dass es etwa 100
Versammlungen gegeben hat. Diese Zahl muss
ich korrigieren. Bei der Stadtverwaltung wurden
im vergangenen Jahr 1.189 Versammlungen angemeldet. 688 Versammlungen haben stattgefunden. Das ist im Vergleich zum Jahr 2014 ein
Anstieg um 24 Prozent. Reduziert man das auf
Legida und „Offensive für Deutschland“, gab es
allein in diesem Gesamtumfeld 211 durch die
Versammlungsbehörde beauflagte Versammlungen.
In Zusammenhang mit Legida hat die Bundesregierung auf eine Bundestagsanfrage folgende
Aussage getroffen: Es gibt im Zusammenhang
mit „Gida“ 940 bundesweit festgestellte Straftaten. 41 Prozent dieser Straftaten wurden in
Leipzig begangen, in Dresden waren es 2 Prozent. Es wird dabei nicht unterschieden zwischen
den Phänomenbereichen Rechts und Links. Insofern kann ich Ihnen nur die Zahl des Phänomenbereichs Rechts zur Kenntnis geben. Es
sind bundesweit 255 Straftaten festgestellt worden, darunter 53 Straftaten in Leipzig, sachsenweit 63. Dies hat vor allem mit dem Versammlungsgeschehen hier zu tun. Das hat aber natürlich auch Auswirkungen auf die Gesamtkriminalitätsbelastung und die Lage in unserer Stadt.
Verlaufsprotokoll vom 20.01.2016
Nun gibt es eine entsprechende Definition zum
Thema Linksextremismus. Wir haben das Landesamt für Verfassungsschutz gebeten, eine aktuelle Lageeinschätzung für das Jahr 2015 vorfristig, vor Berichterstattung, vorzunehmen. Das
Landesamt kommt zu der Erkenntnis - das ist
nicht neu -, dass insbesondere in Sachsen die
Autonome Szene im linksextremistischen Milieu
dominiert. Es gab 2014 360 Autonome, davon
circa 190 Personen in Leipzig. Insofern wird die
Feststellung getroffen: Leipzig ist die Schwerpunktregion der sächsischen Autonomen und
Brennpunkt dieses Gewaltphänomens.
Es ist allerdings eine Zäsur festzustellen; dies
haben wir als Ordnungsbehörde auch über das
Jahr 2015 wahrgenommen. Seit dem Gewaltaufruf vom 17. Dezember 2014 sind wir nicht
mehr nur mit Gewaltformulierungen, sondern
auch tatsächlichen Taten gegen Parteien, Polizei,
staatlichen und kommunalen Institutionen konfrontiert. Dazu die aktuellen Zahlen: Es gab 2014
hinsichtlich der Gewaltausübung Autonomer gegen politische Gegner 107 Straftaten, 2015 waren es 443. Hinsichtlich der Gewaltausübung Autonomer gegen die Polizei waren es 110 Straftaten in 2014 und 194 Straftaten in 2015. Im Zusammenhang mit den Demonstrationen - ich hatte Ihnen die bundesweite Dimension zur Kenntnis gegeben und auch die Prozentzahl für
Leipzig genannt - haben wir einen Anstieg der
Straftaten von 80 auf 410. Die Zahl der linksextremistischen und rechtsextremistischen Straftaten im Jahr 2014 ist in diesem Sinne einzuordnen, aber eigentlich schon nicht mehr aktuell.
Was sind die Ursachen, und wie geht die Kommunalverwaltung mit der Gesamtproblematik
um? Dieses Gewaltphänomen ist in Leipzig nicht
neu. Es hat sich seit Beginn der 90er-Jahre entwickelt. Vieles ist schon dagegen unternommen
und auch vom Stadtrat verabschiedet worden. Es
gibt zahlreiche Projekte und Maßnahmen. Es
gibt freie Träger, ehrenamtlich Engagierte, staatliche Einrichtungen, Bürgerinnen und Bürger, die
hier wirken, die sensibilisieren.
Aus Sicht der Verwaltung gibt es auch Erfolge
bei der Auseinandersetzung mit dem Rechtsextremismus, nämlich eine hohe Sensibilität und Alltagsaufmerksamkeit. Aber wir stellen fest, dass
wir mit den Strukturen und den handelnden Akteuren an unsere Grenzen geraten, wenn es darum geht, heterogenen Formen urbaner Gewalt
zu begegnen und darauf tatsächlich eine Antwort
zu geben.
Aus Sicht des Kriminalpräventiven Rates fehlt
eine ortsspezifische Analyse der Entstehungsbedingungen, welche die individuelle Disposition
zur Gewaltbereitschaft in Bezug auf verschiedene Phänomene, darauf aufbauende gewaltaffine
Gruppen, dynamische Prozesse und die Wech-
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selwirkungen und Abhängigkeiten zwischen Gewaltphänomenen erklärt.
Deshalb haben wir uns dazu entschieden - ich
hatte es in der letzten Ratssitzung gesagt -, ein
Forschungsvorhaben zu Ursachen urbaner Gewalt in Leipzig zu konzipieren. Die Forschungsskizze ist beauftragt. Es ist beim Bundesfamilienministerium, BMFSFJ, ein Förderantrag gestellt worden. Wir werden im Rahmen der Bundesprogramme „Demokratie leben!“ und „Weltoffenes Sachsen für Demokratie und Toleranz“ unterstützt werden, die uns spezifische Vorschläge
zu zielgerichteten Maßnahmen auf den Tisch legen wollen. Maßgeblich wird das Vorhaben über
die AG Extremismusprävention des Kriminalpräventiven Rates gesteuert und unterstützt. Wir
wollen uns hier öffnen und auch zivilgesellschaftliche Akteure mit ins Boot zu holen, um die von
vielen Seiten eingeforderte Diskussion nicht nur
mit den Aktiven, sondern auch mit den Bürgern
führen zu können.
Was läuft parallel dazu in der Verwaltung? Ich
will es nicht versäumen, ein Zitat aus dem Abschlussbericht „Initiative Demokratie Stärken“
des Bundesfamilienministeriums aus dem Jahr
2014 anzubringen, das uns allen noch einmal vor
Augen führt, wie herausfordernd es ist, sich mit
dieser Thematik erfolgversprechend auseinanderzusetzen. In den Schlussfolgerungen zum
Programmbereich Linksextremismus heißt es:
Aus den Umsetzungserfahrungen wird
übergreifend deutlich, dass für eine gelingende gegenstandsspezifisch ausgerichtete Präventionsarbeit umfassende
Szenekenntnisse, ausgeprägte inhaltliche Kenntnisse szenetypischer, teilweise intellektueller Diskurse sowie belastbare Zugänge zu den Jugendlichen
notwendig sind.
Für die Verwaltung geht es vor allen Dingen um
die Thematik „Intensivierung von Maßnahmen
gegen Gewalt“. Hier sind die Präventionsthemen
„Gewaltprävention in Familien und Beratung von
betroffenen Familien“, „Gewaltprävention in Tageseinrichtungen für Kinder“, „Gewaltprävention
in Schulen“, „Gewaltprävention in der Jugendarbeit“ und natürlich auch die „Förderung zivilgesellschaftlicher Projekte“ zu nennen.
So weit von meiner Seite. Ich wünsche uns eine
konstruktive und gute Debatte und hoffe, dass
am Ende deutlich wird, dass wir uns dieser Thematik in unserer Stadt wirklich offen stellen. - Vielen Dank.
Oberbürgermeister Jung: Herzlichen Dank,
Herr Bürgermeister Rosenthal. - Das Wort haben
Verlaufsprotokoll vom 20.01.2016
nun die Fraktionen. Es beginnt die CDUFraktion. Herr Haas.
Stadtrat Haas (CDU): Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister! Meine Dame und meine Herren
Bürgermeister! Verehrte Stadträte! Liebe Gäste!
Leipzig ist als Stadt der friedlichen Revolution in
die Geschichtsbücher eingegangen. Im Jahre
1989 sind Menschen auf die Straße gegangen
mit ihren Losungen, die da lauteten: „Wir sind
das Volk“ und „Keine Gewalt!“.
Leipzig ist seit vielen Jahren eine wachsende
Stadt, überproportional im Vergleich zu vielen
anderen Städten. Heute müssen wir feststellen,
dass Leipzig auch im Bereich Gewalt gewachsen
ist, ebenfalls überproportional. Wir haben es in
Leipzig - unser Polizeipräsident hat es deutlich
gesagt - mit einem Spektrum von rechter und linker Gewalt zu tun. Ein ganzer Stadtteil, Connewitz, der bunt und lebenswert ist, in dem mehrere Tausend Menschen leben, wird durch einige
wenige Hundert Linksautonome und Gewalttäter
in Sippenhaft genommen, was das Image betrifft.
Das schädigt das Ansehen von ganz Leipzig.
Das Phänomen Connewitz haben wir uns seit
den 90er-Jahren selbst geschaffen. Ich glaube,
da waren wir auf dem linken Auge blind. Wen
wundert es da, wenn linksautonome Gewalttäter
unsere Stadt überfallen? Da werden Polizisten
angegriffen, das Amtsgericht, die Stadtverwaltung, ja auch die private Wohnung unseres Justizministers, in der er sich mit seiner Frau und
seinen beiden kleinen Kindern zu diesem Zeitpunkt befand. Das sind nur einige wenige Beispiele.
Meine Damen und Herren, Legida und rechte
Gruppierungen legen seit einem Jahr das Leben
in der Leipziger Innenstadt Woche für Woche
vollkommen lahm. Ich sage: Davon hat der
Leipziger Bürger die Schnauze voll.
Herr Oberbürgermeister, hier ist auch unsere
Verwaltung gefordert, eine wirksamere Handlungsstrategie als bisher zu schaffen.
Sie werden nicht verwundert sein, wenn ich sage: Wir als CDU begrüßen eine Strategie, die
lautet: Nulltoleranz gegen Gewalt! Das Machtmonopol muss wieder dahin, wo es hingehört: in
die Hand des Staates, also der Polizei.
Liebe Stadtratskolleginnen und -kollegen, wir damit meine ich sowohl die Stadtverwaltung als
auch uns Stadträte - müssen in Zukunft genau
hinsehen, welche Vereine, welche Strukturen,
welche Institutionen und Einzelpersonen politisch
motivierte Gewalt unterstützen. Diesen sollten
S e i t e | 10
wir ohne Wenn und Aber die finanziellen Zuwendungen sofort entziehen.
Wenn ich mich im Umfeld meiner Stadt, die ich
liebe und in der ich seit 24 Jahren lebe, umhöre,
finde ich in der Leipziger Stadtbevölkerung immer weniger Verständnis für Einzelne von uns,
Politiker wie Frau Nagel, die in der ersten Reihe
mit Linksautonomen demonstrieren geht, in deren Reihen sich teilweise auch Gewalttäter aufhalten, diese somit politisch geadelt werden. Wir
als CDU fordern: Die Politik muss parteiübergreifend diesen Feinden der Demokratie - damit
meine ich alle, Linke wie Rechte - geschlossen
entgegentreten. Extremistische Straftäter haben
keinen Platz in unserer Leipziger Gesellschaft.
Ich kann es niemandem mehr erklären, dass
Hooligans Geschäfte zerstören, Menschen bedrohen und nach 24 Stunden wieder auf freiem
Fuß sind. Es ist nicht zu akzeptieren, wenn durch
vermummte Linksautonome - für mich sind es
Terroristen - unsere Polizisten, die vielschichtige
Aufgaben haben und aus meiner Sicht eine hervorragende Arbeit leisten, mit Steinen beworfen
werden, wenn Autos angezündet werden und
wenn am 12. Dezember 2015 in Leipzig kriegsähnliche Zustände herrschen. Unsere Bürger
erwarten von unseren Gerichten die Anwendung
der Gesetze in voller Härte.
Meine Damen und Herren, am Montag war ein
Empfang in der General-Olbricht-Kaserne. Auch
unser Oberbürgermeister war anwesend. Ich
hörte dort den Satz: Wir haben ein Staatsversagen, was das Thema Gewalt usw. angeht. - Ich
beziehe das auf Leipzig und ergänze: Wenn wir
hier das so sehen, dann haben wir auch ein
Stadtversagen. Es muss Schluss sein - da appelliere ich an uns alle - mit gegenseitigen Schuldzuweisungen, auch hier im Stadtrat. Es hilft uns
nicht, wenn Sie von den Grünen uns als CDU als
„Steigbügelhalter für Nazis“ beschimpfen. Das
beschädigt die politische Kultur, und ich bitte uns
alle: Schluss damit!
Wir als CDU fordern alle demokratischen Parteien und auch den Oberbürgermeister auf, ein öffentliches Forum gegen Gewalt zu gründen.
Meine Damen und Herren, Herr Oberbürgermeister, die Erfahrungen der friedlichen Revolution sollten uns ermutigen und Grundlage sein,
damit in Zukunft in Leipzig wieder gilt: „Wir sind
das Volk“ und „Keine Gewalt!“. - Vielen Dank.
Oberbürgermeister Jung: Das Wort hat Herr
Bednarsky von der Fraktion Die Linke.
Verlaufsprotokoll vom 20.01.2016
Stadtrat Bednarsky (DIE LINKE): Sehr geehrter
Herr Oberbürgermeister! Sehr geehrte Damen
und Herren hier im Saal und im Livestream! Die
heutige Debatte findet nicht im luftleeren Raum
statt. Am Montag vergangener Woche konnte die
Pegida-Rednerin Tatjana Festerling in Anwesenheit vieler Polizistinnen und Polizisten ungestraft
und unangeklagt Aufforderungen nahe am Aufruf
zur Gewalt mit Mistgabeln gegen gewählte Abgeordnete, Justiz und Presse tätigen. Wozu Frau
Festerling nur aufrief, nämlich zum Bürgerkrieg
gegen Andersdenkende, was auch Attacken auf
die Kanzlerin einschloss, wurde zugleich von circa 250 Neonazis in Connewitz noch brutaler und
ungehemmter verbrochen.
Angesichts von 924 Angriffen auf Flüchtlingsunterkünfte allein im Jahr 2015 wird in erschreckender Weise deutlich: Schon aufgrund der
Quantität der Straftaten, aber auch qualitativ
kommt die größte Bedrohung für unser Gemeinwesen eindeutig von Rechtsaußen.
Von dieser Erkenntnis sind die Leipziger CDU
und ihre Bundestagsabgeordnete Bettina Kudla
leider noch weit entfernt.
Am 11. Januar organisierten zivilgesellschaftliche
Akteure die Lichterkette „Leipzig bleibt helle“. Eigentlich sollte die Unterstützung aller demokratischen Parteien ein starkes Zeichen für ein friedliches Miteinander setzen und selbstverständlich
sein. Wenn Frau Kudla und die Leipziger CDU
bei allen Differenzen nicht einmal mehr das
Grundanliegen der Lichterkette teilen - im Gegensatz zum anwesenden Finanzbürgermeister
Bonew und dem sächsischen Justizminister
Gemkow - ist das für uns völlig unverständlich.
Sollen wir Rechtspopulisten und Nazis die Straße überlassen?
Stattdessen versucht man, mit der alten Extremismustheorie Stimmungen in andere Richtungen zu lenken. Mithilfe dieser Theorie aus der
Mottenkiste wird antirassistisches, linkes und alternatives Engagement in haarsträubende Zusammenhänge mit Gewalt gesetzt und obendrein
mit dem Neonazismus gleichgesetzt. Am
Schlimmsten dabei ist die Diffamierung von Initiativen wie „Leipzig nimmt Platz“ oder von Abgeordneten. Während man die sogenannten Befürchtungen von Pegida und Legida ernsthaft
diskutiert und der Verfassungsschutz keinen Anlass sieht, diese Bestrebungen zu beobachten,
werden immer mehr Akteure gegen Rechts sowie
friedliche
Gegendemonstrantinnen
und
demonstranten immer hemmungsloser mit dem
Etikett „Linksextrem und autonom“ versehen und das alles in einer Zeit, in der auf Geflüchtete,
S e i t e | 11
auf Andersdenkende, auf deren Häuser, Wohnwagen und Projekte ununterbrochen Angriffe
verübt werden.
Stellen wir uns nur einen Moment vor, es hätte in
Leipzig keinen so unendlich oft stattfindenden, in
ganz großer Mehrheit friedlichen, leisen und lauten Protest gegen Legida und Naziaufmärsche
gegeben: Wo würden wir dann stehen?
Zur Gewalt am 12. Dezember wiederhole ich die
immer wieder bezogene klare und unmissverständliche Position der Partei Die Linke, mithin
unserer Fraktion. Diese Erklärung wurde bereits
am 12. Dezember um 19.30 Uhr verschickt. Ich
zitiere:
Die Leipziger Linke betont, dass wir
Gewalt gegen Sachen oder gar Personen - das gilt insbesondere auch gegenüber Polizistinnen und Polizisten als Mittel der politischen Auseinandersetzung strikt ablehnen.
Erneut wurde dem so notwendigen
Kampf gegen Rassismus, Ausländerfeindlichkeit und Nationalismus am heutigen Tag in Leipzig ein Bärendienst erwiesen.
Die Linke war am 12. Dezember an den Protesten gegen den Neonaziaufmarsch beteiligt: friedlich und konsequent. Es ist wichtig, dass viele
Bürgerinnen und Bürger bei Aktionen gegen Legida und andere gleichgesinnte Organisationen
auf der Straße ein Zeichen setzen: für Demokratie und eine offene Gesellschaft. Die Krawalle am
12. Dezember und Übergriffe auf NPDFunktionäre haben enorm geschadet.
Wer die Verfassung schützen will, der muss auch
die Grundrechte schützen. Das Recht auf friedliche Versammlung nach Artikel 8 haben auch
Gegendemonstrantinnen und Gegendemonstranten. Es ist eine traurige Tatsache, dass auf
angemeldete friedliche Kundgebungen - so auch
auf unsere und auf die von „Leipzig nimmt Platz“
- Angriffe mit Tränengas verübt wurden. Dies ist
ebenso wenig hinnehmbar wie die vollkommen
unverhältnismäßige Aktion gegen den Jenaer
Jugendpfarrer König. Wir wünschen uns eine Polizei, die in der Lage ist, zwischen Gewalt und
Meinungsäußerung zu differenzieren und verhältnismäßig zu reagieren.
Hinsichtlich des 11. Januar in Connewitz müssen
wir die Frage stellen: Wie konnte eine angekündigte, überregional organisierte Gewaltaktion von
250 Neonazis im Vorfeld weder vom Verfas-
Verlaufsprotokoll vom 20.01.2016
sungsschutz noch von der Polizei bemerkt werden, während 3.000 Beamte in der Stadt waren?
Worauf hat man sich stattdessen konzentriert,
und welches Schwerpunktdenken steht dahinter?
Glücklicherweise hat die Polizei immerhin 221
Neonazis gestellt, leider erst nachdem diese einen kompletten Straßenzug mit Gardinenläden,
Musikgeschäften und Kneipen verwüstet hatten.
Wir üben Solidarität mit den betroffenen Gewerbetreibenden. Unterstützen Sie die Spendenaktion der Amadeu-Antonio-Stiftung und von Roter
Stern Leipzig!
Wir wehren uns mit aller Entschiedenheit gegen
Versuche der Verunglimpfung soziokultureller
Projekte wie Conne Island. Sie sind kein Hort der
Gewalt oder Extremismus; sie sind extrem wichtig, um bei jungen Menschen Engagement statt
Gewalt zu fördern.
Wir, die Linke, stehen hinter all jenen, die durch
ihr Engagement friedlich Position gegen Rassismus und Neonazismus beziehen und die für eine
Willkommenskultur gegenüber
Geflüchteten
streiten. - Vielen Dank.
Oberbürgermeister Jung: Für die SPD-Fraktion
spricht Herr Dyck.
Stadtrat Dyck (SPD): Herr Oberbürgermeister!
Meine sehr verehrten Damen und Herren! Liebe
Gäste! Sehr geehrter Herr Polizeipräsident, lieber Herr Merbitz! Nahezu jede Erzählung vom
Oktober 1989 beginnt mit dem Aufruf an die Bürger unserer Stadt „Aus gemeinsamer Sorge und
Verantwortung“ und endet mit dem Narrativ „Keine Gewalt!“ Das müssen wir als Stadträte heute
und auch in Zukunft beherzigen und von uns
selbst, aber auch von anderen einfordern.
Natürlich ist die gesellschaftliche Komplexität,
aus der heraus wir uns heute mit dem Thema
Gewalt beschäftigen müssen, eine andere als
damals. Trotzdem: Gewalt ist in unserer Gesellschaft allgegenwärtig, sehr facettenreich und im
Täter- und Opferbild unterschiedlich determiniert.
Das Schlimme ist, dass Gewalt offensichtlich, offen wie versteckt, eine nicht zu leugnende Akzeptanz auch in Teilen unserer Stadtgesellschaft
besitzt.
Heute müssen wir im Rat über politische Gewalt
und kriminellen politischen Extremismus sprechen. Es beginnt mit Worten und einer Verrohung der Sprache auf öffentlichen Plätzen, in geschlossenen Räumen, in Briefen und Internetforen. Auf meinen Einwurf vor wenigen Tagen in
S e i t e | 12
der LVZ, dass ich im letzten Jahr einen raueren
Umgangston auch gegenüber uns ehrenamtlich
tätigen Stadträten verspüre - das ist sehr
schwach formuliert -, antwortet mir ein Akademiker: Das müssen Sie aushalten. - Meine Damen
und Herren, weder ich noch Sie, weder der
Oberbürgermeister noch der Polizeipräsident,
niemand soll und muss das aushalten.
Wir dürfen nicht so abstumpfen, dass uns das
eines Tages egal ist. Mit Gewalt in der Sprache,
sowohl in der gesprochenen als auch in der geschriebenen, beginnt die Gewalt auf der Straße
gegen Menschen und gegen Sachen. Hierfür
darf es keine Akzeptanz und Toleranz geben.
Meine Damen und Herren, als ich am 12. Dezember gegen 13 Uhr noch in der Hoffnung,
mich einem friedlichen Protest anschließen zu
können, zur Paul-Gerhardt-Kirche ging, hörte ich
vor der Kirche Reden voller Hass auf die Polizei
und Diffamierungen des Polizeipräsidenten
übelster Sorte. Die Spirale der Gewalt begann
mittags mit Worten und endete am Nachmittag in
Straßenschlachten. Bereits vor 14 Uhr gab es
am Südplatz Zerstörungen und bereitliegende
Kleinpflasterhaufen. Die organisierte Gewalt war
also sehr zeitig sichtbar.
Ich sage es deutlich: Das Jahr 2015 und der Beginn des Jahres 2016 waren in unserer Stadt geprägt von einer Kette krimineller Anschläge gegen unseren demokratischen und freiheitlichen
Staat, und zwar aus politisch extremistischen
Positionen heraus: aus dem rechtspopulistisch
verbrämten Nazismus mit unerträglichen Reden
auf den Legida-Kundgebungen, die zur Gewalt
aufrufen, aber eben auch aus dem Linksextremismus und Anarchismus heraus. Das ist eine
Extremismusdebatte; Sie haben sie gerade begonnen. Wer im Kontext mit Anschlägen von militantem Antifaschismus - in Klammern: falscher
Begriff, aber mit Vorsatz gewählt - spricht, darf
sich nicht wundern, wenn folgerichtig auch die
politische Zurechnung nach Links vorgenommen
wird.
Nach dem vorläufigen Höhepunkt im Dezember
standen die Scheunentore praktisch offen für den
Beginn einer Gewalteskalation, die das Zeug hat,
zu einer Gewaltspirale zu werden, was wir hoffentlich nicht erleben müssen. Auch hier begleitet
von Worten: Der CDU-Landtagsabgeordnete
Pohle forderte den Einsatz von Gummigeschossen. - Nach der rechtsextremistischen HooliganOffensive vom Montag letzter Woche führte die
Landtagsabgeordnete Nagel eine Demonstration
unter dem Motto „Fight back! Rechte Strukturen
Verlaufsprotokoll vom 20.01.2016
zerschlagen!“ an. - All das führt nicht zur Mäßigung, im Gegenteil.
Meine Damen und Herren, Leipzig hatte vor allem in den 90er-Jahren, aber auch in den
2000er-Jahren rund um die rechtsextremen
Worch-Demonstrationen ein Gewaltproblem in
Connewitz. Jede Gewalt war im gesellschaftlichen Umfeld jedoch anders eingebettet. Deshalb
darf es auch heute nicht auf die sehr komplexen
politischen Zusammenhänge einfache Antworten
geben, wie beispielsweise die reflexartige Infragestellung des Soziokulturellen Zentrums. Vielmehr sind wir auf eine fundierte Analyse, möglichst wissenschaftlich untermauert, angewiesen
- die Ansätze haben wir heute sowohl von Herrn
Professor Mühler als auch von Herrn Rosenthal
gehört -, um einer eben nicht im luftleeren Raum
schwebenden Kommune angemessene und
auch wirksame Lösungen anbieten zu können,
wohlwissend, dass dies bei gewaltbereiten und
hassenden Menschen keinen Eindruck hinterlassen wird.
Ich erwarte auch, dass sich der zuständige
Fachausschuss intensiver als bisher, vielleicht in
einer Unterarbeitsgruppe oder wie immer er das
nennen will, mit den Sachverhalten kritisch auseinandersetzt und dem Rat, also uns allen, entsprechende Handlungsvorschläge unterbreitet.
Was müssen wir gegenüber der Bevölkerung garantieren? Es darf in dieser Stadt - auch darauf
ist hingewiesen worden - keinen rechtsfreien
Raum geben, nicht national-befreit, nicht in islamischen oder anderen ethnischen Parallelgesellschaften und auch nicht in linksautonomen
Stadtvierteln. Connewitz gehört nicht allein der
Autonomen Szene. An dieser Stelle sage ich
aber auch deutlich: Linksalternative Lebensmodelle sind trotz hin und wieder gefühlter Nähe
nicht per se mit einem extremistischen Gewaltpotenzial gleichzusetzen.
Eine freie, offene, bunte, bürgerliche, tolerante,
ja auch äußerst liberale Stadtgesellschaft, von
der dörflichen Idylle am Stadtrand bis zur Wagenburg, braucht jedoch ein sicheres Umfeld und
dafür den Schutz des Staates. Daher brauchen
wir eine Sicherheitsstruktur, in der vor allem die
Polizei personell, materiell und strategisch für die
jeweiligen Lagen ausreichend ausgestattet ist
und sich eben nicht permanent in einem moralischen Rechtfertigungsdruck befindet. Wenn nach
jedem Polizeieinsatz die üblichen Verdächtigungen gegen die Polizei ausgesprochen werden,
bedeutet das nichts anderes als eine Relativierung der Ursachen für den Einsatz.
Meine Damen und Herren, hoffen wir, dass sich
keine Gewaltspirale entwickelt. Sprechen wir eine deutliche, aber sachlich faire Sprache! Han-
S e i t e | 13
deln wir, wenn wir uns Handlungsoptionen erarbeitet haben, konsequent! Aber bleiben wir bitte
bei einem friedlichen Protest gegenüber jeder
Form von Gewalt, vielleicht im neuen Jahr mit
neuen Protestformaten, um auch hier keine Gewöhnung eintreten zu lassen! Vielleicht ist die
Distanz des Protestes im öffentlichen Raum
wirksamer als die der Flugparabel von Pflastersteinen. - Vielen Dank.
Oberbürgermeister Jung: Herr Volger von
Bündnis 90/Die Grünen.
Stadtrat Volger (Bündnis 90/Die Grünen): Sehr
geehrter Herr Oberbürgermeister! Sehr geehrte
Stadträte! Sehr geehrte Gäste! Zwei Grundprinzipien sind und bleiben für bündnisgrüne Politik
von zentraler Bedeutung: unser Eintreten für
Menschenrechte und unsere Politik der Gewaltfreiheit. Wir treten ein für Demokratie, Toleranz
und Weltoffenheit. Im Bewusstsein der historischen Verantwortung gerade in Deutschland treten wir ein gegen Rassismus und Antisemitismus, Rechtsextremismus und jeglichen anderen
Extremismus. Auch wenn einige uns immer wieder etwas anderes unterstellen: Es ist egal, ob
Extremismus von oben oder unten, von Norden
oder Süden, von Osten oder Westen, von hinten
oder vorn, von rechts oder links kommt. Wir lehnen alle Arten von Extremismus ab. Trotzdem
setzen wir nichts gleich und differenzieren. Der
12. Dezember ist eben etwas anderes als der 11.
Januar. Alles in einen Topf zu werfen, bringt uns
nicht weiter.
Unsere bündnisgrüne Grundüberzeugung aus
der Tradition der friedlichen Revolution von 1989
und unsere Worte aus der grünen Friedensbewegung sind glasklar: Keine Gewalt! So wie der
Ruf 1989 hier vor der Tür um den Ring schallte,
wollen wir es auch heute halten. Dabei richtet
sich Gewalt nicht nur körperlich gegen Menschen und gegen Sachen, sondern findet zunehmend auch verbal statt. Mit Hetzreden, menschenfeindlichen Parolen und rassistischen Facebook-Kommentaren wird ein Nährboden geschaffen, der Menschen verletzt und körperliche
Gewalttaten immer mehr salonfähig macht. Wer
in diesen Tagen nicht eindeutig Position für Menschenrechte und Toleranz und damit zu Artikel 1
des Grundgesetzes bezieht, ist verantwortlich für
die Verschiebung des gesellschaftlichen Diskurses weit nach rechts und ermutigt so vor allem
rechte Gewalttäter.
Wer immer wieder versucht, von unserem Engagement als Grüne gegen Rassismus und Intoleranz darauf zu schließen, dass wir auf dem linken Auge blind sind, verunglimpft jeglichen de-
Verlaufsprotokoll vom 20.01.2016
mokratischen gewaltfreien Protest und Widerstand gegen Neonazis und Rechtsextremisten.
Rechtsextremismus zu widersprechen, ist nicht
linksradikal, sondern Bürgerpflicht, gerade in einer so stolzen Bürgerstadt wie Leipzig.
Die große Mehrheit der Stadtgesellschaft will
keine Gewalt wie am 12. Dezember oder 11. Januar. Sie will auch keine Spaltung der politischen
Lager. Die Bürger wollen einen Grundkonsens
der demokratischen Parteien, auf dessen Grundlage die politische Diskussion um unterschiedliche Positionen erst stattfinden kann. Daher ist es
absolut kontraproduktiv, eine Eskalation voranzutreiben und Ängste zu schüren. Kriegsrhetorik
hilft uns da nicht weiter.
Es bedarf der Einigkeit, für unsere Demokratie
und unser Grundgesetz einzutreten und auch im
Rahmen von Demonstrationen friedlich Gesicht
zu zeigen und klarzustellen, dass körperliche
und verbale Gewalt am Rande des politischen
und gesellschaftlichen Spektrums stehen. Jeder
muss für sich entscheiden, wo er stehen will: in
der Mitte der Gesellschaft oder am Rand.
Es ist ein Irrglaube, Gewalt und Extremismus
gänzlich verhindern zu können. Es wird immer
Menschen geben, die ihre Meinung anderen mit
Gewalt aufzwingen wollen. Aber sie werden nicht
obsiegen, solange es mehr tolerante, weltoffene,
friedliebende, reflektierte Menschen gibt, die diese Form der Auseinandersetzung ablehnen.
So lade ich alle Bürger unserer Stadt ein, gemeinsam mit uns und allen, die sich davon angesprochen fühlen, für ein weltoffenes, tolerantes
und vor allem friedliches Leipzig einzutreten. Vielen Dank.
Oberbürgermeister Jung: Das Wort hat Herr
Keller von der AfD-Fraktion.
Stadtrat Keller (AfD): Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister! Geehrte Stadträte und Beigeordnete! Liebe Gäste! Meine heutigen Ausführungen
konzentrieren sich auf eines der Hauptthemen
des gesamten Jahres 2015, welches unsere
Stadt Leipzig und seine Bürger in Atem gehalten
hat. Dies kann man bei der politischen Mehrheit
des Rates in der Ratsversammlung leider nicht
erkennen. Wir nennen dieses Thema deshalb
S e i t e | 14
beim Namen: die gewalttätigen Aktivitäten linksextremistischer Netzwerke in Leipzig.
Die AfD-Fraktion stellte am 15. Dezember den
Antrag, die heutige Aktuelle Stunde zu ebendiesem Thema durchzuführen. Überschrieben wird
die heutige Aktuelle Stunde allerdings weniger
eindeutig, nämlich mit dem Titel „Ereignisse in
Leipzig rund um den 12.12.2015“. Hier zeigt sich
schon das ganze Dilemma. Dinge müssen beim
Namen genannt werden; denn nur dann können
eine echte Analyse und infolge dessen Lösungsansätze entwickelt werden, sofern die Stadtverwaltung und die Ratsversammlung eigene Beiträge leisten können. Dies ist aus unserer Sicht
möglich, vorausgesetzt, es gibt den politischen
Willen dazu.
Die linksextremistische Gewalt in Leipzig nimmt
leider seit einem Jahr in besorgniserregender
Geschwindigkeit zu. Wie konnte es dazu kommen? Wird sich der eine oder andere fragen. Ja,
wir müssen selbstkritisch sagen, dass auch Vertreter hier im Saal eine Mitverantwortung tragen.
Beginnen wir bei uns selbst.
Die AfD-Fraktion hat schon beim ersten Runden
Tisch,
noch
vor
der
ersten
LegidaDemonstration, vor einer Spaltung der Stadtgesellschaft gewarnt und eine neue Gesprächskultur angemahnt. Diese gab es doch schon einmal,
nämlich 1989. Als politischer Neuling auf dem
Rathausparkett müssen wir uns nun vorhalten
lassen, nicht vernehmlich genug mit dieser Forderung an die Leipziger Öffentlichkeit getreten zu
sein.
Andere kommunalpolitische Akteure haben ihr
Scherflein zur Radikalisierung aber auch direkt
beigetragen. So muss man einen verschärften
Umgangston gerade bei der ständig Toleranz
einfordernden Grünen-Fraktionsvorsitzenden im
Stadtrat, Frau Krefft, feststellen, die sich obendrein mit der Kinderei beschäftigt, politischen
Gegenspielern den üblichen kollegialen Begrüßungshandschlag zu verweigern. Stattdessen
nutzt sie Redebeiträge, um Andersdenkende in
inakzeptabler Weise unsachlich zu beschimpfen.
Sie, Herr Volger, sonnen sich darin, einer linken
Partei anzugehören. Dann haben Sie aber auch
die allererste Pflicht, auf die Untragbarkeit linksextremistischer Gewalt für jeden Demokraten zu
verweisen. Stattdessen bestreiten Sie linkslastige
Motive und verharmlosen damit eine Art des Terrorismus.
Die CDU-Fraktion muss sich natürlich fragen
lassen, warum sie ihre guten Kontakte zum
Sächsischen Landtag nicht nutzt, um die Sicherheitslage in Leipzig endlich voranzubringen. Jahrelang wurden Polizeikräfte abgebaut und deren
Verlaufsprotokoll vom 20.01.2016
Ausrüstung kaputtgespart. Der ganze Jammer
war in einem Beitrag in der LVZ vom 14. Januar
2016 unter der Überschrift „Polizei kann ihre
Aufgaben nicht mehr erfüllen“ von jedermann
nachzulesen und nachzuvollziehen.
Werte Frau Nagel, haben Sie sich schon einmal
gefragt, wie den Opfern dieser fortwährenden
linksextremen Gewaltexzesse zumute ist, zum
Beispiel den Anliegern in Connewitz und den verletzten Polizisten? Sind das etwa Menschen
zweiter oder dritter Klasse für Sie und Ihren Anhang? Linksextreme Gewalt wird leider sehr wohl
gegen Menschen praktiziert, und sie nimmt zu.
Aber auch Gewalt gegen Sachwerte nimmt ständig zu und ist nicht zu verharmlosen. Wenn
Wahlstände umgerissen, Plakate und Büros von
missliebigen politischen Parteien zerstört werden, ein Aufschrei und eine Zurückweisung jedoch ausbleiben, weil man sich wahrscheinlich
klammheimlich an der Not anderer ergötzt, dann
wird dies Ansporn zu weiterer Eskalation sein.
Die SPD-Fraktion wiederum muss sich fragen
lassen, ob sie vielleicht aus falsch verstandener
Rücksicht auf ihren Oberbürgermeister eine klare
Abgrenzung zum Linksextremismus vermeidet
oder ob sie auf dem fragwürdigen Weg zu einer
rot-rot-grünen Koalition im Leipziger Stadtrat die
Sicherheit der Leipziger Bürger sozusagen links
liegen lässt. Zu vernehmen ist von der SPDFraktion dazu sachbezogen bis zum heutigen
Tag leider rein gar nichts.
Eine weitere Verantwortung und nicht die geringste tragen auch Sie, Herr Oberbürgermeister.
Sie haben schon vor dem ersten Auftreten von
Legida in Leipzig öffentlich gesagt: Wir wollen
keine Dresdner Verhältnisse. - Daher müssen
Sie sich die Frage gefallen lassen: Was ist dem
Gemeinwesen dienlicher: eine friedlich demonstrierende Menschenmenge oder eine Spaltung
und Radikalisierung der Gesellschaft mit einer
Eskalation von Gewaltausbrüchen an den politischen Rändern?
Übrigens: Auf unsere Anfrage im Stadtrat vom
Februar 2015, die auch Frage nach finanzieller
Unterstützung der linksextremistischen Szene in
Leipzig beinhaltete, antworteten Sie: Eine Gesinnungsprüfung findet nicht statt, und das ist
auch gut so. - Die AfD-Fraktion findet diese Aussage, gelinde gesagt, politisch skandalös.
Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister, statt Ihrer
leider ständigen Verharmlosung des realen
Linksextremismus und Linksterrorismus in dieser
Stadt sowie Ihrer jüngst völlig unangemessenen
Kritik am Verfassungsschutz sollten Sie sich die
Verfassungsschutzberichte endlich zu Gemüte
führen und die Konsequenzen daraus ziehen.
Die Aussagen des Verfassungsschutzes in Bezug auf linksextremistische Vereine in Leipzig
sprechen eine eindeutige Sprache, die bis zum
S e i t e | 15
heutigen Tag in der Stadtverwaltung einfach ignoriert wird.
Wer meinen Ausführungen heute gefolgt ist, dem
dürfte aufgefallen sein, dass jede meiner Anspielungen konstruktive Handlungsweisen für die nahe Zukunft enthält,
um die Probleme vielleicht doch in den Griff zu
bekommen.
Hier zusammengefasst die Anregungen vonseiten der AfD-Fraktion:
Erstens: ab sofort demokratischer und toleranter
Umgang aller Stadträte untereinander, auch bei
gegensätzlichen politischen Meinungen.
Zweitens: ideologiefreie Ächtung jeglicher Gewalt, gleichgültig ob von Links oder Rechtsaußen
oder aus religiösen Gründen.
Drittens: deutlich verbesserte Zusammenarbeit
der Stadtverwaltung mit dem Verfassungsschutz
und der Polizei; eigene Verantwortung wahrnehmen, statt diese hin und her zu schieben.
Viertens: klare Benennung linksterroristischer
Gewalt als solche und Schaffung eines breiten
Bündnisses der Stadtgesellschaft auch gegen
diese Spielart des politischen Extremismus.
Fünftens: klare Wortführerschaft unseres Oberbürgermeisters gegen alle Arten des politischen
Extremismus, ohne Relativierungen.
Sechstens und letztens: Neugründung eines
Runden Tisches, der paritätisch alle diesbezüglich relevanten politischen Gruppierungen zum
Gespräch über Lösungsansätze der krisenhaften
Situation in unserer Stadt einlädt, unter Beteiligung des Oberbürgermeisters, aller Verantwortlichen in der Stadtverwaltung sowie aller Stadtratsfraktionen.
Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit.
Oberbürgermeister Jung: Gibt es
Wortmeldungen? - Herr Hobusch.
weitere
Stadtrat Hobusch (fraktionslos): Nach den Ausführungen meines Vorredners würde ich gern
unmittelbar mit ihm und seiner Fraktion in ein
geistiges Duell treten, stelle allerdings fest: Er ist
waffenlos.
Verlaufsprotokoll vom 20.01.2016
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Sehr
geehrter Herr Oberbürgermeister! Liebe Gäste!
„Keine Gewalt!“, dieser Ausruf der friedlichen
Revolution von 1989 wurde heute schon mehrfach erwähnt. Mit dieser Forderung wurde
Leipzig Ausgangspunkt der friedlichen Revolution. Leider müssen wir feststellen: 25 Jahre später hat dieser Slogan vorerst ausgedient. Vielmehr erleben wir ein Pingpongspiel von Extremisten.
Nach einer Serie von Gewaltexzessen in 2015
lieferten sich linke Randalierer im Dezember eine
Straßenschlacht mit der Polizei. Das Ergebnis
waren 70 verletzte Polizisten. - Herr Polizeipräsident, nehmen Sie meine besten Grüße an Ihre
Kollegen mit und wünschen Sie ihnen gute Besserung.
Rechte Hooligans griffen dann am 11. Januar
Teile der Connewitzer Kneipenszene und Ladenbetreiber an. Die einen erklären den Leipziger
Süden zu ihrem Revier, die anderen wollen ihn
zurückerobern. Eine solche Gewaltspirale - das
wurde heute schon mehrfach angesprochen - ist
völlig inakzeptabel.
Die Polizei konnte vor wenigen Tagen über 200
Randalierer festsetzen. Immerhin! Ein herzliches
Dankeschön an die Beamten im Einsatz, verbunden aber mit dem Unverständnis, das auch
Bernd Merbitz heute geäußert hat, dass ausgerechnet der improvisierte Gefangenentransport
erneut Ziel des anderen politischen Extrems
wurde, als hätte man nur auf die nächste Gelegenheit gewartet, zu Böllern und Pflastersteinen
greifen zu können.
Wir reden heute über beide Ereignisse, und wir
haben zu beiden Ereignissen zwei oberste
Dienstherren im polizeirechtlichen Sinne hier sitzen, nämlich zum einen den Oberbürgermeister
als obersten Dienstherrn im allgemeinen Polizeirecht der Stadt und zum anderen den Polizeipräsidenten, der den Polizeivollzugsdienst verantwortet. Was das Versammlungsgeschehen betrifft, ist oberster Dienstherr und oberste Versammlungsbehörde die Stadt Leipzig als allgemeiner Polizeivollzugsdienst. Ich will Ihnen hier
keinen Vortrag halten. Die Polizei als Vollzugsdienst in Form der Landespolizei tritt erst später
hinzu.
Dies vorausgeschickt, lassen Sie mich noch
einmal in die Zeitungen blicken. Die LVZ zitiert
am 12. Dezember die Lageeinschätzung der
Versammlungsbehörde. Es sei „unzweifelhaft zu
befürchten, dass Gewalttätigkeiten seitens der
linksautonomen und rechtsextremen Szene mit
hoher Wahrscheinlichkeit zu erwarten sind.“
S e i t e | 16
In Süddeutschen, in der Sächsischen Zeitung, in
der Leipziger Volkszeitung, in der Freien Presse
und in der Morgenpost konnte man am 13. Dezember die Aussage von Oberbürgermeister
Jung nachlesen:
Das ist offener Straßenterror. ... Hier
haben sich extreme Gewalttäter das
Deckmäntelchen des Antifaschismus
übergeworfen, um den Staat anzugreifen.
Einen Tag später - wiederum in der Sächsischen
Zeitung, in der Leipziger Volkszeitung, in der
Freien Presse und in der Morgenpost - wird er zitiert mit der Frage:
Wie ist es möglich, dass der Verfassungsschutz so wenig weiß und dass
wir nicht informiert sind?
Was die Behörde vorab als Lageeinschätzung geliefert habe, könne jeder in
fünf Minuten im Netz recherchieren.
Nach dem 11. Januar konnten wir lesen:
Leipzigs Oberbürgermeister ... hat die
rechten Ausschreitungen im Stadtteil
Connewitz als „offenen Straßenterror“
bezeichnet. „Nachdem Tausende in der
Innenstadt friedlich für Offenheit und Toleranz demonstriert haben, sind Neonazis und Hooligans randalierend durch
Connewitz gezogen und haben die
menschenverachtenden Legida-Aufrufe
in die Tat umgesetzt.“
In der Tat, muss man wohl ergänzen.
Am 13. Januar zitieren die Sächsische Zeitung
und die Morgenpost Daniela Kolbe, die Generalsekretärin der sächsischen SPD. Sie fragt:
Wie kann es sein, dass ein Mob von
250 gewaltbereiten Nazis Connewitz
zerstört, ohne dass der Verfassungsschutz vor dieser rechten Gefahr warnt?
Der Sprecher des Landesamtes für Verfassungsschutz reagiert entsprechend
Letztlich: Die Landesvorsitzende der Deutschen
Polizeigewerkschaft sagt bei MDR Online:
Das Leipziger Problem der rechten und
der linken Auseinandersetzungen ist
bekannt ...
Lassen Sie mich die Zeit hier nutzen, um nicht
nur eine Position zu beschreiben, sondern auch
um Fragen zu stellen.
Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister, mit Verlaub, war am Freitag das Rathaus schon im Wochenende und deshalb nicht imstande, die aktua-
Verlaufsprotokoll vom 20.01.2016
lisierte Lageeinschätzung des Verfassungsschutzes entgegenzunehmen und diese entsprechend auszuwerten? Bitte verzeihen Sie mir
auch die Ironie, aber wenn man alles innerhalb
von fünf Minuten hätte recherchieren können,
warum hat die Versammlungsbehörde nicht
selbstständig die Lage eingeschätzt und entsprechende Auflagen oder gar Verbote erteilt?
Warum, sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
sprechen Sie der linken Gewalt vom 12. Dezember - „Deckmäntelchen des Antifaschismus“ - die
politische Motivierung ab, ordnen aber die offenbar rechten Krawalle vom 11. Januar ganz klar
diesem extremistischen Lager zu?
Extremismus bleibt Extremismus, ganz gleich, ob
rechts oder links oder religiös oder in sonstiger
Weise eingefärbt. Der Verzicht auf Gewalt gegen
Sachen und gegen andere, die Abgabe des Gewaltmonopols an den Staat und nicht zuletzt die
bedingungslose Anerkennung der Menschenwürde sind Grundvoraussetzungen für das Funktionieren einer Stadtgesellschaft, einer freien und
einer offenen Gesellschaft.
S e i t e | 17
derheiten und selbst für Feinde der freien Gesellschaft, solange sie dies friedlich tun.
25 Jahre nach der Wende scheinen Selbstverständlichkeiten zu verschwimmen. Deshalb fordere ich hier zum Schluss die Kollegen von den
Linken und den Grünen dazu auf: Bekennen Sie
sich ganz klar zur freiheitlich demokratischen
Grundordnung der Bundesrepublik Deutschland
und lehnen Sie jegliche Form von politischem,
gesellschaftlichem und religiösem Extremismus
und Fundamentalismus ab, die den Zielen des
Grundgesetzes und dem Bestand der freiheitlich
demokratischen Grundordnung zuwiderlaufen! Vielen Dank.
Oberbürgermeister Jung: Wir haben in der
noch verbleibenden Zeit zwei weitere Wortmeldungen, von Herrn Böhm und Frau Gabelmann. Herr Böhm, bitte.
Auch die Kollegen einiger Parteien in diesem
Hause müssen sich daher kritische Fragen stellen lassen. So forderte der Vorsitzende der
Leipziger Stadtratsfraktion der SED-Nachfolger,
Herr Pellmann, in der Leipziger Volkszeitung
vom vergangenen Mittwoch, dass die festgesetzten Randalierer vom 11.01. jetzt „schnell ihrer gerechten Strafe zugeführt werden“. Die linksextremistischen Gewalttäter will er allerdings gänzlich anders behandelt wissen, indem er sie als
„Jugendliche mit anarchistischer Gesinnung“ bezeichnet, bei denen Sozialarbeit gefragt sei.
Stadtrat Böhm (fraktionslos): Sehr geehrte Damen und Herren! Liebe Besucher auf der Tribüne! Die Ausschreitungen am 12. Dezember waren für mich nicht überraschend. Sie waren auch
in dieser Größenordnung im Vorfeld klar und erfolgten mit Ansage. Leipzig hat ein massives
Problem mit Linksterrorismus. Wir hoffen, dass
die Ermittlungen wegen Bildung einer kriminellen
Vereinigung gegen genau diese Zelle und deren
Ausbildungen dazu führen werden, dass der
normale Leipziger sich endlich wieder sicher fühlen kann in dieser Stadt.
Die sächsischen Grünen unterstellen via Pressemitteilung, dass das Landesamt für Verfassungsschutz sich in der Vergangenheit vor allem
mit der Diffamierung und Kriminalisierung des
friedlichen Protestes gegen Legida beschäftigt
habe. Jürgen Kasek brandmarkt die rechten Gewaltausbrüche als „Terror“, einen Begriff, den er
zuvor für die linksextremistischen Anschläge
stets vehement abgelehnt hat. Bezüglich der linken Ausschreitungen am 12. Dezember kritisieren die Grünen den Einsatz von Tränengaspatronen mit offenbar abgelaufenen Verfallsdatum.
Diese linke Gewalt muss mit aller Härte aufgearbeitet, verfolgt und bestraft werden. Sollte die
Stadt oder Herr Merbitz dies anders sehen, so
scheinen Sie die letzten zwei Jahre gehörig verschlafen zu haben. Ich höre hier die ganze Zeit
nur von Vorfällen aus dem Jahr 2015. Herr Merbitz, über 100 linksmotivierte schwere Straftaten
gab es in den letzten 700 Tagen. Das entspricht
einer Straftat pro Woche. Seit 2014 wurden von
linken Terroristen regelmäßig Autos von Privatpersonen, der Bundeswehr, der Deutschen
Bahn, der Polizei und dem Zoll angezündet. Zudem wurden Polizeiwachen, Justizgebäude,
Wohnungen, Banken und Rathäuser mit Steinen,
Farbbeuteln und Bitumen angegriffen und zerstört. Diese kranken Irren schmissen sogar eine
funktionierende Bombe in eine Privatwohnung,
die dort detonierte.
Meine sehr geehrten Damen und Herren, als
Freier Demokrat will und kann ich mich mit dieser Situation nicht abfinden. Ich möchte in einer
Stadt leben, in der das Argument stärker ist als
die laute Gewaltandrohung oder gar die offene
Gewaltanwendung. No-go-Areas sind genauso
abzulehnen wie der fortwährende Versuch, demokratische Grundrechte des anderen, des politischen Gegners einzuschränken. Ja, Achim
Haas, man mag die Schnauze davon voll haben;
aber das Recht zu demonstrieren und die Meinung zu äußern, gilt auch und gerade für Min-
Besonderes Merkmal der Krawallchaoten ist das
Auftreten in einer Korona. Vermummt, bewaffnet
und in Überzahl, ja, dann traut man sich, alte
Menschen, Einzelpersonen und Polizisten anzugreifen, wie zuletzt am 12. Dezember und am 11.
Januar geschehen. Wie viele Täter sind seitdem
verurteilt worden?
Verlaufsprotokoll vom 20.01.2016
Kein einziger. Danke, Herr Merbitz.
Kollege Haas hat in der letzten Sitzung etwas
spitz gefragt, ob die Stadt der Meinung sei, dass
Herr Merbitz gute Arbeit leistet. Die bejahende
Antwort glich dem Balancieren auf rohen Eiern.
Ich sage ganz klar: Herr Merbitz leistet keine
schlechte Arbeit. Herr Merbitz leistet in dieser
Hinsicht gar keine Arbeit. - Die Aufarbeitung der
Polizei ist, salopp gesagt, katastrophal. Man
munkelt bereits, dass Polizeipräsident Merbitz
als Chef des Operativen Abwehrzentrums eine
ordentliche Ermittlung und Strafzuführung der
linken Täter weitestgehend verhindert. Ob dies
so stimmt, kann ich an dieser Stelle nicht beurteilen. Beurteilen kann ich jedoch die Arbeit des
OAZ. Diesem liegen erdrückende Beweise vor
gegen bekannte Linksextremisten, welche immer
wieder, so auch in jüngster Zeit, in Gegendemonstrationen zu Legida ausfindig zu machen
waren. Es liegt eine ganze Batterie an Telefonnummern und Bewegungsprofilen vor, wer bei
den Anschlägen in welchen Funkzellen war und
was im Handy des Hauptverdächtigen gespeichert war. Es existieren gefundene DNA der Täter, Fotos vom Kauf von Bitumen und Aussagen
eines Aussteigers aus der linken Szene. Ja, es
gibt sogar sichergestellten SMS-Verkehr zwischen dem Hauptverdächtigen und einer hier
anwesenden linken Politikerin, welchen die Polizei im Zusammenhang mit den Anschlägen als
relevanten Kontakt deklariert.
Es muss daher die Frage gestellt werden, ob die
Stadt überhaupt gewillt ist, dagegen vorzugehen.
Hat man, um aktiv gegen Legida vorzugehen,
nicht viel zu lange den Schulterschluss mit diesen Straftätern gesucht? Wie ernst kann man
Lippenbekenntnisse nehmen, wenn der Sohn
des Bürgermeisters, Fabian, aktiv in der linken
Szene und mehrmals durch Körperverletzungen
aufgefallen ist?
Herr Jung, Sie fordern die Behörden auf, Sie
über alles zu informieren. Sie wollen wissen, wer
diese Personen sind, wie sie heißen, wie sie
agieren, was sie planen. Herr Jung, falls Sie
wirklich ein ernsthaftes Interesse daran haben,
ehrliche Antworten und Namen zu erfahren, so
können wir als NPD in Zusammenarbeit mit der
Polizei und aufgrund der bisherigen Ergebnisse
eine Aufklärungsrunde anbieten. Konkret können
wir Ihnen bis zu 50 Personen der militanten Szene, welche teilweise sogar von Berlin und Hamburg nach Leipzig pendeln, problemlos benennen. - Falls nicht, ist es wie immer, nämlich
nichts anderes als heiße Luft.
Zum Schluss noch einige wichtige Fragen. Warum mutierte ausgerechnet Leipzig zu einer
Hochburg des linken Extremismus, und wie
bringt man wieder Ordnung rein? - Zum einen
hat sich herumgesprochen, dass man als linker
Gewalttäter in Leipzig fast völlige Narrenfreiheit
S e i t e | 18
hat. Eine Strafverfolgung findet, wie bereits erwähnt, faktisch nicht statt. Zum anderen hat
Leipzig zu viele Anreize geschaffen. Man lässt
sich immer wieder den Willen der Chaoten aufzwingen.
Grund ist aber auch der Oberbürgermeister mit
seiner undifferenzierten Hetze gegen alle Andersdenkenden und seinem exzessiven Missbrauch der politischen Kampfbegriffe „Rassist“
und „Rechtsextremist“ gegen Teile der Bevölkerung, was man im Mittelalter „Ächtung“ nannte.
Seine aktive politische Hetze gegen einzelne politische Versammlungen wurde selbst vom Verwaltungsgericht Leipzig erst kürzlich als rechtswidrig bezeichnet, was ihn nicht davon abhält,
weiterhin nach dem alten Muster zu verfahren
und den normalen Bürger als „Rassisten“ zu verleumden, ihn als quasi Rechtlosen körperlich anzugreifen. Mit seinen Aufrufen schafft unser
Oberbürgermeister die bürgerliche Füllmasse auf
die Straße, in der sich Linksradikale verstecken
können, damit der Polizei ein konsequentes Vorgehen unmöglich gemacht wird.
Wenn ein Herr Merbitz es zulässt, dass LegidaDemonstranten beispielsweise auf der Strecke
vor dem Hauptbahnhof am 14. September oder
auch am 21. September, wie man auf Filmmaterial im Internet eindrücklich sehen kann, nicht nur
beschimpft und beleidigt, sondern auch bespuckt
werden, wie übrigens auch seine eigenen Beamten, so macht er sich durch seine Untätigkeit
selbst strafbar. Das Problem der Gewalt ist kein
unlösbares, sondern ein Problem der Unfähigkeit
und des Unwillens der zur Verhinderung derartiger Straftaten eingesetzten und aus Steuergeldern bezahlten Bürger Merbitz und Jung, die
statt Straftaten zu verhindern, wie es § 1 des
Sächsischen Polizeigesetzes vorsieht, Mitverursacher der Intensität sind.
Es ist doch klar,
(Glocke)
dass Linksextremisten, die mitbekommen, dass
sie Andersdenkende unter den Augen der Polizei
beschimpfen und bespucken können, irgendwann Gründe für Persönlichkeitsrechtsverletzungen herab- und Gewalt einsetzen.
Oberbürgermeister Jung: Herr Böhm, achten
Sie auf die Zeit.
Stadtrat Böhm (fraktionslos): Eine Minute noch.
Herr Oberbürgermeister. - Würde man sie bereits
für ihre Beleidigungen und Spuckaktionen zur
Verantwortung ziehen, würde man Weiterungen
bereits im Ansatz unterbinden. So aber erzeugt
man bewusst das Bild der Rechtlosigkeit der patriotischen Kräfte und erklärt auf der anderen Sei-
Verlaufsprotokoll vom 20.01.2016
S e i t e | 19
Autos. Und Autos sind schlimmer, denn
es hätte meines sein können. Ausländer
besitze ich keine.”
te die linken Gewalttäter als sakrosankt. Unabhängig davon, -
Oberbürgermeister Jung: Die Zeit, Herr Böhm!
Bitte, letzter Satz.
Stadtrat Böhm (fraktionslos): - ob Sie beide dieses explosive Gemisch absichtlich oder aus Unfähigkeit erzeugen, Herr Merbitz und Herr Jung:
Beenden Sie diese unsägliche Strategie! Herr
Jung, Herr Kuschinski (phon.), Herr Merbitz, the
stage is yours. - Danke.
Oberbürgermeister Jung: Bevor Frau Gabelmann das Wort ergreift, möchte ich einen Satz
dazu sagen: Ihre Beleidigungen ehren mich. Ich
bin stolz darauf, diese Haltung zu haben.
Frau Gabelmann.
Stadträtin Gabelmann (SPD): Um einmal daran
anzuknüpfen: The stage is mine now. - Zunächst
will ich sagen: Sippenhaft gibt es eigentlich nicht.
Herr Jung ist also nur noch bedingt für seinen
Sohn Fabian verantwortlich.
Herr Keller hatte den Verfassungsschutz zitiert.
Das will ich natürlich auch tun. Sie haben recht:
Er leistet hervorragende Arbeit. Im Verfassungsschutzbericht 2014 wurde festgestellt, dass unter
den politisch motivierten Straftaten 2.549 von
Ausländern begangen wurden, 8.113 von Links
kamen und 17.020 von Rechts. Ich würde sagen:
Der Verfassungsschutz arbeitet gut.
Noch eine Bitte an Ihre Pressestelle, Herr Merbitz: Ich habe die Pressemitteilungen zum Versammlungsgeschehen der beiden Tage, über die
wir hier reden, verglichen. Die Überschrift der
Pressemitteilung vom 12. Dezember lautet:
„Leipziger Südvorstadt versinkt in Krawallen“. Die
Überschrift der Pressemitteilung vom 11. Januar
lautet: „… anlässlich des 32. Abendspaziergangs
von Legida“. Der Vergleich ist schon rein sprachlich gesehen interessant. Vielleicht können Sie
an Ihre Pressestelle weitergeben, sich um sachlichere Darstellungen zu bemühen.
Ich glaube, das, was wir gehört haben, reicht.
Abschließend noch eines: Es werden ja hier oft
Zitate verwendet. Ich möchte den Philosophen
Marc-Uwe Kling zitieren:
„Ob Links- oder Rechtsterrorismus - da
sehe ich keinen Unterschied”, sagte ich.
„Doch, doch”, ruft das Känguru, „die einen zünden Ausländer an, die anderen
Oberbürgermeister Jung: Meine Damen und
Herren, wir sind damit am Ende der Aktuellen
Stunde. Ich danke für viele sehr bedenkenswerte
Vorträge und Reden. Ich denke, dass wir in der
Tat im Fachausschuss Umwelt und Ordnung, im
Kriminalpräventiven Rat und auch in weiteren
Zusammensetzungen dieses Thema weiter bearbeiten müssen. Der Ruf von Herrn Merbitz, einen öffentlichen Diskurs zum Thema Gewalt,
zum Thema Extremismus durchzuführen, ist
mehr als notwendig, übrigens nicht nur in
Leipzig, sondern überall in Deutschland. Wenn
das Gewaltmonopol des Staates in Gefahr gerät,
ist es höchste Zeit, dass die Demokratie darüber
miteinander spricht, auch streitet, aber eben
friedlich.
Wenn ich das hinzufügen darf: Ich freue mich,
dass von allen Fraktionen in diesem Haus das
Bekenntnis zu Gewaltlosigkeit klar und deutlich
formuliert worden ist. Das verbindet uns, trotz aller Unterschiede. Die Ächtung von Gewalt beginnt in der Tat bei der Sprache, bei unserem
Umgang miteinander, beim Dialog mit dem Bürger und auch bei der konsequenten Haltung, die
wir zeigen. Ich denke, das war heute nur der Anfang einer Debatte, in der es noch viel zu besprechen gilt und der klare Taten folgen müssen.
Lieber Herr Professor Mühler, herzlichen Dank
für die Anregungen, die Sie gegeben haben, wo
und wie Zivilcourage vielleicht möglich ist. - Dank
auch an Herrn Merbitz für das Bekenntnis. Ich
denke, Sie alle haben seine Emotionalität gespürt. So ist es, wenn man tagtäglich auch aus
Liebe zu den Menschen und der Stadt agiert. Herzlichen Dank auch für Ihre Beiträge. Wir werden den Dialog weiterführen. - Damit ist die Aktuelle Stunde beendet.
Eine gute Botschaft habe ich noch - ich habe
mich gerade versichert, ob ich sie schon verkünden darf -: Leipzig bekommt ab 1. März 110 zusätzliche Beamte. Ich glaube, das ist ein gutes,
ein wichtiges Zeichen.
9
Wichtige Angelegenheit der Stadtbezirksbeiräte gem. § 5 Abs. 5 der Geschäftsordnung der Stadtbezirksbeiräte
Dieser Punkt entfällt.
Die Tagesordnungspunkte 10 und 11 werden gegen 17 Uhr behandelt.
Verlaufsprotokoll vom 20.01.2016
12
Besetzung von Gremien
12.1 Information zur Besetzung der beschließenden und beratenden Ausschüsse und des Ältestenrates durch
die Fraktionen (6. Änderung) (DS00768/14-DS-06)
Einreicher: Oberbürgermeister
Sie nehmen bitte die Information zur Kenntnis.
12.2 Kinder- und Familienbeirat - Bestellung
der
Mitglieder
und
Stellvertreter
(1. Änderung) (VI-DS-01128-DS-01)
Einreicher: Oberbürgermeister
Hier müssen wir abstimmen über die Bestellung
der Mitglieder. Wortwünsche? - Sehe ich nicht.
Dann bitte ich um Ihr Handzeichen. Wer stimmt
gegen diese Vorlage? - Enthaltungen?
Abstimmung: Das ist einstimmig so bestätigt.
12.3 Jugendbeirat - Bestellung der Mitglieder
und Stellvertreter (1. Änderung) (VI-DS01136-DS-01)
Einreicher: Oberbürgermeister
Wortwünsche? - Gibt es nicht. Ich bitte um Ihr
Handzeichen, wenn Sie dagegen stimmen? Enthaltungen?
Abstimmung: Es ist einstimmig so votiert.
12.4 Stadtbezirksbeirat Leipzig-Nordost - Bestellung der Mitglieder (2. Änderung)
(VI-DS-01142-DS-02)
Einreicher: Oberbürgermeister
Wer stimmt gegen den Beschlussvorschlag? Enthaltungen?
Abstimmung: Es ist einstimmig so beschlossen.
12.5 Stadtbezirksbeirat Leipzig-Südwest Bestellung der Mitglieder (1. Änderung)
(VI-DS-01146-DS-01)
Einreicher: Oberbürgermeister
13.
S e i t e | 20
Wahl und Entsendung der Vertreter der
Stadt Leipzig in Aufsichtsräte, Zweckverbände und Gremien, in denen die
Stadt Mitglied ist
Dieser Punkt entfällt.
14
Anträge zur Aufnahme in die Tagesordnung und Verweisung in die Gremien
gem. § 5 Abs. 3-5 der Geschäftsordnung
Meine Damen und Herren, ich bitte Sie, die
Übersicht zu diesen Anträgen zur Hand zu nehmen. Ich rufe sie kurz auf, und Sie geben mir das
Signal, wenn Sie weitere Verweisungen wünschen.
14.1 Schaffung eines Rad- und Fußweges in
der Baalsdorfer Straße zwischen Holzhausen und Baalsdorf (VI-A-02253)
Einreicher: Ortschaftsrat Holzhausen
Bitte, Frau Lange.
Stadträtin Lange (DIE LINKE): Da das die Verbindungsstraße nach Engelsdorf ist, würde ich
sagen: Ortschaftsrat Engelsdorf. Nötig ist auch
eine Stellungnahme der AG Schulwegsicherheit,
weil es auch ein Schulweg ist.
Oberbürgermeister Jung: Ja, so machen wir
das. - Das ist so verwiesen.
14.2 Schaffung eines Rad- und Fußweges in
der "Kleinpösnaer Straße" zwischen
"Stötteritzer Landstraße" und Kesselgrund bzw. weiter nach Kleinpösna, Bepflanzung des Feldrains zur Verhinderung von Schneeverwehungen und Bodenerosionen (VI-A-02254)
Einreicher: Ortschaftsrat Holzhausen
Gibt es dazu Hinweise? - Dann so verwiesen.
Wortwünsche? - Sehe ich nicht. Gibt es Gegenstimmen? - Enthaltungen?
14.3 Schaffung von Neubaugebieten im EmilAltner-Weg zur Bebauung mit Einfamilienhäusern (VI-A-02255)
Einreicher: Ortschaftsrat Holzhausen
Abstimmung: Es ist einstimmig so beschlossen.
So verwiesen.
12.6 Stadtbezirksbeirat Leipzig-West - Bestellung der Mitglieder (1. Änderung) (VIDS-01148-DS-01)
Einreicher: Oberbürgermeister
14.4 Schaffung von Neubaugebieten in der
Kärrnerstraße zur Bebauung mit Einfamilienhäusern (VI-A-02256)
Einreicher: Ortschaftsrat Holzhausen
Wortwünsche? - Gibt es nicht. Enthaltungen?
So verwiesen.
Abstimmung: Mit einer Enthaltung so beschlossen.
14.5 Schaffung von Neubaugebieten auf dem
Gelände der ehemaligen Gärtnerei Glaser zur Bebauung mit Einfamilienhäusern (VI-A-02257)
Verlaufsprotokoll vom 20.01.2016
Einreicher: Stadträte R. Hobusch,
S. Morlok
Einreicher: Ortschaftsrat Holzhausen
So verwiesen.
14.6 Straßenbenennung im Gewerbegebiet
"Sprio" (VI-A-02258)
Einreicher: Ortschaftsrat Holzhausen
So verwiesen.
14.7 Strukturreform für die Theater der Stadt
Leipzig - Zweite Neufassung Thema:
Städtische Bühnen der Stadt Leipzig (VIA-02268)
Einreicher: CDU-Fraktion
Frau Gabelmann.
Stadträtin Gabelmann (SPD): Jugendbeirat.
Oberbürgermeister Jung: Jugendbeirat; okay. So verwiesen.
14.8 Verkehrsberuhigung in der Bautzner
Straße zwischen Hänischstraße und
Braunstraße (VI-A-02282)
Einreicher: Stadtrat Steffen Wehmann
So verwiesen.
14.9 Keine weiteren Reduzierungen der Nahverkehrsleistungen (VI-A-02292)
Einreicher: Fraktion DIE LINKE
Frau Gabelmann, ich nehme an, auch hier: Jugendbeirat. - Okay.
14.10 Mehr Schutz für Kandidatinnen und
Kandidaten auf ein Ehrenamt: Keine
Veröffentlichung von Wohnanschriften!
(VI-A-02294)
Einreicher: Fraktion Bündnis 90/Die
Grünen
Es werden keine Adressen veröffentlicht. Aber
gut. Wenn der Jugendbeirat sich damit beschäftigen will, kann er das tun.
14.11 Aufstellung eines Bebauungsplanes
für den Bereich Eutritzscher Straße,
Delitzscher Straße, Bahnanlagen und
Roscherstraße (VI-A-02299)
Einreicher: SPD-Fraktion
Einreicher: CDU-Fraktion
So verwiesen.
14.12 Strategien zur Eindämmung sowie
Verhinderung einer Zunahme politisch
und extremistisch motivierter Gewalt
in unserer Stadt (VI-A-02305)
S e i t e | 21
Frau Krefft.
Stadträtin Krefft (Bündnis 90/Die Grünen): Da
das Zentrum für demokratische Bildung im Dezernat 5 angesiedelt ist, würde es natürlich Sinn
machen, wenn dieser Antrag in den Jugendhilfeausschuss oder in den Fachausschuss Jugend, Soziales, Gesundheit und Schule verwiesen wird.
Oberbürgermeister Jung: Sollten wir den Antrag nicht in beide Ausschüsse verweisen? - Ich
höre Zustimmung. Dann verwiesen in den Ausschuss Jugendhilfe und den Ausschuss Jugend,
Soziales, Gesundheit und Schule, wobei ich da
auch den Jugendbeirat miteinbeziehen würde,
wenn ich das einmal bemerken darf. Das würde
ich gerne dem Jugendbeirat zur Beratung übergeben.
Allgemeine Verwaltung? - So machen wir das.
15
Anträge zur Beschlussfassung
Es ist jetzt 16.15 Uhr. Wir liegen also gut in der
Zeit. Wenn wir das schnell abarbeiten, können
wir vielleicht sogar noch eine Pause einlegen.
15.1
Prämissen für die Fortschreibung des
Nahverkehrsplans (VI-A-01833)
Einreicher: Fraktion Bündnis 90/Die
Grünen
15.1.1 VSP (VI-A-01833-VSP-001)
Einreicher: Dezernat Stadtentwicklung
und Bau
Bitte schön, Herr von der Heide.
Stadtrat von der Heide (Bündnis 90/Die Grünen): Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister!
Sehr geehrte Frau Bürgermeisterin! Sehr geehrte
Herren Bürgermeister! Sehr geehrte Kolleginnen
und Kollegen! Liebe Gäste! Der aktuell gültige
Nahverkehrsplan datiert aus dem Jahr 2007.
Seitdem hat sich Leipzig enorm verändert, insbesondere durch das stetige und stetig dynamischere Bevölkerungswachstum. Neben globalen
Entwicklungen wie Klimawandel und lokalen
Umweltproblemen durch die Feinstaubbelastung
macht vor allem dieses Bevölkerungswachstum
ein Umdenken in der Mobilität notwendig.
Daraus folgt: Die Ansprüche an den Nahverkehr
in Leipzig haben sich geändert. Um diesen Ansprüchen gerecht zu werden, wird der Nahver-
Verlaufsprotokoll vom 20.01.2016
kehrsplan fortgeschrieben. Im Zuge dieser Fortschreibung ist es notwendig, dass dem Nahverkehrsplan realistische Prognosen, insbesondere
bezüglich der Einwohnerzahl Leipzigs, zugrunde
gelegt werden. Die geltende Grundsatzentscheidung, dass für städtische Planungen die Hauptvariante der Bevölkerungsschätzung von 2013
zugrunde gelegt wird, macht keinen Sinn. Sie
macht schon grundsätzlich keinen Sinn, aber
hier macht sie besonders wenig Sinn, weil selbst
die optimistische Variante dieser Schätzung jedes Jahr übertroffen wird. Es wäre zu begrüßen,
wenn, wie im Verwaltungsstandpunkt angekündigt, rechtzeitig aktuelle Schätzungen vorliegen.
Insbesondere kann der Nahverkehrsplan den
Ansprüchen nicht gerecht werden, wenn von
vornherein feststeht, dass der Nahverkehr mittelund langfristig nur mit 45 Millionen Euro bezuschusst werden soll und wird. Bereits in der Rede zum Stadtverkehr und öffentlichen Raum hatte ich ausgeführt, dass ein attraktives ÖPNVAngebot Geld kosten wird. Nur mit einem attraktiven ÖPNV-Angebot werden wir die Ziele beim
Stadtverkehr erreichen und einen Verkehrskollaps in dieser Stadt verhindern.
Ja, auch Bund und Freistaat sind bei der Finanzierung des öffentlichen Nahverkehrs in der
Pflicht. Die jüngsten Vereinbarungen bezüglich
der Regionalisierungsmittel, deren Auswirkungen
von der Landesregierung offensichtlich verschlafen wurden, lassen jedoch nichts Gutes befürchten. Man muss sich also auch mit der Frage beschäftigen, wie man mit unzureichender Finanzierung des ÖPNV durch die übergeordneten
Ebenen umgeht.
Entgegen der Diskussion im Verwaltungsausschuss lassen wir uns nun doch auf den Verwaltungsstandpunkt ein. Wir gehen davon aus und
verstehen den Verwaltungsstandpunkt so, dass
die darin erwähnten Szenarien zur Weiterentwicklung des ÖPNV in Leipzig tatsächlich ergebnisoffen und ohne finanzielle Vorgaben untersucht werden und die Diskussion über Finanzierungsnotwendigkeiten und Möglichkeiten im Prozess der Fortschreibung transparent diskutiert
werden. So verstehen wir die Sätze:
Diese Szenarienbetrachtung sollte nicht
von vornherein durch das Setzen von
finanziellen Grenzen eingeschränkt
werden, sondern das bestmögliche Gesamtpaket für eine Weiterentwicklung
des ÖPNV in Leipzig ermitteln. Diese
Ergebnisse sind dann mit Bürgerschaft
und Politik zu diskutieren.
Ein paar Worte zur Transparenz in dieser Diskussion. Bei der Vorlage 1886, die wir später
noch behandeln, stellt die Verwaltung eine Übersicht über die verschiedenen Zahlungen der
Stadt an die LVB zur Verfügung. Ich finde es gut,
S e i t e | 22
dass diese Daten jetzt öffentlich gemacht werden. Die Bewertung der Zahlen bedarf noch einer Diskussion; aber zumindest ist es jetzt vorgelegt.
Ebenfalls in Zusammenhang mit dieser Vorlage
wurden einigen Stadträten noch weitere Daten
zur Verfügung gestellt. Vielleicht findet die Verwaltung auch hier einen Weg, diese Daten der
Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Es würde
der Diskussion über die Finanzierung des ÖPNV,
die wir im Zusammenhang mit dem Nahverkehrsplan führen werden, guttun, wenn alle relevanten Zuschüsse, Kosten, Leistungen usw., die
Finanzbeziehungen zwischen Stadt und städtischen Unternehmen sowie deren Vertragsgrundlagen öffentlich gemacht werden und wir über die
Bewertung intensiv streiten.
Wir stellen also den Verwaltungsstandpunkt zur
Abstimmung. Wir sehen es als Erfolg an, dass
wir mit unserem Antrag sicherstellen konnten,
dass die Fortschreibung des Nahverkehrsplans
ein wirklich offener Prozess wird, in dem uns sicherlich noch viele Diskussionen, insbesondere
über die Finanzierung, bevorstehen. Nach den
Diskussionen zu unserem Antrag freue ich mich
darauf bereits. - Besten Dank.
Oberbürgermeister Jung: Weitere Wortwünsche sehe ich nicht. Dann steht der Verwaltungsstandpunkt jetzt zur Abstimmung. Ich darf
Sie um Ihr Handzeichen bitten. Wer stimmt dem
zu? - Gegenstimmen? - Enthaltungen?
Abstimmung: Mit sechs Enthaltungen ist es
einstimmig so beschlossen.
15.2
Parkplätze für motorisierte Zweiräder
(VI-A-01931)
Einreicher: AfD-Fraktion
15.2.1 VSP (VI-A-01931-VSP-001)
Einreicher: Dezernat Stadtentwicklung
und Bau
Bitte schön, Herr Hentschel.
Stadtrat Hentschel (AfD): Sehr geehrter Herr
Oberbürgermeister! Sehr geehrte Beigeordnete
und Stadträte! Liebe Gäste! Unser Antrag beschäftigt sich mit der aktuellen akut defizitären
Parkplatzsituation für motorisierte Zweiräder in
unserer Stadt. Die AfD-Fraktion möchte der
Stadtverwaltung hier einen Prüfauftrag mit auf
den Weg geben, um die derzeitige Situation zu
analysieren und gegebenenfalls Verbesserungen
für die kommende Zweiradsaison einleiten zu
können.
Verlaufsprotokoll vom 20.01.2016
Zum Sachverhalt. Motorisierte Zweiräder, also
Mofas, Mopeds, Cityroller und Motorräder, erfreuen sich immer größerer Beliebtheit. Aktuell
behindern sich Autofahrer und Fahrer von Zweirädern leider allzu oft. Bereits vorhandene Zweiradparkplätze sind oft überbelegt, und Motorräder müssen ausweichen. Dann blockiert beispielsweise ein Motorrad die gesamte Parkfläche
für einen Pkw. Diese Situation ist für alle Beteiligten unbefriedigend.
Dass dies die Stadtverwaltung ganz ähnlich
sieht, zeigt der Umstand, dass seit kurzem ein
weiterer Parkplatz für Zweiräder neben dem Eingang der Tiefgarage am Neuen Rathaus eingerichtet worden ist. Vielen Dank für diese Einzelinitiative! Oder gibt es mehrere davon?
Umso verwunderter ist meine Fraktion über die
Ablehnung unseres Antrags, da angeblich bereits
generelles Verwaltungshandeln angezeigt sei.
Wäre der eben benannte Parkplatz auch ohne
Vorliegen unseres Antrags eingerichtet worden?
Ist der zeitliche Zusammenhang rein zufälliger
Natur? Sei’s drum!
Bei unserem Antrag geht es nicht um Umsetzung
von lobenswerten Einzelinitiativen, sondern um
die Errichtung von Parkplätzen für motorisierte
Zweiräder in einem viel größeren, nämlich gesamtstädtischen Maßstab, was eine umfassende
Planung seitens der Verwaltung und die konstruktive Mitarbeit der Stadträte erfordert. Aus
diesem Grund werben wir nach wie vor für unseren Prüfauftrag und bitten Sie um Ihre Unterstützung. - Vielen Dank.
S e i t e | 23
einmal öffentlich zu machen, damit es jeder
Zweiradfahrer weiß; denn in der Straßenverkehrsordnung ist das nicht eindeutig geregelt. Ich
glaube, diese öffentlichkeitswirksame Maßnahme
wird der Sache Rechnung tragen. Deswegen
werden wir Ihrem Antrag nicht zustimmen.
Oberbürgermeister Jung: Das Jugendparlament dazu, bitte.
Rambow (Jugendparlament): Sehr geehrte
Stadträtinnen und Stadträte! Sehr geehrter Herr
Oberbürgermeister! Liebe Gäste! Wir haben uns
als Jugendparlament mit diesem Antrag intensiv
beschäftigt, sind aber nach längerer und mehrfacher Diskussion und nach Lesen des Verwaltungsstandpunktes zu der Meinung gekommen,
dem Verwaltungsstandpunkt zuzustimmen und
diesen Antrag abzulehnen. - Danke schön.
Oberbürgermeister Jung: Wir kommen zur Abstimmung. Ich darf Sie um Ihr Handzeichen bitten. Wer stimmt dem Beschlussvorschlag zu? Gegenstimmen? - Enthaltungen?
Abstimmung: Zwei Enthaltungen, vier Zustimmungen. Dann ist es mit großer Mehrheit abgelehnt.
15.3
Fortschreibung der Unternehmensstrategie der LWB (02043-NF-02-NF-02)
Einreicher: Fraktion DIE LINKE
Oberbürgermeister Jung: Herr Albrecht.
15.3.1 ÄA (02043-NF-02-ÄA-01)
Einreicher: SPD-Fraktion
Stadtrat Albrecht (CDU): Sehr geehrter Herr
Oberbürgermeister! Sehr geehrte Damen und
Herren! Gestatten Sie mir eine kurze Vorbemerkung. Meine Stimme klingt heute wahrscheinlich
nicht besonders gut, weil mein Mund trocken und
mein Bauch leer ist. Ich würde mir wünschen,
wenn sich dies vor dem Ratssaal ändern ließe.
15.3.2 VSP (VI-A-02043-VSP-01)
Einreicher: Dezernat für Stadtentwicklung und Bau)
Nun zu Ihrem Antrag. Bereits Anfang des Jahres
2014 haben wir als CDU-Fraktion dazu eine Anfrage gestellt und darauf ausreichend Antwort
bekommen. Wahrscheinlich sind deswegen jetzt
die Parkplätze für Zweiräder eingerichtet worden.
Dazu kommt, dass der Verwaltungsstandpunkt
sehr klar und deutlich formuliert, wo auch jetzt
schon Parkplätze für Zweiräder genutzt werden
können, nämlich dort, wo Fahrradbügel auf der
Straße sind. Ich halte das für sehr sinnvoll und
würde die Verwaltung darum bitten, dies noch
Zunächst Herr Schlegel.
Stadtrat Schlegel (DIE LINKE): Sehr geehrter
Herr Oberbürgermeister! Sehr geehrte Damen
und Herren Stadträte! Verehrte Gäste! Unsere
kommunale Wohnungs- und Baugesellschaft
steht bei Wahrung ihrer wirtschaftlichen Stabilität
vor vielfältigen Herausforderungen. 1993 über
dem Abgrund schwebend hat die LWB nach Neuformierung von Geschäftsführung und Aufsichtsrat durch einen konsequenten Konsolidierungskurs nachhaltige Stabilität erreicht und dabei ihren Beitrag zur Wohnungsversorgung vieler
Leipziger Haushalte, darunter zahlreicher einkommensschwacher, nicht vernachlässigt sowie
Verlaufsprotokoll vom 20.01.2016
die vom Stadtrat beschlossenen und regelmäßig
fortgeschriebenen Eigentümerziele im Blick gehabt.
Die neue Unternehmensstrategie beinhaltet die
Beibehaltung der erreichten wirtschaftlichen Stabilität und die Fortsetzung der komplexen Sanierungsmaßnahmen in inner- und randstädtischen
Wohnsiedlungen. Dabei ist zukünftig auch Wohnungsneubau, vorrangig auf eigenen und innerstädtischen Grundstücken, zur Arrondierung von
Stadtstrukturen durch Lückenschließungen zu
betreiben.
Wir haben die Vorschläge aus dem Änderungsantrag der SPD übernommen. Auch wenn die
Verwaltung meint, sie sei superschnell und fleißig, so ist anzumerken, dass die Erarbeitung des
Verwaltungsstandpunktes zum Änderungsantrag
fast drei Monate gedauert hat. Wir haben uns innerhalb von zwei Tagen mit dem Verwaltungsstandpunkt auseinandergesetzt und gewichtige
Inhalte in die Neufassung mit aufgenommen. In
Punkt 1 heißt es jetzt:
Der Oberbürgermeister wird beauftragt,
die Geschäftsführung der Leipziger
Wohnungs- und Baugesellschaft (LWB)
anzuweisen, dass diese in Zusammenarbeit mit dem Aufsichtsrat bis zum
30.06.2016 eine Fortschreibung der Unternehmensstrategie vorlegt, die Grundlage der Bewertung und Fortschreibung
der Eigentümerziele ist.
S e i t e | 24
ten durch Ablösung von Zelten, Sporthallen und
Schulen und durch Bereitstellung von kleinteilig
strukturierten Sammelunterkünften in festen bzw.
ausnahmsweise auch in kleinteiligen Bauten in
Leichtbauweise in absehbarer Zeit erreicht werden können, so nimmt bei Umzug der dauerhaft
in Deutschland bleibenden Asylbewerber der
Bedarf an eigenen Wohnungen extrem zu, was
bei der LWB-Unternehmensstrategie und den Eigentümerzielen ebenfalls zu berücksichtigen ist.
Deshalb bitten wir um Zustimmung zur aktualisierten Neufassung unseres Antrags. - Ich danke.
Oberbürgermeister Jung: Herr Keller hat das
Wort.
Stadtrat Keller (AfD): Sehr geehrte Damen und
Herren! An diesem Antrag der Fraktion Die Linke
kann man sehen, wie weit sich manche aus dem
politischen Geschehen entfernt haben. Dieser
Antrag ist eine Zumutung.
Ergänzend haben wir aus dem SPD-Antrag
übernommen - das ist Punkt 2 unseres Antrags -:
Vor kurzem wurde vom Stadtrat das Wohnungspolitische Konzept beschlossen. Dieses beinhaltet genau die heute gestellten Forderungen des
Herrn Schlegel. Herr Schlegel war es, der unseren Antrag, den Sozialwohnungsneubau in dieses Konzept mit aufzunehmen, strikt abgelehnt
hat. Schon als der Sozialreport hier im Stadtrat
vorgestellt wurde, beklagte Frau Witte, dass es
nicht genügend sozialen Wohnungsbau gebe
und dass schleunigst Abhilfe geschaffen werden
müsse.
Die BBVL wird beauftragt zusammen
mit der LWB zu prüfen, ob und wie
Wohnimmobilien der Stadt und anderer
kommunaler Eigentümer an die Leipziger Wohnungs- und Baugesellschaft
übertragen werden können. Die Ergebnisse werden gemäß dem Vorschlag
der Verwaltung bis 31.03.2016 vorgelegt.
Nun die LWB dafür verantwortlich zu machen,
dass man selbst keine Prioritäten setzte und ideologisch das ablehnte, wozu man hätte positiv
votieren müssen, ist der Gipfel an politischer Unstetigkeit. Sozial ist eben nicht, Probleme erst zu
provozieren und dann andere dafür verantwortlich zu machen. Das erinnert uns eher an sozialistische Zeiten, an die Sie sicher nicht erinnert
werden wollen.
Wir nehmen die Verwaltung also beim Wort und
hoffen, dass sie uns die Ergebnisse bis 31. März
2016 vorlegen wird.
Die LWB wird sich an das beschlossene Wohnungspolitische Konzept halten. Für die Einhaltung sind der Aufsichtsrat und der Gesellschafter
Stadt Leipzig verantwortlich. Sollte die Linke
feststellen, dass hier Fehler gemacht werden,
soll sie diese benennen und nicht Anträge stellen, die ohnehin Beschlossenes darstellen. Sie
kosten die Stadträte sowie die Stadtverwaltung
nur sinnlos Zeit und Arbeit. Die AfD-Fraktion wird
diesen Antrag ablehnen.
Dies hatte auch die SPD in ihrem Änderungsantrag vorgeschlagen.
Auch wenn für den Stadtrat die Schaffung von
Gemeinschaftsunterkünften für Flüchtlinge im
Vordergrund steht, so steht die Wohnungswirtschaft mit LWB, Wohnungsbaugenossenschaften
und privaten Vermietern vor der Herausforderung, zeitnah dafür zu sorgen, Asylbewerber
langfristig dezentral in eigene Wohnungen zu
lenken und diese in die Hausgemeinschaften zu
integrieren. Auch wenn Verbesserungen der Unterbringungsmöglichkeiten in Sammelunterkünf-
Verlaufsprotokoll vom 20.01.2016
S e i t e | 25
Oberbürgermeister Jung: Herr Oßwald.
stehender macht. Wir erhoffen uns davon ein
besseres Prüfergebnis.
Stadtrat Oßwald (SPD): Sehr geehrter Herr
Oberbürgermeister! Sehr geehrte Damen und
Herren Stadträte! Werte Gäste! Ich versuche,
jetzt wieder zur Sachebene zurückzukehren
Zur Übertragung der rund 1.800 Wohneinheiten,
die derzeit noch von verschiedensten Akteuren
verwaltet und bewirtschaftet werden und die teilweise in einem schlechten Zustand sind. Wir erhoffen uns von der Übertragung an die LWB,
dass sie dies ohne nennenswerten Mehraufwand
leisten kann. Wenn wir die LWB dabei noch ein
Stück weit wirtschaftlich stabilisieren können,
zum Beispiel durch Übertragung einer Kapitaleinlage, wären wir noch einen Schritt weiter. Die Anforderungen und Wünsche an die LWB, gerade
auch vonseiten der Politik, werden ja nicht kleiner, sondern eher größer; Stichworte: soziale Infrastruktur, Bereitstellung von Wohnraum auch für
Flüchtlinge. Aus diesem Grund würde ich Sie bitten, unseren Änderungsantrag positiv zu bescheiden. - Danke.
nach dieser doch etwas ideologisch verbrämten
Meinungsäußerung meines Vorredners.
Unseren Änderungsantrag würden wir gern weiterhin zur Abstimmung stellen wollen, weil er
eben nicht inhaltlich in die Neufassung übernommen worden ist. Diese finden wir etwas
missglückt. Man hat versucht, den Verwaltungsstandpunkt, unseren Änderungsantrag und die
Originalfassung irgendwie in Einklang zu bringen. Dadurch ist der Antrag aber inhaltlich nicht
zielführender geworden.
Auch wenn man jetzt den Oberbürgermeister
beauftragt, die Geschäftsführung und den Aufsichtsrat der LWB anzuweisen, die strategische
Unternehmensplanung fortzuschreiben, die dann
Grundlage sein soll für die Eigentümerziele, über
die wir dann im Rat diskutieren müssen, wäre
das, denke ich, der falsche Weg. Wir steuern unsere kommunalen Unternehmen über Festlegung
von Eigentümerzielen. Darauf aufbauend muss
die strategische Unternehmensplanung ansetzen. Deswegen ist es richtig und wichtig, wenn
wir von der Stadtverwaltung einfordern, dezernatsübergreifend die Eigentümerziele zu evaluieren und zu aktualisieren und dem Rat im Sommer eine Beschlussvorlage vorzulegen, über die
wir dann in der ganzen Breite politisch diskutieren müssen. Dann wird es nicht nur um Wohnungsneubau im innerstädtischen Bereich gehen, sondern es werden noch ganz andere Probleme auf der Agenda stehen, die die LWB in ihrer
Unternehmensplanung bis zum Jahr 2026 berücksichtigen muss.
Zum zweiten Punkt: Prüfung der Übertragung
von städtisch verwalteten Wohnimmobilien an
die LWB. Dazu läuft bereits ein Prüfauftrag, nämlich durch den im letzten Sommer gefassten Beschluss des Antrags von Bündnis 90/Die Grünen
zur strategischen Neuausrichtung der Liegenschaftspolitik, der in unseren Antrag mit eingeflossen ist. Wir würden an dieser Stelle gern bekräftigen und auch dahin gehend modifizieren,
dass diese Prüfung wirklich von einem unabhängigen Dritten, von der BBVL oder einer anderen
Gesellschaft, durchgeführt werden sollte. Grund
dafür ist, dass es in den Dezernaten natürlich
auch Eigeninteressen gibt - Wer verzichtet schon
gern auf Mieterträge oder Veräußerungserlöse
von Grundstücken? -, die den Blick auf gesamtstädtische Interessen trüben können. Deshalb
halten wir es für wichtig, wenn das ein Außen-
Oberbürgermeister Jung: Herr Schlegel noch
einmal.
Stadtrat Schlegel (DIE LINKE): Herr Oßwald,
ich habe klar und deutlich gesagt: Wir haben Ihre
Inhalte übernommen.
(Stadtrat Oßwald [SPD]: Das steht da
nicht drin!)
- Natürlich!
(Stadtrat Oßwald [SPD]: Nein!)
- Na klar steht das drin. Geht es Ihnen jetzt darum, allein recht zu haben? Uns geht es darum,
Recht zu bekommen, auch für die LWB. Was ist
denn exzellenter?
Die LWB muss zunächst einmal selbstbestimmt
sagen, was sie selbst stemmen kann. Wenn wir
als Rat dann feststellen - das betrifft auch die Eigentümerziele -, dass das nicht ausreicht und sie
mehr leisten muss, greift selbstverständlich das
autonome Recht des Stadtrates. Die Geschäftsführung und auch der Aufsichtsrat der LWB haben sich ganz klar dazu bekannt, quasi einen
ersten Abstoß zu machen und zu sagen: Das ist
das, was wir dort machen können. - Dann muss
logischerweise im Stadtrat und in den verschiedenen Ausschüssen beraten werden, ob das alles auch den Zielen der Stadtentwicklung und der
Sozialpolitik entspricht, und dann entschieden
werden.
Es ist meiner Meinung nach auch nicht unbedingt zielführend, wenn einfach nur eine Untersuchung von einem Unabhängigen gemacht wird
und dann der LWB möglicherweise eine einzelne
Verlaufsprotokoll vom 20.01.2016
Immobilie übergeholfen wird, von der sie möglicherweise sagt: So richtig funktioniert das aber
bei uns nicht. Bei Einzelverkäufen, zum Beispiel
wenn sich in einem Bürohaus der Stadt nur eine
Wohnung befindet und es auch von der Historie
nicht vorgesehen ist, das Bürohaus in ein Wohngebäude umzuwidmen, muss man auch sagen
können: Das ist nicht sinnvoll.
Oberbürgermeister Jung: Ich versuche, das
jetzt abzukürzen. Herr Schlegel, Herr Oßwald,
egal was Sie heute beschließen: Das haben Sie
schon beschlossen. Wir machen es sowieso. Es
ist beauftragt durch den Stadtrat. Aber ich will
mich gerne noch einmal von Ihnen beauftragen
lassen.
S e i t e | 26
Oberbürgermeister Jung: Gut. - Zwei Hinweise: Der zweite Beschlusspunkt des Änderungsvorschlags lautet jetzt:
Der Oberbürgermeister wird beauftragt,
zu prüfen, ob und inwieweit Wohnimmobilien der Stadt und anderer kommunaler Unternehmen an LBW übertragen
werden können.
Zu Protokoll: Sie erwarten eine Prüfung durch
einen externen Dritten oder die BBVL.
Zu Punkt 2 muss ich noch einmal nachfragen?
Den 30. Juni wollen Sie unverändert lassen. Das
schaffen wir nicht; das sage ich Ihnen definitiv.
Zum zweiten Punkt. Ich kann verstehen, dass
Sie einen Externen beauftragen wollen. Aber Sie
als Stadtrat können nur den Oberbürgermeister
beauftragen und mich bitten, gegebenenfalls die
BBVL zu nutzen. Wir müssen immer sauber bleiben in der Beschlussfassung.
Wir werden es nicht schaffen, die Eigentümerziele zu definieren und sie zu diskutieren. „In diesem Jahr“ wäre okay, aber 30. Juni nicht.
Herr Schlegel, machen wir es kurz. Wir beschließen jetzt den Änderungsantrag der SPD
oder auch nicht, dann stimmen wir über Ihren
Antrag ab, und dann mischen wir das zusammen.
Stadtrat Schlegel (DIE LINKE): Herr Oberbürgermeister, ich schlage folgenden Kompromiss
vor: Wir beschließen den ersten Punkt, wie in
unserer Neufassung formuliert, nämlich: Die Unternehmensstrategie der LWB wird bis zum
30.06. erarbeitet. Anschließend werden die Gremien und die Stadtverwaltung die Fortschreibung
der Eigentümerziele erarbeiten. - Punkt 2 können
wir gern so abstimmen, wie im Änderungsantrag
der SPD formuliert.
Herr Oßwald, hat Sie die Argumentation von
Herrn Schlegel überzeugt?
Stadtrat Oßwald (SPD): Ich bin zwar nicht als
Vielredner bekannt, aber an dieser Stelle muss
ich kleinlich sein. In dem Antrag heißt es, dass
die Unternehmensstrategie Grundlage für die
Bewertung und Fortschreibung der Eigentümerziele sein soll. - Das ist nun gerade der falsche
Weg. Unsere Stoßrichtung - das hat die Verwaltung noch nicht so klar verdeutlicht - ist, einzufordern, dass dieses Jahr die Eigentümerziele
evaluiert und fortgeschrieben werden. Die letzte
grundsätzliche Beschlussfassung liegt fast vier
Jahre zurück. Ich denke, es gibt auch in sachlicher Hinsicht einen gewissen Anpassungsbedarf.
Die dann beschlossenen neuen Eigentümerziele
müssen dann Grundlage sein für die Fortschreibung der strategischen Unternehmensplanung
2026.
Zum Prüfauftrag: Das ist in der Tat falsch übermittelt worden. In unserem Begründungstext
heißt es: Wir beauftragen den Oberbürgermeister, gegebenenfalls durch die BBVL oder einen
externen Dritten prüfen zu lassen, inwieweit eine
Übertragung dieser Wohnimmobilien sinnvoll ist.
- Die LWB kann demgegenüber aufgeschlossen
sein und sich das auch wünschen, aber letztendlich prüfen und entscheiden müssen wir als Stadt
Leipzig.
Herr Schlegel.
Oberbürgermeister Jung: Herr Schlegel, ich
will hier keine Vorlesung halten. Aber Herr Oßwald hat unmissverständlich deutlich gemacht,
dass er eine Umdrehung der Sachlage für zwingend hält: erst Eigentümerziele, dann Unternehmensstrategie. Sie schlagen vor: erst Unternehmensstrategie und daraus abgeleitet Eigentümerziele. Das ist die Differenz zwischen Ihnen. Herr Schlegel.
Stadtrat Schlegel (DIE LINKE): Können wir es
nicht einfach so lassen, dass auch ein Unternehmen einmal in die Lage versetzt wird, ein erstes Angebot zu machen und darzulegen, wie es
das umsetzen will? Das Unternehmen kennt die
Ressourcen und kann sie prüfen. Deshalb dieser
Entwicklungsprozess. Darüber hinaus möchte
ich darauf hinweisen, dass mehrere Stadträte in
diesem Aufsichtsrat sitzen und der Gesellschafter ganz aktiv und mit Mehrheit im Aufsichtsrat
vertreten ist und demzufolge dort keine Dinge
mitbefördern wird, die nicht den Zielen der Stadtentwicklung entsprechen würden.
Verlaufsprotokoll vom 20.01.2016
Oberbürgermeister Jung: Ich bleibe mal formal. Wir stimmen jetzt über den Änderungsantrag ab. Selbstverständlich wird bei Entwicklung
des Entwurfs der Eigentümerziele die Geschäftsführung intensiv einbezogen und die Unternehmensstrategie mitbedacht. Das ist ja der Grund
dafür, warum wir den Termin 30.06. nicht schaffen.
Wer stimmt dem Änderungsantrag der SPDFraktion in der heute vorliegenden Fassung mit
Änderung des Auftrags in Beschlusspunkt 2 an
die BBVL zu? - Gegenstimmen? - Enthaltungen?
Abstimmung: Eine Enthaltung, vier Gegenstimmen. Das ist mit großer Mehrheit so beschlossen.
Damit entfällt die Abstimmung über den ursprünglichen Antrag.
Meine Damen und Herren, ich unterbreche jetzt
die Sitzung für eine kurze Pause und bitte Sie,
um 17.10 Uhr wieder hier zu sein.
(Unterbrechung)
Oberbürgermeister Jung: Meine sehr verehrten
Damen und Herren, bitte nehmen Sie wieder
Platz.
Wir setzen die Ratsversammlung mit Tagesordnungspunkt 10 fort.
10.
Einwohnerfragen
10.2 Strategie der Mitteldeutschen Flughafen
AG (MFAG) für den Flughafen LeipzigHalle (VI-EF-02245)
Einreicher: Matthias Zimmermann
Dazu begrüße ich Herrn Matthias Zimmermann,
der diese Frage gestellt hat. - Ich bitte den Kollegen Albrecht um Antwort.
Bürgermeister Albrecht: Sehr geehrter Herr
Oberbürgermeister! Sehr geehrter Herr Zimmermann! Meine sehr verehrten Damen und Herren!
Als Einstieg nur so viel: Die Strategie, die Sie befürchten, Herr Zimmermann, gibt es nicht; das
will ich in aller Klarheit sagen. Ich will daher versuchen, Ihnen mit einigen Zahlen und Entwicklungen diese Sorge zu nehmen.
Zur Frage 1: Die Strategie der Mitteldeutschen
Flughafen AG sowie der Flughafen Leipzig/Halle
GmbH wird in den dafür zuständigen Gremien das ist nicht nur der jeweilige Aufsichtsrat, sondern auch die Gesellschafterversammlung - natürlich mit allen Gremienmitgliedern diskutiert, also nicht nur mit den jeweiligen Vertretern der
Stadt Leipzig. Zustimmung bestand in den Gremien zur Akquise von DHL sowie zum Abschluss
S e i t e | 27
des Ansiedlungsvertrages im Jahr 2004/2005
und damit zur Schwerpunktsetzung auf Frachtflüge in Leipzig. Hier betone ich zur Klarstellung:
Das heißt im Umkehrschluss nicht, dass wir auf
irgendeine Airline im Bereich Passagiere verzichten wollen.
Aus Sicht der Stadt Leipzig haben sich die mit
der Ansiedlungsentscheidung verbundenen Erwartungen in den letzten zehn Jahren erfüllt.
Ohne die Ansiedlung von DHL hätte der Flughafen seine Kapazitäten nicht annähernd ausschöpfen können, und - das will ich auch sagen die langfristige Wirtschafts- und Beschäftigungsstrategie für die Region wäre so nicht umsetzbar
gewesen. Hierzu eine Zahl, die viele inzwischen
schon wieder verdrängt haben: Die Beschäftigungszahlen sind um 50.000 zusätzliche Arbeitsplätze gestiegen. Ich glaube, es ist nicht
übertrieben, an der Stelle zu sagen: Das hat etwas mit unserer sehr guten Infrastruktur - dazu
gehört natürlich auch der Flughafen - zu tun.
Zur Frage 2: Entsprechend der uns vom Flughafen übergebenen Zahlen - wir führen als Stadt
Leipzig keine eigene Statistik - gab es im Winterflugplan 2006/2007 240 wöchentliche Starts von
Passagierflügen. Damit waren auch 445 sogenannte Verbindungen verbunden.
Allerdings gab es auch Einzelentscheidungen
von Airlines. Hier würde ich gerne eine für die
Betrachtung wesentliche strategische Entscheidung einer Airline herausstellen, nämlich: Die
TUIfly hatte vor, Leipzig zu einem Drehkreuz im
Niedrigpreissegment zu entwickeln, hat diese
Entscheidung aber ein Jahr später, in 2007, wieder zurückgenommen. Damit entfielen statistisch
gesehen über ein Viertel der Flugverbindungen.
Auch ein zweiter erheblicher Punkt, der schon
längere Zeit zurückliegt, betrifft das Jahr 2007:
das Nachtflugverbot für Passagierflüge. Diese
Entscheidung hat sich im Winterflugplan
2007/2008 ausgewirkt, was in der Statistik sofort
nachvollziehbar war. Ab dem Moment, wo der
Flugplan umgestellt worden ist, gab es nur noch
196 Starts.
Seit dieser Winterflugplanperiode ist das Angebot an wöchentlichen Starts aus den beiden
Gründen zurückgegangen, aber seitdem stabil.
Einen weiteren leichten Rückgang gab es bei
den wöchentlichen Starts von Airlines, die ihr Angebot verknappt haben.
Allerdings muss man bei diesen Zahlenvergleichen auch einen Blick auf die Passagierzahlen
werfen. Bei den Passagierzahlen ist dieser
Rückgang so nicht nachzuvollziehen, weil zur
gleichen Zeit die Airlines, die ihre Angebote am
Standort Leipzig-Halle behalten haben, ihr Sitzplatzangebot durch größere Fluggeräte deutlich
erhöht haben.
Verlaufsprotokoll vom 20.01.2016
Zur Frage 3: Verbunden mit den wachsenden
Wirtschaftseffekten, welche wir im Übrigen als
wachsende Stadt dringend benötigen, treten
auch erhöhte Belastungen auf. Diese Belastungen sind bei Zunahme des Flugverkehrs nicht
wegzudiskutieren. Aber die verschiedenen Akteure, auch wir als Stadt, versuchen natürlich,
dieser Entwicklung Rechnung zu tragen, indem
wir beispielsweise im Nordraumkonzept langfristige Planungen entwickeln, um den Bedürfnissen
und Forderungen der Anwohner nachzukommen.
Auch der Flughafen und DHL kommen ihren
Verpflichtungen nach, indem sie insbesondere in
Lärmschutzmaßnahmen investieren. So wurden
seit 2007/2008 circa 100 Millionen Euro in den
Lärmschutz investiert. Die DHL wird ab Januar
dieses Jahres schrittweise 33 Maschinen austauschen gegen Maschinen, die deutlich weniger
Lärmemissionen verursachen.
Der Flughafen hat reichlich 15.000 Wohnungseinheiten von Eigentümern und Mietern durch
Lärmschutzmaßnahmen verbessert, sodass
auch die individuelle Nachvollziehbarkeit und Unterstützung des Themas Lärm für den einzelnen
Bürger erkennbar ist.
Ende 2015 hat der Flughafen seine Vorhaben
auf der Schkeuditzer Flur fortgesetzt. Die Begrünung, die er von Westen, fast von der Ländergrenze, begonnen hat, wird mittlerweile auf der
Schkeuditzer Flur fortgesetzt. Es handelt sich
dabei um ein Areal von 28 Hektar.
Natürlich werden wir als Stadt auch im Jahr 2016
die Mitarbeit in der Fluglärmkommission fortsetzen. Dieses Jahr erfolgte die Auswertung des
neuen nächtlichen Anflugverfahrens insbesondere in den Zeiten zwischen 22 Uhr und 6 Uhr. Das
heißt: Das, was in den letzten Wochen durch
Messungen festgestellt worden ist, ist zum
nächstmöglichen Termin unter anderem von der
Fluglärmkommission auszuwerten. Des Weiteren
wird natürlich die Diskussion um die nächtliche
Bahnverteilung fortgesetzt. Ich denke, das hat
auch seine Berechtigung.
„Das Passagierflugangebot signifikant verbessern“, ist natürlich die richtige Überschrift. Aber
klar ist auch, dass nicht die Flughafengeschäftsführung oder die Stadt Leipzig entscheidet, ob
eine Airline ihr Angebot in Leipzig erhöht, verbessert oder es eben auch streicht. Das ist eine
Entscheidung, die die einzelne Airline selbst trifft.
Das heißt: Die Sorge und Vermutung, eine Airline
könnte angewiesen werden, in Dresden zu starten oder zu landen oder generell den Umfang
der Angebote zu vergrößern oder zu verkleinern,
entspricht nicht den wirtschaftlichen Realitäten.
Airlines treffen ihre Entscheidungen mit Blick auf
das Aufkommen und die Kosten.
S e i t e | 28
Die Kosten - das bitte ich zu bedenken -, die einer Airline bei den beiden genannten Flughäfen
entstehen, weichen nur geringfügig voneinander
ab. Aus diesem Grund würde es keinen Sinn
machen, von Leipzig nach Dresden oder von
Dresden nach Leipzig zu wechseln. Es ist im Übrigen so, dass die Frage, ob Flüge zwischen
Leipzig und Dresden hin und her geschoben
werden, auch im Dresdner Stadtrat diskutiert
wird, allerdings mit umgekehrten Vorzeichen.
Dort vermuten einzelne Stadträte, dass zulasten
von Dresden Airlines in Leipzig starten und landen.
Schauen wir uns das Angebot für den Sommerflugplan 2016 an: In Dresden ist als neue Airline
die KDL dazugekommen. In Leipzig sind es die
Austrian Airlines, die preiswerte Ryanair und die
Turkish Airlines mit Start und Landung in Istanbul. So gesehen ist in der Tendenz eine Entwicklung zugunsten von Leipzig zu vermuten. Ihre
Sorge, dass wir sozusagen im innersächsischen
Vergleich den Kürzeren ziehen, halte ich daher
für unbegründet.
Oberbürgermeister Jung: Danke schön, Herr
Albrecht. - Es gibt noch Nachfragen. Zunächst
Herr Zimmermann.
Einwohner Zimmermann: Zunächst einmal
muss ich festhalten: Der Fluglärm am Flughafen
Leipzig/Halle betrifft 100.000 Leipziger; das entspricht einem Fünftel der Bevölkerung. Es geht
auch um Milliarden Euro an Subventionen für eine der zehntgrößten Investitionsruinen Deutschlands. Wenn Sie, Herr Jung, angesichts dieser
Tatsache - das muss ich jetzt so sagen - nicht
den Schneid haben, diese Beantwortung persönlich vorzunehmen, beschämt das zutiefst.
Ungeachtet dessen habe ich zwei Nachfragen;
denn die jetzigen Ausführungen haben mich
nicht befriedigt.
Herr Jung, sind Sie konkret der Meinung, dass
die jetzige Lärmbelastung am Flughafen Leipzig/
Halle für die Betroffenen zumutbar ist? - Das ist
die Frage 1.
Die Frage 2 ist: Wir haben zurzeit am Flughafen
Leipzig/Halle 140 Starts und Landungen pro
Nacht. Der Oberbürgermeister von Brüssel hat
seinerzeit bei 13.000 nächtlichen Flugbewegungen im Jahr die Schmerzgrenze für seine Bevölkerung erreicht gesehen und die Notbremse gezogen. Leipzig hat derzeit 32.000 Starts und
Landungen im Jahr. Wann, Herr Jung, ist bei
Ihnen die Schmerzgrenze für die Leipziger Bevölkerung erreicht?
Verlaufsprotokoll vom 20.01.2016
Oberbürgermeister Jung: Herr Albrecht.
Einwohner Zimmermann: Das waren ganz
konkrete Fragen an Sie, Herr Jung. Ich kann
nicht verstehen, warum Sie, wenn man Sie persönlich anspricht, andere vorschieben.
Oberbürgermeister Jung: Herr Zimmermann,
es wird hier keiner vorgeschoben. Es gibt klare
Vertretungsregelungen. Der Beigeordnete ist
Vertreter des Oberbürgermeisters in seinem jeweiligen Bereich. Ihre Fragen berühren die wirtschaftliche Strategie des Flughafens. Deshalb
antwortet mein Beigeordneter Herr Albrecht.
Bürgermeister Albrecht: Herr Zimmermann, ursprünglich hatten Sie nach bestimmten Strategien gefragt, die die Auslastung des Leipziger
Flughafens betreffen, bzw. vergleichende Überlegungen angestellt zum Standort Dresden.
Ihre Nachfragen jetzt betrafen das Thema Lärm
und die Frage: Wie wird den Bürgern geholfen,
die in der Tat im unmittelbaren Umfeld des Flughafens andere Lärmpegel ertragen müssen als
die Bürger in den übrigen Stadtteilen der Stadt
Leipzig und in der Region? - Aus unserer gemeinsamen Diskussion in der Lärmschutzkommission wissen Sie, was der Flughafen bereits
getan hat. Ich habe auf einzelne Dinge hier auch
schon Bezug genommen. Der wichtige und richtige Weg ist, durch intensive Pflanzungen eine
Art grünen Sperrgürtel zu bilden, um für die unmittelbar daneben wohnenden Menschen eine
Erleichterung zu schaffen. Ich hatte ebenfalls
schon angesprochen, dass durch individuelle
Maßnahmen der Lärmschutz im einzelnen Haus,
in der einzelnen Wohnung unterstützt wird. Der
Flughafen bemüht sich auch um technische Lösungen; Stichwort: Anflugkorridore. Dieser Prozess ist, wie Sie sich vorstellen können, nie wirklich abgeschlossen. Der Flughafen steht aus
Sicht der Stadt Leipzig dauerhaft in der Pflicht,
an den bestehenden Konzepten zu feilen und
neue, zusätzliche Angebote zu machen.
Welche Abwägungen ein Oberbürgermeister in
Brüssel hatte, ob dieser Oberbürgermeister heute noch im Amt ist und, wenn ja, ob er diese Entscheidung heute in gleicher Weise treffen würde,
entzieht sich meiner Kenntnis. Ich bitte um Vergebung, aber so eng ist der Kontakt zu den Kollegen in Brüssel nicht.
Oberbürgermeister Jung: Ich will noch einen
Satz hinzufügen, auch wenn ich nicht persönlich
antworten muss. - Der Flughafen Leipzig/Halle
operiert auf Basis einer rechtssicheren und
S e i t e | 29
höchstrichterlich bestätigten Genehmigung. Die
gilt.
Zweitens. Es wäre unredlich, vor Ort eine signifikante Reduzierung der damit verbundenen Belastungen in Aussicht zu stellen. Das ist die
Wahrheit. Ich halte es für zwingend, gemeinsam
mit den Fluggesellschaften alles dafür zu tun, um
Lärm- und Schadstoffbelastungen zu reduzieren.
Aber wir dürfen nicht vor Ort versprechen, dass
es zu signifikanten Entlastungen kommt, es sei
denn über das Fluggerät und dessen Kerosinverbrauch.
Da sind wir unterschiedlicher Meinung, Herr
Zimmermann. Ich halte die Entwicklung des
Flughafens insgesamt für die Stadt Leipzig und
die Region für segensreich.
Einwohner Zimmermann: Dazu werden sicherlich einige anderer Meinung sein. Aber ich will
hier jetzt keinen Disput mit Ihnen führen. Vielleicht wäre es möglich, im Dialogforum mit Ihnen
darüber zu diskutieren. Ein Flughafendialogforum, wenn Sie wissen, was ich meine.
Oberbürgermeister Jung: Herr von der Heide.
Stadtrat von der Heide (Bündnis 90/Die Grünen): Die Einwohneranfrage bezieht sich ja sehr
stark auf die Mitteldeutsche Flughafen AG. Es
geht hier nicht darum, wie die Fluglärmkommission darauf Einfluss nehmen kann, sondern
vielmehr um die Frage: Was kann das Unternehmen, das den Flughafen Leipzig/Halle betreibt, tun?
Sie Herr Jung haben eben gesagt: Wirkliche Entlastungen würde ein Wechsel des Fluggerätes
bringen. Herr Albrecht hatte in Aussicht gestellt,
DHL würde jetzt 33 Flugzeuge austauschen.
Wenn der Flughafenbetreiber das unterstützen
will, wäre es doch sinnvoll, wenn er eine Bonusliste einführen und lärmintensivere Flugzeuge mit
höheren Gebühren belasten würde, um eben
genau diesen Anreiz zu schaffen. DHL macht
das jetzt. Wenn ich richtig informiert bin, fliegt
jetzt ein anderes Unternehmen die Antonovs. Es
ist zwar schön, dass DHL bzw. dieses Unternehmen das in Absprache mit DHL das macht;
aber es wäre für den Flughafenbetreiber sinnvoller, marktwirtschaftliche Anreize durch Einführung einer Bonusliste zu setzen, um eine Reduzierung der Belastungen zu erreichen.
Die wirtschaftliche Bedeutung des Flughafens für
die Region wollen wir jetzt nicht diskutieren;
okay. Aber der Flughafen hat auch eine wirt-
Verlaufsprotokoll vom 20.01.2016
S e i t e | 30
schaftliche Bedeutung für DHL. DHL kann nicht
noch einmal ihren Hub woandershin versetzen.
Oberbürgermeister Jung: Weitere Meldungen
sehe ich jetzt nicht.
- Na ja, die Bedingungen, die DHL hier hat, wird
sie nicht mal eben auf die Schnelle woanders
aufbauen können.
Wir schließen die Einwohnerfragestunde und
kehren jetzt zurück zur Tagesordnung. Die Tagesordnungspunkte 15.5 und 15.6 werden wir
jetzt zwar zusammenhängend erörtern, abschließend aber natürlich getrennt abstimmen.
15.5
Deswegen kann ich mir nicht vorstellen, dass die
Einführung der Bonusliste so gravierende Auswirkungen auf DHL hätte. Sie würde aber eine
gravierende Änderung der Lärmbelastungen mit
sich bringen.
Bürgermeister Albrecht: Die Frage, ob DHL
andere Standortmöglichkeiten hätte, will ich gar
nicht so sehr vertiefen, weil ich mir das gar nicht
vorstellen möchte. Man sollte die Möglichkeiten
gerade auch in unseren Nachbarländern nicht
unterschätzen. Egal ob Prag oder Breslau: Diese
Flughäfen liegen im 500- bis 600-KilometerBereich von Leipzig und wären für DHL überhaupt kein Hindernis. Wie gesagt, ich möchte
das weder vertiefen noch mir vorstellen, dass
DHL am Standort Leipzig weniger stark oder gar
nicht mehr vertreten ist.
Die DHL trifft diese Entscheidung für die 33 Flugzeuge aus einer ganzen Reihe von Gründen.
Dazu gehört eben auch das Unternehmensimage, nicht derjenige zu sein, der Lärm und
Dreck verursacht, sondern der, der immer versucht, mit der Technik, die am Markt erhältlich ist,
so wenig wie möglich Lärm zu verursachen. Das
ist im Sinne der Eigenverpflichtung und ein richtiges Zeichen, das DHL hier jetzt setzt.
Zu der Frage, ob bestimmtes Gerät mit bestimmten Benachteiligungen, seien es Start- oder Landegebühren oder Ähnlichem, zu beaufschlagen
ist: Hier bewegen wir uns mit dem, was an den
beiden Flughäfen übereinstimmend gemacht
wird im Durchschnitt dessen, was in Europa üblich ist. Selbstverständlich ist mir bekannt, dass
es einige wenige Flughäfen gibt, die so etwas
tun.
Man muss allerdings auch sagen, dass alle Gesellschafter, so auch wir, nicht die Absicht haben,
den Flughafen zu subventionieren. Ein Flughafen, bei dem am Ende bei einer feststehenden
Infrastruktur die Kosten immer gleich bleiben,
kann nur dann wirtschaftlich gut funktionieren,
wenn eine sehr hohe Anzahl von Airlines regelmäßig oder im Charter dort startet und landet.
Deshalb halte ich es nicht für angezeigt, dass
der Flughafen Leipzig/Halle einen Strafbonus erhebt.
Überplanmäßiger
Mehrbedarf
im
Haushaltsjahr 2016 zur Finanzierung
von Leistungsangeboten von Trägern
der Freien Jugendhilfe in den Leistungsbereichen der §§ 14 und 16 SGB
VIII (VI-A-02205-NF-02)
Einreicher: Fraktion DIE LINKE, SPD
Einreicher: Fraktion Bündnis 90/Die
Grünen
Einreicher: Stadtrat Karsten Albrecht
15.5.1 VSP (VI-A-02205-VSP-01)
Einreicher: Dezernat Jugend, Soziales,
Gesundheit und Schule
15.6
Überplanmäßiger
Mehrbedarf
im
Haushaltsjahr 2016 zur Finanzierung
von Leistungsangeboten von Trägern
der Freien Jugendhilfe im Leistungsbereich des § 11 SGB VIII (VI-A-02206NF-02)
Einreicher: Fraktion DIE LINKE
Einreicher: SPD-Fraktion
Einreicher: Fraktion Bündnis 90/Die
Grünen
15.6.1 VSP (VI-A-02206-VSP-01)
Einreicher: Dezernat Jugend, Soziales,
Gesundheit und Schule
Die jeweiligen Verwaltungsstandpunkte müssten
Ihnen zugegangen sein. - Zunächst Herr
Schmidt, dann Frau Nagel.
Stadtrat Schmidt (Bündnis 90/Die Grünen):
Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister! Sehr geehrte Herren Bürgermeister! Frau Bürgermeisterin Dubrau! Verehrte Gäste und Kolleginnen und
Kollegen Stadträte! Kinder-, Jugend- und Familienhilfe ist, wie wir alle wissen, ein unverzichtbarer Bestandteil der sozialen Stadt, der sozialen
Unterstützung der Familien und der jungen Menschen beim Aufwachsen und der gesellschaftlichen Orientierung und Bildung. Die Strukturen,
die wir in unserer Stadt haben, leisten seit Jahren
eine wertvolle Arbeit. Einige wenige Angebote
sind neu hinzugekommen. Das liegt vor allem
auch an der guten fraktionsübergreifenden Arbeit, die sich in den letzten Jahren im Bereich
Jugendhilfe entwickelt und uns die Möglichkeit
gegeben hat, im Haushalt die jahrelang begrenzten Mittel zu erhöhen und auf ein Niveau zu he-
Verlaufsprotokoll vom 20.01.2016
ben, mit dem wir deutlich besser in den Haushaltsberatungen agieren konnten.
Nichtsdestotrotz liegen uns heute zwei Anträge
vor, die einen Mehrbedarf anzeigen. Das ist aus
meiner Sicht auch gar nicht so ungewöhnlich.
Wir befinden uns in einem sogenannten Doppelhaushalt und sind im zweiten Haushaltsjahr. Es
hat im vergangenen Jahr Tariferhöhungen gegeben, von denen im Vorfeld nur Annahmen getroffen werden konnten. Man wusste nicht genau,
wie stark sie zu Buche schlagen werden. Außerdem gab es noch ein Verfahren - ich will das jetzt
nicht vertiefen -, bei dem das Rechtsamt involviert war. Deswegen liegen uns heute zwei Anträge vor.
Herr Bonew, Sie betreten gerade den Raum. Das
gibt mir die Möglichkeit, mich bei Ihnen noch
einmal zu bedanken, dass Sie Möglichkeiten und
Wege gefunden haben, diesen Mehrbedarf mit
zusätzlichen Mitteln zu beleben. Nichtsdestotrotz
werden wir diese beiden Anträge heute zur Abstimmung bringen. Das liegt weniger am formell
ablehnenden Verwaltungsstandpunkt, sondern
vor allem daran, dass wir mit den Deckungsquellen, die Sie angegeben haben, nicht hundertprozentig d’accord gehen.
Wie gesagt: Es gibt zwei Anträge. Bezüglich des
ersten Antrags stimmen wir mit Ihnen überein,
Mittel, die unterjährig kommen, zur Deckung dieses Mehrbedarfs einsetzen zu wollen.
Beim zweiten Antrag verhält es sich anders. Hier
wollen wir zusätzliche Mittel bewilligt haben, da
dieser Mehrbedarf mit den gestiegenen Aufwendungen aus den Tariferhöhungen zu begründen
ist und weil wir im Bereich der Jugendarbeit beim
kommunalen Treff „Am Mühlholz“, der aktuell
nicht mehr als offener Treff genutzt wird, offene
Ressourcen sehen, die wir in den Leistungsbereich Freie Trägerschaft geben wollen. Wir denken, dort muss er angesiedelt werden; er kann
nicht einfach wegfallen. Ich weiß nicht, was Sie
mit den Mitteln, die dort für die Verwaltung freigeworden sind, vorhaben. Im Verwaltungsstandpunkt haben Sie nicht angegeben, wie Sie zu
unserem Deckungsvorschlag stehen. Wie wir alle wissen, werden die Räumlichkeiten für die
sehr wichtige Arbeit der Betreuung von unbegleiteten Jugendlichen genutzt. Diese Mittel werden
Sie sicherlich Bund und Land in Rechnung stellen. Die bisherigen guten Leistungen des OFT
übernehmen andere. In dem Fall werden die
Kinder und Jugendlichen in die Halle 5 gehen,
ohne dass der Freie Träger dort mehr Mittel zur
Verfügung hat, um sein Leistungsangebot zu erweitern.
Andere Freie Träger, die von der Verwaltung zur
Kürzung vorgeschlagen werden, haben auch
mehr Leistungen zu erbringen, einfach weil wir
uns in einer stark wachsenden Stadt befinden
S e i t e | 31
und weil aktuell durch die große Menge von jungen Flüchtlingen bis 27 Jahre ein größerer Andrang zu verzeichnen ist, als wir bei der Aufstellung des Doppelhaushalts erwarten konnten.
Genau deswegen sollen die personellen Mittel,
die für die Jugendarbeit vorgesehen sind, auch
weiterhin dafür Verwendung finden. Personelle
Mittel, die für die Flüchtlingsunterbringung und
für die wichtige Betreuung von unbegleiteten
minderjährigen Jugendlichen aufgebracht werden, müssen aus anderen Budgets kommen.
Rücklaufmittel, die im Wesentlichen aus der Projektförderung unterjährig zu erwarten sind, sollen
auch zukünftig wieder in diese einfließen. Genau
dem tragen wir mit unserem Antrag und auch mit
der zukünftigen Arbeit im Unterausschuss Rechnung. Insofern bitte ich um Ihre Zustimmung zu
beiden Anträgen in der vorliegenden Neufassung. - Vielen Dank.
Oberbürgermeister Jung: Frau Nagel, dann
Herr Albrecht.
Stadträtin Nagel (DIE LINKE): Sehr geehrter
Herr Oberbürgermeister! Liebe Bürgermeister
und Bürgermeisterin! Liebe Kolleginnen und Kollegen und Gäste am Livestream! Herr Schmidt
hatte jetzt schon ausführlich in das Thema eingeführt. Aber ich will auch noch ein paar Worte zum
Antrag sagen, um inhaltlich noch einmal aufzuzeigen, um was es hier eigentlich geht.
Wir befinden uns zwar in einem Doppelhaushalt das erste Jahr ist quasi zu Ende -; im Bereich
der Kinder- und Jugendhilfe, aber auch in anderen Bereichen gibt es aber immer noch die einjährige Förderung. Wir mussten beim Verfahren
zur Fördermittelvergabe feststellen, dass das
Geld einfach nicht reicht.
Zum Inhaltlichen: Wir reden hier gar nicht über
die veränderten Bedarfe, die es möglicherweise
gibt, sondern über die Steigerung von Personalund Sachkosten, die nicht aufgefangen werden
konnten, obwohl wir beim Beschluss des Doppelhaushaltes für das Jahr 2016 noch 200.000
Euro draufgesattelt hatten. Würden wir vom vorgesehenen Budget in Höhe von 10,15 Millionen
Euro ausgehen, müssten ganze Projekte im Bereich Jugendschutz und Familienbildung gestrichen werden und bei elf Offenen Treffs erhebliche Personalkürzungen vorgenommen werden.
Das kann nicht in unserem Interesse sein.
Gerade im Bereich Kinder- und Jugendhilfe, im
Bereich Offene Arbeit und auch in anderen Bereichen sprechen wir über Qualitätsstandards. Es
wäre absurd, jetzt im Förderverfahren Mittel zu
kürzen und in dem Fall die OFT zu schwächen.
Verlaufsprotokoll vom 20.01.2016
Unser Weg muss die Stärkung der Jugendhilfelandschaft sein und nicht deren Schwächung.
Dies ist vor dem Hintergrund einer wachsenden
Stadt, einem ständigem Aufwuchs der Anzahl
von Kindern und Jugendlichen und der Zuwanderung von jungen Migranten, die die Jugendhilfelandschaft vor neue Herausforderungen stellen, unabdingbar.
Um es einmal transparenter zu machen - ich rede hier auch zu beiden Anträgen -: Mit unserem
ersten Antrag, einem gemeinsamen Antrag von
Grünen, Linken, SPD und Stadtrat Albrecht von
der CDU, wollen wir in den Leistungsbereichen
14 und 15 - Jugendschutz und Familienbildung 70.000 Euro mehr einstellen, um Projekte vor der
Abwicklung zu retten. Zur Deckungsquelle wurde
schon etwas gesagt. Hier bleiben wir auch bei
unseren Anträgen.
Mit dem zweiten Antrag wollen wir 100.000 Euro
mehr einstellen, damit der Leistungsbereich 11
aufgestockt oder zumindest gleichgehalten wird.
Das betrifft die Offene Arbeit. Wie schon ausgeführt, werden wir auch hier bei der Deckungsquelle bleiben, die wir in unseren Anträgen verzeichnet haben.
Sehr geehrte Damen und Herren, um Ihnen die
Dimension noch einmal klarzumachen: Wir reden
viel über Problemlagen, über Kinderarmut, über
Schulverweigerung, emotionale Verwahrlosung
oder, wie heute in der Aktuellen Stunde, über
Demokratiedefizite, die es tatsächlich auch bei
jungen Leuten gibt. Lassen Sie uns in den Bereich der Prävention investieren. Damit können
Wege zur gesellschaftlichen Teilhabe junger
Menschen geebnet und Folgeprobleme verhindert werden.
Abschließend noch ein Ausblick auf den nächsten Doppelhaushalt: Wir müssen im Bereich der
Kinder- und Jugendhilfe über eine angemessene
Dynamisierung des Budgets sprechen. Wir müssen auch über eine Zweijahresförderung sprechen. Wir brauchen Flexibilität, aber auch Polster, um uns an Kostenentwicklungen anzupassen. Der öffentliche Träger der Jugendhilfe muss
gewährleisten, dass die Aufgaben des Kinderund Jugendhilfegesetzes des SGB VIII von den
beauftragten Leistungsträgern adäquat erfüllt
werden können.
Ich bitte Sie um eine breite Zustimmung zu unseren Anträgen. - Danke.
Oberbürgermeister Jung: Herr Albrecht.
Stadtrat Albrecht (CDU): Sehr geehrter Herr
Oberbürgermeister! Sehr geehrte Damen und
S e i t e | 32
Herren! Ich möchte noch einmal kurz etwas zu
diesen beiden Anträgen sagen. Der erste Antrag
ist deswegen zustande gekommen, weil wir Tariferhöhungen hatten - das ist richtig - und die
Verwaltung vorgeschlagen hat, an verschiedenen Projekten zu sparen, sie also nicht weiter zu
fördern. Diese Projekte sind im Bereich der Familien- und Jugendhilfe angesiedelt. Dem können wir, wie Sie wissen, in keiner Weise zustimmen. Deswegen werden wir den ersten Antrag
mittragen, und zwar nicht nur ich als einer der
Antragsteller, sondern die gesamte CDUFraktion.
Im Antrag 2206 ist die Lage ein bisschen anders.
Die Verwaltung hat den Vorschlag gemacht, dass
die OFTs nicht um 12 Uhr öffnen sollen, sondern
erst um 14 Uhr. Das ist sehr gut nachvollziehbar;
denn um 12 Uhr sind die Kinder noch in der
Schule. Von daher ist die Einsparung, die damit
erzielt werden kann, nachvollziehbar. Wir werden
also den zweiten Antrag nicht mittragen.
Oberbürgermeister Jung: Herr Hentschel.
Stadtrat Hentschel (AfD): Sehr geehrter Herr
Oberbürgermeister! Sehr geehrte Beigeordnete
und Stadträte! Verehrte Gäste! Über diese beiden Anträge wundert sich meine Fraktion schon
sehr. Sollten Träger der Freien Jugendhilfe mehr
Gelder benötigen, so sind normale Verfahrenswege einzuhalten und Mehrbedarfe ordnungsgemäß zu beantragen. Die Verwaltung prüft
dann die Rechtmäßigkeit.
Nun hat Leipzig bekanntermaßen eine Haushaltssperre. Die Gelder sind knapp. Die Gründe
kennen wir alle. Sparen ist also angesagt. Soll
nun die Haushaltssperre mit diesen Anträgen
umgangen werden? Es kann nicht sein, dass
über solche Umwege und andere Tricks administrative Vorgaben umgangen werden. Die AfDFraktion unterstützt daher die Ablehnung beider
Anträge durch die Verwaltung. - Danke schön.
Oberbürgermeister Jung: Herr Fabian, darf ich
Sie dazu bitten.
Bürgermeister Prof. Dr. Fabian: Der ablehnende Vorschlag der Verwaltung beruht nicht auf der
Sache selber; denn in der Begründung haben wir
geschrieben, dass wir in beiden Fällen die Mittel
für die jeweiligen Aufgaben bereitstellen. Der
Dissens besteht darin, dass wir beim ersten Antrag sagen: Das ist jetzt Verwaltungshandeln; wir
Verlaufsprotokoll vom 20.01.2016
machen das. Im zweiten Antrag geht es in der
Tat um die Deckungsquelle.
Grundsätzlich ist es so, dass der gesamte Haushalt prinzipiell für Aufgaben als Deckungsquelle
zur Verfügung steht. Es ist auch meine persönliche Auffassung, dass, sollte es mehr als 70.000
Euro Rücklaufmittel geben, diese als Deckungsquelle hier auch eingesetzt werden.
Die Ratsversammlung hat einen Haushalt beschlossen und mit der Beschlussfassung zu diesem Haushalt ein Budget für den Jugendhilfeausschuss festgeschrieben. Im Nachgang hat
sich herausgestellt, dass der Bedarf aus unterschiedlichen Gründen - sie wurden von den Antragstellern hier schon dargestellt - höher ist. Wir
als Verwaltung haben gesagt: Wir gehen da mit.
Auch wir sehen diesen Bedarf und stellen die
Mittel bereit, erwarten aber umgekehrt, dass die
70.000 Euro nicht nur für den ersten Antrag zur
Verfügung gestellt werden, sondern, sollten die
Rücklaufmittel höher sein, diese nicht erneut für
den ersten Antrag bereitgestellt werden, sondern
dann als Deckungsquelle für den zweiten genutzt
werden.
Deswegen bitte ich Sie weiterhin, diese beiden
Anträge nach Möglichkeit zurückzuziehen oder
zumindest nicht zuzustimmen; denn in der Sache
kommen wir dem nach, was Sie wollen. Nur, wir
sagen ganz klar: Sollten die Rücklaufmittel mehr
als 70.000 Euro betragen, sollen sie als Deckungsquelle für die Vorschläge des anderen Antrags eingesetzt werden. Vielleicht überlegen Sie
sich das noch einmal; denn in der Sache sind wir
uns doch einig.
Oberbürgermeister Jung: Danke, Herr Fabian,
dass Sie das noch einmal deutlich gemacht haben. - Weitere Wortmeldungen sehe ich nicht.
Meine Damen und Herren, gestatten Sie mir ein
offenes Wort. Es kann nicht sein, dass wir
Budgetierungen im Ausschuss nicht einhalten
und im Nachgang mehr Mittel im Stadtrat beantragen. Deswegen ist der Weg, den wir jetzt gehen, ein sehr praktikabler. Ich denke, wir sollten
hier nicht präjudizierend die Tür öffnen für Mehrbedarfe, die dann auf diesem Wege den Stadtrat
wieder erreichen. Ich glaube, wir haben jetzt einen guten Kompromiss gefunden.
Wir kommen zur Abstimmung über TOP 15.5.
Wer dem Antrag betreffend überplanmäßiger
Mehrbedarf zustimmt, bitte ich um das Handzeichen. - Gegenstimmen? - Enthaltungen?
Abstimmung: Einige Gegenstimmen, einige
Enthaltungen. Mit großer Mehrheit so beschlossen.
S e i t e | 33
Nun zur Abstimmung zu TOP 15.6. Wer diesem
Beschlussvorschlag zustimmt, bitte ich um das
Handzeichen. - Gegenstimmen? - Enthaltungen?
Abstimmung: Eine Enthaltung, eine Reihe von
Gegenstimmen. Dennoch mehrheitlich so beschlossen.
16
Anfragen an den Oberbürgermeister
Zunächst 16.1:
16.1 Umsetzung des Ratsbeschlusses vom
17.06.2015 bzgl. Schulpflichtverletzung
(VI-F-02185)
Einreicher: CDU-Fraktion
Kollege Fabian antwortet.
Bürgermeister Prof. Dr. Fabian: Sehr geehrter
Herr Oberbürgermeister! Sehr geehrte Damen
und Herren Stadträte! Zu Frage 1: Die derzeit
gültige Verwaltungsvorschrift des Kultusministeriums, des Sozialministeriums und des Innenministeriums zur Zurückdrängung von Schulpflichtverletzungen und Schulverweigerung sieht ein
Vorgehen von Schulleitungen bei Schulpflichtverletzungen nach einem einheitlichen und stufenweisen Konzept vor. Dieses ist in dieser Verwaltungsvorschrift detailliert beschrieben.
Das Amt für Jugend, Familie und Bildung wirkt im
Rahmen seiner Aufgaben und Befugnisse mit der
Schule gemäß § 81 SGB VIII zusammen. Die
rechtlichen Grundlagen im Umgang mit Schulverweigerung wurden im Rahmen von vier
Schulleiterkonferenzen schulformbezogen im
November und Dezember erneut ausführlich besprochen. Für Problemfälle und Fragen wurden
den Schulleitungen Ansprechpartner im Amt für
Jugend, Familie und Bildung benannt. Der Allgemeine Sozialdienst wird nach Benachrichtigung durch die Schule aktiv und prüft, ob ein Hilfebedarf besteht, bzw. unterstützt und berät die
Schule im Einzelfall.
Im November 2015 tagte die behördenübergreifende
Arbeitsgruppe
Schulverweigerung/Abbruch. An der Beratung waren die Stadt
Leipzig, die Sächsische Bildungsagentur, die Polizei, die Staatsanwaltschaft sowie mehrere
Schulen beteiligt. Dort wurden Möglichkeiten zur
Verringerung und Vermeidung von Schulverweigerung und Schulabbruch beraten. Aus dem
Teilnehmerkreis dieser Arbeitsgruppe wird jetzt
eine Steuerungsgruppe mit circa zehn Personen
gegründet. Die Steuerungsgruppe wird mit Vertretern der Stadt Leipzig, der Bildungsagentur,
Regionalstelle Leipzig, sowie von Schulen und
Kindertagesstätten besetzt sein. Sie soll unter
Einbindung vorhandener Projekte und Ideen
konkrete Maßnahmen benennen und deren Umsetzung begleiten. Sie wird bei Bedarf mit weite-
Verlaufsprotokoll vom 20.01.2016
rer Expertise unterstützt. Das erste Treffen der
Steuerungsgruppe ist für Ende Februar anberaumt.
Zur Frage 2: Die Erfassung der Schulpflichtverletzungen erfolgt kalenderjahresbezogen. Die
Zahl der Schulpflichtverletzungen ist im Kalenderjahr 2015 gegenüber dem Jahr 2014 gesunken. 2015 wurden an Grund-, Ober- und Förderschulen sowie an Gymnasien und Berufsschulen
1.635 Schulpflichtverletzungen erfasst. 2014 waren es 1.787 Schulpflichtverletzungen.
Oberbürgermeister Jung: Gibt es dazu Nachfragen? - Das ist nicht der Fall.
16.2 Schaffung von sozialgebundenen Wohnungen (VI-F-02264)
Einreicher: Fraktion DIE LINKE
Kollegin Dubrau antwortet.
Bürgermeisterin Dubrau: Sehr geehrter Herr
Oberbürgermeister! Sehr geehrte Stadträte, Bürgermeisterkollegen und Gäste! Die Frage bezieht
sich auf die Schaffung von sozialgebundenen
Wohnungen. Gestatten Sie mir eine kurze Vorbemerkung. Das Wohnungspolitische Konzept
wurde im Oktober 2015 beschlossen; Sie alle
waren dabei. Sowohl die geplante weitere Einbeziehung der Wohnungsmarktakteure als auch
die relevanten Themen und vor allem die wesentlichen Instrumente und Maßnahmen zur
Umsetzung des Konzeptes sind hier beschrieben
und beschlossen worden. Mit der Arbeit wurde
an vielen Stellen natürlich bereits begonnen. Eine umfassende Evaluierung ist, wie im Konzept
vorgesehen, für 2017 geplant.
Zur Frage 1: Worum geht es bei der Unterstützung? - Um die Unterstützung des Erhalts und
die Schaffung von preiswertem und bezahlbarem
Wohnraum durch die LWB. Folgende Punkte
kann ich hier nennen:
Erstens. Als wichtigstes Instrument zur praktischen Umsetzung sozial- und stadtentwicklungspolitischer Ziele hält die LWB gemäß den Eigentümerzielen einen Anteil von 20 Prozent des Gesamtbedarfes im preiswerten Segment vor.
Zweitens. Zur Umsetzung der Unterstützung der
Stadt bei der Wohnraumversorgung für Menschen, die sich nicht selbst mit preiswertem oder
angemessenem Wohnraum versorgen können,
hat die LWB nach Auslaufen des Sächsischen
Belegungsrechtsgesetzes einen neuen Kooperationsvertrag mit der Stadt geschlossen. Monatlich
stehen dem Sozialamt circa 100 Wohnungen zur
entsprechenden Vermittlung zur Verfügung.
S e i t e | 34
Drittens. Die LWB führt eine OnlineArchitekturwerkstatt durch; einige von Ihnen
werden sich das vielleicht schon angeschaut haben. Bei dieser wurden vier Grundstücke für kooperative Wohnformen untersucht. Zur Umsetzung sind Fördermittel erforderlich - das wissen
Sie selbst -, weil die Preise sonst nicht zu halten
sind. Dennoch wird versucht, an einem Beispiel
in der Schmidt-Rühl-Straße eine Realisierung
zumindest zu testen.
Viertens. Die LWB unterstützt gemeinsam mit
dem Amt für Stadterneuerung und Wohnungsbauförderung die Bestellung von Erbbaurechten
für Nutzergruppen mit sozialen Nutzungsabsichten. Aktuell bestehen 27 Pachtverträge mit Laufzeiten von 33 bzw. 99 Jahren.
Weitere Anstrengungen werden durch das Amt
für Stadterneuerung und Wohnungsbauförderung
unternommen:
Erstens. Es wurde im September letzten Jahres
ein internationaler Workshop zur Möglichkeit kostengünstigen Bauens durchgeführt; einige von
Ihnen werden vielleicht dabei gewesen sein.
Zweitens. Es soll eine weitere erfolgreiche Fördermittelakquise erfolgen und ein Vergabeverfahren für eine Eigentümermoderation im Leipziger Osten begonnen werden. Ziel ist, sozialverträgliche Lösungen für die Sanierung von Gebäuden zu entwickeln.
Drittens. Beginn eines Vergabeverfahrens für eine Koordinierungsstelle des Netzwerkes Leipziger Freiheit, welche zu kooperativen Wohnformen beraten und vernetzen.
Viertens. Vorbereitung der derzeit sechs Modellprojekte in Zusammenarbeit mit Wohnungsbauunternehmen und einzelnen Eigentümern. Hierbei erfolgt eine Kombination von kostengünstigen Bauweisen und kooperativen Wohnformen,
die Schaffung von mietpreis- und belegungsgebundenem Wohnraum sowie teilweise die Unterbringung und Integration von Flüchtlingen.
Fünftens. Es gibt natürlich auch Anstrengungen
zur sozialen Wohnungsbauförderung; darauf
komme ich in Zusammenhang mit Frage 4 noch
einmal zurück.
Zur Frage 2: Wie werden die Akteure eingebunden? - Die Einbindung der Wohnungsmarktakteure - das haben wir bereits im gesamten Verfahren geübt - erfolgt im Rahmen des Umsetzungsprozesses des Wohnungspolitischen Konzeptes. Dabei geht es um die Zusammenarbeit
zu einzelnen Themen. So gibt es zum Beispiel
Gespräche mit der Wohnungswirtschaft zum
Thema „Soziale Wohnungsbauförderung seit der
zweiten Hälfte des vergangenen Jahres“. Es
geht um Verhandlungen zum Abschluss von Kooperationsvereinbarungen zur Unterstützung der
Verlaufsprotokoll vom 20.01.2016
städtischen Wohnungsbauversorgung. Es geht
um Modellprojekte für verschiedene Zielgruppen
und für verschiedene Wohnformen. Es geht um
die Diskussion und die gemeinsame Arbeit zu
übergreifenden Themen in regelmäßigen Abständen, in diesem Jahr zum Beispiel zu den
Themen „Aufbau eines Indikatorensets zur Messung von Anspannungstendenzen auf dem Wohnungsmarkt“ und „Prüfung der Instrumente vor
dem Hintergrund des starken Wachstums“. Auch
diese Punkte haben wir im Wohnungspolitischen
Konzept bereits besprochen.
Zur Frage 3: Wie viele Wohnungen werden angeboten? - Nach der jährlich vorgenommenen
Untersuchung zu den KdU-Richtwerten steht bis
jetzt eine ausreichende Anzahl an angemessenen Wohnungen zur Verfügung. Im Jahr 2015
wurde über zwei Immobilienportale durchschnittlich folgende Anzahl von Wohnungen angeboten
- das bezieht sich auf einen Zeitraum von zwölf
Wochen bzw. drei Monaten; die Zahlen muss
man dann aufs Jahr hochrechnen -: Für Einpersonenhaushalte wurden 303 Wohnungen angeboten, für Zweipersonenhaushalte 664, für Dreipersonenhaushalte 733 und für Vierpersonenhaushalte 31. Wie Sie sehen ist das Angebot für
Vierpersonenhaushalte am schwächsten. Dennoch wird eingeschätzt, dass das Angebot im
Moment noch ausreichend ist. Es gibt sicher
auch noch angemessene Wohnungsangebote,
die auf anderen Webseiten und von anderen
Vermietern über Zeitungen, Vermittlungen oder
Makler verfügbar sind. Diese haben wir aber bisher nicht erfasst.
Zur Frage 4: Haben sich die Großstädte Dresden, Chemnitz und Leipzig zu einem gemeinsamen Vorgehen verständigt? - Ja. Im zweiten
Halbjahr 2015 wurde gemeinsam mit den Wohnungsmarktakteuren ein Leipziger Eckwertepapier zu den Anforderungen an soziale Wohnungsbauförderung in Sachsen erarbeitet. Dieses Eckwertepapier wurde mit den Städten
Dresden und Chemnitz im Rahmen der AG
Stadterneuerung sächsischer Kommunen abgestimmt und mit den Vertretern des SMI im November 2015 diskutiert.
Die drei Großstädte haben ähnliche Probleme,
ganz andere, als es auf dem flachen Land gibt.
Sie haben dabei einheitlich ihren Bedarf an Fördermitteln für sozialgebundene Wohnungen dargestellt, und dieses auf allen Ebenen. Das SMI
erarbeitet daraufhin einen Entwurf für eine Richtlinie zur Förderung von sozialgebundenem
Wohnraum. Dabei geht es um eine Förderung
zur Schaffung von Mietwohnungen mit einer
Mietpreis- und Belegungsbindung sowie um den
Neubau. Diese gilt sowohl für den Neubau als
auch bei Sanierung von Bestandsgebäuden, insbesondere dann, wenn sie sich in einem katastrophalen Zustand befinden. Vertreter der Städte Leipzig und Dresden nahmen im Dezember
S e i t e | 35
2015 und Anfang 2016 an weiteren Konsultationen mit dem SMI teil. An diesem Programm wird
hoffentlich so intensiv weiter gearbeitet, dass wir
relativ zügig auch zu Ergebnissen kommen.
Zur Frage 5: Standorte. - Derzeit findet eine Abstimmung zur Auswahl der für 2016 und 2017
geplanten Objekte und der zugehörigen Konzeptinhalte innerhalb der Stadtverwaltung statt. Die
ersten Vorgaben sollen überwiegend auf Baugruppen, Familienfreundlichkeit, Klimaschutz und
Einpersonenhaushalte ausgerichtet werden. An
einem Projekt soll geprüft werden, ob ein Anteil
der Wohnungen eine Sozialbindung bzw. im Sinne einer Mietpreisbindung auch ohne soziale
Wohnungsbauförderung umsetzbar sein könnte.
Sobald der Freistaat seine neue Richtlinie zur
Förderung des sozialen Wohnungsbaus vorlegt,
wird die Einmündung in die Veräußerung in die
konzeptionellen Kriterien geprüft.
Zur Frage 6: Darin geht es um die Studenten. Vorbemerkung dazu: Die Studentenzahl liegt seit
Jahren konstant bei rund 37.500. Nach einer
Auswertung der empirica AG lagen die durchschnittlichen Mietpreise für Wohngemeinschaftszimmer bei Wintersemesterbeginn 2015 unter
250 Euro und damit auf dem gleichen Niveau wie
in Cottbus und in Halle. Nach unseren Informationen meldet das Studentenwerk derzeit, genauso wie in den letzten Jahren, keine Versorgungsengpässe. Die Anzahl der Wohnheimplätze des
Studentenwerks lag in den letzten Jahren relativ
konstant bei 5.250 Plätzen; das ist die Zahl von
2015.
Zur Frage 7: Dabei geht es um neu entstandene
Studenten-WGs. - In den letzten Jahren erfolgte
eine Erweiterung des Wohnungsmarktes speziell
für studentische Nachfragegruppen durch privat
errichtete Studentenapartments. Für Investoren
ist das insofern relativ lukrativ, weil Studenten einen anderen Pkw-Schlüssel haben und die
Apartments in der Ausstattung preiswerter sind
als normale Wohnungen; das finde ich ganz interessant. Bis 2015 wurden circa 500 Plätze errichtet. Weitere Neubauprojekte in der KarlLiebknecht-Straße und in der Prager Straße umfassen weitere 600 Plätze.
Oberbürgermeister Jung: Es gibt jetzt die Möglichkeit der Nachfrage. - Herr Schlegel.
Stadtrat Schlegel (DIE LINKE): Zur Frage 1: Wir
hatten nicht nur auf die LWB bezogen gefragt;
Sie haben es aber nur auf die LWB bezogen beantwortet. Sie erwähnten dabei sechs Projekte,
die in diesem Rahmen anstehen. Oder habe ich
das falsch aufgefasst?
Verlaufsprotokoll vom 20.01.2016
Bürgermeisterin Dubrau: Das stimmt so nicht.
Auf die LWB bezog sich nur der erste Teil meiner
Antwort. Dann habe ich noch weitere aufgeführt.
S e i t e | 36
16.5 Keine
Kulturamtsmitarbeiter/-innen
mehr bei Kulturprojekten? (VI-F-02199)
Einreicher: Fraktion DIE LINKE
Kollege Faber wird um Antwort gebeten.
Stadtrat Schlegel (DIE LINKE): Wäre es möglich, dass Sie unserer Fraktion die Fülle an Zahlenmaterial zur Verfügung stellen? Ein Exemplar
an die Fraktionsgeschäftsstelle wäre ausreichend.
Bürgermeisterin Dubrau: Ja, das kann ich machen.
Oberbürgermeister Jung: Vielen Dank.
Der nächste Tagesordnungspunkt wäre 16.3 gewesen, der aber wegen Unzulässigkeit abgesetzt
wurde.
Die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen hat darum
gebeten, Tagesordnungspunkt 16.6 vorzuziehen.
16.6 Radwegenutzungspflicht in der Johannisallee beibehalten? (VI-F-02263)
Einreicher: Fraktion Bündnis 90/Die
Grünen
Hierauf wird ebenfalls die Kollegin Dubrau antworten.
Bürgermeisterin Dubrau: Das geht ganz
schnell. - Es wird angefragt, ob die Radwegebenutzungspflicht in der Johannisallee gerechtfertigt ist und ob diese entzerrt wird. - Dazu muss
ich sagen, dass eine Überprüfung der benutzungspflichtigen Radverkehrsanlagen hinsichtlich der Rechtmäßigkeit der bestehenden Regelungen immer in kontinuierlichen Zeiträumen
durchgeführt und dementsprechend nach und
nach abgearbeitet wird. Die Untersuchung für die
Radverkehrsführung in dieser Straße ist für das
zweite Quartal 2016 beabsichtigt. Danach können wir die Antwort darauf geben.
Oberbürgermeister Jung: Nachfragen? - Das
ist nicht der Fall.
16.4 Konsequentes Eintreten für Klimaschutz - auch bei den Finanzanlagen der
Stadt Leipzig und ihrer Unternehmen
(VI-F-02165)
Einreicher: Fraktion Bündnis 90/Die
Grünen
Das wird schriftlich beantwortet.
Bürgermeister Faber: Sehr geehrter Herr
Oberbürgermeister! Verehrte Damen und Herren
Stadträte! Ich möchte die Fragen 1 bis 3 zusammen beantworten. Alle - ich betone: alle - Beschäftigten der Stadtverwaltung sind zur Einhaltung der bestehenden Dienstanweisungen verpflichtet. In der Präambel der Dienstanweisung
Nummer 17/2014 vom 29. Juli 2014, Verbot der
Annahme von Vorteilen durch Bedienstete der
Stadt Leipzig, heißt es - ich zitiere -:
Die Bediensteten der Stadt Leipzig haben als Angehörige des öffentlichen
Dienstes die Pflicht zur uneigennützigen
und unbestechlichen Diensterfüllung. Im
Hinblick auf das Vertrauen der Öffentlichkeit auf Unparteilichkeit und Objektivität der Verwaltung müssen die Bediensteten jeden Anschein vermeiden,
im Zusammenhang mit ihrer dienstlichen Tätigkeit für persönliche Vorteile
empfänglich zu sein.
Ich denke, wir schützen sie damit auch. - Daraus
folgt, dass es richtig ist, dass, wenn Mitarbeitern
und Mitarbeiterinnen des Kulturamtes Freikarten
für sie selbst und oft auch für eine Begleitperson
angeboten werden, des Öfteren verbunden mit
dem Dank für die Zusammenarbeit und die gewährte Förderung durch das Kulturamt, diese
Dienstanweisung zur Anwendung kommt. Über
die Annahme von Vorteilen entscheidet gemäß
Dienstanweisung die oder der jeweilige Vorgesetzte.
Zur Frage 4: Ja, die Auffassung, dass es für die
fachliche Arbeit der Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen der Abteilung Kulturförderung des Kulturamtes unerlässlich ist, sich persönlich von der Arbeit
der Projekte der Freien Kultur zu überzeugen,
wird geteilt. Dieses wird auch in der alltäglichen
Arbeit praktiziert. Die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen unterhalten Arbeitskontakte zu Vereinen
und Einrichtungen, suchen diese zu Beratungen
auf und nehmen auch an Eröffnungsveranstaltungen teil. In den meisten Genres sind die Veranstaltungen kostenfrei, und die Teilnahme ist
ohne weiteres möglich. Eine Ausnahme bilden
die Bereiche Darstellende Kunst und Musik. Hier
handelt es sich fast ausnahmslos um entgeltpflichtige Veranstaltungen, oft auch im gehobenen Preissegment.
Um dennoch die fachliche Beurteilung von Projekten zu ermöglichen, können Mitarbeiter und
Mitarbeiterinnen einen Dienstreiseantrag für die
jeweilige Veranstaltung oder aber einen Dauer-
Verlaufsprotokoll vom 20.01.2016
dienstreiseantrag für ein ganzes Jahr stellen. Es
wird dann eine Eintrittskarte aus dem Budget des
Kulturamtes erworben. Damit ist das dienstliche
Interesse nachgewiesen, und weder die betroffenen Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen noch das
Kulturamt kommen in Gefahr, in Sachen Förderung als beeinflussbar zu gelten.
Zur Frage 5: Der Zugang zu Projekten ist meines
Erachtens nicht erschwert. Zusätzlich zur eigenen Augenscheinnahme stehen dem Kulturamt
im Förderverfahren in fast allen Genres außerdem fachkundige Beraterinnen und Berater zur
Seite.
Zur Frage 6: Diese Frage resultiert aus einem
Schriftwechsel des Antikorruptionskoordinators
der Stadt Leipzig mit einem Freien Träger. In seinem Brief schrieb der Koordinator, dass es
grundsätzlich möglich sein muss, dass Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen nach Aktenlage entscheiden. Dazu möchte ich sagen: Die Fähigkeit
sollten langjährige, mit der Materie vertraute Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen besitzen. Ich plädiere aber weiter für den direkten Arbeitskontakt,
auch vor Ort, sodass das genannte Verfahren
des Erwerbs von Eintrittskarten nicht im Widerspruch zum Antikorruptionskoordinator steht.
Zur Frage 7: Noch einmal: Ich halte die beschriebene Vorgehensweise nicht für zu bürokratisch, sondern für eine saubere Lösung.
Oberbürgermeister Jung: Bitte schön, Frau
Gehrt.
Stadträtin Gehrt (DIE LINKE): Ich habe noch eine Nachfrage. Ist Ihnen bekannt, wie viele Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen des Kulturamts diesen Dauerdienstreiseantrag in Anspruch nehmen? Das wäre ja sinnvoll. - Das ist die erste
Frage.
Meine zweite Frage: Ist es denkbar, in der Fachförderrichtlinie eine Regelung einzuführen, wie
es sie zum Beispiel in der Fachförderrichtlinie für
die Freie Szene Zürich bereits gibt? Darin heißt
es:
Die Mitglieder der Theaterkommission
sowie Mitarbeiter des Ressorts Theater
haben Anrecht auf je zwei Freikarten.
Das Sekretariat des Ressorts Theater
ist von der Theatergruppe spätestens
drei Wochen vor Premieren schriftlich
zum Besuch der Vorstellung einzuladen.
Mit einer solchen Regelung könnte das Problem
gelöst werden.
S e i t e | 37
Bürgermeister Faber: Darauf möchte ich nicht
ad hoc antworten; denn das wäre ein Vorgriff auf
eine Sache, die jetzt von mir nicht zu beantworten ist. Das ist eher eine Anregung.
Ich glaube, dass wir hier gar keine Problemlage
haben. Das heißt: Ich stelle doch, streng genommen, nicht einen Umstand ab, mit dem ich
eigentlich einverstanden bin.
(Zuruf)
Wo ist die Erschwernis, wenn die jetzige Regelung beibehalten wird?
Erstens. Das Budget steht zur Verfügung. Wir
können sehr wohl allen Mitarbeitern, die den
Wunsch äußern und die das vor allem in einen
sachlichen Zusammenhang mit ihrer Arbeit bringen, Mittel zur Verfügung stellen, um Eintrittskarten zu erwerben.
Zweitens. Es gibt darüber hinausgehend die
Möglichkeit, das als Dienstzeit anzurechnen. Das
heißt: Die Mitarbeiter können, wenn sie diesen
Nachweis erbringen, die aufgewendete Zeit an
anderen Wochentagen verrechnen. Wenn ich
richtig informiert bin, haben sie damit auch einen
Rechtsschutz, sofern ihnen etwas passiert. Diese
Versicherungsleistung würden sie möglicherweise nicht genießen, wenn wir bei dem Verfahren blieben, was in den zurückliegenden Jahren,
ehe die Dienstanweisung griff, praktiziert wurde.
Insofern sehe ich hier zwei Vorteile. Zum einen
können wir einen möglichen Korruptionsfall unterbinden und der Dienstanweisung Folge leisten. Zum Zweiten sorgen wir für mehr Sicherheit
für die Mitarbeiter.
Stadträtin Gehrt (DIE LINKE): Zur Erklärung:
Wir haben uns das ja nicht ausgedacht. Die
Freie Szene bzw. einige aus der Darstellenden
Kunst sind auf uns zugekommen und haben gesagt: Da scheint es ein Problem zu geben. Es
gibt bürokratische Hürden, weshalb die Mitarbeiter jetzt keine Freikarten mehr annehmen können. Offensichtlich gab es da eine Veränderung.
- Deshalb die Nachfragen. Eigentlich zielt unsere
Nachfrage auf den Wunsch nach einer Vereinbarung, sodass die Zusammenarbeit besser gewährleistet werden kann.
Bürgermeister Faber: Letzte Antwort: Ich halte
die Möglichkeit, dass es jetzt keines Einzeldienstreiseantrags mehr bedarf, sondern es mit
dem Dauerdienstreiseantrag ein Jahr lang geregelt ist, für optimal.
Verlaufsprotokoll vom 20.01.2016
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Stadträtin Gehrt (DIE LINKE): Wird dieser Dauerdienstreiseantrag jetzt schon von den Mitarbeitern wahrgenommen?
Oberbürgermeister Jung: Vielen Dank, Frau
Dubrau. - Gibt es Nachfragen? - Ich sehe, es gibt
keine Nachfragen. Dann fahren wir in der Tagesordnung fort.
Bürgermeister Faber: Es greift ja jetzt erst.
16.10 Versammlungsverbot zu Silvester in
Leipzig-Connewitz (VI-F-02241)
Einreicher: Stadträtin Juliane Nagel
Stadträtin Gehrt (DIE LINKE): Okay. Danke.
Bürgermeister Faber: Wahrscheinlich ist es
auch so, Frau Gehrt: Immer wenn ein Verfahren
eine Veränderung erfährt, tut sich jeder ein bisschen schwer, in den neuen Modus zu kommen.
Ich glaube sehr wohl, dass sich das innerhalb
der nächsten Wochen wirklich gut regeln lässt.
Oberbürgermeister Jung: Ich rufe den nächsten Tagesordnungspunkt auf:
16.7 Umsetzung Lärmaktionsplan
(VI-F-02266)
Einreicher: Fraktion DIE LINKE
Ich bitte Kollegin Dubrau um Antwort.
Bürgermeisterin Dubrau: Bei der Umsetzung
des Lärmaktionsplans geht es um das Durchfahrverbot für Lkw. Ich würde beide Fragen zusammen beantworten.
Mit der Fertigstellung des Autobahnrings um
Leipzig ist der Durchgangsverkehr durch Leipzig
speziell für Lkw nicht mehr notwendig. „Notwendig“ klingt vielleicht ein bisschen merkwürdig; er
wird auch von den meisten nicht gemacht. Es
gab eine Vorher-Nachher-Befragung an der
Stadtgrenze in 2006 und 2007, die ergab, dass
Lkw-Durchgangsverkehr durch Leipzig aufgrund
der Wirkung des Autobahnrings, solange er kostenlos ist, deutlich zurückgegangen ist und faktisch kaum noch eine Rolle spielt. Eine erneute
Zählung im Jahr 2014 belegt, dass der LkwVerkehr an der Stadtgrenze weiter rückläufig ist.
Insofern schätzen wir dieses Problem aktuell als
eher nicht dringlich ein.
Davon unabhängig wird im Zusammenhang mit
der Abarbeitung der Prüfaufträge des Lärmaktionsplans im zweiten Halbjahr 2016 untersucht,
ob ein Durchgangsverbot für Lkw-Verkehr für
Leipzig straßenverkehrsrechtlich möglich ist. Das
wird nämlich derzeit vonseiten des Landes bezweifelt. Dass die Bearbeitung der Prüfaufträge
des Lärmaktionsplans erst jetzt beginnt, hängt
damit zusammen, dass die notwendige Stelle
erst ab 1. Januar 2016 besetzt werden konnte.
Deshalb ist die Prioritätensetzung entsprechend
der Ressourcenplanung zu berücksichtigen gewesen.
Kollege Rosenthal wird die Frage beantworten.
Bürgermeister Rosenthal: Sehr geehrter Herr
Kollege! Werte Damen und Herren Stadträte! Zur
ersten Frage: Nach § 14 Absatz 1 Sächsisches
Versammlungsgesetz hat derjenige, welcher eine
öffentliche Versammlung unter freiem Himmel
oder einen Aufzug veranstalten will, dies spätestens 48 Stunden vor Bekanntgabe der zuständigen Behörde unter Angabe des Gegenstandes
der Versammlung oder des Aufzuges anzuzeigen. Bekanntgabe einer Versammlung ist die
Mitteilung des Veranstalters von Ort, Zeit und
Thema der Versammlung an einen bestimmten
oder unbestimmten Personenkreis. Insofern
kann die Bekanntgabe und Mobilisierung im potenziellen Teilnehmerkreis oder in der Öffentlichkeit frühestens 48 Stunden nach Anzeige der
Versammlung bei der Versammlungsbehörde erfolgen.
Die zuständigen Behörden können bei rechtzeitiger Anzeige Vorsorge treffen, um zu verhindern,
dass die Interessen der Versammlungsbeteiligten unnötig oder übermäßig mit Drittinteressen
kollidieren. So kann bei einer ordnungsgemäßen
Anzeige darüber entschieden werden, welche sichernden und ordnenden Maßnahmen zu treffen
sind, die einerseits den möglichst störungsfreien
Verlauf der Versammlung oder des Aufzuges sicherstellen und andererseits Störungen der öffentlichen Sicherheit und Ordnung ausschließen
oder auf ein geringes Maß herabsetzen.
Da bis zum 29. Dezember 2015 keine Versammlungsanzeige für den 31. Dezember 2015 erfolgt
ist, wäre die Frist bis Stattfinden der alljährlichen
Versammlung nicht eingehalten worden. Für die
Versammlungsbehörde war erkennbar, dass eine
Kooperation zur Absprache gefahrenminimierender Maßnahmen nicht möglich war.
Zur zweiten Frage: Nach § 41 Absatz 4 Satz 2
des Verwaltungsverfahrensgesetzes ist in der
ortsüblichen Bekanntgabe anzugeben, wo der
Verwaltungsakt und seine Begründung eingesehen werden kann. Zuständige Behörde für den
Erlass der in Rede stehenden Allgemeinverfügung war das Ordnungsamt und hier die Versammlungs- und Veranstaltungsbehörde. Es
wurde trotz eines offiziellen Schließtages sichergestellt, dass eine Einsichtnahme auch dort am
30. Dezember 2015 bis 16 Uhr erfolgen konnte.
Verlaufsprotokoll vom 20.01.2016
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Einsichtnahmen wurden am 30. Dezember 2015
auch entsprechend wahrgenommen.
kanntmachung wurde aufgrund der Kürze der
Zeit nicht vorgenommen.
Entsprechend der Regelung des Verwaltungsverfahrensgesetzes darf eine Allgemeinverfügung
auch dann öffentlich bekannt gegeben werden,
wenn eine Bekanntgabe an die Beteiligten untunlich ist. Untunlich ist eine Bekanntgabe an die
Beteiligten, wenn die individuelle Bekanntgabe
wegen der Natur des infrage stehenden Verwaltungsakts nicht möglich oder jedenfalls mit erheblichen Schwierigkeiten verbunden wäre, etwa
weil nicht mit Sicherheit feststellbar ist, wer betroffen ist. Dies war vorliegend der Fall.
Zur dritten Frage: Im Urteil des Verwaltungsgerichts Leipzig, Aktenzeichen 3 K 934/09, wurde
dargelegt, dass auch bei einer fehlenden Anzeige einer Versammlung die Versammlungsbehörde nicht davon entbunden ist, von sich aus gegen den namentlich bekannten Verantwortlichen
ein Verwaltungsverfahren einzuleiten, um die
Möglichkeit der Kooperation mit diesen Veranstaltern zu prüfen und anschließend eine Entscheidung entweder hinsichtlich eines Auflagenbescheides, eines Verbotes oder nur einer Anzeigenbestätigung zu treffen.
Entsprechend der Anwendung des Verwaltungsverfahrensgesetzes wird die öffentliche Bekanntgabe
eines
schriftlichen
Verwaltungsakts
dadurch bewirkt, dass sein verfügender Teil ortsüblich bekannt gemacht wird. Was in diesem
Sinne ortsüblich ist, richtet sich im Fall des Tätigwerdens von Gemeindebehörden nach einschlägigem Ortsrecht. Es entspricht der bisherigen Praxis der Stadt Leipzig, Allgemeinverfügungen im Leipziger Amtsblatt zu veröffentlichen, da
das Amtsblatt für die Stadt das amtliche Verkündungsorgan ist. Nach § 1 Absatz 2 der Satzung
der Stadt Leipzig über die Form der öffentlichen
Bekanntmachung und der ortsüblichen Bekanntgabe haben öffentliche Bekanntmachungen, soweit keine besonderen gesetzlichen Bestimmungen bestehen, durch Einrücken in das Amtsblatt
der Stadt zu erfolgen. Dies wurde durch die
Ratsversammlung aufgrund der Sächsischen
Gemeindeordnung am 15. März 2000 in dieser
Form beschlossen.
Dies war im Hinblick auf die in Rede stehende
Allgemeinverfügung jedoch nicht mehr möglich,
da der letzte Erscheinungstermin für das Amtsblatt zwar auch der 30. Dezember 2015 war, jedoch bereits am 28. Dezember 2015 Redaktionsschluss war. Insofern wurde gemäß § 3 Absatz 1 der Satzung der Stadt über die Form der
öffentlichen Bekanntmachung auf eine Veröffentlichung in der Leipziger Volkszeitung zurückgegriffen. Hiernach hat die öffentliche Bekanntmachung durch Einrücken in die Leipziger Volkszeitung und durch Aushang an der Bekanntgabestelle gemäß § 4 Absatz 2 der Bekanntmachungssatzung zu erfolgen, wenn eine rechtzeitige Bekanntmachung nicht möglich erscheint. In
der Ausgabe der Leipziger Volkszeitung am 30.
Dezember hat die Stadt die Allgemeinverfügung
veröffentlicht und damit ordnungsgemäß im Sinne des Verwaltungsverfahrensgesetzes bekannt
gemacht. Es wurde gewährleistet, dass eine hinreichende Kenntnisnahmemöglichkeit für die von
der Bekanntmachung Betroffenen bestand.
Eine Veröffentlichung im Internet ist nach § 1 Absatz 5 der Satzung der Stadt über die öffentliche
Bekanntmachung auch möglich, jedoch nicht
zwingend vorgeschrieben. Eine solche Be-
Unter Berücksichtigung dessen sowie der Tatsache, dass in den vorangegangenen Jahren, so
unter anderem am 1. Januar 2015 um 0.45 Uhr,
am 1. Januar 2014 um 0.20 Uhr, am 1. Januar
2012 um 1.00 Uhr, Versammlungen im Freien
durchgeführt wurden, die nach § 14 Absatz 1
Sächsisches Versammlungsgesetz anzeigepflichtig waren und in deren Verlauf es zu Störungen der öffentlichen Sicherheit gekommen ist,
hat die Versammlungsbehörde mit Schriftsatz
vom 15. Dezember 2015 eine in Rede stehende
Nachfrage an die Landtagsabgeordnete der Linken, Frau Nagel, gerichtet, da sie in der Vergangenheit anlässlich der stattgefundenen Versammlung am Silvestertag auch wiederholt persönlich anwesend war. Aufgrund einer Vielzahl
bereits bekannter und geleiteter Versammlungen
von unterschiedlichen politischen Organisationsstrukturen wurde seitens der Versammlungsbehörde die Vermutung geäußert, dass hier gegebenenfalls potenzielle Veranstalter einer solchen
Versammlung selbst bekannt waren. Insofern
wurde die bekannte Anmelderin gebeten, diese
gegebenenfalls bekannten potenziellen Veranstalter auf die Anzeigepflicht nach § 14 Sächsisches Versammlungsgesetz hinzuweisen.
Zur vierten Frage: Mit Schriftsatz vom 31. Dezember 2015, 20.02 Uhr, wurde bei der Versammlungsbehörde per Telefax durch eine natürliche Person eine Eilversammlung unter dem
Motto „Gegen Demonstrationsverbote“ angezeigt.
Zur fünften Frage: Bislang liegen der Versammlungsbehörde keine Widersprüche oder andere
juristische Mittel gegen die Allgemeinverfügung
vor.
Zur sechsten Frage: In den vergangenen fünf
Jahren wurden durch die Versammlungsbehörde
der Stadt Leipzig insgesamt zwei Allgemeinverfügungen mit dem Ziel, Versammlungen zu untersagen, erlassen.
Oberbürgermeister Jung: Vielen Dank, Herr
Rosenthal. - Gibt es Nachfragen? - Das ist nicht
Verlaufsprotokoll vom 20.01.2016
der Fall. Dann kommen wir zur nächsten Anfrage.
16.11 Winterliche Räum- und Streupflicht auf
Gehwegen von Grundstücksbesitzern
(VI-F-02267)
Einreicher: Stadträtin Ute Elisabeth Gabelmann
Ich bitte erneut Herrn Rosenthal um Beantwortung.
Bürgermeister Rosenthal: Zur ersten Frage:
Eine solche Einschätzung kann für das gesamte
Stadtgebiet nicht getroffen werden, da dieses im
Rahmen der jeweiligen Winterperiode nicht vollumfänglich kontrolliert werden kann. Eine solche
Einschätzung kann maximal für den jeweilig kontrollierten Bereich und den Kontrollzeitraum als
Momentaufnahme abgeleitet werden.
Für den Winter 2015/2016 kann festgestellt werden, dass in der bisherigen, vergleichsweise
sehr kurzen Schneefallperiode und der sich daraus ergebenden Winterdienstpflichten durch den
Stadtordnungsdienst 147 Kontrollen durchgeführt
wurden. Im Ergebnis dieser Kontrollen, einschließlich Nachkontrollen wurden insgesamt 26
Ordnungswidrigkeitenanzeigen durch den Stadtordnungsdienst wegen Nichterfüllung der Winterdienstpflichten erstattet. Legt man allein diese
Zahlen für eine Einschätzung zugrunde, lag die
Erfüllung der Winterdienstpflicht - hochgerechnet
- bei 82,3 Prozent und die der Nichterfüllung bei
17,7 Prozent.
Eine Anwendung dieser Betrachtungsweise auch
auf die zurückliegenden Jahre ist jedoch nicht
möglich. Auch in den zurückliegenden Jahren
konnten keine flächendeckenden Kontrollen erfolgen. Es kam innerhalb der Winterperiode
mehrfach zu entsprechenden Schneefall- und
Glatteisereignissen. Das führte dazu, dass die
Winterdienstpflicht für den jeweiligen Eigentümer
innerhalb dieser Periode mehrfach eingetreten
ist. Die statistisch erhobenen Daten bilden für eine vollständige Auswertung keine ausreichende
Grundlage.
Zur zweiten Frage: Durch den Stadtordnungsdienst werden mit Beginn der Schneefall- bzw.
Glatteisperiode unter Berücksichtigung der personellen Möglichkeiten Winterdienstkontrollen
durchgeführt. Diese Kontrollen werden zum einen im Rahmen der entsprechenden Kontrollgänge nach bestimmten Prioritäten und zum anderen auf Grundlage konkreter Hinweise Dritter hier verweise ich auf das Ordnungstelefon - absolviert. Kontrollschwerpunkte sind unter anderem die Grundstücke, auf denen von den Eigentümern in der Vergangenheit mehrfach die Winterdienstpflichten nicht oder nur unzureichend erfüllt wurden.
S e i t e | 40
Zur dritten Frage: Bei Feststellung von Pflichtverstößen werden die jeweiligen Eigentümer ermittelt und mündlich oder schriftlich auf ihren
Pflichtverstoß hingewiesen und zur unverzüglichen Beseitigung aufgefordert. In diesen Fällen
erfolgt mindestens eine Nachkontrolle und bei
Nichterfüllung der Winterdienstpflicht eine entsprechende Ordnungswidrigkeitenanzeige. Eine
Aufforderung zur Pflichterfüllung mittels formellen
Verwaltungsakt oder Androhung von Verwaltungsvollstreckungsmaßnahmen erfolgt nicht.
Ich könnte Ihnen an dieser Stelle eine sehr umfangreiche Übersicht zu den Feststellungen der
Jahre 2011 bis einschließlich 2015/2016 präsentieren, würde diese aber zu Protokoll geben.
Zur vierten Frage: Hierzu gibt es ebenfalls eine
Tabelle. Interessant ist zum Beispiel, dass im
Jahr 2013 673 Bußgeldverfahren eingeleitet
worden sind. Die Einnahmen lagen bei 15.481
Euro. Das sieht in 2014 schon ganz anders aus:
30 Verfahren, Einnahmen: 767 Euro. - Auch diese Tabelle würde ich zu Protokoll geben.
Die statistische Auswertung kann aus datentechnischen Gründen nur nach Jahresscheiben dargestellt werden. In den Fallzahlen sind auch Privatanzeigen und Anzeigen des Polizeivollzugsdienstes enthalten. Des Weiteren ist darauf hinzuweisen, dass die Einnahmen auch erhobene
Gebühren und Auslagen enthalten; Stichwort:
Ordnungswidrigkeitenbescheid. Für das Kalenderjahr 2015 liegen der Zentralen Bußgeldbehörde noch keine Auswertungen vor.
Ordnungswidrigkeiten zu Verstößen gegen die
Regelungen der Winterdienstsatzung können mit
einer Geldbuße von 5 bis 500 Euro, bei fahrlässigen Zuwiderhandlungen bis 250 Euro geahndet
werden. Ein Verstoß bzw. Zuwiderhandlungen
gegen die Räum- und Streupflicht werden in der
Regel mit 30 Euro geahndet.
Bürgermeister Jung: Eine Nachfrage von Frau
Gabelmann.
Stadträtin Gabelmann (SPD): Ich habe nur eine
Nachfrage. Die Räum- und Streupflicht tritt ja
immer unmittelbar ein, nämlich dann, wenn es
glatt ist oder schneit. Jemanden schriftlich aufzufordern, erscheint mir etwas widersinnig, weil
sich in der Zeit, in der ein solcher Brief geschrieben und zugestellt wird, schon mehrere Leute
den Hals brechen könnten. Gibt es dafür keine
lebensnahe Lösung?
Bürgermeister Rosenthal: Ich hatte schon angedeutet, wie groß unser Stadtgebiet ist. Da viele
Anlieger ihren Pflichten verantwortlich nach-
Verlaufsprotokoll vom 20.01.2016
S e i t e | 41
kommen, muss man prüfen, wie man die Gesamtstadt unter Berücksichtigung der zur Verfügung stehenden Ressourcen kontrollieren kann.
An der Stelle gibt es das proaktive Mittel, nämlich
dass wir diejenigen, die in der Vergangenheit
aufgefallen sind, vorab anschreiben und auf ihre
Pflichten hinweisen. Dort, wo wir kontrollieren
und Verstöße feststellen, wird im Nachgang
schriftlich ermahnt, abgemahnt oder ein Ordnungswidrigkeitenverfahren eingeleitet. Ich glaube, das ist praktikabel.
Oberbürgermeister Jung: Aber es wurde auch
die Bitte an Sie formuliert, Herr Deissler, konkrete Hinweise zu geben.
Oberbürgermeister Jung: Herr Deissler.
Stadtrat Riedel (CDU): Ich will an Herrn Deissler
anknüpfen. Da Sie hier nach konkreten Beispielen fragten, will ich Ihnen zwei nennen: Rückseite Ostfriedhof, Sulzbacher Straße. Der Städtische Friedhof kommt seiner Pflicht weder im
Sommer noch im Winter nach. Da wird weder
Schnee geräumt noch Bewuchs beschnitten
noch heruntergefallenes Grün weggeräumt. - In
Kindergärten, wo es Hausmeister gibt, wird am
Wochenende nicht gearbeitet. Da ist also am
Sonnabend und am Sonntag Ruhe im Schiff.
Stadtrat Deissler (Bündnis 90/Die Grünen): Herr
Rosenthal, gelten diese Ausführungen auch für
die Grundstücke der Stadt Leipzig? Werden dort
auch Kontrollen durchgeführt? Wird die Eigentümerin dort auch angemahnt? Wird das auch
nachverfolgt? Wie viel Bußgeld hat man an
Grundstücken eingenommen, die der Stadt
Leipzig gehören?
Das frage ich natürlich mit einem Augenzwinkern; das ist klar. Aber mir fällt zunehmend auf,
dass die Stadt Leipzig kaum noch Winterpflichten
wahrnimmt. Das geschieht nur noch an ganz
wenigen Gebäuden wie zum Beispiel am Technischen Rathaus. Aber ich empfinde es so, dass
die Stadt ihre eigenen Grundstücke mehr vernachlässigt als Private.
Oberbürgermeister Jung: Herr Rosenthal.
Bürgermeister Rosenthal: Mich würde interessieren, an welchen Objekten der Stadt Sie das
feststellen. Grundsätzlich ist es so, dass alle Anliegerpflichten, die die Stadt Leipzig vor öffentlichen Gebäuden hat, ausgeschrieben und an Privatfirmen übergeben worden sind bzw. dort, wo
Hausmeister an Schulen oder Hallenwarte an
Sportobjekten selbst tätig werden können, die
Leistungen von den genannten Personen vorgenommen werden. Die Fachämter, ob Hauptamt,
Amt für Jugend, Familie und Bildung, Amt für
Sport, Amt für Stadtgrün und Gewässer, sind
dann auch für die Kontrolle verantwortlich, ob die
beauftragte Privatfirma diese Leistung vertragsgemäß durchführt, weil dort auch die Abrechnung erfolgt, bzw. ob dort, wo es eigene Kräfte
sind, diese die Pflichten auch tatsächlich übernehmen. Insofern ist das aus meiner Sicht geregelt. Ich will mich sogar so weit aus dem Fenster
lehnen - da der Winterdienstkoordinator unmittelbar in meinem Bereich tätig ist und ich weiß,
was er dort leistet - und sagen, dass wir eine abschließende Regelung dafür gefunden und das
auch organisiert haben.
Bürgermeister Rosenthal: Richtig. Solche Hinweise nehme ich gern entgegen. Dann werden
wir prüfen, wo da der Hase im Pfeffer liegt.
Oberbürgermeister Jung: Herr Riedel.
Bürgermeister Rosenthal: Noch einmal, Herr
Riedel: Die Anliegerpflicht gilt an jedem Tag, von
Montag bis Sonntag, auch für die Stadt, egal ob
Schnee liegt, es Glatteis gibt oder wie auch immer die Verhältnisse sind. Die Regelung gilt für
jeden Tag. Insofern kann es nicht davon abhängen, ob die Kita geöffnet oder geschlossen ist.
Aber ich nehme die Beispiele gern entgegen. Wir
werden das kontrollieren.
Oberbürgermeister Jung: Herr Schlegel.
Stadtrat Schlegel (DIE LINKE): Herr Oberbürgermeister! Herr Rosenthal, gehe ich richtig in
der Annahme, dass sich ein Grundstückseigentümer, der sich solche Pflichtverletzungen zuschulden kommen lässt, nicht nur mit einer Ordnungswidrigkeitenanzeige zu rechnen hat, sondern im Unglücksfall möglicherweise auch schadenersatzpflichtig ist?
Bürgermeister Rosenthal: Das ist richtig. Über
die Winterdienstsatzung ist die Anliegerpflicht auf
Privat übertragen. An der Stelle haftet natürlich
derjenige, der hier eine Verpflichtung hat, auch
für die aus dem nicht ordnungsgemäßen Umsetzen seiner Winterdienstpflicht entstehenden
Schäden, ja.
Oberbürgermeister Jung: Herr Deissler.
Verlaufsprotokoll vom 20.01.2016
Stadtrat Deissler (Bündnis 90/Die Grünen): Ich
muss doch noch einmal allgemeiner nachfragen.
Das betrifft die Gehwege allgemein und die
Radwege. Gibt es seit diesem Jahr dafür eine
neue Regelung? Nach meiner Wahrnehmung
wird auf den Fuß- und Radwegen eigentlich
überhaupt nichts mehr gemacht. Gerade für
Radfahrer ist es, wenn es gefroren ist und sich
Spurrinnen gebildet haben, extrem gefährlich.
Daher meine Frage: Hat sich da etwas geändert?
Bürgermeister Rosenthal: Es ist nichts verändert worden. Aber diese Debatte führen wir in jedem Winter: Wie breit muss geräumt werden bei
Fuß-/Radwegen bzw. wie muss geräumt werden
bei Radwegen auf Straßen bzw. wie sieht das
beim Radwegenetz in Grünanlagen oder begleitenden Radwegen in Parkanlagen aus?
Es gibt eine definierte Breite. Die wird geräumt.
Wenn der Radweg sich innerhalb dieser Breite
befindet, dann ist er auch geräumt. Es gibt eine
Bereinigung im Straßenkörper. Die Stadtreinigung bemüht sich, auch den Radweg zu räumen.
Das Ergebnis ist je nach Straßenquerschnitt unterschiedlich. Das muss man sich tatsächlich vor
Ort anschauen.
Wir räumen allerdings nicht jeden Fußweg und
nicht jeden Radweg. Ich erinnere an die Diskussion zu zentralen Plätzen in unserer Stadt. Der
Fußgänger muss den einzelnen genutzten bzw.
geräumten Weg, der zur Verfügung steht, dann
auch nutzen. Ansonsten ist es Betreten auf eigene Gefahr.
Oberbürgermeister Jung: Danke schön.
17
Bericht des Oberbürgermeisters
Auf besonderen Wunsch einer Fraktion habe ich
Herrn Rosenthal gebeten, kurz Stellung zu nehmen zum Thema „Mögliche Übergriffe in
Schwimmbädern“.
Bürgermeister Rosenthal: Herr Oberbürgermeister! Sehr geehrte Damen und Herren Stadträte! Verehrte Gäste! Die Sportbäder Leipzig
GmbH betreibt in Leipzig im kommunalen Auftrag
acht Schwimmhallen. In den letzten Tagen wurden tatsächlich in einigen Schwimmhallen Verstöße gegen die Haus- und Badeordnung durch
junge männliche Badegäste mit Migrationshintergrund beobachtet. Es handelt sich in erster Linie um Verstöße gegen die Haus- und Badeordnung, beispielsweise Lärmstörungen, riskantes
Verhalten im und am Becken, im Einzelfall zwei- bis dreimal - auch Missachtung der Intimsphäre von Frauen.
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Nach ganz aktueller Prüfung der Geschäftsführung der Sportbäder Leipzig GmbH gab es einen
Vorfall, bei dem es gegenüber einer weiblichen
Person aktiv zu einem unsittlichen Verhalten gekommen ist und durch die Geschädigte angekündigt wurde, dieses Verhalten bei der Polizei
anzuzeigen.
Die Basis zur Durchführung des Badebetriebes
ist deren Haus- und Badeordnung. Die Mitarbeiter handeln nach diesen klar definierten Anweisungen und Regeln mit Verwarnungen bis hin
zur Erteilung eines Hausverweises.
Die Sportbäder haben in den vergangenen Tagen bereits entsprechende Maßnahmen geplant
bzw. eingeleitet, um der beschriebenen Situation
von vornherein bestmöglich vorzubeugen. Dazu
gehören die Ausstattung der Schwimmhallen mit
mehrsprachigem Informationsmaterial zum Verhalten in Schwimmhallen, um die Sprachbarrieren abzubauen, die Sensibilisierung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die Abstimmung mit der
PD Leipzig, dem Lagezentrum der Polizei und im
Bereich der „Grünauer Welle“ mit der örtlichen
Polizeidienststelle sowie die Einrichtung einer
Videoüberwachung im Eingangsbereich der
„Grünauer Welle“.
Nicht zuletzt durch die landesweite öffentliche
Berichterstattung in den letzten Tagen legen die
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ein Höchstmaß
an Aufmerksamkeit an den Tag, um jegliche Beeinträchtigung im Badebetrieb für alle Nutzer
auszuschließen.
Ich bitte jedoch auch alle Akteure um einen sachlichen Umgang in dieser Angelegenheit. Es handelt sich bis dato um absolute Ausnahme- bzw.
Einzelfälle. In der Kürze der Zeit habe ich die
Geschäftsführung der Sportbäder Leipzig GmbH
allerdings nicht aufarbeiten lassen, wie viele Verstöße es gegen die Badeordnung durch Personen ohne Migrationshintergrund gegeben hat.
Oberbürgermeister Jung: Danke, Herr Rosenthal.
18
Spenden, Schenkungen und ähnliche
Zuwendungen
18.1 Entscheidung über die Annahme von
Spenden, Schenkungen der Stadt
Leipzig und ähnliche Zuwendungen
gem. § 73 (5) SächsGemO bis November
2015
Einreicher: Dezernat Finanzen
Wird dazu das Wort gewünscht? - Herr Keller.
Stadtrat Keller (AfD): Ich möchte darum bitten,
dass die Schriftgröße dieser Listen verändert
Verlaufsprotokoll vom 20.01.2016
wird, damit sie besser lesbar sind. Wir werden alle älter; irgendwann lässt das Augenlicht nach.
Es wäre sehr freundlich, wenn Sie dieser Bitte
nachkommen könnten. - Danke.
Oberbürgermeister Jung: Ich empfehle die
elektronische Datenverarbeitung.
Wer gegen diesen Beschluss ist, bitte ich um das
Handzeichen. - Enthaltungen?
Abstimmung: Es ist einstimmig so beschlossen.
19
Vorlagen I
Entsprechend der geänderten Tagesordnung
kommen wir zunächst zu 19.2:
19.2
Naturkundemuseum Leipzig - Grundsatzbeschluss und Standortentscheidung (DS-00517/14-NF-06)
Einreicher: Dezernat Kultur
19.2.1 ÄA (Neufassung) zur Ursprungsvorlage (0517/14-ÄA-03-NF-01)
Einreicher: Fraktion Bündnis 90/Die
Grünen
19.2.2 ÄA
zur
Ursprungsvorlage
00517/14-ÄA-004)
Einreicher: Fraktion DIE LINKE
(DS-
19.2.3 ÄA (0517/14-NF-05-ÄA-01)
Einreicher: CDU-Fraktion
19.2.4 ÄA (517-NF-5-ÄA-2-NF-1)
Einreicher: Fraktion Bündnis 90/Die
Grünen
19.2.5 ÄA (517-NF-5-ÄA-3-NF-1)
Einreicher: Fraktion Bündnis 90/Die
Grünen
19.2.6 ÄA (0517/14-NF-05-ÄA-04)
Einreicher: Fraktion DIE LINKE
19.2.7 ÄA (517-NF-5-ÄA-5-NF-1)
Einreicher: Stadtrat Tim Elschner
19.2.8 ÄA (0517/14-NF-05-ÄA-06)
Einreicher: SPD-Fraktion
19.2.9 ÄA (517/14-NF-06-ÄA-01)
Einreicher: CDU-Fraktion
19.2.10 ÄA (517-NF-5-ÄA-4-NF-1)
Einreicher: Fraktion DIE LINKE
Ich bitte zunächst Kollegen Faber, uns einen
Überblick zu geben bezüglich der zahlreichen
S e i t e | 43
Änderungsanträge, der Neufassung und des
Prozedere.
Bürgermeister Faber: Verehrter Herr Oberbürgermeister! Meine sehr verehrten Damen und
Herren Stadträte! Ich komme mir jetzt vor wie der
Boxer vor dem Fight, kurz bevor er herausgeht:
ein bisschen panisch, in der 8. Runde zu Boden
zu gehen, wissend, dass das nicht geht, weil er
dann gegen die Dienstanweisung 17/2014 verstoßen würde, weil draußen schon der Bentley
steht.
Ich versuche, eine Geschichte zu erzählen. Das,
was wir Ihnen heute übergeben haben, ist nicht
Goethes Farbenlehre, sondern der Versuch,
Ihnen den Weg, den wir gemeinsam gehen wollen, verständlicher zu machen. Das Papier ist so
farbig ausgefallen, wie auch die Kultur ist. Ich
hoffe, Sie goutieren das.
Noch bevor ich nach der Wahl zum Beigeordneten für Kultur 2009 mein Amt antreten konnte, erreichte mich ein Brief des Direktors des Naturkundemuseums, der um ein persönliches Gespräch bat, das ich ihm gern gewährte. Er schilderte mir die Situation des Museums und bat
mich eindringlich, sich der Thematik anzunehmen. Schnell erkannte ich, dass Leipzig neben
seinen zum Teil spektakulären und auch finanzaufwendigen Neubauten und Grundsanierungen
- Museum der Bildenden Künste: Neubau, Stadtgeschichtliches Museum und das von uns allen
geliebte Grassi-Quartier - vermutlich aus finanziellen Gründen das Naturkundemuseum vernachlässigt hatte.
Als ich im Amt war, habe ich sofort eine Arbeitsgruppe - es war die erste Arbeitsgruppe in meiner Amtszeit - gegründet, um diesen Zustand zu
verändern. Schnell musste ich aber feststellen,
dass es schon innerhalb der Fraktionen ganz unterschiedliche Auffassungen gab, dass man zwischen
Haushaltskonsolidierungsmaßnahmen
und Zukunftsperspektiven hin und her gerissen
war und dass es auch in unserer Bürgermeisterrunde Abwägungsprozesse gab, die nicht zu ignorieren waren. Selbst zwischen dem Beirat, den
mein Vorgänger, Dr. Girardet, gegründet hatte,
und den Mitarbeitern des Naturkundemuseums
waren Entfremdungen entstanden, zum Teil unüberbrückbare Meinungsverschiedenheiten, die
nicht einfach aufzulösen waren.
Vieles kennen Sie. Die zahllosen Vorschläge
meinerseits, die vielfachen Anfragen im Stadtrat,
die unterschiedlichsten Standortprüfungen - vom
Lindenauer Hafen über das Alte Landratsamt am
Tröndlinring, das agra-Gelände, das Stadtbad an
der Roscherstraße, der Stadthafen, schließlich
der Bowlingtreff -, das Auf und Ab in vielen Diskussionen auf Foren und in Bürgerversammlungen den Masterplan, durch den Stadtrat beauf-
Verlaufsprotokoll vom 20.01.2016
tragt, die Ansprachen an und die Aussprachen
mit Mitarbeitern, mit dem Förderkreis, die Anhörungen in und von Fraktionen organisierten Foren, die Informationsveranstaltung der Verwaltung selbst etc. Vielleicht, meine sehr verehrten
Damen und Herren, wohnen wir heute einem historischen Augenblick bei, wenn das über Jahre
gehende Prozedere endlich zu einem guten Ende führt. Wir haben dafür eine besondere Verantwortung.
Seit 2011 - so die UNO-Erhebung - leben erstmals mehr Menschen der Weltbevölkerung in urbanen als in ländlichen Räumen. Damit wächst
die Verpflichtung der Städte, ihre Stadtbevölkerung über die Erd-, Natur- und Klimageschichte
aufzuklären. Es gibt nichts Schlimmeres, als uns
von unserer Natur zu entfremden. Wer den Ausgang unserer Population aus den natürlichen
Räumen nicht mehr nachvollziehen kann, wird
kein Bewusstsein für den behutsamen Umgang
mit unseren natürlichen Ressourcen ausbilden
können. Wir sind und wir bleiben Teil der Natur,
auch wenn wir uns gelegentlich selbst erheben
oder selbst überschätzen. Was wir verbrauchen,
müssen wir ihr zurückgeben. Was wir sind, sind
wir durch die Natur.
Im Frühjahr 2015, auf der finalen Suche nach einer Lösung für ein anderes Problem, das seit etwa 2003 ebenfalls einer Lösung harrte, der
Gründung eines Freien Theaterzentrums, bot
sich plötzlich die Halle 7 auf dem Gelände der
Baumwollspinnerei an, und zwar für beide, für
das Theaterzentrum und für das Naturkundemuseum: die Halle 7, das letzte nicht sanierte Gebäude in einem Kulturquartier, das sich in den
letzten Jahren nicht nur in die Herzen der Leipziger, sondern auch in die vieler unserer Gäste
eingeprägt hat. Es ist ein Quartier, wo das Label
„Leipziger Schule“ - natürlich nicht von uns erfunden; das gab es nach Eduard Beaucamps
schon seit den 70er-Jahren - eine zweite Renaissance erfuhr und durch die dritte Generation
um Neo Rauch quasi zur Weltmarke erhoben
wurde. Mitten in diesem inzwischen international
bekannten Quartier gibt es 10.000 Quadratmeter,
die wir mithilfe von Fördermitteln des Freistaates
aus ihrem Dornröschenschlaf wecken könnten.
Schnell war ich mit meinem Kollegen Bonew einig, und wir konnten rasch auch den Oberbürgermeister überzeugen, dass hier ein guter
Standort wäre für das Freie Theater, für die Ausbildung junger Menschen im Tanz, für Probequartiere des Theaters der Jungen Welt und
eben auch für ein zukunftsfähiges Naturkundemuseum.
Ähnliche Quartiere hatten schon andere Städte
für sich entdeckt. Nicht immer ist Leipzig Erfinder
von Dingen und Lösungen. Aber wir sind in der
Lage, von anderen Städten zu lernen. Auch das
ist eine Leipziger Qualität, will ich meinen.
S e i t e | 44
Kampnagel in Hamburg oder die Zeche Zollverein in Essen sind nur zwei Beispiele, die verdeutlichen, dass die Revitalisierung von ehemaligen
Industriebrachen der Kultur großen Erfolg versprechen kann. In Hamburg und Essen jedenfalls wurden die Entscheidungen durch enormen
Zuschauerzuspruch und zum Teil überregionale
bzw. internationale Ausstrahlung belohnt, ohne
dass zum Zeitpunkt der Eröffnung schon alle Detailfragen wie die optimale Anbindung an den
städtischen Nahverkehr, gute gastronomische
Versorgung und Ähnliches mehr gänzlich geklärt
waren.
Ich kann deshalb heute nur empfehlen, den beiden Vorlagen zuzustimmen. In den Ausschüssen, in den Stadtbezirksbeiräten Mitte und AltWest, in den einzelnen Fraktionssitzungen haben
wir gestritten und nach größtmöglichem Konsens
gesucht. Das neue Deckblatt ist Ausdruck, auf
vieles in Ihren Änderungsanträgen einzugehen.
Es ist nachvollziehbar, dass wir bei einem großen Investitionsbedarf auch nach Kompensationen und Deckungen suchen. Bei Umzug des Naturkundemuseums auf das Gelände der Spinnerei wollen wir deshalb die Altimmobilie meistbietend verkaufen. Gestern im Fachausschuss
Stadtentwicklung und Bau wurde noch einmal
gefragt, was „Höchstgebot nach Konzeptvorlage“
heißt. Es heißt nichts anderes, als dass wir prüfen wollen, was die, die dann Angebote abgeben,
tatsächlich mit der Immobilie vorhaben.
Natürlich wollen wir für unsere künftigen Nutzer
und Besucher eine gute verkehrstechnische Anbindung gewährleisten. Es wäre ja kontraproduktiv, diese einem Zentrum für Freies Theater und
einem Naturkundemuseum, bei dem wir jährlich
von über 100.000 Besuchern ausgehen, vorzuenthalten. Aber die Schritte dorthin müssen natürlich noch geprüft werden. Das wollen wir bei
einem neuen Nahverkehrsplan berücksichtigen
und nach den besten Lösungen suchen.
Auch wir sehen das Museum auf lange Dauer
auf dem Gelände der Baumwollspinnerei. Das
kann kein Mietverhältnis auf Dauer sein. Wir
werden auch dafür Vorkehrungen treffen.
Meine sehr verehrten Damen und Herren, zwei
scheinbar Never-Ending Storys könnten heute
dank Ihrer Voten zu Lucky Tales werden. Gut,
dass wir lange miteinander gerungen haben.
Gut, dass es heute hoffentlich in großer Einvernehmlichkeit eine Entscheidung gibt. Leipzig ist
so in der Vergangenheit wie heute in der Lage,
seine Zukunft zu gestalten. Viva Théâtre! Es beginne die Zukunft eines modernen Klima- und
Naturkundemuseums. Sie wissen es: Wer nicht
gewinnt, der nichts gewagt.
Ich möchte ganz ausdrücklich meinen Kollegen
im Finanzdezernat, Herrn Stein und Herrn Tirpitz,
Verlaufsprotokoll vom 20.01.2016
und vor allem meinem Kollegen, Bürgermeister
Bonew, Dank sagen, die sich außerordentlich für
das kommende Haus engagiert haben. Das ist
nicht selbstverständlich, wie aus anderen Vorlagen in den zurückliegenden Jahren ersichtlich.
Ich habe das sehr genossen.
Ich will meiner Kulturamtsleiterin, Frau Kucharski-Huniat, danken. Sie hat mich vom ersten
Tag an unterstützt. Ich danke für ihre Leidensfähigkeit und ihre großartigen Vermittlungs- und
Übersetzungsdienste. Vielleicht wissen das viele
Stadträte nicht: Nach dem Ausscheiden des letzten Direktors, Dr. Rudolf Schlatter, führt sie administrativ das Naturkundemuseum.
Ich will mich beim Förderverein bedanken, der
mich lange als Querschläger, als Absurddenker,
als Mutmaßer empfunden haben mag und der
mir am vergangenen Freitag das Vertrauen ausgesprochen hat, für das Naturkundemuseum die
richtige Entscheidung zu treffen, das heißt dann
aber auch, die Halle 7 für eine Zukunftsentscheidung zu akzeptieren.
Ich danke vor allem allen acht Mitarbeitern des
Naturkundemuseums, die 2015 bei nach wie vor
eingeschränkten Bedingungen dennoch 38.000
Besucher generierten, das heißt, das zweite Jahr
hintereinander die Besucherzahlen steigern
konnten.
Meine sehr verehrten Damen und Herren, liebe
Stadträtinnen und Stadträte, vor der Geburt
kommt die Schwangerschaft. Für das Naturkundemuseum heißt das heute, dass wir nach jahrelanger Schwangerschaft die Geburt einleiten
können. Nur die Feststellung der Vaterschaft wird
wohl schwierig sein. Aber wir werden das Museum behüten und sind uns unserer Pflichten bewusst, auch den finanziellen. - Vielen Dank.
Oberbürgermeister Jung: Bevor Sie jetzt nacheinander das Wort ergreifen, darf ich Sie fragen:
Hat jeder von Ihnen ein buntes Blatt auf dem
Platz?
Das ist der Versuch, ein Drehbuch zu gestalten
für die nun folgenden Abstimmungen.
Zunächst zur Geschäftsordnung, Herr Dyck.
Stadtrat Dyck (SPD): Ich möchte dafür werben,
dass wir nach den inspirierenden Reden nicht
sofort das bunte Blatt Papier hochhalten, sondern uns eine kurze Auszeit nehmen, um uns intern über Abstimmungsmodalitäten austauschen
zu können. - Danke.
S e i t e | 45
Bürgermeister Jung: Okay. - Dann hat jetzt der
Stadtrat das Wort. Es beginnt Frau Niermann, ihr
folgt Frau Dr. Jennicke.
Stadträtin Niermann (CDU): Sehr geehrter Herr
Oberbürgermeister! Sehr geehrte Herren Beigeordnete! Sehr geehrte Frau Dubrau! Liebe Kollegen und Kolleginnen! Liebe Gäste! Das ist ja mal
ein schöner Anlass, zu dem ich heute hier rede.
Die Neufassung des Verwaltungsvorschlages
zum Naturkundemuseum gefällt uns nämlich im
Wesentlichen wirklich gut. Wir haben lediglich
zwei kleine Änderungen bzw. Ergänzungen, auf
die ich im Folgenden noch eingehen werde.
Zunächst einmal freue ich mich über die fruchtbare Zusammenarbeit zwischen den Dezernaten, insbesondere zwischen dem Kulturdezernat
und dem Dezernat Finanzen. Ich denke, ohne
diese Zusammenarbeit hätten wir diesen Vorschlag heute nicht. Ich freue mich auch darüber,
dass es mit diesem Verwaltungsvorschlag aus
unserer Sicht gelungen ist, die unterschiedlichsten Vorstellungen der verschiedenen Fraktionen
zu einem tragfähigen Kompromiss zusammenzuführen.
Meine Damen und Herren, die Mehrheit dieses
Hauses möchte das Naturkundemuseum für
Leipzig und die Leipziger erhalten. Das Naturkundemuseum ist, wie wir alle wissen, ein historisch gewachsener Bestandteil der Museumslandschaft Leipzigs. Wir alle wissen aber auch,
dass ein Erhalt des Naturkundemuseums am
Standort Lortzingstraße in der derzeitigen Situation nicht möglich und vor allen Dingen auch
nicht finanzierbar wäre. Aus brandschutztechnischen Gründen musste das Haus bekanntlich
schon einmal 2011 geschlossen werden, und der
erforderliche Umbau würde ein Vermögen kosten.
Mit dem Umzug des Museums auf das Spinnereigelände können wir gleich mehrere Ziele erreichen: Das Museum bleibt den Leipzigern erhalten. Ein neuer Museumsbau wird durch Landeszuschüsse finanzierbar. Wir tragen zur weiteren Entwicklung des Stadtteils um die ehemalige
Spinnerei bei. Und: Wir können darangehen,
schnellstmöglich auch eine gute Museumsleitung
zu suchen, die dann ein Konzept erarbeiten
kann.
Nachdem die Verwaltung die Ausschreibung der
Direktorenstelle Ende 2013 ergebnislos abgebrochen hat, kann und muss diese nun unverzüglich neu ausgeschrieben werden. Hierauf bezieht sich auch die jetzt vorliegende Fassung,
der man entnehmen kann, dass die neue Museumsleitung schnell gefunden werden muss und
diese dann ein Konzept erarbeiten wird. Mit der
durch die Standortentscheidung gewonnenen
Planungssicherheit werden sich bei einer Neu-
Verlaufsprotokoll vom 20.01.2016
ausschreibung der Direktorenstelle - davon bin
ich überzeugt - viele gute Bewerber finden.
Zu Recht geht der Verwaltungsvorschlag davon
aus, dass der Direktor oder die Direktorin nicht
ein fertiges Konzept vorfinden sollte, sondern in
der Lage sein muss, das neue Konzept auf der
Grundlage des bereits vorhandenen Masterplans
hauptverantwortlich mitzugestalten. Die Stellenbeschreibung muss deshalb aus unserer Sicht
so formuliert sein, dass die Bewerber nicht nur
fachlich, sondern auch in Bezug auf die Fähigkeit
zur Vernetzung und zur Drittmitteleinwerbung
ausreichend qualifiziert sind. Er oder sie muss
auch in der Lage sein, Kooperationspartner für
das Museum zu finden. Wünschenswert finde ich
zum Beispiel eine Zusammenarbeit mit der Universität oder auch mit dem Zoo. Es kommen
aber sicher auch andere Kooperationen in Betracht, an die heute noch keiner von uns denkt,
die aber eine gute Museumsleitung sicherlich
entdecken und auch akquirieren wird.
Meine Damen und Herren, natürlich werden wir
für eine direkte ÖPNV-Anbindung Sorge tragen
müssen. Aber auch dies tut der Verwaltungsvorschlag aus unserer Sicht. Allerdings würden wir
es besser finden, wenn man das Wörtchen „ob“
unter Ziffer 6 durch das Wörtchen „wie“ ersetzt.
Damit wäre nämlich klargestellt, dass wir eine
Anbindung haben möchten, dies also nicht mehr
offen ist, wie das Wörtchen „ob“ impliziert, dass
aber die Entscheidung, wie die Anbindung letztlich erfolgen wird, das entsprechende Unternehmen trifft. Wir wollen nicht die Entscheidung der
Verkehrsbetriebe vorwegnehmen. Ich würde es
besser finden, wenn wir dies als Prüfauftrag formulieren.
Liebe Kolleginnen und Kollegen, mit anderen
Worten werbe ich um die Zustimmung zum Verwaltungsvorschlag in der Fassung unseres Änderungsantrages. - Vielen Dank.
Oberbürgermeister Jung: Frau Dr. Jennicke.
Stadträtin Dr. Jennicke (DIE LINKE): Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen! Sehr geehrte
Herren Bürgermeister! Frau Bürgermeisterin!
Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister! Liebe
Zuhörende am Livestream! Die Leipziger Kultur
kennt ja einige Stiefkinder. Dazu gehörte bis vor
kurzem die Musikalische Komödie, und dazu gehört seit Jahrzehnten das Naturkundemuseum.
In der „MuKo“ haben wir die Trendwende geschafft: mit einem Intendanten, der für die kleine
Opernform, das Musical und die Operette, brennt
und sich offensiv zu seinem Kleinen Haus bekennt, und mit Stadtratsentscheidungen, die end-
S e i t e | 46
lich auch die notwendigen baulichen Voraussetzungen schaffen, damit das Haus in Würde spielfähig ist. - Beim Naturkundemuseum haben wir
heute die Chance zur Trendwende. Das ist aber
gar nicht so einfach und wird vermutlich ohne
viel Euphorie geschehen.
Ehe ich auf einige Herausforderungen zu sprechen komme, die mit der Vorlage verbunden
sind, will ich noch etwas anderes herausstellen,
was bei der aufgeheizten Diskussion der letzten
Tage - glauben Sie mir, ich weiß, wovon ich rede
- leicht in Vergessenheit gerät. Wir beschließen
heute nicht nur - Herr Faber hat es ausgeführt einen neuen Standort für das Naturkundemuseum, sondern auch ein Theaterhaus für die Freie
Szene, ein ebenfalls seit Jahren wenig glücklich
bearbeitetes Thema.
Die letzten Jahre haben hier zu deutlichen Reibungsverlusten geführt. Was 2002 einmal als
Leipziger Zentrum für Freies Theater in der Feinkost begann, mündet nun als Spielstätte für das
Leipziger Tanztheater und das LOFFT sowie
neuen Probenmöglichkeiten für das TdJW. Ich
will diesen Erfolg keineswegs kleinreden; dafür
habe ich auch persönlich seit 2009 zu viel Energie in dieses Projekt gesteckt. Aber damit der
Sprung in die Bundesliga tatsächlich gelingt, sollten wir nach den Anlaufjahren im LOFFT noch
einmal evaluieren, ob wir uns nicht doch messen
lassen wollen mit den Spielstätten wie Kampnagel in Hamburg, Sophiensaele und Hebbel am
Ufer in Berlin, Mousonturm in Frankfurt oder Forum Freies Theater in Düsseldorf. Da wäre noch
einiges zu tun.
Das neue Umfeld eröffnet aber auch neue Möglichkeiten - das ist uns allen klar -: Öffnung hin zu
Bildender Kunst, Verbindung mit Tanz- und Bewegungskunst sowie Performance. Ich verbinde
mit der Ansiedlung von LTT und LOFFT die Hoffnung, dass wir neben dem Freien Theater auch
den zeitgenössischen Tanz in unserer Stadt stärken; denn auch er wurde stiefmütterlich behandelt: mit der Schließung der Tanz- und Choreografieausbildung an der HMT und der Oper und
mit der Auflösung des Tanztheaters am Leipziger
Schauspiel. Trotzdem hat der professionelle Tanz
in Leipzig eine starke Lobby und vor allem hervorragende Künstlerinnen und Künstler, die allerdings viel zu oft ihr Geld auf Kreuzfahrtschiffen
verdienen müssen. Aber ich erlaube mir, den
Umstand, dass der Dachverband Tanz seine
2015er-Jahrestagung in Leipzig ausrichtete, als
gutes Omen und Signal zu werten. Ich bin überzeugt, die Übersiedlung von LOFFT und LTT
wird Kreise ziehen und ein Impuls für die Freie
Szene unserer Stadt sein.
Doch nun zum Kernthema, das uns tatsächlich in
den letzten Wochen sehr in Beschlag genommen
hat: das Naturkundemuseum. Es bleibt festzuhalten: Die Halle 7 ist mit ihrer Lage außerhalb
Verlaufsprotokoll vom 20.01.2016
des Innenstadtrings ein suboptimaler Standort.
Er ist allerdings - ich scheue mich, das zu sagen
- der Last Exit. Die Verwaltung hat in den letzten
Jahren elf Standorte geprüft. Keiner hat überzeugt. Im Ergebnis hat dieser zähe Prozess eine
Menge Vertrauen gekostet.
S e i t e | 47
Vorlage einschließlich der Änderungsanträge einen guten Start am neuen Ort. - Danke schön.
Oberbürgermeister Jung: Herr Kühne, bitte.
Unterm Strich würden am Standort Lortzingstraße Investitionen von rund 15 Millionen Euro notwendig, die rein kommunal aufzubringen wären.
Wie wir schon gehört haben, wäre das schwer
bis gar nicht darstellbar. Deswegen sagen wir als
Fraktion Die Linke Ja zum Standort Baumwollspinnerei, aber nicht ohne Bedingungen.
Wenn es gelingen soll, die prognostizierten
140.000 Besucher jährlich nach Neu-Lindenau
zu locken, müssen sowohl Dauerausstellungen
als auch Sonderausstellungen so attraktiv sein,
dass die Besucher die dann längere Anfahrt
auch wirklich in Kauf nehmen. Deswegen werden wir dem Grundsatzbeschluss in der Neufassung nur dann zustimmen, wenn wir heute auch
beschließen, dass es bis zur Eröffnung eine
ÖPNV-Anbindung gibt. Wenn das Museum Zentrifugalkraft entwickeln und die Randlage wettmachen soll, dann dürfen wir bei der Ausstattung
nicht knausern.
Die Neufassung des Grundsatzbeschlusses
nimmt wesentliche Punkte unseres Änderungsantrags auf. Die neue Leitung des Museums, die
wir unverzüglich berufen sollten, muss aber auch
schon in der Vorbereitungsphase personellen
Spielraum haben, um das Konzept entwickeln
und die Sammlungen aufarbeiten zu können. Da
ist viel liegen geblieben in den letzten Jahren;
das muss aufgeholt werden. Frau Niermann hatte eben schon ausgeführt: Um die zwingend
notwendigen Kooperationen einzugehen, bedarf
es auch einer Erhöhung des Zuschusses, so wie
im Masterplan verankert. Ich freue mich sehr,
dass zu den 12,75 Stellen, wie im Masterplan
vorgesehen, noch eine Projektstelle hinzukommt.
Ich glaube, das ist in der Pre-Opening-Phase
durchaus sinnvoll und angebracht.
Herr Bonew, in der Vorlage 1518 sind in Anlage 5
jährliche Kosten zwischen 375.000 und 516.000
Euro aufgelistet. Wir haben die Befürchtung,
dass diese Kosten mit dem Zuschuss Naturkundemuseum verrechnet werden. Deswegen unser
Änderungsantrag 3. Wenn Sie uns dazu noch Informationen geben könnten, wären wir auch bereit, diesen Änderungsantrag 3 zurückziehen.
Andernfalls würde tatsächlich die Gefahr bestehen, dass wir den Zuschuss unnötig kürzen,
wenn wir das miteinander verrechnen, und die
Objektkosten für die Halle 7 dann vom Zuschuss
Naturkundemuseum getragen werden müssen.
Bei allen Bedenken, bei allen Risiken: Wir haben, glaube ich, nur diese eine Chance heute.
Ich wünsche uns allen nach dem Beschluss der
Stadtrat Kühne (AfD): Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister! Sehr geehrte Frau Dubrau! Sehr
geehrte Herren Bürgermeister! Sehr geehrte
Damen und Herren Stadträte! Liebe Gäste! Die
heutige Entscheidung zur Zukunft des Naturkundemuseums am Standort Baumwollspinnerei im
Leipziger West ist aus Sicht meiner Fraktion der
äußerst bedauerliche Endpunkt der langen traditionsreichen Geschichte des Leipziger Naturkundlichen Museums am Standort Lortzingstraße, wenn die Vorlage heute so beschlossen wird.
Aus unserer Sicht hat das Museum nur eine Zukunftsoption am traditionsreichen Standort in der
Innenstadt.
Wir befürchten, dass die erwarteten Besucherzahlen am geplanten neuen Standort im Leipziger Westen nicht einmal ansatzweise erreicht
werden können, ganz abgesehen davon, dass
die Erreichbarkeit des neuen Standorts mit Bus
und Bahn für Besuchergruppen und Einzelpersonen schwieriger wird, da eine direkte ÖPNVVerbindung zur Baumwollspinnerei nicht vorhanden und auch künftig nicht in Sicht ist. Deshalb
werden die Menschen den Besuch des Naturkundemuseums am Rande der Stadt aus unserer
Sicht wohl nicht in der erhofften Größenordnung
ins Auge fassen. In Zentrumsnähe wäre das
schon eher gegeben, weil der Museumsbesuch
mit anderen Angeboten, wie zum Beispiel einem
Zoobesuch oder dem Besuch einer anderen kulturellen Einrichtung im Zentrum, verbunden werden kann.
Meine Fraktion befürchtet, dass die zu erwartenden Kosten für die Ertüchtigung zum Betreiben
des Naturkundemuseums in der Halle 7 der
Baumwollspinnerei um ein Vielfaches steigen
werden, schon weil man nicht genau weiß, welche baulichen Belastungen im Gebäude der Halle 7 noch so schlummern. Man kann es auch
drastisch formulieren: Die Kosten dort werden
wohl noch explodieren.
Einen vielleicht gangbaren Ansatz hatte aus
Sicht meiner Fraktion hingegen der Verein
Freunde und Förderer des Naturkundemuseums
Leipzig ins Gespräch gebracht, nämlich das
Haus an der Lortzingstraße als Ausstellungshaus
zu sanieren und Teile des Fundus in der Halle 7
der Baumwollspinnerei einzulagern. Klar ist,
dass dieser Vorschlag bei der aktuellen und wohl
auch künftig zu erwartenden finanziellen Lage
unserer Stadt bestenfalls Schritt für Schritt und
bei zeitweiser Schließung des Museums um-
Verlaufsprotokoll vom 20.01.2016
setzbar wäre und wohl einen längeren Sanierungszeitraum zur Folge hätte. Jedoch: Das Museum wäre am traditionellen Standort gerettet,
und man hätte auch das Problem der Lagerung
der Exponate halbwegs gelöst.
Positiv aus unserer Sicht ist, dass LOFFT und
Tanztheater in der Baumwollspinnerei eine neue
Heimstatt finden und aus ihren beengten Verhältnissen befreit werden. Aber ein so traditionsreiches Museum im Westen der Stadt anzusiedeln, ist aus Sicht der AfD-Fraktion falsch und
beendet leider die 100-jährige Geschichte des
Leipziger Naturkundemuseums am alten historischen Standort, was in der Tat einen unwiederbringlichen Verlust für unsere städtische Museumslandschaft zur Folge haben wird. Es ist eher
banal, sich darüber Gedanken zu machen, ob
das jetzige Haus verkauft oder nur verpachtet
wird. So oder so wird das Museum mit der heutigen Entscheidung seiner Zukunft beraubt.
Aus den genannten Gründen wird meine Fraktion keinesfalls zustimmen. - Ich danke für die
Aufmerksamkeit.
Oberbürgermeister Jung: Frau Körner.
Stadträtin Körner (Bündnis 90/Die Grünen):
Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister! Liebe
Bürgermeister! Liebe Kolleginnen und Kollegen!
Liebe Gäste! Es hat sich doch gelohnt, dass wir
in vielen Sitzungen beraten haben, zum Teil sogar dann, wenn der Kultur-Bürgermeister nicht
dabei sein konnte, wie zu Beginn des Jahres.
Das hat sich auch insofern gelohnt, da wir schon
im Vorfeld unsere Meinungen austauschen konnten. Ich danke noch einmal allen Kolleginnen und
Kollegen, dass sie relativ offen gesagt haben, in
welche Richtung ihre Anträge gehen werden. Wir
waren allerdings gestern völlig geschockt, als wir
nur durch einen zufälligen Blick ins ALLRIS, das
Ratsinformationssystem, festgestellt haben, dass
wir unsere Anträge wieder neu zuordnen müssen. Ich empfehle der Verwaltung, in Zukunft
nicht mehr Punkte nach Zahlen umzustellen. Es
liegen ja einige Anträge dazu vor, wobei sie sich
inhaltlich nicht wild unterscheiden.
Worum geht es? Über Jahrzehnte bis heute gibt
es keine politische Mehrheit in diesem Hause leider! - für die grundhafte Sanierung und den
notwendigen Zusatzbau unseres Naturkundemuseums am heutigen Standort. Er ist zentral, gut
sichtbar und den meisten Familien und Schulkindern bekannt, inzwischen aber aus baulichen
Gründen nur noch eingeschränkt aufsuchbar. Ich bitte die Kollegen von der AfD-Fraktion, das
noch einmal im Masterplan nachzulesen. - Gegen unseren Willen wurden selbst Mindestmittel
S e i t e | 48
zur baulichen Erhaltung über Jahre hinweg gekürzt und die Mitarbeiterzahl erheblich reduziert.
Trotz des großen Engagements der Mitarbeiter
leiden die Sammlungen zunehmend, konnten sie
noch nicht ausreichend digitalisiert werden, gibt
es weder eine neue Leitungsperson noch ein
Zukunftskonzept für weitere Erfassung, Forschung, Ausstellung und Bildungsangebote, welches durch die Stadtspitze auch akzeptiert ist.
Drei Stadträte hatten dazu - sicherlich ein bisschen provokant - im Dezember den Antrag gestellt, uns endlich eine Vorlage dazu vorzulegen;
denn bereits seit dem Frühjahr wussten wir von
den Plänen, einen Umzug vorzubereiten. Wir
haben auch heute noch einen Antrag laufen
bzw., wenn man es genauer fasst, noch zwei ältere Anträge aus 2014 und 2015 von den Linken
und von unserer Grünen-Fraktion, über die wir
gerne abstimmen können. Darin heißt es: Ausbau am Standort Lortzingstraße. Das heißt aber
auch: ohne Fördermittel - zumindest sind in dem
Fall keine zu erwarten - und die Theater alleinlassen. Wir halten unseren Antrag momentan
noch aufrecht. An sich würden wir den vor der
Abstimmung gern zurückziehen, warten aber erst
einmal ab, wie die Diskussion hier weitergeht falls jemand nicht glaubt, dass die Mehrheiten
eben nicht da sind bis jetzt.
Der Masterplan - das ist eine gute Sache, über
die ich berichten kann - aus dem Jahr 2012 lieferte uns eine fundierte Grundlage mit wertschätzenden Ausblicken. Die Verwaltungsspitze
erwartet vom Stadtrat heute mit Verweis auf diese eine Grundsatzentscheidung zur Zukunft des
Naturkundemuseums am neuen Ort. Sie schlägt
den Umzug nach Plagwitz vor, wie wir hörten,
und möchte, dass wir den Startschuss geben
zum Umbau der Halle 7 zu einem gemeinschaftlich genutzten Haus unter Einholung von Fördermitteln und Mitförderung der genannten Theater und des eigenen Theaters der Jungen Welt
an diesem Ort.
Zu diesem Großvorhaben ist allerdings noch
fleißige und innovative Arbeit - so will ich es einmal nennen - notwendig: Beständigkeit in den
Finanzierungszusagen und Findigkeit in der Erarbeitung einer Konzeption, die so genial sein
muss, dass dieser neue Standort ein Publikumsmagnet wird und zugleich wissenschaftliche
Arbeit dauerhaft ermöglicht und gefördert wird.
Wir müssen uns nämlich sehr wohl fragen: Kaufen wir die Katze im Sack?
Wir müssen eine Vision entwickeln. Ein Blick auf
die Besucherzahlen der Museen anderer Städte
lohnt. Die Berliner Museen haben zum Beispiel
500.000 Besucher; das ist eine ganz andere Dimension. Wir können uns an sich an jedem
Punkt der Stadt ein modernes, innovatives, forschendes, attraktives Naturkundemuseum vorstellen, gäbe es die entsprechenden Mittel. Man
Verlaufsprotokoll vom 20.01.2016
kann das heutzutage an jedem Ort, der mit dem
ÖPNV erreichbar ist, bauen. Aber die Frage ist:
Wird das dann auch wirklich gemacht, oder entschlüpft dem Ganzen nur ein kleines Entlein? Die
Anträge versuchen, hier nachzusteuern.
Wenn wir ehrlich sind, müssen wir feststellen:
Momentan sehen wir dort nur ein industrielles
Bauwerk aus Vorkriegszeiten, dies allerdings auf
einem Gelände, das bereits jetzt punktuell Menschen zu Kunst und Kultur anzieht und Potenziale erwarten lässt. Für tägliche Besuche von Kindergruppen ist jedoch eine gefahrlose und kürzere ÖPNV-Anbindung notwendig. Angebote müssen dort dauerhaft anziehend sein. Auch das
schärfen wir mit unseren Anträgen.
Entscheidend ist - das ist der Knackpunkt, auch
für unsere Fraktion -: Meint es die Verwaltung
ernst? Bleibt sie auch bei kommenden Schwierigkeiten dabei, und verdient sie wieder Vertrauen, dass wir einem zukunftsträchtigen Naturkundemuseum entgegensehen können? Dies wird
sich erst zeigen.
Es ist unabdingbar, dass in den nächsten fünf
Jahren - wir hätten gern eine Eröffnung in 2019;
das ist in unseren Anträgen auch so festgehalten
- Detailplanungen, Finanzsicherung und bauliche
Umsetzung erfolgen müssen. Ebenso unabdingbar ist, dass man bis dahin das Naturkundemuseum wahrnehmen kann, dass vorhandene und
weitere Exponate gesichert werden, dass die
Mitarbeiter arbeiten können, dass mit der neuenLeitung an einer neuen Konzeption gearbeitet
werden kann.
Vorschnelle Verkaufsbeschlüsse zum bisherigen
Gebäude - das ist für unsere Fraktion heute wesentlich - bringen das Museum aufgrund der
noch fehlenden Planungssicherheiten an die Absturzkante; denn es gäbe keine Zukunft mehr in
der Lortzingstraße nach 2020, wenn zu zeitig
verkauft wird. Dies wäre nicht nur unverantwortlich hinsichtlich des Museumserbes, seiner Geschichte und seiner Exponate; es wäre auch liegenschaftspolitisch fragwürdig in dieser Zentrumslage. Deshalb versuchen wir, mit unseren
Anträgen hier nachzubessern, obwohl sich die
Vorlage dazu in Punkt 1 offen äußert.
Ich komme jetzt noch zu den Anträgen, die Sie
auf dem Blatt aufgeführt finden. Ich denke, den
Fraktionen sind die Inhalte der einzelnen Anträge
sehr gut bekannt. Wir empfehlen die Abstimmung sowohl nach Punkten als auch nach Inhalt
vorzunehmen.
Punkt 1 in der Neufassung der Verwaltungsvorlage ist wahrscheinlich am strittigsten. Dazu gibt
es inhaltlich einen Antrag von Herrn Elschner - er
wird noch dazu sprechen -, der die Abwägung
zur Verwertung etwas genauer fassen will, und
es gibt, falls der Antrag von Herrn Elschner nicht
S e i t e | 49
eine überaus große Mehrheit bekommt, nachgeordnet den Bündnisgrünen-Antrag, in dem wir
vorschlagen, frühestens bei Planungsbeschluss
über die Art der Verwertung zu entscheiden. Das
muss ja nicht unbedingt ein Verkauf sein. Vielleicht sieht dieser Stadtrat hier im Hause das in
zwei Jahren auch anders.
Es gibt dann noch Anträge zum Thema „ÖPNVAnbindung“. Sie sind etwas konkreter als die Beschlussvorlage. Das bitte ich zu beachten und
sie zuvorderst abzustimmen.
Letztendlich gibt es noch die Entscheidung, die
wir aber erst kurz vor der Abstimmung fällen
werden, nämlich ob wir unseren alten Antrag zurückziehen oder nicht.
Ich danke Ihnen sehr und hoffe auf eine konstruktive Restdebatte und Abstimmung zu diesem Gegenstand. - Vielen Dank.
Oberbürgermeister Jung: Frau Schenk.
Stadträtin Schenk (SPD): Sehr geehrter Herr
Oberbürgermeister! Sehr geehrte Kolleginnen
und Kollegen! Liebe Gäste! Liebe Zuschauerinnen und Zuschauer am von mir geschätzten Livestream! Man soll mit etwas Positivem anfangen. Um zur Entwirrung beizutragen, hat meine
Fraktion beschlossen, ihren Änderungsantrag
zurückzuziehen; denn es gibt viele sinngleiche
oder sinnähnliche Anträge, die wir in der Auszeit
dann besprechen wollen. Zudem schließen wir
uns der Forderung von Frau Körner an, nach
Punkten abzustimmen. Das wird der Entwirrung
sehr zuträglich sein, obwohl ich das bunte Blatt
sehr schön finde.
Heute passiert etwas, was wohl die Mehrheit hier
im Haus nicht erwartet hätte. Ich habe eine relativ kurze Leidensgeschichte mit dem Naturkundemuseum und dem Theaterhaus; denn ich bin
noch nicht lange im Stadtrat. Aber die alten Hasen und Häsinnen in meiner Fraktion können da
einiges berichten. Frau Dr. Jennicke hat es vorhin auch angedeutet.
Die Zukunft dieses Museums war lange Zeit nur
mit ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern und
dem Freundeskreis denkbar. Es schien so, als
würde es überhaupt keinen Ausweg geben. Klar
war: Der Platz ist viel zu klein. Man kann bestimmte Sonderausstellungen gar nicht akquirieren. Die Mittel sind viel zu knapp. Bestimmte Expertenstellen waren schlicht nicht mehr verfügbar. Umso erstaunlicher ist es, dass trotzdem so
viele Kinder- und Schülergruppen den Weg dorthin gefunden haben und es immer wieder Interessierte und Liebhaber gab, die sehr langen
Verlaufsprotokoll vom 20.01.2016
Atem bewiesen und immer wieder auf das Naturkundemuseum hingewiesen haben. Ich denke,
schon das ist Anlass genug für uns, heute wirklich ernsthaft über diese Chance nachzudenken.
So ist meine Fraktion zu dem Ergebnis gekommen, auch wenn noch viele Fragen offen sind
und es Schwierigkeiten zu lösen gilt, was wir mit
den Änderungsanträgen gegebenenfalls schaffen können, dieser Vorlage weitgehend zuzustimmen.
Eines wurde immer deutlicher: Dieses Museum
will leben. Es hat sich die museale Tradition im
Prinzip ganz praktisch bewahrt; denn es haben
sich Leute gesammelt, um das Museum zu bewahren. Ein Museum ist ja ein bisschen mehr als
ein Ort, an dem Ausstellungsgegenstände präsentiert werden. Für uns und für die vielen Engagierten, für die Liebhaber, für die Schüler und
Kinder kann also der heutige Tag ein richtig guter
Tag werden; denn wir haben die Chance, auch
im Hinblick auf gewisse Risiken eine greifbare
Zukunft - das ist ja das eigentlich Neue -, eine finanzierbare Zukunft für dieses Museum Wirklichkeit werden zu lassen.
Wir haben - das darf man auf keinen Fall vergessen, auch wenn das Naturkundemuseum
momentan in der Darstellung etwas dominiert heute die Chance, für zwei gute Nachrichten zu
sorgen. Denn auch das Theaterhaus hat, positiv
formuliert, eine Geschichte des Wartens oder,
andersherum, eine Leidensgeschichte. Sehnsüchtig wurde hier eine Lösung eingefordert und
erwartet. Ich will nicht verhehlen, dass es im ersten Moment, als die Integration des Naturkundemuseums zur Debatte stand, ein kleines
Schockerlebnis war, weil man dachte: Oh nein,
jetzt wird es noch länger dauern und wahrscheinlich zu keinem guten Ende führen. - Daher waren
wir sehr erleichtert, diese beiden Vorlagen in den
Händen zu halten. Diese beiden Sorgenkinder
können nun zu einer Attraktion werden, und das
nicht nur für Kinder. Unsere Zustimmung zum
Theaterhaus ist vollkommen klar und ohne Zweifel.
Auf einige Bedenken in der Debatte um das Naturkundemuseum möchte ich hier allerdings noch
kurz eingehen. In den vergangenen Wochen ist
die Kultur dieses Museums immer klarer geworden, obschon man wegen der vielen Neufassungen manchmal das Gefühl haben konnte, es wird
immer unklarer. Aber es gab auch für uns ein
paar Kernfragen: Wie kommt man dort überhaupt
hin? Ist der Leipziger Westen zentral oder nicht?
Ich kann für die Mehrheit meiner Fraktion sagen,
dass wir schon daran glauben, dass man nicht
immer nur im Innenstadtring denken muss. Andere Städte beweisen, dass es immer auch auf die
Attraktivität des jeweiligen Standortes ankommt.
Ich denke, wir werden mit den verschiedenen
Änderungsanträgen erreichen, dass man dort
S e i t e | 50
wie auch immer - mir persönlich ist es egal, ob
mit Pferdekutsche oder dem Bus - hinkommt.
Die Frage ist natürlich auch: Gibt es eine geeignete Direktorin oder einen Direktor, der sich für
dieses Konzept interessiert? Wie kann Strahlkraft
überhaupt entstehen? Wie können neue Besucher und Besucherinnen gewonnen werden?
Das alles sind Risiken. Ich denke aber - das
kann ich für meine Fraktion sagen -, dass wir
diese Risiken managen können und dass wir eine Lösung finden werden.
Wir wollen also Ja sagen zum Bewahren, zum
Sammeln, zum Ausstellen und zu der Chance,
heute zwei Sorgenkinder zu fröhlichen Kindern
zu machen. - Danke für Ihre Aufmerksamkeit.
Oberbürgermeister Jung: Herr Elschner.
Stadtrat Elschner (Bündnis 90/Die Grünen):
Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister! Sehr geehrte Herren Beigeordnete! Sehr geehrte Frau
Dubrau! Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen
Stadträte! Liebe Gäste! Erlauben Sie mir speziell
zur Liegenschaft Lortzingstraße 3 einige kritische
Anmerkungen, mit denen ich auch meinen Änderungsantrag zur Vorlage begründen will.
Statt einer neuen Liegenschaftspolitik und einem
im letzten Jahr vom Stadtrat eingeleiteten Paradigmenwechsel dazu erleben wir seitens der
Stadtverwaltung nun wieder einmal ein Rollback
hin zur Fortsetzung der alten. Bei Bestätigung
der Halle 7 der Baumwollspinnerei als Standort
für das Naturkundemuseum soll nach Auffassung
der Stadtverwaltung die Liegenschaft Lortzingstraße 3 zu einem noch zu bestimmenden Zeitpunkt zur Veräußerung mittels Vergabe nach
Höchstgebot ausgeschrieben werden.
Nein, sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen!
Nicht nur in Bezug auf den Gewölbekeller in
Plagwitz oder den Bowlingtreff auf dem WilhelmLeuschner-Platz, sondern auch in Bezug auf die
Liegenschaft Lortzingstraße 3 bin ich der Auffassung, dass diese im kommunalen Eigentum verbleiben sollte.
Glauben Sie etwa, dass uns bei einer Ausschreibung der Liegenschaft im Höchstgebotsverfahren
ein Geldsegen erwarten würde? Ich nicht. Weshalb sträubt sich eigentlich die Verwaltung immer
noch so vehement, wenn es um die Vergabe einer Liegenschaft nach Erbbaurecht geht? Warum
weigert sie sich, über den Tellerrand zu schauen? Vielleicht könnte man auch von anderen
Städten lernen.
Verlaufsprotokoll vom 20.01.2016
Kolleginnen und Kollegen, in bedeutenden Städten Europas wie London, Amsterdam, Rotterdam
oder Zürich kann heute oft nur noch über das
Erbbaurecht projektiert werden. Niemand würde
in diesen Städten investieren, wenn das Erbbaurecht oder ein erbbaurechtsähnliches Instrument
ein Investitionshindernis darstellen würde. Auch
in anderen großen Städten nimmt man sich immer häufiger dem Erbbaurecht an: Stuttgart,
Frankfurt, Berlin.
Mir kommt es darauf an, dass wir mit dieser Verfahrensweise auch der Bodenpreisspekulation in
unserer Stadt entgegenwirken. Die Stadt wächst
bekanntlich. Eine Vergabe nach Erbbaurecht
wirkt beruhigend auf die Bodenpreise, da es keinen ständigen Weiterverkauf von Grund und Boden mit Spekulationsabsicht gibt.
Deshalb mein Vorschlag als Änderungsantrag:
Bei Bestätigung der Halle 7 ist die Liegenschaft
Lortzingstraße 3 erst nach einem Umzug zur
Verwertung - sprich: Erbbaurecht, meinetwegen
Verpachtung, Vermietung nach Konzeptvergabe
- auszuschreiben. Der Verwertungserlös sollte,
wie auch im Vorschlag der Verwaltung vorgesehen, in den Gesamthaushalt einfließen und zur
Deckung der Ausgaben für den neuen Standort
dienen. Bei einer Konzeptvergabe ist das Vorhaben Lortzingstraße selbstverständlich von Interessenten mit einem Nutzungskonzept zu untersetzen, das den stadtentwicklungspolitischen
Zielen am nachhaltigsten entspricht.
Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen, bleiben
wir am Ball! Bekennen wir uns hier und jetzt zur
Neuausrichtung der städtischen Liegenschaftspolitik! Lehnen wir einen Verkauf nach dem
Höchstgebotsverfahren ab! Meine Meinung: Es
ginge auch anders. Bitte stimmen Sie meinem
Änderungsantrag zu! - Danke.
S e i t e | 51
Viele Dinge, die ich heute gehört habe, sind aus
meiner Perspektive zum überwiegenden Teil richtig. Einige Dinge sind sehr kleinteilig. Manche
halte ich für grundsätzlich falsch. Wenn wir uns
aber heute für ein tatsächliches Überleben unseres Naturkundemuseums entscheiden wollen,
dann geht es dabei nicht um eine Neuausrichtung der städtischen Liegenschaftspolitik und
Dinge, die wir damit verknüpfen, sondern es geht
grundsätzlich darum: Schaffen wir es hier in diesem Rat mit einer Mehrheit, das Naturkundemuseum zukunftssicher zu machen und es weiterzubetreiben? Ich stimme deswegen ausdrücklich
nicht meinem geschätzten Kollegen Tim Elschner zu, der diese Verknüpfung herstellt und für
ein Erbbaurecht und Vermietung plädiert. Wir
brauchen dieses Geld. Die Verwaltung wird ganz
gewiss dafür sorgen, dass es gut investiert wird,
sicherlich nicht in meiner heißgeliebten Mitte,
sondern an einer anderen Stelle in dieser Stadt.
Aber diese ist mir im Grundsatz genauso lieb.
Deswegen sage ich hier ganz deutlich: Wenn der
Beschlusspunkt 1 dieser Vorlage so nicht durchkommt, werden wir als CDU dieser Vorlage nicht
zustimmen können. Das ist für uns essenziell. In
die Diskussion, mit welchem Direktor es in Zukunft weitergehen und wie die Konzeption aussehen soll, werden wir uns natürlich einbringen,
und zwar alle, die wir hier im Saal sitzen. Ich
glaube, dass auch die Verwaltung einen Großteil
dazu beitragen wird. Aber noch einmal an dieser
Stelle ganz klar: Wir wollen das Naturkundemuseum, aber eben nicht zu jedem Preis. Deshalb
noch einmal meine herzliche Aufforderung an alle entscheidenden Stadträte: Gehen wir den Weg
gemeinsam und stimmen wir dieser Vorlage en
bloc zu! - Vielen Dank.
Oberbürgermeister Jung: Herr Deissler.
Oberbürgermeister Jung: Herr Georgi.
Stadtrat Georgi (CDU): Sehr geehrter Herr
Oberbürgermeister! Sehr geehrte Frau Dubrau!
Meine Herren Bürgermeister! Werte Ratskolleginnen und Ratskollegen! Liebe Gäste! Mein
Gruß gilt auch meiner Kollegin, Frau Dr. Sabine
Heymann, die heute wegen Erkrankung nicht
anwesend sein kann, die Debatte aber am Livestream verfolgt. Ich möchte hier noch einmal
ausdrücklich die vielen positiven Worte unterstreichen, die in dieser Diskussion zu hören waren. Ich denke auch, wir sind an einer Stelle angekommen, wo wir uns entscheiden müssen:
Wollen wir das Naturkundemuseum, oder wollen
wir es nicht?
Stadtrat Deissler (Bündnis 90/Die Grünen):
Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister! Sehr geehrte Bürgermeister! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Liebe Gäste! Ich würde mir wünschen, ich
könnte diese Euphorie teilen, aber ich kann es
nicht, und zwar aus tiefster Überzeugung. Es
kommt ja nicht so häufig vor, dass ich an dieses
Pult gehe. Aber heute ist es notwendig.
Über 20 Jahre geschieht nichts, nahezu nichts.
Eine erste Vorlage war so schlecht, dass sie
wieder eingezogen werden musste. Es verging
wieder ein Jahr. Jetzt überschlagen sich die Dinge. Offensichtlich mussten gestern und vorgestern noch einmal Blätter ausgetauscht werden.
Heute wurde die Vorlage komplett ausgetauscht.
Ich weiß nicht, wer bei dieser Flut von Anträgen
Verlaufsprotokoll vom 20.01.2016
noch den Überblick hat, um jetzt abstimmen zu
können.
Das Naturkundemuseum wurde über 20 Jahre
dem Verfall preisgegeben. Dr. Schlatter hat seit
1993 die Probleme aufgezeigt, viele Vorschläge
gemacht und zusammen mit zum Teil ehrenamtlich tätigen Unterstützern, Architekten und Experten angemahnt, dass sowohl baulich als auch
konzeptionell Änderungen dringend erforderlich
sind. Als Verwalter der Immobilie hatte die Stadt
die Pflicht, wenigstens das Dringendste in Takt
zu halten. Wenn das geschehen wäre, stünden
wir heute nicht vor diesem Fiasko.
Nun aber den Stadtrat - ich will es einmal vorsichtig ausdrücken - zu drängen, einen Standort
zu wählen, der den Anforderungen für ein Naturkundemuseum keinesfalls entspricht, ist unlauter.
Jetzt von einer letzten Chance zu sprechen, ist
eine Drohung. Auch im Fachausschuss Stadtentwicklung und Bau gab es ebenso wie im
Stadtbezirksbeirat Mitte allergrößte Bedenken
gegen diesen Standort.
Im Gegensatz zu all denen, die sich über die
Empfehlung des Expertenbeirates, über sehr
fundiert dargestellte Aussagen im Masterplan,
über die Bedenken des Förderkreises und über
Ratschläge von fachkundigen Bürgern hinwegsetzen, muss ich zugeben, dass ich ein solches
Fachwissen nicht habe. Viele Jahre habe ich
mich aber mit Immobilien, insbesondere auch mit
Standorteinschätzungen beschäftigen müssen.
Wenn es um die Besucherfrequenz geht, entscheiden die richtige Straßenseite, ein Eingang
um die Ecke, drei Stufen vor dem Gebäude über
Erfolg oder Nichterfolg.
Die Akzeptanz eines Standortes außerhalb der
Innenstadt ist stark abhängig von dessen kulturellen und gastronomischen Angeboten sowie
seinem Freizeitwert und der Aufenthaltsqualität
im Innen- und Außenbereich. Außer den beiden
neuen Einrichtungen gibt es in dieser Umgebung
aber überwiegend nur gewerbliche Nutzung. Wer
ist das Hauptklientel? Werden Schülerklassen
und Kitagruppen die Fahrt dort raus rein zeitlich
in den engen Stundenplan gezwängt bekommen? Werden ältere Menschen mit ÖPNV und
einem weiten Fußweg den Ausflug wagen? Werden Touristen wegen dieses einzigen Anlasses in
die Spinnereistraße fahren? Es werden nicht viele Besucher sein, die erst ins Naturkundemuseum gehen und dann noch das Tanztheater besuchen.
Alle kennen den Masterplan. Ich habe aber auch
geschaut, was in anderen Städten passiert, und
habe in den letzten Wochen mit den verschiedensten, Ihnen allesamt bekannten Leuten
gesprochen, alles sehr honorige Fachleute der
Museumslandschaft. Alle kennen die Situation
und den langen Leidensweg des Naturkundemu-
S e i t e | 52
seums. Unter anderem habe ich mit Herrn Gössel gesprochen, mit Herrn Xylander, mit Herrn
Niedernostheide, mit Frau Stottrop und auch mit
Frau Schmerwitz vom Sächsischen Lehrerverband. - Die Beispiele, die Sie genannt haben,
Herr Faber, sind Ausnahmen. Insbesondere in
Essen wäre es sehr schwierig gewesen, die Zeche Zollverein in die Innenstadt zu holen. Das
muss als Ausnahme gesehen werden.
Aus Respekt möchte ich es unterlassen, die Einschätzungen von den Genannten, mit denen ich
telefoniert habe, und deren Beurteilung zum
Standort Baumwollspinnerei wörtlich wiederzugeben. Ich möchte niemanden hier im Ratssaal
verletzen. Aber ich kann beteuern, dass deren
Einschätzung nahezu identisch mit der meinigen
ist: Die Investitionen in einen abgelegenen
Standort sind weder vorteilhaft für das Projekt
selbst noch für das Umfeld und den Stadtteil. Es
gibt in keiner bundesdeutschen Stadt Parallelen
für ein solches Vorhaben. Kein vergleichbares
Museum oder auch eine ähnliche Einrichtung
wurde am Stadtrand, weit außerhalb des Stadtzentrums gebaut.
Was liegt uns heute konkret vor? 95 Prozent der
Vorlage ist der Masterplan. Dieser dürfte hier
aber gar nicht angehängt werden. Das ist an
verschiedenen Stellen nachzulesen. Ich kann
nicht nur die Teile aus dem Masterplan selektieren, die mir passen, und die anderen Kriterien
unterschlagen. Herr Faber, wenn Sie ein Auto
zum Kauf anbieten, legen Sie doch auch nicht
die Papiere von einem anderen Fahrzeug dazu,
weil diese vielleicht den Verkauf begünstigen
könnten. Wir geben heute eine Blankounterschrift lediglich für einen Rohbau, ohne zu wissen, was danach kommt.
Was wissen wir heute mehr? Vieles ist noch ungeklärt und wird in einer Form angegangen, wie
wir das noch nie erlebt haben: Na ja, irgendwie
wird schon alles klappen. - Ja, wie stümperhaft
ist das denn! Wir lassen uns auf einen Standort
ein, weil es Fördermittel gibt, und wissen nicht,
was auf uns zukommt und welche Kosten dann
noch anfallen werden. Weiterhin: Es gibt die Perspektive, dass wir eine Immobilie verkaufen, die
wir eigentlich schon lange verkaufen wollten.
Und: Wir sind natürlich ein paar Quengler endlich
los.
Viele Fragen bleiben offen. Werden die Betriebskosten ausfallen wie beim Bildermuseum? Wann
beginnen die 15 Jahre Mietzeit zu laufen? Was
passiert danach? Was ist denn mit den Rückbaukosten oder Rückkaufkosten für die Halle?
Es wäre wünschenswert, diese Zahlen heute nebeneinanderzulegen, um die Varianten - jetzt
Miete, später Kauf, oder umgekehrt - tatsächlich
abwägen zu können. Wer trägt die Kosten, wenn
die Decken kontaminiert sind: der Bauherr oder
der Mieter? Auf welcher Grundlage kann heute
Verlaufsprotokoll vom 20.01.2016
S e i t e | 53
eine Entscheidung getroffen werden? Der Text
basiert auf Annahmen, Vermutungen, Hoffnungen, Vertröstungen und Absichtserklärungen. Wo
sollen die Leute parken? Parkplätze gibt es jetzt
schon dort kaum noch. Wir wissen alle, dass die
LVB ihr Angebot nur erweitert, wenn es von der
Stadt bestellt und bezahlt wird. Linie 9 lässt grüßen.
ein ganzes Naturkundemuseum. Wir möchten
die anderen Museen natürlich behalten, aber nur
mit dem Argument „ist nicht finanzierbar“.
„Ist nicht finanzierbar“, war über 20 Jahre lang
das immer gleiche Argument. Was heißt „ist nicht
finanzierbar“, wenn in der gleichen Zeit - wir reden über 20 Jahre - Museen für 40, 60, 80 Millionen Euro möglich sind? Wir konnten in dieser
Zeit den Zoo finanzieren, den Stadthafen, Gewässer ans Licht holen und viele andere Projekte
realisieren. Dafür war das Geld da, weil man es
wollte.
Stadtrat Deissler (Bündnis 90/Die Grünen): Ich
komme zum Schluss. - Ich möchte noch ganz
kurz das Thema Bürgerbeteiligung ansprechen.
Oberbürgermeister Jung: Herr Deissler, die
Zeit!
Stadtrat Deissler (Bündnis 90/Die Grünen): Ja,
ich bin gleich fertig. Aber da ich meine Redezeit
nur selten in Anspruch nehme - -
Oberbürgermeister Jung: Deshalb habe ich
schon zwei Minuten zugegeben.
Stadtrat Deissler (Bündnis 90/Die Grünen):
Okay. - Hier ist leider das Gegenteil der Fall. Das
Naturkundemuseum ist nicht das Lieblingskind
dieser
Verwaltung
und
ihrer
KulturBürgermeister. Man konnte gut und gern darauf
verzichten. Teile der Verwaltungsspitze sagen offen, dass sie das Naturkundemuseum nicht
brauchen. Wir haben mehrere Beschlüsse gefasst und Dinge festgelegt. All das zählte nicht.
All das wurde nur in die Schublade gelegt.
Zu den Kosten. Herr Jung, wenn ich Sie einmal
zitieren darf. Sie haben anlässlich der zehnjährigen Jubiläums des Bildermuseums davon gesprochen, dass es eine Zeit gab, in der jede Kultureinrichtung 60 Millionen kostete und das
selbstverständlich war, und dass aus diesem
Grunde Kultur-Bürgermeister Girardet damals
den Beinamen „Monsieur 60 Millionen“ bekommen hat.
Allein die Personalaufwendungen und die Sachund Dienstleistungen der drei großen Leipziger
Museen ergeben pro Jahr zusammen mehr als
ein halbes neues Naturkundemuseum, aber nicht
in der Billigvariante. Wenn wir dann noch die Betriebskosten und die Kosten für Reinigung und
Bewachung dazuaddieren, haben wir schon fast
Oberbürgermeister Jung: Herr Deissler, ich
muss Sie jetzt wirklich an die Zeit erinnern.
Oberbürgermeister Jung: Nein, Herr Deissler,
das geht jetzt leider nicht mehr. Schlusssatz, bitte!
Stadtrat Deissler (Bündnis 90/Die Grünen): Ich
habe noch eine Frage
an den Finanz-Bürgermeister. Ich denke, er regelt und organisiert das. Wird beim Verkauf auch
der Parkplatz mitverkauft, oder ist das nicht angedacht?
Oberbürgermeister Jung: Danke schön. - Jetzt
hat Herr Böhm das Wort. gefolgt von Herrn Keller. Danach würde ich Herrn Bonew bitten, darauf zu antworten.
Stadtrat Böhm (fraktionslos): Das Problem beim
Naturkundemuseum ist meiner Meinung nach
nicht der Standort, sondern das Museum an sich.
Es ist altmodisch, langweilig und in die Jahre gekommen.
Die Einrichtung scheint seit den 70er-Jahren
nicht mehr erneuert worden zu sein. So kann
man in der Bevölkerung keine Begeisterung für
die Heimat, die uns sehr am Herzen liegt, schaffen.
Da ich selbst sehr gern kulturelle Ausflüge mache, habe ich mir, auch im Hinblick auf diese Sitzung, das Naturkundemuseum in Berlin angeschaut. Obwohl mit 8 Euro pro Person der Eintritt
deutlich höher ist als in Leipzig, stand dort eine
beachtliche Menschenschlange an. In Leipzig
hingegen erschreckt der Pförtner bereits, wenn
überhaupt einmal die Tür aufgeht. Wir haben es
vorhin gehört: Es sind durchschnittlich 130 Besucher pro Tag.
Das eigentliche Problem ist die Attraktivität. Das
Naturkundemuseum braucht dringend einen Relaunch. Es muss spannender und an die moder-
Verlaufsprotokoll vom 20.01.2016
ne Zeit angepasst werden. So kann ich mir vorstellen, dass Jugendliche begeistert zusätzliche
Informationen wie Filme abrufen können. Dieses
wäre mit Smartphone und QR-Code an jeder
Scheibe möglich. Durch Beamer- und Lasertechnik könnten zudem auf imposante Art und
Weise weitere Fakten interaktiv vermittelt werden. Das Museum würde so lebendiger. Auch auf
die Barrierefreiheit sollte stärker eingegangen
werden. Sehschwache Besucher oder Touristen
könnten mittels Kopfhörer Informationen auch in
anderen Sprachen abrufen. Dies wäre mit Schleifen im Boden rasch, einfach und kostengünstig
umsetzbar.
Ganz dringend benötigt das Naturkundemuseum
einen Besuchermagnet. In Berlin werden Dinosaurierskelette ausgestellt, die Bibliothek des
Lebens - das sind mehrere Zehntausend in Formaldehyd konservierte Lebewesen - wurde begehbar gemacht, der verstorbene bekannte Eisbär Knut wurde präpariert und ausgestellt. Leider
verpasste es Leipzig, den vor kurzem verstorbenen Babyfanten aus dem Zoo als Präparat aufzuarbeiten.
Bevor also nun eine Diskussion darüber stattfindet, wohin und zu welchen Bedingungen das Naturkundemuseum umziehen sollte, sollte man
sich erst einmal Gedanken darüber machen, wie
das Museum als solches nicht ein Relikt der Zeit
wird. Ich bin überzeugt, dass, egal wo das Naturkundemuseum in Leipzig demnächst beheimatet ist, ob in der Innenstadt oder im Leipziger
Westen, die Besucherzahlen steigen werden,
wenn die Attraktivität erhöht wird. - Danke.
Oberbürgermeister Jung: Herr Keller.
Stadtrat Keller (AfD): Geehrte Damen und Herren! Herr Deissler hat eigentlich schon gesagt,
was zu sagen war. Ich möchte hinzufügen, dass
das Naturkundemuseum natürlich am Standort
Lortzingstraße 3 erhalten bleiben sollte. Deshalb
würden wir es schade finden, wenn die Grünen
ihren Ursprungsantrag zurückziehen.
Ich bin der Meinung, dass man dies nicht nur aus
finanziellen Gründen entscheiden kann. In der
Vorlage gestern wurde unter Punkt 5 aufgezeigt,
dass die Innenausbaukosten für das Naturkundemuseum am Standort Spinnerei 10 Millionen
Euro betragen sollen. Darin sind aber weder die
Kosten für die Errichtung einer Haltestelle noch
die Zusatzkosten, die der neue Direktor möglicherweise für erforderlich hält, noch Konzepterweiterungen enthalten.
Am Standort Spinnereistraße fehlen alle Voraussetzungen, die man sich ursprünglich als Ziel
gesetzt hatte, zum Beispiel Synergieeffekte mit
dem Umweltforschungszentrum, dem Zoo, der
S e i t e | 54
Uni, der Bio City und dem Botanischem Garten.
Diese sind allesamt im Osten Leipzigs angesiedelt. Das bedeutet: Man muss mindestens bis
zur Innenstadt fahren und dort, falls man mit der
Straßenbahn fährt, umsteigen. Die Forschungsprojekte werden sich verlängern, mehr kosten
und dann wahrscheinlich eingeschränkt.
Schulklassen werden es nicht schaffen, in vertretbarer Zeit dorthin zu kommen. Man muss
auch bedenken: Das Naturkundemuseum ist eine Bildungsstätte insbesondere für jüngere
Schüler. Im Winter wird es beizeiten dunkel. Es
wäre nicht gewährleistet, dass sie sicher nach
Hause kommen.
Zur Parkplatzsituation hat Herr Deissler schon
etwas gesagt.
Es sind jetzt 10 Millionen Euro für den neuen
Standort eingeplant. Wenn man aber Zusatzkosten in Höhe von 4 bis 5 Millionen Euro hinzurechnet, würde die Differenz zwischen neuem
und altem Standort nur 2 Millionen Euro betragen, die von der Stadt Leipzig zu zahlen sind.
Uns erscheint es zudem so, dass das Haus am
alten Standort unbedingt verkauft werden soll
und deshalb von der Stadtverwaltung ständig
nach neuen Möglichkeiten gesucht wird, das Naturkundemuseum woanders anzusiedeln, sei es
am Bowlingzentrum oder an der Spinnerei.
Oberbürgermeister Jung: Frau Riekewald und
dann Herr von der Heide.
Stadträtin Riekewald (DIE LINKE): Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister! Liebe Kolleginnen
und Kollegen! Liebe Gäste auf der Tribüne und
im Livestream! Meine Kollegin, Frau Dr. Jennicke, hat schon etwas zur großen Politik gesagt.
Ich möchte noch einmal auf zwei Knackpunkte in
der Vorlage eingehen: zum einen auf Punkt 1,
die Liegenschaftspolitik, und zum anderen auf
die Anbindung an den ÖPNV.
Ich kann meinem Kollegen, Herrn Tim Elschner,
eigentlich nur recht geben, nämlich dass es
schon ein bisschen eigenartig anmutet, dass wir
bei der ersten Vorlage, wo es um ein großes
städtisches Gebäude geht, sofort wieder den
Verkauf nach Höchstgebot festlegen wollen.
Wozu haben wir mit der Vorlage 01297 - ich habe es extra noch einmal herausgesucht - eine
neue städtische Liegenschaftspolitik beschlossen, und zwar mehrheitlich mit drei Fraktionen?
Herr Georgi, es tut mir leid, dass Ihre Fraktion
dieser Vorlage nicht zugestimmt hat. Aber wir
haben es beschlossen. Das ist Beschlusslage.
Daran können und müssen wir uns halten. Wir
können doch nicht, wenn es einmal kritisch wird,
Verlaufsprotokoll vom 20.01.2016
uns sofort wieder auf irgendwelche Notlagen beziehen; denn solche Notlagen wird es immer geben; die Stadt braucht immer Geld. Ich zumindest kenne keinen städtischen Haushalt, der
gerne auf 1 bis 2 Millionen Euro Einnahmen verzichtet.
Uns geht es darum, dass nicht einfach städtische
Liegenschaften grundlos und vor allem ohne
Konzept verkauft werden. Das ist genau das,
was wir damals beschlossen haben. Wir haben
den Verkauf ja nicht ausgeschlossen, sondern
haben gesagt: Wenn Verkauf, dann mit Konzeptvergabe. Also nicht: Konzeptvorlage, wie es jetzt
heißt, sondern: Konzeptvergabe. Da kann natürlich der Preis ein Punkt sein, aber eben nicht der
Hauptpunkt.
Die zweite Sache: ÖPNV-Anbindung. Für mich
ist es essenziell, dass das Museum und natürlich
auch die Theater angebunden sind. Deswegen
reicht mir und meiner Fraktion ein Prüfantrag,
wie jetzt in der Vorlage vorgesehen, nicht aus.
Wir haben schon letztes Jahr, als ich im Kulturausschuss zum ersten Mal von dem Projekt gehört habe, gesagt: Wenn an diesem Standort,
dann nur mit einer öffentlichen ordentlichen Anbindung: mit Bus, von mir aus auch mit der Straßenbahn; aber das ist natürlich Zukunftsmusik.
Fakt ist: So wie es jetzt ist - ich habe gestern im
Ausschuss die Aussage gehört, 600 Meter seien
doch nicht weit -, wird es nicht gehen. Es wurde
hier schon mehrfach angesprochen, dass zu den
Besuchern auch jüngere Schulkinder und Kitagruppen gehören. Kleine Kinder, kleine Beine.
Wir sagen immer: Wir wollen höchstens 300 Meter bis zur nächsten Haltestelle. Da können wir
doch nicht beschließen: Wir bauen ein Museum,
wo die Leute 600 Meter bis zur nächsten Haltestelle laufen müssen.
Wenn wir also einen attraktiven Standort haben
wollen, geht das nur mit einer direkten Anbindung, und zwar an eine Linie, die auch durch die
Stadt fährt und nicht etwa ein Zubringer zu einer
Straßenbahn. Das muss ein Bus sein, der an
mindestens 10 oder 15 Schulen vorbeifährt, sodass zumindest einige Schulen weiterhin die
Chance haben, mit diesem Bus unkompliziert
dorthin zu kommen. Wie genau wir das handhaben, ist dann uns überlassen. Fakt ist: Wir brauchen eine ÖPNV-Anbindung. Nur mit einem
Prüfantrag wird es nicht gehen. - Vielen Dank.
Oberbürgermeister Jung: Herr von der Heide.
Stadtrat von der Heide (Bündnis 90/Die Grünen): Ich hatte vorhin nicht gesehen, dass sich
Frau Riekewald auch gemeldet hat. Ich will jetzt
nicht alles wiederholen, sondern nur zwei Formu-
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lierungen ansprechen, wie sie jetzt im Beschlussvorschlag enthalten sind.
Da steht zum einen: Es wird im Nahverkehrsplan
geprüft. - Das heißt: Es passiert nichts bis 2018.
Das würde für das Naturkundemuseum reichen,
nicht aber für die Theater. Auch die Theater
brauchen eine direkte ÖPNV-Anbindung. Mit „direkt“ meine ich: Es muss ein Bus, vielleicht später eine Bahn durch die Spinnereistraße fahren
und an der Kreuzung Spinnereistraße/Saarländer
Straße an einer Haltestelle halten.
Mir geht es jetzt nicht darum, ob dieser Bus direkt vom Innenstadtring aus fährt. Eine Anbindung direkt aus der Innenstadt würde aus meiner
Sicht nur auf der Schiene Sinn machen. Das wollen wir bezüglich der Linie 14 auch geprüft haben. Aber ich glaube nicht, dass das mit 2020
realisiert werden kann. Deswegen sehe ich zwei
Probleme mit der Formulierung, so wie sie jetzt
von der Verwaltung vorgeschlagen wird.
Wir würden daher unsere Änderungsanträge aufrechterhalten, auch wenn die Verwaltung hier
signalisiert: Wir sind uns alle einig. - Wir sind uns
alle einig in dem, was es ungefähr bedeutet.
Aber wenn es konkret wird, wird die Verwaltung
sehr schwammig. Daher ist es für mich unabdingbar, um überhaupt zustimmen zu können,
dass wir uns einig sind, dass schon bei der Eröffnung der Theater direkt vor der Halle eine Haltestelle eingerichtet wird, die später auch dem
Naturkundemuseum zugutekommen wird. Ich
denke auch, dass sich das von den Potenzialen
her lohnt. - Danke.
Oberbürgermeister Jung: Frau Körner und
dann Herr Schlegel, bevor Herr Bonew das Wort
erhält.
Stadträtin Körner (Bündnis 90/Die Grünen):
Liebe Kolleginnen und Kollegen! Sehr geehrter
Herr Oberbürgermeister! Ich will jetzt ein Stück
weit ein Resümee ziehen aus dem bisher Gehörten, weil uns die Meinungen aller vorher nicht so
konkret bekannt waren.
Ich bitte in der Abwägung Folgendes zu beachten: Bei Punkt 1 ist der Antrag von Herrn Elschner der weitestgehende, gefolgt vom Antrag der
Bündnisgrünen. Daher bitte ich Punkt 1 auf jeden
Fall gesondert abzustimmen. Ich schlage des
Weiteren vor, alle Punkte gesondert abzustimmen.
Das Zweite ist die ÖPNV-Frage. Bitte wundern
Sie sich nicht, wenn wir mehreren Anträgen zustimmen. Das ist so gedacht, weil wir nicht wissen, wo die Mehrheiten zustande kommen. Das
Verlaufsprotokoll vom 20.01.2016
rührt aus der Unzufriedenheit mit der Vorlage,
wie sie momentan formuliert ist.
Die dritte Sache betrifft die Festlegung auf 2019.
Wir sollten abstimmen, ob wir eine Eröffnung bis
2019 zumindest anstreben wollen. Damit würden
wir dem nächsten Stadtrat nicht alle Lasten aufbürden. Der Punkt Investitionen sieht ja vor, die
Millionen erst ab 2019 einzustellen. Das ist unserer Meinung nach recht spät. Deshalb noch einmal der Versuch, an die Vernunft zu appellieren
und sich doch etwas ehrgeizigere Ziele zu setzen.
Nichtsdestotrotz: Herr Bonew, Sie haben immer
wieder betont, dass auch Grundstücksveräußerungen - das haben Sie ja auch mit dem Objekt
Lortzingstaße vor - noch einmal im Stadtrat und
im Grundstücksverkehrsausschuss beraten werden. Wir werden sehr genau beobachten, wie
weit Sie mit der Konzeption und der Planung des
neuen Standortes sind. Denn das ist genau der
Punkt: Wir werden einer Veräußerung nicht zustimmen, solange unklar ist, ob das am neuen
Standort gelingt. „Gelingen“ heißt: Da muss auch
ein Museum entstehen, das attraktiv ist, wie hier
mehrfach geäußert wurde.
Oberbürgermeister Jung: Herr Schlegel.
Stadtrat Schlegel (DIE LINKE): Herr Oberbürgermeister! Meine sehr verehrten Damen und
Herren! Ich möchte hier noch mit einer Legende
aufräumen, nämlich wir hätten nur diese eine Alternative. Das stimmt so nicht. Wir haben die
ganzen Jahre eine Schere im Kopf gehabt und
nur Standorte im Stadtzentrum bzw. am Ring und
in unmittelbarer Nachbarschaft geprüft. Wenn
man jetzt einen Standort am Stadtrand oder in
einer außerinnerstädtischen Lage wählt, dann
stellt sich für uns die Frage: Warum nicht ein
Standort auf der Alten Messe, wo wir mehrere
Immobilien in Eigenbesitz haben und kurzfristig
die bestehenden Mietverträge auflösen können,
um die Immobilien selbst zu nutzen? Die Halle
16 ist ungefähr so alt wie das Naturkundemuseum. Eine andere Option wäre auch das DoppelM, die ehemalige Messegaststätte, in der Prager
Straße. Das alles ist nicht geprüft worden. Im
Fachausschuss wurde auch die Option Hauptfeuerwache genannt, weil bisher nicht klar ist,
wie es da in Zukunft weitergeht. Das wäre sogar
in der Nachbarschaft. Alle diese Standorte zeichnen sich dadurch aus, dass sie zu anderen, für
alle Generationen interessanten Erlebnisorten
einen Bezug haben und dort ein Umweltumfeld
geschaffen werden kann.
S e i t e | 56
Oberbürgermeister Jung: Meine Damen und
Herren, ich bitte jetzt Herrn Bonew kurz Stellung
zu nehmen. Anschließend werde ich einen Verfahrensvorschlag machen, der in eine ganz ähnliche Richtung geht, wie von Frau Körner erbeten.
Bürgermeister Bonew: Herr Oberbürgermeister! Frau Riekewald, eigentlich wollte ich vorhin
spontan sagen: Mir ist ein Haushalt bekannt, der
auf Einnahmen verzichtet, nämlich der Haushalt
des Landes Berlin.
Frau Dr. Jennicke, ich habe noch eine Frage zu
Ihrer Einlassung zum Änderungsantrag 3. Habe
ich es richtig verstanden: Sie haben jetzt die
Sorge, dass wir die Folgekosten, die Sie gemäß
Masterplan beschließen, und die Folgekosten in
der Halle 7 im Haushalt „vermauscheln“, dass es
nicht wirklich eine Erhöhung ist? Dieser Sorge
kann ich entgegentreten: Wir werden im Haushalt ab 2017 zwei getrennte Budgets haben: Wir
werden das Budget „Naturkundemuseum“ haben
mit seinen Folgekosten aus dem musealen Betrieb und dem Einbau, und wir werden das
Budget „Halle 7“ haben mit den daraus entstehenden Folgekosten. Wie wir das aufteilen manche Betriebskosten in der Lortzingstraße für
Bewachung und Müllentsorgung werden dann in
der Halle 7 anfallen -, müssen wir noch dezidiert
prüfen.
Ich würde hier zu Protokoll geben: Für den
Haushaltsplanentwurf 2017/2018 werden wir einen sehr transparenten Verwaltungsentwurf vorlegen. Wenn wir das dann noch austarieren wollen, müssen wir das in der Haushaltsplanung
2017/2018 machen. Ich hoffe, dass ich Ihnen
damit die Sorge zumindest so weit nehmen
konnte, dass Sie Ihren Antrag zurückziehen.
Zum Beschlusspunkt 6, Nahverkehr, schlagen
wir vor: Wir legen einen Entwurf vor, wie die
Baumwollspinnerei - also nicht „ob“, sondern
„wie“ - mit einer Direktverbindung an den Innenstadtring angebunden werden kann.
Zum Thema Parkplatz: Herr Deissler, ich bin bisher immer davon ausgegangen, dass bei der
Veräußerung eines Museumsgebäudes natürlich
„das Gebäude“ gemeint ist. Ich würde das jetzt
nicht weiter fassen. Es obliegt dann dem Stadtrat
bzw. dem Grundstücksverkehrsausschuss, auf
der Lagekarte das zu veräußernde Objekt genau
einzutragen.
Oberbürgermeister Jung: Frau Dr. Jennicke
dazu.
Verlaufsprotokoll vom 20.01.2016
Stadträtin Dr. Jennicke (DIE LINKE): Herr
Bonew, danke für die Ausführungen. Ich bitte
noch einmal zuspitzend um Aufklärung. Das
heißt: Es gibt dann keine Verrechnung linke Tasche, rechte Tasche, von einem Budget ins andere, sondern die Objektkosten sind die Objektkosten, die PSP-Element-X eingestellt, und Zuschuss bleibt Zuschuss und ist für die rein inhaltliche Museumsarbeit vorgesehen.
Bürgermeister Bonew: Ja.
Stadträtin Dr. Jennicke (DIE LINKE): Gut. Dann ziehen wir unseren Änderungsantrag 3 zurück.
Oberbürgermeister Jung: Okay. - Meine Damen und Herren, vor der Auszeit zur Klärung der
Abstimmung schlage ich Ihnen folgendes Verfahren vor:
Der Beschlusspunkt 6 im Verwaltungsvorschlag
wird folgendermaßen verändert:
Im neu zu erstellenden Nahverkehrsplan wird ein Vorschlag erarbeitet, wie
die Baumwollspinnerei mit einer Direktverbindung angebunden werden kann.
Mit dem Wort „wie“ ist klar, dass wir nicht nur
prüfen. Vielmehr haben Sie die Sicherheit, dass
dieser Vorschlag im neuen Nahverkehrsplan
enthalten sein wird.
(Zuruf: Könnten Sie noch das Wort
„frühzeitig“ einfügen? 2020 ist noch weit
weg! Die Theater werden schon vorher
dort einziehen!)
- Ja, das können wir gerne machen. Also: Im neu
zu erstellenden Nahverkehrsplan wird frühzeitig
ein Vorschlag erarbeitet, wie usw. - Frau Riekewald.
Stadträtin Riekewald (DIE LINKE): Das wäre
jetzt auch meine Frage gewesen. Es ist uns
schon wichtig, dass die Anbindung da ist, wenn
das Museum eröffnet. Da der neue Nahverkehrsplan erst 2018 erstellt wird, ist unsere Sorge damit noch nicht ausgeräumt.
Oberbürgermeister Jung: Frau Riekewald, das
ist doch in unser aller Interesse. Wir können
doch nicht 10 Millionen Euro ausgeben und darauf setzen, dass da nichts passiert. Das ist doch
klar.
Jetzt zum Abstimmungsprozedere:
S e i t e | 57
Es gibt die beiden Änderungsanträge, die den
Standort grundsätzlich infrage stellen. Wenn ich
es richtig verstanden habe, halten die Fraktionen
Bündnis 90/Die Grünen und Die Linke diese Anträge weiter aufrecht. Deshalb würde ich diese
beiden sehr alten Vorschläge zu Beginn abstimmen lassen; denn sie stellen den Verwaltungsvorschlag in Bezug auf Halle 7 grundsätzlich infrage.
Danach würden wir die Beschlusspunkte einzeln
aufrufen und einzeln abstimmen, wobei die zu
den einzelnen Beschlusspunkten gestellten Änderungsanträge zuerst abgestimmt werden. Danach werden wir den Verwaltungsvorschlag aufrufen und darüber abstimmen, wenn das noch
nötig sein sollte. - Können wir so verfahren? Gut.
Nach meinem Dafürhalten stehen jetzt noch folgende Änderungsanträge zur Abstimmung: der
Änderungsantrag der CDU-Fraktion bezüglich
der Besetzung der Direktorenstelle,
der Änderungsantrag von Bündnis 90/Die Grünen zum Beschlusspunkt 2, Neufassung,
(Zuruf vom Bündnis 90/Die Grünen: Ja!)
der Änderungsantrag von Bündnis 90/Die Grünen, Neufassung 5 zum Beschlusspunkt 6.
(Zuruf vom Bündnis 90/Die Grünen: Ja!)
Die Fraktion Die Linke hat den Änderungsantrag 3 zurückgezogen. Ich nehme an, Sie halten
am Ursprungsantrag Lortzingstraße fest.
- Okay, das werden wir sehen. - Herr Elschner
hält den Änderungsantrag 5, Neufassung, weiter
aufrecht. - Die SPD-Fraktion hat ihren Änderungsantrag zurückgezogen.
Dann würde ich vorschlagen, jetzt eine Auszeit
zu nehmen. Reichen Ihnen fünf Minuten? - Danke schön.
(Unterbrechung)
Oberbürgermeister Jung: Meine Damen und
Herren, die Sitzung wird fortgesetzt. Ich bin gespannt auf die Ergebnisse aus der Pause. Gibt
es Erklärungen aus Ihrer Mitte zum Verfahren? Bitte.
Stadträtin Körner (Bündnis 90/Die Grünen): Wir
ziehen hiermit den Antrag der Bündnisgrünen
sowie den unseren gemeinsam mit den Linken
gestellten Antrag aus den Jahren 2014 und
Verlaufsprotokoll vom 20.01.2016
2015, der die Lortzingstraße favorisiert, zurück,
weil dieser heute hier keine Mehrheit erhält.
S e i t e | 58
Abstimmung: 5 Enthaltungen, einige Gegenstimmen. Mit Mehrheit so beschlossen.
Beschlusspunkt 3:
Oberbürgermeister Jung: Die beiden Anträge
ÄA 03/14 und ÄA 04/14 sind zurückgezogen.
Dann können wir jetzt über die einzelnen Beschlusspunkte der Vorlage, wie eben vorgeschlagen, einzeln abstimmen.
Stadträtin Körner (Bündnis 90/Die Grünen):
Entschuldigung, Herr Oberbürgermeister. Die
sind auf dem bunten Papier nicht drauf, aber
stehen noch im ALLRIS.
Oberbürgermeister Jung: Danke für die Richtigstellung. Auf dem bunten Blatt stehen sie
nicht; aber sie standen natürlich noch zur Abstimmung.
Jetzt kommen wir zur Abstimmung über die einzelnen Punkte.
Beschlusspunkt 1:
Wir stimmen zuerst über den Änderungsantrag
von Herr Elschner ab, ÄA 5, mit dem Tenor Verwertung Erbbaurecht, Verpachtung, Vermietung.
Wer diesem Vorschlag zustimmt, bitte ich um das
Handzeichen. - Gegenstimmen? - Enthaltungen?
Abstimmung: Mit einigen Enthaltungen und einer Reihe von Pro-Stimmen ist das abgelehnt.
Wir stimmen nun über den Änderungsantrag von
Bündnis 90/Die Grünen ab, ÄA 2, mit dem Wortlaut: Bei Bestätigung der Halle 7 als geplantem
Standort wird eine mögliche Verwertung erst
nach Umzug zugelassen etc. - Ist das allen klar?
- Wer dem zustimmt, bitte ich um das Handzeichen. - Gegenstimmen? - Enthaltungen?
Abstimmung: Mit wenigen Enthaltungen und einer Reihe von Pro-Stimmen ist es mehrheitlich
abgelehnt.
Wir stimmen nun über Beschlusspunkt 1 der Vorlage, Neufassung, ab. Wer stimmt dem Beschlusspunkt 1 zu? - Gegenstimmen? - Enthaltungen? - Wir zählen das aus, damit wir ganz sicher sind.
Abstimmung: 38 dafür, 22 dagegen, 5 Enthaltungen. So zunächst einmal beschlossen.
Beschlusspunkt 2:
Dazu gibt es meines Erachtens keine Änderungsanträge. Wer Beschlusspunkt 2 der Vorlage
zustimmt, bitte ich um das Handzeichen. - Gegenstimmen? - Enthaltungen?
Dazu liegt ein Änderungs- bzw. Ergänzungsantrag der CDU-Fraktion vor - Stichwort: Ausschreibung der Direktorenstelle, Beteiligung des
Stadtrates -, über den wir zuerst abstimmen. Wer
dem zustimmt, bitte ich um das Handzeichen. Gegenstimmen? - Enthaltungen?
Abstimmung: Mit einer ganzen Reihe von Enthaltungen und einigen Gegenstimmen mit Mehrheit zugestimmt.
Wir stimmen jetzt über Beschlusspunkt 3 der
Vorlage ab inklusive der Ergänzung, die wir gerade eben beschlossen haben. Wer dem zustimmt, bitte ich um das Handzeichen. - Gegenstimmen? - Enthaltungen?
Abstimmung: 4 Enthaltungen, 8 Gegenstimmen. Mit Mehrheit so beschlossen.
Beschlusspunkt 4:
Der Änderungsantrag der Linken ist zurückgezogen. Dann stimmen wir über Beschlusspunkt 4
der Vorlage ab. Wer diesem Vorschlag zustimmt,
bitte ich um das Handzeichen. - Gegenstimmen?
- Enthaltungen?
Abstimmung: 7 Enthaltungen, einige wenige
Gegenstimmen. Mit Mehrheit so beschlossen.
Beschlusspunkt 5:
Das ist der Planungs- und Finanzierungsbeschluss. Dazu gibt es einen Änderungsantrag
von Bündnis 90/Die Grünen. - Frau Körner.
Stadträtin Körner (Bündnis 90/Die Grünen): Mit
der Zustimmung zur Verwaltungsvorlage, Punkt
3, inklusive der Zustimmung zum CDU-Antrag
hat sich dieser Änderungsantrag - Planung mit
einer Eröffnung schon bis 2019 und entsprechende Mitteleinstellung - leider erledigt.
Oberbürgermeister Jung: Vielen Dank. - Dann
stimmen wir jetzt über Beschlusspunkt 5 der Vorlage ab. Wer dem zustimmt, bitte ich um das
Handzeichen. - Gegenstimmen? - Enthaltungen?
Abstimmung: 7 Enthaltungen, 5 Gegenstimmen. Mit großer Mehrheit so beschlossen.
Beschlusspunkt 6:
Dazu liegt ein Änderungsantrag der Fraktion Die
Linke vor, ÄA 04.6. Er lautet wie folgt:
Bis spätestens zur Eröffnung des Museumsbetriebs ist die Halle 7 mit einer
Verlaufsprotokoll vom 20.01.2016
Direktverbindung an den ÖPNV anzuschließen. Die Haltestelle sollte nicht
mehr als 100 Meter vom Eingang des
Museums entfernt sein. Diese Planung
ist im neu zu erstellenden Nahverkehrsplan aufzunehmen.
Das bleibt so - ja?
(Stadtrat Dyck [SPD]: Von wo aus zählen die 100 Meter? Das muss noch geklärt werden! - Unruhe)
Herr Dyck, ich gehe davon aus und gebe zu Protokoll, dass damit vernünftigerweise das Tor
zum Eingang der Spinnerei gemeint ist.
(Widerspruch)
Wir stimmen jetzt über den Änderungsantrag der
Fraktion Die Linke ab. Wer dem zustimmt, bitte
ich um das Handzeichen. - Gegenstimmen? Enthaltungen? - Das muss ich auszählen lassen.
Abstimmung: 31 dafür, 29 dagegen, 5 Enthaltungen. Dann ist so beschlossen.
Wir stimmen nun über den Änderungsantrag 3,
zweiter Satz, der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen ab. Der zweite Satz lautet wie folgt:
Die Verlängerung der Linie 14 über
Spinnereistraße und Saarländer Straße
bis zur Lützner Straße wird hinsichtlich
Potenzial, Realisierungsmöglichkeit ...
und Kosten geprüft. Bei erfolgreicher
Prüfung bemüht sich die Verwaltung um
Fördermittel zur Realisierung.
Es handelt sich um eine Ergänzung und einen
Prüfauftrag. Wer dem zustimmt, bitte ich um das
Handzeichen. - Gegenstimmen? - Enthaltungen?
- Auch das muss ich auszählen lassen.
S e i t e | 59
gung gemäß § 81 SächsGemO im HH
Jahr 2016 (kw 2017) zur Kofinanzierung der Ertüchtigung, Sanierung und
des Umbaus der Halle 7 auf dem Gelände der Baumwollspinnerei mit dem
Ziel der Schaffung einer kulturellen
Gemeinbedarfseinrichtung
(VI-DS01580)
Einreicher: Dezernat Kultur
Einreicher: Dezernat Finanzen
19.1.1 ÄA (VI-DS-01580-ÄA-02)
Einreicher: Fraktion Bündnis 90/Die
Grünen
19.1.2 ÄA (VI-DS-01580-ÄA-03)
Einreicher: Fraktion DIE LINKE
19.1.3 ÄA (VI-DS-01580-ÄA-04)
Einreicher: AfD-Fraktion
Auch hierzu liegen Änderungsanträge vor. Ich
wäre Ihnen dankbar, wenn wir von Ihnen Signale
bekämen, ob und inwiefern diese Änderungsanträge weiter aufrechterhalten werden.
Ich frage mal ab: Fraktion Bündnis 90/Die Grünen, hat sich Ihr Änderungsantrag nunmehr erledigt?
Für alle: Die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen
hält Ihren Änderungsvorschlag ÄA 2, Satz 1, den
wir im Prinzip eben schon mehrheitlich beschlossen haben, aufrecht.
Die Fraktion Die Linke hat ihren Änderungsantrag zurückgezogen. - Wie sieht es mit dem Antrag der AfD-Fraktion aus?
Abstimmung: 30 dafür, 33 dagegen, 1 Enthaltung. Dann ist es abgelehnt.
Sie halten ihn aufrecht.
Die Beschlussfassung über Punkt 6 der Verwaltungsvorlage entfällt, weil der Änderungsantrag
der Fraktion Die Linke beschlossen worden ist.
Eine Abstimmung über die Vorlage insgesamt
scheint entbehrlich, weil wir jeden Beschlusspunkt einzeln abgestimmt haben.
Eine Grundsatzentscheidung ist getroffen. Ich
denke, dass wir damit alle Chancen in der Hand
haben, in der Zukunft etwas sehr Ansprechendes
zu gestalten.
Gibt es noch Wortwünsche? - Nicht. Dann kommen wir zur Abstimmung über die Änderungsanträge.
Abstimmung über den Änderungsantrag der
Fraktion Bündnis 90/Die Grünen, Satz 1: direkte
ÖPNV-Anbindung. Wer dem zustimmt, bitte ich
um das Handzeichen. - Gegenstimmen? - Enthaltungen?
Abstimmung: Er ist mit einer ganzen Reihe von
Pro-Stimmen dennoch mehrheitlich abgelehnt.
Wir fahren jetzt in der Tagesordnung fort.
19.1
Bestätigung von überplanmäßigen
Auszahlungen nach § 79 (1) SächsGemO im HH-Jahr 2016 und einer überplanmäßigen Verpflichtungsermächti-
Abstimmung über den Änderungsantrag der AfD,
Beschlusspunkt 1 mit neuem Wortlaut. Wer dem
zustimmt, bitte ich um das Handzeichen. - Gegenstimmen? - Enthaltungen?
Verlaufsprotokoll vom 20.01.2016
Abstimmung: Mit 4 Pro-Stimmen und einer großen Menge von Gegenstimmen und wenigen
Enthaltungen ist es abgelehnt.
Abstimmung über die Verwaltungsvorlage. Wer
stimmt dem Beschlussvorschlag zu? - Gegenstimmen? - Enthaltungen?
Abstimmung: 4 Enthaltungen, 5 Gegenstimmen. Mit großer Mehrheit so beschlossen.
Herzlichen Dank, liebe Kolleginnen und Kollegen. Ich bedanke mich auch bei den Kollegen
Faber und Bonew sowie den Mitarbeiterinnen
und Mitarbeitern der jeweiligen Ämter für die Arbeit.
19.3
Evaluation
der
Live-StreamÜbertragung der Ratsversammlung (VIDS-00971)
Einreicher: Oberbürgermeister
19.3.1 ÄA (00971-ÄA-001-NF-01)
Einreicher: SPD-Fraktion
Einreicher: Fraktion DIE LINKE
Einreicher: Fraktion Bündnis 90/Die
Grünen
19.3.2 ÄA (VI-DS-00971-ÄA-002)
Einreicher: AfD-Fraktion
19.3.3 ÄA (VI-DS-00971-ÄA-04)
Einreicher: Stadträtin Nicole Wohlfarth
Bitte, Sie haben das Wort. Es beginnt Frau Gabelmann, ihr folgen Herr Kriegel, Herr Weickert,
Frau Wohlfarth, Herr Elschner und Herr Grosser.
Städträtin Gabelmann (SPD): Ich möchte den
Änderungsantrag der SPD, der Linken und der
Grünen vorstellen. - Viele von Ihnen kommen
aus dem Handel, haben eventuell ein eigenes
Geschäft und kennen das. Im Moment ist unser
Livestream das - ich habe hier ein lebensnahes
Beispiel gewählt -: Wer nicht zuschaut, kann das
jetzt nicht sehen; aber ich werde es gleich erläutern.
Wir möchten mit unserem Antrag ein ordentliches Produkt daraus machen, mit einer ordentlichen Verpackung, mit einem ansprechenden
Äußeren, was sich auch „ordentlich“ verkaufen
lässt, auch wenn wir natürlich keinen Gewinn
damit machen wollen. Aber wir möchten mehr
Aufmerksamkeit erreichen. Bisher ist unser Livestream vor allen Dingen zu lang und unverständlich, weil keine Erklärungen gegeben werden. Da keine Aufzeichnungen gemacht werden,
kann man den Stream nicht zerlegen und keine
Erklärungen einfügen. Wer gerade spricht, können die Leute nur erraten. Auch der Zeitpunkt ist
ungünstig gewählt. Das betrifft uns selbst auch,
wenn wir an der Stadtratssitzung nicht oder nicht
S e i t e | 60
pünktlich teilnehmen können, weil wir noch
dienstliche Verpflichtungen haben. Die Themenanordnung ist sehr willkürlich. Wir selbst
wissen auch nicht, zu welcher Uhrzeit ein Thema, das uns interessiert, übertragen wird oder
wann die Pause ist. Das alles ist sehr unverständlich. Wenn wir schon diese Probleme haben, hat sie der Bürger am Livestream natürlich
umso mehr.
Wir wollen drei wichtige Verbesserungen mit unserem Änderungsantrag erreichen:
Ein Themenkomplex betrifft den Bereich Transparenz, Bürgerbeteiligung und Informationsfreiheit. Gerade in Zeiten von Legida und Pegida ist
es umso wichtiger, dass es die Möglichkeit gibt,
unsere Arbeit transparent, nachvollziehbar und
erklärbar zu machen. Das ist nichts, was wir dem
Wähler gnädig gewähren, sondern es ist aus unserer Sicht eine Bringschuld, den Leuten, die uns
gewählt und ihr Vertrauen geschenkt haben, unsere Arbeit näherzubringen. Der Kollege Oberstadt hat einmal gesagt: Gesicht hinhalten ist
wichtig, nicht nur im kleinen Raum, sondern auch
draußen! - Das ist eine Aussage, die hier ganz
gut passt.
Die Aufzeichnungen und Speicherungen, die wir
mit unserem Änderungsantrag anstreben, machen unsere Arbeit und unsere Politik vergleichbar. Das heißt: Haben wir das, was wir hier vor
drei Monaten erzählt haben, auch umgesetzt?
Halten wir uns an unsere Beschlüsse? Bleiben
wir bei unseren Meinungen? Sprechen wir verständlich? Können wir das erklären, was wir hier
tun? Eine Speicherung macht all das aufbereitbar, sodass die Medien, die hier zu Gast sind,
mit dem Material weiterarbeiten können. Das bietet natürlich auch die Möglichkeit, unsere Arbeit
kritisch zu hinterfragen.
Der zweite Themenkomplex ist die Effizienz. Es
ist einmal gesagt worden: Der Livestream wird
nur von Leuten, die hier im Rathaus sitzen oder
in den stadteigenen Firmen arbeiten, geschaut.
Aber selbst das ist schon ein Erfolg, wenn die
Leute, die wir durch unsere Beschlüsse beauftragen, darüber live in Kenntnis gesetzt werden.
Außerdem bedeutet das auch kürzere Wege. Die
Kollegen aus dem Technischen Rathaus zum
Beispiel müssen jedes Mal hierherkommen; das
könnte ihnen in Zukunft erspart bleiben.
Der dritte Themenkomplex ist die Barrierefreiheit.
Wir passen uns den Sehgewohnheiten der
2010er-Jahre an. Es schaut sich niemand mehr
einen langen unverständlichen Beitrag an. Man
ist inzwischen an YouTube-Videos mit einer Länge von 3 Minuten gewöhnt. Unsere Redebeiträge
haben ungefähr diese Länge. Das lässt sich alles
sehr schön zerlegen.
Verlaufsprotokoll vom 20.01.2016
- Nicht wir uns, sondern nur die Aufzeichnung
des Livestreams. - Das ist niedrigschwellige Teilhabe. Das ist für weite Bevölkerungsteile nutzbar, die am Sonntagnachmittag Interesse haben,
sich zum Beispiel die Diskussion zum neuen
Standort des Naturkundemuseums anzuschauen. Inklusion ist dabei übrigens eine Haltung, also nicht etwas, was nur dann umgesetzt wird,
wenn es gerade passt, sondern auch dann,
wenn es vielleicht schwierig oder ein bisschen
komplizierter wird.
Ich möchte mich bei den drei Fraktionen bedanken, insbesondere bei meinen Ansprechpartnern
Herrn Elschner und Herrn Grosser. Ich möchte
mich aber auch bei der Kollegin Wohlfarth bedanken und bei der Fraktion der CDU, die mit kritischen Zwischenrufen und auch gegenteiligen
Meinungen das Ganze erst rund gemacht haben,
sodass man wusste, worauf man zu achten hat.
Es ist so: Wir machen dem Wähler ein Angebot.
Er entscheidet, ob er es annimmt. Wir hoffen natürlich, dass er es in der vorgeschlagenen Form
dann auch annehmen wird. Ja, wir machen uns
angreifbar, indem unsere Reden, die wir innerhalb dieser Legislaturperiode halten, aufgezeichnet werden. Das erfordert Mut. Um hier die Kollegin Heller zu zitieren: Es zu riskieren, dass jemand den Mund aufmacht und was Unschönes
sagt, ist auch ein Merkmal der Demokratie. Danke schön.
Oberbürgermeister Jung: Herr Kriegel.
Stadtrat Kriegel (AfD): Sehr geehrter Herr
Oberbürgermeister! Sehr geehrte Beigeordnete
und Stadträte! Verehrte Gäste und Zuschauer am
Livestream! Das Thema Livestream bewegt die
Ratsversammlung schon eine ganze Weile. Unser Änderungsantrag dazu liegt seit einigen Monaten auf dem Tisch. Wir als AfD-Fraktion halten
die Vorlage und die darin aufgeführten acht
Punkte grundsätzlich für ausreichend, haben allerdings noch zwei Ergänzungen.
Es ist nach wie vor nicht möglich, auf AppleMacintosh-Geräten - iPad, iPhone usw. - den Livestream zu verfolgen. Das ist kein neues Thema. Wir würden gern als Punkt 9 aufnehmen
lassen, dass der Livestream über alle Betriebssysteme - vornehmlich Safari und nicht nur Android - für die Bürger abrufbar ist.
Als Punkt 10 würden wir Folgendes ergänzen:
Für die Popularisierung der LivestreamÜbertragung der Ratsversammlung werden alle
bestehenden Werbemöglichkeiten vonseiten der
Stadtverwaltung genutzt. - Das ist ein Herzensanliegen unserer Fraktion, weil wir der Meinung
S e i t e | 61
sind, dass nicht alle Bürger wissen, dass eine Livestream-Übertragung stattfindet. Gerade vor
dem Hintergrund der zunehmenden Polarisierung von allen politischen Seiten ist es ein Ausdruck von Transparenz, dass der Stadtrat an den
Bürger herantritt und ihm das natürlich dann
auch mitteilt. Im Amtsblatt - korrigieren Sie mich
bitte, Herr Oberbürgermeister - fehlten in der
Vergangenheit die Hinweise, dass es eine Livestream-Übertragung gibt. Zumindest im Amtsblatt und in Publikationen der Stadtverwaltung
sollten die Bürger darauf hingewiesen werden.
Frau Gabelmann, Ihren Ausführungen konnte ich
nicht ganz folgen. Ich verstehe zwar, dass es für
die Stadträte sehr schön ist, eine Art Nachschlagewerk zu haben und uns unsere Reden und die
anderer Kollegen später noch einmal anschauen
zu können. Aber in erster Linie ist meiner Meinung nach der Livestream für die Bürger da.
Frau Wohlfahrth, Sie werden gleich zu Ihrem Antrag ausführen. Vorab nur so viel: Sie beantragen, dass der Livestream ganz eingestellt werden soll. Das verstehe ich, ehrlich gesagt, nicht.
Gerade der Livestream ist ein Zeichen von
Transparenz nach außen und an den Bürger gerichtet. - In Punkt 2 Ihres Antrags schlagen Sie
vor, den Livestream nur im Intranet einzustellen.
Dazu sage ich: Den Livestream nur intern einem
kleinen Personenkreis zugänglich zu machen,
finde ich nicht gut. Das dient nicht der Offenheit
und Transparenz, die wir nach außen tragen wollen.
Ich würde abschließend den Herrn Oberbürgermeister Folgendes fragen: Da wir mit der Vorlage
des Oberbürgermeisters in allen Punkten übereinstimmen und lediglich die Punkte 9 und 10 auf allen internetfähigen Geräten abrufbar und
Verbesserung der Werbung vonseiten der Stadt ergänzen wollen, würden Sie diese Vorschläge
übernehmen? Wenn ja, könnten wir Ihrer Vorlage
zustimmen.
Oberbürgermeister Jung: Kann ich übernehmen unter der Bedingung, dass wir nur aktuelle,
nicht aber ältere Betriebssysteme abdecken
können.
Stadtrat Kriegel (AfD): Macintosh ist aktuell.
Oberbürgermeister Jung: Richtig, Herr Rasch?
(Rasch [Stadtverwaltung]:
Alle gängigen!)
Zu Protokoll: Alle gängigen. - Die Punkte 9 und
10 können wir übernehmen. - Jetzt Frau Wohlfarth, bitte.
Verlaufsprotokoll vom 20.01.2016
Stadträtin Wohlfarth (SPD): Sehr geehrter Herr
Oberbürgermeister! Sehr geehrte Herren Bürgermeister! Sehr geehrte Frau Dubrau! Werte
Stadtratskollegen! Liebe verbliebene Gäste! Wir
entscheiden heute darüber, ob wir den Livestream aus den Ratsversammlungen für den
Rest dieser Wahlperiode als Dienstleistung ausschreiben wollen. Diese Debatte ist meines Erachtens viel zu wichtig für jeden einzelnen Stadtrat, als dass wir sie nur wenigen Interessierten
überlassen können. Deshalb sollte die Debatte
heute hier geführt werden. Als der Beschluss
über die Einführung des Livestreams gefasst
wurde, war ein guter Teil der heute hier sitzenden
Stadträte noch gar nicht selbst Stadtrat. Schon
allein das rechtfertigt meines Erachtens die Debatte darüber. Niemand hat sie direkt gefragt,
wie es ihnen mit der Übertragung ihrer Meinungen und mit ihrer Sprachfähigkeit ergeht.
Gleichwohl hat jeder die Möglichkeit, zu wissen,
worauf er sich einlässt.
Der Livestream sollte die Arbeit der Stadträte und
Stadträtinnen für die Menschen in unserer Stadt
transparenter, die Kommunalpolitik greifbarer
machen und zu mehr Bürgerbeteiligung anregen.
Ich stelle Ihnen heute die Frage: Hat der Livestream diese Aufgabe erfüllt?
Zunächst zu den viel besprochenen Nutzerzahlen. Regelmäßig wird in den Ausschüssen darüber berichtet, wie die Nutzung sich darstellt.
Gleichwohl wir aus Datenschutzgründen keine
100-prozentig sichere Zuschauerzahl erheben
können, lassen sich immerhin im Schnitt 30 bis
80 Zuschauer je Sekunde erheben, von denen
allerdings - davon kann man nach Gesprächen
mit den Stadtratsmitarbeitern ausgehen - wohl
ungefähr die Hälfte im Rathaus sitzen und sich
darüber auf dem Laufenden halten, wann sie zu
einer Vorlage zu erscheinen haben. Selbst die
Urlaubsorte einzelner Stadträte sind im Nachgang in der Statistik deutlich auffindbar. Wohl
denen, die im Urlaub gern „Stadtrat“ gucken,
aber man darf auch abschalten.
Hat der Livestream also seine Aufgabe erfüllt?
Das möchte ich gerne als rhetorische Frage stehen lassen und nun zu den rechtlichen Dingen
kommen, die mir hier Bauchschmerzen bereiten.
Immer wieder erleben wir, dass in Debatten in
der Ratsversammlung nachgefragt wird, wie
rechtssicher das ist, was wir gerade beschließen
wollen. Mir stellt sich diese Frage heute besonders. Der fraktionsübergreifende Antrag von Linken, Grünen und SPD birgt genau diese Problematik der Rechtssicherheit in sich, wenn wir beschließen, dass Stadträte und Stadträtinnen der
Ausstrahlung ihrer Reden widersprechen können. Genau das ist aber nicht rechtssicher klärbar, da auch die Gerichte zu dieser Frage unterschiedlich urteilen und ein personengebundener
Widerspruch für Personen im öffentlichen Raum
zunehmend zurückgedrängt wird, auch für Eh-
S e i t e | 62
renamtler. Das heißt: Wir beschließen hier etwas, was unter Umständen gerichtlich nicht
standhält. Aber gut.
Paradoxerweise kann durch diese Regelung
auch der Fall auftreten, dass der MDR hier eventuell einen Redebeitrag filmt, den wir im Livestream nicht zeigen dürfen, weil dieser Stadtrat
einer Ausstrahlung widersprochen hat. Wir können aber wahrscheinlich dem MDR weder verbieten, hier zu filmen, noch die Ausstrahlung der
Rede des einzelnen Stadtrats. Wenn wir nun
selbst sagen, wir beschränken das Ausstrahlungsrecht, kommen wir zwar den Wünschen
einzelner Stadträte entgegen; allerdings schränken wir dann selbst wieder das Material ein, das
wir doch den Bürgern eigentlich transparent zur
Verfügung stellen wollten. Diese Frage paralleler
Ausstrahlung sollte aber noch genauer geprüft
werden.
Ein weiterer Knackpunkt ist die mit dem fraktionsübergreifenden Antrag verbundene Löschung
sämtlicher Daten und Mitschnitte nach dem Ende
der Wahlperiode. Wer überprüft das? Wer sorgt
für die Umsetzung? Gleiches gilt für die rechtswidrige Verwendung von Sitzungsmitschnitten.
Jede Bürgerin und jeder Bürger dieser Stadt hat
das Recht auf Information. Das ist wirklich sein
gutes Recht. Dazu gehört auch, den Mitschnitt
unserer Sitzungen ausgehändigt zu bekommen.
Was er anschließend damit tut, ist für uns weder
nachvollziehbar noch ist genau dieser eine bei
rechtswidriger Weiterverbreitung und Verstoß
gegen die Urheberrechte leicht ausfindig zu machen. Wer kontrolliert das? Wer ahndet solche
Verstöße? Wie gehen wir damit um? Gerade in
der aktuellen gesellschaftspolitischen Lage ist es
nicht unwahrscheinlich, dass bestimmte Mitschnitte für Diffamierungskampagnen missbraucht werden. - Erfüllt der Livestream dann
noch seine Aufgabe, und das rechtssicher?
Nicht jede und jeder in der Ratsversammlung ist
rhetorisch versiert. Nicht jede Äußerung, die hier
verlautbart wird, ist ohne Kontext Jahre später
noch nachvollziehbar oder würde erneut so getätigt werden. Bitte bedenken Sie, dass wir alle
hier ehrenamtlich tätig sind! Wir sind keine Propheten, was zukünftig kommt, welche Anforderungen und welche Fragen an uns gestellt werden. Die Nachteile, die wir als politisch Aktive
haben, sind für mich gefühlt mehr als weniger
geworden. Wird ein kommunalpolitisches Ehrenamt durch die Übertragung attraktiver, oder wird
sie es nicht? Ich persönlich habe meine Zweifel.
Hat der Livestream seine Aufgabe bisher erfüllt?
Meines Erachtens hat er das nicht. Die Möglichkeit, unsere Sitzungen passiv anzuschauen, hat
nicht dazu geführt, dass wir mit Menschen ins
Gespräch kommen und stellt für mich persönlich
keinen angemessenen Weg dar, Bürger und
Bürgerinnen in dieser Stadt wirklich zu beteiligen.
Verlaufsprotokoll vom 20.01.2016
Alle Debatten sind vorher in den Ausschüssen
geführt worden, und diese Sitzungen sind zu
Recht nichtöffentlich.
Lassen Sie uns den Mut beweisen, mit den Geldern, die wir für die Übertragung aufwenden
würden, geeignetere Wege der Bürgerbeteiligung
zu finden! Lassen Sie uns den Mut beweisen,
keinem Medium vorzuschreiben, wessen Beiträge es ausstrahlen darf und wessen nicht! Lassen
Sie uns nichts beschließen, was nicht klar ist. Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.
Oberbürgermeister Jung: Herr Weickert.
Stadtrat Weickert (CDU): Herr Oberbürgermeister! Meine Damen und Herren Kollegen! Verehrte
Gäste! Die Evaluation des Livestreams ist mit Sicherheit eine der interessantesten Vorlagen unserer heutigen Ratsversammlung. Eigentlich ist
das Ergebnis erschütternd, dass sich nur wenige
Bürger von außen für unsere Debatten zu interessieren scheinen. Immerhin ist aber die Zuschauerquote innerhalb des Rathauses stabil,
wenn auch auf etwas niedrigerem Niveau. Wir
müssen uns die Frage stellen, woran das liegt.
Sind die Themen, die wir hier behandeln, für viele wenig relevant? Sind die Debatten, die wir führen, statisch und langweilig? Drückt sich durch
die geringe Zuschauerzahl nicht ein generelles
Abwenden der Bevölkerung von der Politik aus?
Meine Damen und Herren, ich will es, entgegen
meiner Gepflogenheiten, nicht ganz so dramatisch machen. Die Themen, die wir behandeln,
sind - bis auf ganz wenige Ausnahmen vielleicht
- immer von Bedeutung, zumindest für einen Teil
der Bevölkerung. Unsere Debatten haben in der
vergangenen Zeit durchaus an Intensität, Lebhaftigkeit, teilweise auch Heiterkeit und komischerweise auch an Zitaten gewonnen. Wir alle
wollen weiterhin daran arbeiten, dass das so
bleibt; denn Demokratie besteht immer auch aus
Streit und Leidenschaft. Es ist aus meiner Sicht
dabei unerlässlich, dass wir diesen Streit auch
öffentlich austragen, damit die Bürger unserer
Stadt wissen, wofür wir als Parteien und Personen stehen.
Maximale Transparenz ist für uns als Fraktion
von großer Bedeutung, wie wir in der Debatte zur
Auswahl des neuen Gewandhauskapellmeisters
bewiesen haben. Transparenz zeigt sich immer
auch durch ein gutes Maß an Toleranz gegenüber Meinungen, die vielleicht nicht dem sogenannten Mainstream entsprechen, gegenüber
Meinungen, die uns nicht passen.
Gewiss bleiben im Zusammenhang mit dieser
Vorlage große Zweifel, wie wir die Übertragung
sinnvoll gestalten und das aufgezeichnete Material angemessen verwenden. Allerdings dürfen
S e i t e | 63
wir als Politiker nicht noch zusätzlichen Anlass
geben, dass uns Intransparenz und Volksferne
vorgeworfen wird. Deswegen sehe ich insbesondere Ihren Antrag, Frau Wohlfarth, auch wenn
Sie das sehr schlüssig begründet haben, dennoch kritisch, weil es aus meiner Sicht das falsche Signal zur falschen Zeit ist.
Unsere Fraktion tut sich allerdings mit Punkt 5
dieser Vorlage, der Werbung, schwer, weswegen
wir diesen gesondert abstimmen lassen wollen.
Man stelle sich nur einmal vor, wir würden hier
eine mögliche Erweiterung der Marktgalerie behandeln und vor der Debatte erschiene ein Werbeblock des Unternehmens Breuninger - bei aller
Sympathie für das Unternehmen.
Ein bisschen Schleichwerbung muss sein. Frau
Gabelmann hat das ja auch schon mal getan.
Zusammenfassend kann man sagen: Es bleiben
viele Fragen offen, wie es mit dem Livestream
weitergehen soll. Wir müssen weiter daran arbeiten, hier zu einer sinnvollen Lösung zu kommen.
Ich kann nur sagen - ich wiederhole mich da ein
Stück weit aus der Debatte im November -: Zukunft ist gut für alle, und mit dem Zweiten sieht
man besser. - Herzlichen Dank.
Oberbürgermeister Jung: Herr Elschner.
Stadtrat Elschner (Bündnis 90/Die Grünen):
Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister! Sehr geehrte Herren Beigeordnete! Sehr geehrte Frau
Dubrau! Liebe Gäste! Die Auswertung der einjährigen Testphase des Livestreams liegt uns vor,
und die Stadtverwaltung kommt zu dem Ergebnis, dass aufgrund geringer Resonanz vonseiten
der Bevölkerung das gesetzte Ziel, nämlich
Transparenz herzustellen beim Zustandekommen kommunalpolitischer Entscheidungen, nicht
erreicht worden sei. Allein diese eigentümliche
Bewertung im Prüfbericht hat den einen oder anderen Stadtrat veranlasst, zu fragen: Hat sich der
ganze Aufwand überhaupt gelohnt? Oder: Sollte
man den Livestream nicht doch wieder eindampfen? Dies fordert auch die Kollegin Wohlfarth von
der SPD-Fraktion mit ihrem Änderungsantrag.
Für die Stadtratsfraktion Bündnis 90/Die Grünen
jedenfalls stellen sich diese Fragen nicht. Liebe
Kolleginnen und Kollegen, wer es ernst meint mit
Strategien gegen Politikverdrossenheit, mit der
viel zitierten Möglichkeit der kommunalpolitischen Teilhabe, mit mehr Transparenz und zeit-
Verlaufsprotokoll vom 20.01.2016
gemäßer Öffentlichkeitsarbeit, der kann den Livestream zur Ratsversammlung nur gutheißen.
Wenngleich vor diesem Hintergrund Klickzahlen
sicherlich nicht das entscheidende Kriterium über
Erfolg und Misserfolg eines Livestreams sein
können, so sehen auch wir Bündnisgrüne in Bezug auf eine wünschenswerte Reichweitensteigerung durchaus Optimierungsbedarf und sind
uns in diesem Ziel auch mit der Stadtverwaltung
einig.
Deshalb wollen wir mit dem gemeinsamen Änderungsantrag der Fraktionen SPD, Bündnis 90/Die
Grünen und Die Linke erreichen, dass Mitschnitte der Ratsversammlungen unmittelbar auf die
städtische Webseite eingestellt werden, damit
den an Kommunalpolitik interessierten Menschen leicht auffindbar die Nachbetrachtung ermöglicht wird; denn nicht jeder will sich auf die
Nachberichterstattung der Leipziger Medien verlassen oder mit einigen Wochen Verspätung die
Wortprotokolle lesen. Außerdem soll es Fraktionen und Stadträten ermöglicht werden, eigene
Wortbeiträge zeitlich unbegrenzt für die eigene
Öffentlichkeitsarbeit zu nutzen.
Frau Kollegin Wohlfarth, Sie haben recht: Das
Persönlichkeitsrecht und datenschutzrechtliche
Interessen spielen in diesem Zusammenhang
selbstverständlich eine gewichtige Rolle. Doch
wer sich in den Stadtrat wählen lässt - auch
wenn dies ein Ehrenamt ist und nicht mit dem
Mandat von Landtags- oder Bundestagsabgeordneten vergleichbar ist -, hat auch eine besondere Verantwortung gegenüber der Öffentlichkeit.
Das wäre aus meiner Sicht falsch verstandener
Datenschutz an diesem Platz. Transparenz ist
angesagt. Interessierten sollte es so einfach wie
möglich gemacht werden, das Geschehen in der
Kommune zu verfolgen. Es bleibt selbstverständlich dabei, dass Stadträte der Übertragung ihrer
Beiträge im Livestream widersprechen können.
Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen, bei unserer jetzt zu fällenden Entscheidung haben wir
uns an den von der Stadtverwaltung vorgegebenen, gewiss engen finanziellen Rahmen gehalten. Gleichwohl erscheint es mir persönlich in
Bezug auf eine effiziente Teilhabe und benutzerfreundliche Ausführung durchaus geboten, wenn
die Nutzer zielgenau auf die Unterlagen einzelner Tagesordnungspunkte einer Ratsversammlung zugreifen und Rednerinnen und Redner, ob
mit oder ohne Fraktionszugehörigkeit, mindestens im Namen eingeblendet werden könnten.
Vielleicht wäre das im Rahmen des Budgets und
unter Berücksichtigung personeller Ressourcen
machbar.
Kolleginnen und Kollegen, in immer mehr deutschen Kommunen werden Sitzungen der Gemeinde- und Stadträte mittels Livestream übertragen. Immer mehr Kommunen halten Aufzeich-
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nungen des Livestreams zur Nachbetrachtung
bereit. Lassen Sie uns diesen Weg auch in
Leipzig weitergehen! - Vielen Dank.
Oberbürgermeister Jung: Als Nächster Herr
Grosser.
Stadtrat Grosser (DIE LINKE): Sehr geehrter
Herr Oberbürgermeister! Meine Damen und Herren Stadträte! Verehrte Gäste hier im Saal und im
Livestream! Ich bin froh, dass mit der Vorlage
971 jetzt endlich die Stadtverwaltung die Initiative
in Sachen Livestream übernommen hat, auch
wenn noch einmal ein halbes Jahr vergehen
musste, bis die Vorlage jetzt in die Ratsversammlung gegeben worden ist. Noch vor kurzer
Zeit schien dies eine Utopie zu sein. Meine Fraktion Die Linke sah sich deshalb mehr oder weniger gezwungen, mit unserem Antrag 1188 „Speicherung des Live-streams auf der Website der
Stadt Leipzig oder im ALLRIS zur Verwendung
für die Arbeit der Stadträtinnen und Stadträte“ im
März 2015 einen neuen Impuls zu setzen. Deshalb verstehe ich diese Vorlage auch als einen,
wenn auch verspäteten Verwaltungsstandpunkt
zu unserem Antrag.
Zur Vorlage selbst möchte ich Folgendes sagen:
Es handelt sich um eine gute Vorlage, die durch
den Änderungsantrag 1 von SPD, Linken und
Bündnisgrünen noch weiter optimiert würde,
wenn denn so abgestimmt wird. Einigen von uns
mag die Vorlage nicht weit genug gehen, anderen ist sie vielleicht zu einschneidend. Aus meiner Sicht aber werden alle berechtigten Bedenken hinsichtlich eines demokratiefeindlichen oder
anderen Missbrauchs weitgehend ausgeräumt
und die Persönlichkeitsrechte der Stadträtinnen
und Stadträte nicht so stark belastet, wie das
manchmal befürchtet wird. Die Stadt als Träger
der Nutzungsrechte hat nämlich die Pflicht und
auch das Recht, jeden Missbrauch zur Anzeige
zu bringen.
Es ist eine gute Vorlage, weil die finanzielle Belastung des städtischen Haushalts sehr moderat
ist. Und: Es ist eine gute Vorlage, weil sie endlich
die in unserem Haus vorhandene Übertragungstechnik nutzt, die bislang nur Kosten verursacht
und keinerlei Nutzen gebracht hat. Vielleicht
können wir damit auch eine bessere Bildqualität
erreichen.
Zu den Änderungsanträgen. Eigentlich wollten
wir dem Änderungsantrag 2 der AfD-Fraktion
nicht zustimmen, weil der Empfang auf allen internetfähigen Geräten, unabhängig vom Betriebssystem, schwerlich umzusetzen ist, min-
Verlaufsprotokoll vom 20.01.2016
destens aber eine Kostenhürde darstellt, die wir
derzeit nicht überspringen wollten, -
- ich sagte „eigentlich“; ich bin noch nicht fertig und weil wir davon ausgingen, dass alle Werbemöglichkeiten der Stadt für die Popularisierung
der Livestream-Übertragung der Stadtratssitzung
genutzt werden. Das ist eigentlich Verwaltungshandeln, das man gegebenenfalls im Verwaltungsausschuss entsprechend anmahnen muss.
Da gehe ich mit Ihnen mit; aber als Antrag war
das für mich nicht ausreichend. Ich würde deshalb vorschlagen, dass der Oberbürgermeister,
der das jetzt übernommen hat, dafür einen Prüfauftrag vorsieht. Vorhin wurde ja eingeschränkt,
dass ein Einstellen auf ältere Betriebssysteme
möglicherweise hohe Kosten verursacht. Deshalb sollten die davon ausgenommen werden.
Zum Änderungsantrag von Frau Wohlfarth. Frau
Wohlfarth will die Livestream-Übertragung für die
Öffentlichkeit eigentlich beenden. Stattdessen
soll die Aufzeichnung nur noch im Intranet bereitgestellt werden, also intern. Damit würde die
Öffentlichkeit - unsere Wählerinnen und Wähler digital ausgeschlossen. Begründet wird das recht
gut mit rechtlichen Argumenten. Aber eigentlich
wollen Sie das nicht, und das verstehe ich nicht.
Deshalb können wir Ihrem Antrag auch nicht zustimmen.
Stadträtinnen und Stadträte werden durch das
Votum der Bürger in den Stadtrat gewählt. Das
ist ein öffentlicher Vorgang, dem wir uns alle, die
wir hier sitzen, gestellt haben. Wir waren und
sind uns sicher und bewusst, dass damit auch
ein gewisser Einschnitt in unsere Persönlichkeitsrechte einhergeht. Trotzdem: Der Schritt,
sich als Kandidatin oder als Kandidat für den
Stadtrat aufstellen zu lassen, war ein freiwilliger,
ein bewusster Akt; zumindest gehe ich davon
aus. Warum zum Teufel gibt es dann immer noch
einige unter uns, die jetzt offenbar Angst vor dieser Öffentlichkeit haben? Warum wollen Sie unseren Wählerinnen und Wählern nicht zeigen,
wie schwer und wie schön unsere Aufgabe hier
im Stadtparlament ist und wie verantwortungsbewusst wir diese Arbeit machen? Ich bitte Sie,
geben Sie sich einen Ruck und sperren Sie sich
nicht weiter! Ziehen Sie Ihren Antrag zurück!
Eines allerdings stört mich an der Vorlage, aber
nicht nur an dieser: Ich stelle fest, dass in der
letzten Zeit in verschiedenen Vorlagen immer
wieder die Kenntnisnahme eines Vorgangs beschlossen werden soll. Ich frage: Was soll das?
Niemand braucht hier einen Beschluss über eine
Kenntnisnahme, auch die Stadtverwaltung nicht.
Deshalb sollte der Beschlusspunkt 1 entfallen.
Liebe Kolleginnen und Kollegen, ich bitte Sie,
dem Änderungsantrag von SPD, Linken und
S e i t e | 65
Bündnisgrünen zuzustimmen. Wenn die Vorlage
971 positiv insgesamt votiert wird, ziehen wir
selbstverständlich unseren Antrag A 1188 vom
März 2015 zurück. - Vielen Dank.
Oberbürgermeister Jung: Herr Kriegel noch
einmal kurz.
Stadtrat Kriegel (AfD): Ich wollte nur eines zu
bedenken geben. Herr Weickert hat den Vorschlag gemacht, dass Punkt 5 einzeln abgestimmt werden soll. Punkt 5 beinhaltet, dass die
Livestream-Übertragung für 250 Euro pro Mitschnitt gemacht wird. In der Kommunikationsbranche ist das nicht viel Geld; salopp gesagt:
ein absolutes Schnäppchen. Ich nehme an, dass
es für diesen Betrag von 250 Euro einen Grund
gibt, wahrscheinlich weil hier der Deal gemacht
wird, dass der Anbieter vor und nach der Ratsversammlung eine Werbung schalten kann.
Wenn wir den Punkt 5 einzeln abstimmen und
dieser abgelehnt wird, bezweifle ich, dass wir
weiterhin den Livestream der Ratsversammlung
für 250 Euro erhalten können; denn das ist
wahrscheinlich in dem Angebot mit einkalkuliert.
Abschließend noch zu Herrn Grosser. Herr
Grosser, Macintosh-Geräte gehören zu den modernsten der Welt. Der Browser Safari ist das
Neueste, was es auf dem Markt gibt. - Das nur
zur Erklärung.
Oberbürgermeister Jung: Frau Gabelmann
noch einmal.
Stadträtin Gabelmann (SPD): Ich will nur kurz
mitteilen, dass wir vom Referat Kommunikation
und vom Justiziariat die Rückmeldung bekommen haben, dass das mit der Werbung sehr kritisch sein kann. Deshalb ist das in unserem Änderungsantrag nicht enthalten. - Das als allgemeinen Hinweis.
Oberbürgermeister Jung: Jetzt bin ich etwas irritiert; denn genau auf diesen Punkt wollte ich
hinweisen. Der Änderungsantrag 1 der drei Fraktionen streicht den Beschlusspunkt 5. Damit wird
die Möglichkeit der Werbung gestrichen.
Das wollen Sie so. Damit ist eine Gegenfinanzierung über Werbung nicht mehr möglich. Wir können nicht absichern, ob für dieses Geld der Livestream dann zu haben ist. Das ist allen bewusst.
Verlaufsprotokoll vom 20.01.2016
Gut. - Jetzt steht im Raum - Herr Weickert, so
habe ich es verstanden - Einzelabstimmung über
Beschlusspunkt 5.
(Rambow [Jugendparlament]: Das Jugendparlament will sich auch noch dazu
äußern!)
- Entschuldigung! Dann noch Herr Rambow.
Rambow (Jugendparlament): Sehr geehrte
Stadträtinnen und Stadträte! Sehr geehrter Herr
Oberbürgermeister! Liebe Gäste! Auch das Jugendparlament möchte noch seinen Senf dazugeben.
Wir befinden uns hier in einer Demokratie. Darauf können wir uns hoffentlich einigen; ich hoffe,
das schockiert keinen.
S e i t e | 66
cebook und Twitter geteilt werden -, diese Mitschnitte anschauen könnten. Die Mitschnitte
könnten beispielsweise auch im Unterricht eingesetzt werden, um Demokratie besser zu lehren. Daher spricht sich das Jugendparlament für
den Änderungsantrag 01 aus. - Danke schön.
Oberbürgermeister Jung: Es gibt keine weiteren Wortmeldungen. Dann kommen wir zur Abstimmung.
Ich rufe als Erstes den weitestgehenden Antrag,
den Änderungsantrag von Frau Wohlfarth, zur
Abstimmung auf. Wer dem Änderungsantrag von
Frau Wohlfarth zustimmt, bitte ich um das Handzeichen. - Das ist konsequent, Frau Wohlfarth. Gegenstimmen? - Enthaltungen?
Abstimmung: Zwei Enthaltungen, eine ProStimme, die große Mehrheit dagegen. Es ist abgelehnt.
Wir können uns hoffentlich auch darauf einigen,
dass Sie ein Vertretungsorgan sind. Eine grundlegende Funktion von Vertretungsorganen sind
die Informations- und die Kommunikationsfunktion. Das ist Politikwissenschaft, erstes Semester.
Das können Sie mir ruhig glauben. Darüber
schreibe ich nämlich nächste Woche eine Prüfung.
Wir stimmen nun über den Änderungsantrag 1
ab, einschließlich des Punkts 5, der entfallen soll.
Wer dem zustimmt, bitte ich um das Handzeichen. -
Es wäre absolut unsinnig, das Internet nicht für
diese Informations- und Kommunikationsfunktion
zu nutzen. Gerade junge Menschen würden viel
eher einen Livestream zu Hause anschalten und
kurz hereinschauen, als sich den weiten Weg
von zu Hause, wo auch immer das ist, ins Rathaus zu machen, um sich hier auf die Tribüne zu
setzen, sich womöglich zu langweilen und dann
wieder nach Hause zu fahren. Zu Hause auf dem
eigenen Sofa ist es viel bequemer.
Abstimmung: Eine Enthaltung, einige Gegenstimmen. Mit großer Mehrheit so beschlossen.
Dazu kommt, dass 14 Uhr eine äußerst schlechte Zeit ist, nicht nur für Jugendliche, die dann
zum großen Teil - zumindest die höheren Klassen - noch in der Schule sind, sondern auch für
Leute, die arbeiten. Eine Speicherung des Livestreams ist daher unserer Meinung unerlässlich, da die Informations- und Kommunikationsfunktion anderenfalls nicht erfüllt werden kann,
einfach weil ein Großteil der Bevölkerung diesen
Livestream nicht live schauen kann.
Gerade junge Menschen, gerade meine Generation weiß zu großen Teilen noch nicht einmal, wie
dieser Stadtratssitzungssaal von innen aussieht.
Ich muss zugeben, dass ich das vor zwei Jahren
auch noch nicht gewusst habe. Der Vorteil von
Videomitschnitten wäre, dass sich Jugendliche,
wann immer sie Zeit haben - es könnte auf Fa-
Nein, ich kann Punkt 5 nicht herauslösen. Das ist
ein Änderungsantrag, den Sie gestellt haben. Gegenstimmen? - Enthaltungen?
Damit entfällt die Abstimmung über die Urvorlage. Aber wir stimmen ja noch über den AfDAntrag ab, der meine Vorlage ergänzt. Wer dem
Änderungsantrag 3 der AfD zustimmt, bitte ich
um das Handzeichen. - Gegenstimmen? - Enthaltungen?
Abstimmung: Mit einigen Enthaltungen und einigen Pro-Stimmen mit Mehrheit abgelehnt.
Damit ist die Vorlage in der Neufassung gemäß
Änderungsantrag 1 bestätigt. - Herr Rasch, versuchen Sie Ihr Glück.
19.5 Strategische Neuausrichtung der Verwaltungs- und Wirtschafts-Akademie
Leipzig GmbH (VWA) (VI-DS-01751)
Einreicher: Dezernat Allgemeine Verwaltung
Wird das Wort gewünscht? - Das ist nicht der
Fall. Wer stimmt gegen diesen Beschlussvorschlag? - Wer enthält sich?
Abstimmung: Es ist einstimmig so beschlossen.
Verlaufsprotokoll vom 20.01.2016
S e i t e | 67
19.6 Bau- und Finanzierungsbeschluss Feuerwehrzentrum Leipzig, Gerhard-EllrodtStraße 29d, 04249 Leipzig, Neubau 2. BA
Verwaltungsgebäude, 3. BA Werkstattgebäude, Außenanlagen, Kompensationsmaßnahmen (VI-DS-01776)
Einreicher: Dezernat Stadtentwicklung
und Bau
Einreicher: Dezernat Umwelt, Ordnung,
Sport
An welchem Punkt befinden sich die aktuellen
Vertragsverhandlungen mit dem aktuellen
Grundstückseigentümer bezüglich des Grundstücks Rolf-Axen-Straße? - Das ist Frage 1.
Wird das Wort gewünscht? - Dann zur Abstimmung. Wer gegen diesen Beschlussvorschlag
stimmt, bitte ich um das Handzeichen. - Enthaltungen?
Oberbürgermeister Jung: Weitere Wortmeldungen sehe ich nicht. - Dann bitte ich den Kollegen Albrecht um Antwort.
Abstimmung: Es ist einstimmig so beschlossen.
- Herr Schneider, Sie können loslegen.
Bürgermeister Albrecht: Herr Oberbürgermeister! Meine sehr verehrten Damen und Herren!
Die Vorlage ist in der letzten Sitzung des Grundstücksverkehrsausschusses vorgestellt worden.
Es gab relativ wenige Fragen, weil sich die Vorlage natürlich als zweite Zweitvorlage auf die ursprüngliche Vorlage bezog. Im Grundstücksverkehrsausschuss ist die Vorlage mit 7 : 0 bestätigt
worden.
19.7 Planungsbeschluss für den Neubau einer vierzügigen Grundschule in LeipzigKleinzschocher verbunden mit einer
außerplanmäßigen Auszahlung gemäß
§ 79 (1) SächsGemO (VI-DS-01784)
Einreicher: Dezernat Jugend, Soziales,
Gesundheit und Schule
Wird das Wort gewünscht? - Herr Bonew hat zunächst noch eine Information dazu.
Bürgermeister Bonew: In Beschlusspunkt 2
wird das Haushaltsjahr 2015 genannt. Das muss
in „Haushaltsjahr 2016“ geändert werden. Das ist
mir gerade erst aufgefallen. Wir können rückwirkend keine außerplanmäßige Auszahlung beschließen.
Oberbürgermeister Jung: Danke schön für die
Information. - Herr Weber.
Stadtrat Weber (SPD): Sehr geehrter Herr
Oberbürgermeister! Sehr geehrte Damen und
Herren Stadträte! Liebe Gäste auf der Tribüne!
Meine Fraktion hat mich gebeten, noch ein paar
Fragen zum Grundstück zu stellen, und das will
ich an der Stelle auch gern tun.
Eigentlich hätte das Grundstück schon längst im
Besitz der Stadt sein sollen. Wir haben im Juli
2015 eine Vorkaufsrechtsatzung beschlossen.
Uns wurde mitgeteilt, dass das Grundstück bis
Sommer in städtischem Besitz sein wird. Dann
hieß es, das verzögere sich bis nach dem Sommer. Als dieser Termin auch nicht eingehalten
werden konnte, hieß es, es werde im Herbst so
weit sein, was bis Weihnachten so nicht eintraf.
Jetzt haben wir fast Februar. Deswegen will ich
hier noch einmal nachfragen, auch weil die Öffentlichkeit bereits Kenntnis davon erhalten hat.
Frage 2: Was wurde seit Oktober 2015 von der
Verwaltung getan, um in den Besitz des für die
Schulnetzplanung notwendigen Grundstücks zu
gelangen?
Oberbürgermeister Jung: Gibt es
Nachfragen? -
weitere
Stellen Sie das bitte noch einmal klar, Herr Albrecht.
Bürgermeister Albrecht: Herr Stadtrat Weber
hat eine Frage zu einer Vorlage gestellt, die gar
nicht auf der Tagesordnung ist. Heute ist die Vorlage von Frau Dubrau auf der Tagesordnung, in
der es um den Planungsbeschluss geht. Herr
Weber hat Nachfragen zu einem Grundstück gestellt, auf das sich die Vorlage von Frau Dubrau
bezieht.
Ich wiederhole es gerne noch einmal: Der
Grundstücksverkehrsausschuss hat sich nach
den Regularien, die Sie festgelegt haben, am
Montag mit dieser Vorlage befasst und ihr zugestimmt. Jetzt sind die nächsten Schritte notwendig. Sie wissen, was die nächsten Schritte sind:
Man vereinbart einen Notartermin, beim
Notartermin wird der Vertrag notariell beurkundet, anschließend muss die Grundbucheintragung vorgenommen werden, der Kaufpreis fließt,
und dann ist das Grundstück im Besitz des neuen Eigentümers.
Oberbürgermeister Jung: Das heißt: Es gehört
uns noch nicht. Der Kaufbeschluss ist im Grundstücksverkehrsausschuss gefasst. - Zur Abstim-
Verlaufsprotokoll vom 20.01.2016
mung. Wer gegen diesen Planungsbeschluss ist,
bitte ich um das Handzeichen. - Wer enthält
sich?
Abstimmung: 2 Enthaltungen. Ansonsten einstimmig so beschlossen.
19.8 Neufassung Fachförderrichtlinie über
die Gewährung eines Zuzugsbonusses
für Studenten in der Stadt Leipzig (VIDS-01807)
Einreicher: Dezernat Umwelt, Ordnung,
Sport
Wird das Wort gewünscht? - Das ist nicht der
Fall. Gibt es Gegenstimmen? - Enthaltungen?
Abstimmung: Es ist einstimmig so beschlossen.
19.9
Bebauungsplan Nr. 425 „Wohnsiedlung
Emil-Teich-Straße“; Stadtbezirk Südwest,
Ortsteil
KnautkleebergKnauthain; Aufstellungsbeschluss (VIDS-01815)
Einreicher: Dezernat Stadtentwicklung
und Bau
Wird das Wort gewünscht? - Das ist nicht der
Fall. Gibt es Gegenstimmen? - Enthaltungen?
Abstimmung: Es ist einstimmig so beschlossen.
19.10 Zusatzfestlegung zum Verkehrsleistungsfinanzierungsvertrag im Zusammenhang mit der Begrenzung des
Höchstbetrages
für
die
Jahre
2015/2016 auf 45 Millionen. € (VI-DS01868)
Einreicher: Dezernat Stadtentwicklung
und Bau
19.10.1 ÄA (VI-DS-01868-ÄA-01)
Einreicher: Fraktion DIE LINKE
Wird zum vorliegenden Änderungsantrag das
Wort gewünscht? - Frau Riekewald.
Stadträtin Riekewald (DIE LINKE): Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister! Werte Kolleginnen
und Kollegen! Liebe Gäste auf der Tribüne und
am Livestream! Mal wieder geht es in diesem
Haus um den Verkehrsleistungsfinanzierungsvertrag. Nun endlich, im Januar 2016, liegt eine Vorlage zur Fortschreibung für die Jahre 2015 und
2016 vor. Das muss man sich mal überlegen:
fast ein Jahr Verzögerung. Nun müsste man davon ausgehen, dass die Verwaltung besonders
genau gerechnet hat, um den Zuschuss an die
LVB festzulegen. Vielleicht hat sie das, vielleicht
auch nicht. Ich weiß es nicht. Fakt ist jedenfalls,
dass wir als Stadtrat wieder mit einer Vorlage
konfrontiert werden, in der es heißt, dass sich
LVB, LVV und Stadt auf eine Fortschreibung des
S e i t e | 68
Maximalbetrags geeinigt haben. Seit gestern ist
der Vertrag sogar, durch alle Parteien unterschrieben, im ALLRIS einsehbar. Das nenne ich
„vorauseilenden Gehorsam“.
Wir als Linke haben uns gefragt, wie es zu diesem angeblichen Verhandlungsergebnis kommt;
denn nachvollziehbar ist die Höhe nicht. Die
Verwaltung selbst schreibt in ihrer Vorlage, dass
dieser Betrag von 45 Millionen Euro - ich zitiere ... bedeutet, dass die LVB aufgrund der
steigenden Material- und Rohstoffpreise
weitere Effizienzsteigerungen zu erbringen haben.
Da frage ich mich: Wo sollen diese Effizienzsteigerungen herkommen? Ich glaube nicht, dass da
noch viel Effizienzsteigerung möglich ist.
Beschließen wir heute also diese Vorlage mit
dem Höchstbetrag von 45 Millionen Euro, lassen
wir die Fahrgäste der LVB wieder einmal im Regen stehen; denn sie allein werden für die Kostensteigerungen, Inflation usw. aufkommen müssen. Die Fahrpreise werden wie jedes Jahr wieder pünktlich am 1. August steigen. Für meine
Fraktion besteht ein sehr enger Zusammenhang.
Wenn wir als Stadtrat nicht endlich beschließen,
dass wir mehr öffentliches Geld in den ÖPNV
stecken wollen, werden die jährlichen Fahrpreiserhöhungen nie ein Ende finden. Aber ich bin
davon überzeugt, dass die Fahrgäste dies nicht
mehr lange mitmachen werden.
Deshalb haben wir einen Änderungsantrag eingebracht, in dem wir fordern, genau dies zu beschließen: Mehr Geld für den ÖPNV, und zwar
schon in der Gegenwart und nicht irgendwann in
der Zukunft. Da die Stadtverwaltung die Trennungsrechnung für das Jahr 2014 uns nun doch
noch vorgelegt hat, ziehen wir den ersten Teil
unseres Antrags zurück. Den zweiten Teil werden
wir allerdings aufrechterhalten, weil dieser den
zweiten Satz der Vorlage ändern möchte.
Noch im Oktober letzten Jahres hat die Verwaltung übrigens behauptet, dass eine Erhöhung
EU-beihilferechtlich problematisch ist. Nun, nach
Vorlage der Trennungsrechnung, wissen wir,
dass dies nicht der Fall ist. Im Gegenteil: Da ist
noch viel, viel Luft nach oben. Auch wissen wir
aus der Rechnung, dass die zu beschließenden
45 Millionen Euro nicht der erbrachten gemeinwirtschaftlichen Leistung der LVB entspricht.
Auch hier ist noch viel, viel Luft nach oben.
Genauso erstaunlich finde ich auch das Argument, dass eine Erhöhung rückwirkend für das
Jahr 2015 rechtswidrig ist. Wozu fassen wir hier
eigentlich heute einen Beschluss, wenn außer
dem, was die Verwaltung uns vorlegt - 45 Millionen Euro -, nichts anderes beschlossen werden
Verlaufsprotokoll vom 20.01.2016
kann? Da fühle ich mich ein bisschen wie
Stimmvieh.
Daher bitten wir heute um Ihre Stimme für unseren Antrag, der LVB wenigstens die Inflation auszugleichen und ihr einen Zuschuss von 48 Millionen Euro zu gewähren. - Vielen Dank.
Oberbürgermeister Jung: Frau Dubrau, bitte.
Bürgermeisterin Dubrau: Sehr geehrter Herr
Oberbürgermeister! Sehr geehrte Stadträte! Meine Damen und Herren! Über die inhaltliche Erhebung haben wir schon sehr umfänglich diskutiert. Insofern würde ich jetzt ausschließlich auf
das Thema der rechtlichen Möglichkeiten eingehen.
Wir haben in der Vergangenheit das Rechtsamt
noch einmal gebeten, dieses ganz eindeutig zu
prüfen. Ergebnis war, dass rein sachlich der gegenwärtige Planungsstand des LVV-Konzerns
mittelfristig mit nicht mehr als 45 Millionen Euro
zu leisten ist. Die Differenz zwischen dem Betrag
gemäß Leistungsfähigkeit und dem nachgewiesenen Finanzbedarf wäre durch die Stadt Leipzig
zu tragen. Der Haushalt der Stadt Leipzig
2015/2016 hat hierfür aktuell keine Mittel vorgesehen. Dies wurde bereits im Zusammenhang
mit dem Verwaltungsstandpunkt 1840 auf der
Ratsversammlung am 28. Oktober beschlossen.
Darüber hinaus ist der Betrag von 45 Millionen
Euro mit der LVB abgestimmt. Es gibt vonseiten
der LVB auch gar keinen Antrag auf eine Erhöhung dieses Betrages, jedenfalls derzeit nicht.
Die Prüfung des Rechtsamts hat folgendes Ergebnis:
Der Änderungsantrag ist nach überschläglicher
Prüfung für das Jahr 2015 eindeutig rechtswidrig
und für das Jahr 2016 voraussichtlich rechtswidrig. Die Zuschüsse der Stadt Leipzig, die direkt
über die LVV an die LVB gehen, unterliegen den
beihilferechtlichen Regelungen. - Das hatten wir
auch schon einmal in diesem Rahmen dargestellt.
Für den öffentlichen Personennahverkehr gilt die
EU-Verordnung 1370/2007. Demnach müssen
objektive und transparente Vorabaufstellungen
der Parameter zur Berechnung der Ausgleichsleistungen und Regelungen zur Aufteilung der
Kosten, zur Aufteilung der Einnahmen etc. vertraglich geregelt sein. Eine Korrektur dieses Vertrages nachträglich, ohne dass es eines Verlustausgleichs bedarf, ist nicht möglich. - Das wäre
der Fall, wenn dieser Änderungsantrag beschlossen werden würde.
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Da das Jahr 2015 bereits abgeschlossen ist,
würde eine Zahlung von 3 Millionen Euro an die
LVB eine eindeutig rechtswidrige Zahlung unter
Verletzung des Beihilferechts darstellen. Dieser
Betrag würde gerade nicht der Finanzierung des
Verkehrs dienen, sondern eine reine zusätzliche
Leistung und damit voraussichtlich einen Gewinn
darstellen. Die Folge wäre, dass durch die Wettbewerbsbehörde die Rückforderung dieser
Summe beschieden werden kann und darüber
hinaus Strafgelder für die LVB und für die Stadt
Leipzig drohen. - Ich denke, das kann nicht in
unserem Sinne sein.
Es war die Frage zu klären, ob im laufenden Jahr
der Verkehrsleistungsfinanzierungsvertrag für
2016 geändert und unter Beachtung der Gegenleistung eine Zahlung von 3 Millionen Euro verplant und verwendet werden kann. - Nur wenn
Leistung und Gegenleistung in einem angemessenen Verhältnis stehen und es zu einer Verwendung der vorgesehenen Zahlung im laufenden Geschäftsjahr kommt, könnte nach grober
Prüfung eine Zahlung beihilferechtlich möglich
sein. Ob dies tatsächlich so ist, bedarf einer konkreten Prüfung der Zuschüsse. Weiterhin müssten von der LVB die entsprechenden Leistungen
geplant und im Jahr 2016 zahlungsrelevant umgesetzt werden. Aber auch eine konkrete Prüfung ohne eine konkrete Umsetzung der mit der
Zahlung begehrten Leistung der LVB, wie im Änderungsantrag gefordert, wäre rechtswidrig.
Auch hier droht ein beihilferechtliches Verletzungsverfahren.
In diesen Gründen hat die Verwaltung in ihrem
Standpunkt dargestellt, dass dies von unserer
Seite abgelehnt wird. - Danke schön.
Oberbürgermeister Jung: Wir stimmen nun
über Teil 2 des Änderungsantrags - so habe ich
Frau Riekewald verstanden - ab. Die rechtlichen
Konsequenzen wurden ausgeführt.
Herr Grosser hat noch eine Nachfrage.
Stadtrat Grosser (DIE LINKE): Die rechtlichen
Grundlagen bezüglich der Beihilfe, die Sie hier
dargestellt haben, sind meines Erachtens nur
dann tragend, wenn vonseiten der LVB keine
Gegenleistung erbracht würde. Das, was Sie
jetzt erzählt haben, sollte bitte schön noch einmal geprüft werden. Deshalb beantrage ich, dass
diese Vorlage jetzt abgesetzt und in der nächsten Ratssitzung erneut zur Abstimmung gestellt
wird.
Oberbürgermeister Jung: Das ist ein Antrag
auf Vertagung. Ich möchte widersprechen und
bitte Sie herzlich um heutige Abstimmung.
Verlaufsprotokoll vom 20.01.2016
Ich rufe zuerst den Geschäftsordnungsantrag zur
Abstimmung auf und rate Ihnen, diesen abzulehnen, weil wir Rechtssicherheit für den Verkehrsleistungsfinanzierungsvertrag für das Jahr
2016 brauchen.
Wer stimmt einer Vertagung des Antrags zu? Gegenstimmen? - Enthaltungen?
Abstimmung: Mit einer Reihe von Pro-Stimmen
ist der Vertagungsantrag dennoch abgelehnt.
Jetzt können Sie gern noch Ihre Frage stellen.
Stadtrat Danckwardt: Frau Dubrau, wo wäre
denn die Schwierigkeit, den Leistungsfinanzierungsvertrag kurzfristig zu ändern?
Oberbürgermeister Jung: Das kann ich ganz
einfach beantworten. Wir müssten in 2016 die
Mehrleistung von 3 Millionen Euro definieren.
Rückwirkend geht das definitiv nicht.
Stadtrat Danckwardt: Rückwirkend nicht. Ist die
Verwaltung so unflexibel, dass sie sich nicht vorstellen kann, welche Linien eine hohe Belastung
haben und Mehrleistungen vertragen könnten?
Oberbürgermeister Jung: Wenn es doch so
einfach wäre! - Frau Dubrau.
Bürgermeisterin Dubrau: Wenn es doch so einfach wäre! Sicher kann man sich in einer Planung sehr schnell etwas vorstellen. Wenn man
jetzt sagt: Auf der Linie X sollen 20 Bahnen mehr
am Tag fahren, heißt das: zusätzliche Fahrzeuge, zusätzliche Fahrer. Das kann man doch nicht
mal eben so aus dem Handgelenk schütteln.
Das steht nicht im Plan. Das ist eine konkrete
Planung.
S e i t e | 70
Oberbürgermeister Jung: Herr von der Heide.
Stadtrat von der Heide (Bündnis 90/Die Grünen): Die Argumente mit den fehlenden Mehrleistungen der LVB stimmen nur dann, wenn die
45 Millionen Euro die Höchstgrenze wären und
die Leistungen der LVB im Rahmen der Betrauung usw. usf. 45 Millionen Euro betragen würden. Das wird das Rechtsamt, das diese rechtliche Prüfung vorgenommen hat, ganz bestimmt
nicht wissen. Das sind genau die Daten, die wir
jetzt peu à peu bekommen. Das ist genau das,
was in Zusammenhang mit einer solchen Vorlage öffentlich gemacht werden sollte. Dann könnte man nämlich ehrlich darüber diskutieren, auch
wenn Sie wahrscheinlich am Ende mit dem Argument kommen würden: Das Geld dafür ist
nicht da. - Aber dann wäre das wenigstens ehrlich. Diese rechtlichen Argumente halte ich angesichts der vorliegenden Daten für nicht stichhaltig.
Oberbürgermeister Jung: Wir haben erstens
offen gesagt: Wir haben das Geld nicht budgetiert. Es ist nicht im Haushalt. Es wäre nachteilig
für die Stadt Leipzig. - Zweitens sind wir der Auffassung, dass der Änderungsantrag, so wie er
derzeit vorliegt, rechtswidrig ist. - So ist die Sachlage.
Wer dem Änderungsantrag der Fraktion Die Linke zustimmt, bitte ich um das Handzeichen. Gegenstimmen? - Enthaltungen?
Abstimmung: Eine ganze Reihe von Enthaltungen, eine Reihe von Pro-Stimmen. Mehrheitlich
abgelehnt.
Wir kommen nun zur Abstimmung über die
Hauptbeschlussvorlage. Wer stimmt dem vorliegenden Beschlussvorschlag zu? - Gegenstimmen? - Enthaltungen?
Abstimmung: Das ist mehrheitlich bei einigen
Gegenstimmen und Enthaltungen so beschlossen.
Oberbürgermeister Jung: Herr Georgi hat das
Wort.
19.11 Neufestsetzung der Eintrittspreise für
Museumsnächte (VI-DS-01887)
Einreicher: Dezernat Kultur
Stadtrat Georgi (CDU): Ich möchte darum bitten, dass wir in der Abstimmung fortfahren. Auch
die Kollegen von den Linken, die zwar gerne
Geld verschenken, müssen einfach mal zur
Kenntnis nehmen, dass derjenige, der es bekommen soll, es noch nicht einmal haben möchte.
Wird das Wort gewünscht? - Das ist nicht der
Fall. Gibt es Gegenstimmen? - Enthaltungen?
Abstimmung: Es ist einstimmig so beschlossen.
19.12 Ausführungsbeschluss zur Vergabe
der Postdienstleistungen für die Stadtverwaltung Leipzig (VI-DS-01893)
Verlaufsprotokoll vom 20.01.2016
Einreicher: Dezernat Allgemeine Verwaltung
Wird das Wort gewünscht? - Gibt es Gegenstimmen? - Gibt es Enthaltungen?
Abstimmung: Es ist einstimmig so beschlossen.
19.13 Stellungnahme der Stadt Leipzig zum
bergrechtlichen Planfeststellungsverfahren
zur
Weiterführung
des
Kiessandtagebaus Kleinpösna im Baufeld 5b (VI-DS-01901-NF-02)
Einreicher: Dezernat Stadtentwicklung
und Bau
19.13.1 ÄA (-01901-NF-02-ÄA-01)
Einreicher: Fraktion Bündnis 90/Die
Grünen
19.13.2 ÄA (-01901-NF-02-ÄA-02)
Einreicher: Fraktion DIE LINKE
Herr Elschner, bitte schön.
Stadtrat Elschner (Bündnis 90/Die Grünen):
Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister! Sehr geehrte Beigeordnete! Sehr geehrte Frau Dubrau!
Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen! Liebe
Gäste! Wir erinnern uns: Eigentlich sollte diese
Vorlage bereits in der Dezember-Sitzung vom
Stadtrat beschlossen werden, doch es passierte
Folgendes: Im Entwurf der Stellungnahme an
das Sächsische Oberbergamt wurde nach den
Beratungen und den zuvor positiven Voten in
den Fachausschüssen der Passus: „Die Stadt
Leipzig hat erhebliche Bedenken gegen die Zulassungen des Rahmenbetriebsplans zur Weiterführung des Kiessandtagebaus Kleinpösna im
Baufeld 5b“ kurz vor der Stadtratssitzung ersetzt
durch: „Die Stadt Leipzig hat Hinweise zur Zulassung des Rahmenbetriebsplans zur Weiterführung des Kiessandtagebaus“. Die Folge: Die
Verwaltungsvorlage wurde in der letzten Ratsversammlung zur Beratung in die Fachausschüsse zurückverwiesen.
Weil nun Oberbürgermeister und Stadtverwaltung sich weiterhin für eine Zulassung des Rahmenbetriebsplans
zur
Weiterführung
des
Kiessandtagebaus aussprechen, hat die Fraktion
Bündnis 90/Die Grünen einen Änderungsantrag
eingebracht mit dem Ziel, dass auch weiterhin
gegenüber dem Sächsischen Oberbergamt die
erheblichen Bedenken gegen die Zulassung klar
artikuliert werden. Denn, sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen, die Region Leipzig ist nicht
nur durch die Braunkohletagebaue vorbelastet;
das Vorhaben insgesamt hält meine Fraktion für
ökologisch, volkswirtschaftlich und gesamtgesellschaftlich höchst bedenklich.
S e i t e | 71
Die Stadtverwaltung tut das im Übrigen auch,
denn die wesentlichen erheblichen Bedenken
bleiben weiterhin unverändert Teil der Stellungnahme. Warum nun die plötzliche Weichspülung,
der Etikettenschwindel? Sind es allein die wirtschaftlichen Interessen des Tagebaubetreibers
oder die Meinung des Ortschaftsrates Engelsdorf?
Bei unserer Entscheidungsfindung haben wir uns
mit der Auffassung des Ortschaftsrates auseinandergesetzt, der sich für die Zulassung ausspricht. Wir sind überrascht, dass dem Ortschaftsrat im Wesentlichen das Versprechen, die
Kiesgrubenstraße zu ertüchtigen, anscheinend
genug war und er auch die Bedenken in der Bevölkerung weitgehend ignoriert hat. Ungeklärt ist
dabei, auf wessen Kosten die Verbesserung des
Straßenzustandes erfolgen soll.
Meine Damen und Herren, meine Fraktion kritisiert in diesem Zusammenhang auch, dass die
überarbeitete Wiedernutzbarmachungskonzeption des Rahmenbetriebsplans von 1998 mit der
Geltungsdauer bis Ende 2045 bisher nicht umgesetzt wurde. Dieser Umsetzungspflicht ist der
aktuelle Tagebaubetreiber bzw. auch dessen
Vorgänger bislang nicht nachgekommen. Ein
Rahmenbetriebsplan und eine Wiedernutzbarmachungskonzeption für alle Baufelder wurden
bislang nicht vorgelegt. Nicht unwesentlich ist
auch: Ein weiterer Abbau würde zu einem unwiederbringlichen Verlust von insgesamt 80 Hektar Landwirtschaftsfläche führen. Statt Wiederherstellung der landwirtschaftlichen Flächen sind
als Folgenutzung für die beiden Baufelder 5a
und 5b jeweils Landschaftsseen vorgesehen,
weil die Anforderungen an den Füllstoff zu hoch
sind.
Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen, es gibt
genug offene Kiessandabbaugebiete rund um
Leipzig. Es gibt mittlerweile auch Alternativen
zum Kies; das wird häufig vergessen. Halten Sie
also bitte inne und überlegen Sie noch einmal
ganz genau! Stimmen Sie dann unserem Änderungsantrag zu! Vor gut einem Monat waren wir
uns einig, dass die Stadt Leipzig ganz klar die
erheblichen Bedenken gegen die Zulassung des
Rahmenbetriebsplans als solche zum Ausdruck
bringen sollte. Dieses Druckmittel sollten wir aufrechterhalten. - Vielen Dank.
Oberbürgermeister Jung: Herr Lehmann.
Stadtrat Lehmann (CDU): Sehr geehrter Herr
Oberbürgermeister! Meine Damen und Herren!
Die Stadt Leipzig gibt eine positive Stellungnahme zu einem Vorhaben ab, welches sich größtenteils auf dem Gebiet eines Nachbarkreises
Verlaufsprotokoll vom 20.01.2016
befindet. Das hört sich nicht nur unspektakulär
an; es ist auch so. Es ist eine Formalie. Ob die
Stadt Leipzig erhebliche Bedenken hat oder
himmelhochjauchzend ist, spielt meiner Meinung
nach beim Oberbergamt Freiberg nur eine geringe Rolle. Wir hätten also auch am 16. Dezember
beschließen können, und die Erde hätte sich
auch weitergedreht.
Natürlich sollten wir aus den Fehlern der Vergangenheit lernen und unsere Erwartungen an
den Betreiber klar formulieren und sie dann auch
einfordern. Die Bürger von Hirschfeld, Kleinpösna sowie der Ortschaftsrat von Engelsdorf
begrüßen diese Erweiterung ausdrücklich. Ortschaftsrat, Stadt und Stadtverwaltung haben sich
nach vielen gut besuchten öffentlichen und
nichtöffentlichen Gesprächen mit dem Betreiber
der Kiesgrube verbindlich über die Umsetzung
der Forderungen geeinigt und in einem Protokoll
festgehalten.
Die vorgebrachten Forderungen waren jedoch
nicht Bedenken gegen den Kiesabbau, sondern
Forderungen nach Rekultivierung und Erneuerung der Straßen und Radwege, was der Betreiber anfangs - ob zu Recht oder zu Unrecht weiß
ich nicht - als Sache des Staates, welchem er
viele Steuern zahle, sah. Das kann ich am Beispiel des Radwegs durchaus nachvollziehen.
Der Radweg führt über ein teures Brückenbauwerk in Albrechtshain über die A 38 bis zur
Stadtgrenze von Leipzig und endet hier im nichts.
Denn hier war die Stadtverwaltung kreativ und
hat nach jahrelangen Beschwerden von Nutzern
und Anwohnern über den Zustand des Weges
Abhilfe geschaffen: Sie hat die Reste des Weges
komplett gesperrt.
Es wundert mich schon, dass die Grünen neben
Straßen und Parkplätzen nun auch noch Radwegen den Kampf ansagen. Scheinbar plagt die
Gegner der Erweiterung auch die Angst, dass
aufgrund des niedrigen Ölpreises die Erdölindustrie leidet; denn Leipzig erlebt gerade einen
Riesenbauboom, welchen wir alle mit Forderungen nach neuen Kitas und Schulen - diese beiden Begriffe müssen in jeder Rede fallen, habe
ich gelernt - sowie nach Wohnungen unterstützen. Kies ist ein wichtiger Baustoff,
ein Baustoff, der in Kleinpösna abgebaut wird.
Anders als die ökologische und ökonomische
Vernunft rät, möchten Sie, liebe Gegner der Erweiterung, dem Kies eine schöne lange Reise
durch Deutschland oder Europa gönnen.
Ich gebe Ihnen recht: Das schadet dem Kies natürlich nicht, der Umwelt aber schon.
S e i t e | 72
Zusammengefasst: Wir haben ein Vorhaben, auf
welches unsere Stellungnahme wenig Einfluss
hat, das Stadtverwaltung, Ortschaftsrat und Bürger mit umzusetzenden Maßnahmen befürworten, bei dem sich der Betreiber bei erheblichen
Bedenken kaum an seine Zusagen halten wird,
bei dem das Thema Ausgleichsflächen natürlich
angesprochen worden ist, zu dem es ein hydrologisches Gutachten geben wird, bei dem auch
die Befürchtung der Nachbargemeinden untersucht wurde, und nun soll von Stadträten, die
nicht ein Mal vor Ort waren und sich an den großen Diskussionen, die es dort gab, beteiligt haben, entschieden werden. Deren plötzliche Sorge um landwirtschaftliche Nutzflächen erscheint
mir doch ein wenig scheinheilig.
Wir lehnen die beiden Änderungsanträge ab.
Falls sie eine Mehrheit bekommen, lehnen wir
diese Vorlage ab. Der jetzigen Vorlage stimmen
wir zu. Ich bitte Sie auch im Namen des Ortschaftsrates herzlich, das auch zu tun. - Danke.
Oberbürgermeister Jung: Herr Schlegel hat
das Wort.
Stadtrat Schlegel (DIE LINKE): Sehr geehrter
Herr Oberbürgermeister! Sehr geehrte Damen
und Herren Stadträte! Verehrte Gäste! Die Mitglieder der Linksfraktion hatten uneingeschränkt
die in der ursprünglichen Ratsvorlage enthaltenen erheblichen Bedenken der Verwaltung geteilt, weil diese auch die Diskussion in den Stadtratsgremien widerspiegelten. Für jeden normalen
Menschen ist selbstverständlich klar: Wer Landschaft verbraucht, muss diese zumindest gleichwertig wiederherrichten. Wer mit Kies Kies
macht, kann nicht wie ein Schwein vom Trog
rennen und die Wiederherstellung der Landschaft und Infrastruktur der Allgemeinheit überlassen, also Gewinne privatisieren und Aufwendungen sozialisieren.
Der Stadtrat hat sich auch angesichts der Diskussion im In- und Ausland in den letzten Jahren
immer wieder stark dafür eingesetzt, dass für eine ökologische Regionalversorgung mit Lebensund Futtermitteln notwendige, hochwertige landwirtschaftliche Nutzflächen auch auf Leipziger
Fluren und im Umland zur Verfügung stehen.
Deshalb müssen diese bei Inanspruchnahme ersetzt werden. Wir verschließen uns nicht grundsätzlich der weiteren Kiesförderung. Aber wer einen Tagebau mit Schürfrechten käuflich übernimmt und weiternutzt, erwirbt nicht nur Rechte,
sondern hat eben auch Pflichten. Deshalb kann
es nur ein Scherz sein, wenn der jetzige Tagebaubetreiber - Herr Elschner hat schon darauf
hingewiesen - nur die von ihm abgenutzten Stra-
Verlaufsprotokoll vom 20.01.2016
ßen wiederherstellen will, aber von der Reparatur der von seinen Vorgängern abgenutzten
Straßen sowie von der Geländeauffüllung freigestellt werden und zusätzlich ein weiteres Abbaufeld in Anspruch nehmen will. Deshalb werden
wir auch den Änderungsantrag der Fraktion
Bündnis 90/Die Grünen unterstützen.
Angesichts der in der Wende überkommenden
Defizite bei der Wiederherstellung der durch Tagebaue und Industrieansiedlungen zerstörten
Landschaft im Nord- und Südraum ist uns das
Lavieren des Ortschaftsrates Engelsdorf unverständlich. Zu Recht ist kritisiert worden, was für
eine Landschaft wir 1990 übernommen haben.
Viele Rekultivierungsmaßnahmen waren nicht
weit fortgeschritten. Manche Maßnahmen waren
in den 30er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts erfolgt.
Der Stadtrat vertritt nicht nur verantwortungsvoll
die gesamtstädtischen Interessen gegenüber
den Nachbarkommunen und der gesamten Region, sondern arbeitet auch mit den Kreisen und
anderen Kommunen im Rahmen des Regionalen
Planungsverbandes zusammen. Stimmen Sie
deshalb den beiden Änderungsanträgen zu und
teilen Sie damit die erheblichen Bedenken der
Nachbargemeinden Kleinpösna und Seifertshain!
Beide Kommunen haben - das kann jeder in der
LVZ nachlesen - erhebliche Bedenken geäußert.
Sie sind durch den Kiessandtagebau am stärksten betroffen und erwarten nach Auskiesung zu
Recht eine vollständige Wiederherstellung der
Landschaft sowie der verkehrlichen und technischen Infrastruktur. - Danke.
S e i t e | 73
Stellen Sie sich vor, wir können sogar über
Stadtgrenzen hinaus denken. Uns sind die Befürchtungen der in Großpösna und Seifertshain
lebenden Menschen eben nicht egal, auch wenn
sie Leipzig nicht unbedingt tangieren.
Zu einem anderen Punkt. Herr Lehmann, die
Weltwirtschaft wird bestimmt nicht zusammenbrechen, nur weil ein Kiestagebau nicht erweitert
werden darf, so wie Sie es dargestellt haben.
Zum öffentlich diskutierten Thema Wettbewerbsverzerrung zugunsten eines Unternehmens, das
in Hirschfeld ansässig ist. Dazu will ich für meine
Fraktion klarstellen: Wir Grünen waren gegen
Rehbach, wir waren gegen Schönau II, wir sind
jetzt gegen den Kiestagebau in Kleinpösna, und
wir würden auch gegen einen Ausbau von
Hirschfeld erhebliche Bedenken anmelden.
Mich würde einmal interessieren, was mit dem
Argument Wettbewerbsverzerrung tatsächlich
gemeint ist. Nach meinen Recherchen im Jahresabschluss 2013 gehört der Kiestagebau der
Schotter- und Kies-Union in Hirschfeld zu 58
Prozent der STRABAG, die auch Hauptabnehmer des Kieses ist. Diese bietet den Kies nicht
auf dem Markt an und ist somit kein Wettbewerbskonkurrent. Ich kann keine Wettbewerbsverzerrung erkennen, wenn man quasi ein Tochterunternehmen bevorteilt. Wo keine Konkurrenz
ist, gibt es auch keine Wettbewerbsverzerrung.
Daher frage ich mich schon, was das für ein Argument ist und wer Ihnen dieses Argument Frau Opitz hat ja für den Ortschaftsrat gesprochen - in die Feder diktiert hat. Stammt das von
Ihnen? Stammt das von der Mitteldeutschen
Baustoffe GmbH?
Oberbürgermeister Jung: Herr Volger.
- Wenn es so scheißegal ist, dann - Stadtrat Volger (Bündnis 90/Die Grünen): Sehr
geehrter Herr Oberbürgermeister! Sehr geehrte
Stadträte! Sehr geehrte Gäste! Verzeihen Sie,
dass ich zu so später Stunde noch einmal rede.
Normalerweise wollte ich meine Rede an Frau
Opitz persönlich richten. Sie wissen vielleicht,
dass Frau Opitz einen offenen Brief an die Medien geschrieben hat. Ich finde es daher sehr traurig, dass sie den offenen Disput nicht sucht, sondern heute ferngeblieben ist. Zumindest habe ich
keine Entschuldigung gehört. Herr Lehmann,
vielleicht können Sie uns aufklären.
Ich möchte hier ein paar Dinge, die derzeit in der
Öffentlichkeit kursieren, zurechtrücken. Ortschaftsräte sind Ortschaftsräte. Sie kümmern
sich um die Ortschaften, und das ist gut so. Unsere Aufgabe als Stadtrat ist aber, das im Gesamtinteresse Leipzigs zu beurteilen, und das
hört an der Ortsgrenze eben nicht auf. Wir Grünen tun das. Wir haben keine Mauern im Kopf.
- Wenn das alles scheißegal wäre, hätte die
Stadt Leipzig die erheblichen Bedenken, die von
den Fachämtern geäußert wurden, in der Beschlussvorlage stehen lassen können.
- Jetzt rede ich!
Noch einmal zur Frage der Rekultivierung. Es
kann ja wohl nicht angehen, dass ein Unternehmen die Rekultivierung als Druckmittel verwendet und dass eine Zusage zur Rekultivierung, die
in irgendeinem Protokoll notiert wurde, als Erfolg
verkauft wird. Erst zerstört ein Unternehmen die
Landschaft. Statt den Schaden von sich aus das wäre verantwortungsvoll - zu beheben, will
man das nur dann tun, wenn man noch mehr
Schaden anrichten darf. Die Mitteldeutsche Bau-
Verlaufsprotokoll vom 20.01.2016
stoffe GmbH darf gerne rekultivieren und danach
anfragen, ob sie erneut einen Tagebau erschließen darf. So herum sollte es laufen und nicht
andersherum. Das wäre das Primat der Politik
und nicht das Primat der Wirtschaft. Ich frage
mich schon, ob manche Stadträte hier politisch
urteilen oder ob sie nur die Lobbyinteressen der
Wirtschaft vertreten. - Danke.
Oberbürgermeister Jung: Herr Lehmann noch
einmal.
Stadtrat Lehmann (CDU): Es gab eine ganze
Reihe von Fragen. Zunächst einmal möchte ich
Frau Opitz entschuldigen; sie hat die Grippe.
Herr Volger, ich habe gelernt, dass man über
nicht anwesende Personen hier im Stadtrat nicht
reden soll. Ich weiß nicht, ob das bei Ihnen angekommen ist. Sie hat sich bei Herrn Leisner
ordnungsgemäß entschuldigt.
Im Übrigen mache ich mir absolut keine Sorgen
um die Weltwirtschaft. Ich hatte Sie lediglich gefragt, ob Sie sich Sorgen um die Erdölindustrie
machen.
Zur nächsten Frage. Als das andere Baufeld der
Kiesgrube eröffnet wurde, gab es noch einen
anderen Betreiber.
Zu den Maßnahmen, die jetzt gefordert werden.
Der Ortschaftsrat hatte von Anfang an keine
Probleme mit dem Kiesabbau. Natürlich erwartet
er vom Betreiber, dass dieser das rekultiviert
bzw. wiederherstellt. Der Betreiber war zunächst
anderer Meinung, und es gab eine heftige Diskussion. Die Stadtverwaltung sieht das so. Der
Ortschaftsrat sieht das so. Die Bürger sehen es
so. Wenn es die Grünen und die Linken nicht so
sehen, dann müssen wir halt so abstimmen.
Punkt.
Oberbürgermeister Jung: Ich denke, wir können zur Abstimmung kommen.
Zunächst steht der Änderungsantrag von Bündnis 90/Die Grünen zur Abstimmung. Wer diesem
zustimmt, bitte ich um das Handzeichen. - Gegenstimmen? - Enthaltungen? - Ich muss auszählen lassen, weil sich die Zahl der hier anwesenden Stadträte reduziert hat. Ich bitte den Saal
nach Möglichkeit nicht mehr zu verlassen.
Abstimmung: 24 dafür und 22 dagegen. Der
Änderungsantrag ist angenommen.
Damit hat sich der andere Änderungsantrag eigentlich
S e i t e | 74
(Zuruf von der LINKEN: Der hat sich
erledigt!)
erledigt. Auch über die Gesamtstellungnahme
brauchen wir nicht mehr abzustimmen; denn sie
ist in diesem Beschluss enthalten.
19.14 Neufestsetzung der Eintrittspreise für
den städtischen Eigenbetrieb Oper
Leipzig ab der Spielzeit 2016/2017 (privatrechtliche Entgeltordnung) (VI-DS01949)
Einreicher: Dezernat Kultur
Gibt es Wortwünsche? - Das ist nicht der Fall. Es
gab klare Vorvoten. - Wer stimmt gegen den Beschlussvorschlag zur Neufestsetzung der Eintrittspreise? - Wer enthält sich?
Abstimmung: Dann ist einstimmig so votiert.
19.15 Straßenbenennung 3/2015
(VI-DS-01974)
Einreicher: Dezernat Allgemeine
Verwaltung
Herr Schlegel.
Stadtrat Schlegel (DIE LINKE): Hätten Sie im
Fachausschuss Umweltschutz und Ordnung
nicht herumgeeiert, hätte ich mich wahrscheinlich gar nicht zu Wort gemeldet.
Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister! Sehr geehrte Damen und Herren Stadträte! Verehrte
Gäste! Am 2. Dezember hat nunmehr auch der
Stadtbezirksbeirat Alt-West mit übergroßer
Mehrheit ohne Enthaltungen bei einer Gegenstimme der Vorlage und damit der Benennung
der Bowmanstraße zugestimmt und das Vorhaben ausdrücklich begrüßt. Er kündigte an, für ein
Informationsschild unter dem Straßennamen die
Kosten zu übernehmen. Vorgesehen ist, je ein
Informationsschild an der Kreuzung Lützner und
Zschochersche Straße sowie am Übergang zum
Palmengarten an der Jahnallee anzubringen.
Am 8. Juli hatte der Stadtrat dem Antrag zur
Straßenbenennungsvorlage für den erst 1973 bis
1975 zur Entlastung der Haltestelle am Straßenbahnhof Angerbrücke gebauten Straßenabschnitt
zwischen Jahnallee und Lützner Straße in Bowmanstraße zugestimmt. Dieser Abschnitt hat keine Anwohner- und Firmenanschriften, da ur-
Verlaufsprotokoll vom 20.01.2016
sprünglich die Lützner Straße erst ab dem Abzweig Zschochersche Straße begann.
Im Rahmen der Feierlichkeiten am 18. April vergangenen Jahres, also genau 70 Jahre nach der
Befreiung Leipzigs, wurde auch das Straßeninformationsschild für die Capastraße enthüllt, die
sich zwischen Jahnallee und Erich-Köhn-Straße
befindet. Kultur-Bürgermeister Michael Faber
sagte bei dem Meeting, Capa habe mit seinen
Aufnahmen Dokumente hinterlassen, die 70 Jahre nach dem dramatischen Geschehen nichts
von ihrer Eindringlichkeit verloren haben. Sie
führen die Schrecken des Krieges und den Blutzoll der Befreiung vor Augen.
Bei der Einnahme sind übrigens 60 amerikanische Soldaten gefallen. Auf dem Meeting berichtete ein Leipziger, dass ihn als damals 16Jährigen ältere Soldaten, die nur noch als Kanonenfutter in sinnloser Weise den Krieg für Leipzig
verlängern sollten, nach Hause schickten und er
so nur wenige Stunden zuvor am Ort des Geschehens vorbeikam und am Leben blieb. Bowman hingegen bezahlte das Kriegsende in
Leipzig mit seinem Leben.
S e i t e | 75
- Das können wir gerne machen. - Wer ist gegen
den Beschlusspunkt 1: Aufhebung von Beschlusspunkt 2.3? - Enthaltungen?
Abstimmung: Das ist einstimmig so beschlossen.
Wer dem Beschluss „Umbenennung in Bowmanstraße“ zustimmt, bitte ich um das Handzeichen.
- Gegenstimmen? - Enthaltungen?
Abstimmung: Eine Enthaltung, eine Reihe von
Gegenstimmen. Mit Mehrheit so beschlossen.
19.16 Neufestsetzung der Eintrittspreise für
das Gewandhaus zu Leipzig ab der
Spielzeit 2016/2017 (privatrechtliche
Entgeltordnung) (VI-DS-02053)
Einreicher: Dezernat Kultur
Klare Vorvoten. - Wird das Wort gewünscht? Gibt es Gegenstimmen? - Enthaltungen?
Abstimmung: Das ist einstimmig.
Es ist vieles dazu schon gesagt worden. Es gibt
eine Bürgerinitiative, die die Geschehnisse in
Lindenau aufgeklärt hat. Von dort aus begann
die Befreiung Leipzigs. Weil die Zeppelinbrücke
nicht beschädigt oder zerstört, also unversehrt
geblieben war, konnten von dort aus die amerikanischen Truppen in die anderen Stadtteile
Leipzigs einziehen.
Mit der Bowmanstraße bekommt der bis 2012
unbekannte Soldat einen Namen, und es wird
der Heldenmut aller amerikanischen Soldaten
bei der Befreiung Leipzigs geehrt. Bitte stimmen
19.17 Aufgabenübertragung der Förderung
von Diensten und Angeboten nach der
Betreuungs- und Angeboteverordnung
auf den Kommunalen Sozialverband
Sachsen (VI-DS-02001)
Einreicher: Dezernat Jugend, Soziales,
Gesundheit und Schule
Klare Vorvoten. - Wird das Wort gewünscht? Gibt es Gegenstimmen? - Enthaltungen?
Sie deshalb der Vorlage der Verwaltung zu!
Übrigens sind auch in den USA die Aktivitäten
Leipzigs in dieser Sache sehr aufmerksam verfolgt worden.
Abstimmung: Das ist einstimmig so beschlossen.
20
Oberbürgermeister Jung: Gibt es
Wortmeldungen? (Stadtrat Kriegel [AfD]: Getrennte
Abstimmung!)
weitere
Aktueller Sachstand und weitere Planungen der Unterbringung von Flüchtlingen in der Zuständigkeit der Stadt
Verlaufsprotokoll vom 20.01.2016
Leipzig - Stand: 14.01.2016 (VI-DS02269)
Einreicher: Dezernat Jugend, Soziales,
Gesundheit und Schule
Bitte nehmen Sie den Sachstand und die weiteren Planungen der Unterbringung von Flüchtlingen in unserer Stadt zur Kenntnis. - Gibt es
Nachfragen? - Das ist nicht der Fall.
S e i t e | 76
Einreicher: Oberbürgermeister
Dazu wurde sehr ausführlich im Verwaltungsausschuss vorgetragen. - Wortwünsche sehe ich
nicht.
21.7
Sponsoringbericht der Stadt Leipzig
für das Jahr 2014 (VI-DS-02027)
Einreicher: Dezernat Finanzen
21
Informationen I
Gibt es dazu Wortwünsche? - Dann bitte ich
auch hier um Kenntnisnahme.
21.1
Benennung der Auswahlkommission
zur Besetzung der Stelle des/der Beigeordneten für Kultur (VI-DS-02250)
Einreicher: Oberbürgermeister
Wir sind damit am Ende unserer Tagesordnung.
Ich bedanke mich recht herzlich.Schönen Abend!
Wird das Wort gewünscht? - Dann werden wir
die Kommission so bilden.
21.2 Handreichung zur Kinder- und Jugendbeteiligung bei Schulbaumaßnahmen
(VI-DS-01847)
Einreicher: Dezernat Jugend, Soziales,
Gesundheit und Schule
Ich bitte Sie um freundliche Kenntnisnahme. Wortwünsche sehe ich nicht.
21.3
Investitionsbedarf für Spielplatzneuund -ersatzbauten - Umsetzung des
Beschlusses V/A 573 zum Antrag
A-00095/14 (VI-DS-01663)
Einreicher: Dezernat Umwelt, Ordnung,
Sport
Auch hier wird Kenntnisnahme erbeten. - Wortwünsche sehe ich nicht.
21.5
Finanzbericht 2015 zum Stichtag
30.09.2015 (VI-DS-02130)
Einreicher: Dezernat Finanzen
Sie merken: Unsere Bäume wachsen nicht in
den Himmel; es wird eng. - Kenntnisnahme gewünscht.
21.6
Bericht der Geschäftsführung der
Leipziger Wohnungs- und Baugesellschaft mbH (LWB) zur Umsetzung der
Eigentümerziele der LWB (VI-DS02080)
Oberbürgermeister:
Schriftführer:
Stadtrat:
Protokollant:
Stadtrat: