Daten
Kommune
Leipzig
Dateiname
1000670.pdf
Größe
2,1 MB
Erstellt
29.07.14, 12:00
Aktualisiert
25.08.16, 07:51
Stichworte
Inhalt der Datei
Dienstberatung des Oberbürgermeisters
Informationsvorlage Nr. DS-00077/14
Status: öffentlich
Beratungsfolge:
Gremium
Termin
Zuständigkeit
Dienstberatung des Oberbürgermeisters
10.06.2014
Beschlussfassung
Fachausschuss Jugend, Soziales, Gesundheit und Schule
03.07.2014
Information zur Kenntnis
Ratsversammlung
17.09.2014
Information zur Kenntnis
Eingereicht von
Dezernat Jugend, Soziales, Gesundheit und Schulen
Betreff
Wohnungsnotfallhilfe in Leipzig - Überblick und strategische Ausrichtung 2014
(eRIS: DS V/3856)
Beschluss:
Die Ratsversammlung nimmt die Information Wohnungsnotfallhilfe in Leipzig - Überblick und
strategische Ausrichtung 2014 - zur Kenntnis.
Prüfung der Übereinstimmung mit den strategischen Zielen:
X
Finanzielle Auswirkungen
nein
wenn ja,
ja, Ergebnis siehe Anlage zur Begründung
Kostengünstigere Alternativen geprüft
nein
Folgen bei Ablehnung
nein
ja, Erläuterung siehe Anlage zur
Begründung
Handelt es sich um eine Investition (damit
aktivierungspflichtig)?
nein
ja, Erläuterung siehe Anlage zur
Begründung
Im Haushalt wirksam
Ergebnishaushalt
von
bis
Höhe in EUR
wo veranschlagt
Erträge
Aufwendungen
Finanzhaushalt
Einzahlungen
Auszahlungen
Entstehen Folgekosten oder Einsparungen?
nein
wenn ja,
Seite 1/3
Folgekosten Einsparungen wirksam
Zu Lasten
anderer OE
von
bis
Höhe in EUR (jährlich)
wo veranschlagt
Ergeb. HH Erträge
Ergeb. HH Aufwand
Nach
Durchführun
g
der
Maßnahme
Ergeb. HH Erträge
zu erwarten
Ergeb. HH Aufwand (ohne
Abschreibungen)
Ergeb. HH Aufwand aus jährl.
Abschreibungen
Auswirkungen auf den Stellenplan
Beantragte Stellenerweiterung:
Beteiligung Personalrat
X
nein
wenn ja,
Vorgesehener Stellenabbau:
nein
ja,
Sachverhalt:
siehe Anlage
Anlagen:
Deckblatt eRIS
Sachverhalt
Seite 2/3
RV
Information
zur Ratsversammlung am 17.09.2014
Drucksache Nr. V/3856
öffentlich
enthält nichtöffentliche Bestandteile
nicht öffentlich
Neufassung vom
Austauschblatt vom
Eilbedürftig
Eingereicht von
In folgende Ausschüsse zur Kenntnis:
Dezernat Jugend, Soziales, Gesundheit und Schule
FA Jugend, Soziales, Gesundheit und Schule
Wohnungsnotfallhilfe in Leipzig - Überblick und strategische Ausrichtung 2014
Information
Stadt Leipzig
01.5/035/07.04
Die Ratsversammlung nimmt die Information Wohnungsnotfallhilfe in Leipzig - Überblick und
strategische Ausrichtung 2014 - zur Kenntnis.
nein
Finanzielle Auswirkungen
wenn ja,
Kostengünstigere Alternativen geprüft
nein
ja, Ergebnis siehe Anlage zur Begründung
Folgen bei Ablehnung
nein
ja, Erläuterung siehe Anlage zur Begründung
Handelt es sich um eine Investition
(damit aktivierungspflichtig)?
nein
ja, Erläuterung siehe Anlage zur Begründung
Im Haushalt wirksam
Erträge
Ergebnishaushalt
Aufwendungen
Einzahlungen
Finanzhaushalt
Auszahlungen
von
bis
Entstehen Folgekosten oder Einsparungen?
Folgekosten
wirksam
Zu Lasten
anderer OE
Nach
Durchführung
der
Maßnahme
zu erwarten
Einsparungen
Ergeb. HH Erträge
Ergeb. HH Aufwand
Ergeb. HH Erträge
Ergeb. HH Aufwand
(ohne Abschreibungen)
Ergeb. HH Aufwand aus
jährl. Abschreibungen
von
bis
Prüfung der Übereinstimmung mit den strategischen Zielen:
Strategisches Ziel „Schaffung von Rahmenbedingungen für
Arbeitsplätze“
Strategisches Ziel „Schaffung von Rahmenbedingungen für eine
ausgeglichenere Altersstruktur.
Das Handeln der Stadt richtet sich auf Kinder, Jugendliche und
Familien mit Kindern aus.“
Prüfung der Übereinstimmung mit den strategischen Zielen
erfolgte bereits mit folgendem Beschluss:
Dienstberatung des Oberbürgermeisters, Drucksache-Nr.
Beschluss des Stadtrates Nr.
wo veranschlagt
Stadt Leipzig
01.15/016/01.12
wenn ja,
Höhe in EUR (jährlich)
▼ PSP-Element
Vorgesehener Stellenabbau:
relevant
relevant
▼
wo veranschlagt
nein
Sie verändert sich mit dieser Vorlage nicht und wird deshalb im Prüfkatalog nicht dargestellt.
▼ PSP-Element
nein
Auswirkungen auf den Stellenplan
Beantragte Stellenerweiterung:
Höhe in EUR
▼
wenn ja,
▼
nicht relevant
nicht relevant
Wohnungsnotfallhilfe in Leipzig
Überblick und strategische Ausrichtung
2014
Sozialamt
Impressum
Herausgeber:
Stadt Leipzig, Sozialamt
Verantwortlich:
Martina Kador-Probst, Sozialamt
Redaktion:
Stefan Adams, Sozialamt
Christoph Motzer, Sozialamt
Mitarbeit:
Dr. rer. med. Norbert Köhler, Universität Leipzig
Layout:
Stadt Leipzig, Sozialamt
Fotonachweis:
Ökumenisches Wohnprojekt Quelle e.V.: Abb. 6, 9
Zentrum für Drogenhilfe: Abb. 16, 24, 26, 27
Johanniter-Unfall-Hilfe e.V.: Abb. 23
Uwe Schulze: Abb. 5, 25
Christoph Motzer: Abb. 1, 7, 20, 28
Druck:
Hausdruckerei
Redaktionsschluss: 22.05.2014
Alle Rechte vorbehalten. Es ist nicht gestattet, ohne ausdrückliche Genehmigung des Sozialamtes
diese Veröffentlichung oder Teile daraus für gewerbliche Zwecke zu vervielfältigen oder in elektronische Systeme einzuspeichern. Die Vervielfältigung dieser Veröffentlichung oder von Teilen daraus
ist für nicht gewerbliche Zwecke mit Angabe der Quelle gestattet.
Liebe Leserinnen und Leser,
in Leipzig wohnen rund 800 Menschen zumindest zeitweise in Notunterkünften oder in von der Stadt Leipzig angemieteten Wohnungen. Sie sind wohnungslos, weil
sie nicht über eigenen vertraglich abgesicherten Wohnraum verfügen. Wirklich obdachlos sind in Leipzig nur wenige Menschen – die Übernachtungshäuser stehen
ihnen offen, niemand muss ohne Obdach bleiben.
Wohnungslosigkeit geht meist einher mit anderen sozialen Schwierigkeiten: Arbeitslosigkeit und einem Mangel an hilfreichen sozialen Beziehungen. Oft sind
Suchterkrankungen und psychische Erkrankungen die Ursache. Fachlicher Anspruch der Wohnungsnotfallhilfe ist, die Kompetenzen und Fähigkeiten wohnungsloser Menschen in den Blick zu nehmen und Hilfe zur Selbsthilfe zu gewähren.
Die Angebote der Leipziger Wohnungsnotfallhilfe sind bedarfsorientiert und gut aufeinander abgestimmt. Die Hilfen greifen im Einzelfall gut ineinander – die Träger
sind vernetzt und arbeiten lösungsorientiert zusammen.
Die Broschüre stellt die verschiedenen Angebote der Träger der Leipziger Wohnungsnotfallhilfe vor. Dies umfasst sowohl die Dienstleistungen freier Träger als
auch jene der Stadt Leipzig. Des Weiteren beschreibt sie den künftigen Handlungsbedarf und erläutert die erforderliche Neuausrichtung der Wohnungsnotfallhilfe.
Viele Leipzigerinnen und Leipziger engagieren sich im Bereich der Wohnungsnotfallhilfe ehrenamtlich. Sie unterstützen und ergänzen die Hilfen der Fachkräfte und
zeigen zwischenmenschliche Solidarität. Ihnen gilt besonderer Dank.
Prof. Dr. Thomas Fabian
Bürgermeister und Beigeordneter für Jugend, Soziales, Gesundheit und Schule
Inhaltsverzeichnis
1.
Obdachlosigkeit und Wohnungslosigkeit
2.
Entwicklung der Wohnungsnotfallhilfe in Leipzig
3.
Angebote der Wohnungsnotfallhilfe in Leipzig
3.1
Vorstellung der in Leipzig tätigen freien Träger
3.2
Die Arbeitsbereiche der Wohnungsnotfallhilfe
3.2.1
Fachstelle Wohnungsnotfallhilfe
3.2.2
Sozialdienst und Beratungsstelle „Vier Wände“
3.2.3
Notunterbringung
3.2.3.1
Gemeinschaftsunterkünfte für wohnungslose Frauen und Männer
3.2.3.2
Gewährleistungswohnungen
3.2.3.3
Notunterbringung mit Angeboten der Suchthilfe
3.2.3.4
Notunterbringung mit Angeboten für psychisch kranke Menschen
3.3
Tagesaufenthalte für wohnungslose Menschen in besonderen sozialen Schwierigkeiten
3.4
Ambulant betreutes Wohnen
3.5
Suchtspezifische Wohnformen mit ambulanter Betreuung
4.
Planung und Strategie 2014 bis 2018
4.1
Handlungsbedarf
4.2
Strategie und Maßnahmen zur Umsetzung
4.2.1
Versorgungsangebote
4.2.2
Präventive Arbeit
4.2.3
Qualitätsmanagement und Berichterstattung
5.
Ergänzende Informationen
1. Obdachlosigkeit und Wohnungslosigkeit
Der Begriff „Obdach“ bedeutet Unterkunft oder Wohnung. Obdachlose Menschen
verfügen über keinen festen Wohnsitz und übernachten im öffentlichen Raum, im
Freien oder in Notunterkünften.
Unter dem Begriff der Wohnungsnotfallhilfe leistet die Stadt Leipzig in enger Kooperation mit freien Trägern sowohl für wohnungslose Menschen als auch für
Haushalte, denen Wohnungslosigkeit droht oder
die in unzumutbaren Wohnverhältnissen leben, direkt
Hilfe. Persönliche Hilfe zur
Überwindung
sozialer
Schwierigkeiten wird in
Form von Beratung und
Unterstützung durch Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter gewährt. Zur
Verhinderung von Wohnungslosigkeit werden darüber hinaus finanzielle
Leistungen, z. B. in Form
Abbildung 1: Notbehausung in einem Keller in den 1990'er
eines Darlehens bei MietJahren
schulden, gewährt.
In den Jahren 1994 bis 2011 waren in den Einrichtungen der Leipziger Wohnungsnotfallhilfe jährlich im Durchschnitt 978 Personen notuntergebracht. Dabei unterlag
die Anzahl der Notuntergebrachten großen Schwankungen. So waren im Jahr
1998 mit insgesamt 1486 Personen mehr als doppelt so viele Personen notuntergebracht wie 2008 (623 Personen), zwischen 2008 und 2011 stieg die Zahl wieder
auf 773 Personen (um 24%) an.
Diese Entwicklung entspricht dem bundesdeutschen Trend, wobei der prognostizierte weitere Anstieg der Anzahl der wohnungslosen Personen in Leipzig abgeschwächt erwartet wird.
Die Formen der Notunterbringung bei eingetretener Obdachlosigkeit sind ordnungsrechtlich bestimmt. Im Freistaat Sachsen gilt hierfür das Sächsische Polizeigesetz (SächsPolG). Die Kommune als Ortspolizeibehörde ist zur Unterbringung
verpflichtet; in der Stadt Leipzig nimmt diese Aufgabe das Sozialamt wahr. So ist
sichergestellt, dass die betroffenen Menschen neben der reinen Unterbringung
auch unmittelbar Zugang zu persönlicher Hilfe erhalten. Die konkrete Ausgestaltung der Notunterbringung in Leipzig ist in einer Benutzungs- und Gebührensatzung für Wohnungsnotfallunterkünfte geregelt.
Die Lebenslage der von Wohnungslosigkeit bedrohten oder betroffenen Menschen
ist häufig von einer wechselseitigen Verbindung besonderer Lebensverhältnisse
mit sozialen Schwierigkeiten geprägt. Neben dem Mangel an individuellem Wohn-
5
raum sind besondere Lebensverhältnisse z. B. durch fehlende Erwerbstätigkeit,
gesundheitliche Unterversorgung oder den Mangel an hilfreichen sozialen Beziehungen gekennzeichnet. Wohnungslosigkeit geht zum Teil einher mit Abhängigkeits- und psychischen Erkrankungen. Besondere Bedeutung hat die vernetzte Zusammenarbeit mit den Fachkräften der Suchthilfe, Kinder- und Jugendhilfe, Sozialpsychiatrie und anderen komplementären Hilfen. Der fachliche Austausch erfolgt in
Leipzig in Arbeitskreisen und Fachgremien.
2. Entwicklung der Wohnungsnotfallhilfe in Leipzig
Schon im Jahr 1987 stellte sich die Evangelisch-Lutherische Michaelis-Kirchgemeinde den Problemen haftentlassener Männer und Frauen und initiierte in den
Gemeinderäumen das sozialdiakonisch
wirkende
Projekt
„TeeKeller Quelle“. Haftentlassene Menschen erhielten Unterstützung bei der Suche nach
Wohnraum und zur Bewältigung
sozialer Schwierigkeiten.
Haftentlassene Menschen gehörten im Jahr 1990 auch zu
den ersten Wohnungslosen in
Leipzig.
Eine
gemeinsame
Hausbesetzung durch Gäste
Abbildung 2: Information zur Eröffnung der Queckstraße 2
und Mitarbeiter des Teekellers
und des Neuen Forums führte
im April 1990 zur Gründung des Ökumenischen Wohnprojekt Quelle e.V. Bis heute
prägt dieser Träger die fachliche Qualität der Hilfemaßnahmen im ambulant betreuten Wohnen zur Überwindung besonderer sozialer Schwierigkeiten.
Die Stadt Leipzig stellte sich
im Herbst 1990 der Wohnungsnotfallproblematik. Im
Januar 1991 wurde ein
Haus für wohnungslose
Frauen und Männer eröffnet.
Abbildung 3: Angebot der Beratungsstelle „Vier Wände“
6
Zur Sicherung der Unterkunftsversorgung in Notfällen mietet die Stadt Leipzig
seither bei Bedarf auch
Wohnungen an. In diese sogenannten
Gewährleistungswohnungen
werden
Haushalte mit Kindern notuntergebracht, sofern nicht
rechtzeitig vor einer Zwangsräumung anderer Wohnraum gefunden werden kann.
Die Unterbringung in diesen Wohnungen hat vorübergehenden Charakter und verhindert die ansonsten unter Umständen nötige Trennung der Kinder von ihren Eltern.
Rasch wurde deutlich, dass allein mit Maßnahmen und sozialen Angeboten zur
Notunterbringung nicht ausreichend und angemessen mit dem sich verstärkenden
sozialen Problem der Wohnungslosigkeit umgegangen werden konnte. Im Oktober
1991 richtete das Sozialamt eine Beratungsstelle für wohnungslose Menschen ein.
Mit der Bezeichnung „Vier Wände“ wurde einerseits auf das Kernproblem – knapper Wohnraum für besondere Bedarfsgruppen – andererseits auf das Ziel der sozialen Beratung – selbstständiges Wohnen in einer eigenen Mietwohnung – hingewiesen.
Der ambulante soziale Hilfeansatz wurde wenig später durch die Schaffung eines
städtischen Tagesaufenthaltes für wohnungslose und von Wohnungslosigkeit bedrohte Menschen ergänzt. Später folgten mit der Ökumenischen Kontaktstube für
Wohnungslose „Leipziger Oase“ in der Nürnberger Straße 31 (Diakonisches Werk
Innere Mission Leipzig e.V.) und dem Tagestreff für Wohnungslose in der Rückmarsdorfer Straße 5 (Volkssolidarität Stadtverband Leipzig e.V.) zwei weitere Tagesaufenthalte in freier Trägerschaft. Der vormalig städtische Tagestreff wird heute
durch die SZL Suchtzentrum gGmbH betrieben.
Den Empfehlungen des Deutschen Städtetages zur Organisation einer modernen
und effizienten Hilfe zur Vermeidung von Wohnungslosigkeit folgend, wurde 1993
eine Fachstelle Wohnhilfen im damaligen
Amt für Wohnungswesen der Stadt
Leipzig eingerichtet.
Diesen nach der Zusammenlegung von
Amt für Wohnungswesen und Sozialamt
zunächst aufgegebenen Ansatz griff die
Verwaltung im Jahr 2011 neu auf. Er wurde in der heutigen Abteilung Soziale
Wohnhilfen des Sozialamtes umgesetzt.
Durch die Umgestaltung der Beratungsstelle „Vier Wände“ zum gleichnamigen
Sozialdienst und die Vernetzung innerhalb der Abteilung mit den für wirtschaftliche Wohnhilfen, Notunterbringung und
Wohnraumversorgung zuständigen Bereichen erfolgt wieder eine effektive Hilfeleistung „aus einer Hand“ im Sinne des
Fachstellenkonzeptes.
1994 konnte das Advent-Wohlfahrtswerk
e.V. als Träger für eine weitere Einrichtung der Wohnungslosenhilfe gewonnen
7
Abbildung 4: Faltblatt "Not braucht
Bündnisse", 1993
werden. Der Träger betreibt und gestaltet seitdem das damals dringend benötigte
selbstständige Übernachtungshaus für wohnungslose Frauen.
Die Novelle des Bundessozialhilfegesetzes 1996 stärkte und erweiterte die ambulante Ausrichtung der Hilfe und wurde vom Freistaat Sachsen mit der Formulierung
des Leistungstyps „Ambulant betreutes Wohnen zur Überwindung besonderer sozialer Schwierigkeiten“ sowie inhaltlichen Richtlinien und Finanzierungsvorschriften
untersetzt. Der Grundstein für die heute vorhandenen und durch freie Träger verantworten Angebote und Maßnahmen des ambulant betreuten Wohnens war gelegt. Neben dem Ökumenischen Wohnprojekt Quelle e.V. engagieren sich seitdem
auch der Caritasverband Leipzig e.V. und die SZL Suchtzentrum gGmbH im ambulant betreuten Wohnen.
Der Arbeitskreis Resozialisierung e.V. unterstützt mit seinem ambulant betreuten
Wohnprojekt in besonderer Weise aus der Haft entlassene Männer und deren Integration in die Gesellschaft.
Mit der Suchtberatungs- und -behandlungsstelle "Alternative I" wurde bereits in den
neunziger Jahren eine besondere Möglichkeit zur Kontaktaufnahme, Übernachtung
und Beratung für drogenabhängige und in der Folge auch wohnungslose Frauen
und Männer geschaffen. Träger dieser Einrichtung in der Chopinstraße 11 ist das
Zentrum für Drogenhilfe im Städtischen Klinikum „St. Georg“ Leipzig.
Zur Schaffung und zum Erhalt eines guten und sicheren baulichen Zustandes und
einer angemessenen Ausstattung der Einrichtungen für wohnungslose Menschen
wurden in Leipzig viele Baumaßnahmen durchgeführt. Das Erste Leipziger Integrationshaus in
der Rückmarsdorfer Straße 5 ist ein Neubau aus
dem Jahr 1999. Eine große Anzahl von Gewährleistungswohnungen sind mit Hilfe von Fördermitteln des Freistaates Sachsen grundlegend saniert worden.
Ein fester Bestandteil des Leipziger Hilfesystems
ist der regelmäßige Fachdiskurs zwischen den
Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern freier Träger
und der Stadtverwaltung. Neu entstehende Hilfebedarfslagen werden inhaltlich bestimmt und
mit Konzepten für eine Weiterentwicklung der
bestehenden Hilfeangebote untersetzt.
So wurden beispielsweise zwei Einrichtungen zur
ambulanten Wohnbetreuung von chronisch mehrfachgeschädigten abhängigkeitskranken Menschen eröffnet und im Jahr 2007 ein Projekt zur
Abbildung 5: Neubau der Stadt
intensiven Betreuung mit Klärung der Hilfebedarfslagen notuntergebrachter psychisch kranker Leipzig, Rückmarsdorfer Str. 5
und wohnungsloser Frauen und Männer initiiert.
Träger dieser Angebote sind das SZL Suchtzentrum Leipzig gGmbH (Haus „Do-
8
mizil“, Queckstraße) Zentrum für Drogenhilfe im Städtischen Klinikum „St.
Georg“ (Haus „Alt-Schönefeld“, Theklaer Straße) und Das BOOT gGmbH.
2006 initiierte das Ökumenische Wohnprojekt Quelle e.V. ein Wohnprojekt für alte
Menschen die in besonderen sozialen Schwierigkeiten leben, jedoch nicht zwingend einen Platz in einem Alten- oder Pflegeheim benötigen. Gemeinsam mit der
Leipziger Wohnungs- und Baugesellschaft mbH wurden in der Selliner Straße 1
Wohnungen umgebaut und ein Wohnprojekt mit 11 Plätzen eingerichtet.
Die Zusammenarbeit zwischen den
fachlich spezialisierten Hilfeträgern
und dem Sozialamt findet dabei auf
verschiedenen Ebenen, wechselseitig zwischen den Fachleuten, im
Rahmen von gemeinsamen Fallkonferenzen und in Arbeitsgruppen statt.
Freie und kommunale Träger und
Einrichtungen arbeiten darüber hinaus in verschiedenen Gremien angrenzender Hilfesysteme z. B. im
Drogenbeirat und im Psychiatriebeirat übergreifend zusammen. In seiner Sitzung vom 07.09.2006 hat der
Abbildung 6: Ökumenisches Wohnprojekt Quelle
e.V., Selliner Straße
Drogenbeirat beschlossen hat, den
Arbeitskreis "Wohnungslosigkeit und
Sucht" als Unterarbeitsgruppe des Drogenbeirates zu führen, auch um zu gewährleisten, dass die Informationen so in den Stadtrat transportiert werden.
Mit dem Fachforum Wohnhilfen entwickelte sich seit dem Jahr 2005 Sozialamtes
ein Gremium, das grundlegende Themen des Hilfesystems für Wohnungsnotfälle
und der Kooperation zwischen Verwaltung und Leistungserbringenden Trägern der
Wohnungsnotfallhilfe vertieft und die verschiedenen Hilfeangebote intensiv vernetzt. Mitglieder sind alle freien Träger der Leipziger Wohnungsnotfallhilfe, je ein
Vertreter der Bürgerschaft und der Fakultät Angewandte Sozialwissenschaften der
Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur Leipzig sowie die Leitung des Sozialamtes und der Abteilung Soziale Wohnhilfen.
Verschiedene Träger arbeiten zum Thema Wohnungslosenhilfe in überregionalen
Arbeitskreisen mit. Die Stadt Leipzig ist seit Mitte der neunziger Jahre Mitglied der
Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe e.V. Dieser Verein fördert in der
Bundesrepublik Deutschland u. a. die nachhaltige Zusammenarbeit der für die einzelnen Hilfeangebote für wohnungslose Menschen zuständigen öffentlichen Stellen, freien Träger und Vereine. Die Bundestagung des Vereins fand bereits zweimal in Leipzig statt.
Gemeinsames Ziel aller Leipziger Hilfeeinrichtungen für wohnungslose Menschen
und Haushalte mit besonderen sozialen Schwierigkeiten ist eine rasche Integration
der durch finanzielle, soziale oder gesundheitliche Probleme in eine randständige
Lebenssituation und Wohnungslosigkeit geratenen Menschen in die Gemeinschaft.
9
Dabei steht der Ansatz einer aktivierenden Hilfe zur Selbsthilfe im Zentrum der Bemühungen.
Eine aktive Vernetzungsarbeit erlaubt es, den im Einzelnen nötigen persönlichen
Hilfen zur erforderlichen Wirksamkeit zu verhelfen. Im Mittelpunkt stehen hierfür
zunächst alle direkten Angebote im Hilfesystem. Weitere wichtige Partnerinnen und
Partner finden sich in zahlreichen angrenzenden sozialen Arbeitsfeldern, wie z. B.
in der Gesundheitshilfe oder der Kinder- und Jugendhilfe. Unabdingbar ist aber
auch eine wirksame Kommunikation mit den für finanzielle Sozialleistungen zuständigen Stellen, z. B. dem Jobcenter Leipzig.
Mit zahlreichen großen und kleinen Vermietern, Wohnungsbaugesellschaften und
Genossenschaften wird partnerschaftlich kommuniziert und kooperiert. Häufig ist
das Dreiecksverhältnis zwischen der Klientel sozialer Arbeit, den Vermietern und
den unterstützenden Sozialdiensten nicht konfliktfrei. Unterschiedliche Erwartungen oder Herangehensweisen können allerdings im Gespräch oftmals zum Nutzen
wohnungssuchender Haushalte ausgeglichen werden.
Fachlicher Austausch überwindet
auch Ländergrenzen. In den Jahren
2004, 2007 und 2008 wurden Hilfeangebote für wohnungslose Menschen in den Leipziger Partnerstädten Kraków und Brno wechselseitig
hospitiert.
Fast schon selbstverständlich sind
Tage der offenen Tür in den sozialen
Einrichtungen für wohnungslose
Menschen.
Abbildung 7: Kraków, Eingang des
Übernachtungshauses
Im Winter 1997/1998 wurde in einer
breit angelegten Aktion ein erstes
zusätzliches Nachtquartier für wohnungslose Männer initiiert. Mehr als 10 Leipziger
Kirchgemeinden und deren ehrenamtliche Helferinnen und Helfer beteiligten sich
und unterstützten die einzelnen Übernachtungsgäste. Im Winter 2001/2002 wurde
das zusätzliche Nachtquartier, als „Nachtcafé“ in der Ökumenische Kontaktstube
für Wohnungslose Leipziger Oase angesiedelt. Das „Nachtcafe“ wird seit 2013 –
aus finanziellen Gründen und weil die regulären Angebote für wohnungslose Männer und Frauen eine bedarfsgerechte Versorgung auch im Winter sichern – nicht
als Bestandteil des Leipziger Winterprogramms für wohnungslose Menschen fortgeführt. Bei Bedarf kann die Kapazität in den vorhandenen Einrichtungen vorübergehend erweitert werden, um wohnungslose Menschen schnell und sicher unterzubringen.
Die Leipziger Wohnungsnotfallhilfe verwirklicht mit ihren differenzierten bedarfsgerechten Angeboten nicht nur die individuellen Rechtsansprüche der Betroffenen.
Mit zusätzlichen Angeboten werden in der Öffentlichkeit wichtige Akzente gesetzt.
10
Hierfür steht seit langen Jahren die Leipziger Straßenzeitung „KIPPE“, die in Trägerschaft der SZL Suchtzentrum gGmbH erstellt wird.
Die Bedarfslagen wohnungsloser Personen ändern sich, Leistungen müssen angepasst und hinterfragt, neue Hilfeangebote entwickelt werden. Um das System der
Wohnungsnotfallhilfe in Leipzig bedarfsgerecht und effektiv auszurichten, wurde im
Jahr 2012 eine externe, trägerübergreifende Gesamtbetrachtung und Untersuchung beauftragt. Ziel war es, die an vielen Stellen wahrgenommenen Veränderungsbedarfe einzuordnen, Lösungsansätze zu bewerten und mögliche zusätzliche
Bedarfe wie auch Sparpotenzial qualitativ und quantitativ zu untersetzen.
Die dargestellten Entwicklungen und die vorgeschlagenen Strategien und Maßnahmen der Stadt Leipzig basieren auf dieser umfassenden Analyse.
3. Angebote der Wohnungsnotfallhilfe in Leipzig
3.1 Vorstellung der in Leipzig tätigen freien Träger
Die Hilfen für Wohnungsnotfälle werden von Trägern der freien Wohlfahrtspflege
und der Stadt Leipzig selbst erbracht. Das Ziel, dass sich die Sozialhilfe und die
Tätigkeit der freien Wohlfahrtspflege zum Wohle der Leistungsberechtigten wirksam ergänzen, ist in
§ 5 SGB XII gesetzlich normiert. Die Träger der Sozialhilfe
sollen die Verbände
der freien Wohlfahrtspflege in ihrer Tätigkeit auf dem Gebiet
der Sozialhilfe angemessen unterstützen.
Die Stadt Leipzig finanziert die Angebote
und schließt mit den
Abbildung 8: Faltblatt mit Leipziger Angeboten der
Wohnungsnotfallhilfe
freien Trägern in der
Regel Leistungs-, Vergütungs- und Prüfungsvereinbarungen nach § 75 SGB XII ab. Es handelt sich um
kommunale Pflichtleistungen, die von Amts wegen (Unterbringung nach dem
Sächsischen Polizeigesetz) und zur Erfüllung von individuellen Rechtsansprüchen
(soziale Betreuung nach dem SGB XII) erbracht werden. Die Hilfe im ambulant betreuten Wohnen nach §§ 67 ff. für 18- bis 65-Jährige wird durch den Kommunalen
Sozialverband Sachsen als überörtlichem Sozialhilfeträger finanziert; die Stadt
Leipzig ist hieran über die Sozialumlage beteiligt.
Viele in der Wohnungsnotfallhilfe tätige freie Träger unterhalten Angebote auch in
anderen Hilfesystemen, z. B. der Eingliederungshilfe für behinderte Menschen und
der Kinder- und Jugendhilfe. Im folgenden Abschnitt stellen sich die Träger selbst
und ihre Angebote der Wohnungsnotfallhilfe kurz vor.
11
Caritasverband Leipzig e.V.
Der Caritasverband Leipzig ist seit 1999 mit dem Ambulant Betreuten Wohnen
nach §§ 67 ff. SGB XII für von Wohnungslosigkeit Bedrohte und Haftentlassene in
der Leipziger Wohnungsnotfallhilfe aktiv.. Betreut werden Personen im eigenen
Wohnraum oder in Gewährleistungswohnungen im gesamten Stadtgebiet Leipzigs.
Das Angebot entwickelte sich aus der Beratungsarbeit mit wohnungslosen Menschen in den schon länger bestehenden Angeboten der allgemeinen sozialen Beratung, der Straffälligenhilfe und der Schuldnerberatung.
Im Jahr 2003 übernahm der Caritasverband Leipzig das ambulant betreute Wohnen aus der Trägerschaft des Sozialdienstes Katholischer Frauen mit einer starken
Ausrichtung auf Frauen und Familien. Bis heute prägen diese Ursprünge und Entwicklungen das besondere Profil des Klientels: Haftentlassene, überschuldete
Haushalte, Frauen und Familien. Die soziale Arbeit mit den beiden zuletzt genannten Zielgruppen wird durch den beim Caritasverband Leipzig stark entwickelten
Fachbereich Kinder-, Jugend- und Familienhilfe flankierend unterstützt.
Marcus Zschornack
Ökumenisches Wohnprojekt Quelle e.V.
Das Ökumenische Wohnprojekt Quelle e.V. hält Angebote für den Personenkreis
der Hilfe nach §§ 67 ff. SGB XII vor, die in drei Bereiche gegliedert sind. Neben
dem Übergangswohnen für
Männer im Wohnprojekt Garskestraße und dem Wohnprojekt
für ältere und alte Wohnungslose in der Selliner Straße werden Dienstleistungen des ambulant betreuten Wohnens in
eigenem Wohnraum und in
Gewährleistungswohnungen im
gesamten Gebiet der Stadt
Leipzig erbracht.
Durch die überwiegend aufsuchende Sozialarbeit können
einzelne Personen, aber auch
Paare und Familien erreicht
Abbildung 9: Ökumenisches Wohnprojekt Quelle e.V.,
Garskehof
werden, die vom Verlust der
Wohnung bedroht sind, nach
dem Wohnungsverlust in Gewährleistungswohnungen leben oder aus anderen
Gründen der Hilfe nach §§ 67 ff. SGB XII bedürfen. Auch Personen, die aus dem
Übergangswohnen in eigenen Wohnraum vermittelt wurden, können auf diese
Weise weiterhin Hilfe erhalten. Wohnungslosigkeit kann damit nicht nur beseitigt,
12
sondern bei rechtzeitigem Einsetzen der Hilfe bereits wirkungsvoll verhindert werden.
Das Ökumenische Wohnprojekt Quelle e.V. versteht sich in seiner Arbeit als Partner des Sozialamtes, der Wohnungsgesellschaften und anderer Einrichtungen und
Träger, die gemeinsam das System der Wohnungsnotfallhilfe in Leipzig gestalten
und weiter entwickeln. Neben der Qualität individueller Hilfen für Betroffene wird
großer Wert auf eine gute und verlässliche Netzwerkarbeit sowie fachlichen Austausch - auch über den lokalen Bereich hinaus - gelegt. Das Ökumenische Wohnprojekt Quelle e.V. ist u.a. Mitglied der Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe, der Evangelischen Obdachlosenhilfe in Deutschland e.V. und juristisches
Mitglied des Diakonischen Werkes Innere Mission Leipzig e.V.
Matthias Müller-Findling
Arbeitskreis Resozialisierung e.V.
Der Arbeitskreis Resozialisierung e.V. (ak reso) wurde im Jahr 1991 gegründet und
ist Mitglied im Deutschen Paritätischen Wohlfahrtsverband. Der Verein unterhält u.
a. ein Wohnprojekt im Stadtteil Volkmarsdorf. Hier stehen für insgesamt 23 hauptsächlich haftentlassene Männer acht Wohnungen für Wohngemeinschaften zur
Verfügung.
Zudem bietet der Verein die ambulante Betreuung auch im eigenen Wohnraum an.
So wird z. B. die Nachbetreuung im Anschluss an den Aufenthalt im Wohnprojekt
gesichert, aber auch die notwendige Betreuung ohne vorherigen Aufenthalt im
Wohnprojekt ermöglicht. Das Betreuungsangebot in eigenem Wohnraum richtet
sich auch an Frauen.
Claudia Keller
Diakonisches Werk Innere Mission Leipzig e. V.
Der Tagestreff Ökumenische Kontaktstube für Wohnungslose „Leipziger Oase“ wird gemeinsam von Caritas und Diakonie Leipzig verantwortet. Er bietet einen
Zugang zum Wohnungslosenhilfesystem mit einem Beratungs- und Versorgungsangebot, mit Möglichkeiten zur Reaktivierung und Erprobung persönlicher Fähigkeiten, zur Gestaltung von Kultur und zum niedrigschwelligen Arbeitstraining
durch angeleitete Mitarbeit in der Küche, der Werkstatt, der Kleiderkammer, im
Garten und Mitverantwortung für Ordnung und Sauberkeit in der Einrichtung.
Durch die Nähe zum Übernachtungshaus für wohnungslose Frauen ergibt sich ein
besonderer Auftrag, die Folgen von Wohnungslosigkeit auch bei Frauen zu mildern
bzw. sie zu einem selbstständigen Leben zu befähigen (Frauengruppe).
Der „TeeKeller Quelle“ ist ein Angebot für Menschen mit sozialen Schwierigkeiten
und wird von der Diakonie Leipzig in Kooperation mit der Michaelis-Friedens-Kirchgemeinde betrieben. An zwei Abenden pro Woche laden ehrenamtliche Helfer so-
13
zial benachteiligte Menschen ein, um Gemeinschaft zu erleben, soziale Normen zu
lernen und Möglichkeiten zur Verbesserung ihrer Lebensqualität durch Aktivierung
persönlicher Ressourcen zu erfahren. Er ist ein Kontakt-, Beratungs-, Gemeinschafts- und Erwachsenenbildungsangebot und ergänzt das Angebot der „Leipziger Oase“. Durch die unmittelbare Nähe zur Kirchgemeinde eröffnen sich erweiterte Möglichkeiten zur Integration und eine besondere Niedrigschwelligkeit.
Der „TeeKeller Quelle“ war 1987 Ausgangspunkt des Leipziger Wohnungslosenhilfesystems. Für die Angemessenheit und Nachhaltigkeit der Integrationsbemühungen sind die gute Vernetzung mit Einrichtungen der Wohnungslosenhilfe und angrenzender Hilfesysteme sowie eine zuträgliche menschliche Gemeinschaft wichtig, z. B. in Form von Selbsthilfegruppen, einer gemeinnützigen Tätigkeit oder kultureller Betätigung, wohin vermittelt und ggf. begleitet wird.
Gerit Schleusener
Advent - Wohlfahrtswerk e.V.
Das Advent-Wohlfahrtswerk e.V. betreibt seit 20 Jahren das Übernachtungshaus
für wohnungslose Frauen. Im Haus finden bis zu 20 wohnungslose Frauen vorübergehend zur Nacht ein Dach über dem Kopf. Im Sinne des christlichen Selbstverständnisses des Trägers erhalten alle Nutzerinnen persönliche Unterstützung
zur raschen Überwindung der akuten Notlage. Trennung vom Partner, Zwangsräumung der Wohnung wegen Mietschulden, Rauswurf aus dem Elternhaus, Kündigung aus einer Therapieeinrichtung, Entlassung aus der Justizvollzugsanstalt –
Gründe für Wohnungslosigkeit bei Frauen gibt es viele.
Gemeinsam mit den Frauen beraten die Mitarbeiterinnen des Hauses die Ursachen für die eingetretene Obdachlosigkeit. Im Beratungsgespräch werden insbesondere vorhandene Ressourcen zur Überwindung der Notlage aufgegriffen und
eine tragfähige Perspektive für die Zukunft entwickelt. Gemeinsam mit den Frauen
werden individuelle Alternativen zum Aufenthalt im Übernachtungshaus und eine
angemessene Wohnunterkunft gesucht. Das können eine eigene Mietwohnung,
Wohnraum in einer betreuten Wohnform, ein Platz in einer Wohngruppe, einem
Heim oder in einer therapeutischen Einrichtung sein.
Etwa 1.300 Frauen ab 18 Jahren nutzten das Haus seit 1994. Drei Viertel der Nutzerinnen konnten alsbald vermittelt werden.
Blanka Schuchardt
SZL Suchtzentrum gGmbH
Die SZL Suchtzentrum gGmbH wurde vom Suchtzentrum Leipzig e.V. gegründet,
einem im Jahr 1991 von Betroffenen, Interessierten und Mitarbeitern der Suchthilfe
ins Leben gerufenem Verein. Sie betreibt seit 2004 Einrichtungen der Suchtkranken- und der Wohnungslosenhilfe und ist Mitglied im paritätischen Wohlfahrtsver-
14
band Sachsen. Die SZL bietet differenzierte Hilfsangebote, die von Streetwork bis
zu Arbeitsprojekten reichen. Zu den Einrichtungen in Leipzig gehören die Suchtberatungsstelle Impuls, das ambulant betreute Wohnen in drogen- und alkoholfreien
Wohngemeinschaften und das Projekt Mobile
Streetwork. Darüber hinaus werden an der Schnittstelle zwischen Sucht- und Wohnungslosenhilfe im
Wohnprojekt Domizil 35 Plätze für suchtkranke
wohnungslose Personen angeboten.
Im Bereich der Wohnungslosenhilfe betreibt die
SZL einen Tagestreff, bietet ambulant betreutes
Wohnen an und gibt die Leipziger Straßenzeitung
KiPPE heraus. Als komplementäre Einrichtungen
werden verschiedene Arbeitsprojekte wie das Projekt SWING, das Wäschereiprojekt und das Catering Domizil vorgehalten. Die Projekte der SZL
Suchtzentrum arbeiten eng miteinander zusammen
und bilden ein Netzwerk, um den Betroffenen eine
möglichst optimale Hilfe anbieten zu können.
Abbildung 10: Leipziger
Straßenzeitung KIPPE, 1998
Holger Herzog
Städtisches Klinikum „St. Georg“, Zentrum für Drogenhilfe
Das Zentrum für Drogenhilfe als Fachabteilung der ambulanten Suchtkrankenhilfe
ist Bestandteil des Städtischen Klinikums „St. Georg“ Leipzig. Es bietet ein umfassendes Versorgungsnetz für suchtkranke Menschen in der Stadt Leipzig an. Die
Zielgruppe des Zentrums sind Menschen, die gefährdet oder abhängig von legalen
und illegalen Drogen sind, sowie deren Angehörige.
Wohnungslosen Menschen, die von illegalen Drogen abhängig sind, wird in der „Alternative I“ professionelle Hilfe in einer Notunterkunft mit angeschlossener Suchtberatungsstelle angeboten. Im „Haus Alt-Schönefeld“ finden chronisch mehrfachgeschädigte alkoholkranke und wohnungslose Männer einen geschützten Wohnund Lebensraum.
Ziel ist neben der niederschwelligen Überlebenshilfe die Förderung selbständigen
Handelns und Motivation zur Dauerabstinenz. Auch Begleitung zu Ämtern und Hilfe
bei der Durchsetzung von Ansprüchen gegenüber Behörden und Institutionen sowie freizeitpädagogische Projektarbeit und wöchentliche Gesprächsgruppen werden angeboten, um alternative Wohn- und Lebensformen außerhalb der Einrichtung zu realisieren.
Volker Heese
15
Das Boot gGmbH
Die BOOT gGmbH ist der regionale Versorgungsträger für offene und ambulante
sozialpsychiatrische Hilfen in den Leipziger Stadtgebieten Süd, Südwest und Altwest. Zielgruppe des Trägers sind psychisch kranke Menschen und Menschen in
besonderen psychosozialen Lebenslagen. Der Träger arbeitet für die Vision, den
Menschen, die seine Angebote nutzen, zu Würde und voller Akzeptanz in der Gesellschaft zu verhelfen.
Zur Unterstützung und Hilfe wird ein Netz verschiedener Angebote vorgehalten und
gestaltet. Neben offenen Treffpunkten, ambulanten und stationären Wohnhilfen,
ergo- und soziotherapeutischer Unterstützung sowie verschiedenen Beschäftigungsangeboten widmet sich der Träger mit einer Notunterbringung wohnungslosen Menschen mit psychischen Auffälligkeiten oder Erkrankungen. Das
Projekt arbeitet als Clearingstelle für notuntergebrachte, wohnungslose und psychisch kranke Menschen und ist eng mit den übrigen Angeboten verknüpft.
Die individuelle und rasche Motivation und Suche nach einer Alternative zur Unterbringung in Übernachtungshäusern und das Vermeiden unnötig langer Aufenthalte
in Einrichtungen der Wohnungsnotfallhilfe steht bei der Arbeit im Vordergrund. Neben der fallbezogenen, problemadäquaten Unterkunftsversorgung ist die bedarfsgerechte Integration in sozialpsychiatrische Hilfeangebote oder andere geeignete
Hilfesysteme wichtiges Ziel.
Antje Rolle
Volkssolidarität Stadtverband Leipzig e.V.
Die Volkssolidarität blickt auf eine über 65-jährige Tradition als Hilfsorganisation
zurück. In ihrem generationenübergreifenden Wirken ist sie heute für junge Familien, Seniorinnen und Senioren sowie Hilfebedürftige jeden Alters da.
Der Volkssolidarität Stadtverband Leipzig e.V. ist seit 1990 als gemeinnütziger Verein im Vereinsregister registriert und vielgestaltiger Mitgliederverband, sozialer
Dienstleister sowie sozialpolitischer Interessenvertreter. Sie ist Mitglied in der AG
Gemeinwesen Leipziger Westen, der AG Recht auf Wohnen und dem Fachforum
Wohnhilfen
Mit dem Tagestreff für Wohnungslose ist die Volkssolidarität seit über zehn Jahren
Teil des kommunalen Versorgungsnetzes für die Betroffenen. Mit diesem niedrigschwelligen Angebot wird ein Schutz- und Ruheraum geboten, die Gäste können
Verpflegung und Bekleidung erhalten und Hilfestellungen bei individuellen Problemen erhalten.
Die Angebote der Einrichtung sind darauf ausgerichtet, Wohnungslose und von
Wohnungslosigkeit bedrohte Menschen durch ein preiswertes Versorgungsangebot, Hilfe und Beratung sowie das Aufzeigen von Zugängen zum Wohnungslosen-
16
und Sozialhilfesystem zu unterstützen, um ihnen die soziale (Re-)Integration und
die Teilnahme am gesellschaftlichen Leben zu ermöglichen.
Martina Scharff
Johanniter Unfall Hilfe e.V.
Die Johanniter Unfall Hilfe e.V. in Leipzig betreut seit 2009 in einer Wohngruppe für
wohnungslose junge Männer in Lindenau Personen im Alter zwischen 18 und 27
Jahren. Diese jungen Männer waren obdach- bzw. wohnungslos oder sind davon
bedroht. Darüber hinaus werden auch junge Haftentlassene betreut. In dieser
Wohngruppe können bis zu neun junge Männer ein möbliertes Einzelzimmer befristet mieten und sozialpädagogische Hilfe und Unterstützung in Anspruch nehmen. Ziel der Betreuung ist die Beendigung der Wohnungslosigkeit und die Bearbeitung der jeweiligen Lebenslagenproblematiken. Nach Beendigung der Hilfe sollen die jungen Männer in der Lage sein, selbständig und gemeinschaftsfähig in eigenem Wohnraum zu leben. Darüber hinaus ist eine ambulante Betreuung im eigenen Wohnraum zur Vermeidung von Wohnungslosigkeit und im Rahmen der
Nachbetreuung möglich.
Die Wohngruppe versteht sich weder als Obdachlosenheim noch als Übernachtungshaus. Jeder junge Mann ist selbst für seinen Lebensunterhaltverantwortlich.
Die Betreuung erfolgt dabei entweder nach § 41 i.V.m. § 30 SGB VIII (für 18- bis
21-Jährige) oder §§ 67 ff. SGB XII (für 21- bis 27-Jährige).
Alexandra Schwander
3.2 Die Arbeitsbereiche der Wohnungsnotfallhilfe
3.2.1 Fachstelle Wohnungsnotfallhilfe
Durch die Fachstelle Wohnungsnotfallhilfe in der Abteilung Soziale Wohnhilfen des
Sozialamtes werden persönliche soziale Hilfen, wirtschaftliche Wohnhilfen (Übernahme von Miet- und Energieschulden), Notunterbringung bei eingetretener Obdachlosigkeit und die Wohnungsversorgung zentral koordiniert und „aus einer
Hand“ angeboten. Die Fachstelle ermöglicht die nachhaltige Verhinderung drohender Wohnungslosigkeit und die rasche Beseitigung eingetretener Wohnungslosigkeit und ist damit ein wichtiger Kernbereich der Leipziger Hilfen in Wohnungsnotfallsituationen. Außerdem wird durch die Vernetzung der Angebote die angemessene Wohnraumversorgung von Haushalten mit besonderen Zugangsproblemen zum Leipziger Wohnungsmarkt und die trägerübergreifende Zusammenarbeit
im Hilfesystem erleichtert.
17
3.2.2 Sozialdienst und Beratungsstelle „Vier Wände“
Die Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter des Sozialdienstes und der Beratungsstelle „Vier Wände“ beraten und unterstützen alle Haushalte und Personen, die
unmittelbar von einem Wohnungsverlust bedroht sind. Persönliche Hilfe, Beratung
und Unterstützung erhalten auch Männer und Frauen die wohnungslos sind oder
sich notdürftig gesichert und vorübergehend bei Freunden oder Bekannten aufhalten.
Haushalte, die vorübergehend in Gewährleistungswohnungen notuntergebracht
sind, werden ebenfalls sozial unterstützt, sofern kein anderer sozialer Dienst (z. B.
im Rahmen einer Maßnahme des ambulant betreuten Wohnens) die Betreuung
übernommen hat.
Die Altersstruktur der in den Jahren von 1996 bis 2012 betreuten Klienten belegt
einen in den letzten Jahren konstant hohen Anteil von jüngeren Klienten bis zum
30. Lebensjahr. Den niedrigsten Anteil hat die Gruppe der über 50-jährigen Personen.
100%
80%
11% 8% 10% 9% 10% 10% 12% 15%
10% 9% 9% 9% 9% 12% 11%
14% 14% 10%
21%
23% 26% 23%
60%
28% 24% 21%
27%
32% 33% 30%
26% 23%
28%
24%
20% 19%
27% 28%
17%
17%
15% 15% 14%
12%
18% 19% 18% 23%
13%
21%
23%
23%
23% 18% 14%
40%
20%
34% 32% 37%
44%
33%
41% 43% 37% 38% 41%
51% 53%
57% 57% 58% 57%
52%
45%
<= 29 Jahre
30 - 39 Jahre
40 - 49 Jahre
>= 50 Jahre
MW
2012
2011
2010
2009
2008
2007
2006
2005
2004
2003
2002
2001
2000
1999
1998
1997
1996
0%
unbekannt
Abbildung 11: Sozialdienst und Beratungsstelle „Vier Wände“: Alter der Klienten 1996 – 2012
Bei Kontaktaufnahme durch den Sozialdienst hatten im Durchschnitt 51% der Betroffenen eine vorübergehende und ungesicherte Unterkunft bei Freuden, Bekannten oder Familienmitgliedern.
18
100%
80%
7% 3% 10%
8% 12% 7% 7% 9%
10% 8% 6% 9%
8%
14% 10%
15% 12% 11% 13%
7%
6% 8% 8%
8% 10%
7%
8%
8%
9%
8%
6% 7% 5%
10%
5%
10%
9%
14%
12% 12%
12% 10% 9%
22%
27%
21%
31% 35% 37% 32% 23% 29% 27% 27%
60%
64% 60% 59% 62% 61%
40%
40% 40% 39% 41% 46% 43% 47% 45%
48%
70%
77%
53%
52%
20%
Wohnung
Familie / Bekannte
Institution WNH
wohnungslos
9%
MW
2012
2% 2%
2011
2010
2009
2008
2007
8% 11% 11% 8% 12%
2006
2005
2004
2003
2002
2001
2000
1999
1998
1997
11% 11% 11% 10% 7% 10% 8% 9% 10%
5%
1996
0%
Sonstiges
Abbildung 12: Sozialdienst und Beratungsstelle „Vier Wände“: Unterkunftsstatus der Klienten 1996
– 2012
Im Zeitraum von 1996 bis 2012 verschob sich das Verhältnis der bei Erstkontakt
festgestellten Einkommenssituation kontinuierlich zu einer offenen und ungeklärten
finanziellen Situation. Waren im Jahr 1996 lediglich 5% aller wohnungslosen Klienten ohne geregeltes Einkommen, so war dies im Jahr 2012 bei 50% aller vorsprechenden Männer und Frauen der Fall.
100%
80%
60%
5% 5% 8% 13% 19%
23% 29%
59%
70% 67%
66% 62%
57%
40%
55%
38% 36%
43% 43% 42% 40% 43%
31%
51% 50% 50%
49% 49% 42%
43% 44% 38%
46%
31% 34% 36%
50%
20%
28%
18% 19% 17% 17% 17% 14%
17% 16% 14%
12% 16%
11% 14% 13% 10% 14% 13%
Lohn/Gehalt/Rente etc.
MW
2012
2011
2010
2009
2008
2007
2006
2005
2004
2003
2002
2001
2000
1999
1998
1997
1996
0%
ALG I / ALG II / Sozialhilfe
Abbildung 13: Sozialdienst und Beratungsstelle „Vier Wände“: Einkommensquellen der Klienten
1996 – 2012
19
Wohnungslose Personen befinden sich häufig in einer Armutslebenslage. Die Verhinderung einer Verschärfung dieser Situation ist eines der ersten Ziele im sozialen
Beratungsgespräch.
Entwicklung der Räumungsklagen und
-termine in Leipzig
1.400
Quelle: Sozialamt
1.200
1.000
800
600
400
200
0
2007
2008
2009
2010
2011
2012
2013
Räumungsklagen
943
1.081
1.177
1.178
1.210
1.306
1.300
Räumungstermine
630
704
786
810
897
876
896
Das Amtsgericht Leipzig und die Gerichtsvollzieher informieren die Stadt Leipzig
über alle Räumungsklagen auf Grund von Mietzahlungsrückständen sowie angesetzte Termine für Zwangsräumungen von Wohnungen. Die Zahl der Räumungsklagen und Räumungstermine steigt seit dem Jahr 2007 an. Diesen Trend zu stoppen ist ein wichtiges Ziel der Fachstellenarbeit.
3.2.3 Notunterbringung
3.2.3.1 Gemeinschaftsunterkünfte für wohnungslose Frauen und Männer
Sofern der drohende Wohnungsverlust durch Selbsthilfe und mit Unterstützung des
Sozialdienstes nicht verhindert werden kann und auch finanzielle Hilfen des Sozialamtes nicht greifen, werden Maßnahmen zur Notunterbringung eingeleitet. Auch
alle wohnungslosen Männer und Frauen sind, sobald der Stadt Leipzig der Hilfebedarf bekannt wird, unterzubringen. Hierfür stehen Übernachtungshäuser für
Frauen und Männer sowie eine Notschlafstelle für drogenabhängige Menschen zur
Verfügung.
20
1000
60
900
800
46
45
50
50
46
41
39
700
34
600
49
47
36
39
37
36
41
33
40
32
500
24
400
22
20
300
200
30
25
523 544
426
473 473
396
389
333 367 354
100
441
339
291 291 264
288 298 301
237
0
10
0
Personen
Aufenthaltsdauer (Tage)
Abbildung 14: Übernachtungshaus für Männer: Nutzer und Aufenthaltsdauer 1994 – 2012
Die Übernachtungshäuser für Frauen und Männer sind täglich ab 16.00 Uhr bis
8.00 Uhr, am Wochenende ganztägig geöffnet. Mit den beiden Häusern und den
dortigen Angeboten wird die Grundversorgung alleinstehender wohnungsloser
Personen sichergestellt.
Das Übernachtungshaus für Frauen wird durch den Advent- Wohlfahrtswerk e.V.
betrieben. In der Scharnhorstraße 27 können täglich bis zu 24 Frauen übernachten. Das Übernachtungshaus für Männer in der Rückmarsdorfer Straße 7 in
Leipzig- Leutzsch wurde vor 20 Jahren (1993) eröffnet. Es bietet maximal 50 Männern Platz und wird durch das Sozialamt, Abteilung Soziale Wohnhilfen unterhalten.
Die Übernachtungseinrichtungen sind eine wichtige Alternative zum ungeschützten
Aufenthalt im Freien. Die Nutzer erhalten u. a. ein Bett in einem Ein-, Zwei- oder
Dreibettzimmer, ein Imbiss- und Getränkeangebot und Gelegenheit zur Körperpflege. Die Angebote sind nicht kostenfrei, werden jedoch im Rahmen der Leistungsgewährung nach dem SGB II und XII berücksichtigt, soweit sie der oder die Betroffene nicht selbst bezahlen kann. Diese minimale Erstversorgung wird durch
weitere Angeboten ergänzt, z. B. Koch- und Grillmöglichkeit, individuelle Schließund Kühlschrankfächer, PC-Nutzung für individuellen Schriftverkehr, Fernseh- und
Klubraum.
Ziel der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Übernachtungshäusern ist, die Hilfesuchenden so bald als möglich in eine der jeweiligen Problemlage entsprechen-
21
de Hilfeeinrichtung oder in eigenen Wohnraum zu vermitteln. Weder eine Bank
noch ein Bett in einem Übernachtungshaus kann ein Zuhause sein.
Die Aufenthaltsdauer in den Häusern ist individuell abhängig von der Problemlage
und dem gemeinsam erarbeiteten Lösungsweg zur Überwindung derselben. Je
nach Bedarf kann das eine angemessene Wohnung, ein Platz in einem Wohnprojekt oder einer medizinisch-pflegerischen Einrichtung sein.
2006
Vermittelbare Personen
2007
2008 2009
2010
2011
2012
276
257
231
283
290
297
332
davon vermittelt
41%
56%
46%
53%
74%
62%
44%
in Wohnung/Familie/Bekannte
46%
48%
46%
38%
35%
44%
49%
in Wohnprojekt
14%
11%
14%
10%
9%
11%
8%
4%
6%
7%
19%
12%
9%
10%
15%
6%
10%
10%
6%
7% 18,5%
0%
2%
2%
0%
2%
1%
0,5%
in spezialisierte Notschlafstellen
21%
27%
21%
23%
35%
28%
14%
Nicht-vermittelbare Personen
15
7
6
5
8
4
7
in medizinische Institution
in soziotherapeutische Einrichtungen
in Alten-/Pflegeheim
davon in JVA
87%
71% 100% 100% 100% 100% 100%
davon verstorben
13%
29%
0%
0%
0%
0%
0%
Übernachtungshaus für Männer: Vermittlungen in Wohnraum und andere Hilfeeinrichtungen 2006 –
2012
Auch in den Übernachtungshäusern sind Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter tätig. Je nach Problemlage erhalten die Nutzer auf Wunsch persönliche Hilfe durch
eine Fachkraft. Wichtige ambulante Beratungsdienste (z. B. Sucht-, Schuldnerund sozialpsychologische Beratung) werden sofort vermittelt.
22
2006
2007
2008
63
74
71
73
66
83
84
davon vermittelt
51%
59%
61%
49%
61%
69%
61%
in Wohnung/Familie/Bekannte
78%
70%
79%
75%
63%
65%
82%
in Wohnprojekt
6%
0%
2%
6%
3%
5%
0%
in medizinische Institution
9%
7%
2%
6%
3%
5%
4%
in soziotherapeutische Einrichtungen
0%
2%
0%
3%
0%
7%
4%
in Alten-/Pflegeheim
3%
0%
0%
0%
3%
4%
0%
in spezialisierte Notschlafstellen
3%
20%
16%
11%
30%
14%
10%
Nicht-vermittelbare Personen
1
1
0
1
0
0
1
- 100%
-
-
100%
-
-
-
0%
Vermittelbare Personen
davon in JVA
davon verstorben
100% 100%
0%
0%
2009
0%
2010
2011
2012
Übernachtungshaus für Frauen: Vermittlungen in Wohnraum und andere Hilfeeinrichtungen 2006 2012
3.2.3.2 Gewährleistungswohnungen
Haushalte mit Kindern werden, sofern sie ihre Wohnung durch eine Zwangsräumung verloren haben, vorübergehend in sogenannten Gewährleistungswohnungen
notuntergebracht. Dieser Wohnraum ist von der Stadt Leipzig angemietet. Die Anmietung erfolgt bedarfsgerecht und flexibel am Leipziger Wohnungsmarkt, vorrangig bei der kommunalen Leipziger Wohnungs- und Baugesellschaft mbH.
Gegenwärtig sind zwischen 65 und 75 Wohnungen angemietet. Ca. 50 Wohnungen wurden mit Fördermitteln des Freistaat Sachsen saniert. Die Nutzung ist deshalb an die Unterbringung von Wohnungsnotfällen zweckgebunden. Diese Form
dezentraler Notunterbringung von Haushalten mit Kindern in Wohnungen ist kostengünstig und sozialpädagogisch von besonderer Bedeutung. Einerseits kann so
eine Trennung des Haushaltes vermieden werden. Die Kinder verbleiben bei ihren
Eltern. Darüber hinaus kann die Familie vorhandenes Mobiliar aus der geräumten
Wohnung mitnehmen. Nicht zuletzt bleiben im Haushalt alle (noch) verfügbaren
und erforderlichen Fertigkeiten zur Führung eines Haushaltes und zur Bewirtschaftung von Wohnraum erhalten.
23
Sozialarbeit hat hier gute Ansätze zur Unterstützung bei der Überwindung der Notlage und zur Bearbeitung der Ursachen des Wohnungsverlustes. Bei Bedarf kann
Unterstützung über eine ambulante Betreuung geleistet werden.
900
70
800
700
342 70
600
70
92
215
276 278
325
136
165 133
149
441
200
256
70
164
190 192 163
200 100
85
150
70
70
115 108 119
70
66
70
70
70
114
87
81
102 87
82
84
61 101
106
76
77 87 78
97 73 82 63
2006
2005
2004
2003
2001
2000
1999
1998
1997
1996
1995
1994
2002
Frauen
70
91
88
0
Männer
70
2012
157
300
100
154 159
2011
208 197 111
70
2010
70
173
70
2009
400
70
166
70
2008
500
70
2007
70
Kinder
Abbildung 15: Gewährleistungswohnungen des Sozialamtes: Anzahl notuntergebrachte Personen
1994 – 2012 (Kinder erst seit 1999 statistisch erfasst)
Neben den allgemein zugänglichen Übernachtungshäusern und den Gewährleistungswohnungen existieren zwei spezialisierte Übernachtungs- bzw. Wohneinrichtungen.
3.2.3.3 Notunterbringung mit Angeboten der Suchthilfe
Im „Haus Alternative I“ in der Chopinstraße 13 erhalten bis zu 20 nichtabstinente
drogenabhängige volljährige und wohnungslose Frauen und Männer eine vorübergehende Unterkunft zur Nacht oder
einen Platz zur Wohnmotivation mit
ambulanter
sozialpädagogischer
Betreuung. Die Vermittlung erfolgt
zunächst in die Motivationswohnbereiche der Einrichtung und
erst dann in eigene Wohnungen,
Einrichtungen des betreuten Wohnens oder des psychiatrischen
Versorgungssystems. Die „Alternative I“ befindet sich in Trägerschaft des Städtischen Klinikums
“St. Georg“ Leipzig. Über dessen
Abbildung 16: Zentrum für Drogenhilfe, „Alternative I“
Einrichtungsverbund, das Zentrum
24
für Drogenhilfe, kann die im Einzelfall erforderliche Hilfe für chronisch abhängigkeitskranke Menschen rasch organisiert und fachlich qualifiziert gewährt werden.
Unbedingte Voraussetzung jeder Behandlung oder Therapie der Suchterkrankung
ist das Interesse und die persönliche Motivation zur Veränderung der aktuellen Lebenssituation.
Der Altersdurchschnitt der Nutzer der Notschlafstelle „Alternative I“ liegt gegenwärtig zwischen 25 und 30 Jahren. Hinsichtlich des Gesundheitszustandes der Betroffenen ist eine Zunahme der drogeninduzierten Psychosen und eine zunehmende Verschlechterung des psychischen und physischen Allgemeinzustandes der
Abhängigkeitskranken erkennbar. Die Unterbringung dieses Personenkreises ist
problematisch, da sich Verhaltensauffälligkeiten störend auf die anderen Nutzer
des Angebotes und Abläufe in der Einrichtung auswirken.
Fester Bestandteil des Konzeptes der Einrichtung ist die räumliche Verknüpfung
mit dem Angebot eines offenen Kontaktbereiches und einer auf Abhängige von illegalen Drogen spezialisierten Suchtberatungs- und Behandlungsstelle. Nutzer haben die Möglichkeit, sich tagsüber im geschützten Kontaktbereich aufzuhalten.
Dadurch ist eine gute Erreichbarkeit für differenzierte sozialpädagogische oder
suchtspezifische Interventionen gegeben.
Die folgende Übersicht zeigt die Belegung der Leipziger Notunterkünfte im Übernachtungshaus für wohnungslose Männer (ÜHW-M), Frauen (ÜHW-F), Gewährleistungswohnungen (GWE) und der Notschlafstelle für drogenabhängige wohnungslose Menschen „Alternative I“.
1600
1486
148
1400
1200
1000
935
12211243
1152
148 148
148
148 484 475
600
307
200
148 148 151 158 141
783
800
400
1202
148 10791064103910641043
66
76
436
95
54
798
579
82
753 720
684
729
773 756
141 112
106 87
93 623 88 114
528 479 471 449 386
84
283 247
75 305 286 288
234 251
79
68
231
70
63
83
70
83
66
74
64
61
75
71
523 544 473 473
426
396 333 367 354 389 441
291 291 264 237 288 298 301 339
ÜHW-M
ÜHW-F
GWE
Alternative I
Abbildung 17: Notunterbringung: Insgesamt notuntergebrachte Personen 1994 – 2012
25
2012
2011
2010
2009
2008
2007
2006
2005
2004
2003
2002
2001
2000
1999
1998
1997
1996
1995
1994
0
3.2.3.4 Notunterbringung mit Angeboten für psychisch kranke Menschen
Das Projekt „BOOT- Soziale Betreuung psychisch kranker, wohnungsloser Menschen in einer Notunterbringung“ wurde im Jahr 2007 durch das Sozialamt gemeinsam mit dem regionalen sozialpsychiatrischen Versorgungsträger Das BOOT
gGmbH aufgebaut. In dem kleinen Projekt finden vier Personen in Einzelzimmern
Platz und werden durch eine erfahrene Fachkraft betreut.
Die Notunterbringung für psychisch kranke Wohnungslose verfolgt das Ziel, eine
für die Klienten problemadäquate Unterkunftsversorgung und eine Integration in
das ambulante psychiatrische Regelversorgungssystem
oder andere geeignete Hilfssysteme zu erreichen. Die sozialpädagogische Beratung der Klienten ist auf eine realitätsgerechte Selbsteinschätzung, die Stärkung des Selbstwertgefühls und die Förderung des Durchsetzungs- und
Durchhaltevermögens gerichtet. Darüber hinaus umfassen
alltagspädagogische Hilfen die Einübung der Tagesstruktur
und der Haushaltsführung, die Entwicklung des verantwortlichen Umgangs mit Geld, Maßnahmen der Gesundheitsvorsorge, die gesundheitsbewusste Ernährung, die Körperhygiene so-wie die Erschließung des eigenen Wohnumfeldes.
Abbildung 18:
Informationsmaterial
BOOT gGmbH
Von November 2007 bis Dezember 2012 waren in der Einrichtung insgesamt 58 Klienten notuntergebracht. Davon
konnten 28 Klienten in eigenen Wohnraum und 13 Klienten
in Betreutes Wohnen vermittelt werden. Zehn Klienten waren nach Beendigung der Notunterbringung erneut wohnungslos und bei sieben weiteren Klienten war der Unterkunftsstatus unklar.
Bei knapp der Hälfte der Klienten wurde eine psychiatrische Diagnose gestellt, etwas mehr als 50% der Klienten hatten psychische bzw. psychiatrische Auffälligkeiten ohne vorliegende Diagnose.
3.3 Tagesaufenthalte für wohnungslose Menschen in besonderen sozialen
Schwierigkeiten
Die Tagesaufenthalte der Leipziger Wohnungsnotfallhilfe richten sich an wohnungslose und von Wohnungslosigkeit bedrohte Menschen. Betroffene finden hier
einen schützenden Aufenthalt am Tage. Damit wird der aus dem ordnungsrechtlichen Auftrag der Stadt Leipzig bei akuter Wohnungslosigkeit resultierenden Pflicht,
auch ganztägig eine Unterkunft zum Schutz der betroffenen Personen vorzuhalten,
entsprochen. Darüber hinaus werden in den Tagesaufenthalten verschiedene Versorgungsangebote (Essen, Waschen u. a.) vorgehalten und soziale Unterstützung
und Informationen gegeben.
26
In der Stadt Leipzig gibt es aktuell drei Tagesaufenthalte für wohnungslose und von
Wohnungslosigkeit bedrohte Menschen:
Die ökumenische Kontaktstube für Wohnungslose
„Leipziger Oase“ befindet sich in unmittelbarer Nähe
zum Innenstadtbereich (Stadtteil: Zentrum). Träger
der Einrichtung ist das Diakonische Werk Innere
Mission Leipzig e.V. / Caritasverband Leipzig e.V.
Der Tagestreff für Wohnungslose „Insel“ befindet
sich im Leipziger Westen (Stadtteil: Lindenau). Träger der Einrichtung ist das SZL Suchtzentrum
Leipzig gGmbH.
Ein weiterer Tagestreff für Wohnungslose befindet
sich in unmittelbarer Nähe zum Übernachtungshaus
für wohnungslose Männer im Westen Leipzigs
(Stadtteil: Leutzsch). Träger der Einrichtung ist der
Volkssolidarität Stadtverband Leipzig e.V.
Die Tagesaufenthalte werden häufig von Männern besucht.
Nur ein Drittel der Nutzer sind Frauen. Die niedrigschwelliAbbildung 19: Angebot
gen Versorgungs- und einfachen Veranstaltungsangebote
werden durch die Besucherinnen und Besucher regelmäßig des Tagesaufenthaltes
"Leipziger OASE"
genutzt. Häufig sind sie nahezu täglich zu Gast. Die Versorgung mit Lebensmitteln sowie die Körperpflege und das
Wäsche waschen ist preisgünstig, aber in der Regel nicht kostenlos. In den Tagesaufenthalten werden Gruppenangebote wie zum Beispiel Computerkurse oder
Gruppentreffen zu verschiedenen Themen angeboten. Eine Fußballmannschaft beteiligt sich seit mehreren Jahren an der „Fußballmeisterschaft für Wohnungslose“.
Im Verlauf der Jahre hat sich die Zusammensetzung der Besucher und Besucherinnen gewandelt. Der Anteil von Männern und Frauen in einer akuten Wohnungsnotfallsituation ist zurückgegangen. Heute werden häufig
Personen aus dem unmittelbaren Wohnumfeld der Einrichtung und anderen Stadtgebieten in schwierigen finanziellen Verhältnissen oder einer geringen Anzahl an hilfreichen sozialen Kontakten
angesprochen.
Abbildung 20: Teilnehmer am Fußballturnier 2012
27
In den letzten Jahren hat sich
die Anzahl der Besucher in
den drei Einrichtungen reduziert. Gleichzeitig stieg die
durchschnittliche Anzahl der
Besuche eines Besuchers an.
1000
16
13,9
900
14
800
11,1
700
12
9,7
10
9,0
600
500
8
7,9
400
300
6
655
601
513
200
473
432
4
2
100
0
0
2008
2009
2010
Personen
2011
2012
Besuche/Person
Abbildung 21: Tagesaufenthalte: Anzahl der Besucher und Besuche 2008 – 2012
3.4 Ambulant betreutes Wohnen
Das nach den Vorschriften des §§ 67 ff. SGB XII finanzierte ambulant betreute
Wohnen richtet sich an Personen, bei denen besondere Lebensverhältnisse wie
z.B. unmittelbar drohende oder eingetretene Wohnungslosigkeit mit sozialen Schwierigkeiten verbunden
sind. Die Leistungsberechtigten erhalten sozialpädagogische Unterstützung insbesondere in den Lebensbereichen Wohnen, soziale Beziehungen und Gestaltung des
Alltags.
In der Stadt Leipzig gibt es fünf Träger welche einzelfallbezogene Maßnahmen mit unterschiedlichen inhaltlichen Schwerpunkten anbieten:
Der Träger Ökumenisches Wohnprojekt Quelle
e.V. betreibt zwei Wohnprojekte in den Stadtteilen
Schönau und Lausen-Grünau und betreut darüber hinaus Klienten in Miet- und Gewährleistungswohnungen.
Das Suchtzentrum Leipzig gGmbH (SZL) bietet
im Rahmen der Wohnungslosenhilfe ein niedrigschwelliges Ambulant Betreutes Wohnen für
wohnungslose und suchtkranke Männer.
28
Abbildung 22: Ambulant
betreutes Wohnen der SZL
gGmbH
Der Caritasverband Leipzig e.V. ist seit 1999 in der Leipziger Wohnungslosenhilfe tätig. Im Bereich Ambulant Betreutes Wohnen nach § 67 SGB XII
werden Personen in Gewährleistungswohnungen sowie im eigenen Wohnraum betreut.
Der Arbeitskreis Resozialisierung e.V. unterhält ein Wohnprojekt im Stadtteil
Volkmarsdorf. Die dort betreuten Klienten waren straffällig und erhalten nach
Haftentlassung persönliche Hilfe zur Integration. Weitere Personen werden
in ihren nach der Haftentlassung neu angemieteten Wohnungen ambulant
betreut.
Das Erste Leipziger Integrationshaus befindet sich in unmittelbarer Nähe
zum Übernachtungshaus für wohnungslose Männer. In diesem Haus der
Stadt Leipzig finden 12 Personen für eine befristete Zeit Wohnraum. Die
ambulante Wohnbetreuung vornehmlich junger wohnungsloser Männer erfolgt durch eine Sozialarbeiterin der Abteilung Soziale Wohnhilfen des Sozialamtes.
Die Johanniter Unfall Hilfe e.V. betreut seit 2009 in einem Wohnprojekt in
Lindenau, wohnungslose junge Männer im Alter zwischen 18 und 27 Jahren.
In dieser Wohngruppe können bis zu 9 junge Männer ein möbliertes Einzelzimmer befristet mieten und sozialpädagogische Hilfe und Unterstützung in
Anspruch nehmen.
2006 2007 2008
2009 2010
2011
2012
Ökumenisches Wohnprojekt
Quelle e.V.
126
129
123
134
141
149
138
Caritasverband Leipzig e.V.
82
82
77
87
92
88
78
SZL Suchtzentrum Leipzig
gGmbH
81
101
111
119
140
152
143
Erstes Leipziger Integrationshaus
23
23
20
18
26
20
20
312
335
331
358
399
409
379
Gesamt
Ambulant betreutes Wohnen: Anzahl der betreuten Personen 2006 – 2012
Die ambulante Wohnbetreuung der Klienten findet nicht „rund um die Uhr“ statt.
Methodisch ist sie eine soziale Einzelfallhilfe mit einer „Komm“- und „Geh“-Struktur.
Die Zusammenarbeit zwischen der oder dem Betroffenen und der sozialpädagogi-
29
schen Fachkraft erfolgt auf Grundlage eines Vertrages mit gemeinsam erarbeitetem und individuell gestaltetem Hilfeplan. Im Hilfeplan und weiteren Verlauf der Hilfe und Betreuung werden je nach individuellen Bedarf die materiellen Existenzgrundlagen und insbesondere der Themenkomplex Wohnen thematisiert und
ganzheitlich ressourcenorientiert bearbeitet. Schwierigkeiten in der Familie, in der
Nachbarschaft, am Arbeitsplatz oder bei der Gestaltung und Pflege hilfreicher sozialer Beziehungen sind ebenso Gegenstand der kontinuierlichen Beratung und
persönlichen Unterstützung. Die Finanzierung der Maßnahmen für 18- bis 65 jährige Personen erfolgt durch den überörtlichen Sozialhilfeträger, den Kommunalen
Sozialverband Sachsen. Für über 65jährige Personen ist das Sozialamt
der Stadt Leipzig zuständig.
Insgesamt hat sich in den letzten beiden Jahrzehnten im Bereich des ambulant betreuten Wohnens der
Leipziger Wohnungsnotfallhilfe ein
nach den Problemlagen der Klienten
differenziertes, erfolgreiches und effizientes Hilfeangebot etabliert. Es gibt
spezifische Betreuungsangebote für
jüngere und ältere Personen, für Paare und Familien sowie für alkoholabhängige Personen und für Personen mit Hafterfahrung.
Abbildung 23: Johanniter Unfall Hilfe e.V.,
Aufenthaltsraum
3.5 Suchtspezifische Wohnformen mit ambulanter Betreuung
Ein chronifizierter Alkoholkonsum führt zu schweren physischen und psychischen
Schädigungen. In der Folge geraten abhängigkeitskranke Menschen in eine randständige Lebenslage. Mit chronischen Mehrfachschädigungen in Folge der Sucht schreitet die soziale
Desintegration fort. Existenzielle Lebensgrundlagen können nicht mehr
in eigener Initiative sichergestellt
werden. Wohnungslosigkeit droht, tritt
ein und verstärkt die umfangreichen
schwerwiegenden
Schädigungen.
Die betroffenen Personen sind nicht
mehr in der Lage selbstständig zu
wohnen und auf institutionelle Hilfe
angewiesen.
Abbildung 24: Zentrum für Drogenhilfe, „Haus Alt-
In Leipzig stehen für ansonsten woh- Schönefeld“
nungslose chronisch mehrfachgeschädigte abhängigkeitskranke Männer zwei Häuser zum Wohnen mit ambulanter Betreuung zur Verfügung. Im Wohn-
30
projekt „Domizil“ (Queckstraße 2, 04177 Leipzig, Träger SZL Suchtzentrum Leipzig
gGmbH) leben 40 Männer. Im Wohnhaus „Haus Alt-Schönefeld“ (Theklaer Straße
11, 04347 Leipzig, Träger: Städtisches Klinikum „St. Georg“ / Zentrum für Drogenhilfe) finden 35 Männer angemessenen Wohnraum.
Die ambulante Betreuung erfolgt gemäß §§ 67 bis 69 Sozialgesetzbuch XII (SGB
XII) als Hilfe zur Überwindung oder zur Verhütung einer Verschlimmerung besonderer sozialer Schwierigkeiten, auf Grund von Wohnungslosigkeit und chronisch
mehrfacher Schädigungen in Folge langjähriger Alkoholabhängigkeit. Abstinenz ist
keine Voraussetzung für eine Aufnahme.
Die Bewohner werden durch entsprechend geschultes Fachpersonal betreut.
Erstes Ziel der Betreuung ist die Sicherung eines möglichst gesunden Überlebens.
In der Folge werden die Bewohner zur eigenständigen Reduzierung der
Konsummenge und der Konsumexzesse motiviert. Über eine schrittweise
Verlängerung suchtmittelfreier Perioden wird die dauerhafte Abstinenz angestrebt.
Es kann in der Regel kein abschließendes Ziel mit dem einzelnen Klienten
festgelegt werden, da die Zielbestimmung von den individuellen Möglichkeiten des
Klienten abhängig ist und Prozesscharakter trägt.
Ziele der Betreuung können z.B. sein:
Gesundheitliche Schäden zu lindern oder zu beseitigen,
Motivation zur Körperhygiene,
Motivation zur Inanspruchnahme von Hilfeangeboten sowie Überleitung in
geeignete Einrichtungen,
mit dem zur Verfügung stehenden Geld klarzukommen,
Schuldenregulierung im Rahmen der Möglichkeiten,
eine Freizeitgestaltung, die ohne Suchtmittel Spaß macht,
Kontaktaufnahme zu Eltern, Kindern und Verwandten,
Befähigung zu einem Leben in üblichen Wohnverhältnissen.
Die unmittelbare Nähe zu anderen suchtspezifisch therapeutischen Angebote der
jeweiligen Träger und deren enge Vernetzung im Suchthilfesystem der Stadt
Leipziger unterstützt die schrittweise Zielerreichung gemeinsam mit den suchterkrankten Männern.
4. Planung und Strategie 2014 bis 2018
Zur Beurteilung der Frage, welche möglichen Trends sich für die Entwicklung der
Wohnungslosigkeit in der Stadt Leipzig ableiten lassen, wurden die sozioökonomischen und soziodemographischen Rahmenbedingungen von Wohnungslosigkeit
untersucht. Prognostisch ist unter Berücksichtigung verschiedener Faktoren (Bevölkerungsentwicklung, Armutsrisiko, Verschuldung privater Haushalte, Verknappung preisgünstigen Wohnraums u. a.) ein leichter – im Vergleich zum bundesweiten Trend schwächerer – Anstieg der Anzahl der wohnungslosen Personen in
Leipzig zu erwarten.
31
Sich aus den vorangegangenen Kapiteln zum Teil schon abzeichnende Entwicklungen (z. B. von Nutzerzahlen und Altersstruktur) werden hier mit qualitativen Veränderungen zusammengefasst dargestellt.
4.1 Handlungsbedarf
Die Arbeit des neu eingerichteten Sozialdienstes und der Beratungsstelle "Vier
Wände" wurde 2011 häufig durch eine Räumungsklage oder -termin (64%) und
deutlich seltener durch eine
Wohnungskündigung (36%) veranlasst. In den Fällen mit bekanntem Fallabschluss konnte
bei 40% der Erhalt der Wohnung
erreicht werden, bei mehr als
50%
konnte
die
Wohnungslosigkeit auf andere Weise
verhindert werden (z. B. durch
Einweisung
in
eine
Gewährleistungswohnung,
Hilfe
durch ambulant betreutes Wohnen). Eine Analyse des ZusamAbbildung 25: Zimmer im städtischen Übernachtungsmenhanges zwischen Anlass
haus für Männer
und Ergebnis der sozialen Arbeit
ergab, dass ein Erhalt der Wohnung signifikant häufiger erreicht werden konnte, wenn die soziale Arbeit bereits
durch die Kündigung des Mietvertrags veranlasst wurde und nicht erst durch einen
Räumungstermin.
Probleme bereitet in den letzten Jahren zunehmend die Erreichbarkeit jüngerer
wohnungsloser Personen, die oft nach einmaligen Vorsprachen, mit denen die Unterstützungsmöglichkeiten eruiert werden sollen, den Kontakt abbrechen.
Die Anzahl der in den Leipziger Gemeinschaftsunterkünften notuntergebrachten
Personen ist starken Schwankungen unterworfen. Im Zeitraum der Jahre 2005 bis
2011 waren die zur Verfügung stehenden Betten im Übernachtungshaus für wohnungslose Männer im Durchschnitt zu 61%, im Übernachtungshaus für wohnungslose Frauen im Durchschnitt zu 74% ausgelastet.
Die durchschnittliche Aufenthaltsdauer im Übernachtungshaus für Männer sank
zwischen 2008 und 2011 von 46 auf 25 Übernachtungen. In den Jahren 2010 und
2011 hatten insgesamt 48% der untergebrachten Männer eine Aufenthaltsdauer
von bis zu drei Tagen. Im Übernachtungshaus für Frauen sank die durchschnittliche Aufenthaltsdauer zwischen 2008 und 2011 von 83 auf 74 Übernachtungen. In
den Jahren 2010 und 2011 hatten insgesamt 19% der untergebrachten Frauen eine Aufenthaltsdauer von bis zu drei Tagen.
In der Notschlafstelle für drogenabhängige Wohnungslose „Alternative I“ waren im
Zeitraum 2002 bis 2011 jährlich im Durchschnitt 119 Personen untergebracht, da-
32
von etwa ein Viertel Frauen. Die durchschnittliche Aufenthaltsdauer sank zwischen
2008 und 2011 von 41 auf 35 Übernachtungen, ist aber starken Schwankungen unterworfen.
Hinsichtlich des Gesundheitszustandes der notuntergebrachten Drogenabhängigen ist eine Zunahme von drogeninduzierten Psychosen und ein zunehmend
schlechterer Zustand der psychischen und physischen Gesundheit zu beobachten.
Probleme in den Gemeinschaftsunterkünften bereiten vor allem die steigende Anzahl wohnungsloser Frauen und Männer mit psychischen Erkrankungen, bei den
Männern zunehmend auch sogenannte Doppeldiagnosen (psychische Erkrankung
und Substanzmittelabhängigkeit). In der Notschlafstelle für Drogenabhängige wird
vermehrt ein stark aggressives Verhalten vor allem durch Crystal-Konsumenten
festgestellt; der "Mischkonsum" verschiedener Drogen (z. B. Heroin und Crystal)
steigt.
Die ambulante Betreuung während
der Notunterbringung psychisch
kranker wohnungsloser Menschen
in vier Gewährleistungswohnungen
wurde im November 2007 eingerichtet. Bis Juli 2012 waren insgesamt
54 Personen untergebracht, davon
43% Frauen. Die Aufenthaltsdauer
betrug im Jahresdurchschnitt 112
Tage. Bei knapp der Hälfte der Klienten wurde eine psychiatrische Diagnose gestellt, etwas mehr als
Abbildung 26: Zentrum für Drogenhilfe, "Alternative
50% der Klienten hatten psychische
I"
bzw. psychiatrische Auffälligkeiten
ohne vorliegende Diagnose. Zunehmend ist auch hier die Anzahl der Klienten mit
Doppeldiagnosen.
Die Anzahl der in Gewährleistungswohnungen untergebrachten Personen (vor allem Familien und allein Stehende mit einem oder mehreren Kindern) nahm von
1994 bis 1999 von 307 auf 579 zu und bis 2008 kontinuierlich auf 231 (um 60%)
ab. Von 2008 bis 2011 war ein leichter Anstieg der Personenzahl zu verzeichnen
(Zunahme um 52 Personen bzw. 23%).
In Leipzig wurden im Zeitraum der Jahre 2003 bis 2011 im Monatsdurchschnitt 194
Personen nach §§ 67 ff. Zwölftes Buch Sozialgesetzbuch (bzw. vor 2005 § 72
Bundessozialhilfegesetz) ambulant betreut. Die Altersstruktur der ambulant betreuten Klienten unterlag im Zeitraum 2001 bis 2011 erheblichen Veränderungen. Während der Anteil der 22-27-Jährigen in den Jahren 2004 bis 2006 weniger als ein
Viertel aller Klienten ausmachte, waren es in den Jahren 2007 bis 2011 im Durchschnitt etwa 50%.
Probleme bereitet zum Teil die Zusammenarbeit mit anderen Hilfesystemen. Insbesondere nach Beendigung von Maßnahmen des Jugendhilfeträgers (in betreuten
33
Wohngemeinschaften u. a.) bei jungen Erwachsenen, die nicht in der Lage sind,
eine eigene Wohnung zu unterhalten, endet die Hilfe oft ohne Prüfung der Möglichkeit der Überleitung in andere Hilfesysteme wie z. B. der Eingliederungshilfe
nach § 53 SGB XII und oft auch ohne die Prüfung der Möglichkeit der Hilfegewährung für junge Volljährige nach § 41 SGB VIII. Darüber hinaus ist eine gute Kommunikation und Zusammenarbeit mit den Fallmanagern des Jobcenters erforderlich, die aktuell nicht immer gegeben ist. Die Zunahme von Klienten mit komplexen
Problemlagen einschließlich psychischer (nicht immer diagnostizierter) Erkrankungen erfordert außerdem eine gute Zusammenarbeit mit der Sozialpsychiatrie. Die
Wohnungssuche gestaltet sich insbesondere für überschuldete Personen und
Haushalte immer schwieriger, was hohe Ansprüche an die Schnittstelle zur Wohnraumversorgung innerhalb der Fachstelle der Abteilung Soziale Wohnhilfen stellt.
Bei der Betreuung und Unterstützung von chronisch mehrfach geschädigten Abhängigkeitskranken (CMA) in den Einrichtungen „Haus Alt-Schönefeld“ und „Domizil“ zeichnet sich bei den älter
werdenden Klienten ein zunehmender Verlust der Eigenverantwortung ab. Pflegebedürftigkeit und ein Bedarf an Hauswirtschaftspflege treten häufiger
auf. Die Zunahme von Klienten
mit psychischen Erkrankungen
ist auch bei den CMA-Klienten
zu beobachten.
Im Zeitraum der Jahre 2005 bis
2011 wurden im "Domizil" pro
Jahr zwischen 46 und 55 Klienten betreut, wobei im JahresAbbildung 27: Zentrum für Drogenhilfe, "Haus Altdurchschnitt etwa 15 neue Klienten aufgenommen wurden. Schönefeld"
Knapp die Hälfte der Klienten
mit abgeschlossenem Betreuungsverhältnis wurden in ambulant betreute Wohnformen, Pflegeeinrichtungen oder andere Hilfeeinrichtungen vermittelt, knapp ein
Fünftel aller Betreuungsverhältnisse wurde vorzeitig beendet. Gut ein Viertel aller
Klienten war jünger als 50 Jahre, mit 44% war die Altersgruppe der 50-59 Jährigen
am stärksten vertreten und auf die Gruppe der über 60-Jährigen entfielen etwa ein
Drittel aller betreuten Klienten. Nur etwa ein Prozent aller Klienten war jünger als
40 Jahre.
Im "Haus Alt-Schönefeld" wurden im Jahresdurchschnitt 2007 bis 2009 durchschnittlich 58 Personen betreut. Nach Betreuungsabschluss wurden im Jahresdurchschnitt ein Viertel der Klienten in eigenen Wohnraum vermittelt, 17% in (ambulant) betreutes Wohnen, weitere 17% in ein Pflegeheim und 5% in eine Langzeittherapie. 20% der Betreuungen wurden bedingt durch Haftantritt und 16% durch
das Versterben der Klienten beendet. Knapp die Hälfte der Klienten war zwischen
50 und 59 Jahren alt, gut ein Drittel war zwischen 30 bis 39 Jahre. Der Anteil der
über 60-jährigen betrug 16% und jener der unter 40-jährigen 4%.
34
4.2 Strategie und Maßnahmen zur Umsetzung
Die Notwendigkeit einer grundsätzlichen strategischen Neuausrichtung des Systems der Wohnungsnotfallhilfe in Leipzig besteht nicht. In Leipzig konnte nach dem
Systemumbruch im Jahre 1990 im Bereich der Wohnungslosenhilfe ein differenziertes Versorgungssystem etabliert werden, das sich an den spezifischen Problemlagen wohnungsloser und von Wohnungslosigkeit bedrohter Menschen orientiert. Die Versorgungsangebote für alleinstehende wohnungslose Frauen und Männer, für wohnungslose Familien, für drogenabhängige und psychisch kranke sowie
für alte und chronisch mehrfachgeschädigte abhängigkeitskranke wohnungslose
Menschen wurden in den voranstehenden Kapiteln bereits ausführlich beschrieben. Eine aktuelle Studie zum Stand der Wohnungslosenhilfe in den östlichen
Bundesländern1 bescheinigt der Stadt Leipzig, über ein „professionell entwickeltes
großstädtisches System der Wohnungslosenhilfe“ zu verfügen. Ungeachtet dessen
gibt es Handlungsbedarf, um das System der Wohnungsnotfallhilfe den aktuellen
Bedarfslagen anzupassen und Angebote weiter zu entwickeln. Die strategische
Ausrichtung sollte sich in den nächsten Jahren auf die folgenden Punkte fokussieren.
4.2.1 Versorgungsangebote
Betreuung von wohnungslosen Menschen mit psychischen Erkrankungen und
Suchtmittelabhängigkeit (sog. Doppeldiagnosen)
Für die Unterbringung und Versorgung wohnungsloser Menschen mit psychischen
Erkrankungen und/oder einer vorliegenden Suchtmittelabhängigkeit stehen in
Leipzig vier spezialisierte Einrichtungen zur Verfügung.
Stehen bei den betroffenen Personen psychische Erkrankungen oder Auffälligkeiten im Vordergrund, erfolgt in der Regel eine Notunterbringung in einer zweckbestimmten Gewährleistungswohnung (Das BOOT e. V). Liegt eine Drogenabhängigkeit vor, so erfolgt die Notunterbringung in der Notschlafstelle für drogenabhängige
Wohnungslose „Alternative I“. Ältere wohnungslose Männer, bei denen hirnorganische und körperliche Abbauprozesse weit fortgeschritten sind (chronisch mehrfach
geschädigte Abhängigkeitserkrankte), werden in der Regel entweder im Wohnprojekt "Domizil“ oder im „Haus Alt-Schönefeld“ untergebracht.
Weitaus schwieriger gestaltet sich die Versorgung junger wohnungsloser Männer
und Frauen (unter 30 Jahre) mit sozialisationsbedingten Verhaltensauffälligkeiten
(z. B. aggressives Verhalten), psychischen Erkrankungen oder Auffälligkeiten und
Suchtmittelabhängigkeit. Es zeigt sich, dass die Anzahl wohnungsloser Männer mit
sogenannten Doppeldiagnosen in den Einrichtungen der Notunterbringung in den
Jahren 2010 und 2011 stark anstieg. Inzwischen zeichnet sich dieser Trend auch
bei wohnungslosen Frauen ab.
1
Strunk, A. : Zum Stand der Wohnungslosenhilfe in den östlichen Bundesländern. In: wohnungslos
54 (2012), Nr. 3, S. 78-86
35
Eine Unterbringungsform, die der Problemund Lebenslage dieser Klientel gerecht wird,
gibt es derzeit nicht. Mit den bestehenden Angeboten und Hilfeansätzen können die Betroffenen meist nicht erreicht werden.
Abbildung 28: SZL gGmbH, Haus
"Domizil"
Für diese Klientel sollte eine Wohnform verbunden mit einer engen tagesstrukturellen Betreuung geschaffen werden. Im Rahmen der
sozialen Arbeit sollte die Persönlichkeitsentwicklung der Klienten im Mittelpunkt stehen.
Für den deutschsprachigen Raum liegen bisher keine Studien vor, welche die Wirksamkeit
verschiedener Therapiemethoden und Betreuungsmodelle in Hinblick auf wohnungslose
Menschen mit Doppeldiagnosen untersuchen.
Einige wenige Studien wurden in den USA seit
den 1980er Jahren durchgeführt; die Therapieprogramme wurden jedoch jeweils nur von
einer Minderheit der Studienteilnehmer (erfolgreich) abgeschlossen.
In einer u. a. von der Stadt München beauftragten Fallstudie2 werden hinsichtlich der Versorgung wohnungsloser Menschen
mit Doppeldiagnosen die Empfehlungen gegeben,
zur Einschränkung sozialer Konflikte zwischen den Klienten jedem psychisch Kranken bzw. Alkoholabhängigen mit Verhaltensweisen, die das Umfeld beeinträchtigen, ein Einzelzimmer zur Verfügung zu stellen,
für die Betroffenen spezielle tagesstrukturierende Angebote zu entwickeln
bzw. vorzuhalten, die neben Alltagsrhythmen (gemeinsame Mahlzeiten, Besprechungen, Freizeitaktivitäten etc.) auch Beschäftigungs- und Arbeitsangebote umfassen,
eine persönliche Begleitung von psychisch oder suchtkranken Klienten in
ambulante oder stationäre Versorgungseinrichtungen der Psychiatrie
und/oder Suchthilfe zu gewährleisten u. a.
Maßnahmen:
Mittelfristig sind Unterbringungsformen mit bedarfsgerechter tagesstruktureller Betreuung unter Einbeziehung von Suchthilfe und Hilfe für psychisch kranke Menschen zu entwickeln. Hierfür sollen Erfahrungen in der Praxis gesammelt werden.
Zunächst soll ein erstes konkretes Angebot eingerichtet werden. Eine Implementierung von Angeboten für wohnungslose Personen mit Doppeldiagnosen in ein be2
Romaus, R.; Gaupp, B.: Psychisch Kranke in der Wohnungslosenhilfe. Bielefeld: Verlag Soziale
Hilfe, 2003
36
stehendes Wohnprojekt („Domizil“ der SZL Suchtzentrum gGmbH) wird seit Anfang
2014 umgesetzt, um vorhandene Ressourcen des Hilfesystems zu nutzen und den
Aufwand des Aufbaus eines neuen engmaschigen Betreuungssystems zu vermeiden. Erfahrungen mit neuen Hilfeansätzen und deren Eignung zur Erreichbarkeit
der Betroffenen sollen gesammelt und analysiert werden. Eine wissenschaftliche
Begleitung zur Beurteilung der Wirksamkeit neuer Angebote wird angestrebt.
Nach ersten Erfahrungen ist zu prüfen, ob und inwieweit über die Vernetzung mit
dem Suchthilfesystem hinaus gemeinsame Angebote in Kombination mit der Hilfe
für psychisch kranke Menschen entwickelt werden können. Der Arbeitskreis „Wohnungslosigkeit und Sucht“ wird derzeit um Zusammenarbeit mit Vertretern der Sozialpsychiatrie erweitert. Wirksame Ansätze sind ggf. in Zusammenarbeit von Sozial- und Gesundheitsamt zu verfolgen. Erfahrungen anderer Städte (z. B. in Köln
etabliertes Projekt „Hotel Plus“) sind einzubeziehen.
Bei jungen Erwachsenen, die das 21. Lebensjahr noch nicht erreicht haben, ist bei
Bedarf die Einbeziehung der Kinder- und Jugendhilfe erforderlich, da für junge erwachsene Wohnungslose mit Sozialisationsdefiziten, psychischen Problemen oder
Suchtmittelmissbrauch in der Regel die Voraussetzungen des § 41 SGB VIII vorliegen.
Übernachtungshäuser für wohnungslose Frauen und Männer
In Leipzig befinden sich das Übernachtungshaus für wohnungslose Männer (50
Plätze) in kommunaler und das Übernachtungshaus für wohnungslose Frauen (24
Plätze) in freier Trägerschaft.
Durch das (Leitungs-)Personal
im Übernachtungshaus für
wohnungslose Männer wird neben den Unterbringungs- und
sozialdienstlichen Betreuungsaufgaben die Steuerung des
gesamten Hilfesystems für alleinstehende
wohnungslose
Menschen in Leipzig koordiniert. Das umfasst sowohl Sozialdiagnostik, Clearing und
Vermittlung von Menschen mit
besonderen Hilfebedarfen in
die spezialisierten Einrichtungen der Wohnungslosen-hilfe
oder problemadäquate Unterkunftsformen als auch die
Kommunikation und KooperatiAbbildung 29: Flyer
on mit den leistungserbringenden freien Trägern, das Monitoring der Hilfeleistungen bis hin zum Case-management in problematischen Einzelfällen.
37
Im Jahr 2009 waren von den in den beiden Übernachtungshäusern untergebrachten Wohnungslosen 80% Männer und 20% Frauen. Im Jahr 2010 waren von den
insgesamt 364 in beiden Übernachtungshäusern untergebrachten Wohnungslosen
82% Männer und 18% Frauen. 2008 lag der Frauenanteil mit 23% im Zehnjahresvergleich am höchsten.
Eine wesentliche Kennzahl zur Erreichung des Ziels der Wohnungslosenhilfe in
Notunterbringungseinrichtungen ist die Aufenthaltsdauer in den Einrichtungen. Eine lange Aufenthaltsdauer fördert Gewöhnungsprozesse an Obdach- bzw. Wohnungslosigkeit und steht der ordnungsrechtlichen Intention einer kurzfristigen
Überbrückung der akuten Notsituation der Obdachlosigkeit entgegen.
Gleichzeitig ist im Übernachtungshaus für wohnungslose Männer – bei wieder
steigender Anzahl der männlichen Wohnungslosen – auf Grund der Reduzierung
der Aufenthaltsdauer in den letzten Jahren ein Auslastungsdefizit entstanden. Im
Jahr 2010 war nur rund die Hälfte der Kapazität des Übernachtungshauses für
wohnungslose Männer ausgeschöpft. Es wurde daher untersucht, ob eine Zusammenlegung der Übernachtungshäuser für Männer und Frauen, die sich unter Synergie- und Kostengesichtspunkten zunächst aufdrängt, sinnvoll ist.
Im Ergebnis wird von einer gemeinsamen Unterbringung von Frauen und Männern
abgeraten. In den Übernachtungshäusern ist, dem bundesweiten Trend folgend,
der sich auch in der Anzahl der Leipziger Wohnungslosen in den letzten drei Jahren zeigt, künftig mit ansteigenden Nutzerzahlen zu rechnen. Auf Grund der sich
abzeichnenden Zunahme von Klienten mit multiplen Problemlagen ist von steigenden Verweildauern auszugehen. Beides führt zu einer prognostizierten höheren
Auslastung der Übernachtungshäuser.
Darüber hinaus wird in der Fachliteratur konstatiert, dass Fraueneinrichtungen mit
ihren personellen und räumlichen Ressourcen den Hilfebedarfen der weiblichen
Klientel deutlich besser entsprechen als es den gemischtgeschlechtlichen Einrichtungen möglich ist.
Maßnahmen:
Durch den prognostizierten Anstieg der Anzahl der wohnungslosen Menschen wie
auch der Verweildauer ist die Kapazität der Gemeinschaftsunterkünfte absehbar
bedarfsgerecht. Die angestrebte Reduzierung der Verweildauer notuntergebrachter
Frauen und Männer soll mit dem Instrument gemeinsamer Zielvereinbarungen zwischen Verwaltung und Trägern realisiert werden. Dabei kommt der Umsetzung einer konsequent ressourcenorientierten sozialen Arbeit besondere Bedeutung zu.
Eine Überprüfung der gesteckten Ziele ist auf Grundlage der obligatorisch einzuführenden strukturierten Jahresberichte anzustreben. Die diesbezügliche Steuerungsverantwortung der Abteilung Soziale Wohnhilfen ist konsequent wahrzunehmen.
38
Tagesaufenthalte für wohnungslose und von Wohnungslosigkeit bedrohte Menschen
In Leipzig gibt es aktuell drei Tagesaufenthalte für wohnungslose und von Wohnungslosigkeit bedrohte Menschen. Während sich der Tagestreff „Leipziger Oase“ im östlichen Zentrum Leipzigs befindet, sind der Tagestreff „Insel“ sowie der
Tagestreff der Volkssolidarität im Leipziger Westen angesiedelt. Die Betreibung der
Tagesaufenthalte wurde im Rahmen einer Ausschreibung vergeben. Auf Grund der
mit den beteiligten Trägern sowie im Fachforum Wohnhilfen geführten Diskussion
über künftige Zielsetzungen und bedarfsgerechte Vorhaltung der Angebote wurde
der Status Quo zunächst beibehalten. Für den aktuell von der Volkssolidarität in
der Rückmarsdorfer Straße 5 – unmittelbar neben dem Übernachtungshauses für
wohnungslose Männer – betriebenen Tagestreff wurde der interimsweise Weiterbetrieb durch die Volkssolidarität bis 30.06.2014 vereinbart und vom Stadtrat bestätigt. Während im Hinblick auf die qualitative Leistungserbringung durch die Tagesaufenthalte, d. h. neben der niedrigschwelligen Unterbringungsmöglichkeit die Aufrechterhaltung grundversorgender Angebote wie die Ausgabe von warmem Essen,
die Möglichkeit der Körper- und Wäschepflege sowie tagesstrukturierender Maßnahmen, kein Änderungsbedarf erkennbar ist, war weiterer Gegenstand der Untersuchung, ob die Angebote in diesem Umfang quantitativ künftig erforderlich sind
oder ob eine Reduzierung der Anzahl der Tagesaufenthalte möglich ist. Dabei war
sicherzustellen, dass die Zielgruppe der wohnungslosen und von Wohnungslosigkeit bedrohten Menschen auch weiterhin niedrigschwellig erreicht wird und die Hilfeangebote in Anspruch nehmen kann. Darüber hinaus wurde untersucht, ob eine
Unterversorgung insbesondere im Leipziger Osten besteht.
Die Analyse wurde auf der Grundlage von Erfassungen in den Tagesaufenthalten
vorgenommen. Hierbei wurde neben der Anzahl an Besuchern auch deren gewöhnlicher Aufenthalt bzw. Wohnort in Leipzig ermittelt, um daraus Einzugsbereiche und Reichweite der Angebote ableiten zu können.
Im Ergebnis wird empfohlen, den Tagestreff in der Rückmarsdorfer Straße 5 mittelfristig nicht weiter zu betreiben und stattdessen die so frei werdenden Mittel an anderer Stelle einzusetzen. Mit dem Tagestreff „Insel“ steht ein qualitativ gutes Angebot zur Verfügung, dass sich von den Klienten des Übernachtungshauses für wohnungslose Männer ohne größeren Aufwand auch zu Fuß erreichen lässt.
Die Untersuchung zeigt auch, dass die Tagesaufenthalte für wohnungslose und
von Wohnungslosigkeit betroffene Menschen weniger Menschen mit steigendem
Altersdurchschnitt erreichen.
Sie zeigt weiter, dass die Angebote der Leipziger Tagestreffs zwar von Menschen
aus dem gesamten Stadtgebiet genutzt werden, jedoch Bewohner des Stadtbezirks Ost deutlich unterrepräsentiert sind. Da die Anzahl an ALG II-Empfängern
sowie verschuldeter Haushalte im Leipziger Osten (vor allem in NeustadtNeuschönefeld, Volkmarsdorf und Anger-Crottendorf) überdurchschnittlich hoch ist,
ist davon auszugehen, dass es gerade im Leipziger Osten einen großen Bedarf an
niedrigschwelligen Angeboten für von Wohnungslosigkeit bedrohte Menschen gibt.
39
Dennoch wird im Ergebnis von der Etablierung eines weiteren Tagestreffs im
Leipziger Osten abgeraten. Sowohl konzeptionelle Gründe als auch das Angebot
vergleichbarer, aber nicht explizit für von Wohnungslosigkeit bedrohte Menschen
vorgehaltener niedrigschwelliger und zum Teil tagesstrukturierender Angebote
sprechen dagegen. Die Erreichbarkeit der etablierten Tagestreffs sollte u. a. mit
dem Instrument des Sozialtickets aufrechterhalten und ggf. verbessert werden. Mit
der Leipziger Oase besteht im östlichen Zentrum Leipzigs bereits ein Tagestreff,
der sich aus den angrenzenden östlichen Stadtteilen gut erreichen lässt.
Maßnahmen:
Die Anzahl der Tagestreffs für wohnungslose und von Wohnungslosigkeit betroffene Menschen wird von drei auf zwei reduziert; der Tagestreff in der Rückmarsdorfer Straße 5 wird mittelfristig nicht weiter betrieben. Ein Tagesaufenthalt im Leipziger Osten wird nicht eingerichtet. Die Situation im Leipziger Osten wird jedoch im
Hinblick auf die Frage, ob langfristig zwei Tagestreffs ausreichend sind, beobachtet.
Für die verbleibenden Tagestreffs sind in Zusammenarbeit mit den betreibenden
Trägern Konzepte und Angebote insbesondere auch für junge Menschen zu entwickeln. Ziel ist die Erhöhung der Akzeptanz der beiden Tagestreffs "INSEL" und
"OASE" durch wohnungslose und von Wohnungslosigkeit betroffene Menschen
aus dem gesamten Stadtgebiet und Nutzung der bestehenden Angebote zur Personenbeförderung (Sozialticket). Gegebenenfalls sind eigenständige niedrigschwellige Angebote für die Zielgruppe junger Menschen zu schaffen.
Betreuung chronisch mehrfachgeschädigter abhängigkeitskranker Personen
(CMA)
Für chronisch mehrfachgeschädigte abhängigkeits-, hier alkoholkranke Männer
werden im „Haus Alt-Schönefeld“ des Zentrums für Drogenhilfe 35 Betreuungsplätze und im Haus „Domizil“ der SZL Suchtzentrum Leipzig gGmbH 30 Betreuungsplätze durch die Abteilung Soziale Wohnhilfen belegt und finanziert. Die suchttherapeutische Fallbewertung erfolgt vor Ort durch eine externe Fachkraft.
Im Übernachtungshaus für wohnungslose Frauen gibt es ebenfalls einige Klientinnen, die sich aufgrund gesundheitlicher und sozialer Probleme einerseits nicht in
eigenen Wohnraum vermitteln lassen, und die andererseits – aufgrund einer zu geringen Pflegebedürftigkeit – nicht in stationäre Pflege vermittelbar sind. Im Jahr
2012 war dies bei zwei Frauen der Fall.
Zu beurteilen war, ob die Gesamtanzahl der Betreuungsplätze für Männer mittelfristig dem Bedarf entspricht und ob darüber hinaus ein Bedarf zur Betreuung
chronisch mehrfach abhängigkeitserkrankter Frauen besteht.
Es konnte weder eine Über- noch eine Unterversorgung bei der Betreuung chronisch mehrfach abhängigkeitserkrankter Männer ermittelt werden. Jüngste Erfahrungen der Abteilung Soziale Wohnhilfen zeigen ebenfalls, dass die Versorgung
40
adäquat ist, wobei die Zeit bis zur Zuweisung eines Betreuungsplatzes für die Klienten abnimmt und inzwischen vereinzelt sogar freie Plätze zu verzeichnen sind.
Nach Einschätzung der Abteilung Soziale Wohnhilfen ist eine Reduzierung der
Plätze vertretbar.
Von der Schaffung zusätzlicher Versorgungsangebote für chronisch mehrfach abhängigkeitserkrankte Frauen wird auf Grund des geringen Bedarfs abgesehen.
Stattdessen wird die Versorgung dieser Frauen durch Kooperationen mit anderen
Hilfeeinrichtungen favorisiert, insbesondere durch Prüfung, ob im jeweiligen Einzelfall eine ambulante Betreuung in einem Wohnprojekt möglich ist.
Maßnahmen:
Die Anzahl der Betreuungsplätze für chronisch mehrfach abhängigkeitserkrankte
Männer wird reduziert. Die freiwerdenden Ressourcen werden unmittelbar genutzt,
um Angebote für Clearingplätze einschließlich Klienten mit Doppeldiagnosen neu
zu schaffen. Die hierfür erforderlichen Vereinbarungen sind zum Teil schon in Vorbereitung und zeitnah abzuschließen. Ziel ist es, bereits im Jahr 2014 erste Erfahrungen zu Unterbringungsformen mit bedarfsgerechter tagesstruktureller Betreuung unter Einbeziehung von Suchthilfe und Hilfe für psychisch kranke Menschen
sammeln zu können. Die Betreuung von Klienten mit Doppeldiagnosen wird dabei
laufend evaluiert.
Die Kooperation innerhalb des Hilfesystems zur Betreuung chronisch mehrfach abhängigkeitserkrankter Frauen wird – insbesondere im Hinblick auf mögliche Betreuungen in (ambulanten) Wohnprojekten – ausgebaut. Der Bedarf wird weiter
beobachtet.
4.2.2 Präventive Arbeit
Im Jahr 2011 wurde die Beratungsstelle für Wohnungslose "Vier Wände" in einen
Sozialdienst mit Fallzuständigkeit für Wohnungsnotfälle gewandelt. Mit der zu
Grunde liegenden Organisationsuntersuchung wurde ein Stellenmehrbedarf festgestellt, der nach Bestätigung des Maßnahmeplanes durch die Dienstberatung des
Oberbürgermeisters – zunächst befristet für zwei Jahre – gedeckt wurde. Die gesetzten Standards erlauben eine präventive Tätigkeit des Sozialdienstes. Durch die
Wandlung von der reinen Komm-Struktur hin zur aufsuchenden Sozialarbeit können Wohnungsnotfälle bereits vor der Eskalation (Räumungsklage und Räumungstermin) sozialdienstlich betreut und unterstützt werden.
Die Analyse des Zusammenhanges zwischen Anlass und Ergebnis der sozialen
Arbeit zeigt, dass ein Erhalt der Wohnung deutlich und signifikant häufiger erreicht
werden kann, wenn die soziale Arbeit bereits zum Zeitpunkt einer fristlosen Kündigung des Mietvertrags einsetzt, und nicht erst im Zusammenhang mit einer Räumungsklage oder durch einen Räumungstermin.
41
Problematisch ist mitunter eine Abstimmung der Prozesse
der Wohnungsnotfallhilfe mit den Anforderungen des Jobcenters (Eingliederungsvereinbarungen). Dadurch treten
vermeidbare Wohnungsverluste ein (z. B. durch Sanktionen).
Maßnahmen:
Abbildung 30: Angebot
des Sozialdienstes "Vier
Wände"
Der Aufbau des Sozialdienstes und der Beratungsstelle
"Vier Wände" im Sachgebiet Wohnungsnotfallhilfe der Abteilung Soziale Wohnhilfen wird fortgesetzt und die präventive Hilfearbeit konsequent umgesetzt. Das Sozialamt
verfolgt das Ziel der Etablierung von Strukturen mit festen
Ansprechpartnern für Personen mit besonderen sozialen
Schwierigkeiten nach §§ 67 ff. SGB XII im Jobcenter. Die
Zusammenarbeit in der Fachstelle der Abteilung Soziale
Wohnhilfen und die Vernetzung mit Sozialdiensten von
Wohnungsunternehmen wird ausgebaut mit dem Ziel des
frühestmöglichen Hilfeansatzes, um Wohnungslosigkeit
gar nicht erst eintreten zu lassen.
4.2.3 Qualitätsmanagement und Berichterstattung
Die Qualität der sozialen Arbeit ist von Rahmenbedingungen und von der konkreten Alltagsarbeit abhängig. Von allen Einrichtungen der Leipziger Wohnungslosenhilfe werden Angaben zur betreuten Klientel und zu gewährten Hilfeleistungen erhoben und dokumentiert. Jedoch dient die Dokumentation dieser Daten oft lediglich der Abrechnung der erbrachten Leistungen. Eine einheitlich geführte Wohnungsnotfallstatistik steht in der Bundesrepublik nicht zur Verfügung. Aktuell gibt es
damit kein einheitliches Messgrößen- und Kennzahlensystem. Die Vergleichbarkeit
innerhalb der Stadt Leipzig und mit anderen Städten ist schwierig.
Das Potenzial einer strukturierten Dokumentation in Form von Jahresberichten
(Verbesserung der Qualität der sozialen Arbeit, frühzeitiges Erkennen neuer Problemlagen und Hilfebedarfe) ist bisher weitgehend ungenutzt. Darüber hinaus sind
einrichtungsübergreifende Darstellungen oft nur schwer möglich, weil entsprechende Messgrößen (z. B. Alter, Verweildauer) in verschiedenen Kategorien und
Ausprägungen dokumentiert werden.
Außerdem wird deutlich, dass der ressourcenorientierte Hilfeansatz (noch) nicht in
allen Einrichtungen der Wohnungsnotfallhilfe konsequent umgesetzt wird. So lassen sich, z. T. entgegen der Konzeption der Einrichtung, defizitorientierte Ansätze
erkennen. Die Betroffenen mögen dies eher als angenehm empfinden. Wird jedoch
beispielsweise ein in einer Einrichtung ausgesprochenes Hausverbot positiv aufgenommen, weil die damit verbundene Unterbringung in einer anderen Einrichtung
42
als bequemer empfunden wird, so wird damit der aktivierende, auf konsequenter
Umsezung von Vereinbarungen und Regeln basierende Hilfeansatz unterlaufen.
Maßnahmen:
In Zusammenarbeit mit den leistungserbringenden Trägern sind einheitliche Qualitätskriterien zu entwickeln. Hierfür bietet sich das Fachforum Wohnhilfen als Arbeitsgremium, in dem freie Träger, Wissenschaft und Verwaltung vertreten sind,
an.
Qualitätsmanagement und Berichtswesen sind in die Verträge zur Leistungserbringung durch freie Träger und in kommunaler Aufgabenwahrnehmung zu implementieren. Das qualitative Controlling der Leistungserbringung ist auszubauen und auf
einen konsequent aktivierenden, ressourcenorientierten Hilfeansatz ist hinzuwirken. Leistungsziele sind zu vereinbaren und der Erfolg ist zu kontrollieren.
Fortbildung und Wissenstransfer der Führungskräfte in der Abteilung Soziale
Wohnhilfen im Hinblick auf Steuerungspotenziale wird forciert und es erfolgt ein
kontinuierlicher Austausch mit den Trägern im Hilfesystem.
5. Ergänzende Informationen
In diesem Abschnitt sind Informationen über die Standorte der Leipziger Einrichtungen der Wohnungsnotfallhilfe, die Zusammenarbeit im Hilfesystem und für die
Kontaktaufnahme zusammengestellt.
Gemeinschaftsunterkünfte:
① Übernachtungshaus für wohnungslose Männer
Rückmarsdorfer Straße 7 (Stadt Leipzig, Sozialamt)
Kontakt: uebernachtungs-integrationshaus@leipzig.de, Tel.: (0341) 4 41 59 74
② Übernachtungshaus für wohnungslose Frauen
Scharnhorststraße 27 (Advents-Wohlfahrtswerk e.V.)
Kontakt: obdachlosenhaus@web.de, Tel.: (0341) 5 85 24 13
③ Notschlafstelle für drogenabhängige Wohnungslose "Alternative I"
Chopinstraße 13 (Städtisches Klinikum "St. Georg", Zentrum für Drogenhilfe)
Kontakt: zfdalternative1@sanktgeorg.de, Tel.: (0341) 91 35 60
Ambulant betreutes Wohnen (ABW):
④ Wohnprojekt für Männer und ABW
Garskestraße 7+9 (Ökumenisches Wohnprojekt Quelle e.V.)
Kontakt: wp.quelle.ev@web.de, Tel.: (0341) 4 12 49 87
43
⑤ Wohnprojekt für ältere Menschen
Selliner Straße 1 (Ökumenisches Wohnprojekt Quelle e.V.)
Kontakt: wp.quelle.ev@web.de, Tel.: (0341) 2 31 77 77
⑥ Notunterbringung psychisch kranker Menschen
Dieskaustraße 54 (DAS BOOT gGmbH)
Kontakt: bsw@das-boot-ggmbh.de, Tel.: (0341) 9 46 89 00
⑦ Erstes Leipziger Integrationshaus
Rückmarsdorfer Straße 5 (Stadt Leipzig, Sozialamt)
Kontakt: uebernachtungs-integrationshaus@leipzig.de, Tel.: (0341) 4 41 59 74
⑧ Beratungsstelle und ABW
Elsterstraße 15 (Caritasverband Leipzig e.V.)
Kontakt: sozialberatung@caritas-leipzig.de, Tel.: (0341) 96 36 10
44
⑨ Beratungsstelle und ABW
Plautstraße 18 (SZL Suchtzentrum gGmbH)
Kontakt: info@suchtzentrum.de, Tel.: (0341) 24 67 66 40
⑩ Wohngruppe für wohnungslose junge Männer
Endersstraße 26 (Johanniter-Unfall-Hilfe e.V.)
Kontakt: alexandra.schwander@johanniter.de, Tel.: (0341) 6 79 44 99
⑪ Wohnprojekt und Beratungsstelle für Haftentlassene
Wiebelstraße 2 (Arbeitskreis Resozialisierung e.V.)
Kontakt: akreso@arcor.de, Tel.: (0341) 6 99 53 65
Tagesaufenthalte:
⑫ Ökumenische Kontaktstube für Wohnungslose „Leipziger Oase“
Nürnberger Straße 31 (Diakonisches Werk Innere Mission Leipzig e.V.)
Kontakt: christoph.koest@diakonie-leipzig.de, Tel.: (0341) 2 68 26 70
⑬ Tagestreff für Wohnungslose
Rückmarsdorfer Straße 5 (Volkssolidarität Stadtverband Leipzig e.V.)
Kontakt: s.winkel@volkssolidaritaet-leipzig.de, Tel.: (0341) 5 64 07 54
⑭ Tagestreff für Wohnungslose „Insel“
Plautstraße 18 (SZL Suchtzentrum gGmbH)
Kontakt: info@suchtzentrum.de, Tel.: (0341) 24 67 66 58
Betreuung chronisch mehrfachgeschädigter abhängigkeitskranker Menschen:
⑮ Wohnprojekt „Domizil“
Queckstraße 2 (SZL Suchtzentrum gGmbH)
Kontakt: info@suchtzentrum.de, Tel.: (0341) 3 01 62 34
⑯ Haus "Alt-Schönefeld"
Theklaer Straße 11 (Städtisches Klinikum "St. Georg", Zentrum für Drogenhilfe)
Kontakt: volker.heese@sanktgeorg.de, Tel.: (0341) 2 34 19 19
Sozialdienst:
⑰ Sozialdienst und Beratungsstelle "4 Wände"
Prager Straße 118-136 (Stadt Leipzig, Sozialamt)
Kontakt: soziale-wohnhilfen@leipzig.de, Tel.: (0341) 1 23 91 39
45
Sozialdienste
Wohnungsunternehmen,
Krankenhäuser,
Justiz
Allgemeiner
Sozialdienst
Schuldnerberatungsstellen
Betreuer,
Betreuungsvereine
Netzwerkbeziehungen
und Schnittstellen
Sozialpsychiatrischer Dienst
Suchtberatungsund
Behandlungsstellen
Straßensozialarbeit
Sozialleistungsträger (Jobcenter,
Wirtschaftliche
Sozialhilfe)
Zugang zum
Hilfesystem
Eigeninitiative, Familie, Freunde
Fachstelle des
Sozialamtes
Angebote freier
Träger und des
Sozialamtes
Sozialdienst und
Beratungsstelle
„4 Wände“
Übernachtungshäuser,
spezialisierte
Notschlafstellen
Wirtschaftliche
Wohnhilfen
Wohnprojekte,
Ambulant betreutes
Wohnen
Wohnraumversorgung
Genossenschaften,
Wohnungsbaugesellschaften, private
Vermieter
Wohngeldbehörde,
Renten- und
Krankenversicherungsträger
Betreuung CMA
Betreuungsbehörde
Notunterbringung
Suchtbeauftragte,
Psychiatriekoordinator
Amtsgericht,
Gerichtsvollzieher
Tagesaufenthalte
Netzwerkbeziehungen
und Schnittstellen
Gewährleistungswohnungen
Träger der
Eingliederungshilfe
(ABW, Tagesstruktur), Berufsbildung, Alten- und
Pflegeheime
Umsetzung des Fachstellenkonzeptes, Zusammenarbeit und Schnittstellen der Hilfesysteme in Leipzig